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Festschrift
XVI. Deutschen Oeographentag
Nürnberg.
Digitized by the Internet Archive
in 2010 with funding from
University of Toronto
iittpV/www.archive.org/detaiis/festschriftzumxvOOreic
FESTSCHRIFT
zum
XVI. Deutschen Geographentag
(21. bis 23. Mai 1907)
in
neiRriBERG.
Überreicht vom Ortsausschuß
(Schriftleitung: Dr. Emil Reicke).
Mit Abbildungen.
56^^56
NÜRNBERG, 1Q07.
Druck von Willi. Tünitnels Buch- und Knnstdruckerei.
DD
^0^
VORWORT.
um ersten Male versammelt sich heuer in dem einst als des
Deutschen Reiches Schatzkästlein gepriesenen Nürnberg dei'
Deutsche Geographentag. Ihm seinen Festesgruß zu bringen
nach bisheriger Gepflogenheit mit einer Gabe, die als
literarisches Denkmal das Gedächtnis dieser Tagung auch für künftige
Zeiten festhalten soll, hat auch der Nürnberger Ortsausschuß als eine
angenehme Pflicht empfunden. Er hoffte damit zugleich, die Blicke der
Versammelten auf ein Landschaftsgebiet zu lenken, das, wenn es auch in
erster Linie durch seine reiche historische und künstlerische Vergangenheit
von Bedeutung ist, so doch auch von dem Geographen in mehr als einer
Hinsicht genauer gekannt zu werden verdient. So ist die vorliegende
Festschrift vor allem als ein Beitrag zur fränkischen (nordbayerischen)
Landes- und Heimatskunde aufzufassen. Nürnberg und seine nähere und
weitere Umgebung, dieser Begriff jedoch kaum weiter gefaßt, als sich bei
völlig klarem Wetter von den Zinnen des höchsten Turms der alten Kaiser-
veste unsern Blicken darbietet, gewährten hinreichenden Stoff für die ein-
zelnen Artikel, die in ihrer Gesamtheit möglichst jede Seite der so außer-
ordentlich vielfältigen geographischen Betrachtung zu ihrem Rechte kommen
lassen sollten.
Die erste Idee der Festschrift sowie die Bestimmung und Verteilung
der Beiträge, die zumeist von Nürnbergern herrühren, ist vornehmlich
unserm unermüdlichen Landsmann, Herrn Professor Dr. Siegmund Günther
in München, im Verein mit dem Vorstand der hiesigen Naturhistorischen
Gesellschaft, Herrn Dr. Wilhelm Bernett, zu verdanken. Die Kosten
wurden aufgebracht außer aus den satzungsgemäß dem Ortsausschuß zur
Verfügung stehenden Mitteln des Geographentages durch gütige Beihilfe der
Stadtgemeinde Nürnberg, insbesondere aber durch die höchst dankens-
werten freiwilligen Beiträge aus den Kreisen der Nürnberger Bürgerschaft,
um deren Sammlung sich die Herren Wilhelm Rehlen und Konsul Siegfried
Bach ein großes Verdienst erworben haben. Noch aber hätte die Fest-
schrift kaum in ihrer gegenwärtigen Gestalt erscheinen können, wenn nicht
die Naturhistorische Gesellschaft in Nürnberg einen beträchtlichen Teil der
VI
Kosten auf ihren Anteil übernommen hätte gegen die ihr gern gewährt(
Berechtigung, dafür den ganzen Inhalt der Festschrift als den nächsten (17.1
Jahrgang ihrer bestbekannten Abhandlungen herausgeben zu dürfen. Aus
diesem Grunde haben auch die periodisch in diesen Abhandlungen wieder-
kehrenden phänologischen Mitteilungen des Herrn Professor Ihne in
Darmstadt in unserer Festschrift Aufnahme gefunden, ein Beitrag, der, an
sich höchst wertvoll, doch etwas aus dem Rahmen des Ganzen herausfällt.
Für gütige Überlassung von Illustrationsmaterial sind wir dem ersten
Direktor des Germanischen Nationalmuseums, Herrn Dr. von Bezold, dem
Vorstand des mineralogisch-geologischen Instituts der Universität Erlangen,
Herrn Professor Dr. Lenk, der Schriftleitung des schwäbischen Albvereins
in Tübingen, den Herren Major a. D. Dr. Neischl und Rektor Dr. Keller-
mann hier, nicht zuletzt auch der Wilh. Tümmelschen Buchdruckerei -
dieser auch für die gediegene und pünktliche Erledigung der Druckarbeiten
- zu vielem Dank verpflichtet.
Möge denn unsere Festschrift dem Forscher stets eine ergiebige, ger
aufgesuchte Quelle, allen Besuchern des 16. Deutschen Qeographentages
aber eine liebe Erinnerung sein an unsere altehrwürdige Noris, deren
romantisch-anheimelnden Reizen jeder Fremde und gar erst jeder Deutsche
sich ebensowenig zu entziehen vermag, wie, hat er sie nur erst einmal
etwas kennen gelernt, den unvergänglichen landschaftlichen Schönheiten
des Frankenjuras.
Nürnberg, Pfingsten 1907.
Professor Dr. Joseph Rackl Dr. Emil Reicke
Vorsitzender des Ortsausschusses. Schriftleiter der Festschrift.
VII
Inhaltsübersicht.'
Seite
Vorwort V
Die Schicksale der Erdkunde in Nürnberg. Von Siegmund Günther .... 1
Wissenschafth'che Instrumente im Germanischen Museum. Von Gustav von
Bezold. Mit 10 Abbildungen 21
Aus dem Leben des Johann Schöner, ersten Professors für Mathematik und
Geographie in Nürnberg. Von Emil Reicke 41
Die geographische Lage und die wirtschaftliche Entwicklung Nürnbergs. Von
Ernst Kugler und Eduard Gassenmeyer 61
Geologische Geschichte der Fränkischen Alb. Von Werner Koehne. Mit 28 Ab-
bildungen 79
Wanderungen im nördlichen Frankenjura. Eine geographisch-geologische
Skizze von Adalbert Neischl. Mit Q Abbildungen 119
Die Erdbeben Nordbayerns. Von Joseph Reindl 143
Die Besiedlung des Nürnberger Landes in vorgeschichtlicher Zeit. Von
Sigmund von Forster 153
Die Totenbrettersitte im Bezirke Forchheim (Oberfranken). Bausteine zu
einer künftigen Siedelungsgeschichte unserer Heimat von Heinrich
Heerwagen 167
Übersicht der Klimakunde Nürnbergs. Von Kaspar Rudel 179
Die Flora der Umgebung Nürnbergs. Von August Schwarz 219
Pflanzengeographische Besonderheiten des Fichtelgebirges und der Oberpfalz.
Von Christoph Kellermann. Mit 3 Abbildungen 245
Zur Kenntnis der niederen Tier- und Pflanzenwelt des Dutzendteichs bei
Nürnberg. Von Kurt Lampert 257
Phänologische Mitteilungen (Jahrgang 1906). Von Egon Ihne 271
*) Für den sachlichen Inhalt der Artikel überläßt der Schriftleiter natürlich die Verantwortung
den einzelnen Verfassern. Diese haften auch in letzter Linie für die richtige Bezeiclinung und
Schreibung der wissenschaftlichen Fachausdrücke.
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Die Schicksale der Erdkunde in Mürnberg.
Von
Dr. Siegmund Günther,
ord. Professor an der technischen Hochschnle in München.
^'on einer geographischen Wissenschaft kann auf deutschem
Boden vor dem Eindringen der großen humanistischen
Renaissance überhaupt l<eine Rede sein. Gewiß, es gab
auch früher schon Einzelne, die sich für geographische Dinge
interessierten und das Studium der spätscholastischen Schriften macht
uns mit manch beachtenswertem Ausspruche bekannt, der beweist, daß
die Beschaffenheit der Erdoberfläche schon nicht mehr bloß nach antiken
Vorlagen betrachtet, sondern bereits zum Gegenstande einer selbstän-
digen Erörterung gemacht wurde. Und zu den im engeren Sinne ge-
lehrten Anregungen mußten in einer Stadt von der Bedeutung und
Eigenart Alt-Nürnbergs auch solche hinzutreten, die der Praxis des täg-
lichen Lebens selbst entstammten. War diese damalige Metropole des
Welthandels doch der Mittelpunkt eines überaus lebhaften Verkehrs
zwischen Nord und Süd, zwischen Ost und West! Allein über Ver-
mutungen und Wahrscheinlichkeitsschlüsse gelangt eben doch der
Historiker nicht hinaus, denn irgendwelche literarische Spuren ver-
mag er vor den letzten Jahrzehnten des XV. Jahrhunderts nicht auf-
zuzeigen.
Es war bis vor kurzem allgemein angenommen worden, daß
Nürnberg zu den ersten deutschen Städten gehört habe, welche den
Humanisten und den von ihnen vertretenen Ideen ihre Tore öffneten.
1
— 2 —
Diese Annahme ist aber neuerdings (von Herrmann) bestritten und
im Gegenteile behauptet worden, daß die im allgemeinen stets mehr
konservativ gerichtete Stadt, die auch bei späteren größeren Neuer-
ungen eine zurückhaltende Politik zu befolgen liebte, sich ziemlich
spröde gegen die Bestrebungen der großen philologisch-pädagogischen
Bewegung verhalten und verhältnismäßig lange gezögert habe, ehe
sie nach und nach derselben einen maßgebenden Einfluß, z. B. auf
ihr Schulwesen, zugestand. Ohne uns nun die weitgehenden
Schlußfolgerungen Herrmanns anzueignen, so hat die Annahme in der
Tat viel für sich, daß sich den praktischen Nürnbergern der Humanis-
mus, der ja auch keineswegs schablonenhaft auftrat, von einer anderen
Seite zeigen mußte, um ihren Beifall zu gewinnen. Und in der
Form, wie er durch Johannes Müller aus Königsberg in Franken,
genannt Johannes de Regio Monte oder Regiomontanus, auf den
reichsstädtischen Boden verpflanzt ward, eignete er sich auch
besonders dazu, selbst Fernerstehenden einen Begriff von der Wich-
tigkeit der neuen Forschungsrichtung zu vermitteln.
Regiomontanus ist anerkanntermaßen, zusammen mit seinem
Lehrer Georg Peurbach (1423 — 1461), als der Wiedererwecker der
mathematischen Wissenschaften, zu denen man damals und noch
lange danach auch die Geographie rechnete, zu bezeichnen. Als
Wiener Professor und als Ofener Bibliothekar hatte der in ungewöhn-
lich jungen Jahren zu hohem Ansehen in der gelehrten Welt gelangte
Mann (1436-1476) beharrlich das Ziel verfolgt, die klassischen
Wissensquellen in ihrer vollen Reinheit wiederherzustellen und zwar
galt seine Lebensarbeit in erster Linie dem Claudius Ptolemaeus,
dessen großer Lehrbegriff der Geographie gerade in jenen Jahren
auch dadurch eine Art von Wiederherstellung feiern durfte, als man
in italienischen Bibliotheken die dazu gehörigen Landkarten wieder
auffand und mit den Hilfsmitteln einer rasch zu den achtbarsten
Leistungen aufgestiegenen Reproduktionstechnik weiteren Kreisen zu-
gänglich machen konnte. Das siebente Jahrzehnt des Jahrhunderts,
in dem wir uns augenblicklich bewegen, hatte damit einen vielver-
sprechenden Anfang gemacht und das achte brachte es zu hoher
Meisterschaft. Gerade jetzt aber lenkte Regiomontan, des üblichen
Wanderlebens müde geworden, seine Schritte nach Nürnberg und über
drei Jahre durfte diese Stadt ihn den ihrigen nennen. Er kam im
Jahre 1472 an und zog 1475 nur sehr ungern wieder fort, vom
Papste wegen der Kalenderreform nach Rom berufen, wo er in
Bälde sein allzufrüh bereitetes Grab finden sollte. Nürnbergs tech-
nische Anstalten, seine weit berühmten Buchdruckereien, seine Metall-
— 3 —
Werkstätten, seine Techniker und Künstler mußten den Mann an-
ziehen, der sich mit den größten Entwürfen trug und, wie uns der
Katalog der von ihm geplanten Schriften ersehen läßt, sicherlich auch
der von ihm eingeleiteten neuen Aera zu einer noch weit schnelleren
Entwicklung verholfen haben würde, wäre ihm die nötige Zeit gegönnt
gewesen. Immerhin entstand während der kurzen Nürnberger Periode
ein Werk, welches der geographischen Entdeckerarbeit der nächsten
Dezennien die unentbehrliche Grundlage liefern sollte. Das waren
die „Ephemeriden/' Tafeln der beweglichen Himmelskörper, welche
ihre Stellungen auf Jahre hinaus angaben und vor allem für jeden Tag
des Jahres die mittägige Deklination der Sonne unmittelbar dem Alma-
nach zu entnehmen erlaubten. Jetzt erst war die Möglichkeit, die
späterhin so gründlich ausgenützte Möglichkeit gegeben, durch Beobach-
tung der Höhe, welche der Sonnenmittelpunkt bei seinem Durchgange
durch den Meridian erreicht hat, auf die Polhöhe oder geographische
Breite zu schließen. Und zugleich mit diesen Tabellen gab Müller dem
Seefahrer und Forschungsreisenden ein Instrument in die Hand, mit-
telst dessen die erwähnte Messung, selbst unter schwierigen Verhält-
nissen außerordentlich erleichtert und auch verfeinert wurde. Dies
war der Jakobsstab (Gradstock, Radius astronomicus), den Regiomon-
tan zwar nicht selber erfunden, aber erheblich vervollkommnet und
namentlich auch mit einer bequemen Teilung versehen hatte. Nun erst
konnte dieses Beobachtungswerkzeug, das man zuerst bei dem
spanischen Juden Levi de Bagnolos beschrieben findet, das jedoch
über hundert Jahre nahezu unbekannt geblieben war, für Astronomie
und geographische Ortsbestimmung fruchtbar werden.
Zwei Namen von Nürnbergern treten uns in der Geschichte
enge mit demjenigen des Meisters verbunden entgegen. Der eine
von ihnen ist Bernhard Walther (1430-1504?), ein wohlhabender
Bürger, der dem Freunde freigebig sein Vermögen zur Verfügung
stellte und ihn bei seinen Beobachtungen erfolgreich unterstützte.
Von ihm datiert die Einführung der mittleren Sonnenzeit in Nürn-
berg, wo man sich bisher lediglich des antiken, mit den Jahres-
zeiten der Länge nach wechselnden Stundenmaßes bedient hatte; er
ist nachweislich der erste, welcher eine Korrektion astronomischer
Höhenmessung mit Rücksicht auf die Strahlenbrechung für er-
forderlich erklärte. Seine und Regiomontans Beobachtungen haben
J. Schoener (1544) und Snellius (1618) herausgegeben.
Minder klar sehen wir über die Beziehungen, in welchen der
große Astronom zu dem jungen Patrizier Martin Behaim (1459? — 1507)
1*
stand. Man pflegt diesen Regiomontans Schüler zu nennen, aber
zuverlässige Belege für diese Vermutung fehlen, und die etwa hundert
Jahre später in die Welt gesetzte Behauptung des Pariser Mathema-
tikers, Ramus, der Nürnberger Magistrat habe den berühmten Gast
zur Abhaltung öffentlicher Vorträge aus den von ihm vertretenen
Disziplinen gewonnen, wird durch das Schweigen aller in Betracht
kommenden Originalmitteilungen widerlegt. Oleichwohl spricht eine
hohe Wahrscheinlichkeit dafür, daß Behaim in irgendwelcher Weise
von der selten günstigen Oelegenheit, sich wissenschaftlich fortzu-
bilden, Gebrauch zu machen verstanden habe; darüber wird uns
rasch ein Blick auf seinen so höchst merkwürdigen Lebensgang auf-
klären.
Dem bei den Nürnberger Aristokraten beliebten Kaufmanns-
stande sich widmend, betrieb der junge Mann in der zweiten Hälfte
der siebziger Jahre seine Geschäfte in Mecheln und Antwerpen und
nahm dann an einer Seefahrt nach Portugal teil. Damals hatte gerade
König Joao 11. seine aus den besten Fachmännern des Landes zu-
sammengesetzte ,/Junta dos matematicos" gebildet, deren Aufgabe
darin bestehen sollte, die Ortsbestim.mung auf hoher See von den
schweren Mängeln zu befreien, welche ihr bisher angehaftet und
den zur gebieterischen Notwendigkeit gewordenen Übergang von der
Küstenschiffahrt zur freien Meerfahrt erschwert hatten. Wie der
Lissaboner Hof zu der Überzeugung kam, in dem zufällig dorthin
gelangten jungen Deutschen einen Schüler des großen Regiomontan
vor sich zu haben, wissen wir nicht; festgestellt ist nur, daß man
den Fremdling jener Kommission zugesellte und daß man mit ihm
gute Erfahrungen gemacht haben muß, beweist der Umstand, daß
man ihn sehr bald als Piloten, d. h. als nautischen Sachverständigen
auf einem Geschwader unterbrachte, welches im Jahre 1482 unter
der Führung des Diogo Ciio zur weiteren Erschließung der afrika-
nischen Westküste auslief. Es ist bekannt, daß diese Expedition die
Kongomündung auffand und erst etwa, wie das in neuester Zeit aus
dem Sande gegrabene Wappenpfeiler bestätigten, in der Gegend der
Walfisch-Bay den Rückweg antrat. Man muß die Leistung Cäos und
seines Begleiters sehr hoch gewertet haben, weil man letzterem, dem
Ausländer, Ehrungen zuteil werden ließ, die sonst den Landeskindern
vorbehalten blieben. Und wirklich war ja auch den das ganze Welt-
bild umgestaltenden Fahrten eines Bartolomeu Dias und Vasco da
Gama in wirksamster Weise vorgearbeitet worden.
Das Jahr 1490 führte Martin Behaim zu kurzem Besuche in
seine Vaterstadt zurück. Da indessen die Regelung der Erbschafts-
— 5 —
angelegenheiten, die den ersten Anlaß zu der weiten Reise gegeben
hatte, sich länger hinauszog, so gab der treue Sohn Nürnbergs dem
Wunsche der drei obersten Stadtregenten G. Nütze 1, N. Groland und
P. Volckamer Folge und verwendete mehrere Monate angestreng-
tester Arbeit auf die Anfertigung seines berühmten „Erdapfels," wie
er das Kunstwerk selbst benannte. Noch nie war, so wenig es an
künstlichen Himmelskugeln mangelte, auch ein wirklicher Erdglobus
in Angriff genommen worden; der des Krates Malleotes hatte nur
ein stilisiertes Bild der Verteilung von Land und Wasser geliefert.
Es ist ja wahr, daß Behaims Globus starke Verzeichnungen von
Landumrissen — selbst von persönlich bereisten — aufweist; es ist
nicht minder wahr, daß der Verfertiger noch keineswegs ganz mit
den geographischen Fabeln gebrochen hat, welche sich, im Altertum
und Mittelalter üppig wuchernd, auch in die heranbrechende Neuzeit
herübergerettet hatten. Allein desungeachtet ist und bleibt diese
kostbare Reliquie aus dem Entdeckungszeitalter ein Ehrenzeichen für
den Nürnberger Kosmographen, und jeder Freund der Geschichte
freut sich darüber, daß durch die von der Familie Behaim zuge-
gebene Verbringung des Globus in das Germanische Nationalmuseum
derselbe jetzt mühelos kennen gelernt werden kann. Der Stadtrat
hatte übrigens ein richtiges Gefühl dafür, daß durch Behaims „Apfel"
für eine neue Industrie die Bahn bereitet sei, denn er ersuchte den
sich zur Abreise nach Portugal anschickenden Landsmann, zuvor
noch einen Nürnberger Mechaniker in der neuen Kunst der Globen-
herstellung unterrichten zu wollen.
Um jene Zeit, um die Wende des XV. Jahrhunderts, vollzog
sich in Nürnbergs Mauern auch eine bedeutsame didaktische Neue-
rung, die auch für die Folgezeit nachwirkte. Daß die eigentliche
Gelehrtenschule, die sich unter Grieninge rs Leitung gerade nicht
zu hoher Blüte zu erheben vermochte, für den geographischen Unter-
richt etwas geleistet habe, läßt sich allerdings nicht erweisen. Wohl
aber ist dies geschehen in einer der alten lateinischen Pfarrschulen,
an die um 1500 noch jeder sich gewiesen sah, der einer höheren
Bildung teilhaftig werden wollte.
An der Schule zu St. Lorenz wurde nämlich im Jahre 150Q
der Humanist Cochlaeus (1479-1552, recte Dobeneck aus Wendel-
stein, daher der auf die Wendeltreppe hinweisende Name) als Rektor
angestellt, der leider nur kurze Zeit im Dienste des Rates blieb,
seiner Amtsführung durch bewußte Aufnahme eines neuen Faches in den
Mittelschulunterricht jedoch einen charakteristischen Stempel aufdrückte.
Lehrbücher hiefür besaß die einheimische Literatur nicht und so ver-
— 6 —
anstaltete der einsichtige Schulmann eine mit Erläuterungen versehene
Ausgabe der Erdbeschreibung des Pomponius Mela, die ihrem
Zwecke, so wie damals die Ansprüche sein konnten, sehr gut ent-
sprach. Auch wird ausdrücklich bezeugt, daß sich die Lektüre
dieses Werkchens auf Karten stützte, die sogar in der Schule ge-
zeichnet wurden. Da aber für physische Erdkunde, die Cochlaeus
gleichfalls als notwendig erkannte, der römische Lehrbegriff gar
keine Hilfen gewährte, so suchte er auch dafür sich ein Unterrichts-
mittel zu verschaffen und fand es in der „Meteorologia" (sie) des
Aristoteles, von welcher er nun ebenfalls eine Schulausgabe besorgte.
Bei solcher Sachlage stand Nürnberg, wie bei dem Fehlen jedes wie
immer beschaffenen Konkurrenzunternehmens von selbst erhellt, an
der Spitze der schulreformatorischen Bestrebungen auf unserem
Gebiete.
Des Cochlaeus Weggang brachte selbstverständlich einen Still-
stand mit sich. Dafür aber brachte das Jahr 1526 einen Ersatz, denn
imnmehr wurde das eine neue Etappe des höheren Schulunterrichts
kennzeichnende Gymnasium Egydianum gegründet, welches sich als
«Altes Gymnasium" bis zum heutigen Tage erhalten hat. Philipp
Melanchthon war bei der Gründung die treibende Kraft, und da
man weiß, daß der „Praeceptor Germaniae" sehr viel auf den Bil-
dungswert der Erdkunde hielt, so muß man von vornherein erwarten^
daß die neue Anstalt, welche übrigens ein halbakademisches Wesen
besaß, auch nach unserer Seite hin ihre Aufgabe erfüllte. Und so
verhielt es sich denn auch, denn Johannes Schoener, dem die mathe-
matische Lehrkanzel anvertraut war, zählte, wie sich gleich nachher
herausstellen wird, zu den bedeutendsten Geographen im damaligen
Deutschland.
Von 1500 an konzentrierte sich die Gesamtheit der wissen-
schaftlichen Interessen Nürnbergs in dem Manne, welcher als Krieger,
Diplomat, Rechtsverständiger und Gelehrter überhaupt seiner Stadt
bereits die mannigfaltigsten Dienste geleistet hatte und mit liberalem
Sinne alle einschlägigen Studien und Arbeiten unterstützte. Wilibald
Pirckheimer (1470 — 1530) war ein richtiger Humanist und als
solcher wandte er auch der Geographie seine volle Teilnahme zu. ^)
Daß er das Zeug zur selbsttätigen Förderung der Wissenschaft hatte^
bekundet seine in ihrer Art vortreffliche Bearbeitung (1525) von
1) Auf eine eingehende Erörterung der Persönlichkeit und Geistesarbeit des
für das Nürnberg der Reformationszeit tonangebenden Mannes wird hier mit
Rücksicht auf 'die den Mitgliedern und Teilnehmern des Geographentages ein-
gehändigte Begrüßungsschrift Verzicht geleistet.
— 7 —
des Claudius Ptolemaeus »Geographie". Für die Neubelebung
dieses Werkes, das man mit gutem Grunde noch immer als den
fundamentalen Kodex der Erdkunde ansah, hat er viel getan. Und
mit ihm zusammen wirkte eine Reihe hervorragender Männer, die
in dem wissenseifrigen Patrizier ihr natürliches Haupt anerkannten.
In diesem Kreise war jeder Fremde, den sein Weg nach Nürnberg
führte, gerne als Gleichberechtigter aufgenommen. Celtis, Glareanus,
Melanchthon und viele andere sind in diesem Falle gewesen.
Was den Erstgenannten anlangt, der von F. von Bezold den
treffenden Namen »der deutsche Erzhumanist" erhalten hat, so muPj
er an dieser Stelle mit Auszeichnung genannt werden, weil von ihm
ein Probestück geographischen Schrifttums herrührt, das, wie man
wohl sagen mag, eine neue Literaturgattung einleitet. Konrad Celtis
(1459—1508) war nach unruhigem Wanderleben gegen Ende des
XV. Jahrhunderts auch nach Nürnberg gekommen und hatte sich
durch die vielen neuen Eindrücke, welche die gefeierte Reichsstadt
ihm brachte, zur Abfassung eines Schriftchens veranlaßt gesehen,
welches (De origine, situ, moribus et institutis Norimbergae libellus,
ebenda 1502) mit Treue und hohem Geschicke die Eigenart des
damals selbst auf deutscher Erde ziemlich vereinzelt dastehenden
Gemeinwesens schildert. Daß das kleine Werk echt geographische
Elemente in sich schließt und als ein Vorbote der nun bald zahl-
reich emporsprießenden länderkundlichen Darstellungen größeren
Maßstabes zu gelten hat, wird man ihm nicht bestreiten können.
Zwei geistliche Herren jener Jahre haben wir ebenfalls im
nächsten Zusammenhange mit Pirckheimers Tafelrunde zu nennen,
den Pfarrer zu St. Johannis, Johannes Werner (1470 — 1530) und den
Vikar zu St. Sebald, Georg Hartmann (148Q— 1564). Vorab der
erstere war längere Zeit einer der Intimsten jenes Zirkels, während
später sich freilich eine in ihrer Ursache nicht klar zu erkennende
Mißstimmung zwischen beiden Männern bemerklich machte. Werner
muß von uns unter drei verschiedenen Gesichtspunkten gewürdigt
werden. Seine Arbeiten über den Jakobsstab, für dessen Teilung
er eine praktische Tabelle berechnete, haben die Brauchbarkeit dieses
der angewandten Geographie unentbehrlichen Instrumentes beträcht-
lich gefördert. Seine Witterungsbeobachtungen leiden zwar unter
dem sehr wohl begreiflichen Standpunkte, daß er sich von der
Astrometeorologie noch nicht frei zu machen imstande war, sind
aber als ein achtbarer Versuch, auf erfahrungsmäßigem Wege hinter
die Geheimnisse des Wetters zu kommen, gewiß zu schätzen. Vor
allem aber erheischt unsere Beachtune seine kommentierte lateinische
— 8 —
Ausgabe der Scliolieii, welche ein byzantinischer Mathematiker
Amiruccius zum ersten Buche der ptolemaeischen „Hyphegesis"
geschrieben hatte. In einem Anhange nämhch werden mehrere
neue, über das griechische Vorbild erstmalig hinausgehende Methoden
der Kartenprojektion vorgeführt und wissenschaftlich diskutiert. Wenn
auch nach Werners eigener Aussage bei der Erfindung dieser neuen
Abbildungen hauptsächlich sein Freund, der kaiserliche Hofmathe-
maticus Stabius, beteiligt war, so gebührt doch Werner das Verdienst,
für jedes Verfahren dessen Wesen klar und bestimmt dargelegt zu
haben. Die herzförmige Projektion von Stabius -Werner hat auch die
Eigenschaft, flächentreue Bilder zu liefern.
Die gelehrten Arbeiten Hartmanns gehören überwiegend nicht
unserem Bereiche an. Uns interessiert er nur als Entdecker der
magnetischen Inklination. Aus einem Brief, den er an Herzog
Albrecht von Preußen, den letzten Deutschordensmeister, gerichtet
und den nachmals K. W. Dove im Druck herausgegeben hat, geht
hervor, daß der Nürnberger Gelehrte nur darauf ausgegangen
war, die Deklination mit möglichster Schärfe zu bestimmen. Allein
indem er sich damit abmühte, drängte sich ihm die Überzeugung auf,
daß sein „Magnetzungele," eine Nadel, der er den höchsten Grad von
Bewegungsfreiheit verliehen hatte, gar nicht die horizontale, sondern
eine gegen die Horizontalebene geneigte Stellung einnahm. Die
Mitwelt wurde der Bedeutung dieses Fundes nicht sofort inne; erst
durch W. Gilberts „Physiologia nova" wurde sie von 1600 an den
Vertretern der Physik und physikalischen Geographie zum vollen
Bewußtsein gebracht.
So unmittelbar wie seine Nachbarstadt Augsburg, war Nürnberg
an den überseeischen Entdeckungen der Portugiesen und Spanier
nicht interessiert; sein Handel blieb, wie sich von selbst versteht,
durch die neuen Verkehrswege nicht unberührt, allein es blieben ihm
einerseits die großen Gewinne versagt, andererseits auch die herben
Rückschläge erspart, von denen die Geschichte der Kaufhäuser Augs-
burgs, Ulms, Memmingens berichtet. Wohl aber haben Nürnbergs
Pressen das ihrige dazu beigetragen, die Kunde von neuen Welten
hinaus in alle Lande zu tragen und so zugleich für die junge
Wissenschaft der Erdkunde Propaganda zu machen.
Am meisten trug dazu bei Jobst Ruchamer, ein in Nürnberg
wohnhafter Doktor der Medizin, der gleichfalls zu dem Bekanntenkreise
Pirckheimers gehörte. Im Jahre 1507 hatte Angelo Trivigliano die
erste zusammenhängende Beschreibung der Reisen und Errungen-
schaften des Columbus veröffentlicht (Paesi novamente ritrovati.
— 9 —
Vicenza). Von diesem Buche gab Ruchamer eine Übersetzung, die
im nächstfolgenden Jahre herauskam („durch mich Georgen Stüchßen
zu Nüreinbergk, gedrückte und volendte nach Christi . . . Geburte
M.CCCCC.VIIi. Jare"). Es ist, wie S. Rüge bemerkt, ein originelles
Büchlein, das insonderheit durch die puristischen Neigungen des
Übersetzers — Cristoforo Colombo hat sich in einen Christoffel
Dawber verwandelt — einen ungewollt komischen Eindruck hervor-
bringt. Aber die gebildete Welt Deutschlands durfte doch dem
Nürnberger Arzte für seine Müh waltung recht dankbar sein, und
das bis dahin fast totgeschwiegene Verdienst des Columbus begann
sich nun gegenüber dem viel zu sehr betonten des Amerigo Vespucci
in gebührender Weise Anerkennung zu erringen. Wäre Ruchamer
nur etwas eher auf dem Platze erschienen, so würde vielleicht die
Neue Welt nicht den ihr durch Martin Waldseemüller verliehenen
Namen Amerika führen, sondern, der geschichtlichen Gerechtigkeit
besser entsprechend, Columbia heißen.
Auch sonst sind Flugschriften geographischer Natur mehrfach
aus Nürnberger Druckwerkstätten hervorgegangen. Denn wie die
strenge Wissenschaft selbst, so standen auch Handwerk und Technik
im Dienste des geographischen Fortschrittes.
Mit den großen Anforderungen, welche eine neue Zeit an das
Seewesen stellte, war auch für die Steuermannskunde die Notwendig-
keit gewachsen, gleichen Schritt mit den Verbesserungen im Schiff-
bau und im Manövrieren zu halten. Inwieweit der astronomische
Teil der Nautik gerade in jenen Jahren auf eine neue Grundlage gestellt
ward, das haben wir bereits erfahren. Die Schiffsführung selbst sah
sich vor allem auf gute Bussolen hingewiesen, mit deren Hilfe der
Kurs auch ohne jede Befragung des Himmels richtig eingehalten
werden konnte; da man seit 1492, ja den von A. Wolkenhauer bei-
gebrachten Nachweisen zufolge auch schon früher, die magnetische
Mißweisung kannte, so gewährte ein zuverlässiges Instrument eine
Sicherheit, an die noch nicht lange zuvor nicht hatte gedacht werden
können. Ihre Bussolen aber scheinen die Meerschiffer zum großen Teile
eben aus Nürnberg bezogen zu haben. Von Kompaß m achern
dortselbst ist in der Gewerbegeschichte zum öfteren die Rede. Man
hat nun allerdings eingeworfen, das Wort „compasso" bedeute in
unserer Sprache eigentlich den Zirkel, so daß man es tatsächlich
nur mit Zirkelschmieden — und diese spielen allda bis zum heutigen
Tage eine gewichtige Rolle — zu tun habe. Allein bei schärferem
Zusehen hat man sich doch der Einsicht nicht verschließen können,
daß die fränkische Reichsstadt schon vom ersten Anbeginne an den
— 10 —
seefahrenden Völkern das wichtigste Orientierungswerkzeug im
Großbetriebe geliefert haben muß.
Aber auch in der Kartographie haben Gewerbetreibende und
Künstler, die keine wissenschaftliche Vorbildung genossen hatten,
anerkennenswerte Arbeiten hervorgebracht. Erwähnenswert sind in
dieser Beziehung der Kompaßmacher E. Etzlaub (gest. 1546), der
eine Karte des Nürnberger Gebietes und eine Reisekarte Deutschlands
zeichnete; G. und N. Glockendon (gest. 1553, resp. 1560), die
beide ihre geschickte Hand dem gleichen Geschäfte widmeten; endlich
A. Hirschvogel (gest. 1560), dessen Karte von Österreich als eine
angesichts der Beschränktheit der Mittel ihres Urhebers bemerkens-
werte Leistung erscheint. Für Sternkarten sind der Altmeister Albrecht
Dürer (1471 — 1528) und sein Freund Conrad Heinfogel zu nennen.
Geographisch aber noch mehr fällt die Tatsache ins Gewicht,
daß der von Behaim ausgestreute Sanie auf fruchtbares Erdreich
gefallen war. Durch Jahrhunderte hat sich Nürnberg den Ruhm
bewahrt, die Globentechnik gepflegt und vervollkommnet zu haben.
Schon als jungem Geistlichen in Bamberg wurde dem später
zu verdienten Ehren aufgestiegenen J. Schoener (1477—1547) der
Vorwurf gemacht, seinen kirchlichen Verpflichtungen wegen wissen-
schaftlicher Nebenarbeiten nicht mit dem wünschenswerten Ernste
nachgekommen zu sein, und es hat den Anschein, daß seine An-
stellung in dem Dorfe .,Timiripa" — so latinograezisierte er den
Ortsnamen Kirchehrenbach — ziemlich den Charakter einer Straf-
versetzung an sich trug.^) Von St. Jacob in Bamberg sind mehrere
seiner Schriften datiert, so namentlich seine »Luculentissima terrae
totius descriptio cum multis utilissimis cosmographiae initiis" (1515).
Dieselbe erscheint wie eine Begleitgabe für die von ihm hergestellten
Erdgloben, von denen sich gegenwärtig zwei in der an Wertstücken
reichen Militärbibliothek zu Weimar befinden. Sie schienen lange
nicht näher bestimmbar zu sein, bis dann vor etwas mehr denn einem
Vierteljahrhundert F. v. Wieser (Innsbruck) Licht über die Herkunft der
Kugeln und über den wahren Autor verbreitete. Als eine Merkwürdigkeit
erscheint auf einem Globus eine Durchfahrt, welche den Körper
Südamerikas von einem gewaltig ausgedehnten ,.Australlande" trennt
— eine Art von Antizipation der sechs Jahre später wirklich aufge-
fundenen Magalhaes-Straße. Auch eine handschriftlich auf uns ge-
kommene „Globuskarte" des großen Künstlers und Denkers Lionardo
'^) Vgl.- jedoch darüber die unten folgende Abhandlung des Herausgebers
über Schöner.
— 11 -
da Vinci, die etwa ein Jahrzehnt zuvor entstanden sein muß, enthält
einen solchen Durchpaß divinatorisch eingezeichnet.
Schoener wurde, wie erwähnt, 1526 an das neue Nürnberger
Gymnasium berufen und hat da als Lehrer und Schriftsteller noch
zwei Jahrzehnte lang segensreich gewirkt Neben ihm darf sein
Sohn Andreas Schoener (1528 — 1590) nicht vergessen werden, durch
den insbesondere auch ein Teil der literarischen Hinterlassenschaft
des Vaters publizistisch gerettet worden ist.
Wider Erwarten nahm die von Melanchthon ins Leben ge-
rufene Oelehrtenschule nicht den fröhlichen Aufschwung, den ganz
Deutschland, soweit es sich um solche Dinge bekümmerte, für selbst-
verständlich erachtet hatte. Der erwähntermaßen sehr freie Studien-
betrieb ließ nicht alle die dargebotenen Lehrgegenstände zu gleicher
Aufnahme gelangen, und die klassischen Sprachen, die doch eine
zentrale Stellung eingeräumt erhalten hatten, büßten ihre Suprematie
bald ein, wogegen es in den von Schoener gelehrten Fächern nie-
mals an Zuhörern gefehlt haben soll. Die Schulbehörde unterzog
im Lauf der Jahre den sich immer ungünstiger gestaltenden Sach-
verhalt einer sorgfältigen Prüfung und kam zu dem in den damaligen
Anschauungen wohl begründeten Schlüsse, die große Handels-
und Industriestadt sei als Musensitz ungeeignet, und weit zweck-
mäßiger sei es, das Gymnasium in einen kleineren, keine Zer-
streuungen darbietenden Ort zu verlegen. Selbst das jezt etwa 4000
Einwohner zählende Hersbruck wurde, weil es an der großen
böhmischen Heerstraße lag, verworfen und endlich entschied man
sich für das kleine, abgelegene Altdorf, das erst sehr viel später
durch eine direkte Landstraße mit der Hauptstadt Nürnberg in Ver-
bindung gebracht wurde. Hierher verlegte man das Gymnasium,
dessen Aufstieg zu einer Hochschule sich in verhältnismäßig kurzer
Zeit vollzog. Schon 1578 wurde es zur Akademie erhoben, diese
ging 1623 in eine Universität über, an der alle vier Fakultäten gut
vertreten waren. So verblieb es bis zum Jahre 1809. Drei Jahre zuvor
war das Territorium der Reichsstadt Nürnberg von der Krone Bayern
in Besitz genommen worden, und da die neue Regierung mit Recht sich
dahin aussprach, zwei Universitäten, die nur wenige Stunden von
einander entfernt seien, könnten im nämlichen Staate keine Lebens-
befähigung mehr besitzen, so mußte eine von beiden vom Schau-
platze verschwinden. Das vordem brandenburgische Erlangen blieb
erhalten, Altdorf verfiel der Auflösung.
An Gelegenheit, dort geographische Studien zu machen, hatte
es schon während des XVI. Jahrhunderts nicht gefehlt. Zweiter
— 12 —
Rektor der jungen Anstalt war der Philosoph J. T. Freigius, der
von seinem Lehrer Glareanus sowohl dessen poiyhistorische Nei-
gungen als auch den Sinn für Geographie überkommen hatte.
Diesen betätigte er unter anderem dadurch, daß er einen französischen
Bericht über die vier Reisen, durch die M. Frobisher eine nordwest-
liche Durchfahrt zu erzwingen vermeint hatte, in das Lateinische
übertrug. Etwas später veröffentlichte der Ostfriese Edo H i 1 d e r i c h ,
den theologische Kämpfe von Ort zu Ort getrieben hatten, bis er
in Altdorf eine Ruhestätte fand, eine sehr wackere Ausgabe des
Geminus (1590), welche für mathematische' Geographie als ein vor-
züglicher Lehrbehelf gelten konnte, ja in mancher Hinsicht noch in
unseren Tagen diese Eigenschaft nicht verloren hat. Vor anderen muß
auch dem Mathematikprofessor Johannes Praetorius (1537 — 1616)
das wohlverdiente Lob zuerteilt werden. Volle vierzig Jahre hat er
an der Universität erfolgreich doziert und auch durch schriftstellerische
Produktivität zum Ruhme jener beigetragen. Von ihm wurde, um
15Q0, der bekannte Meßtisch in die feldmesserische Praxis eingeführt,
ein Instrument, welches auch der kartographischen Aufnahme einer
Gegend die wesentlichsten Dienste geleistet hat.
Für die nächsten zwei Jahrhunderte müssen wir ersichtlich stets
zwischen der Stadt Nürnberg und der städtischen Universität unter-
scheiden. War auch fürs erste das geistige Leben mehr in der
letzteren konzentriert, so hob es sich doch bald auch wieder im Zentral-
punkte selbst, und wir werden sehen, daß an beiden Orten auch für
die uns hier beschäftigende Wissenschaft Tüchtiges geleistet worden ist.
Wenn wir nachstehend von „Nürnberger" und „Altdorfer Geo-
graphen" sprechen, so verstehen wir dieses Wort nicht in dem aus-
schließenden Sinne, den es naturgemäß und erfreulicherweise all-
mählich annehmen durfte, sobald die Anzahl derjenigen zunahm,
welche in der Beschäftigung mit der Geographie ihren Lebensberuf
erblickten. Solche kommen, wie sich zeigen wird, auch in der uns
hier angehenden Zeit schon gelegentlich vor, während doch immer
die meisten, welche genug Interesse für die Wissenschaft von der
Erde besaßen, um damit öffentlich hervorzutreten, an und für sich
in anderen Lebensstellungen sich befanden. Unter allen Umständen
werden wir uns überzeugen, daß auch in den unerquicklichen Zeiten
die von 1600 an über Deutschland gekommen waren, die kleine
Republik Nürnberg ein Plätzchen in der Geschichte der Erdkunde
sich gewahrt hat.
Nur streifen wollen wir den betriebsamen Levinus Mulsins
(gest. um 1606), weil er damals, als er mit der Herausgabe seiner
— 13 —
berühmten Sammlung von Reisebeschreibungen begann, bereits nach
Frankfurt a. A\. übergesiedelt war, wogegen sein zwölfjähriger Auf-
enthalt in Nürnberg (15Q0-1602) hauptsächlich durch geodätische
Schriftstellerei ausgefüllt gewesen war. Jenes Reisewerk, dessen
Nutzen vor allem darin bestand, daß Hulsius viele in holländischer
Sprache abgefaßte Berichte deutsch wiedergab, ist übrigens in Nürn-
berg gedruckt worden. Einer ehrenden Erwähnung ist würdig
Philipp Eckebrecht (1594-1667), der einer der wenigen wirklich
treuen und opferwilligen Freunde des großen Kepler war und nach
dessen Zeugnis es dahin brachte, daß den „Tabulae Rudolphinae"
von 1630 eine Weltkarte beigegeben werden konnte, auf deren geo-
graphischen Wert erst die neueste Zeit wieder aufmerksam geworden ist
Des Ferneren ist der Pfarrer Franz Ritter (gest. um 1640) namhaft
zu machen, weil er 1613 eine sehr brauchbare Abhandlung über
Konstruktion und Gebrauch des Astrolabiums in den Druck gab.
Wohl auch der Polyhistor Oeorg Philipp Harsdörffer (1607-1658)
hat Anspruch auf Nennung seines Namens in dieseni Zusammen-
hange. Im Geiste seiner Zeit, die das Tändeln mit ernsthaften
Dingen so sehr liebte, hat er ein geographisches Kartenspiel erfunden,
von dem leider in den Nürnberger Sammlungen, wie wiederholtes
Nachsuchen außer Zweifel setzte, keine Spur mehr vorhanden ist.
Eine wesentlich verschieden geartete Gedankenverbindung leitet
hinüber zu dem ausgezeichneten Arzte Johann Georg Volckamer
(1616—1693), der nicht etwa dem gleichnamigen Patriziergeschlechte,
sondern einer aus den Reußschen Fürstentümern nach Nürnberg
verzogenen Familie angehört hat. Von seinem Freunde Sturm in
Altdorf hiezu angeregt, wurde Volckamer ein konsequenter Be-
obachter der geomagnetischen Erscheinungen, die er an einem in
seinem Garten (in der Vorstadt Gostenhof) aufgestellten Deklinatorium
regelmäßig verfolgte. Dadurch wurde es ihm als den ersten Deutschen
ermöglicht, die Tatsache eines Überganges der bis 1677 westlichen
in eine östliche Deklination außer Zweifel zu stellen. Unterstützung
fand er bei diesen Beobachtungen auf mehreren Seiten, und es war
in erster Linie der Astronom Christoph Eimmart (1638 — 1705), der
ihm durch Revision seiner Mittagslinie die Gewähr für vollkommene
Zuverlässigkeit seiner Winkelmessungen verschaffte. Eimmart wird
auch in der Vorgeschichte des Foucaultschen Pendelversuches an-
geführt und erkannte, ziemlich gleichzeitig mit Huygens, die Tages-
periode der Strahlenbrechung.
Die inswischen (1 633) wieder ins Leben gerufene alte Melanchthon-
Schule bei St. Egydien wurde durch die Altdorfer Akademie nicht
— 14 —
etwa ganz unterdrückt, sondern war eben nur mehr in die zweite
Reihe versetzt worden. Im Verlaufe des XVII. Jahrhunderts bemühten
sich die städtischen Obrigkeiten auch um sie und suchten sie auf eine
höhere Stufe zu heben. So erhielt sie eine ständige Professur für Ge-
schichte, Moral und Geographie. An der für unser modernes Gefühl
ein wenig befremdenden Zusammenwürfelung heterogen erscheinender
Wissenszweige dürfen wir uns in jenem Zeitalter nicht stoßen; auch
Kepler war in Graz Professor der Mathematik und Moral. Von
den Gymnasialprofessoren, denen diese Lehrstelle anvertraut war,
haben zwei in jener Zeit höheres Streben an den Tag gelegt.
Martin Beer (1617— 16Q2i hat für seine Schüler zwei Lehr-
bücher bearbeitet (Enchiridion geographiae veteris et novae, Nürnberg
1665; Breviarium geographicum, ebenda 1667), welche mit den
besten zeitgenössischen Unterrichtswerken recht wohl den Vergleich
aushalten können. Später veröffentlichte er (Nürnberg 1694) eine
deutsche Übersetzung von P. Du Vals „Geographia universalis",
die durch ihre Ausstattung mit recht guten Karten einen angenehmen
Eindruck machen mu(5. Ein Jahr vor seinem Tode ist Beer an-
scheinend von seinem Lehramte zurückgetreten, denn in dessen
Besitze finden wir seit 16Q1 den Theologen Johannes Wülfer (1651
bis 1724), der sich durch große Reisen zu seiner neuen Tätigkeit
würdig vorbereitet hatte. Daß er auch nicht in ausgetretenen
Pfaden zu wandeln beabsichtigt, darüber klärt uns vollständig seine
Antrittsrede (De majoribus Oceani insulis earumque origine, Nürn-
berg 1691) auf, die als ein erster Versuch, eine genetische Insel-
klassifikation durchzuführen, von dem Historiker der terrestrischen
Morphologie nicht unbeachtet gelassen werden darf.
Ein eigener Lehrstuhl für Geographie hat an der Universität
Altdorf ebensowenig, wie an den allermeisten älteren Hochschulen
bestanden, aber im Nebenamte haben von den dortigen Gelehrten
gar nicht wenige auch diese Seite menschlicher Forschungsarbeit
berücksichtigt, und wir haben Ursache, zu glauben, daß man da so
gut, wie irgendwo anders, geographisches Wissen sich anzueignen
in der Lage war. Ein Universitätsprogramm von 1638 gibt einen
festen Anhaltspunkt dafür, daß der Rechtslehrer Nikolaus Ritters-
hausen gelegentlich Vorlesungen über Erdkunde hielt. Ähnliches ist
von dem Mediziner Moritz Hoff mann (1621 — 1698) auszusagen,
einem der Vorläufer der wissenschaftlichen Pflanzengeographie. Seine
wesentlich das botanische Moment in den Vordergrund stellende
Monographie über den Moritzberg (Altdorf 1694) läßt bereits das
Streben, Vergleiche zu ziehen, deutlich hervortreten; der genannte
— 15 —
mittelfränkische Berg wird zu dem Monte Baldo, mit dem er ja auch
in stratigraphischer Hinsicht einigermaßen übereinstimmt, in Parallele
zu stellen gesucht, hn großen und ganzen erkannte das Zeit-
bewußtsein aber in unserer Wissenschaft einen Bestandteil der Mathe-
matik, und deren Professoren waren folgHch zunächst dazu berufen,
in ihren Vorträgen, die ja ohnehin einen recht bunten Inhalt hatten,
auch geographische Gegenstände mitzubehandeln.
Aus den Schriften mehrerer von ihnen erhellt denn auch, daß
sie sich dieser Verpflichtung nicht entzogen haben. Daniel Seh wenter
(1585 — 1636) hat uns ein ebenso eigentümliches wie inhaltreiches
Werk (Mathematisch-Philosophische Erquickstunden, Nürnberg 1636)
hinterlassen, welches auch für unsere Wissenschaft mancherlei enthält.
Einer seiner nächsten Nachfolger war Abdias Trew (15Q7— 1669),
freilich noch ein Anticoppernicaner, der die — von ihm für allzu-
groß erachtete — Umdrehungsgeschwindigkeit der Erdkugel nach
»Vaterunsern" maß, aber doch zugleich durch seine Begründung
einer Sternwarte und durch die auf dieser angestellten astronomischen
und meteorologischen Beobachtungen eine höhere geistige Streb-
samkeit an den Tag legte.
Nach Trew ward auf die mathematische Kathedra ein Mann
versetzt, der die große Mehrzahl seiner Zeitgenossen wissenschaftlich
überragte und großenteils das Verdienst für sich zu beanspruchen
berechtigt war, daß mehr und mehr wißbegierige junge Leute —
unter ihnen z. B. der bald nachher so berühmt gewordene Leibniz
— das entlegene Ältdorf aufsuchten. Johann Christoph Sturm (1635
bis 1703) bekleidet sein Amt vierunddreißig Jahre lang und ver-
lieh der Experimentalphysik das erste in größerem Stile gearbeitete
Handbuch, welches unsere Literatur kennt, das aber natürlich noch
in der üblichen Gelehrtensprache abgefaßt war („Collegium experi-
mentale curiosum", zwei Bände, Nürnberg 1676 — 1685). In ihm
glaubte A. v. Humboldt die ersten Grundzüge einer rationellen Meteo-
rologie nachweisen zu können. Daneben muß die Geophysik eines
offenen Sendschreibens Erwähnung tun, das 1682 von Sturm an alle Ge-
lehrten hinausgegeben wurde, um zur planmäßigen Anstellung syn-
chroner magnetischer Beobachtungen aufzufordern. Dieser Appell ver-
hallte nicht ganz nutzlos, wie denn namentlich Volckamer (s. o.) seine
Tätigkeit wesentlich nach den von Sturm aufgestellten Leitsätzen ein-
richtete, allein in der Hauptsache war eben doch die Zeit einer um-
fassenden Organisation noch nicht gekommen, und erst Humboldts
geschickter Initiative war die glückliche Durchführung einer Unter-
nehmung vorbehalten, die in einem weltverlorenen Landstädtchen un-
- 16 —
möglich ihren Zentralsitz finden konnte. Auch Johann Christophs Sohn
Leonhard Christoph (1669 — 1719) trat in des Vaters Fußtapfen und
schrieb u. a. einen geschätzten Abriß der mathematischen Geographie
(Frankfurt a. O. 1705).
Auch das nächstfolgende Jahrhundert ist nicht arm an tüchtigen
Persönlichkeiten, deren unsere Darstellung zu gedenken hat. Eine
solche ist der freilich noch halb dem XVll. Jahrhundert angehörende
Astronom Johann Philipp v. Wurzel bau (von Hause aus Wurtzel-
bauer), der viele Jahre eines langen Lebens (1651-1725) ganz den
Wissenschaften gelebt hat, nachdem er in noch ziemlich jungen Jahren
sich von seinem schwunghaft betriebenen kaufmännischen Geschäfte
zurückgezogen hatte. Durch ihn erhielt man die erste wirklich genaue
Bestimmung der geographischen Lage der Stadt, für
deren Breite ja auch schon Regiomontan einen recht gut stimmen-
den Wert ermittelt hatte. Die Schrift, welche dieses Problem
zum Gegenstande hat (Uranies Noricae basis astronömico - geo-
graphica, Nürnberg 1697, 1713) ist aber auch sonst für die
Geschichte der mathematischen Geographie nicht gleichgültig.
Gleichzeitig mit ihm lebte der aus Preußen eingewanderte Privat-
gelehrte Johann Leonhard Rost, von dem zwei sehr brauchbare
Kompendien herrühren (Astronomisches Handbuch, Nürnberg 1720;
der aufrichtige Astronomus, ebenda 1727). Die Sternkunde war
auch die Hauptstärke von Georg Friedrich v. Kordenbusch,
der, Mediziner von Beruf, längere Zeit die mathematische Professur
am Gymnasium bekleidete. Er ließ Rosts „Handbuch" neu auf-
legen und bereicherte es durch eine von Noten begleitete Über-
setzung jenes „Discours", in welchem Dom. Cassini in historischer
Entwicklung die Beziehungen zwischen den Fortschritten der Astro-
nomie und der Erweiterung des geographischen Gesichtskreises
treffend charakterisiert hatte. Ferner darf v. Kordenbusch' Vorgänger
Johann Gabriel Doppelmayr (1617 — 1750) nicht vergessen werden,
weil seine „Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathernaticis
und Künstlern" vom Jahre 1730 vielfach auch als eine Fundgrube
für die Geschichte der Erdkunde anzusehen ist. Endlich möchten
wir auch noch Theophil v. Murr (1733 — 1811) als den vielgelehrten
Literator namhaft machen, der sich sehr gründlich mit dem Andenken
Regiomontans und Behaims befasst und zumal die Forschung über
den letztgenannten recht eigentlich erst in Fluß gebracht hat.
Das XVIII. Jahrhundert hat aber in Nürnberg auch unter einem
ganz anderen Gesichtspunkte dauernde Reminiszenzen zurückgelassen,
denn hier, so kann man ungescheut behaupten, befindet sich die
— 17 —
Wiege der modernen deutschen Kartographie. Die Arbeiten von
S. Rüge und C. Sandler haben uns den Schlüssel zur Erschließung
der lange Zeit nicht recht deutlich überschaubaren Phase in der Aus-
bildung der Mappierungskunst geliefert. Als Johann Baptist Homan n
(1664 — 1724) im Jahre 1702 sich in Nürnberg niederließ, hatte er
viele Schwierigkeiten zu überwinden, aber es gelang ihm, ihrer aller
Herr zu werden, und in zwei Jahrzehnten beschenkte er nunmehr die
Welt mit einer Fülle von Kartenwerken, von denen ziemlich viele
wahre Originalleistungen waren. Als oberste Regel betrachtete er
scharfe Kritik seiner Vorlagen und unter diesem Zeichen hat er,
der auch die Technik verbesserte und u. a. die ersten, tiefer gehenden
Versuche mit der Gebirgsschraffierung machte, seine hohen Ziele
größtenteils erreicht. Sein Sohn Johann Christoph und sein Schwieger-
sohn Ebers p erger führten die Offizin erfolgreich fort, der letztere
gab, als sein Schwager gestorben und dafür sein Freund Franz
eingetreten war, der Firma den Namen »Homännische Erben".
Man zog auch neue Hilfskräfte herbei, so den Fürther Lowitz und
den Württemberger Tobias Mayer. Durch deren Zusammenwirken
entstand die leider nur kurzlebige Kosmographische Gesell-
schaft, die für Karten und Globen — Mayer schrieb 1748 über die
einen Teil des Arbeitsprogrammes bildenden Mondkugeln — eine neue
Aera herbeiführen sollte. Freilich war das Projekt ein zu hoch-
fliegendes; politische Hemmnisse und Franz' utopistische Pläne
stellten sich als Gefahren heraus, die nicht zu beseitigen waren, und
so löste sich die Gesellschaft nur zu bald wieder auf. Die drei
Freunde wurden als Professoren nach Göttingen berufen, und das
Homannsche Geschäft lenkte wieder mehr in die Bahnen des All-
tagslebens ein. Wenn aber Nürnberg seitdem für alle praktischen
Erwerbsformen, die sich in den Dienst der Erdkunde stellen, ein
Mittelpunkt geblieben ist, so wird man darin mit vollem Rechte
eine Nachwirkung der durch Homanns Auftreten gekennzeichneten
Epoche erblicken. Die Globenindustrie ist in Nürnberg, das wissen
wir, bodenständig und hat ihren Anfängen (s. o.) immer Ehre ge-
macht. Auch eine der besten Schriften über Globuskunde stammt
von hier, nämlich des Gymnasialprofessors Johann Wolfgang Müller
(1765 — ?) „Anweisung zum Gebrauche der künstlichen Himmels-
und Erdkugeln" (Nürnberg 1791, 1792, 1801).
Von den Altdorfer Professoren ist eine ganze Reihe unter den
Beförderern der Erdkunde zu nennen und zwar ist diese Seite ihres
Wirkens ganz unabhängig von dem offiziellen Lehrauftrage, den ihr
Bestallungsdekret festlegt. So dürfen wir wieder einen Mediziner
- 18 —
in diesem Zusammenhange angliedern. Johann Jakob Bai er (1677
bis 1735) hat in seiner „Oryctographia Norica" (Nürnberg 1708)
eine wirklich sehr schätzbare, zu den besten geologisch-mineralo-
gischen Werken des Zeitalters gehörende Darstellung der Schichtungs-
verhältnisse des reichsstädtischen Gebietes erbracht; auch die Tropf-
steingebilde der Höhlen finden die gebührende Würdigung. Die
Neuausgaben, welche sein Sohn Ferdinand Jakob (1707-1788) von
diesem Buche veranstaltete (1730, 1758), tragen dem Stande der fort-
schreitenden Forschung Rechnung. F. J. Baier war überhaupt ein
scharf beobachtender Naturforscher, der u. a. auch in einer viel ge-
lesenen Zeitschrift (Hamburgisches Magazin, 58. Stück) einen inter-
essanten Bericht über eine durch Franken und die Oberpfalz gemachte
naturwissenschaftliche Reise erstattete.
Wie die jMediziner, so haben auch die Historiker sich gerne in den
Dienst der nachbarlichen Wissenschaft gestellt. Durch C O. Schwarz
wurde in einer Universitätsschrift (1724) das Andenken der bayeri-
schen Mathematiker und Kartographen Peter und Philipp Apian vor
der Vergessenheit bewahrt. Mehr noch aber tritt in den Vorder-
grund Konrad Mannert (1756—1834), der nach Aufhebung der
Universität auch in Landshut und München die Geschichte lehrte und
sich nachmals als einer der ersten kritischen Bearbeiter der „Tabula
Peutingeriana" hervortat. In die Altdorfer Periode seines Lebens
fällt das Anfangsstudium seines bekanntesten Werkes ,/ Geographie
der Griechen und Römer, aus ihren Schriften dargestellt" (Nürnberg
17Q2 — 1825). Ist dasselbe, an dem späterhin der bekannte Ukert
tatkräftig mitarbeite, heute auch veraltet, so stellt es doch der Ge-
lehrsamkeit und dem geographischen Wissen des Autors wahrlich
kein verächtliches Zeugnis aus. Mit der Geographie alter und mitt-
lerer Zeit hatten es auch verschiedene Schriften und Atlanten von
Johann David Köler zu tun, der auch einen — anscheinend sehr
selten gewordenen — »Schul- und Reise- Atlas" der Öffentlichkeit
übergab.
An der Spitze indessen stehen jetzt, wie im vorvergangenen Jahr-
hundert, die Mathematiker. Von Johann Wilhelm Baier, dem älteren
Bruder des oben genannten Geognosten, haben wir ein ganz lesenswertes
Programm „De origine fontium (1709). Weit intensiver griff ein
Johann Heinrich Müller (1671—1731), dessen Namen mit vielen
unter seiner Leitung zustandegekommenem Dissertationen, zu denen
er nach herrschender akademischer Sitte selbst das beste beitragen
mußte, verbunden ist. Zumal den drei eine gewisse Selbständigkeit
der Auffassung dokumentierenden Doktorschriften über die Vulkane,
— 19 —
über eine etwaige Mondatmosphäre und über die schwimmenden
hisehi — die letztere Schrift rührte teilweise von einem gewissen
Münz her — möchten wir die Ehre besonderer Erwähnung zu teil
werden lassen. Beiläufig darf wohl auch bemerkt werden, daß des
Professors Müller Bruder Johann Christoph (1673—1721), gleichfalls
ein geborener Nürnberger, sich in österreichischem Militärdienste als
Ingenieur und Kartenzeichner große Anerkennung erworben und dem
Grafen Marsigli für seinen vortrefflichen „Danubius F^annonico-
Mysicus" (posthum, Haag 1726) seine Hilfe geliehen hat. J. H. Müllers
Nachfolger Michael Adelbulner (1702-1779) machte sich um die
gelehrte Welt durch die Herausgabe der Zeitschrift „Commercium
literarium ad astronomiae incrementum" verdient, an dem auch die
Geschichte der Geographie nicht gleichgültig vorübergehen darf.
Nach ihm kam Johann Tobias Mayer der jüngere, des uns schon
bekannten ausgezeichneten Vaters ebenfalls sehr tüchtiger Sohn, in
Altdorf arbeitete er zwei für unsere Skizze wichtige Werke aus,
(Gründlicher und ausführlicher Unterricht zur praktischen Geometrie,
vier Bände, Göttingen 1778—1783; Physikalisch-mathematische Ab-
handlung über das Ausmessen der Wärme in Anwendung auf die
Höhemessung vermittelst des Barometers, Nürnberg- Altdorf 1786).
Jenes Kompendium der Geodäsie war den Zeitgenossen vorzugs-
weise auch aus dem Grunde einer wertvolle Errungenschaft, weil
sein vierter Band die erste exakt-wissenschaftliche und systematisch
angelegte Kartenprojektionslehre enthält.
Der letzte Professor der mathematisch-physikalischen Lehr-
fächer in Altdorf war Johann Leonhard Spaeth (1759 — 1826); auch
er ist mit der Hochschule sozusagen nach Landshut und München
übergesiedelt. Man spricht wenig von ihm, weil die Hyperproduk-
tivität seiner späteren Lebensjahre ihn in der Achtung der Mitwelt
etwas herabgesetzt hat, und manche Schrift aus dieser Zeit kann auch
die Probe durchaus nicht vertragen. So insbesondere seine sonder-
bare kosmische Physik nicht (Über den natürlichen Magnetismus der
Erde, über Nordlichter, Sonnenflecken, Feuerkugeln, Sternschüsse und
Kometen, Nürnberg 1822). Aber aus den Altdorfer Jahren liegtauch
weit besseres vor, und gerade die Geographie dürfte von einigen
seiner früheren Schriften recht wohl Notiz nehmen. Zwei derselben
sind noch jetzt der Beachtung zu empfehlen (Programma, quo
novam methodum regiones saxosas geographice dimetiendi pro-
ponit . . . Nürnberg 1791; Berechnung des senkrechten Abstandes
der höchsten Stelle der Grundfläche von Augsburg von der Fläche
des Mittelländischen Meeres, gleicher Ort und gleiches Jahr).
2*
— 20 —
Das XIX. Jahrhundert gehört noch nicht der Geschichte an
und das beginnende XX. noch weniger. So brechen wir denn auch
mit dem Augenbhcke, da für Nürnberg ,eine grundstürzende poh-
tische Veränderung vor sich ging, unsere historische Skizze ab. Die
Reichsstadt wurde bayerisch; ihr Unterrichtswesen mußte sich auf
eine ganz neue Grundlage stellen; ihre Universität verschwand von
der Bildfläche. Gewiß, es ließe sich aus dieser jüngsten Vergangen-
heit manch Wissenwertes noch berichten. Man könnte erzählen von
den wackeren Leistungen der Serzschen kartographischen Anstalt;
man könnte hinweisen auf die ernsten Bemühungen des Handels-
schulrektors Hopf, ein System der Handelsgeographie aufzurichten;
vor allem müßte Freiherr Ernst v. Bibra mit Verehrung angeführt
werden, der durch seine Reisewerke ^über Südamerika und seine
chemische Prüfung des Meerwassers auf dessen Salzbestandteile der
geographischen Wissenschaft positiven Nutzen geschaffen hat. Allein,
wie gesagt — der Zukunft muß ein richtiger Einblick in das, was
wir Älteren noch teilweise selbst mit erlebt haben, vorbehalten
bleiben.
Nicht schließen möchten wir jedoch, ohne hervorgehoben zu
haben, daß wenn im Nürnberg von heute die geographischen Be-
strebungen zu ihrem vollen Rechte gelangen, der Natur historischen
Gesellschaft an erster Stelle hiefür der Dankestribut zu zollen ist
ihre Maßnahmen, vorab die Begründung einer eigenen geographi-
schen Sektion, lassen noch viel des Guten und Erfreulichen von
der Folgezeit erhoffen.
Wissenschaftliche Instrumente im Germanischen
Museum.
Von
Dr. Gustav von Bezold,
I. Direktor des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg.
!as Germanische Museum hat eine stattliche Sammlung
wissenschaftlicher Instrumente. Sie sollen hier kurz be-
sprochen werden, soweit sie mit der Ausstellung in Zu-
sammenhang stehen, die wir zum Deutschen Geographen-
tag zusammengebracht haben. Es kann dabei nicht meine Absicht
sein, die Instrumente ausführlich zu beschreiben und ihre Theorie
eingehend zu entwickeln, ich will nur darauf hinweisen, was wir
an Instrumenten besitzen.
I. Instrumente zur Landaufnahme.
Die Aufnahme einer Fläche im Gelände kann auf verschiedene
Weise geschehen. Die nächstliegende ist die direkte Messung der
Umfassungslinien und der Transversalen, durch welche sie in Drei-
ecke zerlegt wird. Zur Messung können Meßlatten, Meßketten oder
Meßräder verwendet werden; oder man begnügt sich mit dem Ab-
schreiten der Linien.
Meßlatten und Meßketten haben wir nicht, wohl aber ein
Meßrad. Es ist aus der Spätzeit des 18. oder dem Beginn des
IQ. Jahrhunderts von J. Search in London gemacht. Die Umdreh-
ungen des Rades werden auf ein Zeigerwerk mit zwei Zeigern über-
tragen. Das Zifferblatt hat fünf konzentrische Teilungen von außen
nach innen in folgender Reihenfolge aufgetragen. 1. 10 Chains
zu 100 Links, 2. 220 Yards, 3. 40 Poles. Diese Längen sind
— 22 —
gleich und werden durch den j:irol)en Zeiger angegeben. Die
beiden inneren Kreise sind in XII. Miles und Q6 Furlongs geteilt,
welche wiederum gleich sind und durch den kleinen Zeiger ange-
geben werden. Das Verhältnis der Umdrehungen ist also Q6: 1.
in früheren Zeiten begnügte man sich oft mit dem Abschreiten
oder Abreiten der Längen. Die Schritte werden durch Schrittzähler
gezählt, und die Länge des Doppelschritts gemessen und als konstant
angenommen. Beim Schrittzähler wird durch die Fußbewegung; ein
Zählwerk .in Gang gesetzt. Der Mechanismus ist sehr einfach:! ein
Hacken mit einer Feder greift in ein sägeförmig geschnittenes Zahn-
rad ein. Durch die Bewegung des Fußes wird er etwas aus seiner
Lage gezogen und nimmt das Rad mit, läßt die Spannung nach, so
fällt der Hacken in den nächsten Zahn des Rades. Das Rad setzt ein
Zeigerwerk in Bewegung, das gewöhnlich vier kleine Zifferblätter
enthält, deren Einheiten 1, 10, 100 und 1000 Doppelschritte sind. Die
Teilungen können auch konzentrisch angeordnet werden, wobei bei
zwei Zeigern nur zwei Einheiten angegeben werden. Wir haben
Schrittzähler von beiden Arten.
Die direkte Messung von Längen ist sehr umständlich, in
bewegtem Gelände schwierig, ja zuweilen gar nicht ausführbar und
gibt nur bei äußerst sorgfältiger Durchführung genaue Resultate-
Weit einfacher und zuverlässiger ist die Landaufnahme durch Triangu-
lierung, für welche nur die Präzisionsmessung einer Grundlinie [er-
forderlich ist, während die gesamte weitere Vermessung durch
Winkelmessung geschieht. Es sind also auch die Winkelmeßinstru-
mente die wichtigsten Hilfsmittel der niederen wie der höheren
Geodäsie.
Winkel können einfach nach ihrer Größe oder nach der Lage
ihrer Scheitel gegen eine bestimmte Richtung, im allgemeinen die
Südnordrichtung gemessen werden, zu deren Bestimmung die Mag-
netnadel verwendet wird. Schon früh sind die meisten Winkel-
meßinstrumente mit einer Bussole versehen, ja die Bussole kann
wenn sie ein Diopter trägt, unmittelbar zur Messung von Winkeln
gebraucht werden. Winkel werden, sofern sie nicht als Bestimmungs-
stücke von Dreiecken betrachtet werden, auf Kreisbogen gemessen,
deren Mittelpunkt mit dem Scheitel des Winkels zusammenfällt.
Neben der Teilung des Kreises in 360 Grade kommt auch die in
12 oder 24 Stunden vor.
Ein sehr einfaches Bussoleinstrument beschreibt Paul Pfinzing
in seiner Methodus geometrica, 1598. Ein Kompaß ist in ein recht-
eckiges Kästchen so eingesetzt, daß dessen Langseiten der Südnord-
— 23 —
linie der Bussole parallel sind. An der Seite des Kästchens ist eine
in einer senkrechten Ebene drehbahre Regel zum Visieren. Die
Winkelrnessungen geschehen alle aus freier Hand, die Längen werden
abgeschritten (Fig. 1). Pfinzings Traktat ist dadurch von Bedeutung,
Fig. 1. Landaufnahme mit der Feldbussole von Paul Pfinzing.
daß er einen genauen Einblick in die Methode der Landaufnahme
im 16. Jahrhundert gibt. Die Resultate sind nach unseren Anschau-
ungen nicht genau, doch aber weit genauer als wir im voraus an-
nehmen. Man sehe Pfinzings Aufnahme der Nürnberger Pfleg-
ämter, welche das K. Kreisarchiv in unsere Ausstellung gegeben hat.
Die Feldbussole blieb bis in die neuere Zeit in Gebrauch.
Wir besitzen eine von Quillet in Paris aus der zweiten Hälfte des
18. Jahrhunderts. Das Instrument kann mit einer Hülse mit Kugel-
gelenk auf ein Stativ gestellt werden. Es hat wie die alte Feld-
— 24 —
bussole Pfinzings oder die Planimetra des Levinus Hulsius den
Übelstand, daß die Visierlinie exzentrisch liegt. Dies ist bei einer
weiteren Feldbussole aus dem 18. Jahrhundert vermieden (Fig. 2). Bei
ihr sind an einem vertikalen
Halbkreis 2 Diopter ange-
bracht. Das eine in der Ebene
des Halbkreises dient zur
Messung von Höhenwinkeln,
das andere kreuzt die Dreh-
ungsaxe der Bussole. Dieses
Instrument ist ein Theodolit
einfachster Art. Ein weiteres
Instrument von Andreas Wolf
in München aus der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts
kann als Feldbussole und als
Hängekompaß für berg-
männische Zwecke benützt
werden.
Die Diopter an den Feld-
bussolen haben eine feste
Stellung zum Instrument, es
muß deshalb bei der Winkel-
messung das ganze Instru-
ment unter der Nordnadel gedreht werden und die verschiedenen
Ablesungen geben unmittelbar die Neigung der Visierlinien gegen
den Meridian, durch Subtraktion die Größe der Winkel an. Eine
Angabe der Deklination der Nordnadel findet sich auf unseren Feld-
bussolen nicht.
Die Bussoleninstrumente, bei welchen die Ablesung unmittelbar
durch Beobachtung des Standes der Bussole gemacht wird, haben schon
wegen ihrer kleinen Dimensionen nur eine geringe Genauigkeit. Die
Genauigkeit der Teilung nahm, solange man die modernen Hilfsmittel
nicht kannte, mit der Größe des Teilkreises zu; große Instrumente er-
möglichten also auch genaue Beobachtungen. Tycho Brahes Mauer-
quadranten mit fünf Ellen Radius waren in Grade, Minuten und
Sechstelminuten geteilt, so daß Winkel von 10" noch direkt abge-
lesen, solche von 5" noch geschätzt werden konnten. Es lag nahe,
Instrumente mit größerem Teilkreis als dem der Bussolen und mit
beweglicher Alhidade auch in der Feldmeßkunst zu verwenden.
Man nannte sie Scheibeninstrumente oder Graphometra. Da bei
Fi". 2. Feldbussole aus dem 18. Jahrhundert.
— 25 —
der Messung im Gelände sowohl spitze als stumpfe Winkel zu
messen sind, wurden statt der Quadranten Halbkreise oder Voll-
kreise geteilt und die Instrumente danach halbe oder ganze Scheiben-
instrumente genannt.
Die Scheibeninstrumente bestehen aus einem Teilkreis mit
einem dem Anfang der Teilung entsprechenden feststehenden und
einem drehbaren Diopter, dessen Sehaxe die Drehungsaxe schneidet.
Die Messung eines Winkels geschieht in der Weise, daß das Instru-
ment mit seinem Mittelpunkt im Scheitel des Winkels aufgestellt
wird. Das feststehende Diopter wird auf einen Winkelschenkel ein-
visiert und festgestellt, dann wird die Alhidade so lange gedreht, bis
sie die Richtung des anderen Schenkels hat. Nun kann die Größe
des Winkels auf dem Limbus unmittelbar abgelesen werden. Ist
das Instrument mit einer Bussole versehen, so läßt sich, da das fest-
stehende Diopter entweder parallel oder senkrecht zur Südnord-
richtung steht, auch die Himmelsrichtung der Visierlinien sofort be-
stimmen.
Das Bestreben der alten Instrumentenmacher, eine möglichst
vielseitige Verwendbarkeit ihrer Instrumente zu erzielen, führte da-
hin, daß auf dem Limbus oder auf der Fläche der Scheibe noch
andere Teilungen angebracht wurden. Zuweilen sind die Instru-
mente auch so eingerichtet, daß die Scheibe senkrecht gestellt
werden und zur Messung von vertikalen Winkeln verwendet werden
konnte. Die weitere Entwickelung bewirkte, daß außer dem hori-
zontalen auch ein vertikaler Teilkreis eingeführt wurde. Solche
Instrumente sind keine Scheibeninstrumente mehr, sondern im
Prinzip Theodolite, wenn auch von einfachster Form und Kon-
struktion.
Das Germanische Museum besitzt neun Scheibeninstrumente
teils mit Halbkreis, teils mit Vollkreis, aus dem 17. und 18. Jahr-
hundert und eines mit Fernrohr aus dem 19. Jahrhundert. Es ge-
nügt, wenn ich eines kurz bespreche. Es ist im 17. Jahrhundert von
Franciscus Fiebig gefertigt und ausgezeichnet durch die Schönheit
der Form und die Sorgfalt der Ausführung (Fig. 3). Auf dem mittleren
Kreis steht eine Bussole mit Gradteilung und Angabe der 32 Winde.
An den vier Enden der Hauptdurchmesser und an der Alhidade
sind Diopter angebracht. Der Limbus trägt drei Teilungen. Der
äußere Kreis ist in 360 Grade und jeder Grad in 6 Teile geteilt,
so daß eine direkte Ablesung auf 10 Bogenminuten möglich ist, bei
genauer Beobachtung kann man schätzungsweise auf 5 Minuten
kommen. Die Teilung ist von rechts nach links und von links nach
— 26 -
rechts numeriert. Die Anfänge beider Numerierungen stehen um 15"
voneinander ab, weil die Ablesung nicht in der Axe des Diopters,
sondern an den Kanten der Regel geschieht, welche um 7V2" von
der Visierlinie abstehen. Der innere Kreis ist in den vier Qua-
dranten mit einer Skala zu Höhenmessungen, einer Übertragung des
geometrischen Quadrats auf den Kreis versehen. Jeder Quadrant
Fig. 3. Scheibeninstriimeiit von Franciscus Fiebig.
ist in zweimal 100 gegen die Mitte abnehmende Teile geteilt, ent-
sprechend der umbra recta und umbra versa des geometrischen
Quadrats. Zwischen beiden Teilungen ist, auf die vier Quadranten
verteilt, die Größe der trigonometrischen Funktionen Sinus, Tan-
gente, Secante und Sagitta = Sinus versus in der Weise dargestellt, daß
man von jedem Bogen die Größe der ihm entsprechenden Funktion
ablesen kann. Hiebei ist der Radius gleich 1000 gesetzt. Das In-
strument ist zunächst zu Winkelmessungen bestimmt, kann aber auch
zur Berechnung von Höhen oder horizontalen Längen verwendet
werden.
— 27 —
Hiezu dienen entweder die trigonometrischen Funi<tionen oder das
geometrische Quadrat. Den trigonometrischen Funktionen ist es eigen,
daß einer gleichen Zunahme des Winkels nicht eine gleiche Zu-
nahme oder Abnahme der Funktionen entspricht, diese ändern sich
vielmehr progressiv. Ihre Übertragung auf eine Skala gibt daher
ungleiche Teile und ist selten ausgeführt worden. Um aber eine
gleichmäßig fortschreitende Skala zu gewinnen, aus der man durch
eine einfache Proportionsrechnung Längen oder Höhen ermitteln
Fg. 4. Messung mit dem geometrischen Quadrat.
kann, genügt es, ein rechtwinkliges Dreieck mit beweglicher Hypo-
tenuse zu konstruieren und die beiden Katheten nach gleichem Maß-
stab zu teilen. Auf einem solchen Instrument kann man dadurch,
daß man die Hypotenuse um den einen Endpunkt dreht, ein dem
zu messenden ähnliches Dreieck herstellen und erhält durch Messung
einer Kathete des aufzunehmenden Dreiecks die zum Ansatz einer
Proportionsrechnung nötigen Stücke (Fig. 4). Diesen Gedanken hat schon
Ptolemaeus der Konstruktion seines Triquetrum zu Grunde gelegt.
Die Skalen der umbra recta und umbra versa, d. i. der Katheten
des rechtwinkligen Dreiecks finden sich schon auf Astrolabien des
13. und 14. Jahrhunderts, ihre Bezeichnung als umbra weist auf
einen gnomonischen Ursprung des Instrumentes. Das geometrische
- 28 -
Quadrat ist eine quadratische Scheibe, auf welcher zwei zusammen-
stoßende Seiten in 12 oder in 100 gleiche Teile geteilt sind. Die
Teilungslinien gehen von der gegenüberliegenden Ecke aus, treffen
also unter verschiedenen Winkeln auf die geteilten Seiten, die beiden
anderen Seiten, welche mit ihrer ganzen Länge in Rechnung kom-
men, können ungeteilt bleiben. Zum Visieren muß eine Diopterregel
angebracht werden, die sich um den Eckpunkt dreht, von welchem
die Teilung der gegenüberliegenden Seiten ausgeht. Eine solche
Regel ist jedoch außer bei den Astrolabien nicht immer vorhanden,
ja sie dürfte überhaupt nicht zur ursprünglichen Einrichtung des
Instruments gedient haben, es sind vielmehr bei den meisten älteren
Instrumenten an einer der ungeteilten Seiten Diopter angebracht.
Diese Instrumente sind nur zur Messung von Höhen verwendbar.
Soll mit diesen Instrumenten gemessen werden, so wird das ganze
Quadrat so lange gedreht, bis die Seite mit dem Diopter in der
Richtung der Visierlinie steht. Die Neigung wird durch ein Pendel
angegeben, das in der der Teilung gegenüberliegenden Ecke aufge-
hängt ist. Die Seiten des Quadrats mit beweglicher Diopterregel
stehen horizontal und vertikal, die normale Stellung des Quadrats
mit festem Diopter ist über Eck, und es wird bei den Messungen
in positiver oder negativer Richtung aus dieser Stellung gedreht.
Eine einfache Überlegung zeigt, daß die Teilung der umbra recta
und umbra versa auf den Kreis übertragen werden kann. Schlägt
man vom Ausgangspunkt der Teilungslinien aus einen Viertelskreis,
welcher diese Linien durchschneidet, so wird dieser in eine der
Teilung der Seiten entsprechende Anzahl von Teilen geteilt, welche
von beiden Enden gegen die Diagonale zu kleiner werden.
Die Messung mit dem geometrischen Quadrat setzt voraus, daß
man eine Standlinie hat, auf welcher eine Visierlinie senkrecht steht.
Das ist nicht immer zu erreichen. Der Gedanke, Instrumente zu
konstruieren, welche der Messung ein beliebiges Dreieck zu Grunde
legen, lag nahe und wurde im 16. Jahrhundert ausgeführt. Man
nennt solche Instrumente Distanzmesser oder Tachometer. Die ein-
fachste Art besteht aus einer Regel, an deren Anfang ein Teilkreis
oder Halbkreis steht, um dessen Mittelpunkt sich eine zweite Regel
dreht, während ein zweiter Teilkreis mit drehbarer Regel an einem
Schlitten auf der festen Regel gleitet.
Das Meßverfahren besteht nun darin, daß mit den drei Regeln
ein Dreieck hergestellt wird, das dem im Gelände ähnlich ist (Fig. 5).
Um die Entfernung eines Punktes zu ermitteln, wird eine Standlinie
gemessen und der Abstand der Drehpunkte auf dem Instrument zur
29
Länge der Standlinie in ein einfaches Verhältnis gesetzt. Alsdann
wird es erst am einen und^dann am anderen Ende der Standlinie so
aufgestellt, daß die feste Regel deren Richtung hat, und vom rechten
Ende die rechte, vom linken Ende die linke drehbare Regel auf den
Punkt einvisiert und festgestellt. Die drei Regeln bilden nun ein
Dreieck, das dem im Gelände ähnlich ist und der Abstand des
Fig 5. Distanzmessung durch ähnliche Dreiecke.
Punktes von den Endpunkten der Standlinie kann entweder auf dem
Instrument direkt abgelesen oder durch eine einfache Proportions-
rechnung gefunden werden. Wir haben solche Instrumente von
Joachim Kreich in Weimar 1599 (Fig. 6) und von Leonhard Zübler.
Schon im 16. Jahrhundert wurden Spiegel zu Winkelmessungen
verwendet. Da wir Spiegelinstrumente aus alter Zeit nicht besitzen,
müssen sie hier übergangen werden.
Es ist möglich, gleich im Gelände eine verjüngte Zeichnung
beliebiger Flächen aufzunehmen. Das Instrument für diese Auf-
nahmen ist der Meßtisch. Er soll im späteren lö. Jahrhundert von
Johannes Praetorius erfunden sein. Kann man von einer beliebigen
Fläche im Gelände eine Seite messen, so stellt man über dem einen Ende
— 30 —
ein horizontales Zeichenbrett auf, das mittels einer Bussole orientiert
ist. Zieht man nun von dem über dem Ende der Grundlinie ge-
legenen Punkte auf dem Zeichnungsblatt die Sehstrahlen nach den
Eckpunkten der Fläche, trägt man auf dem der Grundlinie ent-
sprechenden Strahl deren Länge in der beabsichtigten Verjüngung
auf und stellt nun den orientierten Meßtisch an dem anderen Ende
der„ Grundlinie auf, so kann hier das gleiche Verfahren wiederholt
werden. Die Schnittpunkte der nach den einzelnen Ecken gezogenen
Fig. 6. Distanzmesser von Joachim Kreich.
Sehstrahlen liegen so, daß ihre Verbindung das verjüngte Bild der
Fläche ergibt (Fig. 7). Wir haben nur einen vollständigen Meßtisch von
Brander und Göschel in Augsburg. Ein interessantes Instrument von
Andreas Albrecht 1625, das als Kombination der Feldbussole mit
dem Meßtisch angesehen werden kann, gestattet nur die graphische
Aufnahme von Winkeln, nicht die von Flächen.
II. Instrumente zur geographischen Ortsbestimmung durch Beobachtung
der Himmelskörper,
Die Instrumente, welche hier zu betrachten^sind, können eben-
sowohl dazu benutzt werden, aus dem bekannten Ort eines Sternes
die geographische Lage des Beobachtungspunktes zu bestimmen, als
- 31 —
von einer nach ihrer Länge und Breite bestimmten Station aus den
Ort eines Sternes festzustellen. Es kommen also hier alle alten astro-
nomischen Instrumente in Betracht. Unsere Sammlung ist daran nicht
reich, besitzt aber schöne Instrumente von Johannes Praetorius.
Die astronomischen Beobachtungen können auf drei ver-
schiedene Grundflächen bezogen werden, auf den Horizont des
Beobachters, auf die Ebene der Ekliptik und auf die Ebene des
s^^^s..
Fio-. /. Aufnalime mit dem Meßtisch.
Äquators. Nur bei der ersten Art der Beobachtung kann in unseren
Breiten das Instrument in die Grundebene selbst verlegt werden, bei
den beiden anderen geht die Beobachtung von einer der Ekliptik
oder dem Äquator parallelen Ebene aus.
Für den naiven Beobachter ist der eigene Horizont die natür-
liche Grundlage der astronomischen Ortsbestimmungen. Auf dieser
Grundlage waren die ältesten astronomischen Instrumente aufgebaut,
auf ihr stehen noch heute die Theodolite und Universalinstrumente,
welche zu geographischen Ortsbestimmungen dienen. In der frühesten
Zeit werden die Winkel durch Dreiecke bestimmt, die direkte
Winkelmessung tritt erst später ein, war aber schon im Altertum
bekannt.
— 32 —
Das einfachste und älteste Instrument war der ünomon, ein
vertikaler Stab oder eine Säule, welche ihren Schatten auf eine
horizontale Ebene warf. Der kürzeste Schatten ergab den wahren
Mittag des Ortes und die Richtung des Meridians, das Maximum
und Minimum der Sonnenhöhe die Solstitien, die halbe Summe von
Maximum und Minimum die Äquatorhöhe, ihre halbe Differenz die
Lage der Ekliptik. Onomone sind feststehende Instrumente, man
sieht sie in sehr veränderter Gestalt noch heute in einigen italienischen
Kirchen. Im 16. Jahrhundert wurde das Prinzip des Onomon zuweilen
auf bewegliche Sonnenuhren angewandt. Der Gnomon, als Instru-
ment, das mit dem Schatten operiert, konnte zu Beobachtungen des
Standes der Sonne und etwa noch des Mondes, nicht aber zu Stern-
beobachtungen gebraucht werden. Ein anderes Instrument, das gleich-
falls vom Horizont des Beobachters und vom rechtwinkligen Drei-
eck ausgeht, ist das geometrische Quadrat, das schon bei den In-
strumenten zur Landaufnahme besprochen ist. Es findet sich oft
auf der Rückseite von Astrolabien und an den Rändern von Qua-
dranten, ist aber im Grunde zur Bestimmung von Sternhöhen wenig
geeignet. Für alle Bestimmungen von Sternörtern ist die Winkel-
messung das bessere und genauere Verfahren. Geht der Beobachter
dabei von seinem Horizont aus, so wird der senkrechte Winkel oder
Bogen (Höhenkreis), der dem Abstand des Sternes vom Horizont ent-
spricht, als Höhe des Sterns, der Winkel des Höhenkreises gegen den
Meridian als dessen Azimut bezeichnet. Werden die Messungen von der
Ebene des Himmelsäquators aus vorgenommen, so heißt der Bogen
zwischen der Ebene des Äquators und dem Stern Deklination und
der Winkel des Deklinationskreises mit dem Meridian Stunden winkel;
der Abstand des Deklinationskreises von dem Frühlingspunkt, d. i.
dem Schnittpunkt des Äquators mit der Ekliptik wird als die
Rektaszension des Sterns bezeichnet. Geht man endlich von der
Ebene der Ekliptik aus, so wird der Abstand von dieser auf einen
Kreis gemessen, der durch die Pole der Ekliptik geht. Der Bogen
zwischen der Ekliptik und dem Stern heißt dessen Breite, der Abstand
des Breitenkreises vom Frühlingspunkt seine Länge. Diese beiden
Koordinaten sind für die Fixsterne konstant.
Zur Bestimmung der Horizontalkoordinaten haben wir heute
in den Theodoliten und Universalinstrumenten Hilfsmittel, welche
eine große Genauigkeit der Einstellung ermöglichen. Da sie ohne
Mühe an jedem Ort aufgestellt werden können, sind sie unentbehr-
liche Werkzeuge für Forschungsreisende geworden. Der Grund-
gedanke dieser Instrumente, die Kombination des Horizontalkreises
— 33 —
mit dem Vertikalkreis, ist alt und war wohl schon den Arabern
bekannt. Tycho Brahe hat ihn bei seinen Quadranten angewandt
Wir haben einen drehbaren Azimutalquadranten. Er hat einen
Radius von 62,5 cm und gestattet eine direkte Ablesung von 2 Minuten.
Aber trotz seiner kleinen Abmessungen ist er nicht als ein trag-
bares Instrument zu betrachten. Ein solches, das als Scheibeninstru-
ment mit aufgesetztem Vertikalkreis zu betrachten ist, habe ich oben
erwähnt, es ist ein Theodolit ohne Fernrohr. Es ist aus dem 18. Jahr-
hundert. Die Erfindung hat Leonhard Digges um 1570 gemacht,
er hat dem Instrument auch den Namen Theodolit gegeben. Die
großen, feststehenden oder wenigstens fest aufgestellten Quadranten
und Oktanten, welche weniger geographischen, als astronomischen
Zwecken dienten und bis ins 18. Jahrhundert in Gebrauch waren,
sollen^ hier nicht näher besprochen werden. Wir haben drei
Quadranten und zwei Sextanten.
Dagegen müssen die Armillarsphären und die aus ihnen ab-
geleiteten Instrumente erwähnt werden.
Die Armillarsphäre war schon im Altertum bekannt, die
Astronomen der alexandrinischen Schule haben sie angewandt. Regio-
montanus hat sie nach den Angaben des Ptolemaeus rekonstruiert,
wesentlich vervollkommnet hat sie Tycho Brahe. Die Armillarsphäre.
ist ein System von konzentrischen Ringen (Kreisen), welche in ver-
schiedenen Ebenen liegen und gegeneinander gedreht werden können.
Die Drehungsaxe ist entweder der Weltaxe oder der Axe der Ekliptik
parallel und man nennt danach die Instrumente äquatoriale oder
ekliptikale (zodiakale) Armillarsphären. Die Beobachtung geht vom
Mittelpunkte des Systems aus, da sie aber hier nicht angestellt
werden können, so muß beobachtet werden, daß die Visierlinien
durch den Mittelpunkt gehen.
Das Gestell, auf welchem das Instrument ruht, trägt einen
vertikalen Kreis, der dem Meridian entspricht und bei der Beobach-
tung in die Meridianebene gebracht werden muß. Die Teilung der
vier Quadranten geht vom Aequator nach den Polen. Durch die
Pole geht die Axe, um welche sich das System dreht. Ihre
Neigung gegen den Horizont wird durch ein Lot bestimmt, das
in dem der Breite des Pols entsprechenden Punkte des Meridians
(Zenit) aufgehängt ist. Sie hat in der Mitte ein Visier. Die Axe trägt
einen ungeteilten Ring, auf welchem senkrecht der Äquator be-
festigt ist. Ist der Äquator nicht drehbar, so ist er unmittelbar am
Meridian befestigt. Er hat Grad- und Stundenteilung und zwei
Diopter. Auf der Axe ist auch der Deklinationskreis angebracht,
3
- 34 —
dessen Ebene auf der des Aequators senkrecht steht; auch er hat
zwei Diopter. Die Teilung der Quadranten geht vom Aequator aus.
Bei der Beobachtung wird der DekHnationskreis nach dem Stern
gerichtet und durch die Diopter einvisiert. Die Stellung der Diopter
ergibt die Deklination, der Bogen zwischen dem Deklinationskreis
und der Südseite des Meridians den Stundenwinkel. Die Rektas-
zension kann nur durch Vergleichung mit der bekannten Rektaszension
eines anderen Sterns gefunden werden.
Die Konstruktion der ekliptikalen Armillarsphäre ist ganz ähn-
lich, doch ist hier eine weitere Axe vorhanden. Der Meridian trägt
mittels zweier der Richtung der Weltaxe entsprechenden Zapfen
einen drehbaren Ring, in welchem gegen die erste um 23 V»" ge-
neigt die Axe der Ekliptik ruht, auf der gleichen Axe steht der Breiten-
kreis, während der in der Ebene der Ekliptik parallele Längenkreis
von dem drehbaren Ring getragen wird.
Wir haben nur eine kleine, in freier Hand zu haltende Armil-
larsphäre.
Von den zu Beobachtungen am Himmel bestimmten Armillar-
sphären unterscheiden sich die Instrumente, welche nur die gegen-
seitige Lage der verschiedenen Kreise am Himmel veranschaulichen.
Wir haben deren mehrere; eine derselben, welche von der Bronze-
figur des Atlas getragen wird (16./17. Jahrhundert) ist dekorativ
sehr wirksam. Interessant ist ein Holzmodell, das die verschiedenen
Systeme kombiniert.
Selbstverständlich finden wir die Kreise auch auf den Himmels-
globen, an welchen unsere Sammlung ziemlich reich ist. Ich er-
wähne den großen Globus von Stöffler, der nach seiner Inschrift
1493 angefertigt ist. Die schönen Malereien weisen freilich auf eine
etwas spätere Zeit. Ein hervorragendes Prachtstück ist der Himmels-
globus von Praetorius vom Jahre 1566. Er ist aus Messing gefertigt,
reich graviert und vergoldet. Kurz erwähnt seien zwei weitere,
welche von Atlanten getragen werden, der eine, eine französische
Arbeit, ist aus dem ^17. Jahrhundert, der andere von Michael Caucigh
S. J. entworfen und von J. Becker graviert, ist vom Jahre 1726.
Kehren wir nach dieser Abschweifung zu den Beobachtungs-
instrumenten zurück. Die Kreise der Armillarsphäre sind konzentrisch
angeordnet. Dies ist jedoch nicht nötig, es genügt, wenn die Ebenen,
auf welchen die Kreise verzeichnet sind, in die richtige Lage gegen
den Himmel gebracht werden können. Ein solches Instrument ist
das Torquetum. Es wird gewöhnlich dem Apian zugeschrieben,
doch soll seine Erfindung von Regiomontanus gemacht sein. Wir
— 35 —
haben ein außerordentlich prächtig ausgestattetes Torquetum (Fig,8) von
Praetorius. Es hat eine quadratische Basis, welche horizontal gestellt
und mit einer Bussole orientiert wird. An ihrer Nordseite ist dreh-
bar die Aequatorebene befestigt, welche durch zwei Bogen in der
Aequatorhöhe des Beobachtungsortes festgestellt werden kann. Auf
dieser Ebene ist ein Kreis mit Stunden- und Gradteilung eingraviert.
Fig. 8. Torquetum von Johannes Praetorius.
Parallel zu ihr dreht sich konzentrisch eine kreisförmige Scheibe mit
Zodiakalteilung. Auf ihr ruht in fester Neigung von 2372" ein
gleichgroßer Kreis, die Ekliptik mit Zodiakal- und Monatsteilung.
Um den Mittelpunkt dreht sich eine Diopterregel, senkrecht auf ihr
steht der Breitenkreis, der sich mit ihr dreht. Er hat Gradteilung.
Auch er ist mit einer Diopterregel versehen. An der Spitze der
Diopter ist ein Halbkreis mit einem Lot angebracht, das die Neigung
der Regel gegen den Zenith angibt. Alle Flächen sind mit bild-
lichen Darstellungen geschmückt. Die Beobachtung wird ähnlich
ausgeführt wie mit der Armillarsphäre. Das Torquetum kann nur
— se-
in kleinem Maßstab ausgefülirt werden, weil es bei großer Aequator-
höhe leicht das Übergewicht bekommt und umkippt; es gewährt
keine große Genauigkeit.
Ein sehr altes Instrument zur Bestimmung der Höhe der Sonne
oder der Sterne ist das von Hipparch erfundene Astrolabium. Es
gestattet außer der Höhenmessung auch Zeitbestimmungen. Das
Astrolabium ist eine kreisförmige Scheibe, welche auf beiden Seiten
verschiedenartige Teilungen trägt. Auf der Vorderseite ist der Limbus
gewöhnlich im äußeren Kreis in Stunden, im inneren in Grade ge-
teilt. Die Kreisfläche innerhalb des Limbus zeigt die Himmelskreise
in stcreographischer Projektion, entsprechend der Polhöhe, für welche
die Scheibe bestimmt ist. Gewöhnlich ist der Limbus erhaben, so
daß in den inneren Teil mehrere aufeinander liegende Planscheiben
eingelegt werden können, deren Zeichnung verschiedenen Polhöhen
entspricht. Im Mittelpunkt des Kreises ist der Pol, um ihn konzen-
trisch die Wendekreise und der Aequator. Auf der durch den Pol
gehenden Vertikalen liegt oben der Zenith, um welchen in stereo-
graphischer Projektion die Kreise gleicher Höhe (Almukantharate)
gezogen sind und von dem die Vertikalkreise ausgehen. Sein Ab-
stand vom Pol entspricht der Polhöhe. Unterhalb des Poles im
Schnittpunkt der Vertikalen mit dem Horizont liegt der Pol der
Ekliptik, um. den sich die zugehörigen Linien gruppieren. Über dem
Planisphärium liegt, um den Pol drehbar, eine durchbrochene
Scheibe, das Rete. Sie enthält zunächst die Ekliptik, einen Kreis
dessen Mittelpunkt, bei der Anfangsstellung mit dem Pol der Ekliptik
auf dem Planisphärium zusammenfällt und dessen Radius gleich dem
Abstände des Pols der Ekliptik vom Wendekreis des Steinbocks auf
dem Planisphärium ist. Sie ist zodiakal mit Angabe der einzelnen
Grade geteilt. Ferner sind auf dem Rete die größeren Sterne an-
gegeben, wie auf einer Sternkarte. Um den Pol dreht sich dann
noch eine bewegliche Regel.
Die Rückseite trägt verschiedene konzentrische Kreise. Der
äußerste hat Gradteilung, die von der Horizontalen aus durch die
einzelnen Quadranten geht. Es folgt die Zodiakalteilung nach Stern-
bildern und Graden und endlich die Monatsteilung mit Angabe der
Tage. Auf der inneren Fläche findet sich gewöhnlich ein geome-
metrisches Quadrat und eine vertikale Sonnenuhr. Um den Mittel-
punkt dreht sich ein Diopter.
Die Sonnenhöhe wird am Gradbogen direkt nach der Stellung
der Diopterregel abgelesen, die Sonnenlänge ergibt sich dadurch,
daß man die Regel auf den Tag einstellt und dann im Zodiakus
— 37
Fig. 9. Astrolabium von Johannes Praetorius.
- 38 -
abliest. Nun läßt sich das Instrument auch zur Bestimmung der
Stunde gebrauchen und zwar in folgender Weise. Man sucht auf
der Ekliptik des Rete den für die Sonnenlänge gefundenen Punkt
und unter den Almukantharaten den der Höhe entsprechenden.
Dreht man nun das Rete so lange, bis der der Länge entsprechende
Punkt der Ekliptik den Almukantharat trifft und führt die Regel
durch diesen Punkt, so gibt sie auf dem Stunden kreis die Tages-
zeit der Beobachtung an.
Auch Höhenmessungen können mit dem Astrolabium ausgeführt
werden. Wir haben zahlreiche Astrolabien, zum Teil aus sehr früher
Zeit. Eines wird als Arbeit Regiomontans bezeichnet. Das schönste
ist von Praetorius (Fig. 9).
Ganz kurz sei hier noch auf den Quadranten von Praetorius
aus dem Jahre 1571 hingewiesen. Es ist eine quadratische Scheibe
von 528 mm Seitenlänge, welche an einem Gestell so befestigt ist,
daß sie sich in einer vertikalen Ebene drehen läßt. Innerhalb der
Ränder ist von der oberen Ecke als Mittelpunkt ein Quadrant ge-
schlagen, der die beiden seitlichen Ecken verbindet. Er hat in vier
Limben eine Teilung von 5 zu 5 Grad, welche links beginnend bis
90** geht, dann rückläufig die Ziffern für den zweiten, rechtsläufig
die für den dritten und rückläufig die für den vierten Quadranten
enthält. Der erste Quadrant ist ferner in Grade und jeder Grad in
6 Teile zu 10 Minuten geteilt. Konzentrisch zu ihm sind auf der
Fläche die Wendekreise, dann vom linken Ende des Aequators aus
zu den Wendekreisen laufend die Ekliptik in zwei Armen und vom
rechten Ende des Aequators aus die den Aequatorhöhen von 40 bis
66** entsprechenden Horizonte. Diese Linien werden durch die
Stundenlinien durchschnitten. An den Rändern sind oben links die
Deklinationen angegeben, die rechte Seite ist in 60 gleiche Teile
geteilt, welche als Chorda recta und Chorda versa bezeichnet sind,
auf den unteren Seiten sind die Skalen der umbra recta und umbra
versa angegeben. Die rechte obere Seite trägt ein festes Diopter. Im
Mittelpunkt des Quadranten (obere Ecke) ist ein Lot angebracht (Fig.lO).
Die Beobachtung mit dem Instrument ergibt die Höhe der
Sonne oder der Sterne, das Instrument ermöglicht ferner die Be-
stimmung der Deklination. Es ist mir aber nicht gelungen, den
Übergang von der Höhe auf die Deklination zu finden.
Da die geographische Darstellung in dieser Schrift für sich
behandelt wird, sei hier nur darauf hingewiesen, daß wir eine statt-
liche Reihe interessanter Globen vom 15. bis ins 19. Jahrhundert
besitzen. Die- geschichtlich interessantesten sind der Globus des
— 39
Martin Behaim von 1492, der des Johann Schöner von 1520 und der
des Praetorius von 1566, dessen Bedeutung vielleicht mehr auf der
künstlerischen, als auf der wissenschaftlichen Seite liegt, der aber
Fig. 10. Quadrant von Johannes Praetorius.
doch als ein Werk des 16. Jahrhunderts auch für die Geschichte der
Erdkunde von Wert ist.
Zum Schluß sei noch auf unsere reichhaltige Sammlung von
Sonnenuhren hingewiesen. Sehen wir alte Instrumente an, so ge-
— 40 —
wiiinen wir den Eindruck, daß die alten Mathematiker eine wahre
Leidenschaft gehabt haben müssen, die Tageszeit auf gnomonischen
Wege zu bestimmen. Es ist kein Zweifel, daß die kleinen
auf eine bestimmte Polhöhe eingerichteten Instrumente mit horizon-
talem und vertikalem Zifferblatt vielfach in praktischem Gebrauch
waren, solange die Räderuhren selten und ungenau waren; aber
als wissenschaftliches Spielzeug blieben sie bis in die erste Hälfte
des 19. Jahrhunderts beliebt. Ja sie sind da, wo die astronomischen
Hilfsmittel zu genauer Zeitbestimmung fehlen, noch heute von Wert.
Die Erfindung der kleinen Sonnenuhren, welche mit der Magnetnadel
orientiert werden, wird Gerbert von Reims (um das Jahr 1000) zu-
geschrieben; feste Sonnenuhren waren schon im Altertum bekannt.
Da sich die Erde in vierundzwanzig Stunden einmal mit
gleichbleibender Winkelgeschwindigkeit um ihre Axe dreht, lehrt eine
einfache Überlegung, daß eine zur Erdaxe parallele Linie auf eine
zum Aequator parallele Ebene einen gleichmäßig fortschreitenden
Schatten wirft, der auch in vierundzwanzig Stunden eine volle Um-
drehung von dem Schnittpunkt beider ausführt. Dies ist die einfachste
Gestalt der Sonnenuhr. Man nennt die zum Aequator parallele
Fläche das Aequinoctialeund das Instrument eine aequinoctiale Sonnen-
uhr. Auf dem Aequinoctiale nimmt jede Stunde einen Bogen von
15 '' ein. Die Neigung des Instruments gegen den Horizont ist
für jede: Polhöhe verschieden, die Instrumente sind deshalb ge-
wöhnlich so eingerichtet, daß das Aequinoctiale gedreht und seine
Neigung durch einen Gradbogen bestimmt werden kann. Wir haben
aequinoctiale Sonnenuhren verschiedener Konstruktion. Weit ver-
breiteter als die aequinoctialen Sonnenuhren waren die mit horizon-
talen und vertikalen Flächen. Solange hiebei der Zeiger der Welt-
axe parallel bleibt, ist die Konstruktion der Stundenlinien eine ein-
fache Aufgabe der Projektionslehre. Der Unterschied der Sonnen-
höhe in den verschiedenen Jahreszeiten ist ausgeschaltet und
man kann von der Teilung der Aequinoktiale aus' unmittelbar
auf die der Flächen kommen, selbst wenn sie nicht orientiert oder
nicht einmal vertikal sind. Auch die Verzeichnung der Stunden-
linien auf gekrümmten Flächen bietet keine Schwierigkeiten. Sowie
aber der Zeiger nicht mehr parallel zur Weltaxe ist, wird die Ver-
zeichnung der Stundenlinien komplizierter. Die Erörterung dieser Kon-
struktion würde über den Rahmen dieser Mitteilung hinausführen.
Rus dem Leben des ]ohann Schöner^
ersten Professors für Mathematik und Geographie in Nürnberg.
Von
Dr. Emil Reicke,
Kustos an der Stadtbibliothek und am städtischen Archiv in Nürnberg.
em heute lebenden Geographen, wenn er nicht gerade auf
Entdeckerfahrten, oft am Leben bedroht von argwöhnischen
Völkern, der sengenden Tropensonne oder den eisigen
Stürmen der Pole trotzen mufi, steht der Weg zur wissen-
schaftlichen Arbeit im allgemeinen als ein offener und geebneter vor
Augen. Ein ganzes Heer von Instrumentenmachern, Geometern, Karto-
graphen, Lithographen, Stechern, Setzern, Druckern usw. sorgt dafür,
daß ihm die rein praktischen, äußerlichen Hilfsmittel seiner Studien,
das Buch und die Karte, in möglichster Vollkommenheit zur Verfügung
gestellt werden. Und in Staatsstellen der verschiedensten Art, soviel in
dieser Beziehung auch noch zu wünschen bleibt, findet er verhältnis-
mäßig leicht die Grundlage einer gesicherten Existenz, die es ihm er-
möglicht, viele Stunden des Tags, ja wohl ganze Tage lang ungestört
und mit reiner Freude seiner Wissenschaft zu leben. Nur schwer
macht man sich heute eine Vorstellung davon, mit welchen Mühen
und Verdrießlichkeiten, mit welchen äußeren Schwierigkeiten aller
Art unsere Vorfahren so oft in ihren Studien zu kämpfen hatten.
Wie es damit speziell auf fränkischer Erde vor etwa vierhundert
Jahren bestellt war, dafür bieten die noch so gut wie unbekannten
Briefe des Mathematikers und Geographen Johannes Schöner an
seinen Freund und Beschützer, den berühmten Humanisten und
— 42 —
Patrizier Wilibald Pirckheimer (1470—1530) in Nürnberg ein in
mancher Hinsicht typisches Beisj3iel.
Den handschriftHchen Nachlaß Pirci<heimers verwahrt außer
einigen wenigen Stücken, die früher anderswohin, so namenthch
nach London, gekommen sind, die Stadtbibiiothek in Nürnberg^).
Darin befinden sich unter Nr. 4Q9 die erwähnten Briefe, IQ an der
Zahl. Sie sind in deutscher Sprache geschrieben, im allgemeinen
gut leserlich, meist mit Siegel und — was bei so vielen Briefen
nicht nur jener Tage beklagenswerterweise fehlt — durchweg mit
Datum versehen. Es zeigt sich wohl darin der die Zeitumstände
gewissenhaft beachtende Astronom. Die Briefe beschränken sich
auf den Zeitraum vom 31. Januar 1524 bis zum 12. Juli 1526. Daß
andere vorausgegangen sind und zwar schon bis in die Zeit vor 1517
zurück, wissen wir bestimmt aus dem Briefwechsel des Bamberger
Kanonikus Lorenz Beheim mit Pirckheimer. Leider sind uns diese
Briefe nicht erhalten geblieben. Nachgefolgt dürften wohl keine
mehr sein, da Schöner bereits 1526 — das genaue Datum ist nicht
bekannt, es war aber jedenfalls nach dem 12. Juli — als Lehrer der
Mathematik an das unter den Auspizien Melanchthons neugegründete
Gymnasium in Nürnberg kam^).
Johann Schöner^) war für seine Zeit hervorragend als Mathe-
matiker, Astronom und, was damals unzertrennlich damit verbunden
war, Astrolog, namentlich aber als Geograph. Als solcher ist er
von wissenschaftlicher Bedeutung geworden, insbesondere durch die
Herstellung von Erdgloben, von denen einer, ein sehr großer, der
1520 mit Hilfe seines Gönners Johann Seyler, eines angesehenen
Bamberger Bürgers, verfertigt wurde, im Besitze der Stadt Nürnberg
^) Verfasser bereitet daraus die Korrespondenz Pirckheimers — im Auftrag
der historischen Kommission bei der K. B. Al<ademie der Wissenschaften — zur
Herausgabe vor.
^) Einige wenige Nachrichten aus diesen Briefen gab Georg Theodor Strobel
in seinen vermischten Beiträgen zur Geschichte der Literatur, Altdorf, 1774, S. 96f.
Auf ihn stützt sich Nopitsch in seiner Fortsetzung zu Will's Niirnbergischem
Gelehrtenlexikon. Sonst hat von den Briefen meines Wissens niemand Gebrauch
gemacht.
^) So schreiben wir ihn wohl am besten, in Übereinstimmung mit S.Günther.
Allerdings unterzeichnet er sich in seinen Briefen an Pirckheimer nur vier mal so,
die übrigen 15 mal als Schoner. Letztere Form geht aber wohl auf das
latinisierte Schonerus zurück. Auch in dem deutsch gedruckten Büchlein „vieler
bewerter ertzney" nennt er sich Schöner. Aufschluß über seine Bedeutung gibt
Günther in seinem Artikel in der Allgemeinen Deutschen Biographie, Bd 32
S. 295—297.
— 43 —
ist. Ehedem in der Stadtbibliothek aufgestellt, befindet er sich jetzt
in der Verwahrung des Germanischen Museums, zu dessen vor-
nehmsten Schätzen er gehört. Halb und halb als Kommentar zu
diesen Erdkugeln möchte man eine 1515 erschienene Erdbeschreibung
Schöners auffassen in der namentlich der kurze Abschnitt über
Amerika unser Interesse beansprucht. Auch Himmelsgloben ver-
fertigte Schöner. Diese „Kugeln", sowie seine Beschreibungen ver-
schiedener astronomischer Instrumente, die er mit beweglichen
Figuren herausgab, scheinen viel begehrt worden zu sein. Machte
er sich dadurch um die Verbreitung der Wissenschaft in weiteren
Kreisen wohlverdient, so erreichte er dies noch mehr durch seine
vielgerühmte zwanzigjährige Lehrtätigkeit an dem Nürnberger
Gymnasium. Der Astrologie war er sehr ergeben, auf astrologische
und unter dem Einfluß dieses Aberglaubens stehende medizinische
Bücher verwendete er viel Zeit, leider eine für uns größtenteils ver-
lorene. Größer ist sein Anspruch auf wissenschaftliche Beachtung
als des Herausgebers einer Reihe hinterlassener Werke des Regio-
montan und auch das soll ihm nicht vergessen sein, daß er
die Drucklegung von des Kopernikus grundlegendem Werke „de
revolutionibus orbium coelestium" in Nürnberg beaufsichtigen half.
Wie weit er selbst zuletzt ein Anhänger des neuen Weltsystems
gewesen ist, läßt sich nicht feststellen. Früher war er jedenfalls
ein erklärter Gegner dieser Ansicht und spottete über die wenigen
alten Verfechter derselben, die die Erde „wie an einem Bratenwender"
sich umdrehen ließen, damit sie von der Sonne „gebraten werden
könnte *).
Schöners nähere Lebensumstände sind noch recht unbekannt.
Geboren wurde er am 16. Januar 1477 zu Karlsstadt in Unterfranken
am Main. Aus einem Widmungsbriefe vom Jahre 1515, den Schöner
an den Magister Daniel Schmidt, ersten Geistlichen, wie er ihn
nennt (was übrigens kaum zutreffen dürfte), der Frauenkirche in Nürn-
berg gerichtet hat, worin er diesen seinen verehrungswürdigsten
Lehrer nennt, hat man schließen wollen, daß Schöner seine gelehrte
Bildung bei diesem in Nürnberg empfangen habe. Man übersah
dabei, daß eben in diesem Briefe Schöner ihre beiderseitige Freund-
schaft auf die Zeit in Erfurt zurückführt, die sie gemeinsam Studiums-
halber dort verbracht haben. Schöner war nach der Erfurter Matrikel
im Wintersemester 1494 auf 95 inskribiert. Außer den üblichen
artes liberales hat er vielleicht auch Medizin studiert, nennt er sich
*) Wolf, Rud., Gesch. der Astronomie. .Wünch., 1877, S 231.
— 44 —
doch selbst einmal einen Medicum. Der Dr. theo!. Johann Schöner,
zu Erfurt, der sich am 16. Oktober 1517 mit dem Rate zu Erfurt
wegen einer Schuld vergleicht^), war aber offenbar ein anderer.
Wo Schöner von Erfurt hingekommen ist, wissen wir nicht.
Seine nächsten zwanzig Lebensjahre sind ebenso wie seine Jugend
für uns in Dunkel gehüllt. Er soll in Nürnberg bei Bernhard
Walther (starb 1504), dem gelehrten Freunde und Gönner Regio-
montans, die astronomische Praxis erlernt und hier auch einige
Merkurbeobachtungen gemacht haben. Jedenfalls läßt er sich mit
Sicherheit erst im März 1515 als Priester in einem „Häuschen" bei
der Kirche zu St. Jakob in Bamberg wohnhaft nachweisen. Dies
entnehmen wir der Widmung seiner „Luculentissima quaedam terrae
totius descriptio". Nach Jäck (Bamberger Jahrbücher, S. 228) wurden
1515 nach Schöners Angaben die ersten Sonnenuhren in Bamberg
gefertigt.
Nach Heller ^) war Schöner Stiftsherr zu St. Jacob, weil er aber über
seinem Lieblingsstudium den Chorbesuch versäumte, hätte er 1518
seine Stiftspfründe verloren. Er sei dann als Pfarrverweser nach
Kirchehrenbach gekommen, 1525 aber wieder nach Bamberg zurück-
berufen worden. Derselbe Heller schreibt aber dann '), der Kano-
niker in St. Jacob Johann Schoner (so!) hätte 1522 mit anderen
Geistlichen zusammen lutherische Grundsätze öffentlich verbreitet.
Wie sich diese Angaben mit einander verbinden lassen, mögen die
Bamberger Lokalhistoriker entscheiden. Jedenfalls aber geht aus
einem Nürnberger Ratsverlaß vom 10. April 1522 unzweideutig hervor,
daß Schöner damals noch in Bamberg war.^) Daß er auch die
letzten Jahre vorher dort lebte, dürfte ein Brief des Bamberger
Kanonikus bei St. Stephan, des gelehrten, viel herumgekommenen
Lorenz Beheim ^) an seinen Freund Wilibald Pirckheimer vom 4. März
1520 bezeugen. Pirckheimer hatte einen Bericht über neu entdeckte
,, Inseln" an Beheim geschickt, den dieser auch Schöner mitgeteilt
hatte. Beide danken ihm dafür aufs verbindlichste. Die neuen
^) Repertoriumnotiz im Germanischen Museum nach freundlicher Mitteilung
des Herrn Dr. Heerwagen, der sich auch sonst wiederholt liebenswürdigst um mich
bemüht hat.
^) Reformationsgeschichte des ehemaligen Bistums Bamberg, Bamb. 1825.
S. 68 und vorher S. 44.
') Geschichte der protestantischen Pfarrkirche zum hl. Stephan in Bamberg,
Bamb. 1830, S. 9
s) Vgl. Petz in Mitteil. d. Vereins f. Gesch. d. Stadt Nürnberg, Bd. VI S. 171.
^) Vgl. über diese interessante Persönlichkeit meinen Aufsatz in den
Forschungen zur Geschichte Bayerns, Bd. 14, S. 1 — 40.
— 45 —
Länder sind reich, das „arme" Spanien wird dadurch bereichert
werden, dies werde auch wieder dem Reich zugute kommen. Ein
ander Mal meint Beheim freihch, Spanien werde wohl sein altes
Epitheton, das „arme" (misera) nie loswerden — er sollte Recht
behalten. Möglich übrigens, daß Schöner jenen Bericht noch für
seinen 1520 gefertigten großen Globus (s. oben S. 42) benützen
konnte.
Hellers Angabe, daß Schöner wegen der nachlässigen Be-
sorgung seiner geistlichen Pflichten um seine Pfründe gekommen
sei, wird durch eine Bemerkung Schöners selbst bestätigt. Am
18. Oktober 1524 schreibt er an Pirckheimer, er könnte eine Tag-
messe zu St. Stephan in Bamberg erhalten, fürchtet aber die große
Mühe des Chorgehens, „welche dann mich von meiner pfründt zu
Bambergk pracht hat". Nach unserer heutigen Auffassung hätte
freilich ein anderer Grund noch mehr Gewicht gehabt, ihn seine
Stelle verlieren zu machen. Schöner führte als katholischer Geist-
licher kein tadelfreies Leben. Beheim schreibt über ihn an Pirck-
heimer am 15. Januar 1517: „Ich habe Deinen Brief, den Du an
Schöner geschrieben hast, erhalten. Ihn selbst habe ich aber nicht
gesprochen, weil er ihn durch seine Tochter geschickt hat. Er ist
ein Mensch, ich weiß nicht wie (homo est nescio qualis). Ich habe
mich so um ihn bemüht, daß seine Magd (famula) oder Konkubine
zu ihm zurückkehrte. Er selbst aber, scheint es, kann niemandem
gefällig sein. Wenn er zu mir kommt, will ich ihm den Kopf zu-
rechtsetzen". Daraus geht also hervor, was wir für später auch aus
einer anderen Quelle wissen, daß Schöner schon damals in offenem
Konkubinat gelebt hat, jedenfalls schon seit längerer Zeit, denn er
hatte ja bereits eine Tochter, die ihm Besorgungen machen konnte.
Allerdings will Schöner dazu die Erlaubnis seines Herrn, des Bam-
berger Bischofs, gehabt haben. Diese pflegte in der Tat gegen eine
bestimmte Geldabgabe den Geistlichen gewährt zu werden. Als
1522 ein neuer Bischof, Weigand von Redwitz, an die Regierung
kam, wollte er das Halten von Beischläferinnen verbieten lassen,
konnte aber dazu nicht die Zustimmung seines Kapitels erlangen,
weil die Herren es noch nicht „an der Zeit fanden '^ Der Bischof
fand sich denn auch selber bald mit diesem Mißstande ab, ja 1528
legte er sogar eine Beschwerde beim schwäbischen Bund gegen den
Markgrafen Georg von Brandenburg-Ansbach ein, der ein Mandat
erlassen hatte, wonach alle „Pfaffenmägde und -Konkubinen" im
Fürstentum, wenn die Priester sie nicht christlich heiraten wollten,
„abgeschafft" werden sollten. Die Einnahmen aus dieser unlauteren
— 46 —
Quelle müssen doch groß genug gewesen sein, sie den Bischof nur
schwer verschmerzen zu lassen '").
Wann nun Schöner zum ersten Male von Bamberg weg-
gekommen ist, kann ich nicht sagen. Unsere Briefe zeigen ihn sicher
im April, wahrscheinlich aber schon im Anfang 1524 als Geistlichen
auf dem Lande lebend. Schöner hat nämlich, so gewissenhaft er das
Datum verzeichnet, den Ort, von wo er schrieb, ebenso konsequent
fortgelassen, so daß wir hier auf Vermutungen angewiesen sind. Ein
Brief vom 14. Februar 1525 ergibt, daß er » Frühmesser" zu »Ehren-
pach" war. Er hatte als solcher drei Frühmessen in der Woche zu
lesen, einem Pfarrer war er nach seiner eigenen Aussage nicht unter-
worfen. Doch bestand eine Pfarrei am Orte.
Wer heute nach dem inmitten ausgedehnter Obstgärten am
Eingang zu der ob ihrer romantischen Schönheiten berühmten
Fränkischen Schweiz am Fuße des 532 m hohen malerisch gestalte-
ten »Walberla" (des Walpurgisberges oder der Ehrenbürg) lieblich
im Wiesenttale gelegenen Kirchehrenbach — so heißt der Ort heute —
käme, würde sich nicht unglücklich schätzen. Post und Telegraph
sorgen für bequemen Gedankenaustausch und eine Lokalbahn führt
uns in weniger als einer halben Stunde nach Forchheim, wo man
Anschluß an den großen, Nord und Süd in raschem Fluge ver-
bindenden Verkehr findet. Trotzdem möchte einer, dem nicht gerade
sehr reichliche Geldmittel zu Gebote stehen, auch heute noch über
die Schwierigkeit des wissenschaftlichen Arbeitens auf jenem Dorfe
klagen. Wie aber stand es damit erst in den Tagen Schöners! So
dürfen wir uns denn nicht wundern, ihn schon in seinem zweiten
Briefe vom 7. April 1524 über die vielen Hemmungen, die sein Fleiß
erleidet, in lauten Klagen sich ergehen zu sehen. Er hat schon
längst Pirckheimer besuchen wollen, allein vor vieler Arbeit kommt
er nicht dazu. Mit großer Mühe hat er vier Kugeln (Erd- oder
Himmelsgloben) zugerichtet, in 8 Tagen oder eher muß er noch
drei davon nach Erfurt schicken — das hat ihm Joachim „Camer-
meyster" aus Bamberg (offenbar der berühmte Kamerarius, der
Schüler Melanchthons) durch den Seyler (s. oben S. 42) auftragen
lassen. Jörg Hartmann, der als mutmaßlicher Entdecker der mag-
netischen Inklination verdiente Nürnbergische Mathematiker (1489
bis 1564), hat ihm geschrieben, daß ihm „das Ferdinando poet"
durch den Kardinal — wir werden gleich mehr von diesem hören —
1") Erhard, Otto, Die Reformation der Kirche in Bamberg. Erlangen 1898,
S. 12 und 83.
— 47 —
€in beneficium ex curia, also eine vom Papst zu verleihende Pfründe
zuwege bringen wolle. Pirckheimer möchte ,ihm doch ja dabei
behilflich sein, denn „warlich «, so schreibt er, „auf dem dorffe
sene (sehne) ich mich nit lenger zu pleyben, dann so ich was be-
darff zu den Instrumenten zu machen, so bin ich alzeyt gesäymet
(versäumt), ich finde solcher requisiten kaines zu Vorchaym, muß
gain Nürmbergk oder Bambergk darnach schicken vnd wann ich
vermainz (es meine), ich habs alles bedacht, so kummet es ye zu
zeyten, das ich von ainß geringen wegen muss offt zum anderen
oder triften mal wider poden (Boten) auß schicken vnd wirf mir
also zwifach sawr zu haben solche requisita".
Die „Speranz" oder „Expectanz" auf die Pfründe des Kardinals
spielt noch öfters eine Rolle in Schöners Briefen, bis diese Hoffnung
schließlich ganz zu Wasser wurde. Daran knüpft sich eine für
Schöner ziemlich betrübend, für die offiziellen Vertreter des damaligen
Papsttums aber recht beschämend ausgegangene Begebenheit. Sie
ist uns in einer bei den Pirckheimer-Papieren befindlichen, von dem
Humanisten eigenhändig geschriebenen und offenbar auch von ihm
verfaßten Niederschrift überliefert worden ^^). Danach sei Schöner,
ein armer, aber geistig sehr hervorragender Dorfpriester, nach Nürn-
berg gekommen, um seine astronomischen Schriften, Erd- und Himmels-
kugeln vorteilhaft zu verkaufen. Da sei er auch in die Herberge
des Kardinals gekommen, der damals in Nürnberg anwesend war.
Es war dies der päpstliche Legat Lorenzo Campeggio, ein Sohn
des seiner Zeit berühmten Juristen Johannes Campegius, den
Pirckheimer in Padua gehört hatte, und selbst früher juristischer
Professor. Dieser war zu dem im Januar 1524 in Nürnberg
zusammengetretenen Reichstag, auf dem unter anderem auch die
wichtige religiöse Frage zur Beratung stand, gesendet worden. Der
Kardinal, erzählt Pirckheimer, hätte an der großen Geschicklichkeit
Schöners, der alles ohne fremde Hilfe zeichnete, schnitt, malte und
druckte, das lebhafteste Gefallen gezeigt und ihm versprochen, die
erste Pfründe in der Bamberger Diözese, die frei würde, ihm zu
verschaffen, denn er habe von dem Papste den Auftrag, für solche
geschickte Männer zu sorgen. Schöner habe sich durch diese Ver-
sprechungen fangen lassen und sowohl dem Kardinal wie auch
seinem Datarius (Bezeichnung eines Gehilfen des Kardinals), Florianus
") Unter dem Titel: Egregiuni factum Cardinalis Campegii Nurenbergae,
Nr. 171 der Papiere. Übrigens hat schon Strobel den Bericht abgedruckt, Ver-
mischte Beiträge, S. 98 ff.
48 —
mit Namen, verschiedene astronomische Bücher und Globen ver-
ehrt, zusammen im Werte bis zu 20 Gulden. Er konnte aber
nichts positives erreichen und ebensowenig seine Freunde, darunter
auch offenbar Pirckheimer, denen er bei seinem Fortgang von
Nürnberg seine Sache zu vertreten anbefohlen hatte. Vielmehr
erklärten der Kardinal und sein Datarius endlich auf vieles Drängen,
sie könnten Schöners Wünschen nicht willfahren, da er Lutheraner
sei und seine Magd geheiratet hätte. Nun lebt er allerdings in der
Ehe ^% fährt Pirckheimer fort, und hat nach anderer Priester Sitte
Kinder, die er in größter Armut aufziehen muß. Mit Luther aber
habe er nach der Behauptung seiner Gönner nichts gemein, schon
allein, weil ihm die Zeit fehle, dessen Schriften zu lesen und dann
sei es ihm vom Bischof erlaubt, eine Konkubine zu halten, er habe auch
dafür die übliche Zahlung geleistet. Dennoch wollten der Kardinal
und sein Adlatus nichts davon wissen. Da verlangten Schöners
Vertreter, man möchte dann |, wenigstens dem enttäuschten Manne
seine Sachen zurückgeben oder sie bezahlen, allein darauf wollten
die Herren schon garnicht hören. So lange sie in Nürnberg waren,
brauchten sie noch allerlei Ausflüchte und Versprechungen, in Wien
aber sangen sie wieder ihr altes Lied von dem unmöglichen Luthe-
raner, dessen Sachen aber behielten sie trotzdem, so schimpfliches
ihnen deswegen nachgeredet wurde.
Das Verfahren der Römlinge sei nichts anderes als Diebstahl und
Betrug, urteilt Pirckheimer. Jedenfalls war es im höchsten Grade un-
nobel und verächtlich, vom Rechtsstandpunkte aus hätte man aber
wohl dem Kardinal nichts anhaben können. Schöner hatte ihm, wie
Pirckheimer selbst ausdrücklich schreibt, seine Sachen geschenkt (dono
dedit), selbstverständlich nur im Hinblick auf des Kardinals Ver-
sprechungen, aber immerhin geschenkt und es ist auch wahrschein-
lich, daß der Kardinal Schöner wirklich für einen Lutheraner hielt
und diesem konnte er allerdings keine Pfründe zuwenden. Doch geht
die öfters in der Literatur begegnende Erzählung wohl zu weit, der
Kardinal habe Schöner deswegen die Bezahlung seiner Instrumente
verweigert, weil man Ketzern keine Treue zu halten brauche. Da-
von findet sich in den mir zugänglichen Quellen kein Wort. Auch
bezieht Strobel (Miscellaneen II, S. 113) mit Unrecht eine Stelle aus
einem Briefe Pirckheimers an Erasmus auf den Kardinal Campeggio.
Vielmehr geht ja schon allein aus dem Datum (17. Februar 1523)
dieses Briefes, sowie auch noch aus anderen Gründen mit hinreichen-
^2) Dies war nicht richtig, wie wir unten sehen werden.
— 49 —
der Deutlichkeit hervor, daß der dort getadelte Legat, der ganz ge-
wissenlose Dinge verübe, sodaß er sich nicht ohne Schamröte
öffentlich sehen lassen konnte, der sogar eines, Pirkheimer wußte
nicht welchen, ganz gewaltigen Verbrechens bezichtigt wurde,
Campeggios Vorgänger, der päpstliche Nuntius Francesco Chieregati
war, dem übrigens sonst ein besseres Leumundszeugnis ausge-
stellt wird^^).
Es ist merkwürdig, daß Schöner, obgleich er, wie oben er-
wähnt, der ihm vom Kardinal versprochenen Pfründe öfters gedenkt,
dennoch von dem an ihm geübten Betrüge in seinen Briefen nichts
verlauten läßt. Nur einmal schreibt er (am 7. Januar 1526), hätte er
das Kanonikat der Beheim in Bamberg, so wollte er sein Leben lang
„des Kardinals Pfründe (welcher mich um acht Gulden bringt)
nimmer gedenken".
Pirckheimer hat mit seinen 20 Gulden also wohl übertrieben
— oder es war dies der Kaufpreis der Sachen. Dann hörten wir
ja schon ,^oben, daß es nicht eigentlich der Kardinal oder sein
Datarius, sondern der „Poet" des Erzherzogs Ferdinand*^) war, der
bei Schöner zuerst die Hoffnung auf eine Pfründe erregte. Sonst
aber reimen sich unsere neuen Nachrichten ganz gut mit dem Pirck-
heimerschen Bericht zusammen. Der Kardinal war am 14. März
1524 nach Nürnberg gekommen, am 27. April ging er fort. Schöner
schreibt am 7. April, er wolle in 8 oder 10 Tagen in Nürnberg
sein, daß er^wirklich dort war, beweist sein Brief vom 3. Mai 1524,
worin es heißt: „Nachdem ich nechst (letzthin) von Ewrer herrlig-
keit abschide namme." Von einer Heirat mit seiner Magd will er
ganz und gar nichts wissen. Am 19. Mai 1524 [schreibt er an
Pirckheimer: „Awch günstiger liber herr, nachdem ich am nechsten
schrifft von E. herrligkeit entpfangen habe vnd darinnen ich vernime
(vernehme), wie mein dinerein solle sich hab lossen hören, wie ich
sie zur ehe haben soll, daran sagt sie als ain thörein. [Sagt auch,
sie habs nymants gesagt dann zu E. herrligkeit köchein vnd gesinde,
habs doch schimpffs weyß (d. h. scherzweise) geredt, nicht dz (daß)
es ir ernst sey gewesen". Es geht also daraus mit Sicherheit her-
vor, daß er damals noch nicht ehelich getraut war'^). Eine sehr will-
^^) Strobel, Vermischte Beitr. S. 161 ff. Redlich, Der Reichstag von Nürn-
berg 1522-23. S. 10 und 112 f.
^*) Wahrscheinlich der gleich zu nennende Dr. Petrus Savorgnanus.
*^) In der Tat heiratete er erst am 7. August 1527 in Nürnberg eine Anna
Zelerin. Nach freundlicher Mitteilung des Herrn Dr. Schornbaum auf Grund des
Ehebuchs bei St. Sebald (I. Fol. 128).
4
— 50 —
kommene Erläuterung der ganzen Angelegenheit erhalten wir dann
durch ein paar Briefe eines gewissen Petrus Savorgnanus, der zum
Gefolge des römischen Königs Ferdinand I. gehört zu haben scheint
und wahrscheinlich der oben von Schöner erwähnte „Poet" ist. Er nennt
sich in seinen Unterschriften Frater, auch Doktor, war also wohl ein
gelehrter italienischer Mönch, einer von jenen vielen Welschen, die damals
an den Höfen des Kaisers oder seines Bruders ihren Unterhalt suchten.
Zu Pirckheimer und seinen Verwandten und Freunden war er auf
dem verflossenen Reichstag in nahe Beziehungen getreten. Am
30. Mai 1524 schreibt er, er habe mit dem Herrn Florian gesprochen
und mit allen denen, die mit der „Expedition" dieser Dinge zu tun
haben. Alle hätten ihn gutes Mutes zu sein geheißen und ihm die
besten Aussichten für Schöner gemacht, sobald nur eine Stelle frei
würde. An seinen Bitten würde er es nicht fehlen lassen. Noch
günstiger läßt sich Savorgnanus in einem Briefe vom 9. Juni 1524
vernehmen: „Der hochwürdigste Herr (der Kardinal)", schreibt er,
„ist in guter Stimmung (in bona dispositione) für unsern Herrn
Johannes Schöner, desgleichen auch die seinigen und am meisten
der Herr Florianus. Wollten die Götter (so!), es wäre etwas frei,
so daß unser Wunsch in Erfüllung ginge". Am 27. Dezember aber,
aus Innsbruck, verlautet es ganz anders. „Wiederholt habe ich bei
dem Herrn Florian, dem Datarius, Schöners Sache betrieben", schreibt
Savorgnanus, „und immer sagte rfian mir, es sei bis jetzt nichts frei ge-
wesen. Nun kam mir aber zu Ohren, daß jene eine Pfründe
in der Bamberger Diözese vergeben hätten. Daraufhin habe ich sie
bei Tisch angesprochen und mich über das dem Schöner zugefügte
Unrecht beschwert, da sie diesem doch die erste freiwerdende
Stelle versprochen hätten. . . Da sagte der Herr Michael (Eppelfer?);
Was wollt Ihr doch einem Lutheraner zu Willen sein? Als ihm
der hochwürdigste Herr sein Versprechen gab, da wußte er nicht,
daß jener ein Lutheraner sei". Man sieht also, es zog sich bis
Ende 1524 hin, bis Schöner sich aller Hoffnung begeben mußte.
Damit stimmen auch seine eigenen Briefe. Über die Vorenthaltung
bezw. Nichtbezahlung der Instrumente kann ich leider nichts neues
beibringen. Nur finde ich, daß auch Savorgnanus von Schöner
eine Himmelskugel erhielt, vermutlich als Geschenk für seine Be=
m.ühungen. „Auch sende ich hie Doctori Petro den globum celi",
schreibt Schöner am 19. Mai 1524 an Pirckheimer „bit ewr herrlig-
keit wollen doch behertzigen mein abwesen von guten verstendigen
menschen, ob ich doch wider könnt kommen von den groben
pawren".
— 51 -
Von diesen wegzukommen und anderswo eine bessere Stelle
zu erlangen, sehen wir denn auch Schöner weiter eifrig bemüht.
Zuerst lockte ihn eine Tagmesse zu St. Stephan in Bamberg, viel
lieber aber wäre er nach Nürnberg gezogen. Seine Hoffnung
steht auf Pirckheimer, der doch schon »manchem guten Armen
dahin geholfen" hätte. Auf dem Dorfe will er nicht länger bleiben.
Wenn er nur wenigstens in die nächste Umgebung von Nürnberg kommen
könnte! Und in der Tat hoffte er im Frühjahr 1525 schon so gut
wie sicher im Besitz einer Stelle in Heroldsberg zu sein, die er
gegen seine Frühmesse in Kirchehrenbach zu „permutieren", d. h.
umzutauschen, bereit war. Heroldsberg, jetzt ein Markt, liegt etwa
2 Stunden nördlich von Nürnberg, Patronatsrechte hatte dort der
Nürnberger Patrizier Martin Geuder, der Schwager Pirckheimers.
„Gunstiger liber Herr" schreibt Schöner an letzteren, „ich will
gleich so libe zum Heroltzperge wonen als zu Nurmbergk, so mir
solchs könntt widerfaren, dann dae könnt ich alltage, so es not
were, zu Nurmbergk seyn". Ganz „erschlützt" und „vast sere er-
schrocken" ist er dann wieder, als er durch Georg Hartmann
hört, Pirckheimer fürchtet, er werde nichts ausrichten können. „Ist
zu besorgen", schreibt er unterm 18. April 1525 an seinen Gönner,
.,ich werde etwae mit vnwarheyt gegen ewr herrligkeit verlogen
oder sunst versagt. Getraw doch, ewr herrligkeit sollen soche
schwetzerey nit annemen vnd mich armen mit lawtter warheyt ver-
taydingen. Dann so mir solche permutation fürginge, sollte ewr
herrligkeit sehen vnd innen werden, das ich all solche von mir
waschende vnd ligende zu lügnern machen wollt vnd mich aufs
aller erberlichst hallten". „Gott erbarmß, das ich also alzeyt soll
gehindert werden. Vormals mit dem Cardinal vnd nue itz gegen
ewr herrligkeit", fügt er in einer Nachschrift hinzu. Hatte sich
Schöner wohl in sittlicher Beziehung wieder etwas zu Schulden kommen
lassen? Wir wissen es nicht, jedenfalls aber sehen wir ihn in einem
Briefe vom 26. Mai noch nicht ganz ohne Hoffnung. Er war wieder
einmal in Nürnberg gewesen, den Rückweg nahm er nun über
Heroldsberg, um persönlich seine Sache zu betreiben. „Nach dem
ich nechsten (letzthin) von Nurmbergk abschide nähme vnd gain
dem Heroltzperge kämm", schreibt er, „fragt ich nach dem Hans
Gewter (dem ältesten Sohne des Martin Geuder) nach beuelhe
(Befehl) ewr herrligkeit, fandt in aber nit dae vnd also ginge ich
zum früemesser^*^) vnd redet mit im, ob er willens were zu permu-
'**) Über diesem stand ein Pfarrer. Der damalige Heroldsberger Frühmesser hieß
wohl entweder Georg Bub oder Konrad Frickel, vergl. Oriebel, das älteste Kirchen-
buch Heroldsbergs in: Beiträge zur bayerischen Kirchengeschichte Bd. XI, S. 130.
4*
— Da-
tieren; sagt er zu mir, ia, so es änderst itz stünde, dann es steet,
were es im wol zu mut, so die coliatores consentiren wollten.
Sagt ich zu im, ich hoffet ich wollts zu wegen pringen. Sagt er
darauf, er were etwae bey XV flor. den pawren schuldich, die
würden in nit lassen zihen, er bezalt sie dann vor vnd also schiden
wir von einander. Darumb ob ewr herrligkeit weyter möchten
handeln darinnen mit dem Gewter, wollt ich mit vleyß mein tage
vmb ewr herrligkeit vnd die Gewter vnd alle ewre vergelten".
Inzwischen wurde Schöner durch Jörg Hartmann auf ein Kanonikat zu
Forchheim aufmerksam gemacht. Jedenfalls aber wollte er nicht
länger auf dem Lande bleiben. Es war freilich eine schlimme Zeit,
der Bauernkrieg hatte sich damals auch nach Franken ausgebreitet.
Schon am 18. April 1525 schrieb Schöner: -,Man spolirt inn vnserm
gründt die briester. Aber doch ich hoffe, sie sollen mich vber-
hüpffen, dann mein pawren wollen mich nit lassen, sie wollen
leybe und leben ob mir lassen". Fünf Wochen später aber hatte er
schwer zu klagen: »rEs ist also ein wüste vnd vnfrewntlichs wesen
itz bey vnß, das ainen wol möcht verdrissen zu leben, so seltzam
nemens die bawren für der edellewt vnd pfaffen halben. Ich wayß
schier warlich nit, wo ich mich behallten sol, doch beuilhe (befehle)
ichs got. Ich muß inn die raiß (d. h. zur Kriegsfahrt ins Feld) vnd
muß wachen, bin auch itz ain gantzer pawr worden". Es scheint,
die Ehrenbacher Bauern zwangen ihren Geistlichen, mit ihnen mit-
zutun. „O Got", fährt er fort, «were ich mit glimpff von solchen
wütenden pawren, wie ain selige sicherheyt ist inn den steten",
vlch versihe mich nit anderß dann ich müsse in (ihnen) hewr zinß
geben vnd sie mir nit. Wie hab ich so vbel gethan, daß ich vntter
sie gezogen bin'^), klagte er am 6. Juni und am 6. Juli weiß er sogar
von tätlichen Angriffen oder wenigstens Bedrohungen zu melden.
»Die pawren haben mich itz inn dieser enttpörunge zwir mit büchsen
vnd armbrust vberrenntt, bin leybs vnd lebens vnsicher bey in ge-
wesen. Si haben eynander selbs gegen Wilhelm von Wisentaw
(einen fränkischen Ritter, dessen ganz in der Nähe von Kirchehren-
bach gelegenes Schloß von den Bauern ausgebrannt wurdej zu
Vorcheym verraten, was man bey in im heer gehandelt hat vnd auf
ain zeyt ist mein maydlein (Schöners Tochter?) zu V^orcheym bey
eegnantes von Wisentaw weybe gestanden, mit ir geredt. Sein
etlich vnserer pawren hineyn kommen, haben das maydlein also
gesehen bey der frawen stehen vnd dardurch mich und mein gesinde
^'') Danach möchte man doch an einer Strafversetzung Schöners nach Kirch-
ehrenbach, wie sie meist angenommen wird, zweifeln.
— 53 —
verdechtlich geschätzt (d. h. sie haben Schöner für den Verräter
gehalten), wie wol mir der von Wisentaw zuesagt, man theet kaynem
priester nichts. Sonst hat er nichts von mir oder meinem gesinde
begert zu wissen. Ich kans worhch nit schreyben, wie ain grobs,
tolls böß volck das pawren volck ist, so es sich erhebt. Ich glawbe,
ich wollt sichrer seyn gewesen inn ayner mordtgruben". Wüßte er
nur eine Behausung in Nürnberg, so wollte er noch dieselbe Woche
mit einem oder zwei Wagen hinüberziehen.
Es kam jedoch zunächst anders. Am 28. November 1525
schreibt Schöner an Pirckheimer : ,,Ich füge Ewr herrligkeit zu
wissen, das ich gain Bambergk hab permutirt von den bösen auf-
rurischen pawren vnd wie wol ich aldae obligirt bin, zu chore zu
gehen, will ich doch liber thuen dann also bey den unuerstandenen
(unverständigen) pawren wönen". Es war eine Stelle bei St. Stephan
in Bamberg, in die Schöner eingetreten war, gab es doch ziemlich
viele Benefizien daselbst. Im nächsten Briefe (24. Dezember) nennt
er sich einen Kaplan. Danach muß seine lutherische Gesinnung
doch nicht so sehr hervorgetreten sein, denn in Bamberg wehte
kein der neuen Lehre günstiger Wind. Vollends daß er als Luthe-
raner von Kirchehrenbach abberufen wurde, wie wiederholt zu lesen
ist^^), beruht sicher auf einem Irrtum. Die Bamberger Stelle war
aber offenbar nur klein, denn, abgesehen davon, daß Schöner nach
wie vor das heftigste Verlangen hat, nach Nürnberg ziehen zu können,
bemüht er sich schon im nächsten Briefe — vom 24. Dezember
1525 — eifrig um ein Kanonikat bei St. Stephan, derselben Kirche,
bei der er angestellt war. Und zwar war es das Kanonikat des schon
mehrfach genannten, damals schon seit mehr als 4 Jahren verstorbenen
Dr. Lorenz Beheim, Pirckheimers Freund, auf das er sich Hoffnung
machte. Der junge Vetter des verstorbenen Dr. Lorenz will es
nicht antreten, Pirckheimer möchte doch bei ihm und seinen Ver-
wandten „handeln", ob er, Schöner, nicht zu solchem Kanonikat
kommen möchte. Wiederholt richtet er deswegen die dringendsten
Mahnungen an den Nürnberger Freund, endlich aber (am IQ. März
1526) schreibt er kleinlaut, Pirckheimer möchte ihm vergeben, daß er
ihn mit dieser Sache behelligt habe, er sei falsch berichtet gewesen.
Er hätte geglaubt, der Beheim - er war beiläufig nicht aus der
bekannten patrizischen, zu der der berühmte Martin Behaim gehörte,
sondern aus einer bürgerlichen, aber auch angesehenen Nürnberger
Familie — hätte ein Recht auf die Verleihung der Stelle gehabt,
1*) Roth, Einführung der Reformation in Nürnberg, S. 135; Looshorn, Gesch.
des Bisthums Bamberg, Bd. IV S. 718.
— 54 —
jetzt weiß er, daß er nur „Possess" gehabt habe. Inzwischen war
nun aber schon ein anderes Anerbieten an Schöner herangetreten.
Der Nürnberger Rat hatte 1525 beschlossen, eine neue Schule zu
gründen, eine höhere humanistische Bildungsanstalt für gereiftere
Knaben, die sich auf das Studium an einer Hochschule vorbereiten
wollten. Die Leitung dieses Gymnasiums hatte er anfangs dem
Philipp Melanchthon angeboten, dieser lehnte zwar ab, sorgte aber
dann für die Einrichtung der neuen Anstalt, insbesondere auch da-
durch, daß er sich nach geeigneten Lehrkräften umsah. Für das
Griechische und als Leiter der Anstalt schlug er seinen besten
Schüler Joachim Camerarius (oder Kammermeister, geboren 1500 in
Bamberg) vor, für die lateinische Sprache und für Poesie Michael
Roting und den berühmten Dichter Melius Eobanus Hesse. Endlich
wurde auch eine „Lektur" für Mathematik ins Auge gefaßt, damals
eine Neuerung, in diese Stelle gedachte nun Pirckheimer seinen
Schützling, eben unsern Johann Schöner zu bringen. Man sollte
glauben, dieser wäre ob solcher Aussicht ganz Feuer und Flamme
gewesen, wäre doch dadurch sein Lieblingswunsch, nach Nürnberg
zu kommen, endlich in Erfüllung gegangen. Dem war aber nicht
so. „Ich besorge, ich sey der lectur Mathematice zu geringe",
schreibt Schöner am 7. Januar an Pirckheimer. Eine ganze Weile
hören wir dann nichts mehr davon, bis endlich am 18. Mai 1526
Schöner den abgerissenen Faden wieder aufnimmt. »Nach dem mir
ewr herrligkeit vor ainer zeyt geschriben haben, wie ich biten
(bitten) sol den Oslander (den einflußreichen Beförderer der Refor-
mation in Nürnberg, wo er bei St. Lorenzen Prediger war) mir
behillflich zu sein, ob ich konntt kommen zur lectur Mathematice
zu Nurmbergk, hab ich ewr herrligkeit wider geschriben, ich sey
der Sache zu geringe; so ich dann solt lesen Euclidem, thet note
dz (daß) ich in (ihn) selbs vor lernet vnd villeycht vil mer. Awch
so bin ich barbarus vnd nit latinus, das dann zu mol schmelich
were zu hören, darumb so mir nue auch geschriben hat itzt Joachim
Camermeyster Bambergensis, hab ich im awch also geantwort".
Schöner war wohl nicht imstande. Lateinisch frei zu sprechen, was
für die Vorlesungen doch verlangt wurde. Denn daß er Lateinisch
schreiben konnte, beweisen uns schon allein die von ihm ver-
öffentlichten lateinischen Schriften. Doch mag ihm auch dies Mühe
gemacht haben, wie er es denn auch vorzog, seine Briefe an Pirck-
heimer in deutscher Sprache zu schreiben. Er fühlte sich aber sowohl
Pirckheimer, wie seinen „Herren von Nürnberg", dem Nürnberger
Rat, zu großem Dank verpflichtet. „Ich möcht wol geren zu Nurm-
— 55 —
hergk sein, dann mich deweht, ich wollt vil mer dae meiner
materien vertreyben, so ich personlich dae were dann also, wollt
awch die globos lernen (lehren) mit meynen andern instrumentis.
Aber des Euclides vnd dergleychen wollt ich mich nit vnterstehen,
wollt wol mein tayl außrichten inn solchen meynen instrumentis vnd
tabulis in priuato, aber in publico wollt ichs nit thuen propter barba-
riam, des ich mich dann schemet". Da Schöner aber nicht lange
darauf in Nürnberg war, scheint er sich auf Pirckheimers Zureden
die Sache doch leichter vorgestellt zu haben. Nun aber hinderte
ihn noch ein anderer Grund, die Besoldung war ihm zu gering
und auch, wie es scheint, die Stellung überhaupt nicht sicher genug.
Wie aber damals der Unfug, daß Pfründeninhaber nicht an ihrem
Orte zu weilen brauchten, allgemein war, so hoffte auch Schöner,
seine Stelle in Bamberg neben der neuen in Nürnberg behalten zu
können. Allerdings darin täuschte er sich. Am 3. Juni 1526 schreibt
er: „Nach dem ich am nechsten von Ewr herrligkeit abschide vnd
anheym kämme, liß ich mir ain capitel versameln, erzelt in mein
Sache, wardt mir gantz denegirt zu zihen gain Nurmbergk vnd
gesaczt, so ich dahin zihen wollt, sollt ich mein pfründe hingeben.
Solchs, gunstiger herr, kan ich nit thuen, dz ich ain gewises für ein
ungewiß gebe. So aber es seyn könnt, dz mir ain pfründe, die
50 flor. hette würde von eynem erbern (ehrbaren) weysen rade zu
Nurmbergk (würde) zugesagt mein lebenlangk, dann so wollt ich an-
nemen vnd großen vleyß ankeren alles, dz ich kan, vleyßich lernen".
In einer Nachschrift fügt er hinzu: „Oder ob es doch mit dem
lesen vnd meinem hinüber zihen einen verzugk haben konntt vntz
(bis) Michaelis?" Der nächste und letzte der uns erhaltenen Briefe
endlich hat die Sache der Entscheidung noch ein gut Stück näher
gebracht. Pirckheimer hatte Schöner selbst davon abgeraten, seine
Bamberger Pfründe fahren zulassen. Dieser aber schreibt am 12. Juli
1526: „Aber nun hab ich wider schrifft, ain erber weyser rade woll
mich versehen mit der nechsten pfründe, so ledige werde vnd dann
so ich die pfründe habe, wollen sie darzu addiren, das ich hundert
habe. Nue so bin ich dannest noch mit kainer behawsunge ver-
sorgt vnd so ich dann itz Jacobi (25. Juli) kommen sollt, wößt nit
woe hin. Darumb meinem törichten geduncken nach were es wol
dz ich vorhin versorgt were mit der pfründe, so wößt ich wohin
vnd were meyner sache gewise, das ich dester leychtlicher dise
meine pfründe könntt farhen lassen".
Wann Schöner nun tatsächlich nach Nürnberg übersiedelte,
kann ich nicht sagen. Sehr viel später wird es aber nicht gewesen
— 56 —
sein. Als Besoldung erhielt er 100 Gulden, die ihm in vierteljähr-
lichen Raten ausbezahlt wurden. ^^) Schöner entfaltete nach allem,
was wir wissen, eine durchaus erfolgreiche Tätigkeit, als Schrift-
steller sowohl wie als Lehrer. Im Jahre 1529 wies ihm der Rat
eine Wohnung im Augustinerkloster an, als dieses für andere Zwecke
benötigt wurde, wurde für ihn ein Haus »auf dem Panerperg
(Paniersberg) um 20 fl. jährlichen Zins bestanden (Ratsverlaß vom
3. Juni 1531)".
Wenn damals eine Stadt den mathematischen und geograph-
ischen Studien günstig war, so war dies Nürnberg, wie schon der
große Regiomontan erkannt hatte. Um so mehr nötigt es uns unsere
Achtung ab, daß Schöner auch unter den ungemein schwierigen
und teilweise gefährlichen Verhältnissen auf dem Lande niemals auf-
gehört hat, wissenschaftlich tätig zu sein. Es sind keineswegs die
vielen Klagen allein, die seine Briefe füllen, einen kaum minder großen
Raum nehmen die Schilderungen seiner Arbeiten ein und seiner
Bemühungen, die geeigneten Hilfsmittel dazu zu erlangen. Eine
eigentlich selbständige Tätigkeit sehen wir ihn dabei weniger ent-
falten, meist ist es sein berühmter Vorgänger Regiomontanus, auf
dessen Bahnen Schöner zu wandeln bemüht ist. So entwirft er zu
dem von diesem erfundenen Torquetum, einem astronomischen
Beobachtungsinstrument, eine Konstruktionsanweisung, nach seiner
Vorschrift will er sich von einem Bamberger Schlosser, einem
guten Arbeiter, „rotulas pro motibus planetarum" machen lassen.
Selbständiger aber erscheint Schöner mit der „Zurichtung" der
„Saphea", gleichfalls eines Instruments zur geographischen Orts-
bestimmung, dessen in der Schönerschen Korrespondenz wiederholt
gedacht wird. Am 18. Oktober 1524 erhält Pirckheimer ein solches,
nur ist leider das „gießlein auf dem magneten zuspalten (zerspalten)".
„Hab kain anderes können haben", schreibt Schöner, „darumb bit
ich, wollt solchs hern Jörgen Harthmann beuelhen (anvertrauen), ain
anders darüber zu machen". Am 18. April 1525 stellt er den Druck
der „Canones (Gebrauchsregeln) Saphee" in Aussicht, am 24. April ist
er vollendet.^*') Im November hatte er noch eine andere Saphea mit
einem „zodiaco mobili" in Arbeit, am 7. März 1526 ist er aber noch nicht
dazu gekommen, die Canones dazu zu drucken. Inzwischen erhält er von
1^) Heerwagen, Zur Geschichte der Nürnberger Gelehrtenschulen. Programm
der K. Studienanstalt zu Nbg., 1860, S. 31 f. Vergl. auch ebd. 1867 S. 11 u. 23.
2°) Dies bezeugt ein im Germanischen Museum befindlicher Druck, Sapheae
recentiores doctrinae etc., Spicaeochti (Kirchehrenbach!) excussum in aedibus
Joannis Schoneri. Er ist den bisherigen Schönerbibliographen entgangen.
— 57 —
Georg Hartmann die „Canones Saphee" Regiomontans, da läßt er die
seinen lieber fahren, obwohl sie sonst mit denen des großen Meisters
übereinstimmen. Nur einen kleinen Mangel hat er an den letzteren
gefunden, dem hofft er abzuhelfen mit Hilfe eines Büchleins, „hat ainer
einem loblichen rade (Rat) zuNurmbergk dedicirt gnant Grammateus".
Er bittet Pirckheimer, ihm diese Schrift zu besorgen, er wills mit der
nächsten Fuhre wieder zurücksenden. Bücher muß Pirckheimer über-
haupt öfters herleihen, dafür läßt ersieh auch wohl bei seinem Ptolemäus
etwas helfen, den der vielseitig wissenschaftlich geschäftige Humanist
1525 erscheinen ließ. Schöner interessierte sich natürlich sehr leb-
haft für diese Fundgrube geographischen Wissens. Am 28. November
1525 möchte er dann auch das neue Buch des Albrecht Dürer
haben - wahrscheinlich dessen „Unterweisung der Messung" — das
will er aber „redelich bezalen" und dem Dürer „alßpaldt dann awch
ain Sapheam schencken".
Wenn Schöner andererseits etwas interessantes findet, so läßt
er auch den Freund daran teilnehmen. So schickt er ihm unter
demselben Datum ein altes Astrolabium, das ihm einer aus Schwein-
furt auf acht Tage geliehen hat. Er schätzt es auf 400 Jahre, weil der
„introitus solis in arietem" auf den 14. März gesetzt ist. Er hält es
für arabisch oder chaldäisch, ein „unverstandener (unverständiger)"
Deutscher hat mit lateinischer Schrift allerlei Wirrwarr darin ange-
richtet. Wenn Pirckheimer es ganz zerlegen wollte, würde er viel-
leicht seinen Ursprung erkennen.
Wenn wir am Ende von Schöners „Aequatorium astronomicum"
lesen, daß es 1521 zu Bamberg in seinem eigenen Hause gedruckt
worden sei, so wird uns die Fortsetzung dieser Druckertätigkeit
bestätigt durch einen Brief vom 18. Oktober 1524, worin Schöner
von einer Schrift und anderen Druckereibedarfsstücken spricht, die
er von dem Nürnberger Buchdrucker Johann Stüchs beziehen will,
hinsichtlich deren Beschaffung er Pirckheimer bittet, ihm behilflich
zu sein. Nach Pirckheimer soll er auch selbst in Holz geschnitten
haben (oben S. >47j, doch schickt er am IQ. Mai 1524 ein
„Universal", wahrscheinlich ein Gesamtbild des Erdkreises in der
alten [vor Merkator üblichen Art auf eine Ebene projiziert, nach
Nürnberg als Vorlage für den Formschneider. Er hat nichts darein
geschrieben, vielleicht findet sich aber einer, der eine schöne
Schrift hat, der dies nachholen könnte. „Hab auch die gebirge",
schreibt er, „mit ainem grünen ferblein angestrichen, auf das sie
dester baß gemerckt werden von dem formschneyder vnd dz er
nit berge für wasser schneyde. Habe auch das mere und die
- 58 —
lacudes (so!) mit ainem plaen (blauen) safft angestrichen, auch solchs
leychthch zu eri<ennen. Darumb so were es gut, das solchs mere
auch würde gerissen, dz es dem merewasser gleychformich v/ere, auf
das man es könntt erkennen gegen dem ertreych. Auch gehören
darumb die winde".
Wie nur zu erklärlich, sehen wir Schöner auch eifrig besorgt,
die Erzeugnisse seines Fleißes an den Mann zu bringen. Dies wird
schon von Lorenz Beheim in seinen Briefen an Pirckheimer bezeugt.
Im Dezember 1517 schreibt er, Schöner wolle in der nächsten
Woche nach Nürnberg kommen mit 10 oder 12 Globen, die er
auch ihm (dem Pirckheimer) und dem Albertus (Düren zur Ansicht
bringen werde. Vorher schon, am 10. Oktober 1517 hatte Beheim
ihm einen Himmelsglobus abgekauft, für 272 Gulden mit den
„Canones" (hier entweder Gebrauchsanweisung oder Tabellen). Er
ist sehr zufrieden damit. In Schöners Briefen an Pirckheimer zeigt
sich namentlich Jörg Hartmann seinem Kollegen beim Verkauf seiner
Sachen behilflich.
Sehr wenig entgegenkommend dagegen war der Buchhändler
Koberger (nicht der berühmte Anton, der schon 1513 starb, sondern
sein Vetter Hans). Schöner hoffte, er würde ihm doch „etliche
Sapheas haben genommen, aber alß ich verstehe, so ichs im halbs
schenkt, so neme erß dannest villeychts nit", schreibt er ärgerlich.
Er will seine Sachen nun zur nächsten Messe nach Frankfurt senden,
„da waiß ichs wol anzuwerden", fügt er hinzu. Am 28. November
1525 schreibt er aus Bamberg: .,Bit awch aufs aller vleyssichst Ewr
herrligkeit wollen behülfflich seyn, ob ich doch awch gellt losen
möchte vmb meine getrückte instrumenta astronomica alß kugeln
(der große Erdglobus im Germanischen Museum ist übrigens mit
der Hand beschrieben), Equatoria, Sapheas vnd der gleychen, auf
das ich awch mere andere zurichten möchte, der ich noch vil bey
mir habe.^^) Auch wollte ich geren wissen, ob doch etwae ain
reychstagk angestellt were, wo vnd wann, wollt ich mich awch
darzu rüsten". Auf einem solchen Reichstag, wissen wir, hatte
Schöner so schlimme Erfahrungen gemacht.
Durch seine Armut, die uns von Pirckheimer ausdrücklich be-
zeugt wird, durch die Ansprüche seiner Familie mag Schöner wohl
mehr zu Arbeiten auf den Erwerb hin gedrängt worden sein, als es
2^) Es sind hier wolil in Holz geschnittene Figuren mit beweglichen Teilen
zu verstehen, die natürlich eigens zugerichtet werden mußten. Ein richtiges
Instrument war aber wohl die Saphea mit dem Kompaß daran, von der oben
(S. 56) die Rede war.'
— 59 —
ihm selbst lieb war. Wenn er trotzdem den Ruf eines angesehenen
Mathematikers, Astronomen und Geographen genoß, wenn ihm dies
von Männern ersten Ranges wie Melanchthon, Camerarius usw. be-
stätigt wurde, so werden wir wohl anerkennen müssen, daß er für
seine Zeit eine Lücke ausfüllte. Freuen wir uns, daß es ihm gelang,
von den „bösen, unverstandenen" Bauern hinweg in die damalige
Zentrale exakt-wissenschaftlicher Betätigung zu gelangen und daß er
hier erfolgreich wirken konnte in einer bis dahin noch nicht da-
gewesenen Stellung als Professor der Mathematik und damit zugleich
desjenigen, was man damals unter Erdkunde verstand, an einem
Nürnberger Gymnasium.
Meine Arbeit sollte gedruckt werden, als mir der treffliche
Artikel von Dr. Karl Schottenloher- Bamberg: »Johann Schöner und
seine Hausdruckerei" (Zentralblatt für Bibliothekswesen, XXIV. Jahrg.
4. Heft, S. 145 — 155) zu Gesichte kam. In meinen Ausführungen
etwas wesentliches zu ändern hatte ich keinen Grund, nur möchte
ich bemerken, daß Schottenloher Schöner schon 1523 in Kirchehren-
bach nachgewiesen hat. Der Druck der Saphea von 1525 im
Germanischen Museum ist auch ihm nicht unbekannt geblieben. Ich
hoffe, unsere beiden Arbeiten werden sich gegenseitig in willkommener
Weise ergänzen und als Bausteine zu einer künftigen abschließenden
Schoner-Biographie dienen können.
WRlBRECHT DijRE.R^- ^
^:ö^^^^'- --Ä
Die geographische Lage und die wirtschaftliche
Entwicklung Mürnbergs/)
Von
Dr. Ernst Kugler,
Rcallehrer an der städtisclien Handelschule Nürnberg
und
Eduard Gassenmeyer,
Reallehrer an der höheren Mädchenschule zu Nürnberg.
US der weiten Sandebene, die sich vor dem Westabfall des
Jura ausbreitet, steigt niciit weit von der Einmündung der
Pegnitz in die Rednitz am rechten Ufer der ersteren
[b<^,y v rf?-, inselartig ein Berg auf, der Nürenberg. Hier lag wohl
schon zu Anfang des 11. Jahrhunderts einer jener Königshöfe, die als
Krongüter ihre und ihrer Zinsgüter Erträgnisse zum Unterhalt der
Hofhaltung zu liefern hatten. Den Nürenberg, der sich inmitten des
tiefen Waldgebietes zu beiden Seiten der Pegnitz über deren nörd-
lichem Ufer erhob, krönte schon um die Mitte des 11. Jahrhunderts
eine Burg. Eine unzweifelhaft deutsche Schöpfung, bildete diese
Burg einerseits ein wichtiges Bollwerk gegen die Slaven, die ihre
Siedlungen gegen das Rednitzgebiet vorschoben, andererseits deckte
sie die alte Handelsstraße, die durch das Tal der Pegnitz nach
^) Als wichtigste Quellen zu der vorliegenden Arbeit wurden benutzt:
Roth, Geschichte des Nürnberger Handels. Leipzig 1800—1802.
V. Schuh, Die Stadt Nürnberg im Jubiläumsjahre 1906.
Mummenhoff, Zur Geschichte der Altnürnberger Handels- und Gewerbepolitik.
(Unterhaltungsblatt des ,, Fränkischen Kurier" Jahrg. 1Q05. Nr. 59 u. 61.)
Derselbe, Freie Kunst und Handwerk, i Korrespondenzblatt des Gesamtvereins
der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine 1906, Sp. 105 ff.)
Reicke, Geschichte der Reichsstadt Nürnberg. Nürnberg 1895.
Jahresberichte der Handels- und Gewerbekammer für Mittelfrankcn.
— 62 —
Böhmen hinüberleitete, sowie auch den alten vom Main nach der
Donau führenden Weg. Unter dem durch die königliche Burg
gewährleisteten Schutze fanden sich die Handelsleute, die jene
Straßen benützten, am Nürenberg zusammen und siedelten sich
wohl bald neben den Hintersassen des Königshofes an. Die Natur
bot ihnen ja in dem reichlich vorhandenen Lehm und Holz gutes
Baumaterial für die ursprünglich aus Fachwerk aufgeführten Bauten,
und als die Ansprüche höher gingen und man die Siedelung auch
durch Mauern und Türme zu schützen für notwendig fand, da stand
der vortreffliche, leicht zu bearbeitende Sandstein der nächsten Um-
gebung zu Gebote. Außerdem war auch die Wasserkraft der Pegnitz
nicht zu unterschätzen, die die Anlage von Mühlen ermöglichte.
Die Siedelung am Nürenberg entwickelte sich offenbar dank
der günstigen Lage und dem kaiserlichen Schutze rasch. Heinrich III.
verlieh ihr das Markt- und Münzrecht und erhob sie damit zur
Stadt Ihre Bevölkerung, unter dem Zeichen Merkurs zusammen-
geführt, zeichnete sich schon früh durch Unternehmungsgeist und
kaufmännisches Geschick aus und bis zum 15. Jahrhundert war auf
dieser Grundlage Nürnberg zu einem der bedeutendsten und volk-
reichsten Handelsplätze des Reiches emporgeblüht, der noch dazu
als eine Pflegestätte der Künste und des Kunsthandwerks einen
hohen Ruf genoß. Wohl hatte die Reichsstadt wie manche andere
ihrer Rivalinnen unter der Veränderung der Welthandelswege wie
namentlich unter der Ungunst der verworrenen politischen Verhält-
nisse der späteren Jahrhunderte zu leiden, aber aus all diesen
Wechselfällen ging sie, wenn auch geschwächt, so doch zu neuer
Aufblüte befähigt, hervor. Und in der Gegenwart spielt Nürnberg
auf dem Gebiete des Handels und der Industrie nicht nur in Deutsch-
land, sondern auch in der Welt eine bedeutende Rolle. Freilich
verwiesen die Bodenverhältnisse nicht weniger als die Lage die
Nürnberger auf jene Gebiete der menschlichen Tätigkeit.
Nürnberg, jetzt die bedeutendste Industriestadt Bayerns und die
neuntgrößte Stadt Deutschlands, liegt unter 49*^27' 28" N und 28M5'
ö.v. Gr. Die Höhenlage über dem Meere schwankt an den ver-
schiedenen Punkten der Stadt zwischen 2Q6 m und 352 m. Ent-
wässert wird das Stadtgebiet Nürnbergs durch die Pegnitz, deren
Grund weiter draußen teilweise fruchtbare Wiesen aufweist. Die
nächste Umgebung Nürnbergs ist nur gegen Norden hin, im
sogenannten „Knoblauchslande", besser angebaut. Der Sandboden,
in welchem die weit ausgedehnten Kiefernwaldungen Wurzel faßten,
konnte dem Ackerbauer nur magere Erträgnisse liefern; von aus-
— 63 —
gedehntereil Rodungen im Walde schreckten zudem die zahl-
reichen Sümpfe ab. Großer Mühe und langjähriger Geduld mag
es auch bedurft haben, bis das dem Waldboden abgerungene Frucht-
land im Norden der Stadt gegen Erlangen hin die aufgewandte
Arbeit lohnte.
Die Bodenverhältnisse in unmittelbarer Nähe des Nürenberges
waren es also nicht, die zur Ansiedelung um den Nürenberg ver-
lockten. Viel bedeutungsvoller für die überraschend günstige Ent-
wickelung des am Südabhange des Nürenberges entstandenen städti-
schen Gemeinwesens war die außerordentlich vorteilhafte Lage
Nürnbergs im Kreuzungsgebiet wichtiger Verkehrsstraßen, die es
den Nürnbergern sowohl ermöglichte, die Rohprodukte für ihre
Gewerbebetriebe bequem zu beziehen und die daraus hergestellten
Waren nach allen Richtungen der Windrose hin zu verschicken als
auch sich ihren Anteil an dem überaus gewinnbringenden mittel-
alterlichen Zwischenhandel zu sichern.
Das Rednitzgebiet ist derjenige Teil des fränkischen Stufen-
landes, von dem aus man mit leichter Mühe durch verschiedene
von der Natur geschaffene Talwege in alle anderen natürlichen Land-
schaftsgebiete Deutschlands gelangen kann. So führen, wenn wir
von Nürnberg rednitzaufwärts wandern, die tiefeingeschnittenen Täler
der Altmühl und der Wörnitz durch den Jura zur Donau und zur
schwäbisch-bayerischen Hochebene. In südöstlicher Richtung weist
die Laber gleichfalls den Weg zur Donau; diese selbst führt nach
Österreich und Ungarn weiter. Das Pegnitztal ist infolge seiner
doppelten Richtung im oberen und unteren Teil sowohl für den
Verkehr nach dem Osten als auch für den in nördlicher Richtung
bedeutsam, indem es einerseits unter Querung der Vils- und der
wichtigen Naabfurche durch das Regental und die Further Senke
aufwärts den Weg nach Böhmen weist, andrerseits (von Hersbruck
an) zum Fichtelgebirge hinaufführt, von wo aus der Zugang nach
Nordböhmen mittels des Egertales und nach Sachsen mittels des
Saaletales leicht hergestellt ist. Folgen wir dem Regnitztal abwärts
bis Bamberg, so können wir von hier aus, wiederum unter Benützung
natürlicher Verkehrsstraßen, unschwer nach Mittel- und Norddeutsch-
land gelangen.
Zwischen Thüringerwald und Rhön führt das Werratal in nord-
westlicher Richtung nach Thüringen, während man mainaufwärts
bis Lichtenfels und dann das Rodachtal hinauf ziemlich bequem zur
Saaletalfurche gelangt, deren Lauf zur Herstellung einer Verbindung
zwischen Süd- und Norddeutschland ebenso wichtig ist wie das
— 64 —
Tal der Werra. Nach dem Westen endlich führt zum Rheine das
wunderlich gekrümmte, nach allen Seiten Verkehrsbeziehungen ver-
mittelnde Maintal. Das Neckargebiet im Südwesten zu erreichen,
bietet keinerlei Schwierigkeiten, da die Frankenhöhe als trennender
Gebirgswall ihrer mäßigen Höhe wegen nicht in Frage kommt.
So sehen wir, daß an natürlichen Zugangsstraßen vom Rednitzgebiet
in die übrigen Teile Deutschlands und umgekehrt wahrlich kein
Mangel ist. Diesen Straßen folgte denn auch im Mittelalter und
folgt heute noch der Verkehr.
Selbstverständlich wäre diese bequeme Zugänglichkeit des
Rednitzgebietes von untergeordneter Bedeutung gewesen, wenn ihm
nicht gleichzeitig die Gunst seiner zentralen Lage innerhalb wich-
tiger Wirtschaftsgebiete zustatten gekommen wäre. Daß nun von
dieser Gunst gerade Nürnberg, das nicht einmal an einem schiff-
baren Strom liegt, den größten Vorteil hatte, daß gerade eine Stunde
vor Mündung der Pegnitz in die Rednitz entfernt eine Stadt empor-
blühen mußte, die alle anderen fränkischen Städte weitaus an Größe,
Reichtum und Macht überstrahlte und auch heute noch der wirt-
schaftliche Mittelpunkt Nordbayerns ist, dafür läßt sich wohl manches
Stichhaltige anführen. Aber militärisch politische Erwägungen allein
können ebensowenig maßgebend für die Entstehung und Entwicke-
lung der Stadt gewesen sein wie der Umstand, daß sich das Grab
des sagenhaften Heiligen Sebaldus hier befand. Sicher hat zum
Aufblühen der Stadt von Anfang an der Fleiß und die Geschick-
lichkeit ihrer Bewohner sehr viel beigetragen. Bedeutungsvoll für
die Entwicklung Nürnbergs ist vielleicht auch die Tatsache, daß im
Rednitzgebiet die Stammesgebiete der Franken, Bayern und Schwaben
zusammentrafen, wozu noch die von Nordosten vorgedrungenen
Slawen kamen.
Möglich, ja wahrscheinlich ist, daß sich hier in Nürnberg
zunächst ein Austausch der Erzeugnisse dieser verschiedenen Stämme
vollzogen hat. Der Handel, der in der ersten Hälfte des Mittelalters
sicher noch keinen ausgesprochen internationalen Charakter hatte,
bewegte sich auf einem weitverzweigten Straßennetze, das selbst-
verständlich alle Vorteile der Bodengestalt für sich ausgenützt hat
und den von der Natur vorgezeichneten Wegen gefolgt ist.
Strahlenförmig führten von Nürnberg aus die Straßen nach
allen Richtungen. Nach Oberitalien gelangte man zu den reichen
Seestädten Venedig und Genua auf zwei Wegen, die bei Innsbruck
wieder zusammentrafen; die eine Straße ging über Weißenburg,
Neuburg, München und von hier aus über Mittenwald nach Inns-
— 65 —
brück, die andere führte über Donauwörth und Augsburg und über
den Fernpaß wiederum nach Innsbruck. Von hier aus benützten
dann die Warenzüge die uralte Brennerstraße nach Italien.
Eine weitere wichtige Straße führte über Nördlingen nach
Ulm und von hier aus einerseits nach Basel, andrerseits nach Lindau.
Für den Verkehr mit den Rheinlanden, Brabant und Flandern war
außerordentlich wichtig die bereits genannte große Nordwest-Süd-
oststraße, die über Frankfurt und Würzburg nach Nürnberg führte
und sich von hier aus über Regensburg, Passau, Linz und Wien
fortsetzte, um schließlich nach Ungarn und Siebenbürgen zu
führen. Eine Abzweigung dieser Straße führte von Passau aus ins
Salzkammergut. Nach Böhmen, Schlesien, Polen und Rußland
gelangte man auf dem Wege über Amberg durch die Further Senke
im bayerisch - böhmischen Grenzgebirge. In nördlicher Richtung
waren von Bedeutung die Straßen über Forchheim, Kulmbach, Hof
nach Leipzig und von hier aus nach dem Norden und Osten Europas,
ferner der Handelsweg über Bamberg durchs Werratal nach Thüringen,
endlich die Straße, die von Kitzingen abzweigte und von hier über
Fulda zwischen Rhöngebirge und Vogelsberg hindurch nach Kassel
führte. Der Anschluß an die alte Rhone -Rhein- Handelsstraße
wurde außer durch die bereits genannten Straßen noch hergestellt
durch den Handelsweg über Hall, Heilbronn und Pforzheim, der
auch nach dem mittleren und westlichen Frankreich führte.
Der Richtung dieser mittelalterlichen Handelsstraßen, deren
Bedeutung für Nürnberg übrigens bis ins 19. Jahrhundert fortdauerte,
folgten dann im Zeitalter der Eisenbahnen auch die Schienenstränge.
Nürnberg ist der natürliche Mittelpunkt des nordbayerischen Eisen-
blhnnetzes. Die Linien Ostende— Wien, Stuttgart— Karlsbad treffen
hier zusammen mit einer wichtigen Abbiegung der Nord-Südlinie
Berlin— Rom, deren geradeste Strecke freilich durch das Naabtal über
Regensbürglührt.'" Selbstverständlich ist auch der alte Handelsweg
nach Böhmen durch die Further Senke bald mit dem neuen Ver-
kehrsmittel gesegnet worden. Als weitere, freilich jetzt ganz unzu-
längliche Verkehrsstraße sei der in der ersten Hälfte des IQ. Jahr-
hunderts erbaute Ludwigs-Donau-Main-Kanal angeführt, der infolge
seiner geringen Tiefe und Breite und der großen Zahl seiner
Schleusen keine zeitgemäße Verbindung zwischen der Donau- und
Rheinwasserstraße darstellt. Und doch wäre ein Großschiffahrts-
weg vom kanalisierten Main zur Donau für die Nürnberger Industrie
von der allergrößten Bedeutung; denn diese hat angesichts der
teuren Eisenbahnfrachten für die nötigen Rohprodukte einen schweren
5
— 66 —
Konkurrenzkampf mit den günstiger gelegenen Industriegebieten
zu führen.
Nach diesem Überblick über die geographische Lage Nürnbergs
und über die durch die Natur vorgeschriebenen Verkehrswege seien
im folgenden der Handel, der sich auf diesen Straßen bewegte,
in seinen verschiedenen Formen sowie die fördernden und hemmenden
Umstände bei der Ausübung des Handels durch die Jahrhunderte
hindurch einer kurzen Betrachtung unterzogen.
Ohne Zweifel ist der Handel grundlegend zu Nürnbergs Blüte
gewesen. i\lit einem gewissen Scharfblick haben die Kaiser diese
Bedeutung Nürnbergs erkannt. Sie waren bestrebt, den Handel der
Stadt auf alle mögliche Weise zu schützen und zu heben. Bereits
um die Mitte des 12. Jahrhunderts konnten die Nürnberger, durch
kaiserliche Privilegien begünstigt, an vielen Orten des Deutschen
Reiches ohne Zoll und Abgabe Handel treiben. Im Jahre 1219 erteilte
Kaiser Friedrich II. der Stadt, „weil sie keinen Weinbau oder schiff-
bares Wasser habe, auch auf einem rauhen und unfruchtbaren Boden
liege", besondere Handelsfreiheiten.^) Da die meisten deutschen
Fürsten in der Erkenntnis der Vorteile, welche ihnen der Handel
brachte, dem kaiserlichen Beispiele folgten und die Städte vielfach
gegenseitige Zollfreiheit vereinbarten, so setzte sich das Reich eine
Zeitlang aus einer Menge von Freihandelsgebieten zusammen und Nürn-
berg trat spätestens im Laufe des 13. Jahrhunderts mit den wichtigsten
deutschen Städten in rege Handelsbeziehungen, so mit Regensburg,
Speyer, Worms, Mainz, wie auch mit verschiedenen Städten des Hansa-
bundes, ja es vereinigte sich mit den rheinischen Städten zu einem
Bunde, der in zielbewußter Weise auf den unsicher werdenden Straßen
den Handel gegen räuberische Überfälle der Ritter schützten sollte.
Auch mit dem Auslande — was wir heute darunter verstehen —
knüpfte Nürnberg bald Handelsbeziehungen an. So kamen Nürn-
berger Kaufleute im 14. Jahrhundert nach Böhmen, Mähren und
Polen, nach den Niederlanden, nach den flandrischen Städten Gent
und Brügge, nach Bearn in Südfrankreich, nach Ungarn. Zu
gleicher Zeit gewann man Absatzgebiete in den benachbarten Territorien,
so in denen von Bayern, Württemberg, den verschiedenen Bis-
tümern usw.
Der Kaiser und die Fürsten der einzelnen Gebiete gewährten
den Kaufleuten auf den Handelsstraßen Geleit und Rechtsschutz, hier und
da auch Zollfreiheit. Das Geleit war wegen der vielen Befehdungen
2) J. F. Roth, Geschichte des Nürnbergischen Handels. I. S. 14.
— 67 —
und Plackereien, die den Handel auf den Straßen unsicher machten,
ein bewaffnetes.
Die wichtigste Handelsverbindung war für Nürnberg ohne
Zweifel diejenige mit Italien. Von den italienischen Seestädten, von
Venedig und Genua gelangten die Erzeugnisse des Orients über
die Alpen nach Deutschland. Man hatte während der Kreuzzüge
den Glanz, die Pracht und Üppigkeit des orientalischen Lebens, den
Reichtum neuer, das Leben bequemer und schöner gestaltender
Gegenstände kennen gelernt und trug nach der Rückkehr in die
deutsche Heimat das Verlangen, die eigene Burg, das eigene Schloß
bequemer und prächtiger auszustatten und die Erzeugnisse der Ferne
zu genießen. Die italienischen Handelsleute waren so klug, dieser
durchgreifenden Umgestaltung der Verhältnisse Rechnung zu tragen
und Vorteile daraus zu ziehen. Ihre Schiffe, welche die Kreuzfahrer
nach dem gelobten Lande beförderten, brachten die Erzeugnisse des
Orients nach Italien. Das rief einen lebhaften Handel und bald
auch eine rege Industrie in den Städten der Apenninenhalbinsel
ins Leben. Die italienischen Händler kamen aber bald über die
Alpen und errichteten in Augsburg und in Nürnberg Warennieder-
lagen. Ursprünglich waren es vor allem Gewürze, die als viel-
begehrte Handelsartikel ihren Weg nach Norden nahmen, so Pfeffer,
Gewürznelken, Zimt, Ingwer usw. Nürnberg vertrieb diese von
den italienischen Händlern empfangenen Waren nach dem Norden
und Osten. Im 14. Jahrhundert ging der Nürnberger Kaufmann
aber selbst nach Italien, namentlich nach Venedig, Genua, Aquileja
usw. und kaufte mit Hilfe von Kommissionären auf den dortigen
Märkten die Waren auf, für die in Deutschland schon feste Absatz-
gebiete vorhanden waren. Bei dieser Gelegenheit lernte er jedoch
auch andere Waren kennen, von denen er annehmen konnte, daß
sie in der Heimat Liebhaber finden würden.
Zu den Spezereien Indiens gesellten sich jetzt als Handels-
artikel die Erzeugnisse der arabischen Kultur. Südfrüchte, Öl, Wein,
Baumwolle, Weihrauch, Stoffe zur Arzneibereitung, indische Hölzer,
Indigo, Elfenbein, Rohseide, Korallen, Edelsteine wurden nun in
Nürnberg ebenso gehandelt wie Lederwaren, Gewebe aus Baum-
wolle und Kameelharen, Seidenstoffe, namentlich purpurfarbene, so-
dann seidene Kunstgewebe, Gold- und Silberbrokate u. a. Diese
Waren gelangten von Nürnberg neben Erzeugnissen des eigenen
Handwerks, wie Waffen, Rüstungen usw., über Erfurt nach den
Hansastädten, Holland und den Rheinlanden. Von dort hinwiederum
bezog man Heringe, Stockfische, englische Waren, Tuche usw.
So hatte sich bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts Nürnberg zu
einem Handelsplatz ersten Ranges entwickelt. Mächtige Warenlager
waren in den Boden- und Kellerräumen der Privathäuser, in Zoll-
und Waghäusern aufgestapelt. Immer weiter hinaus erstreckten sich
die Handelsbeziehungen des Nürnberger Oroßkaufmanns. Mit den
Niederlanden, mit Brabant und Flandern stand man in regem Waren-
verkehr, in Frankreich war der Markt zu Lyon ein Hauptziel des
Nürnberger Handels; hier gründeten Nürnberger Handelsleute die
»Deutsche Bruderschaft". Auch nach Spanien kam der Nürnberger
Kaufmann, und von Martin Behaim wissen wir, daß er in Handels-
geschäften nach Portugal kam und die Seefahrt des Diogo Cso nach
Afrika 1484 mitmachte. Auch nach dem Osten, nach Böhmen,
Mähren, Ungarn, und nach dem Nordosten, nach Sachsen, Schlesien,
Polen, wanderten Nürnbergs Handelswaren, während man andrerseits
von dort, namentlich von den Leipziger, Naumburger und Breslauer
Messen, die Produkte des Nordostens, wie Leinwand, Pelze usw.
bezog. Nürnberg war ein Handelsplatz von europäischer Bedeutung
geworden.
In das 15. Jahrhundert fallen nun freilich auch mancherlei
Umstände, die auf den Handel Deutschlands im allgemeinen und
auf den 'Nürnbergs Jim besonderen schädlich einwirkten. Die
Befehdungen der Städte seitens der Ritterschaft, wobei rücksichtslos
mit Raub und Mord vorgegangen wurde, veranlaßten wiederholt
ein kräftiges vereintes Einschreiten von Fürsten und Städten. Kriege,
innere Streitigkeiten, Handelsverbote und Zollbelästigungen traten
bald hier bald dort dem Handel störend in den Weg.
Da schlug auf einmal infolge der Entdeckung Amerikas und
des Seeweges nach Ostindien der Welthandel andere Bahnen ein.
Die Waren Indiens gelangten nun nicht mehr nach den europäischen
Küsten des Mittelmeeres, sondern nach denen des atlantischen Ozeans
und Antwerpen wurde der Hauptstapelplatz für jene Waren. Nicht
so sehr wie die Städte des Hansabundes verlor dadurch Nürnberg
an Bedeutung. Es büßte wohl einen Teil seines Zwischenhandels
ein, aber immerhin blieb es mit Italien noch in ziemlich reger
Handelsverbindung, da manche Levantewaren, die unter der langen
Seefahrt Schaden gelitten hätten, nach wie vor dorthin gebracht
wurden.
Für die enge Verbindung Nürnbergs mit Italien zu Anfang
des 16. Jahrhunderts spricht auch der Umstand, daß im Jahre 1505
Augsburger und Nürnberger Kaufleute im Verein mit solchen von
Genua und Florenz drei Schiffe ausrüsteten. Diese schlössen sich
— 69 —
€iner portugiesischen Flotte zu einer Fahrt nach Indien an. Die
Erlaubnis hiezu hat wohl Martin Behaim, der zu jener Zeit in Lissabon
weilte, und vom König sehr ausgezeichnet wurde, erwirkt.
Außerdem war inzwischen in Nürnberg [die Industrie mächtig
emporgebiüht, namentlich die Metallindustrie. Hiedurch war dem
Handel ein neues Feld der Tätigkeit erschlossen. Einerseits mußten
die notwendigen Rohmaterialien, welche das Handwerk brauchte-
herbeigeschafft werden, wie Eisen, Kupfer, Zinn usw. Diese mangelten
ja der nächsten Umgebung Nürnbergs vollständig. Andrerseits galt
es die Erzeugnisse des Gewerbefleißes an den Mann zu bringen.
Das Eisen bezog der Nürnberger Kaufmann von den Berg- und
Hüttenwerken der Amberger, Bayreuther, Nailaer und Wunsiedler
Gegend sowie aus Steiermark, Kupfer aus dem Harz (Mansfelder
Gebiet), Zinn aus dem Fichtelgebirge und Erzgebirge, in späterer
Zeit auch aus England; Blei lieferte der Harz, Galmei die Gegend
um Aachen. Außerdem brauchte man noch andere Rohstoffe, wie
Wolle und größere Mengen von Lebensmitteln, die man aus ent-
fernteren Gegenden herbeischaffte. So lieferten Sachsen, Schlesien
und Böhmen Wolle und Leinwand, Österreich und Ungarn Getreide
und Vieh, der Osten und Nordosten Pelzwerk, Italien immer noch
Gewürze. Dagegen fanden die Erzeugnisse des Nürnberger aus-
gedehnten Handwerks in allen diesen Gebieten guten Absatz. Und
jetzt, im 16. Jahrhundert, entfalteten auch die Kunst und das Kunst-
handwerk eine hohe Blüte und sicherten sich durch Verfeinerung
und Vervollkommnung der Kunsterzeugnisse sowie durch Erfindungen
einen hohen Ruf im Reiche wie im Ausland. Zugleich lieferten sie
dem Handel vielbegehrte Artikel.
Nürnberger Waren gingen immer noch in alle europäischen
Länder, ja sogar schon nach Amerika. Nürnberger Gemälde, Kupfer-
stiche und Holzschnitte genossen einen großen Ruf.
So blieb Nürnberg auch im 16. Jahrhundert in reger Handels-
verbindung mit England, Spanien, Italien und Frankreich. Und da
von Antwerpen aus die Waren bis auf eine geringe Entfernung auf
•dem Wasserwege, dem Rhein und dem Main, nach Nürnberg ge-
bracht werden konnten und die Donaustraße südlich von Nürnberg
ebenfalls nicht zu weit entfernt war, so blieb Nürnberg auch jetzt
noch einer der wichtigsten Durchgangspunkte für den Handel vom
Norden und Westen nach dem Osten Europas, nach Österreich, Mähren,
Ungarn, der Türkei, dem schwarzen Meere und nach Konstantinopel.
Der 30jährige Krieg fügte natürlich auch Nürnbergs Handel
schweren Schaden zu, wenn er ihn auch nicht ganz lahm zu legen
- 70 —
vermochte. Den Nürnberger Kaufleuten wurden häufig Schutzbriefe
von den kriegführenden Parteien erteilt, sodaß man sogar durch die
Heerlager hindurch die Waren bringen konnte. Aber da andrerseits
häufig Handelsverbote für Waren anderer Länder, z. B. für die-
jenigen Frankreichs, erlassen wurden und das Handwerk immer
mehr zurückging, so mangelte es dem Handel wohl allmählich an
einer Mannigfaltigkeit von Handelsgegenständen. Doch auclr unter
diesen mißlichen Verhältnissen bewahrte der Nürnberger Kaufmann
einen praktischen Blick für die Bedürfnisse der Zeit, denen gerecht zu
werden ihm die besonderen Verhältnisse gestatteten. Um Nürnberg
wurde viel Tabak gebaut. Die Tabakblätter wurden nun in Nürnberg
teils verarbeitet, teils trieb man damit einen nicht unbedeutenden
Handel nach Hamburg, Bremen, Holland sowie nach Tirol. Kleinere
Industrieartikel, wie Spiegel, gingen noch im 17. Jahrhundert nach
der Levante und nach Ägypten.
Einen unzweifelhaft bedeutenden Rückgang, wenn auch nicht
vollständigen Verfall brachte dem Nürnberger Handel das 18. Jahr-
hundert. Nicht nur daß die Reichskriege an und für sich die
Handelsverbindungen störten, suchte man durch Handelsverbote dem
Gegner möglichst zu schaden. Am meisten litt Nürnberg unter
dem Verbot des Handelsverkehrs mit Frankreich. Denn es hatte bis
dahin nicht nur große Warenmengen für den Verbrauch in Frankreich
selbst, sondern auch für dessen Kolonialhandel geliefert. Die plötzliche
gewaltsame Unterbrechung dieses Handels nahm dem Nürnberger
Kaufmann nicht nur ein wertvolles Absatzgebiet, sondern brachte
ihm auch unmittelbare Verluste, da die Werte der bereits versandten
Waren, soweit sie noch nicht ausgeglichen waren, so gut wie ver-
loren gegeben werden mußten. Eine weitere Schädigung des Handels
bedeuteten die hohen Durchgangszölle und die hohen Abgaben,
welche für die eingeführten Waren entrichtet werden mußten. Das
Schlimmste jedoch, was Nürnbergs Handel treffen konnte, war, daß
die Einfuhr fremder Industrieerzeugnisse überhaupt verboten wurde.
Die einzelnen Staatengebiete glaubten durch diese Maßregel die
Industrie im eigenen Lande heben zu können; sie waren außerdem
bestrebt, durch Aufnahme von fremden Handwerkern deren Hand-
werkskunst in das eigene Land zu verpflanzen. Hiedurch erwuchs der
Nürnberger Manufaktur bald eine bedeutende Konkurrenz, namentlich
in Preußen, Sachsen und Ba^^ern. Zudem wurden auf diese Weise dem
ehedem sich über ganz Europa erstreckenden Handel Nürnbergs immer
engere Kreise gezogen und die Großzügigkeit, die ihn früher auszeichnete
mußte unter den- veränderten Zeitverhältnissen einer engherzigen
— 71 —
Krämerpolitik zum Opfer fallen. Jetzt fand es der stolze Patrizier,
der ehemalige Großhandelsherr, unter seiner Würde, noch weiter
mit dem Kaufmann, der den schweren Kampf mit den kleinlichsten
Handelsschikanen auszufechten hatte, zu konkurrieren; er zog sich
von allen Handelsgeschäften zurück auf die Landgüter, die er sich
mit den ihm durch den Handel zugeflossenen Reichtümern erworben
hatte. Damit hörte ^aber auch die stramme Ordnung, die Handel
und Gewerbe unter dem Regiment der Patrizier beherrschten, auf.
Ungezügelte Willkür. griff um sich und hielt eine richtige Freude
des Kaufmanns und Handwerkers an seinem Berufe nieder. Der
Hausierhandel konnte sich bei dem Mangel geeigneter Polizei-
maßregeln immer breiter machen und den Kaufmanns- und Hand-
werkerstand materiell und moralisch schädigen.
Mit dem Rückgang des Handels war aber bei einer Handels-
stadt, wie es Nürnberg war, auch naturgemäß ein Rückgang des
Wohlstandes verknüpft. Dazu hatte man während der Kriegszeiten,
die enorme Summen verschlangen, immer höhere Anforderungen an
die Steuerkraft der Bürger gestellt. Der Wohlstand der Reichsstadt
sank immer mehr unter den drückenden Staatsauflagen und mit
einer schweren Schuldenlast trat sie ins IQ. Jahrhundert ein.
So traurig sich auch während des 18. Jahrhunderts die Ver-
hältnisse für den Nürnberger Handel gestaltet hatten, der Glanz der
vergangenen Zeiten, unter dem sich ein blühendes Handwerk ent-
wickelt hatte, hatte für die altehrwürdige Reichsstadt die wohltätige
Nachwirkung, daß sie vor einem Herabsinken zur Bedeutungslosigkeit
bewahrt blieb.
Zunächst trieb Nürnberg immer noch Handel mit Kolonial-
waren und mit den Erzeugnissen seines Handwerks und seiner
Industrie, die sich hauptsächlich auf die Herstellung von notwendigen
Gebrauchsartikeln verlegte, ferner mit Getreide, Hopfen, Tabak, mit
den Rohmaterialien, soweit sie nicht die eigene Manufaktur verbrauchte.
Aber auch der Zwischenhandel mit fremden Gewerbeerzeugnissen
war nicht unbedeutend, so mit böhmischen Tüchern, schlesischer
Leinwand, italienischen Seidenstoffen, französischen Galanteriewaren,
englischen Fabrikerzeugnissen. Der Nürnberger Kaufmann unterhielt
Handelsbeziehungen nicht nur mit den wichtigsten deutschen Städten,
wie Hamburg, Bremen, Leipzig, Frankfurt, Breslau, Augsburg usw.,
sondern auch mit Holland, England, Frankreich, Italien und sogar
noch mit der Levante.
Nach dem Übergang der in politischer Beziehung bedeutungs-
los gewordenen Reichsstadt an das Königreich Bayern erfuhr der
— 72 —
Handel derselben zunächst unter dem Einfluß der Eingangs-, Durch-
gangs- und Ausfuhrzölle und der Weggelder, namentlich aber auch
unter dem Drucke der englischen und französischen Konkurrenz
einen wesentlichen Rückgang. Noch schwerer traf Nürnbergs
Zwischenhandel die von Napoleon gegen England verhängte
Kontinentalsperre. Denn als unter dieser Gewaltmaßregel Rußlands
Handel dahinzusiechen drohte, erließ der Zar Alexander I. einen
Ukas, der die Einfuhr der englischen Kolonialwaren in Rußland
erleichterte und die französischen Einfuhrartikel mit hohen Zöllen
belegte. Während somit die englischen Waren dem deutschen Handel
entzogen waren und direkt nach dem Osten geleitet wurden, fand
Nürnberg für die französischen Erzeugnisse im Osten keine Ab-
nehmer mehr. Zu diesen Absperrungsmaßregeln des Auslandes kam
dann noch die Erhöhung der Eingangszölle im eigenen Lande. Ein
Produkt dieses Absperrungssystems war das den Handel namentlich
mit französischen Waren hart treffende bayerische Zollgesetz des
Jahres 1822. Endlich aber begann man in den einzelnen Staaten
Deutschlands doch einzusehen, daß es mit der Absperrungspolitik
nicht so weitergehen könne. Die Zollvereinigungen gingen aus dem
Gebote des Selbsterhaltungstriebes hervor. Der Gedanke nationaler
Wirtschaftseinigung, der sich den einzelnen Staaten förmlich auf-
drängte, zeitigte den bayerisch - württembergischen, den preußisch-
-hessischen und den mitteldeutschen Zollverein. Im Jahre 182Q schloß
Preußen mit Bayern einen Zollvertrag ab und im gleichen Jahre wurde
mit Gotha und Meiningen die Herstellung zweier zollfreier Straßen
zur Verbindung von Preußen und Bayern vereinbart. Nach und
nach traten die Staaten Süd- und Mitteldeutschlands dem Zollverein
bei und in der Neujahrsnacht von 1834 fielen die Zollschranken
in ganz Mitteldeutschland. Nun war der größte Teil Deutschlands
zu einem Wirtschaftsgebiet zusammengefaßt und die völlige nationale
Wirtschaftseinigung nicht mehr ferne.
Aus diesem Umschwung der Verhältnisse zog natürlich auch
der Handel Nürnbergs Vorteil. Es war ihm nun wieder der Weg
zum Meere ohne die hemmenden Zollschranken geöffnet. Die
Industrieerzeugnisse konnten nun wieder durch alle Lande gehen,
nachdem noch dazu Eisenbahnen und zu einem Teile auch
Kanäle den Verkehr erleichterten, im Jahre 1864 ein Handelsvertrag
mit Frankreich, 1865 ein solcher mit Österreich zustandekam, die
Zölle auf Rhein, Neckar, Main und Elbe zum Teil ermäßigt, zum
Teil ganz aufgehoben wurden und nach dem Kriege von 1866 der
Zollvertrag mit Preußen erneuert wurde.
— 73 —
Rasch hat sich Nürnbergs Handel seit jener Zeit und seit der
politischen Einigung Deutschlands zu neuer Blüte entfaltet. Gestützt
auf eine mächtige Industrie, spielt er in der neuesten Zeit wieder
eine Weltrolle wie ehedem. Die Ära Caprivi mit ihren Handelsver-
trägen gab dem deutschen Handel die Möglichkeit, seine Konkurrenz-
fähigkeit in der ganzen Welt aufs neue darzutun und entfesselte einen
solchen Wetteifer und eine solche Tätigkeit auf dem Gebiete der Industrie
und des Handels, daß der deutsche Kaufmann ein gefürchteter Kon-
kurrent auf dem Weltmarkte geworden ist. Leider erfolgte durch
die Schutzzollpolitik der letzten Jahre, vor der doch die traurigen
Zustände, in die der deutsche Handel durch das Absperrungssystem
zu Anfang des 19. Jahrhunderts geraten war, warnen mußten, ein
wahrnehmbarer Rückschlag auch im Nürnberger Handel. Dazu
kommt vielleicht auch noch infolge des gewaltigen Aufschwungs
auf dem Gebiete des Verkehrswesens eine Verschiebung in der Gunst
der Lage. Nürnberg muß seine Rohprodukte, wie Kohlen und Eisen,
erst aus entfernteren Gebieten herbeischaffen und seine Handelswaren
müssen einen weiteren Weg nach den Seehandelsplätzen zurücklegen
als diejenigen der meisten anderen Industriegebiete Deutschlands.
Daß Nürnberg dennoch in so hohem Maße am Welthandel beteiligt
ist, verdankt es wohl in erster Linie dem altberühmten Unter-
nehmungsgeist und dem Geschick seines Kaufmannsstandes, der
namentlich mit Kolonialwaren, Drogen, Kurz- und Spielwaren, den
verschiedensten Erzeugnissen der Metallindustrie, besonders aber mit
Hopfen einen schwunghaften Ausfuhrhandel betreibt und rege Handels-
beziehungen unterhält mit Österreich-Ungarn, der Schweiz, Rußland,
Serbien, Bulgarien, Italien, Spanien, Frankreich, Belgien, England,
den Vereinigten Staaten von Nordamerika, Ägypten, ja sogar mit
dem ferner Ostasien, mit Japan.
Nicht minder bedeutungsvoll, als der Handel der Stadt,
ja gewissermaßen dessen Grundlage war, wenn man von dem
Transithandel absieht, seit den ersten Tagen ihres Ursprungs das
Nürnberger Gewerbe. „Bei dem relativ geringen Verkehr des
Mittelalters," schreibt Below,**) „ergab es sich als Notwendigkeit, daß
jede Stadt so ziemlich alle gewerblichen Produkte hervorbrachte. Wir
finden darum, daß die Gewerbezweige viel gleichmäßiger verbreitet
waren als heute. Es gab nicht wie heute wenige und sehr große
Zentren der Industrie, sondern eine Unmenge kleiner Mittelpunkte
gewerblicher Tätigkeit. Eben hierin liegt ein Hauptmoment der
2) Below, Georg von, Das ältere deutsche Städtewesen und Bürgertum.
Bielefeld und Leipzig 1898. S. 9/10.
— 74 —
Stärke des mittelalterlichen Städtewesens." Was hier Below im
allgemeinen von den deutschen Städten des Mittelalters sagt, das trifft
auch auf die Verhältnisse in Nürnberg zu. Natürlich war es aber
trotz der gewerblichen Vielseitigkeit jeder Stadt nicht ausgeschlossen,
daß manche Städte ihre Spezialartikel erzeugten, die dank ihrer
besonderen Güte sich allgemein anerkannter Wertschätzung und
deswegen großen Absatzes erfreuten. Ein gut Teil der in Nürnberg
erzeugten Waren ist sicherlich dieser Klasse von Spezialwaren zuzu-
rechnen. Da waren es insbesondere die Erzeugnisse der zahllosen
Metallgewerbe, die den Ruhm Nürnbergs in der Welt verbreiteten.
Interessant ist eine Aufzählung der verschiedenen Metallgewerbe um
das Jahr 1400. Da gab es in Nürnberg: Beckenschläger, Büchsen-
macher, Drahtzieher, Eisenwinder, Flaschner, Gelbgießer, Gewicht-
macher, Glockengießer, Goldschmiede, Haubenschmiede, Helm-
schmiede, Hufschmiede, Kaltschmiede, Kandelgießer, Keßler, Klingen-
schmiede, Knopfschmiede, Messerer, Messingschläger, Münzer, Nadler,
Nagler, Plattner, Pfannenschmiede, Rotschmiede, Sarwürker (Verfertiger
von Rüstungen), Schellenmacher, Scherenschmiede, Schleifer, Schlosser,
Schmelzer, Schmiede kurzweg, Schwertfeger, Schwertschmiede, Sieb-
macher, Spengler, Sporer, Trichtermacher, Zangenschmiede, Zinn-
gießer, Zinnlöter.*) Die Rohmaterialien, deren man zur Ausübung
all dieser Gewerbe bedurfte, mußten, wie schon hervorgehoben,
zum Teil aus beträchtlicher Entfernung herbeigeholt werden. Wenn
also bei den Metallgewerben von einer Bodenständigkeit keine
Rede sein kann, so gilt das ebenso von der Ausübung der Weberei
und Färberei, obwohl besonders letztere seit ^alters in Nürnberg
wohl gepflegt und in ihren Erzeugnissen hoch geschätzt war. Die
Färbstoffe (Krapp und Waid), bezog man aus Thüringen und Schlesien,
Häute, die in [den mannigfach verzweigten Ledergewerben Ver-
arbeitung fanden, vielfach aus Ungarn. Die Gunst der Lage indessen
und eine recht vernünftige Gewerbepolitik des Rates wirkte jenen
Schwierigkeiten, die sich bei der Versorgung der Stadt mit Roh-
materialien ergaben, entgegen. In Nürnberg gab es neben den
geschworenen Handwerken (Zünften ohne politische Bedeutung) eine
größere Zahl von sogenannten „freien Künsten". Trotzdem der Eigen-
nutz des einzelnen Handwerkers sich gar häufig gegen diese vom Rate
im Interesse des Handels gewollte Gewerbefreiheit sträubte, hielt der
Rat an dieser Politik zum Vorteile des Nürnberger Handwerks im
*) P. Sander, Die reichsstädtische Haushaltung Nürnbergs. Leipzig
1902. S. 4.
— 75 —
ganzen fest.^) Denn jedem Fortschritt jeder Verbesserung war
dadurch Tür und Tor geöffnet, die große Blüte des Nürnberger
Kunsthandweri<s im 15. und 16. Jahrhundert, die zahlreichen Er-
findungen auf (mechanischem Gebiete, die Konkurrenzfähigkeit
Nürnberger Waren, die immer in neuer ^Gestalt auf den Markt
kamen, sind sicherlich größtenteils auf die verständige, allerdings
nicht so ganz selbstlose Politik des damals noch Großhandel
betreibenden Patriziats zurückzuführen.
Bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts dauerte die Glanzzeit des
Nürnberger Handwerks. Dann kam im 17. Jahrhundert der große
Krieg, der — trotz mancher Übertreibungen — natürlich auch das
Nürnberger Handwerk aufs schwerste schädigte, wenngleich manche
Gewerbe auch in dieser traurigen Zeit durch Lieferung von Kriegs-
material auf ihre Rechnung kamen.
Gegen Ende des 17. und während des 18. Jahrhunderts kämpften
dann Handel und Industrie, wie bereits erwähnt, in Nürnberg einen
schweren Kampf: das böse Merkantilsystem, dem sich die Groß-
staaten mehr und mehr zuwandten, verschloß den Erzeugnissen
Nürnberger Gewerbefleißes geradezu den Eingang in die alten Absatz-
gebiete. Daß trotzalledem die Stadt wirtschaftlich nicht vollständig
zur Bedeutungslosigkeit heruntersank, verdankte sie sicherlich einer
Jahrhunderte alten Tradition auf gewerblichem Gebiete, dem Fleiße,
der Anpassungsfähigkeit ihrer Gewerbetreibenden an veränderte Zeit-
umstände und Geschmacksrichtungen. Ein recht rühmliches Zeugnis
stellte im Jahre 1781 der bekannte Berliner Buchhändler und
Schriftsteller Friedrich Nicolai dem Nürnberger Handwerk aus, indem
er die Gediegenheit und Wohlfeilheit der Nürnberger Waren pries
und auf die zweckmäßige Arbeitsteilung und die Verwendung vieler
mechanischer Vorrichtungen beim Gewerbebetrieb hinwies.
Eine schlimme Zeit für das Gewerbe war, wie schon skizziert,
das Zeitalter Napoleons und auch die der Einverleibung Nürnbergs
in Bayern folgenden Jahrzehnte brachten nicht sofort den ersehnten
Umschwung. Erst die Gründung des Deutschen Zollvereins mit ihrer
Erweiterung des inneren Absatzmarktes, dann die Einführung der
Gewerbefreiheit in Bayern 1868 und endlich die Wiederaufrichtung
des Deutschen Reiches 1871 bewirkten Nürnbergs neue Blüte, seine
Umwandlung in eine bedeutsame Industriestadt. Besser als alle aus-
'") Allerdings konnte der Rat die Umwandlung der freien Künste in
feschworene Handwerke nicht immer verhindern (vgl. Mummen hoff, Korre-
spondenzbl. des Gesamtver. etc. 1906, Sp. 117/118.)
— 76 —
führlichen Schilderungen von den Anfängen der Nürnberger Industrie
bis zu deren gegenwärtiger hoher Stellung kündet uns das geradezu
amerikanische Wachstum der Stadt im 19. Jahrhundert von ihrer
wirtschaftlichen Entwickelung. 1806 zählte Nürnberg 25176 Ein-
wohner, 1834 schon 44456, 1867: 77895, 1880: 99519, 1890: 142590,
1900: 261081, 1905: 294432; gegenwärtig dürfte die Zahl 300000
bereits überschritten sein. Hand in Hand damit ging auch in Nürn-
berg der durch die technischen Fortschritte bedingte Wandel im
ganzen Wirtschaftsbetrieb: die allmähliche Verdrängung des Klein-
betriebs durch den Großbetrieb oder wenigstens des letzteren unbe-
dingte Vorherrschaft. Wenngleich in Nürnberg das Handwerk sich
immer noch einer nicht zu unterschätzenden Blüte erfreut, so belehren
doch schon den Fremden bei der Einfahrt nach Nürnberg die zahl-
losen qualmenden Fabrikschlöte, wer im wirtschaftlichen Kampfe
der Überlegene ist. Und die Statistik bestätigt diesen ersten Ein-
druck. Die Ziffern der letzten Berufs- und Gewerbezählung vom
Jahre 1895 sind allerdings überholt, dafür gewähren aber die Steuer-
ziffern der Gewerbesteuer für die Jahre 1902/03 einen gewissen Ein-
blick in die gewerblichen und industriellen Verhältnisse der Stadt.
Als kleinste und kleine Betriebe (bis zu 15 Mk. Steuersoll) finden
wir für die genannten Jahre veranlagt 10956 oder 69,1 7o der Ge-
samtzahl, als mittlere und mittelgroße (15 — 1000 Mk. Steuersoll)
4729 oder 29,8 7o, als ganz große und Riesenbetriebe 160 oder 1,1 "/o»
wobei allerdings überall die handeltreibenden Personen auch mit-
gerechnet sind. Ganz anders aber ist die wirtschaftliche Bedeutung
dieser Betriebe, die sich aus der Steuersumme ergibt. Da zahlen die
kleinen Betriebe nur 4,6 ^/o, die mittleren 32,1 "/o, die wenigen Groß-
betriebe indessen 63,3 •'/o der Gesamtsteuersumme.
Unter allen Gewerben und Industrien **) nehmen die Metall
verarbeitenden heute mehr denn je den ersten Platz ein. Das Material
ist gleichsam der ruhende Pol in der Erscheinungen Flucht, so sehr
auch Produktionsweise und Erzeugnisse sich geändert haben. Hier
sind, um bei den Riesenbetrieben zu beginnen, vor allen Dingen
die Maschinenfabriken und Elektrizitätswerke zu nennen; ihnen reihen
sich an Fahrrad- und Automobilwerke, Nadelfabriken, Fabriken, in
denen Feuerlöschapparate, chirurgische Instrumente, Kochherde, Kühl-
anlagen, Typen, Gas- und Wasserleitungsapparate hergestellt werden.
Auch das Handwerk hat in Gestalt von Rot- und Glockengießereien,
Metallschlägereien und Kunstschlossereien noch seinen Anteil am
^) Zwischen Klein- und Großbetrieb kann im folgenden nicht genau
geschieden werden.
— 77 —
Metallgewerbe. ^) Von den übrigen Erzeugnissen Nürnberger Gewerbe-
fleißes seien noch angeführt: Lebkuchen, Schokolade, Bier, Blei-
stifte, Bürsten, Pinsel, Schuhe (fabrikmäßig), Treibriemen, Handschuhe,
lithographische Artikel, Asphalt, Azetylen, optische Instrumente,
Möbel. Vollständigkeit in der Aufzählung aller Gewerbe ist unmög-
lich; überall zeigt sich, wie in alten Tagen, Rührigkeit und Tüchtig-
keit. Nürnberg ist die Geschäftsstadt Bayerns par excellence, eine
Tatsache, die auch ihre Schattenseiten hat, soweit es die Pflege
höherer Kulturgüter anbelangt.
Mächtig gefördert wurde das gewerbliche Leben der Stadt
durch die Errichtung des bayerischen Gewerbemuseums im Jahre 1871,
das seit diesem Jahre eine äußerst ersprießliche Tätigkeit entfaltet.
Diese besteht in der Veranstaltung von permanenten gewerblichen
Ausstellungen, in der Prüfung von gewerblichen Maschinen und
Apparaten, Vornahme von chemischen Analysen, in der Abhaltung
von Vorträgen, Veranstaltung von Meisterkursen usw. In diesem Zu-
sammenhang sei auch der Nürnberger Gewerbeverein und der Verein
zum Schutz für Handel und Gewerbe genannt und endlich der
verschiedenen Schulen gedacht, die vor allen Dingen dem Handwerk
und der Industrie zugute kommen. Hier sind in erster Linie die
gewerblichen (obligatorischen) Fortbildungsschulen, die Baugewerk-
schule, die Handelsschulen für Knaben und Mädchen zu nennen, ferner
die Realschule (auf dem Wege zur Umwandlung in die Oberrealschule
begriffen), die Industrieschule, deren Umwandlung in ein Technikum
bevorsteht. Leider stellt das letztere keinen Ersatz für die fehlende
technische Hochschule dar, die in mehr als einer Hinsicht ebenso
wie eine Handelshochule für Nürnberg von wohltätigem Einfluß wäre.
So gewährt denn Nürnbergtrotz mancher unerfüllter Wünsche und
trotz der Ungunst mancher Verhältnisse (Mangel eines Großschiffahrts-
kanals) das Bild einer im Rahmen der neudeutschen Wirtschaftsentwick-
lung kräftig emporgeblühten gewerbe- und industriereichen Stadt, die,
[vorausgesetzt, daß rechtzeitig alle nötigen Maßnahmen zur Förderung
der wirtschaftlichen Produktionskraft getroffen werden, wohl auch im
20. Jahrh. sich noch weiter entwickeln und fernerer Blüte erfreuen wird.
'') Welche Bedeutung das JVletallgewerbe im Vergleich zu den anderen
Gewerben hat, geht iaus den Ziffern der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter
mit einiger Sicherheit hervor. Von der Gesamtzahl der in den freien Gewerk-
schaften am 1 . Dez. 1905 organisierten Arbeitern (26689i waren 12262 im Metallgewerbe
beschäftigt, also fast die Hälfte. 1 11. Jahresber. des Arbeitersekretariats Nürnbg. 1905.)
f ^
■ Wi-V*,^
Geologische Geschichte der Fränkischen RIb
von
Dr. Werner Koehne,
Geologe an der Kgl. geologischen Landesanstalt zu Berlin.
rfreulicherweise hat sich in den letzten Jahren in der
fränkischen Alb wieder eine regere Tätigkeit von Geologen
entfaltet. Der Zeitpunkt erscheint uns daher besonders
geeignet zu einer zusammenfassenden Darstellung, in der
wir versuchen wollen, in möglichster Kürze und auch für den Nicht-
fachmann verständlich, die Ergebnisse der Untersuchungen der ver-
schiedenen Forscher, die oft völlig unabhängig von einander
gearbeitet haben, nach den durch die Überschrift angedeuteten
Gesichtspunkten zu einem einheitlichen Ganzen zu verschmelzen.
Einleitung.
Um uns zunächst eine Vorstellung des Gebietes, um das es sich
hier handelt, wachzurufen, wollen wir es flüchtig vor unseren Augen
vorbeiziehen lassen, etwa wie es sich bei einer Eisenbahnfahrt darstellt.^)
Wer von Norden her sich unserem Gebiete nähert, indem er
etwa auf der Strecke Saalfeld-Probstzella oder über Hof nach
Nürnberg fährt, sieht von der Gegend von Lichtenfels ab auf
der linken Seite der Fahrtrichtung die terrassenweise sich aufbauenden
Höhen des Frankenjura auftauchen. Besonders wird der altbekannte
') Es ist zu empfehlen, beim Lesen des Aufsatzes eine geologische Über-
sichtskarte zur Hand zu nehmen, wozu die „Übersichtskarte der Verbreitung
Jurassischer und Keuperbildungen im nördlichen Bayern 1 : 500000" von v. Gümbel,
V. Ammon und Thürach besonders geeignet ist. In diesem Jahre wird seitens der
Naturhistorischen Gesellschaft und der Firma Piloty & Löhle ein Neudruck dieser
Karte herausgegeben.
— 80 —
Staffelberg Beachtung finden, an dessen Fuße der Ort und die
Bahnstation Staffelstein liegen, ein Name, der von Fremden häufig
irrtümlich auch auf den Berg übertragen wird. Wenn wir hier
unsere Fahrt unterbrechen, so betreten wir eine historische Stätte;
denn nicht nur durch das Scheffeische Lied ist der Berg bekannt
geworden, sondern er erregte auch frühzeitig das Interesse der
Forscher. Nämlich schon am 31. Januar 1822 verlas der große
Geolog Leopold von Buch^) in der Berliner Akademie eine Schilde-
rung des Berges. Er erzählte, wie er beim Anstieg einen Sand-
stein fand, denselben, den wir heute als den Eisensandstein des
braunen Jura zu bezeichnen pflegen und wie ihm dann beim Weiter-
steigen der weiße Kalkstein auffiel. Dann beschrieb er weiter:
»Über solche weiße Schichten erreicht man am Staffelberge endlich
eine Reihe senkrechter Felsen, vorspringende Altane und Basteien,
nur in Klüften ersteiglich. Es ist Dolomit; wieder als höchster
Gipfel und in höchst auffallender Form". Dieser Dolomit bildet
hier das höchste Glied des weißen Jura.
Dem Staffelberge gegenüber erblickt man schon von der Bahn
aus Schloß Banz, wo sich eine Petrefaktensammlung befindet, in der
Reste riesiger Jchthyosaurier, der bekannten meerbewohnenden Reptile,
gezeigt werden. Diese interessanten Tierreste entstammen den Schichten,
welche gleich über dem Boden des Maintales beim Anstieg nach Schloß
Banz zu finden sind. Es sind meist dunkle Tone und Kalksteine,
die unter dem Namen schwarzer Jura oder Lias zusammengefaßt
werden und unter dem braunen Jura liegen.
So haben wir hier flüchtig Repräsentanten der drei Abteilungen
des Jura kennen gelernt.
Wenn wir mit der Bahn nach Nürnberg weiterfahren, so
sehen wir noch mehrfach dem Staffelberge ähnliche Berge auf-
tauchen; es sind Vorsprünge des Juragebirges, dessen Rand hier
eine von NNW nach SSO gehende Richtung besitzt.
Kurz vor Erlangen befindet sich der erste Tunnel der Strecke.
Er durchbohrt einen Bergvorsprung, der aus sog. Burgsandstein
besteht; dies Gestein gehört zur Keuperformation, die den Jura
unterlagert; es bildet auch die malerischen Felsen an der Burg
zu Nürnberg, nach der es seinen Namen durch v. Gümbel
erhalten hat.
Fahren wir nun nach Süden auf der Strecke Nürnberg-Ingol-
stadt-München weiter, so sind wir zunächst weit vom Westrande
^) Gesammelte Schriften III S. 65.
— 81
des Jura entfernt. Dann biegt dieser aber südlich von Neumarkt
aus seiner bisherigen NNW -SSO- Richtung gegen Westen um und
nähert sich so der Bahnlinie, so daß wir in der Weißenburger
Gegend wieder Juraberge vor uns sehen. Hier überschreitet die
Bahn auch die Wasserscheide zwischen Rhein (Rezat-Regnitz-Main),
und Donau (Altmühl), die aber im Gelände nicht hervortritt und so
niedrig liegt, daß der Gedanke nahe lag, beide Ströme hier durch
einen Kanal zu verbinden. Schon Karl der Große machte den
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Längenmaßstab 1 : 25000
Fig. 1. Schematisches Profil durch eine steile Talwand ira Frankenjura.
Doppelt überhöht.
Versuch dazu und noch sind Reste der „fossa Carolina" erhalten, auf
die uns der Untertitel des Bahnhofs Grönhard aufmerksam macht.
Von Treuchtlingen ab dringt nun die Bahn in den oberen (weißen)
Jura ein, dem lieblichen Tale der Altmühl abwärts folgend und
öfters eine der zahlreichen Schlingen dieses Flusses durch einen
Tunnel abschneidend. Es geht an Solnhofen vorbei, dem Stapelplatz
für die Plattenkalke und lithographischen Schiefer, die in zahlreichen
gewaltigen Steinbrüchen oben auf der Hochfläche der Alb gewonnen
werden. Schon von der Bahn aus können wir die Schutthalden
von solchen erblicken, während weiter unten an der Talwand uns
Dolomite an die pittoresken Gebilde der Fränkischen Schweiz
erinnern.
Bei Dollnstein werden wir rechts von der Altmühl durch den
Anblick eines breiten Trockentales überrascht. Einst floß hier die
6
— 82 -
Donau über Steppberg -Wellheim herunter, um mit einem scharfen
Knie rechts umzubiegen und bis Kelheim dem jetzigen Altmühl-
tal zu folgen (vergl. Fig. 25).
Kurz vor Eichstätt verläßt die Bahn das Altmühltal, das links
unter uns bleibt. Wir können uns nun von dem plateauartigen
Charakter der Oberfläche unseres Gebirges überzeugen, das hier
aber nach Süden zu bald unter jüngeren Überdeckungsgebilden
ohne orographischen Absatz verschwindet.
Der von der eben besprochenen Bahnstrecke durchquerte Teil
des Gebirges streicht im Gegensatz zu dem nördlichen Teile von
OSO nach WNW. Westlich von Treuchtlingen wird er durch den
wunderbaren Kessel des Rieses bei Nördlingen unterbrochen und
geht dann in den schwäbischen Jura über.
Es sei noch bemerkt, daß wir die ganze in Bayern gelegene Fort-
setzung des schwäbischen (württembergischen) Jura als „Fränkischen"
bezeichnen, obwohl nicht nur die Kreise Ober- und Mittelfranken,
sondern auch Oberpfalz, Schwaben und Niederbayern daran be-
teiligt sind.
Historisches.
Im folgenden sei zunächst der Männer gedacht, denen wir die
Erforschung unseres Gebiets verdanken^).
Seit 2 Jahrhunderten schon hat unser Gebiet mit seinen zahl-
reichen Versteinerungen das Interesse der Naturfreunde erregt.
Bereits im Anfange des 18. Jahrhunderts wurden durch den Altdorf er
Professor Johann Jakob Baier und seinen Sohn gute Abbildungen
von Versteinerungen der weiteren Umgebung dieses ehemaligen
Universitätsstädtchens gegeben. Allerdings war er sich über die
Natur der Versteinerungen nicht klar und hielt sie nicht mit anorga-
nischen Bildungen wie Dendriten usw. auseinander.
Eine nach unseren heutigen Begriffen wissenschaftliche Er-
forschung der Frankenalb datiert erst seit kaum 100 Jahren. So
gehört z. B. das Werkchen Reineckes vom Jahre 1818 über die im
koburgischen und fränkischen Gebiet vorkommenden Ammonshörner
nach Zittel zu den besten älteren Arbeiten über Ammoniten.
Wie schon eingangs erwähnt hat um diese Zeit auch Leopold
v^ Buch den Frankenjura besucht.
*) Vgl. W. Koehne, Verzeichnis der Geologisclien Literatur über die Fränkische
Alb und der für deren Versteinerungskunde und Geologie wichtigsten Literatur
aus anderen Gebieten. Alphabetisches Verzeichnis bis 1905. Abh. d. Naturh. Ges.
XV. Bd. H. 3. Nürnberg 1906 (auch als Sonder-Abdruck).
— 83 —
Von den Gesteinen des Fränkischen Jura zog besonders der
Dolomit die Aufmerksami<eit auf sicii, so daß das schwierige Pro-
blem der Bildung dieses Gesteins auch an Beispielen aus unserem
Gebiete untersucht wurde.
Ferner waren es die großen Höhlen im Frankendolomit mit
ihren Resten gewaltiger Tiere der Diluvialzeit, die frühzeitig nicht
nur in Deutschland, sondern auch im Auslande berühmt wurden und
eine reiche Forschertätigkeit anregten.
Auch das Ries mit seinen immer noch schwer erklärlichen Phäno-
menen lockte bekanntlich in neuerer Zeit eine Anzahl von Geologen
herbei.
Vor allem riefen die Solnhofer Schiefer mit ihren prachtvollen
Versteinerungen eine ungeheure Literatur hervor, über die in einer
kürzlich erschienenen Monographie von Walther eine Übersicht
gegeben worden ist*).
Was die paläontologische Untersuchung des übrigen Gebietes
betrifft, so ist hier zunächst zu erwähnen, daß Graf Münster in
Bayreuth eine rege Tätigkeit entfaltete; denn er lieferte für das
große Goldfußsche Werk, an dem er mitarbeitete, Material aus
Franken, besonders aus dem Jura- und Muschelkalk der Bayreuther
Gegend (und aus den Solnhofener Schiefern) und veröffentlichte auch
selbst Arbeiten über Fossilien. Auch die Fauna der eigenartigen
Kalke von Kelheim wurde durch eine Anzahl von Gelehrten in
Zittels Palaeontographlca beschrieben. Ferner wurden noch die
Pflanzenreste des Rhät^) eingehender bearbeitet, besonders von Schenk.
Was Zusammenstellungen von einzelnen Faunen, d. h. den in
einem bestimmten Komplex vorkommenden Tieren, anbetrifft, so
sind außer den oben genannten und den in v. Gümbels Werken zu
findenden solche noch weiter vorhanden; z. B. für den unteren
(schwarzen) Jura von Ammon. Die in der paläontologischen Staats-
sammlung in München vorhandenen Fossilien des unteren und
mittleren Jura wurden von Schlosser aufgezählt und die dabei be-
findlichen Originale beschrieben. Ferner wurden aus den einzelnen
Schichten des weißen Jura von Ammon reichhaltige Fossillisten
gegeben.
Soviel wir auch diesen Forschern bereits verdanken, so ist
eine erschöpfende faunistische Darstellung damit keineswegs erfolgt.
■') Walther, Die Fauna der Solnhofener Plattenkalke. Bionomisch betrachtet.
Denkschr. d. Med. Naturw. Ges. Jena Bd. XI. 1904. Festschr. zum 70. Geburts-
tage von E. Haeckel. S. 133-214 Taf. VIII.
^) Eine Beschreibung dieser Stufen folgt weiter unten.
6*
— 84 —
Bloße Fossillisten leiden in ihrem Werte immer darunter, daß der
Artbegriff in der Paläontologie nichts absolutes ist und die Arten
von verschiedenen Autoren verschieden abgegrenzt werden. Daher
kann eine Fossilliste aus unserem Gebiete immer nur einen be-
schränkten Wert haben und das Ideal wäre es, die Versteinerungen
unseres Gebietes in Monographien mit Abbildungen und Beschrei-
bungen darzustellen, wozu aber ein sehr erheblicher Aufwand an Zeit
und jMitteln notwendig wäre. Ich möchte dies deshalb hier betonen,
weil ich in geologisch interessierten Laienkreisen häufig die irrige
Ansicht verbreitet gefunden habe, in bezug auf die Versteinerungen
unseres Gebiets seien bereits die Untersuchungen zu Ende gediehen.
Nicht selten wird auch von Laien an den Geologen die Frage
gestellt, ob es nicht einige Bücher gäbe, nach denen sie die Ver-
steinerungen, welche sie im Fränkischen Jura finden, bestimmen
könnten, ähnlich wie dies für die Pflanzen durch floristische Bücher
möglich ist.
Man muß leider diese Frage für die meisten Fälle verneinen.
So umfassende Werke wie die Arbeiten Quenstedts im württem-
bergischen Jura gibt es für Franken nicht. Selbst für eine so gut
bekannte Fauna wie die von Solnhofen sind die Beschreibungen und
Abbildungen nicht in einigen Sammelwerken vorhanden, sondern
nur in den großen Bibliotheken vollständig beisammen; und in
vielen anderen Fällen ist für eine sichere Bestimmung ein großer
Apparat an ausländischer Literatur erforderlich.
Nach alledem ist es sehr zu verwerfen, wenn Versteinerungen
ohne genügende Fundortsangabe — wozu vor allem auch eine
möglichst genaue Beobachtung über die geologische Zone gehört —
in kleinen Privatsammlungen verzettelt werden, besonders wenn es
sich um wohlerhaltene Stücke handelt; denn es ist immer möglich,
daß sich aus einem bestimmten Gebiete noch unbekannte Formen
darunter finden. Am schlimmsten ist es natürlich, wenn viele solche
Stücke, die für die Erforschung der Gegend von Wert sind, um des
Mammons willen ins Ausland verkauft werden.
Vielmehr sollte es das Ziel jedes Sammlers sein, dazu beizu-
tragen, daß in einigen wenigen größeren Sammlungen eine möglichst
vollständige Zusammenstellung aller in den verschiedenen Schichten
und Fundpunkten unseres Gebiets vorkommenden Fossilien erreicht
werden kann.
Was die topographische Geologie und Tektonik des Franken-
jura betrifft, so müssen wir vor allem der umfangreichen Arbeiten
v. Gümbels und seiner Mitarbeiter, v. Amnions und Thürachs.
— 85 —
gedenken; außer diesen erschien nocli eine größere Zahl von Publi-
kationen über einzehie Gebiete, auf die wir noch vielfach Gelegen-
heit haben werden, einzugehen.
Geologische Geschichte.
Nicht nur eine Beschreibung der vorkommenden Gesteine und
Fossilien gibt uns die Geologie, sondern man war auch bestrebt,
danach sich Vorstellungen zu bilden, wie es in früheren Zeiten auf
der Erde ausgesehen haben möge.
Die Gesteine, welche unser Gebiet aufbauen, sind Schicht-
gesteine, die zum größten Teile aus dem Meereswasser abgesetzt
wurden. Wenn wir nun die Geschichte des Gebietes erforschen
wollen, so müssen wir untersuchen, 1) unter welchen Umständen
sich diese Massen ablagerten, 2) wie sie zu Gesteinen erhärteten,
3) welchen Zerbrechungen, Verschiebungen, Faltungen die so ent-
standenen Schichttafeln ausgesetzt waren, 4) wie daraus durch die ab-
tragenden Kräfte, also vor allem das Wasser, die Oberflächengestaltung
herausmodelliert wurde. Doch können wir in diesem kurzen Abriß
nicht alle 4 Punkte eingehend behandeln, sondern nur das wichtigste
herausgreifen.
Triaszeit.
Die Unterlage des Jura bildet die Triasformation, die ihren
Namen daher erhalten hat, daß sie in Deutschland wieder aus drei
Formationen besteht, 1) dem r, Buntsandstein", 2) dem „Muschel-
kalk", 3) dem „Keuper". Ihre unterste Abteilung, der Buntsand-
stein, der eine große Mächtigkeit besitzt (bis zu 400 m nach v. Oümbei)
ist in unserem Gebiet von jüngeren Schichten bedeckt und so nur
in größeren Tiefen zu finden. Erst in weiterer Entfernung, an den
Rändern der Urgebirge (Schwarzwald, Fichtelgebirge und Thüringer
Wald) hebt er sich heraus. Nicht weit vom Fichtelgebirge, bei
Kulmbach, Kronach usw. erregen im oberen Buntsandstein handähn-
liche Eindrücke das Interesse. Sie sind dadurch entstanden, daß
Tiere über weichen Ton liefen und die Abdrücke ihrer Füße darin
hinterließen. Sand wurde darüber ausgebreitet, die eingetieften Ab-
drücke ausfüllend, und erhärtete später zu Sandstein. So können
wir nun auf der Unterseite der Sandsteinbänke den Ausguß der
Fährten dieser sonst meist unbekannten Tiere (Chirotherium, Handtier
genannt) finden.
Näher an unser Gebiet heran tritt der Muschelkalk, so ist z. B.
das Taubertal bei Rothenburg in ihn eingeschnitten und auf der
— 86 -
Ostseite des Frankenjura tritt er, durch Fossilreichtum berühmt, in
der Gegend von Bayreuth zutage. Die eingeschlossenen Ver-
steinerungen beweisen, dal^ es sich um die Absätze eines Meeres
handelt. Zu den bekanntesten gehört ein Ammonshorn, Ceratites
nodosus.
Auch in den Alpen findet sich Muschelkalk, der sich zur selben
Zeit abgelagert hat, wie der in Mitteldeutschland. Doch ist seine
Tierwelt eine abweichende. Daraus läßt sich schließen, daß eine
ungehinderte Einwanderung von Tieren aus einem Meere in das
andere nicht möglich war. Nach v. Gümbel '') bestand die Schranke
aus einem Festland, dem sog. vindelicischen Gebirge^), das
beide Meere trennte. Bemerkenswert ist auch das Fehlen des Buntsand-
steins und Muschelkalkes im Ries bei Nördlingen, wo sich augen-
scheinlich die Keuperschichten direkt auf Urgebirge absetzten, also
wohl zur Zeit des Muschelkalkes festes Land war. Ebenso auch
in der Schwabenalb. Die Küste des Muschelkalkmeeres gegen Süden
mag etwa auf der Linie Dinkelsbühl-Schwabach-Parkstein verlaufen
sein (nach Thürach)"). Auch die Ostgrenze des Muschelkalkmeeres
soll sich nach v. Gümbel nicht weit von unserem Gebiete befunden
haben. Dies wurde daraus geschlossen, daß statt der Kalke und
Mergel, die sonst die Muschelkalkformation bilden, sich auch sandige
Schichten östlich von Bayreuth und Kulmbach fanden; die Sande
können aber nur in der Nähe eines Landes eingeschwemmt worden
sein. Im einzelnen untersuchte Thürach die Ausbildung der Zonen
des Muschelkalks in dieser Gegend^").
Das oberste Glied der Triasformation, derKeuper, tritt rings
um die fränkische Alb zutage, überall da, wo die auflagernden Jura-
schichten durch Erosion entfernt wurden. Er besteht in der Haupt-
sache aus einer bunten Reihe von Sandsteinen und Tonschichten.
Nach der Ansicht v. Gümbels ") sollten sich diese Schichten in
") Geologie von Bayern. Teil II. 1894. S. 19.
^) Es muß hier erwähnt werden, daß die Existenz des vindelicischen Gebirges
in neuester Zeit von Schwertschlager angezweifelt wurde. Wenn auch vielleicht ein
großes Gebirge nicht oder nur vorübergehend vorhanden gewesen sein und sich
das Land zuzeiten auch in einen Inselarchipel aufgelöst haben mag, so möchten
wir doch die Existenz größerer Landmassen während langer Zeiträume dort an-
nehmen.
*) Beitr. zur Kenntnis des Keupers in Süddeutschland. Geogn. Jahresh.
XIII. 1900. München S. 43.
") Geognostische Beschreibung der Fränkischen Alb (Frankenjura). S. 514—517.
") Geologie v. Bayern II. S. 587.
— 87 —
einem Meere abgesetzt haben, das ungefähr da sich ausbreitete, wo
auch heute noch Keuperschichten zu finden sind, hi seiner IQOl
publizierten Abhandlung tritt jedoch Thürach dieser Annahme ent-
gegen. Nach seiner Meinung hatten die Keupergesteine ursprüng-
lich eine weitere Verbreitung und sind an denjenigen Stellen
später wieder entfernt worden, an denen sie durch Verschiebungen
in der Erdkruste gehoben und so einer stärkeren Abtragung ausge-
setzt wurden. Sonst müßten am Rande des Fichtelgebirges, wenn
dieses zur Keuperzeit schon bestanden hätte, in die Keupergesteine
Brocken von den Gesteinen des Fichtelgebirges eingeschwemmt
worden sein, was aber keineswegs der Fall ist *^).
Während in der der Bildungszeit des Keupers vorhergehenden
Muschelkalkzeit das Meer in Franken sich ausdehnte, trat es in der
folgenden Zeit zurück, so daß sich tonige Schichten und Land-
pflanzenreste anhäufen und sogar schwache Kohlenflötze (Letten -
kohlenkeuper) bilden konnten. Doch machte das Meer wieder Vor-
stöße und überflutete noch einmal das Gebiet (Grenzdolomit), marine
Versteinerungen hinterlassend. Dann trat eine Abschließung dieses
Meeres vom Ozean ein, so daß sich durch Verdunstung bei regen-
armem Klima Gypskrystalle abscheiden konnten. Zunächst noch
stattfindende Einbrüche des Ozeans hörten bald auf und nun trocknete
das Binnenmeer allmählich ein. So kam es zur Ausscheidung von
Steinsalz, ja selbst von den leicht löslichen Kali- und Magnesiasalzen,
die durch darüber gelagerte tonige (wasserundurchlässige) Schichten
vor späterer Auslaugung geschützt wurden (a. a. O. S. 43). Später fand
eine Aussüßung des Wassers statt, die durch Eintreten eines regen-
reicheren Klimas zu erklären ist und nun bildete sich der „Schilf-
sandstein" mit Abdrücken von Schachtelhalmen. Noch einmal
wurde dann das Wasser salzig („Berggypsschichten").
Jünger ist der Blasensandstein, der seinen Namen daher führt,
daß er Tongallen eingeschlossen enthält, welche leicht herauswittern
und Hohlräume hinterlassen. Um die Entstehung solcher Tongallen
zu erklären, könnte man vielleicht eine Beobachtung Walthers
(Gesetz der Wüstenbildung S. 128) heranziehen: „Fast alle Ver-
tiefungen im Sandmeer, die langgestreckten, talähnlichen Schori der
Turkmenen, ebenso wie die breiten Flächen der Takyrböden sind
mit einer Tonschicht überzogen, die, hart wie eine Tenne und in
der Regel von Trockenrissen polygonal durchschnitten, ein völlig
'-) Tliürach, Beitr. z. Kenntnis des Keupeis in Süddeutschland. Geogn.
Jahresh. Xill. IQOO. S. 41. Demselben Werke ist die weitere Schilderung der Ent-
stehung der Keuperschichten entnommen.
— 8S -
horizontales Parkett bildet. Ist die Tonschicht nur 1—2 cm mächtig,
dann krümmen sich die eintrocknenden Platten wie Hobelspäne zu-
sammen und werden leicht ein Spiel des Windes, der sie zwischen
den Sanddijnen dahintreibt und in den Sand einbettet. Wird dann
im Winter der Sand feucht, dann sinkt die Tonrolle erweicht zu-
sammen und erscheint als breitgedrückte Tongalle dem Sande ein-
geschaltet".
Der später folgende Burgsandstein, den wir am Rande des
Frankenjura so häufig beobachten können (Burg in Nürnberg, Alte
Feste bei Fürth, Burgberg bei Erlangen), könnte für ein äolisches
d. h. durch Wind abgelagertes Gestein gehalten werden. Doch
nimmt Thürach an, daß bei seiner Bildung fließendes, sowie
wellenförmig bewegtes Wasser und Wind zusammengewirkt haben.
Das Material, das die Keupergesteine gebildet hat, stammt aus
dem Südosten, vom sog. vindeiicischen, bayerischen und böhmischen
Gebirge.
Das oberste Glied des Keupers, wegen seiner mächtigen Ent-
wickelung in den Alpen von Gümbel Rhät genannt, besteht in
unserem Gebiet in der Hauptsache ähnlich wie der übrige Keuper
aus Sandstein, der aber nicht selten durch Gehalt an Eisenver-
bindungen eine gelbliche Farbe annimmt und sehr häufig deutliche
Kreuzschichtung zeigt ^'^).
An vielen Stellen sind diesem Sandstein Tonschichten einge-
lagert, die jedoch nicht mehr bunte Farben zeigen, wie die der
tieferen Keuperschichten, sondern eine dunkle, was von organischen
Resten herrührt, welche einerseits reduzierend auf die Eisen-
verbindungen einwirken, andererseits selbst kohlige Substanzen
hinterlassen.
Häufig finden sich in den Tonen mehr oder minder gut
erhaltene Pflanzenreste, unter denen besonders Farne, Cycadeen (Fig. 2)
^') Unter Kreuzschichtung versteht man eine solche, bei der die Schichten nicht
horizontal übereinanderHegen, sondern unter verschiedenen Winkeln geneigt sind.
Sie kann durch unregelmäßig fließendes Wasser oder durch Wind hervorgebracht
sein. Zum Beispiel nehmen wir an, es habe sich in einem Fluß eine horizontale
Schicht feinen Sandes abgesetzt, darüber habe sich eine Sandbank gebildet, an
deren Böschungen sich nun in geneigter Lage]wechselnde Schichten gröberen Sandes ab-
gelagert haben; dann sei durch eine heftigereStrömung der qbere Teil der Sandbank fort-
gerissen und so wieder eine horizontale Fläche hergestellt worden, auf der sich wieder
horizontale Schichten absetzten, und sofort in ewigem Wechsel; ein Querschnitt
(Profil) müßte dann ähnlich aussehen, wie ein solches, wie wir es nicht selten im
Rhätsandstein in Steifibrüchen beobachten können.
89 —
und Coniferen ver-
treten sind, eine Flora,
welche auch in der
Jurazeit ausdauerte,
während die Angio-
spermen bekanntlich
vor der Kreidezeit
nicht zu finden sind-
Die Landpflanzen
führenden Tone bil-
den keine im ganzen
Gebiet zusammen-
hängenden Schichten,
sondern sind in ein-
zelnen Seebecken ab-
gesetzt, diese wurden
Fig. 2. Podozamites distans (Presl) Braun. Häufiger später wieder V'On
Cycadeen-Blattrest aus dem Rhät Frankens. Aus Schenk, Sauden verschüttet
Über denen sich
nochmals an der-
selben oder an anderen Stellen solche dunklen Tone absetzen
konnten.
Tierreste sind im fränkischen Rhät selten, nur eine obere
Schicht mit solchen ist stellenweise vorhanden, die Oümbel mit dem
bekannten schwäbischen Bone-bed identifizierte, während sie Schrüfer
bereits den Liasschichten zuweist. Ich möchte hier bemerken, daß
die interessanten „Tiere in den Pflanzenschiefern der Gegend von
Bayreuth ", welche Braun beschrieb, in der Sammlung des Mineralogisch-
geologischen Instituts der Universität Erlangen aufgestellt sind.
Jurazeit.
Verfolgen wir nun die Geschichte unseres Gebietes in der
folgenden Zeit, mit dem unteren Jura oder Lias beginnend^*).
Die unterste Zone des Lias, im benachbarten schwäbischen
Jura durch eine Kalk- oder Tonbank repräsentiert und nach einem
Ammoniten Psiloceras planorbis bezeichnet, konnte im Frankenjura
durch Versteinerungen nur in der Gegend von Koburg (im Norden)
Die fossile Flora d. Grenzschichten des Keupers und
Lias Frankens. Taf. XXXVI. Fig. 1
") Die nächstfolgende Schilderung ist zumeist auf die Darlegungen von
Pompecky gegründet: Die Juraablagerungen zwischen Regensburg und Regen-
stauf Ein Beitrag zur Kenntnis der Ostgrenze des Frank. Jura.) Geogn.Jahresh.XIV^
1901. S. 170 ff.
-~ 90 —
und am Hesseiberg (im Westen) nachgewiesen werden. So dürfen
wir annehmen, daß das süddeutsche Meer nur diese randhchen Ge-
biete erreichte und unsere Gegend Land war, welches an die böhmisch-
vindelicische Landmasse sich anschloß.
Fig. 3. Die „Regensburger Bucht«. Aus Pompecky. Qeogn. Jahresh. für 1901.
In der nächsten Zeit, der der Zone des Ammoniten Schlot-
heimia angulata, drang das Meer weiter in Franken ein. Denn
marine Fossilien aus dieser Zone finden sich z. B. bei Neumarkt und
Altdorf und weiter im Osten bei Amberg, ferner im Norden bei
Bamberg und Lichtenfels, wenn auch nicht häufig. Es sind fein-
körnige Sandsteine, die man hierher rechnet und die auch in
- 91
der Regensburger Gegend sich finden. So muß sicii bis in
diese, die seit langen Zeiten Festland gewesen war, eine Bucht des-
jenigen Meeres erstreckt haben, welches Franken und Württemberg
in dem heute von Triasgesteinen eingenommenen Gebiete westlich und
nördlich der heutigen Alb erfüllte.
Auch in Württemberg zeigt der Horizont den Charakter von
Litoral und Seichtwasserbildungen. Die Sedimente setzten sich im
Küstengürtel zwischen dem Meere und dem böhmisch-vindelicischen
Lande ab, von dem sie herbeigeführt wurden. In Württemberg lag
Fig. 4. .■\nialtheus costatus. Leil-Ammonshorn aus den „Amaltheentonen"
im mittleren Lias (L. 0). Fundort: Dörlbach am Donau-Main-Kanal.
Aus Quenstedt, Ammoniten des Schwäbischen Jura. Taf. 42. Fig. 18, 19.
der Nordrand des vindelicischen Festlandes wohl unterhalb der
heutigen Alb und lief in geringer Entfernung von deren jetzigem
Nordwestrand entlang, um bis in die Regensburger Gegend sich
fortzusetzen, wo er um die Regensburger Bucht herum nach
Norden bog.
Den Umstand, daß eine so große Anhäufung von feinkörnigerem
Detritus sich bildete und zwar in einem breiten Gürtel, erklärt
Pompecky durch das Vorhandensein flacher Küsten und ganz
langsame Böschungen der Schorre.
In der nächsten Zeit (Arieten-Zone) vertiefte sich in Schwaben
das Meer, während in Franken die Verhältnisse ähnlich blieben, wie
vorher. Doch finden wir statt der feinkörnigen Sandsteine solche
mit groben eckigen Quarzkörnern (mit eisenschüssigem Bindemittel)
— Q2 —
was auf eine Vermehrung des Gefälls der Flüsse durch Hebungen
des Landes hindeutet.
hl der folgenden Zeit scheint ein weiterer Rückgang des Meeres
erfolgt zu sein, durch den die Regensburger Bucht trocken gelegt
wurde. In anderen Gegenden, wo das Meer noch vorhanden war,
hat es doch nur kümmerliche Absätze erzeugt, die stellenweise, wie
z. B. bei Weißenburg, gröbere Quarzkörner enthalten. Nach Neu-
mayrs Ansicht mögen auch wohl die tonigen Sedimente durch
Fig. 5. Horizontale Liasschichten bei Hetzles.
Strömungen fortgeführt sein, nach Schwaben hin, wo sie zur Bildung
der als Lias [j und y bezeichneten Stufen beitrugen.
Mächtige ton ige Ablagerungen, ohne gröberen Detritus,
finden wir in Franken in den Amaltheenschichten (Lias i^), welche
auch die Regensburger Bucht wieder eroberten. Durch ihre Mäch-
tigkeit, ihre dunkle, auf organische Substanzen zurückzuführende
Farbe, die den Namen schwarzer Jura durchaus treffend erscheinen
läßt, und durch ihre charakteristischen Ammoniten (Amaltheus)
ist sie leicht kenntlich. Allenthalben drang das Meer gegen das
böhmisch-vindelicische Land vor, das keinen groben Detritus mehr
lieferte, vielmehr nur ton ige Sedimente, die auch bereits kalkige
Beimengungen, außerdem gelegentliche Anreicherung an Eisen zeigen.
— 93 —
Wir haben es augenscheinlich mit einem Sclilamm zu tun, wie
er sich in größerer Entfernung von der Küste, aber noch nicht in
der Tiefsee absetzte.
Besonders interessant sind Ablagerungen aus der folgenden Zeit,
der der Posidonomya Bronni (Fig. 6). Sie bestehen aus bituminösen
Schiefern, Mergeln und Kalkbänken. Die festeren Bänke können einen
erheblichen Gehalt an Kalkkarbonat aufweisen, wie die untenstehende
Analyse eines von Amnion beschriebenen Vorkommens zeigt '^).
Wenn man ein Stück solchen bituminösen Schiefers quer
durchbricht, so blättert es, besonders wenn es etwas verwittert ist, auf
wie die Blätter eines Buches. Dieser Bruch, sowie der hohe Gehalt
an Bitumen, machen die Schiefer zu typischen Repräsentanten der
von Potonie als Sapropelite (^= Faulschlammgeteine) bezeichneten
Bildungen'^). Solche Sapropelsubstanz kann sich da bilden, wo
organische Stoffe — tierischen oder pflanzlichen Ursprungs — in
ruhigem Wasser abgesetzt werden, so daß sie ohne wesentlichen
Zutritt von Luftsauerstoff einem Fäulnisprozeß unterliegen, während
unter anderen Verhältnissen eine Verkohlung oder auch eine voll-
ständige Oxydation bis zum gänzlichen Verschwinden der orga-
nischen Substanz (V^erwesung) eintritt.
Pompecky hat das schwarze Meer zum Vergleich herangezogen,
wo sich bituminöse Faulschlammgesteine bilden und sich in den
größeren Tiefen außer einem kalkärmeren auch ein kalkreicherer
..dunkelblauer Schlamm" findet, in dem sogar Ausscheidungen von
feinstkörnigem Ca CO3 zuweilen kleine dünne Bänkchen bilden.
Was die Fauna anbelangt, so existiert im schwarzen Meer,
infolge des hohen Salzgehaltes in der Tiefe, kein Benthos (d. h. am
1^) V. Ammon, Geogn. Jahresh. XVI. 1903. S. 156 und 159: Stinkkalk
bituminöser Kalkstein aus dem Fünfstetter Einschnitt der neuen Bahnlinie Donau-
wörth-Treuchtlingen, analysiert von Schwager:
Bauschanalysen: ii I 1 II
Kieselsäure . • . .
Tonerde
Eisenoxyd
Kohlensaurer Kalk
Kohlensaure Bittererde
Glühverlust (bituminöse Bestandteile und Wasser)
100,28 0/0
5,73 o/o
4,50 0/0
1,15 „
0,71 „
0,31 „
0,25 „
90,14 „
92,31 -.
0,70 „
0,72 „
2,25 „
1,77 "
100, 30«;o
Andere Vorkommnisse enthalten bedeutend mehr organische Substanzen.
So ergiebt eine Analyse von Stremme (Monatsber. d. Deutsch, geol. Ges. 1904.
No. 11, S. 193'i für einen Stein von Holzmaden in Württemberg 19,38"/o Glüh-
verlust (ohne Kohlensäure, wobei 17,92 *'o organische Substanz; von dieser waren
wiederum C: 14,32"/o, H: 1,77%, N: 0,38%,' Rest (O + S) : 1.53%.
^^) H. Potonie, Entstehung der Steinkohle. 1905.
— 94 —
Fig. 6 Posidonomya
Bronni Gokif. aus
Meeresboden lebende Tiere oder Pflanzen). In unseren Posidonien-
Schiefern ist zwar das Benthos auch wenig entwickelt und vor
allem sehr artenarm. Doch kommen diese Arten
häufig in ungeheurer Anzahl vor, z. B. sind oft
die Schichtflächen ganz mit Schalen von Posido-
nomya Bronni bedeckt (sogenannte Posidonien-
schiefer.) In kalkreicheren Schichten
finden wir als zweites häufigeres
Benthostier die Muschel Pseudomo-
notis substriata, welche in vielen
dem oberen Lias Gegenden Frankens eine ganze Bank
(„Posidonicnschiefer"). zusammeusetzt („Monotisplattc"). Doch
ist diese Bank auch nicht überall entwickelt, es waren
eben zu einer gewissen Zeit die Verhältnisse auf großen
Flächen der massenhaften Ansiedelung dieser Muschel
günstig, während aber immer noch Stellen vorhanden
waren, die nur schwächer besetzt werden konnten.
Wir haben hier also Verhältnisse, auf die der
Vergleich mit dem schwarzen Meer nicht recht paßt,
auch ist in diesem das Auftreten von Kalkbänken nicht
angegeben, im schwarzen Meer herrscht das Nekton,
d. h. aktiv schwimmende Tiere, die in der oberen
salzärmeren Wasserschicht leben. Ebenso finden sich
in den Posidonienschiefern Reste von Nekton-Tieren,
z. B. von Fischen und Ichthyosauriern. Das stellenweise
massenhafte Vorkommen von Ammoniten ist so zu er-
klären, daß deren leere Schalen nach dem Tode des
Tieres als Plankton auf der Meeresoberfläche umher
getrieben und schließlich am Strande angeschwemmt
wurden, wie man es heute noch bei den Schalen von
Nautilus beobachten kann.
In der Regensburger Bucht finden sich während
des jüngeren Abschnitts dieser Epoche auch küsten-
nahe Bildungen, nämlich Sandsteine mit Dactylioceras
commune.
Pompecky sucht uns auch ein Bild davon zu
entwerfen, welche Kontinente dieses Meer umgaben.
Im Osten war es nach seinen Darlegungen durch den ^'ä- 7. Belennutes
eurasischen Kontinent abgeschlossen, im Süden durch 1"^'"°^"^ Y°'*^'
. *^ ' sog. Teufelsfinger
das vmdelicische Festland. Im Westen befand sich eine ^^^^ ^^^^ mittleren
Küste, die sich über Irland, Wales, Cornwall, die Lias.
— 95
Normandic und Bretagne nacli Süden hin erstreckte, während sich
statt des westhch von dieser Linie heute gelegenen Ozeans ein
Fig. S. Rek instruierte Seitenansicht von Iclithyosaurus quadriscissus aus
dem oberen Lias von \\"ürttembero.
Festland bis Nordamerika ausbreitete. Doch sind natürlich die Grenzen
im einzelnen, z. B. im Südwesten, noch wenig bekannt.
Die über den Posidonien-
schiefern folgenden „Jurensis-
mergel" sind meist sehr reich
an Ammoniten und gehen ohne
scharfe petrographische Grenze in
das unterste Glied des braunen
Jura(a), den mächtigen „Opa-
linus-Ton" (Fig. 11) über; dieser
dunkle (bituminöse) Ton ist meist
sehr arm an Versteinerungen.
Die folgende Zone ist durch
ein petrographisch in ganz Fran-
ken (im Gegensatz zu Württem-
berg) sich sehr ähnlich bleibendes
Fig. 9. Belemnites irregularis Schiotii.
( B digitalisQu.). Häufiger Teufels-
finger des oberen Lias. Lias E. Donau-
Main -KanaL Seitenansicht, Ansicht
von der Spitze, Schhff nach der
Medianebene, Querschliff. Aus Quen-
stedt, Cephalopoden. Fig. la, b. 2. 3
Flg. 10. Harpoceras radians Rein.
(Qrainnioceras) aus dem obersten Lias.
- Q6 —
Fig. 11. Harpoceras opalinum Rein.
Namengebender Ammonit für den
„Opalinus-Ton" (Braun-Jura a).
Gestein, den „Eisensandstein" vertreten. Er kommt auch dem
ungeübten Beobachter leicht zu Gesicht, da er erhebHche Mächtig-
l<eit (z. B. 40 m) besitzt und häufig
' in Hohlwegen und Steinbrüchen
aufgeschlossen ist. Seine Farbe, wo
er zutage tritt, ist braun bis braun-
rot, durch Eisenoxydverbindungen
bedingt, in einzelnen Schichten
wird sie rot und wir finden eine
Anreicherung an Eisen, was auch
zu Bergbau Veranlassung gegeben
hat. Ausnahmsweise kommen auch
ganz eisenfreie weiße, sehr weiche
Sandsteine darin vor (z. B. vom
Verfasser am Brunnberg bei Mistel-
gau in Oberfranken beobachtet).
Eine eigene Facies in Braun Jura ,S
bildet auch ein kalkreicher weißer Sandstein bei Weißenburg a. S.
Einzelne Tonschichten innerhalb des Kom-
plexes fehlen wohl nirgends, ohne daß sie in-
dessen den Charakter der Stufe als einer durchaus
vorherrschenden Sandsteinbildung im ganzen Ge-
biete des fränkischen Jura beeinträchtigten.
Fossilien finden sich nur stellenweise, dann
aber meist in großer Individuenzahl; besonders
eine Pecten-Art, Pecten personatus (Fig. 12), hat
oft ihre Abdrücke hinterlassen, welche durch die
groben Rippen auf der Innenseite der Schalen
leicht auffallen ; auch einige anderer Bivalven
sind stellenweise häufig. Kreuzschichtung ist in
den Sandsteinen vielfach anzutreffen. Nach alle-
dem ist das Gestein als eine küstennahe Bildung
aufzufassen. Nach Pompecky haben sich Meer-
wasser, fließendes Wasser und Wind am Transporte
des Materials beteiligt, das vom vindelicischen und
böhmischen Lande stammte. Übrigens sei be-
merkt, daß die petrographische Ähnlichkeit zwischen
dem Eisensandstein und dem Rhätsandstein stellen-
weise groß ist. Doch bergen die dem Eisensand-
stein eingelagerten Tonschichten nie Pflanzenreste;
auch ist der Eisensandstein fast stets recht feinkörnig.
Fig. 12. Pecten per-
sonatus, Leitmuschel
des Eisensandsteins
in Franken. Oben
Abdruck der Innen-
seite der Schale, die
mit groben Radial-
rippen bedeckt war.
Unten Abdruck der
Außenseite d. rechten
Schale, mit glatter
Mitte u. nur vorn u.
hinten mit Radial-
streifen. Aus Quen-
stedt, Jura. Taf. 46
Fig. 22, 23.
97
Was die Stufen des mittleren und oberen braunen Jura
anbetrifft, so sind diese in meist geringer Mächtigkeit entwickelt,
lassen sich aber in eine Anzahl von Horizonten zerlegen, wie dies
durch Pompecky bei Regensburg und durch L. Reuter in der Neu-
markter Gegend geschah.
Am bekanntesten aus dieser Zeit sind die sogenannten Oold-
schnecken, verkieste (in Schwefelkies versteinerte) Ammoniten, die aus
den Tonen des oberen Dogger herausgewaschen werden und bei
der Berührung mit den Atmosphärilien zuerst einen goldigen Glanz
annehmen, um nach längerem Einfluß der Ver-
witterung wieder unansehnlich zu werden. Sie
- -jw Wy^^g^ gehören vielen verschiedenen Gattungen und Arten
f.,^'^^^^SCmK '^" ^^ch einer mit Knoten und Rippen zierlich
geschmückten Form (Fig. 14)
haben die Tone des oberen
braunen Jura den bekannten
Namen Ornaten ton erhalten .
In der Neumarkter Gegend
beobachtete L. Reuter in diesen
Zonen auf kurzen Strecken auf-
fallende Änderungen in der
Beschaffenheit. Auch fand er
in dem dortigen Ornatenton
Knollen mit Ammoniten, welche
sich nicht auf ursprünglicher
Lagerstätte befinden können^
vielmehr deutliche Spuren der
Abrollung zeigen, die wohl
durch Brandungswellen an der Küste hervorgerufen worden ist. Auch
lagen Knollen, die sonst zwei verschiedenen Zonen angehören, durch-
einander. Wie solche Gerolle, zu deren Transport nach Reuters
Berechnung Meeresströmungen bis zu 1,6 m
Geschwindigkeit am Boden nötig wären, in
den feinen Tonschlamm gekommen sind,
der doch bei solchen Strömungen entfernt
werden müßte, scheint mir nicht genügend
erklärt. Ich möchte hier zum Vergleich eine
Beobachtung aus der Jetztzeit von Potonie
anführen, a. a. O. S. 43: „Tange wachsen ^ '''^" ^f' ^ „ ,
„• 1 . r , /- j in, , CosmocerasornatumSchloth.
nicht auf losem Grund und Boden, sondern a ^ . u i
■^ ^KJUK.,1, owiiu>_iii Ausdem oberen braunen Jura,
nur auf festem Gestein. Sind es Geschiebe, „Goldschneckenton.«
7
Fig. 13. Ostrea (Alectryoniai Marshi Sow.
Hahnenkammmuschel aus dem mittleren
braunen Jura.
98
die den Boden bilden, so können die Tange, vermöge ihres geringen
spez. Gewichts emporstrebend und -wachsend, immer größere Lasten
tragen und schheßHch den Stein, auf dem sie festsitzen, emporziehen und
so die Veranlassung werden, daß der Stein, durch Wellen und Fluten
bewegt, an den Strand geworfen wird. Dieser Gesteinstransport aus
der Tiefe durch Vermittlung von Tangen ist besonders schön und
reich u. a. auf Helgoland zu beobachten, wo eine Unzahl von Ge-
schieben unterliegen, denen die Algen noch anhängen". Durch einen
ähnlichen Transport
durch Wasserpflanzen
oder auch durch Eis-
schollen ließe sich
wohl auch das merk-
würdige Vorkommen
der abgerollten
Knollen im Ornaten-
ton erklären.
Noch eine be-
deutsame Änderung
sei erwähnt, die sich
in der Doggerzeit voll-
zogen hatte. Es ent-
stand nämlich eine
Meeresstraße, welche
das vindelicische
Land vom böhmi-
schen trennte und
über Regensburg
und Passau das
fränkische Meer
mit dem polni-
schen verband
(Regensburger Straße), so daß Meerestiere aus Rußland einwandern
konnten.
Wir kommen jetzt zur Betrachtung des auffallendsten und be-
kanntesten Gliedes des Jura, welches wegen seiner weißen kalkigen
Gesteine als der weiße Jura bezeichnet wird. (Für »Weißer Jura"
wird auch der Name Malm gebraucht; doch decken sich beide
Begriffe in ihrer Abgrenzung nach unten nicht genau). Wir haben
es von nun an nicht mehr mit sandigen und tonigen Bildungen zu
tun, sondern ausschließlich mit Kalksteinen, Dolomiten und Mergeln.
Fig. 15. Perisphinctes funatus Opp. Va nat. Gr.
Nicht seltener großer Ammonit aus einer Schicht der
oberen Braunjura-Stufen (Macrocephalen-Zone). Zeigt
stets schöne Lobenlinien. Aus Lahusen, Fauna d.jurass.
Bildungen d. Rjäsanschen Gouvernements. 1883. Taf. VIII.
Fig. 11, 12 b.
— 99 —
Es handelt sich also hier — abgesehen von dem in den Mergeln
enthaltenen Ton — nicht mehr um Material, wie es bei der Ab-
tragung eines Festlandes dem Meere schwebend zugeführt, sondern
um solches, wie es durch die Tätigkeit von Meeresorganismen
gebildet wird^^).
Die Gliederung des weißen Jura ist im wesentlichen v. Ammon
zu verdanken'^). Eine gut kenntliche Grenzschicht gegen die Braun-
jura-Schichten bildet die Grünoolithlage, eine Kalkbank mit kleinen
Olaukonitflecken und zahlreichen Ammoniten. Diese Schicht ist
zwar gewöhnlich durch herabgestürztes Material der höheren Straten
oberflächlich verdeckt, ließ sich aber in Aufschlüssen in ganz Franken
nachweisen.
Diese und die darüber folgenden Schichten entsprechen dem
Weiß-Jura a Quenstedts. Die Mächtigkeit der Schichtenreihe erreicht
kaum 20 m. In der Nähe des schwäbischen Jura sind sie tonreich,
werden aber von der Gegend ab, wo der Zug des Jura gegen NW
umbiegt, kalkiger und bilden wohlgeschichtete Mergelkalke, in denen
das Leitfossil der Stufe, Terebratula impressa, fehlt, aber rostige
Steinkerne von kleinen Ammoniten häufiger sich finden.
Interessant ist, daß als Facies in demselben Niveau die rauhen,
»ruppigen" Schwammkalke vorkommen, die sich anscheinend zur
selben Zeit gebildet haben, in der an anderen Stellen sich die wohl-
geschichteten grauen Mergelkalke absetzten.
Interessanter, seltener Gäste sei hier noch gedacht, nämlich der
Aucellen, Muscheln, welche aus dem russischen und arktischen Jura
einwanderten.
Die nächste Stufe (Weiß-Jura p) besteht meist aus den wohl-
geschichteten Werkkalken, die in zahlreichen Steinbrüchen als Bau-
steine oder als Material zur Straßenbeschotterung und zum Kalk-
brennen gewonnen werden (auch nach dem Ammoniten Peltoceras
bimammatum genannt). Am Ostrande des Frankenjura treten
vereinzelt darin Hornsteineinschlüsse auf, in der Erlanger Gegend
fehlen sie noch.
") Nach Thürach (Geogn. Jahresh. XIII. 1900, S. 51) sind wahrscheinlich
während der Jurazeit Absenkungen in dem westlich vom ostbayerischen Grenzge-
birge gelegenen Gebiete erfolgt.
18) Vergl. V. Ammon, Kleiner geologischer Führer durch einige Teile der
Fränkischen Alb, mit einem Anhang: Gliederung der Weißjuraschichten in Franken.
S. 54—86.
100
Von anderen gleichzeitig gebildeten Facies sind die Schwamm-
i<alke zu nennen, die zuweilen als schroffe steile Felsen bereits auf
den ersten Blick sich bemerkbar machen,
z. B. am Högeistein bei Forchheim, hi-
dessen ist es nicht möglich, die Schwamm-
kalke der verschiedenen Stufen so scharf
zu trennen, wie es bei der normalen Facies
der Fall ist.
Nach V. Ammon tritt in diesem Niveau
bereits auch schon die dolomitische Facies
auf, die wir noch näher kennen lernen
werden.
Die folgende Stufe besteht in der normalen
Fig. 17. Terebralula bisuffarcinata
t^i" Ci ,,; Schloth. Häufiger Brachiopode
aus dem weißen Jura.
Fig. 18. Cidaris coronatus Ag.
Häufiger Seeigel des weißen
Jura
T
Fig. 16. Belemnifes Calloviensis
Oppel (= B. semihastatus depres-
susQu.). Leitbelemnit der Ornaten-
tone in Franken. Links unten eine
Spitze von der Bauchseite. Brauner
Jura Z. Gammelshausen, Württbg.
Oben aufgebrochenes Stück, die
Alveole mit dem gekammerten
Phragmokon zeigend. Ornaten-
ton. Stuifen bei Wisgoldingen,
Württ. Rechts Ansicht von der
Bauchseite, b u. c im Querschnitt.
Ornatenton. Ebenda. (Die Abbil-
dungen sind Kopien von Figuren,
auf welche der Speciesname B.
Calloviensis gegründet wurde).
Aus Quenstedt, Cephalopoden.
Taf. '29. Fig. 12-14.
Facies aus dunkleren, grauen, mergeligen,
düniibankigen Kalken, welche leicht verwittern
und zahlreiche Ammoniten (namengebend ist
Oppelia tenuilobata) enthalten. Zuweilen
sind die mittleren oder auch die oberen
Schichten der Stufe jedoch so kalkig, daß sie
ähnlich wie die Werkkalke verwendet werden.
Nach V. Ammon ist diese 30 — 40 m mächtige
Stufe in drej Unterstufen zu zerlegen, die
unterste mergelreichere mit Sutneria platynotus,
die mittlere mit Perisphinctes polyplocus
(Fig. 21), in der oberen ist Avicula similis
(Fig. 22) sehr zahlreich. Auch erreicht hier
der für die ganze Stufe namengebende
Ammonit seine größte Häufigkeit.
— 101
Außer dieser geschichteten Facies kommt wieder die
Facies der Schwammriffe mit ihrer eigenen Fauna vor.
hl der darüber folgenden Abteilung gewinnt die
Seh wammfacies eine sehr ausgedehnte Verbreitung.
Infoige des Kieselgehaltes der Schwammnadeln haben wir
es hier meist mit sehr kieselsäurereichen, von zahlreichen
Hornsteineinschlüssen durchsetzten Gesteinen zu tun. In
den Schwammlagern herrschen neben den Schwämmen
Brachiopoden und Seeigel vor.
Doch kommen auch wohlgeschichtete, sehr harte
Kalke vor, die als Bausteine Verwendung finden (im
Altmühlgebirge). Von Leitammoniten sind in den unteren
Schichten Oppelia tenuilobata und in den höheren Reineckia
pseudom utabilis (selten) zu nennen.
Im oberen weißen Jura erreicht die Faciesbildung
ihren Gipfelpunkt. Wir finden hier z. B. die plumpen
Felsenkalke, die Diceraskalke der Kelheimer Gegend,
oolithische Kalke, Korallenkalke, vor allem den Franken-
dolomit, und als Einlagerung in dessen oberer Stufe die
Solnhofer Plattenkalke. Die bionomischen Verhältnisse
dieser Periode hat Walther untersucht und uns daraufhin
eine Schilderung von der Entstehung dieser Gesteine ge-
geben. Zur Zeit des oberen Jura siedelten sich nach seiner
Ansicht in unserem Gebiet zahlreiche riffbildende Korallen
an und bildeten Inseln, die über das Wasser empor- f^'S- ^?-
wuchsen; von deren steilen Wänden fielen Schuttkegel aus hast. Blainv.
zertrümmertem Korallenkalke herab, auf deren jeweilige ge- Häufiger
neigte Oberfläche sich Schicht auf Schicht ebenfalls geneigt weißen Jura!
Fig. 20. Cnemidiastnim rimulosuni Goldf.
Kieselschwamm aus dem weißen Jura.
Fig. 21. Perisphinctes polyplocus
Rein., aus dem mittl. weißen Jura.
absetzte. In den stillen Lagunen"! zwischen'' den Inseln dagegen
setzte sich feiner Kalkschlamm horizontal "ab. Südlich von dieser
— 102 —
Riffzone dehnte sich ein reichbewachsenes Festland (das alte vinde-
licische Land) aus, von dem her ein großer Fluß in der Gegend
von Ulm mündete, der aber keinen gröberen Detritus, sondern nur
einen feinen grauen Schlamm mitbrachte und zwischen den Korallen-
inseln ausbreitete (Zementmergel). In der Regel wurden die Korallen-
kalke bald in Dolomit umgewandelt, wobei ihre Struktur völlig
zerstört wurde. Nur an ^^^^ vereinzelten Stellen ist sie
noch erhalten, besonders ^^j|||H[|^ ^^"" ^^^ ^^^ Nattheim
die Korallenkelche ver- ^^HH| ^^^^^^^ wurden (Fig. 23,
24). Auch Dünen aus ^S^^^'^'^^S feinem Kalksand, der zu
oolithischem Kalke er- ^^i^at-^-jü^ härtete, wie wir sie heut-
Fig. 22. Avicula similis Münster sp. Leitmuschel für die obersten Schichten
der oberen grauen Mergelkalke im mittleren weißen Jura der Frankenalb.
Aus Goldfuß, Petref. Qermaniae. Taf. 120, Fig. 9 c.
zutage von den Bermudas kennen, bildeten sich bei Schnaitheim und
Zandt. Auf Grund der Beobachtungen an rezenten Korallenriffen
meint Walther, daß die Höhlen im Frankendolomit primär seien,
während alle bisherigen Beobachtungen in unserem Gebiete für ihre
sekundäre Auswaschung sprechen, sodaß wir in diesem Punkte die
Auffassung Walthers nicht annehmen können.
Fig. 23. Thescosmilia trichotoma
Goldf. Koralle aus dem oberen
weißen Jura von Nattheim.
Fig. 24. Isastrea helianthoides ■
Goldf. Koralle aus dem oberen
weißen Jura von Nattheim.
Die eigentlichen Plattenkalke besitzen bei Solnhofen 25 m
Mächtigkeit. Zwischen den Platten, von denen nur ein Teil als
Lithographiesteine, die meisten zu Fliesen, zum Dachdecken etc.
benutzt werden, befinden sich tonigere Zwischenschichten, die sog.
Fäulen. Walther glaubt, daß der Ton als Staub vom nahen Festland
hereingeweht wurde, ebenso wie zahllose kleine Quarzstücke, die
man unter dem Mikroskop im Lösungsrückstand des Gesteins findet.
— 103 —
Walther erhielt auch ein Stück roten Kalkes, dessen Färbung er auf
eingewehten Lateritstaub zurückführt. Ich möchte dazu bemerken,
daß ich auf der Albhochfläche mehrfach, bis in die nördlichsten
Teile Lesestücke roten Kalksteins fand.
Ferner kommen bei Solnhofen und Mörnsheim auch kieselige
Lagen vor, über die Walther keine Erklärung gibt.
Auch ist noch die wenig beachtete Tatsache zu erwähnen, daß
Aequivalente der Solnhofer Plattenkalke bis in die nördlichsten Teile
vorkommen, technische Verwendung aber höchstens zum Kalkbrennen
gefunden haben. In der Gegend von Brunn bei Pegnitz werden
sie von wohlgeschichteten, mit Hornsteinkugeln erfüllten Dolomiten
unterlagert, die gebrannt als „Wiener Putzkalk" Verwendung finden.
Kreidezeit.
Aus der Zeit, welche auf die Ablagerung der Plattenkalke
folgte, sind uns keinerlei Bildungen in unserem Gebiete bekannt.
Man pflegt anzunehmen, daß es als Land hervorragte. Nur das
wissen wir, daß bis zum Beginn der jüngeren Kreide-
zeit die Juragesteine zu festem Fels erhärtet waren.
Denn aus der Zeit des ältesten Cenoman ^^'"') finden wir bereits
Aushöhlungen, „Schlotten" im Jurafels mit sandigen und tonigen
Bildungen erfüllt, die das Wasser darin abgesetzt hatte, nachdem es
erst die Löcher im Fels ausgefressen. Dann drang wieder das Meer
vor und stellte eine ziemlich ebene Transgressionsfläche her, auf der
sich horizontal der Grünsandstein über Juraschichten und die Aus-
füllungsmasse solcher Schlotten hinweg ausbreitete.
Interessant sind auch die Löcher von Bohrmuscheln, die diese
im Jurafels ausgefressen haben und die dann von den Sauden des
Cenomanmeeres ausgegossen wurden^').
Aber nicht überall liegen die Cenomanschichten auf Jura auf,
sie können auch ältere Schichten, z. B. Rhät oder direkt Granit als
Unterlage besitzen. Wir werden vermuten können, daß dieser damals
ungefähr dieselbe absolute Höhe einnahm wie die Oberfläche der
Juraschichten. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, daß ein größerer
Senon eingeteilt. In der Cenomanzeit fand in weiten Gebieten eine große Trans-
gression, d. h. ein Überfluten des Meeres über Festland statt; für Franken scheint
diese Transgression im Tiiron ihren Höhepunkt erreicht zu haben.
1») Vergl. Gümbel, Geognost. Beschr. d. ostbayer. Grenzgebirges. 1868.
S. 704.
— 104 —
Teil des jetzigen ostbayerischen Grenzgebirges damals vom Meere
überspült wurde, wofür auch vor allem spricht, da(5 die Regens-
burger Kreide mit der böhmischen auffallende Übereinstimmungen
zeigt, während sie von der nicht weit entfernten alpinen völlig
abweicht.
Es scheint nicht, daß diese Bodengestaltung, die das ein-
dringende Cenomanmeer vorfand, durch größere Dislokationen beein-
flußt gewesen sei. Wenigstens konnte Kohler ^'*'''^) in der von ihm
untersuchten Amberger Gegend keine präcenomanen Störungen
nachweisen; dagegen fand Pompecky 2''), daß an einer Stelle mit
15^ — 20" gegen SO fallende Juraschichten durch nahezu horizontalen
Grünsandstein überlagert wurden, was für Störungen zwischen der
Jurazeit und der des Cenomans spricht.
Das Cenomanmeer reichte nach Kohlers Untersuchungen gegen
Norden nur bis in die Amberger Gegend. Es dürfte von Interesse
sein, die Strandbildungen, die es hier absetzte, kennen zu lernen.
Auf dem Frankendolomit aufliegend fand Köhlerei) ^^q\^ bohnerz-
artiges Konglomerat von Kalksteinbruchstücken, abgerolltem Ton-
eisenstein von Erbsen- bis fast Faustgröße, Quarzsand und Feldspat-
teilen, mit Blättchen grünlichen Tons, verkittet durch hie und da
rosenroten Kalkspat und erfüllt von Muschelresten", die cenomanes
Alter anzeigen. Es ist also, wie schon die Feldspate beweisen, eine
typische Strandbildung, die sich hier südlich von Amberg befindet.
Erst darüber läßt sich Grünsandstein beobachten, der noch ins
Cenoman gehört und nach oben in den turonischen Amberger
Tripel (Schwammflintstein, Gaisit) übergeht. Etwa an der Grenze
beider fand sich eine schwarzgrünliche Ton schiebt, die auch
wohl noch ins Cenoman gehört und den Eybrunner Glaukonitmergeln
gleichzustellen ist. Der darüber folgende »Amberger Tripel" ist
von hellgrünlicher bis weißer Farbe, dünnplattig und porös bis
klotzig und hornsteinähnlich. Durch Versteinerungen (z. B. Pecten
notabilis) charakterisiert er sich als turonischen Alters. Darüber
folgt an einigen Stellen „ein gelber wohlgeschichteter, z. T. eisen-
schüssiger, manchmal in Knollen verkieselter Sand". Weiter süd-
östlich finden sich darin turone Versteinerungen, so Exogyra columba.
In den unmittelbar den Juraschichten aufliegenden Kreideschichten
finden sich die Erzvorkommen, die den uralten Bergbau der Ober-
pfalz ins Leben gerufen haben. Während Gümbel diese Erze für
isbis) E. Köhler, Die Amberger Erzlagerstätten. Geogn. Jahresh. XV. 1902. S. 47.
«0) Pompecky, a. a. O. S. 209.
21) E. Kohler, a. a. O. S. 19.
— 105 —
Ablagerungen der Cenomanzeit liielt, sind sie nach Kohlers ein-
leuchtender Ansicht erst sekundär in späterer Zeit entstanden,
worauf noch zurückzukommen ist.
Weiter nördlich scheinen die cenomanen Bildungen auszu-
keilen""). So konnte Kohler den cenomanen Grünsand nicht über
die Amberger Gegend nach Norden hinaus verfolgen, Versteinerungen
von Einzelhof an der Bahnlinie Neukirchen-Vilseck, die Gümbel für
cenoman hielt, bestimmte Kohler auf Grund des Gümbelschen
Materials als turonisch. Jedoch ist der eben erwähnte unterturonische
Tripel bei Sulzbach und nördlich davon nicht mehr zu finden.
In der jüngeren Turonzeit dagegen griff das Meer noch weiter
nach Norden als früher. Zeugnis davon geben die Kalksteinbiöcke
aus dieser Zeit, die Gümbel bei Betzenstein, auf der Albhoclifläche
zwischen Nürnberg und Bayreuth fand^^i. Die darin enthaltenen
Versteinerungen, beweisen, daß das Meer der jüngeren Kreidezeit bis
in diese Gegend reichte. Da diese Gesteine Bruchstücke von Jura-
kalkstein enthalten, scheinen sie unmittelbar über solchem abge-
setzt worden zu sein, sodaß wir vermuten dürfen, daß cenomane
Schichten hier nicht unter ihnen gelagert gewesen sind.
Dieses Eindringen des Kreidemeeres in den fränkischen Jura
ist um so bemerkenswerter, als es den Württembergischen Jura nicht
erreichte. Wir sehen, daß sich der Fränkische Jura, speziell der
weiter östlich gelegene Teil, nachdem schon in der Jurazeit eigen-
artige Faciesverhältnisse herrschten, sich jetzt vom übrigen Juragebirge
gewissermaßen ganz emanzipierte.
Auf der internationalen geologischen Karte von Europa sind
die Ablagerungen der oberen Kreide im nördlichen Frankenjura auf
weiten Flächen verbreitet eingetragen. Es bezieht sich dies auf einen Teil
der Bildungen, welche Gümbel als ,.Aib Überdeckung" bezeichnete
und welche hier im östlichen Gebiet besonders durch den Velden-
steiner Sandstein repräsentiert werden, hinsichtlichdessen wir noch nicht
genügend unterrichtet sind, inwiefern er in der Kreidezeit oder in der
Tertiärzeit abgesetzt worden ist. Ein besonders instruktiver Aufschluß
darin befindet sicii an der Bahnlinie, die von Ranna an der Pegnitz
nach Auerbach in der Oberpfalz führt, dicht bei dieser Stadt.
Hier ist eine horizontale rote Tonschicht zu beobachten, die den
") E. Kohler, a a. O. S. 29.
2B) Vergl. W. Koehne, Vorstudien ?u einer neueren Untersuchung der »Alb-
überdeckung" im Frankenjura. Sitz.-Ber. d. Phys.-nied. Soc. Erlangen. Bd. 37.
1905. S. 325—336.
— 106 —
Sandstein in Bänke teilt und sicli weit auszudehnen scheint, während
an allen anderen, dem Verfasser bekannten Aufschlüssen die Lagerung
eine sehr viel unregelmäßigere ist. Der Sandstein selbst zeigt schnellen
Wechsel in der Korngröße und ausgezeichnete Kreuzschichtung mit
Neigungswinkeln von ca. 20**, aber auch bis zu SO**. Die Ähnlichkeit
im petrographischen Habitus der ganzen Bildung mit Keuperschichten
ist unverkennbar. Bei der Entstehung der Sandsteine muß unregel-
mäßig fließendes Wasser die Hauptrolle gespielt haben, während
sich die rote Tonschicht nur unter besonderen klimatischen
Bedingungen aus ruhigem Wasser absetzen konnte.
Auf der Alb finden sich noch vielfach Sandsteine und sehr
verschiedenfarbige Tone, letztere sind häufig mit Feuersteinknollen
und Quarzkörnern, sowie Brauneisenerzstücken gespickt. Eine
nähere Schilderung würde hier zu weit führen^^'^'^). Doch entbehren
nach den bisherigen Untersuchungen die Ansichten, daß diese Gebilde
der Kreidezeit entstammen, noch einer ausreichenden Begründung.
Tertiärzeit.
Inwieweit und zu welchen Epochen der Tertiärperiode die eben
besprochenen Überdeckungsgebilde auf die Alb gelangt sind, ist noch
zu untersuchen, so daß die Geschichte unseres Gebietes während
dieser Zeit noch recht unklar ist.
Einigen Anhalt gewähren uns die Säugetierreste, die in den
Bohnerzschlotten gefunden wurden. Diese Schlotten sind Löcher, die
durch das Wasser ausgenagt und mit Sand- und Tonschlamm aus-
gefüllt wurden, wobei die Tierreste mit eingeschwemmt wurden.
Solche fanden sich z. B. aus der Zeit des älteren Alttertiär (Eocän)
bei Heidenheim am Hahnenkamm ^*), ebenso bei Eichstätt aus derZeit des
Oligocän (jüngeres Alttertiär) und Untermiocän ^^) bei Pappenheim,
des Mittelmiocän bei Solnhofen.
Leider entstammen diese tertiären Säugetierreste nur dem süd-
lichen Teil der Frankenalb, dem Altmühlgebirge, während im Nord-
gaugebiete keine sicheren Anhaltspunkte aus dieser ganzen Zeit
vorhanden sind.
23bis^ Vergl. W. Koehne, Notizen über die Albüberdeckung in nördlichen
Frankenjura. Zeitschr. d. Deutschen Geolog. Ges. 1906.
'■^*! M. Schlosser, Beiträge zur Kenntnis der Säugetierreste aus den süd-
deutschen Bohnerzen. Geolog, und Paläontolog. Abhandlungen, herausgeg. v.
E. Koken. N. F. Bd. V. H. 3. 1902. S. 130.
26) Ebenda S. 139.
— 107 —
Im Gebiete südlich der Alb war das vindelicische Gebirge, das
zum Aufbau der Trias- und Juraschichten Material geliefert hatte,
verschwunden. Dafür breitete sich ein Meer im Alttertiär aus und
lagerte die Schichten der „unteren Meeresmolasse" ab, während der
Frankenjura anscheinend als Festland dalag.
Wichtig für unser Gebiet ist die ältere Epoche des Jungtertiär:
die Miocänzeit. Zum Untermiocän rechnet man jetzt Landschnecken-
kalke, welche von der Schwäbischen Alb her sich bis in die Süd-
westecke unseres Gebietes erstrecken.
Dann breitete sich im Mittelmiocän (bei Gümbel als Altmiocän
bezeichnet) das Meer in dem Gebiete zwischen Alb und Alpen aus,
die „obere Meeresmolasse" absetzend.
Die größte Anzahl von Säugetierresten, die man aus dieser
Zeit in unserem Gebiete kennt, ist nach Schlosser^^"") in einer Spalt-
ausfüllung bei Solnhofen gefunden worden, ein Anzeichen dafür,
daß hier ein ausgedehnteres Festland bestand. Die Fauna zeigt
nähere Beziehungen zur nordböhmischen als zur Schweizer. Allem
Anschein nach drang also das Meer nicht in das Gebiet des
fränkischen Jura ein, obwohl man im schwäbischen seine Ablagerungen
bis zu Höhen von 650 m findet 2^), ein Beweis, daß damals der
Frankenjura im Vergleich zu diesen Teilen des schwäbischen höher
lag als jetzt.
Zwischen Donauwörth und der Passauer Gegend fehlen diese
Schichten und sind nach Gümbels Ansicht ^^) dort nicht abgelagert
worden. Interessant ist auch die Beobachtung, daß sich eckige
Trümmer von Jurakalk im Mittel-Miocän weit südlich des heutigen
Jurarandes z. B. bei Markt unterhalb Augsburg und bei Aichach
findende).
Diese Schichten der oberen Meeresmolasse sind in den Alpen
intensiv mitgefaltet, liegen dagegen nach einer Bemerkung Gümbels
(Frankenjura S. 643) am ganzen südlichen Jurarande ruhig und
unverrückt, womit allerdings seine auf S. 151 ausgesprochenen An-
sichten nicht recht im Einklänge stehen.
Vermutlich zu derselben Zeit, in der die Hauptfaltung der
Alpen erfolgte, geschahen auch in unserem Gebiete Verschiebungen
in der Erdkruste. Doch handelt es sich hier nicht um Faltungen,
2sö's) Ebenda S. 141.
2**! Gümbel, Frankenjura. S. 150.
2') Ebenda S. 644.
^'') Penck und Brückner, Die Alpen im Eiszeitalter S. 50.
— 108 —
sondern anscheinend ist das Gebiet in Schollen zerfallen, welche
sich in mehr oder minder breiten mit Verwerfungen durchsetzten
Störungszonen gegen einander verschoben.
Diese Dislokationen bewirkten, daß das si^idlich vom Jura
gelegene Gebiet in die Tiefe sank. Andererseits sank der Jura selbst
im Verhältnis zum Fichtelgebirg und ostbayerischen Grenzgebirge ab.
Wie aus Kohlers und anderen Beobachtungen hervorgeht, sind
die Kreideschichten von den Störungen mitbetroffen worden,
während höchstwahrscheinlich obermiocäne Braunkohlenschichten bei
Schwarzenfeld an der Naab sich gerade über der Verwerfung in völlig
ungestörter Lagerung befinden und zwar über geneigt gelagertem
Grünsandstein (Kohler S. 47). Wir müssen danach annehmen, daß
die Störungen nach der Kreide und vor dem Obermiocän statt-
fanden und zwar ist nach den Beobachtungen am Donauabbruch
die vom Oligocän bis Mittelmiocän anzunehmen.
Indessen wird man gut tun, auch mit der Möglichkeit von
nachmiocänen Störungen zu rechnen, nachdem Penck im Gebiet
südlich des Frankenjura den Nachweis von solchen während der
Quartärzeit erbracht zu haben glaubt, Koken sie im Ries nachzu-
weisen suchte und im Steinheimer Becken (bei Heidenheim a. d. Brenz
in Württ.) nachmiocäne Senkungen auch von Branco und Fraas
angenommen wurden.
Mit den Dislokationen in Zusammenhang gebracht wird auch
die Entstehung vieler Eisenerzlagerstätten. Nach Kohler sind die
wichtigsten davon dadurch entstanden, daß auf den Verwerfungen
aufsteigende Quellen, Eisensäuerlinge, zwischen die bereits bestehen-
den Gesteine hinein die Erze ablagerten.
Andere Eisenerzvorkommen, wie auch besonders die Ockerfunde
auf dem Juraplateau sollen einfach auf das Eisen zurückzuführen sein,
welches im Jurakalke vorhanden war und bei dessen Auflösung,
zusammen mit den anderen Rückständen übrig blieb.
Nicht wirr durcheinander pflegen die Sprünge zu gehen, welche
die Erdkruste durchsetzen, sondern es lassen sich Systeme von
annähernd parallelen Verwerfungen erkennen. In Süddeutschland
dürften vielleicht die tertiären Störungen durch uralte Strukturlinien des
Untergrundes der Schichtentafeln beeinflußt sein, an denen wieder neue
Verschiebungen stattfanden. Von solchen vorherrschenden Streichungs-
richtungen ist einmal die sog. „variskische", auch erzgebirgische und
rheinische genannt, zu erwähnen, die ungefähr von SW. nach NO.
geht (N 50" O). Ungefähr senkrecht darauf steht die „hercynische",
— 109 —
die von SO. nach NW. (ca N 51 "W) streicht. Eine Übersicht der
Verwerfungen des Gebietes verdanken wir Ammon. Doch ist eine
detaillierte Untersuchung mit Rüci<sicht auf die Strukturlinien des
übrigen Süddeutschlands noch nicht erfolgt ^^). Es dürften die
Richtungen des hercynischen Systems sowie des alpinen herrschend sein.
Wir müssen an dieser Steile auch des wunderbaren Rieses bei
Nördlingen gedenken. Das Merkwürdige in diesem Gebiete besteht
kurz gesagt hauptsächlich in viererlei:
1. In der topographischen Beschaffenheit. Wir haben im Ries
eine polygonal begrenzte, rundliche Niederung von einigen 20 km
Durchmesser vor uns, die in die Hochfläche des Schwäbisch-
Fränkischen Jura eingesenkt ist und im Osten, Süden und Westen
von dem Rande des weißen Jura umschlossen wird, während es im
Norden nicht so scharf abgegrenzt ist. Hier im Norden fließt die
Wörnitz herein, aus dem Keupergebiet kommend und defi nördlich
dem Ries vorgelagerten Lias durchbrechend. Sie fließt im Süden
durch ein enges Tal bei Harburg wieder heraus. Der Boden des
Rieses ist keineswegs völlig eben, wie man zuweilen liest, sondern
mit zahlreichen Bodenwellen oder Hügeln bedeckt, wie das ein Blick
auf die neuen Positionsblätter in 25000 mit ihren äquidistanten Höhen-
kurven deutlich zeigt.
2. Die zweite Merkwürdigkeit ist die, daß auf dem Boden des
Rieses ältere Gesteine sich finden, die sonst in viel größeren Tiefen
unter dem Jura verborgen liegen. So finden wir in verworrenen
Lagerungsverhältnissen Braunen Jura, Keuper, ja selbst Urgestein
(Granit etc.). Jedoch ist hier daran zu erinnern, daß im Ries, im
Gegensatz zu den nördlicheren Gegenden des Frankenjura, Muschel-
kalk, Buntsandstein und sonstige ältere Schichten fehlen und Keuper-
schichten sich direkt auf das Urgebirge ablagerten.
3. Bemerkenswert ist auch das Auftreten von vulkanischen
Massen, nämlich Tuffen'^") und Gesteinen, die bei vulkanischen Explo-
sionen zerschmettert wurden.
4. Die vierte wunderbare Erscheinung am Ries besteht im Vor-
kommen von älteren Schichten, z. B. Braun-Jura, ja selbst Granit im
2») Besonders in der Gegend von Edelsfeld und Eschenfelden in der Ober-
pfalz konnte ich mich bei flüchtigen Begehungen vom Vorhandensein von Dislokationen
überzeugen, deren nähere Untersuchung wohi interessante Ergebnisse liefern würde.
W. Koehne, Vorstudien zu einer neueren Untersuchung der Albüberdeckung im
Frankenjura. Sitz.-Ber. d. Phys.-Med. Soz. Erlangen. Bd. 37. 1905. S. 333—334.
3'^) Die Frage, ob auch erstarrte ehemalige Schmelzflüsse zu finden sind
wurde umstritten. Doch sollen nach Schowalter solche doch vorhanden sein und
zwar nicht, wie meist angenommen wurde, Liparite (kieselsäurereiche, „saure" Eruptiv-
— 110 —
Gebiete der das Ries umgebenden Weiß-Jura-Schichten. Unter solchen
Schollen älterer Gesteine fand man auf der Oberfläche der darunter
liegenden jüngeren abgeschliffene, mit Riefen versehene Flächen, die
durch die Bewegung der über die Unterlage geschobenen Massen
erzeugt sein mußten. Während sich mit derartigen Überschiebungen
am Buchberg bei Bopfingen, bei Wemding usw., abgesehen von älteren
Forschern, W. Branco, Eb. Fraas, v. Knebel, sowie Koken beschäftigt
hatten, wurden solche herüber geschobene Massen in neuester Zeit in
besonders großartigem Maßstabe beim Bau der Bahnlinie Donau-
wörth-Treuchtlingen aufgeschlossen und von v. Ammon beschrieben.
Um nun diese merkwürdigen Verhältnisse des Rieses zu erklären,
nahmen die Riesforscher an, daß hier zunächst in der Tertiärzeit eine
Hebung eines rundlichen Stückes der Erdkruste stattgefunden habe.
Nach W. Branco und Eb. Fraas ist die hebende Kraft in einer auf-
dringenden Masse vulkanischen Schmelzflusses zu suchen; als genauere
Zeitbestimmung nahmen sie Mittel-Miocän an.
Es ist an und für sich etwas sehr gewöhnliches, daß eine
gehobene Erdscholle später im Gelände durch eine Vertiefung
markiert wird, nämlich dann, wenn die betreffenden Schollen zu-
oberst mit einer harten Gesteinsschicht bedeckt sind, unter der
weichere folgen. An den gehobenen Stellen wird nämlich diese
harte Schicht stärker von der Erosion angegriffen und schnell entfernt,
die nun schutzlos gewordenen weicheren Schichten gestatten der
Erosion dann ein Eindringen in ein tieferes Niveau, als es auf den
benachbarten, noch mit der harten Schicht bedeckten Schollen möglich
ist. Mit der Annahme einer solchen Herausarbeitung durch Erosion
konnte man aber im Ries nicht auskommen, vielmehr meint man,
daß wieder eine Senkung stattfand, jedoch um einen weit geringeren
Betrag, als vorher das Gebiet gehoben worden war.
Nach Branco und Fraas soll diese Senkung gleich nach der
Hebung, noch vor der Obermiocänzeit stattgefunden haben, während
gesteine), sondern Trachyte. Da sie aber viele Einschlüsse aufnahmen und z. T. ein-
schmolzen, bekamen sie eine von normalen Trachyten abweichende Beschaffenheit. Zu
diesen Trachyten sollen die Gesteine von Amorbach und Polsing (bei Wemding) sowie
der sog. „Kersantit" vom Wenneberg gehören. Nach Oberdorfer dagegen
ist im Ries nirgends zusammenhängender Schmelzfluß zu finden, vielmehr nur
Tuffe und in Form von Fladen, Bomben, Schlacken und Lapillis ausgeworfene
Gesteine, die zwar relativ sauer sind, doch weder den Trachyten noch den Lipariten
beigesellt werden können. Das Übereinstimmende der neueren Ansichten ist das,
daß das Riesmagma ursprünglich sehr viel basischer war und durch teilweises
Einschmelzen der Fragmente krystalliner Gesteine des Untergrundes, von denen es
unzählige aufgenommen hatte, saurer wurde.
— 111 —
seitdem nur noch in ganz minimalen Erdbewegungen (Erdbeben)
diese gewaltigen Ereignisse nachklangen. Nach Koken (1902)
dagegen soll in der von Branco und Fraas angenommenen Zeit nur
eine geringfügige Senkung eingetreten sein, vielmehr das Ries zur
Eiszeit noch mindestens 100 m höher gelegen haben als jetzt, und ver-
gletschert worden und erst in neuester Zeit auf sein heutiges Niveau
gesunken sein. So weist er dem Eise als geologisches Agens im
Riese eine bedeutende Rolle zu, während Branco und Fraas dies ganz
ableugnen. Dagegen nehmen sie an, daß von dem nach der Hebung
bestehenden Ries-Berge Schollen auf den Jura glitten, wobei als
schiebende Kraft außer der Schwere vor allem gewaltige vulkanische
Explosionen dienten. Besonders suchte dann auch W. v. Knebel
nach den Wirkungen derartiger Ereignisse.
Mit dem Riese haben die vulkanischen Punkte, welche im
Streichen des Schwäbischen Jura verteilt sind, ihr Ende erlangt.
Dagegen berühren weiter nördlich gelegene Gruppen von vul-
kanischen Punkten den nördlichsten Teil der Frankenalb. So befindet
sich eine Gruppe von Basaltvorkommen nordwestlich von deren
Nordende, eine zweite östlich davon. Zwischen beiden liegen mitten
im Gebiete des weißen Jura die Basaltvorkommen bei Heiligenstadt.
Hier ist eine größere Zahl von Durchbruchsstellen vulkanischen
Gesteins bekannt geworden, die in der nächsten Nähe einer N 10° O
streichenden Geraden angeordnet sind^^).
Auch ein anderes Basaltvorkommen, nämlich das am Patersberg
unweit Kulmbach, welches nicht mehr den weißen, sondern nur
noch den braunen Jura durchbricht, lohnt den Besuch, da man
hier den Kontakt zwischen dem Eruptivgestein und dem durch-
brochenen Opalinuston aufgeschlossen findet.
Ob die nördlichen Durchbrüche in der oligocänen oder der
miocänen Tertiärzeit erfolgt sind, ist noch nicht bekannt.
Um nun mit der Miocänzeit abzuschließen, wollen wir noch
einen Blick auf die Ablagerungen von deren jüngster Phase, dem
Obermiocän, werfen. Dies ist durch Absätze des süßen Wassers,
wie Süßwasserkalke und braunkohlenführende Schichten an vielen
Punkten auf dem südlichen Teile der Alb und im Ries vertreten.
Besonders interessant sind die Stellen nördlich von Weissenburg,
wo Süßwasserkalk aus dieser Zeit unmittelbar auf Keuper aufliegt,
'^) W. Koehne und F. C. Schulz, Ober die Basaltvorkommnisse bei Heiligen-
stadt in Oberfranken, nebst Bemerkungen über die Tektonik im nördlichen Franken-
jura. Centralbl. für Min. Geol. u. Pal. 1906, S. 390— 3Q8.
— 112 —
ein Beweis, daß dort der ganze Jura schon damals abgetragen
worden war und die Erosion seitdem nur geringe Fortschritte
gemacht hat. Diese Tatsache stimmt gut mit der Ansicht der Ries-
forscher überein, daß auch im Ries bereits im Mittelmiocän, als
die großen Umwälzungen begannen, die Erosion tief eingedrungen
war. Höchst beachtenswert ist der Umstand, daß sich diese Süß-
wasserabsätze in sehr verschiedenen absoluten Höhenlagen finden. Ob
man dies mit Schwertschlager darauf zurückführen kann, daß sie
gleich in diesen verschiedenen Höhen abgesetzt wurden, oder ob
man annehmen muß, daß noch später tektonische Störungen statt-
fanden, wie dies Koken für das Ries behauptet, ist eine Frage, zu
deren Lösung man gut täte, nicht einseitig das Ries heranzuziehen,
sondern das ganze Gebiet bis zum ostbayerischen Grenzgebirge
zu berücksichtigen.
Diiuvialzeit.
Während dieser Zeit wurde bekanntlich Norddeutschland von
Skandinavien aus unter Eis begraben, und in Süddeutschland rückten
die Gletscher von den Alpen her nach Norden vor. Doch ist
zwischen den beiden vereisten Gebieten ein eisfreier Streifen
geblieben, der aber natürlich auch unter von den heutigen klima-
tischen Verhältnissen weit abweichenden sich befand.
Es ist nun die Frage aufgeworfen worden, ob der Frankenjura
zu diesem unvereisten Gebiete gehörte. In Württemberg drang der
weit vorgeschobene Rheingletscher bis dicht an den Jura heran;
weiter östlich erreichten die Gletscher diesen aber nicht und blieben
nach Penck noch etwa 70 km von der Höhe des Frankenjura ent-
fernte^). Da nach Penck die Grenzen, bis zu denen die alpinen
Gletscher vordrangen, durchaus sicher bekannt sind, können sie also
nicht den Fränkischen Jura erreicht haben. Sobald aber diese Mög-
lichkeit wegfällt, ist die Entstehung der Eismassen auf unserem Gebiet
schwer denkbar. Vertreter fand sie einmal in Thürach, dessen
Anschauungen von Penck bekämpft wurden und in Koken, der die
von Branco und Fraas bestrittene Meinung aufstellte, daß die
Erscheinungen am Ries nur unter Mitwirkung von Gletschern erklärt
werden könnten.
Wenn auch die Gletscher der Alpen wohl nicht bis zum
Frankenjura vorgedrungen sind, so haben doch ihre Schmelzwasser
Schottermassen bis an dessen Südrand herangebracht. Die ältesten
3*) Penck und Brückner, Die Alj3en im Eiszeitalter. 1901. S. 49.
— 113 -
der fluvioglacialen Schotter (Deckenschotter = diluviale Nagelfluh =l_
Hochfeldschotter) reichen bis an die Donau oberhalb Neuburg, sind
aber unterhalb der Neuburger Enge nicht nachgewiesen worden
(nach Penck)^^). Dies rührt daher, daß damals die Donau durch das
bereits eingangs erwähnte Wellheimer Trockental floß (Fig. 25). Die
von Penck neuerdings angenommenen jüngeren Deckenschotter
kommen für uns nicht weiter in Betracht.
a. Hammerwerk Hagenacker, b. Schlossfelsen Dollnstein.
c. Pfarrkirche Dollnstein. d. Linke Seite des tertiären
Donautales. e. Erste Mündung der tertiären Altmühl.
f. Zweite Mündung der tertiären Altmühl. g. Tertiäre
Schotter im Rieder Tal. h. Tertiäre Schotter im Altmühltal.
Fig. 25. Skizze des Altmühltales bei Dollnstein und des früheren Donautals.
(Mündung der tertiär-diluvialen Altmühl in die Donau. Verkleinerte Wieder-
gabe von Tafel VI, Nr. XII bei Schwertschlager, Altmühltal.
Interessant sind die Angaben über wechselnde Höhenlage des
Deckenschotters, die darauf hindeuten, daß dieser noch in der
Glacialzeit und zwar besonders vor der vorletzten (Riss-) Eiszeit durch
tektonische Vorgänge verschoben wurde. Penck nimmt an, daß es
sich um neue Verschiebungen auf den alten Verwerfungslinien
handelt. Das Schallphänomen der Luftpuffe, das gerade in der
betreffenden Gegend wahrgenommen wird, könnte nach Penck
»^) Ebenda S. 49.
— 114 —
auf noch heute fortdauernde seismische Vorgänge zurückgeführt
werden.
Als dann in der Risseiszeit sich die „Hochterrassenschotter"
absetzten, herrschten im Alpenvorland andere Abdachungsverhältnisse
als vorher. Zuletzt wurden noch von der Würmeiszeit die Nieder-
terrassenschotter abgesetzt.
Gehen wir nun zur näheren Betrachtung des Frankenjura in
der Eiszeit über.
Wenn wir die Ausgestaltung der Oberflächenbeschaffenheit
verstehen wollen, so müssen wir hier unter den abtragenden und
zerstörenden Kräften vor allem die Tätigkeit des mit Kohlensäure
beladenen Wassers in unserem Kalkgebirge ins Auge fassen.
Fig. 26. Profil des Altmühltals.
Jedenfalls hat die Erosion unser Gebiet schon früh — vor der
Eiszeit - ergreifen können; denn bereits im Obermiocän war, wie
wir gesehen haben, der ganze Jura nördlich von Weissenburg ab-
getragen, wodurch übrigens noch nicht die Existenz der heutigen
Talsysteme bereits in damaliger Zeit erwiesen ist.
Nach Schwertschlagers Untersuchungen muß auch schon \'or der
Eiszeit das Wellheimer Trockental (vergl. Fig. 25) und das Altmühltal von
Dollnstein abw^ärts angelegt gewesen und \'on der Donau benützt
worden sein und zwar in erheblicher Höhe über dem jetzigen
Talboden.
Dann scheint aber eine Periode intensiver Erosion gefolgt zu
sein. Schwertschlager nämlich nimmt an, daß Gerolle alpiner
Gesteine, welche an der Sohle eines 17 m tiefen Schachtes bei
Eichstätt gefunden wurden, zur Zeit der Hochterrassenschotter, d. h. der
vorletzten oder Risseiszeit abgesetzt wurden (Fig. 26 1. Folglich muß das
Tal bis zu dieser Zeit bereits um 17 m tiefer erodiert gewesen sein, als
es jetzt liegt. Dazu paßt auch die Annahme, die Neumeister ganz
unabhängig von Schwertschlager für die Regnitz bei Erlangen macht.
— 115 —
Hier befindet sich nämlich der Keuperuntergrund eine Anzahl von
Metern unter dem Grunde des Flusses. Nach Neumeister ist das
Tal, nachdem es bis auf jenen erodiert worden war, von kontinuier-
lichen Schottern bis zur Erlanger Hochterrasse ausgefüllt, welch
letztere nach Blanckenhorn mit der allgemein so bezeichneten
Terrasse identisch ist, also der Risseiszeit entspricht. Während bei
Eichstätt aber fortan nur Akkumulation bis zur heutigen Talsohle
stattfand, soll für die Erlanger Gegend nochmals eine Erosion ein-
getreten sein, welche aber nicht den ganzen Schotter zu durchsägen
vermochte. Als eine Stillstandslage derselben wäre die Niederterrasse
anzusehen, in welche sich dann noch die heutige Regnitz einschnitt.
Diese Ansicht Neumeisters steht im Widerspruch zu der für die
Schotter des Alpenvorlandes vertretenen, nach der Akkumulation und
Erosion abwechselten und jede Erosionsperiode nicht nur die Schotter
der vorigen durchsägte, sondern auch tiefer in den Untergrund einschnitt
als jene. Doch finden sich auch Verschiedenheiten des Materials
zwischen den einzelnen Schottern, während bei Erlangen dergleichen
nicht nachzuweisen war.
Um wieder auf das alte Donautal zurückzukommen, so wurde
dieses bereits zur letzten, der Würmeiszeit nicht mehr benutzt, viel-
mehr floß die Donau nun durch die Enge bei Neuburg.
In die Diluvialzeit fällt ferner auch die Entstehung der Höhlen
in Franken, welche hauptsächlich im Dolomit vorkommen und nur
ausnahmsweise in tieferen Schichten sich finden'^*). Die Höhlen sind
durch Wasser, welches — mit Kohlensäure beladen - in die Klüfte
und Fugen des Gesteins eindrang und dieses auflöste, entstanden. Die
Tierreste konnten zum Teil dadurch in die Höhlen gelangen, daß diese
von Tieren bewohnt wurden, welche ihre Beute hineinschleppten und
auch selbst darin verendeten. In anderen Fällen ist aber nach
Schlosser anzunehmen, daß sie vom Wasser verschwemmt wurden,
was durch ein Steigen der Flüsse bis an den Höhleneingang während
der letzten Eiszeit von Schlosser erklärt wird, wobei alle etwa außer-
halb der Höhlen vorhandenen Knochenreste entfernt wurden.
Zum Schluß wollen wir noch einen Blick auf das Verhalten der
Erosion zu den einzelnen Jurastufen werfen (vergl. Fig. 1). Im Franken-
dolomit werden die Oberläufe der Täler von großen, sehr flachen Wannen
gebildet, an deren Böschungen weiter unten steile Dolomitfelsen heraus-
ragen (Fig. 27), bis endlich der typische Charakter eines Tales der
fränkischen Schweiz mit seinen pittoresken Felswänden entsteht.
Vgl. Neischl, A., Die Höhlen der Fränkisclien Schweiz. Nürnberg, 1904.
- 116 —
Infolge der Zerklüftung des Gesteins dringt ein hoher Prozentsatz
des Regenwassers in den Berg ein, falls er nicht durch auflagernde
tonige Überdeckung aufgehalten wird. Da eine wasserundurch-
lässige Schicht fehlt, kann sich Grundwasser erst in der Tiefe bilden,
sobald ein Gleichgewichtszustand zwischen dem Gefälle und der
Reibung des Wassers im Gestein hergestellt ist. Natürlich sammelt
sich das Wasser auch auf Klüften an.
Fig. 27. Dolomitbildungen in Tüchersfeld.
Ein ausgiebiger Wasserhorizont findet sich erst im oberen braunen
Jura in Gestalt des undurchlässigen Ornatentons, der zahllosen Quellen
das Dasein gibt. Am Gehänge der Täler bildet der Ornatenton eine
Verebnung, welche bandförmig um die Berge herumläuft. Aufgesetzt
darauf ist die steile Wand des weißen Jura, während unterhalb der
Verebnung der Eisensandstein mit steiler Böschung abfällt.
Wo die Erosion den weißen Jura entfernt hat, ändert sich der
Charakter der Landschaft völlig, indem schroffe Formen nicht mehr
vorkommen. Sehr auffallend ist dies z. B., wenn man von Westen
nach Osten die fränkische Schweiz durchwandert und plötzlich
statt der malerischen Felsen weiche Formen vor sich sieht; dort
am Ostrande sind nämlich die Schichten im Vergleich zu denen
— 117
in der fränkischen Schweiz gehoben worden und infolgedessen war
der weiße Jura stärkerer Erosion ausgesetzt und wurde entfernt. In
diesen Gebieten kann auch der Eisensandstein reichlichere Wasser-
mengen aufnehmen, die auf dem unterlagernden mächtigen Opalinuston
austreten müssen; so entspringt z. B. der rote Main. Wo hingegen
noch Ornatenton mit weißem Jura auf dem Eisensandstein liegt,
wird das Wasser in der Regel bereits schon oben zum Austritt
gezwungen, während der Eisensandstein weniger erhält.
Fig. 28.
Grenze der schroffen Formen der Dolomitlandschaft gegen die weicheren
des braunen Jura; beide sind durch eine V'er\x'erfung getrennt.
Gegend von Schloß Rabenstein-Schweinsmühle am Rande der Fränkischen Schweiz.
Der mächtige plastische Ton gibt vielfach zu Rutschungen und
Störungen im Eisensandstein Veranlassung; man beobachtet dann
ein Einfallen der Schichten gegen den Berg zu, das jedenfalls durch
ein Einsinken der auf der Bergseite durch auflagernde Schichten
stärker belasteten riesigen Klötze in den weichen Ton zu erklären
ist. Ähnliches beobachtete auch Fr. Pfaff an Weiß-Jura über dem
Ornatenton bei Streitberg, suchte es aber durch stärkere Auslaugung
der Schichten im hinern des Berges zu erklären. Inwieweit die
häufig zu beobachtende Neigung der Dolomitbänke auf Einsturz-
- 118 --
erscheiniingen und inwieweit sie auf primäre Übergußschichtung
zurückzuführen ist, ist noch nicht genügend geklärt (vergl. Fig. 27).
Wo die Erosion auch den braunen Jura entfernt hat, breitet
sich der Lias aus, größere Flächen einnehmend, die reichlich für
Ackerbau und Hopfenkultur ausgenützt werden.
Diese Liastone sind undurchlässig und zwingen auf den
Plateaus, die sie häufig bedecken, das Wasser zum Ablaufen, so daß
es sich bei Regengüssen stark ansammelt und sobald es die Ober-
fläche des Räthsandsteins erreicht hat, tiefe V-förmige Schluchten
einreißt, z. B. am Kasbach bei Kalchreuth und bei Prackenfels bei
Altdorf.
Im wesentlichen war die Ausgestaltung der Oberfläche am
Schlüsse der letzten Eiszeit vollendet. Bald darauf nahm sie ihr
heutiges Aussehen an, das aber durch die zerstörenden und abtragenden
Kräfte immer noch, wenn auch äußerst langsam, verändert wird.
Das wird, wie ich hoffe, der Leser aus meinen Ausführungen
entnommen haben, daß die Frankenalb nicht nur einzelne besonders
interessante Punkte besitzt, sondern daß sie allenthalben eine Fülle
lohnender Probleme darbietet und daß von ihr im vollstem Maße
das Wort gilt: „Und wo ihr's packt, da ist es interessant".
Die Kliches zu den Figuren 6, 7, 10, 11, 13, 14, 17, 18, 19, 20, 21, 23, 24
aus „Tli. Engel, Die Schwabenalb und ilir geologischer Aufbau" wurden von
der Schriftleitung des schwäbischen Albvereins in liebenswürdigster Weise zur
Verfügung gestellt. Zur Herstellung der übrigen Abbildungen wie überhaupt bei
Abfassung der Arbeit wurden die Hilfsmittel des mineralogisch-geologischen
Instituts der Universität Erlangen mit freundlicher Erlaubnis des Herrn Professor
Lenk in ausgiebiger Weise benutzt. Ferner hatte Herr Major Dr. Neischl die
Güte, die Photographie von Rabenstein für die vorliegende Arbeit aufzunehmen.
Den genannten Herren spreche ich meinen verbindlichsten Dank aus.
Wanderungen im nördlichen Frankenjura.
Eine geographisch-geologische Skizze
von
Dr. phil. Adalbert Neischl, k. b. Major a. D.
nie terrarum mihi praeter omnes
Angulus ridet.
Horaz.
^^^^^ n der Mythologie vieler Völker wird der Mensch ein Sohn
der Erde genannt. Er lebt auf der Erde, aus der er ge-
schaffen, er lebt von der Erde, er kehrt wieder zur Erde
zurück. Die Erde ist es, die der Naturmensch naiven
Sinnes betrachtet, deren Kräfte ihm nicht verborgen bleiben, wenn
er sie auch nur nach seiner kindlichen Art zu deuten vermag. Bei den
modernen Kulturvölkern jedoch geht mit dem Zunehmen einer nicht
mehr naturgemäßen Lebensweise, mit der Schulung des Geistes auf ein-
seitige Berufstätigkeit ein Abnehmen des Vertrautseins mit der Natur
Hand in Hand. Längst haben die Europäer nicht mehr jene scharfe
Naturbeobachtungsgabe, die den wilden Völkern eigen ist, und über-
aus viele gehen achtlos an bedeutungsvollen Plätzen unserer heimat-
lichen Erde vorüber, ohne davon zu wissen oder danach zu fragen.
Umsomehr muß es den Gebildeten reizen, diesen im Laufe der
Kulturentwicklung beeinträchtigten Scharfblick wieder zu gewinnen
und die Augen offen zu halten für das wechselnde Schaffen der
Naturkräfte, für die Geschichte des Erdbodens und seiner Lebewelt
vornehmlich jenes Teiles der Erdrinde, den er sein Vaterland nennt.
Einige Beiträge zur Naturlehre und Naturgeschichte unseres
Heimatbodens — des Frankenlandes — zugeben, bezweckt der Verfasser
— 120 —
mit der vorliegenden Skizze. Es konnte nicht in seiner Absicht Hegen
und wäre in dem gegebenen Rahmen unmögHch gewesen, die
mannigfachen Zweige der Erdkunde, die zu berücksichtigen sind,
erschöpfend zu behandeln. Mögen diese Zeilen demjenigen, der
den Frankenjura kennt, ebenso wie dem, der ihn erst kennen lernen
will, die eine oder andere erwünschte Anregung" geben!
Der langgestreckte, aus Sedimenten (Meeresabsetzungen) der
Juraformation gebildete Höhenzug, der sich aus Frankreich und
der Nordwestschweiz in nordöstlicher Richtung nach Süddeutschland
bis in die Regensburger Gegend zieht, biegt hier in rechtem
Winkel um und verläuft ungefähr gegen Norden, um nicht weit von
Schloß Banz im oberen Maintal zu enden. Mehr aus geologischen,
wie aus physiognomischen Gründen hat man dieses süddeutsche,
kurz „der Jura" genannte Mittelgebirge in zwei Hauptabschnitte, den
schwäbischen und den fränkischen Jura, zerlegt; sie werden durch
den so manches Problem bietenden Kessel des Nördlinger Rieses
von einander getrennt.
Auch beim, fränkischen Jura läßt sich vom genannten Gesichts-
punkte aus eine Zweiteilung vornehmen, insofern wir zwischen dem
eigentlichen, den nördlichen Abschnitt bildenden fränkischen Jura
unterscheiden können und zwischen der Altmühlalb, d. h. dem von der
Altmühl und ihren Zuflüssen durchzogenen Anteil, der die Gebiete
von Eichstätt-Solnhofen bis nach Kelheim und Regensburg umfaßt.
Wir wollen uns im Nachstehenden nur mit dem nördlichen
Franken jura befassen, dem Teile unseres Mittelgebirges, welcher
trotz seiner mannigfachen Naturschönheiten und vieler die Erdkunde
berührenden Fragen sich seither nicht im gleichen Maße einer
Spezialbearbeitung durch Naturforscher erfreute, wie dies von den
übrigen Juragebieten gilt.
Schon rein landschaftlich steht der Frankenjura — worunter wir
von nun an hauptsächlich den oben bezeichneten nördlichen Ab-
schnitt verstehen - in auffallendem Gegensatz zu dem ihn um-
gebenden Flachlande. Steil ragen seine weißen Kalkmauern, die
durchschnittlich 500-600 m Meereshöhe erreichen, über die weiten
Sand- und Sandsteinablagerungen, welche in 250-300 m Höhe
seinen Fuß umsäumen. An sich ein Plateaugebirge, weist der Jura
doch durch tiefeingeschnittene Flußläufe eine reiche Gliederung auf.
Zwar sind die Täler im Verhältnis zu den ausgedehnten Flächen
des Hochplateaus nur eng und schmal zu nennen. Aber eine
üppige Vegetation, vor allem prächtige Laubwälder, saftige, von
hurtigen Bächen belebte Wiesengründe, anmutig gelegene Dörfer
— 121
und grandiose Felspartien, von alten Schlössern gekrönt, wetteifern
miteinander in der Hervorbringung entzückender Landschaftsbilder.
Die Hochfläche selbst steht in dieser Beziehung weit hinter den
Talgründen zurück; beträchtliche Strecken, wie „die lange Meile", stellen
sich dar als ein ödes, steiniges, wasserarmes und daher wenig frucht-
bares Gebiet. Doch so wenig man sich die Oberfläche des Franken-
jura als eine Tafel, eine Gestalt, die ihm im Gegensatz zum Schweizer
Jura manchmal zugeschrieben wird, vorstellen darf, so wenig mangeln
diesem zwischen 500 und 600 m Höhe schwankenden, welligen Hügel-
Fig. 1. Burgfels von Pottenstein (Dolomit).
terrain alle landschaftlichen Reize. Nichi selten treffen wir auch auf
der Höhe ausgedehnte Waldungen, groteske Felsszenerien, malerische
Ortschaften und Burgruinen. Längst hat daher der Tourist den Franken-
jura besucht und man versteht leicht, woher einzelne Gebiete Bezeich-
nungen erhalten haben, wie „Fränkische Schweiz", „Hersbrucker
Schweiz", „Altdorfer Schweiz" usw.. Gebiete, deren Begrenzung sich
weder scharf angeben läßt, noch deren Benennungsweise man allzu-
kritisch beurteilen darf.
Der landschaftliche Gegensatz zwischen den Tälern und Hoch-
flächen des Frankenjura läßt sich in erster Linie auf die wechselnde
Gesteinsbeschaffenheit dieses Sedimentgebirges zurückführen. Die
verschiedenen Schichten besitzen eine unterschiedliche Durchlässig-
keit für das Sickerwasser; ebenso ist der Widerstand der einzelnen
122
Gesteinsarten gegen die mechanischen Angriffe (Erosion) und die
chemisch zersetzende Kraft (Corrosion) des Wassers ein sehr ungleicher.
Auf diesen Ursachen beruhen nicht nur die Gegensätze im Ver-
halten der Pflanzendecke '), sondern auch die Eigenart der Tal-
bildungen und die auffallenden Verwitterungserscheinungen im Jura.
Ohne näheres Eingehen auf die petrographischen Verhältnisse
(äußere Beschaffenheit der Gesteine) ist es speziell in unserem Ge-
biete unmöglich, den physiognomischen Charakter der Landschaft
richtig zu verstehen; weiterhin wird sich aber auch zeigen, dal) es
' Fig. 2. Burgfels von Rabenstein Dolomit i.
hiezu ebenso notwendig ist, die häufig sich ändernde Mächtigkeit
der Schichten, wie ihre mannigfachen Lagerungsstörungen in Betracht
zu ziehen. Dann wird eine Beobachtung die andere ergänzen, dann
wird es möglich, das Einst und Jetzt unseres Gebietes als harmonisches
Ganzes vor unserem geistigen Auge erscheinen zu lassen.
Als mächtigster Schichtenkomplex sind im fränkischen Jura die
Kalkmassen des Malm (Weißer Jura) vorherrschend; sie i^iberlagern.
die in vertikaler Ausdehnung schon ziemlich nachstehenden Dogger-
stufen (Brauner Jura), während das tiefste Glied des Jura, der Lias
(Schwarzer Jura), der im Schwäbischen Jura noch so bedeutende
1) Die botanischen Verhältnisse des nördlichen Frankenjura behandelt in
ausgezeichneter Weise A. Schwarz, Flora der Umgegend von Nürnberg usw.
Nürnberg 1897—1901. 5 Bände.
— 123 -
Mächtigkeit besitzt, bei uns am schwächsten entwickelt ist. Die
bei gegebene Tabelle (S. 125) zeigt die Aufeinanderfolge der Jura-
schichten in Franken nebst Angaben über ihre ungefähre Mächtigkeit
und ihren petrographischen Habitus. Bei dieser Zusammenstellung be-
gegnete ich insofern Schwierigkeiten, als es nicht möglich ist, eine
derartige Aufstellung so abzufassen, daß man sich nun an jeder
Lokalität des Frankenjura mit dem Meßbande von der Richtigkeit
Fig. 3. Tüchersfeld in der Fränkischen Sch\x-eiz (Dolomitlandschaft).
der Mächtigkeitsangaben überzeugen kann, gleichwie die Schichten
gar nicht selten in ihrer Gesteinsbeschaffenheit großen Abweichungen
unterworfen sind. Eine Tabelle, wie die beigegebene, kann nur
Durchschnittsangaben enthalten -). Speziell möchte ich deshalb darauf
hinweisen, wie sehr die vertikalen Dimensionen einzelner Stufen gegen
den schwäbischen Jura und selbst die Altmühlalb differieren, daß
aber auch innerhalb unseres engen Gebietes Schichten wie Lias
a und p, Dogger ,3, Malm t, z usw. in ihrer Mächtigkeit großen
Schwankungen unterliegen. Gleiches ist von der petrographischen
^ Eine in den Originalgesteinen des Frankenjura ausgeführte Nachbildung
seiner geologischen Zusammensetzung im Maßstab 1 : 100 war auf der bayerischen
Landesausstellung in Nürnberg 1906 (im Staatsgebäude) zusammen mit einer
typischen fränkischen Dolomit-Höhle vom Verfasser zur Darstellung gebracht.
— 124 —
Ausbildung zu sagen, die nicht selten schon auf kurze Entfernungen
recht auffallenden Wechsel zeigt. Vor allem ist dies beim weißen
Jura der Fall, welcher wie bereits erwähnt, in erster Linie der Land-
schaft ihr Gepräge verleiht und uns hier am meisten interessiert.
Die fränkischen Malmstufen zeigen, die wenig vorkommenden
^-Schichten vielleicht ausgenommen, alle einen fortwährenden Facies-
wechsel, womit man die Struktur-Übergänge von wohlgeschichteten,
dichten Kalkbänken in klotzige, rauhe Schwammkalke bezeichnet, welch
letztere oftvoneinerStufe in höhere oder tiefere hinauf- oderhinabreichen.
Fis- 4. Schwalbenloch-Höhle im Totental nördlich Pottenstein.
Wird hiedurch die geologische Orientierung sehr erschwert, wo
nicht unmöglich, so komplizieren sich die Verhältnisse weiter durch
die Dolomitisierung des Kalkgebirges, die nicht aus-
schließlich auf die Stufe Malm s beschränkt ist, sondern zuweilen bis a
und ß herabreicht (Muschelquelle bei Streitberg) und andererseits an
einigen Plätzen auch Malm ; (Brunn bei Pegnitz) ergreift. Hiezu tritt ein
fortwährender Wechsel zwischen geschichteten Bänken und klotzigen,
gänzlich ungeschichteten Massen, die wir bei den verschiedenen
Schwammkalken, namentlich aber in dem bis über 100 m mächtigen
Stock des Frankendolomits finden, welcher zudem bei seinem
Mangel an brauchbaren Leitfossilien eine stratigraphische Gliederung
(Stufeneinteilung nach Versteinerungen) nicht zuläßt.
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— 126 —
Es ergibt sich aus dem Gesagten, daß der Aufbau unseres
Gebirges durchaus nicht so einfach ist, wie gemeinhin vom fränkischen
Jura angenommen wird, und daß hier noch manche dankbare Auf-
gabe zu lösen wäre.
Der steinerne Pilz bei Velburg, Oberpfalz (Dolomitfelsen).
Begeben wir uns auf die weiten Flächen des Hochpkiteaus,
so treffe^n wir sofort neue Rätsel. An jenen Orten, wo die nackt
zu tage tretenden Schwammkalke oder Dolomitfelsen den Franken-
jura nach oben hin abschließen, liegen zwar die Verhältnisse ein-
fach. Wir finden die schon erwähnten wasserarmen, steinigen Felder
und dürren Grashalden, die von zahlreichen einzelnen Wachholder-
büschen bestanden sind. Eine ganz dünne Lehmdecke, die wir als
— 127 —
Eluvium, als Auflösuiigsrückstand einst höherer Oesteinspartien
bezeichnen können, bildet den Vegetationsboden. Aber wo an Stelle
dieser sterilen Flächen fruchtbare Striche, Hoch- und Niederwaldungen
treten, stoßen wir auf anderen Grund; es sind tonige und sandige
Schichten von nicht unbedeutender Mächtigkeit, die das rasche Ver-
sickern des Wassers verhindern und daher einen üppigeren Pflanzen-
wuchs begünstigen. Fortwährender Wechsel zwischen lehmigem und
sandigem Boden, der oft auch Farberdenester und Eisenocker enthält
ist das Charakteristische der „AI büber de ckung". In der Gegend
von Hollfeld und im Veldensteiner Forst gewinnen die Sandschichten
immer mehr an Bedeutung. Rund 200 Quadratkilometer bedeckt
hier der ,/Veldensteiner Sandstein--, der auf der sehr unebenen
Dolomitoberfläche aufgelagert ist.
Woher stammen diese Jura-Überdeckungsschichten und welcher
geologischen Epoche sind sie einzureihen? Diese Frage ist heute
noch ungeklärt. Dem Platze ihres Vorkommens nach kann man sie
der Kreideformation, dem Tertiär und dem Diluvium zurechnen.
Der Altmeister der bayerischen Geologie, v. Gümbel, faßte den
Veldensteiner Sandstein als Analogon zu den Schichten der unteren
Kreide im Regensburger Gebiet auf. Meine Ansicht geht dahin,
daß der Veldensteiner Sandstein, in dem bisher nur unbestimmbare
Pflanzenreste, anscheinend auch Baumstammstücke, gefunden wurden,
keine marine Bildung aus der Kreideformation ist. Auf der Hoch-
fläche des Jura bei Betzenstein wurden, wenn auch nur sehr kleine,
so doch unzweifelhafte Kreidesedimente gefunden ; diese sind marinen
Ursprungs, wie durch die Versteinerungen nachgewiesen. Der
Veldensteiner Sandstein ist aber, wie seine vielfache Kreuzschichtung
und das V^orkommen von Landpflanzen, ebenso sein Mangel an
Seetierversteinerungen zeigen, eine Landbildung. Ich möchte ihn
daher zum Tertiär rechnen, eine Ansicht, die allerdings eines
genaueren Beweises bedarf, was jedoch hier zu weit führen dürfte.
Eines fällt nun dem aufmerksamen Beobachter sofort auf den
Jurahochflächen in die Augen, nämlich das gänzliche Fehlen irgend
einer regulären Wasserader oder eines nennenswerten Teiches oder
Sees. Die Erklärung für dieses Verhalten ist nach dem, was wir
bereits über die den Jura aufbauenden Schichten gehört haben, leicht
zu geben. Die gewaltigen Massen von kohlensaurem Kalkgestein,
welche rund 200 m tief bis auf den braunen Jura hinabreichen, sind
nicht nur für das Wasser relativ leicht löslich, sondern auch von
unzähligen Rissen und Spalten durchsetzt, wobei wir alle Abstufungen
von meterweiten Kluftbildungen bis zu einem Netzwerk feinster
— 128 —
Risse antreffen. Faßt man einen einzelnen der frei zu Tage tretenden
grotesken Dolomitblöcke mit seinen Vertiefungen, Spalten, Löchern,
Durchklüftungen, Rissen und Wannen näher ins Auge, so kann man
sich ihn geradezu als Modell für die weitaus größte Masse des
weißen Jura vorstellen. Es ist auch sehr bezeichnend, daß Pendel-
beobachtungen, welche Anding zur Berechnung der Schwerkraft
auf der Jurahochfläche bei Parsberg vorgenommen hat, einen klei-
neren Wert ergaben, als zu erwarten war. Hiedurch wird erwiesen,
daß die Schichten des Weißjura infolge ihrer zahlreichen Aushöh-
lungen eine Verringerung der durchschnittlichen Dichte erfahren
haben, so daß dementsprechend eine Verminderung der Schwer-
kraft bis zu 10 Einheiten der 5. Dezimale resultiert. Die auf solchen
Boden auffallenden Niederschlagswasser versickern fast insgesamt,
ohne sich erst in ein Rinnsal zu vereinigen, in die Tiefe.
Dolinen (hier Erdfälle oder Erdlöcher genannt) in zahlreicher
Menge, wie sie im österreichischen Karst so charakteristisch sind, ent-
ziehen der Juraoberfläche die Niederschläge schon kurze Zeit, nachdem
sie gefallen sind. Wir befinden uns in einem Gebiete des unterirdisch
zirkulierenden Wassers, in einem karstähnlichen Gelände, dessen Be-
wohner in trockenen Sommern und langen Wintern vieles unter der
Wasserarmut zu leiden hatten und haben, bis in neuester Zeit
wenigstens teilweise durch staatliche Fürsorge eine Reihe moderner
Wasserleitungen angelegt wurde. Auch da, wo die tiefer als Dolo-
mit und Schwammkalk liegenden Malmschichten das Gebirge nach
oben abschließen, was besonders am Rande des zusammenhängenden
Juraplateaus und auf den zahlreichen Inselbergen (Zeugenbergen)
der Fall ist, herrscht der gleiche Mangel an Wasser. Die dürren,
steinigen Felder, deren Untergrund der Werkkalk bildet, würden
an sich sogar durch eine ziemliche Fruchtbarkeit ausgezeichnet sein;
aber unzählige Zerklüftungen dieses Gesteins lassen alle Nieder-
schläge, sobald die dünne Verwitterungsdecke durchdrungen ist,
sofort in die Tiefe versinken. Erst der Ornatenton, die oberste und
undurchlässige Stufe des braunen Jura, gebietet dem niedersitzenden
Wasser Einhalt: einer der wichtigsten Quellhorizonte des Jura
ist dadurch bedingt. Die gewaltigen in die Tiefe gedrungenen
Wassermassen durchziehen, der jeweiligen Neigung der undurch-
lässigen Schicht folgend, als langsamer Grundwasserstrom die Gesteins-
komplexe. Zahlreich treten daher an der Grenze des braunen und
weißen Jura Quellen an den Berghängen aus. Diese sind besonders
stark, wo der Quellhorizont tiefer als die Talsohle gelegen ist. Hier
kommt es zu einer Aufstauung der Wassermengen oberhalb des
— 129 —
Ornatentons, bis die Grundwasser zur Höhe des Talbodens angestiegen
sind und in Gestalt mächtiger Quellen (Quelltöpfe) in oder neben
den Bachbetten zu Tage treten (Quellen der Stempfermühle, der
Nürnberger Wasserversorgung bei Ranna und anderej.
Von dem Gesichtspunkte der Wasserstauung im Innern der
Gesteinsmassen sind auch die intermittierenden Quellen^)
(sogenannte Hungerbrunnen oder Tümmler) zu erklären, von denen
namentlich jene zwei oberhalb der Heroldsmühle bei Oberleinleiter, die
in einem typischen Trockentale liegen und gelegentlich ihr Wasser
2 m hoch herausschleudern, sehenswert sind; sie können nur nach
reichlichen, rasch gefallenen Regenmengen sprudeln, durch welche
das Grundwasser zu plötzlichem Steigen veranlaßt wurde; hat dieses
sich langsam wieder nach anderen Richtungen verlaufen, so ver-
siegen die Tümmler.
Einen besonderen Charakter verleihen den Karstlandschaften
die Höhlen, und deren besitzt speziell der fränkische Jura eine
überaus große Zahl. In einer früheren Arbeit*) habe ich dieselben
bereits zum Gegenstand eingehender Studien gemacht und nament-
lich ihre morphologischen Verhältnisse durch exakte Vermessungen
genau festgesetzt. Von einer ausführlichen Beschreibung oder Auf-
zählung unserer Höhlen glaube ich daher, um Wiederholungen zu
vermeiden, hier absehen, und bezüglich der Einzelheiten auf den
speziellen (II.) Teil meines Werkes hinweisen zu dürfen. Dagegen
möchte ich an den allgemeinen d.) Teil, der die Entstehung und
die Typen der Höhlen, ferner deren Bedeutung für die Talbildung be-
handelt, mit einigen Worten anknüpfen.
Im allgemeinen lassen sich bei den Höhlen des Frankenjura
zwei Typen unterscheiden, erstlich die aus großen Gesteins-
spalten oder erweiterten Gesteinsklüften entstandenen, gewöhnlich
engen Spaltenhöhlen von häufig flaschenähnlichem Querschnitt,
und zweitens die hallenartigen Zerklüftungshöhlen, welche durch
chemische Auslaugung (Corrosion) des Gesteins, begünstigt durch
zahlreiche Risse, gebildet werden. Weitaus die meisten unserer
Höhlen liegen in dem mächtigen Stock des Frankendolomits Weiß-
jura £. Eine der geologisch interessantesten, die räumlich größte
und wohl auch schönste der fränkischen Jurahöhlen — eine typische
Dolomithöhle — ist die beim Dorfe Krottensee (zunächst der Bahn-
station Neuhaus a. d. Pegnitz der Eisenbahn Nürnberg-Bayreuth)
^) Bios, Die Quellen der fränkischen Schweiz. Dissertation. Erlangen 1903.
*) Neischl, Die Höhlen der fränkischen Schweiz etc. Nürnberg 1Q04.
9
— 130 —
gelegene „Maxiiniliansgrotte"-^). Die geringere Zahl der fränkischen
Höhlen - meist von Typus II — gehört den Schwammkalken im
Weißjura y und o an; einige wenige, aus engen Gesteinsspalten
(Diaklasen) hervorgegangene schmale, geradlinige Ganghöhlen vom
Typus I liegen in den dünn- und dickbankig geschichteten Werk-
kalken des Weißjura [i. Wie es nun einerseits Höhlen gibt, die streng
genommen weder den einen noch den anderen Typus repräsentieren,
sondern eine Kombination der beiden Gattungen darstellen, so soll
Fig. 6. Emmerts-Höhle bei Burggailenreuth (Spaltenhöhlei.
andererseits nicht gesagt sein, daß nicht gelegentlich ein Hohlraum
zu treffen ist, der auf andere als die angedeuteten Enstehungsweisen
zurückzuführen wäre. Sie bilden jedoch die Ausnahmen.
So finden sich schachtartige Formen — Naturschächte — ,
die gewöhnlich die Verbindung zwischen Dohnen und darunter
liegenden Hohlräumen herstellen und aus senkrechten, anfänglich
kleinen Gesteinsklüften durch die gurgelnd in die Tiefe stürzenden
Gewässer ausgenagt wurden (Franzosenloch bei Etzdorf, Elbersberger
^) Dieselbe — vorherrschend eine Zerklüftungshöhle — soll am 24. Mai d.J.
im Anschluß an den 16. Deutschen Geographentag (21.— 23. Mai) auf einem
geographisch-geologischen Ausflug durch die fränkische Schweiz, unter meiner
Führung, besucht werden.
— 131
\X'iiidloch). In ähnlicher Weise, d. h. lediglich durch die erodie-
rende Kraft des Wassers, aber mehr in der horizontalen Richtung
sind kanal- oder tunnelartige Aushöhlungen (große Teufels-
höhle, hinterste Abteilung) in der Zeit der diluvialen Überschwem-
mungen entstanden; sie verbinden entweder Hohlräume unter sich
oder leiten die Gewässer aus solchen zu Tage. Heute sind diese
Kanäle wasserlos; nur ein Beispiel eines derartigen Höhlenbaches,
Hg. 7. Höhlensee der Breitenwiener Höhle bei Velburg t^^Opf.).
eine echte Karsterscheinung, haben wir noch bei der Pegnitz, die
nahe südhch der nach ihr benannten Stadt bei der Rösch-Mühle
unter den Weißjuraschichten verschwindet, um nach 350 m unter-
irdischem Laufe wieder zum Vorschein zu kommen.
Eine weitere Art von Hohlräumen, auf die neuerdings wieder
hingewiesen wurde, und deren Vorkommen im Jura nicht gerade
undenkbar, aber auch nicht beweisbar ist, bilden die „Rifflücken".
Während die Bildung alier vorgenannten Höhlen auf die Tätigkeit
des Wassers im Zusammenhang mit Gesteinsklüften von größeren oder
kleineren Dimensionen, also in letzter Linie auf geotektonische Ur-
sachen zurückzuführen ist, muß für die Entstehung der Rifflücken eine
andere Erklärung herangezogen werden. Walther •) führt an, daß
") Walther, Vorschule der Geologie. Jena 1906 p. 88, ferner desselben: Litho-
genesis. Jena 1894, p. 561, 912.—
9*
— 132 —
»viele ungeschichtete Kaikmassen nichts anderes seien als versteinerte
Korallenriffe; sie waren genau wie die lebenden Korallenriffe der
warmen Meere von einem regelnicäßigen System von Hohlräumen
durchsetzt, das zwischen den wachsenden Korallenpfeilern offen blieb.
Mannigfaltige Vorgänge haben natürlich später die ursprüngliche
Form dieser „Rifflücken" umgeändert, das Wasser hat an ihren
Wänden genagt, ihre Decke ist heruntergebrochen und doch läßt
sich oft die ursprüngliche Form der Rifflücke noch heute nach-
weisen." Für die Annahme solcher Entstehung ist es notwendig,
Fig. 8. Aus der Maximilians-Grotte (Zerklüftungshöhle).
nach der Bildungsweise jener klotzigen Kalk- und Dolomitmassen
zu fragen, in denen wir die Mehrzahl unserer Höhlen antreffen. Grund-
sätzlich können wir auch hier an dem alten Satz festhalten: Omnis
calx ex vivo. Wir sind ferner zu der Annahme berechtigt, daß
die Dolomitmassen einst noch unter Meeresbedeckung durch Um-
wandlung aus dem abgesetzten Kalkschlamm, der, wie noch heute,
aus zahllosen niederen Lebewesen bestand, hervorgegangen sind.
Wenn auch die Theorie von der Entstehung des Dolomits noch
immer strittig ist, so glaube ich doch für den Frankendolomit daran
festhalten zu müssen, daß sich eine Bildung durch die Mitwirkung
der Zerfallstoffe tierischer Weichteile (Verwesungs-Bakterien), welche
eine Ausscheidung von Magnesiasalzen aus dem Meerwasser hervor-
— 133 —
riefen, vollzogen hat'). Sonach müssen wir uns hauptsächlich mit der
Bildungsweise der fränkischen Schwammkalke befassen. Es fragt sich, ob
€s gestattet ist, in ihnen überhaupt r, Riffe" zu erblicken. Wohl spricht
Fig. 9. Der Eisberg aus der Maximilians-Grotte (Tropfsteinbildung
'} Näheres über die Dolomitbildung (auch über die Literatur) bei Doelter,
Pctrogenesis, Braunschweig 1906. p. 226 — 231.
— 134 -
manches hiefür, die rein äußere Erscheinung, namentlich aber das ver-
zahnte Ineinandergreifen der normalen geschichteten Kalke in die klotzige,
ungeschichtete Schwammfacies, wie dies so schön beim Kalkwerk
Vorra, gegenüber dem Bahnhof und an der roten Leite (Müllersberg)
zwischen Muggendorf und Streitberg zu sehen ist. Aber da in
unseren Gegenden Korallen nur in untergeordneter Menge nach-
gewiesen wurden, so haben wir hier keine Korallenriffe vor uns,
sondern wir wären zu der Annahme gezwungen, daß Meeres-
schwämme (Spongien) diese Riffe aufgebaut hätten. Dies anzunehmen
sind wir nicht berechtigt. Wohl besaßen die Meerschwämme mit
ihren verschiedenartigen Körpern, welche die Formen von Tellern,
Bechern, Kegeln, Zylindern u. a. hatten, eine ungeheure Verbreitung
im Jurameer, an solchen Stellen, wo für ihr Gedeihen günstige Ver-
hältnisse waren. Aber über die Existenzbedingungen dieser Schwamm-
kolonien ist wenig bekannt und am wenigsten läßt sich aus der
gegenwärtig lebenden Spcngienfauna deduzieren, daß diese Pflanzen-
tiere Schwammriffe gebildet hätten. Ohne daß es möglich wäre,
einen Grund für dieses Verhalten anzugeben, finden wir die heutigen
Spongien höchst launenhaft und ungleich bald in seichtem Wasser,
bald in den tiefsten Abgründen des Meeres, bald in außerordent-
licher, bald in verschwindender Anzahl^). So treffen wir auch im
Jura an einem Orte einen Gesteinskomplex von Tausenden \'on
Schwämmen erfüllt, während in nächster Nähe sich keine Spur mehr
von ihnen findet. Inwieweit wir nun für unsere Schwammkalke
und Dolomite bei der geringen Beteiligung von Korallen von Riff-
lücken sprechen dürfen, bleibe dahingestellt. Zu bedenken ist, daß
einerseits bei der Umwandlung in Dolomit vielfach die ursprüng-
liche Gesteinsstruktur verloren ging, andrerseits die Lücken der Riffe
wohl ebenso mit Sedimenten des Jurameeres erfüllt worden sind,
wie die Hohlräume der V-'ersteinerungen.
Bei meinen Vermessungen der ausgesprochenen Spaltenhöhlen,
auch bei zahlreichen Beobachtungen an Gesteinsklüften, sowie bei
der kartographischen Festlegung von Dohnen, die auf der Hoch-
fläche zwar nicht häufig, aber ab und zu reihenweise hintereinander
liegen, hat sich eine bemerkenswerte Tatsache ergeben. Es zeigte
sich, daß sowohl die Spalten-, als auch die Dolinenzüge in der Mehr-
zahl der Fälle in Richtungen verlaufen, welche sich von SSO. nach
NNW. oder senkrecht dazu erstrecken. Gleichzeitig ließ sich kon-
statieren, daß auch eine Reihe der prächtigen Juratäler, die ohnehin
durch ihren eigenartigen Verlauf auffallen, in ähnlichen Richtungen
"^ Vgl. Walther, Die Lebensweise der Meerestiere. Jena 1S93, p. 245—266.
— 135 —
verlaufen. Andere Richtungen wurden seltener beobachtet; es han-
delte sich dann gewöhnlich um einen Nord -Süd -Verlauf ').
Dieser auffallende Parailelismus hängt mit der Tektonik
unseres nördlichen Frankenjura aufs engste zusammen. Maßgebend
hiefür ist eine ganze Reihe von Bruch linien, welche, vom
Bayerischen Wald und Böhmerwald ausgehend, sich in ungefähr
SO.-N\V.- Richtung, im Jura mehr in SSO. -NNW. übergehend,
gegen Unterfranken und nach Thüringen zieht; sie gehören dem
,. hercynischen " Spaltensystem an, das im Landschaftsbilde
Mitteleuropas eine so bedeutende Rolle spielt. Die großartigste
dieser tektonischen Linien stellt wohl der bayerische Pfahl dar,
ein Quarzgang, der vom Mühltal an der oberösterreichischen Grenze
in geradlinigem Verlauf sich in die Oberpfalz erstreckt und bis in die
Eisenerz führende Amberger Spalte fortsetzt. Über Neuhaus a. d. P.,
Behringersmühle und das Aufseestal scheint diese Bruchlinie in
die Staffelstein-Seßlacher Gegend (Oberfranken) zu ziehen, wo sie
nach insgesamt über 270 km langem Verlaufe endet. Eine ebenso
bemerkenswerte, dieser annähernd parallele Verwerfungsspalte, welche
zugleich den SW.-Saum des Fichtelgebirges, Frankenwaldes und
Thüringerwaldes bezeichnet, beginnt östlich der Naab in der Gegend
von Weiden und erstreckt sich etwa 200 km weit bis an das Ende
des Thüringer Waldes südlich von Eisenach. Zwischen diesen beiden
Hauptbruchlinien liegen, stets ungefähr parallel zu ihnen verlaufend,
eine ganze Reihe zwar kürzerer, aber immerhin meist 50— 100 km
weit verfolgbarer Verwerfungsspalten, die von v. Ammon und Thürach
eingehend beschrieben worden sind und als Kulmbacher, Zeulner
Weißmain -Freihunger, Creußener, Vorbacher, Lichtenfelser, Staffel-
steiner, Hollfeld-Pegnitz-Auerbacher, Kirchentumbacher usw. Spalten
bezeichnet wurden ^^). Sie durchspringen nicht nur den Fränkischen
Jura, sondern auch die darunter liegenden Trias-, Perm- und Carbon-
schichten; das häufige Vorkommen von Eisenerzen auf diesen Spalten
macht ihr Durchgreifen in große Tiefen noch wahrscheinlicher. Wir
befinden uns also im Frankenjura in einer großen Bruchzone, deren
Entstehungszeit wir zugleich mit den in der Oberpfalz, in Unterfranken,
ja selbst mitten im Jura bei Heiligenstadt ^') zu tage tretenden Basalt-
*) Näheres über diese Verhältnisse, sowie eine kartographische Darstellung
habe ich in meiner früheren Arbeit p. 28 ff. mitgeteilt.
1°) V. Gümbel, Geognost. Beschreibung der fränkischen Alb. Kassel 1891.
p. 610—640.
IM Neues hierüber teilen mit: Koehne und Schulz, Basaltvorkommnisse bei
Heiligenstadt. Centralblatt für Mineralogie, Geologie etc. 1906. p. 390—398.
— 136 —
Vorkommnissen in die miocäne Periode des Tertiärs, die Zeit der
Aufrichtung der Alpen, verlegen können.
Die verschiedenartigen Brüche, von denen die Erdrinde durch-
zogen ist, Lithoklasen'^) genannt, wurden ihrer Entstehung nach
durch V. Groddeck, Daubree^^) und andere klassifiziert. Daubree
unterschied im wesentlichen drei Arten von Oesteinszerreißungen --
Lithoklasen (Spalten, Brüche, Risse), nämlich: 1. die Lepto-
klasen^^), durch Abkühlung, Trocknung oder Pressung entstanden
und von geringerer Ausdehnung, 2. die Diaklasen'^), in geschich-
teten Formationen und in sich senkrecht kreuzenden Richtungen
auftretend, aber in ihrem Verlauf auf ein und dasselbe Gestein be-
schränkt, 3. die Paraklasen^^), mit Verschiebungen verbundene und
in große Tiefen sich erstreckende Brüche, welche ganze Schichten-
komplexe und Formationen durchsetzen. Die eben besprochenen
fränkischen Bruchlinien sind demnach als Paraklasen zu
bezeichnen; sie enthalten gewöhnlich keine Höhlen, sondern sind
entweder mit Gesteinsdetritus, oder, wie wir bei der Amberger,
Auerbacher und Freihunger Verwerfung sehen, mit aus der Tiefe
stammenden Eisenerzen erfüllt. Zwischen diesen Paraklasen nun
liegen, auf das Kalkgebirge des weißen Jura beschränkt, zahllose
Gesteinsspalten, die an ihren Wänden keine Vertikalverschiebungen
erkennen lassen und eine große Zahl von typischen Spaltenhöhlen
bedingen. Wir haben sie als Diaklasen zu bezeichnen und können
aus ihrem, mit den Paraklasen parallelen Verlauf folgern, daß sie
durch gleiche Ursachen und zu gleicher Zeit entstanden sind wie
diese, nämlich durch in der Richtung der Verwerfungen sich fort-
pflanzende Erschütterungen. Endlich bietet uns der Werkkalk mit
seinen unzähligen kleinen Durchklüftungen ein typisches Beispiel
für einen durch Leptoklasen durchsetzten Gesteinskomplex.
So ist nun leicht verständlich, warum die Dohnen auf dem
Hochplateau gelegentlich in ganzen Reihen erscheinen — sie sind
an die meist auf längere Strecken geradlinig das Gestein durch-
setzenden Diaklasen gebunden. Erst dadurch, daß die Gestein-
spalten im Innern des Kalkgebirges schon vorhanden waren, konnten
die Erdtrichter entstehen, und man darf, wenn man die Dohnen als
Angriffspunkte der Niederschläge bezeichnet, nicht übersehen, daß
^^) Xi'O'og ~- Stein, y.Aaw = zerbreche, zerreiße, 'ktrjT.oz, = fein, klein,
O'A —- quer hindurch, Tiapa = vorbei, um an die erfolgende Verschiebung zu
erinnern.
^ä) V. Groddeck, Lagerstätten der Erze. Leipzig 1879, p. 313 ff. — Daubree
Bulletin Soc. Geolog, de France. 5er. 111, Band X, 1881 82. p. 136.
— 137 -
sie eigentlich die sei<undäre Ersciieinung sind. Ebenso leicht er-
klärlich ist, warum man bei der Feststellung des Verlaufs der Spalten-
höhlen so häufig die Richtung S.S.O. — N.N.W., bezw. senkrecht
dazu beobachtet. Man vergleiche die ,,Bismarckgrotte" beim Forst-
haus Rinnenbrunn in der Hersbrucker Schweiz (Plan XXIV meiner
Arbeit über die Höhlen der fränkischen Schweiz). Diese Spalten-
höhlen sind eben durch eingedrungene Wasser erweiterte Diaklasen.
Viel dunkler ist dagegen das hydrographische Problem, soweit es
die Anordnung der regulären Wasserläufe und die Talbildung betrifft.
Wohl unterliegt es keinem Zweifel, daß die Tektonik die Gestalt des
Wassernetzes ziemlich weitgehend beeinflußt. Aber über den Grad der
Beeinflussung gibt es geteilte Ansichten, und im Frankenjura wird die
Sachlage durch das Hinzutreten des Karstproblems kompliziert. Die
von mir auf die Talbildung im Frankenjura angewendete Theorie,
daß einstürzende Decken die Veranlassung zur Ausnagung von
Tälern werden können (loc. cit. p. 36, 37), ist daher auch nicht un-
widersprochen geblieben. So macht Schwertschlager ^*) gegen
diese Auffassung geltend, daß sie so viel bedeute, als wenn im Jura
die Erosion erst auf einem Umweg (dem der Höhlenbildung i ihrem
Ziele (der Talbildung) zustrebe. Ferner weist Schwertschlager darauf
hin, daß es im österreichischen Karst, der Musterlandschaft für
derartige Erscheinungen, Fälle gebe, in denen ein ursprüngliches unter-
irdisches Höhlenflußbett im Laufe der Zeit zu einem oberirdischen Tale
ausgebildet wurde; ein solches Tal bestehe aber nicht auf die ganze
Länge des betreffenden Flusses, sondern letzterer werde abwechselnd
bald wieder unterirdisch, bald oberirdisch.
Hierauf ist einerseits zu erwidern , daß nicht recht ein-
zusehen ist, was eigentlich gegen den angedeuteten Umweg der
Erosion eingewendet werden kann, umsoweniger als die Hohlräume
im Gestein der Flauptsache nach schon vorhanden waren und
durch die Sickerwasser nur noch weiter fortgebildet zu werden
brauchten. Andererseits muß betont werden, daß ein Vergleich des
österreichischen Karstes mit unserem Frankenjura wohl häufig recht
instruktiv ist, aber nicht für alle Fälle standhalten kann. Der Karst
ist ein in viel höherem Maße gestörtes Berggelände als der relativ
gut erhaltene Jura, dessen Schichten noch ziemlich horizontal über-
einander gelagert sind. Daß bei den Mulden, Falten und Über-
schiebungen derartige anders entwickelte Höhlentäler, wie auch ich
sie im Karstgebirge beobachtete, entstanden sind, kann nicht besonders
'*) Schwertschlager, Altmühltal und Altmühlgebirge. Eichstätt 1905, p. 50, 51.
- 138 -
verwundern. Auch hängt die Großartigkeit der von der unterirdi-
schen Wasserzirkulation im Karst erzeugten Phänome ganz wesent-
lich von der Mächtigkeit der dortigen Kalksedimente ab, welche
von der mittleren Trias aufwärts durch die ganze Jura- und Kreide-
formation reichen und noch dem älteren Tertiär angehören. Unsere
Kalkmassen dagegen erreichen meist keine 200 m Dicke. Was die
Juratäler betrifft, so schwebte auch mir bezüglich der Bedeutung der
Höhlen für ihre Entstehung nicht etwa der Gedanke vor, daß dies
auf die ganze Länge des Tales hin in der angenommenen Weise
vor sich gegangen sei. Denn Spaltenhöhlen von 5, 10, ja 30 km
Längenausdehnung, sind bei uns weder nachweisbar noch über-
haupt wahrscheinlich. Es kann sich hiebei — und darin begegnen
sich wohl die Ansichten Schwertschlagers mit den meinigen — nur um
kleinere Strecken der Flußoberläufe innerhalb des Malmsystems
handeln. Die lokal kürzere oder längere Ausdehnung solcher durch
Höhleneinsturz veranlassten Talstrecken läßt sich aus den heutigen
Verhältnissen heraus ziffermäßig nicht mehr angeben. Wir müssen
eben bedenken, daß für die Zeit der intensiven Talbildung das
wasserreiche Diluvium in Betracht zu ziehen ist, und daß heute noch
die jährliche Abtragung im Jura einen Betrag erreicht, welcher von mir
für das Einzugsgebiet der Wiesent bei Forchheim mit 43000 cbm an
gelöstem und suspendiertem Material berechnet wurde. Auch stehe
ich nicht an, zu betonen, daß manche Felspartien an den Talufern,
die vielleicht auf den ersten Anblick an stehengebliebene Höhlen-
wände erinnern, durch die gewaltigen Überschwemmungen diluvialer
Zeit hervorgerufen wurden; es sind reine Abspülungsformen des
fließenden Wassers, bei denen wohl auch in den strengen Wintern
jener Epoche beträchtliche Treibeismassen ihr übriges taten. Daß
aber trotzdem die Lithoklasen von entscheidendem Einfluß auf
die Talbildung im Jura waren, wird meines Erachtens durch die
bereits besprochene auffallende Verlaufsrichtung der Flüsse zur
Evidenz erwiesen. Auch Schwertschlager gibt dies (loc. cit. p. 57),
wenigstens bezüglich der Paraklasen rückhaltlos zu, und neuerdings
habe ich in einigen kurzen Dolomit-Nebentälern (bei der großen Teufels-
höhle, dann am Püttlachknie 4 km O.S.O. von Pottenstein u. a. a. O.)
wieder die überzeugende Beobachtung gemacht, daß daselbst Über-
gangsformen von der Höhle zum Tal — nämlich: Höhle, Decken-
einsturz, Schlucht, klammartige Erweiterung, Tal — anzutreffen sind.
Es ist das Verdienst Kohlers, darauf hingewiesen zu haben,
daß ebenfalls die Paraklasen es sind, an welche die seit mehr
als 1000 Jahren bekannten oberpfälzischen Eisenerzvor-
— 139 —
kommen aufs engste gebunden sind '^). Kohler macht es sehr
wahrscheinlich, daß es sich dabei um ursprüngliche Ablagerungen
von kohlensaurem Eisen (Spateisenstein, Siderit) handle, mit welchem
die Gebirgsspalten größtenteils erfüllt sind. Nachträglich wurde in
der Nähe der Erdoberfäche das kohlensaure Eisen in Brauneisen-
stein, in welcher Form das Erz bei den Nachgrabungen immer
zunächst gefunden wird, umgewandelt. Die Herkunft des Spateisen-
steins führt Kohler auf eisenhaltige Kohlensäuerlinge zurück, welche
aus den im Tertiär gebildeten Spalten aus der Tiefe aufgestiegen sind.
Diese Frage ist für den Jura insofern von Interesse, als, wie
wir gesehen haben, das hercynische Spaltensystem von der
Oberpfalz her durch unser Gebirge durchgreift. Es ist
ganz ohne Zweifel, daß auch innerhalb des Frankenjuras stellenweise
auf den V^erwerfungsspalten Eisenerze auftreten. In der Gegen-
wart scheint dieser Umstand infolge der allenthalben im ver-
gangenen und in diesem Jahre auf der Hochfläche vorgenommenen
Mutungen eine volkswirtschaftliche Bedeutung zu gewinnen. So
finden wir bei Neuhaus a/Pegnitz in der Verlängerung der Amberger
Paraklase verlassene Eisenerzgruben; auch sonst bilden solche auf-
gegebene Abbauversuche keine Seltenheit. Daß man indessen mit
solchen Versuchen vor 100 und mehr Jahren begonnen, sie aber
nach kurzem schon wieder eingestellt hat, gibt zu denken bezüglich
der Qualität der Erzvorkommnisse bei uns in Franken. Befinden
sich ja auch in der Oberpfalz oft ganz in der Nähe von sehr eisen-
reichen Lokalitäten auf der Verwerfungslinie Strecken, auf denen
viel zu wenig Erz angetroffen wird, als daß sich der Abbau ver-
lohnte. Auch darf nicht vergessen werden, daß wir gleichzeitig
noch Eisen von anderer Entstehung und Beschaffenheit in unseren
Gesteinen vorfinden, das zu irriger Auffassung verleiten könnte und
keineswegs als abbauwürdig zu bezeichnen ist: es sind dies schwache
Flötze, welche die Schichten des braunen Jura (Dogger ß Eisensand-
stein) führen, sowie gewisse spärliche Lagen im Veldensteiner Sand-
stein. Sehr bezeichnend und für die Kohlersche Auffassung sprechend
ist es dagegen, daß auch gegenwärtig zwischen den Dörfern Otten-
hof und Hunger südöstlich von Betzenstein an einer Stelle, wo die
verlängerte Amberger Verwerfungsspalte durchstreicht, noch ein
eisenhaltiger Kohlensäuerling dem Dolomitgestein entspringt.
Meinem Dafürhalten nach dürfte zur Lösung der Frage, ob in
unserem Juragebirge derartige Eisenmengen existieren, daß sich darauf
»°) Die Amberger Erzlagerstätten. Geognost. Jahreshefte XV. München 1903.
— 140 —
eine Industrie gründen könnte, abgesehen von den Versuchsbohrungen
eine Methode empfohlen werden, die für derartige Untersuchungen
vielleicht noch nicht angewendet worden ist, die aber berufen
erscheint, in der Erforschung unseres Erdballes noch eine ganz be-
deutende Rolle zu spielen. Ich meine die Seh werkraftmessungen
mittels eines unserer wichtigsten geographischen Instrumente, des
Pendels. So gut es möglich ist, Stellen der Erdrinde von geringerer
Dichte durch die abnehmende Größe der Schwerkraft nachzuweisen
wie bei Parsberg i. d. Opf., so gut gelingt die Feststellung dichterer
Massen wie schwerer Eruptivsteine, Erzlager usw. durch die Beob-
achtung, daß ihre Anwesenheit eine Zunahme der Schwerkraft be-
wirkt. In neuester Zeit, seit der österreichische Oberst von Sterneck
mit so schönem Erfolg seine bekannten Schwerkraftmessungen von
Nord nach Süd durch die Alpen ^•'') vollführt hat, wurden durch die
Kommissionen der internationlen Erdmessung so feine Methoden der
Pendelmessung entwickelt, daß die kleinsten Abweichungen in der
6. und 7. Dezimalstelle vom Zahlenwert der Schwerkraft mit Sicher-
heit bestimmt werden können. Das sind Genauigkeiten, welche recht
gut die Unterscheidung von Sedimenten mit mittlerer Dichte 2,4
von Granitgebieten (mittlere Dichte 2,6) und Basaltmassen (m. D.
2,8 — 3,0) gestatten; sie würden die Anwesenheit größerer Erz-
massen von der Amberger Beschaffenheit (m. D. 3,6 — 3,8) in den
Schichten unseres Jura (m. D. 2,2) ebenso leicht verraten, wie sie
vielleicht aucli zur Entdeckung ungeahnter größerer Hohlräume im
Berginnern führen könnten. Es wäre nur erforderlich, ein möglichst
dichtes Netz von Beobachtungspunkten auszuführen ; die zu weit ausein-
anderliegenden und an Zahl zu geringen Pendelbeobachtungen haben
bisher einen Erfolg nicht reifen lassen.
Mancher Forschung wird es noch bedürfen ^'), ehe man die Mor-
phologie und die Geschichte unseres vaterländischen fränkischen
Bodens besser verstehen wird, als wir das heute vermögen. Wir
glauben wohl vieles in neuer und neuester Zeit dazu beigetragen zu
haben, die bunte Fülle der Erscheinungen, die uns die moderne
Naturwissenschaft schauen läßt, zu verstehen. Aber sind wir wirk-
lich so viel weiter gekommen, seit der Zeit, da ein Leopold von
18) Mitteilungen d. k. u. k. milit.-geogr. Instituts XI. Wien 1891, ferner Ver-
handlungen des. 9. Geographentages in Wien 1891.
'■') Einen kleinen Beitrag hiezu soll der demnächst im „Bayerland" erscheinende
Bericht geben: Der fränkische Jura auf der Bayerischen Jubiläums- Landesaus-
stellung in Nürnberg 1906. Vergl. auch Illustrierte Ausstellungszeitung vom
23. Oktober 1906. Heft 41. S. 1030 ff.
— 141 —
Buch mit seiner klaren Auffassungsgabe unseren Jura bereiste? Doch
das „Ignorabimus" darf uns nicht als Leitmotiv dienen, es soll uns
nur warnen! Manches Detail hat der emsig forschende Menschen-
geist seither ergründet, manche Erfolge neu errungen. Welch weite
Perspektive hat sich beispielsweise auf dem Gebiete der Praehistorie,
speziell in unserem Frankenjura, eröffnet! Wir wissen heute, daß
der neolitische, vielleicht auch der palaeolitische Mensch in eben
den Grotten und Höhlen wohnte, deren Entstehung und Verbreitung
wir kennen gelernt haben. Es war die Gailenreuter (Zoolithen-) Höhle,
wo 1774 der Uttenreuther Pfarrer Esper menschliche Überreste aus dem
mit diluvialen Tierknochen erfüllten Boden grub und dadurch als
Erster den Nachweis für die Existenz eines praehistorischen Menschen-
geschlechtes erbrachte. Französische und engliche Forscher eilten
daraufhin herbei und ihre bei uns gemachten Beobachtungen bildeten
den Ausgangspunkt ähnlicher Untersuchungen in ihren Ländern.
Eine umfangreiche Literatur ist seitdem entstanden und zeigt uns,
wie es durch das Studium der Bodenschichten und der spärlichen,
darin enthaltenen Überreste der Steinzeitmenschen gelingt, sicheren
Blickes in Jahrtausende der Vorzeit zurückzuschauen und ein ge-
waltiges Stück Kulturgeschichte zu übersehen.
Damit kehren wir aus den Höhlen des Frankenjura zurück zu
dem, von dem diese Zeilen ausgegangen sind, der den festen Boden
unter sich einst für etwas unvergängliches hielt, der aber gelernt hat,
daß Leben, daß Bewegung auch die starre Erdkruste beherrscht,
wenngleich er ewig an sie gefesselt ist, zu dem Menschen.
Die Gedanken, welche dieser geographisch-geologischen Skizze
zu gründe liegen, entstanden größtenteils auf Wanderungen im
Frankenjura, dessen Täler und Berge ich in den letzten Jahren viel-
fach mit dem Geologen Dr. F. C. Schulz in Erlangen durchstreift
habe. Manches, was in vorstehender Darlegung enthalten ist, ent-
stammt seinen Anregungen, für welche ich ihm zu besten Dank
verpflichtet bin.
Die Erdbeben Mordbayerns.
\'on
Dr. Joseph Reiiidl, München.
as Königreich Bayern gehört weder zu den erdbeben-
ärmsten noch zu den erdbebenreichsten Ländern. Zu
hunderten von Malen geriet seine harte Kruste schon
in vibrierende Bewegung. Zwar muß zugestanden werden,
daß zahlreiche Erdbeben hiervon, namentlich in Südbayern, zumeist
als Ausläufer größerer Kataklysmen angesehen werden müssen,
deren Zentrum und Epizentrum sich oft in recht bedeutender
Entfernung befunden hat. Bei solchen Übertragungsbeben pflanzen
sich die undulatorischen Bewegungen bis in Gegenden fort, welche
von Hause aus nicht leicht von Erdstößen betroffen werden würden,
»ähnlich wie die Meeresdünung sich auch noch'', wie S. Günther
treffend sagt, „in weit abliegenden, von dem sturmauslösenden
Winde durchaus nicht betroffenen Teilen des Meeresbeckens
bemerklich macht". Allein unser Königreich enthält auch selbst-
ständige Erdbebengebiete, die zu wiederholten Malen ihr Dasein in
nicht gerade zarter Weise bewiesen. Das Fichtelgebirge, die
Rhöngegend, der Böhmerwald, der Jura und das altvulkanische Ries
sind schon oft der Schauplatz seismischer Erscheinungen gewesen,
und wenn viele dieser Erzitterungen auch nicht ihren Herd dort-
selbst gehabt haben, so fanden sie doch in diesen Gebieten gewisser-
massen eine bereitwillige Resonanz, ein Zeichen, daß die Erdkruste
in Nordbayern noch nicht vollständig zur Ruhe gekommen ist.
Betrachten wir nun diese Erdbebengebiete Nordbayerns mit
ihren Erschütterungen etwas näher!
— 144 —
I. Das Fichtelgebirge mit Böhmerwald.
Wir geben hier die einzelnen Daten der stattgefundenen Erd-
beben nur skizzenhaft und verweisen im voraus auf unsere um-
fangreichere Arbeit: V Die Erdbeben Nordbayerns" in den Abhandlungen
derNaturhistorischen Gesellschaftzu Nürnberg*). Hier die chronologisciie
Reihenfolge der in diesem Gebiete stattgefundenen Beben. Im Jahre
1198 war am 4. Mai großes Beben im „Beyerland, Nordskaw an
dem Behmerwald" ^). — 132Q am 22. Mai im Böhmerwald.
- 1348 Beben zu Passau, Straubing, Regensburg, Bamberg, Hof
und Bayreuth. Der Herd lag in Kärnten^). — 1511 Erdstöße zu
Bamberg, Nürnberg, Bayreuth und Hof. — 1517 am 26. Juni Erdst.
zu Bayreuth und im ganzen Fichtelgebirge — 6. März 1552 Erdst. zu
Eger und Wunsiedel. — Am 24. Jan. 1556 Erdersch. zu Bamberg,
Hof, Bayreuth, Wunsiedel, Tirschenreuth, Schwandorf, Regen, Regens-
burg und Passau. — 22. Jan. 1572 heftiges Beben in Selb, Hof und
Bayreuth. — 1690 Erdstöße zu Passau, Straubing, Kulmbach und
Bayreuth (vergl. Riesbeben). — 1723 Erdstöße zu Selb und
Wunsiedel 29. Okt. - 1755 1. Nov. Erdstoß zu Bayreuth (Lissaboner
Erdb.). — 1756 Erdstöße zu Nürnberg, Erlangen, Bamberg, Bayreuth,
Hof. Passau. (18. und 19. Febr.). ^ 24. Okt. 1756 Erdstöße zu
Regensburg, Tirschenreuth, Bayreuth, Wunsiedel. — Am 22. Dez.
1807 Erdersch. in Hof. - 18. Okt. 1823 Ersch. in Münchberg.
— 1824 9. und 13. Jan. im ganzen Fichtelgeb. — 19. Okt. Erdbeben
zu Mitterfeis im Bayer. Walde. - 25. Juli 1855 Erdst. zu Kulm-
bach, Staffelstein und Hof. - 7. Juni 1857 Erdst. zu Selb und
Bayreuth. — 17. Juni 1869 Beben in Eger, Selb und Hof. - 4. und
5. Nov. 1870 Erdst. zu Mitterteich. - 13. Okt. 1871 Ersch. an der
Nordgrenze von Bayern. — 5. und 6. März 1872 Beben in Kulmbach,,
Bamberg, Hof, Bayreuth, Cham, Regensburg, Passau. (Am genannten
Tage war das große mitteldeutsche Erdbeben). — Im März 1873 Erdst.
bei Passau. - 1876 am 17. Juli Erdbeben bei Passau, am 2. Nov.
zu Tirschenreuth. - 6. Dez. 1879 Erdstoß in Metten. - 26. Juli
1) XV. Bd. H. 3. S. 1-46.
2) V. Gümbel. das Erdbeben vom 22. Febr. 1889 in der Umgebung von
Neuburg a. D. Sitzungsberichte der math.-physik. Klasse der k. b. Akad. der
Wiss. 1889 S. 79—108.— Ders., Über die in den letzten Jahren in Bayern wahr-
genommenen Erdbeben, ebenda 1898. S. 3—18.
3) Günther, S., Das am 22. Mai 1329 stattgefundene Erdbeben zu Prag etc.,
Jahresbericht der Geogr. Gesellsch. in München 1897/98. — S. Günther u. J. Reindl.
Die beiden großen Erdbeben des XIV. Jahrhunderts. Seismologische Unter-
suchungen, Sitzungsb. d. math.-phys. Klasse der K. b. Akad. der Wissensch.
Bd. XXXill. 1903 Heft IV. S. 631-671.
— 145 —
1880 Erdst. zu Sulzbürg bei Neumarkt; am 4. Okt. 1880 Erdst. zu
Selb; am 23. Dez. zu Hof. - Im Jahre 1881 fanden Erdstöße statt
am 10. und 11. Febr. zu Deggendorf, am 23. April in Neunburg
V. W. und in Eslarn. — Am 8. Jan. 1883 Erdst. zu Wegscheid, am
29. Sept. zu Hof, Münchberg, Förbau, Vordorf, Selb, Markleuthen,
Helmbrechts, Wüstenselbitz. — Am 2. Mai 1885 Erdst. zu Passau,
Egglkam, Metten, Viechtach, Wegscheid, Obernzeil, Osterhofen,
Ergoldsbach, Freyung, Vilshofen, Tirschenreuth. — 30. Aug. 1886
Erdst. in Kastl bei Amberg. — 26. Juli 1887 Erdst. in Obernzell bei
Passau. — Am 25. April Erdb. bei Pfaffenreuth (Passau); 26. Dez.
Erdst. zu Hof und Feilitzsch. — Q. Febr. 188Q Erdersch. in Neun-
burg V. W. — 23. und 24. Jan. 18Q0 Erdbeben in Schierling:
24. Nov. zu Wegscheid, 2. Dez. zu Wunsiedel. - 23. Juli 1891
Erdst. in Obernzeil bei Passau. — Am 17. März 1893 Erdst. zu
Breitenberg und am 26. Sept. bei Selb. — Am 16. Mai 1896 fanden
Erderschütterungen zu Hof statt, am 5. Jan. 1897 im Bayerischen Walde
zu Elsenthal bei Grafenau, zu Finsterau, Grafenau, Wolfström, Unter-
grainet, Schönbrunn, Spiegelau, Klingenbrunn und Buchenau bei
Zwiesel. Über das erzgebirgisch-vogtländisch-fichtelgebirgische
Erdbeben indenMonatenOktober und November des Jahres 1891 siehe:
Gümbel, a. a. O. S. 10 — 18. — Am 26. November 1902 war ein aus-
gedehntes Beben im Böhmerwald. Der Flächeninhalt des makroseis-
mischen Schütterareales dürfte gegen 4000 qm betragen haben. Das
Gebiet intensivster Erschütterung lag innerhalb der Linie Bärnau,
Tachau, Haid, Neudorf, Gmainried, Waldthurn, Floß. Hier dürfte
die Erschütterung dem Stärkegrad VI der Forelschen Skala ent-
sprochen haben. Das Areal der noch einigermaßen von Menschen
wahrgenommenen Erschütterung lag innerhalb der Ellipse Königsmark,
Marienbad, Weseritz, Mieß, Fürth i.W., Winkiarn, Waldsaßen*). — Das
Jahr 1903 'war ziemlich reich an Erderschütterungen in unserer
Gegend. Es fanden statt am 8. Jan. Erdstöße im Fichtelgebirge,
am 22. Jan. im Röslautale, am 5. und 6. März im ganzen Erz- und
Fichtelgeb., sowie im Böhmerwalde^). Am 23. und 27. April sowie am
30. Mai und 6. August fanden gleichfalls Bodenbewegungen im
*) Reindl, Das Böhmerwalderdbeben am 26. Dez. 1902. Sitzungsberichte
der math.-phys. Klasse der k. b. Akademie der Wissenschaften, Bd. XXXIII, 1903
Heft I. — Brunnhuber, Zwei Erdbeben im Gebiete der Oberpfalz, Bericht des
Naturwiss. Vereins zu Regensburg. IX. Heft 1903.
°) Siehe eingehend: Reindl, Das Erdbeben am 5. und 6. März im Fichtel-
gebirge und angrenzenden Böhmerwalde, Geognostische Jahreshefte 1903, 13. Jahrg.
S. 1—24. München.
10
— 146 —
Fichtelgebirge statt, am 11. Sept. solche zu Waldmünchen, am 2., 3.
und 5. Okt. wieder im Fichteigebirge, am Böhmerwald bei Eslarn.
Auch das Jahr 1904 war reich an Erdbebenschwärmen, namentüch
im Fichtelgebirge **); im Böhmerwald wurde ein Stoß verspürt, und
zwar am 17. Juni früh 7 Uhr. — Im Jahre 1905 fanden im Fichtel-
gebirge 3 mal Erschütterungen statt, nämlich am 28. Jan. zu Naila
und Ziegelhütten, am 4. Nov. zu Asch und am 19. Nov. an der
ganzen oberfränkisch-vogtländischen Grenze. — Am 22. März 1907
abends 8 Uhr Erdst. zu Passau, Schärding und Markt Hofkirchen
a. d. Donau.
Sieberg gibt für die Erdbebentätigkeit in unserem Gebiete
folgende Zahlen an:')
Beobachteter
Zeitraum
Zahl der
Epizentren
mittlerejährl
Bebenhäufig-
keit
Seismizität
in ktn
Erz- u. Fichtelgebirge
Östliches Bayern
(Böhmerwald)
1850-84
1852-69
80
11
1,43
0,28
47
218
Über die Ursachen dieser Erdbeben diene folgende Aufklärung.
V. Gümbel glaubte, daß die in diesem Gebiete während der Tertiär-
zeit an einzelnen Stellen erfolgten Basaltaufbrüche in nicht sehr
beträchtlicher Tiefe Zerbröcklungen des Gesteines veranlaßt haben,
wodurch schwach unterstützte Stollen von solcher Gleichgewichts-
lage entstanden, daß die geringe Beeinflussung eine Lagerungs-
änderung derselben bewirken konnte, wie es z. B. durch meteoro-
logisch starke Schwankungen möglich ist. Wir können uns dieser
Annahme nicht anschließen, da sie die große Ausdehnung vieler
Erdbeben nicht erklärt. Die Ursache mancher Böhmerwalderdbeben
mag allerdings auf einer räumlich ziemlich beschränkten Auslösung
von Spannungen beruhen, welche in der Tiefe zwischen verschiedenen
Gesteinen sich vollziehen, allein für die großen erz-fichtelgebirgischen
Erschütterungen reicht die Gümbelsche Erklärung nicht aus. Wir
müssen hier nach anderen Gründen suchen. Schon seit dem Jahre
1875 wurde das Vogtland, das Nordfichtelgebirge und das nord-
westliche Böhmen in bezug auf ihre Seismizität von einer Anzahl
Geologen beobachtet, so von H. Credner, Knett, Becke und Uhlig.
') Reindl, Die Erdbeben Nordbayerns, in den Abh. der Naturh. Ges. zu
Nürnberg, a. a. O.
'') Sieberg Aug., Handbuch der Erdbebenkunde, Braunschweig 1Q04 S. 21.
— 147 —
Darnach wurde festgestellt, daß die Erdbeben des fichtelgebirgisch-
egeriändischen Gebietes in der Regel Seh warmbeben sind, Beben,
bei denen die Zahl der Stöße binnen eines zwar verhältnismäßig kurzen,
aber doch mindestens mehrere Tage oder gar Wochen andauernden
Zeitraums sehr groß ist, wobei auch die Bebenstärke erheblichen
Schwankungen unterworfen ist^). Sehr interessant ist bei diesen Erd-
bebenschwärmen, wie Diener nachweist, die auffallende Verteilung
der Stoßpunkte auf bestimmte Zonen innerhalb des erschütterten
Gebietes. Wenn die Erdbeben des westlichen Erzgebirges, führt er
aus, einen tektoni sehen Charakter besitzen, das heißt, wenn wir
sie uns entstanden denken wollen durch Krustenbewegungen an
Dislokationen oder Störungslinien im Bau des Felsgerüstes, so müssen
wir unter den Erdbeben solcher lange andauernden Schwarmperioden
gerade derartige in großer Zahl erwarten, die durch Bewegungen
in der Erdkruste an derselben Störungslinie entstehen und jedesmal
dieselben in der Nähe befindlichen Ortschaften erschüttern. Solche
bestimmte, wohl abgegrenzte Schütterzonen sind in dem egerländisch-
fichtelgebirgisch-vogtländischen Bebengebiete in der Tat vorhanden,
nämlich bei Graßlitz und bei Asch. Gerade letzterer Ort ist das
Zentrum einer Schütterzone, deren Gebiet sehr oft das ganze Fichtel-
gebirge umfaßt. Die zahlreichen, oft das ganze Fichtelgebirge durch-
ziehenden Störungslinien (siehe v. Gümbels geolog. Karte) machen
es äußerst wahrscheinlich, daß wir es hier meist nur mit tektonischen
Beben zu tun haben, die eine Folge der Auslösung von Spannungs-
zuständen der Erdkruste sind.
Selbst für das Böhmerwaldgebiet trifft v. Gümbels Hypothese,
wie schon angedeutet, in den seltensten Fällen zu. Auch dieses
Gebirge durchziehen zahlreiche, zum teil oft sehr große
Spalten und Verwerfungen. Die wichtigsten hievon sind der
Bayerische und Böhmische Pfahl, und es kann bestimmt gesagt
werden, daß diesen großen Verwerfungen auch die Erdbebenstoß-
linien folgen ^).
") Credner, H., Die sächsischen Erdbeben während der Jahre 188Q bis 1897,
insbesondere das sächsisch-böhmische Erdbeben vom 24. Okt. bis 29. Nov. 1897.
Abhdlg. der math.-phys. Klasse d. k. sächs. Ges. der Wissenschaften Bd. XXIV
Nr. IV. Leipzig 1898. — Ders., Der vogtl. Erdbebenschwarm vom 13. Febr. bis
zum 18. Mai 1903 und seine Registrierung durch das Wiechertsche Pendelseis-
mometer in Leipzig. Ebenda, Bd. XXXVIII. Nr. VI. Leipzig 1904.
3) Siehe hierüber eingehend: J. Knett , Das Erdbeben am Böhmischen
Pfahl, Mitteilungen der Erdbebenkommission der Kaiserl. Akademie der Wissensch.
Neue Folge, N. XVIII. Wien 1903 — E. Sueß, Das Antlitz der Erde, I. Bd.,
Prag u. Leipzig 1885. S. 271.
10*
- 148 —
IL Die Riesbeben.
Die Seismizität der Riesmulde wurde bereits von S. Günther
und dem Verfasser dieser Abhandlung einer eingehenden Unter-
suchung unterworfen'-'). Darnach fanden im Ries in den Jahren
1471, 1511, 1517, 1500, 1601, 1670, 1690, 1728, 1755, 1756, 1763, 1769,
1771, 1774, 1778, 1787, 1822, 1855, 1889, 1903 und 1904 Erd-
erschütterungen statt.
Über die Ursachen dieser Beben sei folgendes angeführt. Das
Ries war früher ein Vulkan. Jene vulkanischen Katastrophen zur
Tertiärzeit haben den Boden bereitet, auf dem sich der gegenwärtige
seismische Zustand herausbilden konnte und mußte. Es brauchen
unsere in der historischen Zeit beobachteten Beben im Ries des-
wegen keine vulkanischen Beben im technischen Sinn zu sein, so
daß also magmatischer Auftrieb die wahre Ursache der Erschütterung
wäre; es genügt vielmehr vollkommen, anzunehmen, daß durch die
vulkanischen Kraftäußerungen einer längst vergangenen Zeit ein
Zustand der internen Lockerung geschaffen ward, der bis zum heutigen
Tage nicht gehobnen ist und zwar unter normalen Umständen nicht
in die Erscheinung (tritt, sich aber bei nur irgendwie günstiger
Gelegenheit sofort zu erkennen gibt. Die Riesbeben sind also
„vulkanisch-tektonische", oder um einen Ausdruck W. Brancos zu
gebrauchen, „unreine tektonische" Beben. „Vielleicht würde es sich
empfehlen", sagt Günther, „von gemischten Beben generell zu
sprechen, da es sehr wahrscheinlich auch nicht an gelegentlichen unter-
irdischen Einstürzen fehlt, welche durch die mit der vulkanischen
Aktion notwendig verbundenen Substanzverluste bedingt sind".
Es kommt aber auch nicht selten vor, daß im Rieskessel sich
Bodenbewegungen vollziehen, die in anderen Gegenden ihren Herd
haben: Übertragungsbeben finden im Ries gewissermaßen eine
bereitwillige Resonanz. Mögen die Erdbebenwellen aus dem
Süden oder aus Osten und Westen herandrängen, immer wird das
uralte habituelle Stoßgebiet rasch und entschieden in die Bewegung
hineingezogen. Kein schweizerisches Beben, dem nicht auch eine
Beunruhigung des Riesgeländes entspräche! Relaisbeben gehören
also im Ries zu keinen Seltenheiten.
Um die Art und Gattung, sowie die Stärke und Dauer der
Riesbeben festzustellen, wäre es nun wünschenswert, das Ries hin-
") S. Günther und J. Reindl, Die Seismizität der Riesmulde, Sitzungs-
berichte der math.-phys. Klasse der K. Bayer. Akademie der Wissenschaften.
Bd. XXXIII., 1903, Heft 4. S. 641—657.
- 149 —
fort unter dauernder seismischer Kontrolle zu halten. Hiezu ist die
Begründung einer Station zweiter Ordnung notwendig, aber auch
hinreichend. Denn es kann sich nicht darum handeln, mikroseis-
misciie Fernbeben mittelst jener exakten Pendelapparate zu
registrieren, welche uns die Neuzeit zur Verfügung gestellt hat; es
genügt vielmehr ein Instrument, welches in erster Linie die lokalen
Nachbeben und in zweiter Linie die mikroseismischen Fernbeben
festzuhalten geeignet ist.
III. Erdbeben im übrigen Nordbayern.
Hier fanden Erdbeben statt: 786 zu Regensburg. — 841 am
2. Juni zu Würzburg. - I.Jan. 1855 in Würzburg. — 3. Januar 1117.
Über dieses berichtet ein Eintrag in den Annales S. Michaelis
Babenbergensis bei Jaffe, Mon. Bamb. S. 553 und Ebbo, Vita Ottonis^^).
Die Domkirche Bambergs wurde so stark beschädigt, daß sie neu
aufgebaut werden mulke. — 1138 am 5. Juni Beben in Würzburg.
— 1348 Großes Beben zu Regensburg, Metten, Niederalteich, Passau,
Bamberg, Nürnberg^-). Dieses Erdbeben verzeichnet auch eine Nürn-
berger Chronik aus Kaiser Sigismunds Zeit. (S. Chroniken der deutschen
Städte vom 14. — 16. Jahrhundert. 1. Bd. 1862. Herausgegeb. von
Hegel und Theod. V.Kern S. 349)13). - 1356 am 18. Okt. zu Rothen-
burg. — 1384 Erdstöße zu Regensburg. — 1527. Am 22. Jan. heftiges
Beben in Franken. — 1607 Erschütterung zu Ebersklingen bei
Würzburg. — Am 22. Febr. zwischen 10 und 11 Uhr nachts bei Eber-
mannstadt und Streitberg eine Erderschütterung (wahrscheinlich ein
Erdrutsch). Außer meinen früheren Angaben hierüber ^^) seien hier
noch folgende neue Daten angeführt. Heller berichtetVon einem darauf
bezüglichen Kupferstich mit folgender Beischrift: „Eygentliche abbil-
dung deß Gassldorfer Bergs, nechst bey Ebermannstatt im Bistumb
Bamberg gelegen, wie sich derselbige anno 1625, den 21. Februarii,
zu Mittagszeit, durch wunderliche Schickung Gottes deß Allmächtigen
in die läng 500 Schritt und 50 Schuh breit, mit großem Krachen
1') Köberlin, Zur bist. Gestaltung des Landschaftsbildes um Bamberg. Bamberg
1893 S. 2.
^2) S. Günther u. J, Reindl , Seismologische Studien, Sitzungsberichte der
math.-phys. Kl. der k. b. Akademie der Wissensch. Bd. XXXIIl, Heft 4 S. 631—670
mit 1 Karte.
13) Köberlin a. a. O. S. 2.
") Reindl, Ergänzungen und! Nachträge zu v. Gümbels Erdbebenkatalog
Sitzungsberichte der math.-phys. Klasse der k. b. Akademie., Bd. XXXV, 1Q05,
Heft I, S. 36 ff. mit Abbildung.
- 150 —
von einander begeben hat". Noch im Jahre 1683 verbreitet sich
J. C. Fritsch in seiner Schilderung der Hydrographie des Bamberger
Landes ausführlich über dieses Naturereignis und beruft sich auf
gleichzeitige Berichte. (Siehe Heller, 4. Ber. d. hist. Vereins zu Bamberg
1841 S. 88 und das Manuskript von Fritsch auf der Bamberger
Staatsbibliothek]. H. Mscr. hist. 107^^). - 1670 Erdstöße in Donau-
wörth, Nürnberg und Nördlingen (7. Juni). — 16Q0. Am 4. oder
5. Dezember (24. Nov. alten Stils) Erdstöße zu Bayreuth, Nürnberg
und Regensburg (desgleichen auch im Ries). — 1728. Am 3. August
5 Erdstöße zu Aschaffenburg. — 1733. Am 18. Mai Erdstoß zu Aschaffen-
burg. - 1755. Das Lissaboner Erdbeben wurde wahrgenommen am
1. November zu Ingolstadt, Nürnberg, Bamberg, Bayreuth, Würzburg.
Am 9. Dez. Nachzuckungen in Ansbach und Bamberg. — 1756. Am
18. und 19. Febr. Erdstöße zu Erlangen und Nürnberg. — 1763. Am
28. Juni Erdstöße in Neuburg und Donauwörth. — Am 4. August
1769 heftige Erschütterungen zu Oünzburg, Ulm, Nürnberg. Das
Beben zu Eichstätt und Berching vom Jahre 1769 dürfte damit
zusammenfallen. Am 10. Sept. 1774 Erdstöße zu Regensburg und
Ansbach. — Am 27. August 1787 Erdstöße in Ansbach, Pappenheim
und Nördlingen. — Am 23. Dez. 1788 Erdstöße zu Aschaffenburg.
— 18. Januar 1789 Erschütterungen zu Kissingen und Würzburg. —
21. und 22. Februar 1799 Erdstöße zu Rothenburg o. T. - Am
22. Dez. 1807 Erschütterungen zu Würzburg. - Am 18. März 1822
Erdstöße zu Greding. — Am 4. Februar 1823 Erschütterungen in
der Maingegend, namentlich zu Emskirchen. — Am 21. Januar 1838
Erdbeben in Schweinfurt. — Am 29. Juli 1846 große Erdstöße zu
Würzburg und Schweinfurt. — Am 7. April 1847 Erdstöße in der
Gegend von Altdorf. (Genauere Notizen hierüber im 16. Jahres-
bericht des hist. Vereins für Mittelfranken S. IX).
1855 Erschütterungen am 25. Juli zu Ingolstadt, Donauwörth, Nürnberg,
Ansbach und Bamberg.
1869 „ » 13. Januar zu Asch äffen bürg, am 1. Nov. zu
Brückenau.
1871 „ „ 25. Februar zu Aschaffenburg.
1872 „ „ 6. März zu Kulmbach, Bamberg, Würzburg,
Cham, Regensburg.
1876 „ n 17. August zu Kitzingen.
1877 „ „ 27. Febr. zwischen Obernbreit und Iffigheim
bei Kitzingen.
15) Köberlin a. a. O. S. 4.
— 151 —
1885 Erschütterungen am 2. Mai nachts zu Ingolstadt.
1886 .; „ 28. Nov. zu Ingolstadt und Treuchtlingen.
1887 „ „ 17. Dezb. in Wiesen im Spessart.
188Q ,; n 22. Febr. in der Umgegend von Neuburg^^).
1890 f, „ 30. Septb. zu Kissingen.
1902 ,, ;, 13. Mai bei Kronach.
1903 » ;; 15. Dez. im Rhöngebirge zwischen Brückenau
und Vacha ^^).
1904 M „ 1 1 . Febr. zu Aschaffenburg, Rothenburg o. T.
und Hanau.
Ursachen: a) im Juragebiet. Während wir im Böhmer-
walde und im Fichtelgebirge die tektonischen Beben vorherrschend
finden, treten uns im Jura neben den tektonischen auch Einsturz-
beben entgegen. Letztere vollzogen sich und vollziehen sich noch
im kalkigen Plateau und seinen Höhlen, erstere sind beschränkt
auf jene Quer- und Längsspalten, die den Jura durchziehen. So ist
namentlich der Jurabruch im Süden eine empfindliche Erdwunde.
Ulm hatte Erdbeben in den Jahren 1737, 1755, 1766, 1769, 1778,
1796, 1828, 1889; Günzburg 1769, 1883, 1889; Dillingen und Höch-
städt 1787, 1889; Donauwörth 1670, 1755, 1763, 1889, 1902, 1903,
1904; Neuburg 1763, 1889; Ingolstadt 1755, 1885,1886. Viele dieser
Beben waren Relaisbeben, die eben an dieser defekten Bruch-
stelle leicht wahrnehmbar wurden, doch manche davon hatten auch
ihren eigentlichen Herd dortselbst so z. B. dasjenige am 22. Februar
1889. Wir rechnen dasselbe nicht, wie v. Gümbel, zu den Einsturz-
beben, sondern halten es für ein tektonisches. Schon die große
Ausdehnung (bis Ulm) bürgt hiefür.
Die Ries- undWörnitzspalte hat wahrscheinlich im Tauber-
tale ihre Fortsetzung. Ob aber die vielen Erschütterungen im letzteren
Gebiete (Rothenburg o.T. 1102, 1514, 1519, 1556, 1690, 1727, 1756,
1793, 1902; Tauberbischofsheim 1834, 1873) mit dem Riesbeben im
Zusammenhang stehen, konnte bis jetzt noch nicht erwiesen werden.
Eine ebenso große, aber in der jüngsten Erdzeit weniger Erd-
stößen ausgesetzte Querspalte des Jura-Triasgebietes ist die Wel-
h e i m - A 1 1 m ü h 1 - M a i n s p a 1 1 e , von Neuburg a. D. bis Gemünden
am Main sich erstreckend. Hier fanden Erdbeben statt zu Eichstätt
**) Siehe ausführlich : Reindl, Beiträge zur Erdbebenkunde in Bayern.
Sitzungsberichte der math.-pliys. Kl. der k. b. Akademie der Wissenschaften.
Bd. XXXIII. S. 171—205.
^"'i Reindl, Die Erdbeben Bayerns im Jahre 1903. Oeogn. Jahreshefte 1903,
16. Jahrg. S 69-80.
— 152 -
1796, zu Treuchtlingeii 1886 und zu Würzburo; 841, 1138, 1607, 1807,
1846, 1872, 1891. Bei den übrigen hercynischen Querspalten dieses
Gebietes sclieint die Erdkruste seit längerer Zeit in Stagnation
getreten zu sein, wenigstens haben wir bisher trotz eifriger Nachfrage
keine Belege für eine entgegengesetzte Annahme gefunden. Die
Erschütterungen von Erlangen (1756) und von Nürnberg (1670, 1690,
1769, 1770) dürften auf Übertragungsbeben, dagegen die ziemlich
häufigen und kräftigen Beben zu Bamberg (1138, 1348, 1544, 1584,
1690, 1835) größtenteils auf tektonische Vorgänge zurückzuführen sein,
b) im Rhönbezirk. Die meisten Erdbeben in diesem Bezirke
waren die Ausläufer größerer Beben aus entfernteren Erdgegenden,
namentlich aber der Rheinischen Beben. Doch waren einige davon
auch lokaler Natur, namentlich die von der Kissinger Gegend. Die
tektonischcn Störungen in diesem Gebiet hörten nach der Pliocänzeit
noch nicht auf, sondern reichten herein bis in die Quartärzeit.
Sollten da ihre letzten Nachwirkungen nicht in den Erderschütterungen
zu suchen sein, welche dieses Gebiet verhältnismäßig sehr häufig
heimgesucht haben? Ohne Zweifel sind die unterirdischen Bewegungen,
welche aus der Tiefe herauf ihre Wirkungen bis an die Oberfläche
erstrecken, noch immer, wenn auch schwächer als in der Tertiärzeit,
in Aktivität. Wir glauben die sichersten Anzeichen von einer Senkung
zu haben, die sich im ganzen Gebiete vollzieht.
Unsere kurze Abhandlung gibt nur, wie schon angedeutet, eine
kurze Übersicht der auf Nordbayerns Boden erfolgten Erdstöße.
Über den Zusammenhang dieser zahlreichen Erschütterungen mit
außerbayerischen Gegenden gibt meine bereits angeführte größere
Arbeit, »die Erdbeben Nordbayerns" Aufschlui). Gleichfalls berichtet
diese auch über die Dauer, Geschwindigkeit, jahreszeitliche Verteilung
dieser Erdbeben, über den Zusammenhang mit meteorologischen
Einflüssen usw.
Die Besiedlung des Nürnberger Landes in
vorgeschichtlicher Zeit.
Von
Hofrat Dr. med. Sigmund von Forster, Nürnberg.
rkunden, welche durch schriftliche Aufzeichnungen einen
Einblick für die Möglichkeit der Besiedlung Nürnberger
Landes in den ersten zwei Jahrtausenden v. Chr. Geb.
gewähren und die durch Beschreibung von Boden-
denkmalen Schlüsse zulassen über die Kulturen, die für diese Sied-
lungen in Betracht kämen, besitzen wir nicht. In den Nürnberger
Chroniken sollen sich nach Mitteilung von fachgelehrter Seite hier-
über keine Niederschriften vorfinden. Auch in den literarischen Ver-
öffentlichungen, welche die wissenschaftliche Tätigkeit der Vereine
für Erforschung der Geschichte und Urgeschichte Bayerns oder von
Einzelforschern beschreiben, ist über Bodenfunde aus vorgeschicht-
licher Zeit nirgends eine Tatsache aufgerichtet worden, die darauf
hinweisen könnte, daß in dem Gebiet, auf welchem das Weichbild
der Stadt Nürnberg sich heute aufbaut, ein wissenschaftlich bezeugter
Bodenfund vorgeschichtlicher Provenienz gehoben worden wäre.
Und doch besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß auch Jahr-
tausende, bevor die Schicksale der Bewohner Nürnberger Landes in
einigermaßen urkundlich sicheren Überlieferungen beschrieben werden,
die Nürnberger Landeszonen von Siedlungen durchströmt waren,
Siedlungen, welche von den geschichtlichen Epochen durch den
ersten Dämmerzustand geschichtlicher Überlieferung rückwärts in die
— 154 —
große Zeit der Völkerwanderung und in die Kreise der vorgescliicht-
lichen Kulturen hinaufreichen. Es wäre ein Trugschluß, zu be-
haupten, daß der leere Fleck, welchen Nürnberg für die Vorgeschichte
noch heute aufweist, weil Urkunden über geschichtliche Boden-
funde und das Fundmaterial hiefür uns fehlen, nicht noch gefüllt
werden könnte. Die Indolenz der Bewohner hat wohl einen Teil
des Fundmaterials pietätlos zerstört; die archäologischen Funde
werden großenteils der Verschleuderung verfallen sein. Sie waren der
Anschauung der jeweiligen Bewohner gemäß zu wertlos, um aufbewahrt
zu werden. Welche enorme Schätze aus der großen geschichtlichen
Vergangenheit Nürnbergs durch Unwissenheit, Unverständnis und
Mangel an Pietät schon vernichtet worden sind, wissen wir. Wer
möchte da wohl annehmen, daß unscheinbare Fundobjekte, welche
Zeugen des urgeschichtlichen Menschen waren, vorsichtig be-
hütet wurden? Der Besitz an wissenschaftlich verwertbarem Fund-
material ist dadurch ein fast negativer. Nur zwei Fundorte sind
bekannt geworden. Bei beiden muß dem Urteil über Wert
oder Unwert derselben eine starke Dosis Skepsis beigegeben werden.
In dem sog. Racknitzgarten in Nürnberg, 200 m südsüdwestlich von
dem Standorte der Uhr der Blindenerziehungsanstalt wurden tief
im Boden unter einem Birnbaum 9 kleine Tongefäße ausgegraben.
Diese Liliputaner sind in Formgebung und Farbentönung sehr ver-
schieden. Ihre Größe schwankt von 2,2 cm bis 7 cm Höhe. Nur
ein einziges ist mit ornamentaler Leiste geschmückt, die anderen
sind ohne Ornament. Es sind die Formen kleiner Becher, gehenkelt
und ungehenkelt, kleine Tassen, Urnen mit gewölbtem Halsteil
und verjüngtem Boden vertreten. Ihre Farbe schwankt zwischen
rötlichen, gelbbraunen und schwärzlichen Farbentönen. Ein kleines
Lämpchen, an der Brennöffnung noch deutlich verrußt, ist ein ganz
besonders eigenartiges Fundobjekt. Dasselbe ist von ovaler Gestalt,
2.7 cm hoch, 5.5 cm lang, mit einem sich an die 10 cm im Durch-
messer haltende Brennöffnung anschließenden schnabligen Halse
und einer 1.0 cm messenden, neben dem Brennloch liegenden Öff-
nung versehen. Obwohl der Fundort von dem Besitzer dieser Liliput-
gefäße genau bezeichnet worden ist, müssen doch starke Zweifel
entstehen, ob dabei nicht Irrtümer mitunterlaufen sind. Ich selbst
war wie andere geneigt, den Fundort als nicht genügend beglaubigt
anzunehmen, da solche Ürnchen und Gefäßchen wie oben be-
schriebene in den Funden prähistorisch - archäologischer Samm-
lungen des Frankenlandes nicht vorkommen. Es sind Formen, wie
sie in der Lausitz, in Schlesien und in Mähren uns entgegentreten.
— 155 —
Ich bin in gewissem Sinne bekehrt und belehrt worden, als ich in
den prähistorischen Sammlungen der Stadt Neumarkt i. O. ganz
ähnliche allerkleinste Gefäße anzutreffen erstaunt war, Urnenformen,
welche aus einem Grabhügel mit Beigaben aus der zweiten Stufe der
Bronzezeit ausgehoben worden sind. Durch die Neumarkter Fund-
objekte ist der Nachweis geliefert, daß diese bisher in fränkischen
Landen unbekannten Formen in der allernächsten Nachbarschaft
vorzufinden sind. Ich glaube, daß wir nach dieser Erfahrung einen
großen Teil unserer Zweifel über die Glaubwürdigkeit des Fund-
ortes dieser kleinsten Gefäße fallen lassen dürfen. Ist der Racknitz-
garten aber tatsächlich ein beglaubigter Fundplatz, so wäre das
Vorkommen der zweiten Stufe der Bronzezeit in Nürnberg als be-
wiesen zu erachten. Welche Tragweite unter diesen Gesichtspunkten
betrachtet der Fund im Racknitzgarten für vorgeschichtliche Studien
über Nürnberg besitzen dürfte, ist leicht zu begreifen.
Der zweite Fund aus vorgeschichtlicher Zeit ist im alten
Rathaushof gemacht worden. Es ist ein großer Netzsenker aus Stein,
in roher Formgebung. Mit ihm gefunden wurden Knochen von Schaf,
Ziege, Geweihzapfen von Hirsch, Unterkiefer von Pferd, Schwein
und eine Reihe Bruchstücke von Extremitäten, meist rezente Knochen.
Auch an diesen Fund ist ein großes Fragezeichen anzubringen
nötig. Er ist ebenso wie der Fund im Racknitzgarten ohne Nach-
weis eines Fundprotokolls übergeben worden. Eine genauere Zeit-
bestimmung des Fundes kann nicht gemacht werden, weil ihm alle
chronologisch verwertbaren Beigaben fehlen.
Will man über die Siedlungen, welche Nürnberg in vorgeschicht-
licher Zeit berührt haben, Aufstellungen machen und das tiefe Dunkel
etwas lichten, welches über ihnen ausgebreitet liegt, so kann es nicht
genügen, auf diese beiden nicht ganz einwandfreien Zeugen aus
dem Racknitzgarten und dem Rathaushof, auf dieses umstrittene Fund-
material innerhalb der Stadtgrenze allein zurückzugreifen. Wenn
wir erfahren wollen, welche Kulturkreise für die Siedlungen in
Nürnberg in den ersten Jahrtausenden v. Chr. Geb. zur Be-
trachtung kommen, so müssen wir Ausschau halten auf das
Nürnberg umschließende nächstliegende fränkische Land und auf
die vorgeschichtlichen Kulturepochen, die in diesen Gauen nach-
weisbar sind, auf die Gesetze der Entwicklung dieser Epochen,
auf die Wanderung der Volksstämme, welche Träger dieser Kul-
turen gewesen sein können wie auf den Zusammenhang dieser
einheimischen Kulturen mit den Kulturkreisen anschließender
Länder.
— 156 —
306 Grabhügel sind in dem Nürnberg zunächst umgebenden
Frankenland von der Sektion für Anthropologie, Ethnologie und
Urgeschichte der naturhistorischen Gesellschaft inventarisiert und
kartographisch fixiert worden. Diese 306 Grabhügel umfassen von
allen Richtungen die Stadt Nürnberg. Sie rücken bis in die nächste
Umgebung der Stadt vor. Wie wäre es denkbar, daß eine fort-
laufende Kette von prähistorischen Grabhügeln und archäologischen
Fundstellen auf beiden Seiten des Pegnitztales auf dem für die
Siedlung des urgeschichtlichen Menschen so günstigen hügeligen
Terrain des Nürnberger Stadtgebietes ihr Ende gefunden hätte?
Als Quelle, um in diesem Sinne über die Besiedlung Nürnberger
Landes in vorgeschichtlicher Zeit ein Urteil fällen zu können, dient
uns in erster Linie das beachtenswerte Fundmaterial, das die anthro-
pologische Sektion während einer mehr als fünfundzwanzigjährigen
fortlaufenden Tätigkeit aufgespeichert hat. Die wissenschaftliche Ver-
arbeitung dieses Materials muß zu einer Reihe kritischer Folgerungen
über jene Besiedelungsmöglichkeiten herangezogen werden. Das
Inventar der prähistorisch-archäologischen Sammlung der Sektion
schließt die Beweiskette immer enger, klarzulegen, zu welchen Zeiten
der vorgeschichtliche Mensch im Nürnberger Land Wohnstätten er-
richtet, in ihnen gelebt und gearbeitet haben kann.
Beginnen wir die einzelnen Glieder dieser Beweiskette an-
einanderzuschließen. Nahe bei Mögeldorf in einer Sandgrube am
Abhang an der Pegnitz in der Nähe Erlenstegens ist eine selten
schöne, große, aus Feuerstein geschlagene und geglättete Lanzenspitze
zusammen mit einzelnen Rudimenten von bearbeiteten kleinen Silex-
splittern, kleinen Messerchen und Pfeilspitzen aus demselben Stein-
material gefunden worden. Und zwar sollen diese Waffen und Geräte-
stücke in 2 m Tiefe gelegen haben. In einer Tiefe von 1,30 m sind Ton-
knollen, Mahlsteine, Reibsteine, in 75 cm Tiefe eine Bronzenadel,
Eisenreste und viele mit strichförmigen und eingeritzten Linien ver-
zierte Urnenscherben herausbefördert worden. Leider sind keine
Bestimmungen über die Topographie dieses Grabfeldes gemacht
worden. Der Nachweis zweier vorgeschichtlicher Kulturperioden der
jüngeren Steinzeit und der zweiten Hallstattstufe charakterisieren diese
Fundstelle insoweit, um diesem in so lang auseinander liegenden Zeit-
intervallen von mehr als tausend Jahren wiederholt benutzten Grab-
feld eine weittragende Bedeutung für die Besiedlung des Nürnberger
Landes zuzuschreiben.
Der Nachweis einer Siedlung aus der jüngeren Steinzeit und
das Vorkommen der Kultur des steinzeitlichen Menschen ist an dieser
— 157 —
Fundstelle >x'ahrscheinlicli geworden. Diese einzige Kunde vom
neolithischen Menschen in der nächsten Nachbarschaft Nürnbergs
drängt uns, zu glauben, daß derselbe die kurze Strecke Landes, welche
Mögeldorf von Nürnberg trennt, durchwandert und auch auf jetzigem
Nürnberger Grund und Boden seßhaft geworden sein kann. Der
Fund gibt zugleich der Vermutung breitesten Raum, daß in dem
Rayon des Fundortes ein neolithisches Flachgrab und eine Wohnstätte
bestanden hat, welche der Spätneolithik zuzuzählen ist und von den
Hallstattleuten wieder aufgesucht und zu einer Grabstätte verwendet
worden ist.
Eine weite Strecke Landes trennt es von einem zweiten hoch-
wichtigen Zeugen des neolithischen Menschen der wahrscheinlich
frühesten Zeit. Am Westrand des Juraplateaus umgibt der große
Ringwall auf der Houbirg, welcher in Beziehungen zu anderen Wällen
auf dem Juraplateau steht, an dem nach drei Seiten schroff abfallenden
Gebirgsstocke, auf der Südseite eine mächtige Felsgruppe, den sog.
hohlen Fels. In der großen Vorhöhle des hohlen Fels, einem für Forscher
und Liebhaber vielbegehrten Grabort, der schon wiederholt ein Objekt
für Grabarbeiten gewesen ist, hat die Sektion für Anthropologie
durch die sach- und fachkundige Hand des Herrn Sekretärs Hör-
mann in einer Monate dauernden Arbeit eine gründliche methodische
wissenschaftliche Grabarbeit durchführen lassen. Ohne den in Aus-
sicht stehenden wissenschaftlichen Veröffentlichungen darüber vor-
zugreifen, ist es doch angezeigt, über diesen wichtigen Fundplatz
so viel zu sagen, daß die wissenschaftliche Ausbeute für die dem
Magdalenien nahestehende allerfrüheste neolithische Stufe wichtige
Funddokumente ergeben hat und daß der Mensch, der den hohlen Fels
bevölkert hat, noch eine intime Verwandschaft in der Formgebung und
Verarbeitung seiner Steinmanufaktur mit dem frühsteinzeitlichen
Menschen der letzten Epoche aufweist. In der chronologischen Be-
stimmung ist das Fundmaterial des hohlen Fels durch einen Jahr-
hunderte durchlaufenden Zeitraum getrennt von dem bei Mögel-
dorf und steht in keinem Zusammenhang weder zeitlich noch im
industriellen Sinne. Beide Fundstätten müssen bis heute als End-
stationen der Einwanderung des neolithischen Menschen nach den
Nürnberg umsäumenden fränkischen Gauen gelten. Verbindungs-
glieder zwischen diesen Endstationen fehlen. Sie können gefolgert
und müssen gesucht werden; es ist kaum anzunehmen, daß sie fehlen
werden. Aber auch dann, wenn ihre Spuren so verwischt sind, daß
sie nicht mehr gefunden und erforscht werden können, kann die
Annahme nicht von der Hand gewiesen werden, daß der Mensch
— 158 —
der jüngeren Steinzeit im Pegnitztale Wohn- und Grabstätten
errichtet hat, welche an Nürnberg heranreichten und Nürnberg wohl
auch berührt haben mögen. Die nun auch für Nürnbergs Umgebung
durch den Fund bei Mögeldorf mit großer Wahrscheinhchkeit fest-
gestellte Besiedlung in neolithischer Zeit ist um so bedeutungsvoller
als bisher die Annahme allgemein gültig war, daß das Gebiet der
diluvialen Auflagerung in den Ebenen um Nürnberg ein für die
Niederlassung des neolithischen Menschen wenig begehrtes ge-
wesen ist.
Ganz nahe bei Nürnberg, hinter der Herrenhütte in Schafhof
ist ein Fund gemacht worden, von welchem die Mehrzahl der
Fundobjekte die prähistorische Sammlung des Staates in München
besitzt. Er enthält 3 starke gekrümmte, doppelt gerippte Bronze-
sicheln, einen Bronzeschaber, einen großen Bronzeknopf und ein
Bronzefragment. Gehoben wurde er gelegentlich des Bahn-
baues 18Q8 — 189Q an der Günthersbühlerstraße unter einem
Baum, welcher dem Bahnbau zum Opfer fiel. Als ausgeprägter
Depotfund der Bronzezeit ist er ein Zeuge der Seßhaftigkeit der
Bronzezeitleute und ein sicherer Beleg, daß die Industrie der älteren
Bronzezeit auch in der Nähe Nürnbergs einheimisch war. Er
bezeichnet eine Niederlassung, von welcher aus die von einem
anderen Kulturkreis übernommenen Erfindungen lokal verarbeitet und
weitergeführt wurden, wo Schmuck, Waffen und Geräte verfertigt
und die Erzeugnisse der industriellen Arbeit für den Handelsverkehr
dienstbar gemacht worden sind.
Ziehen wir die örtlichen Grenzen etwas weiter, so berühren
wir in der Betrachtung östlich die Funde bei Hammer, westlich den
Fund bei Fürth, welche beide der letzten Stufe der Bronzezeit angehören.
Zwischen dem Fabrikort Hammer und der Gemeinde Laufamholz
wurde auf einem Acker bei einer Tiefgrabung ein 1 m großes Bronze-
schwert, eine große Bronzenadel, drei Bronzeäxte, ein in seiner Form
an griechische Herkunft erinnerndes Dolchmesser und eine Urne aus
dem Boden gefördert. Das Bronzeschwert ist als eine Seltenheit für
ganz Bayern zu betrachten. Die Form der geraden, langen, spitz
zulaufenden Klinge mit der schwach gewölbten breiten Mittelrippe
entspricht jener des auf der Akropolis in dem kyklopischen Hause
in Mykenae von Schlieman gefundenen Bronzeschwertes, während
die Griffzwinge und der Knaufabschluß mit einem in Jalyssos auf-
getauchten Bronzeschwert verwandt sind. Wir haben demnach nach
Naue eine interessante Variante vor uns und dürfen die Entstehung der-
selben mit Recht nach Griechenland verlegen, von wo das schöne
— 15Q —
Schwert durcli Tausch oder Handel nach Deutschland kam, bis dasselbe
nach langer Wanderung Besitz desjenigen Stammesfürsten wurde,
dessen Grab durch einen glücklichen Zufall in dem Nürnberger
Land entdeckt worden ist. In dem Fund in Fürth an der Lehnus-
straße, welcher eine Zwillingsurne, einen Bronzearmreif, ein Bronze-
messer und eine Bronzenadel enthält, erkennen wir ebenfalls einen
Repräsentanten der zweiten Stufe der Bronzezeit.
Aus dem Nachweis, daß unweit Nürnberg im Osten und
Westen die Bronzezeit der älteren und jüngeren Stufe festgestellt ist,
ergibt sich die Schlußfolgerung, daß ein Teil des zwischen diesen Bronze-
zeitstationen gelegenen Gebietes ebenfalls eine Siedlung erfahren
haben kann. Diese Vermutung wird gestützt durch die Ergebnisse
unserer Kartenaufnahme, in welcher alle in Grabhügeln gehobenen
prähistorischen Bodenfunde eingetragen sind. Es gelingt leicht, auf
dieser Karte die Wanderung der Bronzezeitleute aus der Oberpfalz
in westlicher Richtung zu verfolgen und die Richtungslinien dieser
Einwanderung festzustellen, welche von den östlichen und südöst-
lichen Bezirken der Oberpfalz nach Westen abzweigend ganz in der Nähe
Nürnbergs auslaufen und bei Fürth wieder beginnend nach dem west-
lichen und südwestlichen Mittelfranken inselförmig weiterziehen. Die
kritische Sichtung des Fundinventars läßt uns erkennen, daß dasselbe
mit den bekannten Typen der Bronzezeit der Oberpfalz nahe ver-
wandt ist, ja mit ihnen vielfach eine starke Kongruenz zeigt. Es
gelingt somit aus den kartographischen Bildern eine fluktuirende
Bronzezeitsiedlungsbewegung des Nürnberger Landes festzustellen,
welche nach der Zeittafel von Sophus Müller vom Schluß des 2. Jahr-
tausends bis zum Beginn des ersten Jahrtausends v. Chr. angedauert
haben wird. Bei diesen Bronzezeitsiedlungen vertreten ist der Typ
des Flachgrabes wie in Laufamholz und Fürth. Diese Flachgräber
sind, nach der Lage der Funde zu schließen, wie dies in der Bronze-
zeit in Bayern geschah, tief im Boden angelegt worden. Die Leiche
wurde auf dem Grabboden mit den Beigaben niedergelegt und
darüber ein Gewölbe aus Erde und Stein errrichtet. Das Gewölbe
brach zusammen, infolge dessen der Grabhügel niedriger wurde und
schließlich ganz verschwand. So führte in Laufamholz wie Fürth ein
Zufall dazu, den den Boden nicht mehr überragenden Flachgräbern
ihre Schätze zu entnehmen.
Die Bronzezeit unseres Frankenlandes und die ihr zugehörige
der angrenzenden Oberpfalz gehört nicht zu der glänzenden, hoch-
entwickelten, lang dauernden Bronzezeitkultur, wie sie der Norden
und Süden Europas erlebte. Es ist dies die ärmere Kultur, die wir
— 160 —
hier treffen. Immerhin erreicht die Kulturepoche dieser Zeit auch
höhere Blütepunkte, als deren Repräsentanten wir außer den Funden
von hervorragender Schönheit aus dem südöstlichen Teil der Ober-
pfalz auch den uns in engster Nachbarschaft angehenden Fund bei
Hammer betrachten dürfen. Ihre Verbindung mit der Bronzezeit in
Böhmen und Niederösterreich ist durch vergleichende wissenschaftliche
Arbeiten festgestellt. Diese Landeszone durchlaufend, tritt sie in nahe
Verwandtschaft mit der Bronzekultur der mittleren Donauländer. Diese
nahen Beziehungen, welche die oberpfälzisch-fränkischen Funde mit
der Bronzezeit der Donauländer eingehen, gehen auf griechischen
Ursprung, welcher beiden gemeinsam ist, zurück.
Die stärkste Besiedlung Nürnberger Landes in vorgeschicht-
licher Zeit hat in der ersten Eisenzeit, der sogenannten Hallstattzeit,
stattgefunden. Die prähistorische Übersichtskarte unseres Nürnberger
Landes registriert aus der Hallstattzeit die größte Hügelzahl und das
reichste Grabinventar. Die nächsten Zeugen dieser vorgeschichtlichen
Zeit treffen wir östlich bei Heroldsberg, Behringersdorf, Rückers-
dorf, westlich bei Langenzenn. Während die ältere Stufe der Hall-
stattzeit wenig Vertreter in unserem Lande hinterlassen hat, besitzen
wir ein um so zahlreicheres Grabinventar aus der jüngeren Stufe
dieser Zeit.
Hinsichtlich der Anlage und des Baus von Grabhügeln aus
der jüngeren Hallstattzeit können wir für unsere fränkischen Gaue
ganz besondere Eigentümlichkeiten feststellen. Die Mehrzahl der
Denkmäler dieser Zeit haben eine charakteristische Lage. Es sind
Hügelgräber oder Reihen von Hügelgräbern, welche auf erhöhtem
Terrain errichtet sind. Besonders die Nekropolen gewähren meist
eine herrliche Fernsicht, sie schauen auf Berge und Täler des Jura-
zuges. Aber auch in der Ebene zwischen Nürnberg und dem Jurarand
sind sie fast ausschließlich auf natürlichen Bodenhebungen errichtet.
Eine Ausnahme macht das große Hügelgrab bei Langenzenn. Die
Hügel sind meist rund und heben sich scharf vom umgebenden
Boden ab. Das Baumaterial derselben besteht aus Steinen und
Erde. Die Steine, welchen mit Vorliebe die Plattform gegeben
ist, wurden häufig in radialer Richtung in Abständen aufrecht
gestellt, die Zwischenräume mit Erde gefüllt. Grabkammern fehlen
mit Ausnahme von zwei Hügeln in Behringersdorf und Langen-
zenn. Die Hügel sind selten Ruhestätten für ein Skelett. Häufig
kommen Mehrbestattungen, welche sich in einzelnen Gräbern zu
einem kleinen Friedhof ausbilden, häufig auch Nachbestattungen
vor. Von den in Grabhügeln der jüngeren Hallstattstufe auf-
- 161 —
gefundenen Skeletten sind von uns 59"o durch Bestattung ein-
gebettet, während 41V als Leichenverbrennungen aufgefunden
worden sind. Das Grabinventar der Hallstattleute unseres Landes
beweist, daß die sozialen Unterschiede zwischen Arm und Reich
im Todtenkult sich ausprägen. Während beim Begräbnisplatz der
Reichen eine V^erschwendung mit dem Besitz an Schmuck, Waffen,
Geräten getrieben wird, ist den Gräbern der Armen gemeinsam
das Tongefäß der unentbehrlichste Hausrat, welcher oft in unglaub-
licher Massenhaftigkeit dem Toten mitgegeben wird. Die Grabfunde
von Stöcklach, Walkersbrunn, Gstäudi, Ehrenhüll, Heroldsberg und
Behringersdorf stehen auf mittlerer Höhe der Kultur, während
diese Kultur ihre größte Höhe in dem allerdings von Nürnberg
weiter entfernten Beckersloher Grabfeld erreicht. Diese Nekropole
kann als Prototyp in der Entwicklung an reichen Formen
der Kunst der Verarbeitung des Metalls zu Schmuck und Waffen
für die in unserer Gegend vertretene jüngere Hallstattstufe gelten.
Dieselbe gehört der Zeit von 450-350 v. Chr. an. Sie verdient wegen
ihres hohen Kulturstandes mit wenigen Worten beschrieben zu
werden. In der ganzen 18 Hügel umfassenden Gruppe kommen
Bestattungen vor; 13 Hügel waren als Brandgräber nachzuweisen.
Gemeinsam ist allen Grabstätten der Beckersloher Nekropole der
Gebrauch , daß auf dem Boden der Hügel eine Leichen-
verbrennung vorgenommen wurde, während über diesen Brand-
schichten Bestattungsplätze zu finden sind. Auf Grund dieses
Ritus ist die Anschauung berechtigt, daß das zu Ehren eines Ver-
storbenen errichtete Grab für die Verbrennung der Leiche an Ort
und Stelle diente, während dieser Leichenverbrennung die Benützung
der Hügel zur Bestattung erst später nachfolgte. In dem reichen
Fundschatz der Beckersloher Nekropole, ich erinnere nur an den
schönen Brustschmuck aus dem Grabhügel V, besitzen wir eines der
schönsten Dokumente der Hallstattzeit unseres Frankenlandes. Es
ist der bleibende Zeuge dessen, was die Kultur dieses Volkes ge-
schaffen hat und ein beredter Zeuge, was es durch seine Handels-
beziehungen, durch sein eigenes Können und Schaffen als Kulturvolk
sich angeeignet hat. Der Reichtum des Fundmaterials ist für die
prähistorische Archäologie des Frankenlandes in unserer nächsten
Nähe eine seltene Erscheinung, besonders da eine originelle
Eigenart und Erfindung die Formen der Metall- und Tonerzeug-
nisse beherrscht und dem Fund sein besonderes Gepräge gibt
Die Hügel der Hallstattzeit in der näheren Umgebung von Nürn-
berg besitzen selten solch reiches Grabinventar. Die Hallstattzeit in
11
- 162 —
dem Nürnberger Land ist ärmer, in ihren Formen einfacher,
schmuckloser.
Was die Ausbreitung dieser Hallstattkultur betrifft, so ist
die Richtlinie für die Wanderung der Hallstattleute nach den
kartographischen Aufzeichnungen eine von Nordosten und Osten
einfallende. Sie schließt ganz nahe bei Nürnberg ab, um erst
wieder südwestlich bei Langenzenn einzusetzen. Die Hallstatt-
leute sind damit ganz nahe an das jetzige Nürnberger Stadt-
gebiet herangekommen. Es mag dahin gestellt bleiben, ob sie
in demselben heimisch und seßhaft geworden sind. Jedenfalls sind
aus allen Hallstattzeitstufen zwischen den Jahren 800 -300 v. Chr.
Spuren dieser Kulturepochen von uns ermittelt, welche für die Vor-
geschichte der uns naheliegenden fränkischen Gaue die größte
Besiedlungsziffer annehmen lassen, so daß die Folgerung, daß die
Siedler aus jener Zeit das eigentliche Nürnberger Land auf der
Wanderung nach dem Westen besiedelt haben, möglich sein dürfte.
Die Kultur unserer Hallstattleute gehört der Hallstattkultur der
süddonauländischen Zone an und zeigt in einzelnen Formen
verwandtschaftliche Beziehung mit der bosnisch-herzegowinischen
und mährischen Zone.
Mit dem Ende der jüngeren Hallstattzeit, etwa von 300 v. Chr.
ab, ist das Nürnberger Gebiet wohl gar nicht bevölkert oder doch nur
mit geringen Siedlungen belegt gewesen. Die der Hallstattzeit
folgende Eisenzeit mit neuen Stilformen und starker Verwendung des
Eisens der LaTene-Zeit hat nur wenige Reste in unserer Gegend hinter-
lassen. Das Fundmaterial, welches wir besitzen, ist gering und gibt
keine Anhaltspunkte dafür, daß Siedlungen der La Tene-Zeit im
engeren Nürnberger Land vorgelegen sind. Eine Erscheinung in der
Wohnungsform der La Tene-Zeit, die Maren, Mardellen oder Trichter-
gruben, welche unsere Sektion nicht weit von Nürnberg bei Lind,
70 an der Zahl, inventarisiert hat, ist noch unerforscht und muß
daher aus der Betrachtung ausfallen.
Der Erwähnung bedarf noch ein bemerkenswertes urgeschicht-
liches Denkmal. Am Brunner Berg an der Waldstraße, die über
Mögeldorf nach Nürnberg zieht, liegt der sogenannte Froschfels.
Die Laufamholzer Bauern nennen ihn Ofenklös wegen seiner
Gestalt. In dem Fels ist eine flache Mulde von 1.40 m Länge,
20 cm Tiefe, die wahrscheinlich auf künstlichem Wege entstanden
ist, auf der Nordwestseite sind 7 im* Kreise um eine mittlere
Schale angeordnete kreisförmige Schalen angebracht. Sie erinnern in
ihrer Anordnung nach Mehlis an die Schalen an dem Mauzenstein.
- 163 -
Diese Schalensteine, Opfersteine, auch Druidensteine, sind erratische
Blöcke oder aufrecht stehende Gesteinsmassen. Sie haben wohl
Kultushandlunger. gedient. Daß sie urgeschichtlichen Ursprunges
sind, beweist, daß man solche Schalen in der Kopfplatte von Stein-
kistengräbern aus der Bronzezeit vorgefunden hat.
Ich habe mit der La Tene-Zeit die Grenze der vorgeschicht-
lichen Zeit in meinen Betrachtungen gestreift. Die Zeit der römischen
Herrschaft in Deutschland hat unser fränkisches Gebiet nicht erreicht.
Die große bewegte Zeit der Völkerwanderungen, vor allem der
fränkisch-alemanischen Siedlungen, von welcher wir auch in nicht
weiter Entfernung westlich von Nürnberg bei Cadolzburg Zeugen
finden, enthält für unser Nürnberger Gebiet noch viele interessante
Fragen, von denen kaum eine einzige bis jetzt eine Lösung erfahren
hat. Sie scheiden für meine Betrachtung aus, da mir die Aufgabe
in dieser Festschrift darüber zu berichten, nicht zuerteilt worden ist.
Es erübrigt mir noch, einige epikritische Bemerkungen dieser
]<urzen Studie hinzuzufügen.
Wie ich betont habe, baut sich dieselbe zum größten Teil auf
dem umfangreichen Fundmaterial auf, welches die Sektion für
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte in den Sammlungen
der Naturhistorischen Gesellschaft aufgestellt hat. Andere Dokumente
zur Beweisführung über die vorgeschichtlichen Siedlungen Nürnberger
Landes konnten nur beschränkte Verwendung finden. Es mußte
aus dem Inhalt der Studie alles Fundmaterial ausscheiden, von
welchem angenommen werden darf, daß es vor der Kritik exakter
wissenschaftlicher Forschung nicht bestehen kann und daß es mit
der Besiedlung Nürnberger Landes nicht in Beziehung gebracht
werden darf. So habe ich es mir versagt, die geographisch und
geologisch abgeschlossene Spezialität des Höhlengebietes der
Fränkischen Schweiz mit den originellen Erscheinungen dieses
Kulturkreises, so sehr es mich auch reizte, im Lichte neuer Gesichts-
punkte und Aufstellungen zu betrachten und zu beurteilen.
Das Fundmaterial, das ich angezogen habe, näher zu be-
schreiben, war durch den mir in der Festschrift zur Verfügung
gestellten Raum ausgeschlossen, aber auch nicht nötig, weil der
größte Teil desselben in den Abhandlungen der naturhistorischen
Gesellschaft (Bd. VIII, XI, XV), in den prähistorischen Blättern
Naues, in der Festschrift des XVIIl. Kongresses der deutschen
anthropologischen Gesellschaft in Nürnberg, in der Festschrift der
Naturhistorischen Gesellschaft in Nürnberg schon veröffentlicht
•worden ist.
11*
— 164 —
Ich lege Wert darauf, am Schlüsse meiner Betrachtung hervor-
zuheben, daß bei der kritischen Beurteilung aller Teile der Hinter-
lassenschaft der Völker, welche in grauer Vorzeit unseren heimat-
lichen Boden um Nürnberg bevölkert haben, der Reste ihrer Wohn-
stätten, der Art ihres Totenkultus u. s. w. eine Anlehnung an die Kultur-
kreise anderer Länder nachgewiesen werden kann. Die Werkzeuge, die
Waffen, der Schmuck, die Tongefäße des vorgeschichtlichen Menschen
dieses Nürnberg umsäumenden Frankenlandes lassen uns den Zu-
sammenhang der lokalen Kultur mit der anderer Völkerkreise annehmen,
aber auch die technischen Eigenheiten lokaler Art und deren Aus-
ührung erkennen. Deuten die Bronzefunde unseres Kulturkreises auf
ihre Verwandtschaft mit den Fundtypen der mittleren Donauländer und
auf die griechische Kultur wie auf die Kultur der vorderasiatischen
Völkerkreise, so haben wir doch unverkennbare Hinweise darauf,
daß aus eigenem Antrieb Bronze gegossen, geschmiedet, geformt,
ziseliert wurde. Die einmal angeknüpfte Verbindung mit dem
Handel treibenden Orient erscheint niemals abgebrochen; jedoch
gehen aus dem Erfindungskreis der vom Südosten her importierten
Typen neue Formen hervor. Wir haben in unserem Depotfund
Beweise, daß wandernde Hausierer und Erzarbeiter die durch Handel
und Tausch bezogenen oder selbstgefertigten Waffen und Schmuck-
gegenstände vertrieben haben. Wir verfügen über eine Reihe von
Beweisen, daß neue Formen durch lokale Industrie entstanden sind.
Besonders ins Auge springend ist diese Tatsache bei der
keramischen Industrie der Hallstattleute unseres Frankenlandes.
Wir sehen in den Urnen der Beckerslohe neue Motive aus alten an die
in Mykenae gefundenen keramischen Erzeugnisse erinnernd entstehen.
Wir sehen, wie bei der Bemalung der Tongefäße die Vorbilder
durch den Import fremdländischer Keramik aus der südländischen
Zone der Hallstattkultur übernommen wurden, aber frei benutzt, der
eigenen Kulturanschauung assimiliert und nach eigenem Geschmack
neu bearbeitet wurden. Die Vielseitigkeit der Werkzeuge, Geräte,
der Waffen, des Schmuckes unserer Grabinventare der letzten
Hallstattstufe verrät, trotzdem sie an orientalische Vorbilder sich an-
lehnt und wir es mit einer Mischkultur vorwiegend südlicher und
südöstlicher Provenienz zu tun haben, daß ein erheblicher Teil jener
Formengebung der lokalen Industrie zuzuschreiben ist.
In somatischer Beziehung sind wir mit unseren Forschungen
noch nicht weit gediehen. Wir verfügen über einen kleinen Teil
für wissenschaftliche Bestimmung brauchbaren Skelettmaterials. Die
wissenschaftliche Verarbeitung desselben hat noch keine so weit
— Iö5 -
gehenden Fortschritte gemacht, daß heute schon eine literarische
Verwertung angezeigt wäre.
Der Altmeister der Anthropologie R. Virchow hat in seiner
Eröffnungsrede auf der XVI II. Versammlung der deutschen anthro-
pologischen Gesellschaft in Nürnberg folgende Worte gesprochen:
wich betrachte den heutigen Kongreß ungefähr so wie den alten
Grenzstein am Kongo von Behaim, hier ist der Platz, wo gearbeitet,
hier die Stelle, von wo ein neues Gebiet der Forschung angegriffen
werden muß. Ich will nicht verhehlen, es ist mit der anthropo-
logischen Forschung in Deutschland, wie es noch vor kurzer Zeit
mit der Erforschung von Afrika gewesen ist, wo die Geographen
immer sagten, da ist ein großer weißer Fleck, von dem man gar-
nichts weiß, der muß in Angriff genommen werden, damit auch er be-
deckt werde mit Namen und Zeichen der Erkenntnis. So geht es auch
in einzelnen Teilen Deutschlands mit der Anthropologie. Und gerade
hier in Franken, in Nürnberg, ist ein solcher Fleck, der ein klein
■wenig mit den Hinterländern von Kamerun vergleichbar ist."
Diese Worte R. Virchows sind auf keinen sterilen Boden ge-
fallen. Im Jahre 1887, als Virchow so sprach, stand die Sektion für
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte der Naturhistorischen
Gesellschaft in Nürnberg in den ersten Jahrgängen ihrer Arbeit.
Wenn heute der leere Fleck, welchen damals die urgeschichtliche
Forschung in Nürnberg nach Virchow aufwies, wenn auch noch nicht
gefüllt, so doch sehr verkleinert ist, so darf die Sektion für Anthro-
pologie sich das Verdienst zuerkennen, zur Füllung dieses leeren
Fleckes das hauptsächlichste Material herbeigetragen zu haben.
Die Toten brettersitte im Bezirke Forchheim
(Oberfranken). -
Bausteine zu einer ki^inftigen Siedelungsgeschichte
unserer Heimat
Dr. Heinrich Heerwagen,
Assistent am Germanischen Nationalmuseuni, Nürnbere.
ie Forchheim -Neunkirchner Gegend, die Bewahrerin so
mancher ursprünglicher Gebräuche und Hüterin einer
reichen farbenprächtigen Tracht, hat bis in die zweite Hälfte
des IQ.Jahrhunderts, ja teilweise bis in unsere Tage an einer
Sitte festgehalten, die zweifelsohne in älteste Zeiten zurückweist.
Wir stehen vor der überraschenden Tatsache, daß die eigenartige
Totenbrettersitte, die auch die neueste Literatur noch als einen „nahezu
spezifisch bairisch erwiesenen" '), zum mindesten rein oberdeutschen^)
Brauch anspricht, immerhin auch auf mitteldeutschem, fränkischem,
1) Fr. Stolz (Innsbruck), Das Totenbrett, ein Überrest des bajuwarischen
Heidentums. Zeitschrift für österr. Volkskunde, XII. Jahrg. 1906. IV. u. V. Heft.
Wien, Verein für österr. Volkskunde. 1906. 8. S. 113—119 (117).
2) Stolz verweist a. a. O. noch auf die gleiche Sitte in Zürich u. St. Gallen
(Rochholz, -Deutscher Glaube und Brauch" I. 193). Das Verbreitungsgebiet der
Totenbretter umfaßt im übrigen vorzüglich ansehnliche Teile von Altbayern, ins-
besondere um Oberammergau, dann die Salzburger Gegend und das Braunauer
Ländchen, die Oberpfalz nordwestlich bis Auerbach und Erbendorf- Kemnath, den
Bayerischen- und Böhmerwald, Oberösterreich, das Egerland, das Erz- und Riesen-
gebirge, die Bukowina, Krain und auch das Gebiet der Esthen. Vergl. insbes.
»Die geograph. Verbreitung der Totenbretter. Von Dr. Wilhelm Hein« in den
Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, XXIV. Bd. (Der neuen
Folge XIV. Bd.) Wien. 1894. S. 211-226 (223, 224).
— 168 —
altbambergischem Gebiet in Übung war, ja streckenweise bis zur
Stunde lebendig geblieben ist. ihr V^orhandensein blieb merk-
würdigerweise in der wissenschaftlichen Welt so gut wie unbeachtet^).
Auch die sonst so umsichtigen oberfränkischen Wanderstudien des
trefflichen Eduard Fentsch, wie sie in unserer „Bavaria"*) nieder-
gelegt sind, berühren diese Eigentümlichkeit des Forchheimer Bezirks
nirgends und die ortsgeschichtliche Literatur sowohl wie die Reise-
berichte des 18. und 19. Jahrhunderts scheinen über diesen Punkt sich
völlig auszuschweigen. In der Weinholdschen Zeitschrift für Volks-
kunde^) habe ich vor Jahren, wohl als erster, einige Einzelheiten über
diesen »baju warischen" Brauch auf fränkischer Erde beigebracht.
Vor kurzem nun kam aufs neue die Anregung, den Spuren einer wie
bald gänzlich verschwindenden Sitte nachzugehen. Meine eigenen
Beobachtungen und Umfragen an Ort und Stelle {letztere soweit
möglich aus dem Munde der Dorfältesten gesammelt) habe ich mit
Hilfe von entsprechend ausgearbeiteten Fragebögen nachzuprüfen und
zu ergänzen gesucht, wie ich solche insbesondere an die HH.
Geistlichen beider Konfessionen, auch an einzelne Lehrer und sonst
geeignete Persönlichkeiten „auf dem Gebirg" wie „im Grund" hinaus-
gab. Zu meiner Genugtuung habe ich in den allermeisten Fällen
wirkliches Interesse und liebenswürdigstes Entgegenkommen gefunden,
für das ich auch an dieser Stelle geziemenden Dank zum Ausdruck
bringe'*'.
Soweit mündliche Überlieferung und eine möglichst sorgfältige
Umschau reicht, erscheint mir das ursprüngliche Verbreitungsgebiet
des Totenbretts innerhalb der altbambergischen Territorialgrenzen
fürs erste durch Nennung folgender Ortsnamen umschrieben. Die
in Klammern beigesetzten Zeitangaben versuchen, so gut es immer
^ Erst in diesen Tagen finde ich mehr zufällig im Handbuch der Deutschen
Altertumskunde von L. Lindenschmit (I, 97) eine leicht zu übersehende flüchtige
Notiz über das Vorkommen der Totenbretter auch „an der Regnitz und Aisch
im oberen Franken".
*) Bavaria III, 1, 364 ff.: „Krankheit. Tod. Begräbnis." (7. Kapitel des
V. Abschn.: „Volkssitte".
'^1 VIII. '1898) S. 346 f. — Vgl. auch die wenigen Bemerkungen von Armin
Seidl in seinem schätzenswerten Buch »Das Regnitzthal (von Fürth bis Bamberg)".
Erlangen. Junge. 1901. 8. S. 101.
"^ Herzlichen Dank auch Herrn Prof. Dr. Beck-Neustadt a. A.. der mir in
seinem Heimatsort Pretzfeld hilfsbereit zur Seite stand, nicht zuletzt auch Herrn
Schullehrer H. Neubig in Niedermirsberg, der aus dem Mirsberger Tal mir noch
manches neue zu berichten wußte. Einen meiner treuesten Helfer, Prof. D. Joh.
Baier in Würzburg (Hetzles), hat leider erst kürzlich der Tod dahingerafft.
— 169 —
anging, die Jahre anzudeuten, in denen die Abkehr von jener Erb-
sitte sich vollzog. Die bereits liegenden Bretter haben diesen Wende-
punkt naturgemäl^ noch eine gute Weile überdauert.
1. Auf der linken Seite der Wiesent sind es die Orte:
Kersbach (bis 1860/70), Poxdorf (noch heute!), Effeltrich und
Gaiganz'^); Langensendelbach (bis vor 30 Jahren, gegen Effeltrich
zu lagen Totenbretter noch bis in die letzte Zeit hinein); Pinzberg,
Pfarrort und Pfarrei (bis vor etwa 40 Jahren, nach neuerer Mitteilung
noch bis vor ca. 25 Jahren)^), hiezu namentlich auch Gosberg; Hetzles
(seit mindestens 20 Jahren gänzlich abgekommen, vor mehr als
40 Jahren noch vereinzelter Brauch); Ebersbach (bis vor ca. 25 Jahren,
nach anderer Aussage aber schon seit mehr als 50 Jahren nicht
mehr in Übung); Neunkirchen a. Br. (der Markt selbst?); Oroßen-
buch; Kleinsendelbach; Rosenbach; Leutenbach, Pfarrei und zuge-
hörige Orte (bis vor 15 — 20, alias bis vor ca. 40 Jahren; noch
heute vereinzeltes Vorkommen); Wiesentau; Kirchehrenbach (bis vor
ca. 40 Jahren); Pretzfeld (wo vermutlich 1906 schon das letzte Toten-
brett übrig geblieben war).
2. Auf der rechten Seite der Wiesent:
Kuratie Niedermirsberg (hier noch heute im Gebrauch); Neuses
mit Poxstall (ebenfalls noch Sitte); Drügendorf mit Eschlipp, Götzen-
dorf und der Filiale Tiefenstürmig i Ende der 50er Jahre des 19. Jahrh.
erloschen); Drosendorf (anfangs der 60er Jahre erloschen).
Die übereinstimmende Überlieferung der Bevölkerung von
Reuth geht dahin, daß ihr Dorf der Totenbrettsitte stets fern
gestanden wäre.
Nach Ost und Süd ist das so gezeichnete Gebiet von pro-
testantischem Bauernland (Egloffstein, Thuisbrunn, Kunreut,
Walkersbrunn, Gräfenberg, Ermreut und Kalchreut) umgeben, das
sich zwar großenteils bis in die letzten Jahre gleichfalls zur Sitte des
Auflegens der Toten auf Bretter bekannt hat, aber die Gedenk-
bretter nicht oder längst nicht mehr kennt.
Aus Thuisbrunn wird mir die Nachricht: „Der Tote bleibt
gewöhnlich auf seinem Strohsacke liegen oder wird auf irgend ein
Stück eines alten Strohsackes gelegt oder auf ein Stück Brett, das
nach dem Gebrauch wieder abgewaschen und zu irgend einem
anderen Zweck verwendet wird". Aus Kunreut: ..Die Sitte des
') Ein Totenbrett unweit von Gaiganz auf einer Wiese am Weg von Pinzberg
konnte ich noch 1898 selbst konstatieren.
^) Erhalten hatten sich (1898i T. an den Kirchenwegen von Dobenreut und
von Kunreut nach Pinzberg.
— 170 —
Legens der Toten auf Bretter war in den protestantischen Ortschaften
auch, verhert sich aber mehr und mehr". Aus Kai chreut: „Es gibt
wohl ein Totenbrett. Dieses stellt der Schreiner zur Verfügung, der
den Sarg fertigt. Es wird nicht von Fall zu Fall angefertigt, sondern
dient unterschiedslos für alle Gestorbenen, für welche es begehrt
wird. — Seit einer Reihe von Jahren kommt es überhaupt nicht
mehr allgemein zur Verwendung. Besondere Zeichen trägt das
Brett nicht" (1907).
Der Bauersmann des Forchheimer Landes hat kaum einen
anderen Namen für die Sache als den des „Totenbretts". Trotz
wiederholter Aussprache mit Einheimischen und Landeskundigen
habe ich keine weitere Bezeichnung feststellen können. Nur eine
Mitteilung aus Leutenbach stellt neben das Totenbrett auch das
„Leichenbrett". Die Bezeichnung „Rechbrett, Rebrett" (mhd. re
= Leichnam), wie sie im altbayerischen Volksmunde ^) gang und
gäbe ist, ist unserer Bevölkerung völlig fremd.
Gleich nach Eintritt des Todes, sobald die Leiche
gewaschen und angekleidet war, wurde (wird) diese auf das eben-
falls gleich nach dem Tode zurechtgeschnittene, der Körpergröße
des Verlebten angemessene Totenbrett gelegt. Sie verblieb (bleibt)
hier, in ein weißes Tuch eingeschlagen — volle 48 Stunden liegen,
bis endlich der Tote - kurz vor der Beerdigung — in den Sarg
gebettet wurde (wird). In Drügendorf kamen nur Erwachsene,
nicht aber Kindsleichen auf das Brett. Anderwärts (Gegend von
Pinzberg) wurde Groß und Klein darin gleich behandelt. Bei armen
Leuten, die wenig Platz im Hause haben, bleibt der Tote im Bette
liegen (Niedermirsberg). In manchen Häusern wurde der Tote
nicht auf das Brett gehoben, sondern er blieb bis zur Beerdigung
im Bett. Das Brett wurde in diesem Falle nebenan gelegt (Pinz-
berg), Auch in Poxdorf werden heute Gedenkbretter hinausgetragen,
ohne daß der Tote vordem wirklich darauf gelegen wäre. In den
allermeisten Orten des Bezirkes bleibt jetzt der Leichnam bis zum
Einsargen in der Bettstelle oder auf der Matratze ruhen (Hetzles,
Ebersbach).
Übrigens soll es des öfteren vorgekommen sein, daß arme
Schreiner Totenbretter stahlen und dieselben bei Fertigung neuer
Särge verwendeten. Gewöhnlich wurde der Tote auf das Brett nur
einfach aufgelegt, seltener auf demselben auch befestigt, und regel-
mäßig die Leiche in ein weißes, leinenes Bettuch eingehüllt, oft
9) Hein a. a. O. S. 215.
— 171 —
auch eingenäht (Kersbach, Hetzles) oder wenigstens mit einem
solchen überdeckt (Drügendorf). Heutzutage werden wohl im
ganzen Bezirke die Toten richtig angekleidet. Das Aufbinden wurde
nicht überall und meist nur aus äußeren Gründen zur Anwendung
gebracht. Den Strick nahm man zur Hilfe, wenn eine Katze im
Hause war oder wenn das Brett etwas schmal erschien, und so ein
Herunterfallen der Leiche zu befürchten war. Auch in Drosendorf
wurde der Tote im allgemeinen nur gelegt; war er jedoch schwer
und stark, oder hatte er eine Krankheit wie Wassersucht etc. gehabt,
so wurde er angebunden. So sind ferner in Leutenbach die Leichen
korpulenter Leute und solche, welche von der Medizin aufgetrieben
waren, ausnahmsweise auch aufgebunden worden. In Drügendorf
wurden die Verstorbenen mit Bast um den Leib befestigt und die
Hände ihnen mit Bast zusammen gebunden, der Rosenkranz alsdann
um letztere gelegt. In Hetzles wurde die Leiche mit Stricken auf-
gebunden und das weißleinene Tuch mit einigen Nadelstichen —
den bei der Totenschau dadurch aufgehaltenen Ärzten und Land-
chirurgen ein stetes Ärgernis — zusammengeheftet. Ab und zu
soll Furcht vor dem Toten der eigentliche Anlaß des Festbindens
gewesen sein (Pinzberg). In Drosendorf wurden früher den auf
dem Totenbrett Liegenden die Hände gefaltet und mit geweihtem
Wachs (vom Wachsstock) zugebunden. Dieses wurde aber vom
M Totenschauer" um 1850 herum aus unbekannten Gründen ver-
boten. Den Kopf ließ das Bettuch frei, die Arme wurden über dem
Bettuche auf der Brust gefaltet und auf die Brust ein Kreuzlein gelegt
(Kersbach). Die Aufbahrung der Leiche ward je nachdem in die
„Stubenkammer" oder in den Stall verlegt (Niedermirsberg). Das
Totenbrett bleibt in Niedermirsberg noch bis zum Abend des Be-
erdigungstages im Sterbehause, dann wird es vom Totengräber gegen
ein kleines Entgelt — Bier, Schnaps, Fleisch, Brot — fortgetragen.
In Pinzberg >wurde es nach dem Todesfall in einem Winkel des
Hauses noch etwa acht Tage lang aufbewahrt, bis etwa die Seelen-
messen gelesen waren. Beim Begräbnis selbst kam das Brett nicht
zum Vorschein.
Das Totenbrett war und ist, zunächst betrachtet, nichts anderes
als ein gewöhnliches, rauhes, ungehobeltes Fichten- oder Föhren-
(Kiefern-), unter Umständen auch wohl ein tännenes Brett. Man
nahm bezw. schnitt es von dem Brettervorrat im Hofe herunter,
verwendete auch hier und dort alte Bretter des Scheunenbodens
(Niedermirsberg), indes man anderswo gerade neues Material bei
seiner längeren Haltbarkeit bevorzugte (Hetzles u. a. O. ). Das Holz
— 172 —
behielt seine natürliche Farbe und gewöhnliche Form, wie es die
Säge verlassen hatte. Hier gab's keine Rundung, keine Verzierung.
Die Länge und Breite hatte lediglich der Körpergröße des
Toten zu entsprechen, eher durfte es etwas größer und breiter sein ^"i.
Was die Totenbretter als solche auch draußen im Freien kenn-
zeichnet, sind die Namen und Zeichen, die auf ihnen angebracht sind.
Hier herrscht ziemliche Mannigfaltigkeit. Einen Mangel freilich weisen
sie alle auf, der den Kenner der altbayerischen Totenbrettersitte be-
fremden muß: die Volksdichtung ist in unserer Gegend an den
ernsten Denkmalen durchweg still vorübergegangen, für diese selt-
samen Zeichen des Sterbens und Vergehens hat sie bei uns kein
Wort gefunden.
Die also ziemlich dürftig erscheinende Inschrift wird, wohl
meist durch den Schreiner, mit dem Messer eingeschnitten. Die
Schrift läuft durchaus parallel mit den Längsseiten des Rechtecks.
In Drosendorf, Niedermirsberg und andernorts pflegte man
nur drei (zweii Kreuze einzuschneiden, in Drügendorf hielt man es
wurde zuweilen
ebenso , doch
der Name des
T
Toten beigesetzt.
Anderswo fand man wiederum nur die Namen des Verstorbenen,
bezw. deren Anfangsbuchstaben eingeschnitten (Ebersbach, Kirch-
ehrenbach, oft auch: Leutenbach, Pinzberg). In Ebersbach setzte
man, wie ich aus dem Munde eines Alten hörte, zuweilen zu dem
bloßen Namen noch ein frommes „Herr, gieb ihm die ewige Ruh!"
Bei Pinzberg sah man noch Bretter mit drei Kreuzen, dem Vor-
und Zunamen, dem Datum der Geburt und des Todes. In Pox-
dorf und Pretz- 1 , , .,..„ . ^ ' 1 feld fehlt nicht
,•,,,-,, I i" I- Muller 1881 v ! u\ ^ -r a
leicht die Jahr- I * * I zahl des Todes.
( Pretzfeld.)
Ein Niedermirsberger Brett ^') hat etwa dieses Aussehen:
Joh. ttt Götz 3. M. 06.
Das J. H. S. (In hoc signo oder Jesus hominum salvator oder
auch einfach Jesus = griech. I H S) wird als Jesus Heiland Selig-
macher gedeutet.
10) Als ungefähre Maße werden angegeben: für die Länge 180 — 200 cm;
ca. 2 m; 6 Schuhe; — für die Breite 30— 40 cm; 40 cm; 11/2 Schuh; 12-14 Zoll.
1') Mein Niedermirsberger Gewährsmann berichtet, daß die Inschriften
„öfters eingeschnitten" sind. Mir selbst sind mit Farbe aufgetragene Totenbretter-
inschriften nirgends vorgekommen.
— 173 —
Aus Leutenbach wird mir dieses Aufschriftenschema mitgeteilt:
Vor- und Zuname ausgeschrieben, meistens nur die Anfangsbuch-
staben der beiden Namen. Dann Tag und Jahr des Todes. Drei
Kreuze und der Name (hier kein Datum!), z. B. Johann Müller von
Langensendelbach ftt- Aus Kersbach:
— - Johann - - Schneider -|
7. April 1Q06.
Nach der Beerdigung wurde das Brett von den Hinter-
bliebenen an öffentlichen, vielbegangenen Wegen i Wiesenwegen,
Gehsteigen I niedergelegt, wo es liegen blieb, bis es morsch
wurde und verfaulte. Der Kirchenweg vom eingepfarrten zum
Pfarr-Orte war aus naheliegenden Gründen besonders bevorzugt.
Sehr häufig nun dienten und dienen die Totenbretter, so gelegt, daß die
Kreuze (etc.) nach oben schauen, als Stege über Feldraine, kleine
Bäche, Gräben und sumpfige Wiesenstellen **), die jene Fußpfade
berührten, oder sie lagen sonst nahebei in der Wegrichtung. Viel-
fach erscheinen diese Totenstege mittels zweier Holzpflöcke in dem
Erdboden befestigt. Als Bachübergänge haben sie heutigen Tags
großenteils schon steinernen Brücken Platz machen müssen. Von
Drügendorf aus wurde |,das Brett, nach dem Gebrauch, auf dem
Kirchenweg zwischen genanntem Pfarrort und der Filialkirche Tiefen-
stürmig als Brückchen über Gräben gelegt, hier nicht aufgenagelt.
In den Gemarkungen von Niedermirsberg und Neuses mit Poxstall
liegen die Totenbretter an ganz bestimmten — immer an denselben
— Plätzen: Neuseser Schulholz, im Oberschwäger- und Unter-
schwäger Gäßlein zu Niedermirsberg. In Poxdorf wählt man Über-
gänge bei Gräben, über die besonders die Angehörigen des Ver-
storbenen häufig zu gehen haben. Nahe bei dem obengenannten
Dorfe lagen noch in den 60er Jahren des IQ. Jahrhunderts oft 4 — 5
Bretter als Stege auf- und nebeneinander. Naturgemäß war die
Dauer dieser Gedenkbretter bei solchem Gebrauch kurz genug.
Wen sein Weg über ein Totenbrett führte, der betete für den Toten
ein „Herr gib ihm die ewige Ruh!" Andere wieder und vor-
nehmlich die Verwandten des Verschiedenen beteten ein „Vater
unser" (Pfarrei Leutenbach). In Langensendelbach, heißt es, beteten
'^' Totenbretter auf suinpfigem Terrain und über Gräben : vgl. Hein a. a.
O. 214 'btr. unsere Nachbargegend bei Auerbach und Erbendorfi, 219 (Mittel-
Pinzgauj, 222 (Riesen- , 223 (Erzgebirgi etc. etc., und Stolz a. a. O. 117.
- 174 —
die Leute beim Hinüberschreiten für die Seelenruhe des Toten ein
Vaterunser mit dem Schlüsse: »Herr gib ihm die ewige Ruhe".
Anderwärts wird bald dieses, bald jenes Gebet gebraucht.
Das Brett am vielbegangenen Wege sollte die Vorübergehenden
erinnern an die christliche Liebespflicht, für die Seelenruhe ^^) der jüngst
Verstorbenen zu beten, darum der Name des Toten auf dem Brett.
Der Zweck ist ausschließlich ein frommes »Gedenk", Sinn und
Ziel des Gebets der, Gott wolle dem Verstorbenen ein barmherziger
Richter sein. Über besondere und absonderliche religiöse Vorstel-
lungen, die sich etwa noch an das Totenbrett knüpften, konnte ich
nichts in Erfahrung bringen.
Mit besonderem Eifer bin ich auf die Entdeckung von bezüg-
lichen abergläubischen Meinungen ausgegangen. Indes
konnte ich nur eine einzige Vorstellung gewinnen, die die alte Frau,
von der ich diese Kunde erhielt, selbst nachdrücklich als Aberglaube
von sich wies: Totenbretter dürften ja ni cht verbrannt
werden (Niedermirsberg)^'*).
Während man in manchen Gegenden das Betreten der ein-
geschnitzten Kreuzchen ängstlich vermeidet ^^) und an einigen Orten
der Oberpfalz den Glauben hegt, daß das Betreten des Bretts Fuß-
schmerzen nach sich ziehe, habe ich ähnliche Vorstellungen im Forch-
heimer Bezirke nirgends gefunden. Höchstens, daß man bei Nacht
diese Stege nach Möglichkeit meidet (Niedermirsberg).
Im Gebrauch der Totenbretter macht sich ein Unterschied
zwischen Arm und Reich nicht geltend. Das Brett des Wohl-
habenden war nicht besser und nicht schöner gestaltet und gerichtet,
als das des Ärmsten. Doch schenkte für den Armen der besser
situierte Nachbar das Brett (Langensendelbach). Die Totenbrettsitte
von Kunreut ist, wie gleich eingangs festgestellt wurde, nicht die
der altbambergischen und katholischen Dörfer. Hier in Kunreut
wird bei Armen selten ein eigenes Totenbrett gefertigt, sondern sonst
ein Brett gewählt und wieder verwendet.
Über unmittelbare Gründe des Erlöschens der Sitte ver-
lautet nichts bestimmtes. Nur in Drügendorf behauptet die Über-
lieferung, daß der Brauch auf landrichterliche Verfügung (ungefähr
gegen Ende der 50er Jahre des IQ. Jahrhunderts) abgeschafft worden
sei. »in unserer Gegend", klagt ein Pfarrer des Dekanats Neun-
") „Man hat ihm die Ruh gewünscht" war die Ausdrucl<sweise des Dorf-
ältesten von Ebersbach.
") Vgl. Hein S. 225.
16) Vgl. Stolz S. HS und Hein S. 215, 223, 225.
— 175 —
kirchen a. Br., »nivelliert die Neuzeit alles. Die alte schöne Wenden(?)-
Tracht stirbt rasch aus, es verschwinden die Gebräuche bei Hoch-
zeiten, Taufen etc. Auch der Aberglaube mit seinen hundertfältigen
absonderlichen Gebräuchen und Unsitten ist seit kurzem ausgestorben.
Es wird nicht mehr lange dauern, und auch für das Landvolk gibt
es dann nur einen Maßstab : Geldgewinn und Profit. Der Materialis-
mus macht reißende Fortschritte und ist der Totengräber des Alten,
Jahrhunderte lang treu Gepflegten".
An das Totenbrett erinnert eine im fraglichen Gebiete weit-
verbreitete Redensart, die auch da noch in Umlauf ist, wo die
Sitte fast verschollen ist und selbst da, wo keine Überlieferung zu
uns herüberreicht. »Der liegt schon auf dem Brett" oder „er
kommt bald aufs Brett" heißt es von einem Schwerkranken, der
der Auflösung entgegensieht. Nur an einzelnen Orten der
Forchheimer Gegend (wie Ebersbach, Hetzles) ist sie nicht oder
weniger bekannt. Aus Drosendorf schreibt man mir z. B. : »Der
Ausdruck »Der liegt schon auf dem Brett" ist noch manchmal zu
hören und war früher jedenfalls gang und gäbe". Er ist selbst in
der Stadt, wie in Nürnberg, noch nicht ganz verschwunden ^^j.
»Auf dem Brett ligen = eine Leiche sein" verzeichnet Schmeller in
seinem Bayer. Wb. I, 372, womit Grimms Wb. II, 375 zu vergleichen.
Eine ähnliche niederösterreichische Redensart: »Auf dem Laden
liegen" weiß Fr. Stolz^') aus der belletristischen Literatur zu belegen.
Über die Frage, von woher und wie die Sitte in die Forch-
heimer Gegend gekommen ist, ob aus der Oberpfalz oder aus dem
nordöstlichen Oberfranken oder auf anderem Wege, darüber lassen
sich natürlich Vermutungen viel leichter anstellen als bestimmte
Unterlagen für solche Folgerungen gewinnen. Seidl nimmt an,
daß die Sitte der Totenbretter »jedenfalls" aus der Oberpfalz herüber-
gekommen sei. Nachzuprüfen und zu erforschen ist vor allem, wie
weit der Brauch im übrigen Oberfranken lebendig ist und war.
Die Slavomanie unserer Tage ist natürlich mit ihrer Bezeichnung
»Wendisch", mit dem sie jeden vom herkömmlichen Typus ab-
weichenden Gegenstand und Brauch zu taufen geneigt ist, gar rasch
zur Stelle.
Nun macht mich Herr Lehrer Neubig in Niedermirsberg
darauf aufmerksam, wie so manche Anzeichen auf eine Ein-
") Freundliche Mitteilung des Herrn Veit Schultheiß in Nürnberg.
i7j a. a. O. IIQ.
— 176 —
Wanderung der Bevölkerung des Mirsberger Tales aus dem Süden
sprächen'^).
Vielleicht ist der Schluß nicht allzugewagt, daß auch die Land-
striche im Osten Forchheims und seines alten Königshofes wie die
praedia ad curtem Uraha (Herzogenaurach) pertinentia der kaiserl.
Urkunde vom 13. November 102P^) „Bawaricis legibus subdita"^**)
waren und etwa unter Kaiser Heinrich 11., dem Stifter des Bistums
Bamberg, bayerische Kolonisten aufgenommen haben? Und erinnert
nicht zufällig auch ein in Oößweinstein angeblich erhalten gebliebener
Hochzeitsbrauch, demgemäß nach der priesterlichen Einsegnung der
Zeuge der Braut an den Bräutigam rückwärts herantritt und ihn
ordentlich am Ohrläppchen zupft (Frank. Kurier, No. 462, 9. Sept.
1904), an die testes per auri tracti des bayerischen Rechtes?
Fürs erste besteht keine Not, den autochthonen Ursprung der
Totenbrettersitte im Juravorland und weiterhinaus abzuweisen und
abzuleugnen. Scheint doch dieser Brauch nichts anderes zu sein
als eine Erinnerung an die mittelalterliche Art der Totenbestattung
^"l „Hier sprechen nämlich einige Familien, deren Vorfahren schon 175Ü in
Büchern der Pfarrei genannt werden, im Gegensätze zu den übrigen Bewohnern,
das g am Ende der Wörter „Pflug", „Krug" wie k — also Pfluk, Kruk. In ganz
Oberfranken findet sich eine derartige Aussprache des g nicht mehr. Einige alte
Leute sprechen auch noch: halafa d. i. Elf Uhr.
„Überhaupt gab es früher hier Bewohner, deren Vor- und Zunamen nach
meiner (Unmaßgeblichen) Ansicht auf Südbayern zeigen: Herdegen, Puffer, Knittel,
Qessel etc., Walburg, Crescenz, Ulrich. Diese Vor- und Zunamen kommen hier
seit zirka 100 Jahren nicht mehr vor."
Herr Neubig erinnert weiter an ein paar abgegangene Höfe in der Nähe
von Niedermirsberg, deren Bezeichnung sich in Flurnamen erhalten hat, und be-
merkt noch: „SchlielMich habe ich noch einige alte Kalender iJ750), die in Süd-
bayern, Augsburg erschienen sind und aus dem eingegangenen Schweizerhofe
stammen. Alles das könnte die Vermutung über die südbayerische Herkunft der
hiesigen Bewohner bekräftigen . . . ."
Wie weit es angängig ist, bestimmte Familiennamen (ich erinnere an den
verbreiteten Namen „Baier" in Hetzlesi für diese Fragen zu Zeugen anzurufen,
soll hier weiter nicht untersucht werden. Im übrigen bleibt es meine Überzeugung,
daß der Nachweis der ursprünglichen Heimat und des frühesten Auftretens der am
Ort vertretenen bäuerlichen Geschlechter an der Hand der in den Pfarrmatrikeln
erscheinenden Familiennamen bedeutsame und greifbare Ergebnisse für die ge-
wöhnlich sehr unterschätzte Bevölkerungsbewegung der letzten Jahrhunderte und
die heutige Bevölkerungszusammensetzung liefern dürfte. Damit wären möglicher-
weise auch gleichzeitig bestimmte Anhaltspunkte über Zeit und Art der Ver-
pflanzung derartiger Bräuche zu gewinnen.
19) M. G. Dipl. III, 581 (Nr. 458).
'*>) Schröder, Lehrb. d. Deutschen Rechtsgeschichte 1902 S. 86 Anm. 11.
— 177 —
ohne Sarg*'). Die Toten wurden in ein Tuch eingenäht, auf ein
Brett befestigt ^und so der Erde übergeben. Das Brett sollte dem
entseelten Körper als Unterlage dienen und beim Hinablassen ins
Orab der Leiche den nötigen Halt verleihen. Unwillkürlich wird
man daran erinnert, daß auch die Leichen der auf hoher See Ver-
storbenen an ein Brett gebunden der Flut übergeben werden. Bei uns
reicht die Überlieferung nicht aus zur Beantwortung der interessanten
Frage, ob der bajuwarische, offenbar uralte Brauch bestand, die
Leiche mit einer Balken- oder Bretterdecke (dem Totenbrett?) zu
überdecken*^). Es muß dem Prähistoriker überlassen bleiben, dem
Vorhandensein einer entsprechenden Brettermoderschicht bei Öffnung
von Reihengräbern die rechte Beachtung zu schenken*^).
Je genauer wir uns in der oberfränkischen Landschaft umsehen,
je weiter werden wir die Grenzen des Totenbrettergebiets
hinausgeschoben sehen. Nach einer Mitteilung aus Langensendelbach
ist die Sitte „auch auf dem Juragebiet bei Hollfeld" zu Hause.
Von Totenbrettern im Mistelgau berichtet die Bavaria (III, 1, 365):
Der Tote wird gewaschen und angezogen, worauf er dann aufs Brett
kommt und in ein eigenes Kämmerle gelegt wird. Im Mistelgau ist
in jedem Hause solch ein Totenbrett vorrätig. Es hat seine Verwendung
beim Ahn und Urahn gefunden, und erbt sich zu gleichem Gebrauch
auf seine Nachkommen fort. Nach eigener Umfrage liegt in ge-
wissen Dörfern zwischen Waischenfeld und Bayreuth noch heute
vielfach der Tote auf dem Brett, nur daß hier, wie wir es oben
schon von Kalchreuth gehört haben, eines für Alle in Bereitschaft
steht, das meist im Bahrhäuslein, vielfach auch durch die Leichen-
frau aufbewahrt wird. Die Leiche wird dergestalt bis zum Einsargen
in einer Kammer oder im Keller aufgebahrt. Die Sitte kommt indes
dort mehr und mehr ab, schon jetzt wird lange nicht in allen Familien
bei Sterbefällen von dem Brett Gebrauch gemacht. _
Auch aus dem Ahorntale (Pfarrei Volsbach, Bez.-A. Pegnitz),
ist mir die Sitte bezeugt worden, wo sie heute noch sich erhalten hat.
Hier bleiben aber die Bretter an den Häusern und Scheunen liegen,
bis sie endlich verfaulen.
Mit Volsbach sind wir den bekannten oberpfälzischen Toten-
brettplätzen bei Auerbach und Erbendorf**) schon sehr nahe gekommen.
Besonders bemerkenswert ist auch das Vorkommen im Franken-
wald, für den es mir durch Pfarrer Reinlein und Lehrer Forster in
") Stolz S. 118. Vgl. S. 115 f. ^^) Zum »lignum insuper positum" der
Leges Bajuvariorum Tit. XIX, c. 8 [Mon. Germ. XV (Leges III), S. 329] vgl. Stolz
S. 114 ff. 2^) Beispiele von Gauting führt Stolz S. 115 an. ^*) Hein S. 214.
12
— 178 —
Kersbach und Pfarrer Schirmer in Leutenbach bestätigt wurde. Für
das Bezirksamt Teuschnitz bin ich namenthch auf das Kirchdorf
Welitsch bei Rothenkirchen und das Pfarrdorf Tschirn bei Nord-
halben verwiesen worden. In und bei Welitsch sind die Toten-
bretter durchwegs noch in Gebrauch.
Soweit die Oberpfalz (der alte Nordgau) nordwärts gegen das
Zentrum des Fichtelgebirges sich ausdehnt, soweit läßt sich
noch heutiges oder einstiges Vorkommen der Totenbretter erweisen.
Ihr Auftreten im Waldsassener Bezirke (Waldershof etc.) ist weiterhin
bekannt, weniger die Tatsache, daß sie einst auch das Tal der Fichtel-
naab bis fast an den Fuß des Ochsenkopfes beherrscht haben. In
Mehlmeisel (Pfarrei Ebnath) ist das letzte inzwischen verschwundene
Totenbrett 1863 gelegt worden. In der Nähe hat sich der Brauch
namentlich in der Pfarrei Kulmain erhalten und an dem wenigstens
früheren Vorkommen in Kirchenpingarten (A.-G. Weidenberg, Bez.-A.
Bayreuth) haben wir ein Beispiel, daß auch in diesen Gegenden die
oberpfälzisch-oberfränkischen Grenze überschritten wurde*^). Zuletzt
sei kurz festgestellt, daß Kenner des Steigerwaldes in diesem noch
keine Spur unserer Sitte haben auffinden können.
Soweit die Ergebnisse der in verschiedenen Gegenden unseres
Frankenlandes gepflogenen Studien über einen der eigenartigsten
Gebräuche, die sich bis in unsere Tage gerettet haben. Ein weiteres
Suchen und Forschen wird, wenn nicht alles trügt, ein ansehnliches
geographisches Verbreitungsgebiet des Totenbretts jenseits der
bayerischen Stammesgrenzen erkennen lassen.
25) Indes ist die Zuweisung von Kirchenpingarten zu Oberfranken an sich
bedeutungslos, indem dieses Dorf wie Mehlmeisel ursprünglich unter der gleichen
(Leuchtenbergischen) Herrschaft Waldeck gestanden hat.
Machtrag.
Anscheinend hält man in Gaiganz noch heutigentags an der Sitte fest.
Wenigstens konnte mir Prof. Ch. Beck noch ein Totenbrett am Kirchenwege
zwischen Pinzberg und Gaiganz nachweisen, das, ausgezeichnet erhalten, die Jahr-
zahl 1901 oder gar 1903 trug.
Weiter ist es mir neuerdings möglich geworden, auch für den Aischgrund
ein Zeugnis der früheren Anwendung des Totenbretts zu erhalten, und zwar für
das Dorf Uttstadt (polit. Gemeinde Aisch, K. Pfarrei Gremsdorf, Bez.-A. Höch-
stadt a. d. A.). Der Brauch hat sich hier etwa bis 1865 erhalten. Das Totenbrett
war auch hier ein einfaches rohes Brett, wie es von der Säge fiel. Eingeschnitten
waren lediglich drei Kreuze. Es wurde gewöhnlich über einen Graben gelegt,
m nächster Nähe eines beliebigen gangbaren Weges. Man betete für den Ver-
storbenen herkömmlicherweise ein Vaterunser mit dem Zusätze ^^Herr, gib der armen
Seele die ewige Ruhe^. Erhalten hat sich die Redensart: ''Der liegt schon lange
auf dem Brett«, mit der man der Frage nach einem längst Verstorbenen begegnet.
Übersicht der Klimakunde Mürnbergs.
Von Professor Kaspar Rudel, Konrektor der K. Industrieschule, Vorstand der
Wetterwarte Nürnberg.
Entstehung und Bestand der Wetterwarte Nürnberg.
om August 1878 bis zum September 1897 war die einzige
Beobachtungsstelle im städtischen Krankenhause am süd-
lichen Stadtgraben untergebracht und mit nur einem
^^^^11 Beobachter besetzt. Wegen Auflassung dieses Kranken-
hauses mußte die Beobachtungsstelle anderwärts untergebracht werden.
Bei diesem Anlaß wurden zwei Beobachtungsstellen geschaffen, die
eine für die Wetterverhältnisse im Bereiche der inneren Stadt, die
andere für jene des Freilandes in der näheren Umgebung der Stadt
Es gelang, für erstere eine recht geeignete Unterkunft in nächster Nähe
der früheren Beobachtungsstelle unter gleichen äußeren Umständen
zu finden und zwar in der städtischen Hauptfeuerwache am Korn-
markt. Diese Beobachtungsstelle wird von der Stadtverwaltung aus-
gerüstet und unterhalten; ihr Betrieb ist derjenige einer meteoro-
logischen Station erster Ordnung im Sinne der Einteilung, wie sie
von der Zentralstation in München aufgestellt ist. Die Freilandstation
ist eine staatliche Beobachtungsstelle; sie wird auf Rechnung der
meteorologischen Zentralstation in München als Station zweiter
Ordnung geführt.
Die Beobachtungsstelle Hauptfeuerwache in der Nähe des Süd-
randes der inneren Stadt hat als Polhöhe 49*^27', als östliche Länge
von Green wich IP 4^2', als Seehöhe für den unteren Spiegel des
Quecksilberbarometers 310,6 m. Sie ist ausgerüstet neben den üblichen
Instrumenten einer Station zweiter Ordnung (Quecksilber-Barometer,
— 180 —
trockenes und feuchtes Quecksilber- Thermometer, Maximal- und
Minimal-Thermometer, Haarhygrometer, Regenmesser, Schneepegel)
mit einem Aßmannschen Aspirationspsychrometer von R. Fueß, einer
Wildschen Windfahne und Windstärketafel, einem Schalenkreuzanemo-
meter von R. Schnitze in Dorpat seit Juni 18Q8 (19'^ m über Straßen-
pflaster), einem Hellmannschen Regenmesser von R. Fueß mit
Schreibvorrichtung zum Aufzeichnen jedes Einzelregens nach Zeit
und Menge seit April 1899, einem Sonnenschein-Autographen nach
Campbell-Stokes seit September 1901. Vier Beobachter verzeichnen
die Ablesungen und sonstigen Wahrnehmungen im Wechsel.
In der Nebenfeuerwache West ist seit April 1903 ein Blitzmelder
in Tätigkeit. Die von jeder Blitzentladung ausgehende Welle wird
von isolierten Zuleitungsdrähten aufgenommen, dem Fritter zugeführt
und durch eine Strichmarke auf einer mit Papier überzogenen um-
laufenden Walze festgelegt mit einer Genauigkeit von 0,1 Minuten.
Ferner ist in der Feuerwache West ein photographisch registrierender
Sonnenscheinautograph nach Esmarch seit heuer in Tätigkeit.
Die Freilandstation war von September 1897 bis April 1901
im neuen allgemeinen städtischen Krankenhause am Nordwestrande
des Burgfriedens untergebracht. Seitdem geschehen die Beobachtungen
des Wetters der freien Umgebung Nürnbergs im städtischen Waisen-
hause. Die geographischen Koordinaten ersterer Stelle sind: Pol-
höhe 49^ 27^/4', Länge 11 " SVa', Seehöhe 314,9 m; jene der letzteren:
Polhöhe 49" 21\^', Länge 11« 3 7*', Seehöhe 309,1 m. Die Aus-
rüstung ist die oben für eine Station zweiter Ordnung angegebene;
versehen wird die Stelle von zwei Beobachtern im Wechsel.
Seit September 1897 dient als weiterer Beobachtungsort der
Vestnerturm, der höchste bewohnte Punkt der Stadt, mit den Koor-
dinaten: Polhöhe 49*' 27 V2', Länge 11« 4V2'; Seehöhe rund 380 m.
Die drei Hochwächter für Feuergefahr verzeichnen dorten nebenbei
durch Tag und Nacht im Wechsel von je 12 Stunden Ergebnisse
allgemeiner Beobachtungen, wie allstündlich Windrichtung und Wind-
stärke, Himmelsbedeckung, weiterhin Luftdurchsichtigkeit, Sonnen-
schein, Niederschläge, Gewitter, Nebel und dergl. Erscheinungen.
Die Beobachtung von Stärke und Richtung des Windes ist seit
1900 durch Manometer erleichtert und gesichert. Von den acht
Seitenwänden des Turmes, als den Hauptrichtungen, führen Zuleitungs-
röhren zu acht Manometern im Innern sowie zu einem Sammelkasten
mit schrägliegendem Manometerrohr behufs genaueren Ablesens des
Winddrucks. Zeit und Stärke der Windstöße (Böen) sind auf diese
Weise bequem und sicher festzustellen, die Schätzung der Windstärke
— 181 —
ist von der persönlichen Auffassung äußerlicher Wirkung des Windes
auf Bäume u. dgl. losgelöst, was sich besonders wertvoll für die
Beobachtungen im Winter und bei Nacht erweist.
Registrierinstrumente für Luftwärme, Luftfeuchte und Luftdruck
— letzteres mit besonders großer Teilung (eine Zeitstunde 7 mm,
ein Millimeter Quecksilberhöhe 2,5 mm) — befinden sich in der
Wohnung des Vorstandes der Wetterwarte; außerdem sind in den
vier Wetterhäuschen der Stadt unter allerdings wenig günstigen äußeren
Umständen je zwei solcher Instrumente für Luftwärme und Luft-
druck aufgestellt.
In fernerer Umgebung der Stadt finden sich noch drei Be-
obachtungsstellen lediglich für Regenmengen, Schneehöhen und allge-
meine Wetterverhältnisse. Die eine derselben ist seit Juli 1901 in
der Königlichen Kreis-Landwirtschaftsschule zu Lichtenhof am Süd-
rande des äußeren Stadtgebietes untergebracht. Ihre Koordinaten
sind: Polhöhe 49" 26^4', Länge IP S'/s', Seehöhe 320 m. Die
beiden anderen sind im Januar 1898 bei den städtischen Wasserwerken
Krämersweiherund Ursprung im Reichswalde am Röthenbach zwischen
Lauf und Altdorf errichtet worden, etwa 15 km in östlicher Richtung
von der Stadt entfernt, am Westfuße des fränkischen Jurazuges
gelegen. Die Koordinaten der Stelle Krämersweiher sind: Polhöhe
49" 26^2', Länge IP 17', Seehöhe 350 m, jene vom Ursprung:
Polhöhe 49" 25^/4', Länge 11" 19', Seehöhe 376 m.
Zur Ergänzung der hiesigen Beobachtungen hinsichtlich Zeit
und Menge von Regenanfällen dienen die Aufzeichnungen des von
der Nachbarstadt Fürth im April 1903 aufgestellten Regen- Registrier-
apparates Hellmann -Fueß gleicher Einrichtung wie der auf der
Vorseite erwähnte. Die Entfernung der Standorte beider Regenmesser
ist annähernd 7 km, der Fürther Standort ist westnordwestlich vom
Nürnberger gelegen.
Das hydrotechnische Bureau im Königlich bayerischen Ministerium
des Innern hat an der Pegnitz oberhalb der Museumsbrücke einen
registrierenden Pegel zu fortlaufender Aufzeichnung des Wasserstandes
nach Zeit und Höhe angebracht.
Die Wasserwärme der Pegnitz wird täglich zweimal, um 7 Uhr
früh und 2 Uhr nachmittags gemessen.
Die von den sämtlichen Beobachtungsstellen einlaufenden
Zahlenergebnisse und sonstigen Meldungen werden vom Vorstande
gesammelt, durch Vergleiche geprüft und berichtigt, hierauf zu
Monats- und Jahresberichten verarbeitet und in dieser Form ver-
öffentlicht.
— 182 —
Als Ergänzung der Wetterbeobachtung dienen die Beobachtungen
der Erscheinungen im Leben der Pflanzenwelt, seit 25 Jahren durch-
geführt von Herrn Apotheker Fr. Schultheiß dahier. Er hat sich
in dankenswerter Weise der Arbeit unterzogen, das Gesamtergebnis
seiner pflanzenphänologischen Erhebungen zu gewinnen; es folgt
hier im Anhang.
Zahlentafeln
Terminkalender.
1. Januar
1901:
Spätester Eintrittstag
2 „
1884:
Frühester
«
12. «
Mittlerer
7)
19. r,
1898:
1
19. V
1893:
n
20. r'
Mittlerer
■n
21. «
Mittlerer
n
11. Februar
Mittlerer
n
15.
Mittlerer
fl
22.
Mittlerer
T»
5. März
Mittlerer
»
6. n
1899:
Spätester
n
16. «
1894:
Frühester
n
22. «
1883:
Spätester
"
24. ^
1883:
Spätester
y)
2. April
1894:
Frühester
■n
14. V
1895:
Frühester
n
18. n
Mittlerer
n
22. «
: Mittlerer
fl
27. "
: Mittlerer
■n
1. Mai
1891 ;
; Frühester
•n
13. y>
; Mittlerer
n
18. '.
: Mittlerer
«
18. V
1895
: Spätester
"
19. V
1888
: Frühester
-
22. V
1883
: Spätester
»
2. Juni
: Mittlerer
^
4. V
1881
: Spätester
n
4. y,
1888
: Frühester
■n
5. «
: Mittlerer
V
18. "
1882
: Spätester
V
21. ^
: Mittlerer
•n
22. n
: Mittlerer
n
für den ersten Eistag.
1 den letzten Eistag.
" das tiefste Tagesmittel,
fl das tiefste Tagesmittel überhaupt,
fl die geringste Luftwärme überhaupt.
n den Luftwärme-Jahrestiefstwert.
« den Luftwärme-Wintertiefstwert.
T) das erstmalige Tagesmittel über 0*^.
1 den letzten Wintertag.
V den letzten Eistag.
y das letztmalige Tagesmittel unter C^.
v den ersten Wintertag.
» den letzten Schneefall.
n den letzten Eistag.
n den letzten Wintertag.
7> den letzten Frost.
w den letzten Frühlingsreif.
n das erstmalige Tagesmittel über 8".
" den letzten Schneefall.
V den letzten Frost.
n den ersten Sommertag.
•n den letzten Frühlingsreif.
» den ersten Sommertag.
51 den letzten Schneefall.
» den ersten Hochsommertag.
" den letzten Frost.
" das erstmalige Tagesmittel über 16».
" den ersten Sommertag.
« den letzten Hochsommertag.
y^ starken Rückgang der Tagesmittel.
V den letzten Frühlingsreif.
« den ersten Hochsommertag.
t das letztmalige Tagesmittel unter 16°.
— 183
16. Juli
17. "
20. «
28. ^
1. August
18. r>
18.
25.
26.
28.
7. September
10.
16.
23.
28.
5. Oktober
11.
20.
21.
2. November
5.
23.
25.
29.
30.
3. Dezember
16.
24.
31.
1890
1896
1892
1892
1885
1898
1889
1892
1881
1896
1881
1894
1884
1896
1900
Spätester Eintrittstag
Mittlerer v
Mittlerer »
Frühester "
Mittlerer y<
Frühester
Mittlerer
Mittlerer
Mittlerer
Spätester
Frühester
Mittlerer
Spätester
Frühester
Mittlerer
Mittlerer
Spätester
Frühester
Mittlerer
Spätester
Frühester
Mittlerer
Frühester
Mittlerer
Mittlerer
Mittlerer
Spätester
für den ersten Hochsonimertag.
n den Luftwärme-Jahreshöchstwert.
,, das höchste Tagesmittel des Jahres.
1 den letzten Sommertag.
' den letzten Hochsonimertag.
" das höchste Tagesmittel des Jahres-
V die höchste Luftwärme des Jahres.
y> den ersten Herbstreif.
" das erstmalige Tagesmittel unter 16".
n das letztmalige Tagesmittel über 16".
1 den letzten Sommertag.
y> den letzten Hochsommertag.
n den ersten Frost.
" den ersten Herbstreif.
" den letzten Sommertag.
fl den ersten Schneefall.
» das letztmalige Tagesmittel über 8*'.
" den ersten Frost.
■^ den ersten Herbstreif.
■0 den ersten Eistag.
^ den ersten Schneefall.
1 den ersten Frost.
1 den ersten Wintertag.
1 den ersten Eistag.
^ den letzten Wintertag.
V das erstmalige Tagesmittel unter 0".
•^ das letztmalige Tagesmittel über 0».
" den ersten Wintertag.
n den ersten Schneefall.
Jahreszeitenmittelwerte.
i
1
1
i
Luftwärme
Luftfeuchte
Luftdruck
Bewölkung
Niederschlag
Winter . . .
Frühling . .
Sommer . . j
Herbst . . . ;
— 1.0<»
7.7«
17.0»
8.1»
85<>/o
700/0
69%
82o;o
735.5 mm
732.8 mm
734.7 mm
735.3 mm
74''/o
60%
55%
66«o
114 mm
144 mm
212 mm
142 mm
184 —
Luftwärme 1881 -1900. — Mittelwerte der Tagesmittel.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
-2.5
—2.2
—2.9
-2.5
-2.3
-1.8
-2.6
—35
—2.9
-2.4
—2.8
-3.5
-3.1
—3.0
—3.5
-3.3
—3.0
—3.1
-3.0
—2.2
-2.3
—2.6
—1.3
—1.7
— 1.8
—1.4
—1.4
—1.3
-1.3
-0.4
-Ol
ü^
<
C -=
0.2
0.3
5.7
10.5
15.7
0.2
—0.1
5.5
11.2
16.3
0 5
—Ol
5.8
11.1
16.9
0.9
-0.7
6.0
10.6
17.6
1.9
-0.2
6.6
10.1
17.8
1.5
0.5
7.]
10.8
17.4 I
-1.5
0.9
7.2
11.1
16.4
■1.5
22
6.5
11.5
16.2
-1.0
2.8
6.1
11.7
16.2
0.1
3.3
6.3
11.7
15.0
0.5
2.8
6.7
11.2
14.8
0.5
2.8
6.1
11.7
14.8
1.5
2.1
5.8
11.8
15.6
-1.3
1.9
6.5
11.8
15.3
-0.1
2.5
6.9
12.2
15.2
0.0
2.9
7.5
12.2
14.9
-0.3
3.4
7.8
12.9
15.0
0.3
3.2
8.3
12,8
15.0
0.0
3.7
8.2
13.6
15.3
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Luftwärmemittel 1881-1900.
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192 —
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» « kleinsten Tagesmittel
» » » Höchstwerte
» " n Tiefstwerte
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(Tiefstwert < 0) größte
kleinste
Zahl der Eistage: mittlere
(Höchstwert <0) größte
kleinste
Zahl der Wintertage: mittlere
(Tiefstwert < — 10 größte
kleinste
Zahl. der Sommertage: mittlere
(Höchstwert 7 25) größte
kleinste
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(Höchstwert 7 30) größte
kleinste , . . .
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—12.0
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25
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90
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13
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Luftwärme 188 1- 1906.
Höchst- und Tiefstwerte der einzelnen Jahre, Schwankungen zwischen diesen Werten,
wie zwischen den Monatsmitteln.
Jahr
Höchstwert
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Tag
Monat
«C
Tag
Monat
Monatsmittel
1881
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—23.7
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Jan.
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20. „
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3.
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45.1
18.2 „
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14.
März
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18.3 März -Juni
4
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13.
II
-15.6
26.
Nov.
49.6
20.2 Nov.— Juli
1885
31.6
26.
Juni
—1.5.5
25.
Jan.
471
49.2
22.5 Jan.- Juni
Mittel
32.7
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—16 5
21.0
1886
22.
Juli
-16.1
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März
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7
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„
-20.9
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8
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14. Fbr.
54.0
22.5 Febr.— Juni
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1.
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22.3 Dez. -Aug.
Mittel
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515
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22.4
1891
33.9
1.
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17.
Jan.
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2
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3
32.0
19.
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—27.8
19.
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10.
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- 16.7
11.
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-115
11.
Fbr.
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19.2 Jan.— Aug.
9
33.3
22.
Juli
-14 2
14.
Dez.
47.5
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1900
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Jan. 1
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195 —
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Zahl des Auftretens einzelner Wärmegrade in ^joo der Zahl aller Fälle.
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„ 6.
„ 10. „
12.4
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11.2
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„ 11.
„ 15. „
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„20. „
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20.6
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14.7
74
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72
68
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22.5
10.8
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20.7
17.9
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32
Juni 5.
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22.6
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„ 14. „
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10.3
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16.1
15.5
15.1
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„19. „
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18.9
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„24. „
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16.4
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36
„ 25.
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24.0
12.4
17.6
22.4
19.1
18.2
17.9
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53
70
66
37
„ 30.
,, 4. Juli
24.1
1
12.8
17.9
22.4
19.3
18,4
18.1
75
56
72
68
1
199
Fünftägige Mittelwerte 1881—1900.
P e n t a d e
Mittelzahlen der Luftwärme für
Mittel aus
1 und 2
Mittelzahlen der Luft-
00
1
feuchte für
d.
00
00 CS
d
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00
1
2
1 3
4 1 5
1 6
7
8 1 9 1 10 1! 11
38
Juli 5. bis 9. Juli
2.3.1
12.4
17.3
21.5
18.6
17.8
17.5
|74
56 1 72
67
39
„ 10 „14. „
23.8
12.9
17.9
22.1
19.0
18.3
18.0
74
58 1 73
68
40
„ 15. „19. „
24.3
13.1
17.8
22.6
19.7
18.7
18.3
76
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70
67
41
„ 20. „24 „
24.3
13.1
18.0
22.7
19.6
; 18.7
18.4
76
57
70
68
42
„ 25. „ 29. „
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12.9
17.1
21.6
18.6
17.9
17.6
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74
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43
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22.5
12.5
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18.2
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72
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23.1
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17.6
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„ 14. „18. „
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17.7
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16.2
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18.0
17.7
17.1
79
58
76
71
48
„ 24 „28. „
22.2
11.5
15.6
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17.1
16.8
16.3
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60
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21.3
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„ 23. „27. „
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15.9 12.1
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17.0
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Nov. 2. „ 6. „
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„ 27. „ 1. Dez.
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Dez. 2. „ 6. „
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—0.9
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3.0
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2.4
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„ 17. „21. „
1.8
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-0.5
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„ 22. „26. „
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—1.1
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„ 27 „31. „
1.2
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— 1.6
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88
86
Jahresmittel
12.8'
4.2
7.3
11.8
8.8
8.5
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- 200
Luftdruck.
Monatsmittel. (Für Barometerstände 730 mm
Zeit
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3
C
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3
Juli 1
August
XI
S
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Oktober
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Im Jahre
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Hauptmittel für den Zeitraum 1881—1900.
8 Uhr
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4.7 6.0 5.1 |4.9; 3.Ö
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m. . . .
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m. . . .
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4.6 3.8
Mittel
5.9
5.6
2.9
2.2
3.4 1 4.4
4.7 1 5.0 1 5.8 i 4.4 1 5.6 1 4.9 jl 4.6:1 3.7
Hauptm ittel füi
• den Zeitraum 1901—1906.
7 Uhr
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m. . . .
8.0 3.7 2.1 i 2 9 j 3.8 4.5
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7.8 3.3 1.8
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4.5 6.2
Mittel
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2.0
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4.3
5.0
5.1
5.9
4.1
4.6
4.1
4.4
6.1
Luftdruck. —
1881
Höchstwert . . .
Tiefstwert . . . .
Unterschied . . .
Höchst- und Tiefstwerte in den einzelnen Monaten
-1906. (Für Barometerstände 700 mm +)•
J57.7 55.0i51.3 49.8
107.7 1 10.2 1 13.1 12.9
46.9,45.4 50.0,44.4 47.5 48.8
16.6!l9 3!21.9!20.514.8'l2.2
52.5
10.4
53 9 57.7 13 3
07.4'07.4 14.5
5O.0I44.8 38.2 36.9 30.3 26.l!28.l'23 9 32.7 36.6 42.1 46.5 50.3| —
Zeit
Luftfeuchte. — Monatsmittel in Prozent.
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den Zeitraum
1881 - 1900.
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63
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89
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79
72
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Mittel
87 80
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67
67
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20
Hauptmittel für
den Zeitraum 1901-1906.
7 Uhr a. m. . . .
88
87 1 86 79
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73
78 86 94
89 1 90 83
23
2 „ p. m . . .
77
74 61
45
47
48
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9 „ p. m. . . .
86
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24
Mittel
84
82 76
67 1 64
62
62 67 ! 73 1 81 83 88 ' 74 '
26
Kleinste und größte Tiefstwerte der einzelnen Monate-
Kleinste Tiefstw. . 42 25 17
Jahr 99 1 99 94
16 13 IG 18 20 15 1 31 29 43
93 05 99 1 99 i 99 98 99 i 97 1 05 j
Größte Tiefstwerte ;, 73 \ 66
Jahr ; 00 92
47
89 91
42 52 56
89 86 88
49 55 60 63 74 1
94 89 I 84 89 I 91 '
- 201 -
Bewölkungsgrad der einzelnen Tagesstunden 1898 — 1906.
Oa 1 2
3 4
5
6
7
8
9
10
111
Op
1
2
3
4 5 6 7
8
9
1011p
Mittel
58 59] 60 61 '63 63 64165 65 65 67 68
68 68 67 67 66i 65' 63 62| 62 60 59 58 t
64
Bewölkung. — Monatsmittel in Prozent.
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1901-1906
66
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62
56
55 53
55
57
68 76
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64
26
Sonnenscheindauer 1899-1906.
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Sehr sonnige Tage .
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4
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Mäßig sonnige „
4
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5 7 5 5 5 ! 5
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Sonnenarme
. 16
14
11 i 8 7 6 5 6
9
12
19
19 !' 130
Mittlere Stundenzahl
. 99
104 17S i215 270 299 313 278 204 153
89
69 2271
Prozente
. , 37
37
49
i 52
57 62
64 64
54
46
33
27
51
Prallsonnenscheinstunden 1902- 1906.
Mittelzahlen
Prozente . .
50 45 100 134 186 '192 222 201 133 80
40
23
19 16 27 33 39 40 45 45 35 24
15
9
1406
32
Luftdurchsicht 1898-1906.
Prozente an sehr klaren, klaren, trüben und sehr trüben Fällen.
1
I-.
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40
38
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10
5
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Trüb
... 26
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30
Sehr trüb . . .
... 58
53
43
25
22
15
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38
58
66
72
41
202 -
Windrichtung
1898-1906
. —
Prozentzahl
en der Fälle
1
c
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13
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12
21
19
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15
15
SE
18
18
13
10 12
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12
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15
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13
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11
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SW
23
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W
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15
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12
12
13
14
NW
6
8
12
13
15
17
21
14
15
7
7
5
12
C
2
2
2
3
3
3
4
3
4
4
4
3
3
Richtung der Winde von Stärke 7 4. — Prozentzahlen der Fälle.
N
2
2
6
5
6
13
8
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6
3
2
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NE
7
5
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5
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SE
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6
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6
8
9
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7
S
7
15
8
3
3
3
6
7
4
5
6
7
6
SW
41
34
23
23
23
16
19
33
20
37
34
35 1
28
W
1 18
25
22
27
18
22
32
31
17
20
18
19 !
22
NW
5
4
10
13
13
15
23
13
9
4
4
5
10
Mittlere Windgeschwindigkeit 1899- 1906. — Meter in der Sekunde.
Mittlere Monatsmittel. .
3.5
3.3
3.4
3.5
3.3
3.4
3.3
3.2
3.1
3.1
3.2
3.3
3.3
Größte
37
3.8
3.7
3.7
3.6
3.8
4.0
3.5
3.4
3.3
3.7
3.6
3.4
Kleinste „
3.3
3.0
3.0
3.1
3.0
2.9
3.0
3.0
2.8
2.8
27
28
3.2
Größte Tagesmittel . .
8.2
7.6
6.8
5.8
5.3
7.9
5.9
5.8
7.5
8.1
7.5
6.5
8.2
Kleinste „ . .
1.8
2.1
2.2
2.1
2.2
1.6
21
2.2
1.8
1.3
2.0
1.7
13
Mittlere tägliche Windgeschwindigkeiten 1899-1906.
Zahl der Tage.
7 2, <
7 3, <
7 4, <
7 5, <
7 7m
0.4
0.3
0.1
0.2
0.2
0.6
0.3
0.3 j
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10.4
9.1
8.8
11.0
9.8
11.1
12.5
14.5
15.4
13.1
12.5:
14.4
13.5
15.9
13.9
16.4
15.6
16.5
15.0
12.8
11.4
12.4
12.6
5.9
4.1
4.9
6.0
3.5
8.8
2.0
3.4
2.0
2.6
2.5
4.1
1.5
0.1
1.0
1.3
0.1
0.6
1.4
0.1
0.5
0.9
1.6
1.5
0.2
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0.1
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2.4
137.1
170.4
44.8
10.6
0.4
— 203 —
Niederschläge 1881-1900.
Gesamtanfall des betreffenden Tages in Millimetern.
Tage
1-
CS
CS
Februar
April
Mai
Juni
Juli
August
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17.
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18.
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23.
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12
23
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24.
25
12
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12
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25
15
52
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27.
19
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1490
1580
1164
1008
1080
748
905
Höchst
48
37
64
57
88
95
116
79
87
71
39
86
Tiefs!
13
14
18
13
8 12
10
- 204 -
Niederschläge 1881 1900.
Stärkster Anfall am betreffenden Tage in Millimetern.
Höchst^-,
Mittelw.
Tiefstw.
Tag
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14
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17
16
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34
10
3
48
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205 —
Regen 1899-1906.
Einzelreeen von 10 mm und mehr Anfall.
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Höchstwert 1881—1906 1106; 80
Tiefstwert 1881—1906 ! 9 5
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*) Die Beobachtungen der Schneedecke erstrecken sich nur auf die Jahre 1SS9 bis 1900.
208
Niederschläge 1881-1900. - Zahl der Nebeltage.
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25.
1901—1906
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Sehr trocken
Luft wärmetage.
12.01 8.7| 9.7j 8.9. 9.4 8.6j 8.7 8.1
9.3 11.9 12.7|l2.5Jll.5 13.1jl3.o|l4.0
! 9.6 7.6 8.6 8.6|l0.l' 8.3| 9.3| 8.9
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7.91 7.6t 8.3 8.2 106.1
14.6 16.1 13.9 14.2 156.9
7.5 7.3 7.8 8.6102.2
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13.1
8.4
7.31 7.0 6.6| 9.5|11.3jl2.8|13.5|
16.4 17.8 18.0!l2.l' 9.1' 6.7t 6.4;
6.2 6.2 6.3I 8.310.6110.4(11.11
122.8
131.6
110.7
W i n d t a g e.
16.4 12.0 10.4
10 9jll.5
3.4j 4.6
0.2; 0.1
13.4
6.8
0.3
8.3: 7.6
16.6|16.9
4.9j 6.4
0.1 .
7.7 8.9:13.9 13.8 14.9 15.714.6 144.4
17.2
5.0
17.6:13.3|14.013.2
4.3j
0.1 i
3.8 2.1
2.7
0.1
11.6jl2.5
2.61 3.5
0.1 0.3
169.0
50.4
1.3
Bewölkungstage.
jt 2.21 3.71 4.01 4.21 4.3j 4.0' 4.6! 6.0
"12.1 12.o!l5.617.1 18.3119.3,19.0 18.7
itl6.6 12.4 II.3I 8.5 8.3 6.6! 7.4! 6.2
6.41 3.01 2.71 1.5jj 46.9
15.2 14.9 10.3 11.4!ll84.2
8.3 13.1 16.9 18.0 134.0
Luftfeuchtetage.
4.0! 3.7| 2.9
8.9 7.3 7.2
5.6 6.0 7.0
8.4 9.2 9.9
4.1 3.8 4.0
3.8
2.4
4.0
3.8
8.4
6.2
9.1
8.5
11.2
9.0
5.6
5.7
6.4
8.8
10.5
8.6
1.2
1.8
1.8
3.4
2.3 1.9! 2.7
8.5 10.8 11.8
8.0 7.6 8.9
9.6| 8.1
2.6 1.6
6.7
0.9
3.0
8.3
11.4
5.6
1.7
3.2 37.7
6.6 101.6
15.3101.3
47|j 96.5
1.2 28.1
N
i e d
erschlägst
age
Frei
13.1
12.0 13.7
13 4 12.9 11.9 11.3,13.7 13.3 10.1
10.9 12.1 148.4
Fast frei . . .
1 8.7
8.3
8.0
8.2
7.8! 7.1
6.81 7.6
7.8I1O.9
10.5' 9.4^101.1
Benetzt . . .
7.1
6.3
6.8
6.2
5.9
6.3
7.4
5.4
5.3
6.6
6.7 6.8|i 76.8
Naß
1.6
1.1
1.7
1.5
3.1
2.5
3.2
2.6
2.4
2.1
1.3
2.0 t 25.1
Sehr naß . .
0.5
0.4
0.8
0.7
1.4
2.2
2.3
1.7
1.2
1.3
0.6
0.7 13.8
Nicht frei . .
17.9|l6.1 17.3 16.6 18 2;18.ri9.7[l7.3'l6.7 20.9 19.1 18.9 216.8
Unter 1 mm .
21.8 20 3 21 7 21.6 20.7 19.0 18.1 21.3,21.1 21.Ü|21 4 21.5 249.5
Über 4.9 mm
2.1 1.5; 2.5 2.2| 4.5 4,7 5.5
4.3
3.61 3.4] 1,9| 2.7 38.9
Regen ....
9.2
9.713.1 16.5
18.7
18.7
19.1
17.5
16.4
18.4 15.912.0 185.2
Schnee . . .
11.2
9.1
8,7; 3.7
0.7
,
1.4 3.7,11.1 49.6
Schneedecke *)
16.9
14.2
6.2
0.7
0.1
.
0.6
2.3 12.9 53.9
Hagel ....
.
02
0.2
0.3
0.3
0.3
0.5
0.1
0.1 1.7
Graupeln . .
1.5
1.2
2.1
1.9
1.0
06
0.4
0.3
0.7
0.6
1.0 11.3
Nebel ....
21.4
19.1
17.1
12.9
5.6
3.9
4.6
7.9
14.3
19.5
207
21.2168.2
Tau
0.1
0.2
1.3
5.3
11.2
12.1
10.9
14.9
12.8
7.6
2.1 0.1 78.6
Reif
9.9
10.6 11.2
7.8! 1.8
0.1
0.1
2.6
6.5
9.3
9.2 69.0
Glatteis . . .
! 1.5
0.7
0.2
0.3
1.2 3.9
•) Die Beobachtungen der Schneedecke erstrecken sich nur auf die Jahre 1889 bis 1900.
14
Phänologische Übersicht.
^ i^ 'S Gruppenpflanze und Vegetationsphase
(Sa !i Mittle-
u 5= i'
"^ 5 ^ rer
N o
OJ
2. III.
10. III.
16. III.
Haselstrauch (Corylus Avellana), K. st. . . <■ 22.
Schneeglöckchen 'Leucojum vernum), B. . [ 18.
Leberblümchen (Hepatica triloba), B. . . . j 20.
Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), B. . ij 18. j 23. III.
Kornelkirsche (Cornus mas), B j! 17. 1 25. III
Lerchensporn (Corydalis solida\ B. . . • ;! 18. || 4. IV
Frühe- Späte-
ster
ster 5 K
Phasen tag
I c
2.
17.
18.
4.
25.
24.
II. 28.
II. 27.
II. 7.
III. ' 10.
II. 9. IV.
III. 15. IV.
III.
III.
IV.
IV.
Roßkastanie(AesculusHippocastanumi,B.O. i] 23. I 13. IV. I 30. III. 28. IV
Johannisbeere, rote (Ribes rubrum), B. . . '1 23. 16. IV. ' 3. IV. 30. IV
Weißbirke (Betula alba), B. O i 22. i 19. IV. | 3. IV. ! 29
Johannisbeere, gelbbl. i^Ribes aureum), B. . 22. m 19. IV. i 1. IV. 1 2
Weißbirke, K st 19. 21. IV. 2. IV. 1
Schlehe (Prunus spinosa), B 23,1,21. IV.! 5. IV. I 5
Süßkirsche > Prunus avium), B 23. '1 23. IV. I 6. IV. i 6
' Weichsel (Prunus Cerasus), B 23. p 25. IV. | 8. IV
: Ahlkirsche iPrunus Padus), B 23. [126. IV. j 8. IV. l 8
Birnbaum (Pirus communis), B 23. 26. IV. | 7. IV. ; 8
Rotbuche I Fagus silvaticai B. 0 22. 29. IV. j 20. IV. i 9
Apfelbaum (Pirus Malus), B 23. |i 1. V. 1 9. IV. 15
8.
>
IV.
V.
V.
V.
V.
V.
V.
V.
V.
Buchwald, grün
Stieleiche (Quercus pedunculata), B. O. .
Spanischer Flieder (Syringa vulgaris), B.
Roßkastanie, B
Weiße Narzisse (Narcissus poeticus), B. .
Besenstrauch (Spartium scoparium), B .
Geisblatt (Lonicera tatarica), B
Vogelbeere (Sorbus aucuparia), B. . . .
Eichwald, grün
Weißdorn (Crataegus Oxyacantha), B. .
Quitte (Cydonia vulgaris), B
Goldregen (Cytisus Laburnumi, B. . . .
22.
5.
V.
22.
5.
V.
23.
6.
V.
23.
6.
V.
23.
6.
V.
23.
8.
V.
23.
9.
V.
23.
13.
V.
22.
14.
V.
23.
14.
V.
23.
15.
V.
23.
16.
V.
28. IV. 15.
26. IV. 16.
23. IV. 16.
IV. 17.
IV. , 15.
23.
25
28. IV. 21.
IV. ! 17.
V. 24.
V. 28.
V. 21.
V. 25.
V. 26.
25.
1.
2.
2.
1.
1.
V.
V.
V.
V.
V.
V.
V.
V.
V.
V.
V.
V.
>
Winterroggen 'Seeale cereale hibernum), B.
Schwarzer Hollunder (Sambucus nigra, B.
Himbeere (Rubus idaeus), B
Schneebeere : Symphoricarpus racemosa), B.
Kornelkirsche, rote (Cornus sanguinea), B.
Gartensalbei (Salvia officinalis), B
Hartriegel (Ligustrum vulgare), B
Weinstock (Vitis vinifera), B
Sommerlinde (Tilia grandifolia), B
Johannisbeere, rote, FR
23
23.
22.
22.
22.
22.
22.
23.
23. 22. VI
23. 23. VI
26. V.
31. V.
2. VI.
3. VI.
3. VI.
5. VI.
12. VI.
22. VI.
18.
15.
22.
26.
23.
27.
V. 4.
V. 9.
V. 14.
V. ' 12.
5. VI
10. VI.
9. VI.
13. VL
12.
11.
22.
2.
30.
4.
VI.
VI.
VI.
VI.
VI. >
VI.
VI. ^
VII..
VI. ii
VII. i
Winterlinde (Tilia parvifolia), B. .
Weiße Lilie (Lilium candidum), B.
Geisblatt, FR
Johannisbeere, gelbbl., F. R. . . .
Winterroggen (Erntebeginn) . . .
1 Himbeere, F. R
I Schneebeere, F. R
I Vogelbeere, F. R
Schwarzer Hollunder, F. R. . . .
23.
29. VI.
17. VL
7. VII.
23.
30. VI.
19. VI.
8. VII.
23.
1. VII.
16. VI.
14. VII.
22.
o. VII.
24. VI.
18. VIL
23.
10. VII.
26. VI.
20. VII.
' 22.
11. VII.
3. VII.
24. VII.
22.
29. VII.
17. VII.
8. VIII.
23.
2 VIII. 23. VII.
10. VIII.
23.
18. VIII.
3. VIII.
2. IX.il
j,|j:^ Kornelkirsche, rote, F. R.
ii;£-e Hartriegel, F. R,
'^i-^ Roßkastanie, F. R.
22. 26. VIII.
" 22. IJll. IX.
I 23. 19. IX.
17. VIII. ■ 5. IX. ><
30. VIII. ,21. IX |H
12. IX. |28. IX.IJQÖ
-" ; Roßkastanie, A. L V.
^ Weißbirke, A. L. V.
^ Rotbuche, A. L. V. .
•^ Stieleiche, A. L. V. ..
22. 10. X.
■ 22. 16. X.
22. 19. X.
22. 22. X.
X
1. X. 22. X.
2. X. 25. X.
4. X. I 29. X. 2'
9. X. ^31. X.-
— 211 —
Bemerkungen zu den Zahlentafeln.
Bedeutung der Abkürzungen in der phänologischen Übersicht: B. = Blüte,
K. st. = Kätzchen stäuben, B. O. = Blattoberfläche sichtbar, F. R. = Frucht-
reife, A. L. V. = Allgemeine Laubverfärbung.
Wetter und Klima erlangen ganz besonders in bezug auf Wärme-
und Niederschlagsverhältnisse allgemeine Wichtigkeit. Deshalb
nehmen in den voranstehenden Zahlentafeln Luftwärme und Nieder-
schläge den weitaus größten Raum ein. Neben den Mittelwerten
für die Beobachtungszeit 1881 — 1900 werden die Grenzwerte betont;
sie bilden die notwendige Ergänzung der Mittelwerte, erst durch sie
ist ein zutreffendes Einschätzen der Wirkungsweite von Mittelwerten
möglich. So vermag nur die Zusammenstellung der größten Tiefst-
werte aller einzelnen Tage des Jahres während des ganzen Zeit-
raumes 1881-1900 auf Tafel Seite 189 zu zeigen, daß jeder Tag des
Jahres innerhalb dieser 20 Jahre mindestens einmal frostfrei war —
gewiß ein besonders wichtiges Kennzeichen des Klimas. So lehrt
ferner die Tafel Seite 187, welche Tage des Jahres schon Sommer- und
Hochsommertage waren, so lehrt weiterhin die Tafel Seite 188, welche
Tage des Jahres schon Eistage, die Tafel Seite 190, welche Tage des
Jahres schon Frost- und welche schon Wintertage im Verlauf der
20 Jahre waren.
Zu den Grenzwerten und den Mittelwerten treten als eben-
bürtig die Scheitel werte; sie zeigen die dichtesten Anhäufungen von
aufgetretenen Werten der betreffenden Art, d. h. von Stufen- oder
Schwellenwerten. Es ist durchaus nicht innere Notwendigkeit, daß
Mittel- und Scheitelwerte zusammenfallen, wenn dies auch häufig
eintritt. Ja, es wäre der Fall denkbar, daß die sämtlichen Werte
einer Art und damit die Scheitelwerte innerhalb eines Kreisringes
verteilt liegen und der Mittelwert aller in den Kreismittelpunkt fällt
also dahin, wo weit und breit kein Schwellenwert, kein Scheitelwert
zu finden ist.
Die Zusammenstellungen nach Schwellenwerten behufs Ge-
winnung von Scheitel werten Seite 195 bis 197 erlauben unter
anderem die Beantwortung von Fragen, wie viel Tage im Jahre
oder in einem Monate mit einer bestimmten Temperatur als Tages-
mittel, als Tageshöchstwert oder Tagestiefstwert durchschnittlich auf-
treten, wie viel Tage mit Wärmegraden über oder unter einer
Temperatur als Schwellenwert vorkommen. Für solche Fragen ver-
sagen die Mittelwerte vollständig, die Grenzwerte vermögen auch
nur selten und in beschränkter Weise Aufschluß zu geben.
14*
— 212 —
Die längst eingebürgerten Auszählungen von Frosttagen, von
Eis- und Sommertagen gehören aber ihrer Natur nach zu dem Gebiet
der Schwellenwerte. Als Frosttage zählen jene Tage, an denen der
Tiefstwert unter 0" sinkt, als Eistage jene, deren Höchstwert unter
0^ bleibt, während Sommertage jene sind, für die der Höchstwert
mindestens 25*^ erreicht. Die ausgelesenen Tage wurden hier noch
ergänzt durch Wintertage, deren Tiefstwert mindestens bis — 10" sinkt
und durch Hochsommertage, deren Höchstwert mindestens bis 30"
steigt. Diese 5 Gattungen von Lostagen dienen dann zur Einteilung
des Jahres in Gruppen von bemerkenswerten Tagen. In der hier
folgenden Zusammenstellung ist die sich hieraus ergebende Grup-
pierung verglichen mit einer ähnlichen Gruppenbildung für Frank-
furt a. M., die allerdings zumteil andere Grundlagen besitzt. Unter
Berücksichtigung der klimatisch bevorzugteren Lage Frankfurts
stimmen die Zeitangaben gut überein. Umsomehr beweist diese
Übereinstimmung nun die Zulässigkeit beider zu gründe liegender
Verfahren.
Frankfurt a/M.
Anfang Ende Tagzahl Jahranteil
Nürnberg
Anfang Ende Tagzahl Jahranteil
Vorwinter
lO.XI
l.XII
22
60/o
2.XI
22.XI
21
6O/0
Winter
2.XII
U.ll
75
21%
23.XI
20.11
90
25^/0
Nachwinter
15.11
23.III
37
10%
21.11
22.III
30
8»/o
Frühling
24.III
20.V
58
16%
23 III
21.V
60
16«/o
Vorsommer
21.V
20. VI
31
8V/0
22.V
20.VI
30
80/0
Sommer
21.VI
22.VIII
63
17%
21. VI
18.VIII
59
16<^/o
Nachsommer
23.VIII
14.IX
23
6'Vo
19.VIII
lO.IX
23
6«/o
Herbst
15.IX
9.XI
56
150/0
ll.IX
l.XI
51
140/0
Eine anderweite Grundlage für derartige Gruppierungen von
Tagen zu Jahreszeiten liefert die Phänologie. Auf die Mittelwerte
der Ergebnisse vieljähriger Beobachtungen gründete Herr Apotheker
Fr. Schultheiß die folgende Zusammenstellung.
Jahreszeit
Beginn
Ende
Dauer
in
Tagen
Mittlerer Frühester ] Spätester
Unter-
schied
in Tagen
Gruppentag
Vorfrühling
2. III.
4. IV.
34
19. III.
3. III. 99
5. III. 95
33
Erstfrühling
13. IV.
2. V.
20
22. IV.
6. IV. 84
3.V. 88
27
Vollfrühling
5. V.
16. V.
12
9. V.
1. V. 94
17. V. 96
16
Frühsommer
27. V.
23. VI.
28
9. VI.
2. VI. 89
17. VI. 02
15
Hochsommer
29. VI.
18. VIII.
51
15. VII.
6. VII. 93
24. VII. 02
18
Spätsommer
26. VIII.
19. IX.
25
8. IX.
30. VI II. 89
17. IX. 87
18
Herbst . .
10. X.
23. X.
13
16. X.
4. X. 89
26. X. 00
22
— 213 -
Diese phänologischen Erhebungen sind in der nun folgenden
Tafel den auf meteorologischem Wege erhobenen Zeitbegrenzungen
gegenübergestellt. Auch in den so gewonnenen gegenseitigen Zeit-
angaben findet recht erfreuliche Übereinstimmung statt, die das
Vertrauen zu beiden Verfahren rechtfertigt.
Meteoro-
logische
Jahreszeit
Anfang
Ende
N^ Phänologischejahreszeit
^1
Mittlere
Phasen-
tage
Tagzahl
der
Zwischen-
zeit
Winter-
halbjahr
19.
X.
18.
IV.
Eintritt der allgemeinen
182 Laubverfärbung
Eintritt d.Erstbelaubung
16. X.
24. IV.
190
Vorwinter
Winter
Tiefwinter
2.
23.
15.
XI.
XI.
I.
22.
20.
11.
XI.
II.
II.
1 Winterruhe
Uli Laubfallende
Erste Vorfrühlingsphase
10. XL
2. III.
112
Nachwinter
21.
11.
22.
111.
Vorfrühling
30 Erste Vorfrühlingsphase
! Wiesengrün
2. III.
27. III.
25
Frühling
23.
III.
21.
V.
Erst- u. Vollfrühling
60: Wiesengrün
Letzt.Vollfrühlingsphase
27. III.
IG. V.
50
Vorsommer
22.
V.
20.
VI.
1 Frühsommer
30 Erste Frühsommerphase
Letzte
26. V.
23. VI.
29
Sommer
Hochsommer
21.
15.
VI.
VII.
18.
18.
VIII.
VIII.
Hochso mmer
59 Letzt. Frühsommerphase
" Hochsommerphase
23. VI.
18. VIII.
56
Nachsommer
19.
VIll.
10.
IX.
Spätsommer
23 Letzt. Hochsommerphase
Ij » Spätsommerphase
18. VIII.
19. IX.
32
Herbst
11.
IX.
1-
XI.
Herbst
51 Letze Spätsommerphase
Laubfallende
19. IX.
10. XL
52
Auf weitere Übereinstimmungen sei noch hinzuweisen gestattet.
Laut Tafel auf Seite IQO umfaßt die lückenlose Reihe kleinster Tages-
tiefstwerte unter O'' (oder die ununterbrochene Reihe von Frosttagen)
die Zeit vom IQ. Oktober bis 18. April mit 182 Tagen. Dieser
Zeitraum ist deshalb als Winterhalbjahr bezeichnet. Zu cähnlicher
— 214 —
Eingrenzung gelangt man, wenn man aus dem Terminkalender den
Zeitraum vom mittleren Eintrittstag des 1. Frostes, den 20. Oktober
bis zum mittleren Eintrittstag des letzten Frostes, den 27. April mit
190 Tagen herausgreift oder wenn man die Tage zusammenfaßt,
an denen die 20 jährigen Mittelzahlen der einzelnen Tagesmittel für
Luftwärme unterhalb des Nürnberger Hauptmittels von 8** liegen,
also nach dem Terminkalender oder nach Tafel auf Seite 184 den
Zeitraum vom 11. Oktober bis zum 18. April mit gleichfalls IQO
Tagen. Die phänologische Übersichtstafel ergibt einen entsprechenden
Zeitraum für die Ruhedauer in der Ernährungstätigkeit unserer Laub-
hölzer vom mittleren Eintrittstag der allgemeinen Laubverfärbung,
dem 16. Oktober, bis zum mittleren Eintrittstage der Erstbelaubung,
dem 14. April, mit ebenfalls 190 Tagen.
Der 1881 — 1900 durchaus frostfrei gebliebene Zeitraum liegt
laut Terminkalender und laut Tafel Seite 190 zwischen dem 22. Mai und
dem 16. September, er umfaßt vom 23. Mai bis 15. September 116 Tage.
Die stetige Reihe der Sommertage reicht nach Tafel auf Seite 187 vom
11. Mai bis 19. September, zählt also 132 Tage. Nach der Jahres-
zeittafel umfaßt im meteorologischen Sinne Vorsommer, Sommer
und Nachsommer die Zeit vom 22. Mai bis 10. September mit 112
Tagen, im phänologischen Sinne Frühsommer, Hoch- und Spät-
sommer vom 26. Mai bis 19. September mit 117 Tagen.
Wie oben die meteorlogischen Jahreszeiten von Frankfurt a/M.
und Nürnberg verglichen wurden, so sollen nun auch die phäno-
logischen in Vergleich gebracht werden. Die Zeitangaben beziehen
sich auf den mittleren Eintrittstag des Beginns.
Frankfurt
Nürnberg
Voreilung
für Frankfurt
Erstfrühling
15.IV
22.IV
-i- 7
Tage
Vollfrühling
4.V
9.V
+ 5
II
Frühsommer
27.V
9.VI
+ 13
II
Hochsommer
5.VII
15.VII
-1-10
II
Spätsommer
31.V1I1
8.IX
+ 8
II
Herbst
18.x
16.x
- 2
II
Der frühere Eintritt von Frühlings- und Sommerzeiten, der
spätere Eintritt des Herbstes ist Ausdruck für die bevorzugtere Lage
Frankfurts gegenüber Nürnberg. Die Mittelwerte der Jahre und
der 4 Jahreszeiten für Luftwärme sind zu Frankfurt: 9,7*^, 1,0^,
9,5», 18,5«, 9,6°, zu Nürnberg: 8,0«, -1,0«, 7,7«, 17,0«, 8,1«. Nun liegt
Frankfurt um rund 200 m tiefer; aber auch nach dem Umrechnen
auf gleiche Seehöhe bleiben die Zahlen für Frankfurt noch um nahezu
— 215 —
^,'4'* höher, welcher Unterschied wieder zumteil durch die kontinen-
talere Lage Nürnbergs bedingt ist. Berechnet man den Grad der
Kontinentahtät aus der Jahresschwankung nach Zenker, so ergibt sich
der kontinentale Anteil des Nürnberger Klimas zu 26°/o, des Frank-
furter zu 24%, des Prager zu 2Q%; nach Hann berechnet, findet
man für Nürnberg 29-^/0, Frankfurt 26>, Prag 30%.
Hinsichtlich der in Nürnberg vorherrschenden Winde ist das
verhältrHsmäßig seltene Auftreten von N und NE bemerkenswert;
es besitzen diese beiden Richtungen zusammen 13% oder V» aller
beobachteten Fälle (statt ^4 bei gleichmäßiger Verteilung), bei Winden
von Stärke 4 und darüber nur S'^o oder Vi 2 der Fälle dieser Stärke.
Die Angaben über Bewölkung erlauben folgende Nachprüfung.
Untersuchungen Kremsers lehren, daß sich die mittlere Bewölkung
für n Tage, unter denen h heitere und t trübe Tage gezählt wurden,
mit genügender Annäherung ergibt zu
(a + b-^)%
Im Ausdruck bedeuten a und b festliegende Zahlen, die je nach dem
Beobachtungsort verschieden sind und für Mittel- und Nordeuropa
durchschnittlich die Größe 51 und 50 besitzen. Aus den Be-
obachtungsergebnissen zu Nürnberg rechneten sich a=50,7 und
b=:r50,0 heraus, somit gute Übereinstimmung. Bei der Einzel-
berechnung der Bewölkungsprozente aus den Tagzahlen zeigt sich
für die einzelnen Monate ein Fehler bis zu 8%, für die verschiedenen
Jahre ein Fehler bis zu 2%, ebenso für Jahrfünfte, für das Doppel-
jahrzehnt nur 1%.
Die Sonnenscheindauer ist von der Bewölkung abhängig. Im
allgemeinen müssen Zeiträume mit starker Bewölkung sonnenschein-
arm sein, Zeiträume mit hohen Prozentzahlen an Sonnenscheindauer
verhältnismäßig geringere Zahlen für den Bewölkungsgrad aufweisen.
Dahier wird die Sonnenscheindauer in doppelter Weise bestimmt.
Einmal geschieht die Aufzeichnung der Zeit, zu welcher die Sonne
deutliche Schatten erzeugt, durch eigne ständige Beobachter, dann
erfolgt die Aufnahme des stärkeren Prallsonnenscheins durch Brand-
streifen. Daß die Dauer des Prallsonnenscheins (Seite 201) im Durch-
schnitt V3 des Sonnenscheins überhaupt, dagegen im Juli und August
fast ^;4, im Dezember nur Vs ist, lehrt eben die schwache Wirkung
des Sonnenscheins in den ersten und letzten Tagesstunden, wie die
stärkere Trübung der Luft durch Rauch und Nebel im Winter; der
Anteil der Stunden geschwächten Sonnenscheins an der gesamten
Dauer ist im Dezember bedeutend größer als im Juli.
— 216 —
Für den schattenerzeugenden Sonnenschein wurden die Tage
ausgeschieden in sehr sonnige Tage, an denen die wirkHche Sonnen-
scheindauer mindestens ^Z* der möglichen ist, in sonnige mit wirk-
licher Dauer zwischen ^U und V2 der möglichen, in mäßig sonnige
zwischen ^/z und V*, endlich in sonnenarme Tage mit weniger als
V4 der möglichen Dauer. Die Tafel Seite 201 gibt unter anderem
die Zusammenstellung der Mittelzahlen solcher Erhebungen. Auch
die Zahlen über Sonnenscheindauer erlauben eine ähnliche Nach-
prüfung wie jene für Bewölkung. Aus den mittleren Stundenzahlen
des Sonnenscheins für einen Monat oder ein Jahr ergeben sich
Prozentzahlen als Verhältnis der wirklichen zur möglichen Dauer.
Ich versuchte deshalb einen Annäherungsausdruck aufzustellen für
diese Prozentzahl abhängig von den Zahlen der unter n Tagen vor-
kommenden sehr sonnigen Tage m, sonnigen Tage p, mäßig
sonnigen Tage q. Der Ausdruck besitzt die Form
3m+2p+q
n
Für die beiden Koeffizienten a und b rechneten sich aus den
Nürnberger Beobachtungsergebnissen m, p, q die Mittelwerte 7
und 30. Die Nachprüfungen der einzelnen Monate zeigte Fehler
zwischen -f3 und —3%, für die einzelnen Jahre zwischen -\-2 und
— l"/o, für das Jahrfünft unter 1>, also ausreichende Übereinstimmung.
Wie hinsichtlich der Bewölkung und des Sonnenscheins die
Tage nach Gruppen unterschieden und ausgezählt wurden, so auch
bezüglich der Luftwärme, des Luftdrucks, der Luftdurchsicht, der
Niederschläge. Tagesmittel, die sich nach oben und unten um
höchstens 2° vom vieljährigen Tagesmittel entfernen, zählen als
regelrechte Tage. Abweichungen um mehr als 2^ nach oben kenn-
zeichnen warme Tage, nach unten kalte Tage. Für Luftdruck be-
stimmt eine 3,5 mm übersteigende Abweichung des Barometerstandes
vom Mittelwert nach oben den Überdrucktag, nach unten den Unter-
drucktag. .Die Luftdurchsicht ist bemessen nach dem Grade der
Sichtbarkeit von Gegenständen in verschiedenen Entfernungen vom
Beobachtungsorte. Bei Niederschlägen ist der Anfall eines fast
freien Tages zwischen 0 und 1 mm, eines benetzten zwischen 1 und
5 mm, eines nassen zwischen 5 und 10 mm, eines sehr nassen
über 10 mm.
Aus den beiden Tafeln für Niederschläge Seite 203 und 204
geht unter anderem hervor, daß kein Tag des Jahres in den 20
Beobachtungsjahren ganz niederschlagsfrei blieb, nicht einmal der
29. Februar. Die Tafel der Anzahl von Regentagen (S. 206) zeigt, daß
— 217 —
jeder Tag des Jahres innerhalb der 20 Jahre mindestens dreimal
auch Regentag war, sicher für den Winter ein Zeichen der Milde
des Klimas, entsprechend dem oben Seite 211 hervorgehobenen, daß
jeder Tag des Jahres während der 20 Jahre mindestens einmal frost-
frei war. Vollkommen frei von jedem Schneefall war nur der
Zeitraum zwischen dem 18. Mai und 5. Oktober mit 139 Tagen.
Ihm ähnlich ist der oben Seite 214 erwähnte frostfreie Zeitraum
zwischen dem 22. Mai und 16. September mit 116 Tagen.
Die Tafel über Niederschlagstage Seite 20Q lehrt, daß in den
20 Jahren auf das Jahr rund 148 niederschlagsfreie Tage kommen.
Auf je 5 Tage treffen somit 2 freie und 3 nichtfreie Tage. Das
Verhältnis von Schlechtwetter- zu Schönwettertagen ist also 3 : 2.
Nimmt man die freien und fast freien Tage als wettergünstige zu-
sammen, so sind rund 250 günstige, 115 ungünstige Tage im Jahre
zu zählen oder auf 2 günstige Tage trifft rund ein ungünstiger.
Das Verhältnis der freien, fast freien, benetzten, nassen und sehr
nassen Tagen ist stark abgerundet 12:8:6:2:1.
Verteilt man die jährliche Niederschlagsmenge nach den Tag-
zahlen der einzelnen Monate auf letztere und vergleicht die so er-
haltenen Höhen mit den Mittelwerten der wirklichen Monatsanfälle,
so finden sich beträchtliche Unterschiede. Die Überschüsse sind in
der folgenden Zusammenstellung durch -\-, die Fehlbeträge durch —
bezeichnet. Zum Vergleiche wurden auch die entsprechenden
Werte für Frankfurt und Berlin beigefügt.
Jan. Feb. Mrz. Apr. Mai Jun. Jul. Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.
Nürnberg —14 -16 —11 — JO -fll +25 -f-28 -f 6 0+2-12—7 mm
Frankfurt a. M. — 9 —15 —13 —16 + 1 +20 +27 + 9—6+4 + 2—2 „
Berlin —11 — 5 — 6 —11 — 1 +17 +25 +10 --9 —2 — 4—2 „
Im allgemeinen tritt an den 3 Orten die Erscheinung im
gleichen Sinne auf; Juni, Juli und August erhalten zu große Anteile
am Jahresanfall, die Monate Dezember bis April zu geringe. Gegen-
sätzlich zu den beiden anderen Orten ergibt sich für Nürnberg auch
im Mai (wie im Juni, Juli und August) ein größerer Überschuß, im
November (wie Dezember bis April) größerer Fehlbetrag. Da die
Erscheinung im ganzen und großen an den 3 Orten in gleicher
Weise sich bemerkbar macht, so sind ihre Gründe nicht örtlicher
Natur. Auf alle Fälle aber ist das Auftreten so beträchtlicher Mehr-
anfälle in den warmen Monaten eine für das Pflanzenleben und die
Landwirtschaft außerordentlich günstige Erscheinung.
• Die Niederschlagsmenge Nürnbergs ist im Vergleiche mit jener
ihrer näheren und ferneren Umgebung durch einen auffallenden
- 218 —
Tiefstwert ausgezeichnet. Das Nürnberg-Fürther Gebiet bildet in
weithin sich erstreckender Fläche eine kleine Insel mit geringster
durchschnittlicher Jahresmenge an Niederschlägen. Das letzte Jahr-
fünft 1901 — 1Q05 ergab Mittelzahlen, nach denen von Nürnberg-
Fürth aus eine Zunahme der Jahresniederschläge für Ansbach um
5 cm, für Wendelstein bei Schwabach um 6 cm, für Erlangen um 7,
für Weißenburg um 9, für Windsheim um 12, für Ursprung bei
Altdorf um 21, für Gößweinstein um 27, endlich für Gräfenberg
um 33 cm vorhanden ist. Nach den Durchschnittszahlen einer
längeren Jahrreihe steigt der Jahresanfall von Nürnberg aus in der
Richtung gegen Osten um 15% bei Altdorf, um 20^/0 bei Amberg,
gegen Nordosten um 50°;o bei Gräfenberg, gegen Norden um 77«
bei Erlangen, gegen Nordwesten um 15> im Steigerwald, gegen
Westen um 9% bei Ansbach, gegen Süden um 8> bei Wendelstein,
um 1270 bei Weißenburg. Erst an der Donau zwischen Neuburg
und Donauwörth, dann bei Regensburg, am Main zwischen Schwein-
furt und Würzburg, dann bei Bayreuth treten wieder Niederschlags-
gebiete auf mit nur 6 dm Jahresanfall wie bei Nürnberg-Fürth. Die
bezeichneten fünf Gebiete bilden im rechtsrheinischen Bayern fünf
Inseln mit geringstem Jahresanfall.
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Die Flora der Umgebung Nürnbergs.
Von
K. Oberstabsveterinär August Schwarz*).
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ie Flora der Umgebung Nürnbergs bildet einen räumlich
geringen Teil des Waldgebietes des östlichen
Kontinents im Sinne Grisebachs oder des nordischen
Florenreiches nach Drude. Dieser breite Gürtel der
kalttem perierten Zone, der im Norden mit der Grenze des Baum-
wuchses und des Anbaues von Cerealien an die Tundra der arkti-
schen Zone stößt, ist im Süden von der an immergrünen Gebüschen
reichen mediterranen oder M i 1 1 e 1 m e e r - Flora, im Südosten vom
ausgedehnten Steppengebiet Südrußlands und Mittelasiens begrenzt.
Es lassen sich in ihm weitere 3 natürliche Zonen unterscheiden: die
Zone des Nadelholzgebietes, die Zone der laubabwerfenden
Gehölze und die Zone der Wiesengebiete. Deutschland gehört in
seiner ganzen Ausdehnung zur 2. dieser Zonen, zu der der laub-
abwerfenden Gehölze. Nach Drude unterscheiden wir für Deutsch-
land, die angrenzenden Länder nun teilweise mit in die Betrachtung
hereinbezogen, weitere 7 Hauptregionen:
1. Vegetationsregion der nordat landische nNiederung,
den nördlichen Teil Belgiens, die Niederlande, das Rheinland bis
Köln hinauf und die norddeutsche Tiefebene bis zur Elbe umfassend;
2. Vegetationsregion der südbaltischen Niederung
und Höhenschwelle, Mecklenburg, Brandenburg, Posen und
Ostpreußen und einen Teil von Schlesien bis Breslau umfassend ;
*) Vgl. A. Schwarz, Phanerogamen- und Gefäßcryptogamen. — Flora der
Umgegend von Nürnberg- Erlangen. Nürnberg bei U. E. Sebald, 1897— IQOl.
— 220 —
3. Vegetätionsregion des mittel- und süddeutschen
Hügellandes und des unteren Berglandes. Hiezu gehört der
südöstliche Teil Belgiens, Luxemburg, Lothringen, die Pfalz, Elsaß,
der niedere Teil der Schweiz um Bern über Zürich bis zum Boden-
see, Baden, Württemberg, Franken und der nördliche Teil der
bayerischen Hochebene (Sendtners Münchener und Donauzone) sodann
Hessen, Westfalen, Thüringen, Sachsen, das obere Schlesien, Böhmen,
Mähren, Oberösterreich.
4. Vegetationsregion des oberen Berglandes und der
subalpinen Formationen bis zur oberen Waldgrenze. Hiezu
gehören Teile der Ardennen, Eifel, Vogelsberg, Rhön, der Harz,
Thüringer Wald, Fichtel- und Erzgebirg, Sudeten, ein großer Teil
der Karpaten, der Böhmerwald, die Vogesen, der Schwarzwald, zum
Teil der Schweizer und schwäbische Jura, dann der südliche Teil der
bayerischen Hochebene (Sendtners Peißenberger Zone und hohes
Vorgebirg), sodann der Süd- und Ostgürtel am Fuße der Alpen.
5. Vegetationsregion der alpin-karpatischen Hochge-
birgsformationen, der außer dem Hauptzug der ganzen Alpen-
kette noch die höchsten Punkte im schweizer Jura, der Sulzer
Belchen in den Vogesen, die Feldberggegend im Schwarzwald, der
Arber, Brocken, Schneekoppe, Altvater und die hohe Tatra zu-
gehören.
Während dann im Südosten als 7. (West pon tische) Vege-
tationsregion der Karst, Kroatien und die ungarische Tiefebene sich
ausdehnen, erreicht das Gebiet des deutschen Reiches in seinem süd-
lichsten Teile noch 6. (die Zählung nach Drude) die Zentral-
französische Vegetationsregion, zu welcher außer Teilen von
Oberelsaß, noch die Gegend um Lindau und vom Bodensee rhein-
aufwärts ein kleiner Strich, dann der Kanton Schaffhausen und die
Gegend westlich Konstanz, sowie die wärmsten Teile der Schweiz
um den Neuenburger und Genfer See gerechnet werden.
Die Flora der Umgegend Nürnbergs gehört demnach nur
einer Vegetationsregion und zwar der dritten, der des mittel- und
süddeutschen Hügellandes an. Auch die Höhendifferenzen im Ge-
biete sind keine sehr großen; der höchste Punkt ist der Poppberg
bei Alfeld zwischen Hersbruck und Kastl mit 656,2 m Höhe über
der Nordsee; der niederste die Mündung der Regnitz in den Main
bei Bischberg nahe unterhalb Bamberg mit 228 m Meereshöhe.
Die Höhendifferenz beider Punkte beträgt somit 428 m oder gut
1465 Fuß nach alter Rechnung, aber diese bedingt noch keine so
mächtigen Klimaunterschiede, daß dadurch eine auffallende Ungleich-
— 221 —
heit der Pfanzendecke zu Stande käme. Da nun weiter auch keine
größeren Seen, geschweige denn eine Meeresküste im Gebiete vor-
handen ist, so müßte man auf eine Eintönigkeit des Florenbildes
gefaßt sein, wenn nicht glücklicher Weise die geognostischen Ver-
hältnisse im Gebiete sehr verschiedene wären. Aber in dieser Be-
ziehung ist das Gebiet nahezu halbiert: während den westlichen Teil
das vorherrschend sandige Gebiet des Keuper einnimmt, ist die
östliche Hälfte vom Zuge des fränkischen Jura bedeckt, der vor-
nehmlich als Kalkgebirg entwickelt ist. Auf diese Weise entstehen
selbst für unser engeres Gebiet natürliche Florenuntergruppen, die
im nachstehenden aufgeführt und sodann in ihrem Florenbild des
näheren kurz besprochen werden sollen.
I.
Die westliche Hälfte oder das Keupergeblet und die unteren
Stockwerke des Jurazuges
mit den folgenden Untergruppen:
la). Das Maintalland oder der Gau,
Ib ). Die fränkische Höhe und das Stufenland,
Ic). Das Regnitztal,
Id). Die Weihergegend,
le). Die Süßwasserkalkhügel,
I f ). Die östliche Ausbreitung des Burgsandsteines mit dem
Zanclodonletten und dem rhätischen Keuper,
lg). Der Tonhügelsaum, Lias mit Opalinuston,
= Ih). Die Doggerzone,
== I i ). Das Tal der hinteren Schwarzach,
=: Ik). Die Neumarkter Sandniederung.
9
10
II.
Die östliche Hälfte: der obere und weiße Jura
mit den Unterabteilungen:
11 {— IIa). Berg- und Felsgebiet der geschichteten Kalke und des
Frankendolomites,
12 {— IIb). Die lehmigen Überlagerungen des Albplateaus,
13 (= II c). Die sandigen Überdeckungen des Albplateaus,
14 (— Ild). Die vulkanischen Durchbrüche.
Da der Jurazug östlich nicht bis an das benachbarte Urgebirgs-
gebiet des Böhmerwaldes und Fichtelgebirges reicht, so ziehen wir
noch in den Rahmen der Betrachtung:
— 222 —
III.
Die östliche Provinz
mit den Unterabteilungen:
15 (= III a). Die östliche Abdachung des Jurazuges und der öst-
liche Keuper,
16 (= III b). Die östlichen Muschelkalkhöhen.
1 (= I^). Das Maintalland oder der Gau.
Die Grund- oder Gaulandschaft ist der östliche Teil der
Maintallandschaft. Als ausgedehntes, ziemlich flaches, waldarmes
und getreidereiches Land, geologisch dem Lettenkohlenkeuper und
den Grundgipsschichten des grauen Keupers zugehörig, erstreckt sich
dasselbe von Rothenburg, woselbst in romantisch tiefeingenagtem
Tale, einer echten „Klinge", die Tauber den unterlagernden Muschel-
kalk bloßgelegt hat, über Uffenheim, Ochsenfurt nördlich weiter
nach Gerolzhofen und würde somit nicht mehr in den Rahmen
unserer Besprechung gehören, wenn nicht aus pflanzengeographischen
Gründen das obere Aischtal, die Burgbernheim-Windsheimer Gegend
ihm zugerechnet werden müßte. Dieses breite, überaus fruchtbare
Tal, bedeckt mit schweren diluvialen Lehmböden, strichweise auch
mit Löß und in zahlreichen Gipsbrüchen erwünschte Aufschlüsse
zeigend, hängt zwischen Steinach und Uffenheim durch eine breite
Unterbrechung des Keupersteilrandes mit dem Rothenburg-Uffenheimer
Gau zusammen und erstreckt sich halbinselartig und allmählig sich
verschmälernd ostwärts bis Neustadt a. Aisch. Die Äcker zeigen
zahlreiche Kulturbegleiter des lehmigen Bodens, so Adonis aestivalis,
typisch mennigrot und in der strohgelben Abänderung: citrina,
Adonis flammeus, Erysimum repandum, Turgenia latifolia, Caucalis
daucoides und Scandix pecten Veneris, Veronica praecox, Podo-
spermum laciniatum, dann Euphorbia Gerardiana, Esula und verrucosa.
Auf den Wiesen treffen wir das frühblütige Galium Wirtgeni, auf
den kurzgrasigen Heiden den in seinen Früchten reizenden Erdbeer-
klee, Trifolium fragiferum, an den lehmigen Fahrwegen wachsen
dem Boden angepreßt Sclerochloa dura und Coronopus Ruellii, an
kleinen Bächen ist eine mächtige Umbellifere, Archangelica officinalis,
vollständig eingebürgert, in der Aisch selbst gedeihen Zanichellia
palustris und der sonderbar geformte Tannenwedel, Hippuris vulgaris,
am Ufer steht Scirpus Tabernaemontani. Seit lange berühmt ist die
Flora der verlassenen Gipsbrüche bei Külsheim; hier treffen wir auf
kleinem Räume vereint eine hochinteressante Genossenschaft meist
— 223 -
politischer Steppenpflanzen, so Adonis vernalis, Scorzonera purpurea^.
Veronica spicata, Alyssum montanum, Poa badensis, Stupa capillata,
Astragalus; Hypoglottis, Thalictrum minus, Sllene Otites etc. und
es ist somit ein wahres Verdienst des hiesigen botanischen
Vereines, daß derselbe, um dieses hochinteressante Naturdenkmal
vor drohendem Untergang zu bewahren, kürzlieh diesen Gipshügel
angekauft hat. In den Weinbergen an den Talgehängen erstrahlt
im Frühjahr das leuchtende Gelb der Tulipa silvestris, andere Tal-
hänge sind mit Laubwald bedeckt und bergen auch eine Reihe
hochinteressanter Gewächse: Rosa gallica und arvensis, Dictamnus albus,
Inula hirta, Lithospermum purpureocoeruleum, Potentilla Thuringiaca,
Ranunculus platanifolius, Thesium montanum, Cirsium bulbosum,
Spiraea Filipendula, Festuca heterophylla, Lathyrus Aphaca und die
reizenden blauen Schlotfegerlein, Muscari botryoides; bei Altheim
treffen wir Centaurea montana, Melittis Melissophyllum, Aster
Linosyris, Pulm.onaria azurea und mollis, bei Rüdisbronn Scilla
bifolia. Auch das häufige Vorkommen des Eryngium campestre, der
Umbellifere im Distelgewand, bezeugt die nahe floristische Ver-
wandschaft mit der Maintallandschaft Unterfrankens.
2 (= I b). Die fränkische Höhe und das Stufenland.
Steigen wir weiter bergan, so wird der Boden sandiger, Jasione
montana, Genista tinctoria und Heidekraut stellen sich ein und ver-
raten das Durchstreifen des an Pflanzenabdrücken reichen Schilf-
sandsteines, darüber lagert die Berggips- und Lehrbergschichte und
die Höhe selbst ist mit Blasensandstein bedeckt. Der Steilrand des
Keupers wird zweimal unterbrochen, erstmals bei Burgbernheim
durch das soeben beschriebene Aischtal, zweitens bei Haßfurt-Eltmann-
Bamberg durch das Maintal, und somit in 3 Teile zerlegt, deren
südlichster fränkische Höhe, der mittlere Steigerwald und der
nördlich vom Main befindliche die Haßberge genannt werden.
Nachdem wir aus der Flora dieser an Laubholz reichen Höhenzüge
als charakteristisch das häufige Vorkommen der wohlriechenden
herbstlichen Federnelke, Dianthus superbus, und der stattlichen
Centaurea montana erwähnt haben, wenden wir uns weiter ost-
wärts der näheren Umgebung Nürnbergs zu. In monotoner Aus-
bildung schrägt sich das fränkische Stufenland langsam zum Tal der
Rednitz-Regnitz ab, durch eine Anzahl meist parallel laufender
Flüßchen, wie fränkische Rezat, Bibert, Zenn, Aurach, Aisch, reiche
und rauhe Ebrach und schließlich die nördliche Aurach in eine
Anzahl langgezogener Terrainwellen geteilt, deren Boden, aus Stuben-
- 224 —
und Blasensandstein bestehend, mit dem Fortschreiten nach Osten
immer mehr sandig wird, während in den Taleinschnitten noch die
roten Tone der Lehrbergstufe über dem Schilfsandstein anstehen.
So treffen wir noch bei Weinzierlein ober Zirndorf einen Steinbruch
mit pflanzenabdruckreichem Schilfsandstein, nahe davon steht im Walde
Orchis militaris, an den Linder Gruben treffen wir das schöne Leber-
blümchen, Hepatica nobilis mit Fragaria moschata, Asarum und dem
duftigen aber giftigen Ziland, Daphne Mezereum, in schweren roten
Ackerböden bei Zirndorf gedeiht die stattliche Muscathyacinthe,
Muscari comosum, in den Hecken die großblumige Rosa trachyphylla.
Eine Parallelform, die harzige Rosa Jundzilli bedeckt die Hügel bei
Veitsbronn, und die in der Nähe davon sowie bei Emskirchen vor-
kommende Rosa gallica erinnert uns mit dem bei Langenzenn und
Hagenbüchach auftretenden Eryngium campestre daran, daß das
Aischtal nicht mehr weit entfernt ist. Aus der Umgebung Ansbachs
sei Melittis Melissophyllum, Primula farinosa und die scheckige
Schachbrettblume Fritillaria Meleagris erwähnt, alles gewiß bessere
Sachen, aber von den Höhen ist nicht viel rühmliches zu erwähnen,
die Föhre ist der vorherrschende Baum der langweiligen Wälder
geworden, Aira flexuosa und das Heidekraut werden immer häufiger,
Kartoffeln und Roggen, Seeale cereale, sind die vorherrschenden
Kulturpflanzen. Die gegen das Regnitztal zu vorhandenen Höhen, wie
der Dillenberg, die alte Hohenzollernburg Cadolzburg und die durch
Gustav Adolfs Sturm auf Wallensteins Lager denkwürdige alte Veste bei
Fürth werden von einer höheren Schichte, dem meist rosafarbigen
Burgsandstein bedeckt. Dieser hat schon von alters her das Material
zu den Bauten Nürnbergs liefern müssen und so sehen wir auf allen
diesen Höhen zahlreiche Steinbrüche, teils noch im Abbau, teils ver
lassen, in deren Winkel sich eine formenreiche Rubusflora angesiedelt
hat. Auf dem an Weißtannen reichen waldbedeckten isolierten Haiden-
berg bei Schwabach, der übrigens außer bis zum Burgsandstein in noch
höhere Schichten hinaufragt, wurde vor noch nicht langer Zeit die
Potentilla procumbens-Tormentilla reptans L. als sicher einheimisch
aufgefunden.
3(=:Ic). Das Regnitztal.
Von Bamberg aufwärts über Forchheim, Erlangen, Fürth und
Nürnberg, auch noch Roth zieht längs der Regnitz-Rednitz ein
breites flaches Tal südwärts durchs ganze Gebiet bis Heideck und
Pleinfeld. Die Talsohle selbst gehört natürlich dem Alluvium zu,
auf den Regnitzwiesen, die in der Gegend von Fürth, Vach, Möhren-
— 225 —
dorf usw. durch große Schöpfräder künsthch bewässert werden,
findet sich reichlich das schöne blaue Geranium pratense, stellen-
weise Senecio aquaticus, bei Fürth Allium acutangulum, bei Stein
Alsine viscosa. Zu beiden Seiten des Tales gehört der Boden meist
dem Diluvium an und liefert ausgedehnte sandige Flächen, die oft
mit großen Waldungen bedeckt sind: so der Hauptsmoorwald bei
Bamberg, der Sebalder und Lorenzer Forst um Nürnberg, der Rother
Stadtwald u. a. In diesen Wäldern, deren Boden mit Heidekraut,
Preißel- und Schwarzbeeren, ott auch mit dem Adlerfarn, Pteridium
aquilinum, bedeckt ist und welcher im Mai sich strichweise gelb
färbt von den Blüten des Besenginsters, Sarothamnus scoparius, finden
sich auch zahlreiche Waldvermoorungen, in denen wir dann die
Rauschbeere, Vaccinium uliginosum, Andromeda, die Wollgrasarten
und den insektenverzehrenden Sonnentau, Drosera rotundifolia, dann
Molinia coerulea und zahlreiche Carexarten antreffen. Bei Kalchreut,
am Valzner Weiher und in der Rother Gegend findet sich die
schöne Schlangenwurz, Calla palustris, bei Ziegelstein die blau-
blütige Iris sibirica, am Dutzendteich Phegopteris polypodioides und
gegen Altenfurt zu der Siebenstern oder das Dreifaltigkeitsblümlein,
Trientalis europaea. Ein ausgedehnter Bezirk sumpfiger Wiesen
zwischen Kronach und Steinach bei Fürth birgt zahlreiche interessante
Carices z. B. distans, Buxbaumii, Hornschuchiana, paradoxa, pulicaris,
flava -f- Hornschuchiana, riparia -\- vesicaria, dann Scirpus pauci-
florus, Pedicularis palustris, Orchis incarnatus und serotinus, Epipactis
palustris, Taraxacum paludosum und insbesondere Equisetum
variegatum, das im nördlichen Bayern außer von hier nur noch vom
Maintal bei Staffelstein bekannt ist.
Wo der Sand nicht mit Wald bedeckt ist, tritt uns eine Serie
kieselholder Pflanzen entgegen, von denen die Keulengranne,
Corynephorus canescens, als erste erwähnt sei, weil dieses polster-
bildende Gras als erster Pionier der Vegetation auf dem losen Sande
sich einstellt und damit anderen Sandpflanzen die Ansiedelung mög-
lich macht. Als solche seien genannt: Herniaria glabra, Spergula
vernalis, Teesdalea nudicaulis, Lepigonum rubrum, Scleranthus perennis,
Sedum reflexum meist als var. glaucum, Jasione montana, Berteroa
incana, Trifolium filiforme, Myosotis versicolor und stricta, Veronica
longistyla und brevistyla, Potentilla argentea, Anneria vulgaris,
Arnoseris pusilla, Artemisia campestris, Quendel schmal- und rund-
blätterig, Filago minima, Gnaphalium dioecum und das liebliche Stroh-
blümchen oder die Immortelle: Helichrysum arenarium, Polytrichum
piliferum, Racomitrium canescens, Cladonia rangiferina und Cornicu-
15
— 226 —
laria aculeata, auch das sogenannte isländische Moos: Cetraria
Islandica. Speziell um Nürnberg findet sich Astragalus arenarius,
der erst viel weiter nördlich in Sachsen, Brandenburg und Posen
wiederkehrt, merkwürdigerweise wurde derselbe jüngst auch auf
grobem Sand des Burgsandsteines nahe den Quarzitbrüchen bei
Wendelstein durch Vogtherr aufgefunden. Bei Roth und Nürnberg
bewohnt sandige Waldränder Ornithopus perpusillus mit vogelfuß-
ähnlichen Früchten, sehr auffallend ist das Vorkommen von Silene
conica bei Nürnberg und Erlangen, die Pflanze gehört eigentlich
der Mediterranflora an. Bei Bamberg speziell ist Veronica prostrata
und Androsace septentrionalis zu erwähnen, auch Juncus tenuis, der
jedoch auch bei Fürth und Nürnberg sich hat sehen lassen; neuestens
ist bei Bamberg auch Succisella inflexa aufgetreten, sehr erfreulich war
es auch, daß Cirsium rivulare, dessen Vorhandensein aus zwei ihm
zugehörigen Bastarden vorausgesagt war, nun tatsächlich auf Sumpf-
wiesen beim Schloß Seehof nachgewiesen werden konnte. Wie
nicht anders zu erwarten ist, hat das Tal bei Bamberg auch mehrere
Bürger aufzuweisen, die es nur der Nähe des Maintales verdankt,
so z. B. Inula Britannica und Cuscuta Gronovii oder Cesatiana;
letzteren Schmarotzer, dessen Aufwärtswandern im Maintale von
Frankfurt über Würzburg, Kitzingen, Volkach, Schweinfurt genau
registriert wurde, fand 1893 Harz zuerst auf eingebürgerter Aster
novi Belgii bei Gaustadt, nun hat er sich in den Mainauen bei
Hallstadt auf mehreren Weidenarten breitgemacht. Cucubalus baccifer,
Silene Otites und Thalictrum flavum gehen weiter die Regnitz aufwärts,
letzteres an der Aisch bis Höchstadt, auch Peucedanum Oreoselinum
begleitet häufig das Regnitztal, ebenso Vicia lathyroides und Corydalis
solida, dann ganz besonders eine gelbe Crucifere: Erysimum strictum
oder hieracifolium. Das Verbreitungsbild dieser Pflanze ist ein
höchst merkwürdiges; vom Maintal über Volkach usw. heraufge-
kommen, begleitet sie sklavisch das Regnitzrednitztal, wo aber Bahnen
mit Einschnitten das Tal überqueren, da begleitet sie die Böschungen
oft ziemlich lang, an anderen Orten, wo sie aufgetreten war, ist sie,
wie ein echter Fremdling rasch wieder verschwunden ; sie fühlt sich
nur heimisch im Rednitztal. Noch muß ich erwähnen, daß eine
Wasserpflanze, Stratiotes aloides in der Regnitz und namentlich im
Kanal aufwärts wandert: vor etlichen Jahren war sie erst bis Forch-
heim heraufgekommen, nun hat sie Glück auch schon bei Erlangen
konstatiert. Eine andere Einbürgerung ist ebenfalls noch zu erwähnen,
Helodea canadensis, die auch im Kanal heraufgekommen ist, jetzt hat
sie sich weit verbreitet. Auch zahlreiche amerikanische Astern haben
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sich an den Ufern der Regnitz und Pegnitz angesiedelt, bei Roth
auch Solidago serotina. hi Kulturen ist um Erlangen und nament-
lich um Nürnberg, aber auch bei Altdorf Galinsogaea parviflora
heimisch geworden; auf Waldschlägen, freilich auch in höhere Striche
hinaufgehend, wird neuerdings die schöne Stenactis bellidiflora oder
Aster annuus immer häufiger. Für die Gegend Kornburg-Schwabach-
Roth-Pleinfeld muß noch einer Kulturpflanze, nämlich des Lupinus
luteus Erwähung geschehen. Die Wolfsbohne wird nur als Stick-
stoffsammler zur Gründüngung gebaut, oft für sich allein, oft
zwischen Kartoffeln, viel seltener wird auch die blaue: Lupinus
angustifolius gebaut. Diese Lupinenfelder mit ihrem weithinleuchten-
den Gelb bieten zwar einen schönen Anblick, aber ein gutes Zeichen
für die betreffende Gegend sind sie nicht. Bei Schwabach trifft man
neuestens die Serradella, Ornithopus sativus, gebaut an, diese dient
zuerst als Futterpflanze, später wird auch sie zur Gründüngung,
wie die Lupine, untergepflügt.
4 (= \^). Die Weihergegend.
Wo das Regnitztal, wie z. B. bei Baiersdorf sich sehr verbreitert,
finden sich auch östlich vom Fluß Weiher, aber das ist nur ein
geringer Bruchteil der Zahl jener künstlich, der Karpfenzucht halber
angelegten Wasserflächen, welche von Erlangen und Herzogenaurach
an über Poppenwind, Höchstadt und das Aischtal hinauf, dann über
Saltendorf bis Zentbechhofen und Pommersfelden das Land bedecken.
Auch südwärts findet sich um Kirchfarrnbach noch ein weiherreicher
Komplex. Schon von Schreber, Hoppe, Zuccarini, Schweigger und
Körte, dann später Koch, Schnizlein und Funk in Bamberg wurde
über die Schönheiten der Weiherflora berichtet, und öfter schon sind
Botaniker aus weiter Entfernung hieher gereist, um beispielsweise
Subularia aquatica, Carex cyperoides, Hottonia, Litorella oder Pilularia
globulifera sich am Standorte anzusehen. In neuester Zeit wurde
die Weihergegend von Fischer und Harz, Glück, Schultheiß, Rodler
und dem Verfasser ganz besonders bevorzugt und so wurde den
schon länger bekannten Schönheiten der Flora dieser botanisch
interessanten, landschaftlich mit geringen Ausnahmen höchst monotonen
Striche: Gnaphalium luteo-album, Lythrum Hyssopifolia, Rhynchospora
alba und fusca, Teucrium Scordium, Juncus capitatus, Cyperus
flavescens und fuscus, Utricularia vulgaris, Oenanthe fistulosa, Carex
pulicaris, limosa, Polystichum Thelypteris, Potamogeton gramineus,
Zizii, rufescens usw. viel neues zugefügt: Bidens platycephalus,
Potentilla supina, Potamogeton fluitans, mucronatus, rutilus und
15
— 228 -
panormitanus, Zanichellia var. gibberosa, Cuscuta racemosa, Pulicaria
dysenterica, Alisma arcuatum, Juncus Tenagea, Thalictrum flavum,
Utricularia neglecta, Schinzia cypericola; auch gelang es eine Reihe
von längst nicht mehr beobachteten Florenbürgern, die man schon
glaubte schweren Herzens streichen zu müssen, an neuen Plätzen
wieder aufzufinden, so Scirpus mucronatus, Najas marina, Scutellaria
minor und Elatine Aisinastrum.
Die Weihergegend hat auch eine spezifische Kulturpflanze:
schon nahe Erlangen, besonders aber bei Poppenwind und Weißen-
dorf stößt man oft auf orangegelb leuchtende Ringelblumenäcker,
Calendula officinalis. Auch der Bau des Meerrettig oder Kreen,
Cochlearia Armoracia, der am meisten von Baiersdorf und Hausen
geschätzt wird, gehört fast ausschließlich in die Weihergegend; bei
Baiersdorf besitzt er einen Parasiten, Kreenfresser genannt, Orobanche
ramosa.
5 (= le). Die Süßwasserkalkhügel.
Mitten im sandigen Keuperland besteht bei Georgensgmünd
ein Hügel, der „Bühl", aus Süßwasserkalk. Der Umfang des Kalk-
vorkommens ist ein sehr beschränkter und dennoch treffen wir eine
Zahl Kulturbegleiter, die wir sonst meist im Jura haben, hier an, so
Nigella arvensis, Conringia perfoliata, Caucalis daucoides, Stachys
annuus, Anagallis coerulea und Ajuga genevensis.
6 (= H). Die östliche Ausbreitung des Burgsandsteines mit
dem Zanclodonletten und dem rhätischen Keuper.
Die obersten Schichten des Keupers treten meist nicht als
selbständige Höhen auf, sondern bilden nur die Unterlage der
Liaszone. Dies gilt vornehmlich vom rhätischen Keuper, der nament-
lich um Altdorf in vielen schmalen Schluchten uns entgegentritt, in
welchen Bürger tiefen Waldschattens, wie Chrysosplenium oppositi-
folium, Lycopodium Selago und annotinum, Phegopteris Dryopteris
und polypodioides, Cardamine impatiens, Festuca silvatica sich
finden. Von dem mehr isolierten Burgsandstein und Zanclodonletten
erwähne ich das Vorkommen von Gentiana Pneumonanthe um
Allersberg. Der auch landschaftlich schöne, klammartige Durch-
bruch der Schwarzach durch den Burgsandstein bei Gsteinach birgt
außer manchem seltenen Laubmoos an den nassen Felswänden
ganze Teppiche von Chrysosplenium oppositifolium. Nahe den
mineralogisch wichtigen Quarzitbrüchen bei Wendelstein hat sich
neuerdings Potentilla intermedia angesiedelt, am Hutberg bei Fisch-
— 229 —
bach treffen wir Cephalanthera Xyphophillum an, der Schmausenbuck
birgt Circaea alpina, Anthericus ramosus, Ophioglossum vulgatum
und Hierochloa australis. Am Schinalzberg bei Lauf steht Polygonatum
verticillatum, an seinem Fuß Epipogon aphyllus, auf der Haid bei
Heroldsberg Trientalis europaea und die Kreuzung der Preißel-
beere mit der Schwarzbeere.
7 (= Ig). Der Tonhügelsaum.
Als unterstes Glied des fränkischen Jura zieht als ununter-
brochenes Band überaus fossilreicher schwarzer Kalke und Schiefer
der Lias durchs ganze Gebiet. In pflanzengeographischem Sinne
muß ihm auch der geologisch bereits dem Dogger zugezählte
Opalinuston angeschlossen werden. Aber in vielen Strichen, so um
Spalt, Alfershausen, Hiltpoltstein, Möning, Oberferrieden, Altdorf, von
Lauf bis Kalchreuth, vom Hetzles bis nahe Erlangen, weiter nördlich
selbst jenseits der Regnitz von Seußling bis Zentbechhofen, auf dem
Mainberg und Distelberg, und selbst noch auf der Altenburg und
am Rothof bei Bamberg entfernt sich der Lias weit vom Hauptzug
des Jura. Die ertragsreichen tonigen Böden dieser Liashöhen zeigen
viele Kulturbegleiter, wie den Venuskamm, Scandix pecten Veneris,
Caucalis daucoides, Turgenia latifolia, Euphorbia exigua, Melampyrum
arvense, Linaria spuria und Elatine; bei Alfershausen, um den
Moritzberg herum, dann auf der Erlanger Liashöhe steht Lathyrus
hirsutus viel in den Äckern, auch Lathyrus tuberosus mit seinen
wohlriechenden, blutroten Blütentrauben. Bei Simonshofen, Leutzen-
berg und Atzeisberg steht auch der sonderbar geformte Lathyrus
Nissolia, bei Jahrsdorf stoßen wir auf ein an Windsheim erinnerndes
Bild: Coronopus Ruellii an den Wegen und in den Feldern Adonis
aestivalis und flammeus, die Wiesen in dieser Gegend, namentlich
beim Federhof sind viel mit Trollius europaeus besetzt. Zwischen
Hirschaid und Friesen tritt Adonis aestivalis meist in der strohgelben
Varietät auf.
8 (= pi). Die Doggerzone.
Die Zone des Eisensandsteines zieht als mächtiger, wald-
bedeckter Gürtel mit dem ganzen Jurasteilrand über dem Lias
durchs Gebiet. Vielerorts finden wir aber auch vorgeschobene
Doggerberge, die bei der Abschwemmung stehen geblieben sind
und oft sind mehrere derselben unter sich verbunden durch langhin-
gezogene Kämme, welche mit Vorliebe zu Hochstraßen benützt
werden. Solche isolierte Doggerberge haben wir namentlich viel
— 230 —
in der Neumarkter Gegend: Sulzbürg, Möningerberg, Buchberg, Stauf-
berg, hohe Andt, Tyrolsberg, Grünberg, Dillberg mit dem Hochzug
zur Heinrichsbürg und dem Gruber, Reisberg und Rühresberg, auch
der Rascher Chor und der Eichelberg, an dessen Fuß die groß-
artige Kirchenruine Gnadenberg trotz der Zerstörung uns Bewunderung
ihrer kühnen gotischen Architektur abnötigt, sind solche isoliene
Doggerberge. Vom Moritzberg zieht ein langer Doggerrücken: der
Reuther Berg bis zum Gersdorfer Sattel am Nonnenberg, auch dem
Juraplateau zwischen Hansgörgl und Glatzenstein ist als waldiger
Vorberg die Röd, geschmückt mit viel Arnica und Trientalis europaea,
vorgelagert, bei Schnaittach treten der alte Rotenberg und die Höhe
bei Sankt Martin weit vom Jurahauptzug vor, ebenso der Schiesberg
bei Eggolsheim. Über die ausgedehnte Doggerprovinz am Ostrand
des Jura ist später noch zu sprechen.
Wo wir zum Aufstieg auf das Juraplateau einen Fahrweg
benützen, werden wir alsbald in einen Hohlweg geraten, an welchem
beiderseits die steilen Hänge des rostroten Eisensandsteins wie Mauern
stehen. Diese tiefen Hohlwege beherbergen zahllose Laubmoose,
der Waldboden ist reich mit Schwarzbeergesträuch bedeckt, auch
Luzula albida, Genista tinctoria, Calluna vulgaris und der Adler-
farn, Pteridium aquilinum, stellen sich ein, am Moritzberg und
Nonnenberg auch Aspidium aculeatum und lobatum und Corallior-
rhiza innata, die Korallenwurz. Ein auffallendes Landschaftsbild tritt
uns ferner nochmals in der Neumarkter Gegend entgegen; hier haben
jenseits des Jurasteilrandes die Deininger und die schwarze Laaber
sich so tief eingenagt, daß allerorts an den Talhängen der rote Sand-
stein wieder zutage tritt; in den nassen Wiesen der Talgründe findet
sich häufig Pinguicula vulgaris, Epipactis palustris, Orchis incarnatus;
das schöne Himmelsleiterlein, Polemonium coeruleum, begleitet die
Ufer des Baches, im Tal der schwarzen Laaber findet sich Carex
limosa, Aconitum paniculatum und im Bach selbst Potamogeton
rufescens.
Ober dem Sandsteingürtel zieht der Ornatenton durch; da er
das Wasser, das aus dem überlagernden zerklüfteten Gestein rasch
durchsickert, nicht durchläßt, so tritt dieses in zahllosen, prächtig
frischen Quellen zutage, wir sprechen daher vom Wasserhorizont
des Ornatentones. Selbst wenn es nicht zur Bildung richtiger Quellen
gekommen ist. machen sich doch stets Versumpfungen in den
Wiesen geltend, dort gedeiht mit Vorliebe Gentiana verna und Carex
Davalliana. Sind die X'ersumpfungen im Walde, so besetzt meist
Caltha palustris die erlenbesetzten sumpfigen Gruben, und der
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größte unserer Schachtelhalme, Equisetum maximum oder eburneum,
nach der elfenbeingelben Farbe seiner Stengelglieder, bezeichnet mit
größter Regelmäßigkeit den Quellenhorizont.
Bevor wir zur nächsthöheren Stufe übergehen, müssen wir
noch zwei im Südosten unseres Gebietes gelegene kleinere Bezirke
besprechen, deren Flora einerseits mit der der Weihergegend korre-
spondiert, andererseits Bilder entwickelt, wie wir sie bei den sandigen
Bezirken des Regnitztales besprochen haben.
9 (= I ' ). Das Tal der hinteren Schwarzach.
Rings umgeben von flachen Liaswellen senkt sich östlich von
Pyrbaum das Tal der hinteren Schwarzach nur wenig ein. Um das
ehemalige Cisterzienser-Nonnenkloster Seligenporten, der Begräbnis-
stätte der einstmaligen reichsfreien Herren von Sulzbürg-Wolfstein,
befinden sich eine Anzahl von Weihern, die langsam fließende
Schwarzach selbst enthält manches interessante an Wasser-
pflanzen, so Potamogeton alpinuso: virescens, namentlich an der
Realsmühle bei Freystadt, weiter südlich öffnet sich die große
Wasserfläche des Kauerlacher Weihers, an dessen Ufern uns wieder
Carex cyperoides entgegentritt, kurz eine Flora, die an die Höch-
städter Weihergegend oftmals erinnert. Die südliche Verbreiterung
gegen Burggriesbach erhält durch mächtige Sandbedeckungen die-
selben Verhältnisse, wie sie uns weiter östlich in langer Ausdehnung
entgegentreten.
10 (— ly. Die Neumarkter Sandniederung.
Am Fuße des Steilrandes des Neumarkter Jura, von dem die
liebliche Wallfahrtskirche Mariahilf friedlich und die noch als Ruine
mächtige Burg Wolfstein trotzig von steiler Höhe herniederblicken,
zieht von Loderbach über Neumarkt und Greiselbach bis hinunter
nach Mühlhausen am Fuß der kirchengeschmückten Sulzbürg eine
von diluvialem Sand bedeckte Niederung, welche westwärts von
einer Anzahl jener isolierten Dogger- und zum Teil Weiß-Jura-Berge,
die wir bei Besprechung der Doggerzone schon mit Namen auf-
geführt haben, begrenzt wird. Von dem helleren, meist gelben
Sand der Nürnberger Gegend unterscheidet sich dieser Neumarkter
Sand durch feineres Korn und meist rötliche Farbe und bezeugt
hierdurch deutlich seine Herkunft von dem Eisensandstein der
Doggerzüge, die ehedem die nun isolierten Vorberge verbunden
haben. Der Abschwemmungszeit folgten Zeiten aus Westen daher-
stürmender Orkane, die den Sand am Jurasteilrand anwarfen und
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selbst über den Jurasteilrand hinüberpeitschten, wo er auf der Plateau-
höhe ober Burggriesbach, bei Döllwang, am Bahnhof Deining, bei
Leutenbach, oberm Weißmarterberg, auf dem Windberg und Fuchs-
berg liegen blieb. Daher liegt der Sand auch nirgends im Tal
gleich hoch, denn während Mühlhausen 396, der Strich bei Greisel-
bach 408 und Neumarkt 420 m Meereshöhe haben, liegt der Sand
am Jurasteilrand am Deininger Bahnhof 478, am Weißmarterberg 482,
bei Lahr bis 477 m hoch, also 62 — 70 m hoch aufgetürmt. Die
Flora dieser Sandstriche erinnert gewaltig an die der Nürnberger
Sandflächen, zunächst finden wir auch wieder häufig unsere Immor-
telle, Helichrysum arenarium, dann Arnoseris pusilla, Farsetia incana,
Armeria vulgaris, Quendel usw., die dünenartigen Sandwellen deckt
ein elender Krüppelwald von Föhren, der Wald am Weg nach
Weichselstein heißt das Mißholz, weil er nicht wächst. Bei Neu-
markt tritt als Merkwürdigkeit der Sanddünen die vielblumige
Centaurea rhenana viel auf, dort fand auch kürzlich Speier die
schöne, mit lederigen Blättern versehene Chimophila umbellata, bei
Greiselbach kommt Allium carinatum vor. Wo das Land nicht mit
Flugsand bedeckt ist, tritt sofort eine andere Flora zutage. An der
Ölkuchenmühle befindet sich sogar ein Moor mit Drosera rotundi-
folia, Betula pubescens, Calamagrostis lanceolata usw., weiter abwärts
an der Sulz steht in den Erlenbrüchen wieder Polemonium coeru-
leum. Diese Prachtpflanze hält auch den Erlenbruch an der Becken-
mühle bei Loderbach, wo die Neumarkter Niederung in das Tal der
nordwärts gegen Altdorf fließenden Schwarzach übergeht, zahlreich
besetzt, zugleich mit Calla palustris, Polystichum Thelypteris und
Trientalis europaea. Einen prächtigen Einblick in die unter dem
Sand begrabenen Liasschichten gewährt der tiefe Kanaleinschnitt
südlich Neumarkt, die schwarzen Kalke sind hier in Menge bedeckt
mit Erysimum odoratum var. patens.
11 (= IIa). Berg- und Felsgebiet der geschichteten Kalke und
des Frankendolomites.
Wie mit einem Schlag verändert sich das Florenbild, sobald
wir die Stufe des Werkkalkes erreicht haben. Selbst dann, wenn
kein Aufschluß in der Nähe ist, der uns die wohlgeschichteten
parallelen Bänke der weißen Kalkablagerungen zeigen würde, be-
kommen wir doch alsbald einen Einblick in die Natur des Gesteines,
denn nicht nur auf den Äckern, sondern auch an Hecken usw. sehen
wir überall die weißen Kalkscherben herumliegen. Auch die nächst-
höhere Schichte der Schwammkalke und weiter der Dolomit lassen
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sich floristisch nicht natürHch trennen. LandschaftHch ist dagegen
stets der Dolomit durch seine von Buschwerk umgürteten Felsen-
kronen, durch seine pittoresk zerkUifteten Felsbildungen, welche Tore,
Türme, Mauern nachzuahmen scheinen, von den ruhigeren Linien
der geschichteten Kalke verschieden.
Schon im ersten Frühling zieht der Jura sein Schmuckkleid an,
da überziehen sich ganze Felswände mit dem leuchtenden Gelb des
Felsenhungerblümchens, Draba aizoides var. montana, während auf
den kurzgrasigen Heiden die blauen Glocken der Osterblume,
Pulsatilla vulgaris, im Winde schaukeln; in den Hecken erheben
sich zwischen den glänzenden Blättern der Haselwurz, Asarum
europaeum, die prachtfarbigen Blütentrauben des Lerchensporns,
Corydalis cava, an etwas feuchteren Stellen nicken die weißen Glöck-
chen des Leucojum vernum, auch das Leberblümchen hat seine
blauen Blütensterne geöffnet, an trockneren Stellen duftet Viola collina
und Chamaebuxus alpinus, während auf den oft unzugänglichsten
Kalkfelsen das blaue Stahlgras, Sesleria calcarea, seine gelben Antheren
stäuben läßt. Später kommt ein anderes Felsengras zur Blüte, Festuca
glauca, mit starren, graugrünen, borstenförmigen Blättern, ebenso
bewohnen den reinen Fels Carex humilis, Thlaspi montanum, Alys-
sum saxatile, dieses allerdings nur bei Gößweinstein, Muggendorf
und Friesen, Erysimum odoratum und crepidifolium, Arabis petraea,
alpina und sagittata, Dianthus caesius, Allium fallax, Carduus deflora-
tus und einige Succulenten: Sempervivum soboliferum, das nur in
sehr warmen Sommern zum Blühen kommt, Sedum album, die
Nährpflanze der Raupe des stattlichen Apollofalters und Sedum dasy-
phyllum, das bei Streitberg nahezu unbesteigbare Felsklippen be-
wohnt. Nur auf der Ehrenbürg steht auf den steilsten Felsen
Hieracium franconicum, welches neuestens für einen atavistischen
Bastard von silvaticum mit bupleuroides gehalten wird. Ebenfalls
nicht allerorts, sondern nur auf der Houbirg und bei Gößweinstein
entfaltet Lactuca perennis ihre zarten, hellblauen Blumen, in zartes
Weiß kleidet sich die Felsenlilie, Anthericus ramosus. Schattigere
Standorte liebt Asplenum viride, Gystopteris fragilis und Phegopteris
calcarea, sowie ein für unseren Jura besonders charakteristischer
Steinbrech Saxifraga decipiens oder caespitosa in vielerlei Formen;
dieser Steinbrech mit am Grunde zu Rosetten gehäuften Blättern
erinnert zwar recht an die steinbrechreiche Flora der Alpen, aber
in diesen findet sich unsere Art nicht, wohl aber in den höchsten
Breiten, selbst noch in Grönland und somit darf diese pflanzen-
geographisch hochwichtige Pflanze nicht für alpine, sondern nur für
— 234 —
arktisch-polare Verwandtschaft unserer Felsenflora ins Feld geführt
werden. Dagegen findet sich der in unserem Jura allerdings nur
bei Engelthal, Hersbruck und Etzelwang beobachtete Farn, Aspidium
Lonchitis viel in den Alpen. Bei Pottenstein schmiegt sich an die
durch Quellen stets nassen senkrechten Felswände Pinguicula vulgaris,
nur am Eingang von Höhlen findet sich Asperugo procumbens, im
Halbkreis wachsend bezeichnet er stets die Zone des einfallenden
Regens. Im nördlichen Teil des Jurazuges hat neuerdings Ade
Coronilla vaginalis und Arabis auriculata bei Wiesentfels, Hutchinsia
petraea an sonnigen Felsen im oberen Aufseßtal aufgefunden, der
Nachweis eines zweiten Standortes für Arabis Turrita im Klein -
Ziegenfelder Tal scheint das Indigenat der längst vom Staffelberg
bekannten und oft als einheimisch angezweifelten stattlichen Crucifere
denn doch zu beweisen. Auf Felsen und zugleich im Buschwald
findet sich das rotfrüchtige Felsenäpfelein, Cotoneaster integerrima.
Den Buschwald bilden Haselnuß, Weißdorn: Crataegus oxyacantha
und monogyna, Schlehen, Acer campestre, Viburnum Lantana und
Opulus, Lonicera Xylosteum, dann Sorbus Aria, kenntlich durch die
auf der Unterseite silberweißen Blätter; sie steht übrigens auch auf
den freiesten Felsen und bildet mit aucuparia und torminalis die
Bastarde hybrida und latifolia. Ribes alpinum, die Alpenjohannis-
beere, wird von den Leuten die »Gottvergessene Beere" genannt,
weil sie dieselben zum Genuß einladenden rotleuchtenden Beeren
besitzt wie die Johannisbeere, aber absolut keinen Geschmack hat, da-
gegen kann man die Beeren der Felsenbrombeere, Rubus saxatilis, ganz
gut genießen, wie Himbeeren schmecken sie freilich nicht. Berberis
vulgaris, das Essigbeerlein, ist in Gebüschen und auf Felsen nur im
südöstlichen Teile des Gebietes häufig. Einige Rosen seien noch
erwähnt: Rosa glauca, rubiginosa, micrantha, vinodora und graveo-
lens. Die Waldrebe, Clematis Vitalba, schlingt sich lianenartig über
die Gebüsche, sie erreicht erst im Fruchtzustand ihre eigentliche
Schönheit. Von krautigen Bewohnern der buschigen Abhänge sind
zu nennen: Libanotis montana, Laserpitium latifolium, Peucedanum
Cervaria, Aconitum Lycoctonum, Geranium sanguineum, Tanacetum
corymbosum, Lithospermum officinale und selten purpureo-coeruleum,
Sisymbrium strictissimum, Lappa macrosperma, Arabis pauciflora,
Thesium montanum, Stachys alpinus, dieser nur am Hetzles und im
Bamberger Jura, Doronicum Pardalianches, Elymus europaeus, Carex
digitata, ornithopoda und montana, Calamagrostis silvatica und
montana, Fragaria moschata, Ranunculus polyanthemos und nemo-
rosus, Digitalis grandiflora, Cynanchum Vincetoxicum, Mercurialis
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perennis, Viola mirabilis, Galeobdolon luteum, Centaurea montana,
diese nur bei Pottenstein, Melampyrum cristatum und das farben-
prächtige nemorosum. Eine andere Melampyrumart: silvaticum tritt
nur in schattigen Fichtenwäldern auf, aber, wo sie vorkommt, stets
in Masse, oft auch in der Spielart mit gezähnten Hochblättern:
dentatum = laricetorum. An recht tiefschattigen Abhängen mengt
sich die Eibe, Taxus baccata, in den Fichtenwald, ebenfalls sehr
schattige Orte lieben: Petasites albus, Aruncus Silvester mit prächtigen
weißen Blütensträußen, Pulmonaria mollissima, diese nur an der
oberen Pegnitz, Astrantia major, Polygonatum verticillatum, Galium
rotundifolium, Corallorrhiza innata, Epipactis violacea, Arum macu-
latum, Neottia nidus avis, Lilium Martagon, Lunaria rediviva,
Prenanthes purpurea, Dentaria bulbifera, Lonicera nigra, Geranium
lucidum, Aconitum variegatum, nur im Neumarkter Teil des Jura-
zuges: Dentaria enneaphyllos und Sym.phytum tuberosum. Trocknere
Wälder, wie sie namentlich auf den dolomitischen Höhen sich finden,
zeigen als Waldbaum wieder mehr Föhren, im grasigen Unterwuchs
blühen Asperula tinctoria, Myosotis silvatica, blau und milchweiß
vorkommend, Cypripedium Calceolus, der Frauenschuh, die Mücken-
orchis, Ophrys myodes, Gymnadenia conopea, Epipactis rubiginosa,
Orchis masculus, militaris, purpureus, pallens, Coeloglossum viride,
Cephalanthera pallens und rubra, Goodyera repens, Pirola uniflora,
chlorantha, rotundifolia und media.
Nun bleibt mir noch übrig, die Flora der sonnigen, kurzgrasigen
Heiden zu schildern, die für den Jura ganz besonders charakteristisch
sind. Wenn die Pulsatilla ihre Blüten mit einem buschigen Frucht-
schopf vertauscht hat, entfaltet eine andere Anemone: Anemone sil-
vestris ihre nobeln weißen Blüten, während Orchis ustulatus ihre an
der Spitze gebräunten Blütenähren treibt. Andere Bürger der sonnigen
Abhänge sind Viola arenaria, Potentilla cinerea und rubens, Arabis
arenosa, Alsine verna, Ajuga genevensis, Helianthemum vulgare, das
zarte Sonnenröslein und Fumana, dieses nur bei Pegnitz, Leontodon
incanus, Crepis praemorsa und foetida, Campanula glomerata, Gen-
tiana campestris, Teucrium Botrys, Chamaedrys, dann montanum,
dieses nur im Oberpfälzer Jura, hier aber nicht selten, Brunella grandi-
flora, Globularia vulgaris, Phleum Böhmen und asperum, letzteres um
Kastl gemein, Stachys germanicus und rectus, Seseli coloratum,
Buphtalmum salicifolium, Cirsium eriophorum, die stattliche Woll-
distel; ihr Gegensatz, Cirsium acaule, dessen ungestielte Blüten aus
der Blattrosette mit feurigem Tiefrot leuchten, ist meist vergesell-
schaftet mit Carlina acaulis, die man in der Hersbrucker Gegend
— 236 —
Wetterdistel nennt, ihre randstrahlenden Hochblätter sind nämlich
sehr hygroskopisch, und so schließt sie sich bei trübem oder gar
Regenwetter sofort, während im hellen Sonnenschein die großen
Blütenkörbe weit offen stehen. Häufig bedeckt auch die sonnigen
Hänge der Wachholderstrauch, Juniperus communis, dessen blaue
Beeren in manchen Bezirken zur Bereitung des Wachholderschnapses
Verwendung finden. Asperula cynanchica liebt ebenfalls trockne
Rasen, in welchen oft die kleine, sonderbare Mondraute, Botrychium
Lunaria, steht, die aber leicht übersehen wird. Mehr in Hecken
steht der aromatische Dosten, Origanum vulgare mit Bupleurum
falcatum und Inula Conyza. Von Wurzelschmarotzern findet sich
Orobanche rubens auf Luzerne und Schneckenklee nicht selten, O.
Epithymum selten auf Quendel, caryophyllacea auf Labkrautarten
und bei Velburg auf dem Waldmeister, neuerdings wurde purpurea
bei Plech wieder aufgefunden. Sehr auffallend ist es, daß wir auf
Artemisia campestris, die doch im Keuper und auf Diluvialsand
um Nürnberg usw. so häufig ist, hier ihren stahlblauen Schmarotzer
O. coerulescens nie sehen, dagegen steht er im Jurazug bei Ummels-
dorf, Kastl, Lichteneck, Vorra, Plech, Wildenfels, Hiltpoltstein, Ober-
trubach und Pegnitz. Von grünen Wurzelschmarotzern ist noch der
schöne gelbe Augentrost zu erwähnen, Odontitis lutea, bei Parsberg,
Kastl, Muggendorf und Pottenstein, er kommt erst spät zur Blüte,
und wenn dann noch zwei andere grüne Wurzelschmarotzer, Alectoro-
lophus stenophyllus und serotinus blühen, dann öffnet auch die schöne
Aster Amellus ihre blauvioletten Blüten, alsdann reift im blasigen,
scharlachroten Kelch die Schlutte, Physalis Alkekengi, ihre rote Beere,
von den Felsen grüßen die weißen Büsche der Melica ciliata nebro-
densis und vorbei ist des Sommers sonniges Dasein, der Herbst hat
seinen Einzug gehalten.
12 (-11^). Die lehmigen Überdeckungen der Albplateaus.
Diese sind für die Bewohner des Jurazuges von der ein-
schneidendsten Bedeutung, denn von der Schönheit grotesker Fels-
bildungen und von interessanten Jurapflanzen hat der Bauer nichts,
und nun ist glücklicherweise für jene ein großer Teil der jurahöhe
mit einer mächtigen Lehmschicht tertiären Alters bedeckt, welche
dichte Haberäcker, Waizen- und selbst Dinkelfelder, strichweise auch
ganz ertragsfähige Wiesen trägt. Im übrigen sieht es ja schlecht
aus mit dem Grasfutter im Jura, denn die tiefeingeschnittenen Fluß-
täler haben ja prächtige, aber nur schmale Wiesen. Floristisch
interessiert uns hier die Genossenschaft der Kulturbegleiter, der
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Unkräuter auf den Äckern. Dieselbe ist oft sehr farbenprächtig
zusammengestellt z. B. durch die orangegelben Blütenköpfe der Färber-
chamille, Anthemis tinctoria, mit dem Blau des Ritterspornes, Delphi-
nium Consolida, dem Violett des Venusspiegels, Specularia Speculum,
dem intensiven Rot des Ackerwachtelweizens, Melampyrum arvense,
dazu dem hellen Weiß der Orlaya grandiflora. Außerdem sind auf-
zuführen Stachys annuus, Scandix pecten Veneris, Caucalis daucoides,
Torilis infesta, Bupleurum rotundifolium, Aethusa Cynapium var.
pygmaea, Turgenia latifolia selten, Falcaria Rivini, dann Galium
tricorne, Sherardia arvensis, Euphorbia exigua, Galeopsis angustifolia,
Anagallis coerulea, Erysimum Orientale; nur in der Velburger Gegend
tritt Anthemis austriaca auf, auf dem Plateau am Mariahilfberg bei
Neumarkt bildet Anagallis coerulea mit der roten arvensis einen
purpurblütigen Bastard; nicht häufig ist auch die blaublühende
Asperula arvensis, und die Spatzenzunge, Passerina annua, dann
Alsine tenuifolia, Ajuga Chamaepitys und Cerinthe minor.
Auf den Plateaus wird viel Lein gebaut. In diesen blauen
Leinäckern finden wir dreierlei Begleiter: 1) einen Parasiten, Cuscuta
Epilinum, 2) reine Leinbegleiter, die außerhalb der Leinäcker über-
haupt nicht vorkommen: Camelina foetida, Galium spurium, Lolium
linicola und eine Nelke mit kleinen roten Blüten: Silene linicola.
3) Eine Anzahl nicht absolut an den Lein gebundener Kulturbegleiter
werden durch das Vorkommen im dichten Lein gezwungen in auf-
rechte, wenig verzweigte, in linicole Formen überzugehen, solche
wurden beobachtet von Fumaria officinalis und parviflora, Raphanus
Raphanistrum, Viola arvensis, Spergula arvensis, Polygonum tomen-
tosum und Persicaria.
Zwei andere wichtige Kulturpflanzen sind die Wicke, Vicia
sativa, und die Linse, Lens esculenta oder Ervum Lens. Nun konnte
ich schon vor vielen Jahren bei Velburg den Schmarotzer der
Wicke: Cuscuta Viciae Koch und Schönheit auffinden, nicht wenig
war ich jedoch erstaunt, als ich vor drei Jahren dieselbe auch in
einem Linsenacker bei Kastl antraf. Galt doch die Linse bisher als
frei von phanerogamischen Parasiten, auch in der Literatur konnte
ich nirgends eine darauf bezügliche Angabe finden; weitere Nach-
forschungen ergaben mir jedoch solche Vorkommnisse zwischen
Neumarkt und Kastl, dann bei Wolfersdorf, Ummelsdorf und wieder
bei Kastl, ja bei Habsberg mußte ich sogar den Fall konstatieren,
daß der hier überaus zahlreiche Parasit einen Linsenacker teilweise
völlig vernichtet hatte. In dieser ganzen Gegend ist Cuscuta Viciae
auch in Wickenäckern häufig und hier hat sie sich offenbar an das
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Leben auf der Linse angepaßt. Diese Beobachtung ist, wie es sclieint,
völlig neu und sonst noch nirgends gemacht worden.
13(=II=). Die sandigen Überdeckungen der Albplateaus.
Es mutet den auf der Hochfläche dahinziehenden Botaniker
ganz eigentümlich an, wenn er an Stellen, wo eben noch vom steilen
Dolomitfels das Gelb des Erysimum odoratum herabwinkte, plötzlich
auf die blauen Blütenköpfe der Jasione montana, auf den Acker-
krummhals oder gar auf das Strohblümchen, Helichrysum arenarium,
stößt; gewöhnlich ist dann auch ein Wald nicht fern, an dessen
Rand der Färberginster, Genista tinctoria, steht, im Walde selbst geht
man durch Heidekraut- und Schwarzbeergestrüpp, auch Preißelbeeren,
wenn auch seltener, stellen sich ein, wohl auch die stattliche Arnica
montana, Luzula albida, Pirola secunda, auch der sonderbare gelbe
Fichtenspargel, Monotropa Hypopitys, selbst Juncus squarrosus und Aera
(Aira) flexuosa. Auf sehr sonnigen Stellen, z. B. bei Krottensee, stoßen
wir auf eine andere Genossenschaft: Lepigonum rubrum, Scleranthus
perennis und Potentilla argentea. Bei dem Zusammentreffen so
vieler kieselholder • Pflanzen, sogenannter Sandpflanzen, wie wir
schlechthin sagen, kann man der Überzeugung sein, daß man auf
sandiger Plateauüberdeckung steht; läßt man die Blicke weiter
schweifen, so wird es bald gelingen, einen oder den andern Sandstein-
block aus dem Moos des Waldbodens herausragen zu sehen, oder
die harten Sandsteine, „Kalminzer" in der Oberpfalz genannt, stehen
reihenweise links und rechts am Fahrweg als Einfassung der Äcker,
aus denen die Bauern die beim Pflügen sehr unangenehmen Hart-
köpfe herausgeschafft haben. Solche sandsteinreiche Striche sind
namentlich bei Bieberbach sowohl auf Gößweinstein wie auf Bärenfels
zu, dann von Großengsee gegen Wildenfels und Hiltpoltstein usw.
Auch der schönste Wald unserer ganzen Gegend, das Schönholz
nahe der hochgelegenen stattlichen Burgruine Leienfels, bekannt
durch seine riesigen weißgrauen Tannenmaste, steht auf sandiger
Plateauüberlagerung. Zwei andere ausgedehnte Sandsteinbezirke
werden von Gümbel der Kreidezeit zugerechnet: der Veldensteiner
Forst zwischen Veldenstein, Auerbach, Pegnitz und Plech und die
Wiesentfelser Waldung nördlich Hollfeld, im Veldensteiner Forst
treffen wir außer auf Trientalis europaea auf die im Burgsandstein
häufige Phegopteris Dryopteris statt der bisher an den Kalkfelsen
gewesenen Phegopteris calcarea; wo übrigens, wie das gerade im
Veldensteiner Forste häufig der Fall ist, mächtige Dolomitfelsen aus
dem grobsandigen Waldboden sich erheben, da haben diese sich
— 239 —
ihre charakteristische Flora mit Arabis petraea, Viola collina, Digitalis
grandiflora usw. bewahrt. Viel jüngeren Datums sind die Sandstein-
überlagerungen der Neumarkter Juraplateaus. Hier ist der Flugsand
in postglacialer Steppenzeit durch Trockenstürme aus der vorgelagerten
Sandniederung auf die Plateaus hinaufgepeitscht worden; auch hier
treffen wir typische Sandpflanzen an, z. B. Teesdalea nudicaulis,
Aera flexuosa, Jasione montana, Spergula vernalis usw.
14 (= II''). Die vulkanischen Durchbrüche
bei Kalteneggolsfeld und namentlich auf dem Plateau des Eichen-
berges bei Oberleinleiter haben nur geringe räumliche Dimensionen.
Der durch den Basalt schwarz gefärbte Boden entbehrt aber doch
der charakteristischen Plateauackerpflanzen, diese, z. B. Galium tri-
corne, Turgenia latifolia, Bupleurum rotundifolium, Caucalis daucoides
und Adonis aestivalis stellen sich doch erst dann wieder ein, wenn die
Wege wieder braun sind und allerorts wieder die weißen Kalk-
scherben herumliegen.
15 (= III ^). Die östliche Abdachung des Jurazuges und der
östliche Keuper.
Wie schon eingangs erwähnt, erreicht der Jura nirgends den
Urgebirgszug des bayerisch-böhmischen Grenzgebirges: Böhmerwald
und Fichtelgebirg, und es schiebt sich auf diese Weise eine Zwischen-
landschaft ein, in welcher wieder Keuper und noch ältere Schichten
zutage treten. Soweit jurassische Schichten in Frage kommen, sind
dieselben teils durch ausgedehnte tertiäre Überlagerungen verdeckt,
teils aber durch tektonische Störungen in ihrer Lage derart verändert,
daß in geologischer Beziehung sich viel kompliziertere Verhältnisse
darbieten, als am Weststeilrande des Jura. Ein scharf ausgesprochener
Steilrand ist überhaupt nur selten ausgebildet, z. B. in der Gegend
von Thurnau und Casendorf.
Nahe nördlich Sulzbach springt in den Jurazug eine Keuper-
niederung ein, das Hahnbacher Becken, ringsum von Lias- und Dogger-
höhen eingefaßt und von der langsam dahinfließenden Vils durch-
zogen, in welcher kürzlich Fischer und Niebier Potamogeton praelongus
und mucronatus auffinden konnten. Von dem Ostrand dieser
Niederung an gegen Seugast und Vilseck und darüber hinaus bis
an den Fuß des rauhen Kulm erstreckt sich eine pflanzengeographisch
merkwürdige Erscheinung: an Ostern bedeckt sich allda der Wald-
boden mit einem Purpurteppich, gebildet durch Millionen der blut-
roten Blümchen der Erica carnea. Die interessante Potamogetonflora
— 240 —
setzt sich auch weiter in die von tertiären Gebilden bedeckte Um-
gebung Vilsecks fort. Hier wurden auch Malaxis paludosa,
Scheuchzeria palustris, Carex limosa, Drosera intermedia, anglica und
anglica -f- rotundifolia konstatiert, alles Bürger der Moorwiesen und
Weiherränder, und tatsächlich ist auch der Reichtum an Weihern um
Vilseck ein fast unheimlich großer. Weiter nordöstlich ist auch die
Moorform der Latsche, Pinus Pumilio, entschieden einheimisch, weiter
nordwestlich aber kommen dann die Bezirke, wo durch Verwerfungen in
der Konfiguration des Juraostrandes ganz eigentümliche Landschafts-
bilder entstehen. Gehen wir z. B. von dem ehemaligen Kloster Michel-
feld aus das Flembachtal aufwärts, so treffen wir noch unterhalb
Steinamwasser Dolomitfelsen, die sich mit denen der Pottensteiner
Gegend messen können, da geht dann auch das Gelb des Felsen-
hungerblümchens, Draba aizoides, am Hainberg bis ins Tal herab,
aber schon kurz ober Steinamwasser wird plötzlich das Tal von
sanften Böschungen roten Sandsteines eingefaßt, bei Ligenz kommen
wir durch ein echtes Torfmoor, hier schon und weiter nördlich bei
Troschenreuth treffen wir kleine Bergwerke an, in welchen eine rote
Farberde, der Troschenreuth er Rötel gegraben wird. Wir verfolgen
weiter das Tal auf feuchten von Gentiana verna besetzten Wiesen
und kommen so an der auf einer Kalkinsel gelegenen Ortschaft
Thurndorf vorbei zu einer mit Bäumen umpflanzten Kapelle. Nun
haben wir den höchsten Punkt eines langen Doggerzuges erreicht,
wir stehen auf dem Kutschenrain oder Thurndorfer Kalvarienberg,
dem fünfthöchsten Punkte unserer ganzen Gegend, der an Meereshöhe
noch den als Aussichtspunkt berühmten Felskegel des Hohenstein
wesentlich übertrifft! Hier wie in der ganzen östlichen Eisensandstein-
provinz liegt eben der Dogger um mehr als 200 m höher als am West-
steilrand bei Hersbruck und Forchheim, da die Juralandschaft längs der
großen aus Südost nach Nordwest, also dem Böhmerwalde parallel
ziehenden großen Bruchspalte eingesunken ist, während die östliche
Provinz wohl infolge ihrer Nähe zur festen urgebirgigen Unterlage
diese Senkung nicht mitgemacht hat. Der Troschenreuther Rötel
wird auf der nahen Haidmühle kurz ober Pegnitz vermählen, an
dieser finden sich viele sumpfige Wiesen voll Pinguicula vulgaris,
Viola palustris, Schoenus nigricans, Juncus filiformis, Rhynchospora
alba, Carex Davalliana, pulicaris und Hornschuchiana, während die
angrenzenden Gebüsche mit Thalictrum aquilegifolium und Aconitum
variegatum geschmückt sind.
Ganz besonders auffallende floristische und landschaftliche Kon-
traste entstehen durch diese Verwerfung in der Gegend von Rabenstein.
- 241 —
Sind wir von Gößweinstein das enge Ailsbachtai heraufmarschiert, so
wird uns kaum AlHum fallax und Melampyrum nemorosum ent-
gangen sein, an den schattigen Abhängen breiten sich Kolonien von
Petasites albus aus, die stattliche Spiraea Aruncus geht bis an den
Bach herab, im dunklen Fichtenwald steht die Eibe und Lunaria
rediviva, die Felswand selbst schmücken Carduus defloratus, Cynanchum
Vincetoxicum , Phegopteris calcarea, die Felsenlilie, Anthericus
ramosus, Erysimum odoratum, dann Sesleria coerulea, Festuca glauca
und Draba aizoides. Entzückt begrüßen wir die auf steilem Dolomit-
fels tronende Burg Rabenstein ; ihr gegenüber öffnen sich zahlreiche
Felsenlöcher und kleine Höhlen, z. B. das Schneiderloch. Nachdem
wir die gastliche Neumühle verlassen, gähnt rechts der weite Tor-
bogen der Ludwigshöhle, ihr gegenüber in halber Höhe der blau-
grauen Felswand ist der Eingang zur berühmten tropfste in reichen
Sofienhöhle und über ihr winkt vom überhängenden Fels herab die
auch von Scheffel besungene Klaussteiner Kapelle, aber plötzlich
sehen wir hinaus in ein breites Wiesental, links und rechts rücken
die Talwände auseinander und die Felsen sind verschwunden. Wir
sind soeben über die große Abbruchlinie herübermarschiert, sammeln
nun auf sumpfiger Wiesenstelle an der Schweinsmühle Triglochin
palustre und erblicken an den sanften, oben waldbedeckten Talhängen
in Menge die gelben Büsche des Färberginsters, Genista tinctoria.
Wenn wir die geringe Mühe nicht scheuen, hinter der Schweins-
mühle die rotsandige trockene Höhe hinanzusteigen, so werden wir
gar bald Nardus stricta, Jasione montana, Dianthus deltoides, Aera
caryophyllea, Trioidia decumbens, Heidekraut (Calluna) in Menge,
Gnaphalium dioecum, Scleranthus perennis, Lycopsis arvensis, Veronica
verna brevistyla, Artemisia campestris und selbst Corynephorus
canescens notieren. So stößt hier unvermittelt eine Genossenschaft
sandliebender Pflanzen zusammen mit der typischen Flora dolo-
mitischer Felsabhänge, so unvermittelt, daß auf Pistolenschußweite
die divergierendsten Vegetationsbilder sich gegenüber stehen. So
markiert sich also heute noch im Vegetationsbild die große Kata-
strophe, die durch einen Riß, Abbruch und Senkung der Dolomit-
landschaft die senkrechten Felswände der Talschlucht neben die
flache Wiesenlandschaft des Lias und die sandigen Waldabhänge
des Doggers gerückt hat. Langgezogene waldbedeckte Eisensand-
steinrücken, auf welchen nun Hochstraßen hinziehen, umgrenzen
allseitig den tiefeingesenkten Liaskessel des oberen Ahorntales,
Heidekraut und Schwarzbeeren, Luzula albida, Aera flexuosa, Arnica
montana, Cytisus nigricans, Prenanthes purpurea, Blechmum boreale,
16
— 242 —
Trientalis europaea, Rubus Bellardii und andere schattenliebende
Brombeerarten besiedeln den Wald der Höhenrücken, während im
Talkessel in den Feldern Lathyrus tuberosus, Ranunculus arvensis,
Melandrium noctiflorum, Delphinium Consolida, Bromus secalinus,
Geranium dissectum und Melampyrum arvense wieder recht an die
Ackerflora der schweren Tonböden des Lias erinnern.
Ähnlich wie im breiten Ahorntal verhält sich alles im benach-
barten Zeubachtal, dann am Schmierbach bei Löhlitz und im Truppach-
tal, alle diese Täler sind durch langgezogene Doggerrücken getrennt,
und alle die Höhenzüge vereinigen sich unter dem isolierten Kalk-
kegel der sagenumwobenen Neubürg, die wie eine hochgelegene
Festung die ganze nordöstliche Doggerprovinz beherrscht. Bei Mut-
mannsreut und im Lias nördlich Creußen tritt häufig Orchis sam-
bucinus auf, am oberen Main bei Creußen steht auf Wiesen eine
schöne Distel, Cirsium heterophyllum, mit unterseits schneeweißen
Blättern, beides Vorboten der benachbarten Fichtelgebirgsflora. Bei
Creußen selbst tritt der mehrerwähnte Cytisus nigricans mit seinen
prächtigen goldgelben Blütentrauben häufig über auf den Sandstein
des Keuper. Beim nahen Vorbach gedeiht am Katzenbühl wieder
die Latsche, der Tannenbärlapp, Lycopodium Selago, bedeckt den
Waldboden und im nahen Torfmoor nährt sich die kleine Drosera
intermedia durch Insektenmord.
16(=I1I'^). Die Östlichen Muschelkalkhöhen.
Haben wir beim malerisch gelegenen Städtchen Creußen das
Tal des Roten Maines überschritten, so wandern wir ostwärts in
langsamem Aufstieg zum Höhenzug hinauf, bis wir an häufige Stein-
brüche gelangen, in welchen ein graues Kalkgestein in regelmäßiger
Schichtung, aber meist stark geneigt ansteht. Ein großer Ammonit,
Ceratites nodosus, eine vielstreifige Muschel: Lima lineata, dann
Qervillia socialis und die schwarzen Emailzähnchen eines Fisches,
Hybodus, bezeugen uns, daß dieser Kalk nichts zu tun hat mit
unserem Jurakalk. Wir haben den östlichen Muschelkalk getroffen,
oder besser einen der schmalen kalkigen Züge, welche alle dem
Urgebirgszuge des Böhmerwaldes parallel hinaufziehen in die Gegend
von Bayreuth und darüber hinaus bis nach Kulmbach. Auf unserer
Creußener Muschelkalkhöhe, welche von Funkendorf bis Emtmanns-
berg zieht, voll von herrlichen Aussichtspunkten hinüber zum er-
loschenen Vulkankegel des rauhen Kulm, zum Armannsberg und
zum ganzen Fichtelgebirg, stoßen wir auf Lathyrus sativus als Rest
früheren Anbaues, auf Rosa graveolens, Ajuga genevensis und Trifolium
— 243 —
spadiceum, bei Tiefental auf die Mückenorchis, Ophrys muscifera;
in den Feldern stehen Euphorbia exigua und Aethusa Cynapium
var. pygmaea. Noch mehr Anklänge an die Flora des Jurazuges
treten uns auf der Bayreuther Muschelkalkhöhe ober Bindlach ent-
gegen. Da stehen in den Äckern fast alle die Kulturbegleiter, die
uns von der lehmigen Überdeckung der Albplateaus her bekannt
sind, so Adonis aestivalis und flammeus, Conringia perfoliata, Thlaspi
perfoliatum, Bupleurum rotundifolium, Caucalis daucoides, Orlaya
grandiflora, Turgenia latifolia, Melampyrum arvense, Galeopsis
angustifolia, Stachys annuus, Anagallis coerulea. Auf Feldrainen
treffen wir Stachys rectus, Ajuga genevensis, Cirsium acaule und in
Menge Erysimum odoratum wieder, sicher Beweise, daß wenn auch
im allgemeinen die physikalischen Verhältnisse des Standortes zumeist
das Florenbild bedingen, doch auch die chemische Beschaffenheit
des Bodens hiebei einen mächtigen Einfluß ausübt.
16*
^
':35V A
Pflanzengeographische Besonderheiten des
Fichtelgebirges und der Oberpfalz.
Von
Dr. Christoph Kellermann,
Rektor der Kgl. Kreisrealschule II, Nürnberg.
.as geologisch mannigfaltige Fichtelgebirg ist in botanischer
Hinsicht ziemlich schlecht weggekommen. Seine Flora
j ist auffällig dürftig. Das rauhe Klima und die gleich-
j mäßige Bedeckung mit Nadelwald ist der Ausbreitung
vieler Pflanzen wenig günstig, dem sonst floristisch ähnlichen baye-
rischen Wald und dem Erzgebirge steht das Fichtelgebirg durch
seine geringere Erhebung nach, so daß manche alpine Pflanze, die
in jenen Gebirgen heimisch ist, hier nicht vorkommt. Namentlich
ist der aus Urgestein bestehende Zentralstock arm an Pflanzenarten,
während an den Rändern, insbesondere da, wo Basalt, Kalk oder
Serpentin auftreten, eine reichere Flora sich entfaltet. Dennoch sind
auch im Herzen des Gebirgs einige Formen vorhanden, die be-
sonderer Erwähnung wert sein dürften, zumal sie stellenweise für den
landschaftlichen Charakter der Gegend bestimmend sind.
Auf dem wasserundurchlässigen Boden haben sich vielfach
Hochmoore entwickelt, die an manchen Stellen eine schlanke, hoch-
gewachsene Konifere von zirbenartigem Aussehen in reinen Beständen
tragen. In ihr erkennen wir bei näherer Besichtigung die Berg-
oder Sumpfföhre, welche zu der alpinen Legföhre in naher Be-
ziehung steht.
Schon Koch gibt in seiner Synopsis florae germanicae et hel-
veticae an, daß eine aufrechte Varietät der Pinus Mughus Scop. P.
— 246 —
M. uliginosa nicht nur an sumpfigen Stellen der Sudeten, sondern
auch in den alpinen Tälern und außerdem in sylvaticis humidis
palatiae superiorisM vorkommt. Das Fichtelgebirg führt Koch als
Standort nicht an. Wohl aber kennt Prantl das Vorkommen der
Bergföhre im Fichtelgebirge^). Als Standort gibt er ziemlich ungenau
Fichtelberg, Weißenstadt und Selb an.
Sendtner kennt die aufrechte Form nicht nur im bayerischen
Wald'), sondern auch in den Alpen*). Er unterscheidet zwei Varie-
täten P. Mughus Scop., die Legföhre und P. Pumilio Hke, die Filz-
koppe. Beide kommen nach ihm niederliegend und aufrecht vor.
Er sagt: «Legföhre und Filzkoppe sind sehr ähnlich, sie lassen sich
kaum durch äußere Merkmale unterscheiden; in ihren Lebens-
bedingungen sind sie aber so verschieden, daß man unmöglich
annehmen kann, sie seien identisch. Während die Legföhre auf
Kalk und Dolomit beschränkt ist, bewohnt die Filzkoppe in Süd-
bayern die von weichem Wasser gebildeten Hochmoore und die
Gipfel der Gneiß- und Granitberge des bayerischen Waldes. Leg-
föhre und Filzkoppe unterscheidet sich außerdem durch große Ver-
schiedenheit in der Wachstumsgeschwindigkeit". Sendtner gibt noch
an, daß am Tegernseebache bei Wolfratshausen die Filzkoppe im
Alter von 30 Jahren eine Höhe von 50 ' und eine Stammdicke von
7" erreiche. Er empfiehlt die Anpflanzung der „Filzkoppe" auf Hoch-
mooren. Der hochbetagte praktische Arzt Herr Dr. Ludwig Koch in
Nürnberg, der Neffe des Botanikers Koch, sagt mir, daß sein Vater,
weiland Forstrat in Regensburg, den Botaniker Koch auf das Auf-
treten der baumartigen Varietät der Bergföhre in der Oberpfalz auf-
merksam machte.
O. Drude^) schließt sich bezüglich der schwierigen Unter-
scheidung der außerordentlich formenreichen Bergkiefer Pinus mon-
tana Willkomm an, der nach der Form der Zapfen und Zapfenschuppen
drei Hauptformen Pinus uncinata, die Hakenkiefer, P. Pumilio und
P. Mughus unterscheidet.
Nach P. E. Müller^) findet sich eine Unterform der Haken-
1) Wahrscheinlich ist das Vorkommen in dem Moore bei Mantel in der
Nähe von Weiden gemeint.
2) Prantl, Exkursionsflora für das Königreich Bayern, S. 35.
^) O. Sendtner, Die Vegetationsverhältnisse des bayerischen Waldes.
*) Derselbe, Bavaria B.,I, S. 166 und: Die Vegetationsverhältnisse Südbayerns,
S. 523.
^) Drude, Deutschlands Pflanzengeographie, S. 266.
^) Om Bjergfyrren (Pinus montana) in Tidskrift for Skovbnig. Bd. VIII— XI.
S.-A. Kopenhagen 1887. Zitiert nach Drude, a. a. O. S. 267.
— 247 —
kiefer, die baumartige P. rostrata, von den Pyrenäen bis zu den West-
alpen und zum Engadin, während die meist schief aufsteigende
rotundata-Form als »Sumpfkiefer" von den Hochmooren am Nordfuß
der Alpen und vom Schwarzwald über den bayerischen und Böhmer-
wald zum Fichtelgebirge (?) und Erzgebirge sich erstreckt.
Nach Drude ist die im Hochmoor am Fichtelsee (soll heißen
im Fichtelsee, denn der sogenannte Fichtelsee ist ein Hochmoor)
in kleineren Exemplaren vorkommende Sumpfföhre eine Übergangs-
form der P. rostrata und rotundata.
Über die Zugehörigkeit der fichtelgebirgischen Sumpfföhre zu
der einen oder anderen Varietät enthalte ich mich eines Urteils, nur
das eine will ich konstatieren, daß abgesehen von einigen wenigen
Legföhren, P. Pumilio^t, auf dem Gipfel des Schneebergs und der
Kösseine, von denen es aber sehr wahrscheinlich ist, daß sie neuerdings
eingeschleppt sind, in den Mooren des Fichtelgebirges nur eine, nicht
die schief aufsteigende strauchartige, sondern die aufrechte baum-
artige Form der Bergföhre vorkommt. Sie findet sich nicht nur im
Fichtelsee, sondern sehr zahlreich und auch kräftig entwickelt teils
in reinen Bestandsgruppen, teils anderen Nadelhölzern beigemengt
in den Gräflich-Castellschen Waldungen in der Nähe von Ebnath,
in der Häusellohe bei Selb, im Torfmoor Hölle bei Weißenstadt und
außerdem verstreut an verschiedenen Orten des Fichtelgebirges, so
im Föhrenwald zwischen Wunsiedel und Marktredwitz nahe der Röslau,
hier an völlig trockener Stelle. Wie bereits erwähnt, zeichnet die im
Fichtelgebirg heimische Bergföhre aufrechter Wuchs aus, von der ge-
wöhnlichen Föhre (Pinus silvestris) unterscheidet sie sich leicht durch
ihre dunkelgrünen Nadeln und schon aus der Ferne durch die Art
ihrer Beastung. Sie trägt auch da, wo sie frei steht, nur kurze und
dünne Seitenäste, deren Enden aufwärts gekrümmt sind, und astet
sich spät aus, dadurch ähnelt sie, wie Drude zutreffend bemerkt, eher
der Zirbe, als der gewöhnlichen Föhre. Ihre Borke ist von unten
bis oben dunkelbraun, nicht oben hellrot, kleinschuppig und bei
weitem nicht so stark als bei der gemeinen Föhre. Die Form der
Zapfen wechselt, es finden sich vollkommen regelmäßig ausgebildete
Zapfen, ohne gekrümmte Kegelansätze an den Schuppen und un-
') P. Pumilio kommt nach mündlichen Mitteilungen des Herrn Oberstabs-
veterinärs Schwarz merkwürdigerweise neben Anemone vernalis bei Lauf im
Föhrenwald vor, dann bei Kloster Speinshart zwischen Station Eschenbach und
dem Rauhen Culm, zwischen Station Vorbach und Kirchenlaibach oberhalb des
Eisenbahntunnels neben Drosera intermedia. Nach der ganzen Art des Vorkommens
hält Schwarz eine künstliche Anpflanzung für ausgeschlossen.
— 248 . —
gleichmässig ausgebildete Zapfen mit hakenförmig gekrümmten Kegel-
ansätzen auf der stcärker entwickelten Seite. Die häufig wechselnde
Form der Zapfen bei sonst völliger Gleichheit der Bäume läßt es mir
sehr zweifelhaft erscheinen, ob die Zapfenform der Sumpfföhre als
Unterscheidungsmerkmal verschiedener Rassen überhaupt einen Wert
hat Früh und Schröter, welche das Vorkommen der Sumpfkiefer
in den Hochmooren der Schweiz schildern, haben dort fast nur den
uncinata-Charkter d. h. unsymmetrische Zapfen konstatiert^).
Nie von Menschen gepflegt, wenn auch gelegentlich benützt,
vermag die Sumpfföhre sich durch Selbstaussaat trefflich zu erhalten,
so lange das Moor, welches sie behauptet, nicht abgebaut wird.
Hier macht ihr kein anderer Baum den Platz streitig, gegen Wind-
und Schneebruch auf dem unsicheren Moorboden schützt sie einer-
seits ihre kräftige Bewurzelung, andererseits ihre kurze, aus biegsamen
Zweigen bestehende Beastung.
Wo sich die Sumpfföhre am Rande der Moore mit anderen
Waldbäumen mischt, wird sie anscheinend von der Fichte überholt.
Immerhin erreicht sie gerade da, wo sie anderen Bäumen beigemischt
ist, eine beträchtlichere Höhe (ungefähr 10 Meter) und eine ziemliche
Stammdicke (30 — 40 cm). In der Sammlung der Wunsiedler Real-
schule befindet oder befand sich wenigstens ein Stammquerschnitt
der Sumpfföhre aus dem Gräflich Castellschen Forst von etwa
40 Zentimeter Durchmesser. Herr Apotheker Dr. Schmidt in Wun-
siedel besitzt zwei Stammquerschnitte der Sumpfföhre, von denen
der eine bei 30 cm Stärke 51 Jahrringe, der andere bei 40 cm Stärke
107 Jahrringe zählt.
Die Sumpfföhrenansiedelung auf dem Fichtelsee hat einen urwald-
artigen Charakter, sie bildet keinen dicht geschlossenen Bestand,
sondern licht gestellte größere und kleinere Gruppen; einzelne Bäume
sind von Wind und Wetter schief gedrückt, die zu Boden gestreckten
werden von dem stets höher wachsenden Moor, das in der Haupt-
sache aus Eriophorum vaginatum besteht, überwuchert und so kon-
serviert, überall aber sprossen in den Lücken junge Bäumchen empor.
Das ganze macht zwar einen fremdartigen, aber durchaus keinen
düsteren Eindruck.
In der Tiefe des Moores sind frühere Sumpfföhrengeschlechter
begraben, deren Reste beim Abbauen des Moores wohlerhalten zum
Vorschein kommen.
^) Früh und Schröter, die Moore der Schweiz. Beiträge zur Geologie der
Schweiz, Geotechnische Serie. III. Lieferung, S. 84.
— 249 —
Das Auftreten der Sumpfföhre in den rauheren deutschen Mittel-
gebirgen, weiche zum Teil Reste einer hochalpinen und nordischen
Flora tragen (im Fichtelsee beispielsweise Empetrum nigrum, außerdem
Eriophorum vaginatum, Andromeda polifolia, Vaccinium uliginosum
und Oxycoccos) deutet darauf hin, daß die Sumpfföhre glazialen
Ursprungs und Länger in unseren Bergen heimisch ist als unsere
übrigen Waldbäume^).
Wenn man die weite Verbreitung der aufrechten Formen der
Bergföhre vergleicht mit der beschränkteren der strauchartigen, so
liegt der Gedanke nahe, daß nicht etwa die Legföhre in das Tal
herabwanderte um sich in die aufrechte Form der Bergföhre zu
verwandeln, sondern daß der umgekehrte Fall eintrat. Als gegen
das Ende der Eiszeit die Gletscher der Alpen zurückgingen, besetzte
vermutlich als erster Pionier des Waldes die hochstämmige Bergföhre,
gefolgt von der Zirbe und Lärche, das für Bäume neubesiedelbare
Land, zunächst die Geröllfelder der Gletscherströme; dann, an
den Bergen immer höher hinaufrückend und überall Fuß fassend,
wo sich irgend Gelegenheit zur Ansiedlung bot, wandelte sich die
Bergföhre zum Teil in die den besonderen Verhältnissen des Hoch-
gebirgs angepaßte, langsam wachsende Legföhre, welche nun auch
den Lawinen zu widerstehen vermag und, an den Schutthalden des
Hochgebirgs oftmals übermurt, im.mer wieder die Pionierarbeit
verrichtet. Einzelne Trupps von Nachzüglern sind stellenweise zurück-
geblieben und behaupten noch die Plätze, wo andere Bäume nicht
fortzukommen vermögen, so in den präalpinen Mooren und in
denen unserer süddeutschen Mittelgebirge, außerdem in manchen
Bergtälern, wie auf den Geröllfeldern der Isar bei Mittenwald. Jetzt
noch findet sich die hochstämmige Bergföhre ausschließlich in den
Pyrenäen und neben der Legföhre in der gleichen Höhe, wenn auch
räumlich getrennt in der Westschweiz, ein Beweis für die relative
^) Geologisch erkennbare Reste der Eiszeit sind aucli iin Fichtelgebirge
zweifellos. Geschrammte Geschiebe fehlen allerdings, aber doch wohl nur deshalb,
weil das harte Urgestein, welches im Zentralstock des Fichtelgebirgs ausschließlich
vorkommt, sich überhaupt nicht schrammen, sondern nur abschleifen läßt. Ich
habe in den Grundmoränen des alten Rheingletschers bei Lindau neben zahl-
reichen geschrammten Kalken nur polierte Granite, Gneiße und Quarze gefunden.
Reste von Moränen finden sich im Fichtelgebirge an verschiedenen Orten, ihr
Moränencharakter ist aber wegen des Fehlens geschrammter Geschiebe vielfach
angezweifelt worden, doch gibt es einzelne Stellen wie am Grassemannsbache unter-
halb Grassemann, wo granitische Moränen mit sehr großen Granitfindlingen weit
in das Gebiet des Urtonschiefers vorgeschoben sind, so daß der Gedanke an ein
anderes Transportmittel als Eis wohl ausgeschlossen sein dürfte.
— 250 —
Beständigkeit auch dieser wechselreichen Formen, hi den Alpen
mögen Kreuzungen zwischen den niederliegenden und aufrechten
Formen häufig vorgekommen sein und auch noch vorkommen. Daß
die Bergföhre, wenn sie einmal die Strauchform angenommen hat,
die Fähigkeit sich in die aufrechte Form zurückzuverwandeln, nicht
besitzt, dürfte aus dem oben erwähnten Vorkommen der Legföhre
im nördlichen Bayern hervorgehen. Die Sumpfföhre des Fichtel-
gebirgs dürfte dem ursprünglichen Typus der Bergföhre am nächsten
kommen. Daß sie jetzt fast ausschließlich in den tiefen Mooren
wächst, beruht nicht darauf, daß sie anderweitig nicht fortzukommen
vermöchte, im Gegenteil auch sie befindet sich da besser, wächst
rascher und kräftiger, wo sie das Moor verlassen hat, aber sie
vermag außerhalb der Moore die Konkurrenz mit den noch rascher
wachsenden und überdies von dem übermächtigen Menschen be-
günstigten anderen Nadelhölzern nicht auszuhalten. Dem Kultur-
waldbaum gegenüber befindet sich der Urwaldbaum der Eiszeit
in derselben mißlichen Lage wie die Ureinwohner Amerikas gegen-
über dem weißen Ansiedler; auf wenige Reservationen beschränkt,
geht sie, wie die gewaltigen längst dahingegangenen tierischen
Bewohner des Bergföhrenwaldes der Eiszeit allmählich dem Unter-
gang entgegen. Auch die Baumgeschlechter haben wie die Völker
manchmal eine tragisches Geschick.
Der schöne Sumpfföhrenbestand des Fichtelsees war vor einigen
Dezennien bereits sehr bedroht und ein großer Teil desselben ist
damals verschwunden, als die in Fichtelberg bestehende, schwung-
haft betriebene Glasfabrik das Torfmoor des Fichtelsees ausbeutete.
Infolge der Erbauung der Bahn Neusorg-Fichtelberg, welche der
Glashütte billige böhmische Braunkohlen zuführte, wurde der Abbau
des Torflagers sistiert und der Rest des Sumpfföhrenbestandes blieb
vorerst erhalten. Bei dem steigenden wirtschaftlichen Wert, welchen
die Torflager besitzen, ist zu befürchten, daß, wenn keine Schranke
errichtet wird, der Urwaldbestand der Sumpfföhre auch hier ver-
schwindet.
Mit Recht nimmt man sich in neuester Zeit der durch den
herrschenden Industrialismus bedrohten Naturdenkmäler an; ein
solches schutzbedürftiges altehrwürdiges Naturdenkmal ersten Ranges
an hervorragender, von alten Sagen umwobener Stelle ist aber der
Sumpfföhrenbestand des Fichtelsees. Recht wünschenswert wäre es,
wenn der Staat dem Vorschlage Sendtners gemäß die Sumpfföhre
auf baumleeren Mooren anpflanzen und namentlich auch das Fichtel-
seemoor, so weit es abgebaut ist, wieder mit Sumpfföhren aufforsten
— 251 —
würde. Aus dem Verkaufe junger Sumpfföhren an Landschafts-
gärtner dürfte sich vielleicht ein Gewinn erzielen lassen. Ich habe
schon vor ungefähr 20 Jahren mit Erfolg junge Sumpfföhren aus
dem Fichtelsee in die städtischen Anlagen von Wunsiedel verpflanzt
und es trifft sich günstig, daß auch die Stadt Nürnberg im Luitpold-
hain zwar nicht als ein Eiszeit- sondern als ein Ausstellungsrelikt
eine kleine Ansiedlung von gut gedeihenden Sumpfföhren besitzt,
welche gelegentlich der Landesausstellung im Jahre 1906 von der
Forstbehörde, die unter anderem den Betrieb eines oberpfälzischen
Torfstichs zur Anschauung brachte, angelegt wurde. Es wäre sehr
erfreulich, wenn von Nürnberg aus die Sumpfföhre den Weg in
Gärten und Parkanlagen finden würde; ich zweifle nicht, daß der schöne
Baum auf sandigem Boden, namentlich wenn man Torferde bei-
mischt und für ausreichende Feuchtigkeit sorgt, gut gedeihen wird.
Von Herrn Apotheker Dr. Schmidt in Wunsiedel war ich darauf
aufmerksam gemacht worden, daß bei Fichtelberg ein besonders
schöner Sumpfföhrenbestand sich befindet. Durch den schneereichen
Winter wurde ich verhindert, rechtzeitig diese Stelle zu besuchen,
so daß diese Abhandlung bereits dem Druck übergeben war, als ich
meine Absicht ausführte. Unter Führung des Herrn Forstmeisters
Berner gelang es am 27. April dieses Jahres von dem noch tief
verschneiten Sumpfföhrenbestand in der Hüttenlohe bei Fichtelberg
eine Aufnahme zu machen, welche in Figur 1 wiedergegeben ist.
Das Bild zeigt die charakteristischen Formen des Sumpfföhren-
hochwaldes, namentlich die kurze Beastung und die an den Enden
aufwärtsgekrümmten Zweige. Die größten Stämme besitzen eine
Höhe von 10 bis 12 m und eine größte Dicke von 30 bis 40 cm.
Forstmeister Berner schätzt die ältesten Bäume auf 60 bis 70 Jahre.
Der reine Sumpfföhrenbestand in der Hüttenlohe befindet sich in
einer Bergmulde bei ungefähr 800 m Höhe, er bedeckt nach
Schätzung beiläufig 10 ha, während weitere 10 ha Mischwald aus
Sumpfföhren und Fichten vorhanden sind. Nach Mitteilung des
Herrn Forstmeisters Kammerer in Bischofsgrün, in dessen Bezirk
der Sumpfföhrenbestand des Fichtelsees liegt, sind im Forstamt
Bischofsgrün etwa 8 ha Sumpfföhren vorhanden. Nach Mitteilung
des Herrn Forstmeisters Waidlein befinden sich im Bezirk des Forst-
amts Weißenstadt 10 bis 12 ha Sumpfföhren.
Der günstige Erfolg der Expedition in das Fichtelgebirg
veranlaßte mich, sofort auch den Forst von Mantel bei Weiden
zu besuchen. Unter gütiger Führung von Herrn Karl Knab junior,
Gutsbesitzer in Steinfels, fand ich in einer ganz flachen lang-
252 —
gestreckten Niederung in der Waldabteilung „Gescheibte Lohe",
vermutlich dem Flußbett eines Stromes aus der Diluvialzeit, einen
Sumpfföhrenbestand von sehr beträchtlicher Ausdehnung. Auch
■ly. 1.
Sumpfföhrenhochwald bei Fichtelberg, aufgenommen am 27. April 1Q07.
hier standen die schönsten und höchsten Stämme nicht in dem
damals ganz unzugänglichen Sumpf, sondern in der Nähe desselben.
— 253 —
Von diesem Bestände dürfte Fig. 2 eine Vorstellung geben. Wie
überall, wo Sunipfföhrenwald auftritt, sind den Hochstämmen junge
Bäumchen beigemengt. Der Sumpfgraben im Vordergrund des Bildes
Fig. 2. Sunipfföhrenwald im Alanteier Forst i^Oberpfalz .
zeigt große schwimmende Sphagnumrasen. Den Boden des Waldes be-
deckt hauptsächlich Eriophorum vaginatum und Vaccinium uliginosum.
- 254 —
Auch dieser prächtige Bestand ist durch den Torfstichbetrieb, der
bereits eine weitausgedehnte baumlose Fläche geschaffen hat, bedroht.
Nach Herrn Forstamtsassessor Vierling in Mantel besitzt der
reine Sumpföhrenbestand des Manteler Forstes eine Ausdehnung
von 74 ha; vereinzelt, mit der gewöhnlichen Föhre ziemlich reichlich
durchstellt, kommt die Sumpfföhre dort noch auf rund 300 ha
weiterhin vor, so daß also dieser eine Sumpfföhrenbestand ausge-
dehnter ist, als alle Sumpfföhrenbestände des Fichtelgebirgs. Herr
Forstamtsassessor Vierling teilte mir außerdem mit, daß sich die
Sumpfföhre noch bei Weiden in der Privatwaldung „Weiden"
(Name einer Waldabteilung) findet, dann im Forstamt Grafenwöhr
und wahrscheinlich auch im Forstamt Vilseck und Etzenricht.
Auf dem Schneeberggipfel im Fichtelgebirg findet sich eine
zweite interessante Baumform, eine zwergartige Fichte. Wind, Kälte
und Schnee gestatten auf dieser exponierten Höhe den hier allein
noch vorkommenden Fichten nicht mehr sich zu bedeutender Höhe
zu erheben ; je mehr man dem Gipfel zuschreitet, desto lichter wird
der Wald, desto niedriger erscheinen die Bäume, die Wipfel sind
häufig gebrochen, so daß immer neue bajonettartig aus einem Aste
erwachsene Wipfel entstehen, häufig sind die oberen Enden ab-
gestorben, nahe am Gipfel des Berges sind nur noch Büsche vor-
handen, die nur wenige Meter erreichen. Was sofort auffällt, ist
die Vielwipfeligkeit der Büsche. Es sieht aus, wie wenn sich viele
Bäumchen zu gegenseitigem Schutze zusammengedrängt hätten. Bei
genauerem Zusehen findet man aber, daß der ganze vielgipfelige
Busch eigentlich nur ein einziger Baum ist. Die dem Boden zu-
nächst stehenden Äste haben sich teppichartig weithin ausgebreitet,
so daß förmliche Matten von dicht den Felstrümmern angeschmiegten
Fichtenzweigen entstehen; diese Bildungen erinnern an die rasen-
förmigen Polster, wie sie für viele alpine Stauden und Sträucher
charakteristisch sind. Aber nicht genug damit; die dem Boden
angeschmiegten Zweige bewurzeln sich in den moosigen Klüften
zwischen den Felstrümmern und wo der Zweig einmal Wurzel
geschlagen hat, da richtet er sich zu einem neuen Stämmchen auf,
welches ebenso normal weiter wächst, wie ein aus Samen erwachsenes
Bäumchen, so daß der alte verwitterte und oft halb abgestorbene
Hauptstamm von einer zahlreichen, mit ihm zusammenhängenden, fröh-
lich bis zu einer gewissen Höhe aufsprossenden Nachkommenschaft
umgeben ist (Fig. 3). Dabei tragen die nur wenige Meter hohen Büsche
Zapfen. Eine ähnliche vegetative Form der Vermehrung kommt ab
und zu auch bei anderen Koniferen vor; so findet sich bei Lindau
— 255 —
im Park Lindenhof ein mächtiges Exemplar einer Thuja occidentalis,
deren unterste Äste sich in den Boden senkten und zu neuen kräftigen
bß
CO
X3
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Q
Stämmen erwuchsen: auch aus dem Nymphenburger Park ist mir
ähnhches bei der gleichen Art erinnerlich.
Bei der Fichte findet sich die gleiche Erscheinung, wie mir
ein Kenner des Bayerischen Waldes, Herr Lehramtskandidat und
— 256 —
Assistent J. Weber, versicliert, am Osser und am Gipfel des Arber.
In den Alpen habe ich vergeblich nach ähnlichen Bildungen gesucht;
auf den Gipfeln der Vorberge macht sich an den Fichten nur die
auf Berghöhen auch sonst bekannte Erscheinung geltend, daß die
Äste einseitig in der Richtung der am häufigsten wehenden Winde
wachsen. In den höheren Alpentälern, wo die Fichte, wie im
Porsalengerwald im Gauertal bei Schruns in Vorarlberg, neben der
Legföhre vorkommt, zeigen die immer noch eine beträchtliche Höhe
erreichenden letzten Vorposten der Fichte nur eine auffällig kurze
Beastung, dann hören sie plötzlich auf, ohne daß Zwergformen
vorkommen. Auffällig ist, daß die Fichte im Hochgebirg in ähnlicher
Weise, wie die Bergföhre durch Kurzästigkeit gegen Schnee- und
Windbruch sich schützt, während davon im Fichtelgebirg nichts zu
bemerken ist.
In der Literatur habe ich mich vergeblich nach Beschreibungen
ähnlicher Bildungen, wie sie die Gipfel des Fichtelgebirges und
des Bayerischen Waldes tragen, umgesehen. France ^'^) bildet zwar
nach dem nordischen Botaniker Kihlmann ähnlich aussehende, noch
stärker reduzierte Fichtenbüsche aus Lappland ab, er sagt aber nicht,
ob die an den Boden gedrückten Zweige auch dort sich bewurzeln.
Ob die Fichte des Schneeberggipfels auch unter anderen Verhält-
nissen Ausläufer bilden würde, käme auf den Versuch an.
'0) France, Das Leben der Pflanzen 1. A,, I. B., S. 163.
'^]
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i^! -■■■ :: -a-^;-^^.!-: ■
Zur Kenntnis der niederen Tier- und Pflanzenwelt
des Dutzendteichs bei Mürnberg.
Von
Oberstudienrat Dr. Kurt Lampert,
Vorstand des Kgl. Naturalien -Kabinets in Stuttgart.
m Südosten Nürnbergs befindet sich der Dutzendteich,
V^' seit lange einer der behebtesten Ausflugsorte der Um-
gebung Nürnbergs und, seitdem 1906 an seinen Ufern
^ die große Bayerische Landes-Ausstellung stattfand, vielen
Tausenden auch außerhalb Nürnbergs bekannt. Wenn auch der
Name Dutzendteich nur die Verstümmelung einer Nürnberger Lokal-
bezeichnung des Mittelalters, nämlich „Dutschetey" darstellt, so hat
er immerhin einen gewissen Sinn, da es sich nicht um einen
Weiher, sondern um eine Anzahl Wasserbecken, früher 17, handelt,
die allerdings jetzt zum größten Teil verschwunden sind. Weitaus
der bedeutendste aber ist der sog. große Dutzendteich, dem allein
die folgenden Zeilen gelten sollen *).
Nach einer 18Q8 von G. L Beck herausgegebenen Beschreibung
beträgt die Oberfläche des großen Dutzendteiches bei Mittelwasser-
stand rund 337 000 qm (33,7 ha); im Jahr 1901 wurde mir als Umfang
der freien Wasserfläche vom Stadtbauamt Nürnberg in freundlichster
Beantwortung einer deshalb ergangenen Anfrage 27 - 28 ha angegeben.
Die Ausdehnung des Gewässers beträgt von Nord nach Süd rund 900,
i| Der Name hat mit Dutzend nichts zu tun. J. Schmidkontz- Würzburg
erklärt ihn neuerdings und ohne Zweifel richtig als einen Teich, in dem die Tutschen
oder Dutzen (Rohrkolben von Typha latifolia oder angustifolia) üppig gedeihen.
(Mitteilgn d. Vereins f. Gesch d. Stadt Nürnberg, XVII. Heft, S. 292— 306\ A.d.Red.
17
— 258 —
von Nordwest nach Südost etwa Q20 m, die mittlere Wassertiefe be-
trägt am Schlegel 3,6 m, im übrigen 1—2,5 m. Die Höhenlage ist
317 m über M. Den Untergrund des Dutzendteichs bildet der zum
oberen bunten Keuper gehörige Burgsandstein; in muldenförmigen
Vertiefungen dieses Gesteins sind alluviale Bildungen entstanden,
die als Waldmoorerde, Sandtorf und Weiherschlamm einen günstigen
Untergrund für eine reiche Flora bieten. Seiner Entstehung nach
ist der große Dutzendteich ein Stauweiher; wann er geschaffen
wurde, ist nicht nachgewiesen; die erwähnte Schrift verlegt seine
mutmaßliche Entstehung in das 14. Jahrhundert oder früher. Jeden-
falls diente er von Anfang an wie auch heute noch zur Fischzucht.
Das Abfischen war — und ist zumteil heute noch — eine Art
Nürnberger Volksfest und geschah wie noch zu unserer Zeit durch
Ablassen des Beckens.
Die Pflanzenwelt des Dutzendteiches und seiner Umgebung
war es in erster Linie, worauf das Interesse der Naturforscher
sich lenkte. Das genannte Werk macht über das Vorkommen
einiger seltener Pflanzen interessante Angaben. So wurde die im
Dutzendteich sich findende weiße Seerose von dem bekannten Natur-
forscher und Künstler Johann Wilhelm Sturm als Nymphaea semia-
perta Klinggräff erkannt. Zu erwähnen sind ferner zwei Arten
Wasserschlauch, Utricularia minor und vulgaris, bekannt als tier-
fangende Pflanzen, während eine andere insektenfressende Pflanze,
der hübsche Sonnentau, Drosera rotundifolia, sich zwischen den
Sphagnumpolstern der Umgebung des Sees findet.
Außerdem fand der Dutzendteich von naturwissenschaftlicher
Seite wenig Beachtung. Der um die naturwissenschaftliche Er-
forschung der wirbellosen Tiere der Umgebung Nürnbergs in
weitestem Sinn, besonders der Spinnentiere, hochverdiente Dr. Ludw.
Koch sen. hat natürlich auch der Spinnenfauna des Dutzendteiches
seine Aufmerksamkeit geschenkt^), wie sich auch in dem von
ihm verfaßten Verzeichnis der in der Umgebung von Nürnberg
beobachteten Mollusken^) einige Hinweise auf den Dutzendteich
finden. Völlig unbeachtet dagegen ist bis jetzt die niedere Tier- und
Pflanzenwelt dieses Wasserbeckens geblieben.
-) Dr. L. Koch, Verzeichnis der bei Nürnberg bis jetzt beobachteten
Arachniden (mit Ausschluß der Ixodiden und Acariden). Abhandlungen der
naturhist. Gesellschaft zu Nürnberg, Bd. VI. 1877.
3) Derselbe, Verzeichnis der bis jetzt in der Umgebung von Nürnberg
beobachteten Mollusken in : Abhandlungen der naturhist. Gesellschaft zu Nürnberg.
Bd. XII, 1899.
— 259 —
Ihr soll diese kleine Arbeit gelten. Seit länger als einem Jahr-
zehnt habe ich bei gelegentlicher Anwesenheit in Nürnberg nie ver-
säumt, den Dutzendteich zu besuchen und tierisches, wie pflanzliches
Material zu sammeln. In erster Linie galt meine Aufmerksamkeit
den freischwimmenden Organismen, der pelagischen Tier- und
Pflanzenwelt, dem sog. Plankton. Selbstverständlich wurden nicht
nur im freien Wasser Fänge gemacht, sondern ebenso auch zwischen
den Uferpflanzen und neben der mikroskopischen Lebewelt wurde
auch von größeren Wassertieren, Milben, Würmern, Moostieren,
Insekten und Insektenlarven mitgenommen, was zu erhalten war.
Die Aufsammlung dieses Materials erstreckt sich über die Zeitdauer
von 1893 bis heute, allerdings in langen Zwischenräumen. In der
Zeit vom Herbst 1898 bis Sommer 1899 war der See trocken ge-
legt. Im vergangenen und im laufenden Jahr wurde ich in dem
Bestreben, möglichst zahlreiches Material zu erhalten, freundlichst
unterstützt von Herrn Restaurateur Burckhardt von der Dutzendteich-
Restauration, der mir die Zusendung von Material vermittelte und
ganz besonders von Herrn Kahnwart Schröter, der verständnisvoll
meinen Angaben folgend von Zeit zu Zeit Planktonfänge macht und
sie, in Formol konserviert, genau bezeichnet mir zusendet. Für die
Mitarbeiterschaft bei der Bestimmung des Materials bin ich besonders
Herrn H. Fischer- Stuttgart, Naturalienkabinett, zu Dank verbunden,
für die Nachprüfung mehrerer pflanzlicher Planktonten Herrn Prof.
Kirchner-Hohenheim und bei Zusammenstellung des Diatomeen-
materials Herrn Thum-Leipzig.
Trotz eines reichen Materials, welches sich im Lauf der Jahre
angesammelt hat, möchte ich die folgenden Angaben über die Tier-
und Pflanzenwelt des Dutzendteichs keineswegs als vollständig an-
gesehen wissen. Ich habe völlig Abstand genommen von der Auf-
zählung der höheren Pflanzen, ferner unter den Tieren von einem
Verzeichnis nicht nur der Wirbeltiere, sondern auch der Spinnen,
Milben, Wasserinsekten, bezw. im Wasser lebenden Insektenlarven,
Würmern und Infusorien; dies nachzuholen mag einer späteren Zeit
vorbehalten sein, denn ich hoffe gerade in dieser Richtung meine
Aufsammlungen weiter ergänzen zu können. Dem Verzeichnis der
nach den einzelnen Abteilungen geordneten Tiere und Pflanzen sollen
einige Bemerkungen, teils sich auf besondere Spezies beziehend, teils
allgemeiner Art folgen. Gemäß der Veranlassung, anläßlich welcher
die kleine Arbeit erscheint, der Abhaltung des XVI. Deutschen Geo-
graphentags in Nürnberg, werden die Anmerkungen besonders zoo-
geographischer Art sein, einen bescheidenen Beitrag bildend zu der
17*
— 260 —
fränkischen Landeskunde; vor allen Dingen freilich auch daraufhin-
weisend, wieviel auf dem bisher vernachlässigten Gebiete hydrobio-
logischer Studien gerade auch im nördlichen Bayern noch zu tun
ist, da zu einem jedenfalls viel Interesse bietenden Vergleich der
niederen Tier- und Pflanzenwelt des Dutzendteichs mit andern Ge-
wässern Frankens zunächst jede Grundlage fehlt. Von einer Erörte-
rung anderer Fragen, wie sie gegenwärtig in der limnetischen
Literatur in den Vordergrund treten, besonders des bei vielen
Organismen, Rädertieren, Kladoceren vorhandenen Saisondimorphis-
mus habe ich Abstand genommen. Wohl fände sich auch hiefür
bemerkenswertes Material unter den Dutzendteichfängen, einerseits
aber scheint es mir wünschenswert, hiefür lückenlosere, über längere
Zeit fortgesetzte Fangserien zur Verfügung zu haben, andererseits
und hauptsächlich muß ich mir hierin mit Rücksicht auf den zur
Verfügung stehenden Raum Beschränkung auferlegen.
Ich lasse im Folgenden das Verzeichnis der Tiere und Pflanzen
folgen.
Mollusca, Weichtiere^).
Limnaea stagnalis L.
j, ovata Drap.
Planorbis marginatus Drap.
Anodonta cygnea Cless.
;; cellensis Schrot.
„ piscinalis Nilss.
Pisidium fossarinum Cless.
„ parvulum Cless. ^)
Bryozoa, Moostiere.
Cristatella mucedo Cuv.
Plumatella repens L.
Crustacea, Krebstiere.
Sida crystallina O. F. Müll.
Daphnia longispina Sars.
,, hyalina, var. galeata Sars.
Hyalodaphnia cucullata Sars.
Scapholebris mucronata O. F
Ceriodaphnia pulchella Sars.
Bosmina longirostris O. F.
var. cornuta Jurine.
iMüll.
Müll.
Eurycercus lamellatus O. F. Müll.
Chydorus sphaericus O. F. Müll.
Polyphemus pediculus L.
Holopedium gibberum Zadd.
Leptodora Kindtii Focke.
Cyclops strenuus Fischer.
„ phaleratus Koch.
Canthocamptus staphylinus Jurine.
Diaptomus gracilis Sars.
Gammarus fluviatilis Roesel.
Asellus aquaticus Geoffr.
Rotatoria, Rädertiere.
Asplanchna priodonta Gosse.
Triarthra longiseta Ehrbg.
Polyarthra platyptera Ehr.
Anuraea cochlearis Ehr.
„ var. tecta
Gosse.
Coelenterata, Holiltiere.
Hydra fusca L.
*) Aufgezählt nach der oben angeführlen Arbeit von L. Koch.
°) Von D Geyer, Slnttgart, gefunden.
— 261
Flagellata, Geißeltierchen.
Dinobryon cylindricum Inih. var.
divergens Imh.
Ceratiuin hirundinella O. F. Müll.
Peridinium cinctum Ehr.
Hemidinium nasutum Stein.
Volvox globator. Ehr.
Eudorina elegans Ehr.
Hydrodictyacea,
Wassernetzgewächse.
Pediastrum biradiatum Mey.
Coelastrum sphaericum Naeg.
Chroococaccea, Kugeialgen.
Scenedesmus bijugatus Kütz.
,, quadricauda var. abundans
Kirch.
„ „ n typicLis
Breb.
Diatomaceae, Kieselalgen.
Melosira varians kg.
n Binderiana Kütz.
„ arichalcea W. Sm.
,; granulata Ralfs
;; laevis Grün.
„ granulata var. ambiguaGrun.
Cyclotella operculata Kütz.
.; compta Kütz.
Tabellaria fenestrata Kütz.
ventricosa Kütz.
Meridion circulare Ag.
» constrictum Ralfs.
» cruniena Grün..
., minutum Grün.
Diatonia vulgare Bor.
» var. linearis Grün.
„ „ bicapitata Grün,
anceps Grün.
„ tenue var. hybrida Grün. '
„ pectinale Kütz.
linearis Grün.
Fragilaria virescens Ralfs.
Fragilaria virescens var.
M elliptica Schuin.
„ capucina Desni.
„ construens Grün.
„ aequalis Lagerst.
t, languetula Schum.
» tenue Kütz.
,; minima „
„ tenuis »
>; lapponica Grün.
Synedra pulchella Kütz.
;; ulna Grün.
„ capitata Ehr.
„ acus Kütz.
„ familiaris Grün.
,; affinis Kütz.
„ amphirhynchus Ehr.
danica Kütz.
„ splendens Kütz.
,; delicatissima W.Sm.
„ gracilis Grün.
„ longissima W.Sm.
vitrea Kütz.
Asterionella formosa Hassall.
Eunotia monodon Ehr.
diodon „
gracilis
pectinalis Rabh.
„ var. biconstricta
Grün,
lunaris Grün,
affinis Grün,
argus Ehr.
uncinata Ehr.
minor Rabh.
Achnanthes brevipes Ag.
,; exilis Kütz.
Cocconeis Ehrenberg.
,; pediculus Ehr.
„ placentula „
„ lineata Grün.
;/ I, var. eucalypta Grün.
I, acuminatum Ehr.
i; clavatum Ehr.
- 262 —
Cocconeis auritum Braun.
„ parvulum Kütz.
» lineatus Grün.
Pleurosigma acuminatum Grün.
„ Kützingii Grün.
„ attenuatum W.Sm.
Navicula elliptica Kütz.
,1 „ var.
„ fasciata Lagerst.
„ alpestris Grün.
„ amphisbacua Bor.
,; affinis Ehr.
., amphicomphus Ehr.
„ cuspidata Kütz.
„ pupula Kütz.
„ bacillum Ehr.
,; exilis Grün.
;; rhynchocephala Kütz.
„ V var.
amphiceros Kütz.
„ rhynchocephala var.
van Heurckii Grün.
„ viridula Kütz.
„ vulpina „
„ radiosa „
„ oblonga »
„ dicephala W.Sm.
„ BrebissoniiGrun.
„ ;; var.
„ boreaHs Kütz.
,", stauroptera Grün.
,, major Kütz.
„ „ var. minor Grün.
„ viridis Kütz.
« Caesatii Rabh.
„ Hmosa Kütz.
„ amphirhynchus Ehr.
„ ,; var. minor Grün.
„ elliptica-oblonga Neugeb.
» bacillaris Greg.
„ terminalis Grün.
„ anglica Ralfs.
„ ventricosa Druk.
„ bicapitata Lagerst.
Navicula apenina Kütz.
;; liburnea Grün.
„ legumen forma parva Grün.
„ avenacea Breb.
,; appendiculata Kütz.
,, terminals Ehr.
„ gottlandica Grün.
„ slesviscensis „
„ pumila „
;, Caesatii Rabh.
n tenuis var. stauronei-
formis Grün.
„ ambigua Ehr.
» humilis Doukh.
Stauroneis anceps Ehr.
„ „ var. linearis
Grün
„ phoenicenteron Ehr.
» sphaerophora Grün.
Gomphonema parvulum Kütz.
,; angustatum Grün.
„ acuminatum Ehr.
„ „ var. clavus
Grün,
w constrictum Ehr.
,/ capitatum Ehr.
„ subclavatum Grün.
„ auritum Braun.
„ affine Kütz.
„ clavus Breb.
„ capitata Ehr.
„ curvatum Kütz.
„ olivaceum „
„ agur Ehr.
„ Brebissonii Kütz.
„ turris Ehr.
,; elongatum W.Sm.
Cymbella leptoceras Kütz.
„ affinis „
„ gasteroides Kütz.
„ „ var. minor Kütz.
„ maculata Kütz.
» anglica Lagerst.
Epithemia turgida Kütz.
263
Epithemia sorex Küt/'.
» argus „
„ zebra ,;
,t „ var. minores
n Westerniannii Kütz.
t, proboscidea Kütz.
„ gibba ;/
;> >; var. ventricosa Grün.
Amphora ovalis Kütz.
,, minuta Kütz.
,; affinis „
„ Kützingii Grün.
Tryblionella levidensis W. Sm.
Nitzschia hungarica Grün.
„ thermalis „
„ dubia \V. Sm.
,; sigmoidea W. Sm.
„ vermicularis Kütz.
» Brebissonii W. Sm.
„ lanceolata W. Sm.
,; gracilis Hantzsch.
;; Heufleriana Grün.
„ tenuis Grün.
Nitzschia spectabilis Ralfs.
„ calida Grün.
-, denticuia Grün.
,; tenuis W. Sm.
V angustata Grün.
,; elongata Grün.
„ acuta Hantzsch.
„ littorea Grün.
Cymatopleura apiculata Grün.
„ linearis Kütz.
Surirella linearis W. Sm.
gracilis Krütz.
minuta Breb.
ovata Kütz.
splendida Kütz.
Campylodiscus hibernicus Ehr.
Cyanophyceae, Blaualgen.
Aphanizomenon flos aquae Ralfs.
Anabaena circinalis Rabh.
;, flos aquae Breb.
,; spiroides Kleb.
Clathrocystis aeruginosa Henfr.
Von vorstehender Liste seien im folgenden einige Arten noch
besonders hervorgehoben.
Das Moostierchen Cristatella mucedo hat für die Nürnberger
Fauna eine ganz besondere Bedeutung. Zwar ist die Art von Cuvier
benannt, allein ihre Entdeckung führt zurück auf den Nürnberger
Miniaturmaler Rösel von Rosenhof (1705 — 1759), dessen Name nicht
vergessen werden darf, wenn von der Geschichte der Naturwissen-
schaften in Franken die Rede ist und der in seinen monatlich heraus-
gegebenen „Insektenbelustigungen" sicher sich um die Verbreitung
naturwissenschaftlicher Kenntnisse in seiner Vaterstadt große Ver-
dienste erwarb. Nicht nur die Insekten zog er in den Kreis seiner
Betrachtungen, sondern er durchforschte auch eifrig die wasserreiche
Umgebung Nürnbergs und was er hier merkwürdiges fand, wurde
von ihm nach seinem „Ursprung, Verwandlung und anderen wunder-
baren Eigenschaften, aus eigener Erfahrung beschrieben und in sauber
illuminierten Kupfern nach dem Leben abgebildet und vorgestellet".
Mit wunderbarem Beobachtungstalent ausgestattet, schildert er lebendig
und treu, was er gesehen und noch heute wird jeder Zoologe seine
Beschreibungen mit Genuß lesen, wie auch die Abbildungen noch
— 264 —
mustergiltig sind. So fand Rösel 1754 bei Nürnberg auch „den
kleineren Federbuschpolyp mit dem ballenförmigen Körper", nämlich
Jugendformen unseres Moostierchens, die eben erst aus den Stato-
blasten ausgekrochen waren, deren Reste ihnen noch anhafteten.
Volle 80 Jahre blieb das Tier hierauf wieder der Wissenschaft ver-
schollen und in Süddeutschland währte es sogar bis 1893, bis die
Art wieder hier nachgewiesen wurde, in welchem Jahre ich im Dutzend-
teich zum ersten Male die Statoblasten genannten Dauerkeime von
Cristatella fand. Die runden, mit einem Kranz von Ankerhaken ver-
sehenen, schon dem bloßen Auge erkennbaren Statoblasten sind so
charakteristisch, daß, wenn sie häufig vorkommen, ihr Nachweis als
vollgiltiger Beweis für das Vorhandensein dieses Moostierchens an-
gesehen werden darf. Sie werden häufig mit dem Plankton gefischt
und da an ihren Haken alles mögliche hängen bleibt, so finden sich
oft mehrere Exemplare ganz eingehüllt in allerlei Verunreinigung,
z. B. im Ausstellungsjahr 1Q06 in den Kohlenstaub, mit dem manche
Teile des Dutzendteiches bedeckt waren. Bis vor wenigen Jahren
galt Cristatella als seltenes Moostier. Heute darf es mit zu den alier-
häufigsten gezählt werden, welches aus ganz Europa wie aus Nord-
amerika bekannt und stellenweise geradezu gemein ist.
Auch die andere, im Dutzendteich vorkommende Bryozoe Pluma-
tella repens ist überall häufig.
Von den Krebsen des Dutzendteiches ist wohl die auffallendste
Erscheinung Holopediumgibberum. Das Charakteristische desTieres
ist, daß es von einer äußerst durchsichtigen gelatinösen, unten offenen
Hülle kugelförmig eingeschlossen ist, wodurch das Tier eine für
eine Kladocere stattliche Größe erhält und im ersten Augenblick
ein reichlicher Fang von Holopedien die Vorstellung von Fisch-
laich erwecken kann. Der Auffindung dieses Krusters in unserem
Gewässer habe ich schon in meinem „Leben der Binnengewässer" *^)
gedacht. Als ich ihn das erste Mal antraf, war der ganze See in
unglaublicher Weise von ihm erfüllt. Auch bei meinem zweiten Be-
such fing ich ihn in großer Menge, allein nur an bestimmten Stellen,
so daß eine streifen- oder haufenförmige Ansammlung im freien
Wasser zu konstatieren war, wie auch Huitfeldt-Kaas in norwegischen
Binnenseen auf Grund seiner Untersuchungen annimmt^). Die Funde
des Holopedium im Dutzendteich verteilen sich auf folgende Daten :
11. Mai (1895), 30. Mai (1899), 31. Mai (1906), 1. Juni (1897), 8. Juli
(1898). In den Jahren 1895 — 1898 war der Kruster in den genannten
") Leipzig, Ch. H. Tauchnitz, 1899 (Zurzeit in neuer Auflage erscheinend;.
■') Huitfeld-Kaas, Planktonundersögelser i Norske Vande. 1906. S. 169.
— 265 —
Fängen häufig vertreten. Nach der erwähnten Trockenlegung des
Sees schien er verschwunden, doch fand ich in einem mir über-
sandten Fang vom 31. Mai 1906 wiederum ein Exemplar, ebenso
vor kurzem (13. April 1907) und die Möglichkeit einer erneuten
Vermehrung ist somit nicht ausgeschlossen. Sehr merkwürdig
ist die Verbreitung des Krusters. In seiner trefflichen Arbeit
über die Phyllopoden, Kladoceren und freilebenden Kopepoden
der nord-schwedischen Hochgebirge sucht Ekman^) die Kladoceren
nach ihrem V^orkommen und ihrer geographischen Verbreitung
zu gruppieren und rechnet Holopedium zu den arktisch-alpinen
Stenothermen Kaltwassertieren, so genannt wegen ihrer Bevorzugung
des kalten Wassers und wegen ihrer Häufigkeit in den nordischen
Regionen. In Schweden haben sie ihre Heimat in den Seen der
Birkenregion und zum Teil der Grauweidenregion. Entsprechend
den physikalischen Verhältnissen der Gewässer findet sich diese
Kladocerengruppe auch in anderen hochgelegenen Seen Europas.
Was Holopedium anbelangt, so ist es außer in Nordschweden auch
in der übrigen skandinavischen Halbinsel verbreitet; ferner nach
Wesenberg-Lund in Dänemark und nach des gleichen Forschers
Angaben in den schottischen Hochseen ^); sehr häufig ist es ferner in der
Hohen Tatra, in den Alpen dagegen merkwürdigerweise bis jetzt
nur in einem See auf dem St. Gotthard gefunden. Im Schwarwald
ist es durch Imhof, Stingelin, Burckhardt aus dem Titisee bekannt,
woher ich es ebenfalls erhielt. Ferner wurde es gefunden in den
Vogesen und im Böhmerwald. Die Höhenlage aller dieser Fundorte
läßt das Vorkommen des Holopedium nicht verwunderlich erscheinen,
und da es sich fast stets um tiefere Seen handelt und Holopedium
ein ausgesprochen pelagisches Tier ist, so sehr, daß Sars von ihm
sagt, es sei mehr als irgend eine andere Kladocere eine echt limne-
tische Art, so kann es hier auch sein Kaltwasserbedürfnis befriedigen.
Die Annahme Ekmans, daß wir in Holopedium als Mitglied der
erwähnten Gruppe arktisch- alpiner stenothermer Kaltwasserbewohner
ein Eiszeitrelikt zu sehen haben, welches während oder am Ende
der Eiszeit die mitteleuropäische Ebene bewohnte und als das Klima
milder wurde, teils nach Norden, teils in das Hochgebirge sich zurück-
zog, würde mit diesen Funden gut übereinstimmen. Sehr auffallend
und nicht zu erklären sind aber andere Funde: das massenhafte
") Ekman, Die Phyllopoden, Kladoceren und freilebenden Kopepoden der
nordschwedischen Hochgebirge in: Zool. Jahrb., Abteil, f. Systematik etc. B. 21. 1905.
'' Dr. C. Wesenberg-Lund, A comparative Study of the Lakes of Scotland
and Denmark in: Proceed. Roy. Soc. Edinburgh, Vol. XXV, 1905.
— 266 -
Vorkommen in den Wittingauer Teichen Böhmens'^), der Nachweis
in sächsischen Fischteichen durch Zacharias'M, dem Etang de Cazau
inFrani<reich*2), dem großen Lonsksee und Scharnowsee Westpreußens,
wo es Sehgo^^) fand. Alle diese Wasserbecken sind im Vergleich
zu den großen nordischen Seen und zum Teil auch absolut, Tümpel
von geringer Tiefe, die sächsischen Fischteiche sogar unter 1 m und
diesen Gewässern schließt sich der Dutzendteich völlig an. Wenn
Holopedium zwar auch in Finnland und Island in seichten Gräben
und Tümpeln gefunden wurde, so gleicht hier die hohe geographische
Breite den Mangel der Tiefe aus. In den Fundorten des mittel-
europäischen Flachlandes aber zeigt sich Holopedium nicht als Kalt-
wasserbewohner, sondern, wie dies auch Burckhardt bei der Erörte-
rung des „Zooplankton der Schweiz" erwähnt^*), als unempfindlich
gegen die Wärme. Sein isoliertes Auftreten aber kann nur durch
Verschleppung erklärt werden, wobei vielleicht im besonderen Hin-
blick auf die böhmischen und sächsischen Fischteiche an den Bezug
von böhmischen Karpfen zu denken wäre; ob dies auch beim
Dutzendteich der Fall ist, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.
Auch Polyphemus pediculus wird gleich Holopedium als
eine arktische oder subarktische Form betrachtet. In allen nördlichen
Gebieten kommt das Krebschen vor und gehört daselbst nicht selten
zu den allerhäufigsten Kladoceren. Außer der Häufigkeit in hohen
geographischen Breiten spricht für seine arktische oder subarktische
Natur auch die Verbreitung in hochgelegenen Seen. Durch Keilhack
aus den Dauphineealpen bekannt, nach A. Merle- Normann und Ray
Lancaster bis zu Höhen von 2000 Fuß in Großbritannien gehend,
in der Hohen-Tatra von Wierzejski bis zu 1796 m gefunden ^^), darf
der Kruster, der bisher in Deutschland selten nachgewiesen wurde,
hier vielleicht in einigen Fällen als Relikt angesprochen werden. Dies
gilt besonders von den durch Zacharias konstatierten Fundorten im
Riesengebirge, den beiden Koppenteichen i^). Auch der Wildsee bei
1») Fric, Die Krustentiere Böhmens. In Arbeiten der zoologischen Sektion
der Landesdurchforschung von Böhmen. Prag 1872. S 320.
11) Zacharias, Zur Kenntnis des Planl<tons sächsischer Fischteiche. In: For-
schungsberichte aus der Biol. Station zu Plön, Bd. VII, 1899, S. 79, 81, 85, 91, 94.
^'^) Nach Ekman citiert.
1^) Hydrobiologische Untersuchungen III. Die häufigeren Planktonwesen
nordostdeutscher Seen. Danzig 1906, S. 34.
^*) Genf 1900, S. 679.
1») Siehe Zacharias, Zur Biologie und Ökologie von Polyphemus pediculus
in: Zool. Anzeiger Bd. 30, 1906. S. 455 bis 459.
'") Zacharias 1. c.
— 267 —
Wildbad im württembergischen Schwarzwald, wo ich das Tierchen
fand, die Kochschen Fundorte in der Oberpfalz und ebenso wie
der Leydigsche^') Fundort Alpsee bei Immenstadt ^^) in Bayern dürften
als Rückzugsorte gedeutet werden. Auffallend aber bleibt dann wiederum
sein Vorkommen in seichten Gewässern in niedriger Höhenlage, wie
es unser Dutzendteich ist; allerdings führen ihn Schober, Thallwitz
und Schiller^ ^) auch aus dem Moritzburger Großteich bei Dresden an,
der ebenfalls nur seicht ist und kommen dann zu der Ansicht, daß
Polyphemus trotz seiner nordischen Heimat geradezu wärmeliebend
sei. Ekman^*^) und Brehm*^) halten ihn für einen nordöstlichen Ein-
wanderer. Verschiedene Autoren geben als Beweis der nordischen
Herkunft des Polyphemus an, daß die Individuen in höheren See-
becken größer seien und daß die Zahl der Sommereier eine beträcht-
lichere sei, als bei Exemplaren von niederer Höhenlage. Weismann^^)
fand als Maximum 7 Wintereier im Brutraum, meist 4, selten nur 2;
Leydig^^) nur 2, Zacharias^^) dagegen stets 4.
Besonderes Interesse haben neuerdings bekanntlich die Klado-
ceren durch den bei ihnen nachgewiesenen Saisondimorphismus
gewonnen, hauptsächlich auch die größeren als Wasserflöhe be-
kannten Formen, meist der Gattung Daphnia und den nächst-
verwandten Gattungen zugehörig. Diese Daphnien zählen zu den
hübschesten Formen des Plankton, sowohl in den Proportionen des
mit Ausnahme des Kopfes von einer Schale umschlossenen Körpers,
wie nicht im geringsten durch den Kontrast zwischen der fast kristall-
artigen Durchsichtigkeit des Tieres und dem großen schwarzen Auge,
welches von einem Kranz von Kristallkegeln umgeben ist. Längere
Zeit kannte man nur wenige Arten, später mehrten sich neu-
beschriebene Arten, und es entstand allmählich eine schwer zu über-
blickende Systematik; heute aber weiß man, daß die Daphnien wie
") Leydig, Naturgeschichte der Daphniden 1860. S 232.
^^) Nicht „Cannstatt in Württemberg" wie von Schädler Sitz -Ben Gesellsch.
Naturf. Freunde Berlin 1877, pag. 232, infolge falscher Etikette irrtümhch angegeben
Siehe meine Notiz „Bemerkungen zur Süßwasserfauna Württembergs" im Jahresh.
d. Ver. f. vaterl. Naturkunde in Württemberg 1893 S. GVL
1^) Schober, Thaliwitz und Schiller, Pflanzen- und Tierwelt des Moritzburger
Qroßteichs bei Dresden in Annales de Biologie lacustre, Bruxelles T. 1. 1906.
20) Ekman 1. c. S. 78 u. 79.
21^1 Brehm in: Zool. Anzeiger 1907. S. 319.
2'') Weismann, Zur Naturgeschichte der Daphnoiden in: „Zeitschr. f. Wissen-
schaft!. Zoologie, Bd. 28. 1877. S. 158.
3») Leydig, 1. c. S. 240.
-*) Zacharias, 1. c. S. 457.
— 268 —
so manche andere Wasserbewohner, z. B. die Teichmuscheln, zu den
wenigst formbeständigen Tieren gehören. Nicht nur in verschiedenen
Seen finden sich bei einer und derselben Art kleinere konstante
Abweichungen, so daß wir von lokalen Varietäten sprechen können,
sondern besonders bemerkenswert ist eine Neigung der Daphniden-
spezies, je nach den Jahreszeiten eine verschiedene Gestalt zu besitzen,
verschiedene Formen zu bilden, die sich besonders in der Gestaltung
des Kopfes unterscheiden, an welchem ein helmartiger Aufsatz zur
Ausbildung kommt. Dieser Gestaltwechsel im Lauf des Jahres, den
wir auch bei anderen Tieren, z. B. Schmetterlingen kennen, nennen
wir bekanntlich Saisondimorphismus. Infolge genaueren Studiums
dieser Verhältnisse bei den Daphniden ist man dazu gekommen,
statt scharf begrenzter Arten, Formenkreise zu unterscheiden, welche
nach verschiedenen Richtungen abändernde Arten umfassen; dieselben
können dann ihrerseits wiederum Saisondimorphismus zeigen. Auch
der Dutzendteich bietet reiches Material zu Studien über Variabilität
der Daphnien. Eine eingehende Erörterung würde aber hier zu
weit führen. Es sei nur erwähnt, daß der Formenkreis von Daphnia
longispina den Charakterzug der Kladoceren des Dutzendteichs bildet;
auch Daphnia cucullata findet sich.
Von den Kopepoden, den Ruderfüßern, ist die häufigste Art
Cyclops strenuus. Es ist dies bemerkenswert, da dieser kleine Kruster
als ausgesprochenes Kältetier gilt; so wird er vom Moritzburger
großen Teich bei Dresden als charakteristisch für die Wintermonate
und den ersten Frühling angegeben. Auch in den Dutzendteich-
fängen findet sich dieser Cyclopide besonders in den Frühjahrs-
und Herbstmonaten bei Temperaturen von 6 und 8 Grad, fehlt jedoch
auch im Sommer, z. B. im Juli, nicht völlig.
Von Rädertieren erweist sich als häufigste Art Asplanchna
priodonta Gosse. Von Anuraea cochlearis, von welcher Art ebenfalls
durch Lauterborn zum erstenmal ein ganz charakteristischer Saison-
dimorphismus konstatiert worden ist, begegnen wir in unseren Fängen
hauptsächlich der Stammform.
Unter den Geißeltierchen der Dutzendteichfauna fällt auf das
seltene Vorkommen von Ceratium, der sonst so viel verbreiteten
Flagellatengattung. Die zierliche, kolonienbildende Gattung Dinobryon
dagegen, bei welcher die Tierchen in kelchförmigen Hüllen sitzen, die
ihrerseits verzweigten Ästchen anhaften, tritt in den Sommermonaten
in großer Zahl im Plankton auf und zwar in der sonst weniger
verbreiteten Abart divergens, bei welcher die Äste der bäumchen-
förnügen Kolonie weit auseinander stehen. Zu den häufigsten Geißel-
— 269 —
tieren zählt das Kugeltierchen Volvox; besonders in den Sommer-
monaten ist nicht selten das Wasser des Dutzendteichs erfüllt von
den kleinen grünen Kugeln, die aus einer Anzahl in einer Gallert-
hülle vereinigter Individuen bestehen und sich mit Hilfe des gemein-
samen Schiagens der jedem Individuum in der Zweizahl zukommenden
Wimpern durch das Wasser drehen.
Wenden wir uns nun kurz noch dem Phytoplankton zu, den
mikroskopischen pflanzlichen Schwebeorganismen des Dutzendteichs,
so erscheint hier bemerkenswert das massenhafte Auftreten einer kleinen,
zu den Blaualgen gehörigen Art der Wasserblüte Aphanizomenon
flos aquae. Häufig im Sommer und oft viele Tage lang erscheint
der See grün gefärbt und schon mit dem bloßen Auge erkennt man
leicht, daß kleine langgestreckte, im Wasser schwimmende Gebilde
die Ursache sind. Wie mit feinem grünlich gefärbten Sägemehl ist
der See erfüllt. Eine schwache Vergrößerung schon läßt erkennen,
das wir Algenmassen vor uns haben von fadenförmiger Gestalt,
wobei die Zellfäden in Bündeln zusammen liegen. Die charakteristische
Färbung des Wassers, die durch diese Alge veranlaßt wird, hat ihr
den Speziesnamen Wasserblüte eingetragen. In ungeheueren Massen
kann diese kleine Pflanze auftreten. Gibt doch Apstein aus dem
Stettiner Haff für 5 ccbm Wasser 10000 Millionen Fäden an, aller-
dings ein auffallend reichliches Vorkommen. Während Aphanizomenon
flos aquae in Norddeutschland sehr häufig ist, scheint sie in Süd-
deutschland nur sporadisch verbreitet. Leider sind die bayerischen
Gewässer noch sehr wenig durchforscht, aber auch aus Württemberg
ist mir diese Alge bisher nicht bekannt geworden und der treffliche
Kenner der württembergischen Algenflora, Kirchner, bestätigt mir
dieses Fehlen. Zu den selteneren Algen zählt auch Anabaena spiroides
Kleebahn, die sich mehrfach im Plankton des Dutzendteichs fand.
Von der großen Zahl von Kieselalgen der Diatomeen, die
jedem Freunde mikroskopischer »Augen- und Gemütsergötzung^
um diesen Ausdruck des alten Ledermüller zu gebrauchen, ein be-
sonders interessantes Objekt sind, sei erwähnt das Vorkommen
von Asterionella formosa Has. Die langgestreckten, stäbchen-
förmigen Zellen dieser Diatomee hängen mit den Enden zusammen
und bilden auf diese Weise kleine, sehr zierliche und feine Sterne.
Während früher diese Alge als charakteristisch für größere Seen
galt, ist sie heute auch aus einer Fülle kleinerer Gewässer bekannt
geworden. Line weitere planktonische Diatomee des Dutzendteichs,
der wir häuf.";^ begegnen, ist Fragilaria virescens Ralfs, während
die sonst so h' ufige andere Spezies der gleichen Gattung crotonensis
— 270 —
zu fehlen scheint. Eine Vergleichung der reichen Diatomeenfiora
des Dutzendteichs, wie sie uns unsere Liste zeigt, mit anderen Fund-
orten, dürfte manches hiteressante bieten.
Ein Einblici< in die Lebensgeschichte der einzelnen Arten, in
das Auf und Nieder im Kreislauf des Jahres, gewährt eine Durch-
sicht der einzelnen Fänge im Hinblick auf das Maximum und
Minimum der verschiedenen Arten. Nur mit wenigen Worten sei
davon die Rede. In den Sommermonaten trafen wir mehrfach
reines Phytoplankton an, so z. B. am 10. Juli IQOl, 27. Juli 1903,
9. August 1904; hier überwiegen Algen in dem Maß, daß alle anderen
Organismen zurücktreten; des massenhaften Auftretens von Aphani-
zomenon haben wir ja schon gedacht. Aber auch schon im Mai
können die pflanzlichen Planktonten in den Vordergrund treten, zu-
gleich mit Volvox und Dinobryon, die wir in den sommerlichen Fängen
auch immer zahlreich vertreten sehen; ein Fang vom 3L Mai 1906
z. B. enthält fast nur die 3 ebengenannten Organismen, 14 Tage
vorher dagegen finden wir unsern Fang überwiegend aus Daphnien
bestehend. Die Temperatur betrug im ersteren Fall 15—21 Grad C,
im zweiten 18. Nach Seligo findet die Hauptvermehrung der Wasser-
blüte bei einer Temperatur über 18 statt. Im Herbstplankton über-
wiegen wiederum die Crustaceen, einmal traten Rädertiere in den
Vordergrund.
Leider reicht für eine zusammenhängende Darstellung der
Periodizität der einzelnen Arten mein Material nicht aus, umso-
weniger, da die einzelnen Monatsfänge sich auf verschiedene Jahre
verteilen. Immerhin möge diese kurze Skizze trotz ihrer Unvoll-
ständigkeit zeigen, welch reiches und mannigiaches Leben im Dutzend-
teich herrscht, und ich hoffe, daß es mir möglich ist, diesen Über-
blick über die niedere Tier- und Pflanzenwelt des hübschen Wasser-
beckens im Lauf der Jahre noch wesentlich zu vervollständigen.
Phänologische Mitteilungen
(Jahrgang 1906),
Von
Professor Dr. Egon Ihne. Oberlehrer in Darmstadt.
I. Einleitung.
jn den Abhandlungen der Naturhistorischen Gesellschaft
zu Nürnberg werden seit 1901 die jcährlich bei mir ein-
laufenden pflanzenphänologischen Beobachtungen unter
dem Titel „Phänologische Mitteilungen" abgedruckt. Da
diese Abhandlungen heuer mit der Festschrift zum 16. deutschen
Geographentag zusammenfallen, so wird es den Leser nicht wunder
nehmen, dem Jahrgang 1906 dieser Mitteilungen auch an dieser Stelle
zu begegnen. Vom Vorstand des Ortsausschusses des Geographen-
tags und von der Naturhistorischen Gesellschaft wurde dabei der
Wunsch geäußert, daß eine kurze, allgemeine Einleitung „auf den
Zweck der phänologischen Beobachtungen überhaupt und auf das
was bisher erreicht wurde" hinweisen möchte.
Die pflanzenphänologischen Beobachtungen beschäftigen sich
mit den Aufzeichnungen der wichtigsten Entwicklungsstufen des
jährHchen Pflanzenlebens, also mit der Belaubung, Blüte, Fruchtreife,
Laubverfärbung. Unter welchen Bedingungen sie anzustellen sind,
kann aus der Instruktion, die weiter unten den Beobachtungen des
Jahres 1906 vorgedruckt ist, entnommen werden. Begründet von
Linne, weiterhin namentlich gefördert durch Quetelet (gest. 1874),
Fritsch (gest. 1879) und besonders Hoff mann (gest. 1891) sind sie
seit etwa 25 Jahren in größerem Umfang in Deutschland und einigen
— 272 —
anderen Ländern Europas gepflegt worden. Doch soll hierauf niclit
eingegangen, vielmehr in gedrängter Kürze gezeigt werden, in
welcher Weise die phänologischen Beobachtungen bis jetzt verwertet
worden sind.
Da die Vegetationsentwicklung in erster Linie vom Klima ab-
hängig ist, so kann man nach dem phänologischen Verhalten auch
das Klima beurteilen, also die phänologischen Beobachtungen klimato-
graphisch verwerten und durch sie die meteorologischen Angaben in
eigenartiger und anschaulicher Weise ergänzen. Wenn man hört,
in Nürnberg blühen Kirsche, Apfel, Syringe durchschnittlich etwa
drei Wochen später auf als in Bozen, oder in Nürnberg gelangen
die nämlichen Pflanzen durchschnittlich etwa sechs Wochen früher
zur Blüte als in Janakkala (Finnland, 61 '^ n. B.), so vermögen diese
Daten doch auch eine V^orstellung von den klimatischen Verhältnissen
der drei Orte zu geben. Durch langjährige Beobachtungen an
vielen Orten ist festgestellt, daß die Reihenfolge der einzelnen Phasen
und Spezies (der Pflanzenkalender) in räumlich großen Gebieten
dieselbe oder nahezu dieselbe ist. Deshalb lassen sich rein botanisch-
phänologische Jahreszeiten aufstellen (vergl. den phänologischen Teil
in Rudels Beitrag zu dieser Festschrift S. 210 ff.), deren jede durch be-
sondere Phänomene bezeichnet ist. Sie sind für manche Zwecke
sehr brauchbar, u. a., wenn es sich um Vergleichungen handelt, sei
es, daß man für denselben Ort den Unterschied der Jahreszeiten
in verschiedenen Einzeljahren betrachtet (z. B. wie verhielt sich in
Nürnberg der Frühling und der Sommer in den Jahren 1905 und 1906?),
sei es, daß man viele Orte nach langjährigen Mitteldaten miteinander
vergleicht.
Das phänologische Verhalten verschiedener Gegenden kann
auch kartographisch dargestellt werden. Die erste phänologische
Karte (1881) rührt von Hoffmann her, andere sind gefolgt. Die
neueste, das gesamte Material (namentlich das der letzten 25 Jahre)
verarbeitende ist meine „Phänologische Karte des Frühlingseinzugs
in Mitteleuropa" (Petermanns Geographische Mitteilungen 1905).
Der Frühling ist jener Zeitraum, in dem sich eine Reihe bestimmter
Pflanzen belauben (z. B. Roßkastanie, Birke, Buche, Eiche) und zur
Blüte gelangen (z. B. Johannisbeere, Stachelbeere, Birke, Süßkirsche,
Schlehe, Sauerkirsche, Traubenkirsche, Birne, Apfel, Roßkastanie,
Syringe, weiße Narzisse, Weißdorn, Ginster, Goldregen, Eberesche,
Quitte). Die Karte, auf die hier nicht näher einzugehen ist, gewährt
einen deutlichen Einblick in die Beziehung zwischen Vegetations-
entwicklung im Frühling und geographischer Lage. Um nur einen
— 273 —
Punkt zu erwähnen, so tritt sofort die phänologische Bevorzugung
der oberrheinischen Tiefebene, überhaupt des Südwestens von Deutsch-
land, hen^or, eine Tatsache, die mit der aus Karten der Wärmeverteilung
(siehe Sommer, die wirkliche Temperaturverteilung in Mitteleuropa in:
Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde XVI, 2 (1Q06) ; vergl.
auch Neumann in: Petermanns GeographischenMitteilungen 1906, Heft 6)
aufs deutlichste hervorgehenden thermischen Begünstigung sehr gut
übereinstimmt. Andere V^ergleiche phänologischer und meteoro-
logischer Verhältnisse sind ebenfalls sehr lehrreich; so sei auf die
Arbeit von Hamberg, die Sommernachtfröste in Schweden 1871 — 1900
(Abh. der Schwed. Akad. d. Wissensch. Jahrg. 38) hingewiesen.
Wie das phänologische Verhalten beeinflußt wird von geo-
graphischer Breite und Länge, Meereshöhe, Exposition, Boden oder
weiteren Faktoren, sind Fragen, die zum Teil durch Einzelunter-
suchungen aus älterer und neuerer Zeit beantwortet worden sind.
Hier mag nur zweierlei angeführt werden. In den nicht zu hohen
Teilen Mitteleuropas entspricht einer Zunahme der geographischen
Breite um einen Grad (111 km) eine Frühlingsverspätung von etwa
vier Tagen und einer Höhenzunahme um 100 m eine solche von
etwa drei bis vier Tagen; beide Zahlen sind aber lediglich als ganz
ungefähre, sich unter Umständen nicht unerheblich abändernde
Durchschnittswerte aufzufassen.
Anderer Art sind die Arbeiten, die sich mit den Beziehungen
zwischen den periodischen Vegetationserscheinungen und den sie
verursachenden Witterungsfaktoren beschäftigt haben. Insbesondere
ist zwischen der Temperatur und der Aufblühzeit oder einer anderen
Phase von vielen Forschern (u.a. Boussingault, A. de Candolle, Fritsch,
Linsser, Hoffmann, Drude, Ziegler) unter Voraussetzung einer Kon-
stanz zwischen beiden nach einem passenden, zahlenmäßigen Aus-
druck dafür gesucht worden. Man erkannte, daß die einer Phase
vorausgegangenen Temperaturen unbedingt mit in Rechnung gezogen
werden mußten, und gelangte so zu Summen von thermometrischen
Werten für die betreffende Phase, die nach Ansicht der Autoren
genügende Übereinstimmung zeigten, um als konstant angesehen
werden zu können. Der Anfang der Summierung und die Art, was
und wie summiert wurde, war je nach dem Autor verschieden. In
einer 1906 erschienenen, eingehenden Arbeit, dem neuesten der zahl-
reichen Beiträge zu der vielumstrittenen Frage, lehnt H. Bos (Zur Kritik d.
Lehre v. d. thermischen Vegetationskonstanten, Abh. d. Bot. Ver. d. Prov.
Brandenburg 1906) aus physiologischen und rechnerischen Gründen,
die m. F. recht triftig sind, die thermischen Konstanten entschieden ab.
18
— 274 —
Haben nun die Ergebnisse phänologischer Forschung auch schon
joraktische Verwertung gefunden?
Nachdem bereits wiederholt von sehr berufenen Vertretern des
Obstbaues (R. Goethe) betont wurde, daß die Phänologie wertvolle
Anhaltspunkte zur Beurteilung des Klimas für den Obstzüchter biete,
ist sie neuerdings eingehender benutzt worden. Auf der landwirt-
schaftlichen Ausstellung des Großherzogtums Hessen zu Mainz im
September 1905 wurde das für die Prämiierung in Wettbewerb tretende
Obst nach drei klimatischen Zonen geordnet, derart, daß nur das in
der gleichen Zone gewachsene Obst unter sich in bestimmten Klassen
in Wettbewerb kam. Man wollte so Rücksicht nehmen auf den
klimatischen Unterschied der einzelnen Orte und den Mißstand ver-
meiden, der sich bei früheren Ausstellungen gezeigt hatte, daß Obst
aus den ungünstigeren rauhen Lagen im Vergleich zu dem aus
besseren Lagen zu gering beurteilt wurde. Die Zonen waren klimatisch-
phänologische Zonen und abgegrenzt nach einer phänologischen
Karte des Großherzogtums Hessen (Darmstadt 1906), die auf Wunsch
des Hessischen Landwirtschaftsrates von mir nach den gleichen
Grundsätzen wie die Karte des Frühlingseinzugs entworfen worden
war. Im April 1907 hat der Nassauische Landes-, Obst- und
Gartenbau - Verein ein Heft herausgegeben: Die Obstsortimente
für den Regierungsbezirk Wiesbaden. Der Regierungsbezirk ist auf
Grund der Frühlingseinzugskarte in vier klimatisch - phänologische
Zonen geteilt, und für jede Zone sind verschiedene Obstarten und
Obstsorten zusammengestellt, die in der betreffenden Zone zum An-
bau vorgeschlagen oder nicht vorgeschlagen werden. Indem so den
verschiedenen klimatischen Ansprüchen der Obstsorten Rechnung
getragen wird, zeigen die Übersichten dem Züchter, welche Sorten
er in seinem Wohnorte mit Vorteil anpflanzen kann und welche
nicht. In der Einleitung ist auch bemerkt, daß man den nicht ganz
unberechtigten Einwand erheben könne, daß der Frühlingseintritt
noch nicht für das weitere Klima maßgebend zu sein brauche. »Da
aber der Frühling für den Obstbau von sehr hoher Bedeutung ist,
weil in ihn die Blütezeit der Obstbäume fällt, und da andere Ver-
fahren, das Klima zu beurteilen, keineswegs geringere Unsicherheiten
in sich bergen, so ist diese Jahreszeit gewählt worden, nach deren
Eintritt man schon von klimatisch günstigen und ungünstigen Gegen-
den reden kann."
Wie der Obstbau, so macht auch ein Gebiet der Heilkunde
direkten Gebrauch von phänologischen Tatsachen. Als Ursache des
Heufiebers wird allgemein der Pollen angesehen, besonders von
— 275 —
Gramineen. Für jemand, der alljährlich heftig von dieser Krankheit
heimgesucht wird, ist es sehr wichtig, die Termine der Gras- und
Getreideblüte an verschiedenen Orten zu kennen, damit er, wenn er
aus anderen Gründen dazu in der Lage ist, sich die Wohltaten oder
Annehmlichkeiten einer klimatischen Prophylaxe verschaffen kann und
zur kritischen Zeit Orte aufsucht, wo die Blütezeit noch nicht ist
oder wo sie nicht mehr ist. In dem neuesten Buch über das Heu-
fieber von Wolff-Eisner (München, 1Q06) findet sich ein längerer
phänologischer Abschnitt mit zahlreichen speziellen Angaben, und
der Verfasser betont, daß ein weiterer Ausbau der Phänologie im
Interesse der Heufieberkranken sehr erwünscht wäre.
Es ist mit Freude zu begrüßen, daß die Phänologie immer
mehr praktische Bedeutung gewinnt. Allerdings müssen viele trockene
Zahlen und Namen i vergl. Phänol. Mitteil. Jahrgang 1Q06) als not-
wendiges Übel mit in den Kauf genommen werden.
II. Phänologische Beobachtungen^ Jahrgang 1906 ■.
Im folgenden werden die Aufzeichnungen von 117 Stationen
veröffentlicht. Wie im Vorjahr sind eine Anzahl Herrn Professor
P. Schwab in Kremsmünster und Herrn J. Schenk in Budapest zu
danken; für den Odenwald haben sich Herr Kreisrat Schliephacke
und Kreisschulinspektor Dieterich erfolgreich bemüht. HerrG.Dewalque,
emer. Professor der Geologie an der Universität Lüttich, ein eifriger
Freund der Phänologie, ist am 3. Nov. 1905 gestorben. Zunächst
wird die Instruktion (Gießener Schema, Aufruf von Hoffmann-Ihne),
nach der beobachtet wird, abgedruckt; die bei den Stationen ge-
brauchten Abkürzungen erklären sich hiernach leicht. Die Beobach-
tungen sind am Ende des Jahres an Prof. Dr. Ihne in Darmstadt zu
senden; sie werden jährlich abgedruckt.
Instruktion.
Die Beobachtungen sind an normalen, freistehenden
Exemplaren eines normalen, durchschnittlichen Stand-
orts anzustellen; es sind daher auszuschließen Pflanzen an
ausnahmsweise günstigen (z. B. an Spalieren, an der Wand von
Häusern) oder ungünstigen (z. B. durchaus beschatteten) Standorten,
sowie ausnahmsweise frühe oder späte Individuen. Man darf
daher auch nur am Beobachtungsorte zahlreich vertretene
Spezies wählen. — Es liegt in der Natur der Sache, daß
*) Jahrgang 1905 in: Abhandlungen d. Naturh. Ges. Nürnberg XVI. 1.
18*
— 276 —
nicht notwendig in jedem Jahr an denselben Exemplaren
die Vegetationsstufen notiert werden. — Die Phänomene
sind kalendarisch nach dem mittleren Datum für Gießen geordnet;
an anderen Orten ist diese Folge ungefähr die gleiche ; natürlich
verschieben sich die absoluten Data je nach der Lage des betreffenden
Ortes. Der Beobachter kann ungefähr die Zeit ermessen, wann er,
dann aber täglich oder jeden zweiten Tag, nach der be-
treffenden Erscheinung auszuschauen hat. Das Beobachtungs-
gebiet wird sich daher zweckmäßig auf die nahe Umgebung der
Station beschränken, und die Beobachtungen können ganz gut bei
Gelegenheit des täglichen Spaziergangs gemacht werden und
brauchen sich nicht auf alle angeführten Arten zu er-
strecken.
BO = erste normale Blattoberflächeii sichtbar und zwar an verschiedenen (etwa
3 — 4) Stellen; Laubentfaltung.
b = erste normale Blüten offen und zwar an verschiedenen Stellen,
z. B. an drei bis vier Bäumen oder Sträuchern. Diese Phase
ist bei weitem am besten und sichersten zu beobachten.
f — erste normale Früchte reif und zwar an verschiedenen Stellen; bei den
saftigen: vollkommene und definitive Verfärbung; bei den Kapseln:
spontanes Aufplatzen.
W = Hochwald grün = allgemeine Belaubung: über die Hälfte sämtlicher Blätter
an der Station entfaltet.
LV = allgemeine Laubverfärbung: über die Hälfte sämtlicher Blätter an der
Station — die bereits abgefallenen mitgerechnet — verfärbt.
TFund LT^ müssen an zahlreichen Hochstämmen '^Hochwald, Alleen) aufgezeichnet
werden.
Pyrus Malus, Apfel, b.
Quercus pedunculata. Stiel-
eiche, BO.
Fagus silv. l^"(Hochwaldgrün .
Lonicera tatarica, tatarisches
Geisblatt, b.
Syringa vulgaris. Nägelchen,
spanischer, blauer, türkischer
Flieder, b.
Narcissus poeticus, weiße Nar-
cisse, l>.
Aesculus Hippoc, b.
Crataegus Oxyacantha, Weiß-
dorn, b.
Spartium scoparium (Sarotha.u-
nus vulgaris"), Besenginster, h.
Quercus ped. W (Hochwald
grün).
13.
11.
Corylus Avellana, Hasel, /;
29.
IV
(stäubt).
2.
V.
11.
IV.
Aesculus Hippocastanum, Roß-
kastanie, BO.
3.
V.
15.
IV.
Ribes rubrum, rote Johannis-
beere, b.
3.
V.
19.
IV.
Ribes aureum, goldgelbe
Johannisbeere, b.
4.
V.
M
IV.
Betula alba, Birke, b stäubt'.
19.
IV.
Betula alba, Birke, BO.
4.
V.
19.
IV.
Prunus avium, Süßkirsche, b.
20.
IV.
Prunus spinosa, Schlehe,
7.
V.
Schwarzdorn, b.
10.
V.
23.
IV.
PrunusCerasus, Sauerkirsche,b.
24.
IV.
Prunus Padus, Trauben-, .^hl-
kirsche, b.
13.
V.
24.
IV.
Pyrus communis, Birne, b.
14.
V.
24.
IV.
Fagus silvatica, Rotbuche, 50.
277
15.
V.
16.
\'.
17.
V.
28.
V.
28.
V.
29.
V.
30.
V.
2.
VI
4.
VI.
6.
VI.
14.
VI.
19.
\'I.
20.
VI.
21.
\'I.
30.
VI.
2.
VII
4.
\II
19.
VII
27. VII.
27. Vi.
Cytisus Laburnum, üold- 28. VI.
regen, b.
Sorbus aucuparia, Eberesche,
Vogelbeere, b.
Cydonia vulgaris, Quitte, h.
Sambucus nigra, Hollunder,
schwarzer Hollunder, Flieder, b.
Seeale cereale hibernuni,
Winterroggen, b (stäubti.
Atropa Belladonna, Toll-
kirsche, b.
Rubus idaeus, Himbeere, b.
Symphoricarpos racemosa,
Schneebeere, b.
Salvia officinalis, Qartensalbei,
riechender Salbei, b.
Cornus sanguinea, roter Hart-
riegel, b. •
Vitis vinifera, Wein, h (nicht
Spalier oder Wand).
Ligustrum vulgare, Liguster,
Rainwaide, b.
Ribes rubrum, / (vollständig
rot, weich, durchscheinend».
Tilia grandifolia Ehrh. (T.
platyphyllos Scop.', Sommer-
linde, b. 18. X.
Lonicera tat., /rot und weich).
31.
VII.
1.
VIII,
12.
VHI
21.
VIII,
12.
IX.
16.
IX.
10.
X.
13.
X.
14.
X.
Tilia parvifolia Ehrh. (T. ulmi-
folia Scop.), Winterlinde, b.
Liliumcandidum, weiße Lilie, b.
Rubus idaeus, f (vollständig
rot, weich, löst sich von der
Blütenaxe abi.
Ribes aureum, /.
Seeale cer. hib. E (Ernteanfang,
Beginn des Schnittes).
Symphoricarpos racem., /(voll-
ständig weiß .
Atropa Belladonna, /.
Sorbus aucuparia, / (Frucht
auf dem Querschnitt gelbrot,
Samenschalen bräunen sich.
Sambucus nigra, / (weich
vollständig schwarz").
Cornus sang., / (weich, voll-
ständig schwarz).
Ligustrum vulg., / i Frucht
glänzend schwarz, Samen-
schalen dunkel violett).
Aesculus Hippoc, /.
Aesculus Hippoc, LV.
Fagus silv., LV (Hochwald).
Betula alba, LV (viele Hoch-
stämme).
Quercus pedunc, L V (Hoch-
wald .
Da manche Beobachter noch mehr beobachten, als der vor-
stehende ,/Aufruf" fordert, so empfehle ich (von 1893 an), um solche
Aufzeichnungen untereinander vergleichbar zu machen, für sie die
nachfolgenden Spezies und Phasen. Diese können einen Ersatz für
die Pflanzen des „Aufrufs" an solchen Orten geben, wo letztere
nicht oder nur selten vorkommen. Die Auswahl ist nach ver-
schiedenen Gesichtspunkten erfolgt, auf die hier nicht näher einge-
gangen werden soll. Es bleibt natürlich jedem Beobachter über-
lassen, sich aus der kalendarisch nach der Blütezeit geordneten Liste
die Spezies herauszusuchen, die sich an seinem Wohnorte
in größerer Anzahl finden und deren Beobachtung ihm
keine große Mühe macht. Bei einigen Pflanzen sind die mitt-
leren Daten für Gießen, wie im „Aufruf" bei allen Pflanzen, hinzu-
gefügt, damit der Beobachter auch bei den neuen Pflanzen einen
Anhaltspunkt für die ungefähre Zeit der Phase hat. Die mit * be-
zeichneten Spezies kommen nur für wärmere Gegenden in Betracht.
— 278 —
Die allgemeinen Regeln der Beobachtung, um deren Be-
achtung dringend gebeten wird, sind die gleichen, wie
für die Pflanzen des „Aufrufs".
Qalanthus nivalis, Schneeglöckchen, b
[mittleres Datnm für Gießen 22 II];
erste Blattspitzen auf einem während
des Winters ungedeckten Beete treten
aus der Erde.
Leucojum vernum, b.
Hepatica triloba, Leberblümchen, b.
Alnus glutinosa, Schwarzerle, b (stäubt)
[16 III].
Cornus mas, Kornelkirsche, gelber Hart-
riegel, b [19 III]; f (weich und voll-
ständig dunkelrot).
Anemone'nemorosa, Buschwindröschen, b.
Ranunculus Ficaria, Scharbockskraut, b.
Populus tremula, Zitterpappel, Espe, b
(stäubt).
Tussilago Farfara, Huflattich, b; f (Haar-
krone mit der Frucht fliegt ab) [23 IV].
Salix Caprea, Sahlweide, b (stäubt).
Ulmus campestris. Feldulme, b [2 IVJ.
*Prunus Armeniaca, Aprikose, b (nicht
Spalier oder Wand).
Narcissus Pseudonarcissus, gelbe Nar-
cisse, b.
Larix europaea, Lärche, b (stäubt) [7 IV].
*Persica vulgaris, Pfirsich, b (nicht Spalier
oder Wand).
RibesOrossularia, Stachelbeere, b [12 IV];
f (vollständig weich und verfärbt, Samen
scheinen durch).
Acer platanoides, Spitzahorn, (Blüten in
aufrechten Doldentrauben), b [14 IV];
BO; LV.
Tilia grandifolia, Sommerlinde, BO.
Caltha palustris, Sumpfdotterblume, b.
^Amygdalus communis, gemeine
Mandel, b.
*Buxussempervirens, Buxbaum, b (stäubt).
Cardamine pratensis, Wiesenschaum-
kraut, b.
Fraxinus excelsior, Esche, b [22 IV] ;
BO; LV oder Laubfall.
Tilia parvifolia, Winterlinde, BO.
Chelidonium majus, Schöllkraut, b.
.\cer Pseudoplatanus, Bergahorn, b
Blüten in hängenden Trauben) [3 V] ;
BO; LV.
Vaccinium Myrtillus, Heidelbeere, b.
Abies excelsa Poir., Fichte, Rottanne, b
(stäubt) [7 V].
Berberis vulgaris, Berberitze, b.
Lonicera Xylosteum, Heckenkirsche, b
[10 V]; f (weich und durchscheinend
dunkelrot).
*Juglans regia, Wallnuß, b (stäubt) f
Schale springt auf, die „Nuß" nicht
mehr mit der grünen Schale verwachsen)-
Acer campestre, Feldahorn, b.
*Cercis Siliquastrum, Judasbaum, b
Pinus silvestris, Kiefer, b ^stäubt) [17 V].
Chrysanthemum leucanthemum,Johannis-
blume, b.
Evonymus europaea, gemeiner Spindel-
baum, b. [22 V] ; f (Kapsel ganz carmin-
rot gefärbt, nicht mehr fleischig, in
der Regel aufgesprungen, der saftige
orangefarbene Samenmantel hat sich
von ihr abgelöst .
Salvia pratensis, Wiesensalbei, b.
^^Morus alba, weiße Maulbeere, b (stäubt).
Philadelphus coronarius, falscher Jasmin,
b [3 VI].
Robinia Pseudacacia, weiße Robinie,
Akazie, b [3 VI].
Seeale cereale aestivum, Sommerkoni,
b; E.
Triticum vulgare hibernum, Winterweizen,
b; E
*01ea europaea, Oelbaum, b.
Calluna vulgaris, Haidekraut, b [24 VII].
Colchicum autumnale, Herbstzeitlose, b.
Fagns silvatica. Buche, f.
— 279 -
Die Beobachter werden gebeten, gütigst dafür Sorge tragen zu
wollen, daß an ihrer Station, wenn sie selbst durch irgendwelche
Umstände (Wegzug, Krankheit u. s. w.) nicht mehr in der Lage
sind weiter zu beobachten, die Aufzeichnungen fortgesetzt werden,
damit möglichst vieljährige Beobachtungsreihen an derselben Station
entstehen.
Die (eingeklammerten Daten) sind nach Angabe der Beobachter
selbst nur annähernd genau; [eckige Klammern] enthalten meine
Ansicht.
Aberystwyth, Wales. — Dr. J. H. Saltev.
1906. Aes. BO 31 IIL b 10 V. Bet. BO 8 IV, b 8 IV. Corn. s. b 28 V.
Cory. b 15 I. Crat. b 12 V. Cyt. b 18 V. Fag. Bu 21 IV. Lig. b 28 VI, f (j X-
Lil. b 12 VII. Narc. p. b 15 IV. Prun. av. b 8 IV. Prun. sp. b 10 III. Pyr.
c. b 1 IV. Pyr. M. b 12 JY. Quere. BO 14 IV. Rib. ru. b 18 III, f 25 VI.
Sah. off. 10 VI. Saiiib. b 12 VI, f 5 IX. Sorb. b 18 V, f 6 VIII. Spart, b 7 IV.
Syiu. b 8 VI. t: 18 VIII. Syr. b 29 IV. Vit. b 9 VII.
Acer p. BO 15 IV. b 8 IV. Acer P. BO 16 III, b 15 IV. Aln. b 4 IL
Aueiii. b 19 UI. Berb. b 12 V. Buxiis b 5 II. Caltha b 7 III. Card, b 31 III.
Chel. b 5 V. Chry. b 19 V. Evon. f 2 X. Frax. BO 1 V, b 12 III. Gal. b 15 I.
Hep. b 25 II. Jugl. b 9 V. Larix b 1 III Leu b 26 II. Narc. P. b 25 IL
Phil, b 3 VI. Pin. b 12 V. Pop. b 26 IL Kan. b 1 IL Rib. Gross, b 12 III,
f 7 VII. Salix b 23 II. Salv. p. 22 VI. Tii. g. BO 8 IV. Tuss. b 25 II, f 4 IV.
Ulm. b 26 IL
Achselschwaug, westl. vom Ammersee. — 590 m. — Fr. Reuther. K.
Kreistierarzt.
1906. Aes. BO 28 IV, b 20 V, t 30 IX, LV 3 X. Atr. b 28 VI, f 19 VIII.
Bet. BO 6 V, b 5 V, LV 6 X. Corn. s. b 26 VI, f 20 IX. Cory. 1. 8 IIL Crat.
b 24 V. Cyd. b 29 V. Cyt. b 31 V. Fag. BO 6 V, W 11 V, LV 3 X. Lig. b
30 VI, f 30 IX. Lil. b 9 VII. Narc. p. b 30 IV. Prun. av. b 28 IV. Prun. C.
b 8 V. Prun. P. b 10 V. Prun. sp. b 26 IV. Pyr. c. b 7 V. Pyr. M. b 18 V.
Quere. BO 11 V, W 22 V, LV 6 X. Rib. ru. b 29 IV, f 20 VII. Rub. b 8 VI,
f 25 VII. Samb. b 26 VI, f 15 IX. See. b 10 VI, E 31 VII. Sorb. b 22 V, f 17
VIII. Syr. b 24 V. Til. g. b 6 VII. Til. p. b 22 VII. Vit. b 7 VII.
Abies b 8 V. Acer c. b 13 V. Acer p. BO 3 V. b 21 IV. LV 2 X. Aeer
P. BO 6 V, b 12 V, LV 3 X. Aln. b 19 III. Anem. b 9 IV. Berb. b 26 V. Call,
b 20 VIII. Caltha b 16 IV. Card, b 26 IV. Chel. n 8 V. Chry. 1) 26 V. Coleb,
b 26 IX. Corn. m. b 8 IV, f 24 IX. Evon. b 30 V, f 27 IX. Fag. f 30 VIII.
Frax. BO 22 V, b 6 V, LV 6 X. Gal. b 15 III, Blattsp. 1 III. Hep. b 16 IIL
Jugl. b 22 V. f 30 IX. Larix b 10 IV. Leu. b 11 III. Lon. X. b 24 V, f 18 Vn.
Nar. P. b 11 IV. Phil, b 21 VI. Pin. b 22 V. Pop. b 18 III. Prun. Arm. h
19 IV. Ran. b 11 IV. Rib. Gross, b 28 IV, f 28 VII. Salix b 5 IV. Salv. |).
b 26 V. Til. g. BO 5 V, LV 2 X. Til. p. BO 12 V, LV 2 X. Trit. b 28 VI,
E 10 VIII. Tuss. b 18 III, f 28 IV. Ulm. b 12 IV. Vacc. b 13 V.
Annarode, Kreis Mansfelder Geb. — 370 m. — Nicolai, Kgl. Förster.
l) 7 III.
Fag.
Pyr. M b
13 V.
Rib. ru.
b 18
II. Narc.
P. b
s. 1. 5 IV,
f 10
. b 5 II.
Cyd.
IV. Pyr.
M. b
— 280 —
19ÜÜ. Aes. BO 29 IV, b IG V. ßet. LV 25 X. Cory.
BO 4 V, W 16 V, LV 25 X. Prun. av. b 4 V. Prun. C. b 6 V.
Quere. BO 13 V, W 29 V, LV 29 X. Eib. au. b 21 IV, f 30 VI.
IV, f 24 VI. See. b 5 VI, E 30 VII.
Allem, b 5 IV. Gal. b 6 III, Blattsp. 13 II. Hep. h 8 ]
3 IV. Rib. G. b 4 V, t 3 VIT. Trit. b 30 VI, E 12 VIII. Tuss.
V. Vaec. b 4 V.
Areo, Südtirol. — 91 m. — Emil Diettrieh-Kalkhoff.
1906. Aes. BO 11 IV, b 26 IV. f 20 IX, LV 23 X. Cory.
b 28 IV. Prun. av. b 11 IV. Prun. C. b 13 IV. Pyr. c. b
22 IV. Rib. ru. b 10 IV. Syr. b 22 IV. Vit. b 5 VI.
Amyg. b 8 III. Pers. b 31 III. Prun. Arm. b 23 III. Rib. G. b 10 IV.
Tuss. b 18 II.
Aue, Königreieh Sachsen. — Ernst 0. Zeil, Lehrer.
1906. Aes. BO 16 IV, b 11 V, Bet. BO 18 IV, b 23 IV. Cory. b 7 III.
Fag. BO 22 IV, W 2 V. Lon. nigra b 11 V. Prun. C. b 28 IV. Prun. P. b
30 IV. Prun. sp. b 26 IV. Pyr c. b 29 IV. Pyr. M. b r> V. Quere. BO 4 V,
W 10 V. Rib. ru. b 28 IV. Sorb. b 12 V. S\t. b 10 V.
Aln. b 10 III. Anem. b 3 IV. Caltha b 15 IV. Card,
m. b 12 IV. Frax. BO 10 V. Gal. b 13 III, Blattsp. 19 II.
Pop. b 21 III. Ran. b 28 IV. Rib. G. b 24 IV. Salix b 3
2.T IV. Tuss. b 19 ni. Ulm. b 18 IV. Vacc. b 28 IV.
Auerbach, Bergstraße. — Dr. von Derschau.
1906. Bet. b 11 IV. Crat. b 9 V. Cyd. b 7 V. Cyt. b
12 IV. Prun. sp. b 12 IV. Pyr. c. b 17 IV. Pyr. M. b 27 IV.
Syr. b 1 V.
Amyg. b 21 III. Anein. b 7 IV. Berb. 10 V. Caltha b 9 IV. Cerc. b
2 V. Chel. b 18 IV. Morus b 1 V. Pers. b 16 IV [spät]. Salix 10 III.
Tuss. b 1 IV.
Augustenburg, Insel Alsen. — 72 m. — W. Meyer, Apotheker.
1906. Aes. BO 15 IV, b 12 V. Bet. BO 4 V, b 3 V. Com. s. b 10 VI.
Cory. b 6 III. Crat. b 20 V. Cyd. b 20 V. Cyt. b 15 \'. Fag. BO 25 IV, W
5 V. Lig. b 22 VI. Lil. b 4 VII. Lon. t. b 12 V, f 20 VII. Narc. p. b 10 V.
Prun. av. b 3 V. Prun. C. b 8 V. Prun. sp. b 5 V. Pyr. c. b 8 V. Pyr. M.
b 9 V. Quere. BO 10 V, W 12 V. Rib. au. b 22 IV. Rib. ru. b 20 IV, f 6 VII.
Rub. b 5 VI, f 17 VII. Samb. b 8 VI. See. b 1 VI, E 27 VII. Sorb. b 25 V.
Sym. b 12 VI. Syr. b 12 V. TU. g. b 8 VII. Til. p. b 12 VII.
Acer p. BO 16 V, b 15 V. Acer P. BO 2 VI, b 30 V. Aln. b 24 III.
Anem. b 8 IV. Buxus b 3 V. Caltha b 12 IV. Card, b 5 V. Chel. b 20 V.
Chry. b 4 VI. Oolch. b 26 IX. Evon. b 2 VI. Frax. BO 9 V, b 12 V. Gal.
b 15 II, Blattsp. 15 XI 1905. Jugl. b 18 V. Larix b 3 V. Lon. X. b 12 V.
Morus b 6 VI. Narc. P. b 8 IV. Phil, b 8 VI. Pop. b 16 IV. Ran. b 8 IV.
Rib. Gr. b 20 IV. Rob. b 1 VI. Salix b 6 IV. Til. g. BO 12 V. Tu. p. BO
16 V. Trit. b 6 VI, E 1 VIII. Tuss. b 6 IV. Ulm. b 8 IV.
Babenhausen, Starkenburg. — Oberlehrer F.Bock, Rektor.
1906. Aes. BO 11 IV, b 9 V. Bot. BO 17 IV. Cory. b 17 II. Crat. b
11 V. Pag. BO 20 IV. Pyr. c. b 17 IV. Pyr. M. b 29 IV. Rib. au. b 16 IV.
Rib. ru. b 15 IV, f 23 VI. Rub. b 19 V, f 26 VI. Salv. off. b 14 V. See. b 1
VL E 18 VII. Syr. b 7 V. Til. p. b 27 VI.
b J9
IV.
C
oni.
Larix b
18
IV.
IV.
Til.
g-
BO
7 V.
Prun. (
::. b
Rib.
ru. 1
) 9
IV.
— 281 —
Aln. b 2 m. Card, b 23 IV. Frax. BO 8jV. Pin. b 22 V. Rib. G. b 13
IV. Salix b 8 IV.
Beerfelden, Odenwald. — 400 m. — Breidenbach, Lehrer.
1906. Bet. BO 10 IV, LV 6 X. 0yd. b [4 VI spät]. Fao. BO 15 IV,
W 25 IV, LV 10 X. Lil. b 5 VII. Prua. av. b 1 V [spät], Pyr. c. b 5 V. Pyr.
M. b 20 V [spät]. Quere. BO 10 V. W 20 V, LV 5 X. See. E 1 VIII. TU. g.
b 28 VI. Til. p. b 6 VII.
Bielefeld, Westfalen. — 105 in. — Hugo Nieinann, Rentner.
1906. Aes. BO 11 IV, b 4 V, f 11 IX, LV 3 X. Bet. BO 13 IV, LV 8 X.
Corn. s. b 8 VI, f 25 VIII. Cory. b 1 II. Grat, b 9 V. Cyd. b 12 V. Cyt. b
10 V. Fag-. BO 13 IV, W 4 V, LV 8 X. Lig. b 21 VI, f 20 IX. Lil. b 4 VII.
Lon. t. b 8 V, f 1 VIT. Prun. av. b 14 IV. Prun. C. b 18 IV. Prun. P. b 28
IV. Prun. sp. b 18 IV. Pyr. c. b 19 IV. Pyr. M. b 1 V. Quere. BO 27 FV,
W 8 V, LV 12 X. Rib. au. b 16 IV. Rib. ru. b 13 IV, f 21 VI. Rub. b 22 V,
f 27 VL Salv. off. b 12 VI. Samb. b 4 VI, f 20 VIII. See. b 5 VI, E 25 VII.
Sorb. b 9 V, f 30 VII. Spart, b 9 V. Syni. b 1 VI. Syr. b 8 V. Til. g. b 21
VI. Til. p. b 6 VII. Vit. b 26 VI (Südwand, früher Malingre).
Acer p. BO 16 IV, b 10 IV. Acer P. BO 15 IV, b 25 IV. Aln. b 8 III.
Berb. b 9 V. Call, b 31 VII. Card, b 18 IV. Chel. b 27 IV. Chry. b 28 V.
Corn. m. b 9 III. Frax. BO 26 IV. Blattfall 26 X. Gal. b 11 II. Hep. b 8 III.
Larix b 11 IV. Leu. b 22 II. Lon. X. b 8 V, f 12 VII. Phil, b 31 V. Pin.
b 19 V. Ran. b 12 IV. Rib. G. b 14 IV, f 10 VII. Rob. b 4 VI. Til. g. BO
13 IV. Trit. E 7 VIII. Tuss. b 7 III, f 21 IV.
Blödesheim bei Eppelsheira, Rheinhessen. — 270 ni. — G. Class, Rentner.
1906. Aes. BO 12 IV, b 4 V. LU. b 2 VII. Prun. av. b 17 IV. Prun.
C. b 21 IV. PjT. c. b 24 IV [spät]. Pyr. M. b 2 V. Rib. ru. b 18 IV, f 22 VI.
See. b 31 V, E 23 VII. Syr. b 6 V.
Arayg. b 11 IV. Prun. A. b 8 IV. Rib. Gr. b 17 IV.
Bozen-Gries, Tirol. - 265—295 m. — Dr. W. Pfaff, Advokat.
1906. Aes. BO 27 III, b 16 IV, f 16 IX, LV 26 X. Bet. BO 4 IV, b 5 IV,
LV 23 X. Corn. s. b 13 V, f. 20 VII. Cory. b 11 II. Grat b 29 IV. Cyd.
b 23 IV. (Fag. BO 14 IV, LV 10 XI, einzelner Baum). Prun. av. b 4 IV. Prun.
sp. b 31 III. Pyr. c. b 8 IV. Pyr. M. b 16 IV. (Quere. BO 9 IV, LV 10 XI,
einzelner Baum). Rib. au. b 11 IV. Rib. ru. b 4 IV. Samb. b 11 V, f 20 VII.
(Sorb. b 2 V). (Sym. b 21 V, f 15 VII). Syr. b 17 IV. Til. g. b 30 V.
Acer p. BO 9 IV, b 30 III, LV 20 X. Acer P. BO 8 IV, LV 5 XI. Aln.
b 2 III. Amyg. b 10 III. Berb. b 20 IV. Buxus b 17 III Com. m. b 11 III.
Evon. b 9 V. Jugl. b 16 IV. Lon X. b 22 IV. Pers. b 31 III. Prun. Arm. b
29 III. Rob. b 12 V. Til. p. BO 9 IV, LV 24 X. Tuss. b 5 II. Ulm. b 15 III.
Braintree (Fennes) Essex, England. — 72 ra. — H. S. Tabor.
1906. Aes. BO 1 IV, b 15 V. Corn. s. b 13 VL Cory. b 18 I. Grat, b
8 V. Cyt. b 17 V. Fag. BO 22 IV. Prun. sp. b 10 IV. Pyr. c. b 9 IV iwall,.
Quere. BO 9 V. Spart, b 26 IV.
Acer c. b 5 V. Acer P BO 24 IV, b 5 V. Anem. b 9 IV. Caltha b 5 IV.
ChrA'. b 8 VI. Frax. BO 15 V. Gal. b 17 I. Hep. b 17 I. Larix b 6 IV. Ran.
b 21 III. Salix b 7 III. Tuss. b 16 III. Ulm. b 3 II.
Brandenburg an der Havel. — 30—40 m. — Barnewitz, Professor.
1906. Aes. BO 12 IV, b 29 IV. Bet. BO 13 IV, b 13 IV. Cory. b 9 II.
Cyt. b 8 V. Fag. BO 18 IV. Lon. t. b. 1 V. Prun. av. b 16 IV. Prun. P. b
— 282 —
20 IV. Prun. sp. b Iti IV. Pyr. c. b 19 LV. Quere. M) 18 IV\ W 27 IV. Rih.
au. h 15 IV. Hib. ru. b 12 IV. Syr. b 30 IV. Til. g. b 15 VI.
Acer p. BO 12 IV, b 12 IV. Chel. b 22 IV. Corn. m. b 5 III. Phil. U
22 V. Rib. Li. h 11 IV. Rob. b 22 V. Til. g. BO 13 IV. Til. p. BO 25 IV.
ßrixham, Devonshire, England. — F. W. Millet.
1906. Aes. b 21 IV. Cory. b 28 II. Cvat. b 10 V. Cyt. b 123 V si)ät .
Prun. sp. b 13 III. Syr. b 7 V.
Chry. b 4 VI. Gal. b 29 I. Tuss. b 24 III.
Budapest. — 108 ni. — a) Jakob Schenk, Assistent an der üntfar.
Ornithol. Zentrale.
1906. Aes. b 24 IV. Narc. p. b 24 IV. Prun. av. b 11 IV. Prun. C.
b 16 IV. Prun. sp. b 10 IV. Pyr. c. b 22 IV. Pyr. ]\l b 22 IV. Sanib. b 13 V.
Syr. b 23 IV.
Acer P. b 8 IV. Cereis b 26 IV. Prun. A. b 8 IV. Rob. b 13 V.
b) Eugen Greschik.
1906. Aes. b 28 IV, LV 30 IX. Cyd. b 1 V. Cyt. b 30 IV. Lig. b 27 V.
Lon. t. b 30 IV. Prun. P. b 25 IV. Quere. LV 9 X. Rib. au. 1. 1 V. Sanih.
b 12 V. Syr. b 23 IV
Acer p. LV 23 IX. Acer P. b 1 V. Amyg. b 25 III. Berb. b 1 V. Corn.
m. b 20 III. Frax. LV 9 X. Jugl. b 2 V. Morus b 1 V. Phil, b 20 V.
Rob. b 14 V.
Bullau, Odenwald — etwa 500 ni. — Kraenier, Lehrer.
1906. Aes. BO 5 V, b 11 .V, f 24 IX, LV 17 X. Bet. BO 24 IV, b 1 V.
Corn. s. b 15 VI, f 15 X. Cyd. b 21 V. Prun. av. b 25 IV. Prun. C b 30 IV.
Prun. sp. b 25 IV. Pyr. c. b 30 IV. Pyr. M. b 6 V. Rib. ru. b 20 IV, f 5 VII.
See. b 8 VI, E 4 VIÜ. Sorb. b 21 V, f [15 X spät] Syr. b 10 V.
CaU. b 16 VIII. Colch. b 25 IX. Ran. b 4 IV. Rib. G. b 18 IV.
Salix b 12 IV.
Burghausen an der Salzach. — 365 ni. — W. Rudel, Pfarrer a. D.
1906. Aes. BO 15 IV, b 8 V, f 20 IX, LV 5 X. Bet. BO 16 IV, b 17 IV.
Corn. s. b 7 VI. f 15 IX. Cory. b 27 II. Crat. b 14 V. Cyt. b 13 V. Fag. BO
24 IV, W 1 V, LV 10 X, Laubfall 1 XI. Lig. b 17 VI, f 15 IX. Lil. b 3 VII.
Lon. t. b 10 V. Narc p. b 30 IV. Prun. av. b 17 IV. Prun. C. b. 20 IV.
Prun. P. b 25 IV. Prun. sp. b 18 IV. Pyr. c, b 26 IV. Pyr. M. b 4 V. Quere.
BO 5 V, W 15 V, LV 15 X, Laubfall 8 XL Rib. ru. b 19 IV, f 30 VI. Rub.
b 24 V, f 7 VII. Salv. off. b 9 VI. Sauib. b 3 VI, f 27 VIII. See. b 25 V,
E 9 VII. Syr. b 5 V. Til. g. b 26 VI. Til. p. b 6 VII.
Acer p. b 17 IV. Acer P. b 14 V. Aneni. b 20 III. Berb. b 14 V. Caltha
b 23 III. Chry. b 10 V. Corn. m. b 18 III. Gal. b 20 II. Hep. b 28 II. Jngl.
b 11 V. Leu. b 1 III. Lon. X. b 9 V. Prun. Arm. b 20 IV. Ran. b 25 III.
Rib. G. b 17 IV. Salv. p. b 7 V. Til. g. BO 10 V. Tuss. b 7 III.
Charlotten bürg. — 33 m. — Bodenstein, Rechnungsrat. — Beobachtungs-
gebiet: Tiergarten und Umgebung.
1906. Aes. BO 14 IV, b 8 V, LV 6 X. Bet. BO 14 IV, LV 15 X. Cory.
b 24 II. Fag. BO 5 V. W 9 V, LV 25 X. Prun. av. b 14 IV. Prun. C b 19 IV.
Prun. P. b 20 IV. Quere. BO 23 IV, W 8 V, LV 23 X.
Corn. m. b 12 III.
Coimbra, Portugal. — 89 m. — A. F. Moller. Inspektor des botan.
Gartens. Beobaehtunirsgebiet ist der botanische Garten.
— 283 —
1906. Aes. BO 1 II, b 12 III, f 10 IX, LV 20 XI. Atro. b 10 V, f 28 VII
Bet. BO 18 III, LV 8 XI. Corn. s. b 7 V, f 10 IX. Cory. b. 26 XII 1905. Crat
b 23 III. Cyd. b 5 III. Cyt. b 7 IV. Fag. BO 14 IV, LV 10 XI. Lig. b 12 V
f 15 IX. Lil. b 18 V. Lon. t. b 16 III. Narc. p. b 10 IIL Prun. av. b 23 111.
Pruu. sp. b 15 II. Pyr. c. b 15 III. Pyr. M. b 31 III. Quere. BO 28 IIL
W 12 IV, LV 7 XI. Rub. b 15 IV, f 14 VI. Salv. off. b 3 IV. Samb. b 25 III,
f 12 VIII. See. b 25 IV, E 16 VI. Sym. b 8 V, f 9 VIII. Syr. b 4 IV. Til.
eu. (T. vulgaris Heyne) b 7 VI. Vit. b 25 V.
Acer i) BO 28 III, LV 7 XL Acer P. BO 31 III, LV 2 XI.
Amyi;. b 6 IL Berb. b 15 V. Buxus b 2 I. Cerc. b 15 III. Chel. b 10 I.
Com. 111. b 1 III. Prax. BO 10 IL b 20 XII — 5 I, LV 10 XL Jugl. b 14 IV.
Lauras b 25 IL Narc. P. b 5 IL Olea b 28 IV. Phil, b 20 IV. Ran. b 11 I.
Rob. b 15 IV. Salix b 21 IL Til. eu. BO 15 IV, LV 15 X. Ulm. b 21 I.
Cr um Stadt, s. w. von Darmstadt. — Wetzel, Lehrer.
1906. Aes. BO 11 IV, b 5 V. Cyt. b 8 V. Prun. 0. b 19 IV. Pyr. c.
b 17 IV. Pyr M. b 3 V [spät]. Rib. ru. b 13 IV, f 17 VL Rnb. b 29 V. Samb.
b 1 VI. See. b 28 V, E 25 VII. Syr. b 3 V. Til. g. b 22 VI.
Buxus b 12 IV. Rib. G. b 11 IV. Rob. b 27 V. Til. g. BO 17 IV.
Üarmstadt. — 145 m. — Professor Dr. Ihne. - Die Beobachtungen sind
meist im südwestl. Teile gemacht.
1906. Aes. BO 11 IV, b 23 IV, f 9 IX, LV 12 IX. Corn. s. b 30 V,
f (25 VIII). Cory. b 22 IL Crat. b 8 V. Cyd. b 7 V. Cyt. b 9 V. Fag. BO
14 IV, Ludwigshöhe, W 18 IV, LV 21 X. Lig. b 7 VI, f (9 IX). Lil. b 29 VI.
Prun. av. b 11 IV. Prun. C. b (14 4V). Prun. P. b 14 IV. Prun. sp. b 10 IV.
Pyr. c. b 14 IV. Pyr. M. b 24 IV. Rib. au. b 12 IV. Rib. ru. b 11 IV, f (26 VI).
Samb. b (19 V, f 13 VHP. See. b 29 V, Sorb. b 8 V, f (5 VIII). Sym. b 24 V,
f (31 VII). Syr. b 30 IV. Til. g. 15 VL
Acer p. b 9 IV. Colch. b (4 IX). Corn. m. b 7 III. Leu. b 22 IL
Narc. P. b ^18 III). Pers. b 9 IV. Phil, b 25 V. Prun. A. b 7 IV. Ran. b
18 III. Rib. G. b 11 IV. Rob. b 27 V.
Dieburg, östl. von Darmstadt. — 145 m. — Karl Schuchinann, Primaner.
1906. Aes. b 2 V Bet. b 9 IV. Cory. b 15 IL Cyd. b 9 V. Prun. av.
b 11 IV. Prun. C. b 16 IV. Prun. P. b 17 IV. Prun. sp. b 13 IV. Pyr. c. b
12 IV. Pyr. M. b 26 IV. Syr. b 2 V.
Abies b 2 V. Acer c. b 4 V. Aln. b 4 III. Auem. b 18 III. Caltha b
10 IV. Card, b 11 IV. Colch. b 15 IX. Gal. b 24 IL Larix b 5 IV. Leu. b
22 IL Pers. b 9 IV. Pop. b 14 III. Ran. b 14 IIL Rib. Gross, b 10 IV. Salix:
b 12 III. Vacc. b 25 IV.
Dölitz bei Leipzig. — Ed. Platz, Lehrer.
1906. Aes. BO 16 IV, b 5 V, f 18 IX. LV 30 IX. Bet. BO 18 IV, b 16 IV,
LV 7 X. Corn. s. b 31 V, f 8 IX. Cory. b 16 IL Crat. b 10 V. Cyd. b 12 V.
Cyt. b 12 V. Fag. BO 20 IV, W 2 V, LV 14 X. Lig. b 15 VI, f 20 IX. Lil.
b 26 VI. Narc. p. b 30 IV. Prun. av. b 15 IV, Prun. C. b 18 IV. Prun. P.
b 24 IV. Prun. sp. b 14 IV. Pyr. e. b 20 IV. Pyr. M. b 1 V. Quere. BO 26
IV. W 4 V, LV 6 X. Rib. au. b 16 IV, i 26 VI. Rib. ru. b 15 IV, f 30 VI.
Salv. off. b 26 V. Samb. b 23 V, f 18 VIII. See. b 24 V, E 19 VII. Sorb. b
8 V, f 20 VII. Sym. b 26 V, f 22 VII. Syr. b 6 V. Til. g. b 17 VI. Til p. b 30 VI.
Anem. b 3 IV. Berb. b 12 V. Caltha b 13 IV. Card, b 21 .IV. Corn.
111. 1. 9 III, f 30 VIII. Narc. P. b 8 IV. Ran. b 6 IV. Rib. G. b 14 IV, f 12
— 284 —
VII. Salix b 21 [JI. ril. y. W) 16 IV, LV 19 IX. Til. p. Bü 6 V, LV 28 IX.
Tuss. b 20 III, f 18 IV. llliii. b 23 III.
Eislebea, Prov. Sachsen. — 125 — 150 in. a) Professor Otto.
1906. Aes. BO 15 IV, b 5 V, f 15 IX, LV 10 X. Cory. b 21 II. Grat,
b 10 V. Lil. b 29 VI. Lon. t. b 10 V. Narc. p. b 1 V. Prun. av. b 16 IV.
Prun. C. b 20 IV. Prun. P. b 2 V. Pnin. sp. b 21 IV. Pyr. c. b 18 IV. Pyr.
M. b 2 V. Quere. W 2 V. Rib. ru. b 22 IV. Samb. b. 4 VI. See. b 5 VI.
Syr. b 5 V. Til. g. b 21 VI. Til. p. b 27 VI. Vit. b 22 VI.
Com. in. b 17 III. Frax. b 15 IV. Gal. b 25 IT. Hep. b 4 III. Prun.
A. b 7 IV. Rib. G. b 14 IV. Rob. b 2S V. Til g. BO 13 IV, LV 27 IX. TU.
p. BO 23 IV, LV 2 X.
b) H. Eggers.
1906. Aes. BO 18 IV, b 5 V, f 18 IX, Laubfall 7 X. Bet. BO 18 IV,
b 14 IV, Laubfall 29 X. Cory. b 28 I. Crat. b 10 V. Cyt. b 8 V. Fag. BO
1 V, Laubfall 28 X. Lon. t. b 13 IV. Prun. av. b 15 IV. Prun. P. b 21 IV.
Pyr. c. b 17 IV. Pyr. M. b 3 V. Quere. BO 6 V, Laubfall 11 XI. Samb. b 23
V, f 14 VIII. See. b 31 V. Sorb. b 7 V. Syr. b 5 V. Til. g b 26 VI.
Acer p. BO 26 IV, b 11 IV, Laubfall 7 X. Aln. b 5 III. Anera. b 7 IV.
Caltha b 21 IV. Card, b 21 IV. Chry. b 18 V. Corn. m. b 8 III. Frax. BO
6 V, b 21 IV, LV 11 XL Hep. b 7 III. Jugl. b 4 V, f 20 IX. Lon. X. b 6 V.
Phil, b 27 V. Pop. b 4 IV. Ran. b 7 IV. Rib. G. b 17 IV. Rob. b 26 V.
Til. p. BO 6 V, Laubfall 6 X. Tuss. b 6 III. Ulm. b 1 IV. Vacc. b 6 V.
Erb ach im Odenwald. — L. Falter, Lehrer.
1906. Aes. b [14 V spät]. Bet. b 16 IV. Cyt. b 25 V. Syr. b 10 V.
Til. p. b 23 VI.
Phil, b 10 VI. Trit. b 24 VI, E 7 VIII.
Erfelden am Rhein, wostl. von Uarmstadt. — Gg. Zaiger, Lehrer.
1906. Aes. BO 12 IV, b [8 V spät], LV 21 X. Cra. [b 16 V spät]. Prun.
sp. b 10 IV. Pyr. c. b 15 IV. Pyr. M. b 22 IV. Rib. ru. b 8 IV, f 20 VI.
Rub. b 15 V, f 1 VII. Samb. b 15 VI, f 10 IX. See. b 10 VI (spät], E 20 VII.
Syr. b 1 V. Vit. b 10 VI.
Card, b 20 IV. Colch. b 15 IX. Ran. b 30 III. Rib. G. b 15 IV, f 5 VII.
Salix b 1 IV. Salv. p. b 10 V.
St. Florian, Ober-Österreich. — Fr. Pirmin Jäger. — Durch Professor
P. Fr. Schwab in Kremsmünster.
1906. Aes. BO 13 IV, b 2 V. Bet. BO 14 IV, b 21 IV. Corn. s. b 27 V.
Cory. b 28 II. Crat. b 7 V. Cyd. b 10 V. Cyt. b 11 V. Fag. BO 16 IV,
W 22 IV. Lig. b 18 VI. Narc. p. b 24 IV. Prun. av. b 14 IV. Prun. P. b 20
IV. Pyr. c. b 18 IV. Pyr. M. b 1 V. Quere. BO 27 IV, W 2 V. Rib. ru b
14 IV, f etwa 10 VIL Salv. off. b 22 V. Samb. b 30 V. See. b 14 V [früh].
E 9 VIL Sorb. b 12 V. Sym. b 2 VI. Syr. b 6 V. Til. g. b 28 VI.
Abies b 27 IV. Acer c. b 3 V. Aln. b 6 IIL Anem. b 17 III. Berb b
10 V. Buxus b etwa 22 IV. Caltha b 6 III. Card, b etwa 18 IV. Chel. b
25 IV. Chry. b 11 V. Corn. m. b 11 V. Corn. m. b 19 III. Evon. b 16 V.
Gal. b 5 IIL Hep. b 9 III. Jugl. b 5 V. Larix b 4 IV. Leu. b 6 IIL Lon. X.
b 2 V. Narc. p. b 10 IV. Pers. b 30 III. Phil, b 26 V. Pin. b 18 V. Prun.
A. b 6 IV. Ran. b 8 III. Rib. G. b 10 IV. Rob. b 27 V. Salix b 6 IIL Salv.
p. b 1 V. Til. g. BO 29 IV. Trit. b 15 VI, E 20 VII.
— 285 —
Fo*(l f rsd 0 rf bei Neuruark, Ostprtubeu. 45 iii. Ebcvts, K gl. Forst-
meister.
1906. Aes. BO 18 IV, b 6 V. Bet. BO 19 IV, LV 9 X. Cory. b 7 III.
Fag. BO 21 IV, W 30 IV, LV 7 X. Lig. b 23 VI. Narc. p. b 26 IV. Prun.
av. b 19 IV. Prun. C. b 27 IV. Prun. P. b 2 V. Prun. sp. b 23 IV. Pyr. c.
b 2 V. Pat. M. b 6 V. Quere. BO 27 IV, b 6 V, LV 18 X. Rib. au. b 30 IV.
Rib. ru. b 19 IV. Samb. b 2 VI. See. b 25 V, E 17 VII. Sorb. b 12 V. Sym.
b 3 VI. S)T. b 10 V. TU. p. b 3 VII.
Acer p. b 18 IV. Acer P. BO 25 IV, b 5 V, LV 9 X. Ancm. b 6 IV.
ran. b 10 IV. Caltha b 17 IV. Card, b 28 IV. Chry. b 28 V. Gal. b 3 II.
Hep. b 27 III. Larix b 18 IV. Leu. \> 8 III. Phil, b 28 V. Ran. b 10 IV.
Rib. G. b 17 IV. Rob. b 27 V. Salix b S IV. Til. p. BO 29 IV, LV 6 X.
Tuss. b 31 III.
Frankfurt a. M. — 100 m. — Frau Johanna Ziegler.
1906. Aes. b 27 IV, f 15 IX. Cory. b 14 I. Grat, b 8 V. Cyd. b 8 V.
Cyt. b 8 V. Fag. BO 13 IV, W 30 IV. Narc. p. b 18 IV. Prun. av. b 9 IV.
Prun. P. b 18 IV. Prun. sp. b 12 IV. Pjt. c. b 15 IV. Pyr. M. b 21 IV.
Quere. BO 27 IV. Rib. au b 14 IV. Samb. b 28 V. See. E 13 VII. Sorb. b
7 V. Spart, b 8 V. Syr. b 2ß IV.
Berb. b 9 V. Gal. b (21 I am Main im Nizza . Lon. X. b. 6 V. Narc.
P. b 18 IV. Pers. b 14 IV.
Frauensee bei Tiefenort, Sachsen-Weimar. — 340 m. — Stichling, Porst-
meister.
1906. Aes. BO 18 IV, b 10 V, f 22 IX, LV 28 IX. Bet. b 30 III, LV 17
IX. Cory. b 25 I. Crat. b 9 V. Fag. BO 16 IV, W 25 IV, LV 30 IX. Prun.
av. b 20 IV. Prun. C. b 26 IV. Prun. P. b 25 IV. Prun. sp. b 16 IV. Pyr. c.
b 28 IV. Quere. BO 4 V, W 12 V, LV 30 IX. Rib. au. b 20 IV, f 1 VII. Rib.
ru. b 19 IV, f 8 VII. Rub. b 18 V, f 14 VII. Samb. b 8 \I, f 16 VIII. See.
b 2 VI, E 23 VIII [spätj. Sorb. b 16 V, f 27 VIII. Spart, b 11 V. Syr. b 8 V.
Til. g. b 3 VII. Til. p. b 12 VII. Vit. b 10 VI.
Abies b 8 V. Acer p. b 14 IV. Acer P. b 17 IV. Aln. b 26 I. Call, b
28 VII. Colch. b 10 VIIL Pag. f 3 VIII. Frax. b 30 V, LV 13 IX. Larix b
8 IV. Pin. b 20 V. Pop. b 2 II. Rib. G. b 18 IV, f 6 VII Rob. b 18 VI.
Salix b 8 IL Til. g. BO 17 IV. Til. p. BO 23 IV. Trit. b 19 VI. Vaec.
b 22 IV.
Geisenfeld, Oberbayern. — Ed. Schlereth, Hauptlehrer.
1906. Aes. BO 18 IV, b 10 V, f 14 IX, LV 25 X. Bet. BO 20 IV, LV
22 X. Cory. b 2 III. Fag. BO 29 IV, W 17 V, LV 17 X. Prun. C. b 21 IV.
Pyr. c. b 28 IV. Pyr. M. b 5 V. Quere. BO 6 V, W 19 V, LV 31 X. Rib. ru.
b 19 IV*f 29 VI. Samb. b 10 V pfi-ühj, f 18 VIIL See. b 14 V [?friih], E 16
VII. Syr. b 9 V.
Til. g. BO 2 V, LV 24 X. Trit. b 30 VI, E 22 VII.
Geisenheim, Rheingau — Dr. Lüstner und einige seiner Schüler.
1906. Aes. BO 8 IV, b 2 V, f 15 IX, LV 4 X. Bet. BO 8 IV, b 8 IV,
f 30 X. Com. 8. b 15 V ifrühl, f 10 VIIL Cory. b 19 I. Cyd. b 4 V. Cyt. b
9 V. Fag. [BO 4 V, W 5 V sehr geringe Differenz], LV 15 X. Lig. b 7 VI.
f 28 Vm. Lon. t. b 20 l\, f 24 VI. Prun. av. b 8 IV. Prun. C. b 12 IV.
Prun. P. b 18 IV. Prun. sp. b 12 IV. Pyr. c. b 13 IV. Pjt. M. b 30 IV. Quere.
BO 18 IV. W 16 V, LV 25 X. Rib. au. b 12 IV. f .". VII Rib. ru. b 12 IV,
— 286 -
f 18 VI. Rub. b 19 V, f 20 VI. Salv. oft', b 25 V. Saiiib. b 21 V. f 7 VIII.
Sorb. b 10 V. f 24 VII ifrühj, Spart, b 1 V. Sym. b 25 V. f 20 VII. Syr. b
23 IV. Til. g. b 18 VI. Til. p. b 20 VI. Vit. b 15 VI.
Abies b 7 V. Acer c. b 28 IV. Acer p. BO 8 IV, b 10 IV. LV 20 X.
Acer P. BO 9 IV, b 15 IV, LV 20 X. Aln. b 25 II. Aiuyg. b 12 III. Aneiii.
b 12 III. Bcrb. b 8 V. Buxus b 6 IV. Call, b 25 VII. Caltha b 10 IV. Card,
b 12 IV. Cercis b 8 V. Cliel. b 28 IV. Coleb, b 15 VIII. Com. m. b 28 II.
f 22 IX. Evon. b 14 V, f 22 IX. Fag. f 22 X. Frax. BO 12 V, b 9 V, LV 15
IX. Gal. b 30 I. Jugl. b 1 V. f 15 IX. Larix b 15 III. Lon. X. b 2 V, f 6
VII. Morus b 27 V. Xarc. P. b 2 III. Pers. b 20 III. Phil, b 20 V. Pin. b
17 V. Pop. b 5 III. Prun. A. b 21 IIL Kan. b 10 III. Kib. G. b 10 IV, f 26
VI. Rob. b 25 V. Salix b 12 III. Salv. p. b 19 V. Til. g. BO 23 III, LV
30 IX. Til. p. BO 19 IV, LV 10 X. Tuss. b 13 III, f 22 IV. ülni. b 8 III.
Gräfe nhausen, n. w. von Darmstadt. — Back, Verwalter. — Die Be-
obachtungen sind in dem großen Garten des Ohlystifts gemacht.
1906. Cyd. b 11 V. Cyt. b 11 V. Prun. av. b 17 IV. Pyr. c. b 14 IV.
Pyr. M. (28 IV). Rib. ru. b 14 IV. See. b 28 V. Sym. b 26 V. Syr. b 29 IV.
Rib. G. b 13 IV. Rob. b 29 V.
Grebenhain, Oberhessen. — 440 m. — L. Jost, Bürgermeister.
1906. Aes. BO 1 V, b 18 V, f 5 X, LV 18 X. Bet. BO 1 V, b 1 V, LV 23 X.
Com. s. b 15 VI. f 18 IX. Cory. b 8 III. Crat. b 21 V. Cyt. b 1 VI. Fag. BO 1 V,
W 7 V, LV 10 X. Narc. p. b 20 V. Prun. av. b 4 V. Prun. C. b 14 V. Prun.
P. b 9 V. Prun. sp. b 8 V. Pyr. c. b 9 \'. Pyr. M. b 17 V. Quere. BO 13 V,
W 24 V, LV 10 X. Rib. ru. b. 1 V, I 20 VII. Rub. b 15 VL f 28 VII. Samb.
b 15 VI, f 25 IX. See. b 10 VI, E 5 VIII. Sorb. b .24 V, f 18 VIII. Sym. b
20 VI, f 25 VIII. Syr. b 25 V. Til. g. b 15 VIL Tu. p. b 25 VII.
Acer p. BO 8 V, b IV, LV 2 X. Acer P. BO 6 V, b 11 V. LV 2 X.
Aln. b 20 ni. Anem. b 13 IV. Call, b 18 VIII. Caltha b 1 V. Card, b 9 V.
Chel b 18 V. Chry. b 4 VI. Colch. b 5 IX. Frax. BO 14 V, LV 23 X. Hep.
b 1 IV. Leu. b 8 III. Lon. X. b 18 V. f 8 VIIL Narc. P. b 13 IV. Ran. b
13 IV. Rib. G. b 30 IV, f 27 VII. Salix b 12 IV. Til. g. BO 14 V, LV 8 X.
Til. p. BO 13 V, LV 8 X. Trit. b 8 VII, E 20 VIII. Tuss. b 11 IV, f 15 V.
Vacc. b 15 V.
Greiz, Reuss. — 250—350 m. — Hotrat Professor Dr. Ludwig, Oberlehrer.
1906. Aes. BO 16 IV, b 14 V. Bet. BO 16 IV. Cory. b 5 III. Fag. BO
20 IV. Lil. b 11 VII. Narc. j). b 8 V. Prun. P. b 24 IV. Prun. sp. b 23 IV.
Pyr. e. b 5 V. Pyr. M. b 8 V. Rib. ru. b 19 IV. Samb. b 10 VI. See. b 5 VI.
Sorb. b 15 V. Syr. b 14 V. Til. g. b 1 VII. Til. \). h 14 VII. Vit. b 18 VI
Berb. b 17 V. Card, b 5 V. Chel. b 9 V. Chry. b 29 V. Co'rn. m. b
18 III. Evon. b 21 V. Gal. b 25 II. Hep. b. 7 III. Narc. P. b 11 IV. Phil,
b 12 VI. Rib. G. b 22 IV. Til. g. BO 20 IV. Til. p. BO 26 IV. Vacc. b. 30 IV
Groß-Bieberau, Starkenburg. — 162 m. — Eckstein, Lehrer
1906. Aes.BO 16 IV, b 6 V. Fag. BO 17 IV, W 28 IV. Narc. p. b 16 IV.
Pyr. b 18 IV. Rib ru. b 16 IV.
Caltha b 12 IV. Rib. G. b 15 IV. Til. g. BO 15 IV.
Guben, Lausitz. — Frl. Elisabeth Euchler.
1906. Aes. BO 11 IV. Prun. av. b 13 IV. Prun. C. b 15 IV. Pyr. M. b
17 IV. Rib. ru. b 10 IV.
— 287 —
Acer p. b 11 IV. Aln. b ö 111. Corn. iii. b 18 lU. Rib. Gross, b 11 IV.
Hainsfarth bei Öttino;en im Ries. — a Max Dollrieß, Gryninasiast.
1906. Aes. BO 13 IV, b 6 V. Atro. b 2 VI, f 6 VIII. Bet. BO 16 IV,
b 16 IV. LV 12 X. Crat. b 29 V [spät]. Fair. BO 29 IV, W 2 V. Narc. p. b
7 V. Prun. av. b 19 IV. Prun. C. b 29 IV. Pruii. P. b 18 IV. Prun. sp. b 21 IV.
Pyr. c. b 23 IV. Pyr. M. b 30 IV. Quere. BO 8 V. W 20 V. Eib. au. b 24 IV.
Rib. ru b 23 IV. f 2 VII. See. E 23 VII. Syr. b 8 V. Vit. b 3 VII.
Auem. b 13 IV. Call, b 6 IV. Caltha b 4 IV. Card, b 29 IV. Chel. b
1 V Cliry. b 20 V. Coleb, b 2 IX. Corn. m. b 13 III. Evon. b 20 V, f 23 IX.
Gal. b 6 III. Hep. b 16 III. lugl. b 5 V. f 25 IX Larix b 16 IV. Leu. b 16 III.
Rib. G. b 10 IV, f 19 VII. Salix b 23 III. Salv. p. b 16 V. Til. p. BO 21 IV.
Trit. b 15 VI, E 3 VUI. Tuss. b 1 IV. üiiii. b 4 IV. Vace. b .■) V.
b) Herbert Oberdorfer.
1906. Aes. BO 13 IV, b 7 V, LV 24 X. Atro. b 7 VI. Bet BO 16 IV.
Crat. b 17 V. Narc. p. b 7 V. Prun. av. b 19 IV. Prun. C. b 27 IV. Prun. P.
b 18 IV. Prun. sp. b 21 IV. Pyr. c. b 23 IV. Pyr. M. b 30 IV. Rib. au. b
24 IV, f 16 VII. Rib. ru. b 23 IV, f IT VII. Salv. off. b 12 V. See. b 1 VI.
E 25 VII. Syr. b. 6 V.
Abies b 21 V. Anem. b 13 IV. Berb. b 27 V. Caltha b 4 IV. Card, b
27 IV. Chel. b. 1 V. Colch. b 16 IX. Corn. m. b 14 III. f 3 X. Gal b 6 III.
Hep. b 16 in. lugl. b 5 V, f 4 X. Larix b 16 IV. Leu. bl6 III. Rib. G. b
10 IV, f 15 VII., Salix b 22 III Salv. p. b 11 V. Til. g. BO 19 IV, LV 12 X.
Til. p BO 15 IV, LV 13 X. Trit. b 14 VII, E 2 VIII. Tuss. b 1 IV, f 26 VII [?,.
Ulm. b 4 IV. Vaec. b 5 V.
Hainstadt an der unteren Müinling. Kreis Erbaeh. Odenwald. — Hassen-
fratz, Lehrer.
1906. Aes. BO 13 IV. Corn. s. b 30 V. Trat, b 11 V. Cyd. b 11 V.
Cyt. b 15 V. Fag. BO 15 IV, AV 29 IV. Lig. b 14 VI. f 16 IX. Lil. b 1 VII.
Prun. av. b 11 IV. Prun. C. b 25 IV [spät]. Prun. sp. b 11 IV. Pyr. c. b 17 IV.
Pyr. M. b 1 V. Quere. BO 30 IV. Rib. ru. b 13 IV. f 19 VI. Samb. b 28 V.
See. b 29 V, E 23 VII. Syr. b 9 V. Til. p. b 25 VI.
Caltha b 16 IV. Card, b 20 IV. Colch. b 16 IX. Narc. P. b 10 IV.
Ran. b 29 III. Trit. b 18 VL E 6 VIIL Vacc. b 17 IV.
Hamm, Rheinhessen. — Valentin Volz.
1906. Aes. BO [3 V, b 7 V, f 12 IX, LV 27 X. nur 2 Bäumej Crat. b
9 V. Prun. sp. b 2 IV. Pyr. c. b 14 IV. Pyr. M. b 25 IV. Samb. b ^i VI spätl.
f 16 VIIIj.
lagt b 8 V, f 24 IX. Morus b 4 V. Pers. b 6 IV. Prun Arm b 7 IV.
Hangen- Weisheini, Rheinhessen. — Ph. Rupp. Lehrer.
1906. Aes. BO 9 IV. Crat. b 9 V. Cyt. b 9 V. Lil. b 25 VI. Narc. p.
b 2 V. Prun. av. b 14 IV. Prun. C. b 17 IV. Prun. sp. b 14 IV. Pyr. c. b
14 IV. Pyr. M. b 1 V. Rib. au. b 6 IV, f 18 VI. Rib. ru. b 5 IV. f 18 VI.
Samb. b 26 V, f 9 VIII. See. b 26 V. Syr. b 2 V. Til. g. b 22 VI. Til. p. b
27 VL Vit. b 10 VI.
Chel. b 9 V.
Häros, Donauinsel bei Budapest. — 101 m. — Jakob Schenk. Assistent
an der Üngar.-Ornithol. Zentrale.
1906. Amyg. b 25 III. Corn. m. b 25 III. (ral. b 25 IL Ran. b LS III.
Salv. p. b 29 IV.
— 288 —
Hei 111 li ach, Tauuus. — Etwa 300 iii. — H. Bietz, Lehrer.
1906. Cory. b 6 III. Prun. av. b 28 IV. Prun. sp. b 28 IV. Pyr. c. b
28 IV. Pyr. M. b 14 V. Rib. au. b 24 IV. Rib. ru. b 26 IV. — Caltha b 18 IV.
Heppenheim a. W. (Kreis Worms). — H. llodrian, Lehrer.
1906. Aes. BO 9 IV, b 8 V. Bet. BO lö IV, b 16 IV. Cory b 18 II.
Grat, b 12 V. Cyt. b 10 V. Prun. av. b 13 IV. Prun. C. b 18 IV. Prun. sp.
b 12 IV. Pyr. c. b. 20 IV. Pyr. M. b 27 IV. Quere. BO 1 V, W 9 V. Rib. au.
b 17 IV. Rib. ru. h 12 IV. S3T. b 3 V.
Amyg. b 12 III. Card, b 14 IV. Chel. b 10 V. Narc. P. b 24 III. Pers.
b 6 IV. Prun. A. b 5 IV. Ran. b 1 IV. Rib. G. b 13 IV. Tuss. b 31 III.
Hesselbach, Kreis Erbach, Odenwald. — 490 m. — Jakob, Lehrer.
1906. Aes. BO 25 IV, b 15 V; f 8 X, LV 5 XL Bet. BO 23 IV. Cory.
b 16 III. Cyd. b 23 V. Pag. BO 18 IV, LV 26 X. Lil. b 15 VIL Narc. p. b
3 V. Prun. av. b 24 IV. Prun. sp. b. 25 IV. Pyr. c. b 7 V [spät]. Quere. BO
12 V, W 18 V. LV 14 XI. Rib. au. b 25 IV, t 6 VII. Rib. ru. b 25 IV, f 10
VII. Rub. b 12 VI, f 19 VII. See. E,5 VIII. Spart, b. 23 V. Syr. b 19 V [spät].
Anem. b 10 IV. CaU. b 28 VIII. Caltha b 23 IV. Card, b 25 IV. Chry.
b 25 V. Colch. b 12 IX. Frax. BO 24 IV. Jugl. b 26 V, f 8 X. Larix b 23
IV. Narc. P. b 11 IV. Pin. b 23 V. Rib. G. b 20 IV, f 20 VII. Salix b 4 IV.
Trit. b 5 VII, E 8 VIII. Vacc. b 20 IV.
Hirschhorn am Neckar. — Cand. theol. E. Winkelmann.
1906. Aes. BO 11 IV, b 6 V. Bet. BO 10 IV, b 11 IV. Cory. b 24 XII
1905. Crat. b 8 V. Fag. BO 15 IV, W 26 IV. Narc. p. b 18 IV. Prun. av. b
10 IV, (vom 7—13 IV, sehr ungleichmäßig). Prun. C. b 18 IV. Prun. P. b 19
IV. Prun. sp. b 13 IV. Pyr. c. b 17 IV. Pyr. M. b 28 IV. Quere. BO 20 IV,
W 6 V. Rib. ru. b 12 IV, f 18 VI. Rub. b 13 V. Samb. b 31 V. See. b 30 V.
Sorb. b 10 V, f (17 VII). Spart, b 28 IV. Sym. b 31 V, f 23 VII. Syr. b 29
IV. Til. g. b 14 VI.
Acer c. b 2 V Acer p. BO 17 IV, b 10 IV. Acer P. BO 15 IV, b 25 IV.
Anem. b 18 III. Call, b 22 VII. Caltha b 30 III. Card, b 14 IV. Chel. b 24
IV. Colch. b 1 IX. Frax. BO (25 IV), b 10 IV. Jugl. b 7 V. Larix b 30 III.
Narc. P. b 28 III. Pers. b. 11 IV. Phil, b 27 V. Pop. b 16 III. Prun. A. b 9
IV. Ran. b 19 III. Rib. Gr. b 11 IV. Rob. b 31 V. Salix b 18 III. Salv. p.
b 13 V. Til. g. BO 15 IV. Til. p. BO (21 IV). Vacc. b 14 IV.
Hirschkopf, Forstliaus, Post Graudfontaine, TTnter-Elsaß. — 700 m. —
Göbel, Revierförster.
1906. Aes. BO 28 IV, b 22 V, f 8 X, [LV 11 X. Bet. BO 30 IV, b 21 V
[spät], LV 20 X. Cory. b 25 IL Crat. b 24 V. Fag. BO 30 IV, W 15 V, LV
21 X. Prun. av. b 30 IV. Prun. sp. b 25 IV. Pyr. M. b 8 V. Quere. BO 15
V, W 23 V, LV 20 X. Rib. ru. b 27 IV, f 4 VII. Rub. b 16 VI, f 26 VII.
Samb. b 14 VI. f 28 VIII. Sorb. b 4 VI, f 22 VIII. Syr. h 14 V. Til. g. b
30 VI. Til. ]). h 11 VII.
Acer p. BO 9 V, b 26 IV, LV 30 IX. Acer P. BO 8 V, b 10 V, LV 29
IX. Fag. f 14 X. Frax. BO 18 V, b 30 IV, LV 30 IX, Laubfall 6 X. Larix b
20 IV. Pin. b 4 VI. Til. g. BO 18 V, LV 4 X. Til. p. BO 26 V, LV 4 X.
HöUerbach, Kreis Erbach, Odenwald. — H. Saal, Lehrer.
1906. Bet. BO 15 IV, b 15 IV, LV 16 X. Cyd. b 12 V. Fag. BO 18 IV,
W 1 V, LV 15 X. Lil. b 3 VII. Narc. p. b 6 V. Prun. av. b. 13 IV. Prun. sp.
b 16 IV. Pyr. c. b 17 IV. Pyr. M. b. 1 V. Quere. BO i V. W 15 V, LV 22 X.
— 289 —
Rib. ru. b 13 IV, f 21 VI. Rub. b 3 VI, f 2 VII. Sarab. b 9 VI. See. b 29 V,
E 26 VII. Syr. b 9 V.
Acer P. BO 6 V, b 1 V. Pers. b 9 IV. Rib. G. b 12 IV.
Holzminden au der Weser. — 80 m. — Direktor der Bürgerschule
H. vou Cappeln und Lehrer Liesenberg.
1906. Aes. BO 21 IV, b 6 V, f 18 IX, LV 28 X. Bet. BO 20 IV, b 3 V,
LV 20 X. Cory. b 15 III, in der Stadt schon 17 IL Crat. b 12 V. Fag. BO 23
IV, W 1 V, LV 28 X. Prun. sp b. 28 IV. Pyr. c. b 28 IV. Pyr. M. b 4 V.
Quere. BO 8 V, W 20 V, LV 28 X. Samb. b 18 VI, f 1 VIII. See. b 1 VI, E
10 VIII. Til. g. b 2 VII.
Ibersheim, Rheinhessen. — Rudolf Stauffer, Gutsbesitzer.
1906. Crat. b 11 V. Cyd. b 10 V. Cyt. b 10 V. Prun. av. b 12 IV.
Prun. sp. b 10 IV. Pyr. c. b 13 IV. P}t. M. b 21 IV. See. b 24 V, E 11 VII.
Syr. b 24 IV. Vit. b 16 VI.
Phil, b 24 V. Rib. G. b 15 IV.
Jhärosbereny, Kom. Somogy, Ungarn. — Julius von Barthos, Forstadjuukt.
1906. Aes. BO 13 IV, b 21 IV, f 21 IX, LV 18 X. Bet. BO 10 IV, b 9
IV, LV 30 IX. Corn. s. b 20 V, f 10 VIII. Cory. b 28 II im Garten, 3 III im
Walde. Crat. b 6 V. Cyd. b 14 IV [früh]. Cyt. b 2 V. Fag. BO 13 IV, W 1
V. LV 31 X. Lig. b 7 VI, f 4 IX. Prun. av. b 10 IV. Prun. C. b 15 IV.
Prun. P. b 10 IV. Prun. sp. b 9 IV. Pyr. c. b 15 IV. Pyr. M. b 15 IV. Quere.
BO 30 IV, W 6 V, LV 10 X. Rib. ru. b 16 IV, f 1 VIL Rub. b 18 V, f 10 VIL
Samb. b 15 V, f 2 VIII. See. b 12 V, E 1 VII. Spart, b 30 IV. Syr. b 21 IV.
Vit. b 10 VI.
Abies b 20 IV. Acer c. b 27 IV. Acer p. BO 16 IV, b 19 IV, LV 20 X.
Acer P. b 17 IV, LV 20 X. Aln. b 12 III. Amyg. b 24 III. Berb. b 4 V.
Buxus b 19 IV. Caltha b 31 III. Chel. b 15 IV. Colch. b 15 VIII. Corn. m.
b 27 III, f 15 VIII. Evou. b 17 V, f 10 VIIL Fag. f 8 X Frax. b 12 IV, Laub-
fall 15 X. Gal. b 28 II. Jugl. b 13 IV, f 26 IX. Larix b 1 IV. Leu. b 3 IIL
Morus b 1 V. Nare. P. b 25 III. Pers. b. 10 IV. Phil, b 17 V. Pin. b 2 V.
Pop. b 28 II im Garten, 7 III im Walde. Prun. A. b 2 IV. Ran. b 1 IV. Rib.
G. b 19 III, f 24 VI. Rob. b 13 V. Salix b 28 II im Garten, 8 III im Walde.
Trit. b 1 VI, E 9 Vif. Ulm b 20 III.
Karlsruhe, Baden. — 115 m. — Professor Stark und Major z. D. GoUinger.
1906. Aes. BO 9 IV, b 2 V, f 26 IX, LV 12 X. Bet. BO 15 IV, LV 26
X. Corn. s. b 12 V [früh]. Cory. b (16 I). Crat. b 9 V. Cyd. b 4 V. Cyt. b 5
V. Lig. b 20 VI [spät]. Lil. b 22 Vf. Lon. t. b 21 IV. Narc. p. b 14 IV.
Prun. av. b 14 IV. Prun. C. b. 18 IV. Prun. P. b 13 IV. Prun. sp. b 10 IV.
P>T. c. b 14 IV. Pyr. M. b 20 IV. Quere. W 5 V, LV 28 X. Rib. ru. b 14 IV,
f 19 VI. Salv. ofE. b 5 VI. Samb. b 26 V. See. b. 26 V, E 24 VII. Sorb. b 6
^•, f 1 VIII. Spart, b 3 V. Syra. b. 25 V. f 5 VIII. Syr. b 20 IV. Til. g. b
18 VL Til. p. T) 1 VIL
Acer p. BO 17 IV, b 10 IV. Acer P. BO 17 IV, b 29 IV. Aln. b 3 II.
Anem. b 18 III Berb. b 4 V. Caltha b 5 IV. Card, b 20 IV. Cereis b 27 IV.
Chel. b 27 IV. Colch b 8 IX. Corn. m. b 4 III, f 6 IX. Evon. b 16 V, f 10
X. Fag. f 12 IX. Gal. b 24 IL Hep. b 7 III. Jugl. b 24 IX. Morus b 10 V.
Pers. b 5 IV. Phil, b 19 V [früh]. Ran. b 17 III. Rib. G. b 12 IV, f 7 VIL
Rob. b 27 V. Salv. p. b 19 V. Til. g. BO 14 IV. Til. p. BO 29 IV. Trit. E
1 VIII. Tuss. b 4 ni.
19
— 290 —
Kempten a. d. Hier. — 700 m. — Dr. Fraas, Arzt.
1906. Aes. BO 8 V, b 25 V, f Anf. X, LV Mitte X. Atr. b 25 VI Bet.
BO 10 V, b 11 V, LV Mitte X. Com. s. b 24 VI. Cory. b 25 III. Crat. b 31
V. Cyt. b 21 VI. Pag. BO 9 V, W U V, LV 8 X. Lig. b 6 VII. Prun. av.
b 10 V. Prun. P. b 13 V. Prun. sp. b 12 V. Pyr. c. b 9 V. Pyr. M. b 12 V.
Quere. BO 18 V, W 29 V, LV Ende X. Samb. b 22 VI. Sorb. b 8 VI. Syni. b
10 VII [spät]. Syr. b 15 V. Til. g. b 13 VI. Til. p. b 16 VI.
Acer P. BO 12 V, b 27 V. Aln. b 28 III. Aneni. b 5 IV. Berb. b 29 V.
Caltha b 18 IV. Card, b 6 V. Chel. b 24 V. Chry. b 10 VI. Com. m. b 12
IV. Evon. b 23 VI. Frax. b 12 V, BO 27 V, LV 15-20 X, Laubfall 20 X.
Gal. b 20 III. Hep. b 6 IV. Larix b 25 IV. Lon. X. b 28 V. Phil, b 22 VI.
Pin. b. 12 V. Pop. b 1 IV. Ran. b 25 IV. Eob. b 25 VI. Salv. p. b 15 VI.
Til. g. BO 16 V. Til. p. BO 17 V. Tuss. b 17 III. f 3 V. Ulm. b 8 V.
Vacc. b 6 V.
König, Odenwald. — 220 m. — Aug. Schäfer und Ph. Volk. Lehrer.
1906. Aes. BO 13 IV, b 10 V [spätj. Bet. BO 16 IV, b 16 IV, LV 16 X.
Crat. b 13 V. Cyd. b 16 V. Cyt. b 15 V. Fag. BO 15 IV. Lig. b 20 VI. Lil.
b 4 VII. Narc. p. b 1 V. Prun. av. b 13 IV. Prun. C. b 15 IV. Prun. P. b
23 IV. Prun. sp. b 12 IV. Pyr. c. b 15 IV. Pyr. M. b 2 V. Quere. BO 10 V,
W 13 V. Eib. au. b 1 V [spät], f 5 VII. Eib. ru f 7 VH. Eub. b 30 V. Samb.
b 10 VI [spät]. See. b 31 V, E 24 VII. Sorb. b 10 V. Spart, b 17 V. Syr. b
9 V. Til. g. b 24 VI. Til. p. b 24 VI. Vit. b 27 VI.
Abies b 10 V. Acer p. BO 15 IV. Call, b 10 VIII. Card, b 7 V [spät].
Chel. b 5 V. Chry. b 10 V. Frax. BO 7 V. Gal. b 12 III. Larix b 15 V.
Phil, b 3 VI. Eob. b 5 VI. Til. g. BO 29 IV. Trit. b 20 VI, E 3 VIIL Vace. b 23 IV.
Kremsmünster, Ober-Österreich. — 384 m. — Professor P. Fr. Schwab,
Direktor der Sternwarte.
1906. Aes. BO 20 IV, b 13 V, f 20 IX. Bet. b 14 IV. Com. s. b 4 VI.
Cory. b 5 III. Crat. b 18 V. Cyt. b 18 V. Pag. BO 20 IV. Lig. b 20 VI. Lil.
b 1 VII. Narc. p. b 19 IV. Prun. av. b 17 IV. Prun. C. b 20 IV. Prun. P.
b 21 IV. Prun. sp. b 19 IV. Pyr. c. b 21 IV. Pyr. M. b 2 V. Eib. ru. b 17 IV.
Eub. b 26 V, f 9 VII. Samb. b 1 VI, f 7 IX. See. b 1 VI, E 12 VII. Sorb. f 18
VIIL Syr. b 11 V. Til. g. b 2 VII. Til. p. b 18 VIL Vit. b 1 VII.
Acer c. b 29 IV. Acer p. b 29 IV. Aln. b. 4 III. Anem. b 19 III. Berb.
b 12 V. Buxus b 15 IV. Call, b 31 VII. Caltha b 20 III. Card, b 13 IV.
Chel. b 20 IV. Chry. b 20 IV. Coleb, b 22 VIIL Corn. m. b 18 III. Evon. b
21 V. Gal. b 2 III, Blattsp. b 20 IL Hep. b 5 III. Jugl. b 10 V. Larix b
7 V. Leu. b 2 III. Lon. X. b 3 V, f 23 VII. Narc. P. b 12 IV. Pers. b 13 IV.
Phil, b 31 V. Pop. b 19 III. Prun. A. b 6 IV. Ean. b 22 III. Eib. G. b 17 IV.
Eob. b 29 V. Salix b 8 IIL Salv. p. b 8 V. Til. g. b 20 IV. Til. p. b 8 V.
Trit. b 16 VI, E 26 VII. Tuss. b 27 II, f 12 IV. Ulm. b 10 IV. Vacc. b 21 IV,
f 2 VII.
Landshut, Niederbayern. — 394 ra. — Franz X. Gierster
1906. Aes. BO 27 IV, b 9 V, f 11 IX. Bet. BO 25 IV, b 14 IV, LV 2 X.
Cory. b 4 IIL Crat. b 14 V. Cyt. b 14 V. Fag. BO 1 V. Prun. av. b 22 IV.
Prun. C. b 23 IV. Prun. P. b 30 IV. Prun. sp. b 21 IV. Pyr. c. b 28 IV.
Pyr. M. b 23 IV. Quere. BO 8 V. Eib. ru. b 18 IV, f 8 VIL Eub. b 27 V,
f 15 VII. Samb. b 5 VI, f 2 IX. See. b 29 V, E 16 VII. Syr. b 6 V. Til. g.
b 26 VI. Til. p. 10 VII. Vit. b 25 VI.
— 291 -
Acer c. b 7 V. Acer p. BO 29 IV, b 15 IV. Acer P. BO 2 V, b 8 V.
Aln. b 4 III. Anem. b 8 IV. Bcrb. b 12 V. Call, b 16 VIII. Caltha b 11 IV.
Card, b 24 IV. Chel. b 28 IV. Corn. m. b 5 IV, f 10 IX. Frax. b 18 IV. Hep.
b 6 III. Phil, b 12 VI. Pop. b 18 III. Ran. b 6 IV. Rib. G. b 16 IV, f 12 VII.
Rob. b 18 VI. Saüx b 5 IV. Tuss. b 4 III, f 22 IV.
Langenau, Bad, Bez. Breslau. — 396 m. — Julius Roesner.
1906. Aes. BO 13 IV, b 9 V, f 2 X, LV 19 X. Bet. BO 15 IV, LV 16 X.
Corn. s. b 8 VI, f 6 IX. Cory. b 6 III. Crat. b 14 V. Cyt. b 16 V. Fag. BO
16 IV, W 22 IV, LV 10 X. Lig. b 23 VI, f 9 X. Lil. b 4 VII. Lon. nigra b
4 V, f 29 VI. Narc. p. b 26 IV. Prun. av. b 18 IV. Prun. C. b 27 IV. Prun.
P. b 27 IV. Prun. sp. b 23 IV. Pyr. c. b 5 V. Pyr. M. b 6 V. Quere. BO 1 V,
W 14 V, LV 22 X. Rib. ru. b 19 IV, f 6 VII. Rub. b 24 V, f 7 VII. Samb.
b 28 V, f 4 IX. See. b 26 V, E 20 VII. Sorb. b 13 V, f 8 VIII. Sym. b 8 VI,
f 20 VIII. Syr. b 9 V. Til. g. b 23 VI. Til. p. b 4 VII. Vit. b 6 VII Spalier,
frei 11 VII.
Acer p. BO 10 IV, b 20 IV, LV 7 X. Anem. b 1 IV. Berb. b 13 V.
Caltha b 6 IV. Chel. b 29 IV. Colch. b 15 VIII. Evon. b 20 V, f 22 IX.
Frax. b 15 V, Laubfall 16 X. Hep. b 5 IIL Leu. b 28 IL Lon. X. b 7 V, f 15 VIL
Narc. P. b 5 IV. Phil, b 31 V. Pop. b 26 III. Ran. b 6 IV. Rib. Gross, b
16 IV, f 20 VII. Rob. b 15 VI. Tuss. b 31 III, f 26 IV. Vacc. b 16 IV.
Leipa, Böhmen. — 253 m. — Hugo Schwarz, Lehrer.
1906. Aes. BO 17 IV, b 15 V, f 8 IX, LV 4 X. Atro. b 9 V. Bet. BO
12 IV, b 6 V, LV 14 IX. Corn. s. b 20 V. Cory. b 28 IL Crat. b 18 V. Cyt.
b 14 V. Fag. BO 18 IV. Lig. b 23 VI. Lil. b 4 VII. Lon. t. b 17 V. Narc.
P. b 13 V. Prun. av. b 2 V. Prun C b 4 V. Prun. P. b 28 IV. Prun. sp. b 3 V.
Pyr. c. b 12 V. Pyr. M. b 16 V. Quere. BO 14 V, LV 18 X. Rib. au. b 4 V.
Rib. ru. b 7 V, f 8 VII. Rub. b 17 VI, f 10 VII. Salv. off. b 15 VI. Samb. b.
12 VI, f 20 VIII. See. b 1 VI, E 17 VII. Sorb. b 15 V. f 16 VIII. Spart, b
20 V. Sym. b 18 V [??], f 12 VIII. Syr. b 16 V. Til. g. b 28 VI. Til. p. b
8 VII. Vit. b 30 VI.
Acer p. BO 4 IV, b 10 IV. Anem. b 28 III. Berb. b 20 V. Buxus b 16 V.
Caltha b 13 IV. Card, b 8 V. Chel. b 14 V. Chry. b 6 VI. Colch. b 16 VIII.
Corn. m. b 8 IV. Evon. b 2 VI, f 10 IX. Frax. BO 10 V. Gal. b 20 III. Hep.
b 16 III. lugl. b 26 V. Leu. b 12 III. Narc. P. b 18 V. Phil, b 16 VI. Ran.
b 2 V. Rib. G. b 29 IV, f 16 VII. Rob. b 16 VI. Til. g. BO 16 IV. Til. g.
BO 23 IV. Trit. b 18 VI, E 23 VII. Tuss. b 28 III. Ulm b 24 III. Vacc. b 8 VI.
Lindau, Bodensee. — Michael Schawo.
1906. Aes. BO 18 IV, b 10 V, f 25 IX, LV 19 X. Atro. b 10 VI, f 20 VIII.
Bet. BO 16 IV, b 24 IV, LV 25 X. Corn. s. b 19 VI, f 2 IX. Cory. b 24 II.
Crat. b 22 V. Cyd. b 24 V. Cyt. b 19 V. Lig. b 29 VI, f 18 IX. Lil. b 5 VII.
Narc. p. b 7 V. Prun. av. b 24 IV. Prun. P. b 6 V. Prun. sp. b 20 IV. Pyr.
c. b 26 IV. Pyr. M. b 11 V. Quere. BO 10 V, W 22 V, LV 20 X. Rib au. b
3 V, f 16 VII. Rib. ru. b 3 V, f 9 VIL Rub. b 4 VI, f 11 VII. Samb. b 10 VI,
f 27 VIII. Sorb b. 25 V, f 20 VIII. Sym. b 29 VI, f 10 VIII. Syr. b. 10 V.
Til g. b 1 VII. Til. p. b 11 VII. Vit. b 3 VII.
Aln. b 8 III. Anem. b 17 III. Call, b 3 VIIl. Caltha b 10 IV. Card, b
17 IV. Chel. b 20 V. Chry. b 14 V. Colch. b 20 VIIL Evon. b 1 VI, f 30 IX.
Gal. b 6 III, Blattsp. 1 II. Hep. b 15 III. Jugl. b 14 V, f 25 IX. Leuc. b 10 IIL
Narc P. b 25 III. Phil. 1) 15 VI. Ran. b 10 IV. Rib. G. 24 IV b 24, f 17 VII.
19*
— 292 —
Salv. p. b 29 V. Til. g. BO 7 V, LY 4 X. Til. p. BO 9 V, LV 4 X. Tuss. b
6 III, f 20 lY. Yacc. b 6 Y.
Linz an der Donau. — Frl. Marie Heitlinger, Lehrerin.
1907. Aes. BO 14 lY, b (25 lY im Garten, 2 Y im Freien), f 13 IX. Bet.
BO 14 lY, b 14 lY, LY 14 IX. Corn. s. b 28 V, f 18 YIII. Cory. b 28 II.
Crat. b (5 V im Garten, 11 Y im Freien). Cyt. b 17 Y. Fag. BO 16 lY. Lig. b
29 Y, f 19 IX. Prun. av. b 10 lY. Prun. P. b 19 lY. Pyr. c. b iB lY. Pyr.
M. b 25 lY. Quere. BO 23 lY. Rib. ru. b 16 lY, f 10 YI. Samb. b 22 Y, f 18 YIII.
See. b 17 Y, E 10 YII. Sorb. b 15 Y, f 4 YIII. Syr. b 27 lY. Til. g. b 17 YI.
Til. p. b 26 YL
Acer p. b 14 lY. Acer P. b 20 lY. Anem. b 20 III. Berb. b 12 Y. Caltha
b 19 III. Card, b 16 lY. Che], b 15 lY. Chry b 10 Y. Coleb, b 2 IX. Corn.
m. b 25 III, f 10 YIII. Evon. b 15 Y. Gal. b 25 IL Hep. b 11 II. Jugl. b
23 lY, f 19 IX. Larix b 28 lY. Leuc. b 5 III. Lon. X. f 27 YI. Narc. P. b
26 III. Pin. b 13 Y. Prun. A. b 7 lY. Ran. b 19 III. Rib. G. b 16 lY.
Rob. b 25 Y. Salix b 25 IIL Salv. p. b 29 lY. Til. g. BO 16 lY, LY 30 X.
Trit. b 15 YI, E 25 YIL Tuss. b 8 III. Yacc. b 27 lY, f 17 YI.
Löcse, Ungarn. — Yiktor Greschik, Schuldirektor.
1906. Aes. BO 20 lY. Bet. BO 18 lY, b 20 lY, LY 2 IX. Cory. b 30 III.
Prun. av. b 23 lY. Prun. sp. b 23 lY. Rib. ru. b 18 lY, f 23 YI. Samb. b
11 YI, f 15 YIII. See. E 23 YII. Sorb. f 20 YIIL. Sym. f 8 IX. Syr. 13 Y. Til.
p. b 4 YII.
Acer p BO 21 lY. Caltha b 17 lY. Coleb, b 20 YIIL Corn. m. b 14 lY,
f 6 IX. Evon. f 8 IX. Lon. X. f 11 YII. Prun. A. b 17 lY. Ran. b 22 lY.
Rib. G. b 18 lY, f 15 YII. Rob. b. 1 YI. Til. g BO 21 lY. Ulm. b 15 lY.
Lübeck. — Hans Spethmann, Student.
1906. Aes. BO 1 Y [spät], b 18 Y [spät], f 30 IX. Bet. BO 20 lY, b
20 lY. Cory. b 28 IL Cyt. b 1 YI [spät]. Fag. BO 3 V, W 10 Y. Lig. b 24 VI.
Narc. p. b 12 Y. Prun. av. b 26 lY. Prun. C. b 5 Y. Prun. sp. b 26 lY. Pyr.
c. b 1 Y. Pyr. M. b 9 Y. Quere. BO 14 Y, W 24 Y. Rib. ru. b 26 lY. Samb.
b 20 Y, f 18 IX. See. b 12 YI, E 27 YII. Sorb. b 26 Y. S>t-. b 12 Y.
Til. p. b 1 YII.
Anem. b 15 lY. Corn. m. b 16 III. Gal. b 9 II, Blattsp. b 12 I. Jugl.
i 16 IX. Narc. P. b 8 lY. Pers. b (Wand 15 lY). Pop. b 15 lY. Ran. b 15 IV.
Rob. b 15 YI. Til. p. BO 9 Y, LY 6 X. Tuss. b 3 lY. Ulm. b 10 lY.
Yiele Daten erscheinen etwas spät.
Meierei, Forsthaus bei Alberschweiler, Lothringen. — 500 m. Zimmer,
Förster.
1906. Atro. b 26 YI, f 28 IX. Bet. BO 21 lY, b 21 lY, LY 20 X. Cory.
b 6 III. Cyt. b 30 Y. Fag. BO 8 Y, W 10 Y, LY 15 X. Lon. t. b 30 YI [spät].
Prun. av. b 27 lY. Pyr. c. b 8 Y. Pyr. M. b 14 Y. Quere. BO 14 Y, W 21 Y,
LY 20 X. Rib. ru. b 6 Y, f 16 YIL Rub. b 14 YI, f 31 YII. Samb. b 20 Y,
t 3 IX. Sorb. b 25 Y, f 10 YIII. Spart, b 20 Y.
Abies b 18 Y. Acer p. BO 6 Y, b 17 Y, LY 20 X. Pin. b 20 Y. Rib.
G. b 27 lY, f 24 YII. Rob. b 22 YI. Salix b 10 lY. Yacc. b 27 lY, f 5 YII.
Meldorf, Holstein — Hameyer, Rektor.
1906. Aes. b 16 Y. Crat. b 7 Y. Prun. C. b 30 lY. Pyr. c. b 2 Y. Pyr.
M. b 5 Y. Rib. ru. b 24 lY. Syr. b 15 Y.
Card, b 3 Y.
— 293 —
Middelburg, Insel Walchern, Niederlande. — 0 m. — W. Buysman,
Hortns plantarum Diaphoricarum.
1906. Aes. b 24 IV. Cyt. b 8 V. Narc. p. b 2 V. Prun. C. b 10 IV.
Pyr. c. b 21 IV. Pyr. M. b 30 IV. Syr. b 14 V [spät].
Narc. P. b 16 III. Pers. b 26 III. Prun. Arm. b 29 III. Kan. b 14 III.
Mitteldick , Forsthaus, nw. von Langen, Starkenburg. — Schlag, Forstwart.
1906. Aes. BO 15 IV, b [13 V spät]. Bet. BO 12 IV. Crat. b 13 V.
Prun. av. b 13 IV. Prun. sp. b 17 IV. Pyr. c. b 19 IV. Pyr. M. b 3 V. Quere.
BO 3 V, W 18 V, LV 10 X. Sarah, b 4 VI. Syr. b 9 V. Til. p. b 7 VII.
Call, b 1 VIII.
München. — 520 m. — J. Kraenzle, K. Korps-Stabsveterinär a. D. und
F. Naegele, K. Ober-Telegraphenexpeditor.
1906. Aes. BO 14 IV, b 6 V, f 20 IX, LV 3 X. Bet. BO 18 IV, b 14 IV.
Com. s. b 16 VI. Cory. b 5 III. Crat. b 24 V. Cyd. b 13 V. Cyt. b 17 V.
Fag. BO 5 V, W 8 V. Prun. av. b 21 IV (botan. Garten). Prun. C. b 28 IV.
Prun. P. b 28 IV. Prun. sp. b 30 IV. Pyr. c. b 21 IV (botan. Garten). Pyr.
M. b 6 V. Quere. BO 3 VI. Eib. au. b 26 IV. Rib. ru. b 25 IV. Sanib. b 5 VI,
f 30 VIII. See. E 27 VII. Sorb. b 19 V. Syr. b 9 V. Til. p. b 28 VI.
Acer c. b 6 V. Acer p. BO 15 IV, LV 30 IX. Acer P. b 7 V, LV 24 X.
Caltha b 24 IV. Card, b 10 V. Chel. b 10 V. Chry. b 24 V. Com. m. b 16 IIL
Evon. b 3 VI. Frax. BO 11 V, b 18 IV, Laubfall 24 X. Gal. b 4 HI, Blattsp.
5 II. Leu. b 4 III. Phil, b 16 VI. Prun. Arm. b 18 IV (botan. Garten). Ran.
b 17 IV. Rib. G. b 20 IV. Rob. b 4 VI. Salv. p. b 4 VI. Til. p. BO 25 IV,
LV 3 X. Tuss. b 23 II.
Neubrandenburg in Mecklenburg. — Oberlehrer G. Kurz.
1906. Aes. BO 11 IV, b 7 V, LV 18 IX, LV 5 X. Bet. BO 16 IV, LV
10 X. Com. s. b 7 VI, f 5 IX. Cory. b 3 III. Crat. b 10 V. Cyt. b 10 V.
Fag. BO 16 IV, W 29 IV, LV 15 X. Lig. b 16 VI, f 14 IX. Lil. b 30 VI.
Narc. p. b 29 IV. Prun. av. b 18 IV. Prun. C. b 26 IV. Prun. P. b 27 IV.
Prun. sp. b 20 IV. Pyr. c. b 27 IV. Pyr. M. b 4 V. Quere. BO 26 IV, W 11 V,
LV 17 X. Rib ru. b 14 IV, f 24 VI. Ruh. b 24 V, f 1 VII. Salv. off. b 3 VL
Sarah, b 28 V, f 23 VIIL See. b 27 V, E 16 VH. Sorb. b 11 V. Sym. b 31 V,
f 1 Vm. Syr. b 9 V. Til. g. b 20 VI. Til. p. li 1 VII.
Anera. b 3 IV. Caltha b 3 IV. Chel. b 6 V. Gal. b 25 II, Blattsp.
20 XII 1905. Hep. b 6 III. Narc. P. b 4 IV. Phil, b 31 V. Ran. b 18 IIL
Rib. Gross, b 11 IV. Til. g. BO 14 IV. Til. p. BO 23 IV. Tuss. b 4 IV.
Neufelden, Ober-Österreich. — Alois Rosenberger, Oberlehrer.
1906. Aes. BO 5 V, b 16 V, f 24 IX, LV 3 XL Bet. BO 14 IV, b 18 IV.
Cory. b 8 III. Crat. b 1 VI. Fag. BO 29 IV, W 12 V. Lil. b 18 VII. Narc.
p. b 15 V. Prun. av. b 12 V. Prun. C. b 20 V. Prun. P. b 16 V. Prun. sp.
b 19 IV. Pyr. c. b 6 V. P>t. M. b 8 V. Quere. BO 14 V, LV 29 IX. Rib.
ru. b 2 V, f 30 VU. Salv. off. b 12 V. Samb. b 15 VI. f 28 IK. See. b 26 V,
E 28 VII. Syr. b 24 V. Til. g. b 19 VII.
Aln. b 27 IIL Anem. b 3 IV. Berb. b 14 V. Caltha b 26 III. Card, b
10 IV. Chel. b 2 V. Chry. b 28 V. Frax. b 16 V. Hep. b 17 HI. Leu. b 19 III.
Narc. P. b 24 IV. Pers. b 20 IV. Phil, b 12 VI. Pop. b 1 IV. Prun. A. b 23 IV.
Ran. b 23 IV. Rib. G. b 3 V, f 6 VIII. Salix b 6 IV. Tuss. b 20 III.
Vacc. b 23 IV.
Nieder-Kaiusbach an der Gersprenz, Odenwald. — .1. Scior, LchrtM-.
- 2Q4 —
1906. Bet. BO 10 IV, b 18 IV. Coru. s. b 15 VI. Cyd. b 13 V. Fag.
BO 14 IV, W 28 IV, LV 6 X. Lig. b 20 VI. Prun. av. b 12 IV. Prun. sp. b
14 IV. Pyr. c. b 18 IV. Pyr. M, b 3 V. Rib. ru. b 16 IV. Sarab. b 2 VI,
f 25 VIII. See. b 28 V, E 23 VU. Spart, b 12 V. S}t. b 8 V.
Caltha b 12 IV. Colch. b 6 IX. Ran. b 12 IV. Rib. G. b 14 IV.
Salix b 8 IV.
Nienburg an der Weser. — 25 ra. — Sarrazin, Apotheker a. D.
1906. Aes. BO 16 IV, b 10 V, f 21 IX, LV 8 X. Bet. BO 20 IV, b 16 IV,
LV 9 X. Com. s. b 24 V. Cory. b (10 II). Cra. b 13 V. Cyd. b 15 V. Cyt.
b 15 V. Fag. BO 27 IV, W. 17 V, LV 13 X. Lig. b 20 VI, f 17 IX. Lil. b
30. VI. Narc. p, b 5 V. Prun. av. b 16 IV. Prun. C. b 27 IV. Prun. P. b
24 IV. Prun. sp. b 19. IV. Pjt. c. b 21 IV. Pyr. M. b 4 V. Quere. BO 6 V,
W 13 V, LV 14 X. Rib. ru. b 10 IV, f 25 VI. Rub. b 23 V, f 28 VI. Samb.
b 1 VI, f 25 Vin. See. b 31 V, E 15 VII. Sorb. b 9 V, f 9 VIII. Sym. b 31 V.
Syr. b 6 V. TU. g. b 23 VI. Til. p. b 30 VI. Vit. b 20 VI.
Berb. b 13 V. Buxus b 21 IV. Caltha b 20 IV. Card, b 24 IV. Chel.
b 13 V. Evon. b 25 V. Gal. b 15 II. Leu. b 28 H. Narc. P. b 1 IV. Phil,
q 27 V. Ran. b 15 IV. Rib. G. b 9 IV. Rob. b 1 VL Til. g. BO 19 IV.
Nürnberg. — 316 m. — Friedrieh Sehultheiß, Apotheker.
1906. Aes. BO 13 IV, b 7 V, f 17 JX, LV 7 X. Bet. BO 14 IV, b 16 IV,
LV 10 X. Com. s. b 6 VI, f 30 VIIL Cori'. b 13 II. Crat. b 12 V. Cyd. b
14 V. Cyt. b 14 V. Fag. BO 24 IV, W 7 V, LV 18 X. Lig. b 18 VI, f 15 IX.
Lil. b 1 VII. Lon. t. b 8 V, f 30 VI. Narc. p. b 6 V. Prun. av. b 20 IV.
Prun. C. b 21 IV. Prun. P. b 26 IV. Prun. sp. b 19 IV. Pyr. e. b 22 IV.
Pyr. M. b 4 V. Quere. BO 8 V, W 14 V, LV 20 X. Rib. au. b 16 IV, £ 6 VII.
Rib. ru. b 16 IV, f 2 VII. Rub. b 4 VI, f 15 VII. Salv. off. b 7 VI. Samb. b
1 VI, f 22 VIII. See. b 26 V, E 16 VIL Sorb. b 13 V, f 6 VIII. Spart, b 10 V.
Sym. b 7 VI, f 31 VII. Syr. b 7 V. Til. g. b 22 VI. Vit. b 24 VI.
Aeer p. b 14 IV. Acer P. b 6 V. Aln. b 8 III. Anem. b 10 IV. Berb. b
10 V. Call, b 11 VIII. Caltha b 19 IV. Card, b 20 IV. Che!, b 4 V. Chry.
b 22 V. Colch. b 31 VIII. Corn. m. b 19 III. Evon. b 23 V. Frax. BO 8 V,
b 19 IV. Hep. b 7 III. Leu. b 6 III. Phil, b 11 VI. Ran. b 8 IV. Rob. b
2 VI. Rib. Gr. b 16 IV. Salv. p. b 15 V. Til. g. BO 15 IV. Til. p. BO 29 IV.
Trit. b 16 VI. Tuss. b 9 III. Ulm. b 19 III. Vaec. b 3 V.
Ober -Rosbach bei Friedberg, Oberhessen. — K. Reichwein.
1906. Corn. s. b 30 V. Crat. b 11 V. Lig. b 20 VI. Prun. av. b 13 IV.
Pyr. M. b 4 V. Samb. b 9 VI. See. b 30 V, E 23 VII. Syr. b 10 V. Til. p.
b 2 VII.
Call, b 26 VII. Coleb, b 26 VIII. Narc. P. b 1 IV. Ran. b 1 IV. Trit.
E 2 VIII.
Overbäsz, Ungarn. — 85 m. — Heinrich Schenk.
1906. Aes. b 30 IV. Cyd. b 25 IV. Prun. C. b 11 IV. Prun. sp. b 11 IV.
Pyr. c. b 12 IV. Pyr. M. b 13 IV. Samb. b 6 V. See. b 22 V. Syr. b 19 IV.
Vit. b 31 V.
Amyg. b 25 II f. Morus b 30 IV. Pers. b 7 IV. Prun. A b 27 III. Rob.
b 9 V. Trit. b 25 V.
Paruschowitz, Reg.-Bez. Oppeln. — 260 m. — Parursel, Förster.
1906. Aes. BO 15 IV, b 7 V, f 18 IX. Bet. BO 17 IV, b 17 IV. Cory.
b 5 III. Crat. b 10 V. Cyt. b 18 V. Narc. p. b 28 IV. Prun. av. b 15 IV.
— 295 —
Prun. C. b 24 IV. Prun. P. b 26 IV. Pyr. c. b 26 IV. Quere. BO 27 IV, LV
3 X. Rib. au. b 19 IV, f 3 VII. Rib. ru. b 17 IV, f 8 VII. Rub. b 26 V. See.
b 26 V, E 18 VII. Sorb. b 20 V. Syr. b 7 V. Til. p. b 8 VII.
Acer p. b 16 IV. Pin. b 17 V. Rib. G. b 15 IV. Rob. b 25 V. Til. p.
BO 7 V.
P e 1 1 AY 0 r m , Insel an der Westküste von Schleswig-Holstein. — Lehrer
D. Mäckelmann.
1906. Aes. b 13 V. Crat. b 26 V. Cyd. b 20 V. Cyt. b 21 V. Lig. b
15 VII. Narc. p. b 6 V. Prun. av. b 4 V. Prun. C. b 9 V. Prun. P. b 7 V.
P}T. c. b 7 V. Pyr. M. b 8 V. Rib. au. b 30 IV. Rib. ru. b 28 IV. Rub. b
3 VI. Samb. b 13 VI. Sorb. b 22 V. Syr. b 17 V. Vit. b 7 VIT [wohl Wand!].
Acer c. b 12 V. Anem. b 13 IV. Berb. b 25 IV. Frax. b 5 V, Laubfall
27 X. Jugl. b 20 V. Narc. P. b 5 IV. Pers. b 23 V. Phil, b 17 VL Ran. b
14 IV. Rib. Gross, b 25 IV. Tuss. b 10 IV. Ulm. b 10 IV.
Prag. — Dr. G. Ritter Beck von Mannagetta, Professor der Botanik und
Direktor des Neuen botanischen Gartens der K. K. deutschen Universität. — Das
Beobachtungsgebiet ist dieser Garten.
1906. Aes. b 6 V. Atro. b 24 V. Bet. BO 11 IV, b 12 IV. Cory. b
27 II. Crat. b 8 V. Cyd. b 10 V. Cyt. b 9 V. Lig. b 10 VI. Lil. b 27 VI.
Lon. f 28 VI. Narc. p. b 3 V. Prun. av. b 17 IV. Prun. C. b 17 IV. Pjt. c.
b 17 IV. Rib. au. b 17 IV. Rib. ru. b 17 IV. Rub. b 29 V. Salv. off. b 20 V.
See. b 29 V, E 15 VIL Sorb. b 8 V. Syr. b 2 V. Til. p. b 25 VI. Vit. b 13 VL
Acer p. b 13 IV. Aln. b 19 III. Anem. b 6 IV. Berb. b 10 V. Caltha
b 8 IV. Card, b 4 V. Chel. b 23 IV. Corn. m. b 10 III. Gal. b 26 IL Hep.
b 5 III. Jugl. b 10 V. Larix b 8 IV. Leu. b 26 IL Lon. X. b 4 V. Pin. b
15 V. Pop. b 11 III. Prun. Arm. b 12 IV. Ran. b 11 IV. Rob. b 20 V. Salix
b 1 IV. Salv. p. b 11 V. Trit. b 20 VI. Tuss. b 3 IV. Ulm. b 5 IV.
Ratzeburg bei Lübeck. — 70 m. — R. Tepelmann, Rektor.
1906. Aes. BO 12 IV, b 5 V, f 18 IX, LV 20 X. Bet. BO 16 IV, LV 22 X.
Cory. b 7 II. Crat. b 10 V. Cyt. b 15 V. Pag. BO 14 IV, W 3 V, LV 22 X.
Lig. b 15 VI. Lil b 2 VU. Narc. p. b 7 V. Prun. av. b 21 IV. Prun. C. b
1 V. Prun. sp. b 18 IV. P\t. c. b 28 IV. Pyr. M. b 6 V. Quere. BO 4 V,
W 12 V, LV 6 XI. Rib. ru. b 17 IV, f 1 VII. Rub. b 29 V, f 4 VII. Salv.
off. b 15 VI. Saml). b 10 VI. See. b 5 VI, E 18 VII. Sorb. b 13 V, f 6 VIIL
Spart, b 10 V. Sym. b 14 VI. Syr. b 11 V.
Anem. b 18 III. Caltha b 18 III. Card, b 9 V. Chel. b 1 V. Gal. b
12 I. Hep. b 16 III. Narc. P. b 15 III. Ran. b 1 IV. Rib. G. b 14 IV.
Reiehelsheim im Odenwald. — 230 m. — Werner, Lehrer.
1906. Aes. BO 26 IV, f 1 IX, LV 26 IX. Bet. BO 16 IV, b 18 IV. Cory.
b 1 III. Crat. b 12 V. Cyt. b 10 V. Lig. b 15 VI. Lil. b 25 VL Narc. p. b
21 IV. Prun. av. b 16 IV. Prun. C. b 20 IV. Prun. sp. b 15 IV. P}t. c. b
20 IV. Pyr. M. b 1 V. Rib. au. b 1 V [spät], f 1 VIIL Rib. ru b 20 IV,
f 15 Vn. Rub. b 20 V, f 15 VII. Samb. b 1 VI, f 15 IX. See. b 1 VI, E 25
VII. Sorb. b 10 V, f 1 VIIL Spart, b 12 V. S>t. b 4 V. Vit. b 16 Vn.
Abies b 10 V. Acer e. b 26 IV. Acer p. BO 26 IV, LV 1 X. Acer P.
BO 1 V, LV 1 X. Anem. b 4 IV. Berb. b 10 V. Buxus b 15 IV. Call, b 1
VIIL Caltha b 17 IV. Card, b 24 IV. Chel. b 10 V. Chry. b 25 V. Coleb, b.
10 IX. Frax. BO 15 V, Laubfall 10 XI. GaL b 15 III. Jugl. b 15 V, f 15 IX.
Larix b 18 V. Leu. b 8 III. Narc. P. b 15 IV. Phil. 1. 1 VI. Pin. b 10 V.
Atro.
b
30
VI.
Cory,
b
15
III.
Lig.
b
20
VI,
PruE
L.
sp.
b 6
- 296 —
Prun. A. b 15 IV. Kan. b 4 IV. Rib. G. b 18 IV. Kob. b 1 VI. Salix b 1.^
III. Trit. E 7 VIII. Tuss. b 20 IV. Vacc. b 20 IV.
Reichenhall. — 463 m. — Michael Friedrich.
1906. Aes. BO [20 V, b 30 V ?spcät], f 2 X, LV 14 X.
Bet. BO 24 IV, b 18 IV, LV 15 X. Corn. s. b 3 VI, f 18 X.
Crat. b 28 V. Cyt. b 28 V. Fag. BO 5 V, W 10 V, LV 10 X.
f 15 X. Prun. av. b 15 V. Prun. C. b 18 V. Prun. P. b 12 V.
V. Pyr. c. b 6 V. Pyr. M. b 9 V. Quere. BO 30 V, W 6 VI, LV 20 X. Rib.
au. b 6 V. Rib. ru. b 8 V. Rub. b 1 VI. Samb. b 18 VI, f 8 X. See. b 3 VI,
E 18 VII. Sorl). l. 20 V, f 26 IX. S3T. b 20 V. Til. g. b 25 VI. Til. p. b 5
VII. Vit. b 25 VI.
Abies b 8 VI. Acer c. b 19 V. Acer p. BO 17 V, b 30 IV, LV 9 X.
Acer P. BO 10 V, b 7 V, LV 12 X. Aln. b 18 IIL Anem. b 27 III. Berl.. b
4 V. Call, b 30 VII. Caltha b 31 III. Card, b 30 IV. Chel. b 2 V. Chry. b
18 V. Coleb, b 5 IX. Corn. m. b 1 IV, f 20 Vm. Evon. b 27 V, f 10 IX.
Pag. f 10 X. Frax. BO 18 V, b 8 IV, LV 10 X. Jugl. b 18 V, f 20 IX. Larix
b 29 IV. Leu. b 12 III. Lon. X. b 30 V, f 29 IX. Morus b 25 V. Pin. b 23
V. Pop. b 3 IV. Prun. A. b 7 IV. Ran. b 8 IV. Rib. G. b 24 IV, f 31 VII.
Rob. b 17 VI. Salix b 30 III. Salv. p. b 24 V. Trit. b 10 VI, E 26 VII.
Tuss. b 15 m, f 30 IV. Ulm. b 10 IV. Vacc. b 25 V.
Reimenrod bei Grebenau, Oberhessen. — 384 m. — Nahrgang, Großh.
Forstwart.
1906. Aes. BO 19 IV. Bet. BO 18 IV, b 16 IV, LV 10 X. Cory. b 5 III.
Crat. b 16 V. Fag. BO 18 IV, W 6 V, LV 4 X. Lon. t. b 22 VI, f 16 VIII.
Prun. av. b 24 IV. Prun. C. b (14 IV Hauswand an der Südseite). Prun. sp. b
25 IV. Pyr. c. b 6 V. Pjt. M. b 10 V. Quere. BO 11 V, W 17 V, LV 13 X.
Rib. ru. b 24 IV, f 6 VH. Rub. b 8 VI, f 14 VII. See. b 7 VI, E 27 VII.
Sorb. b 18 V, f 27 VII. Spart, b 22 V. Syni. b 13 VI, f 22 VIII. Syr. b 14 V.
Acer p. BO 4 V, LV 6 X. Acer P. BO 2 V, b 11 V, LV 6 X. Call, b
18 VII. Card, b 3 V. Chry. b 29 V. Frax. BO 7 V, LV 17 X. Larix b 25 IV.
Pin. b 21 V. Rib. Gross, b 18 IV, f 14 VII. Salix b 4 IV.
Reinerz, Schlesien. — 568 m. — Die Badeverwaltung, Dengler.
1906. Aes. BO 30 IV, b 24 V [spät], f 16 IX, LV 1 X. Bet. BO 2 V,
b 11 V, LV 2 X. Corn. s. b 10 VI, f 2 IX. Cory. b 18 III. Crat. b 6 V. Cyd.
b 9 V. Cyt. b 6 V. Fag. BO 2 V, W 8 V, LV 2 X. Lig. b 20 VI. Narc. p.
b 26 IV. Prun. av. b 24 IV. Prun. C. b 27 IV. Prun. P. b 2 V. Prun. sp.
b 8 V. Pyr. c. b 12 V. Pyr. M. b 11 V. Quere. BO 8 V, W 15 V, LV 8 X.
Rib. au. b 1 V, f 6 VII. Rib. ru. b 30 IV, f 6 VII. Rub. b 28 V, f 1 VII.
Samb. b 24 V, f 16 VIL See. b 6 VI, E 10 VIII. Sorb. b 15 V, f 25 VIII.
Syra. b 25 V, f 16 VIII. Syr. b 18 V. Til. g. b 16 VI. Til. p. b 15 VI.
Abies b 8 V. Acer p. BO 2 V, b 1 V, LV 8 X. Acer P. BO 10 V. b 12
V, LV 8 X. Aln. b 26 III. Anem. b 2 IV. Call, b 18 VII. Caltha b 9 IV.
Chel. b 6 V. Chry. b 4 VI. Coleb, b 10 VIII. Evon. b 15 V, f 16 IX. Fag.
f 24 IX. Frax. BO 9 V, b 6 V, LV 9 X. Hep. b 18 IV. Larix b 20 IV. Leu.
b 5 III. Narc. P. b 18 IV. Phil, b 9 VI. Pin. b 14 V. Pop. h 12 IV. Ran.
b 16 V. Rib. G. b 30 IV. Rob. b 11 VI. Salix b 15 IV. Til. g. BO 10 V,
LV 2 X Til. p. BO 8 V, LA^ 4 X. Trit. b 18 VI, E 18 VIII. Tuss. b 21 III,
f 21 V. Ulm. b 8 V. Vacc. b 26 IV.
Ringgenberg am Brienzer See, Schweiz. — ca. 600 m. — N. Buri, Lehrer.
— 297 —
1906. Aes. BO 13 V [spät]. Cory. b 10 IV. Fag. BO 12 Y. Prun. av.
b 1 V. Prun. sp. b 25 IV. Pyr. c. b 4 V. Pyr. M. b 4 V. Samb. b 8 VI.
S>T. b 16 V.
Ptochlitz, Königreich Sachsen. — 166 m. — Prof. Dr. Wolf, Eeal-
schuldirektor.
1906. Aes. BO 10 IV, b 8 V, f 20 IX, LV 1 X. Bet. BO 10 IV, b 12
IV, LV 29 IX. Com. s. b 14 V [früh]. Cory. b 28 II. Crat. b 10 V. Cyd. b
10 V. Cyt. b 11 V. Fag. BO 25 IV, W 3 V, LV 10 X. Lig. b 10 VI, f 20 IX.
Lil. b 28 VI. Lon. t. b 6 V, f 25 VI. Navc. p. b 6 V. Prun. av. b 18 IV.
Prun. C. b 20 IV. Prun. P. b 27 IV. Prun. sp. b 20 IV. Pyr. c. b 21 IV.
Pyr. M. b 5 V. Quere. BO 29 IV, W 6 V, LV 10 X. Kib. au. b 18 IV, f 15
VII. Rib. ru. b 15 IV, f 20 VI. Rub. b 25 V, f 1 VII. Samb. b 28 V, f 2 IX.
See. b 31 V, E 22 VII. Sorb. b 9 V, f 28 VII. Spart, b 11 V. Sym. b 4 VI,
f 15 VIII. Syr. b 5 V. Til. g. b 19 VI, Til. p. b 28 VI.
Acer p. BO 16 IV, b 14 IV, LV 29 IX, Acer P. BO 24 IV, b 1 V, LV 2
X. Aln. b 6 III. Amyg. b 10 IV. Anem. b 1 IV. Berb. b 10 V. Buxus b 11
IV. Call, b 2 VIII. Caltha b 4 IV. Card, b 19 IV. Chel. b 6 V. Chry. b 14
V. Corn m. b 6 III. Evon. b 28 V, f 1 IX. Frax. BO 9 V, b 13 IV, LV 2 X.
GaL b 28 II. Hep. b 5 III. Jugl. b 8 V, f 28 IX. Narc. P. b 3 IV. Pers. b
4 IV. Phil, b 5 VI. Pop. b 10 IV. Prun. A. b 11 IV. Ran. b 11 IV. Rib. G.
b 14 IV, f 18 VII. Rob. b 4 VI. Til. g. BO 13 IV, LV 10 IX. Til. p. BO 2
V, LV 20 IX. Vacc. b 25 IV, f 19 VI.
Rohrbach bei Reicheisheim, Odenwald. — 300 m. — Bräunig, Lehrer.
1906. Aes. BO 12 IV, b 1 V, f 20 IX. Bet. BO 15 IV, b 15 IV. Lil. b
30 VI. Narc. p. b 1 V. Prun. av. b 19 IV. Prun. C. b 23 IV. Prun. sp. b 19
IV, Pyr. c. b 24 IV. Pyr. M. b 29 IV. Rib. ru. b 12 IV, f 17 VI. Rub. b 28
V, f 1 Vn. See. b 28 V, E 24 VII. Sorb. b 10 V, f 1 VIII. Spart, b 8 V.
Syr. b 1 V. Til. p. b 26 VL
CaU. b 21 VII. Card, b 25 IV. Colch. b 25 VIII. Jugl. b 24 V. Narc.
P. b 2 IV. Rib. G. b 12 IV, f 26 VII. Rob. b 5 VI. Salix b 2 IV. Trit. b 8
VI, E 4 vm.
Sajö-Kaza, Komitat Borsod, Ungarn. — Etwa 145 m. — Baron Kaiman
V. Radvänszsky.
1906. Aes. b 1 V. Bet. b 19 IV. Corn. s. b 19 V. Cory. b 21 II. Crat.
b 10 V. Cyd. b 8 V. Lig. b 3 VI. Lil. b 20 VI. Lon. t. b 6 V. Narc. p. b
21 IV. Prun. av. b 15 IV. Prun. C. b 15 IV. Prun. P. b 19 IV. Prun. sp. b
12 IV. Pyr. c. b 19 IV. Pyr. M. b 22 IV. Rib. au. b 13 IV. Rib. ru. b 15
IV. Rub. b 25 V. Samb. b 22 V. See. b 26 V. Sorb. b 12 V. Syr. b 23 IV.
Til. g. b 20 VI. Vit b 3 VI (kultiviert).
Acer c. b 7 V. Acer p. b 11 IV. Acer P. b 27 V. Aln. b 5 III. Amyg.
b 12 IV. Berb. b 5 V. Caltha b 11 IV. Card, b 13 IV. Chel. b 30 IV. Chry.
b 12 V. Corn. m. b 19 III. Frax. b 20 IV. Gal. b 3 III. Jugl. b 10 V.
Morus b 15 V. Narc. P. b 29 IV. Pers. b 9 IV. Phil, b 25 V. Pop. b 16 III.
Prun. A. b 11 IV. Ran. b 10 IV. Rib. G. b 16 IV. Rob. b 25 V. Salix b 23
III. Salv. p. b 12 V. Trit. b 11 VI. Tuss. b 30 III. Ulm. b 6 IV.
Schöllenbach im Odenwald. — 285 m. - Helm, Lehrer.
1906. Aes. BO [1 V spät], b 10 V, f 18 IX, LV 20 X. Bet. BO 20 IV,
IV. LV 1 XI. Corn. s. b 10 VI. Cory. b 20 III. Crat. b 22 V Cyd. b. 18
V. Prun. av. b 20 IV. Prun. C. b 25 IV. Prun. sp. b 20 IV. Pyr. c. b 25 IV.
— 298 -
Kib. ru. h 15 IV. Samb. h 25 V. See. b 4 VI, i: 26 VII. Sorb. b 17 V, f 12
X. Syr. b 5 V. Til. g. b 18 VI. Til. p. b 27 VI.
Call, b 12 VIII. Colch. b 20 IX. Ran. b 2 IV. Rib. G. b 8 IV [früh],
Salix b 8 IV.
Schömberg, Oberamt Neuenbürg, Württemberg. — L. Pfeiffer, Amts-
richter a. D.
1906. Aes. BO (5 V). Bet. BO 24 IV, b 20 IV, LV 11 X. Cory. b 7 III.
Cyt. b 2 VI. Fag. BO 5 V, W 10 V, LV 16 X. Lig. b 7 VII. Prun. av. b 2
V. Prun. P. b 9 V. Prun. sp. b 3 V. Pyr. c. b 5 V. Pyr. M. b 14 V. Quere.
BO 12 V, W 20 V, LV 21 X. Rib. ru. b 28 IV. Samb. b 29 VI. See. b 25 VI,
E 15 VIII. Syr. b 16 V.
Acer P. BO 12 V. Anem. b 14 IV. Buxus b (30 IV). Caltha b 13 IV.
Card, b 26 IV. Chel. b 8 V. Ran. b 22 IV. Rib. G. b 23 IV. Salix b 3 IV.
Vacc. b 4 V.
Schollene, Kreis Jerichow II, Prov. Sachsen. — 35 m. — von Alvens-
leben, Rittergutsbesitzer.
1906. Aes. BO 18 IV, b 6 V, f 28 IX, LV 29 IX. Bet. BO 19 IV, b 21
IV. Crat. b 7 V. Cyd. b 12 V. Cyt. b 8 V. Fag. BO 24 IV. Lii. b 10 VII.
Prun. av. b 22 IV. Prun. C. b 19 IV. Prun. P. b 19 IV. Prun. sp. b 20 IV.
Pyr. e. b 17 IV. Pyr. M. b 29 IV. Quere. BO 2 V. Rib. au. b 18 lA^ Rib. ru.
b 13 IV. Samb. b 19 V, f 21 VIII. See. b 23 V, E 10 VII. Syr. b 4 V. Til.
g. b 14 VI. Til. p. b 21 VI.
Rob. b 22 V. Til. g. LV 10 X. Til. p. LV 15 X.
Siedeisbrunn, südl. Odenwald. - 490 m. — Lehrer Trautmann.
1906. Aes. BO 3 V, b 19 V, f 28 IX, LV 28 IX. Bet. BO 3 V, b 11 V,
LV 6 X. Cory. b 8 III. Crat b [12 V]. Fag. BO 10 V, W 20 V. Narc. p. b
15 V. Prun. av. b 26 IV. Prun. C. b 24 IV. Pyr. c. b 7 V. Pyr. M. b 19 V.
Rib. ru. [b 8 V sehr spät], f 16 VII. Rub. b 10 VI, f 18 VII. Samb. b 26 VI,
f 26 IX. See. b 21 VI, E 10 VIII. Spar, b 21 V. Syr. b 16 V.
Call, b 10 VIII. Caltha b 28 IV. Card, b 26 IV. Chel. b 17 V. Colch.
b 14 IX. Frax. BO 15 V, b 11 V. Jugl. b 19 V, f 27 IX. Larix b 29 IV. Pers.
b 8 V. Rib. G. b 30 IV. Vacc. b 2 V.
Steinbuch, westl. Michelstadt, Odenwald. — "W.Born, Lehrer.
1906. Pyr. c. b 1 V. Pyr. M. b 8 V. Samb. b 7 VI. See. b 2 VI, El
VIII. Syr. b 15 V. Vacc. b 7 V.
Stockstadt am Rhein, Starkenburg. — Jakob Mauer, Lehrer.
1906. Aes. BO 20 VI, b 2 V. Bet. BO 11 IV, b 10 IV. Cory. fa 14 II.
Crat. b 12 V. Fag. BO 19 IV. Lil. b 25 VI. Lon. t. b 9 V. Prun. C. b 12 IV.
Pyr. c. b 16 IV. Pyr. M. b 24 IV. Quere. BO 29 IV. Rib. au. b 17 IV. Rib.
ru. b 16 IV. Salv. off. b 20 V. Syr. b 3 V. Til. g. b 17 VI. Vit. b 15 VI.
Aln. b 5 III. Gal. b 12 II. Hep. b 4 IV. Narc. P. b 7 IV. Pop. b 2 IV.
Salix b 12 III. Til. g. BO 2 V. Ulm. b 12 III.
Teterow, Mecklenburg. — 10—93 m. — H. Kopeke, Lehrer.
1906. Aes. BO 14 IV, b 8 V, f 16 IX, LV 29 IX. Bet. BO 15 IV. Cory.
b 12 II. Crat. b 8 V. Cyt. b 9 V. Fag. BO 14 IV, W 24 IV, LV 14 X. Lig.
b 14 VI. Lil. b 29 VI. Narc. p. b 4 V. Prun. av. b 17 IV. Prun. C. b 26 IV.
Prun. P. b 23 IV. Prun. sp. b 14 IV. Pyr. c. b 27 IV. Pyr. M. b 5 V. Quere.
BO 1 V, W 7 V, LV 21 X. Rib. ru. b 15 IV, f 24 VI. Rub. b 22 V, f 27 VI.
- 299 -
Samb. b 29 V. See. b 24 V, E 9 VII. Sorb. b 8 V. Syr. b 7 V. Til. g. b 16
VI. Til. p. b 30 VI.
Anem. b 2 IV. Call, b 25 VII. Caltha b 9 IV. Chel. b 26 IV. Colch.
b 1 IX. Corn. m. b 9 III. Frax. BO 10 V, Laubfall 2 XI. Gal. b 3 II. Hep.
b 5 m. Ran. b 20 III. Rib. G. 12 IV. Til. g. BO 12 IV, LV 10 X. Til. p.
BO 26 IV, LV 6 X. Tuss. b 8 III.
Timelkam, Ober-ÖsteiTeich. — Frau Gabriele Huber, Lehrerin. —
Tiinelkam liegt dicht bei Attnang, an welcher Station 1905 beobachtet wurde.
1906. Abs. BO 23 IV, b 14 V. Atro. b 18 VL Corn. s. b 18 VI. Cory.
b 8 in. Grat, b 26 V. Fag. BO 14 IV. Lig. b 28 VI. Lil. b 8 VII. Lon. t.
b 13 V. Narc. p. b 10 V. Prun. av. b 20 IV Prun. C. b 26 IV. Prun. P. b
21 IV. Prun. sp. b 25 IV. Pyr. c. b 6 V. Pyr. M. b 11 V. Quere. BO 10 V,
W 23 V. Rib. au. b 8 V. Rib. ru. b 25 IV, f 22 VII. Rub. b 28 V, f 28 VII.
Samb. b 17 VI, f 15 IX. See. b 1 VI, E 19 VIL Syr. b 17 V. Til. g. b VIL
Til. p. b 19 Vn.
Abies b 21 IV. Acer p. b 18 IV. Anem. b 27 IH. Berb. b 19 V. Call,
b 15 VII. Caltha b 31 III. Card, b 20 IV. Chel. b 15 V. Chry. b 18 V.
Evon. b 24 V. Frax. BO 11 V. Gal. b 8 III. Hep b (7 III geschützt). Larix
b 21 IV. Lon. X. b 13 V. Narc. P. b 12 IV. Phil, b 20 V. Ran b 10 IV.
Rib. G. b 15 IV. Salix b 13 V. Salv. p. b 18 V. Tuss. b 6 III. Vace. b 2 V,
f 30 VI.
Tölz, Bad, Bayern. — P. Anton Hammerschmid, Kgl. Geistlicher Rat,
Ex-Provinzial des Franziskaner-Ordens.
1906. Aes. BO 8 V, b 17 V. Atro. b 12 VII (spät). Bet. BO 2 V, b 6 V.
Corn. s. b 12 VI. Cory. b 8 III. Crat. b 26 V. Cyt. b 1 VI. Fag. BO 8 V,
W 8 V. Lig. b 3 VII. Lil. b 18 VII. Lon. t. b 1 VI. Narc. p. b 10 V. Prun.
AV. b 30 IV. Prun. P. b 5 V. Prun. sp. b 10 V. Pyr. c. b 10 V. Pyr. M. b
20 V. Quere. BO 30 V. Rib. au. b 10 V (in sonniger Lage). Rib. ru. b 29 IV.
Rub. b 12 VI. Samb. b 26 VI (spät). See. b 6 VII (spät), E 25 VIII. Sorb.
b 28 V (spät). Sym. b 25 VI. Syr. b 1 VI. Til. g. b 3 VII. Til. p. b 7 VII.
Abies b 17 V. Acer p. BO 1 V, b 22 IV. Acer P. BO 18 V, b 12 V.
Aln. b 21 IV. Anem. b 10 IV. Berb. b 30 V. Buxus b 17 IV. Caltha b 12
IV (spät). Card, b 8 V (spät). Chel. b 21 V (spät). Chry. b 5 VI. Coleb, b
15 Vm. Corn. m. b 20 IV. Evon. b 28 V. Frax. BO 19 IV, b 12 IV. Gal.
b 14 III, Blattsp. 5 I (infolge des merkwürdig milden Wihters, die Blüte aber durch
späteren massenhaften Schnee lange zurückgehalten). Hep. b 10 III. Larix b
16 IV. Leu. b 30 III (spät). Lon. X. b 28 V. Narc. P. b 25 IV. Phil, b 18 VI.
Pin. b 23 V. Pop. b 2 IV. Ran. b 14 IV. Rib. G. b 30 IV. Rob. b 18 VI.
Salix b 2 IV. Salv. p. b 2 VI. Til. g. BO 14 V. Til. p. BO 2 V. Tuss. b
(24 III, f 20 V spät). Ulm. b 24 IV. Vace. b 30 IV.
Turkeve, Ungarn. — 88 m. — J. Hegyfocky, Pfarrer. — Beobaehtungs-
gebiet wie 1905.
1906. Cyd. b 28 IV. Lil. b 10 VI. Prun. av. b 13 IV. Prun. C. b 15 IV.
Pyr. c. b 14 IV. Pyr. M. b 19 IV. Rib. ru. b 12 IV. -Syr. b 23 IV. Vit. b 29 V.
Prun. Arm. b 9 IV. Rib. Gr. b 14 IV. Rob. b 11 V. Trit. b 28 V, E 30
VI (an anderen Stellen schon am 22 VI).
Ulf a, nördl. Nidda, Oberhessen. — 180 m. G. Wißner, Lehrer.
1906. Aes. b 10 V. Crat. b 12 V. Prun. av. b 13 IV. Prun. C. b 2 V.
— 300 -
Prun. sp. b 16 IV. Pyr. c. b 24 IV. Pyr. M. b 7 V. Rib. ru. h 14 IV.
Sorb. b 13 V. Syr. b LO V.
Ulfenbach- und Finkenbachtal im untersten Teil (südl. Odenwald
bei Hirschhorn — Cand. theol. E. Winkelmann in Hirschhorn.
1906. Abs. BO 13 IV. b 9 V. Bet. BO 11 IV, b 11 IV. Crat. b fll V).
Fag BO 15 IV, W 28 IV. Prun. av. b 13 IV. Prun. C. b (18 IV). Prun. sp.
b 14 IV. Pyr. c. b 20 IV. Pyr. M. b 4 V. Quere. BO 23 IV, W 7 V. Rib. ru.
b 14 IV. Sorb. b 12 V, f (17 VII. Spart, b 5 V. Syr. b (3 V).
Acer P. b 26 IV. Aln. b (2 III). Anem. b 27 III. Call, b 22 VII. Caltha
b 4 IV. Card, b 18 IV. Chel. b (30 IV). Colch. b 1 IX. Jugl. b 12 V. Larix
b 3-IV. Pers. b 14 IV. Pop. b 18 III. Ran. b 31 III. Rib. G. b 12 IV. Sali.x
b 18 m. Salv. p. 13 V. Til. g. BO 20 IV. Til. p. BO 27 IV. Vacc. b 17 IV.
1905. Aes. BO 12 IV, LV 16 X. Bet. BO 11 IV, LV 19 X. Fag. BO 15 IV,
LV 18 X. Prun. av. b (10 IV). Prun. C. b 14 IV. Prun. sp. b 12 IV. Pyr. c.
b 22 IV. Quere. LV 19 X.
Anem. b 22 III. Larix b 2 IV. Pers. b 11 IV. Rib. G. b 9 IV. Til. g.
BO 24 IV. Til. p. BO 25 IV. Vacc. b 17 IV.
Um an, Gouvernement Kiew, Südrußland. — 216 m. — W. A. Poggenpohl.
Inspektor der landw. Schule.
1906. Aes. BO 22 IV, b 2 V. Bet. BO 17 IV, b 14 IV. Com, s. b 24 V.
Cory. b 9 IIL Crat. b 10 V. Cyd. b 10 V. Fag. BO 21 IV. Lig. b 29 V. Lon.
t. b 4 V, f 15 VI. Prun. av. b 19 IV. Prun. C. b 24 iV. Prun. P. b 21 IV. Prun.
sp. b 17 IV. Pyr. c. b 23 IV. Pyr. M. b 2 V. (Quere. BO 25 IV und 15 V, zwei Bäume).
Rib. au. b 24 IV. Rib. ru. b 18 IV, f 10 VI. Rub. b 17 V, f 14 VI. Salv. off.
b 23 V. Samb. b 18 V. See. b 17 V, E 28 VI. Sorb. b 7 V. Syr. b 3 V. Til.
p. b 12 VI. Vit. b 5 VI.
Abies b 2 V. Acer c. b 22 IV. Acer p. BO 17 IV, b 15 IV. Acer BO
21 IV, b 3 V. Aln. b 19 IIL Anem. ran. b 5 IV. Berb. b 7 V. Chel. b 24 IV.
Corn. m. b 10 IV. Frax. BO 1 V, b 11 IV. Jugl. b 6 V. Larix b 12 IV. Lon.
X. b 4 V, f 19 VI. Morus b 8 V. Phil, b 20 V. Pin. b 10 V. Pop. b 27 III.
Prun. A. b 18 IV. Ran. b 7 IV Rib. G. b 18 IV, f 27 VI. Rob. b 18 V. Salix
b 7 IV. Salv. p. b 7 V. Til. p. BO 22 IV. Trit. b 26 V, E 3 VII. Tuss. b
24 III Ulm. b 6 IV.
Unter marchtal, Württemberg (ß 48o 14, L 9» 37). — 510 m. — J. Nagel,
Dekan (früher in Hundersingen'.
1906. Cory. b 5 III. Crat. b 23 V. Lig. b 19 VI, f 18 IX. Lil. b 9 VII.
Narc. b 10 V. Prun. av. b 24 IV. Prun. C. b 5 V. Prun. sp. b 24 IV. Pyr.
c b 6 V. Pyr. M. b 9 V. Rib. ru. f 28 VI. Samb. b (16 VI). See. b 9 VI, E
31 Vn. Sorb. f 24 VIII. Syr. b 11 V.
Anem. b (8 IV). Chry. b 22 V. Corn. m. b 5 IV. Rib. G. b 19 IV.
Tuss. b 5 III.
Vendersheim, Rheinhessen. — 200 m. — Niebergall, Lehrer.
1906. Aes. BO 13 IV, b 4 V, f 12 IX, LV 19 X. Bet. BO 16 IV. Crat.
b 4 V. Cyd. b 8 V. Cyt. b 9 V. Lil. b 29 VI. Narc. p. b 29 IV. Prun av.
b 12 IV. Prun. C. b 19 IV. Prun. sp. b 18 IV [spät]. P>t. c. b 16 IV. Pyr.
M. b 6 V. Rib. au. b 17 IV. Rub. b 22 V. Samb. b 26 V. See. b 27 V, E
25 VII. Sorb. b 11 V. Sym. b 22 V. Syr. b 8 V. Til. g. b 25 VI. Vit. b 22 VI.
Acer p. BO 10 IV, b 8 IV. Acer P. BO 12 IH, b 24 IV. Pers. b 14 IV.
- 301 -
Prun. A. b 15 IV. Kib. G. b 10 V [VJ. Kob. b 1 VI. Til. jr. BO 4 IV. Til. p. BO
18 IV. Trit. b 20 VI.
Vielbrunn im Odenwald. — 430 m. — F. Weyrauch, Lelirer.
1906. Aes. B0 15IV, b29IV. f9 X, LV 14 X. Bet. BO 17 IV, b 19IV, LV 19 X.
Corn. s. b 9 VI. Cory. b 21 II. Crat. b 15 V. Cyd. b 20 V Fag. BO 27 IV,
W 5 V, LV 22 X. Lig. b 22 VI, f 16 IX. Lil. b 28 VI. Lon. t. b 10 V, f 29 VI.
Narc. p. b 6 V. Prun. av. b 23 IV. Prun. C. b 25 IV. Prun. P. b 26 IV. Prun.
sp. b 22 IV. Pyr. c. b 27 IV. Pyr. M. b 2 V. Quere. BO 10 V, W 16 V, LV
24 X. Rib. au. b 21 IV, f 6 VII. Rib. ru. b 16 IV, f 29 VI. Rub. b 2 VI, f 10 VII.
Sarab. b 5 VI, f 17 VIII. See. b 2 VI, E 2 VIII. Sorb. b 20 V, f 10 Vm.
.Spart, b 22 V. Sym. b 10 VI, f 4 VIII. S}t. b 11 V. Til. p. b 9 VII. Vit. b 26 VI.
Villi ngen, Baden. — Etwa 700 ni. — A. Schüssler, Hauptlehrer
1906. Aes. BO 25 V, b 27 V, f 4 X, LV 9 X. Bet. BO 20 V, b 14 V, LV
28 X. Cory. b 18 IV. Crat. b 7 VI. Cj-t. b 24 V. Fag. BO 30 V, LV 15 X.
Lig. b 9 VII, f 24 IX. Lil. b 15 VII. Lon. t. b 3 VI, £ 15 IX. Narc. p. b 15 V.
Prun. av. b 6 V. Prun. C. b 8 V. Prun. P. b 14 V. Prun. sp. b 6 V. Pyr. C.
b 12 V. Pyr. M. b 15 V. Rib. ru. b 10 V, f 20 VII. Rub. b 21 V, f 10 VIII.
Samb. b 26 VI, f 20 IX. See. b 28 VI, E 16 VIII. Sorb. b 8 VI, f 20 IX. Syr.
b 25 V. Til. g. b 25 V. Til. g. b 10 VII. Til. p. b 25 VII.
Abies b 11 V. Acer p. BO 24 V, b 8 V, LV 10 X. Acer P. BO 25 V, b
27 V, LV 10 X. Aln. b 15 IV. Caltha b (15 III). Card, b 10 V. Chel b 27 V.
Chry. b 2 VI. Colch. b 15 VIII. Frax. BO 3 VI, LV 4 X, Laubfall 12 X. Narc.
P. b 1 V. Rib. G. b 12 V, f 10 VIIL Rob. b 9 VII. Salix b 19 III. Salv. p. b.
18 VI. Til. g. BO 27 V, LV 18 X. Til. p. BO 8 VI, LV 24 X. Ulm. b 20 V.
Vacc. b 13 V.
Waizenkirchen, Oberösterreich. — 360 m. — Dr. med. H. Hamann,
Oemeindearzt.
1906. Aes. BO 17 IV, b 9 V. Bet. BO 16 IV, b 16 IV. Corn. s. b 15 VI.
Cory. b 10 III. Crat. b 15 V. Cyt. b 18 V. Fag. W 20 IV. Lig. b 21 VI.
Lil. b 7 VII. Prun. av. b 16 IV. Prun. C. b 23 IV. Prun. P. b 26 IV. Prun.
sp. b 21 IV. PjT. c. b 26 IV. Pyr. M. b 3 V. Quere. BO 24 IV, W 4 V. Rib.
ru. b 15 IV. Rub. b 13 V. Samb. b 3 VI. See. b 17 V, E 3 VIL Sorb. b 11
V. Syr. b 11 V. Til. g. b 1 VII. Til. p. b 8 VIL
Abies b 9 V. Acer p. b 16 IV. Acer P. b 28 IV. Anem. b 17 III. Call,
b 10 VIII. Card, b 20 IV. Chel. b 7 V. Chry. b 10 V. Colcli b 3 IX. Corn.
m. b 15 IV. Evon. b 16 V. Frax. BO 7 V, b 17 IV. Larix b 11 IV. Leu. b
11 III. Pers. b 22 IV. Pop. b 31 III. Rib. G. b 21 IV. Salix b 27 III. Til.
p. BO 27 IV. Trit. b 17 VI. Tuss. b 11 III, f 20 IV. Vacc. b 22 IV.
Wall au bei Biedenkopf, Hessen-Nassau. — 300 m. ~ H. Feller, Lehrer.
1906. Aes. BO 20 IV. Bet. BO 20 IV, b 29 IV. Crat. b 20 V. Fag. BO
22 IV, W 6 V. Prun. C. b 23 IV. Prun. sp. b 18 IV. Pyr. c. b 6 V. Pyr. M.
b 13 V. Quere. BO 12 V, W 20 V. Rib. ru. b 19 IV. See E 30 VI. Sorb. b
22 V. Syr. b 18 V.
Acer p. BO 2V, b 8 IV. Acer P. BO 8 V. Anem. b 2 IV. Caltha b 16
IV. Card, b 20 IV. Chel. b 2 V. Chry. b 26 V. Frax. BO 20 V. Ran. b 3
IV. Rib. G. b 17 IV. Salix b 8 iV. Til. g. BO 1 V. Tuss. b 23 III. Vace. b 25 IV.
W^eidenbach, Mittelfranken. — 434 m. — Fr. Pf autsch, Apotheker.
1906. Aes. BO 13 IV, b 10 V, f 3 X, LV 8 X. Atro b 21 VI. Bet. BO
20 IV. Cory. b 6 III. Crat. b 15 V. Cyt. b 24 V. Lig. b 21 V [? zu fi-ühj,
— 302 —
f 30 IX. Lil. b 6 VII. Lon. t. b 25 V, f 25 VI. Prun. av. b 23 IV. Prun. C.
b 4 V. Prun. P. b 5 V. Prun. sp. b 3 V. Pyr. c. b 19 IV [früh]. Pyr. M. h
6 V. Quere. BO 9 V, W 25 V, LV 3 X. Rib. ru. b 17 IV, f 5 VII. Rub. b 4
VI, f 7 VII. Salv. off. b 18 VI. Samb. b 20 VI [? spät], f 20 IX. See. b 3 VI,
E 23 VII. Sorb. b 24 V, f 6 VIII. Spart, b 15 V. Sym. b 8 VI. Syr. b 13 V.
Til. g. b [5 VII. Til. p. b 30 VI]. Vit. b 29 VI.
Aeer P. b 11 V, LV 8 X. Anem. b 15 IV. Berb. b 15 V. Buxus I) 1&
IV. Call, b 7 VIII. Caltha b 25 IV. Card, b 4 V. Chel. b 12 V. Chry. b 24
V. Coleb, b 4 IX. Corn. m. b 12 IV, f 21 IX. Evon. b 25 V. f 28 IX. Gal. b
8 III, Blattsp. 24 IL Hep. b 29 III. Jugl. b 13 V, f 28 IX. Larix b 25 IV.
Leu. b 30 III. Narc. P. b 12 IV. Pers. b 18 IV. Phil, b 8 VI. Prun. A. b 10
IV. Ran. b 13 IV. Rib. G. b 14 IV, f 7 VII. Rob. b 17 VI. Salv. p. b 25 V.
Til. g. BO 5 V, LV 8 X. Til. p. BO 8 V, LV 4 X. Trit. b 24 VI, E 6 VIII.
Vaee. b 25 IV.
Weilheim, Oberbayern. — 560—625 m. — Dr. Kollmann, Arzt.
1906. Aes. BO 6 V^ b 16 V, f 2 X, Atro. b 19 VI, LV 2 X. Bet. BO
5 V, LV 25 IX. Corn. s. b 10 VI, f 6 IX. Cory. b 4 III. Crat. b 18 V. Fag.
BO 3 V, W 7 V, LV 4 X. Lig. b 28 VI. Prun. av. b 23 IV. Prun. P. b 5 V.
Prun. sp. b 23 IV. Pyr. c. b 30 IV. Pyr. M. b 7 V. Quere. BO 20 V, LV 6 X.
Rib. ru. b 23 IV, f (19 VII). Rub. b 16 VI. Samb. b 10 VI, f 29 VIII. See.
b 31 V, E 28 VIL Sorb. b 20 V, f 11 VIII. Syr. b 16 V. Til. g. b 29 VI.
Til. p. b 18 VII.
Aln. b 7' III. Anem. b 17 III. Berb. b 21 V. Call, b 26 VII. Caltha b
21 III. Card, b 23 IV. Chel. b 6 V. Chry. b 19 V. Coleb, b 28 VIII. Corn.
m. b 19 III. Evon. b 22 V. Frax. BO 15 V. Hep. b 4 III. Larix b 9 IV.
Phil, b 13 VI. Pin. b 10 V. Ran. b 18 IV. Rib. G b 23. IV. Rob. b 22 VI.
Salv. p. b 24 V. Trit. E 5 VIII. Tuss. b 6 III, f 18 IV. Ulm. b 27 III.
Vaee. b 5 V.
Wiesbaden. — 115 m. — G. Jordan, Lehrer.
1906. Aes. BO 16 IV, b 4 V. Bet. BO 13 IV, b 10 IV, LV 6 X. Cory.
b 4 II. Crat. b 14 V. Cyd. b 15 V. Fag. BO 15 IV, W 18 IV, LV 15 X.
Prun. C. b 15 IV. Prun. P. b 18 IV. Prun. sp. b 13 IV. Pyr. c. b 17 IV.
Pyr. M. b 5 V. Quere. BO 19 IV, W 5 V. Rib. ru. b 11 IV. See. b 3 VI,
E 3 VIII. S>T. b 5 V.
Aeer p. b 11 IV, LV 4 X. Acer P. BO 4 V. Corn. m. b 23 III. Fag.
f 24 VIII. Frax. b 11 IV. Gal. b 25 IL Hep. b 3 III. Larix b 10 IV Leu.
b 1 III. Pers. b 7 IV. Pop. b 29 III. Prun. A. b 8 IV. Salix b 29 IIL Til.
g. LV 5 X. Tuss. b 1 IV, f 23 IV. Ulm. b. 25 III.
Wigandsthal, Sehlesien. — 471 m. — 0. Rühle, Lehrer.
1906. Aes. BO 15 IV, b 10 V. Cory. b 6 lII. Cyt. b 18 V. Lil. b 11 VII.
Nare. p. b 8 V. Prun. av. b 22 IV. Pyr. e. b 6 V. Pyr M. b 8 V Rib. ru. b
22 IV. Samb. b 2 VI. See. b 2 VI, E 30 VII. Sorb. b 12 V, f 20 VIII. Spart,
b 15 V. Syr. b 10 V.
Anem. b 5 IV. Call, b 10 VIII. Caltha b 14 IV. Card, b 19 IV. Chel.
b 11 V. Frax. BO 9 V, Laubfall 29 X. Gal. b 6 III, Blattsp. 18 I. Hep. b 3 IV.
Narc. P. b 9 IV. Ran. b 11 IV. Rib. G. b 19 IV. Salix b 25 III. Vaee. b 18 IV.
Windsheim a. d. Aiseh. — 313 m. — Ernst Holl, Lehrer.
1906. Aes. BO 22 IV, b 17 V, f 21 IX, LV 10 X. Atro. b 10 VI, f 30 VII.
Bet. BO 28 IV, LV 10 X. Corn. s. b 19 VI, f 8 IX. Cory. b 8 III. Crat. b
— 303 -
15 V. Cyd. b 11 V. Cyt. b 21 V. Fag. BO 6 V, W 13 V, LV 12 X. Lig. b
15 VI, f 18 IX. Lil. b 28 VI. Lon. t. b 24 V, f 12 VII. Narc. p. b 12 V.
Prun. av. b 18 IV. Prun. C. b 26 IV. Prun. P. b 5 V. Prun. sp. b 1 V. P}T.
c b 29 IV. Pyr. M. b 8 V. Quere. BO 13 V. W 24 V, LV 16 X. Rib. au. b
28 IV, f 15 VII. Rib. ru. b 21 IV, f 18 VII. Rub. b 7 VI, f 21 VII. Salv. off.
b 14 V. Samb. b 5 VI, f 8 IX. See. b 1 VI, E 19 VII. Sorb. b 20 V, f 11 IX,
Sym. b 10 VI, f 4 IX. Syr. b 10 V. Tu. g. b 23 VI. Til. p. b 1 VII.
Vit. b 28 VI.
Abies b 18 V. Acer e. b 13 V. Aeer p. BO 25 IV, b 16 IV, LV 8 X,
Acer P. BO 2 V, b 8 V, LV 7 X. Aln. b 22 III. Anem. b 12 IV. Berb. b 24 V.
Buxus b 30 IV. Call, b 28 VII. Caltha b 1 IV. Card, b 22 IV. Chel b 30 IV.
Chry. b 18 V. Coleli. b 25 VIII. Corn. m. b 18 III. Evon. b 1 VI. Frax. BO
14 V. b 20 IV, LV 15 X. Gal. b 10 III. Hep. b 14 III. Jugl. b 18 V, f 30 IX.
Larix b 26 IV. Lon. X. b 16 V, f 9 VIII. Pers. b 10 IV. Phil, b 8 VI. Pin.
b 11 V. Pop. b 5 IV. Prun. A. b 12 IV. Ran. b 1 IV. Rib. G. b 20 IV, f IS
VII. Rob. b 7 VI. Salix b 25 III. Salv. p. b 14 V. Til. g. LV 6 X. Til. p.
LV 16 X. Trit. b 18 VI, E 5 VIII. Tuss. b 12 III. Ulm. b 20 III. Vacc.
b 25 V.
Winnefeld im Solling, Post Meinbrexen. — 276 m. -— C. Steinhoff,
Forstmeister.
1906. Aes. BO 16 IV. Bet. BO 12 IV. Cory. b 16 III. Cyd. b 23 V.
Fag. BO 18 IV, W 2 V, LV 6 X. Lil. b 18 VII. Narc. p. b 23 V. Prun. av.
b 27 IV. Prun. C. b 8 V. Quere. BO 7 V, W 20 V, LV 15 X. Samb. b 2 VII.
See. b 16 VI, E 4 VIII. Til. p. b 16 VII. Vit. b 30 VI.
Aeer P. BO 21 IV, b 11 V. Aln. b 22 III. Anem. b 12 IV. Call, b 3 VIII.
Card, b 9 V Chry. b 13 VI. Frax. BO 10 V Gal b 25 II, Blattsp. 28 I.
Narc. P. b 18 IV. Phil, b 7 VII. Ran. b 14 IV. Rib. G. b 27 IV. Til. p. BO
8 V. Trit. b 7 VII, E 21 VIII. Vacc. b 26 IV.
Wöhrden, Holstein. — 0 m. — Einzelne erhebliche Abweichungen der
beiden Beobachter. — a) C. Eckmann, Rektor.
1906. Aes. BO 16 IV, b 12 V. Bet. BO (6 V). Cory. b 11 II. Grat, b
16 V. Cyd. b 13 V. Cyt. b 21 V. Fag. BO (5 V, W 8 V einzelne Bäume),
Lig. b 20 VI. Lil. b 7 VII. Narc. p. b 12 V. Prun. av. b 10 IV. Prun. C. b
5 V. Prun. sp. b 4 V. Pyr. c. b 5 V. Pyr. M. b 7 V. Quere. BO (8 V, W 13
V. 4 Bäume). Rib. ru. b 16 IV, f 7 VII. Rub. b 26 V, f 4 VII. Samb. b 3 VI.
See. b 21 V, E 26 VII. Sorb. b 21 V. Sym. b 12 VI. Sjt. b 13 V. Til. g. b 3 VII.
Anem. b 10 IV. Caltha b 10 V. Card, b 4/5 V. Gal. b 12 II. Gal.
Blattsp. 8 I. Narc. P. b 8 IV. Rib. G. b 12 IV, f 7 VII. Trit. b 19 VI,
E 1/3 VIII. Tuss. b 17 III.
b) Wiese, Lehrer.
1906. Aes. BO 22 IV, b 3 V. Cors'. b 17 II. Grat, b 10 V. Cyd. b 18 V.
Cyt. b 10 V. Fag. BO 6 V. Narc. p. b 12 V. Prun. av. b 23 IV. Prun. C b
4 V. Prun. sp. b 3 V. P}t. e. b 3 V. Pyr. M. b 4 V. Rib. ru. b 12 IV.
Samb. b 1 VI. See. b 1 VI. Syr. b 15 V. — Acer BO 8 V. Caltha b 1 V. Card,
b 3 V. Gal. b 12 II. Narc. P. b 14 IV. Rib. G. b 11 IV, f 15 VII. Trit. b
18 VI. Tuss. b 19 III.
Würzberg bei Erbach, Odenwald. — Etwas über 500 m. — Barth, Lehrer.
1906. Aes. BO 13 IV [früh], b 12 V. Atro. b 20 V. Fag. BO 1 V. Prun.
av. b 20 IV. Prun. sp. b 22 IV. Pyr. c. b 5 V. P}t. M. b 12 V. QuercBO.
- 304 —
5 V. Rib. au. b 2 V. Rib. ru. b 2 V. Samb. b 20 VI. See. b 15 VI, E 4 VIII.
Spart, b 21 V. Syr. b 15 V.
Anem. b 18 IV. Caltha b 12 IV. Card, b 20 IV. Frax. BO 2 V. Salix
b 5 IV. Til. g. BO 20 IV.
Wunsiedel, Fichtelgebirge. — Durchschnittlich 540 m. — K. Drechsei,
Realienlehrer.
1906. Aes. BO 3 V, b 16 V. Bet. BO 9 V, b 20 IV. Com. s. b 13 VI.
Cory. b 15 III. Crat. b 25 V. Fag. BO 6 V. Lil. b 22 VII. Narc. p. b 5 V.
Prun. av. b 5 V. Prun. C b 5 V. Prun. P. b 9 V. Prun. sp. b 7 V. Pjt. c.
b 8 V. Pyr. M. b 11 V. Rib. au. b 1 V. Rib. ru. b 3 V. Sarah, h 22 VI.
Sorb. b 23 V. Syr. b 23 V.
Acer p. BO 9 V, b 29 IV. Acer P. BO 7 V, b 12 V. Alu. b 18 III.
Anem. b 18 IV. Berb. b 28 V. Call, b 16 VII. Caltha b. 13 IV. Card, b 7 V.
Chel. b 10 V. Chvy. b 30 V. Corn. m. b 12 IV. Frax. BO 21 V. Larix b
22 IV. Lon. X. b 22 V. Narc. P. 14 IV. Pin. b 28 V. Pop. b 12 IV. Ran. b
14 IV. Rib. G. b 6 V. Salix b 11 IV. Tuss. b 8 IV, f 18 V. Ulm. b 13 IV.
Vacc. b 26 IV.
Zell bei König, Odenwald. — Breunig, Lehrer.
1906. Aes. BO 20 IV, b [16 V spät], f 19 IX, LV 21 X. Bet. BO 24 IV,
b 10 IV, LV 18 X. Fag. BO 30 IV, f 23 IX. Prun. av. b 18 IV. Prun. sp. b
20 IV. Rib. ru. b 21 IV, f 18 VI. Samb. f 28 VIII. See. b 2 VI. S\t. b
[15 V spcät].
Call, b 27 VII. Coleb, b 11 IX. Fag. f. 10 VIII. Rib. G. b 20 IV. Rob.
b 12 VI. Salix b 16 III. Trit. b 30 VI, E 18 VIII.
Zeulenroda, Reuß. — 328 m. — Carl Gebhardt.
1906. Aes. BO 17 IV, b 12 V, LV 10 X. Bet. BO 19 IV, LV 29 IX. Cory.
b 28 II. Crat. b 15 V. Cyt. b 18 V. Fag. BO 4 V, W 24 V, LY 8 X. Lig. b
25 VI. Lil. b 14 VII. Narc. p b 7 V. Prun. C b 28 IV. Prun. P. b 3 V.
Prun. sp. b 27 IV. Pyr. c. b 28 IV. Pjt. M. b 7 V. Quere. BO 8 V, W 26 V,
LV 22 X. Rib. ru. b 18 IV, f 8 VII. Rub. b 11 VI. Samb. b. 15 VIII, f 20 VIII.
See. b 9 VI, E 30 VII. Sorb. b 15 V, f 16 VIII. Spart, b 13 V. S3mi. b 10 VI.
Syr. b 13 V. Til. g. b 28 VI. Til. p. b 11 VII.
Abies b 13 V. Anem. b 10 IV. Berb. b 30 V. Call, b 15 VII. Caltha b
16 IV. Card, b 4 V. Coleb, b 14 IX. Evon. b 21 V, f 28 IX. Frax. BO 5 V,
LV 19 X. Gal. b 3 III. Hep. b 17 III. Narc. P. b 11 IV. Phil, b 7 VI. Pin.
b 21 V. Rib. G. b 19 IV. Til. g. BO 19 IV, LV 4 X. Til. p. BO 6 V, LV 30
IX. Trit. b 2 VII, E 15 VIII. Tuss. b 3 IV. Ulm. b 8 IV. Vacc. b 29 IV.
III. heue phänologische Literatur.
E. Mawley, Report on the phenological observations for 18Q5.
In: Quarterly Journal of the R. Met. Society XXXII Nr. 138. April
1906. S.A. — Enthält Beobachtungen von 116 Stationen.
H. Bos, Phyto - phänol. waarnemingen in Nederland 1905.
In: Tijdschrift v. h. Kon. nederl. aardrijkskundig genootschap.
Leiden 1905. S.A. — Enthält Beobachtungen von 14 Stationen; an-
geschlossen ist ein Hinweis auf die nachstehende Arbeit.
— 305 —
H. Bos, Zur Kritik der Lehre von den thermischen Vegetations-
Konstanten, auch in bezug auf Winterruhe und Belaubungstrieb der
Pflanzen. In: Verhandhingen d. Botan. Vereins der Prov. Branden-
burg. XLVIII. 1906. S.A. (90 Seiten). — Verfasser behandelt sein
Thema sehr eingehend und gründlich, er gelangt durchweg zu nega-
tiven Ergebnissen. Seine „Schlußfolgerungen" gebe ich nachstehend
wieder. 1. Die Methode, welche man bei den Temperaturmessungen
behufs der Temperatursummen für eine bestimmte Pflanzenphase
befolgt hat, gibt kein Maß für die Wärmeverfügung und erst gar
nicht für den Wärmeverbrauch der Pflanze. 2. Die Temperatur-
summen, nach obiger Methode zusammengestellt, zeigen keine ge-
nügende Übereinstimmung, um der Voraussetzung Raum zu geben,
daß sie eigentlich konstant sein sollen und jhre Schwankungen nur
den Beobachtungsfehlern und dem Mangel an Korrekturen zu-
zuschreiben sind. 3. Es ist nicht wahrscheinlich, daß auf anderem
Wege erhaltene oder in einer anderen Einheit ausgedrückte Be-
obachtungszahlen ein einfaches Verhältnis aufdecken werden zwischen
dem vorhergehenden Wärmeverbrauch und dem Datum einer
Pflanzenphase. Die sogenannten thermischen Vegetationskonstanten
sind somit prinzipiell nicht zulässig.
A. F. Moller, Observagoes phaenol. u. s. w. Coimbra 1904 und
1905. In: Bolletim da Soc. Broteriana XXI. 1904-1905. Coimbra
1906. S. 218. — Vergl. Station Coimbra der Phaenol. Mitteilungen,
Jahrg. 1904 und 1905.
E. Ihne, Aufforderung zu phänol. Beobachtungen. In: Schul-
bote für Hessen, 1906, Nr. 6. — Die Aufforderung wendet sich
wesentlich an die Lehrer im Großherzogtum Hessen.
In Bericht VIII des Heufieberbundes von Helgoland
kommt in der Arbeit von R. Baerwald, Erfahrungen über Heufieber-
Luftkurorte viel Phänologisches vor; manches Mitgeteilte stützt sich
auf meine Angaben.
Erscheinungen aus dem Pflanzenreich (in Württem-
berg 1904). In: Deutsches Meteorol. Jahrbuch 1904, Württemberg,
Stuttgart 1906. Bearbeitet von L. Meyer. S. 60. In diesem Bande
finden sich auch Isothermen-Karten für alle Monate auf Grund der
Beobachtungen der Jahre 1826 bis 1900 und eine Jahresisothermen-
Karte auf Grund des gleichen Zeitraums; ferner Isohyeten-Karten für
alle Monate von 1888 bis 1902 und je eine Isohyeten-Karte für die
wärmere Jahreshälfte (April bis September) und die kältere Jahres-
hälfte (Oktober bis März) von 1888 bis 1902.
Dasselbe 1905. In: Ebendort 1905. Stuttgart 1906. S. 50.
20
— 306 -
Vegetationszeiten in Bremen 1905. In: Deutsches
Meteorol. Jahrbuch 1905. Bremen. Jahrgang XV^I, Bremen. Heraus-
gegeben von P. Bergholz.
Aquila, Zeitschrift für Ornithologie. Red. O, Herman.
Jahrgang 1906. Budapest 1906. — Enthält viel Aviphänologie.
In Meyer's Konversations-Lexikon, 6. Auflage 1906, ist
der Artikel Phänologie etwas erweitert worden. V^on den in der
5. Auflage beigefügten Karten sind zwei geblieben, zwei sind neu,
sodaß sich jetzt vier Karten finden: Hoffmann, Frühlingskarte von
Europa (1885); Ihne, Aufblühen von Ribes rubrum in Finnland (1890);
Frühlingseinzug in Mitteleuropa (1905); desgleichen im Großherzog-
tum Hessen (19051
Fr. Schultheiss, Der phänologische Frühling. In: General-
Anzeiger für Nürnberg-Fürth. 1906, Nr. 149.
Fr. Schultheiss, Phänologische Mitteilungen. Früh-, Hoch-
und Spätsommer und Herbst 1906. In: Ebendort, Nr. 264.
Fr. Schultheiss, Das phänolog. Jahr Nürnbergs. In: Jahres-
bericht der Industrieschule Nürnbergs 1906. S.A. — Verfasser unter-
sucht u. a. die Übereinstimmung der phänol. Jahreszeiten (23 jährige
Beobachtungen des Verfassers) mit den meteorologischen, welche
letztere von Prof. Rudel auf Grund 20jähriger Luftwärmebeobahtungen
der Wetterwarte Nürnbergs aufgestellt sind. Sie ist sehr befriedigend.
K. Rudel, Die Witterung Nürnbergs im Jahre 1906. Nürn-
berg 1907. — Enthält auf S. 31 ff. die von F. Schultheiss ange-
stellten phänol. Beobachtungen. Auch in den monatlich im Amts-
blatt der Stadt Nürnberg veröffentlichten Berichten über Witterungs-
und Krankheitsverhältnisse Nürnbergs finden sich, wie frülier, diese
phänologischen Beobachtungen.
L. Neu mann, Deutschlands mittlere Jahres-, Januar-, April-,
Juli- und Oktober-Temperaturen. In: Petermanns Geogr. Mitteil.
1906, Heft VI. S.A.
H. Töpfer, Phänolog. Beobachtungen in Thüringen 1905
(25. Jahrg.). In: Mitteilungen des Vereins für Erdkunde zu Halle a. S.
1906. S.A.
H. Niemann, Blüten- und Wachstumskalender im J. 1906.
In: „Ravensberger Blätter" u. s. w. Bielefeld 1906, Nr. 12. S.A. —
Vergl. Station Bielefeld dieser „Phänol. Mitteilungen".
K. M. Levander, Tierphänol. Beobachtungen in Finland. In:
Bidrag tili kännedom af Finlands natur och folk. Helsingfors
1906. S.A.
— 307 -
V. F. Brotherus, Pflanzenphänol. Beobachtungen in Fiiiland
1Q03. In: Ebendort, Helsinofors 1905. S.A.
V. F. Brotherus, Pflanzenphänol. Beobachtungen in Finland
1904. !n: Fbcndort. Helsingfors 1906. S.A.
Botanischer Jahresbericht XXXIII (1905), Vll. Aligemeine
Pflanzengeograpliie u. Pflanzengeographie außereuropäischer Länder.
Berichterstatter F. Höcl<. S.A. — Wie früher wird auch (Abschn. 3)
die neue phänol. Literatur eingehend berücl<sichtigt.
Im Geograph. Jahrbuch XXIX, 1906, wird i^iber Phänologie
berichtet von O. Schlüter (Fortschritte der Länderkunde von
Europa. Deutsches Reich) S. 119 und 137.
XXI., XXII., XXIII. Bericht der meteorol. Kommission
des naturf. Vereins in Brunn. Jahrgang 1901, 1902, 1903.
Brunn 1903, 1904, 1905. — Enthält phänol. Beobachtungen (Pflanzen
und Tiere) von mehreren Stationen.
A. H. Mackay, Phenological Observations 1905 in Nova
Scotia, Canada. Aus dem Report of the Botanical Club of Canada
for 1905 — 1906, in: Transactions of the R. Society of Canada,
II. Series 1906-1907. Vol. XII. S.A.
A. Wolff-Eisner, Das Heufieber, sein Wesen und seine Be-
handlung, München 1906, Lehmanns Verlag. — Es findet sich ein
ziemlich ausführlicher Abschnitt, S. 106 ff. über die Beziehungen des
Heufiebers zur Phänologie.
Die Obstsortimente für den Reg.-Bezirk Wiesbaden.
Festgesetzt durch die Generalversammlung des Nassauischen Landes-
Obst- und Gartenbau- Vereins am 18. Nov. 1906. Wiesbaden. — Auf
Grund meiner Frühlingskarte von Mitteleuropa ist der Reg.-Bezirk in
vier klim.-phänol. Zonen geteilt, und für jede Zone sind die
wichtigsten Obstarten und Sorten angegeben, die zum Anbau zu
empfehlen sind.
Th. Schübe, Ergebnisse der phänol. Beobachtungen in
Schlesien i. J. 1906. In: Jahresbericht d. Schles. Ges. für vaterl.
Kultur. 1906. S.A. — 25 Stationen.
Abgeschlossen 5. .-Xpril 1M07. — Im Druck vollendet 16. Mai 1907.
^«1 .<^.
DD Festschrift zum VJl
901
N93F2^
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