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Full text of "Festschrift zum XVI. Deutschen Geographentag (21. bis 23. Mai 1907) in Nuernberg. Überreicht vom Ortsausschuss. Schriftleitung: Emil Reicke"

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Festschrift 


XVI.  Deutschen  Oeographentag 


Nürnberg. 


Digitized  by  the  Internet  Archive 

in  2010  with  funding  from 

University  of  Toronto 


iittpV/www.archive.org/detaiis/festschriftzumxvOOreic 


FESTSCHRIFT 


zum 


XVI.  Deutschen  Geographentag 

(21.  bis  23.  Mai  1907) 


in 


neiRriBERG. 

Überreicht  vom  Ortsausschuß 

(Schriftleitung:    Dr.    Emil    Reicke). 


Mit  Abbildungen. 


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NÜRNBERG,   1Q07. 
Druck  von  Willi.  Tünitnels  Buch-  und  Knnstdruckerei. 


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VORWORT. 


um  ersten  Male  versammelt  sich  heuer  in  dem  einst  als  des 
Deutschen  Reiches  Schatzkästlein  gepriesenen  Nürnberg  dei' 
Deutsche  Geographentag.  Ihm  seinen  Festesgruß  zu  bringen 
nach  bisheriger  Gepflogenheit  mit  einer  Gabe,  die  als 
literarisches  Denkmal  das  Gedächtnis  dieser  Tagung  auch  für  künftige 
Zeiten  festhalten  soll,  hat  auch  der  Nürnberger  Ortsausschuß  als  eine 
angenehme  Pflicht  empfunden.  Er  hoffte  damit  zugleich,  die  Blicke  der 
Versammelten  auf  ein  Landschaftsgebiet  zu  lenken,  das,  wenn  es  auch  in 
erster  Linie  durch  seine  reiche  historische  und  künstlerische  Vergangenheit 
von  Bedeutung  ist,  so  doch  auch  von  dem  Geographen  in  mehr  als  einer 
Hinsicht  genauer  gekannt  zu  werden  verdient.  So  ist  die  vorliegende 
Festschrift  vor  allem  als  ein  Beitrag  zur  fränkischen  (nordbayerischen) 
Landes-  und  Heimatskunde  aufzufassen.  Nürnberg  und  seine  nähere  und 
weitere  Umgebung,  dieser  Begriff  jedoch  kaum  weiter  gefaßt,  als  sich  bei 
völlig  klarem  Wetter  von  den  Zinnen  des  höchsten  Turms  der  alten  Kaiser- 
veste unsern  Blicken  darbietet,  gewährten  hinreichenden  Stoff  für  die  ein- 
zelnen Artikel,  die  in  ihrer  Gesamtheit  möglichst  jede  Seite  der  so  außer- 
ordentlich vielfältigen  geographischen  Betrachtung  zu  ihrem  Rechte  kommen 
lassen  sollten. 

Die  erste  Idee  der  Festschrift  sowie  die  Bestimmung  und  Verteilung 
der  Beiträge,  die  zumeist  von  Nürnbergern  herrühren,  ist  vornehmlich 
unserm  unermüdlichen  Landsmann,  Herrn  Professor  Dr.  Siegmund  Günther 
in  München,  im  Verein  mit  dem  Vorstand  der  hiesigen  Naturhistorischen 
Gesellschaft,  Herrn  Dr.  Wilhelm  Bernett,  zu  verdanken.  Die  Kosten 
wurden  aufgebracht  außer  aus  den  satzungsgemäß  dem  Ortsausschuß  zur 
Verfügung  stehenden  Mitteln  des  Geographentages  durch  gütige  Beihilfe  der 
Stadtgemeinde  Nürnberg,  insbesondere  aber  durch  die  höchst  dankens- 
werten freiwilligen  Beiträge  aus  den  Kreisen  der  Nürnberger  Bürgerschaft, 
um  deren  Sammlung  sich  die  Herren  Wilhelm  Rehlen  und  Konsul  Siegfried 
Bach  ein  großes  Verdienst  erworben  haben.  Noch  aber  hätte  die  Fest- 
schrift kaum  in  ihrer  gegenwärtigen  Gestalt  erscheinen  können,  wenn  nicht 
die  Naturhistorische  Gesellschaft  in  Nürnberg  einen  beträchtlichen  Teil  der 


VI 

Kosten  auf  ihren  Anteil  übernommen  hätte  gegen  die  ihr  gern  gewährt( 
Berechtigung,  dafür  den  ganzen  Inhalt  der  Festschrift  als  den  nächsten  (17.1 
Jahrgang  ihrer  bestbekannten  Abhandlungen  herausgeben  zu  dürfen.  Aus 
diesem  Grunde  haben  auch  die  periodisch  in  diesen  Abhandlungen  wieder- 
kehrenden phänologischen  Mitteilungen  des  Herrn  Professor  Ihne  in 
Darmstadt  in  unserer  Festschrift  Aufnahme  gefunden,  ein  Beitrag,  der,  an 
sich  höchst  wertvoll,  doch  etwas  aus  dem  Rahmen  des  Ganzen  herausfällt. 

Für  gütige  Überlassung  von  Illustrationsmaterial  sind  wir  dem  ersten 
Direktor  des  Germanischen  Nationalmuseums,  Herrn  Dr.  von  Bezold,  dem 
Vorstand  des  mineralogisch-geologischen  Instituts  der  Universität  Erlangen, 
Herrn  Professor  Dr.  Lenk,  der  Schriftleitung  des  schwäbischen  Albvereins 
in  Tübingen,  den  Herren  Major  a.  D.  Dr.  Neischl  und  Rektor  Dr.  Keller- 
mann hier,  nicht  zuletzt  auch  der  Wilh.  Tümmelschen  Buchdruckerei  - 
dieser  auch  für  die  gediegene  und  pünktliche  Erledigung  der  Druckarbeiten 
-  zu  vielem  Dank  verpflichtet. 

Möge  denn  unsere  Festschrift  dem  Forscher  stets  eine  ergiebige,  ger 
aufgesuchte  Quelle,  allen  Besuchern  des  16.  Deutschen  Qeographentages 
aber  eine  liebe  Erinnerung  sein  an  unsere  altehrwürdige  Noris,  deren 
romantisch-anheimelnden  Reizen  jeder  Fremde  und  gar  erst  jeder  Deutsche 
sich  ebensowenig  zu  entziehen  vermag,  wie,  hat  er  sie  nur  erst  einmal 
etwas  kennen  gelernt,  den  unvergänglichen  landschaftlichen  Schönheiten 
des  Frankenjuras. 


Nürnberg,  Pfingsten   1907. 


Professor  Dr.  Joseph  Rackl  Dr.  Emil  Reicke 

Vorsitzender  des  Ortsausschusses.  Schriftleiter  der  Festschrift. 


VII 


Inhaltsübersicht.' 


Seite 

Vorwort V 

Die  Schicksale  der  Erdkunde  in  Nürnberg.  Von  Siegmund  Günther  ....  1 
Wissenschafth'che   Instrumente   im  Germanischen  Museum.     Von  Gustav  von 

Bezold.    Mit  10  Abbildungen 21 

Aus  dem  Leben   des  Johann   Schöner,   ersten  Professors  für  Mathematik  und 

Geographie  in  Nürnberg.    Von  Emil  Reicke 41 

Die  geographische  Lage  und  die  wirtschaftliche  Entwicklung  Nürnbergs.    Von 

Ernst  Kugler  und  Eduard  Gassenmeyer 61 

Geologische  Geschichte  der  Fränkischen  Alb.  Von  Werner  Koehne.  Mit  28  Ab- 
bildungen        79 

Wanderungen    im    nördlichen     Frankenjura.      Eine    geographisch-geologische 

Skizze  von  Adalbert  Neischl.    Mit  Q  Abbildungen 119 

Die  Erdbeben  Nordbayerns.     Von  Joseph  Reindl 143 

Die    Besiedlung    des    Nürnberger    Landes    in    vorgeschichtlicher    Zeit.      Von 

Sigmund  von  Forster 153 

Die  Totenbrettersitte    im    Bezirke    Forchheim    (Oberfranken).     Bausteine    zu 

einer    künftigen    Siedelungsgeschichte    unserer    Heimat    von    Heinrich 

Heerwagen 167 

Übersicht  der  Klimakunde  Nürnbergs.     Von  Kaspar  Rudel 179 

Die  Flora  der  Umgebung  Nürnbergs.     Von  August  Schwarz 219 

Pflanzengeographische  Besonderheiten    des  Fichtelgebirges  und  der  Oberpfalz. 

Von  Christoph  Kellermann.     Mit  3  Abbildungen 245 

Zur   Kenntnis    der    niederen  Tier-    und    Pflanzenwelt    des  Dutzendteichs    bei 

Nürnberg.     Von  Kurt  Lampert 257 

Phänologische  Mitteilungen  (Jahrgang  1906).     Von  Egon  Ihne 271 


*)  Für  den  sachlichen  Inhalt  der  Artikel  überläßt  der  Schriftleiter  natürlich  die  Verantwortung 
den  einzelnen  Verfassern.  Diese  haften  auch  in  letzter  Linie  für  die  richtige  Bezeiclinung  und 
Schreibung  der  wissenschaftlichen  Fachausdrücke. 


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Die  Schicksale  der  Erdkunde  in  Mürnberg. 

Von 

Dr.  Siegmund  Günther, 

ord.  Professor  an  der  technischen  Hochschnle  in  München. 


^'on  einer  geographischen  Wissenschaft  kann  auf  deutschem 
Boden  vor  dem  Eindringen  der  großen  humanistischen 
Renaissance  überhaupt  l<eine  Rede  sein.  Gewiß,  es  gab 
auch  früher  schon  Einzelne,  die  sich  für  geographische  Dinge 
interessierten  und  das  Studium  der  spätscholastischen  Schriften  macht 
uns  mit  manch  beachtenswertem  Ausspruche  bekannt,  der  beweist,  daß 
die  Beschaffenheit  der  Erdoberfläche  schon  nicht  mehr  bloß  nach  antiken 
Vorlagen  betrachtet,  sondern  bereits  zum  Gegenstande  einer  selbstän- 
digen Erörterung  gemacht  wurde.  Und  zu  den  im  engeren  Sinne  ge- 
lehrten Anregungen  mußten  in  einer  Stadt  von  der  Bedeutung  und 
Eigenart  Alt-Nürnbergs  auch  solche  hinzutreten,  die  der  Praxis  des  täg- 
lichen Lebens  selbst  entstammten.  War  diese  damalige  Metropole  des 
Welthandels  doch  der  Mittelpunkt  eines  überaus  lebhaften  Verkehrs 
zwischen  Nord  und  Süd,  zwischen  Ost  und  West!  Allein  über  Ver- 
mutungen und  Wahrscheinlichkeitsschlüsse  gelangt  eben  doch  der 
Historiker  nicht  hinaus,  denn  irgendwelche  literarische  Spuren  ver- 
mag er  vor  den  letzten  Jahrzehnten  des  XV.  Jahrhunderts  nicht  auf- 
zuzeigen. 

Es  war  bis  vor  kurzem  allgemein  angenommen  worden,  daß 
Nürnberg  zu  den  ersten  deutschen  Städten  gehört  habe,  welche  den 
Humanisten  und  den  von  ihnen  vertretenen  Ideen  ihre  Tore  öffneten. 

1 


—      2      — 

Diese  Annahme  ist  aber  neuerdings  (von  Herrmann)  bestritten  und 
im  Gegenteile  behauptet  worden,  daß  die  im  allgemeinen  stets  mehr 
konservativ  gerichtete  Stadt,  die  auch  bei  späteren  größeren  Neuer- 
ungen eine  zurückhaltende  Politik  zu  befolgen  liebte,  sich  ziemlich 
spröde  gegen  die  Bestrebungen  der  großen  philologisch-pädagogischen 
Bewegung  verhalten  und  verhältnismäßig  lange  gezögert  habe,  ehe 
sie  nach  und  nach  derselben  einen  maßgebenden  Einfluß,  z.  B.  auf 
ihr  Schulwesen,  zugestand.  Ohne  uns  nun  die  weitgehenden 
Schlußfolgerungen  Herrmanns  anzueignen,  so  hat  die  Annahme  in  der 
Tat  viel  für  sich,  daß  sich  den  praktischen  Nürnbergern  der  Humanis- 
mus, der  ja  auch  keineswegs  schablonenhaft  auftrat,  von  einer  anderen 
Seite  zeigen  mußte,  um  ihren  Beifall  zu  gewinnen.  Und  in  der 
Form,  wie  er  durch  Johannes  Müller  aus  Königsberg  in  Franken, 
genannt  Johannes  de  Regio  Monte  oder  Regiomontanus,  auf  den 
reichsstädtischen  Boden  verpflanzt  ward,  eignete  er  sich  auch 
besonders  dazu,  selbst  Fernerstehenden  einen  Begriff  von  der  Wich- 
tigkeit der  neuen  Forschungsrichtung  zu  vermitteln. 

Regiomontanus  ist  anerkanntermaßen,  zusammen  mit  seinem 
Lehrer  Georg  Peurbach  (1423  —  1461),  als  der  Wiedererwecker  der 
mathematischen  Wissenschaften,  zu  denen  man  damals  und  noch 
lange  danach  auch  die  Geographie  rechnete,  zu  bezeichnen.  Als 
Wiener  Professor  und  als  Ofener  Bibliothekar  hatte  der  in  ungewöhn- 
lich jungen  Jahren  zu  hohem  Ansehen  in  der  gelehrten  Welt  gelangte 
Mann  (1436-1476)  beharrlich  das  Ziel  verfolgt,  die  klassischen 
Wissensquellen  in  ihrer  vollen  Reinheit  wiederherzustellen  und  zwar 
galt  seine  Lebensarbeit  in  erster  Linie  dem  Claudius  Ptolemaeus, 
dessen  großer  Lehrbegriff  der  Geographie  gerade  in  jenen  Jahren 
auch  dadurch  eine  Art  von  Wiederherstellung  feiern  durfte,  als  man 
in  italienischen  Bibliotheken  die  dazu  gehörigen  Landkarten  wieder 
auffand  und  mit  den  Hilfsmitteln  einer  rasch  zu  den  achtbarsten 
Leistungen  aufgestiegenen  Reproduktionstechnik  weiteren  Kreisen  zu- 
gänglich machen  konnte.  Das  siebente  Jahrzehnt  des  Jahrhunderts, 
in  dem  wir  uns  augenblicklich  bewegen,  hatte  damit  einen  vielver- 
sprechenden Anfang  gemacht  und  das  achte  brachte  es  zu  hoher 
Meisterschaft.  Gerade  jetzt  aber  lenkte  Regiomontan,  des  üblichen 
Wanderlebens  müde  geworden,  seine  Schritte  nach  Nürnberg  und  über 
drei  Jahre  durfte  diese  Stadt  ihn  den  ihrigen  nennen.  Er  kam  im 
Jahre  1472  an  und  zog  1475  nur  sehr  ungern  wieder  fort,  vom 
Papste  wegen  der  Kalenderreform  nach  Rom  berufen,  wo  er  in 
Bälde  sein  allzufrüh  bereitetes  Grab  finden  sollte.  Nürnbergs  tech- 
nische Anstalten,  seine  weit  berühmten  Buchdruckereien,  seine  Metall- 


—      3      — 

Werkstätten,  seine  Techniker  und  Künstler  mußten  den  Mann  an- 
ziehen, der  sich  mit  den  größten  Entwürfen  trug  und,  wie  uns  der 
Katalog  der  von  ihm  geplanten  Schriften  ersehen  läßt,  sicherlich  auch 
der  von  ihm  eingeleiteten  neuen  Aera  zu  einer  noch  weit  schnelleren 
Entwicklung  verholfen  haben  würde,  wäre  ihm  die  nötige  Zeit  gegönnt 
gewesen.  Immerhin  entstand  während  der  kurzen  Nürnberger  Periode 
ein  Werk,  welches  der  geographischen  Entdeckerarbeit  der  nächsten 
Dezennien  die  unentbehrliche  Grundlage  liefern  sollte.  Das  waren 
die  „Ephemeriden/'  Tafeln  der  beweglichen  Himmelskörper,  welche 
ihre  Stellungen  auf  Jahre  hinaus  angaben  und  vor  allem  für  jeden  Tag 
des  Jahres  die  mittägige  Deklination  der  Sonne  unmittelbar  dem  Alma- 
nach  zu  entnehmen  erlaubten.  Jetzt  erst  war  die  Möglichkeit,  die 
späterhin  so  gründlich  ausgenützte  Möglichkeit  gegeben,  durch  Beobach- 
tung der  Höhe,  welche  der  Sonnenmittelpunkt  bei  seinem  Durchgange 
durch  den  Meridian  erreicht  hat,  auf  die  Polhöhe  oder  geographische 
Breite  zu  schließen.  Und  zugleich  mit  diesen  Tabellen  gab  Müller  dem 
Seefahrer  und  Forschungsreisenden  ein  Instrument  in  die  Hand,  mit- 
telst dessen  die  erwähnte  Messung,  selbst  unter  schwierigen  Verhält- 
nissen außerordentlich  erleichtert  und  auch  verfeinert  wurde.  Dies 
war  der  Jakobsstab  (Gradstock,  Radius  astronomicus),  den  Regiomon- 
tan  zwar  nicht  selber  erfunden,  aber  erheblich  vervollkommnet  und 
namentlich  auch  mit  einer  bequemen  Teilung  versehen  hatte.  Nun  erst 
konnte  dieses  Beobachtungswerkzeug,  das  man  zuerst  bei  dem 
spanischen  Juden  Levi  de  Bagnolos  beschrieben  findet,  das  jedoch 
über  hundert  Jahre  nahezu  unbekannt  geblieben  war,  für  Astronomie 
und  geographische  Ortsbestimmung  fruchtbar  werden. 

Zwei  Namen  von  Nürnbergern  treten  uns  in  der  Geschichte 
enge  mit  demjenigen  des  Meisters  verbunden  entgegen.  Der  eine 
von  ihnen  ist  Bernhard  Walther  (1430-1504?),  ein  wohlhabender 
Bürger,  der  dem  Freunde  freigebig  sein  Vermögen  zur  Verfügung 
stellte  und  ihn  bei  seinen  Beobachtungen  erfolgreich  unterstützte. 
Von  ihm  datiert  die  Einführung  der  mittleren  Sonnenzeit  in  Nürn- 
berg, wo  man  sich  bisher  lediglich  des  antiken,  mit  den  Jahres- 
zeiten der  Länge  nach  wechselnden  Stundenmaßes  bedient  hatte;  er 
ist  nachweislich  der  erste,  welcher  eine  Korrektion  astronomischer 
Höhenmessung  mit  Rücksicht  auf  die  Strahlenbrechung  für  er- 
forderlich erklärte.  Seine  und  Regiomontans  Beobachtungen  haben 
J.  Schoener  (1544)  und  Snellius  (1618)  herausgegeben. 

Minder  klar  sehen  wir  über  die  Beziehungen,  in  welchen  der 
große  Astronom  zu  dem  jungen  Patrizier  Martin  Behaim  (1459?  — 1507) 

1* 


stand.  Man  pflegt  diesen  Regiomontans  Schüler  zu  nennen,  aber 
zuverlässige  Belege  für  diese  Vermutung  fehlen,  und  die  etwa  hundert 
Jahre  später  in  die  Welt  gesetzte  Behauptung  des  Pariser  Mathema- 
tikers, Ramus,  der  Nürnberger  Magistrat  habe  den  berühmten  Gast 
zur  Abhaltung  öffentlicher  Vorträge  aus  den  von  ihm  vertretenen 
Disziplinen  gewonnen,  wird  durch  das  Schweigen  aller  in  Betracht 
kommenden  Originalmitteilungen  widerlegt.  Oleichwohl  spricht  eine 
hohe  Wahrscheinlichkeit  dafür,  daß  Behaim  in  irgendwelcher  Weise 
von  der  selten  günstigen  Oelegenheit,  sich  wissenschaftlich  fortzu- 
bilden, Gebrauch  zu  machen  verstanden  habe;  darüber  wird  uns 
rasch  ein  Blick  auf  seinen  so  höchst  merkwürdigen  Lebensgang  auf- 
klären. 

Dem  bei  den  Nürnberger  Aristokraten  beliebten  Kaufmanns- 
stande sich  widmend,  betrieb  der  junge  Mann  in  der  zweiten  Hälfte 
der  siebziger  Jahre  seine  Geschäfte  in  Mecheln  und  Antwerpen  und 
nahm  dann  an  einer  Seefahrt  nach  Portugal  teil.  Damals  hatte  gerade 
König  Joao  11.  seine  aus  den  besten  Fachmännern  des  Landes  zu- 
sammengesetzte ,/Junta  dos  matematicos"  gebildet,  deren  Aufgabe 
darin  bestehen  sollte,  die  Ortsbestim.mung  auf  hoher  See  von  den 
schweren  Mängeln  zu  befreien,  welche  ihr  bisher  angehaftet  und 
den  zur  gebieterischen  Notwendigkeit  gewordenen  Übergang  von  der 
Küstenschiffahrt  zur  freien  Meerfahrt  erschwert  hatten.  Wie  der 
Lissaboner  Hof  zu  der  Überzeugung  kam,  in  dem  zufällig  dorthin 
gelangten  jungen  Deutschen  einen  Schüler  des  großen  Regiomontan 
vor  sich  zu  haben,  wissen  wir  nicht;  festgestellt  ist  nur,  daß  man 
den  Fremdling  jener  Kommission  zugesellte  und  daß  man  mit  ihm 
gute  Erfahrungen  gemacht  haben  muß,  beweist  der  Umstand,  daß 
man  ihn  sehr  bald  als  Piloten,  d.  h.  als  nautischen  Sachverständigen 
auf  einem  Geschwader  unterbrachte,  welches  im  Jahre  1482  unter 
der  Führung  des  Diogo  Ciio  zur  weiteren  Erschließung  der  afrika- 
nischen Westküste  auslief.  Es  ist  bekannt,  daß  diese  Expedition  die 
Kongomündung  auffand  und  erst  etwa,  wie  das  in  neuester  Zeit  aus 
dem  Sande  gegrabene  Wappenpfeiler  bestätigten,  in  der  Gegend  der 
Walfisch-Bay  den  Rückweg  antrat.  Man  muß  die  Leistung  Cäos  und 
seines  Begleiters  sehr  hoch  gewertet  haben,  weil  man  letzterem,  dem 
Ausländer,  Ehrungen  zuteil  werden  ließ,  die  sonst  den  Landeskindern 
vorbehalten  blieben.  Und  wirklich  war  ja  auch  den  das  ganze  Welt- 
bild umgestaltenden  Fahrten  eines  Bartolomeu  Dias  und  Vasco  da 
Gama   in  wirksamster  Weise  vorgearbeitet  worden. 

Das  Jahr  1490  führte  Martin  Behaim  zu  kurzem  Besuche  in 
seine  Vaterstadt  zurück.     Da   indessen  die  Regelung  der  Erbschafts- 


—      5      — 

angelegenheiten,  die  den  ersten  Anlaß  zu  der  weiten  Reise  gegeben 
hatte,  sich  länger  hinauszog,  so  gab  der  treue  Sohn  Nürnbergs  dem 
Wunsche  der  drei  obersten  Stadtregenten  G.  Nütze  1,  N.  Groland  und 
P.  Volckamer  Folge  und  verwendete  mehrere  Monate  angestreng- 
tester Arbeit  auf  die  Anfertigung  seines  berühmten  „Erdapfels,"  wie 
er  das  Kunstwerk  selbst  benannte.  Noch  nie  war,  so  wenig  es  an 
künstlichen  Himmelskugeln  mangelte,  auch  ein  wirklicher  Erdglobus 
in  Angriff  genommen  worden;  der  des  Krates  Malleotes  hatte  nur 
ein  stilisiertes  Bild  der  Verteilung  von  Land  und  Wasser  geliefert. 
Es  ist  ja  wahr,  daß  Behaims  Globus  starke  Verzeichnungen  von 
Landumrissen  —  selbst  von  persönlich  bereisten  —  aufweist;  es  ist 
nicht  minder  wahr,  daß  der  Verfertiger  noch  keineswegs  ganz  mit 
den  geographischen  Fabeln  gebrochen  hat,  welche  sich,  im  Altertum 
und  Mittelalter  üppig  wuchernd,  auch  in  die  heranbrechende  Neuzeit 
herübergerettet  hatten.  Allein  desungeachtet  ist  und  bleibt  diese 
kostbare  Reliquie  aus  dem  Entdeckungszeitalter  ein  Ehrenzeichen  für 
den  Nürnberger  Kosmographen,  und  jeder  Freund  der  Geschichte 
freut  sich  darüber,  daß  durch  die  von  der  Familie  Behaim  zuge- 
gebene Verbringung  des  Globus  in  das  Germanische  Nationalmuseum 
derselbe  jetzt  mühelos  kennen  gelernt  werden  kann.  Der  Stadtrat 
hatte  übrigens  ein  richtiges  Gefühl  dafür,  daß  durch  Behaims  „Apfel" 
für  eine  neue  Industrie  die  Bahn  bereitet  sei,  denn  er  ersuchte  den 
sich  zur  Abreise  nach  Portugal  anschickenden  Landsmann,  zuvor 
noch  einen  Nürnberger  Mechaniker  in  der  neuen  Kunst  der  Globen- 
herstellung unterrichten  zu  wollen. 

Um  jene  Zeit,  um  die  Wende  des  XV.  Jahrhunderts,  vollzog 
sich  in  Nürnbergs  Mauern  auch  eine  bedeutsame  didaktische  Neue- 
rung, die  auch  für  die  Folgezeit  nachwirkte.  Daß  die  eigentliche 
Gelehrtenschule,  die  sich  unter  Grieninge rs  Leitung  gerade  nicht 
zu  hoher  Blüte  zu  erheben  vermochte,  für  den  geographischen  Unter- 
richt etwas  geleistet  habe,  läßt  sich  allerdings  nicht  erweisen.  Wohl 
aber  ist  dies  geschehen  in  einer  der  alten  lateinischen  Pfarrschulen, 
an  die  um  1500  noch  jeder  sich  gewiesen  sah,  der  einer  höheren 
Bildung  teilhaftig  werden  wollte. 

An  der  Schule  zu  St.  Lorenz  wurde  nämlich  im  Jahre  150Q 
der  Humanist  Cochlaeus  (1479-1552,  recte  Dobeneck  aus  Wendel- 
stein, daher  der  auf  die  Wendeltreppe  hinweisende  Name)  als  Rektor 
angestellt,  der  leider  nur  kurze  Zeit  im  Dienste  des  Rates  blieb, 
seiner  Amtsführung  durch  bewußte  Aufnahme  eines  neuen  Faches  in  den 
Mittelschulunterricht  jedoch  einen  charakteristischen  Stempel  aufdrückte. 
Lehrbücher  hiefür  besaß  die  einheimische  Literatur  nicht  und  so  ver- 


—     6     — 

anstaltete  der  einsichtige  Schulmann  eine  mit  Erläuterungen  versehene 
Ausgabe  der  Erdbeschreibung  des  Pomponius  Mela,  die  ihrem 
Zwecke,  so  wie  damals  die  Ansprüche  sein  konnten,  sehr  gut  ent- 
sprach. Auch  wird  ausdrücklich  bezeugt,  daß  sich  die  Lektüre 
dieses  Werkchens  auf  Karten  stützte,  die  sogar  in  der  Schule  ge- 
zeichnet wurden.  Da  aber  für  physische  Erdkunde,  die  Cochlaeus 
gleichfalls  als  notwendig  erkannte,  der  römische  Lehrbegriff  gar 
keine  Hilfen  gewährte,  so  suchte  er  auch  dafür  sich  ein  Unterrichts- 
mittel zu  verschaffen  und  fand  es  in  der  „Meteorologia"  (sie)  des 
Aristoteles,  von  welcher  er  nun  ebenfalls  eine  Schulausgabe  besorgte. 
Bei  solcher  Sachlage  stand  Nürnberg,  wie  bei  dem  Fehlen  jedes  wie 
immer  beschaffenen  Konkurrenzunternehmens  von  selbst  erhellt,  an 
der  Spitze  der  schulreformatorischen  Bestrebungen  auf  unserem 
Gebiete. 

Des  Cochlaeus  Weggang  brachte  selbstverständlich  einen  Still- 
stand mit  sich.  Dafür  aber  brachte  das  Jahr  1526  einen  Ersatz,  denn 
imnmehr  wurde  das  eine  neue  Etappe  des  höheren  Schulunterrichts 
kennzeichnende  Gymnasium  Egydianum  gegründet,  welches  sich  als 
«Altes  Gymnasium"  bis  zum  heutigen  Tage  erhalten  hat.  Philipp 
Melanchthon  war  bei  der  Gründung  die  treibende  Kraft,  und  da 
man  weiß,  daß  der  „Praeceptor  Germaniae"  sehr  viel  auf  den  Bil- 
dungswert der  Erdkunde  hielt,  so  muß  man  von  vornherein  erwarten^ 
daß  die  neue  Anstalt,  welche  übrigens  ein  halbakademisches  Wesen 
besaß,  auch  nach  unserer  Seite  hin  ihre  Aufgabe  erfüllte.  Und  so 
verhielt  es  sich  denn  auch,  denn  Johannes  Schoener,  dem  die  mathe- 
matische Lehrkanzel  anvertraut  war,  zählte,  wie  sich  gleich  nachher 
herausstellen  wird,  zu  den  bedeutendsten  Geographen  im  damaligen 
Deutschland. 

Von  1500  an  konzentrierte  sich  die  Gesamtheit  der  wissen- 
schaftlichen Interessen  Nürnbergs  in  dem  Manne,  welcher  als  Krieger, 
Diplomat,  Rechtsverständiger  und  Gelehrter  überhaupt  seiner  Stadt 
bereits  die  mannigfaltigsten  Dienste  geleistet  hatte  und  mit  liberalem 
Sinne  alle  einschlägigen  Studien  und  Arbeiten  unterstützte.  Wilibald 
Pirckheimer  (1470  —  1530)  war  ein  richtiger  Humanist  und  als 
solcher  wandte  er  auch  der  Geographie  seine  volle  Teilnahme  zu.  ^) 
Daß  er  das  Zeug  zur  selbsttätigen  Förderung  der  Wissenschaft  hatte^ 
bekundet  seine    in    ihrer  Art  vortreffliche   Bearbeitung   (1525)   von 

1)  Auf  eine  eingehende  Erörterung  der  Persönlichkeit  und  Geistesarbeit  des 
für  das  Nürnberg  der  Reformationszeit  tonangebenden  Mannes  wird  hier  mit 
Rücksicht  auf  'die  den  Mitgliedern  und  Teilnehmern  des  Geographentages  ein- 
gehändigte Begrüßungsschrift  Verzicht  geleistet. 


—      7      — 

des  Claudius  Ptolemaeus  »Geographie".  Für  die  Neubelebung 
dieses  Werkes,  das  man  mit  gutem  Grunde  noch  immer  als  den 
fundamentalen  Kodex  der  Erdkunde  ansah,  hat  er  viel  getan.  Und 
mit  ihm  zusammen  wirkte  eine  Reihe  hervorragender  Männer,  die 
in  dem  wissenseifrigen  Patrizier  ihr  natürliches  Haupt  anerkannten. 
In  diesem  Kreise  war  jeder  Fremde,  den  sein  Weg  nach  Nürnberg 
führte,  gerne  als  Gleichberechtigter  aufgenommen.  Celtis,  Glareanus, 
Melanchthon  und  viele  andere  sind  in  diesem  Falle  gewesen. 

Was  den  Erstgenannten  anlangt,  der  von  F.  von  Bezold  den 
treffenden  Namen  »der  deutsche  Erzhumanist"  erhalten  hat,  so  muPj 
er  an  dieser  Stelle  mit  Auszeichnung  genannt  werden,  weil  von  ihm 
ein  Probestück  geographischen  Schrifttums  herrührt,  das,  wie  man 
wohl  sagen  mag,  eine  neue  Literaturgattung  einleitet.  Konrad  Celtis 
(1459—1508)  war  nach  unruhigem  Wanderleben  gegen  Ende  des 
XV.  Jahrhunderts  auch  nach  Nürnberg  gekommen  und  hatte  sich 
durch  die  vielen  neuen  Eindrücke,  welche  die  gefeierte  Reichsstadt 
ihm  brachte,  zur  Abfassung  eines  Schriftchens  veranlaßt  gesehen, 
welches  (De  origine,  situ,  moribus  et  institutis  Norimbergae  libellus, 
ebenda  1502)  mit  Treue  und  hohem  Geschicke  die  Eigenart  des 
damals  selbst  auf  deutscher  Erde  ziemlich  vereinzelt  dastehenden 
Gemeinwesens  schildert.  Daß  das  kleine  Werk  echt  geographische 
Elemente  in  sich  schließt  und  als  ein  Vorbote  der  nun  bald  zahl- 
reich emporsprießenden  länderkundlichen  Darstellungen  größeren 
Maßstabes  zu  gelten  hat,  wird  man  ihm  nicht  bestreiten  können. 

Zwei  geistliche  Herren  jener  Jahre  haben  wir  ebenfalls  im 
nächsten  Zusammenhange  mit  Pirckheimers  Tafelrunde  zu  nennen, 
den  Pfarrer  zu  St.  Johannis,  Johannes  Werner  (1470  —  1530)  und  den 
Vikar  zu  St.  Sebald,  Georg  Hartmann  (148Q— 1564).  Vorab  der 
erstere  war  längere  Zeit  einer  der  Intimsten  jenes  Zirkels,  während 
später  sich  freilich  eine  in  ihrer  Ursache  nicht  klar  zu  erkennende 
Mißstimmung  zwischen  beiden  Männern  bemerklich  machte.  Werner 
muß  von  uns  unter  drei  verschiedenen  Gesichtspunkten  gewürdigt 
werden.  Seine  Arbeiten  über  den  Jakobsstab,  für  dessen  Teilung 
er  eine  praktische  Tabelle  berechnete,  haben  die  Brauchbarkeit  dieses 
der  angewandten  Geographie  unentbehrlichen  Instrumentes  beträcht- 
lich gefördert.  Seine  Witterungsbeobachtungen  leiden  zwar  unter 
dem  sehr  wohl  begreiflichen  Standpunkte,  daß  er  sich  von  der 
Astrometeorologie  noch  nicht  frei  zu  machen  imstande  war,  sind 
aber  als  ein  achtbarer  Versuch,  auf  erfahrungsmäßigem  Wege  hinter 
die  Geheimnisse  des  Wetters  zu  kommen,  gewiß  zu  schätzen.  Vor 
allem  aber  erheischt  unsere  Beachtune  seine  kommentierte  lateinische 


—     8      — 

Ausgabe  der  Scliolieii,  welche  ein  byzantinischer  Mathematiker 
Amiruccius  zum  ersten  Buche  der  ptolemaeischen  „Hyphegesis" 
geschrieben  hatte.  In  einem  Anhange  nämhch  werden  mehrere 
neue,  über  das  griechische  Vorbild  erstmalig  hinausgehende  Methoden 
der  Kartenprojektion  vorgeführt  und  wissenschaftlich  diskutiert.  Wenn 
auch  nach  Werners  eigener  Aussage  bei  der  Erfindung  dieser  neuen 
Abbildungen  hauptsächlich  sein  Freund,  der  kaiserliche  Hofmathe- 
maticus  Stabius,  beteiligt  war,  so  gebührt  doch  Werner  das  Verdienst, 
für  jedes  Verfahren  dessen  Wesen  klar  und  bestimmt  dargelegt  zu 
haben.  Die  herzförmige  Projektion  von  Stabius -Werner  hat  auch  die 
Eigenschaft,  flächentreue  Bilder  zu  liefern. 

Die  gelehrten  Arbeiten  Hartmanns  gehören  überwiegend  nicht 
unserem  Bereiche  an.  Uns  interessiert  er  nur  als  Entdecker  der 
magnetischen  Inklination.  Aus  einem  Brief,  den  er  an  Herzog 
Albrecht  von  Preußen,  den  letzten  Deutschordensmeister,  gerichtet 
und  den  nachmals  K.  W.  Dove  im  Druck  herausgegeben  hat,  geht 
hervor,  daß  der  Nürnberger  Gelehrte  nur  darauf  ausgegangen 
war,  die  Deklination  mit  möglichster  Schärfe  zu  bestimmen.  Allein 
indem  er  sich  damit  abmühte,  drängte  sich  ihm  die  Überzeugung  auf, 
daß  sein  „Magnetzungele,"  eine  Nadel,  der  er  den  höchsten  Grad  von 
Bewegungsfreiheit  verliehen  hatte,  gar  nicht  die  horizontale,  sondern 
eine  gegen  die  Horizontalebene  geneigte  Stellung  einnahm.  Die 
Mitwelt  wurde  der  Bedeutung  dieses  Fundes  nicht  sofort  inne;  erst 
durch  W.  Gilberts  „Physiologia  nova"  wurde  sie  von  1600  an  den 
Vertretern  der  Physik  und  physikalischen  Geographie  zum  vollen 
Bewußtsein  gebracht. 

So  unmittelbar  wie  seine  Nachbarstadt  Augsburg,  war  Nürnberg 
an  den  überseeischen  Entdeckungen  der  Portugiesen  und  Spanier 
nicht  interessiert;  sein  Handel  blieb,  wie  sich  von  selbst  versteht, 
durch  die  neuen  Verkehrswege  nicht  unberührt,  allein  es  blieben  ihm 
einerseits  die  großen  Gewinne  versagt,  andererseits  auch  die  herben 
Rückschläge  erspart,  von  denen  die  Geschichte  der  Kaufhäuser  Augs- 
burgs, Ulms,  Memmingens  berichtet.  Wohl  aber  haben  Nürnbergs 
Pressen  das  ihrige  dazu  beigetragen,  die  Kunde  von  neuen  Welten 
hinaus  in  alle  Lande  zu  tragen  und  so  zugleich  für  die  junge 
Wissenschaft  der  Erdkunde  Propaganda  zu  machen. 

Am  meisten  trug  dazu  bei  Jobst  Ruchamer,  ein  in  Nürnberg 
wohnhafter  Doktor  der  Medizin,  der  gleichfalls  zu  dem  Bekanntenkreise 
Pirckheimers  gehörte.  Im  Jahre  1507  hatte  Angelo  Trivigliano  die 
erste  zusammenhängende  Beschreibung  der  Reisen  und  Errungen- 
schaften   des    Columbus    veröffentlicht     (Paesi    novamente    ritrovati. 


—     9     — 

Vicenza).  Von  diesem  Buche  gab  Ruchamer  eine  Übersetzung,  die 
im  nächstfolgenden  Jahre  herauskam  („durch  mich  Georgen  Stüchßen 
zu  Nüreinbergk,  gedrückte  und  volendte  nach  Christi  .  .  .  Geburte 
M.CCCCC.VIIi.  Jare").  Es  ist,  wie  S.  Rüge  bemerkt,  ein  originelles 
Büchlein,  das  insonderheit  durch  die  puristischen  Neigungen  des 
Übersetzers  —  Cristoforo  Colombo  hat  sich  in  einen  Christoffel 
Dawber  verwandelt  —  einen  ungewollt  komischen  Eindruck  hervor- 
bringt. Aber  die  gebildete  Welt  Deutschlands  durfte  doch  dem 
Nürnberger  Arzte  für  seine  Müh  waltung  recht  dankbar  sein,  und 
das  bis  dahin  fast  totgeschwiegene  Verdienst  des  Columbus  begann 
sich  nun  gegenüber  dem  viel  zu  sehr  betonten  des  Amerigo  Vespucci 
in  gebührender  Weise  Anerkennung  zu  erringen.  Wäre  Ruchamer 
nur  etwas  eher  auf  dem  Platze  erschienen,  so  würde  vielleicht  die 
Neue  Welt  nicht  den  ihr  durch  Martin  Waldseemüller  verliehenen 
Namen  Amerika  führen,  sondern,  der  geschichtlichen  Gerechtigkeit 
besser  entsprechend,  Columbia  heißen. 

Auch  sonst  sind  Flugschriften  geographischer  Natur  mehrfach 
aus  Nürnberger  Druckwerkstätten  hervorgegangen.  Denn  wie  die 
strenge  Wissenschaft  selbst,  so  standen  auch  Handwerk  und  Technik 
im  Dienste  des  geographischen  Fortschrittes. 

Mit  den  großen  Anforderungen,  welche  eine  neue  Zeit  an  das 
Seewesen  stellte,  war  auch  für  die  Steuermannskunde  die  Notwendig- 
keit gewachsen,  gleichen  Schritt  mit  den  Verbesserungen  im  Schiff- 
bau und  im  Manövrieren  zu  halten.  Inwieweit  der  astronomische 
Teil  der  Nautik  gerade  in  jenen  Jahren  auf  eine  neue  Grundlage  gestellt 
ward,  das  haben  wir  bereits  erfahren.  Die  Schiffsführung  selbst  sah 
sich  vor  allem  auf  gute  Bussolen  hingewiesen,  mit  deren  Hilfe  der 
Kurs  auch  ohne  jede  Befragung  des  Himmels  richtig  eingehalten 
werden  konnte;  da  man  seit  1492,  ja  den  von  A.  Wolkenhauer  bei- 
gebrachten Nachweisen  zufolge  auch  schon  früher,  die  magnetische 
Mißweisung  kannte,  so  gewährte  ein  zuverlässiges  Instrument  eine 
Sicherheit,  an  die  noch  nicht  lange  zuvor  nicht  hatte  gedacht  werden 
können.  Ihre  Bussolen  aber  scheinen  die  Meerschiffer  zum  großen  Teile 
eben  aus  Nürnberg  bezogen  zu  haben.  Von  Kompaß  m  achern 
dortselbst  ist  in  der  Gewerbegeschichte  zum  öfteren  die  Rede.  Man 
hat  nun  allerdings  eingeworfen,  das  Wort  „compasso"  bedeute  in 
unserer  Sprache  eigentlich  den  Zirkel,  so  daß  man  es  tatsächlich 
nur  mit  Zirkelschmieden  —  und  diese  spielen  allda  bis  zum  heutigen 
Tage  eine  gewichtige  Rolle  —  zu  tun  habe.  Allein  bei  schärferem 
Zusehen  hat  man  sich  doch  der  Einsicht  nicht  verschließen  können, 
daß  die  fränkische  Reichsstadt  schon  vom  ersten  Anbeginne   an  den 


—     10    — 

seefahrenden  Völkern  das  wichtigste  Orientierungswerkzeug  im 
Großbetriebe  geliefert  haben  muß. 

Aber  auch  in  der  Kartographie  haben  Gewerbetreibende  und 
Künstler,  die  keine  wissenschaftliche  Vorbildung  genossen  hatten, 
anerkennenswerte  Arbeiten  hervorgebracht.  Erwähnenswert  sind  in 
dieser  Beziehung  der  Kompaßmacher  E.  Etzlaub  (gest.  1546),  der 
eine  Karte  des  Nürnberger  Gebietes  und  eine  Reisekarte  Deutschlands 
zeichnete;  G.  und  N.  Glockendon  (gest.  1553,  resp.  1560),  die 
beide  ihre  geschickte  Hand  dem  gleichen  Geschäfte  widmeten;  endlich 
A.  Hirschvogel  (gest.  1560),  dessen  Karte  von  Österreich  als  eine 
angesichts  der  Beschränktheit  der  Mittel  ihres  Urhebers  bemerkens- 
werte Leistung  erscheint.  Für  Sternkarten  sind  der  Altmeister  Albrecht 
Dürer  (1471  — 1528)  und  sein  Freund  Conrad  Heinfogel  zu  nennen. 

Geographisch  aber  noch  mehr  fällt  die  Tatsache  ins  Gewicht, 
daß  der  von  Behaim  ausgestreute  Sanie  auf  fruchtbares  Erdreich 
gefallen  war.  Durch  Jahrhunderte  hat  sich  Nürnberg  den  Ruhm 
bewahrt,  die  Globentechnik  gepflegt  und  vervollkommnet  zu  haben. 

Schon  als  jungem  Geistlichen  in  Bamberg  wurde  dem  später 
zu  verdienten  Ehren  aufgestiegenen  J.  Schoener  (1477—1547)  der 
Vorwurf  gemacht,  seinen  kirchlichen  Verpflichtungen  wegen  wissen- 
schaftlicher Nebenarbeiten  nicht  mit  dem  wünschenswerten  Ernste 
nachgekommen  zu  sein,  und  es  hat  den  Anschein,  daß  seine  An- 
stellung in  dem  Dorfe  .,Timiripa"  —  so  latinograezisierte  er  den 
Ortsnamen  Kirchehrenbach  —  ziemlich  den  Charakter  einer  Straf- 
versetzung an  sich  trug.^)  Von  St.  Jacob  in  Bamberg  sind  mehrere 
seiner  Schriften  datiert,  so  namentlich  seine  »Luculentissima  terrae 
totius  descriptio  cum  multis  utilissimis  cosmographiae  initiis"  (1515). 
Dieselbe  erscheint  wie  eine  Begleitgabe  für  die  von  ihm  hergestellten 
Erdgloben,  von  denen  sich  gegenwärtig  zwei  in  der  an  Wertstücken 
reichen  Militärbibliothek  zu  Weimar  befinden.  Sie  schienen  lange 
nicht  näher  bestimmbar  zu  sein,  bis  dann  vor  etwas  mehr  denn  einem 
Vierteljahrhundert  F.  v.  Wieser  (Innsbruck)  Licht  über  die  Herkunft  der 
Kugeln  und  über  den  wahren  Autor  verbreitete.  Als  eine  Merkwürdigkeit 
erscheint  auf  einem  Globus  eine  Durchfahrt,  welche  den  Körper 
Südamerikas  von  einem  gewaltig  ausgedehnten  ,.Australlande"  trennt 
—  eine  Art  von  Antizipation  der  sechs  Jahre  später  wirklich  aufge- 
fundenen Magalhaes-Straße.  Auch  eine  handschriftlich  auf  uns  ge- 
kommene „Globuskarte"  des  großen  Künstlers  und  Denkers  Lionardo 


'^)  Vgl.- jedoch   darüber  die    unten   folgende   Abhandlung   des   Herausgebers 
über  Schöner. 


—    11    - 

da  Vinci,  die  etwa  ein  Jahrzehnt  zuvor  entstanden  sein  muß,  enthält 
einen  solchen  Durchpaß  divinatorisch  eingezeichnet. 

Schoener  wurde,  wie  erwähnt,  1526  an  das  neue  Nürnberger 
Gymnasium  berufen  und  hat  da  als  Lehrer  und  Schriftsteller  noch 
zwei  Jahrzehnte  lang  segensreich  gewirkt  Neben  ihm  darf  sein 
Sohn  Andreas  Schoener  (1528  —  1590)  nicht  vergessen  werden,  durch 
den  insbesondere  auch  ein  Teil  der  literarischen  Hinterlassenschaft 
des  Vaters  publizistisch  gerettet  worden  ist. 

Wider  Erwarten  nahm  die  von  Melanchthon  ins  Leben  ge- 
rufene Oelehrtenschule  nicht  den  fröhlichen  Aufschwung,  den  ganz 
Deutschland,  soweit  es  sich  um  solche  Dinge  bekümmerte,  für  selbst- 
verständlich erachtet  hatte.  Der  erwähntermaßen  sehr  freie  Studien- 
betrieb ließ  nicht  alle  die  dargebotenen  Lehrgegenstände  zu  gleicher 
Aufnahme  gelangen,  und  die  klassischen  Sprachen,  die  doch  eine 
zentrale  Stellung  eingeräumt  erhalten  hatten,  büßten  ihre  Suprematie 
bald  ein,  wogegen  es  in  den  von  Schoener  gelehrten  Fächern  nie- 
mals an  Zuhörern  gefehlt  haben  soll.  Die  Schulbehörde  unterzog 
im  Lauf  der  Jahre  den  sich  immer  ungünstiger  gestaltenden  Sach- 
verhalt einer  sorgfältigen  Prüfung  und  kam  zu  dem  in  den  damaligen 
Anschauungen  wohl  begründeten  Schlüsse,  die  große  Handels- 
und Industriestadt  sei  als  Musensitz  ungeeignet,  und  weit  zweck- 
mäßiger sei  es,  das  Gymnasium  in  einen  kleineren,  keine  Zer- 
streuungen darbietenden  Ort  zu  verlegen.  Selbst  das  jezt  etwa  4000 
Einwohner  zählende  Hersbruck  wurde,  weil  es  an  der  großen 
böhmischen  Heerstraße  lag,  verworfen  und  endlich  entschied  man 
sich  für  das  kleine,  abgelegene  Altdorf,  das  erst  sehr  viel  später 
durch  eine  direkte  Landstraße  mit  der  Hauptstadt  Nürnberg  in  Ver- 
bindung gebracht  wurde.  Hierher  verlegte  man  das  Gymnasium, 
dessen  Aufstieg  zu  einer  Hochschule  sich  in  verhältnismäßig  kurzer 
Zeit  vollzog.  Schon  1578  wurde  es  zur  Akademie  erhoben,  diese 
ging  1623  in  eine  Universität  über,  an  der  alle  vier  Fakultäten  gut 
vertreten  waren.  So  verblieb  es  bis  zum  Jahre  1809.  Drei  Jahre  zuvor 
war  das  Territorium  der  Reichsstadt  Nürnberg  von  der  Krone  Bayern 
in  Besitz  genommen  worden,  und  da  die  neue  Regierung  mit  Recht  sich 
dahin  aussprach,  zwei  Universitäten,  die  nur  wenige  Stunden  von 
einander  entfernt  seien,  könnten  im  nämlichen  Staate  keine  Lebens- 
befähigung mehr  besitzen,  so  mußte  eine  von  beiden  vom  Schau- 
platze verschwinden.  Das  vordem  brandenburgische  Erlangen  blieb 
erhalten,  Altdorf  verfiel  der  Auflösung. 

An  Gelegenheit,  dort  geographische  Studien  zu  machen,  hatte 
es    schon   während    des   XVI.  Jahrhunderts   nicht   gefehlt.     Zweiter 


—     12     — 

Rektor  der  jungen  Anstalt  war  der  Philosoph  J.  T.  Freigius,  der 
von  seinem  Lehrer  Glareanus  sowohl  dessen  poiyhistorische  Nei- 
gungen als  auch  den  Sinn  für  Geographie  überkommen  hatte. 
Diesen  betätigte  er  unter  anderem  dadurch,  daß  er  einen  französischen 
Bericht  über  die  vier  Reisen,  durch  die  M.  Frobisher  eine  nordwest- 
liche Durchfahrt  zu  erzwingen  vermeint  hatte,  in  das  Lateinische 
übertrug.  Etwas  später  veröffentlichte  der  Ostfriese  Edo  H  i  1  d  e  r  i  c  h , 
den  theologische  Kämpfe  von  Ort  zu  Ort  getrieben  hatten,  bis  er 
in  Altdorf  eine  Ruhestätte  fand,  eine  sehr  wackere  Ausgabe  des 
Geminus  (1590),  welche  für  mathematische'  Geographie  als  ein  vor- 
züglicher Lehrbehelf  gelten  konnte,  ja  in  mancher  Hinsicht  noch  in 
unseren  Tagen  diese  Eigenschaft  nicht  verloren  hat.  Vor  anderen  muß 
auch  dem  Mathematikprofessor  Johannes  Praetorius  (1537 — 1616) 
das  wohlverdiente  Lob  zuerteilt  werden.  Volle  vierzig  Jahre  hat  er 
an  der  Universität  erfolgreich  doziert  und  auch  durch  schriftstellerische 
Produktivität  zum  Ruhme  jener  beigetragen.  Von  ihm  wurde,  um 
15Q0,  der  bekannte  Meßtisch  in  die  feldmesserische  Praxis  eingeführt, 
ein  Instrument,  welches  auch  der  kartographischen  Aufnahme  einer 
Gegend  die  wesentlichsten  Dienste  geleistet  hat. 

Für  die  nächsten  zwei  Jahrhunderte  müssen  wir  ersichtlich  stets 
zwischen  der  Stadt  Nürnberg  und  der  städtischen  Universität  unter- 
scheiden. War  auch  fürs  erste  das  geistige  Leben  mehr  in  der 
letzteren  konzentriert,  so  hob  es  sich  doch  bald  auch  wieder  im  Zentral- 
punkte selbst,  und  wir  werden  sehen,  daß  an  beiden  Orten  auch  für 
die  uns  hier  beschäftigende  Wissenschaft  Tüchtiges  geleistet  worden  ist. 

Wenn  wir  nachstehend  von  „Nürnberger"  und  „Altdorfer  Geo- 
graphen" sprechen,  so  verstehen  wir  dieses  Wort  nicht  in  dem  aus- 
schließenden Sinne,  den  es  naturgemäß  und  erfreulicherweise  all- 
mählich annehmen  durfte,  sobald  die  Anzahl  derjenigen  zunahm, 
welche  in  der  Beschäftigung  mit  der  Geographie  ihren  Lebensberuf 
erblickten.  Solche  kommen,  wie  sich  zeigen  wird,  auch  in  der  uns 
hier  angehenden  Zeit  schon  gelegentlich  vor,  während  doch  immer 
die  meisten,  welche  genug  Interesse  für  die  Wissenschaft  von  der 
Erde  besaßen,  um  damit  öffentlich  hervorzutreten,  an  und  für  sich 
in  anderen  Lebensstellungen  sich  befanden.  Unter  allen  Umständen 
werden  wir  uns  überzeugen,  daß  auch  in  den  unerquicklichen  Zeiten 
die  von  1600  an  über  Deutschland  gekommen  waren,  die  kleine 
Republik  Nürnberg  ein  Plätzchen  in  der  Geschichte  der  Erdkunde 
sich  gewahrt  hat. 

Nur  streifen  wollen  wir  den  betriebsamen  Levinus  Mulsins 
(gest.  um  1606),  weil  er  damals,   als   er  mit  der  Herausgabe  seiner 


—     13     — 

berühmten  Sammlung  von  Reisebeschreibungen  begann,  bereits  nach 
Frankfurt  a.  A\.  übergesiedelt  war,  wogegen  sein  zwölfjähriger  Auf- 
enthalt in  Nürnberg  (15Q0-1602)  hauptsächlich  durch  geodätische 
Schriftstellerei  ausgefüllt  gewesen  war.  Jenes  Reisewerk,  dessen 
Nutzen  vor  allem  darin  bestand,  daß  Hulsius  viele  in  holländischer 
Sprache  abgefaßte  Berichte  deutsch  wiedergab,  ist  übrigens  in  Nürn- 
berg gedruckt  worden.  Einer  ehrenden  Erwähnung  ist  würdig 
Philipp  Eckebrecht  (1594-1667),  der  einer  der  wenigen  wirklich 
treuen  und  opferwilligen  Freunde  des  großen  Kepler  war  und  nach 
dessen  Zeugnis  es  dahin  brachte,  daß  den  „Tabulae  Rudolphinae" 
von  1630  eine  Weltkarte  beigegeben  werden  konnte,  auf  deren  geo- 
graphischen Wert  erst  die  neueste  Zeit  wieder  aufmerksam  geworden  ist 
Des  Ferneren  ist  der  Pfarrer  Franz  Ritter  (gest.  um  1640)  namhaft 
zu  machen,  weil  er  1613  eine  sehr  brauchbare  Abhandlung  über 
Konstruktion  und  Gebrauch  des  Astrolabiums  in  den  Druck  gab. 
Wohl  auch  der  Polyhistor  Oeorg  Philipp  Harsdörffer  (1607-1658) 
hat  Anspruch  auf  Nennung  seines  Namens  in  dieseni  Zusammen- 
hange. Im  Geiste  seiner  Zeit,  die  das  Tändeln  mit  ernsthaften 
Dingen  so  sehr  liebte,  hat  er  ein  geographisches  Kartenspiel  erfunden, 
von  dem  leider  in  den  Nürnberger  Sammlungen,  wie  wiederholtes 
Nachsuchen  außer  Zweifel  setzte,  keine  Spur  mehr  vorhanden  ist. 

Eine  wesentlich  verschieden  geartete  Gedankenverbindung  leitet 
hinüber  zu  dem  ausgezeichneten  Arzte  Johann  Georg  Volckamer 
(1616—1693),  der  nicht  etwa  dem  gleichnamigen  Patriziergeschlechte, 
sondern  einer  aus  den  Reußschen  Fürstentümern  nach  Nürnberg 
verzogenen  Familie  angehört  hat.  Von  seinem  Freunde  Sturm  in 
Altdorf  hiezu  angeregt,  wurde  Volckamer  ein  konsequenter  Be- 
obachter der  geomagnetischen  Erscheinungen,  die  er  an  einem  in 
seinem  Garten  (in  der  Vorstadt  Gostenhof)  aufgestellten  Deklinatorium 
regelmäßig  verfolgte.  Dadurch  wurde  es  ihm  als  den  ersten  Deutschen 
ermöglicht,  die  Tatsache  eines  Überganges  der  bis  1677  westlichen 
in  eine  östliche  Deklination  außer  Zweifel  zu  stellen.  Unterstützung 
fand  er  bei  diesen  Beobachtungen  auf  mehreren  Seiten,  und  es  war 
in  erster  Linie  der  Astronom  Christoph  Eimmart  (1638  —  1705),  der 
ihm  durch  Revision  seiner  Mittagslinie  die  Gewähr  für  vollkommene 
Zuverlässigkeit  seiner  Winkelmessungen  verschaffte.  Eimmart  wird 
auch  in  der  Vorgeschichte  des  Foucaultschen  Pendelversuches  an- 
geführt und  erkannte,  ziemlich  gleichzeitig  mit  Huygens,  die  Tages- 
periode der  Strahlenbrechung. 

Die  inswischen  (1 633)  wieder  ins  Leben  gerufene  alte  Melanchthon- 
Schule  bei  St.  Egydien  wurde   durch   die  Altdorfer  Akademie  nicht 


—     14     — 

etwa  ganz  unterdrückt,  sondern  war  eben  nur  mehr  in  die  zweite 
Reihe  versetzt  worden.  Im  Verlaufe  des  XVII.  Jahrhunderts  bemühten 
sich  die  städtischen  Obrigkeiten  auch  um  sie  und  suchten  sie  auf  eine 
höhere  Stufe  zu  heben.  So  erhielt  sie  eine  ständige  Professur  für  Ge- 
schichte, Moral  und  Geographie.  An  der  für  unser  modernes  Gefühl 
ein  wenig  befremdenden  Zusammenwürfelung  heterogen  erscheinender 
Wissenszweige  dürfen  wir  uns  in  jenem  Zeitalter  nicht  stoßen;  auch 
Kepler  war  in  Graz  Professor  der  Mathematik  und  Moral.  Von 
den  Gymnasialprofessoren,  denen  diese  Lehrstelle  anvertraut  war, 
haben  zwei  in  jener  Zeit  höheres  Streben  an  den  Tag  gelegt. 

Martin  Beer  (1617— 16Q2i  hat  für  seine  Schüler  zwei  Lehr- 
bücher bearbeitet  (Enchiridion  geographiae  veteris  et  novae,  Nürnberg 
1665;  Breviarium  geographicum,  ebenda  1667),  welche  mit  den 
besten  zeitgenössischen  Unterrichtswerken  recht  wohl  den  Vergleich 
aushalten  können.  Später  veröffentlichte  er  (Nürnberg  1694)  eine 
deutsche  Übersetzung  von  P.  Du  Vals  „Geographia  universalis", 
die  durch  ihre  Ausstattung  mit  recht  guten  Karten  einen  angenehmen 
Eindruck  machen  mu(5.  Ein  Jahr  vor  seinem  Tode  ist  Beer  an- 
scheinend von  seinem  Lehramte  zurückgetreten,  denn  in  dessen 
Besitze  finden  wir  seit  16Q1  den  Theologen  Johannes  Wülfer  (1651 
bis  1724),  der  sich  durch  große  Reisen  zu  seiner  neuen  Tätigkeit 
würdig  vorbereitet  hatte.  Daß  er  auch  nicht  in  ausgetretenen 
Pfaden  zu  wandeln  beabsichtigt,  darüber  klärt  uns  vollständig  seine 
Antrittsrede  (De  majoribus  Oceani  insulis  earumque  origine,  Nürn- 
berg 1691)  auf,  die  als  ein  erster  Versuch,  eine  genetische  Insel- 
klassifikation durchzuführen,  von  dem  Historiker  der  terrestrischen 
Morphologie  nicht  unbeachtet  gelassen  werden  darf. 

Ein  eigener  Lehrstuhl  für  Geographie  hat  an  der  Universität 
Altdorf  ebensowenig,  wie  an  den  allermeisten  älteren  Hochschulen 
bestanden,  aber  im  Nebenamte  haben  von  den  dortigen  Gelehrten 
gar  nicht  wenige  auch  diese  Seite  menschlicher  Forschungsarbeit 
berücksichtigt,  und  wir  haben  Ursache,  zu  glauben,  daß  man  da  so 
gut,  wie  irgendwo  anders,  geographisches  Wissen  sich  anzueignen 
in  der  Lage  war.  Ein  Universitätsprogramm  von  1638  gibt  einen 
festen  Anhaltspunkt  dafür,  daß  der  Rechtslehrer  Nikolaus  Ritters- 
hausen  gelegentlich  Vorlesungen  über  Erdkunde  hielt.  Ähnliches  ist 
von  dem  Mediziner  Moritz  Hoff  mann  (1621  —  1698)  auszusagen, 
einem  der  Vorläufer  der  wissenschaftlichen  Pflanzengeographie.  Seine 
wesentlich  das  botanische  Moment  in  den  Vordergrund  stellende 
Monographie  über  den  Moritzberg  (Altdorf  1694)  läßt  bereits  das 
Streben,  Vergleiche   zu  ziehen,   deutlich   hervortreten;   der  genannte 


—     15     — 

mittelfränkische  Berg  wird  zu  dem  Monte  Baldo,  mit  dem  er  ja  auch 
in  stratigraphischer  Hinsicht  einigermaßen  übereinstimmt,  in  Parallele 
zu  stellen  gesucht,  hn  großen  und  ganzen  erkannte  das  Zeit- 
bewußtsein aber  in  unserer  Wissenschaft  einen  Bestandteil  der  Mathe- 
matik, und  deren  Professoren  waren  folgHch  zunächst  dazu  berufen, 
in  ihren  Vorträgen,  die  ja  ohnehin  einen  recht  bunten  Inhalt  hatten, 
auch  geographische  Gegenstände  mitzubehandeln. 

Aus  den  Schriften  mehrerer  von  ihnen  erhellt  denn  auch,  daß 
sie  sich  dieser  Verpflichtung  nicht  entzogen  haben.  Daniel  Seh  wenter 
(1585  —  1636)  hat  uns  ein  ebenso  eigentümliches  wie  inhaltreiches 
Werk  (Mathematisch-Philosophische  Erquickstunden,  Nürnberg  1636) 
hinterlassen,  welches  auch  für  unsere  Wissenschaft  mancherlei  enthält. 
Einer  seiner  nächsten  Nachfolger  war  Abdias  Trew  (15Q7— 1669), 
freilich  noch  ein  Anticoppernicaner,  der  die  —  von  ihm  für  allzu- 
groß erachtete  —  Umdrehungsgeschwindigkeit  der  Erdkugel  nach 
»Vaterunsern"  maß,  aber  doch  zugleich  durch  seine  Begründung 
einer  Sternwarte  und  durch  die  auf  dieser  angestellten  astronomischen 
und  meteorologischen  Beobachtungen  eine  höhere  geistige  Streb- 
samkeit an  den  Tag  legte. 

Nach  Trew  ward  auf  die  mathematische  Kathedra  ein  Mann 
versetzt,  der  die  große  Mehrzahl  seiner  Zeitgenossen  wissenschaftlich 
überragte  und  großenteils  das  Verdienst  für  sich  zu  beanspruchen 
berechtigt  war,  daß  mehr  und  mehr  wißbegierige  junge  Leute  — 
unter  ihnen  z.  B.  der  bald  nachher  so  berühmt  gewordene  Leibniz 
—  das  entlegene  Ältdorf  aufsuchten.  Johann  Christoph  Sturm  (1635 
bis  1703)  bekleidet  sein  Amt  vierunddreißig  Jahre  lang  und  ver- 
lieh der  Experimentalphysik  das  erste  in  größerem  Stile  gearbeitete 
Handbuch,  welches  unsere  Literatur  kennt,  das  aber  natürlich  noch 
in  der  üblichen  Gelehrtensprache  abgefaßt  war  („Collegium  experi- 
mentale  curiosum",  zwei  Bände,  Nürnberg  1676 — 1685).  In  ihm 
glaubte  A.  v.  Humboldt  die  ersten  Grundzüge  einer  rationellen  Meteo- 
rologie nachweisen  zu  können.  Daneben  muß  die  Geophysik  eines 
offenen  Sendschreibens  Erwähnung  tun,  das  1682  von  Sturm  an  alle  Ge- 
lehrten hinausgegeben  wurde,  um  zur  planmäßigen  Anstellung  syn- 
chroner magnetischer  Beobachtungen  aufzufordern.  Dieser  Appell  ver- 
hallte nicht  ganz  nutzlos,  wie  denn  namentlich  Volckamer  (s.  o.)  seine 
Tätigkeit  wesentlich  nach  den  von  Sturm  aufgestellten  Leitsätzen  ein- 
richtete, allein  in  der  Hauptsache  war  eben  doch  die  Zeit  einer  um- 
fassenden Organisation  noch  nicht  gekommen,  und  erst  Humboldts 
geschickter  Initiative  war  die  glückliche  Durchführung  einer  Unter- 
nehmung vorbehalten,  die  in  einem  weltverlorenen  Landstädtchen  un- 


-     16    — 

möglich  ihren  Zentralsitz  finden  konnte.  Auch  Johann  Christophs  Sohn 
Leonhard  Christoph  (1669  —  1719)  trat  in  des  Vaters  Fußtapfen  und 
schrieb  u.  a.  einen  geschätzten  Abriß  der  mathematischen  Geographie 
(Frankfurt  a.  O.  1705). 

Auch  das  nächstfolgende  Jahrhundert  ist  nicht  arm  an  tüchtigen 
Persönlichkeiten,  deren  unsere  Darstellung  zu  gedenken  hat.  Eine 
solche  ist  der  freilich  noch  halb  dem  XVll.  Jahrhundert  angehörende 
Astronom  Johann  Philipp  v.  Wurzel  bau  (von  Hause  aus  Wurtzel- 
bauer),  der  viele  Jahre  eines  langen  Lebens  (1651-1725)  ganz  den 
Wissenschaften  gelebt  hat,  nachdem  er  in  noch  ziemlich  jungen  Jahren 
sich  von  seinem  schwunghaft  betriebenen  kaufmännischen  Geschäfte 
zurückgezogen  hatte.  Durch  ihn  erhielt  man  die  erste  wirklich  genaue 
Bestimmung  der  geographischen  Lage  der  Stadt,  für 
deren  Breite  ja  auch  schon  Regiomontan  einen  recht  gut  stimmen- 
den Wert  ermittelt  hatte.  Die  Schrift,  welche  dieses  Problem 
zum  Gegenstande  hat  (Uranies  Noricae  basis  astronömico  -  geo- 
graphica, Nürnberg  1697,  1713)  ist  aber  auch  sonst  für  die 
Geschichte  der  mathematischen  Geographie  nicht  gleichgültig. 
Gleichzeitig  mit  ihm  lebte  der  aus  Preußen  eingewanderte  Privat- 
gelehrte Johann  Leonhard  Rost,  von  dem  zwei  sehr  brauchbare 
Kompendien  herrühren  (Astronomisches  Handbuch,  Nürnberg  1720; 
der  aufrichtige  Astronomus,  ebenda  1727).  Die  Sternkunde  war 
auch  die  Hauptstärke  von  Georg  Friedrich  v.  Kordenbusch, 
der,  Mediziner  von  Beruf,  längere  Zeit  die  mathematische  Professur 
am  Gymnasium  bekleidete.  Er  ließ  Rosts  „Handbuch"  neu  auf- 
legen und  bereicherte  es  durch  eine  von  Noten  begleitete  Über- 
setzung jenes  „Discours",  in  welchem  Dom.  Cassini  in  historischer 
Entwicklung  die  Beziehungen  zwischen  den  Fortschritten  der  Astro- 
nomie und  der  Erweiterung  des  geographischen  Gesichtskreises 
treffend  charakterisiert  hatte.  Ferner  darf  v.  Kordenbusch'  Vorgänger 
Johann  Gabriel  Doppelmayr  (1617  —  1750)  nicht  vergessen  werden, 
weil  seine  „Historische  Nachricht  von  den  Nürnbergischen  Mathernaticis 
und  Künstlern"  vom  Jahre  1730  vielfach  auch  als  eine  Fundgrube 
für  die  Geschichte  der  Erdkunde  anzusehen  ist.  Endlich  möchten 
wir  auch  noch  Theophil  v.  Murr  (1733 — 1811)  als  den  vielgelehrten 
Literator  namhaft  machen,  der  sich  sehr  gründlich  mit  dem  Andenken 
Regiomontans  und  Behaims  befasst  und  zumal  die  Forschung  über 
den  letztgenannten  recht  eigentlich  erst  in  Fluß  gebracht  hat. 

Das  XVIII.  Jahrhundert  hat  aber  in  Nürnberg  auch  unter  einem 
ganz  anderen  Gesichtspunkte  dauernde  Reminiszenzen  zurückgelassen, 
denn  hier,   so   kann   man   ungescheut  behaupten,   befindet  sich   die 


—     17     — 

Wiege  der  modernen  deutschen  Kartographie.  Die  Arbeiten  von 
S.  Rüge  und  C.  Sandler  haben  uns  den  Schlüssel  zur  Erschließung 
der  lange  Zeit  nicht  recht  deutlich  überschaubaren  Phase  in  der  Aus- 
bildung der  Mappierungskunst  geliefert.  Als  Johann  Baptist  Homan  n 
(1664  —  1724)  im  Jahre  1702  sich  in  Nürnberg  niederließ,  hatte  er 
viele  Schwierigkeiten  zu  überwinden,  aber  es  gelang  ihm,  ihrer  aller 
Herr  zu  werden,  und  in  zwei  Jahrzehnten  beschenkte  er  nunmehr  die 
Welt  mit  einer  Fülle  von  Kartenwerken,  von  denen  ziemlich  viele 
wahre  Originalleistungen  waren.  Als  oberste  Regel  betrachtete  er 
scharfe  Kritik  seiner  Vorlagen  und  unter  diesem  Zeichen  hat  er, 
der  auch  die  Technik  verbesserte  und  u.  a.  die  ersten,  tiefer  gehenden 
Versuche  mit  der  Gebirgsschraffierung  machte,  seine  hohen  Ziele 
größtenteils  erreicht.  Sein  Sohn  Johann  Christoph  und  sein  Schwieger- 
sohn Ebers p erger  führten  die  Offizin  erfolgreich  fort,  der  letztere 
gab,  als  sein  Schwager  gestorben  und  dafür  sein  Freund  Franz 
eingetreten  war,  der  Firma  den  Namen  »Homännische  Erben". 
Man  zog  auch  neue  Hilfskräfte  herbei,  so  den  Fürther  Lowitz  und 
den  Württemberger  Tobias  Mayer.  Durch  deren  Zusammenwirken 
entstand  die  leider  nur  kurzlebige  Kosmographische  Gesell- 
schaft, die  für  Karten  und  Globen  —  Mayer  schrieb  1748  über  die 
einen  Teil  des  Arbeitsprogrammes  bildenden  Mondkugeln  —  eine  neue 
Aera  herbeiführen  sollte.  Freilich  war  das  Projekt  ein  zu  hoch- 
fliegendes;  politische  Hemmnisse  und  Franz'  utopistische  Pläne 
stellten  sich  als  Gefahren  heraus,  die  nicht  zu  beseitigen  waren,  und 
so  löste  sich  die  Gesellschaft  nur  zu  bald  wieder  auf.  Die  drei 
Freunde  wurden  als  Professoren  nach  Göttingen  berufen,  und  das 
Homannsche  Geschäft  lenkte  wieder  mehr  in  die  Bahnen  des  All- 
tagslebens ein.  Wenn  aber  Nürnberg  seitdem  für  alle  praktischen 
Erwerbsformen,  die  sich  in  den  Dienst  der  Erdkunde  stellen,  ein 
Mittelpunkt  geblieben  ist,  so  wird  man  darin  mit  vollem  Rechte 
eine  Nachwirkung  der  durch  Homanns  Auftreten  gekennzeichneten 
Epoche  erblicken.  Die  Globenindustrie  ist  in  Nürnberg,  das  wissen 
wir,  bodenständig  und  hat  ihren  Anfängen  (s.  o.)  immer  Ehre  ge- 
macht. Auch  eine  der  besten  Schriften  über  Globuskunde  stammt 
von  hier,  nämlich  des  Gymnasialprofessors  Johann  Wolfgang  Müller 
(1765  —  ?)  „Anweisung  zum  Gebrauche  der  künstlichen  Himmels- 
und Erdkugeln"  (Nürnberg  1791,  1792,  1801). 

Von  den  Altdorfer  Professoren  ist  eine  ganze  Reihe  unter  den 
Beförderern  der  Erdkunde  zu  nennen  und  zwar  ist  diese  Seite  ihres 
Wirkens  ganz  unabhängig  von  dem  offiziellen  Lehrauftrage,  den  ihr 
Bestallungsdekret   festlegt.     So   dürfen   wir   wieder   einen   Mediziner 


-     18    — 

in  diesem  Zusammenhange  angliedern.  Johann  Jakob  Bai  er  (1677 
bis  1735)  hat  in  seiner  „Oryctographia  Norica"  (Nürnberg  1708) 
eine  wirklich  sehr  schätzbare,  zu  den  besten  geologisch-mineralo- 
gischen Werken  des  Zeitalters  gehörende  Darstellung  der  Schichtungs- 
verhältnisse des  reichsstädtischen  Gebietes  erbracht;  auch  die  Tropf- 
steingebilde der  Höhlen  finden  die  gebührende  Würdigung.  Die 
Neuausgaben,  welche  sein  Sohn  Ferdinand  Jakob  (1707-1788)  von 
diesem  Buche  veranstaltete  (1730,  1758),  tragen  dem  Stande  der  fort- 
schreitenden Forschung  Rechnung.  F.  J.  Baier  war  überhaupt  ein 
scharf  beobachtender  Naturforscher,  der  u.  a.  auch  in  einer  viel  ge- 
lesenen Zeitschrift  (Hamburgisches  Magazin,  58.  Stück)  einen  inter- 
essanten Bericht  über  eine  durch  Franken  und  die  Oberpfalz  gemachte 
naturwissenschaftliche  Reise  erstattete. 

Wie  die  jMediziner,  so  haben  auch  die  Historiker  sich  gerne  in  den 
Dienst  der  nachbarlichen  Wissenschaft  gestellt.  Durch  C  O.  Schwarz 
wurde  in  einer  Universitätsschrift  (1724)  das  Andenken  der  bayeri- 
schen Mathematiker  und  Kartographen  Peter  und  Philipp  Apian  vor 
der  Vergessenheit  bewahrt.  Mehr  noch  aber  tritt  in  den  Vorder- 
grund Konrad  Mannert  (1756—1834),  der  nach  Aufhebung  der 
Universität  auch  in  Landshut  und  München  die  Geschichte  lehrte  und 
sich  nachmals  als  einer  der  ersten  kritischen  Bearbeiter  der  „Tabula 
Peutingeriana"  hervortat.  In  die  Altdorfer  Periode  seines  Lebens 
fällt  das  Anfangsstudium  seines  bekanntesten  Werkes  ,/ Geographie 
der  Griechen  und  Römer,  aus  ihren  Schriften  dargestellt"  (Nürnberg 
17Q2  — 1825).  Ist  dasselbe,  an  dem  späterhin  der  bekannte  Ukert 
tatkräftig  mitarbeite,  heute  auch  veraltet,  so  stellt  es  doch  der  Ge- 
lehrsamkeit und  dem  geographischen  Wissen  des  Autors  wahrlich 
kein  verächtliches  Zeugnis  aus.  Mit  der  Geographie  alter  und  mitt- 
lerer Zeit  hatten  es  auch  verschiedene  Schriften  und  Atlanten  von 
Johann  David  Köler  zu  tun,  der  auch  einen  —  anscheinend  sehr 
selten  gewordenen  —  »Schul-  und  Reise- Atlas"  der  Öffentlichkeit 
übergab. 

An  der  Spitze  indessen  stehen  jetzt,  wie  im  vorvergangenen  Jahr- 
hundert, die  Mathematiker.  Von  Johann  Wilhelm  Baier,  dem  älteren 
Bruder  des  oben  genannten  Geognosten,  haben  wir  ein  ganz  lesenswertes 
Programm  „De  origine  fontium  (1709).  Weit  intensiver  griff  ein 
Johann  Heinrich  Müller  (1671—1731),  dessen  Namen  mit  vielen 
unter  seiner  Leitung  zustandegekommenem  Dissertationen,  zu  denen 
er  nach  herrschender  akademischer  Sitte  selbst  das  beste  beitragen 
mußte,  verbunden  ist.  Zumal  den  drei  eine  gewisse  Selbständigkeit 
der  Auffassung  dokumentierenden  Doktorschriften  über  die  Vulkane, 


—     19     — 

über  eine  etwaige  Mondatmosphäre  und  über  die  schwimmenden 
hisehi  —  die  letztere  Schrift  rührte  teilweise  von  einem  gewissen 
Münz  her  —  möchten  wir  die  Ehre  besonderer  Erwähnung  zu  teil 
werden  lassen.  Beiläufig  darf  wohl  auch  bemerkt  werden,  daß  des 
Professors  Müller  Bruder  Johann  Christoph  (1673—1721),  gleichfalls 
ein  geborener  Nürnberger,  sich  in  österreichischem  Militärdienste  als 
Ingenieur  und  Kartenzeichner  große  Anerkennung  erworben  und  dem 
Grafen  Marsigli  für  seinen  vortrefflichen  „Danubius  F^annonico- 
Mysicus"  (posthum,  Haag  1726)  seine  Hilfe  geliehen  hat.  J.  H.  Müllers 
Nachfolger  Michael  Adelbulner  (1702-1779)  machte  sich  um  die 
gelehrte  Welt  durch  die  Herausgabe  der  Zeitschrift  „Commercium 
literarium  ad  astronomiae  incrementum"  verdient,  an  dem  auch  die 
Geschichte  der  Geographie  nicht  gleichgültig  vorübergehen  darf. 
Nach  ihm  kam  Johann  Tobias  Mayer  der  jüngere,  des  uns  schon 
bekannten  ausgezeichneten  Vaters  ebenfalls  sehr  tüchtiger  Sohn,  in 
Altdorf  arbeitete  er  zwei  für  unsere  Skizze  wichtige  Werke  aus, 
(Gründlicher  und  ausführlicher  Unterricht  zur  praktischen  Geometrie, 
vier  Bände,  Göttingen  1778—1783;  Physikalisch-mathematische  Ab- 
handlung über  das  Ausmessen  der  Wärme  in  Anwendung  auf  die 
Höhemessung  vermittelst  des  Barometers,  Nürnberg- Altdorf  1786). 
Jenes  Kompendium  der  Geodäsie  war  den  Zeitgenossen  vorzugs- 
weise auch  aus  dem  Grunde  einer  wertvolle  Errungenschaft,  weil 
sein  vierter  Band  die  erste  exakt-wissenschaftliche  und  systematisch 
angelegte  Kartenprojektionslehre  enthält. 

Der  letzte  Professor  der  mathematisch-physikalischen  Lehr- 
fächer in  Altdorf  war  Johann  Leonhard  Spaeth  (1759 — 1826);  auch 
er  ist  mit  der  Hochschule  sozusagen  nach  Landshut  und  München 
übergesiedelt.  Man  spricht  wenig  von  ihm,  weil  die  Hyperproduk- 
tivität  seiner  späteren  Lebensjahre  ihn  in  der  Achtung  der  Mitwelt 
etwas  herabgesetzt  hat,  und  manche  Schrift  aus  dieser  Zeit  kann  auch 
die  Probe  durchaus  nicht  vertragen.  So  insbesondere  seine  sonder- 
bare kosmische  Physik  nicht  (Über  den  natürlichen  Magnetismus  der 
Erde,  über  Nordlichter,  Sonnenflecken,  Feuerkugeln,  Sternschüsse  und 
Kometen,  Nürnberg  1822).  Aber  aus  den  Altdorfer  Jahren  liegtauch 
weit  besseres  vor,  und  gerade  die  Geographie  dürfte  von  einigen 
seiner  früheren  Schriften  recht  wohl  Notiz  nehmen.  Zwei  derselben 
sind  noch  jetzt  der  Beachtung  zu  empfehlen  (Programma,  quo 
novam  methodum  regiones  saxosas  geographice  dimetiendi  pro- 
ponit  .  .  .  Nürnberg  1791;  Berechnung  des  senkrechten  Abstandes 
der  höchsten  Stelle  der  Grundfläche  von  Augsburg  von  der  Fläche 
des  Mittelländischen  Meeres,  gleicher  Ort  und  gleiches  Jahr). 

2* 


—     20     — 

Das  XIX.  Jahrhundert  gehört  noch  nicht  der  Geschichte  an 
und  das  beginnende  XX.  noch  weniger.  So  brechen  wir  denn  auch 
mit  dem  Augenbhcke,  da  für  Nürnberg  ,eine  grundstürzende  poh- 
tische  Veränderung  vor  sich  ging,  unsere  historische  Skizze  ab.  Die 
Reichsstadt  wurde  bayerisch;  ihr  Unterrichtswesen  mußte  sich  auf 
eine  ganz  neue  Grundlage  stellen;  ihre  Universität  verschwand  von 
der  Bildfläche.  Gewiß,  es  ließe  sich  aus  dieser  jüngsten  Vergangen- 
heit manch  Wissenwertes  noch  berichten.  Man  könnte  erzählen  von 
den  wackeren  Leistungen  der  Serzschen  kartographischen  Anstalt; 
man  könnte  hinweisen  auf  die  ernsten  Bemühungen  des  Handels- 
schulrektors Hopf,  ein  System  der  Handelsgeographie  aufzurichten; 
vor  allem  müßte  Freiherr  Ernst  v.  Bibra  mit  Verehrung  angeführt 
werden,  der  durch  seine  Reisewerke  ^über  Südamerika  und  seine 
chemische  Prüfung  des  Meerwassers  auf  dessen  Salzbestandteile  der 
geographischen  Wissenschaft  positiven  Nutzen  geschaffen  hat.  Allein, 
wie  gesagt  —  der  Zukunft  muß  ein  richtiger  Einblick  in  das,  was 
wir  Älteren  noch  teilweise  selbst  mit  erlebt  haben,  vorbehalten 
bleiben. 

Nicht  schließen  möchten  wir  jedoch,  ohne  hervorgehoben  zu 
haben,  daß  wenn  im  Nürnberg  von  heute  die  geographischen  Be- 
strebungen zu  ihrem  vollen  Rechte  gelangen,  der  Natur  historischen 
Gesellschaft  an  erster  Stelle  hiefür  der  Dankestribut  zu  zollen  ist 
ihre  Maßnahmen,  vorab  die  Begründung  einer  eigenen  geographi- 
schen Sektion,  lassen  noch  viel  des  Guten  und  Erfreulichen  von 
der  Folgezeit  erhoffen. 


Wissenschaftliche  Instrumente  im  Germanischen 

Museum. 

Von 

Dr.  Gustav  von  Bezold, 

I.  Direktor  des  Germanischen  Nationalmuseums  in  Nürnberg. 


!as  Germanische  Museum  hat  eine  stattliche  Sammlung 
wissenschaftlicher  Instrumente.  Sie  sollen  hier  kurz  be- 
sprochen werden,  soweit  sie  mit  der  Ausstellung  in  Zu- 
sammenhang stehen,  die  wir  zum  Deutschen  Geographen- 
tag zusammengebracht  haben.  Es  kann  dabei  nicht  meine  Absicht 
sein,  die  Instrumente  ausführlich  zu  beschreiben  und  ihre  Theorie 
eingehend  zu  entwickeln,  ich  will  nur  darauf  hinweisen,  was  wir 
an  Instrumenten  besitzen. 

I.  Instrumente  zur  Landaufnahme. 
Die  Aufnahme  einer  Fläche  im  Gelände  kann  auf  verschiedene 
Weise  geschehen.  Die  nächstliegende  ist  die  direkte  Messung  der 
Umfassungslinien  und  der  Transversalen,  durch  welche  sie  in  Drei- 
ecke zerlegt  wird.  Zur  Messung  können  Meßlatten,  Meßketten  oder 
Meßräder  verwendet  werden;  oder  man  begnügt  sich  mit  dem  Ab- 
schreiten der  Linien. 

Meßlatten  und  Meßketten  haben  wir  nicht,  wohl  aber  ein 
Meßrad.  Es  ist  aus  der  Spätzeit  des  18.  oder  dem  Beginn  des 
IQ.  Jahrhunderts  von  J.  Search  in  London  gemacht.  Die  Umdreh- 
ungen des  Rades  werden  auf  ein  Zeigerwerk  mit  zwei  Zeigern  über- 
tragen. Das  Zifferblatt  hat  fünf  konzentrische  Teilungen  von  außen 
nach  innen  in  folgender  Reihenfolge  aufgetragen.  1.  10  Chains 
zu    100    Links,      2.   220   Yards,    3.    40    Poles.      Diese    Längen    sind 


—     22     — 

gleich  und  werden  durch  den  j:irol)en  Zeiger  angegeben.  Die 
beiden  inneren  Kreise  sind  in  XII.  Miles  und  Q6  Furlongs  geteilt, 
welche  wiederum  gleich  sind  und  durch  den  kleinen  Zeiger  ange- 
geben werden.     Das  Verhältnis  der  Umdrehungen  ist  also  Q6:  1. 

in  früheren  Zeiten  begnügte  man  sich  oft  mit  dem  Abschreiten 
oder  Abreiten  der  Längen.  Die  Schritte  werden  durch  Schrittzähler 
gezählt,  und  die  Länge  des  Doppelschritts  gemessen  und  als  konstant 
angenommen.  Beim  Schrittzähler  wird  durch  die  Fußbewegung;  ein 
Zählwerk  .in  Gang  gesetzt.  Der  Mechanismus  ist  sehr  einfach:!  ein 
Hacken  mit  einer  Feder  greift  in  ein  sägeförmig  geschnittenes  Zahn- 
rad ein.  Durch  die  Bewegung  des  Fußes  wird  er  etwas  aus  seiner 
Lage  gezogen  und  nimmt  das  Rad  mit,  läßt  die  Spannung  nach,  so 
fällt  der  Hacken  in  den  nächsten  Zahn  des  Rades.  Das  Rad  setzt  ein 
Zeigerwerk  in  Bewegung,  das  gewöhnlich  vier  kleine  Zifferblätter 
enthält,  deren  Einheiten  1,  10,  100  und  1000  Doppelschritte  sind.  Die 
Teilungen  können  auch  konzentrisch  angeordnet  werden,  wobei  bei 
zwei  Zeigern  nur  zwei  Einheiten  angegeben  werden.  Wir  haben 
Schrittzähler  von  beiden  Arten. 

Die  direkte  Messung  von  Längen  ist  sehr  umständlich,  in 
bewegtem  Gelände  schwierig,  ja  zuweilen  gar  nicht  ausführbar  und 
gibt  nur  bei  äußerst  sorgfältiger  Durchführung  genaue  Resultate- 
Weit  einfacher  und  zuverlässiger  ist  die  Landaufnahme  durch  Triangu- 
lierung,  für  welche  nur  die  Präzisionsmessung  einer  Grundlinie  [er- 
forderlich ist,  während  die  gesamte  weitere  Vermessung  durch 
Winkelmessung  geschieht.  Es  sind  also  auch  die  Winkelmeßinstru- 
mente die  wichtigsten  Hilfsmittel  der  niederen  wie  der  höheren 
Geodäsie. 

Winkel  können  einfach  nach  ihrer  Größe  oder  nach  der  Lage 
ihrer  Scheitel  gegen  eine  bestimmte  Richtung,  im  allgemeinen  die 
Südnordrichtung  gemessen  werden,  zu  deren  Bestimmung  die  Mag- 
netnadel verwendet  wird.  Schon  früh  sind  die  meisten  Winkel- 
meßinstrumente mit  einer  Bussole  versehen,  ja  die  Bussole  kann 
wenn  sie  ein  Diopter  trägt,  unmittelbar  zur  Messung  von  Winkeln 
gebraucht  werden.  Winkel  werden,  sofern  sie  nicht  als  Bestimmungs- 
stücke von  Dreiecken  betrachtet  werden,  auf  Kreisbogen  gemessen, 
deren  Mittelpunkt  mit  dem  Scheitel  des  Winkels  zusammenfällt. 
Neben  der  Teilung  des  Kreises  in  360  Grade  kommt  auch  die  in 
12  oder  24  Stunden  vor. 

Ein  sehr  einfaches  Bussoleinstrument  beschreibt  Paul  Pfinzing 
in  seiner  Methodus  geometrica,  1598.  Ein  Kompaß  ist  in  ein  recht- 
eckiges Kästchen  so  eingesetzt,  daß  dessen  Langseiten  der  Südnord- 


—     23     — 

linie  der  Bussole  parallel  sind.  An  der  Seite  des  Kästchens  ist  eine 
in  einer  senkrechten  Ebene  drehbahre  Regel  zum  Visieren.  Die 
Winkelrnessungen  geschehen  alle  aus  freier  Hand,  die  Längen  werden 
abgeschritten  (Fig.  1).     Pfinzings  Traktat  ist  dadurch  von  Bedeutung, 


Fig.  1.   Landaufnahme  mit  der  Feldbussole  von  Paul  Pfinzing. 

daß  er  einen  genauen  Einblick  in  die  Methode  der  Landaufnahme 
im  16.  Jahrhundert  gibt.  Die  Resultate  sind  nach  unseren  Anschau- 
ungen nicht  genau,  doch  aber  weit  genauer  als  wir  im  voraus  an- 
nehmen. Man  sehe  Pfinzings  Aufnahme  der  Nürnberger  Pfleg- 
ämter, welche  das  K.  Kreisarchiv  in  unsere  Ausstellung  gegeben  hat. 
Die  Feldbussole  blieb  bis  in  die  neuere  Zeit  in  Gebrauch. 
Wir  besitzen  eine  von  Quillet  in  Paris  aus  der  zweiten  Hälfte  des 
18.  Jahrhunderts.  Das  Instrument  kann  mit  einer  Hülse  mit  Kugel- 
gelenk auf   ein    Stativ   gestellt  werden.     Es   hat   wie   die   alte    Feld- 


—     24     — 


bussole  Pfinzings  oder  die  Planimetra  des  Levinus  Hulsius  den 
Übelstand,  daß  die  Visierlinie  exzentrisch  liegt.  Dies  ist  bei  einer 
weiteren  Feldbussole  aus  dem  18.  Jahrhundert  vermieden  (Fig.  2).  Bei 
ihr  sind  an  einem  vertikalen 
Halbkreis  2  Diopter  ange- 
bracht. Das  eine  in  der  Ebene 
des  Halbkreises  dient  zur 
Messung  von  Höhenwinkeln, 
das  andere  kreuzt  die  Dreh- 
ungsaxe  der  Bussole.  Dieses 
Instrument  ist  ein  Theodolit 
einfachster  Art.  Ein  weiteres 
Instrument  von  Andreas  Wolf 
in  München  aus  der  zweiten 
Hälfte  des  18.  Jahrhunderts 
kann  als  Feldbussole  und  als 
Hängekompaß  für  berg- 
männische Zwecke  benützt 
werden. 

Die  Diopter  an  den  Feld- 
bussolen haben  eine  feste 
Stellung  zum  Instrument,  es 
muß  deshalb  bei  der  Winkel- 
messung das  ganze  Instru- 
ment unter  der  Nordnadel  gedreht  werden  und  die  verschiedenen 
Ablesungen  geben  unmittelbar  die  Neigung  der  Visierlinien  gegen 
den  Meridian,  durch  Subtraktion  die  Größe  der  Winkel  an.  Eine 
Angabe  der  Deklination  der  Nordnadel  findet  sich  auf  unseren  Feld- 
bussolen nicht. 

Die  Bussoleninstrumente,  bei  welchen  die  Ablesung  unmittelbar 
durch  Beobachtung  des  Standes  der  Bussole  gemacht  wird,  haben  schon 
wegen  ihrer  kleinen  Dimensionen  nur  eine  geringe  Genauigkeit.  Die 
Genauigkeit  der  Teilung  nahm,  solange  man  die  modernen  Hilfsmittel 
nicht  kannte,  mit  der  Größe  des  Teilkreises  zu;  große  Instrumente  er- 
möglichten also  auch  genaue  Beobachtungen.  Tycho  Brahes  Mauer- 
quadranten mit  fünf  Ellen  Radius  waren  in  Grade,  Minuten  und 
Sechstelminuten  geteilt,  so  daß  Winkel  von  10"  noch  direkt  abge- 
lesen, solche  von  5"  noch  geschätzt  werden  konnten.  Es  lag  nahe, 
Instrumente  mit  größerem  Teilkreis  als  dem  der  Bussolen  und  mit 
beweglicher  Alhidade  auch  in  der  Feldmeßkunst  zu  verwenden. 
Man   nannte   sie   Scheibeninstrumente    oder  Graphometra.      Da    bei 


Fi".  2.    Feldbussole  aus  dem  18.  Jahrhundert. 


—     25     — 

der  Messung  im  Gelände  sowohl  spitze  als  stumpfe  Winkel  zu 
messen  sind,  wurden  statt  der  Quadranten  Halbkreise  oder  Voll- 
kreise geteilt  und  die  Instrumente  danach  halbe  oder  ganze  Scheiben- 
instrumente genannt. 

Die  Scheibeninstrumente  bestehen  aus  einem  Teilkreis  mit 
einem  dem  Anfang  der  Teilung  entsprechenden  feststehenden  und 
einem  drehbaren  Diopter,  dessen  Sehaxe  die  Drehungsaxe  schneidet. 
Die  Messung  eines  Winkels  geschieht  in  der  Weise,  daß  das  Instru- 
ment mit  seinem  Mittelpunkt  im  Scheitel  des  Winkels  aufgestellt 
wird.  Das  feststehende  Diopter  wird  auf  einen  Winkelschenkel  ein- 
visiert und  festgestellt,  dann  wird  die  Alhidade  so  lange  gedreht,  bis 
sie  die  Richtung  des  anderen  Schenkels  hat.  Nun  kann  die  Größe 
des  Winkels  auf  dem  Limbus  unmittelbar  abgelesen  werden.  Ist 
das  Instrument  mit  einer  Bussole  versehen,  so  läßt  sich,  da  das  fest- 
stehende Diopter  entweder  parallel  oder  senkrecht  zur  Südnord- 
richtung steht,  auch  die  Himmelsrichtung  der  Visierlinien  sofort  be- 
stimmen. 

Das  Bestreben  der  alten  Instrumentenmacher,  eine  möglichst 
vielseitige  Verwendbarkeit  ihrer  Instrumente  zu  erzielen,  führte  da- 
hin, daß  auf  dem  Limbus  oder  auf  der  Fläche  der  Scheibe  noch 
andere  Teilungen  angebracht  wurden.  Zuweilen  sind  die  Instru- 
mente auch  so  eingerichtet,  daß  die  Scheibe  senkrecht  gestellt 
werden  und  zur  Messung  von  vertikalen  Winkeln  verwendet  werden 
konnte.  Die  weitere  Entwickelung  bewirkte,  daß  außer  dem  hori- 
zontalen auch  ein  vertikaler  Teilkreis  eingeführt  wurde.  Solche 
Instrumente  sind  keine  Scheibeninstrumente  mehr,  sondern  im 
Prinzip  Theodolite,  wenn  auch  von  einfachster  Form  und  Kon- 
struktion. 

Das  Germanische  Museum  besitzt  neun  Scheibeninstrumente 
teils  mit  Halbkreis,  teils  mit  Vollkreis,  aus  dem  17.  und  18.  Jahr- 
hundert und  eines  mit  Fernrohr  aus  dem  19.  Jahrhundert.  Es  ge- 
nügt, wenn  ich  eines  kurz  bespreche.  Es  ist  im  17.  Jahrhundert  von 
Franciscus  Fiebig  gefertigt  und  ausgezeichnet  durch  die  Schönheit 
der  Form  und  die  Sorgfalt  der  Ausführung  (Fig.  3).  Auf  dem  mittleren 
Kreis  steht  eine  Bussole  mit  Gradteilung  und  Angabe  der  32  Winde. 
An  den  vier  Enden  der  Hauptdurchmesser  und  an  der  Alhidade 
sind  Diopter  angebracht.  Der  Limbus  trägt  drei  Teilungen.  Der 
äußere  Kreis  ist  in  360  Grade  und  jeder  Grad  in  6  Teile  geteilt, 
so  daß  eine  direkte  Ablesung  auf  10  Bogenminuten  möglich  ist,  bei 
genauer  Beobachtung  kann  man  schätzungsweise  auf  5  Minuten 
kommen.     Die  Teilung  ist  von  rechts  nach  links  und  von  links  nach 


—     26       - 

rechts  numeriert.  Die  Anfänge  beider  Numerierungen  stehen  um  15" 
voneinander  ab,  weil  die  Ablesung  nicht  in  der  Axe  des  Diopters, 
sondern  an  den  Kanten  der  Regel  geschieht,  welche  um  7V2"  von 
der  Visierlinie  abstehen.  Der  innere  Kreis  ist  in  den  vier  Qua- 
dranten mit  einer  Skala  zu  Höhenmessungen,  einer  Übertragung  des 
geometrischen  Quadrats   auf   den    Kreis   versehen.     Jeder   Quadrant 


Fig.  3.    Scheibeninstriimeiit  von  Franciscus  Fiebig. 

ist  in  zweimal  100  gegen  die  Mitte  abnehmende  Teile  geteilt,  ent- 
sprechend der  umbra  recta  und  umbra  versa  des  geometrischen 
Quadrats.  Zwischen  beiden  Teilungen  ist,  auf  die  vier  Quadranten 
verteilt,  die  Größe  der  trigonometrischen  Funktionen  Sinus,  Tan- 
gente, Secante  und  Sagitta  =  Sinus  versus  in  der  Weise  dargestellt,  daß 
man  von  jedem  Bogen  die  Größe  der  ihm  entsprechenden  Funktion 
ablesen  kann.  Hiebei  ist  der  Radius  gleich  1000  gesetzt.  Das  In- 
strument ist  zunächst  zu  Winkelmessungen  bestimmt,  kann  aber  auch 
zur  Berechnung  von  Höhen  oder  horizontalen  Längen  verwendet 
werden. 


—     27     — 

Hiezu  dienen  entweder  die  trigonometrischen  Funi<tionen  oder  das 
geometrische  Quadrat.  Den  trigonometrischen  Funktionen  ist  es  eigen, 
daß  einer  gleichen  Zunahme  des  Winkels  nicht  eine  gleiche  Zu- 
nahme oder  Abnahme  der  Funktionen  entspricht,  diese  ändern  sich 
vielmehr  progressiv.  Ihre  Übertragung  auf  eine  Skala  gibt  daher 
ungleiche  Teile  und  ist  selten  ausgeführt  worden.  Um  aber  eine 
gleichmäßig  fortschreitende  Skala  zu  gewinnen,  aus  der  man  durch 
eine    einfache   Proportionsrechnung    Längen   oder    Höhen    ermitteln 


Fg.  4.     Messung  mit  dem  geometrischen  Quadrat. 

kann,  genügt  es,  ein  rechtwinkliges  Dreieck  mit  beweglicher  Hypo- 
tenuse zu  konstruieren  und  die  beiden  Katheten  nach  gleichem  Maß- 
stab zu  teilen.  Auf  einem  solchen  Instrument  kann  man  dadurch, 
daß  man  die  Hypotenuse  um  den  einen  Endpunkt  dreht,  ein  dem 
zu  messenden  ähnliches  Dreieck  herstellen  und  erhält  durch  Messung 
einer  Kathete  des  aufzunehmenden  Dreiecks  die  zum  Ansatz  einer 
Proportionsrechnung  nötigen  Stücke  (Fig.  4).  Diesen  Gedanken  hat  schon 
Ptolemaeus  der  Konstruktion  seines  Triquetrum  zu  Grunde  gelegt. 
Die  Skalen  der  umbra  recta  und  umbra  versa,  d.  i.  der  Katheten 
des  rechtwinkligen  Dreiecks  finden  sich  schon  auf  Astrolabien  des 
13.  und  14.  Jahrhunderts,  ihre  Bezeichnung  als  umbra  weist  auf 
einen  gnomonischen  Ursprung  des  Instrumentes.     Das  geometrische 


-     28     - 

Quadrat  ist  eine  quadratische  Scheibe,  auf  welcher  zwei  zusammen- 
stoßende Seiten  in  12  oder  in  100  gleiche  Teile  geteilt  sind.  Die 
Teilungslinien  gehen  von  der  gegenüberliegenden  Ecke  aus,  treffen 
also  unter  verschiedenen  Winkeln  auf  die  geteilten  Seiten,  die  beiden 
anderen  Seiten,  welche  mit  ihrer  ganzen  Länge  in  Rechnung  kom- 
men, können  ungeteilt  bleiben.  Zum  Visieren  muß  eine  Diopterregel 
angebracht  werden,  die  sich  um  den  Eckpunkt  dreht,  von  welchem 
die  Teilung  der  gegenüberliegenden  Seiten  ausgeht.  Eine  solche 
Regel  ist  jedoch  außer  bei  den  Astrolabien  nicht  immer  vorhanden, 
ja  sie  dürfte  überhaupt  nicht  zur  ursprünglichen  Einrichtung  des 
Instruments  gedient  haben,  es  sind  vielmehr  bei  den  meisten  älteren 
Instrumenten  an  einer  der  ungeteilten  Seiten  Diopter  angebracht. 
Diese  Instrumente  sind  nur  zur  Messung  von  Höhen  verwendbar. 
Soll  mit  diesen  Instrumenten  gemessen  werden,  so  wird  das  ganze 
Quadrat  so  lange  gedreht,  bis  die  Seite  mit  dem  Diopter  in  der 
Richtung  der  Visierlinie  steht.  Die  Neigung  wird  durch  ein  Pendel 
angegeben,  das  in  der  der  Teilung  gegenüberliegenden  Ecke  aufge- 
hängt ist.  Die  Seiten  des  Quadrats  mit  beweglicher  Diopterregel 
stehen  horizontal  und  vertikal,  die  normale  Stellung  des  Quadrats 
mit  festem  Diopter  ist  über  Eck,  und  es  wird  bei  den  Messungen 
in  positiver  oder  negativer  Richtung  aus  dieser  Stellung  gedreht. 
Eine  einfache  Überlegung  zeigt,  daß  die  Teilung  der  umbra  recta 
und  umbra  versa  auf  den  Kreis  übertragen  werden  kann.  Schlägt 
man  vom  Ausgangspunkt  der  Teilungslinien  aus  einen  Viertelskreis, 
welcher  diese  Linien  durchschneidet,  so  wird  dieser  in  eine  der 
Teilung  der  Seiten  entsprechende  Anzahl  von  Teilen  geteilt,  welche 
von  beiden  Enden  gegen  die  Diagonale  zu  kleiner  werden. 

Die  Messung  mit  dem  geometrischen  Quadrat  setzt  voraus,  daß 
man  eine  Standlinie  hat,  auf  welcher  eine  Visierlinie  senkrecht  steht. 
Das  ist  nicht  immer  zu  erreichen.  Der  Gedanke,  Instrumente  zu 
konstruieren,  welche  der  Messung  ein  beliebiges  Dreieck  zu  Grunde 
legen,  lag  nahe  und  wurde  im  16.  Jahrhundert  ausgeführt.  Man 
nennt  solche  Instrumente  Distanzmesser  oder  Tachometer.  Die  ein- 
fachste Art  besteht  aus  einer  Regel,  an  deren  Anfang  ein  Teilkreis 
oder  Halbkreis  steht,  um  dessen  Mittelpunkt  sich  eine  zweite  Regel 
dreht,  während  ein  zweiter  Teilkreis  mit  drehbarer  Regel  an  einem 
Schlitten  auf  der  festen  Regel  gleitet. 

Das  Meßverfahren  besteht  nun  darin,  daß  mit  den  drei  Regeln 
ein  Dreieck  hergestellt  wird,  das  dem  im  Gelände  ähnlich  ist  (Fig.  5). 
Um  die  Entfernung  eines  Punktes  zu  ermitteln,  wird  eine  Standlinie 
gemessen  und  der  Abstand  der  Drehpunkte  auf  dem  Instrument  zur 


29 


Länge  der  Standlinie  in  ein  einfaches  Verhältnis  gesetzt.  Alsdann 
wird  es  erst  am  einen  und^dann  am  anderen  Ende  der  Standlinie  so 
aufgestellt,  daß  die  feste  Regel  deren  Richtung  hat,  und  vom  rechten 
Ende  die  rechte,  vom  linken  Ende  die  linke  drehbare  Regel  auf  den 
Punkt  einvisiert  und  festgestellt.  Die  drei  Regeln  bilden  nun  ein 
Dreieck,    das    dem    im  Gelände    ähnlich    ist  und    der  Abstand   des 


Fig  5.    Distanzmessung  durch  ähnliche  Dreiecke. 

Punktes  von  den  Endpunkten  der  Standlinie  kann  entweder  auf  dem 
Instrument  direkt  abgelesen  oder  durch  eine  einfache  Proportions- 
rechnung gefunden  werden.  Wir  haben  solche  Instrumente  von 
Joachim  Kreich  in  Weimar  1599  (Fig.  6)  und  von  Leonhard  Zübler. 

Schon  im  16.  Jahrhundert  wurden  Spiegel  zu  Winkelmessungen 
verwendet.  Da  wir  Spiegelinstrumente  aus  alter  Zeit  nicht  besitzen, 
müssen  sie  hier  übergangen  werden. 

Es  ist  möglich,  gleich  im  Gelände  eine  verjüngte  Zeichnung 
beliebiger  Flächen  aufzunehmen.  Das  Instrument  für  diese  Auf- 
nahmen ist  der  Meßtisch.  Er  soll  im  späteren  lö.  Jahrhundert  von 
Johannes  Praetorius  erfunden  sein.  Kann  man  von  einer  beliebigen 
Fläche  im  Gelände  eine  Seite  messen,  so  stellt  man  über  dem  einen  Ende 


—     30     — 

ein  horizontales  Zeichenbrett  auf,  das  mittels  einer  Bussole  orientiert 
ist.  Zieht  man  nun  von  dem  über  dem  Ende  der  Grundlinie  ge- 
legenen Punkte  auf  dem  Zeichnungsblatt  die  Sehstrahlen  nach  den 
Eckpunkten  der  Fläche,  trägt  man  auf  dem  der  Grundlinie  ent- 
sprechenden Strahl  deren  Länge  in  der  beabsichtigten  Verjüngung 
auf  und  stellt  nun  den  orientierten  Meßtisch  an  dem  anderen  Ende 
der„ Grundlinie  auf,  so  kann  hier  das  gleiche  Verfahren  wiederholt 
werden.     Die  Schnittpunkte  der  nach  den  einzelnen  Ecken  gezogenen 


Fig.  6.    Distanzmesser  von  Joachim  Kreich. 

Sehstrahlen  liegen  so,  daß  ihre  Verbindung  das  verjüngte  Bild  der 
Fläche  ergibt  (Fig.  7).  Wir  haben  nur  einen  vollständigen  Meßtisch  von 
Brander  und  Göschel  in  Augsburg.  Ein  interessantes  Instrument  von 
Andreas  Albrecht  1625,  das  als  Kombination  der  Feldbussole  mit 
dem  Meßtisch  angesehen  werden  kann,  gestattet  nur  die  graphische 
Aufnahme  von  Winkeln,  nicht  die  von  Flächen. 

II.  Instrumente  zur  geographischen  Ortsbestimmung  durch  Beobachtung 

der  Himmelskörper, 

Die  Instrumente,  welche  hier  zu  betrachten^sind,  können  eben- 
sowohl dazu  benutzt  werden,  aus  dem  bekannten  Ort  eines  Sternes 
die  geographische  Lage  des  Beobachtungspunktes  zu  bestimmen,  als 


-    31     — 

von  einer  nach  ihrer  Länge  und  Breite  bestimmten  Station  aus  den 
Ort  eines  Sternes  festzustellen.  Es  kommen  also  hier  alle  alten  astro- 
nomischen Instrumente  in  Betracht.  Unsere  Sammlung  ist  daran  nicht 
reich,  besitzt  aber  schöne  Instrumente  von  Johannes  Praetorius. 

Die  astronomischen  Beobachtungen  können  auf  drei  ver- 
schiedene Grundflächen  bezogen  werden,  auf  den  Horizont  des 
Beobachters,    auf   die  Ebene    der  Ekliptik    und   auf   die  Ebene    des 


s^^^s.. 


Fio-.  /.    Aufnalime  mit  dem  Meßtisch. 


Äquators.  Nur  bei  der  ersten  Art  der  Beobachtung  kann  in  unseren 
Breiten  das  Instrument  in  die  Grundebene  selbst  verlegt  werden,  bei 
den  beiden  anderen  geht  die  Beobachtung  von  einer  der  Ekliptik 
oder  dem  Äquator  parallelen  Ebene  aus. 

Für  den  naiven  Beobachter  ist  der  eigene  Horizont  die  natür- 
liche Grundlage  der  astronomischen  Ortsbestimmungen.  Auf  dieser 
Grundlage  waren  die  ältesten  astronomischen  Instrumente  aufgebaut, 
auf  ihr  stehen  noch  heute  die  Theodolite  und  Universalinstrumente, 
welche  zu  geographischen  Ortsbestimmungen  dienen.  In  der  frühesten 
Zeit  werden  die  Winkel  durch  Dreiecke  bestimmt,  die  direkte 
Winkelmessung  tritt  erst  später  ein,  war  aber  schon  im  Altertum 
bekannt. 


—     32     — 

Das  einfachste  und  älteste  Instrument  war  der  ünomon,  ein 
vertikaler  Stab  oder  eine  Säule,  welche  ihren  Schatten  auf  eine 
horizontale  Ebene  warf.  Der  kürzeste  Schatten  ergab  den  wahren 
Mittag  des  Ortes  und  die  Richtung  des  Meridians,  das  Maximum 
und  Minimum  der  Sonnenhöhe  die  Solstitien,  die  halbe  Summe  von 
Maximum  und  Minimum  die  Äquatorhöhe,  ihre  halbe  Differenz  die 
Lage  der  Ekliptik.  Onomone  sind  feststehende  Instrumente,  man 
sieht  sie  in  sehr  veränderter  Gestalt  noch  heute  in  einigen  italienischen 
Kirchen.  Im  16.  Jahrhundert  wurde  das  Prinzip  des  Onomon  zuweilen 
auf  bewegliche  Sonnenuhren  angewandt.  Der  Gnomon,  als  Instru- 
ment, das  mit  dem  Schatten  operiert,  konnte  zu  Beobachtungen  des 
Standes  der  Sonne  und  etwa  noch  des  Mondes,  nicht  aber  zu  Stern- 
beobachtungen gebraucht  werden.  Ein  anderes  Instrument,  das  gleich- 
falls vom  Horizont  des  Beobachters  und  vom  rechtwinkligen  Drei- 
eck ausgeht,  ist  das  geometrische  Quadrat,  das  schon  bei  den  In- 
strumenten zur  Landaufnahme  besprochen  ist.  Es  findet  sich  oft 
auf  der  Rückseite  von  Astrolabien  und  an  den  Rändern  von  Qua- 
dranten, ist  aber  im  Grunde  zur  Bestimmung  von  Sternhöhen  wenig 
geeignet.  Für  alle  Bestimmungen  von  Sternörtern  ist  die  Winkel- 
messung das  bessere  und  genauere  Verfahren.  Geht  der  Beobachter 
dabei  von  seinem  Horizont  aus,  so  wird  der  senkrechte  Winkel  oder 
Bogen  (Höhenkreis),  der  dem  Abstand  des  Sternes  vom  Horizont  ent- 
spricht, als  Höhe  des  Sterns,  der  Winkel  des  Höhenkreises  gegen  den 
Meridian  als  dessen  Azimut  bezeichnet.  Werden  die  Messungen  von  der 
Ebene  des  Himmelsäquators  aus  vorgenommen,  so  heißt  der  Bogen 
zwischen  der  Ebene  des  Äquators  und  dem  Stern  Deklination  und 
der  Winkel  des  Deklinationskreises  mit  dem  Meridian  Stunden winkel; 
der  Abstand  des  Deklinationskreises  von  dem  Frühlingspunkt,  d.  i. 
dem  Schnittpunkt  des  Äquators  mit  der  Ekliptik  wird  als  die 
Rektaszension  des  Sterns  bezeichnet.  Geht  man  endlich  von  der 
Ebene  der  Ekliptik  aus,  so  wird  der  Abstand  von  dieser  auf  einen 
Kreis  gemessen,  der  durch  die  Pole  der  Ekliptik  geht.  Der  Bogen 
zwischen  der  Ekliptik  und  dem  Stern  heißt  dessen  Breite,  der  Abstand 
des  Breitenkreises  vom  Frühlingspunkt  seine  Länge.  Diese  beiden 
Koordinaten  sind  für  die  Fixsterne  konstant. 

Zur  Bestimmung  der  Horizontalkoordinaten  haben  wir  heute 
in  den  Theodoliten  und  Universalinstrumenten  Hilfsmittel,  welche 
eine  große  Genauigkeit  der  Einstellung  ermöglichen.  Da  sie  ohne 
Mühe  an  jedem  Ort  aufgestellt  werden  können,  sind  sie  unentbehr- 
liche Werkzeuge  für  Forschungsreisende  geworden.  Der  Grund- 
gedanke dieser  Instrumente,  die  Kombination    des    Horizontalkreises 


—     33     — 

mit  dem  Vertikalkreis,  ist  alt  und  war  wohl  schon  den  Arabern 
bekannt.  Tycho  Brahe  hat  ihn  bei  seinen  Quadranten  angewandt 
Wir  haben  einen  drehbaren  Azimutalquadranten.  Er  hat  einen 
Radius  von  62,5  cm  und  gestattet  eine  direkte  Ablesung  von  2  Minuten. 
Aber  trotz  seiner  kleinen  Abmessungen  ist  er  nicht  als  ein  trag- 
bares Instrument  zu  betrachten.  Ein  solches,  das  als  Scheibeninstru- 
ment mit  aufgesetztem  Vertikalkreis  zu  betrachten  ist,  habe  ich  oben 
erwähnt,  es  ist  ein  Theodolit  ohne  Fernrohr.  Es  ist  aus  dem  18.  Jahr- 
hundert. Die  Erfindung  hat  Leonhard  Digges  um  1570  gemacht, 
er  hat  dem  Instrument  auch  den  Namen  Theodolit  gegeben.  Die 
großen,  feststehenden  oder  wenigstens  fest  aufgestellten  Quadranten 
und  Oktanten,  welche  weniger  geographischen,  als  astronomischen 
Zwecken  dienten  und  bis  ins  18.  Jahrhundert  in  Gebrauch  waren, 
sollen^  hier  nicht  näher  besprochen  werden.  Wir  haben  drei 
Quadranten  und  zwei  Sextanten. 

Dagegen  müssen  die  Armillarsphären  und  die  aus  ihnen  ab- 
geleiteten Instrumente  erwähnt  werden. 

Die  Armillarsphäre  war  schon  im  Altertum  bekannt,  die 
Astronomen  der  alexandrinischen  Schule  haben  sie  angewandt.  Regio- 
montanus  hat  sie  nach  den  Angaben  des  Ptolemaeus  rekonstruiert, 
wesentlich  vervollkommnet  hat  sie  Tycho  Brahe.  Die  Armillarsphäre. 
ist  ein  System  von  konzentrischen  Ringen  (Kreisen),  welche  in  ver- 
schiedenen Ebenen  liegen  und  gegeneinander  gedreht  werden  können. 
Die  Drehungsaxe  ist  entweder  der  Weltaxe  oder  der  Axe  der  Ekliptik 
parallel  und  man  nennt  danach  die  Instrumente  äquatoriale  oder 
ekliptikale  (zodiakale)  Armillarsphären.  Die  Beobachtung  geht  vom 
Mittelpunkte  des  Systems  aus,  da  sie  aber  hier  nicht  angestellt 
werden  können,  so  muß  beobachtet  werden,  daß  die  Visierlinien 
durch  den  Mittelpunkt  gehen. 

Das  Gestell,  auf  welchem  das  Instrument  ruht,  trägt  einen 
vertikalen  Kreis,  der  dem  Meridian  entspricht  und  bei  der  Beobach- 
tung in  die  Meridianebene  gebracht  werden  muß.  Die  Teilung  der 
vier  Quadranten  geht  vom  Aequator  nach  den  Polen.  Durch  die 
Pole  geht  die  Axe,  um  welche  sich  das  System  dreht.  Ihre 
Neigung  gegen  den  Horizont  wird  durch  ein  Lot  bestimmt,  das 
in  dem  der  Breite  des  Pols  entsprechenden  Punkte  des  Meridians 
(Zenit)  aufgehängt  ist.  Sie  hat  in  der  Mitte  ein  Visier.  Die  Axe  trägt 
einen  ungeteilten  Ring,  auf  welchem  senkrecht  der  Äquator  be- 
festigt ist.  Ist  der  Äquator  nicht  drehbar,  so  ist  er  unmittelbar  am 
Meridian  befestigt.  Er  hat  Grad-  und  Stundenteilung  und  zwei 
Diopter.     Auf   der  Axe   ist   auch    der   Deklinationskreis   angebracht, 

3 


-     34     — 

dessen  Ebene  auf  der  des  Aequators  senkrecht  steht;  auch  er  hat 
zwei  Diopter.  Die  Teilung  der  Quadranten  geht  vom  Aequator  aus. 
Bei  der  Beobachtung  wird  der  DekHnationskreis  nach  dem  Stern 
gerichtet  und  durch  die  Diopter  einvisiert.  Die  Stellung  der  Diopter 
ergibt  die  Deklination,  der  Bogen  zwischen  dem  Deklinationskreis 
und  der  Südseite  des  Meridians  den  Stundenwinkel.  Die  Rektas- 
zension  kann  nur  durch  Vergleichung  mit  der  bekannten  Rektaszension 
eines  anderen  Sterns  gefunden  werden. 

Die  Konstruktion  der  ekliptikalen  Armillarsphäre  ist  ganz  ähn- 
lich, doch  ist  hier  eine  weitere  Axe  vorhanden.  Der  Meridian  trägt 
mittels  zweier  der  Richtung  der  Weltaxe  entsprechenden  Zapfen 
einen  drehbaren  Ring,  in  welchem  gegen  die  erste  um  23  V»"  ge- 
neigt die  Axe  der  Ekliptik  ruht,  auf  der  gleichen  Axe  steht  der  Breiten- 
kreis, während  der  in  der  Ebene  der  Ekliptik  parallele  Längenkreis 
von  dem  drehbaren  Ring  getragen  wird. 

Wir  haben  nur  eine  kleine,  in  freier  Hand  zu  haltende  Armil- 
larsphäre. 

Von  den  zu  Beobachtungen  am  Himmel  bestimmten  Armillar- 
sphären  unterscheiden  sich  die  Instrumente,  welche  nur  die  gegen- 
seitige Lage  der  verschiedenen  Kreise  am  Himmel  veranschaulichen. 
Wir  haben  deren  mehrere;  eine  derselben,  welche  von  der  Bronze- 
figur des  Atlas  getragen  wird  (16./17.  Jahrhundert)  ist  dekorativ 
sehr  wirksam.  Interessant  ist  ein  Holzmodell,  das  die  verschiedenen 
Systeme  kombiniert. 

Selbstverständlich  finden  wir  die  Kreise  auch  auf  den  Himmels- 
globen, an  welchen  unsere  Sammlung  ziemlich  reich  ist.  Ich  er- 
wähne den  großen  Globus  von  Stöffler,  der  nach  seiner  Inschrift 
1493  angefertigt  ist.  Die  schönen  Malereien  weisen  freilich  auf  eine 
etwas  spätere  Zeit.  Ein  hervorragendes  Prachtstück  ist  der  Himmels- 
globus von  Praetorius  vom  Jahre  1566.  Er  ist  aus  Messing  gefertigt, 
reich  graviert  und  vergoldet.  Kurz  erwähnt  seien  zwei  weitere, 
welche  von  Atlanten  getragen  werden,  der  eine,  eine  französische 
Arbeit,  ist  aus  dem  ^17.  Jahrhundert,  der  andere  von  Michael  Caucigh 
S.  J.  entworfen  und  von  J.  Becker  graviert,  ist  vom  Jahre  1726. 

Kehren  wir  nach  dieser  Abschweifung  zu  den  Beobachtungs- 
instrumenten zurück.  Die  Kreise  der  Armillarsphäre  sind  konzentrisch 
angeordnet.  Dies  ist  jedoch  nicht  nötig,  es  genügt,  wenn  die  Ebenen, 
auf  welchen  die  Kreise  verzeichnet  sind,  in  die  richtige  Lage  gegen 
den  Himmel  gebracht  werden  können.  Ein  solches  Instrument  ist 
das  Torquetum.  Es  wird  gewöhnlich  dem  Apian  zugeschrieben, 
doch   soll   seine  Erfindung  von  Regiomontanus  gemacht  sein.     Wir 


—     35     — 

haben  ein  außerordentlich  prächtig  ausgestattetes Torquetum  (Fig,8)  von 
Praetorius.  Es  hat  eine  quadratische  Basis,  welche  horizontal  gestellt 
und  mit  einer  Bussole  orientiert  wird.  An  ihrer  Nordseite  ist  dreh- 
bar die  Aequatorebene  befestigt,  welche  durch  zwei  Bogen  in  der 
Aequatorhöhe  des  Beobachtungsortes  festgestellt  werden  kann.  Auf 
dieser  Ebene  ist  ein  Kreis  mit  Stunden-  und  Gradteilung  eingraviert. 


Fig.  8.  Torquetum  von  Johannes  Praetorius. 

Parallel  zu  ihr  dreht  sich  konzentrisch  eine  kreisförmige  Scheibe  mit 
Zodiakalteilung.  Auf  ihr  ruht  in  fester  Neigung  von  2372"  ein 
gleichgroßer  Kreis,  die  Ekliptik  mit  Zodiakal-  und  Monatsteilung. 
Um  den  Mittelpunkt  dreht  sich  eine  Diopterregel,  senkrecht  auf  ihr 
steht  der  Breitenkreis,  der  sich  mit  ihr  dreht.  Er  hat  Gradteilung. 
Auch  er  ist  mit  einer  Diopterregel  versehen.  An  der  Spitze  der 
Diopter  ist  ein  Halbkreis  mit  einem  Lot  angebracht,  das  die  Neigung 
der  Regel  gegen  den  Zenith  angibt.  Alle  Flächen  sind  mit  bild- 
lichen Darstellungen  geschmückt.  Die  Beobachtung  wird  ähnlich 
ausgeführt   wie    mit  der  Armillarsphäre.     Das  Torquetum    kann  nur 


—     se- 
in kleinem  Maßstab  ausgefülirt  werden,  weil  es  bei  großer  Aequator- 
höhe  leicht  das  Übergewicht  bekommt  und   umkippt;    es   gewährt 
keine  große  Genauigkeit. 

Ein  sehr  altes  Instrument  zur  Bestimmung  der  Höhe  der  Sonne 
oder  der  Sterne   ist  das  von  Hipparch  erfundene  Astrolabium.     Es 
gestattet   außer  der   Höhenmessung   auch   Zeitbestimmungen.     Das 
Astrolabium  ist  eine  kreisförmige  Scheibe,  welche  auf  beiden  Seiten 
verschiedenartige  Teilungen  trägt.   Auf  der  Vorderseite  ist  der  Limbus 
gewöhnlich  im  äußeren  Kreis  in  Stunden,  im  inneren  in  Grade  ge- 
teilt.    Die  Kreisfläche  innerhalb  des  Limbus  zeigt  die  Himmelskreise 
in  stcreographischer  Projektion,  entsprechend  der  Polhöhe,  für  welche 
die  Scheibe   bestimmt  ist.     Gewöhnlich  ist  der  Limbus  erhaben,  so 
daß  in  den  inneren  Teil  mehrere  aufeinander  liegende  Planscheiben 
eingelegt  werden  können,  deren  Zeichnung  verschiedenen  Polhöhen 
entspricht.     Im  Mittelpunkt  des  Kreises  ist  der  Pol,  um  ihn  konzen- 
trisch  die  Wendekreise   und  der  Aequator.    Auf  der  durch  den  Pol 
gehenden  Vertikalen  liegt  oben  der  Zenith,   um  welchen  in    stereo- 
graphischer Projektion   die  Kreise   gleicher   Höhe   (Almukantharate) 
gezogen   sind   und  von  dem  die  Vertikalkreise  ausgehen.     Sein  Ab- 
stand  vom    Pol   entspricht   der   Polhöhe.     Unterhalb   des   Poles   im 
Schnittpunkt    der  Vertikalen    mit  dem   Horizont   liegt   der   Pol   der 
Ekliptik,  um.  den  sich  die  zugehörigen  Linien  gruppieren.    Über  dem 
Planisphärium    liegt,    um    den    Pol    drehbar,    eine    durchbrochene 
Scheibe,   das   Rete.     Sie   enthält  zunächst  die    Ekliptik,   einen  Kreis 
dessen  Mittelpunkt,  bei  der  Anfangsstellung  mit  dem  Pol  der  Ekliptik 
auf  dem  Planisphärium  zusammenfällt  und  dessen  Radius  gleich  dem 
Abstände  des  Pols  der  Ekliptik  vom  Wendekreis  des  Steinbocks  auf 
dem  Planisphärium   ist.     Sie   ist  zodiakal  mit  Angabe  der  einzelnen 
Grade   geteilt.     Ferner  sind   auf  dem  Rete  die  größeren  Sterne  an- 
gegeben, wie   auf  einer  Sternkarte.     Um   den  Pol   dreht   sich   dann 
noch  eine  bewegliche  Regel. 

Die  Rückseite  trägt  verschiedene  konzentrische  Kreise.  Der 
äußerste  hat  Gradteilung,  die  von  der  Horizontalen  aus  durch  die 
einzelnen  Quadranten  geht.  Es  folgt  die  Zodiakalteilung  nach  Stern- 
bildern und  Graden  und  endlich  die  Monatsteilung  mit  Angabe  der 
Tage.  Auf  der  inneren  Fläche  findet  sich  gewöhnlich  ein  geome- 
metrisches  Quadrat  und  eine  vertikale  Sonnenuhr.  Um  den  Mittel- 
punkt dreht  sich  ein  Diopter. 

Die  Sonnenhöhe  wird  am  Gradbogen  direkt  nach  der  Stellung 
der  Diopterregel  abgelesen,  die  Sonnenlänge  ergibt  sich  dadurch, 
daß  man  die   Regel  auf  den  Tag  einstellt  und   dann   im  Zodiakus 


—     37 


Fig.  9.    Astrolabium  von  Johannes  Praetorius. 


-     38     - 

abliest.  Nun  läßt  sich  das  Instrument  auch  zur  Bestimmung  der 
Stunde  gebrauchen  und  zwar  in  folgender  Weise.  Man  sucht  auf 
der  Ekliptik  des  Rete  den  für  die  Sonnenlänge  gefundenen  Punkt 
und  unter  den  Almukantharaten  den  der  Höhe  entsprechenden. 
Dreht  man  nun  das  Rete  so  lange,  bis  der  der  Länge  entsprechende 
Punkt  der  Ekliptik  den  Almukantharat  trifft  und  führt  die  Regel 
durch  diesen  Punkt,  so  gibt  sie  auf  dem  Stunden  kreis  die  Tages- 
zeit der  Beobachtung  an. 

Auch  Höhenmessungen  können  mit  dem  Astrolabium  ausgeführt 
werden.  Wir  haben  zahlreiche  Astrolabien,  zum  Teil  aus  sehr  früher 
Zeit.  Eines  wird  als  Arbeit  Regiomontans  bezeichnet.  Das  schönste 
ist  von  Praetorius  (Fig.  9). 

Ganz  kurz  sei  hier  noch  auf  den  Quadranten  von  Praetorius 
aus  dem  Jahre  1571  hingewiesen.  Es  ist  eine  quadratische  Scheibe 
von  528  mm  Seitenlänge,  welche  an  einem  Gestell  so  befestigt  ist, 
daß  sie  sich  in  einer  vertikalen  Ebene  drehen  läßt.  Innerhalb  der 
Ränder  ist  von  der  oberen  Ecke  als  Mittelpunkt  ein  Quadrant  ge- 
schlagen, der  die  beiden  seitlichen  Ecken  verbindet.  Er  hat  in  vier 
Limben  eine  Teilung  von  5  zu  5  Grad,  welche  links  beginnend  bis 
90**  geht,  dann  rückläufig  die  Ziffern  für  den  zweiten,  rechtsläufig 
die  für  den  dritten  und  rückläufig  die  für  den  vierten  Quadranten 
enthält.  Der  erste  Quadrant  ist  ferner  in  Grade  und  jeder  Grad  in 
6  Teile  zu  10  Minuten  geteilt.  Konzentrisch  zu  ihm  sind  auf  der 
Fläche  die  Wendekreise,  dann  vom  linken  Ende  des  Aequators  aus 
zu  den  Wendekreisen  laufend  die  Ekliptik  in  zwei  Armen  und  vom 
rechten  Ende  des  Aequators  aus  die  den  Aequatorhöhen  von  40  bis 
66**  entsprechenden  Horizonte.  Diese  Linien  werden  durch  die 
Stundenlinien  durchschnitten.  An  den  Rändern  sind  oben  links  die 
Deklinationen  angegeben,  die  rechte  Seite  ist  in  60  gleiche  Teile 
geteilt,  welche  als  Chorda  recta  und  Chorda  versa  bezeichnet  sind, 
auf  den  unteren  Seiten  sind  die  Skalen  der  umbra  recta  und  umbra 
versa  angegeben.  Die  rechte  obere  Seite  trägt  ein  festes  Diopter.  Im 
Mittelpunkt  des  Quadranten  (obere  Ecke)  ist  ein  Lot  angebracht  (Fig.lO). 

Die  Beobachtung  mit  dem  Instrument  ergibt  die  Höhe  der 
Sonne  oder  der  Sterne,  das  Instrument  ermöglicht  ferner  die  Be- 
stimmung der  Deklination.  Es  ist  mir  aber  nicht  gelungen,  den 
Übergang  von  der  Höhe  auf  die  Deklination  zu  finden. 

Da  die  geographische  Darstellung  in  dieser  Schrift  für  sich 
behandelt  wird,  sei  hier  nur  darauf  hingewiesen,  daß  wir  eine  statt- 
liche Reihe  interessanter  Globen  vom  15.  bis  ins  19.  Jahrhundert 
besitzen.      Die-  geschichtlich    interessantesten    sind    der  Globus   des 


—     39 


Martin  Behaim  von  1492,  der  des  Johann  Schöner  von  1520  und  der 
des  Praetorius  von  1566,  dessen  Bedeutung  vielleicht  mehr  auf  der 
künstlerischen,   als  auf  der   wissenschaftlichen    Seite   liegt,  der   aber 


Fig.  10.    Quadrant  von  Johannes  Praetorius. 

doch  als  ein  Werk  des  16.  Jahrhunderts  auch  für  die  Geschichte  der 
Erdkunde  von  Wert  ist. 

Zum  Schluß  sei  noch  auf  unsere  reichhaltige  Sammlung   von 
Sonnenuhren  hingewiesen.     Sehen   wir  alte   Instrumente  an,  so  ge- 


—     40     — 

wiiinen  wir  den  Eindruck,  daß  die  alten  Mathematiker  eine  wahre 
Leidenschaft  gehabt  haben  müssen,  die  Tageszeit  auf  gnomonischen 
Wege  zu  bestimmen.  Es  ist  kein  Zweifel,  daß  die  kleinen 
auf  eine  bestimmte  Polhöhe  eingerichteten  Instrumente  mit  horizon- 
talem und  vertikalem  Zifferblatt  vielfach  in  praktischem  Gebrauch 
waren,  solange  die  Räderuhren  selten  und  ungenau  waren;  aber 
als  wissenschaftliches  Spielzeug  blieben  sie  bis  in  die  erste  Hälfte 
des  19.  Jahrhunderts  beliebt.  Ja  sie  sind  da,  wo  die  astronomischen 
Hilfsmittel  zu  genauer  Zeitbestimmung  fehlen,  noch  heute  von  Wert. 
Die  Erfindung  der  kleinen  Sonnenuhren,  welche  mit  der  Magnetnadel 
orientiert  werden,  wird  Gerbert  von  Reims  (um  das  Jahr  1000)  zu- 
geschrieben; feste  Sonnenuhren  waren  schon  im  Altertum  bekannt. 
Da  sich  die  Erde  in  vierundzwanzig  Stunden  einmal  mit 
gleichbleibender  Winkelgeschwindigkeit  um  ihre  Axe  dreht,  lehrt  eine 
einfache  Überlegung,  daß  eine  zur  Erdaxe  parallele  Linie  auf  eine 
zum  Aequator  parallele  Ebene  einen  gleichmäßig  fortschreitenden 
Schatten  wirft,  der  auch  in  vierundzwanzig  Stunden  eine  volle  Um- 
drehung von  dem  Schnittpunkt  beider  ausführt.  Dies  ist  die  einfachste 
Gestalt  der  Sonnenuhr.  Man  nennt  die  zum  Aequator  parallele 
Fläche  das  Aequinoctialeund  das  Instrument  eine  aequinoctiale  Sonnen- 
uhr. Auf  dem  Aequinoctiale  nimmt  jede  Stunde  einen  Bogen  von 
15 ''  ein.  Die  Neigung  des  Instruments  gegen  den  Horizont  ist 
für  jede:  Polhöhe  verschieden,  die  Instrumente  sind  deshalb  ge- 
wöhnlich so  eingerichtet,  daß  das  Aequinoctiale  gedreht  und  seine 
Neigung  durch  einen  Gradbogen  bestimmt  werden  kann.  Wir  haben 
aequinoctiale  Sonnenuhren  verschiedener  Konstruktion.  Weit  ver- 
breiteter als  die  aequinoctialen  Sonnenuhren  waren  die  mit  horizon- 
talen und  vertikalen  Flächen.  Solange  hiebei  der  Zeiger  der  Welt- 
axe  parallel  bleibt,  ist  die  Konstruktion  der  Stundenlinien  eine  ein- 
fache Aufgabe  der  Projektionslehre.  Der  Unterschied  der  Sonnen- 
höhe in  den  verschiedenen  Jahreszeiten  ist  ausgeschaltet  und 
man  kann  von  der  Teilung  der  Aequinoktiale  aus'  unmittelbar 
auf  die  der  Flächen  kommen,  selbst  wenn  sie  nicht  orientiert  oder 
nicht  einmal  vertikal  sind.  Auch  die  Verzeichnung  der  Stunden- 
linien auf  gekrümmten  Flächen  bietet  keine  Schwierigkeiten.  Sowie 
aber  der  Zeiger  nicht  mehr  parallel  zur  Weltaxe  ist,  wird  die  Ver- 
zeichnung der  Stundenlinien  komplizierter.  Die  Erörterung  dieser  Kon- 
struktion würde   über   den  Rahmen   dieser  Mitteilung   hinausführen. 


Rus  dem  Leben  des  ]ohann  Schöner^ 

ersten  Professors  für  Mathematik  und  Geographie  in  Nürnberg. 

Von 
Dr.  Emil  Reicke, 

Kustos  an  der  Stadtbibliothek  und  am  städtischen  Archiv  in  Nürnberg. 


em  heute  lebenden  Geographen,  wenn  er  nicht  gerade  auf 
Entdeckerfahrten,  oft  am  Leben  bedroht  von  argwöhnischen 
Völkern,  der  sengenden  Tropensonne  oder  den  eisigen 
Stürmen  der  Pole  trotzen  mufi,  steht  der  Weg  zur  wissen- 
schaftlichen Arbeit  im  allgemeinen  als  ein  offener  und  geebneter  vor 
Augen.  Ein  ganzes  Heer  von  Instrumentenmachern,  Geometern,  Karto- 
graphen, Lithographen,  Stechern,  Setzern,  Druckern  usw.  sorgt  dafür, 
daß  ihm  die  rein  praktischen,  äußerlichen  Hilfsmittel  seiner  Studien, 
das  Buch  und  die  Karte,  in  möglichster  Vollkommenheit  zur  Verfügung 
gestellt  werden.  Und  in  Staatsstellen  der  verschiedensten  Art,  soviel  in 
dieser  Beziehung  auch  noch  zu  wünschen  bleibt,  findet  er  verhältnis- 
mäßig leicht  die  Grundlage  einer  gesicherten  Existenz,  die  es  ihm  er- 
möglicht, viele  Stunden  des  Tags,  ja  wohl  ganze  Tage  lang  ungestört 
und  mit  reiner  Freude  seiner  Wissenschaft  zu  leben.  Nur  schwer 
macht  man  sich  heute  eine  Vorstellung  davon,  mit  welchen  Mühen 
und  Verdrießlichkeiten,  mit  welchen  äußeren  Schwierigkeiten  aller 
Art  unsere  Vorfahren  so  oft  in  ihren  Studien  zu  kämpfen  hatten. 
Wie  es  damit  speziell  auf  fränkischer  Erde  vor  etwa  vierhundert 
Jahren  bestellt  war,  dafür  bieten  die  noch  so  gut  wie  unbekannten 
Briefe  des  Mathematikers  und  Geographen  Johannes  Schöner  an 
seinen    Freund    und    Beschützer,   den   berühmten    Humanisten    und 


—     42     — 

Patrizier  Wilibald  Pirckheimer  (1470—1530)  in  Nürnberg  ein  in 
mancher  Hinsicht  typisches  Beisj3iel. 

Den  handschriftHchen  Nachlaß  Pirci<heimers  verwahrt  außer 
einigen  wenigen  Stücken,  die  früher  anderswohin,  so  namenthch 
nach  London,  gekommen  sind,  die  Stadtbibiiothek  in  Nürnberg^). 
Darin  befinden  sich  unter  Nr.  4Q9  die  erwähnten  Briefe,  IQ  an  der 
Zahl.  Sie  sind  in  deutscher  Sprache  geschrieben,  im  allgemeinen 
gut  leserlich,  meist  mit  Siegel  und  —  was  bei  so  vielen  Briefen 
nicht  nur  jener  Tage  beklagenswerterweise  fehlt  —  durchweg  mit 
Datum  versehen.  Es  zeigt  sich  wohl  darin  der  die  Zeitumstände 
gewissenhaft  beachtende  Astronom.  Die  Briefe  beschränken  sich 
auf  den  Zeitraum  vom  31.  Januar  1524  bis  zum  12.  Juli  1526.  Daß 
andere  vorausgegangen  sind  und  zwar  schon  bis  in  die  Zeit  vor  1517 
zurück,  wissen  wir  bestimmt  aus  dem  Briefwechsel  des  Bamberger 
Kanonikus  Lorenz  Beheim  mit  Pirckheimer.  Leider  sind  uns  diese 
Briefe  nicht  erhalten  geblieben.  Nachgefolgt  dürften  wohl  keine 
mehr  sein,  da  Schöner  bereits  1526  —  das  genaue  Datum  ist  nicht 
bekannt,  es  war  aber  jedenfalls  nach  dem  12.  Juli  —  als  Lehrer  der 
Mathematik  an  das  unter  den  Auspizien  Melanchthons  neugegründete 
Gymnasium  in  Nürnberg  kam^). 

Johann  Schöner^)  war  für  seine  Zeit  hervorragend  als  Mathe- 
matiker, Astronom  und,  was  damals  unzertrennlich  damit  verbunden 
war,  Astrolog,  namentlich  aber  als  Geograph.  Als  solcher  ist  er 
von  wissenschaftlicher  Bedeutung  geworden,  insbesondere  durch  die 
Herstellung  von  Erdgloben,  von  denen  einer,  ein  sehr  großer,  der 
1520  mit  Hilfe  seines  Gönners  Johann  Seyler,  eines  angesehenen 
Bamberger  Bürgers,  verfertigt  wurde,  im  Besitze  der  Stadt  Nürnberg 

^)  Verfasser  bereitet  daraus  die  Korrespondenz  Pirckheimers  —  im  Auftrag 
der  historischen  Kommission  bei  der  K.  B.  Al<ademie  der  Wissenschaften  —  zur 
Herausgabe  vor. 

^)  Einige  wenige  Nachrichten  aus  diesen  Briefen  gab  Georg  Theodor  Strobel 
in  seinen  vermischten  Beiträgen  zur  Geschichte  der  Literatur,  Altdorf,  1774,  S.  96f. 
Auf  ihn  stützt  sich  Nopitsch  in  seiner  Fortsetzung  zu  Will's  Niirnbergischem 
Gelehrtenlexikon.  Sonst  hat  von  den  Briefen  meines  Wissens  niemand  Gebrauch 
gemacht. 

^)  So  schreiben  wir  ihn  wohl  am  besten,  in  Übereinstimmung  mit  S.Günther. 
Allerdings  unterzeichnet  er  sich  in  seinen  Briefen  an  Pirckheimer  nur  vier  mal  so, 
die  übrigen  15  mal  als  Schoner.  Letztere  Form  geht  aber  wohl  auf  das 
latinisierte  Schonerus  zurück.  Auch  in  dem  deutsch  gedruckten  Büchlein  „vieler 
bewerter  ertzney"  nennt  er  sich  Schöner.  Aufschluß  über  seine  Bedeutung  gibt 
Günther  in  seinem  Artikel  in  der  Allgemeinen  Deutschen  Biographie,  Bd  32 
S.  295—297. 


—     43     — 

ist.  Ehedem  in  der  Stadtbibliothek  aufgestellt,  befindet  er  sich  jetzt 
in  der  Verwahrung  des  Germanischen  Museums,  zu  dessen  vor- 
nehmsten Schätzen  er  gehört.  Halb  und  halb  als  Kommentar  zu 
diesen  Erdkugeln  möchte  man  eine  1515  erschienene  Erdbeschreibung 
Schöners  auffassen  in  der  namentlich  der  kurze  Abschnitt  über 
Amerika  unser  Interesse  beansprucht.  Auch  Himmelsgloben  ver- 
fertigte Schöner.  Diese  „Kugeln",  sowie  seine  Beschreibungen  ver- 
schiedener astronomischer  Instrumente,  die  er  mit  beweglichen 
Figuren  herausgab,  scheinen  viel  begehrt  worden  zu  sein.  Machte 
er  sich  dadurch  um  die  Verbreitung  der  Wissenschaft  in  weiteren 
Kreisen  wohlverdient,  so  erreichte  er  dies  noch  mehr  durch  seine 
vielgerühmte  zwanzigjährige  Lehrtätigkeit  an  dem  Nürnberger 
Gymnasium.  Der  Astrologie  war  er  sehr  ergeben,  auf  astrologische 
und  unter  dem  Einfluß  dieses  Aberglaubens  stehende  medizinische 
Bücher  verwendete  er  viel  Zeit,  leider  eine  für  uns  größtenteils  ver- 
lorene. Größer  ist  sein  Anspruch  auf  wissenschaftliche  Beachtung 
als  des  Herausgebers  einer  Reihe  hinterlassener  Werke  des  Regio- 
montan  und  auch  das  soll  ihm  nicht  vergessen  sein,  daß  er 
die  Drucklegung  von  des  Kopernikus  grundlegendem  Werke  „de 
revolutionibus  orbium  coelestium"  in  Nürnberg  beaufsichtigen  half. 
Wie  weit  er  selbst  zuletzt  ein  Anhänger  des  neuen  Weltsystems 
gewesen  ist,  läßt  sich  nicht  feststellen.  Früher  war  er  jedenfalls 
ein  erklärter  Gegner  dieser  Ansicht  und  spottete  über  die  wenigen 
alten  Verfechter  derselben,  die  die  Erde  „wie  an  einem  Bratenwender" 
sich  umdrehen  ließen,  damit  sie  von  der  Sonne  „gebraten  werden 
könnte  *). 

Schöners  nähere  Lebensumstände  sind  noch  recht  unbekannt. 
Geboren  wurde  er  am  16.  Januar  1477  zu  Karlsstadt  in  Unterfranken 
am  Main.  Aus  einem  Widmungsbriefe  vom  Jahre  1515,  den  Schöner 
an  den  Magister  Daniel  Schmidt,  ersten  Geistlichen,  wie  er  ihn 
nennt  (was  übrigens  kaum  zutreffen  dürfte),  der  Frauenkirche  in  Nürn- 
berg gerichtet  hat,  worin  er  diesen  seinen  verehrungswürdigsten 
Lehrer  nennt,  hat  man  schließen  wollen,  daß  Schöner  seine  gelehrte 
Bildung  bei  diesem  in  Nürnberg  empfangen  habe.  Man  übersah 
dabei,  daß  eben  in  diesem  Briefe  Schöner  ihre  beiderseitige  Freund- 
schaft auf  die  Zeit  in  Erfurt  zurückführt,  die  sie  gemeinsam  Studiums- 
halber dort  verbracht  haben.  Schöner  war  nach  der  Erfurter  Matrikel 
im  Wintersemester  1494  auf  95  inskribiert.  Außer  den  üblichen 
artes   liberales  hat  er  vielleicht  auch  Medizin  studiert,  nennt  er  sich 


*)  Wolf,  Rud.,  Gesch.  der  Astronomie.     .Wünch.,  1877,  S  231. 


—     44     — 

doch  selbst  einmal  einen  Medicum.  Der  Dr.  theo!.  Johann  Schöner, 
zu  Erfurt,  der  sich  am  16.  Oktober  1517  mit  dem  Rate  zu  Erfurt 
wegen  einer  Schuld  vergleicht^),  war  aber  offenbar  ein  anderer. 

Wo  Schöner  von  Erfurt  hingekommen  ist,  wissen  wir  nicht. 
Seine  nächsten  zwanzig  Lebensjahre  sind  ebenso  wie  seine  Jugend 
für  uns  in  Dunkel  gehüllt.  Er  soll  in  Nürnberg  bei  Bernhard 
Walther  (starb  1504),  dem  gelehrten  Freunde  und  Gönner  Regio- 
montans,  die  astronomische  Praxis  erlernt  und  hier  auch  einige 
Merkurbeobachtungen  gemacht  haben.  Jedenfalls  läßt  er  sich  mit 
Sicherheit  erst  im  März  1515  als  Priester  in  einem  „Häuschen"  bei 
der  Kirche  zu  St.  Jakob  in  Bamberg  wohnhaft  nachweisen.  Dies 
entnehmen  wir  der  Widmung  seiner  „Luculentissima  quaedam  terrae 
totius  descriptio".  Nach  Jäck  (Bamberger  Jahrbücher,  S.  228)  wurden 
1515  nach  Schöners  Angaben  die  ersten  Sonnenuhren  in  Bamberg 
gefertigt. 

Nach  Heller  ^)  war  Schöner  Stiftsherr  zu  St.  Jacob,  weil  er  aber  über 
seinem  Lieblingsstudium  den  Chorbesuch  versäumte,  hätte  er  1518 
seine  Stiftspfründe  verloren.  Er  sei  dann  als  Pfarrverweser  nach 
Kirchehrenbach  gekommen,  1525  aber  wieder  nach  Bamberg  zurück- 
berufen worden.  Derselbe  Heller  schreibt  aber  dann '),  der  Kano- 
niker in  St.  Jacob  Johann  Schoner  (so!)  hätte  1522  mit  anderen 
Geistlichen  zusammen  lutherische  Grundsätze  öffentlich  verbreitet. 
Wie  sich  diese  Angaben  mit  einander  verbinden  lassen,  mögen  die 
Bamberger  Lokalhistoriker  entscheiden.  Jedenfalls  aber  geht  aus 
einem  Nürnberger  Ratsverlaß  vom  10.  April  1522  unzweideutig  hervor, 
daß  Schöner  damals  noch  in  Bamberg  war.^)  Daß  er  auch  die 
letzten  Jahre  vorher  dort  lebte,  dürfte  ein  Brief  des  Bamberger 
Kanonikus  bei  St.  Stephan,  des  gelehrten,  viel  herumgekommenen 
Lorenz  Beheim  ^)  an  seinen  Freund  Wilibald  Pirckheimer  vom  4.  März 
1520  bezeugen.  Pirckheimer  hatte  einen  Bericht  über  neu  entdeckte 
,, Inseln"  an  Beheim  geschickt,  den  dieser  auch  Schöner  mitgeteilt 
hatte.     Beide   danken   ihm   dafür  aufs    verbindlichste.       Die   neuen 


^)  Repertoriumnotiz  im  Germanischen  Museum  nach  freundlicher  Mitteilung 
des  Herrn  Dr.  Heerwagen,  der  sich  auch  sonst  wiederholt  liebenswürdigst  um  mich 
bemüht  hat. 

^)  Reformationsgeschichte  des  ehemaligen  Bistums  Bamberg,  Bamb.  1825. 
S.  68  und  vorher  S.  44. 

')  Geschichte  der  protestantischen  Pfarrkirche  zum  hl.  Stephan  in  Bamberg, 
Bamb.  1830,  S.  9 

s)  Vgl.  Petz  in  Mitteil.  d.  Vereins  f.  Gesch.  d.  Stadt  Nürnberg,  Bd.  VI  S.  171. 

^)  Vgl.  über  diese  interessante  Persönlichkeit  meinen  Aufsatz  in  den 
Forschungen  zur  Geschichte  Bayerns,  Bd.  14,  S.  1 — 40. 


—     45     — 

Länder  sind  reich,  das  „arme"  Spanien  wird  dadurch  bereichert 
werden,  dies  werde  auch  wieder  dem  Reich  zugute  kommen.  Ein 
ander  Mal  meint  Beheim  freihch,  Spanien  werde  wohl  sein  altes 
Epitheton,  das  „arme"  (misera)  nie  loswerden  —  er  sollte  Recht 
behalten.  Möglich  übrigens,  daß  Schöner  jenen  Bericht  noch  für 
seinen  1520  gefertigten  großen  Globus  (s.  oben  S.  42)  benützen 
konnte. 

Hellers  Angabe,  daß  Schöner  wegen  der  nachlässigen  Be- 
sorgung seiner  geistlichen  Pflichten  um  seine  Pfründe  gekommen 
sei,  wird  durch  eine  Bemerkung  Schöners  selbst  bestätigt.  Am 
18.  Oktober  1524  schreibt  er  an  Pirckheimer,  er  könnte  eine  Tag- 
messe zu  St.  Stephan  in  Bamberg  erhalten,  fürchtet  aber  die  große 
Mühe  des  Chorgehens,  „welche  dann  mich  von  meiner  pfründt  zu 
Bambergk  pracht  hat".  Nach  unserer  heutigen  Auffassung  hätte 
freilich  ein  anderer  Grund  noch  mehr  Gewicht  gehabt,  ihn  seine 
Stelle  verlieren  zu  machen.  Schöner  führte  als  katholischer  Geist- 
licher kein  tadelfreies  Leben.  Beheim  schreibt  über  ihn  an  Pirck- 
heimer am  15.  Januar  1517:  „Ich  habe  Deinen  Brief,  den  Du  an 
Schöner  geschrieben  hast,  erhalten.  Ihn  selbst  habe  ich  aber  nicht 
gesprochen,  weil  er  ihn  durch  seine  Tochter  geschickt  hat.  Er  ist 
ein  Mensch,  ich  weiß  nicht  wie  (homo  est  nescio  qualis).  Ich  habe 
mich  so  um  ihn  bemüht,  daß  seine  Magd  (famula)  oder  Konkubine 
zu  ihm  zurückkehrte.  Er  selbst  aber,  scheint  es,  kann  niemandem 
gefällig  sein.  Wenn  er  zu  mir  kommt,  will  ich  ihm  den  Kopf  zu- 
rechtsetzen". Daraus  geht  also  hervor,  was  wir  für  später  auch  aus 
einer  anderen  Quelle  wissen,  daß  Schöner  schon  damals  in  offenem 
Konkubinat  gelebt  hat,  jedenfalls  schon  seit  längerer  Zeit,  denn  er 
hatte  ja  bereits  eine  Tochter,  die  ihm  Besorgungen  machen  konnte. 
Allerdings  will  Schöner  dazu  die  Erlaubnis  seines  Herrn,  des  Bam- 
berger Bischofs,  gehabt  haben.  Diese  pflegte  in  der  Tat  gegen  eine 
bestimmte  Geldabgabe  den  Geistlichen  gewährt  zu  werden.  Als 
1522  ein  neuer  Bischof,  Weigand  von  Redwitz,  an  die  Regierung 
kam,  wollte  er  das  Halten  von  Beischläferinnen  verbieten  lassen, 
konnte  aber  dazu  nicht  die  Zustimmung  seines  Kapitels  erlangen, 
weil  die  Herren  es  noch  nicht  „an  der  Zeit  fanden '^  Der  Bischof 
fand  sich  denn  auch  selber  bald  mit  diesem  Mißstande  ab,  ja  1528 
legte  er  sogar  eine  Beschwerde  beim  schwäbischen  Bund  gegen  den 
Markgrafen  Georg  von  Brandenburg-Ansbach  ein,  der  ein  Mandat 
erlassen  hatte,  wonach  alle  „Pfaffenmägde  und  -Konkubinen"  im 
Fürstentum,  wenn  die  Priester  sie  nicht  christlich  heiraten  wollten, 
„abgeschafft"  werden  sollten.     Die  Einnahmen  aus  dieser  unlauteren 


—     46     — 

Quelle  müssen  doch  groß  genug  gewesen  sein,  sie  den  Bischof  nur 
schwer  verschmerzen  zu  lassen '"). 

Wann  nun  Schöner  zum  ersten  Male  von  Bamberg  weg- 
gekommen ist,  kann  ich  nicht  sagen.  Unsere  Briefe  zeigen  ihn  sicher 
im  April,  wahrscheinlich  aber  schon  im  Anfang  1524  als  Geistlichen 
auf  dem  Lande  lebend.  Schöner  hat  nämlich,  so  gewissenhaft  er  das 
Datum  verzeichnet,  den  Ort,  von  wo  er  schrieb,  ebenso  konsequent 
fortgelassen,  so  daß  wir  hier  auf  Vermutungen  angewiesen  sind.  Ein 
Brief  vom  14.  Februar  1525  ergibt,  daß  er  » Frühmesser"  zu  »Ehren- 
pach"  war.  Er  hatte  als  solcher  drei  Frühmessen  in  der  Woche  zu 
lesen,  einem  Pfarrer  war  er  nach  seiner  eigenen  Aussage  nicht  unter- 
worfen.    Doch  bestand  eine  Pfarrei  am  Orte. 

Wer  heute  nach  dem  inmitten  ausgedehnter  Obstgärten  am 
Eingang  zu  der  ob  ihrer  romantischen  Schönheiten  berühmten 
Fränkischen  Schweiz  am  Fuße  des  532  m  hohen  malerisch  gestalte- 
ten »Walberla"  (des  Walpurgisberges  oder  der  Ehrenbürg)  lieblich 
im  Wiesenttale  gelegenen  Kirchehrenbach  —  so  heißt  der  Ort  heute  — 
käme,  würde  sich  nicht  unglücklich  schätzen.  Post  und  Telegraph 
sorgen  für  bequemen  Gedankenaustausch  und  eine  Lokalbahn  führt 
uns  in  weniger  als  einer  halben  Stunde  nach  Forchheim,  wo  man 
Anschluß  an  den  großen,  Nord  und  Süd  in  raschem  Fluge  ver- 
bindenden Verkehr  findet.  Trotzdem  möchte  einer,  dem  nicht  gerade 
sehr  reichliche  Geldmittel  zu  Gebote  stehen,  auch  heute  noch  über 
die  Schwierigkeit  des  wissenschaftlichen  Arbeitens  auf  jenem  Dorfe 
klagen.  Wie  aber  stand  es  damit  erst  in  den  Tagen  Schöners!  So 
dürfen  wir  uns  denn  nicht  wundern,  ihn  schon  in  seinem  zweiten 
Briefe  vom  7.  April  1524  über  die  vielen  Hemmungen,  die  sein  Fleiß 
erleidet,  in  lauten  Klagen  sich  ergehen  zu  sehen.  Er  hat  schon 
längst  Pirckheimer  besuchen  wollen,  allein  vor  vieler  Arbeit  kommt 
er  nicht  dazu.  Mit  großer  Mühe  hat  er  vier  Kugeln  (Erd-  oder 
Himmelsgloben)  zugerichtet,  in  8  Tagen  oder  eher  muß  er  noch 
drei  davon  nach  Erfurt  schicken  —  das  hat  ihm  Joachim  „Camer- 
meyster"  aus  Bamberg  (offenbar  der  berühmte  Kamerarius,  der 
Schüler  Melanchthons)  durch  den  Seyler  (s.  oben  S.  42)  auftragen 
lassen.  Jörg  Hartmann,  der  als  mutmaßlicher  Entdecker  der  mag- 
netischen Inklination  verdiente  Nürnbergische  Mathematiker  (1489 
bis  1564),  hat  ihm  geschrieben,  daß  ihm  „das  Ferdinando  poet" 
durch  den  Kardinal  —  wir  werden  gleich  mehr  von  diesem  hören  — 


1")  Erhard,   Otto,   Die  Reformation  der  Kirche  in  Bamberg.    Erlangen  1898, 
S.  12  und  83. 


—     47     — 

€in  beneficium  ex  curia,  also  eine  vom  Papst  zu  verleihende  Pfründe 
zuwege  bringen  wolle.  Pirckheimer  möchte  ,ihm  doch  ja  dabei 
behilflich  sein,  denn  „warlich «,  so  schreibt  er,  „auf  dem  dorffe 
sene  (sehne)  ich  mich  nit  lenger  zu  pleyben,  dann  so  ich  was  be- 
darff  zu  den  Instrumenten  zu  machen,  so  bin  ich  alzeyt  gesäymet 
(versäumt),  ich  finde  solcher  requisiten  kaines  zu  Vorchaym,  muß 
gain  Nürmbergk  oder  Bambergk  darnach  schicken  vnd  wann  ich 
vermainz  (es  meine),  ich  habs  alles  bedacht,  so  kummet  es  ye  zu 
zeyten,  das  ich  von  ainß  geringen  wegen  muss  offt  zum  anderen 
oder  triften  mal  wider  poden  (Boten)  auß  schicken  vnd  wirf  mir 
also  zwifach  sawr  zu  haben  solche  requisita". 

Die  „Speranz"  oder  „Expectanz"  auf  die  Pfründe  des  Kardinals 
spielt  noch  öfters  eine  Rolle  in  Schöners  Briefen,  bis  diese  Hoffnung 
schließlich  ganz  zu  Wasser  wurde.  Daran  knüpft  sich  eine  für 
Schöner  ziemlich  betrübend,  für  die  offiziellen  Vertreter  des  damaligen 
Papsttums  aber  recht  beschämend  ausgegangene  Begebenheit.  Sie 
ist  uns  in  einer  bei  den  Pirckheimer-Papieren  befindlichen,  von  dem 
Humanisten  eigenhändig  geschriebenen  und  offenbar  auch  von  ihm 
verfaßten  Niederschrift  überliefert  worden  ^^).  Danach  sei  Schöner, 
ein  armer,  aber  geistig  sehr  hervorragender  Dorfpriester,  nach  Nürn- 
berg gekommen,  um  seine  astronomischen  Schriften,  Erd-  und  Himmels- 
kugeln vorteilhaft  zu  verkaufen.  Da  sei  er  auch  in  die  Herberge 
des  Kardinals  gekommen,  der  damals  in  Nürnberg  anwesend  war. 
Es  war  dies  der  päpstliche  Legat  Lorenzo  Campeggio,  ein  Sohn 
des  seiner  Zeit  berühmten  Juristen  Johannes  Campegius,  den 
Pirckheimer  in  Padua  gehört  hatte,  und  selbst  früher  juristischer 
Professor.  Dieser  war  zu  dem  im  Januar  1524  in  Nürnberg 
zusammengetretenen  Reichstag,  auf  dem  unter  anderem  auch  die 
wichtige  religiöse  Frage  zur  Beratung  stand,  gesendet  worden.  Der 
Kardinal,  erzählt  Pirckheimer,  hätte  an  der  großen  Geschicklichkeit 
Schöners,  der  alles  ohne  fremde  Hilfe  zeichnete,  schnitt,  malte  und 
druckte,  das  lebhafteste  Gefallen  gezeigt  und  ihm  versprochen,  die 
erste  Pfründe  in  der  Bamberger  Diözese,  die  frei  würde,  ihm  zu 
verschaffen,  denn  er  habe  von  dem  Papste  den  Auftrag,  für  solche 
geschickte  Männer  zu  sorgen.  Schöner  habe  sich  durch  diese  Ver- 
sprechungen fangen  lassen  und  sowohl  dem  Kardinal  wie  auch 
seinem  Datarius  (Bezeichnung  eines  Gehilfen  des  Kardinals),  Florianus 


")  Unter  dem  Titel:  Egregiuni  factum  Cardinalis  Campegii  Nurenbergae, 
Nr.  171  der  Papiere.  Übrigens  hat  schon  Strobel  den  Bericht  abgedruckt,  Ver- 
mischte Beiträge,  S.  98  ff. 


48     — 

mit  Namen,  verschiedene  astronomische  Bücher  und  Globen  ver- 
ehrt, zusammen  im  Werte  bis  zu  20  Gulden.  Er  konnte  aber 
nichts  positives  erreichen  und  ebensowenig  seine  Freunde,  darunter 
auch  offenbar  Pirckheimer,  denen  er  bei  seinem  Fortgang  von 
Nürnberg  seine  Sache  zu  vertreten  anbefohlen  hatte.  Vielmehr 
erklärten  der  Kardinal  und  sein  Datarius  endlich  auf  vieles  Drängen, 
sie  könnten  Schöners  Wünschen  nicht  willfahren,  da  er  Lutheraner 
sei  und  seine  Magd  geheiratet  hätte.  Nun  lebt  er  allerdings  in  der 
Ehe  ^%  fährt  Pirckheimer  fort,  und  hat  nach  anderer  Priester  Sitte 
Kinder,  die  er  in  größter  Armut  aufziehen  muß.  Mit  Luther  aber 
habe  er  nach  der  Behauptung  seiner  Gönner  nichts  gemein,  schon 
allein,  weil  ihm  die  Zeit  fehle,  dessen  Schriften  zu  lesen  und  dann 
sei  es  ihm  vom  Bischof  erlaubt,  eine  Konkubine  zu  halten,  er  habe  auch 
dafür  die  übliche  Zahlung  geleistet.  Dennoch  wollten  der  Kardinal 
und  sein  Adlatus  nichts  davon  wissen.  Da  verlangten  Schöners 
Vertreter,  man  möchte  dann  |, wenigstens  dem  enttäuschten  Manne 
seine  Sachen  zurückgeben  oder  sie  bezahlen,  allein  darauf  wollten 
die  Herren  schon  garnicht  hören.  So  lange  sie  in  Nürnberg  waren, 
brauchten  sie  noch  allerlei  Ausflüchte  und  Versprechungen,  in  Wien 
aber  sangen  sie  wieder  ihr  altes  Lied  von  dem  unmöglichen  Luthe- 
raner, dessen  Sachen  aber  behielten  sie  trotzdem,  so  schimpfliches 
ihnen  deswegen  nachgeredet  wurde. 

Das  Verfahren  der  Römlinge  sei  nichts  anderes  als  Diebstahl  und 
Betrug,  urteilt  Pirckheimer.  Jedenfalls  war  es  im  höchsten  Grade  un- 
nobel und  verächtlich,  vom  Rechtsstandpunkte  aus  hätte  man  aber 
wohl  dem  Kardinal  nichts  anhaben  können.  Schöner  hatte  ihm,  wie 
Pirckheimer  selbst  ausdrücklich  schreibt,  seine  Sachen  geschenkt  (dono 
dedit),  selbstverständlich  nur  im  Hinblick  auf  des  Kardinals  Ver- 
sprechungen, aber  immerhin  geschenkt  und  es  ist  auch  wahrschein- 
lich, daß  der  Kardinal  Schöner  wirklich  für  einen  Lutheraner  hielt 
und  diesem  konnte  er  allerdings  keine  Pfründe  zuwenden.  Doch  geht 
die  öfters  in  der  Literatur  begegnende  Erzählung  wohl  zu  weit,  der 
Kardinal  habe  Schöner  deswegen  die  Bezahlung  seiner  Instrumente 
verweigert,  weil  man  Ketzern  keine  Treue  zu  halten  brauche.  Da- 
von findet  sich  in  den  mir  zugänglichen  Quellen  kein  Wort.  Auch 
bezieht  Strobel  (Miscellaneen  II,  S.  113)  mit  Unrecht  eine  Stelle  aus 
einem  Briefe  Pirckheimers  an  Erasmus  auf  den  Kardinal  Campeggio. 
Vielmehr  geht  ja  schon  allein  aus  dem  Datum  (17.  Februar  1523) 
dieses  Briefes,  sowie  auch  noch  aus  anderen  Gründen  mit  hinreichen- 

^2)  Dies  war  nicht  richtig,  wie  wir  unten  sehen  werden. 


—    49    — 

der  Deutlichkeit  hervor,  daß  der  dort  getadelte  Legat,  der  ganz  ge- 
wissenlose Dinge  verübe,  sodaß  er  sich  nicht  ohne  Schamröte 
öffentlich  sehen  lassen  konnte,  der  sogar  eines,  Pirkheimer  wußte 
nicht  welchen,  ganz  gewaltigen  Verbrechens  bezichtigt  wurde, 
Campeggios  Vorgänger,  der  päpstliche  Nuntius  Francesco  Chieregati 
war,  dem  übrigens  sonst  ein  besseres  Leumundszeugnis  ausge- 
stellt wird^^). 

Es  ist  merkwürdig,  daß  Schöner,  obgleich  er,  wie  oben  er- 
wähnt, der  ihm  vom  Kardinal  versprochenen  Pfründe  öfters  gedenkt, 
dennoch  von  dem  an  ihm  geübten  Betrüge  in  seinen  Briefen  nichts 
verlauten  läßt.  Nur  einmal  schreibt  er  (am  7.  Januar  1526),  hätte  er 
das  Kanonikat  der  Beheim  in  Bamberg,  so  wollte  er  sein  Leben  lang 
„des  Kardinals  Pfründe  (welcher  mich  um  acht  Gulden  bringt) 
nimmer  gedenken". 

Pirckheimer  hat  mit  seinen  20  Gulden  also  wohl  übertrieben 
—  oder  es  war  dies  der  Kaufpreis  der  Sachen.  Dann  hörten  wir 
ja  schon  ,^oben,  daß  es  nicht  eigentlich  der  Kardinal  oder  sein 
Datarius,  sondern  der  „Poet"  des  Erzherzogs  Ferdinand*^)  war,  der 
bei  Schöner  zuerst  die  Hoffnung  auf  eine  Pfründe  erregte.  Sonst 
aber  reimen  sich  unsere  neuen  Nachrichten  ganz  gut  mit  dem  Pirck- 
heimerschen  Bericht  zusammen.  Der  Kardinal  war  am  14.  März 
1524  nach  Nürnberg  gekommen,  am  27.  April  ging  er  fort.  Schöner 
schreibt  am  7.  April,  er  wolle  in  8  oder  10  Tagen  in  Nürnberg 
sein,  daß  er^wirklich  dort  war,  beweist  sein  Brief  vom  3.  Mai  1524, 
worin  es  heißt:  „Nachdem  ich  nechst  (letzthin)  von  Ewrer  herrlig- 
keit  abschide  namme."  Von  einer  Heirat  mit  seiner  Magd  will  er 
ganz  und  gar  nichts  wissen.  Am  19.  Mai  1524  [schreibt  er  an 
Pirckheimer:  „Awch  günstiger  liber  herr,  nachdem  ich  am  nechsten 
schrifft  von  E.  herrligkeit  entpfangen  habe  vnd  darinnen  ich  vernime 
(vernehme),  wie  mein  dinerein  solle  sich  hab  lossen  hören,  wie  ich 
sie  zur  ehe  haben  soll,  daran  sagt  sie  als  ain  thörein.  [Sagt  auch, 
sie  habs  nymants  gesagt  dann  zu  E.  herrligkeit  köchein  vnd  gesinde, 
habs  doch  schimpffs  weyß  (d.  h.  scherzweise)  geredt,  nicht  dz  (daß) 
es  ir  ernst  sey  gewesen".  Es  geht  also  daraus  mit  Sicherheit  her- 
vor, daß  er  damals  noch  nicht  ehelich  getraut  war'^).     Eine  sehr  will- 


^^)  Strobel,  Vermischte  Beitr.  S.  161  ff.  Redlich,  Der  Reichstag  von  Nürn- 
berg 1522-23.     S.  10  und  112  f. 

^*)  Wahrscheinlich  der  gleich  zu  nennende  Dr.  Petrus  Savorgnanus. 

*^)  In  der  Tat  heiratete  er  erst  am  7.  August  1527  in  Nürnberg  eine  Anna 
Zelerin.  Nach  freundlicher  Mitteilung  des  Herrn  Dr.  Schornbaum  auf  Grund  des 
Ehebuchs  bei  St.  Sebald  (I.  Fol.  128). 

4 


—     50     — 

kommene  Erläuterung  der  ganzen  Angelegenheit  erhalten  wir  dann 
durch  ein  paar  Briefe  eines  gewissen  Petrus  Savorgnanus,  der  zum 
Gefolge  des  römischen  Königs  Ferdinand  I.  gehört  zu  haben  scheint 
und  wahrscheinlich  der  oben  von  Schöner  erwähnte  „Poet"  ist.  Er  nennt 
sich  in  seinen  Unterschriften  Frater,  auch  Doktor,  war  also  wohl  ein 
gelehrter  italienischer  Mönch,  einer  von  jenen  vielen  Welschen,  die  damals 
an  den  Höfen  des  Kaisers  oder  seines  Bruders  ihren  Unterhalt  suchten. 
Zu  Pirckheimer  und   seinen  Verwandten    und  Freunden  war  er  auf 
dem    verflossenen    Reichstag   in    nahe   Beziehungen    getreten.      Am 
30.  Mai  1524  schreibt  er,  er  habe  mit  dem  Herrn  Florian  gesprochen 
und  mit  allen  denen,  die  mit  der  „Expedition"  dieser  Dinge  zu  tun 
haben.     Alle  hätten  ihn  gutes  Mutes  zu  sein  geheißen  und  ihm  die 
besten  Aussichten  für  Schöner  gemacht,  sobald    nur  eine  Stelle  frei 
würde.    An   seinen  Bitten  würde  er  es  nicht  fehlen   lassen.      Noch 
günstiger  läßt  sich  Savorgnanus  in  einem  Briefe  vom   9.  Juni  1524 
vernehmen:    „Der  hochwürdigste  Herr  (der  Kardinal)",    schreibt   er, 
„ist   in  guter   Stimmung   (in   bona   dispositione)   für   unsern    Herrn 
Johannes  Schöner,  desgleichen  auch    die    seinigen   und   am  meisten 
der  Herr  Florianus.     Wollten    die  Götter   (so!),    es  wäre  etwas   frei, 
so  daß  unser  Wunsch  in  Erfüllung  ginge".     Am  27.  Dezember  aber, 
aus  Innsbruck,  verlautet  es  ganz  anders.     „Wiederholt  habe  ich  bei 
dem  Herrn  Florian,  dem  Datarius,  Schöners  Sache  betrieben",  schreibt 
Savorgnanus,  „und  immer  sagte rfian  mir,  es  sei  bis  jetzt  nichts  frei  ge- 
wesen.     Nun    kam    mir    aber   zu   Ohren,    daß   jene    eine     Pfründe 
in  der  Bamberger  Diözese  vergeben  hätten.     Daraufhin  habe  ich  sie 
bei  Tisch  angesprochen  und  mich  über  das  dem  Schöner  zugefügte 
Unrecht    beschwert,    da   sie    diesem    doch    die    erste    freiwerdende 
Stelle  versprochen  hätten.  .  .  Da  sagte  der  Herr  Michael  (Eppelfer?); 
Was   wollt   Ihr  doch   einem   Lutheraner  zu  Willen   sein?     Als  ihm 
der  hochwürdigste  Herr  sein  Versprechen   gab,   da   wußte  er  nicht, 
daß  jener    ein  Lutheraner  sei".     Man   sieht  also,    es  zog   sich    bis 
Ende    1524   hin,   bis  Schöner  sich   aller  Hoffnung    begeben  mußte. 
Damit  stimmen  auch  seine  eigenen  Briefe.     Über  die  Vorenthaltung 
bezw.  Nichtbezahlung  der  Instrumente  kann   ich  leider  nichts  neues 
beibringen.     Nur    finde   ich,   daß   auch   Savorgnanus    von   Schöner 
eine  Himmelskugel   erhielt,   vermutlich   als   Geschenk  für  seine  Be= 
m.ühungen.     „Auch  sende  ich  hie  Doctori  Petro  den   globum   celi", 
schreibt  Schöner  am  19.  Mai  1524  an  Pirckheimer  „bit  ewr  herrlig- 
keit  wollen  doch  behertzigen  mein  abwesen  von  guten  verstendigen 
menschen,    ob    ich    doch    wider    könnt   kommen   von   den   groben 
pawren". 


—     51      - 

Von  diesen  wegzukommen  und  anderswo  eine  bessere  Stelle 
zu  erlangen,  sehen  wir  denn  auch  Schöner  weiter  eifrig  bemüht. 
Zuerst  lockte  ihn  eine  Tagmesse  zu  St.  Stephan  in  Bamberg,  viel 
lieber  aber  wäre  er  nach  Nürnberg  gezogen.  Seine  Hoffnung 
steht  auf  Pirckheimer,  der  doch  schon  »manchem  guten  Armen 
dahin  geholfen"  hätte.  Auf  dem  Dorfe  will  er  nicht  länger  bleiben. 
Wenn  er  nur  wenigstens  in  die  nächste  Umgebung  von  Nürnberg  kommen 
könnte!  Und  in  der  Tat  hoffte  er  im  Frühjahr  1525  schon  so  gut 
wie  sicher  im  Besitz  einer  Stelle  in  Heroldsberg  zu  sein,  die  er 
gegen  seine  Frühmesse  in  Kirchehrenbach  zu  „permutieren",  d.  h. 
umzutauschen,  bereit  war.  Heroldsberg,  jetzt  ein  Markt,  liegt  etwa 
2  Stunden  nördlich  von  Nürnberg,  Patronatsrechte  hatte  dort  der 
Nürnberger  Patrizier  Martin  Geuder,  der  Schwager  Pirckheimers. 
„Gunstiger  liber  Herr"  schreibt  Schöner  an  letzteren,  „ich  will 
gleich  so  libe  zum  Heroltzperge  wonen  als  zu  Nurmbergk,  so  mir 
solchs  könntt  widerfaren,  dann  dae  könnt  ich  alltage,  so  es  not 
were,  zu  Nurmbergk  seyn".  Ganz  „erschlützt"  und  „vast  sere  er- 
schrocken" ist  er  dann  wieder,  als  er  durch  Georg  Hartmann 
hört,  Pirckheimer  fürchtet,  er  werde  nichts  ausrichten  können.  „Ist 
zu  besorgen",  schreibt  er  unterm  18.  April  1525  an  seinen  Gönner, 
.,ich  werde  etwae  mit  vnwarheyt  gegen  ewr  herrligkeit  verlogen 
oder  sunst  versagt.  Getraw  doch,  ewr  herrligkeit  sollen  soche 
schwetzerey  nit  annemen  vnd  mich  armen  mit  lawtter  warheyt  ver- 
taydingen.  Dann  so  mir  solche  permutation  fürginge,  sollte  ewr 
herrligkeit  sehen  vnd  innen  werden,  das  ich  all  solche  von  mir 
waschende  vnd  ligende  zu  lügnern  machen  wollt  vnd  mich  aufs 
aller  erberlichst  hallten".  „Gott  erbarmß,  das  ich  also  alzeyt  soll 
gehindert  werden.  Vormals  mit  dem  Cardinal  vnd  nue  itz  gegen 
ewr  herrligkeit",  fügt  er  in  einer  Nachschrift  hinzu.  Hatte  sich 
Schöner  wohl  in  sittlicher  Beziehung  wieder  etwas  zu  Schulden  kommen 
lassen?  Wir  wissen  es  nicht,  jedenfalls  aber  sehen  wir  ihn  in  einem 
Briefe  vom  26.  Mai  noch  nicht  ganz  ohne  Hoffnung.  Er  war  wieder 
einmal  in  Nürnberg  gewesen,  den  Rückweg  nahm  er  nun  über 
Heroldsberg,  um  persönlich  seine  Sache  zu  betreiben.  „Nach  dem 
ich  nechsten  (letzthin)  von  Nurmbergk  abschide  nähme  vnd  gain 
dem  Heroltzperge  kämm",  schreibt  er,  „fragt  ich  nach  dem  Hans 
Gewter  (dem  ältesten  Sohne  des  Martin  Geuder)  nach  beuelhe 
(Befehl)  ewr  herrligkeit,  fandt  in  aber  nit  dae  vnd  also  ginge  ich 
zum  früemesser^*^)  vnd  redet  mit  im,  ob  er  willens  were  zu   permu- 

'**)  Über  diesem  stand  ein  Pfarrer.  Der  damalige  Heroldsberger  Frühmesser  hieß 
wohl  entweder  Georg  Bub  oder  Konrad  Frickel,  vergl.  Oriebel,  das  älteste  Kirchen- 
buch Heroldsbergs  in:   Beiträge  zur  bayerischen  Kirchengeschichte  Bd.  XI,   S.  130. 

4* 


—  Da- 
tieren; sagt  er  zu  mir,  ia,  so  es  änderst  itz  stünde,  dann  es  steet, 
were  es  im  wol  zu  mut,  so  die  coliatores  consentiren  wollten. 
Sagt  ich  zu  im,  ich  hoffet  ich  wollts  zu  wegen  pringen.  Sagt  er 
darauf,  er  were  etwae  bey  XV  flor.  den  pawren  schuldich,  die 
würden  in  nit  lassen  zihen,  er  bezalt  sie  dann  vor  vnd  also  schiden 
wir  von  einander.  Darumb  ob  ewr  herrligkeit  weyter  möchten 
handeln  darinnen  mit  dem  Gewter,  wollt  ich  mit  vleyß  mein  tage 
vmb  ewr  herrligkeit  vnd  die  Gewter  vnd  alle  ewre  vergelten". 
Inzwischen  wurde  Schöner  durch  Jörg  Hartmann  auf  ein  Kanonikat  zu 
Forchheim  aufmerksam  gemacht.  Jedenfalls  aber  wollte  er  nicht 
länger  auf  dem  Lande  bleiben.  Es  war  freilich  eine  schlimme  Zeit, 
der  Bauernkrieg  hatte  sich  damals  auch  nach  Franken  ausgebreitet. 
Schon  am  18.  April  1525  schrieb  Schöner:  -,Man  spolirt  inn  vnserm 
gründt  die  briester.  Aber  doch  ich  hoffe,  sie  sollen  mich  vber- 
hüpffen,  dann  mein  pawren  wollen  mich  nit  lassen,  sie  wollen 
leybe  und  leben  ob  mir  lassen".  Fünf  Wochen  später  aber  hatte  er 
schwer  zu  klagen:  »rEs  ist  also  ein  wüste  vnd  vnfrewntlichs  wesen 
itz  bey  vnß,  das  ainen  wol  möcht  verdrissen  zu  leben,  so  seltzam 
nemens  die  bawren  für  der  edellewt  vnd  pfaffen  halben.  Ich  wayß 
schier  warlich  nit,  wo  ich  mich  behallten  sol,  doch  beuilhe  (befehle) 
ichs  got.  Ich  muß  inn  die  raiß  (d.  h.  zur  Kriegsfahrt  ins  Feld)  vnd 
muß  wachen,  bin  auch  itz  ain  gantzer  pawr  worden".  Es  scheint, 
die  Ehrenbacher  Bauern  zwangen  ihren  Geistlichen,  mit  ihnen  mit- 
zutun. „O  Got",  fährt  er  fort,  «were  ich  mit  glimpff  von  solchen 
wütenden  pawren,  wie  ain  selige  sicherheyt  ist  inn  den  steten", 
vlch  versihe  mich  nit  anderß  dann  ich  müsse  in  (ihnen)  hewr  zinß 
geben  vnd  sie  mir  nit.  Wie  hab  ich  so  vbel  gethan,  daß  ich  vntter 
sie  gezogen  bin'^),  klagte  er  am  6.  Juni  und  am  6.  Juli  weiß  er  sogar 
von  tätlichen  Angriffen  oder  wenigstens  Bedrohungen  zu  melden. 
»Die  pawren  haben  mich  itz  inn  dieser  enttpörunge  zwir  mit  büchsen 
vnd  armbrust  vberrenntt,  bin  leybs  vnd  lebens  vnsicher  bey  in  ge- 
wesen. Si  haben  eynander  selbs  gegen  Wilhelm  von  Wisentaw 
(einen  fränkischen  Ritter,  dessen  ganz  in  der  Nähe  von  Kirchehren- 
bach gelegenes  Schloß  von  den  Bauern  ausgebrannt  wurdej  zu 
Vorcheym  verraten,  was  man  bey  in  im  heer  gehandelt  hat  vnd  auf 
ain  zeyt  ist  mein  maydlein  (Schöners  Tochter?)  zu  V^orcheym  bey 
eegnantes  von  Wisentaw  weybe  gestanden,  mit  ir  geredt.  Sein 
etlich  vnserer  pawren  hineyn  kommen,  haben  das  maydlein  also 
gesehen  bey  der  frawen  stehen  vnd  dardurch  mich  und  mein  gesinde 

^'')  Danach  möchte  man  doch  an  einer  Strafversetzung  Schöners  nach  Kirch- 
ehrenbach, wie  sie  meist  angenommen  wird,  zweifeln. 


—     53     — 

verdechtlich  geschätzt  (d.  h.  sie  haben  Schöner  für  den  Verräter 
gehalten),  wie  wol  mir  der  von  Wisentaw  zuesagt,  man  theet  kaynem 
priester  nichts.  Sonst  hat  er  nichts  von  mir  oder  meinem  gesinde 
begert  zu  wissen.  Ich  kans  worhch  nit  schreyben,  wie  ain  grobs, 
tolls  böß  volck  das  pawren  volck  ist,  so  es  sich  erhebt.  Ich  glawbe, 
ich  wollt  sichrer  seyn  gewesen  inn  ayner  mordtgruben".  Wüßte  er 
nur  eine  Behausung  in  Nürnberg,  so  wollte  er  noch  dieselbe  Woche 
mit  einem  oder  zwei  Wagen  hinüberziehen. 

Es  kam  jedoch  zunächst  anders.  Am  28.  November  1525 
schreibt  Schöner  an  Pirckheimer :  ,,Ich  füge  Ewr  herrligkeit  zu 
wissen,  das  ich  gain  Bambergk  hab  permutirt  von  den  bösen  auf- 
rurischen  pawren  vnd  wie  wol  ich  aldae  obligirt  bin,  zu  chore  zu 
gehen,  will  ich  doch  liber  thuen  dann  also  bey  den  unuerstandenen 
(unverständigen)  pawren  wönen".  Es  war  eine  Stelle  bei  St.  Stephan 
in  Bamberg,  in  die  Schöner  eingetreten  war,  gab  es  doch  ziemlich 
viele  Benefizien  daselbst.  Im  nächsten  Briefe  (24.  Dezember)  nennt 
er  sich  einen  Kaplan.  Danach  muß  seine  lutherische  Gesinnung 
doch  nicht  so  sehr  hervorgetreten  sein,  denn  in  Bamberg  wehte 
kein  der  neuen  Lehre  günstiger  Wind.  Vollends  daß  er  als  Luthe- 
raner von  Kirchehrenbach  abberufen  wurde,  wie  wiederholt  zu  lesen 
ist^^),  beruht  sicher  auf  einem  Irrtum.  Die  Bamberger  Stelle  war 
aber  offenbar  nur  klein,  denn,  abgesehen  davon,  daß  Schöner  nach 
wie  vor  das  heftigste  Verlangen  hat,  nach  Nürnberg  ziehen  zu  können, 
bemüht  er  sich  schon  im  nächsten  Briefe  —  vom  24.  Dezember 
1525  —  eifrig  um  ein  Kanonikat  bei  St.  Stephan,  derselben  Kirche, 
bei  der  er  angestellt  war.  Und  zwar  war  es  das  Kanonikat  des  schon 
mehrfach  genannten,  damals  schon  seit  mehr  als  4  Jahren  verstorbenen 
Dr.  Lorenz  Beheim,  Pirckheimers  Freund,  auf  das  er  sich  Hoffnung 
machte.  Der  junge  Vetter  des  verstorbenen  Dr.  Lorenz  will  es 
nicht  antreten,  Pirckheimer  möchte  doch  bei  ihm  und  seinen  Ver- 
wandten „handeln",  ob  er,  Schöner,  nicht  zu  solchem  Kanonikat 
kommen  möchte.  Wiederholt  richtet  er  deswegen  die  dringendsten 
Mahnungen  an  den  Nürnberger  Freund,  endlich  aber  (am  IQ.  März 
1526)  schreibt  er  kleinlaut,  Pirckheimer  möchte  ihm  vergeben,  daß  er 
ihn  mit  dieser  Sache  behelligt  habe,  er  sei  falsch  berichtet  gewesen. 
Er  hätte  geglaubt,  der  Beheim  -  er  war  beiläufig  nicht  aus  der 
bekannten  patrizischen,  zu  der  der  berühmte  Martin  Behaim  gehörte, 
sondern  aus  einer  bürgerlichen,  aber  auch  angesehenen  Nürnberger 
Familie  —  hätte   ein    Recht  auf   die   Verleihung   der  Stelle  gehabt, 

1*)  Roth,  Einführung  der  Reformation  in  Nürnberg,  S.  135;  Looshorn,  Gesch. 
des  Bisthums  Bamberg,  Bd.  IV  S.  718. 


—     54     — 

jetzt  weiß  er,  daß  er  nur  „Possess"  gehabt  habe.  Inzwischen  war 
nun  aber  schon  ein  anderes  Anerbieten  an  Schöner  herangetreten. 
Der  Nürnberger  Rat  hatte  1525  beschlossen,  eine  neue  Schule  zu 
gründen,  eine  höhere  humanistische  Bildungsanstalt  für  gereiftere 
Knaben,  die  sich  auf  das  Studium  an  einer  Hochschule  vorbereiten 
wollten.  Die  Leitung  dieses  Gymnasiums  hatte  er  anfangs  dem 
Philipp  Melanchthon  angeboten,  dieser  lehnte  zwar  ab,  sorgte  aber 
dann  für  die  Einrichtung  der  neuen  Anstalt,  insbesondere  auch  da- 
durch, daß  er  sich  nach  geeigneten  Lehrkräften  umsah.  Für  das 
Griechische  und  als  Leiter  der  Anstalt  schlug  er  seinen  besten 
Schüler  Joachim  Camerarius  (oder  Kammermeister,  geboren  1500  in 
Bamberg)  vor,  für  die  lateinische  Sprache  und  für  Poesie  Michael 
Roting  und  den  berühmten  Dichter  Melius  Eobanus  Hesse.  Endlich 
wurde  auch  eine  „Lektur"  für  Mathematik  ins  Auge  gefaßt,  damals 
eine  Neuerung,  in  diese  Stelle  gedachte  nun  Pirckheimer  seinen 
Schützling,  eben  unsern  Johann  Schöner  zu  bringen.  Man  sollte 
glauben,  dieser  wäre  ob  solcher  Aussicht  ganz  Feuer  und  Flamme 
gewesen,  wäre  doch  dadurch  sein  Lieblingswunsch,  nach  Nürnberg 
zu  kommen,  endlich  in  Erfüllung  gegangen.  Dem  war  aber  nicht 
so.  „Ich  besorge,  ich  sey  der  lectur  Mathematice  zu  geringe", 
schreibt  Schöner  am  7.  Januar  an  Pirckheimer.  Eine  ganze  Weile 
hören  wir  dann  nichts  mehr  davon,  bis  endlich  am  18.  Mai  1526 
Schöner  den  abgerissenen  Faden  wieder  aufnimmt.  »Nach  dem  mir 
ewr  herrligkeit  vor  ainer  zeyt  geschriben  haben,  wie  ich  biten 
(bitten)  sol  den  Oslander  (den  einflußreichen  Beförderer  der  Refor- 
mation in  Nürnberg,  wo  er  bei  St.  Lorenzen  Prediger  war)  mir 
behillflich  zu  sein,  ob  ich  konntt  kommen  zur  lectur  Mathematice 
zu  Nurmbergk,  hab  ich  ewr  herrligkeit  wider  geschriben,  ich  sey 
der  Sache  zu  geringe;  so  ich  dann  solt  lesen  Euclidem,  thet  note 
dz  (daß)  ich  in  (ihn)  selbs  vor  lernet  vnd  villeycht  vil  mer.  Awch 
so  bin  ich  barbarus  vnd  nit  latinus,  das  dann  zu  mol  schmelich 
were  zu  hören,  darumb  so  mir  nue  auch  geschriben  hat  itzt  Joachim 
Camermeyster  Bambergensis,  hab  ich  im  awch  also  geantwort". 
Schöner  war  wohl  nicht  imstande.  Lateinisch  frei  zu  sprechen,  was 
für  die  Vorlesungen  doch  verlangt  wurde.  Denn  daß  er  Lateinisch 
schreiben  konnte,  beweisen  uns  schon  allein  die  von  ihm  ver- 
öffentlichten lateinischen  Schriften.  Doch  mag  ihm  auch  dies  Mühe 
gemacht  haben,  wie  er  es  denn  auch  vorzog,  seine  Briefe  an  Pirck- 
heimer in  deutscher  Sprache  zu  schreiben.  Er  fühlte  sich  aber  sowohl 
Pirckheimer,  wie  seinen  „Herren  von  Nürnberg",  dem  Nürnberger 
Rat,  zu  großem  Dank  verpflichtet.     „Ich  möcht  wol  geren  zu  Nurm- 


—     55     — 

hergk  sein,  dann  mich  deweht,  ich  wollt  vil  mer  dae  meiner 
materien  vertreyben,  so  ich  personlich  dae  were  dann  also,  wollt 
awch  die  globos  lernen  (lehren)  mit  meynen  andern  instrumentis. 
Aber  des  Euclides  vnd  dergleychen  wollt  ich  mich  nit  vnterstehen, 
wollt  wol  mein  tayl  außrichten  inn  solchen  meynen  instrumentis  vnd 
tabulis  in  priuato,  aber  in  publico  wollt  ichs  nit  thuen  propter  barba- 
riam,  des  ich  mich  dann  schemet".  Da  Schöner  aber  nicht  lange 
darauf  in  Nürnberg  war,  scheint  er  sich  auf  Pirckheimers  Zureden 
die  Sache  doch  leichter  vorgestellt  zu  haben.  Nun  aber  hinderte 
ihn  noch  ein  anderer  Grund,  die  Besoldung  war  ihm  zu  gering 
und  auch,  wie  es  scheint,  die  Stellung  überhaupt  nicht  sicher  genug. 
Wie  aber  damals  der  Unfug,  daß  Pfründeninhaber  nicht  an  ihrem 
Orte  zu  weilen  brauchten,  allgemein  war,  so  hoffte  auch  Schöner, 
seine  Stelle  in  Bamberg  neben  der  neuen  in  Nürnberg  behalten  zu 
können.  Allerdings  darin  täuschte  er  sich.  Am  3.  Juni  1526  schreibt 
er:  „Nach  dem  ich  am  nechsten  von  Ewr  herrligkeit  abschide  vnd 
anheym  kämme,  liß  ich  mir  ain  capitel  versameln,  erzelt  in  mein 
Sache,  wardt  mir  gantz  denegirt  zu  zihen  gain  Nurmbergk  vnd 
gesaczt,  so  ich  dahin  zihen  wollt,  sollt  ich  mein  pfründe  hingeben. 
Solchs,  gunstiger  herr,  kan  ich  nit  thuen,  dz  ich  ain  gewises  für  ein 
ungewiß  gebe.  So  aber  es  seyn  könnt,  dz  mir  ain  pfründe,  die 
50  flor.  hette  würde  von  eynem  erbern  (ehrbaren)  weysen  rade  zu 
Nurmbergk  (würde)  zugesagt  mein  lebenlangk,  dann  so  wollt  ich  an- 
nemen  vnd  großen  vleyß  ankeren  alles,  dz  ich  kan,  vleyßich  lernen". 
In  einer  Nachschrift  fügt  er  hinzu:  „Oder  ob  es  doch  mit  dem 
lesen  vnd  meinem  hinüber  zihen  einen  verzugk  haben  konntt  vntz 
(bis)  Michaelis?"  Der  nächste  und  letzte  der  uns  erhaltenen  Briefe 
endlich  hat  die  Sache  der  Entscheidung  noch  ein  gut  Stück  näher 
gebracht.  Pirckheimer  hatte  Schöner  selbst  davon  abgeraten,  seine 
Bamberger  Pfründe  fahren  zulassen.  Dieser  aber  schreibt  am  12.  Juli 
1526:  „Aber  nun  hab  ich  wider  schrifft,  ain  erber  weyser  rade  woll 
mich  versehen  mit  der  nechsten  pfründe,  so  ledige  werde  vnd  dann 
so  ich  die  pfründe  habe,  wollen  sie  darzu  addiren,  das  ich  hundert 
habe.  Nue  so  bin  ich  dannest  noch  mit  kainer  behawsunge  ver- 
sorgt vnd  so  ich  dann  itz  Jacobi  (25.  Juli)  kommen  sollt,  wößt  nit 
woe  hin.  Darumb  meinem  törichten  geduncken  nach  were  es  wol 
dz  ich  vorhin  versorgt  were  mit  der  pfründe,  so  wößt  ich  wohin 
vnd  were  meyner  sache  gewise,  das  ich  dester  leychtlicher  dise 
meine  pfründe  könntt  farhen  lassen". 

Wann   Schöner    nun    tatsächlich    nach   Nürnberg  übersiedelte, 
kann  ich  nicht  sagen.     Sehr  viel  später  wird  es  aber  nicht  gewesen 


—     56     — 

sein.  Als  Besoldung  erhielt  er  100  Gulden,  die  ihm  in  vierteljähr- 
lichen Raten  ausbezahlt  wurden.  ^^)  Schöner  entfaltete  nach  allem, 
was  wir  wissen,  eine  durchaus  erfolgreiche  Tätigkeit,  als  Schrift- 
steller sowohl  wie  als  Lehrer.  Im  Jahre  1529  wies  ihm  der  Rat 
eine  Wohnung  im  Augustinerkloster  an,  als  dieses  für  andere  Zwecke 
benötigt  wurde,  wurde  für  ihn  ein  Haus  »auf  dem  Panerperg 
(Paniersberg)  um  20  fl.  jährlichen  Zins  bestanden  (Ratsverlaß  vom 
3.  Juni  1531)". 

Wenn  damals  eine  Stadt  den  mathematischen  und  geograph- 
ischen Studien  günstig  war,  so  war  dies  Nürnberg,  wie  schon  der 
große  Regiomontan  erkannt  hatte.  Um  so  mehr  nötigt  es  uns  unsere 
Achtung  ab,  daß  Schöner  auch  unter  den  ungemein  schwierigen 
und  teilweise  gefährlichen  Verhältnissen  auf  dem  Lande  niemals  auf- 
gehört hat,  wissenschaftlich  tätig  zu  sein.  Es  sind  keineswegs  die 
vielen  Klagen  allein,  die  seine  Briefe  füllen,  einen  kaum  minder  großen 
Raum  nehmen  die  Schilderungen  seiner  Arbeiten  ein  und  seiner 
Bemühungen,  die  geeigneten  Hilfsmittel  dazu  zu  erlangen.  Eine 
eigentlich  selbständige  Tätigkeit  sehen  wir  ihn  dabei  weniger  ent- 
falten, meist  ist  es  sein  berühmter  Vorgänger  Regiomontanus,  auf 
dessen  Bahnen  Schöner  zu  wandeln  bemüht  ist.  So  entwirft  er  zu 
dem  von  diesem  erfundenen  Torquetum,  einem  astronomischen 
Beobachtungsinstrument,  eine  Konstruktionsanweisung,  nach  seiner 
Vorschrift  will  er  sich  von  einem  Bamberger  Schlosser,  einem 
guten  Arbeiter,  „rotulas  pro  motibus  planetarum"  machen  lassen. 
Selbständiger  aber  erscheint  Schöner  mit  der  „Zurichtung"  der 
„Saphea",  gleichfalls  eines  Instruments  zur  geographischen  Orts- 
bestimmung, dessen  in  der  Schönerschen  Korrespondenz  wiederholt 
gedacht  wird.  Am  18.  Oktober  1524  erhält  Pirckheimer  ein  solches, 
nur  ist  leider  das  „gießlein  auf  dem  magneten  zuspalten  (zerspalten)". 
„Hab  kain  anderes  können  haben",  schreibt  Schöner,  „darumb  bit 
ich,  wollt  solchs  hern  Jörgen  Harthmann  beuelhen  (anvertrauen),  ain 
anders  darüber  zu  machen".  Am  18.  April  1525  stellt  er  den  Druck 
der  „Canones  (Gebrauchsregeln)  Saphee"  in  Aussicht,  am  24.  April  ist 
er  vollendet.^*')  Im  November  hatte  er  noch  eine  andere  Saphea  mit 
einem  „zodiaco  mobili"  in  Arbeit,  am  7.  März  1526  ist  er  aber  noch  nicht 
dazu  gekommen,  die  Canones  dazu  zu  drucken.  Inzwischen  erhält  er  von 


1^)  Heerwagen,  Zur  Geschichte  der  Nürnberger  Gelehrtenschulen.  Programm 
der  K.  Studienanstalt  zu  Nbg.,  1860,  S.  31  f.    Vergl.  auch  ebd.  1867  S.  11  u.  23. 

2°)  Dies  bezeugt  ein  im  Germanischen  Museum  befindlicher  Druck,  Sapheae 
recentiores  doctrinae  etc.,  Spicaeochti  (Kirchehrenbach!)  excussum  in  aedibus 
Joannis    Schoneri.       Er   ist    den    bisherigen    Schönerbibliographen    entgangen. 


—     57     — 

Georg  Hartmann  die  „Canones  Saphee"  Regiomontans,  da  läßt  er  die 
seinen  lieber  fahren,  obwohl  sie  sonst  mit  denen  des  großen  Meisters 
übereinstimmen.  Nur  einen  kleinen  Mangel  hat  er  an  den  letzteren 
gefunden,  dem  hofft  er  abzuhelfen  mit  Hilfe  eines  Büchleins,  „hat  ainer 
einem  loblichen  rade  (Rat)  zuNurmbergk  dedicirt  gnant  Grammateus". 
Er  bittet  Pirckheimer,  ihm  diese  Schrift  zu  besorgen,  er  wills  mit  der 
nächsten  Fuhre  wieder  zurücksenden.  Bücher  muß  Pirckheimer  über- 
haupt öfters  herleihen,  dafür  läßt  ersieh  auch  wohl  bei  seinem  Ptolemäus 
etwas  helfen,  den  der  vielseitig  wissenschaftlich  geschäftige  Humanist 
1525  erscheinen  ließ.  Schöner  interessierte  sich  natürlich  sehr  leb- 
haft für  diese  Fundgrube  geographischen  Wissens.  Am  28.  November 
1525  möchte  er  dann  auch  das  neue  Buch  des  Albrecht  Dürer 
haben  -  wahrscheinlich  dessen  „Unterweisung  der  Messung"  —  das 
will  er  aber  „redelich  bezalen"  und  dem  Dürer  „alßpaldt  dann  awch 
ain  Sapheam  schencken". 

Wenn  Schöner  andererseits  etwas  interessantes  findet,  so  läßt 
er  auch  den  Freund  daran  teilnehmen.  So  schickt  er  ihm  unter 
demselben  Datum  ein  altes  Astrolabium,  das  ihm  einer  aus  Schwein- 
furt auf  acht  Tage  geliehen  hat.  Er  schätzt  es  auf  400  Jahre,  weil  der 
„introitus  solis  in  arietem"  auf  den  14.  März  gesetzt  ist.  Er  hält  es 
für  arabisch  oder  chaldäisch,  ein  „unverstandener  (unverständiger)" 
Deutscher  hat  mit  lateinischer  Schrift  allerlei  Wirrwarr  darin  ange- 
richtet. Wenn  Pirckheimer  es  ganz  zerlegen  wollte,  würde  er  viel- 
leicht seinen  Ursprung  erkennen. 

Wenn  wir  am  Ende  von  Schöners  „Aequatorium  astronomicum" 
lesen,  daß  es  1521  zu  Bamberg  in  seinem  eigenen  Hause  gedruckt 
worden  sei,  so  wird  uns  die  Fortsetzung  dieser  Druckertätigkeit 
bestätigt  durch  einen  Brief  vom  18.  Oktober  1524,  worin  Schöner 
von  einer  Schrift  und  anderen  Druckereibedarfsstücken  spricht,  die 
er  von  dem  Nürnberger  Buchdrucker  Johann  Stüchs  beziehen  will, 
hinsichtlich  deren  Beschaffung  er  Pirckheimer  bittet,  ihm  behilflich 
zu  sein.  Nach  Pirckheimer  soll  er  auch  selbst  in  Holz  geschnitten 
haben  (oben  S.  >47j,  doch  schickt  er  am  IQ.  Mai  1524  ein 
„Universal",  wahrscheinlich  ein  Gesamtbild  des  Erdkreises  in  der 
alten  [vor  Merkator  üblichen  Art  auf  eine  Ebene  projiziert,  nach 
Nürnberg  als  Vorlage  für  den  Formschneider.  Er  hat  nichts  darein 
geschrieben,  vielleicht  findet  sich  aber  einer,  der  eine  schöne 
Schrift  hat,  der  dies  nachholen  könnte.  „Hab  auch  die  gebirge", 
schreibt  er,  „mit  ainem  grünen  ferblein  angestrichen,  auf  das  sie 
dester  baß  gemerckt  werden  von  dem  formschneyder  vnd  dz  er 
nit    berge     für    wasser    schneyde.     Habe   auch    das   mere    und    die 


-     58     — 

lacudes  (so!)  mit  ainem  plaen  (blauen)  safft  angestrichen,  auch  solchs 
leychthch  zu  eri<ennen.  Darumb  so  were  es  gut,  das  solchs  mere 
auch  würde  gerissen,  dz  es  dem  merewasser  gleychformich  v/ere,  auf 
das  man  es  könntt  erkennen  gegen  dem  ertreych.  Auch  gehören 
darumb  die  winde". 

Wie  nur  zu  erklärlich,  sehen  wir  Schöner  auch  eifrig  besorgt, 
die  Erzeugnisse  seines  Fleißes  an  den  Mann  zu  bringen.  Dies  wird 
schon  von  Lorenz  Beheim  in  seinen  Briefen  an  Pirckheimer  bezeugt. 
Im  Dezember  1517  schreibt  er,  Schöner  wolle  in  der  nächsten 
Woche  nach  Nürnberg  kommen  mit  10  oder  12  Globen,  die  er 
auch  ihm  (dem  Pirckheimer)  und  dem  Albertus  (Düren  zur  Ansicht 
bringen  werde.  Vorher  schon,  am  10.  Oktober  1517  hatte  Beheim 
ihm  einen  Himmelsglobus  abgekauft,  für  272  Gulden  mit  den 
„Canones"  (hier  entweder  Gebrauchsanweisung  oder  Tabellen).  Er 
ist  sehr  zufrieden  damit.  In  Schöners  Briefen  an  Pirckheimer  zeigt 
sich  namentlich  Jörg  Hartmann  seinem  Kollegen  beim  Verkauf  seiner 
Sachen  behilflich. 

Sehr  wenig  entgegenkommend  dagegen  war  der  Buchhändler 
Koberger  (nicht  der  berühmte  Anton,  der  schon  1513  starb,  sondern 
sein  Vetter  Hans).  Schöner  hoffte,  er  würde  ihm  doch  „etliche 
Sapheas  haben  genommen,  aber  alß  ich  verstehe,  so  ichs  im  halbs 
schenkt,  so  neme  erß  dannest  villeychts  nit",  schreibt  er  ärgerlich. 
Er  will  seine  Sachen  nun  zur  nächsten  Messe  nach  Frankfurt  senden, 
„da  waiß  ichs  wol  anzuwerden",  fügt  er  hinzu.  Am  28.  November 
1525  schreibt  er  aus  Bamberg:  .,Bit  awch  aufs  aller  vleyssichst  Ewr 
herrligkeit  wollen  behülfflich  seyn,  ob  ich  doch  awch  gellt  losen 
möchte  vmb  meine  getrückte  instrumenta  astronomica  alß  kugeln 
(der  große  Erdglobus  im  Germanischen  Museum  ist  übrigens  mit 
der  Hand  beschrieben),  Equatoria,  Sapheas  vnd  der  gleychen,  auf 
das  ich  awch  mere  andere  zurichten  möchte,  der  ich  noch  vil  bey 
mir  habe.^^)  Auch  wollte  ich  geren  wissen,  ob  doch  etwae  ain 
reychstagk  angestellt  were,  wo  vnd  wann,  wollt  ich  mich  awch 
darzu  rüsten".  Auf  einem  solchen  Reichstag,  wissen  wir,  hatte 
Schöner  so  schlimme  Erfahrungen  gemacht. 

Durch  seine  Armut,  die  uns  von  Pirckheimer  ausdrücklich  be- 
zeugt wird,  durch  die  Ansprüche  seiner  Familie  mag  Schöner  wohl 
mehr  zu  Arbeiten  auf  den  Erwerb  hin  gedrängt  worden  sein,  als  es 


2^)  Es  sind  hier  wolil  in  Holz  geschnittene  Figuren  mit  beweglichen  Teilen 
zu  verstehen,  die  natürlich  eigens  zugerichtet  werden  mußten.  Ein  richtiges 
Instrument  war  aber  wohl  die  Saphea  mit  dem  Kompaß  daran,  von  der  oben 
(S.  56)  die  Rede  war.' 


—     59     — 

ihm  selbst  lieb  war.  Wenn  er  trotzdem  den  Ruf  eines  angesehenen 
Mathematikers,  Astronomen  und  Geographen  genoß,  wenn  ihm  dies 
von  Männern  ersten  Ranges  wie  Melanchthon,  Camerarius  usw.  be- 
stätigt wurde,  so  werden  wir  wohl  anerkennen  müssen,  daß  er  für 
seine  Zeit  eine  Lücke  ausfüllte.  Freuen  wir  uns,  daß  es  ihm  gelang, 
von  den  „bösen,  unverstandenen"  Bauern  hinweg  in  die  damalige 
Zentrale  exakt-wissenschaftlicher  Betätigung  zu  gelangen  und  daß  er 
hier  erfolgreich  wirken  konnte  in  einer  bis  dahin  noch  nicht  da- 
gewesenen Stellung  als  Professor  der  Mathematik  und  damit  zugleich 
desjenigen,  was  man  damals  unter  Erdkunde  verstand,  an  einem 
Nürnberger  Gymnasium. 


Meine  Arbeit  sollte  gedruckt  werden,  als  mir  der  treffliche 
Artikel  von  Dr.  Karl  Schottenloher- Bamberg:  »Johann  Schöner  und 
seine  Hausdruckerei"  (Zentralblatt  für  Bibliothekswesen,  XXIV.  Jahrg. 
4.  Heft,  S.  145  —  155)  zu  Gesichte  kam.  In  meinen  Ausführungen 
etwas  wesentliches  zu  ändern  hatte  ich  keinen  Grund,  nur  möchte 
ich  bemerken,  daß  Schottenloher  Schöner  schon  1523  in  Kirchehren- 
bach nachgewiesen  hat.  Der  Druck  der  Saphea  von  1525  im 
Germanischen  Museum  ist  auch  ihm  nicht  unbekannt  geblieben.  Ich 
hoffe,  unsere  beiden  Arbeiten  werden  sich  gegenseitig  in  willkommener 
Weise  ergänzen  und  als  Bausteine  zu  einer  künftigen  abschließenden 
Schoner-Biographie  dienen  können. 


WRlBRECHT  DijRE.R^-  ^ 


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Die  geographische  Lage  und  die  wirtschaftliche 
Entwicklung  Mürnbergs/) 

Von 
Dr.  Ernst  Kugler, 

Rcallehrer  an  der  städtisclien  Handelschule   Nürnberg 
und 
Eduard  Gassenmeyer, 

Reallehrer  an  der  höheren  Mädchenschule  zu  Nürnberg. 

US  der  weiten  Sandebene,  die  sich  vor  dem  Westabfall  des 
Jura  ausbreitet,  steigt  niciit  weit  von  der  Einmündung  der 
Pegnitz  in  die  Rednitz  am  rechten  Ufer  der  ersteren 
[b<^,y  v  rf?-,  inselartig  ein  Berg  auf,  der  Nürenberg.  Hier  lag  wohl 
schon  zu  Anfang  des  11.  Jahrhunderts  einer  jener  Königshöfe,  die  als 
Krongüter  ihre  und  ihrer  Zinsgüter  Erträgnisse  zum  Unterhalt  der 
Hofhaltung  zu  liefern  hatten.  Den  Nürenberg,  der  sich  inmitten  des 
tiefen  Waldgebietes  zu  beiden  Seiten  der  Pegnitz  über  deren  nörd- 
lichem Ufer  erhob,  krönte  schon  um  die  Mitte  des  11.  Jahrhunderts 
eine  Burg.  Eine  unzweifelhaft  deutsche  Schöpfung,  bildete  diese 
Burg  einerseits  ein  wichtiges  Bollwerk  gegen  die  Slaven,  die  ihre 
Siedlungen  gegen  das  Rednitzgebiet  vorschoben,  andererseits  deckte 
sie   die  alte    Handelsstraße,    die    durch    das   Tal    der  Pegnitz    nach 

^)  Als    wichtigste    Quellen    zu    der    vorliegenden    Arbeit    wurden    benutzt: 
Roth,  Geschichte  des  Nürnberger  Handels.    Leipzig  1800—1802. 
V.  Schuh,  Die  Stadt  Nürnberg  im  Jubiläumsjahre  1906. 
Mummenhoff,  Zur  Geschichte  der  Altnürnberger  Handels-  und  Gewerbepolitik. 

(Unterhaltungsblatt  des  ,, Fränkischen  Kurier"  Jahrg.  1Q05.    Nr.  59  u.  61.) 
Derselbe,   Freie  Kunst  und   Handwerk,     i Korrespondenzblatt  des  Gesamtvereins 

der  deutschen  Geschichts-  und  Altertumsvereine  1906,  Sp.  105  ff.) 
Reicke,  Geschichte  der  Reichsstadt  Nürnberg.     Nürnberg  1895. 
Jahresberichte  der  Handels-  und  Gewerbekammer  für  Mittelfrankcn. 


—     62     — 

Böhmen  hinüberleitete,  sowie  auch  den  alten  vom  Main  nach  der 
Donau  führenden  Weg.  Unter  dem  durch  die  königliche  Burg 
gewährleisteten  Schutze  fanden  sich  die  Handelsleute,  die  jene 
Straßen  benützten,  am  Nürenberg  zusammen  und  siedelten  sich 
wohl  bald  neben  den  Hintersassen  des  Königshofes  an.  Die  Natur 
bot  ihnen  ja  in  dem  reichlich  vorhandenen  Lehm  und  Holz  gutes 
Baumaterial  für  die  ursprünglich  aus  Fachwerk  aufgeführten  Bauten, 
und  als  die  Ansprüche  höher  gingen  und  man  die  Siedelung  auch 
durch  Mauern  und  Türme  zu  schützen  für  notwendig  fand,  da  stand 
der  vortreffliche,  leicht  zu  bearbeitende  Sandstein  der  nächsten  Um- 
gebung zu  Gebote.  Außerdem  war  auch  die  Wasserkraft  der  Pegnitz 
nicht  zu  unterschätzen,  die  die  Anlage  von  Mühlen  ermöglichte. 

Die  Siedelung  am  Nürenberg  entwickelte  sich  offenbar  dank 
der  günstigen  Lage  und  dem  kaiserlichen  Schutze  rasch.  Heinrich  III. 
verlieh  ihr  das  Markt-  und  Münzrecht  und  erhob  sie  damit  zur 
Stadt  Ihre  Bevölkerung,  unter  dem  Zeichen  Merkurs  zusammen- 
geführt, zeichnete  sich  schon  früh  durch  Unternehmungsgeist  und 
kaufmännisches  Geschick  aus  und  bis  zum  15.  Jahrhundert  war  auf 
dieser  Grundlage  Nürnberg  zu  einem  der  bedeutendsten  und  volk- 
reichsten Handelsplätze  des  Reiches  emporgeblüht,  der  noch  dazu 
als  eine  Pflegestätte  der  Künste  und  des  Kunsthandwerks  einen 
hohen  Ruf  genoß.  Wohl  hatte  die  Reichsstadt  wie  manche  andere 
ihrer  Rivalinnen  unter  der  Veränderung  der  Welthandelswege  wie 
namentlich  unter  der  Ungunst  der  verworrenen  politischen  Verhält- 
nisse der  späteren  Jahrhunderte  zu  leiden,  aber  aus  all  diesen 
Wechselfällen  ging  sie,  wenn  auch  geschwächt,  so  doch  zu  neuer 
Aufblüte  befähigt,  hervor.  Und  in  der  Gegenwart  spielt  Nürnberg 
auf  dem  Gebiete  des  Handels  und  der  Industrie  nicht  nur  in  Deutsch- 
land, sondern  auch  in  der  Welt  eine  bedeutende  Rolle.  Freilich 
verwiesen  die  Bodenverhältnisse  nicht  weniger  als  die  Lage  die 
Nürnberger  auf  jene  Gebiete  der  menschlichen  Tätigkeit. 

Nürnberg,  jetzt  die  bedeutendste  Industriestadt  Bayerns  und  die 
neuntgrößte  Stadt  Deutschlands,  liegt  unter  49*^27' 28"  N  und  28M5' 
ö.v.  Gr.  Die  Höhenlage  über  dem  Meere  schwankt  an  den  ver- 
schiedenen Punkten  der  Stadt  zwischen  2Q6  m  und  352  m.  Ent- 
wässert wird  das  Stadtgebiet  Nürnbergs  durch  die  Pegnitz,  deren 
Grund  weiter  draußen  teilweise  fruchtbare  Wiesen  aufweist.  Die 
nächste  Umgebung  Nürnbergs  ist  nur  gegen  Norden  hin,  im 
sogenannten  „Knoblauchslande",  besser  angebaut.  Der  Sandboden, 
in  welchem  die  weit  ausgedehnten  Kiefernwaldungen  Wurzel  faßten, 
konnte   dem  Ackerbauer  nur  magere  Erträgnisse   liefern;    von   aus- 


—     63     — 

gedehntereil  Rodungen  im  Walde  schreckten  zudem  die  zahl- 
reichen Sümpfe  ab.  Großer  Mühe  und  langjähriger  Geduld  mag 
es  auch  bedurft  haben,  bis  das  dem  Waldboden  abgerungene  Frucht- 
land im  Norden  der  Stadt  gegen  Erlangen  hin  die  aufgewandte 
Arbeit  lohnte. 

Die  Bodenverhältnisse  in  unmittelbarer  Nähe  des  Nürenberges 
waren  es  also  nicht,  die  zur  Ansiedelung  um  den  Nürenberg  ver- 
lockten. Viel  bedeutungsvoller  für  die  überraschend  günstige  Ent- 
wickelung  des  am  Südabhange  des  Nürenberges  entstandenen  städti- 
schen Gemeinwesens  war  die  außerordentlich  vorteilhafte  Lage 
Nürnbergs  im  Kreuzungsgebiet  wichtiger  Verkehrsstraßen,  die  es 
den  Nürnbergern  sowohl  ermöglichte,  die  Rohprodukte  für  ihre 
Gewerbebetriebe  bequem  zu  beziehen  und  die  daraus  hergestellten 
Waren  nach  allen  Richtungen  der  Windrose  hin  zu  verschicken  als 
auch  sich  ihren  Anteil  an  dem  überaus  gewinnbringenden  mittel- 
alterlichen Zwischenhandel  zu  sichern. 

Das  Rednitzgebiet  ist  derjenige  Teil  des  fränkischen  Stufen- 
landes, von  dem  aus  man  mit  leichter  Mühe  durch  verschiedene 
von  der  Natur  geschaffene  Talwege  in  alle  anderen  natürlichen  Land- 
schaftsgebiete Deutschlands  gelangen  kann.  So  führen,  wenn  wir 
von  Nürnberg  rednitzaufwärts  wandern,  die  tiefeingeschnittenen  Täler 
der  Altmühl  und  der  Wörnitz  durch  den  Jura  zur  Donau  und  zur 
schwäbisch-bayerischen  Hochebene.  In  südöstlicher  Richtung  weist 
die  Laber  gleichfalls  den  Weg  zur  Donau;  diese  selbst  führt  nach 
Österreich  und  Ungarn  weiter.  Das  Pegnitztal  ist  infolge  seiner 
doppelten  Richtung  im  oberen  und  unteren  Teil  sowohl  für  den 
Verkehr  nach  dem  Osten  als  auch  für  den  in  nördlicher  Richtung 
bedeutsam,  indem  es  einerseits  unter  Querung  der  Vils-  und  der 
wichtigen  Naabfurche  durch  das  Regental  und  die  Further  Senke 
aufwärts  den  Weg  nach  Böhmen  weist,  andrerseits  (von  Hersbruck 
an)  zum  Fichtelgebirge  hinaufführt,  von  wo  aus  der  Zugang  nach 
Nordböhmen  mittels  des  Egertales  und  nach  Sachsen  mittels  des 
Saaletales  leicht  hergestellt  ist.  Folgen  wir  dem  Regnitztal  abwärts 
bis  Bamberg,  so  können  wir  von  hier  aus,  wiederum  unter  Benützung 
natürlicher  Verkehrsstraßen,  unschwer  nach  Mittel-  und  Norddeutsch- 
land gelangen. 

Zwischen  Thüringerwald  und  Rhön  führt  das  Werratal  in  nord- 
westlicher Richtung  nach  Thüringen,  während  man  mainaufwärts 
bis  Lichtenfels  und  dann  das  Rodachtal  hinauf  ziemlich  bequem  zur 
Saaletalfurche  gelangt,  deren  Lauf  zur  Herstellung  einer  Verbindung 
zwischen   Süd-   und   Norddeutschland    ebenso   wichtig    ist  wie    das 


—     64     — 

Tal  der  Werra.  Nach  dem  Westen  endlich  führt  zum  Rheine  das 
wunderlich  gekrümmte,  nach  allen  Seiten  Verkehrsbeziehungen  ver- 
mittelnde Maintal.  Das  Neckargebiet  im  Südwesten  zu  erreichen, 
bietet  keinerlei  Schwierigkeiten,  da  die  Frankenhöhe  als  trennender 
Gebirgswall  ihrer  mäßigen  Höhe  wegen  nicht  in  Frage  kommt. 
So  sehen  wir,  daß  an  natürlichen  Zugangsstraßen  vom  Rednitzgebiet 
in  die  übrigen  Teile  Deutschlands  und  umgekehrt  wahrlich  kein 
Mangel  ist.  Diesen  Straßen  folgte  denn  auch  im  Mittelalter  und 
folgt  heute  noch  der  Verkehr. 

Selbstverständlich  wäre  diese  bequeme  Zugänglichkeit  des 
Rednitzgebietes  von  untergeordneter  Bedeutung  gewesen,  wenn  ihm 
nicht  gleichzeitig  die  Gunst  seiner  zentralen  Lage  innerhalb  wich- 
tiger Wirtschaftsgebiete  zustatten  gekommen  wäre.  Daß  nun  von 
dieser  Gunst  gerade  Nürnberg,  das  nicht  einmal  an  einem  schiff- 
baren Strom  liegt,  den  größten  Vorteil  hatte,  daß  gerade  eine  Stunde 
vor  Mündung  der  Pegnitz  in  die  Rednitz  entfernt  eine  Stadt  empor- 
blühen mußte,  die  alle  anderen  fränkischen  Städte  weitaus  an  Größe, 
Reichtum  und  Macht  überstrahlte  und  auch  heute  noch  der  wirt- 
schaftliche Mittelpunkt  Nordbayerns  ist,  dafür  läßt  sich  wohl  manches 
Stichhaltige  anführen.  Aber  militärisch  politische  Erwägungen  allein 
können  ebensowenig  maßgebend  für  die  Entstehung  und  Entwicke- 
lung  der  Stadt  gewesen  sein  wie  der  Umstand,  daß  sich  das  Grab 
des  sagenhaften  Heiligen  Sebaldus  hier  befand.  Sicher  hat  zum 
Aufblühen  der  Stadt  von  Anfang  an  der  Fleiß  und  die  Geschick- 
lichkeit ihrer  Bewohner  sehr  viel  beigetragen.  Bedeutungsvoll  für 
die  Entwicklung  Nürnbergs  ist  vielleicht  auch  die  Tatsache,  daß  im 
Rednitzgebiet  die  Stammesgebiete  der  Franken,  Bayern  und  Schwaben 
zusammentrafen,  wozu  noch  die  von  Nordosten  vorgedrungenen 
Slawen  kamen. 

Möglich,  ja  wahrscheinlich  ist,  daß  sich  hier  in  Nürnberg 
zunächst  ein  Austausch  der  Erzeugnisse  dieser  verschiedenen  Stämme 
vollzogen  hat.  Der  Handel,  der  in  der  ersten  Hälfte  des  Mittelalters 
sicher  noch  keinen  ausgesprochen  internationalen  Charakter  hatte, 
bewegte  sich  auf  einem  weitverzweigten  Straßennetze,  das  selbst- 
verständlich alle  Vorteile  der  Bodengestalt  für  sich  ausgenützt  hat 
und  den  von  der  Natur  vorgezeichneten  Wegen  gefolgt  ist. 

Strahlenförmig  führten  von  Nürnberg  aus  die  Straßen  nach 
allen  Richtungen.  Nach  Oberitalien  gelangte  man  zu  den  reichen 
Seestädten  Venedig  und  Genua  auf  zwei  Wegen,  die  bei  Innsbruck 
wieder  zusammentrafen;  die  eine  Straße  ging  über  Weißenburg, 
Neuburg,   München  und    von  hier  aus  über  Mittenwald  nach  Inns- 


—     65     — 

brück,  die  andere  führte  über  Donauwörth  und  Augsburg  und  über 
den  Fernpaß  wiederum  nach  Innsbruck.  Von  hier  aus  benützten 
dann  die  Warenzüge  die  uralte  Brennerstraße  nach  Italien. 

Eine  weitere  wichtige  Straße  führte  über  Nördlingen  nach 
Ulm  und  von  hier  aus  einerseits  nach  Basel,  andrerseits  nach  Lindau. 
Für  den  Verkehr  mit  den  Rheinlanden,  Brabant  und  Flandern  war 
außerordentlich  wichtig  die  bereits  genannte  große  Nordwest-Süd- 
oststraße, die  über  Frankfurt  und  Würzburg  nach  Nürnberg  führte 
und  sich  von  hier  aus  über  Regensburg,  Passau,  Linz  und  Wien 
fortsetzte,  um  schließlich  nach  Ungarn  und  Siebenbürgen  zu 
führen.  Eine  Abzweigung  dieser  Straße  führte  von  Passau  aus  ins 
Salzkammergut.  Nach  Böhmen,  Schlesien,  Polen  und  Rußland 
gelangte  man  auf  dem  Wege  über  Amberg  durch  die  Further  Senke 
im  bayerisch  -  böhmischen  Grenzgebirge.  In  nördlicher  Richtung 
waren  von  Bedeutung  die  Straßen  über  Forchheim,  Kulmbach,  Hof 
nach  Leipzig  und  von  hier  aus  nach  dem  Norden  und  Osten  Europas, 
ferner  der  Handelsweg  über  Bamberg  durchs  Werratal  nach  Thüringen, 
endlich  die  Straße,  die  von  Kitzingen  abzweigte  und  von  hier  über 
Fulda  zwischen  Rhöngebirge  und  Vogelsberg  hindurch  nach  Kassel 
führte.  Der  Anschluß  an  die  alte  Rhone -Rhein- Handelsstraße 
wurde  außer  durch  die  bereits  genannten  Straßen  noch  hergestellt 
durch  den  Handelsweg  über  Hall,  Heilbronn  und  Pforzheim,  der 
auch  nach  dem  mittleren  und  westlichen  Frankreich  führte. 

Der  Richtung  dieser  mittelalterlichen  Handelsstraßen,  deren 
Bedeutung  für  Nürnberg  übrigens  bis  ins  19.  Jahrhundert  fortdauerte, 
folgten  dann  im  Zeitalter  der  Eisenbahnen  auch  die  Schienenstränge. 
Nürnberg  ist  der  natürliche  Mittelpunkt  des  nordbayerischen  Eisen- 
blhnnetzes.  Die  Linien  Ostende— Wien,  Stuttgart— Karlsbad  treffen 
hier  zusammen  mit  einer  wichtigen  Abbiegung  der  Nord-Südlinie 
Berlin— Rom,  deren  geradeste  Strecke  freilich  durch  das  Naabtal  über 
Regensbürglührt.'"  Selbstverständlich  ist  auch  der  alte  Handelsweg 
nach  Böhmen  durch  die  Further  Senke  bald  mit  dem  neuen  Ver- 
kehrsmittel gesegnet  worden.  Als  weitere,  freilich  jetzt  ganz  unzu- 
längliche Verkehrsstraße  sei  der  in  der  ersten  Hälfte  des  IQ.  Jahr- 
hunderts erbaute  Ludwigs-Donau-Main-Kanal  angeführt,  der  infolge 
seiner  geringen  Tiefe  und  Breite  und  der  großen  Zahl  seiner 
Schleusen  keine  zeitgemäße  Verbindung  zwischen  der  Donau-  und 
Rheinwasserstraße  darstellt.  Und  doch  wäre  ein  Großschiffahrts- 
weg vom  kanalisierten  Main  zur  Donau  für  die  Nürnberger  Industrie 
von  der  allergrößten  Bedeutung;  denn  diese  hat  angesichts  der 
teuren  Eisenbahnfrachten  für  die  nötigen  Rohprodukte  einen  schweren 

5 


—     66     — 

Konkurrenzkampf    mit    den    günstiger    gelegenen    Industriegebieten 
zu  führen. 

Nach  diesem  Überblick  über  die  geographische  Lage  Nürnbergs 
und  über  die  durch  die  Natur  vorgeschriebenen  Verkehrswege  seien 
im  folgenden  der  Handel,  der  sich  auf  diesen  Straßen  bewegte, 
in  seinen  verschiedenen  Formen  sowie  die  fördernden  und  hemmenden 
Umstände  bei  der  Ausübung  des  Handels  durch  die  Jahrhunderte 
hindurch  einer  kurzen  Betrachtung  unterzogen. 

Ohne  Zweifel  ist  der  Handel  grundlegend  zu  Nürnbergs  Blüte 
gewesen.  i\lit  einem  gewissen  Scharfblick  haben  die  Kaiser  diese 
Bedeutung  Nürnbergs  erkannt.  Sie  waren  bestrebt,  den  Handel  der 
Stadt  auf  alle  mögliche  Weise  zu  schützen  und  zu  heben.  Bereits 
um  die  Mitte  des  12.  Jahrhunderts  konnten  die  Nürnberger,  durch 
kaiserliche  Privilegien  begünstigt,  an  vielen  Orten  des  Deutschen 
Reiches  ohne  Zoll  und  Abgabe  Handel  treiben.  Im  Jahre  1219  erteilte 
Kaiser  Friedrich  II.  der  Stadt,  „weil  sie  keinen  Weinbau  oder  schiff- 
bares Wasser  habe,  auch  auf  einem  rauhen  und  unfruchtbaren  Boden 
liege",  besondere  Handelsfreiheiten.^)  Da  die  meisten  deutschen 
Fürsten  in  der  Erkenntnis  der  Vorteile,  welche  ihnen  der  Handel 
brachte,  dem  kaiserlichen  Beispiele  folgten  und  die  Städte  vielfach 
gegenseitige  Zollfreiheit  vereinbarten,  so  setzte  sich  das  Reich  eine 
Zeitlang  aus  einer  Menge  von  Freihandelsgebieten  zusammen  und  Nürn- 
berg trat  spätestens  im  Laufe  des  13.  Jahrhunderts  mit  den  wichtigsten 
deutschen  Städten  in  rege  Handelsbeziehungen,  so  mit  Regensburg, 
Speyer,  Worms,  Mainz,  wie  auch  mit  verschiedenen  Städten  des  Hansa- 
bundes, ja  es  vereinigte  sich  mit  den  rheinischen  Städten  zu  einem 
Bunde,  der  in  zielbewußter  Weise  auf  den  unsicher  werdenden  Straßen 
den  Handel  gegen  räuberische  Überfälle  der  Ritter  schützten  sollte. 
Auch  mit  dem  Auslande  —  was  wir  heute  darunter  verstehen  — 
knüpfte  Nürnberg  bald  Handelsbeziehungen  an.  So  kamen  Nürn- 
berger Kaufleute  im  14.  Jahrhundert  nach  Böhmen,  Mähren  und 
Polen,  nach  den  Niederlanden,  nach  den  flandrischen  Städten  Gent 
und  Brügge,  nach  Bearn  in  Südfrankreich,  nach  Ungarn.  Zu 
gleicher  Zeit  gewann  man  Absatzgebiete  in  den  benachbarten  Territorien, 
so  in  denen  von  Bayern,  Württemberg,  den  verschiedenen  Bis- 
tümern usw. 

Der  Kaiser  und  die  Fürsten  der  einzelnen  Gebiete  gewährten 
den  Kaufleuten  auf  den  Handelsstraßen  Geleit  und  Rechtsschutz,  hier  und 
da  auch  Zollfreiheit.     Das  Geleit  war  wegen  der  vielen  Befehdungen 


2)  J.  F.  Roth,  Geschichte  des  Nürnbergischen  Handels.  I.  S.  14. 


—     67     — 

und  Plackereien,  die  den  Handel  auf  den  Straßen  unsicher  machten, 
ein  bewaffnetes. 

Die  wichtigste  Handelsverbindung  war  für  Nürnberg  ohne 
Zweifel  diejenige  mit  Italien.  Von  den  italienischen  Seestädten,  von 
Venedig  und  Genua  gelangten  die  Erzeugnisse  des  Orients  über 
die  Alpen  nach  Deutschland.  Man  hatte  während  der  Kreuzzüge 
den  Glanz,  die  Pracht  und  Üppigkeit  des  orientalischen  Lebens,  den 
Reichtum  neuer,  das  Leben  bequemer  und  schöner  gestaltender 
Gegenstände  kennen  gelernt  und  trug  nach  der  Rückkehr  in  die 
deutsche  Heimat  das  Verlangen,  die  eigene  Burg,  das  eigene  Schloß 
bequemer  und  prächtiger  auszustatten  und  die  Erzeugnisse  der  Ferne 
zu  genießen.  Die  italienischen  Handelsleute  waren  so  klug,  dieser 
durchgreifenden  Umgestaltung  der  Verhältnisse  Rechnung  zu  tragen 
und  Vorteile  daraus  zu  ziehen.  Ihre  Schiffe,  welche  die  Kreuzfahrer 
nach  dem  gelobten  Lande  beförderten,  brachten  die  Erzeugnisse  des 
Orients  nach  Italien.  Das  rief  einen  lebhaften  Handel  und  bald 
auch  eine  rege  Industrie  in  den  Städten  der  Apenninenhalbinsel 
ins  Leben.  Die  italienischen  Händler  kamen  aber  bald  über  die 
Alpen  und  errichteten  in  Augsburg  und  in  Nürnberg  Warennieder- 
lagen. Ursprünglich  waren  es  vor  allem  Gewürze,  die  als  viel- 
begehrte Handelsartikel  ihren  Weg  nach  Norden  nahmen,  so  Pfeffer, 
Gewürznelken,  Zimt,  Ingwer  usw.  Nürnberg  vertrieb  diese  von 
den  italienischen  Händlern  empfangenen  Waren  nach  dem  Norden 
und  Osten.  Im  14.  Jahrhundert  ging  der  Nürnberger  Kaufmann 
aber  selbst  nach  Italien,  namentlich  nach  Venedig,  Genua,  Aquileja 
usw.  und  kaufte  mit  Hilfe  von  Kommissionären  auf  den  dortigen 
Märkten  die  Waren  auf,  für  die  in  Deutschland  schon  feste  Absatz- 
gebiete vorhanden  waren.  Bei  dieser  Gelegenheit  lernte  er  jedoch 
auch  andere  Waren  kennen,  von  denen  er  annehmen  konnte,  daß 
sie  in  der  Heimat  Liebhaber  finden  würden. 

Zu  den  Spezereien  Indiens  gesellten  sich  jetzt  als  Handels- 
artikel die  Erzeugnisse  der  arabischen  Kultur.  Südfrüchte,  Öl,  Wein, 
Baumwolle,  Weihrauch,  Stoffe  zur  Arzneibereitung,  indische  Hölzer, 
Indigo,  Elfenbein,  Rohseide,  Korallen,  Edelsteine  wurden  nun  in 
Nürnberg  ebenso  gehandelt  wie  Lederwaren,  Gewebe  aus  Baum- 
wolle und  Kameelharen,  Seidenstoffe,  namentlich  purpurfarbene,  so- 
dann seidene  Kunstgewebe,  Gold-  und  Silberbrokate  u.  a.  Diese 
Waren  gelangten  von  Nürnberg  neben  Erzeugnissen  des  eigenen 
Handwerks,  wie  Waffen,  Rüstungen  usw.,  über  Erfurt  nach  den 
Hansastädten,  Holland  und  den  Rheinlanden.  Von  dort  hinwiederum 
bezog  man  Heringe,  Stockfische,  englische  Waren,  Tuche  usw. 


So  hatte  sich  bis  zur  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  Nürnberg  zu 
einem  Handelsplatz  ersten  Ranges  entwickelt.  Mächtige  Warenlager 
waren  in  den  Boden-  und  Kellerräumen  der  Privathäuser,  in  Zoll- 
und  Waghäusern  aufgestapelt.  Immer  weiter  hinaus  erstreckten  sich 
die  Handelsbeziehungen  des  Nürnberger  Oroßkaufmanns.  Mit  den 
Niederlanden,  mit  Brabant  und  Flandern  stand  man  in  regem  Waren- 
verkehr, in  Frankreich  war  der  Markt  zu  Lyon  ein  Hauptziel  des 
Nürnberger  Handels;  hier  gründeten  Nürnberger  Handelsleute  die 
»Deutsche  Bruderschaft".  Auch  nach  Spanien  kam  der  Nürnberger 
Kaufmann,  und  von  Martin  Behaim  wissen  wir,  daß  er  in  Handels- 
geschäften nach  Portugal  kam  und  die  Seefahrt  des  Diogo  Cso  nach 
Afrika  1484  mitmachte.  Auch  nach  dem  Osten,  nach  Böhmen, 
Mähren,  Ungarn,  und  nach  dem  Nordosten,  nach  Sachsen,  Schlesien, 
Polen,  wanderten  Nürnbergs  Handelswaren,  während  man  andrerseits 
von  dort,  namentlich  von  den  Leipziger,  Naumburger  und  Breslauer 
Messen,  die  Produkte  des  Nordostens,  wie  Leinwand,  Pelze  usw. 
bezog.  Nürnberg  war  ein  Handelsplatz  von  europäischer  Bedeutung 
geworden. 

In  das  15.  Jahrhundert  fallen  nun  freilich  auch  mancherlei 
Umstände,  die  auf  den  Handel  Deutschlands  im  allgemeinen  und 
auf  den  'Nürnbergs  Jim  besonderen  schädlich  einwirkten.  Die 
Befehdungen  der  Städte  seitens  der  Ritterschaft,  wobei  rücksichtslos 
mit  Raub  und  Mord  vorgegangen  wurde,  veranlaßten  wiederholt 
ein  kräftiges  vereintes  Einschreiten  von  Fürsten  und  Städten.  Kriege, 
innere  Streitigkeiten,  Handelsverbote  und  Zollbelästigungen  traten 
bald  hier  bald  dort  dem  Handel  störend  in  den  Weg. 

Da  schlug  auf  einmal  infolge  der  Entdeckung  Amerikas  und 
des  Seeweges  nach  Ostindien  der  Welthandel  andere  Bahnen  ein. 
Die  Waren  Indiens  gelangten  nun  nicht  mehr  nach  den  europäischen 
Küsten  des  Mittelmeeres,  sondern  nach  denen  des  atlantischen  Ozeans 
und  Antwerpen  wurde  der  Hauptstapelplatz  für  jene  Waren.  Nicht 
so  sehr  wie  die  Städte  des  Hansabundes  verlor  dadurch  Nürnberg 
an  Bedeutung.  Es  büßte  wohl  einen  Teil  seines  Zwischenhandels 
ein,  aber  immerhin  blieb  es  mit  Italien  noch  in  ziemlich  reger 
Handelsverbindung,  da  manche  Levantewaren,  die  unter  der  langen 
Seefahrt  Schaden  gelitten  hätten,  nach  wie  vor  dorthin  gebracht 
wurden. 

Für  die  enge  Verbindung  Nürnbergs  mit  Italien  zu  Anfang 
des  16.  Jahrhunderts  spricht  auch  der  Umstand,  daß  im  Jahre  1505 
Augsburger  und  Nürnberger  Kaufleute  im  Verein  mit  solchen  von 
Genua   und  Florenz  drei  Schiffe   ausrüsteten.     Diese   schlössen   sich 


—     69     — 

€iner  portugiesischen  Flotte  zu  einer  Fahrt  nach  Indien  an.  Die 
Erlaubnis  hiezu  hat  wohl  Martin  Behaim,  der  zu  jener  Zeit  in  Lissabon 
weilte,  und  vom  König  sehr  ausgezeichnet  wurde,  erwirkt. 

Außerdem  war  inzwischen  in  Nürnberg  [die  Industrie  mächtig 
emporgebiüht,  namentlich  die  Metallindustrie.  Hiedurch  war  dem 
Handel  ein  neues  Feld  der  Tätigkeit  erschlossen.  Einerseits  mußten 
die  notwendigen  Rohmaterialien,  welche  das  Handwerk  brauchte- 
herbeigeschafft  werden,  wie  Eisen,  Kupfer,  Zinn  usw.  Diese  mangelten 
ja  der  nächsten  Umgebung  Nürnbergs  vollständig.  Andrerseits  galt 
es  die  Erzeugnisse  des  Gewerbefleißes  an  den  Mann  zu  bringen. 
Das  Eisen  bezog  der  Nürnberger  Kaufmann  von  den  Berg-  und 
Hüttenwerken  der  Amberger,  Bayreuther,  Nailaer  und  Wunsiedler 
Gegend  sowie  aus  Steiermark,  Kupfer  aus  dem  Harz  (Mansfelder 
Gebiet),  Zinn  aus  dem  Fichtelgebirge  und  Erzgebirge,  in  späterer 
Zeit  auch  aus  England;  Blei  lieferte  der  Harz,  Galmei  die  Gegend 
um  Aachen.  Außerdem  brauchte  man  noch  andere  Rohstoffe,  wie 
Wolle  und  größere  Mengen  von  Lebensmitteln,  die  man  aus  ent- 
fernteren Gegenden  herbeischaffte.  So  lieferten  Sachsen,  Schlesien 
und  Böhmen  Wolle  und  Leinwand,  Österreich  und  Ungarn  Getreide 
und  Vieh,  der  Osten  und  Nordosten  Pelzwerk,  Italien  immer  noch 
Gewürze.  Dagegen  fanden  die  Erzeugnisse  des  Nürnberger  aus- 
gedehnten Handwerks  in  allen  diesen  Gebieten  guten  Absatz.  Und 
jetzt,  im  16.  Jahrhundert,  entfalteten  auch  die  Kunst  und  das  Kunst- 
handwerk eine  hohe  Blüte  und  sicherten  sich  durch  Verfeinerung 
und  Vervollkommnung  der  Kunsterzeugnisse  sowie  durch  Erfindungen 
einen  hohen  Ruf  im  Reiche  wie  im  Ausland.  Zugleich  lieferten  sie 
dem  Handel  vielbegehrte  Artikel. 

Nürnberger  Waren  gingen  immer  noch  in  alle  europäischen 
Länder,  ja  sogar  schon  nach  Amerika.  Nürnberger  Gemälde,  Kupfer- 
stiche und  Holzschnitte  genossen  einen  großen  Ruf. 

So  blieb  Nürnberg  auch  im  16.  Jahrhundert  in  reger  Handels- 
verbindung mit  England,  Spanien,  Italien  und  Frankreich.  Und  da 
von  Antwerpen  aus  die  Waren  bis  auf  eine  geringe  Entfernung  auf 
•dem  Wasserwege,  dem  Rhein  und  dem  Main,  nach  Nürnberg  ge- 
bracht werden  konnten  und  die  Donaustraße  südlich  von  Nürnberg 
ebenfalls  nicht  zu  weit  entfernt  war,  so  blieb  Nürnberg  auch  jetzt 
noch  einer  der  wichtigsten  Durchgangspunkte  für  den  Handel  vom 
Norden  und  Westen  nach  dem  Osten  Europas,  nach  Österreich,  Mähren, 
Ungarn,  der  Türkei,  dem  schwarzen  Meere  und  nach  Konstantinopel. 

Der  30jährige  Krieg  fügte  natürlich  auch  Nürnbergs  Handel 
schweren  Schaden  zu,   wenn  er  ihn  auch  nicht  ganz  lahm  zu  legen 


-     70     — 

vermochte.  Den  Nürnberger  Kaufleuten  wurden  häufig  Schutzbriefe 
von  den  kriegführenden  Parteien  erteilt,  sodaß  man  sogar  durch  die 
Heerlager  hindurch  die  Waren  bringen  konnte.  Aber  da  andrerseits 
häufig  Handelsverbote  für  Waren  anderer  Länder,  z.  B.  für  die- 
jenigen Frankreichs,  erlassen  wurden  und  das  Handwerk  immer 
mehr  zurückging,  so  mangelte  es  dem  Handel  wohl  allmählich  an 
einer  Mannigfaltigkeit  von  Handelsgegenständen.  Doch  auclr  unter 
diesen  mißlichen  Verhältnissen  bewahrte  der  Nürnberger  Kaufmann 
einen  praktischen  Blick  für  die  Bedürfnisse  der  Zeit,  denen  gerecht  zu 
werden  ihm  die  besonderen  Verhältnisse  gestatteten.  Um  Nürnberg 
wurde  viel  Tabak  gebaut.  Die  Tabakblätter  wurden  nun  in  Nürnberg 
teils  verarbeitet,  teils  trieb  man  damit  einen  nicht  unbedeutenden 
Handel  nach  Hamburg,  Bremen,  Holland  sowie  nach  Tirol.  Kleinere 
Industrieartikel,  wie  Spiegel,  gingen  noch  im  17.  Jahrhundert  nach 
der  Levante  und  nach  Ägypten. 

Einen  unzweifelhaft  bedeutenden  Rückgang,  wenn  auch  nicht 
vollständigen  Verfall  brachte  dem  Nürnberger  Handel  das  18.  Jahr- 
hundert. Nicht  nur  daß  die  Reichskriege  an  und  für  sich  die 
Handelsverbindungen  störten,  suchte  man  durch  Handelsverbote  dem 
Gegner  möglichst  zu  schaden.  Am  meisten  litt  Nürnberg  unter 
dem  Verbot  des  Handelsverkehrs  mit  Frankreich.  Denn  es  hatte  bis 
dahin  nicht  nur  große  Warenmengen  für  den  Verbrauch  in  Frankreich 
selbst,  sondern  auch  für  dessen  Kolonialhandel  geliefert.  Die  plötzliche 
gewaltsame  Unterbrechung  dieses  Handels  nahm  dem  Nürnberger 
Kaufmann  nicht  nur  ein  wertvolles  Absatzgebiet,  sondern  brachte 
ihm  auch  unmittelbare  Verluste,  da  die  Werte  der  bereits  versandten 
Waren,  soweit  sie  noch  nicht  ausgeglichen  waren,  so  gut  wie  ver- 
loren gegeben  werden  mußten.  Eine  weitere  Schädigung  des  Handels 
bedeuteten  die  hohen  Durchgangszölle  und  die  hohen  Abgaben, 
welche  für  die  eingeführten  Waren  entrichtet  werden  mußten.  Das 
Schlimmste  jedoch,  was  Nürnbergs  Handel  treffen  konnte,  war,  daß 
die  Einfuhr  fremder  Industrieerzeugnisse  überhaupt  verboten  wurde. 
Die  einzelnen  Staatengebiete  glaubten  durch  diese  Maßregel  die 
Industrie  im  eigenen  Lande  heben  zu  können;  sie  waren  außerdem 
bestrebt,  durch  Aufnahme  von  fremden  Handwerkern  deren  Hand- 
werkskunst in  das  eigene  Land  zu  verpflanzen.  Hiedurch  erwuchs  der 
Nürnberger  Manufaktur  bald  eine  bedeutende  Konkurrenz,  namentlich 
in  Preußen,  Sachsen  und  Ba^^ern.  Zudem  wurden  auf  diese  Weise  dem 
ehedem  sich  über  ganz  Europa  erstreckenden  Handel  Nürnbergs  immer 
engere  Kreise  gezogen  und  die  Großzügigkeit,  die  ihn  früher  auszeichnete 
mußte    unter    den-  veränderten   Zeitverhältnissen    einer   engherzigen 


—     71     — 

Krämerpolitik  zum  Opfer  fallen.  Jetzt  fand  es  der  stolze  Patrizier, 
der  ehemalige  Großhandelsherr,  unter  seiner  Würde,  noch  weiter 
mit  dem  Kaufmann,  der  den  schweren  Kampf  mit  den  kleinlichsten 
Handelsschikanen  auszufechten  hatte,  zu  konkurrieren;  er  zog  sich 
von  allen  Handelsgeschäften  zurück  auf  die  Landgüter,  die  er  sich 
mit  den  ihm  durch  den  Handel  zugeflossenen  Reichtümern  erworben 
hatte.  Damit  hörte  ^aber  auch  die  stramme  Ordnung,  die  Handel 
und  Gewerbe  unter  dem  Regiment  der  Patrizier  beherrschten,  auf. 
Ungezügelte  Willkür. griff  um  sich  und  hielt  eine  richtige  Freude 
des  Kaufmanns  und  Handwerkers  an  seinem  Berufe  nieder.  Der 
Hausierhandel  konnte  sich  bei  dem  Mangel  geeigneter  Polizei- 
maßregeln immer  breiter  machen  und  den  Kaufmanns-  und  Hand- 
werkerstand materiell  und  moralisch  schädigen. 

Mit  dem  Rückgang  des  Handels  war  aber  bei  einer  Handels- 
stadt, wie  es  Nürnberg  war,  auch  naturgemäß  ein  Rückgang  des 
Wohlstandes  verknüpft.  Dazu  hatte  man  während  der  Kriegszeiten, 
die  enorme  Summen  verschlangen,  immer  höhere  Anforderungen  an 
die  Steuerkraft  der  Bürger  gestellt.  Der  Wohlstand  der  Reichsstadt 
sank  immer  mehr  unter  den  drückenden  Staatsauflagen  und  mit 
einer  schweren  Schuldenlast  trat  sie  ins  IQ.  Jahrhundert  ein. 

So  traurig  sich  auch  während  des  18.  Jahrhunderts  die  Ver- 
hältnisse für  den  Nürnberger  Handel  gestaltet  hatten,  der  Glanz  der 
vergangenen  Zeiten,  unter  dem  sich  ein  blühendes  Handwerk  ent- 
wickelt hatte,  hatte  für  die  altehrwürdige  Reichsstadt  die  wohltätige 
Nachwirkung,  daß  sie  vor  einem  Herabsinken  zur  Bedeutungslosigkeit 
bewahrt  blieb. 

Zunächst  trieb  Nürnberg  immer  noch  Handel  mit  Kolonial- 
waren und  mit  den  Erzeugnissen  seines  Handwerks  und  seiner 
Industrie,  die  sich  hauptsächlich  auf  die  Herstellung  von  notwendigen 
Gebrauchsartikeln  verlegte,  ferner  mit  Getreide,  Hopfen,  Tabak,  mit 
den  Rohmaterialien,  soweit  sie  nicht  die  eigene  Manufaktur  verbrauchte. 
Aber  auch  der  Zwischenhandel  mit  fremden  Gewerbeerzeugnissen 
war  nicht  unbedeutend,  so  mit  böhmischen  Tüchern,  schlesischer 
Leinwand,  italienischen  Seidenstoffen,  französischen  Galanteriewaren, 
englischen  Fabrikerzeugnissen.  Der  Nürnberger  Kaufmann  unterhielt 
Handelsbeziehungen  nicht  nur  mit  den  wichtigsten  deutschen  Städten, 
wie  Hamburg,  Bremen,  Leipzig,  Frankfurt,  Breslau,  Augsburg  usw., 
sondern  auch  mit  Holland,  England,  Frankreich,  Italien  und  sogar 
noch  mit  der  Levante. 

Nach  dem  Übergang  der  in  politischer  Beziehung  bedeutungs- 
los gewordenen    Reichsstadt  an   das  Königreich  Bayern   erfuhr   der 


—     72     — 

Handel  derselben  zunächst  unter  dem  Einfluß  der  Eingangs-,  Durch- 
gangs- und  Ausfuhrzölle  und  der  Weggelder,  namentlich  aber  auch 
unter  dem  Drucke  der  englischen  und  französischen  Konkurrenz 
einen  wesentlichen  Rückgang.  Noch  schwerer  traf  Nürnbergs 
Zwischenhandel  die  von  Napoleon  gegen  England  verhängte 
Kontinentalsperre.  Denn  als  unter  dieser  Gewaltmaßregel  Rußlands 
Handel  dahinzusiechen  drohte,  erließ  der  Zar  Alexander  I.  einen 
Ukas,  der  die  Einfuhr  der  englischen  Kolonialwaren  in  Rußland 
erleichterte  und  die  französischen  Einfuhrartikel  mit  hohen  Zöllen 
belegte.  Während  somit  die  englischen  Waren  dem  deutschen  Handel 
entzogen  waren  und  direkt  nach  dem  Osten  geleitet  wurden,  fand 
Nürnberg  für  die  französischen  Erzeugnisse  im  Osten  keine  Ab- 
nehmer mehr.  Zu  diesen  Absperrungsmaßregeln  des  Auslandes  kam 
dann  noch  die  Erhöhung  der  Eingangszölle  im  eigenen  Lande.  Ein 
Produkt  dieses  Absperrungssystems  war  das  den  Handel  namentlich 
mit  französischen  Waren  hart  treffende  bayerische  Zollgesetz  des 
Jahres  1822.  Endlich  aber  begann  man  in  den  einzelnen  Staaten 
Deutschlands  doch  einzusehen,  daß  es  mit  der  Absperrungspolitik 
nicht  so  weitergehen  könne.  Die  Zollvereinigungen  gingen  aus  dem 
Gebote  des  Selbsterhaltungstriebes  hervor.  Der  Gedanke  nationaler 
Wirtschaftseinigung,  der  sich  den  einzelnen  Staaten  förmlich  auf- 
drängte, zeitigte  den  bayerisch  -  württembergischen,  den  preußisch- 
-hessischen  und  den  mitteldeutschen  Zollverein.  Im  Jahre  182Q  schloß 
Preußen  mit  Bayern  einen  Zollvertrag  ab  und  im  gleichen  Jahre  wurde 
mit  Gotha  und  Meiningen  die  Herstellung  zweier  zollfreier  Straßen 
zur  Verbindung  von  Preußen  und  Bayern  vereinbart.  Nach  und 
nach  traten  die  Staaten  Süd-  und  Mitteldeutschlands  dem  Zollverein 
bei  und  in  der  Neujahrsnacht  von  1834  fielen  die  Zollschranken 
in  ganz  Mitteldeutschland.  Nun  war  der  größte  Teil  Deutschlands 
zu  einem  Wirtschaftsgebiet  zusammengefaßt  und  die  völlige  nationale 
Wirtschaftseinigung  nicht  mehr  ferne. 

Aus  diesem  Umschwung  der  Verhältnisse  zog  natürlich  auch 
der  Handel  Nürnbergs  Vorteil.  Es  war  ihm  nun  wieder  der  Weg 
zum  Meere  ohne  die  hemmenden  Zollschranken  geöffnet.  Die 
Industrieerzeugnisse  konnten  nun  wieder  durch  alle  Lande  gehen, 
nachdem  noch  dazu  Eisenbahnen  und  zu  einem  Teile  auch 
Kanäle  den  Verkehr  erleichterten,  im  Jahre  1864  ein  Handelsvertrag 
mit  Frankreich,  1865  ein  solcher  mit  Österreich  zustandekam,  die 
Zölle  auf  Rhein,  Neckar,  Main  und  Elbe  zum  Teil  ermäßigt,  zum 
Teil  ganz  aufgehoben  wurden  und  nach  dem  Kriege  von  1866  der 
Zollvertrag  mit  Preußen  erneuert  wurde. 


—     73     — 

Rasch  hat  sich  Nürnbergs  Handel  seit  jener  Zeit  und  seit  der 
politischen  Einigung  Deutschlands  zu  neuer  Blüte  entfaltet.  Gestützt 
auf  eine  mächtige  Industrie,  spielt  er  in  der  neuesten  Zeit  wieder 
eine  Weltrolle  wie  ehedem.  Die  Ära  Caprivi  mit  ihren  Handelsver- 
trägen gab  dem  deutschen  Handel  die  Möglichkeit,  seine  Konkurrenz- 
fähigkeit in  der  ganzen  Welt  aufs  neue  darzutun  und  entfesselte  einen 
solchen  Wetteifer  und  eine  solche  Tätigkeit  auf  dem  Gebiete  der  Industrie 
und  des  Handels,  daß  der  deutsche  Kaufmann  ein  gefürchteter  Kon- 
kurrent auf  dem  Weltmarkte  geworden  ist.  Leider  erfolgte  durch 
die  Schutzzollpolitik  der  letzten  Jahre,  vor  der  doch  die  traurigen 
Zustände,  in  die  der  deutsche  Handel  durch  das  Absperrungssystem 
zu  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  geraten  war,  warnen  mußten,  ein 
wahrnehmbarer  Rückschlag  auch  im  Nürnberger  Handel.  Dazu 
kommt  vielleicht  auch  noch  infolge  des  gewaltigen  Aufschwungs 
auf  dem  Gebiete  des  Verkehrswesens  eine  Verschiebung  in  der  Gunst 
der  Lage.  Nürnberg  muß  seine  Rohprodukte,  wie  Kohlen  und  Eisen, 
erst  aus  entfernteren  Gebieten  herbeischaffen  und  seine  Handelswaren 
müssen  einen  weiteren  Weg  nach  den  Seehandelsplätzen  zurücklegen 
als  diejenigen  der  meisten  anderen  Industriegebiete  Deutschlands. 
Daß  Nürnberg  dennoch  in  so  hohem  Maße  am  Welthandel  beteiligt 
ist,  verdankt  es  wohl  in  erster  Linie  dem  altberühmten  Unter- 
nehmungsgeist und  dem  Geschick  seines  Kaufmannsstandes,  der 
namentlich  mit  Kolonialwaren,  Drogen,  Kurz-  und  Spielwaren,  den 
verschiedensten  Erzeugnissen  der  Metallindustrie,  besonders  aber  mit 
Hopfen  einen  schwunghaften  Ausfuhrhandel  betreibt  und  rege  Handels- 
beziehungen unterhält  mit  Österreich-Ungarn,  der  Schweiz,  Rußland, 
Serbien,  Bulgarien,  Italien,  Spanien,  Frankreich,  Belgien,  England, 
den  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika,  Ägypten,  ja  sogar  mit 
dem  ferner  Ostasien,  mit  Japan. 

Nicht  minder  bedeutungsvoll,  als  der  Handel  der  Stadt, 
ja  gewissermaßen  dessen  Grundlage  war,  wenn  man  von  dem 
Transithandel  absieht,  seit  den  ersten  Tagen  ihres  Ursprungs  das 
Nürnberger  Gewerbe.  „Bei  dem  relativ  geringen  Verkehr  des 
Mittelalters,"  schreibt  Below,**)  „ergab  es  sich  als  Notwendigkeit,  daß 
jede  Stadt  so  ziemlich  alle  gewerblichen  Produkte  hervorbrachte.  Wir 
finden  darum,  daß  die  Gewerbezweige  viel  gleichmäßiger  verbreitet 
waren  als  heute.  Es  gab  nicht  wie  heute  wenige  und  sehr  große 
Zentren  der  Industrie,  sondern  eine  Unmenge  kleiner  Mittelpunkte 
gewerblicher   Tätigkeit.     Eben    hierin    liegt   ein    Hauptmoment    der 

2)  Below,  Georg  von,  Das  ältere  deutsche  Städtewesen  und  Bürgertum. 
Bielefeld  und  Leipzig  1898.  S.  9/10. 


—     74     — 

Stärke  des  mittelalterlichen  Städtewesens."  Was  hier  Below  im 
allgemeinen  von  den  deutschen  Städten  des  Mittelalters  sagt,  das  trifft 
auch  auf  die  Verhältnisse  in  Nürnberg  zu.  Natürlich  war  es  aber 
trotz  der  gewerblichen  Vielseitigkeit  jeder  Stadt  nicht  ausgeschlossen, 
daß  manche  Städte  ihre  Spezialartikel  erzeugten,  die  dank  ihrer 
besonderen  Güte  sich  allgemein  anerkannter  Wertschätzung  und 
deswegen  großen  Absatzes  erfreuten.  Ein  gut  Teil  der  in  Nürnberg 
erzeugten  Waren  ist  sicherlich  dieser  Klasse  von  Spezialwaren  zuzu- 
rechnen. Da  waren  es  insbesondere  die  Erzeugnisse  der  zahllosen 
Metallgewerbe,  die  den  Ruhm  Nürnbergs  in  der  Welt  verbreiteten. 
Interessant  ist  eine  Aufzählung  der  verschiedenen  Metallgewerbe  um 
das  Jahr  1400.  Da  gab  es  in  Nürnberg:  Beckenschläger,  Büchsen- 
macher, Drahtzieher,  Eisenwinder,  Flaschner,  Gelbgießer,  Gewicht- 
macher, Glockengießer,  Goldschmiede,  Haubenschmiede,  Helm- 
schmiede, Hufschmiede,  Kaltschmiede,  Kandelgießer,  Keßler,  Klingen- 
schmiede, Knopfschmiede,  Messerer,  Messingschläger,  Münzer,  Nadler, 
Nagler,  Plattner,  Pfannenschmiede,  Rotschmiede,  Sarwürker  (Verfertiger 
von  Rüstungen),  Schellenmacher,  Scherenschmiede,  Schleifer,  Schlosser, 
Schmelzer,  Schmiede  kurzweg,  Schwertfeger,  Schwertschmiede,  Sieb- 
macher, Spengler,  Sporer,  Trichtermacher,  Zangenschmiede,  Zinn- 
gießer, Zinnlöter.*)  Die  Rohmaterialien,  deren  man  zur  Ausübung 
all  dieser  Gewerbe  bedurfte,  mußten,  wie  schon  hervorgehoben, 
zum  Teil  aus  beträchtlicher  Entfernung  herbeigeholt  werden.  Wenn 
also  bei  den  Metallgewerben  von  einer  Bodenständigkeit  keine 
Rede  sein  kann,  so  gilt  das  ebenso  von  der  Ausübung  der  Weberei 
und  Färberei,  obwohl  besonders  letztere  seit  ^alters  in  Nürnberg 
wohl  gepflegt  und  in  ihren  Erzeugnissen  hoch  geschätzt  war.  Die 
Färbstoffe  (Krapp  und  Waid),  bezog  man  aus  Thüringen  und  Schlesien, 
Häute,  die  in  [den  mannigfach  verzweigten  Ledergewerben  Ver- 
arbeitung fanden,  vielfach  aus  Ungarn.  Die  Gunst  der  Lage  indessen 
und  eine  recht  vernünftige  Gewerbepolitik  des  Rates  wirkte  jenen 
Schwierigkeiten,  die  sich  bei  der  Versorgung  der  Stadt  mit  Roh- 
materialien ergaben,  entgegen.  In  Nürnberg  gab  es  neben  den 
geschworenen  Handwerken  (Zünften  ohne  politische  Bedeutung)  eine 
größere  Zahl  von  sogenannten  „freien  Künsten".  Trotzdem  der  Eigen- 
nutz des  einzelnen  Handwerkers  sich  gar  häufig  gegen  diese  vom  Rate 
im  Interesse  des  Handels  gewollte  Gewerbefreiheit  sträubte,  hielt  der 
Rat  an   dieser  Politik  zum  Vorteile  des  Nürnberger  Handwerks  im 

*)    P.    Sander,     Die    reichsstädtische     Haushaltung    Nürnbergs.     Leipzig 
1902.  S.  4. 


—     75     — 

ganzen  fest.^)  Denn  jedem  Fortschritt  jeder  Verbesserung  war 
dadurch  Tür  und  Tor  geöffnet,  die  große  Blüte  des  Nürnberger 
Kunsthandweri<s  im  15.  und  16.  Jahrhundert,  die  zahlreichen  Er- 
findungen auf  (mechanischem  Gebiete,  die  Konkurrenzfähigkeit 
Nürnberger  Waren,  die  immer  in  neuer  ^Gestalt  auf  den  Markt 
kamen,  sind  sicherlich  größtenteils  auf  die  verständige,  allerdings 
nicht  so  ganz  selbstlose  Politik  des  damals  noch  Großhandel 
betreibenden  Patriziats  zurückzuführen. 

Bis  gegen  Ende  des  16.  Jahrhunderts  dauerte  die  Glanzzeit  des 
Nürnberger  Handwerks.  Dann  kam  im  17.  Jahrhundert  der  große 
Krieg,  der  —  trotz  mancher  Übertreibungen  —  natürlich  auch  das 
Nürnberger  Handwerk  aufs  schwerste  schädigte,  wenngleich  manche 
Gewerbe  auch  in  dieser  traurigen  Zeit  durch  Lieferung  von  Kriegs- 
material auf  ihre  Rechnung  kamen. 

Gegen  Ende  des  17.  und  während  des  18.  Jahrhunderts  kämpften 
dann  Handel  und  Industrie,  wie  bereits  erwähnt,  in  Nürnberg  einen 
schweren  Kampf:  das  böse  Merkantilsystem,  dem  sich  die  Groß- 
staaten mehr  und  mehr  zuwandten,  verschloß  den  Erzeugnissen 
Nürnberger  Gewerbefleißes  geradezu  den  Eingang  in  die  alten  Absatz- 
gebiete. Daß  trotzalledem  die  Stadt  wirtschaftlich  nicht  vollständig 
zur  Bedeutungslosigkeit  heruntersank,  verdankte  sie  sicherlich  einer 
Jahrhunderte  alten  Tradition  auf  gewerblichem  Gebiete,  dem  Fleiße, 
der  Anpassungsfähigkeit  ihrer  Gewerbetreibenden  an  veränderte  Zeit- 
umstände und  Geschmacksrichtungen.  Ein  recht  rühmliches  Zeugnis 
stellte  im  Jahre  1781  der  bekannte  Berliner  Buchhändler  und 
Schriftsteller  Friedrich  Nicolai  dem  Nürnberger  Handwerk  aus,  indem 
er  die  Gediegenheit  und  Wohlfeilheit  der  Nürnberger  Waren  pries 
und  auf  die  zweckmäßige  Arbeitsteilung  und  die  Verwendung  vieler 
mechanischer  Vorrichtungen  beim  Gewerbebetrieb  hinwies. 

Eine  schlimme  Zeit  für  das  Gewerbe  war,  wie  schon  skizziert, 
das  Zeitalter  Napoleons  und  auch  die  der  Einverleibung  Nürnbergs 
in  Bayern  folgenden  Jahrzehnte  brachten  nicht  sofort  den  ersehnten 
Umschwung.  Erst  die  Gründung  des  Deutschen  Zollvereins  mit  ihrer 
Erweiterung  des  inneren  Absatzmarktes,  dann  die  Einführung  der 
Gewerbefreiheit  in  Bayern  1868  und  endlich  die  Wiederaufrichtung 
des  Deutschen  Reiches  1871  bewirkten  Nürnbergs  neue  Blüte,  seine 
Umwandlung  in  eine  bedeutsame  Industriestadt.   Besser  als  alle  aus- 


'")  Allerdings  konnte  der  Rat  die  Umwandlung  der  freien  Künste  in 
feschworene  Handwerke  nicht  immer  verhindern  (vgl.  Mummen  hoff,  Korre- 
spondenzbl.  des  Gesamtver.  etc.  1906,  Sp.  117/118.) 


—     76     — 

führlichen  Schilderungen  von  den  Anfängen  der  Nürnberger  Industrie 
bis  zu  deren  gegenwärtiger  hoher  Stellung  kündet  uns  das  geradezu 
amerikanische  Wachstum  der  Stadt  im  19.  Jahrhundert  von  ihrer 
wirtschaftlichen  Entwickelung.  1806  zählte  Nürnberg  25176  Ein- 
wohner, 1834  schon  44456,  1867:  77895,  1880:  99519,  1890:  142590, 
1900:  261081,  1905:  294432;  gegenwärtig  dürfte  die  Zahl  300000 
bereits  überschritten  sein.  Hand  in  Hand  damit  ging  auch  in  Nürn- 
berg der  durch  die  technischen  Fortschritte  bedingte  Wandel  im 
ganzen  Wirtschaftsbetrieb:  die  allmähliche  Verdrängung  des  Klein- 
betriebs durch  den  Großbetrieb  oder  wenigstens  des  letzteren  unbe- 
dingte Vorherrschaft.  Wenngleich  in  Nürnberg  das  Handwerk  sich 
immer  noch  einer  nicht  zu  unterschätzenden  Blüte  erfreut,  so  belehren 
doch  schon  den  Fremden  bei  der  Einfahrt  nach  Nürnberg  die  zahl- 
losen qualmenden  Fabrikschlöte,  wer  im  wirtschaftlichen  Kampfe 
der  Überlegene  ist.  Und  die  Statistik  bestätigt  diesen  ersten  Ein- 
druck. Die  Ziffern  der  letzten  Berufs-  und  Gewerbezählung  vom 
Jahre  1895  sind  allerdings  überholt,  dafür  gewähren  aber  die  Steuer- 
ziffern der  Gewerbesteuer  für  die  Jahre  1902/03  einen  gewissen  Ein- 
blick in  die  gewerblichen  und  industriellen  Verhältnisse  der  Stadt. 
Als  kleinste  und  kleine  Betriebe  (bis  zu  15  Mk.  Steuersoll)  finden 
wir  für  die  genannten  Jahre  veranlagt  10956  oder  69,1  7o  der  Ge- 
samtzahl, als  mittlere  und  mittelgroße  (15  —  1000  Mk.  Steuersoll) 
4729  oder  29,8  7o,  als  ganz  große  und  Riesenbetriebe  160  oder  1,1  "/o» 
wobei  allerdings  überall  die  handeltreibenden  Personen  auch  mit- 
gerechnet sind.  Ganz  anders  aber  ist  die  wirtschaftliche  Bedeutung 
dieser  Betriebe,  die  sich  aus  der  Steuersumme  ergibt.  Da  zahlen  die 
kleinen  Betriebe  nur  4,6  ^/o,  die  mittleren  32,1  "/o,  die  wenigen  Groß- 
betriebe indessen  63,3  •'/o  der  Gesamtsteuersumme. 

Unter  allen  Gewerben  und  Industrien  **)  nehmen  die  Metall 
verarbeitenden  heute  mehr  denn  je  den  ersten  Platz  ein.  Das  Material 
ist  gleichsam  der  ruhende  Pol  in  der  Erscheinungen  Flucht,  so  sehr 
auch  Produktionsweise  und  Erzeugnisse  sich  geändert  haben.  Hier 
sind,  um  bei  den  Riesenbetrieben  zu  beginnen,  vor  allen  Dingen 
die  Maschinenfabriken  und  Elektrizitätswerke  zu  nennen;  ihnen  reihen 
sich  an  Fahrrad-  und  Automobilwerke,  Nadelfabriken,  Fabriken,  in 
denen  Feuerlöschapparate,  chirurgische  Instrumente,  Kochherde,  Kühl- 
anlagen, Typen,  Gas-  und  Wasserleitungsapparate  hergestellt  werden. 
Auch  das  Handwerk  hat  in  Gestalt  von  Rot-  und  Glockengießereien, 
Metallschlägereien    und   Kunstschlossereien   noch   seinen    Anteil   am 

^)  Zwischen  Klein-  und  Großbetrieb  kann  im  folgenden  nicht  genau 
geschieden  werden. 


—     77     — 

Metallgewerbe.  ^)  Von  den  übrigen  Erzeugnissen  Nürnberger  Gewerbe- 
fleißes seien  noch  angeführt:  Lebkuchen,  Schokolade,  Bier,  Blei- 
stifte, Bürsten,  Pinsel,  Schuhe  (fabrikmäßig),  Treibriemen,  Handschuhe, 
lithographische  Artikel,  Asphalt,  Azetylen,  optische  Instrumente, 
Möbel.  Vollständigkeit  in  der  Aufzählung  aller  Gewerbe  ist  unmög- 
lich; überall  zeigt  sich,  wie  in  alten  Tagen,  Rührigkeit  und  Tüchtig- 
keit. Nürnberg  ist  die  Geschäftsstadt  Bayerns  par  excellence,  eine 
Tatsache,  die  auch  ihre  Schattenseiten  hat,  soweit  es  die  Pflege 
höherer  Kulturgüter  anbelangt. 

Mächtig  gefördert  wurde  das  gewerbliche  Leben  der  Stadt 
durch  die  Errichtung  des  bayerischen  Gewerbemuseums  im  Jahre  1871, 
das  seit  diesem  Jahre  eine  äußerst  ersprießliche  Tätigkeit  entfaltet. 
Diese  besteht  in  der  Veranstaltung  von  permanenten  gewerblichen 
Ausstellungen,  in  der  Prüfung  von  gewerblichen  Maschinen  und 
Apparaten,  Vornahme  von  chemischen  Analysen,  in  der  Abhaltung 
von  Vorträgen,  Veranstaltung  von  Meisterkursen  usw.  In  diesem  Zu- 
sammenhang sei  auch  der  Nürnberger  Gewerbeverein  und  der  Verein 
zum  Schutz  für  Handel  und  Gewerbe  genannt  und  endlich  der 
verschiedenen  Schulen  gedacht,  die  vor  allen  Dingen  dem  Handwerk 
und  der  Industrie  zugute  kommen.  Hier  sind  in  erster  Linie  die 
gewerblichen  (obligatorischen)  Fortbildungsschulen,  die  Baugewerk- 
schule, die  Handelsschulen  für  Knaben  und  Mädchen  zu  nennen,  ferner 
die  Realschule  (auf  dem  Wege  zur  Umwandlung  in  die  Oberrealschule 
begriffen),  die  Industrieschule,  deren  Umwandlung  in  ein  Technikum 
bevorsteht.  Leider  stellt  das  letztere  keinen  Ersatz  für  die  fehlende 
technische  Hochschule  dar,  die  in  mehr  als  einer  Hinsicht  ebenso 
wie  eine  Handelshochule  für  Nürnberg  von  wohltätigem  Einfluß  wäre. 

So  gewährt  denn  Nürnbergtrotz  mancher  unerfüllter  Wünsche  und 
trotz  der  Ungunst  mancher  Verhältnisse  (Mangel  eines  Großschiffahrts- 
kanals)  das  Bild  einer  im  Rahmen  der  neudeutschen  Wirtschaftsentwick- 
lung kräftig  emporgeblühten  gewerbe-  und  industriereichen  Stadt,  die, 
[vorausgesetzt,  daß  rechtzeitig  alle  nötigen  Maßnahmen  zur  Förderung 
der  wirtschaftlichen  Produktionskraft  getroffen  werden,  wohl  auch  im 
20.  Jahrh.  sich  noch  weiter  entwickeln  und  fernerer  Blüte  erfreuen  wird. 

'')  Welche  Bedeutung  das  JVletallgewerbe  im  Vergleich  zu  den  anderen 
Gewerben  hat,  geht  iaus  den  Ziffern  der  gewerkschaftlich  organisierten  Arbeiter 
mit  einiger  Sicherheit  hervor.  Von  der  Gesamtzahl  der  in  den  freien  Gewerk- 
schaften am  1 .  Dez.  1905  organisierten  Arbeitern  (26689i  waren  12262  im  Metallgewerbe 
beschäftigt,  also  fast  die  Hälfte.  1 11.  Jahresber.  des  Arbeitersekretariats  Nürnbg.  1905.) 


f  ^ 


■  Wi-V*,^ 


Geologische  Geschichte  der  Fränkischen  RIb 

von 

Dr.  Werner  Koehne, 

Geologe  an  der  Kgl.  geologischen  Landesanstalt  zu  Berlin. 


rfreulicherweise  hat  sich  in  den  letzten  Jahren  in  der 
fränkischen  Alb  wieder  eine  regere  Tätigkeit  von  Geologen 
entfaltet.  Der  Zeitpunkt  erscheint  uns  daher  besonders 
geeignet  zu  einer  zusammenfassenden  Darstellung,  in  der 
wir  versuchen  wollen,  in  möglichster  Kürze  und  auch  für  den  Nicht- 
fachmann  verständlich,  die  Ergebnisse  der  Untersuchungen  der  ver- 
schiedenen Forscher,  die  oft  völlig  unabhängig  von  einander 
gearbeitet  haben,  nach  den  durch  die  Überschrift  angedeuteten 
Gesichtspunkten  zu  einem  einheitlichen  Ganzen  zu  verschmelzen. 

Einleitung. 

Um  uns  zunächst  eine  Vorstellung  des  Gebietes,  um  das  es  sich 
hier  handelt,  wachzurufen,  wollen  wir  es  flüchtig  vor  unseren  Augen 
vorbeiziehen  lassen,  etwa  wie  es  sich  bei  einer  Eisenbahnfahrt  darstellt.^) 

Wer  von  Norden  her  sich  unserem  Gebiete  nähert,  indem  er 
etwa  auf  der  Strecke  Saalfeld-Probstzella  oder  über  Hof  nach 
Nürnberg  fährt,  sieht  von  der  Gegend  von  Lichtenfels  ab  auf 
der  linken  Seite  der  Fahrtrichtung  die  terrassenweise  sich  aufbauenden 
Höhen  des  Frankenjura  auftauchen.     Besonders  wird  der  altbekannte 

')  Es  ist  zu  empfehlen,  beim  Lesen  des  Aufsatzes  eine  geologische  Über- 
sichtskarte zur  Hand  zu  nehmen,  wozu  die  „Übersichtskarte  der  Verbreitung 
Jurassischer  und  Keuperbildungen  im  nördlichen  Bayern  1  :  500000"  von  v.  Gümbel, 
V.  Ammon  und  Thürach  besonders  geeignet  ist.  In  diesem  Jahre  wird  seitens  der 
Naturhistorischen  Gesellschaft  und  der  Firma  Piloty  &  Löhle  ein  Neudruck  dieser 
Karte  herausgegeben. 


—     80     — 

Staffelberg  Beachtung  finden,  an  dessen  Fuße  der  Ort  und  die 
Bahnstation  Staffelstein  liegen,  ein  Name,  der  von  Fremden  häufig 
irrtümlich  auch  auf  den  Berg  übertragen  wird.  Wenn  wir  hier 
unsere  Fahrt  unterbrechen,  so  betreten  wir  eine  historische  Stätte; 
denn  nicht  nur  durch  das  Scheffeische  Lied  ist  der  Berg  bekannt 
geworden,  sondern  er  erregte  auch  frühzeitig  das  Interesse  der 
Forscher.  Nämlich  schon  am  31.  Januar  1822  verlas  der  große 
Geolog  Leopold  von  Buch^)  in  der  Berliner  Akademie  eine  Schilde- 
rung des  Berges.  Er  erzählte,  wie  er  beim  Anstieg  einen  Sand- 
stein fand,  denselben,  den  wir  heute  als  den  Eisensandstein  des 
braunen  Jura  zu  bezeichnen  pflegen  und  wie  ihm  dann  beim  Weiter- 
steigen der  weiße  Kalkstein  auffiel.  Dann  beschrieb  er  weiter: 
»Über  solche  weiße  Schichten  erreicht  man  am  Staffelberge  endlich 
eine  Reihe  senkrechter  Felsen,  vorspringende  Altane  und  Basteien, 
nur  in  Klüften  ersteiglich.  Es  ist  Dolomit;  wieder  als  höchster 
Gipfel  und  in  höchst  auffallender  Form".  Dieser  Dolomit  bildet 
hier  das  höchste  Glied  des  weißen  Jura. 

Dem  Staffelberge  gegenüber  erblickt  man  schon  von  der  Bahn 
aus  Schloß  Banz,  wo  sich  eine  Petrefaktensammlung  befindet,  in  der 
Reste  riesiger  Jchthyosaurier,  der  bekannten  meerbewohnenden  Reptile, 
gezeigt  werden.  Diese  interessanten  Tierreste  entstammen  den  Schichten, 
welche  gleich  über  dem  Boden  des  Maintales  beim  Anstieg  nach  Schloß 
Banz  zu  finden  sind.  Es  sind  meist  dunkle  Tone  und  Kalksteine, 
die  unter  dem  Namen  schwarzer  Jura  oder  Lias  zusammengefaßt 
werden  und  unter  dem  braunen  Jura  liegen. 

So  haben  wir  hier  flüchtig  Repräsentanten  der  drei  Abteilungen 
des  Jura  kennen  gelernt. 

Wenn  wir  mit  der  Bahn  nach  Nürnberg  weiterfahren,  so 
sehen  wir  noch  mehrfach  dem  Staffelberge  ähnliche  Berge  auf- 
tauchen; es  sind  Vorsprünge  des  Juragebirges,  dessen  Rand  hier 
eine  von  NNW  nach  SSO  gehende  Richtung  besitzt. 

Kurz  vor  Erlangen  befindet  sich  der  erste  Tunnel  der  Strecke. 
Er  durchbohrt  einen  Bergvorsprung,  der  aus  sog.  Burgsandstein 
besteht;  dies  Gestein  gehört  zur  Keuperformation,  die  den  Jura 
unterlagert;  es  bildet  auch  die  malerischen  Felsen  an  der  Burg 
zu  Nürnberg,  nach  der  es  seinen  Namen  durch  v.  Gümbel 
erhalten  hat. 

Fahren  wir  nun  nach  Süden  auf  der  Strecke  Nürnberg-Ingol- 
stadt-München  weiter,   so   sind   wir  zunächst   weit   vom  Westrande 


^)  Gesammelte  Schriften  III  S.  65. 


—     81 


des  Jura  entfernt.  Dann  biegt  dieser  aber  südlich  von  Neumarkt 
aus  seiner  bisherigen  NNW -SSO- Richtung  gegen  Westen  um  und 
nähert  sich  so  der  Bahnlinie,  so  daß  wir  in  der  Weißenburger 
Gegend  wieder  Juraberge  vor  uns  sehen.  Hier  überschreitet  die 
Bahn  auch  die  Wasserscheide  zwischen  Rhein  (Rezat-Regnitz-Main), 
und  Donau  (Altmühl),  die  aber  im  Gelände  nicht  hervortritt  und  so 
niedrig  liegt,  daß  der  Gedanke  nahe  lag,  beide  Ströme  hier  durch 
einen   Kanal    zu   verbinden.     Schon    Karl    der   Große    machte    den 

I 


1      •    tU.'f^n.e^      ^i^^^tM.       .^?L«,t-«-  ,  ^^■C^jz^i-^l  \  \  Y^  -  Zjlf'l'^i 


Z-^-CcteA^    T(^:£^^&£4.     ^^<yta^ 


Längenmaßstab  1 :  25000 

Fig.  1.     Schematisches  Profil  durch  eine  steile  Talwand  ira  Frankenjura. 

Doppelt  überhöht. 

Versuch  dazu  und  noch  sind  Reste  der  „fossa  Carolina"  erhalten,  auf 
die  uns  der  Untertitel  des  Bahnhofs  Grönhard  aufmerksam  macht. 
Von  Treuchtlingen  ab  dringt  nun  die  Bahn  in  den  oberen  (weißen) 
Jura  ein,  dem  lieblichen  Tale  der  Altmühl  abwärts  folgend  und 
öfters  eine  der  zahlreichen  Schlingen  dieses  Flusses  durch  einen 
Tunnel  abschneidend.  Es  geht  an  Solnhofen  vorbei,  dem  Stapelplatz 
für  die  Plattenkalke  und  lithographischen  Schiefer,  die  in  zahlreichen 
gewaltigen  Steinbrüchen  oben  auf  der  Hochfläche  der  Alb  gewonnen 
werden.  Schon  von  der  Bahn  aus  können  wir  die  Schutthalden 
von  solchen  erblicken,  während  weiter  unten  an  der  Talwand  uns 
Dolomite  an  die  pittoresken  Gebilde  der  Fränkischen  Schweiz 
erinnern. 

Bei  Dollnstein  werden  wir  rechts  von  der  Altmühl  durch  den 
Anblick  eines  breiten  Trockentales   überrascht.     Einst  floß   hier  die 

6 


—     82     - 

Donau  über  Steppberg -Wellheim  herunter,  um  mit  einem  scharfen 
Knie  rechts  umzubiegen  und  bis  Kelheim  dem  jetzigen  Altmühl- 
tal zu  folgen  (vergl.  Fig.  25). 

Kurz  vor  Eichstätt  verläßt  die  Bahn  das  Altmühltal,  das  links 
unter  uns  bleibt.  Wir  können  uns  nun  von  dem  plateauartigen 
Charakter  der  Oberfläche  unseres  Gebirges  überzeugen,  das  hier 
aber  nach  Süden  zu  bald  unter  jüngeren  Überdeckungsgebilden 
ohne  orographischen  Absatz  verschwindet. 

Der  von  der  eben  besprochenen  Bahnstrecke  durchquerte  Teil 
des  Gebirges  streicht  im  Gegensatz  zu  dem  nördlichen  Teile  von 
OSO  nach  WNW.  Westlich  von  Treuchtlingen  wird  er  durch  den 
wunderbaren  Kessel  des  Rieses  bei  Nördlingen  unterbrochen  und 
geht  dann  in  den  schwäbischen  Jura  über. 

Es  sei  noch  bemerkt,  daß  wir  die  ganze  in  Bayern  gelegene  Fort- 
setzung des  schwäbischen  (württembergischen)  Jura  als  „Fränkischen" 
bezeichnen,  obwohl  nicht  nur  die  Kreise  Ober-  und  Mittelfranken, 
sondern  auch  Oberpfalz,  Schwaben  und  Niederbayern  daran  be- 
teiligt sind. 

Historisches. 

Im  folgenden  sei  zunächst  der  Männer  gedacht,  denen  wir  die 
Erforschung  unseres  Gebiets  verdanken^). 

Seit  2  Jahrhunderten  schon  hat  unser  Gebiet  mit  seinen  zahl- 
reichen Versteinerungen  das  Interesse  der  Naturfreunde  erregt. 
Bereits  im  Anfange  des  18.  Jahrhunderts  wurden  durch  den  Altdorf  er 
Professor  Johann  Jakob  Baier  und  seinen  Sohn  gute  Abbildungen 
von  Versteinerungen  der  weiteren  Umgebung  dieses  ehemaligen 
Universitätsstädtchens  gegeben.  Allerdings  war  er  sich  über  die 
Natur  der  Versteinerungen  nicht  klar  und  hielt  sie  nicht  mit  anorga- 
nischen Bildungen  wie  Dendriten  usw.  auseinander. 

Eine  nach  unseren  heutigen  Begriffen  wissenschaftliche  Er- 
forschung der  Frankenalb  datiert  erst  seit  kaum  100  Jahren.  So 
gehört  z.  B.  das  Werkchen  Reineckes  vom  Jahre  1818  über  die  im 
koburgischen  und  fränkischen  Gebiet  vorkommenden  Ammonshörner 
nach  Zittel  zu  den  besten  älteren  Arbeiten  über  Ammoniten. 

Wie  schon  eingangs  erwähnt  hat  um  diese  Zeit  auch  Leopold 
v^  Buch  den  Frankenjura  besucht. 


*)  Vgl.  W.  Koehne,  Verzeichnis  der  Geologisclien  Literatur  über  die  Fränkische 
Alb  und  der  für  deren  Versteinerungskunde  und  Geologie  wichtigsten  Literatur 
aus  anderen  Gebieten.  Alphabetisches  Verzeichnis  bis  1905.  Abh.  d.  Naturh.  Ges. 
XV.  Bd.  H.  3.     Nürnberg  1906  (auch  als  Sonder-Abdruck). 


—     83     — 

Von  den  Gesteinen  des  Fränkischen  Jura  zog  besonders  der 
Dolomit  die  Aufmerksami<eit  auf  sicii,  so  daß  das  schwierige  Pro- 
blem der  Bildung  dieses  Gesteins  auch  an  Beispielen  aus  unserem 
Gebiete  untersucht  wurde. 

Ferner  waren  es  die  großen  Höhlen  im  Frankendolomit  mit 
ihren  Resten  gewaltiger  Tiere  der  Diluvialzeit,  die  frühzeitig  nicht 
nur  in  Deutschland,  sondern  auch  im  Auslande  berühmt  wurden  und 
eine  reiche  Forschertätigkeit  anregten. 

Auch  das  Ries  mit  seinen  immer  noch  schwer  erklärlichen  Phäno- 
menen lockte  bekanntlich  in  neuerer  Zeit  eine  Anzahl  von  Geologen 
herbei. 

Vor  allem  riefen  die  Solnhofer  Schiefer  mit  ihren  prachtvollen 
Versteinerungen  eine  ungeheure  Literatur  hervor,  über  die  in  einer 
kürzlich  erschienenen  Monographie  von  Walther  eine  Übersicht 
gegeben  worden  ist*). 

Was  die  paläontologische  Untersuchung  des  übrigen  Gebietes 
betrifft,  so  ist  hier  zunächst  zu  erwähnen,  daß  Graf  Münster  in 
Bayreuth  eine  rege  Tätigkeit  entfaltete;  denn  er  lieferte  für  das 
große  Goldfußsche  Werk,  an  dem  er  mitarbeitete,  Material  aus 
Franken,  besonders  aus  dem  Jura-  und  Muschelkalk  der  Bayreuther 
Gegend  (und  aus  den  Solnhofener  Schiefern)  und  veröffentlichte  auch 
selbst  Arbeiten  über  Fossilien.  Auch  die  Fauna  der  eigenartigen 
Kalke  von  Kelheim  wurde  durch  eine  Anzahl  von  Gelehrten  in 
Zittels  Palaeontographlca  beschrieben.  Ferner  wurden  noch  die 
Pflanzenreste  des  Rhät^)  eingehender  bearbeitet,  besonders  von  Schenk. 

Was  Zusammenstellungen  von  einzelnen  Faunen,  d.  h.  den  in 
einem  bestimmten  Komplex  vorkommenden  Tieren,  anbetrifft,  so 
sind  außer  den  oben  genannten  und  den  in  v.  Gümbels  Werken  zu 
findenden  solche  noch  weiter  vorhanden;  z.  B.  für  den  unteren 
(schwarzen)  Jura  von  Ammon.  Die  in  der  paläontologischen  Staats- 
sammlung in  München  vorhandenen  Fossilien  des  unteren  und 
mittleren  Jura  wurden  von  Schlosser  aufgezählt  und  die  dabei  be- 
findlichen Originale  beschrieben.  Ferner  wurden  aus  den  einzelnen 
Schichten  des  weißen  Jura  von  Ammon  reichhaltige  Fossillisten 
gegeben. 

Soviel  wir  auch  diesen  Forschern  bereits  verdanken,  so  ist 
eine  erschöpfende  faunistische  Darstellung  damit  keineswegs  erfolgt. 

■')  Walther,  Die  Fauna  der  Solnhofener  Plattenkalke.  Bionomisch  betrachtet. 
Denkschr.  d.  Med.  Naturw.  Ges.  Jena  Bd.  XI.  1904.  Festschr.  zum  70.  Geburts- 
tage von  E.  Haeckel.    S.  133-214  Taf.  VIII. 

^)  Eine  Beschreibung  dieser  Stufen  folgt  weiter  unten. 

6* 


—     84     — 

Bloße  Fossillisten  leiden  in  ihrem  Werte  immer  darunter,  daß  der 
Artbegriff  in  der  Paläontologie  nichts  absolutes  ist  und  die  Arten 
von  verschiedenen  Autoren  verschieden  abgegrenzt  werden.  Daher 
kann  eine  Fossilliste  aus  unserem  Gebiete  immer  nur  einen  be- 
schränkten Wert  haben  und  das  Ideal  wäre  es,  die  Versteinerungen 
unseres  Gebietes  in  Monographien  mit  Abbildungen  und  Beschrei- 
bungen darzustellen,  wozu  aber  ein  sehr  erheblicher  Aufwand  an  Zeit 
und  jMitteln  notwendig  wäre.  Ich  möchte  dies  deshalb  hier  betonen, 
weil  ich  in  geologisch  interessierten  Laienkreisen  häufig  die  irrige 
Ansicht  verbreitet  gefunden  habe,  in  bezug  auf  die  Versteinerungen 
unseres  Gebiets  seien  bereits  die  Untersuchungen  zu  Ende  gediehen. 

Nicht  selten  wird  auch  von  Laien  an  den  Geologen  die  Frage 
gestellt,  ob  es  nicht  einige  Bücher  gäbe,  nach  denen  sie  die  Ver- 
steinerungen, welche  sie  im  Fränkischen  Jura  finden,  bestimmen 
könnten,  ähnlich  wie  dies  für  die  Pflanzen  durch  floristische  Bücher 
möglich  ist. 

Man  muß  leider  diese  Frage  für  die  meisten  Fälle  verneinen. 
So  umfassende  Werke  wie  die  Arbeiten  Quenstedts  im  württem- 
bergischen Jura  gibt  es  für  Franken  nicht.  Selbst  für  eine  so  gut 
bekannte  Fauna  wie  die  von  Solnhofen  sind  die  Beschreibungen  und 
Abbildungen  nicht  in  einigen  Sammelwerken  vorhanden,  sondern 
nur  in  den  großen  Bibliotheken  vollständig  beisammen;  und  in 
vielen  anderen  Fällen  ist  für  eine  sichere  Bestimmung  ein  großer 
Apparat  an  ausländischer  Literatur  erforderlich. 

Nach  alledem  ist  es  sehr  zu  verwerfen,  wenn  Versteinerungen 
ohne  genügende  Fundortsangabe  —  wozu  vor  allem  auch  eine 
möglichst  genaue  Beobachtung  über  die  geologische  Zone  gehört  — 
in  kleinen  Privatsammlungen  verzettelt  werden,  besonders  wenn  es 
sich  um  wohlerhaltene  Stücke  handelt;  denn  es  ist  immer  möglich, 
daß  sich  aus  einem  bestimmten  Gebiete  noch  unbekannte  Formen 
darunter  finden.  Am  schlimmsten  ist  es  natürlich,  wenn  viele  solche 
Stücke,  die  für  die  Erforschung  der  Gegend  von  Wert  sind,  um  des 
Mammons  willen  ins  Ausland  verkauft  werden. 

Vielmehr  sollte  es  das  Ziel  jedes  Sammlers  sein,  dazu  beizu- 
tragen, daß  in  einigen  wenigen  größeren  Sammlungen  eine  möglichst 
vollständige  Zusammenstellung  aller  in  den  verschiedenen  Schichten 
und  Fundpunkten  unseres  Gebiets  vorkommenden  Fossilien  erreicht 
werden  kann. 

Was  die  topographische  Geologie  und  Tektonik  des  Franken- 
jura betrifft,  so  müssen  wir  vor  allem  der  umfangreichen  Arbeiten 
v.    Gümbels    und    seiner    Mitarbeiter,    v.  Amnions    und    Thürachs. 


—     85     — 

gedenken;  außer  diesen  erschien  nocli  eine  größere  Zahl  von  Publi- 
kationen über  einzehie  Gebiete,  auf  die  wir  noch  vielfach  Gelegen- 
heit haben  werden,  einzugehen. 

Geologische  Geschichte. 

Nicht  nur  eine  Beschreibung  der  vorkommenden  Gesteine  und 
Fossilien  gibt  uns  die  Geologie,  sondern  man  war  auch  bestrebt, 
danach  sich  Vorstellungen  zu  bilden,  wie  es  in  früheren  Zeiten  auf 
der  Erde  ausgesehen  haben  möge. 

Die  Gesteine,  welche  unser  Gebiet  aufbauen,  sind  Schicht- 
gesteine, die  zum  größten  Teile  aus  dem  Meereswasser  abgesetzt 
wurden.  Wenn  wir  nun  die  Geschichte  des  Gebietes  erforschen 
wollen,  so  müssen  wir  untersuchen,  1)  unter  welchen  Umständen 
sich  diese  Massen  ablagerten,  2)  wie  sie  zu  Gesteinen  erhärteten, 
3)  welchen  Zerbrechungen,  Verschiebungen,  Faltungen  die  so  ent- 
standenen Schichttafeln  ausgesetzt  waren,  4)  wie  daraus  durch  die  ab- 
tragenden Kräfte,  also  vor  allem  das  Wasser,  die  Oberflächengestaltung 
herausmodelliert  wurde.  Doch  können  wir  in  diesem  kurzen  Abriß 
nicht  alle  4  Punkte  eingehend  behandeln,  sondern  nur  das  wichtigste 
herausgreifen. 

Triaszeit. 

Die  Unterlage  des  Jura  bildet  die  Triasformation,  die  ihren 
Namen  daher  erhalten  hat,  daß  sie  in  Deutschland  wieder  aus  drei 
Formationen  besteht,  1)  dem  r, Buntsandstein",  2)  dem  „Muschel- 
kalk", 3)  dem  „Keuper".  Ihre  unterste  Abteilung,  der  Buntsand- 
stein, der  eine  große  Mächtigkeit  besitzt  (bis  zu  400  m  nach  v.  Oümbei) 
ist  in  unserem  Gebiet  von  jüngeren  Schichten  bedeckt  und  so  nur 
in  größeren  Tiefen  zu  finden.  Erst  in  weiterer  Entfernung,  an  den 
Rändern  der  Urgebirge  (Schwarzwald,  Fichtelgebirge  und  Thüringer 
Wald)  hebt  er  sich  heraus.  Nicht  weit  vom  Fichtelgebirge,  bei 
Kulmbach,  Kronach  usw.  erregen  im  oberen  Buntsandstein  handähn- 
liche Eindrücke  das  Interesse.  Sie  sind  dadurch  entstanden,  daß 
Tiere  über  weichen  Ton  liefen  und  die  Abdrücke  ihrer  Füße  darin 
hinterließen.  Sand  wurde  darüber  ausgebreitet,  die  eingetieften  Ab- 
drücke ausfüllend,  und  erhärtete  später  zu  Sandstein.  So  können 
wir  nun  auf  der  Unterseite  der  Sandsteinbänke  den  Ausguß  der 
Fährten  dieser  sonst  meist  unbekannten  Tiere  (Chirotherium,  Handtier 
genannt)  finden. 

Näher  an  unser  Gebiet  heran  tritt  der  Muschelkalk,  so  ist  z.  B. 
das  Taubertal   bei  Rothenburg   in   ihn   eingeschnitten   und    auf   der 


—     86     - 

Ostseite  des  Frankenjura  tritt  er,  durch  Fossilreichtum  berühmt,  in 
der  Gegend  von  Bayreuth  zutage.  Die  eingeschlossenen  Ver- 
steinerungen beweisen,  dal^  es  sich  um  die  Absätze  eines  Meeres 
handelt.  Zu  den  bekanntesten  gehört  ein  Ammonshorn,  Ceratites 
nodosus. 

Auch  in  den  Alpen  findet  sich  Muschelkalk,  der  sich  zur  selben 
Zeit  abgelagert  hat,  wie  der  in  Mitteldeutschland.  Doch  ist  seine 
Tierwelt  eine  abweichende.  Daraus  läßt  sich  schließen,  daß  eine 
ungehinderte  Einwanderung  von  Tieren  aus  einem  Meere  in  das 
andere  nicht  möglich  war.  Nach  v.  Gümbel '')  bestand  die  Schranke 
aus  einem  Festland,  dem  sog.  vindelicischen  Gebirge^),  das 
beide  Meere  trennte.  Bemerkenswert  ist  auch  das  Fehlen  des  Buntsand- 
steins und  Muschelkalkes  im  Ries  bei  Nördlingen,  wo  sich  augen- 
scheinlich die  Keuperschichten  direkt  auf  Urgebirge  absetzten,  also 
wohl  zur  Zeit  des  Muschelkalkes  festes  Land  war.  Ebenso  auch 
in  der  Schwabenalb.  Die  Küste  des  Muschelkalkmeeres  gegen  Süden 
mag  etwa  auf  der  Linie  Dinkelsbühl-Schwabach-Parkstein  verlaufen 
sein  (nach  Thürach)").  Auch  die  Ostgrenze  des  Muschelkalkmeeres 
soll  sich  nach  v.  Gümbel  nicht  weit  von  unserem  Gebiete  befunden 
haben.  Dies  wurde  daraus  geschlossen,  daß  statt  der  Kalke  und 
Mergel,  die  sonst  die  Muschelkalkformation  bilden,  sich  auch  sandige 
Schichten  östlich  von  Bayreuth  und  Kulmbach  fanden;  die  Sande 
können  aber  nur  in  der  Nähe  eines  Landes  eingeschwemmt  worden 
sein.  Im  einzelnen  untersuchte  Thürach  die  Ausbildung  der  Zonen 
des  Muschelkalks  in  dieser  Gegend^"). 

Das  oberste  Glied  der  Triasformation,  derKeuper,  tritt  rings 
um  die  fränkische  Alb  zutage,  überall  da,  wo  die  auflagernden  Jura- 
schichten durch  Erosion  entfernt  wurden.  Er  besteht  in  der  Haupt- 
sache aus  einer  bunten  Reihe  von  Sandsteinen  und  Tonschichten. 
Nach   der  Ansicht  v.  Gümbels ")    sollten    sich   diese   Schichten   in 


")  Geologie  von  Bayern.    Teil  II.  1894.    S.  19. 

^)  Es  muß  hier  erwähnt  werden,  daß  die  Existenz  des  vindelicischen  Gebirges 
in  neuester  Zeit  von  Schwertschlager  angezweifelt  wurde.  Wenn  auch  vielleicht  ein 
großes  Gebirge  nicht  oder  nur  vorübergehend  vorhanden  gewesen  sein  und  sich 
das  Land  zuzeiten  auch  in  einen  Inselarchipel  aufgelöst  haben  mag,  so  möchten 
wir  doch  die  Existenz  größerer  Landmassen  während  langer  Zeiträume  dort  an- 
nehmen. 

*)  Beitr.  zur  Kenntnis  des  Keupers  in  Süddeutschland.  Geogn.  Jahresh. 
XIII.  1900.    München  S.  43. 

")  Geognostische  Beschreibung  der  Fränkischen  Alb  (Frankenjura).  S.  514—517. 
")  Geologie  v.  Bayern  II.  S.  587. 


—     87     — 

einem  Meere  abgesetzt  haben,  das  ungefähr  da  sich  ausbreitete,  wo 
auch  heute  noch  Keuperschichten  zu  finden  sind,  hi  seiner  IQOl 
publizierten  Abhandlung  tritt  jedoch  Thürach  dieser  Annahme  ent- 
gegen. Nach  seiner  Meinung  hatten  die  Keupergesteine  ursprüng- 
lich eine  weitere  Verbreitung  und  sind  an  denjenigen  Stellen 
später  wieder  entfernt  worden,  an  denen  sie  durch  Verschiebungen 
in  der  Erdkruste  gehoben  und  so  einer  stärkeren  Abtragung  ausge- 
setzt wurden.  Sonst  müßten  am  Rande  des  Fichtelgebirges,  wenn 
dieses  zur  Keuperzeit  schon  bestanden  hätte,  in  die  Keupergesteine 
Brocken  von  den  Gesteinen  des  Fichtelgebirges  eingeschwemmt 
worden  sein,  was  aber  keineswegs  der  Fall  ist  *^). 

Während  in  der  der  Bildungszeit  des  Keupers  vorhergehenden 
Muschelkalkzeit  das  Meer  in  Franken  sich  ausdehnte,  trat  es  in  der 
folgenden  Zeit  zurück,  so  daß  sich  tonige  Schichten  und  Land- 
pflanzenreste anhäufen  und  sogar  schwache  Kohlenflötze  (Letten - 
kohlenkeuper)  bilden  konnten.  Doch  machte  das  Meer  wieder  Vor- 
stöße und  überflutete  noch  einmal  das  Gebiet  (Grenzdolomit),  marine 
Versteinerungen  hinterlassend.  Dann  trat  eine  Abschließung  dieses 
Meeres  vom  Ozean  ein,  so  daß  sich  durch  Verdunstung  bei  regen- 
armem Klima  Gypskrystalle  abscheiden  konnten.  Zunächst  noch 
stattfindende  Einbrüche  des  Ozeans  hörten  bald  auf  und  nun  trocknete 
das  Binnenmeer  allmählich  ein.  So  kam  es  zur  Ausscheidung  von 
Steinsalz,  ja  selbst  von  den  leicht  löslichen  Kali-  und  Magnesiasalzen, 
die  durch  darüber  gelagerte  tonige  (wasserundurchlässige)  Schichten 
vor  späterer  Auslaugung  geschützt  wurden  (a.  a.  O.  S.  43).  Später  fand 
eine  Aussüßung  des  Wassers  statt,  die  durch  Eintreten  eines  regen- 
reicheren Klimas  zu  erklären  ist  und  nun  bildete  sich  der  „Schilf- 
sandstein" mit  Abdrücken  von  Schachtelhalmen.  Noch  einmal 
wurde  dann  das  Wasser  salzig  („Berggypsschichten"). 

Jünger  ist  der  Blasensandstein,  der  seinen  Namen  daher  führt, 
daß  er  Tongallen  eingeschlossen  enthält,  welche  leicht  herauswittern 
und  Hohlräume  hinterlassen.  Um  die  Entstehung  solcher  Tongallen 
zu  erklären,  könnte  man  vielleicht  eine  Beobachtung  Walthers 
(Gesetz  der  Wüstenbildung  S.  128)  heranziehen:  „Fast  alle  Ver- 
tiefungen im  Sandmeer,  die  langgestreckten,  talähnlichen  Schori  der 
Turkmenen,  ebenso  wie  die  breiten  Flächen  der  Takyrböden  sind 
mit  einer  Tonschicht  überzogen,  die,  hart  wie  eine  Tenne  und  in 
der   Regel    von    Trockenrissen    polygonal    durchschnitten,  ein   völlig 

'-)  Tliürach,  Beitr.  z.  Kenntnis  des  Keupeis  in  Süddeutschland.  Geogn. 
Jahresh.  Xill.  IQOO.  S.  41.  Demselben  Werke  ist  die  weitere  Schilderung  der  Ent- 
stehung der  Keuperschichten  entnommen. 


—     8S     - 

horizontales  Parkett  bildet.  Ist  die  Tonschicht  nur  1—2  cm  mächtig, 
dann  krümmen  sich  die  eintrocknenden  Platten  wie  Hobelspäne  zu- 
sammen und  werden  leicht  ein  Spiel  des  Windes,  der  sie  zwischen 
den  Sanddijnen  dahintreibt  und  in  den  Sand  einbettet.  Wird  dann 
im  Winter  der  Sand  feucht,  dann  sinkt  die  Tonrolle  erweicht  zu- 
sammen und  erscheint  als  breitgedrückte  Tongalle  dem  Sande  ein- 
geschaltet". 

Der  später  folgende  Burgsandstein,  den  wir  am  Rande  des 
Frankenjura  so  häufig  beobachten  können  (Burg  in  Nürnberg,  Alte 
Feste  bei  Fürth,  Burgberg  bei  Erlangen),  könnte  für  ein  äolisches 
d.  h.  durch  Wind  abgelagertes  Gestein  gehalten  werden.  Doch 
nimmt  Thürach  an,  daß  bei  seiner  Bildung  fließendes,  sowie 
wellenförmig  bewegtes  Wasser  und  Wind  zusammengewirkt  haben. 
Das  Material,  das  die  Keupergesteine  gebildet  hat,  stammt  aus 
dem  Südosten,  vom  sog.  vindeiicischen,  bayerischen  und  böhmischen 
Gebirge. 

Das  oberste  Glied  des  Keupers,  wegen  seiner  mächtigen  Ent- 
wickelung  in  den  Alpen  von  Gümbel  Rhät  genannt,  besteht  in 
unserem  Gebiet  in  der  Hauptsache  ähnlich  wie  der  übrige  Keuper 
aus  Sandstein,  der  aber  nicht  selten  durch  Gehalt  an  Eisenver- 
bindungen eine  gelbliche  Farbe  annimmt  und  sehr  häufig  deutliche 
Kreuzschichtung  zeigt  ^'^). 

An  vielen  Stellen  sind  diesem  Sandstein  Tonschichten  einge- 
lagert, die  jedoch  nicht  mehr  bunte  Farben  zeigen,  wie  die  der 
tieferen  Keuperschichten,  sondern  eine  dunkle,  was  von  organischen 
Resten  herrührt,  welche  einerseits  reduzierend  auf  die  Eisen- 
verbindungen einwirken,  andererseits  selbst  kohlige  Substanzen 
hinterlassen. 

Häufig  finden  sich  in  den  Tonen  mehr  oder  minder  gut 
erhaltene  Pflanzenreste,  unter  denen  besonders  Farne,  Cycadeen  (Fig.  2) 


^')  Unter  Kreuzschichtung  versteht  man  eine  solche,  bei  der  die  Schichten  nicht 
horizontal  übereinanderHegen,  sondern  unter  verschiedenen  Winkeln  geneigt  sind. 
Sie  kann  durch  unregelmäßig  fließendes  Wasser  oder  durch  Wind  hervorgebracht 
sein.  Zum  Beispiel  nehmen  wir  an,  es  habe  sich  in  einem  Fluß  eine  horizontale 
Schicht  feinen  Sandes  abgesetzt,  darüber  habe  sich  eine  Sandbank  gebildet,  an 
deren  Böschungen  sich  nun  in  geneigter  Lage]wechselnde  Schichten  gröberen  Sandes  ab- 
gelagert haben;  dann  sei  durch  eine  heftigereStrömung  der  qbere Teil  der  Sandbank  fort- 
gerissen und  so  wieder  eine  horizontale  Fläche  hergestellt  worden,  auf  der  sich  wieder 
horizontale  Schichten  absetzten,  und  sofort  in  ewigem  Wechsel;  ein  Querschnitt 
(Profil)  müßte  dann  ähnlich  aussehen,  wie  ein  solches,  wie  wir  es  nicht  selten  im 
Rhätsandstein   in    Steifibrüchen    beobachten  können. 


89     — 


und  Coniferen  ver- 
treten sind,  eine  Flora, 
welche  auch  in  der 
Jurazeit  ausdauerte, 
während  die  Angio- 
spermen bekanntlich 
vor  der  Kreidezeit 
nicht  zu  finden  sind- 

Die  Landpflanzen 
führenden  Tone  bil- 
den keine  im  ganzen 
Gebiet  zusammen- 
hängenden Schichten, 
sondern  sind  in  ein- 
zelnen Seebecken  ab- 
gesetzt, diese  wurden 
Fig.  2.  Podozamites  distans  (Presl)  Braun.  Häufiger  später  wieder  V'On 
Cycadeen-Blattrest  aus  dem  Rhät  Frankens.    Aus  Schenk,    Sauden      verschüttet 

Über    denen    sich 
nochmals     an     der- 
selben   oder    an    anderen    Stellen    solche    dunklen    Tone    absetzen 
konnten. 

Tierreste  sind  im  fränkischen  Rhät  selten,  nur  eine  obere 
Schicht  mit  solchen  ist  stellenweise  vorhanden,  die  Oümbel  mit  dem 
bekannten  schwäbischen  Bone-bed  identifizierte,  während  sie  Schrüfer 
bereits  den  Liasschichten  zuweist.  Ich  möchte  hier  bemerken,  daß 
die  interessanten  „Tiere  in  den  Pflanzenschiefern  der  Gegend  von 
Bayreuth ",  welche  Braun  beschrieb,  in  der  Sammlung  des  Mineralogisch- 
geologischen  Instituts  der  Universität  Erlangen  aufgestellt  sind. 

Jurazeit. 

Verfolgen  wir  nun  die  Geschichte  unseres  Gebietes  in  der 
folgenden  Zeit,  mit  dem  unteren  Jura  oder  Lias  beginnend^*). 

Die  unterste  Zone  des  Lias,  im  benachbarten  schwäbischen 
Jura  durch  eine  Kalk-  oder  Tonbank  repräsentiert  und  nach  einem 
Ammoniten  Psiloceras  planorbis  bezeichnet,  konnte  im  Frankenjura 
durch  Versteinerungen  nur  in  der  Gegend  von  Koburg  (im  Norden) 


Die  fossile   Flora   d.   Grenzschichten  des   Keupers   und 
Lias  Frankens.     Taf.  XXXVI.     Fig.  1 


")  Die  nächstfolgende  Schilderung  ist  zumeist  auf  die  Darlegungen  von 
Pompecky  gegründet:  Die  Juraablagerungen  zwischen  Regensburg  und  Regen- 
stauf  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Ostgrenze  des  Frank.  Jura.)  Geogn.Jahresh.XIV^ 
1901.  S.  170  ff. 


-~     90     — 

und  am  Hesseiberg  (im  Westen)  nachgewiesen  werden.  So  dürfen 
wir  annehmen,  daß  das  süddeutsche  Meer  nur  diese  randhchen  Ge- 
biete erreichte  und  unsere  Gegend  Land  war,  welches  an  die  böhmisch- 
vindelicische  Landmasse  sich  anschloß. 


Fig.  3.     Die  „Regensburger  Bucht«.     Aus  Pompecky.  Qeogn.  Jahresh.  für  1901. 

In  der  nächsten  Zeit,  der  der  Zone  des  Ammoniten  Schlot- 
heimia  angulata,  drang  das  Meer  weiter  in  Franken  ein.  Denn 
marine  Fossilien  aus  dieser  Zone  finden  sich  z.  B.  bei  Neumarkt  und 
Altdorf  und  weiter  im  Osten  bei  Amberg,  ferner  im  Norden  bei 
Bamberg  und  Lichtenfels,  wenn  auch  nicht  häufig.  Es  sind  fein- 
körnige   Sandsteine,    die    man    hierher    rechnet    und    die    auch    in 


-     91 


der  Regensburger  Gegend  sich  finden.  So  muß  sicii  bis  in 
diese,  die  seit  langen  Zeiten  Festland  gewesen  war,  eine  Bucht  des- 
jenigen Meeres  erstreckt  haben,  welches  Franken  und  Württemberg 
in  dem  heute  von  Triasgesteinen  eingenommenen  Gebiete  westlich  und 
nördlich  der  heutigen  Alb  erfüllte. 

Auch  in  Württemberg  zeigt  der  Horizont  den  Charakter  von 
Litoral  und  Seichtwasserbildungen.  Die  Sedimente  setzten  sich  im 
Küstengürtel  zwischen  dem  Meere  und  dem  böhmisch-vindelicischen 
Lande  ab,  von  dem  sie  herbeigeführt  wurden.     In  Württemberg  lag 


Fig.  4.  .■\nialtheus  costatus.  Leil-Ammonshorn  aus  den  „Amaltheentonen" 
im  mittleren  Lias  (L.  0).  Fundort:  Dörlbach  am  Donau-Main-Kanal. 
Aus  Quenstedt,   Ammoniten  des  Schwäbischen  Jura.    Taf.  42.    Fig.  18,  19. 

der  Nordrand  des  vindelicischen  Festlandes  wohl  unterhalb  der 
heutigen  Alb  und  lief  in  geringer  Entfernung  von  deren  jetzigem 
Nordwestrand  entlang,  um  bis  in  die  Regensburger  Gegend  sich 
fortzusetzen,  wo  er  um  die  Regensburger  Bucht  herum  nach 
Norden  bog. 

Den  Umstand,  daß  eine  so  große  Anhäufung  von  feinkörnigerem 
Detritus  sich  bildete  und  zwar  in  einem  breiten  Gürtel,  erklärt 
Pompecky  durch  das  Vorhandensein  flacher  Küsten  und  ganz 
langsame  Böschungen  der  Schorre. 

In  der  nächsten  Zeit  (Arieten-Zone)  vertiefte  sich  in  Schwaben 
das  Meer,  während  in  Franken  die  Verhältnisse  ähnlich  blieben,  wie 
vorher.  Doch  finden  wir  statt  der  feinkörnigen  Sandsteine  solche 
mit  groben  eckigen  Quarzkörnern  (mit eisenschüssigem  Bindemittel) 


—     Q2     — 

was  auf  eine  Vermehrung  des  Gefälls   der  Flüsse   durch  Hebungen 
des  Landes  hindeutet. 

hl  der  folgenden  Zeit  scheint  ein  weiterer  Rückgang  des  Meeres 
erfolgt  zu  sein,  durch  den  die  Regensburger  Bucht  trocken  gelegt 
wurde.  In  anderen  Gegenden,  wo  das  Meer  noch  vorhanden  war, 
hat  es  doch  nur  kümmerliche  Absätze  erzeugt,  die  stellenweise,  wie 
z.  B.  bei  Weißenburg,  gröbere  Quarzkörner  enthalten.  Nach  Neu- 
mayrs  Ansicht    mögen    auch   wohl    die    tonigen    Sedimente    durch 


Fig.  5.     Horizontale  Liasschichten  bei  Hetzles. 

Strömungen  fortgeführt  sein,  nach  Schwaben  hin,  wo  sie  zur  Bildung 
der  als  Lias  [j  und  y  bezeichneten  Stufen  beitrugen. 

Mächtige  ton  ige  Ablagerungen,  ohne  gröberen  Detritus, 
finden  wir  in  Franken  in  den  Amaltheenschichten  (Lias  i^),  welche 
auch  die  Regensburger  Bucht  wieder  eroberten.  Durch  ihre  Mäch- 
tigkeit, ihre  dunkle,  auf  organische  Substanzen  zurückzuführende 
Farbe,  die  den  Namen  schwarzer  Jura  durchaus  treffend  erscheinen 
läßt,  und  durch  ihre  charakteristischen  Ammoniten  (Amaltheus) 
ist  sie  leicht  kenntlich.  Allenthalben  drang  das  Meer  gegen  das 
böhmisch-vindelicische  Land  vor,  das  keinen  groben  Detritus  mehr 
lieferte,  vielmehr  nur  ton  ige  Sedimente,  die  auch  bereits  kalkige 
Beimengungen,  außerdem  gelegentliche  Anreicherung  an  Eisen  zeigen. 


—     93     — 

Wir  haben  es  augenscheinlich  mit  einem  Sclilamm  zu  tun,  wie 
er  sich  in  größerer  Entfernung  von  der  Küste,  aber  noch  nicht  in 
der  Tiefsee  absetzte. 

Besonders  interessant  sind  Ablagerungen  aus  der  folgenden  Zeit, 
der  der  Posidonomya  Bronni  (Fig. 6).  Sie  bestehen  aus  bituminösen 
Schiefern,  Mergeln  und  Kalkbänken.  Die  festeren  Bänke  können  einen 
erheblichen  Gehalt  an  Kalkkarbonat  aufweisen,  wie  die  untenstehende 
Analyse  eines  von  Amnion  beschriebenen  Vorkommens  zeigt '^). 

Wenn  man  ein  Stück  solchen  bituminösen  Schiefers  quer 
durchbricht,  so  blättert  es,  besonders  wenn  es  etwas  verwittert  ist,  auf 
wie  die  Blätter  eines  Buches.  Dieser  Bruch,  sowie  der  hohe  Gehalt 
an  Bitumen,  machen  die  Schiefer  zu  typischen  Repräsentanten  der 
von  Potonie  als  Sapropelite  (^=  Faulschlammgeteine)  bezeichneten 
Bildungen'^).  Solche  Sapropelsubstanz  kann  sich  da  bilden,  wo 
organische  Stoffe  —  tierischen  oder  pflanzlichen  Ursprungs  —  in 
ruhigem  Wasser  abgesetzt  werden,  so  daß  sie  ohne  wesentlichen 
Zutritt  von  Luftsauerstoff  einem  Fäulnisprozeß  unterliegen,  während 
unter  anderen  Verhältnissen  eine  Verkohlung  oder  auch  eine  voll- 
ständige Oxydation  bis  zum  gänzlichen  Verschwinden  der  orga- 
nischen Substanz  (V^erwesung)  eintritt. 

Pompecky  hat  das  schwarze  Meer  zum  Vergleich  herangezogen, 
wo  sich  bituminöse  Faulschlammgesteine  bilden  und  sich  in  den 
größeren  Tiefen  außer  einem  kalkärmeren  auch  ein  kalkreicherer 
..dunkelblauer  Schlamm"  findet,  in  dem  sogar  Ausscheidungen  von 
feinstkörnigem  Ca  CO3  zuweilen  kleine  dünne  Bänkchen  bilden. 

Was  die  Fauna  anbelangt,  so  existiert  im  schwarzen  Meer, 
infolge  des  hohen  Salzgehaltes  in  der  Tiefe,  kein  Benthos  (d.  h.  am 

1^)  V.  Ammon,  Geogn.  Jahresh.  XVI.  1903.  S.  156  und  159:  Stinkkalk 
bituminöser  Kalkstein  aus  dem  Fünfstetter  Einschnitt  der  neuen  Bahnlinie  Donau- 
wörth-Treuchtlingen,  analysiert  von  Schwager: 

Bauschanalysen:  ii  I  1  II 


Kieselsäure .  •    .      . 

Tonerde 

Eisenoxyd 

Kohlensaurer  Kalk 

Kohlensaure  Bittererde 

Glühverlust  (bituminöse  Bestandteile  und  Wasser) 


100,28  0/0 


5,73  o/o 

4,50  0/0 

1,15    „ 

0,71    „ 

0,31     „ 

0,25    „ 

90,14    „ 

92,31    -. 

0,70    „ 

0,72    „ 

2,25    „ 

1,77    " 

100,  30«;o 


Andere  Vorkommnisse  enthalten  bedeutend  mehr  organische  Substanzen. 
So  ergiebt  eine  Analyse  von  Stremme  (Monatsber.  d.  Deutsch,  geol.  Ges.  1904. 
No.  11,  S.  193'i  für  einen  Stein  von  Holzmaden  in  Württemberg  19,38"/o  Glüh- 
verlust (ohne  Kohlensäure,  wobei  17,92  *'o  organische  Substanz;  von  dieser  waren 
wiederum  C:    14,32"/o,  H:  1,77%,  N:  0,38%,' Rest  (O  +  S) :    1.53%. 

^^)  H.  Potonie,  Entstehung  der  Steinkohle.    1905. 


—     94     — 


Fig. 6  Posidonomya 
Bronni   Gokif.   aus 


Meeresboden  lebende  Tiere  oder  Pflanzen).     In  unseren  Posidonien- 
Schiefern    ist    zwar   das    Benthos   auch   wenig   entwickelt    und    vor 
allem  sehr  artenarm.     Doch   kommen  diese   Arten 
häufig   in    ungeheurer   Anzahl    vor,    z.   B.   sind  oft 
die  Schichtflächen  ganz   mit   Schalen   von   Posido- 
nomya   Bronni    bedeckt    (sogenannte    Posidonien- 
schiefer.)     In   kalkreicheren  Schichten 
finden     wir    als    zweites     häufigeres 
Benthostier  die   Muschel    Pseudomo- 
notis     substriata,    welche    in     vielen 
dem    oberen    Lias  Gegenden  Frankens  eine  ganze  Bank 
(„Posidonicnschiefer").   zusammeusetzt („Monotisplattc").  Doch 
ist  diese  Bank  auch  nicht  überall  entwickelt,  es  waren 
eben  zu  einer  gewissen  Zeit  die  Verhältnisse  auf  großen 
Flächen  der  massenhaften  Ansiedelung  dieser  Muschel 
günstig,  während  aber  immer  noch  Stellen  vorhanden 
waren,  die  nur  schwächer  besetzt  werden   konnten. 

Wir  haben  hier  also  Verhältnisse,  auf  die  der 
Vergleich  mit  dem  schwarzen  Meer  nicht  recht  paßt, 
auch  ist  in  diesem  das  Auftreten  von  Kalkbänken  nicht 
angegeben,  im  schwarzen  Meer  herrscht  das  Nekton, 
d.  h.  aktiv  schwimmende  Tiere,  die  in  der  oberen 
salzärmeren  Wasserschicht  leben.  Ebenso  finden  sich 
in  den  Posidonienschiefern  Reste  von  Nekton-Tieren, 
z.  B.  von  Fischen  und  Ichthyosauriern.  Das  stellenweise 
massenhafte  Vorkommen  von  Ammoniten  ist  so  zu  er- 
klären, daß  deren  leere  Schalen  nach  dem  Tode  des 
Tieres  als  Plankton  auf  der  Meeresoberfläche  umher 
getrieben  und  schließlich  am  Strande  angeschwemmt 
wurden,  wie  man  es  heute  noch  bei  den  Schalen  von 
Nautilus  beobachten  kann. 

In  der  Regensburger  Bucht  finden  sich  während 
des  jüngeren  Abschnitts  dieser  Epoche  auch  küsten- 
nahe Bildungen,  nämlich  Sandsteine  mit  Dactylioceras 
commune. 

Pompecky   sucht   uns   auch   ein  Bild   davon   zu 
entwerfen,   welche   Kontinente    dieses    Meer  umgaben. 
Im  Osten  war  es  nach  seinen  Darlegungen  durch  den  ^'ä-  7.  Belennutes 
eurasischen  Kontinent  abgeschlossen,  im  Süden  durch  1"^'"°^"^    Y°'*^' 

.  *^  '  sog.   Teufelsfinger 

das  vmdelicische  Festland.    Im  Westen  befand  sich  eine  ^^^^  ^^^^  mittleren 
Küste,    die     sich    über    Irland,    Wales,    Cornwall,    die  Lias. 


—     95 


Normandic  und  Bretagne  nacli   Süden    hin    erstreckte,  während  sich 
statt  des   westhch    von    dieser   Linie    heute    gelegenen    Ozeans    ein 


Fig.  S.     Rek  instruierte  Seitenansicht  von  Iclithyosaurus  quadriscissus  aus 
dem  oberen  Lias  von  \\"ürttembero. 

Festland  bis  Nordamerika  ausbreitete.  Doch  sind  natürlich  die  Grenzen 
im  einzelnen,  z.  B.  im  Südwesten,  noch  wenig  bekannt. 

Die  über  den  Posidonien- 
schiefern  folgenden  „Jurensis- 
mergel"  sind  meist  sehr  reich 
an  Ammoniten  und  gehen  ohne 
scharfe  petrographische  Grenze  in 
das  unterste  Glied  des  braunen 
Jura(a),  den  mächtigen  „Opa- 
linus-Ton" (Fig.  11)  über;  dieser 
dunkle  (bituminöse)  Ton  ist  meist 
sehr  arm  an  Versteinerungen. 

Die  folgende  Zone  ist  durch 
ein  petrographisch  in  ganz  Fran- 
ken (im  Gegensatz  zu  Württem- 
berg) sich  sehr  ähnlich  bleibendes 


Fig.  9.  Belemnites  irregularis  Schiotii. 
(  B  digitalisQu.).  Häufiger  Teufels- 
finger des  oberen  Lias.  Lias  E.  Donau- 
Main -KanaL  Seitenansicht,  Ansicht 
von  der  Spitze,  Schhff  nach  der 
Medianebene,  Querschliff.  Aus  Quen- 
stedt,  Cephalopoden.    Fig.  la,  b.  2.  3 


Flg.  10.  Harpoceras  radians  Rein. 
(Qrainnioceras)  aus  dem  obersten  Lias. 


-     Q6     — 


Fig.  11.    Harpoceras  opalinum   Rein. 

Namengebender    Ammonit  für     den 

„Opalinus-Ton"  (Braun-Jura  a). 


Gestein,  den    „Eisensandstein"    vertreten.     Er   kommt  auch   dem 
ungeübten  Beobachter  leicht  zu  Gesicht,   da   er  erhebHche  Mächtig- 

l<eit  (z.  B.  40  m)  besitzt  und  häufig 
'  in  Hohlwegen  und  Steinbrüchen 
aufgeschlossen  ist.  Seine  Farbe,  wo 
er  zutage  tritt,  ist  braun  bis  braun- 
rot, durch  Eisenoxydverbindungen 
bedingt,  in  einzelnen  Schichten 
wird  sie  rot  und  wir  finden  eine 
Anreicherung  an  Eisen,  was  auch 
zu  Bergbau  Veranlassung  gegeben 
hat.  Ausnahmsweise  kommen  auch 
ganz  eisenfreie  weiße,  sehr  weiche 
Sandsteine  darin  vor  (z.  B.  vom 
Verfasser  am  Brunnberg  bei  Mistel- 
gau in  Oberfranken  beobachtet). 
Eine  eigene  Facies  in  Braun  Jura  ,S 
bildet  auch  ein    kalkreicher  weißer  Sandstein  bei  Weißenburg  a.  S. 

Einzelne  Tonschichten  innerhalb  des  Kom- 
plexes fehlen  wohl  nirgends,  ohne  daß  sie  in- 
dessen den  Charakter  der  Stufe  als  einer  durchaus 
vorherrschenden  Sandsteinbildung  im  ganzen  Ge- 
biete des  fränkischen  Jura  beeinträchtigten. 

Fossilien  finden  sich  nur  stellenweise,  dann 
aber  meist  in  großer  Individuenzahl;  besonders 
eine  Pecten-Art,  Pecten  personatus  (Fig.  12),  hat 
oft  ihre  Abdrücke  hinterlassen,  welche  durch  die 
groben  Rippen  auf  der  Innenseite  der  Schalen 
leicht  auffallen ;  auch  einige  anderer  Bivalven 
sind  stellenweise  häufig.  Kreuzschichtung  ist  in 
den  Sandsteinen  vielfach  anzutreffen.  Nach  alle- 
dem ist  das  Gestein  als  eine  küstennahe  Bildung 
aufzufassen.  Nach  Pompecky  haben  sich  Meer- 
wasser, fließendes  Wasser  und  Wind  am  Transporte 
des  Materials  beteiligt,  das  vom  vindelicischen  und 
böhmischen  Lande  stammte.  Übrigens  sei  be- 
merkt, daß  die  petrographische  Ähnlichkeit  zwischen 
dem  Eisensandstein  und  dem  Rhätsandstein  stellen- 
weise groß  ist.  Doch  bergen  die  dem  Eisensand- 
stein eingelagerten  Tonschichten  nie  Pflanzenreste; 
auch  ist  der  Eisensandstein  fast  stets  recht  feinkörnig. 


Fig.  12.  Pecten  per- 
sonatus, Leitmuschel 
des  Eisensandsteins 
in  Franken.  Oben 
Abdruck  der  Innen- 
seite der  Schale,  die 
mit  groben  Radial- 
rippen bedeckt  war. 
Unten  Abdruck  der 
Außenseite  d.  rechten 
Schale,  mit  glatter 
Mitte  u.  nur  vorn  u. 
hinten  mit  Radial- 
streifen. Aus  Quen- 
stedt,  Jura.  Taf.  46 
Fig.  22,  23. 


97 


Was  die  Stufen  des  mittleren  und  oberen  braunen  Jura 
anbetrifft,  so  sind  diese  in  meist  geringer  Mächtigkeit  entwickelt, 
lassen  sich  aber  in  eine  Anzahl  von  Horizonten  zerlegen,  wie  dies 
durch  Pompecky  bei  Regensburg  und  durch  L.  Reuter  in  der  Neu- 
markter  Gegend  geschah. 

Am  bekanntesten  aus  dieser  Zeit  sind  die  sogenannten  Oold- 
schnecken,  verkieste  (in  Schwefelkies  versteinerte)  Ammoniten,  die  aus 
den  Tonen  des  oberen  Dogger  herausgewaschen  werden  und  bei 
der  Berührung  mit  den  Atmosphärilien  zuerst  einen  goldigen  Glanz 
annehmen,  um  nach  längerem  Einfluß  der  Ver- 
witterung wieder  unansehnlich  zu  werden.  Sie 
-  -jw  Wy^^g^  gehören  vielen  verschiedenen  Gattungen  und  Arten 
f.,^'^^^^SCmK    '^"     ^^ch  einer  mit  Knoten  und  Rippen  zierlich 

geschmückten  Form  (Fig.  14) 
haben  die  Tone  des  oberen 
braunen  Jura  den  bekannten 
Namen  Ornaten  ton  erhalten  . 
In  der  Neumarkter  Gegend 
beobachtete  L.  Reuter  in  diesen 
Zonen  auf  kurzen  Strecken  auf- 
fallende Änderungen  in  der 
Beschaffenheit.  Auch  fand  er 
in  dem  dortigen  Ornatenton 
Knollen  mit  Ammoniten,  welche 
sich  nicht  auf  ursprünglicher 
Lagerstätte  befinden  können^ 
vielmehr  deutliche  Spuren  der 
Abrollung  zeigen,  die  wohl 
durch  Brandungswellen  an  der  Küste  hervorgerufen  worden  ist.  Auch 
lagen  Knollen,  die  sonst  zwei  verschiedenen  Zonen  angehören,  durch- 
einander. Wie  solche  Gerolle,  zu  deren  Transport  nach  Reuters 
Berechnung  Meeresströmungen  bis  zu  1,6  m 
Geschwindigkeit  am  Boden  nötig  wären,  in 
den  feinen  Tonschlamm  gekommen  sind, 
der  doch  bei  solchen  Strömungen  entfernt 
werden  müßte,  scheint  mir  nicht  genügend 
erklärt.  Ich  möchte  hier  zum  Vergleich  eine 
Beobachtung  aus   der  Jetztzeit   von    Potonie 

anführen,    a.  a.  O.   S.  43:    „Tange  wachsen  ^  '''^"  ^f'    ^  „    , 

„•  1  .        r  ,  /-        j  in,  ,  CosmocerasornatumSchloth. 

nicht  auf  losem  Grund  und  Boden,  sondern    a     ^       .        u  i 

■^   ^KJUK.,1,  owiiu>_iii    Ausdem  oberen  braunen  Jura, 
nur  auf  festem  Gestein.     Sind  es  Geschiebe,         „Goldschneckenton.« 

7 


Fig.  13.  Ostrea  (Alectryoniai  Marshi  Sow. 

Hahnenkammmuschel  aus  dem  mittleren 

braunen  Jura. 


98 


die  den  Boden  bilden,  so  können  die  Tange,  vermöge  ihres  geringen 
spez.  Gewichts  emporstrebend  und  -wachsend,  immer  größere  Lasten 
tragen  und  schheßHch  den  Stein,  auf  dem  sie  festsitzen,  emporziehen  und 
so  die  Veranlassung  werden,  daß  der  Stein,  durch  Wellen  und  Fluten 
bewegt,  an  den  Strand  geworfen  wird.  Dieser  Gesteinstransport  aus 
der  Tiefe  durch  Vermittlung  von  Tangen  ist  besonders  schön  und 
reich  u.  a.  auf  Helgoland  zu  beobachten,  wo  eine  Unzahl  von  Ge- 
schieben unterliegen,  denen  die  Algen  noch  anhängen".     Durch  einen 

ähnlichen  Transport 
durch  Wasserpflanzen 
oder  auch  durch  Eis- 
schollen ließe  sich 
wohl  auch  das  merk- 
würdige Vorkommen 

der  abgerollten 
Knollen  im  Ornaten- 
ton erklären. 

Noch  eine  be- 
deutsame Änderung 
sei  erwähnt,  die  sich 
in  der  Doggerzeit  voll- 
zogen hatte.  Es  ent- 
stand nämlich  eine 
Meeresstraße,  welche 
das  vindelicische 
Land  vom  böhmi- 
schen trennte  und 
über  Regensburg 
und  Passau  das 
fränkische  Meer 
mit  dem  polni- 
schen verband 
(Regensburger  Straße),  so  daß  Meerestiere  aus  Rußland  einwandern 
konnten. 

Wir  kommen  jetzt  zur  Betrachtung  des  auffallendsten  und  be- 
kanntesten Gliedes  des  Jura,  welches  wegen  seiner  weißen  kalkigen 
Gesteine  als  der  weiße  Jura  bezeichnet  wird.  (Für  »Weißer  Jura" 
wird  auch  der  Name  Malm  gebraucht;  doch  decken  sich  beide 
Begriffe  in  ihrer  Abgrenzung  nach  unten  nicht  genau).  Wir  haben 
es  von  nun  an  nicht  mehr  mit  sandigen  und  tonigen  Bildungen  zu 
tun,  sondern  ausschließlich  mit  Kalksteinen,  Dolomiten  und  Mergeln. 


Fig.  15.  Perisphinctes  funatus  Opp.  Va  nat.  Gr. 
Nicht  seltener  großer  Ammonit  aus  einer  Schicht  der 
oberen  Braunjura-Stufen  (Macrocephalen-Zone).  Zeigt 
stets  schöne  Lobenlinien.  Aus  Lahusen,  Fauna  d.jurass. 
Bildungen  d.  Rjäsanschen  Gouvernements.  1883.  Taf.  VIII. 
Fig.  11,  12  b. 


—     99     — 

Es  handelt  sich  also  hier  —  abgesehen  von  dem  in  den  Mergeln 
enthaltenen  Ton  —  nicht  mehr  um  Material,  wie  es  bei  der  Ab- 
tragung eines  Festlandes  dem  Meere  schwebend  zugeführt,  sondern 
um  solches,  wie  es  durch  die  Tätigkeit  von  Meeresorganismen 
gebildet  wird^^). 

Die  Gliederung  des  weißen  Jura  ist  im  wesentlichen  v.  Ammon 
zu  verdanken'^).  Eine  gut  kenntliche  Grenzschicht  gegen  die  Braun- 
jura-Schichten bildet  die  Grünoolithlage,  eine  Kalkbank  mit  kleinen 
Olaukonitflecken  und  zahlreichen  Ammoniten.  Diese  Schicht  ist 
zwar  gewöhnlich  durch  herabgestürztes  Material  der  höheren  Straten 
oberflächlich  verdeckt,  ließ  sich  aber  in  Aufschlüssen  in  ganz  Franken 
nachweisen. 

Diese  und  die  darüber  folgenden  Schichten  entsprechen  dem 
Weiß-Jura  a  Quenstedts.  Die  Mächtigkeit  der  Schichtenreihe  erreicht 
kaum  20  m.  In  der  Nähe  des  schwäbischen  Jura  sind  sie  tonreich, 
werden  aber  von  der  Gegend  ab,  wo  der  Zug  des  Jura  gegen  NW 
umbiegt,  kalkiger  und  bilden  wohlgeschichtete  Mergelkalke,  in  denen 
das  Leitfossil  der  Stufe,  Terebratula  impressa,  fehlt,  aber  rostige 
Steinkerne  von  kleinen  Ammoniten  häufiger  sich  finden. 

Interessant  ist,  daß  als  Facies  in  demselben  Niveau  die  rauhen, 
»ruppigen"  Schwammkalke  vorkommen,  die  sich  anscheinend  zur 
selben  Zeit  gebildet  haben,  in  der  an  anderen  Stellen  sich  die  wohl- 
geschichteten grauen  Mergelkalke  absetzten. 

Interessanter,  seltener  Gäste  sei  hier  noch  gedacht,  nämlich  der 
Aucellen,  Muscheln,  welche  aus  dem  russischen  und  arktischen  Jura 
einwanderten. 

Die  nächste  Stufe  (Weiß-Jura  p)  besteht  meist  aus  den  wohl- 
geschichteten Werkkalken,  die  in  zahlreichen  Steinbrüchen  als  Bau- 
steine oder  als  Material  zur  Straßenbeschotterung  und  zum  Kalk- 
brennen gewonnen  werden  (auch  nach  dem  Ammoniten  Peltoceras 
bimammatum  genannt).  Am  Ostrande  des  Frankenjura  treten 
vereinzelt  darin  Hornsteineinschlüsse  auf,  in  der  Erlanger  Gegend 
fehlen  sie  noch. 


")  Nach  Thürach  (Geogn.  Jahresh.  XIII.  1900,  S.  51)  sind  wahrscheinlich 
während  der  Jurazeit  Absenkungen  in  dem  westlich  vom  ostbayerischen  Grenzge- 
birge gelegenen  Gebiete  erfolgt. 

18)  Vergl.  V.  Ammon,  Kleiner  geologischer  Führer  durch  einige  Teile  der 
Fränkischen  Alb,  mit  einem  Anhang:  Gliederung  der  Weißjuraschichten  in  Franken. 
S.  54—86. 


100 


Von  anderen  gleichzeitig  gebildeten  Facies  sind  die  Schwamm- 
i<alke  zu  nennen,  die  zuweilen  als  schroffe   steile  Felsen   bereits  auf 

den  ersten  Blick  sich  bemerkbar  machen, 
z.  B.  am  Högeistein  bei  Forchheim,  hi- 
dessen  ist  es  nicht  möglich,  die  Schwamm- 
kalke der  verschiedenen  Stufen  so  scharf 
zu  trennen,  wie  es  bei  der  normalen  Facies 
der  Fall  ist. 

Nach  V.  Ammon  tritt  in  diesem  Niveau 
bereits  auch  schon  die  dolomitische  Facies 
auf,  die  wir  noch  näher  kennen  lernen 
werden. 

Die  folgende  Stufe  besteht  in  der  normalen 


Fig.  17.  Terebralula  bisuffarcinata 
t^i"  Ci    ,,;        Schloth.      Häufiger    Brachiopode 
aus  dem  weißen  Jura. 


Fig.  18.  Cidaris  coronatus  Ag. 

Häufiger    Seeigel    des    weißen 

Jura 


T 


Fig.  16.  Belemnifes  Calloviensis 
Oppel  (=  B.  semihastatus  depres- 
susQu.).  Leitbelemnit  der  Ornaten- 
tone in  Franken.  Links  unten  eine 
Spitze  von  der  Bauchseite.  Brauner 
Jura  Z.  Gammelshausen,  Württbg. 
Oben  aufgebrochenes  Stück,  die 
Alveole  mit  dem  gekammerten 
Phragmokon  zeigend.  Ornaten- 
ton. Stuifen  bei  Wisgoldingen, 
Württ.  Rechts  Ansicht  von  der 
Bauchseite,  b  u.  c  im  Querschnitt. 
Ornatenton.  Ebenda.  (Die  Abbil- 
dungen sind  Kopien  von  Figuren, 
auf  welche  der  Speciesname  B. 
Calloviensis  gegründet  wurde). 
Aus  Quenstedt,  Cephalopoden. 
Taf.  '29.    Fig.  12-14. 


Facies  aus  dunkleren,  grauen,  mergeligen, 
düniibankigen  Kalken,  welche  leicht  verwittern 
und  zahlreiche  Ammoniten  (namengebend  ist 
Oppelia  tenuilobata)  enthalten.  Zuweilen 
sind  die  mittleren  oder  auch  die  oberen 
Schichten  der  Stufe  jedoch  so  kalkig,  daß  sie 
ähnlich  wie  die  Werkkalke  verwendet  werden. 
Nach  V.  Ammon  ist  diese  30  —  40  m  mächtige 
Stufe  in  drej  Unterstufen  zu  zerlegen,  die 
unterste  mergelreichere  mit  Sutneria  platynotus, 
die  mittlere  mit  Perisphinctes  polyplocus 
(Fig.  21),  in  der  oberen  ist  Avicula  similis 
(Fig.  22)  sehr  zahlreich.  Auch  erreicht  hier 
der  für  die  ganze  Stufe  namengebende 
Ammonit  seine  größte  Häufigkeit. 


—     101 


Außer  dieser  geschichteten  Facies  kommt  wieder  die 
Facies  der  Schwammriffe  mit  ihrer  eigenen  Fauna  vor. 

hl  der  darüber  folgenden  Abteilung  gewinnt  die 
Seh wammfacies  eine  sehr  ausgedehnte  Verbreitung. 
Infoige  des  Kieselgehaltes  der  Schwammnadeln  haben  wir 
es  hier  meist  mit  sehr  kieselsäurereichen,  von  zahlreichen 
Hornsteineinschlüssen  durchsetzten  Gesteinen  zu  tun.  In 
den  Schwammlagern  herrschen  neben  den  Schwämmen 
Brachiopoden  und  Seeigel  vor. 

Doch  kommen  auch  wohlgeschichtete,  sehr  harte 
Kalke  vor,  die  als  Bausteine  Verwendung  finden  (im 
Altmühlgebirge).  Von  Leitammoniten  sind  in  den  unteren 
Schichten  Oppelia  tenuilobata  und  in  den  höheren  Reineckia 
pseudom  utabilis  (selten)  zu  nennen. 

Im    oberen    weißen  Jura   erreicht   die  Faciesbildung 
ihren   Gipfelpunkt.     Wir   finden   hier   z.   B.  die    plumpen 
Felsenkalke,    die    Diceraskalke    der    Kelheimer    Gegend, 
oolithische  Kalke,  Korallenkalke,  vor   allem  den   Franken- 
dolomit, und  als  Einlagerung  in  dessen  oberer  Stufe   die 
Solnhofer    Plattenkalke.      Die   bionomischen   Verhältnisse 
dieser  Periode  hat  Walther  untersucht  und  uns  daraufhin 
eine  Schilderung  von  der  Entstehung  dieser  Gesteine  ge- 
geben.   Zur  Zeit  des  oberen  Jura  siedelten  sich  nach  seiner 
Ansicht  in  unserem  Gebiet  zahlreiche  riffbildende  Korallen 
an    und    bildeten    Inseln,    die    über    das  Wasser  empor-     f^'S-  ^?- 
wuchsen;  von  deren  steilen  Wänden  fielen  Schuttkegel  aus  hast.  Blainv. 
zertrümmertem  Korallenkalke  herab,  auf  deren  jeweilige  ge-     Häufiger 
neigte  Oberfläche  sich  Schicht  auf  Schicht  ebenfalls  geneigt  weißen  Jura! 


Fig.  20.     Cnemidiastnim  rimulosuni  Goldf. 
Kieselschwamm  aus  dem  weißen  Jura. 


Fig.  21.    Perisphinctes  polyplocus 
Rein.,  aus  dem  mittl.  weißen  Jura. 


absetzte.      In    den    stillen    Lagunen"!  zwischen'' den    Inseln    dagegen 
setzte  sich   feiner  Kalkschlamm   horizontal  "ab.     Südlich   von   dieser 


—     102     — 

Riffzone  dehnte  sich  ein  reichbewachsenes  Festland  (das  alte  vinde- 
licische  Land)  aus,  von  dem  her  ein  großer  Fluß  in  der  Gegend 
von  Ulm  mündete,  der  aber  keinen  gröberen  Detritus,  sondern  nur 
einen  feinen  grauen  Schlamm  mitbrachte  und  zwischen  den  Korallen- 
inseln ausbreitete  (Zementmergel).  In  der  Regel  wurden  die  Korallen- 
kalke bald  in  Dolomit  umgewandelt,  wobei  ihre  Struktur  völlig 
zerstört  wurde.     Nur  an  ^^^^        vereinzelten  Stellen  ist  sie 

noch  erhalten,  besonders  ^^j|||H[|^  ^^""  ^^^  ^^^  Nattheim 
die  Korallenkelche  ver-  ^^HH|  ^^^^^^^  wurden  (Fig.  23, 
24).  Auch  Dünen  aus  ^S^^^'^'^^S  feinem  Kalksand,  der  zu 
oolithischem     Kalke     er-       ^^i^at-^-jü^     härtete,  wie  wir  sie  heut- 

Fig.  22.    Avicula  similis  Münster  sp.    Leitmuschel  für  die  obersten  Schichten 

der  oberen   grauen   Mergelkalke  im    mittleren    weißen  Jura   der   Frankenalb. 

Aus  Goldfuß,  Petref.  Qermaniae.    Taf.  120,  Fig.  9  c. 

zutage  von  den  Bermudas  kennen,  bildeten  sich  bei  Schnaitheim  und 
Zandt.  Auf  Grund  der  Beobachtungen  an  rezenten  Korallenriffen 
meint  Walther,  daß  die  Höhlen  im  Frankendolomit  primär  seien, 
während  alle  bisherigen  Beobachtungen  in  unserem  Gebiete  für  ihre 
sekundäre  Auswaschung  sprechen,  sodaß  wir  in  diesem  Punkte  die 
Auffassung  Walthers  nicht  annehmen  können. 


Fig.  23.   Thescosmilia  trichotoma 

Goldf.  Koralle    aus   dem    oberen 

weißen  Jura  von  Nattheim. 


Fig.  24.  Isastrea  helianthoides  ■ 
Goldf.  Koralle    aus   dem    oberen 
weißen  Jura  von  Nattheim. 


Die  eigentlichen  Plattenkalke  besitzen  bei  Solnhofen  25  m 
Mächtigkeit.  Zwischen  den  Platten,  von  denen  nur  ein  Teil  als 
Lithographiesteine,  die  meisten  zu  Fliesen,  zum  Dachdecken  etc. 
benutzt  werden,  befinden  sich  tonigere  Zwischenschichten,  die  sog. 
Fäulen.  Walther  glaubt,  daß  der  Ton  als  Staub  vom  nahen  Festland 
hereingeweht  wurde,  ebenso  wie  zahllose  kleine  Quarzstücke,  die 
man  unter  dem  Mikroskop  im  Lösungsrückstand  des  Gesteins  findet. 


—     103     — 

Walther  erhielt  auch  ein  Stück  roten  Kalkes,  dessen  Färbung  er  auf 
eingewehten  Lateritstaub  zurückführt.  Ich  möchte  dazu  bemerken, 
daß  ich  auf  der  Albhochfläche  mehrfach,  bis  in  die  nördlichsten 
Teile  Lesestücke  roten  Kalksteins  fand. 

Ferner  kommen  bei  Solnhofen  und  Mörnsheim  auch  kieselige 
Lagen  vor,  über  die  Walther  keine  Erklärung  gibt. 

Auch  ist  noch  die  wenig  beachtete  Tatsache  zu  erwähnen,  daß 
Aequivalente  der  Solnhofer  Plattenkalke  bis  in  die  nördlichsten  Teile 
vorkommen,  technische  Verwendung  aber  höchstens  zum  Kalkbrennen 
gefunden  haben.  In  der  Gegend  von  Brunn  bei  Pegnitz  werden 
sie  von  wohlgeschichteten,  mit  Hornsteinkugeln  erfüllten  Dolomiten 
unterlagert,  die  gebrannt  als  „Wiener  Putzkalk"  Verwendung  finden. 

Kreidezeit. 

Aus  der  Zeit,  welche  auf  die  Ablagerung  der  Plattenkalke 
folgte,  sind  uns  keinerlei  Bildungen  in  unserem  Gebiete  bekannt. 
Man  pflegt  anzunehmen,  daß  es  als  Land  hervorragte.  Nur  das 
wissen  wir,  daß  bis  zum  Beginn  der  jüngeren  Kreide- 
zeit die  Juragesteine  zu  festem  Fels  erhärtet  waren. 

Denn  aus  der  Zeit  des  ältesten  Cenoman  ^^'"')  finden  wir  bereits 
Aushöhlungen,  „Schlotten"  im  Jurafels  mit  sandigen  und  tonigen 
Bildungen  erfüllt,  die  das  Wasser  darin  abgesetzt  hatte,  nachdem  es 
erst  die  Löcher  im  Fels  ausgefressen.  Dann  drang  wieder  das  Meer 
vor  und  stellte  eine  ziemlich  ebene  Transgressionsfläche  her,  auf  der 
sich  horizontal  der  Grünsandstein  über  Juraschichten  und  die  Aus- 
füllungsmasse solcher  Schlotten  hinweg  ausbreitete. 

Interessant  sind  auch  die  Löcher  von  Bohrmuscheln,  die  diese 
im  Jurafels  ausgefressen  haben  und  die  dann  von  den  Sauden  des 
Cenomanmeeres  ausgegossen  wurden^'). 

Aber  nicht  überall  liegen  die  Cenomanschichten  auf  Jura  auf, 
sie  können  auch  ältere  Schichten,  z.  B.  Rhät  oder  direkt  Granit  als 
Unterlage  besitzen.  Wir  werden  vermuten  können,  daß  dieser  damals 
ungefähr  dieselbe  absolute  Höhe  einnahm  wie  die  Oberfläche  der 
Juraschichten.     Es  ist  daher  nicht  unwahrscheinlich,  daß  ein  größerer 


Senon  eingeteilt.  In  der  Cenomanzeit  fand  in  weiten  Gebieten  eine  große  Trans- 
gression,  d.  h.  ein  Überfluten  des  Meeres  über  Festland  statt;  für  Franken  scheint 
diese  Transgression  im  Tiiron  ihren  Höhepunkt  erreicht  zu  haben. 

1»)  Vergl.    Gümbel,    Geognost.    Beschr.    d.   ostbayer.    Grenzgebirges.     1868. 
S.  704. 


—     104     — 

Teil  des  jetzigen  ostbayerischen  Grenzgebirges  damals  vom  Meere 
überspült  wurde,  wofür  auch  vor  allem  spricht,  da(5  die  Regens- 
burger Kreide  mit  der  böhmischen  auffallende  Übereinstimmungen 
zeigt,  während  sie  von  der  nicht  weit  entfernten  alpinen  völlig 
abweicht. 

Es  scheint  nicht,  daß  diese  Bodengestaltung,  die  das  ein- 
dringende Cenomanmeer  vorfand,  durch  größere  Dislokationen  beein- 
flußt gewesen  sei.  Wenigstens  konnte  Kohler  ^'*'''^)  in  der  von  ihm 
untersuchten  Amberger  Gegend  keine  präcenomanen  Störungen 
nachweisen;  dagegen  fand  Pompecky  2''),  daß  an  einer  Stelle  mit 
15^  —  20"  gegen  SO  fallende  Juraschichten  durch  nahezu  horizontalen 
Grünsandstein  überlagert  wurden,  was  für  Störungen  zwischen  der 
Jurazeit  und  der  des  Cenomans  spricht. 

Das  Cenomanmeer  reichte  nach  Kohlers  Untersuchungen  gegen 
Norden  nur  bis  in  die  Amberger  Gegend.  Es  dürfte  von  Interesse 
sein,  die  Strandbildungen,  die  es  hier  absetzte,  kennen  zu  lernen. 
Auf  dem  Frankendolomit  aufliegend  fand  Köhlerei)  ^^q\^  bohnerz- 
artiges  Konglomerat  von  Kalksteinbruchstücken,  abgerolltem  Ton- 
eisenstein von  Erbsen-  bis  fast  Faustgröße,  Quarzsand  und  Feldspat- 
teilen, mit  Blättchen  grünlichen  Tons,  verkittet  durch  hie  und  da 
rosenroten  Kalkspat  und  erfüllt  von  Muschelresten",  die  cenomanes 
Alter  anzeigen.  Es  ist  also,  wie  schon  die  Feldspate  beweisen,  eine 
typische  Strandbildung,  die   sich   hier  südlich  von  Amberg  befindet. 

Erst  darüber  läßt  sich  Grünsandstein  beobachten,  der  noch  ins 
Cenoman  gehört  und  nach  oben  in  den  turonischen  Amberger 
Tripel  (Schwammflintstein,  Gaisit)  übergeht.  Etwa  an  der  Grenze 
beider  fand  sich  eine  schwarzgrünliche  Ton  schiebt,  die  auch 
wohl  noch  ins  Cenoman  gehört  und  den  Eybrunner  Glaukonitmergeln 
gleichzustellen  ist.  Der  darüber  folgende  »Amberger  Tripel"  ist 
von  hellgrünlicher  bis  weißer  Farbe,  dünnplattig  und  porös  bis 
klotzig  und  hornsteinähnlich.  Durch  Versteinerungen  (z.  B.  Pecten 
notabilis)  charakterisiert  er  sich  als  turonischen  Alters.  Darüber 
folgt  an  einigen  Stellen  „ein  gelber  wohlgeschichteter,  z.  T.  eisen- 
schüssiger, manchmal  in  Knollen  verkieselter  Sand".  Weiter  süd- 
östlich finden  sich  darin  turone  Versteinerungen,  so  Exogyra  columba. 

In  den  unmittelbar  den  Juraschichten  aufliegenden  Kreideschichten 
finden  sich  die  Erzvorkommen,  die  den  uralten  Bergbau  der  Ober- 
pfalz  ins  Leben  gerufen   haben.     Während  Gümbel   diese  Erze   für 

isbis)  E.  Köhler,  Die  Amberger  Erzlagerstätten.  Geogn.  Jahresh.  XV.  1902.  S.  47. 
«0)  Pompecky,  a.  a.  O.     S.  209. 
21)  E.  Kohler,  a.  a.  O.     S.  19. 


—     105     — 

Ablagerungen  der  Cenomanzeit  liielt,  sind  sie  nach  Kohlers  ein- 
leuchtender Ansicht  erst  sekundär  in  späterer  Zeit  entstanden, 
worauf  noch  zurückzukommen  ist. 

Weiter  nördlich  scheinen  die  cenomanen  Bildungen  auszu- 
keilen"").  So  konnte  Kohler  den  cenomanen  Grünsand  nicht  über 
die  Amberger  Gegend  nach  Norden  hinaus  verfolgen,  Versteinerungen 
von  Einzelhof  an  der  Bahnlinie  Neukirchen-Vilseck,  die  Gümbel  für 
cenoman  hielt,  bestimmte  Kohler  auf  Grund  des  Gümbelschen 
Materials  als  turonisch.  Jedoch  ist  der  eben  erwähnte  unterturonische 
Tripel  bei  Sulzbach  und  nördlich  davon  nicht  mehr  zu  finden. 

In  der  jüngeren  Turonzeit  dagegen  griff  das  Meer  noch  weiter 
nach  Norden  als  früher.  Zeugnis  davon  geben  die  Kalksteinbiöcke 
aus  dieser  Zeit,  die  Gümbel  bei  Betzenstein,  auf  der  Albhoclifläche 
zwischen  Nürnberg  und  Bayreuth  fand^^i.  Die  darin  enthaltenen 
Versteinerungen,  beweisen,  daß  das  Meer  der  jüngeren  Kreidezeit  bis 
in  diese  Gegend  reichte.  Da  diese  Gesteine  Bruchstücke  von  Jura- 
kalkstein enthalten,  scheinen  sie  unmittelbar  über  solchem  abge- 
setzt worden  zu  sein,  sodaß  wir  vermuten  dürfen,  daß  cenomane 
Schichten   hier  nicht  unter  ihnen  gelagert  gewesen  sind. 

Dieses  Eindringen  des  Kreidemeeres  in  den  fränkischen  Jura 
ist  um  so  bemerkenswerter,  als  es  den  Württembergischen  Jura  nicht 
erreichte.  Wir  sehen,  daß  sich  der  Fränkische  Jura,  speziell  der 
weiter  östlich  gelegene  Teil,  nachdem  schon  in  der  Jurazeit  eigen- 
artige Faciesverhältnisse  herrschten,  sich  jetzt  vom  übrigen  Juragebirge 
gewissermaßen  ganz  emanzipierte. 

Auf  der  internationalen  geologischen  Karte  von  Europa  sind 
die  Ablagerungen  der  oberen  Kreide  im  nördlichen  Frankenjura  auf 
weiten  Flächen  verbreitet  eingetragen.  Es  bezieht  sich  dies  auf  einen  Teil 
der  Bildungen,  welche  Gümbel  als  ,.Aib Überdeckung"  bezeichnete 
und  welche  hier  im  östlichen  Gebiet  besonders  durch  den  Velden- 
steiner  Sandstein  repräsentiert  werden,  hinsichtlichdessen  wir  noch  nicht 
genügend  unterrichtet  sind,  inwiefern  er  in  der  Kreidezeit  oder  in  der 
Tertiärzeit  abgesetzt  worden  ist.  Ein  besonders  instruktiver  Aufschluß 
darin  befindet  sicii  an  der  Bahnlinie,  die  von  Ranna  an  der  Pegnitz 
nach  Auerbach  in  der  Oberpfalz  führt,  dicht  bei  dieser  Stadt. 
Hier   ist  eine   horizontale   rote  Tonschicht  zu   beobachten,   die   den 


")  E.  Kohler,  a   a.  O.    S.  29. 

2B)  Vergl.  W.  Koehne,  Vorstudien  ?u  einer  neueren  Untersuchung  der  »Alb- 
überdeckung"  im  Frankenjura.  Sitz.-Ber.  d.  Phys.-nied.  Soc.  Erlangen.  Bd.  37. 
1905.    S.  325—336. 


—     106     — 

Sandstein  in  Bänke  teilt  und  sicli  weit  auszudehnen  scheint,  während 
an  allen  anderen,  dem  Verfasser  bekannten  Aufschlüssen  die  Lagerung 
eine  sehr  viel  unregelmäßigere  ist.  Der  Sandstein  selbst  zeigt  schnellen 
Wechsel  in  der  Korngröße  und  ausgezeichnete  Kreuzschichtung  mit 
Neigungswinkeln  von  ca.  20**,  aber  auch  bis  zu  SO**.  Die  Ähnlichkeit 
im  petrographischen  Habitus  der  ganzen  Bildung  mit  Keuperschichten 
ist  unverkennbar.  Bei  der  Entstehung  der  Sandsteine  muß  unregel- 
mäßig fließendes  Wasser  die  Hauptrolle  gespielt  haben,  während 
sich  die  rote  Tonschicht  nur  unter  besonderen  klimatischen 
Bedingungen  aus  ruhigem  Wasser  absetzen  konnte. 

Auf  der  Alb  finden  sich  noch  vielfach  Sandsteine  und  sehr 
verschiedenfarbige  Tone,  letztere  sind  häufig  mit  Feuersteinknollen 
und  Quarzkörnern,  sowie  Brauneisenerzstücken  gespickt.  Eine 
nähere  Schilderung  würde  hier  zu  weit  führen^^'^'^).  Doch  entbehren 
nach  den  bisherigen  Untersuchungen  die  Ansichten,  daß  diese  Gebilde 
der  Kreidezeit  entstammen,  noch  einer  ausreichenden  Begründung. 

Tertiärzeit. 

Inwieweit  und  zu  welchen  Epochen  der  Tertiärperiode  die  eben 
besprochenen  Überdeckungsgebilde  auf  die  Alb  gelangt  sind,  ist  noch 
zu  untersuchen,  so  daß  die  Geschichte  unseres  Gebietes  während 
dieser  Zeit  noch  recht  unklar  ist. 

Einigen  Anhalt  gewähren  uns  die  Säugetierreste,  die  in  den 
Bohnerzschlotten  gefunden  wurden.  Diese  Schlotten  sind  Löcher,  die 
durch  das  Wasser  ausgenagt  und  mit  Sand-  und  Tonschlamm  aus- 
gefüllt wurden,  wobei  die  Tierreste  mit  eingeschwemmt  wurden. 
Solche  fanden  sich  z.  B.  aus  der  Zeit  des  älteren  Alttertiär  (Eocän) 
bei  Heidenheim  am  Hahnenkamm  ^*),  ebenso  bei  Eichstätt  aus  derZeit  des 
Oligocän  (jüngeres  Alttertiär)  und  Untermiocän  ^^)  bei  Pappenheim, 
des  Mittelmiocän  bei  Solnhofen. 

Leider  entstammen  diese  tertiären  Säugetierreste  nur  dem  süd- 
lichen Teil  der  Frankenalb,  dem  Altmühlgebirge,  während  im  Nord- 
gaugebiete keine  sicheren  Anhaltspunkte  aus  dieser  ganzen  Zeit 
vorhanden  sind. 


23bis^  Vergl.  W.  Koehne,  Notizen  über  die  Albüberdeckung  in  nördlichen 
Frankenjura.    Zeitschr.  d.  Deutschen  Geolog.  Ges.  1906. 

'■^*!  M.  Schlosser,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Säugetierreste  aus  den  süd- 
deutschen Bohnerzen.  Geolog,  und  Paläontolog.  Abhandlungen,  herausgeg.  v. 
E.  Koken.  N.  F.  Bd.  V.  H.  3.  1902.  S.  130. 

26)  Ebenda  S.  139. 


—     107     — 

Im  Gebiete  südlich  der  Alb  war  das  vindelicische  Gebirge,  das 
zum  Aufbau  der  Trias-  und  Juraschichten  Material  geliefert  hatte, 
verschwunden.  Dafür  breitete  sich  ein  Meer  im  Alttertiär  aus  und 
lagerte  die  Schichten  der  „unteren  Meeresmolasse"  ab,  während  der 
Frankenjura  anscheinend  als  Festland  dalag. 

Wichtig  für  unser  Gebiet  ist  die  ältere  Epoche  des  Jungtertiär: 
die  Miocänzeit.  Zum  Untermiocän  rechnet  man  jetzt  Landschnecken- 
kalke, welche  von  der  Schwäbischen  Alb  her  sich  bis  in  die  Süd- 
westecke unseres  Gebietes  erstrecken. 

Dann  breitete  sich  im  Mittelmiocän  (bei  Gümbel  als  Altmiocän 
bezeichnet)  das  Meer  in  dem  Gebiete  zwischen  Alb  und  Alpen  aus, 
die  „obere  Meeresmolasse"  absetzend. 

Die  größte  Anzahl  von  Säugetierresten,  die  man  aus  dieser 
Zeit  in  unserem  Gebiete  kennt,  ist  nach  Schlosser^^"")  in  einer  Spalt- 
ausfüllung bei  Solnhofen  gefunden  worden,  ein  Anzeichen  dafür, 
daß  hier  ein  ausgedehnteres  Festland  bestand.  Die  Fauna  zeigt 
nähere  Beziehungen  zur  nordböhmischen  als  zur  Schweizer.  Allem 
Anschein  nach  drang  also  das  Meer  nicht  in  das  Gebiet  des 
fränkischen  Jura  ein,  obwohl  man  im  schwäbischen  seine  Ablagerungen 
bis  zu  Höhen  von  650  m  findet  2^),  ein  Beweis,  daß  damals  der 
Frankenjura  im  Vergleich  zu  diesen  Teilen  des  schwäbischen  höher 
lag  als  jetzt. 

Zwischen  Donauwörth  und  der  Passauer  Gegend  fehlen  diese 
Schichten  und  sind  nach  Gümbels  Ansicht  ^^)  dort  nicht  abgelagert 
worden.  Interessant  ist  auch  die  Beobachtung,  daß  sich  eckige 
Trümmer  von  Jurakalk  im  Mittel-Miocän  weit  südlich  des  heutigen 
Jurarandes  z.  B.  bei  Markt  unterhalb  Augsburg  und  bei  Aichach 
findende). 

Diese  Schichten  der  oberen  Meeresmolasse  sind  in  den  Alpen 
intensiv  mitgefaltet,  liegen  dagegen  nach  einer  Bemerkung  Gümbels 
(Frankenjura  S.  643)  am  ganzen  südlichen  Jurarande  ruhig  und 
unverrückt,  womit  allerdings  seine  auf  S.  151  ausgesprochenen  An- 
sichten nicht  recht  im  Einklänge  stehen. 

Vermutlich  zu  derselben  Zeit,  in  der  die  Hauptfaltung  der 
Alpen  erfolgte,  geschahen  auch  in  unserem  Gebiete  Verschiebungen 
in   der  Erdkruste.     Doch   handelt   es   sich  hier  nicht  um  Faltungen, 

2sö's)  Ebenda  S.  141. 

2**!  Gümbel,  Frankenjura.     S.  150. 

2')  Ebenda  S.  644. 

^'')  Penck  und  Brückner,  Die  Alpen  im  Eiszeitalter  S.  50. 


—     108     — 

sondern  anscheinend  ist  das  Gebiet  in  Schollen  zerfallen,  welche 
sich  in  mehr  oder  minder  breiten  mit  Verwerfungen  durchsetzten 
Störungszonen  gegen  einander  verschoben. 

Diese  Dislokationen  bewirkten,  daß  das  si^idlich  vom  Jura 
gelegene  Gebiet  in  die  Tiefe  sank.  Andererseits  sank  der  Jura  selbst 
im  Verhältnis  zum  Fichtelgebirg  und  ostbayerischen  Grenzgebirge  ab. 

Wie  aus  Kohlers  und  anderen  Beobachtungen  hervorgeht,  sind 
die  Kreideschichten  von  den  Störungen  mitbetroffen  worden, 
während  höchstwahrscheinlich  obermiocäne  Braunkohlenschichten  bei 
Schwarzenfeld  an  der  Naab  sich  gerade  über  der  Verwerfung  in  völlig 
ungestörter  Lagerung  befinden  und  zwar  über  geneigt  gelagertem 
Grünsandstein  (Kohler  S.  47).  Wir  müssen  danach  annehmen,  daß 
die  Störungen  nach  der  Kreide  und  vor  dem  Obermiocän  statt- 
fanden und  zwar  ist  nach  den  Beobachtungen  am  Donauabbruch 
die  vom  Oligocän  bis  Mittelmiocän  anzunehmen. 

Indessen  wird  man  gut  tun,  auch  mit  der  Möglichkeit  von 
nachmiocänen  Störungen  zu  rechnen,  nachdem  Penck  im  Gebiet 
südlich  des  Frankenjura  den  Nachweis  von  solchen  während  der 
Quartärzeit  erbracht  zu  haben  glaubt,  Koken  sie  im  Ries  nachzu- 
weisen suchte  und  im  Steinheimer  Becken  (bei  Heidenheim  a.  d.  Brenz 
in  Württ.)  nachmiocäne  Senkungen  auch  von  Branco  und  Fraas 
angenommen  wurden. 

Mit  den  Dislokationen  in  Zusammenhang  gebracht  wird  auch 
die  Entstehung  vieler  Eisenerzlagerstätten.  Nach  Kohler  sind  die 
wichtigsten  davon  dadurch  entstanden,  daß  auf  den  Verwerfungen 
aufsteigende  Quellen,  Eisensäuerlinge,  zwischen  die  bereits  bestehen- 
den Gesteine  hinein  die  Erze  ablagerten. 

Andere  Eisenerzvorkommen,  wie  auch  besonders  die  Ockerfunde 
auf  dem  Juraplateau  sollen  einfach  auf  das  Eisen  zurückzuführen  sein, 
welches  im  Jurakalke  vorhanden  war  und  bei  dessen  Auflösung, 
zusammen  mit  den  anderen  Rückständen  übrig  blieb. 

Nicht  wirr  durcheinander  pflegen  die  Sprünge  zu  gehen,  welche 
die  Erdkruste  durchsetzen,  sondern  es  lassen  sich  Systeme  von 
annähernd  parallelen  Verwerfungen  erkennen.  In  Süddeutschland 
dürften  vielleicht  die  tertiären  Störungen  durch  uralte  Strukturlinien  des 
Untergrundes  der  Schichtentafeln  beeinflußt  sein,  an  denen  wieder  neue 
Verschiebungen  stattfanden.  Von  solchen  vorherrschenden  Streichungs- 
richtungen ist  einmal  die  sog.  „variskische",  auch  erzgebirgische  und 
rheinische  genannt,  zu  erwähnen,  die  ungefähr  von  SW.  nach  NO. 
geht  (N  50"  O).    Ungefähr  senkrecht  darauf  steht  die  „hercynische", 


—     109     — 

die  von  SO.  nach  NW.  (ca  N  51  "W)  streicht.  Eine  Übersicht  der 
Verwerfungen  des  Gebietes  verdanken  wir  Ammon.  Doch  ist  eine 
detaillierte  Untersuchung  mit  Rüci<sicht  auf  die  Strukturlinien  des 
übrigen  Süddeutschlands  noch  nicht  erfolgt  ^^).  Es  dürften  die 
Richtungen  des  hercynischen  Systems  sowie  des  alpinen  herrschend  sein. 
Wir  müssen  an  dieser  Steile  auch  des  wunderbaren  Rieses  bei 
Nördlingen  gedenken.  Das  Merkwürdige  in  diesem  Gebiete  besteht 
kurz  gesagt  hauptsächlich  in  viererlei: 

1.  In  der  topographischen  Beschaffenheit.  Wir  haben  im  Ries 
eine  polygonal  begrenzte,  rundliche  Niederung  von  einigen  20  km 
Durchmesser  vor  uns,  die  in  die  Hochfläche  des  Schwäbisch- 
Fränkischen  Jura  eingesenkt  ist  und  im  Osten,  Süden  und  Westen 
von  dem  Rande  des  weißen  Jura  umschlossen  wird,  während  es  im 
Norden  nicht  so  scharf  abgegrenzt  ist.  Hier  im  Norden  fließt  die 
Wörnitz  herein,  aus  dem  Keupergebiet  kommend  und  defi  nördlich 
dem  Ries  vorgelagerten  Lias  durchbrechend.  Sie  fließt  im  Süden 
durch  ein  enges  Tal  bei  Harburg  wieder  heraus.  Der  Boden  des 
Rieses  ist  keineswegs  völlig  eben,  wie  man  zuweilen  liest,  sondern 
mit  zahlreichen  Bodenwellen  oder  Hügeln  bedeckt,  wie  das  ein  Blick 
auf  die  neuen  Positionsblätter  in  25000  mit  ihren  äquidistanten  Höhen- 
kurven deutlich  zeigt. 

2.  Die  zweite  Merkwürdigkeit  ist  die,  daß  auf  dem  Boden  des 
Rieses  ältere  Gesteine  sich  finden,  die  sonst  in  viel  größeren  Tiefen 
unter  dem  Jura  verborgen  liegen.  So  finden  wir  in  verworrenen 
Lagerungsverhältnissen  Braunen  Jura,  Keuper,  ja  selbst  Urgestein 
(Granit  etc.).  Jedoch  ist  hier  daran  zu  erinnern,  daß  im  Ries,  im 
Gegensatz  zu  den  nördlicheren  Gegenden  des  Frankenjura,  Muschel- 
kalk, Buntsandstein  und  sonstige  ältere  Schichten  fehlen  und  Keuper- 
schichten  sich  direkt  auf  das  Urgebirge  ablagerten. 

3.  Bemerkenswert  ist  auch  das  Auftreten  von  vulkanischen 
Massen,  nämlich  Tuffen'^")  und  Gesteinen,  die  bei  vulkanischen  Explo- 
sionen zerschmettert  wurden. 

4.  Die  vierte  wunderbare  Erscheinung  am  Ries  besteht  im  Vor- 
kommen von  älteren  Schichten,  z.  B.  Braun-Jura,  ja  selbst  Granit  im 

2»)  Besonders  in  der  Gegend  von  Edelsfeld  und  Eschenfelden  in  der  Ober- 
pfalz konnte  ich  mich  bei  flüchtigen  Begehungen  vom  Vorhandensein  von  Dislokationen 
überzeugen,  deren  nähere  Untersuchung  wohi  interessante  Ergebnisse  liefern  würde. 
W.  Koehne,  Vorstudien  zu  einer  neueren  Untersuchung  der  Albüberdeckung  im 
Frankenjura.    Sitz.-Ber.  d.  Phys.-Med.  Soz.  Erlangen.  Bd.  37.  1905.  S.  333—334. 

3'^)  Die  Frage,  ob  auch  erstarrte  ehemalige  Schmelzflüsse  zu  finden  sind 
wurde  umstritten.  Doch  sollen  nach  Schowalter  solche  doch  vorhanden  sein  und 
zwar  nicht,  wie  meist  angenommen  wurde,  Liparite  (kieselsäurereiche,  „saure"  Eruptiv- 


—     110     — 

Gebiete  der  das  Ries  umgebenden  Weiß-Jura-Schichten.  Unter  solchen 
Schollen  älterer  Gesteine  fand  man  auf  der  Oberfläche  der  darunter 
liegenden  jüngeren  abgeschliffene,  mit  Riefen  versehene  Flächen,  die 
durch  die  Bewegung  der  über  die  Unterlage  geschobenen  Massen 
erzeugt  sein  mußten.  Während  sich  mit  derartigen  Überschiebungen 
am  Buchberg  bei  Bopfingen,  bei  Wemding  usw.,  abgesehen  von  älteren 
Forschern,  W.  Branco,  Eb.  Fraas,  v.  Knebel,  sowie  Koken  beschäftigt 
hatten,  wurden  solche  herüber  geschobene  Massen  in  neuester  Zeit  in 
besonders  großartigem  Maßstabe  beim  Bau  der  Bahnlinie  Donau- 
wörth-Treuchtlingen  aufgeschlossen  und  von  v.  Ammon  beschrieben. 

Um  nun  diese  merkwürdigen  Verhältnisse  des  Rieses  zu  erklären, 
nahmen  die  Riesforscher  an,  daß  hier  zunächst  in  der  Tertiärzeit  eine 
Hebung  eines  rundlichen  Stückes  der  Erdkruste  stattgefunden  habe. 
Nach  W.  Branco  und  Eb.  Fraas  ist  die  hebende  Kraft  in  einer  auf- 
dringenden Masse  vulkanischen  Schmelzflusses  zu  suchen;  als  genauere 
Zeitbestimmung  nahmen  sie  Mittel-Miocän  an. 

Es  ist  an  und  für  sich  etwas  sehr  gewöhnliches,  daß  eine 
gehobene  Erdscholle  später  im  Gelände  durch  eine  Vertiefung 
markiert  wird,  nämlich  dann,  wenn  die  betreffenden  Schollen  zu- 
oberst mit  einer  harten  Gesteinsschicht  bedeckt  sind,  unter  der 
weichere  folgen.  An  den  gehobenen  Stellen  wird  nämlich  diese 
harte  Schicht  stärker  von  der  Erosion  angegriffen  und  schnell  entfernt, 
die  nun  schutzlos  gewordenen  weicheren  Schichten  gestatten  der 
Erosion  dann  ein  Eindringen  in  ein  tieferes  Niveau,  als  es  auf  den 
benachbarten,  noch  mit  der  harten  Schicht  bedeckten  Schollen  möglich 
ist.  Mit  der  Annahme  einer  solchen  Herausarbeitung  durch  Erosion 
konnte  man  aber  im  Ries  nicht  auskommen,  vielmehr  meint  man, 
daß  wieder  eine  Senkung  stattfand,  jedoch  um  einen  weit  geringeren 
Betrag,  als  vorher  das  Gebiet  gehoben  worden  war. 

Nach  Branco  und  Fraas  soll  diese  Senkung  gleich  nach  der 
Hebung,  noch  vor  der  Obermiocänzeit  stattgefunden  haben,  während 


gesteine),  sondern  Trachyte.  Da  sie  aber  viele  Einschlüsse  aufnahmen  und  z.  T.  ein- 
schmolzen, bekamen  sie  eine  von  normalen  Trachyten  abweichende  Beschaffenheit.  Zu 
diesen  Trachyten  sollen  die  Gesteine  von  Amorbach  und  Polsing  (bei  Wemding)  sowie 
der  sog.  „Kersantit"  vom  Wenneberg  gehören.  Nach  Oberdorfer  dagegen 
ist  im  Ries  nirgends  zusammenhängender  Schmelzfluß  zu  finden,  vielmehr  nur 
Tuffe  und  in  Form  von  Fladen,  Bomben,  Schlacken  und  Lapillis  ausgeworfene 
Gesteine,  die  zwar  relativ  sauer  sind,  doch  weder  den  Trachyten  noch  den  Lipariten 
beigesellt  werden  können.  Das  Übereinstimmende  der  neueren  Ansichten  ist  das, 
daß  das  Riesmagma  ursprünglich  sehr  viel  basischer  war  und  durch  teilweises 
Einschmelzen  der  Fragmente  krystalliner  Gesteine  des  Untergrundes,  von  denen  es 
unzählige  aufgenommen  hatte,  saurer  wurde. 


—    111    — 

seitdem  nur  noch  in  ganz  minimalen  Erdbewegungen  (Erdbeben) 
diese  gewaltigen  Ereignisse  nachklangen.  Nach  Koken  (1902) 
dagegen  soll  in  der  von  Branco  und  Fraas  angenommenen  Zeit  nur 
eine  geringfügige  Senkung  eingetreten  sein,  vielmehr  das  Ries  zur 
Eiszeit  noch  mindestens  100  m  höher  gelegen  haben  als  jetzt,  und  ver- 
gletschert worden  und  erst  in  neuester  Zeit  auf  sein  heutiges  Niveau 
gesunken  sein.  So  weist  er  dem  Eise  als  geologisches  Agens  im 
Riese  eine  bedeutende  Rolle  zu,  während  Branco  und  Fraas  dies  ganz 
ableugnen.  Dagegen  nehmen  sie  an,  daß  von  dem  nach  der  Hebung 
bestehenden  Ries-Berge  Schollen  auf  den  Jura  glitten,  wobei  als 
schiebende  Kraft  außer  der  Schwere  vor  allem  gewaltige  vulkanische 
Explosionen  dienten.  Besonders  suchte  dann  auch  W.  v.  Knebel 
nach  den  Wirkungen  derartiger  Ereignisse. 

Mit   dem    Riese    haben    die   vulkanischen    Punkte,    welche    im 
Streichen    des  Schwäbischen   Jura  verteilt   sind,    ihr   Ende    erlangt. 

Dagegen  berühren  weiter  nördlich  gelegene  Gruppen  von  vul- 
kanischen Punkten  den  nördlichsten  Teil  der  Frankenalb.  So  befindet 
sich  eine  Gruppe  von  Basaltvorkommen  nordwestlich  von  deren 
Nordende,  eine  zweite  östlich  davon.  Zwischen  beiden  liegen  mitten 
im  Gebiete  des  weißen  Jura  die  Basaltvorkommen  bei  Heiligenstadt. 
Hier  ist  eine  größere  Zahl  von  Durchbruchsstellen  vulkanischen 
Gesteins  bekannt  geworden,  die  in  der  nächsten  Nähe  einer  N  10°  O 
streichenden  Geraden  angeordnet  sind^^). 

Auch  ein  anderes  Basaltvorkommen,  nämlich  das  am  Patersberg 
unweit  Kulmbach,  welches  nicht  mehr  den  weißen,  sondern  nur 
noch  den  braunen  Jura  durchbricht,  lohnt  den  Besuch,  da  man 
hier  den  Kontakt  zwischen  dem  Eruptivgestein  und  dem  durch- 
brochenen Opalinuston  aufgeschlossen  findet. 

Ob  die  nördlichen  Durchbrüche  in  der  oligocänen  oder  der 
miocänen  Tertiärzeit  erfolgt  sind,  ist  noch  nicht  bekannt. 

Um  nun  mit  der  Miocänzeit  abzuschließen,  wollen  wir  noch 
einen  Blick  auf  die  Ablagerungen  von  deren  jüngster  Phase,  dem 
Obermiocän,  werfen.  Dies  ist  durch  Absätze  des  süßen  Wassers, 
wie  Süßwasserkalke  und  braunkohlenführende  Schichten  an  vielen 
Punkten  auf  dem  südlichen  Teile  der  Alb  und  im  Ries  vertreten. 
Besonders  interessant  sind  die  Stellen  nördlich  von  Weissenburg, 
wo  Süßwasserkalk  aus  dieser  Zeit   unmittelbar  auf  Keuper  aufliegt, 


'^)  W.  Koehne  und  F.  C.  Schulz,  Ober  die  Basaltvorkommnisse  bei  Heiligen- 
stadt in  Oberfranken,  nebst  Bemerkungen  über  die  Tektonik  im  nördlichen  Franken- 
jura.   Centralbl.  für  Min.  Geol.  u.  Pal.  1906,  S.  390— 3Q8. 


—     112     — 

ein  Beweis,  daß  dort  der  ganze  Jura  schon  damals  abgetragen 
worden  war  und  die  Erosion  seitdem  nur  geringe  Fortschritte 
gemacht  hat.  Diese  Tatsache  stimmt  gut  mit  der  Ansicht  der  Ries- 
forscher  überein,  daß  auch  im  Ries  bereits  im  Mittelmiocän,  als 
die  großen  Umwälzungen  begannen,  die  Erosion  tief  eingedrungen 
war.  Höchst  beachtenswert  ist  der  Umstand,  daß  sich  diese  Süß- 
wasserabsätze in  sehr  verschiedenen  absoluten  Höhenlagen  finden.  Ob 
man  dies  mit  Schwertschlager  darauf  zurückführen  kann,  daß  sie 
gleich  in  diesen  verschiedenen  Höhen  abgesetzt  wurden,  oder  ob 
man  annehmen  muß,  daß  noch  später  tektonische  Störungen  statt- 
fanden, wie  dies  Koken  für  das  Ries  behauptet,  ist  eine  Frage,  zu 
deren  Lösung  man  gut  täte,  nicht  einseitig  das  Ries  heranzuziehen, 
sondern  das  ganze  Gebiet  bis  zum  ostbayerischen  Grenzgebirge 
zu  berücksichtigen. 

Diiuvialzeit. 

Während  dieser  Zeit  wurde  bekanntlich  Norddeutschland  von 
Skandinavien  aus  unter  Eis  begraben,  und  in  Süddeutschland  rückten 
die  Gletscher  von  den  Alpen  her  nach  Norden  vor.  Doch  ist 
zwischen  den  beiden  vereisten  Gebieten  ein  eisfreier  Streifen 
geblieben,  der  aber  natürlich  auch  unter  von  den  heutigen  klima- 
tischen Verhältnissen  weit  abweichenden  sich  befand. 

Es  ist  nun  die  Frage  aufgeworfen  worden,  ob  der  Frankenjura 
zu  diesem  unvereisten  Gebiete  gehörte.  In  Württemberg  drang  der 
weit  vorgeschobene  Rheingletscher  bis  dicht  an  den  Jura  heran; 
weiter  östlich  erreichten  die  Gletscher  diesen  aber  nicht  und  blieben 
nach  Penck  noch  etwa  70  km  von  der  Höhe  des  Frankenjura  ent- 
fernte^). Da  nach  Penck  die  Grenzen,  bis  zu  denen  die  alpinen 
Gletscher  vordrangen,  durchaus  sicher  bekannt  sind,  können  sie  also 
nicht  den  Fränkischen  Jura  erreicht  haben.  Sobald  aber  diese  Mög- 
lichkeit wegfällt,  ist  die  Entstehung  der  Eismassen  auf  unserem  Gebiet 
schwer  denkbar.  Vertreter  fand  sie  einmal  in  Thürach,  dessen 
Anschauungen  von  Penck  bekämpft  wurden  und  in  Koken,  der  die 
von  Branco  und  Fraas  bestrittene  Meinung  aufstellte,  daß  die 
Erscheinungen  am  Ries  nur  unter  Mitwirkung  von  Gletschern  erklärt 
werden  könnten. 

Wenn  auch  die  Gletscher  der  Alpen  wohl  nicht  bis  zum 
Frankenjura  vorgedrungen  sind,  so  haben  doch  ihre  Schmelzwasser 
Schottermassen   bis  an  dessen  Südrand  herangebracht.     Die  ältesten 


3*)  Penck  und  Brückner,  Die  Alj3en  im  Eiszeitalter.    1901.     S.  49. 


—     113     - 

der  fluvioglacialen  Schotter  (Deckenschotter  =  diluviale  Nagelfluh  =l_ 
Hochfeldschotter)  reichen  bis  an  die  Donau  oberhalb  Neuburg,  sind 
aber  unterhalb  der  Neuburger  Enge  nicht  nachgewiesen  worden 
(nach  Penck)^^).  Dies  rührt  daher,  daß  damals  die  Donau  durch  das 
bereits  eingangs  erwähnte  Wellheimer  Trockental  floß  (Fig.  25).  Die 
von  Penck  neuerdings  angenommenen  jüngeren  Deckenschotter 
kommen  für  uns  nicht  weiter  in  Betracht. 


a.  Hammerwerk  Hagenacker,  b.  Schlossfelsen  Dollnstein. 
c.  Pfarrkirche  Dollnstein.  d.  Linke  Seite  des  tertiären 
Donautales.  e.  Erste  Mündung  der  tertiären  Altmühl. 
f.  Zweite  Mündung  der  tertiären  Altmühl.  g.  Tertiäre 
Schotter  im  Rieder  Tal.    h.  Tertiäre  Schotter  im  Altmühltal. 

Fig.  25.    Skizze  des  Altmühltales  bei  Dollnstein  und  des  früheren  Donautals. 

(Mündung  der  tertiär-diluvialen  Altmühl  in  die  Donau.     Verkleinerte  Wieder- 
gabe von  Tafel  VI,  Nr.  XII  bei  Schwertschlager,  Altmühltal. 

Interessant  sind  die  Angaben  über  wechselnde  Höhenlage  des 
Deckenschotters,  die  darauf  hindeuten,  daß  dieser  noch  in  der 
Glacialzeit  und  zwar  besonders  vor  der  vorletzten  (Riss-)  Eiszeit  durch 
tektonische  Vorgänge  verschoben  wurde.  Penck  nimmt  an,  daß  es 
sich  um  neue  Verschiebungen  auf  den  alten  Verwerfungslinien 
handelt.  Das  Schallphänomen  der  Luftpuffe,  das  gerade  in  der 
betreffenden    Gegend    wahrgenommen    wird,     könnte    nach    Penck 


»^)  Ebenda  S.  49. 


—     114     — 

auf  noch  heute  fortdauernde  seismische  Vorgänge  zurückgeführt 
werden. 

Als  dann  in  der  Risseiszeit  sich  die  „Hochterrassenschotter" 
absetzten,  herrschten  im  Alpenvorland  andere  Abdachungsverhältnisse 
als  vorher.  Zuletzt  wurden  noch  von  der  Würmeiszeit  die  Nieder- 
terrassenschotter  abgesetzt. 

Gehen  wir  nun  zur  näheren  Betrachtung  des  Frankenjura  in 
der  Eiszeit  über. 

Wenn  wir  die  Ausgestaltung  der  Oberflächenbeschaffenheit 
verstehen  wollen,  so  müssen  wir  hier  unter  den  abtragenden  und 
zerstörenden  Kräften  vor  allem  die  Tätigkeit  des  mit  Kohlensäure 
beladenen  Wassers  in  unserem  Kalkgebirge  ins  Auge  fassen. 


Fig.  26.     Profil  des  Altmühltals. 

Jedenfalls  hat  die  Erosion  unser  Gebiet  schon  früh  —  vor  der 
Eiszeit  -  ergreifen  können;  denn  bereits  im  Obermiocän  war,  wie 
wir  gesehen  haben,  der  ganze  Jura  nördlich  von  Weissenburg  ab- 
getragen, wodurch  übrigens  noch  nicht  die  Existenz  der  heutigen 
Talsysteme  bereits  in  damaliger  Zeit  erwiesen  ist. 

Nach  Schwertschlagers  Untersuchungen  muß  auch  schon  \'or  der 
Eiszeit  das  Wellheimer  Trockental  (vergl.  Fig.  25)  und  das  Altmühltal  von 
Dollnstein  abw^ärts  angelegt  gewesen  und  \'on  der  Donau  benützt 
worden  sein  und  zwar  in  erheblicher  Höhe  über  dem  jetzigen 
Talboden. 

Dann  scheint  aber  eine  Periode  intensiver  Erosion  gefolgt  zu 
sein.  Schwertschlager  nämlich  nimmt  an,  daß  Gerolle  alpiner 
Gesteine,  welche  an  der  Sohle  eines  17  m  tiefen  Schachtes  bei 
Eichstätt  gefunden  wurden,  zur  Zeit  der  Hochterrassenschotter,  d.  h.  der 
vorletzten  oder  Risseiszeit  abgesetzt  wurden  (Fig.  26 1.  Folglich  muß  das 
Tal  bis  zu  dieser  Zeit  bereits  um  17  m  tiefer  erodiert  gewesen  sein,  als 
es  jetzt  liegt.  Dazu  paßt  auch  die  Annahme,  die  Neumeister  ganz 
unabhängig  von  Schwertschlager  für  die  Regnitz  bei  Erlangen  macht. 


—     115     — 

Hier  befindet  sich  nämlich  der  Keuperuntergrund  eine  Anzahl  von 
Metern  unter  dem  Grunde  des  Flusses.  Nach  Neumeister  ist  das 
Tal,  nachdem  es  bis  auf  jenen  erodiert  worden  war,  von  kontinuier- 
lichen Schottern  bis  zur  Erlanger  Hochterrasse  ausgefüllt,  welch 
letztere  nach  Blanckenhorn  mit  der  allgemein  so  bezeichneten 
Terrasse  identisch  ist,  also  der  Risseiszeit  entspricht.  Während  bei 
Eichstätt  aber  fortan  nur  Akkumulation  bis  zur  heutigen  Talsohle 
stattfand,  soll  für  die  Erlanger  Gegend  nochmals  eine  Erosion  ein- 
getreten sein,  welche  aber  nicht  den  ganzen  Schotter  zu  durchsägen 
vermochte.  Als  eine  Stillstandslage  derselben  wäre  die  Niederterrasse 
anzusehen,  in  welche  sich  dann  noch  die  heutige  Regnitz  einschnitt. 

Diese  Ansicht  Neumeisters  steht  im  Widerspruch  zu  der  für  die 
Schotter  des  Alpenvorlandes  vertretenen,  nach  der  Akkumulation  und 
Erosion  abwechselten  und  jede  Erosionsperiode  nicht  nur  die  Schotter 
der  vorigen  durchsägte,  sondern  auch  tiefer  in  den  Untergrund  einschnitt 
als  jene.  Doch  finden  sich  auch  Verschiedenheiten  des  Materials 
zwischen  den  einzelnen  Schottern,  während  bei  Erlangen  dergleichen 
nicht  nachzuweisen  war. 

Um  wieder  auf  das  alte  Donautal  zurückzukommen,  so  wurde 
dieses  bereits  zur  letzten,  der  Würmeiszeit  nicht  mehr  benutzt,  viel- 
mehr floß  die  Donau  nun  durch  die  Enge  bei  Neuburg. 

In  die  Diluvialzeit  fällt  ferner  auch  die  Entstehung  der  Höhlen 
in  Franken,  welche  hauptsächlich  im  Dolomit  vorkommen  und  nur 
ausnahmsweise  in  tieferen  Schichten  sich  finden'^*).  Die  Höhlen  sind 
durch  Wasser,  welches  —  mit  Kohlensäure  beladen  -  in  die  Klüfte 
und  Fugen  des  Gesteins  eindrang  und  dieses  auflöste,  entstanden.  Die 
Tierreste  konnten  zum  Teil  dadurch  in  die  Höhlen  gelangen,  daß  diese 
von  Tieren  bewohnt  wurden,  welche  ihre  Beute  hineinschleppten  und 
auch  selbst  darin  verendeten.  In  anderen  Fällen  ist  aber  nach 
Schlosser  anzunehmen,  daß  sie  vom  Wasser  verschwemmt  wurden, 
was  durch  ein  Steigen  der  Flüsse  bis  an  den  Höhleneingang  während 
der  letzten  Eiszeit  von  Schlosser  erklärt  wird,  wobei  alle  etwa  außer- 
halb der  Höhlen  vorhandenen   Knochenreste  entfernt  wurden. 

Zum  Schluß  wollen  wir  noch  einen  Blick  auf  das  Verhalten  der 
Erosion  zu  den  einzelnen  Jurastufen  werfen  (vergl.  Fig.  1).  Im  Franken- 
dolomit werden  die  Oberläufe  der  Täler  von  großen,  sehr  flachen  Wannen 
gebildet,  an  deren  Böschungen  weiter  unten  steile  Dolomitfelsen  heraus- 
ragen (Fig.  27),  bis  endlich  der  typische  Charakter  eines  Tales  der 
fränkischen    Schweiz    mit    seinen    pittoresken    Felswänden    entsteht. 


Vgl.  Neischl,  A.,  Die  Höhlen  der  Fränkisclien  Schweiz.     Nürnberg,  1904. 


-     116     — 

Infolge  der  Zerklüftung  des  Gesteins  dringt  ein  hoher  Prozentsatz 
des  Regenwassers  in  den  Berg  ein,  falls  er  nicht  durch  auflagernde 
tonige  Überdeckung  aufgehalten  wird.  Da  eine  wasserundurch- 
lässige Schicht  fehlt,  kann  sich  Grundwasser  erst  in  der  Tiefe  bilden, 
sobald  ein  Gleichgewichtszustand  zwischen  dem  Gefälle  und  der 
Reibung  des  Wassers  im  Gestein  hergestellt  ist.  Natürlich  sammelt 
sich  das  Wasser  auch  auf  Klüften  an. 


Fig.  27.    Dolomitbildungen  in  Tüchersfeld. 

Ein  ausgiebiger  Wasserhorizont  findet  sich  erst  im  oberen  braunen 
Jura  in  Gestalt  des  undurchlässigen  Ornatentons,  der  zahllosen  Quellen 
das  Dasein  gibt.  Am  Gehänge  der  Täler  bildet  der  Ornatenton  eine 
Verebnung,  welche  bandförmig  um  die  Berge  herumläuft.  Aufgesetzt 
darauf  ist  die  steile  Wand  des  weißen  Jura,  während  unterhalb  der 
Verebnung  der  Eisensandstein  mit  steiler  Böschung  abfällt. 

Wo  die  Erosion  den  weißen  Jura  entfernt  hat,  ändert  sich  der 
Charakter  der  Landschaft  völlig,  indem  schroffe  Formen  nicht  mehr 
vorkommen.  Sehr  auffallend  ist  dies  z.  B.,  wenn  man  von  Westen 
nach  Osten  die  fränkische  Schweiz  durchwandert  und  plötzlich 
statt  der  malerischen  Felsen  weiche  Formen  vor  sich  sieht;  dort 
am  Ostrande   sind    nämlich    die   Schichten   im  Vergleich   zu   denen 


—     117 

in  der  fränkischen  Schweiz  gehoben  worden  und  infolgedessen  war 
der  weiße  Jura  stärkerer  Erosion  ausgesetzt  und  wurde  entfernt.  In 
diesen  Gebieten  kann  auch  der  Eisensandstein  reichlichere  Wasser- 
mengen aufnehmen,  die  auf  dem  unterlagernden  mächtigen  Opalinuston 
austreten  müssen;  so  entspringt  z.  B.  der  rote  Main.  Wo  hingegen 
noch  Ornatenton  mit  weißem  Jura  auf  dem  Eisensandstein  liegt, 
wird  das  Wasser  in  der  Regel  bereits  schon  oben  zum  Austritt 
gezwungen,  während  der  Eisensandstein  weniger  erhält. 


Fig.  28. 

Grenze  der  schroffen  Formen  der  Dolomitlandschaft  gegen  die  weicheren 

des  braunen  Jura;  beide  sind   durch   eine  V'er\x'erfung  getrennt. 

Gegend  von  Schloß  Rabenstein-Schweinsmühle  am  Rande  der  Fränkischen  Schweiz. 


Der  mächtige  plastische  Ton  gibt  vielfach  zu  Rutschungen  und 
Störungen  im  Eisensandstein  Veranlassung;  man  beobachtet  dann 
ein  Einfallen  der  Schichten  gegen  den  Berg  zu,  das  jedenfalls  durch 
ein  Einsinken  der  auf  der  Bergseite  durch  auflagernde  Schichten 
stärker  belasteten  riesigen  Klötze  in  den  weichen  Ton  zu  erklären 
ist.  Ähnliches  beobachtete  auch  Fr.  Pfaff  an  Weiß-Jura  über  dem 
Ornatenton  bei  Streitberg,  suchte  es  aber  durch  stärkere  Auslaugung 
der  Schichten  im  hinern  des  Berges  zu  erklären.  Inwieweit  die 
häufig   zu    beobachtende   Neigung  der   Dolomitbänke   auf  Einsturz- 


-     118     -- 

erscheiniingen  und  inwieweit  sie  auf  primäre  Übergußschichtung 
zurückzuführen  ist,  ist  noch  nicht  genügend  geklärt   (vergl.  Fig.  27). 

Wo  die  Erosion  auch  den  braunen  Jura  entfernt  hat,  breitet 
sich  der  Lias  aus,  größere  Flächen  einnehmend,  die  reichlich  für 
Ackerbau  und  Hopfenkultur  ausgenützt  werden. 

Diese  Liastone  sind  undurchlässig  und  zwingen  auf  den 
Plateaus,  die  sie  häufig  bedecken,  das  Wasser  zum  Ablaufen,  so  daß 
es  sich  bei  Regengüssen  stark  ansammelt  und  sobald  es  die  Ober- 
fläche des  Räthsandsteins  erreicht  hat,  tiefe  V-förmige  Schluchten 
einreißt,  z.  B.  am  Kasbach  bei  Kalchreuth  und  bei  Prackenfels  bei 
Altdorf. 

Im  wesentlichen  war  die  Ausgestaltung  der  Oberfläche  am 
Schlüsse  der  letzten  Eiszeit  vollendet.  Bald  darauf  nahm  sie  ihr 
heutiges  Aussehen  an,  das  aber  durch  die  zerstörenden  und  abtragenden 
Kräfte  immer  noch,  wenn  auch  äußerst  langsam,  verändert  wird. 

Das  wird,  wie  ich  hoffe,  der  Leser  aus  meinen  Ausführungen 
entnommen  haben,  daß  die  Frankenalb  nicht  nur  einzelne  besonders 
interessante  Punkte  besitzt,  sondern  daß  sie  allenthalben  eine  Fülle 
lohnender  Probleme  darbietet  und  daß  von  ihr  im  vollstem  Maße 
das  Wort  gilt:   „Und  wo  ihr's  packt,  da  ist  es  interessant". 


Die  Kliches  zu  den  Figuren  6,  7,  10,  11,  13,  14,  17,  18,  19,  20,  21,  23,  24 
aus  „Tli.  Engel,  Die  Schwabenalb  und  ilir  geologischer  Aufbau"  wurden  von 
der  Schriftleitung  des  schwäbischen  Albvereins  in  liebenswürdigster  Weise  zur 
Verfügung  gestellt.  Zur  Herstellung  der  übrigen  Abbildungen  wie  überhaupt  bei 
Abfassung  der  Arbeit  wurden  die  Hilfsmittel  des  mineralogisch-geologischen 
Instituts  der  Universität  Erlangen  mit  freundlicher  Erlaubnis  des  Herrn  Professor 
Lenk  in  ausgiebiger  Weise  benutzt.  Ferner  hatte  Herr  Major  Dr.  Neischl  die 
Güte,  die  Photographie  von  Rabenstein  für  die  vorliegende  Arbeit  aufzunehmen. 
Den  genannten  Herren  spreche  ich  meinen  verbindlichsten  Dank  aus. 


Wanderungen  im  nördlichen  Frankenjura. 

Eine  geographisch-geologische  Skizze 

von 

Dr.  phil.  Adalbert  Neischl,  k.  b.  Major  a.  D. 

nie  terrarum  mihi  praeter  omnes 
Angulus  ridet. 

Horaz. 


^^^^^  n  der  Mythologie  vieler  Völker  wird  der  Mensch  ein  Sohn 
der  Erde  genannt.     Er  lebt  auf  der  Erde,  aus  der  er  ge- 


schaffen, er  lebt  von  der  Erde,  er  kehrt  wieder  zur  Erde 
zurück.  Die  Erde  ist  es,  die  der  Naturmensch  naiven 
Sinnes  betrachtet,  deren  Kräfte  ihm  nicht  verborgen  bleiben,  wenn 
er  sie  auch  nur  nach  seiner  kindlichen  Art  zu  deuten  vermag.  Bei  den 
modernen  Kulturvölkern  jedoch  geht  mit  dem  Zunehmen  einer  nicht 
mehr  naturgemäßen  Lebensweise,  mit  der  Schulung  des  Geistes  auf  ein- 
seitige Berufstätigkeit  ein  Abnehmen  des  Vertrautseins  mit  der  Natur 
Hand  in  Hand.  Längst  haben  die  Europäer  nicht  mehr  jene  scharfe 
Naturbeobachtungsgabe,  die  den  wilden  Völkern  eigen  ist,  und  über- 
aus viele  gehen  achtlos  an  bedeutungsvollen  Plätzen  unserer  heimat- 
lichen Erde  vorüber,  ohne  davon  zu  wissen  oder  danach  zu  fragen. 
Umsomehr  muß  es  den  Gebildeten  reizen,  diesen  im  Laufe  der 
Kulturentwicklung  beeinträchtigten  Scharfblick  wieder  zu  gewinnen 
und  die  Augen  offen  zu  halten  für  das  wechselnde  Schaffen  der 
Naturkräfte,  für  die  Geschichte  des  Erdbodens  und  seiner  Lebewelt 
vornehmlich  jenes  Teiles  der  Erdrinde,  den  er  sein  Vaterland  nennt. 
Einige  Beiträge  zur  Naturlehre  und  Naturgeschichte  unseres 
Heimatbodens  —  des  Frankenlandes  —  zugeben,  bezweckt  der  Verfasser 


—     120     — 

mit  der  vorliegenden  Skizze.  Es  konnte  nicht  in  seiner  Absicht  Hegen 
und  wäre  in  dem  gegebenen  Rahmen  unmögHch  gewesen,  die 
mannigfachen  Zweige  der  Erdkunde,  die  zu  berücksichtigen  sind, 
erschöpfend  zu  behandeln.  Mögen  diese  Zeilen  demjenigen,  der 
den  Frankenjura  kennt,  ebenso  wie  dem,  der  ihn  erst  kennen  lernen 
will,  die  eine  oder  andere  erwünschte  Anregung"  geben! 

Der  langgestreckte,  aus  Sedimenten  (Meeresabsetzungen)  der 
Juraformation  gebildete  Höhenzug,  der  sich  aus  Frankreich  und 
der  Nordwestschweiz  in  nordöstlicher  Richtung  nach  Süddeutschland 
bis  in  die  Regensburger  Gegend  zieht,  biegt  hier  in  rechtem 
Winkel  um  und  verläuft  ungefähr  gegen  Norden,  um  nicht  weit  von 
Schloß  Banz  im  oberen  Maintal  zu  enden.  Mehr  aus  geologischen, 
wie  aus  physiognomischen  Gründen  hat  man  dieses  süddeutsche, 
kurz  „der  Jura"  genannte  Mittelgebirge  in  zwei  Hauptabschnitte,  den 
schwäbischen  und  den  fränkischen  Jura,  zerlegt;  sie  werden  durch 
den  so  manches  Problem  bietenden  Kessel  des  Nördlinger  Rieses 
von  einander  getrennt. 

Auch  beim,  fränkischen  Jura  läßt  sich  vom  genannten  Gesichts- 
punkte aus  eine  Zweiteilung  vornehmen,  insofern  wir  zwischen  dem 
eigentlichen,  den  nördlichen  Abschnitt  bildenden  fränkischen  Jura 
unterscheiden  können  und  zwischen  der  Altmühlalb,  d.  h.  dem  von  der 
Altmühl  und  ihren  Zuflüssen  durchzogenen  Anteil,  der  die  Gebiete 
von  Eichstätt-Solnhofen   bis   nach  Kelheim  und  Regensburg  umfaßt. 

Wir  wollen  uns  im  Nachstehenden  nur  mit  dem  nördlichen 
Franken jura  befassen,  dem  Teile  unseres  Mittelgebirges,  welcher 
trotz  seiner  mannigfachen  Naturschönheiten  und  vieler  die  Erdkunde 
berührenden  Fragen  sich  seither  nicht  im  gleichen  Maße  einer 
Spezialbearbeitung  durch  Naturforscher  erfreute,  wie  dies  von  den 
übrigen  Juragebieten  gilt. 

Schon  rein  landschaftlich  steht  der  Frankenjura  —  worunter  wir 
von  nun  an  hauptsächlich  den  oben  bezeichneten  nördlichen  Ab- 
schnitt verstehen  -  in  auffallendem  Gegensatz  zu  dem  ihn  um- 
gebenden Flachlande.  Steil  ragen  seine  weißen  Kalkmauern,  die 
durchschnittlich  500-600  m  Meereshöhe  erreichen,  über  die  weiten 
Sand-  und  Sandsteinablagerungen,  welche  in  250-300  m  Höhe 
seinen  Fuß  umsäumen.  An  sich  ein  Plateaugebirge,  weist  der  Jura 
doch  durch  tiefeingeschnittene  Flußläufe  eine  reiche  Gliederung  auf. 
Zwar  sind  die  Täler  im  Verhältnis  zu  den  ausgedehnten  Flächen 
des  Hochplateaus  nur  eng  und  schmal  zu  nennen.  Aber  eine 
üppige  Vegetation,  vor  allem  prächtige  Laubwälder,  saftige,  von 
hurtigen   Bächen   belebte  Wiesengründe,    anmutig  gelegene   Dörfer 


—     121 


und  grandiose  Felspartien,  von  alten  Schlössern  gekrönt,  wetteifern 
miteinander  in  der  Hervorbringung  entzückender  Landschaftsbilder. 
Die  Hochfläche  selbst  steht  in  dieser  Beziehung  weit  hinter  den 
Talgründen  zurück;  beträchtliche  Strecken,  wie  „die  lange  Meile",  stellen 
sich  dar  als  ein  ödes,  steiniges,  wasserarmes  und  daher  wenig  frucht- 
bares Gebiet.  Doch  so  wenig  man  sich  die  Oberfläche  des  Franken- 
jura als  eine  Tafel,  eine  Gestalt,  die  ihm  im  Gegensatz  zum  Schweizer 
Jura  manchmal  zugeschrieben  wird,  vorstellen  darf,  so  wenig  mangeln 
diesem  zwischen  500  und  600  m  Höhe  schwankenden,  welligen  Hügel- 


Fig.  1.    Burgfels  von  Pottenstein  (Dolomit). 

terrain  alle  landschaftlichen  Reize.  Nichi  selten  treffen  wir  auch  auf 
der  Höhe  ausgedehnte  Waldungen,  groteske  Felsszenerien,  malerische 
Ortschaften  und  Burgruinen.  Längst  hat  daher  der  Tourist  den  Franken- 
jura besucht  und  man  versteht  leicht,  woher  einzelne  Gebiete  Bezeich- 
nungen erhalten  haben,  wie  „Fränkische  Schweiz",  „Hersbrucker 
Schweiz",  „Altdorfer  Schweiz"  usw..  Gebiete,  deren  Begrenzung  sich 
weder  scharf  angeben  läßt,  noch  deren  Benennungsweise  man  allzu- 
kritisch beurteilen  darf. 

Der  landschaftliche  Gegensatz  zwischen  den  Tälern  und  Hoch- 
flächen des  Frankenjura  läßt  sich  in  erster  Linie  auf  die  wechselnde 
Gesteinsbeschaffenheit  dieses  Sedimentgebirges  zurückführen.  Die 
verschiedenen  Schichten  besitzen  eine  unterschiedliche  Durchlässig- 
keit für  das  Sickerwasser;  ebenso  ist  der  Widerstand   der  einzelnen 


122 


Gesteinsarten  gegen  die  mechanischen  Angriffe  (Erosion)  und  die 
chemisch  zersetzende  Kraft  (Corrosion)  des  Wassers  ein  sehr  ungleicher. 
Auf  diesen  Ursachen  beruhen  nicht  nur  die  Gegensätze  im  Ver- 
halten der  Pflanzendecke '),  sondern  auch  die  Eigenart  der  Tal- 
bildungen und  die  auffallenden  Verwitterungserscheinungen  im  Jura. 
Ohne  näheres  Eingehen  auf  die  petrographischen  Verhältnisse 
(äußere  Beschaffenheit  der  Gesteine)  ist  es  speziell  in  unserem  Ge- 
biete unmöglich,  den  physiognomischen  Charakter  der  Landschaft 
richtig  zu  verstehen;  weiterhin   wird  sich  aber  auch  zeigen,   dal)  es 


'  Fig.  2.     Burgfels  von  Rabenstein    Dolomit  i. 

hiezu  ebenso  notwendig  ist,  die  häufig  sich  ändernde  Mächtigkeit 
der  Schichten,  wie  ihre  mannigfachen  Lagerungsstörungen  in  Betracht 
zu  ziehen.  Dann  wird  eine  Beobachtung  die  andere  ergänzen,  dann 
wird  es  möglich,  das  Einst  und  Jetzt  unseres  Gebietes  als  harmonisches 
Ganzes  vor  unserem  geistigen  Auge  erscheinen  zu  lassen. 

Als  mächtigster  Schichtenkomplex  sind  im  fränkischen  Jura  die 
Kalkmassen  des  Malm  (Weißer  Jura)  vorherrschend;  sie  i^iberlagern. 
die  in  vertikaler  Ausdehnung  schon  ziemlich  nachstehenden  Dogger- 
stufen (Brauner  Jura),  während  das  tiefste  Glied  des  Jura,  der  Lias 
(Schwarzer  Jura),    der    im    Schwäbischen  Jura    noch    so   bedeutende 


1)  Die  botanischen  Verhältnisse  des  nördlichen  Frankenjura  behandelt  in 
ausgezeichneter  Weise  A.  Schwarz,  Flora  der  Umgegend  von  Nürnberg  usw. 
Nürnberg  1897—1901.     5  Bände. 


—     123      - 

Mächtigkeit  besitzt,  bei  uns  am  schwächsten  entwickelt  ist.  Die 
bei  gegebene  Tabelle  (S.  125)  zeigt  die  Aufeinanderfolge  der  Jura- 
schichten in  Franken  nebst  Angaben  über  ihre  ungefähre  Mächtigkeit 
und  ihren  petrographischen  Habitus.  Bei  dieser  Zusammenstellung  be- 
gegnete ich  insofern  Schwierigkeiten,  als  es  nicht  möglich  ist,  eine 
derartige  Aufstellung  so  abzufassen,  daß  man  sich  nun  an  jeder 
Lokalität   des    Frankenjura  mit   dem  Meßbande  von   der  Richtigkeit 


Fig.  3.     Tüchersfeld  in  der  Fränkischen  Sch\x-eiz  (Dolomitlandschaft). 

der  Mächtigkeitsangaben  überzeugen  kann,  gleichwie  die  Schichten 
gar  nicht  selten  in  ihrer  Gesteinsbeschaffenheit  großen  Abweichungen 
unterworfen  sind.  Eine  Tabelle,  wie  die  beigegebene,  kann  nur 
Durchschnittsangaben  enthalten  -).  Speziell  möchte  ich  deshalb  darauf 
hinweisen,  wie  sehr  die  vertikalen  Dimensionen  einzelner  Stufen  gegen 
den  schwäbischen  Jura  und  selbst  die  Altmühlalb  differieren,  daß 
aber  auch  innerhalb  unseres  engen  Gebietes  Schichten  wie  Lias 
a  und  p,  Dogger  ,3,  Malm  t,  z  usw.  in  ihrer  Mächtigkeit  großen 
Schwankungen  unterliegen.     Gleiches  ist  von   der   petrographischen 


^  Eine  in  den  Originalgesteinen  des  Frankenjura  ausgeführte  Nachbildung 
seiner  geologischen  Zusammensetzung  im  Maßstab  1  :  100  war  auf  der  bayerischen 
Landesausstellung  in  Nürnberg  1906  (im  Staatsgebäude)  zusammen  mit  einer 
typischen  fränkischen  Dolomit-Höhle  vom  Verfasser  zur  Darstellung  gebracht. 


—     124     — 

Ausbildung  zu  sagen,  die  nicht  selten  schon  auf  kurze  Entfernungen 
recht  auffallenden  Wechsel  zeigt.  Vor  allem  ist  dies  beim  weißen 
Jura  der  Fall,  welcher  wie  bereits  erwähnt,  in  erster  Linie  der  Land- 
schaft ihr  Gepräge  verleiht  und  uns  hier  am  meisten  interessiert. 
Die  fränkischen  Malmstufen  zeigen,  die  wenig  vorkommenden 
^-Schichten  vielleicht  ausgenommen,  alle  einen  fortwährenden  Facies- 
wechsel,  womit  man  die  Struktur-Übergänge  von  wohlgeschichteten, 
dichten  Kalkbänken  in  klotzige,  rauhe  Schwammkalke  bezeichnet,  welch 
letztere  oftvoneinerStufe  in  höhere  oder  tiefere  hinauf- oderhinabreichen. 


Fis-  4.     Schwalbenloch-Höhle  im  Totental  nördlich  Pottenstein. 


Wird  hiedurch  die  geologische  Orientierung  sehr  erschwert,  wo 
nicht  unmöglich,  so  komplizieren  sich  die  Verhältnisse  weiter  durch 
die  Dolomitisierung  des  Kalkgebirges,  die  nicht  aus- 
schließlich auf  die  Stufe  Malm  s  beschränkt  ist,  sondern  zuweilen  bis  a 
und  ß  herabreicht  (Muschelquelle  bei  Streitberg)  und  andererseits  an 
einigen  Plätzen  auch  Malm  ;  (Brunn  bei  Pegnitz)  ergreift.  Hiezu  tritt  ein 
fortwährender  Wechsel  zwischen  geschichteten  Bänken  und  klotzigen, 
gänzlich  ungeschichteten  Massen,  die  wir  bei  den  verschiedenen 
Schwammkalken,  namentlich  aber  in  dem  bis  über  100  m  mächtigen 
Stock  des  Frankendolomits  finden,  welcher  zudem  bei  seinem 
Mangel  an  brauchbaren  Leitfossilien  eine  stratigraphische  Gliederung 
(Stufeneinteilung  nach  Versteinerungen)  nicht  zuläßt. 


125 


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—     126     — 

Es  ergibt  sich  aus  dem  Gesagten,  daß  der  Aufbau  unseres 
Gebirges  durchaus  nicht  so  einfach  ist,  wie  gemeinhin  vom  fränkischen 
Jura  angenommen  wird,  und  daß  hier  noch  manche  dankbare  Auf- 
gabe zu  lösen  wäre. 


Der  steinerne  Pilz  bei  Velburg,  Oberpfalz  (Dolomitfelsen). 


Begeben  wir  uns  auf  die  weiten  Flächen  des  Hochpkiteaus, 
so  treffe^n  wir  sofort  neue  Rätsel.  An  jenen  Orten,  wo  die  nackt 
zu  tage  tretenden  Schwammkalke  oder  Dolomitfelsen  den  Franken- 
jura nach  oben  hin  abschließen,  liegen  zwar  die  Verhältnisse  ein- 
fach. Wir  finden  die  schon  erwähnten  wasserarmen,  steinigen  Felder 
und  dürren  Grashalden,  die  von  zahlreichen  einzelnen  Wachholder- 
büschen  bestanden  sind.     Eine  ganz  dünne  Lehmdecke,   die  wir  als 


—     127     — 

Eluvium,  als  Auflösuiigsrückstand  einst  höherer  Oesteinspartien 
bezeichnen  können,  bildet  den  Vegetationsboden.  Aber  wo  an  Stelle 
dieser  sterilen  Flächen  fruchtbare  Striche,  Hoch-  und  Niederwaldungen 
treten,  stoßen  wir  auf  anderen  Grund;  es  sind  tonige  und  sandige 
Schichten  von  nicht  unbedeutender  Mächtigkeit,  die  das  rasche  Ver- 
sickern des  Wassers  verhindern  und  daher  einen  üppigeren  Pflanzen- 
wuchs begünstigen.  Fortwährender  Wechsel  zwischen  lehmigem  und 
sandigem  Boden,  der  oft  auch  Farberdenester  und  Eisenocker  enthält 
ist  das  Charakteristische  der  „AI  büber de ckung".  In  der  Gegend 
von  Hollfeld  und  im  Veldensteiner  Forst  gewinnen  die  Sandschichten 
immer  mehr  an  Bedeutung.  Rund  200  Quadratkilometer  bedeckt 
hier  der  ,/Veldensteiner  Sandstein--,  der  auf  der  sehr  unebenen 
Dolomitoberfläche  aufgelagert  ist. 

Woher  stammen  diese  Jura-Überdeckungsschichten  und  welcher 
geologischen  Epoche  sind  sie  einzureihen?  Diese  Frage  ist  heute 
noch  ungeklärt.  Dem  Platze  ihres  Vorkommens  nach  kann  man  sie 
der  Kreideformation,  dem  Tertiär  und  dem  Diluvium  zurechnen. 
Der  Altmeister  der  bayerischen  Geologie,  v.  Gümbel,  faßte  den 
Veldensteiner  Sandstein  als  Analogon  zu  den  Schichten  der  unteren 
Kreide  im  Regensburger  Gebiet  auf.  Meine  Ansicht  geht  dahin, 
daß  der  Veldensteiner  Sandstein,  in  dem  bisher  nur  unbestimmbare 
Pflanzenreste,  anscheinend  auch  Baumstammstücke,  gefunden  wurden, 
keine  marine  Bildung  aus  der  Kreideformation  ist.  Auf  der  Hoch- 
fläche des  Jura  bei  Betzenstein  wurden,  wenn  auch  nur  sehr  kleine, 
so  doch  unzweifelhafte  Kreidesedimente  gefunden  ;  diese  sind  marinen 
Ursprungs,  wie  durch  die  Versteinerungen  nachgewiesen.  Der 
Veldensteiner  Sandstein  ist  aber,  wie  seine  vielfache  Kreuzschichtung 
und  das  V^orkommen  von  Landpflanzen,  ebenso  sein  Mangel  an 
Seetierversteinerungen  zeigen,  eine  Landbildung.  Ich  möchte  ihn 
daher  zum  Tertiär  rechnen,  eine  Ansicht,  die  allerdings  eines 
genaueren  Beweises  bedarf,   was  jedoch  hier  zu  weit  führen  dürfte. 

Eines  fällt  nun  dem  aufmerksamen  Beobachter  sofort  auf  den 
Jurahochflächen  in  die  Augen,  nämlich  das  gänzliche  Fehlen  irgend 
einer  regulären  Wasserader  oder  eines  nennenswerten  Teiches  oder 
Sees.  Die  Erklärung  für  dieses  Verhalten  ist  nach  dem,  was  wir 
bereits  über  die  den  Jura  aufbauenden  Schichten  gehört  haben,  leicht 
zu  geben.  Die  gewaltigen  Massen  von  kohlensaurem  Kalkgestein, 
welche  rund  200  m  tief  bis  auf  den  braunen  Jura  hinabreichen,  sind 
nicht  nur  für  das  Wasser  relativ  leicht  löslich,  sondern  auch  von 
unzähligen  Rissen  und  Spalten  durchsetzt,  wobei  wir  alle  Abstufungen 
von    meterweiten    Kluftbildungen    bis    zu    einem    Netzwerk    feinster 


—     128     — 

Risse  antreffen.  Faßt  man  einen  einzelnen  der  frei  zu  Tage  tretenden 
grotesken  Dolomitblöcke  mit  seinen  Vertiefungen,  Spalten,  Löchern, 
Durchklüftungen,  Rissen  und  Wannen  näher  ins  Auge,  so  kann  man 
sich  ihn  geradezu  als  Modell  für  die  weitaus  größte  Masse  des 
weißen  Jura  vorstellen.  Es  ist  auch  sehr  bezeichnend,  daß  Pendel- 
beobachtungen, welche  Anding  zur  Berechnung  der  Schwerkraft 
auf  der  Jurahochfläche  bei  Parsberg  vorgenommen  hat,  einen  klei- 
neren Wert  ergaben,  als  zu  erwarten  war.  Hiedurch  wird  erwiesen, 
daß  die  Schichten  des  Weißjura  infolge  ihrer  zahlreichen  Aushöh- 
lungen eine  Verringerung  der  durchschnittlichen  Dichte  erfahren 
haben,  so  daß  dementsprechend  eine  Verminderung  der  Schwer- 
kraft bis  zu  10  Einheiten  der  5.  Dezimale  resultiert.  Die  auf  solchen 
Boden  auffallenden  Niederschlagswasser  versickern  fast  insgesamt, 
ohne  sich  erst  in  ein  Rinnsal  zu  vereinigen,  in  die  Tiefe. 

Dolinen  (hier  Erdfälle  oder  Erdlöcher  genannt)  in  zahlreicher 
Menge,  wie  sie  im  österreichischen  Karst  so  charakteristisch  sind,  ent- 
ziehen der  Juraoberfläche  die  Niederschläge  schon  kurze  Zeit,  nachdem 
sie  gefallen  sind.  Wir  befinden  uns  in  einem  Gebiete  des  unterirdisch 
zirkulierenden  Wassers,  in  einem  karstähnlichen  Gelände,  dessen  Be- 
wohner in  trockenen  Sommern  und  langen  Wintern  vieles  unter  der 
Wasserarmut  zu  leiden  hatten  und  haben,  bis  in  neuester  Zeit 
wenigstens  teilweise  durch  staatliche  Fürsorge  eine  Reihe  moderner 
Wasserleitungen  angelegt  wurde.  Auch  da,  wo  die  tiefer  als  Dolo- 
mit und  Schwammkalk  liegenden  Malmschichten  das  Gebirge  nach 
oben  abschließen,  was  besonders  am  Rande  des  zusammenhängenden 
Juraplateaus  und  auf  den  zahlreichen  Inselbergen  (Zeugenbergen) 
der  Fall  ist,  herrscht  der  gleiche  Mangel  an  Wasser.  Die  dürren, 
steinigen  Felder,  deren  Untergrund  der  Werkkalk  bildet,  würden 
an  sich  sogar  durch  eine  ziemliche  Fruchtbarkeit  ausgezeichnet  sein; 
aber  unzählige  Zerklüftungen  dieses  Gesteins  lassen  alle  Nieder- 
schläge, sobald  die  dünne  Verwitterungsdecke  durchdrungen  ist, 
sofort  in  die  Tiefe  versinken.  Erst  der  Ornatenton,  die  oberste  und 
undurchlässige  Stufe  des  braunen  Jura,  gebietet  dem  niedersitzenden 
Wasser  Einhalt:  einer  der  wichtigsten  Quellhorizonte  des  Jura 
ist  dadurch  bedingt.  Die  gewaltigen  in  die  Tiefe  gedrungenen 
Wassermassen  durchziehen,  der  jeweiligen  Neigung  der  undurch- 
lässigen Schicht  folgend,  als  langsamer  Grundwasserstrom  die  Gesteins- 
komplexe. Zahlreich  treten  daher  an  der  Grenze  des  braunen  und 
weißen  Jura  Quellen  an  den  Berghängen  aus.  Diese  sind  besonders 
stark,  wo  der  Quellhorizont  tiefer  als  die  Talsohle  gelegen  ist.  Hier 
kommt   es   zu   einer  Aufstauung    der  Wassermengen    oberhalb   des 


—     129     — 

Ornatentons,  bis  die  Grundwasser  zur  Höhe  des  Talbodens  angestiegen 
sind  und  in  Gestalt  mächtiger  Quellen  (Quelltöpfe)  in  oder  neben 
den  Bachbetten  zu  Tage  treten  (Quellen  der  Stempfermühle,  der 
Nürnberger  Wasserversorgung  bei  Ranna  und  anderej. 

Von  dem  Gesichtspunkte  der  Wasserstauung  im  Innern  der 
Gesteinsmassen  sind  auch  die  intermittierenden  Quellen^) 
(sogenannte  Hungerbrunnen  oder  Tümmler)  zu  erklären,  von  denen 
namentlich  jene  zwei  oberhalb  der  Heroldsmühle  bei  Oberleinleiter,  die 
in  einem  typischen  Trockentale  liegen  und  gelegentlich  ihr  Wasser 
2  m  hoch  herausschleudern,  sehenswert  sind;  sie  können  nur  nach 
reichlichen,  rasch  gefallenen  Regenmengen  sprudeln,  durch  welche 
das  Grundwasser  zu  plötzlichem  Steigen  veranlaßt  wurde;  hat  dieses 
sich  langsam  wieder  nach  anderen  Richtungen  verlaufen,  so  ver- 
siegen die  Tümmler. 

Einen  besonderen  Charakter  verleihen  den  Karstlandschaften 
die  Höhlen,  und  deren  besitzt  speziell  der  fränkische  Jura  eine 
überaus  große  Zahl.  In  einer  früheren  Arbeit*)  habe  ich  dieselben 
bereits  zum  Gegenstand  eingehender  Studien  gemacht  und  nament- 
lich ihre  morphologischen  Verhältnisse  durch  exakte  Vermessungen 
genau  festgesetzt.  Von  einer  ausführlichen  Beschreibung  oder  Auf- 
zählung unserer  Höhlen  glaube  ich  daher,  um  Wiederholungen  zu 
vermeiden,  hier  absehen,  und  bezüglich  der  Einzelheiten  auf  den 
speziellen  (II.)  Teil  meines  Werkes  hinweisen  zu  dürfen.  Dagegen 
möchte  ich  an  den  allgemeinen  d.)  Teil,  der  die  Entstehung  und 
die  Typen  der  Höhlen,  ferner  deren  Bedeutung  für  die  Talbildung  be- 
handelt, mit  einigen  Worten  anknüpfen. 

Im  allgemeinen  lassen  sich  bei  den  Höhlen  des  Frankenjura 
zwei  Typen  unterscheiden,  erstlich  die  aus  großen  Gesteins- 
spalten oder  erweiterten  Gesteinsklüften  entstandenen,  gewöhnlich 
engen  Spaltenhöhlen  von  häufig  flaschenähnlichem  Querschnitt, 
und  zweitens  die  hallenartigen  Zerklüftungshöhlen,  welche  durch 
chemische  Auslaugung  (Corrosion)  des  Gesteins,  begünstigt  durch 
zahlreiche  Risse,  gebildet  werden.  Weitaus  die  meisten  unserer 
Höhlen  liegen  in  dem  mächtigen  Stock  des  Frankendolomits  Weiß- 
jura £.  Eine  der  geologisch  interessantesten,  die  räumlich  größte 
und  wohl  auch  schönste  der  fränkischen  Jurahöhlen  —  eine  typische 
Dolomithöhle  —  ist  die  beim  Dorfe  Krottensee  (zunächst  der  Bahn- 
station  Neuhaus    a.  d.  Pegnitz    der    Eisenbahn    Nürnberg-Bayreuth) 


^)  Bios,   Die  Quellen  der  fränkischen  Schweiz.   Dissertation.   Erlangen  1903. 
*)  Neischl,  Die  Höhlen  der  fränkischen  Schweiz  etc.     Nürnberg  1Q04. 

9 


—     130     — 

gelegene  „Maxiiniliansgrotte"-^).  Die  geringere  Zahl  der  fränkischen 
Höhlen  -  meist  von  Typus  II  —  gehört  den  Schwammkalken  im 
Weißjura  y  und  o  an;  einige  wenige,  aus  engen  Gesteinsspalten 
(Diaklasen)  hervorgegangene  schmale,  geradlinige  Ganghöhlen  vom 
Typus  I  liegen  in  den  dünn-  und  dickbankig  geschichteten  Werk- 
kalken des  Weißjura  [i.  Wie  es  nun  einerseits  Höhlen  gibt,  die  streng 
genommen  weder  den  einen  noch  den  anderen  Typus  repräsentieren, 
sondern  eine  Kombination  der  beiden  Gattungen  darstellen,   so  soll 


Fig.  6.     Emmerts-Höhle  bei  Burggailenreuth  (Spaltenhöhlei. 

andererseits  nicht  gesagt  sein,  daß  nicht  gelegentlich  ein  Hohlraum 
zu  treffen  ist,  der  auf  andere  als  die  angedeuteten  Enstehungsweisen 
zurückzuführen  wäre.     Sie  bilden  jedoch  die  Ausnahmen. 

So  finden  sich  schachtartige  Formen  —  Naturschächte  — , 
die  gewöhnlich  die  Verbindung  zwischen  Dohnen  und  darunter 
liegenden  Hohlräumen  herstellen  und  aus  senkrechten,  anfänglich 
kleinen  Gesteinsklüften  durch  die  gurgelnd  in  die  Tiefe  stürzenden 
Gewässer  ausgenagt  wurden  (Franzosenloch  bei  Etzdorf,  Elbersberger 

^)  Dieselbe  —  vorherrschend  eine  Zerklüftungshöhle  —  soll  am  24.  Mai  d.J. 
im  Anschluß  an  den  16.  Deutschen  Geographentag  (21.— 23.  Mai)  auf  einem 
geographisch-geologischen  Ausflug  durch  die  fränkische  Schweiz,  unter  meiner 
Führung,  besucht  werden. 


—     131 


\X'iiidloch).  In  ähnlicher  Weise,  d.  h.  lediglich  durch  die  erodie- 
rende Kraft  des  Wassers,  aber  mehr  in  der  horizontalen  Richtung 
sind  kanal-  oder  tunnelartige  Aushöhlungen  (große  Teufels- 
höhle, hinterste  Abteilung)  in  der  Zeit  der  diluvialen  Überschwem- 
mungen entstanden;  sie  verbinden  entweder  Hohlräume  unter  sich 
oder  leiten  die  Gewässer  aus  solchen  zu  Tage.  Heute  sind  diese 
Kanäle   wasserlos;  nur   ein  Beispiel   eines   derartigen  Höhlenbaches, 


Hg.  7.     Höhlensee  der  Breitenwiener  Höhle  bei  Velburg  t^^Opf.). 

eine  echte  Karsterscheinung,  haben  wir  noch  bei  der  Pegnitz,  die 
nahe  südhch  der  nach  ihr  benannten  Stadt  bei  der  Rösch-Mühle 
unter  den  Weißjuraschichten  verschwindet,  um  nach  350  m  unter- 
irdischem Laufe  wieder  zum  Vorschein  zu  kommen. 

Eine  weitere  Art  von  Hohlräumen,  auf  die  neuerdings  wieder 
hingewiesen  wurde,  und  deren  Vorkommen  im  Jura  nicht  gerade 
undenkbar,  aber  auch  nicht  beweisbar  ist,  bilden  die  „Rifflücken". 
Während  die  Bildung  alier  vorgenannten  Höhlen  auf  die  Tätigkeit 
des  Wassers  im  Zusammenhang  mit  Gesteinsklüften  von  größeren  oder 
kleineren  Dimensionen,  also  in  letzter  Linie  auf  geotektonische  Ur- 
sachen zurückzuführen  ist,  muß  für  die  Entstehung  der  Rifflücken  eine 
andere  Erklärung  herangezogen  werden.     Walther  •)  führt  an,  daß 

")  Walther,  Vorschule  der  Geologie.  Jena  1906  p.  88,  ferner  desselben:  Litho- 
genesis.    Jena  1894,  p.  561,  912.— 

9* 


—     132     — 

»viele  ungeschichtete  Kaikmassen  nichts  anderes  seien  als  versteinerte 
Korallenriffe;  sie  waren  genau  wie  die  lebenden  Korallenriffe  der 
warmen  Meere  von  einem  regelnicäßigen  System  von  Hohlräumen 
durchsetzt,  das  zwischen  den  wachsenden  Korallenpfeilern  offen  blieb. 
Mannigfaltige  Vorgänge  haben  natürlich  später  die  ursprüngliche 
Form  dieser  „Rifflücken"  umgeändert,  das  Wasser  hat  an  ihren 
Wänden  genagt,  ihre  Decke  ist  heruntergebrochen  und  doch  läßt 
sich  oft  die  ursprüngliche  Form  der  Rifflücke  noch  heute  nach- 
weisen."    Für  die  Annahme   solcher  Entstehung   ist   es   notwendig, 


Fig.  8.    Aus  der  Maximilians-Grotte  (Zerklüftungshöhle). 


nach  der  Bildungsweise  jener  klotzigen  Kalk-  und  Dolomitmassen 
zu  fragen,  in  denen  wir  die  Mehrzahl  unserer  Höhlen  antreffen.  Grund- 
sätzlich können  wir  auch  hier  an  dem  alten  Satz  festhalten:  Omnis 
calx  ex  vivo.  Wir  sind  ferner  zu  der  Annahme  berechtigt,  daß 
die  Dolomitmassen  einst  noch  unter  Meeresbedeckung  durch  Um- 
wandlung aus  dem  abgesetzten  Kalkschlamm,  der,  wie  noch  heute, 
aus  zahllosen  niederen  Lebewesen  bestand,  hervorgegangen  sind. 
Wenn  auch  die  Theorie  von  der  Entstehung  des  Dolomits  noch 
immer  strittig  ist,  so  glaube  ich  doch  für  den  Frankendolomit  daran 
festhalten  zu  müssen,  daß  sich  eine  Bildung  durch  die  Mitwirkung 
der  Zerfallstoffe  tierischer  Weichteile  (Verwesungs-Bakterien),  welche 
eine  Ausscheidung  von  Magnesiasalzen  aus  dem  Meerwasser  hervor- 


—     133     — 

riefen,  vollzogen  hat').  Sonach  müssen  wir  uns  hauptsächlich  mit  der 
Bildungsweise  der  fränkischen  Schwammkalke  befassen.  Es  fragt  sich,  ob 
€s  gestattet  ist,  in  ihnen  überhaupt  r, Riffe"  zu  erblicken.   Wohl  spricht 


Fig.  9.     Der  Eisberg  aus  der  Maximilians-Grotte  (Tropfsteinbildung 


'}  Näheres  über  die  Dolomitbildung  (auch  über  die  Literatur)  bei   Doelter, 
Pctrogenesis,  Braunschweig  1906.  p.  226 — 231. 


—     134    - 

manches  hiefür,  die  rein  äußere  Erscheinung,  namentlich  aber  das  ver- 
zahnte Ineinandergreifen  der  normalen  geschichteten  Kalke  in  die  klotzige, 
ungeschichtete  Schwammfacies,  wie  dies  so  schön  beim  Kalkwerk 
Vorra,  gegenüber  dem  Bahnhof  und  an  der  roten  Leite  (Müllersberg) 
zwischen  Muggendorf  und  Streitberg  zu  sehen  ist.  Aber  da  in 
unseren  Gegenden  Korallen  nur  in  untergeordneter  Menge  nach- 
gewiesen wurden,  so  haben  wir  hier  keine  Korallenriffe  vor  uns, 
sondern  wir  wären  zu  der  Annahme  gezwungen,  daß  Meeres- 
schwämme  (Spongien)  diese  Riffe  aufgebaut  hätten.  Dies  anzunehmen 
sind  wir  nicht  berechtigt.  Wohl  besaßen  die  Meerschwämme  mit 
ihren  verschiedenartigen  Körpern,  welche  die  Formen  von  Tellern, 
Bechern,  Kegeln,  Zylindern  u.  a.  hatten,  eine  ungeheure  Verbreitung 
im  Jurameer,  an  solchen  Stellen,  wo  für  ihr  Gedeihen  günstige  Ver- 
hältnisse waren.  Aber  über  die  Existenzbedingungen  dieser  Schwamm- 
kolonien ist  wenig  bekannt  und  am  wenigsten  läßt  sich  aus  der 
gegenwärtig  lebenden  Spcngienfauna  deduzieren,  daß  diese  Pflanzen- 
tiere Schwammriffe  gebildet  hätten.  Ohne  daß  es  möglich  wäre, 
einen  Grund  für  dieses  Verhalten  anzugeben,  finden  wir  die  heutigen 
Spongien  höchst  launenhaft  und  ungleich  bald  in  seichtem  Wasser, 
bald  in  den  tiefsten  Abgründen  des  Meeres,  bald  in  außerordent- 
licher, bald  in  verschwindender  Anzahl^).  So  treffen  wir  auch  im 
Jura  an  einem  Orte  einen  Gesteinskomplex  von  Tausenden  \'on 
Schwämmen  erfüllt,  während  in  nächster  Nähe  sich  keine  Spur  mehr 
von  ihnen  findet.  Inwieweit  wir  nun  für  unsere  Schwammkalke 
und  Dolomite  bei  der  geringen  Beteiligung  von  Korallen  von  Riff- 
lücken sprechen  dürfen,  bleibe  dahingestellt.  Zu  bedenken  ist,  daß 
einerseits  bei  der  Umwandlung  in  Dolomit  vielfach  die  ursprüng- 
liche Gesteinsstruktur  verloren  ging,  andrerseits  die  Lücken  der  Riffe 
wohl  ebenso  mit  Sedimenten  des  Jurameeres  erfüllt  worden  sind, 
wie  die  Hohlräume  der  V-'ersteinerungen. 

Bei  meinen  Vermessungen  der  ausgesprochenen  Spaltenhöhlen, 
auch  bei  zahlreichen  Beobachtungen  an  Gesteinsklüften,  sowie  bei 
der  kartographischen  Festlegung  von  Dohnen,  die  auf  der  Hoch- 
fläche zwar  nicht  häufig,  aber  ab  und  zu  reihenweise  hintereinander 
liegen,  hat  sich  eine  bemerkenswerte  Tatsache  ergeben.  Es  zeigte 
sich,  daß  sowohl  die  Spalten-,  als  auch  die  Dolinenzüge  in  der  Mehr- 
zahl der  Fälle  in  Richtungen  verlaufen,  welche  sich  von  SSO.  nach 
NNW.  oder  senkrecht  dazu  erstrecken.  Gleichzeitig  ließ  sich  kon- 
statieren, daß  auch  eine  Reihe  der  prächtigen  Juratäler,  die  ohnehin 
durch   ihren   eigenartigen  Verlauf  auffallen,  in  ähnlichen  Richtungen 

"^  Vgl.  Walther,  Die  Lebensweise   der  Meerestiere.    Jena  1S93,  p.  245—266. 


—     135     — 

verlaufen.     Andere  Richtungen  wurden  seltener  beobachtet;  es  han- 
delte sich  dann  gewöhnlich  um  einen  Nord -Süd -Verlauf '). 

Dieser  auffallende  Parailelismus  hängt  mit  der  Tektonik 
unseres  nördlichen  Frankenjura  aufs  engste  zusammen.  Maßgebend 
hiefür  ist  eine  ganze  Reihe  von  Bruch  linien,  welche,  vom 
Bayerischen  Wald  und  Böhmerwald  ausgehend,  sich  in  ungefähr 
SO.-N\V.- Richtung,  im  Jura  mehr  in  SSO. -NNW.  übergehend, 
gegen  Unterfranken  und  nach  Thüringen  zieht;  sie  gehören  dem 
,.  hercynischen "  Spaltensystem  an,  das  im  Landschaftsbilde 
Mitteleuropas  eine  so  bedeutende  Rolle  spielt.  Die  großartigste 
dieser  tektonischen  Linien  stellt  wohl  der  bayerische  Pfahl  dar, 
ein  Quarzgang,  der  vom  Mühltal  an  der  oberösterreichischen  Grenze 
in  geradlinigem  Verlauf  sich  in  die  Oberpfalz  erstreckt  und  bis  in  die 
Eisenerz  führende  Amberger  Spalte  fortsetzt.  Über  Neuhaus  a.  d.  P., 
Behringersmühle  und  das  Aufseestal  scheint  diese  Bruchlinie  in 
die  Staffelstein-Seßlacher  Gegend  (Oberfranken)  zu  ziehen,  wo  sie 
nach  insgesamt  über  270  km  langem  Verlaufe  endet.  Eine  ebenso 
bemerkenswerte,  dieser  annähernd  parallele  Verwerfungsspalte,  welche 
zugleich  den  SW.-Saum  des  Fichtelgebirges,  Frankenwaldes  und 
Thüringerwaldes  bezeichnet,  beginnt  östlich  der  Naab  in  der  Gegend 
von  Weiden  und  erstreckt  sich  etwa  200  km  weit  bis  an  das  Ende 
des  Thüringer  Waldes  südlich  von  Eisenach.  Zwischen  diesen  beiden 
Hauptbruchlinien  liegen,  stets  ungefähr  parallel  zu  ihnen  verlaufend, 
eine  ganze  Reihe  zwar  kürzerer,  aber  immerhin  meist  50— 100  km 
weit  verfolgbarer  Verwerfungsspalten,  die  von  v.  Ammon  und  Thürach 
eingehend  beschrieben  worden  sind  und  als  Kulmbacher,  Zeulner 
Weißmain -Freihunger,  Creußener,  Vorbacher,  Lichtenfelser,  Staffel- 
steiner, Hollfeld-Pegnitz-Auerbacher,  Kirchentumbacher  usw.  Spalten 
bezeichnet  wurden  ^^).  Sie  durchspringen  nicht  nur  den  Fränkischen 
Jura,  sondern  auch  die  darunter  liegenden  Trias-,  Perm-  und  Carbon- 
schichten; das  häufige  Vorkommen  von  Eisenerzen  auf  diesen  Spalten 
macht  ihr  Durchgreifen  in  große  Tiefen  noch  wahrscheinlicher.  Wir 
befinden  uns  also  im  Frankenjura  in  einer  großen  Bruchzone,  deren 
Entstehungszeit  wir  zugleich  mit  den  in  der  Oberpfalz,  in  Unterfranken, 
ja  selbst  mitten  im  Jura  bei  Heiligenstadt  ^')  zu  tage  tretenden  Basalt- 


*)  Näheres  über  diese  Verhältnisse,  sowie  eine  kartographische  Darstellung 
habe  ich  in  meiner  früheren  Arbeit  p.  28  ff.  mitgeteilt. 

1°)  V.  Gümbel,  Geognost.  Beschreibung  der  fränkischen  Alb.  Kassel  1891. 
p.  610—640. 

IM  Neues  hierüber  teilen  mit:  Koehne  und  Schulz,  Basaltvorkommnisse  bei 
Heiligenstadt.     Centralblatt  für  Mineralogie,  Geologie  etc.  1906.  p.  390—398. 


—     136     — 

Vorkommnissen   in   die   miocäne   Periode  des  Tertiärs,   die  Zeit  der 
Aufrichtung  der  Alpen,  verlegen  können. 

Die  verschiedenartigen  Brüche,  von  denen  die  Erdrinde  durch- 
zogen ist,  Lithoklasen'^)  genannt,  wurden  ihrer  Entstehung  nach 
durch  V.  Groddeck,  Daubree^^)  und  andere  klassifiziert.  Daubree 
unterschied  im  wesentlichen  drei  Arten  von  Oesteinszerreißungen  -- 
Lithoklasen  (Spalten,  Brüche,  Risse),  nämlich:  1.  die  Lepto- 
klasen^^),  durch  Abkühlung,  Trocknung  oder  Pressung  entstanden 
und  von  geringerer  Ausdehnung,  2.  die  Diaklasen'^),  in  geschich- 
teten Formationen  und  in  sich  senkrecht  kreuzenden  Richtungen 
auftretend,  aber  in  ihrem  Verlauf  auf  ein  und  dasselbe  Gestein  be- 
schränkt, 3.  die  Paraklasen^^),  mit  Verschiebungen  verbundene  und 
in  große  Tiefen  sich  erstreckende  Brüche,  welche  ganze  Schichten- 
komplexe und  Formationen  durchsetzen.  Die  eben  besprochenen 
fränkischen  Bruchlinien  sind  demnach  als  Paraklasen  zu 
bezeichnen;  sie  enthalten  gewöhnlich  keine  Höhlen,  sondern  sind 
entweder  mit  Gesteinsdetritus,  oder,  wie  wir  bei  der  Amberger, 
Auerbacher  und  Freihunger  Verwerfung  sehen,  mit  aus  der  Tiefe 
stammenden  Eisenerzen  erfüllt.  Zwischen  diesen  Paraklasen  nun 
liegen,  auf  das  Kalkgebirge  des  weißen  Jura  beschränkt,  zahllose 
Gesteinsspalten,  die  an  ihren  Wänden  keine  Vertikalverschiebungen 
erkennen  lassen  und  eine  große  Zahl  von  typischen  Spaltenhöhlen 
bedingen.  Wir  haben  sie  als  Diaklasen  zu  bezeichnen  und  können 
aus  ihrem,  mit  den  Paraklasen  parallelen  Verlauf  folgern,  daß  sie 
durch  gleiche  Ursachen  und  zu  gleicher  Zeit  entstanden  sind  wie 
diese,  nämlich  durch  in  der  Richtung  der  Verwerfungen  sich  fort- 
pflanzende Erschütterungen.  Endlich  bietet  uns  der  Werkkalk  mit 
seinen  unzähligen  kleinen  Durchklüftungen  ein  typisches  Beispiel 
für  einen  durch  Leptoklasen  durchsetzten  Gesteinskomplex. 

So  ist  nun  leicht  verständlich,  warum  die  Dohnen  auf  dem 
Hochplateau  gelegentlich  in  ganzen  Reihen  erscheinen  —  sie  sind 
an  die  meist  auf  längere  Strecken  geradlinig  das  Gestein  durch- 
setzenden Diaklasen  gebunden.  Erst  dadurch,  daß  die  Gestein- 
spalten im  Innern  des  Kalkgebirges  schon  vorhanden  waren,  konnten 
die  Erdtrichter  entstehen,  und  man  darf,  wenn  man  die  Dohnen  als 
Angriffspunkte  der  Niederschläge  bezeichnet,  nicht  übersehen,    daß 


^^)  Xi'O'og  ~-  Stein,  y.Aaw  =  zerbreche,  zerreiße,  'ktrjT.oz,  =  fein,  klein, 
O'A  —-  quer  hindurch,  Tiapa  =  vorbei,  um  an  die  erfolgende  Verschiebung  zu 
erinnern. 

^ä)  V.  Groddeck,  Lagerstätten  der  Erze.  Leipzig  1879,  p.  313  ff.  —  Daubree 
Bulletin  Soc.  Geolog,  de  France.  5er.  111,  Band  X,  1881     82.    p.  136. 


—     137     - 

sie  eigentlich  die  sei<undäre  Ersciieinung  sind.  Ebenso  leicht  er- 
klärlich ist,  warum  man  bei  der  Feststellung  des  Verlaufs  der  Spalten- 
höhlen so  häufig  die  Richtung  S.S.O.  —  N.N.W.,  bezw.  senkrecht 
dazu  beobachtet.  Man  vergleiche  die  ,,Bismarckgrotte"  beim  Forst- 
haus Rinnenbrunn  in  der  Hersbrucker  Schweiz  (Plan  XXIV  meiner 
Arbeit  über  die  Höhlen  der  fränkischen  Schweiz).  Diese  Spalten- 
höhlen sind  eben  durch  eingedrungene  Wasser  erweiterte  Diaklasen. 

Viel  dunkler  ist  dagegen  das  hydrographische  Problem,  soweit  es 
die  Anordnung  der  regulären  Wasserläufe  und  die  Talbildung  betrifft. 
Wohl  unterliegt  es  keinem  Zweifel,  daß  die  Tektonik  die  Gestalt  des 
Wassernetzes  ziemlich  weitgehend  beeinflußt.  Aber  über  den  Grad  der 
Beeinflussung  gibt  es  geteilte  Ansichten,  und  im  Frankenjura  wird  die 
Sachlage  durch  das  Hinzutreten  des  Karstproblems  kompliziert.  Die 
von  mir  auf  die  Talbildung  im  Frankenjura  angewendete  Theorie, 
daß  einstürzende  Decken  die  Veranlassung  zur  Ausnagung  von 
Tälern  werden  können  (loc.  cit.  p.  36,  37),  ist  daher  auch  nicht  un- 
widersprochen geblieben.  So  macht  Schwertschlager  ^*)  gegen 
diese  Auffassung  geltend,  daß  sie  so  viel  bedeute,  als  wenn  im  Jura 
die  Erosion  erst  auf  einem  Umweg  (dem  der  Höhlenbildung i  ihrem 
Ziele  (der  Talbildung)  zustrebe.  Ferner  weist  Schwertschlager  darauf 
hin,  daß  es  im  österreichischen  Karst,  der  Musterlandschaft  für 
derartige  Erscheinungen,  Fälle  gebe,  in  denen  ein  ursprüngliches  unter- 
irdisches Höhlenflußbett  im  Laufe  der  Zeit  zu  einem  oberirdischen  Tale 
ausgebildet  wurde;  ein  solches  Tal  bestehe  aber  nicht  auf  die  ganze 
Länge  des  betreffenden  Flusses,  sondern  letzterer  werde  abwechselnd 
bald  wieder  unterirdisch,  bald  oberirdisch. 

Hierauf  ist  einerseits  zu  erwidern ,  daß  nicht  recht  ein- 
zusehen ist,  was  eigentlich  gegen  den  angedeuteten  Umweg  der 
Erosion  eingewendet  werden  kann,  umsoweniger  als  die  Hohlräume 
im  Gestein  der  Flauptsache  nach  schon  vorhanden  waren  und 
durch  die  Sickerwasser  nur  noch  weiter  fortgebildet  zu  werden 
brauchten.  Andererseits  muß  betont  werden,  daß  ein  Vergleich  des 
österreichischen  Karstes  mit  unserem  Frankenjura  wohl  häufig  recht 
instruktiv  ist,  aber  nicht  für  alle  Fälle  standhalten  kann.  Der  Karst 
ist  ein  in  viel  höherem  Maße  gestörtes  Berggelände  als  der  relativ 
gut  erhaltene  Jura,  dessen  Schichten  noch  ziemlich  horizontal  über- 
einander gelagert  sind.  Daß  bei  den  Mulden,  Falten  und  Über- 
schiebungen derartige  anders  entwickelte  Höhlentäler,  wie  auch  ich 
sie  im  Karstgebirge  beobachtete,  entstanden  sind,  kann  nicht  besonders 


'*)  Schwertschlager,  Altmühltal  und  Altmühlgebirge.    Eichstätt  1905,  p.  50,  51. 


-     138     - 

verwundern.     Auch  hängt  die  Großartigkeit  der  von  der  unterirdi- 
schen   Wasserzirkulation  im  Karst  erzeugten  Phänome  ganz  wesent- 
lich  von    der  Mächtigkeit   der   dortigen  Kalksedimente   ab,   welche 
von  der  mittleren  Trias  aufwärts  durch  die  ganze  Jura-  und  Kreide- 
formation reichen  und  noch  dem  älteren  Tertiär  angehören.    Unsere 
Kalkmassen  dagegen  erreichen  meist  keine  200  m  Dicke.     Was  die 
Juratäler  betrifft,  so  schwebte  auch  mir  bezüglich  der  Bedeutung  der 
Höhlen  für  ihre  Entstehung  nicht  etwa  der  Gedanke  vor,  daß  dies 
auf  die   ganze  Länge   des  Tales   hin    in   der   angenommenen  Weise 
vor  sich  gegangen  sei.     Denn   Spaltenhöhlen   von  5,   10,  ja  30  km 
Längenausdehnung,   sind    bei    uns    weder   nachweisbar   noch    über- 
haupt wahrscheinlich.     Es  kann  sich  hiebei   —   und  darin  begegnen 
sich  wohl  die  Ansichten  Schwertschlagers  mit  den  meinigen  —  nur  um 
kleinere  Strecken  der  Flußoberläufe  innerhalb  des  Malmsystems 
handeln.     Die  lokal  kürzere  oder  längere  Ausdehnung  solcher  durch 
Höhleneinsturz  veranlassten  Talstrecken  läßt   sich  aus   den   heutigen 
Verhältnissen  heraus  ziffermäßig  nicht  mehr  angeben.     Wir  müssen 
eben    bedenken,   daß    für    die  Zeit    der   intensiven    Talbildung    das 
wasserreiche  Diluvium  in  Betracht  zu  ziehen  ist,  und  daß  heute  noch 
die  jährliche  Abtragung  im  Jura  einen  Betrag  erreicht,  welcher  von  mir 
für  das  Einzugsgebiet  der  Wiesent  bei  Forchheim  mit  43000  cbm  an 
gelöstem  und  suspendiertem  Material  berechnet  wurde.    Auch  stehe 
ich  nicht  an,  zu  betonen,  daß  manche  Felspartien  an    den  Talufern, 
die  vielleicht  auf  den   ersten  Anblick   an  stehengebliebene  Höhlen- 
wände erinnern,  durch  die  gewaltigen  Überschwemmungen  diluvialer 
Zeit  hervorgerufen   wurden;    es    sind    reine   Abspülungsformen    des 
fließenden  Wassers,  bei  denen  wohl  auch   in  den  strengen  Wintern 
jener  Epoche  beträchtliche    Treibeismassen    ihr  übriges   taten.     Daß 
aber  trotzdem    die  Lithoklasen  von    entscheidendem    Einfluß    auf 
die    Talbildung   im   Jura  waren,  wird  meines  Erachtens  durch    die 
bereits    besprochene    auffallende    Verlaufsrichtung    der    Flüsse    zur 
Evidenz  erwiesen.     Auch  Schwertschlager  gibt  dies  (loc.   cit.   p.  57), 
wenigstens  bezüglich  der  Paraklasen  rückhaltlos  zu,  und  neuerdings 
habe  ich  in  einigen  kurzen  Dolomit-Nebentälern  (bei  der  großen  Teufels- 
höhle, dann  am  Püttlachknie  4  km  O.S.O.  von  Pottenstein  u.  a.  a.  O.) 
wieder  die  überzeugende  Beobachtung  gemacht,  daß  daselbst  Über- 
gangsformen von  der  Höhle  zum   Tal   —  nämlich:    Höhle,  Decken- 
einsturz, Schlucht,  klammartige  Erweiterung,  Tal  —  anzutreffen  sind. 
Es  ist  das  Verdienst  Kohlers,  darauf  hingewiesen  zu   haben, 
daß  ebenfalls   die  Paraklasen   es  sind,    an  welche   die    seit   mehr 
als     1000    Jahren    bekannten     oberpfälzischen    Eisenerzvor- 


—     139     — 

kommen  aufs  engste  gebunden  sind '^).  Kohler  macht  es  sehr 
wahrscheinlich,  daß  es  sich  dabei  um  ursprüngliche  Ablagerungen 
von  kohlensaurem  Eisen  (Spateisenstein,  Siderit)  handle,  mit  welchem 
die  Gebirgsspalten  größtenteils  erfüllt  sind.  Nachträglich  wurde  in 
der  Nähe  der  Erdoberfäche  das  kohlensaure  Eisen  in  Brauneisen- 
stein, in  welcher  Form  das  Erz  bei  den  Nachgrabungen  immer 
zunächst  gefunden  wird,  umgewandelt.  Die  Herkunft  des  Spateisen- 
steins führt  Kohler  auf  eisenhaltige  Kohlensäuerlinge  zurück,  welche 
aus  den  im  Tertiär  gebildeten  Spalten  aus  der  Tiefe  aufgestiegen  sind. 

Diese  Frage  ist  für  den  Jura  insofern  von  Interesse,  als,  wie 
wir  gesehen  haben,  das  hercynische  Spaltensystem  von  der 
Oberpfalz  her  durch  unser  Gebirge  durchgreift.  Es  ist 
ganz  ohne  Zweifel,  daß  auch  innerhalb  des  Frankenjuras  stellenweise 
auf  den  V^erwerfungsspalten  Eisenerze  auftreten.  In  der  Gegen- 
wart scheint  dieser  Umstand  infolge  der  allenthalben  im  ver- 
gangenen und  in  diesem  Jahre  auf  der  Hochfläche  vorgenommenen 
Mutungen  eine  volkswirtschaftliche  Bedeutung  zu  gewinnen.  So 
finden  wir  bei  Neuhaus  a/Pegnitz  in  der  Verlängerung  der  Amberger 
Paraklase  verlassene  Eisenerzgruben;  auch  sonst  bilden  solche  auf- 
gegebene Abbauversuche  keine  Seltenheit.  Daß  man  indessen  mit 
solchen  Versuchen  vor  100  und  mehr  Jahren  begonnen,  sie  aber 
nach  kurzem  schon  wieder  eingestellt  hat,  gibt  zu  denken  bezüglich 
der  Qualität  der  Erzvorkommnisse  bei  uns  in  Franken.  Befinden 
sich  ja  auch  in  der  Oberpfalz  oft  ganz  in  der  Nähe  von  sehr  eisen- 
reichen Lokalitäten  auf  der  Verwerfungslinie  Strecken,  auf  denen 
viel  zu  wenig  Erz  angetroffen  wird,  als  daß  sich  der  Abbau  ver- 
lohnte. Auch  darf  nicht  vergessen  werden,  daß  wir  gleichzeitig 
noch  Eisen  von  anderer  Entstehung  und  Beschaffenheit  in  unseren 
Gesteinen  vorfinden,  das  zu  irriger  Auffassung  verleiten  könnte  und 
keineswegs  als  abbauwürdig  zu  bezeichnen  ist:  es  sind  dies  schwache 
Flötze,  welche  die  Schichten  des  braunen  Jura  (Dogger  ß  Eisensand- 
stein) führen,  sowie  gewisse  spärliche  Lagen  im  Veldensteiner  Sand- 
stein. Sehr  bezeichnend  und  für  die  Kohlersche  Auffassung  sprechend 
ist  es  dagegen,  daß  auch  gegenwärtig  zwischen  den  Dörfern  Otten- 
hof  und  Hunger  südöstlich  von  Betzenstein  an  einer  Stelle,  wo  die 
verlängerte  Amberger  Verwerfungsspalte  durchstreicht,  noch  ein 
eisenhaltiger  Kohlensäuerling  dem  Dolomitgestein  entspringt. 

Meinem  Dafürhalten  nach  dürfte  zur  Lösung  der  Frage,  ob  in 
unserem  Juragebirge  derartige  Eisenmengen  existieren,  daß  sich  darauf 


»°)  Die  Amberger  Erzlagerstätten.     Geognost.  Jahreshefte  XV.  München  1903. 


—     140     — 

eine  Industrie  gründen  könnte,  abgesehen  von  den  Versuchsbohrungen 
eine  Methode  empfohlen  werden,  die  für  derartige  Untersuchungen 
vielleicht  noch  nicht  angewendet  worden  ist,  die  aber  berufen 
erscheint,  in  der  Erforschung  unseres  Erdballes  noch  eine  ganz  be- 
deutende Rolle  zu  spielen.  Ich  meine  die  Seh werkraftmessungen 
mittels  eines  unserer  wichtigsten  geographischen  Instrumente,  des 
Pendels.  So  gut  es  möglich  ist,  Stellen  der  Erdrinde  von  geringerer 
Dichte  durch  die  abnehmende  Größe  der  Schwerkraft  nachzuweisen 
wie  bei  Parsberg  i.  d.  Opf.,  so  gut  gelingt  die  Feststellung  dichterer 
Massen  wie  schwerer  Eruptivsteine,  Erzlager  usw.  durch  die  Beob- 
achtung, daß  ihre  Anwesenheit  eine  Zunahme  der  Schwerkraft  be- 
wirkt. In  neuester  Zeit,  seit  der  österreichische  Oberst  von  Sterneck 
mit  so  schönem  Erfolg  seine  bekannten  Schwerkraftmessungen  von 
Nord  nach  Süd  durch  die  Alpen  ^•'')  vollführt  hat,  wurden  durch  die 
Kommissionen  der  internationlen  Erdmessung  so  feine  Methoden  der 
Pendelmessung  entwickelt,  daß  die  kleinsten  Abweichungen  in  der 
6.  und  7.  Dezimalstelle  vom  Zahlenwert  der  Schwerkraft  mit  Sicher- 
heit bestimmt  werden  können.  Das  sind  Genauigkeiten,  welche  recht 
gut  die  Unterscheidung  von  Sedimenten  mit  mittlerer  Dichte  2,4 
von  Granitgebieten  (mittlere  Dichte  2,6)  und  Basaltmassen  (m.  D. 
2,8  —  3,0)  gestatten;  sie  würden  die  Anwesenheit  größerer  Erz- 
massen von  der  Amberger  Beschaffenheit  (m.  D.  3,6  —  3,8)  in  den 
Schichten  unseres  Jura  (m.  D.  2,2)  ebenso  leicht  verraten,  wie  sie 
vielleicht  aucli  zur  Entdeckung  ungeahnter  größerer  Hohlräume  im 
Berginnern  führen  könnten.  Es  wäre  nur  erforderlich,  ein  möglichst 
dichtes  Netz  von  Beobachtungspunkten  auszuführen ;  die  zu  weit  ausein- 
anderliegenden und  an  Zahl  zu  geringen  Pendelbeobachtungen  haben 
bisher  einen  Erfolg  nicht  reifen  lassen. 

Mancher  Forschung  wird  es  noch  bedürfen  ^'),  ehe  man  die  Mor- 
phologie und  die  Geschichte  unseres  vaterländischen  fränkischen 
Bodens  besser  verstehen  wird,  als  wir  das  heute  vermögen.  Wir 
glauben  wohl  vieles  in  neuer  und  neuester  Zeit  dazu  beigetragen  zu 
haben,  die  bunte  Fülle  der  Erscheinungen,  die  uns  die  moderne 
Naturwissenschaft  schauen  läßt,  zu  verstehen.  Aber  sind  wir  wirk- 
lich  so  viel   weiter  gekommen,   seit  der  Zeit,  da   ein  Leopold   von 


18)  Mitteilungen  d.  k.  u.  k.  milit.-geogr.  Instituts  XI.  Wien  1891,  ferner  Ver- 
handlungen des.  9.  Geographentages  in  Wien  1891. 

'■')  Einen  kleinen  Beitrag  hiezu  soll  der  demnächst  im  „Bayerland"  erscheinende 
Bericht  geben:  Der  fränkische  Jura  auf  der  Bayerischen  Jubiläums- Landesaus- 
stellung in  Nürnberg  1906.  Vergl.  auch  Illustrierte  Ausstellungszeitung  vom 
23.  Oktober  1906.  Heft  41.  S.  1030  ff. 


—     141     — 

Buch  mit  seiner  klaren  Auffassungsgabe  unseren  Jura  bereiste?  Doch 
das  „Ignorabimus"  darf  uns  nicht  als  Leitmotiv  dienen,  es  soll  uns 
nur  warnen!  Manches  Detail  hat  der  emsig  forschende  Menschen- 
geist seither  ergründet,  manche  Erfolge  neu  errungen.  Welch  weite 
Perspektive  hat  sich  beispielsweise  auf  dem  Gebiete  der  Praehistorie, 
speziell  in  unserem  Frankenjura,  eröffnet!  Wir  wissen  heute,  daß 
der  neolitische,  vielleicht  auch  der  palaeolitische  Mensch  in  eben 
den  Grotten  und  Höhlen  wohnte,  deren  Entstehung  und  Verbreitung 
wir  kennen  gelernt  haben.  Es  war  die  Gailenreuter  (Zoolithen-)  Höhle, 
wo  1774  der  Uttenreuther  Pfarrer  Esper  menschliche  Überreste  aus  dem 
mit  diluvialen  Tierknochen  erfüllten  Boden  grub  und  dadurch  als 
Erster  den  Nachweis  für  die  Existenz  eines  praehistorischen  Menschen- 
geschlechtes erbrachte.  Französische  und  engliche  Forscher  eilten 
daraufhin  herbei  und  ihre  bei  uns  gemachten  Beobachtungen  bildeten 
den  Ausgangspunkt  ähnlicher  Untersuchungen  in  ihren  Ländern. 
Eine  umfangreiche  Literatur  ist  seitdem  entstanden  und  zeigt  uns, 
wie  es  durch  das  Studium  der  Bodenschichten  und  der  spärlichen, 
darin  enthaltenen  Überreste  der  Steinzeitmenschen  gelingt,  sicheren 
Blickes  in  Jahrtausende  der  Vorzeit  zurückzuschauen  und  ein  ge- 
waltiges Stück  Kulturgeschichte   zu   übersehen. 

Damit  kehren  wir  aus  den  Höhlen  des  Frankenjura  zurück  zu 
dem,  von  dem  diese  Zeilen  ausgegangen  sind,  der  den  festen  Boden 
unter  sich  einst  für  etwas  unvergängliches  hielt,  der  aber  gelernt  hat, 
daß  Leben,  daß  Bewegung  auch  die  starre  Erdkruste  beherrscht, 
wenngleich  er  ewig  an  sie  gefesselt  ist,  zu  dem  Menschen. 


Die  Gedanken,  welche  dieser  geographisch-geologischen  Skizze 
zu  gründe  liegen,  entstanden  größtenteils  auf  Wanderungen  im 
Frankenjura,  dessen  Täler  und  Berge  ich  in  den  letzten  Jahren  viel- 
fach mit  dem  Geologen  Dr.  F.  C.  Schulz  in  Erlangen  durchstreift 
habe.  Manches,  was  in  vorstehender  Darlegung  enthalten  ist,  ent- 
stammt seinen  Anregungen,  für  welche  ich  ihm  zu  besten  Dank 
verpflichtet  bin. 


Die  Erdbeben  Mordbayerns. 

\'on 

Dr.  Joseph  Reiiidl,  München. 


as  Königreich  Bayern  gehört  weder  zu  den  erdbeben- 
ärmsten noch  zu  den  erdbebenreichsten  Ländern.  Zu 
hunderten  von  Malen  geriet  seine  harte  Kruste  schon 
in  vibrierende  Bewegung.  Zwar  muß  zugestanden  werden, 
daß  zahlreiche  Erdbeben  hiervon,  namentlich  in  Südbayern,  zumeist 
als  Ausläufer  größerer  Kataklysmen  angesehen  werden  müssen, 
deren  Zentrum  und  Epizentrum  sich  oft  in  recht  bedeutender 
Entfernung  befunden  hat.  Bei  solchen  Übertragungsbeben  pflanzen 
sich  die  undulatorischen  Bewegungen  bis  in  Gegenden  fort,  welche 
von  Hause  aus  nicht  leicht  von  Erdstößen  betroffen  werden  würden, 
»ähnlich  wie  die  Meeresdünung  sich  auch  noch'',  wie  S.  Günther 
treffend  sagt,  „in  weit  abliegenden,  von  dem  sturmauslösenden 
Winde  durchaus  nicht  betroffenen  Teilen  des  Meeresbeckens 
bemerklich  macht".  Allein  unser  Königreich  enthält  auch  selbst- 
ständige Erdbebengebiete,  die  zu  wiederholten  Malen  ihr  Dasein  in 
nicht  gerade  zarter  Weise  bewiesen.  Das  Fichtelgebirge,  die 
Rhöngegend,  der  Böhmerwald,  der  Jura  und  das  altvulkanische  Ries 
sind  schon  oft  der  Schauplatz  seismischer  Erscheinungen  gewesen, 
und  wenn  viele  dieser  Erzitterungen  auch  nicht  ihren  Herd  dort- 
selbst  gehabt  haben,  so  fanden  sie  doch  in  diesen  Gebieten  gewisser- 
massen  eine  bereitwillige  Resonanz,  ein  Zeichen,  daß  die  Erdkruste 
in  Nordbayern  noch  nicht  vollständig  zur  Ruhe  gekommen  ist. 

Betrachten   wir   nun   diese    Erdbebengebiete   Nordbayerns   mit 
ihren  Erschütterungen  etwas  näher! 


—     144     — 

I.  Das  Fichtelgebirge  mit  Böhmerwald. 

Wir  geben  hier  die  einzelnen  Daten  der  stattgefundenen  Erd- 
beben nur  skizzenhaft  und  verweisen  im  voraus  auf  unsere  um- 
fangreichere Arbeit:  V  Die  Erdbeben  Nordbayerns"  in  den  Abhandlungen 
derNaturhistorischen  Gesellschaftzu  Nürnberg*).  Hier  die  chronologisciie 
Reihenfolge  der  in  diesem  Gebiete  stattgefundenen  Beben.  Im  Jahre 
1198  war  am  4.  Mai  großes  Beben  im  „Beyerland,  Nordskaw  an 
dem    Behmerwald"  ^).    —     132Q     am     22.    Mai     im     Böhmerwald. 

-  1348  Beben  zu  Passau,  Straubing,  Regensburg,  Bamberg,  Hof 
und  Bayreuth.  Der  Herd  lag  in  Kärnten^).  —  1511  Erdstöße  zu 
Bamberg,  Nürnberg,  Bayreuth  und  Hof.  —  1517  am  26.  Juni  Erdst. 
zu  Bayreuth  und  im  ganzen  Fichtelgebirge  —  6.  März  1552  Erdst.  zu 
Eger  und  Wunsiedel.  —  Am  24.  Jan.  1556  Erdersch.  zu  Bamberg, 
Hof,  Bayreuth,  Wunsiedel,  Tirschenreuth,  Schwandorf,  Regen,  Regens- 
burg und  Passau.  —  22.  Jan.  1572  heftiges  Beben  in  Selb,  Hof  und 
Bayreuth.  —  1690  Erdstöße  zu  Passau,  Straubing,  Kulmbach  und 
Bayreuth  (vergl.  Riesbeben).  —  1723  Erdstöße  zu  Selb  und 
Wunsiedel  29.  Okt.  -  1755  1.  Nov.  Erdstoß  zu  Bayreuth  (Lissaboner 
Erdb.).  —  1756  Erdstöße  zu  Nürnberg,  Erlangen,  Bamberg,  Bayreuth, 
Hof.  Passau.  (18.  und  19.  Febr.).  ^  24.  Okt.  1756  Erdstöße  zu 
Regensburg,  Tirschenreuth,  Bayreuth,  Wunsiedel.  —  Am  22.  Dez. 
1807   Erdersch.    in    Hof.    -    18.   Okt.    1823   Ersch.    in    Münchberg. 

—  1824  9.  und  13.  Jan.  im  ganzen  Fichtelgeb.  —  19.  Okt.  Erdbeben 
zu  Mitterfeis  im  Bayer.  Walde.  -  25.  Juli  1855  Erdst.  zu  Kulm- 
bach, Staffelstein  und  Hof.  -  7.  Juni  1857  Erdst.  zu  Selb  und 
Bayreuth.  —  17.  Juni  1869  Beben  in  Eger,  Selb  und  Hof.  -  4.  und 
5.  Nov.  1870  Erdst.  zu  Mitterteich.  -  13.  Okt.  1871  Ersch.  an  der 
Nordgrenze  von  Bayern.  —  5.  und  6.  März  1872  Beben  in  Kulmbach,, 
Bamberg,  Hof,  Bayreuth,  Cham,  Regensburg,  Passau.  (Am  genannten 
Tage  war  das  große  mitteldeutsche  Erdbeben).  —  Im  März  1873  Erdst. 
bei  Passau.  -  1876  am  17.  Juli  Erdbeben  bei  Passau,  am  2.  Nov. 
zu   Tirschenreuth.    -    6.    Dez.  1879  Erdstoß  in  Metten.    -    26.  Juli 


1)  XV.  Bd.  H.  3.  S.  1-46. 

2)  V.  Gümbel.  das  Erdbeben  vom  22.  Febr.  1889  in  der  Umgebung  von 
Neuburg  a.  D.  Sitzungsberichte  der  math.-physik.  Klasse  der  k.  b.  Akad.  der 
Wiss.  1889  S.  79—108.—  Ders.,  Über  die  in  den  letzten  Jahren  in  Bayern  wahr- 
genommenen   Erdbeben,   ebenda  1898.  S.  3—18. 

3)  Günther,  S.,  Das  am  22.  Mai  1329  stattgefundene  Erdbeben  zu  Prag  etc., 
Jahresbericht  der  Geogr.  Gesellsch.  in  München  1897/98.  —  S.  Günther  u.  J.  Reindl. 
Die  beiden  großen  Erdbeben  des  XIV.  Jahrhunderts.  Seismologische  Unter- 
suchungen, Sitzungsb.  d.  math.-phys.  Klasse  der  K.  b.  Akad.  der  Wissensch. 
Bd.  XXXill.  1903  Heft  IV.  S.  631-671. 


—     145     — 

1880  Erdst.  zu  Sulzbürg  bei  Neumarkt;  am  4.  Okt.  1880  Erdst.  zu 
Selb;  am  23.  Dez.  zu  Hof.  -  Im  Jahre  1881  fanden  Erdstöße  statt 
am  10.  und  11.  Febr.  zu  Deggendorf,  am  23.  April  in  Neunburg 
V.  W.  und  in  Eslarn.   —  Am  8.  Jan.  1883  Erdst.  zu  Wegscheid,  am 

29.  Sept.  zu  Hof,  Münchberg,  Förbau,  Vordorf,  Selb,  Markleuthen, 
Helmbrechts,  Wüstenselbitz.  —  Am  2.  Mai  1885  Erdst.  zu  Passau, 
Egglkam,  Metten,  Viechtach,  Wegscheid,  Obernzeil,  Osterhofen, 
Ergoldsbach,  Freyung,  Vilshofen,  Tirschenreuth.  —  30.  Aug.  1886 
Erdst.  in  Kastl  bei  Amberg.  —  26.  Juli  1887  Erdst.  in  Obernzell  bei 
Passau.  —  Am  25.  April  Erdb.  bei  Pfaffenreuth  (Passau);  26.  Dez. 
Erdst.  zu  Hof  und  Feilitzsch.  —  Q.  Febr.  188Q  Erdersch.  in  Neun- 
burg V.  W.  —  23.  und  24.  Jan.  18Q0  Erdbeben  in  Schierling: 
24.  Nov.  zu  Wegscheid,  2.  Dez.  zu  Wunsiedel.  -  23.  Juli  1891 
Erdst.  in  Obernzeil  bei  Passau.  —  Am  17.  März  1893  Erdst.  zu 
Breitenberg  und  am  26.  Sept.  bei  Selb.  —  Am  16.  Mai  1896  fanden 
Erderschütterungen  zu  Hof  statt,  am  5.  Jan.  1897  im  Bayerischen  Walde 
zu  Elsenthal  bei  Grafenau,  zu  Finsterau,  Grafenau,  Wolfström,  Unter- 
grainet,  Schönbrunn,  Spiegelau,  Klingenbrunn  und  Buchenau  bei 
Zwiesel.  Über  das  erzgebirgisch-vogtländisch-fichtelgebirgische 
Erdbeben  indenMonatenOktober  und  November  des  Jahres  1891  siehe: 
Gümbel,  a.  a.  O.  S.  10  —  18.  —  Am  26.  November  1902  war  ein  aus- 
gedehntes Beben  im  Böhmerwald.  Der  Flächeninhalt  des  makroseis- 
mischen Schütterareales  dürfte  gegen  4000  qm  betragen  haben.  Das 
Gebiet  intensivster  Erschütterung  lag  innerhalb  der  Linie  Bärnau, 
Tachau,  Haid,  Neudorf,  Gmainried,  Waldthurn,  Floß.  Hier  dürfte 
die  Erschütterung  dem  Stärkegrad  VI  der  Forelschen  Skala  ent- 
sprochen haben.  Das  Areal  der  noch  einigermaßen  von  Menschen 
wahrgenommenen  Erschütterung  lag  innerhalb  der  Ellipse  Königsmark, 
Marienbad,  Weseritz,  Mieß,  Fürth  i.W.,  Winkiarn, Waldsaßen*).  —  Das 
Jahr  1903  'war  ziemlich  reich  an  Erderschütterungen  in  unserer 
Gegend.  Es  fanden  statt  am  8.  Jan.  Erdstöße  im  Fichtelgebirge, 
am  22.  Jan.  im  Röslautale,  am  5.  und  6.  März  im  ganzen  Erz-  und 
Fichtelgeb.,  sowie  im  Böhmerwalde^).    Am  23.  und  27.  April  sowie  am 

30.  Mai    und   6.    August  fanden    gleichfalls   Bodenbewegungen   im 

*)  Reindl,  Das  Böhmerwalderdbeben  am  26.  Dez.  1902.  Sitzungsberichte 
der  math.-phys.  Klasse  der  k.  b.  Akademie  der  Wissenschaften,  Bd.  XXXIII,  1903 
Heft  I.  —  Brunnhuber,  Zwei  Erdbeben  im  Gebiete  der  Oberpfalz,  Bericht  des 
Naturwiss.  Vereins  zu  Regensburg.  IX.  Heft  1903. 

°)  Siehe  eingehend:  Reindl,  Das  Erdbeben  am  5.  und  6.  März  im  Fichtel- 
gebirge und  angrenzenden  Böhmerwalde,  Geognostische  Jahreshefte  1903,  13.  Jahrg. 
S.  1—24.  München. 

10 


—     146    — 

Fichtelgebirge  statt,  am  11.  Sept.  solche  zu  Waldmünchen,  am  2.,  3. 
und  5.  Okt.  wieder  im  Fichteigebirge,  am  Böhmerwald  bei  Eslarn. 
Auch  das  Jahr  1904  war  reich  an  Erdbebenschwärmen,  namentüch 
im  Fichtelgebirge **);  im  Böhmerwald  wurde  ein  Stoß  verspürt,  und 
zwar  am  17.  Juni  früh  7  Uhr.  —  Im  Jahre  1905  fanden  im  Fichtel- 
gebirge 3  mal  Erschütterungen  statt,  nämlich  am  28.  Jan.  zu  Naila 
und  Ziegelhütten,  am  4.  Nov.  zu  Asch  und  am  19.  Nov.  an  der 
ganzen  oberfränkisch-vogtländischen  Grenze.  —  Am  22.  März  1907 
abends  8  Uhr  Erdst.  zu  Passau,  Schärding  und  Markt  Hofkirchen 
a.  d.  Donau. 

Sieberg    gibt   für  die    Erdbebentätigkeit   in    unserem    Gebiete 
folgende  Zahlen  an:') 


Beobachteter 
Zeitraum 


Zahl  der 
Epizentren 


mittlerejährl 

Bebenhäufig- 

keit 


Seismizität 
in  ktn 


Erz-  u.  Fichtelgebirge 
Östliches  Bayern 

(Böhmerwald) 


1850-84 
1852-69 


80 
11 


1,43 
0,28 


47 
218 


Über  die  Ursachen  dieser  Erdbeben  diene  folgende  Aufklärung. 
V.  Gümbel  glaubte,  daß  die  in  diesem  Gebiete  während  der  Tertiär- 
zeit an  einzelnen  Stellen  erfolgten  Basaltaufbrüche  in  nicht  sehr 
beträchtlicher  Tiefe  Zerbröcklungen  des  Gesteines  veranlaßt  haben, 
wodurch  schwach  unterstützte  Stollen  von  solcher  Gleichgewichts- 
lage entstanden,  daß  die  geringe  Beeinflussung  eine  Lagerungs- 
änderung derselben  bewirken  konnte,  wie  es  z.  B.  durch  meteoro- 
logisch starke  Schwankungen  möglich  ist.  Wir  können  uns  dieser 
Annahme  nicht  anschließen,  da  sie  die  große  Ausdehnung  vieler 
Erdbeben  nicht  erklärt.  Die  Ursache  mancher  Böhmerwalderdbeben 
mag  allerdings  auf  einer  räumlich  ziemlich  beschränkten  Auslösung 
von  Spannungen  beruhen,  welche  in  der  Tiefe  zwischen  verschiedenen 
Gesteinen  sich  vollziehen,  allein  für  die  großen  erz-fichtelgebirgischen 
Erschütterungen  reicht  die  Gümbelsche  Erklärung  nicht  aus.  Wir 
müssen  hier  nach  anderen  Gründen  suchen.  Schon  seit  dem  Jahre 
1875  wurde  das  Vogtland,  das  Nordfichtelgebirge  und  das  nord- 
westliche Böhmen  in  bezug  auf  ihre  Seismizität  von  einer  Anzahl 
Geologen  beobachtet,  so  von  H.  Credner,  Knett,  Becke   und  Uhlig. 


')  Reindl,   Die  Erdbeben  Nordbayerns,   in   den   Abh.  der  Naturh.   Ges.  zu 
Nürnberg,  a.  a.  O. 

'')  Sieberg  Aug.,  Handbuch  der  Erdbebenkunde,    Braunschweig  1Q04   S.  21. 


—     147     — 

Darnach  wurde  festgestellt,  daß  die  Erdbeben  des  fichtelgebirgisch- 
egeriändischen  Gebietes  in  der  Regel  Seh  warmbeben  sind,  Beben, 
bei  denen  die  Zahl  der  Stöße  binnen  eines  zwar  verhältnismäßig  kurzen, 
aber  doch  mindestens  mehrere  Tage  oder  gar  Wochen  andauernden 
Zeitraums  sehr  groß  ist,  wobei  auch  die  Bebenstärke  erheblichen 
Schwankungen  unterworfen  ist^).  Sehr  interessant  ist  bei  diesen  Erd- 
bebenschwärmen, wie  Diener  nachweist,  die  auffallende  Verteilung 
der  Stoßpunkte  auf  bestimmte  Zonen  innerhalb  des  erschütterten 
Gebietes.  Wenn  die  Erdbeben  des  westlichen  Erzgebirges,  führt  er 
aus,  einen  tektoni sehen  Charakter  besitzen,  das  heißt,  wenn  wir 
sie  uns  entstanden  denken  wollen  durch  Krustenbewegungen  an 
Dislokationen  oder  Störungslinien  im  Bau  des  Felsgerüstes,  so  müssen 
wir  unter  den  Erdbeben  solcher  lange  andauernden  Schwarmperioden 
gerade  derartige  in  großer  Zahl  erwarten,  die  durch  Bewegungen 
in  der  Erdkruste  an  derselben  Störungslinie  entstehen  und  jedesmal 
dieselben  in  der  Nähe  befindlichen  Ortschaften  erschüttern.  Solche 
bestimmte,  wohl  abgegrenzte  Schütterzonen  sind  in  dem  egerländisch- 
fichtelgebirgisch-vogtländischen  Bebengebiete  in  der  Tat  vorhanden, 
nämlich  bei  Graßlitz  und  bei  Asch.  Gerade  letzterer  Ort  ist  das 
Zentrum  einer  Schütterzone,  deren  Gebiet  sehr  oft  das  ganze  Fichtel- 
gebirge umfaßt.  Die  zahlreichen,  oft  das  ganze  Fichtelgebirge  durch- 
ziehenden Störungslinien  (siehe  v.  Gümbels  geolog.  Karte)  machen 
es  äußerst  wahrscheinlich,  daß  wir  es  hier  meist  nur  mit  tektonischen 
Beben  zu  tun  haben,  die  eine  Folge  der  Auslösung  von  Spannungs- 
zuständen  der  Erdkruste  sind. 

Selbst  für  das  Böhmerwaldgebiet  trifft  v.  Gümbels  Hypothese, 
wie  schon  angedeutet,  in  den  seltensten  Fällen  zu.  Auch  dieses 
Gebirge  durchziehen  zahlreiche,  zum  teil  oft  sehr  große 
Spalten  und  Verwerfungen.  Die  wichtigsten  hievon  sind  der 
Bayerische  und  Böhmische  Pfahl,  und  es  kann  bestimmt  gesagt 
werden,  daß  diesen  großen  Verwerfungen  auch  die  Erdbebenstoß- 
linien folgen  ^). 


")  Credner,  H.,  Die  sächsischen  Erdbeben  während  der  Jahre  188Q  bis  1897, 
insbesondere  das  sächsisch-böhmische  Erdbeben  vom  24.  Okt.  bis  29.  Nov.  1897. 
Abhdlg.  der  math.-phys.  Klasse  d.  k.  sächs.  Ges.  der  Wissenschaften  Bd.  XXIV 
Nr.  IV.  Leipzig  1898.  —  Ders.,  Der  vogtl.  Erdbebenschwarm  vom  13.  Febr.  bis 
zum  18.  Mai  1903  und  seine  Registrierung  durch  das  Wiechertsche  Pendelseis- 
mometer  in  Leipzig.     Ebenda,  Bd.  XXXVIII.     Nr.  VI.  Leipzig  1904. 

3)  Siehe  hierüber  eingehend:  J.  Knett ,  Das  Erdbeben  am  Böhmischen 
Pfahl,  Mitteilungen  der  Erdbebenkommission  der  Kaiserl.  Akademie  der  Wissensch. 
Neue  Folge,  N.  XVIII.  Wien  1903  —  E.  Sueß,  Das  Antlitz  der  Erde,  I.  Bd., 
Prag  u.  Leipzig  1885.  S.  271. 

10* 


-     148     — 

IL  Die  Riesbeben. 

Die  Seismizität  der  Riesmulde  wurde  bereits  von  S.  Günther 
und  dem  Verfasser  dieser  Abhandlung  einer  eingehenden  Unter- 
suchung unterworfen'-').  Darnach  fanden  im  Ries  in  den  Jahren 
1471,  1511,  1517,  1500,  1601,  1670,  1690,  1728,  1755,  1756,  1763,  1769, 
1771,  1774,  1778,  1787,  1822,  1855,  1889,  1903  und  1904  Erd- 
erschütterungen statt. 

Über  die  Ursachen  dieser  Beben  sei  folgendes  angeführt.  Das 
Ries  war  früher  ein  Vulkan.  Jene  vulkanischen  Katastrophen  zur 
Tertiärzeit  haben  den  Boden  bereitet,  auf  dem  sich  der  gegenwärtige 
seismische  Zustand  herausbilden  konnte  und  mußte.  Es  brauchen 
unsere  in  der  historischen  Zeit  beobachteten  Beben  im  Ries  des- 
wegen keine  vulkanischen  Beben  im  technischen  Sinn  zu  sein,  so 
daß  also  magmatischer  Auftrieb  die  wahre  Ursache  der  Erschütterung 
wäre;  es  genügt  vielmehr  vollkommen,  anzunehmen,  daß  durch  die 
vulkanischen  Kraftäußerungen  einer  längst  vergangenen  Zeit  ein 
Zustand  der  internen  Lockerung  geschaffen  ward,  der  bis  zum  heutigen 
Tage  nicht  gehobnen  ist  und  zwar  unter  normalen  Umständen  nicht 
in  die  Erscheinung  (tritt,  sich  aber  bei  nur  irgendwie  günstiger 
Gelegenheit  sofort  zu  erkennen  gibt.  Die  Riesbeben  sind  also 
„vulkanisch-tektonische",  oder  um  einen  Ausdruck  W.  Brancos  zu 
gebrauchen,  „unreine  tektonische"  Beben.  „Vielleicht  würde  es  sich 
empfehlen",  sagt  Günther,  „von  gemischten  Beben  generell  zu 
sprechen,  da  es  sehr  wahrscheinlich  auch  nicht  an  gelegentlichen  unter- 
irdischen Einstürzen  fehlt,  welche  durch  die  mit  der  vulkanischen 
Aktion  notwendig  verbundenen  Substanzverluste  bedingt  sind". 

Es  kommt  aber  auch  nicht  selten  vor,  daß  im  Rieskessel  sich 
Bodenbewegungen  vollziehen,  die  in  anderen  Gegenden  ihren  Herd 
haben:  Übertragungsbeben  finden  im  Ries  gewissermaßen  eine 
bereitwillige  Resonanz.  Mögen  die  Erdbebenwellen  aus  dem 
Süden  oder  aus  Osten  und  Westen  herandrängen,  immer  wird  das 
uralte  habituelle  Stoßgebiet  rasch  und  entschieden  in  die  Bewegung 
hineingezogen.  Kein  schweizerisches  Beben,  dem  nicht  auch  eine 
Beunruhigung  des  Riesgeländes  entspräche!  Relaisbeben  gehören 
also  im  Ries  zu  keinen  Seltenheiten. 

Um  die  Art  und  Gattung,  sowie  die  Stärke  und  Dauer  der 
Riesbeben  festzustellen,  wäre  es  nun  wünschenswert,    das  Ries   hin- 


")  S.  Günther  und  J.  Reindl,  Die  Seismizität  der  Riesmulde,  Sitzungs- 
berichte der  math.-phys.  Klasse  der  K.  Bayer.  Akademie  der  Wissenschaften. 
Bd.  XXXIII.,  1903,  Heft  4.  S.  641—657. 


-     149     — 

fort  unter  dauernder  seismischer  Kontrolle  zu  halten.  Hiezu  ist  die 
Begründung  einer  Station  zweiter  Ordnung  notwendig,  aber  auch 
hinreichend.  Denn  es  kann  sich  nicht  darum  handeln,  mikroseis- 
misciie  Fernbeben  mittelst  jener  exakten  Pendelapparate  zu 
registrieren,  welche  uns  die  Neuzeit  zur  Verfügung  gestellt  hat;  es 
genügt  vielmehr  ein  Instrument,  welches  in  erster  Linie  die  lokalen 
Nachbeben  und  in  zweiter  Linie  die  mikroseismischen  Fernbeben 
festzuhalten  geeignet  ist. 

III.  Erdbeben   im   übrigen   Nordbayern. 

Hier  fanden  Erdbeben  statt:  786  zu  Regensburg.  —  841  am 
2.  Juni  zu  Würzburg.  -  I.Jan.  1855  in  Würzburg.  —  3.  Januar  1117. 
Über  dieses  berichtet  ein  Eintrag  in  den  Annales  S.  Michaelis 
Babenbergensis  bei  Jaffe,  Mon.  Bamb.  S.  553  und  Ebbo,  Vita  Ottonis^^). 
Die  Domkirche  Bambergs  wurde  so  stark  beschädigt,  daß  sie  neu 
aufgebaut  werden  mulke.  —  1138  am  5.  Juni  Beben  in  Würzburg. 
—  1348  Großes  Beben  zu  Regensburg,  Metten,  Niederalteich,  Passau, 
Bamberg,  Nürnberg^-).  Dieses  Erdbeben  verzeichnet  auch  eine  Nürn- 
berger Chronik  aus  Kaiser  Sigismunds  Zeit.  (S.  Chroniken  der  deutschen 
Städte  vom  14.  — 16.  Jahrhundert.  1.  Bd.  1862.  Herausgegeb.  von 
Hegel  und  Theod.  V.Kern  S.  349)13).  -  1356  am  18.  Okt.  zu  Rothen- 
burg. —  1384  Erdstöße  zu  Regensburg.  —  1527.  Am  22.  Jan.  heftiges 
Beben  in  Franken.  —  1607  Erschütterung  zu  Ebersklingen  bei 
Würzburg.  —  Am  22.  Febr.  zwischen  10  und  11  Uhr  nachts  bei  Eber- 
mannstadt und  Streitberg  eine  Erderschütterung  (wahrscheinlich  ein 
Erdrutsch).  Außer  meinen  früheren  Angaben  hierüber ^^)  seien  hier 
noch  folgende  neue  Daten  angeführt.  Heller  berichtetVon  einem  darauf 
bezüglichen  Kupferstich  mit  folgender  Beischrift:  „Eygentliche  abbil- 
dung  deß  Gassldorfer  Bergs,  nechst  bey  Ebermannstatt  im  Bistumb 
Bamberg  gelegen,  wie  sich  derselbige  anno  1625,  den  21.  Februarii, 
zu  Mittagszeit,  durch  wunderliche  Schickung  Gottes  deß  Allmächtigen 
in   die    läng  500  Schritt  und   50  Schuh  breit,   mit  großem  Krachen 


1')  Köberlin,  Zur  bist.  Gestaltung  des  Landschaftsbildes  um  Bamberg.  Bamberg 
1893  S.  2. 

^2)  S.  Günther  u.  J,  Reindl  ,  Seismologische  Studien,  Sitzungsberichte  der 
math.-phys.  Kl.  der  k.  b.  Akademie  der  Wissensch.  Bd.  XXXIIl,  Heft  4  S.  631—670 
mit  1  Karte. 

13)  Köberlin  a.  a.  O.  S.  2. 

")  Reindl,  Ergänzungen  und!  Nachträge  zu  v.  Gümbels  Erdbebenkatalog 
Sitzungsberichte  der  math.-phys.  Klasse  der  k.  b.  Akademie.,  Bd.  XXXV,  1Q05, 
Heft  I,  S.  36  ff.  mit  Abbildung. 


-     150     — 

von  einander  begeben  hat".  Noch  im  Jahre  1683  verbreitet  sich 
J.  C.  Fritsch  in  seiner  Schilderung  der  Hydrographie  des  Bamberger 
Landes  ausführlich  über  dieses  Naturereignis  und  beruft  sich  auf 
gleichzeitige  Berichte.  (Siehe  Heller,  4.  Ber.  d.  hist.  Vereins  zu  Bamberg 
1841  S.  88  und  das  Manuskript  von  Fritsch  auf  der  Bamberger 
Staatsbibliothek].  H.  Mscr.  hist.  107^^).  -  1670  Erdstöße  in  Donau- 
wörth, Nürnberg  und  Nördlingen  (7.  Juni).  —  16Q0.  Am  4.  oder 
5.  Dezember  (24.  Nov.  alten  Stils)  Erdstöße  zu  Bayreuth,  Nürnberg 
und  Regensburg  (desgleichen  auch  im  Ries).  —  1728.  Am  3.  August 
5  Erdstöße  zu  Aschaffenburg.  —  1733.  Am  18.  Mai  Erdstoß  zu  Aschaffen- 
burg. -  1755.  Das  Lissaboner  Erdbeben  wurde  wahrgenommen  am 
1.  November  zu  Ingolstadt,  Nürnberg,  Bamberg,  Bayreuth,  Würzburg. 
Am  9.  Dez.  Nachzuckungen  in  Ansbach  und  Bamberg.  —  1756.  Am 
18.  und  19.  Febr.  Erdstöße  zu  Erlangen  und  Nürnberg.  —  1763.  Am 
28.  Juni  Erdstöße  in  Neuburg  und  Donauwörth.  —  Am  4.  August 
1769  heftige  Erschütterungen  zu  Oünzburg,  Ulm,  Nürnberg.  Das 
Beben  zu  Eichstätt  und  Berching  vom  Jahre  1769  dürfte  damit 
zusammenfallen.  Am  10.  Sept.  1774  Erdstöße  zu  Regensburg  und 
Ansbach.  —  Am  27.  August  1787  Erdstöße  in  Ansbach,  Pappenheim 
und  Nördlingen.  —  Am  23.  Dez.  1788  Erdstöße  zu  Aschaffenburg. 
—  18.  Januar  1789  Erschütterungen  zu  Kissingen  und  Würzburg.  — 

21.  und   22.  Februar   1799   Erdstöße    zu    Rothenburg  o.  T.    -    Am 

22.  Dez.  1807  Erschütterungen  zu  Würzburg.  -  Am  18.  März  1822 
Erdstöße  zu  Greding.  —  Am  4.  Februar  1823  Erschütterungen  in 
der  Maingegend,  namentlich  zu  Emskirchen.  —  Am  21.  Januar  1838 
Erdbeben  in  Schweinfurt.  —  Am  29.  Juli  1846  große  Erdstöße  zu 
Würzburg  und  Schweinfurt.  —  Am  7.  April  1847  Erdstöße  in  der 
Gegend  von  Altdorf.  (Genauere  Notizen  hierüber  im  16.  Jahres- 
bericht des  hist.  Vereins  für  Mittelfranken  S.  IX). 

1855  Erschütterungen  am  25.  Juli  zu  Ingolstadt,  Donauwörth,  Nürnberg, 

Ansbach  und  Bamberg. 

1869  „  »  13.  Januar  zu  Asch  äffen  bürg,  am  1.  Nov.  zu 

Brückenau. 

1871  „  „  25.  Februar  zu  Aschaffenburg. 

1872  „  „     6.  März  zu  Kulmbach,  Bamberg,  Würzburg, 

Cham,  Regensburg. 

1876  „  n   17.  August  zu  Kitzingen. 

1877  „  „  27.  Febr.  zwischen  Obernbreit  und  Iffigheim 

bei  Kitzingen. 


15)  Köberlin  a.  a.  O.  S.  4. 


—     151     — 

1885  Erschütterungen  am    2.  Mai  nachts  zu  Ingolstadt. 

1886  .;  „  28.  Nov.  zu  Ingolstadt  und  Treuchtlingen. 

1887  „  „   17.  Dezb.  in  Wiesen  im  Spessart. 

188Q  ,;  n  22.  Febr.  in  der  Umgegend  von  Neuburg^^). 

1890  f,  „  30.  Septb.  zu  Kissingen. 

1902  ,,  ;,  13.  Mai  bei  Kronach. 

1903  »  ;;  15.  Dez.  im  Rhöngebirge  zwischen  Brückenau 

und  Vacha  ^^). 

1904  M  „   1 1 .  Febr.  zu  Aschaffenburg,  Rothenburg  o.  T. 

und  Hanau. 

Ursachen:  a)  im  Juragebiet.  Während  wir  im  Böhmer- 
walde und  im  Fichtelgebirge  die  tektonischen  Beben  vorherrschend 
finden,  treten  uns  im  Jura  neben  den  tektonischen  auch  Einsturz- 
beben entgegen.  Letztere  vollzogen  sich  und  vollziehen  sich  noch 
im  kalkigen  Plateau  und  seinen  Höhlen,  erstere  sind  beschränkt 
auf  jene  Quer-  und  Längsspalten,  die  den  Jura  durchziehen.  So  ist 
namentlich  der  Jurabruch  im  Süden  eine  empfindliche  Erdwunde. 
Ulm  hatte  Erdbeben  in  den  Jahren  1737,  1755,  1766,  1769,  1778, 
1796,  1828,  1889;  Günzburg  1769,  1883,  1889;  Dillingen  und  Höch- 
städt  1787,  1889;  Donauwörth  1670,  1755,  1763,  1889,  1902,  1903, 
1904;  Neuburg  1763,  1889;  Ingolstadt  1755,  1885,1886.  Viele  dieser 
Beben  waren  Relaisbeben,  die  eben  an  dieser  defekten  Bruch- 
stelle leicht  wahrnehmbar  wurden,  doch  manche  davon  hatten  auch 
ihren  eigentlichen  Herd  dortselbst  so  z.  B.  dasjenige  am  22.  Februar 
1889.  Wir  rechnen  dasselbe  nicht,  wie  v.  Gümbel,  zu  den  Einsturz- 
beben, sondern  halten  es  für  ein  tektonisches.  Schon  die  große 
Ausdehnung  (bis  Ulm)  bürgt  hiefür. 

Die  Ries-  undWörnitzspalte  hat  wahrscheinlich  im  Tauber- 
tale ihre  Fortsetzung.  Ob  aber  die  vielen  Erschütterungen  im  letzteren 
Gebiete  (Rothenburg  o.T.  1102,  1514,  1519,  1556,  1690,  1727,  1756, 
1793,  1902;  Tauberbischofsheim  1834,  1873)  mit  dem  Riesbeben  im 
Zusammenhang  stehen,  konnte  bis  jetzt  noch  nicht  erwiesen  werden. 

Eine  ebenso  große,  aber  in  der  jüngsten  Erdzeit  weniger  Erd- 
stößen ausgesetzte  Querspalte  des  Jura-Triasgebietes  ist  die  Wel- 
h  e  i  m  -  A 1 1  m  ü  h  1  -  M  a  i  n  s  p  a  1 1  e ,  von  Neuburg  a.  D.  bis  Gemünden 
am  Main  sich  erstreckend.     Hier  fanden  Erdbeben  statt  zu  Eichstätt 


**)  Siehe  ausführlich :  Reindl,  Beiträge  zur  Erdbebenkunde  in  Bayern. 
Sitzungsberichte  der  math.-pliys.  Kl.  der  k.  b.  Akademie  der  Wissenschaften. 
Bd.  XXXIII.  S.  171—205. 

^"'i  Reindl,  Die  Erdbeben  Bayerns  im  Jahre  1903.  Oeogn.  Jahreshefte  1903, 
16.  Jahrg.  S  69-80. 


—     152     - 

1796,  zu  Treuchtlingeii  1886  und  zu  Würzburo;  841,  1138,  1607,  1807, 
1846,  1872,  1891.  Bei  den  übrigen  hercynischen  Querspalten  dieses 
Gebietes  sclieint  die  Erdkruste  seit  längerer  Zeit  in  Stagnation 
getreten  zu  sein,  wenigstens  haben  wir  bisher  trotz  eifriger  Nachfrage 
keine  Belege  für  eine  entgegengesetzte  Annahme  gefunden.  Die 
Erschütterungen  von  Erlangen  (1756)  und  von  Nürnberg  (1670,  1690, 
1769,  1770)  dürften  auf  Übertragungsbeben,  dagegen  die  ziemlich 
häufigen  und  kräftigen  Beben  zu  Bamberg  (1138,  1348,  1544,  1584, 
1690,  1835)  größtenteils  auf  tektonische  Vorgänge  zurückzuführen  sein, 
b)  im  Rhönbezirk.  Die  meisten  Erdbeben  in  diesem  Bezirke 
waren  die  Ausläufer  größerer  Beben  aus  entfernteren  Erdgegenden, 
namentlich  aber  der  Rheinischen  Beben.  Doch  waren  einige  davon 
auch  lokaler  Natur,  namentlich  die  von  der  Kissinger  Gegend.  Die 
tektonischcn  Störungen  in  diesem  Gebiet  hörten  nach  der  Pliocänzeit 
noch  nicht  auf,  sondern  reichten  herein  bis  in  die  Quartärzeit. 
Sollten  da  ihre  letzten  Nachwirkungen  nicht  in  den  Erderschütterungen 
zu  suchen  sein,  welche  dieses  Gebiet  verhältnismäßig  sehr  häufig 
heimgesucht  haben?  Ohne  Zweifel  sind  die  unterirdischen  Bewegungen, 
welche  aus  der  Tiefe  herauf  ihre  Wirkungen  bis  an  die  Oberfläche 
erstrecken,  noch  immer,  wenn  auch  schwächer  als  in  der  Tertiärzeit, 
in  Aktivität.  Wir  glauben  die  sichersten  Anzeichen  von  einer  Senkung 
zu  haben,  die  sich  im  ganzen  Gebiete  vollzieht. 


Unsere  kurze  Abhandlung  gibt  nur,  wie  schon  angedeutet,  eine 
kurze  Übersicht  der  auf  Nordbayerns  Boden  erfolgten  Erdstöße. 
Über  den  Zusammenhang  dieser  zahlreichen  Erschütterungen  mit 
außerbayerischen  Gegenden  gibt  meine  bereits  angeführte  größere 
Arbeit,  »die  Erdbeben  Nordbayerns"  Aufschlui).  Gleichfalls  berichtet 
diese  auch  über  die  Dauer,  Geschwindigkeit,  jahreszeitliche  Verteilung 
dieser  Erdbeben,  über  den  Zusammenhang  mit  meteorologischen 
Einflüssen  usw. 


Die  Besiedlung  des  Nürnberger  Landes  in 
vorgeschichtlicher  Zeit. 


Von 


Hofrat  Dr.  med.  Sigmund  von  Forster,  Nürnberg. 


rkunden,  welche  durch  schriftliche  Aufzeichnungen  einen 
Einblick  für  die  Möglichkeit  der  Besiedlung  Nürnberger 
Landes  in  den  ersten  zwei  Jahrtausenden  v.  Chr.  Geb. 
gewähren  und  die  durch  Beschreibung  von  Boden- 
denkmalen Schlüsse  zulassen  über  die  Kulturen,  die  für  diese  Sied- 
lungen in  Betracht  kämen,  besitzen  wir  nicht.  In  den  Nürnberger 
Chroniken  sollen  sich  nach  Mitteilung  von  fachgelehrter  Seite  hier- 
über keine  Niederschriften  vorfinden.  Auch  in  den  literarischen  Ver- 
öffentlichungen, welche  die  wissenschaftliche  Tätigkeit  der  Vereine 
für  Erforschung  der  Geschichte  und  Urgeschichte  Bayerns  oder  von 
Einzelforschern  beschreiben,  ist  über  Bodenfunde  aus  vorgeschicht- 
licher Zeit  nirgends  eine  Tatsache  aufgerichtet  worden,  die  darauf 
hinweisen  könnte,  daß  in  dem  Gebiet,  auf  welchem  das  Weichbild 
der  Stadt  Nürnberg  sich  heute  aufbaut,  ein  wissenschaftlich  bezeugter 
Bodenfund  vorgeschichtlicher  Provenienz  gehoben  worden  wäre. 
Und  doch  besteht  eine  hohe  Wahrscheinlichkeit,  daß  auch  Jahr- 
tausende, bevor  die  Schicksale  der  Bewohner  Nürnberger  Landes  in 
einigermaßen  urkundlich  sicheren  Überlieferungen  beschrieben  werden, 
die  Nürnberger  Landeszonen  von  Siedlungen  durchströmt  waren, 
Siedlungen,  welche  von  den  geschichtlichen  Epochen  durch  den 
ersten  Dämmerzustand  geschichtlicher  Überlieferung  rückwärts  in  die 


—     154     — 

große  Zeit  der  Völkerwanderung  und  in  die  Kreise  der  vorgescliicht- 
lichen  Kulturen  hinaufreichen.  Es  wäre  ein  Trugschluß,  zu  be- 
haupten, daß  der  leere  Fleck,  welchen  Nürnberg  für  die  Vorgeschichte 
noch  heute  aufweist,  weil  Urkunden  über  geschichtliche  Boden- 
funde und  das  Fundmaterial  hiefür  uns  fehlen,  nicht  noch  gefüllt 
werden  könnte.  Die  Indolenz  der  Bewohner  hat  wohl  einen  Teil 
des  Fundmaterials  pietätlos  zerstört;  die  archäologischen  Funde 
werden  großenteils  der  Verschleuderung  verfallen  sein.  Sie  waren  der 
Anschauung  der  jeweiligen  Bewohner  gemäß  zu  wertlos,  um  aufbewahrt 
zu  werden.  Welche  enorme  Schätze  aus  der  großen  geschichtlichen 
Vergangenheit  Nürnbergs  durch  Unwissenheit,  Unverständnis  und 
Mangel  an  Pietät  schon  vernichtet  worden  sind,  wissen  wir.  Wer 
möchte  da  wohl  annehmen,  daß  unscheinbare  Fundobjekte,  welche 
Zeugen  des  urgeschichtlichen  Menschen  waren,  vorsichtig  be- 
hütet wurden?  Der  Besitz  an  wissenschaftlich  verwertbarem  Fund- 
material ist  dadurch  ein  fast  negativer.  Nur  zwei  Fundorte  sind 
bekannt  geworden.  Bei  beiden  muß  dem  Urteil  über  Wert 
oder  Unwert  derselben  eine  starke  Dosis  Skepsis  beigegeben  werden. 
In  dem  sog.  Racknitzgarten  in  Nürnberg,  200  m  südsüdwestlich  von 
dem  Standorte  der  Uhr  der  Blindenerziehungsanstalt  wurden  tief 
im  Boden  unter  einem  Birnbaum  9  kleine  Tongefäße  ausgegraben. 
Diese  Liliputaner  sind  in  Formgebung  und  Farbentönung  sehr  ver- 
schieden. Ihre  Größe  schwankt  von  2,2  cm  bis  7  cm  Höhe.  Nur 
ein  einziges  ist  mit  ornamentaler  Leiste  geschmückt,  die  anderen 
sind  ohne  Ornament.  Es  sind  die  Formen  kleiner  Becher,  gehenkelt 
und  ungehenkelt,  kleine  Tassen,  Urnen  mit  gewölbtem  Halsteil 
und  verjüngtem  Boden  vertreten.  Ihre  Farbe  schwankt  zwischen 
rötlichen,  gelbbraunen  und  schwärzlichen  Farbentönen.  Ein  kleines 
Lämpchen,  an  der  Brennöffnung  noch  deutlich  verrußt,  ist  ein  ganz 
besonders  eigenartiges  Fundobjekt.  Dasselbe  ist  von  ovaler  Gestalt, 
2.7  cm  hoch,  5.5  cm  lang,  mit  einem  sich  an  die  10  cm  im  Durch- 
messer haltende  Brennöffnung  anschließenden  schnabligen  Halse 
und  einer  1.0  cm  messenden,  neben  dem  Brennloch  liegenden  Öff- 
nung versehen.  Obwohl  der  Fundort  von  dem  Besitzer  dieser  Liliput- 
gefäße  genau  bezeichnet  worden  ist,  müssen  doch  starke  Zweifel 
entstehen,  ob  dabei  nicht  Irrtümer  mitunterlaufen  sind.  Ich  selbst 
war  wie  andere  geneigt,  den  Fundort  als  nicht  genügend  beglaubigt 
anzunehmen,  da  solche  Ürnchen  und  Gefäßchen  wie  oben  be- 
schriebene in  den  Funden  prähistorisch  -  archäologischer  Samm- 
lungen des  Frankenlandes  nicht  vorkommen.  Es  sind  Formen,  wie 
sie   in  der  Lausitz,   in  Schlesien  und  in  Mähren  uns  entgegentreten. 


—     155     — 

Ich  bin  in  gewissem  Sinne  bekehrt  und  belehrt  worden,  als  ich  in 
den  prähistorischen  Sammlungen  der  Stadt  Neumarkt  i.  O.  ganz 
ähnliche  allerkleinste  Gefäße  anzutreffen  erstaunt  war,  Urnenformen, 
welche  aus  einem  Grabhügel  mit  Beigaben  aus  der  zweiten  Stufe  der 
Bronzezeit  ausgehoben  worden  sind.  Durch  die  Neumarkter  Fund- 
objekte ist  der  Nachweis  geliefert,  daß  diese  bisher  in  fränkischen 
Landen  unbekannten  Formen  in  der  allernächsten  Nachbarschaft 
vorzufinden  sind.  Ich  glaube,  daß  wir  nach  dieser  Erfahrung  einen 
großen  Teil  unserer  Zweifel  über  die  Glaubwürdigkeit  des  Fund- 
ortes dieser  kleinsten  Gefäße  fallen  lassen  dürfen.  Ist  der  Racknitz- 
garten  aber  tatsächlich  ein  beglaubigter  Fundplatz,  so  wäre  das 
Vorkommen  der  zweiten  Stufe  der  Bronzezeit  in  Nürnberg  als  be- 
wiesen zu  erachten.  Welche  Tragweite  unter  diesen  Gesichtspunkten 
betrachtet  der  Fund  im  Racknitzgarten  für  vorgeschichtliche  Studien 
über  Nürnberg  besitzen  dürfte,  ist  leicht  zu  begreifen. 

Der  zweite  Fund  aus  vorgeschichtlicher  Zeit  ist  im  alten 
Rathaushof  gemacht  worden.  Es  ist  ein  großer  Netzsenker  aus  Stein, 
in  roher  Formgebung.  Mit  ihm  gefunden  wurden  Knochen  von  Schaf, 
Ziege,  Geweihzapfen  von  Hirsch,  Unterkiefer  von  Pferd,  Schwein 
und  eine  Reihe  Bruchstücke  von  Extremitäten,  meist  rezente  Knochen. 
Auch  an  diesen  Fund  ist  ein  großes  Fragezeichen  anzubringen 
nötig.  Er  ist  ebenso  wie  der  Fund  im  Racknitzgarten  ohne  Nach- 
weis eines  Fundprotokolls  übergeben  worden.  Eine  genauere  Zeit- 
bestimmung des  Fundes  kann  nicht  gemacht  werden,  weil  ihm  alle 
chronologisch  verwertbaren  Beigaben  fehlen. 

Will  man  über  die  Siedlungen,  welche  Nürnberg  in  vorgeschicht- 
licher Zeit  berührt  haben,  Aufstellungen  machen  und  das  tiefe  Dunkel 
etwas  lichten,  welches  über  ihnen  ausgebreitet  liegt,  so  kann  es  nicht 
genügen,  auf  diese  beiden  nicht  ganz  einwandfreien  Zeugen  aus 
dem  Racknitzgarten  und  dem  Rathaushof,  auf  dieses  umstrittene  Fund- 
material innerhalb  der  Stadtgrenze  allein  zurückzugreifen.  Wenn 
wir  erfahren  wollen,  welche  Kulturkreise  für  die  Siedlungen  in 
Nürnberg  in  den  ersten  Jahrtausenden  v.  Chr.  Geb.  zur  Be- 
trachtung kommen,  so  müssen  wir  Ausschau  halten  auf  das 
Nürnberg  umschließende  nächstliegende  fränkische  Land  und  auf 
die  vorgeschichtlichen  Kulturepochen,  die  in  diesen  Gauen  nach- 
weisbar sind,  auf  die  Gesetze  der  Entwicklung  dieser  Epochen, 
auf  die  Wanderung  der  Volksstämme,  welche  Träger  dieser  Kul- 
turen gewesen  sein  können  wie  auf  den  Zusammenhang  dieser 
einheimischen  Kulturen  mit  den  Kulturkreisen  anschließender 
Länder. 


—     156     — 

306  Grabhügel  sind  in  dem  Nürnberg  zunächst  umgebenden 
Frankenland  von  der  Sektion  für  Anthropologie,  Ethnologie  und 
Urgeschichte  der  naturhistorischen  Gesellschaft  inventarisiert  und 
kartographisch  fixiert  worden.  Diese  306  Grabhügel  umfassen  von 
allen  Richtungen  die  Stadt  Nürnberg.  Sie  rücken  bis  in  die  nächste 
Umgebung  der  Stadt  vor.  Wie  wäre  es  denkbar,  daß  eine  fort- 
laufende Kette  von  prähistorischen  Grabhügeln  und  archäologischen 
Fundstellen  auf  beiden  Seiten  des  Pegnitztales  auf  dem  für  die 
Siedlung  des  urgeschichtlichen  Menschen  so  günstigen  hügeligen 
Terrain  des  Nürnberger  Stadtgebietes  ihr  Ende  gefunden  hätte? 

Als  Quelle,  um  in  diesem  Sinne  über  die  Besiedlung  Nürnberger 
Landes  in  vorgeschichtlicher  Zeit  ein  Urteil  fällen  zu  können,  dient 
uns  in  erster  Linie  das  beachtenswerte  Fundmaterial,  das  die  anthro- 
pologische Sektion  während  einer  mehr  als  fünfundzwanzigjährigen 
fortlaufenden  Tätigkeit  aufgespeichert  hat.  Die  wissenschaftliche  Ver- 
arbeitung dieses  Materials  muß  zu  einer  Reihe  kritischer  Folgerungen 
über  jene  Besiedelungsmöglichkeiten  herangezogen  werden.  Das 
Inventar  der  prähistorisch-archäologischen  Sammlung  der  Sektion 
schließt  die  Beweiskette  immer  enger,  klarzulegen,  zu  welchen  Zeiten 
der  vorgeschichtliche  Mensch  im  Nürnberger  Land  Wohnstätten  er- 
richtet, in  ihnen  gelebt  und  gearbeitet  haben  kann. 

Beginnen  wir  die  einzelnen  Glieder  dieser  Beweiskette  an- 
einanderzuschließen.  Nahe  bei  Mögeldorf  in  einer  Sandgrube  am 
Abhang  an  der  Pegnitz  in  der  Nähe  Erlenstegens  ist  eine  selten 
schöne,  große,  aus  Feuerstein  geschlagene  und  geglättete  Lanzenspitze 
zusammen  mit  einzelnen  Rudimenten  von  bearbeiteten  kleinen  Silex- 
splittern,  kleinen  Messerchen  und  Pfeilspitzen  aus  demselben  Stein- 
material gefunden  worden.  Und  zwar  sollen  diese  Waffen  und  Geräte- 
stücke in  2  m  Tiefe  gelegen  haben.  In  einer  Tiefe  von  1,30  m  sind  Ton- 
knollen, Mahlsteine,  Reibsteine,  in  75  cm  Tiefe  eine  Bronzenadel, 
Eisenreste  und  viele  mit  strichförmigen  und  eingeritzten  Linien  ver- 
zierte Urnenscherben  herausbefördert  worden.  Leider  sind  keine 
Bestimmungen  über  die  Topographie  dieses  Grabfeldes  gemacht 
worden.  Der  Nachweis  zweier  vorgeschichtlicher  Kulturperioden  der 
jüngeren  Steinzeit  und  der  zweiten  Hallstattstufe  charakterisieren  diese 
Fundstelle  insoweit,  um  diesem  in  so  lang  auseinander  liegenden  Zeit- 
intervallen von  mehr  als  tausend  Jahren  wiederholt  benutzten  Grab- 
feld eine  weittragende  Bedeutung  für  die  Besiedlung  des  Nürnberger 
Landes  zuzuschreiben. 

Der  Nachweis  einer  Siedlung  aus  der  jüngeren  Steinzeit  und 
das  Vorkommen  der  Kultur  des  steinzeitlichen  Menschen  ist  an  dieser 


—     157     — 

Fundstelle  >x'ahrscheinlicli  geworden.  Diese  einzige  Kunde  vom 
neolithischen  Menschen  in  der  nächsten  Nachbarschaft  Nürnbergs 
drängt  uns,  zu  glauben,  daß  derselbe  die  kurze  Strecke  Landes,  welche 
Mögeldorf  von  Nürnberg  trennt,  durchwandert  und  auch  auf  jetzigem 
Nürnberger  Grund  und  Boden  seßhaft  geworden  sein  kann.  Der 
Fund  gibt  zugleich  der  Vermutung  breitesten  Raum,  daß  in  dem 
Rayon  des  Fundortes  ein  neolithisches  Flachgrab  und  eine  Wohnstätte 
bestanden  hat,  welche  der  Spätneolithik  zuzuzählen  ist  und  von  den 
Hallstattleuten  wieder  aufgesucht  und  zu  einer  Grabstätte  verwendet 
worden  ist. 

Eine  weite  Strecke  Landes  trennt  es  von  einem  zweiten  hoch- 
wichtigen Zeugen  des  neolithischen  Menschen  der  wahrscheinlich 
frühesten  Zeit.  Am  Westrand  des  Juraplateaus  umgibt  der  große 
Ringwall  auf  der  Houbirg,  welcher  in  Beziehungen  zu  anderen  Wällen 
auf  dem  Juraplateau  steht,  an  dem  nach  drei  Seiten  schroff  abfallenden 
Gebirgsstocke,  auf  der  Südseite  eine  mächtige  Felsgruppe,  den  sog. 
hohlen  Fels.  In  der  großen  Vorhöhle  des  hohlen  Fels,  einem  für  Forscher 
und  Liebhaber  vielbegehrten  Grabort,  der  schon  wiederholt  ein  Objekt 
für  Grabarbeiten  gewesen  ist,  hat  die  Sektion  für  Anthropologie 
durch  die  sach-  und  fachkundige  Hand  des  Herrn  Sekretärs  Hör- 
mann in  einer  Monate  dauernden  Arbeit  eine  gründliche  methodische 
wissenschaftliche  Grabarbeit  durchführen  lassen.  Ohne  den  in  Aus- 
sicht stehenden  wissenschaftlichen  Veröffentlichungen  darüber  vor- 
zugreifen, ist  es  doch  angezeigt,  über  diesen  wichtigen  Fundplatz 
so  viel  zu  sagen,  daß  die  wissenschaftliche  Ausbeute  für  die  dem 
Magdalenien  nahestehende  allerfrüheste  neolithische  Stufe  wichtige 
Funddokumente  ergeben  hat  und  daß  der  Mensch,  der  den  hohlen  Fels 
bevölkert  hat,  noch  eine  intime  Verwandschaft  in  der  Formgebung  und 
Verarbeitung  seiner  Steinmanufaktur  mit  dem  frühsteinzeitlichen 
Menschen  der  letzten  Epoche  aufweist.  In  der  chronologischen  Be- 
stimmung ist  das  Fundmaterial  des  hohlen  Fels  durch  einen  Jahr- 
hunderte durchlaufenden  Zeitraum  getrennt  von  dem  bei  Mögel- 
dorf und  steht  in  keinem  Zusammenhang  weder  zeitlich  noch  im 
industriellen  Sinne.  Beide  Fundstätten  müssen  bis  heute  als  End- 
stationen der  Einwanderung  des  neolithischen  Menschen  nach  den 
Nürnberg  umsäumenden  fränkischen  Gauen  gelten.  Verbindungs- 
glieder zwischen  diesen  Endstationen  fehlen.  Sie  können  gefolgert 
und  müssen  gesucht  werden;  es  ist  kaum  anzunehmen,  daß  sie  fehlen 
werden.  Aber  auch  dann,  wenn  ihre  Spuren  so  verwischt  sind,  daß 
sie  nicht  mehr  gefunden  und  erforscht  werden  können,  kann  die 
Annahme  nicht  von   der  Hand  gewiesen  werden,   daß  der  Mensch 


—     158     — 

der  jüngeren  Steinzeit  im  Pegnitztale  Wohn-  und  Grabstätten 
errichtet  hat,  welche  an  Nürnberg  heranreichten  und  Nürnberg  wohl 
auch  berührt  haben  mögen.  Die  nun  auch  für  Nürnbergs  Umgebung 
durch  den  Fund  bei  Mögeldorf  mit  großer  Wahrscheinhchkeit  fest- 
gestellte Besiedlung  in  neolithischer  Zeit  ist  um  so  bedeutungsvoller 
als  bisher  die  Annahme  allgemein  gültig  war,  daß  das  Gebiet  der 
diluvialen  Auflagerung  in  den  Ebenen  um  Nürnberg  ein  für  die 
Niederlassung  des  neolithischen  Menschen  wenig  begehrtes  ge- 
wesen ist. 

Ganz  nahe  bei  Nürnberg,  hinter  der  Herrenhütte  in  Schafhof 
ist  ein  Fund  gemacht  worden,  von  welchem  die  Mehrzahl  der 
Fundobjekte  die  prähistorische  Sammlung  des  Staates  in  München 
besitzt.  Er  enthält  3  starke  gekrümmte,  doppelt  gerippte  Bronze- 
sicheln, einen  Bronzeschaber,  einen  großen  Bronzeknopf  und  ein 
Bronzefragment.  Gehoben  wurde  er  gelegentlich  des  Bahn- 
baues 18Q8  —  189Q  an  der  Günthersbühlerstraße  unter  einem 
Baum,  welcher  dem  Bahnbau  zum  Opfer  fiel.  Als  ausgeprägter 
Depotfund  der  Bronzezeit  ist  er  ein  Zeuge  der  Seßhaftigkeit  der 
Bronzezeitleute  und  ein  sicherer  Beleg,  daß  die  Industrie  der  älteren 
Bronzezeit  auch  in  der  Nähe  Nürnbergs  einheimisch  war.  Er 
bezeichnet  eine  Niederlassung,  von  welcher  aus  die  von  einem 
anderen  Kulturkreis  übernommenen  Erfindungen  lokal  verarbeitet  und 
weitergeführt  wurden,  wo  Schmuck,  Waffen  und  Geräte  verfertigt 
und  die  Erzeugnisse  der  industriellen  Arbeit  für  den  Handelsverkehr 
dienstbar  gemacht  worden  sind. 

Ziehen  wir  die  örtlichen  Grenzen  etwas  weiter,  so  berühren 
wir  in  der  Betrachtung  östlich  die  Funde  bei  Hammer,  westlich  den 
Fund  bei  Fürth,  welche  beide  der  letzten  Stufe  der  Bronzezeit  angehören. 
Zwischen  dem  Fabrikort  Hammer  und  der  Gemeinde  Laufamholz 
wurde  auf  einem  Acker  bei  einer  Tiefgrabung  ein  1  m  großes  Bronze- 
schwert, eine  große  Bronzenadel,  drei  Bronzeäxte,  ein  in  seiner  Form 
an  griechische  Herkunft  erinnerndes  Dolchmesser  und  eine  Urne  aus 
dem  Boden  gefördert.  Das  Bronzeschwert  ist  als  eine  Seltenheit  für 
ganz  Bayern  zu  betrachten.  Die  Form  der  geraden,  langen,  spitz 
zulaufenden  Klinge  mit  der  schwach  gewölbten  breiten  Mittelrippe 
entspricht  jener  des  auf  der  Akropolis  in  dem  kyklopischen  Hause 
in  Mykenae  von  Schlieman  gefundenen  Bronzeschwertes,  während 
die  Griffzwinge  und  der  Knaufabschluß  mit  einem  in  Jalyssos  auf- 
getauchten Bronzeschwert  verwandt  sind.  Wir  haben  demnach  nach 
Naue  eine  interessante  Variante  vor  uns  und  dürfen  die  Entstehung  der- 
selben  mit   Recht  nach  Griechenland  verlegen,   von  wo  das  schöne 


—     15Q     — 

Schwert  durcli  Tausch  oder  Handel  nach  Deutschland  kam,  bis  dasselbe 
nach  langer  Wanderung  Besitz  desjenigen  Stammesfürsten  wurde, 
dessen  Grab  durch  einen  glücklichen  Zufall  in  dem  Nürnberger 
Land  entdeckt  worden  ist.  In  dem  Fund  in  Fürth  an  der  Lehnus- 
straße,  welcher  eine  Zwillingsurne,  einen  Bronzearmreif,  ein  Bronze- 
messer und  eine  Bronzenadel  enthält,  erkennen  wir  ebenfalls  einen 
Repräsentanten  der  zweiten  Stufe  der  Bronzezeit. 

Aus  dem  Nachweis,  daß  unweit  Nürnberg  im  Osten  und 
Westen  die  Bronzezeit  der  älteren  und  jüngeren  Stufe  festgestellt  ist, 
ergibt  sich  die  Schlußfolgerung,  daß  ein  Teil  des  zwischen  diesen  Bronze- 
zeitstationen gelegenen  Gebietes  ebenfalls  eine  Siedlung  erfahren 
haben  kann.  Diese  Vermutung  wird  gestützt  durch  die  Ergebnisse 
unserer  Kartenaufnahme,  in  welcher  alle  in  Grabhügeln  gehobenen 
prähistorischen  Bodenfunde  eingetragen  sind.  Es  gelingt  leicht,  auf 
dieser  Karte  die  Wanderung  der  Bronzezeitleute  aus  der  Oberpfalz 
in  westlicher  Richtung  zu  verfolgen  und  die  Richtungslinien  dieser 
Einwanderung  festzustellen,  welche  von  den  östlichen  und  südöst- 
lichen Bezirken  der  Oberpfalz  nach  Westen  abzweigend  ganz  in  der  Nähe 
Nürnbergs  auslaufen  und  bei  Fürth  wieder  beginnend  nach  dem  west- 
lichen und  südwestlichen  Mittelfranken  inselförmig  weiterziehen.  Die 
kritische  Sichtung  des  Fundinventars  läßt  uns  erkennen,  daß  dasselbe 
mit  den  bekannten  Typen  der  Bronzezeit  der  Oberpfalz  nahe  ver- 
wandt ist,  ja  mit  ihnen  vielfach  eine  starke  Kongruenz  zeigt.  Es 
gelingt  somit  aus  den  kartographischen  Bildern  eine  fluktuirende 
Bronzezeitsiedlungsbewegung  des  Nürnberger  Landes  festzustellen, 
welche  nach  der  Zeittafel  von  Sophus  Müller  vom  Schluß  des  2.  Jahr- 
tausends bis  zum  Beginn  des  ersten  Jahrtausends  v.  Chr.  angedauert 
haben  wird.  Bei  diesen  Bronzezeitsiedlungen  vertreten  ist  der  Typ 
des  Flachgrabes  wie  in  Laufamholz  und  Fürth.  Diese  Flachgräber 
sind,  nach  der  Lage  der  Funde  zu  schließen,  wie  dies  in  der  Bronze- 
zeit in  Bayern  geschah,  tief  im  Boden  angelegt  worden.  Die  Leiche 
wurde  auf  dem  Grabboden  mit  den  Beigaben  niedergelegt  und 
darüber  ein  Gewölbe  aus  Erde  und  Stein  errrichtet.  Das  Gewölbe 
brach  zusammen,  infolge  dessen  der  Grabhügel  niedriger  wurde  und 
schließlich  ganz  verschwand.  So  führte  in  Laufamholz  wie  Fürth  ein 
Zufall  dazu,  den  den  Boden  nicht  mehr  überragenden  Flachgräbern 
ihre   Schätze  zu    entnehmen. 

Die  Bronzezeit  unseres  Frankenlandes  und  die  ihr  zugehörige 
der  angrenzenden  Oberpfalz  gehört  nicht  zu  der  glänzenden,  hoch- 
entwickelten, lang  dauernden  Bronzezeitkultur,  wie  sie  der  Norden 
und   Süden  Europas   erlebte.     Es  ist  dies  die  ärmere  Kultur,  die  wir 


—     160     — 

hier  treffen.  Immerhin  erreicht  die  Kulturepoche  dieser  Zeit  auch 
höhere  Blütepunkte,  als  deren  Repräsentanten  wir  außer  den  Funden 
von  hervorragender  Schönheit  aus  dem  südöstlichen  Teil  der  Ober- 
pfalz auch  den  uns  in  engster  Nachbarschaft  angehenden  Fund  bei 
Hammer  betrachten  dürfen.  Ihre  Verbindung  mit  der  Bronzezeit  in 
Böhmen  und  Niederösterreich  ist  durch  vergleichende  wissenschaftliche 
Arbeiten  festgestellt.  Diese  Landeszone  durchlaufend,  tritt  sie  in  nahe 
Verwandtschaft  mit  der  Bronzekultur  der  mittleren  Donauländer.  Diese 
nahen  Beziehungen,  welche  die  oberpfälzisch-fränkischen  Funde  mit 
der  Bronzezeit  der  Donauländer  eingehen,  gehen  auf  griechischen 
Ursprung,  welcher  beiden  gemeinsam  ist,  zurück. 

Die  stärkste  Besiedlung  Nürnberger  Landes  in  vorgeschicht- 
licher Zeit  hat  in  der  ersten  Eisenzeit,  der  sogenannten  Hallstattzeit, 
stattgefunden.  Die  prähistorische  Übersichtskarte  unseres  Nürnberger 
Landes  registriert  aus  der  Hallstattzeit  die  größte  Hügelzahl  und  das 
reichste  Grabinventar.  Die  nächsten  Zeugen  dieser  vorgeschichtlichen 
Zeit  treffen  wir  östlich  bei  Heroldsberg,  Behringersdorf,  Rückers- 
dorf,  westlich  bei  Langenzenn.  Während  die  ältere  Stufe  der  Hall- 
stattzeit wenig  Vertreter  in  unserem  Lande  hinterlassen  hat,  besitzen 
wir  ein  um  so  zahlreicheres  Grabinventar  aus  der  jüngeren  Stufe 
dieser  Zeit. 

Hinsichtlich  der  Anlage  und  des  Baus  von  Grabhügeln  aus 
der  jüngeren  Hallstattzeit  können  wir  für  unsere  fränkischen  Gaue 
ganz  besondere  Eigentümlichkeiten  feststellen.  Die  Mehrzahl  der 
Denkmäler  dieser  Zeit  haben  eine  charakteristische  Lage.  Es  sind 
Hügelgräber  oder  Reihen  von  Hügelgräbern,  welche  auf  erhöhtem 
Terrain  errichtet  sind.  Besonders  die  Nekropolen  gewähren  meist 
eine  herrliche  Fernsicht,  sie  schauen  auf  Berge  und  Täler  des  Jura- 
zuges. Aber  auch  in  der  Ebene  zwischen  Nürnberg  und  dem  Jurarand 
sind  sie  fast  ausschließlich  auf  natürlichen  Bodenhebungen  errichtet. 
Eine  Ausnahme  macht  das  große  Hügelgrab  bei  Langenzenn.  Die 
Hügel  sind  meist  rund  und  heben  sich  scharf  vom  umgebenden 
Boden  ab.  Das  Baumaterial  derselben  besteht  aus  Steinen  und 
Erde.  Die  Steine,  welchen  mit  Vorliebe  die  Plattform  gegeben 
ist,  wurden  häufig  in  radialer  Richtung  in  Abständen  aufrecht 
gestellt,  die  Zwischenräume  mit  Erde  gefüllt.  Grabkammern  fehlen 
mit  Ausnahme  von  zwei  Hügeln  in  Behringersdorf  und  Langen- 
zenn. Die  Hügel  sind  selten  Ruhestätten  für  ein  Skelett.  Häufig 
kommen  Mehrbestattungen,  welche  sich  in  einzelnen  Gräbern  zu 
einem  kleinen  Friedhof  ausbilden,  häufig  auch  Nachbestattungen 
vor.      Von    den    in    Grabhügeln    der    jüngeren    Hallstattstufe    auf- 


-     161     — 

gefundenen  Skeletten  sind  von  uns  59"o  durch  Bestattung  ein- 
gebettet, während  41V  als  Leichenverbrennungen  aufgefunden 
worden  sind.  Das  Grabinventar  der  Hallstattleute  unseres  Landes 
beweist,  daß  die  sozialen  Unterschiede  zwischen  Arm  und  Reich 
im  Todtenkult  sich  ausprägen.  Während  beim  Begräbnisplatz  der 
Reichen  eine  V^erschwendung  mit  dem  Besitz  an  Schmuck,  Waffen, 
Geräten  getrieben  wird,  ist  den  Gräbern  der  Armen  gemeinsam 
das  Tongefäß  der  unentbehrlichste  Hausrat,  welcher  oft  in  unglaub- 
licher Massenhaftigkeit  dem  Toten  mitgegeben  wird.  Die  Grabfunde 
von  Stöcklach,  Walkersbrunn,  Gstäudi,  Ehrenhüll,  Heroldsberg  und 
Behringersdorf  stehen  auf  mittlerer  Höhe  der  Kultur,  während 
diese  Kultur  ihre  größte  Höhe  in  dem  allerdings  von  Nürnberg 
weiter  entfernten  Beckersloher  Grabfeld  erreicht.  Diese  Nekropole 
kann  als  Prototyp  in  der  Entwicklung  an  reichen  Formen 
der  Kunst  der  Verarbeitung  des  Metalls  zu  Schmuck  und  Waffen 
für  die  in  unserer  Gegend  vertretene  jüngere  Hallstattstufe  gelten. 
Dieselbe  gehört  der  Zeit  von  450-350  v.  Chr.  an.  Sie  verdient  wegen 
ihres  hohen  Kulturstandes  mit  wenigen  Worten  beschrieben  zu 
werden.  In  der  ganzen  18  Hügel  umfassenden  Gruppe  kommen 
Bestattungen  vor;  13  Hügel  waren  als  Brandgräber  nachzuweisen. 
Gemeinsam  ist  allen  Grabstätten  der  Beckersloher  Nekropole  der 
Gebrauch ,  daß  auf  dem  Boden  der  Hügel  eine  Leichen- 
verbrennung vorgenommen  wurde,  während  über  diesen  Brand- 
schichten Bestattungsplätze  zu  finden  sind.  Auf  Grund  dieses 
Ritus  ist  die  Anschauung  berechtigt,  daß  das  zu  Ehren  eines  Ver- 
storbenen errichtete  Grab  für  die  Verbrennung  der  Leiche  an  Ort 
und  Stelle  diente,  während  dieser  Leichenverbrennung  die  Benützung 
der  Hügel  zur  Bestattung  erst  später  nachfolgte.  In  dem  reichen 
Fundschatz  der  Beckersloher  Nekropole,  ich  erinnere  nur  an  den 
schönen  Brustschmuck  aus  dem  Grabhügel  V,  besitzen  wir  eines  der 
schönsten  Dokumente  der  Hallstattzeit  unseres  Frankenlandes.  Es 
ist  der  bleibende  Zeuge  dessen,  was  die  Kultur  dieses  Volkes  ge- 
schaffen hat  und  ein  beredter  Zeuge,  was  es  durch  seine  Handels- 
beziehungen, durch  sein  eigenes  Können  und  Schaffen  als  Kulturvolk 
sich  angeeignet  hat.  Der  Reichtum  des  Fundmaterials  ist  für  die 
prähistorische  Archäologie  des  Frankenlandes  in  unserer  nächsten 
Nähe  eine  seltene  Erscheinung,  besonders  da  eine  originelle 
Eigenart  und  Erfindung  die  Formen  der  Metall-  und  Tonerzeug- 
nisse beherrscht  und  dem  Fund  sein  besonderes  Gepräge  gibt 
Die  Hügel  der  Hallstattzeit  in  der  näheren  Umgebung  von  Nürn- 
berg besitzen  selten  solch  reiches  Grabinventar.    Die  Hallstattzeit  in 

11 


-      162     — 

dem    Nürnberger    Land    ist    ärmer,    in     ihren     Formen    einfacher, 
schmuckloser. 

Was  die  Ausbreitung  dieser  Hallstattkultur  betrifft,  so  ist 
die  Richtlinie  für  die  Wanderung  der  Hallstattleute  nach  den 
kartographischen  Aufzeichnungen  eine  von  Nordosten  und  Osten 
einfallende.  Sie  schließt  ganz  nahe  bei  Nürnberg  ab,  um  erst 
wieder  südwestlich  bei  Langenzenn  einzusetzen.  Die  Hallstatt- 
leute sind  damit  ganz  nahe  an  das  jetzige  Nürnberger  Stadt- 
gebiet herangekommen.  Es  mag  dahin  gestellt  bleiben,  ob  sie 
in  demselben  heimisch  und  seßhaft  geworden  sind.  Jedenfalls  sind 
aus  allen  Hallstattzeitstufen  zwischen  den  Jahren  800  -300  v.  Chr. 
Spuren  dieser  Kulturepochen  von  uns  ermittelt,  welche  für  die  Vor- 
geschichte der  uns  naheliegenden  fränkischen  Gaue  die  größte 
Besiedlungsziffer  annehmen  lassen,  so  daß  die  Folgerung,  daß  die 
Siedler  aus  jener  Zeit  das  eigentliche  Nürnberger  Land  auf  der 
Wanderung  nach  dem  Westen  besiedelt  haben,  möglich  sein  dürfte. 
Die  Kultur  unserer  Hallstattleute  gehört  der  Hallstattkultur  der 
süddonauländischen  Zone  an  und  zeigt  in  einzelnen  Formen 
verwandtschaftliche  Beziehung  mit  der  bosnisch-herzegowinischen 
und  mährischen  Zone. 

Mit  dem  Ende  der  jüngeren  Hallstattzeit,  etwa  von  300  v.  Chr. 
ab,  ist  das  Nürnberger  Gebiet  wohl  gar  nicht  bevölkert  oder  doch  nur 
mit  geringen  Siedlungen  belegt  gewesen.  Die  der  Hallstattzeit 
folgende  Eisenzeit  mit  neuen  Stilformen  und  starker  Verwendung  des 
Eisens  der  LaTene-Zeit  hat  nur  wenige  Reste  in  unserer  Gegend  hinter- 
lassen. Das  Fundmaterial,  welches  wir  besitzen,  ist  gering  und  gibt 
keine  Anhaltspunkte  dafür,  daß  Siedlungen  der  La  Tene-Zeit  im 
engeren  Nürnberger  Land  vorgelegen  sind.  Eine  Erscheinung  in  der 
Wohnungsform  der  La  Tene-Zeit,  die  Maren,  Mardellen  oder  Trichter- 
gruben, welche  unsere  Sektion  nicht  weit  von  Nürnberg  bei  Lind, 
70  an  der  Zahl,  inventarisiert  hat,  ist  noch  unerforscht  und  muß 
daher  aus  der  Betrachtung  ausfallen. 

Der  Erwähnung  bedarf  noch  ein  bemerkenswertes  urgeschicht- 
liches Denkmal.  Am  Brunner  Berg  an  der  Waldstraße,  die  über 
Mögeldorf  nach  Nürnberg  zieht,  liegt  der  sogenannte  Froschfels. 
Die  Laufamholzer  Bauern  nennen  ihn  Ofenklös  wegen  seiner 
Gestalt.  In  dem  Fels  ist  eine  flache  Mulde  von  1.40  m  Länge, 
20  cm  Tiefe,  die  wahrscheinlich  auf  künstlichem  Wege  entstanden 
ist,  auf  der  Nordwestseite  sind  7  im*  Kreise  um  eine  mittlere 
Schale  angeordnete  kreisförmige  Schalen  angebracht.  Sie  erinnern  in 
ihrer  Anordnung  nach  Mehlis  an  die  Schalen  an  dem  Mauzenstein. 


-     163     - 

Diese  Schalensteine,  Opfersteine,  auch  Druidensteine,  sind  erratische 
Blöcke  oder  aufrecht  stehende  Gesteinsmassen.  Sie  haben  wohl 
Kultushandlunger.  gedient.  Daß  sie  urgeschichtlichen  Ursprunges 
sind,  beweist,  daß  man  solche  Schalen  in  der  Kopfplatte  von  Stein- 
kistengräbern aus  der  Bronzezeit  vorgefunden  hat. 

Ich  habe  mit  der  La  Tene-Zeit  die  Grenze  der  vorgeschicht- 
lichen Zeit  in  meinen  Betrachtungen  gestreift.  Die  Zeit  der  römischen 
Herrschaft  in  Deutschland  hat  unser  fränkisches  Gebiet  nicht  erreicht. 
Die  große  bewegte  Zeit  der  Völkerwanderungen,  vor  allem  der 
fränkisch-alemanischen  Siedlungen,  von  welcher  wir  auch  in  nicht 
weiter  Entfernung  westlich  von  Nürnberg  bei  Cadolzburg  Zeugen 
finden,  enthält  für  unser  Nürnberger  Gebiet  noch  viele  interessante 
Fragen,  von  denen  kaum  eine  einzige  bis  jetzt  eine  Lösung  erfahren 
hat.  Sie  scheiden  für  meine  Betrachtung  aus,  da  mir  die  Aufgabe 
in  dieser  Festschrift  darüber  zu  berichten,   nicht  zuerteilt  worden  ist. 

Es  erübrigt  mir  noch,  einige  epikritische  Bemerkungen  dieser 
]<urzen  Studie  hinzuzufügen. 

Wie  ich  betont  habe,  baut  sich  dieselbe  zum  größten  Teil  auf 
dem  umfangreichen  Fundmaterial  auf,  welches  die  Sektion  für 
Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte  in  den  Sammlungen 
der  Naturhistorischen  Gesellschaft  aufgestellt  hat.  Andere  Dokumente 
zur  Beweisführung  über  die  vorgeschichtlichen  Siedlungen  Nürnberger 
Landes  konnten  nur  beschränkte  Verwendung  finden.  Es  mußte 
aus  dem  Inhalt  der  Studie  alles  Fundmaterial  ausscheiden,  von 
welchem  angenommen  werden  darf,  daß  es  vor  der  Kritik  exakter 
wissenschaftlicher  Forschung  nicht  bestehen  kann  und  daß  es  mit 
der  Besiedlung  Nürnberger  Landes  nicht  in  Beziehung  gebracht 
werden  darf.  So  habe  ich  es  mir  versagt,  die  geographisch  und 
geologisch  abgeschlossene  Spezialität  des  Höhlengebietes  der 
Fränkischen  Schweiz  mit  den  originellen  Erscheinungen  dieses 
Kulturkreises,  so  sehr  es  mich  auch  reizte,  im  Lichte  neuer  Gesichts- 
punkte und  Aufstellungen  zu  betrachten  und  zu  beurteilen. 

Das  Fundmaterial,  das  ich  angezogen  habe,  näher  zu  be- 
schreiben, war  durch  den  mir  in  der  Festschrift  zur  Verfügung 
gestellten  Raum  ausgeschlossen,  aber  auch  nicht  nötig,  weil  der 
größte  Teil  desselben  in  den  Abhandlungen  der  naturhistorischen 
Gesellschaft  (Bd.  VIII,  XI,  XV),  in  den  prähistorischen  Blättern 
Naues,  in  der  Festschrift  des  XVIIl.  Kongresses  der  deutschen 
anthropologischen  Gesellschaft  in  Nürnberg,  in  der  Festschrift  der 
Naturhistorischen  Gesellschaft  in  Nürnberg  schon  veröffentlicht 
•worden  ist. 

11* 


—     164     — 

Ich  lege  Wert  darauf,  am  Schlüsse  meiner  Betrachtung  hervor- 
zuheben, daß  bei  der  kritischen  Beurteilung  aller  Teile  der  Hinter- 
lassenschaft der  Völker,  welche  in  grauer  Vorzeit  unseren  heimat- 
lichen Boden  um  Nürnberg  bevölkert  haben,  der  Reste  ihrer  Wohn- 
stätten, der  Art  ihres  Totenkultus  u.  s.  w.  eine  Anlehnung  an  die  Kultur- 
kreise anderer  Länder  nachgewiesen  werden  kann.  Die  Werkzeuge,  die 
Waffen,  der  Schmuck,  die  Tongefäße  des  vorgeschichtlichen  Menschen 
dieses  Nürnberg  umsäumenden  Frankenlandes  lassen  uns  den  Zu- 
sammenhang der  lokalen  Kultur  mit  der  anderer  Völkerkreise  annehmen, 
aber  auch  die  technischen  Eigenheiten  lokaler  Art  und  deren  Aus- 
ührung  erkennen.  Deuten  die  Bronzefunde  unseres  Kulturkreises  auf 
ihre  Verwandtschaft  mit  den  Fundtypen  der  mittleren  Donauländer  und 
auf  die  griechische  Kultur  wie  auf  die  Kultur  der  vorderasiatischen 
Völkerkreise,  so  haben  wir  doch  unverkennbare  Hinweise  darauf, 
daß  aus  eigenem  Antrieb  Bronze  gegossen,  geschmiedet,  geformt, 
ziseliert  wurde.  Die  einmal  angeknüpfte  Verbindung  mit  dem 
Handel  treibenden  Orient  erscheint  niemals  abgebrochen;  jedoch 
gehen  aus  dem  Erfindungskreis  der  vom  Südosten  her  importierten 
Typen  neue  Formen  hervor.  Wir  haben  in  unserem  Depotfund 
Beweise,  daß  wandernde  Hausierer  und  Erzarbeiter  die  durch  Handel 
und  Tausch  bezogenen  oder  selbstgefertigten  Waffen  und  Schmuck- 
gegenstände vertrieben  haben.  Wir  verfügen  über  eine  Reihe  von 
Beweisen,  daß  neue  Formen  durch  lokale  Industrie  entstanden  sind. 

Besonders  ins  Auge  springend  ist  diese  Tatsache  bei  der 
keramischen  Industrie  der  Hallstattleute  unseres  Frankenlandes. 
Wir  sehen  in  den  Urnen  der  Beckerslohe  neue  Motive  aus  alten  an  die 
in  Mykenae  gefundenen  keramischen  Erzeugnisse  erinnernd  entstehen. 
Wir  sehen,  wie  bei  der  Bemalung  der  Tongefäße  die  Vorbilder 
durch  den  Import  fremdländischer  Keramik  aus  der  südländischen 
Zone  der  Hallstattkultur  übernommen  wurden,  aber  frei  benutzt,  der 
eigenen  Kulturanschauung  assimiliert  und  nach  eigenem  Geschmack 
neu  bearbeitet  wurden.  Die  Vielseitigkeit  der  Werkzeuge,  Geräte, 
der  Waffen,  des  Schmuckes  unserer  Grabinventare  der  letzten 
Hallstattstufe  verrät,  trotzdem  sie  an  orientalische  Vorbilder  sich  an- 
lehnt und  wir  es  mit  einer  Mischkultur  vorwiegend  südlicher  und 
südöstlicher  Provenienz  zu  tun  haben,  daß  ein  erheblicher  Teil  jener 
Formengebung  der  lokalen  Industrie  zuzuschreiben  ist. 

In  somatischer  Beziehung  sind  wir  mit  unseren  Forschungen 
noch  nicht  weit  gediehen.  Wir  verfügen  über  einen  kleinen  Teil 
für  wissenschaftliche  Bestimmung  brauchbaren  Skelettmaterials.  Die 
wissenschaftliche  Verarbeitung    desselben    hat    noch    keine    so    weit 


—     Iö5      - 

gehenden  Fortschritte  gemacht,  daß  heute  schon  eine  literarische 
Verwertung  angezeigt  wäre. 

Der  Altmeister  der  Anthropologie  R.  Virchow  hat  in  seiner 
Eröffnungsrede  auf  der  XVI II.  Versammlung  der  deutschen  anthro- 
pologischen Gesellschaft  in  Nürnberg  folgende  Worte  gesprochen: 
wich  betrachte  den  heutigen  Kongreß  ungefähr  so  wie  den  alten 
Grenzstein  am  Kongo  von  Behaim,  hier  ist  der  Platz,  wo  gearbeitet, 
hier  die  Stelle,  von  wo  ein  neues  Gebiet  der  Forschung  angegriffen 
werden  muß.  Ich  will  nicht  verhehlen,  es  ist  mit  der  anthropo- 
logischen Forschung  in  Deutschland,  wie  es  noch  vor  kurzer  Zeit 
mit  der  Erforschung  von  Afrika  gewesen  ist,  wo  die  Geographen 
immer  sagten,  da  ist  ein  großer  weißer  Fleck,  von  dem  man  gar- 
nichts  weiß,  der  muß  in  Angriff  genommen  werden,  damit  auch  er  be- 
deckt werde  mit  Namen  und  Zeichen  der  Erkenntnis.  So  geht  es  auch 
in  einzelnen  Teilen  Deutschlands  mit  der  Anthropologie.  Und  gerade 
hier  in  Franken,  in  Nürnberg,  ist  ein  solcher  Fleck,  der  ein  klein 
■wenig  mit  den  Hinterländern  von  Kamerun  vergleichbar  ist." 

Diese  Worte  R.  Virchows  sind  auf  keinen  sterilen  Boden  ge- 
fallen. Im  Jahre  1887,  als  Virchow  so  sprach,  stand  die  Sektion  für 
Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte  der  Naturhistorischen 
Gesellschaft  in  Nürnberg  in  den  ersten  Jahrgängen  ihrer  Arbeit. 
Wenn  heute  der  leere  Fleck,  welchen  damals  die  urgeschichtliche 
Forschung  in  Nürnberg  nach  Virchow  aufwies,  wenn  auch  noch  nicht 
gefüllt,  so  doch  sehr  verkleinert  ist,  so  darf  die  Sektion  für  Anthro- 
pologie sich  das  Verdienst  zuerkennen,  zur  Füllung  dieses  leeren 
Fleckes  das  hauptsächlichste  Material  herbeigetragen  zu  haben. 


Die  Toten brettersitte  im  Bezirke  Forchheim 

(Oberfranken).  - 

Bausteine  zu  einer  ki^inftigen  Siedelungsgeschichte 
unserer  Heimat 


Dr.  Heinrich  Heerwagen, 

Assistent  am  Germanischen  Nationalmuseuni,  Nürnbere. 


ie  Forchheim -Neunkirchner  Gegend,  die  Bewahrerin  so 
mancher  ursprünglicher  Gebräuche  und  Hüterin  einer 
reichen  farbenprächtigen  Tracht,  hat  bis  in  die  zweite  Hälfte 
des  IQ.Jahrhunderts,  ja  teilweise  bis  in  unsere  Tage  an  einer 
Sitte  festgehalten,  die  zweifelsohne  in  älteste  Zeiten  zurückweist. 
Wir  stehen  vor  der  überraschenden  Tatsache,  daß  die  eigenartige 
Totenbrettersitte,  die  auch  die  neueste  Literatur  noch  als  einen  „nahezu 
spezifisch  bairisch  erwiesenen" '),  zum  mindesten  rein  oberdeutschen^) 
Brauch  anspricht,  immerhin  auch  auf  mitteldeutschem,  fränkischem, 


1)  Fr.  Stolz  (Innsbruck),  Das  Totenbrett,  ein  Überrest  des  bajuwarischen 
Heidentums.  Zeitschrift  für  österr.  Volkskunde,  XII.  Jahrg.  1906.  IV.  u.  V.  Heft. 
Wien,  Verein  für  österr.  Volkskunde.    1906.   8.   S.  113—119  (117). 

2)  Stolz  verweist  a.  a.  O.  noch  auf  die  gleiche  Sitte  in  Zürich  u.  St.  Gallen 
(Rochholz,  -Deutscher  Glaube  und  Brauch"  I.  193).  Das  Verbreitungsgebiet  der 
Totenbretter  umfaßt  im  übrigen  vorzüglich  ansehnliche  Teile  von  Altbayern,  ins- 
besondere um  Oberammergau,  dann  die  Salzburger  Gegend  und  das  Braunauer 
Ländchen,  die  Oberpfalz  nordwestlich  bis  Auerbach  und  Erbendorf- Kemnath,  den 
Bayerischen-  und  Böhmerwald,  Oberösterreich,  das  Egerland,  das  Erz-  und  Riesen- 
gebirge, die  Bukowina,  Krain  und  auch  das  Gebiet  der  Esthen.  Vergl.  insbes. 
»Die  geograph.  Verbreitung  der  Totenbretter.  Von  Dr.  Wilhelm  Hein«  in  den 
Mitteilungen  der  Anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien,  XXIV.  Bd.  (Der  neuen 
Folge  XIV.  Bd.)  Wien.    1894.    S.  211-226  (223,  224). 


—     168     — 

altbambergischem  Gebiet  in  Übung  war,  ja  streckenweise  bis  zur 
Stunde  lebendig  geblieben  ist.  ihr  V^orhandensein  blieb  merk- 
würdigerweise in  der  wissenschaftlichen  Welt  so  gut  wie  unbeachtet^). 
Auch  die  sonst  so  umsichtigen  oberfränkischen  Wanderstudien  des 
trefflichen  Eduard  Fentsch,  wie  sie  in  unserer  „Bavaria"*)  nieder- 
gelegt sind,  berühren  diese  Eigentümlichkeit  des  Forchheimer  Bezirks 
nirgends  und  die  ortsgeschichtliche  Literatur  sowohl  wie  die  Reise- 
berichte des  18.  und  19.  Jahrhunderts  scheinen  über  diesen  Punkt  sich 
völlig  auszuschweigen.  In  der  Weinholdschen  Zeitschrift  für  Volks- 
kunde^) habe  ich  vor  Jahren,  wohl  als  erster,  einige  Einzelheiten  über 
diesen  »baju warischen"  Brauch  auf  fränkischer  Erde  beigebracht. 
Vor  kurzem  nun  kam  aufs  neue  die  Anregung,  den  Spuren  einer  wie 
bald  gänzlich  verschwindenden  Sitte  nachzugehen.  Meine  eigenen 
Beobachtungen  und  Umfragen  an  Ort  und  Stelle  {letztere  soweit 
möglich  aus  dem  Munde  der  Dorfältesten  gesammelt)  habe  ich  mit 
Hilfe  von  entsprechend  ausgearbeiteten  Fragebögen  nachzuprüfen  und 
zu  ergänzen  gesucht,  wie  ich  solche  insbesondere  an  die  HH. 
Geistlichen  beider  Konfessionen,  auch  an  einzelne  Lehrer  und  sonst 
geeignete  Persönlichkeiten  „auf  dem  Gebirg"  wie  „im  Grund"  hinaus- 
gab. Zu  meiner  Genugtuung  habe  ich  in  den  allermeisten  Fällen 
wirkliches  Interesse  und  liebenswürdigstes  Entgegenkommen  gefunden, 
für  das  ich  auch  an  dieser  Stelle  geziemenden  Dank  zum  Ausdruck 
bringe'*'. 

Soweit  mündliche  Überlieferung  und  eine  möglichst  sorgfältige 
Umschau  reicht,  erscheint  mir  das  ursprüngliche  Verbreitungsgebiet 
des  Totenbretts  innerhalb  der  altbambergischen  Territorialgrenzen 
fürs  erste  durch  Nennung  folgender  Ortsnamen  umschrieben.  Die 
in   Klammern  beigesetzten  Zeitangaben  versuchen,   so  gut  es  immer 

^  Erst  in  diesen  Tagen  finde  ich  mehr  zufällig  im  Handbuch  der  Deutschen 
Altertumskunde  von  L.  Lindenschmit  (I,  97)  eine  leicht  zu  übersehende  flüchtige 
Notiz  über  das  Vorkommen  der  Totenbretter  auch  „an  der  Regnitz  und  Aisch 
im  oberen  Franken". 

*)  Bavaria  III,  1,  364  ff.:  „Krankheit.  Tod.  Begräbnis."  (7.  Kapitel  des 
V.  Abschn.:  „Volkssitte". 

'^1  VIII.  '1898)  S.  346  f.  —  Vgl.  auch  die  wenigen  Bemerkungen  von  Armin 
Seidl  in  seinem  schätzenswerten  Buch  »Das  Regnitzthal  (von  Fürth  bis  Bamberg)". 
Erlangen.    Junge.     1901.  8.  S.  101. 

"^  Herzlichen  Dank  auch  Herrn  Prof.  Dr.  Beck-Neustadt  a.  A..  der  mir  in 
seinem  Heimatsort  Pretzfeld  hilfsbereit  zur  Seite  stand,  nicht  zuletzt  auch  Herrn 
Schullehrer  H.  Neubig  in  Niedermirsberg,  der  aus  dem  Mirsberger  Tal  mir  noch 
manches  neue  zu  berichten  wußte.  Einen  meiner  treuesten  Helfer,  Prof.  D.  Joh. 
Baier  in  Würzburg  (Hetzles),  hat  leider  erst  kürzlich  der  Tod  dahingerafft. 


—     169     — 

anging,  die  Jahre  anzudeuten,  in  denen  die  Abkehr  von  jener  Erb- 
sitte sich  vollzog.  Die  bereits  liegenden  Bretter  haben  diesen  Wende- 
punkt naturgemäl^  noch  eine  gute  Weile  überdauert. 

1.  Auf  der  linken  Seite  der  Wiesent  sind  es  die  Orte: 
Kersbach  (bis  1860/70),    Poxdorf  (noch  heute!),    Effeltrich    und 

Gaiganz'^);  Langensendelbach  (bis  vor  30  Jahren,  gegen  Effeltrich 
zu  lagen  Totenbretter  noch  bis  in  die  letzte  Zeit  hinein);  Pinzberg, 
Pfarrort  und  Pfarrei  (bis  vor  etwa  40  Jahren,  nach  neuerer  Mitteilung 
noch  bis  vor  ca.  25  Jahren)^),  hiezu  namentlich  auch  Gosberg;  Hetzles 
(seit  mindestens  20  Jahren  gänzlich  abgekommen,  vor  mehr  als 
40  Jahren  noch  vereinzelter  Brauch);  Ebersbach  (bis  vor  ca.  25  Jahren, 
nach  anderer  Aussage  aber  schon  seit  mehr  als  50  Jahren  nicht 
mehr  in  Übung);  Neunkirchen  a.  Br.  (der  Markt  selbst?);  Oroßen- 
buch;  Kleinsendelbach;  Rosenbach;  Leutenbach,  Pfarrei  und  zuge- 
hörige Orte  (bis  vor  15  —  20,  alias  bis  vor  ca.  40  Jahren;  noch 
heute  vereinzeltes  Vorkommen);  Wiesentau;  Kirchehrenbach  (bis  vor 
ca.  40  Jahren);  Pretzfeld  (wo  vermutlich  1906  schon  das  letzte  Toten- 
brett übrig  geblieben  war). 

2.  Auf  der  rechten  Seite  der  Wiesent: 

Kuratie  Niedermirsberg  (hier  noch  heute  im  Gebrauch);  Neuses 
mit  Poxstall  (ebenfalls  noch  Sitte);  Drügendorf  mit  Eschlipp,  Götzen- 
dorf und  der  Filiale  Tiefenstürmig  i  Ende  der  50er  Jahre  des  19.  Jahrh. 
erloschen);  Drosendorf  (anfangs  der  60er  Jahre  erloschen). 

Die  übereinstimmende  Überlieferung  der  Bevölkerung  von 
Reuth  geht  dahin,  daß  ihr  Dorf  der  Totenbrettsitte  stets  fern 
gestanden  wäre. 

Nach  Ost  und  Süd  ist  das  so  gezeichnete  Gebiet  von  pro- 
testantischem Bauernland  (Egloffstein,  Thuisbrunn,  Kunreut, 
Walkersbrunn,  Gräfenberg,  Ermreut  und  Kalchreut)  umgeben,  das 
sich  zwar  großenteils  bis  in  die  letzten  Jahre  gleichfalls  zur  Sitte  des 
Auflegens  der  Toten  auf  Bretter  bekannt  hat,  aber  die  Gedenk- 
bretter nicht  oder  längst  nicht  mehr  kennt. 

Aus  Thuisbrunn  wird  mir  die  Nachricht:  „Der  Tote  bleibt 
gewöhnlich  auf  seinem  Strohsacke  liegen  oder  wird  auf  irgend  ein 
Stück  eines  alten  Strohsackes  gelegt  oder  auf  ein  Stück  Brett,  das 
nach  dem  Gebrauch  wieder  abgewaschen  und  zu  irgend  einem 
anderen  Zweck  verwendet    wird".     Aus  Kunreut:    ..Die  Sitte    des 

')  Ein  Totenbrett  unweit  von  Gaiganz  auf  einer  Wiese  am  Weg  von  Pinzberg 
konnte  ich  noch  1898  selbst  konstatieren. 

^)  Erhalten  hatten  sich  (1898i  T.  an  den  Kirchenwegen  von  Dobenreut  und 
von  Kunreut  nach  Pinzberg. 


—     170     — 

Legens  der  Toten  auf  Bretter  war  in  den  protestantischen  Ortschaften 
auch,  verhert  sich  aber  mehr  und  mehr".  Aus  Kai  chreut:  „Es  gibt 
wohl  ein  Totenbrett.  Dieses  stellt  der  Schreiner  zur  Verfügung,  der 
den  Sarg  fertigt.  Es  wird  nicht  von  Fall  zu  Fall  angefertigt,  sondern 
dient  unterschiedslos  für  alle  Gestorbenen,  für  welche  es  begehrt 
wird.  —  Seit  einer  Reihe  von  Jahren  kommt  es  überhaupt  nicht 
mehr  allgemein  zur  Verwendung.  Besondere  Zeichen  trägt  das 
Brett  nicht"  (1907). 

Der  Bauersmann  des  Forchheimer  Landes  hat  kaum  einen 
anderen  Namen  für  die  Sache  als  den  des  „Totenbretts".  Trotz 
wiederholter  Aussprache  mit  Einheimischen  und  Landeskundigen 
habe  ich  keine  weitere  Bezeichnung  feststellen  können.  Nur  eine 
Mitteilung  aus  Leutenbach  stellt  neben  das  Totenbrett  auch  das 
„Leichenbrett".  Die  Bezeichnung  „Rechbrett,  Rebrett"  (mhd.  re 
=  Leichnam),  wie  sie  im  altbayerischen  Volksmunde  ^)  gang  und 
gäbe  ist,  ist  unserer  Bevölkerung  völlig  fremd. 

Gleich  nach  Eintritt  des  Todes,  sobald  die  Leiche 
gewaschen  und  angekleidet  war,  wurde  (wird)  diese  auf  das  eben- 
falls gleich  nach  dem  Tode  zurechtgeschnittene,  der  Körpergröße 
des  Verlebten  angemessene  Totenbrett  gelegt.  Sie  verblieb  (bleibt) 
hier,  in  ein  weißes  Tuch  eingeschlagen  —  volle  48  Stunden  liegen, 
bis  endlich  der  Tote  -  kurz  vor  der  Beerdigung  —  in  den  Sarg 
gebettet  wurde  (wird).  In  Drügendorf  kamen  nur  Erwachsene, 
nicht  aber  Kindsleichen  auf  das  Brett.  Anderwärts  (Gegend  von 
Pinzberg)  wurde  Groß  und  Klein  darin  gleich  behandelt.  Bei  armen 
Leuten,  die  wenig  Platz  im  Hause  haben,  bleibt  der  Tote  im  Bette 
liegen  (Niedermirsberg).  In  manchen  Häusern  wurde  der  Tote 
nicht  auf  das  Brett  gehoben,  sondern  er  blieb  bis  zur  Beerdigung 
im  Bett.  Das  Brett  wurde  in  diesem  Falle  nebenan  gelegt  (Pinz- 
berg), Auch  in  Poxdorf  werden  heute  Gedenkbretter  hinausgetragen, 
ohne  daß  der  Tote  vordem  wirklich  darauf  gelegen  wäre.  In  den 
allermeisten  Orten  des  Bezirkes  bleibt  jetzt  der  Leichnam  bis  zum 
Einsargen  in  der  Bettstelle  oder  auf  der  Matratze  ruhen  (Hetzles, 
Ebersbach). 

Übrigens  soll  es  des  öfteren  vorgekommen  sein,  daß  arme 
Schreiner  Totenbretter  stahlen  und  dieselben  bei  Fertigung  neuer 
Särge  verwendeten.  Gewöhnlich  wurde  der  Tote  auf  das  Brett  nur 
einfach  aufgelegt,  seltener  auf  demselben  auch  befestigt,  und  regel- 
mäßig  die  Leiche    in   ein   weißes,    leinenes   Bettuch   eingehüllt,   oft 

9)  Hein  a.  a.  O.     S.  215. 


—     171     — 

auch  eingenäht  (Kersbach,  Hetzles)  oder  wenigstens  mit  einem 
solchen  überdeckt  (Drügendorf).  Heutzutage  werden  wohl  im 
ganzen  Bezirke  die  Toten  richtig  angekleidet.  Das  Aufbinden  wurde 
nicht  überall  und  meist  nur  aus  äußeren  Gründen  zur  Anwendung 
gebracht.  Den  Strick  nahm  man  zur  Hilfe,  wenn  eine  Katze  im 
Hause  war  oder  wenn  das  Brett  etwas  schmal  erschien,  und  so  ein 
Herunterfallen  der  Leiche  zu  befürchten  war.  Auch  in  Drosendorf 
wurde  der  Tote  im  allgemeinen  nur  gelegt;  war  er  jedoch  schwer 
und  stark,  oder  hatte  er  eine  Krankheit  wie  Wassersucht  etc.  gehabt, 
so  wurde  er  angebunden.  So  sind  ferner  in  Leutenbach  die  Leichen 
korpulenter  Leute  und  solche,  welche  von  der  Medizin  aufgetrieben 
waren,  ausnahmsweise  auch  aufgebunden  worden.  In  Drügendorf 
wurden  die  Verstorbenen  mit  Bast  um  den  Leib  befestigt  und  die 
Hände  ihnen  mit  Bast  zusammen  gebunden,  der  Rosenkranz  alsdann 
um  letztere  gelegt.  In  Hetzles  wurde  die  Leiche  mit  Stricken  auf- 
gebunden und  das  weißleinene  Tuch  mit  einigen  Nadelstichen  — 
den  bei  der  Totenschau  dadurch  aufgehaltenen  Ärzten  und  Land- 
chirurgen ein  stetes  Ärgernis  —  zusammengeheftet.  Ab  und  zu 
soll  Furcht  vor  dem  Toten  der  eigentliche  Anlaß  des  Festbindens 
gewesen  sein  (Pinzberg).  In  Drosendorf  wurden  früher  den  auf 
dem  Totenbrett  Liegenden  die  Hände  gefaltet  und  mit  geweihtem 
Wachs  (vom  Wachsstock)  zugebunden.  Dieses  wurde  aber  vom 
M Totenschauer"  um  1850  herum  aus  unbekannten  Gründen  ver- 
boten. Den  Kopf  ließ  das  Bettuch  frei,  die  Arme  wurden  über  dem 
Bettuche  auf  der  Brust  gefaltet  und  auf  die  Brust  ein  Kreuzlein  gelegt 
(Kersbach).  Die  Aufbahrung  der  Leiche  ward  je  nachdem  in  die 
„Stubenkammer"  oder  in  den  Stall  verlegt  (Niedermirsberg).  Das 
Totenbrett  bleibt  in  Niedermirsberg  noch  bis  zum  Abend  des  Be- 
erdigungstages im  Sterbehause,  dann  wird  es  vom  Totengräber  gegen 
ein  kleines  Entgelt  —  Bier,  Schnaps,  Fleisch,  Brot  —  fortgetragen. 
In  Pinzberg  >wurde  es  nach  dem  Todesfall  in  einem  Winkel  des 
Hauses  noch  etwa  acht  Tage  lang  aufbewahrt,  bis  etwa  die  Seelen- 
messen gelesen  waren.  Beim  Begräbnis  selbst  kam  das  Brett  nicht 
zum  Vorschein. 

Das  Totenbrett  war  und  ist,  zunächst  betrachtet,  nichts  anderes 
als  ein  gewöhnliches,  rauhes,  ungehobeltes  Fichten-  oder  Föhren- 
(Kiefern-),  unter  Umständen  auch  wohl  ein  tännenes  Brett.  Man 
nahm  bezw.  schnitt  es  von  dem  Brettervorrat  im  Hofe  herunter, 
verwendete  auch  hier  und  dort  alte  Bretter  des  Scheunenbodens 
(Niedermirsberg),  indes  man  anderswo  gerade  neues  Material  bei 
seiner  längeren  Haltbarkeit  bevorzugte  (Hetzles  u.  a.  O. ).     Das  Holz 


—     172     — 

behielt  seine  natürliche  Farbe  und  gewöhnliche  Form,  wie  es  die 
Säge  verlassen  hatte.     Hier  gab's  keine  Rundung,  keine  Verzierung. 

Die  Länge  und  Breite  hatte  lediglich  der  Körpergröße  des 
Toten  zu  entsprechen,  eher  durfte  es  etwas  größer  und  breiter  sein  ^"i. 

Was  die  Totenbretter  als  solche  auch  draußen  im  Freien  kenn- 
zeichnet, sind  die  Namen  und  Zeichen,  die  auf  ihnen  angebracht  sind. 
Hier  herrscht  ziemliche  Mannigfaltigkeit.  Einen  Mangel  freilich  weisen 
sie  alle  auf,  der  den  Kenner  der  altbayerischen  Totenbrettersitte  be- 
fremden muß:  die  Volksdichtung  ist  in  unserer  Gegend  an  den 
ernsten  Denkmalen  durchweg  still  vorübergegangen,  für  diese  selt- 
samen Zeichen  des  Sterbens  und  Vergehens  hat  sie  bei  uns  kein 
Wort  gefunden. 

Die  also  ziemlich  dürftig  erscheinende  Inschrift  wird,  wohl 
meist  durch  den  Schreiner,  mit  dem  Messer  eingeschnitten.  Die 
Schrift   läuft   durchaus   parallel   mit  den  Längsseiten   des  Rechtecks. 

In  Drosendorf,  Niedermirsberg  und  andernorts  pflegte  man 
nur  drei  (zweii  Kreuze  einzuschneiden,   in  Drügendorf  hielt   man  es 

wurde  zuweilen 


ebenso ,      doch 
der   Name   des 


T 


Toten  beigesetzt. 


Anderswo  fand  man  wiederum  nur  die  Namen  des  Verstorbenen, 
bezw.  deren  Anfangsbuchstaben  eingeschnitten  (Ebersbach,  Kirch- 
ehrenbach, oft  auch:  Leutenbach,  Pinzberg).  In  Ebersbach  setzte 
man,  wie  ich  aus  dem  Munde  eines  Alten  hörte,  zuweilen  zu  dem 
bloßen  Namen  noch  ein  frommes  „Herr,  gieb  ihm  die  ewige  Ruh!" 
Bei  Pinzberg  sah  man  noch  Bretter  mit  drei  Kreuzen,  dem  Vor- 
und  Zunamen,   dem   Datum   der  Geburt   und  des   Todes.     In   Pox- 

dorf  und  Pretz-     1            ,     ,    .,..„      .   ^     '  1    feld  fehlt  nicht 

,•,,,-,,        I           i"    I-  Muller  1881    v  !        u\  ^     -r  a 

leicht  die  Jahr-    I  * *  I    zahl  des  Todes. 

( Pretzfeld.) 

Ein  Niedermirsberger  Brett ^')  hat  etwa  dieses  Aussehen: 


Joh.  ttt  Götz  3.  M.  06. 


Das  J.  H.  S.  (In  hoc  signo  oder  Jesus  hominum  salvator  oder 
auch  einfach  Jesus  =  griech.  I  H  S)  wird  als  Jesus  Heiland  Selig- 
macher gedeutet. 


10)  Als  ungefähre  Maße  werden  angegeben:  für  die  Länge  180  —  200  cm; 
ca.  2  m;  6  Schuhe;  —  für  die  Breite  30— 40  cm;  40  cm;   11/2  Schuh;  12-14  Zoll. 

1')  Mein  Niedermirsberger  Gewährsmann  berichtet,  daß  die  Inschriften 
„öfters  eingeschnitten"  sind.  Mir  selbst  sind  mit  Farbe  aufgetragene  Totenbretter- 
inschriften nirgends  vorgekommen. 


—     173     — 

Aus  Leutenbach  wird  mir  dieses  Aufschriftenschema  mitgeteilt: 
Vor-  und  Zuname  ausgeschrieben,  meistens  nur  die  Anfangsbuch- 
staben der  beiden  Namen.  Dann  Tag  und  Jahr  des  Todes.  Drei 
Kreuze  und  der  Name  (hier  kein  Datum!),  z.  B.  Johann  Müller  von 
Langensendelbach  ftt-     Aus  Kersbach: 


—  -  Johann   -  -   Schneider  -| 
7.  April  1Q06. 


Nach  der  Beerdigung  wurde  das  Brett  von  den  Hinter- 
bliebenen an  öffentlichen,  vielbegangenen  Wegen  i  Wiesenwegen, 
Gehsteigen I  niedergelegt,  wo  es  liegen  blieb,  bis  es  morsch 
wurde  und  verfaulte.  Der  Kirchenweg  vom  eingepfarrten  zum 
Pfarr-Orte  war  aus  naheliegenden  Gründen  besonders  bevorzugt. 
Sehr  häufig  nun  dienten  und  dienen  die  Totenbretter,  so  gelegt,  daß  die 
Kreuze  (etc.)  nach  oben  schauen,  als  Stege  über  Feldraine,  kleine 
Bäche,  Gräben  und  sumpfige  Wiesenstellen  **),  die  jene  Fußpfade 
berührten,  oder  sie  lagen  sonst  nahebei  in  der  Wegrichtung.  Viel- 
fach erscheinen  diese  Totenstege  mittels  zweier  Holzpflöcke  in  dem 
Erdboden  befestigt.  Als  Bachübergänge  haben  sie  heutigen  Tags 
großenteils  schon  steinernen  Brücken  Platz  machen  müssen.  Von 
Drügendorf  aus  wurde  |,das  Brett,  nach  dem  Gebrauch,  auf  dem 
Kirchenweg  zwischen  genanntem  Pfarrort  und  der  Filialkirche  Tiefen- 
stürmig  als  Brückchen  über  Gräben  gelegt,  hier  nicht  aufgenagelt. 
In  den  Gemarkungen  von  Niedermirsberg  und  Neuses  mit  Poxstall 
liegen  die  Totenbretter  an  ganz  bestimmten  —  immer  an  denselben 
—  Plätzen:  Neuseser  Schulholz,  im  Oberschwäger-  und  Unter- 
schwäger Gäßlein  zu  Niedermirsberg.  In  Poxdorf  wählt  man  Über- 
gänge bei  Gräben,  über  die  besonders  die  Angehörigen  des  Ver- 
storbenen häufig  zu  gehen  haben.  Nahe  bei  dem  obengenannten 
Dorfe  lagen  noch  in  den  60er  Jahren  des  IQ.  Jahrhunderts  oft  4  —  5 
Bretter  als  Stege  auf-  und  nebeneinander.  Naturgemäß  war  die 
Dauer  dieser  Gedenkbretter  bei  solchem  Gebrauch  kurz  genug. 

Wen  sein  Weg  über  ein  Totenbrett  führte,  der  betete  für  den  Toten 
ein  „Herr  gib  ihm  die  ewige  Ruh!"  Andere  wieder  und  vor- 
nehmlich die  Verwandten  des  Verschiedenen  beteten  ein  „Vater 
unser"  (Pfarrei  Leutenbach).    In  Langensendelbach,  heißt  es,  beteten 

'^'  Totenbretter  auf  suinpfigem  Terrain  und  über  Gräben :  vgl.  Hein  a.  a. 
O.  214  'btr.  unsere  Nachbargegend  bei  Auerbach  und  Erbendorfi,  219  (Mittel- 
Pinzgauj,  222  (Riesen-  ,  223  (Erzgebirgi   etc.  etc.,  und  Stolz  a.  a.  O.  117. 


-     174     — 

die  Leute  beim  Hinüberschreiten  für  die  Seelenruhe  des  Toten  ein 
Vaterunser  mit  dem  Schlüsse:  »Herr  gib  ihm  die  ewige  Ruhe". 
Anderwärts  wird  bald  dieses,  bald  jenes  Gebet  gebraucht. 

Das  Brett  am  vielbegangenen  Wege  sollte  die  Vorübergehenden 
erinnern  an  die  christliche  Liebespflicht,  für  die  Seelenruhe  ^^)  der  jüngst 
Verstorbenen  zu  beten,  darum  der  Name  des  Toten  auf  dem  Brett. 
Der  Zweck  ist  ausschließlich  ein  frommes  »Gedenk",  Sinn  und 
Ziel  des  Gebets  der,  Gott  wolle  dem  Verstorbenen  ein  barmherziger 
Richter  sein.  Über  besondere  und  absonderliche  religiöse  Vorstel- 
lungen, die  sich  etwa  noch  an  das  Totenbrett  knüpften,  konnte  ich 
nichts  in  Erfahrung  bringen. 

Mit  besonderem  Eifer  bin  ich  auf  die  Entdeckung  von  bezüg- 
lichen abergläubischen  Meinungen  ausgegangen.  Indes 
konnte  ich  nur  eine  einzige  Vorstellung  gewinnen,  die  die  alte  Frau, 
von  der  ich  diese  Kunde  erhielt,  selbst  nachdrücklich  als  Aberglaube 
von  sich  wies:  Totenbretter  dürften  ja  ni  cht  verbrannt 
werden  (Niedermirsberg)^'*). 

Während  man  in  manchen  Gegenden  das  Betreten  der  ein- 
geschnitzten Kreuzchen  ängstlich  vermeidet  ^^)  und  an  einigen  Orten 
der  Oberpfalz  den  Glauben  hegt,  daß  das  Betreten  des  Bretts  Fuß- 
schmerzen nach  sich  ziehe,  habe  ich  ähnliche  Vorstellungen  im  Forch- 
heimer  Bezirke  nirgends  gefunden.  Höchstens,  daß  man  bei  Nacht 
diese  Stege  nach  Möglichkeit  meidet  (Niedermirsberg). 

Im  Gebrauch  der  Totenbretter  macht  sich  ein  Unterschied 
zwischen  Arm  und  Reich  nicht  geltend.  Das  Brett  des  Wohl- 
habenden war  nicht  besser  und  nicht  schöner  gestaltet  und  gerichtet, 
als  das  des  Ärmsten.  Doch  schenkte  für  den  Armen  der  besser 
situierte  Nachbar  das  Brett  (Langensendelbach).  Die  Totenbrettsitte 
von  Kunreut  ist,  wie  gleich  eingangs  festgestellt  wurde,  nicht  die 
der  altbambergischen  und  katholischen  Dörfer.  Hier  in  Kunreut 
wird  bei  Armen  selten  ein  eigenes  Totenbrett  gefertigt,  sondern  sonst 
ein  Brett  gewählt  und  wieder  verwendet. 

Über  unmittelbare  Gründe  des  Erlöschens  der  Sitte  ver- 
lautet nichts  bestimmtes.  Nur  in  Drügendorf  behauptet  die  Über- 
lieferung, daß  der  Brauch  auf  landrichterliche  Verfügung  (ungefähr 
gegen  Ende  der  50er  Jahre  des  IQ.  Jahrhunderts)  abgeschafft  worden 
sei.     »in   unserer  Gegend",   klagt   ein    Pfarrer  des   Dekanats   Neun- 

")  „Man  hat  ihm  die  Ruh  gewünscht"  war  die  Ausdrucl<sweise  des  Dorf- 
ältesten von  Ebersbach. 

")   Vgl.  Hein  S.  225. 

16)  Vgl.  Stolz  S.  HS  und  Hein  S.  215,  223,  225. 


—     175     — 

kirchen  a.  Br.,  »nivelliert  die  Neuzeit  alles.  Die  alte  schöne  Wenden(?)- 
Tracht  stirbt  rasch  aus,  es  verschwinden  die  Gebräuche  bei  Hoch- 
zeiten, Taufen  etc.  Auch  der  Aberglaube  mit  seinen  hundertfältigen 
absonderlichen  Gebräuchen  und  Unsitten  ist  seit  kurzem  ausgestorben. 
Es  wird  nicht  mehr  lange  dauern,  und  auch  für  das  Landvolk  gibt 
es  dann  nur  einen  Maßstab :  Geldgewinn  und  Profit.  Der  Materialis- 
mus macht  reißende  Fortschritte  und  ist  der  Totengräber  des  Alten, 
Jahrhunderte  lang  treu  Gepflegten". 

An  das  Totenbrett  erinnert  eine  im  fraglichen  Gebiete  weit- 
verbreitete Redensart,  die  auch  da  noch  in  Umlauf  ist,  wo  die 
Sitte  fast  verschollen  ist  und  selbst  da,  wo  keine  Überlieferung  zu 
uns  herüberreicht.  »Der  liegt  schon  auf  dem  Brett"  oder  „er 
kommt  bald  aufs  Brett"  heißt  es  von  einem  Schwerkranken,  der 
der  Auflösung  entgegensieht.  Nur  an  einzelnen  Orten  der 
Forchheimer  Gegend  (wie  Ebersbach,  Hetzles)  ist  sie  nicht  oder 
weniger  bekannt.  Aus  Drosendorf  schreibt  man  mir  z.  B. :  »Der 
Ausdruck  »Der  liegt  schon  auf  dem  Brett"  ist  noch  manchmal  zu 
hören  und  war  früher  jedenfalls  gang  und  gäbe".  Er  ist  selbst  in 
der  Stadt,  wie  in  Nürnberg,  noch  nicht  ganz  verschwunden  ^^j. 
»Auf  dem  Brett  ligen  =  eine  Leiche  sein"  verzeichnet  Schmeller  in 
seinem  Bayer.  Wb.  I,  372,  womit  Grimms  Wb.  II,  375  zu  vergleichen. 
Eine  ähnliche  niederösterreichische  Redensart:  »Auf  dem  Laden 
liegen"  weiß  Fr.  Stolz^')  aus  der  belletristischen  Literatur  zu  belegen. 

Über  die  Frage,  von  woher  und  wie  die  Sitte  in  die  Forch- 
heimer Gegend  gekommen  ist,  ob  aus  der  Oberpfalz  oder  aus  dem 
nordöstlichen  Oberfranken  oder  auf  anderem  Wege,  darüber  lassen 
sich  natürlich  Vermutungen  viel  leichter  anstellen  als  bestimmte 
Unterlagen  für  solche  Folgerungen  gewinnen.  Seidl  nimmt  an, 
daß  die  Sitte  der  Totenbretter  »jedenfalls"  aus  der  Oberpfalz  herüber- 
gekommen sei.  Nachzuprüfen  und  zu  erforschen  ist  vor  allem,  wie 
weit  der  Brauch  im  übrigen  Oberfranken  lebendig  ist  und  war. 
Die  Slavomanie  unserer  Tage  ist  natürlich  mit  ihrer  Bezeichnung 
»Wendisch",  mit  dem  sie  jeden  vom  herkömmlichen  Typus  ab- 
weichenden Gegenstand  und  Brauch  zu  taufen  geneigt  ist,  gar  rasch 
zur  Stelle. 

Nun  macht  mich  Herr  Lehrer  Neubig  in  Niedermirsberg 
darauf    aufmerksam,    wie    so     manche    Anzeichen     auf    eine    Ein- 

")  Freundliche  Mitteilung  des  Herrn  Veit  Schultheiß  in  Nürnberg. 
i7j  a.  a.  O.  IIQ. 


—     176     — 

Wanderung  der  Bevölkerung  des  Mirsberger  Tales  aus  dem  Süden 
sprächen'^). 

Vielleicht  ist  der  Schluß  nicht  allzugewagt,  daß  auch  die  Land- 
striche im  Osten  Forchheims  und  seines  alten  Königshofes  wie  die 
praedia  ad  curtem  Uraha  (Herzogenaurach)  pertinentia  der  kaiserl. 
Urkunde  vom  13.  November  102P^)  „Bawaricis  legibus  subdita"^**) 
waren  und  etwa  unter  Kaiser  Heinrich  11.,  dem  Stifter  des  Bistums 
Bamberg,  bayerische  Kolonisten  aufgenommen  haben?  Und  erinnert 
nicht  zufällig  auch  ein  in  Oößweinstein  angeblich  erhalten  gebliebener 
Hochzeitsbrauch,  demgemäß  nach  der  priesterlichen  Einsegnung  der 
Zeuge  der  Braut  an  den  Bräutigam  rückwärts  herantritt  und  ihn 
ordentlich  am  Ohrläppchen  zupft  (Frank.  Kurier,  No.  462,  9.  Sept. 
1904),  an  die  testes  per  auri  tracti  des  bayerischen  Rechtes? 

Fürs  erste  besteht  keine  Not,  den  autochthonen  Ursprung  der 
Totenbrettersitte  im  Juravorland  und  weiterhinaus  abzuweisen  und 
abzuleugnen.  Scheint  doch  dieser  Brauch  nichts  anderes  zu  sein 
als  eine  Erinnerung  an  die  mittelalterliche  Art  der  Totenbestattung 


^"l  „Hier  sprechen  nämlich  einige  Familien,  deren  Vorfahren  schon  175Ü  in 
Büchern  der  Pfarrei  genannt  werden,  im  Gegensätze  zu  den  übrigen  Bewohnern, 
das  g  am  Ende  der  Wörter  „Pflug",  „Krug"  wie  k  —  also  Pfluk,  Kruk.  In  ganz 
Oberfranken  findet  sich  eine  derartige  Aussprache  des  g  nicht  mehr.  Einige  alte 
Leute  sprechen  auch  noch:  halafa  d.  i.  Elf  Uhr. 

„Überhaupt  gab  es  früher  hier  Bewohner,  deren  Vor-  und  Zunamen  nach 
meiner  (Unmaßgeblichen)  Ansicht  auf  Südbayern  zeigen:  Herdegen,  Puffer,  Knittel, 
Qessel  etc.,  Walburg,  Crescenz,  Ulrich.  Diese  Vor-  und  Zunamen  kommen  hier 
seit  zirka  100  Jahren  nicht  mehr  vor." 

Herr  Neubig  erinnert  weiter  an  ein  paar  abgegangene  Höfe  in  der  Nähe 
von  Niedermirsberg,  deren  Bezeichnung  sich  in  Flurnamen  erhalten  hat,  und  be- 
merkt noch:  „SchlielMich  habe  ich  noch  einige  alte  Kalender  iJ750),  die  in  Süd- 
bayern, Augsburg  erschienen  sind  und  aus  dem  eingegangenen  Schweizerhofe 
stammen.  Alles  das  könnte  die  Vermutung  über  die  südbayerische  Herkunft  der 
hiesigen  Bewohner  bekräftigen  .  .  .  ." 

Wie  weit  es  angängig  ist,  bestimmte  Familiennamen  (ich  erinnere  an  den 
verbreiteten  Namen  „Baier"  in  Hetzlesi  für  diese  Fragen  zu  Zeugen  anzurufen, 
soll  hier  weiter  nicht  untersucht  werden.  Im  übrigen  bleibt  es  meine  Überzeugung, 
daß  der  Nachweis  der  ursprünglichen  Heimat  und  des  frühesten  Auftretens  der  am 
Ort  vertretenen  bäuerlichen  Geschlechter  an  der  Hand  der  in  den  Pfarrmatrikeln 
erscheinenden  Familiennamen  bedeutsame  und  greifbare  Ergebnisse  für  die  ge- 
wöhnlich sehr  unterschätzte  Bevölkerungsbewegung  der  letzten  Jahrhunderte  und 
die  heutige  Bevölkerungszusammensetzung  liefern  dürfte.  Damit  wären  möglicher- 
weise auch  gleichzeitig  bestimmte  Anhaltspunkte  über  Zeit  und  Art  der  Ver- 
pflanzung derartiger  Bräuche  zu  gewinnen. 

19)  M.  G.  Dipl.  III,  581  (Nr.  458). 

'*>)  Schröder,  Lehrb.  d.  Deutschen  Rechtsgeschichte  1902  S.  86  Anm.  11. 


—     177     — 

ohne  Sarg*').  Die  Toten  wurden  in  ein  Tuch  eingenäht,  auf  ein 
Brett  befestigt ^und  so  der  Erde  übergeben.  Das  Brett  sollte  dem 
entseelten  Körper  als  Unterlage  dienen  und  beim  Hinablassen  ins 
Orab  der  Leiche  den  nötigen  Halt  verleihen.  Unwillkürlich  wird 
man  daran  erinnert,  daß  auch  die  Leichen  der  auf  hoher  See  Ver- 
storbenen an  ein  Brett  gebunden  der  Flut  übergeben  werden.  Bei  uns 
reicht  die  Überlieferung  nicht  aus  zur  Beantwortung  der  interessanten 
Frage,  ob  der  bajuwarische,  offenbar  uralte  Brauch  bestand,  die 
Leiche  mit  einer  Balken-  oder  Bretterdecke  (dem  Totenbrett?)  zu 
überdecken*^).  Es  muß  dem  Prähistoriker  überlassen  bleiben,  dem 
Vorhandensein  einer  entsprechenden  Brettermoderschicht  bei  Öffnung 
von  Reihengräbern  die  rechte  Beachtung  zu  schenken*^). 

Je  genauer  wir  uns  in  der  oberfränkischen  Landschaft  umsehen, 
je  weiter  werden  wir  die  Grenzen  des  Totenbrettergebiets 
hinausgeschoben  sehen.  Nach  einer  Mitteilung  aus  Langensendelbach 
ist  die  Sitte  „auch  auf  dem  Juragebiet  bei  Hollfeld"  zu  Hause. 
Von  Totenbrettern  im  Mistelgau  berichtet  die  Bavaria  (III,  1,  365): 
Der  Tote  wird  gewaschen  und  angezogen,  worauf  er  dann  aufs  Brett 
kommt  und  in  ein  eigenes  Kämmerle  gelegt  wird.  Im  Mistelgau  ist 
in  jedem  Hause  solch  ein  Totenbrett  vorrätig.  Es  hat  seine  Verwendung 
beim  Ahn  und  Urahn  gefunden,  und  erbt  sich  zu  gleichem  Gebrauch 
auf  seine  Nachkommen  fort.  Nach  eigener  Umfrage  liegt  in  ge- 
wissen Dörfern  zwischen  Waischenfeld  und  Bayreuth  noch  heute 
vielfach  der  Tote  auf  dem  Brett,  nur  daß  hier,  wie  wir  es  oben 
schon  von  Kalchreuth  gehört  haben,  eines  für  Alle  in  Bereitschaft 
steht,  das  meist  im  Bahrhäuslein,  vielfach  auch  durch  die  Leichen- 
frau aufbewahrt  wird.  Die  Leiche  wird  dergestalt  bis  zum  Einsargen 
in  einer  Kammer  oder  im  Keller  aufgebahrt.  Die  Sitte  kommt  indes 
dort  mehr  und  mehr  ab,  schon  jetzt  wird  lange  nicht  in  allen  Familien 
bei  Sterbefällen  von  dem  Brett  Gebrauch  gemacht.  _ 

Auch  aus  dem  Ahorntale  (Pfarrei  Volsbach,  Bez.-A.  Pegnitz), 
ist  mir  die  Sitte  bezeugt  worden,  wo  sie  heute  noch  sich  erhalten  hat. 
Hier  bleiben  aber  die  Bretter  an  den  Häusern  und  Scheunen  liegen, 
bis  sie  endlich  verfaulen. 

Mit  Volsbach  sind  wir  den  bekannten  oberpfälzischen  Toten- 
brettplätzen  bei  Auerbach  und  Erbendorf**)  schon  sehr  nahe  gekommen. 

Besonders  bemerkenswert  ist  auch  das  Vorkommen  im  Franken- 
wald, für  den  es  mir  durch  Pfarrer  Reinlein  und  Lehrer  Forster  in 


")  Stolz  S.  118.  Vgl.  S.  115  f.  ^^)  Zum  »lignum  insuper  positum"  der 
Leges  Bajuvariorum  Tit.  XIX,  c.  8  [Mon.  Germ.  XV  (Leges  III),  S.  329]  vgl.  Stolz 
S.  114  ff.    2^)  Beispiele  von  Gauting  führt  Stolz  S.  115  an.    ^*)  Hein  S.  214. 

12 


—     178     — 

Kersbach  und  Pfarrer  Schirmer  in  Leutenbach  bestätigt  wurde.  Für 
das  Bezirksamt  Teuschnitz  bin  ich  namenthch  auf  das  Kirchdorf 
Welitsch  bei  Rothenkirchen  und  das  Pfarrdorf  Tschirn  bei  Nord- 
halben verwiesen  worden.  In  und  bei  Welitsch  sind  die  Toten- 
bretter durchwegs  noch  in  Gebrauch. 

Soweit  die  Oberpfalz  (der  alte  Nordgau)  nordwärts  gegen  das 
Zentrum  des  Fichtelgebirges  sich  ausdehnt,  soweit  läßt  sich 
noch  heutiges  oder  einstiges  Vorkommen  der  Totenbretter  erweisen. 
Ihr  Auftreten  im  Waldsassener  Bezirke  (Waldershof  etc.)  ist  weiterhin 
bekannt,  weniger  die  Tatsache,  daß  sie  einst  auch  das  Tal  der  Fichtel- 
naab  bis  fast  an  den  Fuß  des  Ochsenkopfes  beherrscht  haben.  In 
Mehlmeisel  (Pfarrei  Ebnath)  ist  das  letzte  inzwischen  verschwundene 
Totenbrett  1863  gelegt  worden.  In  der  Nähe  hat  sich  der  Brauch 
namentlich  in  der  Pfarrei  Kulmain  erhalten  und  an  dem  wenigstens 
früheren  Vorkommen  in  Kirchenpingarten  (A.-G.  Weidenberg,  Bez.-A. 
Bayreuth)  haben  wir  ein  Beispiel,  daß  auch  in  diesen  Gegenden  die 
oberpfälzisch-oberfränkischen  Grenze  überschritten  wurde*^).  Zuletzt 
sei  kurz  festgestellt,  daß  Kenner  des  Steigerwaldes  in  diesem  noch 
keine  Spur  unserer  Sitte  haben  auffinden  können. 

Soweit  die  Ergebnisse  der  in  verschiedenen  Gegenden  unseres 

Frankenlandes    gepflogenen  Studien    über   einen    der   eigenartigsten 

Gebräuche,  die  sich  bis  in  unsere  Tage  gerettet  haben.     Ein  weiteres 

Suchen  und  Forschen  wird,  wenn  nicht  alles  trügt,  ein  ansehnliches 

geographisches    Verbreitungsgebiet    des    Totenbretts     jenseits    der 

bayerischen  Stammesgrenzen  erkennen  lassen. 

25)  Indes  ist  die  Zuweisung  von  Kirchenpingarten  zu  Oberfranken  an  sich 
bedeutungslos,  indem  dieses  Dorf  wie  Mehlmeisel  ursprünglich  unter  der  gleichen 
(Leuchtenbergischen)  Herrschaft  Waldeck  gestanden  hat. 


Machtrag. 

Anscheinend  hält  man  in  Gaiganz  noch  heutigentags  an  der  Sitte  fest. 
Wenigstens  konnte  mir  Prof.  Ch.  Beck  noch  ein  Totenbrett  am  Kirchenwege 
zwischen  Pinzberg  und  Gaiganz  nachweisen,  das,  ausgezeichnet  erhalten,  die  Jahr- 
zahl 1901  oder  gar  1903  trug. 

Weiter  ist  es  mir  neuerdings  möglich  geworden,  auch  für  den  Aischgrund 
ein  Zeugnis  der  früheren  Anwendung  des  Totenbretts  zu  erhalten,  und  zwar  für 
das  Dorf  Uttstadt  (polit.  Gemeinde  Aisch,  K.  Pfarrei  Gremsdorf,  Bez.-A.  Höch- 
stadt  a.  d.  A.).  Der  Brauch  hat  sich  hier  etwa  bis  1865  erhalten.  Das  Totenbrett 
war  auch  hier  ein  einfaches  rohes  Brett,  wie  es  von  der  Säge  fiel.  Eingeschnitten 
waren  lediglich  drei  Kreuze.  Es  wurde  gewöhnlich  über  einen  Graben  gelegt, 
m  nächster  Nähe  eines  beliebigen  gangbaren  Weges.  Man  betete  für  den  Ver- 
storbenen herkömmlicherweise  ein  Vaterunser  mit  dem  Zusätze  ^^Herr,  gib  der  armen 
Seele  die  ewige  Ruhe^.  Erhalten  hat  sich  die  Redensart:  ''Der  liegt  schon  lange 
auf  dem  Brett«,  mit  der  man  der  Frage  nach  einem  längst  Verstorbenen  begegnet. 


Übersicht  der  Klimakunde  Mürnbergs. 

Von  Professor  Kaspar  Rudel,  Konrektor  der  K.  Industrieschule,  Vorstand  der 

Wetterwarte  Nürnberg. 

Entstehung  und  Bestand  der  Wetterwarte  Nürnberg. 

om  August  1878  bis  zum  September  1897  war  die  einzige 
Beobachtungsstelle  im  städtischen  Krankenhause  am  süd- 
lichen   Stadtgraben    untergebracht   und    mit   nur    einem 

^^^^11  Beobachter  besetzt.  Wegen  Auflassung  dieses  Kranken- 
hauses mußte  die  Beobachtungsstelle  anderwärts  untergebracht  werden. 
Bei  diesem  Anlaß  wurden  zwei  Beobachtungsstellen  geschaffen,  die 
eine  für  die  Wetterverhältnisse  im  Bereiche  der  inneren  Stadt,  die 
andere  für  jene  des  Freilandes  in  der  näheren  Umgebung  der  Stadt 
Es  gelang,  für  erstere  eine  recht  geeignete  Unterkunft  in  nächster  Nähe 
der  früheren  Beobachtungsstelle  unter  gleichen  äußeren  Umständen 
zu  finden  und  zwar  in  der  städtischen  Hauptfeuerwache  am  Korn- 
markt. Diese  Beobachtungsstelle  wird  von  der  Stadtverwaltung  aus- 
gerüstet und  unterhalten;  ihr  Betrieb  ist  derjenige  einer  meteoro- 
logischen Station  erster  Ordnung  im  Sinne  der  Einteilung,  wie  sie 
von  der  Zentralstation  in  München  aufgestellt  ist.  Die  Freilandstation 
ist  eine  staatliche  Beobachtungsstelle;  sie  wird  auf  Rechnung  der 
meteorologischen  Zentralstation  in  München  als  Station  zweiter 
Ordnung  geführt. 

Die  Beobachtungsstelle  Hauptfeuerwache  in  der  Nähe  des  Süd- 
randes der  inneren  Stadt  hat  als  Polhöhe  49*^27',  als  östliche  Länge 
von  Green  wich  IP  4^2',  als  Seehöhe  für  den  unteren  Spiegel  des 
Quecksilberbarometers  310,6  m.  Sie  ist  ausgerüstet  neben  den  üblichen 
Instrumenten  einer  Station  zweiter  Ordnung  (Quecksilber-Barometer, 


—     180     — 

trockenes  und  feuchtes  Quecksilber- Thermometer,  Maximal-  und 
Minimal-Thermometer,  Haarhygrometer,  Regenmesser,  Schneepegel) 
mit  einem  Aßmannschen  Aspirationspsychrometer  von  R.  Fueß,  einer 
Wildschen  Windfahne  und  Windstärketafel,  einem  Schalenkreuzanemo- 
meter  von  R.  Schnitze  in  Dorpat  seit  Juni  18Q8  (19'^  m  über  Straßen- 
pflaster), einem  Hellmannschen  Regenmesser  von  R.  Fueß  mit 
Schreibvorrichtung  zum  Aufzeichnen  jedes  Einzelregens  nach  Zeit 
und  Menge  seit  April  1899,  einem  Sonnenschein-Autographen  nach 
Campbell-Stokes  seit  September  1901.  Vier  Beobachter  verzeichnen 
die  Ablesungen  und  sonstigen  Wahrnehmungen  im  Wechsel. 

In  der  Nebenfeuerwache  West  ist  seit  April  1903  ein  Blitzmelder 
in  Tätigkeit.  Die  von  jeder  Blitzentladung  ausgehende  Welle  wird 
von  isolierten  Zuleitungsdrähten  aufgenommen,  dem  Fritter  zugeführt 
und  durch  eine  Strichmarke  auf  einer  mit  Papier  überzogenen  um- 
laufenden Walze  festgelegt  mit  einer  Genauigkeit  von  0,1  Minuten. 
Ferner  ist  in  der  Feuerwache  West  ein  photographisch  registrierender 
Sonnenscheinautograph  nach  Esmarch  seit  heuer  in  Tätigkeit. 

Die  Freilandstation  war  von  September  1897  bis  April  1901 
im  neuen  allgemeinen  städtischen  Krankenhause  am  Nordwestrande 
des  Burgfriedens  untergebracht.  Seitdem  geschehen  die  Beobachtungen 
des  Wetters  der  freien  Umgebung  Nürnbergs  im  städtischen  Waisen- 
hause. Die  geographischen  Koordinaten  ersterer  Stelle  sind:  Pol- 
höhe 49^  27^/4',  Länge  11 "  SVa',  Seehöhe  314,9  m;  jene  der  letzteren: 
Polhöhe  49"  21\^',  Länge  11«  3  7*',  Seehöhe  309,1  m.  Die  Aus- 
rüstung ist  die  oben  für  eine  Station  zweiter  Ordnung  angegebene; 
versehen  wird  die  Stelle  von  zwei  Beobachtern  im  Wechsel. 

Seit  September  1897  dient  als  weiterer  Beobachtungsort  der 
Vestnerturm,  der  höchste  bewohnte  Punkt  der  Stadt,  mit  den  Koor- 
dinaten: Polhöhe  49*'  27 V2',  Länge  11«  4V2';  Seehöhe  rund  380  m. 
Die  drei  Hochwächter  für  Feuergefahr  verzeichnen  dorten  nebenbei 
durch  Tag  und  Nacht  im  Wechsel  von  je  12  Stunden  Ergebnisse 
allgemeiner  Beobachtungen,  wie  allstündlich  Windrichtung  und  Wind- 
stärke, Himmelsbedeckung,  weiterhin  Luftdurchsichtigkeit,  Sonnen- 
schein,  Niederschläge,    Gewitter,    Nebel    und   dergl.   Erscheinungen. 

Die  Beobachtung  von  Stärke  und  Richtung  des  Windes  ist  seit 
1900  durch  Manometer  erleichtert  und  gesichert.  Von  den  acht 
Seitenwänden  des  Turmes,  als  den  Hauptrichtungen,  führen  Zuleitungs- 
röhren zu  acht  Manometern  im  Innern  sowie  zu  einem  Sammelkasten 
mit  schrägliegendem  Manometerrohr  behufs  genaueren  Ablesens  des 
Winddrucks.  Zeit  und  Stärke  der  Windstöße  (Böen)  sind  auf  diese 
Weise  bequem  und  sicher  festzustellen,  die  Schätzung  der  Windstärke 


—     181     — 

ist  von  der  persönlichen  Auffassung  äußerlicher  Wirkung  des  Windes 
auf  Bäume  u.  dgl.  losgelöst,  was  sich  besonders  wertvoll  für  die 
Beobachtungen  im  Winter  und  bei  Nacht  erweist. 

Registrierinstrumente  für  Luftwärme,  Luftfeuchte  und  Luftdruck 
—  letzteres  mit  besonders  großer  Teilung  (eine  Zeitstunde  7  mm, 
ein  Millimeter  Quecksilberhöhe  2,5  mm)  —  befinden  sich  in  der 
Wohnung  des  Vorstandes  der  Wetterwarte;  außerdem  sind  in  den 
vier  Wetterhäuschen  der  Stadt  unter  allerdings  wenig  günstigen  äußeren 
Umständen  je  zwei  solcher  Instrumente  für  Luftwärme  und  Luft- 
druck aufgestellt. 

In  fernerer  Umgebung  der  Stadt  finden  sich  noch  drei  Be- 
obachtungsstellen lediglich  für  Regenmengen,  Schneehöhen  und  allge- 
meine Wetterverhältnisse.  Die  eine  derselben  ist  seit  Juli  1901  in 
der  Königlichen  Kreis-Landwirtschaftsschule  zu  Lichtenhof  am  Süd- 
rande des  äußeren  Stadtgebietes  untergebracht.  Ihre  Koordinaten 
sind:  Polhöhe  49"  26^4',  Länge  IP  S'/s',  Seehöhe  320  m.  Die 
beiden  anderen  sind  im  Januar  1898  bei  den  städtischen  Wasserwerken 
Krämersweiherund  Ursprung  im  Reichswalde  am  Röthenbach  zwischen 
Lauf  und  Altdorf  errichtet  worden,  etwa  15  km  in  östlicher  Richtung 
von  der  Stadt  entfernt,  am  Westfuße  des  fränkischen  Jurazuges 
gelegen.  Die  Koordinaten  der  Stelle  Krämersweiher  sind:  Polhöhe 
49"  26^2',  Länge  IP  17',  Seehöhe  350  m,  jene  vom  Ursprung: 
Polhöhe  49"  25^/4',  Länge  11"  19',  Seehöhe  376  m. 

Zur  Ergänzung  der  hiesigen  Beobachtungen  hinsichtlich  Zeit 
und  Menge  von  Regenanfällen  dienen  die  Aufzeichnungen  des  von 
der  Nachbarstadt  Fürth  im  April  1903  aufgestellten  Regen- Registrier- 
apparates Hellmann -Fueß  gleicher  Einrichtung  wie  der  auf  der 
Vorseite  erwähnte.  Die  Entfernung  der  Standorte  beider  Regenmesser 
ist  annähernd  7  km,  der  Fürther  Standort  ist  westnordwestlich  vom 
Nürnberger  gelegen. 

Das  hydrotechnische  Bureau  im  Königlich  bayerischen  Ministerium 
des  Innern  hat  an  der  Pegnitz  oberhalb  der  Museumsbrücke  einen 
registrierenden  Pegel  zu  fortlaufender  Aufzeichnung  des  Wasserstandes 
nach  Zeit  und  Höhe  angebracht. 

Die  Wasserwärme  der  Pegnitz  wird  täglich  zweimal,  um  7  Uhr 
früh  und  2  Uhr  nachmittags  gemessen. 

Die  von  den  sämtlichen  Beobachtungsstellen  einlaufenden 
Zahlenergebnisse  und  sonstigen  Meldungen  werden  vom  Vorstande 
gesammelt,  durch  Vergleiche  geprüft  und  berichtigt,  hierauf  zu 
Monats-  und  Jahresberichten  verarbeitet  und  in  dieser  Form  ver- 
öffentlicht. 


—     182     — 

Als  Ergänzung  der  Wetterbeobachtung  dienen  die  Beobachtungen 
der  Erscheinungen  im  Leben  der  Pflanzenwelt,  seit  25  Jahren  durch- 
geführt von  Herrn  Apotheker  Fr.  Schultheiß  dahier.  Er  hat  sich 
in  dankenswerter  Weise  der  Arbeit  unterzogen,  das  Gesamtergebnis 
seiner  pflanzenphänologischen  Erhebungen  zu  gewinnen;  es  folgt 
hier  im  Anhang. 


Zahlentafeln 


Terminkalender. 


1.  Januar 

1901: 

Spätester  Eintrittstag 

2       „ 

1884: 

Frühester 

« 

12.       « 

Mittlerer 

7) 

19.           r, 

1898: 

1 

19.       V 

1893: 

n 

20.          r' 

Mittlerer 

■n 

21.       « 

Mittlerer 

n 

11.  Februar 

Mittlerer 

n 

15. 

Mittlerer 

fl 

22. 

Mittlerer 

T» 

5.  März 

Mittlerer 

» 

6.          n 

1899: 

Spätester 

n 

16.       « 

1894: 

Frühester 

n 

22.       « 

1883: 

Spätester 

" 

24.       ^ 

1883: 

Spätester 

y) 

2.  April 

1894: 

Frühester 

■n 

14.       V 

1895: 

Frühester 

n 

18.       n 

Mittlerer 

n 

22.       « 

:  Mittlerer 

fl 

27.       " 

:  Mittlerer 

■n 

1.  Mai 

1891  ; 

;  Frühester 

•n 

13.      y> 

;  Mittlerer 

n 

18.     '. 

:  Mittlerer 

« 

18.     V 

1895 

:  Spätester 

" 

19.     V 

1888 

:  Frühester 

- 

22.     V 

1883 

:  Spätester 

» 

2.  Juni 

:  Mittlerer 

^ 

4.      V 

1881 

:  Spätester 

n 

4.       y, 

1888 

:  Frühester 

■n 

5.      « 

:  Mittlerer 

V 

18.      " 

1882 

:  Spätester 

V 

21.      ^ 

:  Mittlerer 

•n 

22.        n 

:  Mittlerer 

n 

für  den  ersten  Eistag. 

1  den  letzten  Eistag. 

"  das  tiefste  Tagesmittel, 

fl  das  tiefste  Tagesmittel  überhaupt, 

fl  die  geringste  Luftwärme  überhaupt. 

n  den  Luftwärme-Jahrestiefstwert. 

«  den  Luftwärme-Wintertiefstwert. 

T)  das  erstmalige  Tagesmittel   über  0*^. 

1  den  letzten  Wintertag. 

V  den  letzten  Eistag. 

y  das  letztmalige  Tagesmittel  unter  C^. 

v  den  ersten  Wintertag. 

»  den  letzten  Schneefall. 

n  den  letzten  Eistag. 

n  den  letzten  Wintertag. 

7>  den  letzten  Frost. 

w  den  letzten  Frühlingsreif. 

n  das  erstmalige  Tagesmittel   über  8". 

"  den  letzten  Schneefall. 

V  den  letzten  Frost. 

n  den  ersten  Sommertag. 

•n  den  letzten  Frühlingsreif. 

»  den  ersten  Sommertag. 

51  den  letzten  Schneefall. 

»  den  ersten  Hochsommertag. 

"  den  letzten  Frost. 

"  das  erstmalige  Tagesmittel  über  16». 

"  den  ersten  Sommertag. 

«  den  letzten  Hochsommertag. 

y^  starken  Rückgang  der  Tagesmittel. 

V  den  letzten  Frühlingsreif. 

«     den  ersten  Hochsommertag. 

t     das  letztmalige  Tagesmittel  unter  16°. 


—     183 


16.  Juli 

17.  " 
20.     « 

28.     ^ 

1.  August 

18.  r> 

18. 
25. 
26. 
28. 

7.  September 
10. 
16. 
23. 
28. 

5.  Oktober 
11. 
20. 
21. 

2.  November 
5. 

23. 
25. 
29. 
30. 

3.  Dezember 
16. 

24. 
31. 


1890 


1896 

1892 
1892 
1885 


1898 
1889 

1892 
1881 


1896 
1881 

1894 
1884 

1896 


1900 


Spätester  Eintrittstag 
Mittlerer  v 

Mittlerer  » 

Frühester         " 
Mittlerer  y< 


Frühester 

Mittlerer 

Mittlerer 

Mittlerer 

Spätester 

Frühester 

Mittlerer 

Spätester 

Frühester 

Mittlerer 

Mittlerer 

Spätester 

Frühester 

Mittlerer 

Spätester 

Frühester 

Mittlerer 

Frühester 

Mittlerer 

Mittlerer 

Mittlerer 

Spätester 


für  den  ersten  Hochsonimertag. 

n  den  Luftwärme-Jahreshöchstwert. 

,,  das  höchste  Tagesmittel  des  Jahres. 

1  den  letzten  Sommertag. 

'  den  letzten  Hochsonimertag. 

"  das  höchste  Tagesmittel  des  Jahres- 

V  die  höchste  Luftwärme  des  Jahres. 
y>  den  ersten  Herbstreif. 

"  das  erstmalige  Tagesmittel  unter  16". 

n  das  letztmalige  Tagesmittel  über  16". 

1  den  letzten  Sommertag. 

y>  den  letzten  Hochsommertag. 

n  den  ersten  Frost. 

"  den  ersten  Herbstreif. 

"  den  letzten  Sommertag. 

fl  den  ersten  Schneefall. 

»  das  letztmalige  Tagesmittel  über  8*'. 

"  den  ersten  Frost. 

■^  den  ersten  Herbstreif. 

■0  den  ersten  Eistag. 

^  den  ersten  Schneefall. 

1  den  ersten  Frost. 

1  den  ersten  Wintertag. 

1  den  ersten  Eistag. 

^  den  letzten  Wintertag. 

V  das  erstmalige  Tagesmittel  unter  0". 
•^  das  letztmalige  Tagesmittel  über  0». 
"  den  ersten  Wintertag. 

n  den  ersten  Schneefall. 


Jahreszeitenmittelwerte. 


i 

1 

1 

i 

Luftwärme 

Luftfeuchte 

Luftdruck 

Bewölkung 

Niederschlag 

Winter  .   .    . 
Frühling    .    . 
Sommer    .    .  j 

Herbst   .    .    .  ; 

—  1.0<» 

7.7« 

17.0» 

8.1» 

85<>/o 
700/0 
69% 
82o;o 

735.5  mm 
732.8  mm 
734.7  mm 
735.3  mm 

74''/o 
60% 
55% 
66«o 

114  mm 
144  mm 
212  mm 
142  mm 

184     — 


Luftwärme  1881 -1900.  —  Mittelwerte  der  Tagesmittel. 


1. 

2. 

3. 

4. 

5. 

6. 

7. 

8. 

9. 
10. 
11. 
12. 
13. 
14. 
15. 
16. 
17. 
18. 
19. 
20. 
21. 
22. 
23. 
24. 
25. 
26. 
27. 
28. 
29. 
30. 
31. 


-2.5 
—2.2 
—2.9 
-2.5 
-2.3 
-1.8 
-2.6 
—35 
—2.9 
-2.4 
—2.8 
-3.5 
-3.1 
—3.0 
—3.5 
-3.3 
—3.0 
—3.1 
-3.0 
—2.2 
-2.3 
—2.6 
—1.3 
—1.7 
—  1.8 
—1.4 
—1.4 
—1.3 
-1.3 
-0.4 
-Ol 


ü^ 


< 


C  -= 


0.2 

0.3 

5.7 

10.5 

15.7 

0.2 

—0.1 

5.5 

11.2 

16.3 

0  5 

—Ol 

5.8 

11.1 

16.9 

0.9 

-0.7 

6.0 

10.6 

17.6 

1.9 

-0.2 

6.6 

10.1 

17.8 

1.5 

0.5 

7.] 

10.8 

17.4  I 

-1.5 

0.9 

7.2 

11.1 

16.4 

■1.5 

22 

6.5 

11.5 

16.2 

-1.0 

2.8 

6.1 

11.7 

16.2 

0.1 

3.3 

6.3 

11.7 

15.0 

0.5 

2.8 

6.7 

11.2 

14.8 

0.5 

2.8 

6.1 

11.7 

14.8 

1.5 

2.1 

5.8 

11.8 

15.6 

-1.3 

1.9 

6.5 

11.8 

15.3 

-0.1 

2.5 

6.9 

12.2 

15.2 

0.0 

2.9 

7.5 

12.2 

14.9 

-0.3 

3.4 

7.8 

12.9 

15.0 

0.3 

3.2 

8.3 

12,8 

15.0 

0.0 

3.7 

8.2 

13.6 

15.3 

0.4 

3.4 

8.1 

13.7 

15.7 

0.0 

3.6 

8.5 

13.3 

15.7  1 

-0.1 

3.0 

8.9 

14.1 

15.9 

0.4 

2.6 

9.0 

14.8 

16.6 

1.0 

3.7 

9.2 

14.8 

17.5 

0.9 

4.2 

9.3 

14.8 

18.3 

1.7 

4.5 

9.3 

14.0 

17.8 

1.5 

5.1 

9.6 

14.4 

17.6 

1.2 

5.8 

10.2 

14.6 

17.8 

5.3 

10.8 

15.4 

18  1 

5.0 

108 

15.3 

17.9 

5.2 

15.2 

■ 

17.7 

18.0 
18.4 
18.4 
17.6 
17.5 
17.2 
17.3 
17.7 
18.1 
173 
17.9 
18  3 
18.0 
18.4 
18.4 
18.4 
17.9 
18.4 
19.0 
18.9 
18.4 
18.3 
17.8 
18.2 
18.0 
17.2 
17  4 
16.8 
16.7 
16.6 


3 
< 


17.1 
17.3 
17.4 
17.1 
17.0 
17.2 
17.8 
17.4 
17.4 
17.4 
17  2 
16.6 
17.2 
17.2 
17.2 
17.2 
17.2 
17.1 
17.3 
16.9 
17.0 
17.0 
17.2 
16  7 
16.2 
158 
16.3 
16.4 
15.8 
158 
15.9 


15.0 
15.5 
15.9 
15.2 
147 
15.1 
15.3 
14.8 
13.7 
13.4 
13.4 
13.5 
13.6 
13.7 
13.9 
13.4 
13.8 
13.6 
13.0 
12.7 
12.6 
11.9 
11.4 
11.2 
10.9 
11.0 
12.3 
12.0 
11.4 
11.5 


Xi 

B 

> 

o 


J3 


11.8 

11.2 
10.0 
9.8 
9.9 
9.9 
9.7 
9.3 
8.9 
8.7 
82 
8.0 
7.4 
7.6 
7.5 
8.0 
7.8 
7.1 
6.2 
5.7 
5.9 
63 
6.1 
6.3 
6.0 
6.1 
5.5 
5.5 
5.6 
5.9 
5.3 


4.4 
4.7 
4.8 
5.3 
5.6 
52 
5.0 
5.1 
4.6 
3.9 
3.7 
2.9 
3.0 
2.9 
3.6 
3.1 
3.4 
3.2 
2.5 
2.5 
2.4 
2.2 
2.1 
2.2 
1.7 
1.5 
1.6 
1.7 
1.3 
1.0 


0.7 

0.0 

-0.3 

0.8 

1.3 

0.7 

0.4 

-0.5 

-1.2 

-0.4 

-0.2 

—0.4 

—  0.1 
0.6 
0.5 
0  6 

—0.2 
—0.9 
—0.7 
—1.2 

—  1.3 
—1.7 
—1.5 

—  11 
—1.5 
—1.4 
—2.2 
—1.9 
-2.3 
-2.1 
—1.7 


185 


Luftwärme  1881-1900   —  Größte  Tagesmittel. 


n 

3 

X) 

März 

< 

"5 

'5 

3 

'S 

August 

September 

dl 
O 

O 

X) 

S 

> 
o 

B 

N 

a 

1. 

9.3 

6.6 

6.5 

9.8 

17.9 

22.1 

25.7 

22.6 

21.8 

16.6 

9.8 

6.4 

2. 

9.6 

7.0 

7.4 

11.4 

18.7 

23.6 

23.1 

22.6 

21.8 

17.1 

10.0 

4.5 

3. 

5.5 

6.0 

6.0 

13.3 

18.2 

21.7 

23.0 

22.5 

21.3 

14.5 

11.6 

7.3 

4. 

4.3 

4.1 

6.7 

13.6 

18.5 

23.3 

23.3 

22.9 

21.2 

14.0 

14.3 

8.1 

5. 

4.2 

2.7 

7.5 

14.2 

16.4 

22.3 

24.5 

22.8 

21.4 

13.5 

10.0 

8.8 

6- 

5.6 

4.0 

8.2 

13.1 

17.2 

22.2 

25.9 

23.3 

21.6 

15.6 

12.3 

92 

7. 

5.2 

6.2 

10.0 

12.9 

18.6 

22.6 

21.2 

24.8 

22.5 

14.7 

14.6 

7.7 

8. 

2.4 

5.7 

9.0 

13.2 

17.0 

23.5 

21.0 

21.2 

23.1 

13.9 

14.2 

5.8 

9. 

4.0 

8.8 

9.2 

11.8 

16.1 

22.6 

22.6 

22.3 

18.9 

16.6 

14.6 

7.4 

10. 

3.5 

9.3 

88 

12.0 

17.5 

19.4 

23.7 

22,8 

20.3 

13.9 

10.6 

5.6 

11. 

3.5 

9.0 

9.7 

13.8 

17.9 

21.1 

24.8 

22.2 

20.9 

10.8 

11.2 

7.4 

12. 

3.0 

6.9 

11.0 

10.2 

19.8 

20.7 

23.4 

21.8 

19.0 

12.1 

10.9 

7.2 

13. 

4.9 

8.9 

8.6 

10.1 

17.4 

21.2 

25.0 

21.4 

18.3 

11.2 

9.2 

6.0 

14. 

3.5 

7.5 

10.6 

12.1 

18.2 

21.5 

23.6 

22.0 

18.5 

12.6 

8.8 

7.9 

15. 

4.5 

7.1 

10.0 

13.8 

18.4 

21.9 

23.4 

23.2 

17.6 

13.8 

8.1 

8.1 

16. 

7.8 

7.1 

9.1 

11.2 

18.2 

21.3 

24.8 

23.3 

18.7 

14.7 

8.6 

5.3 

17. 

4.4 

9.7 

9.4 

13.7 

19.2 

21.1 

24.3 

26.3 

19.8 

13.1 

8.2 

5.3 

18. 

5.0 

5.3 

11.3 

14.4 

20.9 

21.2 

22.7 

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19. 

7.0 

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21.2 

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21.4 

11.8 

8.1 

186 


Luftwärme  1881  —  1900.  —  Niedrigste  Tagesmittel. 


Januar 

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Mai 
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—19.1 

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2. 

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3. 

—12.8 

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4.1 

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12.0    13.2 

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4. 

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5. 

—12.0 

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7. 

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—  13.7 

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10.0 

3.1 

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-11.7 

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—  13.1 

—     187 


Luftwärme  1881-1900.  —  Größte  Tageshöchstwerte. 


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4. 

7.0 

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18.3 

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19.8 

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17.6 

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188 


Luftwärme  1881  -1900.       Niedrigste  Tageshöchstwerte. 


Januar 

1 

Februar 

März 

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Mai 

Juni 

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—  3.9 

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5.7 

8.7 

13.5 

17.0 

15.6 

14.6 

7.0 

2.8 

—  1.0 

5. 

—  7.8 

—  6.4 

—2.8 

2.3 

5.4 

17.1 

16.2 

15.9 

14.6 

6.1 

3.0 

—  1.2 

6. 

—  5.8 

—  9.1 

—2.1 

0.5 

7.4 

16.2 

16.0 

12.9 

12.2 

5.1 

0.0 

-  2.0 

7. 

—  9.1 

—10.9 

—1.8 

2.9 

6.0 

14.1 

16.2 

14.0 

11.5 

4.4 

—1.2 

—  4.1 

8. 

—10.4 

—  9.1 

—2.0 

5.8 

111 

10.9 

13.6 

17.0 

13.3 

6.2 

0.6 

—  4.7 

9. 

!  —  8.5 

—  6.7 

—1.6 

5.7 

9.0 

12.2 

13.9 

17.9 

12.0 

5.1 

1.2 

—  6.5 

10. 

1-6.4 

—  7.5 

—2.0 

4.2 

8.8 

11.7 

15.0 

18.1 

10.8 

5.2 

1.0 

-  4.6 

11. 

—  6.2 

—  3.8 

—2.6 

4.5 

8.2 

11.0 

15.0 

16.3 

12.8 

9.5 

—1.0 

—  7.6 

12. 

-12.6 

—  5.8 

—3.0 

5.2 

8.2 

12.2 

11.4 

17.4 

12.6 

4.8 

2.0 

—  8.2 

13. 

-12.0 

-12.0 

-3.0 

5.6 

11.5 

13.5 

12.4 

14.9 

12.9 

7.0 

2.2 

—  7.2 

14. 

-8.5 

—  7.0 

-3.0 

7.0 

8.0 

11.2 

16.4 

165 

13.9 

7.8 

1.2 

—  8.9 

15. 

-11.0 

—  3.6 

—0.8 

4.8 

9.1 

13.1 

17.2 

16.8 

12.0 

5.1 

1.8 

-  7.5 

16. 

-11.9 

—  3.8 

-4.7 

20 

9.1 

13.9 

15.0 

16.1 

9.5 

3.1 

—0.7 

—  6.0 

17. 

—15.7 

-  4.6 

—1.3 

6.0 

5.9 

13.1 

14.9 

15.9 

12.0 

5.5 

0.3 

—  6.0 

18. 

—12.2 

—  3.7 

—1.8 

4.3 

6.0 

12.9 

16.1 

15.1 

11.8 

6.0 

-1.5 

-  5.6 

19. 

—16.8 

—  1.7 

—3.8 

3.2 

11.0 

12.9 

17.9 

14.1 

12.9 

4.8 

—0.3 

—  4  8 

20. 

—  6.8 

0.2 

1.2 

3.1 

13.1 

12,8 

17.0 

14.3 

9.0 

5.6 

0.4 

—  4.1 

21. 

—  9.0 

0.5 

-1.2 

8.4 

11.5 

11.0 

14.7 

14.6 

9.4 

4.0 

0.6 

—  38 

22. 

—  8.6 

-  2.0 

—1.8 

8.1 

12.5 

12.9 

18.0 

16.0 

9.0 

2.0 

0.2 

—  6.4 

23. 

—  6.7 

—  4.8 

0.2 

8.1 

12.0 

15.9 

18.9 

15.8 

10.9 

3.8 

—1.7 

-    6.0 

24. 

-  6.0 

—  3.1 

0.2 

8.2 

10.2 

15  9 

19.0 

17.0 

10.7 

2.2 

-1.1 

—  4.6 

25. 

—  4.2 

-»''8.8 

1.3 

9.0 

14.0 

17.5 

16.8 

15.3 

12.0 

4.0 

—0.1 

—  6.4 

26. 

-  4.6 

—  3.1 

3.6 

8.0 

11.0 

17.4 

17  8 

1-7.0 

8.9 

2.3 

-3.0 

-  3.5 

27. 

1  -  5.5 

—  1.6 

4.6 

8.2 

13.1 

16.1 

14.8 

13.9 

10.9 

3.5 

-8.0 

—  8.8 

28. 

\^  9.3 

—  3.9 

3.0 

6.4 

13.1 

17.0 

14.7 

14.0 

8.7 

3.0 

-6.8 

-  7.9 

29. 

'  —12.7 

3.1 

8.5 

15.0 

18.0 

143 

14.2 

9.2 

4.0 

-5.4 

-10.2 

30. 

-  7.6 

-  7.2 

1.5 

8.0 

13.5 

18.8 

13.8 

14.7 

11.0 

3.2 

—3.8 

-  7.9 

31. 

1.8 

13.9 

15.3 

14.0 

1.5 

—  8.5 

189 


Luftwärme  1881     1900.  -  Größte  Tagestiefstwerte. 


3 

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5.0 

4.2 

4.7 

5.0 

10.2 

15.2 

19.8 

17.7 

15.0 

12.2 

8.6 

5.6 

2. 

7.8 

4.2 

6.0 

7.4 

10.6 

17.3 

21.0 

168 

15.1 

13.4 

8.6 

1.6 

3., 

4.1 

4.5 

5.3 

7.0 

13.0 

15.9 

18.2 

16.1 

16.1 

110 

8.2 

4.9^ 
6.9 

4. 

3.2 

2.2' 

5.0 

9.0 

11.3 

17.1 

16.2 

16.5 

15.0 

10.3 

11.2^ 

5. 

2.3 

1.1 

5.7 

10.0 

11.2 

16.5 

17.6 

17.3 

15.3 

10.0 

8.4 

7.1 

6. 

2.2 

2.9 

6.2 

7.9 : 

120 

15.6 

18.0 

15.3 

16.0 

14.1 

8.7 

6.8 

7. 

3.6 

4.6 

8.0 

7.4  1 

12.0 

16.0 

16.8 

17.2 

15.9 

13.1 

12.8 

6.2 

8. 

1.0 

3.7 

6.6 

10.2  ' 

11.8 

15.1 

16.9 

18.0 

16.1 

11.8 

13.1 

4.4 

9. 

2.3 

6.4 

7.0 

7.4 

12.0 

16.9 

16.2 

17.1 

16.1 

11.0 

12.9 

6.2 

10. 

2.7 

6.1 

6.5 

8.8 

11.9 

15.9 

17.4 

15.7 

13.9 

10.1 

10.2 

3.0 

11. 

2.8 

7.0 

6.7 

9.8 

13.4 

15.0 

18.6 

18  0 

14.8 

9.5 

9.6 

4.4 

12. 

1.0 

5.7 

7.9 

5.0 

14.1 

165 

18.0 

17.0 

14.9 

9.3 

9.9 

6.1 

13. 

4.2 

4.9 

7.1 

6.0 

12.1 

14.8 

18.8 

15.7 

15.1 

10.0 

7.9 

4.2 

14. 

0.9 

4.0 

7.1 

8.5 

12.1 

15.4 

19.9 

18.1 

13.1 

9.4 

6.8 

4.9 

15. 

3.4 

3.6 

8.0 

9.2 

13.8 

14.8 

17.5 

16.0 

16.0 

12.3 

5.0 

7.1 

16. 

3.8 

3.0 

6.9 

8.2 

13.1 

15  8 

17.1 

17.4 

18.3 

12.7 

6.1 

3.8 

17. 

4.0 

7.9 

8.0 

9.7 

12.9 

15.2 

18.0 

17.5 

16.8 

11.2 

5.3 

2.0 

18., 

3.7. 

3.6 

7.9 

10.7 

15.0 

16.5 

18.1 

19.0 

13.7 

8.5 

7.6 

6.2 

19. 

4.9 

2.9 

6.9 

7.1 

13.3 

16.3 

15.5 

20.4 

13.1 

10.7 

6.0 

6.3 

20. 

3.7 

4.4 

6.9 

7.9 

16.5 

16.9 

21.0 

19.5 

14.9 

8.5 

5.2 

1.1 

21. 

5.3 

1.3 

4.4 

9.3 

14.0 

14.2 

18.6 

16.9 

13.0 

9.8 

6.6 

2.4 

22. 

2.7 

2.7 

6.9 

9.7 

14.6 

17.4 

17.4 

18.4 

16.3 

10.7 

5.3 

2.0 

23. 

3.0 

4.0 

7.2 

9.2 

14.5 

16.6 

19.3 

19.1 

12.1 

9.1 

6.6 

2.2 

24. 

4.8 

6.3 

6.2 

11.1 

14.2 

17.8 

17.8 

16.9 

13.8 

10.1 

6.9 

2.9 

25. 

2.6 

3.3 

8.4 

10.7 

12.7 

16.6 

17.5 

17.7 

14.9 

9.9 

6.3 

2.2 

26. 

4.6 

4.0 

6.8 

10.9 

12.7 

17.3 

17.0 

16.2 

13.3 

9.0 

6.0 

3.9 

27. 

6.1 

5.3 

8.9 

10.1 

13.3 

18.1 

20.0 

17.2 

12.1 

8.5 

6.9 

3.4 

28. 

1.2 

4.4 

7.4 

9.8 

14.1 

16.7 

17.0 

16.4 

15.0 

9.2 

6.3 

8.0 

29. 

2.7 

7.1 

11.2 

16.7 

17.3 

17.5 

16.0 

13.9 

9.2 

7.4 

3.2 

30. 

6.2 

7.6 

10.0 

15.8 

16.9 

17.1 

15.0 

12.2 

8.1 

7.7 

4.2 

31. 

7.5 

6.7 

16.6 

18.0 

15.2 

9.4 

4.9 

190 


Luftwärme  1881-1900.  —  Niedrigste  Tagestiefstwerte. 


Januar 

3 

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3 

Juli 
August 

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1. 

—24.5 

—19.1 

—16.9 

—3.7 

0.8 

7.1 

6.9 

6.8 

6.4 

2.8 

—  4.1 

—11.0 

2. 

-18.0 

-21.8 

—14.8 

-5.4 

0.1 

3.2 

7.3 

7.3 

4.4 

0.8 

-  4.0 

—  12.0 

3. 

-17.0 

—18.0 

-11.5 

—4.0 

0.1 

3.0 

6.3 

9.1 

4.3 

2.0 

-  3.9 

—14.0 

4. 

—16.6 

—12.4 

—13.2 

—2.9 

-1.2 

4.1 

8.9 

5.9 

4.0 

2.0 

—  5.4 

—  9.7 

5. 

—14.8 

-12.2 

-11.7 

-2.4 

-0.8 

6.0 

8.0 

7.2 

3.0 

0.1 

—  2.4 

-  6.2 

6. 

—13.0 

—24.3 

—15.2 

—3.1 

—0.3 

6.8 

9.0 

6.4 

4.1 

0.4 

-  7.3 

—11.4 

7. 

-16.0 

—25.0 

—  12.5 

-2.6 

-1.2 

5.8 

4.8 

7.8 

6.2 

—3.0 

—  8.0 

—10.8 

8. 

—17.0 

—24.4 

—14.1 

-5.9 

-0.7 

7.6 

8.3 

6.2 

5.9 

-2.5 

—  8.9 

—13.0 

9. 

-17.5 

—18.0 

-16.1 

—1.4 

-Ol 

3.2 

7.4 

8.9 

6.5 

—  1.1 

-  6.8 

—12.0 

10. 

—14.4 

—19.3 

-  9.2 

—4.0 

0.8 

4.4 

8.4 

8.1 

5.6 

—0.3 

—  5  7 

—10.0 

11. 

—16.7 

—17.9 

-11.5 

—3.8 

1.4 

4.8 

5.2 

6.5 

2.3 

—0.5 

—  9.5 

-10.8 

12. 

-23.1 

—12.0 

-12.0 

—5.2 

—0.6 

6.4 

6.3 

5.0 

2.0 

0.1 

—  7.4 

—14.0 

13. 

—25.9 

—22.0 

—12.8 

—3.4 

-0.9 

3.6 

9.1 

5.0 

2.8 

0.5 

-  7.1 

—14.9 

14. 

-13.2 

-22.0 

—  13.9 

-3.3 

0.0 

5.0 

7.0 

7.3 

2.2 

—1.1 

—  5.3 

-14.2 

15. 

—18.3 

—12.0 

—  7.7 

—1.8 

1.0 

8.3 

7.9 

5.0 

2.0 

-1.5 

-  5.8 

—15.1 

16. 

—25.8 

-10.0 

—10.1 

—2.0 

1.4 

4.3 

8.4 

6.0 

-1.2 

-2.2 

—  6.0 

-14.5 

17. 

—26.8 

—12.1 

—  9.0 

-3.2 

0.4 

3.4 

9.7 

5.7 

4.9 

—  1.8 

—  8.1 

-  8.8 

18. 

—20.0 

-14.7 

—  7.1 

-4.8 

0.0 

2.2 

9.3 

4.5 

1.7 

0.5 

—  6.9 

—12.8 

19. 

—27.8 

—  7.9 

—  6.7 

0.1 

0.3 

4.9 

7.6 

5.6 

-0.7 

-2.1 

-  8.1 

-10.6 

20. 

—18.3 

—  7.9 

-  7.9 

—2.0 

0.0 

6.9 

9.0 

6.1 

3.0 

—4.9 

—  7.9 

—  12.2 

21. 

—18.7 

—  8.0 

-  6.8 

—3.4 

0.0 

6.0 

6.2 

7.7 

3.2 

-2.8 

—  4.0 

—10.0 

22. 

—22.2 

—  7.9 

—10.0 

—4.8 

-0.4 

7.0 

7.0 

7.7 

-0.8 

-3.0 

—  5.1 

—12.0 

23. 

—16.6 

—13.1 

—10.8 

-2.0 

2.8 

4.2 

9.0 

4.8 

2.3 

-4.9 

—  7.3 

-115 

24. 

-16.3 

—  9.9 

—11.4 

0.7 

3.2 

7.1 

8.0 

5.1 

2.2 

—  1.8 

—  9.2 

—10.0 

25. 

—19.8 

—  12.0 

—  8.8 

-2.2 

4.7 

6.5 

9.1 

4.9 

0.6 

—1.7 

—  10.5 

—13.7 

26. 

—17.6 

—  14.4 

-  7.8 

—2.9 

6.2 

8.6 

7.4 

5.1 

-0.4 

-5.1 

-15.6 

—15.0 

27. 

—14.7 

—  15.8 

—  5.0 

-2.6 

1.9 

6.8 

5.4 

6.3 

0.1 

-6.0 

—10.7 

—15.5 

28. 

—14.3 

—12.7 

—  4.9 

0.2 

3.0 

6.6 

9.0 

4.9 

4.8 

-5.9 

-11.0 

—  15.3 

29. 

-21.4 

—  4.2 

0.6 

1.8 

7.0 

6.4 

5.2 

3.2 

—3.0 

—  7.5 

-20.9 

30. 

—15.0 

—  5.5 

0.8 

3.4 

9.2 

8.1 

6.4 

1.1 

-4.2 

—11.4 

-16.2 

31. 

-20.0 

-  3.0 

5.8 

5.9 

6.0 

—4.9 

—14.9 

-     191     - 


Luftwärmemittel  1881-1900. 


1- 

Mittelvcerte  der           g 

1 

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Tagesmittel  .... 
Tages-Höchstwerte  . 

Tages-Tiefstwerte .    . 

Tages-Schwankungen 

Höchst-Tiefstwert- 
mittel 

! 

-2.3 
1.0 

—4.8 
5.8 

-1,9 

-0.2 
39 

—2.9 
6.8 

05 

2.8 

7.8 

—0.7 

8:5 

3.5 

7.7  12.7  16.3  17  916  9 

13  5  18.6  22  2  23.7  22.5 

3.0,  7.6  11.212.9  12.1 

10.511.0,11.010.810.4 

1 

8.213.1  16.7  18.3il7.3 

13.3 

18.7 
9.0 
9.7 

13.8 

7.7 

12.3 

4.5 

78 

8.4 

32 
6.5 
1.0 
5.5 

3.7 

—0.6 

2.1 

—26 

4.7 

—0.2 

8.0 

12.8 

4.2 

8.6 

8.5 

Luftwärmemittel  1901-1906. 


Mittelwerte  der 

u 

2 

c 

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Tagesmittel  .... 

-0.6 

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4.4 

8.4 

13.5 

17.5 

19.9 

17713.7 

8.4 

3.7 

Ol 

9,0 

Tages-Höchstwerte  . 

2.3     '3.9 

8.8  13..-)  19.2 

23.1 

25  6  23.0  18.6  12.5 

6.5 

2.4 

13.3 

Tages-TiefstAX'erte .    . 

-4.4 

-2.7 

0.0 

3.2    7.2 

10.913.0 

11.9 

8.7'  4  4 

0.6 

-2.7 

4.2 

Tages-Schwankungen 

6.7 

6.6 

8.8 

10.3 

12.0 

12.212.6 

11.1 

9.9 

8.1 

5.9 

5.1 

9.1 

Höchst-Tiefstwert- 

mittel 

-1.0 

0.6 

4.4 

8.3 

13.2 

17.0 

19.3 

17.4 

13.6 

8.4 

3.5 

0.0 

8.7 

192     — 


Luftwärme 


Vortrag 


Februar       März 


Durchschnittliches  Monatsmittel 

Größtes  n  

Kleinstes  "  

Größtes  Tagesmittel 

Kleinstes  «  

Größter  Höchstwert 

Kleinster  »         

Größter  Tiefstwert 

Kleinster        „  

Größte  Tagesschwankung 

Kleinste  «  .    • 

Unterschied  des  größten  ii.  kleinsten  der  mittl.  Tagesmittel 
1  n        V        n  >■>        Tagesmittels .... 

n  n  n  n  n  HÖchstwCrtCS     .     .     . 

n            »»Hfl        Tiefstwertes    .    .    . 
■n            »     größten  Höchst-  u.  kleinsten  Tiefstwertes 
n          der  größten  und  kleinsten  Tagesschwankung 
Schwankung  der  größten  Tagesmittel 

n  1,  V        Höchstwerte 

»in        Tiefstwerte 

^  n  n       Tagesschwankungen 

»  «    kleinsten  Tagesmittel 

»  »  »        Höchstwerte 

»  "  n        Tiefstwerte 

n  v  y>       Tagesschwankungen 

Zahl  der  Frosttage:  mittlere 

(Tiefstwert  <  0)      größte 

kleinste 

Zahl  der  Eistage:      mittlere 

(Höchstwert  <0)  größte 

kleinste 

Zahl  der  Wintertage:     mittlere 

(Tiefstwert  <  —  10    größte 

kleinste 

Zahl. der  Sommertage:  mittlere 

(Höchstwert  7  25)       größte 

kleinste 

Zahl  der  Hochsomniertage :  mittlere 

(Höchstwert  7  30)  größte 

kleinste ,    .    .    . 


-  2.3 
2.2 

-  8.7 
9.6 

-22.4 

12.5 

-16.8 

7.8 

-27.8 

17.2 

0.9 

3.4 

32.0 

29.3 

35.6 

40.3 

16.3 

7.2 

7.2 

6.9 

8.2 

13.4 

12.6 

14.8 

1.7 


0.2 

2,2 
-  7.9 

9.7 

■19.2 

17.5 

-12.0 

7.9 
25.0 
19.8 

1.2 

3.6 
28.9 
29.5 
32.9 
42.5 
18.6 

7.0 
11.5 

6.8 

8.8 
15.7 
12.5 
17.1 

2.5 


2,8 

5.7 

—  1.3 
14.5 

—12.0 
22.6 

—  5.2 
8.9 

—16.9 
19.8 

1.4 

6.5 
26.5 
27.8 
25.8 
39.5 
18.4 

8.5 
13.6 

4.5 

9.5 
12.3 

9.8 
13.9 

3.3 


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23 

31 

13 
11 

26 
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171 

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97 


86 

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71  86,  89* 

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193     — 


1881-1900. 


April 

Mai 

Juni 

Juli 

August 

Sept. 

Okt. 

i 

Nov. 

^  1 

Dezbr.    ^o 

1 

1 

des 

7.7 
10.3 

5.3 
16.4 

-  1.3 
24.5 

0.5 
11.2 

-  5.9 
20.8 

1.7 

5.3 

17.7 

24.0 

17.1 

30.4 

19.1 

6.6 

7.5 

6.2 

4.0 

6.5 

8.5 

6.7 

3.8 


12.7 

16.4 

10.7 

24.4 

2.3 

33.2 

4.0 

16.7 

-   1.2 

23.6 

1.6 

5.3 

22.1 

29.2 

17.9 

34.4 

22  0 

8.3 

10.0 

6.5 

7.2 

7.9 

11.0 

7.4 

4.8 


16.3 

19.1 

13.5 

25.1 

7.5 

32.3 

10.9 

18.1 

2.2 

21.2 

2.3 

3.5 

17.6 

21.4 

15.9 

30.1 

18.9 

5.7 

5.4 

3.9 

6.7 

6.4 

7.9 

7.0 

5.3 


17.9 

! 
16.9 

20.5 

19.6 

15.5 

14.9 

26.5. 

27.5 

9.8 

9,9 

36.4 

37.2 

11.4 

12.9 

21.0 

20.4 

4.8 

4.5 

22.0 

20.8 

2.2 

2.4 

2.4 

2.0 

16.7 

17.6 

25.0 

24.3 

16.2 

15.9 

316 

32.7 

19.8 

18.4 

5.5 

8.0 

6.8 

10.2 

5.5 

5.4 

5.7 

5.8 

4.2 

4.0 

7.6 

5.2 

4.9 

4.6 

3.9 

4.8 

13.3 

16.1 

11.5 

23.1 

3.9 

31.4 

8.7 

16.8 

-  1.2 

19.4 

1.0 

5.0 

19.2 

22.7 

18.0 

32.6 

18.4 

7.2 

9.2 

4.7 

5.0 

6.8 

5.9 

7.7 

4.0 


10.2 

4.8 

17.1 

-  26 
24.8 

1.5 
14.1 

-  6.0 
16.8 

0.9 

6.5 

19.7 

23.3 

20.1 

30.8 

15.9 

6.6 

10.8 

6.0 

6.3 

10.0 

9.6 

8.8 

4.0 


3.2 

5.8 

1.0 

14.6 

—  9.4 
20.1 

—  8.0 
13.1 

—15.6 

14.0 

0.6 

4.6 

24.0 

28.1 

28.7 

35.7 

13.4 

8.1 

10.5 

8.1 

6.6 

9.2 

11.0 

13.2 

2.4 


-  0.6 
2.3 

-  4.6 
9.7 

-15.3 

13.7 

-10.2 

8.0 

-20.9 

12.2 

0.6 

3.6 

25.0 

23.9 

28  9 

34.6 

11.6 

7.4 

8.9 

6.9 

4.3 

11.7 

9.2 

14.7 

2.6 


I 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

10 

11 

12 

13 

14 

15 

16 

17 

18 

19 

20 

21 

22 

23 

24 

25 


26 
27 
28 
29 
30 
31 
32 
33 
34 
35 
36 
37 
38 
39 
40 


N 


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Jahr 


4,9 

12! 


83 


186,89,94 


0,4 

2  86,92 

0  (13mal) 


7  86,  92  18  85,  97 
0  81,  87     2     94 

0,4  1,0 

3;  86,  92  I  5     85 


11,7 

22|  87,00 

2]    88 

3,3 

15    OD 


9,i 
19 
0 

2,2 

10  92,98 


98 
96 


—       1  0,  (14mal),  0;  [lOmal]  ,     0i(4mal)  ,    0  (8mal)     0  (17  ma 


0,2 

1|81,87,89' 

0|(17mal) 


3,6  10,8 

9  81,  85  '2O1     93 
0(5  mal)  ,  3  94,98,00 

—       I  1,3 

5  90,  92 

o|  (7  mal) 

0,8 


3,0 

13   86,  95 
Oj81,90,96j 

0,3  1 

95    i 


90 

(17  mal) 


90 
98 

Ü 

90 
97 

■5 
90 

(7mal) 


13 


—    ig4    — 

Luftwärme  188 1- 1906. 

Höchst-  und  Tiefstwerte  der  einzelnen  Jahre,  Schwankungen  zwischen  diesen  Werten, 
wie  zwischen  den  Monatsmitteln. 


Jahr 

Höchstwert 

Tiefstwert 

Jährliche  S 
Luftwärme 

:hwankung  der 

«C 

Tag 

Monat 

«C 

Tag 

Monat 

Monatsmittel 

1881 

35.0 

20. 

Juli 

—23.7 

16. 

Jan. 

58.7 

25.7  Jan.— Juli 

2 

31.1 

16, 

20.  „ 

—  14.0 

3. 

Dez. 

45.1 

18.2     „ 

3 

31.8 

4. 

„ 

—13.9 

14. 

März 

45.7 

18.3  März -Juni 

4 

34.0 

13. 

II 

-15.6 

26. 

Nov. 

49.6 

20.2  Nov.— Juli 

1885 

31.6 

26. 

Juni 

—1.5.5 

25. 

Jan. 

471 
49.2 

22.5  Jan.- Juni 

Mittel 

32.7 
31.4 

—16  5 

21.0 

1886 

22. 

Juli 

-16.1 

9. 

März 

47  5 

20.0  Febr-Juli 

7 

32.5 

30. 

„ 

-20.9 

29. 

Dez. 

53.4 

26.4  Jan. -Juli. 

8 

30  2 

19. 

Mai 

-24.5 

1 

Jan. 

54  7 

20.7     „ 

9 

32.0 

11. 

Juli 

—22  0 

13., 

14.  Fbr. 

54.0 

22.5  Febr.— Juni 

1890 

311 

17. 

w 

-16.9 
-20.1 

1. 

März 

48.0 

22.3  Dez. -Aug. 

Mittel 

31.4 

515 

58  7 

22.4 

1891 

33.9 

1. 

„ 

-24.8 

17. 

Jan. 

22.8  Jan.-Juli 

2 

37.2 

18. 

Aug. 

-20.0 

22. 

„ 

57  2 

22.8  Dez -Aug. 

3 

32.0 

19. 

„ 

—27.8 

19. 

» 

59.8 

27.4  Jan.    Juli 

4 

35.2 

25. 

Juli 

—16.6 

4. 

„ 

518 

22.0     „ 

1«95 

34.2 

28. 

,, 

-25  0 

—22  8 

7. 

Fbr. 

592 

27.1  Febr.-Juli 

Mittel 

34  5 

57.3 

244 

1896 

30.2 

10. 

II 

-  16.7 

11. 

Jan.  ■ 

46  9 

19.4  Jan.-Juli 

7 

30.8 

25. 

Juni 

—9.2 

25. 

„ 

40.0 

20.2  Jan.  -Juni 

8 

32  0 

20. 

Aug. 

-115 

11. 

Fbr. 

43.5 

19.2  Jan.— Aug. 

9 

33.3 

22. 

Juli 

-14  2 

14. 

Dez. 

47.5 

21.8  Dez.— Juli 

1900 

36.4 

16. 

,, 

-14.5 

15. 

Jan.   1 

50.9 
45.7 

20.5  Jan.-Juli 

Mittel 

.32.5 

1 

-1.3.2 

1 

20.3 

Größter  Wert ! 

37.2 

18.  Aug.  92 

-9.2|25.  . 

Jan.  96 

59.8  (93) 

27.4         1893 

Kleinster     „     \ 

30.2 

19. 
10. 

Mai  88 
Juli  96 

-27.8  19. 

„     93 

40.0  (97 1 

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Dez. 

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20.7  Dez.— Juli 

195     — 


Luftwärme  1881-1900.  -  Tageshöchstwerte. 

Zahl  des  Auftretens  einzelner  Wärmegrade  in  ^joo  der  Zahl  aller  Fälle. 


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Luftwärme  1881-1900.  -  Tagesmittel. 

Zahl  des  Auftretens  einzelner  Wärmegrade  in  "/u'j  der  Zahl  aller  Fälle. 


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24.9  „    24.0 

23.9  „    23.0 

22.9  „    22.0 

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Luftwärme  1881-1900.  —  Tagestiefstwerte. 
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13.9 

12.9 

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-13.0 
—14.0 
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-18.0 
-19.0 
-20.0 
-21.0 

—  22.0 
—23.0 
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—26.0 
-27.0 


bis 


21.0 

20.0 

19.0 

18.0 

17.0 

16.0 

15.0 

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—26.9   2 

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45 

53 

40 

16 

7 

5 


100 
76 
68 
66 
60 
47 
29 
36 
11 
3 


15 
40 


3 

2 

8 

23 

44 

71 

67  ;  118 

85  126 

93   97 

107  148 

120  ;  121 

130  I  98 


107 
88 
55 
42 
18 
18 


60 
44 
18 
14 
6 


31 

57 

84 

111 

129 

118 

116 

97 

86 

64 

39 

24 

21 

6 


2 

12 

28 

40 

53 

67 

115 

111 

100 

116 


2 
3 
10 
11 
32 
66 
61 


105  j  103 
77   94 


52 
42 
27 
25 
12 
10 
5 
2 


103 

98 

69 

98 

73 

65 

40 

31 

15 

13 

8 

3 

2 


2 
3 
2 

2 

5 

15 

20 

27 

75 

67 

92 

128 

108 

98 

75 

77 

48 

52 

28 

27 

12 

15 

12 

2 

5 

3 


3 
13 

5 
23 
24 
37 
81 
106 
111 
100 
92 
87 
63 
55 
29 
24 
32 
32 
24 
11 
16 

6 
13 

6 

2 


0 

0 

1 

3 

8 

15 

2o 

32 

34 

43 

48 

46 

48 

44 

44 

41 

39 

40 

43 

51 

55 

61 

45 

43 

36 

30 

23 

19 

14 

13 

11 

9 

6 

6 

5 

3 

4 

3 

1 

1 

1 

1 

1 

0 

1 

0 

1 

0 

0 

0 


—     198     — 


Fünftägige  Mittelwerte  1881-1900. 


Pen  t 

ade 

Mittelzahlen  der  Luftwärm 

e  für 

3  Ol 

Mittelzahlen  der 
feuchte  für 

I.uft- 

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l.|| 

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CM 

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CM 

d 

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1      1       2      1      3 

4 

5 

6      1      7 

8 

9 

10 

11 

1 

Jan.  1. 

?is  5.  Jan. 

1.0 

-5.0 

-3.4 

0.3 

—2.0 

—2.0 

—2.5 

90 

81 

.88 

86 

2 

„     6. 

„  10-     „ 

1.3 

—5.0 

-3.5 

0.3 

—2.1 

-1.9 

-2.6 

91 

80 

88 

86 

3 

„  11. 

„15.     „ 

0.4 

—5.4 

-3.9 

-0.7 

-2.6 

-2.5 

-3.2 

91 

81 

89 

87 

4 

„  16. 

n  20.       „ 

08 

—5.8 

-3.9 

-0.1 

-2.1 

-2.5 

—3.0 

90 

80 

89 

86 

5 

„  21 

„25.     „ 

1.5 

-4.4 

—2.9 

0.7 

-0.6' 

—1.5 

-1.8 

91 

80 

89 

87 

6 

„  26. 

„  30.     „ 

2.2 

-3.5 

-1.9 

1.4 

-0.6 

—0.7 

—1.2 

91 

79 

89 

86 

7 

„  31. 

„    4.  Febr. 

3.3 

-2.8 

—1.4 

2.6 

0.3 

0.3 

-0.3 

91 

77 

88 

85 

8 

Febr.  5. 

„    9      „ 

21 

—4.0 

-2.5 

1.5 

—0.7 

—1.0 

—1.4 

91 

77 

87 

85 

9 

„  10. 

„14.     „ 

3.4 

-3.4 

-1.9 

2.8 

0.1 

0.0 

—0.6 

90 

73 

84 

82 

10 

„  15. 

„19.     „ 

3.7 

—2.6 

-1.5 

3.1 

0.6 

0.5 

—0.1 

89 

72 

84 

82 

11 

„  20. 

„  24.     „ 

4.8 

-2.6 

-1.3 

4.0 

0.5 

1.1 

0.2 

89 

68 

82 

80 

12 

„  25. 

„    1.  März 

5.9 

—2.0 

-0.6 

5.3 

1.8 

1.9 

1.1 

89 

65 

82 

79 

13 

März  2 

„    6.     „ 

4.3 

—3.2 

-1.3 

3.3 

0.7 

0.5 

-0.1 

88 

69 

83 

80 

14 

„     7. 

„11-     „ 

7.0 

-0.8 

1.0 

6.2 

3.3 

3.1 

2.5 

87 

65 

80 

77 

15 

„  12 

„  16.    „ 

7.6 

-1.0 

0.7 

7.2 

3.3 

3.3 

2.4 

87 

62 

79 

76 

16 

„  17. 

„21.     „ 

9.1 

-0.4 

2.0 

8.2 

4.4 

4.3 

3.5 

86 

60 

78 

75 

17 

„  22. 

„  26.     „ 

8.8 

-0.2 

2.1 

7.9 

4.7 

4.3 

3.6 

85 

60 

77 

74 

18 

„  27. 

„31.     „ 

10.6 

1.5 

4.1 

9.5 

6.2 

6.0 

5.4 

82 

58 

75 

72 

19 

April  1. 

„    5.  April 

12.0 

1.3 

4.2 

10.6 

7.1 

6.6 

6.0 

80 

52 

74 

69 

20 

„     6. 

„  10.     „ 

12.4 

2.3 

5.4 

11.2 

7.7 

7.3 

6.6 

78 

55 

73 

69 

21 

„  11. 

„  15.     „ 

11.9 

2.1 

5.3 

10.3 

7.6 

7.0 

6.4 

80 

56 

73 

70 

22 

„  16. 

„20.     „ 

13.4 

3.4 

7.2 

11.8 

9.0 

8.4 

7.9 

^  78 

56 

72 

69 

23 

„21. 

„25.     „ 

14.9 

3.9 

8.2 

13.8 

9.6 

9.4 

8.9 

:  77 

54 

73 

68 

24 

„  26. 

„30.     ,. 

15.5 

52 

9.2 

14.6 

11.3 

10.4 

10.1 

77 

54 

73 

68 

25 

Mai  1. 

„    5.  Mai 

16.2 

6.2 

10.3 

14.8 

12.9 

11.2 

11.0 

76 

55 

74 

68 

26 

„    6. 

„  10.     „ 

17.1 

6.1 

10.5 

15.8 

12.6 

11.6 

11.3 

74 

54 

71 

66 

27 

„  11. 

„15.     „ 

17.5 

6.7 

11.4 

16.0 

13.0 

12.1 

11.8 

73 

54 

72 

66 

28 

„  16. 

„  20.     „ 

19.0 

7.8 

12.9 

17.4 

14.2 

13.4 

13.1 

73 

57 

72 

67 

29 

„  21. 

„25      „ 

20.0 

8.9 

141 

18.9 

14.5 

14.4 

14.1 

72 

54 

71 

66 

30 

„  26. 

„  30.     „ 

20.6 

9.4 

14.5 

19.0 

161 

15.0 

14.7 

74 

58 

72 

68 

31 

„  31. 

„    4.  Juni 

22.5 

10.8 

16.1 

20.7 

17.9 

16  7 

16.4 

73 

51 

70 

65 

32 

Juni  5. 

„    9.     „ 

22.6 

11.9 

16.7 

21.0 

17.8 

17.2 

16.8 

74 

57 

72 

68 

33 

„  10. 

„  14.     „ 

20.8 

10.3 

14.9 

19.1 

16.1 

15.5 

15.1 

73 

56 

71 

67 

34 

„  15. 

„19.     „ 

20.4 

9.9 

15.0 

18.9 

16.1 

15.2 

15.0 

74 

57 

73 

68 

35 

„  20. 

„24.     „ 

22.1 

11.6 

16.0 

20.3 

17.7 

16.8 

16.4 

74 

57 

72 

68 

36 

„  25. 

„29      „ 

24.0 

12.4 

17.6 

22.4 

19.1 

18.2 

17.9 

75 

53 

70 

66 

37 

„  30. 

,,    4.  Juli 

24.1 

1 

12.8 

17.9 

22.4 

19.3 

18,4 

18.1 

75 

56 

72 

68 

1 

199 


Fünftägige  Mittelwerte  1881—1900. 


P  e  n  t  a  d  e 

Mittelzahlen  der  Luftwärme  für 

Mittel  aus 
1  und  2 

Mittelzahlen  der  Luft- 

00 

1 

feuchte  für 

d. 

00 

00          CS 

d 

.c 
00 

1 

2 

1      3 

4      1       5 

1      6 

7 

8    1     9    1    10    1!    11 

38 

Juli  5.  bis  9.  Juli 

2.3.1 

12.4 

17.3 

21.5 

18.6 

17.8 

17.5 

|74 

56  1  72 

67 

39 

„  10    „14.     „ 

23.8 

12.9 

17.9 

22.1 

19.0 

18.3 

18.0 

74 

58  1  73 

68 

40 

„  15.  „19.     „ 

24.3 

13.1 

17.8 

22.6 

19.7 

18.7 

18.3 

76 

56 

70 

67 

41 

„  20.  „24      „ 

24.3 

13.1 

18.0 

22.7 

19.6 

;  18.7 

18.4 

76 

57 

70 

68 

42 

„  25.  „  29.     „ 

22.9 

12.9 

17.1 

21.6 

18.6 

17.9 

17.6 

80 

59 

74 

71 

43 

„  30.  „    3.   Aug. 

22.5 

12.5 

16.5 

21.0 

18.2 

17.5 

17.0 

80 

60 

75 

72 

44 

Aug.  4.  „    8      „ 

23.1 

12.2 

16.2 

21.8 

18.5 

17.6 

17.2 

76 

58 

73 

69 

45 

„     9.  „13.     „ 

23.0 

12.1 

16.6 

216 

18.3 

17.5 

17.2     77 

56 

74 

69 

46 

„  14.  „18.     „ 

23.0 

12.4 

16.3 

21.7 

18.4 

17.7 

17.2 

79 

58 

75 

71 

47 

„  19.  „23.     „ 

23.1 

12.4 

16.2 

21.8 

18.0 

17.7 

17.1 

79 

58 

76 

71 

48 

„  24    „28.     „ 

22.2 

11.5 

15.6 

21.0 

17.1 

16.8 

16.3 

80 

60 

79 

73 

49 

„  29.  „    2.  Sept 

21.3 

10.8 

14.7 

20.3 

166 

16.1 

15.6 

81 

61 

78 

'  73 

50 

Sept.  3.  „    7.     „ 

20.7 

110 

14.2 

19.8 

16  0 

15.8 

15.2 

84 

62      81 

76 

51 

„     8.  „  12      „ 

19.3 

9.7 

12.6 

18.4 

14.4 

14.5 

13  8 

84 

63     83 

77 

52 

„  13.  „17.     „ 

19  4 

9.6 

12.1 

18.7  '  14.7 

14.5 

13.8 

84 

61 

81 

75 

53 

,,  18.  „22.     „ 

18.6 

8.4 

11.4 

17.7     13.5 

13.5 

12.8 

85 

64 

83 

77 

54 

„  23.  „27.     „ 

16.8 

7.2 

9.9 

15.9     12.1 

12.0 

11.3 

86 

66 

85 

79 

55 

„  28.  „    2.  Okt. 

17.0 

8.0 

10.3 

16.1     12.1 

12.5 

116 

88 

69 

86 

81 

56 

Okt.  3.  „    7.     „ 

14.6 

6.7 

89 

13.8     10.2 

10.6 

9.9 

88 

70 

87 

82 

57 

„     8.  „12.     „ 

13.7 

5.2 

7.2 

13.0       9.2 

9.4 

8.6 

90 

71 

89 

83 

58 

„  13.  „17.     „ 

12.2 

4.4 

6.6 

11.4       8.3 

8.3 

7.7 

90 

74 

89 

84 

59 

„  18.  „22.     „ 

10.6 

3.3 

5.1 

9.7 

6.6 

6.9 

6.2 

91 

70 

88 

83 

60 

„  23.  „27.     „ 

j  10.5 

3.0 

4.9 

9.8 

6.3 

6.7 

6.0 

90 

74 

88 

84 

61 

„  28.  „    1.  Nov. 

1    9.8 

2.7 

4.1 

9.1 

5.5 

6.2 

5.3 

91 

73 

90      85 

62 

Nov.  2.  „    6.     „ 

'    9.0 

2.6 

4.1 

8.4 

5.6 

5.8 

5.2 

91 

76 

91 

86 

63 

„     7.  „11.     „ 

8.0 

2.1 

3.7 

7.3 

4.7 

5.1 

4.5 

89 

75 

89 

84 

64 

,.  12.  „  16.     „ 

,    6.5 

0.9 

2.2 

5.9 

3.5 

3.7 

3.1 

89 

75 

86   !  83 

65 

„  17.  „21.     „ 

1    5.7 

0.8 

2.0 

5.1 

3.2 

3.3 

2.8 

90 

79 

88   !  86 

66 

„  22.  „26.     „ 

4.9 

-0.8 

1.6 

4.2 

2.3 

2.1 

1.8 

90 

77 

86  i   84 

67 

„  27.  „    1.  Dez. 

3.8 

-0.6 

0.8 

3.3 

1.4 

1.6 

1.2 

89 

78 

87 

85 

68 

Dez.  2.  „    6.     „ 

3.4 

1 

—0.9 

-0.1 

2.8 

1.0 

1.2 

0.7 

90 

81 

88 

86 

69 

„     7.  „11.     „ 

'    2.6 

-2.2 

—0.6 

1.9 

-0.1 

0.2 

-0.3 

90 

79 

88 

86 

70 

„  12.  „16      „ 

3.0 

-1.8 

—0.4 

2.4 

0.8 

0.6 

0.2 

92 

82 

90 

88 

71 

„  17.  „21.     „ 

1.8 

-2.6 

—1.3 

1.0 

-0.5 

-0.4 

—0.9 

92 

84 

90 

89 

72 

„  22.  „26.     „ 

0.9 

-3.1 

-1.8 

Ol 

—1.1 

—1.1 

—1.5 

92 

84 

91 

89 

73 

„  27    „31.     „ 

1.2 

-4.0 

-2  6 

0.4 

—  1.6 

-1.4 

—2.0 

90 

80 

88 

86 

Jahresmittel 

12.8' 

4.2 

7.3 

11.8 

8.8 

8.5 

8.0 

83.5 

65.7 

80.3 

76.5 

-     200 


Luftdruck. 


Monatsmittel.     (Für  Barometerstände  730  mm 


Zeit 

J3 

3 
C 

' — > 

1 

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3 

Juli      1 
August 

XI 

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Oktober 
November 

Dezember 
Im  Jahre 

Schwan- 
kung 

a. 

m.  .    .    . 

Hauptmittel  für  den  Zeitraum  1881—1900. 

8  Uhr 

6.0 

5.8 

3.2 

26 

3.8  1  4.9 

5.2 

5.4  i  6.1 

4.7    6.0   5.1  |4.9;    3.Ö 

2     „ 

P- 

m.  .    .    . 

5.6 

5.3 

2.6 

1.9 

3.1    4.2 

4.5 

4.8 

5.5 

4.0    5.3   4.6 

4.3^     3.7 

8     „ 

P- 

m.  .    .    . 

6.0 

5.6 

2.9 

22 

3.3   4.2 

4.5 

4.9 

5.8 

4.4    5.7    5.0 

4.6      3.8 

Mittel 

5.9 

5.6 

2.9 

2.2 

3.4  1  4.4 

4.7  1  5.0  1  5.8  i  4.4  1  5.6  1  4.9  jl  4.6:1    3.7 

Hauptm  ittel  füi 

•  den  Zeitraum  1901—1906. 

7  Uhr 

a. 

m.  .    .    . 

8.0   3.7    2.1  i  2  9  j  3.8   4.5 

54 

5.3 

6.0 

4.3 

4.6 

4.1 

4.6  1 

5.9 

2     „ 

P 

m.  .    .    . 

7.8    3.3    1.8 

2.2    3.2  1  4.0 

4.8 

4.8 

5.6 

3.8 

4.4 

3.8 

4.1 

6.0 

9     „ 

P 

m.  .    .    . 

8.4   3.7    2.2  '  2.6  !  3.6  :  4.3 

4.9    5.1 

6.0 

4.3 

4.7 

4.3 

4.5      6.2 

Mittel 

i8.1 

3.6 

2.0 

2.6 

3  5 

4.3 

5.0 

5.1 

5.9 

4.1 

4.6 

4.1 

4.4 

6.1 

Luftdruck.  — 

1881 

Höchstwert  .  .  . 
Tiefstwert  .  .  .  . 
Unterschied  .    .    . 


Höchst-  und  Tiefstwerte  in  den  einzelnen  Monaten 
-1906.   (Für  Barometerstände  700  mm  +)• 


J57.7  55.0i51.3  49.8 
107.7 1 10.2 1 13.1  12.9 


46.9,45.4  50.0,44.4  47.5  48.8 
16.6!l9  3!21.9!20.514.8'l2.2 


52.5 
10.4 


53  9  57.7    13  3 
07.4'07.4    14.5 


5O.0I44.8  38.2  36.9  30.3  26.l!28.l'23  9  32.7  36.6  42.1  46.5  50.3|     — 


Zeit 


Luftfeuchte.  —  Monatsmittel  in  Prozent. 


11    . 

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Dezember 
Im  Jahre 

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-3.5 


H 

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für 

den  Zeitraum 

1881  - 1900. 

8  Uhr  a.  m.  .    .    . 

92  !  90 

82     74 

74 

74 

76     79     85     90     90     91     83  P 

18 

2     „      p.  m.  .    .    . 

80 

71 

63 

54 

56 

56 

58     59     64     71     77     81     66 

27 

8     „      p.  m.  .    .    . 

89 

81 

79 

72 

72 

71 

69  ;  76     83     88     88  |  89     77  h 

20 

Mittel 

87     80 

75  i  69 

67 

67 

68     71     78    83    85     87  \  76 

20 

Hauptmittel  für 

den   Zeitraum    1901-1906. 

7  Uhr  a.  m.  .    .    . 

88 

87  1  86     79 

74  1  71 

73 

78     86     94 

89  1  90     83 

23 

2     „      p.  m   .    .    . 

77 

74     61 

45 

47 

48 

46 

50    56     69 

76  I  83     61  , 

38 

9     „      p.  m.  .    .    . 

86 

85    80 

72 

70 

67 

66 

73  1  78     86 

H6     90  II  78  li 

24 

Mittel 

84 

82     76 

67  1  64 

62 

62     67  !  73  1  81     83     88  '  74  ' 

26 

Kleinste  und  größte  Tiefstwerte  der  einzelnen  Monate- 


Kleinste  Tiefstw.  .     42     25     17 
Jahr 99  1  99    94 


16     13     IG     18     20     15  1  31     29     43 
93     05     99  1  99  i  99     98     99  i  97  1  05  j 


Größte  Tiefstwerte  ;,  73  \  66 
Jahr ;  00    92 


47 

89  91 


42     52     56 
89     86     88 


49     55     60    63     74 1 
94     89  I  84     89  I  91 ' 


-     201      - 
Bewölkungsgrad  der  einzelnen  Tagesstunden  1898 — 1906. 


Oa  1    2 

3    4 

5 

6 

7 

8 

9 

10 

111 

Op 

1 

2 

3 

4    5    6    7 

8 

9 

1011p 

Mittel 

58  59]  60  61 '63  63  64165  65  65  67  68 

68  68  67  67  66i  65'  63  62|  62  60  59  58  t 

64 

Bewölkung.  —  Monatsmittel  in  Prozent. 


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Septem 

Oktob 

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Im  Ja 

-1 

CO 

1881—1900  ....... 

74 

67   63 

60    58 

56    57    53 

56 

67    75 

78 

64 

25 

1901-1906 

66 

76   65 

62 

56 

55    53 

55 

57 

68    76 

79 

64 

26 

Sonnenscheindauer  1899-1906. 


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Sehr  sonnige  Tage   . 

•    1    8 

6 

9       8 

11  1  12 

14     13 

13 

8 

6 

51' 113 

Sonnige 

3 

4 

6i     7      8'     7       7|     7 

4 

5 

3 

3     64 

Mäßig  sonnige   „ 

4 

4 

5       7       5       5       5  !     5 

4 

6 

4 

4-1;    58 

Sonnenarme 

.      16 

14 

11  i     8       7       6       5       6 

9 

12 

19 

19 !'  130 

Mittlere  Stundenzahl 

.      99 

104  17S  i215  270  299  313  278  204  153 

89 

69  2271 

Prozente  

.   ,   37 

37 

49 

i  52 

57     62 

64     64 

54 

46 

33 

27 

51 

Prallsonnenscheinstunden  1902- 1906. 


Mittelzahlen 
Prozente  .    . 


50     45  100  134  186  '192  222  201  133     80 

40 

23 

19     16     27     33     39     40     45     45     35     24 

15 

9 

1406 
32 


Luftdurchsicht  1898-1906. 

Prozente  an  sehr  klaren,  klaren,  trüben  und  sehr  trüben  Fällen. 


1 

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Sehr  klar    .    .    . 

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6 

6 

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Klar 

...      15 

17 

23 

37 

38 

43 

40 

38 

28 

16 

10 

5 

26 

Trüb 

...      26 

29 

31 

33 

35 

36 

35 

32 

31 

25 

24 

22 

30 

Sehr  trüb    .    .    . 

...      58 

53 

43 

25 

22 

15 

20 

23 

38 

58 

66 

72 

41 

202      - 


Windrichtung 

1898-1906 

.    — 

Prozentzahl 

en  der  Fälle 

1 

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13 

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1 

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Im  Jahre 

N 

4 

6 

9 

8 

9 

13 

10 

6 

8 

6 

6 

5 

8 

NE 

5 

5 

6 

7 

8 

8 

5 

5 

5 

4 

5 

4 

6 

E 

15 

11 

15 

17 

13 

16 

9 

12 

21 

19 

19 

15 

15 

SE 

18 

18 

13 

10      12 

11 

12 

15 

13 

19 

20 

21 

15 

S 

13 

14 

11 

8       9 

6 

6 

10 

9 

11 

11 

13 

10 

SW 

23 

21 

17 

18 

15 

12 

13 

18 

13 

18 

17 

20 

17 

W 

1  ^^ 

15 

14 

17 

16 

15 

19 

15 

12 

12 

12 

13 

14 

NW 

6 

8 

12 

13 

15 

17 

21 

14 

15 

7 

7 

5 

12 

C 

2 

2 

2 

3 

3 

3 

4 

3 

4 

4 

4 

3 

3 

Richtung  der  Winde  von  Stärke  7  4.  —  Prozentzahlen  der  Fälle. 


N 

2 

2 

6 

5 

6 

13 

8 

4 

6 

3 

2 

3 

5 

NE 

7 

5 

2 

3 

8 

5 

2 

0 

5 

3 

1 

3 

4 

E 

10 

7 

19 

22 

24 

23 

7 

5 

34 

22 

26 

18 

18 

SE 

11 

7 

8 

5 

6 

3 

4 

8 

6 

8 

9 

10 

7 

S 

7 

15 

8 

3 

3 

3 

6 

7 

4 

5 

6 

7 

6 

SW 

41 

34 

23 

23 

23 

16 

19 

33 

20 

37 

34 

35  1 

28 

W 

1  18 

25 

22 

27 

18 

22 

32 

31 

17 

20 

18 

19  ! 

22 

NW 

5 

4 

10 

13 

13 

15 

23 

13 

9 

4 

4 

5 

10 

Mittlere  Windgeschwindigkeit  1899-  1906.  —  Meter  in  der  Sekunde. 


Mittlere  Monatsmittel.    . 

3.5 

3.3 

3.4 

3.5 

3.3 

3.4 

3.3 

3.2 

3.1 

3.1 

3.2 

3.3 

3.3 

Größte 

37 

3.8 

3.7 

3.7 

3.6 

3.8 

4.0 

3.5 

3.4 

3.3 

3.7 

3.6 

3.4 

Kleinste            „ 

3.3 

3.0 

3.0 

3.1 

3.0 

2.9 

3.0 

3.0 

2.8 

2.8 

27 

28 

3.2 

Größte  Tagesmittel    .    . 

8.2 

7.6 

6.8 

5.8 

5.3 

7.9 

5.9 

5.8 

7.5 

8.1 

7.5 

6.5 

8.2 

Kleinste          „            .   . 

1.8 

2.1 

2.2 

2.1 

2.2 

1.6 

21 

2.2 

1.8 

1.3 

2.0 

1.7 

13 

Mittlere  tägliche  Windgeschwindigkeiten  1899-1906. 

Zahl  der  Tage. 


7  2,  < 

7  3,  < 

7  4,  < 

7  5,  < 

7  7m 


0.4 

0.3 

0.1 

0.2 

0.2 

0.6 

0.3 

0.3  j 

i8.9 

10.4 

9.1 

8.8 

11.0 

9.8 

11.1 

12.5 

14.5 

15.4 

13.1 

12.5: 

14.4 

13.5 

15.9 

13.9 

16.4 

15.6 

16.5 

15.0 

12.8 

11.4 

12.4 

12.6 

5.9 

4.1 

4.9 

6.0 

3.5 

8.8 

2.0 

3.4 

2.0 

2.6 

2.5 

4.1 

1.5 

0.1 

1.0 

1.3 

0.1 

0.6 

1.4 

0.1 

0.5 

0.9 

1.6 

1.5 

0.2 

• 

• 

_ 

• 

0.1 

0.1 

'  1 

2.4 

137.1 

170.4 

44.8 

10.6 

0.4 


—     203     — 
Niederschläge  1881-1900. 

Gesamtanfall  des  betreffenden  Tages  in  Millimetern. 


Tage 

1- 

CS 

CS 

Februar 

April 

Mai 

Juni 

Juli 

August 

c 

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1. 

45 

30 

22 

9 

59 

27 

60 

39 

38 

34 

22 

15 

2. 

23 

35 

33 

26 

37 

31 

56 

79 

51 

37 

11 

20 

3. 

6 

22 

40 

8 

43 

70 

29 

52 

29 

71 

18 

20 

4. 

22 

25 

14 

9 

57 

56 

53 

13 

46 

48 

25 

27 

5. 

25 

14 

35 

19 

43 

72 

52 

33 

24 

32 

15 

50 

6. 

23 

25 

64 

16 

27 

52 

44 

22 

37 

25 

15 

86 

7.  ' 

24 

34 

29 

22 

16 

95 

32 

42 

73 

14 

20 

22 

8. 

12 

31 

21 

32 

19 

42 

66 

54 

20 

32 

26 

28 

9. 

17 

24 

24 

12 

27 

47 

54 

33 

34 

45 

31 

20 

10. 

39 

25 

25 

36 

20 

60 

55 

7 

29 

20 

33 

29 

11. 

7 

35 

20 

40 

37 

26 

48 

29 

35 

26 

39 

27 

12. 

23 

25 

17 

22 

23 

44 

58 

47 

14 

43 

27 

35 

13. 

13 

15 

9 

22 

15 

21 

33 

25 

13 

44 

37 

23 

1-1. 

52 

20 

18 

18 

39 

65 

89 

64 

27 

38 

34 

31 

15. 

14 

37 

24 

15 

59 

66 

19 

36 

13 

22 

28 

35 

16. 

25 

32 

9 

89 

40 

41 

38 

44 

31 

30 

14 

35 

17. 

22 

31 

17 

8 

63 

16 

52 

16 

23 

28 

17 

30 

18. 

23 

17 

45 

22 

73 

53 

69 

25 

17 

50 

33 

10 

19. 

8 

10 

27 

51 

27 

58 

23 

73 

42 

18 

29 

29 

20. 

15 

16 

15 

50 

28 

35 

29 

54 

19 

41 

20 

41 

21. 

34 

16 

24 

24 

35 

72 

42 

68 

30 

33 

34 

32 

22. 

33 

8 

37 

20 

37 

21 

54 

44 

61 

19 

35 

33 

23. 

48 

7 

12 

23 

13 

63 

31 

18 

38 

60 

27 

33 

24. 

25 

12 

12 

12 

78 

14 

60 

55 

25 

35 

14 

26 

25. 

37 

6 

34 

51 

38 

68 

18 

30 

35 

68 

12 

22 

26 

28 

13 

38 

49 

88 

71 

42 

25 

15 

52 

36 

40 

27. 

19 

32 

24 

23 

37 

75 

52 

12 

39 

28 

23 

23 

28. 

25 

12 

25 

34 

52 

78 

63 

42 

87 

8 

17 

17 

29. 

2y 

(4) 

29 

33 

44 

34 

116 

24 

46 

20 

34 

16 

30. 

21 

58 

57 

40 

17 

70 

26 

20 

25 

21 

15 

31. 

23 

25 

51 

74 

34 

35 

35 

Sa. 

761 

611 

826 

800 

1265 

1490 

1580 

1164 

1008 

1080 

748 

905 

Höchst 

48 

37 

64 

57 

88 

95 

116 

79 

87 

71 

39 

86 

Tiefs! 


13 


14 


18 


13 


8        12 


10 


-     204     - 
Niederschläge  1881     1900. 

Stärkster  Anfall  am  betreffenden  Tage   in   Millimetern. 


Höchst^-, 

Mittelw. 

Tiefstw. 


Tag 

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1. 

18 

15 

6 

3 

14 

7 

23 

11 

25 

14 

12 

5 

2. 

6 

13 

12 

16 

9 

24 

19 

20 

11 

9 

4 

10 

3. 

2  ! 

11 

10 

3 

13 

31 

11 

15 

13 

20 

5 

6 

4. 

8 

7 

6 

3 

11 

29 

15 

3 

13 

23 

5 

S 

5. 

14 

3 

18 

7 

12 

24 

12 

20 

12 

7 

5  1 

27 

6. 

7 

9 

15 

6 

13 

11 

10 

11 

9 

7 

3 

48 

7. 

8 

12 

9 

4 

7 

21 

8 

13 

22 

5 

7 

8 

8. 

7 

9 

14 

16 

6 

10 

27 

15 

6 

13 

8 

8 

9 

5 

8 

13 

4 

6 

17 

16 

10 

7 

26 

14 

5 

10. 

12 

5 

4 

11 

9 

19 

12 

5 

8 

3 

7 

6 

11. 

;  2 

13 

6 

19 

7 

12 

11 

15 

9 

11 

14 

5 

12. 

■   6 

5 

5 

6 

7 

10 

18 

19 

5 

9 

11 

11 

13. 

7 

5 

2 

7 

6 

6 

9 

8 

6 

14 

34 

6 

14. 

1  ^^ 

10 

4 

7 

9 

16 

26 

15 

10 

14 

13 

11 

15. 

i  5 

.  13 

4 

4 

15 

24 

8 

10 

10 

8 

10 

8 

16. 

8 

6 

3 

24 

17 

9 

10 

15 

14 

9 

5 

7 

17. 

11 

10 

7 

3 

26 

4 

17 

12 

18 

6 

5 

9 

18. 

6 

4 

12 

5 

22 

12 

19 

8 

7 

18 

7 

2 

19 

3 

3 

10 

25 

14 

8 

16 

24 

16 

i   7 

15 

14 

20. 

4 

9 

6 

28 

7 

16 

18 

17 

11 

10 

5 

12 

21. 

12 

5 

8 

16 

8 

28 

9 

16 

9 

17 

13 

15 

22. 

12 

4 

14 

4 

14 

11 

11 

13 

18 

6 

1 

9 

16 

23. 

16 

1 

6 

7 

5 

22 

5 

7 

10 

1  21 

11 

11 

24. 

5 

5 

4 

3 

41 

5 

18 

26 

8 

i   8 

9 

8 

25. 

7 

1 

]   7 

13 

9 

51 

10 

8 

8 

19 

4 

7 

26. 

8 

6 

10 

16 

27 

26 

14 

7 

5 

18 

23 

13 

27 

4 

16 

5 

9 

20 

30 

12 

7 

16 

7 

11 

12 

28. 

8 

3 

7 

18 

35 

30 

26 

21 

19 

!   3 

6 

5 

29. 

9 

(2) 

11 

9 

11 

8 

41 

11 

11 

10 

14 

7 

30, 

6 

19 

15 

21 

7 

14 

9 

8 

IS 

5 

8 

31. 

8 

1 

6 

19 

1 

16 

7 

1 

8 

12 

18  j  16 
8  I  8 
2    I      1 


19  !  28 
9  10 
2  B 


i  41 

51 

41 

26 

25 

26 

14 

17 

16 

13 

11 

12  , 

5 

4 

5 

3 

5 

■3 

34 

10 

3 


48 
11 


205     — 


Regen  1899-1906. 

Einzelreeen  von  10  mm  und  mehr  Anfall. 


Anfall 
mm 

Tag 

Monat 

Jahr 

1 

Beginn 

"  '     i 

Dauer 
h  ' 

Dichte 
mm 

78.1 

2. 

6.   ! 

03 

4  24p  • 

3  36 

21.7 

64.3 

6. 

7. 

06 

5  58a 

10  42 

6.0 

50.5 

3. 

/ . 

Ol 

0  34a 

12  30 

4.0 

45.4 

17.  18. 

12. 

02 

10  50  p 

14  40 

3.1 

44.5 

9.  10. 

11. 

05 

2  35  a 

44  40 

1.0 

38.9 

29. 

7. 

00 

9  18p 

3  2 

13.0 

3».5 

28.  29. 

5. 

04 

2  24  p 

16  51 

2.3 

31.6 

13. 

7. 

06 

1  30a 

15  30 

2.0 

31.5 

24. 

7. 

03 

9  50a 

8  10 

3.9 

30.4 

5. 

10. 

Ol 

0  13  a 

9  37 

3.2 

•27.4 

20. 

4. 

99 

0  Op 

11  20 

2.5 

26.6 

o 

8. 

Ol 

6  50  a 

3  - 

8.9 

25.0 

20. 

6. 

06 

4  30  p 

4  20 

5.8 

24.0 

1.  2. 

8. 

Ol 

11  3p 

7  7 

3.4 

22.9 

5. 

12. 

00 

9  20p 

17  40 

1.3 

22.8 

13. 

7. 

05 

6  10  a 

3  40 

6.2 

20.4 

21.  22. 

1. 

02 

5  3.Ta 

20  35 

1.0 

17.8 

17. 

9. 

06 

4  44  a 

4  56 

3.6 

17.7 

10. 

8. 

05 

2  50  p 

—  35 

30.3 

17.3 

6. 

10. 

03 

5  42  a 

4  — 

4.3 

17.2 

6. 

10. 

02 

4  35  a 

9  5 

1.9 

17.2 

29. 

5. 

06 

7  38a 

4  22 

3.9 

16.8 

28. 

9. 

99 

6  25  p 

5  30 

3.1 

16.8 

10. 

9. 

06 

3  50  a 

5  — 

3.4 

16.6 

5. 

6. 

05 

3  20  p 

1  — 

16.6 

15..-) 

5. 

8. 

05 

7  55  p 

3  35 

0.4 

14.8 

13. 

6. 

00 

10  50  p 

5  20 

2.8 

14.7 

21.  22. 

9. 

06 

7  20  p 

9  10 

1.6 

14  4 

'  29?  ' 

5. 

00 

11  38  p 

4  22 

3.3 

14.2 

8.  9. 

4. 

00 

10  30  a 

19  50 

0.7 

14.1 

5. 

1. 

03 

1  50  a 

12  30 

1.1 

13.7 

11. 

11. 

00 

0  25  a 

13  35 

1.0 

13.4 

24. 

5. 

00 

0  20a 

3  50 

3.5 

13.2 

14. 

11. 

Ol 

0  10a 

10  20 

1.3 

13.0 

19. 

5. 

06 

8  20p 

3  — 

4.3 

13.0 

12. 

7. 

06 

0  12a 

4  3 

32 

12.8 

17. 

12. 

02 

0  10a 

10  30 

1.2 

12.5 

16. 

8. 

99 

4  58  p 

—  47 

15.7 

12.3 

18. 

6. 

02 

1  35  a 

8  50 

1.4 

12.0 

1. 

8. 

05 

5  50  p 

2  15 

5.3 

11.7 

17. 

7. 

02 

6  21a 

1  49 

6.5 

11.6 

14. 

6. 

03 

9  48  p 

2  52 

4.0 

11.5 

21. 

9. 

06 

3  42a 

7  53 

11.5 

11.4 

11. 

10. 

04 

5  17a 

9  30 

1.2 

11.2 

1. 

8. 

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4  40p 

3  10 

3.5 

11.1 

17. 

5. 

02 

9  18a 

8  7 

1.4 

10.9 

22. 

8. 

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0  7a 

1  25 

7.7 

10.9 

7.  8. 

9. 

04 

9  38  p 

4  57 

2.2 

10.8 

23. 

8. 

04 

2  57a 

4  3 

2.7 

10.6 

17. 

4 

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8  4«p 

3  — 

3.5 

10.5 

6. 

5. 

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15  45 

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11. 

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1  12p 

13  23 

0.8 

10.2 

13. 

5. 

05 

1  3a 

4  7 

2.5 

10.  l 

27. 

7. 

06 

t   2  10  p 

3  — 

3.4 

—     206     - 


Niederschläge  1881-1900. 

Zahl  der  Regentage. 


Tag 


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1. 
2. 
3. 
4. 

5. 

6. 

7. 

8. 

9. 
10. 
11. 
12. 
13. 
14. 
15. 
16. 
17. 
18. 
19. 
20. 
21. 
52. 
23. 
24. 
25. 
26. 
27. 
28. 
29. 
30. 
31. 


11 

7 

7 

8 

8 

9 

6 

8 

9 
10 

7 

7 

5 

6 

6 

5 

5 

5 

4 

6 

5 

7 

6 

6 

7 

6 

8 

(2) 


11 
8 
7 
5 
8 
9 
9 

10 

11 

10 

9 

9 

7 

7 

7 

6 

5 

6 

7 

8 

9 

8 

5 

11 

11 

11 

11 

9 

11 

11 

6 


10 

10 
6 
5 
6 
9 

11 
9 
8 

11 

11 
8 


11 
14 
16 
16 
12 
9 
9 
11 
13 
12 
12 
11 


11 

10 

12 

10 

14 

15 

14 

16 

12 

13 

11 

10 

12 

12 

14 

14 

13 

12 

12 

9 

14 

10 

11 

11 

14 

10 

12 

14 

10 

16 

12 

9 

14 

11 

14 

11 

14 

330 

373 

11 

6 

9 

14 

13 

14 
17 
11 
14 
14 
10 
12 

9 
15 
13 
18 
11 
12 
14 
14 
13 
13 
13 
11 

8 
13 
14 

9 
15 
14 


12 
13 
11 
14 
15 
10 
9 

10 
13 
15 
15 
14 
13 
10 
9 
9 

13 
12 
11 
11 
13 
15 
15 
12 
11 
13 
12 
11 
14 
13 
15 


12 

12 

11 

10 

9 

9 

13 

13 

13 

8 

10 

13 

10 

14 

12 

13 

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9 

12 

14 

15 

13 

11 

13 

12 

9 

11 

9 

9 

8 

14 


10 

10 

17 

13 

12 

12 

11 

13 

15 

12 

10 

10 

11 

9 

7 

7 

7 

9 

9 

9 

10 
12 
13 
13 
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8 
11 
15 
14 
10 


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13 
13 
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11 
11 
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10 

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11 

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12 

11 

11 

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6 

6 

7 

6 

8 

6 

6 

4 

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Sa. 


Pl85   194  262 


374  383 


349  328  368  318  1240 


Gewi 

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Mittelzahlen       ,§ 

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Qewittertage  1881/1900  '  — 

— 

0.3 

1.5 

4.4 

6.5 

6.2 

4.8 

1.9 

0.3 

— 

—  '25.9 

Einzelge\vitterl881/1900     — 

— 

0.3 

1.5 

5.7 

9.2 

8.8 

6.8 

1.9 

0.3 

— 

—    34.5 

Qewittertage   1901/1906    0.2 

— 

0.5 

1.5 

4.8 

7.3 

7.5 

6.2 

1.3 

0.7 

0.2 

—    30.2 

Einzelgewitterl901/1906    0.2 

— 

0.7 

2.0 

7.7 

11.0 

10.7 

9.0 

1.5 

0.7 

0.2 

—    43.7 

—     207     — 
Niederschläge  1881-1900.    Zahl  der  Schneetage. 


Zahl  der  Schneetage 

Zahl  der  Tage  mit  Schneedecke*) 

Tage 

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4 

5 

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9 

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7 

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10. 

9 

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6 

4 

9 

6 

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2 

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11. 

7 

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12. 

11 

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13. 

10 

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4 

5 

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2 

5 

14. 

11 

8 

5 

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1 

2 

5 

8 

5 

3 

4 

15. 

4 

9 

10 

3 

1 

1 

3 

6 

8 

8 

3 

5 

16. 

6 

8 

6 

3 

2 

3 

6 

7 

7 

3 

4 

17. 

5 

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2 

1 

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2 

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22. 

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5 

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3 

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6 

4 

1 

1 

6 

23. 

11 

4 

4 

1 

2 

4 

10 

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1 

6 

24. 

8 

7 

1 

3 

1 

3 

10 

7, 

4 

1 

5 

25. 

5 

5 

8 

2 

3 

7 

9 

7 

5 

1 

1 

4 

5 

26. 

8 

4 

5 

. 

1 

4 

8 

7 

5 

1 

2 

5 

27. 

9 

7 

4 

2 

4 

7 

7 

6 

2 

2 

7 

28. 

6 

7 

6 

1 

2 

6 

5 

7 

5 

2 

3 

5 

'29. 

11 

(2) 

4 

1 

3 

6 

6 

9 

(1) 

1 

1 

3 

5 

30.    ! 

11 

6 

1 

1 

6 

7 

8 

2 

2 

6 

31.         ; 

5 

4 

2 

6: 

9 

2 

1 

6 

Sa. 

224 

183  1  174  !  73     14  1  31 

74    221  1  i  203  1  171  | 

79|     8|     1       7    24    148 

Niederschläge.  —  Angaben  in  Mil 

limetern. 

1         •     '     !_■          N     !    —                   '   —     i 
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<    ^    O    2    Q    -A 

38j  31 

41  28 


Mittlerer  Anfall  1881—1900 

„  1901—1906 

Höchstwert  1881—1906    1106;  80 

Tiefstwert  1881—1906    !    9     5 


41  I  40    63 

47  I  33     54 
84  , 89  110 


79   58   50   54 

80:  721  55    47 


38  45 
43  41 


181:150117  101  158  119  99 


612 

603 
789 


11  I  1  181  lli  15  25  11  i  12  5  2  420 


*)  Die  Beobachtungen  der  Schneedecke  erstrecken  sich  nur  auf  die  Jahre  1SS9  bis  1900. 


208 


Niederschläge  1881-1900.  -  Zahl  der  Nebeltage. 


Tage 

c 

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5 

3 

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G. 
CT) 

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2 

1. 

13 

12 

10 

10 

5 

4 

4 

4 

6 

10 

16 

16 

2. 

14 

14 

11 

14 

4 

4 

2 

4 

8 

11 

13 

14 

3. 

16 

13 

12 

12 

4 

3 

2 

5 

7 

8 

14 

13 

4. 

16 

14 

9 

10 

2 

2 

1 

5 

8 

8 

12 

14 

5. 

15 

14 

11 

10 

7 

3 

6 

6 

8 

14 

12 

6. 

12 

14 

10 

10 

3 

3 

2 

5 

9 

8 

14 

12 

7. 

17 

15 

12 

9 

6 

4 

7 

1 

9 

12 

16 

13 

8. 

16 

13 

11 

8 

7 

4 

3 

3 

7 

14 

17 

11 

9. 

16 

11 

11 

9 

5 

2 

4 

2 

7 

13 

14 

12 

10. 

11 

13 

11 

10 

2 

2 

2 

5 

11 

13 

11 

11 

11. 

15 

13 

11 

9 

4 

1 

4 

3 

11 

9 

11 

11 

12. 

16 

13 

13 

10 

3 

3 

2 

4 

9 

13 

14 

15 

13. 

12 

15 

13 

10 

6 

3 

3 

6 

11 

13 

15 

12 

14. 

12 

12 

10 

10 

5 

2 

2 

4 

9 

13 

13 

15 

15. 

15 

12 

10 

7 

2 

4 

4 

3 

13 

12 

16 

13 

16. 

16 

13 

12 

5 

3 

1 

5 

4 

13 

12 

17 

14 

17. 

17 

12 

14 

7 

2 

2 

4 

4 

14 

13 

18 

16 

18. 

14 

15 

15 

7 

2 

. 

3 

7 

10 

14 

12 

13 

19. 

17 

14 

10 

9 

5 

4 

4 

5 

9 

17 

13 

14 

20. 

14 

17 

12 

10 

2 

4 

3 

5 

12 

14 

14 

14 

21. 

14 

15 

12 

8 

2 

2 

2 

3 

9 

17 

12 

16 

22. 

13 

13 

11 

10 

7 

3 

2 

5 

8 

14 

17 

15 

23. 

8 

13 

12 

8 

2 

3 

2 

7 

7 

11 

12 

12 

24. 

12 

15 

12 

7 

3 

3 

3 

7 

10 

13 

15 

15 

25. 

12 

16 

11 

6 

4 

4 

2 

7 

10 

11 

12 

11 

26. 

10 

14 

]1 

5 

5 

1 

4 

8 

11 

14 

11 

15 

27. 

11 

12 

9 

10 

1 

3 

4 

5 

11 

13 

12 

16 

28. 

13 

13 

10 

6 

2 

3 

5 

9 

14 

12 

16 

29. 

13 

(2) 

11 

8 

2 

2 

4 

9 

11 

14 

14 

14 

30. 

14 

7 

4 

3 

3 

1 

7 

11 

15 

13 

14 

31. 

14 

9 

3 

2 

11 

18 

16 

Sa. 

428 

382 

343 

258 

111 

78 

92 

159 

286 

389 

414 

425 

Niederschläge.  —  Tagesanfälle  7  10  mm. 


Zahl  der  Tage 

E 
E 

B 
^  E 

E  c 

S  « 

GrößterTages- 

710 

7l5 
<20 

720  725  730  740 
<25<:80<40 

anfall  im  Jahre 

<15 

mm  jMonal 

Tag 

Mittelwert  1881—1900     8.5 

2.9 

1.1 

08 

0.2 

0.2 

14 

215 

15 

35 

|51 

6.96 

25. 

1901—1906 

6.2 

2.2 

1.2 

0.5 

0.5 

1.0 

12 

223 

19 

36 

78 

6.03 

2. 

Höchstwertl881-1906 

16 

8 

3 

2 

1 

2 

24 

346 

23 

54 

78 

6.03 

2. 

Tiefstwert   1881—1906 

3 

0 

0 

0 

0 

0 

7 

93 

13 

22 

il9 

6.98 

10. 

209     — 


Tage 


Febr. 

März 

< 

Q.      2ä 

>■      N      Im 
Z  !  Q  I  Jahre 


Warm  .  .  . 
Regelrecht  . 
Kalt.   .    .    . 

Überdruck  . 

Mitteldnick 

Unterdruck 


Ruhig  .  . 
Windig  . 
Stürmisch 
Sturm  .    . 


Heiter  .  .  . 
Teilbewölkt 
Trüb    .    .    . 

Sehr  feucht 
Feucht  .  . 
Regelrecht  . 
Trocken  .  . 
Sehr  trocken 


Luft  wärmetage. 
12.01  8.7|  9.7j  8.9.  9.4    8.6j  8.7    8.1 
9.3  11.9  12.7|l2.5Jll.5  13.1jl3.o|l4.0 
!  9.6    7.6    8.6    8.6|l0.l'  8.3|  9.3|  8.9 

Luftdrucktage. 


7.91  7.6t  8.3    8.2  106.1 

14.6  16.1  13.9  14.2  156.9 

7.5    7.3    7.8    8.6102.2 


12.5jll.5|11.5|  9.4 

!■  7.2!  6.7    7.2  10.7 
ill.91  9.9  12.2!  9.8 


9.5 
13.1 

8.4 


7.31  7.0    6.6|  9.5|11.3jl2.8|13.5| 

16.4  17.8  18.0!l2.l'  9.1'  6.7t  6.4; 

6.2    6.2    6.3I  8.310.6110.4(11.11 


122.8 
131.6 
110.7 


W  i  n  d  t  a  g  e. 


16.4  12.0  10.4 


10  9jll.5 
3.4j  4.6 
0.2;  0.1 


13.4 
6.8 
0.3 


8.3:  7.6 
16.6|16.9 
4.9j  6.4 
0.1     . 


7.7    8.9:13.9  13.8  14.9  15.714.6  144.4 


17.2 
5.0 


17.6:13.3|14.013.2 


4.3j 
0.1  i 


3.8    2.1 


2.7 
0.1 


11.6jl2.5 
2.61  3.5 
0.1    0.3 


169.0 

50.4 

1.3 


Bewölkungstage. 
jt  2.21  3.71  4.01  4.21  4.3j  4.0'  4.6!  6.0 
"12.1  12.o!l5.617.1  18.3119.3,19.0  18.7 
itl6.6  12.4  II.3I  8.5    8.3    6.6!  7.4!  6.2 


6.41  3.01  2.71  1.5jj  46.9 

15.2  14.9  10.3  11.4!ll84.2 

8.3  13.1  16.9  18.0  134.0 


Luftfeuchtetage. 
4.0!  3.7|  2.9 
8.9  7.3  7.2 
5.6  6.0  7.0 
8.4  9.2  9.9 
4.1    3.8   4.0 


3.8 

2.4 

4.0 

3.8 

8.4 

6.2 

9.1 

8.5 

11.2 

9.0 

5.6 

5.7 

6.4 

8.8 

10.5 

8.6 

1.2 

1.8 

1.8 

3.4 

2.3    1.9!  2.7 

8.5  10.8  11.8 
8.0  7.6  8.9 
9.6|  8.1 

2.6  1.6 


6.7 
0.9 


3.0 
8.3 
11.4 
5.6 
1.7 


3.2  37.7 
6.6  101.6 
15.3101.3 
47|j  96.5 
1.2    28.1 


N 

i  e  d 

erschlägst 

age 

Frei 

13.1 

12.0  13.7 

13  4  12.9  11.9  11.3,13.7  13.3  10.1 

10.9  12.1 148.4 

Fast  frei  .    .    . 

1  8.7 

8.3 

8.0 

8.2 

7.8!  7.1 

6.81  7.6 

7.8I1O.9 

10.5'  9.4^101.1 

Benetzt    .   .    . 

7.1 

6.3 

6.8 

6.2 

5.9 

6.3 

7.4 

5.4 

5.3 

6.6 

6.7    6.8|i  76.8 

Naß 

1.6 

1.1 

1.7 

1.5 

3.1 

2.5 

3.2 

2.6 

2.4 

2.1 

1.3 

2.0  t  25.1 

Sehr  naß    .    . 

0.5 

0.4 

0.8 

0.7 

1.4 

2.2 

2.3 

1.7 

1.2 

1.3 

0.6 

0.7    13.8 

Nicht  frei    .    . 

17.9|l6.1  17.3  16.6  18  2;18.ri9.7[l7.3'l6.7  20.9  19.1  18.9  216.8 

Unter  1  mm  . 

21.8  20  3  21  7  21.6  20.7  19.0  18.1  21.3,21.1  21.Ü|21  4  21.5  249.5 

Über  4.9  mm 

2.1    1.5;  2.5    2.2|  4.5    4,7    5.5 

4.3 

3.61  3.4]  1,9|  2.7    38.9 

Regen  .... 

9.2 

9.713.1  16.5 

18.7 

18.7 

19.1 

17.5 

16.4 

18.4  15.912.0  185.2 

Schnee     .    .   . 

11.2 

9.1 

8,7;  3.7 

0.7 

, 

1.4    3.7,11.1    49.6 

Schneedecke  *) 

16.9 

14.2 

6.2 

0.7 

0.1 

. 

0.6 

2.3  12.9    53.9 

Hagel  .... 

. 

02 

0.2 

0.3 

0.3 

0.3 

0.5 

0.1 

0.1      1.7 

Graupeln    .    . 

1.5 

1.2 

2.1 

1.9 

1.0 

06 

0.4 

0.3 

0.7 

0.6 

1.0    11.3 

Nebel  .... 

21.4 

19.1 

17.1 

12.9 

5.6 

3.9 

4.6 

7.9 

14.3 

19.5 

207 

21.2168.2 

Tau 

0.1 

0.2 

1.3 

5.3 

11.2 

12.1 

10.9 

14.9 

12.8 

7.6 

2.1    0.1    78.6 

Reif 

9.9 

10.6  11.2 

7.8!  1.8 

0.1 

0.1 

2.6 

6.5 

9.3 

9.2    69.0 

Glatteis   .    .    . 

!   1.5 

0.7 

0.2 

0.3 

1.2     3.9 

•)  Die  Beobachtungen  der  Schneedecke  erstrecken  sich  nur  auf  die  Jahre  1889  bis  1900. 

14 


Phänologische  Übersicht. 


^  i^  'S         Gruppenpflanze  und  Vegetationsphase 


(Sa   !i  Mittle- 

u  5=  i' 

"^  5  ^        rer 


N  o 


OJ 


2.  III. 
10.  III. 
16.    III. 


Haselstrauch  (Corylus  Avellana),  K.  st.  .  .  <■  22. 
Schneeglöckchen  'Leucojum  vernum),  B.  .  [  18. 
Leberblümchen  (Hepatica  triloba),  B.  .  .  .  j  20. 
Lungenkraut  (Pulmonaria  officinalis),  B.     .  ij  18.  j  23.    III. 

Kornelkirsche  (Cornus  mas),  B j!  17.   1 25.    III 

Lerchensporn  (Corydalis  solida\  B.     .    .    •  ;!  18.  ||   4.     IV 


Frühe-      Späte- 


ster 


ster      5  K 


Phasen  tag 


I    c 


2. 
17. 

18. 

4. 

25. 

24. 


II.    28. 

II.    27. 

II.      7. 
III.  '  10. 

II.      9.     IV. 
III.    15.     IV. 


III. 
III. 
IV. 
IV. 


Roßkastanie(AesculusHippocastanumi,B.O.  i]  23.  I  13.  IV.  I  30.  III.    28.    IV 

Johannisbeere,  rote  (Ribes  rubrum),  B.   .    .  '1  23.     16.  IV.  '    3.  IV.    30.    IV 

Weißbirke  (Betula  alba),  B.  O i  22.  i  19.  IV.  |    3.  IV.  !  29 

Johannisbeere,  gelbbl.  i^Ribes  aureum),  B.  .     22.  m  19.  IV.  i    1.  IV.  1    2 

Weißbirke,  K  st 19.     21.  IV.      2.  IV.      1 

Schlehe  (Prunus  spinosa),  B 23,1,21.  IV.!    5.  IV.  I    5 

Süßkirsche  >  Prunus  avium),  B 23.  '1  23.  IV.  I    6.  IV.  i    6 

'  Weichsel  (Prunus  Cerasus),  B 23.  p  25.  IV.  |    8.  IV 

:  Ahlkirsche  iPrunus  Padus),  B 23.  [126.  IV.  j    8.  IV.  l    8 

Birnbaum  (Pirus  communis),  B 23.     26.  IV.  |    7.  IV.  ;    8 

Rotbuche  I  Fagus  silvaticai  B.  0 22.     29.  IV.  j  20.  IV.  i    9 

Apfelbaum  (Pirus  Malus),  B      23.  |i    1.  V.  1    9.  IV.    15 


8. 


> 


IV. 
V. 
V. 

V. 

V. 
V. 
V. 
V. 
V. 


Buchwald,  grün 

Stieleiche  (Quercus  pedunculata),  B.  O.  . 
Spanischer  Flieder  (Syringa  vulgaris),  B. 

Roßkastanie,  B 

Weiße  Narzisse  (Narcissus  poeticus),  B.  . 
Besenstrauch  (Spartium  scoparium),  B    . 

Geisblatt  (Lonicera  tatarica),  B 

Vogelbeere  (Sorbus  aucuparia),  B.   .    .    . 

Eichwald,  grün 

Weißdorn  (Crataegus  Oxyacantha),  B.    . 

Quitte  (Cydonia  vulgaris),  B 

Goldregen  (Cytisus  Laburnumi,  B.  .    .    . 


22. 

5. 

V. 

22. 

5. 

V. 

23. 

6. 

V. 

23. 

6. 

V. 

23. 

6. 

V. 

23. 

8. 

V. 

23. 

9. 

V. 

23. 

13. 

V. 

22. 

14. 

V. 

23. 

14. 

V. 

23. 

15. 

V. 

23. 

16. 

V. 

28.  IV.  15. 
26.  IV.  16. 
23.     IV.    16. 

IV.    17. 

IV.  ,  15. 


23. 

25 

28.    IV.  21. 

IV.  !  17. 

V.  24. 

V.  28. 

V.  21. 

V.  25. 

V.  26. 


25. 
1. 
2. 
2. 
1. 
1. 


V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 
V. 


> 


Winterroggen  'Seeale  cereale  hibernum),  B. 
Schwarzer  Hollunder  (Sambucus  nigra,   B. 

Himbeere  (Rubus  idaeus),  B 

Schneebeere  :  Symphoricarpus  racemosa),  B. 
Kornelkirsche,  rote  (Cornus  sanguinea),  B. 

Gartensalbei  (Salvia  officinalis),  B 

Hartriegel  (Ligustrum  vulgare),  B 

Weinstock  (Vitis  vinifera),  B 

Sommerlinde  (Tilia  grandifolia),  B 

Johannisbeere,  rote,  FR 


23 

23. 

22. 

22. 

22. 

22. 

22. 

23. 

23.     22.    VI 

23.     23.     VI 


26.  V. 

31.  V. 

2.  VI. 

3.  VI. 
3.  VI. 
5.  VI. 

12.  VI. 

22.  VI. 


18. 
15. 
22. 
26. 
23. 
27. 


V.      4. 

V.  9. 
V.  14. 
V.  '  12. 


5.  VI 

10.  VI. 

9.  VI. 

13.  VL 


12. 
11. 
22. 

2. 
30. 

4. 


VI. 

VI. 

VI. 

VI. 

VI.    > 

VI. 

VI.    ^ 
VII.. 

VI.  ii 
VII.  i 


Winterlinde  (Tilia  parvifolia),  B.  . 

Weiße  Lilie  (Lilium  candidum),  B. 

Geisblatt,  FR 

Johannisbeere,  gelbbl.,  F.  R.  .    .    . 

Winterroggen  (Erntebeginn)  .    .   . 

1  Himbeere,  F.  R 

I  Schneebeere,  F.  R 

I  Vogelbeere,  F.  R 

Schwarzer  Hollunder,  F.  R.  .    .    . 


23. 

29.    VI. 

17.    VL 

7.  VII. 

23. 

30.    VI. 

19.    VI. 

8.  VII. 

23. 

1.  VII. 

16.    VI. 

14.  VII. 

22. 

o.  VII. 

24.    VI. 

18.  VIL 

23. 

10.  VII. 

26.    VI. 

20.  VII. 

'  22. 

11.  VII. 

3.  VII. 

24.  VII. 

22. 

29.  VII. 

17.  VII. 

8.  VIII. 

23. 

2  VIII.    23.  VII. 

10.  VIII. 

23. 

18.  VIII. 

3.  VIII. 

2.     IX.il 

j,|j:^    Kornelkirsche,  rote,  F.  R. 


ii;£-e    Hartriegel,  F.  R, 


'^i-^    Roßkastanie,  F.  R. 


22.     26.  VIII. 

"  22.  IJll.    IX. 
I  23.     19.    IX. 


17.  VIII.  ■  5.  IX.  >< 
30. VIII.  ,21.  IX  |H 
12.     IX.  |28.     IX.IJQÖ 


-"  ;  Roßkastanie,  A.  L  V. 

^  Weißbirke,  A.  L.  V. 

^  Rotbuche,  A.  L.  V.  . 

•^  Stieleiche,  A.  L.  V.  .. 


22.  10.  X. 

■  22.  16.  X. 

22.  19.  X. 

22.  22.  X. 


X 


1.  X.    22.  X. 

2.  X.    25.  X. 
4.  X.  I  29.  X.    2' 
9.  X.  ^31.  X.- 


—     211     — 
Bemerkungen  zu  den  Zahlentafeln. 

Bedeutung  der  Abkürzungen  in  der  phänologischen  Übersicht:  B.  =  Blüte, 
K.  st.  =  Kätzchen  stäuben,  B.  O.  =  Blattoberfläche  sichtbar,  F.  R.  =  Frucht- 
reife, A.  L.  V.  =  Allgemeine  Laubverfärbung. 

Wetter  und  Klima  erlangen  ganz  besonders  in  bezug  auf  Wärme- 
und  Niederschlagsverhältnisse  allgemeine  Wichtigkeit.  Deshalb 
nehmen  in  den  voranstehenden  Zahlentafeln  Luftwärme  und  Nieder- 
schläge den  weitaus  größten  Raum  ein.  Neben  den  Mittelwerten 
für  die  Beobachtungszeit  1881  —  1900  werden  die  Grenzwerte  betont; 
sie  bilden  die  notwendige  Ergänzung  der  Mittelwerte,  erst  durch  sie 
ist  ein  zutreffendes  Einschätzen  der  Wirkungsweite  von  Mittelwerten 
möglich.  So  vermag  nur  die  Zusammenstellung  der  größten  Tiefst- 
werte aller  einzelnen  Tage  des  Jahres  während  des  ganzen  Zeit- 
raumes 1881-1900  auf  Tafel  Seite  189  zu  zeigen,  daß  jeder  Tag  des 
Jahres  innerhalb  dieser  20  Jahre  mindestens  einmal  frostfrei  war  — 
gewiß  ein  besonders  wichtiges  Kennzeichen  des  Klimas.  So  lehrt 
ferner  die  Tafel  Seite  187,  welche  Tage  des  Jahres  schon  Sommer-  und 
Hochsommertage  waren,  so  lehrt  weiterhin  die  Tafel  Seite  188,  welche 
Tage  des  Jahres  schon  Eistage,  die  Tafel  Seite  190,  welche  Tage  des 
Jahres  schon  Frost-  und  welche  schon  Wintertage  im  Verlauf  der 
20  Jahre  waren. 

Zu  den  Grenzwerten  und  den  Mittelwerten  treten  als  eben- 
bürtig die  Scheitel  werte;  sie  zeigen  die  dichtesten  Anhäufungen  von 
aufgetretenen  Werten  der  betreffenden  Art,  d.  h.  von  Stufen-  oder 
Schwellenwerten.  Es  ist  durchaus  nicht  innere  Notwendigkeit,  daß 
Mittel-  und  Scheitelwerte  zusammenfallen,  wenn  dies  auch  häufig 
eintritt.  Ja,  es  wäre  der  Fall  denkbar,  daß  die  sämtlichen  Werte 
einer  Art  und  damit  die  Scheitelwerte  innerhalb  eines  Kreisringes 
verteilt  liegen  und  der  Mittelwert  aller  in  den  Kreismittelpunkt  fällt 
also  dahin,  wo  weit  und  breit  kein  Schwellenwert,  kein  Scheitelwert 
zu  finden  ist. 

Die  Zusammenstellungen  nach  Schwellenwerten  behufs  Ge- 
winnung von  Scheitel  werten  Seite  195  bis  197  erlauben  unter 
anderem  die  Beantwortung  von  Fragen,  wie  viel  Tage  im  Jahre 
oder  in  einem  Monate  mit  einer  bestimmten  Temperatur  als  Tages- 
mittel, als  Tageshöchstwert  oder  Tagestiefstwert  durchschnittlich  auf- 
treten, wie  viel  Tage  mit  Wärmegraden  über  oder  unter  einer 
Temperatur  als  Schwellenwert  vorkommen.  Für  solche  Fragen  ver- 
sagen die  Mittelwerte  vollständig,  die  Grenzwerte  vermögen  auch 
nur  selten  und  in  beschränkter  Weise  Aufschluß  zu  geben. 

14* 


—     212     — 

Die  längst  eingebürgerten  Auszählungen  von  Frosttagen,  von 
Eis-  und  Sommertagen  gehören  aber  ihrer  Natur  nach  zu  dem  Gebiet 
der  Schwellenwerte.  Als  Frosttage  zählen  jene  Tage,  an  denen  der 
Tiefstwert  unter  0"  sinkt,  als  Eistage  jene,  deren  Höchstwert  unter 
0^  bleibt,  während  Sommertage  jene  sind,  für  die  der  Höchstwert 
mindestens  25*^  erreicht.  Die  ausgelesenen  Tage  wurden  hier  noch 
ergänzt  durch  Wintertage,  deren  Tiefstwert  mindestens  bis  — 10"  sinkt 
und  durch  Hochsommertage,  deren  Höchstwert  mindestens  bis  30" 
steigt.  Diese  5  Gattungen  von  Lostagen  dienen  dann  zur  Einteilung 
des  Jahres  in  Gruppen  von  bemerkenswerten  Tagen.  In  der  hier 
folgenden  Zusammenstellung  ist  die  sich  hieraus  ergebende  Grup- 
pierung verglichen  mit  einer  ähnlichen  Gruppenbildung  für  Frank- 
furt a.  M.,  die  allerdings  zumteil  andere  Grundlagen  besitzt.  Unter 
Berücksichtigung  der  klimatisch  bevorzugteren  Lage  Frankfurts 
stimmen  die  Zeitangaben  gut  überein.  Umsomehr  beweist  diese 
Übereinstimmung  nun  die  Zulässigkeit  beider  zu  gründe  liegender 
Verfahren. 


Frankfurt  a/M. 

Anfang    Ende     Tagzahl  Jahranteil 


Nürnberg 
Anfang    Ende   Tagzahl  Jahranteil 


Vorwinter 

lO.XI 

l.XII 

22 

60/o 

2.XI 

22.XI 

21 

6O/0 

Winter 

2.XII 

U.ll 

75 

21% 

23.XI 

20.11 

90 

25^/0 

Nachwinter 

15.11 

23.III 

37 

10% 

21.11 

22.III 

30 

8»/o 

Frühling 

24.III 

20.V 

58 

16% 

23  III 

21.V 

60 

16«/o 

Vorsommer 

21.V 

20.  VI 

31 

8V/0 

22.V 

20.VI 

30 

80/0 

Sommer 

21.VI 

22.VIII 

63 

17% 

21. VI 

18.VIII 

59 

16<^/o 

Nachsommer 

23.VIII 

14.IX 

23 

6'Vo 

19.VIII 

lO.IX 

23 

6«/o 

Herbst 

15.IX 

9.XI 

56 

150/0 

ll.IX 

l.XI 

51 

140/0 

Eine  anderweite  Grundlage  für  derartige  Gruppierungen  von 
Tagen  zu  Jahreszeiten  liefert  die  Phänologie.  Auf  die  Mittelwerte 
der  Ergebnisse  vieljähriger  Beobachtungen  gründete  Herr  Apotheker 
Fr.  Schultheiß  die  folgende  Zusammenstellung. 


Jahreszeit 

Beginn 

Ende 

Dauer 

in 
Tagen 

Mittlerer    Frühester  ]  Spätester 

Unter- 
schied 
in  Tagen 

Gruppentag 

Vorfrühling 

2.  III. 

4.  IV. 

34 

19.  III. 

3.  III.  99 

5.  III.  95 

33 

Erstfrühling 

13.  IV. 

2.  V. 

20 

22.  IV. 

6.  IV.  84 

3.V.    88 

27 

Vollfrühling 

5.  V. 

16.  V. 

12 

9.  V. 

1.  V.    94 

17.  V.    96 

16 

Frühsommer 

27.  V. 

23.  VI. 

28 

9.  VI. 

2.  VI.  89 

17.  VI.  02 

15 

Hochsommer 

29.  VI. 

18.  VIII. 

51 

15.  VII. 

6.  VII. 93 

24.  VII.  02 

18 

Spätsommer 

26.  VIII. 

19.  IX. 

25 

8.  IX. 

30.  VI  II.  89 

17.  IX.  87 

18 

Herbst    .    . 

10.  X. 

23.  X. 

13 

16.  X. 

4.  X.    89 

26.  X.    00 

22 

—     213     - 

Diese  phänologischen  Erhebungen  sind  in  der  nun  folgenden 
Tafel  den  auf  meteorologischem  Wege  erhobenen  Zeitbegrenzungen 
gegenübergestellt.  Auch  in  den  so  gewonnenen  gegenseitigen  Zeit- 
angaben findet  recht  erfreuliche  Übereinstimmung  statt,  die  das 
Vertrauen  zu  beiden  Verfahren  rechtfertigt. 


Meteoro- 
logische 
Jahreszeit 

Anfang 

Ende 

N^  Phänologischejahreszeit 

^1 

Mittlere 
Phasen- 
tage 

Tagzahl 
der 

Zwischen- 
zeit 

Winter- 
halbjahr 

19. 

X. 

18. 

IV. 

Eintritt  der  allgemeinen 
182         Laubverfärbung 
Eintritt  d.Erstbelaubung 

16.  X. 
24.  IV. 

190 

Vorwinter 

Winter 
Tiefwinter 

2. 

23. 
15. 

XI. 
XI. 

I. 

22. 

20. 
11. 

XI. 

II. 
II. 

1        Winterruhe 
Uli          Laubfallende 

Erste  Vorfrühlingsphase 

10.  XL 
2.  III. 

112 

Nachwinter 

21. 

11. 

22. 

111. 

Vorfrühling 
30  Erste  Vorfrühlingsphase 
!           Wiesengrün 

2.  III. 
27.  III. 

25 

Frühling 

23. 

III. 

21. 

V. 

Erst- u. Vollfrühling 
60:          Wiesengrün 
Letzt.Vollfrühlingsphase 

27.  III. 
IG.  V. 

50 

Vorsommer 

22. 

V. 

20. 

VI. 

1       Frühsommer 
30  Erste  Frühsommerphase 
Letzte 

26.  V. 
23.  VI. 

29 

Sommer 
Hochsommer 

21. 

15. 

VI. 
VII. 

18. 
18. 

VIII. 
VIII. 

Hochso  mmer 
59  Letzt.  Frühsommerphase 
"    Hochsommerphase 

23.  VI. 
18.  VIII. 

56 

Nachsommer 

19. 

VIll. 

10. 

IX. 

Spätsommer 
23  Letzt. Hochsommerphase 
Ij     »     Spätsommerphase 

18.  VIII. 

19.  IX. 

32 

Herbst 

11. 

IX. 

1- 

XI. 

Herbst 
51  Letze  Spätsommerphase 
Laubfallende 

19.  IX. 
10.  XL 

52 

Auf  weitere  Übereinstimmungen  sei  noch  hinzuweisen  gestattet. 
Laut  Tafel  auf  Seite  IQO  umfaßt  die  lückenlose  Reihe  kleinster  Tages- 
tiefstwerte unter  O''  (oder  die  ununterbrochene  Reihe  von  Frosttagen) 
die  Zeit  vom  IQ.  Oktober  bis  18.  April  mit  182  Tagen.  Dieser 
Zeitraum   ist   deshalb  als   Winterhalbjahr   bezeichnet.     Zu   cähnlicher 


—     214     — 

Eingrenzung  gelangt  man,  wenn  man  aus  dem  Terminkalender  den 
Zeitraum  vom  mittleren  Eintrittstag  des  1.  Frostes,  den  20.  Oktober 
bis  zum  mittleren  Eintrittstag  des  letzten  Frostes,  den  27.  April  mit 
190  Tagen  herausgreift  oder  wenn  man  die  Tage  zusammenfaßt, 
an  denen  die  20  jährigen  Mittelzahlen  der  einzelnen  Tagesmittel  für 
Luftwärme  unterhalb  des  Nürnberger  Hauptmittels  von  8**  liegen, 
also  nach  dem  Terminkalender  oder  nach  Tafel  auf  Seite  184  den 
Zeitraum  vom  11.  Oktober  bis  zum  18.  April  mit  gleichfalls  IQO 
Tagen.  Die  phänologische  Übersichtstafel  ergibt  einen  entsprechenden 
Zeitraum  für  die  Ruhedauer  in  der  Ernährungstätigkeit  unserer  Laub- 
hölzer vom  mittleren  Eintrittstag  der  allgemeinen  Laubverfärbung, 
dem  16.  Oktober,  bis  zum  mittleren  Eintrittstage  der  Erstbelaubung, 
dem  14.  April,  mit  ebenfalls  190  Tagen. 

Der  1881  —  1900  durchaus  frostfrei  gebliebene  Zeitraum  liegt 
laut  Terminkalender  und  laut  Tafel  Seite  190  zwischen  dem  22.  Mai  und 
dem  16.  September,  er  umfaßt  vom  23.  Mai  bis  15.  September  116  Tage. 
Die  stetige  Reihe  der  Sommertage  reicht  nach  Tafel  auf  Seite  187  vom 
11.  Mai  bis  19.  September,  zählt  also  132  Tage.  Nach  der  Jahres- 
zeittafel umfaßt  im  meteorologischen  Sinne  Vorsommer,  Sommer 
und  Nachsommer  die  Zeit  vom  22.  Mai  bis  10.  September  mit  112 
Tagen,  im  phänologischen  Sinne  Frühsommer,  Hoch-  und  Spät- 
sommer vom  26.  Mai  bis  19.  September  mit  117  Tagen. 

Wie  oben  die  meteorlogischen  Jahreszeiten  von  Frankfurt  a/M. 
und  Nürnberg  verglichen  wurden,  so  sollen  nun  auch  die  phäno- 
logischen in  Vergleich  gebracht  werden.  Die  Zeitangaben  beziehen 
sich  auf  den  mittleren  Eintrittstag  des  Beginns. 


Frankfurt 

Nürnberg 

Voreilung 

für  Frankfurt 

Erstfrühling 

15.IV 

22.IV 

-i-  7 

Tage 

Vollfrühling 

4.V 

9.V 

+  5 

II 

Frühsommer 

27.V 

9.VI 

+  13 

II 

Hochsommer 

5.VII 

15.VII 

-1-10 

II 

Spätsommer 

31.V1I1 

8.IX 

+  8 

II 

Herbst 

18.x 

16.x 

-   2 

II 

Der  frühere  Eintritt  von  Frühlings-  und  Sommerzeiten,  der 
spätere  Eintritt  des  Herbstes  ist  Ausdruck  für  die  bevorzugtere  Lage 
Frankfurts  gegenüber  Nürnberg.  Die  Mittelwerte  der  Jahre  und 
der  4  Jahreszeiten  für  Luftwärme  sind  zu  Frankfurt:  9,7*^,  1,0^, 
9,5»,  18,5«,  9,6°,  zu  Nürnberg:  8,0«,  -1,0«,  7,7«,  17,0«,  8,1«.  Nun  liegt 
Frankfurt  um  rund  200  m  tiefer;  aber  auch  nach  dem  Umrechnen 
auf  gleiche  Seehöhe  bleiben  die  Zahlen  für  Frankfurt  noch  um  nahezu 


—     215     — 

^,'4'*  höher,  welcher  Unterschied  wieder  zumteil  durch  die  kontinen- 
talere Lage  Nürnbergs  bedingt  ist.  Berechnet  man  den  Grad  der 
Kontinentahtät  aus  der  Jahresschwankung  nach  Zenker,  so  ergibt  sich 
der  kontinentale  Anteil  des  Nürnberger  Klimas  zu  26°/o,  des  Frank- 
furter zu  24%,  des  Prager  zu  2Q%;  nach  Hann  berechnet,  findet 
man  für  Nürnberg  29-^/0,  Frankfurt  26>,  Prag  30%. 

Hinsichtlich  der  in  Nürnberg  vorherrschenden  Winde  ist  das 
verhältrHsmäßig  seltene  Auftreten  von  N  und  NE  bemerkenswert; 
es  besitzen  diese  beiden  Richtungen  zusammen  13%  oder  V»  aller 
beobachteten  Fälle  (statt  ^4  bei  gleichmäßiger  Verteilung),  bei  Winden 
von  Stärke  4  und  darüber  nur  S'^o  oder  Vi  2  der  Fälle  dieser  Stärke. 

Die  Angaben  über  Bewölkung  erlauben  folgende  Nachprüfung. 
Untersuchungen  Kremsers  lehren,  daß  sich  die  mittlere  Bewölkung 
für  n  Tage,  unter  denen  h  heitere  und  t  trübe  Tage  gezählt  wurden, 
mit  genügender  Annäherung  ergibt  zu 

(a  +  b-^)% 

Im  Ausdruck  bedeuten  a  und  b  festliegende  Zahlen,  die  je  nach  dem 
Beobachtungsort  verschieden  sind  und  für  Mittel-  und  Nordeuropa 
durchschnittlich  die  Größe  51  und  50  besitzen.  Aus  den  Be- 
obachtungsergebnissen zu  Nürnberg  rechneten  sich  a=50,7  und 
b=:r50,0  heraus,  somit  gute  Übereinstimmung.  Bei  der  Einzel- 
berechnung der  Bewölkungsprozente  aus  den  Tagzahlen  zeigt  sich 
für  die  einzelnen  Monate  ein  Fehler  bis  zu  8%,  für  die  verschiedenen 
Jahre  ein  Fehler  bis  zu  2%,  ebenso  für  Jahrfünfte,  für  das  Doppel- 
jahrzehnt nur  1%. 

Die  Sonnenscheindauer  ist  von  der  Bewölkung  abhängig.  Im 
allgemeinen  müssen  Zeiträume  mit  starker  Bewölkung  sonnenschein- 
arm sein,  Zeiträume  mit  hohen  Prozentzahlen  an  Sonnenscheindauer 
verhältnismäßig  geringere  Zahlen  für  den  Bewölkungsgrad  aufweisen. 
Dahier  wird  die  Sonnenscheindauer  in  doppelter  Weise  bestimmt. 
Einmal  geschieht  die  Aufzeichnung  der  Zeit,  zu  welcher  die  Sonne 
deutliche  Schatten  erzeugt,  durch  eigne  ständige  Beobachter,  dann 
erfolgt  die  Aufnahme  des  stärkeren  Prallsonnenscheins  durch  Brand- 
streifen. Daß  die  Dauer  des  Prallsonnenscheins  (Seite  201)  im  Durch- 
schnitt V3  des  Sonnenscheins  überhaupt,  dagegen  im  Juli  und  August 
fast  ^;4,  im  Dezember  nur  Vs  ist,  lehrt  eben  die  schwache  Wirkung 
des  Sonnenscheins  in  den  ersten  und  letzten  Tagesstunden,  wie  die 
stärkere  Trübung  der  Luft  durch  Rauch  und  Nebel  im  Winter;  der 
Anteil  der  Stunden  geschwächten  Sonnenscheins  an  der  gesamten 
Dauer  ist  im  Dezember  bedeutend  größer  als  im  Juli. 


—     216     — 

Für  den  schattenerzeugenden  Sonnenschein  wurden  die  Tage 
ausgeschieden  in  sehr  sonnige  Tage,  an  denen  die  wirkHche  Sonnen- 
scheindauer mindestens  ^Z*  der  möglichen  ist,  in  sonnige  mit  wirk- 
licher Dauer  zwischen  ^U  und  V2  der  möglichen,  in  mäßig  sonnige 
zwischen  ^/z  und  V*,  endlich  in  sonnenarme  Tage  mit  weniger  als 
V4  der  möglichen  Dauer.  Die  Tafel  Seite  201  gibt  unter  anderem 
die  Zusammenstellung  der  Mittelzahlen  solcher  Erhebungen.  Auch 
die  Zahlen  über  Sonnenscheindauer  erlauben  eine  ähnliche  Nach- 
prüfung wie  jene  für  Bewölkung.  Aus  den  mittleren  Stundenzahlen 
des  Sonnenscheins  für  einen  Monat  oder  ein  Jahr  ergeben  sich 
Prozentzahlen  als  Verhältnis  der  wirklichen  zur  möglichen  Dauer. 
Ich  versuchte  deshalb  einen  Annäherungsausdruck  aufzustellen  für 
diese  Prozentzahl  abhängig  von  den  Zahlen  der  unter  n  Tagen  vor- 
kommenden sehr  sonnigen  Tage  m,  sonnigen  Tage  p,  mäßig 
sonnigen  Tage  q.     Der  Ausdruck  besitzt  die  Form 

3m+2p+q 
n 

Für  die  beiden  Koeffizienten  a  und  b  rechneten  sich  aus  den 
Nürnberger  Beobachtungsergebnissen  m,  p,  q  die  Mittelwerte  7 
und  30.  Die  Nachprüfungen  der  einzelnen  Monate  zeigte  Fehler 
zwischen  -f3  und  —3%,  für  die  einzelnen  Jahre  zwischen  -\-2  und 
—  l"/o,  für  das  Jahrfünft  unter  1>,  also  ausreichende  Übereinstimmung. 

Wie  hinsichtlich  der  Bewölkung  und  des  Sonnenscheins  die 
Tage  nach  Gruppen  unterschieden  und  ausgezählt  wurden,  so  auch 
bezüglich  der  Luftwärme,  des  Luftdrucks,  der  Luftdurchsicht,  der 
Niederschläge.  Tagesmittel,  die  sich  nach  oben  und  unten  um 
höchstens  2°  vom  vieljährigen  Tagesmittel  entfernen,  zählen  als 
regelrechte  Tage.  Abweichungen  um  mehr  als  2^  nach  oben  kenn- 
zeichnen warme  Tage,  nach  unten  kalte  Tage.  Für  Luftdruck  be- 
stimmt eine  3,5  mm  übersteigende  Abweichung  des  Barometerstandes 
vom  Mittelwert  nach  oben  den  Überdrucktag,  nach  unten  den  Unter- 
drucktag. .Die  Luftdurchsicht  ist  bemessen  nach  dem  Grade  der 
Sichtbarkeit  von  Gegenständen  in  verschiedenen  Entfernungen  vom 
Beobachtungsorte.  Bei  Niederschlägen  ist  der  Anfall  eines  fast 
freien  Tages  zwischen  0  und  1  mm,  eines  benetzten  zwischen  1  und 
5  mm,  eines  nassen  zwischen  5  und  10  mm,  eines  sehr  nassen 
über  10  mm. 

Aus  den  beiden  Tafeln  für  Niederschläge  Seite  203  und  204 
geht  unter  anderem  hervor,  daß  kein  Tag  des  Jahres  in  den  20 
Beobachtungsjahren  ganz  niederschlagsfrei  blieb,  nicht  einmal  der 
29.  Februar.    Die  Tafel  der  Anzahl  von  Regentagen  (S.  206)  zeigt,  daß 


—     217     — 

jeder  Tag  des  Jahres  innerhalb  der  20  Jahre  mindestens  dreimal 
auch  Regentag  war,  sicher  für  den  Winter  ein  Zeichen  der  Milde 
des  Klimas,  entsprechend  dem  oben  Seite  211  hervorgehobenen,  daß 
jeder  Tag  des  Jahres  während  der  20  Jahre  mindestens  einmal  frost- 
frei war.  Vollkommen  frei  von  jedem  Schneefall  war  nur  der 
Zeitraum  zwischen  dem  18.  Mai  und  5.  Oktober  mit  139  Tagen. 
Ihm  ähnlich  ist  der  oben  Seite  214  erwähnte  frostfreie  Zeitraum 
zwischen  dem  22.  Mai  und  16.  September  mit  116  Tagen. 

Die  Tafel  über  Niederschlagstage  Seite  20Q  lehrt,  daß  in  den 
20  Jahren  auf  das  Jahr  rund  148  niederschlagsfreie  Tage  kommen. 
Auf  je  5  Tage  treffen  somit  2  freie  und  3  nichtfreie  Tage.  Das 
Verhältnis  von  Schlechtwetter-  zu  Schönwettertagen  ist  also  3  :  2. 
Nimmt  man  die  freien  und  fast  freien  Tage  als  wettergünstige  zu- 
sammen, so  sind  rund  250  günstige,  115  ungünstige  Tage  im  Jahre 
zu  zählen  oder  auf  2  günstige  Tage  trifft  rund  ein  ungünstiger. 
Das  Verhältnis  der  freien,  fast  freien,  benetzten,  nassen  und  sehr 
nassen  Tagen  ist  stark  abgerundet  12:8:6:2:1. 

Verteilt  man  die  jährliche  Niederschlagsmenge  nach  den  Tag- 
zahlen der  einzelnen  Monate  auf  letztere  und  vergleicht  die  so  er- 
haltenen Höhen  mit  den  Mittelwerten  der  wirklichen  Monatsanfälle, 
so  finden  sich  beträchtliche  Unterschiede.  Die  Überschüsse  sind  in 
der  folgenden  Zusammenstellung  durch  -\-,  die  Fehlbeträge  durch  — 
bezeichnet.  Zum  Vergleiche  wurden  auch  die  entsprechenden 
Werte  für  Frankfurt  und  Berlin  beigefügt. 

Jan.    Feb.  Mrz.  Apr.   Mai    Jun.    Jul.    Aug.  Sep.  Okt.  Nov.  Dez. 
Nürnberg  —14  -16  —11  — JO  -fll  +25  -f-28  -f  6       0+2-12—7  mm 

Frankfurt  a.  M.  —  9  —15  —13  —16  +  1  +20  +27  +  9—6+4  +  2—2     „ 
Berlin  —11  —  5  —  6  —11  —  1   +17  +25  +10    --9  —2  —  4—2     „ 

Im  allgemeinen  tritt  an  den  3  Orten  die  Erscheinung  im 
gleichen  Sinne  auf;  Juni,  Juli  und  August  erhalten  zu  große  Anteile 
am  Jahresanfall,  die  Monate  Dezember  bis  April  zu  geringe.  Gegen- 
sätzlich zu  den  beiden  anderen  Orten  ergibt  sich  für  Nürnberg  auch 
im  Mai  (wie  im  Juni,  Juli  und  August)  ein  größerer  Überschuß,  im 
November  (wie  Dezember  bis  April)  größerer  Fehlbetrag.  Da  die 
Erscheinung  im  ganzen  und  großen  an  den  3  Orten  in  gleicher 
Weise  sich  bemerkbar  macht,  so  sind  ihre  Gründe  nicht  örtlicher 
Natur.  Auf  alle  Fälle  aber  ist  das  Auftreten  so  beträchtlicher  Mehr- 
anfälle in  den  warmen  Monaten  eine  für  das  Pflanzenleben  und  die 
Landwirtschaft  außerordentlich  günstige  Erscheinung. 

•  Die  Niederschlagsmenge  Nürnbergs  ist  im  Vergleiche  mit  jener 
ihrer   näheren    und    ferneren    Umgebung    durch   einen   auffallenden 


-      218     — 

Tiefstwert  ausgezeichnet.  Das  Nürnberg-Fürther  Gebiet  bildet  in 
weithin  sich  erstreckender  Fläche  eine  kleine  Insel  mit  geringster 
durchschnittlicher  Jahresmenge  an  Niederschlägen.  Das  letzte  Jahr- 
fünft 1901  — 1Q05  ergab  Mittelzahlen,  nach  denen  von  Nürnberg- 
Fürth  aus  eine  Zunahme  der  Jahresniederschläge  für  Ansbach  um 
5  cm,  für  Wendelstein  bei  Schwabach  um  6  cm,  für  Erlangen  um  7, 
für  Weißenburg  um  9,  für  Windsheim  um  12,  für  Ursprung  bei 
Altdorf  um  21,  für  Gößweinstein  um  27,  endlich  für  Gräfenberg 
um  33  cm  vorhanden  ist.  Nach  den  Durchschnittszahlen  einer 
längeren  Jahrreihe  steigt  der  Jahresanfall  von  Nürnberg  aus  in  der 
Richtung  gegen  Osten  um  15%  bei  Altdorf,  um  20^/0  bei  Amberg, 
gegen  Nordosten  um  50°;o  bei  Gräfenberg,  gegen  Norden  um  77« 
bei  Erlangen,  gegen  Nordwesten  um  15>  im  Steigerwald,  gegen 
Westen  um  9%  bei  Ansbach,  gegen  Süden  um  8>  bei  Wendelstein, 
um  1270  bei  Weißenburg.  Erst  an  der  Donau  zwischen  Neuburg 
und  Donauwörth,  dann  bei  Regensburg,  am  Main  zwischen  Schwein- 
furt und  Würzburg,  dann  bei  Bayreuth  treten  wieder  Niederschlags- 
gebiete auf  mit  nur  6  dm  Jahresanfall  wie  bei  Nürnberg-Fürth.  Die 
bezeichneten  fünf  Gebiete  bilden  im  rechtsrheinischen  Bayern  fünf 
Inseln  mit  geringstem  Jahresanfall. 


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Die  Flora  der  Umgebung  Nürnbergs. 


Von 


K.  Oberstabsveterinär  August  Schwarz*). 


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ie  Flora  der  Umgebung  Nürnbergs  bildet  einen  räumlich 
geringen  Teil  des  Waldgebietes  des  östlichen 
Kontinents  im  Sinne  Grisebachs  oder  des  nordischen 
Florenreiches  nach  Drude.  Dieser  breite  Gürtel  der 
kalttem  perierten  Zone,  der  im  Norden  mit  der  Grenze  des  Baum- 
wuchses und  des  Anbaues  von  Cerealien  an  die  Tundra  der  arkti- 
schen Zone  stößt,  ist  im  Süden  von  der  an  immergrünen  Gebüschen 
reichen  mediterranen  oder  M  i  1 1  e  1  m  e  e  r  -  Flora,  im  Südosten  vom 
ausgedehnten  Steppengebiet  Südrußlands  und  Mittelasiens  begrenzt. 
Es  lassen  sich  in  ihm  weitere  3  natürliche  Zonen  unterscheiden:  die 
Zone  des  Nadelholzgebietes,  die  Zone  der  laubabwerfenden 
Gehölze  und  die  Zone  der  Wiesengebiete.  Deutschland  gehört  in 
seiner  ganzen  Ausdehnung  zur  2.  dieser  Zonen,  zu  der  der  laub- 
abwerfenden Gehölze.  Nach  Drude  unterscheiden  wir  für  Deutsch- 
land, die  angrenzenden  Länder  nun  teilweise  mit  in  die  Betrachtung 
hereinbezogen,  weitere  7  Hauptregionen: 

1.  Vegetationsregion  der  nordat landische nNiederung, 
den  nördlichen  Teil  Belgiens,  die  Niederlande,  das  Rheinland  bis 
Köln  hinauf  und  die  norddeutsche  Tiefebene  bis  zur  Elbe  umfassend; 

2.  Vegetationsregion  der  südbaltischen  Niederung 
und  Höhenschwelle,  Mecklenburg,  Brandenburg,  Posen  und 
Ostpreußen  und  einen  Teil  von  Schlesien  bis  Breslau  umfassend ; 


*)  Vgl.   A.  Schwarz,   Phanerogamen-    und   Gefäßcryptogamen.  —   Flora  der 
Umgegend  von  Nürnberg- Erlangen.     Nürnberg  bei  U.  E.  Sebald,  1897— IQOl. 


—     220     — 

3.  Vegetätionsregion  des  mittel-  und  süddeutschen 
Hügellandes  und  des  unteren  Berglandes.  Hiezu  gehört  der 
südöstliche  Teil  Belgiens,  Luxemburg,  Lothringen,  die  Pfalz,  Elsaß, 
der  niedere  Teil  der  Schweiz  um  Bern  über  Zürich  bis  zum  Boden- 
see, Baden,  Württemberg,  Franken  und  der  nördliche  Teil  der 
bayerischen  Hochebene  (Sendtners  Münchener  und  Donauzone)  sodann 
Hessen,  Westfalen,  Thüringen,  Sachsen,  das  obere  Schlesien,  Böhmen, 
Mähren,  Oberösterreich. 

4.  Vegetationsregion  des  oberen  Berglandes  und  der 
subalpinen  Formationen  bis  zur  oberen  Waldgrenze.  Hiezu 
gehören  Teile  der  Ardennen,  Eifel,  Vogelsberg,  Rhön,  der  Harz, 
Thüringer  Wald,  Fichtel-  und  Erzgebirg,  Sudeten,  ein  großer  Teil 
der  Karpaten,  der  Böhmerwald,  die  Vogesen,  der  Schwarzwald,  zum 
Teil  der  Schweizer  und  schwäbische  Jura,  dann  der  südliche  Teil  der 
bayerischen  Hochebene  (Sendtners  Peißenberger  Zone  und  hohes 
Vorgebirg),  sodann  der  Süd-  und  Ostgürtel  am  Fuße  der  Alpen. 

5.  Vegetationsregion  der  alpin-karpatischen  Hochge- 
birgsformationen,  der  außer  dem  Hauptzug  der  ganzen  Alpen- 
kette noch  die  höchsten  Punkte  im  schweizer  Jura,  der  Sulzer 
Belchen  in  den  Vogesen,  die  Feldberggegend  im  Schwarzwald,  der 
Arber,  Brocken,  Schneekoppe,  Altvater  und  die  hohe  Tatra  zu- 
gehören. 

Während  dann  im  Südosten  als  7.  (West pon tische)  Vege- 
tationsregion der  Karst,  Kroatien  und  die  ungarische  Tiefebene  sich 
ausdehnen,  erreicht  das  Gebiet  des  deutschen  Reiches  in  seinem  süd- 
lichsten Teile  noch  6.  (die  Zählung  nach  Drude)  die  Zentral- 
französische Vegetationsregion,  zu  welcher  außer  Teilen  von 
Oberelsaß,  noch  die  Gegend  um  Lindau  und  vom  Bodensee  rhein- 
aufwärts  ein  kleiner  Strich,  dann  der  Kanton  Schaffhausen  und  die 
Gegend  westlich  Konstanz,  sowie  die  wärmsten  Teile  der  Schweiz 
um  den  Neuenburger  und  Genfer  See  gerechnet  werden. 

Die  Flora  der  Umgegend  Nürnbergs  gehört  demnach  nur 
einer  Vegetationsregion  und  zwar  der  dritten,  der  des  mittel-  und 
süddeutschen  Hügellandes  an.  Auch  die  Höhendifferenzen  im  Ge- 
biete sind  keine  sehr  großen;  der  höchste  Punkt  ist  der  Poppberg 
bei  Alfeld  zwischen  Hersbruck  und  Kastl  mit  656,2  m  Höhe  über 
der  Nordsee;  der  niederste  die  Mündung  der  Regnitz  in  den  Main 
bei  Bischberg  nahe  unterhalb  Bamberg  mit  228  m  Meereshöhe. 
Die  Höhendifferenz  beider  Punkte  beträgt  somit  428  m  oder  gut 
1465  Fuß  nach  alter  Rechnung,  aber  diese  bedingt  noch  keine  so 
mächtigen  Klimaunterschiede,  daß  dadurch  eine  auffallende  Ungleich- 


—     221     — 

heit  der  Pfanzendecke  zu  Stande  käme.  Da  nun  weiter  auch  keine 
größeren  Seen,  geschweige  denn  eine  Meeresküste  im  Gebiete  vor- 
handen ist,  so  müßte  man  auf  eine  Eintönigkeit  des  Florenbildes 
gefaßt  sein,  wenn  nicht  glücklicher  Weise  die  geognostischen  Ver- 
hältnisse im  Gebiete  sehr  verschiedene  wären.  Aber  in  dieser  Be- 
ziehung ist  das  Gebiet  nahezu  halbiert:  während  den  westlichen  Teil 
das  vorherrschend  sandige  Gebiet  des  Keuper  einnimmt,  ist  die 
östliche  Hälfte  vom  Zuge  des  fränkischen  Jura  bedeckt,  der  vor- 
nehmlich als  Kalkgebirg  entwickelt  ist.  Auf  diese  Weise  entstehen 
selbst  für  unser  engeres  Gebiet  natürliche  Florenuntergruppen,  die 
im  nachstehenden  aufgeführt  und  sodann  in  ihrem  Florenbild  des 
näheren  kurz  besprochen  werden  sollen. 


I. 

Die  westliche  Hälfte  oder  das  Keupergeblet   und  die  unteren 
Stockwerke  des  Jurazuges 

mit  den  folgenden  Untergruppen: 

la).  Das  Maintalland  oder  der  Gau, 

Ib ).  Die  fränkische  Höhe  und  das  Stufenland, 

Ic).  Das  Regnitztal, 

Id).  Die  Weihergegend, 

le).  Die  Süßwasserkalkhügel, 

I  f ).  Die  östliche  Ausbreitung  des  Burgsandsteines  mit  dem 
Zanclodonletten  und  dem  rhätischen  Keuper, 

lg).  Der  Tonhügelsaum,  Lias  mit  Opalinuston, 
=  Ih).  Die  Doggerzone, 
==  I  i ).  Das  Tal  der  hinteren  Schwarzach, 
=:  Ik).  Die  Neumarkter  Sandniederung. 


9 
10 


II. 
Die  östliche  Hälfte:  der  obere  und  weiße  Jura 

mit  den  Unterabteilungen: 

11  {—  IIa).  Berg-  und  Felsgebiet  der  geschichteten  Kalke  und  des 

Frankendolomites, 

12  {—  IIb).  Die  lehmigen  Überlagerungen  des  Albplateaus, 

13  (=  II  c).  Die  sandigen  Überdeckungen  des  Albplateaus, 

14  (—  Ild).  Die  vulkanischen  Durchbrüche. 

Da  der  Jurazug  östlich  nicht  bis  an  das  benachbarte  Urgebirgs- 
gebiet  des  Böhmerwaldes  und  Fichtelgebirges  reicht,  so  ziehen  wir 
noch  in  den  Rahmen  der  Betrachtung: 


—     222     — 

III. 
Die  östliche  Provinz 

mit  den  Unterabteilungen: 

15  (=  III  a).  Die  östliche  Abdachung  des  Jurazuges  und  der  öst- 

liche Keuper, 

16  (=  III b).  Die  östlichen  Muschelkalkhöhen. 


1  (=  I^).  Das  Maintalland  oder  der  Gau. 
Die  Grund-  oder  Gaulandschaft  ist  der  östliche  Teil  der 
Maintallandschaft.  Als  ausgedehntes,  ziemlich  flaches,  waldarmes 
und  getreidereiches  Land,  geologisch  dem  Lettenkohlenkeuper  und 
den  Grundgipsschichten  des  grauen  Keupers  zugehörig,  erstreckt  sich 
dasselbe  von  Rothenburg,  woselbst  in  romantisch  tiefeingenagtem 
Tale,  einer  echten  „Klinge",  die  Tauber  den  unterlagernden  Muschel- 
kalk bloßgelegt  hat,  über  Uffenheim,  Ochsenfurt  nördlich  weiter 
nach  Gerolzhofen  und  würde  somit  nicht  mehr  in  den  Rahmen 
unserer  Besprechung  gehören,  wenn  nicht  aus  pflanzengeographischen 
Gründen  das  obere  Aischtal,  die  Burgbernheim-Windsheimer  Gegend 
ihm  zugerechnet  werden  müßte.  Dieses  breite,  überaus  fruchtbare 
Tal,  bedeckt  mit  schweren  diluvialen  Lehmböden,  strichweise  auch 
mit  Löß  und  in  zahlreichen  Gipsbrüchen  erwünschte  Aufschlüsse 
zeigend,  hängt  zwischen  Steinach  und  Uffenheim  durch  eine  breite 
Unterbrechung  des  Keupersteilrandes  mit  dem  Rothenburg-Uffenheimer 
Gau  zusammen  und  erstreckt  sich  halbinselartig  und  allmählig  sich 
verschmälernd  ostwärts  bis  Neustadt  a.  Aisch.  Die  Äcker  zeigen 
zahlreiche  Kulturbegleiter  des  lehmigen  Bodens,  so  Adonis  aestivalis, 
typisch  mennigrot  und  in  der  strohgelben  Abänderung:  citrina, 
Adonis  flammeus,  Erysimum  repandum,  Turgenia  latifolia,  Caucalis 
daucoides  und  Scandix  pecten  Veneris,  Veronica  praecox,  Podo- 
spermum  laciniatum,  dann  Euphorbia  Gerardiana,  Esula  und  verrucosa. 
Auf  den  Wiesen  treffen  wir  das  frühblütige  Galium  Wirtgeni,  auf 
den  kurzgrasigen  Heiden  den  in  seinen  Früchten  reizenden  Erdbeer- 
klee, Trifolium  fragiferum,  an  den  lehmigen  Fahrwegen  wachsen 
dem  Boden  angepreßt  Sclerochloa  dura  und  Coronopus  Ruellii,  an 
kleinen  Bächen  ist  eine  mächtige  Umbellifere,  Archangelica  officinalis, 
vollständig  eingebürgert,  in  der  Aisch  selbst  gedeihen  Zanichellia 
palustris  und  der  sonderbar  geformte  Tannenwedel,  Hippuris  vulgaris, 
am  Ufer  steht  Scirpus  Tabernaemontani.  Seit  lange  berühmt  ist  die 
Flora  der  verlassenen  Gipsbrüche  bei  Külsheim;  hier  treffen  wir  auf 
kleinem    Räume   vereint  eine  hochinteressante  Genossenschaft  meist 


—     223     - 

politischer  Steppenpflanzen,  so  Adonis  vernalis,  Scorzonera  purpurea^. 
Veronica  spicata,  Alyssum  montanum,  Poa  badensis,  Stupa  capillata, 
Astragalus;  Hypoglottis,  Thalictrum  minus,  Sllene  Otites  etc.  und 
es  ist  somit  ein  wahres  Verdienst  des  hiesigen  botanischen 
Vereines,  daß  derselbe,  um  dieses  hochinteressante  Naturdenkmal 
vor  drohendem  Untergang  zu  bewahren,  kürzlieh  diesen  Gipshügel 
angekauft  hat.  In  den  Weinbergen  an  den  Talgehängen  erstrahlt 
im  Frühjahr  das  leuchtende  Gelb  der  Tulipa  silvestris,  andere  Tal- 
hänge sind  mit  Laubwald  bedeckt  und  bergen  auch  eine  Reihe 
hochinteressanter  Gewächse:  Rosa gallica und  arvensis,  Dictamnus  albus, 
Inula  hirta,  Lithospermum  purpureocoeruleum,  Potentilla  Thuringiaca, 
Ranunculus  platanifolius,  Thesium  montanum,  Cirsium  bulbosum, 
Spiraea  Filipendula,  Festuca  heterophylla,  Lathyrus  Aphaca  und  die 
reizenden  blauen  Schlotfegerlein,  Muscari  botryoides;  bei  Altheim 
treffen  wir  Centaurea  montana,  Melittis  Melissophyllum,  Aster 
Linosyris,  Pulm.onaria  azurea  und  mollis,  bei  Rüdisbronn  Scilla 
bifolia.  Auch  das  häufige  Vorkommen  des  Eryngium  campestre,  der 
Umbellifere  im  Distelgewand,  bezeugt  die  nahe  floristische  Ver- 
wandschaft mit  der  Maintallandschaft  Unterfrankens. 

2  (=  I  b).  Die  fränkische  Höhe  und  das  Stufenland. 

Steigen  wir  weiter  bergan,  so  wird  der  Boden  sandiger,  Jasione 
montana,  Genista  tinctoria  und  Heidekraut  stellen  sich  ein  und  ver- 
raten das  Durchstreifen  des  an  Pflanzenabdrücken  reichen  Schilf- 
sandsteines, darüber  lagert  die  Berggips-  und  Lehrbergschichte  und 
die  Höhe  selbst  ist  mit  Blasensandstein  bedeckt.  Der  Steilrand  des 
Keupers  wird  zweimal  unterbrochen,  erstmals  bei  Burgbernheim 
durch  das  soeben  beschriebene  Aischtal,  zweitens  bei  Haßfurt-Eltmann- 
Bamberg  durch  das  Maintal,  und  somit  in  3  Teile  zerlegt,  deren 
südlichster  fränkische  Höhe,  der  mittlere  Steigerwald  und  der 
nördlich  vom  Main  befindliche  die  Haßberge  genannt  werden. 
Nachdem  wir  aus  der  Flora  dieser  an  Laubholz  reichen  Höhenzüge 
als  charakteristisch  das  häufige  Vorkommen  der  wohlriechenden 
herbstlichen  Federnelke,  Dianthus  superbus,  und  der  stattlichen 
Centaurea  montana  erwähnt  haben,  wenden  wir  uns  weiter  ost- 
wärts der  näheren  Umgebung  Nürnbergs  zu.  In  monotoner  Aus- 
bildung schrägt  sich  das  fränkische  Stufenland  langsam  zum  Tal  der 
Rednitz-Regnitz  ab,  durch  eine  Anzahl  meist  parallel  laufender 
Flüßchen,  wie  fränkische  Rezat,  Bibert,  Zenn,  Aurach,  Aisch,  reiche 
und  rauhe  Ebrach  und  schließlich  die  nördliche  Aurach  in  eine 
Anzahl  langgezogener  Terrainwellen  geteilt,  deren  Boden,  aus  Stuben- 


-     224     — 

und  Blasensandstein  bestehend,  mit  dem  Fortschreiten  nach  Osten 
immer  mehr  sandig  wird,  während  in  den  Taleinschnitten  noch  die 
roten  Tone  der  Lehrbergstufe  über  dem  Schilfsandstein  anstehen. 
So  treffen  wir  noch  bei  Weinzierlein  ober  Zirndorf  einen  Steinbruch 
mit  pflanzenabdruckreichem  Schilfsandstein,  nahe  davon  steht  im  Walde 
Orchis  militaris,  an  den  Linder  Gruben  treffen  wir  das  schöne  Leber- 
blümchen, Hepatica  nobilis  mit  Fragaria  moschata,  Asarum  und  dem 
duftigen  aber  giftigen  Ziland,  Daphne  Mezereum,  in  schweren  roten 
Ackerböden  bei  Zirndorf  gedeiht  die  stattliche  Muscathyacinthe, 
Muscari  comosum,  in  den  Hecken  die  großblumige  Rosa  trachyphylla. 
Eine  Parallelform,  die  harzige  Rosa  Jundzilli  bedeckt  die  Hügel  bei 
Veitsbronn,  und  die  in  der  Nähe  davon  sowie  bei  Emskirchen  vor- 
kommende Rosa  gallica  erinnert  uns  mit  dem  bei  Langenzenn  und 
Hagenbüchach  auftretenden  Eryngium  campestre  daran,  daß  das 
Aischtal  nicht  mehr  weit  entfernt  ist.  Aus  der  Umgebung  Ansbachs 
sei  Melittis  Melissophyllum,  Primula  farinosa  und  die  scheckige 
Schachbrettblume  Fritillaria  Meleagris  erwähnt,  alles  gewiß  bessere 
Sachen,  aber  von  den  Höhen  ist  nicht  viel  rühmliches  zu  erwähnen, 
die  Föhre  ist  der  vorherrschende  Baum  der  langweiligen  Wälder 
geworden,  Aira  flexuosa  und  das  Heidekraut  werden  immer  häufiger, 
Kartoffeln  und  Roggen,  Seeale  cereale,  sind  die  vorherrschenden 
Kulturpflanzen.  Die  gegen  das  Regnitztal  zu  vorhandenen  Höhen,  wie 
der  Dillenberg,  die  alte  Hohenzollernburg  Cadolzburg  und  die  durch 
Gustav  Adolfs  Sturm  auf  Wallensteins  Lager  denkwürdige  alte  Veste  bei 
Fürth  werden  von  einer  höheren  Schichte,  dem  meist  rosafarbigen 
Burgsandstein  bedeckt.  Dieser  hat  schon  von  alters  her  das  Material 
zu  den  Bauten  Nürnbergs  liefern  müssen  und  so  sehen  wir  auf  allen 
diesen  Höhen  zahlreiche  Steinbrüche,  teils  noch  im  Abbau,  teils  ver 
lassen,  in  deren  Winkel  sich  eine  formenreiche  Rubusflora  angesiedelt 
hat.  Auf  dem  an  Weißtannen  reichen  waldbedeckten  isolierten  Haiden- 
berg  bei  Schwabach,  der  übrigens  außer  bis  zum  Burgsandstein  in  noch 
höhere  Schichten  hinaufragt,  wurde  vor  noch  nicht  langer  Zeit  die 
Potentilla  procumbens-Tormentilla  reptans  L.  als  sicher  einheimisch 
aufgefunden. 

3(=:Ic).  Das  Regnitztal. 

Von  Bamberg  aufwärts  über  Forchheim,  Erlangen,  Fürth  und 
Nürnberg,  auch  noch  Roth  zieht  längs  der  Regnitz-Rednitz  ein 
breites  flaches  Tal  südwärts  durchs  ganze  Gebiet  bis  Heideck  und 
Pleinfeld.  Die  Talsohle  selbst  gehört  natürlich  dem  Alluvium  zu, 
auf  den  Regnitzwiesen,  die  in  der  Gegend  von  Fürth,  Vach,  Möhren- 


—     225     — 

dorf  usw.  durch  große  Schöpfräder  künsthch  bewässert  werden, 
findet  sich  reichlich  das  schöne  blaue  Geranium  pratense,  stellen- 
weise Senecio  aquaticus,  bei  Fürth  Allium  acutangulum,  bei  Stein 
Alsine  viscosa.  Zu  beiden  Seiten  des  Tales  gehört  der  Boden  meist 
dem  Diluvium  an  und  liefert  ausgedehnte  sandige  Flächen,  die  oft 
mit  großen  Waldungen  bedeckt  sind:  so  der  Hauptsmoorwald  bei 
Bamberg,  der  Sebalder  und  Lorenzer  Forst  um  Nürnberg,  der  Rother 
Stadtwald  u.  a.  In  diesen  Wäldern,  deren  Boden  mit  Heidekraut, 
Preißel-  und  Schwarzbeeren,  ott  auch  mit  dem  Adlerfarn,  Pteridium 
aquilinum,  bedeckt  ist  und  welcher  im  Mai  sich  strichweise  gelb 
färbt  von  den  Blüten  des  Besenginsters,  Sarothamnus  scoparius,  finden 
sich  auch  zahlreiche  Waldvermoorungen,  in  denen  wir  dann  die 
Rauschbeere,  Vaccinium  uliginosum,  Andromeda,  die  Wollgrasarten 
und  den  insektenverzehrenden  Sonnentau,  Drosera  rotundifolia,  dann 
Molinia  coerulea  und  zahlreiche  Carexarten  antreffen.  Bei  Kalchreut, 
am  Valzner  Weiher  und  in  der  Rother  Gegend  findet  sich  die 
schöne  Schlangenwurz,  Calla  palustris,  bei  Ziegelstein  die  blau- 
blütige  Iris  sibirica,  am  Dutzendteich  Phegopteris  polypodioides  und 
gegen  Altenfurt  zu  der  Siebenstern  oder  das  Dreifaltigkeitsblümlein, 
Trientalis  europaea.  Ein  ausgedehnter  Bezirk  sumpfiger  Wiesen 
zwischen  Kronach  und  Steinach  bei  Fürth  birgt  zahlreiche  interessante 
Carices  z.  B.  distans,  Buxbaumii,  Hornschuchiana,  paradoxa,  pulicaris, 
flava  -f-  Hornschuchiana,  riparia  -\-  vesicaria,  dann  Scirpus  pauci- 
florus,  Pedicularis  palustris,  Orchis  incarnatus  und  serotinus,  Epipactis 
palustris,  Taraxacum  paludosum  und  insbesondere  Equisetum 
variegatum,  das  im  nördlichen  Bayern  außer  von  hier  nur  noch  vom 
Maintal  bei  Staffelstein  bekannt  ist. 

Wo  der  Sand  nicht  mit  Wald  bedeckt  ist,  tritt  uns  eine  Serie 
kieselholder  Pflanzen  entgegen,  von  denen  die  Keulengranne, 
Corynephorus  canescens,  als  erste  erwähnt  sei,  weil  dieses  polster- 
bildende Gras  als  erster  Pionier  der  Vegetation  auf  dem  losen  Sande 
sich  einstellt  und  damit  anderen  Sandpflanzen  die  Ansiedelung  mög- 
lich macht.  Als  solche  seien  genannt:  Herniaria  glabra,  Spergula 
vernalis,  Teesdalea  nudicaulis,  Lepigonum  rubrum,  Scleranthus  perennis, 
Sedum  reflexum  meist  als  var.  glaucum,  Jasione  montana,  Berteroa 
incana,  Trifolium  filiforme,  Myosotis  versicolor  und  stricta,  Veronica 
longistyla  und  brevistyla,  Potentilla  argentea,  Anneria  vulgaris, 
Arnoseris  pusilla,  Artemisia  campestris,  Quendel  schmal-  und  rund- 
blätterig,  Filago  minima,  Gnaphalium  dioecum  und  das  liebliche  Stroh- 
blümchen oder  die  Immortelle:  Helichrysum  arenarium,  Polytrichum 
piliferum,  Racomitrium  canescens,  Cladonia  rangiferina  und  Cornicu- 

15 


—     226     — 

laria  aculeata,  auch  das  sogenannte  isländische  Moos:  Cetraria 
Islandica.  Speziell  um  Nürnberg  findet  sich  Astragalus  arenarius, 
der  erst  viel  weiter  nördlich  in  Sachsen,  Brandenburg  und  Posen 
wiederkehrt,  merkwürdigerweise  wurde  derselbe  jüngst  auch  auf 
grobem  Sand  des  Burgsandsteines  nahe  den  Quarzitbrüchen  bei 
Wendelstein  durch  Vogtherr  aufgefunden.  Bei  Roth  und  Nürnberg 
bewohnt  sandige  Waldränder  Ornithopus  perpusillus  mit  vogelfuß- 
ähnlichen  Früchten,  sehr  auffallend  ist  das  Vorkommen  von  Silene 
conica  bei  Nürnberg  und  Erlangen,  die  Pflanze  gehört  eigentlich 
der  Mediterranflora  an.  Bei  Bamberg  speziell  ist  Veronica  prostrata 
und  Androsace  septentrionalis  zu  erwähnen,  auch  Juncus  tenuis,  der 
jedoch  auch  bei  Fürth  und  Nürnberg  sich  hat  sehen  lassen;  neuestens 
ist  bei  Bamberg  auch  Succisella  inflexa  aufgetreten,  sehr  erfreulich  war 
es  auch,  daß  Cirsium  rivulare,  dessen  Vorhandensein  aus  zwei  ihm 
zugehörigen  Bastarden  vorausgesagt  war,  nun  tatsächlich  auf  Sumpf- 
wiesen beim  Schloß  Seehof  nachgewiesen  werden  konnte.  Wie 
nicht  anders  zu  erwarten  ist,  hat  das  Tal  bei  Bamberg  auch  mehrere 
Bürger  aufzuweisen,  die  es  nur  der  Nähe  des  Maintales  verdankt, 
so  z.  B.  Inula  Britannica  und  Cuscuta  Gronovii  oder  Cesatiana; 
letzteren  Schmarotzer,  dessen  Aufwärtswandern  im  Maintale  von 
Frankfurt  über  Würzburg,  Kitzingen,  Volkach,  Schweinfurt  genau 
registriert  wurde,  fand  1893  Harz  zuerst  auf  eingebürgerter  Aster 
novi  Belgii  bei  Gaustadt,  nun  hat  er  sich  in  den  Mainauen  bei 
Hallstadt  auf  mehreren  Weidenarten  breitgemacht.  Cucubalus  baccifer, 
Silene  Otites  und  Thalictrum  flavum  gehen  weiter  die  Regnitz  aufwärts, 
letzteres  an  der  Aisch  bis  Höchstadt,  auch  Peucedanum  Oreoselinum 
begleitet  häufig  das  Regnitztal,  ebenso  Vicia  lathyroides  und  Corydalis 
solida,  dann  ganz  besonders  eine  gelbe  Crucifere:  Erysimum  strictum 
oder  hieracifolium.  Das  Verbreitungsbild  dieser  Pflanze  ist  ein 
höchst  merkwürdiges;  vom  Maintal  über  Volkach  usw.  heraufge- 
kommen, begleitet  sie  sklavisch  das  Regnitzrednitztal,  wo  aber  Bahnen 
mit  Einschnitten  das  Tal  überqueren,  da  begleitet  sie  die  Böschungen 
oft  ziemlich  lang,  an  anderen  Orten,  wo  sie  aufgetreten  war,  ist  sie, 
wie  ein  echter  Fremdling  rasch  wieder  verschwunden ;  sie  fühlt  sich 
nur  heimisch  im  Rednitztal.  Noch  muß  ich  erwähnen,  daß  eine 
Wasserpflanze,  Stratiotes  aloides  in  der  Regnitz  und  namentlich  im 
Kanal  aufwärts  wandert:  vor  etlichen  Jahren  war  sie  erst  bis  Forch- 
heim heraufgekommen,  nun  hat  sie  Glück  auch  schon  bei  Erlangen 
konstatiert.  Eine  andere  Einbürgerung  ist  ebenfalls  noch  zu  erwähnen, 
Helodea  canadensis,  die  auch  im  Kanal  heraufgekommen  ist,  jetzt  hat 
sie  sich  weit  verbreitet.     Auch  zahlreiche  amerikanische  Astern  haben 


—     227     — 

sich  an  den  Ufern  der  Regnitz  und  Pegnitz  angesiedelt,  bei  Roth 
auch  Solidago  serotina.  hi  Kulturen  ist  um  Erlangen  und  nament- 
lich um  Nürnberg,  aber  auch  bei  Altdorf  Galinsogaea  parviflora 
heimisch  geworden;  auf  Waldschlägen,  freilich  auch  in  höhere  Striche 
hinaufgehend,  wird  neuerdings  die  schöne  Stenactis  bellidiflora  oder 
Aster  annuus  immer  häufiger.  Für  die  Gegend  Kornburg-Schwabach- 
Roth-Pleinfeld  muß  noch  einer  Kulturpflanze,  nämlich  des  Lupinus 
luteus  Erwähung  geschehen.  Die  Wolfsbohne  wird  nur  als  Stick- 
stoffsammler zur  Gründüngung  gebaut,  oft  für  sich  allein,  oft 
zwischen  Kartoffeln,  viel  seltener  wird  auch  die  blaue:  Lupinus 
angustifolius  gebaut.  Diese  Lupinenfelder  mit  ihrem  weithinleuchten- 
den Gelb  bieten  zwar  einen  schönen  Anblick,  aber  ein  gutes  Zeichen 
für  die  betreffende  Gegend  sind  sie  nicht.  Bei  Schwabach  trifft  man 
neuestens  die  Serradella,  Ornithopus  sativus,  gebaut  an,  diese  dient 
zuerst  als  Futterpflanze,  später  wird  auch  sie  zur  Gründüngung, 
wie  die  Lupine,  untergepflügt. 

4  (=  \^).  Die  Weihergegend. 

Wo  das  Regnitztal,  wie  z.  B.  bei  Baiersdorf  sich  sehr  verbreitert, 
finden  sich  auch  östlich  vom  Fluß  Weiher,  aber  das  ist  nur  ein 
geringer  Bruchteil  der  Zahl  jener  künstlich,  der  Karpfenzucht  halber 
angelegten  Wasserflächen,  welche  von  Erlangen  und  Herzogenaurach 
an  über  Poppenwind,  Höchstadt  und  das  Aischtal  hinauf,  dann  über 
Saltendorf  bis  Zentbechhofen  und  Pommersfelden  das  Land  bedecken. 
Auch  südwärts  findet  sich  um  Kirchfarrnbach  noch  ein  weiherreicher 
Komplex.  Schon  von  Schreber,  Hoppe,  Zuccarini,  Schweigger  und 
Körte,  dann  später  Koch,  Schnizlein  und  Funk  in  Bamberg  wurde 
über  die  Schönheiten  der  Weiherflora  berichtet,  und  öfter  schon  sind 
Botaniker  aus  weiter  Entfernung  hieher  gereist,  um  beispielsweise 
Subularia  aquatica,  Carex  cyperoides,  Hottonia,  Litorella  oder  Pilularia 
globulifera  sich  am  Standorte  anzusehen.  In  neuester  Zeit  wurde 
die  Weihergegend  von  Fischer  und  Harz,  Glück,  Schultheiß,  Rodler 
und  dem  Verfasser  ganz  besonders  bevorzugt  und  so  wurde  den 
schon  länger  bekannten  Schönheiten  der  Flora  dieser  botanisch 
interessanten,  landschaftlich  mit  geringen  Ausnahmen  höchst  monotonen 
Striche:  Gnaphalium  luteo-album,  Lythrum  Hyssopifolia,  Rhynchospora 
alba  und  fusca,  Teucrium  Scordium,  Juncus  capitatus,  Cyperus 
flavescens  und  fuscus,  Utricularia  vulgaris,  Oenanthe  fistulosa,  Carex 
pulicaris,  limosa,  Polystichum  Thelypteris,  Potamogeton  gramineus, 
Zizii,  rufescens  usw.  viel  neues  zugefügt:  Bidens  platycephalus, 
Potentilla    supina,    Potamogeton    fluitans,    mucronatus,    rutilus   und 

15 


—     228     - 

panormitanus,  Zanichellia  var.  gibberosa,  Cuscuta  racemosa,  Pulicaria 
dysenterica,  Alisma  arcuatum,  Juncus  Tenagea,  Thalictrum  flavum, 
Utricularia  neglecta,  Schinzia  cypericola;  auch  gelang  es  eine  Reihe 
von  längst  nicht  mehr  beobachteten  Florenbürgern,  die  man  schon 
glaubte  schweren  Herzens  streichen  zu  müssen,  an  neuen  Plätzen 
wieder  aufzufinden,  so  Scirpus  mucronatus,  Najas  marina,  Scutellaria 
minor  und  Elatine  Aisinastrum. 

Die  Weihergegend  hat  auch  eine  spezifische  Kulturpflanze: 
schon  nahe  Erlangen,  besonders  aber  bei  Poppenwind  und  Weißen- 
dorf stößt  man  oft  auf  orangegelb  leuchtende  Ringelblumenäcker, 
Calendula  officinalis.  Auch  der  Bau  des  Meerrettig  oder  Kreen, 
Cochlearia  Armoracia,  der  am  meisten  von  Baiersdorf  und  Hausen 
geschätzt  wird,  gehört  fast  ausschließlich  in  die  Weihergegend;  bei 
Baiersdorf  besitzt  er  einen  Parasiten,  Kreenfresser  genannt,  Orobanche 
ramosa. 

5  (=  le).  Die  Süßwasserkalkhügel. 

Mitten  im  sandigen  Keuperland  besteht  bei  Georgensgmünd 
ein  Hügel,  der  „Bühl",  aus  Süßwasserkalk.  Der  Umfang  des  Kalk- 
vorkommens ist  ein  sehr  beschränkter  und  dennoch  treffen  wir  eine 
Zahl  Kulturbegleiter,  die  wir  sonst  meist  im  Jura  haben,  hier  an,  so 
Nigella  arvensis,  Conringia  perfoliata,  Caucalis  daucoides,  Stachys 
annuus,  Anagallis  coerulea  und  Ajuga  genevensis. 

6  (=  H).    Die  östliche  Ausbreitung  des  Burgsandsteines  mit 
dem  Zanclodonletten  und  dem  rhätischen  Keuper. 

Die  obersten  Schichten  des  Keupers  treten  meist  nicht  als 
selbständige  Höhen  auf,  sondern  bilden  nur  die  Unterlage  der 
Liaszone.  Dies  gilt  vornehmlich  vom  rhätischen  Keuper,  der  nament- 
lich um  Altdorf  in  vielen  schmalen  Schluchten  uns  entgegentritt,  in 
welchen  Bürger  tiefen  Waldschattens,  wie  Chrysosplenium  oppositi- 
folium,  Lycopodium  Selago  und  annotinum,  Phegopteris  Dryopteris 
und  polypodioides,  Cardamine  impatiens,  Festuca  silvatica  sich 
finden.  Von  dem  mehr  isolierten  Burgsandstein  und  Zanclodonletten 
erwähne  ich  das  Vorkommen  von  Gentiana  Pneumonanthe  um 
Allersberg.  Der  auch  landschaftlich  schöne,  klammartige  Durch- 
bruch der  Schwarzach  durch  den  Burgsandstein  bei  Gsteinach  birgt 
außer  manchem  seltenen  Laubmoos  an  den  nassen  Felswänden 
ganze  Teppiche  von  Chrysosplenium  oppositifolium.  Nahe  den 
mineralogisch  wichtigen  Quarzitbrüchen  bei  Wendelstein  hat  sich 
neuerdings  Potentilla  intermedia  angesiedelt,  am  Hutberg  bei  Fisch- 


—     229     — 

bach  treffen  wir  Cephalanthera  Xyphophillum  an,  der  Schmausenbuck 
birgt  Circaea  alpina,  Anthericus  ramosus,  Ophioglossum  vulgatum 
und  Hierochloa  australis.  Am  Schinalzberg  bei  Lauf  steht  Polygonatum 
verticillatum,  an  seinem  Fuß  Epipogon  aphyllus,  auf  der  Haid  bei 
Heroldsberg  Trientalis  europaea  und  die  Kreuzung  der  Preißel- 
beere  mit  der  Schwarzbeere. 

7  (=  Ig).  Der  Tonhügelsaum. 
Als  unterstes  Glied  des  fränkischen  Jura  zieht  als  ununter- 
brochenes Band  überaus  fossilreicher  schwarzer  Kalke  und  Schiefer 
der  Lias  durchs  ganze  Gebiet.  In  pflanzengeographischem  Sinne 
muß  ihm  auch  der  geologisch  bereits  dem  Dogger  zugezählte 
Opalinuston  angeschlossen  werden.  Aber  in  vielen  Strichen,  so  um 
Spalt,  Alfershausen,  Hiltpoltstein,  Möning,  Oberferrieden,  Altdorf,  von 
Lauf  bis  Kalchreuth,  vom  Hetzles  bis  nahe  Erlangen,  weiter  nördlich 
selbst  jenseits  der  Regnitz  von  Seußling  bis  Zentbechhofen,  auf  dem 
Mainberg  und  Distelberg,  und  selbst  noch  auf  der  Altenburg  und 
am  Rothof  bei  Bamberg  entfernt  sich  der  Lias  weit  vom  Hauptzug 
des  Jura.  Die  ertragsreichen  tonigen  Böden  dieser  Liashöhen  zeigen 
viele  Kulturbegleiter,  wie  den  Venuskamm,  Scandix  pecten  Veneris, 
Caucalis  daucoides,  Turgenia  latifolia,  Euphorbia  exigua,  Melampyrum 
arvense,  Linaria  spuria  und  Elatine;  bei  Alfershausen,  um  den 
Moritzberg  herum,  dann  auf  der  Erlanger  Liashöhe  steht  Lathyrus 
hirsutus  viel  in  den  Äckern,  auch  Lathyrus  tuberosus  mit  seinen 
wohlriechenden,  blutroten  Blütentrauben.  Bei  Simonshofen,  Leutzen- 
berg  und  Atzeisberg  steht  auch  der  sonderbar  geformte  Lathyrus 
Nissolia,  bei  Jahrsdorf  stoßen  wir  auf  ein  an  Windsheim  erinnerndes 
Bild:  Coronopus  Ruellii  an  den  Wegen  und  in  den  Feldern  Adonis 
aestivalis  und  flammeus,  die  Wiesen  in  dieser  Gegend,  namentlich 
beim  Federhof  sind  viel  mit  Trollius  europaeus  besetzt.  Zwischen 
Hirschaid  und  Friesen  tritt  Adonis  aestivalis  meist  in  der  strohgelben 
Varietät  auf. 

8  (=  pi).  Die  Doggerzone. 
Die  Zone  des  Eisensandsteines  zieht  als  mächtiger,  wald- 
bedeckter Gürtel  mit  dem  ganzen  Jurasteilrand  über  dem  Lias 
durchs  Gebiet.  Vielerorts  finden  wir  aber  auch  vorgeschobene 
Doggerberge,  die  bei  der  Abschwemmung  stehen  geblieben  sind 
und  oft  sind  mehrere  derselben  unter  sich  verbunden  durch  langhin- 
gezogene Kämme,  welche  mit  Vorliebe  zu  Hochstraßen  benützt 
werden.     Solche   isolierte  Doggerberge   haben   wir  namentlich   viel 


—     230     — 

in  der  Neumarkter  Gegend:  Sulzbürg,  Möningerberg,  Buchberg,  Stauf- 
berg,  hohe  Andt,  Tyrolsberg,  Grünberg,  Dillberg  mit  dem  Hochzug 
zur  Heinrichsbürg  und  dem  Gruber,  Reisberg  und  Rühresberg,  auch 
der  Rascher  Chor  und  der  Eichelberg,  an  dessen  Fuß  die  groß- 
artige Kirchenruine  Gnadenberg  trotz  der  Zerstörung  uns  Bewunderung 
ihrer  kühnen  gotischen  Architektur  abnötigt,  sind  solche  isoliene 
Doggerberge.  Vom  Moritzberg  zieht  ein  langer  Doggerrücken:  der 
Reuther  Berg  bis  zum  Gersdorfer  Sattel  am  Nonnenberg,  auch  dem 
Juraplateau  zwischen  Hansgörgl  und  Glatzenstein  ist  als  waldiger 
Vorberg  die  Röd,  geschmückt  mit  viel  Arnica  und  Trientalis  europaea, 
vorgelagert,  bei  Schnaittach  treten  der  alte  Rotenberg  und  die  Höhe 
bei  Sankt  Martin  weit  vom  Jurahauptzug  vor,  ebenso  der  Schiesberg 
bei  Eggolsheim.  Über  die  ausgedehnte  Doggerprovinz  am  Ostrand 
des  Jura  ist  später  noch  zu  sprechen. 

Wo  wir  zum  Aufstieg  auf  das  Juraplateau  einen  Fahrweg 
benützen,  werden  wir  alsbald  in  einen  Hohlweg  geraten,  an  welchem 
beiderseits  die  steilen  Hänge  des  rostroten  Eisensandsteins  wie  Mauern 
stehen.  Diese  tiefen  Hohlwege  beherbergen  zahllose  Laubmoose, 
der  Waldboden  ist  reich  mit  Schwarzbeergesträuch  bedeckt,  auch 
Luzula  albida,  Genista  tinctoria,  Calluna  vulgaris  und  der  Adler- 
farn, Pteridium  aquilinum,  stellen  sich  ein,  am  Moritzberg  und 
Nonnenberg  auch  Aspidium  aculeatum  und  lobatum  und  Corallior- 
rhiza  innata,  die  Korallenwurz.  Ein  auffallendes  Landschaftsbild  tritt 
uns  ferner  nochmals  in  der  Neumarkter  Gegend  entgegen;  hier  haben 
jenseits  des  Jurasteilrandes  die  Deininger  und  die  schwarze  Laaber 
sich  so  tief  eingenagt,  daß  allerorts  an  den  Talhängen  der  rote  Sand- 
stein wieder  zutage  tritt;  in  den  nassen  Wiesen  der  Talgründe  findet 
sich  häufig  Pinguicula  vulgaris,  Epipactis  palustris,  Orchis  incarnatus; 
das  schöne  Himmelsleiterlein,  Polemonium  coeruleum,  begleitet  die 
Ufer  des  Baches,  im  Tal  der  schwarzen  Laaber  findet  sich  Carex 
limosa,  Aconitum  paniculatum  und  im  Bach  selbst  Potamogeton 
rufescens. 

Ober  dem  Sandsteingürtel  zieht  der  Ornatenton  durch;  da  er 
das  Wasser,  das  aus  dem  überlagernden  zerklüfteten  Gestein  rasch 
durchsickert,  nicht  durchläßt,  so  tritt  dieses  in  zahllosen,  prächtig 
frischen  Quellen  zutage,  wir  sprechen  daher  vom  Wasserhorizont 
des  Ornatentones.  Selbst  wenn  es  nicht  zur  Bildung  richtiger  Quellen 
gekommen  ist.  machen  sich  doch  stets  Versumpfungen  in  den 
Wiesen  geltend,  dort  gedeiht  mit  Vorliebe  Gentiana  verna  und  Carex 
Davalliana.  Sind  die  X'ersumpfungen  im  Walde,  so  besetzt  meist 
Caltha    palustris    die    erlenbesetzten    sumpfigen    Gruben,    und    der 


—     231     — 

größte  unserer  Schachtelhalme,  Equisetum  maximum  oder  eburneum, 
nach  der  elfenbeingelben  Farbe  seiner  Stengelglieder,  bezeichnet  mit 
größter  Regelmäßigkeit  den  Quellenhorizont. 

Bevor  wir  zur  nächsthöheren  Stufe  übergehen,  müssen  wir 
noch  zwei  im  Südosten  unseres  Gebietes  gelegene  kleinere  Bezirke 
besprechen,  deren  Flora  einerseits  mit  der  der  Weihergegend  korre- 
spondiert, andererseits  Bilder  entwickelt,  wie  wir  sie  bei  den  sandigen 
Bezirken  des  Regnitztales  besprochen  haben. 

9  (=  I ' ).  Das  Tal  der  hinteren  Schwarzach. 

Rings  umgeben  von  flachen  Liaswellen  senkt  sich  östlich  von 
Pyrbaum  das  Tal  der  hinteren  Schwarzach  nur  wenig  ein.  Um  das 
ehemalige  Cisterzienser-Nonnenkloster  Seligenporten,  der  Begräbnis- 
stätte der  einstmaligen  reichsfreien  Herren  von  Sulzbürg-Wolfstein, 
befinden  sich  eine  Anzahl  von  Weihern,  die  langsam  fließende 
Schwarzach  selbst  enthält  manches  interessante  an  Wasser- 
pflanzen, so  Potamogeton  alpinuso:  virescens,  namentlich  an  der 
Realsmühle  bei  Freystadt,  weiter  südlich  öffnet  sich  die  große 
Wasserfläche  des  Kauerlacher  Weihers,  an  dessen  Ufern  uns  wieder 
Carex  cyperoides  entgegentritt,  kurz  eine  Flora,  die  an  die  Höch- 
städter  Weihergegend  oftmals  erinnert.  Die  südliche  Verbreiterung 
gegen  Burggriesbach  erhält  durch  mächtige  Sandbedeckungen  die- 
selben Verhältnisse,  wie  sie  uns  weiter  östlich  in  langer  Ausdehnung 
entgegentreten. 

10  (—  ly.  Die  Neumarkter  Sandniederung. 

Am  Fuße  des  Steilrandes  des  Neumarkter  Jura,  von  dem  die 
liebliche  Wallfahrtskirche  Mariahilf  friedlich  und  die  noch  als  Ruine 
mächtige  Burg  Wolfstein  trotzig  von  steiler  Höhe  herniederblicken, 
zieht  von  Loderbach  über  Neumarkt  und  Greiselbach  bis  hinunter 
nach  Mühlhausen  am  Fuß  der  kirchengeschmückten  Sulzbürg  eine 
von  diluvialem  Sand  bedeckte  Niederung,  welche  westwärts  von 
einer  Anzahl  jener  isolierten  Dogger-  und  zum  Teil  Weiß-Jura-Berge, 
die  wir  bei  Besprechung  der  Doggerzone  schon  mit  Namen  auf- 
geführt haben,  begrenzt  wird.  Von  dem  helleren,  meist  gelben 
Sand  der  Nürnberger  Gegend  unterscheidet  sich  dieser  Neumarkter 
Sand  durch  feineres  Korn  und  meist  rötliche  Farbe  und  bezeugt 
hierdurch  deutlich  seine  Herkunft  von  dem  Eisensandstein  der 
Doggerzüge,  die  ehedem  die  nun  isolierten  Vorberge  verbunden 
haben.  Der  Abschwemmungszeit  folgten  Zeiten  aus  Westen  daher- 
stürmender  Orkane,   die    den    Sand   am   Jurasteilrand   anwarfen  und 


—     232     — 

selbst  über  den  Jurasteilrand  hinüberpeitschten,  wo  er  auf  der  Plateau- 
höhe ober  Burggriesbach,  bei  Döllwang,  am  Bahnhof  Deining,  bei 
Leutenbach,  oberm  Weißmarterberg,  auf  dem  Windberg  und  Fuchs- 
berg liegen  blieb.  Daher  liegt  der  Sand  auch  nirgends  im  Tal 
gleich  hoch,  denn  während  Mühlhausen  396,  der  Strich  bei  Greisel- 
bach  408  und  Neumarkt  420  m  Meereshöhe  haben,  liegt  der  Sand 
am  Jurasteilrand  am  Deininger  Bahnhof  478,  am  Weißmarterberg  482, 
bei  Lahr  bis  477  m  hoch,  also  62  —  70  m  hoch  aufgetürmt.  Die 
Flora  dieser  Sandstriche  erinnert  gewaltig  an  die  der  Nürnberger 
Sandflächen,  zunächst  finden  wir  auch  wieder  häufig  unsere  Immor- 
telle, Helichrysum  arenarium,  dann  Arnoseris  pusilla,  Farsetia  incana, 
Armeria  vulgaris,  Quendel  usw.,  die  dünenartigen  Sandwellen  deckt 
ein  elender  Krüppelwald  von  Föhren,  der  Wald  am  Weg  nach 
Weichselstein  heißt  das  Mißholz,  weil  er  nicht  wächst.  Bei  Neu- 
markt tritt  als  Merkwürdigkeit  der  Sanddünen  die  vielblumige 
Centaurea  rhenana  viel  auf,  dort  fand  auch  kürzlich  Speier  die 
schöne,  mit  lederigen  Blättern  versehene  Chimophila  umbellata,  bei 
Greiselbach  kommt  Allium  carinatum  vor.  Wo  das  Land  nicht  mit 
Flugsand  bedeckt  ist,  tritt  sofort  eine  andere  Flora  zutage.  An  der 
Ölkuchenmühle  befindet  sich  sogar  ein  Moor  mit  Drosera  rotundi- 
folia,  Betula  pubescens,  Calamagrostis  lanceolata  usw.,  weiter  abwärts 
an  der  Sulz  steht  in  den  Erlenbrüchen  wieder  Polemonium  coeru- 
leum.  Diese  Prachtpflanze  hält  auch  den  Erlenbruch  an  der  Becken- 
mühle bei  Loderbach,  wo  die  Neumarkter  Niederung  in  das  Tal  der 
nordwärts  gegen  Altdorf  fließenden  Schwarzach  übergeht,  zahlreich 
besetzt,  zugleich  mit  Calla  palustris,  Polystichum  Thelypteris  und 
Trientalis  europaea.  Einen  prächtigen  Einblick  in  die  unter  dem 
Sand  begrabenen  Liasschichten  gewährt  der  tiefe  Kanaleinschnitt 
südlich  Neumarkt,  die  schwarzen  Kalke  sind  hier  in  Menge  bedeckt 
mit  Erysimum  odoratum  var.  patens. 

11  (=  IIa).  Berg-  und  Felsgebiet  der  geschichteten  Kalke  und 

des  Frankendolomites. 

Wie  mit  einem  Schlag  verändert  sich  das  Florenbild,  sobald 
wir  die  Stufe  des  Werkkalkes  erreicht  haben.  Selbst  dann,  wenn 
kein  Aufschluß  in  der  Nähe  ist,  der  uns  die  wohlgeschichteten 
parallelen  Bänke  der  weißen  Kalkablagerungen  zeigen  würde,  be- 
kommen wir  doch  alsbald  einen  Einblick  in  die  Natur  des  Gesteines, 
denn  nicht  nur  auf  den  Äckern,  sondern  auch  an  Hecken  usw.  sehen 
wir  überall  die  weißen  Kalkscherben  herumliegen.  Auch  die  nächst- 
höhere Schichte  der  Schwammkalke   und  weiter  der  Dolomit  lassen 


—     233     — 

sich  floristisch  nicht  natürHch  trennen.  LandschaftHch  ist  dagegen 
stets  der  Dolomit  durch  seine  von  Buschwerk  umgürteten  Felsen- 
kronen, durch  seine  pittoresk  zerkUifteten  Felsbildungen,  welche  Tore, 
Türme,  Mauern  nachzuahmen  scheinen,  von  den  ruhigeren  Linien 
der  geschichteten  Kalke  verschieden. 

Schon  im  ersten  Frühling  zieht  der  Jura  sein  Schmuckkleid  an, 
da  überziehen  sich  ganze  Felswände  mit  dem  leuchtenden  Gelb  des 
Felsenhungerblümchens,  Draba  aizoides  var.  montana,  während  auf 
den  kurzgrasigen  Heiden  die  blauen  Glocken  der  Osterblume, 
Pulsatilla  vulgaris,  im  Winde  schaukeln;  in  den  Hecken  erheben 
sich  zwischen  den  glänzenden  Blättern  der  Haselwurz,  Asarum 
europaeum,  die  prachtfarbigen  Blütentrauben  des  Lerchensporns, 
Corydalis  cava,  an  etwas  feuchteren  Stellen  nicken  die  weißen  Glöck- 
chen  des  Leucojum  vernum,  auch  das  Leberblümchen  hat  seine 
blauen  Blütensterne  geöffnet,  an  trockneren  Stellen  duftet  Viola  collina 
und  Chamaebuxus  alpinus,  während  auf  den  oft  unzugänglichsten 
Kalkfelsen  das  blaue  Stahlgras,  Sesleria  calcarea,  seine  gelben  Antheren 
stäuben  läßt.  Später  kommt  ein  anderes  Felsengras  zur  Blüte,  Festuca 
glauca,  mit  starren,  graugrünen,  borstenförmigen  Blättern,  ebenso 
bewohnen  den  reinen  Fels  Carex  humilis,  Thlaspi  montanum,  Alys- 
sum  saxatile,  dieses  allerdings  nur  bei  Gößweinstein,  Muggendorf 
und  Friesen,  Erysimum  odoratum  und  crepidifolium,  Arabis  petraea, 
alpina  und  sagittata,  Dianthus  caesius,  Allium  fallax,  Carduus  deflora- 
tus  und  einige  Succulenten:  Sempervivum  soboliferum,  das  nur  in 
sehr  warmen  Sommern  zum  Blühen  kommt,  Sedum  album,  die 
Nährpflanze  der  Raupe  des  stattlichen  Apollofalters  und  Sedum  dasy- 
phyllum,  das  bei  Streitberg  nahezu  unbesteigbare  Felsklippen  be- 
wohnt. Nur  auf  der  Ehrenbürg  steht  auf  den  steilsten  Felsen 
Hieracium  franconicum,  welches  neuestens  für  einen  atavistischen 
Bastard  von  silvaticum  mit  bupleuroides  gehalten  wird.  Ebenfalls 
nicht  allerorts,  sondern  nur  auf  der  Houbirg  und  bei  Gößweinstein 
entfaltet  Lactuca  perennis  ihre  zarten,  hellblauen  Blumen,  in  zartes 
Weiß  kleidet  sich  die  Felsenlilie,  Anthericus  ramosus.  Schattigere 
Standorte  liebt  Asplenum  viride,  Gystopteris  fragilis  und  Phegopteris 
calcarea,  sowie  ein  für  unseren  Jura  besonders  charakteristischer 
Steinbrech  Saxifraga  decipiens  oder  caespitosa  in  vielerlei  Formen; 
dieser  Steinbrech  mit  am  Grunde  zu  Rosetten  gehäuften  Blättern 
erinnert  zwar  recht  an  die  steinbrechreiche  Flora  der  Alpen,  aber 
in  diesen  findet  sich  unsere  Art  nicht,  wohl  aber  in  den  höchsten 
Breiten,  selbst  noch  in  Grönland  und  somit  darf  diese  pflanzen- 
geographisch hochwichtige  Pflanze  nicht  für  alpine,  sondern  nur  für 


—     234     — 

arktisch-polare  Verwandtschaft  unserer  Felsenflora  ins  Feld  geführt 
werden.  Dagegen  findet  sich  der  in  unserem  Jura  allerdings  nur 
bei  Engelthal,  Hersbruck  und  Etzelwang  beobachtete  Farn,  Aspidium 
Lonchitis  viel  in  den  Alpen.  Bei  Pottenstein  schmiegt  sich  an  die 
durch  Quellen  stets  nassen  senkrechten  Felswände  Pinguicula  vulgaris, 
nur  am  Eingang  von  Höhlen  findet  sich  Asperugo  procumbens,  im 
Halbkreis  wachsend  bezeichnet  er  stets  die  Zone  des  einfallenden 
Regens.  Im  nördlichen  Teil  des  Jurazuges  hat  neuerdings  Ade 
Coronilla  vaginalis  und  Arabis  auriculata  bei  Wiesentfels,  Hutchinsia 
petraea  an  sonnigen  Felsen  im  oberen  Aufseßtal  aufgefunden,  der 
Nachweis  eines  zweiten  Standortes  für  Arabis  Turrita  im  Klein - 
Ziegenfelder  Tal  scheint  das  Indigenat  der  längst  vom  Staffelberg 
bekannten  und  oft  als  einheimisch  angezweifelten  stattlichen  Crucifere 
denn  doch  zu  beweisen.  Auf  Felsen  und  zugleich  im  Buschwald 
findet  sich  das  rotfrüchtige  Felsenäpfelein,  Cotoneaster  integerrima. 
Den  Buschwald  bilden  Haselnuß,  Weißdorn:  Crataegus  oxyacantha 
und  monogyna,  Schlehen,  Acer  campestre,  Viburnum  Lantana  und 
Opulus,  Lonicera  Xylosteum,  dann  Sorbus  Aria,  kenntlich  durch  die 
auf  der  Unterseite  silberweißen  Blätter;  sie  steht  übrigens  auch  auf 
den  freiesten  Felsen  und  bildet  mit  aucuparia  und  torminalis  die 
Bastarde  hybrida  und  latifolia.  Ribes  alpinum,  die  Alpenjohannis- 
beere, wird  von  den  Leuten  die  »Gottvergessene  Beere"  genannt, 
weil  sie  dieselben  zum  Genuß  einladenden  rotleuchtenden  Beeren 
besitzt  wie  die  Johannisbeere,  aber  absolut  keinen  Geschmack  hat,  da- 
gegen kann  man  die  Beeren  der  Felsenbrombeere,  Rubus  saxatilis,  ganz 
gut  genießen,  wie  Himbeeren  schmecken  sie  freilich  nicht.  Berberis 
vulgaris,  das  Essigbeerlein,  ist  in  Gebüschen  und  auf  Felsen  nur  im 
südöstlichen  Teile  des  Gebietes  häufig.  Einige  Rosen  seien  noch 
erwähnt:  Rosa  glauca,  rubiginosa,  micrantha,  vinodora  und  graveo- 
lens.  Die  Waldrebe,  Clematis  Vitalba,  schlingt  sich  lianenartig  über 
die  Gebüsche,  sie  erreicht  erst  im  Fruchtzustand  ihre  eigentliche 
Schönheit.  Von  krautigen  Bewohnern  der  buschigen  Abhänge  sind 
zu  nennen:  Libanotis  montana,  Laserpitium  latifolium,  Peucedanum 
Cervaria,  Aconitum  Lycoctonum,  Geranium  sanguineum,  Tanacetum 
corymbosum,  Lithospermum  officinale  und  selten  purpureo-coeruleum, 
Sisymbrium  strictissimum,  Lappa  macrosperma,  Arabis  pauciflora, 
Thesium  montanum,  Stachys  alpinus,  dieser  nur  am  Hetzles  und  im 
Bamberger  Jura,  Doronicum  Pardalianches,  Elymus  europaeus,  Carex 
digitata,  ornithopoda  und  montana,  Calamagrostis  silvatica  und 
montana,  Fragaria  moschata,  Ranunculus  polyanthemos  und  nemo- 
rosus,    Digitalis    grandiflora,    Cynanchum    Vincetoxicum,   Mercurialis 


—     235     — 

perennis,  Viola  mirabilis,  Galeobdolon  luteum,  Centaurea  montana, 
diese  nur  bei  Pottenstein,  Melampyrum  cristatum  und  das  farben- 
prächtige nemorosum.  Eine  andere  Melampyrumart:  silvaticum  tritt 
nur  in  schattigen  Fichtenwäldern  auf,  aber,  wo  sie  vorkommt,  stets 
in  Masse,  oft  auch  in  der  Spielart  mit  gezähnten  Hochblättern: 
dentatum  =  laricetorum.  An  recht  tiefschattigen  Abhängen  mengt 
sich  die  Eibe,  Taxus  baccata,  in  den  Fichtenwald,  ebenfalls  sehr 
schattige  Orte  lieben:  Petasites  albus,  Aruncus  Silvester  mit  prächtigen 
weißen  Blütensträußen,  Pulmonaria  mollissima,  diese  nur  an  der 
oberen  Pegnitz,  Astrantia  major,  Polygonatum  verticillatum,  Galium 
rotundifolium,  Corallorrhiza  innata,  Epipactis  violacea,  Arum  macu- 
latum,  Neottia  nidus  avis,  Lilium  Martagon,  Lunaria  rediviva, 
Prenanthes  purpurea,  Dentaria  bulbifera,  Lonicera  nigra,  Geranium 
lucidum,  Aconitum  variegatum,  nur  im  Neumarkter  Teil  des  Jura- 
zuges: Dentaria  enneaphyllos  und  Sym.phytum  tuberosum.  Trocknere 
Wälder,  wie  sie  namentlich  auf  den  dolomitischen  Höhen  sich  finden, 
zeigen  als  Waldbaum  wieder  mehr  Föhren,  im  grasigen  Unterwuchs 
blühen  Asperula  tinctoria,  Myosotis  silvatica,  blau  und  milchweiß 
vorkommend,  Cypripedium  Calceolus,  der  Frauenschuh,  die  Mücken- 
orchis,  Ophrys  myodes,  Gymnadenia  conopea,  Epipactis  rubiginosa, 
Orchis  masculus,  militaris,  purpureus,  pallens,  Coeloglossum  viride, 
Cephalanthera  pallens  und  rubra,  Goodyera  repens,  Pirola  uniflora, 
chlorantha,  rotundifolia  und  media. 

Nun  bleibt  mir  noch  übrig,  die  Flora  der  sonnigen,  kurzgrasigen 
Heiden  zu  schildern,  die  für  den  Jura  ganz  besonders  charakteristisch 
sind.  Wenn  die  Pulsatilla  ihre  Blüten  mit  einem  buschigen  Frucht- 
schopf vertauscht  hat,  entfaltet  eine  andere  Anemone:  Anemone  sil- 
vestris  ihre  nobeln  weißen  Blüten,  während  Orchis  ustulatus  ihre  an 
der  Spitze  gebräunten  Blütenähren  treibt.  Andere  Bürger  der  sonnigen 
Abhänge  sind  Viola  arenaria,  Potentilla  cinerea  und  rubens,  Arabis 
arenosa,  Alsine  verna,  Ajuga  genevensis,  Helianthemum  vulgare,  das 
zarte  Sonnenröslein  und  Fumana,  dieses  nur  bei  Pegnitz,  Leontodon 
incanus,  Crepis  praemorsa  und  foetida,  Campanula  glomerata,  Gen- 
tiana  campestris,  Teucrium  Botrys,  Chamaedrys,  dann  montanum, 
dieses  nur  im  Oberpfälzer  Jura,  hier  aber  nicht  selten,  Brunella  grandi- 
flora,  Globularia  vulgaris,  Phleum  Böhmen  und  asperum,  letzteres  um 
Kastl  gemein,  Stachys  germanicus  und  rectus,  Seseli  coloratum, 
Buphtalmum  salicifolium,  Cirsium  eriophorum,  die  stattliche  Woll- 
distel; ihr  Gegensatz,  Cirsium  acaule,  dessen  ungestielte  Blüten  aus 
der  Blattrosette  mit  feurigem  Tiefrot  leuchten,  ist  meist  vergesell- 
schaftet mit  Carlina  acaulis,   die   man   in    der   Hersbrucker   Gegend 


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Wetterdistel  nennt,  ihre  randstrahlenden  Hochblätter  sind  nämlich 
sehr  hygroskopisch,  und  so  schließt  sie  sich  bei  trübem  oder  gar 
Regenwetter  sofort,  während  im  hellen  Sonnenschein  die  großen 
Blütenkörbe  weit  offen  stehen.  Häufig  bedeckt  auch  die  sonnigen 
Hänge  der  Wachholderstrauch,  Juniperus  communis,  dessen  blaue 
Beeren  in  manchen  Bezirken  zur  Bereitung  des  Wachholderschnapses 
Verwendung  finden.  Asperula  cynanchica  liebt  ebenfalls  trockne 
Rasen,  in  welchen  oft  die  kleine,  sonderbare  Mondraute,  Botrychium 
Lunaria,  steht,  die  aber  leicht  übersehen  wird.  Mehr  in  Hecken 
steht  der  aromatische  Dosten,  Origanum  vulgare  mit  Bupleurum 
falcatum  und  Inula  Conyza.  Von  Wurzelschmarotzern  findet  sich 
Orobanche  rubens  auf  Luzerne  und  Schneckenklee  nicht  selten,  O. 
Epithymum  selten  auf  Quendel,  caryophyllacea  auf  Labkrautarten 
und  bei  Velburg  auf  dem  Waldmeister,  neuerdings  wurde  purpurea 
bei  Plech  wieder  aufgefunden.  Sehr  auffallend  ist  es,  daß  wir  auf 
Artemisia  campestris,  die  doch  im  Keuper  und  auf  Diluvialsand 
um  Nürnberg  usw.  so  häufig  ist,  hier  ihren  stahlblauen  Schmarotzer 
O.  coerulescens  nie  sehen,  dagegen  steht  er  im  Jurazug  bei  Ummels- 
dorf,  Kastl,  Lichteneck,  Vorra,  Plech,  Wildenfels,  Hiltpoltstein,  Ober- 
trubach  und  Pegnitz.  Von  grünen  Wurzelschmarotzern  ist  noch  der 
schöne  gelbe  Augentrost  zu  erwähnen,  Odontitis  lutea,  bei  Parsberg, 
Kastl,  Muggendorf  und  Pottenstein,  er  kommt  erst  spät  zur  Blüte, 
und  wenn  dann  noch  zwei  andere  grüne  Wurzelschmarotzer,  Alectoro- 
lophus  stenophyllus  und  serotinus  blühen,  dann  öffnet  auch  die  schöne 
Aster  Amellus  ihre  blauvioletten  Blüten,  alsdann  reift  im  blasigen, 
scharlachroten  Kelch  die  Schlutte,  Physalis  Alkekengi,  ihre  rote  Beere, 
von  den  Felsen  grüßen  die  weißen  Büsche  der  Melica  ciliata  nebro- 
densis  und  vorbei  ist  des  Sommers  sonniges  Dasein,  der  Herbst  hat 
seinen  Einzug  gehalten. 

12  (-11^).  Die  lehmigen  Überdeckungen  der  Albplateaus. 

Diese  sind  für  die  Bewohner  des  Jurazuges  von  der  ein- 
schneidendsten Bedeutung,  denn  von  der  Schönheit  grotesker  Fels- 
bildungen und  von  interessanten  Jurapflanzen  hat  der  Bauer  nichts, 
und  nun  ist  glücklicherweise  für  jene  ein  großer  Teil  der  jurahöhe 
mit  einer  mächtigen  Lehmschicht  tertiären  Alters  bedeckt,  welche 
dichte  Haberäcker,  Waizen-  und  selbst  Dinkelfelder,  strichweise  auch 
ganz  ertragsfähige  Wiesen  trägt.  Im  übrigen  sieht  es  ja  schlecht 
aus  mit  dem  Grasfutter  im  Jura,  denn  die  tiefeingeschnittenen  Fluß- 
täler haben  ja  prächtige,  aber  nur  schmale  Wiesen.  Floristisch 
interessiert    uns    hier    die    Genossenschaft    der    Kulturbegleiter,    der 


—     237     — 

Unkräuter  auf  den  Äckern.  Dieselbe  ist  oft  sehr  farbenprächtig 
zusammengestellt  z.  B.  durch  die  orangegelben  Blütenköpfe  der  Färber- 
chamille,  Anthemis  tinctoria,  mit  dem  Blau  des  Ritterspornes,  Delphi- 
nium  Consolida,  dem  Violett  des  Venusspiegels,  Specularia  Speculum, 
dem  intensiven  Rot  des  Ackerwachtelweizens,  Melampyrum  arvense, 
dazu  dem  hellen  Weiß  der  Orlaya  grandiflora.  Außerdem  sind  auf- 
zuführen Stachys  annuus,  Scandix  pecten  Veneris,  Caucalis  daucoides, 
Torilis  infesta,  Bupleurum  rotundifolium,  Aethusa  Cynapium  var. 
pygmaea,  Turgenia  latifolia  selten,  Falcaria  Rivini,  dann  Galium 
tricorne,  Sherardia  arvensis,  Euphorbia  exigua,  Galeopsis  angustifolia, 
Anagallis  coerulea,  Erysimum  Orientale;  nur  in  der  Velburger  Gegend 
tritt  Anthemis  austriaca  auf,  auf  dem  Plateau  am  Mariahilfberg  bei 
Neumarkt  bildet  Anagallis  coerulea  mit  der  roten  arvensis  einen 
purpurblütigen  Bastard;  nicht  häufig  ist  auch  die  blaublühende 
Asperula  arvensis,  und  die  Spatzenzunge,  Passerina  annua,  dann 
Alsine  tenuifolia,  Ajuga  Chamaepitys  und  Cerinthe  minor. 

Auf  den  Plateaus  wird  viel  Lein  gebaut.  In  diesen  blauen 
Leinäckern  finden  wir  dreierlei  Begleiter:  1)  einen  Parasiten,  Cuscuta 
Epilinum,  2)  reine  Leinbegleiter,  die  außerhalb  der  Leinäcker  über- 
haupt nicht  vorkommen:  Camelina  foetida,  Galium  spurium,  Lolium 
linicola  und  eine  Nelke  mit  kleinen  roten  Blüten:  Silene  linicola. 
3)  Eine  Anzahl  nicht  absolut  an  den  Lein  gebundener  Kulturbegleiter 
werden  durch  das  Vorkommen  im  dichten  Lein  gezwungen  in  auf- 
rechte, wenig  verzweigte,  in  linicole  Formen  überzugehen,  solche 
wurden  beobachtet  von  Fumaria  officinalis  und  parviflora,  Raphanus 
Raphanistrum,  Viola  arvensis,  Spergula  arvensis,  Polygonum  tomen- 
tosum  und  Persicaria. 

Zwei  andere  wichtige  Kulturpflanzen  sind  die  Wicke,  Vicia 
sativa,  und  die  Linse,  Lens  esculenta  oder  Ervum  Lens.  Nun  konnte 
ich  schon  vor  vielen  Jahren  bei  Velburg  den  Schmarotzer  der 
Wicke:  Cuscuta  Viciae  Koch  und  Schönheit  auffinden,  nicht  wenig 
war  ich  jedoch  erstaunt,  als  ich  vor  drei  Jahren  dieselbe  auch  in 
einem  Linsenacker  bei  Kastl  antraf.  Galt  doch  die  Linse  bisher  als 
frei  von  phanerogamischen  Parasiten,  auch  in  der  Literatur  konnte 
ich  nirgends  eine  darauf  bezügliche  Angabe  finden;  weitere  Nach- 
forschungen ergaben  mir  jedoch  solche  Vorkommnisse  zwischen 
Neumarkt  und  Kastl,  dann  bei  Wolfersdorf,  Ummelsdorf  und  wieder 
bei  Kastl,  ja  bei  Habsberg  mußte  ich  sogar  den  Fall  konstatieren, 
daß  der  hier  überaus  zahlreiche  Parasit  einen  Linsenacker  teilweise 
völlig  vernichtet  hatte.  In  dieser  ganzen  Gegend  ist  Cuscuta  Viciae 
auch  in  Wickenäckern  häufig  und  hier  hat  sie  sich  offenbar  an  das 


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Leben  auf  der  Linse  angepaßt.    Diese  Beobachtung  ist,  wie  es  sclieint, 
völlig  neu  und  sonst  noch  nirgends  gemacht  worden. 

13(=II=).  Die  sandigen  Überdeckungen  der  Albplateaus. 

Es  mutet  den  auf  der  Hochfläche  dahinziehenden  Botaniker 
ganz  eigentümlich  an,  wenn  er  an  Stellen,  wo  eben  noch  vom  steilen 
Dolomitfels  das  Gelb  des  Erysimum  odoratum  herabwinkte,  plötzlich 
auf  die  blauen  Blütenköpfe  der  Jasione  montana,  auf  den  Acker- 
krummhals oder  gar  auf  das  Strohblümchen,  Helichrysum  arenarium, 
stößt;  gewöhnlich  ist  dann  auch  ein  Wald  nicht  fern,  an  dessen 
Rand  der  Färberginster,  Genista  tinctoria,  steht,  im  Walde  selbst  geht 
man  durch  Heidekraut-  und  Schwarzbeergestrüpp,  auch  Preißelbeeren, 
wenn  auch  seltener,  stellen  sich  ein,  wohl  auch  die  stattliche  Arnica 
montana,  Luzula  albida,  Pirola  secunda,  auch  der  sonderbare  gelbe 
Fichtenspargel,  Monotropa  Hypopitys,  selbst Juncus  squarrosus  und  Aera 
(Aira)  flexuosa.  Auf  sehr  sonnigen  Stellen,  z.  B.  bei  Krottensee,  stoßen 
wir  auf  eine  andere  Genossenschaft:  Lepigonum  rubrum,  Scleranthus 
perennis  und  Potentilla  argentea.  Bei  dem  Zusammentreffen  so 
vieler  kieselholder  •  Pflanzen,  sogenannter  Sandpflanzen,  wie  wir 
schlechthin  sagen,  kann  man  der  Überzeugung  sein,  daß  man  auf 
sandiger  Plateauüberdeckung  steht;  läßt  man  die  Blicke  weiter 
schweifen,  so  wird  es  bald  gelingen,  einen  oder  den  andern  Sandstein- 
block aus  dem  Moos  des  Waldbodens  herausragen  zu  sehen,  oder 
die  harten  Sandsteine,  „Kalminzer"  in  der  Oberpfalz  genannt,  stehen 
reihenweise  links  und  rechts  am  Fahrweg  als  Einfassung  der  Äcker, 
aus  denen  die  Bauern  die  beim  Pflügen  sehr  unangenehmen  Hart- 
köpfe herausgeschafft  haben.  Solche  sandsteinreiche  Striche  sind 
namentlich  bei  Bieberbach  sowohl  auf  Gößweinstein  wie  auf  Bärenfels 
zu,  dann  von  Großengsee  gegen  Wildenfels  und  Hiltpoltstein  usw. 
Auch  der  schönste  Wald  unserer  ganzen  Gegend,  das  Schönholz 
nahe  der  hochgelegenen  stattlichen  Burgruine  Leienfels,  bekannt 
durch  seine  riesigen  weißgrauen  Tannenmaste,  steht  auf  sandiger 
Plateauüberlagerung.  Zwei  andere  ausgedehnte  Sandsteinbezirke 
werden  von  Gümbel  der  Kreidezeit  zugerechnet:  der  Veldensteiner 
Forst  zwischen  Veldenstein,  Auerbach,  Pegnitz  und  Plech  und  die 
Wiesentfelser  Waldung  nördlich  Hollfeld,  im  Veldensteiner  Forst 
treffen  wir  außer  auf  Trientalis  europaea  auf  die  im  Burgsandstein 
häufige  Phegopteris  Dryopteris  statt  der  bisher  an  den  Kalkfelsen 
gewesenen  Phegopteris  calcarea;  wo  übrigens,  wie  das  gerade  im 
Veldensteiner  Forste  häufig  der  Fall  ist,  mächtige  Dolomitfelsen  aus 
dem  grobsandigen  Waldboden  sich  erheben,   da   haben    diese    sich 


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ihre  charakteristische  Flora  mit  Arabis  petraea,  Viola  collina,  Digitalis 
grandiflora  usw.  bewahrt.  Viel  jüngeren  Datums  sind  die  Sandstein- 
überlagerungen der  Neumarkter  Juraplateaus.  Hier  ist  der  Flugsand 
in  postglacialer  Steppenzeit  durch  Trockenstürme  aus  der  vorgelagerten 
Sandniederung  auf  die  Plateaus  hinaufgepeitscht  worden;  auch  hier 
treffen  wir  typische  Sandpflanzen  an,  z.  B.  Teesdalea  nudicaulis, 
Aera  flexuosa,  Jasione  montana,  Spergula  vernalis  usw. 

14  (=  II'').  Die  vulkanischen  Durchbrüche 

bei  Kalteneggolsfeld  und  namentlich  auf  dem  Plateau  des  Eichen- 
berges bei  Oberleinleiter  haben  nur  geringe  räumliche  Dimensionen. 
Der  durch  den  Basalt  schwarz  gefärbte  Boden  entbehrt  aber  doch 
der  charakteristischen  Plateauackerpflanzen,  diese,  z.  B.  Galium  tri- 
corne,  Turgenia  latifolia,  Bupleurum  rotundifolium,  Caucalis  daucoides 
und  Adonis  aestivalis  stellen  sich  doch  erst  dann  wieder  ein,  wenn  die 
Wege  wieder  braun  sind  und  allerorts  wieder  die  weißen  Kalk- 
scherben herumliegen. 

15  (=  III ^).   Die  östliche  Abdachung  des  Jurazuges  und  der 

östliche  Keuper. 

Wie  schon  eingangs  erwähnt,  erreicht  der  Jura  nirgends  den 
Urgebirgszug  des  bayerisch-böhmischen  Grenzgebirges:  Böhmerwald 
und  Fichtelgebirg,  und  es  schiebt  sich  auf  diese  Weise  eine  Zwischen- 
landschaft ein,  in  welcher  wieder  Keuper  und  noch  ältere  Schichten 
zutage  treten.  Soweit  jurassische  Schichten  in  Frage  kommen,  sind 
dieselben  teils  durch  ausgedehnte  tertiäre  Überlagerungen  verdeckt, 
teils  aber  durch  tektonische  Störungen  in  ihrer  Lage  derart  verändert, 
daß  in  geologischer  Beziehung  sich  viel  kompliziertere  Verhältnisse 
darbieten,  als  am  Weststeilrande  des  Jura.  Ein  scharf  ausgesprochener 
Steilrand  ist  überhaupt  nur  selten  ausgebildet,  z.  B.  in  der  Gegend 
von  Thurnau  und  Casendorf. 

Nahe  nördlich  Sulzbach  springt  in  den  Jurazug  eine  Keuper- 
niederung  ein,  das  Hahnbacher  Becken,  ringsum  von  Lias-  und  Dogger- 
höhen eingefaßt  und  von  der  langsam  dahinfließenden  Vils  durch- 
zogen, in  welcher  kürzlich  Fischer  und  Niebier  Potamogeton  praelongus 
und  mucronatus  auffinden  konnten.  Von  dem  Ostrand  dieser 
Niederung  an  gegen  Seugast  und  Vilseck  und  darüber  hinaus  bis 
an  den  Fuß  des  rauhen  Kulm  erstreckt  sich  eine  pflanzengeographisch 
merkwürdige  Erscheinung:  an  Ostern  bedeckt  sich  allda  der  Wald- 
boden mit  einem  Purpurteppich,  gebildet  durch  Millionen  der  blut- 
roten Blümchen  der  Erica  carnea.     Die  interessante  Potamogetonflora 


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setzt  sich  auch  weiter  in  die  von  tertiären  Gebilden  bedeckte  Um- 
gebung Vilsecks  fort.  Hier  wurden  auch  Malaxis  paludosa, 
Scheuchzeria  palustris,  Carex  limosa,  Drosera  intermedia,  anglica  und 
anglica  -f-  rotundifolia  konstatiert,  alles  Bürger  der  Moorwiesen  und 
Weiherränder,  und  tatsächlich  ist  auch  der  Reichtum  an  Weihern  um 
Vilseck  ein  fast  unheimlich  großer.  Weiter  nordöstlich  ist  auch  die 
Moorform  der  Latsche,  Pinus  Pumilio,  entschieden  einheimisch,  weiter 
nordwestlich  aber  kommen  dann  die  Bezirke,  wo  durch  Verwerfungen  in 
der  Konfiguration  des  Juraostrandes  ganz  eigentümliche  Landschafts- 
bilder entstehen.  Gehen  wir  z.  B.  von  dem  ehemaligen  Kloster  Michel- 
feld aus  das  Flembachtal  aufwärts,  so  treffen  wir  noch  unterhalb 
Steinamwasser  Dolomitfelsen,  die  sich  mit  denen  der  Pottensteiner 
Gegend  messen  können,  da  geht  dann  auch  das  Gelb  des  Felsen- 
hungerblümchens, Draba  aizoides,  am  Hainberg  bis  ins  Tal  herab, 
aber  schon  kurz  ober  Steinamwasser  wird  plötzlich  das  Tal  von 
sanften  Böschungen  roten  Sandsteines  eingefaßt,  bei  Ligenz  kommen 
wir  durch  ein  echtes  Torfmoor,  hier  schon  und  weiter  nördlich  bei 
Troschenreuth  treffen  wir  kleine  Bergwerke  an,  in  welchen  eine  rote 
Farberde,  der  Troschenreuth  er  Rötel  gegraben  wird.  Wir  verfolgen 
weiter  das  Tal  auf  feuchten  von  Gentiana  verna  besetzten  Wiesen 
und  kommen  so  an  der  auf  einer  Kalkinsel  gelegenen  Ortschaft 
Thurndorf  vorbei  zu  einer  mit  Bäumen  umpflanzten  Kapelle.  Nun 
haben  wir  den  höchsten  Punkt  eines  langen  Doggerzuges  erreicht, 
wir  stehen  auf  dem  Kutschenrain  oder  Thurndorfer  Kalvarienberg, 
dem  fünfthöchsten  Punkte  unserer  ganzen  Gegend,  der  an  Meereshöhe 
noch  den  als  Aussichtspunkt  berühmten  Felskegel  des  Hohenstein 
wesentlich  übertrifft!  Hier  wie  in  der  ganzen  östlichen  Eisensandstein- 
provinz liegt  eben  der  Dogger  um  mehr  als  200  m  höher  als  am  West- 
steilrand bei  Hersbruck  und  Forchheim,  da  die  Juralandschaft  längs  der 
großen  aus  Südost  nach  Nordwest,  also  dem  Böhmerwalde  parallel 
ziehenden  großen  Bruchspalte  eingesunken  ist,  während  die  östliche 
Provinz  wohl  infolge  ihrer  Nähe  zur  festen  urgebirgigen  Unterlage 
diese  Senkung  nicht  mitgemacht  hat.  Der  Troschenreuther  Rötel 
wird  auf  der  nahen  Haidmühle  kurz  ober  Pegnitz  vermählen,  an 
dieser  finden  sich  viele  sumpfige  Wiesen  voll  Pinguicula  vulgaris, 
Viola  palustris,  Schoenus  nigricans,  Juncus  filiformis,  Rhynchospora 
alba,  Carex  Davalliana,  pulicaris  und  Hornschuchiana,  während  die 
angrenzenden  Gebüsche  mit  Thalictrum  aquilegifolium  und  Aconitum 
variegatum  geschmückt  sind. 

Ganz  besonders  auffallende  floristische  und  landschaftliche  Kon- 
traste entstehen  durch  diese  Verwerfung  in  der  Gegend  von  Rabenstein. 


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Sind  wir  von  Gößweinstein  das  enge  Ailsbachtai  heraufmarschiert,  so 
wird  uns  kaum  AlHum  fallax  und  Melampyrum  nemorosum  ent- 
gangen sein,  an  den  schattigen  Abhängen  breiten  sich  Kolonien  von 
Petasites  albus  aus,  die  stattliche  Spiraea  Aruncus  geht  bis  an  den 
Bach  herab,  im  dunklen  Fichtenwald  steht  die  Eibe  und  Lunaria 
rediviva,  die  Felswand  selbst  schmücken  Carduus  defloratus,  Cynanchum 
Vincetoxicum ,  Phegopteris  calcarea,  die  Felsenlilie,  Anthericus 
ramosus,  Erysimum  odoratum,  dann  Sesleria  coerulea,  Festuca  glauca 
und  Draba  aizoides.  Entzückt  begrüßen  wir  die  auf  steilem  Dolomit- 
fels tronende  Burg  Rabenstein ;  ihr  gegenüber  öffnen  sich  zahlreiche 
Felsenlöcher  und  kleine  Höhlen,  z.  B.  das  Schneiderloch.  Nachdem 
wir  die  gastliche  Neumühle  verlassen,  gähnt  rechts  der  weite  Tor- 
bogen der  Ludwigshöhle,  ihr  gegenüber  in  halber  Höhe  der  blau- 
grauen Felswand  ist  der  Eingang  zur  berühmten  tropfste  in  reichen 
Sofienhöhle  und  über  ihr  winkt  vom  überhängenden  Fels  herab  die 
auch  von  Scheffel  besungene  Klaussteiner  Kapelle,  aber  plötzlich 
sehen  wir  hinaus  in  ein  breites  Wiesental,  links  und  rechts  rücken 
die  Talwände  auseinander  und  die  Felsen  sind  verschwunden.  Wir 
sind  soeben  über  die  große  Abbruchlinie  herübermarschiert,  sammeln 
nun  auf  sumpfiger  Wiesenstelle  an  der  Schweinsmühle  Triglochin 
palustre  und  erblicken  an  den  sanften,  oben  waldbedeckten  Talhängen 
in  Menge  die  gelben  Büsche  des  Färberginsters,  Genista  tinctoria. 
Wenn  wir  die  geringe  Mühe  nicht  scheuen,  hinter  der  Schweins- 
mühle die  rotsandige  trockene  Höhe  hinanzusteigen,  so  werden  wir 
gar  bald  Nardus  stricta,  Jasione  montana,  Dianthus  deltoides,  Aera 
caryophyllea,  Trioidia  decumbens,  Heidekraut  (Calluna)  in  Menge, 
Gnaphalium  dioecum,  Scleranthus  perennis,  Lycopsis  arvensis,  Veronica 
verna  brevistyla,  Artemisia  campestris  und  selbst  Corynephorus 
canescens  notieren.  So  stößt  hier  unvermittelt  eine  Genossenschaft 
sandliebender  Pflanzen  zusammen  mit  der  typischen  Flora  dolo- 
mitischer Felsabhänge,  so  unvermittelt,  daß  auf  Pistolenschußweite 
die  divergierendsten  Vegetationsbilder  sich  gegenüber  stehen.  So 
markiert  sich  also  heute  noch  im  Vegetationsbild  die  große  Kata- 
strophe, die  durch  einen  Riß,  Abbruch  und  Senkung  der  Dolomit- 
landschaft die  senkrechten  Felswände  der  Talschlucht  neben  die 
flache  Wiesenlandschaft  des  Lias  und  die  sandigen  Waldabhänge 
des  Doggers  gerückt  hat.  Langgezogene  waldbedeckte  Eisensand- 
steinrücken, auf  welchen  nun  Hochstraßen  hinziehen,  umgrenzen 
allseitig  den  tiefeingesenkten  Liaskessel  des  oberen  Ahorntales, 
Heidekraut  und  Schwarzbeeren,  Luzula  albida,  Aera  flexuosa,  Arnica 
montana,  Cytisus  nigricans,  Prenanthes  purpurea,  Blechmum  boreale, 

16 


—     242     — 

Trientalis  europaea,  Rubus  Bellardii  und  andere  schattenliebende 
Brombeerarten  besiedeln  den  Wald  der  Höhenrücken,  während  im 
Talkessel  in  den  Feldern  Lathyrus  tuberosus,  Ranunculus  arvensis, 
Melandrium  noctiflorum,  Delphinium  Consolida,  Bromus  secalinus, 
Geranium  dissectum  und  Melampyrum  arvense  wieder  recht  an  die 
Ackerflora  der  schweren  Tonböden  des  Lias  erinnern. 

Ähnlich  wie  im  breiten  Ahorntal  verhält  sich  alles  im  benach- 
barten Zeubachtal,  dann  am  Schmierbach  bei  Löhlitz  und  im  Truppach- 
tal, alle  diese  Täler  sind  durch  langgezogene  Doggerrücken  getrennt, 
und  alle  die  Höhenzüge  vereinigen  sich  unter  dem  isolierten  Kalk- 
kegel der  sagenumwobenen  Neubürg,  die  wie  eine  hochgelegene 
Festung  die  ganze  nordöstliche  Doggerprovinz  beherrscht.  Bei  Mut- 
mannsreut  und  im  Lias  nördlich  Creußen  tritt  häufig  Orchis  sam- 
bucinus  auf,  am  oberen  Main  bei  Creußen  steht  auf  Wiesen  eine 
schöne  Distel,  Cirsium  heterophyllum,  mit  unterseits  schneeweißen 
Blättern,  beides  Vorboten  der  benachbarten  Fichtelgebirgsflora.  Bei 
Creußen  selbst  tritt  der  mehrerwähnte  Cytisus  nigricans  mit  seinen 
prächtigen  goldgelben  Blütentrauben  häufig  über  auf  den  Sandstein 
des  Keuper.  Beim  nahen  Vorbach  gedeiht  am  Katzenbühl  wieder 
die  Latsche,  der  Tannenbärlapp,  Lycopodium  Selago,  bedeckt  den 
Waldboden  und  im  nahen  Torfmoor  nährt  sich  die  kleine  Drosera 
intermedia  durch  Insektenmord. 

16(=I1I'^).    Die  Östlichen  Muschelkalkhöhen. 

Haben  wir  beim  malerisch  gelegenen  Städtchen  Creußen  das 
Tal  des  Roten  Maines  überschritten,  so  wandern  wir  ostwärts  in 
langsamem  Aufstieg  zum  Höhenzug  hinauf,  bis  wir  an  häufige  Stein- 
brüche gelangen,  in  welchen  ein  graues  Kalkgestein  in  regelmäßiger 
Schichtung,  aber  meist  stark  geneigt  ansteht.  Ein  großer  Ammonit, 
Ceratites  nodosus,  eine  vielstreifige  Muschel:  Lima  lineata,  dann 
Qervillia  socialis  und  die  schwarzen  Emailzähnchen  eines  Fisches, 
Hybodus,  bezeugen  uns,  daß  dieser  Kalk  nichts  zu  tun  hat  mit 
unserem  Jurakalk.  Wir  haben  den  östlichen  Muschelkalk  getroffen, 
oder  besser  einen  der  schmalen  kalkigen  Züge,  welche  alle  dem 
Urgebirgszuge  des  Böhmerwaldes  parallel  hinaufziehen  in  die  Gegend 
von  Bayreuth  und  darüber  hinaus  bis  nach  Kulmbach.  Auf  unserer 
Creußener  Muschelkalkhöhe,  welche  von  Funkendorf  bis  Emtmanns- 
berg  zieht,  voll  von  herrlichen  Aussichtspunkten  hinüber  zum  er- 
loschenen Vulkankegel  des  rauhen  Kulm,  zum  Armannsberg  und 
zum  ganzen  Fichtelgebirg,  stoßen  wir  auf  Lathyrus  sativus  als  Rest 
früheren  Anbaues,  auf  Rosa  graveolens,  Ajuga  genevensis  und  Trifolium 


—     243     — 

spadiceum,  bei  Tiefental  auf  die  Mückenorchis,  Ophrys  muscifera; 
in  den  Feldern  stehen  Euphorbia  exigua  und  Aethusa  Cynapium 
var.  pygmaea.  Noch  mehr  Anklänge  an  die  Flora  des  Jurazuges 
treten  uns  auf  der  Bayreuther  Muschelkalkhöhe  ober  Bindlach  ent- 
gegen. Da  stehen  in  den  Äckern  fast  alle  die  Kulturbegleiter,  die 
uns  von  der  lehmigen  Überdeckung  der  Albplateaus  her  bekannt 
sind,  so  Adonis  aestivalis  und  flammeus,  Conringia  perfoliata,  Thlaspi 
perfoliatum,  Bupleurum  rotundifolium,  Caucalis  daucoides,  Orlaya 
grandiflora,  Turgenia  latifolia,  Melampyrum  arvense,  Galeopsis 
angustifolia,  Stachys  annuus,  Anagallis  coerulea.  Auf  Feldrainen 
treffen  wir  Stachys  rectus,  Ajuga  genevensis,  Cirsium  acaule  und  in 
Menge  Erysimum  odoratum  wieder,  sicher  Beweise,  daß  wenn  auch 
im  allgemeinen  die  physikalischen  Verhältnisse  des  Standortes  zumeist 
das  Florenbild  bedingen,  doch  auch  die  chemische  Beschaffenheit 
des  Bodens  hiebei  einen  mächtigen  Einfluß  ausübt. 


16* 


^ 


':35V     A 


Pflanzengeographische  Besonderheiten  des 
Fichtelgebirges  und  der  Oberpfalz. 

Von 

Dr.  Christoph  Kellermann, 

Rektor  der  Kgl.  Kreisrealschule  II,  Nürnberg. 


.as  geologisch  mannigfaltige  Fichtelgebirg  ist  in  botanischer 
Hinsicht  ziemlich  schlecht  weggekommen.  Seine  Flora 
j  ist  auffällig  dürftig.  Das  rauhe  Klima  und  die  gleich- 
j  mäßige  Bedeckung  mit  Nadelwald  ist  der  Ausbreitung 
vieler  Pflanzen  wenig  günstig,  dem  sonst  floristisch  ähnlichen  baye- 
rischen Wald  und  dem  Erzgebirge  steht  das  Fichtelgebirg  durch 
seine  geringere  Erhebung  nach,  so  daß  manche  alpine  Pflanze,  die 
in  jenen  Gebirgen  heimisch  ist,  hier  nicht  vorkommt.  Namentlich 
ist  der  aus  Urgestein  bestehende  Zentralstock  arm  an  Pflanzenarten, 
während  an  den  Rändern,  insbesondere  da,  wo  Basalt,  Kalk  oder 
Serpentin  auftreten,  eine  reichere  Flora  sich  entfaltet.  Dennoch  sind 
auch  im  Herzen  des  Gebirgs  einige  Formen  vorhanden,  die  be- 
sonderer Erwähnung  wert  sein  dürften,  zumal  sie  stellenweise  für  den 
landschaftlichen  Charakter  der  Gegend  bestimmend  sind. 

Auf  dem  wasserundurchlässigen  Boden  haben  sich  vielfach 
Hochmoore  entwickelt,  die  an  manchen  Stellen  eine  schlanke,  hoch- 
gewachsene Konifere  von  zirbenartigem  Aussehen  in  reinen  Beständen 
tragen.  In  ihr  erkennen  wir  bei  näherer  Besichtigung  die  Berg- 
oder Sumpfföhre,  welche  zu  der  alpinen  Legföhre  in  naher  Be- 
ziehung steht. 

Schon  Koch  gibt  in  seiner  Synopsis  florae  germanicae  et  hel- 
veticae  an,   daß  eine  aufrechte  Varietät   der  Pinus  Mughus  Scop.  P. 


—     246     — 

M.  uliginosa  nicht  nur  an  sumpfigen  Stellen  der  Sudeten,  sondern 
auch  in  den  alpinen  Tälern  und  außerdem  in  sylvaticis  humidis 
palatiae  superiorisM  vorkommt.  Das  Fichtelgebirg  führt  Koch  als 
Standort  nicht  an.  Wohl  aber  kennt  Prantl  das  Vorkommen  der 
Bergföhre  im  Fichtelgebirge^).  Als  Standort  gibt  er  ziemlich  ungenau 
Fichtelberg,  Weißenstadt  und  Selb  an. 

Sendtner  kennt  die  aufrechte  Form  nicht  nur  im  bayerischen 
Wald'),  sondern  auch  in  den  Alpen*).  Er  unterscheidet  zwei  Varie- 
täten P.  Mughus  Scop.,  die  Legföhre  und  P.  Pumilio  Hke,  die  Filz- 
koppe. Beide  kommen  nach  ihm  niederliegend  und  aufrecht  vor. 
Er  sagt:  «Legföhre  und  Filzkoppe  sind  sehr  ähnlich,  sie  lassen  sich 
kaum  durch  äußere  Merkmale  unterscheiden;  in  ihren  Lebens- 
bedingungen sind  sie  aber  so  verschieden,  daß  man  unmöglich 
annehmen  kann,  sie  seien  identisch.  Während  die  Legföhre  auf 
Kalk  und  Dolomit  beschränkt  ist,  bewohnt  die  Filzkoppe  in  Süd- 
bayern die  von  weichem  Wasser  gebildeten  Hochmoore  und  die 
Gipfel  der  Gneiß-  und  Granitberge  des  bayerischen  Waldes.  Leg- 
föhre und  Filzkoppe  unterscheidet  sich  außerdem  durch  große  Ver- 
schiedenheit in  der  Wachstumsgeschwindigkeit".  Sendtner  gibt  noch 
an,  daß  am  Tegernseebache  bei  Wolfratshausen  die  Filzkoppe  im 
Alter  von  30  Jahren  eine  Höhe  von  50 '  und  eine  Stammdicke  von 
7"  erreiche.  Er  empfiehlt  die  Anpflanzung  der  „Filzkoppe"  auf  Hoch- 
mooren. Der  hochbetagte  praktische  Arzt  Herr  Dr.  Ludwig  Koch  in 
Nürnberg,  der  Neffe  des  Botanikers  Koch,  sagt  mir,  daß  sein  Vater, 
weiland  Forstrat  in  Regensburg,  den  Botaniker  Koch  auf  das  Auf- 
treten der  baumartigen  Varietät  der  Bergföhre  in  der  Oberpfalz  auf- 
merksam machte. 

O.  Drude^)  schließt  sich  bezüglich  der  schwierigen  Unter- 
scheidung der  außerordentlich  formenreichen  Bergkiefer  Pinus  mon- 
tana  Willkomm  an,  der  nach  der  Form  der  Zapfen  und  Zapfenschuppen 
drei  Hauptformen  Pinus  uncinata,  die  Hakenkiefer,  P.  Pumilio  und 
P.  Mughus  unterscheidet. 

Nach  P.  E.  Müller^)   findet  sich    eine    Unterform   der  Haken- 


1)  Wahrscheinlich  ist  das  Vorkommen  in  dem  Moore  bei  Mantel  in  der 
Nähe  von  Weiden  gemeint. 

2)  Prantl,  Exkursionsflora  für  das  Königreich  Bayern,  S.  35. 

^)  O.  Sendtner,  Die  Vegetationsverhältnisse  des  bayerischen  Waldes. 

*)  Derselbe,  Bavaria  B.,I,  S.  166  und:  Die  Vegetationsverhältnisse  Südbayerns, 
S.  523. 

^)  Drude,  Deutschlands  Pflanzengeographie,  S.  266. 

^)  Om  Bjergfyrren  (Pinus  montana)  in  Tidskrift  for  Skovbnig.  Bd.  VIII— XI. 
S.-A.  Kopenhagen  1887.    Zitiert  nach  Drude,  a.  a.  O.  S.  267. 


—     247     — 

kiefer,  die  baumartige  P.  rostrata,  von  den  Pyrenäen  bis  zu  den  West- 
alpen und  zum  Engadin,  während  die  meist  schief  aufsteigende 
rotundata-Form  als  »Sumpfkiefer"  von  den  Hochmooren  am  Nordfuß 
der  Alpen  und  vom  Schwarzwald  über  den  bayerischen  und  Böhmer- 
wald zum  Fichtelgebirge  (?)  und  Erzgebirge  sich  erstreckt. 

Nach  Drude  ist  die  im  Hochmoor  am  Fichtelsee  (soll  heißen 
im  Fichtelsee,  denn  der  sogenannte  Fichtelsee  ist  ein  Hochmoor) 
in  kleineren  Exemplaren  vorkommende  Sumpfföhre  eine  Übergangs- 
form der  P.  rostrata  und  rotundata. 

Über  die  Zugehörigkeit  der  fichtelgebirgischen  Sumpfföhre  zu 
der  einen  oder  anderen  Varietät  enthalte  ich  mich  eines  Urteils,  nur 
das  eine  will  ich  konstatieren,  daß  abgesehen  von  einigen  wenigen 
Legföhren,  P.  Pumilio^t,  auf  dem  Gipfel  des  Schneebergs  und  der 
Kösseine,  von  denen  es  aber  sehr  wahrscheinlich  ist,  daß  sie  neuerdings 
eingeschleppt  sind,  in  den  Mooren  des  Fichtelgebirges  nur  eine,  nicht 
die  schief  aufsteigende  strauchartige,  sondern  die  aufrechte  baum- 
artige Form  der  Bergföhre  vorkommt.  Sie  findet  sich  nicht  nur  im 
Fichtelsee,  sondern  sehr  zahlreich  und  auch  kräftig  entwickelt  teils 
in  reinen  Bestandsgruppen,  teils  anderen  Nadelhölzern  beigemengt 
in  den  Gräflich-Castellschen  Waldungen  in  der  Nähe  von  Ebnath, 
in  der  Häusellohe  bei  Selb,  im  Torfmoor  Hölle  bei  Weißenstadt  und 
außerdem  verstreut  an  verschiedenen  Orten  des  Fichtelgebirges,  so 
im  Föhrenwald  zwischen  Wunsiedel  und  Marktredwitz  nahe  der  Röslau, 
hier  an  völlig  trockener  Stelle.  Wie  bereits  erwähnt,  zeichnet  die  im 
Fichtelgebirg  heimische  Bergföhre  aufrechter  Wuchs  aus,  von  der  ge- 
wöhnlichen Föhre  (Pinus  silvestris)  unterscheidet  sie  sich  leicht  durch 
ihre  dunkelgrünen  Nadeln  und  schon  aus  der  Ferne  durch  die  Art 
ihrer  Beastung.  Sie  trägt  auch  da,  wo  sie  frei  steht,  nur  kurze  und 
dünne  Seitenäste,  deren  Enden  aufwärts  gekrümmt  sind,  und  astet 
sich  spät  aus,  dadurch  ähnelt  sie,  wie  Drude  zutreffend  bemerkt,  eher 
der  Zirbe,  als  der  gewöhnlichen  Föhre.  Ihre  Borke  ist  von  unten 
bis  oben  dunkelbraun,  nicht  oben  hellrot,  kleinschuppig  und  bei 
weitem  nicht  so  stark  als  bei  der  gemeinen  Föhre.  Die  Form  der 
Zapfen  wechselt,  es  finden  sich  vollkommen  regelmäßig  ausgebildete 
Zapfen,   ohne  gekrümmte   Kegelansätze   an   den   Schuppen  und  un- 


')  P.  Pumilio  kommt  nach  mündlichen  Mitteilungen  des  Herrn  Oberstabs- 
veterinärs Schwarz  merkwürdigerweise  neben  Anemone  vernalis  bei  Lauf  im 
Föhrenwald  vor,  dann  bei  Kloster  Speinshart  zwischen  Station  Eschenbach  und 
dem  Rauhen  Culm,  zwischen  Station  Vorbach  und  Kirchenlaibach  oberhalb  des 
Eisenbahntunnels  neben  Drosera  intermedia.  Nach  der  ganzen  Art  des  Vorkommens 
hält  Schwarz  eine  künstliche  Anpflanzung  für  ausgeschlossen. 


—     248  .  — 

gleichmässig  ausgebildete  Zapfen  mit  hakenförmig  gekrümmten  Kegel- 
ansätzen auf  der  stcärker  entwickelten  Seite.  Die  häufig  wechselnde 
Form  der  Zapfen  bei  sonst  völliger  Gleichheit  der  Bäume  läßt  es  mir 
sehr  zweifelhaft  erscheinen,  ob  die  Zapfenform  der  Sumpfföhre  als 
Unterscheidungsmerkmal  verschiedener  Rassen  überhaupt  einen  Wert 
hat  Früh  und  Schröter,  welche  das  Vorkommen  der  Sumpfkiefer 
in  den  Hochmooren  der  Schweiz  schildern,  haben  dort  fast  nur  den 
uncinata-Charkter  d.  h.  unsymmetrische  Zapfen  konstatiert^). 

Nie  von  Menschen  gepflegt,  wenn  auch  gelegentlich  benützt, 
vermag  die  Sumpfföhre  sich  durch  Selbstaussaat  trefflich  zu  erhalten, 
so  lange  das  Moor,  welches  sie  behauptet,  nicht  abgebaut  wird. 
Hier  macht  ihr  kein  anderer  Baum  den  Platz  streitig,  gegen  Wind- 
und  Schneebruch  auf  dem  unsicheren  Moorboden  schützt  sie  einer- 
seits ihre  kräftige  Bewurzelung,  andererseits  ihre  kurze,  aus  biegsamen 
Zweigen  bestehende  Beastung. 

Wo  sich  die  Sumpfföhre  am  Rande  der  Moore  mit  anderen 
Waldbäumen  mischt,  wird  sie  anscheinend  von  der  Fichte  überholt. 
Immerhin  erreicht  sie  gerade  da,  wo  sie  anderen  Bäumen  beigemischt 
ist,  eine  beträchtlichere  Höhe  (ungefähr  10  Meter)  und  eine  ziemliche 
Stammdicke  (30  —  40  cm).  In  der  Sammlung  der  Wunsiedler  Real- 
schule befindet  oder  befand  sich  wenigstens  ein  Stammquerschnitt 
der  Sumpfföhre  aus  dem  Gräflich  Castellschen  Forst  von  etwa 
40  Zentimeter  Durchmesser.  Herr  Apotheker  Dr.  Schmidt  in  Wun- 
siedel  besitzt  zwei  Stammquerschnitte  der  Sumpfföhre,  von  denen 
der  eine  bei  30  cm  Stärke  51  Jahrringe,  der  andere  bei  40  cm  Stärke 
107  Jahrringe  zählt. 

Die  Sumpfföhrenansiedelung  auf  dem  Fichtelsee  hat  einen  urwald- 
artigen Charakter,  sie  bildet  keinen  dicht  geschlossenen  Bestand, 
sondern  licht  gestellte  größere  und  kleinere  Gruppen;  einzelne  Bäume 
sind  von  Wind  und  Wetter  schief  gedrückt,  die  zu  Boden  gestreckten 
werden  von  dem  stets  höher  wachsenden  Moor,  das  in  der  Haupt- 
sache aus  Eriophorum  vaginatum  besteht,  überwuchert  und  so  kon- 
serviert, überall  aber  sprossen  in  den  Lücken  junge  Bäumchen  empor. 
Das  ganze  macht  zwar  einen  fremdartigen,  aber  durchaus  keinen 
düsteren  Eindruck. 

In  der  Tiefe  des  Moores  sind  frühere  Sumpfföhrengeschlechter 
begraben,  deren  Reste  beim  Abbauen  des  Moores  wohlerhalten  zum 
Vorschein  kommen. 


^)  Früh  und  Schröter,  die  Moore  der  Schweiz.     Beiträge  zur   Geologie  der 
Schweiz,  Geotechnische  Serie.     III.  Lieferung,  S.  84. 


—     249     — 

Das  Auftreten  der  Sumpfföhre  in  den  rauheren  deutschen  Mittel- 
gebirgen, weiche  zum  Teil  Reste  einer  hochalpinen  und  nordischen 
Flora  tragen  (im  Fichtelsee  beispielsweise  Empetrum  nigrum,  außerdem 
Eriophorum  vaginatum,  Andromeda  polifolia,  Vaccinium  uliginosum 
und  Oxycoccos)  deutet  darauf  hin,  daß  die  Sumpfföhre  glazialen 
Ursprungs  und  Länger  in  unseren  Bergen  heimisch  ist  als  unsere 
übrigen  Waldbäume^). 

Wenn  man  die  weite  Verbreitung  der  aufrechten  Formen  der 
Bergföhre  vergleicht  mit  der  beschränkteren  der  strauchartigen,  so 
liegt  der  Gedanke  nahe,  daß  nicht  etwa  die  Legföhre  in  das  Tal 
herabwanderte  um  sich  in  die  aufrechte  Form  der  Bergföhre  zu 
verwandeln,  sondern  daß  der  umgekehrte  Fall  eintrat.  Als  gegen 
das  Ende  der  Eiszeit  die  Gletscher  der  Alpen  zurückgingen,  besetzte 
vermutlich  als  erster  Pionier  des  Waldes  die  hochstämmige  Bergföhre, 
gefolgt  von  der  Zirbe  und  Lärche,  das  für  Bäume  neubesiedelbare 
Land,  zunächst  die  Geröllfelder  der  Gletscherströme;  dann,  an 
den  Bergen  immer  höher  hinaufrückend  und  überall  Fuß  fassend, 
wo  sich  irgend  Gelegenheit  zur  Ansiedlung  bot,  wandelte  sich  die 
Bergföhre  zum  Teil  in  die  den  besonderen  Verhältnissen  des  Hoch- 
gebirgs  angepaßte,  langsam  wachsende  Legföhre,  welche  nun  auch 
den  Lawinen  zu  widerstehen  vermag  und,  an  den  Schutthalden  des 
Hochgebirgs  oftmals  übermurt,  im.mer  wieder  die  Pionierarbeit 
verrichtet.  Einzelne  Trupps  von  Nachzüglern  sind  stellenweise  zurück- 
geblieben und  behaupten  noch  die  Plätze,  wo  andere  Bäume  nicht 
fortzukommen  vermögen,  so  in  den  präalpinen  Mooren  und  in 
denen  unserer  süddeutschen  Mittelgebirge,  außerdem  in  manchen 
Bergtälern,  wie  auf  den  Geröllfeldern  der  Isar  bei  Mittenwald.  Jetzt 
noch  findet  sich  die  hochstämmige  Bergföhre  ausschließlich  in  den 
Pyrenäen  und  neben  der  Legföhre  in  der  gleichen  Höhe,  wenn  auch 
räumlich   getrennt   in    der  Westschweiz,  ein  Beweis  für   die  relative 


^)  Geologisch  erkennbare  Reste  der  Eiszeit  sind  aucli  iin  Fichtelgebirge 
zweifellos.  Geschrammte  Geschiebe  fehlen  allerdings,  aber  doch  wohl  nur  deshalb, 
weil  das  harte  Urgestein,  welches  im  Zentralstock  des  Fichtelgebirgs  ausschließlich 
vorkommt,  sich  überhaupt  nicht  schrammen,  sondern  nur  abschleifen  läßt.  Ich 
habe  in  den  Grundmoränen  des  alten  Rheingletschers  bei  Lindau  neben  zahl- 
reichen geschrammten  Kalken  nur  polierte  Granite,  Gneiße  und  Quarze  gefunden. 
Reste  von  Moränen  finden  sich  im  Fichtelgebirge  an  verschiedenen  Orten,  ihr 
Moränencharakter  ist  aber  wegen  des  Fehlens  geschrammter  Geschiebe  vielfach 
angezweifelt  worden,  doch  gibt  es  einzelne  Stellen  wie  am  Grassemannsbache  unter- 
halb Grassemann,  wo  granitische  Moränen  mit  sehr  großen  Granitfindlingen  weit 
in  das  Gebiet  des  Urtonschiefers  vorgeschoben  sind,  so  daß  der  Gedanke  an  ein 
anderes  Transportmittel  als  Eis  wohl  ausgeschlossen  sein  dürfte. 


—     250     — 

Beständigkeit  auch  dieser  wechselreichen  Formen,  hi  den  Alpen 
mögen  Kreuzungen  zwischen  den  niederliegenden  und  aufrechten 
Formen  häufig  vorgekommen  sein  und  auch  noch  vorkommen.  Daß 
die  Bergföhre,  wenn  sie  einmal  die  Strauchform  angenommen  hat, 
die  Fähigkeit  sich  in  die  aufrechte  Form  zurückzuverwandeln,  nicht 
besitzt,  dürfte  aus  dem  oben  erwähnten  Vorkommen  der  Legföhre 
im  nördlichen  Bayern  hervorgehen.  Die  Sumpfföhre  des  Fichtel- 
gebirgs  dürfte  dem  ursprünglichen  Typus  der  Bergföhre  am  nächsten 
kommen.  Daß  sie  jetzt  fast  ausschließlich  in  den  tiefen  Mooren 
wächst,  beruht  nicht  darauf,  daß  sie  anderweitig  nicht  fortzukommen 
vermöchte,  im  Gegenteil  auch  sie  befindet  sich  da  besser,  wächst 
rascher  und  kräftiger,  wo  sie  das  Moor  verlassen  hat,  aber  sie 
vermag  außerhalb  der  Moore  die  Konkurrenz  mit  den  noch  rascher 
wachsenden  und  überdies  von  dem  übermächtigen  Menschen  be- 
günstigten anderen  Nadelhölzern  nicht  auszuhalten.  Dem  Kultur- 
waldbaum gegenüber  befindet  sich  der  Urwaldbaum  der  Eiszeit 
in  derselben  mißlichen  Lage  wie  die  Ureinwohner  Amerikas  gegen- 
über dem  weißen  Ansiedler;  auf  wenige  Reservationen  beschränkt, 
geht  sie,  wie  die  gewaltigen  längst  dahingegangenen  tierischen 
Bewohner  des  Bergföhrenwaldes  der  Eiszeit  allmählich  dem  Unter- 
gang entgegen.  Auch  die  Baumgeschlechter  haben  wie  die  Völker 
manchmal  eine  tragisches  Geschick. 

Der  schöne  Sumpfföhrenbestand  des  Fichtelsees  war  vor  einigen 
Dezennien  bereits  sehr  bedroht  und  ein  großer  Teil  desselben  ist 
damals  verschwunden,  als  die  in  Fichtelberg  bestehende,  schwung- 
haft betriebene  Glasfabrik  das  Torfmoor  des  Fichtelsees  ausbeutete. 
Infolge  der  Erbauung  der  Bahn  Neusorg-Fichtelberg,  welche  der 
Glashütte  billige  böhmische  Braunkohlen  zuführte,  wurde  der  Abbau 
des  Torflagers  sistiert  und  der  Rest  des  Sumpfföhrenbestandes  blieb 
vorerst  erhalten.  Bei  dem  steigenden  wirtschaftlichen  Wert,  welchen 
die  Torflager  besitzen,  ist  zu  befürchten,  daß,  wenn  keine  Schranke 
errichtet  wird,  der  Urwaldbestand  der  Sumpfföhre  auch  hier  ver- 
schwindet. 

Mit  Recht  nimmt  man  sich  in  neuester  Zeit  der  durch  den 
herrschenden  Industrialismus  bedrohten  Naturdenkmäler  an;  ein 
solches  schutzbedürftiges  altehrwürdiges  Naturdenkmal  ersten  Ranges 
an  hervorragender,  von  alten  Sagen  umwobener  Stelle  ist  aber  der 
Sumpfföhrenbestand  des  Fichtelsees.  Recht  wünschenswert  wäre  es, 
wenn  der  Staat  dem  Vorschlage  Sendtners  gemäß  die  Sumpfföhre 
auf  baumleeren  Mooren  anpflanzen  und  namentlich  auch  das  Fichtel- 
seemoor, so  weit  es  abgebaut  ist,  wieder  mit  Sumpfföhren  aufforsten 


—     251     — 

würde.  Aus  dem  Verkaufe  junger  Sumpfföhren  an  Landschafts- 
gärtner dürfte  sich  vielleicht  ein  Gewinn  erzielen  lassen.  Ich  habe 
schon  vor  ungefähr  20  Jahren  mit  Erfolg  junge  Sumpfföhren  aus 
dem  Fichtelsee  in  die  städtischen  Anlagen  von  Wunsiedel  verpflanzt 
und  es  trifft  sich  günstig,  daß  auch  die  Stadt  Nürnberg  im  Luitpold- 
hain  zwar  nicht  als  ein  Eiszeit-  sondern  als  ein  Ausstellungsrelikt 
eine  kleine  Ansiedlung  von  gut  gedeihenden  Sumpfföhren  besitzt, 
welche  gelegentlich  der  Landesausstellung  im  Jahre  1906  von  der 
Forstbehörde,  die  unter  anderem  den  Betrieb  eines  oberpfälzischen 
Torfstichs  zur  Anschauung  brachte,  angelegt  wurde.  Es  wäre  sehr 
erfreulich,  wenn  von  Nürnberg  aus  die  Sumpfföhre  den  Weg  in 
Gärten  und  Parkanlagen  finden  würde;  ich  zweifle  nicht,  daß  der  schöne 
Baum  auf  sandigem  Boden,  namentlich  wenn  man  Torferde  bei- 
mischt und   für  ausreichende  Feuchtigkeit  sorgt,  gut  gedeihen  wird. 

Von  Herrn  Apotheker  Dr.  Schmidt  in  Wunsiedel  war  ich  darauf 
aufmerksam  gemacht  worden,  daß  bei  Fichtelberg  ein  besonders 
schöner  Sumpfföhrenbestand  sich  befindet.  Durch  den  schneereichen 
Winter  wurde  ich  verhindert,  rechtzeitig  diese  Stelle  zu  besuchen, 
so  daß  diese  Abhandlung  bereits  dem  Druck  übergeben  war,  als  ich 
meine  Absicht  ausführte.  Unter  Führung  des  Herrn  Forstmeisters 
Berner  gelang  es  am  27.  April  dieses  Jahres  von  dem  noch  tief 
verschneiten  Sumpfföhrenbestand  in  der  Hüttenlohe  bei  Fichtelberg 
eine  Aufnahme  zu  machen,   welche   in   Figur  1    wiedergegeben   ist. 

Das  Bild  zeigt  die  charakteristischen  Formen  des  Sumpfföhren- 
hochwaldes, namentlich  die  kurze  Beastung  und  die  an  den  Enden 
aufwärtsgekrümmten  Zweige.  Die  größten  Stämme  besitzen  eine 
Höhe  von  10  bis  12  m  und  eine  größte  Dicke  von  30  bis  40  cm. 
Forstmeister  Berner  schätzt  die  ältesten  Bäume  auf  60  bis  70  Jahre. 
Der  reine  Sumpfföhrenbestand  in  der  Hüttenlohe  befindet  sich  in 
einer  Bergmulde  bei  ungefähr  800  m  Höhe,  er  bedeckt  nach 
Schätzung  beiläufig  10  ha,  während  weitere  10  ha  Mischwald  aus 
Sumpfföhren  und  Fichten  vorhanden  sind.  Nach  Mitteilung  des 
Herrn  Forstmeisters  Kammerer  in  Bischofsgrün,  in  dessen  Bezirk 
der  Sumpfföhrenbestand  des  Fichtelsees  liegt,  sind  im  Forstamt 
Bischofsgrün  etwa  8  ha  Sumpfföhren  vorhanden.  Nach  Mitteilung 
des  Herrn  Forstmeisters  Waidlein  befinden  sich  im  Bezirk  des  Forst- 
amts Weißenstadt  10  bis  12  ha  Sumpfföhren. 

Der  günstige  Erfolg  der  Expedition  in  das  Fichtelgebirg 
veranlaßte  mich,  sofort  auch  den  Forst  von  Mantel  bei  Weiden 
zu  besuchen.  Unter  gütiger  Führung  von  Herrn  Karl  Knab  junior, 
Gutsbesitzer    in    Steinfels,    fand    ich    in    einer    ganz   flachen    lang- 


252     — 


gestreckten  Niederung  in  der  Waldabteilung  „Gescheibte  Lohe", 
vermutlich  dem  Flußbett  eines  Stromes  aus  der  Diluvialzeit,  einen 
Sumpfföhrenbestand    von    sehr    beträchtlicher   Ausdehnung.      Auch 


■ly.  1. 


Sumpfföhrenhochwald  bei  Fichtelberg,  aufgenommen  am  27.  April  1Q07. 

hier  standen  die   schönsten    und    höchsten   Stämme   nicht   in    dem 
damals  ganz  unzugänglichen  Sumpf,  sondern  in  der  Nähe  desselben. 


—     253     — 

Von  diesem  Bestände  dürfte  Fig.  2  eine  Vorstellung  geben.  Wie 
überall,  wo  Sunipfföhrenwald  auftritt,  sind  den  Hochstämmen  junge 
Bäumchen  beigemengt.    Der  Sumpfgraben  im  Vordergrund  des  Bildes 


Fig.  2.     Sunipfföhrenwald  im  Alanteier  Forst  i^Oberpfalz  . 

zeigt  große  schwimmende  Sphagnumrasen.  Den  Boden  des  Waldes  be- 
deckt hauptsächlich  Eriophorum  vaginatum  und  Vaccinium  uliginosum. 


-     254     — 

Auch  dieser  prächtige  Bestand  ist  durch  den  Torfstichbetrieb,  der 
bereits  eine  weitausgedehnte  baumlose  Fläche  geschaffen  hat,  bedroht. 

Nach  Herrn  Forstamtsassessor  Vierling  in  Mantel  besitzt  der 
reine  Sumpföhrenbestand  des  Manteler  Forstes  eine  Ausdehnung 
von  74  ha;  vereinzelt,  mit  der  gewöhnlichen  Föhre  ziemlich  reichlich 
durchstellt,  kommt  die  Sumpfföhre  dort  noch  auf  rund  300  ha 
weiterhin  vor,  so  daß  also  dieser  eine  Sumpfföhrenbestand  ausge- 
dehnter ist,  als  alle  Sumpfföhrenbestände  des  Fichtelgebirgs.  Herr 
Forstamtsassessor  Vierling  teilte  mir  außerdem  mit,  daß  sich  die 
Sumpfföhre  noch  bei  Weiden  in  der  Privatwaldung  „Weiden" 
(Name  einer  Waldabteilung)  findet,  dann  im  Forstamt  Grafenwöhr 
und    wahrscheinlich  auch  im  Forstamt  Vilseck  und  Etzenricht. 

Auf  dem  Schneeberggipfel  im  Fichtelgebirg  findet  sich  eine 
zweite  interessante  Baumform,  eine  zwergartige  Fichte.  Wind,  Kälte 
und  Schnee  gestatten  auf  dieser  exponierten  Höhe  den  hier  allein 
noch  vorkommenden  Fichten  nicht  mehr  sich  zu  bedeutender  Höhe 
zu  erheben ;  je  mehr  man  dem  Gipfel  zuschreitet,  desto  lichter  wird 
der  Wald,  desto  niedriger  erscheinen  die  Bäume,  die  Wipfel  sind 
häufig  gebrochen,  so  daß  immer  neue  bajonettartig  aus  einem  Aste 
erwachsene  Wipfel  entstehen,  häufig  sind  die  oberen  Enden  ab- 
gestorben, nahe  am  Gipfel  des  Berges  sind  nur  noch  Büsche  vor- 
handen, die  nur  wenige  Meter  erreichen.  Was  sofort  auffällt,  ist 
die  Vielwipfeligkeit  der  Büsche.  Es  sieht  aus,  wie  wenn  sich  viele 
Bäumchen  zu  gegenseitigem  Schutze  zusammengedrängt  hätten.  Bei 
genauerem  Zusehen  findet  man  aber,  daß  der  ganze  vielgipfelige 
Busch  eigentlich  nur  ein  einziger  Baum  ist.  Die  dem  Boden  zu- 
nächst stehenden  Äste  haben  sich  teppichartig  weithin  ausgebreitet, 
so  daß  förmliche  Matten  von  dicht  den  Felstrümmern  angeschmiegten 
Fichtenzweigen  entstehen;  diese  Bildungen  erinnern  an  die  rasen- 
förmigen  Polster,  wie  sie  für  viele  alpine  Stauden  und  Sträucher 
charakteristisch  sind.  Aber  nicht  genug  damit;  die  dem  Boden 
angeschmiegten  Zweige  bewurzeln  sich  in  den  moosigen  Klüften 
zwischen  den  Felstrümmern  und  wo  der  Zweig  einmal  Wurzel 
geschlagen  hat,  da  richtet  er  sich  zu  einem  neuen  Stämmchen  auf, 
welches  ebenso  normal  weiter  wächst,  wie  ein  aus  Samen  erwachsenes 
Bäumchen,  so  daß  der  alte  verwitterte  und  oft  halb  abgestorbene 
Hauptstamm  von  einer  zahlreichen,  mit  ihm  zusammenhängenden,  fröh- 
lich bis  zu  einer  gewissen  Höhe  aufsprossenden  Nachkommenschaft 
umgeben  ist  (Fig.  3).  Dabei  tragen  die  nur  wenige  Meter  hohen  Büsche 
Zapfen.  Eine  ähnliche  vegetative  Form  der  Vermehrung  kommt  ab 
und  zu  auch  bei   anderen  Koniferen  vor;  so  findet  sich  bei  Lindau 


—     255     — 

im  Park  Lindenhof  ein  mächtiges  Exemplar  einer  Thuja  occidentalis, 
deren  unterste  Äste  sich  in  den  Boden  senkten  und  zu  neuen  kräftigen 


bß 


CO 


X3 
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Q 


Stämmen   erwuchsen:   auch   aus   dem  Nymphenburger  Park  ist  mir 
ähnhches  bei  der  gleichen  Art  erinnerlich. 

Bei   der  Fichte  findet  sich   die  gleiche  Erscheinung,   wie  mir 
ein   Kenner   des    Bayerischen  Waldes,    Herr    Lehramtskandidat   und 


—     256     — 

Assistent  J.  Weber,  versicliert,  am  Osser  und  am  Gipfel  des  Arber. 
In  den  Alpen  habe  ich  vergeblich  nach  ähnlichen  Bildungen  gesucht; 
auf  den  Gipfeln  der  Vorberge  macht  sich  an  den  Fichten  nur  die 
auf  Berghöhen  auch  sonst  bekannte  Erscheinung  geltend,  daß  die 
Äste  einseitig  in  der  Richtung  der  am  häufigsten  wehenden  Winde 
wachsen.  In  den  höheren  Alpentälern,  wo  die  Fichte,  wie  im 
Porsalengerwald  im  Gauertal  bei  Schruns  in  Vorarlberg,  neben  der 
Legföhre  vorkommt,  zeigen  die  immer  noch  eine  beträchtliche  Höhe 
erreichenden  letzten  Vorposten  der  Fichte  nur  eine  auffällig  kurze 
Beastung,  dann  hören  sie  plötzlich  auf,  ohne  daß  Zwergformen 
vorkommen.  Auffällig  ist,  daß  die  Fichte  im  Hochgebirg  in  ähnlicher 
Weise,  wie  die  Bergföhre  durch  Kurzästigkeit  gegen  Schnee-  und 
Windbruch  sich  schützt,  während  davon  im  Fichtelgebirg  nichts  zu 
bemerken  ist. 

In  der  Literatur  habe  ich  mich  vergeblich  nach  Beschreibungen 
ähnlicher  Bildungen,  wie  sie  die  Gipfel  des  Fichtelgebirges  und 
des  Bayerischen  Waldes  tragen,  umgesehen.  France ^'^)  bildet  zwar 
nach  dem  nordischen  Botaniker  Kihlmann  ähnlich  aussehende,  noch 
stärker  reduzierte  Fichtenbüsche  aus  Lappland  ab,  er  sagt  aber  nicht, 
ob  die  an  den  Boden  gedrückten  Zweige  auch  dort  sich  bewurzeln. 
Ob  die  Fichte  des  Schneeberggipfels  auch  unter  anderen  Verhält- 
nissen Ausläufer  bilden  würde,  käme  auf  den  Versuch  an. 


'0)  France,  Das  Leben  der  Pflanzen  1.  A,,  I.  B.,  S.  163. 


'^] 


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Zur  Kenntnis  der  niederen  Tier-  und  Pflanzenwelt 
des  Dutzendteichs  bei  Mürnberg. 

Von 
Oberstudienrat  Dr.  Kurt  Lampert, 

Vorstand  des  Kgl.  Naturalien -Kabinets  in   Stuttgart. 


m  Südosten  Nürnbergs  befindet  sich  der  Dutzendteich, 
V^'  seit  lange  einer  der  behebtesten  Ausflugsorte  der  Um- 
gebung Nürnbergs  und,  seitdem  1906  an  seinen  Ufern 
^  die  große  Bayerische  Landes-Ausstellung  stattfand,  vielen 
Tausenden  auch  außerhalb  Nürnbergs  bekannt.  Wenn  auch  der 
Name  Dutzendteich  nur  die  Verstümmelung  einer  Nürnberger  Lokal- 
bezeichnung des  Mittelalters,  nämlich  „Dutschetey"  darstellt,  so  hat 
er  immerhin  einen  gewissen  Sinn,  da  es  sich  nicht  um  einen 
Weiher,  sondern  um  eine  Anzahl  Wasserbecken,  früher  17,  handelt, 
die  allerdings  jetzt  zum  größten  Teil  verschwunden  sind.  Weitaus 
der  bedeutendste  aber  ist  der  sog.  große  Dutzendteich,  dem  allein 
die  folgenden  Zeilen  gelten  sollen  *). 

Nach  einer  18Q8  von  G.  L  Beck  herausgegebenen  Beschreibung 
beträgt  die  Oberfläche  des  großen  Dutzendteiches  bei  Mittelwasser- 
stand rund  337  000  qm  (33,7  ha);  im  Jahr  1901  wurde  mir  als  Umfang 
der  freien  Wasserfläche  vom  Stadtbauamt  Nürnberg  in  freundlichster 
Beantwortung  einer  deshalb  ergangenen  Anfrage  27  -  28  ha  angegeben. 
Die  Ausdehnung  des  Gewässers  beträgt  von  Nord  nach  Süd  rund  900, 

i|  Der  Name  hat  mit  Dutzend  nichts  zu  tun.  J.  Schmidkontz- Würzburg 
erklärt  ihn  neuerdings  und  ohne  Zweifel  richtig  als  einen  Teich,  in  dem  die  Tutschen 
oder  Dutzen  (Rohrkolben  von  Typha  latifolia  oder  angustifolia)  üppig  gedeihen. 
(Mitteilgn  d.  Vereins  f.  Gesch   d.  Stadt  Nürnberg,  XVII.  Heft,  S.  292— 306\  A.d.Red. 

17 


—     258     — 

von  Nordwest  nach  Südost  etwa  Q20  m,  die  mittlere  Wassertiefe  be- 
trägt am  Schlegel  3,6  m,  im  übrigen  1—2,5  m.  Die  Höhenlage  ist 
317  m  über  M.  Den  Untergrund  des  Dutzendteichs  bildet  der  zum 
oberen  bunten  Keuper  gehörige  Burgsandstein;  in  muldenförmigen 
Vertiefungen  dieses  Gesteins  sind  alluviale  Bildungen  entstanden, 
die  als  Waldmoorerde,  Sandtorf  und  Weiherschlamm  einen  günstigen 
Untergrund  für  eine  reiche  Flora  bieten.  Seiner  Entstehung  nach 
ist  der  große  Dutzendteich  ein  Stauweiher;  wann  er  geschaffen 
wurde,  ist  nicht  nachgewiesen;  die  erwähnte  Schrift  verlegt  seine 
mutmaßliche  Entstehung  in  das  14.  Jahrhundert  oder  früher.  Jeden- 
falls diente  er  von  Anfang  an  wie  auch  heute  noch  zur  Fischzucht. 
Das  Abfischen  war  —  und  ist  zumteil  heute  noch  —  eine  Art 
Nürnberger  Volksfest  und  geschah  wie  noch  zu  unserer  Zeit  durch 
Ablassen  des  Beckens. 

Die  Pflanzenwelt  des  Dutzendteiches  und  seiner  Umgebung 
war  es  in  erster  Linie,  worauf  das  Interesse  der  Naturforscher 
sich  lenkte.  Das  genannte  Werk  macht  über  das  Vorkommen 
einiger  seltener  Pflanzen  interessante  Angaben.  So  wurde  die  im 
Dutzendteich  sich  findende  weiße  Seerose  von  dem  bekannten  Natur- 
forscher und  Künstler  Johann  Wilhelm  Sturm  als  Nymphaea  semia- 
perta  Klinggräff  erkannt.  Zu  erwähnen  sind  ferner  zwei  Arten 
Wasserschlauch,  Utricularia  minor  und  vulgaris,  bekannt  als  tier- 
fangende Pflanzen,  während  eine  andere  insektenfressende  Pflanze, 
der  hübsche  Sonnentau,  Drosera  rotundifolia,  sich  zwischen  den 
Sphagnumpolstern  der  Umgebung  des  Sees  findet. 

Außerdem  fand  der  Dutzendteich  von  naturwissenschaftlicher 
Seite  wenig  Beachtung.  Der  um  die  naturwissenschaftliche  Er- 
forschung der  wirbellosen  Tiere  der  Umgebung  Nürnbergs  in 
weitestem  Sinn,  besonders  der  Spinnentiere,  hochverdiente  Dr.  Ludw. 
Koch  sen.  hat  natürlich  auch  der  Spinnenfauna  des  Dutzendteiches 
seine  Aufmerksamkeit  geschenkt^),  wie  sich  auch  in  dem  von 
ihm  verfaßten  Verzeichnis  der  in  der  Umgebung  von  Nürnberg 
beobachteten  Mollusken^)  einige  Hinweise  auf  den  Dutzendteich 
finden.  Völlig  unbeachtet  dagegen  ist  bis  jetzt  die  niedere  Tier-  und 
Pflanzenwelt  dieses  Wasserbeckens  geblieben. 


-)  Dr.  L.  Koch,  Verzeichnis  der  bei  Nürnberg  bis  jetzt  beobachteten 
Arachniden  (mit  Ausschluß  der  Ixodiden  und  Acariden).  Abhandlungen  der 
naturhist.  Gesellschaft  zu  Nürnberg,  Bd.  VI.  1877. 

3)  Derselbe,  Verzeichnis  der  bis  jetzt  in  der  Umgebung  von  Nürnberg 
beobachteten  Mollusken  in :  Abhandlungen  der  naturhist.  Gesellschaft  zu  Nürnberg. 
Bd.  XII,  1899. 


—     259     — 

Ihr  soll  diese  kleine  Arbeit  gelten.  Seit  länger  als  einem  Jahr- 
zehnt habe  ich  bei  gelegentlicher  Anwesenheit  in  Nürnberg  nie  ver- 
säumt, den  Dutzendteich  zu  besuchen  und  tierisches,  wie  pflanzliches 
Material  zu  sammeln.  In  erster  Linie  galt  meine  Aufmerksamkeit 
den  freischwimmenden  Organismen,  der  pelagischen  Tier-  und 
Pflanzenwelt,  dem  sog.  Plankton.  Selbstverständlich  wurden  nicht 
nur  im  freien  Wasser  Fänge  gemacht,  sondern  ebenso  auch  zwischen 
den  Uferpflanzen  und  neben  der  mikroskopischen  Lebewelt  wurde 
auch  von  größeren  Wassertieren,  Milben,  Würmern,  Moostieren, 
Insekten  und  Insektenlarven  mitgenommen,  was  zu  erhalten  war. 
Die  Aufsammlung  dieses  Materials  erstreckt  sich  über  die  Zeitdauer 
von  1893  bis  heute,  allerdings  in  langen  Zwischenräumen.  In  der 
Zeit  vom  Herbst  1898  bis  Sommer  1899  war  der  See  trocken  ge- 
legt. Im  vergangenen  und  im  laufenden  Jahr  wurde  ich  in  dem 
Bestreben,  möglichst  zahlreiches  Material  zu  erhalten,  freundlichst 
unterstützt  von  Herrn  Restaurateur  Burckhardt  von  der  Dutzendteich- 
Restauration,  der  mir  die  Zusendung  von  Material  vermittelte  und 
ganz  besonders  von  Herrn  Kahnwart  Schröter,  der  verständnisvoll 
meinen  Angaben  folgend  von  Zeit  zu  Zeit  Planktonfänge  macht  und 
sie,  in  Formol  konserviert,  genau  bezeichnet  mir  zusendet.  Für  die 
Mitarbeiterschaft  bei  der  Bestimmung  des  Materials  bin  ich  besonders 
Herrn  H.  Fischer- Stuttgart,  Naturalienkabinett,  zu  Dank  verbunden, 
für  die  Nachprüfung  mehrerer  pflanzlicher  Planktonten  Herrn  Prof. 
Kirchner-Hohenheim  und  bei  Zusammenstellung  des  Diatomeen- 
materials Herrn  Thum-Leipzig. 

Trotz  eines  reichen  Materials,  welches  sich  im  Lauf  der  Jahre 
angesammelt  hat,  möchte  ich  die  folgenden  Angaben  über  die  Tier- 
und  Pflanzenwelt  des  Dutzendteichs  keineswegs  als  vollständig  an- 
gesehen wissen.  Ich  habe  völlig  Abstand  genommen  von  der  Auf- 
zählung der  höheren  Pflanzen,  ferner  unter  den  Tieren  von  einem 
Verzeichnis  nicht  nur  der  Wirbeltiere,  sondern  auch  der  Spinnen, 
Milben,  Wasserinsekten,  bezw.  im  Wasser  lebenden  Insektenlarven, 
Würmern  und  Infusorien;  dies  nachzuholen  mag  einer  späteren  Zeit 
vorbehalten  sein,  denn  ich  hoffe  gerade  in  dieser  Richtung  meine 
Aufsammlungen  weiter  ergänzen  zu  können.  Dem  Verzeichnis  der 
nach  den  einzelnen  Abteilungen  geordneten  Tiere  und  Pflanzen  sollen 
einige  Bemerkungen,  teils  sich  auf  besondere  Spezies  beziehend,  teils 
allgemeiner  Art  folgen.  Gemäß  der  Veranlassung,  anläßlich  welcher 
die  kleine  Arbeit  erscheint,  der  Abhaltung  des  XVI.  Deutschen  Geo- 
graphentags in  Nürnberg,  werden  die  Anmerkungen  besonders  zoo- 
geographischer Art  sein,  einen  bescheidenen  Beitrag  bildend  zu  der 

17* 


—     260     — 


fränkischen  Landeskunde;  vor  allen  Dingen  freilich  auch  daraufhin- 
weisend, wieviel  auf  dem  bisher  vernachlässigten  Gebiete  hydrobio- 
logischer  Studien  gerade  auch  im  nördlichen  Bayern  noch  zu  tun 
ist,  da  zu  einem  jedenfalls  viel  Interesse  bietenden  Vergleich  der 
niederen  Tier-  und  Pflanzenwelt  des  Dutzendteichs  mit  andern  Ge- 
wässern Frankens  zunächst  jede  Grundlage  fehlt.  Von  einer  Erörte- 
rung anderer  Fragen,  wie  sie  gegenwärtig  in  der  limnetischen 
Literatur  in  den  Vordergrund  treten,  besonders  des  bei  vielen 
Organismen,  Rädertieren,  Kladoceren  vorhandenen  Saisondimorphis- 
mus habe  ich  Abstand  genommen.  Wohl  fände  sich  auch  hiefür 
bemerkenswertes  Material  unter  den  Dutzendteichfängen,  einerseits 
aber  scheint  es  mir  wünschenswert,  hiefür  lückenlosere,  über  längere 
Zeit  fortgesetzte  Fangserien  zur  Verfügung  zu  haben,  andererseits 
und  hauptsächlich  muß  ich  mir  hierin  mit  Rücksicht  auf  den  zur 
Verfügung  stehenden  Raum  Beschränkung  auferlegen. 

Ich  lasse  im  Folgenden  das  Verzeichnis  der  Tiere  und  Pflanzen 
folgen. 


Mollusca,  Weichtiere^). 
Limnaea  stagnalis  L. 

j,       ovata  Drap. 
Planorbis  marginatus  Drap. 
Anodonta  cygnea  Cless. 

;;         cellensis  Schrot. 

„         piscinalis  Nilss. 
Pisidium  fossarinum  Cless. 

„        parvulum  Cless. ^) 

Bryozoa,  Moostiere. 
Cristatella  mucedo  Cuv. 
Plumatella  repens  L. 

Crustacea,  Krebstiere. 
Sida  crystallina  O.  F.  Müll. 
Daphnia  longispina  Sars. 

,,       hyalina,  var.  galeata  Sars. 
Hyalodaphnia  cucullata  Sars. 
Scapholebris  mucronata  O.  F 
Ceriodaphnia  pulchella  Sars. 
Bosmina    longirostris    O.    F. 
var.  cornuta  Jurine. 


iMüll. 


Müll. 


Eurycercus  lamellatus  O.  F.  Müll. 
Chydorus  sphaericus  O.  F.  Müll. 
Polyphemus  pediculus  L. 
Holopedium  gibberum  Zadd. 
Leptodora  Kindtii  Focke. 
Cyclops  strenuus  Fischer. 
„        phaleratus  Koch. 
Canthocamptus  staphylinus  Jurine. 
Diaptomus  gracilis  Sars. 
Gammarus  fluviatilis  Roesel. 
Asellus  aquaticus  Geoffr. 

Rotatoria,  Rädertiere. 

Asplanchna  priodonta  Gosse. 
Triarthra  longiseta  Ehrbg. 
Polyarthra  platyptera  Ehr. 
Anuraea  cochlearis  Ehr. 

„  var.  tecta 

Gosse. 

Coelenterata,  Holiltiere. 
Hydra  fusca  L. 


*)  Aufgezählt  nach  der  oben  angeführlen  Arbeit  von  L.  Koch. 
°)  Von  D    Geyer,  Slnttgart,  gefunden. 


—     261 


Flagellata,  Geißeltierchen. 
Dinobryon    cylindricum    Inih.    var. 

divergens  Imh. 
Ceratiuin  hirundinella  O.  F.  Müll. 
Peridinium  cinctum  Ehr. 
Hemidinium  nasutum  Stein. 
Volvox  globator.  Ehr. 
Eudorina  elegans  Ehr. 

Hydrodictyacea, 

Wassernetzgewächse. 
Pediastrum  biradiatum  Mey. 
Coelastrum  sphaericum  Naeg. 

Chroococaccea,  Kugeialgen. 
Scenedesmus  bijugatus  Kütz. 

,,        quadricauda  var.  abundans 

Kirch. 
„  „  n    typicLis 

Breb. 

Diatomaceae,  Kieselalgen. 
Melosira  varians  kg. 

n       Binderiana  Kütz. 

„       arichalcea  W.  Sm. 

,;       granulata  Ralfs 

;;       laevis  Grün. 

„       granulata  var.  ambiguaGrun. 
Cyclotella  operculata  Kütz. 

.;  compta  Kütz. 

Tabellaria  fenestrata  Kütz. 
ventricosa  Kütz. 
Meridion  circulare  Ag. 

»         constrictum  Ralfs. 

»         cruniena  Grün.. 

.,         minutum  Grün. 
Diatonia  vulgare  Bor. 

»       var.  linearis  Grün. 

„         „     bicapitata  Grün, 
anceps  Grün. 

„       tenue  var.  hybrida  Grün.  ' 

„       pectinale  Kütz. 
linearis  Grün. 
Fragilaria  virescens  Ralfs. 


Fragilaria  virescens  var. 

M  elliptica  Schuin. 

„  capucina  Desni. 

„  construens  Grün. 

„  aequalis  Lagerst. 

t,  languetula  Schum. 

»  tenue  Kütz. 

,;  minima  „ 

„  tenuis      » 

>;  lapponica  Grün. 

Synedra  pulchella  Kütz. 
;;       ulna  Grün. 
„       capitata  Ehr. 
„       acus  Kütz. 
„       familiaris  Grün. 
,;       affinis  Kütz. 
„       amphirhynchus  Ehr. 

danica  Kütz. 
„       splendens  Kütz. 
,;       delicatissima  W.Sm. 
„       gracilis  Grün. 
„       longissima  W.Sm. 
vitrea  Kütz. 
Asterionella  formosa  Hassall. 
Eunotia  monodon  Ehr. 
diodon         „ 
gracilis 
pectinalis  Rabh. 

„  var.    biconstricta 

Grün, 
lunaris  Grün, 
affinis  Grün, 
argus  Ehr. 
uncinata  Ehr. 
minor  Rabh. 
Achnanthes  brevipes  Ag. 

,;  exilis  Kütz. 

Cocconeis  Ehrenberg. 

,;         pediculus  Ehr. 

„         placentula    „ 

„        lineata  Grün. 

;/  I,    var.  eucalypta  Grün. 

I,        acuminatum  Ehr. 

i;         clavatum  Ehr. 


-     262     — 


Cocconeis  auritum  Braun. 

„  parvulum  Kütz. 

»  lineatus  Grün. 

Pleurosigma  acuminatum  Grün. 

„  Kützingii  Grün. 

„  attenuatum  W.Sm. 

Navicula  elliptica  Kütz. 

,1  „        var. 

„  fasciata  Lagerst. 

„  alpestris  Grün. 

„  amphisbacua  Bor. 

,;  affinis  Ehr. 

.,  amphicomphus  Ehr. 

„  cuspidata  Kütz. 

„  pupula  Kütz. 

„  bacillum  Ehr. 

,;  exilis  Grün. 

;;  rhynchocephala  Kütz. 

„  V              var. 

amphiceros  Kütz. 

„  rhynchocephala  var. 

van  Heurckii  Grün. 

„  viridula  Kütz. 

„  vulpina       „ 

„  radiosa       „ 

„  oblonga     » 

„  dicephala  W.Sm. 

„  BrebissoniiGrun. 

„  ;;         var. 

„  boreaHs  Kütz. 

,",  stauroptera  Grün. 

,,  major  Kütz. 

„  „       var.  minor  Grün. 

„  viridis  Kütz. 

«  Caesatii  Rabh. 

„  Hmosa  Kütz. 

„  amphirhynchus  Ehr. 

„  ,;  var.  minor  Grün. 

„  elliptica-oblonga  Neugeb. 

»  bacillaris  Greg. 

„  terminalis  Grün. 

„  anglica  Ralfs. 

„  ventricosa  Druk. 

„  bicapitata  Lagerst. 


Navicula  apenina  Kütz. 

;;         liburnea  Grün. 

„        legumen  forma  parva  Grün. 

„         avenacea  Breb. 

,;        appendiculata  Kütz. 

,,         terminals  Ehr. 

„        gottlandica  Grün. 

„        slesviscensis      „ 

„        pumila  „ 

;,        Caesatii  Rabh. 

n        tenuis    var.     stauronei- 
formis  Grün. 

„         ambigua  Ehr. 

»         humilis  Doukh. 
Stauroneis  anceps  Ehr. 

„  „        var.  linearis 

Grün 

„        phoenicenteron  Ehr. 

»        sphaerophora  Grün. 

Gomphonema  parvulum  Kütz. 

,;  angustatum    Grün. 

„  acuminatum  Ehr. 
„  „     var.  clavus 

Grün, 

w  constrictum   Ehr. 

,/  capitatum  Ehr. 

„  subclavatum  Grün. 

„  auritum  Braun. 

„  affine  Kütz. 

„  clavus  Breb. 

„  capitata  Ehr. 

„  curvatum  Kütz. 

„  olivaceum     „ 

„  agur  Ehr. 

„  Brebissonii  Kütz. 

„  turris  Ehr. 

,;  elongatum  W.Sm. 

Cymbella  leptoceras  Kütz. 

„  affinis  „ 

„  gasteroides  Kütz. 

„  „     var.    minor    Kütz. 

„  maculata  Kütz. 

»  anglica  Lagerst. 
Epithemia  turgida  Kütz. 


263 


Epithemia  sorex  Küt/'. 

»  argus         „ 

„  zebra         ,; 

,t  „     var.  minores 

n  Westerniannii  Kütz. 

t,  proboscidea  Kütz. 

„  gibba  ;/ 

;>  >;  var.  ventricosa  Grün. 

Amphora  ovalis  Kütz. 

,,  minuta  Kütz. 

,;  affinis       „ 

„  Kützingii  Grün. 
Tryblionella  levidensis  W.  Sm. 

Nitzschia  hungarica  Grün. 

„  thermalis        „ 

„  dubia  \V.  Sm. 

,;  sigmoidea  W.  Sm. 

„  vermicularis  Kütz. 

»  Brebissonii  W.  Sm. 

„  lanceolata  W.  Sm. 

,;  gracilis  Hantzsch. 

;;  Heufleriana  Grün. 

„  tenuis  Grün. 


Nitzschia  spectabilis  Ralfs. 
„        calida  Grün. 
-,        denticuia  Grün. 
,;        tenuis  W.  Sm. 
V        angustata  Grün. 
,;         elongata  Grün. 
„        acuta  Hantzsch. 
„        littorea  Grün. 
Cymatopleura  apiculata  Grün. 

„  linearis  Kütz. 

Surirella  linearis  W.  Sm. 
gracilis  Krütz. 
minuta  Breb. 
ovata  Kütz. 
splendida  Kütz. 
Campylodiscus  hibernicus  Ehr. 

Cyanophyceae,  Blaualgen. 
Aphanizomenon  flos  aquae  Ralfs. 
Anabaena  circinalis  Rabh. 

;,         flos  aquae  Breb. 

,;         spiroides  Kleb. 
Clathrocystis  aeruginosa  Henfr. 


Von  vorstehender  Liste  seien  im  folgenden  einige  Arten  noch 
besonders  hervorgehoben. 

Das  Moostierchen  Cristatella  mucedo  hat  für  die  Nürnberger 
Fauna  eine  ganz  besondere  Bedeutung.  Zwar  ist  die  Art  von  Cuvier 
benannt,  allein  ihre  Entdeckung  führt  zurück  auf  den  Nürnberger 
Miniaturmaler  Rösel  von  Rosenhof  (1705  —  1759),  dessen  Name  nicht 
vergessen  werden  darf,  wenn  von  der  Geschichte  der  Naturwissen- 
schaften in  Franken  die  Rede  ist  und  der  in  seinen  monatlich  heraus- 
gegebenen „Insektenbelustigungen"  sicher  sich  um  die  Verbreitung 
naturwissenschaftlicher  Kenntnisse  in  seiner  Vaterstadt  große  Ver- 
dienste erwarb.  Nicht  nur  die  Insekten  zog  er  in  den  Kreis  seiner 
Betrachtungen,  sondern  er  durchforschte  auch  eifrig  die  wasserreiche 
Umgebung  Nürnbergs  und  was  er  hier  merkwürdiges  fand,  wurde 
von  ihm  nach  seinem  „Ursprung,  Verwandlung  und  anderen  wunder- 
baren Eigenschaften,  aus  eigener  Erfahrung  beschrieben  und  in  sauber 
illuminierten  Kupfern  nach  dem  Leben  abgebildet  und  vorgestellet". 
Mit  wunderbarem  Beobachtungstalent  ausgestattet,  schildert  er  lebendig 
und  treu,  was  er  gesehen  und  noch  heute  wird  jeder  Zoologe  seine 
Beschreibungen   mit  Genuß  lesen,   wie  auch  die  Abbildungen  noch 


—     264     — 

mustergiltig  sind.  So  fand  Rösel  1754  bei  Nürnberg  auch  „den 
kleineren  Federbuschpolyp  mit  dem  ballenförmigen  Körper",  nämlich 
Jugendformen  unseres  Moostierchens,  die  eben  erst  aus  den  Stato- 
blasten  ausgekrochen  waren,  deren  Reste  ihnen  noch  anhafteten. 
Volle  80  Jahre  blieb  das  Tier  hierauf  wieder  der  Wissenschaft  ver- 
schollen und  in  Süddeutschland  währte  es  sogar  bis  1893,  bis  die 
Art  wieder  hier  nachgewiesen  wurde,  in  welchem  Jahre  ich  im  Dutzend- 
teich zum  ersten  Male  die  Statoblasten  genannten  Dauerkeime  von 
Cristatella  fand.  Die  runden,  mit  einem  Kranz  von  Ankerhaken  ver- 
sehenen, schon  dem  bloßen  Auge  erkennbaren  Statoblasten  sind  so 
charakteristisch,  daß,  wenn  sie  häufig  vorkommen,  ihr  Nachweis  als 
vollgiltiger  Beweis  für  das  Vorhandensein  dieses  Moostierchens  an- 
gesehen werden  darf.  Sie  werden  häufig  mit  dem  Plankton  gefischt 
und  da  an  ihren  Haken  alles  mögliche  hängen  bleibt,  so  finden  sich 
oft  mehrere  Exemplare  ganz  eingehüllt  in  allerlei  Verunreinigung, 
z.  B.  im  Ausstellungsjahr  1Q06  in  den  Kohlenstaub,  mit  dem  manche 
Teile  des  Dutzendteiches  bedeckt  waren.  Bis  vor  wenigen  Jahren 
galt  Cristatella  als  seltenes  Moostier.  Heute  darf  es  mit  zu  den  alier- 
häufigsten  gezählt  werden,  welches  aus  ganz  Europa  wie  aus  Nord- 
amerika bekannt  und  stellenweise  geradezu  gemein  ist. 

Auch  die  andere,  im  Dutzendteich  vorkommende  Bryozoe  Pluma- 
tella  repens  ist  überall  häufig. 

Von  den  Krebsen  des  Dutzendteiches  ist  wohl  die  auffallendste 
Erscheinung  Holopediumgibberum.  Das  Charakteristische  desTieres 
ist,  daß  es  von  einer  äußerst  durchsichtigen  gelatinösen,  unten  offenen 
Hülle  kugelförmig  eingeschlossen  ist,  wodurch  das  Tier  eine  für 
eine  Kladocere  stattliche  Größe  erhält  und  im  ersten  Augenblick 
ein  reichlicher  Fang  von  Holopedien  die  Vorstellung  von  Fisch- 
laich erwecken  kann.  Der  Auffindung  dieses  Krusters  in  unserem 
Gewässer  habe  ich  schon  in  meinem  „Leben  der  Binnengewässer"  *^) 
gedacht.  Als  ich  ihn  das  erste  Mal  antraf,  war  der  ganze  See  in 
unglaublicher  Weise  von  ihm  erfüllt.  Auch  bei  meinem  zweiten  Be- 
such fing  ich  ihn  in  großer  Menge,  allein  nur  an  bestimmten  Stellen, 
so  daß  eine  streifen-  oder  haufenförmige  Ansammlung  im  freien 
Wasser  zu  konstatieren  war,  wie  auch  Huitfeldt-Kaas  in  norwegischen 
Binnenseen  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  annimmt^).  Die  Funde 
des  Holopedium  im  Dutzendteich  verteilen  sich  auf  folgende  Daten : 
11.  Mai  (1895),  30.  Mai  (1899),  31.  Mai  (1906),  1.  Juni  (1897),  8.  Juli 
(1898).     In  den  Jahren  1895  —  1898  war  der  Kruster  in  den  genannten 

")  Leipzig,  Ch.  H.  Tauchnitz,  1899  (Zurzeit  in  neuer  Auflage  erscheinend;. 
■')  Huitfeld-Kaas,  Planktonundersögelser  i  Norske  Vande.  1906.  S.  169. 


—     265     — 

Fängen  häufig  vertreten.  Nach  der  erwähnten  Trockenlegung  des 
Sees  schien  er  verschwunden,  doch  fand  ich  in  einem  mir  über- 
sandten Fang  vom  31.  Mai  1906  wiederum  ein  Exemplar,  ebenso 
vor  kurzem  (13.  April  1907)  und  die  Möglichkeit  einer  erneuten 
Vermehrung  ist  somit  nicht  ausgeschlossen.  Sehr  merkwürdig 
ist  die  Verbreitung  des  Krusters.  In  seiner  trefflichen  Arbeit 
über  die  Phyllopoden,  Kladoceren  und  freilebenden  Kopepoden 
der  nord-schwedischen  Hochgebirge  sucht  Ekman^)  die  Kladoceren 
nach  ihrem  V^orkommen  und  ihrer  geographischen  Verbreitung 
zu  gruppieren  und  rechnet  Holopedium  zu  den  arktisch-alpinen 
Stenothermen  Kaltwassertieren,  so  genannt  wegen  ihrer  Bevorzugung 
des  kalten  Wassers  und  wegen  ihrer  Häufigkeit  in  den  nordischen 
Regionen.  In  Schweden  haben  sie  ihre  Heimat  in  den  Seen  der 
Birkenregion  und  zum  Teil  der  Grauweidenregion.  Entsprechend 
den  physikalischen  Verhältnissen  der  Gewässer  findet  sich  diese 
Kladocerengruppe  auch  in  anderen  hochgelegenen  Seen  Europas. 
Was  Holopedium  anbelangt,  so  ist  es  außer  in  Nordschweden  auch 
in  der  übrigen  skandinavischen  Halbinsel  verbreitet;  ferner  nach 
Wesenberg-Lund  in  Dänemark  und  nach  des  gleichen  Forschers 
Angaben  in  den  schottischen  Hochseen  ^);  sehr  häufig  ist  es  ferner  in  der 
Hohen  Tatra,  in  den  Alpen  dagegen  merkwürdigerweise  bis  jetzt 
nur  in  einem  See  auf  dem  St.  Gotthard  gefunden.  Im  Schwarwald 
ist  es  durch  Imhof,  Stingelin,  Burckhardt  aus  dem  Titisee  bekannt, 
woher  ich  es  ebenfalls  erhielt.  Ferner  wurde  es  gefunden  in  den 
Vogesen  und  im  Böhmerwald.  Die  Höhenlage  aller  dieser  Fundorte 
läßt  das  Vorkommen  des  Holopedium  nicht  verwunderlich  erscheinen, 
und  da  es  sich  fast  stets  um  tiefere  Seen  handelt  und  Holopedium 
ein  ausgesprochen  pelagisches  Tier  ist,  so  sehr,  daß  Sars  von  ihm 
sagt,  es  sei  mehr  als  irgend  eine  andere  Kladocere  eine  echt  limne- 
tische  Art,  so  kann  es  hier  auch  sein  Kaltwasserbedürfnis  befriedigen. 
Die  Annahme  Ekmans,  daß  wir  in  Holopedium  als  Mitglied  der 
erwähnten  Gruppe  arktisch- alpiner  stenothermer  Kaltwasserbewohner 
ein  Eiszeitrelikt  zu  sehen  haben,  welches  während  oder  am  Ende 
der  Eiszeit  die  mitteleuropäische  Ebene  bewohnte  und  als  das  Klima 
milder  wurde,  teils  nach  Norden,  teils  in  das  Hochgebirge  sich  zurück- 
zog, würde  mit  diesen  Funden  gut  übereinstimmen.  Sehr  auffallend 
und    nicht  zu   erklären    sind   aber  andere  Funde:    das   massenhafte 


")  Ekman,  Die  Phyllopoden,  Kladoceren  und  freilebenden  Kopepoden  der 
nordschwedischen  Hochgebirge  in:  Zool.  Jahrb.,  Abteil,  f.  Systematik  etc.  B.  21.  1905. 

''  Dr.  C.  Wesenberg-Lund,  A  comparative  Study  of  the  Lakes  of  Scotland 
and  Denmark  in:  Proceed.  Roy.  Soc.  Edinburgh,  Vol.  XXV,  1905. 


—     266     - 

Vorkommen  in  den  Wittingauer  Teichen  Böhmens'^),  der  Nachweis 
in  sächsischen  Fischteichen  durch  Zacharias'M,  dem  Etang  de  Cazau 
inFrani<reich*2),  dem  großen  Lonsksee  und  Scharnowsee  Westpreußens, 
wo  es  Sehgo^^)  fand.  Alle  diese  Wasserbecken  sind  im  Vergleich 
zu  den  großen  nordischen  Seen  und  zum  Teil  auch  absolut,  Tümpel 
von  geringer  Tiefe,  die  sächsischen  Fischteiche  sogar  unter  1  m  und 
diesen  Gewässern  schließt  sich  der  Dutzendteich  völlig  an.  Wenn 
Holopedium  zwar  auch  in  Finnland  und  Island  in  seichten  Gräben 
und  Tümpeln  gefunden  wurde,  so  gleicht  hier  die  hohe  geographische 
Breite  den  Mangel  der  Tiefe  aus.  In  den  Fundorten  des  mittel- 
europäischen Flachlandes  aber  zeigt  sich  Holopedium  nicht  als  Kalt- 
wasserbewohner, sondern,  wie  dies  auch  Burckhardt  bei  der  Erörte- 
rung des  „Zooplankton  der  Schweiz"  erwähnt^*),  als  unempfindlich 
gegen  die  Wärme.  Sein  isoliertes  Auftreten  aber  kann  nur  durch 
Verschleppung  erklärt  werden,  wobei  vielleicht  im  besonderen  Hin- 
blick auf  die  böhmischen  und  sächsischen  Fischteiche  an  den  Bezug 
von  böhmischen  Karpfen  zu  denken  wäre;  ob  dies  auch  beim 
Dutzendteich  der  Fall  ist,  konnte  ich  nicht  in  Erfahrung  bringen. 
Auch  Polyphemus  pediculus  wird  gleich  Holopedium  als 
eine  arktische  oder  subarktische  Form  betrachtet.  In  allen  nördlichen 
Gebieten  kommt  das  Krebschen  vor  und  gehört  daselbst  nicht  selten 
zu  den  allerhäufigsten  Kladoceren.  Außer  der  Häufigkeit  in  hohen 
geographischen  Breiten  spricht  für  seine  arktische  oder  subarktische 
Natur  auch  die  Verbreitung  in  hochgelegenen  Seen.  Durch  Keilhack 
aus  den  Dauphineealpen  bekannt,  nach  A.  Merle- Normann  und  Ray 
Lancaster  bis  zu  Höhen  von  2000  Fuß  in  Großbritannien  gehend, 
in  der  Hohen-Tatra  von  Wierzejski  bis  zu  1796  m  gefunden ^^),  darf 
der  Kruster,  der  bisher  in  Deutschland  selten  nachgewiesen  wurde, 
hier  vielleicht  in  einigen  Fällen  als  Relikt  angesprochen  werden.  Dies 
gilt  besonders  von  den  durch  Zacharias  konstatierten  Fundorten  im 
Riesengebirge,  den  beiden  Koppenteichen  i^).     Auch  der  Wildsee  bei 

1»)  Fric,  Die  Krustentiere  Böhmens.  In  Arbeiten  der  zoologischen  Sektion 
der  Landesdurchforschung  von  Böhmen.     Prag  1872.     S   320. 

11)  Zacharias,  Zur  Kenntnis  des  Planl<tons  sächsischer  Fischteiche.  In:  For- 
schungsberichte aus  der  Biol.  Station  zu  Plön,    Bd.  VII,  1899,  S.  79,  81,  85,  91,  94. 

^'^)  Nach  Ekman  citiert. 

1^)  Hydrobiologische  Untersuchungen  III.  Die  häufigeren  Planktonwesen 
nordostdeutscher  Seen.     Danzig  1906,  S.  34. 

^*)  Genf  1900,  S.  679. 

1»)  Siehe  Zacharias,  Zur  Biologie  und  Ökologie  von  Polyphemus  pediculus 
in:  Zool.  Anzeiger  Bd.  30,  1906.  S.  455  bis  459. 

'")  Zacharias  1.  c. 


—     267     — 

Wildbad  im  württembergischen  Schwarzwald,  wo  ich  das  Tierchen 
fand,  die  Kochschen  Fundorte  in  der  Oberpfalz  und  ebenso  wie 
der  Leydigsche^')  Fundort  Alpsee  bei  Immenstadt ^^)  in  Bayern  dürften 
als  Rückzugsorte  gedeutet  werden.  Auffallend  aber  bleibt  dann  wiederum 
sein  Vorkommen  in  seichten  Gewässern  in  niedriger  Höhenlage,  wie 
es  unser  Dutzendteich  ist;  allerdings  führen  ihn  Schober,  Thallwitz 
und  Schiller^  ^)  auch  aus  dem  Moritzburger  Großteich  bei  Dresden  an, 
der  ebenfalls  nur  seicht  ist  und  kommen  dann  zu  der  Ansicht,  daß 
Polyphemus  trotz  seiner  nordischen  Heimat  geradezu  wärmeliebend 
sei.  Ekman^*^)  und  Brehm*^)  halten  ihn  für  einen  nordöstlichen  Ein- 
wanderer. Verschiedene  Autoren  geben  als  Beweis  der  nordischen 
Herkunft  des  Polyphemus  an,  daß  die  Individuen  in  höheren  See- 
becken größer  seien  und  daß  die  Zahl  der  Sommereier  eine  beträcht- 
lichere sei,  als  bei  Exemplaren  von  niederer  Höhenlage.  Weismann^^) 
fand  als  Maximum  7  Wintereier  im  Brutraum,  meist  4,  selten  nur  2; 
Leydig^^)  nur  2,  Zacharias^^)  dagegen  stets  4. 

Besonderes  Interesse  haben  neuerdings  bekanntlich  die  Klado- 
ceren  durch  den  bei  ihnen  nachgewiesenen  Saisondimorphismus 
gewonnen,  hauptsächlich  auch  die  größeren  als  Wasserflöhe  be- 
kannten Formen,  meist  der  Gattung  Daphnia  und  den  nächst- 
verwandten Gattungen  zugehörig.  Diese  Daphnien  zählen  zu  den 
hübschesten  Formen  des  Plankton,  sowohl  in  den  Proportionen  des 
mit  Ausnahme  des  Kopfes  von  einer  Schale  umschlossenen  Körpers, 
wie  nicht  im  geringsten  durch  den  Kontrast  zwischen  der  fast  kristall- 
artigen Durchsichtigkeit  des  Tieres  und  dem  großen  schwarzen  Auge, 
welches  von  einem  Kranz  von  Kristallkegeln  umgeben  ist.  Längere 
Zeit  kannte  man  nur  wenige  Arten,  später  mehrten  sich  neu- 
beschriebene Arten,  und  es  entstand  allmählich  eine  schwer  zu  über- 
blickende Systematik;   heute  aber  weiß  man,  daß  die  Daphnien  wie 


")  Leydig,  Naturgeschichte  der  Daphniden  1860.  S  232. 

^^)  Nicht  „Cannstatt  in  Württemberg"  wie  von  Schädler  Sitz  -Ben  Gesellsch. 
Naturf.  Freunde  Berlin  1877,  pag.  232,  infolge  falscher  Etikette  irrtümhch  angegeben 
Siehe  meine  Notiz  „Bemerkungen  zur  Süßwasserfauna  Württembergs"  im  Jahresh. 
d.  Ver.  f.  vaterl.  Naturkunde  in  Württemberg  1893  S.  GVL 

1^)  Schober,  Thaliwitz  und  Schiller,  Pflanzen-  und  Tierwelt  des  Moritzburger 
Qroßteichs  bei  Dresden  in  Annales  de  Biologie  lacustre,  Bruxelles  T.  1.  1906. 

20)  Ekman  1.  c.  S.  78  u.  79. 

21^1  Brehm  in:  Zool.  Anzeiger  1907.  S.  319. 

2'')  Weismann,  Zur  Naturgeschichte  der  Daphnoiden  in:  „Zeitschr.  f.  Wissen- 
schaft!. Zoologie,  Bd.  28.     1877.  S.  158. 

3»)  Leydig,  1.  c.  S.  240. 

-*)  Zacharias,  1.  c.  S.  457. 


—     268     — 

so  manche  andere  Wasserbewohner,  z.  B.  die  Teichmuscheln,  zu  den 
wenigst  formbeständigen  Tieren  gehören.  Nicht  nur  in  verschiedenen 
Seen  finden  sich  bei  einer  und  derselben  Art  kleinere  konstante 
Abweichungen,  so  daß  wir  von  lokalen  Varietäten  sprechen  können, 
sondern  besonders  bemerkenswert  ist  eine  Neigung  der  Daphniden- 
spezies,  je  nach  den  Jahreszeiten  eine  verschiedene  Gestalt  zu  besitzen, 
verschiedene  Formen  zu  bilden,  die  sich  besonders  in  der  Gestaltung 
des  Kopfes  unterscheiden,  an  welchem  ein  helmartiger  Aufsatz  zur 
Ausbildung  kommt.  Dieser  Gestaltwechsel  im  Lauf  des  Jahres,  den 
wir  auch  bei  anderen  Tieren,  z.  B.  Schmetterlingen  kennen,  nennen 
wir  bekanntlich  Saisondimorphismus.  Infolge  genaueren  Studiums 
dieser  Verhältnisse  bei  den  Daphniden  ist  man  dazu  gekommen, 
statt  scharf  begrenzter  Arten,  Formenkreise  zu  unterscheiden,  welche 
nach  verschiedenen  Richtungen  abändernde  Arten  umfassen;  dieselben 
können  dann  ihrerseits  wiederum  Saisondimorphismus  zeigen.  Auch 
der  Dutzendteich  bietet  reiches  Material  zu  Studien  über  Variabilität 
der  Daphnien.  Eine  eingehende  Erörterung  würde  aber  hier  zu 
weit  führen.  Es  sei  nur  erwähnt,  daß  der  Formenkreis  von  Daphnia 
longispina  den  Charakterzug  der  Kladoceren  des  Dutzendteichs  bildet; 
auch  Daphnia  cucullata  findet  sich. 

Von  den  Kopepoden,  den  Ruderfüßern,  ist  die  häufigste  Art 
Cyclops  strenuus.  Es  ist  dies  bemerkenswert,  da  dieser  kleine  Kruster 
als  ausgesprochenes  Kältetier  gilt;  so  wird  er  vom  Moritzburger 
großen  Teich  bei  Dresden  als  charakteristisch  für  die  Wintermonate 
und  den  ersten  Frühling  angegeben.  Auch  in  den  Dutzendteich- 
fängen findet  sich  dieser  Cyclopide  besonders  in  den  Frühjahrs- 
und Herbstmonaten  bei  Temperaturen  von  6  und  8  Grad,  fehlt  jedoch 
auch  im  Sommer,  z.  B.  im  Juli,  nicht  völlig. 

Von  Rädertieren  erweist  sich  als  häufigste  Art  Asplanchna 
priodonta  Gosse.  Von  Anuraea  cochlearis,  von  welcher  Art  ebenfalls 
durch  Lauterborn  zum  erstenmal  ein  ganz  charakteristischer  Saison- 
dimorphismus konstatiert  worden  ist,  begegnen  wir  in  unseren  Fängen 
hauptsächlich  der  Stammform. 

Unter  den  Geißeltierchen  der  Dutzendteichfauna  fällt  auf  das 
seltene  Vorkommen  von  Ceratium,  der  sonst  so  viel  verbreiteten 
Flagellatengattung.  Die  zierliche,  kolonienbildende  Gattung  Dinobryon 
dagegen,  bei  welcher  die  Tierchen  in  kelchförmigen  Hüllen  sitzen,  die 
ihrerseits  verzweigten  Ästchen  anhaften,  tritt  in  den  Sommermonaten 
in  großer  Zahl  im  Plankton  auf  und  zwar  in  der  sonst  weniger 
verbreiteten  Abart  divergens,  bei  welcher  die  Äste  der  bäumchen- 
förnügen  Kolonie  weit  auseinander  stehen.    Zu  den  häufigsten  Geißel- 


—     269     — 

tieren  zählt  das  Kugeltierchen  Volvox;  besonders  in  den  Sommer- 
monaten ist  nicht  selten  das  Wasser  des  Dutzendteichs  erfüllt  von 
den  kleinen  grünen  Kugeln,  die  aus  einer  Anzahl  in  einer  Gallert- 
hülle vereinigter  Individuen  bestehen  und  sich  mit  Hilfe  des  gemein- 
samen Schiagens  der  jedem  Individuum  in  der  Zweizahl  zukommenden 
Wimpern  durch  das  Wasser  drehen. 

Wenden  wir  uns  nun  kurz  noch  dem  Phytoplankton  zu,  den 
mikroskopischen  pflanzlichen  Schwebeorganismen  des  Dutzendteichs, 
so  erscheint  hier  bemerkenswert  das  massenhafte  Auftreten  einer  kleinen, 
zu  den  Blaualgen  gehörigen  Art  der  Wasserblüte  Aphanizomenon 
flos  aquae.  Häufig  im  Sommer  und  oft  viele  Tage  lang  erscheint 
der  See  grün  gefärbt  und  schon  mit  dem  bloßen  Auge  erkennt  man 
leicht,  daß  kleine  langgestreckte,  im  Wasser  schwimmende  Gebilde 
die  Ursache  sind.  Wie  mit  feinem  grünlich  gefärbten  Sägemehl  ist 
der  See  erfüllt.  Eine  schwache  Vergrößerung  schon  läßt  erkennen, 
das  wir  Algenmassen  vor  uns  haben  von  fadenförmiger  Gestalt, 
wobei  die  Zellfäden  in  Bündeln  zusammen  liegen.  Die  charakteristische 
Färbung  des  Wassers,  die  durch  diese  Alge  veranlaßt  wird,  hat  ihr 
den  Speziesnamen  Wasserblüte  eingetragen.  In  ungeheueren  Massen 
kann  diese  kleine  Pflanze  auftreten.  Gibt  doch  Apstein  aus  dem 
Stettiner  Haff  für  5  ccbm  Wasser  10000  Millionen  Fäden  an,  aller- 
dings ein  auffallend  reichliches  Vorkommen.  Während  Aphanizomenon 
flos  aquae  in  Norddeutschland  sehr  häufig  ist,  scheint  sie  in  Süd- 
deutschland nur  sporadisch  verbreitet.  Leider  sind  die  bayerischen 
Gewässer  noch  sehr  wenig  durchforscht,  aber  auch  aus  Württemberg 
ist  mir  diese  Alge  bisher  nicht  bekannt  geworden  und  der  treffliche 
Kenner  der  württembergischen  Algenflora,  Kirchner,  bestätigt  mir 
dieses  Fehlen.  Zu  den  selteneren  Algen  zählt  auch  Anabaena  spiroides 
Kleebahn,  die  sich  mehrfach  im  Plankton  des  Dutzendteichs  fand. 

Von  der  großen  Zahl  von  Kieselalgen  der  Diatomeen,  die 
jedem  Freunde  mikroskopischer  »Augen-  und  Gemütsergötzung^ 
um  diesen  Ausdruck  des  alten  Ledermüller  zu  gebrauchen,  ein  be- 
sonders interessantes  Objekt  sind,  sei  erwähnt  das  Vorkommen 
von  Asterionella  formosa  Has.  Die  langgestreckten,  stäbchen- 
förmigen Zellen  dieser  Diatomee  hängen  mit  den  Enden  zusammen 
und  bilden  auf  diese  Weise  kleine,  sehr  zierliche  und  feine  Sterne. 
Während  früher  diese  Alge  als  charakteristisch  für  größere  Seen 
galt,  ist  sie  heute  auch  aus  einer  Fülle  kleinerer  Gewässer  bekannt 
geworden.  Line  weitere  planktonische  Diatomee  des  Dutzendteichs, 
der  wir  häuf.";^  begegnen,  ist  Fragilaria  virescens  Ralfs,  während 
die  sonst  so  h'  ufige  andere  Spezies  der  gleichen  Gattung  crotonensis 


—     270     — 

zu  fehlen  scheint.  Eine  Vergleichung  der  reichen  Diatomeenfiora 
des  Dutzendteichs,  wie  sie  uns  unsere  Liste  zeigt,  mit  anderen  Fund- 
orten, dürfte  manches  hiteressante  bieten. 

Ein  Einblici<  in  die  Lebensgeschichte  der  einzelnen  Arten,  in 
das  Auf  und  Nieder  im  Kreislauf  des  Jahres,  gewährt  eine  Durch- 
sicht der  einzelnen  Fänge  im  Hinblick  auf  das  Maximum  und 
Minimum  der  verschiedenen  Arten.  Nur  mit  wenigen  Worten  sei 
davon  die  Rede.  In  den  Sommermonaten  trafen  wir  mehrfach 
reines  Phytoplankton  an,  so  z.  B.  am  10.  Juli  IQOl,  27.  Juli  1903, 
9.  August  1904;  hier  überwiegen  Algen  in  dem  Maß,  daß  alle  anderen 
Organismen  zurücktreten;  des  massenhaften  Auftretens  von  Aphani- 
zomenon  haben  wir  ja  schon  gedacht.  Aber  auch  schon  im  Mai 
können  die  pflanzlichen  Planktonten  in  den  Vordergrund  treten,  zu- 
gleich mit  Volvox  und  Dinobryon,  die  wir  in  den  sommerlichen  Fängen 
auch  immer  zahlreich  vertreten  sehen;  ein  Fang  vom  3L  Mai  1906 
z.  B.  enthält  fast  nur  die  3  ebengenannten  Organismen,  14  Tage 
vorher  dagegen  finden  wir  unsern  Fang  überwiegend  aus  Daphnien 
bestehend.  Die  Temperatur  betrug  im  ersteren  Fall  15—21  Grad  C, 
im  zweiten  18.  Nach  Seligo  findet  die  Hauptvermehrung  der  Wasser- 
blüte bei  einer  Temperatur  über  18  statt.  Im  Herbstplankton  über- 
wiegen wiederum  die  Crustaceen,  einmal  traten  Rädertiere  in  den 
Vordergrund. 

Leider  reicht  für  eine  zusammenhängende  Darstellung  der 
Periodizität  der  einzelnen  Arten  mein  Material  nicht  aus,  umso- 
weniger,  da  die  einzelnen  Monatsfänge  sich  auf  verschiedene  Jahre 
verteilen.  Immerhin  möge  diese  kurze  Skizze  trotz  ihrer  Unvoll- 
ständigkeit  zeigen,  welch  reiches  und  mannigiaches  Leben  im  Dutzend- 
teich herrscht,  und  ich  hoffe,  daß  es  mir  möglich  ist,  diesen  Über- 
blick über  die  niedere  Tier-  und  Pflanzenwelt  des  hübschen  Wasser- 
beckens im  Lauf  der  Jahre  noch  wesentlich  zu  vervollständigen. 


Phänologische  Mitteilungen 

(Jahrgang  1906), 

Von 
Professor  Dr.  Egon  Ihne.  Oberlehrer  in  Darmstadt. 

I.  Einleitung. 

jn  den  Abhandlungen  der  Naturhistorischen  Gesellschaft 
zu  Nürnberg  werden  seit  1901  die  jcährlich  bei  mir  ein- 
laufenden pflanzenphänologischen  Beobachtungen  unter 
dem  Titel  „Phänologische  Mitteilungen"  abgedruckt.  Da 
diese  Abhandlungen  heuer  mit  der  Festschrift  zum  16.  deutschen 
Geographentag  zusammenfallen,  so  wird  es  den  Leser  nicht  wunder 
nehmen,  dem  Jahrgang  1906  dieser  Mitteilungen  auch  an  dieser  Stelle 
zu  begegnen.  Vom  Vorstand  des  Ortsausschusses  des  Geographen- 
tags und  von  der  Naturhistorischen  Gesellschaft  wurde  dabei  der 
Wunsch  geäußert,  daß  eine  kurze,  allgemeine  Einleitung  „auf  den 
Zweck  der  phänologischen  Beobachtungen  überhaupt  und  auf  das 
was  bisher  erreicht  wurde"  hinweisen  möchte. 

Die  pflanzenphänologischen  Beobachtungen  beschäftigen  sich 
mit  den  Aufzeichnungen  der  wichtigsten  Entwicklungsstufen  des 
jährHchen  Pflanzenlebens,  also  mit  der  Belaubung,  Blüte,  Fruchtreife, 
Laubverfärbung.  Unter  welchen  Bedingungen  sie  anzustellen  sind, 
kann  aus  der  Instruktion,  die  weiter  unten  den  Beobachtungen  des 
Jahres  1906  vorgedruckt  ist,  entnommen  werden.  Begründet  von 
Linne,  weiterhin  namentlich  gefördert  durch  Quetelet  (gest.  1874), 
Fritsch  (gest.  1879)  und  besonders  Hoff  mann  (gest.  1891)  sind  sie 
seit  etwa  25  Jahren  in  größerem  Umfang  in  Deutschland  und  einigen 


—     272     — 

anderen  Ländern  Europas  gepflegt  worden.  Doch  soll  hierauf  niclit 
eingegangen,  vielmehr  in  gedrängter  Kürze  gezeigt  werden,  in 
welcher  Weise  die  phänologischen  Beobachtungen  bis  jetzt  verwertet 
worden  sind. 

Da  die  Vegetationsentwicklung  in  erster  Linie  vom  Klima  ab- 
hängig ist,  so  kann  man  nach  dem  phänologischen  Verhalten  auch 
das  Klima  beurteilen,  also  die  phänologischen  Beobachtungen  klimato- 
graphisch  verwerten  und  durch  sie  die  meteorologischen  Angaben  in 
eigenartiger  und  anschaulicher  Weise  ergänzen.  Wenn  man  hört, 
in  Nürnberg  blühen  Kirsche,  Apfel,  Syringe  durchschnittlich  etwa 
drei  Wochen  später  auf  als  in  Bozen,  oder  in  Nürnberg  gelangen 
die  nämlichen  Pflanzen  durchschnittlich  etwa  sechs  Wochen  früher 
zur  Blüte  als  in  Janakkala  (Finnland,  61 '^  n.  B.),  so  vermögen  diese 
Daten  doch  auch  eine  V^orstellung  von  den  klimatischen  Verhältnissen 
der  drei  Orte  zu  geben.  Durch  langjährige  Beobachtungen  an 
vielen  Orten  ist  festgestellt,  daß  die  Reihenfolge  der  einzelnen  Phasen 
und  Spezies  (der  Pflanzenkalender)  in  räumlich  großen  Gebieten 
dieselbe  oder  nahezu  dieselbe  ist.  Deshalb  lassen  sich  rein  botanisch- 
phänologische  Jahreszeiten  aufstellen  (vergl.  den  phänologischen  Teil 
in  Rudels  Beitrag  zu  dieser  Festschrift  S.  210  ff.),  deren  jede  durch  be- 
sondere Phänomene  bezeichnet  ist.  Sie  sind  für  manche  Zwecke 
sehr  brauchbar,  u.  a.,  wenn  es  sich  um  Vergleichungen  handelt,  sei 
es,  daß  man  für  denselben  Ort  den  Unterschied  der  Jahreszeiten 
in  verschiedenen  Einzeljahren  betrachtet  (z.  B.  wie  verhielt  sich  in 
Nürnberg  der  Frühling  und  der  Sommer  in  den  Jahren  1905  und  1906?), 
sei  es,  daß  man  viele  Orte  nach  langjährigen  Mitteldaten  miteinander 
vergleicht. 

Das  phänologische  Verhalten  verschiedener  Gegenden  kann 
auch  kartographisch  dargestellt  werden.  Die  erste  phänologische 
Karte  (1881)  rührt  von  Hoffmann  her,  andere  sind  gefolgt.  Die 
neueste,  das  gesamte  Material  (namentlich  das  der  letzten  25  Jahre) 
verarbeitende  ist  meine  „Phänologische  Karte  des  Frühlingseinzugs 
in  Mitteleuropa"  (Petermanns  Geographische  Mitteilungen  1905). 
Der  Frühling  ist  jener  Zeitraum,  in  dem  sich  eine  Reihe  bestimmter 
Pflanzen  belauben  (z.  B.  Roßkastanie,  Birke,  Buche,  Eiche)  und  zur 
Blüte  gelangen  (z.  B.  Johannisbeere,  Stachelbeere,  Birke,  Süßkirsche, 
Schlehe,  Sauerkirsche,  Traubenkirsche,  Birne,  Apfel,  Roßkastanie, 
Syringe,  weiße  Narzisse,  Weißdorn,  Ginster,  Goldregen,  Eberesche, 
Quitte).  Die  Karte,  auf  die  hier  nicht  näher  einzugehen  ist,  gewährt 
einen  deutlichen  Einblick  in  die  Beziehung  zwischen  Vegetations- 
entwicklung im  Frühling  und  geographischer  Lage.     Um  nur  einen 


—     273     — 

Punkt  zu  erwähnen,  so  tritt  sofort  die  phänologische  Bevorzugung 
der  oberrheinischen  Tiefebene,  überhaupt  des  Südwestens  von  Deutsch- 
land, hen^or,  eine  Tatsache,  die  mit  der  aus  Karten  der  Wärmeverteilung 
(siehe  Sommer,  die  wirkliche  Temperaturverteilung  in  Mitteleuropa  in: 
Forschungen  zur  deutschen  Landes-  und  Volkskunde  XVI,  2  (1Q06) ;  vergl. 
auch  Neumann  in:  Petermanns  GeographischenMitteilungen  1906,  Heft  6) 
aufs  deutlichste  hervorgehenden  thermischen  Begünstigung  sehr  gut 
übereinstimmt.  Andere  V^ergleiche  phänologischer  und  meteoro- 
logischer Verhältnisse  sind  ebenfalls  sehr  lehrreich;  so  sei  auf  die 
Arbeit  von  Hamberg,  die  Sommernachtfröste  in  Schweden  1871  —  1900 
(Abh.  der  Schwed.  Akad.  d.  Wissensch.  Jahrg.  38)  hingewiesen. 

Wie  das  phänologische  Verhalten  beeinflußt  wird  von  geo- 
graphischer Breite  und  Länge,  Meereshöhe,  Exposition,  Boden  oder 
weiteren  Faktoren,  sind  Fragen,  die  zum  Teil  durch  Einzelunter- 
suchungen aus  älterer  und  neuerer  Zeit  beantwortet  worden  sind. 
Hier  mag  nur  zweierlei  angeführt  werden.  In  den  nicht  zu  hohen 
Teilen  Mitteleuropas  entspricht  einer  Zunahme  der  geographischen 
Breite  um  einen  Grad  (111  km)  eine  Frühlingsverspätung  von  etwa 
vier  Tagen  und  einer  Höhenzunahme  um  100  m  eine  solche  von 
etwa  drei  bis  vier  Tagen;  beide  Zahlen  sind  aber  lediglich  als  ganz 
ungefähre,  sich  unter  Umständen  nicht  unerheblich  abändernde 
Durchschnittswerte  aufzufassen. 

Anderer  Art  sind  die  Arbeiten,  die  sich  mit  den  Beziehungen 
zwischen  den  periodischen  Vegetationserscheinungen  und  den  sie 
verursachenden  Witterungsfaktoren  beschäftigt  haben.  Insbesondere 
ist  zwischen  der  Temperatur  und  der  Aufblühzeit  oder  einer  anderen 
Phase  von  vielen  Forschern  (u.a.  Boussingault,  A.  de  Candolle,  Fritsch, 
Linsser,  Hoffmann,  Drude,  Ziegler)  unter  Voraussetzung  einer  Kon- 
stanz zwischen  beiden  nach  einem  passenden,  zahlenmäßigen  Aus- 
druck dafür  gesucht  worden.  Man  erkannte,  daß  die  einer  Phase 
vorausgegangenen  Temperaturen  unbedingt  mit  in  Rechnung  gezogen 
werden  mußten,  und  gelangte  so  zu  Summen  von  thermometrischen 
Werten  für  die  betreffende  Phase,  die  nach  Ansicht  der  Autoren 
genügende  Übereinstimmung  zeigten,  um  als  konstant  angesehen 
werden  zu  können.  Der  Anfang  der  Summierung  und  die  Art,  was 
und  wie  summiert  wurde,  war  je  nach  dem  Autor  verschieden.  In 
einer  1906  erschienenen,  eingehenden  Arbeit,  dem  neuesten  der  zahl- 
reichen Beiträge  zu  der  vielumstrittenen  Frage,  lehnt  H.  Bos  (Zur  Kritik  d. 
Lehre  v.  d.  thermischen  Vegetationskonstanten,  Abh.  d.  Bot.  Ver.  d.  Prov. 
Brandenburg  1906)  aus  physiologischen  und  rechnerischen  Gründen, 
die  m.  F.  recht  triftig  sind,  die  thermischen  Konstanten  entschieden  ab. 

18 


—     274     — 

Haben  nun  die  Ergebnisse  phänologischer  Forschung  auch  schon 
joraktische  Verwertung  gefunden? 

Nachdem  bereits  wiederholt  von  sehr  berufenen  Vertretern  des 
Obstbaues  (R.  Goethe)  betont  wurde,  daß  die  Phänologie  wertvolle 
Anhaltspunkte  zur  Beurteilung  des  Klimas  für  den  Obstzüchter  biete, 
ist  sie  neuerdings   eingehender  benutzt  worden.     Auf  der   landwirt- 
schaftlichen Ausstellung  des  Großherzogtums  Hessen  zu   Mainz  im 
September  1905  wurde  das  für  die  Prämiierung  in  Wettbewerb  tretende 
Obst  nach  drei  klimatischen  Zonen  geordnet,  derart,  daß  nur  das  in 
der  gleichen  Zone  gewachsene  Obst  unter  sich  in  bestimmten  Klassen 
in  Wettbewerb   kam.     Man   wollte   so    Rücksicht   nehmen    auf   den 
klimatischen  Unterschied  der   einzelnen  Orte  und  den  Mißstand  ver- 
meiden, der  sich  bei  früheren  Ausstellungen  gezeigt  hatte,  daß  Obst 
aus   den   ungünstigeren  rauhen   Lagen   im    Vergleich    zu    dem   aus 
besseren  Lagen  zu  gering  beurteilt  wurde.  Die  Zonen  waren  klimatisch- 
phänologische  Zonen   und   abgegrenzt    nach    einer    phänologischen 
Karte  des  Großherzogtums  Hessen  (Darmstadt  1906),  die  auf  Wunsch 
des    Hessischen    Landwirtschaftsrates    von    mir    nach    den    gleichen 
Grundsätzen  wie   die  Karte   des  Frühlingseinzugs  entworfen  worden 
war.      Im   April    1907    hat    der    Nassauische    Landes-,    Obst-    und 
Gartenbau  -  Verein    ein    Heft    herausgegeben:     Die     Obstsortimente 
für  den  Regierungsbezirk  Wiesbaden.     Der  Regierungsbezirk  ist  auf 
Grund   der  Frühlingseinzugskarte   in   vier   klimatisch  -  phänologische 
Zonen  geteilt,   und  für  jede  Zone  sind  verschiedene  Obstarten  und 
Obstsorten  zusammengestellt,  die  in  der  betreffenden  Zone  zum  An- 
bau vorgeschlagen  oder  nicht  vorgeschlagen  werden.     Indem  so  den 
verschiedenen    klimatischen   Ansprüchen    der   Obstsorten    Rechnung 
getragen  wird,   zeigen  die  Übersichten  dem  Züchter,   welche  Sorten 
er  in    seinem   Wohnorte   mit  Vorteil   anpflanzen   kann   und   welche 
nicht.     In  der  Einleitung  ist  auch  bemerkt,  daß  man  den   nicht  ganz 
unberechtigten    Einwand   erheben   könne,    daß   der   Frühlingseintritt 
noch  nicht  für  das  weitere  Klima  maßgebend  zu  sein  brauche.     »Da 
aber  der  Frühling  für  den  Obstbau  von   sehr  hoher  Bedeutung  ist, 
weil   in  ihn  die  Blütezeit  der  Obstbäume  fällt,   und  da  andere  Ver- 
fahren, das  Klima  zu  beurteilen,  keineswegs  geringere  Unsicherheiten 
in  sich  bergen,  so  ist  diese  Jahreszeit  gewählt  worden,   nach   deren 
Eintritt  man  schon  von  klimatisch  günstigen  und  ungünstigen  Gegen- 
den reden  kann." 

Wie  der  Obstbau,  so  macht  auch  ein  Gebiet  der  Heilkunde 
direkten  Gebrauch  von  phänologischen  Tatsachen.  Als  Ursache  des 
Heufiebers   wird    allgemein    der   Pollen    angesehen,    besonders   von 


—     275     — 

Gramineen.  Für  jemand,  der  alljährlich  heftig  von  dieser  Krankheit 
heimgesucht  wird,  ist  es  sehr  wichtig,  die  Termine  der  Gras-  und 
Getreideblüte  an  verschiedenen  Orten  zu  kennen,  damit  er,  wenn  er 
aus  anderen  Gründen  dazu  in  der  Lage  ist,  sich  die  Wohltaten  oder 
Annehmlichkeiten  einer  klimatischen  Prophylaxe  verschaffen  kann  und 
zur  kritischen  Zeit  Orte  aufsucht,  wo  die  Blütezeit  noch  nicht  ist 
oder  wo  sie  nicht  mehr  ist.  In  dem  neuesten  Buch  über  das  Heu- 
fieber von  Wolff-Eisner  (München,  1Q06)  findet  sich  ein  längerer 
phänologischer  Abschnitt  mit  zahlreichen  speziellen  Angaben,  und 
der  Verfasser  betont,  daß  ein  weiterer  Ausbau  der  Phänologie  im 
Interesse  der  Heufieberkranken  sehr  erwünscht  wäre. 

Es  ist  mit  Freude  zu  begrüßen,  daß  die  Phänologie  immer 
mehr  praktische  Bedeutung  gewinnt.  Allerdings  müssen  viele  trockene 
Zahlen  und  Namen  i  vergl.  Phänol.  Mitteil.  Jahrgang  1Q06)  als  not- 
wendiges Übel  mit  in  den  Kauf  genommen  werden. 

II.  Phänologische  Beobachtungen^  Jahrgang  1906  ■. 

Im  folgenden  werden  die  Aufzeichnungen  von  117  Stationen 
veröffentlicht.  Wie  im  Vorjahr  sind  eine  Anzahl  Herrn  Professor 
P.  Schwab  in  Kremsmünster  und  Herrn  J.  Schenk  in  Budapest  zu 
danken;  für  den  Odenwald  haben  sich  Herr  Kreisrat  Schliephacke 
und  Kreisschulinspektor  Dieterich  erfolgreich  bemüht.  HerrG.Dewalque, 
emer.  Professor  der  Geologie  an  der  Universität  Lüttich,  ein  eifriger 
Freund  der  Phänologie,  ist  am  3.  Nov.  1905  gestorben.  Zunächst 
wird  die  Instruktion  (Gießener  Schema,  Aufruf  von  Hoffmann-Ihne), 
nach  der  beobachtet  wird,  abgedruckt;  die  bei  den  Stationen  ge- 
brauchten Abkürzungen  erklären  sich  hiernach  leicht.  Die  Beobach- 
tungen sind  am  Ende  des  Jahres  an  Prof.  Dr.  Ihne  in  Darmstadt  zu 
senden;  sie  werden  jährlich  abgedruckt. 

Instruktion. 

Die  Beobachtungen  sind  an  normalen,  freistehenden 
Exemplaren  eines  normalen,  durchschnittlichen  Stand- 
orts anzustellen;  es  sind  daher  auszuschließen  Pflanzen  an 
ausnahmsweise  günstigen  (z.  B.  an  Spalieren,  an  der  Wand  von 
Häusern)  oder  ungünstigen  (z.  B.  durchaus  beschatteten)  Standorten, 
sowie  ausnahmsweise  frühe  oder  späte  Individuen.  Man  darf 
daher  auch  nur  am  Beobachtungsorte  zahlreich  vertretene 
Spezies   wählen.  —  Es   liegt   in  der  Natur   der  Sache,   daß 


*)  Jahrgang  1905  in:  Abhandlungen  d.  Naturh.  Ges.  Nürnberg  XVI.  1. 

18* 


—     276     — 

nicht  notwendig  in  jedem  Jahr  an  denselben  Exemplaren 
die  Vegetationsstufen  notiert  werden.  —  Die  Phänomene 
sind  kalendarisch  nach  dem  mittleren  Datum  für  Gießen  geordnet; 
an  anderen  Orten  ist  diese  Folge  ungefähr  die  gleiche ;  natürlich 
verschieben  sich  die  absoluten  Data  je  nach  der  Lage  des  betreffenden 
Ortes.  Der  Beobachter  kann  ungefähr  die  Zeit  ermessen,  wann  er, 
dann  aber  täglich  oder  jeden  zweiten  Tag,  nach  der  be- 
treffenden Erscheinung  auszuschauen  hat.  Das  Beobachtungs- 
gebiet wird  sich  daher  zweckmäßig  auf  die  nahe  Umgebung  der 
Station  beschränken,  und  die  Beobachtungen  können  ganz  gut  bei 
Gelegenheit  des  täglichen  Spaziergangs  gemacht  werden  und 
brauchen  sich  nicht  auf  alle  angeführten  Arten  zu  er- 
strecken. 

BO  =  erste   normale   Blattoberflächeii    sichtbar    und    zwar  an  verschiedenen  (etwa 

3  —  4)  Stellen;  Laubentfaltung. 
b  =  erste  normale  Blüten  offen  und  zwar  an  verschiedenen  Stellen, 

z.  B.  an   drei   bis  vier  Bäumen  oder  Sträuchern.     Diese  Phase 

ist  bei  weitem  am  besten  und  sichersten  zu   beobachten. 
f  —  erste    normale    Früchte   reif   und    zwar  an    verschiedenen    Stellen;    bei  den 

saftigen:    vollkommene    und    definitive    Verfärbung;    bei    den    Kapseln: 

spontanes  Aufplatzen. 
W  =  Hochwald  grün  =  allgemeine  Belaubung:  über  die  Hälfte  sämtlicher  Blätter 

an  der  Station  entfaltet. 
LV  =  allgemeine    Laubverfärbung:     über   die    Hälfte    sämtlicher    Blätter    an    der 

Station  —  die  bereits  abgefallenen  mitgerechnet  —  verfärbt. 
TFund  LT^  müssen  an  zahlreichen  Hochstämmen  '^Hochwald,  Alleen)  aufgezeichnet 

werden. 

Pyrus  Malus,  Apfel,  b. 
Quercus    pedunculata.     Stiel- 
eiche, BO. 

Fagus  silv.  l^"(Hochwaldgrün  . 
Lonicera  tatarica,  tatarisches 
Geisblatt,  b. 

Syringa  vulgaris.  Nägelchen, 
spanischer,  blauer,  türkischer 
Flieder,  b. 

Narcissus  poeticus,  weiße  Nar- 
cisse,  l>. 

Aesculus  Hippoc,  b. 
Crataegus  Oxyacantha,   Weiß- 
dorn, b. 

Spartium  scoparium  (Sarotha.u- 
nus  vulgaris"),  Besenginster,  h. 
Quercus  ped.  W  (Hochwald 
grün). 


13. 

11. 

Corylus    Avellana,     Hasel,    /; 

29. 

IV 

(stäubt). 

2. 

V. 

11. 

IV. 

Aesculus Hippocastanum,  Roß- 

kastanie, BO. 

3. 

V. 

15. 

IV. 

Ribes  rubrum,   rote  Johannis- 
beere, b. 

3. 

V. 

19. 

IV. 

Ribes    aureum,    goldgelbe 
Johannisbeere,  b. 

4. 

V. 

M 

IV. 

Betula  alba,  Birke,  b    stäubt'. 

19. 

IV. 

Betula  alba,  Birke,  BO. 

4. 

V. 

19. 

IV. 

Prunus  avium,  Süßkirsche,  b. 

20. 

IV. 

Prunus    spinosa,    Schlehe, 

7. 

V. 

Schwarzdorn,  b. 

10. 

V. 

23. 

IV. 

PrunusCerasus,  Sauerkirsche,b. 

24. 

IV. 

Prunus  Padus,  Trauben-,  .^hl- 
kirsche,  b. 

13. 

V. 

24. 

IV. 

Pyrus  communis,  Birne,  b. 

14. 

V. 

24. 

IV. 

Fagus  silvatica,  Rotbuche,  50. 

277 


15. 

V. 

16. 

\'. 

17. 

V. 

28. 

V. 

28. 

V. 

29. 

V. 

30. 

V. 

2. 

VI 

4. 

VI. 

6. 

VI. 

14. 

VI. 

19. 

\'I. 

20. 

VI. 

21. 

\'I. 

30. 

VI. 

2. 

VII 

4. 

\II 

19. 

VII 

27.  VII. 


27.  Vi. 


Cytisus     Laburnum,     üold-  28.  VI. 

regen,  b. 

Sorbus   aucuparia,    Eberesche, 
Vogelbeere,  b. 
Cydonia  vulgaris,  Quitte,  h. 
Sambucus    nigra,     Hollunder, 
schwarzer  Hollunder,  Flieder,  b. 
Seeale    cereale    hibernuni, 
Winterroggen,  b  (stäubti. 
Atropa     Belladonna,     Toll- 
kirsche, b. 

Rubus  idaeus,  Himbeere,  b. 
Symphoricarpos  racemosa, 
Schneebeere,  b. 

Salvia  officinalis,  Qartensalbei, 
riechender  Salbei,  b. 
Cornus  sanguinea,  roter  Hart- 
riegel, b.  • 

Vitis   vinifera,   Wein,  h  (nicht 
Spalier  oder  Wand). 
Ligustrum    vulgare,    Liguster, 
Rainwaide,  b. 

Ribes   rubrum,   /  (vollständig 
rot,  weich,  durchscheinend». 
Tilia     grandifolia     Ehrh.     (T. 
platyphyllos  Scop.',   Sommer- 
linde, b.  18.  X. 
Lonicera  tat.,  /rot  und  weich). 


31. 

VII. 

1. 

VIII, 

12. 

VHI 

21. 

VIII, 

12. 

IX. 

16. 

IX. 

10. 

X. 

13. 

X. 

14. 

X. 

Tilia  parvifolia  Ehrh.  (T.  ulmi- 
folia   Scop.),    Winterlinde,    b. 
Liliumcandidum,  weiße  Lilie,  b. 
Rubus   idaeus,    f   (vollständig 
rot,    weich,  löst  sich  von  der 
Blütenaxe  abi. 
Ribes  aureum,  /. 
Seeale  cer.  hib.  E  (Ernteanfang, 
Beginn  des  Schnittes). 
Symphoricarpos racem.,  /(voll- 
ständig weiß  . 
Atropa  Belladonna,  /. 
Sorbus   aucuparia,   /  (Frucht 
auf  dem    Querschnitt  gelbrot, 
Samenschalen  bräunen  sich. 
Sambucus     nigra,     /    (weich 
vollständig  schwarz"). 
Cornus  sang.,  /  (weich,  voll- 
ständig schwarz). 
Ligustrum     vulg.,    /    i  Frucht 
glänzend    schwarz,    Samen- 
schalen dunkel  violett). 
Aesculus  Hippoc,  /. 
Aesculus  Hippoc,  LV. 
Fagus  silv.,   LV  (Hochwald). 
Betula  alba,  LV  (viele  Hoch- 
stämme). 

Quercus  pedunc,   L  V  (Hoch- 
wald . 


Da  manche  Beobachter  noch  mehr  beobachten,  als  der  vor- 
stehende ,/Aufruf"  fordert,  so  empfehle  ich  (von  1893  an),  um  solche 
Aufzeichnungen  untereinander  vergleichbar  zu  machen,  für  sie  die 
nachfolgenden  Spezies  und  Phasen.  Diese  können  einen  Ersatz  für 
die  Pflanzen  des  „Aufrufs"  an  solchen  Orten  geben,  wo  letztere 
nicht  oder  nur  selten  vorkommen.  Die  Auswahl  ist  nach  ver- 
schiedenen Gesichtspunkten  erfolgt,  auf  die  hier  nicht  näher  einge- 
gangen werden  soll.  Es  bleibt  natürlich  jedem  Beobachter  über- 
lassen, sich  aus  der  kalendarisch  nach  der  Blütezeit  geordneten  Liste 
die  Spezies  herauszusuchen,  die  sich  an  seinem  Wohnorte 
in  größerer  Anzahl  finden  und  deren  Beobachtung  ihm 
keine  große  Mühe  macht.  Bei  einigen  Pflanzen  sind  die  mitt- 
leren Daten  für  Gießen,  wie  im  „Aufruf"  bei  allen  Pflanzen,  hinzu- 
gefügt, damit  der  Beobachter  auch  bei  den  neuen  Pflanzen  einen 
Anhaltspunkt  für  die  ungefähre  Zeit  der  Phase  hat.  Die  mit  *  be- 
zeichneten Spezies  kommen  nur  für  wärmere  Gegenden  in  Betracht. 


—     278     — 

Die  allgemeinen  Regeln  der  Beobachtung,  um  deren  Be- 
achtung dringend  gebeten  wird,  sind  die  gleichen,  wie 
für  die  Pflanzen  des  „Aufrufs". 


Qalanthus    nivalis,    Schneeglöckchen,    b 
[mittleres    Datnm  für   Gießen   22    II]; 
erste   Blattspitzen  auf  einem  während 
des  Winters  ungedeckten  Beete  treten 
aus  der  Erde. 
Leucojum  vernum,  b. 
Hepatica  triloba,  Leberblümchen,  b. 
Alnus  glutinosa,  Schwarzerle,  b  (stäubt) 

[16  III]. 
Cornus  mas,  Kornelkirsche,  gelber  Hart- 
riegel, b  [19  III];  f  (weich  und  voll- 
ständig dunkelrot). 
Anemone'nemorosa,  Buschwindröschen, b. 
Ranunculus  Ficaria,  Scharbockskraut,  b. 
Populus  tremula,  Zitterpappel,    Espe,  b 

(stäubt). 
Tussilago  Farfara,  Huflattich,  b;  f  (Haar- 
krone mit  der  Frucht  fliegt  ab)  [23  IV]. 
Salix  Caprea,  Sahlweide,  b  (stäubt). 
Ulmus  campestris.  Feldulme,  b  [2  IVJ. 
*Prunus  Armeniaca,  Aprikose,   b   (nicht 

Spalier  oder  Wand). 
Narcissus    Pseudonarcissus,    gelbe   Nar- 

cisse,  b. 
Larix  europaea,  Lärche,  b  (stäubt)  [7  IV]. 
*Persica  vulgaris,  Pfirsich,  b  (nicht  Spalier 

oder  Wand). 
RibesOrossularia,  Stachelbeere,  b  [12  IV]; 
f  (vollständig  weich  und  verfärbt,  Samen 
scheinen  durch). 
Acer  platanoides,  Spitzahorn,  (Blüten  in 
aufrechten  Doldentrauben),  b  [14  IV]; 
BO;  LV. 
Tilia  grandifolia,  Sommerlinde,  BO. 
Caltha  palustris,  Sumpfdotterblume,  b. 
^Amygdalus     communis,     gemeine 

Mandel,  b. 
*Buxussempervirens,  Buxbaum,  b  (stäubt). 
Cardamine     pratensis,     Wiesenschaum- 
kraut, b. 
Fraxinus    excelsior,    Esche,    b    [22    IV] ; 
BO;    LV  oder  Laubfall. 


Tilia  parvifolia,  Winterlinde,  BO. 
Chelidonium  majus,  Schöllkraut,  b. 
.\cer  Pseudoplatanus,  Bergahorn,  b 
Blüten  in  hängenden  Trauben)  [3  V] ; 
BO;  LV. 
Vaccinium  Myrtillus,  Heidelbeere,  b. 
Abies  excelsa  Poir.,  Fichte,  Rottanne,  b 

(stäubt)  [7  V]. 
Berberis  vulgaris,  Berberitze,  b. 
Lonicera    Xylosteum,    Heckenkirsche,    b 
[10  V];    f  (weich  und  durchscheinend 
dunkelrot). 
*Juglans    regia,    Wallnuß,    b    (stäubt)    f 
Schale  springt  auf,    die  „Nuß"  nicht 
mehr  mit  der  grünen  Schale  verwachsen)- 
Acer  campestre,  Feldahorn,  b. 
*Cercis  Siliquastrum,  Judasbaum,  b 
Pinus  silvestris,  Kiefer,  b  ^stäubt)  [17  V]. 
Chrysanthemum  leucanthemum,Johannis- 

blume,  b. 
Evonymus  europaea,   gemeiner  Spindel- 
baum, b.  [22  V] ;  f  (Kapsel  ganz  carmin- 
rot   gefärbt,   nicht   mehr   fleischig,   in 
der  Regel   aufgesprungen,   der  saftige 
orangefarbene   Samenmantel   hat   sich 
von  ihr  abgelöst  . 
Salvia  pratensis,  Wiesensalbei,  b. 
^^Morus  alba,  weiße  Maulbeere,  b  (stäubt). 
Philadelphus  coronarius,  falscher  Jasmin, 

b  [3  VI]. 
Robinia     Pseudacacia,     weiße     Robinie, 

Akazie,  b  [3  VI]. 
Seeale    cereale    aestivum,    Sommerkoni, 

b;  E. 
Triticum  vulgare  hibernum,  Winterweizen, 

b;  E 
*01ea  europaea,  Oelbaum,  b. 
Calluna  vulgaris,  Haidekraut,  b  [24  VII]. 
Colchicum  autumnale,  Herbstzeitlose,  b. 
Fagns  silvatica.  Buche,  f. 


—     279        - 

Die  Beobachter  werden  gebeten,  gütigst  dafür  Sorge  tragen  zu 
wollen,  daß  an  ihrer  Station,  wenn  sie  selbst  durch  irgendwelche 
Umstände  (Wegzug,  Krankheit  u.  s.  w.)  nicht  mehr  in  der  Lage 
sind  weiter  zu  beobachten,  die  Aufzeichnungen  fortgesetzt  werden, 
damit  möglichst  vieljährige  Beobachtungsreihen  an  derselben  Station 
entstehen. 


Die  (eingeklammerten  Daten)  sind  nach  Angabe  der  Beobachter 
selbst  nur  annähernd  genau;  [eckige  Klammern]  enthalten  meine 
Ansicht. 

Aberystwyth,  Wales.  —  Dr.  J.  H.  Saltev. 

1906.  Aes.  BO  31  IIL  b  10  V.  Bet.  BO  8  IV,  b  8  IV.  Corn.  s.  b  28  V. 
Cory.  b  15  I.  Crat.  b  12  V.  Cyt.  b  18  V.  Fag.  Bu  21  IV.  Lig.  b  28  VI,  f  (j  X- 
Lil.  b  12  VII.  Narc.  p.  b  15  IV.  Prun.  av.  b  8  IV.  Prun.  sp.  b  10  III.  Pyr. 
c.  b  1  IV.  Pyr.  M.  b  12  JY.  Quere.  BO  14  IV.  Rib.  ru.  b  18  III,  f  25  VI. 
Sah.  off.  10  VI.  Saiiib.  b  12  VI,  f  5  IX.  Sorb.  b  18  V,  f  6  VIII.  Spart,  b  7  IV. 
Syiu.  b   8  VI.  t:  18  VIII.     Syr.  b  29  IV.     Vit.  b  9  VII. 

Acer  p.  BO  15  IV.  b  8  IV.  Acer  P.  BO  16  III,  b  15  IV.  Aln.  b  4  IL 
Aueiii.  b  19  UI.  Berb.  b  12  V.  Buxiis  b  5  II.  Caltha  b  7  III.  Card,  b  31  III. 
Chel.  b  5  V.  Chry.  b  19  V.  Evon.  f  2  X.  Frax.  BO  1  V,  b  12  III.  Gal.  b  15  I. 
Hep.  b  25  II.  Jugl.  b  9  V.  Larix  b  1  III  Leu  b  26  II.  Narc.  P.  b  25  IL 
Phil,  b  3  VI.  Pin.  b  12  V.  Pop.  b  26  IL  Kan.  b  1  IL  Rib.  Gross,  b  12  III, 
f  7  VII.  Salix  b  23  II.  Salv.  p.  22  VI.  Tii.  g.  BO  8  IV.  Tuss.  b  25  II,  f  4  IV. 
Ulm.  b  26  IL 

Achselschwaug,  westl.  vom  Ammersee.  —  590  m.  —  Fr.  Reuther.  K. 
Kreistierarzt. 

1906.  Aes.  BO  28  IV,  b  20  V,  t  30  IX,  LV  3  X.  Atr.  b  28  VI,  f  19  VIII. 
Bet.  BO  6  V,  b  5  V,  LV  6  X.  Corn.  s.  b  26  VI,  f  20  IX.  Cory.  1.  8  IIL  Crat. 
b  24  V.  Cyd.  b  29  V.  Cyt.  b  31  V.  Fag.  BO  6  V,  W  11  V,  LV  3  X.  Lig.  b 
30  VI,  f  30  IX.  Lil.  b  9  VII.  Narc.  p.  b  30  IV.  Prun.  av.  b  28  IV.  Prun.  C. 
b  8  V.  Prun.  P.  b  10  V.  Prun.  sp.  b  26  IV.  Pyr.  c.  b  7  V.  Pyr.  M.  b  18  V. 
Quere.  BO  11  V,  W  22  V,  LV  6  X.  Rib.  ru.  b  29  IV,  f  20  VII.  Rub.  b  8  VI, 
f  25  VII.  Samb.  b  26  VI,  f  15  IX.  See.  b  10  VI,  E  31  VII.  Sorb.  b  22  V,  f  17 
VIII.     Syr.  b  24  V.     Til.  g.  b  6  VII.     Til.  p.  b  22  VII.     Vit.  b  7  VII. 

Abies  b  8  V.  Acer  c.  b  13  V.  Acer  p.  BO  3  V.  b  21  IV.  LV  2  X.  Aeer 
P.  BO  6  V,  b  12  V,  LV  3  X.  Aln.  b  19  III.  Anem.  b  9  IV.  Berb.  b  26  V.  Call, 
b  20  VIII.  Caltha  b  16  IV.  Card,  b  26  IV.  Chel.  n  8  V.  Chry.  1)  26  V.  Coleb, 
b  26  IX.  Corn.  m.  b  8  IV,  f  24  IX.  Evon.  b  30  V,  f  27  IX.  Fag.  f  30  VIII. 
Frax.  BO  22  V,  b  6  V,  LV  6  X.  Gal.  b  15  III,  Blattsp.  1  III.  Hep.  b  16  IIL 
Jugl.  b  22  V.  f  30  IX.  Larix  b  10  IV.  Leu.  b  11  III.  Lon.  X.  b  24  V,  f  18  Vn. 
Nar.  P.  b  11  IV.  Phil,  b  21  VI.  Pin.  b  22  V.  Pop.  b  18  III.  Prun.  Arm.  h 
19  IV.  Ran.  b  11  IV.  Rib.  Gross,  b  28  IV,  f  28  VII.  Salix  b  5  IV.  Salv.  |). 
b  26  V.  Til.  g.  BO  5  V,  LV  2  X.  Til.  p.  BO  12  V,  LV  2  X.  Trit.  b  28  VI, 
E  10  VIII.     Tuss.  b  18  III,  f  28  IV.     Ulm.  b  12  IV.     Vacc.  b  13  V. 

Annarode,  Kreis  Mansfelder  Geb.  —   370  m.  —  Nicolai,  Kgl.  Förster. 


l)   7    III. 

Fag. 

Pyr.  M  b 

13  V. 

Rib.  ru. 

b   18 

II.     Narc. 

P.  b 

s.  1.  5  IV, 

f  10 

.   b   5  II. 

Cyd. 

IV.     Pyr. 

M.  b 

—     280     — 

19ÜÜ.     Aes.  BO    29    IV,    b    IG  V.     ßet.    LV  25    X.     Cory. 
BO  4  V,  W  16  V,  LV  25  X.     Prun.  av.  b  4  V.     Prun.  C.  b  6  V. 
Quere.  BO  13  V,  W  29  V,  LV  29  X.     Eib.  au.  b  21   IV,  f  30  VI. 

IV,  f  24  VI.     See.  b  5  VI,  E  30  VII. 

Allem,  b  5  IV.     Gal.  b  6  III,    Blattsp.    13   II.     Hep.    h   8   ] 
3  IV.     Rib.  G.  b  4  V,  t  3  VIT.     Trit.  b  30  VI,   E  12  VIII.     Tuss. 

V.  Vaec.  b  4  V. 

Areo,  Südtirol.  —  91  m.  —  Emil  Diettrieh-Kalkhoff. 

1906.     Aes.  BO    11  IV,    b  26  IV.  f  20  IX,   LV  23  X.     Cory. 
b  28  IV.     Prun.  av.   b    11  IV.     Prun.  C.  b  13  IV.     Pyr.   c.   b 
22  IV.     Rib.  ru.  b  10  IV.     Syr.  b  22  IV.     Vit.  b  5  VI. 

Amyg.  b  8  III.  Pers.  b  31  III.  Prun.  Arm.  b  23  III.  Rib.  G.  b  10  IV. 
Tuss.  b  18  II. 

Aue,  Königreieh  Sachsen.  —  Ernst  0.  Zeil,  Lehrer. 

1906.  Aes.  BO  16  IV,  b  11  V,  Bet.  BO  18  IV,  b  23  IV.  Cory.  b  7  III. 
Fag.  BO  22  IV,  W  2  V.  Lon.  nigra  b  11  V.  Prun.  C.  b  28  IV.  Prun.  P.  b 
30  IV.  Prun.  sp.  b  26  IV.  Pyr  c.  b  29  IV.  Pyr.  M.  b  r>  V.  Quere.  BO  4  V, 
W  10  V.     Rib.  ru.  b  28  IV.     Sorb.  b  12  V.     S\t.  b  10  V. 

Aln.  b  10  III.  Anem.  b  3  IV.  Caltha  b  15  IV.  Card, 
m.  b  12  IV.  Frax.  BO  10  V.  Gal.  b  13  III,  Blattsp.  19  II. 
Pop.  b  21  III.  Ran.  b  28  IV.  Rib.  G.  b  24  IV.  Salix  b  3 
2.T  IV.     Tuss.  b  19  ni.     Ulm.  b  18  IV.     Vacc.  b  28  IV. 

Auerbach,  Bergstraße.  —  Dr.  von  Derschau. 

1906.     Bet.  b    11  IV.     Crat.  b  9  V.     Cyd.  b  7  V.     Cyt.  b 
12  IV.     Prun.  sp.  b  12  IV.     Pyr.  c.  b  17  IV.    Pyr.  M.  b  27  IV. 
Syr.  b  1  V. 

Amyg.  b  21  III.  Anein.  b  7  IV.  Berb.  10  V.  Caltha  b  9  IV.  Cerc.  b 
2  V.  Chel.  b  18  IV.  Morus  b  1  V.  Pers.  b  16  IV  [spät].  Salix  10  III. 
Tuss.  b  1  IV. 

Augustenburg,  Insel  Alsen.  —  72  m.  —  W.  Meyer,  Apotheker. 

1906.  Aes.  BO  15  IV,  b  12  V.  Bet.  BO  4  V,  b  3  V.  Com.  s.  b  10  VI. 
Cory.  b  6  III.  Crat.  b  20  V.  Cyd.  b  20  V.  Cyt.  b  15  \'.  Fag.  BO  25  IV,  W 
5  V.  Lig.  b  22  VI.  Lil.  b  4  VII.  Lon.  t.  b  12  V,  f  20  VII.  Narc.  p.  b  10  V. 
Prun.  av.  b  3  V.  Prun.  C.  b  8  V.  Prun.  sp.  b  5  V.  Pyr.  c.  b  8  V.  Pyr.  M. 
b  9  V.  Quere.  BO  10  V,  W  12  V.  Rib.  au.  b  22  IV.  Rib.  ru.  b  20  IV,  f  6  VII. 
Rub.  b  5  VI,  f  17  VII.  Samb.  b  8  VI.  See.  b  1  VI,  E  27  VII.  Sorb.  b  25  V. 
Sym.  b  12  VI.     Syr.  b  12  V.     TU.  g.  b  8  VII.     Til.  p.  b  12  VII. 

Acer  p.  BO  16  V,  b  15  V.  Acer  P.  BO  2  VI,  b  30  V.  Aln.  b  24  III. 
Anem.  b  8  IV.  Buxus  b  3  V.  Caltha  b  12  IV.  Card,  b  5  V.  Chel.  b  20  V. 
Chry.  b  4  VI.  Oolch.  b  26  IX.  Evon.  b  2  VI.  Frax.  BO  9  V,  b  12  V.  Gal. 
b  15  II,  Blattsp.  15  XI  1905.  Jugl.  b  18  V.  Larix  b  3  V.  Lon.  X.  b  12  V. 
Morus  b  6  VI.  Narc.  P.  b  8  IV.  Phil,  b  8  VI.  Pop.  b  16  IV.  Ran.  b  8  IV. 
Rib.  Gr.  b  20  IV.  Rob.  b  1  VI.  Salix  b  6  IV.  Til.  g.  BO  12  V.  Tu.  p.  BO 
16  V.     Trit.  b  6  VI,  E  1  VIII.     Tuss.  b  6  IV.     Ulm.  b  8  IV. 

Babenhausen,   Starkenburg.  —  Oberlehrer  F.Bock,  Rektor. 

1906.  Aes.  BO  11  IV,  b  9  V.  Bot.  BO  17  IV.  Cory.  b  17  II.  Crat.  b 
11  V.  Pag.  BO  20  IV.  Pyr.  c.  b  17  IV.  Pyr.  M.  b  29  IV.  Rib.  au.  b  16  IV. 
Rib.  ru.  b  15  IV,  f  23  VI.  Rub.  b  19  V,  f  26  VI.  Salv.  off.  b  14  V.  See.  b  1 
VL  E  18  VII.     Syr.  b  7  V.     Til.  p.  b  27  VI. 


b   J9 

IV. 

C 

oni. 

Larix   b 

18 

IV. 

IV. 

Til. 

g- 

BO 

7  V. 

Prun.  ( 

::.  b 

Rib. 

ru.  1 

)  9 

IV. 

—     281     — 

Aln.  b  2  m.  Card,  b  23  IV.  Frax.  BO  8jV.  Pin.  b  22  V.  Rib.  G.  b  13 
IV.     Salix  b  8  IV. 

Beerfelden,   Odenwald.  —  400  m.  —  Breidenbach,  Lehrer. 

1906.  Bet.  BO  10  IV,  LV  6  X.  0yd.  b  [4  VI  spät].  Fao.  BO  15  IV, 
W  25  IV,  LV  10  X.  Lil.  b  5  VII.  Prua.  av.  b  1  V  [spät],  Pyr.  c.  b  5  V.  Pyr. 
M.  b  20  V  [spät].  Quere.  BO  10  V.  W  20  V,  LV  5  X.  See.  E  1  VIII.  TU.  g. 
b  28  VI.     Til.  p.  b  6  VII. 

Bielefeld,  Westfalen.  —  105  in.  —  Hugo  Nieinann,  Rentner. 

1906.  Aes.  BO  11  IV,  b  4  V,  f  11  IX,  LV  3  X.  Bet.  BO  13  IV,  LV  8  X. 
Corn.  s.  b  8  VI,  f  25  VIII.  Cory.  b  1  II.  Grat,  b  9  V.  Cyd.  b  12  V.  Cyt.  b 
10  V.  Fag-.  BO  13  IV,  W  4  V,  LV  8  X.  Lig.  b  21  VI,  f  20  IX.  Lil.  b  4  VII. 
Lon.  t.  b  8  V,  f  1  VIT.  Prun.  av.  b  14  IV.  Prun.  C.  b  18  IV.  Prun.  P.  b  28 
IV.  Prun.  sp.  b  18  IV.  Pyr.  c.  b  19  IV.  Pyr.  M.  b  1  V.  Quere.  BO  27  FV, 
W  8  V,  LV  12  X.  Rib.  au.  b  16  IV.  Rib.  ru.  b  13  IV,  f  21  VI.  Rub.  b  22  V, 
f  27  VL  Salv.  off.  b  12  VI.  Samb.  b  4  VI,  f  20  VIII.  See.  b  5  VI,  E  25  VII. 
Sorb.  b  9  V,  f  30  VII.  Spart,  b  9  V.  Syni.  b  1  VI.  Syr.  b  8  V.  Til.  g.  b  21 
VI.     Til.  p.  b  6  VII.     Vit.  b  26  VI  (Südwand,  früher  Malingre). 

Acer  p.  BO  16  IV,  b  10  IV.  Acer  P.  BO  15  IV,  b  25  IV.  Aln.  b  8  III. 
Berb.  b  9  V.  Call,  b  31  VII.  Card,  b  18  IV.  Chel.  b  27  IV.  Chry.  b  28  V. 
Corn.  m.  b  9  III.  Frax.  BO  26  IV.  Blattfall  26  X.  Gal.  b  11  II.  Hep.  b  8  III. 
Larix  b  11  IV.  Leu.  b  22  II.  Lon.  X.  b  8  V,  f  12  VII.  Phil,  b  31  V.  Pin. 
b  19  V.  Ran.  b  12  IV.  Rib.  G.  b  14  IV,  f  10  VII.  Rob.  b  4  VI.  Til.  g.  BO 
13  IV.     Trit.  E  7  VIII.     Tuss.  b  7  III,  f  21  IV. 

Blödesheim  bei  Eppelsheira,  Rheinhessen.  —  270  ni.  —  G.  Class,  Rentner. 

1906.  Aes.  BO  12  IV,  b  4  V.  LU.  b  2  VII.  Prun.  av.  b  17  IV.  Prun. 
C.  b  21  IV.  PjT.  c.  b  24  IV  [spät].  Pyr.  M.  b  2  V.  Rib.  ru.  b  18  IV,  f  22  VI. 
See.  b  31  V,  E  23  VII.     Syr.  b  6  V. 

Arayg.  b  11  IV.     Prun.  A.  b  8  IV.     Rib.  Gr.  b  17  IV. 

Bozen-Gries,  Tirol.  -   265—295  m.  —  Dr.  W.  Pfaff,  Advokat. 

1906.  Aes.  BO  27  III,  b  16  IV,  f  16  IX,  LV  26  X.  Bet.  BO  4  IV,  b  5  IV, 
LV  23  X.  Corn.  s.  b  13  V,  f.  20  VII.  Cory.  b  11  II.  Grat  b  29  IV.  Cyd. 
b  23  IV.  (Fag.  BO  14  IV,  LV  10  XI,  einzelner  Baum).  Prun.  av.  b  4  IV.  Prun. 
sp.  b  31  III.  Pyr.  c.  b  8  IV.  Pyr.  M.  b  16  IV.  (Quere.  BO  9  IV,  LV  10  XI, 
einzelner  Baum).  Rib.  au.  b  11  IV.  Rib.  ru.  b  4  IV.  Samb.  b  11  V,  f  20  VII. 
(Sorb.  b  2  V).     (Sym.  b  21  V,  f  15  VII).     Syr.  b  17  IV.     Til.  g.  b  30  V. 

Acer  p.  BO  9  IV,  b  30  III,  LV  20  X.  Acer  P.  BO  8  IV,  LV  5  XI.  Aln. 
b  2  III.  Amyg.  b  10  III.  Berb.  b  20  IV.  Buxus  b  17  III  Com.  m.  b  11  III. 
Evon.  b  9  V.  Jugl.  b  16  IV.  Lon  X.  b  22  IV.  Pers.  b  31  III.  Prun.  Arm.  b 
29  III.     Rob.  b  12  V.    Til.  p.  BO  9  IV,  LV  24  X.     Tuss.  b  5  II.     Ulm.  b  15  III. 

Braintree  (Fennes)  Essex,  England.  —  72  ra.  —  H.  S.  Tabor. 

1906.  Aes.  BO  1  IV,  b  15  V.  Corn.  s.  b  13  VL  Cory.  b  18  I.  Grat,  b 
8  V.  Cyt.  b  17  V.  Fag.  BO  22  IV.  Prun.  sp.  b  10  IV.  Pyr.  c.  b  9  IV  iwall,. 
Quere.  BO  9  V.     Spart,  b  26  IV. 

Acer  c.  b  5  V.  Acer  P  BO  24  IV,  b  5  V.  Anem.  b  9  IV.  Caltha  b  5  IV. 
ChrA'.  b  8  VI.  Frax.  BO  15  V.  Gal.  b  17  I.  Hep.  b  17  I.  Larix  b  6  IV.  Ran. 
b  21  III.     Salix  b  7  III.     Tuss.  b  16  III.     Ulm.  b  3  II. 

Brandenburg  an  der  Havel.  —  30—40  m.  —  Barnewitz,  Professor. 
1906.     Aes.  BO  12  IV,  b  29  IV.     Bet.  BO  13  IV,  b    13  IV.     Cory.  b  9  II. 
Cyt.  b  8  V.     Fag.  BO  18  IV.     Lon.   t.  b.   1  V.     Prun.  av.   b    16  IV.     Prun.  P.   b 


—     282     — 

20  IV.     Prun.  sp.    b  Iti  IV.     Pyr.  c.  b  19  LV.     Quere.   M)  18  IV\  W  27   IV.     Rih. 
au.  h  15  IV.     Hib.  ru.  b  12  IV.     Syr.  b  30  IV.     Til.  g.  b  15  VI. 

Acer  p.   BO    12   IV,    b  12    IV.     Chel.  b  22  IV.     Corn.  m.  b    5  III.     Phil.   U 
22  V.     Rib.  Li.  h   11  IV.     Rob.  b  22  V.     Til.    g.  BO   13  IV.     Til.   p.    BO   25  IV. 
ßrixham,  Devonshire,  England.  —  F.  W.  Millet. 

1906.  Aes.  b  21  IV.  Cory.  b  28  II.  Cvat.  b  10  V.  Cyt.  b  123  V  si)ät  . 
Prun.  sp.  b  13  III.     Syr.  b  7  V. 

Chry.  b  4  VI.     Gal.  b  29  I.     Tuss.  b  24  III. 

Budapest.  —  108  ni.  —  a)  Jakob  Schenk,  Assistent  an  der  üntfar. 
Ornithol.  Zentrale. 

1906.  Aes.  b  24  IV.  Narc.  p.  b  24  IV.  Prun.  av.  b  11  IV.  Prun.  C. 
b  16  IV.  Prun.  sp.  b  10  IV.  Pyr.  c.  b  22  IV.  Pyr.  ]\l  b  22  IV.  Sanib.  b  13  V. 
Syr.  b  23  IV. 

Acer  P.  b  8  IV.     Cereis  b  26  IV.     Prun.  A.  b  8  IV.     Rob.  b   13  V. 
b)  Eugen  Greschik. 

1906.  Aes.  b  28  IV,  LV  30  IX.  Cyd.  b  1  V.  Cyt.  b  30  IV.  Lig.  b  27  V. 
Lon.  t.  b  30  IV.  Prun.  P.  b  25  IV.  Quere.  LV  9  X.  Rib.  au.  1.  1  V.  Sanih. 
b  12  V.     Syr.  b  23  IV 

Acer  p.  LV  23  IX.  Acer  P.  b  1  V.  Amyg.  b  25  III.  Berb.  b  1  V.  Corn. 
m.  b  20  III.  Frax.  LV  9  X.  Jugl.  b  2  V.  Morus  b  1  V.  Phil,  b  20  V. 
Rob.  b  14  V. 

Bullau,  Odenwald  —  etwa  500  ni.  —  Kraenier,  Lehrer. 
1906.     Aes.  BO  5  V,  b  11  .V,  f  24  IX,  LV  17  X.     Bet.  BO  24  IV,    b  1  V. 
Corn.  s.  b  15  VI,  f  15  X.     Cyd.  b  21  V.     Prun.  av.  b  25  IV.     Prun.  C  b  30  IV. 
Prun.  sp.  b  25  IV.     Pyr.  c.  b  30  IV.     Pyr.  M.  b  6  V.     Rib.  ru.  b  20  IV,  f  5  VII. 
See.  b  8  VI,  E  4  VIÜ.     Sorb.  b  21  V,  f  [15  X  spät]      Syr.  b  10  V. 

CaU.  b  16  VIII.  Colch.  b  25  IX.  Ran.  b  4  IV.  Rib.  G.  b  18  IV. 
Salix  b  12  IV. 

Burghausen  an  der  Salzach.  —  365  ni.  —  W.  Rudel,  Pfarrer  a.  D. 
1906.  Aes.  BO  15  IV,  b  8  V,  f  20  IX,  LV  5  X.  Bet.  BO  16  IV,  b  17  IV. 
Corn.  s.  b  7  VI.  f  15  IX.  Cory.  b  27  II.  Crat.  b  14  V.  Cyt.  b  13  V.  Fag.  BO 
24  IV,  W  1  V,  LV  10  X,  Laubfall  1  XI.  Lig.  b  17  VI,  f  15  IX.  Lil.  b  3  VII. 
Lon.  t.  b  10  V.  Narc  p.  b  30  IV.  Prun.  av.  b  17  IV.  Prun.  C.  b.  20  IV. 
Prun.  P.  b  25  IV.  Prun.  sp.  b  18  IV.  Pyr.  c,  b  26  IV.  Pyr.  M.  b  4  V.  Quere. 
BO  5  V,  W  15  V,  LV  15  X,  Laubfall  8  XL  Rib.  ru.  b  19  IV,  f  30  VI.  Rub. 
b  24  V,  f  7  VII.  Salv.  off.  b  9  VI.  Sauib.  b  3  VI,  f  27  VIII.  See.  b  25  V, 
E  9  VII.     Syr.  b  5  V.     Til.  g.  b  26  VI.     Til.  p.  b  6  VII. 

Acer  p.  b  17  IV.  Acer  P.  b  14  V.  Aneni.  b  20  III.  Berb.  b  14  V.  Caltha 
b  23  III.  Chry.  b  10  V.  Corn.  m.  b  18  III.  Gal.  b  20  II.  Hep.  b  28  II.  Jngl. 
b  11  V.  Leu.  b  1  III.  Lon.  X.  b  9  V.  Prun.  Arm.  b  20  IV.  Ran.  b  25  III. 
Rib.  G.  b  17  IV.     Salv.  p.  b  7  V.     Til.  g.  BO  10  V.     Tuss.  b  7  III. 

Charlotten  bürg.  —  33  m.  —  Bodenstein,  Rechnungsrat.  —  Beobachtungs- 
gebiet: Tiergarten  und  Umgebung. 

1906.     Aes.  BO  14  IV,  b  8  V,  LV  6  X.     Bet.  BO  14  IV,  LV  15  X.     Cory. 
b  24  II.     Fag.  BO  5  V.  W  9  V,  LV  25  X.     Prun.  av.  b  14  IV.     Prun.  C  b  19  IV. 
Prun.  P.  b  20  IV.     Quere.  BO  23  IV,  W  8  V,  LV  23  X. 
Corn.  m.  b  12  III. 

Coimbra,  Portugal.  —  89  m.  —  A.  F.  Moller.  Inspektor  des  botan. 
Gartens.     Beobaehtunirsgebiet  ist  der  botanische  Garten. 


—     283     — 

1906.  Aes.  BO  1  II,  b  12  III,  f  10  IX,  LV  20  XI.  Atro.  b  10  V,  f  28  VII 
Bet.  BO  18  III,  LV  8  XI.  Corn.  s.  b  7  V,  f  10  IX.  Cory.  b.  26  XII  1905.  Crat 
b  23  III.  Cyd.  b  5  III.  Cyt.  b  7  IV.  Fag.  BO  14  IV,  LV  10  XI.  Lig.  b  12  V 
f  15  IX.  Lil.  b  18  V.  Lon.  t.  b  16  III.  Narc.  p.  b  10  IIL  Prun.  av.  b  23  111. 
Pruu.  sp.  b  15  II.  Pyr.  c.  b  15  III.  Pyr.  M.  b  31  III.  Quere.  BO  28  IIL 
W  12  IV,  LV  7  XI.  Rub.  b  15  IV,  f  14  VI.  Salv.  off.  b  3  IV.  Samb.  b  25  III, 
f  12  VIII.  See.  b  25  IV,  E  16  VI.  Sym.  b  8  V,  f  9  VIII.  Syr.  b  4  IV.  Til. 
eu.  (T.  vulgaris  Heyne)  b  7  VI.     Vit.  b  25  V. 

Acer  i)  BO  28  III,  LV  7  XL  Acer  P.  BO  31  III,  LV  2  XI. 
Amyi;.  b  6  IL  Berb.  b  15  V.  Buxus  b  2  I.  Cerc.  b  15  III.  Chel.  b  10  I. 
Com.  111.  b  1  III.  Prax.  BO  10  IL  b  20  XII  —  5  I,  LV  10  XL  Jugl.  b  14  IV. 
Lauras  b  25  IL  Narc.  P.  b  5  IL  Olea  b  28  IV.  Phil,  b  20  IV.  Ran.  b  11  I. 
Rob.  b  15  IV.     Salix  b  21  IL     Til.  eu.    BO  15  IV,  LV  15  X.     Ulm.  b  21  I. 

Cr  um  Stadt,  s.  w.  von  Darmstadt.  —  Wetzel,  Lehrer. 

1906.  Aes.  BO  11  IV,  b  5  V.  Cyt.  b  8  V.  Prun.  0.  b  19  IV.  Pyr.  c. 
b  17  IV.  Pyr  M.  b  3  V  [spät].  Rib.  ru.  b  13  IV,  f  17  VL  Rnb.  b  29  V.  Samb. 
b  1  VI.     See.  b  28  V,  E  25  VII.     Syr.  b  3  V.     Til.  g.  b  22  VI. 

Buxus  b  12  IV.     Rib.  G.  b  11  IV.     Rob.  b  27  V.  Til.  g.  BO  17  IV. 

Üarmstadt.  —  145  m.  —  Professor  Dr.  Ihne.  -  Die  Beobachtungen  sind 
meist  im  südwestl.  Teile  gemacht. 

1906.  Aes.  BO  11  IV,  b  23  IV,  f  9  IX,  LV  12  IX.  Corn.  s.  b  30  V, 
f  (25  VIII).  Cory.  b  22  IL  Crat.  b  8  V.  Cyd.  b  7  V.  Cyt.  b  9  V.  Fag.  BO 
14  IV,  Ludwigshöhe,  W  18  IV,  LV  21  X.  Lig.  b  7  VI,  f  (9  IX).  Lil.  b  29  VI. 
Prun.  av.  b  11  IV.  Prun.  C.  b  (14  4V).  Prun.  P.  b  14  IV.  Prun.  sp.  b  10  IV. 
Pyr.  c.  b  14  IV.  Pyr.  M.  b  24  IV.  Rib.  au.  b  12  IV.  Rib.  ru.  b  11  IV,  f  (26  VI). 
Samb.  b  (19  V,  f  13  VHP.  See.  b  29  V,  Sorb.  b  8  V,  f  (5  VIII).  Sym.  b  24  V, 
f  (31  VII).     Syr.  b  30  IV.     Til.  g.  15  VL 

Acer  p.  b  9  IV.  Colch.  b  (4  IX).  Corn.  m.  b  7  III.  Leu.  b  22  IL 
Narc.  P.  b  ^18  III).  Pers.  b  9  IV.  Phil,  b  25  V.  Prun.  A.  b  7  IV.  Ran.  b 
18  III.     Rib.  G.  b  11  IV.     Rob.  b  27  V. 

Dieburg,  östl.  von  Darmstadt.  —  145  m.  —  Karl  Schuchinann,  Primaner. 

1906.  Aes.  b  2  V  Bet.  b  9  IV.  Cory.  b  15  IL  Cyd.  b  9  V.  Prun.  av. 
b  11  IV.  Prun.  C.  b  16  IV.  Prun.  P.  b  17  IV.  Prun.  sp.  b  13  IV.  Pyr.  c.  b 
12  IV.     Pyr.  M.  b  26  IV.     Syr.  b  2  V. 

Abies  b  2  V.  Acer  c.  b  4  V.  Aln.  b  4  III.  Auem.  b  18  III.  Caltha  b 
10  IV.  Card,  b  11  IV.  Colch.  b  15  IX.  Gal.  b  24  IL  Larix  b  5  IV.  Leu.  b 
22  IL  Pers.  b  9  IV.  Pop.  b  14  III.  Ran.  b  14  IIL  Rib.  Gross,  b  10  IV.  Salix: 
b  12  III.     Vacc.  b  25  IV. 

Dölitz  bei  Leipzig.  —  Ed.  Platz,  Lehrer. 

1906.  Aes.  BO  16  IV,  b  5  V,  f  18  IX.  LV  30  IX.  Bet.  BO  18 IV,  b  16  IV, 
LV  7  X.  Corn.  s.  b  31  V,  f  8  IX.  Cory.  b  16  IL  Crat.  b  10  V.  Cyd.  b  12  V. 
Cyt.  b  12  V.  Fag.  BO  20  IV,  W  2  V,  LV  14  X.  Lig.  b  15  VI,  f  20  IX.  Lil. 
b  26  VI.  Narc.  p.  b  30  IV.  Prun.  av.  b  15  IV,  Prun.  C.  b  18  IV.  Prun.  P. 
b  24  IV.  Prun.  sp.  b  14  IV.  Pyr.  e.  b  20  IV.  Pyr.  M.  b  1  V.  Quere.  BO  26 
IV.  W  4  V,  LV  6  X.  Rib.  au.  b  16  IV,  i  26  VI.  Rib.  ru.  b  15  IV,  f  30  VI. 
Salv.  off.  b  26  V.  Samb.  b  23  V,  f  18  VIII.  See.  b  24  V,  E  19  VII.  Sorb.  b 
8  V,  f  20  VII.    Sym.  b  26  V,  f  22  VII.    Syr.  b  6  V.    Til.  g.  b  17  VI.    Til  p.  b  30  VI. 

Anem.  b  3  IV.  Berb.  b  12  V.  Caltha  b  13  IV.  Card,  b  21  .IV.  Corn. 
111.  1.  9  III,  f  30  VIII.     Narc.  P.  b  8  IV.     Ran.  b  6  IV.     Rib.    G.    b  14  IV,   f  12 


—     284     — 

VII.  Salix  b  21  [JI.  ril.  y.  W)  16  IV,  LV  19  IX.  Til.  p.  Bü  6  V,  LV  28  IX. 
Tuss.  b  20  III,  f  18  IV.     llliii.  b  23  III. 

Eislebea,    Prov.  Sachsen.  —  125  —  150  in.     a)  Professor  Otto. 

1906.  Aes.  BO  15  IV,  b  5  V,  f  15  IX,  LV  10  X.  Cory.  b  21  II.  Grat, 
b  10  V.  Lil.  b  29  VI.  Lon.  t.  b  10  V.  Narc.  p.  b  1  V.  Prun.  av.  b  16  IV. 
Prun.  C.  b  20  IV.  Prun.  P.  b  2  V.  Pnin.  sp.  b  21  IV.  Pyr.  c.  b  18  IV.  Pyr. 
M.  b  2  V.  Quere.  W  2  V.  Rib.  ru.  b  22  IV.  Samb.  b.  4  VI.  See.  b  5  VI. 
Syr.  b  5  V.     Til.  g.  b  21  VI.     Til.  p.  b  27  VI.     Vit.  b  22  VI. 

Com.  in.  b  17  III.  Frax.  b  15  IV.  Gal.  b  25  IT.  Hep.  b  4  III.  Prun. 
A.  b  7  IV.  Rib.  G.  b  14  IV.  Rob.  b  2S  V.  Til  g.  BO  13  IV,  LV  27  IX.  TU. 
p.  BO  23  IV,  LV  2  X. 

b)  H.  Eggers. 

1906.  Aes.  BO  18  IV,  b  5  V,  f  18  IX,  Laubfall  7  X.  Bet.  BO  18  IV, 
b  14  IV,  Laubfall  29  X.  Cory.  b  28  I.  Crat.  b  10  V.  Cyt.  b  8  V.  Fag.  BO 
1  V,  Laubfall  28  X.  Lon.  t.  b  13  IV.  Prun.  av.  b  15  IV.  Prun.  P.  b  21  IV. 
Pyr.  c.  b  17  IV.  Pyr.  M.  b  3  V.  Quere.  BO  6  V,  Laubfall  11  XI.  Samb.  b  23 
V,   f  14  VIII.     See.  b  31  V.     Sorb.  b  7  V.     Syr.  b  5  V.     Til.  g    b  26  VI. 

Acer  p.  BO  26  IV,  b  11  IV,  Laubfall  7  X.  Aln.  b  5  III.  Anera.  b  7  IV. 
Caltha  b  21  IV.  Card,  b  21  IV.  Chry.  b  18  V.  Corn.  m.  b  8  III.  Frax.  BO 
6  V,  b  21  IV,  LV  11  XL  Hep.  b  7  III.  Jugl.  b  4  V,  f  20  IX.  Lon.  X.  b  6  V. 
Phil,  b  27  V.  Pop.  b  4  IV.  Ran.  b  7  IV.  Rib.  G.  b  17  IV.  Rob.  b  26  V. 
Til.  p.  BO  6  V,  Laubfall  6  X.     Tuss.  b  6  III.     Ulm.  b  1  IV.     Vacc.  b  6  V. 

Erb  ach  im  Odenwald.  —  L.  Falter,  Lehrer. 

1906.  Aes.  b  [14  V  spät].  Bet.  b  16  IV.  Cyt.  b  25  V.  Syr.  b  10  V. 
Til.  p.  b  23  VI. 

Phil,  b  10  VI.     Trit.  b  24  VI,  E  7  VIII. 

Erfelden  am  Rhein,  wostl.  von  Uarmstadt.  —  Gg.  Zaiger,  Lehrer. 

1906.  Aes.  BO  12  IV,  b  [8  V  spät],  LV  21  X.  Cra.  [b  16  V  spät].  Prun. 
sp.  b  10  IV.  Pyr.  c.  b  15  IV.  Pyr.  M.  b  22  IV.  Rib.  ru.  b  8  IV,  f  20  VI. 
Rub.  b  15  V,  f  1  VII.  Samb.  b  15  VI,  f  10  IX.  See.  b  10  VI  (spät],  E  20  VII. 
Syr.  b  1  V.     Vit.  b  10  VI. 

Card,  b  20  IV.  Colch.  b  15  IX.  Ran.  b  30  III.  Rib.  G.  b  15  IV,  f  5  VII. 
Salix  b  1  IV.     Salv.  p.  b  10  V. 

St.  Florian,  Ober-Österreich.  —  Fr.  Pirmin  Jäger.  —  Durch  Professor 
P.  Fr.  Schwab  in  Kremsmünster. 

1906.  Aes.  BO  13  IV,  b  2  V.  Bet.  BO  14  IV,  b  21  IV.  Corn.  s.  b  27  V. 
Cory.  b  28  II.  Crat.  b  7  V.  Cyd.  b  10  V.  Cyt.  b  11  V.  Fag.  BO  16  IV, 
W  22  IV.  Lig.  b  18  VI.  Narc.  p.  b  24  IV.  Prun.  av.  b  14  IV.  Prun.  P.  b  20 
IV.  Pyr.  c.  b  18  IV.  Pyr.  M.  b  1  V.  Quere.  BO  27  IV,  W  2  V.  Rib.  ru  b 
14  IV,  f  etwa  10  VIL  Salv.  off.  b  22  V.  Samb.  b  30  V.  See.  b  14  V  [früh]. 
E  9  VIL     Sorb.  b  12  V.     Sym.  b  2  VI.     Syr.  b  6  V.     Til.  g.  b  28  VI. 

Abies  b  27  IV.  Acer  c.  b  3  V.  Aln.  b  6  IIL  Anem.  b  17  III.  Berb  b 
10  V.  Buxus  b  etwa  22  IV.  Caltha  b  6  III.  Card,  b  etwa  18  IV.  Chel.  b 
25  IV.  Chry.  b  11  V.  Corn.  m.  b  11  V.  Corn.  m.  b  19  III.  Evon.  b  16  V. 
Gal.  b  5  IIL  Hep.  b  9  III.  Jugl.  b  5  V.  Larix  b  4  IV.  Leu.  b  6  IIL  Lon.  X. 
b  2  V.  Narc.  p.  b  10  IV.  Pers.  b  30  III.  Phil,  b  26  V.  Pin.  b  18  V.  Prun. 
A.  b  6  IV.  Ran.  b  8  III.  Rib.  G.  b  10  IV.  Rob.  b  27  V.  Salix  b  6  IIL  Salv. 
p.  b  1  V.     Til.  g.  BO  29  IV.     Trit.  b  15  VI,  E  20  VII. 


—     285     — 

Fo*(l  f  rsd  0  rf  bei  Neuruark,  Ostprtubeu.  45  iii.  Ebcvts,  K  gl.  Forst- 
meister. 

1906.  Aes.  BO  18  IV,  b  6  V.  Bet.  BO  19  IV,  LV  9  X.  Cory.  b  7  III. 
Fag.  BO  21  IV,  W  30  IV,  LV  7  X.  Lig.  b  23  VI.  Narc.  p.  b  26  IV.  Prun. 
av.  b  19  IV.  Prun.  C.  b  27  IV.  Prun.  P.  b  2  V.  Prun.  sp.  b  23  IV.  Pyr.  c. 
b  2  V.  Pat.  M.  b  6  V.  Quere.  BO  27  IV,  b  6  V,  LV  18  X.  Rib.  au.  b  30  IV. 
Rib.  ru.  b  19  IV.  Samb.  b  2  VI.  See.  b  25  V,  E  17  VII.  Sorb.  b  12  V.  Sym. 
b  3  VI.     S)T.  b  10  V.     TU.  p.  b  3  VII. 

Acer  p.  b  18  IV.  Acer  P.  BO  25  IV,  b  5  V,  LV  9  X.  Ancm.  b  6  IV. 
ran.  b  10  IV.  Caltha  b  17  IV.  Card,  b  28  IV.  Chry.  b  28  V.  Gal.  b  3  II. 
Hep.  b  27  III.  Larix  b  18  IV.  Leu.  \>  8  III.  Phil,  b  28  V.  Ran.  b  10  IV. 
Rib.  G.  b  17  IV.  Rob.  b  27  V.  Salix  b  S  IV.  Til.  p.  BO  29  IV,  LV  6  X. 
Tuss.  b  31  III. 

Frankfurt  a.  M.  —  100  m.  —  Frau  Johanna  Ziegler. 

1906.  Aes.  b  27  IV,  f  15  IX.  Cory.  b  14  I.  Grat,  b  8  V.  Cyd.  b  8  V. 
Cyt.  b  8  V.  Fag.  BO  13  IV,  W  30  IV.  Narc.  p.  b  18  IV.  Prun.  av.  b  9  IV. 
Prun.  P.  b  18  IV.  Prun.  sp.  b  12  IV.  Pjt.  c.  b  15  IV.  Pyr.  M.  b  21  IV. 
Quere.   BO   27  IV.     Rib.  au   b    14  IV.     Samb.  b   28  V.     See.  E    13  VII.     Sorb.  b 

7  V.     Spart,  b  8  V.     Syr.  b  2ß  IV. 

Berb.  b  9  V.  Gal.  b  (21  I  am  Main  im  Nizza  .  Lon.  X.  b.  6  V.  Narc. 
P.  b  18  IV.     Pers.  b  14  IV. 

Frauensee  bei  Tiefenort,  Sachsen-Weimar.  —  340  m.  —  Stichling,  Porst- 
meister. 

1906.  Aes.  BO  18  IV,  b  10  V,  f  22  IX,  LV  28  IX.  Bet.  b  30  III,  LV  17 
IX.  Cory.  b  25  I.  Crat.  b  9  V.  Fag.  BO  16  IV,  W  25  IV,  LV  30  IX.  Prun. 
av.  b  20  IV.  Prun.  C.  b  26  IV.  Prun.  P.  b  25  IV.  Prun.  sp.  b  16  IV.  Pyr.  c. 
b  28  IV.  Quere.  BO  4  V,  W  12  V,  LV  30  IX.  Rib.  au.  b  20  IV,  f  1  VII.  Rib. 
ru.  b  19  IV,  f  8  VII.  Rub.  b  18  V,  f  14  VII.  Samb.  b  8  \I,  f  16  VIII.  See. 
b  2  VI,  E  23  VIII  [spätj.  Sorb.  b  16  V,  f  27  VIII.  Spart,  b  11  V.  Syr.  b  8  V. 
Til.  g.  b  3  VII.     Til.  p.  b  12  VII.     Vit.  b  10  VI. 

Abies  b  8  V.  Acer  p.  b  14  IV.  Acer  P.  b  17  IV.  Aln.  b  26  I.  Call,  b 
28  VII.     Colch.  b    10  VIIL     Pag.  f  3  VIII.     Frax.  b  30  V,  LV   13  IX.    Larix  b 

8  IV.  Pin.  b  20  V.  Pop.  b  2  II.  Rib.  G.  b  18  IV,  f  6  VII  Rob.  b  18  VI. 
Salix  b  8  IL  Til.  g.  BO  17  IV.  Til.  p.  BO  23  IV.  Trit.  b  19  VI.  Vaec. 
b  22  IV. 

Geisenfeld,  Oberbayern.  —  Ed.  Schlereth,  Hauptlehrer. 

1906.  Aes.  BO  18  IV,  b  10  V,  f  14  IX,  LV  25  X.  Bet.  BO  20  IV,  LV 
22  X.  Cory.  b  2  III.  Fag.  BO  29  IV,  W  17  V,  LV  17  X.  Prun.  C.  b  21  IV. 
Pyr.  c.  b  28  IV.  Pyr.  M.  b  5  V.  Quere.  BO  6  V,  W  19  V,  LV  31  X.  Rib.  ru. 
b  19  IV*f  29  VI.  Samb.  b  10  V  pfi-ühj,  f  18  VIIL  See.  b  14  V  [?friih],  E  16 
VII.     Syr.  b  9  V. 

Til.  g.  BO  2  V,  LV  24  X.     Trit.  b  30  VI,  E  22  VII. 

Geisenheim,  Rheingau    —  Dr.  Lüstner  und  einige  seiner  Schüler. 

1906.  Aes.  BO  8  IV,  b  2  V,  f  15  IX,  LV  4  X.  Bet.  BO  8  IV,  b  8  IV, 
f  30  X.     Com.  8.  b  15  V   ifrühl,   f  10  VIIL     Cory.  b   19  I.     Cyd.  b  4  V.     Cyt.  b 

9  V.  Fag.  [BO  4  V,  W  5  V  sehr  geringe  Differenz],  LV  15  X.  Lig.  b  7  VI. 
f  28  Vm.  Lon.  t.  b  20  l\,  f  24  VI.  Prun.  av.  b  8  IV.  Prun.  C.  b  12  IV. 
Prun.  P.  b  18  IV.  Prun.  sp.  b  12  IV.  Pyr.  c.  b  13  IV.  Pjt.  M.  b  30  IV.  Quere. 
BO  18   IV.    W  16  V,    LV   25  X.     Rib.  au.  b    12  IV.    f   .".  VII      Rib.  ru.  b   12  IV, 


—     286     - 

f  18  VI.  Rub.  b  19  V,  f  20  VI.  Salv.  oft',  b  25  V.  Saiiib.  b  21  V.  f  7  VIII. 
Sorb.  b  10  V.  f  24  VII  ifrühj,  Spart,  b  1  V.  Sym.  b  25  V.  f  20  VII.  Syr.  b 
23  IV.     Til.  g.  b  18  VI.     Til.  p.  b  20  VI.     Vit.  b  15  VI. 

Abies  b  7  V.  Acer  c.  b  28  IV.  Acer  p.  BO  8  IV,  b  10  IV.  LV  20  X. 
Acer  P.  BO  9  IV,  b  15  IV,  LV  20  X.  Aln.  b  25  II.  Aiuyg.  b  12  III.  Aneiii. 
b  12  III.  Bcrb.  b  8  V.  Buxus  b  6  IV.  Call,  b  25  VII.  Caltha  b  10  IV.  Card, 
b  12  IV.  Cercis  b  8  V.  Cliel.  b  28  IV.  Coleb,  b  15  VIII.  Com.  m.  b  28  II. 
f  22  IX.  Evon.  b  14  V,  f  22  IX.  Fag.  f  22  X.  Frax.  BO  12  V,  b  9  V,  LV  15 
IX.  Gal.  b  30  I.  Jugl.  b  1  V.  f  15  IX.  Larix  b  15  III.  Lon.  X.  b  2  V,  f  6 
VII.     Morus   b   27  V.     Xarc.  P.   b   2  III.     Pers.  b   20  III.     Phil,  b  20  V.     Pin.  b 

17  V.  Pop.  b  5  III.  Prun.  A.  b  21  IIL  Kan.  b  10  III.  Kib.  G.  b  10  IV,  f  26 
VI.  Rob.  b  25  V.  Salix  b  12  III.  Salv.  p.  b  19  V.  Til.  g.  BO  23  III,  LV 
30  IX.     Til.  p.  BO  19  IV,  LV  10  X.     Tuss.  b  13  III,  f  22  IV.     ülni.  b  8  III. 

Gräfe nhausen,  n.  w.  von  Darmstadt.  —  Back,  Verwalter.  —  Die  Be- 
obachtungen sind  in  dem  großen  Garten  des  Ohlystifts  gemacht. 

1906.  Cyd.  b  11  V.  Cyt.  b  11  V.  Prun.  av.  b  17  IV.  Pyr.  c.  b  14  IV. 
Pyr.  M.   (28  IV).     Rib.  ru.  b  14  IV.     See.  b  28  V.     Sym.  b  26  V.     Syr.  b  29  IV. 

Rib.  G.  b  13  IV.     Rob.  b  29  V. 

Grebenhain,  Oberhessen.  —  440  m.  —  L.  Jost,  Bürgermeister. 

1906.  Aes.  BO  1  V,  b  18  V,  f  5  X,  LV  18  X.  Bet.  BO  1  V,  b  1  V,  LV  23  X. 
Com.  s.  b  15  VI.  f  18  IX.  Cory.  b  8  III.  Crat.  b  21  V.  Cyt.  b  1  VI.  Fag.  BO  1  V, 
W  7  V,  LV  10  X.  Narc.  p.  b  20  V.  Prun.  av.  b  4  V.  Prun.  C.  b  14  V.  Prun. 
P.  b  9  V.  Prun.  sp.  b  8  V.  Pyr.  c.  b  9  \'.  Pyr.  M.  b  17  V.  Quere.  BO  13  V, 
W  24  V,  LV  10  X.  Rib.  ru.  b.  1  V,  I  20  VII.  Rub.  b  15  VL  f  28  VII.  Samb. 
b  15  VI,  f  25  IX.  See.  b  10  VI,  E  5  VIII.  Sorb.  b  .24  V,  f  18  VIII.  Sym.  b 
20  VI,  f  25  VIII.     Syr.  b  25  V.     Til.  g.  b  15  VIL     Tu.  p.  b  25  VII. 

Acer  p.  BO  8  V,  b  IV,  LV  2  X.  Acer  P.  BO  6  V,  b  11  V.  LV  2  X. 
Aln.  b  20  ni.  Anem.  b  13  IV.  Call,  b  18  VIII.  Caltha  b  1  V.  Card,  b  9  V. 
Chel  b  18  V.  Chry.  b  4  VI.  Colch.  b  5  IX.  Frax.  BO  14  V,  LV  23  X.  Hep. 
b  1  IV.  Leu.  b  8  III.  Lon.  X.  b  18  V.  f  8  VIIL  Narc.  P.  b  13  IV.  Ran.  b 
13  IV.  Rib.  G.  b  30  IV,  f  27  VII.  Salix  b  12  IV.  Til.  g.  BO  14  V,  LV  8  X. 
Til.  p.  BO  13  V,  LV  8  X.  Trit.  b  8  VII,  E  20  VIII.  Tuss.  b  11  IV,  f  15  V. 
Vacc.  b  15  V. 

Greiz,  Reuss.  —  250—350  m.  —  Hotrat  Professor  Dr.  Ludwig,  Oberlehrer. 

1906.  Aes.  BO  16  IV,  b  14  V.  Bet.  BO  16  IV.  Cory.  b  5  III.  Fag.  BO 
20  IV.  Lil.  b  11  VII.  Narc.  j).  b  8  V.  Prun.  P.  b  24  IV.  Prun.  sp.  b  23  IV. 
Pyr.  e.  b  5  V.  Pyr.  M.  b  8  V.  Rib.  ru.  b  19  IV.  Samb.  b  10  VI.  See.  b  5  VI. 
Sorb.  b  15  V.     Syr.  b  14  V.     Til.  g.  b  1  VII.     Til.  \).  h  14  VII.     Vit.  b  18  VI 

Berb.  b  17  V.      Card,  b  5  V.      Chel.  b  9  V.      Chry.  b  29  V.      Co'rn.    m.  b 

18  III.  Evon.  b  21  V.  Gal.  b  25  II.  Hep.  b.  7  III.  Narc.  P.  b  11  IV.  Phil, 
b  12  VI.    Rib.  G.  b  22  IV.     Til.  g.  BO  20  IV.     Til.  p.  BO  26  IV.     Vacc.  b.  30  IV 

Groß-Bieberau,  Starkenburg.  —  162  m.  —  Eckstein,  Lehrer 

1906.  Aes.BO  16  IV,  b  6  V.  Fag.  BO  17  IV,  W  28  IV.  Narc.  p.  b  16  IV. 
Pyr.  b  18  IV.     Rib    ru.  b  16  IV. 

Caltha  b  12  IV.     Rib.  G.  b  15  IV.     Til.  g.  BO  15  IV. 

Guben,  Lausitz.   —  Frl.  Elisabeth  Euchler. 

1906.  Aes.  BO  11  IV.  Prun.  av.  b  13  IV.  Prun.  C.  b  15  IV.  Pyr.  M.  b 
17  IV.     Rib.  ru.  b  10  IV. 


—     287     — 

Acer  p.  b  11  IV.     Aln.  b  ö  111.     Corn.  iii.  b  18  lU.     Rib.  Gross,  b  11  IV. 
Hainsfarth  bei  Öttino;en  im  Ries.  —  a    Max  Dollrieß,  Gryninasiast. 

1906.  Aes.  BO  13  IV,  b  6  V.  Atro.  b  2  VI,  f  6  VIII.  Bet.  BO  16  IV, 
b  16  IV.  LV  12  X.  Crat.  b  29  V  [spät].  Fair.  BO  29  IV,  W  2  V.  Narc.  p.  b 
7  V.  Prun.  av.  b  19  IV.  Prun.  C.  b  29  IV.  Pruii.  P.  b  18  IV.  Prun.  sp.  b  21  IV. 
Pyr.  c.  b  23  IV.  Pyr.  M.  b  30  IV.  Quere.  BO  8  V.  W  20  V.  Eib.  au.  b  24  IV. 
Rib.  ru   b  23  IV.  f  2  VII.     See.  E  23  VII.     Syr.  b  8  V.  Vit.  b  3  VII. 

Auem.  b  13  IV.  Call,  b  6  IV.  Caltha  b  4  IV.  Card,  b  29  IV.  Chel.  b 
1  V  Cliry.  b  20  V.  Coleb,  b  2  IX.  Corn.  m.  b  13  III.  Evon.  b  20  V,  f  23  IX. 
Gal.  b  6  III.  Hep.  b  16  III.  lugl.  b  5  V.  f  25  IX  Larix  b  16  IV.  Leu.  b  16  III. 
Rib.  G.  b  10  IV,  f  19  VII.  Salix  b  23  III.  Salv.  p.  b  16  V.  Til.  p.  BO  21  IV. 
Trit.  b  15  VI,  E  3  VUI.     Tuss.  b  1  IV.     üiiii.  b  4  IV.     Vace.  b  .■)  V. 

b)  Herbert  Oberdorfer. 

1906.  Aes.  BO  13  IV,  b  7  V,  LV  24  X.  Atro.  b  7  VI.  Bet  BO  16  IV. 
Crat.  b  17  V.  Narc.  p.  b  7  V.  Prun.  av.  b  19  IV.  Prun.  C.  b  27  IV.  Prun.  P. 
b  18  IV.  Prun.  sp.  b  21  IV.  Pyr.  c.  b  23  IV.  Pyr.  M.  b  30  IV.  Rib.  au.  b 
24  IV,  f  16  VII.  Rib.  ru.  b  23  IV,  f  IT  VII.  Salv.  off.  b  12  V.  See.  b  1  VI. 
E  25  VII.     Syr.  b.  6  V. 

Abies  b  21  V.  Anem.  b  13  IV.  Berb.  b  27  V.  Caltha  b  4  IV.  Card,  b 
27  IV.  Chel.  b.  1  V.  Colch.  b  16  IX.  Corn.  m.  b  14  III.  f  3  X.  Gal  b  6  III. 
Hep.  b  16  in.  lugl.  b  5  V,  f  4  X.  Larix  b  16  IV.  Leu.  bl6  III.  Rib.  G.  b 
10  IV,  f  15  VII.,  Salix  b  22  III  Salv.  p.  b  11  V.  Til.  g.  BO  19  IV,  LV  12  X. 
Til.  p  BO  15  IV,  LV  13  X.  Trit.  b  14  VII,  E  2  VIII.  Tuss.  b  1  IV,  f  26  VII  [?,. 
Ulm.  b  4  IV.     Vaec.  b  5  V. 

Hainstadt  an  der  unteren  Müinling.  Kreis  Erbaeh.  Odenwald.  —  Hassen- 
fratz, Lehrer. 

1906.  Aes.  BO  13  IV.  Corn.  s.  b  30  V.  Trat,  b  11  V.  Cyd.  b  11  V. 
Cyt.  b  15  V.  Fag.  BO  15  IV,  AV  29  IV.  Lig.  b  14  VI.  f  16  IX.  Lil.  b  1  VII. 
Prun.  av.  b  11  IV.  Prun.  C.  b  25  IV  [spät].  Prun.  sp.  b  11  IV.  Pyr.  c.  b  17  IV. 
Pyr.  M.  b  1  V.  Quere.  BO  30  IV.  Rib.  ru.  b  13  IV.  f  19  VI.  Samb.  b  28  V. 
See.  b  29  V,  E  23  VII.     Syr.  b  9  V.     Til.  p.  b  25  VI. 

Caltha  b  16  IV.  Card,  b  20  IV.  Colch.  b  16  IX.  Narc.  P.  b  10  IV. 
Ran.  b  29  III.     Trit.  b  18  VL  E  6  VIIL     Vacc.  b  17  IV. 

Hamm,  Rheinhessen.  —  Valentin  Volz. 

1906.  Aes.  BO  [3  V,  b  7  V,  f  12  IX,  LV  27  X.  nur  2  Bäumej  Crat.  b 
9  V.  Prun.  sp.  b  2  IV.  Pyr.  c.  b  14  IV.  Pyr.  M.  b  25  IV.  Samb.  b  ^i  VI  spätl. 
f  16  VIIIj. 

lagt  b  8  V,  f  24  IX.     Morus  b   4  V.     Pers.  b   6  IV.     Prun    Arm    b    7  IV. 

Hangen- Weisheini,  Rheinhessen.  —  Ph.  Rupp.  Lehrer. 

1906.  Aes.  BO  9  IV.  Crat.  b  9  V.  Cyt.  b  9  V.  Lil.  b  25  VI.  Narc.  p. 
b  2  V.  Prun.  av.  b  14  IV.  Prun.  C.  b  17  IV.  Prun.  sp.  b  14  IV.  Pyr.  c.  b 
14  IV.  Pyr.  M.  b  1  V.  Rib.  au.  b  6  IV,  f  18  VI.  Rib.  ru.  b  5  IV.  f  18  VI. 
Samb.  b  26  V,  f  9  VIII.  See.  b  26  V.  Syr.  b  2  V.  Til.  g.  b  22  VI.  Til.  p.  b 
27  VL     Vit.  b  10  VI. 

Chel.  b  9  V. 

Häros,  Donauinsel  bei  Budapest.  —  101  m.  —  Jakob  Schenk.  Assistent 
an  der  Üngar.-Ornithol.  Zentrale. 

1906.  Amyg.  b  25  III.  Corn.  m.  b  25  III.  (ral.  b  25  IL  Ran.  b  LS  III. 
Salv.  p.  b  29  IV. 


—     288     — 

Hei  111  li  ach,  Tauuus.  —   Etwa  300  iii.  —  H.  Bietz,  Lehrer. 

1906.  Cory.  b  6  III.  Prun.  av.  b  28  IV.  Prun.  sp.  b  28  IV.  Pyr.  c.  b 
28  IV.     Pyr.  M.  b  14  V.     Rib.  au.  b  24  IV.     Rib.  ru.  b  26  IV.  —  Caltha  b  18  IV. 

Heppenheim  a.  W.  (Kreis  Worms).  —  H.  llodrian,  Lehrer. 

1906.  Aes.  BO  9  IV,  b  8  V.  Bet.  BO  lö  IV,  b  16  IV.  Cory  b  18  II. 
Grat,  b  12  V.  Cyt.  b  10  V.  Prun.  av.  b  13  IV.  Prun.  C.  b  18  IV.  Prun.  sp. 
b  12  IV.  Pyr.  c.  b.  20  IV.  Pyr.  M.  b  27  IV.  Quere.  BO  1  V,  W  9  V.  Rib.  au. 
b  17  IV.     Rib.  ru.  h  12  IV.     S3T.  b  3  V. 

Amyg.  b  12  III.  Card,  b  14  IV.  Chel.  b  10  V.  Narc.  P.  b  24  III.  Pers. 
b  6  IV.     Prun.  A.  b  5  IV.     Ran.  b  1  IV.     Rib.  G.  b  13  IV.     Tuss.  b  31  III. 

Hesselbach,  Kreis  Erbach,  Odenwald.  —  490  m.  —  Jakob,  Lehrer. 

1906.  Aes.  BO  25  IV,  b  15  V;  f  8  X,  LV  5  XL  Bet.  BO  23  IV.  Cory. 
b  16  III.  Cyd.  b  23  V.  Pag.  BO  18  IV,  LV  26  X.  Lil.  b  15  VIL  Narc.  p.  b 
3  V.  Prun.  av.  b  24  IV.  Prun.  sp.  b.  25  IV.  Pyr.  c.  b  7  V  [spät].  Quere.  BO 
12  V,  W  18  V.  LV  14  XI.  Rib.  au.  b  25  IV,  t  6  VII.  Rib.  ru.  b  25  IV,  f  10 
VII.    Rub.  b  12  VI,  f  19  VII.    See.  E,5  VIII.    Spart,  b.  23  V.     Syr.  b  19  V  [spät]. 

Anem.  b  10  IV.  CaU.  b  28  VIII.  Caltha  b  23  IV.  Card,  b  25  IV.  Chry. 
b  25  V.  Colch.  b  12  IX.  Frax.  BO  24  IV.  Jugl.  b  26  V,  f  8  X.  Larix  b  23 
IV.  Narc.  P.  b  11  IV.  Pin.  b  23  V.  Rib.  G.  b  20  IV,  f  20  VII.  Salix  b  4  IV. 
Trit.  b  5  VII,  E  8  VIII.     Vacc.  b  20  IV. 

Hirschhorn  am  Neckar.  —   Cand.  theol.  E.  Winkelmann. 

1906.  Aes.  BO  11  IV,  b  6  V.  Bet.  BO  10  IV,  b  11  IV.  Cory.  b  24  XII 
1905.  Crat.  b  8  V.  Fag.  BO  15  IV,  W  26  IV.  Narc.  p.  b  18  IV.  Prun.  av.  b 
10  IV,  (vom  7—13  IV,  sehr  ungleichmäßig).  Prun.  C.  b  18  IV.  Prun.  P.  b  19 
IV.  Prun.  sp.  b  13  IV.  Pyr.  c.  b  17  IV.  Pyr.  M.  b  28  IV.  Quere.  BO  20  IV, 
W  6  V.  Rib.  ru.  b  12  IV,  f  18  VI.  Rub.  b  13  V.  Samb.  b  31  V.  See.  b  30  V. 
Sorb.  b  10  V,  f  (17  VII).  Spart,  b  28  IV.  Sym.  b  31  V,  f  23  VII.  Syr.  b  29 
IV.     Til.  g.  b  14  VI. 

Acer  c.  b  2  V  Acer  p.  BO  17  IV,  b  10  IV.  Acer  P.  BO  15  IV,  b  25  IV. 
Anem.  b  18  III.  Call,  b  22  VII.  Caltha  b  30  III.  Card,  b  14  IV.  Chel.  b  24 
IV.  Colch.  b  1  IX.  Frax.  BO  (25  IV),  b  10  IV.  Jugl.  b  7  V.  Larix  b  30  III. 
Narc.  P.  b  28  III.     Pers.  b.  11  IV.     Phil,  b  27  V.     Pop.  b  16  III.     Prun.  A.  b  9 

IV.  Ran.  b  19  III.  Rib.  Gr.  b  11  IV.  Rob.  b  31  V.  Salix  b  18  III.  Salv.  p. 
b  13  V.     Til.  g.  BO  15  IV.     Til.  p.  BO  (21  IV).     Vacc.  b  14  IV. 

Hirschkopf,  Forstliaus,  Post  Graudfontaine,  TTnter-Elsaß.  —  700  m.  — 
Göbel,  Revierförster. 

1906.  Aes.  BO  28  IV,  b  22  V,  f  8  X,  [LV  11  X.  Bet.  BO  30  IV,  b  21  V 
[spät],  LV  20  X.  Cory.  b  25  IL  Crat.  b  24  V.  Fag.  BO  30  IV,  W  15  V,  LV 
21   X.     Prun.  av.  b   30   IV.     Prun.  sp.  b   25   IV.     Pyr.  M.  b  8  V.     Quere.  BO  15 

V,  W  23  V,  LV  20  X.  Rib.  ru.  b  27  IV,  f  4  VII.  Rub.  b  16  VI,  f  26  VII. 
Samb.  b  14  VI.  f  28  VIII.  Sorb.  b  4  VI,  f  22  VIII.  Syr.  h  14  V.  Til.  g.  b 
30  VI.     Til.  ]).  h  11  VII. 

Acer  p.  BO  9  V,  b  26  IV,  LV  30  IX.  Acer  P.  BO  8  V,  b  10  V,  LV  29 
IX.  Fag.  f  14  X.  Frax.  BO  18  V,  b  30  IV,  LV  30  IX,  Laubfall  6  X.  Larix  b 
20  IV.     Pin.  b  4  VI.     Til.  g.  BO  18  V,  LV  4  X.     Til.  p.  BO  26  V,  LV  4  X. 

HöUerbach,  Kreis  Erbach,  Odenwald.  —  H.  Saal,  Lehrer. 

1906.  Bet.  BO  15  IV,  b  15  IV,  LV  16  X.  Cyd.  b  12  V.  Fag.  BO  18  IV, 
W  1  V,  LV  15  X.  Lil.  b  3  VII.  Narc.  p.  b  6  V.  Prun.  av.  b.  13  IV.  Prun.  sp. 
b  16  IV.     Pyr.  c.  b  17  IV.     Pyr.  M.  b.  1   V.     Quere.  BO  i  V.  W  15  V,  LV  22  X. 


—     289     — 

Rib.  ru.  b  13  IV,  f  21  VI.  Rub.  b  3  VI,  f  2  VII.  Sarab.  b  9  VI.  See.  b  29  V, 
E  26  VII.     Syr.  b  9  V. 

Acer  P.  BO  6  V,  b  1  V.     Pers.  b  9  IV.     Rib.  G.  b  12  IV. 

Holzminden  au  der  Weser.  —  80  m.  —  Direktor  der  Bürgerschule 
H.  vou  Cappeln  und  Lehrer  Liesenberg. 

1906.  Aes.  BO  21  IV,  b  6  V,  f  18  IX,  LV  28  X.  Bet.  BO  20  IV,  b  3  V, 
LV  20  X.  Cory.  b  15  III,  in  der  Stadt  schon  17  IL  Crat.  b  12  V.  Fag.  BO  23 
IV,  W  1  V,  LV  28  X.  Prun.  sp  b.  28  IV.  Pyr.  c.  b  28  IV.  Pyr.  M.  b  4  V. 
Quere.  BO  8  V,  W  20  V,  LV  28  X.  Samb.  b  18  VI,  f  1  VIII.  See.  b  1  VI,  E 
10  VIII.     Til.  g.  b  2  VII. 

Ibersheim,  Rheinhessen.  —  Rudolf  Stauffer,  Gutsbesitzer. 

1906.  Crat.  b  11  V.  Cyd.  b  10  V.  Cyt.  b  10  V.  Prun.  av.  b  12  IV. 
Prun.  sp.  b  10  IV.  Pyr.  c.  b  13  IV.  P}t.  M.  b  21  IV.  See.  b  24  V,  E  11  VII. 
Syr.  b  24  IV.     Vit.  b  16  VI. 

Phil,  b  24  V.     Rib.  G.  b  15  IV. 

Jhärosbereny,  Kom.  Somogy,  Ungarn.  —  Julius  von  Barthos,  Forstadjuukt. 

1906.     Aes.  BO  13  IV,  b  21  IV,  f  21  IX,    LV  18  X.     Bet.  BO  10  IV,    b  9 

IV,  LV  30  IX.  Corn.  s.  b  20  V,  f  10  VIII.  Cory.  b  28  II  im  Garten,  3  III  im 
Walde.     Crat.  b  6  V.     Cyd.  b  14  IV    [früh].     Cyt.  b  2  V.     Fag.  BO  13  IV,    W  1 

V.  LV  31  X.  Lig.  b  7  VI,  f  4  IX.  Prun.  av.  b  10  IV.  Prun.  C.  b  15  IV. 
Prun.  P.  b  10  IV.  Prun.  sp.  b  9  IV.  Pyr.  c.  b  15  IV.  Pyr.  M.  b  15  IV.  Quere. 
BO  30  IV,  W  6  V,  LV  10  X.  Rib.  ru.  b  16  IV,  f  1  VIL  Rub.  b  18  V,  f  10  VIL 
Samb.  b  15  V,  f  2  VIII.  See.  b  12  V,  E  1  VII.  Spart,  b  30  IV.  Syr.  b  21  IV. 
Vit.  b  10  VI. 

Abies  b  20  IV.  Acer  c.  b  27  IV.  Acer  p.  BO  16  IV,  b  19  IV,  LV  20  X. 
Acer  P.  b  17  IV,  LV  20  X.  Aln.  b  12  III.  Amyg.  b  24  III.  Berb.  b  4  V. 
Buxus  b  19  IV.  Caltha  b  31  III.  Chel.  b  15  IV.  Colch.  b  15  VIII.  Corn.  m. 
b  27  III,  f  15  VIII.  Evou.  b  17  V,  f  10  VIIL  Fag.  f  8  X  Frax.  b  12 IV,  Laub- 
fall 15  X.  Gal.  b  28  II.  Jugl.  b  13  IV,  f  26  IX.  Larix  b  1  IV.  Leu.  b  3  IIL 
Morus  b  1  V.  Nare.  P.  b  25  III.  Pers.  b.  10  IV.  Phil,  b  17  V.  Pin.  b  2  V. 
Pop.  b  28  II  im  Garten,  7  III  im  Walde.  Prun.  A.  b  2  IV.  Ran.  b  1  IV.  Rib. 
G.  b  19  III,  f  24  VI.  Rob.  b  13  V.  Salix  b  28  II  im  Garten,  8  III  im  Walde. 
Trit.  b  1  VI,  E  9  Vif.    Ulm  b  20  III. 

Karlsruhe,  Baden.  —  115  m.  —  Professor  Stark  und  Major  z.  D.  GoUinger. 

1906.  Aes.  BO  9  IV,  b  2  V,  f  26  IX,  LV  12  X.  Bet.  BO  15  IV,  LV  26 
X.  Corn.  s.  b  12  V  [früh].  Cory.  b  (16  I).  Crat.  b  9  V.  Cyd.  b  4  V.  Cyt.  b  5 
V.  Lig.  b  20  VI  [spät].  Lil.  b  22  Vf.  Lon.  t.  b  21  IV.  Narc.  p.  b  14  IV. 
Prun.  av.  b  14  IV.  Prun.  C.  b.  18  IV.  Prun.  P.  b  13  IV.  Prun.  sp.  b  10  IV. 
P>T.  c.  b  14  IV.  Pyr.  M.  b  20  IV.  Quere.  W  5  V,  LV  28  X.  Rib.  ru.  b  14  IV, 
f  19  VI.  Salv.  ofE.  b  5  VI.  Samb.  b  26  V.  See.  b.  26  V,  E  24  VII.  Sorb.  b  6 
^•,  f  1  VIII.  Spart,  b  3  V.  Syra.  b.  25  V.  f  5  VIII.  Syr.  b  20  IV.  Til.  g.  b 
18  VL     Til.  p.  T)  1  VIL 

Acer  p.  BO  17  IV,  b  10  IV.  Acer  P.  BO  17  IV,  b  29  IV.  Aln.  b  3  II. 
Anem.  b  18  III  Berb.  b  4  V.  Caltha  b  5  IV.  Card,  b  20  IV.  Cereis  b  27  IV. 
Chel.  b  27  IV.  Colch  b  8  IX.  Corn.  m.  b  4  III,  f  6  IX.  Evon.  b  16  V,  f  10 
X.  Fag.  f  12  IX.  Gal.  b  24  IL  Hep.  b  7  III.  Jugl.  b  24  IX.  Morus  b  10  V. 
Pers.  b  5  IV.  Phil,  b  19  V  [früh].  Ran.  b  17  III.  Rib.  G.  b  12  IV,  f  7  VIL 
Rob.  b  27  V.  Salv.  p.  b  19  V.  Til.  g.  BO  14  IV.  Til.  p.  BO  29  IV.  Trit.  E 
1  VIII.     Tuss.  b  4  ni. 

19 


—     290     — 

Kempten  a.  d.  Hier.  —  700  m.  —  Dr.  Fraas,  Arzt. 

1906.  Aes.  BO  8  V,  b  25  V,  f  Anf.  X,  LV  Mitte  X.  Atr.  b  25  VI  Bet. 
BO  10  V,  b  11  V,  LV  Mitte  X.  Com.  s.  b  24  VI.  Cory.  b  25  III.  Crat.  b  31 
V.  Cyt.  b  21  VI.  Pag.  BO  9  V,  W  U  V,  LV  8  X.  Lig.  b  6  VII.  Prun.  av. 
b  10  V.  Prun.  P.  b  13  V.  Prun.  sp.  b  12  V.  Pyr.  c.  b  9  V.  Pyr.  M.  b  12  V. 
Quere.  BO  18  V,  W  29  V,  LV  Ende  X.  Samb.  b  22  VI.  Sorb.  b  8  VI.  Syni.  b 
10  VII  [spät].     Syr.  b  15  V.     Til.  g.  b  13  VI.     Til.  p.  b  16  VI. 

Acer  P.  BO  12  V,  b  27  V.  Aln.  b  28  III.  Aneni.  b  5  IV.  Berb.  b  29  V. 
Caltha  b  18  IV.  Card,  b  6  V.  Chel.  b  24  V.  Chry.  b  10  VI.  Com.  m.  b  12 
IV.  Evon.  b  23  VI.  Frax.  b  12  V,  BO  27  V,  LV  15-20  X,  Laubfall  20  X. 
Gal.  b  20  III.  Hep.  b  6  IV.  Larix  b  25  IV.  Lon.  X.  b  28  V.  Phil,  b  22  VI. 
Pin.  b.  12  V.  Pop.  b  1  IV.  Ran.  b  25  IV.  Eob.  b  25  VI.  Salv.  p.  b  15  VI. 
Til.  g.  BO  16  V.  Til.  p.  BO  17  V.  Tuss.  b  17  III.  f  3  V.  Ulm.  b  8  V. 
Vacc.  b  6  V. 

König,  Odenwald.  —  220  m.  —  Aug.  Schäfer  und  Ph.  Volk.  Lehrer. 

1906.  Aes.  BO  13  IV,  b  10  V  [spätj.  Bet.  BO  16  IV,  b  16  IV,  LV  16  X. 
Crat.  b  13  V.  Cyd.  b  16  V.  Cyt.  b  15  V.  Fag.  BO  15  IV.  Lig.  b  20  VI.  Lil. 
b  4  VII.  Narc.  p.  b  1  V.  Prun.  av.  b  13  IV.  Prun.  C.  b  15  IV.  Prun.  P.  b 
23  IV.  Prun.  sp.  b  12  IV.  Pyr.  c.  b  15  IV.  Pyr.  M.  b  2  V.  Quere.  BO  10  V, 
W  13  V.  Eib.  au.  b  1  V  [spät],  f  5  VII.  Eib.  ru  f  7  VH.  Eub.  b  30  V.  Samb. 
b  10  VI  [spät].  See.  b  31  V,  E  24  VII.  Sorb.  b  10  V.  Spart,  b  17  V.  Syr.  b 
9  V.  Til.  g.  b  24  VI.     Til.  p.  b  24  VI.     Vit.  b  27  VI. 

Abies  b  10  V.  Acer  p.  BO  15  IV.  Call,  b  10  VIII.  Card,  b  7  V  [spät]. 
Chel.  b  5  V.  Chry.  b  10  V.  Frax.  BO  7  V.  Gal.  b  12  III.  Larix  b  15  V. 
Phil,  b  3  VI.    Eob.  b  5  VI.    Til.  g.  BO  29  IV.   Trit.  b  20  VI,  E  3  VIIL    Vace.  b  23  IV. 

Kremsmünster,  Ober-Österreich.  —  384  m.  —  Professor  P.  Fr.  Schwab, 
Direktor  der  Sternwarte. 

1906.  Aes.  BO  20  IV,  b  13  V,  f  20  IX.  Bet.  b  14  IV.  Com.  s.  b  4  VI. 
Cory.  b  5  III.  Crat.  b  18  V.  Cyt.  b  18  V.  Pag.  BO  20  IV.  Lig.  b  20  VI.  Lil. 
b  1  VII.  Narc.  p.  b  19  IV.  Prun.  av.  b  17  IV.  Prun.  C.  b  20  IV.  Prun.  P. 
b  21  IV.  Prun.  sp.  b  19  IV.  Pyr.  c.  b  21  IV.  Pyr.  M.  b  2  V.  Eib.  ru.  b  17  IV. 
Eub.  b  26  V,  f  9  VII.  Samb.  b  1  VI,  f  7  IX.  See.  b  1  VI,  E  12  VII.  Sorb.  f  18 
VIIL  Syr.  b  11  V.     Til.  g.  b  2  VII.     Til.  p.  b  18  VIL     Vit.  b  1  VII. 

Acer  c.  b  29  IV.  Acer  p.  b  29  IV.  Aln.  b.  4  III.  Anem.  b  19  III.  Berb. 
b  12  V.  Buxus  b  15  IV.  Call,  b  31  VII.  Caltha  b  20  III.  Card,  b  13  IV. 
Chel.  b  20  IV.  Chry.  b  20  IV.  Coleb,  b  22  VIIL  Corn.  m.  b  18  III.  Evon.  b 
21  V.  Gal.  b  2  III,  Blattsp.  b  20  IL  Hep.  b  5  III.  Jugl.  b  10  V.  Larix  b 
7  V.  Leu.  b  2  III.  Lon.  X.  b  3  V,  f  23  VII.  Narc.  P.  b  12  IV.  Pers.  b  13  IV. 
Phil,  b  31  V.  Pop.  b  19  III.  Prun.  A.  b  6  IV.  Ean.  b  22  III.  Eib.  G.  b  17  IV. 
Eob.  b  29  V.  Salix  b  8  IIL  Salv.  p.  b  8  V.  Til.  g.  b  20  IV.  Til.  p.  b  8  V. 
Trit.  b  16  VI,  E  26  VII.  Tuss.  b  27  II,  f  12  IV.  Ulm.  b  10  IV.  Vacc.  b  21  IV, 
f  2  VII. 

Landshut,  Niederbayern.  —  394  ra.  —   Franz  X.  Gierster 

1906.  Aes.  BO  27  IV,  b  9  V,  f  11  IX.  Bet.  BO  25  IV,  b  14  IV,  LV  2  X. 
Cory.  b  4  IIL  Crat.  b  14  V.  Cyt.  b  14  V.  Fag.  BO  1  V.  Prun.  av.  b  22  IV. 
Prun.  C.  b  23  IV.  Prun.  P.  b  30  IV.  Prun.  sp.  b  21  IV.  Pyr.  c.  b  28  IV. 
Pyr.  M.  b  23  IV.  Quere.  BO  8  V.  Eib.  ru.  b  18  IV,  f  8  VIL  Eub.  b  27  V, 
f  15  VII.  Samb.  b  5  VI,  f  2  IX.  See.  b  29  V,  E  16  VII.  Syr.  b  6  V.  Til.  g. 
b  26  VI.     Til.  p.  10  VII.     Vit.  b  25  VI. 


—     291      - 

Acer  c.  b  7  V.  Acer  p.  BO  29  IV,  b  15  IV.  Acer  P.  BO  2  V,  b  8  V. 
Aln.  b  4  III.  Anem.  b  8  IV.  Bcrb.  b  12  V.  Call,  b  16  VIII.  Caltha  b  11  IV. 
Card,  b  24  IV.  Chel.  b  28  IV.  Corn.  m.  b  5  IV,  f  10  IX.  Frax.  b  18  IV.  Hep. 
b  6  III.  Phil,  b  12  VI.  Pop.  b  18  III.  Ran.  b  6  IV.  Rib.  G.  b  16  IV,  f  12  VII. 
Rob.  b  18  VI.     Saüx  b  5  IV.     Tuss.  b  4  III,  f  22  IV. 

Langenau,  Bad,  Bez.  Breslau.  —  396  m.  —  Julius  Roesner. 

1906.  Aes.  BO  13  IV,  b  9  V,  f  2  X,  LV  19  X.  Bet.  BO  15  IV,  LV  16  X. 
Corn.  s.  b  8  VI,  f  6  IX.  Cory.  b  6  III.  Crat.  b  14  V.  Cyt.  b  16  V.  Fag.  BO 
16  IV,  W  22  IV,  LV  10  X.  Lig.  b  23  VI,  f  9  X.  Lil.  b  4  VII.  Lon.  nigra  b 
4  V,  f  29  VI.  Narc.  p.  b  26  IV.  Prun.  av.  b  18  IV.  Prun.  C.  b  27  IV.  Prun. 
P.  b  27  IV.  Prun.  sp.  b  23  IV.  Pyr.  c.  b  5  V.  Pyr.  M.  b  6  V.  Quere.  BO  1  V, 
W  14  V,  LV  22  X.  Rib.  ru.  b  19  IV,  f  6  VII.  Rub.  b  24  V,  f  7  VII.  Samb. 
b  28  V,  f  4  IX.  See.  b  26  V,  E  20  VII.  Sorb.  b  13  V,  f  8  VIII.  Sym.  b  8  VI, 
f  20  VIII.  Syr.  b  9  V.  Til.  g.  b  23  VI.  Til.  p.  b  4  VII.  Vit.  b  6  VII  Spalier, 
frei  11  VII. 

Acer  p.  BO  10  IV,  b  20  IV,  LV  7  X.  Anem.  b  1  IV.  Berb.  b  13  V. 
Caltha  b  6  IV.  Chel.  b  29  IV.  Colch.  b  15  VIII.  Evon.  b  20  V,  f  22  IX. 
Frax.  b  15  V,  Laubfall  16  X.  Hep.  b  5  IIL  Leu.  b  28  IL  Lon.  X.  b  7  V,  f  15  VIL 
Narc.  P.  b  5  IV.      Phil,  b  31  V.      Pop.    b  26  III.    Ran.    b  6  IV.     Rib.    Gross,  b 

16  IV,  f  20  VII.     Rob.  b  15  VI.     Tuss.  b  31  III,  f  26  IV.     Vacc.  b  16  IV. 

Leipa,  Böhmen.  —  253  m.  —  Hugo  Schwarz,  Lehrer. 

1906.  Aes.  BO  17  IV,  b  15  V,  f  8  IX,  LV  4  X.  Atro.  b  9  V.  Bet.  BO 
12  IV,  b  6  V,  LV  14  IX.  Corn.  s.  b  20  V.  Cory.  b  28  IL  Crat.  b  18  V.  Cyt. 
b  14  V.  Fag.  BO  18  IV.  Lig.  b  23  VI.  Lil.  b  4  VII.  Lon.  t.  b  17  V.  Narc. 
P.  b  13  V.  Prun.  av.  b  2  V.  Prun  C  b  4  V.  Prun.  P.  b  28  IV.  Prun.  sp.  b  3  V. 
Pyr.  c.  b  12  V.  Pyr.  M.  b  16  V.  Quere.  BO  14  V,  LV  18  X.  Rib.  au.  b  4  V. 
Rib.  ru.  b  7  V,  f  8  VII.  Rub.  b  17  VI,  f  10  VII.  Salv.  off.  b  15  VI.  Samb.  b. 
12  VI,  f  20  VIII.  See.  b  1  VI,  E  17  VII.  Sorb.  b  15  V.  f  16  VIII.  Spart,  b 
20  V.  Sym.  b  18  V  [??],  f  12  VIII.  Syr.  b  16  V.  Til.  g.  b  28  VI.  Til.  p.  b 
8  VII.    Vit.  b  30  VI. 

Acer  p.  BO  4  IV,  b  10  IV.  Anem.  b  28  III.  Berb.  b  20  V.  Buxus  b  16  V. 
Caltha  b  13  IV.  Card,  b  8  V.  Chel.  b  14  V.  Chry.  b  6  VI.  Colch.  b  16  VIII. 
Corn.  m.  b  8  IV.  Evon.  b  2  VI,  f  10  IX.  Frax.  BO  10  V.  Gal.  b  20  III.  Hep. 
b  16  III.  lugl.  b  26  V.  Leu.  b  12  III.  Narc.  P.  b  18  V.  Phil,  b  16  VI.  Ran. 
b  2  V.  Rib.  G.  b  29  IV,  f  16  VII.  Rob.  b  16  VI.  Til.  g.  BO  16  IV.  Til.  g. 
BO  23  IV.     Trit.  b  18  VI,  E  23  VII.     Tuss.  b  28  III.     Ulm  b  24  III.     Vacc.  b  8  VI. 

Lindau,  Bodensee.  —  Michael  Schawo. 

1906.  Aes.  BO  18  IV,  b  10  V,  f  25  IX,  LV  19  X.  Atro.  b  10  VI,  f  20  VIII. 
Bet.  BO  16  IV,  b  24  IV,  LV  25  X.  Corn.  s.  b  19  VI,  f  2  IX.  Cory.  b  24  II. 
Crat.  b  22  V.  Cyd.  b  24  V.  Cyt.  b  19  V.  Lig.  b  29  VI,  f  18  IX.  Lil.  b  5  VII. 
Narc.  p.  b  7  V.  Prun.  av.  b  24  IV.  Prun.  P.  b  6  V.  Prun.  sp.  b  20  IV.  Pyr. 
c.  b  26  IV.  Pyr.  M.  b  11  V.  Quere.  BO  10  V,  W  22  V,  LV  20  X.  Rib  au.  b 
3  V,  f  16  VII.  Rib.  ru.  b  3  V,  f  9  VIL  Rub.  b  4  VI,  f  11  VII.  Samb.  b  10  VI, 
f  27  VIII.  Sorb  b.  25  V,  f  20  VIII.  Sym.  b  29  VI,  f  10  VIII.  Syr.  b.  10  V. 
Til    g.  b  1  VII.     Til.  p.  b  11  VII.     Vit.  b  3  VII. 

Aln.  b  8  III.     Anem.  b  17  III.     Call,  b  3  VIIl.     Caltha  b  10  IV.     Card,  b 

17  IV.  Chel.  b  20  V.  Chry.  b  14  V.  Colch.  b  20  VIIL  Evon.  b  1  VI,  f  30  IX. 
Gal.  b  6  III,  Blattsp.  1  II.  Hep.  b  15  III.  Jugl.  b  14  V,  f  25  IX.  Leuc.  b  10  IIL 
Narc    P.  b  25  III.     Phil.  1)  15  VI.     Ran.  b  10  IV.     Rib.  G.  24  IV  b  24,  f  17  VII. 

19* 


—     292     — 

Salv.  p.  b  29  V.  Til.  g.  BO  7  V,  LY  4  X.  Til.  p.  BO  9  V,  LV  4  X.  Tuss.  b 
6  III,  f  20  lY.     Yacc.  b  6  Y. 

Linz  an  der  Donau.  —  Frl.  Marie  Heitlinger,  Lehrerin. 

1907.  Aes.  BO  14  lY,  b  (25  lY  im  Garten,  2  Y  im  Freien),  f  13  IX.  Bet. 
BO  14  lY,  b  14  lY,  LY  14  IX.  Corn.  s.  b  28  V,  f  18  YIII.  Cory.  b  28  II. 
Crat.  b  (5  V  im  Garten,  11  Y  im  Freien).  Cyt.  b  17  Y.  Fag.  BO  16  lY.  Lig.  b 
29  Y,  f  19  IX.  Prun.  av.  b  10  lY.  Prun.  P.  b  19  lY.  Pyr.  c.  b  iB  lY.  Pyr. 
M.  b  25  lY.  Quere.  BO  23  lY.  Rib.  ru.  b  16  lY,  f  10  YI.  Samb.  b  22  Y,  f  18  YIII. 
See.  b  17  Y,  E  10  YII.  Sorb.  b  15  Y,  f  4  YIII.  Syr.  b  27  lY.  Til.  g.  b  17  YI. 
Til.  p.  b  26  YL 

Acer  p.  b  14  lY.  Acer  P.  b  20  lY.  Anem.  b  20  III.  Berb.  b  12  Y.  Caltha 
b  19  III.  Card,  b  16  lY.  Che],  b  15  lY.  Chry  b  10  Y.  Coleb,  b  2  IX.  Corn. 
m.  b  25  III,  f  10  YIII.  Evon.  b  15  Y.  Gal.  b  25  IL  Hep.  b  11  II.  Jugl.  b 
23  lY,  f  19  IX.  Larix  b  28  lY.  Leuc.  b  5  III.  Lon.  X.  f  27  YI.  Narc.  P.  b 
26  III.  Pin.  b  13  Y.  Prun.  A.  b  7  lY.  Ran.  b  19  III.  Rib.  G.  b  16  lY. 
Rob.  b  25  Y.  Salix  b  25  IIL  Salv.  p.  b  29  lY.  Til.  g.  BO  16  lY,  LY  30  X. 
Trit.  b  15  YI,  E  25  YIL     Tuss.  b  8  III.     Yacc.  b  27  lY,  f  17  YI. 

Löcse,  Ungarn.  —  Yiktor  Greschik,  Schuldirektor. 

1906.  Aes.  BO  20  lY.  Bet.  BO  18  lY,  b  20  lY,  LY  2  IX.  Cory.  b  30  III. 
Prun.  av.  b  23  lY.  Prun.  sp.  b  23  lY.  Rib.  ru.  b  18  lY,  f  23  YI.  Samb.  b 
11  YI,  f  15  YIII.  See.  E  23  YII.  Sorb.  f  20  YIIL.  Sym.  f  8  IX.  Syr.  13  Y.  Til. 
p.  b  4  YII. 

Acer  p  BO  21  lY.  Caltha  b  17  lY.  Coleb,  b  20  YIIL  Corn.  m.  b  14  lY, 
f  6  IX.  Evon.  f  8  IX.  Lon.  X.  f  11  YII.  Prun.  A.  b  17  lY.  Ran.  b  22  lY. 
Rib.  G.  b  18  lY,  f  15  YII.     Rob.  b.  1  YI.     Til.  g    BO  21  lY.     Ulm.  b  15  lY. 

Lübeck.  —  Hans  Spethmann,  Student. 

1906.  Aes.  BO  1  Y  [spät],  b  18  Y  [spät],  f  30  IX.  Bet.  BO  20  lY,  b 
20  lY.  Cory.  b  28  IL  Cyt.  b  1  YI  [spät].  Fag.  BO  3  V,  W  10  Y.  Lig.  b  24  VI. 
Narc.  p.  b  12  Y.  Prun.  av.  b  26  lY.  Prun.  C.  b  5  Y.  Prun.  sp.  b  26  lY.  Pyr. 
c.  b  1  Y.  Pyr.  M.  b  9  Y.  Quere.  BO  14  Y,  W  24  Y.  Rib.  ru.  b  26  lY.  Samb. 
b  20  Y,  f  18  IX.  See.  b  12  YI,  E  27  YII.  Sorb.  b  26  Y.  S>t-.  b  12  Y. 
Til.  p.  b  1  YII. 

Anem.  b  15  lY.  Corn.  m.  b  16  III.  Gal.  b  9  II,  Blattsp.  b  12  I.  Jugl. 
i  16  IX.  Narc.  P.  b  8  lY.  Pers.  b  (Wand  15  lY).  Pop.  b  15  lY.  Ran.  b  15  IV. 
Rob.  b  15  YI.     Til.  p.  BO  9  Y,  LY  6  X.     Tuss.  b  3  lY.     Ulm.  b  10  lY. 

Yiele  Daten  erscheinen  etwas  spät. 

Meierei,  Forsthaus  bei  Alberschweiler,  Lothringen.  —  500  m.  Zimmer, 
Förster. 

1906.  Atro.  b  26  YI,  f  28  IX.  Bet.  BO  21  lY,  b  21  lY,  LY  20  X.  Cory. 
b  6  III.  Cyt.  b  30  Y.  Fag.  BO  8  Y,  W  10  Y,  LY  15  X.  Lon.  t.  b  30  YI  [spät]. 
Prun.  av.  b  27  lY.  Pyr.  c.  b  8  Y.  Pyr.  M.  b  14  Y.  Quere.  BO  14  Y,  W  21  Y, 
LY  20  X.  Rib.  ru.  b  6  Y,  f  16  YIL  Rub.  b  14  YI,  f  31  YII.  Samb.  b  20  Y, 
t  3  IX.     Sorb.  b  25  Y,  f  10  YIII.     Spart,  b  20  Y. 

Abies  b  18  Y.  Acer  p.  BO  6  Y,  b  17  Y,  LY  20  X.  Pin.  b  20  Y.  Rib. 
G.  b  27  lY,  f  24  YII.     Rob.  b  22  YI.     Salix    b  10  lY.     Yacc.  b  27  lY,    f  5  YII. 

Meldorf,  Holstein  —  Hameyer,  Rektor. 

1906.  Aes.  b  16  Y.  Crat.  b  7  Y.  Prun.  C.  b  30  lY.  Pyr.  c.  b  2  Y.  Pyr. 
M.  b  5  Y.     Rib.  ru.  b  24  lY.     Syr.  b  15  Y. 

Card,  b  3  Y. 


—     293     — 

Middelburg,  Insel  Walchern,  Niederlande.  —  0  m.  —  W.  Buysman, 
Hortns  plantarum  Diaphoricarum. 

1906.  Aes.  b  24  IV.  Cyt.  b  8  V.  Narc.  p.  b  2  V.  Prun.  C.  b  10  IV. 
Pyr.  c.  b  21  IV.     Pyr.  M.  b  30  IV.     Syr.  b  14  V  [spät]. 

Narc.  P.  b  16  III.     Pers.  b  26  III.     Prun.  Arm.  b  29  III.     Kan.  b    14  III. 

Mitteldick  ,  Forsthaus,  nw.  von  Langen,  Starkenburg.  —  Schlag,  Forstwart. 

1906.  Aes.  BO  15  IV,  b  [13  V  spät].  Bet.  BO  12  IV.  Crat.  b  13  V. 
Prun.  av.  b  13  IV.  Prun.  sp.  b  17  IV.  Pyr.  c.  b  19  IV.  Pyr.  M.  b  3  V.  Quere. 
BO  3  V,  W  18  V,  LV  10  X.     Sarah,  b  4  VI.     Syr.  b  9  V.     Til.  p.  b  7  VII. 

Call,  b  1  VIII. 

München.  —  520  m.  —  J.  Kraenzle,  K.  Korps-Stabsveterinär  a.  D.  und 
F.  Naegele,  K.  Ober-Telegraphenexpeditor. 

1906.  Aes.  BO  14  IV,  b  6  V,  f  20  IX,  LV  3  X.  Bet.  BO  18  IV,  b  14 IV. 
Com.  s.  b  16  VI.  Cory.  b  5  III.  Crat.  b  24  V.  Cyd.  b  13  V.  Cyt.  b  17  V. 
Fag.  BO  5  V,  W  8  V.  Prun.  av.  b  21  IV  (botan.  Garten).  Prun.  C.  b  28  IV. 
Prun.  P.  b  28  IV.  Prun.  sp.  b  30  IV.  Pyr.  c.  b  21  IV  (botan.  Garten).  Pyr. 
M.  b  6  V.  Quere.  BO  3  VI.  Eib.  au.  b  26  IV.  Rib.  ru.  b  25  IV.  Sanib.  b  5  VI, 
f  30  VIII.     See.  E  27  VII.     Sorb.  b  19  V.     Syr.  b  9  V.     Til.  p.  b  28  VI. 

Acer  c.  b  6  V.  Acer  p.  BO  15  IV,  LV  30  IX.  Acer  P.  b  7  V,  LV  24  X. 
Caltha  b  24  IV.  Card,  b  10  V.  Chel.  b  10  V.  Chry.  b  24  V.  Com.  m.  b  16  IIL 
Evon.  b  3  VI.  Frax.  BO  11  V,  b  18  IV,  Laubfall  24  X.  Gal.  b  4  HI,  Blattsp. 
5  II.  Leu.  b  4  III.  Phil,  b  16  VI.  Prun.  Arm.  b  18  IV  (botan.  Garten).  Ran. 
b  17  IV.  Rib.  G.  b  20  IV.  Rob.  b  4  VI.  Salv.  p.  b  4  VI.  Til.  p.  BO  25  IV, 
LV  3  X.     Tuss.  b  23  II. 

Neubrandenburg  in  Mecklenburg.  —  Oberlehrer  G.  Kurz. 

1906.  Aes.  BO  11  IV,  b  7  V,  LV  18  IX,  LV  5  X.  Bet.  BO  16  IV,  LV 
10  X.  Com.  s.  b  7  VI,  f  5  IX.  Cory.  b  3  III.  Crat.  b  10  V.  Cyt.  b  10  V. 
Fag.  BO  16  IV,  W  29  IV,  LV  15  X.  Lig.  b  16  VI,  f  14  IX.  Lil.  b  30  VI. 
Narc.  p.  b  29  IV.  Prun.  av.  b  18  IV.  Prun.  C.  b  26  IV.  Prun.  P.  b  27  IV. 
Prun.  sp.  b  20  IV.  Pyr.  c.  b  27  IV.  Pyr.  M.  b  4  V.  Quere.  BO  26  IV,  W  11  V, 
LV  17  X.  Rib  ru.  b  14  IV,  f  24  VI.  Ruh.  b  24  V,  f  1  VII.  Salv.  off.  b  3  VL 
Sarah,  b  28  V,  f  23  VIIL  See.  b  27  V,  E  16  VH.  Sorb.  b  11  V.  Sym.  b  31  V, 
f   1   Vm.     Syr.    b   9  V.     Til.   g.  b   20  VI.     Til.  p.  li  1  VII. 

Anera.  b  3  IV.  Caltha  b  3  IV.  Chel.  b  6  V.  Gal.  b  25  II,  Blattsp. 
20  XII  1905.  Hep.  b  6  III.  Narc.  P.  b  4  IV.  Phil,  b  31  V.  Ran.  b  18  IIL 
Rib.  Gross,  b  11  IV.     Til.  g.  BO  14  IV.     Til.  p.  BO  23  IV.     Tuss.  b  4  IV. 

Neufelden,  Ober-Österreich.  —  Alois  Rosenberger,  Oberlehrer. 

1906.  Aes.  BO  5  V,  b  16  V,  f  24  IX,  LV  3  XL  Bet.  BO  14 IV,  b  18  IV. 
Cory.  b  8  III.  Crat.  b  1  VI.  Fag.  BO  29  IV,  W  12  V.  Lil.  b  18  VII.  Narc. 
p.  b  15  V.  Prun.  av.  b  12  V.  Prun.  C.  b  20  V.  Prun.  P.  b  16  V.  Prun.  sp. 
b  19  IV.  Pyr.  c.  b  6  V.  P>t.  M.  b  8  V.  Quere.  BO  14  V,  LV  29  IX.  Rib. 
ru.  b  2  V,  f  30  VU.  Salv.  off.  b  12  V.  Samb.  b  15  VI.  f  28  IK.  See.  b  26  V, 
E  28  VII.     Syr.  b  24  V.     Til.  g.  b  19  VII. 

Aln.  b  27  IIL  Anem.  b  3  IV.  Berb.  b  14  V.  Caltha  b  26  III.  Card,  b 
10  IV.  Chel.  b  2  V.  Chry.  b  28  V.  Frax.  b  16  V.  Hep.  b  17  HI.  Leu.  b  19  III. 
Narc.  P.  b  24  IV.  Pers.  b  20  IV.  Phil,  b  12  VI.  Pop.  b  1  IV.  Prun.  A.  b  23 IV. 
Ran.  b  23  IV.  Rib.  G.  b  3  V,  f  6  VIII.  Salix  b  6  IV.  Tuss.  b  20  III. 
Vacc.  b  23  IV. 

Nieder-Kaiusbach  an  der  Gersprenz,  Odenwald.  —  .1.  Scior,  LchrtM-. 


-     2Q4    — 

1906.  Bet.  BO  10  IV,  b  18  IV.  Coru.  s.  b  15  VI.  Cyd.  b  13  V.  Fag. 
BO  14  IV,  W  28  IV,  LV  6  X.  Lig.  b  20  VI.  Prun.  av.  b  12  IV.  Prun.  sp.  b 
14  IV.  Pyr.  c.  b  18  IV.  Pyr.  M,  b  3  V.  Rib.  ru.  b  16  IV.  Sarab.  b  2  VI, 
f  25  VIII.    See.  b  28  V,  E  23  VU.     Spart,  b  12  V.     S}t.  b  8  V. 

Caltha  b  12  IV.  Colch.  b  6  IX.  Ran.  b  12  IV.  Rib.  G.  b  14  IV. 
Salix  b  8  IV. 

Nienburg  an  der  Weser.  —  25  ra.  —   Sarrazin,  Apotheker  a.  D. 

1906.  Aes.  BO  16  IV,  b  10  V,  f  21  IX,  LV  8  X.  Bet.  BO  20  IV,  b  16  IV, 
LV  9  X.  Com.  s.  b  24  V.  Cory.  b  (10  II).  Cra.  b  13  V.  Cyd.  b  15  V.  Cyt. 
b  15  V.  Fag.  BO  27  IV,  W.  17  V,  LV  13  X.  Lig.  b  20  VI,  f  17  IX.  Lil.  b 
30.  VI.  Narc.  p,  b  5  V.  Prun.  av.  b  16  IV.  Prun.  C.  b  27  IV.  Prun.  P.  b 
24  IV.  Prun.  sp.  b  19.  IV.  Pjt.  c.  b  21  IV.  Pyr.  M.  b  4  V.  Quere.  BO  6  V, 
W  13  V,  LV  14  X.  Rib.  ru.  b  10  IV,  f  25  VI.  Rub.  b  23  V,  f  28  VI.  Samb. 
b  1  VI,  f  25  Vin.  See.  b  31  V,  E  15  VII.  Sorb.  b  9  V,  f  9  VIII.  Sym.  b  31  V. 
Syr.  b  6  V.     TU.  g.  b  23  VI.     Til.  p.  b  30  VI.     Vit.  b  20  VI. 

Berb.  b  13  V.  Buxus  b  21  IV.  Caltha  b  20  IV.  Card,  b  24  IV.  Chel. 
b  13  V.  Evon.  b  25  V.  Gal.  b  15  II.  Leu.  b  28  H.  Narc.  P.  b  1  IV.  Phil, 
q  27  V.     Ran.  b  15  IV.     Rib.  G.  b  9  IV.     Rob.  b  1  VL     Til.  g.  BO  19  IV. 

Nürnberg.  —  316  m.  —  Friedrieh  Sehultheiß,  Apotheker. 

1906.  Aes.  BO  13  IV,  b  7  V,  f  17  JX,  LV  7  X.  Bet.  BO  14  IV,  b  16  IV, 
LV  10  X.  Com.  s.  b  6  VI,  f  30  VIIL  Cori'.  b  13  II.  Crat.  b  12  V.  Cyd.  b 
14  V.  Cyt.  b  14  V.  Fag.  BO  24  IV,  W  7  V,  LV  18  X.  Lig.  b  18  VI,  f  15  IX. 
Lil.  b  1  VII.  Lon.  t.  b  8  V,  f  30  VI.  Narc.  p.  b  6  V.  Prun.  av.  b  20  IV. 
Prun.  C.  b  21  IV.  Prun.  P.  b  26  IV.  Prun.  sp.  b  19  IV.  Pyr.  e.  b  22  IV. 
Pyr.  M.  b  4  V.  Quere.  BO  8  V,  W  14  V,  LV  20  X.  Rib.  au.  b  16  IV,  £  6  VII. 
Rib.  ru.  b  16  IV,  f  2  VII.     Rub.   b  4  VI,  f  15  VII.     Salv.  off.    b  7  VI.     Samb.  b 

1  VI,  f  22  VIII.     See.  b  26  V,  E  16  VIL     Sorb.  b  13  V,  f  6  VIII.     Spart,  b  10  V. 
Sym.  b  7  VI,  f  31  VII.     Syr.  b  7  V.     Til.  g.  b  22  VI.     Vit.    b  24  VI. 

Aeer  p.  b  14  IV.  Acer  P.  b  6  V.  Aln.  b  8  III.  Anem.  b  10  IV.  Berb.  b 
10  V.  Call,  b  11  VIII.  Caltha  b  19  IV.  Card,  b  20  IV.  Che!,  b  4  V.  Chry. 
b  22  V.  Colch.  b  31  VIII.  Corn.  m.  b  19  III.  Evon.  b  23  V.  Frax.  BO  8  V, 
b  19  IV.     Hep.  b  7  III.     Leu.    b    6  III.     Phil,  b  11  VI.     Ran.    b    8  IV.     Rob.    b 

2  VI.      Rib.  Gr.  b  16  IV.      Salv.  p.  b  15  V.     Til.  g.  BO  15  IV.     Til.  p.  BO  29  IV. 
Trit.  b  16  VI.     Tuss.  b  9  III.     Ulm.  b  19  III.     Vaec.  b  3  V. 

Ober -Rosbach  bei  Friedberg,  Oberhessen.  —  K.  Reichwein. 

1906.  Corn.  s.  b  30  V.  Crat.  b  11  V.  Lig.  b  20  VI.  Prun.  av.  b  13  IV. 
Pyr.  M.  b  4  V.  Samb.  b  9  VI.  See.  b  30  V,  E  23  VII.  Syr.  b  10  V.  Til.  p. 
b  2  VII. 

Call,  b  26  VII.  Coleb,  b  26  VIII.  Narc.  P.  b  1  IV.  Ran.  b  1  IV.  Trit. 
E  2  VIII. 

Overbäsz,  Ungarn.  —  85  m.  —  Heinrich  Schenk. 

1906.  Aes.  b  30  IV.  Cyd.  b  25  IV.  Prun.  C.  b  11  IV.  Prun.  sp.  b  11  IV. 
Pyr.  c.  b  12  IV.  Pyr.  M.  b  13  IV.  Samb.  b  6  V.  See.  b  22  V.  Syr.  b  19  IV. 
Vit.  b  31  V. 

Amyg.  b  25  II f.  Morus  b  30  IV.  Pers.  b  7  IV.  Prun.  A  b  27  III.  Rob. 
b  9  V.     Trit.  b  25  V. 

Paruschowitz,  Reg.-Bez.  Oppeln.  —  260  m.  —  Parursel,  Förster. 

1906.  Aes.  BO  15  IV,  b  7  V,  f  18  IX.  Bet.  BO  17  IV,  b  17  IV.  Cory. 
b   5   III.     Crat.   b   10  V.     Cyt.   b    18  V.     Narc.  p.  b   28  IV.     Prun.  av.  b   15  IV. 


—    295     — 

Prun.  C.  b  24  IV.  Prun.  P.  b  26  IV.  Pyr.  c.  b  26  IV.  Quere.  BO  27  IV,  LV 
3  X.  Rib.  au.  b  19  IV,  f  3  VII.  Rib.  ru.  b  17  IV,  f  8  VII.  Rub.  b  26  V.  See. 
b  26  V,  E  18  VII.     Sorb.  b  20  V.     Syr.  b  7  V.     Til.  p.  b  8  VII. 

Acer  p.  b  16  IV.  Pin.  b  17  V.  Rib.  G.  b  15  IV.  Rob.  b  25  V.  Til.  p. 
BO  7  V. 

P  e  1 1 AY  0  r  m  ,  Insel  an  der  Westküste  von  Schleswig-Holstein.  —  Lehrer 
D.  Mäckelmann. 

1906.  Aes.  b  13  V.  Crat.  b  26  V.  Cyd.  b  20  V.  Cyt.  b  21  V.  Lig.  b 
15  VII.  Narc.  p.  b  6  V.  Prun.  av.  b  4  V.  Prun.  C.  b  9  V.  Prun.  P.  b  7  V. 
P}T.  c.  b  7  V.  Pyr.  M.  b  8  V.  Rib.  au.  b  30  IV.  Rib.  ru.  b  28  IV.  Rub.  b 
3  VI.     Samb.  b  13  VI.    Sorb.  b  22  V.    Syr.  b  17  V.    Vit.  b  7  VIT  [wohl  Wand!]. 

Acer  c.  b  12  V.  Anem.  b  13  IV.  Berb.  b  25  IV.  Frax.  b  5  V,  Laubfall 
27  X.     Jugl.  b  20  V.     Narc.  P.  b   5  IV.     Pers.  b   23  V.     Phil,  b    17  VL     Ran.  b 

14  IV.     Rib.  Gross,  b  25  IV.     Tuss.  b  10  IV.     Ulm.  b  10  IV. 

Prag.  —  Dr.  G.  Ritter  Beck  von  Mannagetta,  Professor  der  Botanik  und 
Direktor  des  Neuen  botanischen  Gartens  der  K.  K.  deutschen  Universität.  —  Das 
Beobachtungsgebiet  ist  dieser  Garten. 

1906.  Aes.  b  6  V.  Atro.  b  24  V.  Bet.  BO  11  IV,  b  12  IV.  Cory.  b 
27  II.  Crat.  b  8  V.  Cyd.  b  10  V.  Cyt.  b  9  V.  Lig.  b  10  VI.  Lil.  b  27  VI. 
Lon.  f  28  VI.  Narc.  p.  b  3  V.  Prun.  av.  b  17  IV.  Prun.  C.  b  17  IV.  Pjt.  c. 
b  17  IV.  Rib.  au.  b  17  IV.  Rib.  ru.  b  17  IV.  Rub.  b  29  V.  Salv.  off.  b  20  V. 
See.  b  29  V,  E  15  VIL    Sorb.  b  8  V.    Syr.  b  2  V.    Til.  p.  b  25  VI.    Vit.  b  13  VL 

Acer  p.  b  13  IV.  Aln.  b  19  III.  Anem.  b  6  IV.  Berb.  b  10  V.  Caltha 
b  8  IV.  Card,  b  4  V.  Chel.  b  23  IV.  Corn.  m.  b  10  III.  Gal.  b  26  IL  Hep. 
b  5  III.     Jugl.  b   10  V.     Larix   b   8  IV.     Leu.  b  26  IL     Lon.  X.  b  4  V.     Pin.  b 

15  V.  Pop.  b  11  III.  Prun.  Arm.  b  12  IV.  Ran.  b  11  IV.  Rob.  b  20  V.  Salix 
b  1  IV.     Salv.  p.  b  11  V.     Trit.  b  20  VI.     Tuss.  b  3  IV.     Ulm.  b  5  IV. 

Ratzeburg  bei  Lübeck.  —  70  m.  —  R.  Tepelmann,  Rektor. 

1906.  Aes.  BO  12  IV,  b  5  V,  f  18  IX,  LV  20  X.  Bet.  BO  16  IV,  LV  22  X. 
Cory.  b  7  II.  Crat.  b  10  V.  Cyt.  b  15  V.  Pag.  BO  14  IV,  W  3  V,  LV  22  X. 
Lig.  b  15  VI.  Lil  b  2  VU.  Narc.  p.  b  7  V.  Prun.  av.  b  21  IV.  Prun.  C.  b 
1  V.  Prun.  sp.  b  18  IV.  P\t.  c.  b  28  IV.  Pyr.  M.  b  6  V.  Quere.  BO  4  V, 
W  12  V,  LV  6  XI.  Rib.  ru.  b  17  IV,  f  1  VII.  Rub.  b  29  V,  f  4  VII.  Salv. 
off.  b  15  VI.  Saml).  b  10  VI.  See.  b  5  VI,  E  18  VII.  Sorb.  b  13  V,  f  6  VIIL 
Spart,  b  10  V.     Sym.  b  14  VI.     Syr.  b  11  V. 

Anem.  b  18  III.  Caltha  b  18  III.  Card,  b  9  V.  Chel.  b  1  V.  Gal.  b 
12  I.     Hep.  b  16  III.    Narc.  P.  b  15  III.     Ran.  b  1  IV.     Rib.  G.  b  14  IV. 

Reiehelsheim  im  Odenwald.  —  230  m.  —  Werner,  Lehrer. 

1906.  Aes.  BO  26  IV,  f  1  IX,  LV  26  IX.  Bet.  BO  16  IV,  b  18  IV.  Cory. 
b  1  III.  Crat.  b  12  V.  Cyt.  b  10  V.  Lig.  b  15  VI.  Lil.  b  25  VL  Narc.  p.  b 
21  IV.  Prun.  av.  b  16  IV.  Prun.  C.  b  20  IV.  Prun.  sp.  b  15  IV.  P}t.  c.  b 
20  IV.  Pyr.  M.  b  1  V.  Rib.  au.  b  1  V  [spät],  f  1  VIIL  Rib.  ru  b  20  IV, 
f  15  Vn.  Rub.  b  20  V,  f  15  VII.  Samb.  b  1  VI,  f  15  IX.  See.  b  1  VI,  E  25 
VII.     Sorb.  b  10  V,  f  1  VIIL     Spart,  b  12  V.     S>t.  b  4  V.     Vit.  b  16  Vn. 

Abies  b  10  V.  Acer  e.  b  26  IV.  Acer  p.  BO  26  IV,  LV  1  X.  Acer  P. 
BO  1  V,  LV  1  X.  Anem.  b  4  IV.  Berb.  b  10  V.  Buxus  b  15  IV.  Call,  b  1 
VIIL  Caltha  b  17  IV.  Card,  b  24  IV.  Chel.  b  10  V.  Chry.  b  25  V.  Coleb,  b. 
10  IX.  Frax.  BO  15  V,  Laubfall  10  XI.  GaL  b  15  III.  Jugl.  b  15  V,  f  15  IX. 
Larix   b   18  V.     Leu.  b  8  III.     Narc.  P.   b  15  IV.     Phil.  1.    1  VI.     Pin.    b    10  V. 


Atro. 

b 

30 

VI. 

Cory, 

b 

15 

III. 

Lig. 

b 

20 

VI, 

PruE 

L. 

sp. 

b  6 

-     296     — 

Prun.  A.  b  15  IV.     Kan.   b   4  IV.     Rib.  G.  b    18  IV.     Kob.  b   1  VI.     Salix   b    1.^ 
III.     Trit.  E  7  VIII.     Tuss.  b  20  IV.     Vacc.  b  20  IV. 

Reichenhall.  —  463  m.  —  Michael  Friedrich. 

1906.  Aes.  BO  [20  V,  b  30  V  ?spcät],  f  2  X,  LV  14  X. 
Bet.  BO  24  IV,  b  18  IV,  LV  15  X.  Corn.  s.  b  3  VI,  f  18  X. 
Crat.  b  28  V.  Cyt.  b  28  V.  Fag.  BO  5  V,  W  10  V,  LV  10  X. 
f  15  X.  Prun.  av.  b  15  V.  Prun.  C.  b  18  V.  Prun.  P.  b  12  V. 
V.  Pyr.  c.  b  6  V.  Pyr.  M.  b  9  V.  Quere.  BO  30  V,  W  6  VI,  LV  20  X.  Rib. 
au.  b  6  V.  Rib.  ru.  b  8  V.  Rub.  b  1  VI.  Samb.  b  18  VI,  f  8  X.  See.  b  3  VI, 
E  18  VII.  Sorl).  l.  20  V,  f  26  IX.  S3T.  b  20  V.  Til.  g.  b  25  VI.  Til.  p.  b  5 
VII.     Vit.  b  25  VI. 

Abies  b  8  VI.  Acer  c.  b  19  V.  Acer  p.  BO  17  V,  b  30  IV,  LV  9  X. 
Acer  P.  BO  10  V,  b  7  V,  LV  12  X.  Aln.  b  18  IIL  Anem.  b  27  III.  Berl..  b 
4  V.  Call,  b  30  VII.  Caltha  b  31  III.  Card,  b  30  IV.  Chel.  b  2  V.  Chry.  b 
18  V.  Coleb,  b  5  IX.  Corn.  m.  b  1  IV,  f  20  Vm.  Evon.  b  27  V,  f  10  IX. 
Pag.  f  10  X.  Frax.  BO  18  V,  b  8  IV,  LV  10  X.  Jugl.  b  18  V,  f  20  IX.  Larix 
b  29  IV.  Leu.  b  12  III.  Lon.  X.  b  30  V,  f  29  IX.  Morus  b  25  V.  Pin.  b  23 
V.  Pop.  b  3  IV.  Prun.  A.  b  7  IV.  Ran.  b  8  IV.  Rib.  G.  b  24  IV,  f  31  VII. 
Rob.  b  17  VI.  Salix  b  30  III.  Salv.  p.  b  24  V.  Trit.  b  10  VI,  E  26  VII. 
Tuss.  b  15  m,  f  30  IV.     Ulm.  b  10  IV.     Vacc.  b  25  V. 

Reimenrod  bei  Grebenau,  Oberhessen.  —  384  m.  —  Nahrgang,  Großh. 
Forstwart. 

1906.  Aes.  BO  19  IV.  Bet.  BO  18  IV,  b  16  IV,  LV  10  X.  Cory.  b  5  III. 
Crat.  b  16  V.  Fag.  BO  18  IV,  W  6  V,  LV  4  X.  Lon.  t.  b  22  VI,  f  16  VIII. 
Prun.  av.  b  24  IV.  Prun.  C.  b  (14  IV  Hauswand  an  der  Südseite).  Prun.  sp.  b 
25  IV.  Pyr.  c.  b  6  V.  Pjt.  M.  b  10  V.  Quere.  BO  11  V,  W  17  V,  LV  13  X. 
Rib.  ru.  b  24  IV,  f  6  VH.  Rub.  b  8  VI,  f  14  VII.  See.  b  7  VI,  E  27  VII. 
Sorb.  b  18  V,  f  27  VII.     Spart,  b  22  V.     Syni.  b  13  VI,  f  22  VIII.     Syr.  b  14  V. 

Acer  p.  BO  4  V,  LV  6  X.  Acer  P.  BO  2  V,  b  11  V,  LV  6  X.  Call,  b 
18  VII.  Card,  b  3  V.  Chry.  b  29  V.  Frax.  BO  7  V,  LV  17  X.  Larix  b  25  IV. 
Pin.  b  21  V.    Rib.  Gross,  b  18  IV,  f  14  VII.     Salix  b  4  IV. 

Reinerz,  Schlesien.  —  568  m.  —  Die  Badeverwaltung,  Dengler. 

1906.  Aes.  BO  30  IV,  b  24  V  [spät],  f  16  IX,  LV  1  X.  Bet.  BO  2  V, 
b  11  V,  LV  2  X.  Corn.  s.  b  10  VI,  f  2  IX.  Cory.  b  18  III.  Crat.  b  6  V.  Cyd. 
b  9  V.  Cyt.  b  6  V.  Fag.  BO  2  V,  W  8  V,  LV  2  X.  Lig.  b  20  VI.  Narc.  p. 
b  26  IV.  Prun.  av.  b  24  IV.  Prun.  C.  b  27  IV.  Prun.  P.  b  2  V.  Prun.  sp. 
b  8  V.  Pyr.  c.  b  12  V.  Pyr.  M.  b  11  V.  Quere.  BO  8  V,  W  15  V,  LV  8  X. 
Rib.  au.  b  1  V,  f  6  VII.  Rib.  ru.  b  30  IV,  f  6  VII.  Rub.  b  28  V,  f  1  VII. 
Samb.  b  24  V,  f  16  VIL  See.  b  6  VI,  E  10  VIII.  Sorb.  b  15  V,  f  25  VIII. 
Syra.  b  25  V,  f  16  VIII.     Syr.  b  18  V.     Til.  g.  b  16  VI.     Til.  p.  b  15  VI. 

Abies  b  8  V.  Acer  p.  BO  2  V,  b  1  V,  LV  8  X.  Acer  P.  BO  10  V.  b  12 
V,  LV  8  X.  Aln.  b  26  III.  Anem.  b  2  IV.  Call,  b  18  VII.  Caltha  b  9  IV. 
Chel.  b  6  V.  Chry.  b  4  VI.  Coleb,  b  10  VIII.  Evon.  b  15  V,  f  16  IX.  Fag. 
f  24  IX.  Frax.  BO  9  V,  b  6  V,  LV  9  X.  Hep.  b  18  IV.  Larix  b  20  IV.  Leu. 
b  5  III.  Narc.  P.  b  18  IV.  Phil,  b  9  VI.  Pin.  b  14  V.  Pop.  h  12  IV.  Ran. 
b  16  V.  Rib.  G.  b  30  IV.  Rob.  b  11  VI.  Salix  b  15  IV.  Til.  g.  BO  10  V, 
LV  2  X  Til.  p.  BO  8  V,  LA^  4  X.  Trit.  b  18  VI,  E  18  VIII.  Tuss.  b  21  III, 
f  21  V.     Ulm.  b  8  V.     Vacc.  b  26  IV. 

Ringgenberg  am  Brienzer  See,  Schweiz.  —  ca.  600  m.  —  N.  Buri,  Lehrer. 


—     297     — 

1906.  Aes.  BO  13  V  [spät].  Cory.  b  10  IV.  Fag.  BO  12  Y.  Prun.  av. 
b  1  V.  Prun.  sp.  b  25  IV.  Pyr.  c.  b  4  V.  Pyr.  M.  b  4  V.  Samb.  b  8  VI. 
S>T.  b  16  V. 

Ptochlitz,  Königreich  Sachsen.  —  166  m.  —  Prof.  Dr.  Wolf,  Eeal- 
schuldirektor. 

1906.  Aes.  BO  10  IV,  b  8  V,  f  20  IX,  LV  1  X.  Bet.  BO  10  IV,  b  12 
IV,  LV  29  IX.  Com.  s.  b  14  V  [früh].  Cory.  b  28  II.  Crat.  b  10  V.  Cyd.  b 
10  V.  Cyt.  b  11  V.  Fag.  BO  25  IV,  W  3  V,  LV  10  X.  Lig.  b  10  VI,  f  20  IX. 
Lil.  b  28  VI.  Lon.  t.  b  6  V,  f  25  VI.  Navc.  p.  b  6  V.  Prun.  av.  b  18  IV. 
Prun.  C.  b  20  IV.  Prun.  P.  b  27  IV.  Prun.  sp.  b  20  IV.  Pyr.  c.  b  21  IV. 
Pyr.  M.  b  5  V.  Quere.  BO  29  IV,  W  6  V,  LV  10  X.  Kib.  au.  b  18  IV,  f  15 
VII.  Rib.  ru.  b  15  IV,  f  20  VI.  Rub.  b  25  V,  f  1  VII.  Samb.  b  28  V,  f  2  IX. 
See.  b  31  V,  E  22  VII.  Sorb.  b  9  V,  f  28  VII.  Spart,  b  11  V.  Sym.  b  4  VI, 
f  15  VIII.     Syr.  b  5  V.     Til.  g.  b  19  VI,  Til.  p.  b  28  VI. 

Acer  p.  BO  16  IV,  b  14  IV,  LV  29  IX,  Acer  P.  BO  24  IV,  b  1  V,  LV  2 
X.     Aln.  b  6  III.     Amyg.  b  10  IV.     Anem.  b  1  IV.     Berb.  b  10  V.     Buxus  b  11 

IV.  Call,  b  2  VIII.     Caltha  b  4  IV.     Card,  b  19  IV.     Chel.  b   6  V.     Chry.  b  14 

V.  Corn  m.  b  6 III.  Evon.  b  28  V,  f  1  IX.  Frax.  BO  9  V,  b  13  IV,  LV  2  X. 
GaL  b  28  II.  Hep.  b  5  III.  Jugl.  b  8  V,  f  28  IX.  Narc.  P.  b  3  IV.  Pers.  b 
4  IV.  Phil,  b  5  VI.  Pop.  b  10  IV.  Prun.  A.  b  11  IV.  Ran.  b  11  IV.  Rib.  G. 
b  14  IV,  f  18  VII.  Rob.  b  4  VI.  Til.  g.  BO  13  IV,  LV  10  IX.  Til.  p.  BO  2 
V,  LV  20  IX.     Vacc.  b  25  IV,  f  19  VI. 

Rohrbach  bei  Reicheisheim,  Odenwald.  —  300  m.  —  Bräunig,  Lehrer. 
1906.     Aes.  BO  12  IV,  b  1  V,    f  20  IX.     Bet.  BO  15  IV,  b  15  IV.     Lil.  b 
30  VI.    Narc.  p.  b  1  V.     Prun.  av.  b  19  IV.     Prun.  C.  b  23  IV.     Prun.  sp.  b  19 

IV,  Pyr.  c.  b  24  IV.     Pyr.  M.  b  29  IV.     Rib.  ru.  b  12  IV,  f  17  VI.     Rub.  b  28 

V,  f  1  Vn.  See.  b  28  V,  E  24  VII.  Sorb.  b  10  V,  f  1  VIII.  Spart,  b  8  V. 
Syr.  b  1  V.     Til.  p.  b  26  VL 

CaU.  b  21  VII.  Card,  b  25  IV.  Colch.  b  25  VIII.  Jugl.  b  24  V.  Narc. 
P.  b  2  IV.     Rib.  G.  b  12  IV,  f  26  VII.     Rob.  b  5  VI.     Salix  b  2  IV.     Trit.  b  8 

VI,  E  4  vm. 

Sajö-Kaza,  Komitat  Borsod,  Ungarn.  —  Etwa  145  m.  —  Baron  Kaiman 
V.  Radvänszsky. 

1906.  Aes.  b  1  V.  Bet.  b  19  IV.  Corn.  s.  b  19  V.  Cory.  b  21  II.  Crat. 
b  10  V.  Cyd.  b  8  V.  Lig.  b  3  VI.  Lil.  b  20  VI.  Lon.  t.  b  6  V.  Narc.  p.  b 
21  IV.  Prun.  av.  b  15  IV.  Prun.  C.  b  15  IV.  Prun.  P.  b  19  IV.  Prun.  sp.  b 
12  IV.  Pyr.  c.  b  19  IV.  Pyr.  M.  b  22  IV.  Rib.  au.  b  13  IV.  Rib.  ru.  b  15 
IV.  Rub.  b  25  V.  Samb.  b  22  V.  See.  b  26  V.  Sorb.  b  12  V.  Syr.  b  23  IV. 
Til.  g.  b  20  VI.     Vit    b  3  VI  (kultiviert). 

Acer  c.  b  7  V.  Acer  p.  b  11  IV.  Acer  P.  b  27  V.  Aln.  b  5  III.  Amyg. 
b  12  IV.  Berb.  b  5  V.  Caltha  b  11  IV.  Card,  b  13  IV.  Chel.  b  30  IV.  Chry. 
b  12  V.  Corn.  m.  b  19  III.  Frax.  b  20  IV.  Gal.  b  3  III.  Jugl.  b  10  V. 
Morus  b  15  V.  Narc.  P.  b  29  IV.  Pers.  b  9  IV.  Phil,  b  25  V.  Pop.  b  16  III. 
Prun.  A.  b  11  IV.     Ran.  b   10  IV.     Rib.  G.  b  16  IV.     Rob.  b  25  V.     Salix  b  23 

III.  Salv.  p.  b  12  V.     Trit.  b  11  VI.     Tuss.  b  30  III.     Ulm.  b  6  IV. 

Schöllenbach  im  Odenwald.  —  285  m.    -  Helm,  Lehrer. 

1906.     Aes.  BO  [1  V  spät],  b  10  V,  f  18  IX,  LV  20  X.     Bet.  BO  20  IV, 

IV.  LV  1  XI.     Corn.  s.  b   10  VI.     Cory.  b   20   III.     Crat.  b   22  V      Cyd.  b.  18 

V.  Prun.  av.  b  20  IV.     Prun.  C.  b  25  IV.     Prun.  sp.  b  20  IV.     Pyr.  c.  b  25  IV. 


—     298     - 

Kib.  ru.  h  15  IV.  Samb.  h  25  V.  See.  b  4  VI,  i:  26  VII.  Sorb.  b  17  V,  f  12 
X.     Syr.  b  5  V.     Til.  g.  b  18  VI.     Til.  p.  b  27  VI. 

Call,  b  12  VIII.  Colch.  b  20  IX.  Ran.  b  2  IV.  Rib.  G.  b  8  IV  [früh], 
Salix  b  8  IV. 

Schömberg,  Oberamt  Neuenbürg,  Württemberg.  —  L.  Pfeiffer,  Amts- 
richter a.  D. 

1906.  Aes.  BO  (5  V).  Bet.  BO  24  IV,  b  20  IV,  LV  11  X.  Cory.  b  7  III. 
Cyt.  b  2  VI.  Fag.  BO  5  V,  W  10  V,  LV  16  X.  Lig.  b  7  VII.  Prun.  av.  b  2 
V.  Prun.  P.  b  9  V.  Prun.  sp.  b  3  V.  Pyr.  c.  b  5  V.  Pyr.  M.  b  14  V.  Quere. 
BO  12  V,  W  20  V,  LV  21  X.  Rib.  ru.  b  28  IV.  Samb.  b  29  VI.  See.  b  25  VI, 
E  15  VIII.     Syr.  b  16  V. 

Acer  P.  BO  12  V.  Anem.  b  14  IV.  Buxus  b  (30  IV).  Caltha  b  13  IV. 
Card,  b  26  IV.  Chel.  b  8  V.  Ran.  b  22  IV.  Rib.  G.  b  23  IV.  Salix  b  3  IV. 
Vacc.  b  4  V. 

Schollene,  Kreis  Jerichow  II,  Prov.  Sachsen.  —  35  m.  —  von  Alvens- 
leben,  Rittergutsbesitzer. 

1906.  Aes.  BO  18  IV,  b  6  V,  f  28  IX,  LV  29  IX.  Bet.  BO  19  IV,  b  21 
IV.  Crat.  b  7  V.  Cyd.  b  12  V.  Cyt.  b  8  V.  Fag.  BO  24  IV.  Lii.  b  10  VII. 
Prun.  av.  b  22  IV.  Prun.  C.  b  19  IV.  Prun.  P.  b  19  IV.  Prun.  sp.  b  20  IV. 
Pyr.  e.  b  17  IV.  Pyr.  M.  b  29  IV.  Quere.  BO  2  V.  Rib.  au.  b  18  lA^  Rib.  ru. 
b  13  IV.  Samb.  b  19  V,  f  21  VIII.  See.  b  23  V,  E  10  VII.  Syr.  b  4  V.  Til. 
g.  b  14  VI.     Til.  p.  b  21  VI. 

Rob.  b  22  V.     Til.  g.  LV  10  X.     Til.  p.  LV  15  X. 

Siedeisbrunn,  südl.  Odenwald.    -    490  m.  —  Lehrer  Trautmann. 

1906.  Aes.  BO  3  V,  b  19  V,  f  28  IX,  LV  28  IX.  Bet.  BO  3  V,  b  11  V, 
LV  6  X.  Cory.  b  8  III.  Crat  b  [12  V].  Fag.  BO  10  V,  W  20  V.  Narc.  p.  b 
15  V.  Prun.  av.  b  26  IV.  Prun.  C.  b  24  IV.  Pyr.  c.  b  7  V.  Pyr.  M.  b  19  V. 
Rib.  ru.  [b  8  V  sehr  spät],  f  16  VII.  Rub.  b  10  VI,  f  18  VII.  Samb.  b  26  VI, 
f  26  IX.     See.  b  21  VI,  E  10  VIII.     Spar,  b  21   V.     Syr.  b  16  V. 

Call,  b  10  VIII.  Caltha  b  28  IV.  Card,  b  26  IV.  Chel.  b  17  V.  Colch. 
b  14  IX.  Frax.  BO  15  V,  b  11  V.  Jugl.  b  19  V,  f  27  IX.  Larix  b  29  IV.  Pers. 
b  8  V.     Rib.  G.  b  30  IV.     Vacc.  b  2  V. 

Steinbuch,  westl.  Michelstadt,  Odenwald.  —  "W.Born,  Lehrer. 

1906.  Pyr.  c.  b  1  V.  Pyr.  M.  b  8  V.  Samb.  b  7  VI.  See.  b  2  VI,  El 
VIII.     Syr.  b  15  V.     Vacc.  b  7  V. 

Stockstadt  am  Rhein,  Starkenburg.  —  Jakob  Mauer,  Lehrer. 

1906.  Aes.  BO  20  VI,  b  2  V.  Bet.  BO  11  IV,  b  10  IV.  Cory.  fa  14  II. 
Crat.  b  12  V.  Fag.  BO  19  IV.  Lil.  b  25  VI.  Lon.  t.  b  9  V.  Prun.  C.  b  12  IV. 
Pyr.  c.  b  16  IV.  Pyr.  M.  b  24  IV.  Quere.  BO  29  IV.  Rib.  au.  b  17  IV.  Rib. 
ru.  b  16  IV.     Salv.  off.  b  20  V.     Syr.  b  3  V.     Til.  g.  b  17  VI.     Vit.  b  15  VI. 

Aln.  b  5  III.  Gal.  b  12  II.  Hep.  b  4  IV.  Narc.  P.  b  7  IV.  Pop.  b  2  IV. 
Salix  b  12  III.     Til.  g.  BO  2  V.     Ulm.  b  12  III. 

Teterow,  Mecklenburg.  —  10—93  m.  —  H.  Kopeke,  Lehrer. 

1906.  Aes.  BO  14  IV,  b  8  V,  f  16  IX,  LV  29  IX.  Bet.  BO  15  IV.  Cory. 
b  12  II.  Crat.  b  8  V.  Cyt.  b  9  V.  Fag.  BO  14  IV,  W  24  IV,  LV  14  X.  Lig. 
b  14  VI.  Lil.  b  29  VI.  Narc.  p.  b  4  V.  Prun.  av.  b  17  IV.  Prun.  C.  b  26  IV. 
Prun.  P.  b  23  IV.  Prun.  sp.  b  14  IV.  Pyr.  c.  b  27  IV.  Pyr.  M.  b  5  V.  Quere. 
BO  1  V,  W  7  V,  LV  21  X.     Rib.  ru.  b  15  IV,  f  24  VI.     Rub.  b  22  V,   f  27  VI. 


-     299     - 

Samb.  b  29  V.  See.  b  24  V,  E  9  VII.  Sorb.  b  8  V.  Syr.  b  7  V.  Til.  g.  b  16 
VI.     Til.  p.  b  30  VI. 

Anem.  b  2  IV.  Call,  b  25  VII.  Caltha  b  9  IV.  Chel.  b  26  IV.  Colch. 
b  1  IX.  Corn.  m.  b  9  III.  Frax.  BO  10  V,  Laubfall  2  XI.  Gal.  b  3  II.  Hep. 
b  5  m.  Ran.  b  20  III.  Rib.  G.  12  IV.  Til.  g.  BO  12  IV,  LV  10  X.  Til.  p. 
BO  26  IV,  LV  6  X.     Tuss.  b  8  III. 

Timelkam,  Ober-ÖsteiTeich.  —  Frau  Gabriele  Huber,  Lehrerin.  — 
Tiinelkam  liegt  dicht  bei  Attnang,  an  welcher  Station  1905  beobachtet  wurde. 

1906.  Abs.  BO  23  IV,  b  14  V.  Atro.  b  18  VL  Corn.  s.  b  18  VI.  Cory. 
b  8  in.  Grat,  b  26  V.  Fag.  BO  14  IV.  Lig.  b  28  VI.  Lil.  b  8  VII.  Lon.  t. 
b  13  V.  Narc.  p.  b  10  V.  Prun.  av.  b  20  IV  Prun.  C.  b  26  IV.  Prun.  P.  b 
21  IV.  Prun.  sp.  b  25  IV.  Pyr.  c.  b  6  V.  Pyr.  M.  b  11  V.  Quere.  BO  10  V, 
W  23  V.  Rib.  au.  b  8  V.  Rib.  ru.  b  25  IV,  f  22  VII.  Rub.  b  28  V,  f  28  VII. 
Samb.  b  17  VI,  f  15  IX.  See.  b  1  VI,  E  19  VIL  Syr.  b  17  V.  Til.  g.  b  VIL 
Til.  p.  b  19  Vn. 

Abies  b  21  IV.  Acer  p.  b  18  IV.  Anem.  b  27  IH.  Berb.  b  19  V.  Call, 
b  15  VII.  Caltha  b  31  III.  Card,  b  20  IV.  Chel.  b  15  V.  Chry.  b  18  V. 
Evon.  b  24  V.  Frax.  BO  11  V.  Gal.  b  8  III.  Hep  b  (7  III  geschützt).  Larix 
b  21  IV.  Lon.  X.  b  13  V.  Narc.  P.  b  12  IV.  Phil,  b  20  V.  Ran  b  10  IV. 
Rib.  G.  b  15  IV.  Salix  b  13  V.  Salv.  p.  b  18  V.  Tuss.  b  6  III.  Vace.  b  2  V, 
f  30  VI. 

Tölz,  Bad,  Bayern.  —  P.  Anton  Hammerschmid,  Kgl.  Geistlicher  Rat, 
Ex-Provinzial  des  Franziskaner-Ordens. 

1906.  Aes.  BO  8  V,  b  17  V.  Atro.  b  12  VII  (spät).  Bet.  BO  2  V,  b  6  V. 
Corn.  s.  b  12  VI.  Cory.  b  8  III.  Crat.  b  26  V.  Cyt.  b  1  VI.  Fag.  BO  8  V, 
W  8  V.  Lig.  b  3  VII.  Lil.  b  18  VII.  Lon.  t.  b  1  VI.  Narc.  p.  b  10  V.  Prun. 
AV.  b  30  IV.  Prun.  P.  b  5  V.  Prun.  sp.  b  10  V.  Pyr.  c.  b  10  V.  Pyr.  M.  b 
20  V.  Quere.  BO  30  V.  Rib.  au.  b  10  V  (in  sonniger  Lage).  Rib.  ru.  b  29  IV. 
Rub.  b  12  VI.  Samb.  b  26  VI  (spät).  See.  b  6  VII  (spät),  E  25  VIII.  Sorb. 
b  28  V  (spät).     Sym.  b  25  VI.     Syr.  b  1  VI.     Til.  g.  b  3  VII.     Til.  p.  b  7  VII. 

Abies  b  17  V.  Acer  p.  BO  1  V,  b  22  IV.  Acer  P.  BO  18  V,  b  12  V. 
Aln.  b  21  IV.  Anem.  b  10  IV.  Berb.  b  30  V.  Buxus  b  17  IV.  Caltha  b  12 
IV   (spät).     Card,    b  8  V  (spät).     Chel.  b   21  V  (spät).     Chry.  b   5  VI.     Coleb,  b 

15  Vm.  Corn.  m.  b  20  IV.  Evon.  b  28  V.  Frax.  BO  19  IV,  b  12  IV.  Gal. 
b  14  III,  Blattsp.  5  I  (infolge  des  merkwürdig  milden  Wihters,  die  Blüte  aber  durch 
späteren  massenhaften   Schnee  lange   zurückgehalten).     Hep.  b   10  III.     Larix  b 

16  IV.  Leu.  b  30  III  (spät).  Lon.  X.  b  28  V.  Narc.  P.  b  25  IV.  Phil,  b  18  VI. 
Pin.  b  23  V.  Pop.  b  2  IV.  Ran.  b  14  IV.  Rib.  G.  b  30  IV.  Rob.  b  18  VI. 
Salix  b  2  IV.  Salv.  p.  b  2  VI.  Til.  g.  BO  14  V.  Til.  p.  BO  2  V.  Tuss.  b 
(24  III,  f  20  V  spät).     Ulm.  b  24  IV.     Vace.  b  30  IV. 

Turkeve,  Ungarn.  —  88  m.  —  J.  Hegyfocky,  Pfarrer.  —  Beobaehtungs- 
gebiet  wie  1905. 

1906.  Cyd.  b  28  IV.  Lil.  b  10  VI.  Prun.  av.  b  13  IV.  Prun.  C.  b  15  IV. 
Pyr.  c.  b  14  IV.     Pyr.  M.  b  19  IV.    Rib.  ru.  b  12  IV.    -Syr.  b  23  IV.    Vit.  b  29  V. 

Prun.  Arm.  b  9  IV.  Rib.  Gr.  b  14  IV.  Rob.  b  11  V.  Trit.  b  28  V,  E  30 
VI  (an  anderen  Stellen  schon  am  22  VI). 

Ulf  a,  nördl.  Nidda,  Oberhessen.  —  180  m.     G.  Wißner,  Lehrer. 

1906.     Aes.  b  10  V.     Crat.  b  12  V.     Prun.  av.  b  13  IV.    Prun.  C.  b   2  V. 


—     300     - 

Prun.  sp.  b  16  IV.  Pyr.  c.  b  24  IV.  Pyr.  M.  b  7  V.  Rib.  ru.  h  14  IV. 
Sorb.  b  13  V.     Syr.  b  LO  V. 

Ulfenbach-  und  Finkenbachtal  im  untersten  Teil  (südl.  Odenwald 
bei  Hirschhorn    —  Cand.  theol.  E.  Winkelmann  in  Hirschhorn. 

1906.  Abs.  BO  13  IV.  b  9  V.  Bet.  BO  11  IV,  b  11  IV.  Crat.  b  fll  V). 
Fag  BO  15  IV,  W  28  IV.  Prun.  av.  b  13  IV.  Prun.  C.  b  (18  IV).  Prun.  sp. 
b  14  IV.  Pyr.  c.  b  20  IV.  Pyr.  M.  b  4  V.  Quere.  BO  23  IV,  W  7  V.  Rib.  ru. 
b  14  IV.     Sorb.  b  12  V,  f  (17  VII.     Spart,  b  5  V.     Syr.  b  (3  V). 

Acer  P.  b  26  IV.  Aln.  b  (2  III).  Anem.  b  27  III.  Call,  b  22  VII.  Caltha 
b  4  IV.  Card,  b  18  IV.  Chel.  b  (30  IV).  Colch.  b  1  IX.  Jugl.  b  12  V.  Larix 
b  3-IV.  Pers.  b  14  IV.  Pop.  b  18  III.  Ran.  b  31  III.  Rib.  G.  b  12  IV.  Sali.x 
b  18  m.     Salv.  p.  13  V.     Til.  g.  BO  20  IV.     Til.  p.  BO  27  IV.     Vacc.  b  17  IV. 

1905.  Aes.  BO  12  IV,  LV  16  X.  Bet.  BO  11  IV,  LV  19  X.  Fag.  BO  15  IV, 
LV  18  X.  Prun.  av.  b  (10  IV).  Prun.  C.  b  14  IV.  Prun.  sp.  b  12  IV.  Pyr.  c. 
b  22  IV.     Quere.  LV  19  X. 

Anem.  b  22  III.  Larix  b  2  IV.  Pers.  b  11  IV.  Rib.  G.  b  9  IV.  Til.  g. 
BO  24  IV.     Til.  p.  BO  25  IV.     Vacc.  b  17  IV. 

Um  an,  Gouvernement  Kiew,  Südrußland.  —  216  m.  —  W.  A.  Poggenpohl. 
Inspektor  der  landw.  Schule. 

1906.  Aes.  BO  22  IV,  b  2  V.  Bet.  BO  17  IV,  b  14  IV.  Com,  s.  b  24  V. 
Cory.  b  9  IIL  Crat.  b  10  V.  Cyd.  b  10  V.  Fag.  BO  21  IV.  Lig.  b  29  V.  Lon. 
t.  b  4  V,  f  15  VI.  Prun.  av.  b  19  IV.  Prun.  C.  b  24  iV.  Prun.  P.  b  21  IV.  Prun. 
sp.  b  17  IV.  Pyr.  c.  b  23 IV.  Pyr.  M.  b  2  V.  (Quere.  BO  25 IV  und  15  V,  zwei  Bäume). 
Rib.  au.  b  24  IV.  Rib.  ru.  b  18  IV,  f  10  VI.  Rub.  b  17  V,  f  14  VI.  Salv.  off. 
b  23  V.  Samb.  b  18  V.  See.  b  17  V,  E  28  VI.  Sorb.  b  7  V.  Syr.  b  3  V.  Til. 
p.  b  12  VI.     Vit.  b  5  VI. 

Abies  b  2  V.  Acer  c.  b  22  IV.  Acer  p.  BO  17  IV,  b  15  IV.  Acer  BO 
21  IV,  b  3  V.  Aln.  b  19  IIL  Anem.  ran.  b  5  IV.  Berb.  b  7  V.  Chel.  b  24  IV. 
Corn.  m.  b  10  IV.  Frax.  BO  1  V,  b  11  IV.  Jugl.  b  6  V.  Larix  b  12  IV.  Lon. 
X.  b  4  V,  f  19  VI.  Morus  b  8  V.  Phil,  b  20  V.  Pin.  b  10  V.  Pop.  b  27  III. 
Prun.  A.  b  18  IV.  Ran.  b  7  IV  Rib.  G.  b  18  IV,  f  27  VI.  Rob.  b  18  V.  Salix 
b  7  IV.      Salv.  p.  b  7  V.      Til.  p.  BO  22  IV.      Trit.  b  26  V,  E  3  VII.      Tuss.  b 

24  III     Ulm.  b  6  IV. 

Unter marchtal,  Württemberg  (ß  48o  14,  L  9»  37).  —  510  m.  —  J.  Nagel, 
Dekan  (früher  in  Hundersingen'. 

1906.  Cory.  b  5  III.  Crat.  b  23  V.  Lig.  b  19  VI,  f  18  IX.  Lil.  b  9  VII. 
Narc.  b  10  V.  Prun.  av.  b  24  IV.  Prun.  C.  b  5  V.  Prun.  sp.  b  24  IV.  Pyr. 
c  b  6  V.  Pyr.  M.  b  9  V.  Rib.  ru.  f  28  VI.  Samb.  b  (16  VI).  See.  b  9  VI,  E 
31   Vn.     Sorb.  f  24  VIII.     Syr.  b  11  V. 

Anem.  b  (8  IV).  Chry.  b  22  V.  Corn.  m.  b  5  IV.  Rib.  G.  b  19  IV. 
Tuss.  b  5  III. 

Vendersheim,  Rheinhessen.  —  200  m.  —  Niebergall,  Lehrer. 

1906.  Aes.  BO  13  IV,  b  4  V,  f  12  IX,  LV  19  X.  Bet.  BO  16  IV.  Crat. 
b  4  V.  Cyd.  b  8  V.  Cyt.  b  9  V.  Lil.  b  29  VI.  Narc.  p.  b  29  IV.  Prun  av. 
b  12  IV.  Prun.  C.  b  19  IV.  Prun.  sp.  b  18  IV  [spät].  P>t.  c.  b  16  IV.  Pyr. 
M.  b  6  V.     Rib.   au.  b  17  IV.      Rub.   b  22  V.      Samb.   b  26  V.     See.  b  27  V,    E 

25  VII.     Sorb.  b  11  V.     Sym.  b  22  V.    Syr.  b  8  V.    Til.  g.  b  25  VI.    Vit.  b  22  VI. 

Acer  p.  BO  10  IV,  b  8  IV.     Acer  P.  BO  12  IH,  b  24  IV.     Pers.  b  14  IV. 


-     301     - 

Prun.  A.  b  15  IV.    Kib.  G.  b  10  V  [VJ.    Kob.  b  1  VI.     Til.  jr.  BO  4  IV.     Til.  p.  BO 
18  IV.     Trit.  b  20  VI. 

Vielbrunn  im  Odenwald.  —  430  m.  —  F.  Weyrauch,  Lelirer. 
1906.  Aes.  B0  15IV,  b29IV.  f9  X,  LV  14  X.  Bet.  BO  17  IV,  b  19IV,  LV  19  X. 
Corn.  s.  b  9  VI.  Cory.  b  21  II.  Crat.  b  15  V.  Cyd.  b  20  V  Fag.  BO  27  IV, 
W  5  V,  LV  22  X.  Lig.  b  22  VI,  f  16  IX.  Lil.  b  28  VI.  Lon.  t.  b  10  V,  f  29  VI. 
Narc.  p.  b  6  V.  Prun.  av.  b  23  IV.  Prun.  C.  b  25  IV.  Prun.  P.  b  26  IV.  Prun. 
sp.  b  22  IV.  Pyr.  c.  b  27  IV.  Pyr.  M.  b  2  V.  Quere.  BO  10  V,  W  16  V,  LV 
24  X.  Rib.  au.  b  21  IV,  f  6  VII.  Rib.  ru.  b  16  IV,  f  29  VI.  Rub.  b  2  VI,  f  10  VII. 
Sarab.  b  5  VI,  f  17  VIII.  See.  b  2  VI,  E  2  VIII.  Sorb.  b  20  V,  f  10  Vm. 
.Spart,  b  22  V.  Sym.  b  10  VI,  f  4  VIII.  S}t.  b  11  V.  Til.  p.  b  9  VII.  Vit.  b  26  VI. 
Villi ngen,  Baden.  —  Etwa  700  ni.  —  A.  Schüssler,  Hauptlehrer 
1906.  Aes.  BO  25  V,  b  27  V,  f  4  X,  LV  9  X.  Bet.  BO  20  V,  b  14  V,  LV 
28  X.  Cory.  b  18  IV.  Crat.  b  7  VI.  Cj-t.  b  24  V.  Fag.  BO  30  V,  LV  15  X. 
Lig.  b  9  VII,  f  24  IX.  Lil.  b  15  VII.  Lon.  t.  b  3  VI,  £  15  IX.  Narc.  p.  b  15  V. 
Prun.  av.  b  6  V.  Prun.  C.  b  8  V.  Prun.  P.  b  14  V.  Prun.  sp.  b  6  V.  Pyr.  C. 
b  12  V.  Pyr.  M.  b  15  V.  Rib.  ru.  b  10  V,  f  20  VII.  Rub.  b  21  V,  f  10  VIII. 
Samb.  b  26  VI,  f  20  IX.  See.  b  28  VI,  E  16  VIII.  Sorb.  b  8  VI,  f  20  IX.  Syr. 
b  25  V.     Til.  g.  b  25  V.     Til.  g.  b  10  VII.     Til.  p.  b  25  VII. 

Abies  b  11  V.  Acer  p.  BO  24  V,  b  8  V,  LV  10  X.  Acer  P.  BO  25  V,  b 
27  V,  LV  10  X.  Aln.  b  15  IV.  Caltha  b  (15  III).  Card,  b  10  V.  Chel  b  27  V. 
Chry.  b  2  VI.  Colch.  b  15  VIII.  Frax.  BO  3  VI,  LV  4  X,  Laubfall  12  X.  Narc. 
P.  b  1  V.  Rib.  G.  b  12  V,  f  10  VIIL  Rob.  b  9  VII.  Salix  b  19  III.  Salv.  p.  b. 
18  VI.  Til.  g.  BO  27  V,  LV  18  X.  Til.  p.  BO  8  VI,  LV  24  X.  Ulm.  b  20  V. 
Vacc.  b  13  V. 

Waizenkirchen,  Oberösterreich.  —  360  m.  —  Dr.  med.  H.  Hamann, 
Oemeindearzt. 

1906.  Aes.  BO  17  IV,  b  9  V.  Bet.  BO  16  IV,  b  16  IV.  Corn.  s.  b  15  VI. 
Cory.  b  10  III.  Crat.  b  15  V.  Cyt.  b  18  V.  Fag.  W  20  IV.  Lig.  b  21  VI. 
Lil.  b  7  VII.  Prun.  av.  b  16  IV.  Prun.  C.  b  23  IV.  Prun.  P.  b  26  IV.  Prun. 
sp.  b  21  IV.  PjT.  c.  b  26  IV.  Pyr.  M.  b  3  V.  Quere.  BO  24  IV,  W  4  V.  Rib. 
ru.  b  15  IV.  Rub.  b  13  V.  Samb.  b  3  VI.  See.  b  17  V,  E  3  VIL  Sorb.  b  11 
V.     Syr.  b  11  V.     Til.  g.  b  1  VII.     Til.  p.  b  8  VIL 

Abies  b  9  V.  Acer  p.  b  16  IV.  Acer  P.  b  28  IV.  Anem.  b  17  III.  Call, 
b  10  VIII.  Card,  b  20  IV.  Chel.  b  7  V.  Chry.  b  10  V.  Colcli  b  3  IX.  Corn. 
m.  b  15  IV.  Evon.  b  16  V.  Frax.  BO  7  V,  b  17  IV.  Larix  b  11  IV.  Leu.  b 
11  III.  Pers.  b  22  IV.  Pop.  b  31  III.  Rib.  G.  b  21  IV.  Salix  b  27  III.  Til. 
p.  BO  27  IV.     Trit.  b  17  VI.     Tuss.  b  11  III,  f  20  IV.  Vacc.  b  22  IV. 

Wall  au   bei   Biedenkopf,    Hessen-Nassau.  —  300  m.   ~   H.  Feller,   Lehrer. 

1906.  Aes.  BO  20  IV.  Bet.  BO  20  IV,  b  29  IV.  Crat.  b  20  V.  Fag.  BO 
22  IV,  W  6  V.  Prun.  C.  b  23  IV.  Prun.  sp.  b  18  IV.  Pyr.  c.  b  6  V.  Pyr.  M. 
b  13  V.  Quere.  BO  12  V,  W  20  V.  Rib.  ru.  b  19  IV.  See  E  30  VI.  Sorb.  b 
22  V.     Syr.  b  18  V. 

Acer  p.  BO  2V,  b  8  IV.  Acer  P.  BO  8  V.  Anem.  b  2  IV.  Caltha  b  16 
IV.  Card,  b  20  IV.  Chel.  b  2  V.  Chry.  b  26  V.  Frax.  BO  20  V.  Ran.  b  3 
IV.    Rib.  G.  b  17  IV.    Salix  b  8  iV.    Til.  g.  BO  1  V.    Tuss.  b  23  III.    Vace.  b  25  IV. 

W^eidenbach,  Mittelfranken.  —  434  m.  —  Fr.  Pf  autsch,  Apotheker. 

1906.  Aes.  BO  13  IV,  b  10  V,  f  3  X,  LV  8  X.  Atro  b  21  VI.  Bet.  BO 
20  IV.     Cory.  b    6   III.     Crat.  b   15  V.     Cyt.  b   24  V.     Lig.  b   21  V    [?  zu  fi-ühj, 


—     302     — 

f  30  IX.  Lil.  b  6  VII.  Lon.  t.  b  25  V,  f  25  VI.  Prun.  av.  b  23  IV.  Prun.  C. 
b  4  V.  Prun.  P.  b  5  V.  Prun.  sp.  b  3  V.  Pyr.  c.  b  19  IV  [früh].  Pyr.  M.  h 
6  V.  Quere.  BO  9  V,  W  25  V,  LV  3  X.  Rib.  ru.  b  17  IV,  f  5  VII.  Rub.  b  4 
VI,  f  7  VII.  Salv.  off.  b  18  VI.  Samb.  b  20  VI  [?  spät],  f  20  IX.  See.  b  3  VI, 
E  23  VII.  Sorb.  b  24  V,  f  6  VIII.  Spart,  b  15  V.  Sym.  b  8  VI.  Syr.  b  13  V. 
Til.  g.  b  [5  VII.     Til.  p.  b  30  VI].     Vit.  b  29  VI. 

Aeer   P.  b    11  V,   LV   8  X.     Anem.  b  15  IV.     Berb.  b  15  V.     Buxus  I)  1& 

IV.  Call,  b  7  VIII.     Caltha  b  25  IV.     Card,  b  4  V.     Chel.  b  12  V.     Chry.  b  24 

V.  Coleb,  b  4  IX.  Corn.  m.  b  12  IV,  f  21  IX.  Evon.  b  25  V.  f  28  IX.  Gal.  b 
8  III,  Blattsp.  24  IL  Hep.  b  29  III.  Jugl.  b  13  V,  f  28  IX.  Larix  b  25  IV. 
Leu.  b  30  III.  Narc.  P.  b  12  IV.  Pers.  b  18  IV.  Phil,  b  8  VI.  Prun.  A.  b  10 
IV.  Ran.  b  13  IV.  Rib.  G.  b  14  IV,  f  7  VII.  Rob.  b  17  VI.  Salv.  p.  b  25  V. 
Til.  g.  BO  5  V,  LV  8  X.  Til.  p.  BO  8  V,  LV  4  X.  Trit.  b  24  VI,  E  6  VIII. 
Vaee.  b  25  IV. 

Weilheim,  Oberbayern.  —   560—625  m.  —  Dr.  Kollmann,  Arzt. 

1906.  Aes.  BO  6  V^  b  16  V,  f  2  X,  Atro.  b  19  VI,  LV  2  X.  Bet.  BO 
5  V,  LV  25  IX.  Corn.  s.  b  10  VI,  f  6  IX.  Cory.  b  4  III.  Crat.  b  18  V.  Fag. 
BO  3  V,  W  7  V,  LV  4  X.  Lig.  b  28  VI.  Prun.  av.  b  23  IV.  Prun.  P.  b  5  V. 
Prun.  sp.  b  23  IV.  Pyr.  c.  b  30  IV.  Pyr.  M.  b  7  V.  Quere.  BO  20  V,  LV  6  X. 
Rib.  ru.  b  23  IV,  f  (19  VII).  Rub.  b  16  VI.  Samb.  b  10  VI,  f  29  VIII.  See. 
b  31  V,  E  28  VIL  Sorb.  b  20  V,  f  11  VIII.  Syr.  b  16  V.  Til.  g.  b  29  VI. 
Til.  p.  b  18  VII. 

Aln.  b  7' III.     Anem.  b  17  III.     Berb.  b  21  V.     Call,    b  26  VII.     Caltha  b 

21  III.  Card,  b  23  IV.  Chel.  b  6  V.  Chry.  b  19  V.  Coleb,  b  28  VIII.  Corn. 
m.  b  19  III.  Evon.  b  22  V.  Frax.  BO  15  V.  Hep.  b  4  III.  Larix  b  9  IV. 
Phil,  b  13  VI.  Pin.  b  10  V.  Ran.  b  18  IV.  Rib.  G  b  23.  IV.  Rob.  b  22  VI. 
Salv.  p.  b  24  V.  Trit.  E  5  VIII.  Tuss.  b  6  III,  f  18  IV.  Ulm.  b  27  III. 
Vaee.  b  5  V. 

Wiesbaden.     —  115  m.  —  G.  Jordan,  Lehrer. 

1906.  Aes.  BO  16  IV,  b  4  V.  Bet.  BO  13  IV,  b  10  IV,  LV  6  X.  Cory. 
b  4  II.  Crat.  b  14  V.  Cyd.  b  15  V.  Fag.  BO  15  IV,  W  18  IV,  LV  15  X. 
Prun.  C.  b  15  IV.  Prun.  P.  b  18  IV.  Prun.  sp.  b  13  IV.  Pyr.  c.  b  17  IV. 
Pyr.  M.  b  5  V.  Quere.  BO  19  IV,  W  5  V.  Rib.  ru.  b  11  IV.  See.  b  3  VI, 
E  3  VIII.     S>T.  b  5  V. 

Aeer  p.  b  11  IV,  LV  4  X.  Acer  P.  BO  4  V.  Corn.  m.  b  23  III.  Fag. 
f  24  VIII.  Frax.  b  11  IV.  Gal.  b  25  IL  Hep.  b  3  III.  Larix  b  10  IV  Leu. 
b  1  III.  Pers.  b  7  IV.  Pop.  b  29  III.  Prun.  A.  b  8  IV.  Salix  b  29  IIL  Til. 
g.  LV  5  X.     Tuss.  b  1  IV,  f  23  IV.     Ulm.  b.  25  III. 

Wigandsthal,  Sehlesien.  —  471  m.  —  0.  Rühle,  Lehrer. 

1906.  Aes.  BO  15  IV,  b  10  V.  Cory.  b  6  lII.  Cyt.  b  18  V.  Lil.  b  11  VII. 
Nare.  p.  b  8  V.     Prun.  av.  b  22  IV.     Pyr.  e.  b  6  V.     Pyr  M.  b  8  V      Rib.  ru.  b 

22  IV.  Samb.  b  2  VI.  See.  b  2  VI,  E  30  VII.  Sorb.  b  12  V,  f  20  VIII.  Spart, 
b  15  V.     Syr.  b  10  V. 

Anem.  b  5  IV.  Call,  b  10  VIII.  Caltha  b  14  IV.  Card,  b  19  IV.  Chel. 
b  11  V.  Frax.  BO  9  V,  Laubfall  29  X.  Gal.  b  6 III,  Blattsp.  18  I.  Hep.  b  3  IV. 
Narc.  P.  b  9  IV.     Ran.  b  11  IV.     Rib.  G.  b  19  IV.     Salix  b  25  III.     Vaee.  b  18  IV. 

Windsheim  a.  d.  Aiseh.  —  313  m.  —  Ernst  Holl,  Lehrer. 

1906.  Aes.  BO  22  IV,  b  17  V,  f  21  IX,  LV  10  X.  Atro.  b  10  VI,  f  30  VII. 
Bet.  BO  28  IV,   LV   10  X.     Corn.    s.   b   19  VI,  f  8  IX.     Cory.   b   8   III.     Crat.  b 


—     303      - 

15  V.     Cyd.   b   11  V.     Cyt.   b   21  V.     Fag.  BO  6  V,   W  13  V,  LV  12  X.     Lig.  b 

15  VI,  f  18  IX.  Lil.  b  28  VI.  Lon.  t.  b  24  V,  f  12  VII.  Narc.  p.  b  12  V. 
Prun.  av.  b  18  IV.  Prun.  C.  b  26  IV.  Prun.  P.  b  5  V.  Prun.  sp.  b  1  V.  P}T. 
c  b  29  IV.  Pyr.  M.  b  8  V.  Quere.  BO  13  V.  W  24  V,  LV  16  X.  Rib.  au.  b 
28  IV,  f  15  VII.  Rib.  ru.  b  21  IV,  f  18  VII.  Rub.  b  7  VI,  f  21  VII.  Salv.  off. 
b  14  V.  Samb.  b  5  VI,  f  8  IX.  See.  b  1  VI,  E  19  VII.  Sorb.  b  20  V,  f  11  IX, 
Sym.  b  10  VI,  f  4  IX.  Syr.  b  10  V.  Tu.  g.  b  23  VI.  Til.  p.  b  1  VII. 
Vit.  b  28  VI. 

Abies  b  18  V.  Acer  e.  b  13  V.  Aeer  p.  BO  25  IV,  b  16  IV,  LV  8  X, 
Acer  P.  BO  2  V,  b  8  V,  LV  7  X.  Aln.  b  22  III.  Anem.  b  12  IV.  Berb.  b  24  V. 
Buxus  b  30  IV.  Call,  b  28  VII.  Caltha  b  1  IV.  Card,  b  22  IV.  Chel  b  30  IV. 
Chry.  b  18  V.  Coleli.  b  25  VIII.  Corn.  m.  b  18  III.  Evon.  b  1  VI.  Frax.  BO 
14  V.  b  20  IV,  LV  15  X.  Gal.  b  10  III.  Hep.  b  14  III.  Jugl.  b  18  V,  f  30  IX. 
Larix  b  26  IV.  Lon.  X.  b  16  V,  f  9  VIII.  Pers.  b  10  IV.  Phil,  b  8  VI.  Pin. 
b  11  V.  Pop.  b  5  IV.  Prun.  A.  b  12  IV.  Ran.  b  1  IV.  Rib.  G.  b  20  IV,  f  IS 
VII.  Rob.  b  7  VI.  Salix  b  25  III.  Salv.  p.  b  14  V.  Til.  g.  LV  6  X.  Til.  p. 
LV  16  X.  Trit.  b  18  VI,  E  5  VIII.  Tuss.  b  12  III.  Ulm.  b  20  III.  Vacc. 
b  25  V. 

Winnefeld  im  Solling,  Post  Meinbrexen.  —  276  m.  -—  C.  Steinhoff, 
Forstmeister. 

1906.  Aes.  BO  16  IV.  Bet.  BO  12  IV.  Cory.  b  16  III.  Cyd.  b  23  V. 
Fag.  BO  18  IV,  W  2  V,  LV  6  X.  Lil.  b  18  VII.  Narc.  p.  b  23  V.  Prun.  av. 
b  27  IV.  Prun.  C.  b  8  V.  Quere.  BO  7  V,  W  20  V,  LV  15  X.  Samb.  b  2  VII. 
See.  b  16  VI,  E  4  VIII.     Til.  p.  b  16  VII.     Vit.  b  30  VI. 

Aeer  P.  BO  21  IV,  b  11  V.  Aln.  b  22  III.  Anem.  b  12  IV.  Call,  b  3  VIII. 
Card,  b  9  V  Chry.  b  13  VI.  Frax.  BO  10  V  Gal  b  25  II,  Blattsp.  28  I. 
Narc.  P.  b  18  IV.  Phil,  b  7  VII.  Ran.  b  14  IV.  Rib.  G.  b  27  IV.  Til.  p.  BO 
8  V.     Trit.  b  7  VII,  E  21  VIII.     Vacc.  b  26  IV. 

Wöhrden,  Holstein.  —  0  m.  —  Einzelne  erhebliche  Abweichungen  der 
beiden  Beobachter.  —  a)  C.  Eckmann,  Rektor. 

1906.     Aes.  BO   16  IV,   b  12  V.     Bet.  BO   (6  V).     Cory.  b    11  II.     Grat,  b 

16  V.  Cyd.  b  13  V.  Cyt.  b  21  V.  Fag.  BO  (5  V,  W  8  V  einzelne  Bäume), 
Lig.  b  20  VI.  Lil.  b  7  VII.  Narc.  p.  b  12  V.  Prun.  av.  b  10  IV.  Prun.  C.  b 
5  V.  Prun.  sp.  b  4  V.  Pyr.  c.  b  5  V.  Pyr.  M.  b  7  V.  Quere.  BO  (8  V,  W  13 
V.  4  Bäume).  Rib.  ru.  b  16  IV,  f  7  VII.  Rub.  b  26  V,  f  4  VII.  Samb.  b  3  VI. 
See.  b  21  V,  E  26  VII.     Sorb.  b  21  V.    Sym.  b  12  VI.    Sjt.  b  13  V.    Til.  g.  b  3  VII. 

Anem.  b  10  IV.  Caltha  b  10  V.  Card,  b  4/5  V.  Gal.  b  12  II.  Gal. 
Blattsp.  8  I.  Narc.  P.  b  8  IV.  Rib.  G.  b  12  IV,  f  7  VII.  Trit.  b  19  VI, 
E  1/3  VIII.     Tuss.  b  17  III. 

b)  Wiese,  Lehrer. 

1906.  Aes.  BO  22  IV,  b  3  V.  Cors'.  b  17  II.  Grat,  b  10  V.  Cyd.  b  18  V. 
Cyt.  b  10  V.  Fag.  BO  6  V.  Narc.  p.  b  12  V.  Prun.  av.  b  23  IV.  Prun.  C  b 
4  V.  Prun.  sp.  b  3  V.  P}t.  e.  b  3  V.  Pyr.  M.  b  4  V.  Rib.  ru.  b  12  IV. 
Samb.  b  1  VI.  See.  b  1  VI.  Syr.  b  15  V.  —  Acer  BO  8  V.  Caltha  b  1  V.  Card, 
b  3  V.  Gal.  b  12  II.  Narc.  P.  b  14  IV.  Rib.  G.  b  11  IV,  f  15  VII.  Trit.  b 
18  VI.     Tuss.  b  19  III. 

Würzberg  bei  Erbach,  Odenwald.  —  Etwas  über  500  m.  —  Barth,  Lehrer. 

1906.  Aes.  BO  13  IV  [früh],  b  12  V.  Atro.  b  20  V.  Fag.  BO  1  V.  Prun. 
av.  b  20  IV.     Prun.  sp.   b  22  IV.     Pyr.  c.   b   5  V.     P}t.  M.   b   12  V.     QuercBO. 


-     304     — 

5  V.     Rib.  au.  b  2  V.     Rib.  ru.  b  2  V.     Samb.  b  20  VI.     See.  b  15  VI,  E  4  VIII. 
Spart,  b  21  V.    Syr.  b  15  V. 

Anem.  b  18  IV.  Caltha  b  12  IV.  Card,  b  20  IV.  Frax.  BO  2  V.  Salix 
b  5  IV.     Til.  g.  BO  20  IV. 

Wunsiedel,  Fichtelgebirge.  —  Durchschnittlich  540  m.  —  K.  Drechsei, 
Realienlehrer. 

1906.  Aes.  BO  3  V,  b  16  V.  Bet.  BO  9  V,  b  20  IV.  Com.  s.  b  13  VI. 
Cory.  b  15  III.  Crat.  b  25  V.  Fag.  BO  6  V.  Lil.  b  22  VII.  Narc.  p.  b  5  V. 
Prun.  av.  b  5  V.  Prun.  C  b  5  V.  Prun.  P.  b  9  V.  Prun.  sp.  b  7  V.  Pjt.  c. 
b  8  V.  Pyr.  M.  b  11  V.  Rib.  au.  b  1  V.  Rib.  ru.  b  3  V.  Sarah,  h  22  VI. 
Sorb.  b  23  V.     Syr.  b  23  V. 

Acer  p.  BO  9  V,  b  29  IV.  Acer  P.  BO  7  V,  b  12  V.  Alu.  b  18  III. 
Anem.  b  18  IV.  Berb.  b  28  V.  Call,  b  16  VII.  Caltha  b.  13  IV.  Card,  b  7  V. 
Chel.  b  10  V.  Chvy.  b  30  V.  Corn.  m.  b  12  IV.  Frax.  BO  21  V.  Larix  b 
22  IV.  Lon.  X.  b  22  V.  Narc.  P.  14  IV.  Pin.  b  28  V.  Pop.  b  12  IV.  Ran.  b 
14  IV.  Rib.  G.  b  6  V.  Salix  b  11  IV.  Tuss.  b  8  IV,  f  18  V.  Ulm.  b  13  IV. 
Vacc.  b  26  IV. 

Zell  bei  König,  Odenwald.  —  Breunig,  Lehrer. 

1906.  Aes.  BO  20  IV,  b  [16  V  spät],  f  19  IX,  LV  21  X.  Bet.  BO  24  IV, 
b  10  IV,  LV  18  X.  Fag.  BO  30  IV,  f  23  IX.  Prun.  av.  b  18  IV.  Prun.  sp.  b 
20  IV.  Rib.  ru.  b  21  IV,  f  18  VI.  Samb.  f  28  VIII.  See.  b  2  VI.  S\t.  b 
[15  V  spcät]. 

Call,  b  27  VII.  Coleb,  b  11  IX.  Fag.  f.  10  VIII.  Rib.  G.  b  20  IV.  Rob. 
b  12  VI.     Salix  b  16  III.     Trit.  b  30  VI,  E  18  VIII. 

Zeulenroda,  Reuß.  —  328  m.  —  Carl  Gebhardt. 

1906.  Aes.  BO  17  IV,  b  12  V,  LV  10  X.  Bet.  BO  19  IV,  LV  29  IX.  Cory. 
b  28  II.  Crat.  b  15  V.  Cyt.  b  18  V.  Fag.  BO  4  V,  W  24  V,  LY  8  X.  Lig.  b 
25  VI.  Lil.  b  14  VII.  Narc.  p  b  7  V.  Prun.  C  b  28  IV.  Prun.  P.  b  3  V. 
Prun.  sp.  b  27  IV.  Pyr.  c.  b  28  IV.  Pjt.  M.  b  7  V.  Quere.  BO  8  V,  W  26  V, 
LV  22  X.  Rib.  ru.  b  18  IV,  f  8  VII.  Rub.  b  11  VI.  Samb.  b.  15  VIII,  f  20  VIII. 
See.  b  9  VI,  E  30  VII.  Sorb.  b  15  V,  f  16  VIII.  Spart,  b  13  V.  S3mi.  b  10  VI. 
Syr.  b  13  V.     Til.  g.  b  28  VI.     Til.  p.  b  11  VII. 

Abies  b  13  V.  Anem.  b  10  IV.  Berb.  b  30  V.  Call,  b  15  VII.  Caltha  b 
16  IV.  Card,  b  4  V.  Coleb,  b  14  IX.  Evon.  b  21  V,  f  28  IX.  Frax.  BO  5  V, 
LV  19  X.  Gal.  b  3  III.  Hep.  b  17  III.  Narc.  P.  b  11  IV.  Phil,  b  7  VI.  Pin. 
b  21  V.  Rib.  G.  b  19  IV.  Til.  g.  BO  19  IV,  LV  4  X.  Til.  p.  BO  6  V,  LV  30 
IX.     Trit.  b  2  VII,  E  15  VIII.     Tuss.  b  3  IV.     Ulm.  b  8  IV.     Vacc.  b  29  IV. 

III.  heue  phänologische  Literatur. 

E.  Mawley,  Report  on  the  phenological  observations  for  18Q5. 
In:  Quarterly  Journal  of  the  R.  Met.  Society  XXXII  Nr.  138.  April 
1906.   S.A.  —  Enthält  Beobachtungen  von  116  Stationen. 

H.  Bos,  Phyto  -  phänol.  waarnemingen  in  Nederland  1905. 
In:  Tijdschrift  v.  h.  Kon.  nederl.  aardrijkskundig  genootschap. 
Leiden  1905.  S.A.  —  Enthält  Beobachtungen  von  14  Stationen;  an- 
geschlossen ist  ein  Hinweis  auf  die  nachstehende  Arbeit. 


—     305     — 

H.  Bos,  Zur  Kritik  der  Lehre  von  den  thermischen  Vegetations- 
Konstanten,  auch  in  bezug  auf  Winterruhe  und  Belaubungstrieb  der 
Pflanzen.  In:  Verhandhingen  d.  Botan.  Vereins  der  Prov.  Branden- 
burg. XLVIII.  1906.  S.A.  (90  Seiten).  —  Verfasser  behandelt  sein 
Thema  sehr  eingehend  und  gründlich,  er  gelangt  durchweg  zu  nega- 
tiven Ergebnissen.  Seine  „Schlußfolgerungen"  gebe  ich  nachstehend 
wieder.  1.  Die  Methode,  welche  man  bei  den  Temperaturmessungen 
behufs  der  Temperatursummen  für  eine  bestimmte  Pflanzenphase 
befolgt  hat,  gibt  kein  Maß  für  die  Wärmeverfügung  und  erst  gar 
nicht  für  den  Wärmeverbrauch  der  Pflanze.  2.  Die  Temperatur- 
summen, nach  obiger  Methode  zusammengestellt,  zeigen  keine  ge- 
nügende Übereinstimmung,  um  der  Voraussetzung  Raum  zu  geben, 
daß  sie  eigentlich  konstant  sein  sollen  und  jhre  Schwankungen  nur 
den  Beobachtungsfehlern  und  dem  Mangel  an  Korrekturen  zu- 
zuschreiben sind.  3.  Es  ist  nicht  wahrscheinlich,  daß  auf  anderem 
Wege  erhaltene  oder  in  einer  anderen  Einheit  ausgedrückte  Be- 
obachtungszahlen ein  einfaches  Verhältnis  aufdecken  werden  zwischen 
dem  vorhergehenden  Wärmeverbrauch  und  dem  Datum  einer 
Pflanzenphase.  Die  sogenannten  thermischen  Vegetationskonstanten 
sind  somit  prinzipiell  nicht  zulässig. 

A.  F.  Moller,  Observagoes  phaenol.  u.  s.  w.  Coimbra  1904  und 

1905.  In:  Bolletim  da  Soc.  Broteriana  XXI.    1904-1905.    Coimbra 

1906.  S.  218.  —  Vergl.  Station  Coimbra  der  Phaenol.  Mitteilungen, 
Jahrg.  1904  und  1905. 

E.  Ihne,  Aufforderung  zu  phänol.  Beobachtungen.  In:  Schul- 
bote für  Hessen,  1906,  Nr.  6.  —  Die  Aufforderung  wendet  sich 
wesentlich  an  die  Lehrer  im  Großherzogtum  Hessen. 

In  Bericht  VIII  des  Heufieberbundes  von  Helgoland 
kommt  in  der  Arbeit  von  R.  Baerwald,  Erfahrungen  über  Heufieber- 
Luftkurorte  viel  Phänologisches  vor;  manches  Mitgeteilte  stützt  sich 
auf  meine  Angaben. 

Erscheinungen  aus  dem  Pflanzenreich  (in  Württem- 
berg 1904).  In:  Deutsches  Meteorol.  Jahrbuch  1904,  Württemberg, 
Stuttgart  1906.  Bearbeitet  von  L.  Meyer.  S.  60.  In  diesem  Bande 
finden  sich  auch  Isothermen-Karten  für  alle  Monate  auf  Grund  der 
Beobachtungen  der  Jahre  1826  bis  1900  und  eine  Jahresisothermen- 
Karte  auf  Grund  des  gleichen  Zeitraums;  ferner  Isohyeten-Karten  für 
alle  Monate  von  1888  bis  1902  und  je  eine  Isohyeten-Karte  für  die 
wärmere  Jahreshälfte  (April  bis  September)  und  die  kältere  Jahres- 
hälfte (Oktober  bis  März)  von  1888  bis  1902. 

Dasselbe    1905.     In:  Ebendort  1905.     Stuttgart  1906.     S.  50. 

20 


—     306     - 

Vegetationszeiten  in  Bremen  1905.  In:  Deutsches 
Meteorol.  Jahrbuch  1905.  Bremen.  Jahrgang  XV^I,  Bremen.  Heraus- 
gegeben von  P.  Bergholz. 

Aquila,  Zeitschrift  für  Ornithologie.  Red.  O,  Herman. 
Jahrgang  1906.     Budapest  1906.  —  Enthält  viel  Aviphänologie. 

In  Meyer's  Konversations-Lexikon,  6.  Auflage  1906,  ist 
der  Artikel  Phänologie  etwas  erweitert  worden.  V^on  den  in  der 
5.  Auflage  beigefügten  Karten  sind  zwei  geblieben,  zwei  sind  neu, 
sodaß  sich  jetzt  vier  Karten  finden:  Hoffmann,  Frühlingskarte  von 
Europa  (1885);  Ihne,  Aufblühen  von  Ribes  rubrum  in  Finnland  (1890); 
Frühlingseinzug  in  Mitteleuropa  (1905);  desgleichen  im  Großherzog- 
tum Hessen  (19051 

Fr.  Schultheiss,  Der  phänologische  Frühling.  In:  General- 
Anzeiger  für  Nürnberg-Fürth.     1906,  Nr.  149. 

Fr.  Schultheiss,  Phänologische  Mitteilungen.  Früh-,  Hoch- 
und  Spätsommer  und  Herbst  1906.     In:  Ebendort,  Nr.  264. 

Fr.  Schultheiss,  Das  phänolog.  Jahr  Nürnbergs.  In:  Jahres- 
bericht der  Industrieschule  Nürnbergs  1906.  S.A.  —  Verfasser  unter- 
sucht u.  a.  die  Übereinstimmung  der  phänol.  Jahreszeiten  (23  jährige 
Beobachtungen  des  Verfassers)  mit  den  meteorologischen,  welche 
letztere  von  Prof.  Rudel  auf  Grund  20jähriger  Luftwärmebeobahtungen 
der  Wetterwarte  Nürnbergs  aufgestellt  sind.    Sie  ist  sehr  befriedigend. 

K.  Rudel,  Die  Witterung  Nürnbergs  im  Jahre  1906.  Nürn- 
berg 1907.  —  Enthält  auf  S.  31  ff.  die  von  F.  Schultheiss  ange- 
stellten phänol.  Beobachtungen.  Auch  in  den  monatlich  im  Amts- 
blatt der  Stadt  Nürnberg  veröffentlichten  Berichten  über  Witterungs- 
und Krankheitsverhältnisse  Nürnbergs  finden  sich,  wie  frülier,  diese 
phänologischen  Beobachtungen. 

L.  Neu  mann,  Deutschlands  mittlere  Jahres-,  Januar-,  April-, 
Juli-  und  Oktober-Temperaturen.  In:  Petermanns  Geogr.  Mitteil. 
1906,  Heft  VI.   S.A. 

H.  Töpfer,  Phänolog.  Beobachtungen  in  Thüringen  1905 
(25.  Jahrg.).  In:  Mitteilungen  des  Vereins  für  Erdkunde  zu  Halle  a.  S. 
1906.    S.A. 

H.  Niemann,  Blüten-  und  Wachstumskalender  im  J.  1906. 
In:  „Ravensberger  Blätter"  u.  s.  w.  Bielefeld  1906,  Nr.  12.  S.A.  — 
Vergl.  Station  Bielefeld  dieser  „Phänol.  Mitteilungen". 

K.  M.  Levander,  Tierphänol.  Beobachtungen  in  Finland.  In: 
Bidrag  tili  kännedom  af  Finlands  natur  och  folk.  Helsingfors 
1906.     S.A. 


—     307     - 

V.  F.  Brotherus,  Pflanzenphänol.  Beobachtungen  in  Fiiiland 
1Q03.     In:  Ebendort,  Helsinofors  1905.    S.A. 

V.  F.  Brotherus,  Pflanzenphänol.  Beobachtungen  in  Finland 
1904.     !n:  Fbcndort.     Helsingfors  1906.     S.A. 

Botanischer  Jahresbericht  XXXIII  (1905),  Vll.  Aligemeine 
Pflanzengeograpliie  u.  Pflanzengeographie  außereuropäischer  Länder. 
Berichterstatter  F.  Höcl<.  S.A.  —  Wie  früher  wird  auch  (Abschn.  3) 
die  neue  phänol.  Literatur  eingehend  berücl<sichtigt. 

Im  Geograph.  Jahrbuch  XXIX,  1906,  wird  i^iber  Phänologie 
berichtet  von  O.  Schlüter  (Fortschritte  der  Länderkunde  von 
Europa.     Deutsches  Reich)  S.  119  und   137. 

XXI.,  XXII.,  XXIII.  Bericht  der  meteorol.  Kommission 
des  naturf.  Vereins  in  Brunn.  Jahrgang  1901,  1902,  1903. 
Brunn  1903,  1904,  1905.  —  Enthält  phänol.  Beobachtungen  (Pflanzen 
und  Tiere)  von  mehreren  Stationen. 

A.  H.  Mackay,  Phenological  Observations  1905  in  Nova 
Scotia,  Canada.  Aus  dem  Report  of  the  Botanical  Club  of  Canada 
for  1905  —  1906,  in:  Transactions  of  the  R.  Society  of  Canada, 
II.  Series  1906-1907.    Vol.  XII.    S.A. 

A.  Wolff-Eisner,  Das  Heufieber,  sein  Wesen  und  seine  Be- 
handlung, München  1906,  Lehmanns  Verlag.  —  Es  findet  sich  ein 
ziemlich  ausführlicher  Abschnitt,  S.  106  ff.  über  die  Beziehungen  des 
Heufiebers  zur  Phänologie. 

Die  Obstsortimente  für  den  Reg.-Bezirk  Wiesbaden. 
Festgesetzt  durch  die  Generalversammlung  des  Nassauischen  Landes- 
Obst-  und  Gartenbau- Vereins  am  18.  Nov.  1906.  Wiesbaden.  —  Auf 
Grund  meiner  Frühlingskarte  von  Mitteleuropa  ist  der  Reg.-Bezirk  in 
vier  klim.-phänol.  Zonen  geteilt,  und  für  jede  Zone  sind  die 
wichtigsten  Obstarten  und  Sorten  angegeben,  die  zum  Anbau  zu 
empfehlen  sind. 

Th.  Schübe,  Ergebnisse  der  phänol.  Beobachtungen  in 
Schlesien  i.  J.  1906.  In:  Jahresbericht  d.  Schles.  Ges.  für  vaterl. 
Kultur.     1906.    S.A.  —  25  Stationen. 


Abgeschlossen  5.  .-Xpril   1M07.  —  Im  Druck  vollendet  16.  Mai   1907. 


^«1  .<^. 


DD      Festschrift  zum  VJl 

901 

N93F2^ 


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