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Full text of "Geographisches Lexikon der Schweiz"

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J&arbarli  College  liörarg 

BOUGHT  WITH    INCOME 

FROM  TUK   BKqUKST  OF 

THOMAS   WREN   WARD 

Late  Treasurer  of  Harvard  College 


The  sum  of  $5000  was  received  in  1858, 

*^  the  income  to  be  annually  expended 

for  the  purchase  of  books.'* 


r 


GEOGRAPHISCHES  LEXIKON 


DER 


,  SCHWEIZ 


NEUENBÜRG  —  BÜCHDRUCKEREI  PAUL  ATTINGER 


GEOGRAPHISCHES  LEXIKON 

DER  SCHWEIZ 

MIT  DBIf  BBISTANDK  DBR 

GEOGRAPHISCHEN  GESELLSCHAFT  ZU  NEUENBÜRG 

HBRAUS6BGBBBN  UNTER  DBR  LBITUN6  VON 


MAURIGE  BOREL 

KARTOGRAPH 


CHARLES  KNAPP 

PA0FB880R  AN  DBR  AKADEMIE  IN  NEUENBURG 

UND 

V.   ATTINGER 

VERLEGER 

IN  VERBINDUNG  MIT  FACHMiENNERN  AUS  ALLEN  KANTONEN 

MIT  ZAHLREICHEN 

KARTEN,  PL/ENEN  UND  ANSICHTEN  IN  UND  AUSSER  DEM  TEXT 


DBXJT80HE   AXJSGhABE 

BESORGT  VON 

HEINRICH  BBUNNEB 

IN  zOrich 


ZWEITER  BAND 


EMMENHOLZ  -  KRAIALPPASS 


"NEUENBÜRG 

VERLAG   VON   GEBRÜDER   ATTINGER 
1904 


nd  Abkürzungen. 


m  wir  zugleich  mit  dem  von  der  Leitunc 
einige  allgemeine  Angaben  über  Plan  und 


f^^  Einordnun 

Um  den  Gebrauch  des 
aufgestellten  Verzeichnis  der 
Anlage  des  Werkes  folgen. 

Die  Reihenfolge  der  einzelnen^ÄrUtiO^EhÄHrö^treng  alphabetische.  In  Namen  wie  Estavayer  le 
Lac,  Estavayer  le  Gibloux,  Vuistemens  en  Ogoz  entscheidet  für  die  Einreihung  einzig  der  massgebende 
Bestandteil  des  Namens.  • 

In  Namen,  die  aus  einem  Adverbium  und  Substantivum  bestehen,  zeigt  der  Anfangsbuchstabe 
des  letztern  den  Platz  des  Artikels  an;  so  werden  Ober  Aegeri,  Unter  Aegeri  der  Reihe  nach  unter  A 
aufgeführt  werden.  —  Zusammensetzungen  mit  Sankt,  Saint,  Santo  stehen  unter  S. 

Ortsnamen,  die  aus  einem  AppelLativum  und  einem  Eigennamen  zusammengesetzt  sind,  erhal- 
ten in  der  Regel  ihren  Platz  nach  dem  ersten  Buchstaben  des  letztern ;  so  findet  sich  Monte  Rosa 
unter  R. 

Die  Artikel  über  physische  Geographie,  die  Beschreibungen  der  Kantone,  Kreise  u.  s.  w.  gehen 
denjenigen  über  die  gleichnamigen  Städte,  Dörfer  u.  s.  w.  voran. 

Wiederholen  sich  die  nämlichen  Ortsnamen  in  mehreren  Kantonen,  Bezirken  u.  s.  w.,  so  folgen 
sie  in  der  alphabetischen  Reihenfolge  der  Kantone,  Bezirke  u.  s.  w.  aufeinander;  so  geht  Gorcelies 
(Bern)  dem  neuenburgischen  Gorcelies  voran. 

Wir  behalten  uns  vor,  in  den  kurzen  Artikeln  oder  nach  den  Bedürfnissen  des  Druckes  folgende 
Abkürzungen  anzuwenden : 

hoch 

Hektare 

Hektoliter 

katholisch 

Kilogramm 

Kilometer 

Quadratkilometer 

Kreis 

Kanton 

Meter 


Amtshez, 

Amtsbezirk 

h. 

Bez. 

Bezirk 

ha 

Dir. 

Direktor,  Direktion 

hl 

Distr. 

Distrikt 

kathol 

Ew. 

Einwohner 

% 

Fabr. 

Fabrik 

km 

Gem. 

Gemeinde 

km* 

Ges. 

Gesellschaft 

Kr. 

gl.N. 

gleichen  Namens 

Kt. 

gr- 

gross 

m 

N.n. 

Norden,  nördlich 

0.  ö. 

Osten,  östlich 

Ob. 

Ober- 

reform. 

reformiert 

S.S. 

Süden,  südlich 

H.  d.  M. 

über  dem  Meer 

Veno.-bez 

.  Verwaltungsbezirk 

W.  w. 

Westen,  westlich 

zus. 

zusammen 

zw. 

zwischen 

ErUirnMen  zq  ien  in  nnll  ausser  dem  Teite  des  LeiilLOBS  TorkomMdeB  KaiteB. 

Landesgnenze 


SiAdta 


Gemeinden, 

Weiler  ,       , 

□        von  mehr  sk  5000 Bm. 


Kantonsgnenze 

m 

© 

..  2500  -  5000  n 

Bezfrksgrenze 

m 

© 

.  1000  -  2S00  n 

Kneisgnenze 

a 

o 

«    500  '  1000  n 

Gemeindegrenze 
Eisenbahn 

□ 

o 

St^   Tunnef 

H  ivsn/jerak  500  >p 
Hotel 

/^Asst. 

Schma/spurbahn 
Strassenbahn 

6 

Sch/oss 
Befestigung 

Hauptstrasse 

L, 

Ruine 

otrsssß 

Denkmal 
Kirche 

*•*»»    Cr  www 

A 

Fussweff 

KANTONSHAUPTORT 

Fabrik 
Schlachtfeld 

Gemeinde 

u-f 

Bad 

KldnererOrt 
l^rschiedlVam 

>en 

M 

Bergwerk,  Steinbruch 

THgonometnfhnkt 

Brücke 

Be^irkshauptort 

Kc^isböuptorl. 

Kantonale  und  regionale  Mitarbeiter 


Geographischen  Lexikon  der  Schweiz. 


Prof.  Dr.  Aeppli,  Dr.  Emile  Andrö. 

Pfarrer  Dr.  Bächtold,  Pfarrer  Bähler,  Direktor  Baumgartner,  Dr.  Max  van  Berchem,  Pfarrer 

Blättler,  F.  Bichsel,  Direktor  Dr.  Billwiller,  Prof.  Brandstetter,  Dr.  Bretscher,  Heinrich 

Brunner,  Dr.  Buomberger. 
Archivar  Dr.  Carl  Gamenisch,  L.  Courthion. 
Pfarrer  A.Daucourt,  Pfarrer  De  la  Harpe,  Bibliothekar  Diacon,  Max  v.  Diesbach,  Dr.  Oskar 

Dill,  Dr.  Emile  Dunand  f. 
Prof.  G.  Abegg,  Prof.  A.  Elzingre,  A.  Erni. 
Dr.  H.  Flach,  Prof.  F.  A.  Forel,  Dr.  L.  Freivogel. 
Prof.  Gerster,  Prof.  Dr.  de  Girard. 
Privatdozent  Dr.  Heierli,  Prof.  Dr.  Hess,  Prof.  Heyer. 
Dr.  E.  Imhof. 

Prof.  Henri  Jaccard,    Prof.  Dr.  P.  Jaccard,   Ingenieur  Jacot-Guillarmod,    H.  Jacottet, 
Meinrad  Kaelin,    Prof.  Klopfenstein,    Kantonsstatistiker    KoUbrunner,    Pfarrhelfer  A. 

Küchler,  L.  Kurz. 
E,  Lehner,  Dr.  Leuthardt,  A.  Liardet,  Prof.  Dr.  Lugeon. 
Dr.  Mangold,  Prof.  Mariani,   Domherr  Prof.  G.  Mayer,  Archivar  S.  Meisser,  Prof.  Dr. 

F.  Mühlberg. 
Kantons-Archäolog  Dr.  A.  Naef,  Statistiker  E.  Naef. 
Prof.  Oberholzer. 

Direktor  Alex.  Perrochet,  Dr.  E.  Pittard,  Prof.  L.  Poirier-Delay. 
Reg.-Rat  Rebmann,  Elisöe  Reclus,  Prof.  E.  Renevier,  Staatssekr.  Ribi,  Standerat  Arnold 

Robert,  Privatdoz.  Dr.  L.  Rollier,  Prof.  W.  Rosier. 
Prof.  Dr.  H.  Schardt,  Dr.  Schenk,  Prof.  Dr.  G.  Schröter,  Dr.  G.  Streun. 
Dr.  Tarnuzzer,  Dr.  de  Tribolet. 
Dr.  Walser,  Pfarrer  M.  Waser,  Prof.  Wolff,  Landammann  Wyrsch,  Prof.  Dr.  Bernhard 

Wyss. 
Prof.  Dr.  Emil  Yung. 
Dr.  R.  Zeller,  Prof.  Dr.  J.  Zemp,  Dr.  Graf  Eberhard  von  Zeppelin,  Prof.  Zobrist,  ZoUinger, 

Dr.  E.  ZolHnger,  Prof.  Dr.  Ernst  Zschokke. 


VERZEICHNIS  DER  TAFELN 


V  1. 
.2. 

u  3. 

v/4. 

V  5. 


^6. 

v7. 

9. 

vlO. 
vll. 

^  12. 

vlä 


Seit« 

Gruppe  der  Engadiner  Berge  ...  16 

Karte  der  Finsteraarhorngruppe  .     .  108 

Historischer  Plan  von  Frauenfeld    .  153 

Kanton  Freiburg 161 

Kanton  Freiburg :  Hauptsächlichste 
Industrien  und  Bevölkerungsdich- 
tigkeit    169 

Kanton   Freiburg  :   Landwirtschaft 

und  Bodenerzeugnisse    ....  175 
Kanton  Freiburg:    Verteilung    der 

Nutzviehhaltung 177 

Historischer  Plan  von  Freiburg  .    .  180 

Kanton  Genf 250 

Kanton  Genf:  Landwirtschaft  und 

Bodenerzeugnisse 252 

Historischer  Plan  von  Genf    .    .    .  264 

Genfersee 281 

Kanton  Glarus 320 

Kanton  Glarus:  Bodengestalt  und 

Landwirtschaft 382 


S«iU 

J5.  Kanton  Glarus:  Bevölkerungsdich- 
tigkeit und  hauptsächlichste  In- 
dustrien     334 

16.  Plan  der  Stadt  Glarus 339 

17.  Kanton  Graubtinden  :  Physikalische 

Karte 400 

18.  Kt.  Graubünden:   Politische  Karte    402 

19.  Kanton  Graubünden:  Bevölkerungs- 

dichtigkeit     423 

20.  Kanton  Graubünden :  Sprachen  und 

Konfessionen 425 

21.  Kanton    Graubünden  :     Landwirt- 

schaftliche Karte 427 

^22.  Kanton  Graubünden  :   Gewerbe  und 

Viehzucht 429 

v^23.  Kt.  Graubünden :   Historische  Karte  433 

24.  Plan  von  Herisau 548 

^  25.  Karte  der  Haupt-Ketten  des  Jura     .  672 

26.  Jura :  Physische  und  politische  Karte  680 

27.  Jura:   Bevölkerungsdichtigkeit  und 

landwirtschaftliche  Karte   ...    704 


NOTIZ  FÜR  DEN  BÜCHBINDER 


D«r  zweit«  Band  des  Geographischen  Lexikons  enthält  48  Bogen,  27  Tafeln'ausser  dem  Text,  welche 
nach  obiger  Tabelle  einzureihen  sind,  und  8  Titel-  und  Vorwortseiten. 


BERICHTIGUNGEN  UND  ERGJINZUN6EN  ZUM  II.  BAND 


DES 


GEOGRAPHISCHEN  LEXIKONS  DER  SCHWEIZ 


(LIEFERUNGEN  45-92). 


CMMISHOFCN.  Lies  Brunnegg  statt  Braunegg. 

CNSCX  (CRtTC  und  SIGNAL  D').  Zeile  5  lies: 
Ormont  Dessous. 

tPCROLLAZ.  ZeUe  3  lies:  Dorf  H^r^mence. 

EPPENBERQ  (Kt.  Solothurn).  Lies:  Dorf,  s.  der 
Strasse. 

ERI.EN  (Kt.  St.  Gallen).  Lies:  Strasse:  Bschenbach- 
Jona. 

CRMATINQCN.  Zeile  21  lies  :  sonst  nur  noch  im  st. 
galJlschen  Oberrheinthal  anzutreffende  Eigentömlichkeit. 

ESCHENBACH  (Kt.  St.  Gallen).  Zeile  17  lies:  Hier 
tagte  1831-1861. 

ESCHIKON.  Füge  hinzu:  774:  Asgininchova;  882: 
Eskinghova. 

EUMATT.  Zeile  3  lies :  500m  sO. 

FALKCNSTCIN  (Kt.  Solothurn).  [Zeile  6  lies':  der 
durch  seine  Teilnahme  am  Ueberfall  von  Brugg  (1444)  be- 
kannt geworden  ist. 

FAtrK  DESSOUS  und  DESSUS  (LC).  Streiche: 
Hier  soll  einst  ein  Ordenshaus  der  Tempelritter  gestan- 
den haben. 

FAULHORNQRUPPB.  Zeile  6  lies:  Schwarzen 
Lütschine. 

FEHRKN.  Zeile 3  lies:  Lüssel.  —  Zeile  7  lies:  Post- 
wagen nach  Laufen,  Bretzwil  und  Breitenbach.  —  Zeile  8 
lies:  Kirchgemeinde  Breitenbach. 

.FELD  (Kt.  Zärich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Wetzikon).  Füge 
hinzu:  Eine  mechanische  Stickerei.  —  Streiche:  Gasthof. 

FELSEN.  ZeUe  3  lies  :  1  km  w. 

FENDRINQBN.  Zeile  7  lies:  Venringen. 

FERDKN.  Zeile  8  streiche :  Keine  Fahrstrasse. 

FEV  (Kt.  Wallis).  Zeile  5  lies:  3  km  w. 

FINNEN.  Lies:  Gem.  Mund. 

FINSTBRAARHORN.  S.  107,  Sp.  1.  Z.  2  von  unten 
lies :  18439der  Basler  Kaufmann  Rudolf  Sulger. 

FONTAINE  AUX  ALLCMANDS  (LA).  Fuge  hinzu : 
Einwohnerzahl  geht  rasch  zurück.  Früher  eine  eigene 
Schule.  ^ 

FRAUBNFELD.  S.  154,  Sp.  2,  Z.  15  von  unten  lies: 
dass  an  das 34 Millionen  Fr.  betragende  Gesamtsteuerkapital 
der  Gemeinde  die  thurgauische  Hypothekarbank  allein 
8  MilUonen  beiträgt. 

FREIENBACH] (Kt.  Schwyz).  Füge  hinzu:  Kam  erst 
nach  dem  Krieg  mi^Zürich  (1440)  an  Schwyz. 

FROIDEVILLB(Kt.Waadt,  Bez. fichallens). Streiche: 
Postwagen  Lausanne-Froideville. 


FRONTENEX  DESSOUS  und  DESSUS.  Füge 
hinzu:  1438:  Frontenay. 

FORSTENLAND.  S.  203,  Sp.  1,  Z.  47  lies:  Brief- 
träger Künzli. 

FUHR  FÜR,  FOHR.  Lies:  vom  althochdeutschen 
fümli. 

FURTIQ.  S.212,  Sp.  1  lies:  1887:  Furtegg  .  .  .  = 
Vor  die  Egg,  im  Gesensatz  zum  jenseits  der  Bie  liegen- 
den Hintertegg  =  Hinter  die  Egg.  Streiche :  15^. 

QACHNANQ.    Füge  hinzu:   oder  QACHLINQEN. 

QASTERHOLZ.  Füge  hinzu  :  Wald  und  Berg  ge- 
hörten bis  zum  Ende  des  17.  Jahrhunderts  dem  Damen- 
stift Schännis.  Man  sieht  hier  heute  noch  Spuren  von 
einstigen  Befestigungsanlagen  und  Marchsteine  mit  den 
Jahreszahlen  1012, 1&2. 1643  und  1721. 

QASTLOSE.  Zeile  14  lies :  zwischen (i«m  Punkt  i995 
m  und  der  Oberberggabel. 

QEISSBERQ.  S.  238  lies:  (Kt.  Aargau,  Bez.  Brugg). 

GENF.  Kanton.  S.  250.  Sp.2,  Z.  18 füge  hinzu:  Sie 
führt  in  der  Sekunde  im  Minimum  20  m^  und  im  Maxi- 
mum (Oktober  1888)  1136  m^  Wasser. 

GENF.  Stadt.  S.  268,  Sp.  1,  Z.ll  von  unten  lies: 
Der  N.-Turm.  —  S.  273,  S^.  2,  Z.  18  lies:  Godefroy. 

QEREN  (Kt.  Aargau).  Zeile  3 lies:  Hungerberg. 

QERSAU.  Gemeinde.  Z.  31  lies :  für  Montreux  i0,i4^ 
—  Zeile  35  lies :  in  Montreux  735  mm.  —  Zeile  39  lies : 
Montreux  i23, 

S.  304,  Sp.  2  fuge  hinzu:  QIFLIS  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Pays   d*Enhaut,    Crem.  Rossiniöre).    Dorf.    S.  den  Art. 

CUVES. 

S.  308,  Sp.  1  füge  hinzuc  QIR  (AUF  DEM)  Kt.  Grau- 
bünden; Bez.  Unter  Landquart).  2167  m.  Gipfel.  S.  den 
Art.  Gyr  (Auf  dem). 

S.308,  Sp.  2  füge  hinzu  :  QIRENSPITZ  (Kt.  Grau- 
bünden.  Bez.  Ober  Landquart).  2187  m'.  Gipfel.  S.  den 
Art.  Gyrknspitz. 

QIRENSPITZ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Land- 
quart). 2373  m.  Gipfel.  S.  den  Art.  Gyrenspitz. 

QIRENSPITZ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Land- 
quart). 2397  m.  Gipfel.  S.  'den  Art.  Gyrenspitz. 

QIVRINS.  Zeile 3  lies:  an  den  Strassen  ntich, 

QLARI8EQQ.  S.  320,  Sp.  1  lies  :  seit  1901  im  Besitz 
einer  Gesellschaft,  die  hier  unter  dem  Namen  des  Schwei- 
zerischen Land-Erziehungsheimes  eine  Anstalt  eingerich- 
tet hat,  deren  Zweck  die  harmonische  Ausbildung  des 
Menschen  in  der  Landschaft  ist,  d.  h.  die  Verbindung  der 


VIII 


BERICHTIGUNGEN  UND   BRGiENZUNGBN. 


eigeDtlichen  theoretischen  Schulbildung  mit  praktischen 
Arbeiten  in  der  Landwirtschaft  und  Werkstatt,  sowie  mit 
Turnen,  Spiel  und  Sport. 

QRENCHEN  (Kt.  Solothum).  Füge  hinzu:  Hier  be- 
stand bis  1806  eine  weltbekannte  Erziehungsanstalt, 
die  1861  in  Berg  am  Irchel  gegründet  und  1864  nach 
Berg  bei  Grenchen  verlegt  worden  war.  Sie  hatte  bis 
1886  zusammen  723  Schüler,  von  denen  nur  138  Schweizer 
waren. 

QRCSSIN8  DE8SU8.  Lies:  Gruppe  von  4  Häu- 
sern. 

QR088BACH  (Kt.  Schwyz).  Zeile  7  lies :  Fühlloch, 
Amsel. 

QROS8BODEN.  Der  letzte  Satz  ist  folgendermassen 
abzuändern :  1447  fand  zwischen  dem  Kloster  und  Flecken 
Einsiedeln  einerseits  und  den  Bewohnern  von  Gross 
andererseits  ein  grosser  Rechtsstreit  um  die  Alpweiden- 
rechte im  Amsel- und  Sihlthal  statt. 

QROTTEN8TBIN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter 
Landquart).  Füge  hinzu :  Edle  von  Grottenstein  werden 
im  Mittelalter  urkundlich  ffenannt.  Der  Name  rührt 
von  einer  Grotte  her,  aus  der  eine  Mineralquelle  ent- 
sprang. 


GUMMEN  (HINTER  und  VORDER).  Lies:  3  km 
sinr.  Dallenwil. 

QY.  Statt :  Gy  gehörte  einst ...  bis  verliehen  worden 
war  lies :  Vor  der  Reformation  gehörte  Gy  zum  Priorat 
von  Saint  Victor  in  Genf  und  kam  nach  der  Reformation 
unter  die  gemeinsame  Oberhoheit  von  Genf  einerseits  und 
Berns  (1536-1567)  und  des  Herzogs  von  Savoyen  (1567-1754) 
andererseits.  Im  Turiner  Vertrag  von  1754  verzichtete  der 
Köniff  von  Sardinien  auf  seine  Rechte,  worauf  Gy  dem 
Manoament  Genf  zugeteilt  wurde. 

HEILIQKREUZ(Kt. St. Gallen).  Streiche:  Postwagen 
Bürglen-Neukirch. 

HEILIQKRBUZ  (Kt.  Thurgau).  Füge  hinzu:  Post^ 
wagen  Bürglen-Neukirch. 

HIRZEQQSPITZ.  Streiche:  w.  über  Bilten und  7  km 
s.  Uznach. 

HÖFEN  (Kt.  Thurgau).  Lies:  28  Häuser,  94  Ew. 

HOF8TETTEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Dielsdorf,  Gem. 
Oberglatt).  Füge  hinzu :  In  den  Jahren  1130-1172  viird 
ein  Rüdiger  von  Hofstetten  genannt.  Der  Burgbühl 
(«  BurbeU)  befindet  sich  so.  vom  Ort. 

HOFSTETTEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur). 
Streiche  die  zwei  letzten  Sätze. 


GEOGRAPHISCHES  LEXIKON  DER  SCHWEIZ 


E 

(FORTSETZUNG) 


EMM 

EMMENHOLJ[  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Solo- 
Ihurn,  Amlei  Kriegstetten,  Gem.  Zuchwil).  432  m.  Gruppe 
von  4  Bauernhöfen,  am  rechten  Ufer  der  Aare,  im  Winkel 
nahe  der  Mündung  der  Emme  in  diese,  2  km  nö.  des 
Bahnhofes  Neu  Solothum  und  1,5  km  nö.  Zuchwil.  40 
reform.  Ew. 

EMIMENMATT  (Kl.  Bern,  Amtsbez.  Signau,  Gem. 
Lauperswil).  652  m.  Dorf,  am  linken  Ufer  der  Emme  und 
an  der  Mündung  der  Ilfis  in  diese,  an  der  Strasse  ßurg- 
ilorf'SigDau  und  1,8  km  s.  Lauperswil.  Station  der  Linie 
Bern-Luzern.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  19  Häu- 
ser, 142  reform.  Ew.  Land  wir  tscnafc.   Kunstdüngerfabrik. 

EMMENTHAl.  (Kt.  Bern,  Amisbez.  Signau  u.  Trach- 
selwald).  Das  Emmenthal,  das  Thal  der 
Grossen  Emme,  nimmt  den  ö.  Teil  des  berni- 
schen Mittellandes  ein  und  grenzt  im  S.  an 
das  Oberland,  im  W.  an  das  Mittelland  im 
engern  Sinn,  d.  h.  die  Landschaft  um 
Bern,  im  N.  an  den  Oberaargau,  im  0.  an 
den  Kanlon  Luzern.  Seine  Breite  beträgt 
1^25  km,  die  Länge  vom  Hohgant  bis  Bur^- 
dorf,  wo  das  Thal  endigt,  in  gerader  Linie 
40  km.  Da  die  politiscne  Einteilung  nicht 
mit  dem  Flussgebiet  der  Emme  (verffl. 
den  Art.  Emme,  Grosse)  zusammenfällt,  ist 
es  schwierig,  natürliche  Grenzen  festzu- 
setzen. 

Bodenheschaffenheit.  Das  Emmenthal  ist 
ein  ausgesprochenes  Bergland,  das  es  aus- 
ser der  schmalen  von  Enr.menmatt  bis 
Burgdorf  reichenden  Thalsohle  der  Emme 
keine  grössere  Ebene  aufweist.  Regellos 
laufen  die  Ketten  von  wechselnder  Länge 
durcheinander,  an  die  Hauptketten  reihen 
sich  Seitenäste,  von  denen  wieder  kürzere 
Zweige  abgehen;  dazwischen  liefen  die 
zahllosen  Thäler  und  Thälchen  eingebet- 
tet, die  sich  alle  dem  Hauptthal  der  Emme  zuwenden; 
es  ist  ein  Berg-  und  Hügellabyrinth,  wrie  sich  in  der  Schweiz 
wohl  kein  zweites  findet. 

In  seinem  obersten  Teile  reicht  das  Emmenthal  noch 
in  die  Zone  der  Oberländer  Voralpen.  Der  Hohgant  (2202 
m),  der  Rieder-  und  Brienzergrat  mit  Augstmatthorn  (2140 
m)  und  Tannhom  (2223  m)  und  die  Schrattenfluh  (2093 
mj,  deren  südlicher  Gipfel,  der  Schibec^tsch  (2040  m), 
mit  senkrechten  Wänden  gegen  die  durch  das  enge  Bum- 
bachthal  sich  windende  Emme  abstürzt,  schliessen,  den 
Fluss  im  S.  und  N.  einfassend,  das  Emmenthal  gegen 
das  Oberland  und  das  Thal  der  Kleinen  Emme  ab.  Steil 
fallt  der  Hohgant  auf  dfer  N.-Seite  gegen  das  Emmenthal 
ab,  sanfter  geneigt  gegen  das  Habkernthal.  Von  Brienz 
fuhrt  der  Kruternpass  in  der  Höhe  von  2Q63  m  über  den 
Brienzergrat  ins  oberste  Emmenthal,  über  die  Habche^g 
(1500  m)  ein  Pass  aus  dem  Habkernthal.  Dieses  Gebiet 
mit  seinen  herrlichen  Alpweiden  hat  noch  ganz  voralpinen 
Charakter.  Bereits  der   Molasse  gehört  die   vorgelagerte 


EMM 

ffegen  das  Thal  von  Marüach  und  Schangnau  abfallende 
Lochsitenberg  (1487  m)  anschliesst.  Dessen  Fortsetzung 
auf  der  linken  Seite  der  Emme  bildet  die  Honegg  (1529 
m),  die  das  nach  der  Aare  gerichtete  Zulgthai  im  N.  be- 
gleitet Parallel  mit  diesen  Ketten  zieht  ein  langer  Rucken, 
der  vom  Napf  abzweigt,  sich  im  Turner  zu  1219  m  erhebt, 
hier  zugleich  die  Grenze  gegen  den  Kanton  Luzern  bil- 
dend, bei  Kröschenbrunnen  steil  zum  Thal  der  Ilfis  ab- 
ßUt ,  hierauf  gegenüber  dem  Lochsitenberg  im  Wacht- 
hubcl  wieder  zu  1418  m  ansteigt  und  das  Thal  von  Marbach 
und  Schangnau  im  W.  abschliesst.  Von  der  Emme  in*der 
engen  Schlucht  des  Reblochs  mit  ihrer  Naturbrücke 
Kette  der  Beichten  (1773  m)  an,  an  welche  sich  der  steil 


Der  Strick  (Schratten fluh)  im  obern  Emmenthal. 

durchbrochen,  setzt  sich  die  Kette  in  der  Natersalp  (1215 
m)  fort,  an  welche  sich  weiter  w.  gegen  die  Aare  hin  der 
Buchhotterberg  und  Kurzenberg  anschliessen.  Diese  drei 
Ketten  folgen  der  allgemeinen  Richtung  der  Alpen  von 
SW.-NO. 

Vom  Mittelstück  der  nördlichsten  Kette,  dem  Wacht- 
hubel,  geht  in  nw.  Richtung  eine  Abzweigung  zwischen 
die  Thäler  der  Emme  und  Ilfis  bis  zu  ihrer  Vereinigung 
bei  Emmenmatt;  ihre  bekannteste  Erhebung  ist  der  Rä- 
misgummen  (1304  m),  ausserdem  der  Pfeiffer  (1316  m) 
und  die  Höh  wacht  (1028  m).  Auf  der  linken  Seile  der 
Emme,  n.  von  Signau,  steigt  zwischen  Emme  und  Aare 
eine  neue  Bergreihe  auf  mit  dem  Hundschüpfen  (1014  m) 
und  der  Blasenüuh  (1117  m);  durch  das  Thal  des  Bigel- 
baches  wird  sie  bei  Walkringen  vollständig  durchschnit- 
ten, erhebt  sich  im  Wegissen  wieder  zu  965  m,  wird  noch 
einmal  vom  Krauchthaibach  und  dem  Bach  des  Linden- 
thals geteilt  und  endigt  mit  dem  Bantiger  (949  m)  und 
dem  Grauholz  (823  m)  bei  Bern. 

geogr.  lex.  45  —  n  —  1 


2 


EMM 


EMM 


Ein  wesentlich  anderes  Bild  bietet  das  Bergland  n. 
der  Ilfis.  Das  Ganze  bildet  die  Form  eines  etwas  unre- 
ffelmässigen  Kreises  mit  einem  Radius  von  ungefähr 
13  km.  Seine  ö.  Hälfte  gehört  dem  Kanton  Luzern  und 
den  Flussgebieten  der  Wigger  u.  Kleinen  Emme  an.  Der 
Mittelpunkt  des  Kreises  ist  das  Hochenzi  (1341  m) ;  noch 
höher  und  bekannter,  1411  m,  ist  der  in  der  Luftlinie 
3  km  weiter  ö.  gelegene  Napf,  die  Rigi  des  Emmenthals. 
nach  dem  dieses  Bergland  genannt  wird.  Von  ihm  und 
dem  Hochenzi  gehen,  vergleichbar  den  Speichen  eines 
Rades,  6  Hauptketten  (mit  astförmigen  Verzweigungen 
niederer  Ordnung)  strahlenförmig  nach  allen  Seiten  aus, 
länger  nach  N.  und  W.,  etwas  Kürzer  nach  S.  und  0. 
Die  nach  S.  sich  ziehende  Kette  mit  dem  Turner,  die 
zwischen  Escholzmatt  u.  Trubschachen  die  Ilfis  erreicht, 
ist  bereits  erwähnt  worden.  Nach  W.  erstreckt  sich  eine 
in  der  Luftlinie  19  km  lange  Kette  'bis  in  den  Winkel 
zwischen  Emme  und  Grünen.  Ihre  höchsten  Punkte  sind 
Hochenzi  (1341  m),  Lushütte  (1343  m),  Rafrütti  (1205  m). 
Von  diesem  Hauptast  gehen  7  Seitenäste  nach  S.,  zwischen 
welchen  der  Fankhaus-,  Hütten-,  Brandösch-,  Seltenbach-, 
Twären-,  Gol-  und  der  Obere  und  Untere  Friltenbachgra- 
ben  eingebettet  sind  (die  Thäler  des  Emmenthals  heissen 
«Gräben»);  n.  Abzweigungen  schliessen  den  Dürr-  und 


Trubsohachen  im  Emmenthal. 

den  Kurzeneigraben  ein  (zwei  Seitengräben  des  Thaies 
der  Grünen).  Die  höchsten  Punkte  dieser  Nebenkelten  sind 
die  Hohmatt  (1359  m)  und  der  Schinenzinggen  (1326  m) 
zwischen  Brandösch-  und  Golgraben,  Uinterami  (1226  m) 
und  Bisegg  (1208  m)  zwischen  Kurzenei-  und  Hombach- 
graben.  Eine  dritte  Kette  zieht  sich  vom  Hochenzi  in 
einem  Bogen  nw.  um  das  Thal  der  Grünen,  dessen  obers- 
ter Teil  Hörn  bachgraben  heisst,  über  den  Schilt  (1118  m), 
das  Ahorni  (1142  m)  und  den  Bärhegen  (991  m)  bis  Su- 
miswald:  sie  bildet  die  Wasserscheide  zwischen  dem  Ge- 
biet der  Emme  und  demjenigen  der  Langeten ;  ihre  n. 
Abzweigungen  bis  Dürrenroth  und  Huttwil  bilden  das 
Unteremmenthal.  Niedriger  sind  die  Ketten  im  Kanton 
Luzern. 

Als  Beispiel  der  fast  unendlichen  Grabenverzweigung 
des  Napfgebietes  (die  topographische  Karte  weist  im  gan- 
zen Emmenthal  1d9  benannte  Gräben,  dazu  noch  unzäh- 
lige unbenannte  Runsen  auf)  wählen  wir  den  6  km  langen 
Brandöschgraben,  einen  n.  Seitengraben  des  sich  fächer- 
artig verzweigenden  Trubgrabens.  In  denselben  münden 
von  rechts  ein  im  Ganzen  15  Gräben  in  der  Länge  von 
0,5-2  km.  Vom  benachbarten  Hütten^raben  kommen 
ihnen  gleiche  Quersräben  entgegen,  die  im  Laufe  der  Zeit 
durch  rückwärtsschreitende  Erosion  die  ^anze  dazwi- 
schenliegende Kette  in  blosse  Kuppen  auflosen  werden. 

Ein  zweites,  niedrigeres  Hü^elsystem  nw.  vom  Napfffe- 
biet  hat  seinen  Knotenpunkt  in  der  Luea  (889  m ;  2,5  km 
w.  Afibltern).  Von  ihr  zieht  sich  ein  Höhenzug  sw.  über 
die  Schaufelbühlegg  (834  m)  zwischen  den  Thälern  der 
Grünen  und  des  Rüegsbaches  nach  Lützelflüh,  ein  zweiter 


in  paralleler  Richtung  über  den  Rachisberg  (844  m)  zwi- 
schen Rüegsau-  uud  Heimiswilgraben,  ein  dritter  reicht 
nach  NO.  über  den  Friesenberg  (833  m)  und  Oberbühl 
(821  m)  bis  in  die  Nähe  von  Langenthai,  gehört  also  nicht 
mehr  dem  Emmenthal  an. 

Die  Mehrzahl  der  Einzelgipfel  des  Emmenthales  sind 
schöne  Aussichtspunkte.  W"eitbekannt  in  dieser  Hinsicht 
ist  namentlich  der  Napf  (1411  m). 

Geologie.  Wie  schon  gesagt,  gehören  Hohgant  und 
SchrattenÜuh  noch  der  Zone  der  Voralpen  an.  Der  Hohgant 
besteht  aus  schwarzem  Spatangenkalk  und  Schiefer  (Neo- 
com),  die  von  einer  mächtigen  Platte  von  Rudistenkalk 
(Urgon)  bedeckt  werden,  die  Schrattenfluh  mit  dem  Schi- 
bengütsch  aus  Rudistenkalk  (Urgon).  In  der  Kette  der 
Lochsiten  und  der  Honegg,  im  Her^land  zwischen  Emme 
und  Ilfis  mit  dem  Rämisgummen,  m  der  Natersalp  und 
in  der  Kette  von  Signau  bis  Rüderswil  mit  der  Blasen- 
fluh wechselt  Nagelfluh  mit  Molasse;  die  canze  Napf- 
ffruppe  besteht  aus  Nagelttuh  und  Mergel.  Nach  N.  und 
aem  mittleren  Emmenthal  wird  die  obere  Süsswasser- 
molasse  immer  mächtiger,  endlich  wird  die  Nagelfluh 
ganz  verdrängt  oder  kommt  nur  noch  in  vereinzelten 
Nestern  vor.  N.  der  Linie  Rüegsau-Dürrenroth  folgt  Mee- 
resmolasse.  Die  Nagelfluhgesteine  des  Emmenthals  ent- 
halten rote  Granite  und  Porphyre,  grüne 
Granite,  Serpentin,  Gabbro,  grüne  und 
violette  SpiJitgesteine ,  Mandelsteine, 
Variolithe,  verkittet  durch  groben  Sand- 
stein. Hornblendeschiefer  und  Horn- 
blendegesteine charakterisieren  die  Na- 
gelfluh in  der  Umgebung  des  Napf. 
Neuestens  hat  F.  Antenen  gezeigt,  dass 
der  Rhonegletscher  zur  letzten  Eiszeit 
sich  bis  zur  Linie  Gurnigel-Honegg- 
Wiggen  erstreckt  hat.  In  der  dritten 
Eiszeit  reichte  der  Aaregletscher  bis 
Eggiwil  und  der  lokale  Emmengletscher, 
dessen  Stirnmoräne  bei  Breitmoos  noch 
erhalten  ist,  bis  in  die  Gegend  zwischen 
Eggiwil  und  Schangnau. 

Wie  schon  der  mehrmals  vorkom- 
mende Flussname  Goldbach  im  Gebiete 
der  Grünen  und  der  in  die  Kleine  Emme 
fliessenden  Fontannen  und  die  Orts- 
namen Ober  und  Nieder  Goldbach  be- 
sagen, finden  sich  besonders  in  der  Nagel- 
fluh des  Napf  Goldkömer  eingelagert.  In 
früherer  Zeit,  vielleicht  schon  von  den 
alten  Helvetiern,  deren  Goldreichtum 
gerühmt  wird,  wurde  dies  Gold  gewa- 
schen u.  von  der  bernischen  u.  luzernischen  Regierung  im 
17.  und  18.  Jahrhundert  auch  zu  Goldmünzen  geprägt; 
bis  in  die  Mitte  des  19.  Jahrhunderts  wurde  in  ßannwil 
bei  Aarwangen  in  der  Aare  Gold  gewaschen,  das  ihr  von 
der  Emme  zugeführt  wurde.  Das  Gold  findet  sich  nicht  in 
Adern,  sondern  als  Blattgold  in  Goldseifen  und  rührt 
offenbar  von  einem  zertrümmerten  Gebirge  her,  dessen 
Gesteine  durch  einen  Strom  hier  als  Delta  abgelagert  wor- 
den sind.  Speziell  die  Bäche  der  Napfgruppe  (Grünen, 
Goldbach,  Golbach,  Trubbach,  Fontannen,  Lutheren  und 
Wigger)  fuhren  Gold,  das  sie  besonders  aus  den  tieferen 
Lagen  des  Gebirgszuges  bringen.  Ausserdem  finden  sich 
in  ihrem  Sande  Rubinen  und  Magneteisen.  Vor  zwei 
Jahren  hat  ein  Unternehmer  von  der  bernischen  Regie- 
rung die  Konzession  erhalten,  die  Goldwäscherei  in  nie- 
sen Bächen  fachmännisch  zu  betreiben ;  bis  zur  Stunde 
hat  sich  aber  das  Kapital  zu  diesem  Unternehmen  nicht 
herbeigelassen. 

Als  naturhistorische  Seltenheit  wollen  wir  nicht  uner- 
wähnt lassen,  dass  im  Jahre  1886  auf  der  Rafrütti  im 
Napfgebiet  ein  dort  1856  niedergefallener  Meteorit  ge- 
funden wurde,  der  im  Jahre  1900  ins  Museum  von  Bern 
kam.  Er  besteht  aus  Eisen,  Nickel,  Kobalt,  Phosphor  und 
Schwefel,  hat  die  Form  einer  Pyramide  von  27  cm  Höhe 
und  21  cm  Breite  und  ein  Gewicht  von  18  kg.  (Beschrieben 
von  Edm.  v.  Fellenberg  im  Zentralhlatt  für  Mineralogie, 
1900). 

Charakter  des  Landes  und  der  Bevölkerung.  Den 
treffendsten  Typus  der  Emmenthalerber^e  bietet  das  Napf- 
bergland :  lange  Gebirgszüge  mit  zahlreichen  Ausläufern, 


EMM 


EMM 


3 


die  an  ihren  Enden  plötzlich  steil  abbrechen,  die  Rücken 
bald  plateauartig  breit,  bald  zu  einer  schmalen  cc  Egg )» 
(Ecke,  First)  zulaufend,  die  Seiten  mit  Dammerde  bedeckt 
und  selten  den  Nagelfluhfels  zei^^end,  bis  zu  oberst  mit 
Wald  und  Weiden  bekleidet,  zerrissen  in  bald  breitere, 
bald  enge,  steil  ansteigende  Gräben  und  in  Runsen,  die 
sich  erst  zu  Thälem  entwickeln.  Es  bietet  weder  das 
Grosse  und  Erhabene,  noch  das  Interessante  der  Alpen- 
welt, wenig  Abwechslung  der  Formen  und  malerische 
Effekte;  sein  Reiz  liegt  im  Idyllischen  und  Lieblichen. 
Die  säubern  und  heimeligen  Dörfer  tragen  noch  vielfach 
den  altertümlichen  Typus :  stattliche  Holzhäuser  mit  weit 
vorspringendem  Dach,  die  appetitlichsten  Bauernhäuser 
vielleicht  der  ganzen  Schweiz,  wie  sie  ein  Schriftsteller 
nennt ;  oft  mit  Spruchen  schalkhaften  oder  moralischen 
Inhalts  geschmückt.  Die  Wirtshäuser  des  Emmenthales 
sind  bekannt  durch  ihr  unverfälschtes  Getränk.  Vielfach 
sind  auch  die  Gasthöfe  mächtige  Holzbauten. 

Den  reinsten  Typus  eines  ächten  Emmenthalerdorfes 
bietet  Rüderswil  mit  seinen  stolzen  Bauernhäusern ;  mo- 
demer sind  Langnau  und  Sumiswald;  den  Ueberffang 
von  alter  zu  neuer  Zeit  bietet  Si^nau.  Im  Ganzen  sind  die 
Dörfer  klein  und  entsprechen  nicht  der  Grösse  der  Be- 
völkerung:  das  Dorf  Trachselwald  z.  B.  zählt  blos  120  Ew., 
die  ganze  Gemeinde  hingegen  1475  Ew., 
die  grösstenteils  zerstreut  im  Dürrgra- 
ben wohnen.  Im  Emmenthal  herrscht 
im  Gegensatz  zum  Flachland  das  Hof- 
system ;  die  Leute  leben  nicht  in  ge- 
schlossenen Dörfern  bei  einander,  son- 
dern zerstreut  über  die  Halden  und 
Thalgründe  hin  auf  ihren  Höfen.  Es 
sind  stattliche  Bauernsitze,  inmitten  des 
dazu  gehörenden  Acker-  und  Wieslan- 
des ;  Wohnung,  Stall  und  Scheune 
unter  dem  gleichen  Dache,  versteckt 
hinter  Obstbäumen,  umgeben  von  ei- 
nem Speicher  u.  einem  Nebengebäude, 
dem  c  Stock  »,  dem  Ruhesitz  der  Alten, 
jedes  Heirawesen  ein  für  sich  bestehen- 
des Ganzes,  eine  Welt  für  sich.  Stren- 
ger als  in  den  andern  Landesteilen 
wurde  im  Emmenthal  das  schon  seit 
der  Gerichtsordnung  vom  Jahre  1539 
für  den  ganzen  Kanton  geltende  Recht 
des  Minorats  beobachtet,  wonach  es  dem 
en  Sohne  gestattet  war,  nach  dem 


ie  des  Vaters  dessen  Hof  um  eine 
«billige»,  nach  dem  gegenwärtigen  Zivilgesetz  um  eine 
« geriätliche »  Schätzung  an  sich  zuziehen.  Bei  diesem 
Verfahren  blieben  die  Höfe  oft  Jahrhunderte  lang  in  der 
gleichen  Familie,  und  es  bildete  sich  so  jener  Bauernadel, 
wie  ihn  Jeremias  Gotthelf  unübertrefflich  schildert. 

Für  die  nachfolgenden  statistischen  Angaben  sei  be- 
merkt, dass  die  politische  Einteilung  in  die  Amtsbezirke 
Signau  und  Trachselwald  sich  mit  dem  geographischen 
Begriff  Emmenthal  als  dem  Thale  der  Emme  nicht  voll- 
ständig deckt,  indem  die  zum  Amtsbezirk  Trachselwald 
gehörenden  Gemeinden  Dürrenroth,  Walterswil,  Huttwil, 
Eriswil  und  Wissachengraben ,  das  sogenannte  Unter 
Emmenthal,  im  Thale  der  Lange ten  liegen,  jedoch  in 
Bodenbeschaffenheit  und  Lebensweise  der  Bevölkerung 
mit  dem  Emmenthal  übereinstimmen.  Dagegen  sind  die 
im  untersten  Emmenthal  gelegenen  Dörfer  Hasli,  Ober- 
bnrg,  Krauchthal  und  Heimiswil  dem  Amtsbezirke  Burg- 
dorf, mithin  dem  Mittel  1  and.  zugeteilt.  An  Fläche  umfasst 
der  Amtsbezirk  Signau  322,o  km*,  der  Amtsbezirk  Trach- 
selwald 189,7  km*,  zusammen  also  512,3  km^. 

Das  Emmenthal  umfasst  19  Kirchgemeinden  (9  im  Amts- 
bezirk Signau,  10  im  Amtsbezirk  Trachselwald).  Kirch- 
gemeinden und  Einwohnergemeinden  treffen  überall  zu- 
sammen mit  Ausnahme  der  Kirchgemeinde  Eriswil,  die 
in  die  Zivilgemeinden  Eriswil  und  Wissachengraben  zer- 
fallt; umgekehrt  gehört  die  Kirchgemeinde  Wasen  zur 
Einwohnergemeinde  Sumiswald.  Die  Dörfer  sind  geteilt 
in  Viertel,  Drittel,  Höfe  oder  Güter.  Die  Gemeinden  nahen 
meist  grosse  Ausdehnung.  So'Btossen  Trachselwald,  Su- 
miswald und  Langnau  in  der  «Nahe  der  Rafrütti  zusammen 
in  einer  Entfernung  von  je  3  Zeitstunden  vom  Hauptdorf. 
Die  Schulhäuser  liegen  daher  zerstreut  in  den  einzelnen 


Vierteln ;  in  der  Gemeinde  Langnau  verteilen  sich  die  32 
Primarschulklassen  auf  11  Schulhäuser.  Den  geographi- 
schen Verhältnissen  entsprechend  standen  die  Amtsbe- 
zirke Trachselwald  u.  Signau  bei  den  Rekrutenprüfungen 
der  letzten  5  Jahre  von  den  30  Bezirken  des  Kantons  im 
18.  und  19.  Rang. 

An  Gemeindegütern  ist  das  Emmenthal  der  ärmstq 
Landesteil ;  auf  den  Kopf  der  Bevölkerung  traf  es  im 
Jahre  1890  blos  75  Franken,  gegenüber  dem  kantonalen 
Durchschnitt  von  186  Franken.  Burgergüter  bestehen  im 
Amte  Signau  gar  nicht,  da  schon  seit  dem  Ende  des  16. 
Jahrhunderts  die  Wälder  und  Allmenden  auf  die  einzelnen 
Höfe  als  dauerndes  Eigentum  verteilt  wurden. 

In  der  Sprache  bietet  das  Emmenthal  keine  Einheitlich- 
keit ;  im  untern  Emmenthal  wird  der  Dialekt  des  Ober-r 
aargaus,  im  obern  derjenige  des  Mittellandes  gesprochen. 
Die  altemmenthalische  Frauentracht  weicht  immer  mehr 
der  allgemeinen  Bernertracht ;  das  reizende  «  Schwefel- 
hütli  »  und  die  Haube  mit  Rosshaarspitzen  gehören  bereits 
der  Vergangenheit  an.  Auch  das  früner  allgemein  übliche 
«  du  »  ist  nur  noch  unter  den  Dorfgenossen  gebräuchlich. 
Das  Lieblingsspiel  der  emmenthalischen  Burschen,  das 
von  hier  aus  auch  im  Flachland  Verbreitung  gefunden 
hat,  ist  das  viel  Gewandtheit  und  Sicherheit  des  Auges 


Walkringen  im  Eromentbal. 

erfordernde  «  Burnussen  ».  Wie  alle  Bergbewohner  der 
Innerschweiz  sind  die  Emmenthaler  auch  als  Schwinger 
berühmt;  ausgezeichnet  haben  sich  ieweilen  in  diesem 
Nationalspiel  die  Trüber.  Ausser  an  den  kantonalen  und 
eidgenössischen  Festen  messen  sich  die  Schwinger  an 
kleineren  Alpfesten,  den  sogenannten  «Kilbenen  »  (Kirch- 
weih). 

Auffällig  ist  es,  dass  sich  die  Bevölkerung  seit  einem 
halben  Jahrhundert  nur  unbedeutend  vermehrt  hat.  Im 
Jahre  1850  zählte  das  Amt  Signau  22338,  Trachselwald 
23970,  zusammen  46308  Ew. ;  1900:  25047  und  23731  = 
48778  Ew.,  d.  h.  8,3%  der  Bevölkerung  des  ganzen  Kan- 
tons. Auf  den  km*  trifft  es  im  Amte  Signau  77,6,  in 
Trachselwald  125,1,  im  Ganzen  95,2  Ew.  Davon  sind  48590 
Reformierte,  257  Katholiken  und  9  Juden.  In  diesen  50 
Jahren  weist  der  Kanton  eine  Bevölkerungszunahme  von 
28^0,  das  Emmenthal  eine  solche  von  blos  5%  auf,  ob- 
gleich der  Ueberschuss  der  Geburten  über  die  Todesfalle 
im  Emmenthal  bei  der  kräftigen  Konstitution  der  Bevöl- 
kerung von  allen  Landesteilen  am  grössten  ist,  von  1888 
bis  1897  13  %«,  im  Kanton  11,8  «/oo  per  Jahr.  Der  Grund 
dieser  auffälligen  Erscheinung  liegt  in  der  starken  Auswan- 
derung, nicht  zwar  übers  Meer  (denn  in  der  überseeischen 
Auswanderung  steht  das  Emmenthal  in  den  letzten  20 
Jahren  mit  durchschnittlich  2,17  7oo  per  Jahr  gegenüber 
dem  kantonalen  Durchschnitt  von  3,48  Vo«  im  letzten  Rang), 
sondern  meist  in  den  bernischen  Jura,  wo  schon  die  wegen 
ihres  Glaubens  verfolgten  Wiedertäufer  beim  Bischof  von 
Basel  Aufnahme  fanden,  ferner  in  die  Kantone  Neuen- 
burg, Waadt,  Freiburg,  wo  sich  die  Auswanderer  meist 
dem  Ackerbau  widmen ;  andere  ziehen  als  Käser  in  die 
Fremde.   Durch  das  schon  oben  erwähnte  Minorat,  das 


EMM 


EMM 


Vorrecht  des  jüngsten  Sohnes  auf  den  väterlichen  Hof, 
wurden  die  altern  Söhne  vielfach  zur  Auswanderung  ge- 
zwungen; dazu  kam  die  später  noch  zu  berührende  Um- 
wandlung im  Ackerbau,  der  Uebergang  von  der  Getreide- 
produktion zur  Milchwirtschaft,  die  viele  Hände  überflüssig 
machte.  Die  Auswanderunff  stieg  zu  der  Höhe,  dass  im 
Jahre  1888  das  Emmenthal  bei  einer  Bevölkerung  von 

AooiE    v::.^e^^    o"? ooo  ^ 2.^^    u_^~j^  -d.-^ _^uix. 


auf  Eggiwil  7000,  auf  das  kleine  Schangnau  5000. 

Armenwesen,  Diese  zwei  Erscheinungen,  die  Volksver- 
mehrung und  die  Aenderung  der  Wirtschaftsweise,  zu 
denen  noch  der  Rückgang  der  Landesindustrie,  der  Lein- 
wandweberei, kam,  hatten  nicht  nur  eine  starke  Auswan- 
derung zur  Folge,  ihnen  hat  das  Emmenthal  auch  sein 
dunkelstes  Blatt,  sein  ländliches  Proletariat  und  damit 
die  Armennot  zu  verdanken.  Bei  der  seit  1690  im  Kanton 
herrschenden  bürgerlichen  Armenpflege  waren  die  Ge- 
meinden ausser  zur  Unterstützung  der  Ortsarmen  auch 
zum  Unterhalt  ihrer  in  der  Fremde  verarmten  Mitbürger 
verpflichtet.  Aus  der  grossen  Zahl  der  Ausgewanderten 
wurde  den  Heimatgemeinden  jeweilen  eine  Men^e  Ver- 
armter zugeführt,  und  das  Emmenthal  wurde  schliesslich 
zu  einem  grossen  « Spittel »  (Armenhaus).  Die  Armen- 
steuer stie^  zu  einer  Höhe,  dass  viele  Reiche  sich  an- 
schickten, ihr  Vermögen  flüssig  zu  machen  und  das  Land 
ebenfalls  zu  verlassen.  Erst  das  Schenk*sche  Armengesetz 
vom  Jahre  1857,  das  an  die  Stelle  der  bürgerlichen  die 
örtliche  Armenpflege  setzte,  rettete  das  Emmenthal  vor 
dem  wirtschaftlichen  Ruin.  Seitdem  haben  sich  die  Ver- 
hältnisse gebessert;  während  im  Jahre  1858  im  Amtsbe- 
zirk Signau  auf  1000  Einwohner  86,  im  Amt  Trachselwald 
96  Notarme  (dauernd  Unterstützte)  kamen,  sank  ihre  2^hl 
im  Jahre  1895  in  beiden  Aemtem  auf  54 ;  da  aber  der 
Durchschnitt  im  alten  Kantonsteil  46  beträgt  und  nur  die 
Aemter  Ober  Simmenthai,  Schwarzenburg  und  Saanen 
schlimmer  dastehen,  können  die  Annen  Verhältnisse  noch 
nicht  als  vollständig  saniert  bezeichnet  werden.  Erleich- 
tert wird  im  Amte  Signau  die  Armenlast  durch  die  gros- 
sen Armengüter,  worin  es  im  Jahre  1894  von  allen  Aemtem 
im  dritten  Range  stand. 

Landwirtschaft.  In  dem  ohnehin  ackerbautreibenden 
Kanton  Bern  ist  das  Emmenthal  die  eigentliche  Bauern- 
landschaft. Schon  ein  offlzieller  Bericht  des  Jahres  1796 
nennt  das  Emmenthal  den  in  Landwirtschaft  und  Viehzucht 
vorgeschrittensten  Teil  des  Kantons,  vielleicht  der  ganzen 
Schweiz.  Die  Landwirtschaft  kann  nicht  intensiver  be- 
trieben werden :  bis  weit  in  die  Berge  hinauf  reichen  die 
Heimwesen,  und  immer  mehr  Boden  wird  den  Alpweiden 
zum  Ackerbau  abgerungen ;  bis  zur  Höhe  von  1200  m 
werden  Kartofieln  gepflanzt,  wenig  tiefer  (bis  1050  m  auf 
der  Rafrütti)  gedeihen  noch  Winter-  und  Sommergetreide 
und  Fruchtbäume,  a  Es  dürfte  kaum  ein  zweites  Exempel 
sich  vorfinden,  wo  der  Mensch  den  Kampf  mit  einer 
rauhen,  kargen,  alle  möglichen  Schwierigkeiten  darbie- 
tenden Natur  energischer  und  ausdauernder  unternom- 
men und  es  zu  Erfolgen  gebracht  hat,  vor  denen  man  den 
Hut  abziehen  muss  »,  urteilt  ein  Kenner  der  Landwirt- 
Schaft. 

Ueber  die  Bodenverhältnisse  gibt  die  Statistik  folgenden 
Bericht :  Amt 

Signau  Trachsel- 
wald        Total         % 
Gesamtareal  in  ha  32260     18970      51230 

Produktives  Land  24830      17980     42810 

Davon  Aecker  u.  Gärten  5110  9995  15105  35,3 
Wiesen  und  Hofstetten  5707  1614  7321  17,1 
Weiden  und  Alpen  7988       1142       9130       21,3 

Wald  6024       5229      11253       26,3 

Auf  dem  Ackerlande  wurde  1895  gepflanzt : 

Getreide  28,0  %,  im  Kanton  34,2  % 

Hackfrüchte  13,7%  »  19,5% 

Kunstfutter  55,8%  »  43,9% 

Versch.  Pflanzungen   2,5  %  »  2,4  9^^ 

In  Kunstfutter  steht  das  Emmenthal  im  Kanton  in  ers- 
ter, in  Getreide  in  letzter  Reihe;  es  wird  besonders 
Korn,  Roggen  und  Hafer  angebaut,  Weizen  nur  wenig. 
Der  Anbau  von  Hanf  und  Flachs  ist  gegenüber  früher 
stark  zurückgegangen ;  85,05  ha  lieferten  424,3  Zentner 


Flachs,  57,8  ha  324,9  Zentner  Hanf.  Mit  Gewinnung  der 
Naturerzeugnisse  waren  1888  60%  der  Erwerbenden  be- 
schäftigt, gegenüber  45,9  %  im  Kanton. 

Zu  einem  rationellen  Betrieb  der  Landwirtschaft  trägt 
sehr  viel  bei  die  Grösse  und  Abrundung  der  Grundstücke. 
Während  im  Jahre  1888  im  ganzen  Kanton  die  Grund- 
stücke des  Kulturlandes  eine  durchschnittliche  Grösse  von 
62,7  Aren  hatten,  massen  sie  im  Emmenthal  305  Aren. 
32,3  %  der  Grundbesitzungen  hatten  eine  Grösse  von  5-20 
ha,  im  Kanton  deren  17,7  %;  diese  grösseren  Höfe  machen 
63,5  %  des  ganzen  Kulturlandes  aus.  Von  den  4607  Grund- 
besitzungen bestanden  3335,  d.  h.  72  %,  aus  einem  zusam- 
menhängenden Areal.  Der  Grund  dieser  Erscheinung  ist 
einzig  ihi  Minorat  zu  suchen ;  es  verhinderte  die  Zer- 
stückelung und  ein  armseliges  Kleinbauernwesen  und  er- 
möglichte eine  rationelle  Bewirtschaftung. 

obgleich  dabei  die  ;älteren  Geschwister  durch  Auszah- 
lungen entschädigt  werden  mussten,  sind  dank  dem 
Fleisse  und  der  Sparsamkeit  ihrer  Besitzer  die  Güter 
nicht  übermässig  verschuldet,  immerhin  stärker  als  im 
übrigen  Kanton.  Im  Jahre  1898  lasteten  48,8  "o  der 
Grundsteuerschatzung  als  Hypothekarschuld  darauf, 
gegenüber  dem  kantonalen  Durchschnitt  von  36,8  %.  Als 
Gläubigerin  ist  die  kantonale  Hypothekarkasse,  bei  wel- 
cher 22,5  %  aller  Grundschulden  des  Kantons  verschrie- 
ben sind,  nur  mit  0,6  %  beteiligt:  das  Uebrige  fällt  meis- 
tens auf  die  9  Ersparniskassen  des  eigenen  Landes;  im 
Amte  Signau  sind  2/3  der  Grundschulden  bei  Privaten 
untergebracht.  Das  Emmenthal  hilft  sich  selbst. 

Viehzucht,  Im  18.  Jahrhundert  war  das  Emmenthal 
berühmt  durch  seine  Pferdezucht;  der  Pferdemarkt  in 
Langnau  genoss  einen  vortrefflichen  Ruf  nicht  nur  in 
der  ganzen  Eidgenossenschaft,  sondern  auch  in  den  Nach- 
barstaaten. Diesen  Ruf  hat  das  Emmenthal  allerdings  in 
Bezug  auf  Quantität  und  Qualität  der  Zucht  verloren  ;  der 
Rückgang  des  Getreidebaus  und  die  Eisenbahnen  hatten 
auch  einen  Rückgang  in  der  Pferdezucht  zur  Folge. 
Immerhin  ist  es  diejenige  Landesfegend,  die  nach  dem 
Jura  den  stärksten  Pferdebestand  aufweist,  im  Jahre 
1901  3429  Stück,  7  auf  100  Einwohner  (im  Jura  8,7,  im 
Kanton  6) ;  ebenfalls  im  zweiten  Rang  steht  sein  Bestand 
an  Rindvieh  mit  36274  Stück,  74  auf  100  Einwohner  (im 
Kanton  50,  im  Oberland  66) ;  während  aber  der  Bestand 
im  Oberland  seit  1808  sich  nur  um  42  %  vermehrt  hat, 
hat  er  sich  im  Emmenthal  verdreifacht  (1808:  12472 
Stück),  eine  Folge  der  Käseproduktion 'damit  hängtauch 
die  auf  das  fast  vierfache  gestiegene  Zahl  der  Schweine 
zusammen  (1808:  4272;  1901:  15972),  gegenüber  einer 
Verdoppelung  in  den  andern  Landesteilen ;  die  Schaf- 
zucht hingegen  hat  wie  im  ganzen  Kanton  sehr  stark 
abgenommen  (1808: 10141;  1901:  5338). 

Alpwirtschaft.  Grosse  Bedeutung  für  die  Viehzucht 
haben  die  Alpweiden,  die  sich  über  die  Napfgruppe,  das 
Bergland  zwischen  Ilfis  und  Emme  und  über  die  Ketten 
w.  von  der  oberen  Emme  von  Eggiwil  und  Rötenbach 
bis  zum  Hohgant  und  der  Schrattenfluh  erstrecken.  Eine 
zuverlässige  Alpstatistik  über  das  Emmenthal  besteht 
nicht,  da  einzig  das  Amt  Trachselwald  im  Jahre  1901 
neu  inspiziert  wurde,  für  das  Amt  Signau  hingegen  die 
1864  vorgenommene  Untersuchung  keinen  Wert  mehr 
hat.  In  den  letzten  Jahrzehnten  ist  nämlich  das  Weide- 
areal einerseits  zurückgegangen,  indem  es  in  Bergheim- 
wesen umgewandelt  und  in  den  bessern  Teilen  zu 
Acker-  und  Heuland  eingeschlagen  wurde ;  andererseits 
sind  die  Weiden  durch  bessere  Bewirtschaftung  ertrags- 
fahiger  gemacht  worden.  Die  meisten  Weiden  liegen  in 
den  Gemeinden  Schangnau,  dessen  Krone  sie  sind,  in 
Rötenbach,  ELegiwil,  Trüb,  Langnau  und  Sumiswald. 
Im  Amt  Trachselwald  liegen  sie  in  einer  Höhe  von  800- 
1360  m,  im  obersten  Emmenthal  steigen  sie  bis  1500  m. 
Weidezeit  im  Napfgebiet  125  Tage,  in  höhern  La^en  kür- 
zer. Die  Gesamtfläche  des  Weidegebiets  (38  Weiden)  im 
Amt  Trachselwald  betraj^  1951  ha  und  reicht  für  ca  1000 
Kuhrechte  gegenüber  730  im  Jahre  1864.  Davon  fallen  auf 
die  Einschläge  317  ha,  auf  die  produktive  Weide  ^0  ha, 
auf  den  Wald  716  ha,  auf  Ried  2  ha,  auf  unproduktives 
Land  9  ha.  Der  Katasterwert  des  Gesamtareals  erreicht 
die  Summe  von  Fr.  1  336  500,  der  Weiden  allein  Fr. 
498  170. 

Früher  als  «  Herrenalpen  »  meist  im  Besitze  von  Bern- 


EMM 


EMM 


bürgern,  sind  sie  in  die  Hände  von  einheimischen  Priva- 
ten oder  auch  von  Alpgenossenschaften  übergegangen; 
3  in  der  Gemeinde  dumiswald  sind  Staatseigen- 
tum. Die  Alphütten  werden  auch  im  Winter  von 
den  Sennen  und  ihren  Familien  bewohnt ;  nur  die 
allerhöchsten  bleiben  leer.  Zu  den  am  besten  ver- 
walteten Alpen  zählen  die  der  oberaar^auischen 
Gesellschaft  für  Viehzucht  gehörenden  Hinterami- 
aloen  in  der  Gemeinde  Sumiswald. 

Während  früher  die  Alpweiden  das  Hauptgebiet 
der  Käseproduktion  waren,  dienen  sie  jetzt  fast  aus- 
schliesslich zur  Sommerung  des  Jungviehs;  die 
Küher  überwintern  mit  ihren  Sennten  nicht  mehr 
in  den  Dörfern,  die  fröhlichen  Alpfahrten  haben 
aufgehört,  die  Thalkäsereien  haben  ihnen  den  Rang 
abgelaufen. 

Käseproäuktion.  Im  Auslande  ist  das  Emmen- 
thal  vor  Allem  als  Erzeu^ngsland  des  feinsten 
Schweizerkäses  bekannt.  Die  Bereitung  von  Käse 
muss  hier  schon  alt  sein.  Bereits  im  Jahre  1318 
verpflichtet  das  Kloster  Trüb  den  Besitzer  einer  Alp- 
weide in  Schanffnau,  dem  Gotteshaus  zum  Zeichen 
der  Leibeigenschaft  jährlich  einen  Käse  zu  liefern. 
Die  Milchwirtschaft  war  der  Haupternährungs-  und 
Erwerbszweig ;  das  Emmenthal  lieferte  Butter,  Zie- 
ger und  Käse,  schwer  beladene  Flösse  fuhren  damit 
die  Emme  hinunter;  dafür  bezog  es  vom  Mittelland 
Getreide.  Bis  in  die  ersten  Jahrzehnte  des  19.  Jahr- 
hunderts wurde  der  Käse  ausschliesslich  in  den  Bergkä- 
sereien fabriziert,  den  besten  lieferten  die  Schangnauer- 
alpen ;  in  Menge  kam  er  auf  die  Märkte  von  Langenthai, 
Langnau,  Bern  und  Burgdorf.  Bald  ging  der  Absatz  nach 
dem  Ausland.  1773  knüpfte  die  Firma  Mauerhofer  in 
Trubschachen  ausgedehnte  Handelsverbindungen  mit  dem 
Elsass  und  Deutschland  an  ;  andere  Firmen  in  Langnau 
und  AiToltern  folgten  und  brachten  den  Emmenthaler- 
käse  in  Weltruf.  Die  Ausfuhr  betrug  von  1800-1810  jähr- 
lich zirka  1000-1200  Zentner;  im  Jahre  1819  soll  der  Ex- 
port nach  Deutschland,  Italien  und  Indien  bereits  5000 
Zentner  betragen  haben  zum  Preise  von  durchschnittlich 
100  Franken.  Dies  alles  war  noch  Bergkäse  der  Alp  weiden. 
Nachdem  aber  von  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  an, 
d.  h.  seit  Gründung  der  ökonomischen  Gesellschaft,  durch 
intensiveren  Futterbau,  durch  Aufhebung  der  Brache  und 
des  Weidgangs,  durch  Einführung  des  Kleebaus  und 
durch  Stallfütterung  und  damit  verbundene  bessere  Düng- 
ung eine  vollständige  Revolution  in  der  Landwirtschaft 
eingetreten  war,  berührte  dieser  Wechsel  auch  die  Milch- 
wirtschaft der  Thäler.  Während  sich  diese  bisher  auf  die 
Bntterproduktion  für  den  inländischen  Markt  beschränkt 
hatten,  fanden  sie  jetzt  eine  vorteilhaftere  Verwertung 
der  Milch  in  der  Käseproduktion.  Es  entstanden  die  Dorf- 
käsereien, deren  erste  der  Oberst  von  Effinger  1815  in 
Kiesen  bei  Thun  gründete.  Das  Emmenthal  fol^e  sogleich 
nach,  schon  1820  entstand  die  erste  Thalkäserei  im  untern 
Frittenbach,  Gemeinde  Rüderswil;  bis  1830  gab  es  deren 
im  Emmenthal  bereits  10.  Damit  war  der  Anstoss  gegeben 
zu  ienem  grossartigen  Aufblühen  der  Käsefabrikation 
und  des  Käsehandels,  der  seine  Hauptsitze  in  Langnau, 
Bur^dorf,  Langenthai  und  Bern  hat. 

Die  Steigerung  der  Produktion  zeigt  sich  in  folgender 
Tabelle.  Produktion  der 

Dorf-  Alp-  Dorf-  Alp- 

käsereien käsereien  käsereien  käsereien 
in  Zentnern 
Signau .      _     54  31  6999        1262,5 


immer  schwieriger ;  nur  die  höchste  Vervollkommnung 
durch  Primawaare  kann  ihn  aufrecht  erhalten. 


1871 


(  Trachselwald    53 


7426 


107 
I  Signau  57 

!  Trachselwald    60 


31  14425         1262,5 

4  9923,6       123,5 

-  11760,6  - 


117  4  21684,2        123,5 

Diese  Produktion  stellt  einen  Wert  von  3083683  Fr. 
dar,  oder  18,4%  der  kantonalen  Produktion.  Dazu  kommen 
noch  2572.8  Zentner  Butter  im  Werte  von  547243  Fr. 

Es  zeigt  sich,  wie  in  der  neuesten  Zeit  die  Alpkäsereien 
fast  vollständig  eingegangen  sind ;  eine  einzige  ist  seitdem 
neu  entstanden  auf  dem  Lüderngässli,  Gemeinde  Sumis- 
wald. 
Durch  die  Konkurrenz  des  Auslandes  wird  der  Export 


AipweideDxaun  im  ErameDthal. 

Industrie.  Im  Kiburgerurbar  (Grundbuch)  werden  um 
das  Jahr  1260  unter  den  Leistungen  der  Herrschaftsleute 
Tonschüsseln,  Flachs  und  Leinen tuch  aus  dem  Emmen- 
thal genannt,  was  wohl  darauf  schliessen  lässt,  dass  die 
dortige  Bevölkerung  in  der  Herstellung  dieser  Produkte 
besondere  Fertigkeit  besass.  Die  Töpferei  in  Lanenau  ist 
bei  Beginn  des  19.  Jahrhunderts  infolge  Verschlechte- 
rung des  Produktes  abgestorben,  nachdem  sie  im  Anfang 
des  18.  Jahrhunderts  neu  begründet  worden  war  und  in 
der  zweiten  Hälfte  dieses  Jahrhunderts  geblüht  hatte.  Er- 
halten hat  sich  die  Leinwandindustrie,  nicht  ohne  eben- 
falls verschiedene  Phasen  durchgemacht  zu  haben.  Ihre 
Blütezeit  fallt  ins  18.  Jahrhundert,  wo  sie  neben  der 
Landwirtschaft,  auf  welcher  sie  mit  Bezug  auf  das  Roh- 

Erodukt  basierte,  die  Haupterwerbsquelle  des  Emmenthals 
ildete.  1764  schreibt  der  Pfarrer  von  Schangnau,  dass 
sogar  alte  Männer  mit  grossen  Barten  bei  der  Kunkel 
sitzen  und  Hanf  spulen.  Wie  der  RohstofT  teilweise  aus 
dem  Elsass  und  der  Pfalz  bezogen  wurde,  ging  auch  das 
Fabrikat  ins  Ausland  zurück;  Frankreich,  Italien,  Spa- 
nien waren  die  Hauptabnehmer;  in  Barcelona  hatten 
Bemer  Handelsleute  ihre  eigenen  Filialen.  Haupthandels- 
platz im  Kanton  war  Langenthai,  dessen  Märkte  selbst 
von  Käufern  aus  England  und  Holland  besucht  wur- 
den. Gebleicht  wurde  die  Leinwand  ausser  in  Langenthai 
und  den  aargauischen  Städten  im  Emmenthal  selbst.  Seit 
der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  bürgerte  sich  auch  die 
Spinnerei  und  Weberei  in  Baumwolle  ein.  alles  Haus- 
industrie. Infolge  der  Konkurrenz  der  billigen  Baum- 
wolle und  des  Maschinengarns  aus  England  nach  der 
Kontinentalsperre  und  infolge  un^nstiger  Zollverhält- 
nisse, die  den  Export  beinahe  unmöglich  machten,  ging 
seit  1820  die  bis  dahin  so  blühende  Leinwandindustrie 
sehr  rasch  zurück,  was  besonders  im  Emmenthal  für  einen 

Cssen  Teil  der  Bevölkerung  unsägliches  Elend  zur  Folge 
te.  «  Die  Leinwandindustrie  hat  das  Emmenthal  reich 
und  nachher  siebenmal  arm  gemacht  »  lautet  ein  Bericht 
aus  den  zwanziger  Jahren.  Einzig  im  Unteremmenthal, 
vor  allem  in  den  Gemeinden  Wasen,  Eriswil  und  Wissa- 
chengraben hat  sich  die  Leinwand-  und  Damastweberei 
dank  der  Feinheit  ihrer  Waare  gegen  die  Konkurrenz  des 
Auslandes  noch  halten  können.  Hier  ist  sie  fast  aus- 
schliesslich noch  Hausindustrie:  in  Eriswil  sitzen  noch 
500,  in  Wasen  400  Personen,  Männer  und  Frauen,  im 
Webkeller  und  arbeiten  für  die  Fabrikanten  in  Langen- 
thal,  Burgdorf  und  Wasen.  (Hiernach  ist  das  Seite  209, 
Zeile  26  ff.  der  deutschen.  S.  202,  Zeile  25  der  französi- 
schen Ausgabe  über  die  Weostühle  Gesagte  zu  korrigieren). 
Fabrikweberei  und  Spinnerei  wird  betrieben  in  Langnau, 
Rüderswil,  Eriswil  und  Huttwil,  Tuchweberei  in  Lang- 
nau ;  Eriswil  und  Huttwil  haben  Strickereien  (an  ersterem 
Orte  Hausindustrie),  Wasen  Maschinen-    und    Stiften-, 


t> 


EMM 


EHM 


Sumiswald  Uhren-  und  Musikinstrumenten-,  Langnau 
Handharfenfabrikation,  Lützelflüh  Bleicherei;  Langnau 
ist  mit  11  Firmen  Hauptsitz  des  Käsehandels.  Die  Haupt- 
industrie ist  die  Textilindustrie,  in  welcher  1889  von  2^2 
Berufstätigen  1873  =  63%  beschäftigt  waren.  Dem  Fabrik- 
gesetz waren  1898  32  Betriebe  unterstellt,  worunter  13  Sä- 
gereien und  Holzbearbeitunffswerkstätten  und  10  Webe- 
reien und  Spinnereien.  Von  Jen  779  Betrieben  des  Kantons 
ergibt  dies  blos  4,1%,  bei  einer  Bevölkerung  von  8,3%. 

Den  Geldverkehr  vermitteln  9  Ersparniskassen  und  die 
Bank  in  Langnau.  , , 

Verkehrswege.  Die  alten  über  die  Berffe  hinf&hrendfen 
Landstrassen  dienen  nur  noch  dem  Lokalverkehr.  Das 
neue  Strassennetz,  das  die  Höhen  verliess  und  die  Thal- 
sohle durchzieht,  entstand  erst  in. den  Jahren  1835-59,  die 
Strasse  Eg^iwil-Schangnau  sogar  erst  1876.  An  Eisen- 
bahnen besitzt  das  Emmenthal  die  Linien  Bern-Lan^^nau- 
Luzem  und  Burgdorf-Langnau.  An  den  Grenzen  wird  es 
berührt  von  der  neuen  elektrischen  Vollbahn  Burgdorf- 
Thun  und  der  Linie  Lan^enthal-Huttwil-Wolhusen.  Eine 
Verbindungsbahn  Ramsei-Sumiswald-Huttwil  harrt  noch 
der  Ausführung. 

Bei  der  isolierten  Lage  der  Häuser  ist  es  dem  Emmen- 
thal ohne  grosses  Risiko  möglich,  eine  eigene  Mobiliar- 
versicherungs^esellschaft  zu  halten. 

Militärisch  ist  das  Emmenthal  der  4.  Armeedi vision 
zugeteilt;  ihr  Materialdepot  befindet  sich  in  Langnau. 

Geschichtliches,  Nicht  blos  keltische  Orts-,  Berg- 
und  Flussnamen,  sondern  auch  vereinzelte  Ueberreste 
beweisen,  dass  das  Emmenthal  schon  von  den  keltischen 
Helvetiern  bewohnt  war.  Auf  dem  Münnenberg  zwischen 
Lützelflüh  und  Sumiswald  finden  sich  ausgedehnte  Erd- 
wälle, die  Reste  eines  keltischen  oppidum;  eine  Erd- 
burg, vielleicht  der  Sitz  eines  Häuptlings,  ist  erhalten 
im  Thalgraben  bei  Obergoldbach ;  eine  ähnliche  Erdburg 
war  der  Burgbühl  bei  Sumiswald ;  der  künstlich  aufge- 
worfene Kegel  des  Bärhegen  bei  Wasen  ist  durch  Nach- 
ffrabungep  als  Opferplatz  erwiesen;  Würzbrunnen  bei 
Rötenbach  war  em  heidnischer  Kultort.  Die  Besetzung 
des  Landes  durch  die  Römer  wird  ausser  durch  die  im 
untern  Emmenthal  gemachten  Münzfunde  bezeugt  durch 
die  Ueberreste  von  zwei  römischen  a  Hochgsträss  »  (hohe 
Strasse,  vom  erhöhten  Strassendamm),  demjenigen  von 
Sumiswald  über  den  Bärhegen  nach  Huttwil  (einer  Fort- 
setzung der  Strasse  vom  befestigten  Lager  bei  Bern  über 
den  Vvegissen  nach  dem  mittleren  Emmenthal),  und 
demjenigen  von  Signau,  das  die  Aaregegend  mit  dem 
obem  Emmenthal  verband  und  bei  diesem  Orte  durch 
die  «  Heidengräben  »,  die  Ueberbleibsel  eines  verschanzten 
Lagers,  gedeckt  wurde.  Ums  Jahr  400  wurden  die  Ale- 
mannen sesshaft,  sogen  die  noch  vorhandenen  keltisch- 
römischen Elemente  auf  und  drangen  auch  in  unsere 
Gegend.  Genaueres  wissen  wir  über  ihre  Niederlassungen 
nicht,  und  die  Geschichte  des  Landes  liegt  Jahrhunderte 
in  Dunkel  gehüllt.  Erst  vom  Jahre  1100  an  fallt  einiges 
Licht  hinein,  das  uns  die  Urkunden  bringen.  Unter  dem 
Einfluss  des  Lehenswesens  war  das  Thal  unter  die  Herr- 
schaft einiger  Herren  gekommen,  die  als  Dienstmannen 
zuerst  unter  den  Herzoffen  von  Zähringen,  nach  deren 
Aussterben  im  Jahre  12l8  unter  den  Grafen  von  Kiburg 
in  Burgdorf  standen.  Die  bedeutendsten  dieser  Adels- 
ffeschlechter  waren  die  Freien  von  Signau,  Lützelflüh 
(Brandis),  Spitzenberg  (im  Golgraben  bei  Langnau), 
Langiiau,  Wartenstein  bei  Lauperswil,  die  Edeln  von 
Sumiswald,  Trachselwald,  Schweinsberg  bei  Eggiwil, 
Rüderswil,  Aflbltem  und  Eriswil,  deren  Burgen  alle,  mit 
der  einzigen  Ausnahme  von  Trachselwald,  in  Trümmern 
liegen  oder  gänzlich  verschwunden  sind.  Zu  diesen  welt- 
lichen Herren  kamen  das  um  1130  von  Thüring  von  Bran- 
dis gestiftete  Benediktinerkloster  in  Trüb  und  die  vom 
Freiherrn  Lüthold  von  Sumiswald  im  Jahre  1225  gegrün- 
dete Deutschritterkommende  Sumiswald. 

Alle  diese  Besitzungen  gingen  im  Laufe  der  Zeit  an 
Bern  über :  1384  Burgdorf  mit  Oberburg  und  Hasli,  1399 
das  Amt  Rötenbach,  1408-14  die  Burg  Trachselwald,  die 
Gerichte  zu  Ranflüh  und  Stadt  und  Gericht  Huttwil,  1420 
die  Herrschaft  Schongau  (Schangnau),  1504  Rohrbach 
und  Eriswil,  1528  in  Folge  der  Reformation  das  Kloster 
Trüb,  1529  die  Herrschaft  Signau,  1607  Brandis,  1698 
durch  Kauf  die  Kommende  Sumiswald  mit  Dürrenroth. 


Die  hohe  Gerichtsbarkeit  hatte  das  Landgericht  Ran- 
flüh; die  niedere  Gerichtsbarkeit  und  die  Verwaltung 
stand  unter  den  Landvögten  von  Trachselwald,  Sumis- 
wald, Brandis  und  Signau.  In  der  Helvetik  zerfiel  das 
Emmenthal  in  die  Distrikte  Ober  und  Unter  Emmenthal. 
Im  Jahre  1803  kam  die  heutige  Einteilung  in  die  Amts- 
bezirke Signau  und  Trachselwald  mit  den  Amtssitzen 
Langnau  und  Trachselwald  zu  Stande. 

Aus  der  Geschichte  des  Emmenthals  sei  noch  erwähnt 
sein  anfänglicher  Widerstand  gegen  die  Reformation  und 
seine  hervorragende  Beteiligunff  am  Bauernkriege  des 
Jahres  1653,  in  welchem  es  in  Niklaus  Leuenberger,  dem 
Bauern  Von  Schönholz,  den  Führer  lieferte.  Von  sonsti- 
gen bekanntem  Männern  des  Emmenthals  heben  wir 
hervor, den  originellen,  von  weither  aufgesuchten  Wun- 
derdoktor Michael  Schüpbach  von  Langnau  (1707-1781), 
den  gepialen  Schilderer  des  bemischen  Volkslebens  Jere- 
mias  Golthelf  (Albert  Bitzius),  Pfarrer  in  Lützelflüh  (1797- 
1854),  den  Volksdichter  Christian  Widmer  von  Signau, 
den  Dichter  des  «  Emmenthalerliedes  »  (1808-1857)  und 
den  ebenfalls  von  Signau  stammenden  Bundesrat  Karl 
Schenk,  den  hervorragendsten  Sohn  des  Emmenthals 
(1823-1895). 

Litteratur:  Imobersteg,  Jak.  Das  Eninienthal,  Bern 
1876.  —  Imobersteg,  Jak.  Wanderungen  durch  das  Em- 
menthal (im  Alpenhom^  Beilage  zum  Emmenthalerblatt 
Nr.  18-40).  1872.  —  Türler,  E.  A.  Das  malerische  und 
romantische  Emmenthal.  Bern  1887.  —  Oberaargau  und 
Unteremmenthallin Europäische  Wanderbilder.  245-247). 
Zürich  [1896].  —  Studer^  Bemh.  ßeüräae  zu  einer  Mono- 
araphie  der  schweizer.  Molasse.  Bern  1826.  —  Jahn,  Al- 
bert. Emmenthaler  Altertümer  und  Sagen.  Bern  1865. 
—  Jahn,  Albert.  Der  Kanton  Bern;  antiquariscf^topo- 
graphisch  beschrieben.  Bern  1850.  —  Mülinen,  W.  v.  Die 
weltlichen  und  geistlichen  Herren  im  Emmenthal  im 
früheren  Mittelalter  (im  Archiv  des  historischen  Vereins 
des  Kantons  Bern.  Bd  8).  —  Geiser,  Karl.  Geschichte  des 
Armenwesens  im  Kanton  Bern.  SA.  Bern  1894.  —  Geiser, 
Karl.  Land  und  Leute  bei  Jeremias  Gottheit  (im  Neu- 
Jahrsblatt  der  litterar.  Gesellschaft  Bern  1898).  Bern 
1897.  —  Geiser,  Karl.  Studien  zur  bemischen  Land- 
wirtschaft im  i8.  Jahrhundert  (im  Landwirtschaftlichen 
Jahrbuch  der  Schweiz)  1895.  —  Berger.  Volkswirtschaft- 
liche Zustände  des  Emmenthals  und  ihr  Zusammenhang 
mit  dem  Vorrecht  des  jüngsten  Sohnes.  1866.  —  Geiser, 
Karl.  Bückblick  auf  die  Entwicklung  der  wirtschaftli- 
chen Verhältnisse  im  Kanton  Bern  (im  Katalog  der  Ge- 
werbeausstellung Thun).  Thun  1899.  —  Schweizer,  J.  J. 
Topographie  der  emmenthal.  Alpgenieinde  Trüb.  Bern 
1830.  —  Flückiger,  D.  Geschichte  der  Hinteramialpen. 
Bern  1892.  —  Antenen,  Frdr.  Die  Vereisungen  der  Em- 
menthaler (in  den  Mitt.  der  Naturforsch.  Gesellsch.  in 
Bern.  i90i).  Bem  1902.  —  Publikationen  des  bemischen 
statistischen  Bureaus.  [G.  Zolumobr.] 

EMMENTHAL  (UNTER)  (Kt.  Bem).  Lokalname. 
S.  den  Art.  Emmenthax. 

EMMENWEID  (Kt.  Luzern,  Amt  Hochdorf,  Gem. 
Emmen).  447  m.  Gruppe  von  18  Wohnhäusern  und  12 
Fabriken,  am  linken  Urer  der  Emme,  3  km  sw.  Emmen 
und  1,5  km  w.  der  Station  Emmenbrücke  der  Linie  Lu- 
zem-Olten.  Telephon.  340  kathol.  Ew.  Bedeutende  Giesse- 
reien,  um  1840  eröfl'not;  400  Arbeiter. 

EMMENWIL  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Gunz- 
wil).  740  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  zwischen  dem  Kegel- 
wald und  Mohrenthalerwald,  10  km  n.  der  Station  Semp- 
ach  der  Linie  Luzern-Olten  und  4,5  km  s.  Gunzwil.  38 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Eich.  Landwirtschaft. 

EMMERZERWEIER  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Weinfel- 
den.  Gem.  Birwinken).  559  m.  Weier  von  5  ha  Fläche  und 
3  m  Tiefe;  1  km  so.  Illighausen  und  2,5  km  nö.  Birwin- 
ken. Liefert  der  grossen  Walzenmühle  Bottighofen  die 
Triebkraft.  Wenig  Fische.  Sein  Abfluss  der  Tobelbach. 
Am  N.-Ufer  die  Häusergruppe  Emmerzen  mit  3  Häusern 
und  9  kathol.  Ew. 

EMMERZHOLZ  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Kreuzungen, 
Gem.  Illighausen).  575  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  400  m 
sw.  Illighausen  und  5  km  s.  aer  Station  Münsterlingen 
der  Linie  Romanshom-Konstanz.  26  reform.  Ew.  Milch- 
wirtschaft. Stickerei  als  Hausindustrie. 

EM  MET,  EMM  AT,  EM  METTEN.  Ortsnamen  der 


EMM 


EMS 


deutschen  Schweiz;  vom  althochdeutschen  ämät,  dem 
heutigen  Emd,  Oemd.  Guten  Wiesen  beigelegt. 

EM  MET  (Kt.  Aargau,  Bez.  Kulm,  Gem.  Menziken). 
619  m.  Elf  am  linken  Ufer  der  Wina  zerstreut  gelegene 
Häuser;  1,3  km  s.  Menziken  und  2,5  km  s.  der  Station 
Reinach  der  Linie  Beinwil-Reinach.  89  reform.  Ew. 

EM  METEN  (Kt.  Uri,  Gem.  Erstfeld).  1020  m.  Zwei 
Häuser,  auf  einer  kleinen  Terrasse  über  dem  linken  Ufer 
der  Reuss  gelegen;  1,3  km  nw.  der  Station  Erstfeld  der 
Gotthardbahn.  12  kathol.  Ew.  Aussichtspunkt,  von  Erstfeld 
aus  in  SV*  Stunden  zu  erreichen. 

EMMETTEN  (Kt.  Nidwaiden).  778  m.  Gem.  u.  Pfarr- 
dorf, auf  einer  Terrasse  am  NW.^Hang  des  Niederbauen, 
am  Kohlthalbach,  an  der  Strasse  Stans-Seelisberg,  13 
km  ö.  Stans  und  4  km  ö.  der  Dampfschiflstation  Becken- 
ried. Postablage,  Telegraph,  Telephon;  Postwagen  nach 
Beckenried.  An  Zahl  der  Einwohner  kleinste  politische 
und  Kirchgemeinde  des  Kantons ;  an  Fläche  dagegen  ziem- 
lich ausgedehnt,  reicht  vom  Ufer  des  Vierwaldstättersees 
bis  hinauf  zum  Niederbauenkulm.  Dorf  durch  die  Egg  ge- 
teilt in  Vor  der  Egg  und  Hinter  der  Egg  (welch'  letzteres 
auch  wohl  Sagendorf  heisst).  Pfarrkirche  1615  erbaut ; 
Beinhavs  mit  Demerkenswertem,  den  Totentanz  darstel- 
lenden Wandgemälde.  In  Sagendorf  die  grosse  Heili^kreuz- 
kapelle.  Prachtvolle  Aussicht  auf  den  See  und  sem  Um- 
gelände.  Gemeindearmenhaus,  schönes  neues  Schulhaus. 
110  Häuser,  593  kathol.  Ew.  Viehzucht  und  Käsefabrika- 


EmmetteD,  voo  Sftdosten. 

Uon.  Bekannte  Wasserheilanstalt  Schöneck.  Gasthäuser. 
Zwei  Sägen.  Seidenweberei.  Holzhandel.  Seit  einigen 
Jahren  stark  besuchter  klimatischer  Kurort;  Ausflüge  auf 
den  Niederbauen,  Schwalmis,  ins  Kohlthal,  nach  den 
Windlöchem,  Seelisberg  und  ßeckenried.  Der  1871  ge- 
storbene Pfarrer  Alois  Niederberger  in  Emmetten  um  das 
Nidwaldner  Schulwesen  hochverdient.  1150:  Emmaten; 
1190:  Emmoutin.  Eine  Kirche  zu  St.  Jakob  schon  um 
1370  erwähnt.  Im  Kirchenschatz  ein  grosses  gotisches 
Kreuz.  In  der  Kapelle  auf  Rinderbäh lalp  eine  gotische 
Predella  (Sockelgemälde  des  Altaraufsatzes). 

EMMET8CHLOO  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Zü- 
rich, Bez.  Hinwil,  Gem.  Wetzikon).  677  und  633  m.  Zwei 
Gruppen  von  zusammen  6  Häusern,  an  der  Strasse  Wetz- 
ikon-Bäretswil  und  2,3  km  ö.  Ober  Wetzikon.  Station 
der  Linie  Uerikon-Bauma.  28  reform.  Ew. 

EMMI8HOFEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Kreuzungen). 
480420  m.  Gem.  und  Dorf,  nahe  dem  Bodensee  reizend 
gelegen,  längs  und  an  der  Kreuzung  der  Strassen  Kreuz- 
lingen-Tägerwilen  u.  Konstanz-Schwaderloo-Märstetten ; 
1,5  km  sw.  Konstanz.  Station  der  Linie  Schaffhausen- 
Etzwilen-Konstanz.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  Der 
8.  Teil  der  Gemeinde  bergig  und  mit  vielen  zerstreut  ge- 
legenen Häusern.  Gemeinde,  mit  den  Höfen  u.  Schlössern 
Bemrain,  Braunegg,  Ebersberg,  Girsber^  u.  Hochstrasse : 
179  Häuser,  1555  Ew.,  wovon  1057  Katholiken.  Pfarrkirche 
der  Katholiken  in  Bemrain ;  reformierte  Kirchgemeinde 
Egelshofen.  Freie  evangelische  Gemeinschaft.  An  einem 
der  schönsten  Aussichtspunkte  der  Gemeinde  wird  z.  Z. 


eine  prächtige  katholische  Kirche  erbaut.  Obst-,  Gemüse- 
und  Weinbau.  Mehrzahl  der  Bewohner  Handwerker  oder 
Fabrikarbeiter.  Bedeutende  Ziegelei,  Feuerwerkerei :  Back- 
stein-, Ofen-,  Papiercouverts-,  Eisenmöbelfabrik:  Möbel- 
Schreinerei,  Rosshaarspinnerei,  Bauffeschäfte.  Heimat  des 
gewesenen  Bundesrates  Anderwert ;  Wohnort  des  zürcher- 
ischen Schulmannes  und  pädagogischen  Schriftstellers 
Dr.  Thomas  Scherr  und  zeitweiser  Aufenthaltsort  des  Ton- 
künstlers Ludwig  Liebe.  W.  Bemrain,  nahe  dem  Schloss 
Ebersberg,  ist  ein  prähistorisches  Refugium  aufcedeckt 
worden  ;  eine  Goldmünze  der  Arvemer  hat  man  bei  der 
Hochstrasse  gefunden. 

EM0880N  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint  Maunce,  Gem.  Ein- 
baut). 1774  m.  Sommerweide,  in  einem  Thälchen  mit 
sumpfiger  Sohle,  am  Zusammen Auss  von  Eau  Noire,  Nant 
de  Dranse  und  Nant  de  FoUy,  am  S.-Fuss  des  Bei  Oiseau 
und  am  W.-Hang  des  Col  de  la  Gueulaz ;  4  km  osö.  des 
Dorfes  Einbaut.  Eigentum  der  Bürgergemeinde  Einbaut. 
Nach  langjährigen  Streitigkeiten  zwischen  den  Savoyar- 
den,  den  Leuten  von  Salvan  und  den  Achten  von  Saint 
Maurice  wurde  die  Alpweide  Emosson  1697  von  der  Alp- 
weide Barberine,  die  im  Besitz  der  Leute  von  Salvan  ver- 
blieb, abgetrennt.  Doch  dauerten  die  Streitigkeiten  bis 
zum  Untergang  der  alten  Eidgenossenschaft  fort.  Wie  die 
Ebenen  von  Barberine  und  Salanfe  ist  auch  die  von  Emos- 
son wahrscheinlich  ein  altes  Seebecken,  das  seither  von 
den  Sedimenten  der  sie  heute  dnrchfliessenden  und  früher 
wohl  bedeutend  geschiebereichem  Wild- 

.     bäche  aufgefüllt  worden  ist.  Diese  alten, 

ganz  in  anstehendes  Gestein  einge- 
schnittenen Seebecken  sind  sog.  ^Kare, 
d.  h.  Bildungen  der  Erosion  durch 
fliessendes  Wasser  (oder  durch  Glet- 
scher?). 

EMOSSON  (VIEUX)  (Kt.  Wallis. 
Bez.  Saint  Maurice,  Gem.  Einbaut).  2300 
m.  Magere  Sommerweide,  Abteilung  der 
Alpweide  Emosson,  1'/«  Stunden  über 
dieser;  in  einem  Kar  zwischen  den 
Gipfeln  des  Cheval  Blanc  und  der  Ve- 
dalle.  Zugang  durch  die  Gorges  du 
Vieux ;  mit  dem  Vallon  d'Entraignes 
durch  den  Col  du  Vieux  verbunden. 

EMPOSIEUX  ä.E8>  (Kt.  Neuen- 
burg, Bez.  Val  de  Travers,  Gem.  Tra- 
vers).  1025  m.  Gmppe  von  3  Häusern, 
im  Thal  von  Les  Ponts  und  2,5  km  nw. 
der  Station  Noiraiffue  der  Linie  Neuen- 
burg -  Pontarlier.  14  reform.  Ew.  Vieh- 
zucht. Torfffruben.  In  der  Nähe  einige 
Dolinentricnter  fEmposieux),  durch  cue 
ein  Teil  des  Oberflächenwassers  aes.xhales  unterirdisch 
abfliesst. 

EMSf  romanisch  Domat  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Im 
Boden,  Kreis  Räzüns).  586  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am 
rechten  Ufer  des  Rhein,  an  der  Strasse  Chur-Reichenau- 
Ilanz  und  6  km  osö.  Chur.  Station  der  Linie  Chur-Thusis 
der  Rätischen  Bahn.  Postbureau,  Telephon.  206  Häuser, 
1504  kathol.  Ew.  romanischer  Zunge.  Wiesenbau  u.  Vieh- 
zucht. Zahlreiche  Bewohner  von  Ems  sind  in  den  Gast- 
höfen angestellt.  In  der  Nähe  von  Ems  am  3.  Mai  1799 
Kampf  zwischen  französischen  Truppen  und  den  Leuten 
aus  dem  Bündner  Oberland,  der  den  Rückzug  der  erstem 
thalabwärts  zur  Folge  hatte.  Ein  Teil  des  Dorfes  1776  und 
1870  durch  Feuer  zerstört.  Verschiedene  Funde  von  Bronze- 
gegenständen (Hammer ,  Beil  u.  Sichel) ;  römische  Münze 
mit  dem  Bildnis  von  Alexander  Severus.  766  :  Amedes. 

EMS  (MITTEL)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk,  Gem.  Ober 
Ems).  1235  m.  Fünf  auf  dem  Hang  zwischen  Ober  und 
Unter  Ems  zerstreut  gelegene  Häuser,  zwischen  zwei  Wald- 
bändern, am  Fussweg  Unter  Ems  -  Ober  Ems.  24  kathol. 
Ew. 

EMS  (OBER)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk).  1345  m.  Gem. 
und  Dorf,  auf  der  obern  Terrasse  des  Hanges  von  Ems, 
der  im  Winkel  zwischen  Rhonethal  und  Ausmündung  des 
Turtmanthaies  s.  Agaren  und  Turtman  ansteigt,  3  km  s. 
über  der  Station  Turtman  der  Simplonbahn.  Gemeinde, 
die  Weiler  Weidenbrunnen  und  Im  Ahorn  inbegriffen : 
48  Häuser,  202  kathol.  Ew.;  Dorf:  27  Häuser,  117  Ew. 
Kirchgemeinde  Unter  Ems.   Gemeinde  längs  des  links- 


EMS 


ENG 


seitigen  HaDges  des  Turtmanthaies  gelegen.  1276 :  Hemeta ; 
1367 :  Hemcsa. 


Ems  (Kt.  OraubQnden). 

EMS  (UNTER)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk).  1011  m. 
Gem.  und  Weiler,  auf  einer  Terrasse  über  dem  linken 
Ufer  der  Rhone,  links  über  der  Ausmündunp^  des  Turt- 
manthalcs  und  2,5  km  s.  über  der  Station  Turtman  der 
Simplonbahn.  Poslbureau.  Die  Häuser  der  Gemeinde  auf 
der  Terrasse  zerstreut  gelegen,  zusammen  24  Häuser,  133 
kathol.  Ew.  Mit  Ober  Ems  gemeinsame  Kirchgemeinde. 
Sehr  schöne  Aussicht  ins  Rhonethal  und  auf  alle  die  Berg- 
hänge zwischen  Visp  und  Siders.  Der  Weiler  1799  durch 
die  französischen  Truppen  völlig  in  Asche  gelegt.  Unter 
Ems  und  Ober  Ems  im  Mittelalter  Eigentum  der  Herren 
von  Turtman. 

EM8EREN  (HINTER,  MITTLER  u.  VORDER) 
(Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuch,  Gem.  Werthenstein).  580  m. 
Drei  Gruppen  von  zusammen  11  Häusern,  am  rechten  Ufer 
der  Emme ;  2,7  km  sw.  Werthenstein  und  1,5  km  sw.  der 
Station  Wolhusen  der  Linie  Bern-Luzem.  60  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Wolhusen.  Landwirtschaft.  Gerberei,  Fab- 
rikation von  Latten  und  Dachschindeln. 

EM8HORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk).  2561  m.  Grat;  z. 
T.  felsig,  z.  T.  mit  Rasen  bewachsen,  sw.  über  Ober  Ems 
und  s.  über  Agaren  im  Rhonethal ;  äusserster  nö.  Ausläu- 
fer der  Bella  Tola. 

EN  (8UR)  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Inn,  Kreis  Obtasna, 
Gem.  Ardez).  Weiler.  S.  den  Art.  Sur  En. 

EN  (8UR>  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn,  Kreis  Unter- 
tasna,  (jem.  Sent).  S.  den  Art.  Sur  En. 

ENCARDEN  (LAI)  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Vorder- 
rhein). 2500  m.  Kleiner  See,  im  Val  Lavaz,  dem  sw.  Arm 
des  Yal  Somvix,  nahe  dem  Weg  über  die  Fuorcla  de  Lavaz 
im  Val  Medels.  Gegenüber  dem  Medelsgletscher  reizend 
gelegen  und  von  einer  Reihe  von  schönen  Gipfeln  um- 
rahmt. 

ENDERDORF  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig,  Gem.  Naters). 
Oestl.  Abschnitt  des  alten  Naters,  durch  den  Kelchbacn 
vom  übrigen  Teil  des  Dorfes  geschieden.  15  Häuser,  189 
kathol.  Ew.  S.  den  Art  Naters. 

ENDER  LENZEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  (}em. 
Fischenlhel).  Weiler.  S.  den  Art.  Ennerlenzen. 

ENDHÖRI  (Kt.  Zürich,  Bez.  Bülach,  Gem.  Höri).  415 
m.  Kleines  Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Glalt  und  2  km  n. 
der  Station  Niederglatt  der  Linie  Zürich-Bülach.  54  Häu- 
ser, 314  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Bülach. 
-  EfiDINQEN  (OBER)  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zurzach).  386 
m.  Gem.  und  Dorf,  zu  beiden  Seiten  der  Surb,  an  der 
Strasse  Lengnau  -  Döttingen  und  5  km  nö.  der  Station 
Siggenthal  der  Linie  Turgi- Waldshut.  Postbureau.  Tele- 
graph, Telephon ;  Postwagen  Siggenthal  -  Lengnau.   188 


Häuser,  1121  Ew.,  wovon  312  Reformierte,  547  Katholiken 
und  262  Juden.  Reformierte  Kirchgemeinde  Tegerfelden, 
katholische  Kirchgemeinde  Unter  En- 
dingen. Die  beiden  jüdischen  Einwoh- 
nergemeinden Ober  Endingen  u.  Leng- 
nau durch  Beschluss  des  Grossen  Rates 
1877  unter  den  Namen  Neu  Endingen 
und  Neu  Lengnau  zu  selbständigen  Bür- 
gergemeinden  erhoben.  In  Ober  Endin- 
gen Synagoge.  Die  Juden  haben  hier 
seit  dem  17.  Jahrhundert  Bürfferrecht 
und  freie  Ausübung  ihres  Glaubens  er- 
langt. Da  sie  des  Wuchers  verdächtig 
waren,  entstanden  während  des  Zeit- 
raums 1860-1870  öfters  z.  T.  blutige 
Ruhestörungen  ;  1870  erlangten  sie  ihre 
völlige  bürgerliche  Gleichberechtigung. 
Acker-  und  Weinbau,  Viehzucht.  Prä- 
historische Funde,  so  z.  B.  ein  Nephrit- 
messer, Pfeilspitzen  aus  Feuerstein  und 
ein  Bronzebeil;  nahe  Ober  Endingen 
ein  in  den  Fels  gehauenes  Grab  mit 
Skelet. 

ENDINQEN  (UNTER)  (Kt.  Aar- 
gau, Bez.  Zurzach).  395  m.  Gem.  und 
Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Surb,  an  der 
Strasse  Lengnau-Döttingen,  1  km  n. 
Ober  Endingen  und  4,5  km  so.  der 
Station  Döttingen  -  Klingnau  der  Linie 
Turgi- Waldshut.  Telegraph,  Telephon  ; 
Postwagen  Siggenthal-Lengnau.  28  Häu- 
ser, 154  Ew.,  wovon  52  Katholiken, 
93  Reformierte  und  9  Juden.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

ENDORF  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun,  Gem.  Sigriswil). 
778  m.  Dorf,  am  Berghang  n.  des  Thunersees,  700  m  so. 
Sigriswil,  10  km  so.  Thun  und  1,4  km  ö.  der  DampfschifT- 
statlon  Gunten.  36  Häuser,  237  reform.  Ew.  Landwirt- 
schaft. 

ENDROIT,  ADROIT,  DROIT  etc.  Im  Jura  häufiger 
Ortsname ;  bezeichnet  den  nach  S.  oder  zur  Sonne  expo- 
nierten Hang  eines  Bergzuges;  Gegensatz  dazu  L'Envers, 
der  Bach  N.  absteigende  Hang. 

ENETM008  oder  ENNETM008  (Kt. Bern,  Amts- 
bez. Schwarzenburg,  Gem.  Albligen).  660  m.  Weiler,  700 
m  sw.  Albligen  und  6  km  s.  der  Station  Flamalt  der 
Linie  Bem-Freiburg.  10  Häuser,  80  reform.  Ew.  Wiesen- 
bau. 

ENFER  (CREUX  D*)  (Kt.Waadt,Bez.  Aigle).  Scharte. 
S.  den  Art.  Creux  d'Enfer. 

ENFER  (CREUX  D')  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  Trich- 
ter. S.  den  Art.  Creux  d'Enfer. 

ENFER  (SUR  L')  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey).  Teil 
des  Berghanges  von  Chambairy-Derrav.  S.  diesen  Art. 

ENFER  (Ti^TE  D')  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  2769  m. 
Gipfel,  in  der  Gruppe  der  Diablerets,  zwischen  Töte  Ronde 
und  Signal  du  Culand ;  nur  von  Gryon  und  Bex  aus  sicht- 
bar, erscheint  von  der  Seite  der  Ormonts  aus  gesehen 
als  blosses  Hochplateau  zwischen  den  beiden  genannten 
Spitzen. 

ENFER8  (L.E8)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Freibergen). 
958  m.  Gem.  und  Dorf,  auf  der  Hochfläche  der  Freiberee, 
800  m  n.  Montfaucon,  n.  der  Strasse  Glovelier-Saigneiö- 
gier  und  am  Rand  einer  Doline,  durch  die  die  Wasser  der 
auf  den  Oxfordmer^eln  liegenden  Torfmoore  n.  Montfau- 
con ihren  unterirdischen  Abfluss  Anden.  Im  Grund  der 
Wanne  einiare  von  lichten  Tannengruppen  umrahmte 
Weier.  Das  Dorf  Les  Enfers  steht  n.  dieser  Weier  an  der 
vielfach  gewundenen  Strasse  von  Montfaucon  hinunter 
nach  Soubey  am  Doubs ;  6  km  nö.  der  Station  Saignele- 
gier  der  Schmalspurbahn  Saignelögier-La  Chaux  de  Fonds. 
Postablage.  Gemeinde:  35  Häuser,  194  kathol.  Ew.  fran- 
zösischer Zunge ;  Dorf:  28  Häuser,  155  Ew.  Kirchgemeinde 
Montfaucon.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Uhrenindustrie. 

ENFERS  (COMBE  DES)  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  und 
Gem.  Le  Locle).  Thal.  S.  den  Art.  Combe  des  Enfers. 

ENQADIN  (Kt.  Graubünden).  Das  Engadin  ist  der 
schweizerische  Teil  des  Innthales,  jener  merkwürdigen 
Furche,  welche  die  Alpen  vom  N.-Rand  bis  zum  S.-Rand 
in  einer  300  km  langen  Diagonale  durchschneidet  und 
zwar  mit  einer  Steigung  von  kaum  Vt  %>  so  dass  man  auf 


RNG 


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fast  horizontaler  Strasse  vom  baierischen  Alpenvorland 
auf  den  Maloja  gelangen  kann.  Hier  wird  das  Thal  nicht 
durch  eine  Bergwand  abgeschlossen.  Es 
hat  kein  Hintergehänge,  sondern  setzt  sich 
in  das  entgeffengesetzt  verlaufende  Bergeil 
fort.  Der  Maioja  erscheint  nur  vom  Ber- 
geil aus  als  Bergwand,  vom  Enfadin  aus 
dagegen  nur  als  oberster  Teil  des  Thal- 
bodens, der  dann  plötzlich  gegen  das  steil 
abfallende  Bergeil  abbricht,  vom  Maloja 
bis  in  die  Schlucht  Finstermünz  und  zur 
schweizerisch -tirolischen  Grenze  hat  das 
Engadin  eine  Länge  von  etwa  90  km,  wovon 
die  Hälfte  auf  das  geradlinige  Stuck  bis 
Zernez  kommt.  Dann  folgt  ein  etwa  12  km 
langer,  nach  SO.  geöffneter  Bogen  um  den 
Gebirgsstock  des  Piz  Nuna  herum,  von  Zer- 
nez bis  Giarsun,  in  dessen  ungefährer  Mitte 
Süs  liegt :  endlich  ein  ^anz  flacher,  nach 
NW.  geöfTaeter  Bogen  bis  zur  Einmündung 
des  Schergenbachs  aus  dem  Samnaunthal. 
Die  Hauptrichtung  des  Thals  geht  von  SW.- 
NO.  Ist  dies  auch  nicht  eenau  parallel  mit 
der  Hauptrichtung  der  Alpen,  so  muss  man 
das  Engadin  im  ganzen  doch  als  ein  Lnngs- 
thal  bezeichnen.  Nur  die  kurze  Strecke  von 
Zernez  bis  Süs  erscheint  als  Querthal. 

Die  einschliessenden  Bergketten  sind 
links  die  Albula-  und  Silvrettagruppe , 
rechts  die  Bernina-  und  Ofenpassgruppe, 
die  man  auch  als  N.-  und  S.-  Engadiner  Alpen  zusam- 
menfasst.  Die  Kammlinien  beider  Ketten  weichen  nur 
wenifT  von  der  geraden  Linie  ab  und  begleiten  die 
Thalfurche  in  Abständen  von  meist  nur  etwa  5-10  km, 
so  dass  die  Hohlform  des  Thaies  auch  oben  in  der  Höhe 
der  Kämme  auffallend  schmal  ist,  viel  schmaler  als  z.  B. 
beim  Rhein-  und  Rhonethal  und  bei  andern  Langsthälern 
von  ähnlichem  Grössenrang.  Den  Verlauf  der  Kammli- 
nien bezeichnen  etwa  folgende  Passe  und  Gipfel :  Septi- 
mer, Julier,  Piz  d'Err,  Albula,  Piz  Kesch,  Scaletla,  Piz 
Yadret,  Fluela,  Piz  Linard,  Piz  Ruin,  Augstenber^,  Fim- 
berpass,  Samnaunerjoch  und  Biirkelkopf  im  Norden, 
Murettopass,  Piz  Bernina,  Berninapass,  Piz  della  Stretta, 
Casanapass,  Piz  del  Diavel,  Piz  Plavna  da  Daint,  Piz 
Pisoc,  Piz  Lischanna,  Piz  S-chalambert  und  Piz  Lad  im 
Süden.  Die  Wasserscheide  freilich  geht  mehrfach  ihre 
eigenen  Wege.  Im  N.  zwar  hält  sie  sich  mit  geringen 
Ausnahmen  an  die  Kammlinie,  im  S.  auch  noch  vom 
Muretto-  bis  zum  Berninapass.  Dann  aber  springt  sie  auf 


lieh  im   Gebiet   des  Münsterthals  eigentümliche  Seiten- 
sprünge und  Krümmungen  macht.  Wir  finden  darum  auf 


Das  Engadin  bei  St.  Moritz. 

eine  südlichere  Kette  über,  um  über  Corno  di  Campo, 
Monte  Foscagno,  Piz  Murlaröl,  Ofenpass  (Sür  Som),  Piz 
Seesvenna  und  Piz  Lad  zu  verlaufen,  wobei  sie  namenl- 


Das  Engadin  bei  Sils-Maria. 

der  rechten  Seite  des  Engadins  einige  grössere  Seiten- 
thäler.  Davon  sind  das  Pontresina-  und  das  Scarlthal 
richtige  Querthäler,  während  das  Livigoothal  im  grössten 
Teil  seines  Verlaufs  ein  Längsthal  ist  und  nur  im  untern 
Teil  zu  einem  tief  eingerissenen,  schluchtartigen  Quer- 
thal wird.  Diese  drei  grös.sern  Seitenthäler  sind  die  ein- 
zigen standig  bewohnten  der  Südseite.  Alle  andern, 
insbesondere  auch  alle  auf  der  linken  Seite  des  Engadin, 
sind  nur  ganz  kurz  und  steil  ansteigend.  Davon  ist  nur 
das  Samnaun  in  einigen  kleinen  Dörfern  bewohnt  und 
zwar  in  seinem  obern  Teil,  wo  es  in  ein  Län^sthal  mit 
flacherem  Thalboden  übergeht.  Auch  das  Val  SuTsanna  hat 
zwar  noch  ein  Dörfchen,  aber  nur  an  seinem  Ausgang 
zum  Hauptthal  und  nur  in  geringer  Höhe  über  der  Sohle 
des  letztern. 

Manche  dieser  Seitenthäler  ragen  in  die  Gletscherwelt 
hinauf,  besonders  im  Ober  Engadin,  wo  vor  allem  die 
Berninagruppe  eine  grossartige  Gletscherentwicklung 
aufweist  und  mächtige  Eiszungen  gegen  das  Hauptthal 
vorschiebt.  Die  übrigen  Engadiner  Grup- 
pen sind  ihrer  geringern  Höhe  entspre- 
chend weit  weniger  vergletschert,  am  meis- 
ten noch  die  Silvrettagruppe  vom  Piz  Li- 
nard bis  zum  Fluchthom.  Doch  fallen  die 
meisten  und  grössten  Gletscher  hier  nicht 
zum  Engadin  ab,  da  sie  auf  der  N.-und 
W.-  Seite  des  Gebirges  liegen.  Die  Albula- 
gruppe  hat  grössere  Gletscher  nur  beim 
Piz  Yadret,  beim  Piz  Kesch  und  besonders 
in  der  Errgruppe;  diese  entwässern  sich 
zum  grossem  Teil  zum  Engadin.  Noch  viel 
spärlicher  ist  die  Vergletscherung  in  der 
Ofenpassgruppe,  wo  nur  kleine  Plateau-  und 
Terrassengletscher  vorkommen. 

Die  geologiscßien  Verhältnisse  des  Enga- 
din und  seiner  einschliessenden  Bergket- 
ten sind  sehr  mannigfaltige  u.  verwickelte. 
Zwar  gehört  das  Thal  den  Zentralalpen  an, 
ist  also  vorherrschend  in  altkrystalline 
Schiefer  und  alteruptive  Massengesteine 
eingeschnitten.  Doch  sind  dieselben  viel- 
fach von  paläozoischen  und  mesozoischen 
Sedimenten  unterbrochen  oder  in  solche 
eingehüllt.  Es  lassen  sich  drei  grössere 
Sedimentgebiete  unterscheiden.  Das  grösste 
liegt  rechts  vom  Unter  Engadin  und  breitet 
sich  durch  das  gesamte  Geoiet  der  Münster- 
thaler  Alpen  bis  in  die  Ortlergruppe  aus.  Es  setzt  sich  aus 
verschiedenartigen  Schiefern,  Kalken  und  Dolomiten  der 
Trias  zusammen.  Die  schönen,  stolzen   Gipfelformen  des 


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Piz  Plavna,  Piz  Pisoc,  Piz  San  Jon,  Piz  Lischanna,  Piz 
Ajuz,  Piz  S-chalambert,  Piz  Lad  etc.  sind  daraus  aufge- 


Silvaplana  u.  Silvaplanersee  im  Engadin. 

baut,  eine  Gipfelreihe  von  einer  Mannigfaltigkeit  der 
Formen  und  Farben,  wie  sie  nur  selten  in  solcher  Höhe 
und  in  so  langer  Front  vorkommt.  Doch  reicht  dieses 
Triasgebiet  nicht  überall  an  die  Innlinie.  Im  NW. 
grenzt  es  längs  einer  ziemlich  (geraden,  aber  orographisch 
nicht  markierten  Linie  von  Cinuskel  über  den  Straglia- 
vitapass  etwa  bis  Tarasp  an  die  Gneis-  und  Schiefermasse 
des  Piz  Nuna,  die  vom  Inn  w.  und  n.  umflossen  wird 
und  nach  Sw.  und  NO.  sich  allmählig  verschmälert,  so 
dass  gegen  die  genannten  Enden  hin  noch  der  Sockel 
der  bergwände  aus  krystallinen  Felsarten,  die  obern 
Stockwerke  aber  aus  Triasgesteinen  bestehen.  Von  Ta- 
rasp weiter  abwärts  und  von  Cinuskel  weiter  aufwärts 
etwa  bis  Ponte  treten  dann  die  Triasformationen  bis  an 
die  Innlinie  heran.  —  Ein  zweites  Sedimentgebiet  liegt 
links  vom  untersten  Engadin,  etwa  von  Giarsun  unter 
Guarda  bis  über  Finstermünz  hinaus  und  von  der  Thal- 
sohle hinauf  zum  Piz  Minschun,  Piz  Tasna,  Piz  Spadla, 
Stammerspitz,  Muttier,  Piz  Mondin  und  bis  ins  Sam- 
naun.  Hier  dominieren  die  in  ihrem  Alter  immer  noch 
nicht  sicher  bestimmten  und  in  ihrem  petrographischen 
Charakter  sehr  wechselnden  Bündnerschiefer  mit  gros- 
sen Einlagerungen  von  Gips  und  Ser- 
{>entin  und  mit  reichen  Mineralquellen, 
etztere  besonders  bei  Fetan,  Schuls, 
Tarasp  und  im  Yal  Sinestra.  Die  mäch- 
tigsten Serpentinmassen  finden  sich 
oben  am  Piz  Minschun  und  hinter 
demselben,  dann  unten  bei  Ardez,  so- 
wie in  zwei  durch  Gneis  getrennten 
Streifen  auch  auf  der  rechten  Thal- 
seite. Dazwischen  finden  sich  auch 
einzelne  kleinere  Massen  von  Granit, 
Diorit,  Kalk  und  andern  Gesteinen.  Das 
dritte  und  kleinste  Sedimentgebiet 
zieht  sich  als  schmaler  Streifen  aus 
dem  mittleren  Bünden  über  Bergün 
und  den  Albulapass  bis  nach  Ponte  und 
Capeila  und  setzt  sich  über  den  Piz  Ca- 
sana  und  auer  durch  das  Livignothal, 
fort  bis  nacn  den  Quellen  der  Adda  und 
in  die  Nähe  der  Bäder  von  Bormio.  Er 
besteht  hauptsachlich  aus  Jurakalken. 
Auch  die  alteruptiven  und  altkrystal- 
linen  Gesteine  des  Engadin  zerfallen  in 
drei  Gruppen  :  1)  die  Granite,  Diorite, 
Syenite  m  teils  massiger,  teils  schief- 
riger  Ausbildung;  dann  Gneise,  Horn- 
blendegneise und  verschiedene  krystal- 
line  Schiefer  der  Beminagruppe  vom  Murettopass  bis 
zum  Berninapass  und  auch  noch  darüber  hinaus  in  der 
Piz  Languardgruppe  bis  ins  Val  Chamuera ;  2)  die  Gra- 


nitmasse   (vorwiegend    Hornblendegranite,    Julier-  und 
Albulagranit)  vom  Septimer  bis  zum  Albulapass  und  Piz 
d'Err  mit  einigen  Trias-,  Lias-,  Serpentin-, 
Grunschiefer-  und    Gabbroeinlagerungen  ; 
3)  die  ausgedehnte  Gruppe  von  vorherr- 
schenden   Gneisen   und  Hornblendeschie- 
fern vom  Piz  Kesch  bis  zum  Fluchthorn, 
die    die  Thalsohle   des   Engadin  auf   der 
Strecke  von  Capeila  bis   Giarsun  erreicht 
und  im  Piz  Nunastock  auch  noch  beträcht- 
lich auf  die  rechte  Thalseite  hinübergreift. 
Dazu  gesellen  sich  partienweise  auch  Seri- 
cit-  und  Talkschiefer,  Phyllite  (Theobalds 
Casanaschiefer)  und    verwandte   Gesteine. 
Verfol|^  man  diese  Gesteinsgruppen  spe- 
ziell längs  der  Thal  furche   des    Engadin, 
so  zerlegt  sich  dieses  in  fünf  geologisch 
verschiedene  Abschnitte.  Vom  Maloja   bis 
Ponte  ist  es  in  krystalline  Felsarten  (Gra- 
nit, Syenit,  Diorit,  GneiSj  Glimmerschiefer), 
von  Ponte  bis  Capeila  m  Trias-  und  Lias- 
kalke,  von  Capella  bis  2^rnez  als  ungefähre 
Formationsgrenze    zwischen    Gneisgebirge 
links  und  Dolomitgebirge  rechts,  von  Zer- 
nez  bis  Giarsun  in  Gneis  und  krystalline 
Schiefer  und  von  Giarsun  bis  Finstermünz 
in  Kalkformationen  (links  Lias,  rechts  Trias) 
eingegraben.  Jeder  dieser  Abschnitte  zeigt 
seinen  besondern  landschaftlichen  Charakter.  Doch  ist  die- 
ser nicht  allein  durch  die  Gesteins  Verhältnisse  bestimmt. 
Es  spielen  dabei  vielmehr  auch  die  Höhenlage,  die  Thal- 
breite, das  Klima  und  die  Vegetation  eine  wesentliche 
Rolle,  und  man  unterscheidet  darum  unter  Berücksich- 
tigung aller  Verhältnisse  nicht  fünf,  sondern  nur  zwei 
Hauptstufen  des  Thaies :  das  Ober  Engadin  und  das  Unter 
Engadin.  Die  Grenze  zwischen  beiden  nimmt  man  in  der 
Regel  bei  der  Brücke  Punt  Auta,  etwa  5  km  unterhalb 
Scanfs,  an. 

Das  Ober  Engadin  ist  ein  flaches  Muldenthal  mit  wei- 
tem, ebenem  Thalboden  und  meist  nicht  allzusteil  anstei- 
genden Seitengehängen.  Durch  einen  Querriegel  zwischen 
St.  Moritz  und  Celerina  zerfallt  es  selber  wieder  in  zwei 
Stufen.  Die  oberste  Stufe  schmückt  eine  lange  Kette 
prächtiger  Seen,  die  die  stolzen  Formen  und  blinkenden 
Gletscher  der  umstehenden  Gebirge  wiederspiegeln  und  an 
deren  Ufer  stattliche  Dörfer  mit  den  einfachen  Häusern 
der  Eingebornen  und  den  glänzenden  Palästen  der  Frem- 
denetabiissemente  sich  ausoreiten.  Auch  die  zweite  Thal- 
stufe von  Celerina  bis  unter  Scanfs  muss  einst  ihren  See 
gehabt  haben,  der  aber  durch  die  Ablagerungen  der  Sei- 


Das  Engadin,  vom  Hang  des  Piz'Muraigl  aus. 

I  tenbäche  längst  zugeschüttet  worden  ist.  Jetzt  nehmen 
I  weite  Wiesenflächen,  zum  Teil  auch  Sumpf-  und  Moor- 
böden seine  Stelle  ein.  Aehnlich  wie  auf  der  obern  Stufe 


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zieht  sich  auch  hier  eine  lange  Perlenschnur  stattlicher 
und  reicher  Dörfer  von  zum  Teil  städtischem  Aussehen 
längs  dem  Fuss  der  linken  Bergwand,  d.  h.  auf  der  Son- 
nenseite des  Thals  und  in  etwas  erhöhter  Lage  hin.  Nur 
Campovasto  liegt  ähnlich  wie  auch  Siis- Maria  der  obem 
Stufe  auf  der  rechten  Thalseite. 

£inen  ganz  andern  Charakter  hat  das  Unter  Engadin. 
Hier  arbeitet  sich  der  Inn  in  meist  enger,  schluchtarti- 

§er  Rinne  zwischen  hohen,  steilansteigenden  Bergwän- 
en  durch.  Nur  selten  und  auf  kurze  Strecken  findet 
sich  eine  kleine  Thalerweiterung  mit  ebenem  Boden  und 
flachen  Flussufern,  so  bei  Zernez  und  von  Süs  bis  Lavin. 
Dafür  ziehen  sich,  besonders  auf  der  linken  Seite,  schöne, 
sanfter  geneigte  und  sonnenreiche  Terrassen  an  den 
Gehängen  hin,  auf  welchen  freundliche  Dörfer,  umgeben 
von  Wiesen  und  Feldern,  hoch  über  der  engen  Thal- 
rinne Ironen,  während  die  steilere  und  schattigere  rechte 
Thalseite  fast  durchweg  dem  Wald  reserviert  ist.  Nur 
Tarasp  und  einige  ganz  kleine  Oertchen  haben  hier  noch 
Raum  gefunden.  Der  grossem  Erhabenheit  und  den  ein- 
heitlicheren Formen  des  Ober  Engadin  gegenüber  zeich- 
net sich  das  Unter  Engadin  durcn  einen  mehr  romanti-- 
schen  Charakter  und  einen  grössern  landschaftlichen 
Wechsel  aus,  wie  dies  durch  die  Anstern  Schluchten  und 
rauschenden  Wasser  der  Tiefe,  die  sonnigen  Terrassen 
mit  den  lan^hingestreckten  Dörfern  der  linken  Thalseite 
und  der  reichen  Vegetation,  der  es  auch  nicht  an  zahl- 
reichen Kornfeldern  und  einigem  Obstbau  fehlt,  die  dunk- 
len weit  hinaufreichenden  Wälder  überall  in  den  Schluch- 
ten und  l)esonders  an  den  steilen  Gehängen  der  rechten 
Seite  und  durch  die  stolzen  Gipfel  der  «  Engadiner  Dolo- 
miten »  bedingt  v/itd. 

Die  ungewönnliche  Höhenlage  und  das  auffallend  ge- 
ringe Gefalle  des  Engadin,  sowie  sein  Charakter  als 
Längsthal  und  seine  allseitige  Abgeschlossenheit  durch 
hohe  Gebirgswände  üben  einen  wesentlichen  Einfluss  auf 
sein  Klima  und  seine  Vegetationsverhältnisse  aus.  Das 
Engadin  hat  ein  typisches  Hochthal-  und  Längsthaiklima  : 
eine  dünne,  leichte,  reine  und  trockene  Luft,  relativ  hei- 
tern Himmel  und  geringe  Niederschläge,  bei  frisch- 
kühler Luft  (loch  eine  starke  Sonnenstrahlung  und  be- 
deutende Bodenwärme.  Dabei  zeigen  die  Temperaturen 
sehr  beträchtliche  tägliche  und  jährliche  Schwankungen. 
Das  Klima  erhält  überhaupt  einen  Zug  ins  Kontinentale. 
Eine  Vergleichuni^  von  Sils-Maria  im  Ober  Engadin  (1810 
m)  mit  der  ungefähr  gleich  hohen  Ri^i  (1790  m)  mag  dies 
verdeutlichen.  Sils-Maria  hat  eine  mittlere  Jahrestempe- 
ratur von  1,5"  C.  bei  einer  Januartemperatur  von  —  8" 
und  einer  Julitemperatur  von  11,3  ° ;  die  Rigi  dagegen  ein 
Jahresmittel  von  1,7°  bei  einem  Januarmittel  von  —4,8° 
und  einem  Julimittel  von  9,7  "*.  Bei  ungefähr  gleichen 
mittleren  Jahrestemperaturen  ist  also  im  Ober  Engadin 
der  Winter  kälter,  der  Sommer  wärmer  als  auf  der  Rigi, 


Vegetationsgrenzen  und  insbesondere  die  Waldgrenze  im 
Engadin  höher  steigen  als  in  den  übrigen  Teilen  der  Alpen, 


Das  Engadin  bei  Bevers. 

die  Differenz  zwischen  kältestem  und  wärmstem  Monat 
dort  fast  5  **  grösser  als  hier.  Der  grössern  Sommerwärme 
ist  es  gewiss  auch  hauptsächlich  zuzuschreiben,  dass  die 


Innschlucht  im  Engadin. 

ausgenommen  das  Wallis,  wo  ähnliche  Höhen-  u.  Klima- 
verhällnis.ee  herrschen  wie  im  Engadin.  Günstig  auf  das 
Pflanzenleben  wirken  ferner  die  starke  Sonnenstrahlung 
und  die  erhöhte  Bodentemperatur,  wie  sie  dem  Hochthal 
mit  seiner  dünnen  und  trockenen  Luft  eigen  sind.  Die 
Insolation  ist  selbst  im  Winter  an  hellen  Tagen  so  kräftig, 
dass  die  dann  sonst  herrschende  niedrige  Lufttemperatur 
nicht  unangenehm  empfunden  wird  und  die  Leute  oft 
mitten  im  Winter  ohne  Ueberzieher  sich  im  Freien  auf- 
halten können,  ein  Umstand,  der  neben  der  trockenen 
und  ruhigen  Luft  das  Engadin  ähnlich  wie  Davos  auch 
zu  Winterkuren  für  Lungenkranke  geeignet  machen 
würde.  Eine  weitere  Eigentümlichkeit  des  Engadiner- 
klimas  sind  die  geringen  Niederschläge,  für  welche  inner- 
halb der  Schweiz  auch  wieder  nur  das  Wallis  ein  Analo- 
gon  bietet.  Dabei  nehmen  dieselben  vom 
Ober  Engadin  gegen  das  Unter  Engadin 
allmählig  ab.  Für  Sils-Maria,  das  sich  dem 
regenreichen  Bergeil  nähert,  betragen  sie 
nach  Hann  im  Jahresmittel  95,  für  Bevers 
79,  für  Zernez  59  und  für  Remüs  57  cm, 
während  sie  im  schweizerischen  Mittelland 
meist  zirka  100  und  in  den  nach  diesem 
sich  öffnenden  Alpen thälern  etwa  120-150 
cm  betragen.  Im  langen  Winter,  nicht 
selten  auch  mitten  im  Sommer,  fallt  dieser 
Niederschlag  natürlich  als  Schnee,  der 
Berg  und  Thal  in  ein  gleichmässi^es,  blen- 
dend weisses  Gewand  hüllt  und  im  Leben 
der  Engadiner,  in  ihrem  Verkehr,  in  ihren 
Heu-  und  Holztransporten,  in  ihren  win- 
terlichen Belustigungen  und  Festen,  in 
Sport  und  Spiel  eine  wichtige  Rolle  spielt. 
Bei  der  Schneeschmelze  helfen  dann  der 
warme  Sonnenschein  und  die  trockene  Luft 
durch  rasche  Verdunstung  den  Boden 
trocknen  und  die  Vegetation  vor  einem 
Uebermaass  kalten  Schneewassers  bewah- 
ren. JD'  Ed.  iMHOF.l 

Flora.  Wie  das  Wallis  ist  auch  das  Engadin  für  den 
Botaniker  ein  Fund-  und  Arbeitsgebiet  ersten  Ranges.  Die 
topographische  Beschaffenheit  u.  Höhenlage  des  bündnc- 


12 


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Tischen    Hochlandes,   dem  auch  das  Ober  Rngadin  an- 
gehört,   bedingen    das    hier    herrschende    kontinentale 


Das  EDgadin  bei  Guarda. 

Klima,  das  sich  vor  demjenigen  aller  andern  Teile  der 
Schweizer  Alpen  durch  hohe  Trockenheit  und  grosse 
Lichtfülle  auszeichnet.  Immerhin  bedingt  der  die  ganze 
Thalschaft  umrahmende  Gürtel  von  Hochgipfeln  und 
Gletschern  die  Bildung  einer  zwischen  1600  und  1800  m 
Höhe  gelegenen  Zone,  längs  der  sich  der  Wasserdampf- 
gehalt der  Luft  gerne  zu  Regen  verdichtet.  Daher  die 
wunderbare  Frische  und  der  ausserordentlich  üppige 
Wuchs  der  subalpinen  Wiesen  und  Weiden  des  Engadin. 
Während  im  Winter  das  Temperaturmittel  hier  weit  unter 
diejenigen  der  übrigen  Abschnitte  der  Alpenländer  sinkt, 
steigt  es  im  Sommer  doch  bis  zu  Beträgen  an,  wie  sie 
andernorts  in  den  Alpen  nur  um  500-600  m  tiefer  gele- 
gene Gebiete  erreichen.  Im  Engadin  schwankt  die  mittlere 
Januar-  und  Julitemperatur  zwischen  den  Extremen  von 
20"  unter  und  über  Null.  Da  die  Hauptmasse  der  Wärme 
dem  Frühjahr  und  Sommer  zu  Gute  kommt,  entfaltet  sich 
das  Ptlanzenleben  hier  schon  bemerkenswert  früh,  so  dass 
man  die  zarten  Blumenkronen  der  Enziane,  Potentillen, 
Anemonen,  Krokus  und  des  roten  Heidekrautes  zu  seiner 
grossen  Ueberraschung  z.  B.  bei  Sils  und  St.  Moritz,  in 
einer  Höhenlage  von  nahe  an  1800  m,  schon  zu  Ende 
März  und  gegen  Mitte  April  sich  entfalten  und  die  ganze 
Frühjahrstlorula  in  vollem  Blütenschmuck  prangen  sieht 
zu  einer  Zeit,  da  die  gleich  hoch  gelegenen  Gebiete  der 
zentralen  Alpen  noch  in  ihren  winterlichen  Schneemantel 
gehüllt  sind.  Es  macht  sich  diese  rasche  Wärmezunahme 
im  Frühjahr,  die  zugleich  die  Dauer  der  vegetativen  Pe- 
riode der  Pflanzenwelt  verlängert,  besonders  in  dem  nach 
oben  bis  zu  etwa  2400  m  ansteigenden  Banmwuchs  gel- 
tend. Der  Hochwald  besteht  der  Hauptsache  nach  aus 
Lärchen  und  Arven.  Die  Arve  findet  sich  längs  der  hoch- 
gelegenen Berghänge  ununterbrochen  auf  eine  Strecke 
von  mehreren  Kilometern  Länge  und  steigt  am  Worm- 
serjoch  in  vereinzelten  Gruppen  sogar  bis  2426  m  an, 
womit  sie  die  von  ihr  im  Wallis  erreichte  obere  Höhen- 
grenze noch  überschreitet.  Nirgends  in  der  Schweiz  ent- 
wickeln sich  Lärche  und  Arve  schöner  als  hier  im  Ober 
Engadin,  wo   sie  die  zu  ihrem  gemeinsamen   Gedeihen 

Dünstigsten  Bedingungen  zu  finden  scheinen.  Es  spielt 
enn  auch  im  Engadin  die  Arve  im  Haushalt  der  Bewoh- 
ner eine  wichtige  Bolle ;  ihr  im  Kern  rotes  und  eigenar- 
tig frisch  duftendes  Holz  wird  mit  Vorliebe  zur  Verklei- 
dung der  Zimmerwände  verwendet,  während  ihre  Nüsse, 
im  Romanischen  nuschells  ^eheissen,  als  gesuchte  Lecker- 
bissen gerne  gegessen  weraen.  In  seinem  Pflanzenleben 
der  Schweiz  (S.  229)  sagt  Hermann  Christ:  « Mit  den 
leichten,  anmutigen  Lärchen  zusammen  bildet  die  Arve 
einen  seltsamen  Kontrast  und  erscheint  als  eine  vorwelt- 
liche Gestalt.  Und   doch    sind   beide  aufs  innigste  ver- 


schwistert  nnd  folgen  genau  denselben  klimatischen  Be- 
ziehungen; sie  halten  treu  zusammen  über  den  ganzen 
Kontine&t  bis  an  den  äussersten  Osten 
Asiens. » 

Da  die  Zapfen  der  Arve  zu  ihrer  völ- 
ligen Reife  einer  Zeitdauer  von  drei 
Jahren  bedürfen  und  da  ihr  Samen 
erst  nach  Verlauf  eines  Jahres  keimt, 
da  femer  Mäuse,  Häher,  Eichhörnchen 
und  nicht  zum  mindesten  auch  der 
Mensch  eifrig  nach  den  Arvennüsschen 
fahnden,  ist  es  nicht  zu  verwundem, 
wenn  die  natürliche  Aussaat  der  Arve 
heute  sozusagen  bleich  Null  ist  und  die- 
ser prachtvolle  Waldbaum  Tag  für  Tag 
an  Boden  verliert.  Hier  und  da  bildet 
%uch  die  Bergföhre  noch  einiffe  verein- 
zelte Bestände;  auch  die  Fichte  ßndet 
sich  noch  häufig,  und  in  tiefern  Lagen 
des  Thaies  gedeiht  die  Weisslanne. 
Stellenweise  trifft  man  in  den  Nadel- 
holzwald eingestreut  noch  die  Birke, 
Eberesche,  Traubenkirsche,  Espe  u.  a. 
Laubhölzer.  Auf  Lichtungen,  im  Unter- 
holz und  am  Rande  der  subalpinen 
Wälder  ist  der  Boden  oft  mit  den  weis- 
sen Blumen  der  Linnsea  borealis  über- 
sät, die  einen  zierlichen  Gegensatz  bil- 
den zu  den  roten  Büschen  der  Alpen- 
rose, den  grossen  blauen  Blumen  der 
Alpen  Waldrebe  (Cleniatis  alpina),  der  Alpenakelei,  des 
himmelblauen  Sperrkrautes  (Polemoniuni  coeruleum)  u. 
zu  den  dunkelroten  Blumenkronen  von  zwei  prachtvollen 
Rosenarten  (Apfelrose,  Rosa  ponxifera^  und  Zimmtrose, 
Rosa  cinnamoniea). 

Eine  der  auffallendsten  Eigentümlichkeiten  der  Enga- 
diner  Flora  ist  das  oft  auf  Strecken  von  mehreren  Kilo- 
metern Länge  festzustellende  Vorkommen  von  alpinen 
Arten  auf  völlig  ebenen  und  regelmässig  gemähten  Wie- 
senüächen.  So  kann  man  hier  z.  B.  mitten  in  der  sub- 
alpinen Zone  und  mitten  im  hohen  Wuchs  von  Futter- 
kräutern, Disteln,  Flockenblumen,  Rapunzeln,  possen 
Winterblumen  etc.  Typen  pflücken,  die  wie  Trifolium 
alpinuniy  Gentiana  nivalis,  Aster  alpinus,  Amica  nion- 
tana,  Viola  calcarata^  Androsace  obtusifolia,  Veronica 
alpina,  Pedicularis  tuberosa  u.  a.  sonst  in  den  Alpen 
überall  nur  hoch  oben  auf  den  Alpweiden  der  Berghänge 
gedeihen.  Die  untern  Berghänge  über  Silser-  und  St. 
Moritzersee  sind  bestanden  mit  Alpenrosen,  Zwergwach- 
holder.  Grünerlen  und  arktischen  Weidearten,  wie  z.  B. 
der  Salioi  arbuscula,  S.  myrsinites,  S.  glauca,  S.  has- 
lata  u.  S.  Lapponuni;  ihnen  gesellen  sich  zu  das  Krumm- 
holz und  die  balix  cassia  der  Südalpen.  Trotz  ihrer  ge- 
ringen Grösse  üben  die  Seen  des  Engadin  auf  die  Entr 
Wicklung  ihrer  Uferflora  ohne  Zweifel  einen  günstigen 
Einfluss  aus,  sei  es  dass  sie  das  Sonnenlicht  kräftig  re- 
flektieren, sei  es  dass  sie  der  nächtlichen  Temperaturab- 
kühlung entgegenarbeiten. 

Im  Engadin  ist  aber  auch  die  eigentliche  alpine  Zone 
an  Pflanzenarten  ausserordentlich  reich  und  abwechs- 
lungsvoll, besonders  in  ihrem  über  2500  m  hoch  gelegenen 
Abschnitte.  In  seiner  Abhandlung  über  die  nivale  Flora 
der  Schweiz  hat  Oswald  Heer  durch  Vergleichung  der 
verschiedenen  Abschnitte  der  Schweizer  Alpen  unter  sich 
gezeigt,  dass  die  nivale  Flora  Rätiens  die  an  Arten  reichste 
ist.  Er  zählt  im  Ober  Engadin  allein  etwa  340  solcher  Ar- 
ten auf.  Der  Grund  für  diese  Erscheinung  liegt  vor  allem 
in  der  topographischen  Beschaffenheit  unseres  Gebietes, 
das  eher  ein  hochgelegenes  Plateau  als  eine  eigentliche 
Gebirgskette  genannt  werden  kann.  Daraus  folgt  unmit- 
telbar, dass  hier  der  nivalen  Flora  eine  ausserordentlich 
grosse  Anzahl  von  auch  räumlich  nicht  zu  eng  beschränk- 
ten Standorten  zugänglich  ist.  In  der  Zusammensetzung 
dieser  nivalen  Flora  des  Ober  Engadin  fällt  zunächst 
der  grosse  Prozentsatz  von  arktischen  Formen  auf.  So 
finden  sich  von  solchen  im  hohen  Norden  allgemein  ver- 
breiteten Arten  in  der  Schweiz  und  speziell  in  der  alpi- 
nen und  nivalen  Zone  des  Engadin  Carex  microglochm, 
C.  Ic^opina  und  C.  Vahliif  Kobresia  caricinay  Junctis 
arcticuSj  Tofieldia  borealis,  Woodsia  ilvensis^  Potcntilla 


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ftigidaund  P.nivea,  Salix  Lapponum.Linrmaborealis,    i   grauer  Blätterschmuck  sich  mit  den  hellgrünen   Farben 
Geranium    aconitifoliufn,     dnaphalium    norvegicum,    I   des  Kreuzdorns  und  den  '"     "        '""" 


AndroBoce  septenirionalis  u.  a.  Es  ist  ver- 
sucht worden,  diese  Erscheinung  mit  der 
nach  NO.  geöfTneten  Richtung  des  Thaies 
zu  eritlären,  die  die  Einwanderung  dieser 
Arten  begünstigt  habe;  richtiger  cTürfte  es 
sein,  den  Grund  ihrer  Anwesenheit  in  dem 
Zusammenwirken  einer  Reihe  von  Rünsti- 
gen  Faktoren  zu  suchen.  Solche  sind  hier  i) 
Ausdehnung  der  zwischen  2000- 


9000  m  gelegenen  Höhenzone ;  2)  die  Nach- 
barschaft  des  Veitlines,  das  wegen  der  Nähe 
des  Comersees  als  mächtiges  Verdunstungs- 

Sibiet  wirkt;  3)  die  wenig  hohe  La^e  des 
aloja,  der  den  feuchten  und  verhältnis- 
mässig warmen  Winden  von  der  S.-Seite 
der  Kette  her  leichten  Zugane  gestattet  und 
endlich  4)  die  Nähe  der  mächticen  Gruppe 
der  Bemma  und  anderer  Hochgebirgsge- 
biete,  an  deren  Hängen  diese  feuchten  S.- 
Winde sich  ihres  üeberschusses  an  Was- 
serdampf entledigen  können. 

Während  die  Sohle  der  grossen  Thal- 
achafl  verhältnismässig  trocken  ist,  er- 
freuen sich  die  Berghänge  zu  gleicher  Zeit 
sowohl  einer  relativ  hohen  Feuchtigkeit  als 
auch  der  Einwirkung  der  aus  der  Thal- 
sohle aufsteigenden  Wärme.  Mit  Hinsicht 
auf  seine  nivale  Flora  Hesse  sich  mit 
dem  Ober  Engadin  in  der  Schweiz  am  ehesten  noch 
die  zwischen  dem  EiAschthal  und  Simplon  aufsteigende 
Gruppe  des  Matterhorns  vergleichen,  viel  eher  als  z.  B. 
das  Massiv  des  Mont  Blanc,  das  trotz  seiner  mächtigen 
Entwicklung  in  Hinsicht  auf  die  nivale  Flora  ein  sehr 
armes  Gebiet  ist  (beträchtliche  Schneebedeckung  u.  Ver- 
gletscherung, gleichartige  petrographische  Beschaffenheit 
des  Untergrundes,  Mangel  an  tiefern  Einschnitten}. 

Von  den  Engadiner  Arten  finden  sich  auch  m  der 
Gruppe  des  Matterhorns  (sonst  aber  in  den  Alpen  des 
Wallis  nirgends)  Anärosace  septenirionalis,  Roeleria 
hirsuia,  Carex  rtxucronata  und  C.  Buxhawniii^  Phyleu- 
ma  knmile  und  Callianthemuni  rtttsefoliuni;  dagegen 
weist  die  nivale  Flora  des  Eneadin  eine  Reihe  von  östr 
liehen  Arten  auf,  die  man  in  den  W.-Alpen  vergeblich 
suchen  würde,  so  Primula  alutinosa,  P.  oßnensis  und  P. 
integrifolia,  Senecio  carniolicus,  Dianlhus  glacialiSy  Pa- 
paver  alpinum  var.  Rmticum,  Saxifraga  Hostii,  Vale- 
riana supina^  Sesleria  sp/iaerocephala,  ßotrychium  lan~ 
eeolatum,  Woodsia  ilvensis.  Wie  das  Engadin  oder,  all- 
gemeiner gefasst,  das  ganze  bündnerische  Hochland  die 
Westgrenze  der  Verbreitung  der  eben  genannten  Arten 
bildet,  ist  es  zugleich  auch  die  östlichste  Verbreitungs- 
grenze mehrerer  westlicher  Arten.  Die  Scheidelinie  zwi- 
schen beiden  Florengebieten  ist  eine  stark  gebrochene 
and  lässt  sich  etwa  von  der  Silvrettagruppe  über  Süs 
and  Zernez  bis  zur  Gruppe  des  Ortler  ziehen,  Es  treffen 
auf  dem  bündnerischen  nochplateau  Arten  aus  der  Dau- 
phinä  und  aus  dem  Tirol  zusammen,  die  wesentlich  zur 
Bereicherung  der  hiesigen  Flora  beitragen,  aber  die  eben 
erwähnte  Scheidelinie  beiderseits  kaum  überschreiten. 

Diese  Linie  nun  ist  nicht  durch  ein  tiefeingeschnittenes 
Thal  gekennzeichnet,  wie  dies  bei  der  Florengrenze 
zwischen  N.-  und  S.-Alpen  der  Fall  ist;  sie  fallt  vielmehr 
mit  der  O.-Grenze  des  bündnerischen  Hochplateaus  zu- 
sammen, auf  das  dann  erst  weiter  ö.  ein  tiefer  und  reicher 
zerschnittenes  Gebiet  folgt  So  markiert  z.  B.  Zernez,  wo 
das  Thal  des  Inn  sich  zu  senken  beginnt  und  sich  plötz- 
lich stark  verengert,  nicht  nur  den  Beginn  einer  neuen 
topo^aphischen  Bodenform  sondern  aucn  den  Uebergang 
zu  einem  neuen  Klima  und  zu  einer  neuen  Flora.  Wäh- 
rend also  das  Ober  Engadin  noch  dem  w.  Florenreich  zu- 
gezählt werden  muss,  zeigt  das  Unter  Engadin  schon  zahl- 
reiche verwandtschaftliche  Beziehungen  zum  ö.  Floren- 
reich. 

Der  allgemeine  Charakter  der  Flora  des  Unter  Engadin 
gleicht  ohne  Zweifel  in  manchen  Beziehungen  demje- 
nigen von  gewissen  Walliser  Gebieten,  und  Rhone-  wie 
Innufer  sind  beide  mit  dem  kreuzdornähnlichen  Sand- 
dom (Hippophaes  rhamnoides)  bestanden,  dessen  sil ber- 


grossen goldgelben  Blütentrau- 


Schuls  im  Engadin. 

ben  der  Färberwaid  {Jsatis  tinctotna)  mischt.  Trotzdem 
sind  aber  eine  grosse  Anzahl  von  Arten  des  Unter  Enga- 
din rein  südliche  oder  östliche  Typen,  die  sich  in  der 
Schweiz  sonst  nirgends  mehr  vorfinden;  es  trifft  dies  z. 
B.  zu  für  die  interessante,  an  feuchte  Standorte  gebun- 
dene Cortusa  Matthioli,  für  die  Stellaria  Friesiana^ 
Rosa  caryophyllacea,  das  Sisytnbriuni  strlctissimuni  u. 
Thalictruni  alpinum.  Von  nocn  ausgesprochener  östlichen 
Arten  finden  sich  im  Unter  Engadin,  Münsterthal  und 
Val  Samnaun :  Pedicularis  asplenifolia  und  P.  Jacquini^ 
Centaurea  austriaca^  Senipervivuni  nwntanuni  rar.  pal- 
lidum und  S.  Wulfeni  (diese  beiden  Arten  auch  im  Ober 
Engadin),  Primula  glutinosa,  P.  graveolens  und  P, 
oenensis,  Draba  stelLala  und  D.  tomentosa  var.  nivea^ 
Orohanche  lucorum,  Senecio  nebrodensiSy  Capsella  pau- 
ciflora,  Euphorbia  camiolica  (Tarasp,  Vulpera),  Lilium 
bulbiferum  (Fuldera,  Tarasp),  ünabhäncig  von  diesen 
speziell  östlichen  Arten  weist  das  Engadin  auch  sonst 
noch  eine  Reihe  von  Seltenheiten  auf,  die  sich  sonst  in 
der  Schweiz  blos  noch  im  Wallis  finden.  Hierher  gehören 
Trichophorum  alpinum,  Primula  longiflora^  Crepis  ju- 
bata,  Leontodon  pseudocrispus^  Geranium  aconitifolium 
und  G.  divaricatuniy  Alsine  roslrata,  Adenostyles  leuco- 
phylla,  Viola  pinnata^  Plantago  serpentina,  Allium 
strictum,  Cytisus  radiatus  (Unter  Engadin),  Galium  tri- 
florum  (Tarasp).  Durchaus  hochalpine  Arten  sind  Draba 
Thomasii,  Hutchinsia  brevicaulis,  Alsine  lanceolala  und 
A.  mucronata,  Arenaria  Marschlinsii,  Astra^alus  leon- 
tinus,  PotentiUa  nivea^  Hemiaria  alpiria,  Phyleuma 
pauciflorum,  und  Ph,  humiley  Pedicularis  incarnata^ 
Juncus  arcticuSy  Carex  ericetorum  var.  membranacea, 
Carex  ümbriata. 

Wieder  andere  Arten  kommen  ausser  im  Engadin  und 
Wallis  in  der  Schweiz  nur  ganz  vereinzelt  und  sehr  sel- 
ten vor,  so  Calliantftemum  rutsßfoliumj  Oxytropis  lappo- 
nica^  Pleurogyne  carinthiaca^  Carex  ustulata,  Dracoce- 
phalum  auslriacum. 

Von  grossem  Interesse  ist  auch  die  bis  jetzt  weniger 
gut  durchforschte  Kryptogamenflora  des  Engadin.  Wert- 
volle Nachweise  über  Moose  und  Flechten  finden  sich 
l>esonder8  in  den  Aufsätzen  von  .1.  Amann  :  Une  excursion 
bryologique  dans  la  Haute  Engadine  (im  Bulletin  de 
l'Üerbier  Bossier.  Vol.  IV,  10).  Geneve  et  Bäle  1896  und 
T.  Howse:  Moss  Flora  of  St.  Moritz  (in  The  Alpine 
Journal.  Vol.  V,  1870-72),  sowie  in  der  gleich  zu  nennen- 
den Flora  von  Killias.  In  Bezug  auf  die  Al^en  verweisen 
wir  auf  Ernst  Overton's  Notizen  über  die  Grünalgen  des 
Ober  Engadin  (in  den  Berichten  der  schweizer,  botan. 
Gesellschaft.  Bd.  VH).  Bern  1897  und  Notizen  über  die 
Wa^sergewächse  des  Ober  Engadin  (in  der  Vierteljahrs- 


ii 


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Schrift  der  Naturforsch,  Gesellsch.  in  Zürich.  1899).  Die 
Gefassptlanzen  des  interessanten  Gebietes  sind  für  ein 
gründliches  Studium  ausreichend  beschrieben  in  folgen- 
den Werken:  Killias,  Ed.  Die  Flora  des  Unter  Engadin. 
Chur  1888.  —  Heer,  Osw.  La  flore  de  l'Engadine  com- 
paree  ä  celle  des  regions  boröales  (in  den  Archives  des 
sc.  phys.  et  naturelles.  T.  18,  1863 ;  Verhandlungen  der 
Schweiz,  naturforsch.  Gesellsch.  Samaden  1863).  —  Christ, 
H.  Das  Pflanzenleben  der  Schweiz.  Zürich  1879;  2.  un- 
veränderte Ausgabe.  Zürich  1882.        [Dr.  Paul  Jaggard.] 

Einen  ähnlichen  Reichtum  und  eine  ähnliche  Zusam- 
mensetzung aus  alpinen,  nordischen,  östlichen  und  süd- 
lichen Arten  wie  die  PÜanzenwelt  weist  die  Insektenwelt, 
besonders  die  Ordnung  der  Schmetterlinge  auf,  weshalb 
das  Engadin  ebenso  sehr  ein  Eldorado  der  Entomolo|[en 
wie  der  Botaniker  ist.  Die  höhere  Tierwelt  ist  diejenige 
des  übrigen  Bünden :  Gemsen,  Murmeltiere,  Alpenhasen 
überall  in  den  höhern  Regionen,  seltener  in  den  Wäldern 
Hirsche  und  Rehe.  Auch  Bären  zeigen  sich  noch  hier  und 
da.  Unter  den  Vögeln  ist  der  Lämmergeier,  wenn  über- 
haupt noch  vorkommend,  jedenfalls  eine  äusserste  Selten- 
heit. Ziemlich  häufig  ist  dagegen  der  mächtige  Steinadler. 
Dazu  kommen  Auerhuhner,  Birkhühner,  Schneehühner, 
Wildtauben  etc.   Nicht  sehr  zahlreich  sind  die   kleinen 


Burg  Tarasp  im  Engadin. 

Singvögel,  vielleicht  wegen  der  Nähe  Italiens,  wo  sie 
auf  ihren  Wanderzügen  schonungslos  abgefangen  wer- 
den. Von  Schlangen  ma^  die  Kreuzotter  erwähnt  wer- 
den, die  sich  an  den  sonnigen  Halden  des  Unter  Engadin 
ziemlich  häufig  findet,  von  Fischen  die  Forellen,  die  die 
Seen  und  Flüsse  bis  in  sehr  hohe  Laj^^en,  z.  B.  bis  zum  Lej 
Sgrischus  (2640  m)  im  Val  Fex,  bevölkern. 

Die  Bewohner  des  Engadin  sind  romanischen  Stammes 
und  sprechen  das  Ladinische,  den  schönsten  und  reinsten 
der  romanischen  Dialekte.  Sie  sind  ein  schöner,  kräftiger 
und  intelligenter  Volksschlag  mit  schwarzen,  lebhaften 
Augen  und  schwarzem  Haar. 

Üeber  einige  Hauptergebnisse  der  Volkszählung  von 
1900  gibt  folgende  kleine  Tabelle  eine  Uebersicht : 

Ew.    Deutsch  Roman.  And.    Ref.  Kath.  And. 
/o  /o         /o         /o      /o        /o 

Ob.Engadin  5498       24  48        28        66      31         3 

Unt.  Engad.  6275       15  80  5       78      22        0 

Zusammen  11773       19  fö        16        72,5  26        1^ 

Das  Engadin  hat  also  nahe  an  12000  Einwohner,  wovon 
die  etwas  grössere  Hälfte  auf  das  Unter  Engadin  kommt. 
Etwa  Vs  der  Bevölkerung  sind  romanisch,  Vg  deutsch  und 
der  Rest  von  andern  Sprachen,  namentlich  italienisch. 
Dabei  ist  zu  beachten,  dass  das  italienische  Element  ge- 
l^enwärtig  infolge  des  Albula-Bahnbaus  stärker  vertreten 
ist  als  sonst.  Daher  die  28  ^o  Anderssprachigen  des  Ober 
Engadin,  wo  die  Italiener  besonders  auf  der  Strecke  von 


Bevers  bis  St.  Moritz  sehr  stark  vertreten  sind :  machen 
sie  doch  in  Bevers  über  60,  in  Samaden  über  20  und  in 
St.  Moritz  ca.  30^  der  Gesamtbevölkerung  aus.  Wie  man 
aus  der  Tabelle  sieht,  ist  auch  das  Deutsche  im  Ober  En- 
gadin stärker  vertreten  als  im  Unter  Engadin.  Das  letztere 
hat  mit  80  %  seinen  romanischen  Charakter  viel  besser 
bewahrt  als  das  erstere.  In  konfessioneller  Beziehung  do- 
miniert der  Protestantismus.  Immerhin  erscheinen  die 
Katholiken  mit  26  %  der  Bevölkerung  zahlreicher  als  es 
nach  früheren  Zählungen  der  Fall  war,  wo  sie  nur  mit  ca. 
20  %  erschienen,  wie  jetzt  noch  im  Unter  Engadin.  Auch 
dies  ist  eine  Folge  der  gegenwärtig  zahlreichen  italieni- 
schen Arbeiterbevölkerung.  Daher  die  über  30  %  Katholi- 
ken im  Ober  Engadin  (Bevers  bis  St.  Moritz),  im  Unter 
Engadin  sind  wesentlich  nur  Tarasp  und  Samnaun  katho- 
lisch. Das  letztere  bietet  ein  Beispiel  einer  rein  deutschen 
und  rein  katholischen  Bevölkerung,  eine  Folge  seiner 
Verkehrsverbindung  mit  Tirol,  wohin  ja  dieses  Thal  aus- 
mündet. 

Die  Hauptbeschäftigung  der  Engadiner  ist  Viehzucht 
und  Alpwirtschaft,  für  welche  die  ausgedehnten  Matten 
und  Weiden  eine  ausgezeichnete  Grundlage  gewähren. 
Der  Viehstand  ist  denn  auch  sehr  beträchtlich  und  von 
schönem  Schlag.  Dazu  wird  auch  viel  fremdes  Vieh  auf 
den  Engadiner  Alpen  gesommert,  und  eine 
ganze  Reihe  hochgelegener  Schafalpen  wer- 
aen  an  Bergamasker  Hirten  verpachtet.  In 
Anbetracht  der  Höhenlage  ist  auch  der 
Landbau  nicht  ganz  unbedeutend.  Selbst 
das  Ober  Engadin  hat  noch  einigen  Feld- 
und  Gartenbau.  Im  Unter  Engadin  aber 
nehmen  die  zahlreichen  kleinen  Roggen- 
felder auf  der  Sonnenseite  einen  sehr  be- 
trächtlichen Raum  ein;  Gerste  ^eht  im 
Scarlthal  sogar  bis  1800  m,  und  Birn-  und 
Apfelbäume  finden  sich  noch  bei  Remüs. 
Dazu  kommen  KartofiTeln,  Gemüse,  Hanf  u. 
Flachs  mit  gutem  Ertrag.  Einen  dritten 
grossen  Erwerbszweig  bietet  der  stets  zu- 
nehmende Fremdenverkehr,  dessen  Mittel- 
punkte im  Ober  Engadin  Pontresina,  St. 
Moritz,  Maloja  und  Samaden,  im  Unter 
Ensadin  Schuls  und  Tarasp  sind,  und  der 
mehr  und  mehr  sich  auch  über  fast  alle 
andern  Orte  ausbreitet.  Von  der  Bedeutung 
dieses  Verkehrs  legen  nicht  nur  die  zahl- 
reichen, zum  Teil  sehr  stattlichen  Frem- 
denetablissemente  beredtes  Zeugnis  ab,  son- 
dern auch  die  nicht  weniger  als  7  fahrbaren 
Bergstrassen,  die  das  Engadin  mit  der  übri- 

f^en  Welt  verbinden :  Flüela-,  Albula-,  Ju- 
ier-,  Maloja-,  Bernina-,  Ofenpass-  und 
Finstermünzstrasse,  wozu  noch  eine  Reihe  ziemlich  be- 
gangener Pässe  für  den  Fuss-  und  Saumverkehr  kom- 
men, vne  der  Scaletta  (nach  Davos)  und  der  Casana- 
Sass  (nach  Livigno)  und  viele  andere.  Bald  wird  auch 
ie  Albulabahn  fertig  sein,  die  das  Engadin  mit  dem 
übrigen  Bünden  über  Bergün,  Tiefenkasten  und  Thusis 
verbmden  und  an  die  sich  eine  Linie  nach  dem  Unter  En- 
pdin  anschliessen  wird.  Viele  Engadiner  suchen  ferner 
ihren  Erwerb  im  Ausland,  indem  sie  in  jüngeren  Jahren 
auswandern,  um  als  Konditoren,  Kafl*eewirte  u.  Geschäfts- 
leute verschiedener  Art  ein  oft  nicht  unbedeutendes  Ver- 
mögen zu  erwerben,  mit  dem  sie  dann  in  reiferen  Jahren 
in  ihr  Heimatthal  zurückkehren.  [Dr.  Ed.  Imhof  ] 

ENGADINER  ALPEN  (Kt.  Graubunden,  Bez.  Al- 
bula, Bemina,  Hinterrhein,  Inn,  Maloja,  Münsterthal  und 
Ober  Landc^uart).  Als  Engadiner  Alpen  werden  die  das 
Engadin  einschliessenden  Gebirgsmassen  bezeichnet. 
Durch  dieses  Thal  und  dessen  Rückverlängerunff,  das 
Bergeil,  zerfallen  sie  natürlicherweise  in  die  Nord-  und 
Südengadineralpen,  die  beide  von  SW.-NO.  streichen. 

Die  Nordengadiner  Alpen  erfüllen  den  Raum  zwischen 
dem  Bergell  und  Engadin,  bezw.  Innthal  bis  Landeck  im 
SO.,  dem  Paznauner-  und  obern  Montafonerthal  bis  St. 
Gallenkirch  im  NO.,  dem  Schlappinerjoch,  Klosters,  Wolf- 
gangpass,  Davoser-  und  Albulathal  bis  Thusis  im  NW.  u. 
der  Splügenlinie  von  Thusis  bis  Chiavenna  im  SW. ;  die 
Südengaainer  Alpen  dagegen  umfassen  den  Raum  zwi- 
schen dem  Bergell  und  Engadin  im  NW.,  dem  Pass  über 


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die  Reschenscheideck  von  Finstermänz  bis  Glums  im  NO., 
dem  Stilfserjoch  und  Veltlin  im  SO.  und  S.  und  dem  un- 
tern MaTrathal  bis  Chiavenna  im  SW.  Die  Nordengadiner 
Alpen  teilt  man  durch  den  Flüelapass  (2388  m;  Sus-Da- 
Tos)  oder  durch  den  etwas  nordöstlicher  gelegenen  und 
einfacher  verlaufenden  Flesspass  (2452  m ;  Sus  -  Klosters) 
in  die  sw.  Albulagruppe  und  die  nö.  Silvrettacruppe,  die 
Südengadiner  Alpen  durch  den  Beminapass  (2334  m  ;  Sa- 
maden-Tirano)  in  die  Berninagruppe  im  SW.  und  die 
Ofenpassgruppe  im  NO.  Damach  erhält  man  also  folgende 
Uebersicht  der  Engadiner  Alpen : 

A.  Nordengadiner  Alpen :  f.  Albulagruppe ;  2.  Silvretta- 
gruppe.  B.  Südengadiner  Alpen:  1.  Berninagruppe;  2. 
Ofenpassgruppe. 

Von  diesen  vier  Gruppen  ist  die  Beminagruppe  als  die 
höchste  und  gletscherreichste  des  Kantons  Graubünden 
bereits  in  einem  besondem  Artikel  behandelt  (siehe  Band  I, 
Seite  232-236) ;  Ofenpassffruppe  und  Silvrettagruppe  wer- 
den an  ihrer  alphabetiscn  bestimmten  Stelle  besprochen 
werden,  so  dass  also  hier  nur  noch  die  bis  jetzt  ^nicht 
ausföhrlich  erwähnte  Albulagruppe  zu  besprechen  übrig 
bleibt. 

Die  Albulagruppe  stellt  sich  als  mächtiger  Gebirgswall 
dar,  dessen  Kammlinie  in  geringer  Entfernung  vom  Ber- 


schickt.  Die  drei  Flussgebiete  berühren  sich  am  Piz  Lnn- 
ghino,  zwischen  Maloja  und  Septimer,  einem  zwar  nicht 
sehr  hohen,  aber  aussichtsreichen  Gipfel,  der  einen  be- 
merkenswerten hydrographischen  Knotenpunkt  darstellt^ 
an  dem  die  Gewässer  nach  drei  Stromgebieten  und  drei 
Meeren  sich  scheiden. 

Für  die  Gliederung  der  Albulagruppe  kommt  zunächst 
das  Oberhalbstein  mit  dem  Septimer  m  Betracht,  durch 
welche  fast  genau  von  N.  nach  S.  verlaufende  Thal-  und 
Passlinie  unser  Gebiet  in  einen  sw.  und  einen  nö.  Teil 
zerfällt.  Der  erstere  umschliesst  hauptsächlich  das  Aver- 
serthal und  kann  darum  als  Averser^uppe  bezeichnet 
werden.  In  eijg^entümlich  gewundener  Linie  zieht  diese  von 
den  Suretta hörnern  bei  Splu^en  zuerst  annähernd  s.  zum 
Piz  Stella  (3129  m),  dann  ö.  bis  an  den  Septimer,  dann  in 
einem  Bogen  nw.  über  den  Piz  Platta  zum  Piz  Grisch,  der 
den  Surettahörnern  wieder  ganz  nahe  ist,  so  dass  das 
Averserthal  hier  nur  einen  engen,  schluchtförmigen  Aus- 
gang findet,  während  es  weiter  hinten  mit  mehreren 
Armen  sich  facherartip[  ausbreitet.  Aus  der  Gegend  des  Piz 
Grisch  zieht  der  Gebirgskamm  direkt  nach  N.  über  den 
Piz  Curver  in  die  Thalgabel  zwischen  Viamala  und  Schyn. 
Durch  den  Pass  vom  Septimer  über  die  Forcellina  nach 
Avers  zerfällt  dieser  gewundene  Gebirgsbogen   in  zwei 


Engadiner  Alpen,  vom  Schafberg  aus. 


ffell  und  Engadin  vom  Piz  Stella  im  SW.  zum  Flüela 
Weisshorn  im  NO.  zieht  und  der  mit  steilen  Wänden  zu 
den  genannten  Thälern  abfällt,  während  die  entgegen- 
gesetzte Abdachung,  durch  zahlreiche  Thäler  vielfach  ge- 
gliedert, allmähliger  sich  gegen  das  Davoser-,  Albula-  und 
Hinterrheinthal  senkt.  Die  steile  SO.-Abdachung  ist  wenig 
gegliedert,  nur  kleine  Thäler  schneiden  in  dieselbe  ein, 
80  dass  blos  kurze  Seitenrippen  sich  bilden.  Nur  das  Val 
Bever,  das  Val  Sulsanna  und  das  Val  Susasca  freifen 
etwas  tiefer  in  den  Gebirgskörper  ein  und  bewirken  an 
ihren  Hintergehängen  ein  Ausbiegen  des  wasserscheiden- 
den Kammes,  der  sonst  sich  immer  ganz  nahe  ans  Ber- 
gell  und  Engadin  hält.  Dagegen  weist  die  NW.-Seite  eine 
Reihe  langer  und  ständig  bewohnter  Thäler  auf:  Avers 
mit  seinen  Seitenthälem  (Val  Bregalga,  Madriserthal  und 
Val  di  Lei),  das  Oberhalbstein,  das  Albulathal  von  Filisur 
an  aufwärts  und  die  Seitenthäler  von  Davos  (das  Sertig-, 
Dischma-  und  Flüelathal).  Der  Abstand  von  Tiefenkastei 
bis  zum  Septimer-  und  Julierpass  beträgt  z.  B.  je  etwa 
30  km,  von  da  hinab  ins  Bergeil  und  Engadin  aber  nur 
5  km.  Aehnliche  Verhältnisse  finden  wir  im  Averser-  und 
Albulathal.  Erst  gegen  das  nö.  Ende  werden  die  Differen- 
zen zwischen  den  beiden  Abdachungen  weniger  gross. 

Die  ganze  breite  NW.-Seite  entwässert  sich  zum  Rhein, 
während  die  schmale  SO.-Seite  ihre  kurzen  Bäche  teils 
durch  den  Inn  zur  Donau,  teils  durch  die  Maira  zum  Po 


Glieder,  die  man  als  die  Gruppen  des  Piz  Stella  und 
des  Piz  Platta  bezeichnen  mag,  jene  links  oder  w.  und  s. 
von  Avers,  diese  rechts  oder  o.  von  Avers  und  Schams. 
Der  Piz  Stella  ist  zwar  in  seiner  Gruppe  nicht  der  höchste, 
aber  der  zentralste  Gipfel,  der  Scheitel  des  dortigen  Ge- 
birgswinkels.  Die  vom  Septimer  nö.  folgende  (jiebirgs- 
masse  bis  zum  Flüela-  resp.  Flesspass  ist  die  Albulagruppe 
im  engern  Sinn,  die  sich  fast  ausschliesslich  zur  Albula 
entwässert.  Durch  den  Albula-  und  Sertigpass  teilen  wir 
sie  in  drei,  wieder  mehrfach  verzweigte  Abschnitte,  die 
nach  ihren  Hauptgipfeln  als  die  Gruppen  des  Piz  d'Err, 
des  Piz  Kesch  und  des  Piz  Vadret  bezeichnet  werden.  So- 
mit erhalten  wir  folgende  Uebersicht  der  Albulagruppe 
im  weitem  Sinne:  I.  Aversergruppe :  1.  Gruppe  des  Piz 
Stella ;  2.  Gruppe  des  Piz  Platta.  II.  Albulagruppe  im 
engern  Sinn:  1.  Gruppe  des  Piz  d'Err;  2.  Gruppe  des 
Piz  Kesch ;  3.  Gruppe  des  Piz  Vadret. 

Die  Gruppe  des  Piz  Stella  fällt  nach  W.  und  S.  steil 
zu  den  Thatem  des  Liro  und  der  Maira  ab,  während  die 
Abdachung  gegen  Avers  viel  sanfter  geneigt  und  durch 
eine  Reihe  von  Thälern  in  mehrere  Ketten  gegliedert  ist. 
Die  am  Piz  Stella  rechtwinklig  gebogene  Hauptkette  be- 
ginnt im  NW.  mit  dem  breiten,  mehrgipfeligen  Stock  der 
Surettahömer  zwischen  dem  Splugenpass  einerseits  und 
dem  Val  d'Emet  und  dem  Passo  di  Madesimo  andererseits. 
Obwohl  nicht  das  höchste,  ist  er  doch  das  am  stärksten 


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vergletscherte  Glied  dieser  Gruppe.  Der  Surettagletscher 
senkt  sich  durch  das  gleichnamige  Thal  nach  N.  und  ist 
der  einzige,  der  eine  grössere  Eiszunge  bildet.  Bemer- 
kenswert ist  der  nach  NO.  über  das  Hirli  streichende 
Kamm  durch  seine  Eisenerze,  die  früher  in  einer  grös- 
sern Eisenschmelze  zwischen  Ausser  und  Inner  Ferrera 
verhüttet  wurden.  Jenseits  des  Passo  di  Madesimo  folgt 
der  Piz  Timun,  mit  3201  m  der  höchste  Gipfel  der  Gruppe, 
dann  der  Piz  Groppera  (2934  m)  und  weiter  der  Piz  Stella 
(3129  m,  oder  nach  der  italienischen  Karte  3162  m),  der 
Eck-  und  Zentralpunkt  der  Gruppe,  eine  schöne  weit- 
schauende, aber  selten  besuchte  Pyramide,  die  sich  hoch 
über  dem  Thalwinkel  von  Chiavenna  erhebt  (frühergaben 
ihr  die  Karten  irrtümlicherweise  die  für  diese  Lage  ganz 
ungewöhnliche  Höhe  von  3406  m).  In  dem  von  hier  nach 
0.  streichenden  Kamm  sind  die  Cima  di  Lago  (3015  und 
3082  m),  der  Piz  Gallegione  (3135  und  3110  m),  der  Piz 
della  Duana  (3133  m),  das  Gletscherhorn  (3106  m),  der 
Piz  Piolt  (3040  m)  und  Piz  della  Forcellina  oder  Piz  di 
Val  Turba  (3023  m)  die  HauptLrjpfel.  Davon  sind  der  Piz 
Gallegione  und  der  Piz  della  Duana  herrliche  Aussichts- 
punkte, die  in  neuerer  Zeit  öfteren  Besuch  erhalten.  Die 
Vergletscherung  ist  hier  überall  gering  und  beschränkt 
sich  auf  einige  nach  N.  geneigte  Hängegletscher.   Auch 


Schöne  Marmorlager  finden  sich  z.  B.  im  untern  Teil  des 
Madriserthals  und  von  da  abwärts.  Das  Bett  des  Averser- 
rhein und  die  nach  Cresta  führende  Strasse  sind  auf  län- 
gern Strecken  in  diese  Marmore  eingeschnitten  und  er- 
halten dadurch  einen  besondern  Reiz. 

Von  ganz  anderer  Beschaffenheit  ist  die  Kette  des  Piz 
Platta,  die  als  mächtiger  Wall  zwischen  dem  Oberhalb- 
stein einerseits  und  den  Thälern  von  Avers  und  Schams 
andererseits  sich  erhebt.  In  der  s.  Hälfte,  von  der  Forcel- 
lina bis  zum  Piz  Grisch,  überschreiten  noch  zahlreiche 
Gipfel  3000  m,  unter  ihnen  der  gewaltige  Piz  Platta  mit 
3386  m,  eine  der  schönsten  und  stolzesten  Berggestalten 
Graubündens.  Ihn  begleiten  als  ebenfalls  mächtiffe  Tra- 
banten das  Jupperhorn  (3151  m),der  Mazzerspitz  (3161  m), 
der  Piz  Scalolta  (3003  m),  der  breite,  mehrgipfelige  Aver- 
ser Weissberg  (3041  und  3044  m),  der  Piz  Grisch  (3048  m) 
und  die  wild  zerrissenen  Gestalten  des  Piz  Forbisch 
(3258  m)  und  Piz  d'Arblatsch  (3204  m),  zum  Teil  in  der 
Hauptkette  selber,  zum  Teil  in  kurzen  Auszweigungen 
derselben  stehend.  Weiter  n.  nimmt  die  Gipfelhöhe  ab,  und 
die  Bergformen  nehmen  im  Ganzen  einen  sanfteren  Cha- 
rakter an,  besonders  auf  der  Oberhalbsteinerseite,  wo  sie 
in  breiten  Terrassen  und  Wald-  und  Rasenhängen  auf- 
steigen. Nach  W.  freilich,  gegen   Schams,  brechen   sie 


Pia  Julier 


Piz  d'Err 


Piz  d'i£la 


Engadiner  Alpen,  vom  Piz  Laoguard  aus. 


die  vier  nach  N.  ziehenden  Seitenkelten  überschreiten  in 
ihren  s.  Teilen  noch  öfter  3000  m  und  sind  dort  mit  klei- 
nern Gletschern  geschmückt,  so  an  der  Cima  di  Sovrana 
(3060  m)  und  am  Blesehorn  (3048  m)  in  der  Kette  zwischen 
Val  di  Lei  und  Madriserihal.  Mehrere,  zum  Teil  ziemlich 
stark  begangene  Pässe  führen  aus  diesen  Thälern  nach 
dem  Bergell  und  nach  Italien.  Die  niedrigsten  sind  der 
schon  erwähnte  Passo  di  Madesimo  (22b0  m)  und  der 
Stellapass  (2276  m),  erslerer  von  Inner  Ferrera  oder  Ca- 
nicül  durch  das  val  d'Emel  nach  dem  Kurort  Madesimo 
in  einem  Seitenthal  des  italienischen  Val  S.  Giacomo  s. 
vom  Splügen,  letzterer  aus  dem  Val  di  Lei  nach  Chiavenna 
führend.  Touristisch  von  besonderem  Interesse  sind  auch 
die  Forcella  di  Prassignola  (2720  m)  und  der  Duahapass 
(ca.  2800  m)  als  die  kürzesten  Uebergänge  von  Avers-Cresla 
nach  Soglio  und  damit  ins  untere  Bergell,  ersterer  durch 
das  Madriserihal,  letzterer  durch  das  Bregalgathal.  Alle 
diese  Pässe  steigen  relativ  sanft  von  N.  an  und  fallen  mit 
grosser  Steilheit  nach  S.  In  wenigen  Stunden  führen  sie 
liier  aus  der  Fels-  und  Schneeregion  nach  den  warmen 
Gefilden  der  Kastanienwälder  und  Weinberge.  —  In  der 
Hauptsache  besteht  dieser  ganze  Gebirgsabschnitt  aus 
Gneis  und  krystallinen  Schiefern.  Nur  in  den  südöst- 
lichsten Partien,  etwa  von  Cresta  an  gegen  den  Septimer, 
setzen  sich  an  deren  Stelle  Sedimentgesteine,  die  dem 
vielgestaltigen  und  wohl  auch  verschiedenalterigen  Kom- 
plex der  Bündner  Schiefer  zugeteilt  werden.  Graue  und 
Srüne  Schiefer,  Kalke  und  Marmore,  Serpentine  und  an- 
ere  Gesteine  zeigen  sich  da  in  mannigfaltigem  W^echsel. 


immer  noch  in  mächtigen  Felsabstürzen  ab.  Der  Haupt- 
gipfel ist  hier  der  Piz  Curver  (2975  m);  nach  W.  springt 
der  Piz  la  Tschera,  nach  0.  der  eigentümlich  kraterartig 
gestaltete  Piz  Toissa  vor,  und  den  n.  Abschluss  bildet  die 
MuttnerhÖhe,  von  der  man  das  ganze  Domlesch^  über- 
schaut. Im  hintern  Teil  der  Kette  sind  eine  Reihe  von 
Pässen  zu  nennen,  die  das  Averserthal  mit  dem  Oberhalb- 
stein verbinden.  Von  Touristen  am  meisten  benutzt  wird 
die  Forcellina  (2673  m),  die  von  Avers-Cresta  über  Juf, 
das  höchste  ständig  bewohnte  Dörfchen  der  Schweiz 
(2133  m,  d.  h.  Pilatushöhe),  direkt  nach  dem  Septimer 
führt,  von  wo  man  dann  über  den  Lunghinopass  (2635  m) 
nach  dem  Maloja  und  ins  Engadin  gelangt.  Es  ist  dies  die 
kürzeste  Verbindung  dieses  Thaies  mit  Avers.  Fast  von 
der  Höhe  der  Forcellina  führt  die  Fuorcla  di  Valetta  nach 
Stalla  im  Oberhalbstein.  Der  Hauptpass  dorthin  ist  aber 
der  Stallerberg  (2584  m),  der  ebenfalls  von  Juf  ausgeht 
und  vor  der  Erstellung  der  neuen,  aus  dem  Schams 
heraufkommenden  Strasse  einen  Hauptzugang  zum 
Averserthal  bildete.  Die  übrigen  Bergübergänge,  wie  das 
Fallerjoch  von  Avers  nach  Mühlen,  das  Slarlerajoch  und 
das  Sclimorrasioch  von  Inner-  und  Ausser  Ferrera  nach 
dem  vordem  Oberhalbstein  haben  nur  geringe  Bedeulun^f. 
—  Sehr  eigentümlich  und  mannigfaltig  sind  die  geologi- 
schen Verhältnisse  dieses  Gebirgsabschnittes.  Graue  und 
grüne  Schiefer,  Serpentin,  Diorit,  Gabbro,  verschiedene 
Kalke,  Dolomit,  Marmor,  Gips,  Rauchwacke  und  andere 
Gesteine  sind  bunt  durcheinander  gewürfelt.  Der  Piz 
Platta  z.  B.  besteht  in  der  Hauptsache  aus  Grünschiefer, 


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17 


der  Avener  Weissberg  hart  daneben  aus  Triaskalken, 
die  stellenweise  in  Marmor  umgewandelt  sind,  Piz  For- 
bisch  und  Piz  d'Arblatsch  aus  grauem 
Bündnerschiefer,  der  Piz  Grisch  wieder 
aus  Kalk ;  weiter  n.  im  Gebiet  des  Piz 
Curv^r  dominiert  der  Bündnerschie- 
fer,  aber  hart  daneben  baut  sich  der 
Piz  Toissa  aus  Kalk  und  Dolomit  auf. 
Diorit,  Gabbro,  Serpentin  finden  sich 
an  verschiedenen  Stellen,  so  im  Val 
Nandro  und  Val  Bercla,  meist  mit  Grun- 
schiefer  verbunden  und  oft  in  diesen 
übergehend,  Serpentin  in  so  grosser 
Ausdehnung,  dass  er  mancherorts 
förmlich  als  Grundgebirge  erscheint. 
Auch  der  fiofnagneis  und  der  Talk- 
guarzit  des  Suretlastocks  tritt  auf  der 
Strecke  von  Inner  Ferrera  bis  Andeer 
auf  die  rechte  Thalseite  und  damit  in 
die  Kette  des  Piz  Platta  über,  hier 
mehrfach  von  Rötidolomitu.  Bündner- 
schiefer umrandet.  Ein  anderes  grob- 
kömiges  Silikatgestein  hat  nach  seiner 
Hauptfundstelle,  der  Alp  Taspin  nw. 
vom  Piz  Cuhver,  den  Namen  Taspinit 
erbalten.  Darin  finden  sich  Bleifflanz, 
Fahlerz,  auch  Kupferkies  und  Malachit,  die  in  frühe- 
ren Zeiten  ausgebeutet  wurden.  Auch  sonst  ist  dieser  Ge- 
birgsabschnitt  durch  Vorkommnisse  von  Erzen  ausge- 
zeichnet. Die  Alp  Schmorras  im  Hinlergrund  des  Val 
Nandro  z.  B.  und  der  Piz  Starlera,  ein  Vorgipfel  des  Piz 
Grisch,  haben  nicht  unbeträchtliche  Eisenlager,  und  noch 
sieht  man  unten  zwischen  Ausser  und  Inner  Ferrera  die 
Ruinen  der  Eisenschmelzen,  wo  diese  und  andere  Erze 
der  Geeend  einst  verarbeitet  wurden. 

Die  Gruppe  des  Piz  d'Err  erfüllt  den  Raum  zwischen 
dem  Obernalbstein  und  dem  Septimer  im  W.,  dem  Al- 
bulathal  und  Albulapass  im  N.  und  NO.  und  dem  Ober 
Engadin  im  SO.  Von  den  fünf  Abteilungen  der  Albula- 
gruppe  ist  sie  die  zentralste  und  flächensrösste  u.  zugleich 
diejenige,  welche  die  grösste  mittlere  Höhe  und  die  grösste 
Vergletscherung  aufweist.  Ihr  höchster  Gipfel,  der  Piz  del- 
las  Calderas,  erreicht  zwar  mit  3393  m  nicht  ganz  die  Höhe 
des  Piz  Kesch  (3420  m)  u.  des  Piz  Platta  (3398  m).  Aber  von 
den  101  Gipfeln  der  Albulagruppe,  die  3000  m  übersteigen, 
fallen  36  allein  auf  die  Errgruppe,  von  7  Gipfeln  mit  über 
3300  m  5  auf  die  Errgruppe  und  nur  je  einer  auf  die 
Gruppen  des  Piz  Kescn  und  des  Piz  Platta.  Das  Mittel 
aus  den  10  höchsten  Gipfeln  der  Errgruppe  ergibt  3303  m, 
dasjenige  aus  den  10  höchsten  der  Keschgruppe  d 


,     ^  -    A  *  '  dagegen 

nur  3157  m,  also  fast  150  m  Differenz  zu  Gunsten  der 
erstem.  Auch  die  Vergletscherung  ist  in  der  Errgruppe 
grösser  als  in  den  übrigen  Gliedern  des  Albulageoietes. 
Doch  kommt  ihr  die  Keschgruppe  darin  allerdings  nahe. 
Dabei  zeigt  die  Errgrappe  eine  bemerkenswerte  Eisen- 
tömlichkeit  in  der  Verteilung  der  Gletscher.  Dieselben 
halten  sich  nämlich  fast  ausschliesslich  an  die  0.-  und 
N.-Seite  des  Gebirges,  während  die  W.-  und  S.-Seite  fast 

Sauz  von  Gletschern  entblösst  sind.  Da  der  llauptkamm 
er  Grappe  sich  im  Ganzen  von  S.  nach  N.  erstreckt,  so 
erscheint  die  O.-Seite  als  ein  eigentliches  Schnee-  und 
Eisgebirffe,  eine  Sierra  Nevada,  während  die  W.-Seite  sich 
als  ein  ebenso  typisches  Felsengebirge  darstellt.  Es  spie- 
gelt sich  darin  der  äussere  Bau,  das  Relief  des  Gebirges. 
Die  O.-Seite  weist  eine  Reihe  hochgelegener  Terrassen 
und  Mulden  auf,  wo  der  Firn  sich  sammeln  und  allmählig 
in  Gletscher' umwandeln  kann,  während  die  W.-Sei(e  in 
steilen  Felswänden  abbricht,  die  den  Schnee  nicht  festzu- 
halten vermögen.  Erst  in  der  Tiefe,  weit  unter  der  Schnee- 
grenze, treffen  wir  auch  hier  auf  ausgedehnte  Terrassen, 
die  aber  mit  Weiden  bestanden  sind,  wie  z.  B.  diejenige 
von  Flex  über  Mühlen  im  Oberhalbstein.  Die  meisten  Glet- 
scher senken  sich  vom  Hauptkamm  konzentrisch  in  das 
ö.  verlaufende  Val  Bever.  Eine  geringe  Verlängerung  der- 
selben würde  genügen,  um  sie  zu  einer  einzigen  grossen 
Zunge  zusammenlaufen  zu  lassen,  wie  dies  m  früheren 
Zeiten  der  Fall  war.  Mehrere  bogenförmig  quer  durch  das 
Val  Bever  verlaufende  Moränen  deuten  noch  die  einstige 
grössere  Ausdehnung  des  Gletschers  und  dessen  etappen- 
weisen Rückzug  an.  Jetzt  sind  nur  noch  die  obern  Arme 


ohne  gemeinsame  Zunge  vorhanden.  Ein  grosserer  Glet- 
scher, der  Errgletscher,  fallt  in  prächtigen  Terrassen  nach 


Errgruppe  in  den  Engadiner  Alpen,  Vüm  Pis  Ot  gesehen. 


N.  in  das  zum  Oberhalbstein  ausmündende  Val  d'Err,  und 
auch  hier  deuten  weit  vorgeschobene  Moränen  auf  einst 
viel  grössere  Ausdehnung  des  Gletschers  mit  grosser  Zun- 
genbildung  an. 

Die  Erraruppe  ist  orographisch  und  geologisch  reich  ge- 
ffliedert.  Zunächst  ist  das  Kalk-  und  Dolomitgebirge  der 
Uergünerstöcke  im  N.  von  der  granitischen  Zentralmasse 
im  S.  zu  trennen.  In  jenem  erheben  sich  die  stolzen  Ge- 
stalten des  Piz  d'Aela  73340  m),  des  Tinzenhorns  (3179  m) 
und  des  Piz  Michel  (3163  m)  nebst  einigen  unbedeuten- 
deren Gipfeln  und  Kummen.  Eine  Linie  von  Tinzen  im 
Oberhalbstein  durch  das  Val  d*Err  und  die  Fuorcla  da 
Tschitta  (ca.  2900  m)  nach  Naz  an  der  Albulastrasse  trennt 
sie  von  der  Zentralmasse  des  Piz  d*Err.  Diese  beginnt  mit 
der  kleinern  Kette  des  Piz  Saiteras  (3114  m),  in  der  sich 
der  Gesteinswechsel  vollzieht.  An  der  Fuorcla  da  Muliz 
(^74  m)  biegt  sie  sw.  und  w.  um  und  steigt  dann  rasch 
zu  der  Firnkuppe  des  Piz  d'Err  (3383  m)  empor.  Von  da 
zieht  sie  sich  als  gewaltige  Gebirgsmauer  geradlinig  nach 
S.  über  den  Piz  dellas  Calderas  (3393  m)  und  die  Cima 
da  Flex  (3287  m)  zum  Piz  d'Agnelli  (3206  m)  und  schliess- 
lich im  Bogen  so.  zum  Piz  Suvretta  (3074  m)  und  Piz 
Julier  (338o  m).  Dies  ist  das  durch  Gipfelhöhe  und  starke 
Vergletscherung  ausgezeichnete  Stammstück  der  Err- 
gruppe, dem  sich  ihre  übrigen  Glieder  anschliessen.  Vom 
Piz  d  Err  zieht  sich  die  lange  schmale  Kette  der  Crasta 
Mora  zwischen  Albulastrasse  Und  Val  Bever  nach  0.  Schär^ 
fer  vom  Stammstück  durch  tiefe  Einschnitte  getrennt  sind 
die  kleineren  Gruppen  des  Piz  Ot  (3249  m|  und  des  Piz 
Lagrev  (3168  m),  jene  s.  vom  Val  Bever,  diese  zwischen 
Juherpass  und  Seplimer.  In  letzterer  erhebt  sich  nebep 
andern  Gipfeln  der  Piz  Lunghino  (2784  m)  über  dem  Ma- 
lojapass,  der  mit  dem  Piz  Julier  und  Piz  Ot  zu  den  schöns- 
ten und  besuchtesten  Aussichtspunkten  des  Ober  Enga- 
dins  gehört.  Oft  wird  die  ganze  Bergwand  auf  der  linken 
Seite  des  Ober  Engadin  vom  Maloja  und  vom  Septimer 
bis  zum  Albulapass  als  Juliergebirge  zusammengefasst. 
Dieser  Name  bezeichnet  also  den  dem  Engadin  zugekehrt 
ten  Teil  der  Errgruppe.  Er  präsentiert  sich  als  ein  präch- 
tiges Gebirge  mit  vielen  stolzen  Gipfelformen,  unter  wel- 
chen der  Piz  Julier,  auch  etwa  Piz  Munteratsch  genannt, 
durch  zentrale  Stellung,  Höhe  und  kühne  Gestalt  den 
ersten  Rang  einnimmt.  Er  baut  sich  aus  einem  schönen 
grünen  Granit  auf,  der  auch  sonst  in  diesem  Gebirge  weit 
verbreitet  ist  und  als  Julier-  oder  Albulagranit  bezeichnet 
wird.  Dazwischen  finden  sich  noch  manche  andere  Ge- 
steine, besonders  auch  Sedimente  der  Verrucano-,  Trias- 
und  Liasgruppe.  Eine  eigentümliche  Ausbildung  zeigen 
die  V&rrucanogesteine  im  Val  Saluver  und  am  Piz  Nair 
über  St.  Moritz  und  von  da  bis  zum  Piz  d'Agnelli.  Dieses 
«  Saluvergestein  »  besteht  aus  einer  grünlichen  und  roten 
talkigen  Grundmasse  mit  eingebettetem  Quarz,  Glimmer, 
Feldspat  etc.  Damit  wechseln  schieferige  La^en  von  feine- 
rem Korn,  dann  gröbere  Sandsteine  und  Konglomerate, 

GEOGR.  LEX.  46  —  II  —  2 


18 


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gelblich  an^ewitterter  Rötidolomit  und  rote  und  ^rüne 
Quarlenschiefer.  Kalke  und  Dolomite  der  Trias  streichen 


Engadiner  Alpen,  vom  Kühalphorn  gesebeo. 

vom  Piz  Padella  und  den  zackigen  Trais  Fluors  (Drei  Blu- 
men) über  Samaden  w.  und  sw.  zum  Suvrettapass,  Com 
Alv  und  Piz  Bardella.  Mit  ihnen  verbinden  sich  auch 
Liasgesteine.  Vom  Oberhalbstein  streichen  Serpentin  und 
grüne  Schiefer  über  den  Lunghinopass  bis  an  den  Sil- 
sersee.  So  erscheint  das  Juliergebirge  strichweise  aus 
sehr  manigfaltigen  Gesteinen  zusammengesetzt  und  dem 
entsprechend  auch  vielgestaltig  in  seinen  äussern  Formen. 
Im  grossen  und  ganzen  herrschen  aber  doch  die  Granite 
so  sehr  vor,  dass  die  Zenlralmasse  des  Piz  d'Err  als  ein 
typisches  Granitgebirge  bezeichnet  werden  muss,  dem  die 
n.  vorgelagerten  Bergünerstöcke  als  ebenso  typisches  Kalk- 
und  Dolomitgebirge  gegenüber  stehen. 

Die  Gruppe  des  Piz  Kesch  wird  von  den  Nachbargrup- 
pen getrennt  durch  den  Albulapass  und  das  obere  Albula- 
thal  einerseits  und  das  Sulsannathal,  den  Sertigpass  und 
das  Sertigthal  andererseits.  Im  SO.  stösst  sie  nur  auf 
einer  kurzen  Linie  von  Ponte  bis  Capella  an  das  Engadin, 
im  NW.  auf  einer  längern  Linie  von  Filisur  bis  Frauen- 
kirch an  das  Landwasserlhal.  Auch  die  Keschgruppe  glie- 
dert sich  in  eine  reichvergletscherte  Zentralmasse  mit 
hochragenden  Gipfeln  und  in  vorliegende  Ne- 
benketten mit  geringerer  Höhen-  und  Glet- 
scherentwicklung.  Die  trennende  Linie  geht  von 
Bergün  durch  das  Val  Tuors  und  über  die  Bergü- 
ner  Furka  (2812  m)  nach  dem  Sertigthal  und 
Davos.  Die  Zentralmasse  besteht  aus  einem  gros- 
sen, nach  NW.  geöffneten  Gebirgsbogen,  der  von 
der  Alp  Fontauna  im  Val  Sulsanna  nach  SW., 
dann  nach  W.  bis  zum  Albulathal  zieht.  Ihm 
entragen  der  Piz  Val  Müra  (3149  und  3164  m), 
der  Piz  Kesch  (3420  m),  der  Piz  Blaisun  (3204 
m),  der  Piz  Uertsch  (3273  m)  und  einige  andere 
unbedeutendere  Gipfel.  Die  Fuorcia  Pischa  (2802 
m),  zwischen  Piz  Kesch  und  Piz  Blaisun,  trennt 
ihn  in  einen  nö.  streichenden,  aus  Gneis  auf- 
gebauten und  in  einen  w.  streichenden,  aus 
Trias-  und  Liaskalken  bestehenden  Ast.  Beide 
Zweige  fallen  steil  nach  SO.  und  S.  zum  Enga- 
din  und  Albulapass,  weniger  steil  nach  NW.  und 
N.  ab.  In  kurzen  Auszweigungen  ge^en  das  En- 
gadin  und  Val  Sulsanna  erheben  sich  der  Piz 
Viluoch  (3042  m),  der  Piz  la  Virogla  (3062  mj  und 
der  Piz  Griatschouls  (2973  m),  letzterer  mit  ei- 
nem eigentümlichen  grünlich  grauen  Granit.  Die 
Gletscher  lagern  sich  hauptsächlich  der  N.- 
Seite des  genannten  Gebirgsbogen«  an.  Vor  allen 
zeichnet  sich  hier  der  Vadret  da  Porchabella 
durch  Grösse  und  Schönheit  aus,  über  den  die 
Hauptroute  auf  den  Piz  Kesch  führt  und  an 
N.-Rand  die  Keschhütte  des  S.  A.  C.  steht 


zwei  verschiedenen  Stromgebieten,  nämlich  einerseits 
durch  das  Val  Tuors  zur  Albula  und  zum  Rheingebiet, 
andererseits  durch  das  Val  Sulsanna  zum 
Inn  und  zum  Donaugebiet.  Dem  Haupt- 
gebii^sbogen  sind  n.  zwei  Jdeinere, 
ebenfalls  npch  krystalline  Gebirgsstöcke 
vorcelagert:  der  der  Cima  da  Tisch 
(2880  m)  nw.  vor  dem  Piz  Uertsch  und 
der  des  Piz  Forun  (3056  m)  n.  vor  dem 
Piz  Kesch. 

Die  Vor-  oder  Nebenketten  der  Kesch- 
gruppe sind  fast  reine  Kalkgebirge.  Nur 
an  ihrer  Basis  treten  noch  Gneis  und 
krystalline  Schiefer  hervor.  Im  Uebri- 

§en  bauen  sie  sich  aus  den  verschie- 
enen  Schichten  der  Trias  auf,  unter 
welchen  besonders  Hauptdolomit  und 
Plattenkalk  hervorragen.  An  manchen 
Stellen  geben  die  verschieden  gefarbteu 
Schichten  dem  Gebirge  ein  schön  be- 
bändertes Aussehen,  und  es  lassen  sich 
dann  die  vielfach  auf-  und  absteigenden 
Falten  schon  aus  grösserer  Entfernung 
erkennen :  so  besonders  auf  der  S.-Seite 
des  Hoch  Ducan.  Diese  Vorberge  bilden 
zwei  Ketten:  die  Ducankette,  die  gerad- 
linig von  NO.  nach  SW.  streicht,  und 
die  Monsteiner kette,  die  in  einem  nw. 
geöffneten  Bogen  das  Monsteinerthal  umzieht.  Voneinander 
sind  sie  getrennt  durch  das  Ducan-  u.  Stulserthal  u.  den 
beide  verbindenden  Ducanpass  (2671  m).  Die  Ducankette 
bildet  einen  hohen,  schmalen,  stark  gescharteten  Grat  von 
ausserordentlicher  Wildheit,  dessen  Flanken  von  ungeheu- 
ren Schutthalden  bedeckt  sind,  wie  dies  für  Dolomitgebirge 
charakteristisch  ist.  Unter  den  Gipfeln  ragen  besonders  der 
Hoch  Ducan  (3066  m),  das  Plattenhorn  (3018  m),  der  Glet- 
scher Ducan  (3020  m)  u.  der  Piz  Ravigliel  (3038  m)  hervor. 
Das  SW.-Ende  der  Kette  bildet  die  breite  lUisenkuppe  des 
Cuolm  da  Latsch  (2290  m)  über  Bergün,  das  NÖ.-Ende 
das  Mittaghorn  (2728  m),  das  mit  Plattenhorn  und  Hoch 
Ducan  zusammen  das  Sertigthal  wirkungsvoll  abschliesst. 
Die  Hauptgipfel  der  Monsteinerkette  sind  das  Leidbach- 
horn  (2912  m),  das  ;£lplihom  (3010  m),  das  Krachenhorn 
(2894  m),  das  Bühlenhom  (2811  m)  und  der  mehrhöcke- 
rige Stulsergrat  (2680  und  2622  m)  mit  der  aussichtsrei- 
chen Muchetta  (2627  m)  über  Filisur.  Das  /Elplihorn 
zählt  zu  den  schönsten  Aussichtspunkten  von  Davos  und 
rivalisiert  in  dieser  Beziehung  mit  dem  berühmten 
Schwarzhorn  am  Flüelapass. 


Pis  d*Aela  in  den  Eagadiner  Alpen,  vom  Tinzenhorn  aus. 


dessen 
Eigentüm- 
lich   ist   diesem  Gletscher  auch  die  Entwässerung  nach 


Die  Gruppe  des  Piz  Vadret  wird  von  der  Keschgruppe 
durch  den  äertigpass,  von  der  Silvrettagruppe  durch  den 
Süserpass  getrennt.  Sie  besteht  aus  einer  grossen,  stark 


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verf^letscherten  Zentralmasse  und  drei  langen,  nach  NW. 
streichenden  Verzweigungen,  den  Ketten  des  Kühalp- 
homs,  des  Schwarzhoms  und  des  Weisshoms.  Von  der 
Zentralmasse  werden  diese  Seitenzweige  getrennt  durch 
den  Scalettapass,  den  Grialetschpass  und  den  Flüelapass. 
Die  ersteren  zwei  Pässe  gehen  beide  vom  Dischmathal  aus 
und  zwar  der  Scalettapass  s.  ins  Val  Sulsanna,  der  Gri- 
aletschpass  ö.  ins  Val  Susasca.  Auch  hier  fällt  die  S.-Seite 
der  Zentralmasse  steiler  ab  als  die  N.-Seite  ;  an  die  letz- 
tere lagern  sich  eine  Reihe  grösserer  Gletscher,  unter 
welchen  der  Grialetschgletscher  der  grÖsste  ist.  An  ihn 
schliesst  sich  nach  0.  der  flachlagernde  Sarsuragletscher, 
nach  W.  der  Vallor^iagletscher  und  die  beiden  Scaletta- 
gletscher.  Dieses  weite  Gletscherrevier  wird  überrag  von 
einem  mächtigen  wo.  ziehenden  Felskamm,  der  mit  sei- 
nen Türmen  und  Scharten  den  Anblick  einer  riesigen 
Zinnenmauer  gewährt  und  von  zwei  gewaltigen  Bastionen 
flankiert  wird,  dem  doppeltürmigen  Piz  Vadret  (3226  und 
3221  m)  im  W.  und  dem  flmgekrönten  Piz  Sarsura 
(3176  m)  im  O.  Von  letzterm  springen  der  Piz  d'Urezza 
(2910  m)  ö.  gegen  Zemez,  der  Piz  del  Ras  (3036  m)  nach 
NO.  gegen  das  Val  Flüela  (Susascathal)  vor.  An  den  Piz 
Vadret  schliessen  sich  der  Piz  Grialetsch  (3131  m)  und 
das  Scalettahorn  (3068  m)  an,  von  welchen  der  Grosse 
Scalettagletscher  in  schönen  Terrassen  gegen  das  Disch- 
mathal föllt. 

Auch  die  nach  NW.  streichenden  Seitenketten  weisen 
in  ihren  s.  Teilen  noch  kleinere  Gletscher  und  einige 
Gipfel  von  über  3000  m  Höhe  auf.  Diejenijg^e  des  Kühalp- 
homs  bildet  die  Scheidewand  zwischen  dem  Serti^-  und 
Dischmathal.  An  das  Kühalphom  (3081  m),  zwischen 
Sertig-  und  Scalettapass,  schliessen  sich  das  Augsten- 
höran  (3030  m),  das  Bocktenhorn  (3047  m)  und  das  Sat- 
telhom  (2960  m).  Dann  nimmt  die  Höhe  über  Gefroren 
Hopn  (2750  m),  Wuoslhom  (2824  m)  etc.  rasch  ab,  um 
mit  dem  Jakobshom  gegenüber  Davos  Platz  auf  2594  m 
zu  sinken.  Die  Kette  des  Schwarzhoms  zwischen  Disch- 
ma-  and  Flüelathal  schliesst  sich  beim  Grialetsch pass  an 
die  Zentralmasse  an.  Ihr  höchster  Gipfel,  das  Schwarz- 
horn  (3150  m)  am  Flüelapass,  ist  eine  hochragende  stolze 
Pyramide  und  einer  der  berühmtesten  und  besuchtesten 
Aussichtspunkte  Graubündens.  Ihn  umaeben  noch  einige 
ebenfalls  über  3000  m  hohe,  aber  wenig  beachtete  Spitzen, 
wie  der  Radünerkopf  (3076  m)  über  dem  gleichnamigen 
kleinen  Gletscher.  Nach  NW.  folgen  das  Braun  hörn 
(2730  m),  das  Sentishorn  (2830  m),der  Baslerkopf  (2632  m) 
und,  am  Ende  der  Kette,  derBühlenber^  (2516  m).  Breiter 
und  komplizierter  ist  die  Kette  des  Weisshoms  zwischen 
dem  Flüela-  und  Vereinathal.  Das  Weisshom  (3068  m)  am 
Flüelapass  schmückt  der  Jörigletscher,  der  n.  gegen  die 
Jöriseen  abföllt.  Von  da  zieht  sich  der  schartige  Grat 
über  das  Gorihorn(2969  m)  zum  aus- 
sichtsreichen Pischanorii  (2962  m).  Dann 
teilt  sich  die  Kette  in  zwei  kurze  Arme, 
von  denen  der  eine  über  den  Mücken- 
thälispitz  (2673  m)  und  das  Lauenen- 
zughora  (2472  m)  gegen  Klosters,  der 
andere  über  einen  sanftem  Rücken  zum 
Hömli  (2448  m)  und  Seehora  (2242  m) 
beim  Davoser  See  vorspringt.  Diese 
ganze  Gruppe,  Zentralmasse  und  Sei- 
tenketten, bestehen  ausschliesslich  aus 
krystallinen  Felsarlen,  vor  allem  aup 
Gneis,  während  die  Kesch-  und  Err- 
^uppe  daneben  auch  Kalkgebirge  in 
bedeutender  Ausdehnung  aufweisen. 
Auch  sonst  unterscheidet  sich  die  Va- 
dretgruppe  mehrfach  von  ihren  Nach- 
bargruppen.  So  herrschen  z.  B.  in  der 
Keschgruppe  die  Längskämme  und 
Längsthäler,  in  der  Vadretgruppe  da- 
gegen die  Querketten  und  Quertnäler. 
n  jener  sind  z.  B.  die  Kette  des  Piz 
Uertsch  längs  dem  Albulapass,  dann 
die  Ducan-  und  die  Monsteinerkette 
Längsketten,  Val  Tisch,  Val  Tuors,  Stul- 
ser-  und  Ducanthal  Längsthäler;  in 
der  Vadretgruppe  sind  die  drei  Seitenketten  und  die  sie 
einschliessenden  und  trennenden  Thäler  dagegen  Quer- 
thäler,  resp.  Querketten. 


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In  Bezuff  auf  die  übrigen  drei  STOssen  Gebirgsgruppen 
der  Engadiner  Alpen  s.  die  Art.  Bernina  Gruppe,  Ofen- 
PASS  Gruppe  und  Silvretta  Gruppe.      [Dr.  Ed.  Imhof.] 

ENGE  und  ENQI.  Für  sich  und  in  Zusammensetzun- 
gen häufig  vorkommender  Ortsname  der  deutschen 
Schweiz;  vom  Althochdeutschen  angi,  engl.  Bezeichnet 
einen  Engpass,  einen  schmalen  Passüberganff,  ein  enges 
Thal,  einen  langen  und  schmalen  Landstrich  zwischen 
einem  Bergzug  und  Fluss  oder  See  etc. 

ENGE  (Kt.  Ajppenzell  A.  R.,  Bez.  Vorderland,  Gem. 
Heiden).  590  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  an  der  Strasse 
Thal-Heiden  und  2  km  n.  der  Station  Heiden  der  Berg- 
bahn Rorschach-Heiden.  35  reform.  Ew.  Viehzucht.  Sei- 
denindustrie. 

ENGE  (Kt.,  Amtsbez.  und  Gem.  Bern).  So  heisst  eine 
Anzahl  von  Bauernhöfen  und  Häusergruppen  mit  zuge- 
hörigen Aeckern  und  Waldungen  in  der  von  der  Aare 
n.  Bern  umflossenen  und  von  der  Strasse  Bem-Zollikofen 
durchschnittenen  Halbinsel.  Grosse  Gastwirtschaft.  An  der 
engsten  Stelle  der  Halbinsel  die  wichtige  Baumwollspin- 
nerei Felsenau.  Beträchtliche  Ueberreste  einer  prähisto- 
rischen Siedelung  (vergl.  Jahn,  Alb.  Antiquarisch^to- 
pograph.  Beachr.  des  Kant.  Bern)  und  Funde  von  dilu- 
vialen Säugern. 

ENGE  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Simmenthai,  Gem. 
Oberwil).  800  m.  Gruppe  von  wenigen  Häusern,  in  ma- 
lerischem Engpass  der  Strasse  Erlenbach-Boltigen,  3  km 
nö.  Boltigen  und  5,2  km  w.  Weissenburg.  Altertümliches 
Wirtshaus. 

ENGE  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Dorneck-Thierstein,  Gem. 
Nunningen).  600  m.  Weiler,  in  engem,  vom  Kastelbach 
entwässertem  Thal,  an  der  Strasse  Grellingen-Nunnin^en  ; 
1,5  km  nw.  Nunningen  und  6,5  km  s.  der  Station  Grel- 
linfi^en  der  Linie  Basel- Delsberg.  Postwagen  Grellingen- 
Meltigen.  13  Häuser,  94  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Ober- 
kirch. Landwirtschaft.  Seidenindustrie. 

ENGE  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  Zürich).  420  m.  Eine  der 
11  Aussen^emeinden  der  Stadt  Zürich,  die  am  1.  Januar 
1893  mit  dieser  vereinigt  worden  sind.  Bildet  zusammen 
mit  WoUishofen  den  zweiten  stadtischen  Verwaltungs- 
kreis. Liegt  zwischen  dem  linken  Ufer  des  Zürichsees  und 
der  Sihl.  Die  ruhige  Lage  ud  die  schöne  Aussicht  auf  See 
und  Alpen  haben  Enge  zu  einem  bevorzugten  Sitz  der 
wohlhabenden  Bevölkerung  gemacht,  sodass  es  heute 
eines  der  schönsten  Quartiere  der  Stadt  ist.  Die  vielen 
aussichtsreichen  Moränenzüge  eignen  sich  ganz  beson- 
ders zum  Bau  von  Villen.  Zwei  Eisenbahnstationen;  3 
Schulhäuser.  Enge  hat  sich  langsamer  entwickelt  als  die 
übrigen  Vororte  Zürichs :  zusammen  mit  Leimbach  1850: 
2277  Ew.;  1870:  3284  Ew.;  1888:  5109  Ew.;  1900:  9763 
Ew.  Bevölkerung  überwiegend  reformiert;  Kirchgemeinde 


f; 


Enge,  vom  Utoquai  in  ZQrich  aus. 

Enge  mit  von  weither  sichtbarer,  schöner  neuer  Kirche 
auf  dem  Moränenzug  des  Bürgli  (1892-94  erbaut).  Neue 
Kirche  auch  in  Leimbach.  Im  Gabler  Flachgräber  aus  der 


20 


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La  Töne  Periode.  Ueberreste  römischer  Siedelungen; 
beim  Quai  hat  man  einen  sog.  Scramasax  (Kurzschwert 
mit  einfacher  Schneide)  aus  der  alemannisch-fränkischen 
Zeit  gefunden.  Der  Ort  erscheint  in  den  Urkunden  als 
Engi  zuerst  1210-1218  und  bezeichnete  damals  den  schma- 
len Landstrich  zwischen  dem  die  Sihl  begleitenden  Mo- 
ränenzug  und  dem  See.  Die  Gremeinde  hiess  nach  den 
Schutzheiligen  der  um  die  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  er- 
bauten Kapelle  adie  Wacht  zu  den  heiligen  drei  Königen  ». 
Auf  ihrem  Boden  stand  das  kleine  Zisterzienserinnen- 
kloster Seldenau  (Selnau).  Die  ursprünglich  der  Reichs- 
vogtei  Zürich  zustehende  hohe  und  niedere  Gerichts- 
barkeit kamen  1218  an  die  Freien  von  Schnabelburg 
und  1304  an  den  Ritter  Rüdiger  Maness  den  Jüngern. 
1394  veräusserte  Ital  Maness  die  Gerichtshoheit  «  als  von 
der  Stadt  Zürich  zu  verleihendes  Reichslehen,  worauf  sie 
nach  verschiedenen  Qandänderungen  1423  an  die  Stadt 
Zürich  fiel,  welche  sie  vorübergehend  1394  durch  ßestel- 
lunff  eines  Vogtes  bereits  verwaltet  hatte  und  nun  eine 
bleiDende  Obervogtei  errichtete».  Der  Burgstall  des  Rit- 
tergeschlechtes der  Manesse  war  die  auf  einem  vorsprin- 
genden Grat  des  Uetlibergs  oberhalb  des  Höckler  gele- 


Kirche  Enge  (Z&rich). 

gene  Manegg,  die  1303  zum  erstenmal  erwähnt  wird 
und  1409  in  Flammen  aufging.  Gottfried  Keller  hat  das 
Andenken  an  die  heute  vollständig  vom  Erdboden  ver- 
schwundene Burg  in  einer  seiner  Zürcher  Novellen  ver- 
ewigt. Enge  bildete  einen  Teil  des  Schauplatzes  der  beiden 
Schlachten  von  Zürich  1799^  und  von  hier  aus  beschoss 
1802  der  helvetische  General  Andermatt  die  Stadt  Zürich. 
Bis  1798  war  Enge  ein  Teil  der  stadtzürcherischen  Ober- 
vogtei  Wollishofen  und  wurde  durch  einen  Untervogt  ver- 
waltet. Mutter kirche  von  Enge  war  bis  zur  Absonderung  im 
Jahre  1882  die  Kirche  St.  Peter  in  Zürich.  Im  herrschaftli- 
chen Sitz  «  Belvoir  »  wohnte  Dr.  Alfred  Escher  (f  1882),  be- 
kannt als  kantonaler  und  eidgenössischer  Staatsmann,  als 
Gründer  der  Nordostbahn  u.  der  Schweizerischen  Kredit- 
anstalt in  Zürich,  sowie  als  erster  Direktionspräsident  der 
Gotthardbahn.  Sein  Denkmal  steht  heute  auf  dem  Platz  vor 
dem  Hauptbahnhof  der  Stadt  Zürich.  Die  prächtigen  Gar- 
tenanlagen des  Belvoirgutes  sind  jetzt  Eigentum  der  Stadt, 
die  sie  zu  einem  öflentlichen  Park  umgewandelt  hat. 
(Vergl.  Zeller- Werdmüller,  H.  Zürcherische  Burgen  II, 
m  Mitt.  der  Antiquar.  Gesellsch.  in  Zürich.  59, 1895.  — 
Nüscheler,  Am.  Ein  histor.  Gang  durch  die  Nachbarge- 
meinden  der  Stadt  Zürich  in  Salomon  Vögelins  Werk 
Das  alte  Zürich.  2.  Aufl.  1890;  mit  Karte).  S.  auch  den 
Art.  Zürich  (Stadt). 


ENGE  (DIE)  (Kt.  und  Bez.  Schaffhausen).  450  m. 
Kleiner  Engpass,  2  km  w.  Schaffhausen,  zwischen  dem 
Neuhauserwald  und  dem  kleinen  Hügel  Auf  der  Enge; 
von  der  Strasse  Klettgau-Neuhausen  und  der  Bahnlinie 
Schafihausen  -  Waldshut  durchzogen.  Als  Grenzgebiet 
schon  806  bei  Anlass  der  Teilung  des  Reiches  Karls  des 
Grossen  erwähnt 

ENGE  (IN  DER)  (Kt.  Bern,  Amlsbez.  Saanen,  Gem. 
Lauenen).  1160  m.  18  zu  beiden  Seiten  des  Lauibachs  und 
der  Strasse  Saanen-Lauenen  zerstreut  ffelegene  Häuser; 
2,1  km  nw.  Lauenen.  64  reform.  Ew.  Schöne  Wiesen. 

ENQEBERQ  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  Schwyz).  Weiler. 
S.  den  Art.  Enoiberg. 

ENGEL.  Ortsname  der  deutschen  Schweiz;  in  Zusam- 
mensetzungen nicht  selten,  meist  nur  als  verdorbene 
Form  für  Enge  oder  wohl  auch  als  Personennamen  auf- 
z  u  fassen . 

ENGEL  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Frutigen).  Bergstock, 
nw.  Ausläufer  der  Gruppe  des  Dreispitz  und  mit  diesem 
durch  einen  Felsgrat  verbunden,  zwischen  Kien-  und 
Suldthal.  Der  mit  saftigen  Alpweiden  und  schönen  Wal- 
dungen bestandene  W.-Hang  steigt  sanft  segen  die  Dörfer 
Falschen  und  Reichenbach  ab ;  der  O.-Hang  sehr  steil. 
Gipfelpunkte  sind  die  Wetterlatte  (2011  m)  und  Slandfluh 
(1979  m).  Mächtige  Schichten  von  Nummulitenkalk.  Das 
am  W.-Fuss  des  Engel  gelegene  Dorf  Falschen  soll  einst 
Engelburg  geheissen  haben. 

ENGELBERG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nidau,  Gem. 
Twann).  440  m.  Schöner  Weinbere,  mit  3  Häusern  am 
Ufer  des  Bielersees,  zwischen  Tüscherz  und  Twann  und 
nö.  Wingreis.  1235-1433  Eigentum  des  Klosters  Engel- 
berg. In  der  Nähe  Ueberreste  eines  von  den  Portlandkalk- 
wänden der  Trämelfluh  niedergegangenen  Felssturzes. 

ENGELBERG  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau,  .Gem. 
Egolzwil).  625  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  auf  dem  s.  Ab- 
schnitt des  £golzwilert>ergs,  800  m  nö.  Egolzwil  und  1,5 
km  nw.  der  Station  Wauwil  der  Linie  Luzern-Olten.  41 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Egolzwil- Wauwil.  Ackei^bau, 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft:  Obstbau. 

ENGELBERG  (Kt.  Obwalden).  1023  m.  Gem.  und 
Pfarrdorf,  im  hochgelegenen  Engelbergerthal, 
am  N.-Fuss  des  Titlis  und  16  km  s.  Stans. 
Endstation  der  elektrischen  Bahn  Stansstaad- 
Engelberg.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon. 
Wasserversorgung  und  elektrische  Beleuch- 
tung. Gemeinde  10  km  lang  und  2  km  breit, 
umfasst  das  Engelbergerthal :  5  Dörfer :  Ober- 
berg (mit  dem  Weiler  Uorois),  Nieder berg, 
Mühlebrunnen  (mit  den  Weilern  Bühl,  Kilchbühl, 
Welti  und  Wieden),  Schwand  und  Grafenort  (dieses  im 
N.  vor  dem  eigentlichen  Engelbergerthal  gelegen).  Zu- 
sammen 273  Hauser,  1973  kathol.  Ew. ;  Dorf:  64  Häu- 
ser, 471  Ew.  Kloster.  Sehr  stark  besuchter  alpiner  klima- 
tischer Kurort.  Vor  60  Jahren  bestanden  m  Engel  berg 
nur  2  Gasthäuser,  während  man  heute  31  (z.  T.  sehr 
grosse)  Gasthöfe,  Pensionen  und  Gastwirtschaften  zählt. 
Al{)wirtschaft,  Viehzucht.  Seidenweberei  als  Hausindu- 
strie. Parketteriefabrik,  Holzschnitzerwerkstätte.  Kloster- 
kirche; 6  katholische  und  je  eine  reformierte  und  engli- 
sche Kapelle.  In  Engelberg  findet  man,  auf  einen  Raum 
von  wenigen  Kilometern  zusammengedrängt,  alle  Nalur- 
schönheiten  des  Alpenlandes.  Mittlere  Jahrestemperatur 
5,3"  G.;  mittlere  Januartemperatur  —3,5°  G.;  mittlere 
Julitemperatur  14,4°  C.  Luft  mild,  rein  und  stärkend,  das 
Thal  durch  die  hohen  Berge  vor  starker  Luftbewegung 
geschützt.  Auf  den  umliegenden  Bei^ängen  ca.  zehn 
Alpweiden,  die  zusammen  mit  etwa  800  Stück  Hornvieh 
befahren  werden.  Bis  1798  sland  die  ganze  Thalschaft 
unter  der  politischen  und  kirchlichen  Oberhoheit  des 
Benediktinerklosters  Engelberg;  17^-1803  jg[eh orte  Engel- 
berg zu  Obwalden,  1803-1816  zu  Nidwalden,  um  dann 
endgiltig  wieder  an  den  Halbkanton  Obwalden  zu  kom- 
men. Das  Mönchskloster  Engel  berg  wurde  1120  vom  zür- 
cherischen Freiherm  Konrad  von  Seldenbüren  auf  einem 
ihm  gehörigen  Grundstück  und  das  davon  abhängige 
Nonnenkloster  um  1200  von  Heinrich  von  Buochs  gestiftet. 
Dieses  letztere,  in  der  Wetti  gelegen,  1449  durch  Feuer 
zerstört  und  1615  nach  Samen  verlegt;  das  obere  Kloster 
1199,  1306  und  1729  eingeäschert.  Aus  der  langen  Reihe 
der  Aebte  heben  wir  hervor  deren  zeitlich  ersten  Adel- 


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21 


heim:  Frowin,  den  Grunder  einer  Mal-  u.  Schreibschule 
(von  deren  Arbeiten  in  der  Klosterbibliothek  noch  mehrere 


Engelberg,  von  Westen  aus. 

kostbare  Handschrirten  aufbewahrt  werden);  Berchtold; 
Barnabas  Börki,  zur  Zeit  der  Reformation  amtend;  den 
prachtliebenden  Jakob  Benedikt  Siegrist,  der  zu  An- 
fang des  17.  Jahrhunderts  das  Kloster  baulich  restau- 
rierte; Placidus  Tanner;  Leodegar  Salzmann  (f  1798), 
der  den  Bettel  abschaffte,  dem  Thal  durch  Einführung 
neuer  Erwerbszweige  neuen  Verdienst  zuführte  und  das 
Schulwesen  hob ;  endlich  Anselm  Yilliger,  der  in  Amerika 
mehrere  blühende  Tochterklöster  stiftete.  In  der  Kloster- 
kirche Gemälde  von  Josef  Spiegier  von  Riedlingen,  von 
Wyrsch,  Paul  u.  Theodor  von  Deschwanden  u.  X.  Kaiser. 
Beträchtlicher  Klosterschatz,  reich  an  Kunstwerken;  an 
Handschriften  und  Inkunabeln  reiche  Klosterbibliothek 
mit  naturhistorischem  Kabinet.  Klostergymnasium  mit  90 
Schülern.  Waisen-  u.  Armenhaus.  Heimat  des  Ingenieurs 
Eugen  Müller,  der  durch  seine  grossen  Reliefarbeiten  oe- 


Inneres  der- Klosterkirche  Bngelberg. 

rühmt  geworden  ist,  des  Schriftstellers  Dr.  August  Feier- 
abend, des  Architekten  Cattani  u.  A.  Der  Sage  nach  soll 
der  Name  Engelberg  aus  dem  lateinischen  Mons  Ange- 


lorum  übersetzt  sein.  (Vergl.  Durrer,  Roh.  Die  Kunst- 
und  Architekturdenkmäler  Unterwaldens  in  J.  R.  Rahn  : 
Zur  Statistik  schweizer.  Kunstdenk- 
maier,  Zürich  1899  IT.  —  Fleiner,  Alb. 
Engelberg,  Streifzüae  durch  GMrg  und 
Thal;  unter  Mitwirkung  von  X.  Imfeld, 
Dr.  Christ.  Dr.  Cattani,  Dir.  BillwiHer. 
Zürich  [1890].) 

ENGELBERG  (Kt.  Solothum,  Amte! 
Ölten).  700  m.  Bergrücken,  in  dem  s. 
der  Aare  zwischen  Ölten,  Aarau,  KöUi- 
ken  und  Aarburg  gelegenen  Hügelland. 
Zum  grossen  Teil  bewalaet;  daneben  Wie- 
sen u.  Bauernhöfe.  Auf  einem  w.  Ausläu- 
fer die  Ruine  Wartburg. 

ENGELBERG  (Kt.  Solothum,  Am- 
tei  Ölten,  Gem.  DuUiken).  674  m.  Gruppe 
von  9  Bauernhöfen,  auf  dem  gleichnami- 
ffen  Bergrücken  und  3  km  so.  der  Station 
DuUiken  der  Linie  Aarau -Ölten.  04  ka- 
thol.  Ew.  Landwirtschaft.  Sommerfri- 
sche. Schöner  Punkt  mit  Gasthaus  und 
Aussichtsturm. 

ENGELBERGER  ROT8TOCK 
(Kt.  Obwalden).  Gipfel.  S.  den  Art.  Rot- 
stock, Engelberger. 

ENGELBERGERTHAL  (Kt.  Unter- 
waiden, Ob-  und  Nidwaiden).  Nimmt  mit 
seinen  Seitenthälern  den  ö.  Teil  des  Kan- 
tons Unterwaiden  ein  und  erstreckt  sich 
in  einer  Län^e  von  etwa  30  km  vom  Su- 
renenpass  bis  in  die  Nähe  von  Stans,  in 
dessen  Ebene  es  durch  die  Thalenge  zwi- 
schen Stanser-  und  Buochserhom  ausmündet.  Sein  FIuss, 
die  Engelberger  Aa,  zieht  durch  die  Stanserebene  noch 
etwas  weiter  nach  NO.  und  mündet  dann  bei  Buochs  in 
den  Yierwaldstättersee.    Das  En^^elbergerthal  zerfallt  in 
zwei  nach  ihrer  Richtung  und  ihrem  Gesamtcharakter 
sehr  verschiedene  Abschnitte  von  ungefähr  gleicher  Länge. 
Die  untere  Thalstufe,  vom  Eingang  oei  Stans  bis  hinauf 
zur  Waldschlucht  des  sogen.  Hosshimmels,  ist  ein  enges, 
waldiges  Querthal,  das  von  N.  nach  S.  ansteigt  und  von 
hohen  Bergwänden  eingeschlossen  wird.  Nur  bei  Grafen- 
ort weitet  es  sich  auf  kurze  Strecke  zu  einem  reizenden 
kleinen  Becken.  Anmutige  Weiler  und  nette  Schweizer- 
häusclien  sind  hier  und  auch  sonst  im  Thal  über  die 
Thalsohle  und  über  die  grünen  Abhänge  zerstreut,  schwel- 
lende Matten,  rauschende  Buchen-  und  Tannenwälder, 
schäumende  Bäche  und  Wasserfalle  schmücken  das  Thal, 
und  überall  fällt  das  Auge  auf  hochragende  Fels- 
j\  wände  und  firngekrönte  Berghäupter.   Wesentlich 
'  anders  geartet  ist  die  obere  Thalstufe,  das  Engel- 
bergerthal  im  entern  Sinn.   Es  nimmt  mehr  den 
Charakter  eines  Langenthals  an  und  zieht  sich  in 
einem  Bogen  zuerst  sö.^^ann   nö.   zum  Surenen- 
pass  hinauf,  von  etwa  1000  m  bis  auf  2300  m.  Auch 
dieser  Abschnitt  zerfällt  wieder  in  zwei  Teile,  die 
ebenfalls  verschiedene  Richtung  haben.  Der  untere 
Teil  bildet  einen  weiten,  fast  vollkommen  ebenen 
Thalboden  zwischen  himmelanstrebenden  Gebirgen, 
einen  herrlichen  Zirkus ,  «  voll  schreckhafter  Gros- 
sartigkeit und  süsser  Lieblichkeit,  voll  Erhabenheit 
und  stillem  Frieden,  durchwürzt  von  dem  kräftigen 
Hauche  der  Alpennatur,  abgeschlossen  von  der  übri- 
gen Welt  eine  Kleine  Welt  für  sich».  Inmitten  die- 
ses an  allen  Reizen  der  Gebirgsnatur  überreichen 
Beckens  breitet  sich  auf  ebenem  Wiesenplan  das 
stattliche  Dorf  Engelberg  aus  mit  seinem  reichen 
Kloster,  seinen  Hotelpalästen  u.  schmucken  Bauern- 
häusern. Es  gibt  selbst  in  den  Alpen  selten  eine 
grössere  Ueberraschung  als  der  Uebergang  aus  der 
Unstern  Waldschlucht  des  Rosshimmels   in  dieses 
ofTene,  lachende  Gelände  mit  seinem  schimmernden 
Gebirgskranz,  in  dem  die   mächtige   Eiskuppe  des 
Titlis  als  König  herrscht.  Von  der  Alp  Herrenrüti  an 
ändert  sich  der  Landschaftscharakter  wieder.  Das 
Thal  wird  enger  und  steigt  allmälig  immer  steiler 
gegen  den  Surenenpass  an.  Titlis,  Grassen,  Spannörter, 
Schlossberg    einerseits,     Stotzigbeivgrat,     Wissigstock, 
Blackenstock  mit  ihren  mächtigen  Kalkwänden  anderer- 


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seits  engen  es  ein.  Es  ist  das  Gebiet  der  Surenenaip,  dem 
bei  aller  Erhabenheit  und  Wildheit  eine  gewisse  Eintönig- 
keit nicht  abzusprechen  ist.  Eigentümlicn  ist  es,  dass  die- 
ser Thalabschnitt  nicht  zu  Unterwalden,  sondern  zu  Uri 
gehört,  indem  die  Kantonsgrenze  vom  Stotzigberg  an 
nicht  der  Wasserscheide  über  den  Surenenpass  folgt,  son- 
dern direkt  s.  das  Thal  quert  und  bei  der  sog.  Bärengrube 
(Höhe  des  Grassen passes)  den  Kamm  der  Titliskette  er- 
reicht. Solche  Unregelmässigkeiten  im  Grenzverlauf  kom- 
men zwar  auch  anderwärts  und  speziell  im  Gebiet  von 
Uri  (vergl.  z.  6.  Klausenpass,  Kinzig  Kulm,  Riemenstal- 
denthal  und  Gotthard)  mehrfach  vor,  sind  aber  hier  umso 
aufifallender,  als  die  Höhe  des  Surenenpasses,  das  sogen. 
Sureneneck,  eine  sehr  scharfe  und  hohe  Naturerenze  bil- 
det. An  ihm  scheidet  sich  das  Gebiet  der  Engelber^er  Aa 
von  demjenigen  der  Reuss.  Er  trennt  aber  auch  die  Ge- 
birgsgruppe  des  Urirotstocks  von  derjenigen  des  Titlis  und 


nach  SW.  streichenden  N.-Wand  der  Surenenalf)  u.  aus- 
gezeichnet durch  mächtige  nach  SO.  fallende  Steilwände. 
Diese  Kette  endet  mit  der  zierlichen  Gestalt  des  Hahnen 
(2611  m)  ö.  über  dem  Becken  von  En^elberff.  Am  Wissig- 
stock  zweigt  sich  eine  nach  W.  streichencfe  Seitenkette 
ab,  in  der  der  Engelberger  Rotstock  (2820  m),  der  Ruch- 
stock (2812  m),  die  Rigidalstöcke  (2568,  2579  und  2595  m) 
und  die  Wallenst^cke  (bis  2575  m)  als  Hauptgipfel  hervor- 
ragen. Der  geringern  Höhe  entsprechend  ist  auch  die  Ver- 
^letscherung  in  diesem  Gebiet  weit  geringer  als  in  dem- 
jenigen des  Titlis  und  der  Spannörter.  Immerhin  sind 
noch  einige  beträchtliche  Fimfelder  vorhanden,  die  sich 
um  den  Urirotstock  und  Enp^elberger  Rotstock  lagern.  Die 
meisten  derselben  senken  sich  aber  ge^en  die  obern  Arme 
des  Isenthals,  also  gegen  Uri.  Es  sind  der  Kleinthalfirn, 
der  Blümlisalpfirn  und  der  Schönthalfirn.  Gegen  Engel- 
berg*^enkt  sich  einzig  der  Griessengletscher,  dessen  Ab- 


1:120003 


Y,äUii*^^'^e^ 


Eogelberger  Thal. 


der  Spannörter.  Letztere  streicht  in  zwei  parallelen  Zügen, 
die  sich  am  Wendenjoch  berühren,  von  SW.-NO.  In  ihr 
findet  auch  der  Gesteinswechsel  statt  von  den  Sediment- 
gesteinen der  Kalkalpen  zu  den  krystallinen  Gesteinen  der 
Zentralalpen,  weshalb  sie  oft  zur  s.  folgenden  Damma- 
gruppe  gezogen  wird.  (S.  den  Art.  Dammagruppej. 

Die  Gruppe  des  Urirotstocks  dagegen  streicht  in  ihrem 
Hauptkamm  von  S.-N.  und  verästelt  sich  fiederförmig 
nach  W.  und  0.  Sie  stellt  eine  breite,  reichgegliederte 
Gehirgsmasse  dar,  die  den  Raum  vom  Engelbergerthal 
und  Surenenpass  bis  zum  Vierwaldstättersee  ausfüllt. 
Zahlreiche  kleine  Thäler  schneiden  von  allen  Seiten  in 
»ie  ein,  so  besonders  das  mehrfach  verzweigte  Isenthal 
im  0. ;  dann  die  Thälchen  von  Niederrickenbach  u.  Ober- 
rickenbach im  W.,  deren  schäumende  Bäche  der  Engel- 
berger Aa  zueilen  und  hübsche  Wasserfalle  bilden.  An 
Höhe  steht  die  Urirotstockgrupne  beträchtlich  hinter  der 
Titlisgruppe  zurück.  Kein  Gipfel  erreicht  mehr  3(KX)  m. 
Der  Urirotstock,  schon  ausserhalb  dem  Gebiet  von  Engel- 
berg stehend,  kommt  nur  noch  auf  2932  m.  Die  nächst 
höchsten  Gipfel  sind  der  Blackenstock  (2922  m),  unmittel- 
bar n.  über  dem  Surenenpass,  der  Wissigstock  (2888  ro), 
und  der  Stotzigberggrat  (bis  2730  und  2745  m),  alle  in  der 


fluss.  der  Griessenbach,  weiter  unten  Bärenbach  genannt, 
gleich  hinter  Encelberg  in  die  Aa  mündet  und  in  seinem 
untern  Teil  das  hübsche  Alpthal  von  Horbls  durchfliesst. 
Auch  noch  in  der  Nähe  des  Griessengletschers  entspringt 
am  Stotzigberffgrat  der  Tätschbach,  dessen  hübscher  Was- 
serfall ein  beliebtes  Ausflugsziel  der  Gäste  von  Engelberg 
ist. 

AVeiter  nach  N.  nimmt  die  Höhe  des  Gebirges  rasch  ab. 
Es  folgen  der  Kaiserstock  (2401  m),  der  Brisen  (2406  m), 
der  Schwalmis  (2248  m),  dann  in  einem  nö.  gerichteten 
Zweig  der  Ober-  und  Niederbauen  (2120  und  1925  m)  am 
Urnersee  und  das  nach  NW.  vorgeschobene  Buochser- 
horn  (1809  m),  die  eine  Torwache  am  Eingang  ins  Engel- 
bergerthal, während  die  andere  durch  das  Stanserhom 
(19(30  m)  gebildet  wird.  Von  den  Uebergängen  über  diese 
Gebirgsgruppe  ist  vor  allen  der  Schöneggpass  (19^  m)  zu 
nennen,  der  das  Thal  von  Oberrickenbacn  mit  dem  Isen- 
thal verbindet  und  über  den  man  in  9-10  Stunden  von 
Stans  nach  Altorf  gelangt.  Auch  von  Niederrickenbach 
führt  ein  Pfad  zwischen  Brisen  und  Schwalmis  hinüber 
ins  Isenthal. 

Die  linke  Thalseite  des  Engelbergerthals  wird  gebildet 
von  einer  langen  schmalen  Kette,  die  vom  Stanserhorn 


KNG 


BNG 


i3 


nach  S.  zieht  und  sich  am  Graustock  (2663  m)  und  Joch- 
pass  (2215  m)  an  die  Titliskette  anschliesst.  Inr  entragen 
noch  das  Schwarzhom  (2641  m),  das 
Uanghorn  (2680  m),  die  Wildeeiss  (2679 
ro),  das  Nünalphorn  (2387  m),  alle  bei 
Eogelberg;  dann  weiter  n.  das  Wid- 
derfeld (2354  m),  die  Grafmatt  (2020  m) 
und  der  Arvigrat.  Mehrere  leichte  Pässe 
fuhren  über  diese  Kette^  darunter  das 
Acherli  vom  untern  Engelbergerthal 
nach  Kerns  und  Samen,  der  Storegg- 
pass  von  Grafenort  nach  Melchthal  und 
der  Juchlipass  von  Engel berg  ebenfalls 
nach  Melcnthal,  endlich  der  an  land- 
schaftlichen Reizen  reiche  und  viel- 
began^ene  Jochpass  von  Engelberg  nach 
dem  Engsllensee  und  nach  Innerlkir 
chen  und  Meirin^en  (etwa  9  Stunden). 
Alle  diese  Gebirse  zu  beiden  Seiten 
des  Engelbergerthais  gehören  den  sedi- 
mentären Formationen  an.  Die  Kette 
des  Titlis  bildet  mit  ihren  mächtigen, 
aus  Hochgebirgskalk  (Malm)  bestehen- 
den und  steil  gegen  das  Gadmen-  und 
Erstfelderthal  abbrechenden  Wänden 
die  S.-Grenze  dieser  Formationen,  auf 
welche  weiter  s.  das  Gneisgebirge  folgt. 
Die  Kontaktzone  zwischen  beiden  bil- 
det ein  Band  aus  Doffger,  Lias,  Röti- 
dolomit  und  Eisenoolitn,  das  an  seiner 
rostroten  Färbung  oft  schon  aus  grosser 
Entfernung  zu  erkennen  ist.  Zwischen 
Titlis  und  Schlossberig  hat  die  Erosion 
auch  auf  dem  N.-Abhang  den  Gneis  blos- 

Selegt,  so  dass  derselbe  bei  Herrenrüti  und  Niedersurenen 
ie  Thalsohle  erreicht.  Vom  Reussthal  bei  Attinghausen 
und  Seedorf  zieht  sich  über  den  Surenenpass  bis  Engel- 
berg ein  ziemlich  breiter  Streifen  von  eocänem  Flysch 
zwischen  einer  s.  und  n.  Jurazone  hin.  Letztere  reicht  n. 
bis  zum  Urirotstock,  zu  den  Rigidalstöcken  und  zum 
Storeggpass.  Dann  folgt  eine  breite  Kreidezone,  der  auch 
Grafmatt,  Brisen,  Schwalmis  und  die  beiden  Bauen  am 
Umersee  angehören.  In  dieselbe  sind  einige  Nummuliten- 
bänder  eingeklemmt.  Eine  eigentümliche  Stellung  nehmen 
endlich  das  Stanser-  und  Buochserhorn  ein,  die  mit  den 


Eocän  bestehen,  ohne  eine  Wurzel  nach  der  Tiefe  zu  ha 
ben.  (S.  den  Art.  Alpen). 


Engelberger  Thal  mit  dem  Hahnen. 

Giswilerstöcken,  den  Mythen  und  einigen  andern  iso- 
lierten Bergen  der  Zone  der  sog.  Klippen  angehören  und 
aus  Trias,  Lias,  Dogger,  Malm  auf  einer  Unterlage  von 


Engelberg,  von  Osten  aus. 

Das  Klima  von  Engel  berg  ist  dasjenige  der  n.  Alpen- 
thäler  in  etwa  1000  m  Höhe.  Dabei  ist  die  windgeschätzte 
Lage  besonders  hervorzuheben.    N. -Winde  fehlen  fast 
ganz ;  häufig  tritt  dagegen  der  Föhn  auf,  der  oft  bedeu- 
tende Temperaturerhöhung  mit  sich  bringt.  Die  Nieder- 
schläge sind  der  Höhenlaj^e  und  der  n.  Abdachunff  ent- 
sprecnend   ziemlich   beträchtlich.    Sie  betragen   durch- 
schnittlich etwas  über  170  cm  per  Jahr.    Darum  zeigen 
Wälder  und   Wiesen  eine   üppige  Vegetation.   Dieselbe 
zeichnet  sich  zwar  nicht  durch  besondere  Seltenheiten 
aus,  gibt  aber  ein  gutes  Bild  der  allgemeinen  schweizeri- 
schen Alpenflora ,  besonders  derjenigen 
der  feuchteren  und  nach  N.  exponierten 
Kalkalpen.  Dabei  sind  alle  Höhenstufen 
von  den  Gestaden  des  Vierwaldstätter- 
sees  bis  zum  ewigen  Schnee  vertreten. 
In  der  untersten  Thalstufe  sind  noch 
manche  Typen  einer  wärmern  Zone  vor- 
handen j  sie  ist  namentlich  ausgezeichnet 
durch  eine  üppige  Strauchflora.  Weiter 
oben  setzt  sich  der  Bergwald  aus  Bu- 
chen, Ahornen,  Tannen,  Fichten  und 
mancherlei    Waldstauden    zusammen, 
wie  man  sie  in  solcher  Mannigfoltig- 
keit  nicht  allzu  oft  findet.  Am  Rosshim- 
mel findet  der  Botaniker  die  Lunaria 
rediviva  und  Circaea  intermedia.  Der 
Wiesengrund  von  Engelberg  schmückt 
sich  bereits  mit  manchen   Vorläufern 
der    eigentlichen    Alpenflora,   wie   die 
Primula   farinosa   und    verschiedene 
Enziane.  Dann  folgen  die  Al^nblumen 
in  ihrer  reichen  Mannigfaltigkeit  und 
Farbenpracht.  Die  Gegenden  am  Trübn 
see,  am  Jochpass  und  gegen  den  Sure- 
nenpass mögen  als  besonders  günstige 
Fundstellen  genannt  sein.  (S.  diese  Art.). 
Besonders  reich  ist  das  Engelbergerthal 
an  Farnen,  von  denen  sich   hier  eine 
Reihe  von  sehr  seltenen  Arten  finden, 
wie  z.  B.  Aspidium  Braunii,  A.  lobc^ 
tum  und  der  Bastard  A.  Braunii  X  lo- 
batum ;    auch     Botruchiuni    simplex 
wird    als    hier    wachsend    (einziger    Standort    in     der 
Schweiz  I)  genannt. 
Eigenartig  sind  die  politischen  Verhältnisse  des  Engel- 


u 


ENG 


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bergerthals,  gehört  dasselbe  doch  drei  verschiedenen  Kan- 
tonen an :  das  eigentliche  Engelbert  mit  1973  Einwohnern 
zu  Obwalden,  der  untere  Teil  des  Thals  mit  Wolfenschies- 
sen,  Altzellen  u.  einigen  kleineren  Weilern  zu  Nidwaiden, 
die  oberste  Thalstufe  gegen  den  Surenenpass  hin,  wie  be- 
reits erwähnt,  zu  Uri.  letztere  Stufe  hat  aber  keine  stän- 
dige Bevölkerunff  mehr,  sondern  dient  nur  als  Alp  und 
ist  also  nur  im  Sommer  von  einigen  Sennen  und  Hirten 
bewohnt.  Zu  der  einheimischen  Bevölkerung  gesellt  sich 
im  Sommer  auch  eine  beträchtliche  Fremdenkolonie,  denn 
Eneelberi^  hat  sich  zu  einem  der  ersten  Kurorte  der  Zen- 
tralschweiz entwickelt.  Seine  ruhige,  windgeschutzte  Lage, 
seine  reine,  staubfreie  und  relativ  milde  Luft  lassen  es 
vor  allem  als  Luftkurort  geeignet  erscheinen.  Sein  herrli- 
cher Gebirgskranz  zieht  aber  auch  zahlreiche  Touristen  an, 
so  dass  hier  während  der  Sommermonate  ein  recht  reges 
Leben  sich  entfaltet.  Engelberg  ist  denn  auch  mit  Stans  u. 
dem  Yierwaldstätlersee  durch  eine  elektrische  Bahn  ver- 
bunden. Näheres  über  Engelberg  als  Kurort  siehe  im  Artikel 
Engelberg,  über  seine  Bevölkerung  im  Artikel  Obwalden. 
(Vergl.  Fleiner,  Albert.  Engelberg;  Streifzüge  durch 
Gebirg  und  Thal,  Zürich  [1890.]).  [Dr.  Kd.  Imhof  ] 

ENGELBOLGEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Toggcn- 
burg,  Crem.  Mosnang).  820  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  im 
Thal  von  Libingen,  5  km  sw.  Mosnang  und  6,5  km  sw. 
der  Station  Dietfurt  der  Toggenburgerbahn.  34  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinde  Libingen.  Viehzucht.  Spinnerei  als 
Hausindustrie. 

ENGELBURG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gossau,  Gem.  Gai- 
serwald).  723  m.  Pfarrdorf,  über  dem  romantischen  Sitter- 
tobel,  am  O.-Hang  des  Hohen  Tannenbergs,  an  der  Strasse 
Waldkirch-St.  Gallen  u.  5  km  nw.  vom  Bahnhof  St.  Gal- 
len. Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  45  Häuser,  402 
kathol.  Ew.  Das  Dorf  hat  sich  seit  der  Einführung  der 
Maschinenstickerei  sichtlich  gehoben.  Ackerbau,  Käserei. 
Stickerei.  Krankenkasse,  Armenverein,  Erspamiskasse. 
Hydrantenversorgung.  Schöne  Aussicht  auf  Bodensee  und 
Säntis.  Der  Geschichtsschreiber  Hdefons  Fuchs  wirkte 
hier  als  Pfarrer. 

ENGELGRABEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Lu- 
zern,  Amt  und  Gem.  Entlebuch).  1100  m.  6  am  N.-Hang 
des  Risetenstocks  zerstreut  gelegene  Häuser;  6,5  km  so. 
der  Station  Entlebuch  der  Linie  Bern-Luzem.  30  kathol. 
Ew.  Landwirtschaft. 

ENGELHÖRNER  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle). 
2783,  2742,  2632  und  2626  m.  Reihe  von  Felsffipfeln,  Aus- 
läufer des  Dossenhoms,  zwischen  Rosen  lau  igletscher  und 
Urbachthal.  Alle  schwierig  zu  besteigen  und  selten  be- 
sucht. 

ENGELOCH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  1795  m.  Thal- 
enge der  Simplonstrasse,  so.  unterhalb  der  Passhöhe  und 
oberhalb  des  Schutzhauses  Nummer  VII,  beim  Eintritt 
der  Strasse  ins  Krummbachthal. 

ENGELPRACHTIGEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau, 
Gem.  Ufhusen).  667  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  im  Thal 
des  Rotbaches,  900  m  nw.  Ufhusen  und  3,5  km  nö.  der 
Station  Huttwil  der  Linie  Langenthal-Wolhusen.  33  kathol. 
Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

ENGELSTOCK  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  1229  m.  Berg- 
stock, zwischen  Schwyz  und  Sattel,  w.  vom  Hochstuckli ; 
z;  T.  bewaldet,  z.  T.  mit  Bauernhöfen  (so  z.  B.  denen  von 
Hinter  und  Ober  En^elstock)  bestanden.  Früher  Engi- 
stock  genannt  nach  seinen  Eigentümern,  den  Herren  von 
Engiberg,  deren  einstiger  Sitz  (die  sog.  Burff)  als  Ruine 
heute  noch  auf  einem  Ausläufer  des  Berges  steht  und  weit- 
hin die  Gegend  beherrscht. 

ENGEL8WIL  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Hinterland, 
Gem.  Herisau).  861  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  auf  einer 
Anhöhe  über  dem  linken  Ufer  der  Glatt  und  2,5  km  sw. 
der  Station  Herisau  der  Appenzeller  Bahn  (Winkeln- 
Herisau-Appenzell).  22  reform.  Ew.  Wiesenbau.  Spinnerei 
als  Hausinaustrie. 

ENGEL8WILEN  (Kt.  Thurgau ,  Bez.  VS^einfelden, 
Gem.  Hugelshofen).  557  m.  Weiler,  am  N.-Fuss  des  Ollen- 
bere[s,  im  oberste^  Teil  des  Kemmcnthals,  7  km  nö.  der 
Station  Weinfelden-  der  Linie  Winterthur-Frauenfeld-Ro- 
manshorn  und  2,5  km  ö.  Hugelshofen.  18  Häuser,  72  zur 
Mehrzahl  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Alterswilen.  Wie- 
senbau. Maschinenstickerei  als  Hausindustrie. 

ENGELWART  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  BuUis- 


holz).  680  m.  Zwei  Bauernhöfe,  auf  einer  Terrasse  mit 
schöner  Aussicht,  4  km  sw.  der  Station  Nottwil  der  Linie 
Luzern-Olten  und  1,4  km  nö.  Buttisholz.  15  kathol.  Ew. 
In  der  Nähe  hat  man  Mauerreste  gefunden,  die  als  römi- 
schen Ursprungs  gedeutet  worden  sind,  wahrscheinlicher 
aber  die  letzten  Üeberbleibsel  der  Stammburg  des  Ge- 
schlechtes Engel  wart  oder  Engel  wartingen  sind,  dessen 
Glieder  als  Stifter  religiöser  Anstalten  und  als  freigebige 
Förderer  religiöser  Bestrebungen  bis  zum  14.  Jahrhun- 
dert urkundlich  erscheinen. 

ENGERENHAU8  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig,  Gem.  Eg- 
cerberg).  910  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  800  m  ö.  vom 
Weiler  Mühlacker  und  3,5  km  von  der  Station  Visp  der 
Simplonbahn.  14  kathol.  Ew. 

ENGERT8WIL  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem. 
Sankt  Urs).  700  m.  Gruppe  von  9  Hausem,  nahe  dem  lin- 
ken Ufer  aes  Galternbacties  (Gotteron),  500  m  nw.  Sankt 
Urs  und  6  km  so.  vom  Bahnhof  Freibur^.  46  kathol.  Ew. 
deutscher  Zunge.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft,  Getrei- 
debau. 

ENGE8  (Kt.  und  Bez.  Neuenburg).  816  m.  Gern  und 
kleines  Dorf,  auf  einem  Vorberg  des  Chaumont,  10  km 
nö.  über  Neuenbürg  und  3  km  n.  der  Station  Comaux 
der  Linie  Olten-Biel-Neüenburg.  Postablage,  Telephon. 
Gemeinde,  mit  dem  Meierhof  Lordel :  31  Häuser,  204  Ew., 
wovon  50  Katholiken;  Dorf:  13  Häuser,  87  Ew.  Enges 
eine  ursprünglich  katholische  Gemeinde,  die  der  Bürger- 


Enges 

800 


Foret  de  l'Eter 

Strasse  nach 


NachH.Schardt.  1:25000  300r»s. 

Geologisches  Querprofll  durch  den  Vallon  d'Enges. 

Gl.  Glazialschutl;  Hi.  und  Hs.  Unteres  und  oberes  Hanteri- 
vien;  V.  Valangien;  Pb.  Purbeck;  Po.  Portlaod;  Km.  Kiin- 
meridge;  Sq.  Sequan. 

gemeinde  Le  Landeron  zu^^eteilt  war.  Kapelle  vom  katho- 
lischen Pfarrer  von  Cressier  ministriert;  die  Reformier- 
ten des  Dorfes  Enges  gehören  zur  Kirchgemeinde  Cor- 
naux,  die  des  Meierhofes  Lordel  zur  Kirchgemeinde 
Lignieres.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Schöne  Aussicht; 
Sommerfrische.  Der  Vallon  d'Enges  ist  die  Forlsetzung 
desjenigen  von  Voens  und  wie  dieser  in  die  Schichten  des 
Neocom,  Haulerivien  und  Valangien  eingeschnitten.  Un- 
terhalb des  Dorfes  ein  sehr  schön  sichtbares  kleines 
Valangienge wölbe.  Bedeutende  Moränenablagerungen. 

ENGETHAL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken,  Gem. 
Lauterbrunnen).  ^600-2400  m.  Einsames  Thälchen,  nö. 
vom  Schilthorn,  zwischen  Schwarzgrat  und  Birff;  vom 
Mürrenbach  entwässert.  Durch  das  Engethal  führt  der 
von  Murren  zum  kleinen  Schutzhaus  am  Fimfeld  des 
Schilthorns  aufsteigende  Fusspfad. 

ENGET8WIL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  und  Gem.  Gossau). 
611  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  auf  fruchtbarer  Hochfläche, 
an  der  Strasse  Niederbüren-Gossau  und  2,5  km  nw.  der 
Station  Gossau  der  Linie  Winterlhur-St.  Gallen.  49  kathol. 
Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Stickerei  als  Hausindustrie. 
904 :  Eiganteswilare. 

ENGQENHÜTTEN  (Kt.  Appenzell  L  R.,  Gem. 
Schlatt).  765  m.  Schulkreis,  am  N.-Hane  der  Hundwiler 
Höhe  bis  zur  Sitter  hinunter  reichend,  5  km  nw.  des 
Fleckens  Appenzell.  Von  den  Strassen  Appenzell-Herisau 
und  Appenzell-Stein-St.  Gallen  durchzogen.  41  Häuser, 
222  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Appenzell.  Viehzucht, 
Obstbau,  Holzhandel.  Steinbrüche.  Stickerei  als  Hausin- 
dustrie. Kapelle.  An  den  Mauern  mehrerer  Häuser  von 
Enggenhütten  und  Schlatt-Haslen  sind  noch  sog.  Ehbret- 
ter  oder  Hebretter  befestigt,  d.  h.  Bretter,  auf  denen 
Tote  aufgebahrt  worden  sina.  Sie  tragen  die  Namen  dieser 


ENG 


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35 


Toten  in  Schrift  oder  Malerei  und  werden  zu  deren  An- 
denken aufbewahrt.  Diese  eigenartige  Sitte  ist  aber  im 
Verschwinden  begriflen. 

ENGGER8CH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk^Gem.  Bratsch). 
1541  m.  Weiler;  besteht  aus  etwa  20  in  doppelter  Reihe 
angeordneten  Hätten  und  Stallen,  am  untern  Teil  der 
Hänge  über  dem  Dorf  Bratsch,  am  linken  Ufer  des  Eng- 
gerschwassers  und  6  km  onö.  Leuk.  15  kathol.  Ew. 

ENGGI8TEIN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Konolfingen.  Gem. 
Worb).  703  m.  Kleines  Porf,  an  dem  das  sumpfige  Bic^len- 
thal  zu  einem  Teil  entwässernden  Quelllauf  der  Worolen, 
an  der  Strasse  Worb-Biclen,  3  km  w.  der  Station  Biglen 
der  elektrischen  Bahn  Burgdorf-Thun  und  2,5  km  ö. 
Worb.  Postbureau,  Telephon.  30  Häuibr,  287  reform.  Ew. 
Wiesenbau,  Torfgruben.  Bad  mit  eisenhaltiger  Quelle. 

ENGGI8TEIN  (OBER)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Konol- 
fingen, Gem.  Worb).  715  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  400 
m  so.  Enggistein  und  3,5  km  w.  cfer  Station  Biglen  der 
elektrischen  Bahn  Burgdorf-Thun.  46  reform.  Ew. 

ENGGWIL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.,Tablat,  Gem.  Mörs- 
wil).  622  in.  Gruppe  von  5  Häusern,  auf  einer  Höhe  über 
dem  rechten  Ufer  der  Steinach  und  1,8  km  s.  der  Station 
Mörswil  der  Linie  St.  Gallen-Rorschach.  28  kathol.  Ew. 
Ackerbau  und  Viehzucht.  Stickerei  als  Hausindustrie. 

ENGI  (Kt.  Glarus).  774  m.  Gem.  und  Dorf,  im  Sernf- 
Ihal,  am  rechten  Ufer  des  Semfund  an  der  Mündung  des 
Muhlebachs  in  diesen,  zwischen  Gandstock  und  Guider- 
stock, 6  km  so.  der  Station  Schwanden  der  Linie  Zurich- 
Glarus-Linthal.  Postwagen  Schwanden-Elm.  Postbureau, 
Telegraph,  Telephon.  Gemeinde,  mit  Allmend,  Altslafel, 
Boden,  Grund,  Gufelstock,  Schlalt  und  Wald :  253  Häu- 
ser, 1160  reform.  Ew.;  Dorf:  212  Häuser,  981  Ew.  Kirch- 
gemeinde Matt.  Grosse  Baumwollspinnerei.  Ackerbau  u. 
Viehzucht,  Handel  mit  Jungvieh.  Schieferbrüche.  Das  aus 
piner  Reihe  von  einzelnen  Häusergruppen  bestehende 
Dorf  zieht  sich  auf  eine  Länge  von  2  km  nm  und  steht  auf 
den  vom  Mühlebach  und  den  vom  Guiderstock  herabkom- 


Bngi,  voQ  Nordwesten. 


menden  Wildbächen  aufgebauten  Schuttke&^eln.  Zerfallt 
in  Engl  vor  dem  Bach  (im  Süden)  und  Engl  hinter  dem 
Bach  (im  Norden).  Obwohl  Engl  die  bedeutendste  Ort- 


schaft im  Sernfthal  ist,  hat  sie  doch  keine  eigene  Kir- 
che; Pfarrkirche  in  dem  2  km  entfernt  gelegenen  Dorf 
Matt.  S.  Engl  werden  zu  l>eiden  Thalseiten  die  eocänen 
Schiefer  eebrochen,  die  sich  ausgezeichnet  zur  Bedach- 
ung von  Häusern,  zu  Tisch-  und  Ofenplatten,  sowie  zu 
Schreibtafeln  eignen.  Das  Material  dieser  schon  seit  meh- 
reren Jahrhunderten  betriebenen  Schieferbrüche  wurde 
im  17.  Jahrhundert  nach  Deutschland,  Holland,  England, 
Schweden,  Spanien  und  Portugal  au^^geführt.  In  den 
Schiefern  eine  sehr  interessante  fossile  Fauna  ;  man  hat 
darin  von  Fischen  27  und  von  Schildkröten  und  Vögeln 
je  2  Arten  gefunden.  Bearbeitet  von  Alex.  Wettstein  :  Die 
Fischfauna  des  tertiären  Giarner Schiefers  (in  den  Ab- 
handlungen der  Schweiz,  paläontolog.  Gesellschaft.  Bd 
13,  1886).  Beim  Schieferbruch  Engi-Matt  hat  man  römi- 
sche Münzen  gefunden  :  Platten  aus  Glarnerschiefer  Gndet 
man  oft  in  den  römischen  Siedelungsresten  des  schwei- 
zerischen Mittel landes.  Im  Mühlebachthal  die  Heiden- 
stäfeli,  wahrscheinlich  Reste  einstiger  Alemannensiede- 
lungen. 

ENGI  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Toggenburg,  Gem. 
Kirchberg).  591  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  Alpbach, 
3  km  n.  Rirchberg  und  2,5  km  sw.  der  Station  Seh war- 
zenbach  der  Linie  Winterthur-St.  Gallen.  38  kathol.  Ew. 
Ackerbau  und  Viehzucht.  Stickerei  als  Hausindustrie. 

ENGI  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gostou,  Gem.  Waldkirch).  615 
m.  Weiler,  auf  fruchtbarer  u.  sonniger  Hochfläche  über 
dem  linken  Ufer  der  Sitter,  an  der  Strasse  Bemhardzell- 
Wittenbach,  800  m  so.  Bernhardzell  und  6  km  nw.  der 
Station  St.  Fiden  der  Linie  St.  Gallen-Rorschach.  15  Häu- 
ser, 79  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Bernhardzell.  Acker- 
bau und  Viehzucht.  Stickerei  als  Hausindustrie. 

ENGI  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Dorneck-Thierstein,  Gem. 
Nunningen).  S.  den  Art.  Enge. 

ENGIBACH  od.  AU88ERBACH  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez. Konolfingen,  Gem.  Biglen).  711  m.  Dorf,  am  Biglen- 
bach,  an  der  Strasse  Worb-Biglen  und  400  m  w.  der  Sta- 
tion Biglen  der  elektrischen  Bahn  Burgdorf-Thun,  43 
Häuser,  361  reform.  Ew.  Zwei  grosse  Gerbereien,  grosse 
Säge. 

ENGIBERG  oder  ENGEBERG  (Kt.,  Bez.  und  Gem. 
Schwyz).  602  m.  Weiler,  3  km  nw.  Sctiwyz  und  2  km  n. 
der  Station  Schwyz-Seewen  der  Gotthardbahn.  19  Häuser, 
128  kathol.  Ew.  Ackerbau,  Obst-  und  Viehhandel.  Ruine 
der  Burg  der  Edeln  von  Engiberg. 

ENGI8BERG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Rorschach,  Gem. 
Steinach).  465  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  auf  eineiin  Hügel 
nahe  dem  rechten  Ufer  der  Steinach,  2  km  s.  vom  Dorf 
Steinach  und  2,5  km  nö.  der  Station  Mörswil  der  Linie 
St.  Gallen-Rorschach.  51  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau, 
Viehzucht.  Stickerei  als  Hausindustrie.  Sehr  schöne  Aus- 
sicht. 

ENGI8HALDEN  (Kt.  Annenzeil  A.  R.,  Bez.  Hinter- 
land, Gem.  Schwellbrunn).  920  m.  Gruppe  von  4  Häusern, 
w.  der  Strasse  St.  Gallen-Lichtensteig,  1  km  ö.  Schwell- 
brunn und  2  km  sw.  der  Statipn  Waldstatt  der  Apben- 
zelterbahn  (Winkeln-Herisau-A'ppenzell).  21  refdrm.  Ew. 
Wiesen-  und  Obstbau.  Stickerei  und  Spinnerei  als  Haus- 
industrien. Bruch  auf  harten  Molassesandstein. 

ENGI8HOFEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Bischofszeil,  Gem. 
Erlen).  447  m.  Dorf,  an  der  Aach,  in  fruchtbarer  Gegend ; 
2  km  nö.  der  Station  Erlen  der  Linie  Winterlhur^Frauen- 
feld-Romanshom.  Telephon.  46  Häuser,  185  zur  Mehr- 
zahl reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Amriswil- Sommer!. 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft,  Wiesen-  und  Obstbau. 
Viehhandel.  Etwas  Maschinenstickerei.  771  und  774 :  On- 
giseshova. 

ENGI8TEIN  (Kt.  Solothilrn,  Amtei  Olten-Gösgen, 
Gem.  Ifenthal).  680  m.  Weiler  am  S.-Hanff  der  Schmulz- 
fluh,  700  m  sw.  Ifenthal  und  5  km  s.  der  Station  Läufel- 
fingen der  Linie  Basel-Olten.  11  Häuser,  45  kathol.  Ew. 
Viehzucht. 

ENGLERZ  (Kt.  Nidwaiden,  Gem.  Wolfenschiessen). 
750  m.  Drei  Bauernhöfe,  auf  einer  Anhöhe  900  m  ö.  der 
Strasse  Stans-Engelberg  und  2  Je m  so.  der  Station  Grafen- 
ort der  elektrischen  Bahn  Stansstaad-Engelberg.  24  kathol. 
Ew.  Landwirtschaft. 

ENGLi8BERG  (Kt.  Bern,AmUbez.  Seftigen).  825  in. 
Gem.  und  Dorf,  am  N.-Hang  des  Längenbergs,  an  der 
Strasse  Zimmerwald-Kehrsatz  und  3  km  sw.  der  Station 


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Kehrsatz  der  Gürbethalbahn  (Bem-Wattenwil-Thun).  34 
Häuser,  567  reform.  Ew.  Kirchffemeinde  Zimmerwald. 
Landwirtschaft.  Die  Edeln  von  Englisberg 
haben  in  der  Geschichte  keine  nennens- 
werte Rolle  gespielt. 

ENGLI8BERQ  (Kt.  Freiburff,  Bez. 
Saane,  Gem.  Granges-Paccot).  Häuser- 
gruppe. S.  den  Art.  Agy. 

ENGOLLON  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  Val 
de  Ruz).  732  m.  Gem.  u.  Dorf,  im  Zentrum 
des  Val  de  Ruz,  an  der  Kreuzung  der  Stras- 
sen Valangin-Dombresson  und  vilars-Fon- 
taines,  aber  abseits  der  Hauptstrassenzu^e 
gelegen;  5  km  n.  Neuenburg,  4  km  osö. 
der  Station  Les  Hauts  Geneveys  der  Linie 
Neuenburg-La  Chaun  de  Fonds  und  2,5  km 
von  der  Station  Valangin  der  Strassenbahn 
Neuenburg-Valangin.  Postablage.  17  Häu- 
ser, 104  reform.  £w.  Landwirtschaft,  Holz- 
handel. Alte  Kirche,  schon  im  13.  Jahr- 
hundert als  Filiale  des  Priorates  Motiers 
fenannt ;  Glockenturm  1806  erbaut.  In  der 
Tarrkirche  von  Engollon  ruht  neben  sei- 
ner Gemahlin  Jeanne  de  Beauffremont 
(tl417)  der  1427  gestorbene  Wilhelm  v. 
Aarberfif,  ^Freiherr  von  Valangin.  Bis  zu 
Ende  aes  15.  Jahrhunderts  waren  die  Be- 
wohner des  Fleckens  Valangin,  der  damals 
noch  keine  Kirche  besass,  nach  Engollon 
pfarrgenössig.  Schon  1531  hatten  sich  En- 
gollon und  Boudevilliers  der  Reformation 
zugewandt,  so  dass  am  10.  Juni  dieses  Jahres 
der  Propst  und  das  Stift  Motiers  beide  Pfarrgemeinden 
mit  allea  ihren  zugehörenden  Ländereien  an  die  Herrin 
von  Valangin,  Guillemette  de  Vergy,  abtraten,  weil  sie 
hier  den  Gottesdienst  nicht  mehr  nach  altem  Ritus  feiern 
konnten.  Zur  Vergrösserung  von  Engollon  trug  bei  die 
1301  erfolgte  Zerstörung  des  s.  davon  gelegenen  Dorfes 
La  Bonneville.  Engollon  ist  die  Heimat  von  August 
Cuffnier,  der  seine  Jugendjahre  in  La  Chaux  de  Fonds 
verlebt  hatte,  im  Juli  1830  an  den  Ereignissen  in  Paris 
sich  beteiligte  und  einer  der  Führer  der  republikanischen 
Bewegung  vom  Dezember  1831  im  Kanton  Neuen  bürg 
war.  Er  unterzeichnete  die  Erlasse  des  «  Comite  revolu- 
tionnaire  »  (bekannter  unter  dem  Namen  a  Comite  d'Yver- 
don  »)  als  dessen  Präsident ;  nachdem  die  Regierung  des 
Fürtentums  Neuenburg  auf  seinen  Kopf  einen  Preis  aus- 
gesetzt hatte,  lebte  er  für  einige  Jahre  in  Courtelary  und 
siedelte  dann  nach  Brasilien  aber,  wo  er  1860  gestorben 
ist. 

ENQ088E  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Freibereen,  Gem.  Les 
Breuleux).  1026  m.  Gruppe  von  3  Bauernhöfen,  500  m  w. 
der  Strasse  Tramelan-Les  Breuleux,  5  km  w.  der  Station 
Tramelan  der  Linie  Tavannes-Tramelan  und  1,7  km  so. 
Les  Breuleux.  21  kathol.  Ew.  Viehzucht. 

ENGRIN8  (LE8>  (Kt.  Waadt,  Bez.  £challens,  Gem 
Fey).  630  m.  Häusergruppe  mit  Mühle,  am  linken  Ufer 
der  Mentue,  an  der  Strasse  Vuarrens-Possensundl,2  km 
ö.  Fey.  8  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Bercher.  Malerische 
Gegend. 

ENGROGNE  oder  ANGROGNE  <[VAL  D'>  (Kt. 
Waadt,  Bez.  Lausanne).  560490  m.  Kleines  bewohntes 
Thal,  tief  ein&eschnitten ;  1,4  km  ö.  Lausanne,  zwischen  der 
Stadt,  dem  Weiler  Chailly  und  den  nach  Belmont  füh- 
renden Strassen.  Vom  Bach  La  Vuach^re  durchflössen. 
Der  Name  soll  dem  Thälchen  von  Waidensem  gegeben 
worden  sein,  die  aus  ihren  heimatlichen  Thälem  des  Pie- 
mont  sich  hierher  gefluchtet  hatten. 

ENG8TLEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle).  Wild- 
bach, Abfluss  Hes  unter  dem  Jochpass  gelegenen  Engst- 
lensees  (1852  m);  durchfliesst  die  Engstlenalp,  nimmt  im 
Genthal  den  Namen  des  Genthalwassers  an  und  mündet 
nach  9,5  km  langem  Lauf  von  NO.-SW.  3  km  oberhalb 
Innertkirchen  in  837  m  in  das  Gadmerwasser. 

ENG8TLENALP  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle). 
1839  m.  Weite  und  schöne  Alpweide,  im  obersten  Ab- 
schnitt des  Genthaies  (eines  Seitenthaies  zum  Gadmen- 
thal)  und  am  Fuss  des  von  Meiringen  nach  Engelberg 
führenden  Jochpasses.  Von  prachtvollem  Hochgebirgs- 
kranz  umrahmt:  im  SO.  die  Gruppe  des  Titlis  mit  dem 


Tellistock,  den  Gadmerflühen  und  den    vergletscherten 
Gipfeln  des  Wendenstocks  (3044  m)  und  Reissend  Nollen 


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Auf  dar  Engstlenalp. 

(3012  m);  im  NW.  auf  der  Grenze  gegen  Unterwaiden 
der  Graustock  (2663  m)  und  Wildnissberg  (2714  m) ;  im 
0.  die  Scharte  des  Jochpasses.  Unter  dem  W.-Endfe  des 
Wendengletschers  der  schöne  Engstlensee  in  romanti- 
scher und  wildeinsamer  La^e ;  reich  an  ausgezeichneten 
Fischen,  deren  Aufzucht  hier  den  Engelberger  Mönchen 
seit  Jahrhunderten  am  Herzen  gelegen  natle.  W.  vom  See 
und  je  4  Stunden  von  Innertkirchen  und  Engelberg  ent- 
fernt altes  und  neues  Gasthaus;  stark  besuchte  Sommer- 
frische. Prachtvolle  Arvengruppen;  an  Arten  und  Wuchs 
reiche  Flora.  In  den  Verwitterungsprodukten  der  Schiefer 
interessante  Fossilien.  Beim  Gasthaus  eine  intermittie- 
rende Quelle  (Wxmderbrunnen  geheissen),  die  schon 
1717  von  J.  J.  Scheuchzer  in  seiner  Hydrographia  Hei- 
vetica  beschrieben  worden  ist.  Ausgangspunkt  für  die 
Besteigung  des  Titlis  (57«  Stunden)  und  seiner  Nachbar- 
Gipfel  ;  guter  Fussweg  über  Tannenalp  nach  Frutt  und 
ms  Melchthal ;  nach  der  andern  Seite  steigt  ein  schlecht- 
unterhaltener und  eine  gewisse  Bergsicherheit  erfordern- 
der Pfad  langsam  zum  Sätteli  auf,  um  von  da  über  rasen- 
und  blumenbestandene  Hänge  steil  nach  Gadmen  hinun- 
terzuleiten. Im  Gebirge  der  Engstlenalp  schöne  Schiefer 
(Trias  und  Jura)  sowie  Kupfervitriol,  Bleiglanz  u.  Kohle. 

ENG8TLEN8EE  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle). 
1852  m.  Kleiner  Bergsee,  auf  der  Engstlenalp:  1,5  km 
lang,  500  m  breit,  Fläche  72  ha.  Empfangt  die  Schmelz- 
wasser aller  benachbarten  Gletschergebiete  und  sendet  die 
Engstlen  zum  Gadmerwasser.  Dem  N.-Ufer  entlang  führt 
der  Fussweg  über  den  Jochpass.  Fischreich. 

ENG8TLIGENALP  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen, 
Gem.  Adelboden).  1940  m.  Grosse  Alpweide,  im  obern 
Abschnitt  des  Tnales  von  Adelboden,  5  km  s.  über  dem 
Dorf  Adelboden,  auf  einer  600  m  über  der  Thalsohle  von 
Adelboden  gelegenen  Terrasse.  Mit  Adelboden  durch  zwei 
Fusswege  verbunden.  Vier  Passübergänge:  einer  über  den 
Grat  zwischen  Lohner  und  Tschingellochtighorn,  einer 
über  den  Engstligengrat,  einer  s.  vom  Kindbettihom 
über  den  Uschinengletscher  und  die  Rote  Kumme  zur 
Gemmi  (seit  1901  mit  ausgezeichnetem  Fussweg,  der  das 
Begehen  des  Gletschers  zu  einem  völlig  gefahrlosen  Spa- 
ziergang gestaltet ;  bequemer  Uebergang  von  Adelboden 
zur  Gemmi  und  nach  Leuk  in  einem  Tag)  und  ein  letzter 
endlich,  der  Ammertenpass,  ins  Ober  Simmenthal.  Die 
Alpweide  in  einem  weiten  Zirkus  von  4  km  Durchmesser, 
eingefasst  vom  Fizer,  Rotstock,  Ammertengrat,  Wildstru- 
bel, Steghorn,  Thierhörnli,  Kindbettihom,  Tschingel loch- 
tighorn  und  Lohner.  Der  ebene  mittlere  Teil  der  Alpweide 
wahrscheinlich  ein  ehemaliger  Seeboden.  Das  Ganze  ein 


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typisches  Beispiel  eines  Kares  glazialen  ^^^y^^», 
den  Felswänden  kommen  eine  Reihe  von  Bächen  1 


Engstlensee  mit  Titlis. 

ter,  die  zusammen  den  Engstligenbdch  bilden.  Seltene 
Pflanzen ;  so  die  Linnaßa  borealts  (einziger  Standort  im 
Oberland). 

ENG8TLIQENBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen). 
Beträchtlicher  Wildbach ;  entsteht  im  Zirkus  der  En^^st- 
ligenalp  (1938  m)  aus  einer  Reihe  von  Quellbächen,  bildet 


Fall  des  Eogstligenbaches. 

bald  nach  seinem  Austritt  aus  dem  Zirkus  einen  pracht- 
vollen Fall  von  60  m  Höhe,  nimmt  im  Thal  von  Adelboden 
von  links  den  Allenbach  (mit  dem  Geilsbach)  auf,  wendet 


sich  nach  NW.,  durchfliesst  das  Engstli^enthal  in  bewal- 
deter Schlucht,  nimmt  weiterhin  von  links  den  Tschen- 
tenbach ,  Ottembach ,  Zwischenbach , 
Gantenbach,  Bräschgenbach,  Leinibach 
und  viele  andere  von  der  Kette  Albrist- 
horn-Niesen  kommende  kleine  Bäche, 
von  rechts  eine  Reihe  von  vom  Allmen- 
grat herabfliessenden  Wasseradern  auf 
und  mündet  nach  23  km  langem  Lauf 
1,5  km  unterhalb  Frutigen  in  762  m  in 
die  Kander. 

ENG8TLIGENQRAT  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Frutigen).  2619  m.  Wenig  be- 
kannter Passübergang,  zwischen  Tschin- 
Sellochtighorn  und  Kindbettihorn  in 
en  den  Wildstrubel  mit  dem  Lohner 
verbindenden  Kamm  eingeschnitten. 
Wenig  begangen,  aber  sehr  leicht  zu 
überschreiten ;  führt  vom  Gasthof  Schwa- 
renbach(am  Gemmiweg)  über  Schwarz- 
grätli,  Oeschinenthäli  und  Engstli- 
ffenalp  in  5V4  Stunden  nach  Adelbo- 
den. 

ENQ8TLIGENTHAL  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Frutigen).  Thal,  20  km  lang; 
streicht  von  SSO. -NNW»,  wird  vom 
Engstligen bach  durchflössen  und  ist 
links  von  der  Kette  des  Niesen,  rechts 
von  der  des  Lohner  umrahmt,  die  beide 
vom  Wildstrubel  abzweigen.  Mündet 
bei  Frutigen  in  800  m  Hohe  ins  Kan- 
derthal  aus ;  seine  höchste  Alpweide,  die 
,  liegt  in  2000  m.  Zahlreiche  steile  Nebenthäl- 
chen,  besonders  am  W.-Hang ;  die  bedeutendsten  sind  die 
des  bei  Adelboden  ausmündenden  Allen bachs,  des  vom 
Gsür  absteigenden  Tschentenbachs,  des  Otternbachs,  des 
Sackgrabens  und  Gantenbachs,  wozu  noch  eine  Reihe  von 
Schluchten  kommen,  die  von  ungestümen  Wildbächen 
ausgewaschen  worden  sind  und  zwischen  denen  auf  schwie- 
rig zugänglichen  Hochterrassen  einige  kleine  Hüttengrup- 
pen —  unter  dem  gemeinsamen  Namen  Spissen  bekannt 
—  stehen.  Am  O.-Hang.  der  Kette  des  Lonner,  mit  Aus- 
nahme des  Bonderlen tnälchens  kein  bemerkenswerter 
Einschnitt.  Oberhalb  Adelboden  bildet  das  Engstligenthal 
den  schönen  Alpweidenkessel  des  Boden,  unterhalb  Adel- 
boden eine  vom  Engstligenbach  schäumend  durchbrauste 
Schlucht.  Zwischen  Adelboden  und  Frutigen  keine  nen- 
nenswerte Siedelung:  an  den  Hängen  der  Kette  des  Loh- 
ner eine  Anzahl  von  Weilern  und  Wohnstätten,  die  zu- 
sammen die  drei  Siedelunesgruppen  von  Hirzboden, 
Inner  und  Ausser  Achselen  bilden.  Der  untere  Thalab- 
schnitt, vom  Marchgraben  an,  ist  der  Kirchgemeinde 
Frutigen,  der  obere  Thalabschnitt  der  Kirchgemeinde 
Adelboden  zugeteilt.  Viehzucht  u.  Milchwirtschaft.  Frem- 
denindustrie. Einige  Schieferbrüche,  Zündholzfabrikation. 
Seitdem  nach  Ueberwindung  grosser  technischer  Schwie- 
rigkeiten die  Strasse  Frutigen- Adel boden  1884  dam  Be- 
trieb übergeben  worden  ist,  hat  sich  der  Wohlsland  im 
Thal  bedeutend  gehoben.  Diese  Strasse  geht  zunächst 
längs  des  linken  Bachufers  thalaufwärts,  überschreitet 
beim  Pochtenfall  auf  einer  50  m  über  der  Bachsohle  ge- 
legenen Brücke  die  Schlucht,  folgt  dann  dem  rechten 
Ufer  und  ceht  bei  Adelboden  wieder  über  den  Bach.  Fru- 
tigen-Adelooden  4  Stunden.  Das  in  seinem  untern  Abschnitt 
enge,  waldbestandene  und  etwas  einförmige  Thal  birgt  in 
seinen  obern  Teilen  grossartige  alpine  Schönheiten  in 
sich. 

ENG8TRINGEN  (OBER)  (Kt.  u.  Bez.  Zürich).  410m. 
Gem.  u.  Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Limmat,  an  der  Strasse 
Zürich-Höngg- Baden  u.  2,2  km  nö.  der  Station  Schlieren 
der  Linie  Zu  rieh- Baden -Bru^rg.  Postbureau.  Gemeinde, 
mit  Eggbühl  und  Landsrain  :  54  Häuser,  416  reform.  Ew. ; 
Dorf:  37  Häuser,  187  Ew.  Mehr  als  20%  der  Bodenfläche 
der  Gemeinde  mit  Weinreben  bestanden.  Altertümer  aus 
der  Bronze-  und  Römerzeit.  870 :  Enstelingon.  Im  Dorf  u. 
am  Sparrenberg  alemannisch -fränkische  Gräber.  Früher 
der  Grafschaft  Baden  zu  Eigen,  ging  Engstringen  erst  1798 
an  den  Kanton  Zürich  über. 

ENG8TRINGEN  (UNTER)  (Kt.  und  Bez.  Zürich). 
405  m.  Gem.  und  Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Limmat,  an 


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der  Strasse  Zurich-HÖDgg-Baden,  1  km  nw.  Ober  Ed^- 
striDgen  und  1,3  km  d.  der  Station  Schlieren  der  Linie 
Zuricn-Baden-Brugg.  Telephon.  50  Häuser,  302  reform. 
Ew.  Weinbau.  Grabhügel  aus  der  Hallstatt  Periode. 

ENGTHAL  (Kt.  Aargau,  Bez.  Aarau,  Gem.  Ober  Ent- 
felden).  480425  m.  Fünf  in  kleinem  rechtsseitigen  Neben- 
thälchen  zum  Suhrthal  zerstreut  gelegene  Hauser;  1,5 
km  so.  der  Station  Ober  Entfelden  der  Linie  Aarau-Suhr- 
Zülingen.  33  reform.  Ew. 

ENQWANG  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Weinfelden,  Gem. 
WigoUingen).  445  m.  Dorf,  an  dem  mit  Weinberffen  be- 
standenen S.-Han^des  Seerückens:  1,5  km  ö.  WigoUin- 
gen und  3,3  km  nö.  der  Station  Mullheim  der  Ünie  Win- 
terthur- Frauen feld-Romanshorn.  22  Häuser,  105  zum 
grössern  Teil  reform.  Ew.  Obst-  und  Weinbau,  Vieh- 
zucht. 

ENGWILEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Kreuzungen,  Gem. 
Wäldi).  535  m.  Dorf,  am  S.-Han^  des  Seerückens,  an  der 
Strasse  'Märstetten-Tägerwilen-Konstanz,  2  km  s.  Wäldi 
u.  4,5  km  n.  der  Station  Märstetten  der  Linie  Winterthur- 
Frauenfeld-Romanshorn.  Postablage ;  Postwagen  Märslet- 
ten-Neuwilen.  36  Häuser,  163  zur  Mehrzahl  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Lippcrswilen- Wäldi.  Obst-,  Acker-  und 
Wiesenbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Käserei. 

ENHAUT  (PAY8  D')  (Kt.  WaadI).  Bezirk.  S.  den  Art. 
Pays  d*Enhaut. 

ENIKON  (Kt.  Zu^,  Gem.  Cham  und  Hünenberg).  437 
m.  Gruppe  von  14  Hausern,  an  der  Strasse  Hünenberff- 
Cham  und  1  km  w.  der  Station  Cham  der  Linie  Züricn- 
Zug-Luzern.  46  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Cham-Hünen- 
berg.  Viehzucht.  Eine  seit  der  Gründung  der  Chamer 
Fabrik  für  kondensierte  Milch  entstandene  Gruppe  von 
7  Häusern  mit  70  Ew.  heisst  Neu  Enikon.  Pensionen.  In 
Enikon  war  das  Kloster  Frauenthal  begütert ;  der  ganze 
Weiler  einst  Eigentum  der  Herren  von  St.  Andreas  im 
Städtli. 

ENKHAU8ERN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Wil,  Gem.  Nie- 
der Heifentswil).  560  m.  Weiler,  auf  einer  Anhöhe  über 
dem  linken  Ufer  der  Thur,  1  km  nö.  Nieder  Helfentäwil 
und  4  km  sw.  der  Station  Bischofszeil  der  Linie  Gossau- 
Sulffen.  16  Häuser,  86  kathol.  Ew.  Acker-  u  Obstbau.  Vieh- 
zucnt  Stickerei  als  Hausindustrie. 

ENNAZ  (LA  GRANDE)  (Kt.  Wuadt,  Bez.  Nyon,  Gem. 
Arzier).  Alpweide,  mit  einer  Hütte  in  1299  m,  am  Kuss 
des  SO.-Hanges  des  Mont  Sallaz  (Kette  desNoirmont)  und 
4,5  km  nw.  über  Ar7ier.  N.  und  nw.  der  Alpweide  der 
gleichnamige  Wald. 

ENNENDA  (Kt.  Glarus;.  478  m.  Gem.  und  grosses 
Pfarrdorf,  in  sonniger  Lage,  am  rechten  Ufer  der  Linth, 
am  Fuss  des  Schilt  und  unmittelbar  ge- 
genüber Glarus,  vom  s.  Abschnitt  des  Kan- 
tonshauptortes blos  durch  die  Linth  ge- 
trennt. Station  der  Linie  Zürich-Glarus- 
Linthal.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon. 
Gemeinde,  mit  dem  Dorf  Ennetbühls  und 
einigen  kleinen  Weilern :  551  Häuser,  2494 
Ew.,  wovon  2193  Reformierte;  Dorf:  417 
Häuser,  1885  Ew.  Wiesenbau  und  Vieh- 
zucht. Zwei  grosse  Zeugdruckereien,  eine 
Buntweberei,  eine  Teppichweberei,  eine 
Fabrik  chemischer  Produkte,  zwei  Sägen 
mit  mechanischer  Schreinerei,  eine  Fabrik 
für  Reini(^ung  von  ßaumwoUabfallen.  Der 
älteste  Teil  des  Dorfes  mit  seinen  gewun- 
denen und  engen  Gassen  Ui  gebräunten 
Holzhäusern  liegt  am  Fuss  des  Schilt, 
während  die  neuen  Quartiere  mit  ihren 
geraden  Strassen  und  den  Wohnhäusern 
und  Villen  der  Fabrikbesitzer  etc.  sich 
mehr  in  der  Linthebene  angesiedelt  haben. 
Schönes  Gemeindehaus  mit  grossem  Rats- 
und Konzertsaal.  Alters-  und  Krankenasyl 
der  Gemeinde  1902  eröffnet,  drei  Kranken- 
kassen. Armenverein  zur  Unterstützung 
von  Ortsfremden.  Ennenda  ist  eine  der 
wohlhabendsten  Gemeinden  der  ganzen 
Schweiz.  Den  seit  der  zweiten  Hälfte 
des  18.  Jahrhunderts  datierenden  Aufschwung  verdankt 
der  Ort  seiner  lebhaften  industriellen  und  Handels- 
tätigkeit, die  sich  in   allererster  Linie  auf  die   ßaum- 


wolizeugdruckerei    konzentrierte.   Den  Höhepunkt  ihrer 
Entwicklung  hat  diese  Industrie  im  letzten  Drittel  des 


EoDenda,  von  SOdwesten. 

19.  Jahrhunderts  erreicht;  seit  etwa  15  Jahren  ist  sie 
an  Bedeutung  sichtlich  zurückgegangen.  Die  Bürger- 
gemelnde  Ennenda  besitzt  mehrere  Alpweiden,  ausge- 
dehnte Waldungen,  Wiesen  und  Felder,  welch'  letztere 
von  den  Nutzungsberechtigten  mit  Kartoffeln  und  Gemüse 
angepflanzt  werden.  Diese  Güter  sind  zum  grösirlen  Teil 
ausserhalb  des  Gemeindebannes  von  Ennenda  gelegen. 
Bis  gegen  das  Ende  des  18.  Jahrhunderts  war  Ennenda 
der  Kirchgemeinde  und  dem  Schulkreis  Glarus  zugeteilt; 


Im  Bnoerbarg. 

eigene  Kirchgemeinde  seit  1774,  eigene  Scliulffemeinde 
seit  1787.  Heimat  von  .lostTschudi,  Glarncr  Landammann 
1419-1452,  der  als  Anführer  der  Glarner  im  alten  Zürich- 


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krieg  eine  hervorrageDde  Rolle  spielte.  Ennenda  =  ennet 
(jenseits)  der  Aa  (des  Wassers). 

ENNERBERG  (Kt.  Nidwaiden,  Gem.  Buochs 
und  Oberdorf).  516  m.  Landstrich  und  Gruppe 
von  6  Häusern,  am  rechten  Ufer  der  Engel ber- 

ßsr  Aa,  nw.  vom  Buochserhom,  1  I^m  sw.  der 
ampfschifistation  Buochs  und  2,5  km  nö.  der 
Station  Stans  der  elektrischen  Bahn  Stansstaad- 
Engelberg.  Bi  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden 
Buochs  und  Stans.  Seit  dem  16.  Jatirhundert 
Heimat  der  Familie  Ackermann ;  noch  erhallen 
ist  das  Haus,  in  dem  1732  Ritter  Joh.  Jakob 
Ackermann,  der  Sieger  des  Gefechtes  bei  Sins 
(25.  Juli  1712),  gestorben  ist.  Eine  zu  seinem 
Andenken  erbaute  Kapelle  enthält  ein  Bild  die- 
ses Kampfes.  An  den  S. -Hängen  des  Ennerbergs 
kleiner  Weinberg. 

ENNERHAU8  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem. 
Staldenried).  13(X)  m.  Sieben  am  Hang  von 
Staldenried  zerstreut  gelegene  Häuser,  über  dem 
rechten  Ufer  der  Visp,  7  km  s.  des  Dorfes  Visp 
und  1,5  km  ö.  der  Station  Stalden  der  Linie 
Visp-Zermatt.  31  kathol.  Ew. 

ENNERHOLZ  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig,  Gem. 
Glis).  »10  m.  Weiler,  auf  einem  Bergsporn  rechte 
über  der  Ausmundung  der  Saltine  ins  Rhone- 
thal und  über  dem  Pont  Napoleon,  am  N.-Fuss 
des  Glishoms,  1  km  so:  Glis  und  1,7  km  s.  der 
Station  Brig  der  Simplonbahn.  10  Häuser,  28  kathol.  Ew. 

ENNERLENZEN  oder  ENDER  LENZEN  (Kt. 
Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Fischenthal).  704  m.  Weiler, 
am  linken  Ufer  der  Töss,  3  km  n.  Fischenthal  und  800  m 
nw.  der  Station  Steg  der  Tössthalbahn.  12  Häuser,  40  re- 
form. Ew. 

ENNET.  Bestandteil  von  Ortonamen  der  deutschen 
Schweiz  (Ennenda,  Ennetbühl.  Ennetbaden,  Ennetlinth 
etc.);  vom  althochdeutschen  enont=  mittelhochdeutechen 
enent=  Jenseite,  auf  der  andern  Seite. 

ENNETAACH  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Bischofszeil,  Gem. 
Erlen).  456  m.  Kleines  Dorf,  am  linken  Ufer  der  Aach, 
an  der  Strasse  Riedt- Andwil  und  800  m  w.  der  Stetion 
Erlen  der  Linie  Winterthur-Frauenfeld-Romanshorn.  24 
Häuser,  143  zur  Mehrzahl  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Sulgen-Erlen.  Futter-  u.  Obstbau,  Hornvieh-  u.  Schweine- 
zucht, Milchwirtschaft.  Stickerei  und  Wirkerei  als  Haus- 
industrien. Handel  mit  Wirk-  und  Töpferwaaren.  Einige 
Torfgruben. 

ENNETBACH  u.  ENNETBACHBERQ  (Kt.  Bern, 
Amtebez.  Konolfingen,  Gem.  Biglen).  865  m.  Zerstreut  ge- 
legene Bauemhöfö,  am  rechteseitigen 
Hang  des  Thaies  des  Bifflenbachs  und 
500  m  n.  der  Stetion  Biglen  der  elektri- 
schen Vollbahn  Burgdon-Thun.  14  Häu- 
ser, 83 reform.  Ew.  Wiesenbau. 

ENNETBACH  (Kt  St.  Gallen,  Bez. 
See,  Gem.  Goldingen).  620  m.  Gruppe 
von  5  Häusern,  an  einem  kleinen  rechts- 
seitigen ZuUuss  zum  Goldingerbach,  an 
der  Strasse  Eschen bach-Gold ingen ;  1,2 
km  sw.  Goldin^en  und  3,5  km  n.  der 
Stetion  Schmenkon  der  Linie  Rappers- 
wil-Wesen.  61  kathol.  Ew.  Viehzucht. 
Armenhaus. 

ENNETBADEN  (Kt.  Aargau,  Bez. 
Baden).  365  m.  Gern,  und  Dorf,  am 
rechten  Ufer  der  Limmat  gegenüber 
Baden,  im  Gegensatz  zu  diesem  (Gross- 
baden)  wohl  auch  Kleinbaden  geheis- 
aen ;  am  W.-Fuss  der  Lägern  und  s.  vom 
Geissbera,  600  m  ö.  des  Bahnhofes  Ba- 
den der  Linie  Zürich-Baden-Brugg.  Post- 
bureau, Telegraph,  Telephon.  119  Häu- 
ser, 997  kathol.  und  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Baden.  Ackerbau  und  Vieh- 
zucht. Kleiner  Weinberg,  dessen  Ertrag 
(der  sogen.  Goldwändler)  mit  Recht  sehr 
geschätzt  ist.  Fünf  Gasthäuser.  Schlos- 
serei, Seidenspinnerei.  Mit  Baden  durch  eine  grosse 
Brücke  verbunden.  Drei  von  den  acht  heissen  Quellen 
gehören  zu  Ennetbaden.  Am  Hang  der  Scharte  sind  Beile 


und  Lanzenspitzen  aus  Stein  und  Bronze  gefunden  wor- 
den ;  römische  Münzen,  beim  Sommertheater  römisches 


EnnetbadeD,  von  Norden. 

Mauerwerk,  römische  Ziegel  und  Töpferwaaren.  Eine  rö- 
mische Inschrift  an  einem  Hause  von  Ennetbaden  ist 
seither  wieder  vermauert  worden.  Unter  dem  Scharten- 
fels römische  Gräber. 

ENNETBERGE  (Kt.  Glarus,  Gem.  Ennenda  und  Net- 
stal). 900-1400  m.  Alpweiden,  an  den  W.-Hängen  von 
Fronalpstock  u.  Schilt,  zwischen  Fronalp  u.  Heubodenaip 
auf  einer  2,5  km  langen  und  1,5  km  breiten  Terrasse  .ge- 
legen, 1-2  Stunden  n.  über  Ennenda.  Zahlreiche  Stedel 
und  etwa  30  Hütten,  die  zur  Zeit  der  Heuernte  und  wäh- 
rend eines  Teils  des  Winters  bezogen  werden.  Zum  Teil 
Eigentum  der  Bürgergemeinde  Ennenda,  zum  Teil  in  Pri- 
vatbesitz. Ihren  fetten  Boden  verdanken  die  Knnelberge 
den  Flyschschiefern,  die  hier  eine  ziemlich  tief  in  den 
Berghang  einschneidende  Mulde  bilden,  sowie  den  den 
Hang  beinahe  ganz  überdeckenden  Glazialablageruogen. 

ENNETBRUQQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toggen- 
burg, Gem.  Waltwil).  Abteilung  des  Dorfes  Wattwil.  S. 
diesen  Art. 

ENNETBÜHL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggen- 
burg, (^m.  Krummenau).  886  m.  Pfarrdorf,  im  romanti- 


EnnatbQhl  mit  dem  Sflntis. 


sehen  Thal  der  Lutern,  3  km  so.  Krummenau  und  9  km 
so.  der  Stetion  Ebnat  der  Toggenburgerbahn.  27  Häuser, 
162  reform.  Ew.  Viehzucht. 


30 


ENN 


ENN 


ENNETBOHLS  (Kt.  Glarus,  Gem.  Ennenda).  450  bis 
500  m.  Dorf,  am  rechten  Ufer  derLinth,  am  W.-Fussdes 
Schilt,  1  km  n.  Ennenda,  500  m  ö.  Glarus  und  mit  diesem 
durch  eine  Brücke  verbunden.  134  Häuser.  ßl2  reform. 
Ew.  Wiesenbau,  Viehzucht,  Waldwirtschaft.  Viele  der 
Bewohner  arbeiten  in  den  Fabriken  der  Nachbarorte.  Die 
früher  hier  in  Betrieb  stehende  grosse  Baumwollzeug- 
druckerei ist  seither  eingegangen.  Der  älteste  Teil  des 
Dorfes  mit  seinen  altertümlichen  und  malerischen  Wohn- 
häusern steht  auf  einem  ca.  50  m  hohen  Hügel,  einem 
UebemSst  eines  grossen  vom  Glämisch  herabgekommenen 
Bergsturzes.  Bis  1875  gehörte  Ennetbühls  zur  Kirchge- 
meinde und  zum  Schulkreis  Glarus. 

ENNETBORGEN  (Kt.  Nidwaiden).  439  m.  Politische 
und  Kirchgemeinde,  am  S.-Hang  des  Bürgenstocks  und 
am  N¥fr-Üfer  der  Buochserbucht  des  Vierwaldstattersees, 
5  km  nö.  der  Station  Stans  der  elektrischen  Bahn  Stans- 
sta^d-Engelberg  und  2  km  n.  der  Dampfschiffstation 
Buochs.  Umfasst  zahlreiche  vereinzelte  Höfe  u.  die  Dörfer 
u.Weiier  Bürglenberg,  Buochli,  Oberboden,  Unterboden  u. 
St.  Antoni.  Zusammen  151  Häuser,  923  kathol.  Ew.  Post- 
ablage und  Telephon  in  Unterboden.  Viehzucht  u.  Milch- 
wirtschaft, Gemüsebau.  Seidenweberei  und  -zwimerei; 
mechanische  Schreinerei,  Mühle.  Makkaronifabrik.  Meh- 
rere Brüche  auf  Kalkstein,  heute  nur  noch  schwach  aus- 
gebeutet. Erratische  Blöcke.  Gegend  fruchtbar;  Klima 
mit  nahezu  südlichem  Charakter:  Kastanien-  und  Feigen- 
bäume, sowie  die  Weinrebe  gedeihen  im  Freien.  In  Bezug 
auf  Armen-  und  Allmendwesen  ist  Ennetbürgen  der  Ge- 


Kirche von  EnnetbOrgen  mit  St.  Antoni,  von  Norden. 

meinde  Buochs  zugeteilt,  während  es  in  politischer  Hin- 
sicht schon  seit  langer  Zeit  und  in  kirchlicher  Hinsicht 
seitlSBl  selbständig  ist.  Schöne  Kirche,  1894  erbaut,  Wall- 
fahrtsziel. Schulhaus  1854  erbaut.  Am  Bürgenstad  wurden 
die  nach  der  Schlacht  am  Morgarten  und  vor  der  Heim- 
kehr der  dort  fechtenden  Männer  Unterwaldens  (1315)  ins 
Land  eindringenden  Oesterreicher  von  den  Frauen  der 
Gegend  verjagt.  Alte  Kapelle  zu  St.  Jost,  wo  noch  alljähr- 
lich zum  Andenken  an  nie  bei  Sempach  gefallenen  Krie- 
Ser  eine  Seelenmesse  gelesen  wird.  Hier  eine  Glocke  mit 
er  Jahreszahl  1385. 

ENNET  DEM  WA88ER  (Kt.  Nidwaiden).  Land- 
strich. S.  den  Art.  Wasser  (Ennet  dem). 

ENNET  DER  AA  (Kt.  u.  Bez.  Schwyz,  Gem.  Sattel). 
80(V^4O  m.  16  zwischen  Steineraa  und  Lauitobel  zerstreut 
gelegenealHäuser,  am  N.-Fuss  des  Engelstocks  und  1  km 
so.  der  Station  Sattel  der  Südostbahn  (Wädenswil-Arth 
Goldau).  112  kathol.  Ew. 

ENNET  DER  BRÜCK  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Höfe, 
Gem.  Feusisberg).  713  m.  Fünf  s.  der  Strasse  Schindel- 
legi-Feusisberg,  zerstreut  gelegene  Häuser,  1  km  sw.  Feu- 
sisberg und  2  km  nö.  der  Station  Schindellegi  der  Linie 
Wädenswil-Einsiedeln.  67  kathol.  Ew.  Ackerbau  u.  Vieh- 
zucht. 

ENNET  DER  BRÜCKE  [Kt.  Wallis,  Bez.  u.  Gem. 
Visp).  678  m.  Gruppe  von  8  Hausem,  am  Hang  von  Zen- 
eggen  und  über  dem  linken  Ufer  der  Visp,  300  m  w.  der 
Station  Visp  der  Siraplonbahn.  Bildet  eine  Art  Aussen- 
quartier  von  Visp,  mit  dem  es  durch  eine  Brücke  ver- 
bunden- ist.  67  kathol.  Ew.  Auf  der  Siegfriedkarte  unbe- 
nannt. 

ENNET  DER  PLATTE   (Kt.  Schwyz).  Landschaft; 


umfasst  die  Gemeinden  Steinen,  Steinerberg,  Sattel  und 
Rotenturm.  1269  vom  Grafen  Eberhard  von  Habsburg  an 
die  Schwyzer  verkauft.  Platte  heisst  der  zum  Lowerzersee 
vorspringende  Felssporn  w.  vom  Hohstuckli  und  Engel- 
stock, auf  dem  die  Burg  der  Herren  von  Engiberg  stand. 
ENNETEGG  (Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuch,  Gem. 
Hasli).  824  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  der  Grossen  Fon- 
tannen und  4,5  km  sw.  der  Station  Entlebuch  der  Linie 
Bern-Luzem.  11  Häuser,  70  kathol.  Ew.  Ackerbau.  Kapeile. 
ENNETHORW  (Kt.  und  Amt  Luzern,  Gem.  Horw). 
439  m.  Dorf,  am  W.-Üfer  des  Vierwaldstattersees,  an  der 
Strasse  Luzern-Samen,  800  m  s.  der  Station  Horw  der 
Brünigbahn.  22  Häuser,  142  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Hei- 
mat von  Leonhard  Haas,  des  jetzigen  Bischofes  von  Basel. 
ENNETILFI8  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Luzern, 
Amt  Entlebuch,  Gem.  Escholzmatt).  790  und  768  m.  Zwei 
Gruppen  von  zusammen  5  Häusern,  am  rechten  Ufer  der 
Ufis,  5  km  w.  Escholzmatt  und  1,8  km  nw.  der  Station 
Wiggen  der  Linie  Bern-Luzem.  37  reform,  und  kathol. 
Ew.  Milchwirtschaft. 

ENNETKIREL  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Nieder  Simmen- 
thal,  Gem.  Diemtigen).  1040  m.  Gruppe  von  8  Häusern, 
im  Diemtigenthal,  am  rechten  Ufer  des  Filderichbaches, 
6  km  sw.  Diemtigen  und  ö.  Oeien.  39  reform.  Ew.  Schöne 
Wälder  und  Quellen.  Sommerfrische. 

ENNETLINTH  (Kt.  Glarus,  Gem.  Mitlödi).  500  m. 
Oestl.  Abschnitt  des  Dorfes  Mitlödi,  am  rechten  Ufer  der 
Linth  und  mit  dem  Dorf  durch  eine  Brücke  verbunden, 
an  der  Strasse  Mitlödi-Sool  und  4  km  ssö.  Glarus.  25  Häu- 
ser, 105  reform.  Ew.  Grosse  Baumwollzeugdruckerei, 
Seidenfabrik,  Schuhleistenfabrik.  Ackerbau  u.  Vieh- 
zucht. 

ENNETLINTH  (OBER  und  UNTER)  (Kt 
Glarus,  Gem.  Linthal).  660  m.  Kleines  Dorf,  Teil 
der  Ortschaft  Linthal,  am  linken  Ufer  der  Linth.  58 
Häuser,  539  reform.  Ew.  Viehzucht.  Baumwollwebe- 
rei. Hier  die  Station  Linthal  der  Linie  Zürich-Glarus- 
Linthal  und  das  Bad  Stachelberg.  Ennetlinth  bis 
1837  der  Gemeinde  Rüti  zugeteilt,  seither  mit  der 
Gemeinde  Linthal  vereinigt.  Bildet  noch  eine  eigene 
Bürgergemeinde,  deren  Güter  sich  im  N.  bis  zum 
Brummbach,  im  S.  bis  zum  Fätschbach  und  im  W. 
bis  zur  Kantonsgrenze  geffen  Uri  erstrecken.  Zahl- 
reiche zerstreut  gelegene  Höfe  und  Hütten  auf  der 
Terrasse  der  Fruttberge ;  Weiler  Nussbühl,  am  Fuss 
einer  Felswand  gelegen.  Im  18.  Jahrhundert  hat 
Ennetlinth  viel  unter  den  Ausbrüchen  der  Linth  zu 
leiden  gehabt,  sodass  man  sich  1782  genötigt  sah, 
die  hier  seit  1600  stehende  reformierte  Pfarrkircne  auf 
das  rechte  Flussufer  nach  Linthal  zu  verlegen. 

ENNETMARCHT  oder  URNERBODEN  (Kt.  Uri, 
Gem.  Spiringen).  1400-1300  m.  Oberer  Teil  des  sw.  Lin- 
thal zur  Klausenpasshöhe  aufsteigenden  Thaies,  von  den 
Urnern  Ennetmärcht,  von  den  Glamern  Urnerboden  ge- 
heissen.  Von  der  Klausenstrasse  durchzogen.  7,5  km  lang, 
500-600  m  breit,  Steigung  nur  2%,  Richtung  SW.NO. 
Wird  begleitet:  im  N.  vom  Leckistock  (2483  m),  den  Mä- 
renbergen, Jägernstöcken  und  dem  Ortstock  (2715  m) ; 
im  S.  vom  Wangiswald,  Claridenstock  (3270  m),  Gems- 
fayrenstock  (2974  m)  und  Rotstock.  Zwischen  Urnerboden 
und  der  das  Thal  im  N.  abschliessenden  Felsmauer  zieht 
sich,  ersteremparallel  verlaufend,  eine  Bergstrasse  (mitt- 
lere Höhe  1800  m)  hinauf  zum  Ziegelgrat.  Entwässert 
wird  das  Thal  von  dem  von  der  Passhöhe  und  den  Clariden 
herkommenden  fischreichen  Fätschbach,  der  bei  Anlass 
des  Baues  der  neuen  Klausenstrasse  korrigiert  worden 
ist.  Auch  die  umliegenden  Sumpfwiesen  hat  man  entwäs- 
sert. Die  Ennetmärcht  ist  eine  der  schönsten  Alpweiden 
(Allmenden)  des  Kantons  Uri  und  zählt  in  225  Hütten 
und  Häusern  zur  Sommerszeit  360  und  zur  Winterszeit  70 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Spiringen.  Kapelle  in  1389  m 
Höhe.  Alpwirtschaft  (Viehzucht,  Butter  und  Käse).  Post- 
bureau Urnerboden.  Im  Sommer  Postwagen  über  den 
Klausen  (Linthal-Altorf-Flüelen).  Stark  von  Fremden  be- 
sucht. Gasthof  und  Wirtshäuser.  Obwohl  topographisch 
zum  Kanton  Glarus  gehörig,  ist  doch  das  Thal  zum  grös- 
sern Teil  dem  Kanton  Uri  zugeteilt.  Lan^e  Jahre  hindurch 
bildete  der  Urnerboden  einen  Zankapfel  zwischen  beiden 
Kantonen,  a  Des  vielen  Streites  müde,  erzählt  die  Sage, 
kamen  endlich  Urner  und  Glamer  überein,  die  Grenze 


ENN 


ENS 


31 


freundnachbailich   festzusetzen.    An   einem   bestimmten 
Tage  sollte  von  Altorf  und  Glarus  je  ein  Laufer  aufbrechen 


Auf  dem  Urnerboden  :  Klausenstrasse  u.  Clariden. 

und  dem  Klausen  zueilen;  wo  sie  znsammentrefTen,  solle 
die  Grenze  sein.  Das  Zeichen  des  Aufbruchs  sollte  der  erste 
Hahnenschrei  geben,  und  Urner  wachten  in  Glarus  und 
Glamer  in  Altorf,  dass  es  recht  dabei  zuginge.  Die  Glar- 
ner  futterten  ihren  Hahn  reichlich,  dass  er  am  Morgen 
wacker  krähe,  die  Urner  aber  Hessen  den  ihrigen  fasten, 
damit  ihn  der  Hunger  früh  wecke.  Früh  krähte  er,  als 
der  Morgen  kaum  dämmerte;  der  in  Glarus  aber  schlief 
fest  in  den  Tag;  bangend  umstand  ihn  die  Gemeinde, 
manch*Worl  und  Ratschlag  hörte  der  wartende  Läufer. 
Endlich  ergeht  so  ein  träger  Ruf,  und  der  Läufer  spring 
auf,  das  drei  Stunden  lange  Thal  hinein  und  dann  die 
stotzige  Halde  hinan  —  er  läuft  sich  das  Herz  aus  dem 
Leibe.  Aber  o  weh;  kaum  ist  er  ein  Stück  weit  gestiegen, 
80  kommt  ihm  mit  Jauchzen  der  Umer  Läufer  entgegen, 
so  weit  herunter,  wie  kein  Urner  im  Traum  je  gedacht 
hätte,  dass  man  vom  Glamerland  bekomme.  «  Lass  mir 
noch  ein  Stück»,  bat  der  Glarner  j  «  keinen  Zoll  breit», 
erwiderte  der  ürner.  «  Nur  soweit  ich  dich  noch  aufwärts 
zu  tragen  vermag  ».  «Gut«  soviel  sollst  du  noch  haben.  » 
Und  der  Glarner  trug  den  Urner  noch  hinauf  bis  zu  jenem 
Bächli  [dem  sog.  Scneidbächli];  da  sank  er  tot  nieder, 
und  hier  wurde  die  Grenze. »  (Becker,  F.  Ueber  den 
Klausen.  Glarus  1900.  S.  89).  Nach  einer  vom  30.  August 
1196  datierten  Urkunde  soll  diese  Abgrenzung  vom 
Pfalzgrafen  Otto  von  Burgund  verfugt  worden  sein,  der 
damals  kaiserlicher  Schirmvogt  der  Abtei  Säckingen  und 
damit  auch  des  Glarnerlandes  war.  Ennetmärcht  oder 
Ennetmarch  von  ennet  (jenseits)  der  March  (Grenze). 

ENNETM008  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Schwarzenburg, 
Gem.  Albligen).  Weiler.  S.  den  Art.  Enetmoos. 

ENNETMI008  (Kt.  Nidwaiden).  555  m  (Kapelle). 
Gemeinde,  am  NW.-Fuss  des  Stanserhorns ;  umfasst  den 
Muettersch wander berg  und  die  bis  zum  Alpnachersee 
sich  hinziehenden  Sumpfgebiete  des  Drachenrieds  und 
Ennetmoosrieds.  2  km  w.  Stans.  In  zwei  Abteilungen 
getrennt:  Ennetmoos  nid  dem  Ried  (mit  Allweg,  Rotz- 
berg, Rotzloch,  St.  Joseph)  und  Ennetmoos  ob  dem  Ried 
(mit  Muettersch wanderberg,  Rohren,  St.  Jakob).  Zu- 
sammen 103  Häuser,  669  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
Stans.  DampfschifTstalion  Rotzloch.  Postablage,  Tele- 
phon in  Allweg.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft,  Kä- 
serei. Zwei  Zementfabriken,  eine  Kalkbrennerei,  zwei 
Gipsmühlen,  eine  Säge.  In  Rotzloch  seit  dem  17.  Jahr- 
hundert eine  heute  eingegangene  Papierfabrik.  Seiden- 
weberei und  Strohhutfabrikation  als  Hausindustrien. 
Schwefelquelle  in  Rotzloch.  Grosse  Kalkgruben.  St.  Jakob 
Kapelle ;  Sankt  Magnus  oder  Winkelried  Kapelle  am  All- 
we^,  dem  Drachentöter  und  Helden  von  Sempach  ge- 
weiht; Kapelle  in  Rohren.  Am  Rotzberg  Ruine  der  12i08 


zerstörten 
terschwam 


^en  Burg.  Drachenhöhle  im  Muet- 
erberff.  Zwei  schöne  Schul häuser,  je  eines  für 
jede  Gemeindehälfte.  Ennetmoos  ist  die 
Heimat  des  Geschlechtes  Winkelried.  Einer 
der  hervorragendsten  Gemeindebü^ger  war 
der  grosse  Nid  waldner  Industrielle  Caspar 
Blättler  (1791-1872),  der  die  Papierfrbrik  den 
neuen  Bedürfnissen  entsprechend  umge- 
staltete, den  Weg  auf  den  Pilatus  erbauen 
und  auf  diesem  Berg  den  ersten  Gasthof 
errichten  Hess  (1858/59).  Er  Hess  auch  ein 
Dampfschiff,  mehrere  Eisenbrücken  und 
Gasthöfe  erbauen  und  schenkte  dem  Schul- 
wesen seiner  Gemeinde  grosse  Aufmerk- 
samkeit. Die  Kapelle  zu  St.  Jakob  soll 
die  erste  Kirche  des  Landes  gewesen  sein. 
In  Ennetmoos  Hauptkampf  der  Nidwaldner 

fegen  die  Franzosen  (9.  September  1798). 
m  Allweg  ein  Obelisk  zum  Andenken  an 
diesen  heroischen  Verteidigungskampf.  Alle 
Häuser  von  Ennetmoos  von  den  Franzosen 
in  Asche  ffelegt.  1834  am  Stanserhorn  gros- 
ser Waldbrand. 

ENNET8EEWEN  (Kt.  Glarus,   Gem. 
Haslen).  1419-1929  m.  Alpweide,  am   N.- 
Hang des  Kärpfstocks,  in  einem  zwischen 
Etzeistock  u.  Matzlenstock  eingeschnittenen 
kleinen  Seitenthälchen  zum  Niederenthai, 
3-4  Stunden  über  den  Stationen  Schwan- 
den und  Nidfum- Haslen  der  Linie  Zürich- 
Glarus-Linthal.  Fläche  550  ha.  160  Stösse.  Sechs  Hütten, 
auf  den  Terrassen  Auern,  Riedmatt, Ratzmatt  und  Matzlen 
gelegen. 

ENNETTHUR  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggen- 
burg, Gem.  Alt  St.  Johann).  1045  m.  Sieben  am  linken 
Ufer  der  Säntisthur  zerstreut  gelegene  Häuser,  21  km  so. 
der  Station  Ebnat  der  Toggenburgerbahn  und  2,5  km  nö. 
Alt  St.  Johann.  27  kathol.  und  reform.  Ew.  Viehzucht. 
Weberei  als  Hausindustrie. 

ENNETTURGI  (Kt.  Aargau,  Bez.  Baden,  Gem.  Unter 
Siggenthal).  338  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  am  rechten 
Ufer  der  Limmat,  500  m  s.  Unter  Sigffenthal  und  500  m 
n.  der  Station  Turffi  der  Linie  Züricn-Baden-Brugg.  90 
reform,  und  kathol.  Ew. 

ENNEY  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz).  722  m.  Gem.  u. 
schönes  Dorf,  am  S.-Fuss  des  Hügels  von  Greierz,  am 
linken  Ufer  der  Saane,  an  der  Strasse  Bulle-Chäteau 
d'CEx  und  7  km  s.  Bulle  in  geschützter  Lage.  Station  der 
elektrischen  Bahn  Chätel  St.  Denis- Bulle -Montbovon. 
Postablage,  Telephon;  Postwagen  Bulle -Saanen.  Ge- 
meinde :  49  Häuser,  414  kathol.  Ew. ;  Dorf:  32  Häuser, 
244  Ew.  Kirchgemeinde  Greierz.  Viehzucht  und  Milch- 
wirtschaft. Münle,  Sägen,  Strohtlechterei.  Holzhandel, 
Steinbrüche.  Kapelle  zu  St.  Anna.  Eindeicnungsarbeiten 
längs  der  Saane  haben  einen  bedeutenden  Strich  Landes 
dem  Anbau  zurückerobert.  1254:  Heyz;  1395:  Eiz;  1548: 
Heyz ;  1555 :  Heney. 

ENNIGEN  (Kt.  u.  Amt  Luzern,  Gem.  Malters).  515  m. 
Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Kleinen  Emme,  nahe  der  Ein- 
mündung des  Rümligbaches  in  diese,  an  der  Strasse  Lu- 
zern-Wolhusen  und  2,3  km  w.  der  Station  Malters  der 
Linie  Bern-Luzern.  36  Häuser,  342  kathol.  Ew.  Wäsche- 
klammernfabrikation. Landwirtschaft. 

EN8EX  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  OUon).  Sprich : 
Ins6.  Alpweiden,  mit  zwei  Gruppen  von  Hütten  in  1785 
und  1819  m :  an  den  Hängen  rechts  über  der  Gryonne  und 
nahe  unter  dem  Col  de  la  Croix;  V/t  Stunden  über  Che- 
si^res.  Grösstenteils  sumpOg ,  vom  Weg  zum  Col  de  la 
Croix  und  Col  de  Bretaye  durchzogen.  Unmittelbar  nö. 
der  Hütten  öffnet  sich  der  kleine  Col  d'Encrenaz,  der  einen 
leichten  Uebergang  vom  Thal  der  Gryonne  über  die  Alp- 
weiden von  Ensex  und  Perche  nach  Vers  TEglise  gestattet. 
Es  ist  dies  zugleich  der  kürzeste  und  angenehmste  Weg 
zwischen  dem  Zentrum  der  Gemeinde  Ormont  Dessus  und 
Villars  oder  Chesieres.  Ausgezeichnet  frische  Quellen. 
Prachtvolle  Aussicht  auf  den  Mont  Blanc.  In  geologischer 
Hinsicht  bemerkenswert:  Flvschbreccie  mit  Gerollen  von 
krystallinen  Gesteinen  und  Nummulitenkalk;  Ueber- 
schiebungsbruch  zwischen  Lias  und  Flysch.  1291 :  Escez. 
ENSEX  (CR^TE  u.  SIGNAL  D')  (Kt.  Waadt,  Bez. 


32 


ENS 


ENT 


Aigle).  Lan^^er  begraster  Kamm,  zwischen  dem  Meilleret 
und  aer  Pointe  des  V^lards  (1994  m)  und  Chaux  Ronde 
(2032  m),  Grenze  zwischen  den  beiden  Gemeinden  Or- 
mont  Dessus  und  Oilon.  Auf  dem  Kamm  eine  von  weit 
her  sichtbare  kleine  Scheune.  Das  Signal  d'Ensex  (1950 
m)  auf  der  Siegfriedkarte  <c  Sur  Brezon  »  genannt. 

EN8IER  oder  VERS  EN8IER  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Monthey,  (^em.  Troistorrents).  595  m.  Gruppe  von  10  zer- 
stl*eut  gelegenen  Häusern,  im  untern  Abschnitt  der  Ge- 
meinde Troistorrents,  am  linken  Ufer  der  Vi^ze  und  am 
Grunde  des  bewaldeten  Tobeis  des  Nant  de  Chemex,  über 
dem  die  Kapelle  Les  Chemex  steht.  1  km  sw.  Monthey. 
29  kathol.  Ew. 

ENTDECKUNGS- 
FELS» französisch  Ro- 
cher DE  LA  DICOUVERTE 

(Kl.  Wallis,  Bez.  Visp). 
4366  m.  Kleiner  Fels- 
zahn, hebt  sich  w.  des 
Lysioches  aus  dem  Firn, 
an  der  tiefsten  Stelle  des 
vom  Lyskamm  und  der 
Ludwigshöhe  ( Monte 
Rosa)  zur  italienischen 
Grenze  ziehenden  Kam- 
mes. Prachtvoller  Aus- 
sichtspunkt, von  den 
ersten  ( italienischen ) 
Erforschem  des  Mas- 
sives des  Monte  Rosa 
1778,  1779  und  1780 
bestiegen.  Vergl.  den 
Art.  Lysjoch. 

ENTENMOOS  (Kt. 
Freiburg,  Bez.  Sense, 
Gem.  Rechthalten).  885 
m.  Gruppe  von  6  Häu- 
sern, am  Galternbach, 
an  der  Strasse  Recht- 
hal ten-Plaffeien,  11  km 
so.  vom  Bahnhof  Frei- 
burg  und  1,3  km  so. 
Rechthalten.  36  kathol. 
Ew.  deutscher  Zunge. 
Viehzucht  und  Milch- 
wirtschaft. Holzhandel. 

ENTETSWIL 
Thurgau ,  Bez . 
schofszell,  Gem.  Neu- 
kirch). 594  m.  Weiler. 
2  km  s.  Neukirch  una 
4,5  km  s.  der  Station 
Kradolf  der  Linie  Gos- 
sau-Sulgen.  12  Häuser, 
60  kathol.  und  reform. 
Ew .  Kirchgemeinden 
Heiligkreuz  und  Neu- 
kirch.   Landwirtschaft. 

ENTFELDEN 
(OBER)  (Kt.  Aargau, 
Bez.  Aarau).  419  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  zu 
beiden  Seiten  der  Suhr, 
an  der  Kreuzung  der 
Strassen  KöIIiken-Suhr 
und  Aarau-Schöftland, 
4  km  s.  Aarau.  Station 
der  Linie  Aarau-Suhr- 
Zofingen.  Postbureau, 
Telegraph,  Telephon. 
Strassenbahn  Aarau - 
Schöflland.  Gemeinde, 
mit  Am  Berg,  Am  Holz, 
Engthal  und  Wallen- 
land  :  246  Häuser,  1523 
reform.  Ew.;  Dorf:  185 
Häuser,  981  Ew.  Acker- 
bau, Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Gips-  und  Kalkbren- 
nereien, Korkzapfen-,  Zigarren-,  Bürsten-  und  Besenfab- 
riken. Seidenzwirnerei.  Sägen.  Römische  Münzen. 


ENTFELDEN  (UNTER)  (Kt.  Aargau,  Bez.  Aarau). 
418  m.  Gem.  und  Dorf,  am  linken  Ufer  der  Suhr,  an 
der  Strasse  Aarau-Schöftland  und  1  km  nw.  der  Station 
Ober  Entfelden  der  Linie  Aarau-Suhr-Zofinj^en.  Post- 
bureau, Telephon.  Strassenbahn  Aarau-Schöftland.  99 
Häuser,  726  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Suhr.  Ackerbau, 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Auf  den  Maueräckern  bei 
Engsthal  oder  Engstel  Ueberreste  eines  römischen  Bau- 
werkes. 

ENTIGEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See,  Gem.  Emetswil). 
663  m.  5  zerstreut  gelegene  Häuser,  4  km  nö.  der  Station 
ilznach  der  Linie  Rapperswil- Wesen  und  1,2  km  nö.  Er- 
netswil.  39  kathol.  Ew.  Viehzucht. 


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Amt  Entlebuch. 


ENTLEBUCH.  Amt  des  Kantons  Luzem.  Fläche  ca. 
40060  ha.  Hauptort  Schüpfheim.  Im  s.  Teil  des  Kantons 
gelegen,  grenzt  das  Entlebuch  im  N.  an  das  Amt  Sursee, 


ENT 


ENT 


33 


im  0.  an  das  Amt  Luzem  und  den  Kanton  Obwalden,  im 
S.  an  den  Kanton  Bern,  im  W.  ebenfalls  an  Bern  und  an 
das  Amt  Willisau.  Entlebuch  liegt  ganz  im 
Gebiete  der  Voralpen.  Es  ist  eine  eiffenar- 
tige  Landschaft,  sowohl  in  Bezug  auf  seine 
Geschichte    als    auf    seine    geographische 
Lage.  Das  Amt  Entlebuch  wird  seiner  gan- 
zen Lange   nach  von  der  Kleinen  Emme 
durchflössen.  Die  Emme  (Waldemme)  entr 
springt     am     Rothom     (Emmensprung), 
durchfliessfc  das  Marienthal,  nimmt  dann 
einen  direkt  n.  Lauf,  fliesst  bei  Flähli  vor- 
bei nach   Schüpfheim  und   vereinigt  sich 
s.  davon  mit  der  Weissemme,  welche  von 
Escholzmatt  herkommt.    Als   weitere   Zu- 
flüsse erhält  sie  noch  von  rechts  die  Entlen 
und  von  links  die  Fontannen.  Sw.  Escholz- 
matt sammelt  die  Ilfis  ihre  Wasser,  den 
Steiglenbach,  die  Hilfern  und  Jen  Eschli- 
bach.  und  führt  sie  der  Grossen  Emme  zu. 
Die  bekanntesten  Bei^e  sind :  der  Schim- 
berg,  Feuerstein  (2043  m),  die  Schafmatt, 
Uaglern,    Schrattenfluh    mit   dem    Hengst 
(2093  m)  und  dem  Schibengütsch  (2040  m) 
und  die  Beichlen  (1773  m).   Der   Ämsthauplort   Scliöpf- 
heim,  ist  ein  schmuckes  Dorf  am  rechten  Emmeufer.  Das 
Amt  umfasst  drei  Gerichtsbezirke,  nämlich  Schüpfheim 
mit  den  Gemeinden  Schüpfheim  und  Flähli,  Entlebuch 
mit  den  Gemeinden  Entlebuch,  Doppleschwand,  Hnsle, 
Romoos  und    Wertlienstein    und    Escholzmatt  mit  den 
Gemeinden  Escholzmatt  und  Marbach.  Das  Amt  zählt  in 
2588  Häusern  3215  Haushaltungen  und  16227  Ew.,  wo- 
von 15255  Katholiken  und  972  Reformierte.  Auf  den  km* 
kommen  40  Ew. 

Die  Bewohner  beschäftigen  sich  hauptsächlich  mit  Vieh- 
zucht und  Milchwirtschaft.  Im  Thaie  sind  fruchtbare 
Wiesen  und  an  den  Bei^hängen  schöne  Alpweiden.  Käse- 
und  Butterfabrikation  liefern  gute  Einnahmen,  ebenso  die 
Nachzucht  von  Jungvieh.  Auch  die  Pferdezucht  gewinnt 
an  Bedeutunff.  Die  grossen  Waldungen  repräsentieren  ein 
bedeutendes  Kapitalund  liefern  nicht  geringe  Einnahmen. 
Mit  allen  diesen  Landesprodukten  wird  Handel  getrieben, 
und  der  daherige  Verkehr  beschäfligt  viele  Leute.  In 
neuerer  Zeit  hat  man  auch  angefangen,  die  Wasserkräfte 
nutzbar  zu  machen.  Die  Mineralquellen  und  die  gesunde 
Luft  werden  von  Kurbedürftigen  aufgesucht.  Die  Frem- 
denindustrie und  Kurwirtschaft  im  Lande  ist  nicht  unbe- 
,deutend.  Als  Kurorte  sind  zu  nennen :  Heiligkreuz  (1126 
m,  Luftkurort),  Schimberg  Bad  (1425  m,  Schwefelquelle), 
Flähli  (893  m,  Luftkurort  und  Schwefelquelle),  Sören- 
berg  (1165  m,  Luftkurort  und  Schwefelquelle)  u.  Escholz- 
matt (858  m,  Luftkurort). 
Die  Viehstatistik  ergibt  folgende  Zahlen : 

1886       1896       1901 
Hornvieh  12912     14445     15554 

Pferde  1061       1157       1326 

Schweine  6663       8080 

Schafe  4853       3267 

Ziegen  8860       8639       7348 

Bienenstöcke  1252       2571        2365 

Das  Amt  wird  von  der  Strasse  und  Eisenbahnlinie  Bern- 
Luzem  durc^zo^en.  Eine  von  Schüpfheim  ausgehende 
Strasse  geht  nach  Flähli  und  in  das  Marienthal  aufwärts. 
Die  Bevölkerung  des  Entlebuch  unterscheidet  sich  in 
Sprache,  Sitten,  Gebräuchen  und  Charakter  ganz  merk- 
lich von  derjenigen  des  übrigen  Kantonsteiles.  Pfarrer 
Stalder  sagt  In  seinen  Fragmenten  von  1797:  «Wie  im 
Physischen  Stärke  des  Körpers  von  zwar  mittelmässigem, 
aber  gedrungenem,  nervichtem  Wüchse,  Behendigkeit  der 
Glieder,  Geschicklichkeit  im  Schwingen  und  Mannheit 
im  Handgemenge  den  Entlebucher  von  allen  luzernischen 
Einwohnern  upterscheiden,  so  im  Moralischen  Ehrstolz 
in  hohem  Grade,  Freibeitssinn  fast  bis  zur  Ausschweifung, 
Anhänglichkeit  an  ihr  Land  und  ihresgleichen,  Frohmut 
und  lachende  Munterkeit  oft  bis  zum  Leichtsinn  gepaart, 
trauliche  Geselligkeit  im  Umgang  mit  Fremden,  Witz, 
Empfänglichkeit  für  viel  Schönes  und  Gutes  —  Eigen- 
schaften, die  von  einem  freien  Berg-  und  Alpenbewohner 
fast  unzertrennlich  sind  und  die  sich  eher  verstärken 
müssen,  je  mehr    äusserlicher  Wohlstand   unter  ihnen 


blüht  und  je  weniger  der  Staat  ihre  Freiheit  beeinträch- 
tigt, als  insoweit  es  seine  eigene  mit  dem  W^ohle  des  gan- 


Entlebuch,  von  Westen. 

zen  Körpers  zusammenhängende  Wohlfahrt  erheischt.  » 
Konfessionell  sind  die  Entlebucher  katholisch.  Wie  jedes 
Bergvolk,  so  hängen  auch  sie  zäh  am  Alten.  Von  Natur 
aus  sind  sie  gut  veranlagt,  anstellig,  im  Handel  und  Ver- 
kehr klug  ihren  Vorteil  wahrend.  Viele  Entlebucher  müs- 
sen auswandern,  da  infolge  ihrer  starken  Vermehrung 
das  Land  nicht  alle  zu  ernähren  vermag.  Vergl.  auch  den 
Art.  Emme  (Kleine). 

<K  Von  den  Gebirgen  an,  welche  die  Quellen  der  Emmen 
und  Ilfis  umgeben,  zieht  sich  zusammenhängend  die  alte 
Herrschaft  der  Freien  von  Wolhusen  heraus  durch  das 
Thal  der  Waldemme  bis  zu  dem  Pass,  wo  in  schmalem, 
vdn  steilem  Fels  umgrenzten  Thalgrund  der  Markt  Wol- 
husen liegt,  von  dem  und  seinen  beiden  Vesten  das  Land 
innerhalb  und  ausserhalb  im  14.  Jahrhundert  seinen  Na- 
men trug.  Das  innere  Land  hiess  nachmals  Entlebuch. 
Nach  der  Vermutung  neuerer  Geschichtsforscher  waren 
Rotenburg  und  Wolhusen  ursprünglich  dasselbe  Haue. 
Schon  vor  der  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  war  die  Scheid- 
ung von  Rotenburg  und  Wolhusen  vollendet.  »  (Dr.  Se- 
ftBser.)  Ende  des  13.  Jahrhunderts  (nach  Dr.  Gas.  Pfyffer 
299)  kam  Entlebuch  in  den  Besitz  des  Hauses  Oesterreich, 
dessen  Herzog  Rudolf  es  an  Peter  von  Thorberg  verpfän- 
dete. 1358  wurde  die  Pfandschafl  wieder  aufgehoben  und 
vom  Herzoge  versprochen,  das  Entlebuch  nie  mehr  zu 
verpfänden ;  aber  1363  kam  es  schon  wieder  an  einen 
neuen  Pfandherrn,  nämlich  an  Peter  von  Grünenberg  und 
1373  nochmals  an  Peter  von  Thorberg.  1375  zogen  die 
Entlebucher  mit  den  Luzernern  und  Unterwaldnern  in 
den  Guglerkrieg  (Buttisholz)  und  13H36  in  die  Schlacht  bei 
Sempach.  1395  schloss  Entlebuch  mit  Luzem  ein  Burg- 
recht. Es  nahm  auch  hervorragenden  Anteil  am  Bauern- 
kriege (1653),  dessen  Führer  Emmenegger  und  Schibi  ihm 
entstammten. 

ENTLEBUCH  (Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuch).  772  m. 
Gem.  u.  Pfarrdorf,  am  rechten  Ufer  der  Entlen 
u.  an  deren  Mündung  in  die  Kleine  Emme, 
an  der  Strasse  Langnau-Wolhusen.  Station 
der  Linie  Bern-Luzern.  Postbureau,  Tele- 
graj^h, Telephon;  im  Sommer  Postwagen  nach 
Schimberg  Bad.  Gemeinde,  mit  Ebnet,  Blei- 
che, Unterzeug,  Bachwil,  Eimatt,  Erlengraben, 
Färb,  Feld,  Gerbe,  Lustenberg,  Rüeben,  Wilzi- 
gen,  Finsterwald,  Schwenden,  Rengg  und  Rotmoos :  407 
Häuser,  2677  kathol.  Ew. ;  Dorf:  36  Häuser,  345  Ew. 
Landwirtschaft.  Holz-  und  Käsehandel.  Entlebuch  von 
Entilinbuoch  =  am  Buchwald  des  Entil  (Personenname). 
ENTLEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuch).  Bach,  rechtssei- 
tiger Zufluss  zur  Kleinen  Emme,  in  die  er  beim  Dorf  Entle- 
buch mündet.  Entsteht  aus  drei  Quellläufen  :  dem  vom 
Schimberg,  Schlieren  u.  Weisshügel  herkommenden  Roti- 
bach,  dem  am  Feuerstein  u.  an  der  Schaf  matt  entspringen- 
den Wasserfallenbach  und  der  von  der  Schafmatt  und  Far- 
nern herkommenden  Kleinen  Entlen.  Rotibach  und  Was- 
serfallenbach bilden  zusammen  die  Grosse  Entlen,  die 
sich  nach  NO.  wendet,  von  rechts  den  Haschelgraben  und 

GEOGR.  LEX.  47  —  II  —  3 


34 


ENT 


ENT 


Inbach  aufnimmt,  worauf  von  links  die  Kleine  Entlen 
einmündet,  die  ihrerseits  bereits  den  vom  Schimberg 
kommenden  Müllifraben  aufgenommen  hat.  Vor  der  Ver- 
einigung mit  der  Kleinen  Enuen  bildet  die  Grosse  Entlen 
einen  kleinen  aber  malerischen  Fall,  der  sich  einen  wei- 
ten Kessel  ausgewaschen  hat.  Der  Bach  fliesst  dann  zwi- 
schen bewaldeten  Ufern  hin,  wendet  sich  in  schwachem 
Bogen  nach  NW.  und  nimmt  den  von  Heiligkreuz  kom- 
menden Kienisbach  auf.  Mündet  nach  16  km  langem  Lauf 
w.  Entlebuch  in  667  m  in  die  Emme.  Beinahe  der  ganze 
Bachlauf  in  ein  tiefes  Tobel  eingebettet ;  tritt  an  flachern 
Stellen  bei  Hochwasser  gerne  aus  und  richtet  dann  zu- 
weilen beträchtliche  Verheerungen  an.  Entlen  =  Entil- 
aha  =  am  Bache  des  Entil  (Personenname). 


reform.  Ew.  Gemischte  Quartierschule.  Viehzucht.  Fossi- 
lien im  Eisenoolith  des  Oxford  und  den  Spongitenkalken 
des  Argovien  (von  August  Jaccard  erwähnt). 

ENTRE  LA  REILLE  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  Thäl- 
chen.  S.  den  Art.  Reille  (Entre  la). 

ENTREMONT.  BEZIRK  des  Kantons  Wallis.  Fläche 
63360  ha,  nach  Visp  der  grösste  Bezirk  des 
Kantons.  Entremont  und  Herens  sind  die  ein- 
zigen Bezirke  des  Wallis,  die  nicht  an  die 
Rhone  stossen.  Er  umfasst  das  ganze  Ge- 
birgsland  der  Walliser  Dransethäler  oberhalb 
Bovemier  und  war  lan(|[e  Zeit  hindurch  der 
volksreichste  der  13  Bezirke  des  Wallis.  Seit 
dem    Bau    der    Eisenbahnlinie,    die    haupt- 


Besirk  Entremont. 


ENTRE  DEUX  EAUX  (Kt.  Waadt,  Bez.  Pays  d'En- 
haut).  Eine  der  sieben  Unterabteilungen  (^tablees)  der 
Gemeinde  Chäteau  d'CEx;  umfasst  ungefähr  das  Gebiet 
zwischen  den  Flussläufen  (entre  les  eaux)  der  Toumeresse, 
Saane  und  G^rine.  Besteht  aus  den  Weilern  Les  Moulins, 
Les  Chabloz,  Les  Cröts,  Les  Granges  d'CEx  und  G^rignoz 
(am  linken  Ufer  der  Saane)  und  zählt  in  110  Häusern  609 
reform.  Ew.  Hauptsächlich  Wiesenbau  u.  Alpwirtschaft ; 
Wiesen  zwischen  cSO  und  1000  m,  höher  oben  Alpweiden. 

ENTRE  DEUX  MONT8  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  La 
Chaux  de  Fonds).  1100  m.  Schöne  kleine  Combe,  3  km 
lang;  in  den  NO.-Hang  des  Sommartel  eingeschnitten, 
3  km  so.  Le  Locle  und  2  km  w.  La  Sagne.  Steht  über  die 
Combe  Girard  mit  dem  Einzugsgebiet  des  Bied  du  Locle 
in  Zusammenhang.  Postbureau,  Telephon.  13  Häuser,  71 


sächlich  dem  Rhonethal  und  ihren  grossem  Ortschaf- 
ten zu  Gute  gekommen  ist,  ist  aber  dieser  ehemals  «le 
grand  district»  geheissene  Bezirk  in  Bezug  auf  Be- 
völkerungszahl rasch  in  den  sechsten  Rang  zurückgesun- 
ken. Bezirkshauptort  ist  Sembrancher.  Besteht  aus  den 
sechs  Gemeinden  Sembrancher,  Bagnes,  Bourg  St.  Pierre, 
Liddes,  Orsi^res  und  Voll^e.  Grenzen  :  im  N.  die  Be- 
zirke Martinach  und  Conthey,  im  0.  der  Bezirk  Harens, 
im  S.  Italien  und  im  W.  Frankreich  (Departement  de  la 
Haute  Savoie)  und  der  Bezirk  Martinach.  Obwohl  ganz 
im  Herzen  des  Gebirgslandes  gelegen  und  zum  grössten 
Teil  von  Firnfeldern  umschlossen,  gestatten  die  Thäler 
des  Bezirkes  Entremont  doch  noch  den  Anbau  der  meisten 
im  Kanton  Wallis  überhaupt  gepflanzten  Bodenprodukte. 
Der  der  Hauptsache  nach  mit  Roggen,  Weizen  und  Kar- 


ENT 


ENT 


35 


tofTeln  bestandene  anbaufähige  Boden  reicht  im  Thal  von 
Bagnes  bis  Zangremont  (1434  m)  und  im  Entremontsthal 
bis  Champdonne  und  Commeire  (1450  m)  hinauf.  Der 
Nussbaum  gedeiht  bis  Orsi^res  und  jenseits  Le  Fregnolay 
und  der»  jenseits  Bovernier  seltene,  Kastanienbaum  bis 
Montagnier  (im  Bagnesthal).  Ueber  Sembrancher  steigt 
ein  Weinberg  noch  bis  800  m  und  höher  an ;  sein  Ertrag 
braucht  den  Vergleich  mit  einigen  Weinen  zweiten  Ran- 
ges aus  dem  Rhonethal  nicht  zu  scheuen.  Der  Weinberg 
von  La  Forclaz,  über  Le  Chäble,  geht  bis  1100  m  Höhe. 
Weniger  bedeutend,  aber  immerhin  noch  nennenswert 
ist  in  einigen  Gemeinden  der  Obstbau.  Obwohl  die  ein- 
heimische Kartoffel  den  Grundstock  der  Nahrung  der  Be- 
wohner bildet,  wird  sie  doch  noch  ins  Unter  Wallis  aus- 
geführt, wo  sie  guten  Absatz  findet.  In  den  Umgebungen 
von  Liddes  und  Vollege  baut  man  mehr  Getreide,  als  für 
den  eigenen  Bedarf  verwendet  wird.  Grösserer  Entwick- 
lung fähig  wäre  der  Gemüsebau.  Hauptbeschäftigung  der 
Bewohner  sind  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Das  in 
eine  Menge  von  kleinen  Parzellen  eingeteilte  Privateigen- 
tum (excl.  W'ald)  reicht  bis  in  eine  mittlere  Höhe  von 
1700  m  und  steigt  an  einzelnen  Stellen  bis  1900  m  an. 
Darüber  folgen  weite  Alp  weiden,  gemeinsames  Eigentum 
der  Bürgergemeinden,  das  da  und  dort  (besonaers  in 
Bourg  St.  Pierre)  nach  und  nach  an  Private  verkauft 
wird.  Die  meisten  Bewohner  besitzen  an  den  Hängen  zu 
beiden  Seiten  des  Rhonelaufes  noch  kleine  Weinberge 
mit  Rebhäuschen  (mazots),  die  sie  zur  Zeit  der  dortigen 
Arbeiten  beziehen. 
Die  Viehstatistik  ergibt  folgende  Zahlen  : 

1886       1896       1901 
Hornvieh  7230       6997       7764 

Pferde  120  60         126 

Schweine  1587       2751       1683 

Schafe  6835       6293       5800 

Ziegen  2970       3635       2988 

Bienenstöcke  611         777         711 

Wichtigste  Einnahmequelle  für  die  Bewohner  ist  nach 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft  die  Fremdenindustrie,  die 
sich  der  Hauptsache  nach  in  den  alpinen  Kurorten  Cham- 
pex,  Praz  de  Fort,  Le  Lens,  Villette,  Le  Chäble,  Fionnay 
und  Mauvoisin  konzentriert.  Steinplatten  und  Schiefer 
werden  am  Mont  Catogne,  Ofensleme  bei  Bagnes  gebro- 
chen. Im  16.  Jahrhundert.stand  die  Silbermine  Peiloz,  bei 
Bruson,  in  Betrieb.  1885 'hat  man  bei  Verseg^re  Talkbrü- 
che geöffnet.  Kupfer  an  der  Pierrayre,  Eisen  am  Mont  Che- 
min,  Pvrit  am  Amöne,  silberschüssiges  Blei  am  Vacheret, 
Kobalt  bei  Sarrayer,  Asbest  am  Gi^troz  und  an  der  Liaz, 
Anthrazit  bei  Les  Vema^rs  und  in  der  Combe  des  Planards. 
Einstige  Silberwäschereien  bei  Les  Trappistes.  Schwefel- 
Quellen  am  Chätelard  bei  Montagnier  und  kohlensaure 
Quellen  im  Val  Ferret.  Zweimal  (1870  und  1898)  hat  man 
am  Saleinazgletscher  Eis  gebrochen,  ist  aber  bald  wieder 
davon  abgestanden.  Versuche  zur  Einführung  von  Seiden- 
weberei und  Stickerei.  In  Bagnes  bestehen  seit  mehr  als 
50  Jahren  je  eine  Tuch-  und  Kuhglockenfabrik.  Rubinen- 
schneiderei. 

Trotz  aller  Versuche,  die  industrielle  Thätigkeit  zu  he- 
ben, nimmt  doch  im  Bezirk  Entremont  die  Bevölkerung 
an  Zahl  ständig  ab ;  sie  ist  z.  B.  von  9760  Seelen  im  Jahr 
1888  auf  9899  Seelen  im  Jahr  1900  gesunken.  Der  Grund 
dieser  Erscheinung  liegt  in  der  —  meist  allerdings  nur 
zeitweiligen  —  Auswanderung  einer  grossen  Anzahl  von 
Bewohnern,  die  im  Ackerbau  nicht  mehr  die  Befriedigung 
ihrer  Bedürfnisse  finden. 

Bezirksfi'ericht  in  Sembrancher,  Steueramt  in  Bagnes 
und  Bezirksamtmann  in  Orsieres.  Der  Sitz  der  zwei  letzt- 
genannten Behörden,  wechselt.  Hauptverkehrsweg  des  Be- 
zirks ist  die  1892  im  Bau  vollendete  Strasse  von  Martinach 
zum  Grossen  St.  Bernhard,  die  auf  italienischer  Seite  sich 
nach  Aosta  fortsetzt.  In  Sembrancher  zweigt  eine  schöne 
Fahrstrasse  ins  Bagnesthal  bis  Lourtier  ab,  die  bis  Fion- 
nay fortgesetzt  werden  soll.  Heute  geht  von  Lourtier  ein 
guter  Maultierweg  bis  Mauvoisin.  Das  beim  Flecken  Or- 
sieres ins  Entremontsthal  ausmündende  Val  Ferret  hat 
eine  Fahrstrasse  bis  zum  Weiler  Ferret  und  steht  über 
ilen  Col  de  Ferret  mit  Gourmayeur  in  Verbindung.  Vom 
Bagnesthal  führen  der  Col  de  Fen^re  und  Col  de  Cröte 
Seche  ins  italienische  Valpelline,  die  Croix  du  Coeur  und 
der  Pas  du  Lens  ins  Rhonethal.  Daneben  noch  eine  grosse 


Anzahl  von  nur  von  Alpinisten  und  Schmugglern  began- 
genen Pässen. 

Der  Bezirk  Entremont,  dessen  Name  früher  nur  eine 
physische,  nicht  aber  eine  politische  Einheit  bezeichnete, 
hat  keine  eigene  Geschichte.  Die  Gemeinden  Bagnes  und 
Völlige  waren  bis  zum  Sturz  des  alten  Regiments  (1799) 
der  Abtei  St.  Maurice  Untertan,  während  über  die  andern 
Ortschaften  je  besondere  Adelsgeschlechter  herrschten, 
die  immer  mehr  oder  weniger  vom  Kloster  auf  dem  Gros- 
sen St.  Bernhard  abhängig  gewesen  sind. 

ENTREMONT  (VALLEE  D')  (Kt.  Wallis,  Bez.  En- 
tremont). Thal ;  bedeutendes  Glied  des  grössten  Querthal- 
systems des  Kanton  Wallis,  dem  ausser  ihm  noch  das 
Val  Ferret  und  das  Val  de  Bagnes  angehören ;  reicht  von 
.der  Passhöhe  des  Grossen  St.  Bernhard  bis  Sembrancher. 
Oft  rechnet  man  ihm  auch  noch  das  Stück  Sembrancher- 
Martinach  des  vereinigten  Dranselaufes  zu. 

Die  Vallöe  d'Entremont  (im  engern  Sinn)  beginnt  am 
Col  de  Barasson  (2649  m),  der  durch  den  Mont  Mort  vom 
Pass  des  Grossen  St.  Bernhard  getrennt  ist.  Von  hier  bis 
zu  seiner  Ausmündung  (720  m),  zwischen  Mont  Catogne 
und  dem  Rücken  des  Larsey,  ist  das  Thal  25  km  lang  und, 
von  Kamm  zu  Kamm  seiner  Thal  wände  gemessen,  im 
Mittel  9-11  km  breit.  Die  mittlere  Höhe  der  Thalsohle 
(Wiesen  von  Orsieres)  beträgt  900  m.  Nachdem  das  Thal 
sich  nach  NW.  gewandt,  vereinigt  sich  mit  ihm  bei  Or- 


.i-iV     '  *fi./?J/Jc<* 


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Vall^e  d'Entremont. 


sieres  das  Val  Ferret,  worauf  es  in  streng  n.  Richtung 
weiter  zieht  und  zugleich  seinen  landschaftlichen  Charak- 
ter ändert :  der  von  der  Terrassenfiäche  von  Proz  an  bis 


36 


ENT 


ENT 


zum  Pubs  des  bewaldeten  Hanges  von  Montatuay  in  tiefe 
Schluchten  eingeschnittene  Thalgrund  erweitert  sich  und 


Bourg  St.  Pierre  in  der  Vallee  d*Eutremont. 

gibt  neben  dem  FIuss  auch  der  Strasse  reichlich  Raum 
zur  Entwicklung.  Hier  erheben  sich  über  den  baumbe- 
standenen Wiesen  der  Thalsohle  mit  Tannen,  Buchen  und 
Erlen  bekleidete  Steilhänge,  über  welchen  auf  Gehänge- 
terrassen die  Weiler  und  Felder  —  von  zahlreichen  klei- 
nen Wildbächen  durchschnitten  ~  folgen.  Iwan  v.  Tschudi 
nennt  in  seinem  Führer  das  Thal  von  Entremont  das- 
jenige Thal  des  Kantons  Wallis,  das  am  einförmigsten  und 
am  ärmsten  an  grossartigen  landschaftlichen  Reizen  sei. 
Dafür  beherbergt  es  in  seinen  Bewohnern  eine  zähe  Rasse 
und  die  ausdauerndsten  Arbeiter  des  ranzen  Kantons,  die 
ihren  vom  Klima  begünstigten  heimatlichen  Boden  bis  zu 
einer  ausnahmsweise  grossen  Höhe  über  Meer  hinauf  er- 
folgreich mit  Getreide  angepflanzt  haben.  Reich  an  Arten 
und  interessant  ist  auch  die  Flora  des  Thalschlusses. 
(Vergl.  den  Art.  Grosser  St.  Bernhard). 

Im  mittlem  Thalabschnitt  trifft  man  die  im  Kanton 
Wallis  nur  hier  vorkommende  seltene  frühblühende  Win- 
terkresse (Barharea  intermedia) ;  die  Umgebungen  von 
Sembrancher  sind  reich  an  wilden  Rosen  Und  Habichts- 
kräutern. Von  Orsieres  bis  Martinach  trägt  das  Thal  den 
für  das  ganze  zentrale  Wallis  so  typischen  Charakter  des 
Trockenen  und  Sonnverbrannten.  Die  Ufer^  der  IDranse 
säumen  Sanddom  (Hippophaea  rham- 
noidesSy  wilde  Rosen,  Berberitze  und 
deutsche  Tamariske  {Myricaria  germa- 
nica), sowie  Gruppen  von  Färber- Waid 
{hatis  tinctoria)  und  Beifuss  (Artemi- 
sia);  an  den  steilen  Felshängen  pflückt 
man  Ononis  natrix,  Astragalus  ono- 
brychisy  Hyssopus  officinalis,  neben 
deren  dichten  Büscheln  die  biegsamen 
Stengel  des  Pfriemgrases  {Stupa  capil- 
lata)  und  des  Bartgrases  (Andropogon 
iscfiaemum)  sich  im  Winde  schaukeln. 
Andere  interessante  Arten  steigen  bis 
zur  Strasse  herab,  so  u.  a.  Euphorbia 
Gerardiana,  Vesicaria  utriculata^  Echi- 
nopus  sphaerocephalus,  Camelina  mi- 
crocarpa,  Scorzonera  tadniata,  Aspa- 
ragus  ofäcinaliSy  Achillea  nobilis,  Arte- 
misia  absinthium  und  A .  vulgaris,  Pas- 
tinaca  opaca.  Die  Kastanie  reicht  bis 
Bovernier  (621  m)  hinauf.  In  den  Wäl- 
dern bemerkt  man  stellenweise  die  den 
höhern  Teilen  des  Wallis  sonst  fehlende 
Buche.  Im  tiefern  Thalabschnitt  herrscht 
die  Waldföhre,  während  an  beidseitigen 
Gehängen  Fichte,  Bergfohre  und  Lärche 
bis  hoch  hinauf  stocken.  Dort  auch  einige  wenige  Exem- 
plare der  Steineiche  [Quercus  sessiUflora)  und  aes  italie- 
nischen Ahorns  (Acer  italum).    Hier  und  da  (Bourg  St. 


Pierre,  Qombe  de  La,  Catogne)  schöne  Arven,  Wachholder 
{Juniperus  nana  und  /.  sabina)  zwischen  Orsier^  und 
Martinach.  Im  Thalhintergrund,  bei 
Bourg  St.  Pierre,  der  reiche  alpine  Ver- 
suchsgarten der  Linnaea. 

Der  unterste  Thalabschnitt  (Sembran- 
cher -  Martinach),  der  meist  nach  sei- 
nem Fluss  kurz  aas  Dransethal  geheis- 
sen  wird,  bietet  dem  Auge  des  W^an- 
derers  nur  Szenen  der  Verwüstung  und 
ungebändigten  Natur^altens.  Die  von 
W.-O.  ziehende  lange  und  enge  Thal- 
schlucht ist  voller  Felstrümmer,  die  von 
den  zerrissenen  Gehängen  des  Mont  Ca- 
togne oder  des  Mont  Chemin  hemnter- 
festürzt  sind.  Von  der  Brücke  von  Les 
Vappistes  bis  zu  derjenigen  von  Bo- 
vernier nehmen  Fluss  und  Strasse  ihren 
Lauf  ganz  zwischen  diesen  mächtigen 
Trümmerfeldern  durch,  zwischen  deren 
Felsblöcken  verkrüppelte  und  knorrige 
Föhren  ein  kümmerliches  Dasein  fris- 
ten. An  den  seltenen  trümmerfreien 
Stellen,  wo  sich  der  Bodenbau  etwas 
zu  lohnen  schien,  hat  sich  in  den  be- 
scheidenen Dörfchen  Bovernier,  Les 
Valettes  und  Borgeaud  der  Mensch  an- 
gesiedelt. Unterhalb  Bovernier,  wo  die 
berühmten  Schluchten  des  Durnand  in  das  Dransethal 
ausmünden,  setzt  sich  dessen  trostloser  Charakter  fort 
bis  zur  Vereinigung  mit  der  Combe  von  Martinach, 
worauf  das  ganze  Thalsystem  in  460  m  Seehöhe  in  die 
Rhoneebene  austritt.  Von  der  Vereinigung  mit  dem  Dur- 
nand an  ist  das  Thal  aus  seiner  WSW.-Richtung  allmäh- 
lig  abgewichen,  um  den  Vorsprung  des  Mont  Chemin  zu 
umgehen  und  plötzlich  nach  NO.  abzubiegen. 

Die  Vallee  d'Entremont  sieht  über  eine  ganze  Reihe  von 
Hochgebirgspässen  mit  den  benachbarten  Thalsyslemen 
in  Verbindung.  Am  bekanntesten,  niedrigsten  und  auch 
am  leichtesten  zu  begehen  ist  der  Grosse  St.  Bernhard 
(2427  m),  von  dem  aus  man  durch  den  Valion  de  Fon- 
tainte  über  den  ausserordentlich  lohnenden  Col  de  Fe- 
nötre  (2699  m ;  zwischen  S.-Ende  des  kleinen  Sees  und 
der  Passhöhe  auf  italienisches  Gebiet  übergreifend)  ins 
Val  Ferret  hinübergelangt.  Nach  Aosta  führen  ausser  dem 
Grossen  St.  Bernhard  noch  der  Col  de  Barasson  (2649  m). 
Col  de  Menouve  (2753  m);  Col  de  Mouleina  (2880  m)  und 
Col  d'Ännibal  (3000  m);  ins  Val  Ferret  gelangt  man  über 
den  Col  des  Planards  (2803  m)  und  über  die  Scharten 
hinter  der  Combe  de  La.  Nach  rechts  steht  die  Vallee 
d'Entremont  mit  dem  Val   de   Bagnes  über  eine  ganze 


Liddes  in  der  Vallee  d^Entremoiit. 

Reihe  von  Pässen  in  Verbindung,  deren  Mehrzahl  aber 
meist  nur  von  Alpinisten  begangen  wird ;  am  bekanntes- 
ten sind  der  Col  du  Sonadon  (3489  m ;  über  den  Mont  Du- 


ENT 


ENT 


87 


rand  Gletscher  nach  ChaDrion),  Col  des  Maisons  Blanches 
(3426  m),  Col  de  Boveyre  (3487  m),  Col  de  Panosseyre 
(3600  m)  und  Col  de  TAne  (3037  m),  die 
alle  nach  Mauvoisin  oder  Fionnay  leiten. 
Der  Col  de  Mille  (2476  m)  und  Col  du  Siz 
Blanc  (2337  m)  münden  auf  Le  Chäble  aus 
u.  werden  auch  von  den  Landesbewohnern 
hier  und  da  benutzt. 

Begrenzt  wird  die  Vall^e  d*Entremont  : 
links  vom  Pic  de  Dröuaz  (2953  m),  den 
Monis  Telliers  (2954  m),  von  der  Becca  Co- 
tinta  (2819  m)  und  dem  Mont  Mourin  (2769 
m),  welch'  beide  letztem  es  von  der  Combe 
de  La  scheiden,  dann  vom  stolzen  Berg- 
stock des  Mont  Catogne,  der  auf  eine 
Strecke  von  iS  km  Länge  der  Reihe  nach 
die  Vereinigung  des  Val  Ferret,  Val  de  Ba- 
nnes und  Val  du  Durnand  mit  der  Vallöe 
d'Entreroont  beherrscht,  und  endlich  von 
der  Pointe  Ronde,  die  dem  Thal  seinen 
nach  N.  gerichteten  Schlussweg  weist; 
rechts  vom  Mont  V61an  (3765  m),  der 
Gruppe  des  Grand  Combin  (4317  m),  dem 
Grand  Laffet  (3134  m),  Mont  Rogneux  (3087 
m)  und  Six  Blanc  (2411  m),  von  denen  der 
eratgenannte  das  Thal  vom  italienischen 
Val  d'Ollomont,  die  übrigen  vom  Val  de 
Bagnes  scheiden.  Vom  Rhonethal  end- 
lich trennt  die  Vall^  d'Entremont  rechts 
die  gut  angebaute  Hochfläche  von  Che- 
min. 

In  der  Vall^  d'Entremont  liegen  die  Ge- 
meinden Martinach  Combe,  Bovernier^  Völlige,  Sembran- 
cher,  Orsieres,  Liddes  und  Bourg  St.  Pierre.  Das  Thal  wird 
seiner  ganzen  Länge  nach  von  einer  Posistrasse  durchzo- 
gen. Das  eanze  Jahr  hindurch  zweimal  täglich  Fahrpost 
zwischen  Martinach  u.  Orsieres  u.  während  des  Sommers 
einmal  täglich  zwischen  Orsieres  u.  dem  Hospiz  auf  dem 
Grossen  St.  Bernhard.  Schon  seit  undenklichen  Zeiten 
zog  eine  sog.  fahrbare  Strasse  thalaufwärts ;  sie  war  aber 
bis  zur  Mitte  des  vergangenen  Jahrhunderts  schmal  und 
steinig,  ging  planlos  bergauf  und  bergab,  wurde  oft  durch 
Bergsturz-  und  Lawinenschutt  gesperrt  und  stieg  stellen- 
weise derart  steil  an,  dass  man  sie  für  Fuhrwerke  von 
heutzutage  als  unpassierbar  erklären  würde.  Einige  be- 
sonders beschwerliche  Stellen  pflegte  man  von  i^it  zu 
Zeit  zu  verbessern ;  1820  führte  man  sie  durch  die  sog. 
Galerie  de  la  Monnaie,  um  die  Stelle  zu  umgehen,  wo  17^ 
die  Kutsche  des  Abtes  Cocatrix,  Obern  des  Klosters  Saint 
Maurice,  mit  allen  Insassen  in  die  Dranse  hinunterstürzte. 
Um  1850  fond  eine  durchgreifende  Korrektion  der  ganzen 
Strasse  statt,  doch  wurde  das  Teilstück  Bourg  St.  Pierre- 
Grosser  St.  Bernhard  erst  1892  fertiggestellt.  Beim  Durch- 
bmch  der  1901  erweiterten  Galerie  de  la  Monnaie  fand 
man  eine  von  Rost  halb  zerfressene  alte  Kanone,  von  der 
man  annimmt,  dass  sie  hier  von  den  2000  Italienern  zurück- 
gelassen worden  sei,  die  1476  über  den  Grossen  St.  Bern- 
hard Karl  dem  Kühnen  zu  Hilfe  eilen  wollten,  von  den 
Wallisem  aber  völlig  aufgerieben  wurden. 

Das  Thal  von  Entremont  bildet  in  seinem  obersten  Ab- 
schnitt die  Grenze  zwischen  den  beiden  orographischen 
Einheiten  des  Matterhoms  und  Mont  Blanc  und  greift  in 
der  Police  bald  da,  bald  dort  in  das  eine  oder  andere  die- 
ser Gebirgsmassive  über.  Der  Oberlauf  empfangt  durch 
die  mit  ihm  parallel  ziehende  Combe  de  LA  und  das  Val 
Ferret  seine  Wasser  einerseits  aus  dem  Massiv  des  Mont 
Blanc  und  durch  eine  Reihe  von  rechtsseitigen  Neben- 
thälchen  aus  der  dem  Matterhommassiv  zugehörigen 
Gruppe  des  Grand  Combin  andererseits.  Mit  der  Einmün- 
dung des  Val  Ferret  bei  Orsidres  tritt  das  Thal  ganz  auf 
das  Gebiet  des  Mont  Blanc  über,  durchschneidet  bei  Sem- 
brancher  —  die  Richtung  des  Val  de  Ba^es  fortsetzend 
-  die  untern  Stufen  des  äussersten  Auslaufers  des  Mont 
Blanc  Massives  in  engem  Durchbruch  und  wird  nach  der 
Aufnahme  des  Wildbaches  Durnand  neuerdings  abgelenkt, 
am  nun  nach  N.  gegen  Martinach  zu  sich  zu  wenden.  Der 
Thalkessel,  in  dem  die  Wiesen  und  Felder  von  Vollege 
liegen,  lässt  heute  noch  die  Spuren  dieses  einstiffen  Kam- 

Sfes  um  die  Vorherrschaft  zwischen  dem  Walliser  und 
em  Savoyer  Bergriesen  erkennen.  Unterhalb  Sembran- 


cher,  sagt  Viollet-Le  Duc,  hatte  sich  das  Flussgeschiebe, 
dessen  Ueberreste  heute  noch  als  Terrassen  an  den  Thal- 


Orsiöres  in  der  Vallee  d'Entremoat. 

hängen  kleben,  zu  einer  nicht  weniger  als  480  m  mächti- 

fen  Schicht  angehäuft ;  dann  durchbrach  der  Fluss  den 
elsdamm,  der  die  prachtvolle  Pyramide  des  Mont  Ca- 
tagne  mit  der  Monta^ne  de  Vence  verband,  riss  die  ange- 
häuften Geschiebe  mit  und  verfrachtete  sie  weithin  thal- 
auswärts. 

Das  Thal  von  Entremont  ist  eines  der  bekanntesten  und 
sicher  auch  berühmtesten  Durchgangsthäler  der  Alpen. 
Früher  ist  sogar  die  heute  wohl  allgemein  aufgegebene 
Ansicht  verfochten  worden,  dass  es  von  Hannibal  und 
seinen  Truppen  durchzogen  worden  sei.  Wohl  aber  hat 
es  andere  Eroberer  gesehen,  so  Karl  den  Grossen,  der  773 
mit  einem  von  seinem  Oheim  befehligten  Heer  über  den 
Grossen  St.  Bernhard  nach  Italien  zog,  so  1160  eine  von 
Berchtold  IV.  von  Zähringen  geführte  Armee  Friedrich 
Barbarossa*s  und  endlich  1800  die  Reservetruppen  des 
damaligen  ersten  Konsuls  Bonaparte,  die  sich  zur  Po- 
ebene  begaben,  um  dort  mit  dem  Sieg  von  Marengo  ihre 
Lorbeeren  zuj>flücken.  (Vergl.  auch  die  Art.  Dranse  und 
Grosser  St.  Bernhard.) 

ENTREMOUY8  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Bei 
und  Gryon).  1000  m.  Zwei  Häuser,  in  der  ersten  Schlinge 
des  Strasse  Les  Posses  -  Gryon,  800  m  sw.  Gryon.  Hier 
steht  die  Haltestelle  Les  Posses  der  elektrischen  Bahn 
Bex-Gryon-Villars.  5  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Gryon. 
ENTREROCHE  (Kt.  Waadt,  Bez.  Cossonay,  Cfem. 
Omy).  450  m.  Zwei  Häuser,  am  n.  Ausgang  einer  den 
Morraont  durchschneidenden  kleinen  Schlucht,  nahe  der 
Strasse  La  Sarraz  -  Yverdon  und  1,5  km  ö.  Omy.  Nach 
dieser  Lokalität  hat  ein  ehemals  ziemlich  wichtiger  Kanal 
seinen  Namen  erhalten,  der  das  genannte  Tobel  durch- 
zog und  die  Wasser  der  Orbe  mit  denen  der  Venoge,  d.  h. 
den  Genfer-  mit  dem  Neuenburgersee  verband.  Er  zweigte 
bei  Le  Chauchy  du  Bouquet,  zwischen  Villars-Lussery  u. 
Daillens,  von  der  Venöse  ab  und  mündete  bei  £pendes 
ins  alte  Bett  der  Orbe  em.  Es  hat  aber  blos  sein  n.  Lauf- 
stück,  von  Entreroche  an,  regelmässig  der  Schiffahrt  ge- 
dient. Einer  andern  Quelle  zufolge  soll  er  sogar  bis  un- 
terhalb Cossonay  gereicht  haben  und  befahren  worden 
sein.  Der  Bau  des  Kanals  1640  begonnen.  Mit  der  Ver- 
besserung und  Ausdehnung  des  Strassennetzes  und  der 
dadurch  bedingten  Verminderung  der  Transportkosten 
über  Land  ging  der  Betrieb  des  Kanals  1829  ein.  Die  Gorge 
d'Entreroche  durchschneidet  in  schiefer  Richtung  das  Ge- 
wölbe des  Mormont. 

ENTREVOIE8  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey,  Gem. 
Champ^rv).  1070  m.  Gruppe  von  drei  Gebäuden,  s.  vor 
dem  Dorf  Champery  gelegen.  14  kathol.  Ew.   Sogenannt 


38 


ENT 


ßPA 


wegen  ihrer  Lage  jenseits  der  Gabelung  der  Wese  über 
den  Col  de  Coux  und  durch  den  Yallon  de  Susanfe. 

ENT8CHWIL  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Nieder  Simmen- 
thal,  Gem.  Diemtigen).  1093  m.  24  zwischen  Kirel-  und 
Filderichbach  zerstreut  gelegene  Häuser,  8  km  s.  der  Sta- 
tion Erlenbach  der  Simmenthalbahn  und  3,5  km  s.  Diem- 
tigen. 105  reform.  Ew.  Der  hier  anstehende  Marmor  wird 
nicht  gebrochen. 

ENT8WIL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  AU  Toggenburff,  Gem. 
Mosnang).  750  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  im  Libinger- 
thal,  4  km  sw.  der  Station  Dietfurt  der  Toggenburgerbahn 
und  2,5  km  s.  Mosnang.  48  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
Li  hingen.  Viehzucht. 

ENT8WIL  (GROBEN  und  LANGEN)  (Kt.  St. 
Gallen,  Bez.  Unter  Toggenburg,  Gem.  Flawil).  2  Weiler. 
S.  die  Art.  Grobenentswil  und  Langenentswil. 

ENVELIER  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Delsberg,  Gem. 
Vermes).  635  m.  Weiler,  aus  zerstreut  gelegenen  Meier- 
höfen bestehend,  in  einer  die  Kette  des  Raimeux  durch- 
brechenden und  bis  zum  Lias  und  Keuper  ffeöffneten  Klus, 
an  der  Strasse  £lay- Vermes -Delsberg  una  14  km  so.  der 
Station  Delsberg  der  Linie  Basel-Delsberff-Biel.  Der  hier 
Gabiare  geheissene  Bach  von  £lay  treibt  in  Envelier  eine 
Mühle.  24  Häuser,  131  kathol.  Ew.  französischer  Zunge. 
Ackerbau  und  Viehzucht. 

ENVER8  (L').  Ortsname  der  welschen  Schweiz,  den 
in»  Berg^chatten  liegenden  N.-Hängen  der  Jurakämme  bei- 
gelegt ;  im  Gegensatz  zu  L'Endroit,  L'Adroit  oder  Le  Droit, 
den  zur  Sonne  exponierten  S. -Hängen  der  Ketten. 

ENVER8  DE8  CONVER8  iL,')  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez.  Courtelary,  Gem.  Renan).  900-800  m.  Zerstreut  gele- 
gene Bauernhöfe,  an  dem  das  Thal  von  St.  Immer  im 
NNW.  von  Convers  bis  Renan  begleitenden  Berghang  und 
zwischen  der  Quelle  der  Schüss  (Suze)  im  N.  u.  der  For^t 
de  TEnvers  im  S.  Mit  Renan  durch  zwei  Feldwege  ver- 
bunden, deren  einer  direkt  ansteigt,  während  der  andere 
etwas  weiter  w.  von  der  Strasse  Les  Convers  -  Renan  ab- 
zweigt. 16  Häuser,  108  reform.  Ew. 

ENVER8  (FOR^T  DE  L')  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Müns- 
ter, Gem.  Sorvilier,  B4vilard  und  Malleray).  1300-^00  m. 
Weitausgedehnter  Wald  und  Bergweiden,  am  N.-Hang 
der  Kette  des  Monto,  s.  über  der  Birs ;  wird  von  mehre- 
ren Fusswegen  durchschnitten,  die  vom  Ufer  der  Birs 
(Thal  von  Tavannes)  zu  den  Bauernhöfen  auf  dem  Rücken 
des  Monto  und  nach  La  Reuchenette  ins  Thal  der  Schüss 
(Suze)  führen. 

ENVER8  (LE8)  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Freibergen, 
Gem.  Les  Breuleux).  1106  m.  Gruppe  von  6  Meierhöfen, 
auf  einer  mit  lichtem  Tannengehölz  bestandenen  Ben^- 
weide;  2,2  km  ssö.  Les  Breuleux.  Rauhes  Klima  u.  wenig 
ergibiger  Boden.  43  kathol.  Ew. 

ENVER8  (LE8)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Grandson,  Gem. 
Sainte  Croix).  1110  m.  Neun  am  W.-Fuss  des  Mont  des 
Cerfs  zerstreut  gelegene  Häuser,  700  m  ö.  L'Auberson  u. 
3  km  w.  der  Station  Sainte  Croix  der  Linie  Yverdon- 
Sainte  Croix.  60  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Les  Granges 
de  Sainte  Croix.  Viehzucht.  Uhrenmacherei.  Musikdosen. 

ENVER8(8UARDDE8)(Kt.Waadt,  Bez.  Grandson). 
1273-1120  m.  Waldung,  am  W.-Hang  des  Mont  des  Cerfs, 
w.  Sainte  Croix.  Zieht  auf  eine  Länge  von  4  km  von  SW.- 
NO. 

ENVY  (Kt.  Waadt,  Bez.  Orbe).  695  m.  Gem.  u.  Weiler, 
über  dem  rechten  Ufer  des  Nozon,  im  Thal  von  Romain- 
mötier,  an  der  Strasse  Romainmötier  -  Apples,  500  m  s. 
Romainmötier,  2  km  w.  der  Station  Crov  der  Linie  Lau- 
sanne-Pontarlier  und  6,7  km  sw.  Orbe.  14  Häuser,  88  re- 
form. Ew.  Kirchgemeinde  Romainmötier.  Landwirtschaft. 
Aus  den  hier  geraachten  Funden  von  druidischen  Kultus- 
objekten schliesst  man  auf  eine  sehr  weit  zurückreichende 
Besiedelung  der  Gegend. 

ENZENALP  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Ober  Hasle,  Gem. 
innertkirchen).  1400-2000  m.  Grosse  Alpweide,  im  obern 
Abschnitt  des  Ürbachthales,  am  O.-Hang  des  Renfenhorns, 
Dossenhoms  und  Gstellihorns  und  am  r>^.-Hang  des  Han- 
gendgletocherhoms,  am  Fuss  des  Renfengletochers ;  7  km 
SSW.  über  Innertkirchen.  6  Gruppen  von  zusammen  16 
Hütten. 

ENZENAU  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Höfe).  972  m.  Bergüber- 
gang, fuhrt  von  der  über  die  Sihl  geschlagenen  Teufels- 
hrucke  einerseito  nach  Schindellegi  u.  andererseito  nach 


Feusisberg,  w.  vom  Hohen  Etzel.  Prachtvolle  Aussicht. 
Von  den  Schwyzern  1796  und  1847  militärisch  besetzt. 

ENZENBERG  (OBER  u.  UNTER)  (Kt.  St.  Gallen, 
Bez.  Unter  Toggenburg,  Gem.  Mogelsberff).  836  u.  810  m. 
Zwei  Häusergruppen,  am  S W.-Hang  der  Wilkethöhe,8  km 
ö.  der  Stotion  Lichtensteifi^  der  Toggenburgerbahn  und 
4,2  km  so.  Mogeisberg.  74  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Brunnadern.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Stickerei  u. 
Weberei. 

ENZENBOHL  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Thun,  Gem.  Hom- 
berg).  1005  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  linksseitigen 
Hang  des  Zulgthales  und  4,5  km  so.  der  Stotion  Steins- 
burg der  elektrischen  Bahn  Burgdorf -Thun.  34  reform. 
Ew.  Schulhaus. 

ENZI.  So  heissen  einige  auf  der  Grenze  zwischen  den 
Kantonen  Bern  und  Luzem  stehende  N.-  u.  O.-Ausläufer 
des  Napf;  unterschieden  als  Romooserenzi,  Hergiswiler- 
enzi,  Luthemenzi  und  Hochenzi  (1357  m). 

ENZI  (Kt.  Luzem,  Amt  Entlebuch,  Gem.  Romoos  und 
Amt  Willisau,  Gem.  Luthern).  Im  Mittel  1100  m.  Zerstreut 
gelegene  Bauernhöfe,  an  den  Hängen  des  Romooser-  und 
Luthemenzi,  5  km  s.  Luthern  und  4,5  km  sw.  Romoos. 

ENZILOCH  (Kt.  Luzem.  Amt  Entlebuch).  963  m. 
Tiefe  und  gefährliche  Schlucht,  von  der  Kleinen  Fon- 
tannen durchflössen,  2  km  nö.  unter  dem  Gipfel  des  Napf. 
In  der  Gegend  sehr  bekannt  und  Gegenstond  zahlreicher 
Volkssagen ;  hier  hausen  die  verdammten  Seelen  der  hart- 


herzigen und^izigen^  Reichen, 
den  Art.  Jänzimatt. 


ENZIMATT  {KU  Obwalden,  Gem.  Giswil).  Hätten.  S. 


ENZI8BERG  (Kt.Bern,  Amtsbez. Trachselwald, Gem. 
Rüegsau).  700  m.  Zwei  Häuser,  über  dem  rechten  Ufer 
des  Küe^baches ;  1,2  km  nö.  Rüegsau  und  3.5  km  nö. 
der  Stotion  Hasli-Rüegsau  der  Linien  Burgdorf-Langnau 
und  Burgdorf-Thun.  17  reform.  Ew.  Landwirtochaft. 

ENZIWIGGER  (Kt.  Luzem,  Amt  Willisau).  Quelllauf 
der  Wigger ;  entspringt  am  N.-Hang  des  Napf  in  1300  m, 
entwässert  das  Enziwiggerthal  und  nimmt  von  beiden 
Seiten  zahlreiche  Nebenbäche  auf,  deren  grösster  der  Nol- 
lenthalerbach  ist,  durchfliesst  Hergiswil  und  geht  nach 
17  km  langem  Lauf  von  S.-N.  nördlich  an  Willisau  (560 
m)  vorbei,  von  wo  an  er  den  Namen  Wigger  erhält. 

ENZIWIGGERTHAL  (Kt.  Luzem,  Amt  Willisau, 
Gem.  Hergiswil).  1350-560  m.  Thal,  von  der  Enziwigger 
entwässert,  mit  zahlreichen  zu  beiden  Seiten  des  Baches 
zerstreut  gelegenen  Bauernhöfen.  Steigt  auf  eine  Länge 
von  17  km  seinen  Nachbarn,  den  Thälern  der  Luthern 
und  Buch  wigger,  parallel  von  S.-N.  ab  und  zieht  sich  vom 
Napf  bis  Willisau.  Im  obern  Abschnitt  schöne  Waldungen, 
in  der  Mitte  das  Dorf  Hergiswil  und  zahlreiche  Bauern- 
höfe, an  der  Ausmündung  Willisau. 

£PAGNIER,  deutech  SpXniz  (Kt.  u.  Bez.  Neuenburg, 
Gem.  Marin-tpagnier).  450  m.  Malerischer  Weiler,  nahe 
dem  Austritt  aer  Zihl  aus  dem  Neuenburgersee,  7  km  nö. 
Neuenburg  und  600  m  von  der  Stotion  Marin  -  fipagnier 
der  direkten  Linie  Bern  -  Neuenburg.    Postbureau,  Tele- 

ßhon.  8  Häuser,  56  reform.  Ew.  Acker-  und  W^einbau. 
urgherren  von  £pagnier  treten  urkundlich  schon  im  13. 
Jahrnundert  auf.  Auf  df^r  Grenze  der  einstigen  getrennten 
Gemeinden  Marin  und  £pagnier  liegt  die  berühmte  Pfahl- 
baustotion La  T^ne,  nach  der  eine  der  Perioden  der  Ei- 
senzeit benannt  worden  ist.  Vergl.  den  Art.  La.  T£:ne. 

6PAGNY  (Kt.  Freiburg,  Bez.  u.  Gem.  Greierz).  715  m. 
Dorf,  am  N.-Fuss  des  Hügels  von  Greierz,  an  der  Strasse 
BuUe-Saanen  und  4  km  so.  der  Stotion  Bulle  der  Linie 
Romont-Bulle.  Postoblage,  Telegraph,  Telephon.  Elektri- 
sche Bahn  Chätel  Saint  Denis-bulle-Montbovon.  37  Häu- 
ser, 252  kathol.  Ew.  Viehzucht  u.  Milchwirtechaft,  Stroh- 
flechterei.  Sägen,  Gerbereien.  Fabrik  von  kondensierter 
Milch.  Der  vom  Molton  herabkommende  Wildbach  Erbi- 
vue  verursacht  hier  oft  grosse  Schädigungen.  Beim  Gra- 
ben des  Kellers  eines  im  Bau  begriflenen  Gebäudes  deckte 
man  1824  acht  Skelete  auf,  deren  Kopfenden  nach  O.  ge- 
richtet waren.  Reste  von  Panzern,  die  zwischen  den  Ge- 
beinen lagen,  zerfielen  an  der  Luft  zu  Stoub,  während 
ein  Schwert  und  eine  Hellebarde  erhalten  werden  konn- 
ten. 

6PALINGE8  (Kt.  Waadt,  Bez.  Lausanne).  804  m. 
Gem.  und  Dorf,  auf  einem  Plateau  des  Molasseberglandes 
des  Jorat  und  über  den  Tobein  im  Oberlauf  des  Flon,  1 


ßPA 


t?l 


39 


km  nw.  der  zum  Teil  von  der  Schmalspurbahn  Lausanne- 
Moudon  begleiteten  Strasse  Lausanne  -  Freibui^  -  Bern,  5 
km  nö.  des  Bahnhofes  und  4,3  km  nö.  der  »tadt  Lau- 
sanne. Zahlreiche  Einzelsiedelungen  und  Weiler,  wie  Les 
Planches,  Les  Croisettes  und  La  G^rarde.  Zusammen  132 
Häuser,  717  reform.  Ew. ;  Dorf:  49  Häuser,  201  Ew.  Bildet 
mit  verschiedenen  zur  Gemeinde  Lausanne  gehörigen 
Weilern  und  Häusergruppen  zusammen  die  Kirchge- 
meinde Les  Croisettes.  Landwirtschaft.  Ziegelei,  Säge, 
Mühlen.  Vor  der  Reformation  Eigentum  des  Stiftes  Lau- 
sanne. 

6PAR8E  (L*)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Payerne).  470440  m. 
Kleiner  Bach,  rechtsseitiger  Zuiluss  zur  Broye ;  entspringt 
1,5  km  nö.  Payerne  nahe  der  Bro^eebene,  teilt  sich  w. 
Dompierre  in  zwei  Arme,  deren  einer  in  die  Arbogne 
mündet,  wahrend  der  andere  nw.  Dompierre  sich  mit 
der  Broye  vereinigt.  Nimmt  mehrere  Nebenbäche  und 
Kanäle  auf  und  fliesst  von  S.-N.  5,5  km  lang. 

tPAUTHEYRES  oder  6PAUTAIRE  (Kt.  Waadt, 
Bez.  ^challens,  Gem.  Essertines).  520  m.  Weiler,  im  Thäl- 
cben  des  Buron  (n.  Jorat),  ö.  der  Strasse  Lausanne-Yver^ 
don,  5  km  s.  der  Station  Yverdon  der  Linie  Lausanne- 
Neuen  bürg  und  2,5  km  n.  Essertines.  22  Häuser,  98 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Gressy.  Landwirtschaft.  War 
vor  der  Umwälzung  von  1796  eine  unabhängige  Gemeinde 
mit  eigenem  Bürgermeister.  In  der  Nachbarschaft  Ueber- 
reste  ehemaliger  Bauwerke  und  römische  Münzen. 

6PAUVI1.LER8  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Freibergen).  697 
m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  im  Glos  du  Doubs,  8  km  nö.  Sou- 
bey  und  6  km  sw.  der  Station  Saint  CJrsanne  der  Linie 
Delsberg  -  Delle.  Postablage,  Telegraph ;  Postwagen  Saint 
Ursanne-^pau villers- Soubey.  Gemeinde,  mit  Fin  du  Teck, 
Le  P^ca  und  Bauernhöfen  am  Doubs :  56  Häuser,  251  ka- 
thol.  Ew.;  Dorf:  43  Häuser,  179  Ew.  Ausgedehnte  Wald- 
ungen und  fruchtbarer  Boden.  Ackerbau  und  Viehzucht. 
Uhrenmacherei.  Das  Dorf  als  Eigentum  des  Kapitels  Saint 
Ursanne  schon  1139  genannt;  Sitz  eines  Edelgeschlechtes, 
das  im  16.  Jahrhundert  ausgestorben  ist.  Das  Dorf  im  SO- 
iährigen  Krieg  von  einer  unter  dem  Befehl  des  grausamen 
Forbes  stehenden  Bande  von  Schotten  zur  Hälfte  zerstört 
und  die  Kirche  in  Asche  gelegt.  Letztere  16%  wieder  auf- 
gebaut und  1860  durch  ein  neues  Gotteshaus  ersetzt,  das 
1864  dem  h.  Arnold  (Saint  Arnoux)  geweiht  vnirde.  Die 
Kirchgemeinde  £pauvil1ers  umfasst  die  zwei  politischen 
Gemeinden  £pauvil1ers  und   ^piquerez. 

£PEI88E8  (Kt.  Genf,  Linkes  Ufer,  Gem.  Avully).  403 
tn.  Weiler,  auf  einer  in  einer  Schlinge  der  Rhone  gele- 
genen Halbinsel,  14  km  w.  Crenf,  1  km  w.  Avully  u.  2  km 
nw.der  Station  Athenaz  der  Schmalspurbahn  Genf-Chancy. 
16  Häuser,  73  reform.  Ew.  Weinbau.  Nahe  dem  Weiler 
n.  über  der  Rhon6  ein  Hügel  (405  m),  der  heute  noch 
den  Namen  Chäteau  de  Saint  Victor  trägt  und  auf  dem 
die  völlig  verschwundene  feste  Burg  stand,  die  das  Priorat 
Saint  Victor  mit  Erlaubnis  der  Grafen  von  Genf  1220  hier 
errichtet  hatte.  Im  13.  Jahrhundert  fährte  gegenüber 
^peisses  eine  Brücke  über  die  Rhone. 

tPEHAZ  oder  £PENEY  (Kt.  Waadt,  Bez.  Yverdon). 
570433  m.  Bach,  rechtsseitiger  Zufluss  zum  Neuenburger- 
see ;  entspringt  s.  Villars-fipeney,  geht  ö.  an  diesem  Wei- 
ler vorbei,  kreuzt  die  Strasse  und  Bahnlinie  Yverdon- 
Estavayer  und  mündet  nach  4,5  km  langem  Lauf  in  der 
Richtung  N.-O.  2  km  wnw.  Yvonand  in  den  See. 

6PENDB8,  deutsch  Spinz  (Kt.  Freibur^,  Bez.  Saane). 
755  m.  Gem.  und  Dorf,  auf  einem  mit  felsigen  Steilwän- 
den zum  rechten  Ufer  der  Saane  abbrechenden  Hügelzug, 
an  der  Strasse  Marly-Ergenzach  (Arconciel)  und  9  km  s. 
vom  Bahnhof  Freiburg.  Telephon.  Gemeinde,  den  Weiler 
Le  Petit  ^pendes  inbegriffen :  61  Häuser,  404  kathol.  Ew. ; 
Dorf:  22  Häuser,  148  Ew.  Bildet  zusammen  mit  Ch^sal- 
les,  Ferpicloz,  Sales  und  Senedes  eine  gemeinsame  Kirch- 
gemeinde. Viehzucht  und  Milchwirtschaft,  Getreidebau. 
Pfarrkirche  zu  St.  Etienne.  Sehr  alte  Herrschaft ;  in  der 
Reihe  der  Stifter  und  Gönner  des  Klosters  Hauterive  ste- 
hen die  Ritter  und  Burgherren  von  £pendes  zuvorderst. 
Beider  Lokalität  Mala  Mulier  stand  1278  ein  Siechen- 
haus. 

6PENDE8  (Kt.  Waadt,  Bez.  Yverdon).  448  m.  Gem. 
und  Dorf,  am  O.-Rand  der  Sumpfebenen  der  Orbe  und 
am  Fuss  eines  das  Bergland  des  Jorat  im  NW.  begren- 
enden  Hanges,  an  der  Strasse  Chivornay  -  Yverdon   und 


4,5  km  sw.  Yverdon.  Station  der  Linie  Lausanne-Neuen- 
burg. Postablage,  Telephon.  59  Häuser,  249  reform.  Ew. 
Zusammen  mit  Essert  -  Pittet  eine  gemeinsame  Kirchge- 
meinde. Landwirtschaft.  Säffe  und  Mühlen.  300  m  n.  vom 
Dorf  ein  Schloss.  Die  Kirche  von  £pendes  mit  ihren  er^ 
tragreichen  Ländereien  seit  dem  13.  Jahrhundert  Eigen- 
tum der  Abtei  am  Lac  de  Joux.  1474  wird  eine  in  £pendes 
bestehende  Bruderschaft  vom  Heiligen  Geist  genannt. 
Nach  der  Reformation  ging  das  Eigentum  der  Abtei  zu- 
nächst in  den  Besitz  der  Familie  Treytorrens  in  Yverdon 
und  dann,  im  17.  Jahrhundert,  an  das  Geschlecht  Du 
Plessis-Gouret  über.  1663  erhielt  Andr^  Du  Plessis  von 
der  Bemer  Regierung  das  Recht  zur  Ausübung  der  nie- 
dem  Gerichtsbarkeit  in  dem  C^biete  des  mittlerweile  zur 
eigenen  Herrschaft  erhobenen  £pendes.  Bis  1798  im  Be- 
sitz der  nunmehrigen  Edeln  von  ^pendes,  denen  das 
Schloss  mit  seinen  Ländereien  auch  nachher  noch  ver- 
blieb. Am  Hügel  La  Po^,  so.  vom  Dorf,  hat  man  sieben 
Burgundergraber  mit  Tuffsärgen  und  verschiedenen  Ge- 
genständen ausgegraben. 

6PENDE8  (PETIT)  (Kt.  Freiburc,  Bez.  Saane,  Gem. 
£pendes).  683  m.  Weiler,  an  einem  kleinen  linksseitigen 
Zufluss  zur  G^rine  (Aergerenbach),  1  km  nw.  Ependes  u. 
8  km  s.  vom  Bahnhof  Freiburg.  11  Häuser,  78  kathol.  Ew. 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft,  Getreidebau. 

6PENDE8  (GRAND8  MARAI8  D')  (Kt.  Waadt, 
Bez.  Yverdon,  Gem.  £pendes).  439  m.  Teil  der  Sumpfebene 
der  Orbe,  zwischen  altem  und  neuem  Orbelauf  gelegen ; 
1,5  km  n.  £pendes.  S.  den  Art.  Orbe. 

£PENEY  (Kt.  Waadt,  Bez.  Yverdon).  Bach.  S.  den  Art. 

£PENAZ. 

£PENI8  (LE8)  (Kt.  Wallis,  Bez.  und  Gem.  Monthey). 
Zwei  Gruppen  von  Häusern,  als  Les  Hauts  £penis  (765  m) 
und  Les  Bas  £penis  (615  m)  unterschieden,  in  einer  der 
Schlingen  der  Strasse  Monthey -Le  Pas,  über  dem  Ufer 
des  Wfldbaches  Nant  de  ChoSx  und  2  km  so.  der  Station 
Monthey  der  Linie  Saint  Maurice  -  Saint  Gingolph.  Les 
Hauts  ßpenis  besteht  aus  blos  im  Sommer  bezogenen  Hüt- 
ten ;  Les  Bas  £penis :  9  Häuser,  43  kathol.  Ew.  Landwirt- 
schaft. 

6PEROLLAZ  (Kt.  Wallis,  Bez.  Harens).  2469  m.  Fels- 
zahn  im  Kamm  zwischen  CrSte  de  Thyon  und  Greppon 
Blanc,  '4  km  sw.  über  dem  Weiler  Hör^mence  im  gleich- 
namigen Thal  und  über  der  Vall^e  de  Nendaz. 

6PE88E8  (Kt.  Waadt,  Bez.  Lavaux).  438  m.  Gem.  u. 
Dorf,  am  Hanff  n.  über  dem  Genfersee  und  mitten  im 
Weinbaubezirk  von  Lavaux  gelegen,  an  der  Strasse  Cully- 
Chexbres,  über  der  Strasse  Lausanne- Saint  Maurice  und 
der  Linie  der  Simplonbahn,  unterhalb  der  Linie  Lau- 
sanne -  Bern  (Station  Grandvaux)  und  1,5  km  ö.  Gully. 
Haltestelle  der  Simplonbahn.  Postbureau,  Telephon.  76 
Häuser,  419  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Gully.  Weinbau 
(geschätzter  Weisswein);  die  obern  Abschnitte  der  Ge- 
meinde mit  Aeckem  und  Wald  bestanden.  Früher  zur 
ehemaligen  Gemeinde  Villette  gehörig,  die  1824  geteilt 
worden  ist.  Boden  leicht  Rutschungen  unterworfen,  die 
nach  Aussage  der  Bewohner  früher  einmal  das  ganze 
Dorf  ohne  Schaden  für  dessen  Gebäulichkeiten  mittrans- 
portiert haben  sollen.  Lange  Zeit  hindurch  (bis  1635) 
wurde  die  Erinnerung  an  dieses  Ereignis  durch  einen 
jährlichen  Dankgottesdienst  aufrecht  erhalten.  In  den 
letztverj|;angenen  Jahren  hat  man  am  Hang  mit  Erfolg 
Verfestigungsarbeiten  ausgeführt. 

6PE880N8  D'AMONT  (LE8)  (Kt.  Freiburg,  Bez. 
Greierz,  Gem.  ficharlensj.  731  m.  Gruppe  von  4  Häusern, 
an  der  Strasse  Riaz-Coroi^res,  500  m  sw.  ^harlens  und 
3,8  km  n.  der  Station  Bulle  der  Linie  Romont-BuUe.  24 
kathol.  Ew.  Viehzucht.  Strohflechterei.  Mühle,  Säge. 

£PICOUN  (BEC  D')  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont). 
Gipfel.  S.  den  Art.  Bec  d'Epicoun. 

EPINA88EY  (Kt.  Wallis,  Bez.  und  Gem.  Saint  Mau- 
rice). 487  m.  Dorf,  einsam  und  firiedlich  am  Rand  des 
vom  gefahrlichen  Wildbach  von  Saint  Barth^lemy  ange- 
schwemmten Schuttkegels  und  am  Fuss  der  hohen  Fels- 
wände von  Mex  gelegen,  3  km  s.  der  Station  Saint  Mau- 
rice der  Simplonbahn.  35  Häuser,  241  kathol.  Ew.  Wiesen- 
und  Weinbau,  Viehzucht.  Nöraliches  Ausstreichen  der 
metamorph ischen  Gesteine  am  linken  C^hänge  des  Rhone- 
thales.  1263:  Espinassez.  Einige  Geschichtschreiber  wol- 
len im  Namen  des  Dorfes  denjenigen   der  alten  Stadt 


40 


fiPI 


EPP 


Epaunum  sehen,  die  im  6.  Jahrhundert  durch  einen  Aus- 
bruch des  Wildbaches  von  Saint  Barth^Iemy  oder  durch 
einen  von  derDentdu  Midi  herabgekommenen  Bergsturz 
zerstört  worden  ist.  Die  Realprobe  lässt  aber  eher  der  An- 
sicht Raum,  dass  der  Name  sich  von  dem  hier  in  Masse 
stehenden  Dorn^ebüsch  (äpines]  herleiten  werde,  gleich- 
wie die  der  Weiler  L*£pignat  (Gem.  £vionnaz)  und  Les 
£penis  (Gem.  Choex). 

fePIQUEREZ  (Kt.  Bern.  Amtsbez.  Freibergen).  873  m. 
Gem.  und  Weiler,  im  Glos  du  Doubs ;  auf  einer  gesunden, 
dem  Ackerbau  günstigen  und  zur  Errichtung  einer  klima- 
tischen Kuranstalt  sehr  geeigneten  Hochfläche,  5  km  n. 
Soubey  und  9,7  km  sw.  der  Station  Saint  Ursanne  der 
Linie  Delsberg- Delle.  Postablage.  Die  Gemeinde  grenzt 
im  W.  an  Frankreich  und  zählt,  die  Weiler  Essert-Fallon, 
Chervillers  und  La  Gharmillotte  inbegriffen  in  28  HäMsern 
186  kathol.  Ew. ;  Weiler  fipiquerez  :  13  Häuser,  77  Ew. 
Kirchgemeinde  £.pauvillers.  Ackerbau ,  Viehzucht  und 
Holzhandel.  Obstbäume  und  schöne  Wälder.  Zollamt  und 
Grenz  Wachtposten.  Wird  urkundlich  bei  Anlass  einer  Ei- 
gentumsstreitigkeit zum  erstenmal  1446  erwähnt.  Der 
Name  auch  wohl  Les  Piquerez  geschrieben. 

£PLATURE8  (LES)  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  u.  Gem. 
La  Chaux  de  Fonds).  1005  m.  Ortschaft,  mit  zerstreut  ge- 
legenen Häusern,  im  Hochthal  von  La  Chaux  de  Fonds, 


Les  äplatures  im  Winter,  von  SQden. 

längs  der  Strasse  La  Chaux  de  Fonds  -  Le  Locle.  Bei  La 
Bonne  Fontaine,  Le  Temple  und  Le  Cr§t  Haltestellen 
der  Linie  La  Chaux  de  Fonds  -  Le  Locle.  Zusammen  155 
Häuser,  1086  Ew.,  wovon  36  Katholiken.  Les  l^platures 
einst  der  Gemeinde  Le  Locle  zugeteilt,  seit  1851  Bürgerge- 
meinde, 1888-1900  selbständige  politische  Gemeine]^  und 
seit  Januar  1900  durch  Volksoeschluss  mit  La  Chaux  de 
Fonds  vereinigt.  Kirche  1852  ceweiht.  Seit  1862  befindet 
sich  hier  der  israelitische  Friednof  von  La  Chaux  de  Fonds. 
Gemischte  Schulen  in  La  Bonne  Fontaine  und  Le  Crdt. 
Rege  Uhrenindustrie.  Viehzucht,  Torfpxuben.  S.der  Strasse 
La  Chaux  de  Fonds-Le  Locle  und  zwischen  Les  £platures 
und  Le  Cröt  der  soeen.  «gros  plane»,  wo  eine  bei  Anlass 
des  roya listischen  Gegenputsches  sich  nach  Le  Locle  zu- 
rückziehende Truppe  von  Königstreuen  eine  harmlose 
Frau  tötete,  ^platures  =  flaches  uelände. 

6POAI8AT8  (LES)  (Kt.  Waadt,  Bez.  La  Vall^e  und 
Orbe).  Thal  im  zentralen  Jura,  zwischen  Mont  d'Orzeires 
und  Dent  de  Vaulion,  von  der  Strasse  Le  Pont  -  Yallorbe 
durchzogen.  Zerfallt  in  Les  £poaisats  Dessus  fl087  m ; 
700  m  nw.  Le  Pont)  und  Les  £poaisats  Dessous  (1022  m  ; 
1  km  von  ersterm,  am  O.-Eingang  des  Tunnels  der  Linie 
Le  Brassus- Yallorbe).  In  ausgelaugten  Hohlräumen  der 
Bathonienschichten  Asphaltlager ;  Jurafossilien. 

6POAI8AT8  (RUI88EAU  DES)  (Kt.  Waadt,  Bez. 
La  Vallee  u.  Orbe).  1100-886  m.  Kleiner  Bach  ;  entspringt 
sw.  der  Dent  de  Vaulion  und  1  km  ö.  Le  Pont,  fliesst  nacn 
N.  längs  der  Strasse  u.  Bahnlinie  Le  Pont-Vallorbe  durch 
das  Thälchen  von  Les  £poaisats  und  verschwindet  nach 


3  km  langem  Lauf  in  den  unterirdischen  Trichtern  ö.  der 
Orbequelle. 

EPPENBERG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Toggen- 
burg, Gem.  Oberuzwil).  785  m.  Gruppe  von  5  Häusern, 
auf  oewaldetem  Höhenzug.  4  km  s.  der  Station  Uzwil  der 
Linie  Winterthur  -  St.  Gallen  und  2,5  km  ö.  Oberuzwil. 
32  katbol.  und  reform.  Ew.  Kirchgemeinden  Bichwil  und 
Oberuzwil.  Viehzucht.  Stickerei  und  Weberei  als  Haus- 
industrien. Burgruine  der  Edeln  von  Eppenberg  (früher 
von  Bichwil),  Dienstleuten  des  Klosters  St.  Gallen,  die  in 
Bichwil  und  Oberuzwil  die  Gerichtshoheit  innehatten.  Die 
Burg  in  den  Appenzellerkriegen  zerstört,  dann  wieder 
aufgebaut  und  1521  vom  Blitz  getroffen  und  eingeäschert. 
Die  Ländereien  im  16.  Jahrhundert  von  dem  üeschlecht 
Giele  von  Gielsberg,  im  17.  Jahrhundert  von  den  Frei- 
herren von  Thurn  und  Valsassina  angekauft. 

EPPENBERG  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Olten-Gösgen, 
Gem.  Eppenberg-Wöschnau).  461  m.  Dorf,  an  der  Strasse 
Aarau-Schönenwerd  und  2  tm  nö.  der  Station  Schönen- 
werd  der  Linie  Aarau  -  Ölten.  Telephon.  17  Häuser,  122 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Schönenwerd.  Getreidebau. 
ZementwaarenfabriK,  Mühle,  Steinbruch,  Maschinenzwir- 
nerei. Gut  erhaltenes  Refugium  mit  Wall,  das  Thal  der 
Aare  beherrschend.  Römische  Goldmünzen. 
EPPENRIED  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Sefligen,  Gem. 
Belp).  555  m.  Gruppe  von  6  Bauernhö- 
fen, an  der  Strasse  bern-Belp  und  1  km 
nw.  der  Station  Belp  der  Gürbethalbahn 
(ßern-Wattenwil-Thun).  66  reform.  Ew. 
Landwirtschaft. 

EPPEN8TEIN  (Kt.  Thurgau,  Bez. 
Weinfelden,  (^m.  Bussnanff).  524  m. 
Gruppe  von  5  Häusern,  5  xm  s.  der 
Station  Märstetten  der  Linie  Winter- 
thur-Frauenfeld -Romanshorn  und  2,6 
km  sw.  Bussnang.  16  reform.  u.  kathol. 
Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Ruine 
einer  alten  Burg,  bis  ins  15.  Jahrhun- 
dert Sitz  der  thur^auischen  Ritter  von 
Eppenstein  (die  mit  den  gleichnamigen 
Geschlechtem  im  Elsass  und  anderswo 
im  Deutschen  Reich  nicht  zu  ver- 
wechseln sind).  Sie  kamen  erst  am  Ende 
der  Feudalzeit  zu  Ansehen  und  Reich- 
tum. Ritter  Eppo  oder  Eberhart  von 
Eppenstein  war  1324  österreichischer 
Vogt  von  Kiburg  und  Winterthur.  Nach- 
dem die  Burg  zu  Beginn  des  15.  Jahr- 
hunderts von  den  Appenzellem  zerstört 
worden  war,  Hessen  sich  die  Herren 
von  Eppenberg  in  Winterthur  nieder, 
wo  sie  noch  eine  Zeit  lang  eine  gewisse  Rolle  spielten.  Die 
Ueberreste  der  Burg  nur  unbedeutend,  aber  noch  vom 
Burggraben  umgeben;  Nachgrabungen  würden  ohne 
Zweifel  noch  Manches  zu  Tage  fördern. 

EPPENWIL  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau,  Gem.  Gross- 
dietwil).  668  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am  Goldbach,  3  km 
nö.  Grossdietwil  und  7  km  w.  der  Station  Nebikon  der 
Linie  Luzera-Olten.  57  kathol.  Ew.  Milchwirtschaft,  Kä- 
serei. 

EPPIGEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle,  Gem.  In- 
nertkirchen). 670  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  in  einer 
Thalbucht  am  rechten  Aareufer  versteckt  gelegen,  ober- 
halb der  Aareschlucht  und  1  km  nw.  Innertkirchen.  26 
reform.  Ew. 

EPPISHAUSEN  (Kt. Thurgau,  Bez.  Bischofszell, Gem. 
Erlen).  465  m.  Kleines  Dorf,  an  der  Strasse  Sulffen-Amris- 
wil,  zwischen  Biessenhofen  und  Erlen  und  1,5  Km  so.  der 
Station  Erlen  der  Linie  Winterthur- Frauenfeld-Rom ans- 
hom.  28  Häuser,  140  Ew.,  wovon  14  Katholiken.  Kirch- 
gemeinde Sulgen-Erlen.  Wiesen-,  Obst-  und  etwas  Wein- 
bau. Bienenzucht.  Käserei.  Stickerei  und  Seilerei.  Auf 
einer  Anhöhe  sw.  Eppishausen  das  gleichnamige  Schloss, 
ein  sehr  einfach  gehaltenes,  aber  geräumiges  Bauwerk 
mit  breiter  Fassade ;  heute  landwirtschaftlicher  Gutsbe- 
trieb. Von  hier  schöne  Aussicht  auf  das  Thal  der  Aach, 
nach  0.  auf  die  thurgauische  Hügellandschaft  am  Boden- 
see und  nach  W.  auf  den  rebenbestandenen  Ottenberg 
und  den  n.  Teil  des  Kantons  Zürich  bis  zur  Lägern.  An 
Stelle  des  heutigen  Schlosses  stand  einst  eine  im  12.  Jahr- 


EPS 


ERD 


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hundert  erbaute  Yeste  mit  Bur^graben,  Ringmauer  und 
Türmen,  von  der  kaum  noch  einige  wenige  Reste  sich  er- 
halten haben.  Die  Herrschaft  Eppishausen  war  ein  Lehen 
des  Bistums  Konstanz,  u.  die  Burg  diente  dem  Bischof  wäh- 
rend seiner  langen  Fehde  mit  dem  Kloster  St.  Gallen  als 
fester  Stützpunkt.  Die  Burg  1370-1600  Eigentum  des  Edel- 
geschlechtes  von  Helmsdorf,  von  dem  mehrere  Glieder 
(besonders  Konrad  von  Helmsdorf)  sich  als  Dichter  aus- 
zeichneten. Das  Familien  Wappen,  ein  weisses  halbes  Ein- 
horn im  roten  Felde,  noch  heute  als  Glasgemälde  erhalten. 
Die  Herrschaft  im  17.  Jahrhundert  vom  Kloster  Muri  an- 
gekauft und  das  Schloss  zur  Verwalterswohnung  umge- 
staltet :  der  Wohnraum  auf  dem  grossen  Burgturm  wurde 
abgetragen  und  vor  diesem  das  Gebäude  in  seiner  heu- 
tigen Gestalt  aufgeführt.  Eine  gewisse  Berühmtheit 
enangte  das  Schloss  Eppishausen  unter  seinem  nächst- 
folgenden Besitzer,  dem  aus  Donaueschingen  stammenden 
Freiherrn  Joseph  von  Lassberg,  der  es  1813  dem  Kloster 
Muri  abkaufte.  Neben  der  Pflege  seiner  grossen  Waldungen 
widmete  sich  der  Freiherr  von  Lassberg  mit  grossem  Eifer 
dem  Studium  der  altdeutschen  Sprache  und  Litteratur; 
fferne  zeigte  er  Liebhabern  seine  reiche  Sammlung  von 
Handschriflen,  seltenen  Drucken  und  Glasgemälden,  so 
dass  Epoishausen  lange  Jahre  hindurch  zum  häufig  be- 
suchten Wallfahrtsort  von  Sprach-  u.  Geschichtsforschern 
wurde.  Gustav  Schwab,  Ludwig  Uhland,  der  Germanist 
Jakob  Grimm,  J.  A.  Pupikofer  und  viele  andere  Gelehrte 
waren  zeitweilige  Gäste  des  sogen.  Einsiedlers  von  Eppis- 
hausen. Allgemein  bekannt  geworden  ist  Freiherr  von 
Lassberg  auch  durch  die  Herausgabe  des  Liedersaales, 
einer  Sammlung  von  Dichtungen  aus  dem  Mittelalter. 

EP8ACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nidau).  462  m.  Gem.  u. 
Dorf;  3^  km  nö.  der  Einmündung  des  Hagneckkanales 
in  den  Bielersee,  am  S.-Hang  der  bewaldeten  Hügelzüge 
zwischen  Bielersee  und  Grossem  Moos,  nahe  der  Strasse 
Gerolfingen-Walperswil-Aarberg,  8  km  ssw.  Nidau  und  5,5 
km  nw.  der  Station  Aarberg  der  Linie  Lausanne-Payerne- 
Lyss.  Telephon.  Gemeinde,  mit  Baar  und  Klus :  62  Häu- 
ser, 366  reform.  Ew.  deutscher  Zunge.  Kirchgemeinde 
Täuffelen.  Acker-  und  etwas  Weinbau,  Viehzucht.  In  den 
Torfgruben  hat  man  Ueberreste  einer  alten  Hütte,  zwei 
Bronzebeile  und  eine  Lanzenspitze  gefunden.  Zwischen 
Epsach  und  Walperswil  Spuren  einer  römischen  Villa. 
13^:  Epgach. 

CPTINQEN  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Waidenburg).  567  m. 
Gem.  und  Dorf,  am  N.-Fuss  der  Bölchenfluh,  am  Diegter- 
bach,  10  kna  s.  Sissach  und  3,2  km  sw.  der  Station  Läu- 
felfingen der  Linie  Basel-Olten.  Postbureau,  Telephon; 
Postwagen  Sissach-Eptingen.  104  Häuser,  657  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Eptingen-Diegten.  Seidenbandweberei. 
Gipshaltige  Mineralquelle,  deren  Wasser  als  Eptinger  Ta- 
felwasser in  den  Handel  kommt.  Heilbad,  von  Rheumati- 
kern etc.  stark  besucht.  Refugium  bei  Rucheptingen.  Das 
Edelgeschlecht  von  Eptin^en  war  durch  Jahrhunderte 
eine  der  mächtigsten  Familien  des  Bistums  Basel,  mit  der 
Mehrzahl  von  dessen  andern  Herrengeschlechtem  ver- 
wandt und  erblicher  Inhaber  des  Mundschenkenamtes 
des  Fürstbischofes.  Freiherr  Johann  Baptist  Ferdinand 
von  Eptingen  stand  1735  als  Offizier  in  französischen 
Diensten.  Die  Herren  von  Eptingen  waren  zugleich  auch 
Borger  von  Basel  und  Eigentümer  einer  Reihe  von  heute 
in  Irümmem  liegenden  Burgen  in  Basel  Land.  Ein  Zweig 
der  Familie  ist  im  Verzeichnis  der  rheinischen  Edelge- 
schlechter  aufgeführt.  Die  Wappen  beider  Linien  waren 
golden  mit  dem  liegenden  schwarzen  Adler  im  rechten 
oder  linken  Felde.  Dazu  führten  die  Eptinger  der  Schweiz 
eine  goldene  Krone  auf  dem  Helm,  und  ihre  schwarze 
Helmdecke  sowie  der  Federbusch  waren  übersät  mit  klei- 
nen goldenen  Herzen. 

ERA  (!.')  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Albula).  1939  m.  Vor- 
sprung des  vom  Piz  Michel  nach  N.  abzweigenden  Kam- 
mes, w.  über  dem  Schaflobel,  über  dem  Thal  der  Albula 
und  2,5  km  sw.  Alvaneu  Bad. 

ERA  (PIZZO  D')  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leventina).  2635  m. 
Wenig  hervortretender  Gipfel,  im  nw.  Abschnitt  der 
Gruppe  des  Pizzo  di  Molare,  über  dem  linksseitigen  Ge- 
hänge der  Leventina,  ö.  vom  Passo  Predelp  (Faido-Luk- 
manier)  und  4,5  km  n.  über  Faido. 

ERAT8RICK  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Toggenburg, 
Gem.  Mosnang).  875  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  N.- 


Fuss  der  Eratsrickegg,  7  km  sw.  der  Station  Bütswil  der 
Toggenburgerbahn  und  3«5  km  sw.  Mosnang.  32  kathol. 
Ew.  Viehzucht,  Käserei.  Weberei  als  Hausindustrie. 

ERATSRICKEGG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Toggen- 
burg). 1050-900  m.  Felskamm,  vom  nö.  Teil  der  Grossegg- 
alp rasch  sich  senkend,  zwischen  Kurzeneggbach  und 
einem  andern  kleinen  Wasserlauf;  4,3  km  sw.  über  Mos- 
nang. 

ERB  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  Visperterminen). 
lOUO  m.  Gruppe  von  12  Häusern  und  Hütten,  auf  einer 
geneigten  Terrasse  über  dem  rechten  Ufer  der  Visp  zer- 
streut gelegen,  am  Fuss  des  Gebidem,  zwischen  Slaldbach 
und  Riedbach  und  1  kmnw.  Visperterminen.  20  kathol. 
Ew.  Viehzucht. 

ERB  (IM)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmenthai, 
Gem.  Lenk).  1647  m.  Gruppe  von  7  oder  8  Hütten,  am 
NO.-llang  des  Miilkerblatt,  über  den  Hütten  von  Blatri 
und  2,5  km  sw.  über  Lenk. 

ERBALPEN  (Kt.  Graubunden,  Bez.  Ober  Landquart, 
Gem.  Davos).  2200-1800  m.  Alpweide,  mit  etwa  einem 
Dutzend  zwischen  Bildlibach  und  Frauentobelbach  (rechts- 
seitigen Zuflössen  zum  Landwasser)  zerstreut  gelegenen 
Hütten,  am  SO.-Hang  des  Körbshorns  und  3  km  sw.  über 
Davos  Platz.  Der  UeberJieferung  nach  so  genannt,  weil  die 
Alpweide  zur  Zeit  einer  Pestseuche  während  einer  einzi- 
gen Nacht  siebenmal  den  Besitzer  wechselte. 

ERBETHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Simmen- 
thal).2509  m.  Felsgrat,  in  der  Gruppe  der  Männlifluh,  nö. 
vom  Otterngrat  (einem  Passübergang  vom  Engstligen-  ins 
Schwendenthai).  Besteigung  von  Frutigen  aus  in  6  Stun- 
den, ziemlich  leicht. 

ERBI  (Kt.  Wallis,  Bez.  West  Raron,  Gem.  Hothen). 
900  m.  Gruppe  von  11  Häusern  u.  Hütten,  im  ö.  Abschnitt 
der  Terrasse  zerstreut  gelegen,  auf  der  die  kleine  Ge- 
meindc  Hothen  liegt,  2  km  n.  über  der  Station  Gampel 
der  Simplonbahn.  64  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Nieder- 
gestelen. Auf  der  Siegfried  karte  unbenannt. 

ERBIGNON  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint  Maurice,  Gem. 
Collonges).  S.  den  Art.  Arbionon  (Le  Haut  d'). 

ERBIVUE  (L')  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz).  Bach. 
S.  den  Art.  Albeuve. 

ERBOGNE  (L*)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Gläne).  Bach. 
S.  den  Art.  Arbogne  (l*). 

ERB8ALP(Kt.Glarus,  Gem. Elm).  1692-1257  m.  Grosse 
Alpweide  mit  10  am  SO.-Hang  des  Kärpfstocks  zerstreut 
gelegenen  Hütten,  im  obern  Abschnitt  des  Sernfthales, 
links  über  dem  Fluss  und  2  km  sw.  Elm.  Tiefer  unten 
schöne  Tannenwaldungen. 

ERB8EGG  (AUSSER  und  HINTER)  (Kt.  Luzern, 
Amt  Entlebuch,  Gem.  Romoos).  960  m.  5  am  linken  Ufer 
der  Grossen  Fontannen  zerstreut  gelegene  Häuser,  gut 
zur  Sonne  exponiert,  5  km  sw.  Romoos  und  4,5  km  nw. 
der  Station  Schüpfheim  der  Linie  Bern-Luzem.  25  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinde  Schüpfheim.  Viehzucht. 

ERBSERSTOCK  (Kt.  Glarus).  2180  m.  Gipfel,  s. 
Vorberg  des  Kärpfstocks,  zwischen  Erbsalp  und  Wichlen- 
matt  und  über  dem  Richetlipass  (Elm-Linthal),  6  km 
sw.  über  Elm. 

ERBSKRAUT  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorderland, 
Gem.  Wald).  1040  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  in  einem 
kleinen  Thälchen,  3  km  osö.  Wald  und  5  km  sw.  der  Sta- 
tion Heiden  der  Bergbahn  Rorschach-Heiden.  30  reform. 
Ew.  Viehzucht.  Weberei  als  Hausindustrie. 

ERBSMATT  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem.  Ober- 
balm).  750  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am  rechten  Ufer 
des  Trübbaches,  5  1cm  so.  der  Station  Thörishaus  der 
Linie  Bern-Freiburg  und  1,5  km  sw.  Oberbalm.  50  reform. 
Ew    ^Viesenbau 

ERCHENWIL  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem.  Rogg- 
wil).  535  m.  Gruppe  von  6  Hausern;  1,2  km  s.  Roggwil  u. 
2,5  km  nw.  der  Station  Mörswil  der  Linie  St.  Gallen-Ror- 
schach.  23  reform.  u.  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden  Rogg- 
wil und  Berg.  Ackerbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 

ERDBRUNST  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  Zürich,  Zürich  II- 
Wollishofen).  440  m.  Gruppe  von  13  Häusern,  nahe  dem 
linken  Ufer  des  Zürichsees,  500  m  s.  der  Kirche  Wollis- 
hofen  und  1  km  s.  der  Station  Wollishofen  der  linksufri- 
gen  Zürichseebahn  (Zurich-WädenswII).  91  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Wollishofen.  1256:  Erdbrust;  bedeutet 
s.  V.  a.  «  Erdbruch  ». 


43 


ERD 


ERG 


ERDE  (Kt.  Wallis,  Bez.  und  Gem.  Conthey).  790  m. 
Dorff  oben  am  rebenbepflanzten  Hang  über  dem  Flecken 
Conthey  und  am  Fuss  einer  grossen,  mit  Kulturen  be- 
standenen Terrasse.  700  m  sw.  des  Dorfes  Premploz,  1  km 
nw.  Saint  S^verin  (wo  die  Kirche  der  grossen  Kirch- 
und  politischen  Gemeinde  Conthey  steht)  und  4,5  km  nö. 
der  Station  Ardon  der  Simplonbahn.  38  Häuser,  378 
kathol.  Ew.  Acker-  und  Weinbau,  Viehzucht.  Am  Fussweg, 
der  von  Sitten  und  Conthey  aus  über  den  Pas  de  Cheville 
nach  Bex  führt.  1208:  Erdes;  1214:  Herdes. 

ERDHAU8EN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem.  Eg- 
nach).  430  m.  Kleines  Dorf,  nahe  der  Strasse  Sulgen-Ar- 
bon,  800  m  nw.  Arbon  und  2,2  km  sw.  der  Station 
Egnach  der  Linie  Rorschach-Homanshom.  23  Häuser,  116 
reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden  Neukirch  und 
Steinebrunn.  Wiesen-  und  Obstbau,  Obst-  und  Gemüse- 
handel. Stickerei;  die  1515  erbaute  Kapelle  heute  in  eine 
Stickfabrik  umgewandelt. 

ERDI8GULMEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans).  2295 
m.  Wenig  hervortretender  Gipfel,  in  dem  von  der  Mage- 
ren nach  N.  abzweigenden  und  die  rechte  Seite  des  Murg- 
thales  begleitenden  Kamm,  2  km  n.  der  Mageren  und  7 
km  s.  über  Murg  und  dem  Walensee. 

EREL  (IM)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  Eisten).  1200 
m.  Gruppe  von  Wohnhäusern  und  Stadein,  an  dem  sehr 
rasch  ^egen  Eisten  abfallenden  Hang  eines  Ausläufers 
des  Weissengrats  übereinander  gebaut,  über  dem  rechten 
Ufer  der  Saaservisp  und  rechts  vom  Leidenbach.  400  m 
nö.  über  Eisten. 

ERENBOLGEN  (OBER  u.  UNTER>  (Kt.  Luzem, 
Amt  Hochdorf,  Gem.  Römerswil).  660  und  612  m.  Gruppe 
von  6  Häusern,  am  w.  Uferhang  des  Balde^gersees ;  1,2 
km  n.  Römerswil  und  4,5  km  nw.  der  Station  Hochdorf 
der  Seethalbahn.  Telephon.  64  kathol.  Ew.  Ackerbau  und 
Viehzucht.  In  Ober  Erenbolgen  Waisenhaus.  1326:  Er- 
chemboldingen. 

ERFLETEN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Rheinfelden,  Gem. 
Zuzgen).  583  m.  Gruppe  von  5  Häusern;  2,1  km  sw.  Zuz- 
gen  und  4,8  km  sw.  der  Station  Munipf  der  Linie  Zürich- 
Brugg-Basel.  29  kathol.  und  reform.  Ew. 

ERGATEN,  ERGETEN.  Ortsname  der  Ost- 
schweiz, volkstümliche  Form  für  Aegerten,  Egerten. 
S.  diesen  Art. 

ERGATEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  und  Gem.  Frauenfeld). 
Aussenquartier  der  Stadt  Frauenfeld,  am  linken  Ufer  der 
Murg.  S.  den  Art.  Frauenfeld. 

ERGENZACH,  französisch  Arconciel  (Kt.  Freiburg, 
Bez.  Saane).  727  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  rechten  Ufer 
der  Saane,  11  km  s.  Freiburg.  Postbureau,  Telegraph, 
Telephon.  Gemeinde,  die  Weiler  Fontanalles  und  Sur  le 
Moulin  inbegriffen :  64  Häuser,  316  kathol.  Ew.  französi- 
scher Zunge;  Dorf:  19  Häuser,  84  Ew.  Ackerbau  u.  Vieh- 
zucht; Milchwirtschaft  und  Käserei.  In  Ergenzach  ist  ein 
Satz  von  300  römischen  Münzen  von  Konstantin  bis  Julian 
Apostata  aufgefunden  worden,  die  jetzt  im  Kloster  Haute- 
nve  sich  befinden.  Die  schon  1146  erwähnte  Kirche  des 
Ortes  ist  1786  restauriert  worden,  wobei  zum  Teil  die 
Quadern  der  einst  an  der  Saane  gegenüber  Schloss  Hlens 
gelegenen  Burg  zur  Verwendung  gekommen  sind.  1062 
belehnte  der  deutsche  Kaiser  Heinrich  IV.  den  Grafen 
Konrad  von  Ollingen,  Bischof  von  Lausanne,  mit  der  Burg 
Ergenzach  im  Uechtland.  Als  sich  während  der  Burgun- 
derkriege Wilhelm  de  La  Bresse,  Herr  von  Ergenzach, 
für  Karl  den  Kühnen  erklärte,  belagerten  1475  die  Bemer 
und  Freiburger  seine  Burg  und  nahmen  sie  mit  Sturm 
ein.  Ergenzach  stand  darauf  eine  Zeit  lang  unter  der  ge- 
meinsamen Oberhoheit  von  Frei  bürg  und  Bern,  bis  letz- 
teres auf  seine  Rechte  an  den  Ort  Verzicht  leistete. 

ERGETEN  (HINTER)  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez. 
Vorderland,  Gem.  Wolfhalden).  760  m.  17  an  der  Strasse 
Rheineck-Heiden  zerstreut  gelegene  Häuser,  500  m  von 
der  Station  Heiden  der  Bergbahn  Rorschach-Heiden  und 
1,2  km  sw.  Wolfhalden.  117  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

ERGI8CH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk).  1192  m.  Gem.  u. 
schönes  Pfarrdorf,  auf  einer  Terrasse  rechts  über  der 
Ansmündung  des  Turtmanthaies  ins  Rhonethal,  gegenüber 
Ems  und  2,5  km  so.  der  Station  Turtman  der  Simplon- 
bahn. Gemeinde,  mit  Tummenen :  43  Häuser,  272  kathol. 
Ew.;  Dorf:  37  Häuser,  237  Ew.  Die  Gemeinde  umfasst 
einen  grossen  Teil  des  rechtsseitigen  Gehänges  des  Turt- 


manthales.  Von  der  Kirche  Ergisch  aus  umfassende  Aas- 
sicht auf  die  Gehänge  und  Thaler  der  Bezirke  Leuk  und 
Siders.  Im  13.  Jahrhundert  Argessa. 

ERGI8CHALPEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk,  Gem.  Ei^ 
gisch).  2112  m.  Alpweiden  mit  etwa  10  Hütten,  am  rechts- 
seitigen Gehänge  des  Turtmanthaies,  am  W.-Hang  des 
Ergischhorns  und  3  km  s.  über  dem  Dorf  Ergisch. 

ERGI8CHHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk).  2495  m. 
Kahler  Gipfel,  so.  über  dem  Dorf  Ergisch  und  ö.  über  der 
Ausmündung  des  Turtmanthaies,  zwischen  diesem  und 
dem  Ginanztnal.  Von  den  Touristen  vernachlässigt,  aber 
mit  sehr  schöner  Aussicht ;  4  Stunden  über  Ergisch. 

ERGOLZ  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Sissach  und  Liestal). 
960-260  m.  Fluss,  entwässert  das  Er^^olzthal  und  mündet 
n.  Basel  Äugst  von  links  in  den  Rhem.  28  km  lang.  Ent- 
springt an  der  Schafmatt  in  bewaldetem  Tobel,  empfangt 
alle  Bäche  der  zahlreichen  Verzweigungen  des  Ergolz- 
thales  (Hemmikerbach,  Eibach,  Rickenbächli,  Hombur- 
gerbach, Diegterbach,  Hintere  und  Vordere  Frenke, 
Oristhalbach,  Violenbach  u.  a.),  folgt  dem  rechtsseitigen 
Thalgehänge  und  treibt  hier  zahlreiche  Mühlen,  Sägen, 
Werkstätten,  Fabriken,  sowie  die  elektrische  Bahn  Sis- 
sach-Gelterkinden.  Die  Ergolz  bildet  bei  Liestal  den 
wohlbekannten  Fall  des  sog.  Ergolzkessels.  Ergolz  und 
Nebenbäche  heute  noch  ordentlich  fischreich;  am  häu- 
fi^ten  die  Bachforelle.  Da  bei  der  starken  Nachfrage  nach 
diesem  Fisch  seine  völlige  Vernichtung  zu  fürchten  war, 
hat  sich  seiner  die  Gesetzgebung  angenommen,  die  den 
Fang  zur  Laichzeit  verbietet  und  zugleich  auch  für  das 
Einsetzen  von  frischer  Brut  sorgt.  Der  Fortpflanzung 
hinderlich  sind  dann  auch  die  zahlreichen  Fabrikkanäle 
und  Flussverbauungen.  Aeschen  sind  selten ;  die  Wander- 
fische Nase  und  Lachs  vermögen  wegen  der  Wehren  und 
auch  des  zeitweise  zu  niedrigen  Wasserstandes  oft  nicht, 
flussaufwärts  zn  gelangen.  1337:  Erchenz;  1348:  Ergentz 
dann  Ergetz,  Ergitz,  Ergelz  und  Ergeis.  Von  Argenza 
herzuleiten. 

ERGOLZTHAL  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Sissach  und 
Liestal).  Grösstes  Thal  im  Kanton  Basel  Land,  28  km 
lang ;  zieht  sich  in  gewundenem  Lauf  von  der  Schafmatt 
im  SO.  zum  Rhein  (Baselaugst)  im  NW.  und  verzweigt 
sich  in  eine  Reihe  von  Seitenthälern.  Der  Thalfluss,  die 
Ergolz,  sammelt  beinahe  alle  Wasser  aus  dem  s.  und  ei- 
nen grossen  Teil  der  Wasser  aus  dem  n.  Kantonsteil.  Die 
früher  verkehrsreichen  Strassen  über  die  Schafmatt  und 
den  Hauenstein  sind  seit  der  BetriebseröfTnung  der 
Bahnlinie  Olten-Basel  vereinsamt.  Im  Ergolzthal  zahlrei- 
che Siedelungen:  am  höchsten  gelegen  ist  Oltingen; 
dann  folgen  thalauswärts  Wenslingen,  Anwil  und  Roten- 
fluh,  von  denen  die  beiden  erstgenannten  Dörfer  auf 
Thalterrassen  rechts  und  links  über  der  Ergolz  stehen. 
Unterhalb  Rotenfluh  führt  eine  Strasse  nordwärts  zum 
aargauischen  Dorf  Wegenstetten.  Am  Fuss  des  Fams- 
bergs und  Wischbergs  liegt  in  reichem  Wiesengrund  das 
Dorf  Ormalingen.  Die  seit  der  Volkszählung  des  Jahres 
1888  beinahe  überall  an  Zahl  zurückgehende  Bevölkerung 
der  genannten  Dörfer  beschäftigt  sich  der  Hauptsache 
nach  mit  Landwirtschaft  und  Seidenbandweberei.  Unter- 
halb Ormalingen  folgt  als  erste  bedeutende  Ortschaft  des 
Ergolzthales  das  an  der  Einmündung  des  Eithales  gele- 
gene Dorf  Gelterkinden.  Jetzt  weitet  sich  das  Thal ;  bei 
Bockten  öffnet  sich  das  zweite  s.  Nebenthal,  das  von  Läu- 
felfingen,  dem  die  Bahnlinie  Olten-Basel  folgt ;  am  Aus- 
gang des  dritten  s.  Nebenarmes,  des  Diegterthales,  findet 
sich  der  rasch  aufblühende  Ort  Sissach.  Dem  immer 
breiter  werdenden  Thal  folgen  die  Ergolz  längs  dem 
rechten,  Strasse  und  Bahn  längs  dem  linken  Gehängefuss. 
Der  Boden  ist  hier  dem  Acker-und  Wiesenbau  sehr  güns- 
tige, und  am  s.  Gehänge  stehen  sogar  einige  Weinberge 
mit  allerdings  nur  geringem  Ertrag.  Der  letzte  Ort  des 
Bezirkes  Sissach  ist  Itingen;  Lausen  gehört  schon  zum 
Bezirk  Liestal.  Unterhalb  Lausen  mündet  das  Thal  der 
Frenke  oder  das  Waldenburgerthal ;  bald  zeigen  sich  die 
ersten  Häuser  der  Stadt  Liestal,  des  Kantonshauptortes, 
wo  das  Oristhal  und  Röserenthal  sich  öffnen.  Es  folgen 
Niederschön thal,  Füllinsdorf  und  Frenkendorf,  worauf 
das  Ergolzthal  bei  der  Hülftenschanz  breit  ins  Rheinthal 
austritt.  Die  Ergolz  mündet  n.  Baselaugst  von  links  in 
den  Rhein.  Das  letzte  Dorf  des  Ergolzthales  ist  das  schon 
in  der  Rheinebene  gelegene  Pratteln.  Die  Thalhänge  mit 


ERG 


ERG 


43 


schönen  Waldungen  u.  fetten  Wiesen  bestanden,  Thalboden 
fruchtbar.  Im  ganzen  Thalsystem  zahlreiche  Burgruinen. 

Die  Strasse  Sissach-Liestal-Basel  ist  schon 
von  altersher  ein  wichtiger  Verkehrs-  und  Han- 
delsweg gewesen.  Dann  hat  die  Bahnlinie  01- 
ten-Basel  stark  zum  Aufschwung  der  Gegend 
beigetragen.  Im  Ergolzthal  stehen  die  gröss- 
ten  Fabrikbetriebe  der  Bezirke  Liestal  und 
Sissach. 

Während  die  Bevölkerung  der  Seitenthäler 
und  des  abseits  der  Verkehrswege  gelegenen 
obem  Abschnittes  des  Hauptthaies  an  Zahl  ab- 
nimmt, vermehrt  sie  sich  im  untern  Thalab- 
schnitt beständig.  Die  im  Artikel  Basel  Land 
hervorgehobene  Abnahme  der  Bevölkerung  im 
Bezirk  Waidenburg  und  die  schwache  Zu- 
nahme im  Bezirk  Sissach  bezieht  sich  haupt- 
sächlich auf  die  n.  oder  s.  der  Ergolz  gelegenen 
Ortschaften. 

Geologische  Verhältnisse.  Die  Seiten  des 
Ergolzthales  werden  von  einer  ziemlichen 
Reihe  von  Formationen  begrenzt.  Das  Flusschen 
selbst  entspringt  im  Muschelkalk  des  Ueber- 
schiebungsgebietes  an  der  Schafmatt,  durch- 

3uert  dann  in  sw.  Richtung  oberhalb  Oltingen 
en  Hauptrogenstein,  sowie  beim   Eintritt  in 
das  Dorf  die  Variansschichten  und  den  untern 
Malm.  Wir  treffen  demnach  hier  die  Schichten 
gerade  in  abnormer,  durch  Ueberkippung  um- 
gekehrter   Reihenfolge.   Im    weitern  Verlaufe 
gegen    Rotenfluh    durchschneidet   die    Ergolz 
wieder    den    obem    Dogger,    um   sich    dann 
tief    in    den     Hauptrogenstein     einzugraben. 
Die  Thalwände   bilden    dort   starke,   bewaldete   Steilbö- 
schungen.   Weiter   nw.    erweitert    sich    das   Thal,    und 
an  der   Basis  der  beiden  Gehänge  tritt  der  untere  Dog- 
ger (Blagdeni-  und  Humphriesischichten)  zu  Tage.  Ca 
1,2  km  so.  Rotenfluh  durchbricht  eine  von   SW.  nach 


Thalseiten  von  dem  untersten  Dogger,  den  Opalinustonen, 
gebildet,  die  vielfach,  hauptsächlich  an  der  rechten  (Fluh- 


Karte  des  Ergolsthales. 

NO.  verlaufende  und  nach  dieser  Richtung  sich  auskeilende 
Grabenverwerfung  die  Formationsreihe.  Von  hier  ab  bis 
zur  Säge  zwischen  Rotenfluh  und  Ormalingen  werden  die 


Burg  Ergael  im  13.  Jahrhundert:  nach  einem  Relief  von  A.  BiMris. 

halde,   Säge)  zu  Abrutschungen  Anlass  gegeben  haben. 
Von  Ormalingen  an,  wo  rechtsufrig  an  der  Tnalwand  Lias 
ansteht,  erweitert  sich  das  alte  Enudationsgebiet  und  damit 
der  Thalboden  bedeutend.  Von  Gelterkinden  an  bilden  ab- 
wechselnd unterer  Dogger  (Opalinustone)   und   Keuper 
(linkes  Ufer   oei   Bockten)  die  Thalge- 
hänge. Keuper,  Lias  und  unterer  Dogger 
ziehen  sich  auch  rechtsufrig  über  Sis- 
sach   gegen    Itingen    weiter :    weithin 
sichtbar  wird  die  rechte  Thalseite  von 
einem    Hauptrogensteinklotz,    der    Sis- 
sacherfluh,  gekrönt,  welche  eine  weite 
Rundsicht  in  den   Kettenjura  und  die 
ihm    vorgelagerte    zerstückelte    Tafel- 
hndschan  gestattet. 

Unterhalb  des  Wuhres  (Mühleprit- 
sche) bei  Itingen  lehnt  sich  der  Fluss 
unmittelbar  an  die  rechte  Thalseite  an 
und  hat  hier  einen  starken  Uferbruch 
verursacht,  welcher  die  Schichtenfolge 
des  untern  Dogger  von  den  Murchi- 
sonaeschichten  bis  zu  den  Humphriesi- 
schichten erkennen  lässt.  Aus  dfem  un- 
tern Hauptrogenstein  der  darüberliegen- 
den  Schichtfolgen  stammen  Pracht- 
exemplare des  Cainocrinus  Andreae, 
für  welchen  sonst  ein  Seitenthal  des 
Ergolzthales,  das  Röscrnthal,  die  klassi- 
sche Fundstelle  bildet.  Weiter  west- 
wärts, auf  der  rechten  Thalseite  ober- 
halb des  Weilers  Furien,  ist  das  Vorkom- 
men von  Huppererde  (ziemlich  reiner 
Tonerde  mit  feinen,  meist  gerundeten 
Quarzkörnern)  in  Spalten  und  Taschen 
des  vielfach  zerrissenen  Rauracien  be- 
merkenswert. Dieses  Vorkommen  hat 
eine  ziemlich  umfangreiche  Industrie 
(feuerfeste  Steine  und  Verblendstcine) 
ins  Leben  gerufen. 

Bei  Liestal,  unterhalb  des  Eintrittes 
der   beiden    vereinigten    (Hintern    und 
Vordem)  Frenken  lassen   sich   an  der 
rechten  Thalseite  die  beiden  Flusster- 
rassen der  letzten  und    vorletzten  Glet- 
scherzeit  leicht  erkennen   und  flussabwärts  fast   bis  an 
die  Mündung  in  den  Rhein  verfolgen.  Die  rechte  Thal- 
seite wird  bei  Liestal  von  den  untern  Dogger-  und  Haupt- 


lMfliw[ywf»Ji7 


44 


ERG 


ERI 


roffensteinschichten  gebildet,  auf  welch'  letztern  am 
Schleifenberg  Gletscherlehm  lagert.  Eine  mehrere  Meter 
mächtige  Schicht  von  Moränen  material  (ge- 
schrammte Geschiebe  von  sehr  verschie- 
dener Grösse  untermischt  mit  sandigem 
Lehm)  bedeckt  auf  der  linken  Thalseite  die 
Anhöhe  der  Sichtern  und  bei  Hasenbühl. 

Unterhalb  Liestal,  im  sogenannten  Kes- 
sel, treten  im  Flussbette  die  Murchisonae- 
schichten  zu  Tage,  und  über  dieselben 
hinunter  bildet  die  Ergolz  einen  hübschen 
Wasserfall,  durch  welchen  rechtsseitig  auch 
die  Opalinusschichten  angeschnitten  wer- 
den. 

Bei  Niederschönthal  stehen  rechts-  und 
iinksufrig  oberster  Keuper  (Bone  bed)  und 
Lias  an;  in  ersterem  wurden  vor  Jahren 
die  gewaltigen  Knochen  von  Gresslyosau- 
i'us  inqeris  gefunden.  Von  hier  ab  ist  die 
linke  Thalseite  durch  einen  Bergschlipf 
charakterisiert,  dessen  Trümmer,  auf  den 
Opalinusschichten  hinunter  gleitend,  durch 
Kalksinter  vielfach  wieder  verkittet  sind. 
Weiter  unten  schneidet  der  Fluss  den  un- 
tern Keuper  (Lettenkohle)  an  und  hat  hier 
zu  einem  gefährlichen,  immer  weiter  um 
sich  greifenden  Uferbruch  Ursache  gegeben. 
Linkerseits  breiten  sich  die  beiden  Terras- 
sen als  kilometerbreite  fruchtbare  Acker- 
und  Wiesengelände  aus,  die  von  Frenken- 
dorf  nach  Pratteln  von  Lias  und  Doggerschichten  um- 
rahmt werden. 

Bei  der  Hülftenschanz  mündet  das  Ergolzthal  in  das 
Rheinthal  ein.  [Dr.  Lbuthardt.J 

Für  Zoologie  und  Botanik  des  Ergolzthales  vergl.  den 
Art.  Basel  Land. 

ERGUEL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Courtelary,  Gem.  Son- 
vilier).  936  m.  Malerische  Burgruine,  auf  einem  steil- 
wandigen Felskopf  {Portlandkalk),  über  einem  tief  in  die 
Fordt  de  l'Envers  eingeschnittenen  Tobel ;  von  Tannen 
umrahmt,  aber  vom  Bahnhof  Sonvilier  aus  sehr  gut 
sichtbar;  3  km  wsw.  St.  Immer  und  1,3  km  so.  Sonvilier. 


gund  stammenden  Edelgeschlecht  erbaut  und  spielte  in 
der    Geschichte    der    früher  Suzinga  (Thal  der  Schüss, 


Burgruine  Erguel. 

Die  Burg  wurde  im  9.  oder  10.  Jahrhundert  von  einem 
aus  Arguel,  einer  am  linken  Ufer  des  Doubs  ca  5  km  sw. 
Besanyon  gelegenen    Ortschaft  der    Freigrafschafl   Bur- 


Eriswil  (Kt.'tBern),  von  Osten. 

Suze),  in  der  Folge  aber  [allgemein  Pays  d'Erguel  oder 
d' Arguel  geheissenen  Landschaft  bald  eine  hervorragende 
Rolle.  1264  kamen  die  Burg  und  ihre  Landereien  in  den 
Besitz  des  Bistums  Basel,  dfas  sie  den  Herren  von  Erguel 
als  Lehen  beliess.  Die  Burg  im  Bürgerkrieg  1367  durch 
Feuer  zerstört,  dann  wieder  aufgebaut  und  stark  befes- 
tigt. Im  3()jährigen  Krieg  hatten  Burg  und  Landschaft 
unter  dem  Einbruch  kaiserlicher  Truppen  stark  zu  lei- 
den. Der  vom  Basler  Fürstbischof  eingesetzte  Burgvogt 
verlegte  im  18.  Jahrhundert  seinen  Sitz  von  der  we.ig 
wohnlichen  und  schwierig  zugänj^lichen  Burg  Erguel 
nach  Courtelary,  das  seither  stets  Sitz  der  Behörden  der 
Landschaft  Erguel  geblieben  ist.  1797  kam  die  Gegend  an 
Frankreich,  und  die  mehr  und  mehr  vernachlässigte  Bunr 
zerfiel  in  Trümmer.  1814  wollte  die  Bevölkerung  der 
Landschaft  die  Gebiete  von  Erguel,  des  Tessenoergs 
(Montagne  de  Diesse),  von  Neuenstadt  und  Biel  zu  einem 
eigenen  Kanton,  dem  Kanton  Schüss  (Canton  de  la  Suze) 
vereinigt  wissen  ;  der  Wiener  Vertrag  ging  aber  auf  diese 
veralteten  Sondergelüste  nicht  ein  und  gliederte  das  Ge- 
biet des  ehemalij^en  Fürstbistums  Basel  dem  Kanton  Bern 
an,  um  diesen  für  den  Verlust  des  Oberaargaues  und  des 
Waadtlandes  zu  entschädigen.  So  kam  das  Pays  d'Erguel 
an  Bern,  das  seinem  neuen  Amtsbezirk  den  Namen  Cour- 
telary gab  und  diesen  Ort  wiederum  zum  Sitz  der  Be- 
hörden erhob.  Es  ist  somit  die  Bezeichnung  Pays  d'Erguel 
heute  nur  noch  eine  Erinnerung  an  vergangene  Zeiten. 
Wie  der  Name  wird  auch  die  Burgruine  allmählig  völlig 
vom  Erdboden  verschwinden,  wenn  sich  nicht  die  Be- 
hörden ihrer  noch  bei  Zeiten  annehmen. 

ERICH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig,  Gem.  Naters).  1598  m. 
Maiensässe  mit  etwa  10  zerstreut  gelegenen  Alphütten, 
am  Fuss  des  die  Hänge  der  Terrasse  von  Beialp  beklei- 
denden Waldes,  über  der  Schlucht  des  Blindbaches  (Zu- 
flusses zum  Kelchbach)  und  1  km  n.  Platten. 

ERIEL8  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leventina).  Gem.  3  und 
Dorf.  S.  den  Art.  Airolo. 

ERIKON  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Münchwilen,  Gem.  To- 
bel). 533  m.  Weiler,  40ü  m  nö.  Tobel  und  5  km  nö.  der 
Station  Münchwilen  der  Strassenbahn  Frauenfeld-Wil.  12 
Häuser,  55  kathol.  und  reform.  Ew.  Kirchgemeinden  Tobel 
und  AfTeltrangen.  Futter-  und  Obstbau,  Viehzucht  und 
Milchwirtschaft. 

ERI8WIL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald).  756  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  im  obern  Abschnitt  des  Thaies  der 
Langeten  und  am  Ufer  dieses  Baches  gelegen,  an  der 
Strasse  Wasen-Huttwil  und  4,5  km  s.  der  Station  Hutt- 
wil  der  Linie  Langenthai -Wolhusen.  Postbureau,  Tele- 
graph, Telephon  ;  Postwagen  nach  Huttwil.  Gemeinde  wie 
alle  im  Emmenthal  sehr  ausgedehnt;  mit  Grünenboden, 


ERI! 


ERL 


45 


Cressier 


Gsang,  Hintergass,  Hizenberg,  Kalberweid  und  Leumatt 
zusammen  190  Häuser,  2063  reform.  Ew. ;  Dorf:  70  Häu- 
ser, 672  Ew.  Bildet  zusammen  mit 
Wissachen^raben  eine  gemeinsame 
Kirchgemeinde.  Eriswil  ist  ein  schö- 
nes Dorf;  Ausgangspunkt  der  na- 
mentlich zu  Ende  des  18.  Jahrhun- 
derts blähenden  Emmenthaler  Lein- 
wandindustrie. Es  stehen  hier  heute 
drei  Leinwandwebereien  in  Betrieb ; 
daneben  noch  Webstühle  in  man- 
chen Familien.  Hunderte  von  Frauen 
und  Mädchen  beschäftigen  sich  aus- 
serdem mit  der  Herstellunff  von 
Wirkwaaren.  Zwei  Käsereien.  Äcker- 
bau. In  kirchlicher  Hinsicht  war 
Eriswil  einst  vom  Kloster  St.  Gal- 
len, in  weltlicher  von  den  Edeln  von 
Eriswil  abhängig,  deren  Burg  heute 
völlig  verschwunaen  ist.  Nach  dem 
Aussterben  dieses  Geschlechtes  zu 
Ende  des  14.  Jahrhunderts  ging  Eris- 
wil der  Reihe  nach  in  den  Besitz 
der  Edeln  von  Grünenberg,  von  Mü- 
linen  und  endlich  an  Rudolf  von 
Luternau  über,  welch'  letzterer,  um 
seine  Schulden  bezahlen  zu  können, 
die  Herrschaft  schliesslich  an  den 
Staat  Bern  verkaufte. 

ERISWIL  (Kt.  Luzern,  Amt  Sur- 
see, Gem.  Knutwil).  570  m.  Gruppe 
von  6  Häusern,  200  m  n.  der  Strasse 
Sursee-Zoüngen,  6  km  nw.  der  Sta- 
tion Sursee  der  Linie  Luzern-Olten  und  1,5  km  nw. 
Knutwil.  50  kathol.  Ew.  Obst-  und  Getreidebau,  Viehzucht. 

ERIZ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun).  990  m.  Gemeinde, 
mit  zahlreichen  im  obern  Abschnitt  des  Thaies  der  Zuig 
zerstreut  gelegenen  Bauernhöfen,  die  durch  eine  Strasse 
mit  dem  Dorf  Schwarzenegg  verbunden  sind ;  13  km  ö. 
Thun.  Postablage,  Telephon.  Zerfallt  in  die  zwei  Ab- 
schnitte Ausser  Eri/.  (mit  dem  Weiler  Losenegg)  und 
Inner  Eriz  (mit  Bieten)  und  zählt  zusammen  in  9Ü  Häu- 
sern 609  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Schwarzenegg.  Rau- 
hes Klima.  Acker-  und  Wiesenbau.  Sägen,  Holzhandel, 
Uolzkohlenbrennerei.  Bemerkenswerte  Fundstelle  von 
fossilen  Pflanzen  aus  der  Miocänzeit. 

ERIZHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  2696  m.  Gipfel, 
ö.  Ausläufer  des  Beiengrats,  n.  der  Aeusseren  Nanzlücke 
und  in  der  das  Nanzthal  vom  Thal  der  Saltine  (Simplon) 
trennenden  Kette. 

ERKE1.IN  (Kt.  Glarus,  Gem.  Kerenzen).  650  m. 
Gruppe  von  5  Häusern,  auf  sonnenreicher  Terrasse  über 
dem  S.-Ufer  des  Walensees,  am  linken  Ufer  des  Rötiba- 
ches.  am  Fussw^  Obstalden-Murg  und  Vi  Stunde  so.  über 
der  Station  Mühlehorn  der  Linie  Rapperswil-Wesen-Sar- 
£ans.  19  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Mühlehorn.  Acker- 
Bau  und  Viehzucht.  Seidenweberei  als  Hausindustrie. 
Schöne  Aussicht  auf  Walensee  und  Churflrsten. 

ERL,  ERLEN,  ERLI.  Ortsnamen  der  deutschen 
Schweiz,  vom  althochdeutschen  arila  =  dem  neuhoch- 
deutschen Erle. 

ERL  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig,  Gem.  Brigerbad].  1804  m. 
Frühjahrsweide  oder  Maiensässe  mit  etwa  10  Hütten,  am 
rechtsseitigen  Thalgehänge  des  Furggbaches  (Zuflusses 
zum  Baltschiederbadi)  und  am  linken  Gehänge  des  Balt- 
schiederlhales.  Mit  den  in  der  Thalsohle  4,d  km  nnö. 
vom  Dorf  Baltschieder  stehenden  Hütten  von  Zu  Steinen 
durch  einen  Zickzackweg  verbunden. 

ERLACH.  Ortsname  der  deutschen  Schweiz;  vom 
althochdeutschen  arü-aAi=:Erlengebüsch  am  Bachufer. 
Entspricht  den  französischen  Ortsnamen  Vernay  und 
Vernex. 

ER  LACH,  französisch  Cerlier.  Amtsbezirk  des  Kan- 
tons Bern,  im  Bemer  Seeland  zwischen  Bieler-  und 
Neuenburgersee  gelegen.  Fläche :  9180  ha.  Er  wird  be- 
grenzt: im  W.  durch  den  Zihlkanal  gegen  den  Kanton 
Neuenburg;  im  S.  und  0.  durch  eine  von  der  Einmün- 
dung der  ßroye  in  den  Neuenburgersee  ausgehende,  das 
Grosse  Moos  in  einem  dem  s.  Ufer  des  Bielersees  unge- 
fähr parallel  ziehenden  Bogen  durchschneidende  und  den 


Aarekanal  etwa  3  km  vor  seiner  Einmündung  in  den  Bie- 
lersee  treffende  Linie,  die  den  Amtsbezirk  im   S.  vom 


*zers 


Amtsbesirk  Erlach. 


MUng^rac 


Kanton  Freiburg  und  im  0.  vom  Amtsbezirk  Aarberg 
trennt I  im  N.  und  NW.  vom  Bielersee.  Umfasst  folgende 
14  politische  Gemeinden :  ßrüttelen  (ßreti^ge).  Erlach 
(Cerlier),  Finsterhennen,  Gäserz,  Gals  (Chules),  Gampe- 
len  (Champion),  Ins  (Anet),  Lütscherz  (Locras),  Müntscne- 
mier  (Monsmier),  Müllen,  Siselen,  Treiten  (Treiteron), 
Tschuffg  und  Vinelz  (Fenil  oder  Fenis).  5  Kirchgemein- 
den :  Erlach,  Gampelen,  Ins,  Siselen  und  Vinelz. 

Ringsherum  liegen  die  Grenzen  ungefähr  im  Niveau  der 
Juraseen.  Im  Innern  allerdings  machen  sich  Höhendiffe- 
renzen geltend.  Aus  den  alluvialen  Ablagerungen  des 
Grossen  Mooses  erheben  sich  drei  einander  parallel  von 
NO.-SW.  ziehende  Rücken,  nämlich  zwei  Molassezüge 
und,  ö.  gegen  das  Grosse  Moos  vorgelagert,  ein  Moränen- 
wall. Der  westlichste  dieser  llügelzüge.  der  Jolimont,  an 
dessen  N.-Ende  der  Hauptort  des  Amtsbezirkes  —  Erlach 
—  liegt,  erreicht  eine  Seehöhe  von  604  m,  erhebt  sich 
mithin  etwas  mehr  als  150  m  über  seine  Umgebunj^.  Auf 
dem  Rucken  des  Hügels  (1,5  km  sw.des  schönen  Jolimont- 
gutes)  liegt  mitten  im  prächtigsten  Buchenwald  eine 
Gruppe  von  grossen  ArkesinblöcKen,  die,  unter  dem  Na- 
men «c  Teufelsbürüe  »  bekannt ,  wahrscheinlich  einem 
alten  Opferplatz  entspricht.  Grosse  erratische  Blöcke  sind 
ferner  aus  der  Gegend  von  Erlach  und  auf  der  sich  von 
hier  aus  n.  nach  der  St.  Petersinsel  fortsetzenden  Land- 
zunge bekannt.  Der  Jolimont  setzt  sich  nach  N.  in  den 
Bielersee  fort,  um  sich  in  der  St.  Petersinsel  (Amtsbez. 
Nidau,  Gem.  Twann)  nochmals  40  m  über  den  Spiegel  des 
Sees  zu  erheben. 

Nur  wenige  Meter  niedriger  erhebt  sich  bei  Ins  der 
mittlere  Rücken,  der  Schaltenrain,  ebenfalls  ein  Molasse- 
zug,  der  dem  ö.  Ufer  des  Bielersees  entlang  ziehend  bei 
Hagneck  vom  Aarekanal  durchbrochen  wird  und  im  Amt 
Nidau  im  Jensberg  endigt.  Auch  auf  dieser  Erhebung  fin- 
den wir  Spuren  ehemaliger  Versletscherung,  ffrosse  erra- 
tische Blöcke,  von  denen  besonoers  der  gewaltige  Schal- 
lenstein auf  dem  Schallensteinfeld,  s.  der  Strasse  Münt- 
schemier^Ins,  Erwähnung  verdient.  S.  von  Lüscherz  liegen 
auf  dem  höchsten  Teile  des  Rückens  interessante  Tumuli, 
d.  h.  eine  Anzahl  von  keltischen  Grabhüffeln  von  3—4  m 
Höhe  und  etwa  10  m  Durchmesser.  Auf  dem  Oberfeld  bei 
Ins  und  in  der  Nähe  von  Brüttelen  wird  das  Gestein  des 
Schaltenrains  in  grossen  Steinbrüchen  ausgebeutet.  Die 
Steine  von  Ins  finden  besonders  als  Treppenstufen  Ver- 
wendung^ und  die  Brüttelersteine  werden  als  gute  Bau- 
steine weithin  verschickt.  Die  Brüttelerbrüche  sind  ausser- 
dem den  Paläontologen  als  Fundstelle  für  Haifischzähne 


46 


ERL 


ERL 


und  Säugetierknochen  bekannt.  Gegen  das  Grosse  Moos 
vorgelagert  streicht  in  gleicher  Ricntung  die  östlichste 
und  kleinste  der  genannten  Erhebungen,  gebildet  aus  den 
Moränenhügeln  bei  Treiten,  Finsterhennen  und  Siselen. 
Dieselben  erheben  sich  rund  50  m  über  das  Grosse  Moos, 
erreichen  also  an  absoluter  Höhe  nicht  ganz  500  m.  Weiter 
n.  gehen  diese  glazialen  Ablagerungen  über  in  fluviogla- 
ziale  Geschiebe. 

Die  Rücken  dieser  Hügelzüge  sind  durchweg  stark  be- 
waldet. An  den  fruchtbaren  Hängen  wird  intensiver 
Acker^  und  Wiesenbau  getrieben.  Eine  nicht  unbedeu- 
tende Fläche  ist  namentlich  an  den  nach  0.  und  S.  e^e- 
neigten  Halden  auch  dem  Weinbau  eingeräumt.  An  cler 
Entsumpfung  des  Mooses  wird  seit  der  Juragewässerkor- 
rektion oesonders  in  den  dem  Staate  Bern  gehörenden 
Gebieten  der  Strafanstalten  Witzwil  und  St.  Johansen 
wacker  gearbeitet.  Immerhin  harrt  noch  eine  grosse  Flä- 
che der  Urbarmachung.  Das  Areal  des  Amtsbezirkes  ver- 
teilt sich  in  folgender  Weise : 

Wiesen  2622  ha 

Aecker  und  Gärten  2340  » 

Wald  1802  » 

Reben  216  » 

Unproduktiv  2200  » 

Total  9180  ha 
Der  Amtsbezirk  partizipiert  mit  einem  kleinen  Anteil 
am  Neuenburffersee,  mit  einem  grössern  am  Bielersee 
und  wird  im  N.  und  NO.  auf  eine  Strecke 
von  ca  10  km  von  diesem  begrenzt.  Die 
Ufer  des  Neuenbursersees  sind  —  soweit 
sie  dem  Amtsbezirk  Erlach  angehören, 
d.  h.  zwischen  der  Einmündung  der 
Broye  und  der  Stelle,  bei  welcher  die  Zihl 
den  See  verlässt  —  stark  versumpft,  und 
wir  flnden  infolge  dessen  hier  keine  Spu- 
ren ehemaliger  Pfahlbauten.  Anders  am 
Bielersee  :  auf  den  flach  seewärts  einfal- 
lenden Molasseschichten  des  Schalten- 
rains wurden  Ueberreste  von  Pfahlbau- 
ten aus  der  Stein-  und  Bronzezeit  bei 
Lüscherz  und  bei  Vinelz  nachgewiesen. 
Ein  Bau  aus  der  Steinzeit  ist  ferner  in 
der  Zihl  bei  Zihl  brücke  gefunden  wor- 
den. 

Naturgemäss  finden  wir  auch  die  Siede- 
lungen zum  weitaus  grössten  Teil  an  den 
Hängen  jener  oben  genannten    Höhen- 
züge.   Ohne   Ausnahme    zeigen    die   14 
Ortschaften  des  Amtsbezirkes  diese  Lage. 
Einzelhöfe   finden  sich  allerdings   auch 
oben  auf  den  Rücken  und  unten  in  der 
Ebene  des  Grossen  Mooses.  Nach  der  Volkszählung  vom 
1.  Dezember  1900  zählt  der  AmUbezirk  Erlach  7066  Ew., 
d.  h.  77  Ew.  auf  den  km^.  1053  Häuser,  1379  Haushaltungen. 
Die  Bewohner  gehören  mit  Ausnahme  von  rund  50  Katho- 
liken und  10  Israeliten  der  reformierten  Kirche  an.  Trotz- 
dem der  Bezirk  an  der  deutsch  -  französischen  Sprach- 
grenze liegt,  sprechen  nur  etwa  170  Ew.  französiscn.  Die 
Bevölkerung  ist  eine  durchaus  landwirtschaftliche.   Auf 
100  Ew.  kommen  96,6  Vieheinheiten,  eine  Zahl,  die  nur 
in  einem  einzigen  Amtsbezirk  des  bemischen  Mittellandes 
—    in  Laupen  —    grösser   ist.   Die   Viehstatistik  ergibt 
folgende  Zahlen : 

1886 

Hornvieh  3210 

Pferde  615 

Schweine  1970 

Ziegen  848 

Schafe  2048 

Bienenstöcke  833 

Eine  nicht  unbedeutende  Rolle  spielt  der  Weinbau.  Im 
Jahre  1895  ernteten  1637  Rebbesitzer  5968  hl.  Wein.  Der 
Geldwert  dieser  Ernte  belief  sich  auf  260 119  Fr.  Industrie 
von  irgendwie  grösserer  Bedeutung  hat  der  Amtsbezirk 
Erlach  nicht.  Ca.  60  Ew.  sind  mit  der  Herstellung  von 
Uhrenschalen  und  -steinen  beschäftigt.  Bei  Ins  und  Brüt- 
telen  werden  Steinbrüche  ausgebeutet. 

Der  Verkehr  zwischen  den  einzelnen  Ortschaften  des 
Bezirkes  und  den  Stationen  Aarberg  und  Kerzers  der  Linie 


Murten-Lyss  findet  auf  guten  Poststrassen  statt.  Zwischen 
Erlach  und  Neuenstadt  (Station  der  Linie  Biel  -  Neuen- 
burg) kursieren  kleine  Dampfboote.  Eisenbahnen  hatte 
der  Bezirk  bis  vor  kurzem  kerne.  Jetzt  wird  er  im  S.  von 
der  direkten  Linie  Bern -Neuenburg  durchschnitten  und 
hat  in  Müntschemier,  Ins  u.  Gampelen  Eisenbahnstationen 
erhalten. 

ER1.ACH,  französisch  Cerlier  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Erlach).  436-470  m.  Gem.  und  Städtchen, 
Hauptort  des  gleichnamigen  Amtsbezirks  ; 
malerisch  am  sw.  obern  Ende  des  ßielersees 
und  am  vorspringenden  NO.-Fusse  des  Joli- 
mont  gelegen,  der  sich  von  dieser  Stelle  aus 
als  schmale  und  abgeflachte,  erst  seit  der 
Juragewässerkorrektion  das  Wasser  etwas 
überragende  Erhebung  bis  zur  St.  Peters- 
insel fortsetzt.  Dieses  Neuland  ist  aber  noch  unwegsam 
und  unkultiviert.  Erlach  beherrscht  die  Strassen  vom 
S.-Ufer  des  Bielersees  zu  den  Zihl  brücken  und  in  den 
Kanton  Neuenburg,  sowie  die  Strasse  Ins-Le  Lande- 
ron-Neuenstadt. Landungsplatz  der  Dampfboote  Neuen- 
stadt-Erlach.  Zwei  Stationen  der  Direkten  Bern  -  Neuen- 
burg. Ins  und  Gampelen,  sind  mit  Erlach  durch  Fahr- 
posten verbunden,  oeide  sind  4,8  km  vom  Städtchen 
entfernt.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  107  Häuser, 
848  reform.  Ew.  deutscher  Zunge.  Eigene  Kirchgemeinde. 
Die  Sprachgrenze  (längs  der  Zihl)  ist  hier  scharf  ausge- 
sprochen. Die  Bewohner  betreiben  noch  zum  grossen  Teil 


1896 

1901 

4251 

4780 

645 

751 

3476 

3765 

772 

692 

1118 

477 

725 

554 

Erlach,  von  Nordweslen. 

Landbau,  und  die  Reben  nehmen  fast  die  Hälfte  des  pro- 
duktiven Gemeindeareals  ein.  Fabrikation  von  Uhrsteinen. 
Unbedeutender  Handel.  Sekundärschule.  Kirche  und 
Schloss  dominieren  das  Städtchen.  Zum  letzteren  führt 
die  Obere  oder  Junkerngasse  hinan,  welche  mit  ihren  Lau- 
ben und  gotischen  Fenstern  ein  ^utes  Bild  aus  alten  Zei- 
ten bietet.  Im  Schlosse  befindet  sich  jetzt  eine  gut  einge- 
richtete Rettungsanstalt  für  Knaben.  In  der  Oberstadt,  in 
die  man  durch  ein  altes  mit  dem  Wappen  der  Herren 
von  Erlach  geschmücktes  Tor  eintritt,  befinden  sich  die 
neben  denen  von  Werdenberg  ältesten  heute  noch  vor- 
handenen Laubengänge.  Sie  gleichen  in  manchen  Be- 
ziehunffen  denen  von  Bern,  werden  aber  nicht,  wie  diese, 
von  scnönen  Verkaufsläden,  sondern  von  Stallungen  be- 
gleitet. Hier  und  da  hat  man  diese  alten  Bauden Kmäler 
dem  Geschmack  der  Neuzeit  entsprechend  etwas  umgebaut. 
Erlach  wurde  zu  Ende  des  If.  Jahrhunderts  von  Burk- 
hart,  Bischof  von  Basel  (demselben,  der  als  Stammvater 
des  gräflichen  Hauses  von  Neuenburg  gilt)  zu  einem  festen 
Orte  gemacht.  Bei  der  Teilung  der  neuenburgischen  Be- 
sitzungen (Beginn  des  13.  Jahrhunderts)  kam  es  an  die 
Grafen  von  Nidau.  Graf  Rudolf  II.  erteilte  um  1260  dem 
Orte  Stadtrecht.  1405  kam  Erlach  an  Savoyen,  später  als 

Gemeinsamer  Besitz  an  zwei  Zweige  des  Hauses  Chälons. 
474  nahmen  die  Berner  den  militärisch  wichtigen  Ort 
ein,  und  Erlach  war  die  einzige  bleibende  Gebietserwei- 
terung, welche  der  grosse  Krieg  gegen  Karl  den  Kühnen 
der  Stadt  Bern  einbrachte.    1476-1798  bernische  Land- 


ERL 


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Togtei ;  1523-28  amtete  hier  als  Landvogt  der  Maler  und 
Dichter  Nilclaus  Manuel. 


Eine  Gasse  in  Erlach. 

Das  noch  heute  bestehende  Geschlecht  von  Erlach 
stammt  von  den  sraflich  nidauischen  Ministerialen  ab, 
welche  noch  im  lo.  Jahrhundert  auf  der  Burg  Erlach 
sassen.  Aber  schon  Ulrich  von  Erlach,  der  Vater  des  Sie- 
gers von  Laupen,  hatte  in  Bern  Burgrecht  genommen. 

ER1.ACKER  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Tablat,  Gem.  Wit- 
tenbaeh^.  625  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  an  der  Strasse 
Kronbünl-Bernhardzell,  d  km  nw.  der  Station  St.  Fiden 
der  Linie  St.  Gallen  -  Rorschach  und  1,2  km  nw.  Witten- 
bach.  36  kathol.  und  reform.  Ew.  Ackerbau  u.  Viehzucht. 
Stickerei  als  Hausindustrie. 

ERLE  (IN  DER)  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Liestal,  Gem. 
Pratteln).  309  m.  Historische  Lokalitat  mit  Denkstein ; 
1,1  km  n.  Frenkendorf  und  1,3  km  so.  Pratteln.  Sieg- 
reicher Kampf  der  Aufständischen  von  Basel  Land  gegen 
die  Truppen  von  Basel  Stadt. 

ERLEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun,  Gem.  Steffisburg). 
610  m.  Gruppe  von  34  Häusern,  am  Bösenbach  und  am 
N.-Fuss  der  Rappenfluh,  2  km  ö.  der  Station  Steffisburg 
der  elektrischen  Bahn  Bursdorf  -  Thun.  348  reform.  Ew. 
Acker-  und  Futterbau.  in  der  Nähe  Lehmlager,  die  von 
der  Ziegelei  Glockenthal  ausgebeutet  werden.  Im  weitem 
Sinne  wird  der  Name  Erlen  auch  auf  den  im  N.  von  der 
Zalg  und  im  W.  von  der  Strasse  Thun  -  Schnittweier  be- 
grenzten Teil  von  Steffisburg  ausgedehnt,  der  Glockenthal, 
die  Häusergruppe  Erlen  und  einen  Abschnitt  des  Dorfes 
Steffisburg  selbst  umfasst. 

ERLEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See,  Gem.  Jona).  418  m. 
Gruppe  von  8  Häusern,  an  der  Strasse  Erlenbach -Jona; 
1,5 km  ö.  Jona  u.  2,9  km  nö.  von  Rapperswii.  30  kathol.  Ew. 

ERLEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Bischofszell).  463  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  an  der  Strasse  Weinfelden  -  Romanshorn 
und  10  km  osö.  Weinfelden.  Station  der  Linie  Winterthur- 
Frauenfeld- Romanshorn  500  m  nw.  vom  Dorf.  Postbureau, 
Telegraph,  Telephon.  Gemeinde,  mit  Buchackern,  Engis- 
hofen.  Ennetaacn,  Ebstegen,  Eppishausen  und  Kdmmerts- 
hausen :  227  Häuser,  1112  reform.  Ew. ;  Dorf:  23  Häuser, 
127  Ew.  Futter-  und  Obstbau.  Stickfabrik  mit  16  Maschi- 
nen, Baumwollgamfarberei,  Wirkwaarenfabrikation.  Bis 
1763  war  Erlen  der  Kirchgemeinde  Sulffen  zugeteilt,  dann 
von  dieser  abgetrennt  und  mit  ßucnackern,  Ehstegen 
und  Eppishausen  zusammen  zur  eigenen  Kirchgemeinde 
erhoben.  Die  Katholiken  der  Gemeinde  sind  heute  noch 
nach  Sulgen  pfarrgenössig..  Erlen  verdankt  seinen  Wohl- 
stand der  Familie  Brunschweiler,  die  sich  hier  im  18. 
Jahrhundert  niederliess  und  die  Stickerei  einführte. 
Funde  von  römischen  Münzen. 

ERLEN  (OBER  und  UNTER}  (Kt.  Luzern,  Amt 
Hochdorf,  Gem.  Emmen).  504  und  400  m.  Zwei  Gruppen 
von  zusammen  5  Häusern,  nahe  dem  linken  Ufer  der 
Kleinen  Emme,  3  km  sw.  Emmen  und  2  km  ö.  der  Station 
Emmenbrucke  der  Linie  Luzern -Ölten.  66  kathol.  Ew. 
Landwirtschaft  und  Viehzucht.  Handel  mit  Most. 


ERLEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Schwyz,  Bez. 
Höfe,  Gem.  Wolierau).  640-500  m.  13  zwischen  Krebsbach 
und  Mühlebach  am  W.-Hang  des  Beckihügels  zer- 
streut gelegene  Häuser,  1  km  ö.  der  Station 
Samstagern  der  Linie  Wädenswil-Einsiedeln  und 
1,5  km  sw.  Wolierau.  104  kathol.  Ew.  Obst-  und 
etwas  Weinbau,  Bienenzucht.  Mühle. 

ERLENBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Sim- 
menthal).  707  m.  Gem.  und  schönes  Pfarrdorf,  am 
S.-Fuss  der  Stockhorn kette,  am  linken  Ufer  der 
Simme,  an  der  Strasse  Spiez-Zweisimmen  und  6,5 
km  w.  Wimmis.  Schön  gelegen.  Station  der  Sim- 
menthalbahn.  Postbureau.  Teleffraph,  Telephon.  Ge- 
meinde, mit  Almenden,  Balzenoerg,  Leimern,  Esch- 
len,  Latterbach,  Ringoldingen,  Sewelen,  Wösch  und 
Tal :  241  Häuser,  1518  reform.  Ew. ;  Dorf  :  90  Häu- 
ser, 602  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Grösste  Vieh- 
märkte der  Schweiz,  an  denen  im  Herbst  jeweilen 
3-4000  Stück  Rindvieh  der  Simmenthalerrasse  auf- 
geführt zu  werden  pflegen.  Zucht  von  ihres  Schlages 
u.  ihrer  Stärke  wegen  geschätzten  Pferden.  Frem- 
denindustrie. Holzhandfel.  Sekundärschule.  Kran- 
kenhaus. Bemerkenswert  eine  Reihe  von  schönen 
Holzhäusern  im  Hemer  Oberländerstil.  Kirche  mit 
originellem  Turm  und  alten  Fresken.  Neben  der 
Kirche,  auf  einer  Anhöhe,  stand  einst  eine  alte,  heute 
völlig  vom  Erdboden  verschwundene  Burgruine. 
Von  Erlenbach  aus  kann  das  Stockhorn  in  4^  Stunden 
erstiegen  werden.  Die  Herren  von  Erlenbach,  die  wahr- 
scheinlich im  12.  Jahrhundert  das  ganze  untere  Simmen- 
thal  beherrschten,  erbauten  die  Burg  Weissenburff,  nann- 
ten sich  in  der  Folge  nach  dieser  Freiherren  von  Weissen- 
burg  und  wurden  eines  der  mächtigsten  Geschlechter  des 
untern  Simmenthaies.  1439  kam  Erlenbach  an  Bern. 
Peter  Kunz,  der  Freund  Luthers  und  ein  hervorragender 
Förderer  der  Reformation  in  bemischen  Landen,  war 
1517-1535  Pfarrer  zu  Erlenbach. 

ERLENBACH  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen).  415  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  am  rechten  Ufer  des  Zürich- 
^ — ^^  sees,  an  der  Strasse  Zürich-Meilen  und  8  km 
H  ^M  so.  Zürich.  Station  der  rechtsufrigen  Zürich- 
^  ^^  seebahn  (Zürich -Meilen -Rapperswii)  und 
I  I    Haltestelle  der  Dampfboote.  Postbureau,  Tele- 

H  Ih  $'*^P^>  Telephon.  Gemeinde,  mit  Bindschädler, 
^  ^P  Isler,  Lerchenberg  und  Winkel  :  203  Häuser, 
^^^^  1207  reform.  Ew.;  Dorf:  131  Häuser^  817 
Ew.  Weinbau,  Viehzucht.  Eine  Seidenweberei  mit  100 
Arbeitern.  An  der  Mariahalden  die  Martinstiflung,  ein 
1894  jg^egründetes  Asyl  für  geistig  und  körperlich  schwach 
entwickelte  Kinder.  Vor  dem  Dorf  (im  Winkel)  und 
im  Dorf  selbst  (am  Widen)  Pfahlbauten.  Römische 
Siedelung  auf  der  obern  Allmend,  Alemannengräber 
beim  neuen  Friedhof.  Vor  einigen  Jahren  ist  man  hin- 
ter dem  Lochhaus,  am  linken  Ufer  des  Dorfbaches, 
auf  Mauerreste  gestossen,  die  offenbar  von  der  einstigen 
Wohnunff  des  vom  Kloster  Einsiedeln  über  seine  Probstei 
Erlenbach  gesetzten  Vogtes  herrühren.  Die  Gerichtshoheit 
zuerst  in  Händen  der  Grafen  von  Habsburg  und  dann  der 
Grafen  von  Toggenburg,  die  sie  1400  für  350  Gulden  an 
die  Stadt  Zürich  verkauften.  Zur  Zeit  des  alten  Zürich- 
krieges fand  1445  bei  Erlenbach  ein  Gefecht  zwischen 
Zu  renern  und  Eidgenossen  statt. 

ERLENBACH  ([HINTER  u.  VORDER)  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  u.  Gem.  Signau).  770  und  750  m.  Zwei  Gruppen 
von  zusammen  5  Hausera,  nahe  dem  linken  Ufer  der 
Emme  und  2,5  km  so.  der  Station  Signau  der  Linie  Bem- 
Luzera.  28  reform.  Ew. 

ERLENQRABEN(Kt.Luzero,Amtu.Gem.Entlebuch). 
910  m.  Weiler,  am  rechtsseitigen  Gehänge  des  Entlebuch, 
s.  der  Strasse  Entlebuch  -  Finsterwald  und  3  km  so.  der 
Station  Entlebuch  der  Linie  Bern-Luzern.  15  Häuser, 
57  kathol.  Ew.  Wiesenbau,  Viehzucht  und  Milchwirt- 
schaft. 

ERLENHOLZ  (OBER  u.  UNTER)  (Kt.  St.  Gallen, 
Bez.  Gossau.  Gem.  Waldkirch  und  Bez.  Tablat,  Gem.  Wit- 
ten bach).  565  und  558  m.  Zwei  Gruppen  von  zusammen 
10  Häusern,  zu  beiden  Seiten  der  hier  überbrückten  Sit- 
ter, an  der  Strasse  Kronbühl-Bernhardzell,  4  km  nw.  der 
Station  St.  Fiden  der  Linie  St.  Gallen-Rorschach  und  1,7 
km  sw.  Wittenbach.  63  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden  Bern- 


48 


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hardzell  und  Wittenbach. 
ckerei  als  Hausindustrie. 


Ackerbau  und  Viehzucht.  SU- 


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Erlflubiii^b  am  2i]nrhs&i»„  voa  SfidwesttiD. 

ERLENMOOS  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen,  Gem. 
Thunstetten).  499  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  800  m  w. 
Thunstetten  und  1,2  km  s.  der  Station  Büzberg  der  Linie 
Ölten- Bern.  23  reform.  Ew.  Landwirlscbafl. 

ER1.ENM008  {OBER,  MITTLER  und  UNTER) 
(Kt.  Zu^,  Gem.  Menzmgen).  782-745  m.  Drei  Bauernhöfe, 
s.  vom  Wilersee,  8  km  ö.  vom  Bahnhof  Zug  und  2,4  km 
so.  Menzingen.  20  kaihol.  Ew. 

ERLENMOOS  (OBER  u.  UNTER)  (Kt.  Solothurn, 
Amtei  Ölten  -  Gösgen,  Gem.  Trimbach).  723  und  582  m. 
Zwei  Häuser,  2  km  nw.  Trimbach  und  4,5  km  nnw.  des 
Bahnhofes  Ölten.  18  kathol.  Ew. 

ERLE88EN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Konolfingen,  Gem. 
Uöchstetten).  738  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am  N.-Hang 
des  gleichnamigen  Höhenzuges,  500  m  w.  der  Station 
Höchstetten  der  elektrischen  Bahn  Burgdorf-Thun.  40  re- 
form. Ew.  Landwirtschaft. 

ER  LI  (Kt.  Zug,  Gem.  Steinhausen)  445  m.  Gruppe  von 
4  Häusern,  in  fruchtbarer  Gegend,  700  m  nw.  Steinhausen 
und  3,5  km  nö.  der  Station  Cham  der  Linie  Zürich-Zug- 
Luzern.  20  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

ERLI  (HINTER  und  VORDER)  (Kt.  Zürich,  Bez. 
Hinwil,  Gem.  Wald).  Weiler.  S.  den  Art.  Ehru. 

ERLIBACH  (Kt.  Nidwaiden,  Gem.  Beckenried).  454 
m.  Weiler,  am  Ufer  des  Vierwaldstattersees ;  1,5  km  so. 
Beckenried  und  10,5  km  ö.  Stans.  10  Häuser,  87  kathol. 
Ew.  Zementbrennerei. 

ERLINSBACH  oder  ERLISBACH  (Kt.  Aargau, 
Bez.  Aarau).  439  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  vom  solothurni- 
schen  Ober  Erlinsbach  durch  den  Erzbach  geschieden ; 
4,5  km  nw.  vom  Bahnhof  Aarau.  Postablase,  Telephon ; 
Postwagen  nach  Aarau.  Gemeinde,  mit  Hara :  163  Häuser, 
1161  reform.  Ew. ;  Dorf:  151  Häuser,  1077  Ew.  Acker-, 
Obst-  und  Weinbau^  Viehzucht.  Viele  der  Bewohner  ar- 
beiten in  den  Fabriken  von  Aarau.  In  der  Nähe  von  Er- 
linsbach das  St.  Lorenzbad,  die  Ferienkolonien  der  Stadt 
Aarau  und  das  neue  aargauische  Sanatorium  für  Lungen- 
kranke. Funde  aus  der  Steinzeit;  primitive  Steinbutte  u. 
einige  Bronzegegenstande. 

ERLINSBACH  oder  ERLISBACH  (NIEDER  und 
UNTER)  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Olten-Gösgen).  405  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  am  rechten  Ufer  des  Erzbaches,  1 
km  s.  Ober  Erlinsbach  und  3,5  km  nw.  vom  Bahnhof 
Aarau.  Postablage,  Telephon ;  Postwagen  Aarau-Ober  Er- 
linsbach. 128  Häuser,  1085  kathol.  Ew.  Futterbau.  Stein- 
bruche. Viele  der  Bewohner  arbeiten  in  den  Fabriken  von 
Aarau  und  Schönenwerd.  Römische  Siedelung. 

ERLINSBACH  od.  ERLISBACH  (OBER)  (Kt.Solo- 
thurn,  Amtei  Olten-Gösgen).  439  m.Gem.  u.  Dorf,  zu  beiden 
Seiten  des  Erzbaches,  1  km  n.  Nieder  Erlinsbach  und  4,5 
km  nw.  vom  Bahnhof  Aarau.  Postablage,  Telephon:  Post- 
wagen nach  Aarau.   Gemeinde,  mit  Breitmis :  55  Häuser, 


445  kathol.  Ew. ;  Dorf:  37  Häuser,  285  Ew.  Kirchgemeinde 
Nieder  Erlinsbach.   Futterbau,  Viehzucht  und  Milchwirt- 
schaft. Schuhwaarenfabrikation.  Gros- 
ser Steinbruch. 

ERLOSEN  und  OBER  ERLO- 
SEN (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem. 
Gunzwil).  739  und  755  m.  Zwei  Grup- 
pen von  zusammen  5  Häusern,  am  NO.- 
Hang  der  Blosenbergerhöhe,  2  km  s. 
Gunzwil  und  6  km  nö.  der  Station 
Sursee  der  Linie  Luzern-Olten.  30  ka- 
thol. Ew.  Kirchgemeinde  Münster. 
Ackerbau  und  Viehzucht. 

ERLOSEN  (DIE)  (Kt.  Luzern). 
Ziemlich  ^leichmässig  verlaufender 
Höhenzug  im  nö.  Teile  des  Kantons 
Luzern.  Die  Länffsgrenzen  sind  das 
Winen-  und  das  Hitzkircherthal,  d.  h. 
die  Hitzkircher  Aa  mit  dem  Baldegger- 
und  Hallwilersee  im  NO.  und  die 
Wina  im  SW.  Die  N.-Grenze  fiUlt  so 
ziemlich  mit  der  Kantonsgrenze  zusam- 
men. Die  Erlosen  beginnen  s.  Reinach, 
steigen  dann  massig  an  und  ziehen  sich 
ziemlich  gleichförmig  hin,  erreichen 
ob  Seh  Warzen  bach  eine  Höhe  von  692 
m,  steigen  jedoch  im  höchsten  Punkte, 
im  sog.  Kuhwald  oberhalb  Herlisberg, 
auf  814  m.  Dann  senken  sie  sich  allmählig.  haben  bei 
den   schönsten  Aussichtspunkten   in  Ober  Reinach   746 


Höhenzug  der  Erlösen. 


KAUingtrje. 


m,  in  Ludigen  768  m  und  bei  Römerswil  noch  731 
m.  Dann  verbreitern  sie  sich  und  laufen  bei  Hildis- 
rieden,  Willischwil  und  Rain  in  ein   Hochplateau  aus. 


ERL 


ERM 


49 


Der  Höhenunterschied  zwischen  dem  Spiegel  des  Bald- 
eggersees  und  dem  höchsten  Punkte  im  sogen.  Kuhwald 
beträgt  344  m.  Die  Länge  der  Erlosen  be- 
trägt ca.  12  km  und  die  Breite  zwischen 
Uitzkircher  Aa  und  der  Wina  auf  der  Pro- 
jektionsebene gemessen  4  km.  Der  grösste 
Teil  der  Oberfläche  ist  mit  Wald  bedeckt. 
So  finden  wir  auf  dem  Nü.-Hang  den  aus- 
gedehnten Erloserwald,  am  SW.-Hanff  ge- 
gen Münster  und  Neudorf  hin  den  Kuh- 
wald, Linden wald  und  Bromerwald.  Be- 
merkenswert sind  femer  die  sogen.  Tobel. 
Die  Wasser  des  Berges  eilen  nämlich  meist 
geradlinig,  fast  rechtwinklig  zur  Hauptrich- 
tung des  Höhenzuges  in  die  Thäler  hinab. 
Die  Betten  dieser  Bäche  sind  ffewöhnlich 
tief  eingeschnitten.  Die  beiden  Ufer,  steinige 
Halden,  sind  bewaldet,  in  der  Regel  mit 
Laubholz,  vorzugsweise  Buchen.  Der  Bach 
und  die  bewaldeten  Ufer  zusammen  bilden 
diese  «Tobel».  Die  vorgenannten  ausgedehnten  Waldun- 
gen bestehen  fast  ausschliesslich  aus  Tannen,  worunter 
wir  wieder  hauptsächlich  die  Rottanne  trefl'en. 

Das  offene  Land  ist  wohlangebautes  Kulturland.  Der 
Boden  ist  zwar  etwas  leicht,  moränenartig  (kiesig) ;  man 
trifft  darin  erratische  Blöcke  von  ziemlicher  Grösse  an. 
Fast  jede  Kulturpflanze  kommt  fort;  so  werden  Korn,  Rog- 
gen und  Kartoffeln  gebaut ;  wir  treflen  an  Futterpflanzen 
Esparsette,  Luzerne,  Klee  und  die  gewöhnlichen  Wiesen- 
gräser. Auch  die  Fruchtbäume,  als  Apfel-,  Birn-,  Kirsch- 
und  Zwetschgen  bäume  liefern  schöne  Erträge. 

Der  Berg  selber  ist  übersät  mit  einer  Menge  von  Ge- 
höften und  selbst  kleineren  Dörfern ;  so  finden  wir  über 
die  Kammlinie  Schwarzenberg,  Herlisberg,  Ober  Reinach 
und  Römerswil.  Die  Strassenzüge  sind  im  s.  Teile  besser 
als  im  n.,  wo  sie  noch  canz  bedeutend  der  Verbesserung 
fähig  sind.  Von  Herlisberg  führt  eine  Strasse  über  die 
Höhe  nach  Römerswil  und  Willischwil.  Sie  hat  im  W. 
Abzweigunjg^en  nach  Münster,  Neudorf  und  Hildisricden 
und  im  NO.  nach  Stäffligen.  Im  n.  Teile  gehen  von 
Schwarzenbach  aus  Strassen  nach  Münster,  Menzikcn, 
fieinwil  und  Mosen. 

Im  Sagenkreise  des  Kantons  Luzem  spielen  die  Erlosen 
eine  hervorragende  Rolle ;  sie  sind  der  eigentliche  Blocks- 
berg der  örtlichen  Hexen  geschieh  te.  Auf  der  Erlosen,  an 
einer  abgeholzten  Stelle  des  Erloserwaldes,  versammelten 
sich  zu  weiten  die  Hexen  und  hielten  hier  ihren  Hexen- 
sabbath  ab.  Von  allen  Seiten  kamen  sie  dazu  auf  den 
Hexenbesen  angeflogen.  Fast  in  jedem  Hexenprozesse  und 
Hexenverhöre  werden  die  Erlosen  genannt. 

Die  Erlosen  sind  jetzt  noch  der  schönen  Aussicht  wegen 
viel  besucht.  Sic  gewähren  einen  herrlichen  Ausblick  auf 
die  umliegenden  Thäler,  in  die  Voralpen  und  selbst  auf 
die  schneeweissen  Gipfel  der  Hochalpen.  Vielbesuchte 
Aussichtspunkte  sind  Ober  Reinach,  Ludigen,  Herlisberg 
und  Schwarzenbach.  [A.  Erni.] 

ERLÖSEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Zunch,  Bez. 
und  Gem.   Hinwil).    Häusergruppen.    S.  den  Art.  Ehr- 

LOSKN. 

ERMATINQEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  KreuzUngen). 
400-440  m.  Gem.  und  grosses  Dorf,  am  Untersee  schön 
gelegen,  7  km  w.  Konstanz.  Zerfällt  in  die  zwei  getrenn- 
ten Abschnitte  des  Dorfes  und  des  c  Staad  »  (Gestade). 
Ersteres  liegt  an  der  Strasse  Konstanz-SchafHiausen  und 
ihren  gegen  Schloss  Hard  und  Fruthwilen-Märstetten  nach 
S.  abgehenden  Verzweigungen ;  der  Staad,  unmittelbar 
am  Seeufer  gelegen,  bildet  auf  einem  in  den  See  vorge- 
schobenen und  landfest  gewordenen  Delta  einen  Kreis- 
bogen und  ist  stets  von  einer  Flottille  von  Gondeln,  Nachen 
und  Motorbooten  umgeben.  Zwischen  Dorf  und  Staad  zieht 
die  Bahnlinie  durch.  Gemeinde,  mit  Triboltingen :  326 
Häuser,  1728  Ew.;  Dorf:  258  Häuser,  1410  Ew.,  wovon 
1244  Reformierte  und  166  Katholiken.  Bedeutende  Station 
der  Linie  Konstanz-Schaffhausen.  Zollamt,  Postbureau, 
Telegraph.  Telephon.  Früher  bedeutender  Landungsplatz 
für  Segelschiffe,  heute  eine  der  wichtigsten  Stationen  der 
Dampiooote  des  Untersees.  In  gerader  Fortsetzung  der 
zum  Hafen  führenden  Strasse  zient  sich  eine  150  m  Tange 
hölzerne  Landungsbrücke  in  den  See  hinaus.  Der  Dialekt 
der  Bewohner  von  Staad  zeigt  die  sonst  nirgends  anzu- 


treffende Eigentümlichkeit,  dass  der  Diphthongh  ei  in  ein 
dunkles,  langgezogenes  oa  umgewandelt  wird,  so  dass 


Erroatingen,  von  Westen. 

z.  B.  Wörter  wie  Stein,  Bein,  kein,  Leiter  als  Stoa,  Boa, 
koa,  Loater  ausgesprochen  werden.  Staad  ist  bei  Hoch- 
wasser oft  Ueberschwemmungen  ausgesetzt,  so  dass  die 
endliche  Durchführung  der  zur  Regulierung  der  See- 
wasserstände vorgeschlagenen  Massnahmen  mit  Ungeduld 
erwartet  wird.  Geplant  wird  eine  elektrische  Strassenbahn 
Ermatingen-Konstanz-Münsterlingen,  da  Ermatingen  und 
die  umliegenden  Schlösser  beliebtes  Ausflugsziel  der  Kon- 
stanzer sind.  Ermatingen  ist  auf  dem  besten  Wege,  ein 
Kurort  ersten  Ranges  zu  werden.  Neben  der  Fremden- 
industrie haben  sich  eine  Reihe  von  andern  industriellen 
Erwerbszweigen  erst  seit  Kurzem  eingebürgert,  so  dass 
sie  bis  jetzt  noch  verhältnismässig  wenige  Hände  beschäf- 
tigen. Es  sind  die  Hersteilung  von  Waagen  aller  Art, 
von  Blechbüchsen,  Karton-  und  Werkzeugfabrikation,  Bau 
von  Luxuswagen,  dann  die  Stickerei  als  Hausindustrie 
riQ-12  Stickmaschinen),  eine  Säge  für  Bauholz,  zwei 
Kleiderfabriken.  Holz-  und  Viehhandel,  dieser  besonders 
von  den  in  Wangen  (Grossherzogtum  Baden)  ansässigen 
Juden  betrieben,  die  in  Ermatingen  eigene  Stallungen  ge- 
mietet haben.  Haupterwerbsquelle  der  Bewohner  ist  aber 
immer  noch  die  Landwirtschaft;  mit  Ausnahme  von  etwa 
20  ausschliesslich  von  der  Fischerei  lebenden  Männern 
bebauen  auch  die  Fischer  von  Staad  alle  noch  einige 
kleine  Aecker  und  Weinberge.  Boden  sehr  fruchtbar  und 
Klima  ^nstig,  so  dass  hier  der  Pflanzenwuchs  durch  seine 
Fülle  einen  auffallenden  Gegensatz  zu  dem  im  Thurthal 
bildet.  Im  Grossen  und  mit  Sorgfalt  wird  besonders  die 
Frühjahrsrosenkartoflel  gebaut,  die  in  grossen  Massen  auf 
den  Konstanzer  Markt  zum  Verkauf  ausgeführt  wird.  Als 
Dünger  wird  (heutzutage  allerdings  seltener  als  früher) 
eine  im  See  wachsende  Wasserpflanze,  das  sog.  Wasser- 
heu, verwendet,  die  man  im  Winter  zur  Zeit  des  Niedrig- 
wasserstandes einsammelt.  In  den  Beständen  dieses  Arm- 
leuchtergewächses {Ohara)  tummelt  sich  die  Groppe,  ein 
kleiner  Fisch  mit  breitem  Kopf,  der  einem  der  Ortschaft 
Ermatingen  eigentümlichen  Fest,  der  sog.  Groppenfast- 
nacht,  seinen  Namen  gegeben  hat.  Ueber  den  Ursprung 
dieses  Festes  sind  die  Meinungen  noch  verschieden,  in- 
dem es  von  den  Einen  mit  dem  Konzil  zu  Konstanz  in  Ver- 
bindung gebracht,  von  den  Andern  aber  als  alter  ger- 
manischer Brauch  angesprochen  wird.  Weitbekannt  ist 
Ermatingen  durch  seinen  Handel  mit  Fischen  geworden, 
die  hauptsächlich  in  die  übrigen  Teile  der  Schweiz,  ins 
Grossherzogtum  Baden  und  nach  Württemberg  ausgeführt 
werden  ;  Forellen  von  Ermatingen  kommen  sogar  in  Paris 
auf  den  Markt.  Der  wichtigste  und  lohnendste  Zweig  der 
Fischerei  ist  der  Fang  des  Gangfisches,  einer  kleinen 
Feichenart  mit  ausgezeichnet  zartem  Fleisch.  Der  Fisch 
wird  im  Winter  gefangen  und  für  den  Export  geräuchert. 
Eine  grosse,  von  der  Eidgenossenschaft  unterstützte  Fisch- 
brutanstalt sorgt  für  die  stetige  Neubevölkerung  des  Sees. 
Während  der  Laichzeit  1899-1900  hat  die  Anstalt  aus 
3546000  Eiern  vom  Silberfelchen  8195000,  aus  1962000 
Eiern  vom  Gancfisch  1  737000  und  aus  390000  Eiern  von 
der  Aesche  222000  junge  Fischchen  ausffebrütet. 

Sowohl  vom  See  als  auch  von  den  umliegenden  Höhen 
aus  gesehen,  bietet  Ermatingen  mit  seinem  Umgelände 
einen  reizenden  Anblick  dar.  Vom  See  aus  sieht  man  zu- 
nächst den  Staad  mit  seinen  unregelmässig,  aber  originell 
OEOGR.  LEX.  48  —  II  —  4 


50 


ERH 


ERR 


ffruppierten  Gebäudekomplexen,  höher  oben  folgen,  mitten 
m  prächtig  grünen  Gärten  und  Öbstbaumhainen  versteckt, 
die  gut  emfferichteten  hohen  Häuser  des  Dorfes,  dann 
kommt  die  Kirche  mit  ihrem  massiven  Turm  und  ihrem 
steilen  Giebeldach,  und  das  Ganze  endlich  vvird  beherrscht 
von  Landhäusern  u.  Schlössern  (Lilienberg,  ßreitenstein, 
Wolfsberg),  hinter  denen  die  mit  Reben,  Wiesen,  Aeckern, 
Obstbäumen  und,  zu  oberst,  mit  Buchen-  und  Tannen- 
waldungen bestandenen  Hänge  ansteigen.  300  ha  dieser 
Wälder  sind  Ermatinger  Bürger|rut.  Noch  schöner  ist  der 
Blick  von  den  Höhen  des  schweizerischen  Ufers  auf  den 
See,  die  prächtige,  mit  Villen  und  Kirchen  übersäete  Insel 
Reichenau  und  hinüber  ins  badische  Gebiet.  Am  schönsten 
geniesst  man  die  Aussicht  von  dem  20  Minuten  über  Er- 
matingen  in  517  m  Meereshöhe  gelesenen  Schloss  Wolfs- 
berg aus,  das  heute  zu  einem  Gasthof  mit  Restaurant  um- 
gewandelt ist  und  stark  besucht  wird.  (Reichhaltige 
Sammlung  von  Altertümern}.  Von  hier  aus  liegen  dem 
Blick  der  Untersee,  die  Reicnenau,  Konstanz  mit  Umge- 
bungen und  das  abwechslungsreiche  schwäbische  Hügel- 
land offen  da.  Bemerkenswert  ist  auch  das  s.  vom  Dorf  in 
romantischem  Tobel  gelegene  und  von  prächtigen  Bäumen 
und  wasserreichen  Parkanlagen  umgebene  Schloss  Hard, 
das  1898  von  einer  Aktiengesellschaft  angekauft  und  zu 
einer  Trinkerheilanstalt  für  die  wohlhabenden  Klassen 
eingerichtet  wurde.  Die  Gegend  von  Ermatingen  ist  schon 
frühzeitig  besiedelt  gewesen.  Eine  grosse  Pfahlbaustation 
hat  man  im  «Bügen»,  in  der  w.  vom  Dorf  gelegenen 
Seebucht,  aufgefunden.  Auf  den  Aeckern  sind  hier  und  da 
römische  Münzen  zum  Vorschein  gekommen,  und  die  Erd- 
arbeiten beim  Bau  der  Eisenbahn  haben  1875  zahlreiche 
Alemannengräber  zu  Tage  gelegt.  Im  W^ald  über  Erma- 
tingen ist  ein  Steinbeil  gefunden  worden.  Pfahlbau- 
stationen aus  der  Steinzeit  im  obem  Staad  und  imWester^ 
feld.  Gräber  mit  zu  Asche  gebrannten  Leichen  bei  der 
Museffg.  Karl  Martel  schenkte  1724  Ermatinga  dem  soeben 
von  Sintus  gestifteten  Kloster  Reichenau;  nachdem  es 
diesem  lange  angehört,  ging  das  Dorf  an  den  Bischof  von 
Konstanz  über,  dem  es  bis  1798  zu  Eigen  war.  Die  Pfarr- 
kirche zu  Sankt  Albinus  wird  schon  1215  als  Eigentum 
von  Reichenau  erwähnt :  sie  ist  im  Schwabenkrieg  von 
den  Kaiserlichen  geplündert  worden.  Im  Erdgeschoss  des 
Turmes  die  St.  Katharinenkapelle.  (Grabdenkmäler  mit 
den  Wappen  derer  von  Breitenlandenberg,  von  Ulm  und 
von  Hallwil)/  1491  suchte  eine  furchtbare  Hungersnot  die 
Gegend  heim,  so  dass  die  Einwohner  genötigt  waren, 
sich  mit  Gras,  Nesseln  und  Disteln  zu  ernähren  Im 
Schwabenkrieg  wurde  die  aus  400  Mann 
bestehende  und  vom  Hauptmann  Blunt- 
schli  befehligte  schweizerische  Besatz- 
ung von  Ermatingen  in  der  Nacht  des 
11.  April  1499  von  dem  18000  Mann  star- 
ken Feind  überfallen  und  niedergemet- 
zelt und  das  Dorf  der  Plünderung  und 
den  Flammen  überliefert.  Darauf  woll- 
ten sich  die  schwäbischen  Truppen  nach 
Konstanz  zurückziehen,  stiessen  aber  bei 
Triboltingen  auf  2000  Eidgenossen  aus 
dem  Lager  bei  Schwaderloo,  die  ihnen 
eine  blutige  Niederlage  beibrachten.  Er- 
matingen erholte  sich  rasch  wieder; 
schon  1501  entstand  das  heute  noch 
wohlerhalt^ne  Rathaus,  dessen  sehens- 
werter Sitzungssaal  mit  schönen  Glas- 
gemälden (Wappen  der  Schirmkantone 
des  Thurgaus,  Porträts,  Szenen  aus  dem 
Fischerleoen  etc.)  geschmückt  ist.  Er- 
matingen war  eine  derjenigen  Ortschaf- 
ten im  Thurgau,  wo  der  jeweilige  Land- 
vogt den  Bewohnern  dieses  Untertanen- 
landes den  Treueid  abzunehmen  pflegte. 
Vergl.  Mayer,  August.  Geschichte  van 
Ermatingen  von  i600-i800  (in  den 
Thurg,  Beitr.  38).  Frauenfeld  1898. 

ERMEN8EE(Kt.Luzem,AmtHoch- 
dorf).  470  m.  Gem.  und  Dorf,  an  der  Hitz- 
kircher  Aa  und  am   O.-Fuss  der  Er- 
losen. Station  der  Seethalbahn.  Postablage,  Telephon.  101 
Häuser,  571  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Hitzkirch.  Acker-, 
Obst-  und  etwas  Weinbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 


Auf  dem  Herrenberg  römische  Si«delung;  am  Hang  des 
Hügels  hat  man  einen  römischen  Münzschatz  au%edeckt. 
1 '1 7i  *  Ai*iTiPiisp 

ERMEN8WIL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See,  Gem.  Eschen- 
bach). 475  m.  Kleines  Dorf,  am  Lettenbach,  an  der  Strasse 
Rüti-Eschenbach,  3  km  nw.  Eschenbach  und  3,3  km  so. 
der  Station  Rüti  der  Linie  Zürich-Uster-Rapperswil.  30 
Häuser 2  222  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Käserei.  Baumwoll- 
wfibfirßi 

ERMI8RIEDT  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.Gossau). 
530  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  nahe  der  Strasse  Dürnten- 
Esslingen  und  3  km  nw.  der  Station  Bubikon  der  Linie 
Zürich-Uster-Rapperswil.  22  reform.  Ew. 

ERNET8WIL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See).  582  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  in  schönem  Thal,  2  km  nw.  der  Station 
Uznach  der  Linie  Rappers wil- Wesen- Sargans.  Postablage, 
Telephon.  Gemeinde,  mit  Gebertingen,  Ricken,  St.  Jo- 
hannishöfe  und  Schümberg :  124  Häuser,  692  kathol.  Ew. ; 
Dorf:  26  Häuser,  135  Ew.  Wiesenbau,  Viehzucht,  Käserei. 
Seidenweberei.  Bad,  von  den  Bewohnern  der  benachbar- 
ten Ortschaften  stark  besucht.  Zum  erstenmal  885  urkund- 
lich erwähnt.  Von  Gommiswald  1807  abgetrennt. 

ERPILLE  und  ERPILLE8  (Kt.  Waadt  und  Wal- 
lis). Gipfel  und  Alpweiden.  S.  die  Art.  Arpille  und  Ar- 

PILLES. 

ERPOLINQEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau,  Gem. 
Grossdietwil).  700  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  in  einer  Ex- 
klave der  Gemeinde  Grossdietwil  gelegen,  3  km  nö.  von 
diesem  Dorf  und  8  km  w.  der  Station  Nebikon  der  Linie 
Luzern  -  Ölten.  Telephon.  62  kathol.  Ew.  Viehzucht  und 
Milchwirtschaft.  Käserei. 

ERR  (ALP  D')  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Albula,  Kreis 
Oberhalbstein,  Gem.  Tinzen).  1964  m.  Alpweide  mit 
Gruppe  von  etwa  20  Hütten,  um  rechten  Ufer  des  ö. 
Quellarmes  der  Julia,  am  S.-Fuss  des  Pizzo  Grossa  und 
im  Val  d'Err  gelegen ;  3V4  Stunden  ö.  über  Tinzen. 

ERR  (PIZ  D')  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Albula  u.  Maloja). 
3395  m.  Hauptgipfel  der  Errgruppe.  Diese  erhebt  sich 
zwischen  Albula,  Julier,  Oberhalbstein  und  Engadin  und 
umfasst  einerseits  den  Piz  dellas  Calderas,  die  Cima  da 
Elex,  den  Piz  Julier  und  Piz  Ot,  andererseits  die  Ber- 
günerstöcke  (Piz  d'Aela,  Tinzenhorn  und  Piz  Michel).  Die 
höchsten  Gipfel  der  Gruppe  sind  die  den  Piz  d'Err  noch 
um  einige  Meter  überragenden  Piz  dellas  Calderas  und 
Piz  Julier.  Dagegen  ist  der  Piz  d'Err  der  Knotenpunkt  der 
Gruppe,  von  dem  aus  deren  bedeutendste  Zweige  abgehen : 
1.  der  nach  S.  und  SO.  über  Cima  da  Flex  bis  Piz  Julier 


Piz  d'Err,  von  der  Alp  Tscharnoz  aus. 

und  Piz  Ot  ziehende  ;  2.  der  nach  0.  zwischen  Albulapass 
undjVal  Bever  bis  zur  Crasta  Mora  reichende  und  3.  der- 
jenige der  Bergünerstöcke  nach  N.  Der  Piz  d'Err  bildet 


ERR 


ERS 


b\ 


eine  schöne  Eiskoppe ;  er  trägt  am  N.-  und  NO.-Hang  den 
£iTglet8cher,  am  SO.- Hang  den  nw.  Arm  des  Beverser- 
ffletschers  und  am  SW.-Hang  den  kleinen  Teiiergletscher. 
Besteigung  langwierig,  aber  nicht  sehr  schwierig;  ent- 
weder über  die  genannten  drei  Gletscher  oder  über  den 
N..,  ü.-  und  S.-Grat.  Von  Mühlen  aus  5  Stunden.  Pracht- 
volle Aussicht.  Näheres  über  die  Errgruppe  s.  beim  Art. 
Engadineralpen. 

ERR  (VAl.  D'>  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Albula).  2594- 
1211  m.  Seitenthal  zum  Oberhalbstein,  steigt  vom  O.-Grat 
des  Piz  d*Err  zuerst  nach  NW.,  dann  nach  W.  ab  und 
mündet  bei  Tinzen  aus.  Der  Thalhintergrund  ist  eine  öde 
und  wilde  Cregend,  voll  von  Moränen-  und  Sturzschutt, 
aber  mit  prachtvollem  Ausblick  zum  terrassierten  Err- 
gletscher  mit  seinen  mächtigen  Eisföllen.  Dann  folgen 
eine  Reihe  von  durch  Stufen  von  einander  getrennten 
Thalböden  mit  schönen  und  grossen  Alpweiden  (Alp  d'Err 
1964  m,  Alp  Pensa  1675  m)  und  zuletzt,  bei  der  Ausmün- 
dung des  Thaies,  eine  enge  Schlucht.  Die  beiderseitigen 
Thalwände  sind  von  sehr  verschiedenem  Charakter:  links 
erheben  sich  die  aus  krystaliinen  Schiefern  bestehenden 
Gipfel  des  Castellins  und  seiner  Ausläufer,  abgerundete, 
sanfte  und  breite  Bergformen  mit  schwach  geneigten  und 
mit  saftigen  Alpweiden  bestandenen  Hängen ;  rechts  ste- 
hen die  mächtigen  Bersünerstöcke  (Tinzenhorn  und  Piz 
d'Aela)  und  die  zahlreichen  Gipfel  der  Kette  des  Piz  Bleis 
Martscha.  Hier  haben  wir  statt  der  krystaliinen  Gesteine 
der  zentralen  Errgruppe  die  triasischen  Kalke  und  Dolo- 
mite, aus  denen  die  Bergünerstöcke  aufgebaut  sind  und 
die  dieser  Thalseite  einen  grossen  Formenreichtum  ver- 
leihen. Das  Val  d'Err  hat  zwei  kleine  rechtsseitige  Neben- 
thäler :  das  eine  beginnt  am  Tinzenhorn  und  an  dem  stark 
verwitterten  Grat  von  Ils  Orgels  (über  den  man  ins  Val 
Spadlatscha  hinübergelangen  Kann),  steict  nach  SW.  und 
S.  ab  und  mündet  etwas  unterhalb  der  Alp  Pensa  aus ;  das 
andere  beginnt  am  Piz  d'Aela  und  steigt  über  die  Hoch- 
terrasse der  LaJets  (kleinen  Seen)  nach  SW.  zur  Alp  d'Err 
ab.  Zwischen  Tinzenhorn  und  Piz  d'Aela  führt  der  Aela- 
pass  ins  Val  Spadlatscha  und  weiter  nach  Filisur  und 
Alvaneubad  im  Thal  der  Albula,  ö.  davon  die  Fuorcla  da 
Tschitta  ins  Val  Mulix  und  den  obem  Abschnitt  des  Tha- 
ies der  Albula  (nach  Naz,  Preda,  Bergün).  Ins  Val  Mulix 
gelanget  man  ausserdem  noch  über  die  Fuorcla  da  Mulix. 
Alle  diese  Uebergänge  liegen  aber  sehr  hoch  und  werden 
nur  von  Jägern  und  Touristen  begangen.  Ein  linksseitiges 
Nebenthal  zum  Val  d'Err  steigt  von  unterhalb  Pensa  nach 
SO.  bis  zur  Alp  Colm  da  Boos  und  zum  Castellins  an  und 
schliesst  zahlreiche  Alpweiden  in  sich.  Das  Val  d'Err 
reich  an  Wiesen  und  Alpweiden,  aber  arm  an  W^ald,  der 
in  kleinen  Beständen  nur  von  der  Alp  d'Err  an  abwärts 
auf  den  untern  Thalböden  angetroffen  wird. 

ERRQ1.ET8CHER  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Albula, 
Kreis  Oberhalbstein).  3380-2594  m.  Gletecher,  am  N.-Hang 
des  Piz  d'Err ;  steigt  von  dessen  O.-Grat  in  mächtisen  Ter^ 
nissen  und  Eisfallen  zum  Val  d'Err  ab,  in  dessen  ooerstem 
Abschnitt  er  mächtige  Moränen,  die  zu  den  grössten  im 
Kanton  Graubünden  gehören,  abgelagert  hat.  Wird  trotz 
seines  starken  Geßllles  und  seiner  vielen  Spalten  bei  der 
Besteigung  des  Piz  d'Err  oder  beim  Uebergang  ins  Val 
Bever  oft  begangen. 

ERRA  (PIZ)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leventina).  2420  m. 
Höchster  Gipfel  der  langen  Kette  des  Monte  di  Sobrio, 
zwischen  der  Leventina  und  dem  untern  Abschnitt  des 
Bleniothales.  Der  Kamm  setzt  sich  vom  Piz  Erra  an  mit 
denselben  runden  und  sanften  Formen  noch  nach  NW. 
bis  zum  Pizzo  di  Molare  (2583  m)  fort,  nach  welchem  der 
ganze  Zug  von  Blasca  bis  zum  Val  Piora  benannt  ist.  Der 
Piz  Erra  ein  schöner  Aussichtspunkt,  von  Lavorgo  an  der 
Gotthardbahn  oder  von  Acciuarossa  im  Bleniothal  aus  in 
je  5  Stunden  leicht  zu  erreichen. 

ER8CHMATT  (Kl.  Wallis,  Bez.  Leuk).  1231  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  auf  einer  Terrasse  über  dem  rechten  Ufer 
der  Rhone,  n.  Turtman,  zwischen  Feschelbach  im  W. 
und  Enggerschwasser  im  0.  und  4  km  onö.  der  Station 
Leuk  der  Simplonbahn.  Postablage.  35  Häuser,  323  kathol. 
Ew.  Zur  Zeit  der  eidgenössischen  Volkszählung  vom 
1.  Dezember  19(K)  zählte  Erschmatl  nur  eine  Wohnbe- 
völkerung von  155  Köpfen,  was  davon  herrührt,  dass  zu 
gewissen  Zeiten  des  Janres  die  Mehrzahl  der  Erschmat- 
ter  Bürger  sich  in  der   benachbarten  Gemeinde  Grätsch 


aufhält.  Ueber  den  Feschelbach  führt  eine  bemerkens- 
wert kühne  und  bewundernswert  hohe  Brücke,  eine  sog. 
Teufelsbrücke  (Pont  du  Diable),  an  die  sich  eine  ähnliche 
Sage  knüpft,  wie  an  die  Teufelsbrücke  in  der  Schöllenen. 
Ueber  dem  Dorf  folgt  zunächst  ein  bewaldeter  Terrassen- 
hang und  darauf  eine  neue  Terrassenüäche  mit  dem  zur 
Gemeinde  Erschmatt  gehörenden  Weiler  Brentschen. 
Gemeinde  im  13.  Jahrhundert  Huers  geheissen,  dann 
Huers  Matt,  Erschmatt.  Bei  Brentschen  hat  man  Gräber 
mit  Skeleten  aus  der  Eisenzeit  aufgedeckt,  in  denen  sich 
Bronzeübeln   mit  kreisförmigen  Verzierungen  fanden. 

ER8CHWIL  oder  ER8WIL  (Kt.  Solothurn,  Amtei 
Dorneck-Thierstein).  457  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  zu  bei- 
den Seiten  der  Lüssel,  am  O.-Fuss  des  Hoggen,  an  der 
Strasse  Mümliswil-Laufen  und  7  km  so.  der  Station  Lau- 
fen der  Linie  Basel-Delsberg.  Postbureau,  Telephon;  Post- 
wagen nach  Laufen,  Zwingen  und  Oberbeinwil.  72 
Häuser,  465  kathol.  Ew.  Hier  ist  vielleicht  einmal  in 
historischer  Zeit  Eisenerz  abgebaut  worden.  Römischer 
Münzschatz;  von  Breitenbacn  herkommende  Römer- 
strasse. 

ER8IQEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Burgdorf).  501  m. 
Gem.  und  Dorf,  am  Oeschbach,  an  der  Strasse  Kirchberg- 
Herzogenbuchsee,  5  km  nw.  Burgdorf  und  2  km  nö.  der 
Station  Kirchberg  der  Linie  Solothurn-Burgdorf-Lang- 
nau.  Postbureau,  Telephon  ;  Postwagen  Kirchberg-Koppi- 
gen. Gemeinde,  mit  Fluh  und  Rudswil :  133  Häuser,  1113 
reform.  Ew.;  Dorf:  79  Häuser,  570  Ew.  Kirchgemeinde 
Kirchberg.  Das  auf  fruchtbarer  Hochlläche  gelegene  Dorf 
zieht  sich  auf  eine  Länge  von  1,5  km  hin.  Landwirtschaft. 
Käserei.  Brennerei.  Ziej^elei.  1181  als  Ergesingen  im  Be- 
sitz der  Edeln  von  Ersigen;  dann  Eigentum  der  Edeln 
von  Sumiswald,  die  es  13fe7  an  Ritter  Peter  von  Thorberg 
verkauften.  Dieser  hinwiederum  vergabte  es  dem  von  ihm 
gestifteten  Karthäuserkloster  Thorberg.  Ersigen  kam  zur 
Zeit  der  Reformation  an  Bern.  Grabhügel. 

ER8TFE1.D  (Kt.  Uri).  470  m.  Gem.  und  Pfarrdorf, 
zu  beiden  Seiten  der  Reuss,  im  Reussthal  und  an  der 
Gotthardstrasse  vor  der  Ausmündung  des  Erstfelderthales. 
Station  der  Gotthardbahn ;  hier  werden  die  schweren  Berg- 
lokomotiven vorgespannt,  die  Steigungen  von  30  «/«o  über- 


Obersies  Erstfelderthal. 


winden  und  erst  in  Biasca  wieder  abgekoppelt  werden. 
Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  Gemeinde,  mit  dem 
Bahnhofquartier,  Wiler  und   Ripshausen :  219   Häuser, 


52 


ERS 


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2416  Ew.,  wovon  362  Reformierte;  Dorf:  127  Häuser, 
1714  Ew.  Im  Bahohofquartier  reform.  Kirche,  die  eiozige 
im  KaDton  üri.  Reformierte  Schule,  von  der  Verwaltung 
der  Gotthardbahn  für  die  Kinder  ihrer  Angestellten  ein- 
gerichtet und  unterhalten.  Wiesenbau  und  Viehzucht, 
Viehhandel.  Ein  Teil  der  Bewohner  steht  im  Bahndienst. 
Steinbruch  der  Galciumkarbidfabrik  in  Gurtnellen;  Kies- 
gruben. Schöne  Kirche  und  Schulhaus;  bemerkenswerte 
Kapelle  (verständnisvoll  restauriert),  wohin  am  St.  Mar- 
kustag die  Umer  Bevölkerung  in  grosser  Prozession  zu 
walleo  pflegt  und  in  der  ein  Ritterschwert  und  ein 
Bronzemesser  (aus  einem  alten  Grab)  aufbewahrt  werden. 
Hier  brach  auch  1799  der  Aufstand  der  Uroer  gegen  das 
französische  Joch  aus.  Das  Muheim'sche  Haus  oder  die 
sog.  Rote  Hofstatt  ist  ein  typisches  Beispiel  des  alt  ale- 
mannischen Gebirgshauses.  1258:  Orzeveld;  1275:  Oertz- 
veld;  1327:  Oertzvelden.  1258-1405  Sitz  der  Meier  des 
Fraumünsterstiftes  zu  Zürich.  Ihr  noch  in  16.  Jahrhun- 
dert bestehender  ßurgstall  enthielt  eine  Reihe  von 
schönen  Wappenmalereien. 

ER8TFELDERTHA1.  (Kt.  Uri,  Gem.  Erslfeld). 
LinksseitigetS  Nebenthal  zum  Reussthal;  steigt  vom  Gros- 
sen Spannort  (3202  m)  zwischen  dem  Schlossberg  im 
W.,  dem  Geissberg  und  den  Sonnigstöcken  im  N.,  dem 
Krönten,  Kleinen  Spannort,  Schneehühnerstock  und 
Männtliser  im  S.  nach  ONO.  ab.  Vom  Fuss  des  Glatten- 
fims  (1852  m)  bis  zur  Ausmündung  bei  Erstfeld  (470  m) 
7,5  km  lang;  3  km  breit.  Ein  Drittel  des  Thaies,  d.  h. 
der  oberste  Thalboden  ist  mit  Eis-  und  Moränenmasseh 
erfüllt,  weiter  unten  Alpweiden  und  zahlreiche  Hütten 

ßiese  besonders  im  Thalboden).  Im  S.  und  W.  drei 
eine  Hochgebirffsseen :  Jakobiger-,  Ober-  und  Fau- 
lensee.  Zvfischen  den  zwei  letztgenannten  steht  seit  1890 
die  Kröntenhütte  des  S.  A.  C.  Ausgangspunkt  für  zahl- 
reiche Bergtouren.  Mit  dem  Engeloergerthal  steht  das 
Erstfelderthal  über  die  Schlossberglücke  in  Verbindung. 
Im  mittlem  und  untern  Thalabschnitt  etwas  Wald  und 
einige  Wohnhäuser.  Der  das  Thal  aufwärts  führende 
Fusweg  ist  leicht  zu  begehen  und  gefahrlos.  Der  unterste 
Thalboden  bricht  bei  seiner  Ausmündung  ins  Reussthal 
hoch  über  demselben  ab.  Der  das  Thal  entwässernde 
Faulenbach  bildet  schöne  Fälle  und  hat  sich  500  m  w. 
Erstfeld  durch  den  steilen  Thalabbruch  die  enge  Faulen- 
bachschlucht  gegraben.  Das  schöne  und  malerische,  im 
Winter  von  Lawinen  heimgesuchte  Thal  wird  seit  eini- 
gen Jahren  mehr  und  mehr  auch  von  Fremden  besucht. 

ER8WI1.  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Domeck-Thierstein). 
Gem.  und  Pfarrdorf  S.  den  Art.  Erschwil. 

ERZBERQ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Landquart). 
2620  m.  Gipfel,  w.  Vorher^  des  Aelplihorns,  ö.  über 
Monstein  und  dem  Davoser  Landwasser. 

ERZEQQ  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Kerns).  2176  m.  Fels- 
kamm,   dessen  WNW.-Hang  allmählig    zum    Melchsee 
sich  senkt  und  dessen  SO.-Hang  schrol!  zum  Genthal  ab- 
fällt; 9  km  nö.  über  Meiringen.  Höchster  Punkt  direkt 
über  den  Hütten  auf   Baumgartenalp.   Bemerkenswerte 
Lager  von  Eisenerzen,  deren  Abbau  zu  drei  verschiede- 
nen Malen   versucht  worden  ist.   Der 
erste  Versuch  um  1450  musste  wegen 
der    zahlreichen    Unglücksfälle    unter 
den  Bergleuten  bald  wieder  aufgegeben 
werden,  der  zweite  1551  und  der  dritte 
1620    führten    wegen   der  zu    grossen 
Transportkosten  zu  keinem  Erfolg.  Das 
Erz  musste  von   den  Stollen   aus  zur 
Schmelze    hinter    Melchthal  auf  Holz- 
schlitten herabgeführt  werden.  Die  da- 
mals auch  auf  Berner  Boden  geöffneten 
Stollen    ergaben   eine  an  Qualität    zu 
geringe  Ausbeute.  Auf  Grund  von  geolo- 
ffischen    Untersuchungen   durch   Prof. 
Albert  Heim  in  Zürich  ist  neuestens  die 
Frage  der  Gewinnung  dieser  Eisenerze 
wieder  aufj^enommen  worden,  und  es 
wird  z.  Z.  die  Möglichkeit  studiert,  den 
wegen  der  Transportkosten  der  Stein- 
kohle zu  teuern  Betrieb  von  Hochöfen 
durch   ein  von  Elektrizität  getriebenes  Schmelzwerk  zu 
ersetzen.  Hierfür  könnten  die  zahlreichen  Wildbäche  der 
Gegend  allerdings  genügende  Kraft  liefern. 


ERZENBERQ  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Waidenburg). 
984  m.  Bewaldete  Höhe,  sw.  Ausläufer  der  Bölchenfluh, 
zwischen  zwei  kleinen  linksseitigen  Nebenthälern  zum 
Schönthal ;  1,4  km  ö.  über  Langenbruck.  Am  S.-Hang  das 
Sanatorium  Langenbruck. 

ERZENBERQWEQ  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  und 
Gem.  Liestal).  310  m.  9  am  rechten  Ufer  der  Ercolz  zer- 
streut gelegene  Häuser,  am  W.-Fuss  des  Schleifenbergs 
und  1,2  km  nö.  der  Station  Liestal  der  Linie  Olten-Basel. 
86  reform.  Ew. 

ERZENHOLZ  (Kt.  Thurgau,  Bez.  und  Gem.  Frauen- 
feld). 385  m.  Weiler,  1  km  s.  vom  linken  Ufer  der  Thur, 
an  der  Strasse  Frauen feld-Uesslingen  und  3  km  w. 
Frauenfeld.  Postablage,  Telephon ;  Postwagen  Frauenfeld- 
Ober  Neunforn.  15  Häuser,  83  zur  Mehr/.alil  reform.  Kw. 
Viehzucht,  Viehhandel  und  Milchwirtschaft. 

ERZHORN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Albula  und  Ples- 
sur).  2922  m.  Einer  der  höchsten  Gipfel  der  Plessur 
Gruppe,  in  der  vom  Aroser  Rothorn  aus  links  über  dem 
Welschtobel  nach  NO.  ziehenden  felsigen  und  steilwan- 
di^en  Kette ;  1,5  km  vom  Aroser  Rothorn.  Schöner  Gipfel 
mit  nach  allen  Seiten  steil  abfallenden  Hängen. 

ERZTHALI  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Landquart). 
2450-2290  m.  Kleines  Thälchen,  am  O.-Hang  des  Madris- 
horns,  im  obern  Prätigau  ;  vom  Schwarzbach  entwässert, 
der  nach  SO.  ins  Schlappinathal  abfliesst.  Das  ganz  von 
Sturztrümmern  aufgefüllte  Erzthäli  ist  nur  eine  Art  von 
Felsnische,  ein  Kar. 

kS  QENEVROZ  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz,  Gem. 
Pont  en  Ogoz).  Weiler.  S.  den  Art.  Genevroz  (es). 

tS  LEX  oder  tS  LOEX  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle, 
Gem.  Lavey-Morcles).  Häusergruppe.  S.  den  Art  Lex  (fcs). 

kS  MOl-LlfeS  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane,  Gem.  On- 
nens).  Weiler.  S.  den  Art.  MoLLifes  (es). 

E8BON8  oder  1.E8  BONS  (Kt.  Wandt,  Bez.  und 
Gem.  Aubonne).  426  m.  Häusergruppe,  Landhaus  und 
grosses  Landgut,  2  km  s.  Aubonne  und  500  m  nw.  der 
Station  Allaman  der  Linie  Lausanne-Genf.  7  Häuser,  25 
reform.  Ew.  Früher  freies  Allod,  Eigentum  der  Familie 
B^goz  bis  1857.  Benjamin  Begoz  im  17.  Jahrhundert 
Burgherr  von  Aubonne. 

E8CALIER  (A  L')  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aiglc,  Gem.  Be\). 
980  m.  In  den  Fels  gehauener  Abschnitt  des  von  Les 
Torneresses  (Weiler  der  Gemeinde  Les  Plans  de  Frenie- 
res)  längs  des  rechten  Ufers  des  Avangon  du  Nant  nach 
Frenieres  absteigenden  Fussweges,  800  m  so.  Frenieres. 
Beliebter  Spazierweg  der  Kurgäste  von  Les  Plans  de  Fre- 
nieres. 

E8CH  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Fischenthal). 
700  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  der  Töss,  an  der  Strasse 
Bauma-Wald,  100  m  ö.  der  Station  Steg  der  Tössthal- 
bahn  und  2,7  km  nö.  Fischenthal.  15  Häuser,  63  reform. 
Ew.  Viehzucht.  Dampfsäge. 

ESCHENBACH  (Kt.  Luzern,  Amt.  Hochdorf).  476  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  am  Fuss  des  seiner  Aussicht  wegen 
bekannten  Ruchlig  reizend  gelegen,  an  den  Strassen 
Luzern-Hochdorf  und  Sempach-Root  und  9  km  n.  Luzern. 


Bschenbach  (Kt.  Luzern)  von  Süden. 


Station  der  Seethalbahn.  Postbureau,  Telegraph,  Tele- 
phon ;  Postwagen  nach  Gisikon.  Gemeinde,  die  Weiler 
Blatten,  Bründlen,  Herrentingen,  Höndlen,  Mettlen,  Oeg- 


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cenringen  etc.  inbegriffen :  151  Häuser,  1204  kathol.  Ew. ; 
Dorf  :   49  Häuser,  447    Ew.   KartofTel-,    Getreide-    und 
Wiesenbau.   Ausgedehnte    Kiesgruben, 
von  zwei  Zementfabriken   aus|;ebeutet. 
Kirsch  Wasserbrennereien.  8flÖ  :  Eskin- 

Kich.  Zisterzienserinnenkloster  mit  46 
onnen ;  von  der  Edelfamilie  von  Eschen- 
bach in  Unter  Eschenbach  gegründet  u. 
erst  1294  hierher  verlegt.  Nachdem 
Freiherr  Walter  van  Eschenbach  an 
der  Ermordung  des  Kaisers  Albrecht 
von  Oesterreich  (1308)  teilgenommen, 
liess  die  unerbittliche  Kaiserin  Agnes 
das  ganze  Dorf  durch  Feuer  zerstören. 

ESCHENBACH    (Kt.    St.    Gallen, 
Bez.  See).  4^  m.  Gem.  und  Pfarrdorf, 
auf  welliger  und  nach  S.  zum  Zürich- 
see  geneigter  Hochfläche,  an  der  Strasse 
Rapperswil-Wattwil   und  3  km  nw.  der 
Station  Schmerikon  der  Linie  Rappers- 
wil-Wesen-Sargans.    Poslbureau,   Tele- 
graph, Telephon  ;   Postwagen  Rappers- 
wil-St.  Gallenkappel  und  nach  Uznach.  Gemeinde,  mit 
Bürg,  Diemborg,  Ermenswil,Felzikon,  Herrenweg,  Lenzi- 
kon,^  Lülsbach  und  Neuhaus  :  359  Häuser,   2117  kathol. 
Ew.;  Dorf:  130  Häuser,  799  Ew.  Landwirtschaft.  Sticke- 
rei und  Baumwollweberei.  775:   Esghibach;  8(M  :  Eskin- 
bah ;   826 :   Esgibach ;  885 :   Esscibahe.  Eine  Kirche  bes- 
tand schon  im  9.  Jahrhundert.  Das  Dorf  1444  im  alten 
Zürichkrieg  von  den  üesterreichern  in  Asche  gelegt.  Hier 
tagt  seit  1831  der  Bezirksrat  des  st.  gallischen  Seebezir- 
kes.  Der  früher   genannte  Weiler   Baucolfiwilare  heute 
verschwunden.  Auf  dem  Diemenberg  ehemals  eine  Letzi. 

E8CHENBERQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toggen- 
burg, Gem.  Wattwil).  962  m.  8  Häuser,  auf  dem  Hügelland 
zwischen  Thur  und  Necker  zerstreut  gelegen;  3,5  km 
ö.  der  Station  Wattwil  der  Toggenburgerbahn.  63  re- 
form. Ew. 

E8CHENBERQ  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur).  595 
m.  Breiter  Molasserücken,  s.  Winterthur  bis  zur  Töss 
reichend.  Fast  ganz  mit  einem  prachtvollen  Wald  von 
2125  ha  Fläche,  Geschenk  Rudolfs  von  Habsburg  an  die 
Stadt  Winterthur,  bestanden.  Auf  dem  höchsten  Punkt 
ein  30  m  hoher  eiserner  Aussichtsturm  und  auf  zwei  Lich- 
tungen die  Sommerwirtshäuser  Bruderhaus  und  Eschen- 
berg. Bronzeschwert. 

E8CHENM08EN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Bülach,  Gem. 
Winkel).  525  m.  Kleines  Dorf,  nahe  der  Strasse  Bülach- 
Winterthur,  3  km  so.  der  Station  Bülach  der  Linie  Zürich- 
Oülach-Schaffhausen  und  2,8  km  n.  Winkel.  29  Häuser, 
147  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Bülach. 

E8CHENM008  (Kt.  Appenzell  l.  R.,  Gem.  Oberegg). 
695  m.  Weiler,  700  m  nö.  Reute  und  6,5  km  sw.  über  der 
Station  Au  der  Linie  Rorschach  -  Sargans.  11  Häuser,  33 
kathol.  Ew.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft,  Stickerei  als 
Hausindustrie.  Kapelle. 

E8CHENTAQWEN  (Kt.  Glarus).  Kreis,  umfasst  die 
8.  Schwanden  am  linken  Ufer  der  Linth  gelegenen  Ort- 
schaften Nidfurn,  Leuggelbach,  Luchsin^^en  und  Adlen- 
bach.  Bis  zum  14.  Jahrhundert  eingeteilt  in  die  3  Tagwen 
(Burgergemeinden)  Obfum  (heute  verschwunden),  Nid- 
furn und  Haslen  :  dann  zu  Ende  des  14.  Jahrhunderts  zu 
einem  einzigen  Tagwen  vereinigt.  Der  Name  Eschen- 
tagwen  scheint  aber  erst  später  in  Gebrauch  gekommen 
zu  sein.  Heute  blosser  Wahllcreis,  der  die  Vormundschafts- 
behörde, den  Polizei  vorstand,  das  Friedensgericht  und 
die  Abgeordnelen  in  den  Land  rat  ernennt.  Im  Uebrigen 
sind  Luchsingen  -  Adlenbach,  Leuggelbach  und  Nidfurn 
drei  vollkommen  von  einander  getrennte  Gemeinden. 
Kirchgemeinden  Luchsingen  und  Schwanden.  Auf  Boden 
de«  loschen  tagwen  die  Stationen  Nidfurn  und  Luchsingen 
der  Linie  Zürich-Glarus-Linthal.  Vergl.  Heer,  Gottfried. 
Geschichte  des  Eschenfagwens  im  Jahrbuch  des  histor. 
Vereins  des  Kantons  Glarus.  Heft  27. 

ESCHENZ  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Steckborn).  420  m. 
Gem.  und  Dorf,  am  Austritt  des  Rhein  aus  dem  Unter- 
see, am  linken  Ufer  des  Flusses,  auf  den  letzten  n.  Aus- 
läufern des  Seerückens  und  2  km  so.  Stein.  Station  der 
Linie  Konstanz-Etzwilen-SchafThausen.  Postbureau,  Tele- 
graph, Telephon.  Gemeinde,  mit  Bomhausen,  Staad  und 


zahlreichen  Weilern  und  Höfen :  175  Häuser,  929  Ew., 
wovon  609  Katholiken  und  320  Reformierte;  Dorf:  148 


Eschenz  von  Weststkdwesten. 

Häuser,  740  Ew.  Eigene  katholische  Kirchgemeinde,  re- 
formierte Kirchgemeinde  Burg.  Sekundärschule.  Acker- 
bau, begünstigt  durch  die  geschützte  Lage  und  die  Frucht- 
barkeit des  Bodens.  Viele  Obstbäume,  etwas  Weinbau, 
Wiesenbau,  Schweinezucht,  Bienenstöcke.  Käserei.  Ein 
Teil  der  Bewohner  arbeitet  in  den  Fabriken  von  Stein. 
Viehzuchtgenossenschaft,  Genossenschaft  zur  Herstellung 
von  Kartofielsprit.  Leih-  und  Sparkasse.  Zu  Eschenz  ge- 
hören die  drei  kleinen  Werdinseln,  deren  ^sste  bewohnt 
ist  und  eine  schöne  Wallfahrtskapelle  tragt.  Hier  starb 
759  St.  Othmar,  Abt  von  St.  Gallen.  In  Eschenz  schönes 
Schulhaus,  schöne  neu  restaurierte  Kirche  mit  schlankem 
Turm  und  harmonischem  Geläute.  Hydrantenversorgung. 
Bei  der  St.  Othmarsinsel  eine  zur  Steinzeit  gegründete 
Pfahlbaustation,  die  bis  in  die  Bronzezeit  bestanden  hat. 
Andere  bei  Eschenz  gefundene  Bronzegegenstäode  stam- 
men vermutlich  aus  Gräbern.  Römische  Siedelung  mit 
Funden  von  Inschriften ;  kleines  römisches  Bauwerk  bei 
Grünegg ;  bei  Freudenfels  ein  römischer  Töpferofen.  Zahl- 
reiche Alemannengräber.  799:  Exsientia.  Schloss  Freu- 
denfels 1359  genannt ;  zuerst  Eigentum  des  Geschlechtes 
von  Hohenklingen,  dann  des  Hauses  Oesterreich,  1468 
von  diesem  dem  Spital  zu  Stein  gegeben  und  später  Be- 
sitz des  Klosters  Einsiedeln.  Enthielt  ein  aus  Holz  ge- 
schnitztes Marienbild  aus  dem  15.  Jahrhundert. 

E8CHERHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle). 
3080  m.  Schöner  Gipfel,  in  dem  vom  Oberaarhom  nach 
NO.  abgehenden  und  den  Oberaargletscher  vom  Unter- 
aargletscher trennenden  Kamm,  s.  über  dem  Unteraar- 
gletscher. Nach  dem  Geologen  Prof.  Arnold  Escher  von 
der  Linth  (f  1872)  benannt.  Leicht  zu  besteigen. 

E8CHERKANAL  (Kt.  Glarus).  S.  den  Art.  Linth- 

KANAL. 

E8CHERT,  deutsch  Escherz  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Münster).  595  m.  Gem.  und  Dorf,  im  Thal  von  Grand val, 
am  N.-Hang  des  Graitery  und  auf  einer  Anhöhe  s.  über 
dem  linken  Ufer  der  Raus ;  2,5  km  osö.  der  Station  Mün- 
ster der  Linie  Basel-Delsberg-Biel.  Postablage.  Gemeinde, 
mit  Sous  la  Rive:  46  Häuser,  295  Ew.,  wovon  226  Refor- 
mierte,150  Ew.  deutscher  und  140  französischer  Zunge ; 
Dorf  :  31  Häuser,  179  Ew.  Schule  französisch.  Kirchge- 
meinde Grandval.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Ehemals  Ab- 
bau von  Eisenerz.  Siedelung  stammt  aus  dem  12.  Jahr- 
hundert, zuerst  Escert  geschrieben.  Der  Name  offenbar 
vom  altfranzösischen  essert  =  deutschem  Rüti,  Reute. 

E8CHERT  (COMBE  D')  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Mün- 
ster). 1222  m.  Mergelige  Wiesen,  in  einem  von  Felsen 
umrahmten  Zirkus,  am  Hang  des  Graitery,  2  km  s.  über 
Eschert.  Bekannt  durch  die  in  den  Oxfordmergeln  vor- 
kommenden pyritischen  Fossilien  ;  fossilführende  Echi- 
nodermenbreccie,  mit  schönen  Seeigeln.  Die  Combe  d'E- 
schert  häufigen  Erdschlipfen  ausgesetzt,  die  dann  von 
Zeit  zu  Zeit  den  felsigen  Untergrund  biosiegen. 

E8CHI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen).  Gem.  u.  Dorf. 
S.  den  Art.  iEscHi. 

E8CHI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmenthai,  Gem. 
Boltigen).  895  m.  Dorf,  am  linken  Ufer  der  Simme  und 
2,5  km  sw.  der  Station  Boltigen  der  Simmenthalbahn.  50 


54 


ESC 


ESM 


Häuser,   224    reform.    Ew.   Wiesenbau   und   Viehzucht. 

E8-8CHIA  (FUORC1.A)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ma- 
loja).  3008  m.  Gletscherpass,  verbindet  den  zwischen  Piz 
Kesch  und  Piz  Val  Müra  gelegenen  £s-chiagletscher  mit 
dem  grossen  Poschabellagletscher  und  der  Keschhutte  des 
S.A.  C.  Fuhrt  wie  der  Sertigpass  von  Davos  ins  OberEn- 
gadin,  wird  aber  blos  von  Touristen  begangen,  die  damit 
zugleich  oft  noch  die  Besteigung  des  Piz  Kesch  verbin- 
den. 

E8-CHIA  (VAl.  u.  VADRET)  (Kt.  Graubunden,  Bez. 
Maloja)«  Kleines  Seitenthal  zum  Ober 
Engadin.;  steigt  in  zwei  Armen  vom  Piz 
Val  Mura  aus  ca.  2700  m  Höhe  nach 
S.  und  vom  Piz  Kesch  nach  SO.  ab  und 
mündet  bei  Madulein  (1680  m)  aus.  Im 
obern  Abschnitt  von  einem  Kranz  pracht- 
voller Hochgipfel  umrahmt,  so  dem 
hier  mit  mächtigen  Felswänden  nach 
S.  abfallenden  Piz  Kesch,  dem  Piz  Blai- 
sun,  Piz  Val  Müra  und  Piz  la  Virogla  — 
alle  mit  Firn  und  Eis  umpanzert.  Einen 
prächtii^en  Anblick  gewährt  auch  der 
etwas  niedrigere  Piz  Belvair.  Zwischen 
Piz  Kesch  und  Piz  Val  Müra  hängt  der 
Vadret  d'Es-chia  (Es-chiagletscher).  Das 
romanische  ch  wird  wie  ^t,  im  Oberlän- 
derdialekt wie  ig  ausgesprochen,  so  dass 
Es-chia  in  der  Aussprache  etwa  wie  Es- 
tia  lautet. 

E8CH1EQQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Ober  Simmenthai,  Gem.  Boltigen).  1110 
m.  Weiler,  an  der  Strasse  Bolti^en- 
Jaun  (Bellegarde),  an  einem  kleinen 
linksseitigen  Zufluss  zur  Simme  u.  4,5 
km  sw.  der  Station  Boltigen  der  Sim- 
menthalbahn.   11  Häuser,  51  reform.  Ew.   Alpwirtschaft. 

E8CHIEN8  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Gläne).  605  m.  Gem. 
und  Weiler,  am  linken  Ufer  der  Broye  und  1  km  s.  der 
Station  l^cublens  der  Linie  Lausanne -Payeme-Lyss.  16 
Häuser,  57  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Promasens.  Vieh- 
zucht und  Milchwirtschaft.  Getreidebau. 

E8CHIKOFEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Frauenfeld,  Gem. 
Hüttlingen).  415  m.  Kleines  Dorf,  nahe  dem  rechten  Ufer 
der  hier  von  einer  breiten  gedeckten  Eisenbahnbrucke 
überschrittenen  Thur,  an  der  Strasse  Frauenfeld  -  Wein- 
felden,  2  km  ö.  Hüttlingen  und  1,2  km  sw.  der  Station 
Müllheim  der  Linie  Winterthur-Frauenfeld-Romanshom. 
Postablage,  Telephon.  35  Häuser,  156  reform.  Ew.  Vieh- 
zucht und  Milchwirtschaft,  Bienenzucht,  etwas  Weinbau. 
Zementfabrik.  Geburtsort  von  Joh.  Jakob  Wehrli,  des 
verdienten  Schulmannes  und  1833-1852  Seminardirektors 
in  Kreuzungen.  878 :  Hassinchovarromarcha. 

E8CHIKON  (Kt.  Zürich,  Bez.  PfafTikon,  Gem.  Lindau). 
550  m.  Weiler,  1  km  nö.  Lindau  und  2  km  sw.  der  Station 
Kemptthal  der  Linie  Zürich  -  Winterlhur.  10  Häuser,  94 
reform.  Ew. 

E8CH1.EN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Simmenthai, 
Gem.  Erlenbach).  900  m.  Weiler,  am  N.-Hanff  des  Nieder 
Simmenthals  und  1,5  km  nw.  der  Station  Erlenbach  der 
Simmenthalbahn.  16  Häuser,  77  reform.  Ew. 

E8CHLEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Rorschach,  Gem.  Ror- 
schacherberg).  640  m.  Weiler,  am  N.-Hang  des  Ror- 
schacherbergs,  2  km  s.  über  Rorschach  und  2,5  km  so.  der 
Station  Goldbach  der  Linie  St.  Gallen-Rorschach.  Vieh- 
zucht. Stickerei. 

E8CHLI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun,  Gem.  Blumen- 
stein). 735  m.  Weiler,  am  linken  Ufer  des  Fallbaches, 
600  m  n.  der  Kirche  Blumenstein  und  4  km  s.  der  Station 
Burgistein- Watten wil  der  Gürbethalbahn.  18  Häuser,  94 
reform.  Ew.  Landwirtschaft.  Gipsmühle. 

ESCHLIKON  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Münchwilen,  Gem. 
Sirnach).  580  m.  Dorf,  am  S.-Hang  von  zwei  kleinen  An- 
höhen, an  der  Strasse  Winterthur-Wil-St.  Gallen  u.  2  km 
w.  Sirnach.  Station  der  Linie  Winterthur  -  St.  Gallen. 
Postbureau,  Telegraph,  Telephon ;  Postwagen  nach  Tur- 
benthal.  124  Häuser,  632  reform.  u.  kathol.  Ew.  Wiesen- 
und  Weinbau.  Viehzucht.  Käserei.  Stickerei-  und  Strick- 
waarenfabriken.  Zwei  Ziegeleien,  Druckerei,  mechanische 
Werkstätte.  Torfgruben.  Sekundärschule.  Spar- und  Leih- 
kasse, 1876  gegründet.  Schönes  Schulhaus. 


ESCHLIKON  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur,  Gem. 
Dinhard).  456  m.  Kleines  Dorf,  an  der  Strasse  Seuzach- 
Thalheim,  2  km  nw.  Dinhard  und  500  m  sw.  der  Station 
Thalheim  der  Linie  Winterthur^Etzwilen-Singen.  21  Häu- 
ser 135  reform«  Ew« 

E8CH01.ZMIATT  (Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuch).  854 
m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  auf  der  Wasserscheide  zwischen 
Grosser  und  Kleiner  Emme,  am  Fuss  der  Beichlen.  an 
der  Strasse  Luzern-Langnau.  Station  der  Linie  Bera-Lu- 
zern.   Postbureau,  Telegraph,  Telephon.   Gemeinde,  mit 


Esoholzmatt  von  Südwesten. 

Eischachen  (Hinter  und  Vorder  Hilferen.  Obacher),  W^eiss- 
emmen,  Glichenberg,  Lehn,  Vordergraben,  Wiggen  und 
Schnerlen  :  485  Häuser,  3127  Ew.,  wovon  2770  Katholiken 
und  357  Reformierte ;  Dorf:  25  Häuser,  365  Ew.  Ackerbau 
und  Viehzucht.  Fabrikation  von  Kaschmirtuch,  Licjueur 
und  Zuckerwaaren.  Heimat  von  Christian  Schibi,  des 
Führers  im  Bauernkrieg  von  165B.  Man  plant,  ihm  hipr 
ein  Denkmal  zu  errichten.  1240:  Aesholtismate ;  1306: 
Escholzmatte.  Seit  einigen  Jahren  hat  sich  Escholzmatt 
zur  Sommerfrische  entwickelt. 

ESEL  (KtObwalden). 2122m.  Hauptgipfeides  Pilatus. 
S.  den  Art.  Pilatus. 

ESEL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Borgen,  Gem.  Richterswil). 
592  m.  Weiler,  nahe  der  Grenze  geeen  den  Kt.  Schwyz; 
1,5  km  sw.  über  Richterswil  und  1,2  km  n.  der  Station 
Samstagern  der  Linie  Wädenswil-Einsiedeln.  12  Häuser, 
40  reform.  Ew. 

ESELFURQQE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  Ca.  2400  m. 
Passübergang,  zwischen  Seilerrichte  (2589  m)  u.  Furme- 
lengrat  (2487  m),  in  der  vom  Weissmies  nach  ONO.  ab- 
zweigenden und  das  Z wisch bergenthal  oder  Val  Vaira  vom 
Laquinthal  trennenden  Kette. 

ESELQRAT,  französisch  SuR  TAne  (Kt.  Bern  und 
Waadt).  1904  m.  Jurassischer  und  triasischer  Felsgrat, 
auf  der  Grenze  zwischen  den  Kantonen  Bern  und  Waadt, 
zwischen  Wildenboden  (1654  m)  und  der  Gruppe  der 
Gummfluh. 

ESEN  (PIZ  D')  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn).  3130  m. 
Schönster  Gipfel  in  der  das  mittlere  Engadin  auf  der 
rechten  Seite  begleitenden  Kette,  stolze  und  kühne  Pyra- 
mide, besonders  schön  von  W.  und  NW.  aus  gesehen. 
Direkt  w.  vom  Piz  Quater  Vals  und  6  km  über  Scanfs. 
Trotz  seiner  schönen  Lage  und  Aussicht  nur  wenig  be- 
sucht, da  seine  Besteigung  von  allen  Seiten  her  lang  und 
mühsam  ist.  Am  bequemsten  ist  noch  der  Zugang  vom 
Val  Tantermuozza  aus  über  sehr  steile  Felshalden  und 
den  kleinen  Gletscher  am  NO.-Hang.  Der  Gipfel  besteht 
aus  Hauptdolomit,  unter  dem  die  nach  ihren  verschiede- 
nen Farnen  schon  von  weither  unterscheidbaren  einzel 
nen  Triasschichten  anstehen. 

ESMONTS  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Gläne).  82()  m.  Gem. 
und  Dorf,  4  km  sw.  der  Station  Siviriez  der  Linie  Bern- 
Freiburg-Lausanne.  Telephon.  32  Häuser,  168  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Ursy.  Gemüse-  u.  Getreidebau.  Viehzucht 
und  Milchwirtschaft  (Molkerei). 


ESP 


ESS 


55 


E8PEL,  ESPEN,  E8PI.  Ortsnamen  der  deutschen 
Schweiz ;  nach  der  Espe  {Popultis  tremula)  so  benannt. 

E8PEL  (Kt.  St  Gallen,  Bez.  und  Gem.  Gossau).  622  m. 
Zwei  Häuser^  am  linken  Ufer  des  Kellenbaches  u.  2,5  km 
sw.  der  Station  Gossau  der  Linie  Winterthur-St.  Gallen. 
52  kathol.  Ew.  Waisen-  und  Armenhaus  der  Gemeinde 
Gossau. 

E8PE1.  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggenburg,  Gem. 
Alt  St.  Johann).  910  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am  rechten 
Ufer  der  Thur,  gegenüber  der  Kirche  von  Alt  St.  Johann 
und  17  km  so.  der  Station  Ebnat  der  Toggenburgerbahn. 
27  kathol.  und  reform.  Ew.  Viehzucht. 

ESPEN  und  ESPENMOOS  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  u. 
Gem.  Tablat).  670  m.  Zwei  Gruppen  von  zusammen  13 
Häusern,  über  dem  linken  Steilufer  der  Steinach,  an  der 
Strasse  St.  Gallen- Wittenbach  und  1  km  n.  der  Station 
St.  Fiden  der  Linie  St.  Gallen-Rorschach.  156  kathol.  und 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  St.  Gallen.  In  Espenmoos 
grosse  Ziegelei. 

ESPI  (Kt.  Thurgau,  Bez.  und  Gem.  Frauenfeld).  417  m. 
Gruppe  von  6  Häusern,  am  rechten  Ufer  der  Murg,  an  der 
Strasse  Frauen feld-Wil ;  1,2  km  w.  Hüben  und  1,4  km 
s.  Frauenfeld.  23  reform.  Ew.  Wiesen-,  Wein-  u.  Obstbau. 
Wirtshaus,  im  Sommer  von  Spaziergängern  aus  Frauen- 
feld gerne  besucht. 

ESSERSWIl.  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem.  Rog^- 
wil).  476  m.  Weiler,  5  km  sw.  der  Station  Arbon  der  Linie 
Rorschach-Romanshorn  und  1,5  km  w.  Roggwil.  10  Häu- 
ser, 56  zur  Mehrzahl  reform.  Ew.  Ackerbau,  Viehzucht  u. 
Milchwirtschaft. 

ESSERT,  auch  ESCHERT,  ESSERTES,  ES- 
8ERTINES,  ESSERTONS.  In  der  französischen 
Schweiz  häufige  Ortsnamen,  vom  altfranzösischen  essert 
(dem  lateinischen  exsartuni) ;  bezeichnet  ein  (durch 
Feuer)  urbar  gemachtes  Stück  Land  und  entspricht  dem 
deutschen  Rüti,  Reute  etc. 

ESSERT,  deutsch  Ried  (Kt.  Freibur^,  Bez.  Saane). 
823  m.  Gem.  und  Dorf,  am  Fuss  des  Cousimbert ;  1,9  km 
sw.  Praroman  und  11,3  km  so.  vom  Bahnhof  Freiburg. 
35  Häuser,  171  kathol.  Ew.  französischer  Zunge.   Kirch- 

Semeinde  Treyvaux.  Viehzucht  u.  Milchwirtschaft.  Stroh- 
echterei.  St.  Anna,  St.  Fabian  und  Sebastian  Kapelle. 
Auf  einer  kleinen  Anhöhe  mit  prachtvoller  Aussicht  auf 
das  Freiburger  und  Berner  Sensethal  ein  sehenswertes 
Feudalschloss,  Chäteau  de  la  Riederaz  genannt,  eine  kleine 
Kapelle  und  schönes  neues  Schulhaus. 

ESSERT  (A  1.'  oder  EN  1.')  (Kt.  Wallis,  Bez.  Mon- 
they.  Gem.  St.  Gingolph).  451  m.  4-5  Häuser,  auf  Wald- 
lichtungen der  untersten  Terrassen  des  Grammonthanges 
und  am  Fuss  der  Felswände  der  Parblanches  zerstreut  ge- 
legen, 2  km  ö.  St.  Gingolph-Suisse  und  1  km  w.  der  Sta- 
tion Le  Bouveret  der  Linie  St.  Maurice-£vian.  16  kathol. 
Ew. 

ESSERT  (PLAN  D')  [Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem. 
Ollon).  682  m.  Weiler,  700  m  nö.  OUon,  an  der 
Strasse  Ollon- Panex   und  4,5  km  so.  der  Station 
Aigle  der  Simplonbahn.  10  Häuser,  49  reform.  Ew. 
Waldwirtschaft.  Viehzucht. 

ESSERT  FALUON  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frei- 
bergen, Gem.  Les  £piquerez).  738  m.  Gruppe  von  4 
Häusern,  am  S.-Hang  des  Glos  du  Doubs,  an  der 
Strasse  Les  £piquerez-Soubey  und  1,5  km  so.  Les 
Epiquerez.  31  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 
Anstehend  unteres  Callovien  mit  Trigonia  supraba- 
thonica, 

ESSERT  PITTET  (Kt.  Waadt,  Bez.  Yverdon). 
450  m.  Gem.  und  kleines  Dorf,  am  O.-Rand  der  Or- 
besümpfe  und  am  W.-Fuss  des  Joratberglandes,  an 
der  Strasse  La  Sarraz-Chavornay-Yverdon ;  7,2  km 
sw.  Yverdon  und  2,3  km  nnw.  der  Station  Chavor- 
nay  der  Linie  Lausanne-Neuenburg.  Postablage.  19 
Häuser,  123  reform.  Ew.  Kirchgem.  Ependes.  Acker- 
uDd  etwas  Weinbau.  Bruch  auf  bituminösen  Kalk- 
stein. Gehörte  vor  1253  zur  Herrschaft  Belmont,  kam 
dann  an  Gauthier  de  Montfaucon,  Herrn  von  fichal- 
lens  und  bildete  im  15.  Jahrhundert  eine  eigene 
kleine  Herrschaft,  die  1573  von  dem  aus  Lothringen 
stammenden  Ritter  Nikolaus  von  Hennezel  angekauft 
wurde.  Blieb  bis  zum  Ende  des  18.  Jahrhunderts  im 
Besitz  von  dessen  Nachkommen.  Hier  ging  die  Römer- 


strasse Entreroches-Eburodunum  (Yverdon)  vorbei;  rö- 
mische Ziegel  u.  Ueberreste  römischer  Bauwerke. 

ESSERT  SOUS  CHAMPVENT  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Yverdon).  480  m.  Gem.  und  kleinesDorf,  nahe  dem  Jura- 
fuss  und  dem  rechten  Ufer  der  Brinaz,  an  der  Strasse 
Yverdon- Sainte  Croix  und  4,2  km  wnw.  Yverdon.  Station 
der  Linie  Yverdon  -  Sainte  Croix.  18  Häuser,  114  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  Champvent.  Ackere  und  etwas  Wein- 
bau. Gehörte  zur  Zeit  der  Hemer  Oberhoheit  zur  Herr- 
schaft Montagny  und  war  zu  Ende  des  18.  Jahrhunderts 
eigene  Herrschaft  im  Besitz  der  Familie  Jeanneret  aus 
Grandson.  Römische  Niederlassung  mit  Funden  von  Mar- 
morgegenständen. 

ESSERTCHEVALIER  (BOIS  D*)  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Nyon,  Gem.  Bassins).  13C0-1000  m.  Wald,  am  SO.-Hang 
des  s.  Jura,  n.  Arzier  und  3,5  km  nw.  Bassins. 

ESSERTQI1.LOD  (Kt. Waadt, Bez.  Aigle,  Gem.Ollon). 
Weiler.  S.  den  Art.  Exergillod. 

ESSERTES  (Kt.  Waadt,  Bez.  Oron).  737  m.  Gem. 
und  Dorf,  auf  einem  Rücken  des  Jorat,  über  dem  linken 
Ufer  des  Grenet  und  nahe  dessen  Mündung  in  die  Broye, 
an  der  Strasse  Lausanne-Oron  und  nahe  der  Strasse  Ve- 
vey-Moudon,  3  km  wsw.  Oron  la  Ville  und  2,4  km  wsw. 
der  Station  Chätillens  der  Linie  Lausanne-Payeme-Lyss. 
Telephon.  35  Häuser,  162  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Oron.  Landwirtschaft.  Von  der  Mitte  des  12.  Jahrhunderts 
an  bis  zur  Reformation  Eigentum  der  nahe  gelegenen 
Abtei  Le  Haut  Cröt. 

ESSERTINE  (Kt.Genf,  Rechtes  Ufer,  Gem.  Dardagny). 
458  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  auf  einem  Hans;  über  dem 
rechten  Ufer  der  London,  12  km  w.  Genf  und  S  km  n.  der 
Station  La  Plaine  der  Linie  Genf-  Bellegarde.  Telephon. 
25  reform.  Ew.  Weinbau. 

ESSERTINES  (Kt.  Waadt,  Bez.  £challens).  595  m. 
Gem.  und  Dorf,  auf  einer  Hochfläche  im  nw.  Jorat,  nahe 
dem  rechten  Ufer  des  Buron,  an  den  Strassen  Lausanne- 
Yverdon  und  von  Corcelles  sur  Chavornay  nach  Donneloye 
und  Bercher ;  8,5  km  n.  £challens ;  7,2  km  s.  Yverdon 
und  5,5  km  ö.  der  Station  Chavornayder  Linie  Lausanne- 
Neuenburg.  Postbureau,  Telegraph, Telephon:  Postwagen 
Echallens  -  Yverdon.  Gemeinde,  die  Weiler  La  RobelTaz, 
Nonfoux  und  £pautheyres  inbegriflen :  132  Häuser,  672 
reform.  Ew. ;  Dorf:  74  Häuser,  380  Ew.  Kirchgemeinde 
Vuarrens  (excl.  Epautheyres).  Landwirtschaft.  Säge.  N. 
vom  Dorf,  an  der  Stelle  der  heutigen  Kirche,  stanif  einst 
eine  alte  Burg,  die  von  den  Eidgenossen  gleich  bei  Bennn 
der  Burgunderkriege  zerstört  worden  ist.  Kirche  1702  er^ 
baut :  ihr  Turm  soll  noch  ein  Ueberrest  der  Burg  sein. 
Das  Stift  Notre  Dame  zu  Lausanne  besass  seit  dem  12. 
Jahrhundert  das  Eigentumsrecht  auf  die  Bodenerzeug- 
nisse von  Essertines  und  der  umliegenden  Siedelungen, 
die  zusammen  ein  bedeutendes  Mandament  bildeten.  Eine 
Reihe  von  Streitigkeiten  mit  den  in  der  Nähe  sitzenden 
Herren  von  Belmont  endeten  meist  zu  Gunsten  des  Stifts. 


Kirche  von)  Essertines. 

Seit  dem  12.  Jahrhundert  taucht  ein  Feudal^eschlecht 
derer  von  Essertines  auf.  Zur  Zeit  der  Reformation  haben 
sich  hier  aus  ihrer  Heimat  vertriebene  Waldenser  ange- 


56 


ESS 


EST 


siedelt.  Beim  Dorf  und  bei  den  Weilern  Nonfoux  u.  £pau- 
theyres  hat  man  1826  Ueberreste  aus  der  Römerzeit  (Spu- 
ren   von     Bauwerken,     Säulenschäfte, 
Münzen  etc.)  aufgedeckt. 

E88ERTINE8  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Rolle).  790  m.  Gem.  und  Dorf,  auf  dem 
Plateau  über  dem  Weinbaubezirk  der 
Cote,  4  km  nnw.  Rolle,  2  km  s.  Gimel 
und  500  m  w.  der  Station  Le  Pontet 
der  Strassenbahn  Rolle-Gimel.  Postab- 
lage, Telephon.  Gemeinde  (zum  gröss- 
ten  Teil  auf  dem  Plateau  gelegen)  mit 
den  Weilern  Le  Pontet,  Chätel,  Bu- 
gnaux  und  Chatagn^r^az :  79  Häuser,  453 
reform.  Ew.;  Dorf:  26  Häuser,  162  Ew. 
Kirchgemeinden  Gimel  u.  Rolle.  Acker- 
und  Weinbau.  Einst  Teil  der  Herrschaft 
Mont  le  Vieux,  deren  Schloss  über  Bu- 
gnaux  stand,  später  bei  der  Teilung  der 
Herrschaft  Rolle  zerstückelt.  1784  grosse 
Feuersbrunst. 

ESSERTINE8  (QRAND  BOI8 
D')  (Kt.  Waadt,  Bez.  fichallens.  Gem. 
Essertines).  695  m.  Wald,  3  km  lang, 
auf  dem  Rücken  zwischen  dem  Buron 
und  Sauteruz,  Fortsetzung  des  w.  Vuar- 
rens  gelegenen  Waldes;  1,7  km  ö.  vom 
Dorf  Essertines. 

E88ERT8  (Kt.  Freiburg,  Bez.  See).  Gem.  und  Dorf. 
S.  den  Art.  Wallenried. 

ES8ERT8  (Kt.  Genf,  Linkes  Ufer,  Gem.  Meinier). 
442  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  nahe  den  grossen  Mooren 
von  Rouelbeau  und  La  Pallanierie,  8  km  nö.  Genf  und 
500  m  von  einer  Haltestelle  der  elektrischen  Strassenbahn 
Genf-Douvaine.  41  kathol.  Ew. 

E88ERT8  (1.E8)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Freibergen, 
Gem.  Le  Noirmont).  1000  m.  Gruppe  von  6  Bauernhöfen, 
n.  der  Torfmoore  von  Chantereme,  an  der  Strasse  Le 
Noirmont-Les  Bois  und  1,8  km  sw.  Le  Noirmont.  49  ka- 
thol. Ew.  Viehzucht. 

E88ERT8  (1.E8)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Ley- 
sin).  1340  m.  Hütten,  zur  Mehrzahl  nur  periodisch  be- 
wohnt, längs  der  Strasse  von  der  Station  Leysin  (Hotel- 
Quartier)  zur  Montagne  du  Cerf  und  zum  Col  de  la  Pierre 
du  Mouelle.  Unterscnieden  als  Les  Esserts  Decex,  Esserts 
Delex  und  Esserts  d'Amont.  Alpwirtschaft. 

E88ERT8  (LE8)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Or- 
mont  Dessus).  1270  m.  Hütten,  auf  den  Höhen  über  dem 
linken  Ufer  der  Grande  Eau  zerstreut  gelegen,  etwas 
oberhalb  des  Weges  Ormont  Dessus-La  Forclaz;  2  km  ö. 
La  Forclaz.  Wird  einst  von  der  geplanten  Strasse  Ormont 
Dessus  (Le  Ros^)-La  Forclaz  geschnitten  werden. 

ESSERTS  (LES)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Lausanne,  Gem. 
Epalinges).  812  m.  Häuser,  auf  geneigter  Terrasse  1  km 
vom  Dorf  Epalinges  zerstreut  gelegen  und  von  Wald  um- 
geben. 

ESSERTS  (8UR  LES)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Veveyse, 
Gem.  Bouloz).  875  m.  Weiler,  400  m  w.  Bouloz  und  3  km 
so.  der  Station  Vauderens  der  Linie  Bern -Freiburg- Lau- 
sanne. 10  Häuser,  45  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Porsel. 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 

ESSERTS  D'ILLES  DU  HAUT  und  DU  BAS 
(LES)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Freibergen,  Gem.  Les  Bois). 
720  und  657  m.  Zwei  Meierhöfe,  auf  den  sonnenreichen 
Wiesenflächen  nw.  über  der  Schlucht  des  Doubs  bei 
Biaufond.  Ein  schlecht  unterhaltener  Fussweg  von  1,5  km 
Länge  verbindet  Biaufond  und  Les  Esserts  d'Illes  mit  dem 
Restaurant  du  Refrain  am  Doubs.  Schönes  Ausflugsziel. 

ESSERZE  (CR^TE  D')  (Kt.  Wallis,  Bez.  Conthey). 
Ca.  2550  m.  Rasenbestandener  Kamm  zwischen  dem  Mon- 
Rouge  und  dem  Greppon  ßlanc  und  zwischen  den  Thät 
lern  von  Her^mence  und  Nendaz.  Hier  entspringt  der 
zur  Dixence  gehende  Wildbach  Le  Mayen. 

ESSET8  (COL  DES)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  2039 
m.  Passubergang,  zwischen  dem  Vallon  de  l'Avare  und 
der  Alpweide  Anzeindaz ;  verbindet  Les  Plans  de  Fre- 
nieres  mit  Anzeindaz  in  4  Stunden ;  in  der  schönen 
Jahreszeit  ziemlich  stark  begangen.  Von  der  Passhöhe 
aus  schöner  Ueberblick  über  die  Hochfläche  von  Anzein- 
daz und  die  Diablerets,  sowie  auf  die  Kette  der  Argentine 


im  W.  und  das  Sammelgebiet  des  Paneyrossazgletschers 
im  0.  Am  Hang  gegen  den  Vallon  de  l'Avare  eine  Schäfer- 


Der  Col  den  Kssets  (mit  der  Dent  du  Midi  im  Hintergrund). 

hütte.  Die  Weideplätze  der  benachbarten  Felsgebiete  wer- 
den an  italienische  Hirten  verpachtet,  die  zahlreiche 
Schafe  hierher  zu  bringen  pflegen.  N.  vom  Pass  im  Num- 
mulitenkalk  reiche  Fundstelle  von  Fossilien. 

ES8ETTES  (CHAINON  DES)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Entremont).  Kleine  Hochgebirgskette,  zweigt  von  dem  der 
Gruppe  von  Saleinaz  angehörenden  und  zwischen  den 
Gletschern  Saleinaz  und  La  Neuva  sich  erhebenden  Grand 
Darrei  nach  SO.  ab  und  trennt  die  Gletscher  Trouss  Bouc 
und  La  Neuva  von  einander.  Zieht  über  die  Einschartung 
des  Col  Sup^rieur  des  Essettes  (ca.  3130  m ;  3  Stunden  s. 
über  der  Saleinazhütte)  zum  Punkt  3155  m  und  bildet 
von  da  an  einen  Felskamm  bis  zum  Punkt  3050  m,  über 
den  sie  mit  den  Poinles  des  Six  Neirs  zusammenhängt. 

E8SINQES  (LES)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Broye,  Gem. 
Surpierre).  630  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  400  m  sw. 
Surpierre  und  1,2  km  nw.  der  Station  Henniez  der  Linie 
Lausanne-Payerne-Lyss.  15  kathol.  Ew.  Viehzucht,  Ge- 
treidebau. 

ESSLINGEN  (Kt  Zürich,  Bez.  Uster,  Gem.  Egg). 
479  m.  Dorf,  an  der  Kreuzung  der  Strassen  Stäfa  -  Uster 
und  Gröningen-Egg,  5  km  n.  der  Station  Stäfa  der  rechts- 
ufrigen Zürichseebahn  (Zürich  -  Meilen  -  RapperswiJ)  und 
2.1  km  8Ö.  Egg.  Postbureaii,  Telephon ;  Postwagen  Uster- 
Stäfa.  44 Häuser,  210  reform.  Ew.  Landwirtschaft.  Käserei. 
Seidenindustrie.  854 :  Ezcilinga ;  877  :  Escelinau  ;  972  : 
Ezzilinga. 

ESSLINGEN  (NIEDER)  (Kt.  Zürich,  Bez.  Uster, 
Gem.  Egg).  475  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  des  Liebur- 
gerbaches;  2,4  km  so.  Egg,  500  m  nö.  Esslingen  und  5,5 
km  n.  der  Station  Stäfa  der  rechtsufrigen  Zürichseebahn 
(Zürich-Meilen-Rapperswil).  10  Häuser,  44  reform.  Ew. 

ES8UYERS  (LES)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem. 
Bex).  1499  m.  Hütten  und  Alpweiden,  mit  Tannengruppen 
bestanden,  an  den  von  Les  Plans  de  Frenieres  zur  T^te  ä 
Bosset  (Teil  des  Grates  von  Bovonnaz)  ansteigenden  Hän- 
gen ;  1  Stunde  über  Les  Plans  de  Fi^enieres. 

EST  (CIME  DE  L')  (Kt.  Wallis,  hez.  St.  Maurice). 
Gipfel.  S.  den  Art.  Midi  (Dent  du). 

ESTAVANNENS  (DESSOUS  und  DESSUS)  (Kt. 
Freiburg,  Bez.  Greierz).  770  und  805  m.  Zivil-  und  Kirch- 
gemeinde, am  rechten  Ufer  der  Saane  und  7  km  so.  der 
Station  Bulle  der  Linie  Bulle  -  Romont.  Telephon.  Zwei 
500  m  von  einander  entfernt  gelegene  Dörfer:  Estavan- 
I  nens  Dessus  auf  einer  Anhöhe  und  Estavannens  Dessous 
im  Thalboden,  zusammen  55  Häuser,  258  kathol.  Ew. 
Viehzucht  und  Milch  wirtschalt,  eine  Molkerei.  Slrohflech- 
terei.  Sägen.  Schöne  Wiesen,  mit  zahlreichen  Obst-  (be- 
sonders Pnaumen-)bäumen  bestanden.  Oestl.  über  den 
Dörfern  die  Dent  de  Bourgoz  (1905  m)  und  der  Gros  Mer- 
laz  (1907  m).  Pfarrkirche  Sainle  Marie  Madeleine.  Eiserne 
Brücke  über  die  Saane,  1868  erbaut.    Früher  kirchlich 


EST 


EST 


57 


der  Propstei  Broc  zugeteilt,  seit  1578  eigene  Kirchge- 
meinde. 

E8TAVAYER  LE  QIBLOUX  oder  ESTAVAYER 

EN  OGOZ,  deutsch  Stäffis  am  Gibel  (Kt.  Freiburg, 
Bez.  Saane).  705  m.  Gem.  und  Dorf,  am  Gl^bes  und  am 
N.-Hang  des  Mont  Gibloux,  4  km  s.  der  Station  Gottens 
der  Linie  Bern-Freibur^Lausanne.  Postablage,  Telephon. 
40  Häuser,  260  kathol.  Ew.  Gemeinsame  Kirchgemeinde 
mit  Rueyres,  Saint  Laurent,  Viliarsel  le  Gibloux  und  Vil- 
larlod.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft,  Getreidebau,  Holz- 
handel. Sage.  Molkerei.  Pfarrkirche  zu  St.  Clement,  1847 
ffeweiht.  Sehr  alte  Kirchgemeinde.  Am  ganzen  W.- 
Hang des  Mont  Gibloux  zahlreiche  Ueberreste  aus  Vorge- 
schichte, Römerzeit  und  Mittelalter ;  bei  der  Kirche  von 
Estavayer  hat  man  den  Unterbau  von  römischem  Mauer- 
werk biofigelegt.  In  der  Gegend  viele  in  architektonischer 
Hinsicht  besonders  merkwürdige  Häuser  aus  dem  15.  und 
16.  Jahrhundert.  Die  Landschaft  um  Estavayer  weist  mit 
ihren  dunkelbewaldeten  Berghängen  einen  strengen  Cha- 
rakter auf.  Von  den  benachbarten  Höhen  schöne  Aussicht. 
Viele  vereinzelte  Häusergruppen,  wie  z.  B.  Les  Planchet- 
te«,  Praz  Miaux,  Le  Vivier,  Les  Errouvenoux,  Le  Charmet, 
Le  Pr^  de  la  Cure,  Le  Praz  de  TEpenaz,  Sur  les  Cotes  u. 
Masagne.  1163:  Stavaiel;  1227:  Staviolum  sub  Jublor; 
1328:  Stavayer  lo  Jublour;  1513  :  Estavayer  le  Gibliauz. 
ESTAVAYER  LE  LAC,  deutsch  StAfhs  AM  See 
(Kl.  Freiburg,  Bez.  Broye). 
Oberstadt  464,  Unterstadt 
437  m.  Hauptort  des  Bezir- 
kes Broye,  25  km  wnw.  Frei- 
burg. Reizende  kleine  Stadt, 
am  rechten  Ufer  des  Neuen- 
burgersees  '  in  fruchtbarer 
und  gut  angebauter  Gegend  malerisch 
gelegen.  Station  der  Linie  Freiburg - 
Payerne  -  Vverdon ;  Dampfboote  nach 
Neuenburg  und  den  übrigen  Ortschaf- 
ten am  See.  Postbureau,  Telegraph,  Te- 
lephon; Postwagen  nach  Prahins  und 
Avenches.  Gemeinde,  mit  Vers  la  Gare : 
%2  Häuser,  1636  kathol.  Ew.;  Stadt: 
237  Häuser,  1511  Ew.  Hauptbeschäfti- 
gung der  Bewohner  ist  Lanawirtschaft, 
doch  entwickeln  sich  auch  Handel  und 
Industrie  immer  mehr.  Eine  Zigarren- 
und  Tabakfabrik,  Glockenffiesserei,  zahl- 
reiche Bau-  und  Möbelschreinereien,  Schlosser-  und 
Steinhauerwerkstätten,  Mühlen  und  Sägen,  eine  Buch- 
druckerei (druckt  drei  Zeitungen).  Sekundärschule,  zahl- 
reiche Primarschulklassen,  eme  reformierte  Schule,  Pen- 
sionnate  für  junge  Leute  beider  Geschlechter,  mehrere 
Leihkassen.  Gesang-,  Musik-,  Schiess-  und  Turnvereine, 
gemeinnützige  Gesellschaften,  landwirtschaftliche  Genos- 
senschaften. Im  ehemalif^en  Jesuitenpensionnat,  dessen 
Kirche  heute  dem  reformierten  Gottesdienst  eingeräumt 
ist,  der  Bezirksspital  der  Broye  (dessen  Gründung  haupt- 
sächlich dem  Pfarrer  Guinard  von  Belfaux  zu  verdanken 
ist).  Wasserversorgunj^  (Quellfassuneen  auf  den  Höhen 
von  Chätillon).  Das  Stadtchen  hat  sich  seinen  mittelalter- 
lichen Charakter  noch  wohl  bewahrt :  alte  Türme,  Lauben- 
gänge und  Tore  mit  Wappenschilden.  Auch  die  Ring- 
mauer ist  noch  erhalten.  Zahlreiche  Neu-  und  Umbauten 
geben  dem  Ort  aber  allmählig  doch  einen  modernen  An- 
strich :  Umbau  der  Pfarrkirche,  Vergrösserung  des  Be- 
zirksspitals, neues  Schulhaus,  Po8tgebäude,Kasino-Theater 
etc.  Früher  wurden  die  Häuser  der  Unterstadt  und  der 
Fussdes  Steilufers,  das  den  alten  Burgturm  trägt,  noch  di- 
rekt von  den  Wellen  des  Sees  bespühlt ;  seit  der  Durch- 
führung der  Juragewässerkorrektion  ist  aber  der  Seespicgel 
derart  gesunken,  dass  der  ehemalige  Hafenplatz  unbrauch- 
bar geworden  ist  und  durch  einen  neuen,  am  Aussenende 
eines  langen  Hafendammes  gelegenen  Landungs  platz  hat 
ersetzt  werden  müssen.  Der  trocken  gelegte  breite  Strand 
ist  seither  mit  Bäumen  und  Sträuchern  (Weiden.  Erlen, 
Birken)  bepflanzt  worden  ;  auf  ihm  liegen  zahlreiche  erra- 
tische Blöcke.  Mehrere  Pfahlbaustationen  aus  der  Eisen- 
und  Bronzezeit,  mit  reicher  Ausbeute  an  Fundgegenstun- 
den. Einige  römische  Altertümer.  Zur  Bronzezeit  muss 
hier  eine  Werkstätte  zur  Herstellung  von  Fibeln  und 
Schmuckgegenständen  für  Frauen  bestanden  haben. 


Einige  der  Bauwerke  der  Stadt  sind  besonderer  Erwäh- 
nung wert.  Die  Pfarrkirche  zu  St.  Laurent,  Ende  des  14. 
Jahrnunderts  erbaut,  mit  schöner  Aussentreppe,  schönem 
Kirchturm  und  einigen  Glockentürmchen;  prächtiger 
Hauptaltar,  bemerkenswerte  Malereien,  schmiedeeisernes 
Gitter,  Kirchenstühle  aus  1522,  altertümliche  Kelche  üpd 
Antipnonarien ;  Orgel  von  Aloys  Mooser.  Während  früher 
die  Kirchlichen  Funktionen  von  14  Geistlichen  besorgt 
wurden,  amten  heute  nur  noch  deren  vier.  —  Nahe  der 
Kirche  die  Place  de  Moudon,  eine  von  einer  alten  Linde 
beschattete  Terrasse  mit  prachtvoller  Aussicht  auf  den 
Neuenburgersee,  das  Neuenburger  Ufer  und  den  Jura. 
Hier  versammelten  sich  einst  an  schönen  Sommer-  und 
Herbstabenden  die  Bürger  des  Städtchens,  um  ihre  Hei- 
matslieder zu  singen  und  nach  einer  originellen  Melodie 
ihre  Rundtänze  (coraules)  zu  tanzen.  —  Die  alte  Bur^,  be- 
merkenswert sowohl  durch  ihre  Lage  auf  dem  Steilufer 
über  dem  See  als  auch  durch  ihre  massive  viereckige 
Bauart,  ihre  Gräben,  Mauern,  Türme  und  doppelten  Um- 
fassungsmauern. Der  Burgturm  ist  etwa  45  m  hoch  ;  von 
ihm  aus  ausgedehnte  Fernsicht.  Daneben  der  der  Stadt 
zugekehrte  viereckige  Turm  Jaquemart.  Heute  ist  die 
Burg  Sitz  der  Bezirksbehörden. — Das  Dominikanerinnen- 
kloster, in  dessen  Chor  Guillaume  d*Estavayer  (f  20.  Ok- 
tober 1326),  Chorherr  zu  Lausanne  und  Archidiakon  von 
Lincoln  in  England,  ruht,  ein  Hauptgönner  des  Klosters, 


Estavayer,  vom  Neuenburgersee  aus. 

dem  er  sein  am  neuen  Stadtgraben  gelegenes  Haus 
schenkte;  andere  Förderer  des  Klosters  waren  die  Her- 
ren von  Estavayer,  Billens,  La  Moliöre,  Neuchätel-Gorgier, 
Fögely,  Affry  und  Forel,  sowie  Frau  La  Poype  etc.  Die  aus 
der  Gebend  von  Lausanne  gekommenen  Dominikaner- 
innen Iiessen  sich  ums  Jahr  1316  in  Estavayer  nieder ;  zwei 
Flügel  des  baufällig  gewordenen  Klosters  wurden  1687,  der 
dritte  1735  neu  aufgebaut.  Die  aus  dem  Jahr  1319  stam- 
mende Klosterkirche  mit  Ausnahme  des  um  1440  von  dem 
hier  begrabenen  Humbert  von  Savoyen  {f  1443)  errichte- 
ten Chores  und  der  Rosen k ran zkapelle  umgebaut  und  am 
29.  September  1699  neu  geweiht.  Das  Kloster  1848  auf  den 
Aussterbeetat  gesetzt,  aber  1857  wieder  in  seine  vollen 
Rechte  eingesetzt.  Auch  andere  religiöse  Gemeinschaften 
hatten  sich  zeitweilig  in  Estavayer  niedergelassen.  Die 
Inquisitoren  erschienen  1685,  die  Minoriten  zu  Beginn 
des  17.  Jahrhunderts,  Ursulinerinnen  wohnten  hier  1637 
bis  1677,  1747  gründeten  Schwestern  vom  Orden  Herz 
Jesu  (Sacrö  Coeur)  hier  ein  Kloster,  zu  Beginn  des  19. 
Jahrhunderts  tauchten  die  Brüder  vom  christlichen  Glau- 
ben auf,  Trappisten  und  bald  nachher  auch  Li^uorianer 
eröffneten  Scnulen.  Der  Grosse  Rat  erlaubte  mit  seinem 
Beschluss  vom  10.  Januar  1826  den  Jesuiten  zu  Brig,  ihr 
Noviziat  hierher  zu  versetzen  (seit  1848  wieder  aufgeho- 
ben). Die  Kapelle  von  Rivaz  (Notre  Dame  de  Consolation 
et  Sainte  Marguerite),  in  der  einige  Glieder  des  Geschlech- 
tes von  Neuchätel-Gorgier  ruhen,  im  15.  Jahrhundert  von 
Jacques  Catelan  gestiftet  und'  1487  von  Dom  Assenti 
d'Estavayer,  Chorherrn  von  Lausanne,  in  gotischem  Stil 
umgebaut.  —  Bemerkenswert  noch  durch  seine  schöne 
Lage  am  See  das  Landhaus  und  die  Kapelle  La  Corbiere. 
Die  Anfänge  der  Stadt  und  des  Geschlechtes  derer  von 
Estavayer  sind  unbekannt.  Der  Name  erscheint  urkund- 
lich nicht  vor  der  ersten  Hälfte  des  12.  Jahrhunderts.  Die 


58 


EST 


fiTA 


Herren  von  Estavayer  scheinen  zuerst  Dienstmannen  der 
Herzoge  von  Zähringen  und  dann  der  Grafen  von  Savoyen 


Hl 

t  j^^^^^^v^^H 

Estavayer  la  Lac  :  Das  Schloss. 

gewesen  zu  sein.  Estavayer  muss  schon  früh  eine  eigene 
irchgemeinde  gebildet  haben,  erscheint  aber  als  solche 
erst  lz28.  Es  war  auch  eine  der  Slüdte,  die  das  Recht 
hatten,  ihre  eigenen  Vertreter  in  die  Waadtländer  Stände- 
versammlung abzuordnen.  Der  erste  geschichtlich  be- 
kannte Herr  von  Estavayer  ist  der  in  den  Urkunden  von 
1135-1159  als  einziger  seines  Namens  und  Geschlechtes  ge- 
nannte Raynald  I.  Um  die  Mitte  des  13.  Jahrhunderts 
spalteten  sich  seine  Nachkommen  in  drei  Zweige :  die 
Herren  von  Yieux  Chätel,  Chenaux  und  Savoyen,  die  alle 
an  der  Oberhoheit  über  die  Stadt  noch  ihren  Anteil  hat- 
ten. Am  16.  April  1350  verliehen  Isabelle  de  Chälon,  Dame 
de  Vai\d  et  d'Estavayer,  und  die  Ritter  Aymon  und  Pierre 
d'Estavayer  der  Stadt  eine  Reihe  von  Freiheiten  und  Vor- 
rechten. Berühmt  durch  seinen  Rechtsstreit  mit  Otto  von 
Grandson  ist  Görard  d'Estavayer :  Claude  d'Estavayer  ver- 
teidigte zur  Zeit  der  Burgunderkriege  die  Stadt  kräftig 
gegen  die  Eidgenossen,  konnte  aber  ihre  Erstürmung 
nicht  hindern,  wobei  er  kämpfend  seinen  Tod  fand. 
Zur  Zeit  der  Eroberung  der  Waadt  kam  Estavayer  1536  an 
Freiburg,  das  es  zum  Sitz  einer  Landvogtei  umgestaltete. 
Seine  Vorrechte  wurden  1611  bestätigt  und  1761  in  einem 
eigenen  Gesetzbuch,  dem  sogen.  Coutumier  d'Estavayer, 
niedergelegt.  Verschiedene  Glieder  des  reichen  und  ein- 
ilussreichen  Geschlechtes  der  Herren  von  Estavayer  haben 
sich  als  Gouverneure  der  Grafschaft  Neuenbürg,  als  Räte 
der  Städte  Freiburg  und  Solothurn  und  als  Offiziere  in 
französischen  Diensten  hervorgetan.  Es  ist  zu  Beginn 
des  19.  Jahrhunderts  erloschen.  Der  grosse  Zehnten,  der 
im  Prinzip  dem  jeweiligen  Pfarrer  von  Estavayer  zustand, 
wurde  von  Papst  Innozenz  IV.  dem  Bistum  Lausanne  ver- 
liehen; nach  der  Eroberung  der  Waadt  kam  er  an  Bern, 
das  ihn  in  der  Folge  an  Freiburg  abtrat.  Sein  Inhaber 
(amodiateur)  war  verpflichtet,  den  Bürgern  der  Stadt  ein- 
mal jährlich  ein  grosses  Festmahl  (banquet  royal  oder, 
allgemeiner,  Conrey  genannt)  zu  spenden,  das  dem  Schutz- 
heiligen der  Stadt  zu  Ehren  am  St.  Laurentius-Ta^e  auf 
der  Place  Chenaux  stattfand  und  nach  dessen  Beendigung 
die  Teilnehmer  gemeinsam  zur  Kirche  zoRen,  um  der 
Messe  beizuwohnen  und  für  die  Stifter  des  Festmahls  ein 
Totenamt  zu  feiern.  Wie  so  viele  andere  alte  Bräuche,  die 
mit  der  Zeit  alle  mehr  oder  weniger  ausarteten,  ist  auch 
dieses  Festmahl  allmählig  verschwunden  und  durch  eine, 
endlich  ebenfalls  aufgehobene,  Kompensation  in  barem 
Gelde  ersetzt  worden. 

Estavayer  hat  einer  Reihe  von  hervorragenden  Männern 
das  Leben  gegeben.  Wir  nennen :  Gonon  d'Estavayer,  Ka- 
nonikus und  Propst  der  Kathedrale  von  Lausanne  (im  13. 
Jahrhundert),  den  Verfasser  des  für  die  profane  und  Kir- 
chengeschichte  der  französischen   Schweiz   eine   uner- 


schöpfliche Quelle  bildenden  Cartnlaire;  Humbert  von 
Savoyen,  Coseigneur  d'Estavayer,  der  in  der  berühmten 
Schlacht  von  Nikopolis  (28.  September  1396; 
König  Sigismund  von  Ungarn  und  die  von  Jean 
Sans-Peur  geführten  französischen  Edelleute 
von  Bajjazet  geschlagen)  mitkämpfte,  in  die 
Gewalt  des  Siegers  fiel  und  erst  nach  7  Jah- 
ren harter  Gefangenschaft  gegen  Lösegeld  wie- 
der frei  gM^ben  wurde ;  den  1600  geborenen 
Mathematiker  Jean  Juat;  Christofe  de  Molin 
oder  Miloeus,  eiue  litterarische  Berühmtheit 
des  16.  Jahrhunderts,  Professor  am  College  de 
la  Trinite  in  Lyon  und  Verfasser  einer  grossen 
Anzahl  von  in  Lyon,  Florenz  und  Basel  verleg- 
ten Werken ;  Alexis  G^t,  Doktor  der  Sor- 
bonne, Leiter  der  £cole  Militaire  zu  Paris,  St. 
Lazarusritter  etc. ;  den  Kanonikus  und  Ge- 
schichtsschreiber Jacques  Philippe  Grangier 
(1743-1817) ;  den  Litteraturhistoriker  und  Lin- 
guisten Louis  Grangier  (1817-1891),  der  während 
mehr  als  30  Jahren  aie  Nouvelles  £trenties 
Fribourgeoises  herausgab. 

Bibliographie  :  Grangier,  Jacques  Philippe. 
Annales  soit  memoires  pour  servir  a  Vhistotre 
d'Estavayer  et  lieiix  circonvoisins.  Manus- 
kript. 5  vol.  —  Gremaud,  J.  Le  Chdteau  de 
Chenaux  a  Estavayer  (in  Fribourg  artistique, 
1892).  —  ßlrennes  fribourgeoises,  III,  80 ;  IV, 
91;  V,  77;  VII,  14;  XIII,  69;  XV,  110.  -  Me- 
moires et  docunients  publ.  par  la  Societe 
d'hist.  de  la  Suisse  roniande.  XXVII,  114. 

ESTER  (OBER)  (Kt.  Aargau,  Bez.  Aarau,  Gem.  Suhr). 
412  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  nahe  dem  rechten  Ufer 
der  Suhr,  an  der  Strasse  Kölliken-Suhr  und  1,3  km  sw. 
der  Station  Suhr  der  Linie  Aarau-Suhr-Zofingen.  51  re- 
form. Ew. 

ESTfcVENENS  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Gläne).  788  m. 
Gem.  und  Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Neirigue  und  2,6  km 
nö.  der  Station  Vuisternens  der  Linie  Bulle  -  Romont.  42 
Häuser,  192  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Vuisternens  de- 
vant  Romont.  Futter-  und  Getreidebau.  Viehzucht,  Mol- 
kerei. Alte  Herrschaft,  1411  im  Besitz  von  Jacques  de 
Dompierre,  dessen  Tochter  Jacquette  den  Edeln  Jean  de 
Bussy  heiratete. 

^TABLONS  (COL  DES)  (Kt. Wallis,  Bez.  Entremont 
u.  Martinach).  Passübergang.  S.  den  Art.  Croix  de  Cceür 
(CoL  DE  la). 

6TABLONS  (1.ES)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach,  Gem. 
Riddes  und  Saxon).  2070  m.  Sommerweide,  im  Val  d'Ise- 
rables,  am  linken  Ufer  der  Fare,  über  dem  Wald  gleichen 
Namens  und  am  N.-Hang  des  Col  de  la  Croix  de  Ccpur 
oder  Col  des  fitablons  (21^  m).  Wird  mit  125-140  Stück 
Grossvieh  befahren.  Eine  vom  Grat  des  Creuzier  ausge- 
hende Linie  schneidet  die  Alpweide  in  zwei  Teile,  deren 
einer  zur  Gemeinde  Saxon  genört  und  von  dieser  mit  der 
Alpweide  Boveresse  gemeinsam  bewirtschaftet  wird,  wäh- 
rend der  andere  auf  Boden  der  Gemeinde  Riddes  liegt. 
Hier  und  am  Col  des  £tablons  hat  man  früher  Anthrazit- 
fiöze  abgebaut. 

6TABLONS  (T^TE  DES)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entre- 
mont und  Martinach).  2419  m.  Gipfel,  im  Kamm  zwischen 
Mont  Gele  und  Pierre  ä  Voir  ;  wird  von  Bagnes  aus  in  5 
Stunden  erstiegen,  Aussicht  derjeniges  der  benachbarten 
Pierre  ä  Voir  nachstehend. 

6TAQE8  (LE8)  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  Le  Locle, 
Gem.  Le  Cerneux  Pöqui^not).  1093  m.  Gruppe  von  3 
Häusern,  an  der  Strasse  Le  Locle-Le  Cerneux  P^qui^not, 
5  km  sw.  der  Station  Le  Col  des  Roches  der  Linie  La 
Chaux  de  Fonds-Morteau  und  1,3  km  von  der  Grenze 
gegen   Frankreich.  14  kathol.  Ew.  Viehzucht. 

6TAQNES  (BEC  DES)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Conthey). 
3211  m.  Gipfel,  nnw.  Vorberg  des  Mont  Fort,  in  der 
Gruppe  des  Mont  Fort;  4  Stunden  über  der  Alpweide 
Cleuson  (im  Val  de  Cleuson).  Sehr  selten  bestiegen.  Am 
N.-Hang  der  bis  2750  m  hinunter  reichende  kleme  Gla- 
cier  des  EtaRnes.  Die  Firnfelder  des  W.-  und  O.-Hanges 
nähren  die  beiden  Gletscher  von  Mont  Fort. 

^TAQNlfcRES  (Kt.  Waadt,  Bez.  £challens).  629  m. 
Gem.  und  Dorf,  auf  dem  grossen  W.-  Plateau  des  Jorat, 
an  der  Strasse    Lausanne- Yverdon,  5  km  ssw.  Schaltens 


und  9  km  n.  Lausanne.  Station  der  Linie  Lau8anne-£chal- 
lens-Bercher.  Postablage,  Telephon.  54  Häuser  (wenige 
vereinzelt  stehend),  257  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirch- 

femeinden  Assens.  Paritätische  Kirche.  Landwirtschaft, 
'rinkerheilanstalt.  Alte  Siedelung;  zuerst  zur  Herrschaft 
^hallens  gehörig,  im  16.  Jahrhundert  Eigentum  des 
Grafen  Johann  von  Greierz,der  den  Ort  den  Städten  Bern 
und  Freiburg  verkaufte.  Römische  Altertümer  (Trümmer 
von  Bauwerken,  Bronzemünzen,  Aschenurnen). 

6TANG  (SUR  L*)  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  Le  Locle, 
Gem.  Las  Brenets).  806  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  über 
dem  Lac  des  Brenets  und  nw.  der  Station  Les  Brenets 
der  Linie  Le  Locle-Les  Brenets.  12  reform.  Ew. 

6TAVEZ  (EN)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Lausanne,  Gem.  Le 
Mont).  709  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  Rand  eines 
Plateaus  im  Jorat,  an  der  Strasse  Lausanne-Thierrens, 
80O  m  n.  Coppoz  und  2,5  km  ö.  der  Station  Romanel  der 
Linie  Lausanne-fichallens-Bercher.  28  reform.  Ew. 

ETENWIl.  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  St.  Urs). 
762  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  linken  Ufer  des  Gal- 
ternbaches  (Gotteron),  7  km  so.  vom  Bahnhof  Freiburg 
und  1,2  km  so.  St.  Urs.  26  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge. 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft,  Getreidebau. 

fcTER  (FOR£t  de  1.')  (Kt.  und  Dez.  Neuenbürg, 
Gem.  Cressier).  800^500  m.  Grosser  und  schöner  Buchen- 
und  Tannenwald  von  256,57  ha  Fläche,  am  Hang  der  ers- 
ten Jurakette  n.  über  Cornaux  und  Cressier.  Durch  die 
von  N.-S.  ziehende  tiefe  Combe  du  Ruhaut  in  zwei  Teile 
getrennt,  von  den  Strassen  Saint  Blaise-Lignieres  und, 
im  W.,  Saint  Blaise-Enges  durchschnitten.  Die  letztere 
eine  alte  Römerstrasse,  Vy  de  l'fitraz  (via  strata).  £traz 
oder  tter,  vom  lat.  iter=Weff,  For^t  de  T^traz  oder  de 
r£ter=  Wald  am  Weg.  Der  Wald  bekannt  als  Standort 
einer  Menge  von  Cyclamen. 

6TERPAZ  oder  6TERPA8  (l-ES)  (Kt.  Waadt, 
Bez.  Orbe,  Gem.  Vallorbe).  750  m.  Weiler,  am  linken 
Ufer  der  Orbe,  an  der  Strasse  Vallorbe-Jougne,  800  m 
onö.  Vallorbe  und  1,2  km  von  der  Station  Vallorbe  der 
Linie  Lausanne-Pontarlier.  13  Häuser.  139  reform.  Ew. 
Fabrik  landwirtschafllicher  Geräte.  Ehemalige  Eisen- 
schmelzen und  Hochöfen.  In  der  Nachbarschaft  Stein- 
bruch im  untern  Urgonkalk.  Fossilien. 

6TIER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont,  Gem.  Vollege). 
750  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  rechten  Ufer  der  Dranse 
de  Bagnes  und  am  Eingang  ins  Val  de  Bagnes,  mitten  in 
Wieseh  und  Baumgärten,  einige  Schritte  links  der  Post- 
strasse Sembrancher-Le  Chäble,  1  km  sw.  vom  Pfarrdorf 
Völlige,  800  m  von  Sembrancher  und  13  km  osö.  der 
Station  Martinach  der  Simplonbahn.  42 
kathol.  Ew.  Hier  stand  im  Mittelalter 
eine  Burg,  Sitz  der  Vitztume  (Statthal- 
ter) von  Vollege,  die  heute  völlig  ver- 
schwunden ist.  Die  Zeit  ihrer  Erbauung 
ist  unbekannt ;  1179  erscheint  aber  ein 
Renaud  d'Oitiez  als  Dienstmann  der 
Grafen  von  Savoyen,  und  1249  sassen 
hier  die  Edeln  von  Ayent  als  Lehens- 
leute von  Savoyen.  1630  im  Besitz  des 
Edelmannes  Balthasar  Fabri,  dem  die 
Ober  Walliser  ihren  von  Rom  heim- 
kehrenden und  soeben  von  ihnen  auf 
dem  grossen  St.  Bernhard  festgenom- 
menen Bischof  Hildebrand  Jost  in  Ge- 
wahrsam gaben.  Nach  drei  Wochen 
dauernder  Gefangenschaft  erhielt  er 
seine  Freiheit  wieder,  nachdem  er  auf 
die  Re^plien rechte  Verzicht  geleistet 
hatte,  die  er  und  seine  Vorgänger  als 
ihnen  von  Karl  dem  Grossen  verliehen 
stets  beansprucht  hatten  und  die  daher 
Caroline  genannt  wurden.  Dieses  wich- 
tige Ereignis  hat  die  Burg  Völlige  zu 
einem  in  der  Walliser  Geschichte  be- 
rühmten Ort  gemacht.  Im  12.  Jahr- 
hundert hiess  das  ganze  Gebiet  des  heu- 
tigen Vollege  Octiart ;  1179 :  Oitiez ;  1245 : 
Othiez;  12tö:  Oytier;  1315:  Octyez. 

6TIVAZ  (BAIN8  DE  1.')  (Kt.  Waadt,  Bez.  Pays 
d'Enhaut,  Gem.  Chäteau  d'CEx).  1250  m.  Bad  und  Kurort, 
im  Thal   von  l'fitivaz,  800  m  vom  Contour  de  I'fitivaz,  20 


ßTI 


59 


km  nö.  Aigle  (über  den  Col  des  Mosses)  und  9,5  km  ssö. 
Chäteau  dxEx.  Das  Badhotel  steht  mitten  in  Tannenwäl- 
dern links  über  dem  Ufer  der  Tourneresse.  Kalte  Schwe- 
fel- und  Gipswasser,  zum  Baden  und  Trinken  verwendet. 
Stiller  Kurort,  abseits  vom  Strome  der  internationalen 
Badegäste.  2  Häuser,  17'  reform.  Ew.  Die  schon  im  17. 
Jahrhundert  bekannten  Quellen  seit  1719  von  den  Brü- 
dern Minod  verwertet,  die  an  der  Saissapels  (six  sapins) 
genannten  Stelle,  wo  sie  einem  in  den  Flyschsandstein 
eingelagerten  Gipsband  entspringen,  ein  Badehaus  er- 
richteten. Schon  damals  hatten  die  Wasser  im  Volke  den 
Ruf  von  wunderbarer  Heilkraft.  Die  Einrichtungen  dieses 
ersten  Unternehmens  Hessen  aber  mancherlei  zu  wün- 
schen übrig,  so  dass  der  Betrieb  lange  Zeit  eingestellt 
werden  musste.  1888  das  Bad  neu  eröffnet  und  1901  be- 
trächtlich vergrössert.  Bei  der  Alpweide  Praz  Cornet,  in 
der  Nähe  der  ßains  de  rfitivaz,  hat  der  Gemsjäger  Josu^ 
Henchoz  den  letzten  W^olf  der  Gegend  erlegt,  der  in  we- 
nigen Tagen  Kleinvieh  im  Werte  von  mehreren  hundert 
Franken  zerrissen  hatte. 

£TIVAZ  (CONTOUR  DE  l.')  (Kt.  Waadt,  Bez.  Pays 
d'Enhaut,  Gem.  Chäteau  d'CEx).  Kleines  Dorf.  S.  den  Art. 
Contour  de  l'£tivaz. 

feTIVAZ  (DEVANT  DE  1.')  (Kt.  Waadt,  Bez.  Pays 
d'Enhaut,  Gem.  Chäteau  d'CEx).  Häusergruppe.  S.  den 
Art.  Devant  de  l'Etivaz. 

£TIVAZ  <VAL1.6E  de  L')  deutsch  Lessi  (Kt. 
Waadt,  Bez.  Pays  d'Enhaut).  Thal,  12  km  lang;  von  der 
Tourneresse  entwässert,  die  mit  zwei  Quellarmen  auf 
den  Alpweiden  Saxiömaz  und  Sexrond  (2000  m)  entspringt 
und  bei  Les  Moulins  (900  m),  zwischen  Chäteau  d'(Ex 
und  Rossinieres,  in  die  Saane  mündet.  Beim  Aufstieg  ins 
Thal  durchschreitet  man  zunächst  die  prachl vollen  Gor- 

?es  du  Pissot,  längs  deren  linksseitigen  Wänden  sich  die 
867  erbaute  Strasse  hoch  über  dem  Fluss  (bis  zu  80  m) 
entwickelt;  dann  erreicht  man  die  am  rechten  Flussufer 
stehende  Säge  und  Häusergruppe  des  Devant  de  l'ßtivaz, 
gelangt  zu  den  am  linken  Ufer  zerstreut  gelegenen  Hät- 
ten von  Les  Sciernes  Raynaud  und  Les  Chargiaux,  später 
nach  Les  Bornets  (am  rechten  Ufer ;  hier  Quollfassun- 
gen der  Stadt  Lausanne),  Les  Bains  de  l'fitivaz  (am  linken 
Ufer)  und  endlich  nach  Le  Contour  de  l'ctivaz  (1144  m), 
dem  grössten  Weiler  des  Thaies,  wo  das  kaum  einige 
bewohnte  Hütten  bergende  Thälchen  der  Eau  Froide  aus- 
mündet. Nachher  folgen  längs  der  Tourneresse  an  ihrem 
rechten  Ufer  die  Weiler  und  Häusergruppen  Vers  la 
Chapelle  (mit  Pfarrkirche),  Chez  les  Payroz,  Chez  les 
Favrod,  Chez  les  Isoz,  Le  ßovay,  L'Ouge,  Qiez  les  Hcn- 


Die  mittlere  Yallee  de  l'^^tivas  (Blick  thalaufwärts). 


choz  und  Les  Perrolles,  wo  die  Fahrstrasse  endigt.  Ueber 
der  rechten  Thalseite  erheben  sich  das  Arnenhorn 
(2215»,   Witenberghorn   (2353   in),  Rothorn  de  Mayel 


60 


ßTO 


ETT 


m),   der  Co!    du   .fable   (1888  m),  die   Gutnmlluh 
(2464  m)  und  Brecaca  (2337  m),  der  Bioliet  (2298  m),  die 


Le  Devant  de  TEtivas. 

Pointe-'des  Salaires  (2187  m),  der  Sex  Mossard  (2052  m), 
Co!  de  Base  (1857  m)  und  Rorher  du  Midi  (2100  m) ;  links 
die  Monts  Chevreuils  C1753  m),  das  Plateau  des  Th''sailles 
(1654  m),  die  Cornes  des  Brenlairos  (1882  m),  der  Kocher 
a  rOurs  (2135  m  ;  zwischen  den  Tlialern  der  Eau  Froide 
und  L'j£tivaz)  und  die  Gruppe  der  Pare  de  Marnex  oder 
Tornettaz  (2546  m).  Wege:  nach  Ormont  Dessus  fiber  den 
Col  d'Arpilie  oder  Co!  de  Sexrond  und  den  Col  d'Isenau, 
ins  Thal  der  Saane  über  den  Col  de  la  Forclaz  und  Col 
du  .Table,  ins  Thal  der  Gerine  über  den  Col  de  Base, 
nach  Ormont  Dessous  über  den  Col  des  Mosses.  Wie  der 
Name  schon  zeij<t  (lat.  aestira  z=  Sommerweiden;  1514: 
Leytivay. ;  deutsch  Lessi)  ist  L'filivaz  in  der  Hauptsache 
eine  mit  Alpweiden  bestandene  Thalschafl,  deren  weit 
zerstreute  Hütten  nirgends  sich  zu  einem  eigentlichen 
Dorf  schaaren.  Wahrscheinlich  sömmerten  hier  zunächst 
nur  die  Viehherden  der  Bauern  von  Chäteau  d'CEx;  nach 
und  nach  gewöhnte  man  sich  daran,  auch  den  Winter 
über  zu  bleiben  ;  dann  begann  man,  die  Thalsohle  anzu- 
bauen und  drängte  die  Sommerweiden  auf  die  höher 
liegenden  Thalhänge  zurück,  indem  man  aber  immerhin 
auch  liefer  unten  für  das  Vieh  noch  einige  Frühjahrs- 
und Herbstweiden  (sog.  päquiers  oder  agetes)  aussparte. 
60  Häuser,  341  reform.  Ew.  Seit  1713  eigene  Kirchge- 
meinde. Neben  den  für  die  Wasserversorgung  der  St;idt 
Lausanne  gefassten  Quellen  sprudeln  im  Thal  noch  die 
seit  dem  17.  Jahrhundert  bekannten  Schwe- 
felwasser, die  zur  Entstehung  des  Bades 
von  L'ifctivaz  Veranlassung  gegeben  haben. 
Auch  eine  salzhaltige  Quelle  soll  vorhan- 
den sein.  Die  Thalbewohner  schuldeten 
einst  den  Grafen  von  Greierz,  ihren  Ober- 
herren, eine  jährlich  zu  entrichtende  Ab- 
gabe, die  für  jede  einzelne  Haushaltung  in 
einem  Butterballen  bestand.  Noch  zu  Ende 
des  18.  Jahrhunderts  zeigte  man  einen 
Ahorn,  unter  dem  Graf  Michel  von  Greierz 
einst  einen  zwischen  den  Hirten  des  Thaies 
ausgebrochenen  Streit  geschlichtet  hatte. 
Die  den  Bewohnern  des  Thaies  zugestan- 
denen Sonderrechte  vom  Grafen  Rudolf  IV. 
von  Greierz  1396  bestätigt. 

£tOILE  (MONT  de  L')  (Kt  Wallis, 
Bez.  Hörens).  .^«33  und  3372  m.  Gipfel,  onö. 
Vorberg  der  Pointe  de  Vouasson,  in  der 
Gruppe  der  Aiguilles  Bouges  de  Darbon- 
neire  (oder  d'Arolla).  Er  bildet  einen  felsi- 
gen Buckel  auf  dem  Schneegrat  zwischen  dem  Glacier  de 
Vouasson  und  dem  Glacier  des  Aiguilles  Rouges.  Be- 
steigung   ohne    Schwierigkeit,    von    Evolena    aus   über 


den  O.-Hanff  5  Stunden  erfordernd.  Prachtvolle  Aussicht. 
£tOY  (Kt.  Waadt,  Bez.  Moires).  455  m.  Gem.  und 
Dorf,  in  einer  Ebene  nahe  dem  Genfer- 
see,  an  der  Strasse  Saint  Prex-Lavigny  ; 
6,5  km  sw.  Morges  und  2,5  km  so. 
Aubonne  und  von  diesem  durch  die 
Schlucht  der  Aubonne  getrennt;  1,2  km 
8.  der.  Hallestelle  ]£toy  der  Linie  Lau- 
sanne-Genf. Postbureau,  Telegraph: 
Postwagen  Aubonne- Saint  Prex.  Ge- 
meinde, den  Weiler  La  Romaneche  in- 
begriffen :  111  Häuser,  663  reform. 
Ew. ;  Dorf:  78  Häuser,  431  Ew.  Mit  Bu- 
chillon  und  Saint  Prex  zusammen  eine 
gemeinsame  Kirchgemeinde.  Acker-  u. 
Weinbau.  Ziegelei,  Sä^e.  Asyl  Buchet 
für  schwachsinnige  Kinder.  Das  Dorf 
entstand  um  eine  im  13.  Jahrhundert 
hier  vom  Kloster  auf  dem  Grossen  St. 
Bernhard  gestiftete  Auguslinerpropstei. 
Tnter  der  Berner  Herrschaft  wurde 
I^toy  1542  einem  der  Burgherren  von 
Morges,  Francoi'*^  de  Ponthey,  zu  Lehen 
gegeben,  wechselte  dann  seit  1573  mehr- 
fach den  Besitzer  und  wurde  1722  vom 
Staat  zurückgekauft.  1145:  Stuie;  1177: 
Stoy  ;  1234 :  Estue ;  1269 :  Estuy ;  1301 : 
i  Estuel ;  1430 :  Estuey ;  1439 :  Estuez. 

£TRA  (VY  de  L')  oder  VY  O't- 
TRAZ.  So  heissen  m  der  französi- 
schen Schweiz  mehrere  alte  Wege  und  Strassen  römi- 
schen oder  vorrömischen  Ursprunges,  deren  bekann- 
teste längs  des  Jurafusses  sich  hinzieht.  Vom  lat.  {via) 
strata  z=  gebahnter  Weg. 

i^TRABLOZ  (Kt.  Waadt,  Bez.  und  Gem.  Payeme). 
498  m.  Weiler,  auf  den  da«  rechte  Ufer  der  Broye  beglei- 
tenden Hügel  wellen,  an  der  Strasse  Payerne-Bomont; 
3,2  km  s.  Payerne,  und  2,3  km  nö.  der  Station  Trey  der 
Linie  Lausanne-Payerne-Lyss.  13  Häuser,  81  reform.  Ew. 
tTRAZ  (VY  D»)  S.  den  Art.  tTBK  (vv  DE  l'). 
6TROIT8  (1-E8)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Grandson,  Gem. 
Sainte  Croix).  1153  m.  Passübergang  über  den  Grat 
zwischen  der  Kette  des  Chasseron  und  dem  Mont  des 
Cerfs,  1  km  nw.  über  Sainte  Croix.  Die  von  Sainte  Croix 
ausgehende  Strasse  verzweigt  sich  auf  der  Passhöhe  nach 
Pontarlier  einer-  und  nach  Fleurier  andererseits.  Unmit- 
telbar w.  davon  die  Foröt  des  Etroits.  Malm  mit  Fossi- 
lien. 

6TRUAZ  <A  L')  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz,  Gem. 
Villars  d'Avry).  Quartier  des  Dorfes  Villars  d'Avry.  S. 
diesen  Art. 

ET8CHERZAPFEN  (GROSSER  u.  KLEINER) 
(Kt.  Glarus  und  St.  Gallen).  2225  und  2223  m.  W^enig 
hervorragende  Felsbuckel  in  der  Seitenkette  zwischen 
Mürtschenalp  und  oberem  Abschnitt  des  Murgthales,  die 
bei  Murg  auf  den  Walensee  ausstreicht.  Ueber  der  N.- 


^toy  von  Südosten. 

Wand  des  Murgseekares ;  nach  W.  mit  dem  Schwarz- 
stöckli  und  Schilt  zusammenhängend. 

ETTENBERQ  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Hinterland, 


ETT 


ETZ 


61 


Gem.  Schwellbrunn).  950  m.  14  auf  einer  Anhöhe  über 
dem  rechten  Ufer  des  Murbaches  zerstreut  gelegene  Häu- 
ser; 1,5  km  so.  Schwellbrunn  und  3,7  km  sw.  der  Sta- 
tion Waldstatt  der  Appenzellerbahn  (Winkeln-Herisau- 
Appenzell).  64  reform.  Ew.  Wiesen  und  Wald.  Weberei 
und  Stickerei  als  Hausindustrien. 

ETTENBERQ  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorder- 
land, Gem.  Rehetobel).  950  m.  11  am  NW.-Hang  des 
Gupf  zerstreut  gelegene  Häuser,  1  km  n.  Rehetobel 
und  4,8  km  sw.  der  Station  Heiden  der  Bergbahn  Ror- 
schach-Heiden.  61  reform.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei  und 
Weberei  als  Hausindustrien.  Steinbruch  auf  gute  Nagel- 
fluh. 

ETTENHAU8EN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Frauenfeld, 
Gern.  Aadorf).  465  m.  Dorf,  im  Thal  der  L&lzelmurg,  von 
den  schönen  Höhenzügen  des  Haselbergs,  Rumisbergs 
und  der  Eich  umrahmt  und  1,8  km  s.  der  Station  Aadorf 
der  Linie  Winterthur-St.  Gallen.  Postablage,  Telephon. 
70  Häuser,  347  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Tänikon. 
Viehzucht  und  -handel,  Milchwirtschaft.  845:  Atinishuson. 

ETTENHAU8EN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem. 
Wetzikon).  572  m.  Kleines  Dorf,  an  der  Strasse  Hinwil- 
Kempten,  500  m  w.  der  Station  Emmetschloo  der  Linie 
Uerikon-Bauma  und  2,5  km  ö.  Wetzikon.  Po8labla||^e, 
Telephon.  58  Häuser,  282  reform.  Ew.  Viehzucht.  Eme 
Seidenzwimerei,  Färberei.  Bei  der  Kapelle  sah  man  frü- 
her die  sehr  starken  Grundmauern  eines  12  m^  ins  Ge- 
viert messenden  Turmes,  über  den  man  aber  keine 
geschichtlichen  Nachrichten  hat. 

ETTENHAU8EN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Pfäffikon,  Gem. 
Kiburg).  645  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  1  km  sw.  Kiburg 
und  3^7  km  nö.  der  Station  Kemptthal  der  Linie  Zurich- 
Winterthur.  32  reform.  Ew. 

ETTINQEN  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Ariesheim).  350 
m.  Gero,  und  Pfarrdorf,  am  N.-Fuss  des  Blauenberges, 
an  der  Strasse  Therwil-Mariastein  und  9  km  sw.  Basel. 
Station  der  Linie  Basel-Flühen.  Postabla^e,  Telephon. 
141  Häuser,  841  kathol.  Ew.  Acker  (Getreide-) bau.  Eine 
Seidenzvdrnerei.  Quelle  mit  Badeetablissement.  Urkund- 
lich zum  erstenmal  1146  als  Eigentum  des  Klosters 
St  Alban  in  Basel  genannt.  1150:  Höttingen  ;  1154 :  Ut- 
tingen;  1167:  Houttin^en;  1184:  Huttingen.  Das  Dorf 
trat  1525  zur  Reformation  über,  kehrte  aber  schon  1595 
wieder  zum  alten  Glauben  zurück.  Bis  1793  Teil  der 
Vogtei  Birseck  des  Bistums  Basel. 

ETTISBOHL  (Kt.  und  Amt  Luzern,  Gem.  Malters). 
511  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am  rechten  Ufer  der  Klei- 
nen Emme,  an  der  Strasse  Bern-Luzern  und  1,5  km  w. 
der  Station  Malters  der  Linie  Bern-Luzern.  Telephon. 
70  kathol.  Ew.  Ackerbau.  Walzenmühle,  Säge. 

ETTI8RIED  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Sachsein).  510  m. 
Kleines  Dorf,  nahe  dem  rechten  Ufer  des  Sarnersees  und 
der  Strasse  Samen-Lungern  (-Brünig);  1,5  km  sw.  der 
Station  Sachsein  der  Brünigbahn.  64  Häuser,  328  kathol. 
Ew.  Kapelle.  Viehzucht.  1304:  Odisried.  Turmruine, 
wahrscheinlich  Ueberrest  der  Burg  der  Ministerialen  von 
Ondisried,  deren  Glied  Rudolf  in  Urkunden  von  1304  und 
1332  als  erster  Landammann  von  Unterwaiden  erscheint. 
Andere  Forscher  sehen  in  der  Ruine  die  letzten  Spuren 
der  Burg  der  Edlen  von  Einwil,  die  im  15.  und  16.  Jahr- 
hundert ihre  Rolle  gespielt  haben. 

ETTI8WIL  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau).  521  m.  Gem. 
und  Pferrdorf,  zwischen  der  Roth  und  Wigger  und  1,5 
km  80.  ihrer  Vereinigung,  an  der  Kreuzung  der  Strassen 
Willisau-Sursee  und  Grosswangen-Dagmersellen,  4  km 
nö.  der  Station  Willisau  der  Linie  Lan^enthal-Wolhu- 
sen,  4  km  sw.  der  Station  Wauwil  der  Linie  Luzern-Olten 
und  3,2  km  nw.  Grosswangen.  Postbureau,  Telegraph, 
Telephon;  Postwagen  nach  Willisau,  Sursee,  Nebikon 
und  Nottwil.  Gemeinde,  mit  Brestenegg  und  Moos :  103 
Häuser,  707  kathol.  Ew. ;  Dorf:  28  Häuser,  200  Ew.  Wie- 
sen- und  Obstbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Zwei 
Käsereien.  Kirche  und  Abendmahl kapelle.  1286 :  Etiswile. 
Burg  Weierhaus  oder  Wiher  und  Burg  Kastelen.  Das 
Dorf  liegt  in  einer  sehr  fruchtbaren  AUuvionsebene,  auf 
der  oft  von  Truppen  exerziert  wird.  Hier  vereinigten  sich 
am  1.  März  1845  zwei  Abteilungen  von  Freischärlern,  um 
auf  Luzern  zu  marschieren,  in  der  Nähe  gotische  Ka- 
pelle, 1449  erbaut;  steht  an  der  Stelle,  wo  der  Sage  zu- 
lolge  die  Landstreicherin  Anna  Vögtlin  aus  dem  Thurgau 


die  von  ihr  aus  der  Kirche  entwendete  Hostie   wieder 
fortwarf,  weil  sie  ihr  zum  Weitertragen  plötzlich  zu  schwer 

Seworden  war.  Alte  Holzmalereien  mit  Darstellungen 
ieses  Ereignisses.  Im  11.  Jahrhundert  stand  der  Ort  un- 
ter der  weitlichen  und  kirchlichen  Oberhoheit  der  Frei- 
herren von  Wolhusen.  Der  letzte  seines  Geschlechtes, 
Seliger  von  Wolhusen,  trat  seine  Rechte  an  das  Kloster 
Einsiedeln  ab,  dessen  Abt  er  geworden  war.  Eigentümer 
des  Bodens  und  Inhaber  der  Gerichtsbarkeit  waren  bis 
1326  das  reiche  Kloster  St.  Urban,  später  die  Herren  von 
Kastelen  und  von  Weier. 

ETTRIA  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms,  Gem.  Niederwald). 
2038  m.  Sommerweide  mit  8  auf  dem  Rücken  zwischen 
den  Schluchten  der  Wildbäche  Bettel  und  Krumpen  zer- 
streut gelegenen  Hütten,  auf  einer  schiefen  Terrasse  über 
dem  linken  Ufer  der  Rhone,  über  dem  Wald  gegenüber 
dem  Dorf  Niederwald  und  am  NW.-Hang  des  Kammes 
von  Aernergalen. 

ETZEL  (Kt.  Schwyz,  Bez.  u.  Gem.  Einsiedeln).  959  m. 
Gruppe  von  5  Häusern,  auf  der  Höhe  des  Etzelpasses,  so. 
unter  dem  Gipfel  des  Hohen  Etzel,  6  km  n.  Einsiedeln  u. 
4  km  s.  Pfafhkon  am  Zürichsee.  Telephon.  43  kathol.  Ew. 
Landwirtschaft,  Viehzucht.  Der  heute  nicht  mehr  in  Be- 
trieb stehende  Steinbruch  lieferte  früher  dem  Flecken 
Einsiedeln  die  benötigten  Bausteine.  Hier  lebte  828-835 
der  aus  llohenzoller'schem  Geschlecht  stammende  Ein- 
siedler St.  Meinrad,  zu  dessen  Andenken  1196  die  St. 
Meinradskapelle  erbaut  wurde.  Früher  stark  besuchte 
Gastwirtschaft.  Seit  dem  Bau  der  Eisenbahn  hat  der  Weg 
über  den  Etzel  viel  von  seiner  Bedeutung  verloren.  1261 : 
Mons  Ezzelinus. 

ETZEL  (HOHEm  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Einsiedeln  und 
Höfe).  1101  m.  Berg,  über  dein  linken  Ufer  des  Zürichsees, 
zwischen  diesem  und  der  Sihl  und  3  km  s.  über  Freien- 
bach. Auf  dem  Rücken  steht  seit  einiger  Zeit  ein  20  m 
hoher  Aussichtsturm.  Prachtvoller  Ausblick  auf  Alpen, 
Mittelland  und  Jura.  Hänge  mit  Baumgärten  und  schönem 
Wald  bestanden.  12  Bauernhöfe,  78  kathol.  Ew.  Ueber 
den  benachbarten  Etzelpass  (959  m)  führt  die  Strasse 
Rapperswil-Einsiedeln.  Dieser  Uebergan^  hat  in  der  Ge- 
schichte zu  verschiedenen  Zeiten  eine  nicnt  unbedeutende 
Rolle  gespielt.  1386  überschritten  ihn  die  Schwyzer,  um  die 
damals  österreichische  March  zu  verheeren,  und  am  5.  Mai 
1439  war  er  der  Schauplatz  eines  Kampfes  zwischen  Zür- 
chem  u.  Seh  wyzern.  Zu  der  zum  Andenken  an  dieses  Ereig- 
nis errichteten  Kapelle  pflegte  man  alljährlich  einmal  zu 
wallfahrten ;  heute  geschieht  diese  Wallfahrt  zur  Mein- 
radskapelle. Zur  Zeit  des  heroischen  Kampfes  der  Schwy- 
zer gegen  die  Franzosen  1798  gab  der  den  Pass  besetzt 
haltende  Anführer  «  diese  Strasse  fast  ohne  Kampf  preis  », 
so  dass  die  Franzosen  auf  diesem  Weg  nach  Linsiedeln 
vorzudringen  vermochten ;  1847  hüteten  Truppen  des  Son- 
derbunds den  Pass.  Ueber  den  Etzelpass  flutete  Jahrhun- 
derte lang  der  Strom  der  aus  der  N. -Schweiz,  dem  Tirol 
und  Süddeutschland  nach  Einsiedeln  wallfahrenden  Pil- 
ger. 

ETZELWIL  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Schlier- 
bach). 750  m.  Dorf,  1  km  n.  Schlierbach  und  8  km  n.  der 
Station  Sursee  der  Linie  Luzern-Olten.  36  Häuser,  198 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Büron.  Landwirtschaft.  We- 
berei als  Hausindustrie.  1325 :  Etzewile. 

ETZENERLEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Rus 
wil).  762  m.  Weiler,  am  N.-Hang  des  Ruswilerberges;  2 
km  nö.  Ruswil  und  7,5  km  nö.  der  Station  Wolhusen 
der  Linie  Bern-Luzern.  10  Häuser,  76  kathoL  Ew.  Acker- 
bau, Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  1275 :  Herzenerlon ; 
1370:  Hertzenerlen. 

ETZQEN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Laufenburg).  339  m.  Gem. 
und  Dorf,  am  rechten  Ufer  des  Mettauerbaches  und  nahe 
dem  Rhein.  Station  der  Linie  Koblenz-Stein.  Postbureau, 
Telephon;  Postwagen  nach  Gansingen.  42  Häuser,  256 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Mettau.  Ackerbau  und  Vieh- 
zucht. Bei  der  Roten  Waag,  nahe  Christenmatt,  eine  rö- 
mische Inschrift  aus  dem  Jahr  371,  die  das  älteste  Doku- 
ment einer  am  Rhein  bestehenden  römischen  Veste  bildet. 
Vergl.  darüber  den  Anzeiger  für  schweizer.  Altertums- 
kunde 1893. 

ETZIKEN  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Kriegstetten).  484  m. 
Gem.  und  Dorf,  an  der  Strasse  Solothurn-Herzogenbuch- 
see  und  2,2  km  sw.  der  Station  Inkwil  der  Linie  Lyss- 


62 


ETZ 


EÜL 


Solothurn  -  Herzogenbuchsec.  Postablage,  Telephon.  68 
Häuser,  490  Ew.,  wovon  70  Reformierte.  Kirchgemeinde 
Aeschi.  Ackerbau  (Kartoffeln).  Ein  Teil  der  Bewohner 
arbeitet  in  den  Fabriken  von  Derendingen  und  Gerlafin- 
gen. 

ETZIKON  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem.  Oetwil  am 
See;.  505  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  an  der  Strasse  E^g- 
Oetwil;  1,5km  nw.  Oetwil  und  4,5km  nö.  der  Station 
Männedorf  der  rechtsufrigen  Zürichseebahn  (Zurich- 
Meilen-Ra^perswil).  31  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

ETZLI^BACH  (Kt.Uri).  2672-821  m.  Wildbach,  Zufluss 
zum  Kärstelenbach  oder  Maderanerbach,  in  den  er  2,5  km 
ö.  über  Amstäg  mündet.  Entspringt  im  weiten  Felsen- 
zirkus zwischen  Pörtlilücke  und  Krüzlipass  an  den  steilen 
Hängen  des  Sonnig-  und  Schattig-Wichel  und  des  Piz 
Giuf.  Der  aus  der  Nähe  der  Pörtlilücke  herabkommende 
Hauptquellbach  bildet  den  kleinen  Spiellauisee  (2227  m), 
durchüiesst  in  ö.  Richtung  die  Fellelialp,  biegt  bei  Mül- 
lersmatt  nach  N.  ab  und  eilt  mit  steilem  Gemlle  und  in 
zahlreichen  Kaskaden  durch  das  Etzlithal.  Vor  der  Münd- 
ung engt  sich  das  Thal  stark  ein,  so  dass  der  Bach  hier 
eine  tiefe  Schlucht  ausgewaschen  hat.  Ueberwindet  auf 
seinem  8  km  langen  Lauf  einen  Höhenunterschied  von 
1850  m. 

ETZLIBERQ  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horden,  Gem.  ThaU 
wil).  523  m.  Gruppe  von  10  Häusern,  auf  den  Höhen  zwi- 
schen linkem  Ufer  des  Zürichsees  und  Sihlthal  und  1  km 
w.  über  der  Station  Thalwil  der  linksufrigen  Zürichsee- 
bahn  (Zürich  -  Wädenswil).  76  reform,  und  kathol.  Ew. 
Gastwirtschaft.  Prachtvolle  Aussicht  auf  See  und  Gebirge. 
\V.  über  der  Häusergruppe  der  gleichnamige  Moränenzug 
(547  m),  in  dem  mehrere  Kiesgruben  geöffnet  sind. 

ETZLIBODEN  (HINTER  und  VORDER)  (Kt.  Uri, 
Gem.  Silenen).  Mittlere  Höhe  1300  m.  Schöne  Alpweiden 
mit  zwei  Gruppen  von  zusammen  etwa  30  am  linken  Ufer 
des  Etzlibaches  gel^enen  und  nur  im  Sommer  bezogenen 
Hütten,  mitten  im  Etzlithal  u.  ö.  unter  dem  Bristenstock, 
6  km  so.  über  Amstäg.  Werden  der  ganzen  Länge  nach 
vom  Weg  über  den  Krüzlipass  durchzogen. 

ETZLITHAL  (Kt.  Uri).  Linksseitiges  Nebenthal  zum 
Maderanerthal,  so.  über  Amstäg,  vom  Etzlibach  entwäs- 
sert. Am  untern  Eingang  bildet  es  zwischen  den  einander 
stark  sich  nähernden  Steilwänden  des  vom  Bristenstock 
nach  NO.  ausgehenden  Bristengrates  und  des  vom  Ober- 
alpstock nach  NW.  abzweigenden  Seelegggrates  eine  enge 
und  tiefe  Schlucht ;  im  mittleren  Abschnitt  erweitert  es 
sich  zwischen  den  in  der  Luftlinie  7  km  von  einander 


Blick  vom  Bristenstock  ias  Etzlithal. 

entfernten  Gipfeln  des  Bristen  Stockes  im  W.  und  des 
Oberalpstockes  im  0.  zu  einer  breiten,  aber  kaum  3  km 
langen  Mulde,  deren  Boden  mit  zahlreichen  Alphütten 


ubersüt  ist.  Darüber  folgen  beiderseits  steile  Halden,  über 
denen  wieder  schwach  geneigte  und  mit  Alpweiden  be- 
standene Terrassen  liegen,  worauf  endlich  die  hohen 
Felswunde  des  Bristenstocks ,  Oberalpstocks  und  ihrer 
Vorberge  das  Ganze  beherrschen.  Oberhalb  dieser  Thal- 
weite en^  sich  das  Etzlithal  zwischen  dem  Rossboden- 
stock (Bristenstock)  und  Krüzligrat  (Oberalpstock)  neuer- 
dings ein,  um  dann  hinter  dieser  Tnalstufe  einen  neuen 
Thalboden  zu  bilden,  der  im  Gegensatz  zu  dem  die  Ge- 
birgsrichtung  quer  durchschneidenden  untern  Thalab- 
schnitt ein  mit  ihr  parallel  streichendes  Längsthal  ist. 
Dieser  oberste  Zirkus  wird  von  einem  grossartigen  Kranz 
von  Felswänden  umrahmt,  in  dessen  Nischen  eine  Reihe 
von  kleinen  Firnfeldern  liegen.  Die  hier  noch  stehenden 
magern  Alpweiden  werden  nur  auf  wenige  Ta^e  im  Monat 
August  bezogen.  Das  Thal  steht  über  die  Pörtlilücke  (2514 
m)  nach  W.  mit  dem  Fellithal  und  damit  mit  dem  Reuss- 
thal, nach  0.  über  den  Krüzlipass  (2350  m)  mit  dem  Val 
Strim  und  Sedrun  im  Tavetsch  (oberer  Abschnitt  des 
Vorderrheinthals)  und  endlich  nach  S.  und  SO.  über  den 
Auf  den  Mittelplatten  (2479  m.)  geheissenen  Pass  mit  dem 
Val  Milar  und  Rueras  (oberhalb  Sedrun)  in  Verbindung. 
ETZWIL  (Kt.  Aarffau,  Bez.  Zurzach,  Gem,  Leuggern). 
420  m.  Weiler,  am  NO.-Hang  des  Schlossbergs,  am  Gun- 
tenbach,  2  km  sw.  Leuggern  und  5,5  km  sw.  der  Station 
Döttingen-Klingnau  der  Linie  Turgi-Waldshut.  14  Häuser, 
71  kathol.  Ew. 

ETZWILEN  (Kt.  Thur^u,  Bez.  Steckbom,  Gem. 
Wagenhausen).  447  m.  Weiler,  am  N.-Fuss  des  Stamm- 
heimerberges  und  2,5  km  w.  Wagenhausen.  Früher  völlig 
bedeutungslos,  ist  Etzwilen  heute  eine  wichtige  Eisen- 
bahnstation, wo  sich  die  zwei  Linien  Winterthur-Etzwi- 
len-Singen  und  SchafThausen-Etzwilen-Konstanz  kreuzen. 
Postablage,  Telephon.  21  Häuser,  142  reform.  u.  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinden  Burg- Kalten bach  und  Eschenz.  Obst- 
bau, Viehzucht.  Torfgruben.  761  und  888:  Zeziwilare. 

EUQEN8BERQ  (Kt.  Thurgau.  Bez.  Steckborn,  Gem. 
Salenstein).  544  m.  Schönes  moaernes  Schloss,  auf  den 
Höhen  über  dem  linken  Ufer  des  Untersees,  zwischen 
Berlingen  und  Ermatingen,  2  km  w.  vom  Schloss  Arenen- 
ber^  und  1,5  km  sw.  über  der  Station  Mannenbach  der 
Linie  Konstanz-Etzwilen-Schatlhausen.  Das  prachtvoll  ge- 
legene Schloss  wird  wie  seine  Nachbarn  Arenenberg  und 
Salenstein  oft  besucht.  1816  von  Eug[en  von  Beauharnais, 
dem  Stiefsohn  Napoleons  und  Vizekönig  von  Italien,  er- 
baut. 
EUQER8WIL  (Kt.  Thursau,  Bez.  Steckbom,  Gem. 
Homburg).  660  m.  Gruppe  von  3  Häu- 
sern, am  S.-Hang  des  den  höchsten 
Abschnitt  des  Seerückens  bildenden 
Homburgerberges,  4  km  so.  über  der 
Station  Steckborn  der  Linie  Konstanz  - 
Etzwilen -Schaffhausen  und  1,2  km 
nö.  Homburg.  18  kathol.  Ew.  Landwirt- 
schaft. Schöne  Aussicht  auf  das  Thal 
der  Thur. 

EUQ8T  (Kt.  Appenzell  I.  R.).  So 
heissen  mehrere  auf  die  Gemeinden 
Schwende,  Schlatt-Haslen,  Gonten  und 
Oberegg  verteilte  Häusergruppen  und 
einzeln  stehende  Häuser.  Am  bekann- 
testen sind :  Engst  (1076  m)  in  der  Ge- 
meinde Schwende,  Wirtshaus  am  Weff 
Weissbad-Ebenalp,  5  km  s.  Appenzell 
und  1,2  km  sw.  Schwende;  Eugst  (910 
m)  in  der  Gemeinde  Oberegg,  Gruppe 
von  7  Häusern  mit  35  kathol.  Ew.,  500 
m  sw.  Oberegff  und  3,5  km  s.  der  Sta- 
tion Heiden  der  Ber^^bahn  Rorschach- 
Heiden.  Viehzucht.  Stickerei  als  Haus- 
industrie. 

EUQ8TERN    (Kt.    Bern,  Amtsbez. 

Trachselwald,  Gem.   Rüegsau).  757  m. 

Gruppe  von  4  Häusern,  2  Km  sw.  Aflol- 

tern  und  7,5  km  nö.  der  Station  Hasli- 

Rüegsau  der  Linie   Burgdorf-Langnau. 

30  reform.  Ew. 

EULACH  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur).   Flüsschen; 

entspringt  in  654  m  im  Lochholz  am  N.-Hang  des  Tü- 

bergs  (752  m)  bei  Schlatt,  fliesst  zunächst  bis  Schottikon 


EUL 


EVI 


63 


nach  N.,  biegt  dann  nach  W.  ab,  durchfliesst  die  weite  £bene 
der  Grüzen,  wo  sie  von  rechts  eine  Reihe  von  Nebenbächen 
aufnimmt,  geht  s.  an  Ober  Winterthur  vorbei  u.  durch- 
fliesst die  Stadt  Winterthur,  wendet  sich  dann  NW.,quert 
das  Dorf  Wülflingen  u.  mündet 800  m  w.  der  Kirche  Wülf- 
lingen  in  410  ra  von  rechts  in  die  Töss.  Treibt  eine  ganze 
Anzahl  von  Fabriken  u.  Mühlen.  1285  :  Oellach  fluvius. 

EULEN  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Höfe,  Gem.  Freienbach).  441 
m.  Weiler,  im  Thal  des  Sarenbaches,  3  km  sw.  der  Station 
Pßffikon  der  Linie  Zurich-Glarus-Linthal  und  1,5  km  sw. 
Freienbach.  15  Häuser,  100  kathol.  Ew.  Weinund  Obstbau, 
Viehzucht  Seidenindustrie.  Steinbrüche  auf  Molasse. 

EU  MATT  (Kt.  und  Bez.  Schwyz,  Gem.  Sattel).  779  m. 
11  am  rechten  Ufer  der  Steiner  Aa  zerstreut  gelegene 
Häuser,  an  der  Strasse  Rotenturm-Goldau  und  500  m  sw. 
der  Station  Sattel  der  Südostbahn  (Wädenswil-Bi berbrugg- 
Arth  Goldau).  Hier  Postbureau,  Telegraph  und  Telephon 
der  Gemeinde  Sattel ;  Postwagen  Sattel-Aegeri.  103  kathol. 
Ew.  Acker-,  Obst-  und  Weinbau.  Bienenzucht.  Seiden- 
weberei als  Hausindustrie.  Steinbrücke  über  die  Aa. 

EU8ANNAZ  oder  AUS  ANN  AZ  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Aigle,  Gem.  Bei).  1654  m.  Alpweide  mit  10  Hütten,  am 
NW.-Fuss  der  Pointe  des  Savoleires  und  2  km  sw.  über 
Les  Plans  de  Freni^res.  Der  untere  Abschnitt  der  Alp- 
weide mit  Les  Plans  de  Frenieres  durch  die  fertigffestellte 
erste  Sektion  der  Fahrstrasse  von  Javernaz  verbunden. 
Felsenzirkus,  mit  auf  Neocom  u.  Flysch  liegendem  Sturz- 
und  Moränenschutt  überführt. 

EU8EIQNE  (Kt.  WaUis,  Bez.  Harens,  Gem.  Hör^ 
mence).  Dorf.  S.  den  Art.  Useigne. 

EUTHAL  (Kt.  Schwyz,  Bez.  und  Gem.  Einsiedeln).  897 
m.  Teil  der  Gemeinde  Eihsiedeln  und  Dorf,  am  rechten 
Ufer  der  Sihl  und  am  Eubach,  an  der  Strasse  Einsiedeln- 
Iberg  und  7  km  so.  der  Station  Einsiedeln  der  Linie  Wä- 
denswil  -  Einsiedeln.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon  ; 
Postwagen  Einsiedeln-Iberg.  Die  Fraktion  Euthal  der  Ge- 
meinde Einsiedeln  zieht  sich  längs  beiden  Seiten  der  Sihl 
bis  zur  Grenze  des  Bezirkes  Einsiedeln  hinauf  und  um- 
fasst  die  Dörfer  und  Weiler  Euthal,  Halden,  Hochbord, 
Hüti,  Steinau  und  Steinbach.  Zusammen  99  Häuser,  595 
kathol.  Ew. ;  Dorf  Euthal :  27  Häuser,  142  Ew.  In  kirch- 
licher Hinsicht  Filiale  von  Einsiedeln.  Wiesen,  grosse  u. 
schöne  Alpweiden,  Viehzucht.  Seidenindustrie,  o  Sägen. 
Schulhaus  und  Kirche.  1331 :  Oeital.  Von  der  helvetischen 
Regierung  seiner  Zeit  zur  selbständigen  Kirchgemeinde 
erhoben.  Während  der  Kämpfe  zwischen  Schwyz  und 
dem  Kloster  Einsiedeln  (1114-1350)  wurden  Oeital,  Halden, 
Hageln  und  Ruhestal  zu  wiederholten  Malen  geplündert  u. 
zerstört. 

EUTHAL  (OBER)  (Kt.  Schwyz,  Bez.  und  Gem.  Ein- 
siedeln). 928  m.  Weiler,  mit  22  am  Eubach  zerstreut  ge- 
legnen Häusern,  8  km  so.  der  Station  Einsiedeln  der 
Linie  Wädenswil-Einsiedeln  und  1,2  km  nö.  Euthal.  Tele- 
phon. 142  kathol.  Ew.  Alp  Wirtschaft.  Seidenweberei.  Von 
hier  fahrt  ein  Bergübergang  über  die  Krummfluh,  den 
Eathalberff  und  die  Sattelegg  in  die  March.  Turbinensäge. 
EUW  (Kt.  Zug,  Gem.  Menzingen).  4%  m.  Gruppe  von 
3  Häusern,  am  rechten  Ufer  des  Edlibaches  und  lOO  m  s. 
Menzingen.  Waisenhaus,  seit  1852  Privateigentum  und 
seit  18tf/  im  Besitz  einer  gemeinnützigen  Gesellschaft.  Ca. 
50  Zöglinge. 

EUW  (Kt.  Zug,  Gem.  Unter  Aegeri).  732  m.  Weiler, 
nahe  dem  rechten  Ufer  der  Lorze,  500  m  w.  Unter  Aegeri 
0.  7,5  km  so.  vom  Bahnhof  Zug.  12  Häuser,  91  kathol.  Ew. 
EVA  (PA880  D'>  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locarno).  2022  m. 
Hoher,  mühseliger  und  selten  begangener  Passübergang, 
zwischen  dem  Madone  di  Giove  und  Pizzo  Masne,  in  der 
vom  Monte  Zucchero  nach  S.  abgehenden  u.  das  Maggia- 
vom  Verzascathal  trennenden  Kette.  Kürzeste  Verbindung 
zwiscl^en  Maggia  und  Brione.  Von  Mageia  aus  steigt  der 
Weg  lan^m  und  ffleichmässig  durch  das  Val  Salla  und 
über  einige  Alpweiden  nach  NO.  auf,  um  dann  plötzlich 
ausserordentlich  steil  und  pfadlos  durch  Wälder  nach 
Brione  hinunter  zu  leiten. 

.  EVEL  (IM)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  Eisten).  Un- 
richtige Schreibart  der  Siegfriedkarte  für  Erel,  Im.  Siehe 
diesen  Art. 

feVEQUE  (L*),  oder  MONT  COLLON  P08Ti&- 
RIEUR  (Kt. Wallis,  Bez.  Harens).  3738  m.  Höchster  Gipfel 
der  Gruppe  des  MontCollon,  zwischen  dem  AroUa-  u.  Mont 


CoUongletscher  und  über  dem  obersten  Abschnitt  des  Val 
d'AroUa.  Von  Aroila  aus  ist  der  vom  Mont  Collon  ver- 
deckte £v6que  nicht  sichtbar.  Besteigung  von  AroUa  aus 
über  den  NO.-Grat  in  5  Stunden ;  zum  erstenmal  1867. 

£v£qUE  (COL  de  LM,  oderCOL  D'AROLLA 
(Kt.  Wallis,  Bez.  Harens).  3393  m.  Passüberffang,  zwischen 
dem  Punkt  3535  m  der  Siegfriedkarte  una  dem  £v^ue. 
Wird  überschritten  entweder  beim  Weg  von  Prarayer 
nach  Aroila  (erster  von  Touristen  ausgeführter  Uebergang 
1863),  oder  vom  Col  de  Collon  über  den  Col  de  Pi^ce  nach 
Arolla,  oder  endlich  auch  von  Zermatt  über  den  Col  de 
Valpelline,  Col  du  Mont  Brül6  und  Col  de  rfivöque  nach 
Chanrion. 

£V^QUE  (LA  mItRE  DE  L'),  oder  MONT  COL- 
LON DU  MILIEU  (Kt.  Wallis,  Bez.  Herens).  3672  m. 
Gipfel,  in  der  Gruppe  des  Mont  Collon,  zwischen  diesem 
und  dem  fivöque,  7-8  Stunden  über  den  Mayens  d'AroUa. 
Zum  erstenmal  1879  von  A.  Cust  erstiegen. 

6VERDE8,  deutsch  Grüningen  (Kt.  Freibur|,  Bez. 
Greierz,  Gem.  £charlens).  710  m.  Bur^uine,  auf  einer 
Höhe  über  der  Saane,  gegenüber  Corbieres  und  1  km  n. 
Champotey.  Ehemaliger  Sitz  der  Herren  von  fiverdes,  die 
1136  das  Kloster  Humilimont  gründeten.  Nachdem  1348 
Otto  von  £verdes  die  Gemahlin  Mermette  des  Schultheis- 
sen  Maggenberg  von  Freiburg  überfallen  und  beraubt 
hatte,  zogen  die  von  den  Bernern  unterstützten  Freibur- 
ger 1349  vor  die  Burg,  nahmen  den  Burgfried  mit  Sturm, 
plünderten  ihn  aus  und  legten  ihn  in  Asche.  Von  den 
Freiburgern  1475  neuerdings  genommen,  vier  Jahre  spä- 
ter zum  Sitz  eines  Landvo^es  umgestaltet  und  1553  mit 
der  unterdessen  von  ihnen  erworbenen  Herrschaft  Vuip- 
pens  (Wippingen)  vereinigt.  Die  Landvögte  verlegten  dar- 
auf ihren  Sitz  von  der  in  Trümmer  zerfallenden  Burg 
nach  Vuippens.  1350 :  Verdes :  später  :  ßs  Verdes.  Vergl. 
Dev.  tverdes  et  Vuippens  in  Memorial  de  Fribourg. 

EVI,  ^VE  etc.  Für  sich  oder  in  Zusammensetzungen 
in  der  französischen  Schweiz  und  in  Savoyen  häufig  vor- 
kommender Ortsname ;  vom  lat.  aqua  =  fliessendes  Was- 
ser, Bach. 

6VI  (COL  DE  L'>  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz).  1043 
m.  Passübergang,  führt  vom  Saanetnal  zu  den  am  SO.- 
Hang  des  Molöson  gelegenen  Alpweiden,  2  km  sw.  Neiri- 
vue.  Bemerkenswerter  und  noch  wenig  bekannter  Ueber- 

gmg,  der  dem  Rand  einer  tiefen  Schlucht  folgt,  in  deren 
rund  der  Wildbach  Marivue  schäumt,  tagsüber  aber 
keinerlei  Gefahr  bietet.  Nach  einem  Marsch  von  drei 
Viertelstunden  weitet  sich  die  Gebend  und  zeigt  sich  die 
zierliche  Kapelle  Notre  Dame  de  1  £vi,  die  1863  von  der  Ge- 
meinde Neirivue  an  der  Stelle  eines  ehemaligen  kleinen 
Bethauses  errichtet  worden  ist.  Am  Ausgang  erscheint  die 
Schlucht  als  weiter  Trichter,  durch  dessen  OefTnung  mit 
einem  Male  der  Gipfel  des  Molton  in  den  GesichtsKreis 
tritt.  Der  Col  de  1  £vi  ist  der  Wejg,  den  die  Viehherden 
ausschliesslich  benutzen,  wenp  sie  auf  die  Alpweiden 
am  SO. -Hang  des  Mol^son  getrieben  werden.  Von  den 
Hirten  wird  dabei  das  Vieh  in  von  einander  getrennte 
Gruppen  von  drei  bis  vier  Stück  abgeteilt,  und  auf  der 
Passhöhe  wartet  der  Pfarrer  mit  dem  Weihwedel  und 
segnet  die  Herden.  Im  Winter  wird  über  den  Pass  Emd 
und  Holz  in  die  Dörfer  im  Thal  hinunter^eschafft ;  es  ist 
dies  dann  eine  sehr  gefährliche  Arbeit,  die  oft  schon  zu 
mancherlei  Unglück  Veranlassung  gegeben  hat.  Es  ist 
verständlich,  dass  die  wilde  Umgebunff  des  Passes  auf 
das  Volksgemüt  einen  tiefen  Eindruck  machen  muss. 
Es  geht  die  Sage,  dass  hier  an  einer  bestimmten,  ganz 
mit  Famkraut  überwucherten  und  dem  Tone  jeder 
menschlichen  Stimme  und  auch  der  Glocken  entrückten 
Stelle  in  der  Johannisnacht  genau  um  Mitternacht  der 
Teufel  erscheint  und  einem  zufallig  dort  sich  aufhalten- 
den Menschenkind  eine  wohlgefüllte  Börse  in  die  Hand 
drückt.  Es  kommt  denn  auch  vor,  dass  etwa  ein  armer, 
aller  andern  Mittel  entblösster  Mann  zu  dieser  Zeit  das 
Farndickicht  wirklich  aufsucht. 

EVIBACH  (Kt.  Uri).  Kleiner  Bach,  rechUseitiger  Zu- 
fluss  zur  Reuss,  ^egen  die  er  einen  mächtigen  Schuttkegel 
vorschiebt  und  in  die  er  1  km  n.  Silenen  mündet.  Ent- 
fliesst  durch  unterirdische  Kanäle  dem  zwischen  den 
Windgällen,  dem  Seewligrat  und  Rinderstock  gelegenen 
und  oberflächlich  keinen  Abfluss  aufweisenden  kleinen 
Seewlisee  und  schneidet  sich  im  untern  Teil  des  Evithales 


64 


EVI 


fivo 


durch  eine  enge  und  tiefe  Schlucht.  Die  Mehrzahl  der 
unterhalb  des  Seewlisees  über  die  Wände  des  Evithales 
herabrauschenden  ßäche  werden,  wie 
der  Evibach  selbst,  von  unterirdischen 
Wasserrinnen  aus  dem  See  gespiesen. 
Es  ist  dies  eine  in  Kalke;ebieten  über- 
haupt nicht  seltene  Erscheinung. 

EVIBACH  (Kt.  Uri,  Gem.  Silenenj. 
550  m.  14  Häuser,  am  Eingang  ins  Evi- 
thal  und  2  km  n.  der  Station  Silenen 
der  Gotthardbahn.  86  kathol.  Ew.  Hei- 
mat des  Generals  Sebastian  Peregrinus 
Zwyer  von  Evibach  (158&-1664),  eines  der 
bekanntesten  Umer.  Zuerst  Offizier  im 
dOjahrigen  Krieg,  dann  diplomatischer 
Agent  und  Bevollmächtigter  des  öster- 
reichischen Kaisers  bei  den  Friedens- 
verhandlungen, war  er  mit  dem  Bür- 
germeister Wettstein  von  Basel  zusam- 
men einer  der  Hauptbefürworter  der 
Anerkennung  der  Unabhängigkeit  der 
Eidgenossenschaft  im  Westfälischen 
Frieden  (1648).  Später  führte  er  im 
Bauernaufstand  die  Luzerner  Regie- 
rungstruppen, dann  im  ersten  Villmer- 
ger  Krieg  die  Urner  Truppen  und  wurde 
zuletzt  Landammann  von  Uri. 

i&VILARD  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Biel). 
Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  Leubrin- 
gen. 

^VIONNAZ  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint  Maurice).  460  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  im  Rhonethal  zwischen  Martinach 
und  Saint  Maurice,  am  linken  Ufer  der  Rhone,  5  km  ssö. 
Saint  Maurice  und  1  km  n.  der  Station  £vionnaz  der  Sim- 
plonbahn.  Die  ausgedehnte  Gemeinde  umfasst  ausser 
dem  zwischen  La  Balmaz  und  der  Mündung  des  Wild- 
baches Saint  Barth^lemy  gelegenen  Stück  der  Rhone- 
ebene noch  das  ganze  rechtsseitige  Gehänge  des  vom 
Saint  Barthölemy  entwässerten  kleinen  Thaies  sowie  das 
weite  Hochthal  von  Salanfe,  dessen  Alpweiden  von  den 
Bürgern  von  £vionnaz,  Saint  Maurice,  V^rossaz  und  Mas- 
soriffex  gemeinsam  bewirtschaftet  werden,  seitdem  durch 
Gerichtsbeschluss  von  1775  die  Gemeinde  Salvan  von 
jedem  Anrecht  der  Benutzung  an  ihnen  ausgeschlossen 
worden  ist.  Gemeinde,  mit  den  Weilern  La  Balmaz,  Les 
oornes  und  La  Rasse :  128  Häuser,  929  kathol.  Ew. ;  Dorf: 
75  Häuser,  446  Ew.  Poslbureau,  Telegraph.  Früher  zur 
Gemeinde  und  Kirchgemeinde  Saint  Maurice  gehörend ; 
seit  1822  in  politischer  und  seit  1847  in  kirchlicher  Hin- 
sicht selbständig.  Hauptbeschäfligung  der  Bewohner  sind 
Ackerbau  und  Viehzucht.  Um  1765  wurde  eine  über  der 
Alpweide  Cocorier,  am  N.-Hang  des  Salantin  gelegene 
Bleimine  abgebaut.  Heutige  Kirche  an  der  Stelle  einer 
alten  Kapelle,  die  1636  von  den  Bewohnern  nach  schreck- 
lichen Verheerungen  durch  den  Wildbach  Saint  Barth^- 
lemy  dem  h.  St.  Bernhard  von  Menthon  zu  Ehren  errich- 
tet worden  war ;  die  zu  gleicher  Zeit  im  Weiler  La  Rasse 
erbaute  St.  Barth^lemy  Kapelle  steht  heute  noch.  Dorf 
^vionnaz  durch  eine  32  Häuser  in  Asche  legende  Feuers- 
brunst von  1644  zur  Hälfte  zerstört.  Liegt  am  Fuss  von 
aus  metamorphischen  Gesteinen  aufgebautem  Gebirge. 
1263 :  Eviona.  Im  Mittelalter  eine  Zeit  lang  unter  der 
Herrschaft  der  Edeln  von  Bex.  Bei  Montaoux  Gräber  aus 
der  La  Tene  Zeit.  £vionnaz  soll  das  im  6.  Jahrhundert 
erwähnte  Juviana  sein.  In  der  Nähe  stand  damals  die 
Veste  Epaunum.  £vionnaz,  vielleicht  vom  lat.  aquiona- 
tium  •=  an  Quell wasser  reicher  Ort. 

EVITHAL  (Kt.  Uri).  2000-500  m.  Rechtsseitiges  Neben- 
thal zum  Reussthal,  vom  Evibach  entwässert.  Steigt  zwi- 
schen den  beiden  Windgällen  u.  der  Gruppe  des  Höh 
Faulen  ab,  fällt  vom  obersten,  vom  Seewlisee  eingenom- 
menen Thalboden  mit  steiler,  von  keinem  Fussweg  über- 
wundener Thalstufe  ab  und  setzt  sich  bis  zur  Ausmündung 
als  enges  Thal  mit  starkem  Gefälle  fort.  Um  vom  untern 
Thalabschnitt  zum  Kar  des  Seewlisees  zu  gelangen,  muss 
man  einen  weiten  Umweg  machen,  entweder  an  der  Klei- 
nen Windgälle  vorbei  über  den  Felssporn  des  Pfaffen  oder 
um  den  Rinderstock  herum.  In  geologischer  Hinsicht  ist 
das  Thal  dadurch  besonders  bemerkenswert,  dass  es  den 
Uebergang  zu  der  grossen  liegenden  Falte  der  Windgällen 


bildet,  die  von  hier  aus  zu  einem  Teil  überblickt  werden 
kann. 


^volfene  von  St^den. 

i^VOLE  (QLACIER  DE  L')  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entre- 
mont).  3000-2774  m.  Kleiner  Gletscher,  am  NW.-Hang  der 
Pointes  de  Planereuse,  in  der  Gruppe  der  Darre!  (nö.  dem 
Tour  Noir  und  der  Aiguille  de  la  Neuva  vorgelagert).  Am 
untern  Gletscherrand  die  Schutzhütte  Saleinaz  des  S. 
A.  C. 

^VOLfeNE,  im  Dialekt  £:volena  (Kt.  Wallis,  Bez.  H^ 
rens).  1378  m.  Grosse  Gemeinde  und  schönes  Pfarrdorf, 


Kirche  von  ^^volöne. 

im  Val  d'Hörens  am  rechten  Ufer  der  Borgne,  18  km  ssö. 
über  Sitten.  Postbureau,  Telegraph:  im  Sommer  zweimal 
täglich  Postwagen  Sitten-£vol^ne-Hauderes.  Im  Winter 


i5vo 


EYS 


65 


werden  die  Postsachen  mit  Maultieren  befördert.  Ge- 
meinde, mit  den  Weilern  Les  Hauderes,  La  Forclaz,  Lan- 
naz,  La  Sage,  La  Tour,  l^ralovin  und 
Villa  :  167  Häuser,  1208  kathol.  Ew. ; 
Dorf:  57  Häuser,  464  Ew.  Schöne  Pfarr- 
kirche zu  Saint  Jean  Baptiste.  Trotz  der 
Konkurrenz  durch  die  beiden  für  Hoch- 
touren günstiger  gelegenen  Orte  Aroila 
und  Ferpecle  ist  £vol^ne  ein  wichti- 
ges Exkursionszentrum.  Drei  Gasthöfe. 
FVüher  bildete  £vol^ne  überhaupt  das 
Siedelungszentrum  des  ranzen  obern 
Thalabschnittes,  so  dass  dieser  oft  ein- 
fach mit  dem  Namen  des  Dorfes  be- 
zeichnet wurde,  während  die  Bezeich- 
nung als  Val  d'H^rens  nur  dem  untern 
Thalabschnitt  verblieb.  Die  sehr  grosse 
Gemeinde  .volene  umfasst  das  ganze 
Thal  von  Saint  Martin  bis  zur  Dent  Blan- 
che und  vom  Sasseneire  bis  zum  Pic 
d*Arzinol  und  zieht  sich  bis  zur  Landes- 

Brenze  gegen  Italien  hinauf.  Hinter  dem 
orfe  Les  Hauderes  teilt  sich  das  Thal 
in  die  zwei  Arme  von  Ferpecle  und  von 
Arolla.  Das  Zentrum  der  Gemeinde  liefft 
am  Fusse  eines  alten  Sturzschuttkegels 
mitten  in  weitem  Alpweidengebiet,  das 
von  hohen  Felswänden  und  bewaldeten 
Steilhängen  eingerahmt  ist,  worüber 
wieder  grosse  Alp  Weidenterrassen  folgen. 
Zahlreiche  Schalensteine  bei  Villa  und 
auf  den  Maiensässen  von .  Lassiores.  1570  baute  man  eine 
seither  wieder  eing:egangene  Kupfermine  ab.  Vom  Dorf 
£yoläne  u.  den  übrigen  alpinen  Stationen  der  Gemeinde 
aus  fähren  eine  Reihe  von  Pässen  hinüber  nach  Zermatt, 
Zinal,  Grimentz  u.  ins  Val  de  Bagnes.  Auf  Gemeindeboden 
von  Evolene  1840  blutiges  und  entscheidendes  Gefecht 
zwischen  den  Anhängern  der  freisinnigen  Regierung  zu 
Sitten  und  denen  der  konservativen  Parteileitung  zu  Si- 
ders.  1250:  Ewelina;  1255:  Eweleina. 

6VORDE8  (Kt.  Genf,  Linkes  Ufer,  Gem.  Bardonnex 
0.  Troinex).  468  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  an  der  Drize, 
nahe  der  Grenze  gegen  Frankreich,  700  m  von  der  Station 
Pierre  Grand  der  Schmalspurbahn  Genf-Collonge  und 
6«i  km  s.  Genf.  25  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Compe- 
sieres. 

feVOUETTES  (LE8>  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey,  Gem. 
Port  Valais).  400  m.  Dorf,  am  linken  Ufer  der  Rhone,  an  der 
Strasse  des  Rhonethaies ;  3,5  km  s.  vom  Genfersee,  1  km 
s.  der  Kirche  von  Port  Valais  und  3,5  km  so.  der  Station 
Le  Bouveret  der  Linie  Saint  Maurice -Saint  Gingolph.  44 
Häuser,  356  kathol.  Ew.  Der  oberhalb  des  Dorfes  liegende 
Schuttkegel  des  Wildbaches  Tov^  ist  heute  mit  Weinreben 
bepflanzt,  die  einen  ausgezeichneten  Ertrag  geben.  Das 
Dorf  am  Abend  des  10.  April  1833  durch  reuer  beinahe 
völlig  zerstört.  Durch  die  von  den  Alpweiden  von  La  D^ 
rotcmaz  herabkommende  Schlucht  von  Les  £vouettes  muss 
einst  der  grosse  Berfisturz  von  Tauretunum  niedergegan- 
gen sein.  S.  diesen  Art. 

6VOUETTE8  D'AMONT  (LES)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Monthey,  Gem.  Port  Valais).  460  m.  Etwa  10  Gebäulich- 
keiten,  wovon  8  Wohnhäuser,  über  dem  obern  Ende  des 
Weinberges  von  Les  £vouettes  und  am  Fuss  der  Wald- 
ungen zerstreut  gelegnen ;  3  km  s.  der  Station  Le  Bouveret 
der  Linie  Saint  Maurice  -  Saint  Gingolph.  49  kathol.  Ew. 

EWEL  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Sachsein).  Weiler.  S.  den 
Art.  EiwiL. 

EWIQ8CHNEEFELD  (Kt.  Wallis,  Bez.  Ost  Raron). 
Grosses  Fimfeld ;  6,5  km  lang  u.  im  Mittel  2,6  km  breit ; 
be|;innt  in  3600  m  am  Ober  und  Unter  Mönchioch  u.  geht 
mit  einem  Eisfall  in  den  von  ihm,  dem  Jungfrauflm  und 
Grossen  Aletschfim  gebildeten  Konkordiaplatz  über,  an 
dem  der  Grosse  Aletschgletscher  seinen  Anfang  nimmt, 
lieber  ihn  führt  der  von  der  Konkordiahütte  ausgehende 
und  dem  Eisfall  über  die  Felsen  und  Ufermoränen  der 
rechten  Seite  ausweichende  Weg  zur  Berglihütte  des  S. 
A.  C.  und  damit  vom  Eggishom  nach  Grindelwald. 

EWIQ8CHNEEHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober 
llasle).  3331  m.  Bedeutender  Gipfel,  der  höchste  in  der 
Kette  zwischen  Unteraar^  und  Lauteraargletscher  einer- 


und Gauligletscher  andererseits,  zwischen  Ankenbälli  u. 
Bächlistock.  Seit  der  Erstellung  der  Gaulihütte  des  S.  A.  C. 


Ewigschneeboro,  GrQnhörner  q.  Kamm. 

sehr  oft  besuchter  Modeberg,  am  Weg  von  der  Gaulihütte 
zum  Pavillon  Dollfus.  Besteigung  von  beiden  Seiten  her 
nicht  schwierig,  erfordert  vom  Pavillon  Dollfus  aus  über 
den  Lauteraargletscher  und  die  rasenbewachsenen  Hänge 
der  Wildläger  oder  von  der  Gaulihütte  aus  über  den  N.- 
Grat je  5  Stunden.  Schon  1795  querten  R.  Stettier  aus 
Zofingen  und  von  Graffenried  aus  Bern  mit  einem  Führer 
vom  Urbachthal  aus  den  Gauligletscher  und  überschritten 
nur  wenige  Minuten  vom  Ewigschneehorn  entfernt  die 
Kette,  um  über  Lauteraar-  und  Unteraargletscher  die 
Grimsel  zu  erreichen.  Die  damals  der  Kette  beigelegten 
Namen  Gauligrat,  Aarengrat  oder  auch  Lauteraarjoch 
werden  heute  in  präziserem  Sinne  gebraucht.  Seither  ist 
die  Kette  vielfach  schon  zu  den  Zeiten  überschritten  wor- 
den, da  die  Hochalpen touren  noch  nicht  Allgemeingut  ffe- 
wesen  sind.  Erste  sicher  bekannte  Besteigung  des  Gipfels 
1841  durch  Ed.  Desor  mit  dem  Führer  Leuthold.  Aussicht 
trotz  des  nicht  allzuweiten  Gesichtskreises  doch  eine  sehr 
schöne  u.  harmonische,  einerseits  auf  den  Gauligletscher 
mit  seiner  Umrahmung  von  Eisgipfeln  und  andererseits 
auf  die  prachtvollen  Gruppen  der  Schreckhörner  und  des 
Finsteraarhoms. 

EXERQILLOD  od.  E88ERTQILLOD  (Kt.  Waadt, 
Bez.  Aigle.  Gem.  OUon).  835-887  m.  3  Häuser,  am  rechten 
Ufer  der  Grrande  Eau,  zwischen  den  Bächen  Les  Folles  u. 
Tantin  und  am  Weg  La  Forclaz-Aigle.  18  Ew.  Landwirt- 
schaft. Schulhaus  für  einen  Teil  der  Gemeindet ktion 
Les  Granges.  Früher  viel  ^össer ;  die  1846  durch  Feuer 
zerstörten  22  Häuser  sind  nicht  wieder  aufgebaut  worden. 
Unter  einer  Flyschdecke  lagern  hier  in  umgekehrter 
Schichtfolge  Gips  und  Rauch wacke  der  Trias  dem  Rät  an. 

EY  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem.  BoUigen).  Häuser- 
gruppe. S.  den  Art.  Ei. 

EY  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle,  Gem.  Meiringen). 
585  m.  Sechs  am  linken  Ufer  der  Aare  zerstreut  gelegene 
Häuser,  3  km  w.  der  Station  Meiringen  der  Brünigbahn. 
30  reform.  Ew.  Der  alte  Name  Ey,  auch  als  Ei,  Eu,  Euw, 
Oei,  Au  im  Kanton  Bern  (besonders  im  Aare-  u.  Emmen- 
thal  und  im  Oberland)  sehr  häufig  auftretend,  bezeichnet 
Bauernhöfe  oder  Weiler,  die  in  der  Thalsohle  oder  auf 
sumpfigem  Boden  stehen. 

EYMATTEN  (Kt.  u.  Amtsbez.  Bern,  Gem.  Bümpliz). 
Bauernhöfe.  S.  den  Art.  Eimatten. 

EY8EEALP  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Lungern).  1978  m. 
Alpweide,  im  oberen  Abschnitt  des  Marienthaies,  am  N.- 
Hang des  Brienzergrats  und  am  O.-Fuss  des  Brienzerrot- 
horns;  7,5  km  w.  über  Lunkern.  In  der  Mitte  der  kleine 
Eysee,  der  keinen  oberfiächlichen  Abfluss  hat.  Mit  Brienz 
durch  den  Fussweg  über  das  Widderfeld  (2062  m ;  zwi. 
GEOOR.  LEX.  49  —  II  —  5 


66 


EYS 


FiEH 


sehen  Rothom  u.  Arnihacken)  verbunden.  Malerisch  ^e\e- 
gen.  Eigentum  der  Bürgergemeinde  Schwanden  bei  Brienz. 

EY8IN8  (Kt.  Waadt,  Bez.  Nyon).  439  m.  Gem.  u.  Dorf, 
auf  einer' Hochfläche  nähe  dem  linken  Ufer  des  hier  von 
einer  schönen  gemauerten  Brücke  überschrittenen  Boiron 
und  2,8  km  w.  der  Station  Nyon  der  Linie  Lausanne-Genf. 
Postablage,  Telephon :  Postwagen  Nyon  -  Divonne.  Gem., 
nlit  Le  Petit  Eysms :  45  Häuser,  262  reform.  Ew. ;  Dorf: 
37  Häuser,  205  Ew.  Kirchgemeinde  Nyon.  Schöne  neue 
Kirche.  Acker-  und  etwas  Weinbau.  Geflügelzucht.  Rö- 
mische Ueberreste.  Hierher  hatte  Rudolf  IIL  von  Burgund 
1002  einen  Reichstag  einberufen,  dessen  einer  in  histori- 
scher Hinsicht  wichtiger  Beschluss  die  Namen  der  bedeu- 
tendsten Edelgeschlccnter  des  Königreiches  nennt.  Heimat 
des  Waadtländer  Dichters  und  Historikers  Juste  Olivier 
und  seines  als  Verfasser  von  zahlreichen  Novellen  aus 
dem  Waadtländer  Bauern  leben  bekannten  Bruders  Urbain 
Olivier. 

EY8IN8  (LE  PETIT)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Nvon,  Gem. 
Eysins).  447  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  700  m  n.  Eysins  und 
2,4  km  w.  der  Station  Nyon  der  Linie  Lausanne-Genf.  35 
reform.  Ew. 


EY88Y  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Broye,  Gern,  Domdidier). 
540  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  im  Thal  der  Broye  und 
2  km  s.  der  Station  Domdidier  der  Linie  Lausanne- 
Täyerne-Lyss.  Telephon.  50  kathol.  Ew.  Viehzucht,  Ge- 
treide- und  (^emüsebau.  Urkundlich  zum  erstenmal  1401 
genannt. 

EZELKOFEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Fraubrunnen).  535 
m.  Gem.  und  Dorf,  an  der  (grenze  geffen  den  Kanton  So- 
lothurn ;  3,5  km  w.  Fraubrunnen  und  6,8  km  wsw.  der 
Station  Aefligen  der  Linie  Burpdorf-  Solothum.  Poslab- 
lage, Telephon  ;  Postwagen  Limpach  *  Münchenbuchsee. 
55  Häuser,  275  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Messen.  Acker- 
bau und  Viehzucht. 

EZEL8TOCK  (Kt.  Glarus).  1843  m.  Gipfel,  im  Kamm 
zwischen  dem  Linththal  und  der  Niederenalp ;  2,5  km  Ö. 
Hätzingen  und  4,5  km  s.  Schwanden.  Im  glamerischen 
Verrucanogebiet. 

EZI8BERQ  (Kt.  St.  (wallen.  Bez.  Tablat,  Gem.  Muo- 
len).  467  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  zwischen  Neu- 
kirch und  Muolen  und  5  km  so.  der  Station  Amris- 
wil  der  Linie  Winterthur -  Frauenfeld -Romanshorn.  22 
reform.  Ew. 


FABRI  (MOULIN)  (Kt.  Genf,  Rechtes  Ufer,  Gem. 
Satiffny).  425  m.  Zwei  Häuser  und  Mühle,  am  linken  Ufer 
der  nier  die  Grenze  geeen  Frankreich  bildenden  London ; 
10,5  km  nw.  Genf  und  3,3  km  von  der  Station  Satigny 
Gare  der  Linie  Genf-Bellegarde.  Brücke  über  die  London. 
12  kathol.  Ew. 

FABRIK  (Kt.  Sclvwyz,  Bez.  u.  Gem.  Einsiedeln).  Quar- 
tier von  EiNSiEDELN.  S.  diesen  Art. 

FADERHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  So  heisst  auf 
der  Siegfriedkarte  irrtümlicherweise  der  den  Namen  See- 
winenhom  (s.  diesen  Art.)  tragende  Punkt  3215  m  in  dem 
den  Col  du  Monte  Moro  (hinter  dem  Saasthal)  mit  dem 
Schwarzberg  Weisstorpass  verbindenden  Seitenkamm. 
Faderhom  heisst  in  Wirklichkeit  ein  ganz  auf  italieni- 
schem Boden  stehender  s.  Vorberg  des  Rothorns. 

FADEUR  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Landquart). 
2062  m.  Abgerundeter  Gipfel,  bis  zu  oberst  mit  Rasen  be- 
standen, in  der  vom  Hochwang  (2535  m)  nach  N.  abgehen- 
den und  das  Valzeinerthal  vom  Jenazertobel  trennenden 
Kette.  4  km  sw.  über  Furna,  zwischen  Wannenspitz  im 
N.  und  dem  Stelli  im  S.  Auf  dem  Rücken  dieses  Kammes 
stossen  die  grossen  Alpweiden  von  Zizers  und  Trimmis 
aneinander. 

FADHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Raron).  Gipfel.  S.  den 
Art.  Eggenhorn. 

FADUR  (ALP)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Land- 
quart, Gem.  Fanas).  1800-2000  m.  Grosse  Alp  weide  mit 
zahlreichen  Gruppen  von  Hütten,  am  S.-Hang  der  das 
Valsertobel  vom  Salginatobel  trennenden  Kette,  von  den 
zahlreichen  Quellen  des  Salginabaches  entwässert ;  5  km 
nö  über  Fanas. 

FADUR  FORKLI  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Land- 
quart). 2195  m.  Passübergang,  von  Jägern  und  Hirten  be- 
nutzt, 7  km  nnö.  über  Schiers  im  Pratigau  *  in  der  Kette 
des  Girenspitz  (2393  m)  und  Sassauna  (2312  m),  s.  Vor- 
berge des  Kätikon.  Verbindet  die  zur  (^meinde  Fanas  ge- 
hörige Alp  Fadur  mit  der  Alp  Vas,  Eigentum  der  (Ge- 
meinde Seewis.  Wird  hier  und  da  bei  der  Besteigung  der 
Scesaplana  von  Schiers  aus  überschritten. 

FAEDO  (Kt.  Tessin,  Bez.Valle  Macgia,  Gem.  Cavergno). 
766  m.  Gruppe  von  8  Hütten,  am  linken  Ufer  der  Bavona, 
9(X)  m  s.  Sonlerto  und  7,5  km  nw.  Cavergno.  Butter  und 
Käse.  Faedo,  Faiedo,  Faido,  Faidalo  von  faggio  =  Buche, 
also  gleich  lat.  fagetum  =  Buchenhain. 


F/EQ8WIL  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Zürich,  Bez. 
Hinwil,  Gem.  Rüti).  575  und  563  m.  Kleines  Dorf,  s.  vom 
rechten  Ufer  der  Jona  und  von  der  Strasse  Rüti- Wald  und 
2  km  ö.  der  Station  Rüti  der  Linie  Zürich-Uster-Rappers- 
wil.  Telephon.  33  Häuser.  204  reform.  Ew.  Viehzucht. 
Eisen-  und  Baumaterialienindustrie. 

F/EHLEN8EE  (Kt.  Appenzell  I.  R.).  1448  m.See,  am 
untern  Ende  des  Fählenthals ;  1,1  km  lang  und  130  m 
breit.  Erhält  nur  von  der  Fählenalp  her  einen  nennens- 
werten Zutluss  und  wird  zum  grössten  Teil  von  unter- 
irdischen Wasserläufen  gespiesen.  Der  aus  dem  NO.-Ende 
des  Sees  austretende  Ablluss  verschwindet  sozusagen  so- 
fort im  Felsboden  und  erscheint  erst  tiefer  unten  im  Stie- 
felwald in  1330  m  wieder  als  starke  Quelle.  Ohne  Fische. 
Zu  einem  grossen  Teil  des  Jahres  mit  Eis  bedeckt. 

F/EHLENTHAL  (Kt.  Appenzell  L  R.).  2116-1450  m. 
Enps  Alpenthal,  schliesst  den  Fählensee  in  sich  und 
steigt  zwischen  Hundstein  und  Altmann  im  NW.  u.  Ros- 
len  im  SO.  ziemlich  steil  auf,  5  km  ö.  vom  Säntisgipfel 
und  4  Stunden  s.  Appenzell.  Umfasst  eine  Fläche  von  180 
ha,  wovon  nur  etwa  die  Hälfte  auf  Alpweiden  entfallen. 
Gegen  den  Altmann  hin  zahlreiche  Karrenfelder  und  das 
einsame  Wildseelein,  am  Fuss  der  Roslen  grosse  Schutt- 
halden. Im  mittlem  Abschnitt  ausgezeichnete  Alpweiden. 
Mulde  im  Schrattenkalk  (Urgon),  Gault  und  Seewerkalk ; 
im  obersten  Abschnitt  doppelt.  Hütten  beim  Fählensee  in 
1459  m  und  auf  Hadern  in  1732  m.  Thalauf wärts  führt  der 
Appenzell  mit  Wildhaus  verbindende  We^  über  den  Kray- 
alppass.  An  den  n.  Felshängen  findet  sich  häutig  Edel- 
weiss,  in  den  Karrenfeldern  Männertreu  (Nigritella).  Da- 
neben Poa  cenisitty  Alopecurus  fulvuSy  Chrysanthemum 
atratum,  Saxifraga  aphylla^  Circaea  alpina  etc. 

F/EHNEREN8PITZ  od.  FAH N ER N  (Kt.  Appenzell 
I.  R.).  1509  m.  Gipfel,  von  konischer  Form,  nahe  der 
Grenze  gegen  den  Ranton  St.  Gallen ;  von  der  Gruppe  des 
Alpstein  durch  einen  ziemlich  tiefen  Einschnitt  getrennt 
und  von  ihr  auch  geologisch  verschieden.  5,5  km  ö.  über 
Appenzell,  von  wo  aus  er  in  2  Stunden  erstiegen  werden 
kann.  Am  O.-Hang  bewaldet;  auf  den  übrigen  Hängen  mit 
etwa  20  kleinen  Alpweiden  bestanden,  deren  wichtigste^der 
Spitz,  mit  Hütte  in  1420  m.  Seiner  isolierten  Lage  wegen 
wird  der  Fähnerenspitz  häufig  von  Gewittern  heimgesucht. 
Besteht  der  Hauptsache  nach  aus  Flyschschiefern  und  -mer- 
geln, mit  denen  Schichten  von  Nummulitenkalken  und 


F;EH 


KAH 


67 


-Sandsteinen  wechsellagern.  Ein  vom  Säntis  ausgehendes 
Riff  von  Seewerkalk  steht  da  und  dort  in  Gestalt  von 
felsigen  Spitzen  an.  Von  den  von  Arnold  Escher  von  der 
Linth  im  Säntisgebiet  namhaft  gemachten  166  Arten  von 
Fossilien  finden  sich  die  meisten  auch  an  der  Fähnern. 
Besonders  Ueberreste  einer  niedem  Flora,  so  mehrere 
Arten  von  Caulerpa,  Chondrites  und  Münsteria. 

FiEHRENSTEIQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toggen- 
burg, Gem.  Wattwil).  890  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  am 
rechtsseitigen  Hanff  des  Thurthales,  an  der  Strasse  Watt- 
wil-Heiterswil  und  3  km  so.  der  Station  Wattwil  der 
Toggenburgerbahn.  14  reform.  Ew.  Wiesenbau  und  Vieh- 
zucht 

FiEHRISPITZ  (Kt.  Glarus).  21T3m.  Gipfel,  der  Gruppe 
der  Sardona  vorgelagert,  je  4  km  nö.  Elm  und  so.  Matt. 
Unmittelbar  unter  dem  Gipfel  führt  der  Foopass  von  Elm 
ins  Weisstannenthal  und  nach  Mels. 

FiEHRISTOCK  (Kt.  Glarus).  2017  m.  Gipfel,  s.  Vor- 
berg des  Fronalpstockes,  zwischen  diesem  u.  dem  Schilt, 
4  km  ö.  über  Netstal.  Gehört  zur  Heubodenalp.  Schöne 
Aussicht  auf  den  Mürtschenstock. 

FiEHRLIBACH  ^Kt.  Luzern,  Amt  Sursee).  Kleiner 
Bach;  entspringt  am  W.-Rand  des  Kagelwaldes  in  739  m, 
fliesst  zunächst-  von  SO.-NW^  dann  nach  SW.  u.  mündet 
nach  3,5  km  langem  Lauf  60Ö  m  w.  Schenken  in  502  m 
in  den  Sempachersee.  1347 :  Femibach. 

FiELLANDKN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Uster).  459  m.  Gem. 
and  Pfarrdorf,  am  O.-Fuss  des  Zürichberges,  nahe  dem 
NW.-Ende  des  Greifensees  und  am  Rand  der  weiten  Thal- 
ebene der  Glatt;  2  km  sw.  der  Station  Schwerzenbach  der 
Linie  Zürich-Uster-Rapperswil.  Postablage,  Telephon.  Ge- 
meinde, mit  Benglen,  >^euhau8  und  Pfaff hausen:  147 
Häuser,  696  reform.  Ew.  j  Dorf:  87  Häuser,  395  Ew.  Land- 
wirtschaft. Seidenweberei.  Oberhalb  des  Dorfes  bildet  der 
Jörrenbach  das  Fällandertobel,  in  dem  eine  Menge  von 
erratischen  Semifit  (Verrucano-)  blocken  zerstreut  liegen. 
Am  Rietspitz  Pfahlbaustation  aus  der  Steinzeit ;  verein- 
zelte Funde  aus  der  Bronzezeit ;  römische  Münzen  und 
andere  Gegenstände  aus  der  Römerzeit  Alemannisch- 
fränkische biedelung.  820 :  Fenichlanda ;  926 :  Feniclanda ; 
%2 :  Vallanda ;  960 :  Fenichlanda.  Weder  Burff  noch  Edel- 
eeschlecht  bekannt.  1265  war  Ritter  Jakob  Müllner  aus 
Zürich  Meyer  von  Fällanden.  Nö.  von  Pfaffhausen  soll 
aaf  einem  mit  8-12  Fuss  tiefem  Graben  umgebenen  drei- 
eckigen Hügel  eine  Burg  gestanden  haben.  Nach  den 
Meniorabilia  Tigurina  war  das  Chorherrenstift  zu  Zürich 
Eigentümer  der  Ländereien  von  Fällanden  und  zum  Bezuff 
des  weltlichen  und  geistlichen  Zehnten  berechtifft.  1420 
kamen  die  Hoheitsrechte  über  Fällanden  durch  Kauf  an 
die  Stadt  Zürich,  die  das  Dorf  ihrer  Landvogtei  Greifensee 
zuteilte. 

FiELLMATT  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem. Baien). Wei- 
ler. S.  den  Art.  Fellmatten. 

FiELMIS  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Höfe,  Gem.  Freienbach). 
522  m.  25  am  Eulenbach  zerstreut  gelef^ene  Häuser,  s.  der 
Station  Wollerau  der  Linie  Rapperswil-  Einsiedeln  -  Arth 
Goldau  u.  2,4  km  sw.  Freienbacn.  251  kathol.  Ew.  Wein-, 
Obst  und  Gemüsebau.  Seidenindustrie. 

FiERBERHAUSER  oder  8P0RLERQUT(Kt.  Lu- 
xem, Amt  Entlebuch,  Gem.  Marbach).  855  m.  Gruppe  von 
6  Häusern,  am  rechten  Ufer  des  Schärligbaches,  3  km 
D.  Marbach  und  5  km  sw.  der  Station  Wiggen  der  Linie 
Bem-Luzem.  36  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

FiERNENALP  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster,  Gem. 
Rieden).  1000-1300  m.  Grosse  Alpweide,  am  W.-Hang 
des  Gubelspitz  und  4  km  nö.  über  Rieden.  Hütte  in 
1218  m. 

FiERNIQEN  (Kt.  Uri,  Gem.  Wassen).  1450  m.  Gruppe 
von  9  Häusern,  iid  Meienthal»  am  Weg  über  den  Susten- 
pass  und  7,5  km  nw.  der  Station  Wassen  der  Gotthard- 
bahn.  70  kathol.  Ew.  Alpwirtschaft.  Ausgezeichneter 
Käse. 

FiERNLIAL-P- (Kt.  St.  Gallen.  Bez.  Ober  Toggenburg, 
Gem.  Kappel).  1300-1400  m.  Grosse  Alpweide  mit  drei 
zerstreut  ffelegenen  Hütten,  am  O.-Han^  des  Tanzboden 
und  am  linksseitigen  Gehänge  des  Stemthales,  5  km  s. 
Kappel. 

FiE8CH,(OBER  und  UNTER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Sargans,  Gem.  Flums  und  Walenstadt).  1000^740  m. 
Alpweide  mit  zwei  Gruppen  von  zusammen  15  Häusern 


und  Hütten,  auf  einer  Terrasse  über  dem  linken  Ufer  des 
Walensees  und  2,5  km  s.  über  der  Station  Walenstadt 
der  Linie  Rapperswil-Wesen-Sargans.  59  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Walenstadt.  Alpwirtschaft.  Schöne  Aus- 
sicht auf  See  und  Umgebung. 

FiESCHHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Raron).  Gipfel.  S. 
den  Art.  STRAHLäORN. 

FiE88l8ALP  oder  FE88I8ALP  (Kt.  Glarus,  Gem. 
Sool).  1400-2100  m.  Alpweide  mit  3  Hütten,  am  SW.- 
Hang  des  Gufelstocks  und  3  Stunden  ö.  über  Schwan- 
den. Fläche  450  ha.  Wird  mit  50  Kühen  und  300  Schafen 
befahren.  Der  untere  Abschnitt  der  Alp  lieft  auf  Ver- 
rucano,  der  obere  auf  Rötidolomit,  der  hier  kleine 
Karrenflächen  bildet.  Einige  kleine  Seen,  vermutlich 
glazialen  Ursprunges.  Prachtvolle  Aussicht  auf  die  s. 
Glarneralpen. 

FiET8CH  (Kt.  Urij.  2170  m.  Felsgipfel,  2  km  ssw. 
über  Spiringen  im  Schachenthai,  in  der  Gruppe  des  Höh 
Faulen,  n.  der  Burg  (2282  m)  und  nw.  vom  Blin^i 
(2464  m).  An  ihm  entspringt  der  dem  Schächenbach  zu- 
fliessenae  Fätschbach. 

F/ET8CHBACH  (Kt.  Glarus  und  Uri).  Bach;  ent- 
springt am  Claridengletscher  und  am  KlausenpasH.  in  ca. 
2000  m,  durchfliesst  den  Umerboden,  bildet  beim  Aus- 
tritt aus  demselben  einen  prachtvollen  Wasserfall  (den 
sog.  Berglistüber :  s.  diesen  Art.),  schäumt  dann  durch 
eine  dunkelbewaldete  Schlucht  und  mündet  nach  11  km 
langem  Lauf  von  SW.-NO.  1,4  km  oberhalb  Linthal  in 
700  m  in  die  Linth.  Nimmt  von  beiden  Seiten  eine  Reihe 
von  kleinen  Zuflüssen  auf  und  bildet  mehrere  Fälle.  Lie- 
fert seit  1901  dem  Elektrizitätswerk  Linthal  die  Wasser- 
kraft. 1483 :  Fertscha. 

FiET8CHBACH  (Kt.  Uri).  Bach ;  entspringt  am  SW.- 
Hang  des  Fätsch  in  2100  m  und  mündet  nach  4,5  km 
langem  Lauf  von  SO.-NW.  ö.  der  St.  Lorettokapelle  in 
648  m  von  links  in  den  Schächenbach. 

FAFLERALP  (Kt.  Wallis.  Bez.  West  Raron,  Gem. 
Blatten).  1782  m.  Alpweide  mit  17  Hütten  und  Ställen, 
an  den  untern  Hängen  der  Grindelspitzen,  über  dem 
rechten  Ufer  der  obern  Lonza,  im  Lötschenthal  und  3,2 
km  nö.  über  Blatten.  Wird  im  ü.  vom  Inner  und  im  W. 
vom  Aensser  Faflerbach  beffrenzt.  Korporationseigentum, 
mit  80  Stück  Gross-  und  Kleinvieh  befahren. 

FAFLERBACH  (iEU88ER  und  INNER)  (Kt. 
Wallis,  Bez.  West  Raron).  Zwei  Bäche.  Abflüsse  der 
Fimfelder  an  den  Grindel-,  Telli-  und  Burstspitzen  (s. 
Vorbergen  des  Petersgrates  und  Breithorns) ;  entwässern 
das  Aeusser  und  Inner  Faflerthal  und  münden  3,7  resp. 
2,5  km  oberhalb  des  Dorfes  Blatten  in  1770  resp.  1620  m 
in  die  Lonza. 

FAFLERTHAL  (iEU88ER  und  INNER)  (Kt. 
Wallis,  Bez.  West  Raron).  2500-1800  m.  Zwei  kleine, 
wilde  und  einsame  Thäler,  durch  den  Grat  der  Grindel- 
spitzen voneinander  getrennt,  obere  rechtsseitige  Ver- 
zweiffungen  des  Lötschenthales,  von  den  beiden  Rächen 
gleichen  Namens  entwässert ;  nö.  Blatten. 

FAHR  (KLa8TER)  (Kt.  Aargau,  Bez.  Baden,  Gem. 
Würenlos).  393  m.  Benediktinerinndakloster  mit  Kirche, 
am  rechten  Ufer  der  Limmat,  in  einer  kleinen,  rings 
vom  Kanton  Zürich  umschlossenen  aargauischen  £x- 
klavci  malerisch  (gelegen  und  stark  besucht.  2  km  nw. 
der  Station  Schlieren  der  Linie  Zürich-Baden-Brugg. 
Telephon.  Vom  Freiherm  Leuthold  von  Regensberg  ge- 
gründet. Langes  Gebäude  in  sehr  einfach  gehaltener 
romanischer  Architektur,  mit  einer  Kapelle  beim   Ein- 

Sang.  Etwas  oberhalb  des  Klosters  sind  Altertümer  aus 
er  Eisenzeit  gefunden  worden.  Kloster  Fahr  steht  unter 
der  geistlichen  Oberhoheit  des  Abtes  von  Einsiedeln  ;  es 
wurde  von  der  Mediationsakte  dem  Kanton  Aargau  zuge- 
teilt, dann  durch  Grossratsbeschluss  zusammen  mit  7  an- 
dern aargauischen  Klöstern  1841  aufgehoben,  endlich  aber 
auf  besondern  Wunsch  der  Bundesversammlung  nach 
langen  Debatten  nebst  drei  andern  Nonnenklöstern  wieder 
in  seine  Rechte  eingesetzt.  Heute  einziges  noch  bestehen- 
des Kloster  im  Kanton  Aargau. 

FAHREN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Rorschach,  Gem. 
Mörswil).  Weiler.  S.  den  Art.  Farn. 

FAHREN8CHWENDI  (Kt.  Appetizell  A.  R.,  Bez. 
Vorderland,  Gem.  Wald).  1038  m.  10  auf  einer  Anhöhe 
zerstreut  gelegene  Häuser,  5  km  sw.  der  Station  Heiden 


68 


FAH 


der  Bergbahn  RorBchach-Heiden  und  1,5  km  ö.  Wald.  62 
reform.  Ew. 

FAHRENSTOCK  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  1641  m. 
Breiter  und  abgerundeter  Gipfel,  in  der  vom  Drusberg 
abzweigenden  und  das  obere  Sihlthal  vom  Thal  der 
Waag  trennenden  Kette;  10  km  so.  über  Einsiedeln.  Be- 
steht aus  eocänen  Flysch-  und  Nummulitenbildungen,  die 
weiter  s.  von  Kreideschichten  abgelöst  werden. 

FÄHRHÄUSER  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zurzach,  Gem. 
Full-Reuenthal).  316  m.  Weiler,  am  linken  Ufer  des 
Rhein,  700  m  nö.  Füll  und  1,8  km  nw.  der  Station  Fel- 
senauder  Linie  Basel-Stein-Koblenz.  13  Häuser,  71  kathol. 
Ew.  Fähre  über  den  Rhein. 

FAHRHOF  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Frauenfeld,  Gem. 
Ober  Neunfom].  390  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  nahe 
dem  rechten  Ufer  der  Thur,  3  km  so.  der  Station  Ossin- 
gen  der  Linie  Winterthur-EtzwHen-Singen  und  1,5  km 
sw.  Ober  Neunforn.  37  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Neun- 
fom. Etwas  W^einbau.  Bildete  mit  dem  benachbarten 
zürcherischen  Weiler  Burghof  zusammen  bis 
1872  eine  Schulgemeinde  mit  eigenem,  zwi- 
schen beiden  Häusergruppen  stehenden  Schul- 
haus. Dieses  dann  geschlossen  u.  infolge  eines 
seinetwegen  zwischen  den  Kantonen  Zürich 
und  Thurgau  entstandenen  Prozesses  ver- 
kauft. 

FAHRLEN  (GROSS)  (Kt.  Glarus).  1603 
m.  Felsspom,  auf  dem  Gebiet  der  Neuenalp, 
zwischen  Obstalden  und  •  Mollis ;  vom  ihm 
geht  ein  rasenbestandener  und  zum  Teil  mit 
Wald  bewachsener  Kamm  zuerst  nach  SO. 
und  dann  nach  S.  über  den  Neuenkamm 
(1906  m)  bis  zum  Scheienstock  (1924  m ;  n. 
vom  Fronalpstock)* 

FAHRN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Rorschach, 
Gem.  Mörswil).  Weiler.  S.  den  Art.  Farn. 

FAHRNI  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Thun).  852 
m.  Gem.  und  Weiler,  auf  den  Höhen  zwi- 
schen den  Th&lern  der  Zulff  und  Rotachen ; 
5  km  ö.  der  Station  Steffisburg  der  elektri- 
schen  Bahn  Burgdorf-Thun.   Gemeinde,  mit 
Bach,  Lueg  und  Reckholteren  :  111  Häuser, 
686  reform.  Ew. ;  Weiler  :  10  Häuser,  63  Ew. 
Kirchgemeinde   Stefßsburg.   Landwirtschaft. 
Heimat  von  Ulrich  Ochsenbein,  Freischaaren- 
führers  1845,  Bundespräsidenten   und  Oberstdivisionärs 
zur  Zeit  des  Sonderbundskrieges  und  endlich  Generales 
in  französischen  Diensten  im  Krieg  1870-71.  Fahrni  oder 
Farni  bezeichnet  einen  mit  Farnkraut  bestandenen  Ort. 

FAHRWANQEN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Lenzburg).  550 
m.  Gem.  und  Pfarrdorf;  1,7  km  ö.  vom  Hallwilersee,  an 
der  Strasse  Lenzburg-Hochdorf  und  6,5  km  so.  der  Sta- 
tion Boniswil  der  Seethalbahn.  Postbureau,  Telegraph, 
Telephon;  Postwagen  nach  Boniswil,  Gelfingen  und 
Wohien.  130  Häuser,  1019  reform.  Ew.  Acker-  und  Wein- 
bau. Stroh-  und  Rosshaarflechterei.  Bis  1817  der  Kirch- 
gemeinde Seengen  zugeteilt;  seit  1820  eigene  Kirche 
zusammen  mit  Meisterschwanden.  Pfarrer  von  Fahrwan- 
ffen  war  Dr.  A.  Scartazzini  (f  1901),  bekannt  als  Dante- 
forscher. Der  Tägerstein,  im  Gschlägli,  wahrscheinlich 
ein  vorhistorischer  Opferplatz.  Am  Nunneli  ein  Tumulus 
mit  den  Resten  eines  durch  Feuer  bestatteten  Leichna- 
mes. Das  ö.  vom  Dorf  gelegene  Steinmüri  ist  eine 
römische  Siedelung.  Alemannengräber  bei  Grubmatten 
und  Oberdorf.  830:  Famovancn;  893:  Farinwanch. 
Fahr  Wangen  =  Farnkrautfeld. 

FAHRWINDISCH  (Kt.  Aarffau,  Bez.  ßrugg.  Gem. 
Windisch).  342  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  am  linifen  Ufer 
der  Reuss,  an  der  Strasse  Baden  -  Brugg,  500  m  s.  Win- 
disch und  1,2  km  so.  vom  Bahnhof  Brugg.  20  reform.  Ew. 
Die  einstige  Fähre  über  die  Reuss  heute  durch  eine  Brücke 
ersetzt. 

FAHY.  Ortsnamen,  in  den  Waadtländer  und  Walliser 
Alpen,  sowie  im  welschen  Jura  häufig  vorkommend ;  be- 
deutet s.  V.  a.  mit  Buchen  {fagus)  bestandener  Hang. 

FAHY  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Pruntrut).  568  m.  Gem.  u. 
Pfarrdorf,  auf  fruchtbarer,  von  der  Strasse  Pruntrut- 
Montb^liard  gekreuzter  Hochfläche,  600  m  ö.  der  Grenze 
gegen  Frankreich  und  11  km  w.  der  Station  Pruntrut  der 
Linie  Delsberg-Delle.  116  Häuser,  491  kathol.  Ew.  franzö- 


FAH 

Bischer  Zunge.  Postbureau,  Telephon ;  Postwagen  nach 
Pruntrut.  Eidgenössisches  Zollamt  und  Grenz  Wachtposten. 
Landwirtschaft.  Bedeutender  Grenzhandel  mit  Spezerei- 
waaren.  Da  die  hiesigen  Bodenverhältnisse  die  Einrich- 
tung von  laufenden  Brunnen  nicht  gestatten,  haben  die 
Bewohner  von  Fahy  Sodbrunnen  graben  müssen ,  aus 
denen  sie  das  Wasser  in  Eimern  schöpfen,  die  an  einer 
über  einen  Querbalken  laufenden  Kette  oder  Seil  befestigt 
sind  --  ganz  wie  in  der  ungarischen  Pussta.  Diese  eigen- 
artigen und  sehr  alten  Schöpfbrunnen  gehören  zu  den 
Merkwürdigkeiten  der  Gegend.  1177:  Fahyl;  1349:  Fahi- 
ren.  Einst  Eigentum  der  Propstei  Lanthenans ;  bis  1802  der 
Kirchgemeinde  Grandfontaine  zugeteilt.  Die  Kirche  zu  St. 
Peter  und  Paul  1788  an  Stelle  einer  ehemaligen  Kai>elle 
erbaut.  Das  Dorf  gleich  zu  Beginn  der  Burgunderkriege 
von  Stephan  von  Hagenbach  durch  Feuer  beinahe  gänz- 
lich zerstört.  Zu  Beginn  des  16.  Jahrhunderts  wütete  hier 
die  Pest  derart,  dnss  das  Dorf  von  seinen  Bewohnern  für 
einige  Zeit  gänzlich  geräumt  werden  musste.   Lager  von 


smmmmi 


Kirche  von  Fahy. 

schweizerischen  Truppen  zur  Zeit  der  Grenzbesetzung  von 
1870-71.  Der  Name  des  Dorfes  von  den  einst  die  ganze 
Gegend  bedeckenden  weiten  Buchen  Waldungen. 

FAHY  (LE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  und  Gem.  Aiffle).  482  m. 
Waldung,  zur  Grande  Foröt  de  la  Cheneau  gehörend,  am 
Eingang  ins  Ormontsthal  über  dem  linken  Ufer  der  Grande 
Eau.  1,7  km  über  Aigle.  N.  von  diesem  Wald  steht  in  äus- 
serst günstiger  Lage  das  von  einem  grossen  natürlichen 
Park  umgebene  und  von  Fremden  stark  besuchte  Grand 
Hotel  des  Bains  d' Aigle.  Vom  Bahnhof  Aigle  zum  Hotel 
eine  von  der  Eisenbahngesellschaft  Aigle -Leysin  1899  er- 
baute elektrische  Trambahn.  Am  Flussufer  stehen  Trias 
und  Rät  an. 

FAHY  (LE  QRAND  u.  LE  PETIT)  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez. Pruntrut).  581  m.  Schöne  Buchen-  und  Tannenwald- 
ungen, 1  km  n.  Pruntrut  und  Courtedoux,  auf  einer  wei- 
ten Hochfläche;  begrenzt  im  0.  von  der  Strasse  nach 
Beifort,  im  N.  von  der  Combe  du  Varieux  und  im  W.  von 
der  Strasse  Courtedoux-Bure ;  wird  von  SO.-NW\  von  der 
Strasse  Pruntrut-Bure  quer  durchschnitten.  Eigentum  der 
Gemeinde  Pruntrut  und  des  Staates  Bern.  Wird  durch 
zahlreiche  malerische  Tobel  gegliedert,  die  sich  alle  nach 
0.  zur  Allaine  öffnen  und  als  reizende  Ausflugsziele  be- 
kannt sind.  In  der  Combe  du  Varieux  älteste  Quellfassung 
der  Stadt  Pruntrut. 

FAHYN  (PLAIN  oder  PLAINFAHYN  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Münster,  Gem.  Perrefitte).  805  m.  Schöne  Meier- 
höfe, am  N.-Hang  des  Mont  Moron,  s.  der  Strasse  Münster- 
Perrefitte-Souboz,  5  km  w.  Münster  und  2.5  km  w.  Perre- 
fitte. Die  s.  der  Meierhöfe  ansteigenden  Waldhänge  des 
Moron  heissen  L'Envers  du  Piain  Fahyn,  im  Gegensatz 
zu  den  jenseitigen  Hängen,  dem  Droit  du  Piain  Fahyn. 
Thalsohle  von  der  Chaliere  entwässert,  die  oberhalb  Mün- 
ster von  links  in  die  ßirs  mündet.  Vom  latein.  Adjektiv 
faginus  =  mit  Buchen  bestanden. 


FAI 


FAL. 


69 


FAICHROTI  (Kt.  Zürich,  Bez.  und  Gem.  Pfäffikon). 
548  m.  Weiler,  nahe  dem  NW.-Ende  des  Pfäffikonersees, 
an  der  Strasse  Uster-Pfaffikon  und  2  km  sw.  der  Station 
PßfTikon  der  Linie  Effretikon-Hinwil.  Telephon.  10  Häu- 
ser, 38  reform.  Ew.  Grabhügel.  Der  Name  von  der  Hirse 
{Panicum)y  im  Dialekt  Faicn,  die  hier  heute  nicht  mehr 
gebaut  wird. 

FAIDALO  (Kt.Te8sin,Bez.  Leventina,  Gem.  Personico). 
906  ra.  Alpweide  mit  Gruppe  von  10  im  Frühjahr  und 
Herbst  bezogenen  Hätten,  im  kleinen  ValNadro  und  2  km 
Dw.  Personico.  ßutter  und  Käse. 

FAI  DO  (sprich  Fa-ido),  deutsch  Pfaid  (Kt.  Tessin,  Bez. 


Faido  mit  dam  Gampolungo. 

Leventina).  721  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  Hauptort  des  Be- 
zirkes, am  linken  Dfer  des  Tessin  und  an  der  Strasse 
Airolo-Bellinzona.  Station  der  Gotthardbahn.  Postbureaii. 
Telegraph,  Telephon.  Gemeinde,  mit  Chinchengo:  171 
Häuser,  860  kathol.  Ew.;  Dorf:  157  Häuser,  fe5  Ew. 
Ackerbau  und  Viehzucht.  Granitbrüche.  Sehr  malerisch 
gelegen  und  rings  von  prachtvollen  Tannenwalduncen 
umrahmt ;  beliebte  Sommerfrische  von  Familien  aus  Mai- 
land. Alte  Holzhäuser  aus  dem  16.  Jahrhundert  mit 
Schnitzwerk.  Auf  dem  Dorfplatz  Denkmal  des  kantonalen 
und  eidgenössischen  Staatsmannes  (Bundesrates)  Stefano 
Franscini,  des  Vaters  des  Tessiner  Volksschulwesens. 
Sekundärschule ;  ehemaliges  Franziskanerkloster ;  be- 
merkenswerte Holzbrücke.  Nahe  dem  Dorf  der  pracht- 
volle Wasserfall  der  vom  Campo  Tencia  herunterkom- 
menden Piumogna,  die  das  das  Dorf  mit  Licht  und 
eine  bedeutende  Giesserei  mit  Kraft  versehende  Elek- 
trizitätswerk speist.  Bierbrauerei,  Gerberei  und  Fär- 
berei. Stark  besuchte  Viehmärkte.  Auf  dem  Dorfplatz 
von  Faido  wurden  1755  im  Beisein  der  ganzen  Be- 
völkerung der  Leventina  die  drei  Führer  des  Auf- 
standes gegen  Uri,  Forni,  Orsi  u.  Sartori,  enthauptet. 
Ueber  der  Pfarrkirche  die  mit  Schiessscharten  und 
Zinnen  versehene  Torre  dei  Varesi.  Das  am  N.-Ein- 
gang  zum  Dorf  stehende  Holzhaus  zeigt  ein  an  seiner 
Front  im  ersten  Stockwerk  in  Holz  geschnitztes  Bas- 
relief, das  die  Madonna,  Jesus  am  Kreuz  zwischen  Ma- 
ria und  Johannes  und  die  Anbetung  der  drei  Könige 
darstellt;  ein  anderes  Basrelief  mit  dem  h.  Martin  im 
zweiten  Stockwerk.  Beide  Schnitzereien  tragen  die 
Jahreszahl  1582.  Gegenüber  der  Torre  dei  Varesi  die 
alte  Casa  Solari  mit  origineller  Galerie.  Abgebildet  in 
Hahn,  J.  Rud.  Die  niittelalterlichen  Kunstaenkmäler 
des  Kantons  Tessin.  Zürich  1893. 

FAIE,  FAYE,    FEYA,  F^E.  Ortsname,  im  Jura 
und  in  den  Alpen  häufig  vorkommend ;  vom  lat.  feta^  im 
Dialekt  faie  oder  fahia  =  Schaf.  Bedeutet  also  s.  v.  a. 
Schafweide  oder  Schafhürde. 


FAIEDO  (MONTI  DI)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia, 
Gem.  Prato).  890  m.  Bergweide  mit  Gruppe  von  18  Hütten, 
im  Val  Prato,  am  S.-Fuss  des  Pizzo  di  Ruscada  und  Vt 
Stunde  so.  über  Prato.  Butter  und  Käse. 

FAIN  (VAL  DEL),  deutsch  Hecthal  (Kt.  Graubunden, 
Bez.  Maloja).     Rechtsseitiges   Nebenthal  zum  Thal  des 
Flatzbaches  oder  von  Pontresina,  7  km  lang  u.  für  kleine 
Fuhrwerke  auf  eine  Länge  von  S-4  km  fahrbar,  mündet 
bei  den  Berninahäusern  in  1900  m  aus.  Steigt  im  Bogen 
nach  NO.  und  0.  bis  zum   Strettapass  oder  Passo  Fieno 
(2482  m)  auf.  Reizendes  Thal  mit  reicher  Flora,  im  Som- 
mer von  zahlreichen  Touristen  besucht.  Auf  gutem  Fuss- 
weg  in  2  V«  Stunden  von  den  Bernina- 
hnusern  zum  Strettapass  und  von  da  in 
3  Stunden  nach  Sant'  Antonio  im  Val 
Livigno.  Wie  schon  der  Name  besagt, 
ist   das  Thal  besonders  ausgezeichnet 
durch  seine  fetten  Alpweiden.  Für  den 
Botaniker  ein  in  hohem  Masse  bemer- 
kenswertes Gebiet  mit  zahlreichen  Pflan- 
zenarten :  Primula  integrifolia,  P.  hir- 
suta  und  P.  viscosa  mit  ihren  Bastar- 
den P.  hirsuia  X  integrifolia^  P.  inte- 
grifolia X   viscosa  und  P.  hirsuta  X 
viscosa ;  Papaver  raeticum  ;  Pedicularis 
tuberosa   und  P.   incamata    mit  dem 
Bastard  P.   Vulpii ;  Polemonium  rsß- 
ticuni,   Senecio   abrotanifolius,   Saus- 
surea  alpina^  Phyteuma  numilßj  Sem- 
pervivum    Wulfeni,    Orchis   nigra    v. 
rosea,    Carex  tncurva   und  zahlreiche 
Hieracien  (Habichtskräuter). 
'     FAJAUNA    (Kt.   Graubünden,   Bez. 
Unter    Landquart,    Kreis    und    Gem. 
Schiers).  900  m.  Weiler,  am  W.-Hang 
des  Stelserbergs,  über  der  Einmündung 
des  Schraubachs  in  die  Landquart  und 
i  km  ö.  der  Station  Schiers  der  Räti- 
schen Bahn  (Landqqart-Davos).  21  Häu- 
ser, 91  reform.  Ew.  deutscher  Zunge. 
Wiesenbau  und  Viehzucht. 
FAKLEN8TBIN  (Kt.  Graubünden, 
Bez.  Unter  Landquart,  Kreis  Fünf  Dörfer,  Gem.  Igi^).  912 
m.  Burgruine,  auf  einem  Felsvorsprung  am  N W.-Hang 
des  Eichbergs;  1,2  km  so.  Igis. 

FALAIN  (MONT)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn).  2570 
m.  Gipfel,  nw.  Ende  des  vom  Piz  Starlex  nach  NW.  zum 
Cruschettapass  und  zum  Alpthälchen  Plazer  ziehenden 
Kammes,  5  km  so.  über  Scan. 

FALCHEREN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle,  Gem. 
Schattenhalb).  906  m.  Weiler,  auf  einer  Felsterrasse  über 
dem  linken  Ufer  der  Aare  und  1,9  km  sw.  über  der  Sta- 
tion Meiringen  der  Brünigbahn.  19  Häuser,  83  reform. 


Burgruine  Faklenstela. 

Ew.  Kirchgemeinde  Meiringen.  In  der  Nähe  schöner  Was- 
serfall des  Falcherenbachs. 
FALCHERENBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle). 


70 


FAL 


FAL 


940-580  in.  Kurzer  Bach,  Zufluss  zu  einem  kleinen  Kanal    i 
im  Thalboden  von  Meiringen ;  entspringt  w.  des  Weilers   | 
Falcheren  und  stürzt  sich  gegenüber  Mei- 
ringen in   schönem  Fall  über  eine  Fels-     j 

wand. 

FALDUMALP  oder  FELDUMALP 
(Kt.Wallis,  Bez.  West  Baron,  Gem.  Fer- 
den).  2033  m.  Alpweide  mit  19  zwischen 
2033  und  1^  m  zerstreut  gelegenen  Hüt- 
ten, in  einem  grünen  Thalkessel  des  Fald- 
umbachs.  Korporationseig[entum.  Mit  80 
Stück  Milchkühen  und  i^leinvieh  befahren. 

FALDUMBACH  (Kt.Wallis,  Bez.  West 
Raron).  2500  bis  1300  m.  Wildbach,  Abfluss 
der  die  O.-Hänj^e  des  Faldum  Rothoms 
bekleidenden  Firnfelder;  durchüiesst  ein 
grünendes  Thälchen,  in  dem  die  Faldumalp 
eingebettet  liegt,  und  mündet  nach  4  km 
langem  Lauf  in  der  Richtung  SW.-NO.  1 
km  s.  vom  Dorf  Ferden  von  rechts  in  die 
Lonza. 

FALDUMQRAT  (Kt.  Wallis,  Bez.  West 
Baron).  2762,  2734  und  2589  m.  Verwitterter 
Felsgrat,  nö.  Auszweigun^desNiven ;  trennt 
die  Faldumalp  von  der  Meiggenalp.  5-6  Stun- 
den sw.  über  Ferden.  Beide  Alpweiden  mit  ^ 
einander  verbunden  durch  den  die  ö.  Felswände  des  Gra- 
tes überwindenden  Fussweg  des  Bärenfallen. 

FALDUM  PASS  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk  und  West 
Raron).  2644  m.  Passübergang,  zwischen  dem  Faldum 
Rothorn  im  SSO.  und  den  Laucherspitzen  im  NNW.; 
verbindet  Leuk  Bad  und  Leuk  Stadt  mit  Ferden  in  6  und 
Ried  mit  dem  LöUchenthal  in  6  »A  Stunden.  Wenig  be- 
L^angen. 

FALDUM  ROTHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk  und 
West  Raron).  2839  m.  Gipfel,  in  der  Gruppe  des  das  Leu- 
kerthal  vom  Lötschenthal  trennenden  Torrenthorns,  7 
Stunden  sw.  über  Ried.  Steigt  als  steilwandige  Pyramide 
über  der  an  seinem  NO.-Fuss  gelegenen  Faldumalp  auf. 
Besteigung  schwierig,  zum  erstenmal  4881  von  F.  Steiner 
aus  Zürich  ausgeführt.  Bemerkenswert  durch  die  merk- 
würdigen Faltenbiegungen  der  auch  den  Faldumgrat  auf- 
bauenden Liasschichten.  Der  Name  Faldum  sehr  wahr- 
scheinlich vom  althochdeutschen  fald,  falt  =  Falte,  Bie- 
gung. 

FALEIN  (Kt.  Graubun-len,  Bez.  Albula,  Kreis  Bergan, 
Gem.  Filisur  und  Stuls).  1443-2200  m.  Grosses  Alpweiden- 
gebiet, mit  mehreren  Gruppen  von  Hülten  (Curzins  dador, 
Platelas,  Puez  u.  a.),  am  SW.-Hang  der  Muchelta,  3  km 
so.  über  Filisur. 


1040  m.   W.  Abschnitt  des  Duchholterberffes,  entwaldet 
und  mit  grosser  Felswand  senkrecht  abfallend.  Sehr  in- 


Falkenfluh,  von  Westen. 

FALKENBERQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Freibergen). Gem. 
und  Dorf.  S.  den  Art.  Montfaucon. 
FALKENFLUH   (Kt.   Bern,   Amtsbez.   Konolfingen). 


Burgruine  A.U  Palkenstein. 

teressanter  und  oft  besuchter  Aussichtspunkt,  schöne  Aus- 
sicht auf  die  Umgebungen  von  Thun  und  die  Gebii^gs- 
gruppen  des  Stockhorns  und  Niesen.  Von  der  Station 
Ober  Diessbach  der  elektrischen  Bahn  Buraddrf-Thun  aus 
in  1,  von  Thun  aus  über  Stefßsburg  und  Schnittweierbad 
in  2  Stunden  zu  erreichen.  Auf  dem  Rücken  die  kleine 
Häusergruppe  Auf  der  Fluh  und  eine  im  Sommer  ge- 
öffnete Gastwirtschaft.  In  geologischer  Hinsicht  besteht 
die  Falkenfluh  aus  einem  wohl  ausgebildeten  Gewölbe  von 
miocänen  Nagelfluhschichten ,  das  von  der  Aare  quer 
durchschnitten  worden  ist.  In  den  Felsen  nisten  zahl- 
reiche Eulen,  Falken  und  Auerwild.  Im  18.  Jahrhundert 
fanden  die  hier  gefangenen  Falken  guten  Absatz  ins  deut- 
sche Reich.  Auf  einem  s.  Vorberg  stand  einst  die  von  den 
ßernern  1331  zerstörte  Burg  Diessenberg. 

FALKENFLUH  (PAVILLON)  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Interlaken).  1040  m.  Schöner  Aussichtspunkt,  am  SO.- 
Hang  des  Härder,  mitten  im  Bruckwald  und  1  ^4  Stunden 
über  Unterseen.  Von  den  Kurgästen  Interlakens  oft  be- 
sucht. 

FALKENHORST  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorder- 
land, Gem.  Wald).  Gruppe  von  6  Häusern,  auf  einer  An- 
höhe 1,5  km  so.  Wald  und  5,5  km  sw.  der  Station  Heiden 
der  Bergbahn  Rorschach-Heiden.  37  reform.  Ew. 

FALKENSTEIN  [Kt.  St.  Gallen, 
Bez.  u.  Gem.  Tablat).  624  m.  Burgruine, 
am  linksseitigen  Hang  des  romanti- 
schen Martinstobel  und  2,7  km  nö.  der 
Station  St.  Fiden  der  Linie  St.  Gallen- 
Rorschach.  1287  von  Abt  Wilhelm  von 
Montfort  an  das  Kloster  St.  Gallen  ver- 
kauft und  in  den  Appenzellerkriegen 
zerstört. 

FALKENSTEIN  (Kt.  ,Solothum, 
Amtei  Ölten,  Gem.  Nieder  Gösgen). 
Volksname  für  die  Burgruine  Gössen, 
die  auf  einem  Felsen  über  dem  linken 
Ufer  der  Aare  u.  über  der  Brücke  Schö- 
nenwerd-Gösgen  steht.  Einst  Eigentum 
des  Grafen  Thomas  von  Falkenstein, 
der  durch  seine  Teilnahme  an  der 
Ermordung  des  Kaisers  Albrecht  zu 
Brugg  bekannt  geworden  ist.  Die  Ruine 
soll  in  eine  katholische  Kirche  mit  dem 
mächtigen  Burgturm  als  Glockenturm 
umgewandelt  werden. 

FALKENSTEIN   (ALT)  (Kt.  Solo- 
thurn,  Amtei  Balsthal).  515    m.  Burg- 
ruine, eine   der   schönsten    im   Jura; 
links  über  der  Vereinigunj^  des  Augst- 
baches  mit  der  Dünnern,  in  der  Klus 
bei  Balsthal  über  der  Strasse  Oensingen-Balsthal  und  1 
km  SSW.  Balsthal. 
FALKENSTEIN  (NEU)  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Bals- 


FAL 


FAL 


71 


thal).   570  m.  BurgruiDe,  auf  der  im  N.  den  uDtern  Ab- 
schnitt des  Thaies  des  Augstbaches  abschliessenden  Fels- 


Burgruine  Neu  Falkenstein. 

wand,  1  km  nö.  Baisthal  und  über  dem  Weiler  St.  Wolf- 
gang und  der  Strasse  Balsthal-Mümliswil.  Die  Gesellschaft 
zur  Erhaltung  schweizerischer  Baudenkmäler,  die  Diens- 


der  Schweiz  den  in  ihrem  W.  gelegenen  Gruppen  der 
Romanischen  Präalpen  und  des  Chablais,  die  alle  als 
Ueberreste  jener  Ungeheuern  UeberschiebungsschoUen  zu 
deuten  wären,  die  sich  von  der  Innenseite  des  Gebirges 
nach  der  Aussenseite  zu  übergelegt  haben.  Es  stehen  somit 
alle  diese  Berge  nicht  an  ihrem  ursprünglichen,  primäreh 
Platz,  sondern  sie  sind  durch  einen  grossen,  von  S.  her- 
kommenden Schub  hierher  gelangt.  Die  Wurzel  der  gros- 
sen FalknischoUe  wäre  nach  Lugeon  sehr  wahrscheinlich 
im  Gebirgsmassiv  von  Arosa  zu  suchen.  In  der  Tat  findet 
sich  als  Unterlage  dieser  aus  sekundären  Gesteinen 
aufgebauten  und  der  Wurzel  nach  unten  entbehrenden 
Berge  und  Berggruppen  überall  tertiärer  Flysch,  d.  h.  ein 
Gestein  jungem  Alters.  Die  Frage  der  Entstehung  dieser 
ganzen  sog.  Klippenzone  ist  heute  noch  nicht  völlig  ge- 
löst und  hietet  für  den  Geologen  das  höchste  Interesse. 
Die  Schichten  des  Falknis  fallen  nach  0.,  wo  sie  von  den 
triasischen  Gesteinen  einer  weitern  Ueberschiebungs- 
schoUe,  der  des  Rätikon,  überlagert  werden,  die  ihren  Ui^ 
Sprung  noch  tiefer  im  Kern  des  Alpengebietes  haben 
muss.  Vergl.  Lorenz,  Theod.  Geologische  Studien  im 
Grenzgebiete  zwischen  helvetischer  und  ostalpiner  Facies 
(in  Eclogm  geoloqicm  Helvetim.  VI  2,  1900).  —  Lorenz, 
Theod.  Monographie  des  Fläscherberges  (in  Beiträge  zur 
geologischen  Karte  der  Schweiz.  NF.  X).  Bern  iflCÖ.  4\ 
—  Lugeon,  Maurice.  Les  grandes  nappes  de  recouvre- 
ment  du  Chablais  et  de  la  Suisse  (in  Bull,  de  la  Societe 
geolog.  de  France,  1902). 

FALL  (Kh  Bern,  Amtsbez.  Schwarzenburff,  Gem.  Gug- 
gisberg).  840  m.  Gruppe  von  11  Häusern,  über  der  Ver- 
einigung des  Laubbacnes  mit  der  Sense,  nahe  der  Grenze 

Burohlispity. 
*54i'" , 


Jag         •*  Eonnspit» 


Querprofil  durch  das  Gebiet  des  Falknis. 
M.  Malm ;  N.  Neocom ;  R.  Bote  Kreide ;  Q.  Zerriebene  Gesteinsschichten. 


tacsgesellschaft  von  Baisthal  u.  opferwillige  Private  be- 
mnüen  sich,  die  prächtig  gelegene  Ruine  gegen  weiteren 
Zerfall  zu  schützen. 

FALKNI8HÖHE  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Land- 

3uart).  2566  m.  Einer  der  Hauptgipfel  des  Rätikon,  an 
edsen  W.-Ende,  auf  der  Grenze  gegen  Lichtenstein  und 
6  km  nö.  über  Maienfeld.  Zusammen  mit  dem  benach- 
barten Gleckhorn  einer  der  schönsten  Gipfel  Graubün- 
dens.  Fällt  ffegen  Maienfeld  und  die  St.  Luzisteig  mit 
senkrechten  Felswänden  ab.  Dank  ihrer  günstigen  Lage 
gestattet  die  Falknishöhe  die  Aussicht  nicht  nur  auf  das 
umliegende  Gebirgsland  sondern  auch  auf  das  ganze 
Hheinthal  von  Chur  bis  zum  Bodensee.  Wird  häufig  be- 
stiegen, am  meisten  auf  dem  von  Maienfeld  ausgehenden, 
über  ßargün  führenden  und  unterhalb  der  Turnen  vor- 
beigehenden Fussweg,  der  vom  Fuhrer  Fortunat  Enderlin 
erbaut  worden  ist.  Besteht  aus  eigenartig  gefalteten  und  ge- 
quetschten Juraschichten  und  aus  einer  ihrer  Entstehung 
nach  noch  nicht  sicher  bestimmten  Breccie.  Prof.  Tarnuz- 
zer  in  Chur  sieht  in  letzterer  die  Geschiebe  eines  von  der 
Berninagruppe  über  das  Oberhalbstein  und  das  Rheinthal 
herabkommenden  Flusses  der  Kreidezeit,  der  hier  in  eine 
Meeresbucht  mündete  und  darin  sein  Geschiebe  ablagerte. 
Später  hat  dann  die  Alpenfaltung  diese  Ablagerungen  in 
eme  Höhe  von  über  2000  m  gehoben.  Nach  Professor  M. 
Lugeon  in  Lausanne  entspricht  die  Falknisgruppe  im  0. 


ffegen  den  Kanton  Freiburg  und  2,2  km  sw.  Guggisberg. 
21  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

FALL  (Kt.  Bern ,  Amtsbez.  Schwarzenburg ,  Gem. 
Rüschegg).  890  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  etwas  s.  der 
Strasse  Plaffeien-Rüschegg  und  1  km  w.  Rüschegg.  26  re- 
form. Ew. 

FALLBACH  (Kt.  Appenzell  A.  R.  u.  L  R.  und  Kt.  St. 
Gallen).  Bach;  entspringt  in  1060  m  an  den  Hängen  von 
Bensol,  steigt  s.  Oberegg  ab,  nimmt  von  links  den  Blan- 
bach  auf,  geht  n.  an  Reute  vorbei,  erhält  den  Namen 
Littenbach  und  mündet  nach  9  km  langem  Lauf  bei  Au  in 
408  m  in  den  Giessen.  Bildet  einen  8  m  hohen  schönen 
Wasserfall.  Treibt  auf  Appenzeller  Boden  zwei  Sägen  und 
eine  Mühle  und  ist  bei  Oberegg,  wo  er  früher  oft  grosse 
Verheerungen  angerichtet  hat,  verbaut  worden. 

FALLBACH  (Kt.  Appenzell  I.  R.,  Gem.  Oberegg). 
870  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  Fallbach,  500  m  w. 
der  Kirche  Ooeregg  und  3  km  sü.  der  Station  Heiden  der 
Bergbahn  Horschach-Heiden.  28  kathol.  Ew.  Landwirt- 
schaft. Stickerei  als  Hausindustrie. 

FALLBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Saanen).  Bach; 
entspringt  am  SO.-Hang  der  Gummfluh  in  1840  m, 
durcnlliesst  als  Meielsgrundbach  den  Meielsgrund,  er- 
hält dann  den  Namen  Fallbach  und  mündet  nach  6,5 
km  langem  Lauf  in  der  Richtung  SW.-NO.  beim  Weiler 
Grund  in  1090  m  in  die  Saane. 


72 


FAL 


FAN 


FALLBACH  (Kt.  Bern,  Ämtsbez.  Thun).  Bach  ;  ent- 
springt am  Fuss  der  Krummefadenfluh  (N.-Hang  der 
Stockhorn kette)  in  1620  m,  durchfliesst  das  Thälchen 
von  Langeuegg,  nimmt  von  rechts  den  Ablluss  des  wilden 
Sulzgrabens  auf,  bildet  oberhalb  der  Kirche  Blumenstein 
einen  schönen  Wasserfall,  durchauert  die  Gemeinde  Blu> 
menstein  und  mundet  nach  7  tm  langem  Lauf  in  der 
Richtung  SW.-NO.  in  635  m  in  die  Gürbe.  Treibt  neben 
mehreren  Mühlen  und  ^ägen  eine  Gipsfabrik.  Er  tritt 
bei  der  Schneeschmelze  im  Frühjahr  und  nach  heftigen 
Gewitterregen  oft  über  seine  Ufer,  weshalb  an  ihm  be- 
deutende verbauung^sarbeiten  ausgeführt  worden  sind. 
Fossilien  in  den  Posidonienschiefem  des  Toarcien  (Lias). 

FALLBODKNHUBEL  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Interla- 
ken).  2175  m.  Wenig  bedeutender  nw.  Vorberg  des  Klei- 
nen Eiger,  im  Kamm  zwischen  Wengernalp  und  Wergis- 
thalalp  und  700  m  s.  über  der  Passhöhe  der  Kleinen 
Scheidegg  (Hotel  Bellevue). 

FALLENBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftigen,  Gem. 
Nieder  Muhleren).  787  m.  Gruppe  von  15  Bauernhöfen. 
1  km  ö.  Nieder  Muhleren  und  1  km  w.  der  Station  TofTen 
der  Gürbethalbahn  (Bern- Watten wil-Thun).  86  reform. 
Ew.  Landwirtschaft. 

FALLENBACH  (Kt.  Nidwaiden).  Kleiner  Bach;  ent- 
springt am  O.-Hang  des  Gräfimattgrates  in  1920  m,  durch- 
fliesst die  Kemalp,  bildet  einen  malerischen  Wasserfall 
und  mündet  nach  5  km  langem  Lauf  in  der  Richtung 
SW.-NO.-SO.  2,2  km  unterhalb  Grafenort  in  530  m  in  die 
Engelberger  Aa.  An  der  Mündung  Gruppe  voH  3  Häusern, 
ebenfalls  Fallenbach  geheissen. 

FALLENBODEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  und 
Bez.  Schwyz,  Gem.  Lowerz).  710  und  640  m.  Zwei  Grup- 
pen von  zusammen  9  Häusern,  am  O.-Hang  der  Rigi ;  2,5 
km  w.  Lowerz  und  1,5  km  s.  der  Station  Arth  Goldau 
der  Gotthardbahn.  50  kathol.  Ew.  Viehzucht,  Obstbau. 
Wurde  vom  Bergsturz  von  Goldau,  am  2.  September  1806, 
mitergriffen. 

FALLENDER  BRUNNENHOF  (Kt.,  Bez.  u.  Gem. 
Zürich,  Zürich  IV-Unterstrass).  Häusergruppe.  S.  den 
Art.  Brunnenhof  (Fallender). 

FALLENFLUH  (Kt.  u,  Bez.  Schwyz).  1203  m.  Breiter 
und  flacher  Bergrücken,  am  N.-Han^  des  Muotathales, 
im  Einzugsgebiet  der  Muota,  4  km  so.  Schwyz  und  3,3 
km  8.  vom  Grossen  Mythen.  Fällt  nach  NW.  und  SW.  in 
steilen  Felswänden  ab  ;  sonst  stark  bewaldet. 

FALLENKOPF  (HINTER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Ober  Toggenburg).  Gipfel.  S.  den  Art.  Hinterfallen- 
kopf. 

FALLfeR  oder  IQL  PLANQ  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Albula,  Kreis  Oberhalbstein,  Gem.  Mühlen).  1933  m. 
Gruppe  von  12  im  Sommer  bewohnten  Hütten,  im  Val 
da  Faller  an  der  Stelle,  wo  sich  dieses  in  zwei  Arme 
teilt,  am  NO.-Fuss  des  Piz  Platta  und  4  km  sw.  über 
Mühlen.  Kapelle. 

FALLfeR  (VAL  DA)  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Albula). 
Romantisches  Seitenthal  des  Oberhalbstein,  mündet  in 
dieses  bei  Mühlen  in  1460  m  aus.  Steigt  ziemlich  rasch 
nach  SW.  auf,  erweitert  sich  dann  zu  einem  breiten, 
von  hohen  Gipfeln  umrahmten  Boden,  in  dem  die  im 


der  Piz  Platta  ab.  Bei  Igl  Plang  teilt  sich  das  Thal  in 
zwei  Arme,  das  nach  W.  ziehende  Val  Gronda  und  das 
nach  S.  aufsteigende  Val  Bercla,  die  beide  ebenfalls  von 
Hochgebirgsgipieln  begleitet  werden.  Vom  Val  Gronda 
aus  führt  das  selten  begangene  Thälijoch  (2802  m)  am 
Averser  Weissberff  vorbei  nach  Avers  Cresta,  vom  Val 
Bercla  aus  das  Fallerjoch  (2770  m)  nach  Juf  im  obersten 
Abschnitt  des  Avers.  Das  Val  da  Fall^r  ist  unbestritten 
eine  der  grossartigsten  und  zugleich  lieblichsten  Thal- 
landschaften Graubündens.  Es  ist  heutzutage  zum  belieb- 
ten Ausgangspunkt  für  eine  ganze  Reihe  von  Gipfeltouren 
geworden,  unter  denen  die  Besteigung  des  Piz  Platta  als 
eine  der  lohnendsten  zu  nennen  ist. 

FALLERA  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner).  Gem.  u. 
Dorf.  S.  den  Art.  Fellers. 

FALLERN  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Lebern,  Gem.  Rüt- 
tenen).  557  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am  S.-Fuss  des 
Weissenstein,  am  benebten  Fussweg  Solothurn -Fallern- 


Riesi-Nesselboden-Weissensteio,  700  m  sw.  Rüttenen  und 
3,3  km  n.  Solothurn.  Telephon.  35  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde St.  Nikiaus.  Wirtshaus. 

FALLQLET8CHER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  3810- 
3330  m.  Kleiner  Hängegletscher,  am  ONO.-Grat  der 
Süd  lenzspitze,  in  der  Gruppe  der  Mischabelhörner ;  wird 
durch  eine  Felswand,  über  die  die  Eisblöcke  der  obem 
Hälfte  auf  die  untere  Hälfte  abstürzen,  in  zwei  Teile  ge- 
trennt. 

FALOPPIA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Mendrisio).  Bach ;  ent- 
springt im  Hügelland  der  lombardischen  Gemeinde  U^- 
giale  in  390  m,  tritt  nach  6  km  langem  Lauf  auf  Schwei- 
zerboden über,  bildet  auf  eine  Strecke  von  1  km  die 
Landesgrenze,  nimmt  den  Wildbach  Roncaglia  auf,  geht 
in  einem  gedeckten  Kanal  unter  dem  Bahnhof  Chiaaso 
durch  und  mündet  bald  nachher  nach  11  km  langem 
Gesamtlauf  an  der  Grenze  in  235  m  in  die  Breggia. 

FALOTTA  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Albula).  2427  m. 
Wenig  bedeutender  Gipfel,  Vorberg  des  Piz  d'Err,  3  km 
nö.  über  Mühlen  im  Oberhalbstein.  Am  W.-Fuss  führt 
ein  z.  T.  durch  Wald  gehender  Fussweg  von  Roffna  auf 
die  Hoch terrasse  von  Mex. 

FALSCHEN  oder  FALT8CHEN  (Kt  Bern,  Amts- 
bez. Frutigen,  Gem.  Reichenbach).  900  m.  Kleines  Dorf, 
zwischen  dem  Reichenbach  und  Suldbach,  am  N.-Fuss 
des  Engelbergs  und  1,5  km  ö.  der  Station  Reichenbach 
der  Thunerseebahn  ( Frutigen- Spiez).  47  Häuser,  214  re- 
form. Ew.  Viehzucht.  Schöne  Aussicht.  Eine  Volkssage 
erzählt,  die  als  Engel  verkleideten  Frauen  von  Falschen 
hätten  einst  eine  Schar  von  über  die  Gemmi  ins  Kander- 
thal  vorgedrungenen  Wallisem  zurück^j^etrieben.  In  alten 
Urkunden  Velschen  geheissen.  Das  im  Mittelalter  in 
Bern  und  Thun  ansässige  Edelgeschlecht  von  Velschen 
Stammtaus  Falschen. 

FALT8CHONHORN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glen- 
ner). 3024  m.  Gipfel,  in  der  das  Valser-vom  Vrinthal 
(oberstes  Lugnez)  trennenden  und  über  den  Piz  Schar- 
boden mit  der  Gruppe  des  Piz  Terri  zusammenhängenden 
Kette  des  Piz  Aul.  4  km  w.  über  Vals  Platz  und  4  km 
ssö.  über  Vrin.  Vom  Piz  Aul  durch  die  selten  begangene 
Fuorcla  de  Patnaul  getrennt.  Von  Vals  Platz  zur  Passhöhe 
der  Fuorcla  de  Patnaul  3  V4»  von  da  auf  den  Gipfel  ^/^ 
Stunden. 

FALZ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald,  Gem.  Sumis- 
wald).  760  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  Eingang  zom 
Kurzeneigraben,  400  m  s.  Wasen,  9  km  nö.  der  Station 
Ramsei  der  Linie  Burgdorf-Langnau  und  4,1  km  nö.  Su- 
miswald.  79  reform.  Ew. 

FALZOBER  oder  VALZObER  (ALP)  (Kt.  Glarus, 
Gem.  Elm).  1200-2360  m.  Alpweide  mit  7  Hütten,  am  N.- 
Hang des  Piz  Segnes  und  seines  w.  Vorberges,  des  über 
dem  Raminthal  aufsteigenden  Mörderhoms,  2-3  Stunden 
ö.  über  Elm.  Zerfallt  in  eine  Reihe  von  durch  Eocänbän- 
der  von  einander  getrennten  Terrassenflächen.  Mit  40  Kü- 
hen und  200  Schafen  befahren.  Der  Name  Falzüber  ist 
romanischen  Ursprungs  und  wahrscheinlich  von  Valsu- 
pra  =  oberes  Thal  herzuleiten. 

FAMBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau,  Gem.  Röten- 
bach).  810  m.  Gemeindefraktion  mit  31  im  kleinen  Thal 
des  gleichnamigen  Baches  zerstreut  ^legenen  Häusern. 
9  km  8.  der  Station  Signau  der  Linie  Bem-Luzem  una 
1,2  km  n.  Rötenbach.  208  reform.  Ew. 

FAMELON  (TOUR  DE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle). 
2141  et  2130  m.  Zweigiofliger  Felskopf  mit  langem  und 
schmalem  Grat,  in  der  uruppe  der  Tour  d'AT  and  Tour  de 
Mayen,  3  V«  Stunden  nw.  üoer  Le  S^pey  im  Ormontsthal. 
Hat  seinen  Namen  offenbar  von  semer  von  Leysin  aus 
ffesehen  einer  sitzenden  Frau  ähnlichen  Gestalt  erhalten. 
Besteigung  unschwierig,  wegen  der  grösseres  Interesse 
bietenden  oenachbarten  Tour  de  Mayen  u.  Tour  d'AIaber 
nur  selten  besucht.  Der  W.-Hang  z.  T.  mit  Rasen  bestan- 
den, zu  einem  grossen  Teil  aber  ein  weites  Karrenfeld. 

FANA8  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Landquart, 
Kreis  Seewis).  907  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  auf  einer  Ter- 
rasse am  rechten  Seitengehänge  des  Prätigau  und  2,5 
km  nö.  über  der  Station  Grüsch  der  Rätischen  Bahn 
(Landquart-Davos).  Postablage.  67  Häuser,  282  reform. 
Ew.  deutscher  Zunge.  Obstbau,  Alp  Wirtschaft.  1291 :  Affe- 
nas ;  1375:  Fenaus.  Vom  lat.  faena  =  Wiesen,  Alp- 
weiden. 


FAN 


FAN 


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FANCHINI  oder  ANNUNCIATA  (Kt.  Graubünden, 
Bei.  Bernina,  Kreis  und  Gem.  Puschlav).  975  m.  Weiler, 
am  linken  Ufer  des  J^oschiavino,  3  km 
so.  Puschlav.  Postaolage.  16  Häuser, 
70  kathol.  Ew.  italienischer  ZunRe. 
Kirchgemeinde  Puschlav -Prada.  Alp- 
wirtschaft. 

FANELLAALP  (Kt.  Graubünden, 
Bez.  Glenner,  Kreis  Lugnez,  Gem. Vals). 
1830-2400  m.  .Alpweide  mit  Gruppe  von 
4  Hütten,  am  linken  Ufer  des  Peiler- 
bachs, an  den  O.-Hängen  des  Cura- 
letschhoms  und  Ampervreilerhorns  u. 
6  km  8.  über  Vals  Platz. 

FANELLAGLET80HER  (Kt. 
Graubünden,  Bez.  Glenner).  Einer  der 
grössten  Gletscher  im  Adulamassiv; 
zwischen  St.  Lorenzhorn  (3047  m), 
Kirchalphorn  (3039  m),  Wengjispitze 
(2839  m),  Rothorn  (3002  m)  und  Fanella- 
horn (3122  m),  von  denen  die  drei  erst- 
genannten mit  steilen  Felswänden  ins 
Rhein waldthal  abbrechen,  während  sie 
nach  N.  in  sanft  geneigtem  Hang  abstei- 
gen. Hier  liegt  der  Fanellagletscher,  der 
wenig  steil  nach  NO.  zu  dem  bei  Vals 
Platz  ins  St.  Peterthal  ausmündenden 
Peilerlhal  sich  senkt.  Am  untern  Ende 
fallt  er  über  eine  steile  Felswand  und 
bietet  ein  schönes  Beispiel  eines  Terrassengletschers, 
lieber  ihn  führen  drei  wenig  begangene  Passwege :  der 
Fanella  pas8(2840  m)  nach.W.  ins  Kanalthal,  die  St.  Lo- 
renzlücke (2849  m)  nach  S.  ins  Obere  Bheinwald  und  die 
Kirchalplücke  nach  0.  nach  Hinterrhein. 

FANELLAHORN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner). 
3122  m.  Gipfel,  eine  der  schönsten  und  höchsten  Fels- 
pyramiden im  Adulamassiv,  auf  einem  vom  St.  Lorenz- 
nom  nach  N.  ausgehenden  und  das  Peilerthal  vom 
obersten  Valserthal  trennenden  Seitenkamm.  Ueber  den 
Fanellagletscher  leicht  zugänglich,  ^|^  Stunden  über  der 
Fanellapasshöhe ;  trotzdem  er  einer  der  schönsten  Aus- 
sichtspunkte seiner  Gebirgsgruppe  ist,  wird  er  wegen 
seiner  grossen  Entfernung  von  den  Exkursionszentren 


rhein  überschritten  (Hinterrhein-Vals  Platz  7  Stunden). 
FANQ.  Ortsname  der  deutschen  Schweiz,  für  sich  und 


Fanellahorn  von  Osten. 

nur  wenig  besucht.  Soweit  bekannt  von  J.  J.  Weilenmann 
1859  zum  erstenmal  erstiegen. 

FANELLAPA88  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner). 
2840  m.  Passübergang,  sw.  unter  dem  Fanellahorn,  zwi- 
schen diesem  und  dem  Rothorn.  Verbindet  das  Legitobel, 
ein  kleines  Seitenthal  zum  Kanalthal,  und  die  Zervreiler 
Alp>nit  dem  Fanellagletscher  u.  der  Fanellaalp.  Selten  für 
sich  allein  begangen,  wird  meist  in  Verbindung  mit  der 
Tour  Zervreila   oder  Vals  Platz  -  Kirchalplücke -Hinter- 


Fang  von  Süden. 

in  den  Zusammensetzungen  Bifang,  Infang,  Ifang  etc.  oft 
vorkommend ;  vom  althochdeutschen  fdhan  •=  schliessen, 
einschliessen,  mit  einem  Zaun  umgeben ;  entspricht  den 
Formen  Glos,  Cloud  etc.  der  französischen  Schweiz. 

FANQ  (Kt.  Wallis,  Bez.  Siders,  Gem.  Chandolin).  1100 
m,  Weiler,  aus  drei  Gruppen  von  Häusern  und  Stallen 
bestehend,  an  den  Hängen  über  dem  rechten  Ufer  der 
Navizance  und  über  der  Strasse  Siders -Vissoye  (Eifisch- 
thal),  3  km  n.  Vissoye  und  2  km  sw.  Chandolin.  Telephon. 
Zusammen  21  Häuser,  82  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Vis- 
so]fe.  Sehr  tätige  Bevölkerung.  St.  Germanus  Kapelle. 
Primarschulhaus.  Säge  an  einem  vom  Hang  von  Chando- 
lin herunterkommenden  Wlldbach.  Um  das  im  Wald  über 
Painsec  geschlagene  Holz  in  die  Thalsohle  hinunter  trans- 
portieren zu  können,  hat  man  hier  1895 
ein  Luflkabellgespannt. 

FANQ  (IM),  französisch  La  ViLLETTE(Kt. 
Freiburg,  Bez.  Greierz,  Gem.  Jaun).  951  m. 
Dorf,  am  linken  Ufer  der  Jaun,  an  der 
Strasse  Bulle-Jaun  (Bellegarde);  3,3  km  sw. 
Jaun  und  18,5  km  so.  der  Station  Bulle  der 
Linie  Romont-Bulle.  Telephon ;  Postwagen 
Bulle-Jaun.  43  Häuser,  231  kathol.  Ew. 
deutscher  Zunge.  Viehzucht  und  Milch- 
wirtschaft. Holzhandel.  An  der  Stelle  einer 
alten,  1661  erbauten  Kapelle  heute  eine  • 
schöne,  1871  geweihte  Kirche. 

FANQI8ALP  (Kt.  Bern.  Amtsbez.  In- 
terlaken.  Gem.  Iseltwald).  1910  m.  Alpweide 
mit  Gruppe  von  11  Hütten,  zwischen  dem 
Fangisalpbach  und  Harzersbodenbach,  am 
NO. -Hang  des  Schwabhoms  und  5-6  Stun- 
den so.  üoer  Iseltwald. 

FANINALP  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober 
Landquart,  Kreis  und  Gem.  Jenaz).  Alp- 
weide, mit  zwei  Gruppen  von  zusammen 
etwa  50  Hütten  u.  Stadeln  (in  1923  u.  2031 
m),  zwischen  Cuonzatobel  und  Farnezabach 
und  am  Weg  über  den  Faninpass,  6  km  sw. 
über  Jenaz. 

FANINPA88  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Plessur).  2219  m.  Passüberganc^,  etwa  in 
der  Mitte  der  Kette  des  Hochwang,  zwischen  Kunkel  und 
Mattlishorn.  Ein  von  Pagig  im  Schanfigg  ausgehender 
Fussweg  führt  bis  zum  Bücken  des  Kammes,  wo  er  sich 
verzweigt  und  weniger  gut  sichtbar  wird. 

Der  eme  dieser  Zweite  steigt  nach  N.  zur  Faninalp  ab, 
die  zum  Schanfigg  gehört,  trotzdem  sie  durch  das  Jenazer- 
tobel  zum  Prätigau  entwässert  wird ;  dieser  Weg  kann 
aber  zum  Uebergang  ins  Prätigau  nicht  benutzt  werden. 
Der  andere  Arm  des  Fussweges  führt  zunächst  nach  0. 


74 


FAN 


KAR 


bis  zur  Arfliner  Furka  (2251  m)  und  nach  NO.  in  die 
Fideriser  Heuberge,  um  aann  aU  nach  und  nach  besser 
werdender  Pfad  nach  Fideris  und  ins  Prätigau  abzustei- 
gen. Es  ist  somit  in  dieser  Gegend  die  Arfliner  Furka  der 
einzig  in  Betracht  kommende  Uebergang  vom  Schanfigg 
ins  Prätigau.  Leicht  zu  begehen :  da  aber  der  Weg  ebenso 
leicht  zu  verfehlen  ist,  kommen  hier  von  Zeit  zu  Zeit  Un- 
fälle vor. 

FANKHAU8 (HINTER,  HINTER8T,  MITTLER, 
OBER  ,  VORDER  und  VORDER8T)  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Signau,  Gem.  Trüb).  970-910  m.  10  im  Fank- 
hausgraben  oberhalb  der  Ausmündung  des  Hütlensrabens 
zerstreut  gelegene  Häuser,  4  km  nö.  Trüb  und  8  km  nö. 
der  Station  Trubschachen  der  Linie  Bem-Luzern.  64  re- 
form. Ew.  Fankhaus  heisst  auch  eine  Abteilung  der  Ge- 
meinde Trüb,  mit  im  ganzen  106  Häusern  u.  661  reform. 
Ew. 

FANKHAU8QRABEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Siffnau). 
1250-792  m.  Thälchpn;  steigt  vom  Napf  auf  eine  Länge 
von  7,5  km  gegen  SW.  ab  und  mündet  bei  Trüb  in  den 
Hrandöschgraben  aus.  Sein  bedeutendster  Nebenarm  ist 
der  von  N.  absteigende  Huttengraben.  Der  obere  Thalab- 
schnitt schwach  bewohnt  und  mit  Alpweiden  bestanden, 
weiter  unten  dagegen  die  zahlreichen  zerstreuten  Höfe 
von  Fankhaus.  Durch  den  Fankhausgraben  führt  der  Weg 
von  Langnau  auf  den  Napf. 

FAOUQ  (sprich;  Fu),  deutsch  Pfauen  (Kt.Waadt,  Bez. 


Gasse  in  Faoug. 

Avenches).  450  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  SO.-Ufer  des 
Murtensees,  an  der  N. -Grenze  des  Kantons  Waadt  und 
an  der  Strasse  Bern-Freiburg-Lausanne ;  4,3  km  nö.  Aven- 
ches und  4  km  sw.  Murten.  Station  der  Linie  Lausanne- 
Paverne-Lyss.  Dampfschiflstation.  Postbureau,  Telegraph, 
Telephon.  Gemeinde:  78  Häuser,  440  reforra.  Ew.  franzö- 
sischer Zunge ;  Dorf:  51  Häuser,  «%3  Ew.  Landwirtschaft. 
Backsteinfabrik.  Etwas  Uhrenindustrie.  Dorf  früher  Ei- 
gentum des  Bischofs  von  Lausanne,  der  es  durch  seinen 
Burgvogt  in  Avenches  verwalten  Hess;  blieb  auch  zur  Zeit 
der  Berner  Oberhoheit  unter  der  Vogtei  von  Avenches 
u.  wurde  von  einem  Rat  von  12  Mitgliedern  nach  den 
Bestimmungen  des  Gesetzbuches  der  Stadt  Lausanne 
(des  sog.  Plaict  gönöral)  verwaltet.  1802  siegreicher  Kampf 
der  Aufständischen  gegen  die  Truppen  der  damals  nach 
Lausanne  geflüchteten  helvetischen  Einheitsregierung. 
Heimat  des  Staatsmannes  Henri  Druey  (f  1855),  der  an 
den  Ereignissen  von  1845  hervorragenden  Anteil  -genom*' 
men  hatte,  einer  der  Haupturheber  der  Bundesverfassung 
von  1848  war,  dann  Mitglied  des  ersten  schweizerischen 
Bundesrates  und  1850  schweizerischer  Bundespräsident 
wurde.  Pfahlbau  aus  der  Steinzeit,  Fund  eines  Bronze- 
dolches. Am  Chätelard  römische  Ruinen,  römische  Scher- 
ben und  Münzen  am  Seeufer.  Beim  Bau  der  Strasse  hat 
man  ein  Burgundergrab  aufgedeckt.  1288:  Fol.  Vom  la- 
tein.  fagus  =  Buche. 

FÄRB  (Kt.  Luzern,  Amt  und  Gem.  Entlebuch).  710  m. 
Gruppe  von  7  Häusern,  am  rechten  Ufer  der  Entlen,  an 
der  Strasse  Hasli-Entlebuch  und  1  km  s.  der  Station  Ent- 
lebuch der  Linie  Bern  -  Luzern.   56  kathol.  Ew.   Brücke 


über  die  Entlen.  Leinwandweberei  und  -Spinnerei.  Säge. 
FÄRB  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggenburg,  Gem. 
Alt  St.  Johann).  900  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  rech- 
ten Ufer  der  Thur,  800  m  sw.  Alt  St.  Johann  und  14  km 
so.  der  Station  Ebnat- Kappe!  der  Toggenburgerbahn.  18 
kathol.  und  reform.  Ew.  Viehzucht. 

FÄRB  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  und  Gem.  Sargans).  495  m. 
Weiler,  an  der  Strasse  Gams  -  Sargans  und  1 ,1  km  nw. 
der  Station  Sargans  der  Linie  Rorschach-Sargans-Chur. 
13  Häuser,  75  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

FARB8CHAOHEM  (Kt. Luzern,  AmtEntlebuch, Gem. 
Hasli).  700  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  am  linken  Ufer  der 
Entlen,  800  m  nö.  Hasli  und  1,2  km  s.  der  Station  Entle- 
buch der  Linie  Bem-Luzern.  16  kathol.  Ew.  Ackerbau  u. 
Viehzucht. 

FARDON  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Hinterrhein,  Kreis 
Schams,  Gem.  Pazen-Fardün).  1164  m.  Gruppe  von  9  Häu- 
sern, am  linken  Seitengehänge  des  Schams  und  am  SO.- 
Hang  des  Piz  Beverin  ;  3,5  km  n.  Andeer.  Postablage.  30 
reform.  Ew.  romanischer  Zunge.  Kirchgemeinde  Lohn- 
Mathon.  Alpwirtschaft. 

FARE  (LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach).  Bedeutender 
Wildbach,  10  km  lang,  linksseitiger  Zufluss  zur  Rhone ; 
entspringt  dem  in  einsamem  Kar  in  2600  m  Höhe  und 
am  Fuss  der  die  Bezirke  Ck>nthey,  Entremont  und  Mar- 
tinach trennenden  Gebirgsgruppe  des  Mont  Gel^  (auch 
Becca  de  la  Grande  Journöe  geheissen)  ffelegenen  Lac  des 
Veaux,  tritt  zwischen  Töte  des  Etablons 
und  Cr^ta  de  Mounaing  nach  NNO.  in 
das  rasch  fallende  Val  d'Is^rables  ein, 
lliesst  zwischen  der  Foröt  Verte  und  Fo- 
r^t  des  Etablons  in  enger  und  tiefer 
Schlucht,  nimmt  von  rechts  als  einzi- 
gen nennenswerten  Zufluss  einen  Wild- 
bach auf,  der  sich  aus  einer  Menge  von 
Wasseradern  aus  den  Fimgebieten  am 
Mont  Gond  und  den  Dents  Rousses  bil- 
det, tritt  wieder  in  ein  rechts  oben  vom 
kühn  gelegenen  Dorf  Iserables  überrag- 
tes, ausserordentlich  tiefes  Tobel  ein 
und  mündet  mit  zwei  Armen  oberhalb 
und  unterhalb  der  Brücke  von  Riddes 
in  479  m  in  die  Rhone.  Weil  die  Fare 
1  m  #  4  fast  stets  am  Boden  von  tiefeingeschnit- 
'*^1(_M  Im  ^^"^"  Schluchten  fliesst,  wird  sie  erst 
^raSA  bei  ihrem  Austritt  auf  den  Schuttkegel 
— B^i^W  von  Riddes  gefährlich,  wo  sie  nur  in 
langen  Zwischenräumen  und  daher  völ- 
lig unvorhergesehen  etwa  Verheerungen 
anzurichten  pflegt.  Solche  Ausbrüche  ge- 
schehen dann  meist  infolge  von  irgendwo  in  den  Schluch- 
ten zeitweilig  eintretenden  Verstopfungen.  Die  Archive 
von  Riddes  verzeichnen  solche  Zufälle  aus  den  Jahren 
1533  und  1790.  Am  13.  November  18^  arbeiteten  Männer 
aus  Riddes  beim  Austritt  der  Fare  in  die  Ebene  an  einem 
Stauwehr,  als  plötzlich  ein  Warnruf  ertönte.  Eine  mäch- 
tige mit  Felsbföcken,  entwurzelten  Bäumen  und  anderen 
Trümmern  beladene  W^asser-  und  Schlammmasse  wälzte 
sich  heran,  vor  der  die  Männer  schleunigst  die  Flucht  er- 
greifen mussten.  Häuser  und  drei  Brücken  wurden  mit- 
gerissen und  im  Ganzen  ein  Schaden  von  100000  Franken 
angerichtet. 

FAREN8TÖCKUI  und  FARN8TÖCKU  (Kt.  und 
Bez.  Schwyz).  1655  und  1544  m.  Zwei  wenig  bedeutende 
Gipfel,  in  der  Gegend  von  Ober  Iber^  und  der  obern  Ver- 
zweigungen des  Sihllhales  hinter  Emsiedeln ;  der  erste 
nw.  vom  Twäriberg  (2118  m),  am  rechten  Seitengehänge 
des  Thaies  der  Stillen  Waag  und  7  km  so.  Ober  Iberg, 
der  andere  2  km  s.  vom  Roggenstock  und  6  km  s.  Ober 
Iberg. 

FARE8  (ROC  DES)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  1300  m. 
Felswand,  oberhalb  der  Brücke  zwischen  Gryon  und  Ar- 
veyres,  n.  Gryon,  an  der  Stelle,'wo  der  Wildbach  Gryonne 
sich  tief  in  den  auf  den  Bajocienschichten  (Unterer  Dogger) 
auflagernden  Moränenschutt  eingeschnitten  hat.  Wichtige 
Fundstelle  von  Fossilien. 

FARN,  FARNEQQ,  FARNEN,  FARNEREN, 
FARNERN,  FARNI  etc.  Ortsnamen  der  deutschen 
Schweiz,  ursprünglich  eine  mit  Farnkraut  überwachsene 
Stelle  bezeichnend.  Vergl.  den  Art.  Fahrni. 


FAR 


FAR 


75 


FARN  oder  FAHREN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Rorschach, 
Gem.  Mörswil).  554  m.  Weiler,  über  dem  linken  Ufer  der 
Goldach,  an  der  neuen  Strasse  St.  Gallen-Horschach  und 
%%  km  so.  der  Station  Mörswil  der  Linie  St.  Gallen-Hor- 
schach. Telephon.  16  Häuser,  126  kathol.  Ew.  Obstbau. 
Stickerei. 

FARNBODEN  ALP  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werden- 
berg, Gem.  Sevelen).  1388-1800  m.  Alpweide  mit  5  Hütten, 
am  NO.- Hang  des  Faulfirst  und  5,5  km  wnw.  Sevelen. 
Liegt  zusammen  mit  der  Malbunalp  in  dem  Felsenzirkus, 
dem  der  Geissbach  entfliesst. 

FARNBONL  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Mittelland, 
Gem.  Teufen).  890  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  200  m  n. 
der  Strasse  Speicher  -  Teufen  und  1  km  nö.  der  Station 
Teufen  der  Strassenbahn  St.  Gallen-Gais.  48  reform.  Ew. 
Viehzucht.  Weberei  als  Hausindustrie. 

FARNBOHL  oder  FARNBOHLBAD  (Kt.  Luzem, 
Amt  Entlebuch,  Gem.  Werthenstein).  706  m.  Weiler;  kli- 
matischer Kurort  und  Bad,  an  der  Strasse  Entlebuch- 
Ennigen,  4  km  so.  Werthenstein  u.  6  km  sw.  der  Station 
Malters  der  Linie  Bern -Luzem.  Telegraph,  Telephon.  98 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde.  Malters.  Landwirtschaft. 
Fremdenindustrie.  Schöne  Aussicht. 

FARNEOO  (NINTER,  OBER  und  UNTER)  (Kt. 
Bern,  Amtsbez.  und  Gem.  Signau).  980-840  m.  3  Gruppen 
von  zusammen  11  Häusern,  auf  den  Höhen  zwischen  zwei 
kleinen  linksseitigen  Zuflüssen  zur  Emme  und  2,2  km  n. 
der  Station  Signau  der  Linie  Bern-Luzem.  52  reform.  Ew. 
Landwirtschan. 

FARNEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg,  Gem. 
Sennwald).  485  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  an  der  Strasse 
Oberriet-Gams,  2  km  nno«  vom  Dorf  Gams  und  3,5  km 
nw.  der  Station  Oberriet  der  Linie  Rorschach-Sargans- 
Chur.  47  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Sax.  Ackerbau  und 
Viehzucht. 

FARNEREN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Wangen).  Gem.  und 
Dorf.  S.  den  Art.  Farnern. 

FARNEREN  (OBER  u.  UNTER)  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez. Signau,  C^m.  Rötenbach).  951  und  941  m.  3  Bauern- 
höfe ;  1,9  km  nö.  Rötenbach  und  8,5  km  s.  der  Station 
Signau  der  Linie  Bern-Luzern.  91  reform.  Ew. 

FARNEREN  (OBER  u.  UNTER)  (Kt.  Luzem,  Amt 
Willisau,  Gem.  Fischbach).  725  und  669  m.  4  Bauernhöfe, 
900  m  sw.  Fischbach  und  2,8  km  nw.  der  Station  Zell  der 
Linie  Langenthai -Wolhusen.  30  kathol.  Ew.  Kirchgem. 
Grossdietwil.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

FARNERN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken,  Gem.  St. 
Beatenberg).  1164  m.  Ca.  10  auf  den  Höhen  zwischen  Lom- 
bach  und  Suldbach  zerstreut  gelegene  Hütten,  3  km  nö. 
St  Beatenberg. 

FARNERN  oder  FARNEREN  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Wangen).  800  m.  Gem.  und  Dorf,  am  S.-Han^  der  ersten 
Jurakette  in  sonniger  Lage,  7  km  nw.  der  Station  Wangen 
der  Linie  Ölten  -  Solothurn.  37  Häuser,  274  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Oberbipp.  Landwirtschaft.  Käserei.  Eine 
1849  bis  in  eine  Tiefe  von  170  m  auf  den  Keuper  hinab 
ausflefährte  Bohrung  auf  Steinsalz  ergab  günstige  An- 
zeichen, musste  aber  eingestellt  werden,  da  der  Bohrer 
abbrach. 

FARNEZABACH  (Kt.  Graubunden,  Bez.  Unter  Und- 
qaart).  Bach ;  entspringt  mit  mehreren  Quellarmen  auf 
der  Famezaalp  am  NO.-Hang  des  Hochwang  in  2200  m, 
darchfliesst  nach  N.  das  Jenazertobel,  biegt  dann  nach 
NO.  ab  und  mündet  nach  11  km  langem  Lauf  1,5  km  un- 
terhalb Jenaz  in  710  m  von  links  in  die  Landquart.  Nimmt 
mehrere  kleine  Zuflüsse  auf,  von  denen  wir  nennen  von 
rechts  die  Bäche  des  Cuonza-  und  Muntietobels  und  von 
links  die  des  Bona-  und  Mühletobels  und  den  Sägenbach. 

FARNITHAL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen).  2200-927 
in.  Kleiner  linksseitiger  Nebenarm  zum  Kienthal,  zwischen 
den  Stöcken  des  Gerihoms  und  Aermighoms.  Zieht  auf 
eine  Länge  von  4  km  von  S.-NO.  und  enthält  die  Bachalp. 

FARN8BERO  (Kt.  Basel  Und,  Bez.  Sissach).  762  m. 
Bewaldeter  Berg  in  der  Höhenzone  zwischen  den  Thälem 
des  Buuserbachs  und  Wintersingerbachs  und  1,5  km  s. 
Buus.  Am  ziemlich  schroffen  N.-Hang  die  Huine  Farns- 
burg. 

FARN8BURO  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Sissach,  Gem. 
Bous).  710  m.  Burgruine,  am  N.-Hang  des  Famsbergs  u. 
1,3  km  SSO.  über  Buus. 


Die  Famsburg,  auch  etwa  Varsperg  genannt,  hat  wohl 
nicht  vom  Farnknut  den  Namen  bekommen.  Dagegen 
spricht  das  s,  das  vielmehr  auf  einen  Personennamen  der 
Wurzel  far,  althochdeutsch  faran  =  fahren  hinweist 
(yergl.  den  Hof  Farisberg  bei  Mümliswil).  Die  Burg  ist  eine 
Gründung  der  Grafen  von  Thierstein,  jenes  mächtigen 
Ministerialenceschlechtes,  das  seine  Stammburg  Alt-Thier- 
stein  im  Frickthal  hatte.  Am  Anfang  des  12.  Jahrhunderts 
baute  sich  ein  Graf  Rudolf  von  Thierstein  in  deren  Nähe 
die  Burg  Alt-Homburg,  so  dass  sich  von  da  an  die  Familie 
in  die  beiden  Zweige  Alt-Thierstein  und  Alt-Homburg 
spaltete.  Dieser  bekleidete  bis  ^egen  Ende  des  12.  Jahr- 
hunderts die  Reichs-  oder  Schirmvo^ei  über  die  Basler 
Kirche  und  starb  um  1225  aus.  Um  die  Mitte  des  12.  Jahr- 
hunderts vermählte  sich  Graf  Rudolf  v.  Alt-Thierstein  mit 
Bertha  von  Sogem  oder  Sovhi^res,  einer  der  beiden  Erb- 
töchter des  mächtigen  Grafen  Udalard  von  Sogem  oder 
Soyhieres,  und  erwarb  sich  dadurch  bedeutende  Besit- 
zungen an  der  Birs.  Deshalb  gründete  sein  Sohn  Rudolf 
im  letzten  Viertel  des  12.  Jahrhunderts  bei  Büsserach 
die  Burg  Neu -Thierstein^  wo  die  Nachkommen  in  der 
Folge  verblieben.  Gegen  Ende  des  13.  und  Anfang  des  14. 
Jahrhunderts  muss  es  wieder  zu  einer  Teilung  gekom- 
men sein.  Rudolf  von  Thierstein  (f  1318)  erhielt  Thier- 
stein und  Pfefßngen,  die  nun  200  Jahre  in  dieser  Familie 
vererbten,  bis  der  letzte  des  Geschlechtes,  Graf  Heinrich, 
am  30.  November  1519  die  Augen  schloss,  worauf  Pfefßn- 

gen  an  den  Bischof  von  Basel  und  Thierstein  an  Solothurn 
el.  Der  Bruder  des  genannten  Grafen  Rudolf,  Graf  Sig- 
mund von  Thierstein,  erlangte  die  östlichen  Besitzungen 
des  Hauses  und  setzte  sich  1309  mit  seinen  Vettern  wegen 
der  Hörigen  auseinander.  Doch  mag  die  Teilung  noch 
keine  voUständifie  gewesen  sein,  da  im  ffleichen  Jahre 
beide  Brüder  bei  einem  Verkauf  in  Ormalingen  als  Le- 
hensherren erscheinen. 

Um  diese  Zeit  muss  Famsburg  entstanden  sein.  Das 
Gründungsjahr  meldet  keine  Urkunde;  doch  wird  1307 
von  Gütern  prope  Vamsberg  und  1310  von  Buus  unter 
Vamsberff  gesprochen.  Dass  darunter  die  Bur^  und  nicht 
der  gleichnamige  Berg  gemeint  sei,  geht  wenigstens  aus 
der  letzten  Stelle  unzweifelhaft  hervor.  Beim  grossen  Erd- 
beben von  1356  stürzte  das  Schloss  ein,  wurde  aber  in 
der  Folge  von  einem  andern  Grafen  Sigmund  nur  um  so 
grösser  wieder  aufgebaut.  Dieser  war  Landgraf  im  Sis- 
und  Buchsgau,  Herr  zu  Farnsburg,  Pfandherr  zu  Ölten, 
Herr  zu  Aarburg,  Bipp,  Wiedlisbach,  Erlisbur^,  Domach 
und  AltrHomburg  u.  natte  Güter  bei  Freiburg  i./Ü.  Auch 
als  er  1383  gestorben,  waltete  noch  20  Jahre  lang  Gräfin 
Verena,  (geborene  von  Nidau,  umgeben  von  einer  statt- 
lichen Kinderzahl,  auf  dem  Schlosse.  Aber  mit  ihrem 
Tode  1402  brach  das  Geschick  ^äh  herein.  Denn  ihr  letzter 
Sohn  Otto  lebte  nur  noch  bis  1418  mit  Hinterlassung 
einer  Tochter,  Glaranna,  die  sich  mit  Hans  Friedrich  von 
Falkenstein  vermählt  hatte.  Dieser  wurde  nun  Erbe.  Er 
ist  der  Vater  der  beiden  berühmten  Freiherren  Thomas 
und  Hans  von  Falkenstein,  über  die  nach  seinem  Hin- 
schied (1429)  Bern  u.  Solothurn  die  Vormundschaft  über- 
nahmen. Nachdem  jene  1439  mündig  geworden,  beob- 
achteten sie  längere  Zeit  die  ihnen  von  den  beiden  Städten 
auferlegten  Pflichten  gewissenhaft,  mussten  aber  doch  84 
Tage  lang  eine  solouiumische  Besatzung  in  Farasburg 
bergen.  Da  erfolgten  1444  der  Ueberfall  von  Brugg,  die 
Zerstörung  von  Gösgen  und  die  Belagerung  von  Farns- 
burg. Diese  wurde  nach  der  Schlacht  bei  St.  Jakob  wieder 
aufgehoben ;  aber  der  Krieg  hatte  deswegen  kein  Ende. 
Die  Freiherren  schlössen  sich  mit  dem  übrigen  Adel 
Oesterreich  an  und  stritten  sich  Jahre  lan^  in  dem  sog. 
St.  Jakoberkrieg  mit  Basel  herum.  Dabei  töteten  oder  be- 
raubten sie  manch'  unschuldigen  Landbewohner  der  bas- 
lerischen  Herrschaften  Homburg,  Waidenburg  und  Lie- 
stal. Als  jedoch  1449  die  sogenannte  Breisacher  Richtung 
zustande  gekommen ,  verpfändeten  die  beiden  Brüder 
Farnsburg  an  Oesterreich  und  zogen  sich  nach  Heidburg 
bei  Rottweil  zurück.  1453  beschuldigte  der  österreichische 
Landvogt  Wilhelm  Runs  auf  Famsburg  zwei  Wächter 
des  geheimen  Einverständnisses  mit  Basel  und  Hess  sie 
durch  das  Landgericht  des  Sisgaus  in  Rheinfelden  ver- 
urteilen und  grausam  hinrichten.  Allein  Thomas  von  Fal- 
kenstein kehrte  noch  einmal  zurück,  löste  die  Landgraf- 
schaft Sisgau  und  die  Herrschaft  Farnsburg  wieder  ein 


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und  verkaufte  sie,  nachdem  er  auch  mit  Solothum  unter- 
handelt, 1461  der  Stadt  Basel.  Der  letzte  männliche 
Sprössling  dieses  Geschlechtes  war  des  Thomas  Enkel, 
Cnrisioph  von  Falkenstein,  Landvo^t  im  Breisgau,  Elsass 
und  Sundgau,  der  in  Ebringen  bei  Preiburg  i.  B.,  dem 
Sitze  seiner  neuen  Herrschaft,  nach  dem  Bauernkrieg 
von  1525  begraben  wurde. 

Am  Schloss  Farnsburg  nun  Hessen  sich  drei  Teile  unter- 
scheiden, der  obere  und  untere  Schlosshof  mit  den  dazu 
gehörenden  Gebäulichkeiten  und  das  Zielempenhaus.  Die- 
ses befand  sich  hoch  über  dem  Üorfe  Buus  und  bildete 
den  nördlichen  Abschluss  des  untern  Schlosshofes.  Es 
war  ein  Sesshaus  der  Edeln  gleichen  Namens,  die  zuerst 
1255  als  Vasallen  der  Grafen  von  Thierstein  erscheinen. 
Das  Haus  blieb,  und  die  Besitzer  wahrten  sich  das  Hecht 
der  freien  Ein-  und  Ausfahrt.  Noch  1462  hatte  deswegen 
die  Stadt  Basel  einen  Streit  mit  dem  Erben  der  Zielempen, 
Ludwig  Zehehder  von  Aarau,  auszufechten.  Das  Haus 
hatte  eine  besondere  Abschlussmauer,  die  erst  1782  abge- 
tragen wurde,  als  es  sich  um  eine  beträchtliche  Repara- 
tur handelte.  « 

Der  Eingang  zum  Schlosse  war  dem  Zielempenhaus  ge* 
geniiber  auf  der  S. -Seite  des    Berges.   Wenn    man  den 


Die  Farnsbarg  in  ihrem  einstigen  Zustande. 

steilen  Burgweg  herangekommen  war,  gelangte  man  über 
eine  Zugbrücke  in  einen  kleinen  Vorhof  und  dann  über 
eine  zweite  in  den  untern  Schlosshof.  Da  war  das  Wacht- 
haus.  wo  zwei  Mann  von  Gelterkinden  Ta^  und  Nacht  die 
Wacne  zu  besorgen  hatten,  ohne  einen  Bissen  Brot  oder 
einen  Trunk  Wein  beanspruchen  zu  dürfen.  Erst  am  3. 
.Tanuar  1798  wurde  der  Gemeinde  die  Tagwache  erlassen, 
die  fortan  ein  Harschier  (Polizeimann)  übernahm.  Im  un- 
iern Schlosshof,  der  gegen  0.  durch  eine  Mauer  mit  zwei 
Türmen  abgeschlossen  war,  befanden  sich  ausserdem 
noch  die  Stallungen,  das  Hühnerhaus,  ein  Schopf,  wo 
Baumaterial,  Balken,  Ziegel,  Backsteine  und  Kalk  aufbe- 
wahrt wurden,  und  der  grosse  Schlossbrunnen.  Er  war  in 
den  60er  Jahren  des  18.  Jahrhunderts  ganz  unbrauchbar 
geworden,  weil  er  mit  Steinen,  Holz,  Schlamm  und  un- 
sauberem Wasser  gefüllt  war;  ebenso  war  auf  die  60  Fuss 
lange  Kette  kein  Verlass  mehr.  Doch  damals  unterblieb 
die  Reparatur  wegen  der  grossen  Kosten.  Sie  erfolgte  erst 
1786;  allein  die  angebrachte  Seilmaschine  funktionierte 
nicht  recht.  Unter  diesen  Umständen  war  man  über  einen 
zweiten,  den  sogen.  Kalkbrunnen,  froh,  trotzdem  er  etwas 
entfernter  war. 

In  dem  untern  Schlosshof  fiel  der  Blick  vor  allem  auf 
den  gewaltigen  blauen  Turm,  der  wie  alle  andern  einen 
Spitznut  trug.  War  man  da  eingetreten,  so  stieg  man  auf 
einer  Treppe  von  mehr  als  100  Stufen  zum  obern  oder 


innern  Schlosshof  hinauf.  Hier  erhoben  sich  gegen  S.  u. 
W.  die  Hauptgebäude,  die  Wohn-  und  Arbeitszimmer  des 
Landvogtes  und  Schlossschreibers,  die  Schlosskapelle,  die 
Vorratsräume  und  Gefängnisse.  Zur  Sicherheit  wurde 
1783  ein  Blitzableiter  angebracht.  Von  den  Zinnen  der 
s.  und  ö.  Umfassungsmauern  oder  aus  den  Scharten  des 
blaues  Turmes  wurden  in  Zeiten  grosser  Gefahr  die  nöti- 
gen Zeichen  gegeben.  Ein  Schuss  bedeutete  Warnung, 
zwei  Feuers-  u.  drei  Kriegsgefahr.  Ausser  dem  wurde 
etwa  ein  weisses  Tuch  oder  eine  Hettungsscheibe  ver- 
wendet. 

Zum  Schloss  gehörten  ausser  zwei  Schlossgärten  nicht 
weniger  als  52  .lucharten  Acker-  und  Mattland  und  aas- 

Sedehnte  Weiden,  die  obere  und  hintere  Schlossweid,  so 
ass  21  Stück  Vieh  gesommert  und  gewintert  werden 
konnten.  Die  Bauern  von  Hemmiken  waren  verpflichtet, 
die  Matten  zu  heuen  und  zu  emden,  und  diejenigen  von 
Buus,  das  Holz  ins  Schloss  zu  fähren.  Ebenso  mussten 
alle  umliegenden  Gemeinden  oder  das  ganze  Amt  die 
Wege  verbessern.  Der  grösste  Teil  der  Landereien  wurde 
mit  dem  Sennhaus  verpachtet,  in  dem  zeitweise  eine 
Stuterei  oder  eine  Wirtschaft  eingerichtet  war. 

Das  Amt  Farnsburf^,  das  seit  1461  zu  Basel  gehörte, 
umfasste  nicht  nur  die  Gebiete,  welche  unmittelbar  von 
Thomas  von  Falkenstein  erworben  wurden,  sondern  auch 
andere,  welche  die  Stadt  erst  nachher  erkaufte,  aber  die 
einen  Bestandteil  der  Landgrafschaft  Sis^au  bildeten. 
Diese  reichte  nach  einer  Urkunde  von  1363  im  0.  an  den 
Violenbach  ;  von  hier  zog  sich  die  Grenze  nach  der  Ergolz 
bei  Rotenfluh  und  der  Schafmatt,  darauf  dem  Jurakamm 
entlang  bis  nach  Nunningen,  von  da  nach  Zwingen  an  die 
Birs,  alsdann  die  Birs  hinab  und  rheinaufwärts  nis  Äugst. 
In  der  Folge  wurden  nicht  nur  die  drei  baslerischen 
Vogteien  Homburg,  Waidenburg  u.  Liestal,  sondern  auch 
das  Gempenplates^i  losgelöst,  und  die  land vögtlichen 
Rechte  sanken  zu  einem  Schatten  herunter,  der  «  Male- 
fiz,  Hagens  und  Jagens  b,  d.  h.  dem  Blutbann  und  der 
Jagd-  und  Forstpolizei.  Immerhin  wurdeü  nun  alle  Ter- 
ritorien, wo  die  Freiherren  von  Falkenstein  diese  Hoheit 
noch  ausgeübt  hatten,  zur  Landvogtei  Farnsburg  ver- 
einigt. Es  waren  das  folgende  28  Dörfer :  Buus,  Maisprach, 
Wintersinffen,  Nusshof,  Hersberg;  Gelterkinden,  Ricken- 
bach, Tecknau;  Ormalingen,  Hemmikpn,  VVenslingen; 
Kilchberg,  Rünenberg,  Zeglingen,  Diepflingen ;  Oltingen, 
Anwii;  Rothenfluh;  Eptingen,  Diegten,Tenniken;  Sissach, 
Zunzgen,  Itingen,  Bockten;  Arisdorf,  Äugst,  Olsberg.  Fer- 
ner wurde  dazu  noch  das  solothurnische  Dorf  Wisen  ge- 
rechnet, über  das  Basel  die  hohe  Herrlichkeit  besass. 
Heute  bildet  die  ganze  ehemalige  Landvogtei  Farnsburg 
ausser  Arisdorf,  Äugst  und  Hersberg  nebst  7  Dörfern  im 
Homburgerthal  den  basellandschafilichen  Bezirk  Sissach. 

Das  Amt  Famsburg  wurde  mehr  als  300  Jahre  durch 
Landvögte  regiert.  Ihre  Verwaltung  steht  im  allgemeinen 
beim  Volke  in  schlimmem  Andenken.  Der  bekannteste  ist 
der  letzte,  Hans  Franz  Hagen bach  (1794-1798),  unter  dem 
die  Revolution  ausbrach.  Schon  am  8.  Januar  1798  kamen 
60  Arisdörfer,  Nusshöfer  und  Hersberger,  um  ihre  alten 
Freiheitsbücher  zu  holen,  und  spät  am  Abend  stellten  sich 
auch  noch  Rickenbacher  ein.  Darauf  herrschte  wieder 
Ruhe.  Aber  am  18.  Januar  räumte  man  das  Schloss  und 
brachte  das  Hausgerät  nach  Ormalingen  und  das  Archiv 
nach  Gelterkinden.  Den  Landvogt  trug  ein  Bauer  in  einem 
Tragkorb  nach  Ormalingen  hinunter;  darauf  wurde  das 
Schloss  am  21.  Januar,  einem  Sonntag,  wohl  auf  Befehl 
der  Patriotenpartei  von  Basel,  verbrannt.  Quellen:  Ver- 
schiedene Schriften  Martin  Birmanns.  Das  Urkundenbuch 
von  Baselland ;  Baaler  Jahrbuch^  etc.     [Dr.  L.  Frbivoobl.] 

FARNSTÖCKLI  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  Gipfel.  S. 
den  Art.  Farenstöckli. 

FARNTHAL  (Kt.  Aargau,  Bez.  Laufenburg).  540-405 
m.  Kleines  fruchtbares  Tnal,  am  NO.- Fuss  des  Horns ; 
zieht  sich  auf  eine  Länge  von  2  km  von  NW.-SO.  Sein 
Bach  mündet  bei  Wittnau  in  den  Altbach. 

FARRERA  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Albula).  Gem.  und 
Dorf.  S.  den  Art.  Schmitten. 

FARVAGE8  (LE8)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz,Gen[i. 
Hauteville).  742  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  800  m  ö.  Hau- 
teville  u.  8,5  km  nö.  der  Station  Bulle  der  Linie  Romont- 
Bulle.  51  kathol.  Ew.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 

FARVAGNY   LE   GRAND,  deutsch   GROSS   Faveh- 


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FAÜ 


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NACH  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane).  693  m.  Gem.  und  Dorf, 
am  N.-Fuss  des  Mont  Giblcux,  am  linken  Ufer  der  Lon- 
givue  und  8  km  so.  der  Station  Qoltens  der  Linie  Bern- 
Freiburg  -  Lausanne.  Postbureau,  Telepaph.  Telephon; 
Postwagen  Le  Bry-Villaz-St.  Pierre  und  Freiburg -Bulle. 
Gemeinde,  mit  La  Poya :  71  Häuser,  433  kathol.  Ew. ; 
Dorf:  25  Häuser,  186  Ew.  Bildet  mit  Farvagny  le  Petit, 
Grenilles  und  Posat  zusammen  eine  gemeinsame  Kirchge- 
meinde. Viehzucht  und  Milchwirtschaft,  Getreide-  und 
Kartoffelbau.  Strohflechterei.  Sparkasse.  Grosse  moderne 
Kirche  zu  St.  Vincent,  in  gotischem  Stil  gehalten ;  an 
Stelle  einer  sehr  alten  Kirche  mit  einem  aus  Tuffstein  er- 
bauten Turm  stehend.  In  Monban  eine  Kapelle  aus  17-27. 
Im  12.  Jahrhundert  Favarniacum.  Zuerst  zur  Herrschaft 
Pont  ([ehörend,  dann  1482  von  Freiburg  angekauft.  Bis 
1798  Sitz  eines  Landvogtes  und  vor  1847  Bezirkshauptort. 
FARVAGNY  LE  PETIT,  deutsch  Ki.ElN  Fävernach 
(Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane).  703  m.  Gem.  und  Dorf,  am 
rechten  Ufer  der  Longivue,  1  km  nö.  Farvagny  le  Grand 
u.  9  km  so.  der  Station  Cottens  der  Linie  Bern-Freiburff- 
Lausanne.  27  Häuser,  167  kathol.  Ew.  Kirchffemeinae 
Farvagny  le  Grand.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft,  Ge- 
treide- und  Kartoffelbau.  Kapelle  zu  St.  Claude.  Römi- 
sche Ruinen. 

FARZIN  (FOR^T  DE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Payerne, 
Gem.  Villars-Bramard).  740-800  m.  Wald,  nö.  Villars- 
Bramard,  Abteilung  eines  grossen,  von  der  Kantonsgrenze 
WaadtrFreiburg  durchschnittenen  Waldgebieles.  Durch 
die  Foröt  de  Farzin  führt  die  Strasse  Romont  -  Payerne. 
Staatseigentum.  Zahlreiche  kleine,  noch  nicht  erforschte 
Tumuli. 

FA8CHALBA  (PIZ),  auf  vielen  Karten  Piz  Fat- 
scbalb,  deutsch  Grenzeckkopf  oder  Grenzeggkopf  ^eheis- 
aen  (Kt.  Graubunden,  Bez.  Inn).  Gipfel,  im  Silvretta 
Massiv,  hinter  dem  obem  Val  Tasna  und  zwischen  Fut- 
schölpass  und  Fuorcla  Tasn«.  Wird  durch  seine  mächtigen 
Nachbarn  Fluchthom,  Piz  Tasna  und  Augstenberg  stark 
beeinträchtigt,  so  dass  er  trotz  leichter  Zugänglichkeit 
doch  nur  selten  bestiegen  wird.  Die  bisher  der  Wasser- 
scheide zwischen  Inn  und  Trisanna  folgende  Landesgrenze 
gegen  Gestenreich  biegt  hier  plötzlich  nach  N.  gegen  das 
Fluchthom  zu  aus  und  weist  damit  den  obern  Abschnitt 
des  Val  Fenga  oder  Fimberthales  der  Schweiz  zu.  Fa- 
schalba  =  weisses  Antlitz. 

FA8CHNEIDA  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Ober  Land- 
quart, Gem.  Luzein).  Irrtümliche  Schreibweise  der  Sieg- 
friedkarte für  Gaschneidä.  S.  diesen  Art. 

FA80N8  (ALP)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Land- 
quart, Gem.  Seewis).  1700-2200  m.  Alpweide  mit  zerstreut 
gelegenen  Hütten,  am  S.-Hang  des  Alp- 
steins, zwischen  Valpeidabach  und  Val- 
serbach,  8  km  nnö.  über  Seewis. 

FATRE  DE880U8  u.  DE88U8 
(LE)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Pruntrut, 
Gem.  Comol).  476  und  492  m.  Zwei 
Meierhöfe,  in  fruchtbarer  und  gut  an- 
gebauter Gegend,  halbwegs  zwischen 
Comol  und  Mi^court,  3  km  so.  der  Sta- 
tion Alle  der  Linie  Pruntrut  -  Bonfol  u. 
1,5  km  n.  Comol.  Le  Fätre  Dessous 
früher  La  Courtine  geheissen.  Hier  soll 
einst  ein  Ordenshaus  der  Tempelritter 
gestanden  haben. 

FAT8CHEL(Kt.  Graubünden,  Bez. 
Plessur,  Kreis  Schanfigg,  Gem.  St.  Pe- 
ter). 1552  m.  Gruppe  von  etwa  40  Hät- 
ten und  Ställen,  am  Lochbächli,  am 
SO.-Hang  des  Hochwang  und  1  km  nö. 
über  St.  Peter. 

FAULBERG  (Kt.  Wallis,  Bez.  Ost 
Raron).  3244  m.  Gipfel,  w.  Vorberff  des 
Kamm,    in   der  Gruppe    der  Walliser 
Fiescherhömer.  Steigt  mit  hohen  Fels- 
wänden ö.  über  der  Konkordiahütte  des 
S.  A.  C.  und  dem  kleinen  Hotel  Kon 
kordia  (am  Rand  des  Grossen  Aletsch- 
gletschers)   auf.   Die  selten  unternom- 
mene Besteigung  erfordert  von  der  Kon  kordiah  ütte  aus 
2  Stunden.  An  seinem  S.-Fuss  in  etwa  2800  m  eine 
Höhle  und  seit  1865  auch  eine    vom  Gastwirt   Wellig 


im  Hotel  Eggishom  erbaute  Hütte,  die  den  damals  noch 
seltenen  Besuchern  der  Hochgebirge  um  die  Aletsch- 
gletscher  vor  der  Erstellung  der  Konkordiahütte  des  S.  A. 
C.  (1876)  als  Unterkunft  diente.  In  der  ersten  Hälfte  des 
18.  Jahrnunderts  nur  von  Jägern  benutzt,  wurde  die  Höhle 
1856  von  Ort  und  Lightfoot  bei  der  achten  Besteigung  der 
Jungfrau  und  1857  von  Hardy,  Matthews  u.  a.  bei  der  Be- 
steigung des  Finsteraarhoms  besucht.  Vergl.  die  Art.  CoN- 
cordiahOtte  und  Concordiaplatz. 

FAULEGG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans).  2459  m. 
Wenig  hervortretender  Gipfel,  etwas  ö.  vor  der  vom  Sau- 
renstock nach  N.  abzweigenden  und  zum  Spitzmeilen  u. 
Mageren  ziehenden  kleinen  Kette.  Mit  ihr  durch  einen 
Kamm  verbunden,  der  sich  über  den  Walenkamm  noch 
weiter  nach  0.  fortsetzt  und  die  N.-Wand  des  Weiss- 
tannenthals  bildet.  Sehr  schön  ist  hier,  im  Gebiet  des  N.- 
Flügels der  Glarner  Doppelfalte,  die  Auflagerung  von  Ver- 
rucano  und  Rötidolomit  auf  eocänen  Schiefern  zu  beob- 
achten. 

FAULEN  (Kt.  Glarus).  2415  m.  Gipfel,  im  Zentrum 
der  Gruppe  des  Mürtschenstocks  stehend,  zwischen  dem 
Stock  (23Ö2  m)  im  N.  und  Rüchen  (2442  m)  im  S.  und 
unmittelbar  ö.  über  dem  Spanneggsee.  Vergl.  den  Art. 
M  Ortschenstock. 

FAULEN  (Kt.  Glarus  und  St.  Gallen).  2491  m.  Gipfel, 
in  der  vom  Saurenstock  nach  N.  abzweigenden  .Grenz- 
kette zwischen  den  Kantonen  Glarus  und  St.  Gallen.  2  km 
weiter  s.  führt  der  Riese tenpass  von  San^ns  und  Mels 
durch  das  Weisstannenthal  hinüber  ins  Krauchthal  und 
nach  Elm.  N. -Flügel  der  Glarner  Doppelfalle  mit  auf  eocä- 
nen Schiefem  aullagerndem  Verrucano  und  Rötidolomit. 
Heisst  auch  Weissgandstöckli. 

FAULEN  (Kt.  Schwyz  und  Uri).  2058  m.  Kleiner  Gip- 
fel, in  dem  kurzen,  vom  Uri  Rotstock  nach  N.  abgehenden 
Kamm,  der  die  beiden  ohern  Verzweigungen  des  Isen- 
thales,  das  Grossthal  und  Kleinthal,  von  einander  trennt. 

FAULEN  (Kt.  Uri).  2494  m.  Gipfel,  n.  über  dem  Schä- 
chenthal  und  1,5  km  nw.  vom  beKnnnten  und  oft  began- 
genen Passübergang  des  Kinzig  Kulm  ,  Nachbar  des 
Rossstocks  und  Kaiserstocks,  7  km  sw.  über  dem  Dorf 
Muotathal. 

FAULEN  (BÖSER  und  OUTER)  auch  GRIE8ET 
geheissen  (Kt.  Glarus  und  Schwyz).  2804  u.  2724  m.  Zwei 
Gipfel,  im  SW.-Abschnitt  des  Glärnischstockes,  über  der 
Karrenalp  und  in  dem  vom  Rächistock  nach  SW.  abge- 
henden Felskamm.  Sehr  schöne  Aussicht.  Die  Resteigung 
des  7  km  w.  über  Luchsingen  stehenden  Rosen  Faulen 
ist  schwierig  und  wird  nicht  häufig  unternommen,  sie  er- 
fordert von  Linthal  aus  über  Rraunwald  8  Stunden ;  der 


Böser  Faulen  von  Nordnordosten. 

Gute  Faulen  oder  auch  Faulen  kurzweg  wird  dagegen 
recht  häufig  besucht,  von  Linthal  bis  Rraunwald  1  *^,  von 
da  auf  den  Gipfel  4  Stunden.  Prachtvolles  nach  N.  über- 


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liegendes  Dogger-  und  Malmgewölbe,  dessen  lehrreicher 
Bau  an  den  Felswänden  des  0.-  und  W.-Hanges  genau 
studiert  werden  kann. 

FAULEN  (HÖH)  (Kt.  Üri).  2518  m. 
Hauptgipfel  der  breiten  Gebirgsgruppe 
nw.  der  VVindgällen,  von  diesen  durch 
die  Scharte  des  Seeweligrates  (2260  m) 
getrennt.  Uebrige  Grenzen  das  Reuss- 
thal von  Silenen  bis  Bürglen,  das  Schä- 
chenthal  bis  Unterschächen  und  das 
Schächenthaler  Brunnithal.  Neben  dem 
Höh  Faulen  stehen  in  dieser  Gruppe 
Beimeten  und  Schwarzgrat  im  W.,  Fun- 
derstock im  S.,  Sittliser  und  Blinzi  im 
Nu.  Seiner  sehr  schönen  Aussicht  we- 
gen verdiente  der  Höh  Faulen  häufige- 
ren Besuch ;  Besteigung  von  Amstag  aus 
über  Silenen  und  das  Evithal  in  5  Stun- 
den. Besteht  aus  eocanen  Gesteinen  und 
Alpenkalk  (Malm). 

FAULENaACH  (Kt.  Uri).  Bach 
des  Erstfelderthales ;  entsteht  aus  den 
Schmelz  wassern  des  am  O.-Hang  des 
Grossen  Spannort  hängenden  Glatten- 
fims,  die  sich  in  1600  m  zum  Faulen- 
bach  vereinigen,  bildet  eine  Reihe  von 
schönen  Fällen,  fliesst  500  m  w.  Erstfeld 
durch  die  Faulenbachschlucht  und  mun- 
det nach  6,5  km  langem  Lauf  in  der 
Richtung  WSW. -ONO.  bei  Erstfeld  in  470  m  von  links  in 
die  Reuss. 

FAULENBERG  (Kt.  Bern  und  Unterwaiden).  2368  m. 
Wenig  beachteter  Gipfel,  zwischen  den  oft  besuchten 
Hohenstollen  (2484  m)  und  Glockhaus  (2536  m),  in  der  w. 
über  der  Melchseealp  sich  erhebenden  Grenzkette  zwi- 
schen Bern  und  Unterwaiden,  6  km  nö.  über  Meirinffen. 

FAULENBERG  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Plessur).  2578 
m.  Gipfel,  in  der  Kette  des  Stätzerhorns,  1  km  n.  von 
diesem  Gipfel ;  wenig  bekannt  und  besucht. 

FAULENGLET8CHER  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Fru- 
ticen).  3300-2610  m.  Kleiner  Gletscher,  am  W.-Hang  des 
Kleinen  Doldenhoms:  sendet  seine  Schmelzwasser  ins 
Gasternthai  und  zur  Kander.  Auf  der  Siegfriedkarte  un- 
benannt. 

FAULEN8EE  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Nieder  Simmen- 
thal,  Gem.  Spiez).  587  m.  Dorf,  am  linken  Ufer  des  Thu- 
nersees,  an  der  Strasse  Thun-Interlaken  und  2  km  so.  der 
Station  Spiez  der  Linie  Thun-Interlaken.  Telephon.  110 
Häuser,  6ÜQ  reform.  Ew.  Landwirtschaft.  Fremdenindu- 
strie. Am  O.-Fuss  der  Burgfluh  schön  gelegen,  reich  ent- 
faltete Vegetation.  -Vor  der  Reformation  berühmter  Wall- 
fahrtsort ;  die  Ruine  der  einstigen  Wallfahrtskapelle  St. 
Kolumban  ist  1892  völlig  abgetragen  worden.  Benannt 
nach  einem  heute  versumpften  kleinen  See  (auch  Nagelsee 


Tschingei 


menthal,  Gem.  Spiez).  690  m.  Grosses  Bad  und  klima- 
tischer Kurort,  3  km  so.  über  der  Station  Spiez  der  Linie 


FaoIeDsea. 

Thun-Interlaken  und  mit  ihr  durch  eine  Strasse  ver- 
bunden. Telejjraph,  Telephon ;  Postwagen  Spiez-Aeschi. 
Gipshaltige  Mineralquelle.  Schöne  Aussicht. 

FAULEN8EELI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  614 
m.  Kleiner  See,  auf  einer  Felsterrasse  über  dem  rechten 
Ufer  des  Brienzersees,  600  m  ö.  Goldswil  und  auch  Golds- 
wilerseeli  geheissen.  Ohne  oberflächlichen  Abfluss.  Be- 
merkenswert durch  seinen  Reichtum  an  Fischen,  Krebsen 
und  Süss  Wassermuscheln.  S.  und  w.  vom  See  zwei  z.  T. 
bewaldete  Höhen,  auf  deren  letztgenannter  die  Ruine  der 
alten  Kirche  Goldswil  steht.  Malerische  Landschaft,  schöne 
Aussicht  auf  Brienzersee  und  Faulhornkette. 

FAULENSTOCK  (Kt.  Glarus  u.  St.  Gallen).  2418  m. 
Gipfel,  in  der  n.  vom  Saurenstock  abzweigenaen  Kette, 
Nachbar  des  Faulen  (2491  m)  und  n.  vom  Riesetenpass 
(2188  m).  Fällt  nach  w.  zur  Stafelruns  und  zum  Krauch- 
thal in  schrofien  Felswänden  ab. 

FAULER  QONZEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans). 
Felsgruppe.  S.  den  Art.  Gonzen. 

FAULFIR8T  (QR088  u.  KLEIN)  (Kt.  St.  Gallen, 
Bez.  Sargans  und  Werdenberg).  2385  und  2368  m.  Zwei 
bedeutende  Gipfel,  in  der  vom  Gonzen  bei  Sargans  zu  den 
Chui^firsten  ziehenden  Kette  des  Alvier;  schöne  schlanke 
Felstürme  mit  hohen  und,  besonders  auf  der  Seite  gegen 
das  Seezthal,  terrassierten  Felswänden.  Von  einander  ge- 


SchmBf^hom 


J7as 


Briemerses 


Mtiet-esspiegel. 
Goologiaches  Querprofil  durch  die  Faulhorogruppe. 


i^,AHiitqer'  sc. 


Ef.  Flysc-h  (Eocän);  N.  Neocom  (Htulerivien);  Be.  Berrias schichten  (Valtngien);  M.  Malm;  D.  Dogger;  Z.  Dogger.  Lias,  Trias 

u.  Perm;  Gn.  Gneise  des  Aarmassivs. 


geheissen]  über  dem  Dorf,  dessen  Abfluss,  der  Faulen- 
bach,  in  den  Thunersee  mündet. 
FAULENSEEBAD  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Sim- 


trennt  durch  die  Faulfirstlücke.  Weniger  grossartig  als 
der  benachbarte  Gamsberg  und  weniger  besucht  als  der 
Alvier  selbst. 


FAU 


FAU 


79 


FAUI.FIR8TL0CKE  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans  u. 
Werdenberg).  2309  m.  Passübergang,  zwischen  Gross  und 
Klein  Faulfirst;  verbindet  die  Malunalp  mit  der  Altsassalp. 

FAUI.HORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  2683  m. 
Gipfel,  in  der  nach  ihm  benannten  Gebirgsgruppe  zwi- 
schen Brienzersee  einerseits,  Grindelwald  una  Grosser 
Scheidegg  andererseits,  ein  schon  seit  vielen  Jahren  oft 
besuchter  Aussichtspunkt.  Wird  gewöhnlich  von  Grindel- 
wald aus  über  das  Wirtshaus  W^aldspitz  auf  einem  guten 
Maultierpfad  in  4Vt  Stunden  bestiei^en,  kann  aber  auch 
auf  gutem  Weg  von  der  Schynigen  Platte  aus  in  3  Vi»  vom 
Hotel  auf  der  Grossen  Scheidegg  aus  über  die  schönen 
Rasenflächen  der  Grindelalp  in  4  oder  endlich  vom  Giess- 
bach  aus  über  den  Hagelsee  in  6  Stunden  erreicht  wei^ 
den.  Etwas  s.  unter  dem  Gipfel  in  2672  m  ein  kleiner 
Gasthof.  Prachtvolle  Aussicht,  deren  Glanzpunkt  das  wun- 
derbare Hochgebirgs-  u.  Gletschergebiet  zwischen  Wetter- 
liom  und  Blümlisalp  bildet.  Erste  bekannte  Besteigung 
die  des  Pfarrers  Kuhn  aus  Grindelwald,  der  sie  1787  im 
Magazin  für  die  Naturkunde  Helveliens  beschrieben  hat. 
Das  erste   Panorama  von  Oberst  Weiss  aus  Strassburg 


FAULHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  2725  m.  Gipfel, 
in  der  Gruppe  des  Bettlihorns;  zwischen  Rhone-,  Ganter- 
und Binnenthal,  über  der  Alpweide  Im  Staffel  und  für 
Kleinvieh  zugänglich.  Besteht  aus  jurassischen  Gesteinen. 

FAULHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  2554  und 
2525  m.  Rasenbestandener  Kamm,  in  der  das  Binnenthal 
vom  Rappenthal  scheidenden  Kette,  zwischen  Eggerhorn 
und  Schweifengrat.  Schöner  Aussichtspunkt,  3  Stunden 
nö.  über  Binn.  Meist  wird  ihm  aber  von  den  Touristen 
das  benachbarte  Eggerhorn  vorgezogen. 

FAULHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  2872  m.  Gip- 
fel, in  der  Gruppe  des  Blindenhorns,  auf  dem  Kamm 
zwischen  Griesgletscher  und  Langthal,  nw.  vom  Gries- 
pass.  Am  SW.-Hanff  ein  Teil  des  Ritzgletschers  und  am 
SO.-Fuss  der  ganz  Kleine  Sulzfirn. 

FAULHORNGRUPPE  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interla- 
ken und  Ober  Hasle).  Hochgebirusgruppe  und  Kette  der 
n.  Kalkalpenzone,  Unterabteilung  der  n.  Hälfte  der  mäch- 
tigen Finsteraarhorngruppe ;  benannt  nach  dem  Bergstock 
des  Faulhorns  und  begrenzt  vom  Brienzersee,  Aarethal, 
dem  Thal  der  Weissen  Lütschine  und  der  Grossen  Scheid- 


Flnggcnberg 


46r 


^Weffhom 


Wcäerhöm 


1:160000 


¥Jf(bf*g^, 


Faulhorngruppa  im  Berner  Oberland. 


aufgenommen  und  1811  veröffentlicht;  ihm  folgte  Stähli 
mit  seinem  Panorama,  das  der  von  Jos.  Rud.  Wyss  1816 
und  1817  publizierten  Reise  in  das  Bemer  Oberland  bei- 
gegeben ist ;  zwischen  1816  und  1832  erschien  in  Bern  das 
von  Weibel  aufgenommene  Panorama  und  1832  liess  J.  J. 
Schweizer  seine  Broschüre  Das  Faulhom  im.  Grindel- 
wald  mit  einem  neuen  Panorama  von  Franz  Schmid  er- 
scheinen. Ein  erstes  Haus,  dem  man  etwas  kühn  den 
Namen  eines  Hotels  beilegte,  liess  S.  Blatter  auf  dem 
Faulhorn  1822/23  erbauen.  1832  entstand  das  noch  heute 
stehende  Gasthaus  auf  Kosten  seines  Besitzers,  was  damals 
als  ein  für  einen  Privatmann  ganz  ausserordentliches  Un- 
ternehmen im  Hochgebirge  ealt.  Schon  1831  bestieg  man 
das  Faulhorn  zu  Pferd  über  aie  Bachalp,  u.  am  23.  Januar 
1832,  also  mitten  im  Winter,  erhielt  es  den  Besuch  des 
Solothumer  Naturforschers  Hugi  und  des  Pfarrers  Müller 
aus  Grindel  wald. 

FAULHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig  und  Ost  Raron). 
%75  m.  Gipfel,  im  Kamm  zwischen  Nanz-  oder  Gamser- 
thal  und  dem  Thal  der  Saltine  (Simplonstrasse) ;  sein  nö 
Vorberg  heisst  Glishorn  und  sein  S.-Grat  Schönbühi. 
Leicht  zugänglich,  aber  selten  besucht.  Resteht  aus  juras- 
sischen Gesteinen. 


egg.  Es  ist  aber  nicht  das  Faulhorn  (2683  m)  der  höchste 
Punkt  der  Gruppe,  sondern  das  Schwarzhorn  (2930  m), 
das  sich  in  dem  der  Felswand  des  Wetterhorns  parallel 
ziehenden  und  von  ihr  durch  die  Grosse  Scheidegg  ge- 
trennten Kamm  erhebt. 

Die  Faulhorngruppe  bildet  das  Verbindungsglied  zwi- 
schen den  Kalkalpen  des  Kienthaies  und  denen  Unter- 
waldens.  Sie  besteht  aus  den  Schichten  des  Dogger,  der 
Ozfordschiefer,  des  Malm  (Hochgebirgskalkes)  und  des 
Berrias  (unteres  Valangien).  Alle  diese  Schichten  liegen 
mehrfach  übereinander  und  bilden  eine  Reihe  von  liegen- 
den Falten,  die  denen  der  Kreidekette  des  Brienzerrot- 
homs  am  gegenüberliegenden  Ufer  des  Brienzersees  ent- 
sprechen. Es  folfft  aus  aen  nö.  Brienz  und  Meiringen  und 
sw.  des  Thaies  der  Lütschine  besonders  deutlich  sicht- 
baren Lagerungsverhältnissen,  dass  die  Juraschichten  der 
Faulhorngruppe  nichts  anderes  sind  als  die  Faltenkerne 
der  Kreidefalten  der  Kette  des  Brienzerrothorns  und  dass 
das  Ganze  zusammen  nur  eine  einzige  grosse  (durch  un- 
tergeordnete kleine  Falten biegungen  weiter  gegliederte) 
liegende  Falte  bildet,  die  auf  das  Tertiär  (Flysch  u.  Num- 
mulitenkalk)  aufgeschoben  ist.  Ein  schmales  Band  ter- 
tiärer Gesteine  steht  noch  auf  der  Grossen  Scheidegg  am 


80 


FAU 


FAU 


Fuss  des  Eiger  und  Wetterhoms  an.  Faulhorn  (26S3  m), 
Rötihorn  (2759  m),  Schwarzhorn  (2930  m)  und  Wildgerst 


Faulhorn  (im  Berner  Oberland)  von  Osten. 

(2892  m)  liegen  in  der  gegen  die  Grosse  Scheidegg  zu  all- 
mählig  fallenden  Doggerzone,  der  weiter  gegen  NO.  auch 
noch  die  Schöniwan gshörner  (2448  m)  und  das  Tschingel- 
hörn  (2324  m)  angehören. 

Der  NW.-Hang  der  Kette  fallt  in  einer  Reihe  von  durch 
die  Malmfalten  bedingten  Stufen  ab,  zwischen  denen  in 
den  durch  Falten  Verwerfungen  gestörten  Gewölbekernen 
die  Oxfordschiefer  und  in  den  Muldenkernen  die  Schich- 
ten des  Derrias  zu  Tage  anstehen.  Die  schieferige  Be- 
schaffenheit dieser  leicht  verwitterbaren  Gesteinsschichten 
lässt  eine  Reihe  von  Terrassen  flächen  entstehen,  die  durch 
die  Felswände  des  festen  Malm  von  einander  getrennt  sind. 

Lägisthai  und  Giessbachthal  sind  in  Ozfordgewölbe  ein- 
geschnittene Längsthäler,  während  die  Giessbachschlucht 
von  Oberberg  (am  Fuss  des  Schwarzhoms)  an   die  ver- 
schiedenen Fallenbiegunßen  des  Jura  alle 
quer     durchschneidet.    Vergl.    den     Art. 
Schwarzhorn. 

Flora.  In  botanischer  Beziehung  ist  die 
Gruppe  des  Faulhoms  und  besonders  das 
Faulhorn  selbst  ein  ausserordentlich  rei- 
ches Gebiet.  Wir  geben  im  Folgenden  nach 
Oswald  Heers  Abhandlung  Ueber  die  ni- 
vale  Flora  der  Schweiz  das  Verzeichnis  der 
von  verschiedenen  Botanikern  am  Faulhorn 
zwischen  ca.  2600  und  2683  m  (Spitze)  fest- 
gestellten Arten.  Von  echten  Grasern  und 
Cypergrasgewächsen  finden  sich  Agrostis 
rupestris  und  A.  alpina;  Avena  versicolor 
und  A.  subspicata;  Poa  alpina  v.  vivipara, 
P,  brevifolia,  P.  laxa  und  P.  annua;  Ses- 
leria  coerulea;  Festuca  putnila,  F,  ovina 
V.  violacea  und  F.  Halleri ;  Phleutn  alpi- 
num;  sechs  Secgenarten  :  Carex  nigra^ 
C.  foetida,  C.  lagopina,  C.  curvula^  C. 
sempervirens  u.  C.  rupeslris.  —  Andere 
Monokotylen  :  Elyna  scirpina ;  Luzula 
spicata  und  L.  spadicea  ;  Juncus  Jac- 
quinii  und  Lloydta  sef^otina.  —  Apetale 
Dikotylen  :  zwei  Weiden,  die  Kraut-Weide 
{Salix  herbacea)  und  Netz -Weide  (Sa- 
lix retusa);  dann  Polygonum  viviparuniy 
Schneeampfer  [Rumex  nivalis)  und  Oxyria 
digyna.  —  Compositen  :  Homogyne  alpina, 
Alpenaster  [Aster  alpinus),  Enperon  uni- 
florus  und  E. alpinus;  Gnaphalium  supinxiw,  Artemisia 
spicata,  Achilleaatrata;  Chrysanthemum  alpinumu.  Ch. 
leucantheniuni   v.   montanum ;   Aronicuni  scorpioides, 


Cirsiuni  spinosissimum,  Tarax<icum.  offidnale,  Leonto- 
don  hispidus  u.  Crepis  aurea.  —  Andere  gamopetale  Diko- 
tylen :  Scabiosa  lucida,  Planlago  monUtna 
und  P,  alpina,  Phyleutna  hemisphaericuni, 
Campanula  pusilla  und  C.  Scheuchzeri, 
Azaiea  procumbens  ^  Thymus  serpyllum, 
Myosotis  alpestris,  Galium  anisophyllurti 
und  G.  helveticum.  —  Primulaceen :  fünf 
Arten  von  Mannsschild  Androsace  obttisi- 
folia,  A,  chamaejasme,  A.  glacialis,  A.  pur- 
bescens  und  A.  fielvetica;  das  kleine  Alpen- 
glöckchen  {Soldanella  pusilla)  und  die 
zwei  Schlüsselblumen  Primula  farinosa 
und  P.  viscosa.  —  Scrophulariaceen :  fünf 
Arten  des  Ehrenpreis  Veronica  alpina,  V. 
fruticans,  V,  bellidwideSy  V.  aphylla  und 
V.  serpyllifolia ;  dann  Linaria  alpina, 
Euphrasia  minima^  Pedicularis  versicolor 
und  P,  verticillata,  —  Am  reichsten  ver- 
treten sind  Enziane  und  Steinbreche  : 
Gentiana  campestris,  G.  gkicialis,  G. 
vernQy  G.  brachyphylla,  G.  bavarica,  G. 
nivalis,  G.  vulgaris  und  G.  eoccisa;  Saxi- 
fraga  aizoon^  S.  oppositifolia,  S.  aspera 
V.  bryoides,  S,  slellariSf  S.  muscoides,  S. 
exarata,  S,  Seguieri  und  S.  androsacea, 
—  Ferner  etwa  ein  Dutzend  Rosaceen : 
Potentilla  aurea,  P.  alpestris,  P.  gran- 
diflora  und  P.  frigida ;  Sibbaldia  pro- 
cumbens,  Dryas  octopetala,  Geum  reptans 
u.  G.  montanum ;  Alchimilla  pubescens, 
A.  glaberrima,  A.  pentaphyllea  a.  A.  al~ 
pina.  —  Cruciferen:  Arabis  alpina,  Caraamine  alpina  ; 
Draba  aizoides  und  D.  Wahlenbergii ;  Thlaspi  rotundi- 
folium,  Capsella  bursa  pastoris,  Hutchinsia  alpina. 
—  Caryophyllaceen  :  Alstne  vema  und  A,  sedoides, 
Moehringia  ciliata,  ArenaHa  ciliata  u.  A.  biflora,  Slel- 
laria  cerastioides,  Cerastium  an^ense  v.  strictum  und 
C.  latifolium,  Sagina  Linnaei,  Silenevenosa  u.  S.  aectu- 
lis.  —  Leguminosen :  Trifolium  caespitosum,  T.  badum 
u.  T.  pratense;  Phaca  astragalina,  Oxylropis  lappo- 
nica  u.  0.  campestris,  Hedysarum  obscurum.  —  Aus 
verschiedenen  Familien:  Ranunculus  alpestris,  R.  gla- 
Cialis  u.  R.  montanus;  Aconitum  napellus,  Helianthe- 
mum  alpestre^  Viola  calcarata,  Seaum  atratum,  und 
S.  alpestre,  Epilobium  origanifolium,  Liguslicum  mu- 
tellina,   Gaya  simplex   u.   Carum  carvi    (der   gemeine 


Faulhorn  u.  Siraelihorn  von  Norden. 

Kümmel).  Es  ist  wahrscheinlich,  dass  mit  den  neuen 
Wegbauten  und  dem  stets  anwachsenden  Strom  der  Be- 
sucher  noch   verschiedene  andere,    von  0.  Heer  nicht 


FAU 


FAV 


8i 


genannte  Arten  der  Ebene  ihren  Weg  auf  das  Faulhom 
gefunden  haben. 

Dieser  einzig  in  der  Gipfelregion  vorkommenden  Zahl 
von  mehr  als  130  Arten  gesellen  sich  noch  eine  Anzahl  von 
anderen  bei,  die  auf  und  aH  den  Kämmen^  den  felsigen 
Hängen  und  um  den  kleinen  Sägisthalsee  herum  sich  fin- 
den. Wir  nennen  davon  blos  die  interessantesten  der  der 
alpinen  Zone  angehörenden  Typen:  Anemone  vemalis; 
Arabis  pumila,  Ä.  bellidifolia  und  A.  coerulea;  Cardor- 
mine  resedifolia ;  Draba  aizoides^  D.  tomentosa  und  D. 
carinthiaea ;  Silene  rupestrisy  Rhamnus  puniila,  Trifo- 
lium alpinum,  Phaca  frigida  und  Ph.  australis,  Sem- 
pervivum  Doellianum,  Siaxifraga  mutala  und  S.  aspera, 
Astrantia  minor;  die  Compositen  Edelweiss  [Leontopo- 
dium  alpinum),  Arlemina  mutellinn,  Amica  montana, 
Senecio  aurantiacuSj  Saussurea  alpina,  Hypochoeris  uni- 
flora,  Crepis  grandiflora  u.  C.  montana,  Sayeria  hyoseri- 
difolia  ;  mehrere  Habichtskräuter,  wie  Hieracium  auran- 
tiacum,  H.  alpinum^  H.  glacialCf  H.  piliferum  u.  a.  Be- 
merkenswert sind  ferner  noch  das  Rfiododendron  inter- 
medium,  ein  Badtard  von  Rh.  ferinigineum  mit  Rh. 
hirsutum ;  Cerinthe  alpina,  Erinus  alpinus,  Tozzia  alpina, 
Pedicularis  tuberosa,  Primula  inlegrifolia,  Rumex  scu- 
tatus  und  R.  arifolius,  Empetrum  nigrum,,  Scheuchzeria 
palustris,  Triglochin  palustris,  Potamogeton  pectinatus 
(Sägisthalsee),  die  zwei  ziemlich  seltenen  Orchideen  Co- 
rallorhiza  innata  und  Malaxis  monophylla,  Allium 
Victoriaiis,  ferner  eine  Reihe  von  Se^genarten,  wie 
Carex  microstyla,  C.  canescens,  C.  aterrima,  C,  atrata, 
C.  sparsiflora, '  C.  capillaris,  C.  frigida,  C.  firma,  und 
endlich  noch  einige  Gramineen,  wie  Poa  minor,  P.  nemo- 
ralis  und  P.  Chaixii^  Festuca  Scheuchzeri, 

Die  so  schon  bedeutende  Liste  könnte  mit  Leichtigkeit 
noch  vermehrt  werden.  Der  grosse  Florenreichtum  der 
Faalhorngruppe  erklärt  sich  zum  Teil  aus  ihrer  ab- 
wechslungsvollen topographischen  Beschaffenheit,  ihrer 
Höhenlage  und  der  scnieferigen  Natur  eines  Teiles  der 
sie  aufbauenden  Gesteinssenichten.  Immerhin  ist  es 
anzunehmen,  dass  auch  die  eigenartige  Lage  der  Gruppe 
einen  Einfluss  auf  ihr  Pflanzenkleid  gehabt  hat.  Vor 
die  mächtigen  Massive  der  Jungfrau  und  des  Finster- 
aarhorns  und  hinter  den  tiefen  Einschnitt  des  Brien- 
zersees  gestellt,  hat  die  Faulhorngruppe  unzweifelhaft 
schon  wahrend  der  Glazialzeiten  und  aann  zur  Zeit  des 
Rückganges  des  grossen  diluvialen  Oberländer  Glet- 
schers eine  eisfreie  Insel  gebildet,  die  einer  Anzahl  von 
alpinen  und  nivalen  Pflanzenarten  als  Zufluchtsort  gedient 
hat.  Diese  haben  sich  danHi  vielleicht 
hier  bis  heute  gehalten.  Näheres  siehe 
bei  Guthnick.  Die  Flora  des  Faulr, 
Schwab'  u.  Schwarzhomes  (in  Schwei- 
zer, J.  J.  Das  Faulhom  im,  Grindel- 
ufald  ....  Bern  1832).  Für  Moose  s. 
Schimper,  W.  Th.  Reiträge  zur  Flora 
des  Faulhcms  (in  Flora.  Bd  22, 1839). 

FAUX  (PAS  DE  LA)  (Kt.  Wallis, 
Rez.  Entremont).  1350  m.  Einschartung 
im  NO.-Grat  des  Mont  Catogne,  mit 
Spuren  eines  einstigen  Weges ;  verbin- 
det die  Hänge  von  Le  Fay  (Gemeinde 
Sembpancher)  mit  der  Fordt  du  Dailley 
und  dem  am  linken  Ufer  der  Dranse 
gelegenen  Weiler  La  Garde. 

FAVA  (LA)  (Kt.  Wallis,. Bez.  Ck)n- 
Ihey).  2614  m.  GipfeL,  in  der  kurzen 
Kette  zwischen  den  Thälern  der  Morge 
und  Lizeme,  s.  vom  Sanetschpass  und 
0.  über  den  Karrenfeldern  von  Miet  u. 
Zanlleuron.  Der  schöne  Felsturm  wird 
vom  Hotel  auf  dem  Sanetsch  aus  be- 
stiegen, allerdings  nicht  häufig,  obwohl 
er  keine  ernstlichen  Schwierigkeiten 
bietet.  Der  die  Fava  mit  dem  s.  gelege- 
nen Mont  Gond  (2701  m)  verbindende 
Gral  wird  vom  Pass  der  sog.  Croix ,  de 
Trente  Pas  (2350  m]  überschritten. 
Ein  nach  NO.  vorgescnobener  Ausläu- 
fer, der  sich  so.  über  dem  Col  de  Cleuson  (zwischen 
Sanetschpass  und  Pas  du  Porteur  de  Bois)  erhebt,  heisst 
bei  den  Einheimischen  Töte  de  Terre  Noire  (2469  m)  u. 


ist  auf  der  Siegfriedkarte  unbenannt ;  er  kann  vom  Col 
de  Cleuson  aus  in  Vi  Stunde  mit  Leichtigkeit  erstiegen 
werden.  Malmkalk. 

FAVARQE  (LA>  (Kt.  und  Bez.  Neuenburg,  G^m.  La 
Coudre).  470  m.  C^ruppe  von  alten  Häusern,  2  km  ö. 
Neuenburg,  zwischen  den  Bahnlinien  Neuenburg-Biel 
und  Neuen  bürg -Bern  gelegen.  8  Häuser,  62  reform.  Ew. 
Der  Name  Favarge  stammt  von  einer  einstigen  an  der 
Yy  d'£traz  gestandenen  Eisenschmelze  oder  Schmiede 
(forge)  her.  Ein  Weinberg  dieses  Namens  kam  1193  an 
das  Kloster  Fontaine  Andrä;  ein  Wohnhaus  hier 
1279  urkundlich  erwähnt.  Das  grösste  Haus  der 
Gruppe  trägt  das  Datum  1522.  —  Favarge,  Faverge, 
Favergeatte  etc.  bezeichnet  Orte,  wo  sich  einst  faori 
oder  favres,  das  heisst  Schmiede  und  andere  Eisen- 
arbeiter angesiedelt  hatten.  Weil  der  Bezug  von  Kohle 
von  anderswoher  höher  zu  stehen  kam,  als  der  Wert  des 
ausgebeuteten  Eisenerzes,  verlegte  man  solche  Orte  oft 
mitten  in  den  Wald,  wo  die  Kohle  an  Ort  und  Stelle  her- 
gestellt werden  konnte. 

FAVAROeS  (LE8)  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  Le  Locle, 
Gem.  Les  Ponts  de  Martel).  1069  m.  Drei  Meierhöfe;  2,5 
km  sw.  der  Station  Les  Ponts  de  Martel  der  Schmalspur- 
bahn La  Chaux  de  Fonds- Les  Ponts  de  Martel.  20  reform. 
Ew.  Viehzucht. 

FAVAULAZ  D'AMONT  und  D'AVAUX  (Kt.  Frei- 
bui^,  Bez.  Greierz,  Gem.  Broc).  857  und  842  m.  Zwei 
Häuser,  am  N.-Fuss  der  Dent  de  Broc  und  2  km  nö. 
Broc.  20  kathol.  Ew.  Viehzucht. 

FAVAZ  (FOR^T  DE  LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Harens, 
Gem.  Nax).1600  m  mittlere  Hone.  Ausgedehnte  Waldung, 
über  der  Terrasse  von  Nax,  auf  dem  Rücken  und  an  den 
Hängen  des  Mont  Gautier;  zwischen  dem  Ursprungs- 
zirkus des  in  die  Rhone  mündenden  Wildbaches  D^ro- 
chiaz  und  der  Waldung  der  Jeux  Fralche  (Gemeinde 
Vernamöge,  im  Thal  der  Borgne),  die  nur  die  Fortsetz- 
ung der  Fordt  de  la  Favaz  ist. 

FAVERGE8  (LES)  (Kt.  Bern  und  Wallis).  2975  m. 
Gipfel,  im  verwitterten  Autannaz^t,  der  den  Wildstru- 
belgletscher im  S.  abschliesst;  hinter  dem  obern  Ende 
des  Thaies  der  Zesse.  Nummulitenlcalk.  Schöner  Aus- 
sichtspunkt, von  Siders  aus  in  6  Stunden  zu  erreichen. 

FAVERQE8  (LES)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Lavaux,  Gem. 
Saint  Saphorin).  500  m.  Zwei  Häuser,  im  ö.  Teil  und  an 
einer  der  besten  Lages  des  Weinbaubezirkes  von  Lavaux, 
an  der  Strasse  Vevey-Moudon  und  300  m  nw.  Saint  Sa- 
phorin. 6  reform.  Ew.  Gehörten  einem  Rebgut  an,  das 


Les  Faverges  (Kt.  Bern  u.  Wallis). 

Wilhelm  von  Gläne,  der  Gründer  des  freiburgischen 
Klosters  Hauterive,  diesem  schenkte.  Durch  weitere 
Schenkungen    von    Seiten  von    Raymond  de  Chexbres, 

GEOGR.  LEX.  50  —   11   —  6 


82 


FAV 


FED 


Gerold  de  Puydoux,  Pieire  de  Montsalvens,  Rodolphe  de 
Chardonne  und  seiner  Brüder,  Jean  de  Puydoux,  seiner 
Brüder  Guillaume  und  Guichard  und  seines  Sohnes  Ray- 
mond im  12.  Jahrhundert,  von  Seiten  von  Gautier  de 
Blonay,  Guillaume  Comte  du  Genevois  (1230 ;  Enkel  von 
Uta  von  Gläne,  der  Schwester  des  Gründers  von  Haute- 
rive),  Rudolf  von  Greyerz  und  Maurice  de  Saint  Sapho- 
rin  im  13.  Jahrhundert  rundete  sich  dieser  Besitz  bald 
zu  einer  prachtvollen  Domäne  ab,  die  in  den  Urkunden 
des  Mittelalters  «  Fabricae  apud  S.  Suiforianum  »  heisst 
und  nach  der  Aufhebung  des  Klosters  Hauterive  1848  Ei- 
gentum des  Staates  Freiburg  wurde. 

FAVERNACH  (GROSS)  (Kt.  Freilmrg,  Bez.  Saane). 
Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  Farvagny  le  Grand. 

FAVERNACH  (KLEIN)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane). 
Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  Farvagny  le  Petit. 

FAVRE  (DENT),  oder  DENT  AUX  FAVRE  (Kt. 
Wallis  und  Waadt).  2927  m.  Gipfel  der  Waadtländer 
Hochalpen,  zwischen  Dent  de  Mordes  und  Grand  Muve- 
ran  ;  mit  prachtvoller  Aussicht,  die  der  vom  benachbarten 
mächtigen  Grand  Muveran  ebenbürtig  ist,  Früher  allge- 
mein von  den  Hütten  von  Nant  (bei  Les  Plans  de  Fre- 
nieres)  aus  in  6  Stunden,  heute  gewöhnlich  von  der 
Ramberthülte  (auf  der  Frete  de  Sailles)  aus  in  3  Stunden 


Die  Dent  Favre,  vom  Petit  Muveraa  aus. 

bestiegen.  Der  Name  des  Gipfels  bezieht  sich  sehr  wahr- 
scheinlich auf  einen  einstigen  Gemsjäger,  der  sich  hier 
auf  irgend  eine  Art  einmal  hervorgetan  hat.  Bei  den 
Landleuten  der  Gegend  ist  der  Name  Dent  aux  Favre  der 
gebräuchlichere. 

FAVUGN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Im  Boden).  Gem. 
und  Dorf.  S.  den  Art.  Felsberg. 

FAY  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey,  Gem.  Trotstorrents). 
797  m  im  Mittel.  6  Häuser,  zum  Gemeindeabschnitt  Che- 
valier der  Gemeinde  Troislorrents  gehörig,  dessen  Ein- 
zelsiedelungen zerstreut  über  beiden  Ufern  der  Viöze 
liegen.  Fay  der  zentralen  Häusergruppe  der  Gemeinde 
gegenüber  auf  einer  grünenden  Terrasse  über  dem 
rechten  Ufer  der  Vieze.  44  kathol.  Ew. 

FAY  (LE)  (sprich  Fei)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach, 
Gem.  Martinach  Combe).  975  m.  Gruppe  von  9  Häusern, 
unterhalb  der  von  der  Strasse  Martinach-La  Forclaz-Cha- 
monix  in  der  Mitte  der  Combe  von  Martinach  gebildeten 
Kehren,  zwischen  Le  Sergnieux  und  Chanton ;  2.3  km 
sw.  La  Croix  und  4,5  km  sw.  Martinach  Stadt  und  5,3 
km  sw.  der  Station  Martinach  der  Simplonbahn.  62  ka- 
thol. Ew.  Kirchgemeinde  Martinach.  Acker-  und  Obstbau^ 
Viehzucht. 

FAYAULAZ  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz,  Gem.  La 
Roche).  838  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  S.-Fuss  des 
Mont  Combert,  700   m  n.  La  Roche  und  13  km  nö.  der 


Station  Bulle   der  Linie  Romont- Bulle.  25  kathol.  Ew. 
Viehzucht  uud  Milchwirtschaft. 

FAYOT  (NANT  DE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey). 
1920-740  m.  Wildbach,  linksseitiger  Zufluss  zur  Vieze ; 
bildet  die  Grenze  zwischen  den  Gemeinden  Val  dllliez 
und  Troistorrents.  Sammelt  die  Wasser  der  Alpweiden 
von  L'Haut,  Champey  und  La  Foilleusaz  und  mündet 
durch  ein  schmales  Tobel  nach  5  km  langem  Lauf  in  die 
Vieze.  Im  Juli  1900  hat  eiu  Hochwasser  des  Wildbaches 
die  damaligen  Verbauungsarbeiten  zum  grossen  Teil 
wieder  zerstört. 

F^CHY  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aubonne).  492  m.  Gem. 
und  Dorf,  am  Hang  der  Moräne  La  Cote  im  Weinbaube- 
zirk dieses  Namens,  nahe  der  Strasse  Aubonne-Nyon  (der 
sog.  Vy  d'fitraz) ;  2,3  km  sw.  Aubonne  und  1,4  km  nö. 
der  Station  Perroy  der  Linie  Lausanne-Genf.  Postablage, 
Telephon.  Gemeinde,  mit  Saugey  und  La  Bossenaz:  52 
Häuser,  330  reform.  Ew. ;  Dorf:  20  Häuser,  125  Ew.  Äcker- 
und  Weinbau.  Bei  Messe-Jean,  Le  Bayet  und  Le  Tombay 
Ueberreste  römischer  Bauten,  an  letzterm  Ort  auch  ein 
Grabfeld  aus  der  Burgunderzeit.  1180  :  Fescheio. 

FECON  (MONTAGNE  DE)  TKt.  Wallis,  Bez.  Mon- 
they, Gem.  Troistorrents).  1487-1900  m.  Sommerweideii 
mit  4  Hätten,  im  obern  Abschnitt  des  Val  de  Morgins, 
zwischen  Pas  de  Morgins  und  Tete  du 
G^nt  und  über  dem  linken  Ufer  der 
Vieze  von  La  Tine.  Eigentum  der  Bür- 
gergemeinden Troistorrents  u.  Mon- 
they. Der  oberste  Teil  der  Alpweiden 
bildet  die  Landesgrenze  zwischen  der 
Schweiz  und  Hoch  Savoyen  (Val  d'Abon- 
dance).  Es  sömmem  hier  80  Milchkühe. 
FEDERSTOCK  oder  PIZ  8UMI- 
VAL  (Kt.  Graubünden  und  Uri).  2928- 
2970  m.  Stark  zerscharteter  Kamm  mit 
mehreren  Spitzen,  in  der  Gruppe  des 
Piz  Giuf,  2  km  sw.  dieses  Stockes  und 
4  km  nw.  über  Tschamut  im  obersten 
Abschnitt  des  Vorderrheinthals.  Streicht 
von  N.-S.,  trennt  das  obere  Val  de  Val 
(Graubünden)  vom  obern  Fellithal  (Uri) 
und  endigt  im  S.  mit  dem  Piz  Tiarms, 
der  ö.  über  dem  Oberalpsee  und  un- 
mittelbar über  dem  Passo  Tiarms  auf- 
steigt. Die  einzelnen  Spitzen  selten  be- 
stiegen, obwohl  deren  höchste  vom 
Sumvalpass  (zwischen  ihr  und  dem 
Crispalt)  aus  in  ^/^  Stunden  ziemlich 
%v  ^1  leicht  zu  erreichen  ist.  Es  werden  eben 
^l^jiij^^  von  den  in  diesen  Gegenden  seltenen 
Touristen  der  Crispalt,  Piz  Giuf,  Rien- 
zerstock  u.  a.  dem  Federstock  vorgezo- 
gen. 
FEDI8TOCK  (Kt.  Uri).  2842  m. 
Gipfel,  in  der  rechtsseitigen  Wand  aes  bei  Wassen  auf 
das  Reussthal  ausmündenden  Meienthals;  Vorberg  des 
Fleckistockes  (3418  m). 

FEDOZ  (Kt.  Graubünden.  Bez.  Maloja).  2138-1800  m. 
Trüber  Wilabach,  Abüuss  des  Fedozgletschers ;  durch- 
iliesst  mit  starkem  Gefälle  in  nnw.  Bichtung  das  Fedozthal 
und  mündet  nach  5  km  langem  Lauf  in  den  Silsersee,  in 
den  er  ein  grosses  Delta  hinausgebaut  hat. 

FEDOZ  (FUORCLA)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja). 
Ueber  3000  m.  Passübergang,  zu  hinterst  über  dem  Fedoz- 
thal und  unmittelbar  ö.  vom  Monte  deirOro.  Verbindet 
das  Fedozthal  mit  La  Chiesa  im  italienischen  Val  Ma- 
lenco.  Sehr  wenig  begangen. 

FEDOZ  (VADRET  DA)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ma- 
loja). 3100-2138  m.  Grosser  Gletscher,  im  obersten  Ab- 
schnitt des  Fedozthales  und  am  N.-Hang  der  Grenzkette 
zwischen  der  Schweiz  und  Italien.  Ist  einer  der  schönsten 
und  grössten  Gletscher  im  ßernina  Massiv,  mit  weitem 
Firn&ld  und  4  km  langer  Zunge;  nahe  der  Kammlinie 
4  km  breit.  Gletscherzunge  im  obern  Teil  steil  abfallend 
und  stark  zerklüftet,  im  untern  Teil  weniger  steil  und 
leicht  zu  begehen.  Sein  Abfluss  der  Wildbach  Fedoz. 

FEDOZ  (VAL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja).  Röchst 
gelegenes  Seitenthal  des  Engadin,  mündet  bei  Isola  auf 
den  Silsersee  aus,  in  den  der  Thalbach  ein  schönes  Delta 
hinausgebaut  hat.  Das  Thal  wird  begleitet  links  von  den 


FEE 


FfiE 


zahlreichen  Gipfeln  und  den  kleinen  Gletschern  nnd 
Firnfelflern  der  Kette  des  Piz  della  Margna,  rechts  von 
der  vom  Piz  Güz  nach  N.  abzweigen- 
den und  rasch  an  Höhe  abnehmenden 
Kette;  den  Thalabschluss  bildet  die 
nach  S.  steil  abfallende  und  nach  N. 
mit  dem  grossen  Fedo7glet8cher  beklei- 
dete Grenzketle  zwischen  der  Schweiz 
und  Italien,  aus  der  der  Piz  Fora  (3370 
m),  Monte  deirOro  (3153  m)  und  Monte 
Muretto  (3107  m)  aufsteigen.  Vom  Fuss 
des  Fedozgletschers  steigt  das  Thal  in 
nnw.  Richtung  auf  eine  länge  von  5  km 
ab.  Es  ist  überall  eng  und  bildet  nir- 
gends einen  nennenswerten  Thalboden. 
Liegt  über  2000  m  Höhe  und  hat  da- 
her ein  ausserordentlich  rauhes  Klima. 
Keine  Hütten.  Die  magern  Alpweiden 
dieser  steilen  Hänge  nähren  noch  Schaf- 
herden und  sind  ein  selten  gestörter 
Zufluchtsort  für  Gemsen  und  Murmel- 
tiere. Auch  von  Touristen  nur  wenig 
besucht,  da  die  Anstiegsrouten  auf  den 
Piz  della  Hargna,  einen  der  besuchtes- 
ten Gipfel  des  Ober  Engadin,  das  Val 
Fedoz  umcehen  oder  nur  zu  olierst  an 
seinen  Hangen  berühren.  Schönes 
Uochalpenthal,  das  aber  an  Grossartig- 
keit seine  beiden  Nachbarn,  das  Val  Fex  und  Val  Mu- 
retto, nicht  erreicht. 

FEE  oder  8AA8-FEE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  1798  m. 
(jem.  und  Dorf,  zum  Unterschied  von  Saas- Im  Grund 
meist  unter  dem  Namen  Saas  -  Fee  bekannt ;  in  einem 
weiten,  amphitheatralisch  ansteigenden  Thalkessel,  der 
von  einer  Reihe  von  vom  Dom,  Alphubel  und  Allalinhorn 
absteigenden  mächtigen  Gletschern  geschlossen  wird. 
Dieser  ganze  Halbkreis,  dessen  grossartigstes  Schluss- 
stnck  der  Feegletscher  bildet,  liegt  auf  Boden  der  Ge- 
meinde Fee.  Postbureau,  Telegraph.  Besteht  aus  den  zwei 
zum  Dorf  Fee  sich  gruppierenden  Siedelungen  Gasse  und 
Lohmatten  und  zählt  zusammen  37  Häuser  mit  280  kathol. 
Ew.  Früher  der  Kirchgemeinde  Saas  (Kirche  Im  Grund) 
zugeteilt,  seit  1896  eigene  Kirchgemeinde  mit  schöner 
Kirche.  Das  Dorf  ist  im  Begriff,  sich  zu  einer  Hochalpen- 
station ersten  Ranges  zu  entwickeln  und  zählt  heute  schon 


um  zwischen  den  Dörfern  Bödmen  und  Im  Grund  von 
links  in  die  Saaser  Visp  einzumünden.  Vergl.  Noelle,  Ro- 


Fee,  von  Westen. 

zahlreiche  Gasthöfe.  Es  liegt  auf  einer  anmutigen  Terrasse 
link<t  über  den  wilden  tannenbestandenen  Schluchten, 
durch  die  die  Feevisp  schäumend  sich  ihren  Weg  bahnt. 


Feegletscher,  von  Nordosten. 

j*er.  Saas-Fee  et  la  vallee  de  la  Viege  de  Saas.  Geneve 
1901.  —  Dübi,  Heinrich.  Saas-Fee  und  Umgebung.  Bern 
1902. 

FEEQLET8CHER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  Einer  der 
grössten  Gletscher  der  Schweiz,  Fläche  18  km*;  am  NO.- 
Gehänge  des  Saasgrates,  zwischen  Sudlenzspitze  u.  Allalin- 
horn (Gruppe  der  Mischabelhömer).  Schöne  Eisfälle.  Im 
untern  Abschnitt  durch  die  die  kleine  Gletscheralp  tra- 
gende Längefluh  in  den  Obern  Fee(5letscher  rechts  und 
den  Untern  Feegletscher  links  geschieden.  Beim  Aufstieg 
von  Saas-Fee  aus  über  die  Gletscheralp  und  Langettuh 
zum  Alphubeljoch  muss  der  Gletscher  seiner  ganzen  Länge 
nach  begangen  werden.  Er  wird  gespiesen  durch  die  ober- 
sten Firnfelder  am  Allalinhorn,  Feekopf,  Alphubel,  Täsch- 
horn,  Dom  und  an  der  Südlenzspitze;  beginnt  in  einer 
mittlem  Höhe  von  3800  m  und  steigt  bis  2^  m  ab.  Sein 
Abfluss  ist  die  von  links  in  die  Saaser  Visp  einmündende 
Feevisp.  Der  grossartige  Gletscher  ist 
von  Fee  und  seinen  Umgebungen  aus 
prachtvoll  zu  sehen. 

FEEJOCH  oder  FEEPA88  (Kt. 
Wallis,  Bez.  Visp).  3812  m.  Passübei^ 
gang,  im  Saasgrat  zwischen  Allalinhorn 
und  Feekopf  (Gruppe  der  Mischabel- 
hörner)  ;  verbindet  Saas-Fee  über  den 
Fee-  und  Mellichengletscher  mit  der 
Täschalp  in  8  Stunden.  Dient  als  Ueber- 
gang  von  Fee  nach  Zermatt  und  umge- 
kehrt und  als  Fusspunkt  für  die  Be- 
steigung des  AUalinhoms. 

FEEKOPF  oder  MELLICHEN- 
HORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  3^2  m. 
Schneedom,  in  der  Gruppe  der  Mischa- 
belhömer, auf  dem  Saasgrat  zwischen 
Feejoch  und  Alphubeljoch  ;  von  beiden 
Pässen  aus  in  wenigen  Minuten  zu  be- 
steigen. Von  Saas-Fee  aus  ohne  Schwie- 
rigkeit in  5  Stunden  erreichbar. 

FEEPA88  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp). 
3812  m.  Passübergang.  S.  den  Art.  Fee- 
Joch. 

FEERACH  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwril, 
Gem.  Rüti).  Weiler.   S.  den  Art.  Fer- 

RACH. 

FEERBERQ(Kt.  Wallis,  Bez.  Brig, 
Gem.  Simpeln).  Bewaldeter  Berghang 
mit  zahlreichen,  zwischen  1473  und  1894 
m  gelegenen  Maiensassen,  steigt  vom 
Seehorn  nach  W.  bis  zur  Ausmün- 
dung des  Laquinbaches,  2  km  ö.  Algaby,  ab. 

F6E8  (GROTTE  DE8  oder  GROTTE  AUX)  (Kt. 
Wallis,  Bez.  und  Gem.  Saint  Maurice).  500  m.  Höhle,  mit- 


84 


FgE 


FEL 


ten  im  Wald  zwischen  dem  W.-Ende  der  Brücke  von 
Saint  Maurice  und  dem  Plateau  von  Värossaz.  Aufstieg 
über  den  hinter  dem  Schlosse  vorbeifährenden  Zickzack- 
weff.  Die  zahlreichen  Besucher  der  mit  einem  Gitter  abge- 
schlossenen und  von  einem  Wächter  gehüteten  Höhle  be- 
zahlen seit  1863  zu  Gunsten  des  Waisenhauses  von  Saint 
Maurice  ein  Eintrittsgeld.  Die  Höhle  ist  noch  nicht  völlig 
erforscht ;  700  m  vom  Eingang  entfernt  ist  sie  durch  ein 
Haufwerk  von  Blöcken  gesperrt,  und  hier  erlöschen  auch 
die  Lampen.  Am  Boden  mitten  in  einer  hohen  Halle  ein 
kleiner  See,  in  den  sich  mit  schönem  Fall  ein  Bach  er- 
giesst.  Zur  Kenntnis  der  Höhle  und  zur  Hebung  ihres 
Besuches  hat  besonders  Alexander  Dumas  Vater  vieles 
beigetragen. 

f6E8  (LA  CÖTE  AUX)  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  Val 
de  Travers).  Gemeinde.  S.  den  Art.  Cöte  aux  FfeES  (La). 

FEGO  (Kt.  Appenzell  L  R.,  Gem.  Oberegg).  972  m. 
6  zerstreut  gelegene  Häuser,  5  km  nw.  über  der  Station 
Rebstein  der  Linie  Rorschach-Sargans-Chur  und  3,5  km 
8.  Oberegg.  32  kathol.  Ew.  Landwirtschaft.  Stickerei  als 
Hausindustrie. 

FEHLWIES  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem.  Salms- 
ach). 427  m.  Weiler,  nahe  dem  rechten  Ufer  der  Aach : 
2,2  km  sw.  Salmsach  u.  3,5  km  sw.  der  Station  Romans- 
hom  der  Linie  Winterthur-Frauenfeld-Romanshorn.  11 
Häuser,  59  zur  Mehrzahl  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

FEHRALTORF  (Kt.  Zürich,  Bez.  Plaffikon).  536  m. 


Fehraltorf. 

Gem.  und  Pfarrdorf,  an  der  Strasse  Winterthur  -  Hinwil 
und  3  km  nw.  Pfafßkon.  Station  der  Linie  Efl'retikon-Hin- 
wil.  Postbureau,  Telegraph,  Tele{|hon ;  Postwagen  nach 
Wildberff  und  Turbenthal.  Gemeinde,  mit  Mesikon  und 
Rüti:  186  Häuser,  938  zur  Mehrzahl  reform.  Ew.;  Dorf: 
153  Häuser.  715  Ew.  Hauptbeschäftigung  der  Bewohner 
ist  die  Lana Wirtschaft.  Daneben  auch  etwas  Industrie : 
je  eine  Seidönzwirnerei,  Zündholz-  und  Maschinenfabrik, 
Thonwaarenfabrik  und  Ziegelei.  Die  sogen.  Burg  Rüti  ist 
ein  ehemaliji^es  Refugium  mit  dreifacher  Umwailung.  Auf 
der  Lochweid  mehrere  Grabhügel  aus  der  Hallstatt  Periode 
und  im  Speck  Flachgraber  aus  der  La  Tene  Zeit ;  hier 
auch  Ueberreste  von  römischen  Bauwerken.  Nahe  dem 
Dorf  Alemannengräber ;  ein  Betbur.  Weder  Burg  noch 
Edelgeschlecht  bekannt.  Ging  zusammen  mit  der  Graf- 
schaft Kiburg  an  die  Stadt  Zürich  über,  die  das  Dorf  dem 
Oberen  Amt  ihrer  Landvogtei  Kiburg  zuteilte.  Früher 
Rüeggisaltorf  geheissen.  Vergl.  Lindenmann,  Rud.  Dir. 
Helvetier  im  Kampfe  um,  ihre  Freiheil...  Fehraltorf  1898. 
FEHREN  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Thierstein).  585  m. 
Gem.  und  kleines  Dorf,  in  einem  rechtsseitigen  Neben- 
thälchen  zur  Kleinlützel ,  im  so.  Winkel  des  Thaies 
von  Laufen,  an  der  Strasse  nach  Nunningen,  3  km  so. 
Breitenbach  und  6,5  km  so.  der  Station  Zwingen  der  Linie 
Basel-Delsberg.  Postbureau,  Telephon;  Postwagen  nach 
Laufen  und  Bretzwil-Breitenbach.  27  Häuser,  124  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinde  Bretzwil-Breitenbach.  Eidgenössi- 
sches Hengstendepot.  Viehzucht  u.  Milchwirtschaft.  Sei- 
denspinnerei. Oberer  Gompholith  (oberes  Tertiär). 


FEHRENBACH  (Kt.  Zürich,  Bez.  u.  Gem.  Affoltem). 
480  m.  Kleines  Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Jonen  u.  2  km 
nw.  der  Station  Affoltem  der  Linie  Zürich- Affoltern-Zog. 
12  Häuser,  119  reform.  Ew.  Gräber  mit  Skeleten,  ohne 
Grabschmuck. 

FEHRENTHAL  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zurzach,  Gera. 
Leuggern).  400  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  1  km  s.  Leu^- 
gern  u.  4  km  w.  der  Station  Döttingen-Klingnau  der  Linie 
Turgi- Waldshut.  39  kathol.  Ew. 

FEHRENWALT8BERO  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinviril, 
Gem.  Bäretswil).  985  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  nahe  der 
Wasserscheide  zwischen  Töss  und  Kempt,  2  km  sw.  der 
Station  Fischenthal  der  Tössthalbahn  und  3,3  km  gö.  Bä- 
retswil. 40  reform.  Ew. 

FEILEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  und  Gem.  Arbon).  411  m. 
Weiler,  2  km  w.  der  Station  Arbon  der  Linie  Korschach- 
Bomanshorn.  18  Häuser,  78  reform.  Ew.  Acker-,  Obst- 
und  Wiesenbau.  Die  männlichen  Bewohner  arbeiten  in 
den  Fabriken  zu  Arbon. 

FEISTEN BERQ,  romanisch  Val  Buera  (Kt.  Grau- 
bünden, Bez.  Glenner,  Kreis  Lugnez,  Gem.  St.  Martin). 
1283  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  am  NO.-Hang  des  Piz 
Begina,  nahe  dem  linken  Ufer  des  Valser  Rhein ;  1,6  km 
s.  §t.  Martin  und  17  km  s.  der  künftigen  Station  Hanz  der 
Linie  Chur-Hanz.  14  kathol.  Ew.  romanischer  Zunge.  Alp- 
wirtschaft. 

FEITHIEREN  (Kt.  Wallis,  Bez.  und  Gem.  Leuk).  704 
m.  Weiler,  am  linken  Ufer  der  Rnone, 
zwischen  aer  Ausmündung  des  lUgra- 
bens  und  dem  Dorf  Aearen,  2  km  von 
der  Station  La  Souste  der  Simplonbahn 
und  2,5  km  ssö.  Leuk  Stadt.  13  Häu- 
ser, 95  kathol.  Ew. 

FELBEN  (Kt.  Thurgau.  Bez.  Frauen- 
feld). 400  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am 
linken  Ufer  der  Thur,  an  der  Strasse 
Frauenfeld -Pfin-Konstanz   und  5   km 
nö.  Frauenfeld.  Station  der  Linie  Zü- 
rich-Winterthur- Frauenfeld -Bomans- 
horn. Postablage,  Telephon.  Gemeinde, 
mit  Wellhausen :  105  Häuser,   573  zur 
Mehrzahl  reform.  Ew. ;  Dorf:  51  Häu- 
ser, 258  Ew.  Futterbau,  Viehzucht  und 
Milchwirtschaft.  Sandpuben.  Stickerei. 
1841  sind  in  einer  Kiesgrube  Knochen 
u.  römische  Münzen  aufgefunden  wor- 
den.   Nahe   dem  Haus  «Zur   Römer- 
strasse» Alemannengräber  und   Reste 
der  zur  Murg  ziehenden  einstigen  Rö- 
merstrasse. Feiben,    vom  althochdeut- 
schen felawa  =  Weide  (Salix). 
FELD.  Für  sich  und  in  Zusammensetzungen  häufiger 
Ortsname  der  deutschen  Schweiz.  Althochdeutsch  feld^ 
mittelhochdeutsch  velt ;  wie   das  französische  plat  von 
einer  indoeuropäischen  Wurzel  plth  =  eben,  breit  sein 
abzuleiten. 

FELD  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofmgen,  Gem.  Strengelbach). 
448  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  an  der  Strasse  Zofingen- 
Bog^wil,  Teil  des  Dorfes  Strengelbach  und  2  km  w.  der 
Station  Zofmgen  der  Linie  Luzem-Olten.  54  reform.  E^v. 
Kirchgemeinde  Zofingen.  Wiesenbau.  Ein  Teil  der  Bewoh- 
ner arbeitet  in  den  Fabriken  von  Zofingen. 

FELD  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Mittelland,  Gem.  Teu- 
fen). 900  m.  Sieben  auf  den  Höhen  zwischen  Rotbach  und 
Wattbach  zerstreut  gelegene  Häuser;  1,3  km  nw.  der  Sta- 
tion Teufen  der  Strassen  bahn  St.  Gallen-Gais.  45  reform. 
Ew.  Viehzucht.  Stickerei  u.  Spinnerei  als  Hausindustrien. 
FELD  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem.  BoUigen).  740  m. 
Gruppe  von  3  Bauernhöfen ;  3,5  km  so.  BoUigen  und  5,5 
km  nö.  der  Station  Ostermundigen  der  Linie  Bem-Thun. 
37  reform.  Ew. 

FELD  (Kt.  Luzem,  Amt  und  Gem.  Entlebuch).  764  m. 
Weiler,  300  m  ö.  der  Strasse  Wolhusen-Escholzmatt  und 
3,2  km  nö.  der  Station  Entlebuch  der  Linie  Bem-Luzern. 
14  Häuser,  122  kathol.  Ew. 

FELD  (Kt.  und  Amt  Luzem,  Gem.  Kriens).  587  m. 
Gruppe  von  3  Häusern,  in  der  Obemau,  an  der  von  Kriens 
ins  Eigenthal  führenden  Strasse  und  2,5  km  sw.  der  Sta- 
tion Kriens  der  elektrischen  Strassen  bahn  Luzern-Kriens. 
22  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht. 


FEL 


FEL 


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FELD  (Kt.  und  Amt  Luzern,  Gem.  Malters).  500  m. 
Gruppe  von  3  Häusern,  an  der  Strasse  Luzern-Wolhusen 
und  700  m  ö.  der  Station  Malters  der  Linie  Bem-Luzern. 
30  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht. 

FEI.D  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau,  Gem.  Altishofen). 
490  m.  19  am  linken  Ufer  der  Wigger  zerstreut  gelegene 
Häuser,  500  m  s.  Altishofen  und  1  km  nw.  der  Station 
Nebikon  der  Linie  Luzem-Ollen.  128  kathol.  Ew.  Land- 
wirtschaft. Wollweberei.  Eine  mechanische  Ziegelei. 

FELD  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Kerns).  567  m.  Gruppe 
von  Häusern,  an  der  Strasse  Ennetmoos-Kerns  und  1  km 
nö.  Kerns.  36  kathol.  Ew. 

FELD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See,  Gem.  Gommiswald). 
700  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  900  m  ö.  Gauen  und  4,5 
km  nö.  der  Station  Uznach  der  Linie  Rappers wil-Wesen- 
Sargans.  20  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Gauen.  Vieh- 
zucht. 

FELD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggenburg,  Gem. 
Ebnat).  995  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  zwischen  zwei 
kleinen  rechtsseitigen  Zuflüssen  zur  Thur  und  2,5  km  n. 
der  Station  Ebnat-Kappel  der  Togeenburgerbahn.  31  ref. 
Ew.  Viehzucht.  Spinnerei  und  WeDerei. 

FELD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans,  Gem.Walenstadt). 
800  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  Walenstadterberg  (S.- 
HaDg  der  Churfirsten)  und  3  km  nw.  über  der  Station 
Walenstadt  der  Linie  Rappers wil- Wesen-Sargans.  18  ka- 
thol. Ew.  Fette  Wiesen,  Obstbäume.  Schöne,  vor  Nord- 
winden geschützte  Lage  mit  prächtiger  Aussicht  auf  Wa- 
lensee, St.  Galler-  und  Glameralpen. 

FELD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg,  Gem.  Grabs). 
479  m.  53  längs  der  Strasse  Gams-Grabs  zerstreut  gelegene 
Häuser,  4  km  nw.  der  Statipn  Buchs  der  Linie  Rorschach- 
Sarffans-Chur.  271  reform.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 
Stickerei. 

FELD  (Kt.  Schwryz,  Bez.  Höfe,  Gem.  Feusisberg).  713 
m.  Gruppe  von  5  Häusern,  an  der  Strasse  Schindellegi- 
Feusi8k>erg,  400  m  sw.  Feusisberg  und  2,5  km  nö.  der  Sta- 
tion Schindellegi  der  Linie  Wädenswil  -  Einsiedeln.  25 
kathol.  Ew.  Wiesen-,  Obstr  und  Gemüsebau.  Viehzucht. 

FELD  (Kt.  Schwyz,  Bez.  March.  Gem.  Reichenburg). 
500  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  zwischen  Rütibach  und 
Ber^libach  und  i  km  sw.  der  Station  Reichenburg  der 
Linie  Zürich-Glarus-Linthal.  21  kathol.  Ew.  Ackerbau  und 
Viehzucht. 

FELD  (Kt.  und  Bez.  Schwyz,  Gem.  Ingen  bohl).  447  m. 
Kleines  Dorf,  auf  fruchtbarer  Terrasse  am  linken  Ufer  der 
Muota,  2  km  nö.  der  Station  Brunnen  der  Gotthardbahn. 
30  Häuser,  238  kathol.  Ew.  Wiesen-  und  Obstbau,  Vieh- 
zucht. Seiden  Industrie.  Die  ^nze  Terrasse  1762  und  1764 
vom  Hochwasser  der  Muota  uberilutet ;  im  letztgenannten 
Jahr  konnte  man  zwischen  Ingenbohl  und  Ibach  während 
vier  Wochen  nur  mit  Hilfe  von  Kähnen  verkehren.  Als 
im  September  1799  die  Russen  bis  zur  Muota  vordrangen, 
zogen  sich  die  Franzosen  über  Feld  zurück. 

FELD  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  St.  Nikiaus).  1121 
m.  Kleine  Gruppe  von  Häusern  und  Ställen,  auf  einem 
Rücken  über  der  Mundung  des  Riedbachs  in  die  Visp  u. 
1  km  nö.  der  Station  St.  Nikiaus  der  Linie  Visp-Zermatt. 

20  kathol.  Ew. 

FELD  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  TörbelJ.  1308  m. 
Zwei  Häuser,  an  fruchtbarem  Hang,  über  dem  linken  Ufer 
der  Zermatter  Visp,  an  dem  von  Stalden  nach  Törbel  hin- 
auffährenden Fussweg,  1  km  s.  Törbel  und  1  Stunde  w. 
der  Station  Stalden  der  Linie  Visp-Zermatt.  12  kathol.  Ew. 

FELD  und  OBER  FELD  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil, 
Gem.  Wald).  630^70  m.  Sieben  über  dem  rechten  Ufer 
der  Jona  zerstreut  gelegene  Häuser;  1,5  km  nw.  der  Sta- 
tion Wald  der  Tössthalbahn.  42  reform.  Ew. 

FELD  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Wetzikon).  555 
m.  Weiler,  an  der  Strasse  Kempten- Wetzikon,  600  m  nö. 
Ober  Wetzikon  und  nahe  der  Station  Kempten  der  Linie 
Effretikon-Hinwil.  Telephon.  21  Häuser,  100  reform.  Ew. 
Seidenfabrik.  Spen^lerei.  Gasthof.  Günstigst  gelegener 
Abschnitt  der  Gememde  Wetzikon. 

FELD  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen,  Gem.  Hirzel).  675  m. 
Gruppe  von  6  Häusern,  1  km  sw.  der  Kirche  Hirzel  und 
3  km  so.  der  Station  Sihlbrugg  der  Linie  Zürich-Thalwil- 
Zug.  28  reform.  Ew. 

FELD  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen,  Gem.  Thalwil).  480m. 

21  am  Hang  über  dem  linken  Ufer  des  Zürichsees  zer- 


streut gelegene  Häuser,  600  m  sw.  über  der  Station  Thal- 
wil der  linksufrigen  Zürichseebahn  (Zürich-Wädenswil). 
217  reform.  Ew. 

FELD  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen,  Gem.  Wädenswil). 
621  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  an  der  Strasse  Wädenswil- 
Schönenber^  und  2  km  sw.  über  der  Station  Wädenswil 
der  linksufrigen  Zürichseebahn  (Zürich-Wädenswil).  25 
reform.  Ew. 

FELD  (Kt.  und  Bez.  Zürich,  Gem.  Altstetten).  412  m. 
Gruppe  von  4  Häusern,  1  km  von  der  Station  Altstetten 
der  Lmie  Zürich-Baden-Brugg  und  500  m  von  einer  Halte- 
stelle der  Limmatthal  Strassenbahn.  34  reform.  Ew. 

FELD  (AEU88ER,  MITTLER  und  OBER)  (Kt. 
Nidwaiden,  Gem.  Stansstaad).  440-442  m.  3  Bauernhöfe, 
an  der  Strasse  Stansstaad-Stans  u.  700  m  so.  der  Station 
S^nsstaad  der  Dampfboote  und  der  elektrischen  Bahn 
Stansstaad-Engelberg.  25  kathol.  Ew. 

FELD  (AUSSER)  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem. 
Männedorf).  Dorf.  S.  den  Art.  Ausserfeld. 

FELD  (AUSSER  und  INNER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Alt  Toggenhurg,  Gem.  Bütswil).  615  m.  Zwei  Gruppen  von 
zusammen  10  Häusern,  an  der  Strasse  Wil  -  Lichtensteig 
und  1  km  s.  der  Station  Bütswil  der  Toggenburgerbahn. 
77  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Stickerei  und 
Weberei. 

FELD  (HINTER)  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem. 
Grosswangen).  560  m.  Neun  auf  einer  Stirnmoräne  des 
einstigen  Reussgletschers  zertreut  gelegene  Häuser,  an  der 
Strasse  Kottwil-Grosswangeh,  7  km  sw.  der  Station  Sur- 
see der  Linie  Luzern-Olten  und  1,5  km  n.  Grosswan^en. 
55  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Schöne  Aussicht 
auf  die  Berner  Alpen. 

FELD  (HINTER  und  VORDER)  (Kt.  Zürich,  Bez. 
und  Gem.  Meilen).  Weiler.  S.  den  Art.  Feldmeilen. 

FELD  (IM)  (Kt.  Luzern ,  Amt  Willisau,  (^em.  Fisch- 
bach). 720  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  800  m  so.  Fischbach 
und  2,5  km  n.  der  Station  Zell  der  Linie  Langenthal-Wol- 
husen.  25  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Zell.  Kapelle.  Acker- 
bau und  Viehzucht. 

FELD  (IM)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms,  Gem.  Binn).  1568 
m.  Gruppe  von  8  Häusern,  im  Binnenthal ;  2,5  km  w. 
Schmidigenhäusern,  dem  Hauptort  des  Thaies.  Am  rech- 
ten Ufer  der  Binna  und  im  Winkel  zwischen  dieser  und 
der  Mündung  des  von  der  Galenalp  herabkommenden 
Wildbaches.  46  kathol.  Ew.  In  der  Nachbarschaft  seltene 
Mineralien. 

FELD  (KLEIN)  (Kt.  Aargau,  Bez.  Kulm,  Gem.  Men- 
ziken).  590  m.  Gruppe  von  4  Bauernhöfen,  am  linken  Ufer 
der  Wina,  1  km  s.  Menziken  und  2  km  s.  der  Station 
Heinach  der  Zweiglinie  Bein  wil -Reinach  der  Seethalbahn. 
70  reform.  Ew. 

FELD  (KLEIN)  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Trien- 
gen).  505  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  an  der  Strasse  Sur- 
see-Aarau,  600  m  n.  Triengen  und  9  km  n.  der  Station 
Sursee  der  Linie  Luzern-Olten.  27  kathol.  Ew.  Landwirt- 
schaft. 

FELD  (NIEDER)  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem. 
Hombrechtikon).  505  m.  Weiler,  an  der  Strasse  Stäfa- 
Hombrechtikon,  500  m  sw.  Honlbrechtikon  und  3  km  nö. 
der  Station  Stäfa  der  rechtsufrigen  Zürichseebahn  (Zürich- 
Meilen-Rapperswil).  11  Häuser,  43  reform.  Ew. 

FELD  (NIEDER)  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur,  Gem. 
Wülilingen).  423  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  O.-Fuss 
des  Beeren bergs  und  600  m  nw.  der  Station  Wülflingen 
der  Linie  Winterthur-Bülach.  31  reform.  Ew. 

FELD  (OBER)  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Mittelland, 
Gem.  Teufen).  967  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  1,8  km  n. 
Bühler  und  3  km  ö.  der  Station  Teufen  der  Strassenbahn 
St.  Gallen-Gais.  39  reform.  Ew.  Viehzucht.  Weberei. 

FELD  (OBER)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  u.  Gem.  Frutigen). 
900  m.  59  zerstreut  gelegene  Häuser  und  Fraktion  der 
Gemeinde  Frutigen,  zwischen  dem  Leimbach  und  Bräsch- 
genbach.  zwei  kleinen  linksseitigen  Zuflüssen  zum  Engst- 
ligenbacn,  800  m  w.  Frutigen.  311  reform.  Ew. 

FELD  (OBER)  (Kt.  und  Amt  Luzern,  Gem.  Root). 
425  m.  Sieben  nahe  dem  rechten  Ufer  des  Kon  zerstreut 
gelegene  Häuser,  2,2  km  sw.  der  Station  Gisikon  der  Linie 
Zürich-Luzern.  57  kathol.  Ew. 

FELD  (OBER)  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Gross- 
wangen). oOO  m.  Sechs  am  W.-Hang  des  Leidenbergs  zer- 


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Streut  gelegene  Bauernhöfe,  an  der  neuen  Strasse  Sursee- 
Grosswangen,  5  km  8W.  der  Station  Sursee  der  Linie 
Luzern  -  (Jlten  und  1,5  km  nö.  Grosswangen.  40  kathol. 
Ew. 

FELD  (OBER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Tog^en- 
burg,  Gem.  Nesslau).  815  m.  Weiler,  an  einem  kleinen 
linksseitigen  Zulluss  zur  Thur,  2  km  nw.  Nesslau  und  6,2 
km  so.  der  Station  Ebnat-Kappel  der  Toggenburgerbahn. 
58  reform.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei  und  Weberei. 

FELD  (OBER)  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Wald). 
Häusergruppe.  S.  den  Art.  Feld. 

FELD  (OBER  u.  UNTER)  (Kt.  Aargau,  Bez.  Aarau, 
Gem.  Gränichen).  425  m.  Zwei  Gruppen  von  zusammen 
10  Häusern,  an  der  Strasse  Suhr-Kulm,  3  km  so.  der  Sta- 
tion Suhr  der  Linie  Aarau-Suhr-Zofingen  und  1,2  km  so. 
Gränichen.  68  reform.  Ew. 

FELD  (OBER  u.  UNTER)  (Kt.  Aargau,  Bez.  Kulm, 
Gem.  Oberkulm).  480  m.  Weiler,  mit  18  an  der  Strasse 
Menziken-Aarau  zerstreut  gelegenen  Häusern,  300  m  n. 
Oberkulm  und  8  km  ssö.  der  .^talion  Suhr  der  Linie 
Aarau-Suhr-Zofingen.  Postbureau Oberkulm,  Telephon  120 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Unlerkulm.  Landwirtsclialt. 
Buntweberei  und  Schuhwaarenfabrikalion. 

FELD  (OBER  und  UNTER)  oder  STADTFELD 
(Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interiaken,  Gem.  Unterseen).  568  m. 
Zusammen  mit  Bohnern  30  am  linken  Ufer  des  Lombachs 
zerstreut  gelegene  Häuser,  2  km  w.  der  Slalion  Interiaken 
und  1,5  km  w.  Unterseen.  235  reform.  Ew. 

FELD  (UNTER)  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofingen,  Gem. 
Oflringen).  420  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  500  m  w.  Of- 
tringen u.  700  m  so.  der  Station  Aarburg  der  Linie  Olten- 
Bern.  50  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Zofingen. 

FELD  (UNTER)  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau,  Gem. 
Egolzwil).  50o  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  rechten 
Ufer  der  Wigger,  nahe  dem  Egolzwilersee,  1  km  w. 
Egolzwil  und  1,5  km  8Ö.  der  Station  Nebikon  der  Linie 
Luzern-Olten.  40  kalhol.  Ew.  Kirchgemeinde  Egolzwil- 
Wauwil.  Landwirtschaft. 

FELDBACH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toggenbure). 
Kleiner  Bach ;  entspringt  an  den  O.-Hängen  des Tweralp- 
spitzes  (1335  m)  und  der  Kreuzegg  (1317  m),  fliesst  meist 
durch  oft  nur  längs  seiner  Ufer  in  schmalen  Streifen  ste- 
henden Waldungen  und  mündet  nach  5  km  langem  Lauf 
bei  Wattwil  (619  m)  von  links  in  die  Thur. 

FELDBACH  (Kt.Thurgau.Bez.  und  Gem.  Steckbom). 
401  m.  Weiler,  auf  einer  Landzunge  am  S.-Ufer  des  Unter- 
sees, in  reizender  La;;e,  sw.  des  Dorfes  und  400  m  w.  der 
Station  Steckborn  der  Linie  Konstanz  -  Etzwilen  -  SchaU- 
hausen.  Telephon.  14  Häuser,  96  reform.  Ew.  Eine  grosse 
Maschinenfabrik  mit  GIcsserei  beschäftigt  130  zur  Mehr- 
zahl in  Steckborn  wohnende  Arbeiter  und  ist  mit  der 
Station  Steckbom  durch  Geleiseanschluss  verbunden.  Obst- 
u.  Weinbau.  Bis  1895  stand  in  Feldbach  ein  weilbekanntes 
ehemaliges  Nonnenklostor,  dessen  zierlicher  Turm  und 
Flügel  von  altertumlicher  Architektonik  der  Gegend  einen 
ganz  besonderen  Beiz  verliehen.  Wurde  1253  an  der  Stelle 
einer  alten  Burg  erbaut,  die  der  Ritter  Kuno  von  Feld- 
bach mit  Zustimmung  seiner  Oberherrn,  der  Freiherren 
von  Klingen,  um  100  Pfuhd  Silber  an  die  Schwestern  des 
Klosters  Auf  der  Brücke  in  Konstanz  verkauft  hatte.  Die 
neuen  Eigentümer  richteten  das  Kloster  Feldbach  nach 
den  Regeln  des  Zisterzienser! nnenordens  ein.  Infolge  von 
zahlreichen  Schenkungen  von  Seiten  der  Herren  von 
Klingen,  der  Aebte  von  Reirhcnau  und  der  Bischöfe  von 
Konstanz  j^elangte  das  neue  Kloster  bald  zu  beträchtlichem 
Grundbesitz,  der  sich  auf  beide  Seiten  des  Sees  verteilte 
(Eugerswil,  Reutenen,  Hemmenhofen,  Basadingen,  Stamm- 
heim). 400  Aren  Landes  wurden  vom  Kloster  selbst  be- 
wirtschaftet, 600  Aren  waren  verpachtet.  Im  Kloster 
lebten  16  Nonnen  und  6  Laienschwestern.  Nach  der  Auf- 
hebung des  Klosters  im  Jahre  1848  ging  das  Gebäude  zu- 
nächst in  den  Besilz  der  Bürgergemeinde  Steckbom  über, 
wurde  dann  zu  verschiedenen  industriellen  Zwecken 
(Giesserei,  Schlosserei  elc  )  verwendet  und  kam  schliess- 
lich als  Eigentum  an  die  Bank  in  Winterthur.  1895  durch 
eine  Feuersbrunst  zerstört,  wobei  der  ganze  viereckige 
Gebäudekomplex  mitsamt  der  Kirche  unter  betäubendem 
Lärm  einstürzte.  Es  ist  nur  das  sog.  Altkloster,  eine  aus 
dem  16.  Jahrhundert  stammende  bemerkenswerte  Baute, 
übrig  geblieben.  Seither  ist  hier  eine  Petrol-  und  Benzin- 


motorenfabrik erbaut  worden.  Kirche  und  Oratorium  des 
Klosters  enthielten  Ueberreste  von  Wandmalereien ;  aus 
diesem  Kloster  stammt  auch  der  im  schweizerischen  Lan- 
desmuseum  zu  Zürich  auf  bewahrte  Grabstein  eines  Rit- 
ters von  Klingen  und  einige  im  Museum  zu  Fraueofeld  be- 
findliche Triptycha.  (Vergl.  darüber  Bahn,  J.  R.  Die  mit- 
telaUerl.  Architektur-  und  Kunstdenkmäler  des  Kantans 
Thurgau.  Zürich  1899).  Im  Turgi,  zwischen  Steckbom 
und  Feldbach,  grosser  Pfahlbau  aus  der  Steinzeit. 

FELDBACH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  Wildbach; 
entspringt  in  2700  m  einem  kleinen  Gletscher  zwisclien 
Hölzlihorn  und  Turbhorn,  durchfliesst  in  der  Richtung 
NO.-SW.  die  durch  ihre  einstigen  Eisengroben  bekannte 
Alp  Feldbach  (2427  m)  und  das  kleine  Feldbachthal,  tritt 
ins  Binnenthal  aus  und  mundet  zwischen  den  beiden  Wei- 
lern Giessen  und  Im  Feld  in  1500  m  von  rechts  in  die 
Binna. 

FELDBACH  (Kt  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem.  Hom- 
brechtikon).  421  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  des  Zurich- 
sees,  an  der  Seestrasse  Zürich-Bapperswil  und  2,2  km  so. 
Hombrechtikon.  Station  der  rechtsufrigen  Zürichseebahn 
(Zürich-Meilen-RapperswU).  Postbureau,  Telegraph,  Te- 
lephon. 17  llänper,  97  reform.  Ew.  Weinbau.  Bierbrauerei. 

FELDBACHTHAL  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  270ü- 
1500  m.  Kleines  rechtsseitiges  Nebenthal  zum  ßinnenthal, 
in  das  es  unterhalb  Im  Feld  ausmündet;  steigt  in  sw. 
Richtung  vom  Hölzlihorn  undiTurbhorn  ab,  wird  durch 
den  Schweifengrat  im  N.  vom  Rappenthal  und  durch  das 
Gandhorn  im  S.  vom  obern  Binnenthal  geschieden.  Vom 
Feldbach  entwässert. 

FELDBRUNNEN  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Lebern, 
Gem.  Feldbrunnen-St.  Nikiaus).  452  m.  Dorf,  am  linken 
Ufer  der  Aare,  an  der  Strasse  Basel-Solothurn  und  2,2  km 
nö.  Solothurn.  Postablage,  Telephon;  Postwagen  Solo- 
thurn-Niederbipp.  27  Häuser,  275  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde St.  Nikiaus.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Ein 
Teil  der  Bewohnerarbeitet  in  den  Fabriken  von  Solothurn 
und  Umgebung.  Kiesgruben,  ^eimat  des  berühmten  Ma- 
lers Frank  Buchser  (f  1890),  dessen  Grab  auf  dem  Kirch- 
hof zu  St.  Nikiaus  eine  schöne  Bronzebüste  von  Max  Leu 
ziert.  Hier  liegen  auch  der  bekannte  Bomanschriftstt^ller 
Charles  Sealsfield  (Karl  Postel),  der  Geologe  Amanz 
Gressly  und  der  Bildhauer  Max  Leu  begraben.  Römische 
Münzen. 

FELDEN  (Kt.  Bern.  Amtsbez.  Thun,  Gem.  Sigriswil). 
Anderer  Name  des  Dorfes  Endorf.  S.  diesen  Art. 

FELDI  (Et.  Zürich,  Bez.  Winterthur,  Gem.  Ellikon). 
377  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  nahe  dem  linken  Ufer  der 
Thqr,-  2,5  km  nö.  Ellikon  und  3,5  km  nö.  der  Station 
Thalheim  der  Linie  Winterthur-Etzwilen-Singen,  40  re- 
form. Ew.  Hatte  früher  unter  den  Hochwassern  der  Thur 
stark  zu  leiden.  Auf  der  Siegfriedkarte  unrichtig  Veldis 
geschrieben. 

FELDISi  romanisch  Veulden  fKt.  Graubünden,  Bez. 
Heinzenberg,  Kreis  ßomleschg).  14/2  m.  Gem.  und  Pfarr- 
dorf, auf  schöner  Terrasse  am  W.-Hang  der  Faulhorn- 
kette,  6  km  sw.  über  der  künftigen  Station  Ems  der  Linie 
Chur-Ilanz.  Postablage.  3t  Häuser,  130  reform.  Ew.  roma- 
nischer Zunge.  Alpwirtschaft.  Römische  Münzen. 

FELDI8ER  ALP  (Kt.  Graubünden.  Bez.  Heinzen- 
berg, Kreis  Domleschg,  Gem.  Feldis).  1935  m.  Alpweide 
mit  Gruppe  von  17  Hütten  nnd  Stadeln,  am  W.-Hang  des 
hreibündenstpins,  nahe  dem  kleinen  See  Palus  und  2,5 
km  nö-  über  Feldis. 

PELDLE  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gossau,  Gem.  Strauben- 
zell).  685  m.  Gruppe  von  43  Häusern,  nahe  dem  Friedhof 
der  Stadt  St.  Gallen,  Aussenguartier  der  Stadt;  1,5  km 
sw.  vom  Bahnhof.  Telephon.  ö98  Ew.  Asyl  für  verwahr- 
loste Kinder;  städtisches  Waisenhaus.  Vergl.  den  Art. 
St.  Gallkn  (Stadt). 

FELDMATT  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  und  Amt 
Luzern,  Gem.  Malters).  490  und  481  m.  Zwei  Gruppen 
von  zusammen  4  Hansem,  am  linken  Ufer  der  Kleinen 
Emme,  im  Brunauerboden  und  3,5  km  nö.  der  Station 
Malters  der  Linie  Bern-Luzern.  38  kathol.  Ew.  Acker-  u. 
Obstbau,  Viehzucht,  Käserei. 

FELDMEILEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  und  Gem.  Meilen). 
410  m.  Dorf;  besteht  aus  den  liäusergruppen  Feld,  Hinter 
Feld  und  Vorder  Feld;  am  rechten  Ufer  des  Zürichsees 
und  1,8  km  nw.  der  Station  Meilen   der  rechtsufrigen 


FEL 


FEL 


87 


Zürichseebahn  (Zurich-Meilen-Rapperswil).  Telephon.  Bil- 
det eine  Gemeindeabteilung  und  eigenen  Schulkreis  und 
zählt  zusammen  in  83  Häusern  549  re- 
form. Ew.  Weinbau. 

FELDIM008  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Mciringen,  Gem.  Gadmen).  1504  m.  Alp- 
weide mit  Hätten,  am  Fuss  des  Vorbellfi- 
horns,  n.  vom  Sustenweg  und  4  km  ö. 
Gadmen. 

FELDMOOS  (Kt.  Luzern,  AmtEnt- 
lebuch,  Gem.  Escholzmatt).  813  m. 
Gruppe  von  5  Häusern,  an  der  Weiss- 
emme,  an  der  Strasse  Langnau-Wolhu- 
sen  und  1,9  km  nö.  der  Station  Escholz- 
matt der  Linie  Bern-Luzern.  Postablage. 
49  kathol.  Ew.  Wollspinnerei,  Halbwoll- 
weberei. Ackerbau  uud  Viehzucht. 

FEI.DM008  (Kt.  St.  Gallea,  Bez. 
Ober  Toggen  bürg,  Gem.  Nesslau).  885 
ra.  Acht  in  einem  kleinen  linksseitigen 
Neben thal  zum  Thurthal  zerstreut  ge- 
legene Häuser.  7  km  so.  der  Station 
Ebnat-Kappel  der  Toggen burgerbahn  n. 
2,2  km  w.  Nesslau.  44  reform.  Ew. 

FELDMOOS   (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Unter  Rheinthal,  Gem.  Thal).  415  m. 
Gemeindefraktion  und  Dorf,  am   SO.- 
Fuss  des  Buchbergs  und  am  Steinlibach, 
in  früher  sumpfiger  Gegend,  die  heute 
dank  der  Verbauun^  des  Steinlibaches 
dem  Anbau  zugänglich  gemacht  ist;  1,8  km  w.  der  Station 
Rheineck  der  Linie  Rorschach-Sargans.  118  Häuser,  625 
reform.  u.   kathol.  Ew.  Mais-,  Kartoffel-,  Gemüse-,  Obst- 
und  Weinbau.  Stickerei  und  Seidenindustrie. 

FELDMOOS  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen,  Gem.  Rich- 
terswil).  655  m.  W^eiler,  400  m  n.  vom  Hüttnersee,  3  km 
sw.  über  Richterswil  und  700  m  sw.  der  Station  Sams- 
tagern  der  Linie  Wädenswil-Einsiedeln.  12  Häuser,  50 
reform.  Ew. 

FELDMOOS  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  St.  Gallen, 
Bez.  Rorschach,  Gem.  Eggersriet).  945  und  920  m.  Zwei 
Gruppen  von  zusammen  8  Häusern,  auf  dem  Hügelzug 
des  Rossbühel ;  1,8  km  nö.  Eggersriet  und  3,2  km  sw.  der 
Station  Schwendi  der  Bergbahn  Rorschach- Heiden.  51 
kathol.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei. 

FELDMOOSALP  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Lungern). 
1500  m.  Alpweide  mit  12  Hütten,  am  W.-Hang  des  Giebel 
und  auf  der  Grenze  gegen  den  Kanton  Bern;  2  km  so. 
über  Lungern. 

FELDMOHLE  (Kt.  und  Amt  Luzern,  Gem.  KriensJ. 
510  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  n.  der  Strasse  nach 
Obernau  und  1  km  w.  der  Station  Kriens  der  elektri- 
schen Strassenbahn  Luzern-Kricns.  87  kathol.  Ew.,  die 
in  den  Fabriken  der  Umgebung  arbeiten.  Landwirtschaft. 

FELDMOHLE  (Kt.  St.  Gallen,. Bez.  un4  Gem.  Ror-' 
Schach).  412  m.  Grosses  industrielles  Aussenquartier  von 
Rorschach,  700  m  sw.  vom  Bahnhof.  Früher  grosse  Mühle. 
S.  den  Art.  Rorschach. 

FELDMOHLE  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Rhein- 
thal, (iem.  Berneck).  410  m.  Gruppe  von  6  Häusern  mit 
Mühle,  in  der  Rheinebene,  an  der  Strasse  Au-Reute,  600 
m  nö.  Berneck  und  2  km  sw.  der  Station  Au  der  Linie 
Rorschach-Sargans.  33  reform,  und  kathol.  Ew.  Gemüse-, 
Mai»-  und  KartofTelbau. 

FELDSCHYN  (Kt.  Uri).  Ca.  2850  m.  Gipfel,  in  der 
Gruppe  der  das  Urserenthal  im  N.  abschliessenden  Spitz- 
beine, Nachbar  des  Blaubergstocks  und  Mütterlishorns, 
ö.  der  Alpligenlücke  und  3  km  n.  über  Realp. 

FELDUM  (Kt.  Wallis,  Bez.  West  Raron,  Gem.  Fer- 
den).  Alpweide.  S.  den  Art.  Faldum. 

FELIKJOCH  oder  COLLE  DI  FELIK  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Yisp).  4068  m.  Passübergang,  zwischen  Lyskamm  und 
Kastor  (im  Massiv  des  Monte  Rosa),  verbindet  den  Glet- 
scher der  Zwillinge  mit  dem  italienischen  Felikgletscher. 
Wird  von  Touristen  begangen,  die  sich  vom  Riffelberg 
nach  Fiöry  oder  zur  Schutzhütte  Quintino  Stella  des  C. 
A.  l.  begeben  wollen.  Der  Uebergang  bietet  zwar  keine 
ausserordentliche  Schwierigkeiten,  ist  aber  doch  auch 
nicht  einer  der  leichtesten;  zum  erstenmal  1861  von  W. 
Mathews  und  Jacomb  mit  den  Führern  J.   B.  Croz  und 


Michel  Croz  begangen.  Wird  hier  und  da  fälschlich  auch 
Zwillingsjoch  genannt. 


Fellers,  von  Nordwesten. 

FELLERS,  romanisch  Fall£:ra  (Kt.  Graubünden, 
Bez.  Glenner,  Kreis  Ilanz).  1218  m.  Gem.  und  Pfarrdorf, 
auf  aussichtsreicher  Terrasse  am  S.-Fuss  des  Piz  Grisch 
und  4  km  nw.  über  der  künftigen  Station  Sagens  der 
Linie  Chur-Ilanz.  Postablage,  Telegraph.  62  Häuser,  322 
kathol.  Ew.  romanischer  2^nge.  Alpwirtschaft.  Kirche  an 
einem  Hü^el,  von  dem  aus  man  beinahe  bis  nach  Chur 
hinunter  sieht.  766:  Falaria. 

FELLEWIL  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  Düdin- 
gen).  570  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  über  dem  Bad  Bonn 
und  1,5  km  nw.  cter  Station  Düdingen  der  Linie  Bern- 
Frei  burg-Lausanne.  24  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Ge- 
treide-, Kartoffel-  und  Obstbau,  Viehzucht  und  Milchwirt- 
schaft. Früher  Feibin  geheissen. 

FELLIBACH  (Kt.  Uri).  W^ldbach;  entspringt  in  1960 
m.  nimmt  zahlreiche  kleine  Nebenadern  auf,  durchfliesst 
mit  starkem  Geßille  das  enge  Fellithal  und  mündet  nach 
8  km  langem  Lauf  in  n.  Richtung  in  690  m  von  rechts  in 
die  Reuss.  Brücke  der  Gotthardstrasse. 

FELLIBERG  (Kt.  Uri,  Gem.  Gurtnellen).  1130  m. 
Alpweide  mit  Gruppe  von  15  Hütten  und  Kapelle,  am  N.- 
Hanj^  des  Fellihorns,  im  Fellithal  und  3  km  nö.  über  der 
Station  Gurtnellen  der  Gotthardbahn. 

FELLIHORN  oder  TAGHORN  (Kt.  Uri).  2129  m. 
Gipfel,  am  N.-Ende  der  Kette  des  Rienzerstocks,  zwischen 
Felli-  und  Reussthal  und  so.  über  Gurtnellen.  Von  N.  oder 
S.  her  zugänglich. 

FELLILOCKE  (Kt.  Un).  2490  m.  Bassübergang,  über 
dem  obern  Ende  des  Fellithals,  zwischen  Schneehühner- 
stock (2789  m)  und  Piz  Tiarms  (2915  m);  führt  vom  Felli- 
thal zur  Passhöhe  der  Oberalp.  Wenig  begangen.  Oberalp- 
see-Passhöhe 1  Stunde,  Passhöhe-Amstag  4Vt  Stunden. 
Fussweg,  oft  nur  schwierig  zu  fmden.  Wahrscheinlich 

1799  von  österreichischen  und  französischen  Truppen 
überschritten. 

FELLITHAL  (Kt.  Uri).  2490-690  m.  Rechtsseitiges 
Nebenthal  zum  Reussthal,  mündet  in  dieses  bei  Gurt- 
nellen, 4  km  oberhalb  Amstäg,  aus.  Steigt  mit  mehreren 
Stufen  von  der  Fellilücke  zuerst  nach  N.,  dann  in  enger 
Schlucht  nach  W.  ab.  Länge  8  km,  Höhenunterschied 

1800  m.  Im  allgemeinen  eng  und  steil,  enthält  das  Felli- 
thal doch  auch  einige  ziemlich  weite  Thalböden, auf  denen 
kleine  Hüttengruppen  stehen.  Vom  Fellibach  entwässert. 
Wird  beiderseits  von  hohen  Gneisketten  begleitet;  rechts 
steht  der  schöne  Rristenstock  (3074  m),  der  sich  über  den 
Sonnig  Wichel  (2910  m)  und  Schattig  Wichel  (3078  m) 
nach  S.  bis  zum  Piz  Tiarms  (2915  m)  fortsetzt;  rechts  die 
Kette  des  Rienzerstocks  (2964  m),  deren  S.-Ende  der 
Schienstock  (2893  m)  und  deren  N.-Ende  das  Fellihorn 
oder  Taghorn  (2129  m)  bilden.  Diese  Gipfel  werden  selten 


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FEL 


FEL 


bestiegen ;  über  (iie  Ketten  führen  eine  Reihe  von  eben- 
falls nur  selten  von  Touristen  begangenen  Einschartun- 


Im  Fellithal. 

aen  :  die  Pörtlilücke  (2514  m)  im  0.  zwischen  Bristenstock- 
Ruchen  und  Sonnig_Wichel  zum  Etzlithal,  die  Giutlücke 
(2960  m)  im  0.  amTuss  des  Piz  Giuf  (3098  m)  vorbei  ins 
Tavetscherthai,  die  Rienthallücke  (2696  m)  im  W.  zwi- 
schen Rienzerstock  u.  Schienstock  nach  Göschenen,  die 
Fellilücke  (2490  m)  im  S.  zwischen  Schienstock  und  Piz 
Tiarms  zur  Oberaippasshöhe.  Die  grosse  Reihe  dieser 
nach  allen  Seiten  führenden  Passübergänge  und  die  vie- 
len stolzen  Gipfel  wären  es  wohl  wert,  dass  das  bis  jetzt 
meist  nur  von  Zürcher  Touristen  besuchte  Fellithal 
allgemein  bekannt  würde.  

reui-MATTEN  Oflör  FÄLLMATT  (Kt-  Wallis, 
rii'z.  Visp,  GtTÜH  Fialen).  15*25  m.  nmppo  von  4  Uii^- 
a^rn,  300  m  n.  vorn  Dorf  ßaleo  und  von  diesem  fje» 
ir:hieden  durch  den  Wildbjich,  der  vom  kleinen  Gru- 
bongletscher  berühkomiiiL  !28  k^iLhol.  Kw.  liirchg^e- 
meindü  Sri;i^  (Kirch*?  Im  Tiruiid). 

FELMES  (KE,  ihU  tiom^  Silenen).  1419  m. 
Gruppe  von  10  IJülttn,  im  Etstlithal»  über  dem  rech- 
ten Ufer  ilea  Sellenerbaches  u.  2  Stunden  aö.  ül>er 
der  ir^lLiijon  Amslag  der  Gotlhfirdbahn. 

FELMI$(KL  Zürich.  Be?.  Hinwil,  Gem.Wnld), 
855-lKJO  m*  Sieben  am  S.-Hang  der  Srheidegp  ter- 
streut  gelep^ne  Umner,  4  km  nö.  über  der  ^tJttion 
Wald  der  Töästhalbaho.  'Si  raform-  Ew.  Der  Narr,e 
?Vlmiä  verkürzl  aus  Pii?ldjnooa. 

FELMIS  (Kt.  Zürich,  ßt>z.  Pfimkon,  Gem. 
Bauuitt).  605  m.  Wdler*  ülier  dem  linken  Ufer  der 
Tüsö,  ä  km  nw.  B^unta  und  %h  km  e.  di*r  SlE^ion 
Saiand  der  TöisJäthtil  bahn.  i5  IUuslt*  52  refonn. 
Ew. 

FE  LOH  (AU^  (itt.  Fnnhui^,  B#7.  Snaiie,  G«m. 
AütiftTiy).  682  in.  Grupp*'  von  5  Hiiinsnrn,  I10<*  Un 
^h  AiitJi{fiy  und  ^  km  «üw.  df^r  Stiitioii  l>uttcufi  der 
Linit*  Bprn-Frci^^f''  '— : — -  ^^  i  .<i.,,i  t,\.  {l^^ 
iroiito-  M.  Kill  kjfli  ii.ifl* 

FELSBACH  fi;).  stnr- 

ker  WlldtwTi  I  -in 

t^K*  m.  dur.  .-öm 


Lauf  von  NW.-SO.  600  m  so.  Gams  in  470  m  in  die  Simmi. 

FEL8BACH  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  St.  Gallen, 
Bez.  Werdenberg,  Gem.  Gams).  525  und  480  m.  Zwei 
Gruppen  von  zusammen  16  Häusern,  zum  Dorf  Gams  ge- 
hörend, am  Felsbach  und  3  km  w.  der  Station  Gams  der 
Linie  Rorschach-Sargans.  90  kathol.  Ew.  Wiesen-  und 
Obstbau,  Viehzucht. 

FEL8BERG  (Kt.,  Amt  und  Gem.  Luzem).  467  m. 
Gruppe  von  7  Häusern,  am  rechten  Ufer  der  Luzemer 
Bucht  des  Yierwaldstättersees  und  1  km  nö.  vom  Bahnhof 
Luzern.  Pensionen. 

FEL8BERG  (ALT  und  NEU),  romanisch  Favlgn 
(Kt.  Graubünden,  Bez.  Im  Boden,  Kreis  Trins).  590  und 
571  m.  Politische  und  Kirchgemeinde  mit  2  kleinen  Dör- 
fern, am  S  -Fuss  des  Calanda  und  am  linken  Ufer  des 
Rhein,  4  km  w.  Chur.  Künftige  Station  der  Linie  Chur- 
llanz.  Postablage,  Telephon.  108  Häuser,  647  zur  Mehr- 
zahl reform.  Ew.  deutscher  Zunc^e.  Alt  Felsberg:  58  Häu- 
ser. 343  Ew. ;  Neu  Felsberg :  50  Häuser,  304  Ew.  Wiesen-, 
Obst-  und  Gemüsebau,  Viehzucht.  Glockengiesserei.  Ehe- 
maliges Goldbergwerk  «  Zur  goldenen  Sonne  »,  zu  Beg^inn 
des  19.  .lahrhunderts  betrieoen.  Das  in  schöner  Gegend 
mitten  in  einem  Wald  von  Obstbäumen  gelegene  Alt  Fels- 
berg stand  früher  in  starker  Gefahr,  durch  vom  Calanda 
abbrechende  Felsstürze  verschüttet  zu  werden,  weshalb 
1844  in  sicherer  Lage  Neu  Felsberg  angelegt  worden  ist. 
Noch  heute  fallen  vom  Calanda  Fels-  und  Schutttrümmer 
zu  Thal,  aber  ohne  Schaden  anzurichten.  Schalenstcin 
mit  Verzierungen  aus  der  ersten  Eisenzeit. 

FEL8BERQ  CALANDA  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Im 
Boden).  Gipfel.  S.  den  Art.  Calanda. 

FEL8EQQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Toggenburg, 
Gem.  Henau).  511  m.  Grosse  Maschinen  Weberei  mit  Ar- 
beiterhäusem,  am  rechten  Ufer  der  Thur,  1  km  n.  Henau 
und  3,3  km  nw.  der  Station  Uzwil  der  Linie  Winterthur- 
St.  Gallen.  Telegraph  u.  Telephon.  25  Häuser,  195  reform, 
und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden  Niederuzwil  u.  Henau. 

FEL8EN  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Höfe,  Gem.  Wollerau). 
560  m.  W^eiler,  am  O.-Hang  des  Becki,  300  m  s.  der  Kirche 
Wollerau  und  1  km  s.  der  Station  Wollerau  der  Linie 
Rapperswil-Arth  Goldau.  10  Häuser,  103  kathol.  Ew. 
Acker-,  Obst-  und  Gemüsebau. 

FEL8ENAU  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zurzach,  Gem.  Leug- 
gern).  319  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  am  Zusammenfluss 
von  Aare  mit  Rhein,  am  linken  Ufer  der  Aare  und  3  km 
n.  Leuggern.  Station  der  Linie  Koblenz-Stein.  Telephon. 
70  kathol.  Ew.  Gerberei,  Gipswaarenfabrik. 

FEL8ENAU  (Kt.,  Amtsbez.  und  Gem.  Bern).  500  m. 
Grosse  Baumwollspinnerei  und  bedeutende  Bierbrauerei, 
in  der  von  einer  Schlinge  der  Aare  umschlossenen  Halb- 


inael  Enge,  gegenüber  dein  UremgartensehJoss  und  mW 
ihm  durch  eine  Fähre  verbunden ;  %b  kin  n,  Bern.  Tele- 
phon. Mit  den  Arbelt^rhäufiern  und  anderen  b^a^chb Arten 


FEL 


PEN 


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Gebäulichkeiten  zusammen :  64  Häuser,  769  reform.  Ew. 
FEI.8ENBACH  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Unter  Land- 
quart, Gem.  Malans).  571  m.  Haus,  am  linken  Ufer  der 
Landquart  und  an  deren  Austritt  aus  der  Klus  (zwischen 
Mastrils  und  Grüsch).  Haltestelle  der  Rätischen  Bahn 
(Landquart-Davos).  Ausgangspunkt  des  Fussweges  nach 
Valzftina. 

FEI.8ENBURQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen,  Gem. 
Kandergrund).  1054  m.  Burgruine  mit  20  m  hohem  Turm, 
120  m  über  der  Kander  auf  einem  freistehenden  und 
schwer  zu  ersteigendem  Felsen,  4  km  n.  Kandersteg  und 
6  km  8.  der  Station  Frutigen  der  Thunerseebahn  (Fruti- 
gen-Spiez-Erlenbach'Zweisimmen).  Romantisch  gelegen, 
prachtvolle  Aussicht  auf  das  Kanderthal.  Zuerst  Eigen- 
tum der  Walliser  Freiherrn  von  La  Tour-Chätillon,  Ober- 
herren des  Frutiglandes ;  1400  von  Antoine  de  La  Tour  an 
Bern  verkauft  und  seither  nicht  mehr  bewohnt.  Vergl.  Die 
Schweiz  in  ihren  Ritterburgen  und  Bergschlössem  .  .  . ; 
herausge«.  von  Gust  Schwab.  Bd.  IIL  Chur  1839.  — 
StetUer,  Karl.  Das  Frutigland,  Bern  1887. 

FEI.8ENEOG  (Kt.  Zürich,  Bez.  Pfäffikon,  Gem. 
Wila).  574  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  linken  Ufer 
der  Töss,  an  der  Strasse  Winterthur-Wald  und  200  m  s. 
der  Station  Wila  der  Tössthalbahn.  29  reform.  Ew. 

FEI.8ENEOG  (Kt.  und  Gem.  Zug).  954  m.  Sehr  be- 
kannte Gasthöfe  und  Pensionen,  am  vV.-Rand  der  Hoch- 
fläche des  Vorderen  Geissbodens,  am  Hang  des  Zugerbergs, 
sw.  der  Hoch  wacht  und  der  Hotelbauten  Schönfels,  in 
der  Nähe  von  grossen  Waldungen  schön  gelegen.  1  Vi 
Stunden  so.  über  Zug  und  mit  der  Stadt  durch  eine  gute 
Fahrstrasse  verbunden.  Telegraph,  Telephon.  Erster  Gast- 
hof 1858  eröffnet.  Prachtvolle  Aussicht  auf  Kanton  und 
Stadt  Zug,  den  Zugersee  und  des  Hochgebirge. 

FEI.8ENHOLZ  (Kt.  Thursau,  Bez.  Bischofszeil).  600 
m.  Mit  Tannenwald  gekrönter  Hugelzug,  über  dem  rech- 
ten Ufer  der  Sitter,  auf  eine  Lance  von  1,2  km  von  Zihl- 
ächlacht  bis  Hohentannen  sich  ziehend.  Besteht  aus  Nagel- 
fluh, die  abgebaut  und  zu  Bauzwecken  verwendet  wird ; 
S.-Han^  in  Felswänden  abbrechend,  hier  zwei  ziemlich 
tiefe  Hohlen.  Sommerwirtshaus. 

FEI.8ENHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen).  2791 
m.  Gipfel,  zwischen  Wildstrubel  und  Lohner,  sw.  über 
dem  Gasthaus  Schwarenbach  am  Weg  über  die  Gemmi, 
trennt  diese  vom  Oeschinenthäli;  von  Schwarenbach  aus 
in  2  Stunden  leicht  zu  ersteigen,  aber  selten  besucht. 

FEI.8EN8TEIN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggen- 
burg, Gem.  Kappel).  630  m.  Gruppe  von  5  Häusern, 
zwischen  dem  rechten  Ufer  der  Thur  und  der  Strasse 
Lichtensteig-Ebnat  und  500  m  nw.  der  Station  Ebnat-Kap- 
pel  der  Toggenburgerbahn.  43  reform.  Ew.  Viehzucht. 
Stickerei  und  Färberei. 

FEI.8ENTHAL  (Kt.  und  Bez.  Schaffhausen)  480  m. 
Romantisches  kleines  Thal,  700-800  m  lang,  vom  Hemmi- 
kerbach  vor  dessen  Mündung  in  die  Durach  entwäs- 
sert; im  N.  vom  Wirbelberg  (K7  m),  im  S.  vom  Hügel zug 
der  Platte  (509  m)  begleitet  und  1,5  km  n.  der  Stadt 
Schaffhausen. 

FBI.8ENTHAL(Kt.  Uri).  2600-1440  m.  Rechtsseitiges 
Nebenthal  zum  Urserenthal :  steigt  vom  St.  Annaberg  und 
St.  Annagletscher  im  Gotthardmassiv  nach  NW.  ab  und 
mündet  f  km  unterhalb  Hospenthal  aus.  Bis  zum  Fuss 
des  Gletschers  2,  mit  dem  Gletscher  zusammen  3,5  km 
lang. 

FENAOE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Conthey,  Gem.  Ardon). 
1814  m.  Alpweide  mit  Hütte,  im  obern  Abschnitt  des 
Thaies  der  Lizerne  und  unterhalb  der  Felswand,  über 
welche  die  sog.  Passiere,  ein  Felskamin  weg,  zu  den  Hüt- 
ten von  Miet  aufsteigt.  Untere  Neocomschiefer. 

FENAIO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locamo,  Gem.  Comologno). 
1380  m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  etwa  20  Hütten,  im  s. 
Val  Onsemone,  am  S.-Hang  des  Monzelumo  und  2,2  km 
w.  über  Comologno.  Wird  im  Frühjahr  und  Herbst  be- 
zogen. Butter  und  Käse. 

FENAI.ET  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Bex).  701  m. 
Weiler,  an  der  Strasse  Bex-Gryon  und  5,5  km  nö.  der 
Station  Bex  der  Simplonbahn.  Im  Sommer  Haltestelle  der 
Strassenbahn  Bex-ViUars,  im  Winter  Postwagen.  22  Häu- 
ser, 98  reform.  Ew.  Bildete  einst  einen  der  12  Zehnten 
der  Gemeinde  Bex.  Obere  Liasschiefer,  z.  T.  mit  Errati- 
kom  überfuhrt.  N.  vom  Weiler,  am  Weg  zu  der  Salzmine 


Le  Bouillet,  Fundort  Le  Cr^t  ä  l'Aigie  von  Fossilien  des 
Toarcien.  Hier  lebte  (nach  seinem  Aufenthalt  in  Les  Plans 
de  Frenieres  und  vor  seiner  endgilti^en  Uebersiedelung 
nach  Les  Devens)  lanc^e  Zeit  der  Botaniker  Abraham  Tho- 
mas, Vater,  der  den  berühmten  Albrecht  von  Haller  bei 
der  Abfassung  seiner  Historia  stirpium  Hehetim  indige- 
narum  (Bern  1768)  mit  wertvollen  Angaben  unterstützt 
hat.  Vergl.  Rambert,  Eug.  Bex  et  ses  environs.  Lausanne 
1871. 

FENALET  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey,  Gem.  Saint 
Gingolph).  Steinbrüche  auf  rote  Molasse  und  Fucoiden- 
schiefer  des  Flysch,  am  Ufer  des  Genfersees,  t  km  ö. 
Saint  Gingolph. 

FENDRINGEN  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  Bö- 
singen). 589  m.  Weiler,  3  km  nnw.  der  Station  Schmitten 
der  Linie  Bern-Frei burg-Lausanne  u.  1,5  km  so.  Bösingen, 
16  Häuser,  138  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Viehzucht  u. 
Milchwirtschaft,  Käserei.  Im  Mittelalter  Venvingen  geheis- 
sen;  zuerst  1270  genannt,  aber  ohne  Zweifel  schon  vorher 
bestehend.  Aus  dem  Geschlecht  der  Edeln  von  Venvingen 
war  ein  Ulrich  1280  Burgvogt  der  Reichsstadt  Laupen  und 
1299  Schultheiss  der  Stadt  Freiburg. 

FENE8TRAI.  (sprich  Fenetral)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Mar- 
tinach, Gem.  Fully).  2729  m.  Gipfel,  n.  vom  Grand  Cha- 
valard.  Von  der  Siegfriedkarte  fälschlich  so  benannt, 
heisst  in  Wirklichkeit  TßTE  du  Duc.  S.  diesen  Art. 

FENESTRAL  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint  Maurice,  Gem. 
Salvan).  1795  m.  Alpweide  mit  etwa  10  Hütten,  in  einem 
felsumrahmten  und  bei  Einbaut  ausmündenden  Thal- 
kessel; vom  Bei  Oiseau,  den  Rochers  de  Fontanabran  und 
der  Rebarmaz  umrahmt,  l'/j  Stunden  w.  über  dem 
Pfarrdorf  Einbaut.  Eigentum  der  Gemeinde  Salvan,  die 
sie  alle  vier  Jahre  auf  öffentlicher  Gant  zu  verpachten 
pflegt. 

FENESTRAL  (COL  DE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Marti- 
nach). 2506  m.  Passübergang,  am  Walliser  Hang  der 
Waadtländer  Alpen,  zwischen  Grand  Chavalard  und  Tete 
Noire ;  verbindet  die  Montagne  de  Fully  mit  der  von  Le 
Grand  Pr6.  So.  über  dem  Pass  die  Töte  du  Duc  (2729  m; 
auf  der  Siegfriedkarte  fälschlich  Fenestral  geheissen). 
Selten  begangen;  wurde  im  September  1901  von  einem 
Bataillon  der  schweizerischen  Armee,  das  in  der  Nähe  ein 
Lager  bezogen  hatte,  überschritten. 

FENESTRAL  (COL  DE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint 
Maurica).  2200  m  (auf  der  neuen  Ausgabe  der  Siegfriedkarte 
2459  m).  Passübergang,  auf  der  Siegfriedkarte  unbenannt, 
zwischen  der  Rebarmaz  und  den  Felsen  von  Fontanabran: 
verbindet  die  IVi  Stunden  w.  über  Einbaut  gelegenen 
Hütten  von  Fenestral  in  2  Stunden  mit  ^maney.  Selten 
begangen. 

FEN^TRE  (AIGUILLE  DE  LA)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Entremont  u.  Martinach).  3417  m.  Gipfel,  in  der  Kette  der 
Aiguilles  Dorfes  (in  der  Trientgruppe,  schweizerischer 
Anteil  am  Mont  Blanc  Massiv);  w.  über  der  Fendtre  de 
Saleinaz,  die  ihr  den  Namen  gegeben  hat.  Erste  Besteig- 
ung 1881  vom  Trientplateau  aus. 

FEN^TRE  (COL  OB)  DE  Baones  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Entremont).  2786  m.  Passübergang,  hinten  über  dem  Val 
de  Bagnes,  auf  der  Grenze  gegen  Italien  und  zwischen 
zwischen  Mont  Avril  und  Mont  Gelö.  Von  den  Italienern 
Finestra  di  Balma  genannt  und  auf  der  italienischen  Karte 
mit  2812  m  kotiert.  Verbindet  die  Alpweide  Chermontane 
und  den  Fendtregletscher  im  Val  de  Bagnes  mit  der  ita- 
lienischen Alpe  de  Balme  und  dem  Val  d*011omont.  Mar- 
tinach-Passhöhe 12  Vt»  Passböhe-Valpelline  4  oder  Pass- 
höhe-Aosta  6Vs  Stunden.  Scheint  schon  seit  Jahrhunder- 
ten bekannt  gewesen  und  begangen  worden  zu  sein,  was 
bei  seiner  von  beiden  Seiten  leichten  Zugänglichkeit  (er 
kann  von  Maultieren  begangen  werden)  erklärlich  ist. 
Eine  lange  Zeit  als  verbürgt  betrachtete  Ueberlieferung 
erzählt,  dass  Calvin  auf  seiner  Flucht  vor  den  ihm  feind- 
lich gesinnten  Behörden  von  Aosta,  wohin  er  sich  kurz 
vorher  Zuflucht  suchend  gewendet  hatte,  den  Pass  am  18. 
März  1536  überschritten  habe.  Wird  sowohl  von  Touristen 
als  besonders  von  Schmugglern  viel  begangen,  welch' 
letztere  ihn  mit  Vorliebe  benutzen.  Auf  der  Passhöhe 
Ueberreste  ehemaliger  Befestigungsanlagen.  Prachtvolle 
Aussicht  auf  das  Ganze  der  Penninischen  und  Graischen 
Alpen.  Von  der  Passhöhe  aus  in  IVt  Stunden  (von  der 
Chanrionhütte  des  S.  A.  C.  aus  in3  </•  Stunden)  leicht  und 


90 


FEN 


PEN 


fefahrlos  auf  den  seiner  Aussicht  ersten  Ranges  wegen  be- 
annten  Mont  Avril. 


Col  de  Fen6tre  de  Bagnes,  vom  Col  de  Lyrerose  aus 

FEN^TRE  (COL  DE)  DE  Ferret  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Kntremont).  2699  m.  Passübergang,  zwischen  der  Töte  de 
Fontaint^  (wsw.  Vorberg  des  Pic  de  Drönaz)  und  dem  Mont 
Fourchon  (Hauptgipfel  der  Rochers  des  Vans);  verbindet 
das  schweizerische  Val  Ferret  mit  dem  italienischen  Thal 
des  Grossen  St.  Bernhard  und  wird  der  Hauptsache  nach 
von  Touristen  auf  dem  "Weg  vom  oder  zum  Grossen  St. 
Bernhard  begangen.  Er  gestattet  zwei  Varianten  der  Route 
Martinach -Grosser  St.  Bernhard.  Orsieres-Val  Ferret- 
Passhöhc  6  Stunden  20  Minuten  und  Passhöhe-Grosser 
St.  Bernhard  4  Stunde  10  Minuten;  umgekehrt  Grosser 
St.  Bernhard-Passhöhe  1  V,  Stunden  und  Passhöhe-Or- 
siöres  4  Stunden  50  Minuten.  Zwischen  den  Seen  von 
Fenötre  und  der  Passhöhe  bleibt  der  Schnee  sehr  lange 
liegen,  oft  noch  bis  in  den  August  hinein,  so  dass  man  zur 
Markierung  des  Weges  (besonders  bei  Nebel  nützlich)  von 
Zeit  zu  Zeit  Stangen  gesteckt  hat.  Lange  Zeit  hat  der  Col 
de  Fenötre  der  Verwaltung  des  Hospizes  auf  dem  Grossen 
St.  Bernhard  dazu  gedient,  um  über  ihn  das  in  den  Wal- 
dungen des  Klosters  im  Val  Ferret  geschlagene  Holz  auf 
Maultieren  heraufzuschaffen ;  heute  hat  dieser  Transport 
dank  der  neuen  Strasse  durch  die  Vallöe  d'Entremont 
aufgehört.  Trotz  aller  Beaufsichtigung  durch  die  Grenz- 
wächter ist  der  Col  de  Fenötre  aber  immer  noch  einer 
der  von  Schmugglern  am  häufigsten  begangenen  Pass- 
übergänge der  Alpen.  In  der  Nähe  der  Passhöhe  Anthra- 
zitflöze. 

FENfeTRE  (COL  DE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Hörens).  2971 
m.  Passübergang.  S.  den  Art.  Praz  Fleuri  (Col  de). 


Col  de  Fen^tre  de  Ferret,  mit  einem  Teil  der  Kette  des  Moni  Blanc. 

FEN^TRE  (QLACIER  DE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entre- 
mont).  2800-2500  m.  Kleiner,  wenig  zerklüfteter  Gletscher, 
am  schweizerischen  Hang  des  Col  de  Fenötre,  zu  oberst 


im  Val  de  Bagnes ;  beim  Aufetieg  auf  die  Passhöhe  wird 
seine  linke  Seitenmoräne  begangen. 

FEN^TRE  (LAC8  DE) (Kt.  Wallis, 
Bez.  Entremont).  2510,  2498  und  2471  m. 
Drei  nahe  bei  einander  liegende  kleine 
Seen,  am  obern  Endo  des  Val  Ferret,  2 
Stunden  über  Ferret  und  Vi  Stunde 
unter  dem  Col  de  Fenötre.  Sie  werden 
durch  den  Felskamm  des  Bastillon  von 
den  zur  Dranse  d'Entremont  abfliessen- 
den  Seen  von  Drönaz  oder  Le  geschie- 
den. Bleiben  den  grössten  Teil  des  Jah- 
res zugefroren  und  tragen  ihre  Eisdecke 
oft  noch  bis  zu  Beginn  des  August.  Der 
grösste  in  2471  m ;  er  nimmt  den  Ab- 
üuss  des  einen  der  beiden  andern  auf 
und  sendet  seinen  eigenen,  stark  tosen- 
den Bach  unterirdisch  bis  gegenüber 
der  Hütte  des  Mont  Perc^,  wo  er  wie- 
der zu  Tage  tritt,  um  dann  in  die  Dranse 
de  Ferret  zu  münden.  Der  Fussweg  von 
Le  Plan  de  la  Chaux  zum  Col  de  Fenc^tre 
führt  über  besonders  zu  diesem  Zwecke 
gelegte  Felsblöcke  nahe  dem  Austritt 
des  Baches  durch  den  untern  Teil  die- 
ses Sees. 

FEN^TRE  (PETITE  AIQUILLE 
DE  LA)(Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont  u. 
Martinach).  Ca.  3350  m.  Wenig  bedeu- 
tender Fels^pfel,  in  der  Trientgruppe 
zwischen   Aiguille   de  la    Fenetre   und 
Fenötre  de  Saleinaz. 
FENETRE  DE  SALEINAZ  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entre- 
mont und  Martinach).    3267  m.   Passübergang.    S.    den 
Art.  Saleinaz  (FENfiTRE  de). 

FENETRE  DE  TENDA  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint 
Maurice).  1500  m.  Wilde  Schlucht,  auch  Pertuis  d'tma- 
ney  geheissen ;  vom  Triege  durchflössen,  im  Vallon  d'£- 
maney  und  halbwegs  zwischen  Triquent  und  Emaney.  2  Vt 
Stunden  sw.  Salvan. 

FENETRE  DU  CHAMOI8  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entre- 
mont). Passübergang.  S.  den  Art.  Chamois  (FENfiTRE  dv). 
FENETTAZ  (EN  LA)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane, 
Gem.  Villarlod).  862  m.  Weiler,  am  N.-Hang  des  Mont 
Gibloux,  500  m  so.  Villarlod  und  7  km  so.  der  Station 
Villaz-St.  Pierre  der  Linie  Bern-Frei burg-Lausanne.  11 
Häuser,  64  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Estavayer  le  Gib- 
loux. Getreide-  und  KartofTelbau,  Viehzucht  und  Milch- 
wirtschaft. In  der  Nähe  die  von  einem  grossen  Kreuz  und 
mächtigen  Bäumen  gekrönte  Croix  du  Sault  (911  m),  die 
eine  schöne  Aussicht  auf  die  Ebene  der  Broye,  den  Neuen- 
burger-  und  Murtensee  und  den  Jura  bietet. 

FENQA  (ALP),  deutsch  Fimberalp  (Kt.  Graubünden, 
Bez.  Inn,  Kreis  Bemüs,  Gem.  Remüs  und  Sent).  2100- 
2500  pa.  Grosse  Alpweide,  in  dem  ins  Tirol  sich  fortsetzen- 
den Fimberthal,  11  km  nw.  über  Sent  und  13  km  nw. 
über  Remüs.  Von  Graubündner  Seite  her  über  den  Fim- 
berpass,  die  Fuorcla  davo  Lais  und  Fuorcla  Tasna  zu- 
gänglich. Zur  Mittsommerszeit  grosses  Alpfest. 

FENGA  (CUOLMEN)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn). 
Passübergang.  S.  den  Art.  Fimberpass. 

FENGA  (PIT8CHNA)  (Kt.  Grau- 
bünden,  Bez.  Inn).  2725  m.  Wenig  be- 
deutender Gipfel,  rechts  über  dem  Val 
Fenga,  zwiscnen  diesem  und  einem  der 
Quellarme  des  das  Val  Chöglias  entw^äs- 
sernden  Baches  und  1  km  s.  der  östeiv 
reichisch-schweizerischen  Grenze. 

FENGA  (VADRET  DA)   od.    FiM- 
berferner  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn). 
3045-2611    m.    Grosser    Terrassenglet- 
scher, hinten  im  Val  Fenga;  zieht  sich 
in  breitem  Kreisbogen  vom  Fluch thorn 
zur    Fuorcla    Tasna   und    bildet  keine 
Zunge.  Die  weiter  unten  an  den   Hän- 
gen und  im  Boden  des  Thaies  lieg-en- 
den   grossen   Ufer-  und    Stirnmoränen 
zeugen  von  dem  Vorhandensein  einer  einstigen  Gletscher^ 
zunge,  die  etappenweise  zurückgeschmolzen  ist. 
FENQA  (VAL)  oder  FIMBERTHAL  (Kt.  Graubün- 


PEN 


PER 


91 


den,  Bez.  Inn).  2800-2116  m.  Oberer,  schweizerischer  An- 
teil am  österreichischen  Fimberthal,  das  mit  einer  Länge 
von  16  km  von  der  Fuorcla  Tasna  nach  NNO.  absteigt,  um 
bei  Ischgl  ins  Paznaun  (das  zusammen  mit  dem  Stanzer- 
thal bei  Landeck  sich  mit  dem  Innthal  vereinigt)  auszu- 
münden. Das  Fimberthal  ist  eines  der  zahlreichen  vom 
Silvrettamassiv  aus  nach  N.  absteigenden  Thälchen. 
Links  wird  es  von  der  mächtigen  Kette  des  Fluchthornes, 
rechts  von  der  im  Burkelkopf  gipfelnden  n.  Randkette 
des  Samnaun  begleitet.  Die  Landesgrenze  zwischen  der 
Schweiz  und  Oesterreich  springt  vom  Gemsbleisspitz 
(5  km  nördlich  vom  Fluchthom)  quer  durch  das  Thal 
zum  Piz  da  Val  Gronda  und  Spi  da  ChögUas  (nahe  dem 
Piz  Roz)  hinüber.  Der  schweizerische  Abschnitt  des  Tha- 
ies, das  Val  Fenga,  ist  der  grosftartigere ;  er  bildet  einen 
Thalzirkus  mit  ebenem  oder  wenig  gewelltem  Boden  und 
wird  von  ziemlich  beträchtlichen  Fimfeldern  umrahmt, 
von  denen  der  Vadret  da  Fenga  oder  Fimberferner  der 
mächtigste  ist.  Darüber  erheben  sich  Fluchthorn  (3403, 
3102  und  3344  m),  Krone  (3195  m),  Grenzeckkopf  (3051  m), 
der  breite  Piz  davo  Lais  (3030  m)  und  andere  Hochgipfel. 
Diese  ^^rossartige  Hochgebirgslandschaft  zieht  im  Sommer 
zahlreiche  Besucher  an,  denen  die  ausgezeichnet  einge- 
richtete Heidelbergerhütte  des  D.  u.  Oe.  A.  V.  als  Aus- 
gangspunkt für  ihre  Exkursionen  dient.  Die  Hütte  liegt 
auf  Schweizer  Boden.  Die  Alpweiden  des  Thaies  sind  von 
altersher  Eigentum  der  Gemeinden  Remüs  und  Sent  im 
Engadin,  werden  aber  von  diesen  zur  Bewirtschaftung 
an  Tiroler  Sennen  verpachtet.  Mit  der  Schweiz  steht  das 
Val  Fenga  in  Verbindung  über  den  Fimberpass  oder  Cu- 
olmen  Fenga  (2612  m  ;  Val  Fenga- Val  Sinestra-Remüs  4-5, 
umgekehrt  6  Stunden)  und  zwei  andere  Einschartungen 
(2598  m.  s.  vom  Fimberpass ;  2654  m,  n.  vom  Fimber- 
pass), die  gleichfalls  ins  Val  Chöglias-Sinestra  hinüber- 
führen und  von  denen  der  letztgenannte  hauptsächlich 
bei  der  Besteigung  des  Piz  Roz  von  der  Klubhütte  aus  be- 
fangen wird.  Früher  konnte  der  Fimberpass  mit  Wagen 
befahren  werden ;  seitdem  aber  die  Eigentümer  der  Alp- 
weiden auf  deren  eigene  Bewirtschaftung  verzichtet  haben, 
Hessen  sie  den  Weg  nicht  mehr  unterhalten,  so  dass  er 
heute  blos  noch  als  guter  Maultierpfad  gelten  kann.  In 
anderer  Richtung  führt  die  Fuorcla  Tasna  (2857  m)  ohne 
Schwierigkeiten  über  den  Fimbergletscher  ins  Val  Tasna 
und  von  da  nach  Fetan  oder  Ardez  (5  oder,  in  umgekehr- 
ter Richtung,  6V«  Stunden). 

FfeNIL  od.  FENI8  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Erlach).  Gem. 
und  Dorf.  S.  den  Art.  Vinelz. 

FENIL.  Ortsname,  in  der  französischen  Schweiz,  be- 
sondere in  den  Waadtländer  Alpen,  häufig  vorkommend ; 
vom  lateinischen  /*enite  =:  Scheune,  Heustadel,  Heugaden. 
Auch  in  abgeleiteten  Formen,  wie  Fenalet,  Fenillets,  Fe- 
nillies  etc.  vorkommend. 

FENIL  (PRAZ  DU)(Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz,  Gem. 
Romanens).  Weiler.  S.  den  Art.  Praz  du  Fenil. 

FENILIE8  (LE8)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Or- 
mont  Dessus).  1454  m.  Hütten,  zur  Siedelungsgruppe  Les 
Moilles  gehörend,  50  Minuten  ö.  vom  Postbureau  Les 
Diablerets  und  etwas  über  der  von  Les  Diablerets  zum 
Gel  de  Pillon  hinaufführenden  Strasse. 

FENIL8  (LE8  PREMIER8)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle, 
(Jem.  Ormont  Dessous).  1000  m.  Hütten,  die  ersten  über 
der  Strasse  von  Le  S^pey  nach  Ormont  Dessns.  Wahr- 
scheinlich erstbesiedelter  Teil  des  heute  zur  Gemeinde 
Ormont  Dessus  gehörenden  l'halabschnittes.  Boden  Rut- 
schungen unterworfen.  So  kam  der  Hang  z.  B.  1870  nach 
starken  Regengüssen  in  Bewegung;  drei  Hütten,  die  er 
mit  sich  zur  Grande  Eau  hinunter  zu  reissen  drohte,  konn- 
ten in  aller  Hast  noch  abgetragen  und  ihr  Holzwerk  ge- 
rettet werden. 

FENIL8  (RUIS8EAU  DE8),  deutech  Grischbach 
(Kt.  Bern  und  Waadt).  Wildbach;  entspringt  am  S.-Hang 
der  Dent  de  Ruth  in  etwa  2000  m,  durchfliesst  das  Grisch- 
bachthal  und  mündet  nach  8  km  Innigem  Lauf  beim  O.- 
Ende von  Rougemont  in  1(X)0  m  in  die  Saane.  Bei  der 
Mündung  die  Burgruine  Vanel.  Bildet  bis  1  km  vor  der 
Mundung  die  Grenze  zwischen  den  Kantonen  Bern  und 
Waadt. 

FENIL8  <VALL£e  DES),  deutsch  Grischbachthal 
(Kt.  Bern  und  Waadt).  Thal,  vom  Ruisseau  des  Fenils 
oder  Grischbach  entwässert,  der  die  Grenze  zwischen  den 


Kantonen  Bern  und  Waadt  bildet,  so  dass  die  rechte  Thal- 
seite zur  Waadt.  die  linke  zu  Bern  gehört.  Auf  Berner 
Seite  begrenzen  aas  Thal  der  Hugeligrat  (1902  m)  und  die 
Rasenkämme  der  Schneitalp,  die  durch  aen  Grubenberg- 

Sass  (1650  m)  vom  SO.-Hang  des  Amelier  (2133  m ;  Gruppe 
er  Dent  de  Ruth)  ffetrennt  sind.  Oben  teilt  sich  das  Thal 
in  drei  Arme :  den  Yallon  de  Ruth  (nw.  darüber  die  Dent 
de  Ruth,  Dent  de  Savigny  und  Portes  de  Savigny),  Valien 
de  Merzeire  (nw.  darüber  die  Pointes  des  Pucelles  und 
Come  Aubert)  und  Vallon  des  Roseys  (zwischen  den  Ro- 
domonts  und  einem  so.  Vor^erg  der  Come  Aubert).  Auf 
Waadtländer  Seite  wird  das  Grischbachthal  durch  die  Ro- 
domonts  (1892  m)  vom  Vallon  de  la  Manche  getrennt. 
Im  untern  und  mittlem  Abschnitt  ständig  besiedelt.  Ein 
^sser  Teil  der  Hütten  trägt  Inschriften,  die  meist  den 
Bauherrn,  dem  Zimmermeister,  das  Jahr  des  Baues  und 
Bibel-  oder  andere,  vom  Eigentümer  erfundene  Sprüche 
zum  Vorwurf  haben.  Hier  und  da  stehen  stechen  eruptive 
Felsarten  vielleicht  exotischen  Ursprungs  zu  Tage. 

FENIN  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  Val  de  Ruz).  756  m. 
Gem.  u.  Dorf,  am  W.-Fuss  des  Chaumont,  an  der  Strasse 
Neuenburg-Dombresson,  5  km  n.  vom  Bahnhof  Neuenburg 
und  1,5  km  nö.  Valangin.  Postbureau,  Telephon;  Post- 
wagen nach  Valangin  und  Dombresson.  Strassen  bahn  nach 
Valangin  und  Neuenburg.  Gemeinde,  mit  Vilars  und 
Saules:  64  Häuser,  424  reform.  Ew.;  Dorf:  19  Häuser, 
160  Ew.  Landwirtschaft,  etwas  Holzhandel  und  Uhren- 
macherei.  Sommerfrische.  Zum  erstenmal  1132  genannt ; 
1206  Bau  einer  Kapelle,  die  1736  der  heutigen  Kirche  Platz 
gemacht  hat ;  Kirchgemeinde  seit  1288  ;  1561  Schloss.  Seit 
18SB  mit  Vilars  und  Saules  zu  einer  einzigen  Gemeinde 
vereinigt.  1860  durch  Feuer  zerstört  und  löißl  neu  aufge- 
baut. 

FENKRIEDEN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Muri«  Gem.  Meien- 
berg).  503  m.  Weiler,  im  s.  Teil  des  Obern  Freiamts,  3  km 
sw.  der  Station  Oberrüti  der  Linie  Aarau-Lenzburg-Rot- 
kreuz  und  4,2  km  s.  Meienberg.  13  Häuser,  90  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Sins.  Viehzucht. 

FER  (LA  CROIX  DE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach). 
Gipfel.  S.  den  Art.  Croix  de  Fer  (La). 

FER  (MINE  DE)  (Kt.  Wallis«  Bez.  Conthey,  Gem. 
Chamoson).  1996  m.  Eisengruhen,  unter  dem  Haut 
de  Gry,  Ö.  Chamosentze,  um  1820  zusammen  mit  denen 
am  Mont  Chemin  abgebaut  und  das  Erz  nach  den  grossen 
Hochöfen  zu  Ardon  transportiert.  Am  linken  Ufer  der  Lo- 
senze,  auf  einer  steil  abfallenden  und  im  N.  von  den 
Felsen  von  Zeriet  überragten  Terrasse.  Seit  etwa  40  Jah- 
ren völlig  aufgegel>en.  Das  Ghamoisit genannte  Erz  besteht 
aus  einem  dunkeln  Grundgestein,  in  dem  runde  und  oft 
magnetische  Eisenkörner  eingeschlossen  sind  und  das 
chemisch  sich  als  ein  Eisen-  und  Aluminiumsilikat  er- 
wiesen hat.  Aus  den  gefundenen  Fossilien  lässt  sich 
schliessen,  dass  das  Gestein  metamorph  aus  einem  eisen- 
schüssigen Dogger  der  Callovlenstufe  entstanden  ist. 

FERCHEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig,  Gem.  Mund).  1290 
m.  Gruppe  von  8  Häusern,  600  m  w.  Mund  und  5  km 
von  der  Station  Brig  der  Simplonbahn.  38  kathol.  Ew. 

FERDEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  West  Baron).  1389  m.  Gem. 
und  Dorf,  eine  der  Hauptsiedelungen  im  Lötschenthal ;  an 
der  Stelle,  wo  das  Thal  aus  seiner  sw.  Richtung  nach  S. 
abbiegt,  um  bald  darauf  auf  die  Rhoneebene  auszutreten ; 
1  km  sw.  Kippet  und  11  km  n.  der  Station  Gampel  der 
Simplonbahn.  Rechts  über  der  Mündung  des  Ferdenbachs 
in  die  Lonza  gelegen.  Postablage.  32  Häuser,  249  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinde  Kippel.  Keine  Fahrstrasse.  Zahlreiche 
Funde  von  Bronzegegenstanden,  womnter  ein  mit  dem 
sogen.  Walliser  Goppensteiner  Schmuck  verziertes  Arm- 
band. 

FERDENBACH  (Kt.  Wallis,  Bez.  West  Raron).  Wild- 
bach; entspringt  mit  zahlreichen  Quellarmen  den  kleinen 
Firnfeldem,  Gletschern  und  Seen  von  Oberferden  und 
am  Lötschenberg  (O.-Fuss  des  Balmhomkammes).  Der 
grösste  Teil  dieser  Adern  vereinigt  sich  unterhalb  der 
Felswände  und  Hänge  der  Kummenalp  in  1800  m ;  von 
da  tritt  der  Bach  auf  die  Heidmatte,  den  mittlem  Boden 
des  kleinen  Thaies  aus  und  erreicht  nö.  des  Dorfes  Ferden 
das  Lötschenthal,  wo  er  nach  6,5  km  langem  Lauf  in  1310 
m  von  rechts  in  die  Lonza  mündet. 

FERENBALM  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Laupen).  500  m. 
Gem.  und  Pfarrweiler,  am  rechten  Ufer  der  Biberen,  8 


92 


FER 


PER 


km  onö.  Murten  u.  1  km  s.  der  Station  Jerisberg-Feren- 
balm  der  direkten  Linie  Bern  -  Neuenburg.  Postbureau, 
Telegraph,  Telephon.  Die  Gemeinde  wird  durch  die  Frei- 
burger Enklave  Wallenbuch  in  zwei  Abteilungen  geschie- 
den, von  denen  die  nördliche  von  der  Saane  und  Biberen 
begrenzt  und  von  der  Strasse  ßem-Murten  durchschnitten 
wird,  während  dieandere  ebenfalls  am  rechtsseitigen  Hang 
des  Saanethals  zwischen  den  Dörfern  Kriechen wil  u.  Wal- 
lenbuch liegt.  Gemeinde,  mit  Biberen,  Gammen,  Klein 
Gummenen,  Jerisberg,  Rizenbacii  und  Vogelbuch :  150 
Häuser,  1114  reform.  Ew. ;  Weiler :  16  Häuser  78  Ew.  Die 
Kirchgemeinde  Ferenbalm  ist  in  zwei  Abteilungen  ge- 
trennt :  Bernisch  Ferenbalm  (deckt  sich  mit  der  Zivilge- 
meinde Ferenbalm)  und  Freiburgisch  Ferenbalm,  zu  welch* 
letztererdie  Dörfer  Agriswil  (Agrimoine),  Büchsien  (Bnchil- 
lon),  Gempenach  (Chuinpagny),  Ulmiz  (Ürmey)  und  Ober- 
ried mit  zusammen  1492  re form.  Ew.  gehören.  962:  Balmo, 
von  König  Konrad  von  Burgund  der  Abtei  Payerne  ge- 
schenkt; spätere  Eigentumer  der  Reihe  nach  die  Herren 
von  Oltingrn,  der  Deutschrilterorden,  die  Probstei  St. 
Vinzenz  in  Bern  und  1528  nach  der  Reformation  die  Stadt 
Bern.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Schöne  Wiesen  und 
Waldungen.  Die  von  der  KÖnij^in  Bertha  gestiftete  Kirche 
beherrscht  das  ganze  Thal ;  sie  trug  früher  den  Namen 
der  h.  Verena,  woher  auch  der  Ortsname  Ferenbalm  = 
Verena  Balmarum.  W.  unter  der  Kirche  eine  Felswand 
(Balm)  mit  Höhle,  in  der  einst  ein  Einsiedler  hauste. 
Heute  zu  einem  Keller  umgestaltet  und  hier  und  da  auch 
noch  von  Fremden  besucht.  Die  am  Flussufer  gelegenen 
Alluvialböden  sind  der  Hochwasser  wegen  wenig  ange- 
baut. Ganze  Gegend  eine  wellige  Moränen landschaft. 

FERGENHÖRNER  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober 
LandQuart).  2868,  2847  und  2857  m.  Schöner  dreigipfliger 
Bergstock,  in  der  Kette  der  Schiltfluh  (2890  m)  und  von 
diesem  Gipfel  durch  die  Rote  Furka  getrennt ;  n.  über 
den  Alpweiden  von  Garfiun  und  Novai  und  6  km  ö.  über 
Klosters  Platz  im  Prätigau.  Die  drei  Spitzen  unterschie- 
den als  Gross  Fergenhom  (2868  m),  Klein  Fergenhom 
(2847  m)  und  Fergenkegel  (2857  m).  Besteigung  der  Fergen 
nörner,  besonders  aber  die  des  Fergenkegels,  gehört  zu- 
den  in  den  Umgebungen  von  Klosters  schwierigsten  Klet- 
terpartien. Alle  fallen  mit  steilen  Felswänden  ab  und  sind 
auf  allen  Seiten  mit  Ungeheuern  Schutthalden  bekleidet, 
die  auf  der  S.-Seite  Ausser  und  Inner  Fergen  heissen. 
Der  Fergenkegel  zum  erstenmal  1880  vom  Führer  Mettier 
aus  Bergün  bestiegen.  Ihm  folgte  10  Jahre  später  als  erster 
Tourist  Rydzewsky,  der  auch  die  beiden  andern,  bisher 
ebenfalls  noch  jungfräulichen  Spitzen  eroberte. 

FERLEN  (Kt.  Appenzell  I.  R.,  Gem.  Rüti).  830  m.  14 
am  rechten  Ufer  der  Sitter  zerstreut  gelegene  Häuser, 
gegenüber  dem  Weissbad  und  2,9  km  so.  vom  Flecken 
Appenzell.  74  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei.  Fremden- 
industrie. 

FERI.EN8  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Gläne,  Gem.  Masson- 
nens).  783  m.  Weiler,  in  einer  Bodensenke  gelegen,  1  km 
s.  Massonnens  und  4  km  ssö.  der  Station  Villaz-St.  Pierre 
der  Linie  Bern-Freiburg-Lausanne.  16  zerstreute  Häuser, 
deren  jedes  seinen  eigenen  Namen  trägt,  und  81  kathol. 
Ew.  Getreide-  und  Kartoflelbau,  Viehzucht  u.  Milchwirt- 
schaft. Säge  und  Mühle. 

FERLEN8  (I^t.  Waadt,  Bez.  Oron).  753  m.  Gem.  und 
Dorf,  auf  einer  Anhöhe  im  Jorat,  zwischen  dem  Carouge 
und  der  Broye,  nahe  der  Grenze  gegen  den  Kanton  Frei- 
burg und  nahe  den  Strassen  Vevey-Moudon  und  M^ieres- 
Oron.  1,5  km  so.  M^zi^res,  4  km  nw.  Oron  la  Ville  und 
3,2  km  nw.  der  Station  Chätillens  der  Linie  Lausanne- 
Payeme-Lyss.  Gemeinde,  eine  Reihe  von  Einzelhöfen  in- 
begriffen :  40  Häuser,  209  reform.  Ew. ;  Dorf:  23  Häuser, 
128  Ew.  Kirchgemeinde  M^zi^res.  1820  von  Servion  losge- 
löst und  zur  eigenen  Gemeinde  erhoben.  In  der  Nähe  sind 
zahlreiche  Skelele  aufgefunden  worden,  die  das  Volk  mit 
einem  hier  in  unbekannter  Zeit  einst  stattgefundenen 
Kampf  in  Verbindung  gebracht  hat.  Römische  Ueberreste. 
Bei  Rappettaz  Gräber  mit  Skeleten  ohne  Zutaten. 

FERMAN  od.  FERMEN8  (Kt.  Waadt,Bez.  Aubonne, 
Gem.  ApplesV.  670  m.  Waldung;  3,2  km  nw.  Apples  und 
2,5  km  SSW.  Pampigny.  Bildet  zusammen  mit  dem  Bois 
de  Saint  Pierre  und  anderen  Waldungen  einen  grossen 
Waldkomplex,  der  zwischen  Apples  und  Mollens  liegt  und 
längs  dem  rechten  Ufer  des  Veyron  sich  nach  N.  fortsetzt. 


Die  Foröt  de  Ferman  selbst  grenzt  ebenfalls  an  den  Vey- 
ron u.  ist  auf  den  übrigen  Seiten  von  Sümpfen  umrahmt. 
Von  der  Strasse  Apples-Mollens  durchschnitten.  Ein  Bau- 
ernhof. 

FERMEL  oder  FERMELTHAL  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Ober  Simmenthai).  2354-1050  m.  Oberstes  rechtsseitiges 
Nebenthal  zum  Simmenthai;  beginnt  am  (^ür  (2711  m), 
dessen  Felsgräte  es  vom  Engstligenthal  scheiden,  etei^ 
in  S-förmiger  Kurve  nach  W.  ab  und  mündet  7  km  sso. 
Zweisimmen  und  3  km  so.  St.  Stephan  beim  Dorf  Matten 
ins  Simmenthai  aus.  Wird  begleitet  im  N.  vom  Ganthom 
(2113  m),  dem  wilden  Stock  der  Spielgerten  (2479  m)  und 
dem  Rothorn  (2411  m);  im  S.  von  Albristegg  (2145  m)  a. 
Albristhom  (2764  m).  Mit  dem  En^tligenthal  über  den 
Krinden  oder  die  Fermelkrinde,  mit  dem  Diemtigeothal 
über  einen  zwischen  Rothorn  und  Rautlihorn  durchführen- 
den Maultierpfad  verbunden.  Das  9  km  lange  Fermelthal 
vom  Fermelbach  entwässert.  Im  Thal  das  ständig  bewohnte 
Dorf  Fermel  mit  Primarschulhaus ;  Weg  bis  zum  Weiler 
Fermelberg  (1592  m).  35  Häuser,  168  reform.  Ew.  Zivil-  u. 
Kirchgemeinde  St.  Stephan.  Ackerbau  und  Viehzucht. 
Schöne  Alpweiden,  fette  Wiesen;  prachtvolle  Tannen. 
Ueberreste  alter  Bauwerke,  so  eines  burgartigen  Gebäu- 
des. Schwefelquelle  nahe  dem  Weg  und  Bach,  univeit 
Birchlauenen.  Totz  seiner  landschaftlichen  Schönheiten 
wird  das  Thal  nur  selten  besucht.  Der  mittlere  Abschnitt 
des  Fermelthales  in  die  Triaskalke  der  stark  verwitterten 
Gräte  von  Mieschfluh,  Brunnenhorn  und  Rothorn  und  in 
den  Flysch  von  Albristegg  und  Albristhom  eingeschnitten. 

FERMELBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmen- 
thal).  Bach ;  entspringt  am  W.-Hang  des  Gsür  in  2250  m, 
Üiesst  zunächst  nach  NW.,  biegt  dann  in  scharfem  Knie 
nach  SW.  um  und  mündet  nach  10  km  langem  Lauf  bei 
Matten  in  1040  m  von  rechts  in  die  Simme. 

FERMELBERQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmen- 
thal.  Gem.  St.  Stephan).  1592  m.  Gruppe  von  Hätten,  im 
obem  Abschnitt  des  Fermelthales,  am  Fermelbach  und 
am  N.-Fuss  des  Albristhorns;  6,5  km  ö.  St.  Stephan. 

FERMELKRINDE,  auch  Krinden  oder  Flrggi- 
KRiNDE  geheissen  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmenthai). 
2230  m.  Passübergang,  zwischen  Albristhom  und  Gsür ; 
verbindet  Adelboden  über  das  Fermelthal  mit  Matten  in  5 
Stunden ;  sehr  leicht  zu  begehen  und  landschaftlich  von 
grossem  Reiz,  aber  von  Touristen  nur  wenig  gewürdigt. 

FERMELTHAL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmen- 
thai). Thal.  S.  den  Art.  Fermel 

FERMEN8  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aubonne,  Gem.  Apples). 
Wald.  S.  den  Art.  Ferman. 

FERNATA  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner,  Kreis  Ruis, 
Gem.  Wallensburg).  2409  m.  Quelle,  am  SO.-Han|;  des  Piz 
da  Dartgas,  4  km  nw.  über  Waltensburg.  Eisensaueiling, 
nur  sehr  wenig  bekannt. 

FERNERSPITZ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn).  Ca. 
3150  m.  Gipfel,  in  der  Gruppe  des  Piz  Sesvenna,  über  dem 
Scarlthal  und  dem  O.-Urer  des  Sesvennagletschers,  auf 
der  Landesgrenze  gegen  Oesterreich  und  6,5  km  ö.  über 
Scarl. 

FERPfeCLE  (ALPE  DE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Harens, 
Gem.  ^voleoe).  1800-2800  m.  Sommerweide  mit  etwa  15 
Hütten,  über  dem  linken  Ufer  der  Borgne  de  Ferpecle. 
Hütten  nahe  dem  Ende  der  Gletscher  von  Ferp^le  und 
Mont  Min^  u.  auf  den  untern  Hängen  der  Dent  de  Perroc 
und  Dont  de  Veisivi.  Wird  vom  Juli  bis  September  mit  86 
Stück  Hornvieh  und  700  Schafen  bezogen. 

FERPfeCLE  (COMBE  DE)  (Kt. Wallis,  Bez.  Harens). 
1890-1433  m.  So  heisst  der  O.-Arm  des  beim  Weiler  Les 
Hauderes  sich  nach  oben  in  zwei  Zweige,  AroUathal  nach 
W.  und  Combe  de  Ferpecle  nach  0.,  spaltenden  Val  d'H^ 
rens.  Wird  von  einem  mächtigen  Kranz  von  Gletschern 
abgeschlossen,  der  nach  S.  an  Italien  und  nach  0.  an  das 
Gletschergobiet  des  Eifischthales  und  von  Zermatt  grenzt ; 
die  grössten  der  Ferpeclegletscher  und  der  Gletscher  von 
Mont  Min^,  die  sich  am  Fuss  des  Felskammes  des  Mont 
Min^  vereinigen  und  bis  in  eine  Seehöhe  von  1890  m  in 
das  4  km  lange  Thal  hinabreichen.  Am  rechtsseitigen,  von 
der  Dent  Blanche,  dem  Grand  Cornier,  der  Pointe  de  Bri- 
colla  und  Couronne  de  Breonna  überragten  Thalgehänge 
zahlreiche  Alpweiden  (BricoUa,  Les  Bosses,  Bi^eonna); 
am  linksseitigen,  von  der  Gruppe  der  Dents  überragten 
Hang  die  Alpe  de  Ferpecle.  Im  Tnalboden  längs  dem  rech- 


FER 


FER 


98 


ten  Ufer  des  Thalbaches  die  Maiensässe  S6pey  (4700  m ; 
2  km  über  Les  Hauderes),  Prazfleuri  and,  nahe  den  Glet- 


Hintergrund  der  Corabe  de  Ferpöcle. 

Sehern,  Salay  (1800  m),  wo  ein  kleiner  Gasthof,  der  ein- 
zige in  diesem  Gebiet,  und  eine  vor  Kurzem  erbaute  ka- 
tholische Kapelle  stehen.  Ums  Jahr  1290  Freytpiclo  ge- 
heissen. 

FERPfeCI-E  (QLACIER  DE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Ha- 
rens). 9696-1890  m.  Grosser  Gletscher ;  bildet  zusammen 
mit  dem  Gletscher  von  Mont  Min^  den  Thalabschluss  der 
Combe  de  Ferp^le,  wird  von  diesem  durch  den  Felsstock 
des  Mont  Mine  getrennt  und  im  0.  von  der  mächtigen 
Pyramide  der  Töte  Blanche  überragt.  Vom  Gipfel  der  lete 
Blanche  bis  zur  Vereinigung  mit  dem  Gletscher  von  Mont 
Mine  6,5  km  lang ;  im  obern  Abschnitt  3,2  km  und  gegen 
das  Ende  hin  noch  500  m  breit.  Eine  zwischen  dem  pla- 
teauförmigen  obern  Abschnitt  des  Gletschers  und  semer 
Zunge  quer  durchziehende  Felsrippe,  die  einzig  mit  der 
sogen.  Motta  Rotta  (=  zersplitterter  Fels)  über  das  Eis 
Torragt,  lässt  den  Gletscher  mit  600  m  hohem,  pracht- 
vollem Eisfall  abbrechen.  Am  N.-Fuss  des  Mont  Mmö  ver- 
einigt sich  mit  dem  Ferp^clegletscher  der  Gletscher  von 
Mont  Mino  zu  einer  gemeinsamen  Zunge,  die  den  Namen 
Ferpecle  beibehält,  durch  eine  grosse  Mittelmoräne  aber 
noch  deutlich  ihre  Zusammensetzung  aus  zwei  Eisströ- 
men erkennen  lässt.  Ueber  den  Ferpeclegletscher  führt 
der  Weg  zum  Col  d'Hörens  u.  von  da  zum  Stockgletscher 
und  nach  Zermatt. 

FERPICI.OZ,  deutoch  PiCHLEN  (Kt.  Freiburg,  Bez. 
Saane).  770  m.  Gem.  und  Weiler,  am  rechten  Ufer  der 
Saane,  an  der  Strasse  Freiburf- Bulle  und  9,8  km  s.  vom 
Bahnhof  Freibur?.  Postwagen  Freiburff-BuUe.  Gemeinde, 
ein  Teil  von  Le  Mouret  inbegrilTen :  22  Häuser,  132  kathol. 
Ew. ;  Weiler :  12  Häuser,  60  Ew.  Kirchgemeinde  inendes. 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Ehemals  Ziegelei.  Kapelle 
zu  St.  Maria  und  St.  Joseph. 

FERRACH  oderFEERACH  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hin- 
wil,  Gem.  Rüti).  471  m.  Dorf,  am  linken  Ufer  der  Jona, 
an  der  Strasse  Ruti-Eschenbach  und  500  m  so.  der  Station 
Räti  der  Linie  Zürich -Uster- Rappers wil.  Telephon.  24 
Hänser,  224  reform.  Ew.  Die  meisten  der  Bewohner  von 
Ferrach  sind  in  den  grossen  Fabriken  zu  Rüti  beschäf- 
tig. Wird  mit  dem  Dorf  Rüti  bald  ganz  verschmolzen 
sem. 

FERRARO  (MONTE)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lugano). 
1497  m.  Gipfel ;  SO.-Ende  des  vom  Monte  Tamaro  (196i6 
m)  zuerst  nach  S.  streichenden  und  dann  am  Monte  (>ra- 
dicioli  (1939  m)  nach  SO.  abbiegenden  Kammes,  3  km  w. 
überder  Station  Taverne  der  Linie  Lugano-Monte  Genere- 
BelUnzona  der  Gotthardbahn. 

FERREE  (CA  DEL)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lugano,  Gem. 
Arogno).  Weiler.  S.  den  Art.  Ca  del  Ferree. 

FERREN  (Kt.Luzem,Amt  Hochdorf,  Gem.  Hohenrain). 
506  m.  Dorf,  am  Spittlisbach  ;  2,5  km  nw.  Hohenrain  u. 


1,5  km  nö.  der  Station  Baldegg  der  Seelhalbahn.  21  Häu- 
ser, 174  kathol.  Ew.  Ackerbau,  Viehzucht  und  Milchwirt- 
schaft. Römische  Ruinen  und  Altertü- 
mer; Alemannengräber.  893  :  Farrichin 
und  Farrihchin  ;  1238 :  Verrieb.  Von  ferch 
=  Pferch,  Hürde  abzuleiten. 

FERRENBERQ    (Kt.   und  Amtebez. 

Bern,   Gem.  Bolligen).  722  m.  Dorf,  am 

^.      ^  S.-Hang  des  Bantiger,  5  km  nö.  der  Sta- 

1^^*  tion  Ostermundigen  der  Linie  Bern-Thun 

ß^:^  _      i|    und  2,8  km  so.  Bolligen.  38  Häuser,  282 

"      '  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

FERRENBERQ  (Kt.  Bern,  Amtebez. 
Burgdorf,  Gem.  Winigen).  759  m.  Weiler 
und  zerstreut  gelegene  Höfe,  am  N.-Hang 
des  Kappelengrabens  und  4,5  km  ö.  der 
Station  Winigen  der  Linie  Olten-Bern. 
Telephon.  30  Häuser,  234  reform.  Ew. 
Käserei 

FERRENBERQ  (KLEIN)  (Kt.Bern, 
Amtebez.  Burgdorf«  Gem.  Heimiswil).  720 
m.  Gruppe  von  6  Häusern,  auf  einer  An- 
höhe, 6  km  nö.  Burgdorf  u.  2,3  km  nnö. 
Heimiswil.  41  reform.  Ew. 

FERRERA  <ALLA)  (Kt.  Tessin,  Bez. 
Lugano,  Gem.  Melide).  276  m.  Kalkbren- 
nereien, am  Ufer  des  Luffanersees ;  1 ,2 
km  n.  der  Station  Meliae  der  Linie 
Chiasso-Lugano-Bellinzona  der  Gotthard- 
bahn. Darüber,  am  Hang  des  Monte  San  Salvatore,  ein 
ebenfalls  Ferrera  genannter  Waldstrich. 

FERRERA  (AU88ER)  (Kt. Graubünden,  Bez.  Hinter- 
rhein, Kreis  Schams).  1321  m.  Gem.  und  Pfarrweiler,  am 
rechten  Ufer  des  Averser  Rhein,  an  der  von  Andeer  ins 
Avers  führenden  Strasse  und  19  km  s.  der  Station  Thusis 
der  Rätischen  Bahn  (Chur -Thusis).  Posteblaee;  Postwa- 
gen Andeer-Avers.  Gemeinde,  mit  Creste :  29  Häuser,  107 
reform.  Ew.  romanischer  Zunge.  Alpwirtschaft.  Um  1870 
wurde  hier  noch  Eisenerz  verhüttet ;  Betrieb  des  mangeln- 
den Brennholzes  und  der  Transportschwierigkeiten  wegen 
eingestellt. 

FERRERA  (INNER),  romanisch  Canicül  (Kt.  Grau- 
bünden, Bez.  Hinterrhein,  Kreis  Schams).  1480  m.  Gem. 
und  Pfarrweilör,  am  rechten  Ufer  der  Averser  Rhein  und 
am  SW.-Fuss  des  Piz  Grisch ;  23,5  km  s.  der  Stetion  Thu- 
sis der  Rätischen  Bahn  (Chur-Thusis).  Posteblage ;  Post- 
wagen Andeer-Avers.  13  Häuser,  55  reform.  Ew.  romani- 
scher Zunge.  Alpwirtechaft.  Ehemalige  Eisengruben  und 
Hochöfen :  Betrieb  der  zu  geringen  Ausbeute,  des  man- 
gelnden Brennholzes  und  der  Transportechwierigkeiten 
wegen  eingestellt. 

FERRET  oder  FERREX  (Kt.  Wallis, Bez.  Entremont. 
Gem.  Orsi^res).  1696  m.  Grosse  Maiensässe  mit  etwa  20 
Hütten,  im  obern  Abschnitt  des  Val  Ferret,  am  Fuss  der 
Dotea  und  des  Tzavraz,  12  km  s.  über  dem  Fleckes  Or- 
si^res  und  7  km  s.  über  Praz  de  Fort.  Kapelle  zu  Notre 
Dame  des  Neiges,  an  die  sich  zahlreiche  interessante 
Volksüberlieferunsen  knüpfen  und  zu  der  die  Bewohner 
des  Thaies  trotz  des  vom  Bischof  \on  Sitten  und  der 
Walliser  Regierung  erlassenen  Verbotes  alljährlich  ein- 
mal zu  wallfahren  pllegten.  Ferret  ist  das  günstigste  Zen- 
trum für  eine  ganze  Reihe  von  Hochgebirgstouren.  Gast- 
hof, im  Sommer  geöffnet. 

FERRET  oder  FERREX  (COL  DU  QRAND)  (Kt. 
Wallis,  Bez.  Entremont).  2536  m.  Kleines  Alpweidenpla- 
teau mit  Passübergang,  zwischen  der  Tete  de  Ferret  und 
dem  z.  T.  rasenbewachsenen,  z.  T.  schiefrigen  Grat  der 
£conduits,  in  dem  den  Mont  Dolent  (Mont  Blanc  Massiv) 
mit  dem  Grand  GoUiaz  (Gruppe  der  Grande  Rochere]  ver- 
bindenden Kamm.  Verbindet  Martinach  über  das  schwei- 
zerische Val  Ferret  mit  dem  itelienischen  Val  Ferret  und 
Courmayeur(Martinach-Passhöhe9,  Passhöhe-Courmayeur 
4  Stunden;  Courmayeur- Passhöhe  5  Vi,  Passhöhe-Mar- 
tinach 8  Stunden).  Ueber  den  Pass  selb>t  führt  ein  Maul- 
tierpfad. Als  kürzester  und  bequemster  Weg  vom  Rhone- 
thal nach  Courmayeur  von  Touristen  oft  begangen,  noch 
mehr  aber  von  Schmugglern  benutzt.  Der  Pass  als  Ueber- 

?^ang  von  jeher  bekannt.  Es  bestend  s.  Z.  der  Plan,  hier 
ür  eine  direkte  Bahnlinie  Martinach  -  Qourmayeur  den 
Berg  in  einem  Tunnel  zu  unterfahren. 


94 


FER 


FER 


FERRET  oder  FERREX  (COL  DU  PETIT),  auch 
CoL  DU  Chantonnet  oder  Col  df  La  L^ch^re  (nach  der 
Alpweide  dieses  Namens)  geheissen  (Kt  Wallis,  Bez.  £n- 
tremont).  2498  m.  Passüoersang,  zwischen  den  letzten 
Ausläufern  der  vom  Mont  Doient  und  der  T<^te  de  Ferret 
absteigenden  Pointes  des  Gr^pillons,  vom  Col  du  Grand 
Ferret  durch  die  Töte  de  Ferret  getrennt.  Beschwerlich, 
wenig  angenehm  und  mit  beschränkter  Aussicht ;  wird 
deswegen  von  Touristen  weit  weniger  begangen  als  der 
Col  du  Grand  Ferret,  obwohl  er  einen  um  eine  Stunde 
kürzeren  Ueber^ang  gestattet  als  dieser.  Der  von  Runsen 
zerfressene  italienische  Han^  Les  Gröpillons  geheissen. 
F^aHs  in  die  bis  nach  Charrat  im  Rhonethal  zu  erkennende 
Kontaktzone  zwischen  dem  krystallinen  Massiv  des  Mont 
Blanc  (Porphyr  und  Protogin)  und  den  angrenzenden  se-' 
dimentären  Gebilden  (Trias  und  Jura)  eingeschnitten. 

FERRET  oder  FERREX  (MONT)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Entremont).  Gipfel.  S.  den  Art.  Tzavraz. 

FERRET  oder  FERREX  (T^TE  DE)  (Kt.  WallU, 
Bez.  Entremont).  2711  m.  Rasenbewachsener  Gipfel,  zwi- 
schen den  beiden  Cols  de  Ferret  und  von  jedem  aus  in 
2Ü  Minuten  zu  erreichen.  Keine  bemerkenswerte  Aus- 
sicht. 

FERRET  oder  FERREX  (VAL)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Entremont).  Der  Name  auf  der  Dufourkarte  in  der  Form 
Ferrex,  aur  der  altem  Ausgabe  des  betr.  Siegfriedblattes 
Ferret  geschrieben.  Diesem  letztem  folgend  hat  dann  die 
alpine  Litteratur  beinahe  allgemein  die  Form  Ferret 
adoptiert.  In  der  neuen  Ausgabe  kehrt  die  Siegfriedkarte 
wieder  zur  Orthographie  Ferrex  zurück. 

Thal ;  14,5  km  lang.  Steigt  längs  dem  Fuss  des  schwei- 
zerischen Anteils  am  Mont  Blanc  Massiv,  von  woher  ihm 
der  grösste  Teil  seiner  Wasser  zufliesst,  von  SSW.-NNO. 
ab  und  bildet  gleichsam  die  Fortsetzung  der  Furche,  die 
durch  das  nach  SSW.  auf  Courmayeur  zu  absteigende  ita- 
lienische Val  Ferret  markiert  ist.  Mündet  unterhalb  Som  la 
Proz  auf  die  Yall^  d'Entremont  aus.  Die  mittlere  Breite, 
zwischen  dem  Bec  Rond  und  dem  gegen  das  Thal  vor- 
geschobenen Ausläufer  der  Clochers  de  Planereuse,  be- 
trägt 4,5  km.  Das  Val  Ferret  beginnt  mit  den  zwei  Fur- 
chen, die  vom  kleinen  Glacier  des  Angroniettes  und  vom 
Col  du  Ban  d'Arrey  absteigen  ;  nach  deren  Vereinigung 
munden  auf  das  Thal  in  regelmässiger  Folge  eine  Reihe 
von  kleinen  linksseitigen  Nebenarmen,  das  Val  de  la 
Peulaz,  Val  de  Merdenson  und  die  Combe  des  Fonds,  aus. 
Von  diesem  obersten  Thalabschnitt  gehen  mehrere  Fuss- 
wege  aus,  die  ihn  über  ebensoviele  Pässe  mit  den  benach- 
barten Thalschaften  in  Verbindung  setzen :  vom  Plan  la 
Chaud  (2040  m)  zweigt  der  über  die  Seen  und  den 
Col  de  Fenötre  zum  Grossen  St.  Bernhard  hinauf  fuh- 
rende Zickzackweg,  von  den  Hätten  von  Ferret  (1707  m  ; 
mit  Kapelle  und  Gasthof)  der  Weg  über  den .  Col  du 
Grand  Ferret  und  von  dem  1  km  tiefer  gelegenen  Le 
Clou  (1629  m)  endlich  der  Weg  nach  Courmayeur  über 
den  Col  du  Petit  Ferret  oder  Col  du  Chantonnet  und  ein 
zweiter  über  die  Cröte  des  fxhesscttes  zur  Combe  de  La 
leitender  Weg  ab.  Von  der  Vereinigung  mit  der  Combe 
des  Fonds  an  biegt  das  Thal  aus  der  bisherigen  NW.- 
Richtung  nach  NNO.  ab.  Hier,  bei  den  Hütten  von  La 
FoUy,  liegt  der  oberste  ebene  Thalboden  des  Val  Ferret, 
den  die  vom  grossen  Glacier  de  La  Neuva  herkommenden 
Wildbäche  mit  ihren  Schutlmassen  aufzufüllen  streben 
und  den  im  W.  ein  mächtiger  Kranz  von  Eis-u.  Fels- 
massen überragt,  aus  welchen  sieh  der  wilde  Grand  Dar- 
re? (3523  m),  der  Pelit  Darrei  (3516  m),  der  Tour  Noir 
(3844  m),  die  Aiguilles  Rouges  und  der  Mont  Doient 
(3833  m)  als  besonders  grossartige  Bastionen  emporheben. 
Thalauswärts  reihen  sich  von  dieser  Stelle  an  zahlreiche 
fette  Alpweiden  auf,  längs  welcher  zwischen  Weidegrün- 
den und  Waldpartien  die  weissschäumende  Dranse  de 
Ferret  hinbraust  :  es  sind  die  Maiensässe  von  La  Fouly, 
L'Amone,  La  Seiloz,  Praillon  und  Branche,  über  denen 
rechts  die  rasen-  u.  waldbestandene  Grenzkette  gef^en  die 
Combe  de  La  mit  ihren  verhältnismässig  bescheidenen 
Felstürmchen  ^ec  Rond,  2564  m ;  Tour  de  Bavon,  2478 
m)  aufsteigt.  Einen  grossen  Gegensatz  zu  diesen  mit 
Hütten  übersäten  und  zeitweise  vom  Glockengetön  der 
Heerden  belebten  Alpweidenhängen  der  rechten  Thalseite 
bildet  die  gegenüber  aufstrebende  Thalmauer  mit  ihrem 
Gewirr  von  bizarr  geformten  Spitzen,  ihren  verwitterten 


und  bis  ins  Unendliche  zerschnittenen  oder  mit  grünem 
und  weissem  Eis  gepanzerten  Gräten  und  ihren  zuweilen 


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Val  Ferrat. 


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von  oben  bis  unten  durch  die  Runse  eines  schäumenden 
Wildbaches  (reuse)  zerfressenen  Felswänden.  Wir  kön- 
nen hier  nur  die  bekanntesten  dieser  Gipfel  aufzählen, 
so  die  Six  Neirs,  den  Troues  Bouc,  die  Pointe  de  Plane- 
reuse und  Clochers  de  Planereuse,  den  Chätelet  und 
Croz  Magnin,  die  Breya.  Ueber  und  hinter  diesen  den 
Thalboden  u.  -fluss  mit  ihren  Vorsprüngen  und  Schutt- 
keffeln  nach  rechts  abdrängenden  Massen  folgt  ein  noch 
höneres,  2(XX)  m  und  mehr  über  der  Thalsohle  aufstei- 
gendes Hochgebirgsgebiet,  das  mit  der  Cime  du  Portalet 
und  den  Aiguilles  Dorees,  du  Chardonnet  und  d^Argen- 
tiere  abschliesst.  Von  Praz  de  Fort  (1153  m),  der  obersten 
ständig  bewohnten  Siedelung  des  Thaies  an,  wo  die  dem 
Saleinazgletscher  enttliessende  Reuse  de  Saleinaz  ins 
Hauptthal  ausmündet,  ändert  zu  beiden  Ufern  der  Drani^e 
sich  dessen  Charakter  vollständig  :  Roggen-  und  Kartofl'el- 
felder  und  Baumgärten  treten  an  die  Stelle  der  Alpweiden 
und  umrahmen  die  Weiler  Les  Arlaches,  Ville  d'Issert 
und  Som  la  Proz,  denen  bald  der  unterhalb  der  Vereini- 
fi^ung  des  Val  Ferret  mit  seinem  Zwillingsthal,  der  obern 
Vallöe  d'Entremont,  gelegene  Flecken  Orsieres  folfft. 
Zwischen  Ville  d'Issert  und  Som  la  Proz  mündet  ins  Val 
Ferret  noch  der  von  links  aus  der  Combe  d'Orny  kom- 
mende und  von  der  Strasse  überbrückte  Wildbach  aus. 


PER 


PER 


95 


Durch  das  Val  Ferret  sind  die  zahlreichen  Protoginblöcke 
herabtransportiert  worden,  die  bei  Sembrancher  die 
Dranse  d'Entremont  aufdämmen  und  sich  bis  zu  den 
Schluchten  verfolgen  lassen,  durch  welche  der  Strom  vor 
der  Yereinigunff  mit  der  Dranse  de  Baffnes  seinen  Weg 
findet.  Seit  1861  hat  man  am  Saleinazgletscher  während 
20  Jahren  Eis  gebrochen ;  nachdem  dieser  Betrieb  dann  auf 
die  Dauer  von  weitern  15  Jahren  eingestellt  war,  hat  man 
ihn  wiederum  für  einige  Jahre  aufgenommen,  aber  1900 
neuerdings  aufgegeben.  Die  vor  Jahren  mit  der  Errich- 
tung der  Gasthöfe  in  Ferret  und  Le  Clou  inaugurierte 
Fremdenindustrie  hat  durch  die  Eröffnung  eines  Hotels 
in  Praz  de  Fort  neuen  Impuls  erhalten.  Zanlreiche  erra- 
tische Blöcke,  deren  grösster  ca.  2700  m^  misst.  Blei  und 
Eisen  am  Aroöne,  alkalische  Quellen  auf  dem  Plan  La 
Chaud.  An  der  Fortsetzung  bis  zum  Weiler  Ferret  der 
heute  bis  etwas  oberhalb  Praz  de  Fort  vollendeten  Fahr- 
strasse wird  gearbeitet.  Die  der  Gemeinde  Orsieres  zuge- 
teilten Bewohner  des  Thaies  betreiben  hauptsächlich 
Alpwirtschaft,  Korn-,  Roggen-  und  Kartoffelbau.  Ein  Teil 
der  Jungmannschaft  pflegt  nach  Paris  auszuwandern,  um 
dort  als  Haus-  und  Stallknechte,  Kutscher,  Omnibus- 
angestellte und  Farbwaarenfabrikanten  Verdienst  zu  fin- 
den. Vergl.  Kurz,  L.  und  E.  Colomb.  La  pavtie  suisse  de 


Oberer  Abschnitt  des  Val  Ferret. 

la  Chaine  du  Moni  Blanc.  Seuchktel  1900. —  Correvon,  H. 
Le   Val  Ferrex  misse  (im  Jahrbuch  S.  A,  C.  37,  1901- 
1902).  Bern  1902. 
Der  Ingenieur  de  Yautheleret  hat  1884  das  Projekt  aus- 

fearbeitet,  die  Schweiz  mit  Italien  durch  eine  das  Val 
erret  bis  zum  Fuss  des  Col  Ferret  ansteigende  und 
diesen  in  einem  in  1621  m  Meereshöhe  liegenden  und  9,5 
km  langen  Tunnel  unterfahrende  Eisenbahn  zu  verbinden. 
Dieser  1893  vom  Ingenieur  Ritter  gegenüber  dem  Sim- 
plondurchstich  warm  verteidigte  Plan,  der  das  Alpenthal 
Ferret  zu  einer  grossen  internationalen  Verkehrsader 
umgestaltet  hätte,  ist  aber  der  technischen  Schwierig- 
keiten des  Bahnbaues  wegen  bald  in  Vergessenheit  ge- 
kommen. 

Das  Val  Ferret  ist  ziemlich  genau  auf  der  Grenze 
zwischen  den  jurassischen  Kalksedimenten  am  SO.-Hang 
des  Mont  Blanc  Massives  und  den  ö.  davon  folgenden, 
ebenfalls  jurassischen  Glanzschiefern  eingeschnitten. 
Diese  in  ihrer  Facies  so  stark  verschiedenen  zwei  Jura- 
zonen werden  von  einander  getrennt  durch  einen  schmalen 
Streifen  von  Trias  (Rauchwacke  und  Gips),  die  an  den 
Thalseiten  oft  zu  Tage  ansteht  (Som  la  Proz,  Ville  d'lssert). 
Die  Thalsohle  selbst  ist  beinahe  überall  mit  Moränen- 
material überführt  und  wird  von  Le  Grand  Ferret  bis  Praz 
de  Fort  durch  die  Schuttkegel  zahlreicher  Wildbäche 
in  eine  ganze  Reihe  von  Stufen  aufgedämmt. 

Die  Flora  des  Val  Ferret  zeigt  grosse  Analogie  mit  denen 
des  Val  de  Bagnes  und  der  Vallee  d'Entremont.  Es  lassen 
sich  nur  etwa  4-5  hier  wachsende  Arten  nennen,  die  im 


übrigen  Abschmitt  des  Einzugsgebietes  der  Dranse  selten 
sind  oder  ganz  fehlen  :  die  in  der  Kette  zwischen  Ferret 
und  Entremont  ziemlich  verbreiteten  Saxifraga  aizoides 
und  S.  diapensioidesj  die  am  Col  Ferret  sich  findende 
Draha  Zahlbruckneri  und  der  dem  übrigen  Dransegebiet 
zu  fehlen  scheinende  Erinus  alpinus. 

FERREYRE8  (Kt.  Waadt,  Bez.  Cossonay),  565  m. 
Gem.  und  Dorf,  auf  einer  dem  Jura  vorgelagerten  Hoch- 
fiäche,  nahe  dem  linken  Ufer  der  Venoge  und  an  der 
Strasse  La  Sarraz-Mont  la  Ville ;  5,3  km  nnw.  Cossonay 
und  2,3  km  w.  der  Station  La  Sarraz  der  Linie  Lausanne- 
Pontarlier.  Postwagen  La  Sarraz- La  Coudre.  Gemeinde :  34 
Häuser,  157  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  La  Sarraz.  Land- 
wirtschaft. Beim  Dorf  mechanische  Werkstätten  und 
Elektrizitätswerk  (dieses  am  rechten  Ufer  der  Venoge  auf 
Boden  der  Gemeinde  Chevilly).  Der  Ort  schon  815  ur- 
kundlich erwähnt,  1010  von  König  Rudolf  III.  von  Bur- 
ffund  dem  Kloster  Romainmötier  geschenkt.  Um  die 
Mitte  des  11.  Jahrhunderts  erbaute  Adalbert  II.  von 
Grandson  hier  eine  feste  Burg,  die  aller  Wahrscheinlich- 
keit nach  der  Vorläufer  des  spätem  Schlosses  La  Sarraz 
war ;  nachdem  sich  der  Burgherr  gegenüber  den  Religiösen 
des  Klosters  Ausschreitungen  zu  Schulden  hatte  kommen 
lassen,  erwirkten  diese  vom  Papst  seine  Aechtung,  was 
aber  die  Fortsetzung  der  Streitigkeiten 
zwischen  dem  Kloster  und  den  Herren 
von  Grandson  nicht  zu  hemmen  ver- 
mochte. Das  Dorf  1141  mit  der  Herr- 
schaft und  1598  mit  der  Gemeinde  La 
Sarraz  vereinigt,  1818  zur  eigenen  Ge- 
meinde erhoben.  Die  ehemalige  Pfarr- 
kirche von  Ferreyres  muss  an  der 
Stelle  des  heutigen  Spitales  Saint  Loup 
gestanden  haben.  Alte  Gräber;  1871  hat 
man  einen  Münzschatz  mit  Münzen  aus 
dem  11.  und  12.  Jahrhundert  aufgefun- 
den. 

Der  Untergrund  des  vorjurassischen 
Plateaus  von  Ferreyres  besteht  z.  T.  aus 
wenig  geneigten  Neocomschichten  ;  in 
der  Nahe,  im  Urgon,  Taschen  mit  Bo- 
lus und  Knochen  von  Säugetieren  der 
Tertiärzeit  (Ton^ien).  Im  tobelartigen 
obersten  Abschnitt  der  Vallee  d'Engens, 
1  km  n.  Ferreyres,  werden  Bänke  eines 
hellgelben  und  feinkörnigen  Kalksteines 
des  obern  Hauterivien  amgebaut.  Diese 
so^.  Pierre  de  Ferreyres  wird  als  Bau- 
stein sehr  geschätzt. 
*t«FERRICHHORN  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Visp).  3292  m.  Gipfel,  in  der  Balfrin- 
gruppe  (Saasgrat),  zwischen  Saasthal  und  dem  Thal  von 
St.  Nikiaus  ;  2,5  km  nw.  vom  Balfrin.  Kann  von  St.  Ni- 
kiaus aus  in  6  Stunden  erstiegen  werden. 

FERRICHLOCKE  (Kt.  WaUis,  Bez.  Visp).  2889  m. 
Passübergang,  zwischen  Ferrichhorn  im  S.  und  Platthorn 
im  N.  ;  verbindet  St.  Nikiaus  über  das  Riederthal  und 
die  Uutegffe  mit  dem  Saasthal.  Der  unschwierige,  7  Stun- 
den erfordernde  Uebergang  hie  und  da  von  den  Einhei- 
mischen begangen. 

FERRifeRE  (COMBE  DE  LA)  (Kt.  Bern.  Amtebez. 
Courtelary).  865-800  m.  Thälchen  ;  von  N.-S.  streichende 
Furche  im  Hochplateau  der  Freiberge,  Fortsetzung  der 
Combe  du  Valanvron,  500  m  w.  La  Fernere  und  nö.  La 
Chaux  de  Fonds.  Geht  beim  Cul  des  Pr^s  in  eine  sehr  ma- 
lerische tiefe  Schlucht  über,  die  den  Namen  Combe  de 
Biaufond  führt  und  durch  den  bei  Biaufond  von  rechts  in 
den  Doubs  mündenden  Wildbach  La  Ronde  entwässert 
wird.  Da  die  Faltenbiegungen  der  beidseitigen  Gehänge 
einander  nicht  entsprechen,  ergibt  sich,  dass  hier  die 
Erosion  längs  einer  langen  Dislokationslinie,  einer  so^. 
horizontalen  Transversalverschiebung,  gearbeitet  hat.  Ls 
ist  dies  eine  der  bedeutendsten  Erscheinungen  dieser  Art 
im  Juragebirge. 

FERRifeRE  (I.A)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Courtelary). 
1010  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  in  der  SW.-Ecke  der  Hoche- 
bene der  Freiberge  und  an  der  Grenze  gegen  den  Kanton 
Neuenburg,  an  der  Strasse  La  Chaux  de  Fonds-Renan- 
Les  Bois,  4  km  nw.  Renan  und  9  km  nö.  La  Chaux  de 
Fonds.  Auf  welliger,  wenig  fruchtbarer  und  wasserarmer 


96 


FER 


PET 


Hochfläche  gelegen,  deren  Einförmigkeit  nur  durch  verein- 
zelte Gruppen  von  hundertjährigen  Tannen  etwas  gemildert 


La  FerriÄre,  von  Norden. 

wird.  Station  der  Linie  La  Chaux  de  Fonds-Saignel^gier. 
Postbureau,  Telegraph,  Telephon  ;  Postwagen  nach  Les 
ßreuleux.  Auf  den  Lichtungen  zwischen  den  Tannenbe- 
ständen zahlreiche  schmucke  Meierhöfe.  Gemeinde,  die 
Meierhöfe  und  Häusergruppen  La  Haute  Fernere,  Le  Cröt 
de  La  Fernere,  La  ßasse  Ferriere,  Le  Fief,  La  Chaux 
d'Abel,  La  Combe  du  Pelu,  Le  Droit  de  Renan  und  La 
Cibourg  inbefi^iffen  :  97  Häuser,  723  Ew.,  wovon  627  Re- 
formierte und  96  Katholiken,  536  Ew.  französischer  und 
487  deutscher  Zunge;  Dorf:  27  Häuser,  234  Ew.  Uhrenin- 
dustrie. Holzhandel  und  Viehzucht.  Das  heute  so  wohlha- 
bende Dorf  ist  im  15.  Jahrhundert  von  etwa  100  aus  der 
Grafschaft  Valangin  ausgewanderten  Neuenburgern  ge- 
gründet worden.  Die  Ableitung  des  Namens  La  Ferriere 
ist  sehr  unsicher.  Das  neue  Gemeinwesen  kam  bald  zu 
hoher  Blüte,  wurde  aber  im  30jährigen  Krieg  von  den 
Schweden  heimgesucht  und  geplündert.  1852  zur  eigenen 
politischen  und  4861  zur  Kirchgemeinde  erhoben.  Das 
Dorf  litt  stark  unler  dem  Durchzug  der  Alliierten  im 
Winter  1813-1814.  Heimat  der  beiden  Naturforscher  Abra- 
ham und  Daniel  Gagnebin  (1707-1800  und  1709-1781), 
deren  erster  besonders  als  Geologe  und  Meteorologe  und 
deren  anderer  als  Physiker  sich  einen  Namen  gemacht 
hat.  Beide  wurden  1763  von  J.  J.  Rousseau  besucht. 

FER8CHERA  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  Gif- 
fers). 710  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  rechten  Ufer 
der  Görine,  800  m  s.  GifTers  (Chevrilles)  und  8  km  so. 
vom  Bahnhof  Freiburg.  30  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Säge  u. 
Mühle. 

FE8CHEL  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk).  1283  m.  Gem.  und 
kleines  Dorf,  hoch  über  dem  rechten  Ufer  des  Feschel- 
baches  und  nahe  der  Ausmündung  des  vom  Fuss  des  Tor- 
renthornes  nach  S.  zum  Rhonethal  absteigenden  Thaies, 
gegenüber  Agaren  und  4  km  nö.  der  Haltestelle  La  Souste 
der  Simplonbahn.  21  Häuser,  187  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde Guttet.  1267:  Veselli ;  1357:  Vesselli. 

FE8CHELBACH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk).  Wildbach; 
entspringt  zwischen  dem  Restirothorn  und  den  Laucher- 
spitzen  am  Restipass  in  2639  m,  fliesst  auf  eine  Strecke 
von  2  km  nach  bW.,  biegt  am  Fuss  der  Schafalp  nach  S. 
um,  entwässert  von  da  an  das  Bachalpthal,  um  Feschel 
zu  erreichen  und  durch  den  Engpass  des  Rotafen  in  die 
Rhoneebene  auszutreten,  wo  er  nach  10  km  langem  Lauf 
300  m  unterhalb  der  Brücke  von  Gampenen  in  629  m  von 
rechts  in  die  Rhone  mündet. 

FE8COQQIA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lugano).  840  m.  Gem. 
und  Dorf,  im  Val  Magliasina,  am  SO. -Fuss  des  Poncione 
de  Breno  und  14,5  km  nw.  Luciano.  Postablage;  Postwa- 
gen Lugano-Novaggio-Breno.  cfe  Häuser,  149  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Breno.  Ackerbau,  Vieh-  und  Seiden rau- 

Senzucht.  Starke  Auswanderung  der  Männer  in  die  übrigen 
Kantone  der  Schweiz  als  Maurer,  Gipser,  Maler  u.  Stukk- 
arbeiter. 

FESEL  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Leuk,  Gem.  Gampol).  22'I5  und  1940  m.   Sommerweiden 


mit  zusammen  22  Hätten,  im  obersten  Abschnitt  des  Tha- 
ies des  Enggersch wassere,  eines  rechtsseitigen  Zuflusses 
zur  Rhone,  und  zwischen  Lötschen- 
und  Dalathal.  Die  Hütten  von  Unter 
Fesel  stehen  in  einer  Gruppe  zwischen 
zwei  Waldungen,  während  die  von 
Ober  Fesel  auf  dem  zum  Fuss  des 
Schwarzhorns  ansteigenden  Hang  zer- 
streut liegen.  Beide  Alp  weiden  zusam- 
men werden  mit  148  Künen  bezogen. 

FE88  (PIZ)  (Kt.  Graubänden,  Bez. 
Glenner).  2874  m.  Höchster  Gipfel  über 
den  Alpweiden  von   Sanina,  Endpunkt 
der  langen  Grenzkette  zwischen  Lugnez 
und    Safienthal.    Diese    aus    Bündner- 
schiefern aufgebaute  wilde    und   steil- 
wandige Kette  ist  am  W.-Hang  von  den 
obersten  Verzweigungen  des  grossarti- 
gen Rieinertobels  angefressen.  Der  im 
Safienthal  Scheerenhorn  genannte  Piz 
Fess  trägt  ein  kleines  Firnfeld,  den  s«^. 
Schneeboden,  und  kann  trotz  seines  ab- 
schreckenden Aeussern    von   verschie- 
denen   Seiten    her    bestiegen   werden. 
Bester  Anstieff  von  Tenna    im   Safien- 
thal aus  über  das  Thäli  zum  N.-Grat  und  von  da  direkt 
südlich  auf  den  Gipfel.  Vom  genannten  N.-Grat  aus  ist 
auch  der  Piz  Riein  (2752  m)  zugänglich.    Der  vom  Piz 
Fess  über   den  Piz  Sanina  (283b   m)  zum   Grünerhorn 
(2842  m)  ziehende  S.-Grat  ist  dagegen  nur  sehr  schwierig 
zu  begehen.  Ein  zerrissener  Felsgrat  zwischen  Piz  Fess 
und  Piz  Sanina  scheint  unzugänglich  zu  sein  und  erhebt 
sich  vielleicht  noch  höher  als  die  zwei  genannten  Gipfel. 
Piz  Fess  und  Piz  Riein  zum  erstenmal  1874  von  Hoffmann- 
Burckhardt  aus   Basel   mit  dem  Führer  Christian  Jann 
bestiegen. 

FE88I8AI.P  (Kt.  Glarus,  Gem.  Sool).  Alpweide.  S. 
den  Art.  F^essisaxp. 

FE8TE  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen,  Gem.  Melch- 
nau).  580  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  500  m  ö.  Melch- 
nau  und  5,5  km  nö.  der  Station  Madiswil  der  Linie 
Langenthai- Wolhusen.  66  reform.  Ew.  Zwischen  Feste 
und  Melchnau  auf  einem  Höhenzug  die  Burgruinen 
Grünenberg,  Langenstein  und  Schnabelburg. 

FE8TIQI.ET8CHER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  4554- 
2676  m.  Gletscher,  3  km  lang  und  1  km  breit,  beginnt  am 
Gipfel  des  Dom  (Mischabelgruppe)  und  bekleidet  dessen 
WN  W.-Hang.  Endigt  mit  zwei  Zungen,  die  vom  Felsgrat 
des  Haupt  von  einander  getrennt  sind  und  beide  grossar- 
tige, von  der  Bahnlinie  nach  Zermatt  (bei  Randa)  aus  sehr 
ffut  sichtbare  Eisfalle  bilden.  Ueber  dem  rechten  Ufer  die 
Domhätte  des  S.  A.  C.  Der  gewöhnliche  Anstieg  auf  den 
Dom  fuhrt  längs  der  rechten  Seite  dieses  Gletschers  auf- 
wärts. 

FESTIHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  3249  m.  Gipfel, 
nö.  Vorberg  des  Stellihorns,  in  der  den  Stelli-  vom  Jung- 
gletscher trennenden  Felskette  und  unmittelbar  w.  über 
St.  Nikiaus.  Am  WN  W.-Hang  die  Schafweiden  In  der 
Festi. 

FE8TIH0TTE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  Schutzhätte 
des  S.  A.  C.     S.  den  Art.  Domhütte. 

FE8TIJOCH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  3724  m.  Pass- 
übergang,  am  N W.-Hang  des  Dom  (in  der  Mischabel- 
gruppe), zwischen  Festi-  und  Hohberggletscher.  Wird  be- 
gangen entweder  beim  Aufstieg  auf  den  Dom  von  Randa 
aus  oder  beim  Uebergang  über  das  Nadeljoch  nach  Saas 
Fee.  Passhöhe  3  Stunden  über  der  Domhütte. 

FETAN  (GROSS  und  KLEIN),  romanisch  Ftan 
Grond  u.  Ftan  PiTSCHEN(Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn,  Kreis 
Unter  Tasna).  1648  und  163(5  m.  Politische  und  Kirchge- 
meinde mit  zwei  Dörfern,  auf  schöner  Terrasse  am  S.- 
Fuss  des  Piz  Minschun,  4  km  w.  Schuls.  Postbureau,  Te- 
legraph, Telephon ;  Postwagen  nach  ArJez.  95  Häuser, 
403  reform.  Ew.  romanischer  Zunge.  Alp  Wirtschaft.  Frem- 
denindustrie. Zwischen  Gross  Fetan  im  W.  und  Klein 
Fetan  im  0.  das  Val  Püzza,  beide  500  m  von  einander 
entfernt.  Schöne  Gebirgsstrasse  nach  Ardez  und  Schuls. 
Fetan  dreimal  (1721,  1795  und  1885)  durch  Feuer  zerstört 
und  mehrfach  von  Lawinen  heimgesucht,  deren  eine  1720 
32  Menschen  tötete   und  13  Häuser  wegriss.  1890  traten 


FfiT 


FEU 


97 


am  Fass  des  Hanges  der  Terrasse  von  Fetan  bedenkliche 
Erdrutschungen  auf,  die  zu  grossen  Besorgnissen  Anlass 


H 


-^ 


^   *» 


Featijoch  a.  Kette  des  Zinal  Rothorns. 

gaben,  heute  aber  durch  Entwässerungs-  und  Verfesti- 
gun<?sarbeiten  zum  Stillstand  gekommen  sind.  Heimat  des 
als  Verfasser  von  romanischen  Erbauungsbüchern  bekann- 
ten Job.  Rosius  a  Porta;  des  Historikers  Pet.  Dom.  Ro- 
sius  a  Porta,  genannt  Ungareis  (1732-1808),  der  seine  sehr 
geschätzte  Geschichte  der  Reformation  in  Graubänden  in 
lateinischer  Sprache  1770  veröffentlichte;  des  Chronisten 
Jak.  Ant.  Vulpius,  der  die  Ereignisse  während  der  Reli- 
gionskriege in  Graubänden  aufgezeichnet  und  1680  mit 
I)orta  zusammen  eine  romanische  Bibelübersetzung  im 
Engadinerdialekt  veröffentlicht  hat.  Im  letzten  Viertel  des 
18.  Jahrhunderts  gründete  Andreas  Rosius  a  Porta  in 
Fetan  eine  höhern  Ansprächen  dienende  private  Erzieh- 
ungsanstalt, das  sog%  Institut  a  Porta,  das  seit  der  Ein- 
richtung der  paritätischen  Kantonsschule  in  Chur  (1807)  an 
Bedeutung  einbüsste,  aber  doch  noch  bis  1870  fortoestand. 
F^TIQNY  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Broye).  457  m.  Gem.  u. 
Pfarrdorf,  in  der  Freiburger  Exklave  Estavayer,  am  linken 
Ufer  der  Broye  schön  gelegen ;  3,5  km  sw.  der  Station 


Fetan  von  Nordwesten. 

Payeme  der  Linie  Freiburg-Yverdon.  Postablage,  Tele- 

Ehon ;  Postwagen  Payerne-Combremont.  72  Häuser,  390 
athol.   Ew.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft;    Getreide-, 


Kartoffel-,  Tabak-,  Hanf-  und  Obstbau.  Die  grosse  mecha- 
nische Ziegelei  Payerne  steht  zum  grössern  Teil  auf  Boden 
von  F^tigny  und  baut  dessen  mächtige 
Lehmgruben  ab;  daneben  eine  zweite 
kleinere  Ziegelei.  Pfarrkirche  zu   den 
10000  Märtyrern.  1143  :  Festignei.  Das 
Dorf  1490  von  Geor^  von  Gläne  um  den 
Preis  von  1450  kleinen   Gulden  an  das 
Spital  Romont  und  um  1510  unter  Vor- 
behalt der  Gerichtshoheit  von  diesem 
weiter  an  Freiburg  verkauft.  1834  grosse 
durch  Blitzschlag  verursachte  Feuers- 
brunst.  Auf  dem  dreieckigen  Plateau 
von  La  Rapettaz  hat  man  1882  einen 
Burgunderfriedhof  aufgedeckt,  in  dem 
zahlreiche  Schmuck-  und   Gebrauchs- 
gegenstände (goldene  Fibeln  mit  Fili- 
ffranschmuck,  versilberte   und  vergol- 
aete   Gurtelschnallen    etc.)   zum   Vor- 
schein gekommen  sind.  Die  ganze  rei- 
che  Sammlung   heute  im   kantonalen 
^^^     Museum  zu  Freiburg.  In  der  Nähe  Spu- 
^^H     ren  einer  Römerstrasse.  1796  als  selb- 
^^^H     ständige  Kirchgemeinde   von  der  von 
"^^^H     Mänieres  abgetrennt.  Ver^l.  Kirsch,  P. 
^^W     Le  cimetiere  burgonde  de  Fetigny  in 
den  Archives  de  ta  soc,  d'hist.  de  Fri- 
bourg.  Vol.  VI. 

FETZIKON   (Kt.   St.    Gallen,    Bez. 
See,  Gem.  Eschenbach).  605  m.  Gninpe 
von  9  Häusern,  auf  sonniger  Anhone, 
700  m  n.   Eschenbach  und  4  km  nö. 
der  Station  Schmerikon  der  Linie   Rapperswil- Wesen- 
Sargans.  41  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Seiden- 
weberei als  Hausindustrie. 

FEUERBERQ  (Kt.  Glarus).  2642  m.  Gipfel,  eine  der 
Spitzen  der  Glärnischgruppe,  2  km  w.  vom  Rüchen  Glär- 
nisch  (2910  m)  und  1  km  onö.  über  der  Glärnischhötte 
des  S.  A.  G.  Der  Weg  von  der  Hütte  zum  Glärnischglet- 
scher  und  Rüchen  geht  s.  am  Feuerberg  vorbei.  Ein  nach 
N.  mit  grossartigen  Felswänden  zum  Klönthal  abfallender 
Felsgrat  verbindet  den  Rüchen  mit  dem  Feuerberg  und 
setzt  sich  nach  W.  noch  bis  zum  Nebelkäppler  fort. 

FEUERSTEIN  (Kt.  Luzern  und  Obwalden).  2043  m. 
Gipfel,  ö.  über  Flühli,  auf  der  Grenze  zwischen  den  Kan- 
tonen Luzern  und  Obwalden  und  zwischen  den  zwei  von 
Kragen  ausgehenden  und  ins  Thal  des  Entlenbachs,  bezw. 
nach  Samen  fuhrenden  Fusswegen.  Vom  Gasthof  auf  der 
Seewenalp  aus  leicht  zu  besteigen. 

FEUERTHALEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Andelfingen). 
400  m.  Gem.  und  Dorf,  am  linken  Ufer  des  Rhein,  gegen- 
über SchatThausen  und  mit  diesem  durch 
eine  Brücke  verbunden ;  1,5  km  so.  vom 
Bahnhof  Schaffhausen.  Station  der  Li- 
nie Schaffhausen  -  Etzwilen  -  Konstanz. 
Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  Die 
Gemeinde  erstreckt  sich  bis  zum  be- 
waldeten N.-Hang  des  Kohlfirst  und 
zählt  zusammen  mit  Langwiesen  in  180 
Häusern  1992  reform,  und  kathol.  Ew. 
{worunter 237  Italiener);  Dorf:  127  Häu- 
ser, 1558  Ew.  Landwirtschaft.  Bewoh- 
ner arbeiten  z.  T.  in  den  Fabriken  von 
Schaffhausen  und  Neuhausen.  Im  Dorf 
selbst  Bine  Fabrik  für  Hanfschläuche  ; 
Fabrikation  von  Baumaterialien,  zwei 
mechanische  Werkstätten.  Kranken- 
haus. Vereinzelter  Fund  aus  der  Bronze- 
zeit ;  römischer  Wachtturm  auf  der 
Schätzen halde ;  über  dem  Dorf  römi- 
sches Bauwerk.  In  Langwiesen  aleman- 
nische Siedelung,  875-76:  Langewisa. 
Das  bis  1543  von  einem  Schaffhauser 
Geschlecht  ausgeübte  Recht  der  niede- 
ren Gerichtsbarkeit  ging  1544  an  Zürich 
über.  Nach  den  «Memorabilia  Tigurina» 
besassen  auch  das  Kloster  Allerheili- 
gen in  Schaffhausen,  der  Bischof  von  Konstanz  u.  a. 
Rechte  und  Güter  in  Feuerthalen.  Meyer  von  Knonau 
berichtet,    dass  1643    der  Fürst  von  Fürstemberg  mit 

GEOGR.  LEX.  51   —  II  —  7 


98 


FEÜ 


FEX 


zahlreichem  Gefolge  hier  in  eiDem  ihm  gehörigen  Haus 
gewohnt  habe.  Im  Kriegsjahr  1799  hatte  Feuerthalen 
unter  dem  Durchzug  der  fremden  Truppen  stark  zu  leiden. 

FEUILLAS8E  (Kt.  Genf,  Rechtes  Ufer,  Gem.  Mey- 
rin).  442  m.  Gruppe  von  5  Bauernhöfen,  5  km  nw.  Genf 
und  1  km  von  der  Station  Vernier-Meyrin  der  Linie  Genf- 
Bellegarde.  31  kathol.  und  reform.  Ew. 

FEUILLA8SE  (CHATEAU  DE)  (Kt.  Genf,  Rechtes 
Ufer,  Gem.  Meyrin).  446  m.  Schloss,  auf  dem  Rücken  eines 
kleinen  Hügels,  400  m  von  den  Bauernhöfen  Feuillasse 
und  5  km  nw.  Genf.  Das  Gebiet  von  Feuillasse  seit  der 
Mitte  des  14.  Jahrhunderts  Eigentum  des  Stiftes  St.  Pierre 
zu  Genf,  1357  parzelliert  und  an  die  Bürger  von  Moens 
verteilt,  mit  Ausnahme  von  80  Jucharten,  über  die  sich 
das  Stift  die  Verfügung  vorbehielt  und  die  es  1489  an 
den  Edelherrn  Claude  de  Viry  verkaufte.  Die  Herren  von 
Viry  erbauten  dann  später  auf  diesem  ihrem  Eigentum  das 
Schloss  Feuillasse. 

FEU8ISBERQ  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Höfe).  683  m.  Gem. 
und  Pfarrweiler,  am  NW.-Hang  des  Hohen  Etzel,  an  der 
Strasse  über  den  Etzel  und  3,5  km  nö.  der  Station  Schin- 
del legi  der  Linie  WädenswiUEinsiedeln.  Postablage,  Te- 
legraph, Telephon;  Postwagen  nach  Schindellegi.  Ge- 
meinde ziemlich  umfangreich,  mit  Hinterberg,  Vogelnest, 
Mittelberg,  First,  Stoss,  Oberberg,  Schindellegi,  Ennet- 
derbrück  und  Vorderberg  zusammen : 
174  Häuser,  1276  kathol.  Ew.;  Weiler 
Feusisberff  :  9  Häuser,  62  Ew.  Acker- 
und  Obstbau,  Viehzucht.  Seiden-  und 
Baumwollindustrie.  Sommerfrische.Kir- 
che  1492  erbaut  und  1892  restauriert. 
Gasthöfe  und  Pensionen  in  prachtvol- 
ler Lage.  Auf  dem  Etzel  seit  1901  ein 
Aussicntsturm.  Armenhaus.  Feusisberg 
gehört  erst  seit  dem  alten  Zürichkrieg 
(1440)  zu  Schwyz,  zu  welcher  Zeit  es 
von  den  über  Enzenau  vordringenden 
Eidgenossen  zu  verschiedenen  Malen 
geplündert  worden  ist.  1798  wurden  der 
Etzel  und  die  Schindellegi  von  den  ge- 
sen  die  Franzosen  ihren  Freiheitskampf 
Kämpfenden  Schw7zern  besetzt,  aber 
einzig  Schindelleffi  heldenmütig  vertei- 
digt. Beide  Punkte  auch  im  Sonder- 
bundskrieg von  den  Schwyzern  bewacht. 
Beidemale  standen  die  Schwyzer  Trup- 
pen unter  dem  Oberbefehl  eines  Alois 
von  Beding,  1798  unter  dem  Vater  und 
1847  unter  dem  Sohn. 

FEU8I8QARTEN     (Kt.     Schwyz, 
Bez.   Höfe,   Gem.  Feusisberg).   710  m. 
Klimatischer   Kurort,   am    NW.-Hang 
des  Hohen  Etzel,  mit  prachtvoller  Aus- 
sicht auf  den  Zürichsee  und  seine  Umgebungen,  600  m 
ö.  Feusisberg  und  4  km  nö.  der  Station  Schindellegi  der 
Linie  Wädenswil-Einsiedeln.  Telephon.  2  Häuser.  Schöne 
Spazierwege. 

FEUTER80EI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Saanen,  Gem. 
Gsteig).  1130  m.  Dorf,  mit  16  im  Thal  von  Gsteig  zerstreut 
gelegenen  Häusern,  am  linken  Ufer  der  Saane,  an  der 
Strasse  Saanen-Gsteig,  am  Ausgang  des  den  Arnensee 
bergenden  Tscherzisthaies,  3  km  n.  Gsteig  und  9,7  km  s. 
der  Station  Saanen  der  Simmenthalbahn.  Postablage; 
Postwagen  Les  Diablerets-Col  du  Pillon-Saanen.  101  re- 
form. Ew.  Alpwirtschaft. 

FEÜX  (I.E8)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey,  Gem.  Trois- 
torrents).  Häuser.  S.  den  Art.  Colayre. 

FEX  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja,  Kreis  Ober  Enga- 
din.  Gem.  Sils).  1900-1980  m.  Häusergrupoen  im  Val  Fex, 
einzeln  benannt  als  Curtins,  Crasta  u.  Platta;  11  km  s. 
der  künftigen  Station  St.  Moritz  der  Engadinerbahn.  Zu- 
sammen 16  Häuser,  50  reform.  Ew. 

FEX  (OVA  DA)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja).  Wild- 
bach des  Val  Fex;  entspringt  in  2150m,  lliesst  nach  NNW. 
und  mündet  nach  10  km  langem  Lauf,  von  dem  die  letzten 
2  km  auf  den  Thalboden  des  Engadin  bei  Sils  entfallen, 
in  1794  m  in  den  Silvaplanersee.  Von  mehreren  Brücken 
überschritten. 

FEX  (VADRET  DA)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja). 
3400-2150  m.   Gletscher;  erfüllt  den  ganzen  Thalhinler- 


grund des  Val  Fex  und  steigt  mit  schmaler  Zunge  bis  2150 
m  ab.  Von  einem  grossartigen  Kranz  von  Hochgipfeln 
umrahmt. 

FEX  (VAL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja).  2900-1800 
m.  Thal,  mündet  bei  Sils  Maria  zwischen  Silser-  und  Sil- 
vaplanersee von  rechts  auf  das  Ober  Engadin  aus.  Das 
Hintergehänge  der  Thaies  vom  Fexgletscher  bedeckt,  den 
ein  mächtiger  Kranzvon  über  3000  m  aufsteigenden  Hoch- 
gipfeln umrahmt :  Chapütschin  (3393  m),  La  Mongia  (3419 
m),  Pizzo  Capuccino  (3382  m),  Piz  Tremoggia  (3452  m), 
Piz  Fora  (3370  m),  Piz  Güz  (3169  m),  Piz  Led  (3090  m)  u. 
a.  Vom  Chapütschin  zweigt  die  Kette  des  Piz  Corvatsch 
ab,  die  ebenfalls  mehrfach  vergletschert  ist  u.  die  rechts- 
seitige Thalwand  des  Val  Fex  bildet ;  auf  der  linken  Seite 
begleitet  das  Thal  der  etwas  niedrigere  schöne  Gras- 
rücken, der  vom  Piz  Led  zur  Mortaira  (2333  m)  zieht. 
Vom  Ende  des  Fexgletschers  steigt  das  Thal  langsam  ab, 
erweitert  sich  bei  den  Hütten  von  Platta  (1900  m)  zu  einem 
weiten,  mit  prächtigen  Alpweiden  bestandenen  Boden  und 
bricht  dann  in  enger  Schlucht  nach  NO.  durch.  Hier  las- 
sen ein  vom  Piz  Corvatsch  zuerst  nach  W.  zur  Furtschel- 
las  (2933  m)  und  dann  nach  NW.  gegen  Sils  Maria  zu  ab- 
zweigender Seitenkamm  und  ein  von  SW.  her  ebenfalls 
gegen  Sils  Maria  zu  ziehender  und  den  Silsersee  beglei- 
tender Ausläufer  der  Motl'ota  dem  Thalbach  einen  nur 


Thalschluss  dea  Val  Fex  mit  dem  Vadret  da  Fex. 


sehr  engen  Auszug.  Die  hohe  Lage  des  Thaies  (im  Mittel 
2000  m)  lässt  kernen  geschlossenen  Baumwuchs  mehr  auf- 
kommen (obwohl  im  Engadin  sonst  der  Wald  recht  hoch 
anzusteigen  ptlegt),  so  dass  man  nur  hier  und  da  noch  auf 
einige  Gruppen  von  kümmerlich  ihr  Dasein  fristenden 
Bäumen  tritlt.  Zahlreiche,  stellenweise  zu  kleinen  Gruppen 
zusammengerückte  Hütten  :  Platta,  Crasta  (1948  m),  cfur- 
tins  (1976  m).  Im  Sommer  sind  die  Alpweiden  stark  be- 
lebt und  wird  das  Thal  auch  von  Touristen  häufig  besucht. 
Ein  guter  Weg  führt  von  Sils  Maria  aus  thalaufwärts  bis 
Curtins  und  zu  den  Silseralpen.  Der  Thall)oden  bleibt 
oberhalb  Curtins  noch  auf  eine  Strecke  von  2  km  flach 
und  wird  dann  von  einem  von  links  kommenden  Fels- 
sporn, dem  heute  entwaldeten  Mott  Selvas,  eingeengt. 
Hänge  und  Thalboden  werden  steiler,  die  Alpweiden  ver- 
schwinden und  machen  Schuttfeidern  von  Sturz-  und 
Gletscherschutt  und  endlich  dem  Gletscher  selbst  Platz. 
Das  Thal  bietet  somit  grosse  Abwechslung  und  dies  um 
so  mehr,  als  die  beiden  Seitengehänge  von  durchaus  ver- 
schiedenem Charakter  sind;  besonders  reich  an  land- 
schaftlichem Wechsel  ist  das  rechte  Seitengehänge,  das 
zu  Unterst  von  steilen  Felsbändern  gesäumt  wird,  weiter 
oben  Terrassen  mit  kleinen  Hochsebirgsseen  (Lej  Sgri- 
schus  und  Lej  Alv)  trägt  und  dann  plötzlich  mit  mächtiger 
Felswand  aufstrebt.  Ein  wenig  begangener  Passüber, 
gang,  die  Fuorcla  da  Fex-Roseg  (3082  m),  fuhrt  vom  Tha- 
über  den  Lej  Alv  zum  Roseggletscher ;  ein  anderer  Pass, 


FEX 


FID 


99 


die  Fuorcla  da  Fex-Scerscen  (ca.  3100  m),  leitet  zwischen 
Piz  Tremoggia  und  Piz  Capuccino  durch,  bildet  den  kür- 
zesten Weg  vom  Ober  Engadin  zu  der  am  S.-Hang  des 
Bernina  Massives  stehenden  Marinellihütte  des  C.  A.  I.  u. 
wird  seiner  grossarligen  landschaftlichen  Schönheit  wegen 
trotz  der  eribrderiichen  langen  Gletscherwanderung  von 
Touristen  häuß^  begangen.  Von  ihm  aus  können  die 
stolzen  und  schönen  Spitzen  des  Piz  Tremoggia  bestiegen 
werden. 

FEX-R08EQ  (FUORCLA  DA)  (Kt.  Graubünden, 
Bez.  Maloja).  3082  m.  Passübergang,  zwischen  Piz  Ck>r- 
vatsch  und  11  Chapütschin,  in  der  das  Yal  Fex  vom  Roseg- 
gletscher  trennenaen  Kette. 

FEX-SCERSCEN  (FUORCLA  DA)  (Kt.  Graubün- 
den, Bez.  Maloja).  Ca.  3100  m.  Passübergang,  zwischen 
Piz  Tremoggia  und  Piz  Glüschaint,  auf  der  Landesgrenze 
gegen  Italien ;  verbindet  das  Val  Fex  über  den  Fexglet- 
Hcher  und  den  Scerscengletscher  mit  der  Marinellihütte 
des  C.  A.  I. 

FEV  (Kt.  AVaadt,  Bez.  ^Ichallens).  645  m.  Gem.  und 
Dorf,  auf  einer  Hochfläche  im  Jorat,  zwischen  der  Men- 
tue  und  ihrem  linksseitigen  Zufluss  Sauteruz,  an  der 
Kreuzung  der  Strassen  £challens-Payerne  und  Orbe-Yuar- 
rens-Moudon,  5  km  nö.  l^challens.  Station  der  Linie 
Lausanne-iLchallens-Bercher.  Postablage,  Telephon.  Ge- 
meinde :  60  Häuser,  476  reform.  Ew. ;  Dorf:  50  Häuser. 
450  Ew.  Kirchgemeinde  Bercher.  Ackerbau.  Sagen  und 
Mühlen  von  Les  Engrins  an  der  Mentue.  Dorf  einst  zur 
Baronie  Bercher  gehörig.  Funde  von  römischen  Gold-  u. 
Silbermünzen. 

FEV  (Kt.  Wallis,  Bez.  Conthey,  Gem.  Nendaz).  750  m. 
Weiler  und  Häusergruppen,  an  den  vom  Bec  de  Nendaz 
und  der  Dent  de  Baltavaux  zur  Rhone  absteigenden 
Hängen,  zwischen  Aproz  und  Riddes,  am  Fussweg 
Nendaz-Riddes  und  3  km  ö.  vom  Pfarrdorf  Basse  Nen- 
daz. Mit  den  Siedelungen  Bieudron,  Crevey  und  Plan 
Fey  zusammen :  196  kathol.  Ew. ;  Weiler  Fey  allein : 
12  Häuser,  76  Ew.  Sagen.  Wiesenbau  und  Viehzucht. 
Holzhandel. 

FEY  (BOIS  DES)  (Kt.  Waadl,  Bez.  Cossonay,  Gem. 
La  Sarraz).  553  m.  Gruppe  von  2  Häusern,  nahe  dem 
rechten  Ufer  des  Veyron  und  von  ihm  durch  einen  Wald 
getrennt,  an  einem  von  La  Sarraz  nach  Dizy  führenden 
Fussweg  und  2  km  siv.  La  Sarraz.  Der  Name  Bois  des 
Fey  umfasst  sowohl  die  Häuser  wie  den  längs  dem  Ufer 
des  VeyroD  sich  hinziehenden  und  den  s.  davon  stehen- 
den Wald.  17  reform.  Ew.  Die  Häuser  gehören  zu  einem 
grossen  Landgut,  das  einst  Eigentum  des  Schlosses  La 
Sarraz  gewesen  war. 

FEY  (PLAN)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Conihey,  Gem.  Nendaz). 
808  m.  Oberer  Abschnitt  des  Weilers  Fey,  nach  seiner 
Lage  auf  flacher  Terrasse  so  genannt.  3  Häuser,  22  kathol. 
Ew.  Vergl.  den  Art.  Fey. 

FEYA  (LA  T^TE  DES  LUEX)  (KL  Waadt,  Bez. 
Aigle).  2242  m.  Schafweiden,  am  NW.-Grat  des  Grand 
Mnveran  und  unt^r  der  Pointe  des  Ancrenaz.  Mit  Sturz- 
schutt übersät.  Beliebtes  Ausflugsziel  der  Sommergäste 
von  Les  Plans  de  Freni^resund  von  hier  aus  in  3*/«  Stun- 
den zu  erreichen.  Fällt  mit  700  m  hohen  Felswänden,  wie 
sie  in  solcher  Grossartigkeit  in  den  Waadtländer  Alpen 
selten  zu  finden  sind,  senkrecht  zu  Thal. 

FEYDEY  (LE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Leysin). 
1440  m.  So  heisst  das  modernste  Quartier  von  Leysin ;  von 
den  Sanatorien,  Gasthöfen  und  Villen  gebildet,  die  an  der 
Stelle  der  heute  zum  grössten  Teil  verschwundenen  ein- 
stigen Hütten  von  Le  Feydey  sich  erheben.  Endstation  der 
elektrischen  Bahn  Aigle-Leysin.  Telephon.  39  Häuser,  423 
reform,  und  kathoU  Ew.  Vergl.  den  Art.  Leysin.  Rote 
Schichten  der  obern  Kreide  und,  tiefer  unten,  Flysch  mit 
Fucoiden. 

FEYGIRE,  auch  FEIQIRE,  FIAUO^RE,  FIAU- 
DlfeRE,  FLAUQIRE,  FOlGlfeRE  etc.  Ortsnamen 
der  französischen  Schweiz;  vom  mittellatein.  filicarias  = 
mit  Famkraut  bestandener  Ort. 

FEYGIRE  (PONT  DE)  (Kt.  Waadt  und  Freiburg). 
773  m.  Schöne  Brücke  über  die  Veveyse  de  Fey^ire,  Strasse 
Blonay-Chätel  Saint  Denis,  unterhalb  Ghaussin.  Ganz  in 
der  Nähe,  am  linken  Bachufer,  der  Bauernhof  Feygire. 
Beliebtes  Ausflugsziel  der  Bewohner  von  Vevey  u.  If  km 
von  diesem  Ort  entfernt.  Oligocäne  Schiefer  mit  Clausil- 


lien  in  abnormalem  Kontakt  mit  der  ersten  Neocom-  und 
Jurazone  des  Alpenrandes. 

FEYQIRE  (VEVEYSE  DE)  (Kt.  Freiburg u.  Waadt). 
Bach ;  entspringt  am  Fuss  der  Cape  au  Moine  in  1500  m, 
fliesst  in  tiefem  Einschnitt  zuerst  nach  NW.  und  W.,  biegt 
in  scharfem  Knie  nach  SW.  um  und  mündet  in  die  Ve- 
veyse de  Chätel.  Durchbricht  in  beinahe  rechtem  Winkel 
die  ganze  äussere  Zone  der  romanischen  Präalpen  und 
bildet  ihrer  ganzen  Länge  nach  die  Grenze  zwischen  den 
Kantonen  Waadt  und  Freiburff.  An  den  Steilufern  eine 
Reihe  von  wichtigen  Fundstellen  von  Fossilien  der  Jura- 
schichten, des  Neocom,  Flysch  und  endlich  der  oligocänen 
Süsswassermolasse. 

FEZI8LOH  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem.  Egnach). 
429  m.  Weiler,  4  km  vom  linken  Ufer  des  Bodensees  und 
2  km  so.  der  Station  Egnach  der  Linie  Rorschach  -  Ro- 
manshom.  10  Häuser,  49  kathol.  und  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinden Steinbrunn  und  Neukirch  -  Egnach.  Wiesen- 
und  Obstbau  (Kirschbäume),  Viehzucht  und  Milchwirt- 
Schaft 

FIANELL  (PIZ)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Hinterrhein). 
Gipfel.  S.  den  Art.  Grisch  (Piz). 

FIAUDAIRES  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Ormont 
Dessous).  Hütten.  S.  den  Art.  Fiodeyres. 

FIAUDifeRE  (Kt.  Waadt,  Bez.  Vevey,  Gem.  Le  GhA- 
telard).  1700  m.  Hütten,  zur  Zeit  der  Heuernte  und  des 
Holzschlages  in  den  am  SO.-Hang  des  Mont  Cubly  zer- 
streuten Waldparzellen  bezoffen,  etwas  über  der  Strasse 
Les  Vernex-Les  Avants  und  aer  Bahnlinie  Montreux -Les 
Avants-Montbovon  gelegen  ;  1,5  km  w.  Les  Avants. 

FIAUQfeRE  (BN)  oder  EN  FlOUQfeRE  (Kt. Waadt, 
Bez.  Morges,  Gem.  Yens).  Häuser.  S.  den  Art.  Fougere 
(La). 

FIAUQfeRBS  (Kt.  Freibunz.  Bez.  Veveyse).  860  m. 
Gem.  und  Dorf,  mit  zwischen  Saint  Martin  und  Gratta- 
vache  zerstreut  gelegenen  Häusern,  5  km  nö.  Oron  la  Ville 
und  2,5  km  nw.  der  Station  Semsales  der  Linie  Chätel 
Saint  Denis-Bulle-Montbovon.  50  Häuser,  279  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Saint  Martin.  Viehzucht  und  Milchwirt- 
schaft. Das  Dorf  wird  von  den  Leuten  der  Umgegend  all- 
gemein a  Ville  des  Bois  »  geheissen.  Kapelle  zur  Unbe- 
fleckten Empfängnis,  1884  erbaut.  1150:  Felgeria;  1273: 
Fiougi^re.  ' 

FIBBIA  (I.A)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leventina).  2742  m. 
Gipfel,  im  Gotthard massiv ;  steigt  unmittelbar  über  der 
Gotthardpasshöhe  mit  breiten,  steinigen  und  allen  Pflan- 
zenwuchses entbehrenden  Hängen  auf.  2  km  sw.  über  dem 
Hospiz  und  von  hier  aus  in  2  Stunden  leicht  zu  besteigen. 
Sehr  schöne  Aussicht.  Fundstellen  von  z.  T.  seltenen  Mi- 
neralien in  schöner  Ausbildung :  Adular,  Albit,  Anatas, 
Apatit,  Bergkrystall,  Calcit,  Desmin,  Epidot,  Laumontit, 
Rutil,  Titanit  etc.  Liegt  in  einer  Zone  von  mehr  oder  we- 
niger grobkörnigem  Gneis,  dem  sogen.  Fibbiagneis,  der 
durch  Dynamometamorphose  aus  dem  Gotthardgranit  ent- 
standen ist. 

FICHTEN  (KLOSTER)  (Kt.  Basel  Stadt,  Gem. 
Basel).  Ehemaliges  Kloster.  S.  den  Art.  Kloster  Fich- 
ten. 

FIDAZ  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Im  Boden,  Kreis  Trins, 
Gem.  Flims).  1189  m.  Dorf,  am  S.-Fuss  des  Flimsersteins, 
2  km  ö.  Flims  und  8  km  nw.  über  der  Station  Beichenau 
der  Bätischen  Bahn  (Chur-Thusis).  Postablage.  33  Häuser, 
106  reform.  Ew.  romanischer  Zunge.  Alpwirtschaft.  Kleine 
Kirche. 

FIDENHAU8  (Kt.  6t.  Gallen,  Bez.  Tablat,  Gem.  Häg- 
genswil).  585  m.  Gruppe  von  2  Häusern,  1  km  so.  Häggens- 
wil  und  9  km  nw.  der  Station  Mörswil  der  Linie  St.  Gal- 
len-Borschach. 34  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau.  Vieh- 
zucht. Stickerei. 

FIDERENHAUSER  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Hhein- 
thal,  Gem.  Altstätten).  700  m.  5  über  dem  Schleifertobel 
zerstreut  gelegene  Häuser;  2,5  km  nw.  über  der  Station 
Altstätten  der  Linie  Borschach  -  Sargans.  14  reform,  und 
kathol.  Ew.  Landwirtschaft.  Stickerei. 

FIDERI   (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster).   Gipfel.   S.  den 

Art.  SCHÄNNISERBERG. 

Fl  DER  18  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Landquart,  Kreis 
Jenaz).  903  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  auf  schöner  Terrasse 
am  linken  Seitengehänge  des  Prätigau,  2  km  von  der  Sta- 
tion Fideris  der  Rätischen  Bahn  (Landquart-Davos).  Post- 


100 


FID 


FIE 


bureau,  Telec^raph,  Telephon ;  Postwagen  nach  Fideris 
Bad.  Gemeinde,  mit  Strahlegg :  95  Häuser,  3Ö3  reform.  Ew. 


Fideris  von  SQden. 

deutscher  Zunge ;  Dorf:  70  Häuser,  271  Ew.  Alpwirtschaft. 
Gasthöfe,  Pensionen  und  Wirtshäuser. 

FIDERIS  BAD  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
quart, Kreis  Jenaz,  Gem.  Fideris).  1091  m.  Heilbad  in 
einer  Schlucht  am  rechten  Ufer  des  Arieschbaches  gele- 
gen ;  2,9  km  so.  der  Station  Fideris  der  Rätischen  Bahn 
(Landquart-  Davos).  Im  Sommer  Postablage,  Teleffraph 
und  Postwagen  nach  Station  Fideris.  3  Häuser,  18  Ew. 
Sehr  bekannter  und  besuchter  Kurort  mit  eisenhaltigem 
Säuerling.  Armenhaus. 

FIDERISER  ALP  DURANNA  (Kt.  Graubünden, 
Bez.  Ober  Landquart,  Kreis  Jenaz,  Gem.  Fideris).  1872  bis 
2124  m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  etwa  20  Hütten,  am 
N. -Hang  der  Hochwangkette  zwischen  Piz  Casanna  und 
Kistenstein,  am  Weg  über  den  Durannapass  und  4-5  Stun- 
den so.  über  Fideris. 

FIDERISER  HEUBERQE  (Kt.  Graubünden.  Bez. 
Ober  Landquart,  Kreis  Jenaz,  Gem.  Fideris  und  Jenaz). 
2000-2200  m.  Alpweiden  mit  zerstreut  gelegenen  Hütten, 
an  den  Quellen  des  Arieschbaches,  n.  der  Glunerseen,  am 


Fideris  Bad  von  Norden. 

Weg  über  die  Artlinerfurka  und  am  N.-Hangdes  Mattlis- 
horns,  4-5  Stunden  s.  über  Fideris. 
FIDERSBERQ  (Kt.  u.  Bez.  Schwyz).  1919  m.  Breiter 


Gipfel,  in  dem  vom  Drusberg  nach  N.  abzweigenden  und 
das  Thal  der  Stillen  Waag  vom  obern  Sihlthal  trennenden 
kurzen  Kamm;  3,5  km  n.  vom  Drus- 
berg und  4  km  osö.  über  Ober  Iberg. 
FIECHTEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Trachselwald,  Gem.  Huttwil).  620  im. 
Weiler  und  am  rechten  Ufer  der  Roth 
zerstreut  gelegene  Häuser,  nahe  der 
Mündung  der  Roth  in  die  Langeten  und 
1,2  km  w.  der  Station  Huttwil  der  Lini»« 
Langenthai- Wolhusen.  33  Häuser,  212 
reform.  Ew.  Käserei.  Fiechlen,  vom  alt- 
hochdeutschen ßuhta  r=r  heutigem  Fichte 
{Pinus). 

FIER  <PIZ)  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Inn).  3060  m.  Schöne  und  stolze  Fels- 
pyramide, in  der  Gruppe  des  Piz  Qua- 
ter  Vals,  hinter  dem  ö.  Gehänge  des 
zentralen  Engadin  und  über  dem  Grund 
des  Val  Trupchum  ;  zwischen  Piz 
Quater  Vals  und  Piz  Ca^ana,  9  km  ö. 
Scanfs. 

FIESCH  oder  VIESCH  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Gfoms).  1071  m.  Gem.  und  schönes 
Pfarrdorf,  am  rechten  Ufer  der  Rhone 
gegenüber  Aernen  und  an  der  Ausmün- 
dung des  Fiescherthales  prachtvoll  ge- 
legen, 18  km  nö.  Brig.  Hauptzentrum 
für  den  Fremdenverkehr  zwischen  Brig 
u.  dem  Rhonegletscher.  Postbureau-,  Telegraph;  Pferde 
Wechsel  des  Postkurses  Brig-Furka-Göschenen.  Gemeinde, 
mit  Birchi  u.  Wiler :  58  Häuser,  467  kathol.  Ew. ;  Dorf:  15 
Häuser,  127  Ew.  Klimatischer  Kurort  mit  zwei  Gasthöfen. 
Schöne  neue  Kirche.  Vom  Fiescherbach  (oder  der  Eau 
Blanche)  in  zwei  Hälften  getrennt.  Neben  der  nach  O. 
weiterführenden  und  bald  das  Gehänge  des  Gibeleggwal- 
des  erklimmenden  Furkastrasse  gehen  von  Fiesch  noch 
drei  bedeutende  Alpwege  aus,  deren  einer  nach  N.  ins 
Fiescherthal  führt,  während  der  zweite  längs  dem  bewal- 
deten Hang  zur  Terrasse  von  Fürnergarten  und  zum  Eg- 
gishom  leitet  und  der  dritte  s.  vom  Dorf  von  der  Haupt- 
strasse abzweigt,  unweit  der  Mündung  des  grossen  Fiescher- 
baches  in  die  Rhoneschlucht  eintritt,  den  Fluss  auf  einer 
Hoizbrücke  überschreitet  und  nach  Aernen  und  Binn 
führt.  Fiesch  besass  im  13.  und  14.  Jahrhundert  sein  ei- 
genes Edelgeschlecht ,  dessen  letztes  bekanntes  Glied, 
Wilhelm  von  Viesch,  seine  Güter  an  die  um  1325  in  Aer- 
nen sesshaft  gewordenen  Augustinerinnen  vom  Mont  de 
Gräce,  die  dann  1344  nach  Fiesch  übersiedelten,  abtrat. 

Nach  zeitgenössischen  Urkunden  hausten 
diese  Nonnen  in  einem  festen  Turm  am 
Hauptplatz  von  Fiesch.  Trotzdem  der  Bi- 
schof von  Sitten  die  Schwestern  ermächtigt 
hatte,  zweimal  in  der  Woche  im  See  der 
«  Monts  de  Morel  »  (es  ist  damit  ohne  Zwei- 
fel der  Bettenersee  gemeint)  zu  fischen, 
verschwand   1505  das  Kloster  Mangels  an 

fenügendem  Einkommen.  Gerichtsherr  von 
iesch  war  bis  zum  Ende  des  18.  Jahrhun- 
derts der  Bischof.  Ueber  Fiesch  hat  man 
ein  Bronzebeil  gefunden.  1265:  Viu  ;  1277  : 
Vios ;  1360  :  Vyes  und  Vies.  Vom  lat.  victts 
•=.  Dorf,  Weiler. 

FIESCHERALP  oder  VIESCHER- 
Al-P  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms,  Gem.  Fiesch). 
1891  m.  Alpweide  oder  Sommerweide  mit 
etwa  15  Hütten  und  kleiner  Kapelle,  2  km 
nw.  über  Fiesch  und  über  den  das  Dorf 
im  W.  überragenden  Waldungen.  Von 
Fiesch  führt  ein  Fussweg  über  die  Ter- 
rasse von  Fürnergarten  in  2,5  Stunden 
auf  die  Fiescheralp,  die  bis  zum  Fuss  des 
Fiescherhorns  (2900  m ;  Nachbarn  und  Ri- 
valen des  Eggishorns)  ansteigt.  Schöner 
Ausblick  auf  das  Goms,  Binnenthal  und 
besonders  das  Fiescherthal  mit  seinem 
Gletscher. 
FIESCHERBACH  oder  VIESCHERBACH,  fran- 
zösisch Eau  Blanche  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  1560- 
1030  m.  Wildbach,  Ablluss  dos  Fieschergletsohers  ;  enl- 


FIE 


FIE 


101 


springt  den  beiden  durch  einen  Fels  von  einander  pe- 
Irennlen    Zungenenden   des  Gletschers   mit   zwei  Quell- 


Fiesch  von  Westen. 

.-irmen,  deren  w.  noch  durch  einen  Teil  der  Wasser  des 
vom  Märjelensee  kommende^  Seebaches  geschwellt  wird. 
Unterhalb  der  Alp  weide  von  Unter  Titer  vereinigen  sich 
die  beiden  Arme  zum  eigentlichen  Fiescherbach,  der  nun 
dem  Boden  des  Fiescherthales  folgt,  das  schöne  Dorf 
Fiesch  durchfliesst  und  nach  5  km  langem  Lauf  von 
N.-S.  mit  wildem  Getöse  oberhalb  der  Brücke  von  Neu- 
brügg  in  10^  m  von  rechts  in  die  Rhone  mündet. 

FIE8CHERBIEL  oder  VIESCHERBIEI.  (Kt. 
Wallis,  Bez.  West  Raron,  Gem.  Ausserberg).  1167  m. 
Gruppe  von  5  Häusern,  am  Fuss  des  Dählwaldes,  400  m 
n.  vom  Dorf  Ausserberg.  38  kathol.  Ew. 

FIE8CHERFIRN  oder  VIESCHERFIRN  (WAL- 
LISER) (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  3900-2800  m.  Grosses 
Firn-  und  Gletscherfeld  ;  beginnt  an  den  Hänpn  der  drei 
Grindelwalder  Fiescherhörner,  steigt  zwischen  der 
Gruppe  des  Finsleraarhorns  und  der  der  Walliser  Fie- 
scherhörner ab,  nimmt  von  beiden  Seiten  her  eine  Anzahl 
von  (auf  der  Siegfriedkarte  unbenannten)  Nebenarmen 
auf  und  geht  am  Rotlochplatz  in  den  eigentlichen  Fie- 
scherglelscher  über.  Vom  Gipfel  des  Grossen  Fiescherhorns 
bis  zum  Botlochplatz  6  km  lang. 

FIE8CHERQABELHORN  oder  VIE- 
SCHERGABELHORN  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Goms).  3870  m.  Doppelgipfel,  auf  der  Sieg- 
friedkarte unbenannt  und  ohne  Kote,  ö. 
vom  Kamm  in  der  Gruppe  der  Walliser 
Fiescherhörner.  Zum  erstenmal  1889  von 
der  Konkordiahutte  aus  in  7  Stunden  40 
Minuten  erstiegen. 

FIE8CHERGLET8CHER  oder  VIE- 
8CHERGLET8CHER  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Goms).  2800-1560  m.  Gletscher;  7,4  km 
lang  und  im  Mittel  1  km  breit ;  entsteht  aus 
dem  Walliser  B'iescherfim,  Galmifirn  und 
Sluderfirn,  die  sich  am  Rotlochplatz  (S.- 
Fuss  des  Finsteraarhornslockes)  zu  einem 
breiten,  furchtbar  zerklüfteten  und  mit 
Spalten  übersäten  Eisstrom  vereinigen. 
Dieser  Fieschergletscher  steigt  zwiscnen 
Walliser  Fiescherhörnern  unaWasenhorn 
nach  S.  ab  und  sendet  den  Fiescherbach 
durch  das  Fiescherthal  zur  Rhone.  Lange 
Jahre  hindurch  war  der  Weg  über  den 
Fieschergletscher  die  am  gewöhnlichsten 
begangene  Route  zum  Oberaarjoch  und  zur 
(irimsel  ;  seitdem  der  Gletscher  seiner 
furchtbaren  Zerklüftung  wegen  vielfach  ungangbar  ge- 
worden, pllegt  man  den  leichtern  und  zugleich  interes- 
santeren Weg  von  der  Konkordiahütte  aus  über  Grünhorn- 


lücke und  Gemsenlücke  zum  Oberaarjoch  zu  nehmen. 
FIE8CHERGBAT  oder  VIE8CHERQRAT  (Kt. 
Bern  und  Wallis).  3705  und  3642  m. 
Schnee-  u.  Eisgrat,  in  der  Gruppe  der 
Grindelwalder  Fiescherhörner ;  verbin- 
det das  Unter  Mönchjoch  mit  dem  Gross 
Fiescherhorn  und  trennt  das  Ewig- 
schneefeld vom  Grindelwalder  Fie- 
scherfirn.  Eine  Gratwanderung  von  der 
Berglihütte  des  S.  A.  C.  bis  zum  Gipfel 
des  Gross  Fiescherhorns  erfordert  un- 
gefähr 6  Stunden. 

FIESCHERHÖRNER  oder  VIE- 
8C  H  E  R  H  Ö  RN  E  R  (Q  Rl  N  DE  L- 
WALDER)  (Kt.  Bern  und  Wallis). 
Stark  zerschnittener  Kamm,  verbindet 
den  Mönch  über  das  Mönchjoch  und 
Agassizhorn  mit  dem  Finsteraarhorn. 
Der  N.-Hang  steigt  in  steilen  Wänden 
über  dem  rechten  Ufer  des  Unter  Grin- 
delwaldgletschers auf,  während  an  die 
sanftem  S.-  u.  SW.-Hänge  das  Ewig- 
schneefeld sich  anlehnt.  Hängen  über 
das  Agassizhorn  mit  dem  Finsteraarhorn 
und,  jenseits  des  Hinter  Fiescherhornes, 
über  eine  unbenannte  Scharte  mit  den 
Walliser  Grünhörnern  zusammen.  Vom 
Unter  Mönchjoch  an  gezählt,  können 
wir  folgende  Gipfel  und  Einschartungen 
unterscheiden  :  das  Walcherhorn  (3/(Ä 
m)  im  .  Fieschergrat ;  das  Gross  Fiescherhorn  (4049  m), 
von  wo  aus  der  Kamm  sich  verdoppelt,  um  auf  dem  O.- 
Arm das  Fiescherjoch  oder  Ochsenioch  (ca.  3700  m)  und 
das  Klein  Fiescherhorn  oder  den  Ochs  (3905  m)  und  auf 
dem  SO.-Arm  den  (auf  der  Siegfriedkarle  unbenannten) 
Fieschersattel  (ca.  3960  m)  und  das  Hinter  Fiescherhorn 
(ca.  4020  m)  zu  tragen. 

FIE8CHERHORNER  oder  VIE8CHERHÖR- 
NER  (VORDER)  (Kt.  Bern  und  Wallis).  Unter  diesem 
Namen  werden  zuweilen  Gross  und  Klein  Fiescherhorn 
in  der  Gruppe  der  Grindelwalder  Fiescherhörner  zusam- 
mengefasst,  zum  Unterschied  vom  Hinter  Fiescherhorn, 
das  von  der  Grindelwalder  Seite  aus  gesehen  hinter  dem 
Hauptkamm  aufsteigt. 

FIESCHERHÖRNER  oder  VIESCHERHÖR- 
NER  <WALLI8ER)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms  und  Ost 
Raron).  Im  Mittel  etwa  3870  m.  Gruppe  von  Hochgipfeln  ; 
zwischen  dem  Grossen  Aletschgletscner,  Märjelensee,  Fie- 
schergletscher, Waliiser  Fiescherfirn  und  der  Grünhorn- 
lücke  gelegen.  Es  lassen  sich  darin  folgende  Einzelgipfel 
unterscheiden  :  Fieschergabelhorn  (ca.  3870  m  ;  auf  der 


Walliser  Fiescherhörner,  vom  Eggishorn  aus. 

Siegfriedkarte  unbenannt)  mit  den  von  ihm  nach  W. 
abzweigenden  Kamm  (3870  m)  und  Faulberg  (3244  in), 
Schönbühlhorn  (3864  m).  Gross  Wannehorn  (3950  m)  und 


102 


FIE 


FIE 


Klein  Wannehorn  (3717  m).  Der  SW.-Grat  des  Gross 
Wannehorns  ist  der  Herbriffsgrat,  sein  O.-Grat  der  Trift- 
grat ;  der  OSO  .-Ausläufer  des  Klein  Wannehorns  heisst 
Distelgrat  (3085  m),  sein  SSW.-Grat  trägt  die  Strahl- 
hörner  (3080,  3053  und  3030  m). 

FIE8CHERHORN  oder  VIE8CHERHORN  (Kt. 
Wallis,  Bez.  Goms  und  Ost  Raron).  2900  m.  Felszahn,  im 
SW.-Grat  des  Eggishorns,  unmittelbar  über  dem  Gasthof 
Jungfrau  oder  Eggishorn.  Besteigung  in  2  Stunden  leicht 
auszuführen,  aber  selten  unternommen,  da  sich  der 
Fremdenstrom  hauptsächlich  dem  benachbarten  Eggis- 
horn zuwendet.  Aussicht  von  beiden  Gipfeln  aus  dieselbe. 
Am  SO.-Fuss  die  Fiescheralp. 

FIE8CHERHORN  oder  VIE8CHERHORN 
(QR088)  (Kt.  Bern  und  Wallis).  4049  m.  Hauptgipfel 
der  Gruppe  der  Grindelwalder  Fiescherhörner,  am  Kno- 
tenpunkt der  drei  Kämme,  deren  erster  vom  Unter 
Mönchjoch,  deren  anderer  von  der  Grünhornlücke  und 
deren  dritter  vom  Agassizhorn  herkommen.  Besteigung 
schwierig,  von  der  Bergli-  oder  Konkordiahütte  aus  id  je 
5  Stunden  zu  bewerkstelligen,  zum  erstenmal  1862  aus- 
^föhrt.  Aussicht  eine  der  von  Kennern  geschätztesten 
im  Gebiete  der  Hochalpen. 

FIESCHERHORN  oder  VIE8CHERHORN  (HIN- 
TER) (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms  und  Ost  Raron).  Ca.  4020 
und  3990  m.  Doppelgipfel,  in  der  Gruppe  der  Grindel- 
walder Fiescherhörner  ;  höhere  Spitze  zum  erstenmal 
1^5,  niedrigere  1871  von  der  Berghhütte  des  S.  A.  C.  aus 
erstiegen.  Kann  auch  von  der  Konkordiahütte  aus  (in  5 
Stunden)  erklommen  werden. 

FIE8CHERHORN  oder  VIE8CHERHORN 
(KLEIN)  oder  OCH8  (Kt.  Bern  und  Wallis).  3905  m. 
Gipfel,  in  der  Gruppe  der  Grindelwalder  Fiescherhörner, 
8.  über  dem  Ober  Eismeer  des  Unter  Grindelwald- 
gletschers und  nw.  über  dem  Walliser  Fiescherfirn.  Zum 
erstenmal  1864  von  Emanuel  von  Fellenberg  mit  den 
Führern  P.  Inäbnit,  P.  Baumann,  \).  und  P.  Kaufmann 
vom  Unter  Grindelwaldgletscher  aus  über  das  Fieschei^ 
joch  bestiegen  ;  Besteigung  sehr  schwierig,  erfordert  von 
der  Bäregg  aus  etwa  12  Stunden. 

FIE8CHERJOCH  oder  VIE8CHERJOCH  (Kt. 
Bern,  Amtabez.  Interlaken).  Ca.  3700  m.  Gletscherpass, 
zwischen  Klein  Fiescherhorn  und  dem  Punkt  3758  m,  in 
der  Gruppe  der  Grindelwalder  Fiescherhörner.  Hoch- 
alj^nübergan^  ersten  Ranges,  seiner  grossen  Schwierig- 
keiten wegen  jedoch  nur  sehr  selten  begangen  ;  verbindet 
das  Ober  Eismeer  des  Unter  Grindelwaldgletschers  mit 
dem  obern  Abschnitt  des  Walliser  Fiescherfims.  Zum 
erstenmal  1863  von  Leslie  Stephen,  Hardy,  Liveing  und 
Morgan  mit  den  Führern  Michel  Baumann,  C.  Bohren 
und  Inäbnit  überschritten,  die  von  Grindelwald  bis  zum 
Gasthof  Eggishorn  20  Stunden  unterwegs  waren.  Dieser 
Pass  soll  einst  weit  weniger  vergletschert  gewesen  und  als 
Uebergang  von  Grindelwald  nach  Fiesch  und  umgekehrt 
häufig  überschritten  worden  sein.  Vergl.  darüber  den 
Art.  FiESCHERTHAL  (Gemeinde).  * 

FIE8CHERSATTEL  oder  VIE8CHER8ATTEL 
(Kt.  Wallis,  Bez.  Goms  und  Raron).  3960  m.  Passüber- 
gang, zwischen  Gross  Fiescherhorn  und  Hinter  Fiescher- 
horn ;  verbindet  das  Ewigschneefeld  mit  dem  Walliser 
Fiescherfirn.  5  Stunden  über  der  Berglihütte  des  S.  A.  G. 
Auf  der  Siegfriedkarte  unbenannt. 

FIE8CHERTHAL  oder  VIE8CHERTHAL  (Kt. 
Wallis,  Bez.  Goms).  Rechtsseitiges  Nebenthal  zum  Thal 
der  Rhone,  in  das  es  bei  Fiesch  und  ge|[enüber  Aemen 
ausmündet.  Das  Hintergehänge  vom  Fiescher^letscher 
erfüllt,  der  am  Finsteraarrothorn  in  2805  m  beginnt  und 
nach  S.  absteigt,  um  8  km  tiefer  unten  durch  den  Fels- 
sporn des  Titer  in  zwei  Zun^enenden  gespalten  zu  wer- 
den, denen  je  ein  Quellarm  aes  Fiescherbaches  oder  der 
Eau  Blanche  entfiiesst.  Von  hier  bis  zu  seiner  Mündung 
hat  das  Thal  noch  eine  Länge  von  5  km.  Es  zeichnet  sich 
durch  seine  angebaute  flacne  Sohle  vor  allen  andern 
Querthälern  dieser  Gegenden  aus  und  bietet  dem  Auge 
die  schlagendsten  landschaftlichen  Gegensätze  dar.  Im  N. 
wird  der  Horizont  über  dem  furchtbar  zerklüfteten,  mit 
weissen  und  grünen  Eisnadeln  übersäten  und  mit  schwar- 
zen, erdigen  Streifen  gebänderten  Gletscher  abgeschlossen 
durch  die  stark  zerrissenen  hohen  Felswände  des  Distel- 
grates und  die  nackten  Felsausläufer  des  Wasenhorns  ; 


im  W.  steigen  dunkle  Wälder  steil  zu  den  Grashälden  der 
Strahlhörner  und  des  Eggishoms  auf,  während  die  mit 
saftigen  Alp  weiden  bestandenen  und  mit  Weilern  und 
Hütten  übersäten  Hänge  der  0. -Seite  ein  glänzendes  Ge- 
mälde alpiner  Lieblichkeit  bilden.  Die  mittlere  Höhe  des 
Thaies  im  Fiescherboden  1115  m.  Das  Thal  früher  als 
Fundstätte  von  prachtvollen  Krystallen  weit  bekannt ; 
1757  entdeckte  man  in  einer  Felshöhle  zahlreiche  solcher 
Krystalle  von  6-14  Zentnern  Gewicht,  deren  schönste  von 
den  Franzosen  zur  Zeit  der  Eroberung  des  Ober  Wallis 
mitgenommen  wurden  und  heute  Zierden  der  Pariser 
Museen  sind. 

FIESCHERTHAL  oder  VIESCHERTHAI.  (Kt. 
Wallis,  Bez.  Goms).  Gem.,  umfasst  einen  Teil  des  (?leich- 
namigen  Thaies  mit  den  drei  grössten  Weilern  Wiche! 
(1113  m),  Wirbel  und  Platten  oder  Zur  Flüe  (1169  m),  die 
alle  einige  Hundert  Meter  von  einander  entfernt  in  einem 
ebenen  Thalboden  34  km  n.  Fiesch  liegen.  Zusammen 
^  Häuser,  181  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Fiesch.  Die 
Ueberlieferung  erzählt,  dass  einst  von  Wirbel,  dem 
höchstgelegenen  Weiler  aus  ein  Fussweg  durch  die  Eis- 
massen des  Aletsch  und  über  die  Felsabstürze  des  St.  An- 
tonsberges hin  zur  Kirche  von  Grindel wald  führte.  Dann 
hätte  der  Fieschergletscher,  dessen  Vorrücken  zu  wieder- 
holten Malen  die  mühsam  angebauten  Aeckerchen  der 
Bewohner  vernichtete,  das  ganze  obere  Thal  überflutet 
und  den  ferneren  Uebergang  verunmöglicht.  Anderen 
Ueberlieferungen  nach  sollen  im  16.  und  17.  Jahrhundert 
die  reformierten  Walliser  auf  diesem  Wege  nach  Grin- 
delwald gepilgert  sein,  um  dort  ihre  Ehen  zu  schliessen 
und  ihre  Kinder  taufen  zu  lassen,  wie  die  katholischen 
Bemer  Grindel walds  zu  denselben  Zwecken  den  gleichen 
W'eg  in  umgekehrter  Richtung  nach  Fiesch  benatzt 
hätten.  Aehnlichen  Ueberlieferungen  begegnen  wir  noch 
in  andern  kleinen  Querthälern  n.  der  Rhone,  besonders 
im  Lenker-  und  Lötschenthal.  Es  ist  nach  neueren  For- 
schungen nicht  wahrscheinlich,  dass  diese  Angaben  un- 
beschränkten Glauben  verdienen.  Im  Gemeindehaus  von 
Fiesch  hat  man  bis  1871  einen  Käse  aufbewahrt,  der  im 
Jahre  1600  fabriziert  worden  sein  und  aus  einer  nachher 
von  vorrückendem  Eis  zerstörten  Alpweide  im  obersten 
Thalabschnitt  gestammt  haben  soll. 

FIE880  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leventina,  Gem.  Prato). 
970  m.  Dorf,  mitten  in  Wiesen  und  Tannenwäldern  schön 
gelegen,  am  rechten  Ufer  des  Tessin  und  an  der  Strasse 
Airolo-Biasca.  Station  Rodi-Fiesso  der  Gotthardbahn. 
Telegraph.  34  Häuser,  148  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Fabri- 
kation von  und  Handel  mit  Fettkäse.  Fremden  Industrie ; 
Sommerfrische  für  italienische  Familien  und  Durchgangs- 
station für  Touristen  auf  dem  Wege  über  den  Campo- 
lungo  ins  Val  Maggia. 

FIEUDO  (ALPE  DI)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leventina, 
Gem.  Airolo).  1850-2480  m.  Alpweide,  am  Eingang  ins 
Val  Bedretto,  am  S.-Hang  der  Fibbia  (St.  Gotthard).  Im 
Sommer  mit  75  Kühen  bezogen.  Ausgezeichneter  Fett- 

FIEZ  (Kt.  Waadt,  Bez.  Grandson).  522  m.  Gem.  und 
Dorf,  auf  der  vom  Arnon  entwässerten  Molassehochfläche 
zwischen  Neuenburgersee  und  Jurafuss,  nahe  dem  linken 
Ufer  des  Flusses,  an  der  Strasse  Grandson-Mauborget-Val 
de  Travers  und  2,8  km  nw.  der  Station  Grandson  der  Linie 
Lausanne-Neuenburg.  Postbureau,  Telephon;  Postwagen 
Grandson-Villars-Burquin,  Grandson-VuittebGeuf  und,  im 
Sommer,  Grandson-Mauborget.  Gemeinde:  50  Häuser,  399 
reform.  Ew.  Bildet  zusammen  mit  Fontaines,  Grande- 
vent, Novalles,  Vugelles  la  Mothe,  Villars-Burquin,  Mau- 
borget und  einem  Teil  von  Vaugondry  eine  gemeinsame 
Kirchgemeinde.  In  Villars-Burquin  Kirche  und  Pfarrer 
für  Villars-Burquin,  Mauborget,  Vaugondry  und  die  zur 
Kirchgemeinde  Champagne  gehörigen  Zivilgemeinden 
Fontanezier  und  Romairon.  Acker-  und  etwas  Weinbau. 
Sägen,  Mühlen.  Zur  Gemeinde  Fiez  gehört  auch  noch 
eine  am  W.-Hang  des  Chasseron  gelegene  Enklave  in 
Neuenburger  Gebiet  mit  mehreren  Sennbergen.  Römische 
Ruinen.  Alte  Siedelung,  unter  der  Berner  Oberhoheit 
Hauptort  eines  alle  benachbarten  Gemeinden  umfassen- 
den Verwaltungskreises,  der  als  solcher  erst  1844  aufge- 
löst worden  ist.  885:  Figiacum;  1028:  Fie. 

FIEZ-PITTET  (Kt.  Waadt,  Bez.  und  Gem.  Grandson). 
440  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  Fuss  eines  mit  Reben 


FIG 


FIL 


103 


bestandenen  Hanges,  200  m  w.  vom  Weiler  Les  Tuileries 
und  1,7  km  sw.  der  Station  Grandson  der  Linie  Lausanne- 
Neuenburg.  2i  reform.  Ew.  Aeitere  Siedelung  als  Les  Tui- 
leries, die  einst  Fiez-Pittet  Dessous  geheissen  baben. 

FIGA8CIAN  (MONTE) (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  Gip- 
fel. S.  den  Art.  Albrunhorn. 

FIQINO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lugano,  Gem.  Barbengo). 
296  m.  Weiler,  20  m  über  dem  Ufer  des  W.-Armes  des 
Luganersees,  gegenüber  dem  italienischen  Dorf  Brusim- 
piano,  an  der  Strasse  Lugano-Grancia-Morcote  und  7  km 
sw.  Lugano.  Postablage;  Postwagen  Lu^ano-Figino.  20 
Häuser,  94  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Fischerei.  Starke 
periodische  Auswanderung  in  die  übrigen  Kantone  der 
bchweiz. 

FIGIONE  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leventina,  Gem.  Rossura). 
1000  m.  Weiler,  am  Weg  Faido-Rossura,  400  m  nw.  Ros- 
sura und  2,5  km  ö.  der  Station  Faido  der  Gotthardbahn. 
10  Häuser,  37  kathol.  Ew.  Alpwirtschaft.  Butter  u.  Käse. 

FIGLI8BERQ  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Nott- 
wiD.  698  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  Nottwilerberg 
und  2,5  km  sw.  der  Station  Nottwil  der  Linie  Luzern- 
Olten.  20  kathol.  Ew.  Landwirtschaft. 

FIL,  FEIL,  FO IL.  Häufig  vorkommende  Bezeichnung 
für  spitze  Gipfel  und  Gräte;  die  erst- 
genannte Form  besonders  in  der  ita- 
lienischen Schweiz  und  im  Engadin, 
die  übrigen  beiden  Formen  im  roma- 
nischen Gebiet  gebräuchlich.  Vom  lat. 
filum  =  Schneide,  Grat. 

FILA88E(TfeTE  DE)  (Kt.  Waadt, 
Bez.  Aigle).  2165  m.  Rasen  bewachsener 
Buckel,  in  dem  vom  Pas  de'  Cheville 
überschrittenen  Kamm  zwischen  den 
Gruppen  des  Grand  Muveran  und  der 
Diablerets;  gehört  noch  zum  Waadt- 
länder  Anteil  am  Alpweidengebiet  von 
Anzeindaz.  Schöne  Aussicht  auf  das 
Thal  der  Derborence,  1 V«  Stunden  über 
den  Hütten  von  Anzeindaz.  An  seinem 
Hang  die  sog.  Combe  de  Filasse,  ein 
kleines  Thälcnen  im  Nummulitenkalk. 

FILD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  und  Gem. 
Sargans).  Weiler.  S.  den  Art.  Vild. 

FILDER  (Kt.  Appenzell  L  R.,  Gem. 
Schwendi).  1632  m.  Kleine  Alpwetde 
mit  3  Hütten,  am  sehr  steilen  N.-Hang 
des  Schäfler  und  4,5  km  sw.  über 
Schwendi.  Da  hier  auf  eine  Fläche  von 
45  ha  der  Höhenunterschied  450  m  be- 
trägt, ist  die  Alpweide  häufigen  Erdrut- 
schuDgen  und  Lawinenschlägen  aus- 
gesetzt und  wird  wohl  mit  der  Zeit 
ganz  verwüstet  sein,  wenn  nicht  bald  —  kostspielige  — 
Yerbauungsarbeiten  an  Hand  genommen  werden. 

FILDERICH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Simmen- 
Ihal,  Gem.  Diemtigen).  1320  m.  Alphütten,  am  Filde- 
richbach  und  am  W.-Fuss  der  Männlitluh,  15  km  s. 
Diemtigen. 

FILDERICHBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Sim- 
menthal).  Bach ;  entspringt  mit  zwei  Quellarmen  am  W.- 
Hang des  Erbethorns  in  2100  m  und  am  S.-Hang  des 
W^annenspitz  in  2200  m.  entwässert  das  kleine,  in  den 
Flysch  der  Niesenzone  eingeschnittene  Schwendenthai, 
nimmt  von  links  den  Grimmibach  und  von  rechts  den 
Gürbsbach  auf,  durchfliesst  das  malerische  Thal  von  Zwi- 
schenflüh,  erhält  dann  von  links  den  Nauenbach  und 
mündet  nach  18  km  langem  Lauf  in  der  Richtung  nach 
NW.  und  NO.  in  825  m  in  den  Kirel,  einen  Nebenbach 
zur  Simme.  Grösster  der  verschiedenen  Bäche  des  Diem- 
tigthales. 

FILDERN  (MITTLER,  OBER  und  UNTER)  (Kt. 
und  Amt  Luzern,  Gem.  Ebikon).  440-426  m.  4  Häuser^  am 
rechten  Ufer  des  Ron  und  1,3  km  nö.  der  Station  Ebikon 
der  Linie  Zürich- Rotkreuz-Luzern.  29  kathol.  Ew.  Acker- 
und  Obstbau,  Viehzucht.  Fildern  ein  Kollektivum  von 
Feld,  Gefilde. 

FILET  (Kt.  Wallis,  Bez.  Ost  Raron).  785  m.  Gemeinde, 
über  dem  rechten  Ufer  der  Rhone.  1,5  km  nö.  Morel  und 
von  dieser  Gemeinde  z.  T.  durch  den  Tiefenbach  geschie- 
den. UmfasstdreiSiedelungsgruppen:  Filet,  Gifrisch  und 


Halten;  zusammen:  15  Häuser,  120  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde Morel.  Weiler  Filet  am  Maultierweg  Mörel-Bet- 
ten-Eggishom.  Nördl.  über  der  Terrasse  von  Filet  liegt  die 
Hochterrasse  von  Goppisberg. 

FILISTORFENES  (Kt. Freibur^,  Bez.  Greierz).  1184- 
1600  m.  Alpweide  und  Wildbach ;  dieser  bildet  efnen  der 
Quellarme  der  Görine,  der  vom  Gipfel  der  Berra  (nahe 
beim  Signal]  aus  1600  m  Höhe  abstei^  und  nach  3,5  km 
langem  Lauf  durch  tiefe  Schluchten  sich  mit  dem  andern, 
an  Wassermenge  geringern  Quellarm  der  Gerine  ver- 
einigt. Von  der  Quelle  zur  Mündung  beträgt  das  Gefälle 
11  6  V. 

FILISUR  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Albula,  Kreis  Ber- 
gün).  1040  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  rechten  Ufer  der 
Albula  und  an  der  Albulastrasse.  Station  der  künftigen 
Albulabahn  (Thusis-St.  Moritz).  Die  Sektion  Thusis-Fili- 
sur  der  Bahnlinie  hat  eine  Maximalsteigung  von  2,5%, 
die  Sektion  Filisur-St.  Moritz  eine  solche  von  3,5%.  Post- 
ablage, Telegraph.  Gemeinde,  mit  Jennisberg :  76  Häuser, 
644  Ew.  deutscher,  italienischer  und  romanischer  Zunge, 
wovon  372  Katholiken.  Dorf:  68  Häuser,  602  Ew.  Alpwirt- 
schaft. Beim  neuen  Friedhof  hat  man  einen  Bronzeham- 
mer und  ein  Gussstück  aus  demselben  Metall  gefunden. 


Filisur  mit  dem  Schafberg. 

Eine  grosse  Anzahl  von  im  Ober  Engadmer  Stil  gehal- 
tenen Häusern  ist  mit  sehr  bemerkenswerten  alten  Male- 
reien geschmückt. 

FILISWEID  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gossau,  Gem.  Wald- 
kirch). 700  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  1  km  s.  Waldkirch 
und  o,3  km  nö.  der  Station  Arnegg  der  Linie  Sulgen- 
Gossau.  80  kathol.  Ew.  Armenhaus  der  Gemeinde  Wald- 
kirch. Ackerbau  und  Viehzucht.  Stickerei. 

FILLARHORN,  FILLARKUPPE,  QRAN  FIL- 
LAR  oder  auch  FULLARHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp). 
3679  m  (auf  der  italienischen  Karte  3680  m).  Gipfel,  von 
der  Schweizerseite  aus  wenig  sichtbar,  in  dem  die  Gruppe 
des  Monte  Rosa  mit  dem  Strahlhorn  verbindenden  Weiss- 
torkamm,  auf  der  Landesgrenze  gegen  Italien.  Vom  ita- 
lienischen Macugnaga  aus  sehr  schön  sichtbar.  Besteigung 
von  der  auf  der  Zermalter  Seite  stehenden  Bötempshütte 
des  S.  A.  G.  aus  in  4  Stunden  leicht  zu  bewerkstelligen ; 
schwierig  von  italienischer  Seite  aus,  wo  sie  von  Macug- 
naga über  die  Alpe  de  Fillar  und  den  Fillargletscher  11 
Stunden  erfordert. 

FILLARHORN  (KLEIN), PICCOLO  FILLAR  od. 
FULLAR  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  Gipfel;  nach  der  itali- 
enischen Generalstabskarte  unmittelbar  s.  des  Gran  Fil- 
lar (Weisstorkamm)  gelegen  und  3616  m  hoch.  Kann  bei 
der  Besteigung  des  Gran  Fillar  mitbesucht  werden.  Auf 
der  Siegfried  karte  nicht  verzeichnet. 

FILLAR  JOCH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  Passübercanff ; 
nach  der   italienischen  Generalstabskarte  3485  m   noch. 


104 


FIL 


FIN 


auf  der  Siesfriedkarte  ohne  Namen  und  Kote,  von  Iwan 
von  Tschudi  irrtümlich  Jazzipass  ^eheissen.  Wird  jetzt 
von  Kennern  alpiner  Topographie  mit  dem  Alt  Weisstor 
identifiziert.  S.  diesen  Art. 

FILI.E  DIEU  (I.A)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Glane,  Gem. 
Romont).  694  m.  Nonnenkloster,  am  linken  Ufer  der  Gläne, 
mitten  in  sumpfiger  Gegend ;  1,5  km  nö.  der  Station  Romont 
der  Linie  Bern-Freiburg-Lausanne.Telephon.  Zwei  Häuser, 
77  kathol.  Ew.  Altertümliche  Klosterkirche,  der  h.  Jung- 
frau geweiht,  1345  vom  Bischof  von  Angers  eingesegnet. 
Im  13.  Jahrhundert  zogen  sich  Julielte,  Pernette  und  Cecile, 
drei  Töchter  von  Haymeric,  Herrn  von  Villa  (Saint  Pierre), 
in  ein  am  Ufer  der  Gläne  abseits  stehendes  Gebäude  zu- 
rück, um  hier  ihr  Leben  in  beschaulicher  Einsamkeit  ab- 
zuschliessen.  Das  Haus  1268  von  Jean  deCossonay,  Bischof 
von  Lausanne,  zum  Kloster  des  Ordens  der  Zisterzien- 
serinnen erhoben  und  Pille  Dieu  benannt.  Bald  flössen 
der  neuen  Stiftung  Schenkungen  zu,  besonders  von  Seiten 
von  Isabelle  de  Chälons;  1350  von  Papst  Klemens  VI.  der 
damaligen  Priorin  Jacquette  de  Billens  der  Titel  einer 
Aebtissin  verliehen ;  das  Kloster  1463  von  der  Stadt  Romont 
in  ihr  Bürgerrecht  aufgenommen  und  mit  verschiedenen 
Rechten  und  Freiheiten  begabt.  Im  15.  Jahrhundert  mit 
Ausnahme  der  Kirche  durch  Feuer  zerstört,  dann  in  zwei 
verschiedenen  Bauperioden  wieder  auf^^ebaut.  Stand  zu- 
erst unter  der  Gerichtshoheit  der  Abtei  Hautcrest,  dann 
1593-1848  unter  derjenigen  des  Klosters  Hauterive.  Heute 


Klotier  Fille  Dieu  u.  Romont,  von  Nordosten, 

haben  die  Nonnen  das  Recht,  sich  ihren  geistlichen 
Schutzherrn  selbst  zu  wählen. 

FILLINAZ  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey,  Gem.  Val  d'II- 
liez).  836  m.  Gruppe  von  4  Häusern  mit  Kapelle,  am  linken 
Ufer  der  Vi^ze^  nahe  dem  Pont  de  Crettex  und  500  m  nö. 
vom  Dorf  Val  d'IUiez.  20  kathol.  Ew. 

FILLI8TORF  oder  FILLI8DORF  (Kt.  Freiburg, 
Bez.  Sense,  Gem.  Düdingen).  638  m.  Gruppe  von  7  Häusern, 
am  N.-Hang  einer  fruchtbaren  Anhöhe;  3,5  km  nö.  Dü- 
dingen. Haltestelle  der  Linie  Bem-Freiburg-Lausanne. 
Telephon.  54  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Kirchgemeinde 
Schmitten.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft,  Getreide-, 
Kartoffel-  und  Runkelrübenbau.  Die  Familie  derer  von 
Filiistorf  gehörte  zum  Freiburger  Patriziat;  14  Träger 
dieses  Namens,  worunter  der  Pannerherr  von  Freiburg, 
fanden  1339  in  der  Schlacht  von  Laupen  ihren  Tod. 

FII.I.UNQ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Vorderrhein).  3082 
m.  Kurzer  und  steiler  Felsgrat,  in  der  Gruppe  des  Pii  Me- 
del ;  zweigt  von  der  Fuorcla  de  Lavaz  nach  S.  ab,  auf 
drei  Seiten  vom  grossen  Medelsergletscher  umpanzert; 
9  km  so.  Disentis  und  2  km  n.  vom  Piz  Medel. 

FILZBACH  (Kt.  Glarus).  712m.  Gem.  u.  Dorf;  amFuss 
des  Neuenkamm ;  in  einem  vom  Filzbach  in  die  200  m  über 
dem  linken  Ufer  des  Walensees  gelegene  Terrasse  gegra- 
benen kleinen  Thal,  an  der  Strasse  Mollis-Mühlehorn  und 
1 V4  Stunden  w.  der  Station  Mühlehorn  der  Linie  Rap- 
perswil-Wesen-Sargans.  Postablage,  Telephon ;  im  Som- 
mer Postwagen  nach  Mühlehorn.  Gemeinde,  mit  Alter : 
91  Häuser,  407  reform.  Ew.;  Dorf:  47  Häuser,  203  Ew. 
Kirchgemeinde  Obstalden,  Wiesenbau  und  Viehzucht. 
Etwas  Seidenweberei  und  Holzhandel.  Hat  sich  seit  eini- 


gen Jahren  zum  klimatischen  Kurort  entwickelt  und  wird 
von  den  die  malerische  Strasse  über  den  Kerenzerbers^  be- 
gehenden Touristen  oft  besucht.  Schöne  Aussicht  auf  den 
W^alensee. 

FIMBERFERNER  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn). 
Gletscher.  S.  den  Art.  Fenga  (Vadret  da). 

FIMBERPA88  oder  CUOLMEN  FENGA  (Kt. 
Graubünden,  Bez.  Inn).  2612  m.  Passubergang,  zwischen 
den  zwei  Kämmen  des  Callcugns  im  N.  und  des  Spi  d'ür- 
sanna  im  S. ;  verbindet  das  Val  Fenga  oder  Fimberlhal 
mit  dem  Val  Chöglias. 

FIMBERTHAL  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn).  S.  den 
Art.  Fenga  (Val). 

FIMMELSBERG  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Weinfelden, 
Gem.  AmlikonJ.  565  m.  Weiler,  4  km  sw.  der  Station  Mär- 
stetten  der  Linie  Winterthur-Frauenfeld-Romanshorn  und 
2,2  km  sw.  Amiikon.  Postablage.  16  Häuser,  90  kathol. 
und  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Leutmerken.  Wiesen- 
bau, Viehzucht  u.  Milchwirtschaft.  300  m  w.  vom  W^eiler 
zwei  Weier,  in  denen  Hechte  und  Schleihen  gefangen 
werden. 

FIN  u.  FINAGE.  Zwei  in  der  französischen  Schweiz 
stark  verbreitete,  sehr  alte  Bezeichnungen  für  ein  Grenz- 
gebiet, vom  lat.  fini^  (im  Sinne  eines  Landstriches,  sel- 
tener als  Grenzlinie  selbst  angewendet).  Bildet  in  Ver- 
bindung mit  einem  Eigennamen  die  Bezeichnung  für 
einige  Weiler  und  zahlreiche  Gewanne  und  Fluren.  So 
laj^en  z.  B.  im  9.  u.  10.  Jahrhundert  die 
Dörfer  £cublens,  Mezery,  Renens,  Chailly 
und  Mornez  in  der  «  ßn  des  Runinges  »  : 
in  fines  Buningoruni,  Im  Kanton  Frei- 
burg wird  mit  dem  Ausdruck  « Fin » 
meist  ein  grösseres  oder  kleineres  Stück 
Land  (eine  Flur)  bezeichnet,  auf  dem 
für  sich  wieder  besonders  benannte  Sie- 
delungen stehen.  Die  Mehrzahl  der  Dör- 
fer hat  hier  ihre  «  Fins  »  ;  es  giebt  Fins 
dessus,  dessous,  devant,  derriere,  d'a- 
mont,  d'avau,  du  Jordil,  du  Mont,  du 
Motty,  du  Päquier,  du  Pont  u.  s.  w. 

FIN  CHATEAU  (POINTE  DE) 
(Kt.  Waadt,  Bez.  Nyon).  1559  m.  Be- 
waldeter Felskamm,  nw.  über  dem 
kleinen  Alpweidenthälchen  von  Le 
Vuarne,  in  der  Gruppe  der  Dole  (W^aadt- 
länder  Jura);-1  Stunde  wsw.  über  Saint 
Cergues. 

FIN  DE  CHAI.lfeRE  (I.A>  (Kt. 
Bern,  Amtsbez.  und  Gem.  Münster). 
550  m.  Gruppe  von  10  Meierhöfen,  zwischen  Münster, 
La  Verrerie  und  Perreütte  und  im  Winkel  zwischen  der 
Vereinigung  des  Baches  von  Chaliere  mit  der  Birs.  68 
kathol.  Ew. 

FIN  DE  DOM  HUGON  (LA)  (Kt.  Freiburg.  Bez. 
Greierz,  Gem.  Galmis).  1015  m.  Schöne  Alpweide  mit 
Hütte,  am  N.-Hang  der  Dent  de  Brenleire,  im  Thal  des 
Rio  du  Grand  Mont  und  4,5  km  so.  über  Galmis  (Char- 
mey). 

FIN  DE  VAUD  (LA)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Glane,  Gem. 
MosselJ^.  827  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  700  m  nö.  Mossel 
und  1,0  km  so.  der  Station  Vauderens  der  Linie  Bern- 
Freiburg-Lausanne.  35  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Pro- 
masens.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 

FIN  DESSOUS  (LA)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz, 
Gem.  La  Roche).  680  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  linken 
Ufer  der  Serbache.  2  km  sw.  La  Roche  und  11  km  nnö. 
der  Stalion  Bulle  der  Linie  Romont-BuUe.  31  kathol.  Ew. 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Strohflechterei. 

FIN  DU  MARAIS  (LA)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz, 
Gem.  Säles).  Teil  des  Dorfes  Sales.  S.  diesen  Art. 

FIN  DU  PUBLOZ  (LA)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane, 
Gem.  Matran).  615  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  nahe  dem 
linken  Ufer  der  Gläne  und  1  km  sw.  der  Station  Matran 
der  Linie  Bern-Freiburg- Lausanne.  24  kathol.  Ew.  Vieh- 
zucht, Getreide-  und  Kartoffelbau. 

FIN  DU  TECK  (LA)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Freibergen, 
Gem.  Epauvillers).  874  m.  Gruppe  von  Meierhöfen,  im  ö. 
Abschnitt  des  Glos  du  Doubs  und  4  km  sw.  der  Station 
Saint  Ursanne  der  Linie  Delsberff-Delle.  Mit  den  Bauern 
höfen   Le   Peca  zusammen :  14  Häuser,   74   kathol.  Ew" 


FIN 


FIN 


105 


französischer  Zange.  Mehr  und  mehr  besuchte  Sommer- 
frische. Einstiges  Lehen  des  Bistums  Basel,  im  14.  Jahr- 
hundert Eigentum  der  Herzoge  von  Teck. 

FINAGE  DU  COINAT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Freiber- 

fen,  Gem.  Les  Breuleuz).  Wiesen  und  Weiden.  S.  den 
rt.  CoiNAT  (FiNAGE  DU). 

FINDE1.ENA1.P  oder  FINDE1.NALP  (Kt.  Wallis, 


Findeien  u.  Triftgietscher. 

Bez.  \i8p,  Gem.  Zermatt).  2100  m.  Alpweide  mit  vielen 
Hütten,  m  einem  auf  das  rechte  Ufer  der  Yisp  ausmün- 
denden Thälchen,  1  km  über  Zermatt.  Das  von  O.-W. 
ziehende  Thal  wird  vom  Findelenbach  entwässert,  der 
dem  etwa  die  Hälfte  des  Thaies  bedeckenden  Findelen- 
gletscher entfliesst.  Die  Findelenalp  liegt  am  rechten  Sei- 
tengehänge  und  steigt  von  den  Hütten  von  Findelen  bis 
in  SüOO  m  Höhe  auf,  wohin  nur  noch  Ziegen  und  Schafe 
zu  ziehen  vermögen.  Am  linken  Seitengehänge  des  Thäl- 
chens  bis  hinauf  zu  den  grossen  Hochflächen  des  RifTel- 
bergs  dunkle  W^älder.  Hier  einer  der  schönsten  Arvenbe- 
stände des  Wallis.  Auf  der  Findelenalp  sommern  53  Milch- 
kühe und  zahlreiche  Häupter  Kleinviehes.  Die  Milch  wird 
an  die  grossen  Gasthöfe  der  Gegend  verkauft.  Der  Rog- 
genbau steigt  hier  bis  zu  der  ausserordentlichen  Höhe 
von  2100  m  an.  In  der  zweiten  Hälfte  August  werden  die 
Felder  bestellt,  worauf  sich  die  junge  Saat  bis  zur  Zeit 
des  beständigen  Schnees  genügend  entwickelt,  um  den 
langen  Winter  überdauern  zu  können.  Gegen  Ende  März 
pflegt  dann  der  Bauer  den  auf  seinen  Feldern  liegenden 
Schnee  mit  Erde  zu  überstreuen,  um  ihn  schneller  zum 
Schmelzen  zu  bringen ;  im  Laufe  des  April  schwindet  die 
Schneedecke,  in  der  zweiten  Hälfte  des  Juli  blüht  der 
Roggen  und  kann  gegen  Ende  August  geschnitten  werden. 
Das  Feld  wird  darauf  ein  Jahr  brach  Hegen  gelassen. 
Dieser  Roggenbau  in  Findelen  rückt  die  auf  Berghaus' 
Physikal.  Atlas  verzeichnete  Getreidegrenze  für  den  Rog- 
gen von  1500  auf  2100  m  hinauf.  (Vergl.  Pittard,  Eug. 
.4  propos  de  la  distribution  en  allitude  dans  les  Alpes 
in  Le  Globe,  Geneve  1896).  Am  Eingang  ins  Findelenthal, 
bei  Vorderwald,  eine  Haltestelle  der  neuen  Gornergrat- 
bahn  (Zermatt-Gornergrat).  Findelen,  früher  Finden, 
vom  lat.  fenile  =  Heustadel. 

FINDELENBACH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  2158-1660 
m.  Bach ;  entspringt  dem  Findelengletscher,  durchüiesst 
die  Findelenalp  und  den  Weiler  Winkelmatten  u.  mündet 
nach  3,5  km  langem  Lauf  von  O.-W.  700  m  sw.  Zermatt 
von  rechts  in  die  Visp. 

FINDELENQ1.ETSCHER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Vis[)). 
3512-2158  m.  Gletscher;  10  km  lang,  im  obern  Abschnitt 
durchschnittlich  3  km  und  unten  1  km  breit;  beginnt  am 
Schwarzberg  Weisstor,  hat  sein  Nährprebiel  in  den  von 
der  Cima  di  Jazzi,  vom  Stockhorn  und  Strahlhorn  nieder- 
steigenden Firnfeldern  und  erhält  als  bedeutendsten  Ne- 
l>enarm  den  Adlergletscher.  Benannt  nach  der  das  untere 


Stück  des  Thaies  bedeckenden  Findelenalp.  Wird  von  den 
Kurgästen  von  Zermatt  häufig  besucht,  besonders  auf  dem 
Wege  von  der  RifTelalp  über  das  Gasthaus  Findelen  und 
den  Grünsee.  Am  linken  Ufer  hat  man  in  den  Gletscher 
eine  künstliche  Eishöhle  eingehauen.  Eine  Stunde  von  der 
RifleUlp  entfernt.  Kann  vom  Grünsee  oder  vom  Wirts- 
haus Fluhalp  aus  gequert  und  muss  bei  der  Besteigung 
des  Schwarzberg  Weisstor  von  der  Fluh- 
alp aus  der  Länge  nach  begangen  wer- 
den. 

FINE1.EN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp;. 
Im  13.  und  zu  Beginn  des  14.  Jahr- 
hunderts üblicher  Name  für  Findelen. 
S.  diesen  Art. 

FINE8CH8  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Plessur).  %22  m.  Wenig  bedeutender 
Gipfel,  1  km  n.  vom  Parpaner  W^eiss- 
horn  (2781  und  2828  m)  und  3  km  ö. 
über  Parpan.  Zwischen  dem  Fineschs 
und  dem  Weisshorn  führt  das  Urden 
Fürkli  von  Parpan  über  die  Urdenalp 
nach  Arosa  und  Tschiertschen  (im 
Schanfigg). 
J  FINE8TRA  DI  BALME  (Kt.  Wal- 

-^  I  lis,  Bez.  Entremont).  Italienische  Be- 
zeichnung für  die  Fen£:tre  de  Bagnes. 
S.  diesen  Art. 

FINQER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Ost  Ra- 
ren, Gem.  Ritsch).  1420  m.  Alpweide 
mit  zahlreichen  zerstreut  gelegenen 
Hütten,  auf  einer  Terrasse  links  über 
der  Massaschlucht,  1  km  n.  vom  Dorf 
BiUch. 

FINQE8  (Kt.  Wallis,  Bez.  und  Gem. 
Leuk).  Weiler.  S.  den  Art.  Pfin. 
FINQE8  (FOR^T  oder  BOI8  DE)  (Kt.  Wallis.  Bez. 
Leuk,  Gem.  Leuk  u.  Salgesch ;  Bez.  Siders,  Gem.  Siders). 
Grosse  Waldung.  S.  den  Art.  Pfinwald. 

FINQLE8  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint  Maurice).  652  m.  So 
heissen  auf  der  Siegfried  karte  die  grünen  Grasbänder  an 
den  Felswänden  sw.  über  Saint  Maurice.  Vom  lat.  cingulas 


Brücke  der  Oornergratbahn  Aber  den  Findelenbach. 

=  französ.  sangles,  cingles,  im  Dialekt  fingles  =  deutsch 
Bänder.  Identisch  mit  den  riginen,  die  der  Rigi  ihren 
Namen  gegeben  haben. 


106 


FIN 


FIN 


FINHAUT  od.  FIN8HAUT8  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint 
Maurice).  1200-1350  m  mitll.  Höhe.  Gemeinde,  am  linken 


Findelengletscher,  vom  Gugel  aus. 

Seitengehange  des  Trientthales,  an  der  von  Vernayaz  nach 
Le  Chätelard  aufsteigenden  und  dort  sich  mit  der  grossen 
Poststrasse  Martinach -Chamonix  verein ig'enden  Strasse, 
10  km  SSW.  über  der  Station  Vernayaz  der  Simplonbahn. 
Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  Der  Bau  einer  Eisen- 
bahn Martinach-Salvan-Finhaut-Le  Chätelard-Chamonix 
ist  gesichert  u.  wird  in  Bälde  in  Angriff  genommen  wer- 
den. Die  (iemeinde  Einbaut  liegt  an  den  untern  Hängen 
der  Gebirgsstöcke  der  Barmaz,  Rebarmaz,  des  Fontana- 
bran  und  Beloiseau  (deren  obere,  z.  T.  unproduktive  Ge- 
hängestufen zur  Gemeinde  Salvan  gehören)  und  umfasst 
—  auf  dem  Plateau  von  Einbaut  —  die  "Weiler  Götz  oder 
Einhaut  (mit  Pfarrkirche  in  1252  m),  La  Ville  und  Leamont 
und  —  im  Thal  der  Eau  Noire  nahe  der  Landesgrenze  — 
die  Weiler  Getroz  und  Le  Chätelard.  Zusammen  101  Häu- 
ser, 433  kathol.  Ew.,  von  denen  etwa  300  sich  auf  die 
vielen  über  das  ganze  Plateau  zerstreuten  kleinen  Häuser- 
gruppen, Hütten,  Gasthöfe  und  Pensionen  verteilen.  Elek- 


den  Siedelungsgruppen  stehen,  ist  der  am  besten  ange- 
baute Abschnitt  der  ganzen  malerischen  Gegend  und  liegt 
gegenüber  dem  sehr  bekannten  Ueber- 
gang  über  die  Töte  Noire,  der  vom  un- 
tern Rhonethal  nach  Chamonix  und  ins 
Eaucigny   führt.    Seitdem   dieser    Weg 
zu  einer  Fahrstrasse  ausgebaut  worden, 
hat  sich    Einhaut    zu   einer   wichtigen 
alpinen  Fremdenstation  entwickelt.  Kir- 
che dem  h.  Sebastian  geweiht,  dessen 
Namensfest  alljährlich  am  20.    Januar 
feierlich  begangen  wird.  Nahe  der  Kir- 
che Spuren  des  ehemaligen  Dorfes  Crest, 
das  cfer   Ueberlieferung  nach  von  sei- 
nen Bewohnern  im  16.  Jahrhundert  in- 
folge   einer    verheerenden   Pestseuche 
verlassen  worden  sein  soll.   Der  Name 
Einhaut  erscheint  als  Eignoux,  Fignaux, 
Fignol,  Efignaz  zum  erstenmal   in  Ur- 
kunden vom  Jahr  1242 ;  1294  :  Einyaux. 
Die  Geschichte  der  Gemeinde   ist   mit 
derjenigen   der   Gemeinde  Salvan  eng 
verknüpft,    der  sie  übrigens   bis    1649 
angegliedert  war  und  mit  der  zusammen 
sie  bis  zum  Ende  des  alten  Regime  ein 
515  vom  König  Sigismund  von  Burgund 
der  Abtei  Saint  Maurice  verliehenes  Le- 
hen bildete.  Dieses  Lehen  umfasste  die 
sogen.  Landschaft  Autanelle  (Vernayaz 
und  das  Thal  von  Salvan)  mit  verschie- 
denen Neben  ländereien ;  es   wurde  zu 
Beginn  des  12.  Jahrhunderts  der  Abtei 
von    den    Herren    von    Allinges    streitig    gemacht,    um 
1138  jener    zu  verbleiben.    Die  endgiltige  Teilung  der 
Bürgergüter  zwischen  Einhaut  und  Salvan  ist  erst  1874 
erfoTj^t.  Einbaut  kirchlich  1648  von   Salvan  abgetrennt, 
heutige  Kirche   1737  erbaut.    In   geologischer    Hinsicht 
liegt    Einhaut    ungefähr    am    nw.    Ende    der   zwischen 
die  metamorphen  Schiefer  eingeklemmten  Karbonmulde, 
die  von  Salvan  bis   Barberine   reicht.   Dir  krystallinen 
Schiefer,  aus  denen  oberhalb  des  Dorfes  die  Stöcke  des 
Beloiseau   und  der   Rebarmaz  aufgebaut  sind,  werden 
von  einer  vom  Col  de  la  Gueulaz  über  Eenestral  bis  La 
Creuse  reichenden  Granitzone  unterbrochen.  Vergl.  Go- 
quoz,  Louis.  Eist,  et  descr.  de  Salvan- Fins  Hauts.  Lau- 
sanne. [18.. I.  —  Coquoz,  Louis.  Autour  de  Salvan.  Lau- 
.  [18..].  —  Guide  et  legendes  de  Salvan. 


FiDhaut,  von  Süden  (T^le  Noire)  aus. 

trisches  Licht.  Alp  Wirtschaft.  Holzflösserei.  Eremden- 
industrie.  Früher  zahlreiche  Gemsjäger.  Schiessverein. 
Die^  Terrasse,  auf  der  die  den  Weiler  Einhaut  bilden- 


FINIVE  (Q1.ACIER  DE  LA}  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint 
Maurice).  Kleiner  Gletscher,  am  NO.-Hang  der  Pointe  de 
la  Einive  (Kette  der  Tour  Sallieres] ;  seine  Schmelzwasser 
gehen  zur  Eau  Noire,  einem  der  Quell- 
arme des  Trient. 

FINIVE  (POINTE  DE  LA)  (Kt. 
Wallis,  Bez.  Saint  Maurice).  2877  m. 
Gipfel,  in  der  von  der  Tour  Sallieres 
zum  Buet  ziehenden  Kette,  zwischen 
dem  Cheval  Blanc  u.  der  Pointe  de 
Tanneverge.  Besteigung  von  der  Schulz- 
hütte Barberine  des  S.  A.  C.  aus  in  4 
Stunden  unschwierig,  zum  erstenmal 
1883  ausgeführt.  Heisst  auch  Pointe  de 
la  Feniva  oder  Pointe  de  Prat  Riond. 
Auf  der  Siegfried  karte  unbenannt. 

FINKENBACH  (Kt.  St.  Gallen, 
Bez.  Tablat,  Gem.  Häggenswil).  545  m. 
Gruppe  von  3  Häusern,  am  S.-Ufer  des 
Einkenbacherweiers,  7  km  so.  der  Sta- 
tion Amriswil  der  Linie  Winterthur- 
Frauenfeld-Romanshorn  u.  1,3  km  w. 
Häggenswil.  Telephon.  19  kathol.  Ew. 
Ackerbau  und  Viehzucht.  Stickerei  als 
Hausindustrie. 

FINKENBACHERWEIER  (Kt.  St. 
Gallen,  Bez.  Tablat,  Gem.  Häggenswil). 
544  m.  Weier,  500  m  ö.  vom  rechten 
Ufer  der  Sitter  und  1,2  km  w.  Häggens- 
wil. 17  ha  gross. 
FINKEN8TEIQ    (Kt.  St.  Gallen,   Bez.  Tablat,  Gem. 
Muolen).  500  m.  Weiler,  900  m  s.  Muolen  und  5  km  so. 
der  Station  Amriswil  der  Linie  Winterthur  -  Frauenfeld- 


FIN 


FIN 


107 


Romanshorn.  12  Häuser,  91  kathol.  Ew.  Landwirtschaft. 
Stickerei  als  Hausindustrie. 

FINNE1.ENA1.P  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Visp,  Gem.  Staldenried).  2050  m.  Alp- 
weide mit  Hütten,  von  Wald  umrahmt, 
am  Fuss  des  W^eissengrat,  am  rechten 
Ufer  der  Saaser  Visp  und  2  km  nö. 
über  Eisten. 

FINNEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig, 
Gem.  Brigerbad).  1423  m.  Zahlreiche 
eng  geschaarte  Hütten,  auf  einer  ganz 
von  Wald  umrahmten  Terrasse  und 
links  über  dem  Tobel  des  Baltschieder- 
baches;  2,5  km  nw.  über  Brigerbad. 
1275 :  Funnona  ;  1360 :  Funnun. 

FIN8HAUT8  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Saint  Maurice).  Gemeinde.  S.  den  Art. 

FiNHAUT. 

FINSTERAARFIRN  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Interlaken).  3400-2700  m.  Firn- 
feld, eines  der  beiden  Nährgebiete  des 
Finsteraargletschers ;  beginnt  am  Fins- 
teraarjoch u.  steifft  zwischen  dem  SO.- 
Ende  der  Strahleg^^hömer  und  dem 
Gebirgsstock  des  Fmsteraarhoms  auf 
eine  Länge  von  2,5  km  und  mit  einer 
mittlem  Breite  von  1  km  ab.  Im  un- 
tern Teil  stark  zerklüftet.  Muss  bei  der 
Besteigung  des  Finsteraarhorns  von 
der  Grimsel  oder  dem  Pavillon  Dollftis 
aus  der  Länge  nach  begangen  werden. 

FIN8TERAARQLET8CHER  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Interlaken).  2700-2460  m.  Grosser  Gletscher ;  entsteht  aus 
der  Vereinigung  von  Strahleggfirn  und  Finsteraarfim, 
die  ihm  die  zu  Eis  umgeformten  Schneemassen  der  Lau- 
teraai^  und  Strahlegghörner ,  des  Finsteraar-,  Studer-, 
Oberaai^,  Grüner-  und  Scheuch zerhorns  zuführen.  3,6  km 
lang  und  im  Mittel  1,1  km  breit.  Vereinigt  sich  seinerseits 
wieder  mit  dem  Lauteraargletscher  zum  mächtigen  Unter- 
aargletscher. Auf  der  Moräne  beim  Zusammen fluss  von 
Finsteraar-  und  Lauteraargletscher  das  einstige  Hotel  des 
Neuchätelois. 

FIN8TERAARHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken 
uDd  Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  4275  m.  Höchster  Punkt  der 
Finsteraarhorngruppe  und  Hauptffipfel  der  Berner  Alpen ; 
steigt  finster  und  drohend  zwischen  dem  Walliser  Fie- 
scherfirn,  Studertirn,  Finsteraarfim  und  Grindelwald- 
gletscher auf.  Der  Gipfel  getrennt  vom  Agassizhom  (3^ 
m)  durch  das  Agassizjoch  (3850  m), 
vom  Studerhorn  (3637  m)  durch  das 
Ober  Studerjoch  (ca.  3400  m)  u.  vom 
Finsteraarrothom  (3549  m)  durch  den 
Rothornsattel  oder  die  Gemsenlücke 
(3370  m).  Von  den  Bernern  und  W^alli- 
sem  seiner  dunkeln  Felsmassen  wegen 
früher  Schvsrarzhorn  geheissen.  Erste 
Besteigung  1812  durch  die  von  Dr.  Rud. 
Meyer  aus  Aarau  geworbenen  Führer 
Arnold  Abbühl  aus  Melchthal  und  die 
beiden  Walliser  Alois  Volker  und  Josef 
Bortes  (Dr.  Meyer  selbst  erreichte  die 
Spitze  nicht).  Diese  erste  Karawane 
nahm  den  heute  seiner  ausserordentli- 
chen Schwierigkeiten  nur  selten  noch 
begangenen  Weg  über  den  Studerfirn 
und  den  SW.-Grat.  Mit  Unrecht  ist  be- 
hauptet worden,  dass  sich  diese  ersten 
Pioniere  geirrt  und  statt  des  Finsteraar- 
horns den  benachbarten  Altmann  (3482 
m)  erstiegen  hätten.  Den  zweiten  Ver- 
such unternahm  1828,  also  erst  16  Jahre 
später,  der  Solothumer  Naturforscher 
Franz  Josef  Hugi,  der  auf  dem  heute 
allgemein  üblichen  Weg  über  den  Hugi- 
sattel  und  den  W.-Grat  bis  zu  67  m  un- 
ter der  eigentlichen  Spitze  gelangte ; 
erst  1829  erreichte  derselbe  Hugi  mit 
den  Führern  Jakob  Leuthold  und  Johannes  Währen  die 
Spitze.  Dann  folgte  als  dritter  1842  der  Basler  Student 
Job.  Sulger  mit  den  Führem  Joh.  Jaun  aus  Meiringen, 


Andreas  Abplanalp  aus  dem  Hasle  und  Heinrich  Lorenz 
aus  W^assen  (Uri).  Ueber  die   Einzelheiten  der  [Bestei- 


Finsteraarhorn,  von  S&dosten  (Vorder  Oalmihorn)  aas. 


gungsgeschichte  des  Finsteraarhorns  vcrgl.  Gottlieb  Stu- 
der :  lieber  Eis  und  Schnee.  Zweite  verbess.  Aufl.,  von 
A.  Wäber  und  H.  Dübi.  Bd.  L  Bern,  1896. 

Die  Aussicht  vom  Finsteraarhorn  ist  eine  der  Bedeutung 
dieses  Hochgipfels  entsprechend  ausgedehnte  und  gross- 
artige und  auch  in  allen  Einzelheiten  von  vollendeter 
Pracht.  Neuestens  hat  S.  Simon  im  Jahrlmch  des  S.  A.  C. 
(1901/92)  das  von  ihm  aufgenommene  und  farbig  ausge- 
führte Panorama  des  Gipfels  veröffentlicht.  Heute  wird 
das  Finsteraarhorn  häufig  bestiegen,  und  oft  treffen  am 
gleichen  Tag  und  zur  selben  Stunde  auf  dem  Gipfel 
mehrere  Partien  zusammen.  Anstiegsrouten  :  von  der 
Oberaarjochhütte  des  S.  A.  C.  aus  über  Gemsenlücke 
und  Hugisattel  (4089  m)  in  6  Vt  Stunden ;  von  der  Kon- 
kordiahütte des  S.  C.  A.  und  dem  Gasthof  Konkordia 
aus  über  die  Grünhornlücke  und  den  Hugisattel  in  7 
Stunden ;  von  der  Schwarzegghütte  des  S.  A.  C.  aus  über 


Oipfelgrat  des  Finsteraarhorns,  vom  Hugisattel  aus. 


Finsteraarjoch   Agassizjoch  und  Hugisattel  in  9  Stunden. 

FIN8TERAARHORNQRUPPE(Kt.Bernu.Wallis). 

Unter  dieser  Bezeichnung  versteht  man  den  ganzen  ö. 


108 


FIN 


FIN 


Abschnitt  der  Berner  Alpen  zwischen  Gemmi  und  Grim- 
sel.  Die  Einteilung  der  Berner  Alpen  in  zwei  orographi- 
sche  Gruppen  rechtfertigt  sich  durch  ihren  von  einander 
verschiedenen  geologischen  Bau  und  ihren  grossen  Unter- 
schied an  landschaftlichem  Charakter  und  Bedeutung. 
Der  w.  Abschnitt  der  Berner  Alpen  ist  vorwiegend  Kalk- 
gebirge; die  Kammlinie  erreicht  hier  nirgends  4000  m, 
die  Seitenketten  steigen  rasch  zum  Miltelland  ab,  und 
Firn-  und  Eisfelder  sind  nur  schwach  entwickelt.  Im  Ge- 

Sensatz  dazu  zeichnet  sich  die  Finsteraarhomgruppe  aus 
urch  ihr  —  wenigstens  in  den  höchsten  Teilen  —  aus 
krystallinen  Schiefern  aufgebautes  Felsgerüste,  durch  die 
grosse  Anzahl  von  4000  m  Hohe  übersteigenden  Spitzen 
und  durch  ihre  grossartigen  Firn-  und  Gletscherbildun- 
gen,  die  im  ganzen  Alpengebirge  ihres  Gleichen  nicht 
wieder  finden. 

Die  Finsteraarhomgruppe  wird  begrenzt :  im  N.  von  der 
Aare  und  vom  Brienzer-  und  Thunersee ;  im  W.  von  der 
Kander,  dem  Gemmipass  und  der  Dala ;  im  S.  und  SO. 
von  der  Rhone;  im  0.  und  NO.  vom  Grimselpass  u.  vom 
Oberlauf  der  Aare.  Nach  N.  schliessen  sich  an  sie  an  die 
Emmengruppe,  nach  NO.  die  Aa-  u.  Dammagruppe,  nach 
SO.  die  Gruppe  des  Monte  Leone,  nach  S.  die  Matterhom- 
gruppe,  nach  w.  die  Wildhorn-  und  Simmengruppe.  Ge- 
samtfläche 1900  km*.  Die  Langsachse,  von  der  Grimsel 
zur  Gemmi,  misst  nahezu  55  km,  die  Querachse,  von  Brig 
bis  Interlaken,  42  km.  Die  Höhenunterschiede  innerhalb 
der  Gruppe  bewegen  sich  zwischen  560  m  (Ufer  des  Thu- 
nersees)  und  4275  m  (Gipfel  des  Finsteraarhoms).  Die 
Kammlinie  der  Gruppe,  die  zugleich  die  Grenze  zwischen 
den  Kantonen  Bern  und  Wallis  bildet,  scheidet  d^s  Ein- 
zugsgebiet der  Aare  von  dem  der  Rhone,  mit  Ausnahme 
der  Strecke  zwischen  Balmhorn  und  Jungfrau,  wo  die 
Wasserscheide  (der  auch  hier  die  politische  Grenze  folgt) 
etwas  nach  S.  übergreift.  Es  sendet  somit  die  S.-Flanke 
der  Gruppe  ihre  Wasser  zur  Rhone,  die  N. -Flanke  zur 
Aare.  Hauptzuflüsse  zur  Rhone  sind  hier,  von  O.-W.  ge- 
zählt, der  Fiescherbach,  die  Massa,  Lonza  und  Dala ;  zur 
Aare  gehen  der  Reichenbach,  beide  Lütschinen,  der  Kien- 
bach und  die  Kander.  Eine  von  SW.-NO.  verlaufende 
Linie  trennt  die  Finsteraarhomgruppe  wieder  in  zwei 
Abschnitte.  Diese  durch  eine  Reihe  von  Elinsenkungen  ge- 
kennzeichnete Scheide  beginnt  bei  Kandersteg,  geht 
durch  das  OeschinenthaK  über  das  Hohtürli,  die  Seßnen- 
furgge,  durch  das  Sefinenlhal,  über  Murren,  Grosse  und 
Kleine  Scheideerg  und  folgt  dem  Lauf  des  Reichenbaches 
bis  zu  seiner  Vereinigung  mit  der  Aare. 

Die  beiden  durch  diese  Linie  abgegrenzten  Abschnitte 
unterscheiden  sich  voneinander  wieder  sowohl  durch 
ihren  geologischen  Aufbau  als  ihren  landschaftlichen 
Charakter.  Die  s.  Hälfte  besteht  vorwiegend  aus  krystal- 
linen Schiefern  und  bildet  ein  einziges  Meer  von  Eis  und 
Firn,  das  durch  mächtige  Felsmauern  gegliedert  und  von 
riesenhaften  Spitzen  überragt  ist ;  die  n.  Hälfte  gehört  den 
sedimentären  Formationen  an  und  weist  weniger  gross- 
artigen landschaftlichen  Charakter  auf,  ihre  Berggipfel 
sind  nicht  so  schrofl*  gegliedert  und  ihre  3000  m  nicht 
erreichenden  Höhen  lassen  die  Ausbildung  von  Gletschern 
nicht  zu. 

i4.  Die  s.  Hälfte  der  Finsteraarhomgruppe  stellt  weniger 
eine  Kette,  d.  h.  eine  lineare  Folge  von  Bergen  dar,  als 
vielmehr  ein  ganzes  Gebirgsmassiv,  das  nach  0.  an  Breite 
und  Höhe  stets  zunimmt  und  in  dem  es  auf  den  ersten 
Blick  schwierig  erscheint,  eine  zentrale  Achse  und  davon 
abgehende  Seitenzweige  zu  unterscheiden.  Die  Massen- 
zunahme ist  eine  derartige,  dass  dieser  nach  0.  gelegene 
Teil  der  Gruppe  zum  bedeutendsten  Hochgebirgskomplex 
nicht  nur  der  Alpen  sondern  von  ganz  Europa  wird.  Dazu 
stempeln  ihn  nicht  die  absolute  Höhe  seiner  Gipfel,  wohl 
aber  die  Grosszügigkeit  seiner  Formenentwicklung  und 
die  mächtige  Ausbildung  Peines  Eispanzers.  Im  Grossen  ge- 
nommen zieht  die  Kammlinie  dieser  s.  Hälfte  der  Finster- 
aarhomgruppe in  der  Richtung  von  SW.-NO.  Doch  ist  der 
orographi^che  Bau  dieses  Abschnittes  ein  derart  verwickel- 
ter, dass  wir  genötigt  sind,  davon  vor  dem  Beginn  der 
Einzelschilderung  einen  allgemeinen  Ueberblick  zu  geben 
u.  den  Gang  unserer  Beschreibung  zu  erklären.  Im  Zentrum 
der  Gruppe  erhebt  sich  ein  beinahe  allseitig  geschlosse- 
ner, weiter  Ring  von  Hochgebirgsmauern,  der  nur  nach 
S.  zu  geöfi'net  erscheint  und  hier  dem  Grossen  Aletsch- 


gletscher  den  Austritt  gestattet.  Im  W.  schliessen  Bich  ao 
diesen  Ring  drei  untereinander  parallele,  vom  SW.-NO. 
streichende  Ketten  an,  deren  mittlere  nahe  dem  W.-Ende 
der  Gruppe  vom  Gebirgsstock  des  Balmhorns  seinen  Aus- 
gang nimmt;  nach  0.  sendet  der  zentrale  Ring  die  Kette 
des  Finsteraarhoms  aus,  die  sich  bald  in  sehr  schwieri^r 
zu  überschauender  Weise  verzweigt;  die  Bergmassen  dö. 
vom  Ring  endlich  zeigen  ein  vom  Sichreckhorn  abgehendes 
wirres  Durcheinander  von  Ketten.  Unsere  EinzeMarslel- 
lung  wird  die  Reihenfolge  von  W.-O.  und  von  S.-N.  inne- 
halten. 

Unsere  s.  Hälfte  der  Finsteraarhomgruppe  beginnt  im 
W.  mit  der  Gebirgsmasse  des  Balmhorns,  die  mit  ihren 
Vorbergen  und  Ausläufern  —  den  Plattenhöraem  (2859 
m),  dem  Grossen  und  Kleinen  Rinderhorn  (3457  u.  3007 
m),  der  Alteis  (3636  m),  dem  Ober  Tatlishom  und  Tatlis- 
horn  (2966  und  2505  m)  —  über  der  Gemmi  (2329  m)  und 
der  ihr  nach  N.  vorgelagerten,  etwa  8  km  langen  Einsen- 
kung  aufragt.  Das  Ganze  beherrschen  die  zwei  Eisspitzen 
des  eigentlichen  Balmhorns  (3676  und  3711  m).  Von  den 
Eisfeldern  dieser  Masse  nennen  wir  den  zwischen  Rinder- 
horn u.  Alteis  nach  NW.  absteigenden  Schwarzgletscher. 
Während  der  Hauptkörper  der  Balmhornmasse  sw.  über 
dem  vom  Oberlauf  der  Kander  durchflossenen  merkwür- 
digen Gasternthai  sich  aufbaut,  zweigt  sich  von  ihr  nach 
S.  eine  kurze  Ketle  ab,  die  den  untern  Teil  des  wilden 
Lötschenthales  im  W.  begleitet  und  als  bemerkenswertes- 
ten Gipfel  das  als  prachtvoller  Aussichtspunkt  oft  erstie- 
gene Torrenthorn  (3003  m)  trägt. 

Oestlich  vom  Balmhorn  wird  die  orographische  Gliede- 
rung reicher ;  sie  lässt  sich  deutlich  in  drei  untereinander 
parallel  von  SW.-NO.  streichende  Ketten  auflösen  :  die 
Kette  des  Bietschhorns  im  S.,  die  Kette  der  Blümlisalp 
im  N.  und,  in  der  Mitte  zwischen  beiden,  die  Kette  des 
Petersgrates.  Die  erstgenannte  gehört  ausschliesslich  dem 
Einzugsgebiet  der  Rhone  an,  die  andere  sendet  ihre  Was- 
ser zur  Aare,  und  die  dritte  bildet  die  Wasserscheide 
zwischen  den  beiden  Flüssen.  Bietschhornkette  und  Pe- 
tersgral schliessen  sich  im  0.  an  den  den  Ursprung  des 
Grossen  Aletschgletschers  umrahmenden  mächtigen  Ge- 
birgs-  und  Eiszirkus  an,  während  die  Kette  der  Blümlisalp 
mit  abnehmender  Höhe  gegen  das  obere  Lauterbrunnen- 
thal streicht  und  als  dessen  W.-Wand  endigt. 

Die  Bietschhornkette  beginnt  bei  Gampel  im  Rhonethal. 
Ihre  beiderseitigen  Gehänge  sind  nicht  symmetrisch  aus- 
gebildet, da  der  das  Lötschenthal  im  S.  überragende  N.- 
Hang steil  zum  linken  Ufer  der  Lonza  abfällt,  während 
vom  S.-Hang  fünf  untereinander  parallele  Seilenzweige 
ausgehen,  die  rasch  an  Höhe  abnehmend  zur  Rhoneebene 
sich  senken  und  zwischen  sich  Raum  für  eine  Reihe  von 
tief  eingeschnittenen  Furchen  lassen  :  das  Ijollitbal, 
Rietschthal,  Baltschiederthul,  Gredetschthal  undTieflhal. 
Von  Gampel  steigt  die  Kette  des  Bietschhorns  allmählig 
an  bis  zu  einer  ganzen  Folge  von  Felsgipfeln,  den  Leg- 
hörnern (2840  und  2913  m),  dem  Strahlhorn  (3460  m), 
Hohgleifen  (3280  m),  Wilerhorn  (3311  m  ;  sendet  die  ersle 
der  genannten  Seitenketten  aus),  Schwarzhora  (3132  m) 
und  Schaf berg  (3170  m),  von  denen  die  vier  letzten  zu 
einem  Teil  vergletschert  sind.  Dann  steigt  als  mächtige 
Pyramide  das  Bietschhorn  (3953  m)  in  die  Lüfte,  dem  im 
N.  das  Kleine  Bietschhorn  (3348  m)  vorgelagert  ist.  Das 
Bietschhorn  und  seine  Vorberge  senden  zwei  grosse  Glet- 
scher zu  Thal,  den  Bietschgletscher  nach  SW.  und  den 
dem  weiten  Firngebiet  nö.  vom  Hauptgipfel  entsprin- 
genden Baltschiedergletscher  nach  S.  Vom  Bietschnom 
zweigen  sich  nach  0.  ein  kurzer  mit  dem  Stockhorn  (3229 
m)  endigender  Felskamm  und  nach  S.  die  zweite  der  er- 
wähnten Seiten  ketten  ab,  die  als  Hauptgipfel  das  Thier- 
egghorn  (3086  m),  Kmtighorn  (3013  m)  und  die  Hohe 
Egg  (3070  m)  trägt.  Jenseits  vom  Bietschhorn  folgt  in  der 
Hauptkette  der  lange  Eisgrat  des  Elwerrück,  aus  dem 
einige  Felsinseln  auftauchen  und  der  am  Breitlauihorn 
(3663  m)  endigt,  das  nach  S.  mitten  durch  die  weiten  Fim- 
gebiete  des  Baltschiedergletschers  eine  lange,  mit  dem 
Jägihorn  (3416  m)  endigende  Felszunge  vorschiebt. 

Nö.  vom  Breitlauihorn  steht  das  Breithom  (3783  m),  das 
über  einen  Felskamm  nach  SO.  mit  der  grossartigen  Py- 
ramide des  Gross  Nesthoms  (3820  m)  verbunden  ist.  An 
diesem  letztem  vereinigen  sicn  die  drei  übrigen  s.  Seiten- 
zweige  der  Bietschhornkette,  von  denen  der  dritte  und 


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FIN 


FIN 


109 


vierte  unmittelbar  mit  dem  Hauptkörper  verknüpft  sind, 
während  der  fünfte  blos  eine  vom  vierten  ausgehende 
Abzweigung  niedrigeren  Ranges  vorstellt.  Von  den  Gipfel- 
punkten der  dritten  Seitenkette  nennen  wir  das  Fäsch- 
hom  (3214  m),  Rotlauihom  ^3155  m]  und  Gredetschhörnli 
(3662  m) ;  von  denen  der  vierten  aas  bedeutende  Unter- 
bächhorn  (3517  m),  dann  das  Gisighorn  (3182  m)  und 
Foggenhorn  (2578  m).  Am  Unterbächhorn  entspringt  der 
letzte  Seitenzweig,  der  über  den  Hohstock  (3175  m)  bis 
zum  Sparrhorn  (3026  m)  zuerst  nach  0  zieht,  hier  nach 
S.  abbiegt  u.  die  Schlucht  der  dem  Grossen  Aletsch- 
gletscher  entspringenden  Massa  im  W.  begleitet. 

Nach  dem  breithorn  folgen  als  Fortsetzung  der  Bietsch- 
hornkette  der  lange  Kamm  des  Beichgrates  (3254  m), 
dann  das  Schienhorn  (3807  m),  Distelhorn  (3748  m)  und 
das  schon  zu  dem  den  Grossen  Aletschgletscher  umrah- 
menden Gebirgsring  gehörige  Sattelhorn  (3745  m).  Das 
Schienhorn  sendet  zwischen  Beichfirn  und  Ober  Aletsch- 

fletscher  einen  mit  dem  Thurberg  (3030  m)  endigenden 
elskamm  nach  S.  aus. 

Ueber  die  Bietschhom kette  und  ihre  Verästelungen 
fuhren  eine  Reihe  von  Pässen,  die  das  Lötschenthal  mit 
den  Thälern  der  S.-Flanke  oder  diese  Thäler  selbst  mit- 
einander verbinden.  Von  solchen,  die  die  Hauptkettc  über- 
schreiten, nennen  wir  (von  W.-O.  zählend)  das  Kastler- 
joch (ca.  3100  m),  Wilerjoch  (3078  m),  Bietschjoch  (ca.  3100 
mj,  Baltschiederjoch  (ca.  3250  m)  u.  den  Beichpass  (3136 
m).  Alle  sind  Gletscherpässe,  die  nur  von  geübten  Berg- 
steigern begangen  werden  können. 

Die  zweite  Hauptkette,  die  des  Petersgrates,  ist  von  der 
Balmhommasse  durch  den  kleinen  Lötschengletscher  u. 
den  vom  Gasternthai  zum  Lötschenthal  hinüberleitenden 
Lötschenpass  (2695  m)  geschieden.  Während  der  S.-Hang 
der  Kette  zum  tief  eingeschnittenen  Lötschenthal  absteigt, 
ist  die  ihren  N.-Hang  begleitende  Senke  weit  weniger 
scharf  ausgesprochen  und  in  ihrem  mittlem  Abschnitt 
mit  Firn  und  Gletschern  aufgefüllt  (Kanderfirn,  Tschin- 
ffelfirn,  Breithornglelscher).  Die  Kette  beginnt  über  dem 
Lötschenpass  mit  dem  Schilthorn  oder  Hockenhorn  (3297 
in),  dem  das  Sackhorn  (3218  m),  Birghorn  (3216  m)  und 
der  etwa  5  km  lange  geradlinige  Eiskamm  des  Peters- 
grates folgen  (sinkt  nirgends  unter  3175  m).  Beide  Hänge 
(les  Petersgrates  werden  von  einer  einzigen  zusammen- 
hängenden Eisdecke  umhüllt,  die  im  S.  als  Telligletscher, 
Ausser  Thalgletscher  und  Inner  Thalgletscher  und  im  N. 
als  Kanderfirn  bezeichnet  wird.  Am  O.-Ende  des  Peters- 

§rates  steigt  mitten  aus  den  rings  lagernden  Eismassen 
as  Tschingelhorn  (3581  m)  auf,  aas  nach  NW.  zur  Blüm- 
lisalp  einen  den  Kanderfirn  vom  Tschingelfim  trennenden, 
die  Felsinsel  des  Mutthoms  (3041  m)  tragenden  und  die 
Wasserscheide  zwischen  Kander  und  Weisser  Lütschine 
bildenden  Eiskamm  aussendet.  Darüber  führt  zwischen 
Mntthom  und  Blümlisalp  der  Tschingelpass  (2824  m). 
Nach  dem  Tschingelhorn  setzt  sich  die  Kette  fort  mit  dem 
Breithorn  (3779  m),  ihrer  höchsten  Spitze,  u.  dem  Gross- 
hom  (3765  m)  und  verknüpft  sich  am  Mittaghorn  (3895  m) 
mit  dem  Gebirgsring  des  Grossen  Aletschgletschers.  In 
dieser  ganzen  langen  Kette  ist  nur  ein  einziger  Passüber- 
gang, die  zwischen  Tschingelhorn  und  Breithorn  einge- 
schnittene Wetterlücke  (3159  m),  zu  nennen. 

Die  Kette  der  Blümlisalp  beginnt  im  W.  mit  den  zwi- 
schen Gastern-  und  Oeschinenthal  aufragenden  Felsbas- 
tionen der  Fisistöcke  (2947  m),  setzt  sich  über  die  mit 
ihren  Eishängen  den  Oeschinensee  beherrschende  Doppel- 
pyramide des  Doldenhorns  (3474  und  3647  m)  fort  und 
verknüpft  sich  am  Fründenhorn  f3367  m)  mit  dem  pracht- 
vollen Gebirgsstock  der  Blümlisalp.  Diese  besteht  aus  sie- 
ben in  einer  Doppclreihe  angeordneten  Spitzen  :  dem 
Oeschinenhorn  ^3490  m),  Blümlisalphorn  (3669  m),  der 
Weissen  Frau  (3661  m)  und  dem  Morgenhorn  (3629  m)  in 
der  s.,  die  Hauptachse  der  Kette  fortsetzenden  Reihe,  u. 
dem  Blümlisalp  Rothorn  (3300  m),  Blümlisaljpstock  (3219  m) 
u.  der  Wilden  Frau  (3259  m)  in  der  n.,  vom  oeschinenhorn 
abzweigenden  u.  rings  von  Eismassen  umpanzerten  Reihe. 
Der  S.-Hang  der  ganzen  Blümlisalpkette  bildet  eine  gross- 
artige Felsenmauer,  während  dem  weniger  steilen  N.-Hang 
weite  Eisfelder  auflagern.  Oestl.  der  Blümlisalp  schneidet 
die  tiefe  Scharte  der  Gamchilücke  (2833  m)  in  den  Kamm 
ein,  der  von  da  als  wildzerrissener  Grat  bis  zur  kühnen 
Spitze  des  Gspaltenhoms  (3437  m)  zieht  und  dann   über 


den  Tschingelgrat  u.  einige 
weniger  bemerkenswerte 
Gipfel  allmählig  zur  Weis- 
sen Lütschine  ansteigt.  Das 
Gspaltenhom  schiebt  nach 
N.  die  von  ihm  durch  eine 
tiefe  Scharte  abgetrennte 
Pyramide  der  Büttlassen 
(3197  m)  vor.  Zwei  der  Er- 
wähnung würdige  Glet- 
scherpässe führen  über  die 
Kette  der  Blümlisalp  :  das 
zwischen  Doldenhorn  u. 
Fründenhorn  eingeschnit- 
tene Fründenjoch  (3001  m) 
und  die  das  Lauterbrun- 
nenthal mit  dem  Kienthal 
verbindende  Gamchilücke 
(2833  m). 

Der  zentrale  Ring  der 
Finsteraarhorngruppe  hat 
die  Gestalt  einer  unregel- 
mässigen Ellipse,  deren 
etwa  12  km  lange  grosse 
Achse  der  Hauptrichtung 
der  ganzen  Gruppe  folgend 
von  SW.-NO.  orientiert 
ist.  Das  'Innere  dieses  rie- 
senhaften Amphitheaters 
fällen  ungeheure  Firn-  und 
Eisfelder  völlig  aus,  die 
hier  und  da  durch  Fels- 
kämme gegliedert  erschei- 
nen und  alle  auf  die  grosse 
Lücke  zusammenfliessen, 
durch  die  der  Grosse 
Aletschgletscher  seinen 
Ausweg  nach  SW.  findet. 
Als  mächtige  Torhüter  ste- 
hen hier  im  W.  das  Drei- 
eckhorn  (3822  m)  und  im 
0.  der  Kamm  (3870  m), 
von  deren  erstgenanntem 
aus  eine  mit  dem  Olmen- 
horn  (3318  m)  endigende 
Kette  längs  dem  rechten 
Ufer    des   obem    Grossen 

Aletschgletschers  nach 
SSO.  zieht.  W.  vom  Drei- 
eckhorn  besteht  die  Ring- 
mauer zunächst  aus  einem 
sich  zur  dreieckigen  Pyra- 
mide des  Aletschhorns  (4182 
m)  hebenden  Eisgrat.  Von 
hier  zweigt  nach  S.  eine 
Felszunge  ab,  die  sich  in 
der  Folge  in  zwei  Aesle 
teilt  und  zusammen  mit 
der  eben  genannten  Kette 
des  Olmennorns  den  Mitt- 
ler Aletsch-  oder  Olmen- 
gletscher,  einen  rechtssei- 
tigen Zuüuss  zum  Gros- 
sen Aletschgletscher,  ein- 
schliesst.  Dieser  s.  Ast  des 
Aletschhorns  bildet  mit  der 
Bietschhornkette  und  mit 
dem  von  dieser  ausgehen- 
den Zweig  des  Grossen 
Nesthorns  ein  zweites,  dem 
zentralen  Ring  im  SW.  an- 
gegliedertes Felsenamphi- 
theater, das  in  seinem  In- 
nern die  Firnmassen  birgt, 
die  den  ebenfalls  von  rechts 
auf  den  Grossen  Aletsch- 
gletscher ausmündenden 
Ober  Aletschgletscher  näh- 
ren. Die  Ringmauer  des 
grossen    zentralen    Zirkus 


110 


FIN 


FIN 


setzt  sich  nach  NW.  zum  Sattelhorn  (3745  m)  fort,  an 
das  sich  die  schon  beschriebene  Bietschhomkette  an- 
schliesst,  senkt  sich  zur  Lötschenlücke  (3204  m)  u.  zieht 
über  den  Anengrat  (höchster  Punkt  in  3681  m)  zum  Mit- 
taghorn  (3895  m),  dem  Schlussglied  der  Kette  des  Peters- 
grates. Die  ö.  Abschnitte  der  Ketten  des  Bietschhoms 
und  Petersgrates  bilden  mit  dem  Anengrat  zusammen  die 
Umrandung  eines  dem  Hauptring  angegliederten  zweiten 
Firn-  u.  Gletschergebietes,  dessen  Eismassen  sich  schliess- 
lich alle  zum  Lötschengletscher  vereinigen.  Vom  Mittag- 
horn  an  biegt  die  Kammlinie  des  Hauptringes  nach  NO. 
aus  und  trägt  der  Reihe  nach  die  Ebnefluh  (3964  m),  das 
Gletscherhorn  (3982  m)  und  die  Jungfrau  (4166  m),  die 
westlichste  Spitze  des  über  der  Kleinen  Scheidegg  auf- 
ragenden Dreigestirns  Ei^er,  Mönch  und  Jungfrau.  Am 
Mönch  (4105  m)  wendet  sich  die  Umrandung  des  zentra- 
len Zirkus  nach  0.,  während  der  den  Eij|[er  ?3975  m)  tra- 
§ende  Wall  die  Linie  Jungfrau  -  Mönch  in  der  Richtunff 
er  Tangente  nach  NO.  fortsetzt  und  mit  dem  Felsgipfel 
des  Hörnli  (2706  m]  über  dem  Unter  Grindelwaldglet- 
scher abbricht.  Der  Eiskamm  des  Fieschergrates,  der  vom 
Mönch  an  den  zentralen  Bing  nach  0.  fortsetzt,  endigt  an 
den  in  der  Richtung  des  Kammes  hintereinander  liegen- 
den zwei  Spitzen  des  Gross  Fiescherhoms  (4049  m)  und 
Hinter  Fiescherhoms  (4020  m),  sendet  aber  vorher  noch 
eine  Felszunge  nach  NO.,  die  das  Klein  Fiescherhorn  oder 
Ochs  (1^905  m)  und  das  Grindelwalder  Grünhorn  (3121  m) 
tragt  und  den  weiten  Grindelwalder  Fieschergletscher 
auf  der  rechten  Seite  umwallt  (links  die  Ausläufer  des 
Eiger).  Vom  oben  genannten  Mittaghom  bis  zum  Hinter 
Fiescherhorn  bildet  die  Kammlinie  des  zentralen  Ringes 
die  Wasserscheide  zwischen  den  Einzugsgebieten  der 
Rhone  und  Aare.  Verfolgen  wir  vom  Hinter  ?'iescher- 
hom  aus  die  Hauptkammlinie  weiter,  so  sehen  wir  sie 
bald  nach  S.  ablenken,  über  das  Klein  Grünhorn  (3927  m), 
Gross  Grünhorn  (4047  m)  und  Grüneckhorn  (3869  m)  zie- 
hen und  endlich  an  der  Felspyramide  des  Kamm  (3870 
m)  ihren  Abschluss  fmden.  Wie  schon  bemerkt,  stehen 
Kamm  und  Dreieckhom  gleich  riesigen  Torpfeilem  links 
und  rechts  vom  Abfluss  des  Grossen  Aletschgletschers  aus 
dem  zentralen  Fimffebiet.  An  den  Kamm  schliessen  sich 
nach  S.  noch  die  Walliser  Fiescherhörner  an,  die  in  den 
rinfi^sum  vergletscherten  Gipfeln  des  Schönbühlhorns 
(38d4  m)  und  des  Gross  und  Klein  Wannehorns  (3905 
und  3717  m)  ihre  bedeutendsten  Höhen  erreichen.  End- 
lich müssen  wir  noch  des  etwa  15  km  lancen  Felskammes 
gedenken,  der  vom  Klein  Wanuehom  nacn  S.  abzweigend 
das  linke  Ufer  des  Grossen  Aletschgletschers  begleitet  und 
auf  dieser  Strecke  durch  die  Lücke  des  berühmten  Mär- 
jelensees  (2367  m)  unterbrochen  ist,  um  sich  jenseits  von 
Neuem  zu  heben,  im  weltbekannten  Aussicntsberg  des 
Eggishorns  2934  m  zu  erreichen  und  schliesslich  in  brei- 
ten Alp  weiden  terrassen  zur  Rhone  niederzusteigen. 

Eine  Reihe  von  meist  ausserordentlich  schwierig  zu  be- 
gehenden Gletscherpässen  unterbricht  die  Umfassungs- 
mauer des  zentralen  Fimgebietes.  Wir  nennen  sie  in  der 
gleichen  Reihenfolge,  die  wir  bei  der  Aufzählung  der  Gip- 
fel beobachtet  haben :  die  Lötschenlücke  (3204  m),  führt 
ins  Lötschenthal :  das  Ebnefluhjoch  (3750  m),  zwischen 
Mittaghom  und  Ebnefluh ;  das  Lauitor  ^3700  m),  zwischen 
Gletscherhorn  und  Jungfrau,  führt  nacn  Lauterbmnnen ; 
das  Jungfraujoch  (3470  m),  zwischen  Jungfrau  u.  Mönch, 
führt  nach  Lauterbrunnen ;  das  Mönchjoch  (3618  m),  führt 
nach  Grindelwald ;  die  Grünhomlücke  (3305  m),  s.  vom 
Grünhorn,  führt  zum  Walliser  Fieschergletscher ;  endlich, 
zwischen  Mönch  und  Eiger,  das  Eigerjoch  (3619  m). 

Das  Hinter  Fiescherhorn  ist  der  Ausgangspunkt  der 
Finsteraarhom kette  im  engern  Sinne,  die  zuerst  über 
einen  Eis-  und  Felskamm  zum  Agassizhom  (3956  m)  nach 
0.  zieht,  dann  nach  SO.  umbiegt,  sich  zum  Affassizjoch 
(3850  m)  senkt  und  endlich  zur  gewaltigen  steilen  Pyra- 
mide des  Finsteraarhoms  (4275  m)  sich  aufschwingt.  Das 
Finsteraarhom  hat  der  ganzen  mächtigen  Gebirgsgruppe 
seinen  Namen  gegeben  und  steigt  dem  Matterhom  ähnlich 
aus  den  ringsum  um  etwa  1000  m  tiefer  gelegenen  Fim- 
gebieten  mit  derart  steilen  Felswänden  zum  Himmel  auf, 
aass  der  Schnee  an  ihnen  kaum  zu  haften  vermag.  Wäh- 
rend das  Finsteraarhom  nach  SO.  zwischen  Walliser 
Fiescherfim  und  Studerfim  den  mit  dem  Rothom  (3549 
m)  endigenden  Felssporn  vorschiebt,  streicht  die  Kamm- 


linie der  Hauptkette  nach  0.  fort,  trägt  über  einem  Eis- 
grat das  Studerhorn  (3637  m)  und  erreicht  das  Ober  Aar- 
horn  (3642  m),  an  dem  sich  die  Kette  in  zwei,  den  Ober 
Aargletscher  zwischen  sich  einschliessende  Arme  spaltet. 
Der  die  Wasserscheide  zwischen  Rhone  und  Aare  fort- 
setzende S.-Arm  zieht  zunächst  auf  eine  kurze  Strecke 
direkt  südlich,  biegt  dann  aber  plötzlich  nach  0.  ab  und 
endigt  mit  abnehmender  Höhe  über  der  Grimsel.  Von  sei- 
nen Gipfeln  mögen  genannt  werden  das  Rothom  (3458  m), 
Löffelhorn  (3098  m)  und  das  Gross  und  Klein  Sidelhom 
(2881  und  2766  m).  Nach  S.  lösen  sich  von  diesem  Arm  in 
beinahe  rechtem  Winkel  eine  Reihe  von  Seitenzweigen 
ab,  die  kleine,  von  zur  Rhone  gehenden  Wildbächen  ent- 
wässerte Querthäler  unter  sich  einsch Hessen.  Der  west- 
lichste dieser  Seitenzweige  geht  vom  Rothom  aus  und 
spaltet  sich  selbst  bald  wieder  in  einen  das  linke  Ufer  des 
Walliser  Fiescherfirns  besleitenden.  das  Hinter  u.  Vorder 
Galmihom  (3482  und  3524  m)  und  das  schöne  Wasenhom 
(3457  m)  tragenden  W.-Zweig  und  einen  O.-Zweig.  Der 
andere  vom  Ober  Aarhorn  sich  lösende  Arm  begleitet  das 
linke  Ufer  des  Unter  Aargletschers  u.  das  rechte  des  Ober 
Aargletschers;  er  zieht  über  das  Grunerhorn  (3510  m) 
zum  Scheucbzerhorn  (3471  m),  das  den  Felssporn  des 
Escherhorns  (3080  in)  nach  N.  zum  Unter  Aargletscher 
vorschiebt,  biegt  allmählig  nach  0.  um  und  steigt  über 
den  Tierberg  (3202  m),  den  Hinter  Zinkenstock  (3042  m) 
und  Vorder  Zinkenstock  (2922  m)  bis  zur  Vereinigung  der 
beiden  dem  Ober  und  Unter  Aargletscher  entspringen- 
den Quellbäche  der  Aare  ab. 

Die  Kette  des  Finsteraarhoms  wird  ausser  vom  Agassiz- 
joch  noch  vom  Fiescherjoch  (ca.  3600  m ;  zwischen  Hinter 
Fiescherhorn  und  Klein  Fiescherhorn),  Studerjoch  (3428 
m)  und  Ober  Aarjoch  (3233  m)  überschritten. 

Der  ganze  nö.  Abschnitt  der  s.  Hälfte  der  Finsteraar- 
horngruppe  bildet  sozusagen  eine  eigene  Gebirgsmasse, 
die  man  nach  ihrem  höchsten  Punkt  die  Schreckhom- 
gruppe  nennen  kann.  Von  den  eben  beschriebenen  Ge- 
bieten trennt  sie  eine  im  Zickzack  verlaufende,  aber  im 
Ganzen  doch  der  Richtung  SO.-NW.  folgende  Senke,  die 
nur  durch  den  die  Strahlegghömer  mit  der  Kette  des 
PMnsteraarhorns  verbindenden  Sattel  des  Finsteraarjoches 
(3390  m)  unterbrochen  erscheint.  Dieser  Sattel  ist  das  ein- 
zige Verbindun^glied  der  Schreckhorngruppe  mit  den 
übrigen  Abschnitten  der  Finsteraarhomgmppe.  N.  vom 
Finsteraarjoch  wird  die  eben  genannte  Senke  von  dem 
seine  Schmelzwasser  zur  Schwarzen  Lütschine  sendenden 
Unter  Grindelwaldgletscher,  s.  davon  von  dem  gewunde- 
nen Finsteraargletscher  und  dem  ihn  fortsetzenden  Unter 
Aar^letscher  erfüllt.  Die  Gruppe  des  Schreckhoms  gehört 
in  ihrer  Gesamtheit  zum  Einzugsgebiet  der  Aare.  Ihr 
westlichster  Abschnitt  besteht  aus  einer  von  SO.-NW. 
ziehenden  Kette,  die  im  S.  mit  der  steilwandigen  P^- 
mide  des  Abschwung  (3143  m)  beginnt  und  in  der  riesigen 
Schartenmauer  der  Lauteraarhömer  sich  fortsetzt.  Deren 
höchster  Gipfel,  das  Lauteraarhom  (4043  m),  schiebt  nach 
W.  einen  Fels-  und  Eisgrat  vor,  der  sich  am  Strahlegg- 
pass  (3351  m)  nach  S.  wendet,  unter  dem  Namen  Mittel- 
ffrat  oder  Strahlegghömer  (3482  m)  parallel  zur  Kette  der 
Lauteraarhömer  streicht  und  mit  der  Nassen  Strahlegg 
(3488  m)  endigt.  In  der  Hauptkette  folgen  auf  die  Lauter- 
aarhömer das  Gross  und  Klein  Schreckhom  (4060  und 
3497  m),  die  beide  mit  ihren  dunkeln  Felsabstürzen  die 
beiden  Grindelwaldgletscher  überragen  und  von  denen 
das  Gross  Schreckhorn  der  höchste  Gipfel  dieses  ö.  Ab- 
schnittes der  Finsteraarhomgruppe  ist.  Mit  dem  Metten- 
berg (2996  m)  fällt  diese  Hauptkette  zum  Grindelwald  ab. 
Von  dem  zwischen  beiden  Schreckhömem  stehenden 
Nässihom  (3749  m)  zweigt  nach  NO.  ein  Eisgrat  aus,  über 
dessen  tiefsten  Punkt  der  Lauteraarsattel  (3156  m)  fuhrt 
und  der  sich  jenseits  davon  in  zwei  Arme  spaltet.  Der  S.- 
Arm streicht  zunächst  auf  etwa  4  km  Länge  nach  SO., 
trä^t  als  bedeutende  Gipfel  das  Ankenbälli  (3605  m)  und 
Ewigschneehorn  (3331  m),  wendet  sich  dann  über  das 
Hubelhorn  (3256  m)  und  den  Kamm  der  Hühnerstöcke 
(3348  m)  nach  0.  und  endigt  mit  dem  Bächlistock  (3270 
m).  Hier  neue  Spaltung  in  drei  weitere  Zweite,  deren 
(von  S.  an  gezählt)  erster  und  zweiter  nur  kurz  sind,  nach 
0.  ziehen,  den  Bächligletscher  zwischen  sich  einschlies- 
sen  und  am  Aarelauf  abbrechen.  Der  erste  (rechtes  Ufer 
des  Bächligletschers)  trägt  das  Brandlammhom  (3115  m). 


FIN 


FIN 


111 


die  Branberghömer  (2984  m)  a.  den  Juchlistock  (2586  m), 
der  zweite  (linkes  Ufer  des  Bachiigletschers)  den  Diamant- 
stock (2800  m)  und  Aelplistock  (2895  m).  Der  dritte  der 
vom  Bächlistock  ausstrahlenden  Zweige  ist  etwa  12  km 
lang,  geht  der  Aare  nahezu  parallel  nach  N^rägt  das 
Hühnerthälihorn  (3181  m),  das  Ritzlihorn  (3282  m),  den 
langen  Kamm  der  Galiauistöcke  (2894  m),  das  Bettlerhom 
(2lS  m)  und  findet  über  der  Einmündung  des  Urbaches 
in  die  Aare  seinen  Abschluss. 

Der  nach  N.  orientierte  zweite  Arm  der  jenseits  des 
Lauteraarsattels  sich  vollziehenden  Spaltung  hebt  sich 
zunächst  zum  Berglistock  (3657  m),  senkt  sich  darauf 
zum  Berglijoch  (3441  m)  und  geht  wiederum  in  zwei 
Kämmen  auseinander,  deren  einer  die  stolze  Gruppe  der 
Wetterhömer  trägt  und  deren  anderer  sich  am  Kenfen- 
hom  mit  der  das  Urbachthal  im  W.  begleitenden  Kette 
verknüpft  (während  die  gegenüberliegende  Seitenmauer 
dieses  Thaies  von  den  schon  erwähnten  Gallauihörnern 
gebildet  wird).  Die  Masse  der  Wetterhörner  besteht  aus 
drei  in  der  Richtung  nach  NW.  aufeinander  folgenden 
Gebirgsstöcken,  dem  Rosen  hom  (3691  m),  Mittel  hörn 
(3708  mj  und  "Wetlerhorn  (3703  m),  welch'  letzteres  seiner- 
seits wieder  einen  im  Wellhorn  (3196  m)  gipfelnden 
Kamm  nach  NO.  vorschiebt.  Wetter-  und  Wellhorn 
scheiden  mit  ihren  drohenden  Felswänden  die  Grosse 
Scheidegg  im  W.  von  dem  Rosenlauigletscher  im  0. 
Beide  Gehängeflanken  der  Wetterhömer  sind  mit  mach- 
tigen Firnfeldem  umpanzert,  die  auf  der  einen  Seite  den 
Ober  Grindelwaldgletscher,  auf  der  andern  den  Rosen- 
lauigletscher zu  Thal  senden. 

Der  vom  Berglijoch  nach  NO.  ausstreichende  zweite 
Kamm  bildet  einen  Schnee-  und  Eisgrat  mit  einigen  auf- 
gesetzten Felsspitzen  und  trennt  den  Rosenlaui-  vom 
Gauligletscher.  in  seiner  Mitte  ist  in  ihn  die  wenig  tiefe 
Scharte  der  Wetterlimmi  (3182  m)  eingeschnitten ;  an 
seinem  O.-Ende  verwächst  er,  wie  bereits  bemerkt,  mit 
der  das  Urtmchthal  auf  der  linken  Seite  bogenförmig  be- 
gleitenden Kette,  die  im  S.  mit  dem  felsigen  Teilengrat 
(2824  ro)  beginnt,  im  Hangendffletscherhorn  (3294  m)  ih- 
ren höchsten  Gipfel  hat,  mit  aer  dreieckigen  Pyramide 
des  Renfenhorns  (3272  m)  weit  nach  W.  ausbiegt  und 
dann  über  Dossenhom  (3140  m),  Gstellihorn  (2857  m), 
die  Engelhömer  (2783  m),  die  Hohjägiburg  (2641  m)  und 
Jägiburg  (2500  m)  nach  NO.  zieht,  um  schliesslich  unter 
das  Aarethal  zu   tauchen. 

B.  Die  nördliche  Hälfte  der  Finsteraarhomgruppe  un- 
terscheidet sich  von  der  eben  beschriebenen  südlichen 
sowohl  in  ihrem  landschaftlichen  Charakter  wie  in  ih- 
rem geologischen  Aufbau  (der  später  eingehend  behan- 
delt werden  wird)  ganz  wesenthch.  Keiner  ihrer  Gipfel 
erreicht  3000  m,  woraus  folgt,  dass  mit  ganz  unbedeuten- 
den Ausnahmen  auch  keine  Gletscher  und  Firnfelder 
sich  ausbilden  können.  Bezeichnend  für  das  Ganze  ist 
dessen  Zusammensetzung  aus  zahlreichen,  nach  allen 
Richtangen  hin  streichenden  kleinen  Felsketten,  die 
teils  isoliert  für  sich  bleiben ^  teils  wieder  miteinander 
verschmeUen  und  die  einer  Emteilung  nach  grossen  Zü- 
gen ziemliche  Schwierigkeiten  entgegensetzen.  Diese  n. 
Hälfte  der  Finsteraarhomgruppe  Kann  in  ein  Dreieck 
zusam menge fasst  werden,  dessen  von  S.-N.  laufende 
Grundlinie  der  nahezu  gerade  Lauf  der  Kander  bildet 
und  dessen  nach  0.  gerichtete  scharfe  Spitze  in  den 
Winkel  zwischen  Reichenbach  und  Aare  zu  liegen 
kommt.  Eine  Reihe  von  Querthälern  durchschneidet  das 
so  umgrenzte  Gebiet ;  ihr  bedeutendstes  ist  das  der  Lüt- 
schine,  das  sich  aus  dem  von  S.  herkommenden  Lauter- 
bmnnenthal  und  dem  von  0  herabsteigenden  Lütschi- 
nenthal  im  engern  Sinne  oder  dem  Grindelwald 
zusammensetzt.  Daneben  verdient  auch  noch  das  Kien- 
thal, ein  linksseitiger  Ast  des  Kanderthales,  genannt  zu 
werden.  Unsere  Beschreibung  gliedern  wir  der  Ueber- 
sichtlichkeit  wegen  nach  diesen  Thalfurchen,  derart,  dass 
wir  zuerst  das  Gebiet  zwischen  der  Kander  und  dem 
Kienthal,  dann  dasjenige  zwischen  Kienthal  und  Lauter- 
bruonenthal,  darauf  die  zwischen  beiden  Lütschinen 
(lauterbninnenthal  und  Grindelwald)  sich  erhebende 
Bergmasse  und  endlich  das  ganze  Stück  ö.  der  Schwar- 
zen Lötschine  als  Einheiten  betrachten  werden. 

Zwischen  dem  Lauf  der  Kander  und  dem  Kienthal  er- 
nebt sich  eine  der   Form   nach    einem  liegenden  T  zu 


vergleichende  Gebirgsmasse.  Der  horizontale  Ast  dieses 
T  streicht  über  dem  Oeschinenthal  von  W.-O.  und  be- 
ginnt im  W.  mit  der  trotzigen  Pyramide  der  Birre 
(2511  m),  um  über  das  Zahlershorn  (2745  m)  die  Wittwe 
oder  das  Dündenhorn  (2865  m)  zu  erreichen,  das  im 
Schnittpunkt  der  beiden  Aeste  des  T  liegt  und  zugleich 
die  höchste  Spitze  dieses  Gebietes  ist.  Auf  der  anderen 
Seite  des  Dündenhorns  setzt  sich  der  horizontale  Balken 
dieses  T  mit  einem  am  Hohtürli  (2707  m)  endigenden 
Felskamm  fort.  Der  nach  N.  zu  gerichtete  vertikale  Ast 
des  T  trägt  in  seiner  Mitte  das  Aermighorn  (2745  m)  und 
sendet  einige  wenig  wichtige  Verzweigungen  nach  0. 
aus.  Parallel  mit  dem  vertikalen  Balken  des  T  streicht 
im  selben  Gebiet  eine  weitere,  kleine  Kette,  die  im  Gie- 
senengrat  (2379  m)  gipfelt  und  im  N.  mit  dem  Gerihom 
(2132  m)  abschliesst. 

Wir  kommen  zum  Teilstück  zwischen  Kienthal  und 
dem  Thal  der  Weissen  Lütschine  (Lauterbrunnenthal). 
Hier  fallt  uns  zunächst  im  S.  ein  halbkreisförmiger, 
nach  N.  zu  konkaver  Gebirgsbogen  auf.  Am  Schilthorn 
(2973  m),  dem  höchsten  Gipfel  der  gesamten  N.-  Hälfte 
der  Finsteraarhomgruppe,  vereinigen  sich  von  NW.  und 
NO.  her  die  beiden  Bogenstücke  dieses  Hufeisens.  Der 
NW  .-Arm  springt  zunächst  mit  der  Kilchfluh  (2B34  m) 
nach  innen  vor,  erreicht  dann  das  Gross  Hundhom 
(2932  m)  und  begleitet  als  langer  felsiger  Kamm  die  rechte 
Seite  des  Kienthaies;  der  NO.-  Arm  streicht  über  den 
Schwarzgrat,  setzt  sich  im  Schwarzbirg  (2758  m)  fort  und 
endigt  breit  zwischen  Sausbach  und  Weisser  Lütschine. 
Dieser  Halbkreis  umfasst,  wie  schon  bemerkt,  nur  den 
8.  Abschnitt  des  Gebietes  zwischen  Kienbach  und  Weis- 
ser Lütschine ;  die  übrige  Hälfte  erfüllen  eine  Reihe  von 
mehr  vereinzelt  stehenden  kleinen  Gebirgsstöcken.  Deren 
bedeutendster  ist  der  sternförmige  Stock  des  Morgen- 
berghorns  (2251  m],  dessen  drei  Strahlen  mit  unter  sich 
nahezu  gleichen  Winkeln  nach  NW.,  SO.  und  NO.  aus- 
zweigen. Der  NW.-Strahl,  der  kürzeste  und  niedrigste 
der  drei,  bildet  den  rechtsseitiffen  Abschluss  des  zum 
Kienthal  ausmündenden  Suldthales.  Der  SO.-Strahl  senkt 
sich  vom  zentralen  Morgenberghom  an  zunächst  zu  dem 
vom  Suldthal  ins  Saxptenthal  hinüberführenden  Pass  des 
Tanzbödeli  (1880  m)  und  steigt  dann  über  die  Schwal- 
memhörner  bis  zu  seinem  Gipfelpunkt,  dem  Höchst 
Schwalmern  (2727  m),  stetig  an,  um  hier  seinerseits  sich 
nach  drei  Seiten  zu  verzweigen :  nach  SW.  mit  dem  im 
Mittel  2500  m  hohen,  über  dem  Bochtenbach  (Zulluss 
zum  Kienbach)  endigenden  felsigen  Schwalmerngrat, 
nach  S.  mit  einem  das  Hohganthom  (2776  m)  tragenden 
und  am  Drettenhom  (2806  m)  mit  einer  kleinen,  der  In- 
nenseite des  bereits  beschrieoenen  Hufeisens  vorgelager- 
ten Kette  im  rechten  Winkel  verschmelzenden  Kamm 
und  endlich  mit  einem  vom  Höchst  Schwalmern  nach  0. 
abgehenden,  an  den  Lobhörnern  (2523  und  2570  m)  nach 
N.  umbiegenden  und  die  Sulegg  (2412  m)  und  den  Bel- 
lenhöchst  (2094  m)  tragenden  Ast,  der  nach  0.  noch  ei- 
nige kleine  Ausläufer  entsendet  und  zusammen  mit  dem 
SO.-  und  NO.-Strahl  des  Morgen horns  das  reizende  Saxe- 
tenthal  einschliesst.  Der  NO.-Strahl  des  Sternes  ist  ein 
etwa  8  km  langer  steiniger  Kamm  der  zuerst  Leissigen- 
grat  (2035  m),  oann  Därligengrat  (1822  m)  helsst,  an  Höhe 
beständig  abnimmt,  über  der  kleinen  Alluvionsebene  des 
Bödeli  endigt  und  das  Saxetenthal  vom  Thunersee 
trennt.  Im  Reichen  Gebiet  können  noch  zwei  zwischen 
Suld-  und  Kienthal  von  SW.-NO.  streichende  kleine  Ket- 
ten erwähnt  werden,  deren  südliche  im  Dreispitz 
(2522  m)  ffipfelt  und  über  rasenbestandene  Rücken  einer- 
seits mit  dem  schon  genannten  Schwalmerngrat,  anderer- 
seits mit  der  nördlichen  der  beiden  kleinen  Ketten,  der 
im  Wetterlattehorn  (2011  m)  gipfelnden  Standfluh,  ver- 
schmilzt. 

In  dem  von  den  beiden  Armen  der  Lütschine  und 
der  Kleinen  Scheidegg  umschlossenen  Raum  erhebt 
sich  ein  Berggebiet,  das  ebenfalls  mit  einem  drei- 
strahligen  Stern  verglichen  werden  kann.  Vom  Mit- 
telpunkt, dem  berühmten  Aussichtsberg  des  Männlichen 
(2345  m),  zweigt  der  Hauptstrahl  dem  Thal  der  Weis- 
sen Lütschine  parallel  nach  S.  aus,  trägt  den  Tschug- 
gen  (2523  m)  und  das  Lauberhorn  (2475  m)  und  senkt 
sich  schliesslich    zur    kleinen  Scheidegg    (2066  m)  ab. 

Die    beiden  andern,  viel  weniger  wichtigen   Strahlen 


119 


FIN 


FIN 


liegen  mit  einander  beinahe  in  einer  geraden  Linie,  ste- 
hen beide  senkrecht  auf  den  S. -Strahl  und  begleiten  eine 
Strecke  weit  das  Thal  der  Schwarzen  Lütschine  im  S. 

Die  letzte  Unterabteilung  der  n.  Hälfte  der  Finsteraar- 
horngruppe  wird  begrenzt  von  der  Schwarzen  Lutschine, 
der  Grossen  Scheide^g,  dem  Reichenbach,  der  Aare  und 
dem  Brienzersee.  Hier  herrscht  Parallelstruktur  von 
kleinen  SW.-NO.  streichenden  Ketten  vor,  die  im  allge- 
meinen als  ziemlich  breite  Rücken  ausgebildet  sind  und 
zwischen  denen  nur  wenig  tiefe  und  stellenweise  durch 
Querketlen  wieder  gegliederte  Thalfurchen  sich  Anden. 
An  Länge  und  Höhe  die  wichtigste  dieser  kleinen  Paral- 
lelkelten ist  die  südlichste,  die  des  Faulhorns.  Sie  be- 
ginnt im  W.  mit  dem  Kamm  der  Winteregg  (2570  m), 
setzt  sich  über  das  Faulhorn  (2683  m)  nach  0.  im  Fels- 
kamm des  Hinterbir^  bis  zum  Schwarzhorn  (2930  m) 
fort,  biegt  hier  auf  eme  kurze  Strecke  bis  zum  Wild- 
gerst  (^92  m)  scharf  nach  N.  ab,  geht  dann  bis  zur 
Garzenscheer  (2618  m)  wieder  in  die  allgemeine  NO.- 
RichtuDg  über  und  spaltet  sich  hier  in  einen  S.-Ast  mit 
den  Schöniwanghörnern  (2448  m)  und  dem  Tchingel- 
horn  (2324  m)  und  einen  mit  dem  Wandelhom  (2306  m) 
abschliessendfen  NO.-Ast.  Das  Faulhorn  selbst  sendet 
nach  S.  den  kurzen  Kamm  des  Simelihorns  (2752  m)  und 
des  Rötihorns  (2759  m]  und  einen  mit  dem  sogleich  noch 
zu  nennenden  Schwaohorn  sich  verknüpfenden  N.-Grat 
aus.  Die  zweite  der  Parallelkelten  ö.  der  Schwarzen  Lüt- 
schine beginnt  im  W.  mit  dem  Schilthorn  (1822  m), 
streicht,  der  Winlereg^  parallel  und  von  ihr  oiurch  das 
schmale  aber  wenig  liefe  Weitthal  getrennt,  über  das 
Stellihom  (2080  m)  und  die  Sägishörner  (2427  m)  zum 
Schwabhorn  (2376  m),  nimmt  dann  bis  zum  Einschnitt 
des  Giessbaches  an  Höhe  beträchtlich  ab  und  setzt  sich 
jenseits  desselben  mit  einer  Reihe  von  Felsgipfeln 
(Tschingel  2245  m,  Axalphorn  2327  m  und  Oltschikopf 
2238  m)  bis  zur  Aare  fort,  zu  der  sie  in  terrassierten 
Felswänden  abbricht.  Die  Felsgruppe  des  Gummihorns 
(2101  m)  mit  dem  berühmten  Aussichtspunkt  der  Schi- 
nigen  Platte  (1970  in)  bezeichnet  den  Ausgangspunkt 
der  dritten  Parallelkette,  die  sich  über  Laucherhorn  (2235 
m),  Schrännigrat  (2278  m),  Lägerhorn  (2297  m),  Furgge- 
horn  (2172  m),  Bättenalpburff  (2133  m)  und  Litschenburg 
(2116  m)  zieht  und  im  Winkel  zwischen  Giessbach  und 
Brienzersee  in  eine  Reihe  von  breiten  Rasen-  und  W^ald- 
rücken  auflöst.  Der  NW.- Hang  dieser  Kette  steigt  sanft 
zum  Brienzersee  ab,  nach  SO.  ist  pie  mit  der  vorherge- 
henden durch  die  zwei  kurzen  Seitenäste  von  der  Schränni 
zu  den  Sägishörnern  und  von  der  Bättenalpburg  zum 
Schwabhorn  verknüpft. 

Von  den  zahlreichen  im  Gebiet  der  Finsteraarhom- 
ffruppe  tätigen  Forschern  haben  zu  ihrer  Kenntnis  am 
Meisten  beigetragen  Franz  Josef  Hugi,  Arnold  Escher 
von  der  Linth,  Bernhard  Studer,  Karl  Vogt,  Louis  Agas- 
siz,  Eduard  Desor,  JohnTyndall,  Dollfus-Ausset,  Edmund 
von  Fellenberg  u.  A.  Ihren  Bemühungen  ist  es  zu  ver- 
danken, dass  die  Gruppe  des  Finsteraarhorns,  zusam- 
men mit  derjenigen  des  Matterhorns,  ein  Hauptziel  des 
Fremdenstroms  geworden  ist,  dessen  gefahrvolle  Hoch- 
gebirge die  Alpinisten  und  dessen  bald  ernste  und  er- 
schreckende, bald  liebliche  und  malerische  Landschaft 
die  Sommerfrischler  aus  aller  Herren  Ländern  anziehen. 
Die  bald  bis  an  den  Fuss  der  Gemmi  ihre  Fortsetzung 
findende  Thunersee-  und  Simmenthalbahn  (Frutigen- 
Spiez-Erlenbach-Zweisimmen),  die  durch  die  Linie  über 
die  Kleine  Scheidegg  mit  einander  verbundenen  Bahnen 
nach  Grindelwald  und  Lauterbrunnen,  die  Drahtseilbahn 
Lauterbrunnen-Mürren  und  die  Jungfraubahn  seslatten 
den  Reisenden  das  mühelose  Eindringen  bis  ins  Herz  der 
Hochgebirge  oder  doch  zum  mindesten  bis  an  den  Fuss 
der  dieses  ^anze  Gebiet  beherrschenden  Bergriesen.  Dazu 
kommen  die  zahllosen  guten  Gasthöfe,  die  auch  ihrerseits 
den  Weltruf  des  Bemer  Oberlandes  mit  begründet  ha- 
ben. Endlich  haben  der  Schweizerische  Alpenklub  und 
Privatinitiaiive  mitten  im  Gipfel-  und  Kirngebiet  der 
Finsteraarhorngruppe  zahlreiche  Schutzhüllen  geschaf- 
fen, die  dessen  Erforschung  nach  allen  Richtungen  hin 
ungemein  erleichtern.  Es  sind  dies :  die  Doldenhorn hülle, 
iwb  von  den  Führern  von  Kandersteg  erbaut;  Blümlis- 
alp-  oder  Hohtürlihütte  (2760  m)^  Ausgangspunkt  für 
Hochtouren   im  Gebiet   der  Blümlisalp  ;  Mutthornhütte 


(ca  2900  m);  Nest-  oder  Bietschhutle  (2573  m),  am  Fuss 
des  Bietschnorns,  dem  Gasthof  Ried  gehörend;  Ober- 
aletschhütte  (2650  m),  am  linken  Ufer  des  Oberaletsch- 
gletschers  ;  Konkordiahütte  (2870  m),  am  Fuss  des  Kamm 
und  am  linken  Ufer  des  Grossen  Aletschgletschers ; 
Rotthalhütte  (2764  m),  am  Fuss  der  Jungfrau  und  am 
rechten  Ufer  des  Rotthalgletschers ;  Guggihütte,  am  Fuss 
des  Mönch  und  am  rechten  Ufer  des  Guggigletschers ; 
Berglihütte  (3299  m),  auf  einem  aus  dem  Grindelwalder 
Fieschergletscher  aufragenden  Felssporn  ;  SchwarzegK- 
hütte  (2500  m),  am  Fuss  des  Schreckhoms  und  am  rech- 
ten Ufer  des  Unter  Grindel waldgletschers ;  Gleckstein- 
hütte  (2345  m),  auf  einem  Felsrücken  über  dem  rechten 
Ufer  des  Ober  Grindefwaldgletschers ;  DossenhuUe 
(2750  m),  nahe  dem  linken  Ufer  des  Rosenlauigletschers ; 
Oberaarjoch hütte  (3180  m),  auf  der  Passhöhe  des  Ober- 
aarjoches ;  Oberaargletscher  hütte  (2258  m),  vor  der  Front 
des  Oberaargletschers ;  der  Pavillon  Dollfus  (^)93  m),  am 
linken  Ufer  des  Unteraargletschers,  heute  Eigentum  des 
S.  A.  C.  Dieser  Liste  mag  noch  eine  Reihe  von  Gasthöfen 
beigefügt  werden,  die  mitten  im  Hochgebirgsgebiet  hoch 
genug  gelegen  sind,  um  gleich  den  Hütten  als  Ausgangs- 
punkte für  Hochtouren  dienen  zu  können  :  die  Gasthofe 
Schwarenbach  (2067  m)  und  Wildstrubel  (2329  m),  beide 
an  der  Gemmi;  das  Hotel  Jungfrau  (2193  m),  am  Hang 
des  Eggishorns;  Hotel  Beialp  (2137  m),  am  Fuss  des 
Sparrhoms  und  hoch  über  dem  Grossen  Aletschgletscher; 
Grimselhospiz  (1875  m) ;  Hotel  Bellevue  (2064  mj,  an  der 
Kleinen  Scheidegg,  Standquartier  für  die  Besteigung  des 
Eiffer;  u.  a. 

Diese  Hütten  und  Gasthöfe  und  die  erfahrenen  und 
tüchtigen  Führer  des  Berner  Oberlandes  und  Lötschen- 
thales  gestatten  eine  Masse  von  Hochgipfeltouren  in  der 
Gruppe  des  Finsteraarhorns:  Wetterhorn,  Jungfrau, 
Mönch,  Eiger,  Finsteraarhorn,  Mittelhorn,  Schreckhör- 
ner,  Lauterbrunnen  Breithorn,  Hockenhorn,  Balmhom, 
Blümlisalp  u.  a.  werden  jedes  Jahr  erklettert;  andere 
Gipfel,  die  weniger  hoch  sind  und  keine  Schwierigkeiten 
bieten,  erhalten  während  der  schönen  Jahreszeit  täglich 
Besuch.  Diese  dem  eigentlichen  Herzen  des  Hochgebir- 
ges im  N.  und  S.  vorcelagerten  Gipfel  zweiter  Ordnung 
bieten  prachtvolle  Gelegenheit,  die  um  das  Finsteraar- 
horn aufragende  Schaar  von  Spitzen  und  das  dazwischen 
gebettete  Chaos  von  Gletschern  und  Firnfeldem  aus 
nächster  Nähe  zu  bewundern.  Die  berühmtesten  dieser 
Aussichtspunkte  sind  Faulhorn,  Männlichen,  Schilthorn, 
Sulegg,  Lauberhorn,  RÖtihorn,  Klein  Sidelhorn,  Torrent- 
horn  u.  a.,  denen  man  als  nicht  weniger  berühmt  noch 
die  am  Hang  des  Gummihorns  liegende  Terrasse  der 
Schinigen  Platte  beifügen  muss,  auf  die  man  heute  ver- 
mittels einer  Zahnradbahn  bequem  gelangen  kann. 

Die  mächtige  Verbreilerung  des  mittlem  und  östlichen 
Abschnittes  der  Finsteraarhorn^ppe  gestaltet  dieses 
Gebiet  der  Alpen  zu  einem  für  die  Ausbildung  von  Firn- 
feldem und  öletschern  ausserordentlich  geeigneten  Ein- 
zugsbecken. Deshalb  enthält  unsere  orographische  Gruppe 
des  Finsteraarhorns  auch  die  grössten  Eismassen  von 
Ranz  Europa  (die  arktischen  Gebiete  des  Erdteiles  natür- 
lich ausgenommen).  Der  ausgedehnteste  aller  dieser  Eis- 
ströme ist  der  Grosse  Aletschgletscher,  der  24  km  lang 
ist,  eine  Fläche  von  103  km'  bedeckt  und  dessen  unge- 
heures Einzugsgebiet  den  von  uns  früher  beschriebenen 
zentralen  Zirkus  der  Finsteraarhorn^uppeumfasst.  Dann 
lassen  sich  nennen  der  mit  dem  Fiescnerfim  zusammen 
14  km  lange  Walliser  Fieschergletscher,  der  mit  dem 
Unteraargletscher,  seiner  Fortsetzung,  zusammen  12  km 
lange  Finsteraargletscher,  der  Ober  Aletschgletscher  und 
Unter  Grindel waldgletscher  mit  je  8  km  Länge  etc.  Die 
Gesamtfläche  der  Firn-  und  Gletscherffebiete  in  der 
Gruppe  des  Finsteraarhorns  kann  auf  500  km*  beziffert 
werden.  Es  gibt  hier  16  Gletscher  erster  Ordnung  (Thal- 
cletscher)  und  über  100  Gletscher  zweiter  Ordnung 
(Hängegletscher  etc.).  Der  Druck  der  Ungeheuern  Eis- 
massen lasst  in  unserem  Gebiet  die  Gletscher  sehr  tief 
in  die  Thäler  heruntersteigen,  tiefer  als  sonst  irgendwo 
in  unsern  Breiten.  So  hat  z.  B.  der  Grindelwaldglelscher 
vor  seiner  jetzigen  Rückzugsperiode  einst  bis  in  etwa 
900  m  hinuntergereicht,  d.  h.  bis  in  die  Zone  der  Kirsch- 
bäume. Das  untere  Ende  des  Grossen  Aletschgletschers 
liegt    in   1353   m,  des   Walliser    Fieschergletschers    in 


FIN 


FIN 


HS 


1500  m,  des  RosenlauigleUchera  ebenfalls  in  etwa  1500  m, 
des  Oberaargletschers  in  1877  m.  Endlich  sei  noch  be- 
tont, dass  die  ersten  wissenschaftlichen  Beobachtungen 
über  Gletscher  im  Gebiet  der  Finsteraarhorngruppe,  und 
bier  besonders  am  Unteraargletscher  angestellt  worden 
sind,  zuerst  von  Franz  Josef  Hugi,  dann  von  einer  gan- 
zen Schaar  von  Schweizer  Gelehrten  wie  Louis  Agassiz, 
Eduard  Desor,  Cesar  Nicole t,  Karl  Vogt,  Bernhard  Slu- 
der  u.  a.,  und  endlich  von  Ausländem  wie  Charles  Mar- 
tins, James  Forbes,  Dollfus- Ausset,  John  Tyndall  u.  a. 

Wenn  wir  die  Resultate  unserer  Wanderung  durch 
die  Finsteraarhorngruppe  noch  einmal  zusammenfassen 
wollen,  so  ergeben  sich  als  charakteristische  Hauptzüge 
zunächst  die  ungeheure  Entwicklung  ihrer  Firn-  und  Eis- 
gebiete und  dann  ihr  komplexer  orographischer  Aufbau, 
der  die  Erkennung  einer  zentralen  Achse  mit  davon  aus- 
gebenden Seitenzweigen  zu  einer  so  ausserordentlich 
schwierigen  Aufgabe  gestaltet. 

Geologie,  Die  geologischen  Verhältnisse  •  der  S.-Hälfte 
der  Finsteraarhorngruppe  sind  hauptsächlich  von  Em- 
manuel V.  Fellenberg  und  Armin  Baltzer  untersucht  wor- 
den. Von  besonderem  Interesse  ist  hier  die  unmittelbare 
Ueberlagerung  der  Gneise  durch  die  Jurakalke  und  die 
daraus  sich  ergebende  Kontaktzone  zwischen  diesen  bei- 
den Formationen  mit  ihren  eigentum liehen  Dislokations- 
erscheinungen. Diese  Kontaktzone  lässt  sich  auf  der  N.- 
Seite der  Gruppe  an  Jungfrau,  Mönch,  Eiger,  Wetter-  und 
Wellhom  verfolgen ;  sie  beginnt  über  Lauterbrunnen  und 
setzt  sich  nach  0.  zu  bis  weit  ausserhalb  die  Grenzen  der 


an  dessen  N.-Hängen  aber  hier  und  da  Granite  und  Ver- 
rucanofetzen  anstehen.  Grünliche  oder  rosarote  Granite 
finden  sich  auch  im  obersten  Abschnitt  des  Gastemthales 
zwischen  Alpetligletscher  und  dem  Fuss  des  Balmhorns. 
Die  Kette  der  Blümlisa Ip  besteht  aus  mächtig  entwickel- 
ten Juraschichten  (Dogger  und  Lias),  die  nach  N.  fallen 
und  unter  denen  mancherorts  Dolomite  und  Verrucano 
zu  Tage  anstehen.  Auch  die  Gruppe  des  Balmhorns  ge- 
hört in  ihren  Gesteinen  der  Hauptsache  nach  den  Schich- 
ten des  untern  und  mittleren  Jura  an,  die  wiederum  auf 
den  Quarzsandsteinen  des  Verrucano  ruhen.  Zwei  der 
Vorberge  des  Balmhorns  endlich,  das  Klein  Hinderhorn 
und  Tatlishom,  sind  Ueberreste  von  Kreide-  und  Jura- 
falten. 

Die  n.  Hälfte  der  Finsteraarhorngruppe  besteht  (im  Ge- 
gensatz zu  der  vorwiegend  krystallinen  S.  -  Hälhe)  der 
Hauptsache  nach  aus  Sedimentgesteinen  der  sekunaären 
Formationsgruppe.  An  den  Grenzen  trifft  man  aber  auch 
hier  und  da,  besonders  im  nw.  Abschnitt,  auf  tertiäre 
Schichten.  Die  Thalböden  sind,  wie  überall,  mit  Gebilden 
quaternären  Alters  (Alluvionen,  Sturzschutt,  Tuffen  etc.) 
überführt.  Hier  herrschen  Absätze  der  mittlem  Jurazeit 
vor,  und  aus  Juragestein  besteht  auch  die  grosse  Mehrzahl 
aller  Gipfel.  Im  Abschnitt  zwischen  Kander  und  Kienthal 
tritt  auch  Lias  (Sin^murien)  auf,  der  mit  dem  Dogger  zu- 
sammen die  kurze  Kette  der  Wiltwe  aufbaut ;  der  an  die 
Wittwe  im  rechten  Winkel  anschliessende  Ast  gehört  da- 
gegen der  Kreide  (Neocom  und  Urcon)  an.  Nach  N.,  wo 
alle  diese   Ketten  sich  beträchtlicn   absenken,  tauchen 


Hgst^naarß^ihäm 


Uvib^rd 


fiMfi  Eüm.  V.  Feitenberg. 


Geologisches  Querprofii  durch  die  Finsteraarhurngruppe. 


Go.  Graue  oder  grQoe  Oneise  :  Oao.  Aug;eDgnei8e;    Orgn.  GrauitiBche  Gneise;    Gl.  Glimmerschiefer;    Scgn.  Sericitgneise;    Scvgn. 
'     GrOne  Oneise,  wechsellagernd  mit  grOnen  Schiefern;  Sa.  Amphibolite  und  Araphibolsohiefer. 


Grappe,  d.  h.  bis  an  die  Reuss  auf  eine  Länge  von  etwa 
00  km  fort.  Die  beiden  Formationen,  Kalk  und  Gneis, 
haben  vereinigt  sehr  wechselvolle  Faltenbiegungen  erlit- 
ten. Die  Falten  sind  an  manchen  Stellen  schief;  es  er- 
scheinen dann  die  Juraschichten  oft  in  Form  eines  Keiles 
lief  in  die  Gneise  hineingepresst,  oder  es  werden  die 
Sedimentgesteine  von  den  Gneisen  überlagert  (wie  am 
Wetterhom,  Mönch  und  an  der  Jungfrau).  Am  Gstellihorn, 
im  Hintergrund  des  Urbachthales  und  an  andern  Orten 
wiederholen  sich  die  Falten  mehrmals,  wodurch  Gneise 
und  Kalke  einander  gegenseitig  vielfach  ablösen  und  ganz 
ineinander  geknetet  erscheinen,  die  ursprünglich  noch 
vorhandenen  Faltenumbiegungen  sind  später  durch  die 
Tätigkeit  von  Erosion  und  Verwitterung  abgetragen  wor- 
den, so  dass  man  jetzt  nur  noch  entweder  Reste  von 
Kalkfalten  isoliert  mitten  in  Gneisen  oder  vereinzelte 
Gneisfetzen  mitten  in  Kalkschichten  (Gipfel  des  Mönch 
und  Gstellihorns)  antritft.  Das  Finsteraarhorn massiv  ist 
nicht  symmetrisch  gebaut  (vergl.  das  geolog.  Querprofil). 
Es  besteht  zum  grössten  Teil,  namentlich  in  den  zentralen 
Abschnitten,  aus  krystallinen  Gesteinsarten :  Gneis,  mehr 
oder  weniger  schiefrig,  übergehend  in  Augengneis,  Gra- 
nilgneis  oder  Protogin  (Hühnerstöcke ,  ßächlislöcke , 
Brurfberghörner,  JucKlistöcke,  Hühnerthälihörn'er),  in 
Serizitgneis  (Ritzlihorn)  oder  auch  in  Amphiboigneis 
(Finsteraarhorn,  Grünhorn,  Oberaarhom).  An  die  Gneise 
schliesst  sich  nach  S.  eine  beinahe  bis  zur  Rhone  rei- 
chende breite  Zone  von  Casanoaschiefern  an,  die  an 
einigen  Stellen  wieder  Uebergänge  in  Gneis  zeigen.  Dieser 
Zone  von  Casannaschiefern  gehören  an  das  Lötschenthal, 
die  Bietschhornkette  (mit  Ausnahme  der  aus  Amphibol- 
schiefem  aufgebauten  höchsten  Teile)  und  der  Pclersgrat, 


Jura  und  Kreide  unter  eine  beträchtliche  Decke  von  eocä- 
nem  Flysch  und  Nummulitenkalk.  —  Zwischen  Kienbach 
und  Lütschine  besteht  das  Hufeisen  des  Schilthorns  mit 
allen  seinen  Verzweigungen  und  dem  dazwischen  gelege- 
nen Gebiet  aus  unterem  und  oberem  Jura,  der  nach  N. 
von  einer  Kreidezone  (ürgon  u.  Berrias)  überlagert  wird, 
die  noch  weiter  n.  ihrerseits  wieder  unter  den  Flysch 
taucht.  —  Im  Dreieck  zwischen  beiden  Lütschinen«  des- 
sen Mittelpunkt  der  Männlichen  ist,  herrschen  durchaus 
Juraschichten  (unlerer  und  oberer  Dogger)  vor,  mit  Aus- 
nahme eines  s.  über  Grindelwald  hinziehenden  Flysch- 
bandes.  —  Die  {gleichen  Verhältnisse  treden  wir  auch 
überall  ö.  der  Lutschine,  wo  die  ganze  Reihe  der  durch 
Oxfordmulden  von  einander  getrennten  und  durch  die 
Erosion  an  den  Umbie^ungsstellen  abgetragenen  Dogger- 
gewölbe nach  N.  überliegt.  Immerhin  zeigen  sich  in  der 
dem  Brienzersee  nachstgelegenen  Kette  auch  Kreidereste 
(Berrias)  und  längs  des  Reichenbaches  ein  langes  Band 
von  Flysch  und  Nummulitenkalk.  Für  Einzelheiten  vergl. 
Baltzer,  Armin.  Der  median,  Kontakt  von  Gneis  und  Kalk 
im  Berner  Oberland^  sowie  Fellenberg,  Edmund  v.,  und 
Casimir  Mcesch.  Geolog.  Beschr,  des  westl.  Teiles  des 
Aarniassivs..,  (beide  in  den  Beiträgen  zur  geolog.  Karte 
der  Schweiz.  Lieferung  20  und  21).  Bern,  1880  und 
1893.  für.  Emil  Andr^.] 

Flora.  Die  Finsteraarhorngruppe  bildet  in  botanischer 
Hinsicht  dank  ihrem  topographischen  Bau,  der  bedeuten- 
den Höhe  ihrer  Gipfel  und  der  petrographischen  Zusam- 
mensetzung ihrer  zu  einem  Teil  krystallinen  Gesteinsarten 
ein  vom  westlichen  Oberland  deutlich  geschiedenes  Ge- 
biet für  sich.  Der  die  beiden  Gebirgsgruppen  orosraphisch 
scheidende  Pass  der  Gerami  bildet  auch  die  Grenzlinie 

GEOGR.  LEX.  52  —   II   —  8 


il4 


FIN 


FIN 


zwischen  den  beiden  Floren.  Immerhin  ist  aber  diese 
Querscheide  weniger  scharf  ausgeprägt ,  als  diejenige, 
welche  durch  die  Kammlinie  zwischen  den  Einzugsjgebie- 
ten  von  Aare  und  Rhone  als  Längsscheide  gekennzeichnet 
ist.  Der  Unterschied  in  den  floristischen  Erscheinungen 
zwischen  N.-  und  S.-Seite  der  (irupi>e  wird  um  so  auffal- 
lender, je  tiefer  man  thalwärts  absteigt.  Hermann  Christ 
hat  schon  bemerkt,  dass  die  Hochalpen  des  Hemer  Ober- 
landes für  die  Ausbreitung  der  Mehrzahl  der  südlichen 
Typen  der  reichen  Walliser  Flora  eine  unüberwindliche 
Schranke  gebildet  zu  haben  scheinen.  So  wie  man  nach 
Ueberschreitung  der  Gemmi  oder  Grimsel  die  Walliser 
Seite  der  Gebirgsgruppe  erreicht  hat,  nimmt  man  mit  Er- 
staunen einen  plötzlichen  Wechsel  im  Charakter  u.  Reich- 
tum der  Flora  wahr.  Doch  ist  in  Wirklichkeit  das  seltene 
Auftreten  von  südlichen  Typen  auf  der  N. -Seite  weniger 
eine  Folge  der  orographischen  Mauer,  als  vielmehr  der 
zu  beiden  Seiten  der  Kammlinie  von  einander  vollständig 
verschiedenen  klimatischen  Verhältnisse.  Es  sind  aber 
trotz  allem  dennoch  eine  Reihe  von  südlichen  Arten  auf 
dem  W^eg  über  die  Passlücken  nach  N.  gelangt  u.  haben 
sich  hier  erfolgreich  zu  behaupten  vermocht.  So  findet 
man  auf  dem  Plateau  der  Gemmi  Anemone  baldensis^ 
Ranunculus  pamassifolius,  VUcaria  alpina^  Crepis  pyg- 
maea,  Alsine  laricifolia,  Oxutropis  lapponica  etc. :  am 
N.-Hang  des  Lötschenpasses  Oxytropis  lapponica^  Salix 

Slauca,  Potentilla  frigida,  Phyteuma  Schekchzeri;  am 
[.-Hang  der  Grimsel  Saluc  glauca  und  S.  myrsinites, 
Androsace  tonientosa,  Pinguicula  grandiflora,  Potenlilla 
frigida,  Phaca  alpina.  Andere  für  die  Walliser  Flora 
charakteristische  Arten,  wie  z.  B.  Ranunculus  pyrenaeus, 
Sedum  alpestre,  Saxifraga  niuscoides  und  S.  Seguieri, 
Achillea  nana  etc.  finden  sich  an  isolierten  Standorten 
des  n.  Gebirgsabfalles. 

Nordseite.  Im  östlichen  Abschnitt  der  Finsteraarhorn- 
gruppe,  besonders  im  Ober  Hasle  und  in  dem  oroffra- 
phisch  schon  der  Dammagruppe  zugehöri|[en  Gadmentnal, 
zeigt  sich  der  Einfluss  des  Föhns  auf  die  Flora  im  Vor- 
kommen mehrerer  südlichen  Elemente  der  insubrischen 
Flora,  wie  z.  B.  des  Polygonum  alpinwm  (Guttannen), 
der  schönen  Saxifraga  cotyledon,  einer  Zierde  der  Fels- 
wände der  zentralen  und  südlichen  Alpen,  der  zusammen 
mit  Woodsia  ilvensis  bei  Lauterbrunnen  wachsenden  Be- 
tonica  Jacquini  etc.  «  Dass  der  Föhn,  der  gerade  die  Ost- 
flanke des  Hemer  Oberlandes  mit  ungeheurer  Kraft  be- 
streicht, an  diesem  südlichen  Charakter  ihrer  Flora  den 
grössten  Anteil  hat,  ist  unzweifelhaft.  Sowohl  seine  wär- 
mende und  aufhellende  Hauptwirkung,  als  seine  regen- : 
spendende  Nachwirkung  ist  in  diesen  Thälem  bedeuten- 
der als  irgendwo :  ihre  Niederschlagsmenge  ist  durchaus 
die  der  Sudalpen,  sie  übersteigt  200  cm  und  erreicht  im 
obersten  Aarthal  (Grimsel  22d  cm)  den  zweithöchsten  in 
unsern  Alpen  beobachteten  Wert. »  (H.  Christ :  Pflanzen- 
leben  der  Schweiz.  2.  Ausg.  S.  372). 

Diesen  insubrischen  Arten  fugen  vnr  als  solche  der  zen- 
tralen und  östlichen  Alpen  noch  bei  Rumex  nivalis,  5a- 
xifraga  aphylla  und  Priniula  iniegrifolia.  Auch  die  von 
uns  für  die  Kette  des  Faulhorns  (s.  diesen  Art.}  genann- 
ten Arten  finden  sich  mit  nur  wenigen  Ausnahmen  auf 
verschiedene  Standorte  im  übrigen  Teil  der  Finsteraar- 
horngruppe  verteilt.  Wenn  man  jene  Liste  mit  den  hier 
schon  genannten  und  sogleich  noch  anzuführenden  Ar- 
ten ergänzt,  so  erhält  man  ein  ziemlich  vollständiges 
Verzeichnis  der  auf  der  N. -Seite  der  Finsteraarhorngruppe 
wachsenden  interessanten  Florenelemente.  Erwähnens- 
wert sind  für  die  N.-Seite  der  Gebirgsgruppe  femer: 
Viola  palustris  und  Drosera  longifolia  (Grimsel),  Viola 
lutea  (bei  Murren  häufig),  Sp^gularia  campestris  (von 
Guttannen  bis  Grimsel);  Trifolium  rubens  (Lütschenthal),' 
T,  Thalii  und  T.  badium.;  Phaca  alpina  und  Ph.  astra- 
galina  (Umgebung  von  Grindelwald) ;  Oxytropis  Halleri 
(Gadmen)  und  O.  cyanea  (Rosenlaui  und  Hintergrund  des 
Lauterbrunnenthaies) ;  Coronilla  vaginalis  (Fuss  des  Wet- 
terhoms  bei  Grindelwald);  Geum  replans,  Agrimonia 
odorata  (Innertkirchen),  Potenlilla  dubia  und  P.  frigida, 
Dryas  octopetala  (Fuss  des  Grindel waldgletschers),  Sor- 
bus  chamaemespilus  (Kleine  Scheidegg,  Rosenlaui  etc.) ; 
Sedum  villosum,  S.  atratum  und  S.  annuum;  Semper- 
vivum  Mettenianum  (bei  Innertkirchen  und  Wengen) ; 
Saxifraga  cotyledon,  S.  caesia^  S.  oppositifolia,  S.  ma- 


cropetala,  S,  aspera,  S,  stellaris,  S,  cuneifolia,  S,  mus- 
coides  (Unteraargletscher),  S.  exarata,  S,  Seguieri  (Grin- 
delwalder  Eismeer,  Eiger,  Aargletscher)  und  S.  androsa- 
cea;  Laserpitiumpanax  (Grimsel,  Guttannen,  Umgebang 
von  Grindelwald  gegen  das  Faulhoin  zu),  Adenostyies 
leucophylla  (Rotthal  bis  Jungfrau);  Achillea  atraUL,  A, 
nana  n,  A.  moschata:  Chrysanthemum  coronopifcUium 
(Sulegg,  Rosenlaui),  Ämica  montcma  (Handeck  bu  Aar- 
gletscher, Kleine  Scheidegg,  Wenf^en,  Murren  etc.), 
Saussurea  alpina  (Gipfel  des  Männlichen).  Crepis  pyg- 
maea  (Lammerengletscherj.  In  den  Grindel walderberven 
nennt  Christener  zahlreiche  bemerkenswerte  Habichts- 
kräuter, wie  z.  B.  Hieracium  glanduliferum,  H,  Gaudini, 
H,  scorzoneraefolium,  ü.  befmense,  n.  glaucum,  U,  Jac- 
quini, H.  Trachselianum,  H.  caesium,  ß,  pseudo-porrec- 
tum,  H,  gothicum,,  H.  perfoliaium,  H.  valdepilosum.,  H. 
albidum  (Uandeck  bis  Grimsel),  etc.  Ferner  Orobanche 
salviae  (Lauterbrunnen),  PUmtago  fuscecens  (Lämmem- 
alp),  Phyteuma  Hallen,  Pirola  uniflora;  Gentiana  ni- 
valis und  G.  obtusifolia;  Pedicularis  rostrala  un^  P. 
recutita;  Salix  helvetica,  S.  glauca,  S.  myrsinites,  S. 
retusa  etc.  Monokotylen :  Sparganium  minimum  (Grosse 
Scheidegg,  Wengemalp,  Spitalboden  auf  der  Grimsel), 
Orchis  pallens  (Grindelwalder  Alpen),  Chamaeorchis  al- 
pina (beim  Eigergletscher),  AHium,  fallax  (Innertkirchen, 
Wenden),  Heleocharis  pauciflora  (Rosenlaui);  Carex 
pauctflora  (Handeck,  Gnmsel),  C.  Laggeri  (Grimsel),  C. 
leponna  (Grimsel),  C.  irrigua  (Grosse  Scheidegg,  Grim- 
sel), C.  ustulata  (bei  Rosenlaui),  die  seltene  C.  sparsiflora 
(Schwabhorn  ;  einziger  Standort  der  Schweiz  neben  dem 
Ober  Engadin),  C  tenuis  (Grindelwalder  Alpen);  Poa 
hybrida  (Grimsel),  Festuca  varia  (Wengemalp).  Für 
weitere  Einzelheiten  verweisen  wir  auf  Prof.  L.  Fischers 
Verzeichnis  der  Gef&sspflanzen  des  Berner  Oberlandes. 
Bern  1862 ;  mit  zwei  Supplementen  1875  und  1889. 

In  der  Waldzone  treffen  wir  hauptsächlich  die  Weiss- 
tanne  und  Fichte,  beide  meist  in  gemischten  Beständen. 
Die  Fichte  steigt  hoch  auf,  geht  aber  doch  nicht  über 
1800-1900  m.  Nur  ausnahmsweise  stehen  hier  und  da 
noch  bis  auf  2000  m  und  darüber  vereinzelte  und  ver- 
kümmerte Exemplare.  Im  Schatten  dieser  Waldungen 
gedeiht  an  den  feuchtesten  Stellen  der  Thäler  die  Mehr- 
zahl unserer  Orchideen  :  Herminium  monorchis  (auf  feuch- 
ten Wiesen,  zwischen  Wilderswil  und  Zweilütschinen 
häufig),  Epipogium  aphyllum  (am  Weg  auf  die  Schinige 
Platte),  Lxstera  cordata  (Murren,  Trachsellauenen,  Ober 
Hasle,  bei  der  Handeck  etc.),  Goodyera  repens  (an  tro- 
ckeneren Standorten,  z.  B.  bei  Wengen,  Rosenlaui),  Co- 
rallorrhiza  innata  (Wenjjemalp,  Trachsellaue||en  etch 
Malaxis  monophylla  (beim  Staubbach  und  Giessbach), 
Cypripedilum  calceolus  (bei  Wengen  und  Rosenlaui).  Die 
Buche  bildet  reine  oder,  in  den  tiefem  Lagen  der  Thäler, 
gemischte  Bestände  und  steigt  kaum  höher  als  bis  1300  m 
an.  Die  Waldföhre  kommt  auf  der  N.-Seite  der  Gruppe 
nirgends  in  grossem  Beständen  vor,  während  die  Berg- 
föhre  im  Ober  Hasle  häufig  angetroffen  wird  und  in  ein- 
zelnen isolierten  Gruppen  noch  bis  nahe  an  1900  m  ge- 
deiht. Auch  vereinzelte  Arvengruppen  lassen  sich  da  und 
dort  noch  entdecken  ;•  oberhalb  der  Kleinen  Scheidegg 
lassen  noch  einige  alte  Stümpfe  die  einstige  grössere  Ver^ 
breitung  dieses  Baumes  erkennen.  Einzelne  Exemplare 
der  Arve  steigen  in  der  Umgebung  der  Aargletscher  bis 
über  2000  m  an.  Sie  findet  sich  im  ö.  Abschnitt  des  Ober- 
landes noch  häufiger  als  in  den  Thälem  der  Simme  und 
Kander,  wo  sie  zu  einer  recht  seltenen  Erscheinung  ge- 
worden ist.  Auch  die  Eibe  ist  nicht  mehr  stark  vertreten 
und  stockt  u.  a.  noch  im  Kienthal  und  Lütschenthal.  In- 
teressante Pflanzenarten  der  Bergregion  sind :  Clematis 
vitalba  (Hasle),  Aquilegia  alpina,  Delphinium  eUUum 
(Schwarzhom  ,  Murren  etc.) ,  Aconitum,  paniculatum 
(Schilthom',  Ober  Hasle  etc.),  Berberis  vulgaris  (Sichel- 
lauenen;  auf  Gneis),  Papaver  alpinum  (Gadmenthal), 
Inipatiens  noli  tahgere  (Ober  Hasle),  etc. 

Südseite.  Wie  sich  zwischen  den  Floren  der  N. -Flan- 
ken von  Wildhorn-  und  Finsteraarhorngruppe  ein  Unter- 
schied zeigt,  so  auch  zwischen  denen  der  S.-Flanken 
dieser  Gruppen.  Doch  finden  sich  im  S.  eine  j^rosse 
Anzahl  der  für  die  ö.  Hälfte  der  Kette  charakteristischen 
Arten  auch  an  dem  der  w.  Hälfte  angehörenden,  z.  T.  aus 
krystallinen  Felsarten  aufgebauten  Mont  FuUy.   Solche 


FIN 


FIN 


il5 


beiden  Hälften  der  S. -Flanke  gemeinsame  Typen  sind 

inach  dem  CatcUogue  de  la  flore  valaisanne  von  Henri 
accard)  z.  B.  Aquilegia  alpiruij  Coronaria  flos  JovUy 
Geraniuni  rivularcj  Ädenoatyles  leucophylla,  Phaca  aU 
pina^  Sedum  annuum  u.  S,  alpestre;  Saxifraga  asperay 
S,  cupera  v.  brvoideM,  S,  exarata  und  S.  cuUcenaens ; 
Bupieurum  tteUcUum,  Erigeron  Schleicheriy  Achillea 
nana  und  A.  moschcUay  Centaurea  rhaponticüm,  Hypo- 
chaerit  uniflora,  Veronica  bellidioide$,  Empetrum  nig- 
rum^  Juncus  trifiduM  u.  /.  Jacquinij  Silene  valesia,  Cam- 
pantUa  cenUia  etc.  In  der  Bergregion  zwischen  den 
Schluchten  der  Massa  und  dem  Fiescherthal  trifft  man 
noch  einifle  der  für  das  zentrale  Wallis  charakteristischen 
Arien,  wie  Astragalus  exscapua,  Centaurea  axillaris, 
Campanula  excita,  Linaria  ttalica,  Euphrasia  Christa 
and  G€Uium  pedemantanum,  das  bis  über  Deisch  noch 
blüht.  Die  O.-Hälfte  der  Kette,  im  Goms,  hat  dagegen  eine 
an  Arten  arme  Flora ;  die  grosse  Mehrzahl  der  alpinen 
Typen  der  Penninischen  Alpen  fehlt  hier,  und  es  bietet 
am  diesen  zu  trockenen  Rücken  und  Halden  die  Pflanzen- 
decke oft  eine  ermüdende  Einförmigkeit.  Sie  besteht  der 
Hauptsache  nach  aus  nur  wenigen  Arten,  die  oft  ganze 
grosse  Flächen  ausschliesslich  bedecken :  Leantodon  py- 
renaicus^  Amica  niontana,  Trifolium  alpinum,  Veronica 
bellidioides,  Gentiana  obtusifolia.  Auch  die  nivale  und 
subnivale  Flora  ist  hier  eine  kümmerliche,  wie  dies  Henri 
Jaccard  nachgewiesen  hat  Er  safft  darüber :  «  Man  findet 
hierauf  den  Schuttfeldem  u.  an  aen  Felsen  kein  Thlaspi. 
keine  Achillea,  keine  Androsace,  keine  Artemisia  und 
keine  Draba ;  nur  Saxifraga  cupera  v.  bryoides,  Primula 
viscosa  und  Phyteuma  hemiapnaericum  grüssen  den  Bo- 
taniker. Auf  den  obersten  Rasenflächen  besteht  der  ganze 
Pflanzenteppich  aus  nicht  mehr  als  etwa  10  Arten :  Vero- 
nica cUpina,  Gnaphalium  supinunij  Gentiana  bavarica, 
Cardaminealpina,  SibbaldiaprocumbenSj  Oxyria  digyna, 
Sahx  herbacea  und  einigen  andern. »  Bios  im  Münster- 
thale  stösst  man  noch  auf  einige  gute  Arten,  die  in  den 
benachbarten  Gebieten  selten  sind  oder  ganz  fehlen,  wie 
z.  B.  Campanula  excisa^  Primula  longiftora^  Phaca  al- 
jpina  und  Ph,  frigida,  Saxifraga  cotyledon,  Androsace 
tmbricata. 

Grossen  Florenreichtum  weisen  dagegen  die  Umge- 
bungen der  Furka,  des  Gries-  und  Nufenenpasses,  sowie 
der  Grimsel  auf,  wo  sich  die  klaasische  Fundstelle  der 
Maienwand  findet,  die  wir  im  Artikel  Goms  des  näheren 
besprechen  werden. 

Zahlreiche  Forscher  —  Lindt,  E.  v.  Fellenberg,  A.  Escher 
▼.  der  Linth  u.  A.  —  haben  ihre  Aufmerksamkeit  der  ni- 
Talen  Flora  der  Finsteraarhomgruppe  geschenkt  und  die 
obere  Verbreitungsgrenze  der  verschiedenen  Arten  fest- 
gestellt. Am  Wetterhom  hat  man  den  Leontodon  pyre- 
naicus  noch  über  3000  m  beobachtet,  und  ebenso  hoch 
steigen  Campanula  cenisia,  Poa  alpina  und  Androsace 
hetveiica  an.  Androsace  glacialis  ist  am  Oberaarhorn  noch 
bei  3500  m  gefunden  worden.  Auf  dem  Gaulipass  (3274  m) 
kann  man  folgende  neun  Arten  pflücken :  Poa  laxa^  Chry- 
santhemum alpinum^  Androsace  glacialis,  Gentiana  oa- 
varica^  Ranunculus  glacialis,  Silene  acauliSy  Saxifraga 
oppositifolia  und  S.  muscoides,  Potentilla  grandiflora. 
Am  Ewigschneehom  hat  man  in  etwa  3400  m  Poa  laxa 
und  Androsace  imbricata  gesammelt,  am  Oberaarhorn  in 
derselben  Höhe  Androsace  qlticialis,  A.  helvetica  und  A. 
obtusifolia,  Ranunculus  glacialis^  Draba  carinthuica, 
Saxifraga  oppositifolia ,  Artemisia  spicata,  Achillea 
maschata  und  Linaria  alpina.  Am  S.-Hang  des  Finster- 
aarhoms  wachsen  in  3350  m  noch  Poa  laxa,  Linaria  al- 
pina, Draba  frigida,  Silene  acaulis,  Saxifraga  aspera 
V.  brynides  und  S.  muscoides,  in  4000  m  (nach  Lindt] 
noch  Saxifraga  aspera  v,  bryoides,  S.  muscoides  und 
Achillea  atrata;  ganz  nahe  dem  Gipfel,  in  4270,  hat  man 
im  Monat  September  noch  ein  kleines  Polster  von  blühen- 
dem Ranunculus  gUicialis  angetroffen.  An  der  Jungfrau 
hat  E.  V.  Feüenberg  in  einer  Höhe  von  3000  m  notiert 
Thlaspi  rotundifolium,  Hutchinsia  alpina,  Gaya  sim- 
plex,  Erigeron  uniflorus,  Artemisia  mutellina  und  A. 
sptcata,  ferner  300-400  m  höher  noch  Silene  acaulis  und 
Saxifraga  oppositifolia.  Im  Uebrigen  ist  die  oberste 
Grenze,  bis  zu  welcher  die  nivalen  Typen  aufsteigen,  eine 
sehr  wechselnde,  da  sie  hauptsächlich  vom  Vorhanden- 
sein von  Humus  abhängt  und  mehr  vom  Schnee  als  von 


der  Höhenlage  beding  wird.  Jeder  für  einige  Wochen 
im  Sommer  schneefreie  Fleck  kann  die  Ansiedelung  einer 
nivalen  Florula  gestatten.  (Or.  Paul  Jaccard.) 

FINSTERAARJOCH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken 
u.  Ober  Hasle).  Ca.  3340  m.  Gletscherpass,  in  der  Gruppe 
des  Finsteraarhorns ;  führt  über  den  während  der  ersten 
Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  Mittelgrat  geheissenen  Eis- 
und  Felskamm  zwischen  Agassizhorn  (3^  m)  und  Gross 
Lauteraarhom  (4043  m)  und  verbindet  den  Unter  Grindel- 
waldgletscher mit  dem  Finsteraarfim,  einem  der  zwei 
Nähr^ebiete  des  Finsteraargletschers.  Grossartiger  und 
der  vielen  Eisfalle  we^en  sehr  schwieriger  Hochalpen- 
übergang, dem  die  leichtere  Traversierung  der  benach- 
barten Strahlegg  (3351  m)  meist  vorgezogen  wird.  Erfor- 
dert von  Grindel wald  bis  zur  Grimsel  14  Stunden  und 
wird  meist  derart  ausgeführt,  dass  man  ie  einmal  in  der 
Schwarzegghütte  (5  Stunden  über  Grindelwald)  und  im 
Pavillon  DoUfus  (auf  der  Seite  gegen  die  Grimsel)  über- 
nachtet. Zum  erstenmal  1826  vom  Alpinisten  VS^agner  aus 
Hessen-Kassel  mit  den  Schäfern  Peter  Baumann  und 
Ulrich  Witwer  überschritten,  die  den  Weg  über  die  da- 
mals schon  als  gangbar  bekannte  Strahlegg  verfehlt  hatten 
und  nach  vielen  Mühen  und  Gefahren  erst  am  andern 
Morgen  um  2  Uhr  auf  der  Grimsel  anlangten.  Dieser  erste 
Uebergang  scheint  dann  in  Vergessenheit  geraten  zu  sein, 
so  dass  der  berühmte  Führer  Christian  Almer  seine  1^2 
vollzogene  Bezwingung  des  Joches  stets  als  die  erste  an- 
gesehen hatte. 
^FINSTERAARROTHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig). 
3o49  m.  Hochgipfel,  so.  Vorberg  des  Finsteraarhorns,  von 
diesem  durch  die  Gemsenlücke  oder  den  Rothornsattel 
(ca.  8360  m)  getrennt.  An  seinem  N.-Fuss  das  Rotloch,  das 
den  Touristen  vor  der  Erbauung  der  Konkordia-  u.  Ober- 
aarjochhütte  oft  zur  Unterkunft  gedient  hatte.  Ziemlich 
selten  bestiegen,  kann  von  der  Oberaarjochhütte  aus  in 
2  Vt  Stunden  erreicht  werden. 

FIN8TKRBACH  (OBER  u.  UNTER)  (Kt.  Zürich, 
Bez.  Hinwil,  Gem.  Wald).  685  und  636  m.  Zwei  Gruppen 
von  zusammen  5  Häusern,  am  Hang  über  dem  recnten 
Ufer  der  Jona  und  1  km  nw.  der  Station  Wald  der  Töss- 
thalbahn.  27  reform.  Ew. 

FINSTERHENNEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez. Erlach).  449 
m.  Gem.  und  Dorf,  an  Rand  des  Grossen  Mooses  und  am 
Hang  der  dieses  im  N.  begleitenden  Moränenzüge,  an  der 
Strasse  Aarberg-Ins  und  o  km  nö.  der  Station  Müntsche- 
mier  der  direkten  Linie  Bem-Neuenburg.  Telephon :  Post- 
wagen Aarberff-Ins.  65  Häuser,  347  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Siselen.  Ackerbau  u.  Viehzucht.  An  den  Hügeln 
etwas  Reben.  Die  Siedelung  erscheint  urkundlich  1263  als 
Apud  pinguenx  gallinam, 

FINSTERSEE  (Kt.  Zug,  Gem.  Menzingen).  772  m. 
Weiler,  am  NW.-Fuss  des  Gottschalkenbergs  und  am  SO.- 
Hang  des  Hochplateaus  von  Menzingen,  4  km  sw.  Men- 
zingen und  6,5  km  sw.  der  Station  Samstagern  der  Linie 
Wädenswil-Einsiedeln.  Postablage,  Telephon ;  Postwagen 
Schindellegi-Menzingen.  11  Häuser,  68  kathol.  Ew.  Acker- 
bau, Viehzucht,  Holzhandel.  Seidenindustrie.  Am  Hang 
des  Gk>ttschalkenbergs  ein  längst  nicht  mehr  ausgebeutetes 
Flöz  von  Molassekohlen.  Am  Gibel  und  bei  Black  ie  ein 
kleiner  Steinbruch  auf  Molasse.  Schöne  Kirche,  1868  ge- 
weiht. 1232  kam  Vinstirse  durch  Tausch  vom  Kloster  En- 
gelberg an  das  Kloster  Kappel. 

FINSTERSTOCK  (Kt.  Uri).  2750  m.  Breiter  Gipfel, 
in  dem  kurzen  Kamm,  der  von  den  Muttenhörnern  nach 
NO.  auszweigt  und  die  Garschenalp  von  der  Muttenalp 
trennt ;  3  km  ö.  über  der  Furkapasshöhe. 

FINSTERTEI.LI  (Kt.  Wallis,  Bez.  West  Raron,  Gem. 
Ferden).  1417  m.  Hütten,  im  Lötschenthal,  längs  dem 
rechten  Ufer  der  Lonza  zerstreut  gelegen,  zwischen  dieser 
und  dem  Durchbruch  des  Faldumbaches  und  1,5  km  s. 
Ferden. 

FINSTERTHOEI-EN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofingen, 
Gem.  Oftringen).  500  m.  6  am  N.-Hang  des  Bühnenbergs 
zerstreut  gelegene  Häuser,  3  km  nÖ.  der  Station  Zofingen 
der  Linie  Luzem-Olten  und  2,5  km  so.  Oftringen.  50  re- 
form. Ew.  Kirchgemeinde  Zofingen.  Wiesenbau  und  Vieh- 
zucht. 

FINSTERWAI.D  (Kt.  Luzern,  Amt  und  Gem.  Entle- 
buch).  1079  m.  Weiler,  am  rechtsseitigen  Hang  des  Entle- 
buch,  in  sumpfiger  Gegend,  5  km  so.  der  Station  Entle- 


il6 


FIO 


FIS 


buch  der  Linie  Bern  -  Luzern.  13  Häuser,  94  kathol.  Ew. 
Ackerbau  und  Viehzucht. 

FIODEYRE  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle.  Gem.  Ormont 
Dessous).  1020  m.  Einige  oberhalb  der  Strasse  nach  Le 
Söpey  zerstreut  gelegene  Hätten,  nö.  über  Le  S^pey.  Hier 
setzt  die  1895  neu  erbaute  Strasse  des  Ormontstnales  auf 
einer  Eisen  brücke  über  eine  vielfachen  Rutsch  ungen  un- 
terworfene Combe. 

FIONNAY,  FIONNEY  oder  FIONNIN  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Entremont,  Gem.  Bagnes).  1497  m.  Maiensasse  und 
alpiner  Kurort,  im  Mittelpunkt  des  Val  de  Bagnes  und  10 
km  so.  über  Le  Chäble.  im  Sommer  Postablage  und  Tele- 
phon. Gasthöfe  und  Pensionen.  Exkursionszentrum  für 
Touren  im  Gebiet  des  Corbassieregletschers,  der  Gebirgs- 
stöcke  des  Grand  Combin,  der  Rosa  Blanche  u.  des  Grand 
Mont  Fort,  der  Thäler  und  Passübergänge  von  Louvie, 
Le  Crdt  etc.  Obwohl  die  Lage  der  Alpweide  Fionnay  au 
sich  schon  eine  prachtige  ist  (landschaftlich  liebliche 
Punkte  und  schöne  Walddngen),  haben  die  Begründer 
von  Fionnay  als  Kurort  keine  Kosten  gescheut,  um  sie 
für  Fremde  noch  anziehender  zu  ffeblalten.  So  ist  durch 
Ablenkung  des  die  Alpe  de  Sevreu  durchiliessenden  Wild- 
baches hier  ein  3(X)  m  hoch  senkrecht  herabstürzender 
Wasserfall  geschalfen  worden,  der  in  einen  ebenfalls 
künstlich  angelegten,  von  Steinblöcken  und  Tannen  um- 
rahmten See  abmesst.  Nicht  ständig  bewohnt.  Vor  1890 
kaum  bekannt.  Heisst  bei  allen  Bauern  des  Val  de  Bagnes 
stets  Fionnin  ;  die  auch  auf  den  Karten  eingebürgerte 
Form  Fionnay  ist  nur  konventionnel  und  keineswegs 
richtig. 

FIORA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia,  Gem.  Bignasco). 
600-784  m.  Gruppe  von  17  beinahe  das  sanze  Jahr  hin- 
durch bewohnten  Hütten,  am  rechten  Ufer  der  Maggia 
und  am  NW.-Fuss  des  Sasso  Bello;  1,5  km  n.  Bignasco. 

FIORA  (Kt.  Uri).  Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  FlCelen. 

FIORERA  (PIZZO)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia). 
2921  m  (auf  der  italieniscnen  Karte  Bedriolhom  geheis- 
sen  und  mit  2920  m  kotiert).  Gipfel,  in  der  Kette  zwischen 
Maggia-  und  Formazzalhal,  auf  der  Landesgrenze  gegen 
Italien  und  47t  Stunden  über  Bignasco  im  Maggiatlial. 

FIORINA  (PAS80)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia). 
2654  m.  Passübergang,  zwischen  Pizzo  Fiorina  u.  Kastel- 
horn  ;  führt  vom  Val  Fiorina  steil  in  den  obersten  Winkel 
des  Thaies  der  Tosa  (Formazzathal)  zum  Fischsee  u.  von 
da  auf  den  San  Giacomopass  einer-,  zu  den  Tosafällen  u. 
nach  Fruttwald  andererseits.  Auch  Bocchetta  di  Val  Mag- 
gia geheissen. 

FIORINA  (PIZZO)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia). 
2926  m  (auf  der  italieniscben  Karte  2924  m).  Gipfel,  im 
Bergstock  des  Basodino,  zwischen  Maggia-  u.  Formazza- 
thal; n.  über  der  Bocchetta  di  Val  Maggia  oder  dem  Passo 
Fiorina,  von  dem  aus  er  in  einer  Stunde  ziemlich  leicht 
bestiegen  werden  kann. 

FIORINA  <VAL)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia).  2654 
bis  1800  ra.  Seitenarm  des  obern  Val  Bavona ;  steigt  vom 
Passo  Fiorina  zwischen  Cavagnoli-  und  Cavergnogletdcher 
auf  eine  Länge  von  5  km  nach  ONO.  ab  und  trägt  in  sei- 
nem untern  Abschnitt  die  Alpe  Robici. 

FIRNA1.PE1.IQLET8CHER  (Kt.  Obwalden).  2650 
bis  2105  m.  Gletscher,  am  NO.-Hang  des  Titlis  und  N.- 
Hang des  Grassen  ;  über  ihn  führt  der  Wef?  zum  Wenden- 
joch, das  zum  Weudengletscher  und  weiterhin  zur  Wen- 
denalp leitet. 

FIRNBTÖCKLI  (Kt.  u.  Bez.  Schwyz).  1709  m.  Fels- 
terrasse, am  Hang  des  Klingenstocks  und  1  km  nw.  unter 
diesem  Gipfel;  2 Icm  s.  über  dem  am  Fuss  des  Frohnalp- 
Stocks  gelegenen  Kurhaus  Stoss  und  am  Fussweg  von  da 
auf  den  Klingenstock. 

FIRRENHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  3280  m. 
Gipfel,  so.  Vorberpr  des  Hinter  Galmihorns  (3482  m),  im 
Geoirgsstock  des  Oberaarrothoms  u.  zwischen  Bächithal 
und  Münsterthal :  6  Stunden  nw.  über  Reckingen  im  Ober 
Wallis. 

FIRREN1.0CKE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  3247  m. 
Passübergangy  wenig  bekannt  und  begangen ;  führt  vom 
Bächithal  über  den  Bächigletscher  zum  Münstergletscher 
und  ins  Münsterthal. 

FIRST.  In  der  deutschen  Schweiz  häufig  vorkom- 
mende Bezeichnung  für  einen  schmalen,  dachnrstartigen 
Bergrücken,  Kamm  oder  Grat. 


FIRST  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen).  2560  m.  Gipfel, 
in  der  Kette  zwischen  Kander-  und  EngsUigenthal ;  4  V, 
Stunden  onö.  über  Adelboden  und  4  Stunden  nw.  über 
Kandersteg.  Besteigung  ohne  Schwierigkeiten.  Prachtvolle 
Aussicht  auf  Doldenhom,  Blümlisalp  und  Balmhom,  'so- 
wie ins  Kanderthal. 

FIRST  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Fruti^^en).  2412  m.  Fels- 
gipfel, im  Bergstock  des  Dreispitz,  zwischen  Kienthal  und 
buldthal  und  w.  über  der  Lattreienalp,  nach  welcher  der 
NO.-Ausläufer  des  First  den  Namen  Lattreien  First  (2132 
m)  erhalten  hat.  Dieser  ist  leicht  zu  besteigen,  wird  aber 
nur  seilen  besucht. 

Fl  R ST  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau,  Gero. Willisau  Land). 
716  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  auf  einer  Anhöhe  im  obern 
Mühlethal  und  4,5  km  sw.  der  Station  Willisau  der  Linie 
Lun^enthal-Wolhusen.  40  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
Willisau.  Ackerbau.  Hornvieh-  und  Schweinezucht. 

FIRST  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Alpnach).  1686  m.  Gipfel, 
nö.  Vorberg  des  das  Schlieren-  vom  Entlenthal  trennen- 
den Schlierengrates;  8  km  nw.  über  Samen. 

FIRST  (Kt.  Schwyz.  Bez.  Höfe,  Gem.  Feusisberc).  590 
m.  Gruppe  von  5  Häusern,  an  der  Strasse  Pfäftikon-Schin- 
dellegi,  1  km  w.  Feuslsberff  und  2,7  km  nö.  der  Station 
Schindellegi  der  Linie  Wadenswil-Einsiedeln.  42  kathol. 
Ew.  Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht. 

FIRST  (Kt.  Schwyz,  Bez.  March).  1923  und  1919  m. 
Doppelgipfel,  in  der  vom  Fluhberg  nach  S.  abzweigenden 
und  mit  dem  Schwarzstock  zum  Pragelpass  abbrechen- 
den Kette,  1  km  vom  Fluhberg  oder  Diethelm. 

FIRST  (Kt.  u.  Bez.  Schwyz).  2341  m.  Gipfelgrat  des 
breiten  Wasserbergs,  zwischen  Huri-  und  Bisitnal  und 
4  km  so.  über  dem  Dorf  Muotathal. 

FIRST  (Kt.  u.  Bez.  Schwyz).  2149  u.  2116  m.  Doppel- 
giplliger  Kamm,  sw.  Ausläufer  des  Kirchbergs,  zwischen 
Glatten-  u.  Karrenalp  und  ö.  über  dem  obern  Bisithal;  12 
km  so.  über  dem  Dorf  Muotathal. 

FIRST  (Kt.  Zürich,  Bez.  Pfäftikon,  Gem.  Ulnau).  681 
m.  Weiler,  auf  einer  Hochtläche  mit  prachtvoller  Aussicht 
auf  die  Alpen,  3  km  nö.  Hlnau  u.  4  km  so.  der  Station 
Kemptthal  der  Linie  Zürich-Winterthur:  Telephon.  18 
Häuser,  89  reform.  Ew. 

FIRST,  LATTREIEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigeo). 
2132  m.  Gipfel,  nö.  Vorberg  des  First  (2412  m),  der  sich 
mit  dem  Dreispitz  (2424,  2d22  u.  2434  m)  zwischen  Suld- 
u.  Kienthal  erhebt.  Nw.  über  der  Lattreienalp.  Schiebt 
als  Ausläufer  seinerseits  wieder  das  Littlihorn  (ca.  ^ßOO 
m)  nach  N.  vor.  Von  der  Lattreienalp  aus  leicht  zii  be- 
steigen, aber  ohne  besonderes  Interesse. 

FIRSTHAI.DEN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zurzach).  480  m. 
Anhöhe,  zwischen  Ober  Endingen  und  Würenlos.  Trigo- 
nometrisches Signal.  Schöner  Aussichtspunkt. 

FIRTIQQRATLI  (Kt.  Uri).  1895  m.  Kleine  Scharte, 
zwischen  dem  Dieppen  (2226  m)  und  Dübistock  (2061  ro), 
in  der  Kette  zwischen  Riemenstalden-  u.  Schächenthal  u. 
2  km  s.  über  Riemenstalden. 

FIRZSTOCK(Kt.  Glarus).  1929  m.  Stark  zugespitzter 
Gipfel,  ö.  über  der  Meerenalp  und  durch  diese  vom 
Mürtschenstock  getrennt,  2  km  ö.  vom  Stock.  Fällt  nach 
S.  und  0.  in  Felswänden  ab,  während  sich  von  W.  her 
die  Alp  Firzstock  bis  auf  die  Spitze  des  Firzstockes  hinauf- 
zieht. 

FISCHBACH  (Kt.  Aargau,  Bez.  Bremgarten,  Gemr 
Fischbach-Göslikon).  383  m.  Dorf,  nahe  dem  linken  Ufer 
der  Reuss,  an  der  Strasse  Bremgarten-Mellingen  und  3,5 
km  nw.  der  Station  Bremgarten  der  Linie  Wohlen-Brem- 
garten.  Postablage  ;  Postwagen  Bremgarten-Mellingen.  36 
Häuser,  259  kathol.  Ew.  Eigene  Kirchgemeinde.  Ackerbau, 
Viehzucht  u.  Milchwirtschaft.  Strohflechterei.  Die  Mauern 
des  so^.  Heidenkellers  sollen  römischen  Ursprungs  sein. 
Bei  Fischbach-Göslikon  siegten  im  Toggenburgerkrieg 
am  26.  Mai  1712  die  Berner  unter  General  Tschamer 
über  5000  Luzerner  und  Freiämtler  unter  General  Son- 
nenberg. Dieser  in  einem  mit  Stauden  bewachsenen 
Gelände  geschlagenen  sog.  Staudenschlacht  folgte  die 
Uebergabe  von  Bremgarten  an  die  beiden  Städte  Zürich 
und  Bern. 

FISCHBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau,  Gem.  Rö- 
tenbach). 800  m.  Fünf  im  kleinen  Fischbachgraben  am 
linken  Ufer  des  Rötenbachs  zerstreut  gelegene  Häuser,  an 
der  Strasse  Eggiwil-Rölenbach,  10  km  s.  der  Station  Sig- 


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117 


nau  der  Linie  Bern-Luzern  und  1,8  km  nö.  des  Dorfes 
Rötenbach.  32  reform.  Ew.  Käserei. 

FISCHBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun, 
Gem.  Ober  Langenegg).  945  m.  Gruppe  von 
6  Häusern,  an  der  Strasse  Rötenbach- 
Schwarzeneffg  und  9,5  km  nö.  der  Sta- 
tion StefßsDurg  der  elektrischen  Bahn 
Burgdorf-Thun.   39  reform.  Ew. 

FISCHBACH  (Kt.  Luzern,  Amt  Willi- 
sau). 635  m.  Gem.  u.  Dorf  im  obern  Ab- 
schnitt des  Thaies  der  Roth,  an  der  Strasse 
Altbüron-Zell  und  2,5  km  nw.  der  Station 
Zell  der  Linie  Langentbal-Wolhusen.  Post- 
ablage, Telephon  ;  Postwagen  Zel  1- Fisch- 
bach-Altbüron-Melchnau.  Gemeinde,  mit 
Leimbätz,  Reiferswil,  Schlempen,  Mett- 
menegg  und  Schönentüel  :  80  Häuser,  676 
kathol.  Ew. ;  Dorf  :  17  Häuser,  111  Ew. 
Rirchffemeinden  Grossdietwil  und  Zell. 
Ackerbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft 
Zwei  Käsereien. 

FISCHBACH  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Ein- 
siedeln). Einer  der  Quellbäche  des  Ricken- 
baches, durchfliesst  ein  6  km  ö.  Einsiedeln 
gelegenes  grösstenteils  bewaldetes  Thälchen 
und  steigt  auf  eine  Länge  von  2,5  km  in 
sw.  Richtung  von  1600-930  m  ab.  Ein 
das  Thälchen  aufwärts  führender  Fussweg 
verbindet  Willerzeil  über  die  Rinderegg  mit  der  March. 

FiSCHBACH  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Steckborn,  Gem. 
Raperswilen).  597  m.  Weiler,  am  S.-Hang  des  See- 
rückens ;  1,2  km  nö.  Rafxerswilen  u.  5,5  km  sw.  der  Sta- 
tion Ermatingen  der  Linie  Konstanz-Etzwilen-Schaffhau- 
sen.  12  Häuser,  71  kathol.  u.  reform.  Ew.  Kirchgemeinden 
Homburg  u.  Wigoltingen.  Wiesen-  u.  Obstbau.  Käserei. 

FiSCHBACH  (Kt.  Zürich,  Bez.  Dielsdorf).  Bach  ; 
entspringt  800  m  nw.  Nieder  Steinmaur  in  464  m  Höhe, 
durchiliesst  Nieder  Steinmaur  und  die  Sümpfe  links  von 
der  Glatt  und  mündet  in  diese  nach  5  km  langem  Lauf 
von  SW.-NO.  etwas  oberhalb  Oberhöri  in  411  m.  Nimmt 
von  rechts  den  Rötzbach  mit  Telli-u.  Haslibach  auf. 

FISCHBACHEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Schwarzen  bürg.  Gem.  Rüschegg).  1500-1200  m. 
Alpweiden  mit  12  zerstreut  gelegenen  Hütten,  aut  Hinter 
der  Egg  am  SW.-Hang  der  Schüpfenfluh«  vom  Dürren- 
tannenbach  entwässert :  6  km  s.  über  Ruschegg. 

FISCHENBACH  (Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuch  u.  Lu- 
xem). Bach ;  entspringt  in  1190  m  am  N.-Hang  des  Schaf- 
bergs, fliesst  der  Reihe  nach  von  0.-W.,S.-N.  u.  nach  NO. 
u.  mündet  nach  7  km  langem  Lauf  800  m  so.  Fambühlbad 
in  560  m  in  den  Rümligbach.  Nimmt  zahlreiche  kleine 
Nebenadem  auf. 

FISCHENBACH  <MITTI.ER,  OBER  und  UN- 
TER) (Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuch,  Gem. 
Wertenstein).  670-615  m.  14  zwischen  dem 
Fischenbach  u.  Rümligbach  zerstreut  gele- 
gene Häuser ;  4,8  km  so.  Wertenstein  und 
5,5  km  sw.  der  Station  Malters  der  Linie 
Bem-Luzem.  60  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
Malters.  Wiesenbau.  Holzhandel. 

FISCHENRIED  (Kl.  St.  Gallen,  Bez. 
See,  Gem.  Jona).  495  m.  Gruppe  von  5  Häu- 
sern, 2  km  nw.  Jona  und  2,ö  km  n.  der 
Station  Rapperswil  der  Linien  Zürich-Rap- 

ferswil.  25  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Buss- 
irch.  Ackerbau  und  Viehzucht. 
FISCHENTHAL(Kt.  Zürich,  Bez.  Hin- 
wil).  751  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  in  einem 
kleinen  linksseitigen  Nebenthäichen  zum 
Tössthal,  an  der  Strasse  Winterthur-Wald 
und  7  km  nö.  Hinwil.  Station  der  Töss- 
thalbahn.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon. 
Die  Gemeinde  Fischenthal  ist  hinsichtlich 
ihrer  Fläche  (3014  ha)  die  grösste  im  Kan- 
ton Zürich.  Sie  ist  im  obern  Abschnitt  des 
TÖssthales  zwischen  680  m  und  1295  m 
(Schnebelhorn)  gelegen  und  umfasst  die 
höchstgelegenen  Teile  des  Zürcher  Oberlandes, 
manchen     Stellen    mit   subalpiner    Pflanzendecke 


I  düngen  am  Tössstock  sind  Staatseigentum  des  Kantons 
I  Zürich.    Die    Tössthalbahn   (Winlerthur-Wald)    hat   auf 


Fisohenthal  mit  dem  HOrnli. 

Boden  der  Gemeinde  Fischenthal  die  drei  Stationen 
Steg,  Fischenthal  und  Gibswil.  Gemeinde,  mit  Boden, 
Fucnsloch  ,  Steg ,  Bödmen  ,  Burffhalden ,  Heinsberg, 
Schmittenbach,  Ober  und  Unter  Mühlebach,  Gibswil, 
Hörnli,  Lenzen,  Esch,  Rohr,  Auruti,  Fistel,  Hinter  und 
Vorder  Slrahlegg  :  397  Häuser,  2052  Ew.,  wovon  1929 
Reform.:  Dorf  Fischenthal  (auch  Oberhof  geheissen) :  23 
Häuser,  155  Ew.  Viehzucht.  Starke  industrielle  Tätigkeit : 
10  Fabriken,  worunter  3  Stickereien  und  3  Baumwoll- 
spinnereien. 878  :  Fiskinestal  ;  alemannische  Siedelung. 
Teil  der  Herrschaft  Grüningen,  mit  welcher  sie  1408  durcn 
Kauf  an  die  Stadt  Zürich  kam.  Auf  dem  Schlosskopf,  200 
m  links  über  der  Töss,  stand  einst  eine  feste  Burg. 

FISCHERRIED  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun,  Gem. 
Uetendorf).  Früherer  Name  für  Eichberg.   S.  diesen  Art. 

FISCHHAUSEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster,  Gem. 
Kaltbrunn).  425  m.  Gruppe  von  22  Häusern,  an  der 
Strasse  Uznach- Wesen ,  2  km  so.  der  Station  Uznach  der 
Linie  Rapperswil-Wesen-Sargans  und  1,5  km  nw.  Kalt- 
brunn. 148  kathol.  Ew.  Acker-  u.  Obstbau,  Pferdezucht, 
Käsereien.  Schieferbrüche. 

FISCHINQEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Münchwilen).  620 
m.  Gem.  u.  Pfarrdorf,  im  S.-Zipfel  des  Kantons,  im  engen 
obern  Murgthal,  zwischen  Thur  und  Töss  und  6  km  s. 
der   Station    Sirnach   der  Linie  Winterthur-Sl.  Gallen. 


An 
und 


subalpinem  landschaftlichen  Charakter.  Die  grossen  Wal- 


Fischingen  von  SQdeD. 

Strassen  nach  Kirch berg  und  Mühlrüti  im  Toggen  bürg 
und  nach  Au  und  Stemenberg  im  Tössthal.  Postbureau- 
Telegraph,    Telephon;   Postwagen   Sirnach -Dussnang, 


118 


FIS 


FIS 


Fischingen.  Gemeinde,  die  Dörfer  u.  Weiler  Au,  Buhwil, 
Dussnang ,  Wies  ,  Oberwangen  ,    Anwil ,    Grub  ,    Matt , 


Inneres  der  Klotlerkirche  Fischingen. 

Sonnenbof,  Tannegff,  Bemhardsriet,  Hamberg,  Hatters- 
wil,  Schürten  und  Vofelsang  inbegriflen :  Jw9  Häuser, 
2570  zur  Mehrzahl  kathol.  Ew.  ;  Dorf:  42  Häuser,  543  Ew. 
Grosse  Kirchgemeinde.  Alpweiden,  Wiesen  und  Wälder ; 
Holzhandel.  Bienenzucht.  Stickerei.  Beizende  Landschaft 
mit  schön  bewaldeten  Höhenzügen.  Angenehme  Sommer- 
frische. Auf  Otteneffg  schöne  Aussicht.  Etwas  über  dem 
Dorf,  am  Fuss  des  Homli,  das  ehemalige  Kloster  Fischin- 
gen, heute  Waisenhaus  mit  etwa  240  Zöglingen.  Es  ist  ein 
massiv  viereckiges  Gebäude  mit  einer  1^5  erbauten  Klos- 
terkirche, deren  Inneres  prächtig  geschmückt  ist  und  die 
eine  ausgezeichnete  Orgel  enthält.  Chorgitter,  Altare, 
Kanzel  und  Orgel  sind  alle  von  seltener  Pracht.  In  einem 
Seitenchor  die  Totengruft  der  h.  Idda  von  Toggenburg, 
die  einst  von  Wallfahrern  viel  besucht  wurde.  Das  Bene- 
diktinerkloster Fischingen,  um  das  herum  sich  später  das 
Dorf  ansiedelte,  wurde  um  1035  gegründet.  Viele  Schen- 
kungen von  Seiten  des  Bischofes  Ulrich  von  Konstanz  und 
verschiedener  anderer  geistlichen  und  weltlichen  Her- 
ren sicherten  ihm  grossen  Reichtum  und  ausgedehnten 
Landbesitz  (Dussnang,  Affeltrangen,  St.  Margrethen,Krill- 
berg,  Bettwiesen,  Balterswil,  Bichelsee).  Das  Andenken 
an  das  Leben  und  die  Leiden  der  h.  Idda  führten  ihm 
Tausende  von  Pilgern  zu,  die  zu  Ehren  der  Heiligen 
gerne  ihr  Scherfchen  entrichteten.  Idda  von  Toggenburff 
war  die  Gemahlin  des  Grafen  Heinrich  v.  Toggenburg  una 
starb  1197  nach  furchtbaren  Qualen,  die  der  Unschuldi- 
gen ihr  eifersüchtiger  Gatte  auferlegt  hatte.  Im  histori- 
schen Museum  zu  Basel  befindet  sich  eine  Glasmalerei  mit 
der  Ansicht  des  Klosters  Fischingen  und  der  Darstellung 
der  wichtigsten  Abschnitte  aus  der  Legende  von  der  h. 
Idda. 

Nach  der  das  Kloster  in  Asche  lebenden  Feuersbrunst 
des  Jahres  1138  ordnete  Bischof  Ulrich  II.  von  Konstanz 
die  beiden  Mönche  Gebino  und  Waltram  aus  dem  Kloster 
Petershausen  zur  Neueinrichtung  des  Klosters  Fischin- 
gen ab.  Tussnang  und  Oberwangen,  die  bis  dahin  Eigen- 
tum von  Petershausen  gewesen  waren,  gingen  nun  an 
Fischingen  über,  das  1326  auch  noch  die  Kirchenhoheit 
über  Sirnach  und  später  über  Herrschaft  und  Schloss 
TanneR(^  erlangte.  Von  den  Grafen  von  Toggenburg  wurde 
als  Scnirmvoj^  des  Klosters  der  jeweilige  Burgvogt  auf 
Tannegg  bestimmt.  Zur  Zeit  der  Einführung  der  Refor- 
mation ginff  die  Mehrzahl  der  Mönche  zusammen  mit  dem 
Abt  zur  Lehre  Zwingiis  über,  und  das  Kloster  leerte  sich. 
Der  1540  vom  Abt  von  St.  Gallen  hierher  gesandte  Abt 
Marx  Schenkli,  ein  energischer  Mann,  stellte  das  Kloster 
wieder  her,  warb  ihm  neue  Insassen  und  führte  die  Be- 
völkerung der  Umgebungen  wieder  dem  alten  Glauben  zu. 
Durch  weise  Verwaltung  blühte  das  Kloster  bald  wieder 
auf  und  erwarb  sich  die  Herrschaften  Lommis,  Spieg:el- 
berg  und  Wildem.  Der  letzte  Abt,  Franciscus,  zog  sich 


nach  der  Aufhebung  des  Klosters  1848  auf  das  Schloss 

Bettwiesen  zurück,  lieat    aber   in  der  Klosterkirche  zu 

Fischingen  begraben.  Vergl.  Kuhn,  Kd.  Thurgovia 

1  Sacra,..  3  Bde.  Frauenfeld  1869-1883.  —  Pupikofer, 
3.  k,  Geschichte  des  Thurgaus.  2.  Ausg.  2  Bde. 
Frauenfeld  1886-1889.  Kornmeier.  Geschichte  der 
Pfarrei  Fischingen, 
FI8CHINGERSACH(Kt.  Aarffau,  Bez.  Rhein- 
-  '  felden).  Bach  ;  entspringt  am  N.-Hang  des  Thier- 
steinberges  in  640  m,  durchfliesst  die  Dörfer  Schup- 
fart und  Ober  Mumpf  und  mündet  nach  6  km  lan- 
gem Lauf  von  SO.-NW.  bei  Nieder  Mumpf  in  2fö 
m  in  den  Rhein. 

FISCHRAIN  (Kt.  u.  Amtsbez.  Bern,  Gem.  Bol- 
ligen).  545  m.  Gruppe  von  5  Bauernhöfen,  am  rech- 
ten Ufer  der  Worblen,  2  km  nw.  Bolligen  u.  3  km 
s.  der  Station  Zollikofen  der  Linie  Olten-Bem.  59 
reform.  Ew.  Landwirtschaft.  Ein  Teil  der  Bewoh- 
ner arbeitet  auch  in  der  eidgenössischen  Pulver- 
fabrik und  in  andern  industriellen  Betrieben. 

FISIBACH  (Kt.  Aargau  u.  Zürich).  Bach;  ent- 
snringt  im  Kanton  Zürich  am  O.-Han^  der  Efo^  in 
5ä0  m,  durchfliesst  das  Dorf  Bachs,  tritt  bei  Ha|[e- 
len  auf  den  Kanton  Aargau  über,  bieet  aus  der  bis- 
herigen  NW.-Richtung  nach  N.   ab,  durchfliesst 
Dorf  und  Bad  Fisibach  und  mündet  1,5  km  weiter 
nördlich  nach  9  km  langem  Lauf  in  340  m  von 
links  in  den  Rhein. 
FISIBACH  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zurzach).  378  m.   Gem. 
und  Dorf,  am  Fisibach,  an  der  Strasse  Baden-Kaiserstuhl 
und  1,5  km  w.  der  Station  Kaiserstuhl  der  Linie  Basel- 
Koblenz-Schaffhausen.  Postablage.  45  Häuser,  246  kathol. 
Ew.   Kirchgemeinde  Kaiserstuhl.   Acker-  und  Weinbau, 
Viehzucht.  Refugium  mit  Graben  und  Wall. 

FISIBACHS  (Kt.  Zürich,  Bez.  Oielsdorf,  Gem.  Bachs). 
Südl.  Abschnitt  des  Dorfes  Bachs,  auch  Alt  Bachs  geheis- 
sen.  S.  den  Art.  Bachs. 

FISISTOCK  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Frutigen).  Felsgrat, 
nw.  Ausläufer  des  Doldenhoms,  so.  über  der  Fisialp  und 
über  Kandersteg.  Trägt  den  Inner  Fisistock  ^2947  m),  sw. 
über  dem  kleinen  Biberggletscher  und  nw.  üoer  dem  (auf 
der  Siegfried  karte  unbenannten)  Faulengletscher,  und 
den  (auf  der  Siefrfried  karte  ebenfalls  unbezeichneten)  Vor- 
der Fisistock  (ätO  m).  Der  Inner  Fisistock  kann  vom 
Gasterenthal  aus  über  den  Faulengletscher  bestiegen  wer- 
den. Der  Oeschinensee  ist  durch  einen  vom  Fisistock 
herabgekommenen  Bergsturz  aufgedämmt  worden,  zwi- 
schen dessen  Schuttmassen  auch  aas  kleine  Blauseeli  von 
Kandersteg  noch  eingebettet  liegt.  Der  Fisistock  be- 
steht aus  Nummulitensandsteinen,  mit  denen  rote  oder 
ffrüne  Schiefer  wechsellagem  und  unter  denen  Untere 
Kreide  ansteht.  Diese  baut  zusammen  mit  Juraschichten 
den  Gipfel  des  Doldenhoms  auf.  Das  Ganze  bildet  eine 
Reihe  von  übereinander  liegenden  Falten.  Der  geologi- 
sche Bau  der  Gruppe  der  Doldenhömer  zusammen  mit 
dem  des  Fisistocks  ist  vom  Gasterenthal  aus  wunderschön 
zu  erkennen.  Vergl.  das  geolog.  Querprofil  beim  Art.  DoL- 

DENHORN. 

FISITENBACH  (Kt.  Uri  und  Glarus).  Kleiner  Bach; 
entspringt  am  NO.-Hang  des  Gemsfayrenstocks  in  2020  m, 
durcnfliesst  von  SW.-NO.  auf  eine  Lange  von  2,5  km  die 
Fisitenalp,  tritt  auf  Glamer  Boden  über,  erhält  den  Na- 
men Schräjenbach,  stürzt  sich  mit  prächtigem  Fall  ins 
Thal  der  Linth  und  mündet  nach  4,5  km  langem  Gesamt- 
lauf etwas  unterhalb  vom  Hotel  Tödi  im  Thierfehd  in  790 
m  von  links  in  die  Linth. 

FiSITENPASS  (Kt.  Uri).  2040  m.  Passübergang, 
auch  wohl  Fismetenpass  geheissen;  verbindet  die  nö. 
unter  dem  Gemsfayrenstock  liegende  Fisitenalp  über  den 
vom  Gemsfayrenstock  nach  NO.  zum  Kammerstock  zie- 
henden Grat  mit  den  Hütten  von  Gemsfayer  u.  Orihalden 
am  S.-Gehänge  des  Umerbodens.  Dient  etwa  als  direkter 
Uebergang  von  der  Claridahütte  des  S.  A.  G.  nach  dem 
Urnerboden  und  umgekehrt. 

FISLISBACH  (Kt.  Aargau,  Bez.  Baden).  445  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  auf  geschützter  Hochfläche,  an  der 
Strasse  Baden-Mellingen  und  1,5  km  s.  der  Station  Dätt- 
wil  der  Linie  Aarau-Suhr-Wettingen.  Postbureau,  Tele- 
phon. Postwagen  Bremgarten-Dättwil.  103  Häuser,  676 
kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Oestlich  vom  Dorr 


ns 


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i19 


hat  man  römische  Mauerreste  und  Ziegel  aafig;edeckt.  Grä- 
ber mit  SlLeleten. 
FI8METENPA88   (Kt.   Uri).  Passübergang.  S.  den 

Art  FiSITENPASS. 

FISTCL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Fischenthal). 
755  m.  Weiler,  im  Tössthal,  200  m  ö.  der  Strasse  Winter- 
thur-Wald  und  1  km  s.  der  Station  Fischenthal  der  Töss- 
thalbahn.  18  Häuser,  97  reform.  Ew. 

FITTCRNALP  (KOH  und  OCHSCN)  (Kt.  Glarus, 
Gein.  EnRi  und  MaU).  1240-2400  m.  Zwei  grosse  Alpwei- 
den, am  S.-  und  SW.-Hang  des  Gulderstocics,  2-3  Stun- 
den ö.  über  Engi.  Zwei  Hätten  und  mehrere  Stadel. 

FIUMCGNA  (VAL)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locamo).  2300- 
920  m.  Linksseitiges  Neoenthal  zum  Obern  Yal  OuQer- 
none ;  beginnt  am  S.-Hang  des  Pizzo  Molinera  und  steigt 
im  Boffen  zuerst  nach  SO.,  dann  nach  SW.  auf  eine  Länge 
von  5  km  ab,  um  1,5  km  nw.  Vergeletto  ins  Val  Onsee- 
none  auszumünden.  Heisst  im  untern  Abschnitt  Yal  della 
CaiBana. 

Fives  (BOI8  DK)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Orbe.  Gem.  Affiez 
und  Bretonnieres).  520-i640  m.  Grosser  Wald,  über  dem 
rechten  Ufer  der  Orbe,  zwischen  Agiez  und  Bretonnieres. 
Steigt  an  steilem  und  felsigem  Hang  bis  zum  Flusslauf  ab, 
der  hier  (zwischen  Les  Cl^es  und  Orbe)  sehr  tief  einge- 
schnitten ist.  Endigt  im  W.  an  einem  kleinen  Tobel  und 
setzt  sich  nach  0.  unter  dem  Namen  Bois  de  Ch^nes  und 
nach  S.  unter  verschiedenen  Namen  fort.  Unter  dem  Bois 
de  Chönes  Hegen  die  Tuffgrotte  von  Agiez  und,  am  andern 
Flussufer,  die  von  Montcnerand.  Im  Kanton  Waadt  be- 
zeichnet man  mit  five  die  Rottanne  oder  Fichte,  während 
die  Weisstanne  la  vuargne  heisst. 

FIZER  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen).  2548  m.  Gipfel, 
nw.  Ausläufer  des  vom  Wildstrübel  nach 
NW.  auszweigenden  Ammertengrates. 
Er  hebt  sich  mit  seinen  z.  T.  mit  Käsen 
bestandenen  Felshängen  nw.  über  der 
Engstligenalp  und  endigt  nach  N.  mit 
einem  Rasenkamm,  der  das  Thälchen 
des  Geilsbaches  vom  Engligstenthal 
trennt. 

FLA  ACM  (Kt.  Zürich.  Bez.  Andelfin- 
eD).360m.  Gem.u.  Pfarrdorf,  am  N.-Fuss 
des  Ircbel  u.  am  S.-Rand  der  grossen 
von  der  Thur  vor  ihrer  Mündung  in  den 
Rhein  durchflossenen  Ebene,  an  der  Strasse  Dorf-Rafi 
ond  7,5  km  nw.  der  Station  Henggart  der  Linie  Zürich- 
Winterthur-Schaflhausen.    Postbureau,  Telegraph,  Tele- 

ghon.  Postwagen  Hengffart-Rüdlinffen  und  nach  Rafz. 
emeinde,  mit  Schollenberg:  172  Hauser,  852 Ew.,  wovon 
12  Katholiken:  Dorf:  105  Häuser,  826  Ew.  Acker-  und 
Weinbau,  Viehzucht.  Spinnerei  mit  6000  Spindeln.  Bei 
der  untern  Mühle  römische  Siedelung.  Aus  der  Bronze- 
zeit stammt  der  vereinzelt  gebliebene  Fund  einer  gut  er- 
haltenen Bronzestatuette  des  Merkur.  1044 :  Flacha.  Hatte 
im  Mittelalter  sein  eigenes  Edelgeschlecht :  1120  werden 
Bertold,  Rudolf  und  Lütold  von  Flach  genannt.  Auf  dem 
Mühlberg,  nahe  der  untern  Mühle,  stand  ehemals  eine 
mit  Graben  versehene  Borg,  1586  c  uffen  Bürgli  >  geheis- 
sen.  Die  1602  in  der  Ebene  n.  vom  Dorf  erbaute  Burg  ist 
heute  in  einen  grossen  Bauernhof  umgewandelt.  1094 
kaufte  die  Stadt  Zürich  die  Gerichtshoheit  über  Flaach 
einer  Schaffhauser  Patrizierfamilie  ab  und  gliederte  den 
Ort  dem  Ennem  Amt  ihrer  Landvogtei  Andelfingen  an. 

FLACHI8MATT  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem. 
Plafleien).  875  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  N.-Fuss  des 
Schweinsbergs,  2  km  s.  Plaffeien  und  15  km  so.  vom 
Bahnhof  Freihurg.  22  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Vieh- 
zucht und  Milchwirtschaft. 

FLACHS  (NIEDCR)  (Kt.  Zürich,  Bez.  und  Gem. 
Bülach).  Weiler.  S.  den  Art  Niederfiaghs. 

FLACHS  (OBER)  (Kt.  Aargau,  Bez.  Brugg).  Gem.  u. 
Dorf.  S.  den  Art.  Oberflachs. 

FLiCSCH  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Landquart, 
Kreis  Maienfeld).  530  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  S.-Fuss 
des  Fläscherbergs  u.  nahe  dem  rechten  Ufer  des  Rhein ; 
3,2  km  nw.  der  Station  Maienfeld  der  Linie  Sarpns-Cbur. 
Postablage,  Telephon.  Gemeinde,  mit  einem  Teil  der  Luzi- 
8teiff:81  Häuser,  383  Ew.,  wovon  21  Katholiken;  Dorf: 
73  Häuser,  321  Ew.  Weinbau  mit  geschätztem  Ertrag, 
Viehzucht.  Nahe  dem  Dorf  die  Ueberreste  des  ehema- 


ligen Fläscherbades  und  die  Stalaktitengrotte  des  Flä- 
scherloches.  1525  führte  ein  Prädikant  aus  Zürich  (viel- 
leicht Bürkli  oder  Bolt  geheissen)  in  Fläsch  die  Reforma- 
tion ein.  Das  Dorf  1622  und  1822  durch  Feuer  zerstört. 
Auf  der  Luzisteig  hat  man  ein  Steinbeil  und  Bronze- 
nadeln gefunden.  Heimat  des  Geschlechtes  Anhom,  dem 
Bartholomäus  Anhom  (+1640),  der  Verfasser  einer  ge- 
schätzten Chronik  des  SO  jährigen  Krieges,  angehörte. 
891  :  Fassia. 

FLiCSCHBCRG  (Kt.  und  Bez.-  Schwvz).  2074  m.  Gip- 
fel, über  dem  O.-Hang  des  obem  Sihlthales  und  w.  hinter 
dem  Klönthal ;  3,5  km  n.  über  dem  Pragelpass.  Schöne, 
auf  allen  Seiten  steil  abfallende  Spitze,  die  aber  den 
Kamm  nur  wenig  überragt.  Am  O.-Fuss  führt  der  Schwein- 
alppass  vom  Klönthal  ins  Wäggithal. 

FLiCSCHCRALP  oder  8ARINA  (Kt.  Graubünden, 
Bez.  Unter  Landquart.  Kreis  Maienfeld,  Gem.  Fläsch). 
1824  m.  Alpweide  mit  Uruppe  von  4  Hütten,  am  SO.-Hang 
des  Gleckhorns  und  5^  Stunden  nö.  über  Fläsch. 

FLiCSCHCRBCRG  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter 
Landquart).  Kurzer  mehrgipfliger  Kamm,  w.  Fortsetzung 
des  Rätikon  und  von  diesem  durch  die  Einsattelung  der 
Luzisteig  (692  m)  getrennt ;  streicht  von  SO.-NW.  und 
fällt  mit  steilen  Wänden  zu  dem  seinen  Fuss  unmittelbar 
bespühlenden  Rhein  ab,  so  dass  zwischen  Fluss  und  Berg 
kaum  Platz  für  einen  Fussweg  bleibt.  Gegen  die  Luzi- 
steig zu  ist  der  Hang  sanfter  und  zu  einem  grossen  Teil 
mit  Wald  bestanden.  Der  Fläscherberg  ist  in  die  Fes- 
tungsanla|[en  der  Luzisteig  mit  einbezogen  und  trägt  auf 
seinem  Rucken  einige  Blockhäuser,  die  mit  der  Luzisteig 
selbst  durch  eine  kleine  Militärstrasse  verbunden  sind. 
Auf  den  Fläscherberg  führen  ausserdem  noch  ein  zweiter, 
fu/vw  ffsfv 

,  l:5000O 

Geologisoher  Qaerschnitt  durch  den  Fläiicherberg. 

Ne.  Neooom  ;  Be.  Berrias  (unterttt  Kreide);  M.  Mtlm  ;  D.  Dogger ;  F.  Verwerfungen. 

von  Klein  Mels  bei  Balzers  im  Fürstentum  Lichtenstein, 
und  ein  dritter,  von  Fläsch  ausgehender  Weg.  Dieser  letz- 
tere vrindet  sich  durch  eine  Sturzschuttrinne  längs  den 
Felsen  des  SW.-Hanges  in  die  Höhe.  Höchste  Spitze  der 
Guschaspitz  (1105  m);  äusserster  nw.  Punkt  gegen  den 
Rhein  zu  das  Ellhom  (761  m),  das  von  dem  Körper  des 
Bergzuges  durch  ein  steil  nach  NW.  absteigendes  Thäl- 
chen getrennt  ist.  Der  Fläscherberg  besteht  aus  einer 
Reihe  von  überliegenden  Jura-  und  Neocom  falten  und  ist 
die  Fortsetzung  der  grossen  Glamer  Ueberschiebung 
längs  der  Zone,  wo  diese  unter  die  Klippen  des  Rätikon 
taucht.  Sein  Bau  lässt  erkennen,  dass  er  einst  über  den 
Gonzen  mit  der  Kette  der  Churfirsten  verbunden  gewesen 
ist  und  ein  Mittelglied  zwischen  diesen  und  dem  (Calanda 
bildet. 

FLiCSCHERTHAL  oder  RADAUFI8  (Kt.  Grau- 
bünden, Bez.  Unter  Landquart).  Aloenthal,  im  Rätikon, 
zwischen  Falknis  und  Grauspitz  im  N.  und  Gleckhorn  im 
S.,  steigt  mit  schwachem  GefUle  gegen  das  Thal  der  Mai- 
enfelderalpen  ab.  2  km  lang.  Im  untern  Abschnitt,  so. 
unter  dem  Gleckhorn,  die  Fläscheralp  oder  Sarinaalp, 
im  obern  Abschnitt  die  Radauflsalp,  der  Oberstafel  der 
Fläscheralp.  Im  Thal  drei  kleine  Seen :  Ober-,  Mittler-  u. 
Untersee,  ois  zu  welch'  letzterem  (19(H  m)  die  letzten 
Bäume,  einige  verkümmerte  Lärchen,  hinaufreichen.  Nach 
der  Volksüberlieferung  soll  der  Obersee  von  unergründ- 
licher Tiefe  sein.  Eine  einst  in  ihn  gefellene  Kuhglocke 
soll  im  Kath|irinenbrünneli  bei  Balzers  (am  N.-Fuss  der 
Luzisteig)  wieder  zu  Tage  gekommen  sein.  W.  über  dem 
Obersee  führt  das  Fläscherförkli  (2247  m)  steil  nach  Mai- 
enfeld und  Fläsch  herunter.  Ein  weit  weniger  beschwer- 
licher Alpw^  creht  von  Jenins  aus  nach  NO.,  erreicht 
den  Kamm  (2039  m)  und  steigt  zu  den  Hütten  von  Bad 
(1960  m)  und  Sarina  (1824  m)  ab,  um  von  da  zu  den  obem 
Alpweiden  im  Fläscherthal  sich  fortzusetzen. 

FLiCSCHLlHÖHK  (Kt.  Schwyz,  Bez.  March).  1372 


120 


FLJE 


FLE 


m.  Leichter  und  angenehmer  Uebergang  vom  Hinter 
Wäggithal  ins  Sihlthal  und  nach  Einsiedeln.  Fuhrt  un- 
mittelbar n.  vom  Fluhberg  über  einen 
mit  Rasen  bestandenen  und  z.  T.  t>e- 
v^ldeten  Rücken.  Schöne  Aussicht  auf 
den  Fluhberg. 

FLiCSCHSeCLI  (Kt.  Uri).  1818  m. 
Kleiner  Weier,  hoch  oben  am  N. -Ge- 
hänge des  Schächenthals ;  auf  dem 
Rücken,  der  das  Gebiet  der  Grumberge 
vom  Schächen-  und  Gruonthal  trennt. 
In  der  Nähe  noch  andere  solcher  klei- 
nen Wasserbecken. 

FLiCSSLE  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Werdenberg,  Gem.  Sevelenl.  Südl.  Ab- 
schnitt des  Dorfes  Sevelen.  S.  diesen  Art. 

FLiETSTOCK  (Kt.  Schwyz).  2404  m.  NW.-Ecke  des 
Kirchbergs,  im  Gebiet  der  Karrenalp  und  Glattenalp.  S. 
den  Art.  Kirchberg. 

FLAMATT  (Kl.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  Uebers- 
torf  und  Wünnenwil).  535  m.  Wohlhabendes  Dorf,  an  der 
Mündung  des  Tafernabaches  in  die  Sense  und  am  linken 
Ufer  dieser  letzteren,  3  km  nö.  Wünnenwil.  Station  der 
Linie  Bern-Freiburg.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon; 
Postwagen  nach  Laupen  und  Schwarzen  bürg.  39  Häuser, 
267  kalhol.  und  reform.  Ew.  deutscher  Zunge.  Getreide-, 
Kartoffel-  und  Obstbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 
Mühlen,  Sägen ;  Mehlhandel. 

FLANCMAYEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Hörens,  Gem. 
Evolene).  1663  m.  Maiensässe,  auf  einer  schiefen  Terrasse 
über  dem  linken  Ufer  der  Borgne,  am  Hang  eines  Vor- 
berges des  Pic  d'Arzinol  und  2  km  nw.  fivolene.  Die  thal- 
aufwärts  schauende  Terrasse  gestattet  eine  schöne  Aus- 
sicht auf  den  Gebirgsstock  der  Dent  de  Veisivi  und  in  die 
Gombe  de  Ferpecle. 

FLANC8  (CRfeTA  tS)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Hörens, 
Gem.  Saint  Martin  und  Hörömence).  Häusergruppe.  S. 
den  Art.  CRfiTA  fes  Flancs. 

FLAWIL   (Kt.  St.  Gallen,  Bez.   Unter  Toggenburg). 
613  m.  Gem.  und  grosses  Pfarrdorf,  Hauptort  des  Bezirkes 
Unter  Toggenburg,   am   linken  Ufer  der  Glatt,  in  schö- 
ner und    an   Obstbäumen   reicher  Landschaft,    an  der 
Strasse  Wil-St.  Oallen.  Ausgangspunkt  von  Strassen  nach 
Degersheim,  ins  Toggenburg  und  Appenzellerland.  Sta- 
tion der  Linie  Winterthur-St.  Gallen.  Postbureau,  Tele- 
graph, Telephon;  Postwagen  Mogelsberg-Flawil-Brunna- 
dern.    Die  sehr  ausgedehnte  Gemeinde  umfasst  ausser 
dem  Dorf  Flawil  noch  die  Weiler  und 
Häusergruppen   Alterswil,  Grobenents- 
wil,  Langenentswil,  Ransberg,   Sägen, 
Städeli,  Ober  und  Unter  Botsberg,  In- 
zenbühl,    Wiesenthal,   Burgau,   Ober- 
glatt, Egg  und  Riedern.  Zusammen :  776 
Häuser,  4873  Ew.,   wovon  3200  Refor- 
mierte;   Dorf:  536   Häuser,   3457  Ew. 
Buchdruckereien  ;  zwei  Zeitungen.  Rege 
industrielle     Tätigkeit:     Eine     grosse 
Stickerei,  Jacquardwebereien  u.  Bunt- 
webereien. Daneben  Viehzucht,  Garten- 
und   Obstbau.  Obstbauschule.  Schönes 
Gemeindehaus    mit    Turm,    der    eine 
schöne   Rundsicht  auf  die  umgebende 
Landschaft  bietet.  Auf  einer  Anhohe  das 
Gemeindekrankenhaus,    ebenfalls    mit 
schöner  Aussicht  auf  den  Säntis.  Im  w. 
Abschnitt  des  Dorfes  die  1844-1848  er- 
baute katholische   Kirche,  im    Weiler 
Oberglatt  die  reformierte  Kirche.  Eine 
neue   reform.    Kirche    soll  demnächst 
auch  im   Dorf  selbst   erstellt  werden. 
Das  neue  Viertel  beim  Bahnhof  besteht 
zumeist  aus  steinernen  Gebäuden,  wäh- 
rend im  Dorfe  selbst  noch  der  Holzbau 
im  Toggen  burger  Stil  vorherrscht.  Im 
Toggenburgerkrieg  kämpften  die  damals 
noch  der  Ortschaft  Oberglatt  zugeteilten 
Bürger  von  Flawil  tapfer  gegen  den  Abt 
von  St.  Gallen.  Am  7.  August  1838  tagte  in  Flawil  eine 
von  8000-10000  Bürgern  aus  den  ö.  Kantonen  der  Schweiz 
besuchte  Volksversammlung,  um  gegen  das  anmassende 


Auftreten  des   französischen    Botschafters    Herzogs  von 
Montebello  und  gegen  die  Haltung  der  Tagsatzung  Pro- 


Flawil  von  Westen. 

test  zu  erheben  und  die  Revision  der  Bundesverfassung 
zu  verlangen.  Die  von  der  Versammlung  beschlossene 
und  der  Tagsatzung  überreichte  Resolution  blieb  aber 
ohne  Erfolg.  Flawil  war  von  jeher  der  Vorort  der  Refor- 
mierten des  Unter  Toggen burgs.  858:  Flacwilare;  907: 
Vlacwi  lare. 

FLECKEN  JfKt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Mittclland, 
Gem.  Speicher).  900  m.  2  Häuser,  500  m  nö.  Speicher  und 
6  km  80.  der  Station  St.  Kiden  der  Linie  St.  Galien-Roi^ 
schach.  25  reform.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei.  Armenhaos 
der  Gemeinde  Speicher. 

FLECKEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  To^genburg, 
Gem.  Kappel).  820  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  im  Stein- 
thal; 2,3  km  so.  der  Station  Ebnat-Kappel  der  Toggen- 
burgerbahn.  36  reform.  Ew. 

FLECKENHAUSEN  (Kt.  Aargan,  Bez.  Zofingen. 
Gem.  Rothrist).  414  m.  28  Häuser,  am  linken  Ufer  der 
Wiffger,  zwischen  dieser  und  der  Pfaffnem;  1,5  km  s. 
Aarourg  und  2,3  km  ö.  der  Station  Rothrist  der  Linie 
Olten-Bern.  229  reform.  Ew.  Wiesenbau  und  Viehzucht. 
Fabrikation  von  Verbandstoff.  Zement-  und  Baukonstruk- 
tionswaarenfabri  k . 

FLECKI8TOCK  (Kt.  Uri).  3418  m.  Hauptgipfel  der 
das  Meienthal  vom  Voralpthal  trennenden  und  über  das 
Sustenjoch  mit  dem  Sustenhorn  sich  verknüpfenden 
Kette ;  an  seinem  O.-Hang  der  Kartigelfim,  am  N.-  und 
W.-Han^  der  Rütifirn,  die  beide  zum  grossen  Wallen bühl- 
firn  gehören.  Der  Fleckistock  zeigt  sich  von  der  einen  Seite 
aus  als  kühne  und  mächtige  Pyramide,  von  der  andern 
aus  als  elegante  Spitze  und  ragt  über  einem  in  hohen 
Felswänden  abstürzenden  mächtigen  Sockel  auf.  Gleicht 


Fleckistock,  vom  Kartigelfirn  aas. 

in  manchen  Beziehungen  dem  Finsteraarhorn.  Zum  ers- 
tenmal 1864  bestiei^en  ;  blieb  aber  bis  1890  wenig  bekannt. 
Heute  eines  der  beliebtesten  Ziele  im  Exkursionsgebiet  der 


FLE 


FLE 


121 


Voralphülte  und   besonders  von   Klubisten  aus   Zürich 
häufig  besucht.  Wird  auch  Spitzliberg  genannt. 

FLEM  (Kt.  Graubündeo,  Bez.  Im   Boden).  Gem.  und 
Dorf.  S.  den  Art.  FuMs. 

FLEM  (IL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Im  Boden).  Wild- 
bach. S.  den  Art.  Flimserbach. 

FLENDRUZ  (Kt.  Waadt,  Bez.  Pays  d'Enhaut,  Gem. 
Rougemont).  990  m.  Kleines  Dorf,  am  linken  Ufer  des 
Baches  Flendruz  und  an  der  Strasse  ChAteau  d*C£x-Rougc- 
mont-Saanen;  5,5  km  onö.  Chäteau  d'CEx.  Postbureau, 
Telephon.  27  Häuser,  180  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 
Ursprünglich  bezeichnete  man  mit  dem  Namen  Flendruz 
die  beiden  ö.  und  w.  an  Rougemont  vorbeitliessenden 
Wildbäche,  dann  ging  diese  Bezeichnung  auch  auf  die 
dazwischen  gelegene  beträchtliche  Strecke  Landes  über, 
die  1115  (damals  Flandru  geschrieben)  vom  Grafen  von 
Greierz  dem  Priorat  Rougemont  zu  Eigen  gegeben  wurde. 
Heute  heisst  Flendruz  nur  noch  der  beim  Dorfe  Flendruz 
vorbeifliessende  und  hier  zwei  grosse  Sägen  treibende 
Wildbach,  während  der  andere  als  Ruisseau  des  Fenils 
oder  Grischbach  bekannt  ist.  Der  Name  des  Baches  ist 
dann  auf  das  am  Ausgang  seiner  Schlucht  malerisch  ge- 
legene Dorf  übertragen  worden.  Dieses  einst  zusammen 
mit  G^rignoz  und  dem  kleinen  Thale  von  Vertchamp  Eigen- 
tum der  Herren  von  Montsalvens ;  1337  erlangten  die  Be- 
wohner die  völlig  freie  Verfügung  über  ihr  im  Weiler 
selbst,  in  La  Mocausa,  im  Thal  von  Vertchamp  und  zu  bei- 
den Ufern  der  Saane  gelegenen  Güter.  Diese  Ausnahms- 
stellung wurde  von  den  Grafen  von  Greierz  bestätigt  und 
später  auch  von  Bern  nicht  angetastet.  Ein  altes  Gebäude 
heisst  heute  noch  allgemein  Le  Couvent  und  scheint  eine 
ehemalige  Filiale  des  Klosters  Rougemout  gewesen  zu  sein. 
FLENDRUZ  (RUISSEAU  DE)  (Kt.  Waadt,  F.ez. 
Pays  d'Enhaut).  Wildbach ;  entsteht  aus  dem  am  SO.- 
Fass  der  Dent  de  Combettaz  entspringenden  Bach  von 
La  Manche  und  dem  Bach  von  Lcs  Siemes  Picats,  der  in 
den  Wiesen  von  Mocausa  am  Fuss  der  Dent  de  Brenleire 
entspringt  und  das  Thälchen  von  Vertchamp  entwässert. 
Der  eigentliche  Bach  Flendruz  ist  nur  2  km  lang  und 
mündet  beim  Dorf  Flendruz  in  950  m  in  die  Saane. 

FLE R DEN  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Heinzenberg,  Kreis 
Thnsis).  1245  m.  (Jem.  und  kleines  Pfarrdorf,  am  Hein- 
zenberg, 3  km  wnw.  der  Station  Thusis  der  Rätischen 
Bahn  (Chur-Thusis).  Postablage,  Telephon.  25  Häuser, 
109  reform.  Ew.  zumeist  deutscher  Zunge.  Alpwirtschaft. 
Schönes  Dorf  mit  Steinhäusern.  W^ird  mehr  und  mehr 
der  deutschen  Sprache  zurückgewonnen.  1156:  Flirden. 
FLERSCH  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Landquart, 
Kreis  Küblis,  Gem.  Saas).  1252  m.  Alpweide  mit  etwa  20 
Hätten,  am  SW.-Hang  des  Rätschennorns  und  1,5  km 
ö.  über  Saas. 

FLCSCHENHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  GomsK  3004  m. 
Giprel,  nw.  Vorberg  des  Cherbadung,  so.  über  Binn  im 
Binnenthal.  Wird  von  Binn  aus  zuwei- 
len über  Fieschenthal  und  Halbelfjoch 
in  5  Stunden  bestiegen. 

FLESS  (AVA  DA)  (Kt.  Graubün- 
den, Bez.  Inn).  Wildbacn;  entspringt 
am  Flesspass  in  2450  m,  entwässert  das 
Val  Fless  und  mündet  nach  6  km  lan- 
gem Lauf  4  km  w.  oberhalb  Süs  in 
1810  m  von  rechts  in  die  (vom  Flüela- 
pass  herkommende  n.  dem  Inn  zuflies- 
sende)  Susasca. 

FLESS  (PIZ)  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Inn).  3023  m.  Schöner  (jipfel,  zwischen 
Val  Saglains  und  Val  Fless  und  links 
ober  diesem,  sw.  vom  Piz  Linard.  Leicht 
zu  besteigen,  schöne  Aussicht.  Wird 
aber  seiner  bekannteren  Nachbarn  (Piz 
Linard,  Weisshom  etc.)  wegen  nur  sel- 
ten besucht. 

FLESS  (VAORET>  (Kt.  Graubün- 
Hen,  Bez  Inn),  2900-2700  m.  Kleiner 
Gletscher,  am  W.-Hang  des  Piz  Fless, 
hinter  dem  obern  Val  Fless  und  so.  vom 
Flesspass. 

FLESS  (VAL)  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Inn).  Rechts- 
seitiger Nebenarm  des  bei  Süs  in  Unter  Engadin  ausmün- 
denden  Flüelathales.   Beginnt   am   Flesspass  (2452  m). 


heisst  im  obersten  Abschnitt  (oberhalb  der  letzten  Alp- 
hütten) Val  Torta  und  steigt  im  Bogen  zuerst  nach  S.  und 
dann  nach  SW.  ab.  Steht  über  den  Flesspass  mit  dem 
Süser-  und  Vereinathal  und  über  den  Jöri- Flesspass  (2507 
m)  mit  dem  Vereinathal  in  Verbindung.  Der  Weg  über 
diesen  letzteren  steigt  von  der  Thalmitte  aus  nach  \V.  zu 
den  schönen  Jöriseen  auf  und  führt  dann  nach  N.  durch 
das  Jörithal  ins  Vereinathal.  Beide  Pässe  werden  wie  auch 
der  Vereinapass  seit  der  Erstellung  der  Vereinahütte  des 
S.  A.  C.  ziemlich  oft  begangen.  Dagegen  erhalten  die  das 
Thal  umrahmenden  Gipfel  wegen  der  Nähe  der  bekann- 
teren und  höheren  Spitzen  des  Piz  Linard,  der  Platten- 
hörner,  des  Weisshorns,  Pischahorns  etc.  nur  wenig  Be- 
such. Der  über  den  Jöriseen  aufsteigende  Rossthälispilz 
(2933  m)  und  der  so.  über  dem  Flesspass  stehende  Piz 
Fless  (3023  m)  würden  ihrer  leichten  Zugänglichkeit  und 
ihrer  schönen  Aussicht  auf  die  Silvrettagruppe  wegen 
grössere  Beachtung  von  Seiten  der  Touristen  verdienen. 

FLESSPASS  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn).  2452  m. 
Passübergang,  hinten  über  dem  Val  Fless  und  zwischen 
Piz  Fless,  Platten  hörnern  und  Gemsspitz.  Verbindet  das 
Unter  Engadin  über  das  Flüelathal  und  Val  Fless  mit  dem 
Süscrlhal  u.  Vereinathal  (Seltenarm  des  Prätigau).  W'ird 
von  Touristen  oft  begangen.  Spielt  in  der  orographlschen 
Einteilung  der  Graubündner  Alpen  eine  gewisse  Rolle, 
da  einige  Gelehrte  über  ihn  die  Grenze  zwischen  Albula- 
und  Silvretta massiv  ziehen  (während  andere  diese  beiden 
Gruppen  durch  den  Flüelapass  voneinander  abgrenzen). 

FLETSCHHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  4001  m. 
Gipfel,  in  der  Gebirgsgruppe  des  Fletschhorns,  über  der 
Simplonstrasse  und  Nacnhar  des  Laquinhorns.  Heisst 
auch  (so  auf  der  Siegfriedkarle)  Rossbodenhorn.  Ueber 
den  W.-Hang  und  den  N.-Grat  verhältnismässig  leicht 
zu  erreichen  ;  zum  erstenmal  1854  vom  Fletschjoch  aus 
bestiegen. 

FLETSCHHORNGLETSCHER  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Brig).  3673-2485  m.  Kleiner  Gletscher;  steigt  vom  Fletsch- 
joch, am  O.-Hangder  Fleschhomgruppe,  zwischen  Fletsch- 
hom  und  Laquinhorn  ab.  1,8  km  lang  und  im  Maximum 
900  m  breit.  Sendet  seine  Schmelzwasser  zum  Laquin- 
bach,  dem  grössten  Quellarm  der  Doveria. 

FLETSCHHORNGRUPPE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp). 
Hochffebirgsgruppe ;  zwischen  Simelipass,  Sirwoltenpass, 
Simplonstrasse,  Z wischbergen pass  und  Saasthal.  Be- 
nannt nach  dem  doppelgiptli^en  Fletschhorn  oder  Ross- 
bodenhorn, dem  beträchtlichsten  Gebirgsstock  der 
Gruppe.  Die  Gruppe  steht  ganz  auf  Schweizerboden, 
obwohl  über  sie  die  Wasserscheide  zwischen  den  Ein- 
zugsgebieten der  Rhone  und  des  Po  hinwegzieht.  Um- 
fasst,  von  N.-S.  gezählt,  folgende  Einzelgipfel :  Sirwolten- 
horn  oder  Schilthorn  (2848  m),  Rauthorn  (3269  m)  mit 
Griesserhorn  (2843  m)  und  Weissboden  (2619  m)  als  nö. 
Vorbergen,  Sengkuppe  (3625   m;  auf  der  Siegfriedkarte 


Fletsch-  and'Laqnioboro,  von  Saas- Fee  aus. 

unbenannt),  Fletschhorn  oder  Rossbodenhorn  (4001  m), 
Laquinhorn  oder  Süd  Fletschhorn  (4005  m)  und  Weiss- 
mies  (4031  in).  Pässe:  Rossbodenpass  (ca  3300  m)  z^i- 


122 


FLE 


FLE 


sehen  Rauthora  und  Sengkuppe,  Fletschjoch  (3673  m) 
zwischen     Fletschhom    und     Laquinhorn,    Laquinjocn 


FleUchhorn,  von  der  Simplonstravse  aus. 

^97  m)  zwischen  Laquinhom  und  Weissmies  und 
Zwischbergenpass  zwischen  Weissmies  und  der  daran 
sich  anscnliessenden  Gruppe  des  Portjengrates.  Vom 
Triflhorn  (3401  m),  dem  wsw.  Vorberg  des  Weissmies, 
zweigt  nach  0.  eme  kurze  Kette  aus  mit  Thälihom 
(3485  m),  Thäliioch  (ca  3250  m),  Tossenhorn  oder  Sie- 
benfluhhom  (3270  m),  Schienhorn  (2998  m),  Schien- 
hornpass  (ca  2750  m)  und  Balmhorn  (2885  m).  Vom 
Fletschhorn  im  engern  Sinne  gehen  4  Kämme  aus  :  ein 
SW.-Kamm  mit  Inner  Rothorn  (3441  m)  und  Jägihör- 
nem  (3213-3350  m) ;  ein  O.-Kamm  mit  Sibelenfluh- 
Rothom  (3115  m),  Hitzinensattel  (2550  m)  und  Wängen- 
horn  (2602  ra) ;  ein  NO.-Grat  mit  BreiÜaub  (3342-2576  m) 
und  Bodmerhorn  (2403  m) ;  ein  1,5  km  nnw.  des  Gipfels 
vom  zentralen  Kamm  abgehender  W.-Kamm  mit  Aeusser 
Rothorn  (3156  m).  Die  Wasser  der  O.-Flanke  der  Gruppe 
sammeln  sich  zur  Doveria  (einem  Zufluss  der  italieni- 
schen Tosa),  die  der  W.-Flanke  zur  Saaser  Visp  und  die 
des  NW.-Endes  zum  Gamserbach  (Zufluss  zur  Rhone). 
Die  Fletschhomgruppe  besteht  aus  schieferigen  Gneisen, 
denen  oft  Granate  und  Amphibolschiefer  eingelagert 
sind  und  die  nach  SW.  einfallen. 
Nach  N.  steht  dieses  Gneismassiv  über 
den  Simplonpass  mit  dem  Gneismassiv 
der  Zone  Wasenhorn-Bortelhom  in 
Verbindung,  während  das  SO.-Ende 
des  Massives  sich  nach  0.  zu  fortsetzt 
und  beide  Seitengehänge  des  Val 
Bognanco  bildet.  Damit  umschliesst 
dieses  Gneismassiv  in  einem  Kreisbo- 
gen die  Hochgebirgsgruppe  des  Monte 
Leone.  Am  N.-Hanff^  unterhalb  des  zen- 
tralen Kammes,  liegen  drei  kleine 
Hängegletscher,  von  deren  einem  im 
März  1901  die  mächtige  Eislawine 
niedergebrochen  ist,  deren  Trümmer- 
massen bis  in  die  Nähe  des  Dorfes 
Simpeln  geworfen  worden  sind.  Vergl. 
den  Art.  Rossboden. 

FLETSCH  JOCH  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Brig  und  Visp).  3673  m.  Passübergang, 
zwischen  Fletschhom  oder  Rossboden- 
hom  und  Laquinhom,  mitten  im  zen- 
tralen Kamm  der  Fletschhomgruppe; 
verbindet  Saas  über  den  Grossen  Trift- 
gletscher und  den  Fletschhornglet- 
scher  mit  dem  Simplon.  Einer  der 
gefahrlichsten  und  schwierigsten  Uebergänge  der  Hoch-" 
alpen,  der  höchst  wahrscheinlich  nur  einmal  begangen  j 
worden   ist,  nämlich  1863  von    F.  W.  Jacomb  und  G.' 


Ghater,  deren  Aufsties  vom  Dorfe  Simpeln  bis  zur  Pas«- 
höhe  13  Stunden  erforderte,  während  sie  von  da  in  3 
weitem  Stunden  Saas-Fee  erreichten. 
FLEURIER  (Kt.  Neuenbürg,  Bez. 
Val  de  Travers).  748  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  im 
obem  Abschnitt  des  Val  de 
Travers;  am  Zusammenfluss 
der  drei  Flüsse  Areuse,  But- 
tes und  Fleurier  und  in  der 
von  diesen  aufgeschütteten 
Alluvionsebene  telegen ,  38 
km  WSW.  Neuenburg  und  9  km  von  der 
Grenze  gegen  Frankreich  entfernt.  Sta- 
tion der  Lokalbahn  Travers-Buttes  und 
Travers-Saint  Sulpice.  Postbureau,  Te- 
le^ph,  Telephon :  Postwagen  nach 
Sainte  Groix,  La  Cöte  aux  F^s  und 
Boveresse  (Station  der  Linie  Neuen- 
burg-Pontarlier).  Gemeinde,  mit  Les 
Raisses:  354  Häuser,  3746  Ew.,  wovon 
400  Katholiken ;  Dorf  :  300  Häuser, 
3673  Ew.  Hauptbeschäftigung  der  Be- 
wohner ist  die  Uhrenindustrie,  die  ihre 
Fabrikate  besonders  nach  England,  Spa- 
nien, Aegypten  und  China  versenciet. 
Die  nur  paarweise  zum  Verkauf  kom- 
menden chinesischen  Uhren  werden 
in  Fleurier  schon  seit  dem  Jahre  i890 
hergestellt.  Fabriken  für  Uhrzeiger, 
-schalen  und  -Spiralen.  Daneben  noch  4  Fabriken  zur 
Herstellung  von  Absinth  und  andern  Likören  und  eine 
grosse  Zündhölzchenfabrik.  Eidgenössisches  Kontrolbu- 
reau  für  Gold-  und  Silberwaaren.  In  Fleurier  werden 
jährlich  etwa  93000  silberne  und  7000  goldene  Uhren 
fertiggestellt.  Früher  bildeten  Spitzen-  und  Handschuh- 
fabrikation noch  eine  bedeutende  Einnahmequelle.  Dage- 
gen ist  hier  der  Landbau  nie  von  grosser  Wichtigkeit 
gewesen.  Drei  Schulhäuser.  Sekundärschule  mit  Lehrer- 
seminar und  Abteilung  zur  Ausbildung  von  Kindergärt- 
nerinnen. Zwei  Bibliotheken,  eine  Unrenmacher^  und 
Mechanikerschule  (1874  eröffnet),  ein  naturhistorisches 
Museum  fl859  eröffnet).  Das  1865  eingerichtete  Kranken- 
haus verrügt  über  ein  Kapital  von  255  000  Fr.  Fleurier 
als  eigene  reform.  Kirchgemeinde  1710  von  Mötiers  abge- 
trennt; Kirche  1743  erbaut  und  1822  um^baut,  Glocken- 
turm 1900  vollendet.  Kapelle  -der  unabhängigen  evange- 
lischen Gemeinschaft  seit  1892,  katholische  Kapelle  seit 
1856.  Katholische  Kirchgemeinde  seit  1865.  Gas  und  elek- 
trisches Licht,  Trinkwasser  im  Ueberfluss.  Gesundes 
Klima  und   malerische  Landschaft  lassen  Fleurier  sich 


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Fleurier  von  SQdostea. 

mehr  und  mehr  zur  Fremdenstation  entwickeln.  Der 
mittlere  Barometerstand  beträgt  698  mm,  die  jährliche 
Regenmenge  114  mm.  Die  geschichtliche  Entwickelung 


FLE 


FLI 


128 


von  Flearier  häD(^  eng  mit  derjenigen  von  Mötiers  zu- 
sammen. Urkundlich   zum  erstenmal  1284  genannt.  Der 


y 


Flenrier. 

Aufschwung  des  Dorfes  datiert  aber  erst  aus  unseren 
Zeiten,  wie  dies  seine  Bevölkerungszunahme  zeigt:  1758: 
448  Ew.;1837:  1001  Ew.;  1855:  2095  Ew.;  1874:  3048 
Ew.  Hier  wohnte  der  Oberst  Ludwig  Denzler  (1806-1860), 
der  die  den  royalistischen  Aufstand  von  1856  niederschla- 

Senden  republikanischen  Truppen  geführt  hat.  Heimat 
es  ausgezeichneten  Botanikers  und  Paläontologen  L^ 
Lesquereux  (1806-1889)  und  des  Malers  und  Schriftstel- 
lers Fritz  Berthoud  (1812-1890).  Vergl.  FleuHer  et  le  Val 
de  Travers;  guide  illustre..,  Neuch.  [1899].  —  Quartier- 
La-Tente,  Ed.  Le  cant.  de  Neuchdtel..  I :  Le  Val  de 
Travers.  Neuch.  1897.  4". 

FLEURICR  (LE)  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  Val  de  Tra- 
vers). Bach;  entspringt  im  Weier  von  La  Baisse  in 
760  m,  durchfliesst  das  Dorf  Fleurier  und  mundet  nach 
2  km  langem  Lauf  von  S.-N.  in  744  m  von  rechts  in  die 
Areuse. 

FLEURY  (PR6>  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  2491  m. 
Gipfel,  in  der  von  der  Petite  Dent  de  Morcles  nach  NO. 
abzweigenden  und  die  Thälchen  von  Nant  und  Javemaz 
trennenden  Kette  der  Martinets.  Der  Gipfel  zu  oberst  zu 
einer  Rasenterrasse  abgeflacht.  Von  Les  Plans  de  Fre- 
ni^res  aus  in  3  7«  Stunden  leicht  zu  erreichen.  Schöne 
Aussicht  ins  Rhonethal. 

FLEX  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Albula,  Gem.  Sur). 
1900-2200  m.  Alpweiden  mit  im  Sommer  bezogenen  Hüt- 
ten, am  W.-Hang  des  Piz  da  Cucarnegl  und  in  zwei 
kleinen  rechtsseitigen  Aesten  des  Thaies  der  Julia  (Ober- 
halbstcin) ;  2  km  ö.  über  Sur.  Drei  Gruppen  von  Hütten : 
Las  Cuorts,  Tgad*meer  und  St.  Roch  (hier  eine  Kapelle). 

FLEX  (CIMA  DA)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Albula  und 
Maloja).  3287  m.  Gipfel,  in  der  Gruppe  des  Piz  d'Err ; 
überragt  mit  seinen  stolzen  Felsabstürzen  die  Terrasse 
von  Flex,  ö.  Mühlen  im  Oberhalbstein.  Steht  nach  0. 
mit  dem  Piz  Pienogl  (3336  m),  nach  N.  mit  dem  Piz  del- 
las  Calderas  und  nach  S.  mit  dem  Piz  d*Agnelli  über 
drei  gangbare  Felskämme  in  Verbindung. 

FLI  oder  FLY  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster,  Gem. 
Amden  und  Wesen).  440  m.  Weiler,  an  der  Mündung  des 
Flibaches  in  den  Walensee  und  auf  dem  von  dem  Bach 
aufeeschütteten  Delta,  an  der  Bergstrasse  Wesen-Amden 
und  1,5  km  nö.  der  Station  Wesen  der  Linie  Rappers- 
wil- Wesen-Sargans.  Telephon.  8  Häuser,  60  kathol.  Ew. 


Kirchgemeinde  Wesen.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Som- 
merfrische. 

FLIANA  (PIZ)  (Kt.  Graubunden.  Bez.  Inn).  3284  m. 
Gipfel,  einer  der  schönsten  und  höchsten  der  Silvretta- 
gruppe,  2  km  s.  vom  Piz  Buin  und  von  ihm  durch  den 
Gletscher  von  Plan  Hai  getrennt,  nw.  über  Guarda  im 
Unter  Engadin.  Von  ihm  zweigt  die  das  Val  Lavinuoz 
vom  Val  Tuoi  trennende  und  mit  dem  Piz  Chapisun 
(2934  m)  über  Lavin  endigende  Kette  ab.  Sehr  scnöne 
Aussicht  auf  die  Silvrettagruppe  und  im  Besondern  auf 
seine  Nachbarn  Piz  Linard,  Verstanklahom  und  Piz 
Buin.  Wird  wegen  seiner  isolierten  Lage  abseits  der 
Touristenstrassen  nur  selten  besucht. 

FLIBACH  oder  FLYBACH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Gaster).  1680-420  m.  Wildbach  ;  entspringt  am  Speer, 
steigt  längs  der  Kontaktzone  zwischen  tertiärer  Nagel fluh 
und  eocänem  Flysch  nach  N.  ab  und  mündet  nach  5,5  km 
lanffem  Lauf  zwischen  Wesen  und  dem  Weiler  Fli  in  den 
Walensee,  in  den  er  ein  grosses  Delta  hinausgebaut  hat. 
Sein  Bett  voller  mächtiger  Felsblöcke  Der  so  oft  schon 
grossen  Schaden  anrichtende  gefährliche  Wildbach  wird 

Gegenwärtig  gründlich  verbaut.  Durch  das  Flytobel  steigt 
er  von  Wesen  auf  den  Speer  führende  Fussweg  auf. 

FLIDAKÖPF  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg). 
1647  m.  Kleiner  Felskopf,  in  der  Kette  des  Alvier  und  in 
dem  von  der  Gauschla  oder  Kammegg  nach  0.  abzwei- 
genden Kamm ;  föllt  nach  S.  mit  senkrechten  Felswänden 
ab  und  senkt  sich  nach  N.  sanft  zur  Schaneralp.  2  km 
über  Oberschan  und  4  km  über  Sevelen  im  Rheinthal. 

PLIEGENBERG  (Kt.  Schwyz,  Bez.  und  Gem.  Einsie- 
deln). 987  m.  Neun  zwischen  dem  rechten  Ufer  des  Gross- 
bachs und  der  Strasse  Einsiedeln-Iberg  zerstreut  geleffene 
Häuser ;  4,5  km  so.  der  Station  Einsiedeln  der  Linie  Wä- 
denswil-Einsiedeln.  62  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Gross 
(Filiale  von  Einsiedeln).  Acker-  und  Kartoffelbau,  Vieh- 
zucht und  -handel.  Seidenweberei. 

FLIEGENBERG  (Kt.  Schwyz,  Bez  March,  Gem.  Al- 
tendorf). 570  m.  10  an  der  Strasse  von  Altendorf  über  den 
Etzel  nach  Einsiedeln  zerstreut  gelegene  Häuser,  3  km 
sÖ.  der  Station  Pfäfükon  der  Linie  Zürich-Wädenswil- 
Glarus  und  2,2  km  sw.  Altendorf.  44  kathol.  Ew.  Acker- 
und  Obstbau,  Viehzucht.  Seidenweberei. 

FLIEGENSPITZ  (Kt.  St.  Gallen.  Bez.  Gaster).  1707 
m.  Begk*aster  Gipfel,  in  dem  vom  Leistkamm  über  den 
Gulmen  zum  Mattstock  ziehenden  und  die  Mulde  von 
Amden  vom  Toggenburg  trennenden  Rücken.  1,5  km  nw. 
vom  Leistkamm,  vom  Fliegenspitz  steigen  nach  SW.  zum 
Walensee  der  Beerenbach  und  nach  NO.  ins  Toggenburg 
der  Leistbach  ab. 

FLIM8,  romanisch  Flem  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Im  Bo- 
den, Kreis  Trins).  1102  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  auf  einer 
Terrasse  am  S.-russ  des  Flimserstein  u.  an  der  Strasse 
Chur-Hanz  ;  9,5  km  nö.  über  Manz.  Postbureau,  Tele- 
graph, Telephon  ;  Postwagen  Reichenau-Hanz.  Gemeinde, 
mit  Fidaz,  Scheia  und  den  Waldhäusem  :  179  Häuser, 
789  reform.  Ew.  romanischer  Zunge;  Dorf:  130  Häuser, 
590  Ew.  Alpwirtschaft.  Stark  besuchter  Luftkurort.  Vier 
Gasthöfe.  Nahe  bei  Flims  der  Caumasee  mit  Badanstalt. 
Ausgangspunkt  für  schöne  Bergtouren,  besonders  über 
den  Segnespass  nach  Elm  im  Kanton  Glarus.  766  : 
Flemme.  Das  Dorf  Flims  liegt  am  Rande  des  Ungeheuern 
Trümmerfeldes  des  sog.  Bergsturzes  von  Flims.  Die  der 
Hauptsache  nach  aus  Malmblöcken  bestehenden  Sturz- 
trümmer ruhen  auf  Grundmoräne  und  sind  ihrerseits 
wieder  da  und  dort  mit  Moränenablagerungen  überführt, 
was  Prof.  Heim  in  Zürich  zu  dem  Schluss  berechtigt  hat, 
dass  dieser  Bergsturz  während  einer  der  Interglazialzeiten 
niedergebrochen  sei.  Die  Ausbruchsnische  befindet  sich 
zwischen  Flimserstein  und  Piz  Grisch,  von  wo  aus  die 
ganze  Masse  sich  quer  über  das  Thal  des  Rhein  geworfen 
hat,  diesen  zu  einem  grossen  See  von  mehr  als  100  m 
Tiefe  aufstauend.  Dieser  Stausee  ist  dann  durch  die  Ge- 
schiebe der  einmündenden  Wildbäche  z.  T.  wieder  aufge- 
füllt und  durch  die  Durchsäffung  des  Stauwalles  allmäh- 
lig  entleert  worden.  Prof.  Heim  schätzt  die  Masse  des 
Flimser  Bergsturzes  zu  etwa  15000  Millionen  m*,  was 
dem  tausendfachen  Volumen  des  Bergsturzes  von  Goldau 
entspricht.  Vergl.  Heim,  Alb.  Der  alte  Bergsturz  von 
Flims  im  Jahrbuch  des  S.  A.  C.  XVIII,  1882-1883.  - 
Heim,  Alb.  Geologie  der  Hochalpen  zwischen  Reuss  und 


124 


FLl 


FLO 


Rhein  fBeitr.  zur  geolog.  Karle  der  Schweiz,  25).  Bern 
1891.  Seite  431  ff. 


Flimt  mit  dem  Flimserstein  von  Süden. 

FLIM8ERBACH,  romanisch  II  Flem  (Kt.  Graubun- 
den, Be^.  Im  Boden).  Wildbach  ;  entspringt  am  Sep^nes- 
pass  und  Segnesgletscher.  steigt  nach  SO.  ab,  durchfliesst 
das  Dorf  Flims  und  das  Trümmerfeld  des  interglazialen 
Bergsturzes  von  Flims  und  mündet  durch  eine  enge 
Schlucht  5  km  oberhalb  Reichenau  von  links  auf  den 
Vorderrhein  aus.  16  km  lang.  Nimmt  bei  Mulins  die  vom 
Trinserhom  herkommende  Ava  da  Mulins  auf.  Es  ist 
wahrscheinlich,  dass  die  im  Trümmerhaufen  des  Berg- 
sturzes eingebetteten  vier  kleinen  Seen  (Laj  de  Prau  Pulte, 
Prau  Duleritg,  Cauma  und  Cresta)  zum  Flimserbach  sich 
entwässern,  obwohl  sie  keine  oberflächlichen  Abflüsse 
zeigen  (mit  Ausnahme  des  Laj  Prau  Pulte,  der  durch  einen 
Bach  mit  dem  Laj  Prau  Duleritg  in  Verbindung  steht). 
Immerhin  sind  die  1893  hier  angestellten  Versuche  mit 
färbenden  Substanzen  in  dieser  Hinsicht  ergebnislos  ge- 
blieben. 

FLIM8ER8TEIN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Im  Boden). 
Breite  u.  sehr  bemerkenswerte  Felsmasse,  die  sich  vom 
Trinserhorn  nach  SO.  gegen  Flims  und  Trins  zu  vor- 
schiebt. Vom  Rheinthal  aus  gesehen  erscheint  der  Flim- 
serstein  als  machtiger,  nach  allen  Seiten  hin  mit  senk- 
rechten Felswänden  abfallender  Felsblock.  Auf  seinem 
Rücken  liegt  eine  5  km  lange  u.  1,5-2  km  breite  Alpwei- 
denterrasse, die  nach  NW.  von  2100-2700  m  ansteij^t.  Die 
Felsabstürze  darunter  messen  300-500  und  mehr  m.  Am 
äussersten  N.-Ende  geht  das  Plateau  in  einen  schmalen 
Grat  über,  der  sich  mit  dem  Piz  Dolf  oder  Trinserhorn 
(3028  m)  verknüpft.  Die  Alpweidenterrasse  ist  wasserarm, 
da  alles  Wasser  in  Spalten  versickert,  um  am  Fuss  des 
Bergstockes  in  Gestalt  von  zahlreichen  Quellen  wieder  zu 
Tage  zu  treten.  Ist  durch  eine  Anzahl  von  Fusswegen  zu- 
gänglich, die.  alle  steil  aufsteigen  und  schwierig  zu  be- 
gehen sind,  da  sie  sich  längs  dek*  vorhandenen  Gras-  oder 
Felsliänder  aufwärts  winden.  Der  einzige  gute  Weg  auf 
den  Flimserstein  gewinnt  durch  das  Thal  des  Mulinser- 
bachs  oder  der  Ava  da  Mulins  über  die  Alp  Bargis  ( 1550 
m)  von  0.  her  die  Höhe  des  Steins.  Besteht  der  Haupt- 
masse nach  aus  mittlerem  Jura,  worüber  weiter  oben 
Schichten  des  untern  Jura  folgen.  Wir  flnden  also  auch 
hier,  wie  überhaupt  in  dem  ganzen  Gebiet  des  S.-Flügels 
der  Glarner  Doppelfalte,  umgekehrte  Lagerung  der  Schich- 
ten. 

FLIM8PITZ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn).  2933  m. 
Gipfel,  Vorberg  des  Bürkelkopfs,  in  der  Gren/kelte 
zwischen  dem  schweizerischen  Samnaun  und  dem  Öster- 
reichischen Fimberthal,  4  km  nnw.  über  dem  Dorf  Sam- 
naun. 

FLIN  (VAi.)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja).  2400- 
1580  m.  Kleines  Thal,  im  Ober  Kngadin ;  steigt  mit  star- 
kem Gefäll  vom  Piz  d'Esen  nach  \V.  ab  und  mündet  4  km 


unterhalb  Scanfs  ins  Engadin  aus.  3  km  lang.  Im  untern 
Abschnitt  dicht  bewaldet,  weiter  ol>en  mit  Sturztrümmem 
und  Schneefeldern  bedeckt. 

FLIN8AU  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interla- 
ken.  Gem.  Gsteig).  Ehemalige  Ortschaft ;  im 
Mittelalter  ziemlich  bedeutend,  1365  als  un- 
mittelbares Lehen  des  Reiches  genannt ;  lag 
zwischen  Gsteig  und  Gsteigwiler  am  O.-Hang 
des  Thaies  der  Lütschine.  Vermutlich  durch 
einen  Bergsturz  oder  durch  Hochwasser  zer^ 
stört. 

FLl 8  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggen- 
burg, Gem.  Wildhaus).  1300-1600  m.  AJpweide 
mit  Gruppe  von  Hätten,  im  Thal  der  Säntis- 
thur,  am  S.-Hang  des  Säntis  und  3,3  km  n. 
Wildhaus. 

FLCE8CH.  Mit  diesem  Namen  bezeichnen 
die  Bauern  im  Kanton  Bern  einen  in  den  Bo- 
den eingelassenen  und  mit  Holz  oder  Zement 
ausgekleideten  Wasserbehälter. 

FLCE8CH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwan- 
gen, Gem.  Rütschelen).  575  m.  Weiler,  500 
m.  sw.  Rütschelen  und  2,5  km  sw.  der  Sta- 
tion Lotzwil  det*  Linie  Langenthal-Wolhusen. 
15  Häuser,  133  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Lotzwil.  Landwirtschaft. 
FL<E8CH  (IM)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun, 
fl^Gem.  Uetendorf).  559  m.  Gruppe  von  6  Häu- 
sern,  nahe   dem  linken   Ufer  des   Glüt^ch- 
bachs,  400  m   so.  Uetendorf  und  4  km   nw.  Thun.  50 
reform.  Ew. 

FL<E8CHACKEReN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Schwar- 
zenburg.  Gem.  Guggisberg).  1065  m.  Gruppe  von  4  Meier- 
höfen, am  SW.-Hang  des  Guggershorns  und  1  km  sw. 
Guggisberg.  30  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

FLCE8CHENHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober 
Ilasle).  2329  m.  Gipfel,  nö.  Vorberg  des  Mährenhorns, 
sw.  ül>er  dem  Thal  des  Triftwassers  und  s.über  dem  ol)em 
Nessenthai.  Am  NO.-Hang  die  Flöschenalp.  Von  Hof  (In- 
nertkirchen) aus  in  4  Stunden  leicht  zu  erreichen. 

FLON.  So  heissen  zahlreiche  Bäche  der  französischen 
Schweiz ;  vom  latein.  flunxen  =  Fluss,  Bach.  Deminu- 
tive :  Flonzel  und  Flonzalet. 

FLON  (i-E)  (Kt.  Freiburg  u.  Waadt).  Bach  ;  ent- 
springt auf  einer  sumpflgen  Hochfläche  s.  Les  ^casseys  und 
8  km  s.  Romont  in  896  m,  fliesst  längs  der  Waldungen 
von  Roubata,  Le  Riez  und  Antimoz,  gent  unterhalb  Bou- 
loz,  Porsel,  Pont  und  Oron  lä  Chätel  vorbei,  durchfliesst 
Oron  la  Ville  und  mündet  nach  11  km  langem  Lauf  bei 
ChAtillens  in  604  m  von  rechts  in  die  Broye.  Nimmt  bei 
Oron  le  Chätel  die  Bäche  Albaney  und  Moflon  auf 
und  treibt  die  Mühlen  von  Le  Riez,  Porsel,  Pont  de  la 
Corbaz.  Fliesst  bis  jenseits  Pont  auf  eine  Strecke  von  5,5 
km  auf  Frei  burger  Boden,  bildet  dann  auf  eine  Län^e  von 
1,5  km  die  Grenze  zwischen  Freiburg  und  Waadt  und 
tritt  beim  Schloss  Oron  ganz  auf  diesen  Kanton  über. 
Sein  Gefall  beträgt  2,63  %. 

FLON  (LE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Lausanne).  Bach,  rechts- 
seitiger Zufluss  zum  Genfersee  ;  entspring  im  s.  Jorat, 
1  km  n.  £palinges  u.  6  km  nnö.  Lausanne  imW^ald  bei  der 
Lokalität  Les  Sept  Fontaines  in  820  m  und  mündet  nach 
etwa  11  km  langem  Lauf  2,6  km  sw.  Lausanne.  Fliesst 
zunächst  dem  vom  Wald  von  Sauvabelin  bestandenen 
Hang  entlang,  tritt  nach  weiteren  2  km  in  die  Stadt  Lau- 
sanne ein,  die  er  mitten  durchzieht  und  wo  er  sich  auf  eine 
Strecke  von  2,5  km  nach  W.  wendet,  biegt  dann  beim  Vor- 
ort Malley  neuerdings  nach  S.  um  und  behält  diese  Rich- 
tung auf  1,5  km  bis  zur  Mündung  bei.  Geht  mehrfach 
durch  Moränenschutt,  hat  sich  unmittelbar  über  der 
Stadt  sein  Belt  in  anstehender  Molasse  ausgewaschen, 
durchzieht  unterhalb  der  Stadt  eine  fruchtbare  u.  schöne 
Landschaft  u.  auert  kurz  vor  seiner  Mündung  in  den  Ebe- 
nen von  Vidy  aie  einzige  flache  Gegend  an  seinem  Lauf. 
Nimmt  mehrere  kleine  Zuflüsse  auf,  deren  bedeutendster, 
die  Louve,  von  den  Höhen  nw.  über  Lausanne  herkommt 
und  in  der  Stadt  selbst  von  rechts  mündet.  Seinem  nur 
weni^  ausgedehnten  Einzugsgebiet  entspricht  die  im  All- 
gemeinen geringe  Wasserführung  des  Flon.  Zeitweise 
kann  er  aber  zum  gefahrlichen  Wildbach  werden  und  mit 
seinen  Hochwassern  grossen  Schaden  anrichten.  So  z.  B. 


FLO 


FLU 


125 


1831,  in  welchem  Jahre  neun  mit  Rettun g8arheiten  be- 
schäftigte Männer  ertranken,  dann  wieder  1888  u.  1889. 
Vor  Zeiten  flössen  Flon  u.  Louve  offen  durch  Lausanne, 
bis  die  neuere  Entwicklung  der  Stadt  deren  Eindeckung 
wünschenswert  machte.  Zuerst  kamen  1836-1839  der  Ab- 
schnitt des  Flon  im  Zentrum  der  Stadt  und  der  der  Louve 
unter  der  jetzigen  Place  de  la  Hiponne  an  die  Reihe,  dann 
folgten  seit  1849  neue  Arbeiten,  die  zu  verschiedenen 
Malen  bis  1874  fortgesetzt  wurden.  Um  die  Wiederkehr 
von  Verwüstungen,  wie  der  Bach  solche  1888  u.  1889  ver- 
ursacht hatte,  zu  verhindern  u.  aus  andern  Gründen  hat 
man  in  neuester  Zeit  mit  finanzieller  Beihilfe  des  Bun- 
des den  Flon  auch  oberhalb  u.  unterhalb  der  Sladt  und 
dazu  auch  noch  die  Louve  derart  eingedeckt,  dass  beide 
zusammen  jetzt  auf  eine  Strecke  von  etwa  3  km  unlerir- 
disch  fliessen.  Dazu  kommen  Kanalisationsarbeiten  unter- 
halb der  Stadt  (gemauerter  Ueberfall)  und  nahe  der  Mün- 
dung, bei  welchem  Anlass  auch  die  Brücke  von  La 
Maladi^re  der  alten  Strasse  nach  Genf  umgebaut  worden 
ist.  Im  Oberlauf  trieb  der  Flon  einst  mehrere  Sägen  und 
wurde  auch  in  der  Stadt  selbst  und  ihrer  Umgebung  von 
einer  Reihe  von  Mühlen,  Sägen,  verschiedenen  Fabriken 
und  Werkstätten,  Gerbereien,  etc.  ausgenützt.  Die  Mehrzahl 
dieser  Betriebe  ist  aber  der  Verbauung  und  anderer  Ursa- 
chen wegen  aufgehoben  worden.  Heute  verwenden  noch 
eine  Giesserei,  eine  grosse  Mühle,  eine  Chokoladefabrik, 
eine  Knochenmühle,  zwei  Gerbereien  etc.  die  Wasser- 
kraft des  Flon. 
FLON  (LE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Lavaux).  Bach.  S.  den 

Art.  FORKSTAY  (LE). 

FLON  (LE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Moudon  und  Oron).  Bach. 
S.  den  Art.  Carouge  (le). 

FLON  <LE)  (Kt.  W^aadt,  Bez.  Payerne}.  Bach ;  ent- 
sprinist  sehr  nahe  der  Kleinen  Gläne  auf  der  sumpfigen 
Ebene  w.  Combremont  le  Petit  (695  m),  geht  zwischen 
Combremont  le  Pelit  im  S.  und  Combremont  le  Grand  im 
N.  durch,  tliesst  während  der  letzten  500  m  seines  Laufes 
auf  Freiburger  Boden  und  mündet  nach  5  km  langem  Lauf 
in  den  Richtung  nach  NO.  und  0.  bei  Cheiry  (557  m)  von 
links  in  die  Lembaz  (Zufluss  zur  Broye). 

FLON  (LE)  oder  LA  GILLI^RE  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Rolle).  Bach,  entspringt  n.  Gilly  in  770  ni  im  Hintergrund 
eines  kleinen,  in  den  Hang  des  Weinbaubezirkes  der  Cote 
eingeschnittenen  Tobeis,  entwässert  dieses,  tliesst  an  Vincy 
QDdfGilly  vorbei  durch  die  untern  Hänge  der  Weinberge 
und  die  Urerebene  des  Genfersees  und  mündet  in  diesen 
von  rechts  nach  4  km  langem  Lauf  in  der  Richtung  NW.- 

FLON  <LE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey,  Gem.  Vouvry). 
1043  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  in  dem  über  dem  Dorf 
Vouvry  in  die  Rhoneebene  ausmündenden  kleinen  Thal, 
am  linken  Ufer  des  Wildbaches  Fosseau  und  am  Fuss  des 
Täche.  3  km  w.  der  Kirche  Vouvry ;  an  der  Verzweigung 
der  Wege  über  den  Col  de  Vernaz  und  ins  Thal  von  Ta- 
nay.  36  kathol.  Ew.  400  m  ö.  Flon  das  dieser  Häuser- 
gnippe  und  dem  Weiler  Vesenand  gemeinschaftliche 
Schulhaus.  1281 :  le  Flon  de  Miex. 

FLOND  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner,  Kreis  Ilanz). 
1075  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  auf  einer  Terrasse  am  N.- 
Uan^  des  Piz  Mundaun  und  ük>er  dem  rechten  Ufer  des 
Rhein,  5  km  sw.  der  Station  Ilanz  der  Linie  Chur-Ilanz. 
Poslablage.  35  Häuser,  193  reform.  Ew.  romanischer 
Zunge.  Alpwirtschaft.  WirkwaarenindusUrie. 

FLORIETTAZ  (Kt.  Bern  u.  Waadt).  2208  m.  Gipfel, 
auf  der  Grenze  zwischen  den  Kantonen  Bern  und  Waadt, 
Vorberg  des  Arnenhorns.  Flyschsandstein  und  -konglo- 
merat  (Flysch  de  Chaussy).  An  seinen  Hangen  die  bis 
zum  Gipfel  hinaufreichencle  fette  und  blumenreiche  Alp- 
weide Isenau,  von  deren  Hütten  aus  der  Qerg  in  einer 
Stunde  leicht  bestiegen  werden  kann.  Schöne  Aussicht 
auf  die  Berner  Alpen. 

FLORI88ANT  (Kt.  Genf,  Linkes  Ufer,  Gem.  Eaux  Vi- 
ves  u.  Plainpalais).  420  m.  Vorort  von  Genf,  so.  der  Sladt, 
nahe  dem  rechten  Ufer  der  hier  am  Fuss  von  hohen 
Steilufern  fliessenden  Arve.  Villenquartier.  Haltestelle 
der  elektrischen  Strassenbalin  Genf-Veyrier.  Asyl  für  ge- 
fallene Mädchen.  Eisweier  für  den  Schlittschuhsport. 
Zählt  zusammen  mit  Malagnou  in  83  Häusern  708  zur 
Mehrzahl  reform.  Ew. 

FLOSS  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Wetzikon). 


517  m.  Gruppe  von  4  Häusern  und  Fabrik,  an  der  Aa,  nn 
der  Strasse  Uster-Wetzikon  und  1,5  km  nw.  der  Station 
Wetzikon  der  Linie  Zürich-Uster-Rapperswil.  29  reform. 
Ew. 

FLOT  DE  CR^TAZ  (LE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigie). 
Höhenzug.  S.  den  Art.  Efflot  de  Cr£taz. 

FLOT  DE  VEIGES  (LE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle); 
Höhenzug.  S.  den  Art.  Efflot  de  Veiges. 

FLOTZ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toggenburg,  Gem. 
W^attwil).  610  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am  linken  Ufer 
der  Thur,  2  km  n.  Wattwil  und  300  m  s.  der  Station 
Lichtensteig  der  Toggen  burger  bahn.  47  reform.  u.  kathol. 
Ew.  Viehzucht.  Stickerei  und  Weberei. 

FLUAZ  (FIL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner).  2904 
m.  Gipfel,  letzter  Ausläufer  der  vom  Hausstock  nach  SO. 
abzweigenden  und  den  Meer^  vom  Fluazgletscher  tren- 
nenden kurzen  Kette.  S.-Flanke  des  Tödi.  Fällt  schroff 
zur  Panixeralp  ab. 

FLUAZGLETSCHER  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glen- 
ner). 2960-2400  m.  Mittlei-er  und  kleinster  der  drei  vom 
Kamm  Hnusstock-Ruclii  nach  SO.  zum  Panixerpass  ab- 
steigenden Gletscher,  die  durch  hohe  und  schroffe  Fels- 
gräte von  einander  getrennt  sind.  Seine  Nachbarn  sind 
der  Cavirolas-  und  Meergletscher.  Während  ein  kurzer 
Vorstoss  des  Fluazgletschers  f^enügen  würde,  um  ihn  mit 
dem  Cavirolasgletscher  zu  emem  einzigen  Eisstroui  ver- 
schmelzen zu  lassen,  könnte  eine  Veremigung  von  Cavi- 
rolas- und  Meergletscher  erst  3  km  tiefer  unten  in  1500- 
1400  m  stattfinden.  Dass  dies  einst  der  l-all  war,  beweisen 
die  im  Panixerthal  heute  noch  vorhandenen  Reste  von 
alten  Endmoränen. 

FLUCHTHORN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn).  3403, 
3402  und  3344  m.  Breiterund  stark  verwitterter  Felsstock 
mit  drei  Hauptspitzen,  dem  N.rFluchthom  (3344  m),  S.- 
Fluchthom  (3403  m)  und  Mittler  Fluchthom  (3402  ni).  Ist 
neben  dem  um  11  m  hohem*  Piz  Linard  der  bedeutendste 
Gebirgsstock  der  Silvrettagruppe.  Gleich  dem  Piz  Linard 
steht  auch  das  Fluchthorn  nicht  in  der  zentralen  Haupt- 
kelte  der  Gruppe,  sondern  auf  einem  nach  N.  davon  ab- 
sehenden Seitenast,  der  das  Fimberthal  vom  Jamthal 
(beide  nicht  mehr  auf  Schweizer  Boden)  von  einander 
trennt.  Das  Fluchthorn  ist  einer  der  schönsten  und  mäch- 
tigsten llochgebirgsstöcke  der  Bündner  Alpen  und  rings 
von  Gletschern  uinpanzert  (Fluchthornferner  im  W.,  Kro- 
nenferner im  S.,  himl»erfemer  im  0.  und  Lareinferner 
im  N.),  aus  denen  seine  Spitzen  und  Zinnen  einer  phan- 
tastischen Festung  gleich  mächtig  aufragen.  Wurde  lan^e 
Zeit  für  unzugänglich  gehalten,  bis  dem  bekannten  Alpi- 
nisten J.  J.  Weilenmann  und  seinem  Führer  Franz  Pöll 
nach  mehreren  fruchtlosen  Versuchen  1861  die  erste  Be- 
steigung f^elanff.  Es  dauerte  dann  noch  eine  Reihe  von 
Jahren,  bis  sich  die  Scheu  vor  dem  immer  noch  sehr 
selten  besuchten  Fluchthorn  gelegt  halte;  heute  ist  es 
eines  der  beliebtesten  Exkursionsziele  in  der  Silvretta- 
gruppe und  wird  häufig,  auch  führerlos,  bestiegen.  Als 
Ausgangspunkte  dienen  dazu  die  Jamthalhütte  am  W.- 
Fuss  und  die  Heidelbergerhütte  am  O.-Fues  des  Gebirffs- 
Stockes,  beide  Eigentum  4es  Deutschen  und  Oesterreichi- 
schen  Alpenvereins.  Unter  dem  Namen  der  Fluchthorn- 
gruppe  verstellt  man  die  zwischen  Jamthal  u.  Fimberthal 
sich  nach  N.  vorschiebende  gabelförmige  Gebirgsmasse, 
deren  Griff  das  Stück  Piz '  Faschalba  oder  Grenzeggkopf 
—  Fluchthorn  bildet,  während  die  beiden  etwas  unglei- 
chen Zinken  der  Gabel  das  Lareinthal  zwischen  sich 
schliessen.  Die  Landesgrenze  folgt  dem  Griff  und  dem  O.- 
Zinken bis  zum  Gemshleisspitz  (3017  m),  von  dem  sie 
rechtwinklig  nach  0.  abbiegt,  um  quer  durch  das  Fimber- 
thal zu  den  Hergen  des  Samnaun  zu  ziehen.  Die  );anze 
Gruppe  des  Fluchthorns  ist  aus  krystallinen  Gesteinen 
aufgebaut,  an  die  sich  aber  im  0.  und  SO.  sofort  die  se- 
dimentären Kalke  und  Schiefer  der  Gruppe  des  Piz  Tasna 
und  der  Samnauneralpen  anschliessen. 

FLUCHTHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  3802  m.  Gip- 
fel, nö.  Vorberg  des  Strahlhoms,  im  Saasgrat  zwischen 
den  Thälern  von  Saas  und  Zermatt.  Von  Mattmark  aus 
über  den  Allalingletscher  zugänglich.  Eine  sicher  ver- 
bur^ite  Besteigung  des  Fluchthorns  ist  aber  nicht  bekannt, 
da  sich  das  Interesse  der  Alpinisten  bisher  ausschliess- 
lich dem  Strahlhom,  seinem  mächtigen  Nachbarn,  zu- 
gewandt hat. 


126 


FLU 


FLU 


FLUCK  (Kt.  Luzern,  Amt   Sursee,  Gem.  Sempach).    |  pass,  entwässert  das  FlüelathaL  durchfliesst  im  Unter- 
650  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am  S.-Hang  des  Eichbergs   I  lauf  eine  enge  Waldschlucht,  bildet  hier  einen  schönen 


Karte  d«t  Val  Fldelt,  FlQelapasses  n.  FlOelathales. 


MjiiCaftferM 


und  4,2  km  n.  der  Station  Sempach  der  Linie  Luzern- 
Olten.  22  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht. 

FLOCKIGEN  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Aarwangen,  Gem. 
Rohrbachgraben).  730  m.  Weiler,  2  km  nnö.  Dürrenrot 
und  4  km  s.  der  Station  Rohrbach  der  Linie  Langenthai- 
Wolhusen.  18  Häuser,  124  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Rohrbach.  Landwirtschaft. 

FLOE  (auf  der)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig,  Gem.  Na- 
ters).  Burgruine.  S.  den  Art.  FlOh,  Auf  der. 

FLOEQGEN  und  UNTER  FLOEGGEN  (Kt.  Lu- 
zern,  Amt  Willisau,  (^m.  Altishofen  und  Nebikon).  500 
m.  Zwei  Gruppen  von  zusammen  6  Häusern,  am  NO.- 
Fuss  des  Aescnenbergs,  je  1,5  km  s.  Altishofen  und  sw. 
der  Station  Nebikon  der  Linie  Luzern-Olten.  51  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinde  Altishofen.  Ackei^  u.  Obstbau,  Vieh- 
zucht. 

FLOELA  oder  8U8A8CA  (VAL) 
(Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn).  2400-143Ö 
m.  Thal ;  steigt  vom  Flüelapass  nach  SO. 
und  0.  ab  und  mündet  bei  Süs  ins  Un- 
ter Engadin  aus ;  Gegenstück  zu  dem 
ebenfalls  am  Flüelapass  beginnenden, 
aber  nach  NW.  gegen  Davos  zu  abstei- 
fenden FlüelathaL  Beide  Thäler  unge- 
fähr gleich  lang,  je  etwa  11  km ;  doch 
ist  das  Val  Flüela  reicher  verzweigt  und 
verfügt  daher  über  ein  grösseres  Ein- 
zugsgebiet. Es  dringt  mit  dem  Val  Fless 
nach  N.  in  die  Silvrettagruppe  und  mit 
dem  Val  Grialetsch  nach  S.  und  SW. 
in  die  Gruppe  des  Piz  Vadret  ein.  Hier 
entspring  am  Grialetschgletscher  der 
beträchtlichste  Quellarm  der  das  Val 
Flüela  entwässernden  Susasca.  Steht 
über  das  Val  Grialetsch  und  den  Gria- 
letschpass  mit  dem  Dürrboden  im  Disch- 
mathal  und  über  das  Val  Fless  und 
den  Flesspass  mit  dem  Vereinathal  und 
dem  Queligebiet  der  Landquart  in  Ver- 
bindung, während  der  Flüelapass  (2388 
m)  vom  Thalhintergrund  aus  ins  Flüe- 
lathal  und  nach  Davos  leitet.  Gänzlich 
unbewohntes  Hochalpenthal,  dessen 
lichte  Waldungen  sich  erst  gegen  Süs 
zu  zu  dichteren  Gruppen  schliessen. 
Arven  und  Lärchen  steigen  hier  bis  21(X)  m  und  höher  an. 

FLOELABACH  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
quart). Wildbach  ;  entspringt  in  2388  m  auf  dem  Flüela- 


Fall  und  mündet  bei  Davos  Dorf  in  1564  m  von  links  in 
das  ihm  an  Wasserführung  nachstehende  Landwasser. 

FLOELABERG  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
quart). 2751  m.  Schöner  terrassierter  Alpweidenhang; 
steigt  rechts  über  der  Sohle  des  Flüelathals  hoch  hinauf 
an  bis  zu  dem  vom  Pischahom  nach  W.  und  WNW.  aus- 
zwei^enden  Felskamm  und  trägt  die  Hüttengruppen 
Höfli,  Dörfli,  Alpenrose  und  Enge. 

FLÜELAPASS  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
quart und  Inn).  2388  m.  Passübergans  mit  guter  Post- 
strasse ;  führt  von  Davos  Dorf  durch  aas  Flüelathal  und 
Val  Flüela  oder  Val  Susasca  nach  Süs  im  Unter  Engadin. 
Wichtig  und  stark  bedangen.  Zweithöchster  fahrbarer 
Pass  der  Schweiz  (Furka  2436  m)  und  höchster  Grau- 
bündens.  Die  1867  erbaute  Strasse  ist  27,3]km  lang  und 


Blick  vom  Vtl  Flbela  gegen  SQs. 

durchgehends  4,2  m  breit ;  sie  hat  454  500  Fr.  gekostet. 
Sie  ist  im  Winter  häußgem  Lawinenfall  ausgesetzt,  wird 
aber  nach  Möglichkeit  das  ganze  Jahr  hindurch  offen 


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gehalten,  was  nach  der  Fertigstellung  der  Albulabahn 
nicht  mehr  der  Fall  sein  wird,  da  dann  der  grösste  Teil 
des  heutigen  Waarenverkehrs  dem  Schienen- 
weg zufallt.  Zudem  kann  die  Flüelastrasse 
in  landschaftlicher  Beziehung  mit  den  Stras- 
sen über  den  Julier  und  Albula  nicht  wettei- 
fern. Doch  wird  der  Flüelapass  stets  die  kür- 
zeste Route  ins  Unter  Engadin  und  der 
bequemste  Zugang  zu  Hochgebifgstouren  im 
Gebiete  des  Schwarzhoms  bleiben.  Klima 
rauh;  Landschaft  wild,  baumlos  und  voller 
Steinschutthalden.  Auf  der  Passhöhe  in  gross- 
arti^er,  vom  Schwarzhom  und  Weisshorn 
bestimmter  Landschaft  zwei  kleine  Wasser- 
becken (der  milchigtrübe  Schottensee  und 
der  düstere  Schwarzsee)  und  das  Hospiz, 
ein  einfaches  Gasthaus.  Postablage.  Tele- 
n^ph;  Postwagen  Davos  Platz-Süs-Schuls. 
Ber  von  der  Sektion  Davos  des  S.  A.  C.  er- 
baute Fussweg  auf  das  Schwarzhom  zweigt 
i  km  so.  vom  Hospiz  von  der  Strasse  ab; 
auch  das  Weisshorn  von  der  Passhöhe  aus 
zuganglich.  Wenige  Schritte  so.  unterhalb 
der  Passhöhe  erblickt  man  in  der  Ferne  das 
Dorf  Ardez  und  Schloss  Tarasp  im  Unter 
Engadin,  weiter  unten  den  das  Val  Gria- 
letsch  (Nebenarm  des  Val  Fluela)  abschlies- 
senden Grialetschgletscher.  Der  Weg  Davos- 
Süs  oder  umgekehrt  erfordert  cute  6  Stun- 
den (3  Vi  Stunden  Aufstieg  und  2  Vt  Stun- 
den Abstieg).  Beim  Hospiz  hat  man  eine 
prächtige  Dmzenspitze   aus   Bronze  gefunden. 

FI.OELATHAU  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
quart). 3388-1564  m.  Höchstes  der  Seitenthäier  des  Davos ; 
beginnt  am  Flüelapass,  steigt  auf  11  km  Länj^e  nach  NW. 
ab  und  mündet  bei  Davos  Dorf  aus.  Vom  Fluelabach  ent- 
wässert. Am  rechten  Seitengehänffe  und  längs  der  Strasse 
einige  Gruppen  von  Häusern  und  Hütten :  Bedera,  Höfli, 
Dörfli,  Alpenrose  (Gastwirtschaft),  Schindelboden.  Enge 
und  Tschuggen  (1941  m ;  7  km  über  Davos  Dorf).  Bei 
Enee  endigt  der  Wald,  der  auch  an  beiden  Seitengehängen 
nicht  hoch  ansteigt.  Einige  Arven  und  Lärchen  findet  man 
noch  vereinzelt  bis  zu  2000  m  und  darüber.  Von  Tschug- 
gen an  wird  das  Thal  öde,  wild  und  voller  Sturztrümmer, 
die  namentlich  zwischen  Carlimatten  und  der  Passhöhe 
überaus  reichlich  beide   Seitengehänge    bekleiden.   Ein 


Runsen  zerfressen  und  kann  kaum  als  Alpweide  benutzt 
werden,  während  der  etwas  weniger  steile  rechtsseitige 


Scheitel  des  Fl&elapasses  mit  dem  Hospis  u.  Scbwtrchoro. 


auch  nur  einigermassen  entwickelter  Thalboden  ist  nicht 
vorhanden.  Das  ainserordentlich  schroffe  linke  Seiten- 
gehänge ist  von  Felsbändem  durchzogen   und  stark   von 


Fl&elapasshöhe  im  Winter. 

Hang  auf  breiten  und  sonnenreichen  Terrassenflächen  bis 
zu  2000  m  hinauf  schöne  AJpweiden  trägt :  Bederaberg  u. 
Flüela->  oder  Tschug^enberg.  Darüber  die  vom  Weisshorn 
(3088  m)  nach  NW.  ziehende  Kette  zwischen  Flüelathal  u. 
Vereinathal  mit  den  leicht  zugänglichen  und  oft  bestiege- 
nen Spitzen  des  Pischahorns  (2982  m)  u.  Gorihoms  (2^ 
m).  Am  meisten  besucht  wird  aber  das  Flüela  Schwarz- 
hom (3150  m),  der  höchste  Gipfel  der  das  Flüelathal  links 
be|[leitenden  Felsmauer,  das  s.  über  dem  Hospiz  auf  dör 
Fluela  passhöhe  stolz  aurragt  und  einer  der  bekanntesten 
Aussichtsberge  Graubündens  ist.  Die  übrigen  Spitzen  der 
Schwarzhom  kette  (Braunhorn  2730  m.  Sentishorn  2830  m, 
Baslerkopf  2632  n^  und  Bühlenberg  2516  m)  sind  wenig 
bekannt  und  werden  nur  selten  bestiegen. 
FLOELEN  (Kt.  Uri).  438  m.  Gem.  und  Pfarrdorf, 
am  SO.-Ende  des  Umersees  (Vierwaldstät- 

tersee)    und   der    Axenstrasse.  Station  der 

Gdtthardbahn  und  der  Dampfboote  des 
Vierwaldstättersees.  Hafenplatz  von  Uri. 
Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  Ausgangs- 
punkt der  Post  über  Altorf  und  den  Klau- 
senpass  nach  Linthal,  früher  auch  der  Post 
über  den  Gotthard.  Landwirtschaft.  Frem- 
denindustrie :  Gasthöfe.  Eine  der  wichtig- 
sten Dampfschiffstationen  des  Sees  (Passa- 
gierverkehr 1901  :  237864  Personen).  Zwi- 
schen Kirche  u.  Bahnhof  das  gut  erhaltene 
Schlösschen  Rudenz,  einst  Eigentum  der 
Edeln  von  Attinghausen  und  von  Kudenz.  Eid- 
genössisches Sanitätsdepot.  1  km  w.  vom 
Dorf  die  kanalisierte  Mundung  der  Reuss, 
der  man  während  der  letztvergangenen  Jahre 
ein  gerades  Bett  mit  stärkerem  Fall  ge- 
geben hat,  um  die  Anschwemmung  eines 
Schuttkegels  in  den  See  zu  verhüten.  Diö 
landschaftliche  Lage  von  Flüelen  ist  rei- 
zend :  a  Nach  S.  öffnet  sich  das  prachtvolle 
Reussthal,  und  im  Hintergruna  desselben 
erhebt  sich  der  eisfunkelnde  Bristenstock... 
In  drohender  Nähe,  und  zwar  am  andern 
Seeufer,  starrt  in  kolossalen  Felswänden 
der  Gitschen,  dessen  Gipfel  nur  erUiegbar 
zu  sein  scheint,  in  den  blauen  Aether  em- 
por ».  1799  Kampf  zwischen  den  Franzo- 
sen und  Urnern,  bei  dem  der  letzteren  Füh- 
rer, der  General  und  Geschichtsschreiber 
Franz  Vinzenz  Schmid,  den  Tod  fand.  Beim  Bau  des 
Hotels  zum  Sternen  hat  man  Holzmalereien  aus  dem  16. 
Jahrhundert  aufgedeckt,  die  heute  im  schweizerischen 


128 


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Landesmiiseum  zu  Zürich  aufbewahrt  werden.  Das  Dorf 
trägt  bei  den  Tessinern  und  Italienern  den  Namen  Fiora. 


PlQelen  mit  dem  Briaieostock. 

FLOELI  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Sachsein).  Weiler.  S. 
den  Art.  Flühli. 

FLOGELBERG  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Aargau, 
Bez.  Kulm,  Gem.  Reinach).  714  und  700  m.  Drei  am  N.- 
Hang des  Homberffs  vereinzelt  stehende  Häuser ;  %b  km 
n.  Beinach  und  l3  km  sw.  der  Station  Beinwil  der  See- 
thalbahn. 22  reform.  Ew.  Wiesenbau.  Stark  besuchler 
Aussichtspunkt,  Aargauer  Bigi  geheissen.  Hier  wurden  die 
1847  dem  Kanton  Aargau  zugewiesenen  Heimatlosen  ein- 
gebürgert. 

FL0GLI8LOH  (Kt.  Nidwaiden,  Gem.  Wolfenschies- 
sen). 499  m.  Bauernhof,  am  rechten  Ufer  der  Encelberger 
Aa,  2  km  n.  der  Station  Wolfenschiessen  der  elektrischen 
Bahu  Stansstaad-Engelberg.  Heimat  di>r  Edeln  von  Plug- 
lislo,  deren  einer,  Johann,  wegen  Gefangennahme  eines 
Engelberger  Mönches  1412  mit  dem  Kirchenbann  belegt 
worden  war,  aus  dem  er  erst  1415  wieder  entlassen  ward. 
Beste  einer  Burg  hat  man  hier  nicht  gefunden. 

FlOH,  FLUH.  Ortsnamen  der  deutschen  Schweiz,  in 
Zusammensetzungen  häuliff  vorkommend ;  vom  althoch- 
deutschen fluo/i  =  steiler  Hang,  Felswand. 

FLOH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Laupen,  Gem.  Neuenegg). 
570  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  300  m  nö.  Neuenegg  und 
2,5  km  nw.  der  Station  Flamatt  der  Linie  Bern-Freiburg. 
58  reform.  Ew. 

FLOH  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Dornegg,  Gem.  Hofstet- 
ten).  Dorf.  S.  den  Art.  Flühen. 

FLOH  oder  FLOE  (AUF  DER)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Brig,  Gem.  Naters).  Ca.  8Ö0  m.  Burgruine,  auch  ChAteau 
du  Hoc,  de  Saxo  oder  de  Super;*axo  geheissen;  auf  einem 
über  der  Strasse  Brig- Naters  gegen  die  Bhone  zu  vor- 
springenden Felskopf.  Heute  sind  nur  noch  ein  grosser 
viereckiger  Turm  ohne  Dach  und  eini((e  Ueberreste  von 
Wohngebäuden  vorhanden.  Vor  kaum  einem  Jahrhundert 
diente  die  Burg  dem  Zehnten  Brig  noch  als  Zeughaus. 
Soll  die  Heimat  der  berühmten  Familie  Supersaxo  sein, 
der  u.  a.  der  Bischof  Walter  Supersaxo,  der  Besieger  der 
Savoyarden,  und  der  Politiker  Georg  Supersaxo  angehört 
haben.  Schon  von  Josias  Simler  in  seiner  Vallesiae  des- 
criptio  als  Sitz  der  in  der  Geschichte  seit  1230  (also  lange 
vor  dem  Erscheinen  des  Geschlechtes  Supersaxo)  auftre- 
tenden Vitztume  (Stallhalter)  von  Naters  genannt.  Die  Ge- 
schichte der  Burg  ist  noch  nicht  völlig  aufgeklärt  u.  wird 
oft  mit  derjenigen  der  beiden  andern  alten  Burgtürme 
von  Naters  verquickt.  Sicher  ist,  dass  sie  zu  wiederholten 
Malen  der  Schauplatz  von  denkwürdigen  Ereignissen  war. 
Als  1416  Graf  Amadeus  VIU.  von  Savoyen  durch  das 
Rhonethal  Truppen  gegen  die  um  Domo  d'Üssola  kämp- 
fenden Urschweizer  senden  wollte,  überraschten  die  Wnl- 
liser  diese  Soldaten  auf  der  Burg  Granges  beim  Mahl, 
führten  sie  ~  barfuss,  im  blossen  Hemd  und  je  zu  Zweien 
aneinander  gefesselt  —  auf  die  Burg  Le  Boc  und  gaben 


sie  erst  nach  sieben  monatlicher  Gefangenschaft  gegeu 
Zahlung  eines  Lösegeldes  von  1443  Goldgulden  wieder 
frei.  Hier  unterzeichnete  auch  der  vom 
Volke  belagerte  Bischof  Wilhelm  von 
Raron  1446  die  berühmten  Nalerser  Ar^ 
tikel,  eine  der  ersten  der  von  der  Wal- 
liser Demokratie  dem  bischöflichen 
Stuhl  zu  Sitten  abgenötigten  Konzes- 
sionen. Die  später  von  den  Bischöfen 
Walter  Supersaxo,  Adrian  L  von  Ried- 
matten und  Jordan  restaurierte  Burg 
blieb  dann  bis  zum  Sturz  der  alten  Eid- 
genossenschaft Sitz  eines  bischöflichen 
Beamten. 

FLOH    (OBER    u.    UNTER)    (Kt. 
Schwyz,    Bez.    March,    Gem.     Vorder 
Wäggithal).  877  und  700  m.  Zwei  Grup- 
pen von  4  Häusern  und  mehrere    am 
O.-Hangder  Piiflegg  zerstreut  i^elegene 
Hütten,    nahe    dem    linken    Ufer    der 
WägKiihaler  An  und  4  km  nw.  der  Kir- 
che Vorder  Wäggithal.  20  kathol.  £w. 
Kirchgemeinde  Yorderthal.  Viehzucht. 
Mit   Siebnen  durch   einen   alten   Weg 
verbunden,  der  schon  im  Friedensver- 
trag mit  Oesterreich  vom  19.  Juli  1318 
erwähnt  ist. 
FLOH  (ZUR)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp, 
Gem.  Staldenried).  1348   m.   Hütten  und   Stadel,  ülier 
dem  Hang  von  Staldenried  u.  am  Fusse  der  Wälder  zer- 
streut gelegen,  1  km  so.  über  dem  Dorf  Staldenried. 

FLUHBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau,  Gem.  Egffi- 
wil).  810  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  rechten  Ufer  des 
Rötenbachs,  9  km  ssö.  der  Station  Signau  der  Linie  Bem- 
Luzern  und  2,4  km  sw.  Eggiwil.  29  reform.  Ew. 

FLOHBACH  (Kt.  Luxem,  Amt  Willisau).  Bach;  ent- 
springt 300  m  w.  Menzberg,  fliesst  in  bewaldetem  Tobel 
und  mündet  nach  3,5  km  langem  Lauf  in  der  Richtung 
nach  N.  und  SO.  in  646  m  in  die  Kleine  Fontannen.  Bil- 
det auf  eine  Strecke  von  1,5  km  die  Grenze  zwischen  den 
Aemtern  Willisau  und  Sursee. 

FLOHEN  oder  FLOH  (Kt.Solothurn,  Amtei  Dornegg, 
Gem.  Hofstetlen).  400  m.  Dorf,  in  einer  die  kurze  Kette 
von  Landskron  (n.  der  Blauenkette)  durchbrechenden 
Klus,  an  der  Grenze  gegen  das  Elsass  und  2  km  nw.  Hof- 
stetten.  Endstation  der  Birsigthalbahn  (Basel  -  Flühen). 
Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  25  Häuser,  154  kathol. 
Ew.  Landwirtschaft;  Getreidebau.  Steinbrüche.  Schon  seit 
langer  Zeit  bekanntes  Bad,  sehr  beliebtes  Ausflugsziel  der 
Bewohner  von  Basel.  In  der  Nähe  auf  dem  n.  Rauracien- 
kämm  die  elsassische  Veste  Landskron  und  auf  dem  s. 
Rauracienkamm  das  Solothurner  Kloster  Mariastein. 

FLOHENMOHLE  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Dornegg, 
Gem.  Hofstetten).  408  m.  Alte  Mühle,  1  km  nw.  Hofstelten 
und  500  m  s.  der  Station  Flühen  der  Birsigthalbahn.  Sehr 
bekanntes  Ausflugsziel  der  Basler  in  pittoresker  Land- 
Schaft 

FLOHLEN  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Trachselwald,  Gem. 
Lützelflüh).  666  m.  Dorf,  nahe  dem  rechten  Ufer  der  Grü- 
nen, 3  km  nö.  Lützelflüh  und  2  km  n.  der  Station  Ramsei 
der  Linie  Burgdorf-Langnau.  20  Häuser,  142  reform.  Ew. 
FLOHLEN  (hinter,  mittler,  ober  und 
UNTER)  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau,  Gem.  Luthem).  867 
bis  765  m.  Sechs  am  linken  Ufer  des  Elbachs  zerstreut 
gelegene  Häuser,  8  km  s.  der  Station  Hüswil  der  Linie 
Langenthal-Wolhusen  und  2,5  km  nw.  Luthern.  52  Ew., 
wovon  32  Katholiken.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

FLOHLI  (Kl.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  St.  Sylvester). 
875  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  nahe  dein  linken  Ufer  des 
Aergerenbaches  (Gorine),  300  m  so.  der  Kirche  St.  Syl- 
vester und  12  km  so.  vom  Bahnhof  Freiburg.  23  kalhol. 
Ew.  deutscher  Zunge.  Viehzucht  u.  Milchwirtschaft.  Stroh- 
flechlerei. 

FLOhLI  (Kl.  Luzern,  Amt  Entlebuch).  894  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  am  rechten  Ufer  der  Waldemme  und  am 
W.-Fuss  der  Schwändelifluh,  8  km  s.  der  Station  Schüpf- 
heim  der  Linie  Bern  -  Luzern.  Postbureau,  Telegraph, 
Telephon;  Postwagen  nach  Schüpfheim.  Gemeinde,  mit 
Bunihaus,  Hirsegg,  Hüttlenen,  Längenhochwald,  Sand- 
boden, Rohrigmoos  und  Sörenberg:  260   Häuser,   1388 


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kathol.  Ew. ;  Dorf:  55  Häuser,  289  Ew.  Viehzucht.  Holz- 
und  Käsehandel.  Seidenweberei,  Rosshaarflechterei.  Frem- 


Fldhli  (Kt.  Lusarn)  von  Nordwesten. 

denindustrie  ;  bekannter  Luftkurort.  Unterslutzungskasse. 
Xn  der  Waldenfime  bemerkenswerte  Verbauungsarbeiten. 
FI.OHI.1  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Sachsein).  748  m.  Dorf, 
am  Unken  Ufer  der  Melchaa  und  2,5  km  nö.  der  Station 
Sachsein  der  Brünigbahn  (Luzern  -  Brienz).  Postbureau, 
Telephon.  16  Häuser,  d4  kathol.  Ew.  Sommerfrische,  drei 
Gasthöfe.  Viehzucht.  In  dem  heute  als  Schulhaus  dienen- 
den alten  Gebäude  so.  der  Kapelle  wurde  am  21.  März 
1417  Bruder  Nikiaus  von  der  Flöe  geboren,  der  auch  spä- 
ter noch  bis  zu  seinem  Rückzug  in  die  Einsiedelei   hier 
ein  am  AVeg  zum  Ranft  stehendes  Haus  bewohnte.  Die 
mit  alten  Glasmalereien  geschmückte  Kapelle  wurde  1614 


Kapelle  zu  Flahli  (Kt.  Obwalden). 

der  Ueberlieferung  nach  an  der  Stelle  erbaut,  wo  Bruder 
Klaus  die  Feuersbrunst  von  Sarnen  beschworen  hatte  und 
nach  seinem  Tode  seiner  Frau  und  zwei  Männern  erschie- 


nen war.  Nach  der  Chronik  des  Weissen  Buches  von 
Sarnen  geschah  die  Pfändung  der  Ochsen  von  Arnold 
Anderhalden  durch  die  Knechte  des 
Landvogtes  in  Melchi,  am  Han((  der 
Melchaa  halbwegs  zwischen  Flühli  und 
Dietried.  Bruder  Klaus  und  sein  Sohn 
Landammann  Walter  von  der  Flüe  ver- 
machten die  Wiesen  von  Melchi  und  die 
Einnahmen  der  Einsiedelei  am  Ranft 
ihren  armen  Verwandten  und  deren 
Nachkommen,  unter  die  heute  noch 
jährlich  500-700  Franken  Zinsen  aus 
diesem  Legat  verteilt  werden. 

FLOHLI  (OBER  und  UNTER) 
(Kt.  Schwyz,  Bez.  March,  Gem.  Vorder- 
tbal).  785  und  745  m.  Gruppe  von  9 
Häusern,  im  Wäggilhal,  300  m  n.  der 
Kirche  Vorderthal  und  8,5  km  s.  der 
Station  Siebnen-Wangen  der  Linie  Zü- 
rich-Wädenswil-Glarus.  52  kathol.  Ew. 
FLOhN  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez. 
Hinterland,  Gem.  Herisau).  880  m. 
Gruppe  von  3  Häusern,  am  S.-Hang  des 
Ramsenburghügels  und  2,5  km  w.  der 
Station  Herisau  der  Appenzellerbahn 
(Winkeln -Herisau -Appenzell).  23  . re- 
form. Ew.  Landwirtschaft. 

FLOHN    (Kt.   und  Amtsbez.  Bern, 
Gem.   Oberbalm).  d29  m.  Gruppe  von 
6   Häusern,  2  km   so.    Oberbalm   und 
14  km   s.  vom   Bahnhof  Bern.  50  re- 
form. Ew.  Wiesenbau. 

FLOHNEN  (AUF  DEN)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Al- 
bula).  2758  m.  Gipfel,  s.  über  dem  als  Uebergang  von 
Stalla  nach  Juf  im  Avers  häußg  begangenen  Stallerberg 
und  von  der  Passhöhe  aus  leicht  zu  ersteigen ;  4,5  km  sw. 
über  Stalla  im  Oberhalbstein. 

FLOHSEEN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Hinterrhein). 
2680  m.  Zwei  kleine  Seen,  auf  der  vom  Stallerjoch  sanft 
nach  S.  geneigten  und  über  Juf  im  Avers  mit  einer  Fels- 
wand plötzlich  abbrechenden  Hochfläche.  Entwässern  sich 
mit  dem  Muttenbach  und  Treienbach  zu  dem  in  den  Avei- 
ser  Rhein  mündenden  Juferbach. 

FLUGBRUNNEN  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem. 
Bolligen).  630  m.  Weiler,  am  S.-Hang  der  Stockeren, 
900  m  ö.  Bolli£[en  und  4  km  nö.  der  Station  Ostermun- 
digen  der  Linie  Bern-Thun.  12  Häuser,  89  reform.  Ew. 
Landwirtschaft. 

FLUH  oder  ROTEN8TÖCKLER  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez. Interlaken).  2042  m.  Begraster  Buckel,  im  langge- 
zogenen Riedergrat,  der  sw.  Fortsetzung  des  Brien zerr- 
tes; 4  Vt  Stunden  über  Oberried  am  Brienzersee.  Emer 
der  zahlreichen  prachtvollen  Aussichtsspunkte  der  den 
Brienzersee  im  N.  begleitenden  Kette. 

FLUH  (Kt.  Graubunden,  Bez.  Ober  Landquart,  Kreis 
und  Crem.  Klosters).  1500  m.  Alpweide  mit  Gruppe  von 
12  Hütten,  am  S.-Hang  des  Madrishorns  und  in  dem  vom 
Schlappinbach  entwässerten  Thälchen;  3  km  n.  über 
Klosters. 

FLUH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See,  Gem.  Jona).  425  m. 
Gruppe  von  10  Häusern,  in  fruchtbarer  Landschaft  mitten 
in  Baumgärten  und  Weinbergen;  1,5  km  n.  Rapperswil 
am  Zürichsee.  69  kathol.  und  reform.  Ew.  Ackerbau  und 
Viehzucht.  Seidenweberei.  Gerberei,  Lederriemenfabrik. 
FLUH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visn,  Gem.  St.  Nikiaus).  1457 
m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  Hütten,  auf  einer  Terrasse 
am  Fuss  des  Blalthorns  und  über  dem  rechten  Ufer  der 
Zermatter  Visp.  Fällt  mit  einer  verwitterten  Felswand  zu 
Thal,  von  der  sich  häufig  Teile  loslösen.  Eine  nach  und 
nach  immer  tiefer  eingreifende  Spalte,  die  ein  grosses 
Stück  Fels  von  der  Gesamtmasse  loslöst,  lässt  für  die  Si- 
cherheit des  nur  1  km  weiter  n.  gelegenen  Dorfes  St.  Ni- 
kiaus fürchten. 

FLUH  (Kt.  Zürich,  Bez.  Pfäffikon,  Gem.  Bauma).  680 
m.  Gruppe  von  7  Häusern,  auf  einer  Terrasse  über  dem 
linken  Ufer  der  Töss  und  2  km  w.  der  Station  Bauma  der 
Tössthalbahn  (Winlerthur-Wald).  37  reform.  Ew. 

FLUH  (IN  DER)  (Kt  Bern,  Amtsbez.  Burgdorf,  Gem. 
Ersigen).  525  m.  Weiler,  500  m  ö.  Ersigen  und  2,5  km 
nö.  der  Station  Kirchberg  der  Linie  Burgdorf- Solothum. 

GROGR.  LEX.  53  —  II  —  9 


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11  Häuser,  137  reform.  Ew.   Kirchgemeinde  Kirchberg. 

FLUH  (OBCR  und  UNTER)  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Aarberg,  Gem.  Gross  Affoltem  und  Amtsbez.  Büren,  Gem. 
Wengi).  545  und  512  m.  Gruppe  von  8  Bauernhöfen,  je 
2  km  w.  Wengi  u.  nö.  Gross  AlToltem  u.  4  km  nö.  der 
Station  Suberg  der  Linie  Bem-Biel.  34  reform.  Ew. 

FLUH  (UNTER)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle, 
Gem.  Hasleberg).  902  m.  Dorf,  am  Hasleberg  und  2,5  km 
nw.  der  Station  Meiringen  der  Brünigbahn  (Luzem- 
Brienz).  50  Häuser,  225  reform.  Ew. 

FLUH  (UNTER  DER)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Laupen, 
Gem.  Mühleberg).  650  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  0.- 
Fuss  des  Felsabsturzes  des  Höhenzuges  der  Ledi  und  2,5 
km  nö.  der  Station  Rosshäusem  der  direkten  Linie  Bem- 
Neuenburg.  40  reform.  Ew. 

FLUHACKER  (HINTER,  MITTLER  und  VOR- 
DER) (Kt.  Luzem,  Amt  Sursee,  Gem.  Wolhusen).  900- 
815  m.  Vier  Häuser,  am  Steinhauserberg,  6  km  sw.  der 
Station  Wolhusen  der  Linie  Bem-Luzern.  27  kathol.  Ew. 
Ackerbau  und  Viehzucht.  In  der  Nähe  eine  Kapelle. 

FLUHALP  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk,  Gem.  Leukerbad). 
2045  m.  Alpweide  mit  etwa  15  Hütten  und  Stadeln,  am 
linken  Hang  des  obersten  Abschnittes  des  Thaies  der  Dala, 
zwischen  Magenhorn  und  Rinderhom.  Hier  sommern  135 
Stuck  Gross-  und  Kleinvieh.  Beliebtes  Ausflugsziel  der 
Kurgäste  von  Leukerbad. 

FLUHALP  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Obwalden, 
Gem.  Giswil).  1500-1800  m.  Schöne  Alpweide  mit  9  Hüt- 
ten, am  SO.-Hang  des  Giswilerstocks,  4  km  sw.  über 
Kleintheil  und  3  km  nw.  über  Lungern.  Hier  sommern 
110  Kühe. 

FLUHBERG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken,  Gem. 
Brienz).  570  m.  Oestl.  Abschnitt  des  Dorfes  Brienz,  am 
Brienzersee  und  1,5  km  ö.  der  Kirche  Brienz.  22  Häuser, 
231  reform.  Ew.  Hier  wohnte  der  berühmte  HolzschniUler 
Fischer. 

FLUHBERG  oder  FLUHBRIG  (Kt.  Schwyz,  Bez. 
March).  2095  m.  Einer  der  höchsten  Bergstöcke  im  Kanton 
Schwyz,  in  der  Kette  zwischen  Wäggithal  und  Sihlthal, 
die  im  S.  mit  dem  Schwarzstock  (^02  m)  beginnt  und 
über  Drus-  und  Fluhberg  im  Bogen  nach  N.  und 
NW.  bis  zum  Elzel  (1102  m)  über  dem  Zürichsee  zieht. 
Bis  zum  Fluhberg  fSÜlt  die  Kette  nach  0.  mit  hohen 
Stellwänden  ab,  während  der  W.-Hang  weniger  schroff 
ist,  aber  auch  noch  oft  genug  von  Felsbändem  unter- 
brochen wird.  Sie  bildet  eine  nach  N.  überlieffende 
Falte  von  typischen  Kreideschichten.  Fast  alle  Gipfel 
dieser  mit  dem  Fluhberg  im  N.  abschliessenden  S.-Hälfte 
der  Kette  übersteigen  2000  m.  Der  Fluhberg  fällt  nach 
allen  Seiten  hin,  besonders  schroff  aber  gegen  N.  mit 
Felswänden  von  mehreren  Hundert  Metern  Hohe  ab  und 
ist  stark  von  Runsen  zerfressen,  von  denen  hier  die 
Grosse  Siene  und  die  Kleine  Siene  genannt  werden 
mögen.  Der  Stock  ffipfelt  mit  einer  Reihe  von  Felszacken, 
von  denen  der  mittlere,  der  Diethelm,  mit  2095  m  zugleich 
der  höchste  ist,  während  von  den  übrigen  einer  2(^  m, 
der  Wändlispitz  1973  m  und  der  Turner  2071  m  errei- 
chen. N.  vom  Fluhberg  wird  die  Kette  rasch  niedriger 
und  erhält  die  Gestalt  von  abgerundeten  Rücken.  Unmit- 
telbar n.  unter  dem  Fluhbere  verbindet  ein  Uebergang 
über  den  Grasrücken  der  Fläschlihöhe  (1372  m)  das  Hinter 
Wäggithal  mit  dem  Sihlthal.  Der  Fluhberg  (Diethelm) 
kann  von  den  Fläschlihütten  (1328  m)  aus  bestiegen  wer- 
den. In  den  beiden  Höhlen  des  Goldlochs  und  Silberlochs 
sollen  der  Volksüberlieferung  nach  einst  Gold-  und  Sil- 
berklumpen gefunden  worden  sein. 

FLUHGLETSCHER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk).  3600- 
2700  m.  Kleiner  Gletscher,  am  SO.-Hang  des  Balmhoms; 
liegt  am  VJeg  auf  das  Balmhom  von  Leukerbad  aus  über 
die  Felshänge  der  Walliser  Seite.  An  seinem  Fuss  die 
Fluhalp  (S.  diesen  Art.). 

FLUHHOF  (Kt.  Schwyz,  Bez.  und  Gem.  Einsiedeln). 
910  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  am  O.-Fuss  des  Hummel- 
beras,  am  rechten  Ufer  des  hier  kanalisierten  Steinbachs 
und  5  km  so.  der  Station  Einsiedeln  der  Linie  Wädenswil- 
Einsiedeln.  22  kathol.  Ew.  Filiale  Euthal  der  Pfarrei  Ein- 
siedeln. Ackerbau  und  Viehzucht.  Seidenweberei.  So.  über 
Fluhhof  reiche  Fundstelle  von  Fossilien. 

FLUHHORN  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Ober  Simmenthai). 
2141  m.  Felsspom,  über  der  zu  oberst  in  der  Gemeinde 


Lenk  liegenden  Alpweide  Rätzliberg,  nw.  Ausläufer  des 
WUdstrubel.  Kann  vom  Fluhseeli  aus,  bis  wohin  ein 
schmaler  und  schwindliger  Fussweg  führt,  leicht  erstie- 
gen werden. 

FLUHHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  3318  m.  Fels- 
spitze, in  der  Kette  zwischen  Rimpfischwänge  rVorberg 
des  RimpÜschhoms)  und  Ober  Rothorn,  die  die  Täschalp 
von  der  Findelenalp  trennt.  Vom  Wirtshaus  auf  der  Flah- 
alp  aus  in  2  Stunden  oder  von  demjenigen  auf  der  Täsch- 
alp aus  in  4  Stunden  zu  erreichen,  aoer  nur  selten  besucht 

FLUHHOTTEN  (Kt.  Luzem,  Amt  Entlebuch,  Gem. 
Fiühli).  1174  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  im  MarienthaK 
am  linken  Ufer  der  Waldemme;  1  km  so.  Sörenberg. 
8  km  ssö.  über  Fiühli  und  18  km  s.  der  Station  Schupf- 
heim der  Linie  Bem-Luzern.  43  kathol.  Ew.  Alpwirt- 
schaft. 

FLUHSEELI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmenlhal). 
2045  m.  Kleiner  Gebirgssee,  auf  einer  Felsterrasse  am 
NW.-Hang  des  Wildstrubel  (3251  m)  und  ö.  unter  dem 
Fluhhom  (2141  m).  Liegt  in  einer  in  ein  Neocomge wölbe 
eingeschnittenen  Senke,  die  früher  als  kleines  Langstbal 
gegen  den  Rätzligletscher  zu  entwässert  worden  sein 
muss,  bis  eine  von  diesem  abgelagerte  mächtige  Ufermo- 
räne das  Thal  oben  abgeschlossen,  den  reizenden  kleinen 
See  aufgestaut  und  den  Bach  gezwungen  hat,  seinen  We^ 
in  schäumenden  Fällen  über  die  Felswände  oberhalb  Rätz- 
liberg (die  sog.  Sieben  Brunnen)  zu  nehmen.  Der  Blick 
auf  den  mit  Moos  überkleideten  Fels  wall,  der  den  See 
vom  Abgrund  trennt,  über  welchen  sein  Bach  zu  Thal 
schiesst,  ist  prachtvoll.  Von  der  Lenk  aus  führt  ein  schwind- 
liger Fussweg  in  3Vt  Stunden  über  die  Felswände  von 
Sieben  Brunnen  zum  Fluhseeli  hinauf. 

FLUHWALD  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Hinterland). 
1000-1522  m.  Wald,  über  dem  linken  Ufer  der  Umäsch 
und  am  S.-Hang  des  Spitzli,  4  km  s.  Umäsch.  Fläche 
300  ha. 

FLUMENTHAL  (Kt.  Solothum,  Amtei  Lebern).  438 
m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  linken  Ufer  der  Aare  und 
nahe  der  Einmündung  der  Siggem ;  500  m  s.  der  Strasse 
Olten-Solothum  u.  2,8  km  nö.  der  Station  Luterbach  der 
Linie  Olten-Biel.  Postbureau ;  Postwaffen  Solothum-Nie- 
derbipp.  Gemeinde,  mit  Neuhüsli :  62  Häuser,  483  kathol. 
Ew.;  Dorf:  52  Häuser,  374  Ew.  Kirche  zu  St.  Peter  und 
Paul.  Landwirtschaft.  Herstellung  von  G^rtenmöbeln.  Die 
Bewohner  arbeiten  in  der  Zementfabrik  Vigier,  der  Zellu- 
losefabrik Attisholz  und  andern  benachbarten  industriellen 
Betrieben.  Fund  eines  Bronzebeiles;  grosse  römische 
Siedelung  in  der  Scharlenmatt  (nahe  der  Grenze  gegen 
den  Kanton  Bern). 

FLUM8  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  San^ns).  455  m.  Gem. 
und  grosses  Pfarrdorf,  zwischen  dem  Schilzbach  und  dem 
Seezkanal  und  am  N.-Fuss  des  Kleinbergs.  Station  der 
Linie  Rapperswil-Wesen-Sargans.  Postbureau,  Telegraph, 
Telephon.  Die  Gemeinde  Flu  ms  ist  an  Fläche  die  dntt- 
grösste  des  Kantons  und  umfasst  das  Thal  des  Schiizbachs 
bis  zur  Grenze  gegen  Glams,  einen  Teil  der  von  der  Seet 
durchflossenen  Ebene  und  des  W. -Hanges  der  Alvierkette. 
Gemeinde,  mit  Hoch  wiesen,  Grossberg  (Bühl,  Hinterberg, 
Mittelberg  u.  Vorderberg)  und  Kleinberg  (Klefalau,  Por- 
teis und  Rutz) :  620  Häuser,  3567  Ew.,  wovon  zum  vierten' 
Teil  Reformierte;  Dorf:  370  Häuser,  2379  Ew.  Ackerbau 
und  Viehzucht.  Flums  ist  eines  der  grössten  Dörfer  des 
Kantons,  in  dem  intensive  industrielle  Tätigkeit  herrscht : 
eine  Baumwollspinnerei,  mechanische  Werkstätten  und 
eine  Calciumkarbidfabrik.  Schöne  neu  erbaute  Kirche, 
Sekundärschule ;  mehrere  gemeinnützige,  kirchliche  und 
politische  Gesellschaften  und  Vereine.  766  als  Flamen 
bischöflicher  Meierhof;  881:  Ad  Flumina.  Im  14.  Jahr- 
hundert bestand  in  Flums  ein  grosses  Eisenwerk  mit 
Giesserei  und  Hammerwerken.  Die  Herrschaft  Flums  seit 
1528  Eigentum  des  Geschlechtes  Tschudi  aus  Glarus,  das 
sie  dem  Bischof  von  Chur  abgekauft  hatte.  Auf  der  nahen 
Bur^  Gräplang  wohnte  der  berühmte  Geschichtsschreiber 
Aegidius  Tschudi.  Im  18.  Jahrhundert  ging  Flums  an  das 
Geschlecht  Good  aus  Mels  über.  1764  verursachte  eine 
Ueberschwemmung  in  Dorf  und  Umgebung  grosse  Ver- 
heerungen. Bei  der  Burgruine  Gräplang  hat  man  ein 
Bronzebeil  gefunden ;  römische  Ruinen  bei  Colsersch. 

FLUNTERN  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  Zürich,  Kreis  Zü- 
rich V).  Einstige  AussenKemeinde  der  Stadt  Zürich,  jetzt 


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mit  dieser  vereiniet  und  ihrem  5.  Yerwaltungskreis  an- 
gegliedert. ErstrecKt  sich  vom  Kantonsspital  (455  m)  bis 
auf  die  Höhe  des  Zürichbergs  (679  m),  an  dessen  Hang 
sich  zahlreiche  schöne  Aussichtspunkte  finden.  Kirchge- 
meinde. Am  Schmelzberg  und  beim  Polytechnikum  hat 
man  römische  Münzen  gefunden ;  alemannische  Kultus- 
stätte (Betbur).  Kommt  urkundlich  schon  820,  also  zur 
Zeit  Karls  des  Grossen,  als  Flobotisreine  vor;  1144-1158: 
Fluontrein  und  Fluntrein.  1253  heisst  Fluntem  bereits 
ein  Dorf  oder  Vorstadt  {villa  seu  suburbiumj.  Eigenes 
Edelgeschlecht,  in  Grundbüchern  ums  Jahr  1150  er- 
wähnt; seine  kleine  Burg  stand  auf  der  grossen  Spitaler- 
wiese (vor  dem  Kantonsspital).  Die  bedeutendsten  Grund- 
besitzer auf  dem  Gebiete  von  Fluntem  waren  das 
Chorherrenstift  in  Zürich,  die  Abtei  zum  Frauenmünster 
und  das  Augustinerkloster  in  Zürich  und  endlich  die 
freien  Leute  am  Zürichberg.  Den  Zehnten  erhob  die 
Propsteikirche  in  Zürich  ;  das  hohe  Gericht  war  mit  der 
städtischen  Reichsvogtei  verbunden,  bis  es  1363  an  den 
Propst  des  Chorherrenstiftes  zu  Zürich  überging.  Das 
gleiche  war  ohne  Zweifel 'auch  mit  der  niedem  Gerichts- 
barkeit der  Fall.  Mit  dem  Zehnten  hing  die  Pfarrge- 
nössigkeit  Fluntems  in  die  Kirche  des  zürcherischen 
Chorherrenstiftes  zusammen.  Auf  Boden  der  Gemeinde 
Fluntem  lag  das  Augustiner  Chorherrenstift  St.  Martin 
auf  dem  Zurichberg  (jetzt  Altes  Klösterli  geheissen),  das 
1127  begründet  und  bei  der  Reformation  1525  zusammen 
mit  allen  andern  Klöstern  im  Kanton  Zürich  aufgehoben 
worden  war.  Unter  den  Kriegsereignissen  des  Jahres 
1799  hatte  Fluntem  Vieles  zu  leiden;  im  Herbst  1802 
wurde  es  von  den  Trappen  des  helvetischen  Generals 
Andermatt  besetzt,  der  hier  während  der  Zeit  seiner  Be- 
schie88ung[  der  Stadt  Zürich  sein  Hauptquartier  aufschlug. 
1893  zugleich  mit  den  übrigen  Aussengemeinden  mit  der 
Stadt  Ärich  vereiniget.  Vergl.  Denzler,  J.  R.  Fluntem, 
die  Gemeinde  am  Zurichberg.  Horgen  1858.  —  Nüsche- 
ler,  Am.  Ein  histor,  Gang  durch  die  Nachbargenieinden 
der  Stadt  Zürich  in  Salomon  Vögelins  Werk  Das  alte 
Zürich.  2.  Aufl.  1890 ;  mit  Karte.  —  Memorabilia  Tigu- 
rina,  S.  auch  den  Art.  Zürich  (Stadt). 

FLUORS  (LAS  TRAIS)  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Maloia).  Reihe  von  drei  Felszähnen,  zwischen  Piz  Ot  und 
Piz  Padella,  w.  über  Samaden  im  Ober  Engadin  und 
4-5  Stunden  nw.  über  Celerina.  Beliebtes  Exkursionsziel 
für  Liebhaber  von  Kletterpartien.  V^ährend  die  W.-Spitze 
(2957  m)  und  der  zentrale  Zahn  dem  geübten  Alpinisten 
keine  grossen  Schwierigkeiten  machen,  erfordert  die  Be- 
steigung der  O.-Spitze  viel  Kaltblütigkeit  und  Geschick- 
lichkeit. Las  Trais  Fluors  =  die  drei  Blumen. 

FLURINS  (Kt  Graubünden,  Bez.  Inn,  Kreis  Obtasna, 
Gem.  Tarasp).  1^6  m.  Gmppe  von  6  Häusern,  auf  einer 
Terrasse  über  dem  rechten  Ufer  des  Inn,  im  Unter  En- 
gadin, 4  km  8W.  Schuls  und  am  NW.-Fuss  des  Piz  La- 
vetscha.  ^  kathol.  Ew.  romanischer  Zunge.  Alpwirlschaft. 
FLURLINQENjKt.  Zürich,  Bez.  AndelUngen).  400  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  am  linken  Ufer  des  Rhein  und  2,2 
km  8.  vom  Bahnhof  Schaffhausen.  Postablage,  Telephon. 
Die  Gemeinde  zieht  sich  vom  W.-Hang  des  Kohlfirst  bis 
zum  Rhein  und  zählt,  mit  Gründenstrasse,  in  108  Häusern 
902  Ew.,  wovon  172  Katholiken  ;  Dorf:  103  Häuser,  882 
Ew.  Von  Bedeutung  ist  der  Weinbau ;  daneben  auch 
Ackerbau  u.  Viehzucht.  Thonwaaren-  und  Bindfadenfabrik. 
Bekannt  sind  die  interalazialen  Tuffe  von  Flurlingen,  die 
fossile  Pflanzen-  und  Tierreste  enthalten  (so  von  Rhino- 
ceros  Merkii),  Auf  der  Tafelfläche  des  Kohlfirst  ein  ReAi- 
gium  mit  Wall  und  Graben.  Einige  römische  Münzen. 
895^96:  Flurlingin. 

FLY  und  FLYBACH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster, 
Gem.  Wesen  und  Amden).  S.  die  Art.  Fli  und  Flibach. 

FHt  (PASSO)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Bng).  2856  m  nach 
der  italienischen  Karte.  Passübergang,  wenig  begangen 
und  fast  nur  von  Schmugglern  benutzt,  zwischen  Pizzo 
Fn6  und  Pizzo  di  Avino,  zwei  so.  Vorbergen  des  Monte 
Leone.  Verbindet  die  Alpweide  und  das  Hotel  Veglia  (Ita- 
lien) mit  Gondo  oder  Afgaby.  Ve^lia-Passhöhe  3  */„  Pass- 
höhe-Gondo  3  ^/^  Stunden.  Gneise  (Monte  Leone-Gneise) 
mit  vielen  Zeichen  einstiger  Gletscherwirkun^.  Auf 
Schweizerseite  unterhalb  der  Passhöhe  drei  reizende 
kleine  Seen,  die,  wie  auch  der  am  italienischen  Hang 
liegende  Lago  d' Avino,  der  Glazialerosion  ihre  Entstehung 


verdanken.  Der  eine  dieser  Seen  von  einer  Moränenbarre 
abgeschlossen. 

FNfe  (PIZZO>  (Kt.  Wallis,  Bez.  Bng).  2932  m.  Gipfel, 
so.  Vorberg  des  Monte  Leone,  ö.  über  dem  Simplonpass 
und  zwiscnen  Monte  Carnera  und  Monte  Leone.  Die  Ita- 
liener von  Veglia  geben  den  Namen  des  Pizzo  Fnö  dem 
sonst  allgemein  Monte  Carnera  oder  Pizzo  Valgrande 
J2871  m)  geheissenen  Gipfel,  während  die  Siegfried  karte 
ihn  dem  Punkte  2932  m  beilegt.  Vom  Passo  Fnä  aus  in 
Vi  Stunde  leicht  zu  ersteigen  ;  ist  auch  vom  Passo  de 
Loccia  Camera  (2802  m ;  auf  der  Siegfriedkarte  mit  2740 
m  kotiert,  aber  unbenannt)  aus  in  35  Minuten  erreich- 
bar. Aussicht  ohne  besonderes  Interesse. 

FÖ.  Ortsname,  in  der  italienischen  Schweiz  häufig 
vorkommend  ;  bedeutet  s.  v.  a.  Buche  (Fagus). 

F6  (VAL  DI)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia).  Nördli- 
cher onerster  Arm  des  Val  Salto,  eines  Seitenthales  zum 
Val  Maggia,  das  beim  Dorfe  Maggia  in  dieses  ausmündet. 
Das  Val  di  Fö  steigt  vom  Pizzo  Piancaccia  (2358  m)  ab 
und  ist  mehrfach  verzweigt.  Alp  weiden  und  au  den  Hän- 
gen etwas  Wald.  Der  obere  Abschnitt  kahl,  mit  Sturz- 
trümmern übersät  und  von  Gneiswänden  umrahmt. 

FOCHSCNFLUH  (Kl.  Freiburg,  Bez.  Greierz). 
1978  m.  Gipfel,  teilweise  mit  Rasen  bestanden,  in  der 
Gmppe  des  Schöpfen  spitzes,  zwischen  Jaunthal  und 
Schwarzsee  (Lac  Domäne).  Vom  Schwarzsee  oder  von 
Jaun  (Bellegarde)  aus  über  den  Col  des  Neuschels  (1580  m) 
in  je  3  Stunden  zu  erreichen.  Schöne  Aussicht  auf  die 
Berner  Alpen  ;  selten  besucht. 

FOEBBIA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locarno).  2104  m. 
Schroffe  Felsspitze,  in  der  Kette  zwischen  Val  Verzasca 
und  Val  d'Agro;  1,5  km  n.  über  Lavertezzo  und  4  km  so. 
über  Brione. 

FOEGLIA  (VAL  DELLA)  (Kt.  Graubänden,  Bez. 
Inn).  2600-1680  m.  Seitenthal  des  untem  Spölthales,  steigt 
vom  Gebirgsstock  des  Piz  del  Diavel  rasch  nach  ONO.  ab. 
Im  Obern  Abschnitt  kahl  und  voller  Felstrümmer,  weiter 
unten  bewaldet. 

FCEHNENBERG  (AUSSER,  MITTLER  u.  UN- 
TER) (Kt.  Schwyz,  Bez.  und  Gem.  Gersau).  1032-863  m. 
19  über  dem  Vierwaldstättersec  an  steilem  und  mit  Na- 
gelfluhblöcken übersätem  Hang  zerstreut  gelegene  Häu- 
ser, 425  m  über  dem  Seespiegel ;  2  km  nö.  der  Dampf- 
schiffstation Gersau  und  5,5  km  w.  der  Station  Brunnen 
der  Gotthardbahn.  122  kathol.  Ew.  Alpwirtschaft. 

FCEHRENKOPF  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg). 
1810  m.  Schöner  Felskopf,  in  der  Kette  des  AI  vier,  3  km 
sw.  über  dem  Voralpsee.  Besteht  aus  steil  aufgerichteten 
Kreideschichten  und  steht  über  einen  antiklinalen  Neo- 
comkamm  mit  dem  Höchst  (2028  m)  in  Verbindung,  der 
sich  in  der  Hauptkette  zwischen  Sichel  kämm  und  Tris- 
tenkolben  erhebt. 

FCELLMIS  oder  FiCLLMIS  (Kt.  und  Bez.  Schwyz, 
Gem.  Muotathal).  580  m.  Dorf,  auch  Feldmoos  oder  Vor- 
derbrück geheissen,  in  schöner  Thalebene  zu  beiden  Sei- 
ten der  Muota,  an  der  Strasse  Schwyz-Muotatbal,  2  km 
w.  vom  Dorf  Muotathal  und  10  km  so.  vom  Bahnhof 
Schwyz-Seewen.  Postwaj^en  Schwyz-Muotathal.  28  Häu- 
ser, 209  kathol.  Ew.  Brücke  über  die  Muota.  Ackerbau 
und  Viehzucht.  Am  30.  September  und  1.  Oktober  1799 
Kampf  zwischen  den  Franzosen  unter  Mass^na  und  den 
Russen  unter  Suwaroff. 

FCERSTLEN  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Baisthal,  Gem. 
Mümliswil).  650  m.  Fünf  am  rechten  Ufer  des  Ramiswil- 
bachs  zerstreut  gelegene  Häuser;  1,2  km  w.  Mümliswil 
und  5,5  km  nw.  der  Station  Baisthal  der  Linie  Oensin- 
gen-Balsthal.  30  reform,  und  kathol.  Ew.  Wiesenbau. 

FCERSTLI  oder  KLEINFORST  (Kt.  und  Amtsbez. 
Bern,  Gem.  Bumpliz).  558  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am 
rechten  Ufer  des  Gäbelbachs,  5  km  w.  Bümpliz  und  500  m 
w.  der  Station  Riedbach  der  direkten  Linie  Bem-Neuen- 
burg.  43  reform.  Ew. 

FOGGENHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  ßrig).  2578  m. 
Begraster  Gipfel,  in  der  Kette  zwischen  Gredetschthal 
und  Massascnlucht ;  Teil  der  zur  Gemeinde  Birgisch  ge- 
hörenden Alpweide  Nessel.  5  V«  Stunden  über  Brig  und 
2-3  Stunden  über  Beialp. 

FOIL  COTSCHEN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Plessur). 
2457  m.  Gipfel,  sw.  Vorberg  des  Parpaner  Rolhorns 
(2870  m),  in  der  NW.-Wand  des  die  Alp  Sanaspans  ab- 


482 


FOI 


FOL 


schliessenden  FeUenzirkus  und  3,5  km  so.  über  Parpan. 
Foil  =  Grat,  Kamm ;  Cotschen  =  rot. 

FOILLEU8AZ  (LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey). 
1822  m.  Begraster  Rücken,  in  dem  von  der  Pointe  de 
Mossettaz  nach  NO.  auszweigenden  und  das  Thälchen 
von  Morgins  vom  Yai  d'Illiez  trennenden  Kette;  1  V, 
Stunden  über^  Morgins,  beliebtes  Ausilugsziel  der  dorti- 
gen Kurgäste. 

FOIRAU8AZ  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  ßchallens,  Mou- 
don  und  Yverdon).  Bach.  S.  den  Art.  Foyrausaz  (La). 

FOIREU8E8  (LE8)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont). 
9061  m.  Kamm,  zwischen  Öol  d'Annibal  und  Col  de  Mou- 
lena,  in  der  vom  Mont  Velan  nach  SW.  abzweigenden 
und  mit  dem  Mont  Mort  über  dem  Hospiz  auf  dem  Gros- 
sen St.  Bernhard  verschmelzenden  Kette.  Der  verwitterte 
Kamm  erhebt  sich  über  der  italienischen  Combe  de  Mou- 
lena  und  dem  schweizerischen  Thälchen  von  Perche  oder 
Proz.  Besteigung  ohne  besonderes  Interesse,  kann  von 
der  Cantine  de  Proz  aus  in  4  Stunden  leicht  ausgeführt 
werden.  Auf  der  Ausgabe  1901  des  betr.  Siegfried-Blattes 
Pointes  de  Moulena  geheissen. 

FOJORINA  (CIMA  DI)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lugano). 
1812  m.  Gipfel,  über  dem  Yal  Colla  und  unmittelbar  n. 
vom  Monte  Torrione  (1810  m),  auf  der 

Landesgrenze  gepen  Italien«  12  km  nö. 

Lugano  und  5  Km  nw.  über  der  am 
NO. -Ende  des  Luganersees  gelegenen 
Ortschaft  Porlezza. 

FOJORINA  (PA880)  (Kt.  Tessin, 
Bez.  Lugano).  1716  m.  Passübergang, 
nö.  unter  der  Cima  di  Fojorina  und 
s.  der  Bocchetta  di  San  Bemardo.  Auf 
der  Landesgrenze  eegen  Italien.  Yerbin- 
det  das  obere  Yal  C^lla  mit  der  ita- 
lienischen Alpweide  Fojorina. 

FOLDA  (VAL)  (Kt.  Tessin,  Bez. 
Leventina).  2030-500  m.  Kleiner  rechts- 
seitiger Nebenarm  zur  Leventina  (Tes- 
sinthal) ;  steift  vom  Poncione  Piategna 
sehr  steil  nach  NO.  ab  und  mündet  bei 
Tirolo,  1  km  nw.  Giomico,  aus.  Der 
Thalbach  biegt  beim  Austritt  aus  dem 
Yal  Folda  im  rechten  Winkel  nach  SO. 
ab,  nimmt  den  Bach  des  benachbarten 
Yal  Osadigo  auf  und  mündet  erst  i  km 
unterhalb  Giornico  in  den  Tessin. 

FOLERA  (PIZZO)  (Kt.  Tessin, 
Bez.  Leventina).  2658  m.  Gipfel,  Aus- 
läufer des  Cristallina  und  von  ihm 
durch  das  Yal  Torta  getrennt,  3  km  ssö. 
überYilla  im  Bedrettothal.  Fällt  nach 
W.  mit   schroffen  Felswänden  zur  Alpe   di  Folera  ab. 

FOLLAT  (MONT)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont). 
3671  m.  Bedeutender  (ripfel  in  der  (Gruppe  des  Combin. 
Auf  der  Siegfried  karte  irrtümlich  als  Petit  Combin  ver- 
zeichnet. S.  den  Art.  Foülat  (Moni). 

FOLLATERRE8  (LE8)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach, 
Gem.  Fully).  593  m.  Felskopf«  rechts  über  dem  grossen 
Knie  der  Rhone  (gegenüber  Martinach.  Metamorphische 
(jesteine  mit  schonen  Gletscherschliffen,  die  vom  einsti- 
gen Bhonegletscher  herstammen.  Dieses  Felskap  wird 
von  dem  wenig  über  der  Rhone  durchziehenden  Fuss- 
weg  von  Le  Roz6  und  von  dem  höher  gelegenen  Weg 
Branson-Alesses  überschritten.  Sehr  interessante  Flora 
und  Insektenfauna.  Les  Follaterres  werden  von  den  Bota- 
nikern häufig  besucht,  die  hier  schon  zu  Beginn  des 
Frühjahres  mehrere  seltene  und  bemerkenswerte  Arten 
finden.  Im  Februar  blüht  Bulbocodium  vernum,  ein  der 
südUchen  Flora  angehörendes  Liliengewächs;  etwas  spä- 
ter öffnen  sich  die  ihrer  Schönheit  wegen  so  geschätzten 
Blumen  der  Adonis  vemalis  und  Anemone  montana, 
dann  Oxytropis  pilosa^  Helianthemum  salicifolium, 
mehrere  Veilchenarten,  wie  Viola  rupcstris,  V.  Beraudii 
u.  a.  Nahe  Les  Follaterres,  über  Branson,  blüht  auch 
schon  im  Februar  die  äusserst  seltene  Gagea  saxatüis. 
Näheres  über  die  Flora  s.  im  Artikel  Wallis. 

FOLLAT8  (LES)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont).  3371 
und  3130  m.  Erster  Abschnitt  des  Grates,  der  vom  Mont 
Foulat  nach  NO.  abzweigt  und  sich  links  über  dem  Mit- 
tellauf des  Corbassi^regletschers,  nahezu  gegenüber  der 


Hütte  von  Panoesiere  des  S.  A.  C.  erhebt.  1896  zo  einem 
Teil  begangen. 

FOLLIAZ  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Gläne,  C^em.  Yillarim- 
boud).  796  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  nahe  dem  Wald 
Au  Bois,  800  m  sw.  Yillarimboud  und  2  km  n.  der  Sta- 
tion Villaz-St.  Pierre  der  Linie  Bern-Freiburg-Lausanne. 
38  kathol.  Ew.  Getreide-  und  Kartoffelbau,  Viehzucht  und 
Milchwirtschaft.  Schöne  Aussicht  auf  Neuenburger-  und 
Murtensee  und  die  Landschaft  am  Mont  Gibloux. 

FOLLIAZ  (PLAN)(Kt.  Wallis,  Bez..  Entremont).  Alp- 
weide mit  Hütte,  am  W.-Hang  des  Mont  Catogne  (1934  m), 
nahe  der  Kontaktzone  zwischen  dem  Protoginmassiv  und 
den  Porphyrschiefern.  S.  den  Art.  Catogne  (Mont). 

FOLLIERAN  (DENT  DE)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Grei- 
erz).  2332  m.  Schroffe  und  spitze  Felspyramide,  einer 
der  höchsten  Gipfel  der  Freiburger  Alpen  ;  in  der  Kelle 
der  Vanils  oder  des  Vanil  Noir,  zwischen  dem  Thal  des 
Mot^lon  und  dem  Yal  Ion  des  Morteys  (dem  oberslen  Ab- 
schnitt des  Vallon  du  Rio  du  Mont).  Schwierig  zu  be- 
steigen und  selten  besucht;  von  der  Hütte  Les  Morteys  aus, 
die  als  Nachtquartier  dient,  in  etwa  zwei  Stunden  zu  er- 
reichen. Zudem  zieht  ihr  Nachbar,  die  höhere  und  dazu 
weit  leichter  zugängliche  Dent  de  Brenleire,  natürlicher- 


Dent  de  Folliertn«  von  der  Dent  de  Brealtire  ilqs. 


weise  die  wenigen  von  Chäteau  d*C£x  oder  Charmey  aus 
hierher  vordringenden  Touristen  mehr  an.  Besteht  aus 
obern  Jura-  und  Neocomschichten,  die  gegen  Les  Mor- 
teys zu  stark  überliegen.  Am  Freiburger  Hang  kann  man 
die  ganze  Schichtenreihe  bis  zur  Trias  ni nun ter  verfolgen. 

FOLLIERAN  (PETIT)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz). 
2134  m.  Felszahn,  im  Grat  zwischen  Dent  de  Follieran 
und  Le  Galero  oder  Seile  des  Morteys  (2196  m).  Selten 
bestiegen,  obwohl  von  Morges  aus  in  2  Stunden  erreichbar. 

FOLLIGEN  (Kt.  Uri,  Gem.  Seelisberg).  525  m.  Weiler, 
am  S.-Hang  des  Yierwaldstättersees,  1  km  nw.  Seelisberg 
u.  1  km.  sw.  über  der  Dampfschiffstalion  Treib.  20  Häuser 
und  Ställe,  49  kathol.  Ew.  Kapelle.  Schöne  Aussicht  auf 
Brunnen,  Schwyz,  den  Yierwaldstättersee  und  das  Um- 
gelände. 

FOLLIU  BORNA  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Gläne).  Fels- 
kopf. S.  den  Art.  Borna  (Folliü). 

FOLLY,  FOLLIU,  FOLLIERAN,  FOILLEUX, 
FOLLIAUX.  So  heissen  in  der  französischen  Schweiz 
oft  Berghänge,  Alpweiden,  Sonnberge  und  Siedelungen, 
wo  sich  ursprünglich  Gebüsch  oder  Gruppen  von  Laub- 
holzbäumen fanden.  Gegensatz  zu  andern,  mit  Nadelholz 
bestandenen  Lokalitäten. 

FOLLY  oder  FOULY  (LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entre- 
mont). 1597  m.  Alpweide  mit  etwa  einem  Dutzend  Hütten, 
am  rechten  Ufer  tier  Dranse  de  Ferrel,  am  W.-Fuss  des 
Mont  de  la  Folly  u.  14  km  s.  über  Orsieres.  Schöne 
Aussicht  auf  den  Gletscher  und  Felsenzirkus  La  Neuva, 
deren    Schmelzwasser    hier  mit  ihren  Geschieben  den 


FOL 


FON 


133 


Thalboden  ^a  einem  weiten  ebenen  Plan  aufgeschüttet 
haben.  Fahntrasse  nach  Oni^res.  Hier  biegt  das  Val 
Ferret  aus  seiner  ursprünglichen  NW.-Richtung  nach 
NNO.  ab. 

FOLLY  (LE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Vevey).  1734  m.  Gipfel, 
w.  Yorberg  der  den  Gol  de  Jaman  mit  aem  Mol^son  ver- 
bindenden Kette;  l^/«  Stunden  über  Les  Avants,  Ausflugs- 
ziel der  Kurgäste  von  Montreux  und  Les  Avants.  Schöne 
Aussicht  auf  den  Genfersee.  Gehört  zusammen  mit  dem 
Mollard  zu  der  kleinen  Gruppe  von  Waldbergen,  die  sich 
zwischen  dem  Oberlauf  der  Veveyse  und  der  Baie  de  Mon- 
treux erheben. 

FOLLY  (BOI8  DU)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  1760  bis 
i960  m.  Tannenwald,  am  SO.-Hang  des  SW.-Grates  des 
Chaussj,  unmittelbar  über  der  Terrasse  von  Chersaulaz  ; 
4  km  no.  über  Le  S^pey. 

FOLLY  oder  FOULY  (MONT  DE  LA)  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Entremont).  2878  m.  Gipfel,  in  der  Kette  der  £ches- 
settes,  zwischen  Val  Ferret  und  Combe  de  LA.  Sein  fel- 
siger und  tief  von  Runsen  zerfressener  NW.-Hang  fallt 
steil  zum  Weiler  Folly  (im  Val  Ferret)  ab,  während  sein 
sanfterer  SO.-Hang  mit  Alpweiden  bestanden  ist,  die  zum 
Alpweidenbezirk  von  La  Vouasse  (in  der  Combe  de  LA) 
gehören.  Besteigung  sehr  leicht,  entweder  von  Ferret 
aus  über  den  Col  du  Basset  in  3  Stunden  oder  von  den 
Hütten  von  Tzissettaz  fin  der  Combe  de  LA)  aus  in  2Vb 
Stunden.  Prachtvolle  Aussicht  auf  die  schweizerischen 
und  italienischen  Flanken  des  Mont  Blanc  Massives. 

FOLPOTAT  (LEjf  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Delsberg,  Gem. 
Soulce).  726  m.  Zwei  Meierhöfe,  im  obern  Abschnitt  des 
Thaies  von  Soulce,  7  km  ö.  Undervelier  und  8  km  nw. 
Münster;  zwischen  der  Kette  des  Mont  Vellerat  im  N.  und 
der  Montagne  de  Montier  im  S.  Den  gleichen  Namen 
legt  man  auch  in  weiterem  Sinne  dem  ganzen  ö.  Abschnitt 
d^  Thaies  von  Soulce  bei,  der  im  N.  vom  grossen  Wald 
des  Droit  du  Folpotat  (870  m)  und  im  S.  vom  Wald  des 
Envers  du  Folpotat  (1003  m)  abgeschlossen  ist. 

FOND  DE  VAL  oder  FONDEVAL  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez. Freibergen.  Gem.  Saint  Brais).  800  m.  Meierhof,  in 
der  Combe  du  Tabeillon ;  1,7  km  so.  Saint  Brais.  Hier 
die  Station  Saint  Brais  der  Linie  Glovelier-Saignel^gier. 
FONDEI  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Plessur,  Kreis  Schan- 
figg.  Gem.  Langwies).  1300-1968  m.  So  heisst  der  rechts- 
seitige Hang  des  vom  Fondeierbach  entwässerten  Fondeier- 
thales.  Mehrere  Gruppen  von  Häusern  und  Hütten  :  Blak- 
ten, Meierhof,  Strassoerg  u.  a.  4  km  nö.  Langwies.  Postab- 
lage. Zusammen  35  Häuser,  88  reform.  Ew.  deutscher 
Zunge.  Alp  Wirtschaft. 

FONDEIERBACH  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Plessur). 
Wildbach ;  entspringt  n.  der  Weissfluh  am  Casannapass 
in  2300  m,  durchmesst  das  Fondeiprthal  und  mündet  nach 
8  km  langem  Lauf  in  w.  und  sw.  Richtung  1  km.  ö.  Lang- 
wies in  1400  m  in  den  Sapünerbach. 

FONDEIERTHAL  (Kt. Graubünden,  Bez. 
Plessur).  2300-1400  m.  Rechtsseitiges  Neben- 
thal zum  Schanfigg;  steigt  vom  Duranna-  u. 
Casannapass,  über  die  es  mit  dem  Prätigau 
(Conters  und  Semeus)  verbunden  ist,  nach 
SW.  ab  und  mündet  1  km  oberhalb  Langwies 
ins  Schanfigg  aus.  Mit  Ausnahme  des  unters- 
ten engen  und  steilen  Abschnittes  weit  und 
mit  sanften  Gehängten,  auf  denen  schöne  Alp- 
weiden und  zahlreiche,  z.  T.  auch  im  Winter 
bewohnte  Hütten  und  Weiler  liegen.  Vom 
Fondeierbach  entwässert.  Von  Lan^ies  bis 
zum  Weiler  Strassberg  (1913  m)  kleme  Fahr- 
strasse, dann  eine  Strecke  weit  noch  ein  ru- 
ter  Fussweg.  Vom  Fondeierthal  aus  weraen 
Mattlishorn,  Kistenstein  und  Weissfluh  ihrer 
schönen  Aussicht  wegen  oft  besucht. 

FONDEMENT  (AU)  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Aigle,  Gem.  OUon).  870  m.  Haus  mit  Neben- 
gebäuden, im  Thal  der  Gryonne,  unterhalb 
Arveyes;  als  einer  der  Stolleneingänge  des 
Salzbergwerkes  von  Bex  bekannt;  5  km  nö. 
Le  B^vieux.  5  reform.  Ew.  Schon  im  16.  Jahr- 
hundert hatten  sich  hier  die  Bewohner  von 
Arveyes  eine  Salzquelle  zu  Nutze  gemacht,  zu  deron 
besseren  und  konzentrierteren  Fassung  dann  im  Jahre 
1684  der  erste  Stollen  der  Salinen  getrieben  wurde.  Dieses 


Unternehmen  hatte  den  gewünschten  Erfolg,  indem  nun 
die  Quelle  stärker  und  mit  grösserem  Salzgehalt  hervor- 
brach. Es  war  dies  der  erste  Versuch  zum  Abbau  der 
Salzlager  von  Bex.  Lias  und  Trias  (Gips).  Vergl.  den  Art. 
Bex. 

FONDEVAL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Freibergen,  Gem. 
Saint  Brais).  Meierhof.  Siehe   den  Art.  Fond  de  Vaj.. 

FOND8  (COMBE  DE8)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entre- 
mont).   Kleines  Thal.    S.  den  Art.  Combe  des  Fonds. 

FOND8  (GLACIER  DE8)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint 
Maurice).  2800-2300  m.  Kleiner  Gletscher,  im  obersten 
Abschnitt  des  kleinen  Thaies  von  Barberine  und  an  den 
letzten  Steilhängen  des  Mont  Ruan  und  der  Tour  Sal- 
lieres.    300  m  lang  und  im  Maximum  1,1  km  breit. 

FONGE8  <LE8)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Freiheiten, 
Gem.  Les  Breuleux).  1045  m.  Gruppe  von  6  Bauernhöfen, 
am  Rand  eines  lichten  Waldes ;  2,5  km  sw.  Les  Breu- 
leux und  1,4  km  Ö.  Le  Peu  Chapatte.  Postwagen  La  Fer- 
riere-Les  Breuleux.  42  kathol.  Ew.  Rauhes  Klima, 
Boden  sehr  wenig  ergibig. 

FON8  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Burgdorf,  Gem.  Oberburg). 
600  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  1  km  sw.  der  Station 
Oberburg  der  Linie  Burgdorf-Langnau.  39  reform.  Ew. 
Ehemaliges  Bad. 

FONT,  FONTAINE,  FONTANA,  FONTANEY, 
FONTANELLE8  etc.  Ortsnamen,  in  der  französischen, 
italienischen  und  romanischen  Schweiz  sehr  häufig  vor- 
kommend; vom  latein.  fonSy  /bnt^m  =  Quelle ;  Fontane- 
tum  =  Ort  mit  einer  oder  mehreren  Quellen. 

FONT  (Kt.  Freiburff,  Bez.  Broye).  465  m.  Gem.  u. 
schönes  Pfarrdorf,  am  Neuen burgersee;  mitten  in  Wein- 
bergen, Feldern  und  Wiesen  und  nahe  bei  grossen  Wal- 
dungen; an  der  Strasse  Yverdon-Estavayer  und  2,3  km 
sw.  der  Station  Estavayer  der  Linie  Freiburg-Yverdon. 
Postablage.  39  Häuser,  206  kathol.  Ew.  Wein-,  Getreide-, 
Obst-,  Kartoffel-  und  Tabakbau;  Viehzucht.  Der  Wein 
von  Font  wird  von  den  Leuten  der  Gegend  sehr  geschätzt. 
Von  einigen  Punkten  aus  prächtige  Aussicht  auf  den  See 
und  das  Neuenburjzer  Ufer.  Pfarrkirche  zu  St.  Sulpice. 
Ruine  der  schon  1011  bestehenden  Burg  der  Herren  von 
Font.  Von  Rudolf  III.  von  Burgund  seiner  Gemahlin 
Irmengard  geschenkt;  1475  von  den  Freiburgern  genom- 
men und  zerstört.  Von  den  zwei  heute  nocn  stenenden 
Nebengebäuden  der  Burg-  diente  das  eine  zuerst  dem 
Landvogt  zur  Wohnung  und  später,  unter  der  Helvetik, 
als  Schulhaus.  Auf  einer  Anhöhe  über  dem  See  schönes 
Steinkreuz  aus  dem  Ende  des  13.  Jahrhunderts.  Im  10. 
Jahrhundert  war  Font  eine  der  königlich  burgundischen 
Besitzungen  jenseits  des  Jura.  Oberherren  der  Edeln 
von  Font  waren  der  Reihe  nach  die  Herren  von  Gläne, 
die  Grafen  von  Greierz,  das  durch  Heirat  in  seinen  Besitz 
gekommene  Geschlecht  de  Blonay,  dann  Peter  von  Sa- 
voyen  und  seine  Nachfolger.    Zu   Beginn  des  14.  Jahr- 


Font  von  SQden. 

hunderts  nahmen  die  Edeln  von  Font  denlNamen  der 
Herren  von  La  Meliere  an.  Nachdem  Boniface  de  la 
Moliere  1520  die  Herrschaft  Font   um   den    Preis  von 


134 


FON 


FON 


17147  Pfunden  an  die  Sladt  Freibur^  verkauft  hatte,  ce- 
staltete  es  diese  zusammen  mit  ChAtillon  und  Le  Chäbles 
zu  einer  Landvogtei  um,  die  später  mit  der  von  Vuissens 
vereinigt  wurde.  Am  Hafenausgang  Schalensteine;  Pfahl- 
bau aus  der  Steinzeit  mit  zahlreichen  Nephritfunden.  Bei 
der  Pointe  du  Pilard  hat  man  Statuetten  aus  Bronze, 
römische  Münzen  und  einige  eiserne  Gegenstande  franki- 
scher Herkunft  aufgedeckt. 

FONTAI  jfKt.Tessin,  Bez.  Locamo,  Gem.  Brionesopra 
Minusio).  1041  m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  12  im 
Frühjahr  und  Herbst  bezogenen  Hütten,  im  Val  Resa, 
3  Stunden  nö.  über  dem  Bahnhof  Locarno.  Der  Name 
rührt  von  den  zahlreichen  oberhalb  der  Hütten  aus  dem 
Felsen  sprudelnden  kalten  Quellen  des  Wildbaches  Na- 
vegna  her. 

FONTAINE  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  und  Gem.  Aigle). 
420  m.  Quartier  der  Stadt  Ai^le,  am  rechten  Ufer  der 
Grande  Eau  (während  die  übrigen  Quartiere,  Le  Bourg, 
Le  Cloitre  und  La  Chapelle  links  des  Flusses  liegen). 
Benannt  nach  der  am  Fuss  des  Hanges  sprudelnden  star- 
ken und  unversieglichen  Quelle  Le  Croisat.  66  Häuser, 
441  reform.  Ew. 

FONTAINE  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Or- 
mont  Dessus).  1150  m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  Hütten, 
am  rechten  Ufer  der  Grande  Eau,  500  m  vom  Postbareau 
Vers  r^glise.  Sommerfrische.  Dem  Brauch  der  weniff 
sesshaften  Bevölkerung  in  den  Ormonts  entsprechend 
nur  zeitweise  auf  wenige  Wochen  im  Jahr  bezogen.  Zahl- 
reiche Quellen. 

FONTAINE  (LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach,  Gem. 
Martinach  Combe).  800  m.  Dorf,  an  der  Strasse  Mar- 
tinach-La  Forclaz-Chamonix,  zwischen  Les  Rappes  und 
Le  Sergnieux;  1,5  km  sw.  La  Croix  und  4,5  km  sw.  der 
Station  Martinach  der  Simplonbahn.  32  Häuser,  122  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinde  Martmach.  Ackerbau,  Viehzucht  u. 
Holzhandel. 

FONTAINE  (PR£  DE  LA)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Grei- 
erz.  Gem.  Vuadens).  Weiler.  S.  den  Art.  Chez  les  Capons. 

FONTAINE  A  IMOl8E  (LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint 
Maurice).  Ca.  1500  m.  Quelle;  entspringt  einer  Fels- 
wand am  Weg  Salvan-Salanfe,  30  Minuten  jenseits  Van 
Haut.    Beliebte  Haltestelle  der  Touristen. 

FONTAINE  ANDR6  (Kt.  u.  Bez.  Neuenburg,  Gem. 
La  Coudre).  608  m.  Landhäuser,  Bauernhof  und  Park- 
anlage, am  untern  Rand  des  Chaumontwaldes  und  über 
dem  Weinbaubezirk,  180  m  über  dem  Neuenburgersee  u. 
2  km  nö.  Neuenburg.  Reizende  landschaftliche  Lage. 
Ehemaliges  Prämonstratenserkloster,  1143  über  einer 
wundertätigen  Quelle  erbaut,  deren  Brunnenstube  die 
Jahreszahl  1487  trägt.  Das  Kloster  erfreute  sich  im  13. 
Jahrhundert  eines  grossen  Rufes  und  reichlich  fliessen- 
der  Schenkungen :  es  erhielt  1180  die  Kirchenhoheit  über 
Cressier,  1190  die  Ländereien  La  Lance,  dann  die  Kirchen- 
hoheit über  Meyriez,  femer  Häuser  in  Neuenburg,  Cres- 
sier und  Fontaines.  Von  den  Soldaten  von  Enguerrand 
de  Coucy  1375  geplündert  und  zerstört,  1444  durch  den 
Abt  Pierre  de    Granges  wieder  aufj^e- 

baut;  kam  zur  Zeit   der   Reformation      j — 

1539  in  den  Besitz  des  Staates  Neuen-  | 
bürg  und  wurde  1782  von  Friedrich  dem 
Grossen  an  den  Hauptmann  Courant 
verschenkt.  Von  diesem  1793  an  einen 
Herrn  Roy  verkauft  und  seit  1825  Ei- 
gentum des  Geschlechtes  de  Perregaux. 
Die  Liste  der  1143-1539  in  Fontaine  An- 
dre amtenden  25  Aebte  ist  uns  erhalten 
geblieben.  Von  den  Klostergebäuden 
steht  heute  wenig  mehr  als  ein  Teil 
des  Kreuzganges.  Unterhalb  Fontaine 
Andrö  beginnt  ein  enges  Tobel,  das 
tiefer  unten  in  das  Tobel  von  Monruz 
übergeht  und  den  Hügelzug  Le  Mail 
von  den  Hängen  von  La  Favarge  und 
La  Coudre  trennt.  Diese  Furche  folgt 
einer  horizontalen  Transversalverschie- 
bung, die  unterhalb  Fontaine  Andrö  das 
obere  Portland  in  direkten  Kontakt  mit 
dem  untern  Valangien  bringt.  Weiter  unten,  bei  Mon- 
ruz, stossen  auf  dieselbe  Art  der  gelbe  Fels  des  Hauteri- 
vien  und  das  obere  Urgon  unmittelbar  zusammen.  Vergl. 


Quartier-La-Tente,  Ed.  Le  Canton  de  Neuchälel.  1.  serie 
II:  District  de  Neuchdtel.  Neuchätel  1900. 


rjyr' 


Geologischer  Querschnitt  durch  Fontaine  Andr6. 

Ml.  Molasse;  Us.  Oberes  Urgon;  Ui.  Unteres  Urgon;  Ha.  Oberes 
Hauterivien;  Hi.  Unteres  Hauterivien;  Vs.  Oberes  Valan- 
gien; Vi.  Unteres  Valangien:  Fb.  Purbeck;  Po.  Portland; 
Km.  Kimmeridge. 

FONTAINE  AUX  ALLEMAND8  (LA)  (Kt.  W^aadt, 
Bez.  La  Vall^e,  Gem.  Le  Lieu)*  I'I'IO  m.  Zerstreut  gele- 
gene Siedelungen,  auf  einer  Terrasse  am  SO.-Hang  der 
Kette  des  Mont  Risoux,  zwischen  zwei  Waldstreifen  ge- 
legen. Mit  den  Gruppen  Les  Ordons  und  Sur  Le  Cröt  zu- 
sammen :  9  Häuser,  43  reform.  Ew. 

FONTAINE  DE8  iMEULE8  (LA)  (Kt.  Waadt, 
Bez.  Lausanne,  Gem.  Lausanne  und  Le  Mont).  811  m.  So 
heisst  die  mit  schönem  ländlichen  Brunnen  geschmückte 
Kreuzung  der  Strassen  Lausanne-Montherond  und  Le 
Mont-Chalet  ä  Gobet ;  5,5  km  nnö.  Lausanne  am  W.-Band 
eines  Waldes  gelegen.  Ausflugsziel  der  Bewohner  von 
Lausanne. 

FONTAINE  DE880U8  und  DE88U8  (Kt.  Bern, 


I 


'""^HttS^' 


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Fontainemelon  von  SQden. 

Amtebez.  Pruntrut,  Gem.  Charmoille).  680  u.  722  m.  Zwei 
Bauernhöfe,  in  einem  engen  aber  sonnenreicben  Hoch- 
thälchen,  500  m  s.  der  Landesgrenze  gegen  das  Elsass ; 


FON 


FON 


135 


2,3  km  nö.  Charmoille  und  1,3  km  d.  der  Strasse  Prunt- 
rut-Charmoille-Lützel.  15  katbol.  Ew. 

FONTAINE  DE880U8  und  DE88U8  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Kotremont,  Gem.  Liddes).  1158  und  1330  m.  Zwei 
Gruppen  von  Siedelungen,  am  rechten  Ufer  der  Dranse 
d'Entremont  und  am  Fuss  des  Mont  Brül^  und  Mont  Ro- 
ffneux  ;  die  erstere  2,5  km,  die  andere  1,7  km  n.  vom  Dorf 
Liddes.  Zwischen  beiden  der  Weiler  Bive  Haute.  Fontaine 
Dessus,  auf  einem  Felsspom  über  der  Strassenschlinge 
bei  Le  Torrent  Devant  gelegen :  15  Häuser,  44  kathol.  Ew. ; 
Fontaine  Dessous^  unterhalb  der  Strasse  des  Grossen  St. 
Bernhard  mitten  m  gut  bebauten  Feldern  gelegen :  9  Häu- 
ser, 43  kathol.  Ew.  Im  Sommer  Postwagen  Orsidres-St. 
Bernhard. 

FONTAINEMELON  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  Val  de 
Ruz).  870  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  an  der  Strasse  Cernier- 
Les  Hauts  Geneveys,  8  km  so.  La  Chaux  de  Fonds  und  1,5 
km  nö.  der  Station  Les  Hauts  Geneveys  der  Linie  Neuen- 
burg-La  Ghaux  de  Fonds.  Postbureau,  Telegraph,  Tele- 
phon ;  Postwagen  Cernier-Les  Hauts  Geneveys.  Station  der 
im  Bau  begriffenen  Strassenbahn  Les  Hauts  Geneveys- 
Villiers.  Gemeinde,  zusammen  mit  einem  Teil  von  Les 
Loges:  61  Häuser,  794  reform.  Ew.  Kirche,  1902  erbaut. 
Elektrisches  Licht ;  grosse,  1825  begründete  Uhrenfabrik 
mit  nahezu  650  Arbeitern.  Es  ist  dies  die  älteste  Uhren- 
fabrik im  Val  de  Huz. 

FONTAINE8  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  Val  de  Huz).  768 
m.  Gem.  und  Pfiai*rdorf,  mitten  im  Val  de  Huz,  an  der 
Strasse  Valangin-Cemier,  7  km  nnw.  Neuenbürg  und 
2  km  so.  der  Station  Les  Hauts  Geneveys  der  Linie  Neuen- 
burg-La  Chaux  de  Fonds.  Postbureau,  Telegraph,  Tele- 
phon. Postwagen  Cemier-Valangin.  Gemeinde,  zusammen 
mit  Les  Convers  und  einem  Teil  von  Les  Loges  :  71  Häu- 
ser, 634  reform.  Ew. :  Dorf :  52  Häuser,  533  Ew.  Acker- 
bau un4  Industrie.  Uhrenmacherei,  Käserei,  Parketterie. 
Buchdruckerei,  druckt  6  kleine  Zeitungen.  In  Les  Convers 
Zementfabrik.  Alte  Siedelung ;  500  m  sw.  vom  Dorf  hat 
man  Ruinen  einer  römischen  Villa  aufgedeckt.  Kapelle 
1151  urkundlich  erwähnt ;  Kirche  1386  erbaut,  1530  um- 
gebaut u.  Kirchturm  1686  fertig  erstellt.  Pfarrei  u.  Kirche- 
Fontaines  durch  Breve  des  Papstes  Leo  X.  1517  der  Pfarr- 
kirche Va- 
langin  an-, 
gegliedert. 
Die  Einnah- 
men  der 
Pfarrei  Fon- 
taines be- 
trugen 24 
Goldduka- 
ten. Seit 
1850  katho- 
lische Ka- 
pelle. Fon- 
taines war 
1848-1878 
Hauptort 
des  Bezir- 
kes Val  de 
Ruz. 

FON- 
TAINE8 
(Kt.  Waadt, 
Bez.  Grand- 
son).575m. 
Gem.  und 
Dorf,  am 
O.-Fuss  der 
Kette  des 
Chasseron, 
an  der 
Kreuzung 
der  Strassen 
Grandson- 
Val  de  Tra- 
vers  u.  On- 
nens-Ballai- 
Station  Grandson  der  Linie 


Kirche  von  Fontaines  (Kt.  Neuenbürg). 


ffues  und  3,8  km  nw.  der 

Neuenborg-Lausanne.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon  ; 

Postwagen  Grandson- Villars-Burquin  (im  Sommer  Grand- 


son-Mauborget)  und  Grandson -VuitteboBuf.  45  Häuser, 
190  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Fiez.  Acker-  und  etwas 
Weinbau.  Die  Gemeinde  reicht  mit  Sennbergen  und 
Waldungen  bis  zur  Kammlinie  des  Chasseron  hinauf. 
Alte  Siedelung ;  schon  zu  Beginn  des  11.  Jahrhunderts  in 
einer  vom  Konig  Rudolf  Ili.  von  Burgund  zu  Gunsten 
des  Klosters  Romainmdtier  ausgestellten  Schenkungsur- 
kunde erwähnt.  Zur  Zeit  der  Berner  Oberhoheit  der  Ge- 
meinde Fiez  zugeteilt 

FONTAINE8  (LE8)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Courtelary, 
Gem.  Mont-Tramelan).  1067  m.  Weiler,  am  N.-Hanff  der 
Montagne  du  Droit  2  km  sw.  Tramelan  Dessus.  10  Höfe, 
79  kathol.  Ew. 

FONTAINE8  (LE8)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem. 
Ormont  Dessous).  1437  m.  Grösster  Weiler  des  Pla- 
teaus von  Les  Mosses,  mit  12  an  der  Strasse  Le  S4pey- 
Ghäteau  d'(£x  zerstreut  gelegenen  Häusern,  wenig 
unter  dem  Passübergang  von  Les  Mosses;  8  km  nö.  Le 
S^pey  und  16,4  km  s.  Chäteau  d'CEx.  39  reform.  Ew. 
Hier  das  Schulhaus  Les  Mosses  und  früher  das  Post- 
bureau Les  Mosses.  Postwagen  Aiele-Ghäteau  d'CEx.  Hier 
zweigt  auch  von  der  Strasse  oer  zum  reizend  gele- 
genen und  von  den  Kurgästen  der  Ormonts  und  des  Pavs 
d'Enhaut  oft  besuchten  Lac  Lioson  fahrende  Fussweg  ab. 
Nahe  der  Strasse  eine  Reihe  von  Quellen,  worunter  eine 
mit  besonders  starker  Wasserführung. 

FONTAINE8  DU  MIDI  oder  DE  DOUAY  (LE8) 
(Kt.  Wallis,  Bez.  Saint  Maurice,  Gem.  Collonges).  Felsen- 
zirkus mit  zahlreichen  Wasserfällen,  am  Fussweg  Plex- 
Arbignon  (Albinen).  Fossile  Pflanzen  des  Karbon. 

FONTAINT6  {TtTWL  DE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entre- 
mont).  2722  m.  Felskopf,  sw.  Vorberg  des  Pic  de  Dronaz 
(2953  m) ;  nö.  über  dem  das  Hospiz  auf  dem  Grossen  St. 
Bernhard  mit  dem  Val  Ferret  verbindenden  Col  de  Fe- 
ndtre.  Von  der  Passhöhe  aus  in  20  Minuten  leicht  zu  er- 
reichen ;  schöne  Aussicht  auf  die  schweizerische  Flanke 
des  Mont  Blanc  Massives. 

FONTANA  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Inn,  Kreis  Obtasna, 
Crem.  Tarasp).  1414  m.  Grösste  Siedelung  der  Gemeinde 
Tarasp,  auf  einer  Terrasse  über  dem  rechten  Ufer  des 
Inn,  4  km  sw.  Schuls.  Postwagen  des  Engadin.  22  Häuser, 
101  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Hier  die  Pfarrkirche  der 
Gemeinde.  Alpwirtschaft. 

FONTANA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leventina,  Gem.  Airolo). 
1260  m.  Kleines  Bergdorf  mit  Holzhäusern,  im  Val  Be- 
dretto,  am  rechten  Ufer  des  Tessin  und  4  km  wsw.  der 
Station  Airolo  der  Gotthardbahn.  Postablage.  26  Häuser, 
118  kathol.  Ew.  Alpwirtschaft.  Die  Männer  wandern  als 
Kellner  nach  Frankreich  und  als  Bauernknechte  nach 
Nordamerika  periodisch  aus. 

FONTANA  (Kt  Tessin,  Bez.  Lugano,  Gem.  Calprino). 
Dorf.  S.  den  Art.  Paradiso-Fontana. 

FONTANA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Riviera,  Gem.  Biasca). 
1353  m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  16  im  Frühjahr  und 
Herbst  bezogenen  Hütten,  im  Val  Pontirone,  am  Weg 
über  die  Bocchetta  Borgeno  und  3  Stunden  nö.  über 
Biasca.  Kapelle.  Butter  und  Käse. 

FONTANA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia,  Gem.  Ca- 
vergno).  660  m.  Weiler,  im  Val  Bavona,  am  linken  Ufer 
der  Bavona  und  4  km  nw.  Caver^o.  Etwa  20  im  Frühjahr 
und  Herbst  (hier  und  da  bis  Weihnachten)  bezogene  Hüt- 
ten. Butter  uud  Käse. 

FONTANA  (Kt.  Wallis,  Bez.  und  Gem.  Conthey).  951 
m.  Fortsetzung  des  Dorfes  Daillon  und  etwa  100  m  nw. 
über  diesem.  20  Häuser,  164  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
Conthey-Saint  Söverin.  Vergl.  den  Art.  Daillon. 

FONTANA  (ALP)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia, 
Gem.  Prato  Valle  Maggia).  1480-2400  m.  Grosse  u.  schone 
Alpweide  mit  einigen  Gruppen  von  Hütten,  am  O.-Hang 
des  Pizzo  Ruscada,  im  Val  Prato  und  4  Stunden  nö.  über 
Prato.  Hier  sömmem  50  Kühe  und  150  Ziegen.  Ausge- 
zeichneter Fettkäse,  «c  paglia  »  genannt. 

FONTANA  (FUORCLA  D'ALP)  (Kt.  Graubün- 
den, Bez.  Albula  und  Maloja).  Ca.  2650  m.  Wichtiger 
Passübergang,  zwischen  Piz  Forun  und  dem  vom  Piz 
Kesch  herabsteigenden  Porchabellagletscher ;  führt  von 
Bergan  an  der  Albulastrasse  durch  das  Val  Tuors  ins  Val 
Fontanna-Sulsanna  u.  nach  Capeila  (unterhalb  Scanfs)  ins 
Engadin  hinüber.  Von  Touristen  stark  begangen.  Haupt- 
weg von  Bergün  aus  zu  der  200-300  m  ö.  von  der  Passhohe 


136 


FON 


FON 


am  Gletscherrand  auf  einer  Anhöhe  stehenden  Keschhütte 
(2fö1  m)  des  S.  A.  C,  dem  Fusspunkt  für  die  Besteigung 
des  Piz  kesch  und  einer  Reihe  von  weitern  Gipfeln. 

FONTANA  (PIZZO)  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Bernina). 
2806  m.  Wenig  hervortretender  Gipfel,  über  dem  W.- 
Hang des  Thaies  von  Puschlav ;  auf  der  Landesgrenze 
gegen  Italien  und  3  km  über  dem  Puschlaversee. 

FONTANA  MARTINA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locamo, 
Gem.  Ronco).  367  m.  Unbewohnter  Weiler,  etwa  50  m 
über  dem  rechten  Ufer  des  Langensees,  am  O.-Fuss 
des  Pizzo  Leone  und  700  m  sw.  Ronco.  Prachtvolle  Aus- 
sicht auf  den  obem  Langensee.  Kapelle.  Die  einstigen 
Bewohner  sind  alle  nach  Paris  und  Florenz  ausgewandert. 

FONTANA  MERLA,  deutsch  AMSELguELLE  (Kt. 
Graubünden,  Bez.  Maloia,  Kreis  Ober  Engadin).  1720  m. 
Quelle ;  entspringt  auf  der  Grenze  zwischen  Bevers  und 
Ponte-Campovasto,  2  km  nö.  Bevers  und  2  km  sw.  Ponte 
im  Walde  ob  der  Strasse  des  Engadin.  Das  Gebiet  ober- 
halb Fontana  Merla,  umfassend  die  Gemeinden  Sils,  Sil- 
vaplana,  St.  Moritz,  Celerina.  Pontresina,  Samaden  und 
Bevers  heisst  Sur  oder  Ob  Fontana  Merla,  das  Gebiet 
von  hier  abwärts  mit  den  Gemeinden  Ponte-Campovasto, 
Madulein,  Zuoz  und  Scanfs  Sot  oder  Unter  Fontana  Merla. 
Es  bildete  diese  Bezeichnung,  die  urkundlich  zuerst  1338 
vorkommt,  anfänglich  wohl  nur  einen  geographischen 
Begriff,  bis  1438  die  Markgenossenschaft  des  Ober  Enga- 
din sich  in  die  beiden  Gemeinden  Ob  und  Unter  Fontana 
Merla  trennte,  die  nach  und  nach  immer  grössere  Kom- 
petenzen an  sich  zogen,  bis  wieder  nach  100  Jahren  (1538) 
die  Aufteilung  des  ganzen  Ober  Engadin  in  die  gegen- 
wärtig noch  bestehenden  11  politischen  Gemeinden  er- 
folgte, womit  Ob  und  Unter  Fontana  Merla  ihre  seit  100 
Jahren  besessene  politische  Bedeutung  fast  ganz  ver- 
loren. Heute  sind  diese  Bezeichnungen  wieder  nur  noch 
geographische  Begriffe.  Vergl.  Meuli,  Ant.  Die  Entste- 
hung der  autonomen  Gemeinden  im  Ober  Engadin.  Ghur 
1902. 

FONTANABRAN  (COL  DE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint 
Maurice).  Ca.  2580  m.  Passübergang,  zwischen  Pointe  de 
Fontanabran  und  Bei  Oiseau ;  auf  der  Siegfriedkarte  un- 
benannt, nö.  von  dem  dort  verzeichneten  Punkt  2611  m. 
Verbindet  in  2  Vi  Stunden  die  Hütten  von  Fenestral  mit 
denen  von  Barberine. 

FONTANABRAN  (POINTE  DE)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Saint  Maurice).  2697  m.  Hauptgipfel  der  von  der  Tour  Sal- 
lieres  nach  S.  auszweigenden  und  die  beiden  Thäler  der 
Barberine  oder  Eau  Noire  und  des  Triege  (zweier  Zu- 
tlüsse  zum  Trient)  voneinander  trennenden  Kette.  Steigt 
zwischen  den  Alpweiden  Barberine,  fimaney  und  Fenes- 
tral auf  und  gestaltet  dank  seiner  Lage  einen  prachtvol- 
len Hundblick  auf  den  Felsenzirkus  zwischen  Tour  Sal- 
lieres  und  Pointe  de  Finive  im  Vordergrund  und  auf  die 
Berneralpen,  die  Gruppen  des  Weisshoms,  Matterhorns 
und  Grand  Combin,  sowie  auf  das  Mont  Blanc  Massiv  im 
Hintergrund.  Besteigung  entweder  von  der  Barberine- 
hütte  des  S.  A.  C.  aus  in  2  V,  Stunden,  oder  von  den  Hüt- 
ten von  fimaney  oder  direkt  von  Salvan  aus  in  je  6  Stun- 
den oder  endlich  von  Einbaut  aus  in  4  Stunden.  Zusammen 
mit  dem  Luisin  und  der  Tour  Salli^res  bevorzugtes  Aus- 
Üuffsziel  dieses  Hochgebirgswinkels.  Gehört  zu  der  kry- 
staTlinen  Zone  der  Aiguilles  Rouges,  die  sich  bis  zum 
Salantin  fortsetzt. 

FONTANALBA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia,  Gem. 
Fusio).  1446  m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  etwa  15  im 
Frühjahr  und  Herbst  bezogenen  Hütten  und  Stadeln,  im 
obem  Abschnitt  des  Val  Lavizzara,  zwischen  der  Maggia 
und  einem  ihr  von  links  zukommenden  kleinen  Neben- 
lluss ;  1  km  n.  Fusio.  Butter  und  Käse. 

FONTANALLE8  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane,  Gem. 
Arconciel).  700  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  über  dem 
rechten  Ufer  der  Saane,  700  m  n.  Arconciel  (Ergenzach) 
und  11  km  s.  Freiburg.  23  kathol.  Ew.  Futter-  und  Kar- 
tofTelbau.  Viehzucht. 

FONTANEDO  (Kt.  Tessin.  Bez.  Locamo,  Gem.  Lo- 
carno,  Minusio  und  Mergoscia).  700  m.  Gruppe  von  6 
Häusern,  auf  einem  Berevorsprung  mitten  in  Weinber- 
gen ;  1,5  km  von  der  HaTtestelle  Reazzino  der  Linie  Lo- 
carno-Bellinzona  der  Gotthardbahn.  Je  nach  der  Jahres- 
zeit 20-30  kathol.  Ew.,  ausschliesslich  Familien  aus 
Lavertezzo  (Val  Verzasca).  Jede  Familie  bezahlt  der  Kirch- 


gemeinde Cugnasco  jährlich  5'/«  Franken  Kirchensteuer, 
ist  aber  zur  heimatlichen  Pfarrei  Laverlezzo  kirchgenös- 
sig.  Weinbau  und  Viehzucht.  Starke  Auswanderung  nach 
Califomien. 

FONTANELLA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lugano).  1800-800 
m.  Oberer  Abschnitt  des  Val  Magliasina,  das  am  Monte 
Gradicioli  (s.  Vorberg  des  Monte  Tamaro)  beginnt  und 
2,5  km  ö.  Ponte  Tresa  auf  den   Luganersee  ausmündet 

FONTANELLA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Mendrisio.  Gem. 
Morbio  Inferiore).  3^  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  mit- 
ten in  Weinbergen  schön  gelegen,  2  km  n.  der  Station 
Chiasso  der  Gotthardbahn  (Chiasso-Lugano-Bellinzona)u. 
1,2  km  so.  Morbio.  Postwagen  Chiasso-Morbio  Inferiore. 
59  kathol.  Ew.  Acker-  und  Weinbau.  Die  männlichen  Be- 
wohner wandern  als  Maurer  periodisch  in  die  übrigen 
Teile  der  Schweiz  aus.  KalkstPinbruch.  Schöne  Aussicht. 

FONTANELLA  (Kt.  Tess^in,  Bez.  Valle  Maggia,  Gem. 
Campo).  1578  m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  Hätten,  im 
obem  Abschnitt  des  Val  Campo,  2  km  sw.  Campo.  Einige 
Familien  aus  Campo  hüten  hier  beinahe  das  ganze  Jahr 
hindurch  die  Heerden.  Butter  und  Käse.  Ausgezeich- 
nete Quelle  (fontanella). 

FONTANELLATE  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia, 
Gem.  Cavergno).  760  m.  Gruppe  von  8  im  Juni  und  Sep- 
tember bewohnten  Hütten,  im  Val  Bavona,  am  O.-Fuss 
des  Pizzo  di  Sologna  und  8,5  km  nw.  Cavergno.  Kapelle. 

FONTANELLE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont,  Gem. 
Bagnes).  Weiler.  S.  den  Art.  Fonteneixe. 

FONTANELLE  (ALPE  DI)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Bel- 
linzona.  Gem.  Isone).  920-1760  m.  Alpweide,  im  Val  Ca- 
neggio,  am  W.-Hang  des  Monte  Camoghe  und  5  Stunden 
nö.  über  der  Station  Rivera-Bironico  der  Gotthardbahn 
(Bellinzona-Lugano-Chiasso).  Wird  mit  ISO  Kühen  und 
70  Ziegen  bezogen.  Butter,  Fett-  und  Halbfettkäse. 

FONTANELLE8  (COL  DE8)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Conthey).  Ca.  2100  m.  Bequem  zu  begehender  Passüber- 
gang, im  Kamm  zwischen  Mont  Gond  und  Six  Bond ;  ver- 
bindet die  Maiensässe  von  Conthey  durch  das  Thal  der 
Morge  mit  dem  am  linken  Gehänge  des  Thaies  der  Lizeme 
hinziehenden  Chemin  Neuf.  Neocomschiefer  und  Malm- 
kalke. 

FONTANEY  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach,  Gem.  (St- 
rahles). 1250  m.  Maiensässe  mit  etwa  20  Hätten  und  Sta- 
deln, am  W.-Ende  der  schiefen  Hochfläche  zwischen  den 
Thälern  der  Printze  und  Fare,  2  km  nö.  vom  Dorf  Is^ra- 
bles. 

FONTANEZIER  (Kt.  Waadt,  Bez.  Grandson).  828  m. 
Gem.  und  kleines  Dorf,  am  S.-Hang  des  Mont  Aubert  und 
5,5  km  nnö.  der  Station  Grandson  der  Linie  Neuenburg- 
Lausanne.  Strasse  nach  Villars  -  Burauin  und  weiterhin 
nach  Grandson  und  Champagne.  23  Häuser,  108  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  Champagne.  Ackerbau  ;  Wälder  und 
Sennberge. 

FONTANIX  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans,  Gem.  Vil- 
ters).  640  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am  Fehrbach,  3  km 
nw.  Vilters  u.  3,5  Km  sw.  der  Station  Sargans  der  Linien 
St.  Gallen-Sargans -Chur  und  Zürich  -  Sargans  -  Chur.  21 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Wangs.  Viehzucht. 

FONTANNAZ  BION  (Kt.  Waadt,  Bez.  Moudon,  Gem. 
Thierrens).  772  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  im  n.  Abschoitt 
des  .lordt,  nahe  Payerne,  an  der  Strasse  Thierrens  -  Cugy 
und  600  m  nö.  Thierrens.  27  reform.  Ew. 

FONTANNAZ  DAVID  (Kt.  Waadt,  Bez.  Vevey,Gem. 
Blonay).  Ca.  1200  m.  Grosser  erratischer  Block  aus  roter 
Nagelttuh,  wie  sie  bei  Outre  Rhone  im  Wallis  ansteht ; 
nahe  den  Bains  de  TAlliaz. 

FONTANNAZ  8EULAZ  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle, 
Gem.  Bex).  797  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  über  dem 
rechten  Ufer  der  Gryonne,  am  Weg  Les  Ven^resses  de 
Frenieres-Les  Posses,  nahe  einer  Haltestelle  der  elektri- 
schen Strassenbahn  Bex  -  Gryon  -  Villars  und  10  Minuten 
unterhalb  Les  Posses.  25  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 
Trias,  mit  Erratikum  überführt. 

FONTANNE  (GROSSE)  (Kt.  Luzem.  Amt  Entle- 
buch).  Fluss ;  entspringt  s.  uncl  ö.  vom  Napf  mit  einer 
Reihe  von  Quellarmen  (Bäche  des  Egelshorns  und  Ahorn- 
bodens, von  Rathausen,  Goldbach),  fliesst  zunächst  nach 
NO.,  dann  nach  N.,  nimmt  bei  Stegplatz  in  605  m  von 
links  die  Kleine  Fontanne  auf,  wendet  sich  neuerdings 
nach  NO.  und  mündet  etwa  1  km  nach  der  Vereinigung  der 


FON 


FOP 


137 


beiden  Fontannen  2,7  km  s.  Wolhusen  und  1,7  km  nnö. 
Doppleschwand  in  595  m  von  links  in  die  Kleine  Emme. 
Heisst  auch  Schüpfer  Fontanne.  Bei  Stegplatz  über- 
brückt. 

FONTANNE  (KLEINE)  (Kt.  Luzern,  Amt  Entle- 
buch).  Bach ;  entspringt  nahe  dem  Napf  an  der  Stächelegg 
(IdOO  m),  fliesst  nach  NO.,  nimmt  von  links  den  Krau- 
chenbach auf,  biegt  aach  0.  ab,  erhält  eine  Reihe  von 
weitem  Neben  buchen  (deren  grösster  der  vom  Menzberg 
herabkommende  Flühbach  ist)  und  mündet  nach  10  km 
langem  Lauf  bei  Stegplatz  in  605  m  von  links  in  die 
Grosse  Fontanne.  Fliegst  in  en(?em  und  oft  tief  zwischen 
hohe  Felswände  eingesenktem  Thal.  Heisst  auch  Bomoo- 
ser  Fontanne. 

FONTANNEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuch,  Gem. 
Bomoos  u.  Schüpfheim).  700-950  m.  16  am  rechten  Ufer 
der  Grossen  Fontanne  zerstreut  gelegene  Häuser;  3,5  km 
nw.  der  Station  Schüpfheim  der  Linie  Bern-Luzern.  Tele- 

§hon.  Eigener  Schulkreis.  78  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
thüpfheim.  Wiesenbau.  Sägen. 

FONTANNEN  (Kt.  Luzem,  Amt  Sursee,  Gem.  Wol- 
husen). 620  m.  22  am  linken  Ufer  der  Kleinen  Fontanne 
zerstreut  gelegene  Häuser ;  4,5  km  sw.  der  Station  Wol- 
husen der  Linie  Bern-Luzern.  127  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde Doppleschwand.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Holz- 
flösserei.  Wirtshaus.  Schöne  Aussicht  auf  Menzberg  und 
den  Napf. 

FONTANNEN  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Giswil).  Alp- 
weide mit  Hätten  in  1684  m,  im  obern  Abschnitt  des  Ma- 
rienthaies, in  dem  einer  der  Quellarme  der  Kleinen  Emme 
entspringt ;  am  SW.-Hang  des  Giswilerstocks. 

FONTANNEY  (Kt.  Waadt,  Bez.  u.  Gem.  Aigle).  540  m. 
Weiler,  in  geschützter  und  malerischer  Lage,  über  der 
Strasse  Aigle-Les  Ormonts  und  2,3  km  ö.  über  der  Station 
Aigle  der  Simplonbahn.  Postbureau ;  Postwagen  Aigle-Le 
i^pey-Chäteau  d'CEx-Saanen.  14  Häuser,  76  reform.  Ew. 
Weinbau.  Herstellung  von  Bienenkörben. 

FONTANNEY  (CA8CADE8  DE)  (Kt.  Waadt,  Bez. 
und  Gem.  Aigle).  560-440  m.  Beizende  Fälle,  zwischen 
Aigle  und  dem  Weiler  Fontanney.  läncs  der  Strasse  nach 
den  Ormonts.  Das  Sammelgebiet  der  70  m  über  Fontanney 
entspringenden  Wasser  liegt  in  den  Wäldern  auf  der 
Hochfläche  von  Leysin  und  am  SO.-Hang  der  Tours  d'Ai 
überhaupt  (nicht  aber,  wie  oft  behauptet  wird,  im  Lac  d'Ai 
selbst).  Dunkle  Kalke  des  untern  Lias.  Die  (Quellen  zum 
Teil  für  die  Trinkwasserversorgung  von  Aigle  gefasst. 
Prachtvoll  kaltes  Wasser. 

FONTANOL  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Moesa,  Kreis  Ca- 
lanca,  Gem.  Busen).  750  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  nahe 
dem  rechten  Ufer  der  Calancasca,  700  m  s.  Busen  und  12 
km  nö.  der  Station  Castione  der  Gotthardbahn.  44  kathol. 
Ew.  italienischer  Zunge.  Kapelle.  Landwirtschaft.  Periodi- 
sche Auswanderung. 

FONTANOUX  (EN)  (Kt.  Freiburff,  Bez.  Greierz,Gem. 
Ilcharlens).  725  m.  Gruppe  von  8  Häusern ;  1,3  km  so. 
Echarlens  und  3,5  km  nö.  der  Station  Bulle  der  Linie  Bo- 
mont-BuUe.  38  kalhol.  Ew  Futter-  u.  Karlofl'elbau.  Vieh- 
zucht. Strohflechterei. 

FONTANY  (D£fIL£  DE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint 
Maurice).  870460  m.  Kleine  Schlucht,  längs  welcher  die 
Strasse  Vemayaz-Salvan  ansteigt  und  die  von  einem  klei- 
nen Bach  durchflössen  wird ;  unterhalb  Salvan.  Schiefer- 
brnche,  von  den  Bewohnern  von  Salvan  abgebaut.  Die 
Schlucht  in  eine  zwischen  zwei  Verzweigungen  des  kry- 
stallinen  Massives  der  Aiguilles  Bouges  eingeklemmte 
spitze  Karbonmulde  eingeschnitten.  Am  SO.-Hang  mäch- 
tige Bänke  von  Karbonnageliluh,  am  NW.-Hang  Wechsel- 
lagerung von  Karbonnageliluh  und  -schiefern.  Nahe  der 
Strasse  nach  Salvan  hat  man  in  verschiedenen  Höhen 
versucht,  den  durch  Thonschiefer  stark  verunreinigten  An- 
thrazit abzubauen. 

FONTAUNA  (VAL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja). 
2400-2198  m.  Oberer  Abschnitt  des  Val  Suläanna  ;  beginnt 
an  der  Vereinigung  des  von  N.  kommenden  Sertigthnl- 
chens  und  des  von  S.  kommenden  Val  del  TschüveT  und 
steigt  auf  eine  Länse  von  3  km  von  SW.-NO.  ab.  Im  N. 
vom  Knhalphorn  überragt. 

FONTENAI8  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Pruntrut).  465  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  nur  1,2  km  s.  Pruntrut  u.  gleichsam 
ein  Vorort  dieser  Stadt ;   in  reizender  kleiner  Klus,  die 


von  dem  der  Allaine  von  links  zufliessenden  Bac  Avoine 
entwässert  wird.  Postbureau,  Telephon ;  Postwagen  Prunt- 
rut-Fonlenals-Villars.  Gemeinde,  mit  dem  Dorf  Villars 
und  einigen  vereinzelten  Bauernhöfen :  182  Häuser,  1248 
Ew.,  wovon  1102  Katholiken  und  121  Reformierte;  Dorf: 
131  Häuser,  940  Ew.  Uhrenfabrik.  Ackerbau,  Käserei.  Die 
obern  Jurakalke  werden  abgebaut  und  als  gute  Bausteine 
verwendet.  Vollständige  Hochdruckwassenersorgung  mit 
Hydranten.  Elektrisches  Licht.  Benannt  nach  den  zahl- 
reichen mitten  im  Dorf  und  in  dessen  Umgebungen  ent- 
springenden Quellen,  deren  eine  noch  drei  öffentliche 
Brunnen  in  Pruntrut  speist.  Erscheint  in  den  Urkunden 
seit  1148  als  Fonteneis;  1179:  Fontenel ;  1332:  Fonthe- 
nay;  1389:  Fontenoiz.  Während  des  30jährigen  Krieges 
zu  wiederholten  Malen  geplündert  und  in  Asche  gelegt. 
Das  vom  Arzt  Faber  erbaute  Schloss  mit  zwei  Erklürm- 
chen  stammt  aus  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts.  Mitten 
im  alten  Friedhof  die  zu  Beginn  des  18.  Jahrhunderts 
erbaute  Pfarrkirche  zu  St.  Peter  und  Paul.  Die,  Kirch- 

f gemeinde  umfasst  die  beiden  Dörfer  Fontenais  und  Vil- 
ars. 

FONTENELLE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont,  Gem. 
Bagnes).  1040  m.  Weiler,  auf  einem  Felsbuckel  am  Hang 
von  MMi^re,  über  dem  Dorf  Meiere  und  über  dem  rech- 
ten Ufer  der  Dranse ;  rings  von  fetten-  Wiesen  u.  schönen 
Gärten  umgeben,  in  einer  der  sonnigsten  Lagen  des  Val 
de  Bagnes ;  1  km  n.  Le  Chäble.  15  Häuser,  102  kalhol.  Ew. 
Heisst  wohl  auch  unrichtig  Fontanelle  und  hat  seinen 
Namen  von  einer  Beihe  von  ergibigen  Quellen,  die  w.  vom 
Weiler  entspringen  und  nichts  anderes  sein  sollen,  als 
das  wieder  zu  Tage  tretende  Wasser  eines  500  m  höher 
oben  auf  den  Maiensässen  von  Creux  (1  km  n.  Verbier)  in 
einem  Trichter  verschwindenden  Baches. 

FONTENETTE8  DE880U8  u.  DE88U8  (LE8) 
(Kt.  Neuenburg,  Bez.  Le  Locle,  Gem.  La  Br^vine).  1211  u. 
1245  m.  Drei  Bauernhöfe,  5  km  sw.  La  Br^vine.  22  reform. 
Ew.  Schöne  Sennberge;  Viehzucht. 

FONTNA8,  FONTNAU8  oder  FUNTNA8  (Kt. 
St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg,  Gem.  Wartau).  545  m.  Dorf, 
in  schöner  bergumrahmter  Landschaft;  2,5  km  nw.  der 
Station  Trühbach  der  Linie  Borschach-Sargans.  23  Häu- 
ser, 126  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Gretschins.  Acker- 
bau und  Viehzucht.  Stickerei  und  Weberei.  Kapelle  des 
h.  Erasmus.  Dorf  und  Kapelle  am  7.  Oktober  1816  durch 
Feuer  zerstört,  seither  aber  wieder  aufgebaut.  Die  Burg 
Fontnas  liegt  schon  längst  in  Trümmern. 

FOOALP  (OBER  u.  UNTER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Sargans,  Gem.  Mels).  1800-2000  m.  Grosse  Alpweide  mit 

2  Hütten,  im  obern  Weisstannenthal,  am  Fooalpbach,  17 
km  sw.  über  Mels.  Wird  vom  Weg  über  den  Foopass 
(Mels-Elm)  durchschnitten. 

FOOALPBACH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans).  2190- 
1300  m.  Bach,  einer  der  Quellarme  der  Seez ;  entspringt 
selbst  wieder  mit  mehreren  Quellen  am  N.-Hang  der 
Sardonagruppe,  fliesst  in  tiefem  Tobel  längs  dem  O.-Rand 
der  Unter  und  Ober  Fooalp  und  vereinigt  sich  pach  5,5 
km  langem  Lauf  b'M  der  Alp  Uqler  Siez  mit  dem  von  Ober 
Siez  kommenden  Bach  zu  der  das  Weisstannenthal  ent- 

FOOPA88  (kt.  Glarus  und  St.  Gallen).  2229  m  Pass- 
übergang, zwischen  Baminstock  (2445  m)  und  Foöstöckli 
(2536  m),  n.  vom  Gebirgsstock  der  Sardona.  Verbindet 
Elm  durch  das  Weisstannenthal  mit  Mels.  Von  Elm  aus 
steigt  ein  guter  Fussweg  sanft  über  Haminalp  zur  Pass- 
höhe an,  um  dann  steiler  zur  Ober  Fooalp  und  in  n.  Bich- 
tung  zur  Unter  Siezalp  abzusteigen  und  der  Seez  bis 
Weisstannen  zu  folgen,  von  wo  ein  guter  Fahrweg  von  11 
km  Lange  nach  Mels  bei  Sargans  führt.  Elm-Passhöhe 

3  '/„  Passhöhe- Weisstannen  2  Vt  Stunden. 
F008T0CK  und  FOÖSTÖCKLI  (Kt.  Glarus  und 

St.  Gallen).  2610  und  2536  m.  Zwei  Gipfel,  zwischen  Foo- 
pass und  Biesetenpass,  in  der  vom  Saurenstock  nach  W. 
auszwcigenden  Kette.  Beide  miteinander  durch  einen 
kurzen  Grat  verbunden.  Wie  in  dieser  Gegend  öberdll  er- 
scheint auch  an  der  Basis  dieser  beiden  Gipfel  eocäner 
Flysch  mit  Bänken  von  Nummulitenkalk,  auf  die  eine, 
hier  steil  zum  Weisstannenthal  abbrechende  Kappe  aus 
Verrucano  überschoben  ist. 

FOPPA-  Bomanischer  Ortsname  Graubündens ;  vom 
latein.  fovea  =  Grube,  Wanne. 


438 


FOP 


FOR 


FOPPA  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Albula,  Kreis  Oberhalb- 
stein, Gem.  Salux).  2015  m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  18 
Hütten,  am  O.-Hang  des  Piz  Curvdr,  in  einem  linksseiti- 
gen Nebenarm  zum  Thal  der  Julia  und  5  km  sw.  über 
Salux. 

FOPPA  od.  GRUOB  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner). 
Gebiet  des  heutigen  Verwaltunffskreises  Ilanz.  Einstiges 
Hochgericht  Banz  und  Gruob,  das  iBich  bis  Waltensburg 
erstreckte  und  die  heutigen  Kreise  Banz  und  Buis  um- 
fasste.  H%ute  wird  unter  dem  Namen  Foppa  oder  Gruob 
meist  nur  noch  die  Landschaft  um  Banz  verstanden. 
Foppa,  Gruob  =  Grube,  weil  die  G^end  hier  ringsum 
abgeschlossen  und  gleichsam  in  die  Gebirge  eingesenkt 
erscheint. 

FOPPA  (Kt.  Graubitnden,  Bez.  Im  Boden,  Kreis  Trins, 
Gem.  Flims).  1440  m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  etwa  15 
Hütten  und  Stadeln,  am  Sw.-Fuss  des  Flimser  Steins  und 
2  km  nw.  Flims. 

FOPPA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Blenio,  Gem.  Leontica).  1515 
m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  14  im  Frühjahr  und  Herbst 
bezogene^  Hütten,  am  SO.-Hang  des  Pizzo  Molare  und 
2,5  km  nw.  über  Leontica.  Butter  und  Käse. 

FOPPA  (ALPE)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lugano,  Gem.  Bi- 
vera).  1200-1650  m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  6  Hütten  u. 
Stadeln,  im  kleinen  Val  Luna,  am  NO.  -  Hang  des  Monte 
Tamaro  und  3  Stunden  über  der  Station  Bivera-Bironico 
der  Gotthardbahn.  Butter  und  Käse. 

FOPPA8TEIN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Im  Boden). 
1135  m.  Sw.  Felsecke  des  Calanda,  2  km  nnö.  über  Ta- 
mins  und  am  Weg  über  den  Kunkelspass. 

FOPPERHORN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Hinterrhein). 
2715  m.  Gipfel,  Vorberg  des  Mazzerspitz,  1  km  n.  über 
Juf,  dem  obersten  "Weiler  im  Avers. 

FOPPIANA  (ALPE  DI)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locamo, 
Gem.  Vogorno).  1220-1760  m.  Alpweide  mit  Gruppe  von 
10  Hütten,  am  W.-Han^  des  Sassarien te  und  2,5  km  so. 
über  Vogorno.  Wird  mit  20  Kühen  u.  60  Ziegen  bezogen. 
Butter  und  Käse.  Während  der  letztvergangenen  Jahre 
sind  hier  bemerkenswerte  Aufforstungen  vorgenommen 
worden. 

FORA  (PIZ)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja).  3370  m. 
Einer  der  Hauptgipfel  im  w.  Abschnitt  des  Berninamas- 
sives ;  schöne  dreieckige  Eispyramide :  am  W.-Hang  der 
Fedozgletscher  und  am  NO. -Hang  der  Fexgletscher. 
Fällt  nach  S.  mit  senkrechter  Felswand  zum  italieni«- 
schen  Val  Malenco  ab.  Mit  dem  Piz  Fora  verknüpft  sich 
die  kurze  Kette  des  Piz  Güz,  die  das  Val  Fedoz  vom  Val 
Fex  trennt. 

FORAL  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Plessur,  Gem.  Chur). 
667  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  Fuss  des  Pizokelbergs 
und  -walds,  2  km  sw.  vom  Bahnhof  Chur.  47  reform.  Ew. 
Etwas  weiter  n.  Erziehunj^sanstalt  Foral  für  arme  Kinder 
in  eigenem,  schmuckem  Gebäude,  mit  40  Zöglingen  (meist 
Waisen). 

FORAZ  (PIZ)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn).  3094  m. 
Verwitterter  Felsgipfel  mit  zahlreichen  Bunsen,  in  der 
das  Ofenpassthal  vom  Scarlthal  ti*ennenden  Kette  des  Piz 
Tavrü.  Fällt  nach  allen  Seiten  in  steilen  Felswänden  ab 
und  ist  ringsum  in  mächtige  Schutthalden  eingehüllt,  die 
als  wahre  Trümmerströme  zu  Thal  steigen.  Vom  Piz 
Foraz  strahlen  drei  Thäler  aus :  Val  Foraz  (Nebenarm  des 
Scarlthales),  Val  Nüglia  plebenarm  des  Ofenpassthaies) 
und  Val  Plavna  (Nebenarm  des  Unter  Engadin). 

FORAZ  (VAL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn).  Rechts- 
seitiger Nebenarm  zum  Scarlthal,  en^  und  fast  der  ganzen 
Länffe  nach  schluchtartig  eingeschnitten.  Vereinigt  sich 
bei  der  Alp  Minger  Dadora  (1715  m)  mit  dem  Val  Minger, 
das  2.5  km  unterhalb  des  Dorfes  Scarl  ins  Scarlthal  aus- 
mündet. 

FORBE8  (AIGUILLE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont). 
3483  m.  Spitze,  n.  Vorberg  der  Aiguille  du  Chardonnet,  in 
der  Saleinazgruppe  (Mont  Blanc  Massiv) ;  zwischen  Fend- 
tre  du  Tour  und  Aiguille  du  Chardonnet  und  über  der 
Vereinigung  der  Gletscher  von  Saleinaz  und  Le  Tour.  Be- 
steigung entweder  von  der  Saleinazhülte  des  S.  A.  C.  aus 
in  3  Vi  Stunden,  oder  von  der  Ornyhütte  aus  über  Col  du 
Tour  und  Glacier  du  Tour  in  4  Vt  Stunden.  Benannt  nach 
dem  berühmten  englischen  Naturforscher  James  David 
Forbes,  dem  ersten  wissenschaftlichen  Erforscher  dieser 
Gebirgsregionen. 


FORBI8CH  (PIZ)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Albala). 
3258  m.  Einer  der  stolzesten  und  mächtigsten  Gipfel  in 
der  Gruppe  des  Piz  Platta  und  zugleich  Hauptgipfel  des 
grossartigen  Felskammes  zwischen  Val  da  Faller  und  Val 
Öurtins,  über  dem  W.-Hang  des  Oberhalbstein.  FäUt  mit 
mächtigen  Felswänden  zu  den  beiden  erstgenannten  lliä- 
lern,  namentlich  zum  Val  Curtins  (einem  der  beiden 
obern  Arme  des  Val  Nandro)  ab.  Der  Gipfel  durch  eine 
schmale  Scharte  (ca.  3070  m)  in  zwei  Spitzen  gespalten, 
was  ihm  von  Weitem  das  Aussehen  einer  Gabel  (Foiv 
bisch)  gibt. 

FORCARELLA  D'ALBEGLIAu.  FORCARELLA 
Di  LAGO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Blenio  und  Biviera).  Zwei 
selten  begangene  Passübergänge,  mit  schlechten  und  stei- 
nigen Fusswegen.  Der  erste  (2114  m)  fuhrt  hoch  oben  am 
linksseitigen  Hang  des  3  km  oberhalb  Biasca  ins  Val  Ble- 
nio ausmündenden  Val  Pontirone  über  einen  nach  N. 
vorspringenden  Felssporn  von  Alpweide  zu  Alpweide.  Der 
andere  (2265  m)  verbindet  das  Val  Pontirone  nach  W.  di- 
rekt mit  dem  Tessinthal  und  Biasca.  indem  er  den  S.- 
Fuss  des  Pizzo  Mottone  und  einen  kleinen  See  umgeht. 
Der  Aufstieg  zur  Forcarella  di  Lago  vom  Val  Pontirone 
her  geht  über  breite  Basenhän^e  und  ist  nicht  beschwer- 
lich, während  der  sehr  steile  Anstieg  nach  Biasca  durch 
die  hier  zahlreichen  Felsbänder  zu  lästigen  und  immer 
noch  gefährlichen  Umwegen  zwingt. 

FORCELETTE  (LE)  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Maloja). 
2546  m.  Verwitterte  Scharte,  in  dem  vom  Piz  CacciabeJla 
(2973  m)  nach  W.  auszweigenden  und  über  Bondo  endi- 
genden Kamm ;  5  km  ö.  über  Bondo  und  3  km  s.  über 
Vico  Soprano. 

FORCELLA  (Kt.  Tessin  und  Wallis).  2851  m.  Gega- 
belte Spitze,  im  W.-Abschnltt  des  Gotthardmassives,  un- 
mittelbar w.  über  dem  Gerenpass  (2702  m),  der  vom  obern 
Bedrettothal  ins  Gerenthal  (Nebenarm  des  obern  Rhone- 
thals) hinüberfuhrt ;  3  km  nö.  vom  Nufenenpass  (2440  m). 
Wie  alle  Gipfel  dieses  Teiles  des  Gotthardmassives  wenig 
bekannt  und  nur  selten  besucht. 

FORCELLA  ^VAL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja). 
2406-1090  m.  Kleines  rechtsseitiges  Nebenthal  zum  Ber- 

Sell :  steigt  zwischen  Pizzo  Campo  im  W.  und  dem  Stock 
es  Pizzo  Lizzone  im  NO.  auf  eine  Länge  von  3  km  nach 
SO.  ab  und  mündet  bei  Botticcio  auf  das  Bergeil  aus. 

FORCELLINA  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Hinterrhem 
und  Maloja).  2673  m.  Passübergan^,  seit  einigen  Jahren 
stark  begangen ;  2  km  w.  vom  Septimer,  den  er  mit  dem 
Avers  verbindet.  Von  dem  6  km  oberhalb  Cresta  im  Avers 
gelegenen  Juf  aus  steigt  der  Weff  zuerst  langsam  an, 
um  dann  bis  unter  die  Fuorcla  di  Valletta  steiler  zu 
werden  und  endlich  in  neuerdings  sanfter  Steigung  die 
Passhöhe  zu  gewinnen,  von  wo  der  Abstieg  zum  Septi- 
mer ein  leichter  ist.  Cresta-Septimer  3  Vs  Stunden.  Die 
Mehrzahl  der  Touristen  geht  vom  Septimer  aus  über  die 
Fuorcla  di  Lunghino  noch  bis  Maloja.  Einer  der  schöns- 
ten Uebergänge  in  den  Alpen  Graubündens,  für  den 
Geologen  und  Botaniker  gleich  reich  an  Interesse. 

FORCELLINA  (PIZZO  DELLA)  (Kt.  Graubünden, 
Bez.  Hinterrhein  und  Maloja).  3023  m.  Schöne  Gipfelpy- 
ramide, i  km  s.  über  dem  Passübergang  der  Forcelhna 
und  von  deren  Passhöhe  aus  leicht  zu  besteigen.  An  sei- 
nem O.-Hang  beginnt  das  Val  Turba,  nach  dem  er  auch 
wohl  Pizzo  Turba  heisst. 

FORCH  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem.  Käsnacht  u. 
Bez.  Uster,  Gem.  Maur).  690  m.  Bergübergang  über  den 
breiten  Bücken  des  Zürichbergs,  von  den  Strassen  Zü- 
rich-Egg  und  Küsnacht-Maur  überschritten  und  sehr 
stark  begangen.  Auf  der  Passhöhe  ein  alter  Gasthof  mit 
Gruppe  von  8  weitern  Häusern.  51  reform  Ew.  Post- 
ablage, Telephon.  Postwagen  Zürich-Egg. 

FORCHAUX  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane,  Gem.  Trey- 
vaux).  756  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  2  km  nw.  Treyvaux 
und  13  km  s.  Freiburg.  58  kathol.  Ew.  Futter-  und  Kar- 
totTelbau,  Viehzucht,  Strohüechterei. 

FORCHETTA  D'AVRONA  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig). 
Passübergang.  S.  den  Art.  Furggenbaumpäss. 

FORCHEX  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  OUon). 
745  m.  Weiler,  über  dem  rechten  Ufer  der  Gryonne  und 
etwas  unter  der  Strasse  Ollon-Huömoz-Ch^si^res,  ge^n- 
über  dem  Eingang  zur  Salzmine  Le  Bouillet  (Sahnen 
von  Bex).  14  Häuser,  52  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Hu^ 


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139 


moz.  Landwirtschaft.  Trias  (Gips)  und   Lias.  Gleiche  Ety- 
mologie wie  FuRKA.  S.  diesen  Art. 

FORCHIR  (LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Mar- 
tinach, Gem.  Riddes).  Flecken.  S.  Four- 
tHY  (La). 

FORCHY  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aubonne, 
Gem.  MoUens).  730  m.  Gruppe  von  14  Häu- 
sern, 8w.  vor  MollenSf  an  der  Strasse 
Biere-Montricher.  70  reforra.  Ew. 

FORCLAZ  (LA)  (Kt.  Waadt,  ßez.Aigle, 
Gem.  Ormont  Dessous).  1260  m.  Kleines 
Dorf,  über  dem  linken  Ufer  der  Grande 
£au  und  am  N.-Fuss  des  Chamossaire ;  2,4 
km  8Ö.  über  Le  S^pey  und  mit  diesem 
durch  einen  schlechten  Weg  verbunden ; 
4,4  km  w.  über  Vers  TEglise,  dem  Siede- 
lungsmiltelpunkt  der  Gemeinde  Ormont 
Dessus.  Das|Dorf  wird  in  Bälde  mit  den 
übrigen  Ortschaften  des  Thaies  durch  eine 
Strasse  verbunden  sein,  die  von  derjenigen 
nach  Ormonl  Dessus  bei  Le  Rosex  abzwei- 
gen und  die  Grande  Eau  bei  La  Gal^saz 
überschreiten  wird.  Postablage.  24  Häu- 
ser, 108  reform.  Ew.  Gasthaus.  Das  Dorf 
besteht  (aus  Holzhäusern,  unter  denen  sich  einige  in 
architektonischer  Beziehung  höchst  bemerkenswerte 
Hauten  befinden.  Prof.  Ernst  Gladbach  {Der  Schweizer 
Uolzstyl.  3.  Aufi.  Zürich  1897.  4»)  beschreibt  das  hier 
stehende,  1671  erbaute  Haus  von  Jean  Tille  als  eines  der 
reinsten  Beispiele  des  Berner  Stiles  vom  17.  Jahrhun- 
dert in  Wort  und  Bild  auf  das  (jenaueste.  Dieser  Berner 
Oberländerstil  *war  in  dem  damals  unter  Berner  Ober- 
hoheit stehenden  Thal  der  Ormonts  weit  verbreitet.  Ei- 
gentum der  Bewohner  von  La  Forclaz  ist  die  weite  Alp- 


begangen, die  meist  von  der  Ramberthütte  aus  über  die 
Frete  de  Sailles  in  1  Vs  Stunden  zur  Passhöhe  aufsteigen, 


La  Forclas  mit  den  Tours  d'AI. 

weide  von  Perche,  auf  die  sie  im  August  ihr  Vieh  treiben. 
Gleiche  Etymologie  wie  Furka.  S.  diesen  Art. 

FORCLAZ  (LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Herens,  C^em.  £vo- 
lenej.  1748  m.  Weiler,  auf  einer  Terrasse  ö.  über  dem 
Dorf  Les  Haud^res  und  dem  Eingang  in  die  Combe  de 
Ferpecle  und  zwischen  den  beiden  Wildbächen  der 
Hocnthälchen  von  Brdonna  und  Zatö.  12  Häuser.  76  ka- 
thol.  Ew.  Kapelle.  Schöne  Aussicht.  ^Z«  Stunden  über  Les 
Haud^res. 

FORCLAZ  (COL  DE  LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Con- 
they).  2561  m.  Passübergang,  zwischen  Tdte  aux  Veillon 
{3SSö  m ;  Gruppe  des  Grand  Muveran)  und  Dent  de 
Chamosenze  (2i27  m ;  ö.  Vorberg  des  Grand  Muveran). 
Verbindet  das  Thal  der  Lizerne  über  den  Vallon  de  Derbon 
mit  dem  Vallon  de  Chamosenze.  Wird  besonders  von 
Gemsjägern  und  hier  und  da  auch  von  einigen  Touristen 


Passhöhe  des  Gol  de  la  Forclaz  (über  Martinach),  von  Westen. 


um  von  da  in  weiteren  1  Vi  Stunden  den  Lac  de  Derbo- 
rence  zu   erreichen. 

FORCLAZ  (COL  DE  LA)  (Kl.  Wallis,  Bez.  Marti- 
nach). 1523  m.  Passübergang  mit  Fahrstrasse,  zwischen 
Moni  Arpille  und  Pointe  Ronde  (Vorberg  der  Trient- 
gruppe);  verbindet  Martinach  über  Trient  und  Töte 
Noire  mit  Le  Chätelard,  wo  die  Strasse  in  die  französi- 
sche Route  Le  Chätelard-Argentiere-Chamonix  übergeht. 
Im  Sommer  von  zahlreichen  Touristen  begangen,  die 
sich  von  Martinach  nach  Chamoniz  oder  umgekehrt  be- 

feben.  Bahnhof  Martinach-Passhöhe 
Stunden,  Passhöhe-Dorf  Trient  (wo 
von  der  grossen  Strasse  nach  Le  Chä- 
telard der  Weg  über  den  Col  de  Balme 
abzweigt)  Vi  Stunde.  Auf  der  Pass- 
höhe selbst  und  etwas  unterhalb  dieser 
(auf  der  Seite  gegen  Trient)  je  ein 
Gasthaus.  Sommerfrische.  Postablage, 
Telegraph.  Baraken  für  die  Aufsta- 
pelung des  einst  am  Trient^letscher 
ffebrochenen  Eises,  das  auf  gutem 
We^  (heute  reizender  Spazierweg)  in 
kleinen  von  Maultieren  gezogenen  Wa- 
gen vom  Gletscher  5  km  weit  bis  zur 
Passhöhe  transportiert  wurde.  Heute 
hat  diese  Eisgewinnung  wie  auch  die 
am  Saleinazgletscher  auf||[ehört.  Von 
der  wenig  über  der  Passhohef gelege- 
nen Hochlläche  aus  prachtvolle  Aus- 
sicht auf  die  Grup{>e  der  Aiguilles  du 
Tour  und  den  Glacier  des  urands  ei- 
nerseits, das  Rhonethal,  Bietschhorn 
und  Balmhom  andererseits.  Der  Pass 
früher  etwa  auch  Col  du  Trient  ge- 
heissen,  welcher  Name  heute  einem 
andern  Uebergang  beigelegt  wird.  Den 
Fahrpostdienst  zwischen  Martinach  u. 
Chamonix  über  den  Col  de  la  Forclaz 
besorgt  eine  schweizerisch-französi- 
sche Gesellschaft.  Pass  und  Thal  bis 
Martinach  Combe  in  eine  Juramulde  eingeschnitten,  die 
zwischen  die  krystallinen  Massive  des  Mont  Blanc  und 
Mont  Arpille  eingekeilt  ist. 

FORCLAZ  (DENT  DE  LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Con- 
they).  So  heisst  zuweilen  auch  die  Dent  de  Chamosenze. 
S.  diesen  Art. 

FORCLAZ  (GLACIER  DE  LA)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Conthey).  Miniaturgletscher,  am  SW.-Hang  der  Töte  aux 
Veillon  (Walliser  Flanke  des  Grand  Muveran,  Waadtlän- 
der  Hochalpen).  Sein  S.-Rand  lehnt  sich  an  den  Col  de 
la  Forclaz  an;  der  Gletscherbach  bildet  kurz  nach  sei- 
nem Austritt  den  ganz  kleinen  Lac  de  la  Forclaz 
(2500  m). 

FORCLAZ  (RUI88EAU  DE  LA)  (Kl.  Waadt,  Bez. 
Aigle,  Gem.  Ormont  Dessous).  Bach ;  entspringt  in  den 
Waldungen  von    Coussy  in   etwa  1500  m,  wird  wahr- 


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scheinlich  von  einem  unterirdisch  abfliessenden  Teil  der 
Wasser  des  Lac  de  Ghavonnes  gespiesen;  durchfliesst 
das  Dorf  La  Forclaz  und  mündet  oberhalb  des  von  der 
Burgruine  Aigremont  beherrschten  Engpasses  in  960  m 
von  links  in  die  Grande  Eau.  Ein  Teil  der  Quellen  von 
Coussy  ist  gefasst  und  versorgt  die  Gasthöfe  von  Feydey 
(Leysin)  mit  Trinkwasser. 

FORCLETTA  (PAS  DE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Siders). 
2886  m.  Passübergang,  zwischen  Boc  de  Budri  (3080  m) 
und  dem  höchsten  Punkt  des  Grates  von  La  Barneuza 
(3047  m)^  in  der  Kette  zwischen  Eifisch-  und  Turtman- 
thal. Leicht  und  angenehm  zu  begehen.  Aussicht  trotz 
ihrer  räumlichen  Beschränktheit  sehr  schön. 

FORCOLA  (PA880  DELLA)  (Kt.  Graubänden, 
Bez.  Moesa).  2217  m.  Passübergang,  hinten  über  dem  Val 
Forcola,  s.  unter  dem  Pizzo  della  Forcola.  Verbindet  So- 
azza  (615  m)  im  Misox  mit  Chiavenna  (332  m)  in  7  Stun- 
den. Trotz  der  starken  Höhendifferenzen  wird  der  Pass 
als  kürzester  Weg  zwischen  dem  zentralen  Misox  und 
Chiavenna   schon  seit  langer  Zeit  häufig  begangen. 

FORCOLA  (PIZZO  DELLA)  (Kt.  Graubnnden,  Bez. 
Moesa).  2590  m.  Gipfel,  in  der  Grenzkette  zwischen  dem 
i launischen  Val  San  Giacomo  und  dem  schweizerischen 
Misox,  hinten  über  dem  Val  Forcola  und  unmittelbar  n. 
über  dem  Passo  della  Forcola,  von  dessen  Scheitel  aus 
er  leicht  bestiegen  werden  kann. 

FORCOLA  (VAL)  (Kt.  Gnmbünden.  Bez.  Moesa). 
Linksseitiges  Nebenthal  zum  Misox;  steigt  nach  NW. 
und  W.  ab,  bildet  im  untern  Abschnitt  eine  enge  Wald- 
schlucht und  mündet  1  km  s.  Soazza  aus.  7  km  lang. 
Bis  zur  Alpe  de  Corneja  (1820  m)  hinauf  bewaldet,  dann 
mit  magern  Alpweiden  bestanden  und  mit  Trümmern 
von  Sturzschutt  überführt.  Die  das  Thal  umrahmenden 
Gipfel  bleiben  alle  unter  3000  m  und  sind  nur  wenig  be- 
kannt ;  ihr  höchster  ist  der  Pizzn  Pombi  mit  2971  m. 

FORCOLACCIA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia).  Ca. 
2550  m.  Einschartung,  zwischen  Wandfluhhom  (2860  m) 
und  Hirelihom  (2781  m),  hinten  über  dem  Val  Calneggia 
(einem  Seitenthal  des  Val  Bavona).  Verbindet  Bignasco 
im  Val  Maggia  mit  Andermatten  im  Val  Formazza  in  sie- 
ben Stunden  und  wird  nur  etwa  von  Jägern  begangen. 
Pfadlos. 

FORCORELLA  (PIANO  DELLA)  (Kt.  Tessin, 
Bez.  Lugano).  1504  m.  Kleine  Senke  in  der  Grenzkette 
gegen  Italien,  die  vom  Monte  Boglia  (bei  Lugano)  nach 
NO.  gegen  den  Passo  di  San  Lucio  zieht;  hinten  über 
dem  Val  Colla,  2  km  von  dem  in  derselben  Kette  stehen- 
den Monte  Torrione  (1810  m)  und  13  km  nö.  Lugano. 

FORCORELLA  (PIZZO)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Bellin- 
zona).  1690  m.  Gipfel,  über  den  Monti  de  Carasso,  3V, 
Stunden  w.  über  Bellinzona ;  zwischen  Val  Sementina 
und  Val  Gorduno.  Schöne  Aussicht  auf  die  Landschaft 
um  Bellinzona,  den  Langensee,  einen  Teil  des  Luganer- 
sees  undauf  die  Mesolcina.  Gneis  und  Glimmerschiefer. 

FOREL  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Broye).  473  m.  Gem.  und 
Dorf,  am  rechten  Ufer  des  Neuenburgersees,  5  km  nö. 
der  Station  Estavayer  der  Linie  Frei  bürg- Yverdon.  Tele- 
phon. Gemeinde,  mit  Aux  Planches  :  37  Häuser,  183  ka- 
thol.  Ew.;  Dorf:  28  Häuser,  140  Ew.  Kirchgemeinde 
Estavayer  le  Lac.  Getreide-,  Tabak-  und  Kartoffelbau, 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Kapelle  zu  St.  Gorgon. 
Ehemalige  HerrschaCl,  zuletzt  Eigentum  der  aus  Forcl 
stammenden  Freiburger  Patrizierfamilie  Griset  Pfahlbau 
aus  der  Steinzeit,  mit  sehr  merkwürdigen  Funden. 

FOREL  (Kt.  Waadt,  Bez.  Lavaux).  680-800  m.  Ge- 
meinde mit  zerstreuten  Siedelungen,  auf  einem  grossen 
Plateau  des  südlichen  Jorat,  das  den  obern  Abschnitt  des 
Bezirkes  Lavaux,  d.  h.  die  Gemeinden  Forel,  Savigny  und 
Puidoux  umfasst.  Gemeinde  Forel  wird  von  den  Strassen- 
Zügen  Lausanne-Oron,  Cully-Grandvaux-PaMzieux  und 
Vevey-Moudon  durchzogen.  Telephon;  Postwagen  Lau- 
sanne-Belmont-Forel  (Comes  de  Cferf)  und  nach  Chexbres. 
Gemeinde  teilt  sich  in  4  Abschnitte :  Les  Comes  de  Cerf, 
Le  Grenet»  Le  Planoz  und  Le  Pont  de  Pierre.  Zusammen : 
183  Häuser,  1053  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Savigny. 
Grösste  Häusergruppen  der  Weiler  Les  Comes  de  Cerf, 
wo  auch  eine  Kircne  steht.  Die  Gemeinde  grenzt  im  N. 
an  das  Bois  du  Grand  Jorat,  einen  der  höchst  gelegenen 
Teile  des  Jorat,  und  begreift  im  S.  einen  Teil  des  Mont 
Ck>urze  und  der  Torfmoore  von  Gourze  in  sich.  Wiesen, 


Aecker,  Wald.  Im  12.  und  13.  Jahrhundert  gehörten  die 
Ländereien  von  Forel  den  Herren  von  Palezieux,  nach 
deren  finanziellem  Zusammenbruch  sie  um  1296  an  Lud- 
wig von  Savoyen,  Herrn  der  Waadt,  übergingen,  um  von 
diesem  nach  einer  das  Land  bös  verwüstenden  Fehde  mit 
dem  Bistum  Lausanne  schon  im  Jahr  1300  an  dessen  Bi- 
schof Guillaume  de  Champvent  verkauft  zu  werden.  Zu- 
sammen mit  den  übrigen  Gemeinden  des  Kreises  Cally 
bis  1824  der  grossen  ehemaligen  Gemeinde  Villette  xoge- 
teilt. 

FOREL  (Kt.  Waadt,  Bez.  Lavaux,  Gem.  Forel).  723  m. 
Gruppe  von  3  Häusern,  1  km  sw.  Les  Comes  de  Cerf  und 
200  m  seitlich  der  Strasse  Cully-Grandvaux-Pal^zieux. 
Postablage.  19  reform.  Ew.  Landwirtschaft  Säge. 

FOREL  (Kt.  Waadt,  Bez.  Moudon).  Gem.,  am  W.- 
Hang des  Thaies  der  Brove,  im  n.  Jorat.  Umfasst  zwei 
Weiler  und  einige  Bauernhöfe,  die  alle  nahe  der  Strasse 
Yvonand-Lucens  stehen :  Forel  Dessous  (674  m)  2,5  km 
nw.  der  Station  Lucensder  Linie  Lausanne-Payeme-Lyss : 
10  Häuser,  76  reform.  Ew.  und  Forel  Dessus  (698  m), 
400  m  nw.  von  jenem.  Gemeinde  als  Ganzes:  30  Häuser, 
195  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Courtilles.  Landwirt- 
schaft. Einst  eigene  kleine  Herrschaft,  als  Lehen  Ludwigs 
von  Savoyen  von  Girard  de  Dizy  verwaltet.  Unter  der  Böt- 
ner  Oberhoheit  der  Burgvogtei  Moudon  zugeteilt;  zu 
Ende  des  18.  Jahrhunderts  Eigentum  des  Geschlechtes 
Bergier. 

FOREL  (BOI8  DE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Orbe).  660-785 
m.  Wald,  am  O.-Fuss  des  Jura,  zwischen  den  Dörfern 
Homainmötier  und  Croy  im  S.  und  Bretonni^res  im  N. 
Links  über  dem  Lauf  des  Nozon  und  der  Bahnlinie  Lau- 
sanne-Pontarlier.  1,7  km  lang  und  im  Mittel  1  km  breit. 

FORENWALD  oder  VORENWALD  (Kt  Lnzern, 
Amt  Sursee,  Gem.  Eich).  700  m.  Grappe  von  4  Häusern, 
2  km  nw.  Eich  und  7  km  nw.  der  Station  Sempach  der 
Linie  Luzern-Olten.  33  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau. 
Viehzucht. 

FORE8TAY  (LE>  oder  LE  FLON  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Lavaux).  657-375  m.  Bach;  natürlicher  Ausfluss  des  Lac 
de  Bret.  Verlässt  den  See  an  seinem  O.-Ufer,  fliesst  zu- 
nächst nach  N.  und  dann  nach  S.,  geht  an  Puidoux  vor- 
bei, bildet  vom  Weiler  Le  Genevrez  an  eine  Beihe  von 
Krümmungen,  lässt  Chexbres  links  liegen,  durchfliesst 
unterhalb  der  Station  Chexbres  die  Ebene  von  Le  Vemey 
und  mündet  nach  7  km  langem  Lauf  kurz  nach  dem  Dorfe 
Hivaz  von  rechts  in  den  Grenfersee.  Heisst  im  Unterlauf 
meist  Flon  und  hat  hier  so  grosses  Gefälle,  dass  er  mehr- 
mals Wasserfälle  bildet.  Vor  der  Benutzung  der  Wasser 
des  Lac  de  Bret  für  die  industriellen  Zwecke  der  Stadt 
Lausanne  und  für  die  Trinkwasserversorgung  von  Morges 
war  der  Forestay  der  einzige  Ausfluss  des  Sees,  heute  ist 
er  es  nur  noch  bei  sehr  hohem  Wasserstand  desselben. 
Mehrere  Nebenbäche,  so  der  vom  W.-Hang  des  Mont 
P^lerin  herabkommende  Bach  von  Puidoux.  Säge  bei 
Puidoux,  in  Chexbres  und  Rivaz  je  eine  Mühle. 

FOR  ET  (LA)  (Kt.  Genf,  Linkes  Ufer,  Gem.  Jussy). 
503  m.  Bauernhof,  auf  einer  Lichtung  mitten  in  grossem 
Eichenwald,  nahe  der  Grenze  gegen  Frankreich,  11  km 
onö.  Genf  und  2,6  km  von  der  Station  Jussy  der  elektri- 
schen Strassenbahn  Genf-Jussy.  Während  die  s.  Hälfte 
des  Waldes  ebenfalls  den  Namen  La  Foröt  trägt,  heisst 
die  n.  Hälfte  Les  Grands  Bois.  Gesamtfläche  des  Waldes 
ca.  575  ha. 

FORtr  (LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach,  Gem. 
Fully).  Dorf.  S.  den  Art.  Fory. 

FORtr  (A  LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Bex). 
513  m.  Weiler,  im  Kreis  Fenalet,  zwischen  der  Gryönne 
und  dem  Avancen,  nahe  der  Strasse  Bex-Le  Bövieux-Les 
Devens,  in  einem  Thälchen  n.  der  Hügel  von  Montet  nnd 
3,2  km  nö.  Bex.  13  Häuser,  60  reform.  Ew.  Wein-  und 
Ackerbau 

F0R£T  (CHALET  DE  LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Mon- 
they.  Gem.  Saint  Gingolph).  383  m.  Wirtshaus,  auf  einer 
klemen  Halbinsel  im  Genfersee,  600  m  w.  der  Eisenbahn- 
und  Dampfschifi'station  Le  Bouveret  und  3  km  ö.  des 
Dorfes  Samt  Gingolph  und  der  Grenze  gegen  Frankreich. 
So  benannt  nach  dem  darüber  stehenden  prachtvollen 
Kastanienwald.  Sehr  beliebtes  Ausflugsziel.  Hier  vtrird  in 
Bälde  ein  grosser  Gasthof  erbaut  werden. 

FOR&T    NOIRE  (LA)  (Kt.   Freiburg,  Bez.  Greierz). 


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FOR 


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85O-1420  m.  Grosser  und  schöner  Wald,  über  dem  rechten 
Ufer  der  Saane  vom  Durchbruch  bei  LaTinebis  zum  Tor 
rent  bei  Lessoc  ziehend.  3,5  km  lang  und  im  Maximum- 

1  km  breit.  Deckt  den  ganzen  W.-  und  N.-Hang  des  Mont 
Culand  und  zerfallt  in  die  drei  Abschnitte  Gresally,  Cam- 
bille  und  For^t  Noire  im  engeren  Sinn. 

FORGE  (LA^  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  Le  Locle,  Gem. 
La  Chaux  du  Milieu).  1070  m.  Gruppe  von  8  Häusern, 
500  m^nö.  La  Chaux  du  Milieu,  an  der  Strasse  La  Br^- 
vine-Le  Locle  und  5,5  km  sw.  vom  Bahnhof  Le  Locle. 
57  reform.  Ew.  Viehzucht.  Uhrenindustrie.  Fabriken  für 
Handwerkszeug,  Ketten  und  Uhrenschnecken. 

FORGE8  D'UNDERVELIER  (LE8)  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Münster,  Gem.  Undervelier).  Giesserei.  S.  den 
Art.  Underveljer  (Forces  d'). 

I^'ORIBACH  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Kerns  und  Samen). 
S.  den  Art.  Voribach. 

FORIMANGUEIRE8  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane, 
Gem.  Lossy-Formangueires).  585  m.  Gruppe  von  7  Häu- 
sern, am  rechten  Ufer  der  Sonnaz,  1  km  so.  Lossy  und 

2  km  nö.  der  Station  Belfaux  der  Linie  Freiburg- Yverdon. 
59  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Belfaux.  Getreide-  und 
Kartoflelbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 

FORMAZZOLO  (MONTE  DI)  (Kt.  Tessin,  Bez. 
Valle  Maggia).  2395  m.  Felsspitze,  etwas  ö.  vor  der  die 
Landesgrenze  gegen  Italien  bildenden  Kette  des  Basodino, 
hinten  über  dem  Val  Calnegffia,  einem  Nebenarm  des 
Yal  Bavona.  5,5  km  ssö.  vom  Basodino. 

FORMAZZORA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leventina,  Gem. 
Bedretto).  1620-2400  m.  Alpweide  mit  5  Hätten,  im  Val 
Bedretto,  am  Fusswe^  über  den  San  Giacomo  Pass  und 
4  Stunden  aber  Airolo.  Eigentum  der  Gemeinden  Faido 
und  Mairengo.  Wird  mit  150  Kuben  und  120  Ziegen  be- 
zogen. Pro  Jahr  werden  hier  im  Durchschnitt  64  Meter- 
zentner Fettkäse  hergestellt. 

FORMAZZORA  (PA880>  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle 
Maggia).  Zwei  einander  benachoarte  und  parallel  verlau- 
fende Passäbergänße,  als  w.  und  ö.  Formazzorapass  von 
einander  unterschieden  und  2900,  bezw.  2800  m  hoch. 
Jener  zwischen  Marchhorn  und  Pizzo  di  Formazzora,  die- 
ser zwischen  Pizzo  di  Formazzora  und  Poncione  Gran- 
dinagia.  Beide  verbinden  San  Carlo  im  Val  Maggia  mit 
AlKAcqua  im  Val  Bedretto  in  je  5-6  Stunden.  Hier  und  da 
von  den  Einheimischen  und  den  wenigen  Touristen  be- 
gangen, die  sich  in  die  vom  Fremdenstrom  vernachlässigte 
Gruppe  des  Basodino  verirren. 

FORMAZZORA  (PIZZO  DI)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle 
Maggia).  2923  m.  Gipfel,  in  der  die  Landesgrenze  gegen 
Italien  bildenden  Kette  des  Basodino,  zwi- 
schen den  beiden  Pässen  von  Formazzora, 
von  wo  aus  er  in  wenigen  Minuten  zu- 
gänglich ist.  Besteiffung  erfordert  von  San 
Carlo  im  Mafigiathal  oder  von  Air  Acqua 
im  Bedrettotnal  aus  je  etwa  4  Stunden. 

FORMIGHERA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lo- 
camo,  Gem.  Gerra).  773  m.  Gruppe  von  10 
Häusern,  am  rechten  Ufer  der  Verzasca,  an 
der  Strasse  Brione-Frwco  und  4jD0  m  *s. 
Gerra.  Im  Frühjahr  und  Herbst  je  42  Ew. 
Viehzucht.  Auswanderung  nach  Californien. 

FORNACE  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lugano, 
Gem.  Noranco).  322  m.  Zieffelei  und  Back- 
steinfabrik, im  Pian  Scairok),  300  m  ö.  No- 
ranco und  3  km  sw.  vom  Bahnhof  Lugano. 
Telephon.  4  Häuser.  Je  nach  der  Jahreszeit 
30-180  kathol.  Arbeiter.  Kirchgemeinde  San 
Pietro  Pambio.  Grosse  Lehmgruben. 

FORNACI  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lugano, 
Gem.  Caslano).  275  m.  Kalkbrüche  und 
Kalkbrennereien,  am  Luganersee,  am  N.- 
Fuss  des  Sassalto,  200  m  s.  Caslano.  Für  die 
Herstellung  von  gebranntem  Kalk  vorzüglich 
geeigneter  Stein.  Die  Kalköfen  früher  weit 
bedeutender. 

FORNACI  (Kt.  Tessin,  Bez.  Mendrisio, 
Gem.  Balema).  274  m.  Ziegelei,  Backstein- 
fabrik und  grosse  Lehmgruben,  500  m  nw. 
der  Station  Baierna  der  Linie  Bellinzona-Lugano-Chiasso 
der  Golthardbahn.  10  Häuser,  100  kathol.  Ew.,  wovon  60 
Arbeiter. 


FORNALE  (BOCCHETTA  DEL)  (Kt.  Tessin,  Bez. 
Locamo).  2020  m.  Passübergang,  auf  der  Landesgrenze 
gegen  Italien,  zwischen  Monte  Gridone  im  0.  und  den 
Rocce  del  Gridone  im  W. ;  verbindet  Palagnedra  im  Cen- 
tovalli  mit  Cavaglio  im  italienischen  Val  Cannobina. 

FORNASETTE  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lugano,  Gem. 
Monteggio).  297  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  an  der  Landes- 
grenze geffen  Italien,  an  der  Strasse  Ponte  Tresa-Luino, 
2  km  w.  oer  Station  Cremenaga  der  Linie  Ponte  Tresa- 
Luino  und  1,5  km  sw.  Montecgio.  26  kathol.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Sessa.  Ziegelei.  Zollamt. 

FORNfe  (Kt.  Tessin,  Bez«  Lugano,  Gem.  Sigirino). 
904  m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  25  im  Frühjahr  und 
Herbst  bezogenen  Hütten,  im  Val  Buja  (einem  kleinen 
Nebenarm  der  Valle  Cusello),  1  km  w.  Sigirino  und  zwei 
Stunden  nw.  der  Station  Taverne  der  Linie  Bellinzona- 
Lugano-Chiasso  der  Gotthardbahn.  Butter  und  Käse. 

FORNEI  (BOCCA  DI)  (Kt.  Graubünden  u.  Tessin). 
2879  m.  Einschartung,  zwischen  Cima  Fornei  und  Piz 
Cassimoi,  in  der  Adulasruppe ;  verbindet  das  Val  Carasina 
mit  dem  Thal  des  Valser  Rhein.  Schmal  und  vereist, 
wenig  begangen. 

FORNEI  (CIMA)(Kt.  Tessin,  Bez.  Blenio).  3056  m. 
Gipfel,  in  der  Adulagruppe ;  in  der  vom  Rheinwaldhorn 
nach  N.  auszweigenden  kette  und  4  km  von  ihm  entfernt, 
n.  vom  Piz  Jut  (3128  m)  und  s.  vom  Piz  Cassimoi  (3126  m), 
von  welchem  ihn  die  Bocca  di  Fornei  trennt. 

FORNEI  (GHIACCIAJO  DI)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Ble- 
nio). 2810-2520  m.  Kleiner  Gletscher,  sw.  der  Cima  For^ 
nei  und  der  Bocca  di  Fornei  und  w.  vom  Piz  Jut.  Sendet 
seine  Schmelzwasser  zum  Wildbach  des  Val  Carasina, 
der  bei  Olivone  in  den  Brenno  mün4et. 

FORNET  DE880U8  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Münster, 
Gem.  Chätelat).  981  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  1  km  ö. 
Fornet  Dessus,  an  der  Strasse  Bellelay-La  Joux.  51  reform. 
Ew.  Viehzucht,  Käserei. 

FORNET  DESSUS  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Münster, 
Gem.  La  Joux).  977  m.  Weiler,  an  der  Strasse  Bellelay- 
La  Joux-Saulcy-Glovelier,  2  km  ö.  La  Joux  und  2  km  n. 
Bellelay.  Postablage,  Telephon ;  Postwaffen  Glovelier^Bel- 
lelay.  24  Häuser,  148  kathol.  Ew.  Ackerbau  u.  Viehzucht. 

FORNO,  FORCELLA  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ma- 
loja).  3087  m.  Hoher  Gletscherpass,  s.  vom  Monte  del  Forno 
und  über  der  Fornohütte,  auf  der  Landesgrenze  gegen 
Italien ;  führt  nach  0.  ins  italienische  Val  Malenco.  Wird 
des  bequemeren  benachbarten  Passo  del  Muretto  wegen 
nur  selten  begangen. 


iga 


FORNO   (GHIACCIAJO    DEL)   (Kt.  Graubünden, 


Zunge  des  Fornogletschers,  von  Norden. 

Bez.  Maloja).  3300-2050  m.  Grosster  Gletscher  im  Gebirgs- 
stock  Albigna-Monte  della  Disgrazia  (w.  Abschnitt  des  Ber- 
ninamassives),  zugleich  grosster  Gletscher  Graubündens 


442 


FOR 


FOR 


überhaupt.  8  km  lang,  Zunge  600-800  m  breit;  sanft  und  i    ra.  Einer  der  höchsten  Gipfel  des  Kantons  Tessin^  im  Ge- 
gleichmassig  geneigt,  wenig  zerklüftet  und  leicht  zu  be-  I    birgsstock  des  Pizzo  Campo  Tencia,  von  diesem  nach  0, 


Monte  del  Forno,  vom  Cavlocciosee  aas. 

gehen.  Ringsum  steht  ein  grossartiger  Kranz  von  Eis- 
spitzen :  Piz  Bacone  (3249  m),  Cima  di  Cantone  (3360  m), 
Cima  di  Castello  (3400  m),  Pizzi  Torrone  (3270,  3194  und 
3333  m),  Monte  Sissone  (3554  m),  Cima  di  Ros8o(337i  m) 
und  Monte  del  Forno  (3219  m).  Vom  Maloja  (1817  m)  aus 
durch  Val  Muretto  und  über  den  Cavlocciosee  in  etwas 
mehr  als  einer  Stunde  leicht  zu  erreichen.  Bis  zur  Forno- 
hütte  1  Vt  Stunden. 

FORNO  (MONTE  DEL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ma- 
loja). 3219  m.  Gipfel,  im  Berninamassiv,  ö.  über  dem 
Fornogletscher  und  in  der  kurzen  Kette  zwischen  diesem 
und  dem  Passo  del  Muretto,  s.  vom  Pizzo  dei  Rossi  und 
auf  der  Landesgrenze  gegen  Italien.  7-8  Stunden  so.  über 
r^dsflccis 

FORNO  (PIANO)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leventina).  2140 
m.  Gipfel,  bis  zu  oberst  mit  Wald  bestanden,  der  Haupt- 
kette rechts  über  der  Leventina  vorgelagert,  über  dem 


FornohQtte  u.  oberster  Foroogletscher,  von  Norden 


Dorf  Personico  und  zwischen  dem  Val  Marcri  und  Val 
d'Ambra.  6  km  w.  über  Biasca. 

FORNO   (PIZZO)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leventina).  2909 


zwischen  Val  Piumogna  und  Val  Chironico 
vorgeschoben;  8-9  Stunden  wnw.  über  dem 
Dorf  Chironico.  Beide  Gehänge  wenig  steil, 
aber  von  2200  m  an  aufwärts  felsig  und  z. 
T.  mit  Schutthalden  bedeckt.  Selten  bestie- 
gen. 

FORNOHÜTTE  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Maloja).  2561  m.  Schutzhütte,  von  einigen 
Freunden  des  Hochgebirges  1889  erbaut;  sw. 
unter  dem  Monte  del  Forno  und  über  dem 
Fornogletscher.  Ausgangspunkt  für  eine 
grosse  Anzahl  von  herrlichen  Hochgebirgs- 
touren. 

FORNY  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont, 
Gem.  Liddes).  1200  m.  Gruppe  von  6  Häu- 
sern, am  linken  Ufer  der  Dranse  d'Entre- 
mont,  am  Fuss  des  Waldes  von  Montatuay  a. 
2,5  km  nw.  Liddes.  23  kathol.  Ew. 

FORNY8  (LE8  GR08  und  I.E8  PE- 
TiT8)  (Kt.   Freiburg,    Bez.   Greierz,  Gem. 
Charmey).  900-1000  m.  Schöne  Alpweide  mit 
5  Hütten,  im  Thal  der  Jaun  und  am  Eingang 
eines  kleinen  Seitenthaies,  das  im  NW.  von 
den  Dents  Vertes  und  im  SO.  von  den  Vanels 
de  Raveyres  überragt  ist;  3,5  km  so.  Char- 
mey   (Galmis).   Schöne  Quellen,  zusammen 
mit   denen    von    Bonne    Fontaine    für    die 
Wasserversorgung  der    Stadt    Bulle    ange- 
kauft. 
FOROGLiO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia,  Gem.  Ca- 
vergno).  674  m.  Gruppe  von  10  im  Frühjahr  und  Herbst 
bezogenen  Hütten,  im  Val  Bavona  und  am  Eingang  ins 
Val  Calneggia,  5  km  nw.  Cavergiio.  Ausgezeichnete  But- 
ter. Schöner  Wasserfall.  Von  hier  aus  fuhren  durch  das 
Val  Calneffgia  die  Forcolaccia  (2525  m)  und  der  Passo  di 
Cazzola  (2413  m)   ins  italienische  Formazzathal  hinüber. 
FORON  (LE)  (Kt.  Genf).  Bach ;  entspringt  am  N.- 
Hang der  Voirons  (Hoch  Savoyen)  in  etwa  850  m,  nimmt 
von  links  eine  Heihe  von  ebenfalls  an  den  Voirons  ent- 
springenden Nebenbächen  auf  und  mündet  nach  ^  km 
langem  Lauf  in  395  m  von  rechts  in  die  Arve.  Fliesst  im 
oberen  und   mittleren  Abschnitt  seines  Laufes  auf  eine 
Länge  von  16  km  auf  französischem   Boden  und  bildet 
dann  mit  seinem  rechten  Ufer  während  der  übrigen  7  km 
die  Landesgrenze  gegen  Frankreich.  13  Brücken,  wovon 
5  auf  die  Strecke  längs  der  Grenze  entfallen.  Eine  Eisen- 
bahnbrücke. 

FORREN  (Kt.  Appenzell  L  H.,  Gem. 
Schwendi).  820  m.  Sennberge  und  13  zer- 
streut gelegene  Häuser,  über  dem  linken 
Ufer  der  Sitter,  1  km  so.  vom  Flecken 
Appenzell  und  2,5  km  nnw.  der  Kirche 
Schwendi.  98  kathol.  Ew.  Vieh-,  beson- 
ders Schweinezucht:  Handel  mit  Käl- 
bern. Stickerei.  Torr-  und  Sandgruben. 
Die  Forren  sind  Gemeindegut,  von  wel- 
chem jeder  Grundeigentümer  des  Fle- 
ckens Appenzell  und  Umgebung,  dessen 
Vermögen  die  Summe  von  2100  Franken 
übersteigt,  ein  Stück  Kulturland  zum 
eigenen  Anbau  beanspruchen  kann.  Die 
armem  Bürger  haben  den  gleichen  An- 
spruch auf  das  Hied  bei  Appenzell.  S. 
(Ten  Art.  Hied. 

FORRENBERG  (Kt.  Zürich,  Bez. 
Winterthur,  Gem.  Seuzach).  470  m .  Gruppe 
von 5  Häusern,  am  N. -Hang des  Lindbei^ 
und  1,5  km  sw.  der  Station  Seuzach  der 
Linie  Winterthur  -  Etzwilen  -  Singen.  22 
reform.  Ew. 

FORRENMOOS   (Kt.   Zürich,   Bez. 

Horgen,  Gem.  Hinel).  690  m.  Gruppe  von 

7  Hausern,  2  km  nö.   der  Station  Sihlj 

bruggder  Linie  Zürich-Thalwil-Zug  u.  1,5 

km  nnw.  der  Kirche  Hirzel.  28  ref.  Ew. 

FORRY  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane,  Gem.  Freiburg). 

Weiler.  Auf  der  Siegfried  karte  fälschlich  so  geheissen.  ö. 

den  Art.  ToRRY. 


FOR 


FOR 


143 


FOR8CHEI.I.A  (Kt.  Graubdnden,  Bez.  Albula).  2258 
m.  N.-EDde  der  Kette  des  Piz  Scalotta  und  der  vom  Stal- 
lerberg bis  Mühlen  reichenden  Monti  dils  Laiets,  ö.  vom 
Piz  Platta. 

FORST  und  FOR8T8EELI  (Kt.  Appenzell  I.  R., 
Gem.  Röti).  1273  und  1204  m.  Einige  Alphütten  u.  kleiner 
See,  am  O.-Hang  des  Fähnerenspitz,  im  Schartwald,  8  km 
so.  über  Appenzell.  Quellsee  des  Freienbacherbaches. 

FORST  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen,  Gem.  Thun- 
stetten).  520  m.  Dorf,  2  km  s.  der  Station  Büzberg  der 
Linie  Bem-Olten  und  1,2  km  sw.  der  Kirche  Thunstetten. 
49  Häuser,  310  reform.  Ew.  Landwirtschaft.  Käserei. 

FORST  (DER)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Bern  u.  Launen). 
Eine  der  ^rössten  Waldungen  des  schweizerischen  BTittel- 
landes ;  nimmt  den  zentralen  Teil  des  von  den  Thälem 
der  Aare,  Saane  und  Sense  umgrenzten  Plateaus  ein.  Die 
rund  1200  ha  des  Forstes  im  engeren  Sinne  verteilen  sich 
auf  die  Gebiete  der  Gemeinden  Neuenegg,  Mühleberg, 
Bümpliz  und  Köniz.  Der  Boden  des  Waldes  ist  leicht 

gewellt, 
seine  Höhe 
schwankt 
zwischen 
580  und  660 
m.  Einige 
Thalgraben 
durchfur- 
chen die 
randlichen 
Partien.  Eis- 
zeitlicher 
Rhonefflet- 
scherscnutt 
bedeckt  die 
Molasse  an 
sehr  vielen 
Stellen.  Ne- 
ben der  Rot- 
tanne bildet 
auch  die 
Buche  an- 
sehnliche 
Bestände. 
Dieser 
Wald  ist 
eine  alte 
Staatsdo- 
mäne der 
Stadt  Bern 
gewesen.  In 
der  Hand- 
veste  von 
1218  erteilt 
Friedrich 
IL  den  Bur- 
Rem  Berns  das  Nutzungsrecht  im  Forstwald,  der  auf 
Reichsboden  lag.  1310  erwarb  die  Stadt  die  |i^nze  Land- 
schaft im  Winkel  der  drei  Flü^e  zugleich  mit  dem  Forst 
und  1339  behauptete  sie  diese  Erwerbung  in  der  Schlacht 
von  Laupen,  die  aber  nicht  am. westlichen  Saum  des  Fors- 
tes, wo  jetzt  das  Denkmal  steht,  sondern  noch  näher  ge- 
f^en  Laupen  hin,  bei  Widen,  zur  entscheidenden  Entwick- 
ung kam.  1803  ^in^  der  Wald  nach  längeren  Verhand- 
lungen in  den  Besitz  der  bemischen  Burserschafl  über. 
Noch  heule  bildet  er  den  Hauptbestandteil  der  bürgerli- 
chen Forsten. 

FOR8T  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun).  655  m.  Gem.  und 
Weiler,  am  W.-Hangder  Höhen  zwischen  Aare-  u.  Gurbe- 
thal,  an  der  Strasse  Thierachem- Watten wil  und  1,5  km 
8ö.  der  Station  Watten  wil  der  Gürbethalbahn  (Bem-Wat- 
tenwil-Thun).  Telephon.  Gemeinde,  mit  Breiten :  49  Häu- 
ser, 297  reform.  Ew. ;  Weiler:  9  Häuser,  09  Ew.  Kirchge- 
meinde Amsoldingen.  Landwirtschaft.  Schöne  Aussicht 
auf  Stockhom kette  und  Gürbethal.  Nahe  dem  Weiler  zwei 
Brücken  über  die  Gürbe. 

FOR8T  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Rheinthal,  Gem. 
Altstätten).  490  m.   Gruppe  von  3  Häusern,  auf  einer  mit 

ßiten    Reben   und   Obstbäumen    bestandenen  sonnigen 
öhe,  400  m  s.  Altstatten  und  1,8  km  w.  der  Station  Alt- 
stätten der  Linie  Rorschach-Sargans.  56  reform.  u.  kathol. 


Wasserfall  b«i  Foroglio. 


Ew.  Wiesen-,  Wein-  und  Obstbau,  Viehzucht.  Stickerei. 
Vor  Kurzem  restaurierte  Kapelle.  Schöne  Aussicht  ins 
Rheinthal. 

FOR8T  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg,  Gem.Grabs). 
630  m.  20  am  O.-Hang  des  Grabserbergs  zerstreut  gele- 
gene Häuser,  1  km  w.  Grabs  und  4,5  km  nw.  der  Station 
Buchs  der  Linie  Rorschach  -  Sargans.  104  reform.  Ew. 
Ackerbau  und  Viehzucht. 

FOR8T  (HINTER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Rhein- 
thal, Gem.  Altstätten  und  Eichberg).  Gemeindefraktion. 
S.  den  Art.  Hinterforst. 

FORST  (OBER  u.  UNTER)  (Kt.  Aargau,  Bez.  Rhein- 
felden).  280-340  m.  Grosser  Wald,  am  linken  Ufer  des 
Rhein,  zwischen  diesem  und  der  Bahnlinie  Brugg- Basel, 

3  km  nö.  Möhlin.  850  ha. 

FORSTBACH  (Kt.  Obwalden).  Kleiner  Bach;  ent- 
springt auf  der  Schwänder  Allmend  in  1730  m,  nimmt  von 
links  den  Steinibach  auf  und  mündet  nach  5  km  langem 
Lauf  in  der  Richtung  SO.  1,5  km  sw.  Ober  Wilen  in  472 
m  in  den  Sarnersee. 

FORSTBERG  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  2219  m.  Schö- 
ner Gipfel,  im  Bergstock  des  Drusbergs  und  1,5  km  wsw. 
von  diesem,  hinten  über  dem  Thal  der  Stillen  Waag  und 

4  km  nö.  über  dem  Dorf  Muotathal.  Fällt  nach  allen  Sei- 
ten, besonders  aber  nach  S.  zum  Muotathal  steil  ab.  An 
seinen  Hängen  wechseln  Fels-  u.  Rasenbänder  u.  Schutt- 
halden miteinander  ab. 

FORSTEGG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberff,  Gem. 
Sennwald).  445  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  N.-Fuss 
des  Hügels,  auf  dem  das  Schloss  Forstegg  steht,  an  der 
Strasse  Salez- Sennwald  und  1  km  nw.  der  Station  Salez 
der  Linie  Rorschach-Sargans.  Telephon.  37  reform.  Ew. 
Ackerbau  und  Viehzucht.  Armenhaus.  Heilbad. 

FORSTEGG  (SCHLOSS)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Wer- 
denberg, Gem.  Sennwald).  473  m.  Burgruine,  auf  einer 
Anhöhe  700  m  nw.  der  Station  Salez  der  Linie  Rorschach- 
Sargans.  Von  Heinrich  von  Sax  zum  Schutz  gegen  die 
Ueberfälle  Hu|fos  II.  von  Montfort  1206  erbaut,  später  Ei- 
gentum der  Ritter  von  Hohensax.  dann  der  hier  residie- 
renden zürcherischen  Landvöffte  aer  Herrschaft  Hohensax. 
Kam  1803  an  den  Staat  St.  Gallen,  der  das  Schloss  1817  an 
einen  Privatmann  verkaufte. 

FORSTEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster,  Gem.  Schän- 
nis).  438  m.  Gruppe  von  7  Häusern ,  an  der  Strasse 
Schännis  -  Kaltbrunn  und  3,5  km  n.  der  Station  Schännis 
der  Linie  Rapperswil  -  Wesen  -  Sarsans.  42  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Maseltrangen.  Ackeroau  und  Viehzucht. 

FORSTHAUS  SIHLWALD  (Kt.  Zürich,  Bez.  und 
Gem.  Horgen).  Häusergruppe.  S.  den  Art.  Sihlwaj^d. 

FORSTSEELI  (Kt.  Appenzell  I.  R.,  Gem.  Rüti).  Klei- 
ner See.  S.  den  Art.  Forst  (Kt.  Appenzell). 

FORT  (BEAU)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont).  3054  m. 
Gipfel,  sw.  Vorberg  aer  Grande  Aiguille  des  Maisons  Blan- 
ches,  in  der  Gruppe  des  Grand  Combin,  zwischen  den 
Thälem  von  Bagnes  und  Entremont.  Felsspom  ohne  be- 
sonderes Interesse,  von  dem  3  Stunden  uoer  Bourg  St. 
Pierre  ffelegenen  ehemaligen  Schutzhaus  La  Grande 
Penna  oder  Les  Maisons  Blanches  aus  in  einer  Stunde  zu 
erreichen. 

FORT  (COL  DU  MONT)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entre- 
mont). 3026  m.  Passübergang,  zwischen  Mont  Fort  und 
Petit  Mont  Fort :  übereister  plateauförmiger  Einschnitt. 
Fionnav  im  Val  ae  Bagnes-Passhöhe  5  Stunden,  Passhöhe- 
Val  de  Nendaz-Sitten  5  Stunden.  Wenig  begangen,  da  die 
Touristen  den  leichter  zu  traversierenden  benachbarten 
Col  de  Louvie  vorziehen. 

FORT  (MONT)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Ck)nthey  u.  Entre- 
mont). 3330  m.  Gipfel,  in  der  Kette  des  Mont  Pleureur, 
zwiscnen  den  Thälem  von  Ba^es,  Nendaz  und  Hör^- 
mence ;  steigt  als  kühne  Pyramide  zwischen  Bagnes  und 
dem  Val  de  Cleuson  auf  und  sendet  drei  Gräte  aus :  einen 
SO.-Grat,  der  den  Petit  Mont  Fort  (2938  m)  trägt  und  am 
Col  de  Louvie  endigt ;  einen  NNW.-Grat,  der  den  Bec  des 
Etagnes  (3211  m)  trägt  und  dessen  Ende,  die  Crdte  de 
TAi^etta,  das  Val  de  Cleuson  vom  Val  de  Tortin  trennt ; 
einen  SW.-Grat.  der  sich  bald  in  zwei  Arme  teilt,  dessen 
einer  den  Bec  d'Aget  (2983  m),  Bec  des  Roxes  (32^  m)  u. 
Bec  Termin  (3052  m)  und  dessen  anderer  die  Monts  de 
Sion  (3047  und  2940  m),  den  Col  de  la  Chaux  und  den 
Mont  GeU  oder  die  Becca  de  la  Grande  Joum^  (3028  m) 


144 


FOR 


FOÜ 


irdft.  Zwei  von  diesem  letzteren  auszweigende,  znr  Dent 
de  Nendnz  und  zum  Mont  Chemin  ziehende  kleine  Ketten 
rechnet  man  nicht  mehr  zum  Gebircsstock  des  Mont  Fort. 
Von  Fionnay  aus  in  4,  vom  Col  du  Mont  Fort  aus  in  V4 
Stunden  ziemlich  leicht  zugänglich.  Prachtvolle  Aussicht, 
besonders  auf  die  Gruppe  des  Grand  Combin.  Der  zentrale 
Gipfel  besteht  aus  drei  einzelnen  Spitzen,  die  durch  kurze 
Eiskämme  mit  einander  verbunden  sind. 

FORT  (PETIT  MONT)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Conthey  u. 
Eutremont).  2938  m.  Gipfel,  so.  Vorberg  des  Mont  Fort 
und  von  diesem  durch  den  Col  du  Mont  Fort  geschieden ; 
vom  Col  de  Louvie  aus  in  ^/^  Stunden  leicht  zu  ersteigen. 
Gipfel  besteht  aus  zwei  deutlich  von  einander  getrennten 
Spitzen. 

FORT  (PRAZ  DE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont,  Gem. 
Orsietes).  Weiler.  S.  den  Art.  Praz  de  Fort. 

FORTERE88E  (LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey  und 
St.  Maurice).  3116  m.  Gipfel,  eine  der  Spitien  der  Dent  du 
Midi,  zwischen  dem  Val  d'lUiez  und  dem  Thal  des  Trient ; 
von  der  Cime  de  TEst  durch  den  Col  de  ia  Cime  de  l'Est 
getrennt  und  mit  der  Cath^drale  üt>er  die  Aiguille  Delez 
durch  einen  schwierig  zu  begehenden  Grat  verbunden. 
Zum  erstenmal  1870  durch  £.  Javelle,  den  bekannten 
Schi) derer  der  Hochgebirgswelt  der  Alpen,  und  Oberhau- 
ser bestiegen.  Die  Haute  Cime  und  Forteresse  sind  die 
zwei  am  wenigsten  schwierig  zu  erkletternden  Spitzen 
der  Gruppe  der  Dent  du  Midi.  Von  Salanfe  aus,  wo  ge- 
wöhnlich Nachtquartier  genommen  wird,  in  5  Stunden 
zu  erreichen. 

FORTEZZA  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Maloja).  3365  m. 
Eis-  und  Felsgrat,  über  den  Eismassen  des  Vadret  de  Pers 
und  dem  obern  Abschnitt  des  Morteratschgletschers  und 
zwischen  diesen  beiden.  Steigt  über  der  isla  Persa  terras- 
senförmig nach  S.  bis  zur  Fuorcia  Bellavista  an.  Ueber 
die  Fortezza  führt  einer  der  begangensten  Touristen wege 
von  der  Bovalhütte  und  dem  Diavolezzapass  Aach  dem  Piz 
licrnina  und  seinen  ö.  Nachbarn,  der  Crast'Agüzza,  dem 
Piz  Zupo,  der  Bellavista  und  dem  Piz  Palü. 

FORTINO  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Bernina,  Kreis  und 
Gem.  Puschlav).  970  m.  Burgruine,  über  dem  rechten 
Ufer  des  Puschlaversees,  an  der  Strasse  i^uschlav-Tirano 
und  5  km  so.  Puschlav. 

FORTUNE  (LA)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Gläne ,  Gem. 
Chavannes  sous  Orsonnens).  692  m.  Weiler,  1  km  sw. 
Chavannes  sous  Orsonnens  und  1,5  km  ö.  der  Station  Vil- 
laz-St.  Pierre  der  Linie  Freiburg-Lausanne.  12  Häuser,  60 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Orsonnens.  Getreide-  u.  Kar- 
toflelbau.  Viehzucht  u.  Milchwirtschaft. 

FORTUNE  (A  LA)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Gläne,  Gem. 
Villariaz).  Häusergruppe,  vor  dem  SO.-Ende  des  Dorfes 
V1LI.ARIAZ.  S.  diesen  Art. 

FORTUNEI  (ALPE  DI)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leventina, 
Gem.  Airolo).  2050-2900  m.  Eine  der  höchstgelegenen  Alp- 
weiden des  lUntons  Tessin,  ö.  über  der  Gotthardstrasse 
und  1-2  Stunden  nö.  über  dem  Gasthaus  Prosa  auf  der 
Passhöhe.  Wird  mit  60  Kühen  und  30  Ziegen  bezogen. 
Ausgezeichneter  Fettkäse. 

FORTUNO  (Kt.  Wallis,  Bez.  Harens,  Gem.  Ayent). 
1025  m.  Weiler,  n.  Fortsetzung  des  Dorfes  Saint  Romain, 
der  grössten  Siedelung  der  Gemeinde  Ayent.  16  zu  beiden 
Seiten  des  Weges  zum  Rawilpass  aufgereihte  Häuser  und 
Stadel,  500  m  von  der  Pfarrkirche  entfernt.  116  kathol. 
Ew. 

FORUN  (PIZ)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Albula).  3051  m. 
Felsgipfel,  im  Stock  des  Piz  Kesch  und  4  km  nnw.  von 
diesem ;  zwischen  Piz  Kcsch  und  Porchabellagletscher 
einerseits  und  Piz  Forun  andererseits  die  Fuorcia  d'Alp 
Fontana.  Der  Piz  Forun  ist  der  zentrale  Stock  einer  klei- 
nen Gebirgsgruppe,  die  zwischen  Val  Tuors  im  W.  und 
Val  Fontana  im  0.  aufsteigt  und  im  N.  durch  die  breite 
Senke  der  Lais  da  Raveis-ch  begrenzt  wird.  Von  der  am 
Rand  des  Porchabellagletschers  stehenden  Keschhütte  des 
S.  A.  C.  aus  in  einer  Stunde  leicht  zu  erreichen. 

FORT  oder  LA  F0R£T  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach, 
Gem.  FuUy).  475  m.  Dorf,  den  grössten  Teil  des  Jahres 
unbewohnt,  am  Fuss  des  grossen  und  schönen  Weinbau- 
bezirkes von  Les  Claires  oder  La  Combe  d'Enfer,  4(X)  m 
w.  vom  Dorf  Fully  (Vers  r£glise).  Besteht  aus  etwa  50  Heb- 
häuschen und  Weinpressen,  Eigentum  der  Bewohner  des 
Bezirkes  Entremont,  denen  der  grösste  Teil  dieser  Wein- 


I  berge  gehört.  Wenn  zur  Fastnacht  und  zur  Zeit  der  Wein- 
lese die  Besitzer  hierher  kommen  und  dann  jedes  Häus- 
chen mehrere  Haushaltungen  zugleich  beherbergt, entfaltet 
sich  in  diesem  sonst  so  stillen  Winkel  ein  fröhliches  und 
reges  Leben. 

F08AN0  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locamo,  Gem.  Vira-Gam- 
barogno).  350  m.  Weiler,  800  m  s.  Vira  und  3  km  sv9.  der 
Station  Ma^adino  der  Zufahrtslinie  Luino-Bellinzona  der 
Golthardbahn.  19  Häuser,  74  kathol.  Ew.  Acker-  u.  Wein- 
bau, Vieh-  und  Seidenraupenzucht. 

F08EN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggenburg,  Gem. 
Krummenau).  1090  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  in  einem 
kleinen  rechtsseitigen  Nebenthal  zum  Toggenburg,  6  km 
ö.  der  Station  Ebnat-Kappel  der  Toggenburgerbahn  und 
1,5  km  nö.  Krummenau.  37  reform.  Ew.  Wiesenbau  ond 
Viehzucht. 

F088  (8UR  IL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn).  2325  m. 
Tief  eingeschniltene  Senke,  zwischen  den  Bergstöcken 
des  Piz  Tavrü  und  Piz  Pisoc ;  verbindet  das  Val  Plavna 
mit  dem  Val  Mingdr  und  weiterhin  mit  dem  ScarlthaJ. 
6  km  WSW.  über  bcarl. 

F088ADA  (p0880  DI)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Bellin- 
zona).  1200  m.  Käsen  bestanden  er  Bücken,  zwischen  Val 
di  Fossada  und  seinem  w.  Nachbarn,  dem  Val  di  Ras- 
cada ;  4,5  km  ö.  über  Sanf  Antonio.  Einige  Hütten. 

F088ADA  (VAL  DI)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Bellinzona). 
1800-900.  Rechtsseitiges  Nebenthal  zum  Val  Morobbia,  das 
selbst  wieder  2  km  unterhalb  Bellinzona  auf  das  Thal  des 
Tessin  ausmündet.  Das  Val  di  Fossada  steigt  vom  Passo 
di  San  Jorio  nach  SW.  ab  und  vereinigt  sich  3,5  km  unter- 
halb der  Passhöhe  mit  dem  Val  Morobbia.  Hütte  in  1461 
m.  Durch  Val  Morobbia  und  Val  di  Fossada  führt  der  Weg 
über  den  sehr  bekannten  und  stark  begangenen  Passo  di 
San  Jorio. 

F088ARD  (Kt.  Genf,  Linkes  Ufer,  Gem.  Thönei). 
402  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  des  zur  Arve  gehenden 
Foron,  4  km  so.  Genf  und  1  km  onö.  der  Station  ViUette 
der  elektrischen  Strassenbahn  Genf-Veyrier.  Telephon. 
14  Häuser,  59  kathol.  Ew. 

F088ARD  <EN)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz,  Gem. 
Pont  Ia  Ville).  808  m.  Gruppe  von  3  Häusern;  2,5  km 
nnö.  Pont  Ia  Ville  und  14,5  km  nnö.  der  Station  Bulle  der 
Linie  Bulle-Romont.  19  kathol.  Ew.  Futterbau  und  Vieh- 
zucht. 

F088AUX  (LE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey,  Gem. 
Vouvry).  Wildbach ;  entspringt  ö.  unter  dem  von  Vouyry 
nach  ChAtcl  d'Abondance  fuhrenden  Pas  de  Vernaz  in  1377 
m  und  mündet  nach  6  km  langem  Lauf  nach  O.  700  m 
nö.  Vouvry  in  382  m  von  links  in  die  Rhone.  Nimmt  die 
unterirdisch  abfliessenden  Wasser  des  Lac  deTaneyaof.  Auf 
seinem  Schuttkegel,  rechts  vom  heutigen  Flussbett,  steht 
das  Dorf  Vouvry. 

FOT  (PIZ)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn).  2595  m.  Wenig 
bemerkenswerter  Gipfel,  s.  vor  dem  Piz  Mondin,  5  km  n. 
über  Schieins  im  Unter  Engadin  und  5-6  Stunden  nw. 
über  Martinsbrück. 

FOUQfeRE|FIOUG£REod.FLOGfeRE(LA),auch 
EN  FIAUG^RE  geheissen(Kt.Waadt,Bez.Morges,Gem. 
Yens).  639  m.  Gruppe  von  2  Häusern,  nahe  dem  linken 
Ufer  des  Boiron,  der  Strasse  Saint  Prex-Ballens  und  der 
zwischen  Yens  und  Ballens  gelegenen  Waldungen  ;  2,3  km 
nw.  Yens.  19  reform.  Ew.  Kirchg^emeinde  Saint  Livres 
und  Yens.  200  m  sw.  davon  am  Boiron  eine  Mühle. 

FOULAT  oder  FOULAZ  (MONT)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Entremont).  3671  m.  Eisdom,  in  der  Gruppe  des  Grand 
Combin,  zwischen  den  Thälern  von  Bagnes  u.  Entremont. 
Wird  von  den  Landleuten  im  Val  d*Entremont  auch  wohl 
Dent  du  Midi  geheissen.  Besteijpung  ohne  grosse  Schwie- 
rigkeiten, von  der  Panossicrehütte  aus  sw.  um  den  Com- 
bin de  Corbassi^re  herum  oder  über  diesen  Gipfel  selbst 
in  etwa  4  Stunden  zu  bewerkstelligen.  Der  Mont  Foulat 
auf  der  Siegfriedkarte  irrtümlich  Petit  Combin  geheissen, 
welcher  Name  dem  genauer  Combin  de  Boveyre  geheis- 
senen  Gipfel  3649  m  zukommt. 

FOULAT8  (LE8)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont).  Gip- 
fel. S.  den  Art.  Folläts  (Les). 

FOULAZ  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Orbe,  Gem.  Croy). 
Hüusergruppe.  S.  den  Art.  Foule  (La). 

FOULAZ  (MONT)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont).  Gip- 
fel. S.  den  Art.  Foulat  (Mont). 


FOÜ 


FOÜ 


145 


FOULE  (LA)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  und  Gem.  Münster). 
Schöne  kleine  Klus,  die  die  Antiklinale  zweiter  Ordnung 
der  Verrerie  de  Moutier  durchschneidet;  Höhle  u.  Strom- 
quelle, die  zur  Zeit  der  Schneeschmelze  als  starker  Wild- 
bäch  aus  den  Felsen  hervorbricht. 

FOULE  (LA)  (Kt.  Neuenbürg,  ßez.  Boudry,  Gem.  Gor- 
gier). 460  m.  Oelmühle  und  Ofenrabrik,  am  Bach  von 
Uiez  le  Bart,  500  m  n.  vom  Weiler  Chez  le  Bart  u.  1  km 
ö.  der  Station  Saint  Aubin-Gorgier  der  Linie  Neuenburg- 
Yverdon.  Ehemalige  Uanfmühle. 

FOULE  (LA)  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  und  Gem.  Le 
Locle).  Quartier  der  Stadt  Le  Locle.  S.  diesen  Art. 

FOULE  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Cossonay,  Gem.  La 
Sarraz).  475  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  nahe  dem  linken 
Ufer  der  Venoge,  an  der  Strasse  Lausanne- Orbe  u.  500  m 
SSW.  La  Sarraz.  75  reform.  Ew. 

FOULE  oder  FOULAZ  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Orbe, 
Gem.  Croy^.  617  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  rechten 
Ufer  des  Nozon  etwas  oberhalb  des  Wasserfalles  Le  Dard, 
900  m  s.  der  Station  Croy  der  Linie  Lausanne-Pontarlier. 
20  reform.  Ew.  Säge,  Mühle,  Feilenhauerei. 

FOULE  (VIEILLE)  (Kt.Waadt,  Bez. u.  Gem.  Payerne). 
Häusergruppe.  S.  den  Art.  Vieille  Foule. 

FOULET8  (LE8)  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  und  Gem.  La 
Chaux  de  Fonds).  1022  m.  Thälchen  mit 
einigen  Meierhofen,2  km  nö.  der  Halte- 
stelle Les  £platures  der  Linie  La  Chaux 
de  Fonds-Le  Locle  und  2,^  km  sw.  La 
Chaux  de  Fonds.  Id  Häuser,  75  reform. 
Ew.  Viehzucht.  Argovien-Combe,  Fort- 
setzung derjenigen  .von ^  Entre  deux 
Monts.  Längs  des  NW. -Randes  der 
Combe  von  Les  Foulets  eine  Reihe  von 
Trichtern  femposieux),  durch  die  bei 
normalem  Wasserstand  die  z.  T.  torfi- 
gen Wasser  des  Thälchens  ablliessen. 
FOULY  (LA)  (Kt. Wallis,  Bez.  Entre- 
mont).  Maiensässe.  S.  den  Art.  Fotly 
(U). 

FOULY  (MONT  DE  LA)  (Kt.  Wal- 
lis, Bez.  Entremout).  Gipfel.  S.  den  Art. 
FoLLY  (Munt  de  la). 

FOUNEX  (Kt.  Waadt,  Bez.  Nyon). 
400  m.  Gem.  und  Dorf,  nahe  dem  Ufer 
des  Genfersees  und  der  Strasse  Lau- 
sanne-Genf, an  der  Strasse  Cöligny-Cop- 
pet,  2  km  n.  Coppet  und  6,8  km  ssw. 
Nyon.  Haltestelle  der  Linie  Lausanne- 
Genf.  Telephon.  Gem.,  mit  dem  Weiler 
Le  Chataign^riaz :  76  Häuser,  374  zur 
Mehrzahl  reform.  Ew. ;  Dorf:  42  Häu- 
ser, 186  Ew.  Reformierte  Kirchgemeinde 
Comrougny.  Katholische  Kapelle.  Acker- 
und  Weinbau.  Das  Dorf  bis  17Ö8  Teil 
der  Baronie  Coppet.  1224:  Fosnai;  1251 :  Founai.  Unter 
der  über  dem  Steilufer  des  Sees  bis  zum  Dorf  hinauf 
ziehenden  Moräne  steht  Molasse  der  aquitanischen  Stufe 
an. 

FOUR  (GROTTE  OV)  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  u.  Gem. 
Boudry).  535  m.  Höhle  (Mume),  unter  einer  aus  Schich- 
ten des  untern  Valangien  bestehenden,  überhängenden 
Felswand,  in  den  Gorges  de  TAreuse  und  30  m  über  dem 
linken  Ufer  des  Flusses;  1,8  km  nw.  der  Station  Boudry 
der  Linie  Neuenburg  -  Lausanne.  Vorhistorische  Kultus- 
und  Opferstätte  aus  gallischer  Zeit.  Vergl.  Desor,  Ed.  La 
caveme  ou  bäume  du  Four  im  Musee  Neuchdtc.lois. 
1871. 

FOUR  (PLAN  DU>  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aicle,  Gem.  01- 
lon).  1600  m.  Kleine  Alpweidenterrasse  mit  4  Hütten,  am 
^.-Hang  der  Chaux  Ronde  oder  des  Signal  de  Conche  und 
am  rechtsseitigen  Gehänge  des  Thaies  der  Gryonne.  1 '/, 
Standen  nö.  über  Villars.  Abteilung  der  Alpweiden  von 
Charmet;  wird  im  Juni  und  September  bezogen. 

FOURCHAUX  (LA)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Courtelary, 
Gem.  St.  Immer).  Häusergruppe,  mit  grossem  Bauernhof 
und  Gasthaus,  8üO  m  w.  St.  immer.  17  kathol.  Ew.  Sehr 
bemerkenswert  sind  die  hier  am  Fuss  des  Sonnenbergs 
unter  den  Portlandschichten  anstehenden  Schichten  des 
Purbeck. 
FOURCHE.  Ortsname;  bezeichnet  gewöhnlich  einen 


Passüberffang  oder  eine  Senke  zwischen  zwei  Gipfeln.  S. 
den  Art.  Furka. 

FOURCHE  {COL  DE  LA)  (Kt.  Uri  u.  Wallis).  Ehe- 
maliger französischer  Name  für  den  Passubergang  der 
Furka.  S.  diesen  Art. 

FOURCHE  (COL  DE  LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entre- 
mont).  Ca.  3400  m.  Passubergang,  zwischen  der  Petite 
Fourche  u.  der  Fourchette,  in  der  Trientgruppe  (schwei- 
zerischer Abschnitt  des  Mont  Blanc  Massives).  Zum  ersten- 
mal 1892  überschritten ;  ziemlich  schwierig  zu  begehen, 
Saleinazhütte- Passhöhe  5  Stunden  und  Passhöhe- Fenötre 
de  Saleinaz  eine  Stunde. 

FOURCHE  (LA  GRANDE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entre- 
mont).  3610  m.  Höchster  Gipfel  der  Trientgruppe  im  en- 
geren Sinne  (schweizerischer  Abschnitt  des  Mont  Blanc 
Massives],  auf  dem  Granitkamm  zwischen  den  Gletschern 
von  Salemaz  u.  Le  Tour.  Bildet  einen  eigentlichen  Berg- 
stock, der  im  SW.  von  der  Fenötre  du  Tour,  im  N.  vom 
Col  du  Tour  und  im  NO.  von  der  Fenötre  de  Saleinaz  be- 
grenzt ist  u.  mit  einer  Reihe  von  Spitzen  aufragt :  Grande 
Fourche  (zentraler  Hauptgipfel)  und  Petite  Fourche  (3507 
m),  zwischen  beiden  der  Col  des  Fourches  (3434  m);  La 
Fourchette  (ca.  3410  m),  von  der  Petite  Fourche  durch 
den  Col  de  la  Petite  Fourche  (ca.  3400  m)  getrennt ;  Col 


Die  Grande  Poorche  von  Stkdwesten. 

Blanc  (3402  m)  und  Töte  Blanche  (3430  m).  Der  zentrale 
Gipfel  der  Grande  Fourche  wird  häufig  bestiegen ;  ent- 
weder von  der  Saleinazhütte  aus  über  steile,  aber  nicht 
sehr  schwierige  Felswände  in  3  Stunden,  oder  von  der 
Ornyhülte  aus  über  die  obern  t^'imfelder  des  Gletschers 
von  Le  Tour  in  6'/,  Stunden.  Zum  erstenmal  1878  be- 
zwungen. Umfassende  Aussicht,  besonders  schön  für  die 
näher  gelegenen  Hochgebirgsgebiete.  Der  Name  Fourche 
(den  Ausdrücken  Furka,  Forca,  Forcola,  Forclaz  entspre- 
chend) wird  von  den  Gebirgsbewohnern  zunächst  für  einen 
von  zwei  Bergspilzen  überragten  Passübergang  gebraucht 
und  ursprünglich  wohl  der  heute  als  Fenötre  de  Saleinaz 
bekannten  Scharte  beigelegt  worden  sein,  worauf  er  — 
ebenfalls  einem  alten  Brauch  entsprechend  —  auch  auf 
die  betreffenden  Gipfel  selbst  übertragen  wurde. 

FOURCHE  (LA  PETITE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entre- 
mont).  3507  m.  Gipfel,  in  der  Trientgruppe  (schweizeri- 
scher Abschnitt  des  Mont  Blanc  Massives) ;  über  den  Glet- 
schern von  LeTour,  Saleinaz  und  Trient;  von  der  Grande 
Fourche  (3610  m;  durch  den  Cal  des  Fourches  (3434  m) 
getrennt.  Zum  erstenmal  1876  bestiegen ;  bietet  keine  be- 
sonderen Schwierißkeiten,  von  der  Ornyhütte  aus  in  3 
Stunden  und  von  der  Saleinazhütte  aus  in  4  Stunden  zu 
erreichen.  Wird  der  Nähe  der  beiden  Hütten  und  der 
grossartigen  Nahsicht  wegen  oft  besucht. 

FOURCHES  (LES)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Nyon,  Gem. 
GEOGR.  LEX.  54  —  II  —  10 


146 


FOU 


PRA 


GreDs).  480  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  mit  Möhlc  und 
Säge,  an  der  zum  Genfersee  fliessenden  Asse,  am  Weg 
Grens-Trölex  und  1  km  n.  Grens.  30  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Gingins. 

FOURCHE8  (COL  DES)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entre- 
mont).  3434  m.  Passübergang,  zwischen  Grande  und 
Petite  Fourche,  in  der  Trient^ppe  (schweizerischer  Ab- 
schnitt des  Mont  Blanc  Massives).  Zum  erstenmal  1850 
vom  englischen  Naturforscher  Forbes  mit  zwei  Führern 
besucht,  die  aber  den  Abstieg  über  den  Saleinazgletscher 
nicht  wagten;  erst  18Ö5  unter  Ueberwindung  namhafter 
Schwierigkeiten  ganz  überschritten.  Verbindet  den  Gla- 
cier  du  Tour  mit  dem  Glacier  de  Saleinaz. 

FOURCHETTE  (LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont). 
3410  m.  Gipfel,  im  Gebirgsstock  der  Grande  Fourche, 
Trientgruppe  (schweizerischer  Abschnitt  des  Moni  Blanc 
Massives);  auf  der  Siegfriedkarte  unbenannt,  1895  von 
Besteigem  so  benannt.    Zum  erstenmal  1881  besucht. 

FOURCHON  (COL  DU)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entre- 
mont). Ca.  2600  m.  Scharte,  zwischen  den  verwitterten 
Felsmassen  des  Mont  Fourchon  und  der  Aiguille  de  Le- 
sache,  auf  der  Landesgrenze  eegen  Italien ;  verbindet  das 
schweizerische  Val  Ferret  üoer  das  Thälchen  des  Ban 
d'Arrey  mit  der  italienischen  Alpe  d'Ardifarco  (im  Thal 
des  Grossen  St.  Bernhard).  Ist  im  Hochsommer  nicht 
schwierig  zu  begehen ;  wird  von  Touristen  kaum  über- 
schritten, während  er  ein  beliebter  Uebergang  für  die 
Schmuggler  ist.  Ferret-Passhöhe  3Vt»  Passhöne  -  Saint 
Hemy  2V,  Stunden.  Benannt  nach  dem  unmittelbar  nö. 
über  ihm  aufsteigenden  Mont  Fourchon. 

FOURCHON  (MONT)(Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont). 
2900  m  (2903  m  auf  der  italienischen  Karte).  Gipfel,  auf 
der  Grenze  zwischen  der  Schweiz  und  Italien,  w.  über 
dem  Hospiz  auf  dem  Grossen  St.  Bernhard,  zwischen 
dem  schweizerischen  Val  Ferret  und  dem  italienischen 
Thal  des  Grossen  St.  Bernhard  und  onö.  vom  Grand 
Golliaz.  Auf  der  älteren  Ausgabe  der  Siegfriedkarte 
Mont  Fourchons  geheissen;  früher  Le  Pain  de  Su- 
cre genannt,  welche  Bezeichnung  heute  auf  eine  im 
OSO.-Grat  des  Mont  Fourchon  stehende  und  vom  Hospiz 
auf  dem  Grossen  St.  Bernhard  aus  sehr  ^ut  sichtbare 
Felspyramide  beschränkt  bleibt.  Der  schweizerische  oder 
NW.-Hang  des  Gipfels  heisst  bei  den  Landleuten  Les 
Vans  (auf  der  älteren  Ausgabe  der  Siegfriedkarte  irrtüm- 
lich Les  Vents  d*Aglo  geschrieben),  unter  welcher  Bezeich- 
nung die  französisch  sprechenden  Gebirgsbewohner  immer 
solche  Felshänge  verstehen,  an  denen  magere  und  den 
Wildheuem  noch  zugängliche  Rasenbänder  vorhanden 
sind.  Besteigung  des  Mont  Fourchon  sehr  leicht,  erfor- 
dert von  der  Passhöhe  des  das  Hospiz  auf  dem  Grossen 
St.  Bernhard  mit  dem  Val  Ferret  verbindenden  Col  de 
Fendtre  aus  nur  eine  halbe  Stunde.  Prachtvolle  Aussicht 
auf  die  Gruppe  des  Mont  Dolent  und  des  Tal^fre.  Gleiche 
Etymologie  wie  Fourche.    S.  diesen  Art. 

FOURCHY  oder  FORCHIR  (LA)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Martinach,  Crem.  Riddes).  492  m.  Aussenquartier  des 
Hauptdorfes  der  (jemeinde  Riddes,  zwischen  den  Allu- 
vionen  der  Fare  und  den  weiten  Sümpfen  w.  Riddes  ge- 
legen ;  steht  an  der  alten  Strasse  und  war  einst  die 
zentrale  Siedelung  der  Gemeinde  Riddes.  In  La  Four^ 
chy  die  Pfarrkirche.  Römische  Münzen  und  andere 
Funde. 

FOURQNON  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint  Maurice,  Gem. 
Dor^naz).  840  m.  Schieferbrüche,  am  SW.-Hang  des 
Diabley,  am  Weg  Dor^naz-Alesse  und  IVt  Stunden  nw. 
Dor^naz.    Karbonschichten. 

FOURNOUTZ  oder  FOURNOUT8E  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Entremont,  Gem.  Bourg  St.  Pierre).  2130  m.  Som- 
merweide mit  etwa  10  Hütten,  unter  der  Gr^te  du  Pei  u. 
der  Becca  Colinta,  links  von  der  Ausmündung  der  Combe 
des  Planards  und  4  km  «»w.  über  Bourg  St.  Pierre. 

FOUR8  (AUX)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey,  Gem. 
Vionnaz).  1185  m.  Maiensässe  mit  etwa  10  zerstreut  ge- 
legenen Hütten,  im  oberen  Abschnitt  des  Thaies  desAvan- 
i^on  und  über  dem  rechten  Ufer  dieses  Flusses,  am  Weg 
zum  Gol  de  la  Groix;  3,5  km  w.  Vionnaz  und  2  km  w. 
Revereulaz. 

FOUX  '(LE8  8EX  DU)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Sitten). 
2566  m.  Felsmasse,  onö.  Voroerg  des  Sanetschhoms  oder 
Mont  Brun,  1  km  n.   über  der  Passhöhe  des  Sanetsch 


(La   Grande  Croix)  und  unmittelbar  über  der  Walliser 
Sanetschalp  oder  Alpe  de  S^nin. 

FOYRAU8AZ  oder  FOIRAU8AZ  (LA)  (Kt.  Waadt, 
Bez.  Echallens,  Moudon  u.  Yverdon).  Bach,  im  n.  Jorat; 
entspring  nö.  Fey  in  640  m,  geht  zwischen  den  Dorfern 
Rueyres  im  W.  und  Bercher  im  0.  durch,  bildet  auf  eine 
grosse  Strecke  seines  Laufes  die  Grenze  zwischen  den 
Bezirken  £challens,  Moudon  und  Yverdon,  flieset  im  un- 
tern Abschnitt  durch  ein  tiefes  Waldtobel  und  mündet 
nach  4,5'  km  langem  Lauf  in  nördl.  Richtung  unterhalb 
Oppens  (525  m)  von  rechts  in  den  Sauteruz  (Einzugsgebiet 
der  Mentue).   Treibt  eine  Mühle. 

FRACHE  (TORRENT  de  LA)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Monthey).  2900-^60  m.  Wildbach  ;  entspringt  dem  kleinen 
Glacier  de  Soix  und  einem  am  Fuss  des  Doi^  (einer  der 
W. -Spitzen  der  Gruppe  der  Dent  du  Midi)  j^lefi^nen 
Miniatursee,  fliesst  durch  ein  rasch  fallendes  Tobei,  bil- 
det nahe  der  Mündung  eine  Reihe  von  sehr  schönen 
Wasserföllen  und  vereinigt  sich  nach  3  km  langem  Lauf 
in  der  Richtung  SO.-NW.  beinahe  gegenüber  dem  Wild- 
bach Chavalet  von  rechts  mit  der  Vidze. 

FRiCSCHELS»  französisch  Frasses  (Kt.  Frei  bürg. 
Bez.  See).  455  m.  Gem.  und  schönes  Dorf,  auf  einer  An- 
höhe am  Rand  des  Grossen  Mooses,  an  der  Strasse  Aar- 
berg-Kerzers (Chietres)  und  2,5  km  nnö.  des  Dorfes  Ker- 
zers. Station  der  Linie  Lausanne-Payeme-Lyss.  Postablage, 
Telephon.  51  Häuser.  2d5  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Kerzers.  Getreide-,  Kartoffel-,  Gemüse-  und  Weinbau. 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Hier  besass  1228  der 
Orden  der  Deutschritter  ein  Hospiz  u.  Ordenshaus.  1228: 
Frescin. 

FRAG8TEIN(RUINE)  (Kt. Graubünden,  Bez. Unter- 
Landquart,  Kreis  und  C^m.  Seewis).  600  m.  Burgruine, 
in  der  Klus  über  dem  rechten  Ufer  der  Land^uart,  3  km 
so.  Malans  und  2,5  km  sw.  Grüsch.  Zuerst  Eigentum  der 
Edeln  von  Aspermont,  dann  (durch  Erbschaft)  der  Grafen 
von  To|]^genburg.  Die  Ueberlieferung  erzahlt,  dass  der 
letzte  Eigentümer  der  Burg  von  einem  jungen  Landmano, 
dessen  Braut  er  verführt  hatte,  getötet  und  dass  die  Burg 
bei  diesem  Anlass  vom  Volk  zerstört  worden  sei. 

FRAID'AIGUE  (Kt.  Waadt,  Bez.  Morges,  Bez.  Saint 
Prex).  385  m.  Schönes  Landgut,  am  Genfersee  und  an 
der  Strasse  Lausanne-Genf,  1  km  nnö.  Saint  Prex  und 
3,5  km  sw.  Morges.  Vom  Grafen  d'Oyen  ums  Jahr  1830 
erbaute  Villa  im  Stile  einer  gotischen  Kapelle.  Am  See- 
ufer und  auf  der  Uferbank  steht  Molasse  an. 

FRAKMÜNT.  Ehemaliger  Name  des  Pilatus.  S. 
diesen  Art. 

FRAKMÜNT  (Kt.  Nidwaiden,  Gem.  Hergiswil). 
1309  m.  Alpweide  mit  4  Hütten,  am  Fuss  des  Klimsen- 
horns  (Pilatus)  und  an  der  Quelle  des  Stein ibaches,  3 
Stunden  sw.  über  Hergiswil.  Korporationseigentum.  Hier 
wachsen  Alpenrose,  Pirola  unißora,  Veronica  niontana 
u.  a.  Arten. 

FRAKMÜNT  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Alpnach).  1531  m. 
Alpweide  mit  Gruppe  von  4  Hütten,  am  S.-Fuss  desTom-. 
lishoms  (Pilatus)  und  am  Meisibach,  4-5  Stunden  nw. 
über  Alpnachstaad. 

FRANC  CA8TEL  (Kt.  Waadt,  Bez.  Grandson,  Gem. 
Sainte  Groix).  1066  m.  Burgruine,  beinahe  ganz  ver- 
schwunden; nahe  dem  Col  des  ftroits,  an  der  Strasse 
von  Sainte  Groix  über  Noirvaux  ins  Val  de  Travers,  500  m 
ö.  La  Chaux  und  n.  über  Sainte  Groix.  Von  Huffues  de 
Chälons-Arlay,  Herrn  v.  Jougne,  zu  Beginn  des  14.  Jahr- 
hunderts erbaut  und  von  den  Bewohnern  von  Sainte  Croix 
unter  Beihilfe  von  Berner  Truppen  1536  zerstört.  Nach- 
grabungen haben  einen  Teil  der  Grundmauern  biosgelegt, 

FRANCHE8  MONTAGNE8  (LES)  deutsch  Frei- 
BFRGEN.  Amtsbezirk  der  Kantons  Bern.  Haupt- 
ort Saignel^gier.  17  politijüche  Gemeinden  : 
Le  Bömont,  Les  Bois,  Les  Breuleux,  La  Chaux, 
Les  En/ers,  ßpauvillers,  ^piquerez,  Gou- 
mois,  Montfaucon,  Montravergier,  Muriaux, 
Le  Noirmont,  Peuchapatte,  Les  Pommerats, 
Saignelögier,  Saint  Brais  und  Soubey.  Sie^ 
ben  ivom  Staate  anerkannte  und  zwei 
nicht  anerkannte  katholische  Kirchgemeinden.  Die  Re- 
formierten gehören  einer  Unterabteilung  der  Kirch- 
gemeinde Pruntrut-Freibergen  an,  deren  Pfarrer  in 
Saignel^gier  wohnt.    Fläche  :  18810  ha.   10511  Ew.   in 


PR\ 


PRA 


147 


1489  Häusern  und  2097  Haashaltungen ;  9795  Katholiken , 
705  Refopmierte  (zahlreiche  Wiedertäufer);  9800  Ew. 
französischer^  572  deutscher  und  150  italienischer  Zunge. 
56  Ew.  anf  einen  km'.  Dieser  im  Berner  Jura  gelegene 
Amtsbezirk  grenzt  im  NW.  an  Frankreich  (Departement  du 
Doubs),  im  N.  an  den  Amtsbezirk  Pruntrut,  im  SO.  u.  S. 
an  die  Amtsbezirke  Delsberg,  Münster  u.  Courtelary  und  an 
den  Kanton  Neuenbur(|;  (Bezirk  La  Ghaux  de  Fonds).  Die 
Franches  Montagnes  bilden  eine  weite,  im  Mittel  1000  m 
hoch  gelegene  Hochfläche  zwischen  dem  Sonnenberg  im 
SO.  und  dem  Doubs  im  NW.  Zum  Amtsbezirk  gehört 
auch  noch  der  grössere  Teil  des  jenseits  der  tiefen 
Schluchten  des  Doubs  geleffenen  Glos  du  Doubs. 

Das  Gebiet  der  Francnes  Montagnes  im  engeren  Sinne 
besteht  aus  zwei  breiten  Thalfürchen,  oder  besser  aus 
zwei  Längssenken,  die 


oder  den  Mühlen  am  Doubs  herstellen.  Auf  dem  Plateau 
der  Franches  Montagnes  selbst  sickert  alles  Wasser  in 
den  Boden  ein,  sammelt  sich  in  unterirdischen  Rinnen 
und  fliesst  dann  zum  Doubs,  zur  Schüss  und  Sorne  ab. 
Charakteristisch  für  die  Landschaft  sind  hier  die  zahl- 
reichen Dolinen  (emposieux),  d.  h.  mitten  in  den  Wiesen 
und  Weiden  gelegene  und  beinahe  stets  von  Tannen  um- 
rahmte natürliche  Abflusstrichter.  Das  einzige  nennens- 
werte stehende  Gewässer  des  Amtsbezirkes,  der  7,86  ha 
Fläche  umfassende  Weier  von  La  Teure  (n.  vom  Moulin 
de  ia  Gruy^re),  liegt  in  einem  z.  T.  mit  Tannenwald  be- 
standenen Torfmoor,  treibt  eine  Mühle  u.  Säge  u.  lässt 
sein  Wasser  dann  plötzlich  in  einer  neben  der  Strasse  Tra- 
melan -  Saignel^er  sich  öffnenden  Doline  verschwinden. 
Das  Plateau  der  Franches  Montagnes  liegt  zu  hoch,  um 


von  SW.-NO.  ziehen, 
vertorft  und  an  man- 
chen Stellen  stark 
sumpfig  sind  und  kei- 
nen oberflächlichen 
Wasserlauf  aufwei- 
sen. Der  ersten  dieser 
Senken  folgt  ihrer 
ganzen  Länge  nach 
die  schöne  Strasse 
von  La  Ghaux  de 
Fonds  über  La  Fer- 
nere (IWO  m),  Les 
Bois  (1087  m),  Le 
Noirmont  (1005  m), 
Muriaux  (%2  m),  Sai- 

Siel^er  (962  m), 
ontfaucon  (1006  in) 
and  Saint  Brais  (975 
m)  nach  La  Roche 
(888  m).  Im  NW.  be- 
gleiten diese  Senke 
eine  Reihe  von  bald 
bewaldeten,  bald  fel- 
sigen Höhen,  die  bei 
Les  Bois  1055  m,  n. 
Le  Noirmont  1084  m, 
mit  den  senkrechten 
Felswänden  der  Som- 
mötres  (Burgruine 
Spi^elberg)  1083  m, 
D.  Saignel^ier  1073 
m  und  Ö.  Saint  Brais 
1066  m  erreichen.  Die- 
se Kämme,  die  eine 
weite  Femsicht  auf 
die  Freigrafschaft  u. 
auf  Jura  und  Alpen 
bieten ,  fallen  steil 
zum  Doubs  ab,  längs 
welchem  sich  eine 
grosse  Anzahl  von 
sehr  schönen  und 
malerischen  Land  - 
schiftsbildern  aufrei- 
hen. Eine  andere  Reihe  von  Hügeln  bejgleitet  die  Senke 
im  SO. ;  ihre  jorrösste  Höhe  erreichen  sie  mit  1083  m  nö. 
Peachapatte.  Zwischen  diesen  Kämmen  und  dem  Son- 
nenberg  im  S.  ist  die  zweite,  weniger  bedeutende  Längs- 
farche  eingesenkt,  deren  sw.  Abschnitt  den  Namen  La 
Chaux  d'Abel  trägt  und  der  die  Strasse  von  La  Fernere 
über  Les  Breuleux  (1042  m),  La  Chaux  (1035  m)  und  Les 
Genevez  (1028  m)  nach  Bellelay  folgt. 

Der  einzige  Flusslauf  des  Amtsbezirkes  ist  der  Doubs, 
der  von  Biaufond  bis  Le  Glairbief  ganz  auf  französischem 
Boden  fliesst,  dann  in  die  Schweiz  eintritt  und  den  Glos 
du  Doubs  von  den  Freibergen  scheidet.  Er  nimmt  eine 
RTosse  Anzahl  von  Bächlein  auf,  die  oft  in  reizenden  Fällen 
sich  über  die  steilen  Gehänge  der  Doubschluchten  hinunter- 
stürzen und  stellenweise  (so  z.  B.  in  den  Gorges  de  Rond 
Tiourd)  von  einem  üppigen  Pflanzenkleid  umgrünt  sind. 
Diesen  Seitentobeln  fol^n  eine  Reihe  von  äusserst  steilen 
Fusswegen  und  selbst  einige  Strassen,  die  die  Verbindung 
der  Hochfläche  der  Freibergen  mit  den  Flussübergängen 


Y.Attinger  * 


Amtsbezirk  Freibergen. 


dem  Anbau  einen  ergibigen  Boden  bieten  zu  können  ;  der 
weitaus  grösste  Teil  dieser  Flächen  ist  mit  Tannenwal- 
dungen und  grossen  Sennbergen  bestanden,  und  nur  aus- 
nahmsweise sieht  man  hier  und  da  einen  Acker  oder  Gär- 
ten. Die  einzelnen  Sennberge  oder  Bergweiden,  auf  denen 
stellenweise  etwa  auch  sehr  lichte  Waldungen  von  hun- 
dertjährigen Tannen  stehen,  sind  immer  dfurch  Mauern 
von  lose  angehäuften  Steinen  von  einander  getrennt.  An 
sehr  geschätzten  Lagen  geben  Getreide,  Pflaumen-,  Apfel- 
und  Birnbäume  noch  zufriedenstellenden  Ertrag,  die  Ge- 
müse sind  sehr  zart  und  schmackhaft.  Zur  Sommers- 
zeit sind  die  Tage  trocken  und  heiss,  die  Nächte  dagegen 
frisch  oder  sogar  kalt;  während  des  6-7  Monate  andau- 
ernden Winters  fallt  viel  Schnee  und  sinkt  die  Temperatur 
bis  zu  —  30*  C.  Nebel  sind  dagegen  selten.  Es  ist  also  das 
Klima  dieser  Hochflächen  im  Ganzen  ein  durchaus  ge- 
sundes und  für  die  Entwicklung  von  klimatischen  Kur- 
orten günstiges.  Einst  litt  die  ganze  Landschaft  im  Som- 
mer an  Mangel  von  gutem  Trinkwasser;  heute  versehen 


148 


FRA 


FRA 


die  läng^  dem  Lauf  des  Doubs  aufgereihten  Wasser-  und 
Elektrizitätswerke  alle  Ortschaften  nicht  nur  mit  Licht 
und  Kraft,  sondern  auch  mit  reichlichem  und  pitem  Was- 
ser, das  von  den  in  halber  Höhe  an  den  Gehängen  des 
Doubsthales  sprudelnden  Quellen  stammt  und  durch 
mächtige  Maschinenanlagen  in  die  über  den  einzelnen 
Dörfern  gelegenen  Reservoire  hinaufgehoben  wird.  Auf 
diese  Art  besitzt  jetzt  jedes  einzelne  Dorf  der  Franches 
Montagnes  seine  eigene  Hochdruckwasserversorgung  mit 
Hydranten  und  einem  alle  Häuser  versehenden  Leitungs- 
netz. 
Der  Boden  des  Amtsbezirkes  verteilt  sich  auf 
Aecker  und  Gärten  1181  ha 

Wiesen  und  Baumgärten        6991    )> 
Sennberge  2394  » 

Wälder  5254   » 

Unproduktives  Land  2990  » 

Total  18810  ha 

Vom  angebauten  Boden  sind  bepflanzt  mit 

Getreide  853  ha 

Hackfrüchte  266  » 

Anderen  Kulturen  62  » 


Total         1181  ha 
Die  Obstbäume  verteilen  sich  auf  eine  Fläche  von  7783 
ha.  Im  Jahre  1888  zählte  man  5853  Apfel-,  3928  Qirn-,  2761 
Kirsch-,  5432  Pflaumen-,  478  Nussbaume,  521  Spaliere  u. 
Zwergobstbäume  und  13  Quittenbäume. 

Die  Haupterwerbsquellen  der  Bevölkerung  sind  Vieh- 
zucht u.  Landwirtschaft.  Die  Viehstatistik  ergibt  folgende 
Zahlen : 

1886    1896    1901 
Hornvieh      .    .    6768    6990    7146 
Pferde     .    .    .    1680    1438    1896 
Schweine     .    .    1717    2680    2821 
Schafe     ...      795      774     521 
Ziegen      ...      454     620     538 
Bienenstöcke    .      638     970     933 
Im  Doubs  fön^  man  ausgezeichnete  Lachsforellen.  Das 
jagdbare  Wild  nimmt  an  Zahl  sichtlich  ab ;  Wolf,  Bär  u. 
Luchs  sind  schon  seit  langer  Zeit  verschwunden. 

Seit  der  BetriebseröfTnung  der  Bahnlinie  nach  La  Chaux 
de  Fonds  hat  die  Uhrenindustrie  einen  beträchtlichen  Auf- 
schwung genommen.  Lebhafter  Holzhandel ;  doch  haben 
die  einst  so  berühmten  Sägen  und  Mühlen  am  Doubs  seit 
dem  Bau  von  Dampfbetrieben  ihre  frührer  so  ausgedehnte 
Kundschaft  verloren.  Ueberhaupt  wird  die  vor  Kurzem 
noch  so  weltabgeschiedene  und  einsame  Hochfläche  von 
den  am  Doubs  in  Betrieb  stehenden  Elektrizitätswerken 
aus  gänzlich  um^taltet,  und  Les  Bois,  Le  Noirmont,  Les 
Breuleux  und  Saignel^gier  haben  sich  zu  grossen,  schönen 
und  wohlhabenden  Dörfern  durchaus  modernen  Charak- 
ters entwickelt.  In  Saignel^er  Bezirksspital  und  Waisen- 
haus, beide  von  Schwestern  der  Charit^  geleitet;  femer 
eine  Sparkasse,  ein  eidgenössisches  Kontrolamt  für  Gold- 
und  Silberwaren  und  eine  Sekundärschule.  Sitz  der  Be- 
zirksbehörden und  des  Bezirksgerichtes  ebenfalls  in  Sai- 
gnel^er.  Hier  auch  eine  Pferdezuchtgenossenschaft,  die 
bereits  schöne  Erfolge  erzielt  hat. 

Dem  Verkehr  dienen  im  Amtsbezirk  Freibergen  die 
Strasse  La  Chaux  de  Fonds-La  Ferri^re-Saignel^ier-Saint 
Brais-La  Roche  (mit  Abzweigung  nach  Pruntrut,  Saint 
Ursanne  und  Glovelier),  die  den  Bezirk  von  SW.-NO. 
seiner  ganzen  Länge  nach  durchzieht,  und  die  diese  Haupt- 
ader des  Verkehrs  kreuzenden  Querstrassen  Tramelan- 
Saignel^ier-Goumois,  Tramelan -Les  Breuleux- Le  Noir- 
mont, La  Goule-Charmauvillers  und  Montfaucon-Soubey- 
Saint  Ursanne.  Dank  der  glücklichen  Initiative  der 
Zollverwaltung  hat  der  Bund  an  Stelle  des  das  Schweizer 
Ufer  des  Doubs  zu  einem  Teil  begleitenden  schauderhaf- 
ten einstigen  Fusspfades  während  der  Jahre  1900-1902 
einen  g^ten  Weg  erstellen  lassen,  der  von  Clairbief  dem 
Fluss  bis  oberhalb  des  Moulin  de  la  Mort  folgt.  Ueber  den 
Doubs  führen  bei  La  Goule  und  bei  Goumois  zwei  Brücken 
aus  Stein  und  Eisen.  Neben  diesen  grossen  Adern  des  Ver- 
kehrs sind  noch  die  von  St.  Immer  und  Courtelary  aus  auf 
die  Hochfläche  der  Franches  Montagnes  hinaufl'ünrenden 
Wege  und  die  zahlreichen  malerischen  Fusspfade  zu  nen- 
nen, die  zum  Doubs  hinuntersteigen.  Ihr  nekanntester 
führt  von  Les  Bois  zum  alten  Moulin  de  la  Mort,  wo  er 


den  Doubs  kreuzt,  um  jenseits  entweder  zu  den  £clielles 
de  la  Mort  oder  zum  Refirain  weiter  zu  ziehen.  Der  Be- 
zirkshauptort Saiffnel^ier  ist  mit  La  Chaux  de.  Fonds 
durch  eme  schmalspurige  Lokalbahn  und  mit  Glovelier 
durch  eine  normalspurige  Bahnlinie  verbunden. 

Die  Franches  Montagnes,  früher  zu  einem  Teil  als  Mon- 
tagnes des  Bois  oder  Montanes  du  Faucon  bekannt,  leiten 
ihren  Namen  von  dem  Freiheitsbrief  her,  den  Imer  von 
Ramstein,  Bischof  von  Basel,  am  17.  November  1384  den 
Bewohnern  und  allen  künftigen  Ansiedlem  der  Montagnes 
du  Faucon  ausstellte.  Diese  für  die  damalige  Zeit  ausseror- 
dentlich weit  gehenden  Freiheitsrechte  zogen  eine  grosse 
Anzahl  von  Kolonisten  an,  die  die  weitausffedehnten  Wal- 
dunffen  rodeten  und  sich  hier  eine  feste  Heimat  schufen. 
Im  Jahre  1555  schlössen  die  Freiberse  ihrem  Oberherm, 
dem  Bischof,  zum  Trotz  ein  Burgrecht  mit  der  Stadt  Ba- 
sel, das  vom  Fürstbischof  Christoph  von  Blarer  1585  wie- 
der rückgängig  gemacht  werden  konnte.  Dank  der  bestän- 
digen Fürsorge  der  Fürstbischöfe  erfreuten  sich  die 
Franches  Montagnes  stets  einer  grossen  Summe  von 
Freiheitsrechten,  bis  sie  1793  gegen  den  allgemeinen 
Willen  ihrer  ganzen  Bevölkerung  unter  französische  Obei^ 
herrschaft  kamen.  Das  Wappen  der  Franches  Montagnes 
ist  dasselbe  wie  das  der  Herren  von  Spiegel berg  oder 
Mireval  (yergl.  den  Art.  Muriaux),  nämlich  ein  goldener 
Schild  mit  sechs  roten  Bergen,  je  drei  zusammen,  und 
einem  silbernen,  schwarz  umrahmten  und  aufgestellten 
Spiegel. 

FRANEX  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Broye).  582  m.  Gem.  und 
Dorf,  am  linken  Ufer  der  Petite  Gläne,  am  S.-Fuss  der 
die  Tour  de  la  Möllere  tragenden  Felswand  und  6  km  sw. 
der  Station  Cugy  der  Linie  Freiburg- Yverdon.  19  Häuser, 
115  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Murist.  Getreidebau, 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Mühle  und  Säge.  Kapelle 
zum  h.  Nikolaus,  mit  den  kunstvoll  gehauenen  Standbil- 
dern der  12  Apostel.  1242 :  Frasnei. 

FRANKRUTI  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Rorschach,  Gem. 
Berg).  472  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  auf  einer  mit  Obst- 
bäumen bestandenen  Anhöhe,  700  m  nö.  Berg  und  3  km 
sw.  der  Station  Arbon  der  Linie  Rorschach-Romanshom. 
24  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

FRANQUEMONT  (RUINE8  DE)  (Kt.  Bern,Amt3- 
bez.  Freibergen,  Gem.  Goumois).  671  m.  Ruine  einer  einst 
weitberühmten  Burg,  auf  einem  Felskamm  zwischen  der 
kleinen  Hochfläche  von  Beifond  und  dem  Doubs;  1,3  km 
s.  Goumois  und  4,2  km  w.  Saignel^er.  Die  1305  von 
Gauthier  de  Montfaucon  erbaute  Burg  wurde  später  Sitz 
der  Herrschaft  Franquemont,  eines  Lehens  der  Bischöfe 
von  Basel,  das  Goumois,  Montbaron,  Gourgouton,  Vaute- 
naivre  und  Beifond  umfasste.  Erste  Inhaber  die  Grafen 
von  Fenis  -  Neuchätel,  dann  die  Grafen  von  Mömpelgard 
(Montb^liard).  Zur  Zeit  der  Burffunderkriege  Hess  der  Bi- 
schof von  Basel  unter  Mithilfe  der  Eidgenossen  die  Burg 
Franquemont  belagern  und  erstürmen,  worauf  die  ganze 
Herrschaft  unbeschranktes  Eigentum  des  Bigtums  ward 
und  als  solches  auch  im  Frieden  von  Zürich  anerkannt 
wurde.  Infolgedessen  musste  1481  der  Graf  von  Mömpel- 
gard auf  seine  sämtlichen  Rechte  an  der  Herrschaft  ver- 
zichten. Das  Bistum  verlieh  diape  dann  1537  um  die 
Summe  von  900  Goldgulden  an  den  Gesandten  Kaiser 
Karls  V.  bei  den  Eidgenossen,  Nikolaus  von  Gillev,  der 
in  Anerkennunff  seiner  guten  Dienste  vom  Kaiser  15ä8  die 
Umwandlung  der  Herrschaft  in  eine  Reichsbaronie  er- 
langte. Der  neue  Herr  schlug  eigene  Münze,  obwohl  ihm 
dieses  Recht  immer  strittig  gemacht  wurde.  Sein  Wappen 
war  ein  aufrecht  stehender,  entwurzelter  Baum.  Als  1594 
der  Graf  von  Mömpelgard  den  verarmten  Kindern  von 
Nikolaus  von  Gilley  die  Baronie  heimlich  wieder  abkaufte, 
bestritt  der  Bischof  von  Basel  die  Giltigkeit  des  Kaufes 
und  strengte  einen  Rechtsstreit  an,  der  erst  1658  damit 
endigte,  dass  sich  die  Grafen  von  Mömpelgard  als  Vasallen 
des  Bischofes  anerkennen  mussten.  Während  der  Dauer 
dieser  Streitigkeiten  wurde  in  der  Herrschaft  Franque- 
mont ^egen  den  Willen  ihrer  Bewohner  die  Reformation 
eingeführt,  die  dann  aber  —  es  sei  dies  gleich  hier  be- 
merkt —  zur  Zeit  der  Eroberung  der  Frei grafsc halt  Bur- 
eund  durch  Ludwig  XIV.  wieder  gänzlich  durch  den  alten 
Glauben  ersetzt  worden  ist.  Um  den  fortdauernden  Hän- 
deln mit  seinem  Vasallen  ein  Ende  zu  machen,  Hess  der 
Bischof  die   Burg  1677  vollständig  zerstören  (nachdem 


PRA 


FRA 


149 


schon  1636  die  Schweden  ihr  Dach  in  Feuer  hatten  auf- 
ffehen  lassen).  Im  Vertrag  von  Versailles  zwischen  dem 
König  Ludwig  XVI.  von  Frankreich  und  dem  Bischof  von 
Basel,  Friedrich  v.  Wangen,  trat  dieser  1780  den  ganzen 
links  des  Doubs  gelegenen  Abschnitt  der  einstigen  Herr- 
schaft Franquemont  an  Frankreich  ab,  während  das 
rechtsufrige  Gebiet  dem  Bistum  verblieb  und  später  an 
den  Kanton  Bern  überging.  Vom  mächtigen  Burgturm 
stehen  heute  nur  Qoch  einige  wenige,  von  grünem  Pflan- 
zenwuchs umsponnene  Mauerreste«  die  bei  den  Land- 
leuten der  Gegend  sehr  wohl  bekannt  sind.  Franquemont 
z=  Franche  Mont,  nach  den  Franches  Montagnes  so  be- 
nannt. Vergl.  Trouillat,  G.,  et  L.  Vautrey.  Monuments  de 
Ihist,  de  Vancien  eveche  de  Bdle.  Vol.  II.  Porrentruy, 
\S5Q.  —  Plantet,  A.,  et  Jeanney.  Essai  sur  les  monnaies 
du  comte  de  Bourgogne.  Lons  le  Saunier,  1855.  —  Almor 
n(ich  histor.  de  Besangon  et  de  la  Franche  ComtS  pour 
Vannee  il85.  Besangon  1785.  —  Rott,  Ed.  Histoire  de  la 
representation  dipioniat,  de  la  France  auprks  des  cant. 
suisses.  Vol.  I.  Bern  1900. 

FRANZI  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia,  Gem.  Geren- 
tino). 870  m.  Weiler,  am  Eingang  ins  Val  Campo,  am  lin- 
ken Ufer  der  Rovana  und  800  m  s.  der  Kirche  von  Geren- 
tino.  Die  starke, Auswanderung  der  Bewohner  nach  Au- 
stralien 1865-70  hat  den  Weiler  entvölkert;  seine  Häuser 
zerfallen,  und  in  den  sechs  noch  benutzbaren  Ställen 
werden  heute  blos  noch  einige  wenige  Kühe  und  Ziegen 
gehalten. 

FRA8CO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locarno).  873  m.  Gem.  u. 
Pfarrdorf,  zu  beiden  Seiten  der  Verzasca,  am  Eingang  ins 
Val  d'Efra  und  24  km  n.  Locarno.  Postablage;  Postwagen 
Locarno  -  SoDogno.  Gemeinde,  mit  Cantone  und  Gortas- 
ciolo:  91  Häuser.  345  kathol.  Ew. ;  Dorf:  54  Häuser,  209 
Ew.  Weinbaa,  Viehzucht.  Starke  Auswanderung  nach 
Califomien.  Frasco  hat  noch  einige  alte  Häuser  ohne  Ka- 
min ;  der  Feaerherd  liegt  mitten  in  der  Küche,  die  zu- 
gleich auch  als  Ess-  und  Schlafzimmer  und  als  Hühnerhof 
dient.  Die  18G8  abgetragene  Kirche  barg  Wandmalereien. 
Schöner  ^Vasserfall. 

FRA8INONE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  Italienischer 
Name  für  den  Alpiengletscher-  und  -pass.  S.  diesen 
Art. 

FRA8NACHT  (Kt.  Thurgau,  Bez.  und  Gem.  Arbon). 
419  m.  Gemeindeabteilung  und  Dorf,  500  m  vom  Boden- 
see and  3  km  so.  der  Station  Egnach  der  Linie  Rorschach- 
Romanshom.  Postablage,  (i^meindefraktion,  mit  Feilen, 
Kratzern,  Speiserlehn,  Stachen  und  Steineloh :  109  Häu- 
ser, 652  zur  Mehrzahl  reform.  Ew. ;  Dorf:  32  Häuser,  173 
Ew.  Wiesen-,  Obst-  u.  Gemüsebau,  Viehzucht  u.  Milchwirt- 
schaft. Bad.  Stein  mit  römischer  Inschrift,  wahrschein- 
lich aus  Arbor  Felix  (Arbon)  stammend. 
FRA88E,  FRA88ERAN,FRA8- 
818,  FRACHY,  FRACHAY8  etc. 
Ortsnamen ;  in  den  Waadtländer,  Frei- 
burger und  Savoyer  Alpen  häußg  an- 
zatreffen;  von  den  alten  Ausdrücken 
frasse.  fraisse,  fralche,  fr^he  für  neu- 
französisch frdnA  =  Esche  (Fraxinus). 
Diese  alten  Wortformen  in  einiffen 
Teilen  Frankreichs  heute  noch  allge- 
mein gebräuchlich. 

FRA88e  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle, 
Gem.  Gryon).  1300,  1477  und  1500  m. 
Zerstreut  gelegene  Hütten,  Vi  Stunde 
nö.  über  Gryon,  nahe  dem  von  Gryon 
längs  dem  linken  Ufer  der  Grvonne 
xom  Col  de  la  Croix  führenden  Weg. 

FRA88E  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Pays  d'Enhaut,  Gem.  Chäteau  d*CEx). 
980  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  des 
Baches  Tenasse  und  am  Eingang  in  den 
Vallon  des  Meirils,  500  m  w.  Chäteau 
d*(Ex.  16  Häuser,  136  reform.  Ew.  Gast- 
höfe und  Pensionen. 

FRA88E   (LA)    (Kt.    Waadt,   Bez. 
Pavs  d'Enhaut,  Gem.  Rossini^re).  920- 
990  m.  Weiler,  ö.  Abschnitt  des  Dorfes 
Hossini^re,  längs  dem  linken  Ufer  des  Wildbaches  von 
Les  Chevalets  geleffen,  200  m  vom  Dorf.   21  Häuser,  90 
reform.  Ew.  Ackeroau  und  Viehzucht. 


FRA88E  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Orbe,  Gem.  Vallorbe). 
Zwei  Gruppen  von  zusammen  6  Häusern,  nahe  der  Landes- 
grenze gegen  Frankreich :  La  Frasse  Dessus  (890  m),  am 
O.-Fuss  des  Mont  d'Or  und  1,8  km  n.  Vallorbe ;  La  Frasse 
Dessous  (867  m),  auf  einer  Terrasse  zwischen  Mont  d'Or 
u.  Orbe,  300  m  ö.  La  Frasse  Dessus.  Zusammen  26  ref.Ew. 

FRA88E  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  La  Vall^e,  Gem.  Le 
Lieu)'  1115  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  auf  einer  Terrasse 
am  SO.-Hang  der  Kette  des  Mont  Risoux,  von  Wald  um- 
rahmt; 1,3  km  nnw.  der  Station  Le  Lieu  der  Linie  Val- 
lorbe-Le  Pont-Le  Brassus.  51  reform.  Ew. 

FR A88E  (LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Siders,  Gem.  St.  Jean). 
1230  m.  Gruppe  von  11  Häusern  und  Ställen,  in  der  Ge- 
meindefraktion Les  Mayoux  am  linken  Ufer  der  Navizance 
gelegen,  im  Eifischthal,  1  km  so.  Painsec  und  14  km  s.  der 
Station  Siders  der  Simplonbahn.  86  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde Vissoye. 

FRA88E  (RUI88EAU  DE  LA)  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Pays  d'Enhaut).  Bach.  S.  den  Art.  Tenasse. 

FRA88E8  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Broye).  485  m.  Gem. 
und  Dorf,  an  der  Strasse  Payerne-Estavayer  und  3  km  nw. 
der  Station  Cugy  der  Linie  Freiburg- Yverdon.  20  Häuser, 
122  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Montet.  Getreide-,  Kar- 
toffel- und  Gemüsebau.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 
1142 :  Fraces. 

FRA88E8  (Kt.  Freiburg,  Bez.  See).  Gem.  und  Dorf. 
S.  den  Art.  Fraeschels. 

FRA88E8  (LE8)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz,  Gem. 
Albeuvej.  1200  m.  Einige  Hütten,  am  SO.-Hang  des  Vanil 
Blanc;  2,2  km  sw.  über  Albeuve. 

FRA88E8  (LE8)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Or- 
mont  Dessous).  900-10(X)  m.  2  Häuser  und  zerstreut  gele- 
gene Hütten,  unterhalb  Le  Cergnat,  zwischen  den  Stras- 
sen Aigle -Le  Söpey  und  Le  Söpey-Leysin,  1  km  sw.  Le 
Söpey.  11  reform.  Ew.  Alpwirtschaft. 

FRA88E8  (LE8)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Pays  d'Enhaut, 
Gem.  Rossiniere).  900-1000  m.  Einige  Hütten  und  Stadel, 
am  linken  Ufer  des  Torrent  de  TOndine,  an  den  Hängen 
der  Aiguille  du  Culand ;  V4  Stunde  nö.  vom  Weiler  Cuves. 

FRA880NAYAZ  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey,  C^m.  Val 
d'Uliez).  1186  m.  5  auf  einer  Terrasse  über  dem  rechten 
Ufer  der  Vi^ze  zerstreut  gelegene  Häuser,  rechts  über  der 
Ausmündung  des  Wildbaches  La  Fräche  und  2  km  s.  vom 
Dorf  Val  dllliez.  20  kathol.  Ew.  In  der  Nähe  eine  Reihe 
von  schönen  Wasserfällen  der  Fräche. 

FRATZE8  (LE8)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach,  C^em. 
Martinach  Combe).  1233  m.  Maiensässe  und  5  Häuser,  an 
der  Strasse  Marti nach-La  Forclaz  u.  7  km  sw.  der  Station 
Martinach  der  Simplonbahn.  22  kathol.  Ew. 

FRAU  (DIE)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen).  So  heisst 


Weisse  Frau  and  BlQmlisalphorn,  vom  HohtQrli  aus. 

bei  den  Bewohnern  des  Kienthaies  der  Bergstock  der 
Blümlisalp  im  engeren  Sinne,  d.  h.  der  Kamm  mit  den 
drei  Hauptgipfeln  der  Blümlisalpgruppe:  Blümiisalphorn 


150 


FRA 


FBA 


m),  Weisse  Frau  (3661  m)  und  Morgenberghorn 
(3629  m).  S.  diese  Art. 

FRAU  (WEISSE)  (Kt.  Bern, Amte- 
bez.  Fruticen).  3661  m.  Einer  der  drei 
Hauptgipfel  aer  Gruppe  der  Blümlis- 
alp,  von  den  Bewohnern  des  Kientha- 
les  auch  Frauenhorn  ^eheissen ;  über 
dem  obersten  Abschnitt  des  Kander- 
thales,  das  sich  als  Gasterenthal  s. 
um  den  Bergstock  herum  fortsetzt; 
so.  über  dem  Kienthal,  ö.  über  dem 
Oeschinenthal,  n.  und  nö.  über  dem 
Grossen  Kanderfirn  (im  obersten  Gas- 
terenthal). Fällt  nach  NW.  und  NO. 
in  Schnee-  und  Eishängen  ab  und  bil- 
det nach  SO.  eine  hohe  und  dunkle, 
nur  durch  ein  Fimband  gegliederte 
Felswand.  Sein  N.-  und  NW. -Grat 
trägt  als  Vorberge  die  Wilde  Frau,  den 
Blümlisalpstock  und  das  Blümiisalp- 
rothorn.  Zum  erstenmal  1862  von 
Edm.  V.  Fellenberg  und  Dr.  Alb.  Roth 
erstiegen,  heute  ziemlich  oft  besucht ; 
Besteigung  erfordert  von  der  Frauen- 
balmhütte  des  S.  A.  C.  aus  3-4  Stunden. 

FRAU  (WEISSE)  (Kt.  St.  Gallen, 
Bez.  Werdenberg).  2060  m.  Gipfel,  n. 
Vorher^  des  Gamsbergs,  in  der  Kette 
des  AI  vier,  3  km  s.  über  dem  Voralp- 
see  und  7  km  wsw.  über  Werden- 
berg. Steigt  mit  steilen  Felshängen 
rings  aus  grünen  Alp  weiden  auf. 

FRAU  (wilde)  (Kt.  Bern.  Amts- 
bez.  Frutigen).  3259  m.  Gipfel,  nnw. 
Vorberg  der  Weissen  Frau,  einer  der 
Spitzen  der  Blümlisalp.  Schon  vor 
vielen  Jahren  durch  Gemsjäger  erklet- 
tert, von  Touristen  zum  erstenmal 
1869  erstiegen.  Von  der  auf  dem  Hoh- 
türliffrat  stehenden  Frauenbalmhütte 
des  S.  A.  C.  aus  in  1  Vt  Stunden  ohne 
grosse  Schwierigkeiten  zu  erreiclien. 

FRAUBRUNNEN.  AMTSBEZIRK 
des  Kantons  Bern.  Fläche  12090  ha. 
Umfasst  hauptsächlich  das  Gebiet  zwi- 
schen dem  Thale  des  Lyssbaches  und 
der  unteren  Emme  j  erstreckt  sich  vom 
Grauholz  im  S.  bis  an  den  Limpach 
im  N.  Im  NO.  ragt  er  über  die  Emme 
hinaus,  im  NW.  gehört  zu  ihm  noch 
die  Enklave  von  Ruppelsried.  Grenzt 
im  0.  an  den  Amtsbezirk  Burgdorf, 
im  S.  an  den  Amtsbezirk  Bern,  im  W. 
an  den  Amtsbezirk  Aarberff  und  den 
Kanton  Solothurn  und  im  N.  an  den 
Kanton  Solothurn. 

Der  Boden  kann  in  zwei  Teile  eingeteilt  werden.  Der 
kleinere  nö.  Teil  bildet  ein  Stück  des  tiefen  und  ganz 
nachen,  breiten  Thalbodens  der  Emme.  Seine  Höhe  bleibt 
unter  500  m.  Dieser  Alluvial boden  ist  erst  in  neuerer 
Zeit  ausgibig  kultiviert  worden.  Noch  umfasst  er  viel 
sumpfige  Strecken.  Zu  beiden  Seiten  der  Emme  liegen 
hier  ausgedehnte  Waldungen.  Die  Emme  ist  durchwegs 
eingedämmt  und  die  Zuflüsse  (wie  die  Urtenen  und  der 
Limpach)  sind  in  Kanälen  herangeleitet.  Der  Schachen 
(Ueberschwemmungsgebiet)  ist  von  Kanälen  durchzogen, 
welche  die  Wasserkraft  des  rasch  dahinfliessenden  Flusses 
den  industriellen  Ortschaften  zuleiten.  Der  grössere  sw. 
Teil  liegt  durchschnittlich  fast  100  m  höher  (500-600  m) 
und  bildet  ein  welliges  Plateau,  das  sich  im  S.  an  die 
Höhenzüge  des  Frienisberges  und  des  Grauholz  anlehnt. 
Zwei  tiefere  Furchen  durchziehen  dasselbe:  die  eine 
(Lyssbachthal)  zieht  vom  Aarethal,  die  andere  vom  Em- 
menthal  herauf,  und  beide  stehen  bei  der  Thalwasser- 
scheide des  Moosseedorfsees  mit  einander  in  Verbindung. 
In  diese  zwei  Furchen  hat  man  die  von  Bern  nach  N. 
ziehenden  Eisenbahnen,  Bern-Biel  und  Bern-Hindel- 
bank-Burgdorf,  verlegt.  Der  Boden  ist  in  diesem  Gebiete 
von  mächtigen  Moränendecken  und  Hügeln  aus  der  Eis- 
zeit bedeckt.  Er  ist  sehr  fruchtbar.  Ueppige  Wiesenthäler, 


weite  Komäcker  und  viele,  meist  kleine  Waldparzellen. 
Die  kleinen  Bache  sind  reich  an  Forellen  und  Krebsen, 


Aintsbesirk  Fraobrannen. 


der  Moosseedorfsee  auch  an  Hechten.  Der  Bezirk  zahlt 
13434  Ew.  in  1819  Häusern  und  2720  Haushaltungen ; 
13236  Reformierte,  192  Katholiken.  Auf  einen  km« 
entfallen  111  Ew.  Die  Bevölkerung  ist  fast  ausnahmslos 
deutsch  und  reformiert  und  sehr  stabil,  weil  meist  dem 
landwirtschaftlichen  Erwerb  zugetan.  Der  Bezirk  umfasst 
28,  also  eine  relativ  grosse  Zahl  von  politischen  Gemeinden  : 
Bätterkinden,  Ballmoos,  Bangerten,  Büren  zum  Hof, 
Deisswil,  Diemerswil,  Ezelkofen.  Fraubrnnnen,  Grafen- 
ried, Iffwil,  Jegenstorf.  Limpach,  Mattstetten,  Messen- 
Scheunen,  Moosseedorf,  Mülchi,  Münchenbuchsee,  Bfunch- 
ringen,  Oberscheunen,  Ruppelsried,  Schalunen,  Urtenen, 
Utzenstorf,  Wiggiswil,  Wiler,  Zauggenried,  Zihlebach  n. 
Zuzwil.  Die  grössten  dieser  Gemeinc&n  sind  Münchenbuch- 
see mit  2088,  Utzenstorf  mit  1843  und  Bätterkinden  mit 
1401  Ew.,  die  kleinsten  Messen-Scheunen  und  Oberschea- 
nen  mit  54,  resp.  42  Ew. 

Die  Landwirtschaft  dieses  Amtes  steht  seit  alters  im 
Rufe  hoher  Blüte.  Der  produktive  Boden  verteilt  sich  wie 
folgt:  *  • 


Aecker 
Wiesen 
Wald 
Gärten 

5760,8  ha 

2443,2  » 

3196,0  » 

126,6  » 

Total 

115^,6  ha 

PRA 


FRA 


454 


Die  Viehstatistik  ergibt  folgende  Zahlen 


188S 

1896 

1901 

Hornvieh 

7670 

8048 

^64 

Pferde 

970 

987 

1110 

Schweine 

3724 

4892 

5229 

Schafe 

756 

m 

371 

Ziegen 

1848 

1943 

1670 

Bienenstöcke 

1585 

1298 

1452 

Den  Amtsbezirk  berühren  an  seiner  Peripherie  die  drei 
Eisenbahnlinien  Bern-Biel,  Bem-Burgdorf  u.  Solo- 
tbarn- Burgdorf.  Während  ihn  nur  eine  einzige 
Staatsstrasse  erster  Klasse  (Olten-Bern)  durchzieht, 
ist  er  mit  einem  gut  entwickelten  Netz  von  Stras- 
sen zweiter  Klasse  versehen. 
FRAUBRUNNEN  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Frau- 
brunnen). 497  m.  Gem.  u.  Dorf,  Haupt- 
ort des  Amtsbezirkes  ffleichen  Namens; 
liegt  da  wo  die  Lanastrasse  Bern-So- 
lothum  den  w.  Rand  des  untern  Em- 
menthales  erreicht ;  2,5  km  sw.  der  Sta- 
tion AefQiffen  der  Linie  Solothum-Burg- 
dorf  und  16  km  nnö.  Bern.  Postbureau, 
Telegraph,  Telephon:  Postwagen  nach 
Aefliigen,  Limpach  und  Schönhühl  (Station  der 
Linie  Olten-Bern).  68  Häuser,  456  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Grafenried.  Kleines  aber  stattli- 
ches Dorf.  Der  w.  Teil  des  Gemeindegebietes  ist  ßehr 
fruchtbar  (Korn  und  Wiesen),  im  Aufschwem- 
mungsgebiet des  Thaies  der  Emme  breiten  sich 
das  drainierte  und  vom  kanalisierten  Urtenenbach 
dorchflossene  Fraubrunnenmoos  und  eine  grosse 
Waldung  aus. 

In  den  stark  renovierten  Gebäuden  des  ehemali- 
Ren  Frauenklosters  Fon$  beatm  Marim  (daher  der 
Name  Fraubrunnen)  ist  jetzt  der  Sitz  der  Amtsbehör^ 
den.  Der  grosse  Ga&Oiof  zum  Löwrn  mit  seinen  Stalluni^en 
miiTj^^rtan  dk^  Z<mI,  wu  Fpiiubrunnen  ein  wichti^ier  Rulie- 
pufitt  des  Stra9s<fnverb«;hrs  war,  Es  wanl  zu  einem  Orte 
von  Bedeutunj^  dufch  ()ie  Stiftung:  ile.n  Frauen-Zistei'zit'ii- 
lerkloiaters  von  aeiten  der  Brüder  [lartmann  der  Aeltere  u. 


t(fy0t  JÄ. 


ümg«buiigea  von  Priuhruniien, 


Hartmann  der  .Inngi-re  von  Küiiir^  fiS46).  Von  iler  Rpfor- 
TOiitiün  an  w?ir  Fpjuibrunm'n  Sit«  berniacher  l^indvo^ljt\ 
An  zwei  Waffentaten  von  sehr  ungleichem  Ausgange,  die 


hier  stattfanden,  erinnern  bescheidene  Denkmäler.  Den 
Sieg  der  Berner  über  die  Gugler  (1374)  meldet  am  Orte 
des  Kampfes  selbst  folgende,  aus  dem  Jahre  1529  stam- 
mende Inschrift:  In  dem  jar,  als  man  zalt  von  cristus  ge- 
hurt dusend  drühundert  sübeziq  vier  jor^  erschlugen  die 
heren  von  bem  die  engelschen  nie  uf  sant  johans  tag  zu 
wina^ht.  4  km  nö.  Frauenbrunnen  stehen  neben  den 
Häusern  «  Bei  der  Linde  »  zwei  in  ihrer  äussern  Form 
übereinstimmende  Denksteine.  Der  eine  feiert  in  lateini- 


Denksteine  bei  Fraabrunnen. 

sehen  u.  deutschen  Versen  wiederum  den  Gufflersieg,  der 
andere  meldet  die  blutige  Niederlage,  welche  hier  am 
5.  März  1798  die  Berner,  eher  in  Verwirrung  ffebracht  als 
verstärkt  durch  eine  ungeordnete  SchaarLanasturms,  im 
Kampfe  gegen  die  Armee  Schauenburgs  erlitten.  Hier 
fanden  auch  über  30  Frauen  und  Jun^ranen  den  Helden- 
tod. Grabhügel  im  Rüdligenwald.  Römische  Münzfünde 
im  Kemenried. 

FRAUCHWIL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarberg,  Gem. 
Rappers wil).  520  m.  Dorf,  im  obern  Abschnitt  des  Lim- 
pachthales,  1  km  nw.  Rapperswil  und  4  km  nö.  der  Sta- 
tion Schupfen  der  Linie  Bern-Biel.  29  Häuser,  167  reform. 
Ew.  Wiesen-  und  Getreidebau. 

FRAUENFELD.  BEZIRK  des  Kantons  Thurgau.  Fläche 
13210,6  ha.  Umfasst  den  w.  Abschnitt  des  Kantons  und 
lieft  im  sog.  Unterthurgau  zum  weitaus  grössten  Teil 
linKS  von  der  Thur ;  bildet  ein  Dreieck,  dessen  Grundlinie 
im  N.  von  Eschikofen  bis  Neunforn-Ossingen  reicht  und 
dessen  Spitze  im  S.  am  Haselberg  bei  Maischhausen 
liegt.  Wird  bearenzt  im  N.  vom  Bezirk  Steckborn,  im  0. 
von  den  Bezirken  Weinfelden  und  Münchwilen,  im.  S. 
vom  Bezirk  Münchwilen,  im  W.  und  SW.  vom  Kanton 
Zürich.  Der  Boden  des  Bezirkes  ist  hügelig  mit  Ausnahme 
des  ziemlich  zentralen  Abschnittes,  wo  eme  10  km  lange 
und  2,5  km  breite  Ebene  (z.  T.  Exerzier-  u.  Schiessplatz 
für  Artillerie)  sich  findet.  Die  Gehänge  über  dem  recnten 
Ufer  der  Thur  sind  mit  Weinbergen  bepflanzt,  die  ge- 
schätzte Produkte  (Karthäuser  und  Iselisnerger)  liefern; 
links  von  der  Thur  erheben  sich  zwischen  Eschikofen  und 
Frauenfeld  hinter  der  Ebene  der  mit  dunkeln  Tannen- 
wäldern bestandene  langgestreckte  Wellenberg,  dessen  S.- 
und  W. -Hänge  ebenfalls  z.  T.  Reben  tragen.  Die  höchs- 
ten Punkte  im  Bezirk  sind  der  Stähelibuck  (657  m)  bei 
Frauenfeld,  der  Bausei  (560  m)  bei  Gerlikon,  die  Burg, 
der  Haselberg  (825  m),  Immenberg,  das  Schloss  Sonnen- 
berg (653-710  m).  Der  tiefste  Punkt  mit  377  m  liefft  in  der 
das  linke  Ufer  der  Thur  begleitenden  Ebene.  Mehrere 
Thalfurchen   durchziehen  den  Bezirk  :  Thal   der  Thür 

iEschikofen-Uesslingen-Neunforn).  der  Murg,  des  Thun- 
laches  (zwischen  Immenberg  und  Wellenberg)  und  der 
Lützelmurg  (Maischhausen-Aadorf-Mazinffen). 

Bezirkshauptort  ist  die  Stadt  Frauenfeld.  Der  Bezirk 
gliedert  sich  in  vier  Kreise  und  zehn  politische  Ge- 
meinden :  Kreis  Mazingen  mit  Aadorf,  Mazingen  und 
Stettfurt;  Kreis  Frauenfeld  mit  Frauenfeld  und  Gach- 


152 


FRA 


FRA 


nang;  Kreis  UessÜDgen  mit  Neunforn  und  UessHngen; 
Kreis  Tliundorf  mit  Feiben,  Hüttlingen  und  Thundorf. 


Amtsgebäude  in  Fraubrannen. 

Man  zählt  150  grössere  und  kleinere  Ortschaften.  Die 
eidgenössische  Vollcszählung  vom  1.  Dezember  1900  hat 
für  den  Bezirk  eine  Gesamtbevölkerung  von  16  675  Ew. 


meindebürger  des  Bezirkes,  96^  andere  Schweizerbürger 
u.  1792  Ausländer,  3753  Haushaltungen  in  2816  Häusern. 
Zirka  7700  Ew.  wohnen  in  Fraueofeld  und 
Umgebung.  Es  ist  nicht  mehr  die  Landwirt- 
schaft die  Hauptbeschäftigung  der  Bewohner 
des  Bezirkes.  Etwa  2300  Personen  treiben  Land- 
wirtschaft, 2700  arbeiten  in  industriellen  Be- 
trieben, 800  widmen,  sich  dem  Handel,  der 
Verwaltung  und  dem  Unterricht.  Industrielle 
Mittelpunkte  sind  Frauenfeld  und  Aadorf.  Zahl- 
reiche Arbeiter  wohnen  ausserhalb  der  Ortschaf- 
ten, in  denen  sie  ihren  täglichen  Verdienst  fin- 
den. Stickereien  in  Aadorf,  Frauenfeld,  Thun- 
dorf. Feiben,  Gachnang  und  Mazingen;  mecba- 
niscne  Webereien  in  Frauenfeld,  Mazingen  und 
Aadorf;  Zwirnereien  in  Frauenfeld;  Spinnerei 
u.  Färberei  in  Aadorf;  mechanische  Werk  stal- 
ten, Maschinenfabriken,  Schuh-  und  Kleiderfa- 
briken etc.  in  Frauenfeld. 

Die  Thur  hat  bei  Frauenfeld  bei  gewöhnlichem 
Wasserstand  eine  Breite  von  70  m ;  bei  Hoch- 
wasser kann  sie  an  der  Mündung  der  Murg  die 
doppelte  Breite  erreichen.   Beide  Flüsse  können 
bei  Gewittern  oder  anhaltendem  Regen  zu  vei^ 
derblichen    V^ildbächen    anschwellen.     Grosse    Ueber- 
schwemmung  1876.  Seilher  hat  man  durch  Korrektions- 
arbeiten (Kanalisation  und  Uferdämme)  den  Flüssen  ein 


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Ischenberg  o  6  6n 


/bppersmM    ^i^^^ 


1:150  000. 


yAtiin^ersc 


Beairk  Fraoenfeld. 


ergeben.  Nach  Ermittelung  der  thurgauischen  [Staats-  1  festes  Bett  zugewiesen  und  damit  ein  grosses  Stück  Land, 
kanzlei  zählt  der  Bezirk  12108  Reformierte,  4665  Katho-  das  heute  den  feuchten  Bodenverhältnissen  entsprechend 
liken  und  40  Ew.   verschiedener  Konfession;  5395  Ge-   '  angebaut  ist,   vor  den    Ueberschwemmungen   gesichert. 


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153 


1896 

1901 

7543 

7384 

463 

640 

2130 

2146 

1319 

1132 

110 

98 

702 

1501 

Der  Boden  verteilt  sich  wie  folgt : 

Wald  3469,37  ha 

Reben  453,13  i 

Allmend  105,00  » 

Aecker  und  Wiesen  9010,00  » 
Unproduktiver  Boden  173,10  » 
Total  13210,60  ha 
Von  der  gesamten  Bodenfläche  umfassen  Wiesen  38,75%, 
Aecker  25,6%,  Sumpfland  4,5%,  Wald  26,8%,  Rehen 
3.5%,  Allmend  0,85%.  Der  Bezirk  Frauenfeld  ist  mit  Be- 
ruff  auf  Waldfläche  der  dritte,  W^iesenfläche  der  sechste, 
Ackerfläche  der  siebente  des  Kantons.  Waldreich  sind 
besonders  die  Gemeinden  und  Dörfer  Thundorf,  Well- 
hausen, Hüttlingen,  Frauenfeld,  Hüben,  Mazingen;  reich 
an  Reben  Uesslingen,  Gachnang,  Neunforn,  Stettfurt, 
Thundorf,  Frauenfeld  und  Langdorf.  Die  Rebe  scheint 
trotz  ihres  geschätzten  Ertrages  die  Widerstandsfähigkeit 
gegen  ihre  zahlreichen  Feinde  (tierische  und  pflanzliche 
Parasiten)  eingebusst  zu  haben.  Der  Bezirk  zählt  12,42 
Obstbäume  auf  eine  ha  Kulturland  und  8,34  Obstbäume 
auf  eine  ha  Boden  überhaupt,  d.  h.  also  im  Ganzen 
110135  Obstbäume  (7,6  auf  einen  Bewohner).  Im  Jahre 
1890  verteilten  sich  die  verschiedenen  Kulturen  wie  folgt: 
Getreide  52,08%;  Kartofl'eln ,  Runkelrüben,  Rüben 
19,35%;  Kunstfutter  27,04?/;  Verschiedenes  (Bohnen, 
Käfen,  Gemüse)  1,53  J^. 
Die  Viehstatistik  ergibt  folgende  Zahlen  : 

1886      

Hornvieh  6419 

Pferde  378 

Schweine  1533 

Ziegen  1155 

Schafe  116 

Bienenstöcke  1389 

Den  Bezirk  durchziehen  die  drei  Eisenbahnlinien  Win- 
terthur- Frauenfeld -Romanshorn,  Win- 
terthur-Wil-St.  Gallen  und  die  Stras- 
senbahn  Frauenfeld  -  Wil,  femer  eine 
RTOsse  Anzahl  von  Strassen,  die  vom 
Mittelpunkt  Frauenfeld  aus  nach  Wein- 
felden,  Wil,  Winterthur,  SchafThausen, 
Steckborn  und  Stein  ziehen.  Die  Thur 
ist  fünfmal  überbrückt,  davon  einmal 
von  der  Eisenbahn.  Bezirksspital  in 
Frauenfeld. 
FRAUENFELD  (Kt.  Thurgau,  Bez. 
Frauenfeld).  402440  m.  Ge- 
meinde und  kleine  Stadt, 
Hauptstadt  des  Kantons 
Thurgau  und  des  Bezirkes 
Frauenfeld.  47'' 33' 32"  n. 
Br.  und  6°  33' 44"  ö.  L.  von 
Paris  (8*»  53' 49"  ö.  L.  von 
Greenwich).  Liegt  unweit 
der  Grenze  gegen  den  Kanton  Zürich,  am  Unterlauf 
und  zu  beiden  Ufern  der  Murg  2,5  km  s.  von  der 
Einmündung  derselben  in  die  Thur  und  da,  wo  die 
Murg  aus  dem  von  ihr  durchbrochenen  Wellenberg 
und  Gerlikonerberg  (Bausei)  heraustritt.  Die  zwei 
Bahnhöfe  (Linie  WinJerthur-Frauenfeld- Romanshorn 
und  Strassenbahn  Frauenfeld -Wil)  sind  mit  einander 
durch  eine  Strasse  von  5-6%  Steigung  verbunden.  Post- 
bureau, Telegraph,  Telephon ;  Postwagen  nach  Stamm- 
heim,  Obemeunforn,  Lustdorf.  Gemeinde,  mit  Ober 
und  Unter  Herten,  Horgenhach,  Erzenholz,  Osterhal- 
den.  Hüben,  Bühl,  Murkart,  Neuhausen,  Kurzdorf, 
Langdorf  und  Oberkirch :  891  Häuser,  7835  Ew.,  wovon 
5571  Reformierte,  2230  Katholiken  und  34  Andere.  1901 
zählte  die  Stadt  zusammen  mit  den  Vororten  Langdorf 
und  Kurzdorf  866,  ohne  diese  565  Gebäude,  wovon  685, 
bezw.  461  Wohnhäuser.  Stadt  mit  Langdorf  und  Kurz- 
dorf: 6825  Ew. ;  Stadt  allein  :  4629  Ew.,  wovon  3170  Re- 
formierte, 1429  Katholiken  und  30  Andere.  Die  sehr 
ausgedehnte  reformierte  Kirchgemeinde  umfasst  ausser 
der  Stadt  noch  Horgenbach,  Kurzdorf,  Hüben,  Langdopf 
und  Herten  ;  der  katholischen  Kirchgemeinde  Frauen feld 
sind  sogar  noch  Feiben  und  Wellhausen  zugeteilt.  Oest- 
lich  der  Stadt,  in  Oberkirch,  die  älteste,  in  romanischem 
Stil  gehaltene  Kirche ;  s.  der  Stadl,  über  der  Murg,  das 
Klösterli,  ein  ehemaliges  Kapuzinerkloster,  das  heute  dem 


katholischen  Jugendunterricht  und  als  Priesterwohnung 
eingeräumt  ist. 

Die  Bewohner  Frauenfelds  betätigen  sich  zur  grossen 
Mehrzahl  in  Industrie  und  Handwerk.  1901  beschäftigte 
jene  etwa  1150  Personen  ;  sie  kann  aber  zu  Zeiten  gehäuf- 
ter Aufträge  bis  zu  1700  Personen  Arbeit  geben.  Am  wich- 
tigsten ist  die  Eisenindustrie  (Maschinenfabrik,  mechani- 
sche Werkstätten),  die  546  Arbeiter  beschäftigt;  daneben 
sind  zu  nennen  eine  Schuhwaarenfabrik  mit 400  Arbeitern, 
drei  Buchdruckereien ;  ie  eine  grosse  Buchhandlung. 
Gerberei,  Schnupftabakfabrik,  Teigwaaren-,  Wichse-, 
Fettwaarenfabrik,  Färberei  und  Säge;  2  Bau-  und  Kunst- 
schlossereien, 2  Weisswaarenfabriken,  5  Baugeschäfte, 
2  Konstruktionswerkstätten,  2  Bierbrauereien  und  1  Ge- 
schäftsbücherfabrik. Die  Mehrzahl  der  Fabriken  hat  Dampf- 
betrieb, während  die  übrigen  die  Wasserkraft  der  Murg 
oder  beides  benutzen.  Die  Stick waarenindustrie  ist  von 
untergeordneter  Bedeutung.  Landwirte  zählt  man  nur  we- 
nig; die  nicht  in  den  Fabriken  tätige  Bevölkerung  widmet 
sich  den  verschiedenen  Handwerken,  dem  Handel,  Unter- 
richt und  den  freien  Berufsarten.  Der  günstigen  Lage 
Frauenfelds  an  der  Kreuzung  einer  Reihe  von  Haupt-  und 
Nebenstrassen  entsprechend  ist  der  Handel  in  stetigem  Auf- 
schwung be^ifl'en ;  an  erster  Stelle  steht  in  dieser  Hinsicht 
der  auch  die  Bewohner  aller  umliegenden  Ortschaften 
bedienende  Kleinhandel.  Zahlreiche  Märkte  und  Messen.. 
Besondere  Anziehungskraft  übt  der  Klausmarkt  (am  ersten 
Montag  und  Dienstag  im  Dezember)  aus.  In  guten  Jahren 
nimmt  die  Obstausfuhr,  d.  h.  die  Spedition  auf  dem  Bahn- 
hof gewaltige  Dimensionen  an.  Im  Uebrigen  Import  von 
Weinen,  Pferden,  Stroh.  Grosse  Kohlenagenturen. 

Die  Altstadt  steht  auf  einer  Molasseterrasse  über  dem 
rechten  Ufer  der  Murg,  14-17  m  über  dem  Wasserspiegel 
und  am  w.  Fuss  des  Wellenbergs  (mit  Front  gegen 
NW.),  während  die  neuen  Quartiere  sich  auf  leicht  an- 


Fraaenfeld  :  Gesamtansicht  von  SQdwesten. 

steigendem  Gelände  gegen  0.  und  S.  hin  ziehen.  Im  NW. 
fallt  die  Terrasse  der  Oberstadt  steil  zu  der  10-14  m  tie- 
fer liegenden  Unterstadt  (407  m)  ab,  in  welcher  Bahnhof, 
Kasernen-  und  Sclilachthausanlagen  sich  befinden.  Die 
Oberstadt  steht  über  die  um  7%  fallende  Schlossbrücke 
mit  der  Er^aten-Vorstadt,  dem  Quartier  am  linken  Ufer 
der  Murg,  in  Verbindung.  Hier  steict  das  Gelände  wieder 
langsam  an  und  bietet  schöne  und  trockene  Plätze  für 
Neubauten.  Ca.  70  Häuser  und  Villen  und  ein  grosser  Spi- 
tal sind  hier  im  Verlauf  der  Iptzten  zehn  Jahre  aus  dem 
Boden  gewachsen.  Die  grösste  Längenentwicklung  der  , 
Ortschaft  beträgt  in  der  Richtunff  O.-W.  2,5  km,  die 
grösste  Breite  in  der  Richtung  N.-S.  1,2  km.  n.  und 
nw.  von  Frauenfeld  breitet  sich  eine  grosse  Ebene  aus,  die 
von  eintönigen  geradlinigen  Strassen  durchzogen  wird ; 
dagegen  bieten  die  Hügel  auf  dem  rechten  Thurufer,  so- 
wie am  n.  und  nö.  Horizont  der  Seerücken  und  die 
Homburger  Höhe  den  Wohnungsinhabern  auf  der  Front- 
seite der  Ortschaft  einen  in  Form  und  Bekleidung  herz- 
erfreuenüen  Anblick.  Abwechslungsreicher  sind  die  nächs- 
ten Umgebungen  der  Stadt  nach  O.  und  S.,  wo  die  mit 
Weinbergen,  Bauernhöfen  und  Weilern  geschmückten 
Hänge  des  Wellenbergs  ansteigen  ;  weiterhin  liegen  Baum- 
gärten, Wiesen  und  die  Waldrücken  des  Rügerholz,  Stä- 
helibuck,  Oberholz  und  Schollenholz.  Aussichtspunkte  in 
der  Nähe  der  Stadt  sind  das  Plättli  auf  dem  Wellenberg, 


154 


FRA 


PRA 


das  Rüfferholz  und  der  Stahelibuck.  Von  den  beiden  letz- 
tern scnöner  Ueberblick  über  das  Thal   der  Murg,  zahl- 


Frauenreld  :  Katholitehe  Kirche  mit  Urogebuog. 

reiche  subalpine   Gipfel  und  die   Kette  der  Alpen  vom 
Glämisch  bis  Säntis. 

Die  a  Altstadt  »,  das  Frauenfeld  der  früheren  Zeiten,  ist 
sehr  regelmässig  angelegt  und  bildet  (exkl.  Wall  und 
Graben)  ein  Rechteck  von  120  m  Breite  und  250  m  Lange, 
längs  dessen  Aussenseiten  die  Häuserreihen  stehen.  Das 
Innere  schneiden  seiner  ganzen  Länge  nach  zwei  breite 
Strassen  und  die  schmale  Mittelgasse,  die  ihrerseits  wieder 
von  zwei  Querstrassen  gekret^zt  werden.  Durch  drei  Tore 
(das  untere,  obere  und  Holdertor)  stand  einst  die  Altstadt 
mit  der  Aussenwell  in  Verbindung.  Wälle,  Gräben,  Tore 
und  Türme  sind  verschwunden,  und  an  das  Rechteck 
haben  sich  in  der  Folge  drei  Vorstädte  angegliedert :  längs 
der  Strasse  nach  Winterthur  die  Ergaten-Vorstadt,  nach 
NO.  gegen  Langdorf  die  Erchingervorstadt  und  in  der 
Richtung  auf  Thundorf  die  Engel vorstadt.  An  der  Strasse 
nach  SchafThausen  dehnt  sich  Kurzdorf  und  an  derjenigen 
nach  Konstanz  Langdorf  aus. 

An  bemerkenswerten  Bauwerken  besitzt  Frauenfeld  am 
Schlossplatz  (dem  Hauptplatz  der  Stadt)  das  alte  Schloss 
mit  mächtigem,  viele  Jahrhunderte  altem  Turm.  Seine 
aus  unbehauenen,  wahrscheinlich  einst  vom  Säntisglet- 
scher  hierher  verfrachteten  Felsblöcken  aufgeführten 
Mauern  sind  an  der  Basis  3  m  und  in  der  Hone  1,3  m 
stark.  Er  steht  auf  einem  Felsspom  17  m  (Spitze  34  m) 
über  der  Murg.  Ebenfalls  am  Schlossplatz,  dem  Schloss 
gegenüber,  steht  das  geschmackvolle  und  markige  Post- 
ffebäude,  eine  der  Zierden  von  Frauenfeld.  Unweit  des 
Schlosses  das  in  seinem  Innern  reich  verzierte  städtische 
Rathaus,  Eigentum  der  Bürgergemeinde ;  der  hohe  und 
elegante  Saal,  zugleich  auch  Sitzungssaal  des  Grossen 
Rates  des  Kantons  Thurgau,  hat  prachtvolle 
Glasmalereien,  deren  eine  —  die  Gründung 
der  Stadt  darstellend  —  im  Jahr  1891  in 
Konstanz  um  den  Preis  von  4000  Fr.  ange- 
kauft worden  ist.  Bis  1897  hatte  die  Ober^ 
Stadt  mit  dem  Bahnhof  auf  direktem  Wege 
nur  für  Fussgänger  eine  Verbindung  (Trep- 
pen) ;  seither  hat  man  mit  Beihilfe  von  öffent- 
lichen und  privaten  Geldbeiträgen  eine  neue 
Strasse  mit  11  %  Steigung  und  9  m  hohen 
Stützmauern  aus  Beton  an  den  Felsenrain 
angelegt.    Das    Regierungsgebäude    enthält 

Sunkto  Baustil  nichts  Luxuriöses,  ist  aber 
eswegen  nicht  minder  ansprechend:  in  dem- 
selben sind  auch  der  Saal  und  die  Kanzleien 
des  Obergerichts  sowie  die  42000  Bände 
zählende  Kantonsbibliothek  untergebracht. 
Dieses  wie  die  Schulhäuser  stehen  an  der 
Oberen  Promenade,  einer  schönen  Allee  von 
Kastanienbäumen.  In  der  Ergaten-Vorstadt 
der  1895  erbaute  Bezirksspital  mit  etwa  40 
Betten,  in  dem  1900  531  Kranke  verpflegt  wor- 
den sind.  Die  sehr  einfachen  beiden  Kirchen  (reformierte 
und  katholische)  besitzen  je  eine  gute  neue  Orgel.  Von 
öffentlichen  Gebäuden  können  ferner  noch  genannt  wer- 


den die  Kaserne  mit  ihren  weitläufiffen  Stall-  und  Reit- 
schulanlagen, die  drei  Zeughäuser,  das  Gebäude  der  Hy- 
pothekenbank, die  Kantonalbank,  Kantons- 
schule, die  stadtische  Turnhalle  und  das 
kantonale  chemische  Laboratorium.  Der  Waf- 
fenplatz Frauenfeld  dient  besonders  der  Ai^ 
tillerie,  und  seine  Kasernen  fassen  1000  Mann 
und  600  Pferde.  Im  hintern  Gebäude  der 
Kantonsschule  ein  historisches  und  natur- 
historisches  Museum.  Endlich  erwähnen  wir 
noch  einige  Brunnen  mit  allegorischen  Fi- 
guren. 

Mit  Aussahme  der  neuesten  Bauten  entbeh- 
ren die  Privathäuser  Frauenleids  der  künst- 
lerischen Architektonik ;  dafür  sind  sie  aber 
wohnlich,  sauber  und  ffeschmackvoU.  Gärten 
hat  man  überall,  wo  dies  möglich  war,  an- 
gelest, besonders  in  den  Aussenquartieren. 
Sie  bekunden  die  Freude  der  Bewohner  an 
der  Natur.  Einige  Villen  sind  sogar  von  sel- 
ten schönen  Parkanlagen  umgeben.  Darf 
man  aus  der  an  den  Strassen  und  öffent- 
lichen Plätzen,  den  Wohnhäusern  and  in 
den  Wohnungen  herrschenden  Reinlich- 
keit und  Sorge  auf  den  Bildungsgrad  einer  Bevölkerung 
schiiessen,  so  muss  man  Frauenfeld  in  dieser  Hin- 
sicht einen  ersten  Rang  zuweisen.  Man  hat  die  alten 
Strassen  umgebaut  und  neue  angelegt,  die  Wasserversorg- 
ung mit  Hydranten  eingerichtet,  Aozugskanäle  geöffnet, 
ein  Gaswerk  und  Schlachthaus  erbaut  und  eine  Bad- 
anstalt sowie  gut  unterhaltene  Anlagen  und  Promenaden 
geschaffen.  Besonderer  Sorge  erfreut  sich  auch  das  öffent- 
liche Gesundheitswesen.  Schon  lange  plant  man  den  Bau 
eines  an  der  Thur  zu  errichtenden  Elektrizitätswerkes 
(die  Murg  kann  für  diesen  Zweck  nicht  in  Betracht  kom- 
men). Das  Schulwesen  ist  von  der  Klein kinderschüle  bis 
hinauf  zur  Stufe  der  Handels-,  Berufs-  und  Fortbil- 
dungsklassen ausgezeichnet  organisiert.  Die  Kantonsschule 
umfasst  ein  humanistisches  Gymnasium  und  eine  den 
Realfächern  dienende  Industrieschul«.  Die  Stadt  liefert 
Kindern  bedürftiger  Eltern  kostenlos  die  benötigten  Schul- 
materialien. Die  Uebemahme  von  kostspieligen  Unter- 
nehmungen wird  der  Stadt  Frauenfeld  dadurch  erleich- 
tert, dass  Vs  der  gesamten  Gemeindeabgaben  von  der  hier 
bestehenden  und  ein  Kapital  von  24  Millionen  Franken 
versteuernden  Hypothekenbank  getragen  werden. 

Frauenfeld  erfreut  sich  eines  gemässigten  Klimas  mit 
vorherrschenden  W.-Winden.  Nebel  treten  verhältnis- 
mässig oft  auf.  Im  Frühjahr  steht  das  Wiedererwachen 
des  pflanzlichen  Lebens  dem  der  Gegenden  am  Ufer  des 
Bodensees  um  14  Tage  nach.  Die  Schneedecke  verschwin- 
det gewöhnlich  rasch  wieder,  und  auch  lan^ndauemde 
Kälteperioden  sind  selten  —  zum  grossen  Leidwesen  der 
Freunde  des  Schlittschuhsportes,  für  die  2  km  s.  vor  der 
Stadt  ein  eigener  Eisweier  eingerichtet  worden  ist.  Ein 


Fraoenfeld :  Kantonsschalquartier. 

reges  Leben  verleihen  der  Stadt  die  Kasemenanlagen  und 
die  Kantonsschule.  Diese  zählte  im  Schuljahr  1900-1901 
22  Lehrer  und  277  Schüler,  wovon  69  auf  das  Gymnasium 


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und  206  auf  die  Industrieschule  entfielen.  Kadettenlcorps 
mit  Musik.  Als  eidgenössischer  Waifenplatz  für  Artillerie 


Frauenfeld  :  Industrieqaartier. 

sieht  Frauenfeld  vom  Februar  bis  in  den  Oktober  hinein 
Wiederholungskurse,  Rekruten-  und  Offizierbildungs- 
schulen  der  Artillerie  und  hier  und  da  auch  Wiederho- 
langskurse  für  Infanterie  und  Kavallerie  sich  ununter- 
brochen folgen.  Im  Winter  wird  die  Kasernenküche  als 


Sappenanstalt  benätzt. 
Frauenfeld  z€ 


zeichnet  sich  durch  ein  intensives  geselliges 
Leben  aus  und  bietet  seinen  Bewohnern  zahlreiche  Ge- 
legenheiten zur  Unterhaltung  und  Belehrung :  Konzerte, 
volkstumliche  und  wissenschaftliche  Vortrage,  Theater. 
Die  Zahl  der  Konzerte  ist  ungesund  gross.  Wenn  auch 
Fraaenfeld  nicht  das  geographische  Zentrum  des  Kantons 
ist,  so  darf  es  doch  als  dessen  geistiger  Mittelpunkt  ange- 
sprochen werden,  wo  sich  die  Kantonsschule  und  die  ge- 
samte kantonale  Verwaltung,  die  Kantonsbibliothek  und 
zahlreiche  andere  Sammlungen,  der  Sitz  der  kantonalen 
geschichts-  und  naturforschenden  Gesellschaft  etc.  befin- 
den. Der  Bewohner  Frauenfelds  ist  von  Natur  aus  gesellig 
und  heiteren  Gemütes.  Die  Fastnacht  wird  lebhaft  gefeiert 
ond  gibt  hie  und  da  Anlass  zur  Abhaltung  von  historischen 
und  humoristischen  Umzügen.  Am  fronlichsten  geht  es 
aber  her  am  Berchtolds- oder  Bertelistajs,  dem 
dritten  Montag  im  Januar,  an  dem  sich  die 
Stadtbürger  2ur  gemeinsamen  Rechnungs- 
abnahme zu  versammeln  pflegen.  Tagsüber 
treiben  dann  die  Kinder  mancherlei  ergötzli- 
chen Maskeoscherz,  und  abends  halten  die 
Erwachsenen  zwei  grosse  Bankette  ab,  das 
eine  für  die  Gemeindebürger  im  Rathaus, 
das  andere  für  die  Niedergelassenen  in  der 
MUitarkantine,  wobei  Reden,  Musik-  und 
Gesangvorträge  in  bunter  Reihe  miteinander 
abwechseln.  Gross  ist  auch  die  Zahl  der  den 
verschiedensten  Zwecken  dienenden  Vereine 
und  Gesellschaften  (mehr  als  70) :  Beruf  und 
Wissenschaft,  Kunst,  Sport,  Politik  etc.  — 
Alles  ist  vertreten.  Am  zahlreichsten  (über 
10)  sind  Gesang-  und  Musikvereine,  dann 
folgen  Tum-  und  Schiessvereine,  dann  be- 
rufliche Vereinigungen,  philanthropische 
Gesellschaften  und  Unterstützungsvereine, 
sportliche  Klubs,  wissenschaftliche  und  re- 
ligiöse Gesellschaften. 

Frauenfeld  ist  die  Heimat,  der  Geburtsort 
oder  auch  die  Wohnstätte  einer  grossen  An- 
zahl von  hervorragenden  Männern :  des  Ar- 
menfreundes  Biscnof  Nikolaus  II.  von  Kon- 
stanz ;  des  Historikers  und  Polemikers  De- 
kan Kaspar  L^ng;  des  1733  geborenen  be- 
rühmten Medaillenstechers  Johann  Kaspar  Mörikofer; 
der  Landammänner  Morell  u.  Anderwert;  des  schweizeri- 
schen Gesandten  in  Paris  Dr.  J.  Q.  Kern,  dem  die  Stadt 


in  Anerkennung  seiner  Verdienste  um  die  Begründung 
der  Kantonsschule  das  Ehrenbürgerrecht  verliehen  hat; 
des  ersten  Präsidenten  des  schweizerischen 
Schulrates  Dr.  Kappeier;  des  Arztes  Dr. 
Kappeier :  der  Bundesräte  F.  An  der  wert  u. 
Dr.  Deucher;  des  abessinischen  Staatsmi- 
nisters Ingenieur  Alfred  Ilg ;  des  Geschichts- 
schreibers J.  A.  Pupikofer;  des  Verlegers 
und  Buchdruckereibesitzers  Dr.  J.  Huber ; 
des  weitbekannten  Arztes  und  geschätzten 
Reiseschriftstellers  Dr.  E.  Hafller  etc. 

Geschichte.  Die  Gegend  von  Frauenfeld 
wurde  von  den  Alemannen  um  die  Jahre 
400-700  besiedelt.  Aus  den  Urkunden,  deren 
älteste  vom  Jahr  860  datiert,  ergibt  sich, 
dass  damals  das  ganze  Gelände  von  Frauen- 
feld und  Umgebung  dem  nach  seinem  Be- 
sitzer, dem  vornehmen  Alemannen  Erich  so 
genannten  Hof  Erichingen  zugehörte.  Daher 
auch  die  noch  heute  vorkommenden  Namen 
Erchinger  Vorstadt  (nö.  Vorstadt  von  Frauen- 
feld), Langenerchingen  für  den  heutigen 
Vorort  Lanffdorf  und  Kurzenerchingen  für 
Kurzdorf.  Nachdem  der  Thurgau  in  den 
Besitz  der  Frankenköni^e  übergegangen 
war,  schenkte  Karl  der  Dicke  888  den  Hof 
Erchingen  als  stetes  Besitztum  dem  724 
gegründeten  Kloster  Reichenau  im  Untersee, 
dem  dieses  Gebiet  denn  auch  bis  zum  Jahr  1803  (Loskauf 
durch  den  Kanton)  verblieb.  Doch  war  das  Eigentumsrecht 
des  Abtes  am  Hofe  Erchingen  kein  unbeschränktes,  da  er 
selbst  wieder  unter  der  Reichshoheit  und  später  unter  der 
Hoheit  der  Herzoge  von  Oesterreich  stand,  die  ihre  Rechte 
(hohe  und  niedere  Gerichtsbarkeit,  Vogtsteuer,  Mann- 
Bchaftsrecht)  durch  einen  Reichsvogt,  bezw.  Landgrafen 
(zugleich  Schirmvogt  des  Klosters)  ausüben  Hessen.  Da- 
gegen bezog  der  Amtmann  des  Stiftes  Reichenau  Grund- 
zinse, Zehnten  und  Gefalle.  1460  ging  die  Oberherrschaft 
an  die  Eidgenossen  über. 

Es  gab  bei  dem  Hofe  Erchingen  noch  ein  besonderes, 
durch  Reutung  des  Waldes  gewonnenes  Stück  Feld,  das 
Separateigentum  «  Unserer  lieben  Frau  »,  der  Schutzpa- 
tronin von  Reichenau,  war  und  dieser  zu  Ehren  Vrowan- 
veld  oder  Frowenveld  hiess.  Später  ging  dann  dieser  Name 
auf  den  auf  dem  «  Frauen-Felde  »  erbauten  alten  Turm, 
auf  das  Schloss  und  die  Stadt  über.  Aus  der  Bauart  dieses 
Turmes  lässt  sich  schliessen,  dass  er  seine  Entstehung 
der  ersten  Zeit  des  Burgenbaues,  d.  h.  der  Zeit  des  Bur- 
gen- und  Städtegründers  König  Heinrichs  I.  (917-926)  ver- 


Frauenfeld  :  Schlossplatz. 

dankt  und  gegen  die  Ueberfalle  der  räuberiscnen  Hunnen 
Zuflucht  bieten  sollte.  Die  um  1080  erfolgte  Erweiterung 
dieses  ursprünglichen  Burgfriedes  zum  Doppelturm  und 


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die  Erbauung  der  Turm  wohn  ung  des  Schlosses  wurde  voq 
dem  Abt  der  Reichenau  mit  dem  Grafen  von  Kiburff,  dem 

damaligen 
Schirmvogt 
des  Klosters, 
gemeinsam 
vorgenom- 
men. Es  war 
die  Zeit  der 
grossen  Par- 
teiung  im 
Reiche ,  wo 
es  galt,  aus 
dem     Stütz- 

Bunkt  an  der 
[urff  eine 
möglichst 
feste  Stel- 
lung zu  ma- 
chen. Die  An- 
lage einer  ei- 
gentlichen 
befestigten 
Stadt  rührt 
aber  erst  aus 
der  Zeit  um 
1260  her,  da 
Graf  Hart- 
mann  der 
Aeltere  von 
Kiburg  Inha- 
ber der  Land- 


Pranenfeld  t  Schloss. 


grafschaft  Thurgau  und  Schutzvogt  der  Reichenau  war. 
Die  gefahrvollen  Zeiten  des  Interregnums  veranlassten 
viele  Hörige  und  Edelleute  der  Umgebung  (so  z.  B. 
die  Edeln  von  Wellenberg,  von  Strass,  von  Bonstet- 
ten,  von  Wiesendangen,  von  Gachnang),  der  Einladung 
des  Grafen  von  Kiburg  zu  folgen  und  sich  in  der  Stadt 
niederzulassen,  wo  sie  eine  Bürgerwehr  einrichteten. 
Daraufhin  ordneten  der  Abt  und  die  Kiburger  die  Ange- 
legenheiten der  neuen  Stadt  und  teilten  sich  in  die  Rechte. 
Dem  Abt  verblieben  die  Grundherrschaft  und  die  Rechte 
der  Hörigkeit  und  Leibeigenschaft  über  die  unfreien  Bui^ 
^er,  während  dem  Grafen  die  Vogtei  und  die  Verfugung 
über  die  feldtüchtige  Mannschaft  zukamen.  Schon  vom 
Jahre  1100  an  halten  die  Kiburger  das  Schloss  als  ihr  un- 
beschränktes Eigentum  betrachtet. 

Diese  bestallten  in  Frauenfeld  einen  Untervogt  als  Vor- 
stand des  Gerichtes  und  der  Stadiverwaltung  und  als 
Anführer  der  Mannschaft,  sowie  einen  Hofmeister  als 
Verwalter  der  Lehen.  So  kam  es,  dass  im  Wappenschilde 
von  Frauenfeld  sich  der  Löwe  von  Kiburg  und  die 
Frau  von  Reichenau  vereinigten.  Diese  führt  den  Löwen 
an  goldener  Kette.  Es  ist  diese  Erklärung  des  Wappens 
wahrscheinlicher  als  die  von  der  Sage  überlieferte,  wonach 
die  Gründung  von  Schloss  und  Stadt  Frauenfeld  dem  Lie- 
besabenteuer eines  Ritters  von  Sehen  (Seen  bei  Winter- 
thur)  mit  einer  Tochter  aus  dem  Hause  Kiburg  zuzu- 
schreiben wäre.  Man  begegnet  den  einzelnen  Episoden 
dieser  Liebesgeschichte  vielfach  auf  gemalten  Fenster- 
scheiben. 

Als  die  Grafschaft  Kiburg  sich  an  den  Grafen  Rudolf 
von  Habsburg  vererbte,  Hess  dieser  den  Thurgau  durch 
Hermann  von  Bonstetten  als  Vizelandgraf  verwalten  (1275), 
während  er  auf  der  Burg  in  Frauenfeld  als  Untervogt 
und  Hofmeister  Jakob  von  Frauenfeld,  seinen  tapfern 
Mitkämpfer  gegen  den  Abt  von  St.  Gallen  und  Regen  Wil, 
einsetzte.  Rudolfs  Sohn  Albrecht  von  Oesterreich  verlieh 
der  Stadt  Frauenfeld  grosse  Freiheiten,  weshalb  auch 
ihre  Bürger  treu  zu  Oesterreich  hielten  und  auf  dessen 
Seite  bei  Sempach,  Näfels  und  am  Stoss  tapfer  gegen  die 
Eidgenossen  kämpften.  Bei  Näfels  verloren  sie  40  Mann 
und  ihr  Panner,  das  in  der  Kirche  von  Schwyz  aufge- 
hängt wurde.  1407  belagerten  die  Appenzeller  die  Stadt 
ohne  Erfolg.  Als  Herzog  Friedrich  von  Oesterreich  1415 
zusammen  mit  dem  Papst  Johannes  vom  Konzil  zu  Kon- 
stanz und  dem  von  diesem  erwählten  Papst  Martin  V.  in 
Acht  und  Bann  erklärt  wurde,  blieben  ihm  Rat  und  Bürger 
Frauenfelds  treu,  bis  sie  —  von  Oesterreich  im  Stich  ge- 
lassen --  sich  gezwungen  sahen,  dem  Reich  unter  Zu- 


sicherung ihrer  städtischen  Freiheiten  und  Rechte  den 
Treueid  zu  leisten.  Schon  zwei  Jahre  später  (1417)  ver- 
pfändete der  allezeit  geld bedürftige  König  Sigmund  die 
Vogtei  über  Frauenfeld  um  1500  Gulden  an  die  Stadt 
Konstanz,  welchen  Anlass  die  Burgerschaft  benutzte,  um 
sich  noch  mehr  Freiheiten  und  Rechte  zu  sichern.  1442 
trat  Konstanz  die  Vogtei  über  Frauenfeld  wieder  an 
Oesterreich  ab.  (Nun  folgt  die  Zeit  des  alten  Zürichkrie- 
ges, während  welcher  Erzherzog  Albrecht  von  Oesterreich 
die  Stadt  Frauenfeld  noch  stärker  befestigte  und  1445  den 
Ansassen  gleiche  Rechte  mit  den  Stadtbürgern  verlieh. 
Als  die  Frauenfelder  sich  der  Mannschaft  des  eifrigen 
österreichischen  Parteigängers  Hans  v.  Rechberg  ange- 
schlossen und  mit  dieser  zusammen  mehrere  Streifzäge 
gegen  das  den  Eidgenossen  gewogene  Stadtchen  Wil  un- 
ternommen hatten,  zogen  800 Eidgenossen  in  den  Thurgau 
und  gegen  Frauenfeld,  verbrannten  die  Dörfer  in  dessen 
Umgebung,  schlugen  die  sich  ihnen  entgegenstellenden 
Frauenfelder  zurück  und  nahmen  ihnen  neuerding^s  ihr 
Panner  ab,  das  in  der  Kirche  von  Schwyz,  dem  bei  Nä- 
fels schon  erbeuteten  zur  Seite  niedergelegt  wurde.  Nach 
dem  Frieden  von  1446  besuchte  Herzog  Amrecht  mit  sei- 
ner Gemahlin  1449  die  ihm  treu  gebliebene  Stadt  Frauen- 
feld in  Begleitung  eines  glänzenden  Gefolges  (800  Pferde). 
Er  teilte  den  Bürgern  mit,  dass  er  diese  Lande  seinemVetter 
Herzogs igmund  abgetreten  habe.  1458  verschrieb  Sigmund 
die  Stadt  seiner  aus  dem  Geschlechte  der  Stuart  stammen- 
den Gemahlin  Eleonore  zum  lebenslänglichen  Eigentum. 
Im  folgenden  Jahr  versuchte  eine  unter  der  Führung  von 
Albert  von  Sax  stehende  Schar  aus  Rapperswil  vergeb- 
lich, Frauenfeld  mit  List  zu  nehmen.  Als  1460  Sigmund 
mit  dem  Papst  Pius  II.  in  Zerwürfnis  geriet,  forderte  die- 
ser die  Eidgenossen  zum  Kampfe  gegen  den  Herzog  anf, 
die  die  Gelegenheit  zur  Ausdehnung  der  Grenze  ihres 
Gebietes  bis  zum  Rhein  und  Bodensee  benutzten.  Die 
ganze  Landgrafschaft  Thurgau  und  die  Stadt  Frauenfeld 
gingen  für  Oesterreich  verloren;  Frauenfeld  ergab  sich 
und  schwur  den  Eidgenossen  Treue  und  Gehorsam  unter 
der  Bedingung,  dass  ihm  seine  alten  Freiheiten,  Satz- 
ungen und  Gewohnheiten  (vorbehalten  die  Rechte  des 
Gotteshauses  Reichenau)  durch  Brief  und  Siegel  zugesi- 
chert bleiben  sollten.  So  war  der  Thurgau  zum  Unter- 
tanenland der  VII  alten  Orte  Zürich,  Luzern,  Uri,  Schwyz, 
Unterwaiden,  Glarus  und  Zug  geworden,  die  eine  Land- 
vogtei-Regierung  mit  einem  alle  zwei  Jahre  wechselnden 
Vogt  an  der  Spitze  einsetzten.  Längere  Zeit  hindurch 
hatten  diese  Landvögte  keinen  festen  Sitz  im  Thurgau  ; 
sie  reisten  nur  hinaus  beim  Amtsantritt  zur  Abnahme  der 
Huldigungen  und  wann  die  Unterbeamten  Rechnung  ab- 
legen mussten.  Wichtige  Angelegenheiten  wurden  von 
den  Landvögten  vor  die  Tagsatzung  gebracht. 

Im  Februar  1499  versammelten  sich  die  eidgenössischen 
Sendboten  in  Frauenfeld,  um  von  da  aus  den  aus  Anlass 
des  Schwabenkrieges  im  Felde  stehenden  Hauptleuten 
ihre  Befehle  zukommen  zu  lassen.  Das  unter  Jakob  Fehr 
stehende  Fähnlein  von  Frauenfeld  stand  zusammen  mit 
der  übrigen  Mannschaft  des  Thurgau s  bei  Schwaderloo 
und  bei  anderen  Gelegenheiten  derart  treu  zur  Seite  der 


Frftuenfeld  :  RegieruDgsgebAude. 

Eidgenossen,  dass  die  Tagsatzung  nachher  der  Stadt  Frau- 
enfeld zwei  der  eroberten  Kanonen  schenkte.  Bei  Marig- 
nano  stritten  die  Frauenfelder  unter  Hans  von  Gryffenberg, 


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genannt  Wehrli,    und   erhielten   als  Anerkennung  von 
Kardinal    Schinner,    dem  päpstlichen    Legaten   in    der 


Fraueofeld  :  Hauptpost. 

Schweiz,  die  Erlaubnis,  neben  ihrem  gewöhnlichen  Wap- 
pen noch  das  Bild  des  Gekreuzigten  in  der  Fahne  zu 
fuhren.  Zur  Zeit  der  Reformation  trat  die  Mehrzahl  der 
Frauenfelder  trotz  strenger  Drohungen  von  Seiten  der 
katholischen  Orte  auf  Seite  Zürichs  und  nahm  den  neuen 
Glauben  an.  1530  grosse  Kirchensynode  in  Frauenfeld 
unter  Zwin^lis  Leitung.  1531  verlor  Frauenfeld  in  der 
Schlacht  bei  Kappel  den  Sohn  seines  Schultheissen,  den 
hochgeachteten  Abt  von  Kappel  Wolfgang  Joner,  genannt 
Rüepplin.  Durch  den  Landfrieden  von  1712  erhielten  die 
Anhänger  beider  Konfessionen  gleiche  Rechte  und  freie 
ReligionsauBübung.  Im  selben  Jahre  wurde  Frauenfeld 
an  Stelle  von  Baden  zum  standieen  Sitz  der  Tagsatzung 
bestimmt.  So  sah  nun  die  Stadt  alljährlich  für  einige  Zeit 
ein  buntes  und  bewegtes  Treiben  in  ihren  Mauern,  wie 
jeweils  auch  beim  Aufzug  der  Landvögte,  die  seit  etwa 
1554  ihre  Residenz  in  dem  (von  den  Eidgenossen  um  526 
Gulden  den  Herren  von  Landenberg  abgekauflen)  Schlosse 
zu  Frauenfeld  hatten. 

Im  Zeitraum  von  17  Jahren  wurde  die  Ortschaft  zwei- 
mal schrecklich  durch  Feuer  heimgesucht.  Der  Brand 
vom  19.  Juli  1771  zerstörte  64  Wohnhäuser  nebst  der 
katholischen  Kirche  (blos  12  Häuser  blieben  verschont), 
und  am  24.  Oktober  1788  brannten  33  Häuser  nebst  dem 
Rathaus  nieder.  Tatkräftige  Beweise  der  Teilnahme  aus 
der  ganzen  Schweiz  nnd  dem  Auslande  linderten  die  Not 
der  unglücklichen  Bewohner.  Jetzt  erhielt  die  Stadt  ihre 
gesenwärtige  Bauart  und  Gestalt. 

Nun  folgen  die  grossen  Ereisnisse  in  der  Geschichte 
von  Frauenfeld.  Das  Jahr  1798  Brachte  mit  der  französi- 
schen Invasion  in  der  Schweiz,  mit  der  Einheitsverfassung 
und  den  Revolutionsbewegungen  dem  Thurgau  die  Be- 
freiung von  dem  Joche  der  Untertanenschaft  und  die  Ab- 
schaffung der  landvögtlioiien  Regierung.  Um  Hauptort 
des  neuen  Kantons  zu  werden  bezw.  zu  bleiben,  hatte 
Frauenfeld  bei  den  französischen  Machthabem  gegenüber 
Weinfelden  bedeutende  Anstrengungen  zu  machen.  Am 
^.  Mai  1799  schlugen  die  französischen  Truppen  unter 
Oudinot  und  Soult  unter  Mithilfe  der  vom  Generaladju- 
tanten Weber  geführten  6000  Schweizer  der  helvetischen 
Legion  die  vereinigten  österreichischen  Armeen  des  Erz- 
herzogs Karl  und  des  Generals  Hotze  bei  Frauenfeld  in 
Flucht,  bei  welcher  Gele^^enheit  General  Weber,  von  einer 
Kartätschenkugel  ffetroflen,  Ael  (die  Stelle  heute  durch  ein 
einfaches  Denkmal  aus  Granit  an  der  Strasse  nach  Hüben 
bezeichnet).  Als  aber  die  Oesterreicher  schon  am  folgen- 
den Tage  mit  neuen  Kräften  wieder  anrückten,  fanden  es 
die  französischen  Führer  für  gut,  die  Stadt  Frauen feld  in 
der  Nacht  auf  den  25.  Mai  zu  räumen  und  sich  in  ihre 
frühere  Stellung  bei  Zürich  zurückzuziehen.  Da  die  Oe- 
sterreicher Frauenfeld  im  Verdacht  hatten,  die  Franzosen 
unterstutzt  zu  haben,  drohten  sie  mit  Zusammenschiessen 
der  Stadt,  Hessen  es  aber  bei  etwa  20  hineingeworfenen 
Kuffeln  bewenden.  Zur  Erinnerung  an  diesen  verhängnis- 
vollen 25.  Mai  hat  man  später  einige  dieser  Kanonenku- 


f:eln  in  die  Mauern  der  beiden  Kirchen  eingesetzt.  Hierauf 
blgten  Einquartierung  und  Brandschatzung  durch  die 
Oesterreicher  und  nach  der  zweiten  Schlacht  hei  Zürich 
wieder  Besetzung  durch  die  Franzosen.  Frauenfeld  und 
Umgebung  hatte  in  der  Zeit  von  1799-1801  mehr  als  320000 
Einquartierungstage  für  Truppen,  mehr  als  100000  solcher 
für  Pferde  und  unzählige  Rationen  von  Lebensmitteln  zu 
leisten. 

Die  Mediationsakte  erhob  im  Jahre  1803  den  Thurgau 
zum  17.  Kanton  der  Eidgenossenschaft  und  gab  ihm  seine 
eigene  Verfassung.  Am  14.  April  dieses  Jahres  versam- 
melte sich  in  Frauen  feld  zum  erstenmal  der  Grosse  Rat 
des  neuen  Kantons,  der  neben  anderen  Geschäften  auch 
die  Wahl  der  Regierung,  des  Kleinen  Rates  (Morell,  An- 
derwert, Freien muth)  vornahm.  Frauenfeld  verlor  alle 
Vorrechte  gegenüber  der  Landschaft,  und  seine  Einwoh- 
nergemeinde wurde  denjenigen  aller  andern  Orte  des 
Kantons  (gleichgestellt.  1830  sah  dann  Frauenfeld  einen 
grossen  Zudrang  von  Volk  in  drohender  Haltung,  weil 
die  Behörde  der  vom  Volke  gewünschten  Reform  der 
Verfassung  nicht  günstig  gestimmt  war. 

1853:  Einweihung  und  Eröffnung  der  Kantonsschule; 
1855 :  Eröffnung  der  Eisenbahnlinie  Winterthur-Frauen- 
feld-Romanshorn ;  1863:  Bau  der  Kaserne  durch  die 
Bürffergemeinde;  1864:  Vollendung  des  Regierungsge- 
bäuaes;1884:  Eröffnung  der  Badanstalt;  18ö5:  Einwei- 
hunff  der  Wasserversorgung;  1886:  nach  langen  Unter- 
handlungen Verkauf  der  unrentabeln  Kaserne  an  den  Bund 
mit  einem  Verlust  von  60000  Fr.jl887:  Eröffnung  der 
Strassenbahn  Frauenfeld-Wil ;  1890 :  eidgenössisches 
Schützenfest ;  1893 :  Umwandlunj^  der  1882  gegründeten 
städtischen  Sparkasse  in  eine  Filiale  der  Kantonalbank 
(sie  wurde  vom  Grossen  Rat  um  die  Summe  von  675000  Fr. 
für  den  Kanton  angekauft).  —  1810 :  Stiftung  des  Kon- 
stablerfonds für  den  Gesellschaftstrunk  an  Stelle  der  1424 
und  1440  gegründeten  Herrentrinkstube  und  Trinkstube 
zum  Wilden  Mann. 

Bibliographie.  Pupikofer,  J .  A.  Gesch.  der  Stadt  Frauen- 
feld.  Frauenfeld  1871.  —  Pupikofer,  J.  A.  Der  Pfahlbau- 
bei  Frauenfeld  zwiscl^en  Niederwyl  u.  Strass.  Frauen- 
feld 1862.  —  Wirz,  J.  J.  Das  erschreckl.  Unglück  über 
die  Stadt  Frauenfeld,  ^chatth.  1771.  —  Deggeller,  G.  J. 


Fraueofeld  :  Teil  der  Freien  Strasse. 

Wahrhafte  Beschr.  des  fürchterl,  Brandes  zu  Frauenfeld 
den  24.  Okt.  ilH8.  —  Truppendurchmärsche  durch 
Frauenf.  während  der  Kriegsjahre   i  799-1803  (in  den 


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Thurg.  Beitr.  zur  vaterländ.  Gesch.  34).  —Verwaltungs- 
berichte der  Behörden.  [F.  Ribi.T 

FRAUENQUT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald, 
Gem.  Sumiswald).  785  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  auf 
der  Schonegg,  3  km  nö.  Sumiswald  und  9  km  nö.  der 
Station  Ramsei  der  Linie  Burgdorf-Langnau.  40  reform. 
Ew. 

FRAUENKAPPELEN  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Laupen). 
613  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  an  der  Strasse  Bern-Murten, 
900  m  8.  vom  linken  Ufer  der  Aare  und  2  km  nnö.  der 
Station  Riedbach  der  direkten  Linie  Bern-Neuenburg. 
Postablage,  Telegraph,  Telephon.  Die  ziemlich  umfang- 
reiche Gemeinde  zählt  zusammen  mit  Wohlei  und  Woh- 
leiberg in  93  Häusern,  6|20  reform.  Ew. :  Dorf:  18  Häuser, 
120  Ew.  Fruchtbare  Gegend.  Käserei.  Bis  zur  Reforma- 
tion Frauenkloster,  das  1228  eingerichtet  worden  war, 
Sancla  Maria  in  Capella  oder  Kappelen  im  Forst  hiess 
und  einen  Teil  der  grossen  Waldung  des  sog.  Forst  als 
Eigentum  besass.  Die  Ortschaft  schon  vor  der  Gründung 
des  Klosters  eigene  Pfarrei.  Im  Spiel wald  Grabhügel  mit 
Aschenurnen.  Römische  Ruinen  «  Bi  de  Märe  »  im  Forst. 

FRAUENKIRCH  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
quart, Gem.  Davos).  1542  m.  Dorf,  am  rechten  Ufer  des 
Landwassers,  an  aer  Strasse  Davos  Platz-Alvaneu  und 
3,4  km  sw.  der  Station  Davos  Platz  der  Rätischen  Bahn 
(Landquart-Davos).    Postbureau,    Telephon;    Postwagen 


Fraoeokirch  von  Süden. 

Chur-Davos  Dorf.  67  Häuser,  348  reform.  Ew.  Mit  Glaris 
zusammen  eine  Kirchgemeinde.  Kirche  zum  Schutz  gegen 
Lawinen  mit  einer  Spaltecke  versehen. 

FRAUENKLOSTER  IN  DER  AU  (Kt.  Schwyz, 
Bez.  Einsiedeln).  917  m.  Kleines  Benediktinerinnen klos- 
ter,  am  linken  Ufer  der  Alp,  am  Waldrand  und  1,5  km 
sw.  Einsiedeln  in  einsamer  Landschaft  gelegen.  Daneben 
noch  2  Wohnhäuser.  Das  Kloster  zählt  heute  als  Insassen 
47  Nonnen  und  eine  Anzahl  von  Dienstleuten  beiderlei 
Geschlechtes.  Im  Jahre  iW3  vereinigte  hier  Hugo  von 
Rosenegg,  der  29.  Abt  von  Einsiedeln,  die  4  Ordenshäu- 
ser Alpegg,  Hintere  und  Vordere  Au  und  Hagenrüti  zu 
einem  einzigen  Klo^er  mit  gemeinsamen  Regeln.  Zur 
Zeit  der  in  Einsiedeln  vom  Stiftsverwalter  Diebold  von 
Geroldseck  (eines  Freundes  von  Zwin^li)  begünstigten 
Reformation  gingen  1522  und  in  den  folgenden  Jahren 
eine  Anzahl  der  Schwestern  zur  neuen  Lehre  über.  1873- 
1880  baute  man  an  das  Kloster  einen  neuen  Flügel  und 
eine  Kirche  an.  DasKloster  ist  nicht  sehr  begütert  und  be- 
wirtschaftet die  wenigen  ihm  angehörigen  Wiesen,  Wei- 
den und  Waldparzellen  zum  eigenen  Bedarf. 

FRAUENROTI  (Kt.  Aopenzell  A.  R.,  Bez.  Vorder- 
land, Gem.  Grub).  800  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  etwas 
n.  der  Strasse  St.  Gallen-Heiden,  900  m  ö.  Grub  u.  1,5  km 
nw.  der  Station  Heiden  der  Bergbahn  Rorschach-Heiden. 
62  reform.  Ew. 

FRAUENTHAL  (Kt.  Zag,  Gem.  Cham).  396  m.  Non- 
nenkloster des  Ordens  der  Zisterzienser,  mit  Oekonomie- 
gebäuden  (Mühle,  Säge  etc.),  auf  einer  von  der  Lorze 
umflossenen   Insel ;  5,5  km   nw.   der  Station  Cham  der 


Linie  Zürich-Thalwil-Zug.  7  Häuser,  109  kathol.  Ew.  Klos- 
ter mit  Kirche  1231  von  den  Freiherren  von  Schoabel- 
burg,  Eschenbach  und  Hünoberg  gegründet  und  bald  von 
verschiedenen  Seiten  her  mit  Gütern  bedacht.  Aebtissin 
und  Nonnen  waren  bis  ins  15.  Jahrhundert  fast  immer 
nur  adeliger  Herkunft.  Das  Kloster  hatte  unter  den  Frei- 
heitskriegen der  Eidgenossen  gegen  das  Haus  Oesterreich 
stark  zu  leiden  und  wurde  1^8  sogar  durch  Feuer  zer- 
stört; es  zerßel  zur  Zeit  der  Reformation,  erholte  sich 
dann  aber  mit  Hilfe  seines  Schirm vogtes,  der  Stadt  Zug, 
allmählig  wieder.  Die  Oberaufsicht  führten  der  Reihe 
nach  die  Aebte  von  Kappel,  Wettingen  und  Wettingen- 
Mehrerau.  Steht  seit  1805  unter  dem  unmittelbaren 
Schutz  des  Kantons  Zug.  Die  Nonnen  unterhalten  eine 
Erziehungsanstalt  für  Tochter  und  beschäftigen  sich  mit 
Weberei  und  feinen  Stickarbeiten  für  Kirchenparamente. 
Der  lateinische  Name  des  Klosters  war  Vallis  Beatae  Ma- 

FRAUENTHAL    (HINTER    und  VORDER)     (KL 

Luzern,  Amt  Entlebuch,  Gem.  Hasli).  780  m.  Gruppe  von 
5  Bauernhöfen,  am  linken  Ufer  der  Entlen,  700  m  ö.  Hasli 
und  2  km  s.  der  Station  Entlebuch  der  Linie  Bern-Lazero. 
22  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

FRAUENTOBEL  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  La nd- 
quart).  2440-1509  m.  Kleines  Seitenthal  zum  Davos  ;  steigt 
vom  Körbshorn  (2654  m;  einem  Vorberg  der  Mädriger- 
iluh,  2668  m,  in  der  Strelakette)  nach 
SO.  ab  und  mündet  4  km  unterhalb  Da- 
vos Platz  von  rechts  in  die  Thalland- 
schaft Davos  aus. 

FR6CHAUX  (Kt.  Waadt,  Bez.  Au- 
bonne).  806-1100  m.  Wald,  am  SO.-Haog 
des  von  Le  Marchairuz  zum  Moni  Ten- 
dre  ziehenden  Rückens;  stösst  im  NW. 
an  den  Wald  von  Le  Grand  Fuey  und 
im  NO.  an  die  Cote  de  Biöre  und  wird 
gegen  S.  durch  ein  kleines  Waldtobel 
vom  Mont  Chaubert  getrennt.   Dieses 
Thälchen,  die  sog.  Gombe  de  Frdchanx, 
beginnt  bei  La  Saint  (jeorges  (1110  m) 
und  verengt  sich  3  km  weiter  ö.  bei  La 
Gottettaz  (775  m)  zu  einer  tiefen  Wald- 
schlucht,  in  der  der  Toleure  entspringt 
und  die  bis  zur  Mündung  dieses  Baches 
in  die  Aubonne  die   Ebene  von  Biere 
im  S.  begrenzt.  Dem  rechtsseitigen  Ge- 
hänge der  Combe  de  Fr^haux  folgt  die 
Strasse    Le    Brassus-Gimel-Aubonne- 
Rolle. 
FREQQIO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leven- 
tina.  Gem.  Osco).  1044  m.    Weiler,    am  alten  Maultier- 
pfad Faido-Airolo,  am  S.-Hang  des  Pizzo  Lucomagno,  3 
km  nö.  der  Station  Rodi-Fiesso  der  Gotthardbahn  und 
1,5  km  w.  Osco.  9  Häuser.  35  kathol.  Ew.  Alpwirtschaft. 
FREQHI8CIO  (MONTI  DI)  (Kt.  Tessin,  Bez.   Bel- 
linzona.  Gem.  Monte  Carasso).  1300-1350  m.  Alpweide  mit 
Gruppe  von  22  am  SO.-Hang  des  Pizzo  Forcorella  zer- 
streut gelegenen  Hütten,  2 Vt  Stunden  wnw.  über  Bellinzo- 
na.  Wird  im  Frühjahr  und  Herbst  mit  Kühen  und  Ziegen 
bezogen.  Butter  und  Käse. 

FR6qi6COURT,  deutsch  Friedlinsdorf  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Pruntrut).  530  m.  Gem.  und  Dorf,  im  ö.,  La 
Baroche  geheissenen  Abschnitt  der  Landschaft  Ajoie,  am 
Eingang  zu  dem  in  den  N.-Hang  der  Kette  von  Les  Ran- 
giers  eingeschnittenen  Thälchen  von  Asuel ;  9  km  osö.  Prun- 
trut und  5,5  km  ö.  und  so.  der  Stationen  Courgenay  der 
Linie  Delsberg-Delle  und  Alle  der  Linie  Pruntrut-Bonfol. 
Posthureau,  Telegraph,  Telephon;  Postwagen  Alle-Asuel. 
54  Häuser,  240  Ew.  französischer  Zunge,  wovon  200  Ka- 
tholiken. Kirchgemeinde  Charmoille.  Boden  sehr  ergibig, 
blühender  Ackerbau,  viele  Obst-  (besonders  Kirsch-) 
bäume.  Spalierreben.  Uhrenindustrie,  Holzhandel,  Topf- 
waaren-  u.  Holzschuhfabrikation,  Mühle;  ausgezeichnetes 
Kirschwasser.  Viehzucht.  Zahlreiche  Brunnen;  vollstän- 
dige Hochdruckwasserversor^ung  mit  Hydrantennetz. 
Ueberreste  einer  einstigen  Eisengiesserei.  1305 :  Fregie- 
curt;  1308:  Friederichesdorf ;  1330:  Vridersdorf;  1340: 
Friderstorff;  1411 :  Fr^gi^court.  Fund  einer  römischen 
Münze  mit  dem  Bildnis  von  Antoninus.  Gräber  mit  Ske- 
leten. 


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159 


FRCQNOLEY  (Kt.  WalUs,  Bez.  Entremont,  Gem. 
Bagnes).  965  m.  Weiler,  im  mittleren  Thalboden  des  Yal  de 
Bagnes,  am  rechten  Ufer  der  Dranse;  4,5  km  so.  Le 
Chable.  Lehnt  sich  an  einen  30  m  hohen  Felssporn  an, 
der  das  Thal  300  m  oberhalb  des  Dorfes  Champsec  wie 
ein  Riegel  abschliesst  und  den  Fluss  ganz  an  den  ent- 
gegengesetzten Thalhang  zurückdrängt.  Das  nach  0.  ex- 
ponierte Dorf  bietet  dem  vom  obersten  Thalabschniit  her- 
abkommenden Wanderer  einen  malerischen  Anblick  dar. 
12  Häuser,  67  kathol.  Ew.  Obstbau  (oberste  Grenze  des 
Nussbaumes),  Getreidebau ;  Viehzucht. 

FREQ8LA8  (PIZ>  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Albula). 
2822  m.  Gipfel,  im  kleinen  Gebirgsstock  der  Cima  da 
Tisch,  zwischen  Val  Tuors,  Val  Plazbi  und  Val  Tisch ; 
ö.  über  Bergün  und  w.  vom  Piz  Kesch.  Breite  und  sanfte 
Rasengehän^e,  im  obersten  Teil  mit  Sturzschutt  übersät. 
Standort  einiger  seltenen  Alpen  pflanzen. 

FREIAMT  (Kt.  Aar^u,  Bez.  Muri  und  Bremgarten). 
Landschaft  im  Kanton  Aargau ;  zwischen  un- 
terer Limmat,  Reuss  und  Bünz  gelegen.  Hiess 
früher  Wagenthal.  Das  Freiamt  liegt  auf  dem 
Gebiet  der  beiden  Bezirke  Bremgarten  und 
Muri  und  umfasst  als  nennenswerte  Ortschaf- 
ten Dottikon,  Häglingen,  Jonen,  Niederwil, 
Oberlunkhofen,  Oberwil,  Sarmenstorf,  Tage- 
rig  und  Yillmergen  im  Bezirk  Brem^^arten 
und  Auw,  Bettwil,  Boswil,  Bünzen,  Buttwil,  Dietwil, 
Merenschwand ,  Muri,  Langdorf  und  Waltenswil  im 
Bezirk  Muri.  Gliederte  sich  vor  1798  in  das  Obere  Frei- 
amt mit  den  Aemtern  Muri  (Muri  und  Winterschwil), 
Meienber^  (Sins,  Dietwil,  Abtwil,  Beinwil,  Rüti  und 
Auw),  Hitzkirch  (Hitzkirch,  Aesch  und  Mosen),  Bett- 
wil  und  den  Herrschaften  Reussegg  und  Heidegg  und  in 
das  Untere  Freiamt  mit  den  Aemtern  Yillmergen  (Sar- 
menstorf, Wohlen,  Boswil,  Miederwil,  Hägglinsen,  Dotti- 
kon und  Bdblikon)  u.  Krummamt  (Waltenswil,  Bünzen, 
Roltenschwil,  llermetschwil,  Effgenwil,  Göslikon  und 
Fischbach).  1803  kamen  dazu  dfas  bisher  zürcherische 
Kelleramt  und  das  luzemerische  Amt  Merensch'wand, 
wäiirend  Hitzkirch  an  Luzem  zurückfiel. 

Zur  fränkischen  Zeit  war  die  Landschaft  zu  einem  Teil 
dem  Zürichgau,  zu  einem  andern  Teil  dem  Aargau  zuge- 
teilt. Mit  dem  Auftreten  einzelner  herrschenden  Edelge- 
schlechter  und  der  Entwicklung  des  Grossgrundbesitzes, 
d.  h.  also  zur  Feudalzeit  kam  der  zwischen  unterer  Limmat 
und  Reuss  gelernte  n.  Abschnitt  des  Freiamtes  an  die 
Grafen  von  Lenzburg,  während  die  s.  Hälfte  den  nach  und 
nach  den  gesamten  Aargau  unter  ihre  Oberherrschaft  ver- 
einigenden Grafen  von  Habsburg,  zufiel.  Unter  diesen 
Herren  genossen  die  Bewohner  manche  Vorrechte;  daher 
der  Name  Freiamt.  Nach  der  Eroberung  des  Aargaues 
durch  die  Eidgenossen  überliessen  diese  das  Amt  Knonau 
und  das  Kelleramt  den  Zürchem  und  vereinisten  das 
Gebiet  zwischen  Dietwil  und  Wohlenschwil- Mägen wil 
zu  einer  ffemeinen  Herrschaft,  der  der  Name  der  Freien 
Aemter  blieb.  Dazu  gehörte  damals  noch  der  heute  dem 
Kanton  Luzem  angegliederte  Bezirk  Hitzkirch,  während 
Merenschwand  gleich  von  Anfang  an  Luzem  zugesprochen 
worden  war.  Zugleich  beliess  man  den  beiden  Städten 
Bremgarten  und  Mellingen  ihre  Freiheiten,  Rechte  u.  die 
Selbstverwaltung,  sowie  die  Ausübung  der  niederen  Ge- 
richtsbarkeit üt3Ner  eine  Reihe  von  benachbarten  Ortschaf- 
ten. Das  letztere  Recht  stand  übrigens  auch  noch  einer 
gewissen  Anzahl  von  weltlichen  und  geistlichen  Herren 
zu.  Diese  nun  der  Eidgenossenschaft  zugefallenen  Freien 
Aemter  standen  zusammen  mit  der  Grafschaft  Baden  unter 
der  gemeinsamen  Verwaltung  der  sechs  Kantone  Zürich, 
Luzem,  Schwyz,  Unterwaiden,  Glarus  und  Zug;  Uri  er- 
hielt erst  1446  seinen  Anteil  an  der  Herrschaft,  wäh- 
rend Bern  zunächst  ganz  davon  ausgeschlossen  war.  Alle 
zwei  Jahre  stellten  diese  Kantone  der  Reihe  nach  den  regie- 
renden Landvogt,  der  jeweilen  mit  grossem  Gepränge  in 
sein  Amt  eingeführt  wurde,  aber  nicht  ständig  in  der 
Landvogtei  wonnte.  sondern  nur  von  Zeit  zu  Zeit  im  Klos- 
ter Muri  abstieg  und  für  jede  Reise  dahin  besonders  bezahlt 
war.  Die  Landschreiberei  befand  sich  dagegen  ständiff  in 
Bremgarten.  Der  Vogt  war  der  Vertreter  der  Landeshoheit 
in  allen  Angelegenheiten  der  innem  Verwaltung,  der  ho- 
hen Gerichtsbarkeit  u.  der  Militärverhältnisse  u.  war  den 
Abgeordneten  der  Kantone  Rechenschaft  schuldig.  Diese 


versammelten  sich  zu  den  sog.  Svndikatstagen  jedes  Jahr 
zunächst  in  Baden  und  von  1712  an  in  Frauenfeld.  Oft 
Hess  sich  der  zu  ernennende  Landvogt  seine  Wahl  be- 
deutende Geldsummen  kosten,  für  die  er  sich  dann  wäh- 
rend der  Zeit  seiner  Amtsführung  gewöhnlich  wieder 
schadlos  zu  halten  wusste. 

Mit  Ausnahme  der  Aemter  Meienberg,  Muri  und  Bett- 
wil  trat  das  Freiamt  zur  Zeit  der  Reformation  der  neuen 
Lehre  bei,  wurde  aber  nach  der  Schlacht  bei  Kappel 
(1531)  von  den  katholischen  Orten,  die  nun  das  Ueber- 
gewicht  erlangt  hatten,  bald  wieder  zum  alten  Glauben  zu- 
rückgeführt. Bei  dieser  Gelegenheit  verloren  auch  Brem- 
garten und  Mellingen  die  meisten  der  ihnen  früher  zuge- 
standenen Rechte  u.  Freiheiten.  Im  Bauernkriec  lieferten 
Leuenberger  und  Schybi  1653  den  Zürchern  bei  Wohlen- 


Freiarot. 

schwil  ein  Gefecht,  das  zu  Ungunsten  der  aufständischen 
Bauern  ausfiel,  worauf  sie  zur  Heimker  überredet  wurden. 
Auf  dem  Boden  des  Freiamtes  spielten  sich  die  hauptsäch- 
lichsten Ereignisse  der  beiden  Villmergerkriege  ab.  1656 
wurde  ein  ins  Freiamt  vorgedrungener  Heerhaufe  von 
8000  Bernern  bei  Villmergen ,  von  5000  Luzernern  und 
Freiämtlern  überrascht  und  g^ch lagen,  1712  aber  besetz- 
ten die  wiederum  verbündeteioi  Orte  Bern  und  Zürich  das 
Städtchen  Mellincen,  erobertep  nach  der  sogen.  Stauden- 
schlacht vom  26.  Mai  1712  Bremgarten  und  zwangen  nach 
mehrtägiger  Beschiessung  auch  Baden  zur  Uebergabe. 
Während  noch  über  den  Frieden  unterhandelt  wurde, 
überfiel  eine  Schaar  von  Zugern,  Luzemern  und  Urnern 
einen  bei  Sins  stehenden  Vorposten  der  ßerner.  Der 
Krieg  entbrannte  aufs  Neue,  doch  entschied  die  blutige 
Schlacht  bei  Villmergen  (25.  Juli  1712)  zu  Gunsten  der 
Berner  und  damit  der  Reformierten.  Der  nun  folgende 
Friede  von  Aarau  teilte  die  Freien  Aemter  durch  eine 
von  Lunkhofen  nach  Fahrwangen  gezogene  gerade  Linie 


160 


FRE 


FRB 


in  zwei  Gebiete :  das  Obere  Freiamt  verblieb  ffemeinsames 
Kigentum  der  sieben  Kantone,  zu  denen  sich  nun  auch 
noch  Bern  gesellte,  während  das  Untere  Freiamt  zusam- 
men mit  der  Grafschaft  Baden  in  den  alleinigen  Besitz 
von  Zürich  und  Bern  (unter  Vorbehalt  der  Rechte  von 
Glarus;  kam. 

Zur  Zeit  der  französischen  Invasion  1798  war  das  Frei- 
amt das  letzte  der  eidgenössischen  Untertanenlande,  das 
seine  Unabhängigkeit  erklärte.  Es  wurde  von  der  helveti- 
schen Einheitsregicrung  mit  der  ehemaligen  Grafschaft 
Baden  zum  neuen  Kanton  Baden  vereinigt,  während  seine 
Bewohner  den  Anschluss  an  Zug  gewünscht  hatten.  Des- 
halb standen  sie  auch  auf  Seite  der  den  Widerstand  fort- 
setzenden Urkantone,  fügten  sich  aber  nach  dem  für  sie 
unglücklichen  Gefecht  von  liugglinj^en  dem  neuen  Zustand 
der  Dinge.  Die  Mediationsakte  vom  19.  Februar  1803  end- 
lich vereinigte  das  Freiamt,  die  Grafschaft  Baden,  das 
Frickthal  und  den  bernerischen  Oberaargau  zum  gemein- 
samen Kanton  Aareau.  Als  überall  in  der  Schweiz  die  Be- 
wegung gegen  die  Vorherrschaft  des  Patriziates  und  der 
Städte  losbrach,  trat  1830  auch  das  Freiamt  mit  dem  Ver- 
langen nach  einer  demokratischen  Verfassung  und  nach 
Abschaffung  der  überlebten  Einrichtungen  in  den  Kampf 
ein.  Als  der  Grosse  Rat  dem  die  Wünsche  des  Volkes 
überbringenden  Führer  der  Bewegung,  dem  Gastwirt 
Fischer  aus  Merenschwand,  das  Wort  abschnitt,  vcriiess 
dieser  die  Sitzung  unter  Drohungen.  Endlich  Hessen  sich 
Regierung  und  Grosser  Rat  zur  Einberufung  einer  kon- 
stituierenden Abgeordneten  Versammlung  herbei,  stellten 
aber  dabei  die  Bedingung  auf,  dass  die  von  dieser  gefass- 
ten  Beschlüsse  dem  Grossen  Rate  zur  Begutachtung  vor- 
gelegt werden  müssten,  worauf  dann  dieser  dem  Volke 
einen  endgiltig  ausgearbeiteten  Verfassungsentwurf  un- 
terbreiten werde.  Die  mit  dieser  Bestimmung  nicht  zufrie- 
dengestellten Freiämtler  erhoben  sich  am  6.  Dezember  1830 
und  rückten  4000  Mann  stark  unter  Fischers  Anführung 

§egen  Aarau  vor.  Die  wenig  zahlreichen  und  zudem  mit 
em  Volke  sympathisierenden  Regierungstruppen  zer- 
streuten sich,  und  die  Aufstandischen  rückten  in  die  Stadt 
ein,  wo  sie  die  Regierung  zur  unmittelbaren  Einberufung 
einer  konstituierenden  Versammlung  zwangen,  deren  Be- 
schlüsse dann  dem  Volke  direkt  vorgelegt  werden  sollten. 
Darauf  zogen  sich  die  Freiämtler  mit  dem  Erfolg  ihres 
Zuffes  zufrieden  zurück.  Aus  Anlass  der  kirchlichen  Strei- 
tigKeiten  entstanden  aber  schon  in  den  nächstfolgenden 
Jahren  neue  Wirren,  besonders  als  durch  Annahme  der 
sog.  Badener  Artikel  dem  Staat  auch  die  Oberhoheit  über 
die  Kirche  zugestanden  worden  war.  Die  nun  unter  Staats- 
aufsicht fallenden  Klöster  des  Freiamtes  —  vor  allem 
Muri  —  organisierten  einen  zähen  W^iderstand.  Um  die 
Priester  zum  Treueid  zu  zwingen,  musste  die  Regierung 
das  Freiamt  militärisch  besetzen  lassen.  Damit  war  aber 
der  Widerstand  nicht  gebrochen.  Als  im  Jahre  1840  die 
Verfassung  revidiert  werden  sollte,  verlangten  die  Katho- 
liken und  unter  ihnen  namentlich  die  Freiämtler  neuer- 
dings die  Aufhebung  der  Badener  Artikel,  während  umge- 
kehrt die  Reformierten  das  seit  1815  bestehende  Prinzip  der 
Parität,d.h.  der  gleichmässigen  Zusammensetzung  der  kan- 
tonalen Behörden  ausVertretern  beider  Konfessionen ,  besei- 
tigt wissen  wollten.  Ein  auf  einem  Kompromiss  fussender 
Verfassungsentwurf  wurde  von  beiden  Parteien  verworfen, 
worauf  am  5.  Januar  1841  von  der  Mehrzahl  des  Volkes 
eine  den  Wünschen  der  Reformierten  entsprechende  neue 
Verfassung  angenommen  wurde.  Die  Katholiken  aber 
wollten  diesen  Volksbeschluss  nicht  anerkennen  und  rüs- 
teten sich  zum  Widerstand ;  ein  in  Bünzen  eingesetztes 
Komite  übernahm  dessen  Führung  und  wiegelte  die  Mas- 
sen derart  auf,  dass  die  Regierung  die  Verhaftung  von 
dessen  Mitgliedern  beschloss.  Der  mit  der  Ausführung 
dieses  Befenles  betraute  Regierungskommissär,  Regie- 
rungsrat  Waller,  wurde  aber  samt  den  ihn  begleitenden 
Landjägern  in  Muri  vom  Volke  gefangen  gesetzt,  das  nun 
zum  offenen  Aufstand  überginff.  Regierungstruppen  rück- 
ten heran,  zersprengten  die  Aufständischen  bei  Villmergen 
nach  kurzem  Kampf,  befreiten  die  Gefangenen  und  be- 
setzten das  ganze  Freiamt.  Unterdessen  hatte  die  Mehr- 
zahl der  Mitglieder  des  Bünzener  Komites  ihr  Heil  in  der 
Flucht  fi^esucht.  Nun  beschloss  auf  Antrag  von  Augustin 
Keller  der  Grosse  Rat  am  13.  Januar  1841  die  Aufhebung 
der  Klöster,  musste  aber  auf  die  ablehnende  Haltung  der 


Tagsatzung  hin  sich  zur  Wiederzulassung  der  Fraaeo- 
klöster  bequemen.  Diese  Klosterfrage  bildete  den  Anla^ 
zur  Entstehung  des  Sonderbundes  und  zum  Ausbruch  des 
Sonderbundskrieges,  dessen  entscheidende  Gefechte  im 
Freiamt  und  den  ihm  angrenzenden  Teilen  des  Kantons 
Luzern  geschlagen  wurden.  Am  12.  November  1847  ruck- 
ten die  Truppen  des  Sonderbundes  mit  verschiedenen  Ko- 
lonnen ins  Freiamt  ein,  deren  eine  unter  dem  Befehl  des 
Generals  Salis  bis  nach  Merenschwand  gelangte,  hier  aber 
von  den  bei  Lunnern  stehenden  Zürcher  Truppen  zurück- 
getrieben wurde.  Eine  zweite  Kolonne  unter  Oberst  Elgger 
überschritt  den  Lindenberg  und  drang  bis  Geltwil  vor. 
wo  sie  —  durch  Nebel  in  ihren  Operationen  beeinträch- 
tigt —  sich  vor  einigen  aargauischen  Kompagnien  zurück- 
ziehen musste.  Vom  Obern  Freiamt  endlich  brach  dann 
auch  die  4.  eidgenössische  Division  zum  entscheidenden 
Gefecht  bei  Gislikon  (23.  November  1847)  auf. 

FREIBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen,  Gem. 
Gondiswil).  670  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  1  km  w.  Gon- 
diswil  und  8,5  km  nö.  der  Station  Madiswil  der  Linie 
Langenthal  -  Wolhusen.  40  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Melchnau.  Vor  der  Reformation  stand  hier  eine  zum  Klos- 
ter St.  Urban  gehörige  stark  besuchte  Wallfahrtskapclle. 

FREIBACH  (Kt.  St.  Gallen,  i^z.  Unter  Hheinthal). 
Bach ;  entsteht  in  413  m  aus  der  Vereini^ng  des  Mühle- 
baches und  des  Gstaldenbaches,  ist  kanalisiert  und  mün- 
det nach  1,5  km  langem  Lauf  in  nö.  Richtung  etwas  nn- 
terhalb  Rheineck  in  403  m  von  links  in  den  Rhein. 

FREIBACH  (Kt.  St.  Gallen.  Bez.  Unter  Rheinthal, 
Gem.  Thal  und  Rheineck).  410  m.  Gruppe  von  7  Häusern, 
am  linken  Ufer  des  gleichnamigen  Baches  und  1,3  km  w. 
der  Station  Rheineck  der  Linie  Rorschach-Sargans.  41  re- 
form, und  kathol.  Ew.  Seidenindustrie. 

FREIBERQ  (Kt.  Glarus).  Im  Kanton  Glarus  gebräuch- 
licher Name  der  Gebirgsgruppe  des  Kärpfstocks.  Sie  wird 
im  W.  vom  Linththal  und  im  SW.  vom  Dumachthal  be- 
grenzt, im  N.  und  0.  vom  Semfthal  halbkreisförmig  um- 
spannt und  im  S.  durch  den  Richetlipass  von  der  Gruppe 
des  Hausstocks  und  damit  von  der  Tödikette  abgetrennt, 
von  der  sie  eine  inselförmig  nach  N.  vorgeschobene  Aus- 
strahlung darstellt.  Sie  besitzt  einen  fast  kreisförmigen 
Grundriss  mit  einer  Länge  von  12  km  in  der  Richtung 
N.-S.  und  einer  Breite  von  12,5  km  in  der  Richtung  W.- 
0.  und  bildet  als  Ganzes  nichts  anderes  als  eine  sehr 
reich  modellierte  Verästelung  ihres  bedeutendsten  Berges, 
des  im  s.  Teile  der  Berggruppe  liegenden  Kärpfstockes 
(2797  m).  Durch  das  von  Schwanden  südwärts  bis  zu  die- 
sem Gipfel  hinauf  sich  erstreckende  Niederenthai  und 
seine  w.  Abzweigung,«das  Thal  des  Auernbaches,  wird 
der  mittlere  und  n.  Teil  der  Berggruppe  in  3  vom  Kärpf- 
stock  ausstrahlende  Ketten  gegliedert.  Die  östlichste  und 
bedeutendste  verläuft  vom  Karpfstock  in  leicht  geschwun- 
genem Boffen  auf  der  W.-Seite  des  Sernfthales  über  Bleit- 
stöcke  (2449  m)  und  Karrenstock  (2424  m)  bis  zum  Gand- 
stock  (2318  m) ;  die  mittlere  bildet  einen  kurzen,  vom  Unter- 
kärpf  (2440  m)  aus  zwischen  Niederenthal  und  Auernbaeh- 
thal  hinein  sich  schiebenden  Grat;  die  w.  auf  der  O.-Seite 
des  Linththals  verlaufende  Kette  kulminiert  in  der  Schönau 
(1852  m)  u.  im  Etzelstock  (1843  m)  und  nimmt  nordwärts 
im  Salengrat  rasch  an  Höhe  ab.  Die  Hauptkette  erstreckt 
sich  vom  Karpfstock  noch  nach  SW.  als  rauher  zerhackter 
Grat  bis  zum  Hahnenstock  (2565  m)  und  setzt  sich  hierauf 
westwärts  in  dem  steil  gegen  das  Diesthal  und  das  Dur- 
nachthal abfallenden  Saasoerg  fort,  auf  dessen  Scheitel- 
plateau das  Butzistockli  (2340  m)  aufgesetzt  ist.  Ein  vom 
Hahnenstock  über  das  Kalkstöckli  (2506  m)  bis  zum  Ri- 
chetlipass (2263  m)  verlaufender  Grat  stellt  die  Verbindung 
mit  der  Hausstockgruppe  her.  In  geologischer  Beziehung 
ist  das  Frei  berggebiet  dadurch  ausgezeichnet,  dass  hier, 
wie  übrigens  auch  in  den  benachbarten  Gebirgsgruppen, 
die  Basis  des  Gebirges  aus  eocänen  und  oligocänen  Schie- 
fern und  Sandsteinen,  die  obern  Gebirgspartien  dagegen 
aus  Verrucano  bestehen.  Der  auf  der  Ueberschiebungs- 
lläche  auftretende  Lochseitenkalk  (Malm)  und  die  man- 
cherorts, namentlich  auf  der  gegen  das  Linththal  gerich- 
teten Abdachung,  damit  verbundenen,  verkehH  gelagerten 
und  dünn  ausgewalzten  Lagen  von  Dogger,  Lias  und 
Trias  beweisen,  dass  die  grosse  Ueberschiebnng  aus  einer 
Faltung  hervorgegangen  ist.  Die  Ueberschiebungsflache 
steigt  von  NW.  nach  SO.  allmälig  empor,  derart,  dass  die 


GEOGRAPHISCHES    LEXIKON     DER    SCHWEIZ 


Verlag  von  G«br.  AlUnger,  Neuenbürg. 


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KANTON    FREIBURG 


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161 


Baris  des  Verrucano  am  N.-Fuss  des  Gandstocks  auf  der 
Sohle  von  Linththal  und  Sernflhal  lie^,  während  sie  sich 
im  S.,  beim  Richetlipass,  bereits  in  emer  Hohe  von  2450 
ra  befindet.  Die  gleichförmige  Zusammensetzung  des  Ge- 
birges aus  Verrucano  und  Fiysch  bringt  es  mit  sich,  dass 
ihm  die  Bänderstrulitur,  welche  z.  B.  die  Abhänge  der 
benachbarten  Glämischlcette  in  so  hohem  Masse  aus- 
zeichnet, völlig  abgeht.  Es  herrschen  hier  gleichförmig 
geneigte,  von  unreeelmässig  zerstreuten  Felsj^artien  un- 
terbrochene Berghange  vor.  Ihre  untern,  meist  ziemlich 
steilen  Partien  sind  mit  dunkeln  Tannenwäldern  beklei- 
det ;  auf  den  mittlem  und  obern  Thalstufen  und  über  die 
sanflern  Abhänge  dehnen  sich  bis  auf  die  Gräte  hinauf 
weite  Weidelläcnen  aus,  und  darüber  erheben  sich  die 
meist  rauhen,  von  grobblockigen  Schutthalden  umsäum- 
ten Verrucanogipfel.  Die  Freiberggruppe  ist  sehr  reich  an 
Gemsen  und  Murmeltieren,  da  in  ihrem  ranzen  Gebiete 
seit  1569  die  Jaffd  verboten  ist  (daher  der  Name  Freiberg). 
Ihrer  reichen  Naturschönheiten  und  ihrer  leichten  Gang- 
barkeit wegen  ist  sie  ein  viel  besuchtes  Exkursionsee- 
biet. [J.  Okbkuolzkh  j 

FREIBERQ  (Kt.  und  Amt  Luzern,  Gem.  Vitznau). 
1026  m.  Hütten,  am  S. -Hang  der  Rigi  und  2Vt  Stunden 
n.  über  Vitznau.  Station  der  vitznau-Rigi-Bahn. 

FREIBERQEN  (Kt.  Bern).  Amtsbezirk.  S.  den  Art. 
Franches  Montagnes. 

FREIBURQ,    französisch   Fribourg.     Kanton    der 
schweizerischen    Eidgenossenschaft,    in    der 
^■HMB    offiziellen    Reihenfolge    der    Kantone    deren 
^^^H    neunter. 

^|B|  Lage  und  Grösse.  Der  Kanton  umfasst  eine 
I  I    Fläche  von  1675  km*  und  zählte  am  1.  Dezem- 

I  I    ber  1900  127951    Ew.;   seiner   Fläche  nach 

^^^^x*  steht  er  unter  den  schweizerischen  Kantonen 
an  achter,  seiner  Bevölkerung  nach  an  neunter 
Stelle.  Er  liegt  z^^ischen  46°  04'  und  47°  n.  Br.  und  zwi- 
schen 4''  28'  und  5**  04'  ö.  L.  von  Paris  (oder  zwischen 
6°  48'  und  7®  24'  ö.  L.  von  Greenwich).  Seine  grösste  Länge 
erreicht  er  mit  66  km  auf  der  in  der  Richtung  NNO.  ver- 
laufenden Linie  von  der  Ghaux  de  Naye  (in  der  Gruppe 
der  Rochers  de  Naye)  bis  Fräschels  (am  Rand  des  Grossen 
Mooses).  Die  Breite  schwankt  stark ;  sie  nimmt  von  dem 
in  die  Spitze  über  Allidres  auslaufenden  Zipfel  an  rasch 
zu,  erreicht  zwischen  Montet  (an  der  Kleinen  Gläne)  und 
dem  Gipfel  des  Schafharnisch  mit  45  km  ihr  Maximum, 
beträgt  zwischen  Gren|[  und  Liebistorf  noch  9,5  km  und 
nimmt  dann  bis  zur  Spitze  von  Fräschels  stetig  wieder  ab. 
Im  Mittel  kann  man  sie  auf  etwa  40  km  veranschlagen. 
Alle  diese  Zahlen  beziehen  sich  nur  auf  den  zusammen- 
hängenden Körper  des  Kantons  und  lassen  dessen  Enkla- 
veo  ganz  ausser  Betracht.  Beffrenzt  wird  der  Kanton  in> 
N.  und  0.,  von  Witzwil  am  INO.-Ende  des  Neuenburger- 
sees  bis  zur  Dent  de  Ruth,  vom  Kanton  Bern ;  im  S.  un4 
W.,  von  der  Dent  de  Ruth  bis  Gletterens  und  von  Delley 
bis  zur  Mündung  der  Broye  in  den  Neuenburgersee,  vom 
Kanton  Waadt.  Auf  der  Strecke  Gletterens- Detlev  grenzt 
der  Hauptkörper  des  Kantons  mit  dem  nach  NW.  vorge- 
schobenen Zipfel  von  Saint  Aubin  auch  an  den  Neuen- 
burgersee. Zum  Kanton  Freiburg  gehören  noch  eine  Reihe 
Ton  kleineren  Gebieten,  die  als  Enklaven  von  anderen 
Kantonen  Gänzlich  umschlossen  sind.  So  liegen  die  Frei- 
bnrger  Enklaven  Surpierre  (Ueberstein)  und  Vuissens  iin 
Kanton  Waadt  und  die  Enklave  Wallenbuch  ganz  im  Kan- 
ton Bern,  während  das  Gebiet  von  Estavayer  mit  den 
(gemeinden  der  Haute  Broye,  das  sonst  auf  allen  übrigen 
Seiten  von  Waadtländer  Boden  umschlossen  ist,  im  NW., 
vonCheyres  bis  Forel,  an  den  Neuenburgersee  stösst.  Um- 

Sekehrt  liegen  dagegen  mitten  im  Kanton  Frei  bürg  die  bei- 
en  Berner  Enklaven  Munchenwiler  und  Clavalevres. 
Geologie,   Der  Kanton  Freiburg  bildet  in  geologischer 
Hinsicht  zwei  scharf  getrennte  Gebiete :  das  tertiäre  ilü- 

felland  mit  Vs  der  Oberfläche  und  das  Alpenland.  Das 
reibnrger  Hügelland  hat  eine  angenehm  wellige  Ober- 
fläche, wo  Kulturland  in  den  ebenen  Teilen  mit  Waldun- 
gen auf  den  Erhebungen  wechseln.  Die  Oberflächen  formen 
sind  das  Ergebnis  der  Erosion,  welche  in  flachliegende 
Schichten  Tnaleinschnitte  mit  steilabfallenden  Rändern, 
in  aufgerichtete  Schichten  dagegen  ie  nach  der  Wider^ 
standsfähigkeit  des  Gesteins  abwechslungsweise  Thälchen 
gegraben    und    aus  den   dazwischenliegenden  härteren 


Schichten  abgerundete  Hügelzüge  herausmodelliert  hat. 
Den  Untergrund  bilden  Tertiäraolagerungen  (Oligocän  u. 
Miocän).  Im  NW.,  zwischen  der  Senke  des  Neueuburger- 
sees  uud  einer  Linie,  welche,  von  SW.  nach  NO.  vermu- 
fend,  in  etwa  7  km  Entfernung  parallel  zum  Alpenrande 
streicht,  sind  die  Molasseablagerungen  fast  horizontal  ge- 
lagert. In  der  Nähe  dieser  Linie  heben  sie  sich  allmählig 
ge^en  die  Alpen  zu  und  fallen  dann  plötzlich  ziemlich 
steil  nach  SO.  ein.  Somit  bildet  diese  tektonische  Linie 
eine  wirkliche  Antiklinalachse,  durch  welche  das  eigent- 
liche Tertiärbecken  von  der  subalpinen  Molassezone  ge- 
trennt wird,  in  welch'  letzterer  die  Schichten  noch  inten- 
siv gefaltet  und  sonst  gestört  sind,  aber  im  allgemeinen 
gegen  die  Alpen  einsinken.  Die  Antiklinalachse  ist  nicht 
nur  eine  blosse  Umbiegung,  sondern  zugleich  auch  eine 
Verwerfungslinie,  längs  welcher  die  älteren  Tertiärschich- 
ten der  subalpinen  Zone  gegen  die  jüngeren  im  NW.  uber- 
schoben  sind.  Dies  ist  besonders  in  der  Nähe  von  Oron 
aufs  deutlichste  zu  ersehen,  wo  die  marine  Molasse  die 
oberoli^ocänen  Ablagerungen  direkt  berührt.  Das  ganze 
Gebiet  im  NW.  der  Antiklinallinie  besteht  fast  ausschliess- 
lich aus  mariner  Molasse  (helvetische  und  obere  burdi- 
galische  Stufe);  die  subalpine  Zone  weist  hauptsächlich 
Oligocän  (kohlen führende  untere  Süsswassermolasse  und 
rote  Molasse)  auf.  Die  Fazies  dieser  Schichten  ist  im  all- 

femeinen  eine  sandige  und  mergelige.  In  der  Nähe  des 
Ipenrandes  (bei  Chätel  Saint  Denis,  am  Gibloux  und  bei 
Pont  la  Ville)  finden  sich  hingegen  ausgedehnte  Geschiebe- 
ablagerungen, in  denen  Nagelfluhschichten  mit  sandigen 
und  mergeligen  Zwischenlagern  wechseln  und  dies  sowohl 
im  Oberoligocän  als  auch  im  Burdigalien  und  besonders 
im  marinen  Helvetien.  Die  tertiären  Kohlen  sind  bei  Oron, 
Saint  Martin  und  Ck>rpataux  mit  mehr  oder  weniger  Er- 
folg, oft  auch  nur  versuchsweise,  abgebaut  worden.  Die 
Sandsteine  der  verschiedenen  Stufen  liefern  vielerorts 
brauchbare  Bausteine.  Die  harten  Sandsteine  von  Vaulruz 
besonders  werden  als  geschätztes  Material  zu  Treppen- 
stufen verarbeitet. 

Die  Oberflächen  formen  der  Tertiärlandschaft  sind  nicht 
nur  durch  die  Erosion  des  Untergrundes  bedingt,  son- 
dern auch  durch  das  Vorhandensein  von  bedeutenden 
.Gletscherschuttablagerungen,  welche  die  Unebenheiten 
merklich  ausgleichen,  indem  sie  die  Abhänge  bedecken 
und  die  Vertiefungen  ausfüllen.  Die  sandig-tonige  Be- 
schaffenheit dieser  Gebilde  bedingt  die  Fruchtbarkeit  des 
Bodens,  da  der  reine  Sandsteinboden  sonst  unfruchtbar 
und  meist  nur  mit  Wald  bestanden  ist. 

Das  Alpengebiet  des  Kantons  Freiburg,  die  Greierzer 
Alpen,  gebort  den  sog.  romanischen  Voralpen  (auch  Stock- 
HORNALPEN  genannt:  s.  diesen  Art.)  an.  Es  umfasst  aber 
nur  ihren  nw.  Abschnitt,  der  von  der  subalpinen  Molasse- 
zone bis  in  den  zentralen  Teil  reicht  (vergl.  den  Art.  PrA- 
alpen).  Drei  Gebiete  können  hier  unterschieden  werden  : 
1.  Das  Flyschgebiet,  umfassend  die  Hügelketten  des  Nire- 
mont,  der  Alpettes  und  der  Berra  mit  dem  Gousimbert. 
In  diesem  Ffysch  (mergelige  Schiefer  mit  Sandsteinein- 
la([erungen)  stecken  zahlreiche  Fetzen  von  Kreide-,  Jura-  u. 
Triasschichten ;  2.  Die  Kalkketten,  wo  sich  zunächst  in  dis- 
kordanter  Lagerung  die  ganze  Reihenfolge  der  Trias-,  Jura- 
und  Kreidescnichten  an  die  Flyschzone  anlehnt.  Auf  die 
^normale  Kontaktlinie  folgt  dann  ganz  regelmässig  gefal- 
teter Schichtenbau.  Die  beiden  Hau[)tgebirg8züge,  Gante- 
rist und  Vanil  Noir,  umfassen  je  zwei  GewcHbe  mit  dazwi- 
schenliegenden Mulden.  Die  Gewölbe  sind  oft  bis  auf  die 
Trias  hinunter  ausgewaschen  :  in  den  Mulden  findet  sich 
Kreide  (Neocom  und  rote  obere  Kreide)  und  oft  auch 
Fiysch.  Die  dazwischenliegenden  Kämme  bestehen  aus 
Malm  und  oft  auch  aus  unterem  Lias.  3.  Die  SO.-Ecke 
des  Kantons  greift  noch  auf  die  mittlere  Zone  der  Vor- 
alpen über,  wo  der  Fiysch  mit  ähnlicher  Beschaffenheit 
wie  am  Niremont  ein  breites  Gebiet  einnimmt,  an  dessea 
NW.-Rand  eine  überschobene  Kette,  die  der  Gastlosen, 
sich  anlehnt.  Diese,  aus  Kreide,  Malm  u.  Trias  bestehend, 
erreicht  ihren  höchsten  Punkt  in  der  Dent  de  Savigny 
(2255  m).  (Siehe  geologisches  Profil.)  Die  tief  eingeschnit- 
tenen Thäler  des  Hongrin,  der  Saane,  des  Jaunbachs,' deft* 
Sense  u.  ihrer  Zuflüsse  lassen  den  geologischen  Bau  des 
Gebirges  ausserordentlich  klar  erkennen.  Die  Hauptthäler 
sind  alle  quer  zur  Faltung  gerichtet,  während  die  Neben- 
thäler  als  Längsthäler  entweder  im  Verlauf  der  Mulden 

OEOQR.  LEX.  55  —  U  —  11 


162 


FRE 


FRE 


liegen  oder  in  die  tief  aufgerissenen  Gewölbe  eingeschnit- 
ten sind :  einige  derselben  sind  teilweise  auch  Querthäler, 
so  z.  B.  aasjenige  des  Rio  du  Mont  und  des  Mot^lon.  Die 
Freiburger  Alpen  haben  wie  alle  Kalkgebirge  zahlreiche 
Crosse  Quellen,  sog.  Strom-  oder  Karstqueilen,  so  z.  B.  die 
Quelle  des  Jaunbachs  (Qascade  de  Bellegarde ;  welche  mit 
6000  Sekundenlitern  Wasser  einer  Felsspalte  entspringt), 
die  Quellen  von  Fomys,  Bonnefontaine  und  der  Cbapelle 
dti  Hoc  (bei  Galmis).  Im  Saanethal  entspringt  die  grosse 
Quelle  der  Neirivue,  die  einem  Wasserverlust  des  Honffrin 
oberhalb  Montbovon  zugeschrieben  wird.  Dem  Felskopf 
des  Molöson  entspringen  ebenfalls  zwei  beträchtliche 
Quellen  ^Tzuatzau  und  Marmotheys).  Alle  diese  grossen 
Quellen  kommen  aus  dem  obern  Jura  oder  dem  l4eocom. 

Bibliographie:  Gilliäron,  V.  Les  Alpes  de  Fribourg.,, 
u.  Gilliäron,  V.  Descr,  des  territoires  de  Vaad^  Fribourg 
et  Beme  compris...  entre  le  Lac  de  Neuchdtel  et  la  Crete 
du  Niesen.  (Beitr.  zur  geolog.  Karte  der  Schweiz.  12  und 
18).  Bern  1873  und  1885.  -  Favre,  E.,  und  H.  Schardt. 
Descr.  des  Alpes  du  Cant.  de  Vaud...  {Beitr,  zur  geolog. 
Karte  der  Schweiz.  22).  Bern  1887. 

Urographie.  Wie  in  ffeologischer  bildet  der  Kanton 
Freiburg  auch  in  orograpnischer  Beziehung  zwei  sehr  von 
einander  verschiedene  landschaftliche  Bezirke.  Das  an  die 
Senke  des  Neuenburgersees  sich  anlehnende  Stück  Mittel- 
land  wird  von  den  zwei  grossen  und  hier  merkbar  nach 
NO.  gerichteten  Thälern  der  Broye  und  Saane  durch- 
furcht. Die  Saane  fliesst  in  einem  tief  in  die  Molasse- 
schichten ein|e8chnittenen  Thal,  das  besonders  in  den 
zahlreichen  Maanderkrümmungen  oft  den  Anblick  eines 


fortsetzt :  o.  vom  Thal  der  Sense  endlich  finden  wir  die 
Pfeife  (1657  m),  den  Seelibühl  (1754  m)  und  den  Gurnigel 
(1544  m).  Alle  diese  Flyschberge  sind  an  den  untern  G«- 
hängen  mit  Wald  und  im  obern  Abschnitt  mit  oft  nassen 
Alpweiden  bestanden.  Mit  ihren  den  Höhenzügen  des 
Mittellandes  entsprechenden  Formen  und  ihrer  schon  an 
die  Alpen  anklingenden  Höhenlage  bilden  sie  eine  Zwi- 
schenzone zwischen  diesen  beiden  Gebieten. 

An  den  Gürtel  der  Flvschberge  oder,  wie  wir  sie  auch 
nennen  können,  die  Zone  des  Gurnigel  schliesst  sich 
alpeneinwärts  die  Zone  des  Ganterist  an,  die  den  am  lin- 
ken Ufer  der  Saane  aufsteigenden  Mol^n  (2005  m)  and 
die  Tremettaz  (1909  m),  seinen  sw.  Ausläufer,  umfasst. 
Der  Mol^son  ist  ein  aus  Neocom  und  Malm  bestehender 
und  auf  einem  Sockel  von  Dogger,  Lias  und  Trias  stehen- 
der isolierter  Synklinalrücken.  Als  Gegenstück  zum  Mol^ 
son  erhebt  sich  zwischen  den  beiden  Armen  der  Veveyse 
der  ausschliesslich  liasische  und  triasische  Stock  von  Gre- 
vallaz,  und  nach  NO.  senkt  sich  der  aus  denselben  Schich- 
ten bestehende  Kamm  von  Les  Clefs  langsam  bis  zu  dem 
über  dem  Rande  des  Saanethales  stehenden  Mont  Barry 
ab.  Die  U-förmi^  gebogenen  Schichten  des  Mol^sonruckens 
müssen  einst  in  Form  eines  geschlossenen  Jura-  und 
Neocomgewölbes  mit  dem  schmalen  Kamm  der  Verreaux 
(1692  m)  und  mit  der  Dent  du  Li  (2017  m;  irrtümlich  meist 
Dent  de  Lys  geheissen)  in  Verbindung  gestanden  haben. 
Später  hat  dann  die  Arbeit  der  Erosion  aus  diesem  Gewölbe 
eine  Reihe  von  Einsenkungen  herausgewaschen,  in  denen 
der  Querfluss  Veveyse  (mit  seinen  beiden  Quellarmen)  u., 
weiter  nach  N.,  der  Längsfluss  Albeuve  entspringen.  Ueber 


G»nterf9tA9Ue 


Stock  hornkettM 


B9rr*k«it9 


Geologisches  Qaerprofll  durch  die  Freiburger  Alpen. 


Q.  Quaternär  :  MorttDen,  ^turssohntt,  etc.;  Fi.  Plysch;  Cr.  Rote  Kreideschichten  (obere  u.  mittlere  Kreide);  N.  Neoci 
Kreide) ;  Ms.  Oberer  Mahnkalk;  Mi.  Unterer  Malm  (Argovien);  D.  Dogger  mit  Zoophycos;  Dm.  Dogger  mit  Mytilus; 
Lias;  Li.  Unterer  Li«s;  R.  Rät;  Td.  Dolomit  (Trias);  Tc.  Rauchwacke  (Trias);  Tg.  Gips  n.  Anhydrit.  *....  Anormal 


Ittngs  der  Ueberschi^ungssone, 

Caftons  gewährt  und  vom  Fluss  immer  noch  weiter  aus- 
gewaschen wird.  Es.  ist  somit  das  Saanethal  eine  immer 
schärfer  sich  ausgestaltende  Erosionsfurche.  Im  Gegensatz 
dazu  zeifft  uns  die  Broye  das  Bild  einer  ebenen,  breiten 
Thallandschaft,  die  vom  Flusse  beständig  weiter  aufge- 
schüttet wird.  Unzählige  Nebenadern  von  Saane  und  Broye 
entwässern  das  freibur^sche  Hügelland  und  bestimmen 
dessen  Reliefformen.  Eme  erste,  zwischen  der  Senke  des 
Neuenburgersees  und  dem  Thal  der  Broye  sich  erhebende 
Reihe  von  Hügelzügen  kann  man  als  die  Zone  des  Vuilly 
(V^istenlach)  bezeichnen  ;  sie  erreicht  eine  mittlere  Höhe 
von  500  m  und  ffipfelt  im  Mont  Vuilly  mit  634  m.  Das 
Freiburger  Mittelland  im  engeren  Sinne  steigt  mit  einer 
Reihe  von  Höhenzügen  von  600-800  m  bis  zum  Fuss  der 
Alpen  an.  Sein  höchster  Punkt  ist  der  Mont  Gibloux  (1203 
m).  Seinem  geologischen  und  orographischen  Aufbau,  wie 
seinem  landschaftlichen  Charakter  nach  ist  es  eine  Fort- 
setzung des  Waadtländer  Berglandes  des  Mont  Jorat. 

Die  Freiburger  oder  Greierzer  Alpen  beginnen  mit  einer 
Bergzone,  deren  wellige  und  rundliche  Formen  durch  die 
sie  aufbauenden  wenig  widerstandsfähigen  Schichten  des 
hier  der  Hauptsache  nach  schieferifen  und  toniffen  Flysch 
bedingt  sind.  Nur  an  wenigen  Stellen  werden  diese  sanf- 
ten Bergformen  von  einigen  schroffem  Felspartien,  die 
aus  Jura-  oder  Neocomschichten  bestehen,  unterbrochen. 
Zu  dieser  Vorzone  der  Alpen  gehören  der  Mont  Corbettes 
(1498  m),  Niremont  (1514  m),  die  Alpettes  (1415  m)  und 
die  Siaz  (1390  m),  zwischen  welchen  die  beiden  Quell- 
arme der  Veveyse  und  die  Treme  sich  ihre  Betten  Regra- 
ben haben.  Nördl.  der  Saane  erhebt  sich  über  Villarsoeney 
der  Kamm  des  Mont  Salvens-Bifg  (1533  m),  der  sich  über 
die  Berra  u.  den  Cousimbert  (Käsenberg ;  1634  m)  bis  zur 
Müscheneck  (1278  m)  und  zum  Schweinsberg  (1649  m) 


Neocom  (untere 

Ls.  Oberer 

Anormaler  Kontakt 


dem  rechten  Ufer  der  Saane  setzt  sich  die  Kette  Mole- 
son-Dent  du  Li  im  Bergstock  der  Dent  de  Broc  (1829  m) 
und  in  der  Dent  du  Ghamois  fort;  ihnen  entsprechen 
der  zwischen  dem  Querfluss  Mot^lon  und  dem  Jaunbach 
sich  erhebende  Stock  der  Monse  und  die  nö.  des  Jaun- 
bachs aufsteigende  Gruppe  der  Dents  Vertes,  die  über  Hoh- 
mättli  und  Ochsen  mit  dem  dieser  ganzen  orographischen 
Einheit  ihren  Namen  gebenden  Ganterist  zusammenhängt. 
Eine  langer  Maidenzug  trennt  die  Zone  des  Ganterist  von 
derjenigen  des  Stockhorns  oder  des  Vanil  Noir.  Der  tiefote 
Punkt  dieser  Senke  liegt  im  Thal  von  Montbovon-Grand- 
villars  (740  m),  wo  —  eine  in  den  Greierzer  Alpen  seltene 
Erscheinung  —  der  Lauf  der  Saane  ffenau  der  Achse  der 
Mulde  folgt.  Sw.  Montbovon  steigt  die  Mulde  über  das 
Thal  von  Allieres  allmählig  bis  zur  Dent  de  Hautaudon 
(1874  m)  und  Dent  de  Jaman  (1878  m)  an,  so  dass  das 
Ganze  einen  regelrechten  Schiffsrumpf  bildet.  Das  näm- 
liche wiederholt  sich  im  NC,  wo  vom  Dorf  Estavanens  an 
die  Kreide-  und  Flyschschichten  des  Muldenkerns  über 
La  Perreyre  bis  zuAi  Col  de  la  Forclaz  (1593  m)  hinauf  sich 
verfolgen  lassen.  Von  da  an  ist  dann  diese  Mulde,  die 
übrigens  weiterhin  mit  derjenigen  des  Moiöson  ver- 
schmilzt, beständig  den  Kämmen  (Col  des  Hauts  Gröts, 
Arpille  und  Ausseyre)  aufgesetzt. 

Die  Stockhornzone  erreicht  ihre  grösste  Höhe  im  Vanil 
Noir  (2395  m).  Die  diese  Zone  quer  durchschneidenden  Thä- 
1er  des  Jaunbachs  u.  der  Saane  begreifen  zwischen  sich  den 
isolierten  Synklinalstock  des  Corjon,  an  den  sich  im  NW. 
die  Antiklinale  der  Sautaz  und  im  SO.  diejenige  von  Grau 
anlehnen.  Nö.  der  Säane  reihen  sich  bis  zum  Vanil  Noir 
(2395  m)  eine  ganze  Anzahl  von  immer  an  die  Nähe  der 
Synklinal falte  gebundenen  Gipfeln  von  2000-2300  m  Höhe 
auf.  Der  Gipfel  des  Vanil  Noir  selbst  besteht  aus  Neo- 


PRE 


FRE 


i63 


com  und  bildet  einen  Knotenpunkt,  an  dem  der  Kamm 
sich  spaltet,  um  zwischen  seinen  beiden  Aesten  (dem  Grat 
des  Fuliieran-Brenleyre  und  dem  der  Tours  de  Dor^naz) 
von  neuem  ein  Muldenthal,  das  Thal  von  Les  Morteys, 
einzuschliessen.  Beide  Aeste  verschmelzen  nö.  vom  Durch- 
bruch des  Rio  du  Mont  wieder  zum  Bergstock  der  Hoch- 
matt (2158  m),  die  über  den  Schafberg  und  die  Scheibe 
sich  an  das  Stockhom  anschliesst,  das,  bereits  auf  Berner 
Boden  stehend,  das  NO.-Ende  der  nach  ihm  benannten 
orographischen  Einheit  ist. 

Auf  die  Zone  des  Stockhoms  folgt  im  SO.  die  Kette 
der  Gast  losen,  die  vom  Perte  ä  Bovey  an  mit  der  Dent 
de  Saviffny  (2259  m),  Dent  de  Ruth  (2239  m)  und  Wand- 
fluh (2128  m)  der  Kantonsgrenze  folgt  und  dann  mit  der 
eigenartigen  Säge  der  Gastlosen  selbst  ganz  auf  Freibur- 
ger Boden  übertritt.  Diese  Kette  bildet  einen  schmalen 
und  stark  zerschnittenen  und  gezähnten  Kamm  aus 
senkrecht  aufgerichteten  Juraschichten,  die  zusammen 
mit  der  Trias  an  ihrer  Basis  auf  den  der  Stockhornkette 
angelagerten  Flysch  aufgeschoben  erscheinen.  Vergl.  den 
Art.  Gastlosen. 

Die  über  die  Freiburger  Alpen  führenden  Passübergänge 
halten  sich  an  die  Flussläufe,  die  zugleich  auch  als  sehr 
scharfe  natürliche  Schnitte  den  Aufbau  dieser  Gebirffs- 
massen  klar  erkennen  lassen.  Im  Besonderen  trifft  dies 
für  beide  Thäler  der  Veveyse  zu,  deren  eines  über  den 
Gel  du  Soladier  (1601  m)  mit  dem  Thal  der  Bave  de  Mon- 
treux verbunden  ist  und  zwischen  denen  selbst  der  Col 
des  Paccots  (1557  m)  vom  einen  zum  andern  hinüberleitet 
Das  Thal  des  Hongrin  (AUiöres)  fuhrt  zum  Col  de  Jaman 
(4516  m);  das  Thal  von  Montbovon  (Saane)  steht  über 
lahlreiche  kleine  Pässe  mit  demjenigen  des  Motelon 
einerseits  und  denen  beider  Veveyse,  der  Tr^me  etc.  an- 
dererseits in  Verbindung.  Das  gleiche  gilt  vom  Thal  der 
Jaun,  von  dem  aus  man  in  die  Thäler  des  Motelon,  des 
Schwarzsees,  von  Chäteau  d'CEz  etc.  hinüberselangen 
kann.  Es  ist  nicht  möglich,  alle  diese  zahlreichen  und 
sehr  interessanten  Verbindungen  von  Thal  zu  Thal  hier 
zu  nennen.  Zu  erwähnen  bleibt  nur  noch,  dass  eine  Fahr^ 
Strasse  das  Thal  des  Jaunbachs  aufwärts  über  den  Bruch 
(1506  m)  und  von  da  nach  Boltigen  ins  Simmenthai  hin- 
unter führt.  [Ür.  H.  SCHARDT.] 

Klima.  In  klimatologischer  Hinsicht  zerfallt  der  Kanton 
Freiburg  in  drei  Teile,  deren  Grenzen  ungefähr  von  N. 
nach  S.  lanfen,  nämlich :  1.  in  die  Gegend  um  den  Murten- 
und  Neuenburgersee;  2.  in  die  Hochebene  zwischen  diesen 
Seen  und  dem  Thal  der  Broye  einerseits  und  den  Voralpen 
andererseits  und  3.  in  das  Voralpen^ebiet  selbst.  Die  Stadt 
Freiburg,  deren  Klima  wir  als  typisch  für  den  mittleren 
der  genannten  Bezirke  ansehen  können,  hat  eine  mittlere 
Jahrestemperatur  von  7,2"  C.  Milder  ist  das  Seenffebiet, 
wie  schon  der  Umstand  zeigt,  dass  längs  der  Ufer  beider 
Seen  der  Weinstock  gedeiht.  Rauher  ist  natürlich  ent- 
sprechend der  Höhenlage  das  Alpengebiet.  In  den  bis  zu 
einer  Höhe  von  1100  m  hinaufreichenden  Thälern,  z.  B. 
der  Valsainte,  ist  die  Temperatur  durchschnittlich  1-2** 
tiefer  als  in  der  Hauptstadt.  Im  Winter  ist  es  die  aus  NO. 
wehende  Bise,  welche  auf  der  Hochebene  die  tiefen  Tem- 
peraturen besonders  fühlbar  macht. 

Auch  die  Regenmenge  und  die  Regenhäufigkeit  sind  in 
den  drei  erwähnten  Bezirken  sehr  verschieden.  Es  betrug 
im  Durchschnitt  der  Jahre  18901899: 

die  in  einem  Jahre      die  Zahl  der  Tage,  an 
gefallene  Regenmenge       denen  Regen  fiel 
in  Estavayer  le  Lac    834  mm  114 

i  Freiburg  1002    »  124 

*  Valsainte  1570    »  134 

Das  am  Südhang  der  Berra  gelegene  Valsainte  gehört 
damit  zu  den  regenreichsten  Gegenden  der  Schweiz. 
Dieser  grosse  Regenreichtum  erklärt  sich  zum  Teil  durch 
den  Umstand,  dass  verhältnismässig  häufig  Gewitter  von 
dem  obem  Genfersee  durch  den  freiburgischen  Veveyse- 
imd  Greierzerbezirk  nach  dem  unteren  Simmenthai  hin- 
ziehen. Der  mittlere  Teil  des  Kantons  ist  Gewittern  weni- 
Ker  ausgesetzt.  Im  übrigen  erklärt  sich  die  erwähnte 
Verteilung  des  Regens  durch  die  wissenschaftlich  begrün- 
dete Tatsache,  dass  der  Rep^en  in  unseren  Gegenden  vor- 
züelich  an  den  dem  SW.-Wind  ausgesetzten  Gebirgshängen 
lallt.  Da  überall  im  Winter  die  Zahl  der  heiteren  Tage  in 
den  Gebirgsthälern  grösser  ist  als  in  der  Ebene,  so  ist 


trotz  des  grösseren  Regenreichtumes  in  den  gebirgigen 
Gegenden  des  Kantons  die  Zahl  der  heiteren  .Tage  |im 


Kanton  Preibarg :  Schloss  Bstavayer. 

Jahr  nicht  geringer  und  die  durchschnittliche  Bewölkung 
nicht  grösser  als  auf  der  Hochebene.  So  weist  das  an  der 
Grenze  des  Greierzerbezirkes  gelegene  Marsens  im  Jahr 
durchschnittlich  80  heitere  und  120  trübe  Tage  auf,  wäh- 
rend an  160  Tagen  der  Himmel  etwa  zur  Hälfte  mit  Wol- 
ken bedeckt  ist.  Die  Nebel,  die  an  windstillen  Herbst- 
und Wintertagen  die  Schweizerische  Hochebene  vom  Jura 
bis  zu  den  Alpen  zu  überdecken  pflegen,  überfluten  auch 
einen  grossen  Teil  des  Kantons  Freiburg;  doch  steigen 
sie  im  allgemeinen  nicht  höher  als  800  m,  so  dass  grosse 
Teile  des  Sense-  und  des  Greierzerbezirkes  sich  des  herr- 
lichsten Sonnenscheines  erfreuen,  während  die  westlichen 
Bezirke  in  dichte  Nebel  gehüllt  sind.  Die  Zahl  der  Nebel- 
tage beläuft  sich  in  diesen  Bezirken  auf  durchschnittlich  40 
im  Jahre,  bleibt  also  noch  um  10  Ta^e  pro  Jahr  hinter  den 
Gegenden  an  der  mittleren  Aare  zurück.    [Dr.  a.  Uockbl  ] 

Hydrographie,  Wie  die  Kantone  Bern,  Neuenburg, 
Waadt  u.  Wallis  gehört  auch  der  Kanton  Freiburg  gleich- 
zeitig beiden  grossen  Flussgebieten  der  Schweiz  an.  Auf 
Freiburger  Boden  verläuft  die  Wasserscheide  zwischen 
Rhein  und  Rhone  von  der  Cape  aux  Moines  über  Dent  de 
Lys,  Tzuatzau  (Kette  des  Moläson),  Niremont,  See  von 
Lussy  und  Chätel  Saint  Denis  bis  zum  Mont  Vuarat.  Man 
kann  auf  Freiburger  Boden  vier  Einzugsgebiete  zweiter 
Ordnung  unterscheiden,  nämlich  die  der  Veveyse,  Saane, 
Broye  und  Sense.  Die  Sense,  die  heute  bei  Laupen  in  die 
Saane  mündet,  muss  einst  einem  grossen  Strom  zuge- 
flossen sein,  der  durch  das  Thal  von  Mühlethal  (Taferna) 
und  weiterhin  durch  das  Thal  von  Thörishaus  und  Büm- 
pliz  seinen  Lauf  zur  Aare  genommen  hat.  Später  füllten 
dann  die  Moränen  des  diluvialen  Aaregletschers  das  Thal- 
stück Thörishaus-Bümpliz  auf  und  dämmten  es  zum  Teil 
ab,  wodurch  der  seines  Unterlaufes  beraubte  Fluss  zum 
Ausweichen  nach  einer  anderen  Richtung  veranlasst 
wurde.  Damit  erklärt  sich  das  scharfe  Knie,  mit  dem 
heute  die  Sense  bei  Unter  Fahr  (unterhalb  Riedem) 
nach  W.  abbiegt.  Vielleicht  war  dieser  präglaziule  Fluss- 
lauf nichts  Anderes  als  die  Saane,  die  dann  also  über 
Flamatt  und  Thörishaus  der  Aare  zugeflossen  wäre  und 
in  der  Nähe  des  heutigen  Bern  in  sie  gemündet  hätte*. 
Von  den  genannten  vier  Flussgebieten  zweiter  Ord- 
nung gehört  nur  eines  dem  grossen  Einzugsgebiet  der 
Rhone  an,  nämlich  das  der  Veveyse.  Wie  viele  andere 
Flüsse  (Sense,  Lütschine,  Simme)  bildet  sich  auch  die 
Veveyse  aus  zwei  grossen  Quellarmen,  der  (zum  grössern 


164 


FRE 


FRE 


Teil  dem  Kanton  Waadt  angehörenden}  Veveyse  de  Fev- 
gires  und  der  auaschliesslicn  freiburgischen  Veveyse  de 


Kanton  Preiburg  :  Fall  der  Taoima. 

Chätel,  die  den  Abflugs  des  Sees  von  Lussy  aufnimmt. 
Das  Bett  der  Veveyse  ist  beinahe  ffänzlich  in  Glazial- 
schutl  eingeschnitten ;  nur  im  Oberlauf  treten  im  Fluss- 
bett hie  und  da  felsige  Schwellen  aus  Flysch  zu  Tage,  und 
iLurz  vor  ihrem  Eintritt  in  die  Ebene  hat  sich  die  Veveyse 
de  Chätel  eine  enge  und  tiefe  Schlucht  in  Kalkstein  ge- 
graben. Recht  verschieden  von  einander  sind  die  drei 
übrigen,  dem  Einzugsgebiet  des  Rheins  zugehörigen  Fluss- 
gebiete des  Kantons  Fxeiburg. 

Am  ausgedehntesten  ist  das  Einzugsgebiet  der  Saane, 
die  den  Kanton  in  der  Richtung  S.-N.  in  zwei 
nahezu  gleiche  Hälften  teilt.  Man  kann  im  Lauf 
der  Saane  nach  geologischen  Gesichtspunkten 
drei  Abschnitte  unterscheiden  :  Oberlauf  (Oberes 
Greierzerland),  von  La  Tine  (Montbovon)  bis 
Greierz,  im  Kalkgebirge :  Mittellauf,  von  Greierz 
bis  Tusy,  im  FIvsch;  Unterlauf,  von  Tusy  bis 
Laupen,  in  der  Molasse.  Die  hauptsächlichsten 
Nebenflüsse  der  Saane  sind :  von  rechts  der  Tor- 
rent  de  Lessoc,  die  bei  Grandvillars  mündende 
Taouna,  die  Jogne  (deutsch  Jaunbach  :  mit  dem 
Motelon,  dem  Javroz,  den  Bächen  des  Gros  Mont 
und  Petit  Mont,  dem  Bach  von  Neuschels,  der 
Cascade  de  Bellegarde  und  dem  Oberbach),  die 
Serbache  und  G^rine  (deutsch  Aergerenbach), 
der  Galternbach  (oder  Gotteron),  der  Düdinger- 
bach  und  die  Sense;  von  links  der  Hongrin,  die 
Marivue,  Neirivue  (oder  Schwarzwasser ;  von 
dem  wieder  zu  Tage  tretenden  Wasser  des  bei 
Montbovon  zum  Teil  in  einen  Trichter  ver- 
schwindenden Hongrin  gebildet),  der  Bach  von 
Ennev,  die  Tröme  (mit  der  Albeuve),  die  Sionge 
(mit  dem  Görignoz),  die  Gläne  (mit  der  Neirigue) 
und  die  Sonnaz  (oaer  Sühn). 

Die  Broye,  deren  Einzugsgebiet  zum  grössern 
Teil  dem   Kanton  Waadt  angehört,   entspringt 
auf  Freiburger    Boden  am  Fuss  der  Alpettes, 
fliesst  bis  Paläzieux  durch  Glazialschutt  und    Flysch,  bis 
Bressonnaz  (bei  Moudon)  durch  die  Molasse  und  folgt 
von  Moudon  bis  zum  Murtensee  mehr  oder  weniger  der 


Sohle  eines  breiten  Alluvialthales.  Bedeutendste  Freibor- 

fer  Zuflüsse  zur  Broye  sind  die  Mortivue,  der  Tatroz,  der 
Ion  und  die  Mionnaz  (welch*  beide  letzteren  z.  T.  noch 
auf  Waadtländer  Boden  übergreifen),  die  Lembaz,  Erbo- 
^ne  oder  Arbogne,  die  Kleine  Gläne  (mit  dem  Beinoz),  der 
m  den  Murtensee  mündende  Chandon  und  die  Biberen, 
die  sich  in  den  neuen  Mündungskanal  der  Broye  vom 
Murten-  zum  Neuen burgersee  ergiesst,  vor  der  Jurage- 
wässerkorrektion aber  direkt  dem  Murtensee  zuflosB. 

Das  Becken  der  Sense  ist  mit  Einschluss  seines  Bemer 
Abschnittes  nahezu  so  umfangreich  als  das  der  Saane. 
Wie  die  Veveyse  entsteht  auch  die  Sense  aus  zwei  grossen 
Quellarmen,  der  der  Hauptsache  nach  bemischen  Kalten 
Sense  (Schwefelberg)  und  der  ausschliesslich  freiburgi- 
schen Sense  (Schwarzsee).  Vom  Zusammenfluss  dieser 
beiden  Arme  ab  bildet*  die  Sense  —  mit  Ausnahme  einer 
kurzen  Strecke  —  bis  zu  ihrem  Eintritt  in  die  Ebene  bei 
Flamatt  die  Grenze  zwischen  den  Kantonen  Bern  und 
Freiburg.  Die  beiden  Quellarme  fliessen  auf  Glazialboden 
und  Flysch,  während  die  eigentliche  Sense  vom  Gugg«rs- 
bach  an  bis  Laupen  stets  in  die  Molasse  eingeschnitten 
ist.  Die  Quellarme  sind  reich  an  kleinen  Nebenflössen, 
die  fast  alle  den  Charakter  von  Wildbächen  tragen  ,  die 
eigentliche  Sense  selbst  nimmt  nur  wenige  Zuflüsse  auf, 
von  denen  wir  als  die  bedeutendsten  den  Tiefgraben  (bei 
Rufl'enen),  den  Dütschbach  (bei  Plalfeien),  das  bemeriacbe 
Schwarzwasser  und  die  Taferna  (bei  Flamatt)  nennen. 

In  strengen  Wintern  frieren  alle  diese  fliessenden  Ge- 
wässer zu,  worauf  bei  Tauwetter  Eisgang  eintritt,  der  na- 
mentlich in  der  Saane  eine  sehr  interessante  Erscheinung 
ist.  So  häufte  sich  z.  B.  am  3.  Februar  1803  oberhalb  Lau- 
nen eine  Eismasse  von  400000  m^  an,  die  während  der 
Nacht  vom  10.  auf  den  11.  Februar  ungehindert  abfloas. 
Eine  Reihe  von  Wasserläufen  des  Kantons  schneidet  sich 
durch  Engpässe  und  sehr  interessante  und  sehenswerte 
Schluchten  durch ;  solche  sind  z.  B.  die  Durchbrüche  der 
Saane  bei  La  Tine,  bei  Tusy  und  an  anderen  Steilen,  die 
Fälle  der  Jaun  bei  La  Tzintre  (nahe  Galmis)  und  ihre 
Tines  de  Chätel  geheissenen  (an  die  Gorgen  du  Trient  er- 
innernden) Schluchten  unter  Montsalvens,  die  Schluchten 
des  Galternbaches  (Gotteron),  des  Seeligraben,  des  Hon- 
grin und  der  Gläne  (namentlich  zwischen  Matran  und 
Neyruz).  Dazu  kommen  eine  ganze  Anzahl  von  ihrer  Fall- 
höhe oder  ihres  Wasservolumens  wegen  mehr  oder  we- 
niger wichtigen  Wasserfällen,  wie  z.  B.  der  Wasserfall 
von  Jaun  oder  Bellegarde,  die  Fälle  von  Grand villars  (von 
der  Taouna  gebildet),  des  Hölbachs  ^G^rine),  der  Veveyse  u. 
des  Fallbachs  oder  Tossrainbachs  (Schwarzsee).  In  zahl- 
reichen kleinen  Kaskaden  stürzen  sich  über  Flyschbänke 
die  von  der  Berrakette,  von  den  Alpettes  und  dem   Nire- 


Rantoa  Freiburg  :  Eisgang  auf  der  Saane. 

mont  herabkommenden  Bäche  zu  Thal.  Die  Wasserläute 
treiben  eine  grosse  Anzahl  von  Sägen,  Mühlen,  Dreschma- 
schinen etc. 


FRE 


FRE 


165 


Dem  Kanton  Freibarg  gehören  folgende  Seen  ganz  oder 
teilweise  an :  vom  Neuenburgersee  (432  m  hoch)  ca.  4620 


Kanton  Freibarg  :  Flössen  von  Holz. 

ha,  vom  Murtensee  (434  m)  1650  ha,  der  Schwarzsee  (1061 
m)  mit  45,75  ha,  der  Seedorfsee  (616  m)  mit  10,33  ha,  der 
See  von  Lussy  (827  m)  mit  3,25  ha  und  einige  kleine  Hoch- 
gebirgsseen. Von  den  an  Fläche  nicht  unwesentlichen 
Sompfgebieten  nennen  wir  das  Grosse  Moos,  sowie  die 
Moore  von  Bulle,  Ros^,  Lentigny,  Säles,  Garmiswil,  Recht- 
halten  (Dirlaret),  Rohr,  Ferpicloz,  Cormondes,  Minieres, 
Vuissens,  Schadens  und  Les  Ponts.  Im  Verlaufe  der  letzt- 
vergangenen Jahre  sind  mit  einem  Aufwand  von  276 1^ 
Franken  sechs  Moore  entwässert  worden.  Diese  dem  An- 
bau zurückeroberten  Gebiete  haben  seither  im  Durch- 
schnitt jährlich  pro  Hektare  einen  Ertrag  von  912  Fr. 
abgeworfen.  Mit  Ausnahme  des  zwischen  dem  Murten-  u. 
Neuenburgersee  ffe^pabenen  Kanales  der  Broye  hat  der 
Kanton  Freiburg  keine  schiffbaren  Flussläufe.  Immerhin 
pfle^^n  sich  früher  die  Gerber  der  Stadt  Freiburg  zu 
bchilTauf  der  Saane  (und  Aare)  nach  den  Messen  von  Zur- 
zach  zu  beigeben.  Bis  ums  Jahr  1880  wurde  die  Saane  auch 
regelmässig  zum  Transport  von  zu  Flössen  zusammenee- 
bandenem  Bauholz  und  von  Klafterholz  benutzt,  und  ois 
in  die  neueste  Zeit  hat  man  vom  Pays  d'Enhaut  ois  Mont- 
bo?on  grosse  Massen  von  Baumstämmen  (sog.  billons)  ^e- 
flösst,  was  aber  an  manchen  Steilen  dem  Ufer  gefährlich 
geworden  ist.  (Vergl.  die  Abbildung.)  Heute  wird  nur  noch 
Klafterholz  auf  dem  Wasserweg  verfrachtet  und  auch  das 
nur  noch  zur  Zeit  der  Schneeschmelze  und  nur  da,  wo 
ein  Transport  per  Achse  nicht  möglich  ist.  Vor  der  Er- 
öffnung der  Eisenbahnlinie  Biel-iverdon  war  die  von 
mehreren  Gesellschaften  betriebene  Dampfschiffahrt  auf 
den  Seen  am  Jurafüss  eine  sehr  rege.  Heute  liegt  der  Be- 
trieb der  Dampf  boote  auf  dem  Neuen  burger-  und  Murten- 
see in  den  Händen  einer  Aktiengesellschaft,  deren  grösster 
Aktionär  der  Staat  Freiburg  ist,  während  die  Staatsver- 
waltungen der  Waadt  und  von  Neuenburg,  sowie  die  Stadt 
Neuenburg  das  Unternehmen  seit  einigen  Jahren  durch 
Gewährung  von  Subventionen  unterstützen.  Die  Gesell- 
schaft besitzt  zur  Zeit  4  grosse  Rad-  u.  2  Schleppdampfer, 
die  zusammen  über  eine  Summe  von  860  HP  verfugen 
und  1490  Personen  fessen.  Im  Jahre  1900  hat  die  Dampf- 
schiffahrtsgesellschaft 113920   Reisende   befördert;  die 


Einnahmen  aus  dem  Personenverkehr  betnigen  78399 
Fr.,  die  aus  dem  Waarenverkebr  32068  Fr.:  (Sesamtein- 
nahme  brutto  110467  Fr.,  Reingewinn  7648  Fr. 

Der  Kanton  Freiburg  verfügt  über  sechs  Seehäfen,  von 
denen  zwei  (Murten  und  Estavayer)  mit  völlig  geschütztem 
Bassin  versehen  sind,  während  nie  vier  übrigen  (Portalban, 
Suffiez,  Praz,  Mötier)  aus  gemauerten  Hafendämmen  be- 
stenen,  die  so  weit  in  den  offenen  See  hinausreichen,  dass 
die  beladenen  Dampf  boote  auch  bei  Niedrigwasser  anle- 
gen können.  Die  Bassins  der  zwei  geschützten  Häfen  mes- 
sen zusammen  1540  m>  an  Fläche  und  die  Dämme  der 
übrigen  Häfen  zusammen  660  m  an  Länge.  Die  durch  die 
Juragewässerkorrektion  bedingte  Senkunj^  des  Seespiegels 
hat  an  allen  diesen  Häfen  Neuarbeiten  notig  gemacnt,  die 
eine  Summe  von  267450  Fr.  erforderten. 

Vor  dem  Jahre  1885  sind  an  den  fliessenden  Gewässern 
des  Kantons  nur  hier  und  da  und  wie  es  sich  gerade  zum 
Schutze  von  Ortschaften,  Brücken  oder  Strassen  als  wün- 
schenswert erwies  Schutzbauten  ausgeführt  worden.  Erst 
seit  1886  sind  diese  Arbeiten,  dank  den  vom  Bund  gewähr- 
ten Unterstützungen,  auf  rationeller  Grundlage  methodisch 
in  Angriff  genommen  und  seither  ununterbrochen  fort- 
geführt worden.  So  sind  folgende  Flussläufe  heute  z.  T. 
eingedämmt  und  kanalisiert  :  die  Mortivue  bei  Sem- 
sales, der  Stoutz  bei  La  Roche,  die  Gläne  zwischen  Siviriez 
und  Macconnens,  die  Sionge  im  Unter  Greierz  und  die 
Veveyse  bei  Chätel  Saint  Denis.  Verbauungsprojekte  be- 
stehen für  den  Wildbach  von  Scherwil,  für  den  Jaunbach, 
die  Tröme,  G^rine,  Kleine  Gläne  u.  Marivue.  Seit  einem 
Vierteljahrhundert,  d.  h.  seit  der  Zeit,  da  Arbeiten  dieser 
Art  überhaupt  ihrem  Zwecke  entsprechend  ausgeführt 
worden  sind,  hat  man  im  Kanton  Freiburg  für  Flussver- 
bauungen  und  -korrektionen  eine  runde  Summe  von  Fr. 
400  (XX)  ausgegeben,  wobei  die  von  Gemeinden  oder  Pri- 
vaten vereinzelt  vorgenommenen  Arbeiten  nicht  mitge- 
rechnet sind.  An  diese  Summe  haben  beigetragen  der 
Bund  40%,  der  Kanton  40%  und  die  interessierten  Ge- 
meinden 20%. 

Der  Kanton  bat  eine  grosse  Anzahl  von  Wasserwerk- 
kanälen, die  vielfach  in  kurzeh  Tunneln  durch  die  leicht 
zu  durchbrechende  Molasse  führen  und  so  auch  etwas 
abseits  gelegenen  Gebieten  billif^e  Wasserkraft  vermit- 
teln. Besonders  bemerkenswert  ist  in  dieser  Beziehung 


Ranton  Fraiburg  :  Cascade  de  Bellegarde  im  Winter^ 

der  Tunnel  durch  den  Hügel  von  Chövrefu,  der  vom  Bei- 
noz  (einem  Zuiluss  zur  Kleinen  Gläne)  abzweigt  u.  die 
Wasserwerke  von  Ghätillon,  LuUy  und  Estavayer  mit  Trieb- 


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kraft  versorgt.  Er  ist  1,6  m  hoch,  200  m  lang  und  1,3  tn 
breit.  Die  Anlage  von  grossen  Wasser-  und  Elektrizitäts- 
werken hat  in  neuester  Zeit  die  Durchführung  der  Was- 
serwerkkanäle durch  sehr  lange  und  grosse  Gallerien 
notwendig  gemacht:  solche  sind  z.  B.  die  von  Montbo- 
von  (2966  m  lang,  10  m'  Oeffnung),  von  Tusv-Hauterive 
(9217  m  lang,  15  m>  Oeffnung),  von  Broc  (Cnokoladefa- 
orik ;  807  m  lang,  5  m'  Oeffnunff).  Eine  weitere,  unter 
Jaman  durchführende  Gallerie  ^2164  m  lang;  2,17  m' 
Oeffnung)  leitet  die  Quellwasser  des  Pays  d'Enhaut  nach 
Lausanne.  Schon  die  Grafen  von  Greierz  haben  solche 
Ableitungskanäle  angelegt  und  z.  B.  auf  diese  Art  die  Was- 
ser des  Afßon,  oberhalb  Enney,  zum  Betrieb  ihrer  Was- 
serwerke in  Saussivue  sich  nutzbar  gemacht. 

Im  Kanton  Freiburg  finden  sich  auch  zwei  unterirdi- 
sche Flussläufe,  die  gebildet  werden  durch  die  Saane  bei 
Saanen  und  den  Hongrin.  Dieser  letztere  verliert  3  km 
oberhalb  seiner  Mündunjg^  einen  Teil  seines  Wassers,  das 
nach  7  km  langem  unterirdischen  Lauf  in  der  nahe  dem 
Dorf  Neirivue  entspringenden  Quelle  des  Flüsschens  Nei- 
rivue  wieder  zu  Tage  tritt.  Diese  Tatsache  ist  ganz  zu^illig 
dadurch  entdeckt  worden,  dass  die  Wasserwerksbesitzer 
am  Hongrin  einst  zur  Zeit  grosser  Trockenheit  die  Oeff- 
nung des  unterirdischen  Abflusskanals  verstopfen  Hessen, 
worauf  die  Quelle  der  Neirivue  versierte  und  mehrere 
von  ihr  getriebene  Anlagen  zum  Einstellen  der  Arbeit  ge- 
nötigt wurden.  Seither  sind  die  Ansprüche  an  das  Wasser 
des  Hongrin  gesetzlich  geregelt  worden.  Was  das  erstge- 
nannte Beispiel  anbetrint,  so  ist  es  äusserst  wahrschein- 
lich, dass  der  Wasserfall  von  Jaun  (Bellegarde)  seine 
Entstehung  einem  unterirdischen  Abfiuss  des  Wassers 
der  Saane  bei  Saanen  verdankt.  (Vergl.  den  Art.  Jaun). 

Die  älteste  Wasserleitung  im  Gebiet  des  heutigen  Kan- 
tons Freiburg  ist  diejenige,  die  einst  die  Römerstadt 
Aventicum  fAvenches)  mit  Wasser  versorgte.  Dieser  längste 
und  beträcntlicbste  aller  von  den  Römern  in  unserm 
Land  erbauten  Aquaedukte  führte  grösstenteils  durch 
Freiburger  Gebiet,  war  ca.  14  km  lang  und  leitete  das 
Wasser  durch  einen  gemauerten  Kanal  von  30  cm  lichter 
Weite  mit  einem  Gefalle  von  0,7-2  %  an  den  Ort  seiner 
Bestimmung.  Seit  dem  Jahre  1870  sind  im  Kanton  21  neue 
Druckwasserleitungen  erstellt  worden,  deren  Druck  zwi- 
schen 1,2-16  Atmosphären  schwankt  und  die  zusammen 
50  km  lang  sind.  Hydranten  bestehen  in  einer  Anzahl 
von  372.  Alle  diese  Wasserversorgungsarbeiten  haben 
zusammen  die  Summe  von  rund  2300000  Fr.  gekostet. 
Eine  Reihe  von  neuen  Projekten  dieser  Art  werden  ge- 
genwärtig studiert  oder  sind  schon  in  Ausführung  be- 
griffen. [IngeDieur  A..  Obbmaud.] 

Flora.  Der  grösste  Teil  des  Gebietes  des  Kantons  Frei- 
burg steht  noch  unter  dem  Einflüsse  des  Klimas  der  nörd- 
lichen Alpen.  Es  zeigt  sich  dies  namentlich  in  der  reich- 
lichen Regenmenge,  die  s.  der  Stadt  Freiburg  nirgends 
unter  100  cm  im  Jahr  fallt.  Diese  grosse  Feuchtigkeit  er^ 
klärt  die  üppige  Entfaltung  der  stets  frischgrünen  Wiesen 
im  Kanton  Freiburg  und  deren  Reichtum  an  alpinen 
Pflanzenarten.  Erst  n.  Frei  bürg,  in  den  dem  sog.  Gros  de 
Vaud  und  der  Senke  der  Seen  angrenzenden  Teilen  des 
Kantons,  trifft  man  auf  die  für  das  schweizerische  Mittel- 
land charakteristische  Florenentwicklung.  Im  Uebrieen 
gehören  der  grössere  Abschnitt  des  auf  Freiburger  Boden 
gelegenen  Thaies  der  Saane,  das  Thal  von  Vert  Chamo, 
von  Charmey  (Galmis),  Valsainte  und  auch  der  obere  Ab- 
schnitt der  Veveyse  unmittelbar  dem  Alpenbezirk  an. 
Hier  Anden  sich  eine  grosse  Anzahl  von  berühmten  Stand- 
orten von  Typen  der  alpinen  Flora,  so  z.  B.  die  Gipfel  des 


Corion,  Cray,  Paray,  die  Ketten  der  Morteys,  Brenleyres 
und  von  Oussannaz  ^über  Galmis),  der  Gebir^sstock  von 
Montsalvens  (klassischer  Standort  der  Rosa  spinulifolia), 


die  Kaisereck  etc. 

Der  von  den  beiden  Domherren  Cottet  und  Castella  ver- 
fasste  Guide  du  botaniste  dans  le  canton  de  Fribourg 
(Fribourg  1891)  zählt  an  mehr  als  500  Standorten  etwa 
1500  Pflanzenarten  auf.  Die  von  den  Verfassern  mit  be- 
sonderer Liebe  behandelten  Arten  der  Brombeeren,  Rosen, 
Habichtskräuter  und  Weiden  treten  in  wahrhaft  über- 
raschendem Formenreichtum  auf.  Es  erklart  sich  dies  mit 
den  in  den  7ahlreichen  Thalfurchen  der  Freiburger  Vor- 
alpen so  .oft  wechselnden  Bedins^ngen  für  die  Entfaltung 
der  Vegetation.  Dazu  kommt,  ofass  ein  grosser  Teil  des 


Freiburger  Gebirgslandes  aus  dunkeln  und  leicht  verwit- 
terbaren Gesteinsarten  besteht,  die  in  Verbindung  mit  der 
grossen  Luflfeuchtiffkeit  einen  den  Pflanzenwuchs  vor- 
züglich fordernden  Nährboden  bilden.  Weitaus  am  reichs- 
ten ist  die  Flora  der  Kette  der  Morteys,  die  sich  aus  der 
Mehrzahl  der  in  den  Freiburger  Alpen  überhaupt  vor- 
kommenden alpinen  und  südlichen  Arten  zusammensetzt 
Auf  den  zum  Vanil  Noir  führenden  hohen  Kämmen  und 
den  in  die  Thäler  von  Morteys  und  Bonavallettaz  hinunter^ 
steigenden  Schutthalden  lassen  sich  eine  Reihe  der  sel- 
tensten hochalpinen  Arten  sammeln,  wie  z.  B.  Viola 
cenisia,  Ranunculus  pamassifoliaSf  Crepis  Terglonensis 
(eine  östliche  Art),  Peirocallis  pyrenaica,  Atidrosace  hei- 
vetica,  Draba  tomentosa,  Juncus  Jacquiniy  Salix  Tretusa 
var,  serpyllifolia.  Daneben  trifft  man  hier  auf  mehrere 
andere  seltene  alpine  Arten,  die  in  der  Schweiz  fast  aus- 
schliesslich auf  «las  Juragebirge  beschränkt  sind  :  Andro- 
soce  lactea,  Arabis  pauctflora,  Ranunculus  thora^  Cephor 
laria  alpina,  Acer  italum.  Von  den  übrigen  in  diesem 
Abschnitt  der  Freiburger  Alpen  vorkommenden  Arten 
nennen  wir  noch  Thalictruni  saxatile  und  Th,  minus; 
Anemone  vernalis^  A.  baldensis,  A.  narcissiflora  und  A. 
alpina;  Ranunculus  pyrenaeuSy  R.  Villarsii,  R.alpestris^ 
R.  thora  u.  R.  pamassifolius ;  Aquilegia  alpina,  Aconi- 
tum  paniculatum,  Papaver  alpinum ;  Arabis  alpestris, 
A.  saxatilis,  A.  pauciflora^  A.  pumila  u.  A.  belliaifolia; 
Draba  dubiay  D.  carinthia^a,  D.  tomentosa^  D.  Wahlen- 
bergii  und  D,  incana;  Rhamnus  alpina  u.  Rh.  pumila^ 
Phaca  aslragalina  u.  Ph.  australis,  Oxytropis  montana, 
Astragalus  aristatuSj  Potentilla  grandijlora  u.  P,  dubia^ 
Sedum  atratum,  Sempervivum  tectoruni  var,  Mettenia- 
num  u  S.  glaucum  (Les  Morteys),  Saxifraga  caesia  u. 
S.  androsacea,  Eryngium  alpinum ^  Peucedxmum  aus- 
triacumy  Myrrhis  odorata^  Galium  helveticum,  Valeriana 
saliunca,  Erigeron  Villarsii;  Senecio  aurantiactts^  S. 
cordatus  u.  S.  erucifolius;  Carlina  longifolia^  Serratula 
tinctoria^  Centaurea  scabiosa  var,  alpestris,  Leontodon 
taraxaci,  Hypochoeris  maculata,  Mulgedium  Pluniieri, 
Crepis  Terglonensis,  Salix  phylicifolia  mit  ihren  Hybri- 
den. Das  Genus  Hieracium  ist  mit  etwa  20  meist  interes- 
santen Arten  vertreten ;  femer  Viola  lutea  (nördlich  der 
Jaun  verbreitet),  Polygal<i  alpina,  Pedicularis  Banrelieri^ 
Tozzia  alpina,  E'*phrasia  hirtella^  Dracocephalum 
Ruyschianay  Stachys  densiflora,  Anacamptis  pyramida- 
lis j  Paradisia  liliastrum,  Luzula  spicata  u.  L.  spadicea; 
Carex  pauciflora,  C.  frigida^  C.  nigra,  C.  firma^  C,  cla- 
vaeformls  und  C  capillaris.  Dazu  kommen  noch  eine 
gewisse  Anzahl  von  Arten^  die  erst  in  letzter  Zeit  von 
Jaquet  entdeckt  worden  sind  :  Hieracium  densiglandu- 
lum,  H.  parcepilosum,  H,  Cottianum,  H.  ochroleucomor- 
phum,  Ü.silstnum,  H.pseudosilainumy  H,subelongatum 
etc.;  Agrostis  alpina  VLfk&  A.  Schleicheri,  Triaetuni  di- 
stichophyllum  und  T,  subspicatum;  die  ebenfalls  zahl- 
reichen Alchimillen  (Schafgarben)  sind  von  Jaquet  im  5. 
Faszikel  des  ersten  Bandes  der  Memoires  de  la  Soc.  frib. 
des  Sc.  nat.  1902  veröffentlicht  worden.  Eine  grosse  An- 
zahl dieser  Arten  haben  in  den  Ketten  von  Cray  und  Les 
Morteys  ihre  überhaupt  am  weitesten  nach  W.  vorgescho- 
benen Standorte.  In  der  Gebirgsgruppe  nördl.  der  Jaun 
findet  man  Cochlearia  officinalis  (uanter),  Alchimilla 
Jaquetiana  (Kaisereck),  Lhydia  serotina,  Viola  lutea^ 
Oxytropis  Halleri  (Schopfenspitz,  Schafberg). 

Auf  den  Alpweiden,  mit  denen  die  meisten  Gipfel  der 
Freiburg^er  Alpen  und  auch  die  steilsten  Hänce  noch  be- 
kleidet sind,  blühen  in  Masse  die  ganze  Schaaren  von 
Liebhabern  anziehenden  Alpenrosen ;  auf  den  Kämmen 
des  Paray  und  der  Vanils  ist  das  hier  ausserordentlich 
grosse  Blumen  bildende  Edelweiss  häufig.  Seltener  findet 
sich  in  der  subalpinen  Zone  das  reizende  Alpen-Männer- 
treu (Eryngium  alpinum).  Der  ungehinderte  Zutritt  der 
SW.-Winde,  der  Einfluss  des  im  Tnal  der  Saane  und  in 
den  kleinen  Thalfurchen  der  Freiburger  Alpen  auftreten- 
den Föhns,  die  vor  N.- Winden  geschützte  l.age  und  die 
ausgezeichnete  Exposition  vieler  Standorte  wirken  zusam- 
men, um  zahlreichen  Vertretern  der  mediterranen  Flora 
die  Ansiedelung  zu  gestatten.  Von  solchen  qennen  wir: 
Sisymbrium  austria^um  (Umgebung  von  Freiburg,  über 
Botterens,  bei  La  Tine),  Arabis  saxatilis  (Dent  de  Ruth, 
Vanil  Blanc),  Helianthemum  fumana  (M^ni^res  und  Moni 
Vuilly),  Linum  tenuifolium,  Acer  italum  (sehr  selten), 


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Cytints  labumum  (subspootan  und  sehr  selten),  Ononis 
rotundifolia  (Botterens),  Medicago  minima  (M^niöres), 
ABlragalus  cicer  and  A .  depresstu,  Lathyrus  cicer,  Trir 
nia  glauca  (Hochmatt,  £pagny),  Artenitsia  campe$tri8y 
Scorzonera  austriaca  (Corjon),  Lactuca  verennia,  Crepis 
nicmeiuiSf  Heliotropium  europtßum,  Litnospermum  pur- 
pureo-coeruleum,  Verbascum  pulverulentum^  Scrophu- 
laria  canina  and  S.  Hoppeiy  Melampyrum  nemoroHim^ 
Hyssopus  officinalis^  Stachys  gennanica,  Cyclaminu$ 
europtea  (Ennev,  Montbovon),  Priniula  suaveolens  (bei 
Brenleyres  in  Masse).  Wir  Tagen  noeh  hinza  den  Bachs- 
baam,  die  Kastanie,  llaamige  Eiche  (Querciis  lanuginosa), 
deutsche  Schwertlilie  (7m  germanica),  Schmerwurz  (Ta- 
mtt$  communis)^  Waldtulpe  (Tulipa  silvestris),  den  Sade- 
oder  Sevibaum  {Juniperus  Sabina)^  Omithogalum  pyre- 
naicum^  Hemerocalits  fulva^  den  Streifenfarn  {Asplenum 
ceterach) ;  endlich  die  in  den  Steppen  des  Ostens  verbrei- 
teten zwei  Gräser  Andropogon  xschsemum  und  Stupa 
pennala  und  zwei  Seggen  Carex  gynobasis  und  C  hu- 
müis. 

Viele  dieser  genannten  Arten  fehlen  der  O.-Schweiz; 
obwohl  sie  auch  auf  Freiburger  Boden  meist  nur  selten 
sind,  geben  sie  doch  sicheres  Zeugnis  von  dem  bis  hier- 
her sich  geltend  machenden  mildernden  Einfluss  des  me- 
diterranen Klimas.  In  dieser  Hinsicht  sind  z.  B.  die  be*^ 
nachbarten  Thäler  des  Bemer  Oberlandes  (allerdings  mit 
Aosnahme  ihrer  untersten  Abschnitte,  die  sich  der  wär- 
menden Einwirkung  von  Brienzer-  und  Thunersee  er- 
freaen)  weit  weniger  bejg^nstigt  und  weisen  besonders  in 
der  subalpinen  Zone  eine  weniger  reiche  Flora  auf.  In 
den  zahlreichen  kleinen  Seen,  Teichen  und  Torfmooren 
der  Präalpen  gedeihen  eine  ganze  Anzahl  von  der  Erwäh- 
nung werten   Wasser-   und   SumpfpHanzen.   Klassische 
Fundorte  sind  hier  besonders  der  Lac  de   Lussy,  Lac 
des  Jones  und  Schwarzsee  (Lac  Domene),  die  Torfmoore 
von  La  Rogivue,  die  Sümpfe  von  Vaulruz,  Champotey, 
Biordaz,  La  Sauge  etc.  An  den  Ufern  des  Lac  de  Lussy 
können  wir  u.  a.  folgende  interessante  Arten  sammeln : 
^anunculus  flammula  var.  reptans,  R.  sceleratus  und  R. 
helerophyllus  ;  Viola  persicifolia  und  V,  persicifolia  var. 
itannina^  Nymphaea  alba^  Nuphar  luteum  und  A''.  pu- 
miluni  (auch   am  Lac    des    Jones  häufig),   Callitriche 
ttagnalis^  Oenanthe  phellandrium;  die  drei  Sonnentau- 
arten Drosera  rotundifolia^  D.  longifolia  und  D,  öbovata; 
Scheuchzeria  pcUustris,  Triglochin  palustrcy  Potamoge- 
ton  cUpinus,  Sparganium  natanSy  Eriophorum  gractle. 
Am  Schwarzsee  wachsen  Schcmoplectus  lacustris,  Chara 
hispiday  Carex  stellulata,  Schoenus  ferrugineus ;  Potor 
mogeton  plantagineus,  P.  lucens,  P.  perfoliatus,  P.  na- 
Ions,  P.  longifolius,  P.  pusillus  und  P.  filiformis.  Pota- 
mogelon  compressus  hat  man  bis  jetzt  nur  am  kleinen 
Lac  des  Jones  (über  Ghätel  Saint  Denis)  gefunden,  Sene- 
cio  spathulmfolius    bei  Maules  und  Fuyens,  die  seltene 
Polygala  depressa  in  den  Torfmooren  von  Vaulruz.  Aus 
den  hochgelegenen  Mooren  von  Frachy  (über  dem  Kloster 
in  der  Valsainte),  Champotey  (nördl.  Bulle)  und  Lussy 
kennt  man  die  seltenen  Saxifraga  hirculus  und  Betula 
nana.  Die  Carex  brunescens  gedeiht  zusammen  mit  an- 
dern weniger  seltenen  Seggen  und  mit  Menyanthes  trifo- 
liata  (dem  Bitter-  oder  Fieberklee)  und  Sweertia  perennis 
an  der  Verda,  der  Berra  und  dem  Petit  Mont.  Aus  den 
unten  am  Murtensee  gelegenen  Sümpfen  kennen  wir  als 
seltene  Art  die  in  den  Sümpfen  von  Murist  und  La  Sauge 
wachsende  Hydrocharis  morsus  ranm;  ferner  Sagittaria 
sagittaefolia  (Umgebungen  von  Murten),  Naias  fragilis 
(Murten,  Biordaz),  Cladium  mariscus  (Murten,  La  Sauge), 
Inula  britannica  (Sümpfe  von  Gudrefin  und  La  Sauge), 
Bottcnia  palustris  (Cuarefin,  Murten,  Faoug  etc.),  Lust" 
machia  thyrsiflora  (Murist),  Litorella  uniflora  (zwischen 
Faoug  und  Murten)  etc.  Zum  Schlüsse  erübrigt  uns  noch, 
die  besonders  bemerkenswerten  und  seltenen  Arten  der 
Ebene  namhaft  zu  machen.  Solche  sind  Myosurus  mini- 
mus  (Umgebungen  von  Middes,  Montet  und  Freiburg), 
Adonis  aestivalis  (Umgebungen  von  Maggenberg  und  Frei- 
burg), Eranthis   hiemalis   (Umgebungen  von  Murten), 
Genista  pilosa  (von  Gajpebin  in  den  Umgebungen  von 
Freiburg  gefunden) ;  Trifolium  hybridum  und,  seltener, 
T.elegans;  Centunculus  minimus ;  mehrere  Orchideen 
wie  Coraüorrhiza  innata^  Liparis  Lceselii  (Moor  von  Le 
Vuai  unter  Attalens),  Cyprtpedilum  calceolus  (Frauen- 


schuh; da  und  dort  vereinzelt).  Die  schöne  Fritillaria 
meleagris  wächst  bei  Münchenwiler  (nahe  Murten)  und 
die  wilde  Tulpe  {Tulipa  silvestris)  in  den  Umgebungen 
von  Freiburg,  Marly  und  Montorge.  Von  Gramineen  wären 
zu  nennen  Gaudinia  fragilis  (aus  den  Umgebungen  von 
Middes  bekannt),  Anaropogon  isckaemum  (Umgebungen 
von  Freiburg),  Alopecurus  pratensis,  Calamagrostis  te- 
nella  (Alpweide  von  Ballachaux  und  am  L'£crit),  Festuca 
anxethystina  (Umgebungen  von  Freiburg),  Lolium  remo- 
tum  (bei  Est^venens  Dessus)  etc.  Quellen:  Die  schon  ge- 
nannte Frei  burger  Flora  von  Gottet  und  Gastella.  — 
Compte  rendu  de  Vexcurs,  de  la  Soc,  botan»  suisse  aux 
Morteys  (in  den  Berichten  der  Schweiz,  botan,  Gesellsch, 
Heft  2,  1892).  —  Jaquet,  Firmin.  Les  elSments  meridio- 
naux  de  la  flore  fnb.  (in  den  Mdmoires  de  la  Soc.  frib. 
des  Sc.  nat.  Vol.  I,  fasc.  3).  —  Endlich  hat  Jaquet  in  Fasz. 
I  und  V  (1901  u.  1902)  derselben  MSmoires  und  in  Vol.  VII 
(1899)  des  Bull,  de  la  Soc.  frib.  des  sc.  nat.  als  wertvolle 
Erffänzung  des  Guide  von  Gottet  u.  Gastella  eine  Liste  von 
140  für  den  Kanton  Freiburg  «  neuen,  seltenen  oder  kri- 
tischen »  Arten  mit  Angabe  ihrer  Standorte  geboten.  — 
Savoy,  H.  Essai  de  flore  romande.  —  Rösli,  Dr.  Le»  plantes 
rares  des  environs  de  Fribourg.  (Dr.  Paul  Jaccard.) 

Fauna.  Trotzdem  die  einzelnen  Tierarten  ihren  Auf- 
enthaltsort während  der  verschiedenen  Jahreszeiten  oft 
wechseln,  ist  die  Fauna  des  Kantons  Freiburg  je  nach  den 
natürlichen  Bezirken  selbstverständlich  eine  verschiedene. 
Gut  vertreten  sind  die  Säugethiere^  deren  Verbreitung 
zwar  noch  nicht  vollständig  bekannt  ist,  von  denen  aber 
doch  eine  grosse  Anzahl  von  Arten  genannt  werden  kön- 
nen. Zahlreich,  aber  noch  wenig  bekannt,  sind  die  Fle- 
dermäuse, von  denen  man  die  langohrige  Fledermaus 
IPlecotus  auritus)  und  das  Mausohr  ( vesr)ertilio  murinus) 
findet.  Insektenfresser:  der  ziemlich  häufige  Igel  {Erina^ 
ceus  eurojHieus),  der  gemeine  Maulwurf  fTalpa  europaea) 
und  vielleicht  auch  der  blinde  Maulwurf  ^Talpa  coecai,  die 
Wasserspitzmaus  {Crossoptis  fodiens),  die  gemeine  Spitz- 
maus (Sorex  vulgaris),  die  Hausspitzmaus  {Leucodon 
araneus).  Viele  Nagetiere,  wie  das  sehr  häufige  Eichhörn- 
chen (Sciurus  vulgaris)^  der  Siebenschläfer  {Mvoxus  glis), 
die  Waldmaus  {Mus  quercinus),  die  in  den  Abwasserka- 
nälen und  in  der  Nähe  des  Schlachthauses  von  Freiburg 
massenhaft  auftretende  Wanderratte  {Mus  decumanus) ; 
die  überall  häufige,  aber  in  der  Stadt  durch  die  vorher 
genannte  zum  Teil  verdrängte  Ratte  {Mus  rattus);  die 
Hausmaus  (Mus  musculus) ;  viele  Feldmäuse,  so  u.  a. 
Arvicöla  arvalis ;  der  gemeine  Hase  {Lepus  timidus)  and 
der  Alpenhase  {Lepus  variabilis).  Das  Alpenmurmeltier 
{Arctomys  marmota)  ist  1883  auf  Les  Morteys  eingeführt 
worden  und  scheint  sich  dort  fortzupflanzen.  In  den  PfahU 
bauten  des  Murtensees  hat  man  die  letzten  Spuren  des 
Bibers  {Castor  fiber)  festgestellt,  dessen  Andenken  sich 
auch  im  Namen  des  Bibembaches  (La  Bibera)  noch  er- 
halten hat. 

Die  Raubtiere  waren  früher  mit  einer  Reihe  von  inter- 
essanten Arten  vertreten :  Die  Wildkatze  {Felis  cattus)  ist 
verschwunden;  das  letzte  Exemplar  des,  wie  es  scheint, 
niemals  häufigen  Luchses  {Felis  lytnx)  ist  1826  bei  Gal- 
mis  (Gharmey)  erlegt  worden ;  der  im  15.-17.  Jahrhundert 
massenhaft  auftretende  Wolf  {Canis  l^pnjf)  hat  später  an 
Zahl  rasch  abgenommen,  der  letzte  ist  1837  bei  Riaz  ge- 
tötet worden ;  der  Fuchs  {Canis  vulpes)  ist  heute  noch 
derart  verbreitet,  dass  jedes  Jahr  im  Winter  einer  Anzahl 
von  Jägern  auch  ausserhalb  der  gewöhnlichen  Jagdzeit 
seine  Verfolgun^^  gestattet  wird.  Der  braune  Bär  (ursus 
arctos)  machte  im  16.  Jahrhundert  besonders  die-  Gegend 
um  Plafieien,  Jaun  und  Galmis  unsicher  und  verschwand 
dann  allmählich  im  17.  Jahrhundert,  so  dass  der  letzte 
1698  bei  Bärfischen  erlegt  worden  ist.  Der  Dachs  {Meles 
taoms)  kann  überall  noch  beobachtet  werden,  ist  aber  nir- 
gends häufig,  und  das  nämliche  gilt  vom  Edelmarder 
(Martes  abietum),  der  besonders  noch  im  Greierzerland 
sich  aufhält.  Weiter  verbreitet  ist  der  Hausmarder  IMar^ 
tes  foina),  auf  den  als  gefährlichen  Feind  der  Hühner- 
höfe im  Winter  1901-1902  acht  Gruppen  von  Jägern  die 
Jagd  ft*eigegeben  worden  ist.  Gemein  ist  auch  der  Iltis 
{Fcßtoritis  putorius),  sogar  in  der  Stadt  Freiburg ;  das 
gleiche  gilt  vom  Hermelin  wiesei  (Fcetorius  erminea)  und 
vom  Wiesel  {Fostorius  pusillus).  Jedes  Jahr  werden  noch 
einige  Fischotter  {Lutra  vulgctris)  erlegt,  die  man  na- 


168 


FREI 


FRE 


mentlich  in  der  Nahe  der  Fischzuchtanstalten  antrifft. 
Von  den  Dickhäutern  war  die  Wildsaa  {Sa*  scröfa)  im 
im  15.  und  16.  Jahrhundert  ziemlich  verbreitet,  ganz  ver- 
schwunden ist  sie  erst  im  Lauf  des  19.  Jahrhunderts 
(leUte  1872  und  1883  geschossen). 

Ausser  den  Haustieren  finden  sich  nur  wenige  Wieder- 
käuer :  Der  Steinbock  (Capra  ibex)  hat  im  Kanton 
Freiburg  nie  gelebt ,  die  Gemse  {Capeila  rupicapra) 
hat  sich  dagegen  seit  dem  Erlass  eines  schützenden  Ge- 
setzes und  seit  der  Einführung  von  Ranngebieten  in  den 
Alpenregionen  des  Kantons  stark  vermehrt.  Im  15.  und 
16.  Jahrhundert  lebte  auch  noch  der  Eilelhirsch  (Cervus 
elephas),  dessen  letzte  Exemplare  am  27.  Juli  1748  bei 
Bruc,  am  15.  Oktober  des  gleichen  Jahres  bei  Cerniat  und 
im  Jahre  1750  bei  Murten  erledigt  worden  sind ;  dar  1871 
bei  Cottens  geschossene  Hirsch  hatte  sich  ohne  Zweifel 
aus  dem  Jura  hierher  verirrt.  Das  Reh  (Cervus  capf'eolus) 
ist  schon  zu  Beginn  des  19.  Jahrhunderts,  wo  es  noch 
von  Zeit  zu  Zeit  angetroffen  wurde,  beinahe  ganz  ausge- 
storben; nachdem  aber  im  Jahre  1886  der  Verein  «Diana» 
bei  Cerniat  sieben  Weibchen  und  ein  Männchen  ausge- 
setzt hat,  ist  heute  das  gebirgige  Gebiet  wieder  ausrei- 
chend von  ihm  bevölkert.  Die  m  den  Bezirken  Broye  und 
See  (Staatswaldung  Galm)  vorkommenden  Exemplare 
stammen  zweifellos  aus  dem  Jura  oder  dem  Waadtland. 


Kaoton  Praibarg  1  Bargtarm  La  Molitoe. 

Mit  Inbegriff  der  —  allerdings  nicht  jedes  Jahr  wieder- 
kehrenden Zugvogel  —  leben  im  Kanton  Freiburg  mehr  als 
200  Vogelarten:  Steinadler  {Aquila  fulva),  Seeadler  (Ha- 
liailus  albicilla)i  Schlangenadler  {Circaetus  aallicus)^ 
roter  Milan  (Milvus  reqalis),  schwarzbrauner  Milan  (Mil- 
vus  ater;  selten),  Uhu  (ßubo  maximus),  Steinkauz 
(Athene  noctua),  Schleiereule  {Strix  flammea)  u.  s.  w.  Alle 
schweizerischen  Schwalbenarten  finden  sich  auch  im  Kan- 
ton Freiburg,  doch  ist  die  Felsenschwalbe  noch  nicht  sicher 
beobachtet  worden.  In  grosser  Zahl  findet  sich  in  Frei- 
burg der  Alpensegler  {Cypvelus  melba) ;  längs  der  Saane 
unterhalb  Freiburg  nistet  die  Goldamsel  oder  der  Pirol 
(Oriolus  galbula);  der  Kolkrabe  {Corvus  corax)  bewohnt 
das  Gebirge ;  den  Alpenmauerläufer  {Tichodrortia  mura- 
ria)  kann  man  im  Winter  an  den  Häusermauern  der  Stadt 
Freiburg  beobachten ;  nicht  selten  ist  auch  der  Wiedehopf 
lUpupa  epo]^).  Femer  sieht  man  den  grauen  Wendehals 
(Junx  torqutlla)  und  die  verschiedenen  Arten  der  Spechte, 
zuweilen  sogar  den  nur  selten  auftretenden  dreizehigen 
Specht  {Picoides  tridactyltts). 

Im  Bergland  leben  der  Kirsch kernbeisser  {Coccothraus- 
tes  vulgaH8)y  der  Fichten kreuzschnabel  (Loxia  curviros- 
tra),  der  Nusshäher  {Nucifraga  caryocatactes)  etc.  Gejagt 
werden  hier  Auerhuhn  (Tetrao  urogallua),  das  höher 
hinaufsteigende  Birkhuhn  (Tetrao  tetrix)  und  das  Hasel- 
huhn (Tetrao  bonasia)  :  ferner  das  Bothuhn  (Perdix 
rubra)  und  das  gemeine  Schneehuhn  (Lagopus  alpinus)^ 
die  die  höchsten  Gipfelregionen  bewohnen  und  nicht 
häufig  angetroffen  werden.  Beobachtet  wird  auch  die  Al- 
penkrähe (Pyrrhocorax  alpinus).  Nachdem  das  Rebhuhn 


(Stama  cinerea)  beinahe  vollständig  ausgerottet  worden 
war,  ist  es  in  den  Bezirken  Broye  und  See  seit  1883  vom 
Staat  Frei  bürg  und  dem  Verein  <  Diana  »  wieder  einge- 
führt worden  und  hat  sich  hier  seither  neuerdings  stark 
vermehrt. 

Im  Kanton  hält  sich  femer  auf  das  schwarze  Wasser^ 
huhn  (Fulica  cUra)j  das  einst  sogar  auf  dem  seit  dem 
Bau  der  Eisenbahn  verschwundenen  Grossen  Weier  bei 
Freiburg  vorkam ;  das  grünfüssige  Teichhahn  {Galli- 
nula  Chloropus)  nistet  noch  an  dem  vor  den  Toren 
Freiburgs  hegenden  Weier  von  Bonnefontaine;  längs 
der  Wasserläufe  verübt  der  graue  Fischreiher  (Ardea 
cinera)  seine  Räubereien ;  in  den  tiefem  Lagen  des 
Miltellandes  ist  der  Zwergreiher  (Ardetta  minuta)  nicht 
selten,  und  sogar  ein  Nachtreiher  Nycticorax  grisens) 
ist  im  Mai  1^  auf  den  Weiera  der  Fischzuchtan- 
stalt Chenaleyres  bei  Belfaux  erlegt  worden.  Beide 
Storcharten  beleben  den  Seebezirk ;  auf  den  Seen  and 
den  diesen  benachbarten  Sümpfen  des  Kantons  tummeln 
sich  im  Frühjahr  und  Herbst  zahlreiche  Wasservögel. 
Interessante  Wintergäste  suchen  oft  in  den  Umgebungen 
der  Stadt  ihr  Futter,  so  viele  Finkenmännchen,  Hänflinge, 
Mantelkrähen,  Saatkrähen  etc. 

Verhältnismässig  arm  an  Arten  sind  die  Reptilien.  Von 
Schlangen  finden  sich  häufig  die  Ringelnatter  (Tromdo- 
notus  natrix)  und,  in  den  Bergen  von  Chätel  Saint  Denis 
und  Galmis  (Hochmatt-Les  Morteys),  die  gemeine  Viper 
(Pelias  berus)  etc.  Die  Echsen  sind  vertreten  durch  die 
Wurzeleidechse  (Lacerta  stirpiuni),  die  Beigeidechse 
(Lacerta  viviparay  die  Mauereidechse  (Lacerta  muralit) 
und  die  Blindscnleiche  (Anquis  fragilis).  Zahlreiche 
Lurche,  so  überall  der  grüne  Wasserfrosch  (Rana  esc\k- 
lenta)^  der  braune  Grasfrosch  (Rana  tentporariaU  der 
etwas  seltenere  (aber  in  Frei  bürg  beobachtete)  Springs 
frosch  (Rana  agilis) ;  weniger  häufig  sind  die  Feuerkröte 
(Bonibinator  ipneus),  die  gemeine  Kröte  (Bufo  vulgarii), 
die  grüne  Kröte  (Bufo  calamita)  und  der  Laubfrosch 
(Hyia  viridis),  den  man  in  den  Gärten  der  Murtenstrasse 
in  Freibur^  angetroffen  hat.  Bei  Freiburg  und  in  den 
tieferen  Teilen  des  Kantons  lebt  der  Feuersalamander 
ißalamandra  maculosa) ;  am  thauigen  Morgen  und  an 
Regentagen  trifft  man  im  Gebirge  überall  den  schwarzen 
Salamander  (Salamandra  atra).  Ferner  besitzt  der  Ran- 
ton den  Bergwassermolch  (Triton  alpestris),  den  Tei^h- 
molch  (Triton  palmatus)^  den  grossen  Wassermolch  (Tri- 
ton cristatus)  und  vielleicht  noch  Andere. 

In  den  Seen  und  Wasserläufen  leben  über  30  Arten 
Fische.  Besonders  geschätzt  werden  die  Forellen  (Salmo 
lacustris)  der  Wildbäche  im  Gebirge;  8-10  kg  schwere 
Lachse  (Salmo  salar)  steigen  in  der  Saane  bis  zu  den 
Stauwerken  der  Maigrauge  auf;  grosse  Hechte  {Eiox 
lucius)  machen  den  Murtensee  und  Schwarzsee  unsicher. 
In  letzterem  lebt  auch  noch  der  Aland  (Idus  melanotus 
oder,  nach  Friedr.  v.  Tschudi,  Lettciscus  jesesV  der  von 
V.  Fatio  als  eine  Abart  des  Alet  (Squalins  cepnalm)  be- 
trachtet wird  und  der  sich  so  stark  vermehrt,  dass  er 
sich  trotz  der  räuberischen  Hechte  noch  wohl  zu  erhalten 
vermag.  Der  Murtensee  birgt  femer  den  Wels  (Silurvs 
glanis),  von  dem  von  Zeit  zu  Zeit  Exemplare  bis  nahe 
an  2  m  Länge  und  60  k^  Gewicht  gefangen  werden. 

Sehr  geeignet  sind  die  reinen  Wasser  des  Kantons  tär 
die  Fischzucht.  Da  die  vielen  Stauanlagen  der  industriellen 
Betriebe  heute  für  die  Wanderungen  der  Fische  grosse 
Hindernisse  sind,  setzt  man  regelmässig  eine  grosse  An- 
zahl von  jungen  Fischchen  aus.  Diese  Aufgabe  fällt  den 
68  Fischenzenp»chtem  zu,  die  sich  ihrer  unter  der  Auf- 
sicht der  Forstinspektoren  erledigen.  Im  Jahre  1901  hat 
man  in  den  Wasserläufen  und  im  Murtensee  auf  diese 
Art  936850  junge  Fischchen  ausgesetzt,  von  denen  689850 
auf  Forellen,  71500  auf  Aeschen  (Thymallus  vexUlifer) 
und  175000  auf  Felchen  (Coregonus  Schinzii,  Palea  Cuv. 
et  Val.)  entfielen.  Diese  gesamte  junge  Brut  entstammte 
den  im  Kanton  eingerichteten  acht  Fischzuchtanstalten. 

Das  Studium  der  Wirbellosen  ist  im  Kanton  Freiburg 
verhältninmässig  noch  wenig  vorgeschritten.  Mehrere 
Bäche  sind  reich  an  Flusskrebsen  (Astacus  fluviatUii)' 
Von  Schmetterlingen  beherbergt  der  Kanton  mehr  als 
500  Arten  und  ziemlich  viele  Aharten  von  Makrolepidop- 
teren  und  t20  Arten  von  Mikrolepidopteren.  Wenig  kennt 
man  von  der  Verbreitung  der  übrigen  Insekten ;  die  mitt- 


FRE 


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169 


leren  und  tieferen  Teile  des  Kantons  werden  ziemlich 
häufig  vom  Maikäfer  {Melolontha  vulaaris)  heimgesucht. 
Land-  u.  Süsswassermollusken  sind  zahlreich,  obwohl 
das  kantonale  Museum  in  Freiburg  deren  erst  42  Arten 
und  Abarten  besitzt,  so  u.  a.  die  Muschel  Anodonta  cel- 
lensU  v<tr.  elongata,  die  sich  im  ehemaligen  Weier  von 
Freiburg  in  prachtvollen  Exemplaren  vorfand.  Seit  eini- 
gen Jahren  wird  auch  die  gemeine  Weinbergschnecke 
(Helix  potnatia)  in  ziemlich  grossem  Massstab  gezüchtet 
aud  auf  den  Markt  gebracht. 

Unter  den  Würmern  wäred  zu  nennen  der  im  kleinen 
Lac  de  Lussy  (bei  Ch4tel  Saint  Denis)  lebende  Blutegel 
{Hirudo  officinalis)  und  ein  anderer  E^el  {Piscicola  geo- 
rnetra),  der  als  Schmarotzer  auf  gewissen  Fischen  der 
Saane  (besonders  auf  Forellen)  angetroffen  wird.  Die  Quel- 
len um  den  Schwarzsee  beherbergen  den  Gordius  aquati- 
ctis;  nicht  selten  sind  auch  S()ulwurm  {Ascaris  lumbri- 
coides)  und  Bandwurm  [ Bot hriocef  Haitis  latus). 

Ungenügend  bekannt  ist  ferner  die  mikroskopische  Tier- 
welt ;  immerhin  hat  Dr.  0.  E.  Imhof  seiner  Zeit  eine  Liste 
der  von  ihm  im  Murtensee,  Schwarzsee  und  im  Weier 
von  Granges  sur  Marly  beobachteten  Arten  veröffentlicht. 
Trotzdem  das  jagdbare  Wild  nicht  sehr  zahlreich  zu 
sein  scheint,  sind  im  Kanton  Freiburg  im  Jahre  1900  doch 
271  Jagdpatente  im  Gebührenwert  von  11 692  Franken  er- 
teilt worden.  1901  haben  die  Jasd  dem  Fiskus  13965 
Franken  und  die  Fischerei  (Pacht  und  verschiedene 
Freikarten)  8481  Franken  eingebracht.  In  dieser  Summe 
ist  der  Werl  der  ausgesetzten  jungen  Fischchen  nicht  mit 
inbegriffen.  (Prof.  M.  Musy.) 

Bevölkerung,  Die  die  heutige  Bevölkerung  des  Kantons 
Freiburg  zusammensetzenden  Elemente  sind  in  anthro- 
pologischer wie  ethnographischer  Hinsicht  von  einander 
stark  verschieden.  Sowohl  im  französischen  als  im  deut- 
schen Kantonsteil  herrscht  der  braune  Typus  allgemein 
vor  dem  blonden  vor.  Die  blondhaarigen  und  blauäugigen 
Individuen  bilden  einen  verschwindend  kleinen  Prozent- 
satz der  Cresamtbevölkerung  und  werden  noch  am  ehesten 
im  oberen  Greierzerland  angetroffen.  Der  Frei  burger  ist  im 
Allgemeinen  von  kräftigem  Körperbau.  Nicht  selten  kann 
man  dagegen  von  Ort  zu  Ort  beträchtlich  schwankende  Un- 
terschiede in  der  Körperlange  beobachten.  Nach  der  sanita- 
rischen  Rekrutenuntersuchung  findet  man  im  Greierzer- 
lande  die  ffrössten  und  im  deutschen  Teile  des  Kantons  die 
kleinsten  Männer.  Von  den  heute  jährlich  zur  Rekrutie- 
rung Stel- 
lungs- 
pflichtigen 
1200  jun- 
gen Män- 
nern er- 
weisen sich 
durch- 
schnittlich 
je  50-54% 
als  zum 
Militilr- 
dienst 
tauglich. 
Wenn  ein- 
zelne Kan- 
tonsteile 
diesbezüg- 
lich eine 
kleinere 
Prozent- 
ziffer auf- 
weisen, so 
rührt  dies 
zum  gros- 
sen Teil 
von  unge- 
nügender 
Ernährung 
u.  vom  Al- 
koholmiss- 
brauch 
her.  Die  Städte  liefern  im  Durchschnitt  einen  grössern 
Prozentsatz  von  Diensttauglichen  als  die  Landschaft; 
doch  ist  umgekehrt  die  mittlere  Lebensdauer  hier  eine 


Kanton  Freiburg: 
Kapelle  La  Dauda  bei  ürandvillars. 


höhere  als  dort, 
Veveyse,    Broye 

Kindersterb- 
lichkeit er- 
reicht dagegen 
mit  etwa  19,5% 
aller  lebendge- 
borenen Kin- 
der ihr  Maxi- 
mum im  Be- 
zirk Broye, 
während  sie 
im  Bezirk  See 
und  Sense  am 
kleinsten  ist. 

Unsicher  ist 
die  Herkunft 
der  ursprüng- 
lichen Bevöl- 
kerung des 
Kantons,  doch 
steht  ausser 
Zweifel,  dass 
das  Uechtland 
schon  lange 
Zeit  vor   dem 

Auftauchen 
der  Aleman- 
nen und  Bur- 
gunder in  bei- 
nahe allen  sei- 
nen Teilen  be- 
siedelt gewe- 
sen ist.   Auf  Grund 


In  dieser  Beziehung  stehen  die  Bezirke 
und  Gläne  besonders  günstig  da.  Die 


Kanton  Freibiirg :  Mauern  von 
Morien. 


der  im  letzten  Jahre  angestellten 
archäologischen  Nachforschungen  u.  Ausgrabungen  lässt 
sich  die  älteste  Siedeln ngsgeschichte  folgen dermassen 
zusammenfassen :  zur  Steinzeit  waren  blos  die  Pfahlbau- 
ten im  Neuenburger-  und  Murtensee  bewohnt,  zur 
Bronzezeit  hatten  sich  bereits  neben  den  Pfahlbauten 
zahlreiche  Siedelungen  auf  dem  festen  Lande  gebildet,  u. 
zur  Eisenzeit  bewohnte  eine  immer  zahlreicher  werdende 
Bevölkerung  schon  beinahe  das  ganze  tiefer  gelegene  Ge- 
biet des  heutigen  Kantons.  Dauerndere  Spuren  hat  in  unse- 
rem Lande,  besonders  in  den  um  Avenches  (Wiflisburg) 
gelegenen  Abschnitten,  die  Herrschaft  der  Römer  hinter- 
lassen. Die  grosse  Bedeutung  der  hier  bestehenden  Römer- 
siedelun^en  wird  illustriert  durch  die  das  ganze  Thal  der 
Broye  bis  über  Murten  hinaus  durchziehende  Römer- 
strasse nach  Petinesca  beim  Bielersee,  durch  den  in  Cor- 
tn^rod  aufgefundenen  Minotaurus,  die  Mosaike  von  Chey- 
res,  eine  ganze  Reihe  von  Ruinen  römischer  Bauwerke 
und  endlich  auch  durch  die  vielen  aus  dieser  Zeit  stam- 
menden und  heute  noch  erhaltenen  Ortsnamen.  Um  die 
Mitte  des  5.  Jahrhunderts  n.  Chr.  folgte  in  der  Schweiz 
auf  die  Herrschaft  der  Römer  die  der  beiden  ffermani- 
schen  Stämme  der  Alemannen  und  Burgunder.  Von  einer 
Besitzergreifung  des  Freiburger  Bodens  durch  die  Ale- 
mannen gibt  uns  die  Geschichte  keine  Kunde ;  die  ältesten 
erhaltenen  Urkunden  zeigen  uns  das  Land  als  Teil  des 
ersten  und  dann  des  zweiten  Burgunderreiches,  worauf 
es  1032  dem  deutschen  Kaiserreich  angegliedert  wurde. 
Aus  diesen  Angaben  geht  hervor,  dass  die  heutige  Frei- 
burger Bevölkerung  einer  fortwährenden  Vermischung  der 
verschiedenen  hier  zeitlich  sich  ablösenden  Volksstämme 
ihren  Ursprung  verdankt. 

Die  eidgenössische  Volkszählung  vom  1.  Dezember  1900 
hat  für  den  Kanton  Freiburg  und  seine  einzelnen  Bezirke 
folgende  Bevölkerungszahlen  ergeben  : 


Broye 

14786  Ew. 

Glane 

14306    » 

Greierz 

23111    » 

Saane 

33107    » 

See 

15471    » 

Sense 

18768    » 

Vivisbach 

8402    » 

Kanton  Freiburg      1^7951  Ew. 
Auf  je  1000  Ew.  entfallen  507  Männer  und  493  Frauen ; 
ferner  470  Ortsbörger,  351  Kantonsbürger,  143  Schweizer 
aus  anderen  Kantonen  und  36  Ausländer;   849  Katho- 


170 


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liken,  149  Reformierte  u.  2  JViden ;  682  Ew.  französischer, 
902  deutscher,  15  italienischer  und  1  anderer  Sprache. 


Kanton  Kreiborg :  Proaession  in  DQdingen. 

Im  Zeitraum  1888-1900  hat  die  Zahl  der  Bevölkerunff  um 
7796  Köpfe  oder  um  6,54  ^  zugenommen  ;  am  starKsten 
ist  dabei  der  die  Stadt  Freiburg  umfassende  Saanebezirk 
beteilig,  dann  folgen  die  andern  Bezirke  mit  Ausnahme 
desjenigen  der  Uroye,  der  einen  schwachen  Rückgang  in 
der  Bevölkerungsziffer  aufweist.  Im  Jahr  1811  zählte  der 
Kanton  74209  Ew. ;  im  19-  Jahrhundert  betrug  somit  die 
Bevölkerungszunahme  53742  Köpfe  oder  72,42  %. 

Die  Bevölkerungsdichtigkeit  beträgt  76  Ew.  für  den  km^, 
eine  Zahl,  die  sich  dem  Gesamtmittel  der  Schweiz  bemer- 
kenswert nähert.  Weit  dichter  als  die  Gebirgsbezirke  sind 
naturlich  diejenigen  des  ebenen  Landes  besiedelt.  So 
zählen  die  Bezirke  Saane  149,  See  111,  Broye  89  u.  Glane 
84  Ew.  auf  den  km<,  während  auf  die  Bezirke  Sense  nur 
69,  Vivisbach  nur  62  und  Greierz  sogar  nur  46  Ew.  pro  km' 
entfallen.  Die  Gesamtbevölkerung  verteilt  sich  auf  24776 
Haushaltungen  in  18557  Wohnhäusern :  es  besteht  somit 
eine  Haushaltung  im  Mittel  aus  5-6  JPersonen,  und  es 
wird  durchschnittlich  jedes  Haus  von  7-8  Personen  be- 
wohnt. Beinahe  die  gesamte  Bevölkerung  verteilt  sich  auf 
die  Höhenlage  zwischen  500  u.  1000  m ;  einzig  16132  Ew. 
der  Bezirke  See  und  Broye  leben  unter  500  m  und  843  Ew. 
der  Gemeinde  Jaun  (Bellegarde)  über  1000  m  Höhe.  Im 
Kanton  Freiburff  war  die  Geburtszifler  von  jeher  eine 
hohe.  Die  beioen  Geschlechter  stehen  im  Verhältnis 
von  972  Frauen  auf  1000  Männer.  Die  Zahl  der  Heiraten 
sinkt  mit  7,08  ^Jm  der  Bewohner  merklich  unter  das  Ge- 
samtmittel der  Schweiz.  Der  Ueberschuss  der  Geburten 
über  die  Todesfalle  schwankt  in  den  einzelnen  Jahren  von 
12— 13^/oQ  ;  am  grössten  ist  dieser  Ueberschuss  mit 
18-19  ^/go  im  Bezirk  Sense,  am  kleinsten  mit 9-10  «>/oo  in 
den  Bezirken  Broye  und  Gläne.  Trotz  diesen  verhältnis- 
mässig hohen  Ziftern  nimmt  die  Zahl  der  Bevölkerung 
doch  nur  langsam  zu,  indem  eine  ziemlich  beträchtliche 
Auswanderung  in  die  Nachbarkantone  und  ins  Ausland 
stattfindet.  So  leben  etwa  12000  Freiburger  in  andern 
Kantonen,  besonders  in  der  Waadt,  in  Neuenburg  und 
Genf.  Im  Kanton  Freiburg  selbst  hat  die  Anziehungskraft 
der  Städte  keine  beträchtliche  Verschiebung  der  Bevöl- 
kerung zur  Folge,  und  was  in  dieser  Hinsicht  sich  hier 
noch  geltend  macht,  ist  beinahe  ganz  auf  Rechnung  der 
anwachsenden  Stadt  Freiburg  zu  setzen.  Man  kann  an- 
nehmen, dass  22%  der  Ew.  des  Kantons  in  Städten  leben. 

Volkscharakter,  Sitten,  Sprachverhältnisse.  Der  Frei- 
burger ist  im!Allgemeinen  energisch  und  tätig.  Dabei  ist  er 
gutmutig  und  liebt  es,  Gastfreundschaft  zu  üben.  Der  Be- 
wohner des  französischen  Kantonsteiles  ist  lebhaft  und 
heiteren  Gemütes,  während  der  Bewohner  des  deutschen 
Kantonsteiles  ernsthafter  und  gesetzter  ist.  Allen  aber  ist 
die  Liebe  zum  Lande  ihrer  Väter  gemeinsam  und  wenn 
sie  auswandern,  so  geschieht  dies  immer  mit  der  Hoff- 
nung, einst  wieder  in  ihr  Geburtsland  heimkehren  und 
dort  ihre  Tage  beschliessen  zu  können.  Seit  einem  Jahr- 


hundert hat  sich  in  den  Sitten  des  Volkes  ein  starker 
Umschwung  vollzogen.  Die  modernen  Anschaaangen 
haben  auch  hier  Einzug  gehalten,  ohne  aber  die 
besonders  beim  Landbewohner  noch  vorhandene 
Einfachheit  zu  verdrängen.  Der  Verkehr  der  Einzel- 
nen unter  sich  ist  ein  nöflicherer  und  freundliche- 
rer geworden,  und  die  früher  häufig  blutig  endigen- 
den Kämpfe  und  Streitigkeiten  sind  mit  seltenen 
Ausnahmen  verschwunden.  Der  Freiburger  liebt  es, 
kirchliche  und  weltliche  Feste  zu  feiern,  er  benützt 
jeden  geringfügigen  Anlass  in  seiner  Familie  oder 
im  geselligen  Leben  zur  Fröhlichkeit.  Hauptfeste  sind 
heute  noch  der  o  Carnaval »  [Fastnacht)  und  die  c  Be- 
nichon  »  (Kirch weih  oder  Kilbi),  obwohl  beide  viel 
von  ihrer  einstigen  Bedeutung  eingebüsst  haben. 
Die  Kilbi  wird  in  der  Ebene  während  der  drei 
ersten  Tage  der  zweiten  Woche  Septembers  und 
im  (rebirge  während  der  drei  ersten  Tage  der  zwei- 
ten Woche  Oktobers  mit  andauerndem  Tanz  ge- 
feiert. Schiessübungen,  Leibesübungen  und  Sport 
üben  im  Allgemeinen  eine  grössere  Anziehungskraft 
auf  das  Volk  aus  als  geistige  Genüsse.  Freiburg 
gehört  zusammen  mit  Bern  und  dem  Wallis  den 
zweisprachigen  Kantonen  der  Schweiz  an.  Der 
Bezirk  Sense,  ein  Teil  der  Bezirke  Saane  und  See 
u.  die  Gemeinde  Jaun  (Bellegarde)  im  Bezirk  Greierz 
sind  deutsch,  die  übrigen  Teile  des  Kantons  franzö- 
sisch. Die  Sprachgrenze  hat  sich  im  Laufe  der  Zeiten  viel- 
fach verschoben.  Heute  geht  sie  von  der  Mündung  der 
Broye  in  den  Neuenburgersee  diesen  Fluss  aufwärts  bis 
zu  seinem  Austritt  aus  dem  Murtensee,  zieht  ^ue^  über 
diesen,  um  zwischen  Meyriez  und  Murten  in  eine  Spitze 
auszulaufen,  wendet  sich  dann  nach  SO.,  umzieht  im  W. 
die  Gebiete  der  Gemeinden  Murten,  Münchenwiler,  Coos- 
siberlä,  Courlevon,  Salvenach,  Jeuss,  Gurmels,  Guschel- 
muth.  Cordast  und  Monterschu  und  erreicht  die  Saane  bei 
Schiffen en.  Von  hier  folgt,  sie  der  Saane  bis  Kasteis,  ver- 
einigt sich  bis  zum  Schwarzsee  mit  der  politischen  Grenze 
des  Bezirkes  Sense,  dann  mit  derjenigen  der  Gemeinde 
Jaun  und  endigt  an  der  Dent  de  Ruth.  Schwieriger  zu 
ziehen  ist  die  Grenzlinie  zwischen  den  Gebieten  der  ge- 
schlossenen und  offenen  Siedelungsweise.  Im  ganzen  Be- 
zirk Sense 
u.  im  ober n 
Abschnitt 
des  Bezir- 
kesVeveyse 
herrscht 
das  System 
der  Emzel- 
siedelun- 
gen  vor, 
der  rechts 
der  Saane 
gelegene 
Teil  des 
Bezirkes 
Saane  und 
der  grösste 
Teil  des 
Greierzer- 
landes  ha- 
ben ge- 
mischte 

Siede- 
lunffstypen 
und  das 
übrige  Ge- 
biet des 
Kantons 
Siedelung 
in  Dörfern. 
Wo  Einzel- 
siedelung 

vor- 
herrscht, 
sind    die 

Höfe  weit  über  das  Land  zerstreut ;  jeder  einzelne  Bauer  ist 
alleiniger  Herr  über  die  um  seinen  Hof  gelegenen  Aecker, 
Wiesen,  Weiden,  Waldungen,  Quellen  und  Wege.  In  den 


Kanton  Freiburg: 
Grnppa  von  Sennen  (Armaillis). 


PRB 


PRE 


171 


Dörfern  stehen  die  Häuser  in  ffedrängten  Gruppen  (Hau- 
rendörfer), und  das  umliegenae  Land  ist  in  zahlreiche 
lange  und  schmale  Parzellen  geteilt ;  oft  sind  auch  die  ent- 
legeneren Teile  der  Gemeindemarch  (Wälder  u.  Weiden) 
noch  heute  sog.  Allmenden,  d.  h.  gemeinsames  Eigentum 
der  Ortsbürger. 

Die  Bauweise  der  ländlichen  Wohnstätten  ist  fast  über- 
all die  gleiche  und  gleichen  Ursprungs.  Es  ist  der  keltisch- 
römische Haustypus,  der  Wohnhaus,  Scheune  u.  Stall  unter 
einem  Dache  zusammenfasst.  Das  Haus  ist  mit  seiner  Längs- 
achse gewöhnlich  nach  SW.  oder  NO.  orientiert  und  be- 
steht bald  aus  Stein,  bald  einfach  aus  Holz.  Während  man 
im  Obern  Abschnitt  des  Sensebezirkes  und  im  Greierz  noch 
dem  alemannischen  Typus  sich  nähernde  Bauernhäuser  an- 
trifft, lässt  sich  im  ilachen  Land  mancherorts  auch'der  bur- 
gundische  Einfluss  auf  die  Wohnstatten  nicht  verkennen. 
Tracht.  Die  alten  Freiburcer  Trachten  sind  heute  entwe- 
der schon  völlig  verschwunaen  oder  doch  dem  Verschwin- 
den nahe.  Die  aus  Frankreich  herüberkommende   Mode 
hat  eben  alles  Ursprüngliche  und  Eigenartige  unterdrückt 
und  die  Bekleidung  unserer  Bauern  uniform  gestaltet. 
Früher  war  es  eine  sehr  leichte  Sache,  an  der  Tracht 
nicht  nur  die  Bewohner  der  verschiedenen  Kantone,  son- 
dern auch  die  verschiedener  Landschaften  im  selben  Kan- 
ton von  einander  unterscheiden  zu  können.  Als  einzige 
Ueberreste  der  originellen  und  anmutigen  früheren  Lokal- 
trachten haben  sich  heute  im  Kanton  Freiburg  sozusagen 
blos  noch  diejenige  der  Greierzer  Sennen  (Armaillis)  und 
das  so  reizende  und  malerische  Kostüm  der  einer  bestimm- 
ten religiösen  Gemeinschaft  angehörenden  jungen  Mad- 
chen von  Büdingen  (Guin)  erhalten.  Hier  und  da,  besonders 
an  Sonntagen  sieht  man  auch  im  Sensebezirk  die  Frauen 
noch  ihre  traditionelle  Tracht  tragen,  die  aus  einem  dun- 
keln kurzen  Rock  mit  farbiger  Schürze,  einem  reich  mit 
Silberketten  u. -schnallen  verzierten  schwarzen  Sammtleib- 
chen,  Schnee  weissem  Brustlatz,  gefältelten  u.  gebauschten 
Hemdärmeln   und  einer  mit  Gold-  und  Silberfäden  be- 
setzten  Mütze  oder  Haube  besteht,  die  schelmisch  auf 
einem  in  zwei  Zöpfe  geflochtenem  reichen  Haarschmuck 
sitzt  Manchcnal  trifft  man  auch  noch  etwa  ein  gutes  altes 
Mütterchen  mit  dem  als  Kopfschmuck  um  den  Nacken  ge- 
schlungenen roten  oder  weissen  Taschentuch  an,  während 
die  Männer  ihre  langen  Schossfräcke,  ihre  enganliegenden 
und  farbig  verbrämten  Leibröcke,  die  Kniehose  und  die 
Schnallenschuhe  schon  längst  endgiltig  weggelegt  haben. 
Topoaraphische  und  politische  Einteilung  des  Kan- 
tons.   In   topographischer   Beziehung  gliedert   sich   der 
Kanton  Freibur^  in  zwei  Abteilungen  :  in  das  Bergland  im 
S.  mit  dem  Bezirk  Greierz,  dem  obern  Sensebezirk  und 
einem  Teil  des  Bezirkes  Veveyse(Vivi8bach)  und  in  den  dem 
schweizerischen  Mittelland  angehörenden  übrigen  Kan- 
tonsteil.    Dieser    letztere  besteht  seinerseits  wieder  aus 
fünf  von  einander  verschiedenen  Landschaften :  dem  zu- 
sammenhängenden   ursprunglichen    Kantonsgebiet    mit 
den  unmittelbar  daran  grenzenden  spätem  Erwerbungen, 
den  drei  vom  Kanton  Waadt  umschlossenen  Enklaven  von 
Estavayer,   Surpierre    und   Vuissens    (mit   StäfHs)    und 
der  rings  von  Berner  Gebiet  umgebenen  Enklave  Wallen- 
buch. Umgekehrt  liegen  im  Freiburgerland  die  waadt- 
ländische  Enklave  von  Avenches  und  die  Berner  Gemein- 
den Münchenwiler  (Villars  les  Meines)  und  Clavaleyres. 
Zur  Zeit  der  Helvetik  waren  dem  Kanton   Freiburg  zur 
Abrundung  seines  Gebietes  noch  die  heutigen  Waadtländer 
Bezirke  Pa^erne  und  Avenches  angegliedert  worden.  Der 
Kanton  Freiburg  umfasst  jetzt  7  Verwaltungsbezirke  mit 
zusammen  281  politischen  Gemeinden,  nämlich 


1.  den  Bezirk  Broye 
Glane 


mit 


49  Gemeinden, 
53         » 


3.  »        »        Greierz         »     41 

4.  N        »        Saane  »     61 

5.  »        »        See  »43         » 

6.  »        »        Sense  »18         » 

7.  »        »       Vivisbach     »16         » 

Jeder  dieser  Verwaltungsbezirke  bildet  auch  einen 
eigenen  Gerichtsbezirk  und  Wahlkreis  und  gliedert  sich 
wieder  in  je  2-7  Friedensgerichtskreise  (zusammen  29). 
Kirchlich  ist  der  Kanton  in  12  Dekanate  eingeteilt,  die 
zusammen  131  Kirchgemeinden  umfassen  und  zum  Bis- 
tum Lausanne  und  Genf  gehören,  dessen  Bischof  in  Frei- 
burg   residiert.    Der  reformierte  Landesteil   umfasst   8 


Kirchgemeinden.  Ganz  anders  gestaltet  war  die  frühere 
Einteilunff,  indem  sich  das  ehemalige  Gebiet  der  Stadt 
Freiburg  in  die  4  Quartiere  Au  (Panner|,  Burg,  Spital  und 
Neustadt  und  der  übrige  Kantonsteil  in  die  15  Vogteien 
Montagny,  Pont  (Farvagny),  Estavayer,  Chätel,  Font  und 
Vuissens,  Romont,  Rue,  Surpierre,  Bulle,  Vaulruz,  Vuip- 
pens,  Corbi^res,  Greierz  und  Saint  Aubin  gliederten. 
Plaffeien,  Illens,  Jaun  oder  Bellegarde  und  Cheyres  waren 
nur  Untervogteien,  deren  jeweilige  Inhaber  Anspruch  auf 
spätere  Beförderung  zum  eigentlichen  Landvogt  hatten. 
Später  zerfiel  der  Kanton  bis  zum  Jahre  1848  in  13  Bezirke 
(pröfectures) :  Freiburg  (alte  Landschaft),  Corbieres,  Grei- 
erz, Bulle,  Chätel,  Rue,  Romont,  Farvagny,  Surpierre, 
Estavayer,  Dompierre  und  Murten. 

Verfassung.  Als  direkte  Volksvertretung  und  gesetz- 
gebende Behörde  amtetder  Grosse  Rat,  dessen  Mitglieder 
von  den  Wahlkörpern  der  einzelnen  Bezirke  im  Verhält- 
nis von  einem  Mitglied  auf  1200  Einwohner  (Bruch- 
teile über  600  Einwohnerzählen  für  voll)  ernannt  werden; 
er  zählt  105  auf  eine  Amtsdauer  von  je  5  Jahren 
gewählte  Abgeordnete.  In  den  Grossen  Rat  sind  nicht 
wählbar  gewisse  kantonale  Beamte  und  alle  im  Amte  ste- 
henden Geistlichen.  Wahl- 
ablehnung ist  gestattet.  Der 
Grosse  Rat  versammelt  sich 
in  ordentlicher  Session  zwei- 
mal des  Jahres  (im  Mai  und 
November) ;  er  gibt  Gesetze 
und  hebt  solche  auf  und  ist 
in  allen  kantonalen  Angele- 

5 en heilen,  soweit  ihm  dies 
ie  schweizerische  Bundes- 
verfassung gestattet,  souve- 
rän. Er  ernennt  die  Stände- 
räte, die  Mitglieder  und  den 
Präsidenten  des  Staatsrates, 
das  Kantons^ericht,  verschie- 
dene Kommissionen  u.  s.  w. 
Der  frei  burgische  Grosse  Rat 
ist  berechtigt,  vom  Staats- 
rat die  Ausarbeitung  von  Ge- 
setzesvorlagen zu  verlangen 
oder,  falls  dieser  dem  Ke- 
gehren nicht  Folge  leistet, 
solche  durch  eine  von  ihm 
eingesetzte  Kommission  aus- 
arbeiten zu  lassen.  Vollzie- 
hende Behörde  ist  der  auf 
eine  Amtsdauer  von  5  Jah- 
ren ernannte  Staatsrat,  als 
dessen  Vertreter  in  jedem 
Bezirk  je  ein  Statthalter 
(prüfet)  amtet.  Der  Staat  führt 
die  Oberaufsicht  über  das 
öffentliche  Schul-  und  Erzie- 
hungswesen. Zur  Bestreitung 

der  Kosten  für  Kultus  und  Unterricht  bestehen  eigene 
Stiftungen ;  der  von  der  Staatskasse  für  diese  Zwecke  aus- 
gegebene Mehrbetrag  wird  proportional  zu  der  Zahl  der 
einheimischen  Bevölkerung  ^leichmässig  auf  beide  reli- 
giöse Konfessionen  verteilt.  Die  Verfassung  gewährleistet 
auch  den  Reformierten  die  freie  und  ungehinderte  Aus- 
übung ihres  Kultus,  und  die  Befugnisse  der  reformierten 
Kirchenbehörden  sind  gesetzlich  geregelt  Die  Verfassung 
kann  jederzeit  ganz  oder  teilweise  entweder  durch  einen 
Beschluss  des  Grossen  Rates  revidiert  werden,  oder  sobald 
dies  mindestens  6000  Aktivburger  verlangen.  In  beiden 
Fällen  muss  das  Verlangen  zuerst  der  Volksabstimmung 
unterbreitet  werden.  Bei  einer  totalen Verfassunjgfsänderung 
muss  ein  eigens  gewählter  Verfassungsrat  einen  ersten 
Entwurf  ausarbeiten,  der  dem  Volke  vorgelegt  und  im 
Falle  der  Ablehnung  von  demselben  Verfassungsrat  abge- 
ändert wird.  Findet  er  auch  dann  nicht  die  Zustimmung 
des  Volkes,  so  muss  zur  Wahl  eines  neuen  Verfassungs- 
rates geschritten  werden.  Eine  Partialrevision  nimmt  der 
Grosse  Rat  vor;  die  umzuarbeitenden  Gesetzesbestim- 
mungen werden  in  einem  Zeitraum  von  sechs  Monaten 
zweimal  durchberaten  und  dann  nach  Ablauf  eines  Mo- 
nates von  der  zweiten  Lesung  an  der  Volksabstimmung 
unterbreitet.  Der  Kanton  Freiburg  ordnet  in  die  schweize- 


KaDtoD  Preiburg: 
Frauentracbt. 


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FRE 


FRE 


rische  Bundesversammlung  6  Nationalrate  und  2  Stande - 
rate  ab.   Der   Staatsrat  besteht  aus  7  Mitgliedern,   von 


Kanton  Freiburg  :  Ansiebt  von  Rue 

denen  jedes  einer  der  sieben  Verwaltungsabteilungen 
(Inneres,  Justiz  und  Kultus,  Polizei,  Finanzen,  Schul- 
wesen, Militärwesen  und  Oeffentliche  Arbeiten)  vorsteht. 
Er  arbeitet  Gesetzesvorschläge  aus  und  erlAsst  Verfü- 
gungen, übt  die  Oberaufsicht  über  die  cesamte  Ver- 
waltung, über  die  Staatsdomänen  und  -gelder  und  über 
das  Armen wesen,  ernennt  die  Statthalter,  die  verschie- 
denen kantonalen  Beamten,  Professoren  und  Lehrer 
und  wählt  zusammen  mit  dem  Kantonsgericht  die  unter- 
geordneten Gerichtsbehörden.  Die  gerichtlichen  Funk- 
tionen werden  ausgeübt  1.  von  dem  Kantonsgericht, 
bestehend  aus  7  Mitgliedern  und  14  Stellvertretern,  die 
vom  Grossen  Rat  auf  eine  Amtsdauer  von  8  Jahren 
ernannt  werden ;  2.  von  7  Kreisgerichten,  deren  Funk- 
tionäre (je  ein  Präsident,  4  Richter  und  4  Stellvertreter) 
vom  Wahlkollegium  (dem  vereinigten  Staatsrat  und  Kan- 
tonsgericht) auf  eine  Amtsdauer  von  8  Jahren  ernannt 
werden ;  3.  von  29  Friedensgerichten,  deren  jedes  aus 
einem  Friedensrichter,  t  Beisitzern  und  2  Stellvertretern 
besteht.  Es  bestehen  drei  Schwurgerichte,  deren  iedes 
sich  aus  einem  Präsidenten,  2  Richtern  und  12  Geschwo- 
renen zusammensetzt.  Das  Strafgesetzbuch  sieht  die 
Todesstrafe  vor.  Kein  von  einem  Gerichtshof  gefälltes  Ur- 
leil ist  rechtsgillig,  wenn  dieser  nicht  vollzählig  versam- 


Kanton  Freiburg  :  Kloster  Magerau  (Maigrauge). 

melt  war;  eine  Ausnahme  ist  unter  Vorbehalt  von  beson- 
derengesetzlich geregelten  Fällen  nur  beim  Kanlonsgericht 
zulässig.  Für  die  Aburteilung  über  schwere  Verbrechen, 


Press-  und  politische  Vergehen  besteht  die  Einriclitang 
des  fakultativen  Schwurgerichtes. 

Alle  Gemeinden  verwalten  selbständig 
ihre  eigenen  Güter  und  Gelder  anter 
Oberaufsicht  des  Staates,  doch  sind  die 
Gemeindeverordnungen  der  Begierang 
zur  Genehmigung  vorzulegen.  Die  kirch- 
liche Verwaltung  ist  von  der  Zivil  Ver- 
waltung vollständig  abgetrennt.  Keine 
Verfügung  der  Kirchenbehörde  "wird 
dem  Staat  zur  Genehmigung  vorgelegt; 
dieser  beschränkt  sich  auf  eine  Kon- 
trole  über  die  rechtmässige  Verwaltung 
der  Kirchgemeindegüter. 

Aktivbürger  sind  alle  Freiburger,  die 
das  20.  Altersiahr  zurückgelegt  haben, 
im  Kanton  wohnen  und  im  Besitz  ihrer 
bürgerlichen  Rechte  und  Ehren  stehen  ; 
femer  unter  denselben  Bedin^uD|i^en  n. 
mit  Vorbehalt  der  diesbezüglichen   eid- 
genössischen     Vorschriften     sämtliche 
seit  einem  Jahr  im  Kanton  ansässigen 
Schweizerbürger.  Alle  in  einem  Wahl- 
kreis   wohnhaften   Aktivbürger    bilden 
einen   Wahlkörper.  Das  passive  "Wahl- 
recht  beginnt  mit  dem  zurückgelegten 
25.  Altersjahr.  Verwandte  in  direkter  auf-  oder  ateteigen- 
der  Linie,  Schwiegervater  und  Schwiegersohn,  Stief-  und 
Halbbrüder,  Onkel  und  Neffen,  Geschwisterkinder    und 
Schwäger  dürfen  nicht  zu  gleicher  Zeit  miteinander  in 
derselben  staatlichen  Behörde  (den  Grossen  Rat  ausge- 
nommen) sitzen. 

Kantonales  Finanzwesen,  Im  Jahr  1900  betru|f  der  Wert 
der  bebauten  und  unbebauten  Liegenschaften  im  ganzen 
Kanton  zusammen  die  Summe  von  396218000  Franken ; 
das  steaerpnichtige  Vermögen  erhob  sich  auf  92000000 
Franken  und  die  Hypothekarschuld  auf  186775000  Fran- 
ken. Daraus  ergibt  sich  ein  reines  Vermögen  von  301 443000 
Franken  oder  im  Mittel  von  2355  Franken  auf  den  Kopf 
der  Bevölkerung.  Nach  dem  Rechenschaftsbericht  der 
Finanzdirektion  für  1900  beträgt  das  Staatsvermögen 
an  Aktiven  55202387  Franken 

»   Passiven  50559098        » 

Reines  Vermögen  4643239  Franken. 
Seit  dem  Jahre  1860  hat  der  Staat  4  Anleihen  im  Gesamt- 
betrag von  63 Millionen  Franken  aufgenommen^die  heute 
durch  Rückzahlung  auf  eine  Schuld  von  49990000  Franken 
zurückgegangen  sind.  Zweck  dieser  Anleihen  war  die 
Gründung  und  Erhöhung  des  Stammkapitals  der  Staats- 
bank, die  Einrichtung  des  Elektrizitätswerkes  Thusy- 
Hauterive,  Subventionierung  von  neuen  Eisenbah- 
nen, Hebung  der  Landwirtschaft  etc.  Der  Kanton 
besitzt  eine  Reihe  von  Spezialfonds,  den  Fonds  für 
den  Kantonsspital  u.  die  Viehversicherungskasse.  Das 
Gemein ievermögen  ist  beträchtlich;  doch  ist  es  sehr 
ungleich  verteilt,  indem  eine  Anzahl  von  Gemeinden 
sowohl  an  Kapitalien  und  Liegenschaften  reich  ist, 
während  umgekehrt  andere  gar  Nichts  haben.  Die 
Schuld  an  diesen  Verhältnissen  trägt  meistens  der 
Umstand,  dass  die  zerstreute  Siedelung  in  Eiazelhö- 
fen  und  vielen  kleinen  Weilern  an  manchem  Ort 
der  Ansammlung  eines  Gemeindevermögens  hinder- 
lich war.  Von  den  281  Gemeinden  des  Kantons  erhe- 
ben einzig  deren  120  eine  die  Gesamtsumme  von 
510270  Franken  erreichende  Gemeindesteuer.  Im 
Jahre  1900  wies  die  Staatsrechnung  eine  Einnahme 
von  3  898  850  Franken  und  eine  Ausgabe  von 
3910380  Franken  auf.  Hauptsächlichste  Einnahme- 
quellen waren  die  Erträgnisse  von  Staatsgütern 
(653167  Franken)  und  die  verschiedenen  Steuern 
(2649599  Franken).  Die  beträchtlichsten  Ausgaben 
erforderten  das  Schulwesen,  die  Verzinsung  der 
Staatsschuld,  Brücken-,  Strassen-  und  Hochbauten, 
Polizei  wesen,  öffentliche  Gesundheitspflege,  Land- 
wirtschaft und  Gewerbe. 
Schulwesen,  Die  obligatorische  Primarschule  um- 
fasst  8  Schuljahre-u.  beginnt  für  iedes  Kind  mit  seinem  zu- 
rückgelegten 7.  Altersjahr ;  auf  100  Ew.  entfallen  16  Schul- 
kinder. Der  Umstand,  dass  die  2^hl  der  einzelnen  Scl^ulen 


FRE 


FRE 


178 


diejenige  der  Gemeinden  weit  übenteic^  (476  Scnuien  «uf 
281  Gemeinden),  erleichtert  den  Kindern  namentlich  in 
den  Gegenden  mit  zerstreuter  Siedelung  den  Schulbe- 
such und  begünstigt  die  strikte  Durchführung  des  Obli- 
l^toriums. 

Die  Lehrer  und  die  8  SchuUnspektoren  werden  vom 
Staat  ernannt,  die  Schulkommissionen  dagegen  von  den 
Gemeinderäten,  mit  Ausnahme  von  je  einem  Mitglied,  des- 
sen Wahl  sich  der  Staat  vorbehält.  Die  Besoldung  des  Lehr- 
j^raonales  steht  heute  etwas  über  dem  Gesamtmittel  der 
2>chweiz  und  beträgt  sesetzlich  in  barem  Gelde  für  die  Leh- 
rer 1300  Fr.  und  für  die  L.ehrerinnen  llOü  Franken  im  Ma- 
ximum ;  rechnet  man  dazu  noch  freie  Wohnunj^,  Garten- 
und  Ptlanzland  und  Brennholz,  die  zusammen  einen  Wert 
von  200  Franken  darstellen,  so  erhält  man  eine  Maximal- 
besoldung von  1500,  bez.  1300  Franken.  Die  Hauptarbeit 
fallt  der  Schule  im  Winter  u.  Frühjahr  zu;  pro  Jahr  wer- 
den mindestens  40  Wochen  Schule  zu  je  5  ganzen  Schul- 
tagen gefordert.  Unter  den  476  Schulen  des  Kantons  zählt 
man  3o3  Schulen  mit  französischer  und  123  mit  deutscher 
Sprache,  ferner  125  Knaben-,  118  Mädchen-  und  233  ge- 
mischte Schulen.  Von  den  20477  Primarschülern  des 
Kantons  waren  11001  Knaben  und  9476  Mädchen. 

Primarschulunterricht  wird  ausserdem  noch  in  den 
Asylen,  Waisenhäusern,  freien  Schulen,  Pensionnaten, 
Instituten  etc.  erteilt.  Die  11  Bezirksschulen  (6  französische 
und  5  deutsch^  haben  einen  besonders  für  die  Bedürfnisse 
der  Landwirtschaft  bestimmten  erweiterten  Lehrplan.  Es 
bestehen  7  Sekundärschulen :  je  eine  in  Bulle,  Homont, 
Chätel  Saint  Denis,  Estavayer,  und  Murten  und  zwei 
(Mädchen-  und  Knabensekundarschuie)  in  Frei  bürg. 
Von  diesen  Schulen  können  diejenigen  mit  dem  aus- 
gebildetsten Lehrplan  den  Progymnasien  anderer  Kan- 
tone an  die  Seite  gestellt  werden.  Das  kantonale  Lehrer- 
seminar in  Uauterive  zählte  1900  in  4  Klassen  und  einem 
Vorkurs  75  Zöglinge ;  ein  kantonales  Lehrerinnenseminar 
fehlt,  dagegen  bestehen  noch  4  private  Seminare.  Die 
1834  gegründete  Alterskasse  für  Primär-  und  Sekundar- 
lehrer  zählt  heute  522  Mitglieder,  von  denen  107  Beiträge 
beziehen,  und  hat  einen  Barbestand  von  294714  Franken. 
Der  Staat  leistet  an  sie  einen  jährlichen  Beilrag  von  etwa 
10000  Franken.  Die  Ruhegehälter,  die  zuerst  nach  20  Dienst- 
jahren jährlich  70  Franken  betrugen,  sind  1881  durch  Ge- 
setz auf  300  Franken  für  35  Dienstjahre  erhöht  worden  und 
stellen  sich  heute  auf  500  Franken  nach  31  Dienstjahren. 
Dem  höheren  Unterricht  dienen  das  Kollegium  St.  Michael 
und  die  Universität  in  Freiburg.  Hilfsmittel  für  den  Unter- 
richt sind  das  naturhistorische  Museum  (mit  je  einer  Ab- 
teilung für  Physik  u.  Naturwissenschaften),  das 
Kunst-  und  historische  Museum  (mit  je  einer 
Abteilung  für  Archäoloffie,  alte  und  moderne 
Kunst,  Münzwesen  und  historische  Denkmä- 
ler), das  Museum  Marcel lo,  das  pädagogische 
Museum,das  Gewerbemuseum  und  verschiedene 
Bibliotheken.  Die  Totalsumme  der  kantona- 
len Primarschulfonds  beträgt  4767888  Fran- 
ken ;  für  das  Kollegium  St.  Michael  und  die 
Universität  bestehen  eigene  Stiftungen. 

GesundheiU-  und  Unterstützungswesen.  Der 
Kanton  Freiburg  zählte  im  Jahr  IWX)  38  Aerzte 
(davon  etwa  30  in  den  Städten),  18  Apotheker, 
5  Zahnärzte  und  143  Hebammen.  In  den  Städ- 
ten kommt  auf  etwa  1000  Ew.  und  auf  dem 
Lande  auf  etwa  4000-5000  £w.  je  ein  Arzt.  Der 
Kanton  ist  reich  an  Kranken-  und  Versor- 
gungsanslalten  :  Irrenheilanstalt  Marsens,  mit 
allem  Komfort  und  nach  den  neuesten  wissen- 
schaftlichen Forderungen  eingerichtet;  Spita- 
ler in  Freiburg  undMeyriez;  Bezirksspitäler 
und  Armenhäuser  in  Billens,  Attalens,  Bulle, 
Chätel  Saint  Denis,  Estavayer  le  Lac  (Stäflis), 
Freiburg,  Greierz,  Riaz  und  Tafers;  Waisen- 
häuser in  Burg,  Freiburg,  Gauglera,  Montet, 
St.  Wolfgang  und  Säles ;  Alterasyle  in  Aubo- 
ranges,  Bulle,  Chätel  Saint  Denis,  Freibur]^, 
Gurmels,  Treyvaux  etc. ;  Anstalt  St.  Nikolaus  in 
Drognens  für  verwahrloste  Kinder«  Taubstum- 
menanstalt St.  Joseph  in  Greierz  etc.  Einen  wichtigen 
Zweig  der  öffentlichen  Verwaltung  bildet  das  Untere 
stätzungs-  und  Armenwesen.  Die  Gesetzgebung  hat  auf 


eine  Verbindung  der  privaten  mit  der  staatlichen  Wohl- 
tätigkeit derart  hineearbeitet,  dass  heute  das  gesamte 
Armenwesen  unter  der  Aufsicht  des  Staates  steht.  Die 
Gesamtausgaben  von  Staat,  Gemeinden,  Armenhäusern 
u.  verschiedenen  Stiftungen  zum  Wohle  der  Armen  be- 
trugen im  Jahr  1899  nahezu  2  Millionen  Franken,  d.  h. 
17  Franken  pro  Kopf  der  Bevölkerung;  schon  aie  von 
den  Gemeinden  allein  für  diese  Zwecke  aufgewendeten 
Summen  ergeben  5.51  Franken  auf  einen  Einwohner. 
Das  gesamte  Armen-  und  Unterstützungswesen  ist  wäh- 
rend der  zweiten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  bedeutend 
vervollkommnet  worden. 

Militärwesen,  Im  Jahre  1901  stellte  der  Kanton  Freiburg 
zum  eidgenössischen  Heer  folgende  Truppen : 
A.  Auszug :       Infanterie  4681  Mann 

Kavallerie  283      » 

Artillerie  654      » 

Genie  132      » 

Sanität  58      » 

Verwaltung  53      » 

Stabe  34      » 


B. 


Total  Auszug 

5895  Mann. 

idwehr:  Infanterie  1. 

Aufgebot 

1621  Mann 

»         2. 

Au 

ifgebot 

725       » 

Kavallerie 

240       » 

Artillerie 

418       B 

Genie 

142       » 

Sanität 

72       » 

Verwaltung 

24       » 

Stäbe 

13       » 

Total  Landwehr    3255  Mann. 

Somit  Auszug  und  Landwehr  zusammen  9150  Mann. 
Rechnet  man  dazu  noch  den  Landsturm  mit  12319  Mann, 
so  erhallen  wir  eine  effektive  Truppenstarke  von  21 4^ 
Mann.  Daneben  bezahlen  12190  Mann  Militärsteuer.  Von 
den  1460  Rekruten  und  Zurückgestellten,  die  sich  1901 
zur  Rekrutierung  stellten,  sind  682  oder  46,8%  dienst- 
tauglich befunden,  137  zurückgestellt  und  641  endgiltig 
untauglich  erklärt  worden. 

Gewerbe  und  Industrie,  Der  Kanton  Freibur^  macht 
keinen  Anspruch  auf  die  Bezeichnungeines  Industrielandes 
im  modernen  Sinne  dieses  Wortes.  Doch  sind  die  mit  der 
Landwirtschaft  zusammenhängenden  Handwerke  und  Ge- 
werbe immerhin  von  einer  nicht  geringen  Bedeutung.  Im 
15.  Jahrhundert  war  dagegen  die  Stadt  Freiburg  einer 
der  wichtigsten  industriellen  Mittelpunkte  des  Landes, 
und   das    Freiburger   Tuch  und  Leder  erfreute  sich    zu 


Kanton  Freiburg:  Strasse  io  Romont. 

jener  Zeil  europäischer  Berühmtheit.  Die  Lederindus- 
trie allein  beschäftigte  700  Gesellen  u.  die  Tuchindustrie 
wohl  ebensoviel ;  20000  -  30000  Tuchballen  gingen  damals 


174 


FRE 


FRE 


alljährlich  aus  den  Tuchwebereien  des  Uechtlandes  her- 
vor. Mit  Deutschland,  Italien  und  Frankreich  stand  Frei- 
burg in 
ausgedehn- 
ten Han- 
delsbezie- 
hungen, u. 

zur  Er- 
leichterung 
der  Aus- 
fuhr be- 
standen in 
Genf    und 

Zurzach 
grosse  Nie- 
derlagen. 
Diese  Blü- 
tezeit dau- 
erte bis 
nach  den 
Burgun- 
derkrie- 
gen, dann 
be^nn  der 
Nieder- 
gang der 
Industrie, 
der  so  weit 
ging,  dass 
sie  heute 
blos  noch 
durch  die 
Slrohflech- 
terei  u.  ei- 
nige we- 
nige Fabri- 

Kanton  Freiburg:  Kirche  von  Ergensach         (^qq  vertre- 
(Arconciel).  ^^^    j^^ 

Neuestens  scheint  es,  als  ob  die  industrielle  Tätigkeit 
im  Kanton  sich  wieder  neu  beleben  werde,  indem  aank 
der  neugeschaffenen  Etektrizitätswerke  bereits  eine  Anzahl 
von  neuen  Fabrikbelrieben  entstanden  ist.  Die  Strohtlech- 
terei  und  Strohhutfabrikation  beschäftigt  trotz  des  diesbe- 
züglichen schlechten  Geschäftsganges  im  Greierzerland, 
im  Oberland  des  Sensebezirkes  und  in  einem  Teil  des 
Saanebezirkes  noch  eine  grosse  Zahl  von  Arbeitern  und 
bringt  jährlich  noch  beträchtliche  Geldsummen  ins 
Land.  Ferner  ist  die  Zurichtung  und  Ausfuhr  von  Bauholz 
für  den  Kanton  eine  bedeutende  Einnahmequelle ;  das 
Holz  wird  ferner  in  zahlreichen  Schreinereien  und  in  der 
Parketteriefabrik  zu  La  Tour  de  Tröme  auch  im  Lande 
selbst  verarbeitet. 

Lange  Jahre  hindurch  hatte  der  Kanton 
Wolltuch,  Leinwand  und  Leder  ausge- 
führt; nachdem  diese  Industriezweige 
dann  eine  Zeit  lang  gänzlich  einffegan- 
gen  waren  oder  sich  auf  die  in  senr  be- 
scheidenem Massstab  und  mit  Hilfe  des 
veralteten  Handwebstuhles  betriebene 
Herstellung  von  Barchent  und  Halbleinen 
beschränkten,  scheinen  sie  jetzt  wieder 
zu  neuer  Blüte  gelangen  zu  wollen.  Tuch- 
fabriken und  Gerbereien  sind  in  Frei- 
burg und  in  andern  Gegenden  des  Kan- 
tons neu  entstanden,  und  der  primitive 
Webstuhl  macht  allmählig  der  Arbeit  in 
den  Fabriken  Platz.  Schwach  entwickelt 
ist  die  XJhrenindustrie,  die  einzig  in  der 
Uhrenfabrik  von  Montilier  einigermassen 
nennenswert  vertreten  ist;  daneben  be- 
steht an  verschiedenen  Orten,  besonders 
im  Bezirk  Broye  auch  eine  gewisse  An- 
zahl von  Uhrsteinschleifereien.  Die  Glas- 
hütte in  Semsales  findet  für  ihre  weit 
bekannten  Produkte  leichten  Absatz.  Auch 
die  schon  1411  erwähnte  Papierfabrik  in 
Marly  ist  wohl  bekannt  u.  erfreut  sich  ihrer 
vorzüglichen  Fakrikate  wegen  eines  grossen  Abnehmer- 
kreises ;  ferner  arbeitet  in  Marly  noch  eine  Fabrik  zur 
Herstellung  von  patentierten  elektrischen  Akkumulatoren 


für  Beleuchtungs-,  Kraftübertragungs-,  Telegraphen-, 
Telephon-,  Läutanlagen  etc.  Sehr  geschätzte  Chokolade 
liefern  die  noch  nicht  lange  Zeit  bestehenden  Fabriken  in 
Broc  und  Villars  sur  Gläne,  Teigwaaren  die  zwei  Fabriken 
in  P^rolles  und  Sainte  Apolline  (Gemeinde  Villars  sur 
Gläne).  Die  Konservenfabrik  zu  Saxon  hat  in  Kerzers 
(Chietres)  ein  Zweiggeschäft  gegründet,  das  in  vollem  Be- 
trieb Stent.  Grosse  mechaniscne  Ziegeleien  arbeiten  in 
Düdingen,  Lentigny  u.  F^tigny.  Freiburg  hat  eine  Kunst- 
düngerfabrik. Ferner  sind  noch  eine  grosse  Anzahl  von 
anderen,  kleineren  Fabriken  über  verschiedene  Gebiete 
des  Kantons  verteilt.  Am  1.  Januar  1900  standen  im  Kan- 
ton Freiburg  77  Fabrikbetriebe  mit  zusammen  2344  Ar- 
beitern unter  der  eidgenössischen  Fabrikaufsicht.  Tech- 
nische Bildung  vermitteln  das  Technikum  (£cole  des  Arts 
et  Metiers)  zu  Freibur^,  die  Berufssekundarschule,  die 
Korbmacher-  u.  Buchbinderschule,  verschiedene  gewerb- 
liche Unterrichtskurse  etc. 

Im  Kanton  bestehen  eine  Reihe  von  Wassern.  Elektrizi- 
tätswerken, die  Licht  und  Kraft  liefern :  Werk  Magerau  (La 
Maigrauge),  das  von  Ingenieur  Ritter  1872  an  der  Saane 
bei  Freiburg  erbaut  und  eingerichtet  worden  ist.  1888  kaufte 
es  der  Staat  um  die  Summe  von  650000  Franken  der 
Wasser-  und  Forstverwaltung  ab ;  er  liess  zahlreiche  Ver- 
besserungen vornehmen  und  gestaltete  namentlich  die 
Kraflübertragungsanlagen  um.  Heute  schöpfen  die  Pum- 
pen des  Werkes  in  je  24  Stunden  5783  m^  Wasser ;  die 
Kraft  wird  durch  den  elektrischen  Strom  an  56  Elektromo- 
toren von  je  0,1-100  HP  oder  von  zusammen  ^0  HP  und  an 
4615  elektrische  Lampen  von  zusammen  64800  Kerzen  oder 
etwa  600  HP  abgegeben.  Die  Magerau  ist  ausschliess- 
lich staatliches  Institut.  Das  lt&3  von  einer  Aktien- 
gesellschaft unter  Beihilfe  der  Stadt  Bulle  ins  Leben  ge- 
rufene Werk  von  Galmiz  (Charmey)  liefert  der  Stadt  Bulle 
und  8  umliegenden  Ortschaften  elektrisches  Licht  und 
für  11  Motoren  von  zusammen  70  HP  die  nötige  Trieb- 
kraft. 1896  entstand  das  Werk  von  Montbovon  mit  einer 
Kraft  von  3000  HP,  die  vermittels  dreier  Leitungen  nach 
Montreux  und  Umgebung,  nach  Chätel  Saint  Denis  und 
Semsales  und  endlich  auf  dem  Weg  durch  das  obere 
Greierz  und  über  Bulle  nach  M^ziöres  und  Romont  im 
Broyethal  geführt  wird.  Das  grösste  Werk  des  Kan- 
tons befindet  sich  in  Hauterive ;  es  umfasst  drei  Teile : 
das  Stauwerk  von  Thusy  an  der  Saane  (unterhalb  Pont  la 
Ville),  den  Zuleitun£[8kanal  und  die  Einrichtungen  in 
Hauterive  selbst.  Es  wird  acht  Generatoren  von  je  1100  HP 
erhalten,  die  je  nach  Massgabe  des  Bedürfnisses  einge- 
richtet werden  sollen;  zunächst  sind  blos  4  Turbinen 
mit  1100  HP  montiert.  Das  am  Jaunbach  gelegene  Werk 
von  Broc  ist  Eigentum  der  Chokoladefabrik  Cailler;  es  be- 
sitzt zwei  mit  Dreiphasenstrommaschinen  in  Verbindung 


Kanton  Freiburg :  Ansicht  von  Greierx. 

Stehende  Turbinen  von  je  550  HP  und  eine  dritte  von 
50  HP,  die  zur  Beleuchtung  der  Fabrik  u.  des  Dorfes  Broc 
verwendet  wird.  Von  1800  verfügbaren  HP  werden  H50 


Lf.  M. 


GEOGRAPHISCHES    LEXIKON     DER    SCHWEIZ 


Veiiag  voo  Oebr.  AUioger,  Neuenburg 


1:3^0000. 
-S— L_ 


W^d, . i^H   Torfmoos 

4ck^^ni/. □   €^rt^erüf ^  iV**^ 

H^ctdc L-l  S^m&rt/ch        .  "^ 


T^ä^Aiä^tf. 


Mmez-j/^^ef/en     w    v 


'k^A 


/aü    ffirtJsr 

I     I  iüil  Zielen 
"""    "       '  SO     Pf^rdö 


LANDWIRTSCHAFT    UND    BODENERZEUGNISSE    DES    KANTONS    FREIBURG 


FRE 


FRE 


175 


l:3MO0O0 


M.B.C'5 


an  die  Chokoladefabrik  abgegebeD,  die  jährlich  4  000  000 
Liter  Milch  verbraucht,  täglich  10000  kg  Chokolade  her- 
stellt und  600  Arbeiter  beschäf- 
tigt. Chätel  Saint  Denis  und  19 
Freiborger  u.  Waadtländer  Dör- 
fer werden  von  dem  1895-1^6 
erbauten,  1896-1897  erweiterten 
und  über  225  HP  verfügenden 
Elektrizitätswerk  von  Chätel 
Saint  Denis  mit  Licht  versorgt ; 
das  Werk  liefert  femer  der  elek- 
trischen Bahn  Chätel-Pal^zieux 
and  etwa  12  kleinen  Motoren  (die 
sich  bald  vermehren  werden)  die 
nötige  Kraft. 

Handel.  Der  Handel  befasst 
sich  hauptsächlich  mit  den  Bo- 
denerzeugnissen, wie  Heu,  Stroh, 
Obst,  Kartoffeln,  Holz,  Tabak, 
Wein;  ferner  mit  Käse,  Vieh, 
Baumaterialien,  Geweben,  Glas-, 
Töpfer-  und  Eisenwaaren  etc.  Er 
ist  zum  grössten  Teil  in  den  Städ- 
ten konzentriert,  unter  denen 
Freiburg  beträchtlichen  Wein- 
handel, namentlich  mit  dem 
Kanton  Waadt,  treibt.  Der  Han- 
delstätigkeit etc.  dienen  eine 
Reihe  von  wichtigen  Geldinsti- 
tuten, von  denen  wir  die  Staats- 
bank ,  Hypothekarkasse,  Kan- 
tonalbank, Volksbank  nennen. 
Daneben  bestehen  noch  etwa  ein 
Dutzend  anderer  Banken  von  un- 
tergeordneter Bedeutung.  Die  12 
Sparkassen  des  Kantons  verfug- 
ten am  31.  Dezember  1900  an 
Einlagen  über  die  Summe  von 
8487723  Fr.  Am  Kollegium  St. 
Michael  besteht  eine  eigene  Han- 

delsabteilunfi^.  Ferner  sorgen  für  kaufmännischen  Unter- 
richt besondere  Handelskurse. 

Landwirtschaft,  Die  Bevölkerung  des  Kantons  Freiburg 
hat  zu  jeder  Zeit  mit  mehr  oder  weniger  Erfolg  der  Land- 
wirtschaft ihre  besondere  Aufmerksamkeit  geschenkt. 
Früher  stellten  Edl0  wie  Bauern  sich  in  den  Dienst  des 
Bodens,  während  t^eute  der  Landmann  eher  geneigt  ist, 
sein  Feld  zu  verlassen  und  in  den  Städten  leichtere  und 
lohnendere  Arbeit  zu  suchen.  Namentlich  der  Getreidebau 
wurde  einst  in  grossem  Massstabe  betrieben,  was  eine  1817 
aufgenommene  Statistik  beweist,  nach  der  damals  13596  ha 
mit  Getreide  bepflanzt  waren.  Dies  ergibt  pro  Kopf  der 
Bevölkerung  einen  Anteil  von  etwa  18  Aren  Ackerland. 


8500.   Der  allmählige  Rückgang  des  Getreidebaues  erklärt 
sich  aus  verschiedenen  Ursachen,  unter  denen  die  Auf- 


FRBBURG 


Tabakbau  im  Kanton 
Freiburg 

i-5h3 

5 -10  ha. 

meftra/s  /0  ha. 


y.AtOngtr  sc. 


Kaoton  Freiburg:  Kloster  Hauterive. 

Wenn  dieser  Betrieb  im  gleichen  Verhältnis  fortgedauert 
hätte,  so  müssten  heute  23100  ha  mit  Getreide  bepflanzt 
sein,  statt  dessen  finden  wir   aber  jetzt    deren    kaum 


Uebersicht  des  Tabakbaues  nach  Gemeinden  im  Kanton  Freihurg. 

hebunff  des  alten  Brauches  des  freien  Weidganges  und 
die  scharfe    Konkurrenz  fk*emden   Getreides  die  haupt- 
sächlichsten sind.  Nachdem  die  Schweiz  sich  dem  Frei- 
handel geöffnet  hatte,  fiel  der  Preis  des  Meterzentners 
Weizen  plötzlich  von  4045  Franken  auf  20-22  Franken, 
welche  Summe  die  aufgewendete  Mühe  und  Arbeit  nicht 
mehr  lohnte.  Der  Uebergang  vom  Getreide-  zum  Wiesen- 
bau, oder  allgemein  vom  einstigen  extensiven  zum  mo- 
dernen intensiven  landwirtschaftlichen  Betrieb  hat  sich 
nur  langsam  vollzogen.   Heute  haben  das  Greierzerland, 
die  Gebiete  um  die  obere  Sense  und  ein  Teil  des  Bezirkes 
Vivisbach  (Veveyse)  den  Getreidebau  beinahe  völlig  aufge- 
geben, una  in  den  anderen  Kantonsteilen  ist  er  beträcht- 
lich eingeschränkt  worden.  In  der  Ebene  baut  man 
meist  noch  Weizen  und  Boffffen  (entweder  für  sich 
oder  eemischt  als  sog.  Mischkom),  weniger  Dinkel 
und  (rerste.  Die  einst  grosse  Flächen  bedeckenden 
Gersten-  u.  Roggenfelder  sind  jetzt  zumeist  in  Wie- 
sen umgewandelt. 

Die  Aufhebung  des  aus  alten  Zeiten  überkomme- 
nen Rechtes  des  freien  Weidganges  hat  die  bunte 
Mischung  von  Aeckern  u.  Wiesen  zum  Verschwin- 
den gebracht ;  diese  veraltete  Art  der  Bodenkultur 
besteht  heute  nur  noch  auf  einem  Teil  der  Gemein- 
degebiete von  Saint  Aubin  und  Les  Friques  (bezirk 
Broye).  Der  Kanton  umfasst  84561  ha  bebauten  Bo- 
dens, wovon  etwa  26800  ha  mit  Getreide,  Kartoffeln, 
Reben  und  Gemüsen  bepflanzt  sind,  während  die 
übrigen  57  761  ha,  d.  h.  68%,  auf  natürliche  und 
künstliche  Wiesen  entfallen.  Im  Gebirge  herrschen 
natürliche  Wiesen  vor,  in  der  Ebene  Kunstwiesen. 
Das  Futter  wird  mit  der  Sense  geschnitten ;  mecha- 
nische Mähmaschinen  sind  im  Kanton  erst  seit  ei- 
nigen Jahren  in  Gebrauch  gekommen,  mehren  sich 
jetzt  aber  rasch.  Besondere  Vorrichtnngen  zum 
Trocknen  des  Heues  gibt  es  keine.  Im  Allgemeinen 
eignet  sich  der  freiburgische  Bauernhof  zur  Aufbe- 
wahrung des  getrockneten  Futters  ganz  vorzüglich,  da 
der  Heuboden  den  gesamten  Raum  unter  dem  Dach  u. 
über  der  Tenne  und  den  Stallungen  einnimmt.  In  der 


176 


PRE 


FRC 


Ebene  wird  das  Futter  zweimal  geschnitten,  als  Heu  und 
als  Emd.   Das  Vieh  treibt  man  erst  im  Herbst  zur  Weide 


Kaaton  Preibarg:  Baoernhaus  im  Greierserland. 

auf  die  Wiesen ;  seit  einigen  Jahren  hat  man  für  das 
Jungvieh  eigene  Weideplätze  geschaffen.  Im  gebirgigen 
Landesteil  wird  Heu  nur  in  den  Thalsohlen  bis  hmauf 
zur  untern  Grenze  der  Alpweiden  geschnitten.  Ende  Mai 
findet  der  Alpaufzug  statt,  bei  dem  das  Vieh  von  den  Sen- 
nen (armaiUisj  in  ihrer  überlieferten  alten  Tracht  begleitet 
wird.  Diese  jährlichen  Alpauftriebe  sind  von  grossem 
Beiz :  die  langen  Züge  von  Vieh  auf  fast  allen  berKwärts 
leitenden  Strassen  und  Wegen,  die  hellen  Zurufe  der 
Sennen,  das  harmonische  Geläute  der  zahllosen  Kuh- 
fflocken  —  Alles  vereinigt  sich  zu  einem  ganz  ei^nartigen 
Bilde.  Während  voller  vier  Monate  leben  nun  die  Sennen, 
fern  dem  Getriebe  der  übrigen  Menschen,  auf  den  Höhen, 
beschäftigt  mit  der  Sorge  um  die  ihrer  Obhut  anvertrauten 
Heerden  und  mit  der  Herstellung  von  Käse.  Dieses  ab- 
wechselnd ruhige  und  auch  wieder  stark  bewegte  Leben 
ist  von  der  Volkssage  vielfach  aufgegriffen  worden  und  hat 
eine  ganze  Anzahl  von  Ueberlieferungen  und  Geschichten 
ge/.eitigt,die  man  sich  an  den  langen  Winterabenden  gegen- 
seitig erzählt.  Da  die  Putterwirischaft  heute  in  der  Land- 
wirtschaft des  Kantons  an  erster  Stelle  steht,  macht  sich 
eine  eintretende  Futternot  aufs  empfindlichste  fühlbar. 
Im  trockenen  Jahr  18d3  z.  B.  sah  sich  der  Staat  genötigt, 
durch  Lieferung  von  billigem  Kunstfutter  auf  Abschlags- 
zahlungen der  leidenden  Bauernschaft  zu  Hilfe  zu  kom- 
men. 

Menge  und  Güte  des  Futters  sind  grossenteilft  von  der 
topographischen  Beschaffenheit  und  Höhenlage  des  Bo- 
dens abhängig,  wie  auch  von  der  Lage  der  Wiesen  zur 
Sonne.  Im  s.  Kantonsteil  (Greierz,  oberer  Sense-  und  Vi- 
visbachbezirk)  ist  das  Gras  zarter,  saftiger  und  nahrhafter, 
während  es  in  der  Ebene,  wo  der  Wuchs  ein  schnellerer 
ist,  länger  aufschiesst,  holziger  und  weniger  kräftig  ist, 
dafür  aber  auch  in  grösserer  Menge  gedeiht.  Die  Alpwei- 
den des  Kantons  umfassen  etwa  84102  ha  Fläche,  d.  h. 
2'i  %  des  gesamten  produktiven  Bodens,  und  beschränken 
sich  beinahe  ausschliesslich  auf  die  Bezirke  Greierz,  Sense 
und  Veveyse  ( Vivisbach).  Sie  werden  von  dem  mit  der  Jah- 
reszeit immer  höher  steigenden  Vieh  ab wechslun^s weise 
bezogen  (Mai,  Mitte  Juni,  Anfangs  August)  und  beim  Ab- 
trieb in  umgekehrter  Reihenfolge  befanren,  bis  die  Heer- 
den Anfangs  Oktober  wieder  im  Thal  angelangt  sind.  Die 
in  der  Thalsohle  liegenden  Bauerngüter  sind  meist  nur 
klein,  dafür  aber  um  so  ergibiger;  schönere  Wiesen  und 
besseres  Futter  als  um  Bulle  und  La  Tour  im  untern  Grei- 
erzerland,  um  Galmis  und  Jaun  und  im  Saanethal  bis  Mont- 
bovon  findet  man  kaum  irgendwo.  Die  Alpweiden  sind  von- 
einander gewöhnlich  durcn  einen  Holzhag  geschieden.  Die 
Hütte  steht  zumeist  an  dem  für  die  Versorgung  mit  Wasser 
und  Holz  günstigsten  Platz ;  sie  besteht  aus  Holz  und  hat 
ein  Schindelndach,  das  mit  schweren  Steinblöcken  belegt 
ist,  und  umfasst  den  Stall,  die  Milchkammer,  Käseküche, 


das  Zimmer  der  Sennen  und  den  Heuböden,  auf  dem  einige 
für  schlechtes  Wetter  berechnete  Fultervorräte  liegen. 
Eine  Anzahl  solcher  Sennhütten  steht  an  hervor- 
ragend schonen  landfechaltlichen  Punkten,  von  de- 
nen aus  man  sich  einer  sehr  ausgedehnten  Aussicht 
auf  die  umliegende  Alpen  weit  erfreut. 

Auf  Anregung  und  unter  Aufsicht  der  Freiburger 
Sektion  des  schweizerischen  alpwirtschaftüchen  Ver- 
eins sind  mit  finanzieller  Hilfe  des  Staates  be- 
trächtliche Alpverbesserungen  unternommen  woi^ 
den.  besonders  in  Bezug  auf  Bau,  Einrichtung  und 
Sauberkeit  der  Sennhütten,  auf  Urbarmachung,  Eni- 
Wässerung,  Säuberung  von  Steinen,  Versorgung  mit 
Wasser,  Behandlung  ues  Düngen»,  Wegebau  etc.  Der 
intensive  Fulterbau  hat,  besonders  in  der  Ebene,  die 
Einführung  neuer  Futtei pflanzen,  wie  Runkelrü- 
ben ,  Rüben ,  Mais ,  Buchweizen  etc.  zur  Folge 
gehabt.  Alle  diese  Gewächse  werden  in  ziemlich 
grossem  Massstab  angebaut,  um  den  verderblichfo 
Folgen  von  Futternot  einigermassen  zu  begegnen 
und  den  Bauern  zu  gestatten,  ihren  Viehbestand  in 
bemerkenswertem  Umfange  zu  vergrossem. 

Dem  land\^irt»cha(tlichen  Unterrictit  dienen  die 
landwirtsctiaftliche  Schule  (heute  landwirtschafUi- 
ches  Institut)  zu  P^roUes,  das  Lehrerseminar,  die 
Sekundär-  und  Bezirksschulen,  ferner  eine  Reihe 
von  in  den  bedeutendsten  Ortschaften  ab^ehalteneD 
landwirtschaftlichen  Wanderkursen  und  VortrageD. 
Der  Staat  verausgabt  zur  Zeit  eine  jährliche  Summe 
von  ca.  140000^  Franken  zu  Gunsten  der  Landwirtsdiaft, 
wobei  die  Kosten  für  Strassen-  u.  Dammbauten,  Fiuss- 
korrektionen  etc.  nicht  mitinbegriffen  sind.  Auch  der 
kantonale  lancl wirtschaftliche  Verein  gibt  sich  grosse 
Mühe,  den  landwirtschaftlichen  Fortschritt  zu  fördern; 
er  zählt  heute  in  25  Sektionen  4300  Mitglieder.  Dane- 
ben bestehen  noch  eine  Reihe  von  weitern  Vereinen, 
die  den  ffleichen  Zweck  verfolgen,  so  der  Freibur^er  alp- 
wirlschaflliche  Verein,  die  Alpgenossenschaften,  die  Vieh- 
zuchtgenossenschaften,  die  Genossenschaften  zum  Ankauf 
von  vervollkommneten  landwirtschaftlichen  Geräten  und 
Maschinen,  Konsumgenossenschaften  etc. 

Industrie'  und  Handelspflanzen.  Tabak  wird  in  den 
beiden  Bezirken  Broye  und  See  ffebaut,  wo  im  Jahr  1900 
869  Grundbesitzer  auf  einer  Fläcne  von  181  ha  einen  Er- 
trag von  3870  Meterzentnern  und,  bei  einem  Durch- 
schnittspreis von  70  Franken  für  den  Meterzentner,  eine 
Gesamteinnahme  von  271 154  Franken  erzielt  haben.  Nach 
einer  Reihe  von  Jahren  geringen  Ertrages  und  kleinen 
Absatzes  hat  der  Tabakbau  jetzt  wieder  begonnen,  die  auf 
ihn  verwendete  Sorgfalt  in  vermehrtem  Masse  zu  lohnen. 
In  der  Ebene,  besonders  in  den  Bezirken  Broye  und  See, 
wird  jetzt  in  grossem  Umfange  der  Bau  der  Zuckerrübe 
betrieben,  die  nach  der  Zuckerfabrik  von  Aarberg  ve^ 
kauft  werden  kann.  In  den  Bezirken  Broye  und  See,  na- 
mentlich im  Wistenlach  (Vuilly),  lohnt  sich  auch  der  Ge- 
müsebau gut,  während  der  früher  noch  betriebene  Hainf- 
und Flachsbau  heute  fast  ffanz  verschwunden  ist.  Von 
grosser  Wichtigkeit  ist  auch  der  Anbau  der  KartoiTelo, 
besonders  seit  der  Einrichtung  der  landwirtschaftlichen 
Brennereien  zu  Ros4,  Domdidier,  Payerne  und  Avenches. 
In  den  Bezirken  Broye,  Saane,  Sense  und  See  finden  wir 

ßrachtvolle  Baumffärten  voller  Obstbäume.  Obstbäume  in 
lenge,  namentlich  Apfel-,  Bim-  u.  Kirschbäume,  weisen 
aber  auch  die  ebenen  Landesteile  der  übrigen  Bezirke 
auf.  Nussbäume  gedeihen  hauptsächlich  in  den  Bezirken 
Broye  und  See,  Pflaumen-  und  Zwetschgenbäume  im  un- 
tern Teile  des  Bezirkes  Broye.  Der  Kanton  Freiburg 
erzeugt  eine  grosse  Menge  von  Obst,  dessen  Qualität  aber 
trotz  der  stets  wachsenden  Nachfrage  nach  Edelobstsorten 
doch  im  Allgemeinen  eine  nur  mütelmässige  ist.  Wein- 
bau treiben  die  Gemeinden  am  Neuen  burger-  und  Mur- 
tensee,  so  namentlich  Cheyres,  Font,  Chäbles,  Chätillon, 
Delley,  Les  Friques  (Broye),  Haut  Vuilly,  Bas  Vuilly,  Ke^ 
zers  und  Galmiz  (See).  Die  gesamte  mit  Reben  benflanite 
Fläche  des  Kantons  umfasst  215  ha  und  erzeugt  19335  hl 
Wein  im  Wert  von  385650  Franken.  Die  leichten  Weiss- 
weine dieser  Gebiete  sind  unter  den  Namen  der  Weine 
von  Cheyres  und  Vuilly  (Wistenlacher)  weit  bekannt  und 
geschätzt. 

Viehzucht.  Die  eidgenössische  Viehzählung  vom  Jahre 


GEOGRAPHISCHES    LEXIKON     DER    SCHWEIZ 


▼erlag  ron  Oebr.  AlUnger,  Neuenbürg. 


M':^ßm£i  ^c//f£ijrMr£L 


VERTEILUNG   DER  NUTZVIEHHALTUNG   IM    KANTON    FREIBURG 


FRE 


FRE 


477 


19(H  hat  far  den  Kanton  Freiburg  folgende  Ergebnisse 
geliefert ; 


a.  Einhufer : 

Bezirk 
Broye 
Glane 
Greierz 
Saane 
See 
Sense 
Vivisbach 


Pferde 


1340 
1271 
1832 
1102 
1727 


Maultiere 
2 
4 

34 
19 


Esel 

3 

8 

36 

12 

2 

1 

16 


Kanton  Freiburg    9276 

62 

78 

b.  Hornvieh: 

Zuchtstiere 

Bezirk 

Kühe        Ochsen,  Binder, 

Total 

Kälber 

Broye 

4894 

5501 

10395 

Glane 

5949 

701<> 

12965 

Greierz 

8003 

9355 

17358 

Saane 

8089 

7355 

15444 

See 

5287 

4807 

10094 

Sense 

10160 

7676 

17836 

Vivisbach 

2945 

3635 

6580 

Kanton  Freiburg  45327 

45345 

90672 

c.  Kleinvieh : 

Bezirk 

^hweine 

Schafe 

Ziegen 
11% 

Broje 

6980 

555 

Glane 

6330 

1248 

2099 

Greierz 

4942 

2553 

4596 

Saane 

8199 

1665 

2616 

See 

7509 

1612 

1985 

Sense 

9230 

1641 

3909 

Vivisbach 

2950 

830 

1649 

Kanton  Freiburg  46140 

10104 

18034. 

Dazu  kommen 

im  ganzen 

Kanton  11621  Bienenstöcke. 

ViehbesiUer  zahlt  man  deren  13440.  Auf  1000  Ew.   ent- 

fallen 67  Pferde, 

716  Stuck 

Hornvieh,  380  Schweine,  124 

Schafe,  177  Ziegen  und  107  Bienenstöcke. 

Nach  Bässen  verteilt,  gliedert  sich   das 

Hornvieh   im 

Kanton  Frei  bürg 

folgendermassen : 
Schwarzfleck    Botdeck 

Bezirk 

Andere 

Broye 

1607 

7749 

1317 

Glane 

4036 

8085 

995 

Greierz 

6090 

10403 

W5 

Saane 

4439 

9718 

1350 

See 

972 

7813 

949 

Sense 

1694 

14176 

1711 

Vivisbach 

2332 

3600 

721 

Kanton  Freiburg   21170  61544  7958. 

Es  entfallen  somit  auf  die  SchwarzÜeckrasse  23,4%, 
auf  die  Botfleckrasse  67,8^^  und  auf  andere  Bässen 
oder  Bassenmischlinge  8,8  %  des  gesamten  Viehbestan- 
des. 

Der  Kanton  Freiburg  zählt  unter  diejenigen  Kantone 
der  Schweiz,  die  die  reichsten  Viehbesitzer  aufweisen. 
Von  den  in  der  ganzen  Schweiz  vorhandenen  196  Besitzern 
vonje  mehr  als  50  Stück  Vieh  finden  sieht  nicht  weniger 
als  o8  im  Kanton  Freiburg.  Es  gibt  hier  54  Viehzuchtge- 
nossenschaften mit  zusammen  700  Züchtern,  die  in  ihren 
Stallungen  nur  je  Vertreter  einer  einzigen  reinen  Basse, 
Schwanfleck  oder  Botfleck,  aufziehen. 

Der  Kanton  Freiburg  ist  ferner  derjenige  Kanton,  der 
auf  das  einzelne  Stuck  Hornvieh  das  bedeutendste  Lebend- 
gewicht in  der  ganzen  Schweiz  (580  kg)  aufweist  und 
ausserdem  derjenige,  dessen  einzelnes  Stück  Nutzvieh 
den  grössten  durchschnittlichen  Verkaufiswert  (354  Fran- 
ken) hat. 

Gesamtwert 
Tierarten  Fr. 

Pferde  5522250 

Hornvieh  33052140 

Schweine  3896840 

Schafe  432060 

Ziegen  612380 

Bienenstocke  236000 — 

Gesamtwert  des  Nutz- 
viehes im  Kt.  Freiburg    43751 670  35i  Fr. 
Während  der  Jahre  1807-1901  sind  im  Viehbestand  des 
Kantons  folgende  Schwankungen  zu  verzeichnen : 


Durchschnittswert 
pro  Stück  in  Fr. 
671 
375 


28 


Jahre 

Pferde 

Hornvieh  Schweine 

Schafe 

Ziegen 

1807 

10942 

34987 

_ 

_ 

— 

1820 

10774 

45085 

_ 

— 

_ 

1833 

11367 

42746 

17068 

20471 

6087 

1840 

10321 

49289 

19657 

28790 

7682 

1850 

9728 

46828 

18514 

22077 

8491 

1860 

8576 

M072 

22465 

20712 

9446 

1870 

7865 

54050 

25865 

20584 

10072 

1880 

8288 

64800 

22666 

17276 

11128 

1890 

7853 

71861 

21728 

11878 

9714 

1900 

8952 

90363 

42289 

10954 

15140 

1901 

9276 

90672 

46140 

10104 

18034 

Aus  dieser  Zusammenstellung  ist  ersichtlich,  dass  die 
Zahl  der  Pferde  bis  1890  bei  nahe  bestandig  abgenommen  hat, 
um  seither  in  beständiger  Progression  wieder  zuzunehmen, 
dass  ferner  die  Zahl  des  Hornviehs  sich  um  160%,  die  der 
Schweine  um  170%,  der  Ziegen  um  200%  vermehrt  und 
die  der  Schafe  um  50  %  vermindert  hat.  Missglückte  Kreu- 
zunffsversuche  haben  die  alte  Basse  der  feurigen  und 
starken  Freiburger  Pferde  fast  vollständig  aussterben 
lassen.  Mit  der  Abnahme  des  Waarenverkenrs  vermittels 
Pferdefuhrwerke  ist  die  Verminderung  der  Zahl  von 
kräftigen  Zugpferden  parallel  gegangen,  und  heute  werden 
mit  Vorliebe  Luxuspferde  und  solche  fremden  Geblütes 
gesucht.  Auch  die  beiden  Freiburger  Hornviehrassen 
zeichnen  sich  vor  andern  sowohl  durch  Grösse  als  Er- 
gibigkeit  an  Milch  vorteilhaft  aus;  im  Allgemeinen  ist 
von  beiden  die  Schwarzfleck rasse  kräftiger  gebaut,  ausdau- 
ernder und  genügsamer,  weshalb  sie  auch  im  Gebirgsland 
vorherrscht.  Zieht  man  eine  Linie  von  Plafleien  längs  der 
Strasse  zum  Schwarzsee  und  der  Eisenbahn  Freiburg- 
Yverdon  nach  Estavayer  le  Lac,  so  liegt  s.da  von  das  Ge- 
biet des  schwarzgefleckten  und  n.  davon  dasjenige  des 
rotgefleckten  Hornviehes.  Staat  und  landwirtschaftliche 
Vereine  und  Genossenschaften  haben  sich  bisher  stets 
grosse  Mühe  gegeben,  den  Viehstand  zu  heben,  die  Auf- 
zucht zu  fördern  und  die  Gründung  eines  gleichmässigen 
Viehbestandes  reiner  Basse  anzubahnen.  1890  entstanden 
inTrey  vaux  und  Schmitten  die  ersten  Genossenschaften  zur 
Aufzucht  einer  reinen  Viehrasse,  die  ihr  Ziel  mit  Hilfe 
von  besonders  geeigneten  Zuchtstieren  und  einer  strengen 
Auswahl  der  Kühe  zu  erreichen  suchen.  Heute  bestehen 
51  solcher  Genossenschaften,  denen  sämtliche  Viehbe- 
sitzer des  Kantons  als  Mitglieder  angehören.  Die  Grün- 
dung von  ähnlich  organisierten  Pferdezuchtgenossen- 
schaften steht  in  nächster  Zeit  bevor.  Unter  finanzieller 
Mithilfe  des  Staates  können  heute  die  vorzüglichsten 
Zuchttiere,  Zuchtställe,  Alpzüchtereien  etc.  mit  Prämien 
bedacht  werden.  Um  den  Züchter  möglichst  vor  Schaden 
zu  bewahren,  hat  man  die  obligatorische  Viehversiche- 
rung durchgeführt :  1900  waren  59891  Stück  Vieh,  d.  h. 
63,6%^  des  Gesamtbestandes,  für  die  Summe  von 
19835716  Franken  versichert,  was  auf  das  einzelne  Tier 
im  Durchschnitt  eine  Summe  von  356  Franken  aus- 
macht ;  im  gleichen  Jahre  bezahlten  der  Staat  Freiburg 
und  die  Eidgenossenschaft  zusammen  für  984  umgestan- 
dene Tiere  eine  Entschädigung  von  78105  Franken  aus. 

Milchwirtschaft,  Hauptzweck  der  Viehzucht  ist  in  bei- 
nahe allen  Kantonsteilen  die  Gewinnung  von  Milch  und 
Milchprodukten,  wie  Käse  (Vacherin,  Serac  etc.)  und  But- 
ter. Im  Jahre  1901  lieferten  die  45500  Kühe  im  Durch- 
schnitt je  7  Liter  Milch  im  Taff  oder  zusammen  115500000 
Liter  im  Jahr,  wovon  47470000  direkt  als  Nahrungs- 
mittel für  die  Bevölkerung  Verwendung  fanden,  während 
15500000  in  die  Fabriken  für  kondensierte  Milch  zu 
Büdingen,  fipagny,  Vevey  und  Payerne  und  in  die  Cho- 
koladefabrik  zu  Broc  verkauft  wurden,  5200000  zur 
Aufzucht  von  Jungvieh  und  zur  Herstellung  von  Butter 
und  47555000  zur  Käsefabrikation  dienten.  Der  Ge- 
samtwert der  Käseproduktion  betruc^  bei  einem  Durch- 
schnittspreis von  1,20  Franken  pro  kg  die  Summe  von 
4800000  Franken,  der  Gesamtwert  der  als  direktes 
Nahrungsmittel,  in  den  Fabriken,  zur  Aufzucht  und  zur 
Herstellung  von  Butter  verwendeten  Milch  die  Summe 
von  6640000  Franken,  somit  der  Totalwert  der  gesamten 
Milchwirtschaft  die  Summe  von  11440000  Franken.  Die 
Viehbesitzer  haben  sich  zu  Käserei-  und  Molkereigenos- 
senschaften vereinigt,  wobei  in  den  Käsereien  die  Fabri- 
kation auf  Kosten  und  Gefahr  der  einzelnen  Genossen- 
schafter betrieben  wird,  die  Buttermilch  aber  an  besondere 
GEOGR.  LEX.  56  —  n  —  12 


178 


FRE 


FRE 


Molkereiunternehmer  verkauft  wird,  die  die  weitere  Ver- 
arbeitung unter  eigener  Verantwortlichkeit  vornehmen. 


Kanton  Freiburg :  Bracke  Ober  die  GUne. 

Die  Gründung  solcher  Genossenschaften  reicht  bis  in  die 
Mitte  des  18.  Jahrhunderts  zurück;  heute  bestehen  deren 
500,  die  aber  nicht  alle  als  geschlossene  und  für  die  Mit- 
glieder bindende  Vereinigungen  aufzufassen  sind,  da 
sie  zum  grossen  Teil  noch  eine  unvollkommene  Organi- 
sation haben.  Man  zählt  jetzt  im  Kanton  290  gut  einge- 
richtete und  tüchtig  geleitete  Käsereien  und  Molkereien, 
die  gewöhnlich  je  eine  Milchkammer,  eine  Küche  zur 
Herstellung  des  Käses,  einen  Käskeller  und  den  Wohn- 
raum für  den  Molker  oder  Sennen  umfassen.  Die  Art  der 
gemeinsamen  Arbeit  hat  unter  den  Bauern  einem  edeln 
Wetteifer  gerufen,  der  sich  in  sorgfälticer  Behandlung 
des  Viehes  und  der  Milch,  in  der  Vermehrung  des  Vieh- 
bestandes, in  ausgibigerer  Düngung  und  in  bemerkens- 
werten Bodenverbesberun^en  äussert.  Mittelpunkt  der 
Käseproduktion  ist  das  Greierzerland  mit  seinem  berühm- 
ten Greierzerkäse,  doch  machen  ihm  heute  auch  die 
ebenen  Kantunsteile  scharfe  Konkurrenz,  so  besonders 
der  Sensebezirk  mit  feinem  dem  Kmmenthaler  an  Güte 
wenig[  nachstehenden  Käse.  Das  1888  gegründete  milch- 
technische Institut  zu  P^roUes  hat  den  Zweck,  alle  miich- 
wirtschafllichen  Fragen  zu  prüfen,  das  Volk 
durch  Abhaltung  von  Wanderkursen,  Vorträ- 

§en,  durch  Erteilung  von  Auskünften  und 
urch  beständige  /Ausstellungen  zu  unterrich- 
ten und  die  praktische  Auhbildung  von  tüch- 
tigen Käsern  zu  leiten,  die  dann  ihrerseits 
wieder  die  Kenntnis  einer  rationellen  Milch- 
wirtschaft ins  Land  und  Volk  hinaustragen. 
Im  Bergland  hat  heute  beinahe  überall  der 
Ackerbau  dieser  intensiven  milch  wirtschaft- 
lichen Tätigkeit  weichen  müssen. 

Waldbau,  Schon  frühzeitig  hat  sich  der  Staat 
der  Wald  unkten  mit  grosser  Sorgfalt  ange- 
nommen, so  dass  heute  der  Kanton  Freiburg 
sowohl  in  Bezug  auf  Waldtläche  als  auf  Unter- 
halt der  Walder  nur  von  wenigen  Kantonen 
der  Schweiz  üb«*rtroffen  wird.  Die  Gesamt- 
fläche der  Waldungen  beträgt  H0910ha,  wovon 
3315  ha  oder  1u%  Staatseigentum,  15294  ha 
oder  50%  Gemeinde-  oder  Korporationseigen- 
tum und  12301  ha  uder  40%  Eigentum  von 
Privaten  sind.  Der  mit  Wald  ani^reptlanzte  Bo- 
den beträgt  18,5%  der  Gesamllläcne  des  Kan- 
tons und  21%  des  gesamtt*n  produktiven  Bo- 
dens. Faht  alle  und  im  allgemeinen  zugleich 
auch  die  dichtesten  Waldungen  verteilen  sich 
auf  die  vorgeschobensten  Alpenhänge  und  die  Hügelketten 
des  Mittellandes.  Im  Gebirge  herrschen  reine  Waldungen 
von  nur  einer  bestimmten  Baumart  vor.  Beinahe  sämt- 


liche Abhänge  sind  hier  mit  dunkeln  Tannenwaldungen 
bepflanzt,  die  die  tiefern  Alpweiden  umrahmen  und  bis 
in  die  Nähe  der  hohem  Alpweiden  aufsteigen. 
Der  Ahorn,  diese  Zierde  der  Alpweiden,  bildet 
nur  noch  selten  ganze  Bestände,  und  die  Arve 
ist  beinahe  völlig  verschwunden,  während  die 
Lärche  noch  ziemlich  oft  angetroffen  wird.  Die 
Buche  steigt  in  geschützten  Lagen  bis  1400  m 
an ;  die  Weisstanne  ist  überall  y^rbreitet,  bil- 
det aber  nie  für  sich  allein  ganze  Waldungen; 
die  Rottanne  herrscht  allerorts,  besonders  im 
Gebirge  vor:  in  der  Ebene  ist  der  Wald  meist 
Mischwald.  Wenn  in  einigen  Waldungen  des 
Mittellandes  die  Tanne  den  überwiegenden 
Bestandteil  ausmacht,  so  ist  dies  nur  eine  Folge 
der  diesem  ^Baum  seit  langer  Zeit  gewidmeten 
grossen  Sorgfalt.  Auch  die  Siedelungsart  hat 
ihren  Einflqss  auf  die  Waldverteilung  ^eübt, 
indem  in  Gegenden  mit  geschlossenen  Siede- 
lungen die  Wälder  Eigentum  der  einzelnen 
Dörfer,  in  Gebieten  mit  vorherrschenden  Ein- 
zelsiedelungen dagegen  Eigentum  der  einzelnen 
Grundbesitzer  sind.  Deshalb  machen  z.  B.  im 
Bezirk  Sense  die  Privatwaldungen  89  %,  in  den 
übrigen  Kantonsteilen  nur  1-10%  der  gesamten 
Wald  fläche  aus. 

Waldbau  und  Waldnutzung  stehen  im  allge- 
meinen unter  der  Oberaufsicht  des  Staates, 
bezw.  der  Finanzdirektion,  der  zu  diesem 
Zweck  ein  Oberförster  und  4  Bezirksförster  zur 
Seite  stehen.  Dazu  kommen  für  die  Staatswaldungen 
noch  7  Bann  Wärter,  während  jede  Gemeinde  ihren 
Waldbesitz  durch  einen  eigenen  Gemeindeförster  ve^ 
walten  lässt.  Im  Jahre  1900  haben  die  Staatswal- 
dungen eine  Einnahme  von  277970  Franken  und  die 
Gemeinde  Waldungen  eine  solche  von  1196067  Franken, 
zusammen  also  von  1 474037  Franken  ergeben.  Die  kan- 
tonalen Baumschulen  umfassen  11,44  ha,  diejenigen  der 
Gemeinden  16,28  ha.  In  den  Staatswaldungen  sind  im 
selben  Jahre  1 800000  Setzlinge  von  Nadel-  und  Laubhei- 
zern neu  ffepflanzt  und  für  Aufforstungen  und  Wald?e^ 
waltung  überhaupt  28797  Franken  aungegeben  worden. 

Minen  und  Steinbrüche,  Eigentliche  Minen  besitzt  der 
Kanton  Freiburg  keine.  Alle  Bezirke,  mit  Ausnahme  des- 
jenigen der  Broye,  liefern  Torf,  zusammen  pro  Jahr 
320u0  m3.  Die  wichtigsten  Torfmoore  sind  diejenigen 
von  Lentigny,  Prez,  Düdingen  Maules,  Säles,  Vaulroi, 
Agriswil,  Fräsch^ls,  Sugiez,  Fiaugeres,  Le  Cröt,  Rose  und 
Remaufens.  Weit  bedeutender  ist  die  Steinausbeutung, 
die  in  den  Kalksleinbruchen  von  Neirivue  und  Grandvil- 
lars, in  den  Sandsteinbrüchen  von  Marsens  und  Vaulruz, 


Kanton  Freiburg:   RrQcke  von  St.  Sylvester. 

in  den  Muschelsandsteinbrüchen  von  La  Moliere  und  in 
den  Molassebrüchen  von  Freiburg,  Drsy,  Düdingen  etc. 
mehrere  Hunderte  von  Arbeitern  beschäftigt  und  sehr  ge- 


FRE 


FRE 


479 


schätzte  BausteiDe  liefert.  Brüche  von  untergeordneterer 
Bedeutung  finden  sich  ausserdem  noch  |in  verschiedenen 
Gegenden  des  Kantons  vor.  Chätel  Saint 
Denis  stellt  Zement  und  hydraulischen 
Kalk  her,  am  Schwarzsee  findet  man 
Kalk  und  Gips.  Etwa  ein  Dutzend  Zie- 
geleien verarbeiten  die  Lehmerde  des 
Mittellandes. 

Verkehr.  Der  Kanton  besitzt  ein  ziem- 
lich grosses  Netz  von  Eisenbahnlinien, 
dessen  Gesamtlänge  224  km,  d.  h.  1400 
km  auf  10  000  m'  Bodenfläche  be- 
tragt. Dieses  Verhältnis  steht  über  dem 
Durchschnitt  der  ganzen  Schweiz,  der 
nur  900  km  ausmacht.  Von  den  224  km 
entfallen  64  km  auf  Haupt-  und  160 
km  auf  Nebenbahnen.  Den  Hauptbah- 
nen sind  im  Kanton  Freiburg  die  Ab- 
schnitte 1.  Freiburg-Flamatt  u.  2.  Frei- 
burg-Pal^zieux  zuzuzählen ;  normal- 
spurige  Nebenbahnen :  1.  Paläzieux- 
Lyss,  2.  Freiburg  -  Yverdon,  3.  Bulle - 
Romont,  4.  Bern  -  Neuenbürg ;  elektri- 
sche Bahnen  :  1.  Freiburg -Murten,  2.  Chätel-Pal^zieux, 
3.  Ghätel-BuUe-Montbovon,  4.  Murten-Ins,  5.  Vevey- 
Chätel.  Bergbahnen  gibt  es  im  Kanton  Freiburg  keine. 
Auf  dem  Neuenburger-  und  Murtensee  besorgen  4  Dampf- 
boote den  Verkehr  zwischen  den  Freiburger,  Neuenburger 
und  Waadtländer  Ortschaften.  Gut  entwickelt  ist  auch 
das  Netz  der  meist  ausgezeichneten  und  wohl  unterhalte- 
nen kantonalen  Strassen,  die  nach  ihrer  Breite  und  Ver- 
kehrsbedeutung in  3  Klassen  eingeteilt  sind.  Der  Unter- 
halt der  kantonalen  Strassen  fallt  dem  Staat,  derjenige 
der  Gemeindestrassen  und  -wege  den  einzelnen  Gremein- 
den  oder  Privaten  zu. 

Es  bestehen  etwa  ein  Dutzend  Holzbrücken,  deren 
jüngste  diejenigen  über  die  Gläne  bei  Autieny  und  die 
über  die  Broye  zwischen  Saint  Aubin  una  Domdidier 
sind.  Die  ältesten  Steinbrücken  sind  die  von  Tusy  und 
Broc,  die  zwischen  Les  Granges  und  Chätel  Saint  Denis, 
die  von  La  Tzintre  und  der  Pont  du  Milieu  sowie  die 
JohannesbrOcke  in  Freiburg.  Ein  Beispiel  einer  modernen 
Steinbrücke  bildet  der  Glaneviadukt  nahe  der  Mundung 
dieses  Flusses  in  die  Saane.  Femer  weist  der  Kanton  fünf 
Hängebrücken  auf:  die  Grosse  Hängebrücke  und  die  Gal- 
temorücke  in  Freiburg,  die  Brücken  von  Corbi^res  und 
Corpataux  und  endlich  der  Fussgängersteg  bei  Haute- 
rive.  Ausser  den  Eisenbahnbrücken  zählt  man  noch 
neun  Brücken  in  Eisenkonstrtrktion,  nämlich  diejenigen 
über  den  Javroz  und  die  von  Lessoc,  Villiarvolara,  Broc, 
Schiffenen,  Estavannens,  Sankt  Silvester,  Mottaz  und 
Hauterive.  Deren  älteste  ist  die  1865-66  erbaute  Brücke 
von  Schiffenen.  Die  Brücken  über  die  Rougöve  und  von 
Villaz  Saint  Pierre  und  Villa repos  sind  in  armiertem  Be- 
ton ausgeführt. 

Die  bisher  wenig  entwickelte  Fremdenindustrie  be- 
ginnt im  Greierz  mehr  und  mehr  an  Bedeutung  zu  ge- 
winnen, so  dass  man  hier  jetzt  Gasthöfe  und  Pensionen 
findet,  die  mit  modernem  Komfort  ausgestattet  sind. 
Frerodenstationen  sind  besonders  Montbovon,  Grandvil- 
lars, Galmiz  (Charmey),  Montbarry,  Les  Colombettes  u.  a. 
Geschichtliche  Uebersicht.  Eigentliche  Städte  sind  in 
unserem  Gebiet  erst  verhältnismässig  spät  entstanden. 
Mit  der  Stadt  Freiburg,  gegründet  ums  Jahr  1178  von 
Bercbtold  IV.  von  Zanringen,  sind  auch  die  Anfinge 
des  Kantons  Freiburg  verknüpft.  Sein  Gründer  wollte 
die  Stadt  Freiburg  zu  einem  Stützpunkt  für  die  Politik 
des  Hauses  Zähringen  machen,  die  hauptsächlich  darauf 
ausging,  den  Unabhängigkeitsgelüsten  des  burgundi- 
schen  Adels  möglichst  entgegenzuarbeiten.  Nach  dem 
Aussterben  der  fährin^er  ging  Freiburg  1218  in  den 
Besitz  der  Grafen  von  Kiburg-Burgdorf  und  1277  in  den- 
jenigen des  Grafen  Rudolf  von  Habsburg  über.  Das  Gebiet 
der  Stadt  beschränkte  sich  Anfangs  auf  den  von  ihren 
Hioffmauem  umschlossenen  Raum,  während  das  umlie- 
gende Land  Eigentum  einer  ganzen  Reihe  von  grossen 
uDd  kleinen  Herren  war.  Nach  und  nach  aber  dehnte  die 
Stadt  durch  Ankauf,  Eroberunff  und  Unterhandlunff  ihr 
Gebiet  immer  weiter  aus.  So  kamen  an  Frei  bürg  durch 
Kauf:  im  Jahr  1466  Plaffeien,  1478  Montenach,  1482  Pont 


en  Ogoz,  1503  Jaun  (Bellegarde),  1554  Körbers,  1555  Grei- 
erz ;  durch  Eroberung:   zur  Zeit  der    Burgunderkriege 


Kanton  Freiburg :  Viadukt  von  Grandfey. 

1475  niingen  und  Ergenzach,  zur  Zeit  der  Erober ungMer 
Waadt  1536  Stäfßs.  Saint  Aubin,  Ueberstein,  Vuissens, 
Cheyres,  Remund,  Kue,  Vaulruz,  Chätel  Saint  Denis,  Bos- 
sonens,  Atlalens,  Wippingen,  Boll  und  Zur  Fluh.  Daneben 
war  Freiburg  mit  ße^n  zusammen  Oberherr  der  Vogteien 
£challens,  Grandson,  Orbe,  Grassburg  und  Murten  und 
zusammen  mit  den  übrigen  XII  alten  Orten  der  Eidgenos- 
senschaft Oberherr  der  Lamlvogteien  Lugano,  Locarno, 
Mendrisio  und  Valle  Maggia.  Zur  Zeit  der  helvetischen 
Republik  wurde  durch  die  Mediationsakte  Murten  definitiv 
dem  Kanton  Freibur^  zugeteilt. 

1448-1452  hatte  Freiburg  einen  verhängnisvollen  Kampf 
gegen  Bern  und  Savo^en  zu  fähren,  der  damit  endigt^, 
dass  es,  von  Oesterreich  im  Stiche  gelassen,  die  Ober- 
hoheit der  Herzoge  von  Savoyen  anerkennen  musste 
(1452-1477).  Während  der  Burgunderkriege  stand  Freiburg 
auf  Seite  der  Eidgenossen  und  wurde  von  diesen  in  An- 
erkennung seiner  wackem  Hilfe  auf  die  energische  Für- 
sprache von  Nikiaus  von  der  Flüe  hin  am  22.  Dezember 
1481  in  ihren  Bund  aufgenommen.  Der  Einführung  der 
Reformation  auf  seinem  Gebiet  hat  sich  der  Kanton 
Freiburg  beharrlich  widersetzt.  Seither  ist  die  geschicht- 
liche Entwickelung  des  Kantons  mit  Ausnahme  einiger 
weniger  besonderen  Episoden  mit  derjenigen  der  ganzen 
Schweiz  enge  verknüpft  geblieben. 

Anfangs  war  die  Regierunffsform  in  Freiburg  eine  rein 
demokratische,  wie  dies  die  Verfassungen  von  1304, 1363, 
1370,  1373, 1374, 1387,  1389, 1392,  1404,  1407  etc.  zur  Ge- 
nüge zeigen.  Erst  um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  ver- 
wandelte sich  infolge  der  Burgunderkriege,  der  Militär- 
kapitulationen, des  i^iederganges  der  Industrie,  der  Ge- 
bietsvercrösserungen,  der  geschickteti  Besetzung  der 
öfTentlicnen  Aemter,  der  öffentlichen  und  geheimen  Pen- 
sionsbezüge etc.  die  althergebrachte  demokratische  Ver- 
fassung, wie  dies  auch  in  andern  Kantonen  der  Fall  war, 
allmählig  in  ein  mehr  und  mehr,  zur  reinen  Oligarchie 
auswachsendes  Reffiment.  Dieser  neue  Zustand  der  Din^e 
dauerte  200  Jahre  Tang  an,  bis  auch  er  im  verhängnis- 
vollen Jahre  1798  zusammenbrach.  Als  aber  1814  und  1815 
in  Europa  der  Friede  wieder  allgemein  hergestellt  ward, 
richteten  in  Freiburg  die  Patrizier  ihre  Herrschaft  neuer- 
dings auf,  mussten  aber  1830  endgiltig  darauf  Verzicht 
leisten.  Nach  den  Ereignissen  des  Sonderbundskrieges 
und  dem  Sturz  der  1848-1856  amtenden  Regierung  gab 
sich  das  Freiburger  Volk  am  7.  Mai  1857  eine  neue  Ver- 
fassung, die,  von  einigen  partiellen  Abänderungen  abge- 
sehen, heute  noch  (n  Kraft  steht.  Diese  Freiburger  Ver- 
fassung fusst  auf  den  gleichen  Prinzipien  wie  diejenigen 
der  übrigen  Kantone.  Sie  schafft  die  Todesstrafe  für  poli- 
tische Vergehen  ab,  anerkennt  die  Aufhebung  der  Nfajo- 
rate,  Vorrechte  und  Familiengüter  und  gewährleistet  die 
Unverletzlichkeit  des  Eigentums  mit  den  vom  Gesetz  vor- 
gesehenen Ausnahmen  zum  öffentlichen  Wohle  und 
Nutzen. 

Bibliographie.  Kuenlin,  Franz.  Der  Kanton  Freiburg.., 
(Gemälde  der  Schweiz.  Heft  IX).  St.  Gallen  u.  Bern  1SJ4. 
—  Kuenlin,  Franz.  Dictionn.  geograph.^  Statist,  et  histor. 


180 


FRE 


FRE 


du  cant.  de  Frihourg.  2  vol.  Frib.  1832.  —  Lutz,  Markus. 
VolUtänd.  Beschr.  des  Schweizerlandes.  3.  Auil.  Aarau 
1856.  —  Berchtold,  Dr.  Histoire  du  canton  de  Frihourg, 
3  vol.  Frib.  1845.  —  Daguet,  Alex.  Histoire  de  la  ville 
et  seigneurie  de  Frihourg..,  ä  son  entree  dans  la  Con- 
fed.  suisse  en  148i,  —  Charles,  H.  La  Gruyere,  —  Cor- 
naz-Vüillet.  La  Suisse  romande  en  zig-zag.  —  Recueil 
divlomat.  du  cant,  de  Frih,  8  vol.  —  Freihurgische  Ge- 
schichtshlätter.  —  Frihourg  artistique  ä  travers  les  dges. 
—  Buomberffer,  F.  Le  recensement  de  iSii.  —  VerwaU 
tungs'  una  Rechenschaftsberichte,  Staatsrechnunqen 
elc.  [l>r  K.   BuombbrgbrJ. 

FREIBURQ  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane).  Hauptstadt 
des  Kantons  Freiburg  und  des  Bezirkes  Saane. 
Originelle  Stadt,  auf  einer  steilen  Felshalb- 
insel, umflossen  von  der  wilden  Saane.  Höhe 
über  Meer  am  Flussufer  548  m,  auf  dem 
Platz  vor  dem  Kollegium  St.  Michael  631  m. 
Der  Platz  vor  der  St.  Nikolauskirche  liegt  in 
460  43. 27f/  N.  Br.  und  4"  W  29"  0.  L.  von  Par 
ris  (T  y  44"  0.  L.  von  Greenwich).  27  km  sw. 
Bern  und  50  km  nö.  Lausanne. 

Das  Stadtbild  von  Freiburg  ist  im  Allgemeinen  noch 
durchaus  ein  mittelalterliches.  Die  zahlreichen  Kirchen 


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_^  '^'-Jfcjj 

Stadt  Freiburg  (westlicher  Teil),  von  der  Lorettokapelle  aas, 

und  Kapellen,  die  vielen  von  einer  kunstsinnigen  Zeit  aus- 
geschmückten alten  Bauten,  die  Häuserreihen  mit  ihren 
ausgehauenen  Nischen,  die  schmiedeeisernen  Gitter  und 
Portale,  die  Brunnen,  die  alten  Holz-  und  Steinbrücken, 
die  mächtiffen  ßefestigungsmauern  mit  ihren  Türmen, 
die  kühne  Lage  der  Stadt  —  Alles  das  versetzt  uns  zu- 
rück in  die  entlegenen  Zeiten,  da  sich  die  wehrhaf- 
ten Bürger  der  Stadt  an  der  Saane  auf  ihrer  trotzigen 
Halbinsel  wohnlich  einrichteten.  Jahrhunderte  sind  da- 
rüber hinweggegangen,  Gesohlechter  sind  auf  Geschlech- 
ter gefolgt,  Anschauungs-,  Denk-  und  Lebensweise  der 
Menschen  haben  sich  geändert,  die  alte  Feudalstadt  der 
Herzoffe  von  Zähringen  aber  hat.  Dank  hauptsächlich 
ihrer  Lage,  ihren  mittelalterlichen  Anblick  sich  noch  bis 
in  unsere  Tage  hinein  gewahrt  und  ist  heute  noch  trotz 
aller  Veränderungen  und  Anpassung  an  die  Bedürfnisse 
der  Jetztzeit  eine  der  originellsten  Städte  der  Schweiz 
geblieben. 

Topographie,  Die  Lage  Freiburgs  erinnert  auffallend 
an  diejenige  von  Bern.  Wie  die  Bundeshauptstadt  steht 
auch  (reiburg  auf  einer  von  W.-O.  sich  vorschiebenden 
und  stark  unebenen  Flusshalbinsel,  die  eine  der  zahl- 
reichen Krümmungen  der  Saane  aus  der  Molasse  heraus- 
geschnitten hat.  Diese  Halbinsel  senkt  sich  zunächst 
langsam  bis  zu  der  senkrecht  über  dem  Fluss  sich  erhe- 
benden Terrasse,  auf  die  sich  die  alte  Stadt  einst  be- 
schränkt hatte,  und  fallt  dann  rasch  über  den  steilen 
Stalden  zur  Bemerbrücke  ab.  Hier  mündet  die  tiefe  und 
wilde  Schlucht  des  bei  Neuhaus  entspringenden  Galtern- 


baches  (Gotteron)  auf  das  Thal  der  Saane  aus.  Die  Ebene 
von  Neigles  unterhalb  und  die  Matte  (La  Planche)  und 
Neustadt  (Neuveville)  oberhalb  der  Mündung  des  Ga Item- 
baches sind  nichts  anderes  als  Anschwemmungsprodukte 
der  Saane.  Auf  ihnen  haben  sich  die  Quartiere  der  sogen. 
Unterstadt  angesiedelt.  Einen  ganz  besonders  malerischen 
Charakter  verleihen  der  Stadt  Freibure  auch  die  steilen 
Felsenufer  der  Saane,  die  tiefen  Tobel  des  Baches  von 
Bonnesfontaines  im  N.  und  des  Baches  von  P^roUes  im 
S.  Fast  auf  allen  Seiten  ist  Freiburg  von  Höhen  um- 
rahmt: von  den  Hügeln  von  Bertigny  und  Le  Guinlzet 
(714  m)  im  SW.  und  W.,  den  Hügeln  von  Bonnes- 
fontaines (697  m)  im  NW.,  dem  Stadtberg  und  Schönberg 
(697  m)  und  den  Anhöhen  von  Bürgten  oder  ßourguillon 
(687  m)  im  NO.  und  0.  Alle  diese  Höhen  bieten  eine 
prachtvolle  Aussicht  auf  die  Alpen,  den  Jura,  das  Mittel- 
land und  die  Stadt  selbst ;  am  schönsten  lässt  sich  die 
Stadt  in  ihrer  Gesamtheit  jedoch  überblicken  vom  Schön- 
ber^,  vom  Abslieg  von  Bürgten  zur  Galternbrücke,  vom 
Breitfeld  und  von  der  Avenue  de  P^rolles  aus.  Da  das 
Gebiet  der  Stadtgemeinde  nur  klein  ist  (650  ha),  belinden 
sich  die  neuen  Quartiere  zum  Teil  auf  dem  Boden  der  Ge- 
meinde Villars  sur  Gläne.  Nach  allen  Richtungen  hin 
führen  von  Freiburff  gut  unterhaltene  Strassen :  nach 
Bulle,  Romont,  Payeme  a.  Estavayer, 
nach  Murten,  Laupen,  Bern,  Schweifel- 
berg,  zum  Schwarzsee  etc.  Die  schat- 
tigen Alleen  sind  bei  schönem  Wetter 
stets  von  zahlreichen  Spaziergängern 
belebt,  die  auch  sonst  in  den  Umge- 
bungen der  Stadt  noch  manche  und 
oft  recht  lohnende  Punkte  als  Ziel  ihrer 
Ausflüge  wählen  können. 

Die  Saane  tritt  von  S.   her  in   das 
Gebiet  der  Stadt  Freiburg  ein  und  ver- 
lässt  es  im  N.  bei  Grandfey  (Ebene  von 
Neigles),  nachdem  sie  mit  itirem  ausser- 
ordentlich un regelmässigen  und  gewun- 
denen Lauf  eine  ganze  Reihe  von  Halb- 
inseln (rechts  die  Mageraü,  Matte  und 
Neigles,  links  die  Charmettes,  Au  und 
den  Gors  de  la  Torche)  gebildet  hat.  Auf 
Stadtgebiet  empfängt  sie  von  links  her 
die  Bäche  von  PöroUes,  Bertigny,    Le 
Pertuis  und  Mont  Revers,  von  rechts 
her  gegenüber  dem  Stadtviertel  L'Auee 
(Au)   den  Gotteron  oder  Galternbacli. 
Bald  nach  ihrem   Uebertritt  auf  Stadt- 
gebiet hat  man  die  Saane   durch  die 
Anlagen  des  Wasser-  und  Elektrizitäts- 
werkes in  der  Magerau  zu  einem  180  ra 
breiten  See  aufgestaut;  von  da  an  wechselt  die  Breite 
des  Flusses  beträchtlich,  dessen  Bett  bald  durch  senk- 
rechte Felswände  auf  18  m  eingeengt  wird,  bald  sich  auf 
40  m  Breite  im  Maximum  ausdehnen  kann.  Die  mittlere 
Breite  der  Saane  beträgt  etwa  26  m,  ihre  Tiefe  2  Vt  m 
und  ihre  Geschwindigkeit  2-8  m  in  der  Sekunde.  Sehr 
ungleichmässig  ist  ihre  Wassermence.  Zur  Zeit  des  meist 
im  Dezember  und  Januar  eintretenden  niederen  Wasser- 
standes führt  sie  noch  in  der  Sekunde  15  m^  Wasser,  wäh- 
rend ihr  Volumen  zur  Zeit  der  Schneeschmelze  und  nach 
starken  Reffengüssen  auf  über  400  m^  anschwellen  kann. 
Leider  sind  bis  jetzt  diese  Schwankungen   bezüglich  der 
Wassermenge  des  Flusses  noch  keiner  genauen  Kontrole 
unterworfen.  Mit  Annahme  des  Spätsommers  hält  sich 
die  Temperatur  des  Saanewassers  stets  unter  der  Luft- 
temperatur. 

Das  Thal  der  Saane  verdankt  seine  Entstehung  aus- 
schliesslich der  Erosion  durch  den  Flusslauf  selbst,  der 
sich  durch  die  beiderseits  aus  mariner  Molasse  beste- 
hende Ebene  seinen  Weg  gebahnt  hat.  Diese  Molasse  bil- 
det die  malerischen  Felswände  über  dem  Flussufer.  Die 
die  Stadt  Freiburg  umrahmenden  Höhenzüge  bestehen 
ebenfalls  sämtlich  aus  mariner  Molasse. 

Freiburg  steht  durch  4  Eisenbahnlinien  mit  Bern,  Lau- 
sanne (zwei  Abzweigungen  nach  Chätel  Saint  Denis  und 
Bulle),  Estavayer  und  Murten  in  Verbindung. 

Die  Stadt  zerfällt  in  vier  Quartiere  (Panner):  1.  Le 
Bourg,  das  heisst  das  alte  Freiburg  mit  dem  Platz  der 
Liebnrauenkirche    und    seiner    Umgebung,    einem  Teil 


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der  LausanneDgasse  und  mit  der  Rue  de  la  Prefec- 
ture;  2.  Les  Places,  die  «ranze  obere  Stadt;  3.  L'Auge 
(die  Au)  mit  dem  Gotteron,  Grabensal 
und  Stalden;  4.  die  Neustadt  (La  Neuve- 
ville)  mit  der  Matte  (La  Planche),  dem 
Court  Chemin  und  der  Grandefon- 
taine. Diese  beiden  letztgenannten  Quar- 
tiere bilden  zusammen  die  Unter- 
stadt. 

Der  mittlere  Barometerstand  in  Frei- 
burg beträgt  auf  dem  Konviktsplatz 
(obere  Stadt)  709,3  mm.  Mittlere  Jah- 
restemperatur 8,5"  C. ;  mittlere  Tem- 
peratur des  wärmsten  Monates  (Juli) 
19,3''  C,  diejenige  des  kältesten  Mona- 
tes (Dezember)  —  3,5°  C.  Beobach- 
tete Extreme  +  30  "  und  —  22  C.  Vor- 
herrschende Winde  sind  der  SW.  und 
NO.,  jener  warm  und  feucht,  dieser  kalt 
und  trocken;  der  Föhn  tritt  nur  selten 
auf  und  auch  dann  nicht  mit  demjeni- 

gm  Ungestüm,    das  ihn  in  den  engen 
ebirgsthälem  auszeichnet.  Mittlere  jähr- 
liche    Niederschlagsmenge     965     mm, 
stärkster   Niederschlag    mit    313,8    mm 
im  Winter,   schwächster  mit  i43,2  mm 
im  Herbst.  1900  zählte  man  im  Ganzen 
116   Taffe    mit    Niederschlägen    (Reffen 
und   Schnee),    wovon  die    meisten   (43) 
auf  den    Winter    und     die    wenigsten 
(19)   auf  den    Herbst  entfielen;   heitere 
Tage  185.   Gej^en   Ende    des   Herbstes    und  zu   Beginn 
des  Winters  liegen  über  dem   Saanethal  öfters    dichte 
Nebel.    Die    Zahl    der   Gewitter    schwankt   zwischen    7 
und  18. 

OeffentUche  und  private  Bauten,  Schon  auf  den  ersten 
Blick  lassen  sich  in  Freiburg  die  Altstadt  und  die  neuen 
Quartiere  mit  Leichtigkeit  von  einander  unterscheiden.  Auf 
der  Halbinsel  ist  der  ganze  verfügbare  Raum  mit  eng  anein- 
ander geschmiegten  Häusermassen  besetzt,  während  die 
Aussenquartiere  eine  mehr  offene  Bauart  mit  Gärten 
zeigen. 

Freiburg  war  einst  stark  befestigt.  Um  die  erste  Stadt- 
anlage, das  heutige  Burgquartier,  zu  verteidigen,  genügte 
es,  auf  der  zugänglichsten  Seite  einen  Graben  auszuheben 
und  einen  Wall  zu  errichten.  Diese  Befestigungsanlagen 

zogen  sich 
längs  der  heu- 
tigen Rue  du 
TiUeul  hin, 
um  einerseits 
am  Grabensal 
und  anderer- 
seits am  Rat- 
hausplatz, wo 
das  Schloss 
der  Herzoge 
stand,  zu  en- 
digen. Wäh- 
rend der  ers- 
ten Hälfte  des 
14.  Jahrhun- 
derts dehnte 
sich  dann  die 
Stadt  rasch 
aus,  so  dass 
eine  neue  Li- 
nie von  Fes- 
tungswällen 
notwendig 
wurde.  Diese 
folgte  zwei  na- 
türlichen Bo- 
deneinschnit- 
ten, dem  Gra- 
ben und  Wall- 
riss,  u.  endigte 


bildete  den  Hauptausgang  aus  der  Stadt  gegen  die  Seite 
des  Welschlandes  hin.  Ende  des  14.  Jahrhunderts  erbaute 


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Stadt  Freibar^:  Kollegiatskircbe 
St.  Nikolaus. 


am  Felsen  ufer  der  Saane  nahe  der  heutigen  Präfektur  mit 
dem  1849  abgetragenen  sog.  Bösen  Turm  (Mauvaise  Tour). 
Der  mächtige  Torturm  des  Jacquemar  (1853  abgetragen) 


Stadt  Freiburg  (Ostlicher  Teil),  von  der  Lorettokapelle  aus. 

man  den  Roten  Turm,  den  Turm  von  Dürrenbühl  und  das 
Bürgten tor,  um  den  am  rechten  Ufer  der  Saane  gelegenen 
SO.-Stadtteil  vor  einem  Handstreich  der  Bemer  zu 
sichern.  Zwischen  1386  und  1414  entstand  die  dritte  Um- 
fassungsmauer zum  Schutze  des  Quartiei*es  Les  Places  und 
der  Murtnergasse.  Das  in  diese  Anlagen  mit  einbezogene 
Remundtor  (Porte  de  Romont)  und  das  Weiertor  (Porte 
des  Etangs)  waren  mit  sehr  vollkommenen  Aussenwerken 
versehen;  von  der  Porte  des  £tangs  an  folgte  der  Wall 
bis  zur  Saane  dem  Tobel  des  Mont  Revers.  Inmitten  dieses 
noch  ziemlich  gut  erhaltenen  Teiles  der  Festungswerke 
stehen  das  Murtentor  mit  1411-1414  erbautem  34  m  hohem 
Turm  und  die  Tour  des  Rasoirs  (ehemals  Tour  des  Cur- 
tils  Novels).  Ebenfalls  gut  erhalten  ist  die  alle  benachbar- 
ten Häuser  weit  überragende  Tour  Henri. 

Bemerkenswert  sind  vor  Allem  auch  die  Kirchen  und 
Klöster  Freiburgs.  Die  im  Burgquartier  befindliche  Kolle- 
giatskircbe St.  Nikolaus  ist  ein  schöner  Bau  in  gotischem 
Stil,  dem  aber  in  Folge  seiner  zu  verschiedenen  Zeiten  aus- 
geführten Bauten  una  Vergrösserungen  ein  gewisser  Man- 
gel an  Einheit  anhaftet.  Im  Jahre  llv8  liess  hier  der  Grün- 
der Freiburgs  das  erste  Kirchlein  bauen  und  im  Jahre 
1182  dasselbe  durch  den  Bischof  Roffer  von  Lausanne  ein- 
weihen. Im  Jahre  1512  erhielt  die  St.  Nikolauskirche  von 
Papst  Julius  II.  den  Rang  einer  Kollegiatskircbe.  Ihr 
Chor  hat  man  im  17.  Jahrhundert  völlig  neu  erbaut,  wäh- 
rend das  Hauptschiff  im  13.  Jahrhui^dert  begonnen  und  im 
14.  Jahrhundert  vollendet  worden  ist.  Sehenswert  sind  die 
Kanzel,  der  Taufstein,  die  Chorstühle  und  das  Chorgitter, 
die  Darstellung  des  Leidens  Christi  am  grossen  Ogivenbo- 

§en  zwischen  Chor  und  Schiff,  die  Kapelle  des  h.  Grabes, 
ie  Ornamente  und  Kunstgegenstände  in  der  Sakristei,  die 
12  Seitenkapellen  ^besonders  diejenigen  Unserer  lieben 
Frau  zum  Siege  una  die  Mutter^otteskapelle,  ferner  der 
1876  neu  erstellte  Hauptaltar,  die  aus  dem  Kloster  Hau- 
terive  (14.  Jahrhundert)  stammenden  Glasgemälde  im 
Chor  und  vor  Allem  die  von  Aloys  Mooser  erbaute  be- 
rühmte Orgel  mit  ihren  74  Registern  und  780O  Pfeifen, 
deren  grösste  6  m  hoch  sind.  Schon  dieses  Kunstwerk 
allein,  eines  der  Wunder  Europas,  lohnt  eine  Reise  nach 
Freiburg.  Gewaltiff  ist  auch  der  76  m  hohe,  leider  aber 
unvollendet  ffeblieoene  Turm,  zu  dessen  Plattform  man 
auf  einer  do5  Stufen  zählenden  Wendeltreppe  ffelanfft; 
prachtvoll  ist  das  Geläute,  dessen  grösste  Glocke  9912  \^ 
wiegt.  Endlich  nennen  wir  noch  das  Hauptportal  mit 
seinen  das  jüngste  Gericht  darstellenden  Basreliefs  und 
das  geschmackvoll  ausgeschmückte  und  in  reinem  goti- 
schen Stil  jp^ehaltene  Seitenportal. 
Die  Liebirauenkirche  stammt  aus  dem  Jahre  1201,  war 


182 


FRB 


FRE 


von  1250  bis  zum  17.  Jahrhundert  von  einem  Friedhof 
umgeben  und  mit  dem  alten  Spital  verbunden  und  ist 


Stadt  Freiburg:  Kollegium  St.  Michael. 

in  den  Jahren  1787,  1854  und  1897  restauriert  worden. 

Die  Franziskanerkirche  mit  Kloster  (fglise  und  Couvent 
des  Cordeliers)  wurde  1237  vom  Grafen  von  Kiburg  und 
seiner  1275  hier  begrabenen  Schwester  Elisabetha  gegrün- 
det. Die  Gebäude  standen  aber  zunächst  hart  am  Rande 
der  zum  Grabensal  abfallenden  Felswand.  Da  der  benach- 
barte Felsen  mit  Einsturz  drohte,  versetzte  man  das  Klos- 
ter an  die  heutige  Stelle.  In  diesem  Kloster  wohnten  bei 
ihrer  Durchreise  durch  Freiburg  Fürsten,  Kaiser  und  Kö- 
nige, so  1439  der  Herzog  Amadeus  von  Savoyen,  1448  der 
Erzherzog  Albrecht,  1414  Kaiser  Sigismund  und  1442  Kaiser 
Friedrich  III.  1798  besetzten  die  französischen  Truppen 
das  Kloster  mit  Gewalt.  Im  Kreuzgan^  sieht  man  noch 
einen  z.  T.  zerstörten  Totentanz.  Die  Kirche  hat  im  Laufe 
der  Zeiten  zu  verschiedenen  Zwecken  gedient:  vor  1798 
wurden  hier  je  am  St.  Johannestage  die  Schultheissen 
gewählt,  1803  tagte  hier  die  erste  eidgenössische  Tag- 
satzunff  unter  dem  Vorsitz  des  ersten  Landammannes  der 
Schweiz  Louis  d'Affry,  und  heute  pflegt  man  hier  die  Aus- 
teilung der  Preise  an  die  Schulkinder  vorzunehmen.  Die 
Franziskanerkirche  birgt  einige  Sehenswürdigkeiten,  so 
die  Wallfahrtskapelle  Unserer  lieben  Frau  zu  Einsiedeln, 
ferner  den  mit  kunstvollen  Skulpturen  aus  dem  Jahr  1513 
verzierten  Flügelaltar  und  das  Grabmal  der  1275  gestor- 
benen Gründerin  des  Klosters. 

Kirche  und  Kloster  der  Visitation,  an  der  Murten- 
strasse  1653  gegründet,  nachdem  die  von  Besan^on  hier- 
her gekommenen  Schwestern  dieses  Ordens  sich  1635 
zuerst  in  den  Neigles  und  dann  eine  Zeit  lang  in  der  Lau- 
sannengasse  niedergelassen  hatten.  Die  in  Gestalt  einer 
Rotunde  gebaute  Kirche  wurde  1656  geweiht  und  besitzt 
eine  kleine  Orgel  von  Aloys  Mooser.  Die  Klosterfrauen 
unterhalten  seit  1726  ein  Töchterinstitut,  das  gegenwärtig 
als  eines  der  besten  der  katholischen  Schweiz  gilt. 

Ebenfalls  an  der  Murtenstrasse  steht  das  Kapuziner- 
kloster. Nachdem  die  Kapuziner  1609  nach  Freiburg  ge- 
kommen waren,  wohnten  sie  zunächst  in  der  Remund- 
gasse  (im  ersten  Haus  rechts  beim  Eingang  in  die  Stadt), 
bis  ihr  im  Criblet  zu  erbauendes  Kloster  zum  Bezug  bereit 
sein  würde.  Da  aber  der  Bau  an  dieser  Stelle  auf  Schwie- 
rigkeiten stiess,  verlegten  sie  ihr  Kloster  in  die  Nähe  des 
Murtentores.  Einer  der  ersten  Kustoden  des  Kapuziner- 
klosters war  der  h.  Fidelis  von  Sigmaringen,  dem  sich 
als  weitere  Berühmtheit  der  Pater  Philipp  Tanner,  Sohn 
des  Landammannes  Konrad  Tanner  von  Herisau,  anreihen 
lässt.  Die  in  neuester  Zeit  restaurierte  Klosterkirche  war 
1622  und  die  unter  dem  Chor  befindliche  St.  Antonska- 
pelle 1677  geweiht  worden. 

Die  Ursulinerinnen  waren  von  Pruntrut  her  1634  nach 
Freiburg  übergesiedelt,  wo  man  ihnen  ein  Kloster  er- 
baute, dessen  Kirche  1655  geweiht  ward.  Dieses  erste 
Kloster    wurde   am  8.  Mai  1798  von   hier  einquartier- 


ten französischen  Truppen  an  allen  vier  Ecken  angezün- 
det und  brannte  nieder,  worauf  1804  am  Eingang  der 
Lausannengasse  das  heutige  Ursulinerinnen- 
kloster  mit  seiner  1805  geweihten  Kirche  ent- 
stand. Die  Ursulinerinnen  leiten  ein  in  gutem 
Rufe  stehendes  Töchterinstitut  und  eine  freie 
Mädchenschule  mit  4  Klassen. 

Ums  Jahr  1838  Hess  die  Gräfin  de  La  Poype 
Ordensschwestern  vom  h.  Vinzenz  von  F^ol 
(Sceurs  de  la  Charit^)  nach  Freiburg  kommen, 
quartierte  sie  vorläufig  in  einem  Frivathause 
ein  und  kaufte  ihnen  später  das  alte  Gebäude 
der  Redemptoristen  samt  deren  Kapelle  in  dem 
Nenstadtquartier.  Die  Schwestern  leiten  zur 
Zeit  ein  geschätztes  Mädchenpensionnat,  eine 
Nähschule  und  eine  freie  Schule  von  5  Klas- 
sen; ihnen  ist  auch  die  Pflege  im  Kranken- 
haus für  den  Bezirk  Saane  anvertraut.  Die 
Redemptoristen  oder  Liguorianer  waren  1838 
nach  Frei  bürg  ffekommen  und  hatten  hier 
das  alte  Seminar  der  Diözese  angekauft,  in  dem 
sie  sich  niederliessen.  Vor  ihrem  Auftreten  in 
Freiburg  hatten  sie  sich  1811  in  Posat  angesie- 
delt, lebten  dann  einige  Zeit  in  der  Yalsainte 
und  zogen  1824  nach  Giffers.  Iq  Freiburg  blie- 
ben sie  bis  zur  Aufhebung  ihres  Klostere  1848. 
Der  Orden  der  Malteserritter  Hess  sich  1259  in 
der  Matte  nieder,  wo  er  ein  Hospiz  für  arme 
kranke  Durchreisende,  ein  Komthurhaus  und  eine  Kirche 
errichtete ;  zu  Ende  des  16.  Jahrhunderts  wurde  zur  Vei^ 
waltung  der  Einkünfte  des  Klosters  ein  besonderer  weltli- 
cher Beamter  ernannt,  und  1825  zog  der  Grosse  Rat  das 
Vermögen  des  Ordens  an  den  Staat  u.  Hess  das  Hauptge- 
bäude zu  einer  Korrektionsanstalt  umwandeln.  Die  Klos- 
terkirche, St.  Johanneskirche,  soll  von  Rudolf  von  Hatten- 
berg  gegründet  worden  sein;  1259-1825  Hess  der  Or- 
den den  Gottesdienst  hier  durch  besonders  bestellte  Ka- 
pläne  ausüben.  Seit  1870  hat  die  Kirche  den  Rang  einer 
Pfarrkirche  oder  eines  Rektorates.  Sie  birgt  als  besonde- 
ren Schatz  die  von  Denis  Calvart  1595  gemalte  Anbetung 
der  h.  drei  Könige.  In  der  Nähe  der  St.  Johanneskirche 
steht  die  St.  Annakapelle. 

Als   eigentlicher  öründer  des   Klosters   der  Magerau 
(Maigrauge),  eines  der  ältesten  Ordenshäuser  Freibunre, 
gilt  Graf 
Hartmann 
der  Jün- 
gere von 
Kiburg 
(1255),weV 
halb  es 
auch  sein 
Wappen 
führt.    Die 

ersten 
Nonnen  ge- 
hörten dem 
Orden  des 
h.  Bene- 
dikt an  u. 

waren 
ohne  Klau- 
sur;   1261 
wurden  sie 
dem  Zister- 
zienseror- 
den ange- 
gliedert u. 
seit  1597 
zum  stren- 
gen   Klos- 
terleben 
angehal- 
ten.    Die 
Oberin 
trägt  den 
Titel  einer 

Aebtissin.  Die  1300  geweihte  Kirche  ist  ein  Kleinod  goti- 
scher Baukunst  und  birgt  sehr  schöne  Chorstähle,  viel- 
leicht die  ältesten  der  Schweiz  (13.  Jahrhundert). 


Stadt  Freibarg:  Rathaus. 


FBE 


FRE 


183 


Montorge  (Bisenberg),  ein  Frauenkloster  nach  der  Regel 
des  h.  Franziskus,  ist  1626  durch  den  Edelmann  Jakob 


Stadt  Freibarg:  Gebäude  der  natarwiiisensohaftlichen  PakaUät. 

Wallier,  Herrn  von  Saint  Au  bin  und  Bürger  von  Frei- 
burg, gestiftet  worden.  Es  wurde  von  der  am  9.  Juni  1737 
durch  Blitzstrahl  erfolgten  Explosion  des  Pulvermaga- 
zines  von  Burglen  hart  mitgenommen.  Schutzpatron  der 
Kirche  ist  der  n.  Joseph. 

Die  nach  dem  Vorbild  der  Santa  Casa  der  Mark  von 
Ancona  erbaute  und  am  11.  Oktober  1648  (zwei  Wochen 
vor  dem  Abschluss  des  30jahrigen  Krieges)  geweihte  Lo- 
rettokapelle  steht  neben  dem  Bürglentor  hart  am  Rande 
des  jähen  Felsens.  Die  Fa^ade  ist  im  Renaissancestil  ge- 
baut :  zahlreiche  Statuen  aus  dem  Jahr  1650  schmücken 
die  Aussenseiten.  Sie  bietet  dem  Auge  des  Besuchers  eine 
entzückende  Aussicht.  100  Meter  tief  unter  uns  er^- 
blicken  wir  die  Unterstadt  mit  der  St.  Johanneskirche; 
darüber  erhebt  sich  die  auf  steilen  Felsen  aufKehaute 
Oben-tadt  mit  dem  herrlichen  St.  Nikolausturme,  links  die 
neuen  Quartiere  mit  dem  schön  gelegenen  Bahnhofe. 
Welch'  feenhaften  Anblick  gewahrt  Freiburg  von  hier  aus 
zur  Nachtzeit,  wenn  die  vielen  Lichter  wie  unzählige 
Sterne  dem  Besucher  freundlich  entgegenschimmem. 

Das  ums  Jahr  12-24  gestiftet»^  Auitustinerkloster  ist  1848 
aufgehoben  und  zum  frei  burgischen  Staatsgefangnis  um- 
gewandelt worden.  Die  jetzt  zur  Pfarrkirche  St.  Moritz 
gewordene  Klottterkirche  besitzt  einen  aus  Holz  geschnitz- 
ten Hochaltar,  welcher  als  prächtiges  Denkmal  der  Re- 
naisnancekiinKt  bezeichnet  werden  darf. 

Die  am  Eingang  der  Remundgasse  stehende  schone 
protestantische  Kirche  datiert  vom  Jahr  1875.  hie  Mittel 
zum  Kirchenhau  hat  man  auf  dem  Wege  freiwilliger  Lie- 
bengaben  aufgebracht.  Die  frühere  St.  Peterskapelle  (um 
1299  gestiftet)  hat  mitsamt  dem  umliegenden  Friedhof 
1870  der  Anlage  von  Neubauten  weichen  müssen.  Zu 
nennen  sind  ferner  noch  die  Kapellen  La  Grotte,  St.  Bar- 
tholomäus, St.  Jost,  St.  Beatus,  M.  Leonhard  und  die  ehe- 
malige, 1453  erbaute  und  1H50  abgetragene  Kapelle  cc  Mi- 
s^ricorde  »,  in  der  die  zum  Tode  Verurteilten  (so  auch  der 
unffliick liehe  Fran^ois  d'Arsent)  ihr  letztes  Gebet  zu  ver- 
richten pflegten. 

Frei  bürg  besitzt  femer  eine  Reihe  von  Staatsffebäuden. 
Das  1734-1737  erbaute  und  1827  um  ein  halbes  Stockwerk 
erhöhte  Regierungsgebäude  oder  die  Kanzlei  ist  ein  solider, 
massiver  Bau,  in  dem  der  Staatsrat  seine  Sitzungen  abhält 
und  die  verschiedenen  Bureaus  der  kantonalen  Regierung 
sowie  das  Staatsarchiv  untergebracht  sind 

Das  Rathaus  mit  seinem  achteckigen  Turm,  sowie  mit 
seiner  gedeckten  doppelten  Aussenlreppe  soll  an  der  Stelle 
des  ehemaligen  Schlosses  der  Herzoge  von  Zähringen  ste- 
hen und  ist  eines  der  schönsten  Bauwerke  der  Stadt.  Es 
enthält  den  kürzlich  restaurierten  Grossratssaal  und  den 
Saal  für  das  Kantonsgericht.  Zu  beiden  Seiten  des  Ein- 
ganges befinden  sich  zwei  1881  zur  400  jährigen  Gedenk- 
feier an  den  Eintritt  Freiburgs  in  die  Eidgenossenschaft 
hergestellte  Bronzereliefs.  Das  neben  dem  Rathaus  befind- 
liche Stadthaus  enthält  die  Burt-aux  der  städtischen  Ver- 
waltung und  die  Sparkasse.  Dem  Rathause  gegenüber 
liegt   der  Lindenplatz   mit    der    sog.  Murtnerlinde,  die 


zum  Andenken  an  den  glorreichen  Sieg  der  Eidgenossen 
über  Karl  den  Kühnen  1476  gepflanzt  worden  sein  soll. 

Der  bischöfliche  Palast  ist  vom  Bischof  von  Lausanne 
und  Genf  erst  1818  als  dauernder  Wohnsitz  bezogen 
worden.  Schon  1553  besass  der  Bischof  von  Lausanne  in 
Freiburg  einen  eigenen  Palast,  der  aber  später  an  den 
Staat  verkauft  wurde,  dann  an  den  Bischof  Strambino 
überginfl  und  endlich  wieder  Staatseigentum  ward.  Der 
jetzige  bischöfliche  Palast  war  zuerst  Eigentum  des 
ehemaligen  Landvogtes  Montenach  von  Vaulruz,  der  ihn 
der  Diözesangeistlichkeit  verkaufte.  Von  dieser  ist  er  dann 
dem  jeweiligen  Bischof  zur  Residenz  eingeräumt  worden. 
Ein  schönes  Denkmal  des  Renaissancestiles  ist  die  vom 
Hauptmann  Jean  Ratzä  1583  erbaute  heutige  Präfektur, 
die  vom  Kanzler  Werro,  ihrem  letzten  privaten  Eigentümer, 
1830  käuflich  an  den  Staat  abgetreten  worden  ist.  Der  Bau 
ist  bemerkenswert  durch  sein  hohes  Giebeldach,  seine 
aus  vergoldetem  Kupfer  gearbeiteten  Dachi innen  in 
Drachengestalt,  seine  Turmspitzen,  Ecktürmchen  und  die 
monumentale  Säulengallerie  mit  Aussenpavillon. 

Zu  Oberst  in  der  Stadt  erheben  sich  die  aussichtsreichen 
und  weitläufigen  Gebäudeanlagen  des  1585  im  Bau  begon- 
nenen und  1604  vollendeten  Kollegiums  St.  Michael,  das 
heute  ein  französisches  und  ein  deutsches  Gymnasium, 
eine  Industrieschule,  eine  Handelsschule  und  ein  Lyzeum 
umfasst  und  in  dem  auch  das  Internat  und  die  Kantons- 
bibliothek untergebracht  sind.  Das  einstige  Wohnzimmer 
des  Paters  Canisius,  des  Gründers  des  Kollegiums,  ist 
heute  zu  einer  Kapelle  umgewandelt.  Die  schöne  St.  Mi- 
chaelskirche, im  Jahre  1613  geweiht,  mit  ihren  gitterge- 
schmückten Gallerten  u.  ihren  bemerkenswerten  Fresken 
ist  1897  restauriert  worden.  Das  Lyzeumsgebäude  stammt 
aus  dem  Jahr  1832,  enthält  die  ohern  Klassen  des  Kollegi- 
ums, das  physikalische  und  chemische  Laboratorium,  die 
philosophi8ch-philolo(iische,  theologische  und  juristische 
Fakultät  der  Universität,  das  kantonale  Museum  und  das 
MuHeum  Marcello. 

'  Ein  prächtiges  Gebäude  ist  das  heute  zum  Seminar 
umgewandelte  ehemalige  Jesuitenpensionnat.  Zur  Zeit 
seiner  Gründung  durch  die  Jesuiten  (1827)  zählte  es  20 
Zöglinge,  ein  Jahr  später  schon  deren  350  und  bei  seiner 
Aufhebung  1848  deren  800,  die  aus  allen  Staaten  Europas 
hierher  zusammc'ngeströmt  waren.  In  ihm  sind  heute  das 
Priesterseminar  der  Diözese,  die  städtische  Waisenanstalt 
und  die 
Knaben- 
schulen 
des  Burg- 
u.  Places- 
quartiers 
unterge- 
bracht. 

Die  na- 
turwissen- 
schaftliche 
Fakultät 
der  Uni- 
versität 
mit  ihren 
Sammlun- 
gen hat  ihr 
eij^enesfie- 
bäude  in 
P^rolles. 
Das  1897- 
1900  von 
der  Eidge- 
nossen- 
schaft an 
der  Stelle 
des  ehema- 
ligen Bad- 
hotels  er- 
baute neue 
Postgebäu- 
de steht 
gegenüber 

dem  Square  des  Places  an  einer  der  schönsten  Lagen 
der  Stadt.  Es  enthält  im  Erdgeschoss  die  Bureaux  der 
Post-,  im  ersten  Stock  diejenigen  der  Telegraphen-  u. 


btiidt  Freiburg:  Bruuuen  der  Taplerkeii. 


184 


FRE 


FRE 


Telephonverwaltung   und   im   zweiten   Stock  das   kan- 
tonale Gewerbe-  und  pädagogische  Museum.  Der  solide 


Stadt  Freiburg :  Orosse  Hängebrücke. 

steinerne  Bau  entspricht  in  seiner  ganzen  harmonischen 
Ausführung  vollkommen  dem  franzosischen  Renaissance- 
stil. Auf  demselben  Platz  findet  man,  ebenfalls  an  einer 
der  schönsten  Lasen  der  Stadt,  das  Konvikt  der  Theolo- 
giestudierenden (rruher  Hotel  de  Fribourg). 

Die  alten  Bürgerhäuser  an  den  engen  und  dunkeln 
Gassen  der  Altstadt  und  in  dem  den  modernen  Bedürfnis- 
sen angepassten  Burgquartier  tragen  meist  hohe  und  von 
Ecktürmchen  besetzte  Giebeldächer,  haben  Fassaden  mit 
Arabeskenverzierung,  Gitterfenster  und  prachtvolle  Kunst- 
schlosserarbeiten aus  dem  17.  u.  18.  Jahrhundert,  wie  auch 
über  den  Toreingängen  ausgehauene  Wappenschilde.  Mas- 
sive Steinsäulen  tragen  die  Bogenlauben,  und  an  den 
Strassenecken  stehen  in  Nischen  aus  Stein  gehauene  Sta- 
tuen. Die  ganze  Unterstadt  macht  noch  den  Lindruck  einer 
mittelalterlichen  Stadt  und  bildet  zusammen  mit  ihrer 
wundervollen  landschaftlichen  Umrahmung  eines  der 
denkbar  interessantesten  geschichtlichen  Denkmäler.  Die 
Bauten  der  vergangenen  Jahrhunderte  pflegen  in  hohem 
Masse  ein  harmonisches  Ganzes  zu  bilden  und  sind  Aussen 
und  Innen  mit  strengem  aber  elegantem  Stil  ausgestattet. 
Beispiele  solcher  Musterbauten  sind  die  in  der  Neustadt 
gegenüber  dem  Brunnen  der  Weisheit  (Fontaine  de  la 
Prudence)  und  im  Auquartier  die  gegenüber  dem  Brunnen 
der  Samaritanerin  stehenden  Häuser. 

Das  moderne  Freiburg  umfasst  die  Quartiere  St.  Peter, 
Pärolles,  Beauregard,  Gambach  und  Schönberg  und  bildet 
einen  auffallenden  Gegensatz  zu  den  alten  Stadtteilen. 
Hier  ist  Alles  durchaus  modern ;  die  prächtigen  Verzie- 
rungen des  mittelalterlichen  Freiburg,  seine  Eck-  und 
Glockentürmchen  und  gotischen  Häuser  verschwinden 
und  machen  kleinen  Villen  und  den  nur  auf  grosse  Ren- 
tabilität bedachten  Mietskasernen  Platz. 

Ein  treues  Zeugnis  des  die  schweizerische  Bildhauer- 
kunst des  16.  Jahrhunderts  beherrschenden  gesunden 
Realismus  sind  die  vielen  monumentalen  Brunnen  der 
Stadt,  von  denen  einige  zu  den  schönsten  der  Schweiz 
überhaupt  zählen.  In  der  Wahl  der  Brunnenfiguren 
Hessen  sich  die  Künstler  sowohl  durch  Rucksichten  auf 
die  lokalen  Verhältnisse  als  auch  durch  symbolische 
Eingebungen  leiten.  So  wurden  z.  B.  die  auszeichnenden 
kriegerischen  Eigenschaften,  denen  Freiburg  seinen 
Ruhm  und  seine  ehrenvolle  Stellung  verdankt,  durch 
den  Künstlerin  vier  Brunnendenkmälern  folgendermassen 
symbolisch  verewigt :  die  Kraft  durch  den  einen  Löwen 
bezwingenden  Samson  und  die  Weisheit  durch  eine  Mi- 
nerva ;  die  Tapferkeit  und  Treue  in  Gestalt  eines  gehar- 
nischten Kriegers  mit  dem  zu  jederzeitigem  Gebrauch 
bereiten  Schwert  an  der  Seite,  dem  Banner  in  der  rechten 
Hand  und  einem  treuen  Hund  zu  seinen  Füssen.  Die  be- 
deutendsten Monumentalbrunnen  Freiburgs  sind:  der 
Samsonbrunnen  (Fontaine  de  la  Force),  auf  dem  Platz 
vor  der  Liebfrauenkirche,  1551 ;  der  Brunnen  der  Tapfer- 


keit (Fontaine  de  la  Vaillance),  hinter  der  St.  Nikoläu»- 
kirche,  1549;  der  Brunnen  der  Weisheit  (Fontaine  de 
la  Prudence),  in  der  Neustadt,  1547  ; 
der  sog.  Bannerherrenbrunnen  (Fon- 
taine de  la  Fid^litö  oder  de  la  Vigi- 
lance),  an  der  Schmidgasse  (Rae  des 
ForgeronsJ,  1557;  der  St.  Annabmn- 
nen,  auf  dem  Platz  Klein  St.  Johann, 
1550-1560;  St.  Petersbrunnen,  auf  dem 
Spitalplatz,  1592;  St.  Georgsbrannen, 
auf  dem  Rathausplatz»  1760;  Wilden- 
mannbrunnen,  am  Fuss  der  Grand*- 
Fontaine,  1610;  St.  Johannesbrunnen, 
in  der  obern  Matte,  1547  ;  Samaritaner- 
brunnen,  in  der  Au,  1552.  Die  Mehr- 
zahl dieser  Brunnenstatuen  ist  von  Hans 
Geiler  (oder  Gieng),  einem  aus  dem 
deutschen  Reich  stammenden  in  Frei- 
burg eingebürgerten  Kunstler.  Sehr  be- 
zeichnend für  Freiburg  sind  auch  noch 
die  über  dem  Eingang  von  Toren  und 
Friedhöfen  errichteten  grossen  Kreuze  : 
La  Poya,  Burglentor,  St.  Johannesfried- 
hof, Grosser  Friedhof  etc.  Freibarg  hat 
nur  ein  einziges  Standbild,  das18o0  auf 
dem  Arkadenplatz  aufgestellte  Denk- 
mal des  in  Freiburg  am  17.  September 
1765  geborenen  und  hier  am  6.  März  1850  gestorbenen 
Erziehers  Pater  Girard,  des  «  Pestalozzi  »  der  französi- 
schen Schweiz.  Auf  dem  Friedhof  ist  bemerkenswert  das 
sog.  Franzosendenkmal,  das  zum  Andenken  an  die  81  in 
Freiburg  1871  gestorbenen  Soldaten  der  fhinzösischen 
Ostarmee  errichtet  worden  ist. 

Bevölkerunq.  Nach  den  Ergebnissen  der  eidgenössi- 
schen Volkszählung  vom  1.  Dezember  1900  zählt  die  Ge- 
meinde Freiburg  15794  Ew.  Damit  ist  Freiburg  unter  den 
schweizerischen  Städten  in  den  12.  Rang  gerückt,  während 
es  1888  noch  an  14.  Stelle  gestanden  hatte.  Es  ist  im  all- 
gemeinen sehr  schwierig,  die  Bevölkerungszahl  der  Stadt 
in  vergangenen  Jahrhunderten  festzustellen.  1444-1448 
fand  eine  umfassende  Zählung  statt,  nach  welcher  damals 
die  Stadt  5200-5800  Ew.  zählte,  die  sich  auf  503  bürger- 
liche u.  1394  nichtbürgerliche,  d.  h.  im  Ganzen  auf  1897 
Haushaltungen  verteilten  und  ein  Gesa  mtver  mögen  von 
1003212  livres  10  sols  (=  20064250  Franken  in  heutif^em 
Gelde)  besassen.  Genaue  Zählungen  sind  seit  dem  Ende 
des  18.  Jahrhunderts  vorgenommen  worden.  Folgende 
Tabelle  gibt  ein  Bild  der  Veränderungen  in  der  Bevölke- 
rungszahl : 

1444:    5200  Ew.  1850:      9065  Ew. 

1448:    5800     »  1860:    10454     » 

1789:    5100     .  1870:    10581      » 

1811:    6186     »  1880:    11410     » 

1818:    6446     »  1888:    12195     » 

1831:    8484     »  1900:     15794     » 

Die  1900  ermittelten  15794  Ew.  bilden  3254  Haushal- 
tungen, woraus  folgt,  dass  die  einzelne  Haushaltung  im 
Durchschnitt  aus  4,8  oder  rund  5  Personen  besteht;  7406 
Personen  sind  männlichen  u.  8360  weiblichen  Geschlech- 
tes, d.  h.  auf  1000  Männer  kommen  1130  Frauen.  Nach 
dem  Zivilstand  verteilt  sich  diese  Bevölkerungsziffer  auf 
10308  ledige,  4532  verheiratete,  886  verwitwete  und  40  ge- 
schiedene Personen.  Freiburg  ist  eine  von  denjenigen 
Städten  der  Schweiz,  in  denen  die  Einheimischen  verhält- 
nismässig noch  stark  vertreten  sind,  indem  man  zählt: 
Stadtbürger  3262  =  21  % 

Kantonsbürger  6955  =  44% 

Andere  Schweizerbürger      3956  =  25% 
Ausländer  1593  =  10% 

Das  ziemlich  beträchtliche  Wachstum  der  städtischen 
Bevölkerungszahl  während  der  letztvergangenen  12  Jahre 
rührt  zu  einem  Teil  von  der  seither  erfolgten  Gründung 
der  Universität  her. 

Ihrer  Muttersprache  nach  verteilen  sich  die  Bewohner 
wie  folgt :      Französisch  9713  =  61  % 

Deutsch  5550  =  36% 

lUlienisch  364  =    2% 

Andere  Sprachen      139  =    1  % 
Wie  der  Kanton   ist   auch  die    Stadt  Freiburg  zwei- 
sprachig und  zwar  bildet   —    mit    Ausnahme  des   Au- 


FRR 


FRE 


185 


quartiers  —  die  Saane  die  Sprachgrenze.  Seitdem  1889  die 
Universität  eröffnet  worden  ist,  hat  das  deutsche  Element 
an  Bedeutung  zugenommene  so  dass  man  jetzt  bei  einem 
Spaziergang  durch  die  Stadt  überall  beide  Sprachen  spre- 
chen hört. 

In  konfessionneller  Hinsicht  zählt  man 
Katholiken  1^03=06% 

Reformierte  2115  =  13  % 

Juden  111  =    1% 

Andere  37=    0% 

Die  bevölkerunff  wohnt  in  1094  Häusern,  von  denen  also 
jedes  im  Mittel  14  Insassen  zählt.  Doch  zeigen  sich  hier 
in  den  verschiedenen  Quartieren  der  Stadt  beträchtliche 
Unterschiede,  indem  auf  je  ein  Wohnhaus  im  Quartier 
UurglO,  in  den  Places  16,  in  der  Neustadt  15  und  der  Au  14 
Personen  entfallen.  Die  hohe  Ziffer  des  Quart ieres  Les 
Places  erklärt  sich  aus  dem  Vorhandensein  des  Spitales, 
des  Waisenhauses,  des  Gymnasiums,  der  Gasthöfe  und  der 
vielen  neuen,  grossen  und  geräumigen  Mietskasernen, 
während  die  beträchtlichen  Durchschnittszahlen  der  Neu- 
stadt und  Au  davon  herrühren,  dass  hier  die  Bevölkerung 
sich  unter  oft  ungenügenden  Platzverhältnissen  im  glei- 
chen Wohnhaus  stark  anhäuft.  Man  registriert  jetzt  jähr- 
lich 506  Geburten  und  375  Todesfalle  oder  3,21  bezw. 
2,35%  der  ansässigen  Bevölkerung.  Der  grosse  Prozentsatz 
der  Todesfälle  (der  höchste  unter  allen  Städten  der 
Schweiz)  rührt  der  Hauptsache  nach  von  Krankheiten 
der  Atmungsorgane  und  von  der  sehr  starken  Kinder- 
sterblichkeit her.  Eine  neulich  vorgenommene  Untersuch- 
ung der  Wohnungsverhältnisse  hat  ergeben,  dass  diese 
in  den  Quartieren  Burg  und  Les  PJaces  den  modernen  An- 
fordungen ziemlich  entsprechen,  in  der  Neustadt  und  Au 
dagegen  noch  vielfach  hmter  ihnen  zurückgeblieben  sind. 

Religiofi.  Freiburg  gehört  zum  Bistum  Lausanne.  Seit- 
dem infolge  der  Einfuhrung  der  Reformation  in  der  Waadt 
(1536)  der  Bischof  aus  Lausanne  vertrieben  und  sein 
Domherren  kapitel  aufgelöst  worden  war,  residiert  derselbe 
beständig  in  I-reiburg;  das  Kapitel  wurde  nicht  wieder- 
hergestellt. Nach  dem  um  1560  erfolgten  Tod  des  Bischofes 
Sebastian  von  Montfaucon  erhielt  der  Papst  das  aus- 
schliessliche Recht,  den  Bischof  der  Diözese  zu  ernen- 
nen. Bis  heute  haben  18  Bischöfe  in  Freiburg  ihren  Amts- 
sitz gehabt,  von  denen  die  berühmtesten  Strambino, 
Marilley  und  Mermillod  (1892  als  Kardinal  in  Rom  ge- 
storben) waren. 

Das  vom  Papst  Julius  II.  im  Jahr  1512  begründete 
Chorherrenstift  zu  St.  Nikolaus  zählt  12  vom  Staatsrat 
ernannte  Chorherren,  während  die  Wahl  des  Propstes 
dem  Grossen  Rat  zusteht.  Das  Stadtgebiet  ist  in  4  Kirch- 
gemeinden oder  Rektorate  eingeteilt : 
St.  Nikolaus  (Burgquartier),  St.  Moritz 
(Auquartier),  iSt.  Johannes  (Matte)  und 
St.  Peter  (Quartier  Les  Places).  Die  Re- 
formierten bilden  eine  eigene  Kirchge- 
meinde mit  Kirche  und  Pfarrer.  Frei- 
burg  besitzt  im  Ganzen  14  Kirchen  und 
10  Kapellen. 

Handel  und  Industrie.  Freiburg  ist 
wichtiger  Marktplatz  und  hat  als  solcher 
monatliche  Jahrmärkte  (besonders  im 
Mai  und  am  Martinstag)  und  alle  Sams- 
tage von  den  Bauern  und  fremden 
Händlern  stark  besuchte  Wochenmärkte. 
Bei  solchen  Gelegenheiten  hat  das  Le- 
ben in  der  Stadt  einen  ffanz  eigenarti- 
gen Anstrich  :  der  St.  Jonannesplatz  ist 
zum  Homviehmarkt  umgewandelt,  auf 
dem  Platz  Klein  St.  Johann  lassen  die 
Schweine  ihr  Gegrunze  ertönen,  die 
Promenade  des  Tilleuls  in  der  Neuen- 
stadt wird  zum  Pferdemarkt,  unten 
an  der  Grand'  Fontaine  lärmt  das  Klein- 
vieh, die  Reichengasse  (Grand'  Rue)  und 
der  Rathausplatz  sind  von  Obst-  und 
Geroüsehändlem  besetzt,  auf  dem  Lieb- 
fraoen-  und  Lindenplatz  stehen  die 
Buden  der  Waaren Verkäufer,  und  auf 
den  übrigen  Plätzen  der  Stadt  stehen  Fuhrwerke  aller 
Art  und  Gestalt  wirr  durcheinander.  Wichtigste  Gegen- 
stände des  Grosshandels  sind  Holz  und  Käse. 


Frei  bürg  ist  der  Sitz  der  bedeutendsten  Banken  des  Kan- 
tons und  hat  8  Geldinstitute,  von  denen  wir  die  Staatsbank, 
Kantonalbank,  Yolksbank  u.  die  Hypothekarkasse  nennen. 
Nach  dem  Niedergang  der  einstigen  einheimischen  Le- 
der- und  Tuchindustrie  blieb  die  Stadt  in  industrieller 
Beziehung  lange  Zeit  untätig.  Die  unruhigen  politischen 
und  kriefferiscnen  Zeiten  hatten  diese  alteingesessenen 
Handwerke  lahmgelegt,  ohne  an  ihre  Stelle  etwas  Ande- 
res zu  setzen,  sodass  die  moderne  Entwicklung  der  indu- 
striellen Tätigkeit  in  Freiburg  zunächst  keine  Anhalts- 
punkte für  eine  gedeihliche  Entfaltung  fand.  Dann  aber 
haben  die  günstige  Lage  der  Stadt,  die  verfü(j^baren  Na- 
turkräfle  und  eine  Reihe  von  anderen  Glücklichen  Um- 
ständen zusammengewirkt,  um  hier  blühende  Industrie- 
zweige einzuführen,  denen  fortwährend  neue  sich  an- 
schliessen.  Heute  hat  Freiburg  eine  Maschinenfabrik, 
Giesserei,  Milchchokolade-  und  Kunstdüngerfabrik  ;  ferner 
Karton nagefabriken,  grosse  Sägen  und  Holzverarbeitungs- 
werkstätten, eine  Tuchfabrik  etc.  Dazu  kommen  einige 
Buchdruckereien,  Lithographengeschäfte  und  Buchbin- 
derwerkstätten, sowie  ein  Glasmaleratelier.  Die  in  Frei- 
bur]^  in  Menge  sich  findenden  Kunstreichtümer,  seine 
schöne  und  an  überraschenden  Aussichtspunkten  so 
reiche  Lage,  der  ganze  mittelalterliche  Anstrich  der  Stadt 
und  die  jeden  Tag  in  der  St.  Nikolauskirche  veranstalteten 
Orgelkonzerte  zienen  während  der  Saison  auch  zahlreiche 
Fremde  an.  Jetzt  zählt  Frei  bürg  47  Gasthöfe,  49  Bier- 
und  Weinlokale  und  2  grosse  Bierbrauereien  (Kardinal 
und  Beauregard),  die  jährlich  80000  hl  eines  in  verdien- 
tem guten  Rufe  stehenden  Bieres  produzieren. 

Wissenschaft  und  Kunst.  Freiburg  ist  der  Sitz  einer 
1889  gegründeten  und  gänzlich  vom  Kanton  unterhaltenen 
Universität,  die  heute  4  Fakultäten  zählt:  die  theologische 
mit  12,  die  rechts-  und  Staats wissen$chaftl ich e  mit  16, 
die  philologisch-historische  mit  18  und  die  naturwissen- 
schaftliche mit  12  Professoren.  Eine  medizinische  Fakul- 
tät wird  sich  daran  in  Bälde  anschliessen.  Die  Zahl  der 
Studierenden  betrug  1901  420,  wovon  355  immatrikulierte 
Studenten  und  65  Hörer  waren ;  der  Heimat  nach  zählte 
man  173  Schweizer,  86  Reichsdeutsche  und  161  Andere. 
Die  naturwissenschaftliche  Fakultät  ist  mit  ihren  über 
die  vollendetsten  Instrumente  und  Apparate  verfügenden 
physikalischen  und  chemischen  Laboratorien  und  dem 
mineralogischen,  geo^aphischen.  botanischen,  physiolo- 
gischen und  zoologischen  Institut  in  ihrem  eigenen 
schönen  Gebäude  zu  P^rolles  untergebracht,  die  übri- 
gen Fakultäten  befinden  sich  im  Gebäude  des  Lyzeums. 
Das  1582  vom  Jesuitenpater  Canisius  gegründete  Kolle- 
gium St.  Michael  begann  seine  Wirksamkeit  1596  unter 


Stadt^Freiburg:  Eingang  in  die  Schlucht  d^s  Gotteron. 


dem  Rektorat  von  Canisius  in  dem  heute  noch  dem  glei- 
chen Zwecke  dienenden  Gebäudekomplex  am  Belsay.  Die 
akademischen  Kurse  des   Kollegiums  wurden  1755  und 


186 


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1762  eingerichtet.   Als   das  Kollegium  1848  aufgehoben 
wurde,  zählte  es  800  Schuler.  Seither  ist  es  zur  Kantons- 


SUdt  Freiburg :  Postgebäode. 

schule  umgewandelt,  die  seit  der  Neuoreanisation  von 
1857  ein  Lyzeum  von  zwei,  ein  französisches  und  deut- 
sches Gvmnasium  von  ie  6  und  eine  Industrieschule  (mit 
technischer  und  Handelsabteilung)  von  5  Klassen  umfasst. 
Im  Jahre  1900  zahlte  das  über  ein  Reinvermögen  von 
1618387  Franken  verfugende  Kollegium  317  Schuler.  Das 
Technikum  (£cole  des  Arts  et  Metiers)  vermittelt  die  Aus- 
bildung von  Technikern  und  Handwerkern :  es  zerfallt  in 
eine  technische  Abteilung  (für  Maschinentechniker,  Elek- 
trotechniker, Bautechniker,  Dekorationsmaler,  Glasmaler, 
Holz-  und  Steinbildhauer)  und  in  eine  Handwerkerabtei- 
lung (für  Mechaniker,  Maurer,  Steinhauer  u.  Schreiner). 
Der  Eintritt  in  das  Technikum  ist  nur  jungen  Leuten  mit 
vollständig  abgeschlossener  Yolksschulbildung  gestattet. 
Es  zählt  gegenwärtig  120  Schüler  und  befindet  sich  in 
P^roUes.  Hier  ist  auch  das  landwirtschaftliche  Institut, 
das  eine  landwirtschaffliche  und  eine  Käsereischule  um- 
fasst und  50  Schuler  zählt.  Zur  Anwendunc  der  in  P^rol- 
les  gelehrten  landwirtschaftlichen  Grundsätze  steht  dem 
Institut  das  grosse  Bauerngut  der  Grangeneuve,  eine  in 
der  Gemeinde  Posieux  gelegene  Staatsdomäne,  zur  Verfü- 
gung. 

An  Mittelschulen  hat  Freiburg  ferner  je  eine  berufliche 
Sekundärschule  für  Knaben  und  Mädchen  (diese  letztere 
mit  Unterricht  im  Zuschneiden,  Kleidermachen,  Kochen 
und  Glätten)  und  eine  höhere  Mädchenschule.  Zu  nennen 
sind  auch  noch  verschiedene  Privat<^chulen  (Lehrerinnen- 
seminar, Institute  der  Ursuiinerinnen,  der  Klosterfrauen 
von  der  Visitation  und  der  Providence,  dieses  letztere  mit 
Näh-  und  Haushaltungsschule),  die  Fortbildungskurse 
für  junge  Kaufleute  und  die  Musik-  und  Gesangsschule 
Vogt. 

Die  katholischen  Primarschulen  zählen  17  Knaben- 
klassen (wovon  4  deutsche),  10  Mädchenklassen  (wovon 
3  deutsche)  und  eine  Klasse  für  Schwachbegabte,  die  zu- 
sammen von  1271  Schülern  besucht  werden.  Daneben 
gibt  es  noch  eine  Anzahl  von  freien  Primarschulklassen. 
Alle  diese  Schulen  bilden  einen  besonderen  Schulkreis, 
der  unter  der  Oberaufsicht  eines  Inspektors  steht.  Die  7 
reformierten  Primarschulklassen  mit  zusammen  375  meist 
deutschsprechenden  Schulern  sind  dem  zweiten  Schul- 
kreis angegliedert,  der  sämtliche  reformierte  Schulen 
des  Kantons  umfasst. 

Frei  bürg  besitzt  mehrere  Bibliotheken,  deren  bedeu- 
tendste die  Kantons-  und  Universitätsbibliothek  mit  etwa 
110000  Druckbänden,  534  Handschriften  und  3^  Inku- 
nabeln ist.  Zu  ihr  gehören  je  ein  Lese-  und  ein  Zeit- 
schriftensaal, in  welchem  250  wissenchaftliche  Periodica 
aufliegen.  Reich  an  wertvollen  Büchern  sind  auch  die 
Seminarbibliothek  und  die  ökonomische  Bibliothek.  Diese, 
1813  von  der  ökonomischen  Gesellschaft  (gegründet,  hat 
jetzt  einen   Bestand  von  26000  Bänden.  Von  Bedeutung 


sind  Freiburgs  Sammlun^n  für  Kunst  und  WissenschafL 
Wir  nennen  das  naturhistorische  Museum  mit  je  einer 
zoologischen,  botanischen,  mineralogisch- 
ffeologischen  und  paläontologischen  Abtei- 
lung ;  das  Kunstr  und  historische  Museum 
mit  Abteilungen  für  Archäologie,  alte  und 
moderne  Kunst,  Numismatik  u.  geschicht- 
liche Denkmäler  (reiche  Münzsammlang, 
Medaillen,    Statuten,    Gemälde,    Porträts, 
Kunstwerke    mancherlei    Art,    Trachten, 
Wafl'en,  Rüstungen,  Möbel,  Gebrauchsge- 
genstände, Handwerkszeug,  Erzeugnisse  der 
Industrie  etc.);  das  Museum  Marcello,   in 
der    kunstliebenden    Welt    weit    bekannt 
durch  seine   einzigartige   Sammlung  von 
Kunstwerken  von  der   Hand   der   Künstle- 
rin Marcello,  der  in    Freiburg  geborenen 
Herzogin  Colonna  d'Affry,  die  diese  ganze 
Sammlung  ihrer  Vaterstadt  vermacht  hat. 
Das   erstgenannte  dieser  Museen  befindet 
sich  in  P^rolles,  die  beiden  andern  im  Ge- 
bäude des  Lyzeums.  Das  zur  Hebung  des 
Primarschulunterrichtes    im    Kanton    die- 
nende pädagogische  Museum  enthält  zahl- 
reiche Hand-  und  Lehrbücher,  Programme, 
Schulgesetze  und  -Vorschriften,  sowie  An- 
schauungsmittel aus  alter  und  neuer  Zeit  u. 
ist  eine  der  vollständigsten  Sammlungen 
dieser  Art  in  der  Schweiz;   es  ist  zusammen   mit  dem 
Gewerbemuseum  im  neuen  Postgebäude  untei^ebracht. 
Das  kantonale  Gewerbemuseum  (Mus^  industriel)  bildet 
den  Kern  des  beruflichen  Unterrichtswesens  im  Kanton 
Freiburg  und  besitzt  ausser  einer  reichhaltigen  Modell- 
sammlung auch  eine  Bibliothek,  die  wohlausgestattet  ist 
mit    Büchern  ül»er   Architektur,   Kunst  und  Handwerk, 
graphische  Künste,  Keramik.  Kostümkunde,  Ornamentik, 
Textilindustrie,   dekorative    Malerei,   Glasmalerei,    Bild- 
hauerei, Tapezierkunst.  Holz-  und  Metalltechnik  u.  s.  w. 
Es  bestehen   femer  eine  Reihe  von  Gesellschaften    für 
Wissenschaft,  Kunst  und  andere  Zwecke:  ihren  Sitz  ha- 
ben in  Freiburg  die  französische  u.  deutsche  geschichts- 
forschende  Gesellschaft  des  Kantons,  die  die  Studien  zur 
Geschichte 
von    Stadt 
und    Kan- 
ton för- 
dern   und 
Druck- 
schriften 
herausge- 
ben;   die 
1813   ge- 
pündete 
ökonomi- 
sche Ge- 
sellschaft, 
die  eben- 
fallseigene 
Arbeiten 
(so  u.a.  die 
6lrennes 
frihour- 
geoises) 
veröffent- 
licht; die 
naturfor- 
schende 

Gesell- 
schaft, der 
Kunstve- 
rein, Inge- 
nieur- und 
Architek- 
tenverein, 
Gewerbe- 
verein, die 
Juristen- 
gesellschaft, 
rungsverein 
tische 


Stadt  Freiburg  :  Sta  ithaas. 


litterarische    Gesellschaft,   der  Verschöne- 
von    Freiburg   und   Umgebung,  'die  statis- 
Gesellschaft.     Diesen    reihen   sich  an    verschie- 


FRE 


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187 


k^ 

Stadt  Kreibarg:  Murtnertor. 


dene  Gesanffvereine,  vier  Musikvereine  und  eine  Anzahl 
▼on  beruflichen  Vereinigungen,  wie  der  kaufmännische 

Verein,  Arbei- 
terverein, 
Metzgermeis- 
terverein   etc. 
Zeitungen  ffiebt 
es  in  Freiourg 
5,  wovon    nur 
eineeinzi|[e(La 
Libert^)  täglich 
erscheint.   Die 
übrigen  er- 
scheinen 2-3 
Mal  wöchent- 
lich, und  von 
diesen   ist  die 
Freibur^er 
Zeitung  m 
deutscher 
Sprache.     Für 
Maierei    und 
Zeichenkunst 
besteht  im 
prachtvollen 
Fribour^artis- 
tique  ein   be- 
sonderes   Un- 
ternehmen, 
das  die  Kunst- 
werke von 
Stadt    und 
Kanton    in  Wort  und  Bild   meisterhaft  darstellt. 

Verwaltung.  Freiburg  ist  der  Sitz  der  Kantons-,  Be- 
zirks- und  Stadt-Behörden  :  Grosser  Rat,  Staatsrat  und 
Kantonsgericht,  Stalthalter  (prüfet),  Bezirksgericht,  Han- 
delsregisterführer,  Konkursamt,  Friedensrichter;  Gros- 
ser Stadtrat  und  Gemeinderal  (Conseil  g^n^ral  und  Conpeil 
communal).  Die  Mitglieder  dieser  beiden  letztgenannten 
Behörden  werden  nach  dem  Grundsatze  der  proportionalen 
Vertretung  gewählt.  Der  Gemeinderat  besteht  aus  neun 
Beamten,  die  folgenden  Verwaltungsabteilungen  und  Kom- 
missionen vorstehen :  dem  Schulwesen,  der  Orts-  und 
Feuerpolizei,  dem  Gesundheitswesen,  dem  Finanzwesen, 
der  Gasfabrik,  dem  Bauamt,  der  Einwohnerkontrole,  der 
technischen  Kommission,  dem  Armen-  und  Unterstütz- 
ungswesen,  dem  Steuerwesen,  der  Sparkasse,  dem  Forst- 
wesen, Spital,  Fried hofswesen  und  Waisenamt.  Dieser 
auf  eine  Dauer  von  4  Jahren  gewählte  Gemeinderat  hat 
seinen  Sita  im  Stadthaus,  wo  auch  die  verschiedenen 
Boreaux  der  städtischen  Verwaltung  untergebracht  sind. 
Die  seit  1575  bestehende  Einrichtung  der  Scholarchen 
▼erteilt  die  jährlichen  Schulpreise  in  den  Primarschulen 
und  ermöglicht  begabten  aber  armen  jungen  Leuten 
durch  Verabreichung  von  beträchtlichen  Stipendien  das 
Universitätsstudium.  Das  städtische  Vermögen  besteht  in 
Kapitalien,  Eisenbahnaktien,  Obligationen,  Hinterlagen 
(d^pöts),  Waldungen,  Liegenschaften  und  Gebäulichkei- 
ten.  Um  sich  an  der  Eisenbahnunternehmung  Bern- 
Frei  burg-Lausanne  mit  der  Summe  von  2  015 000  Franken 
beteiligen  zu  können,  hat  die  Stadt  Freiburg  ihre  präch- 
tigen grossen  Forsten  zum  grossen  Teil  an  die  kantonale 
Forstverwaltung  käuflich  abgetreten. 

Armen-  und  Unterstützungsweaen.  Freiburg  erfreut 
sich  einer  ganzen  Reihe  von  Stiftungen  die  zur  Pflege 
der  Kranken,  sowie  zur  Unterstützung  von  Waisen,  Grei- 
sen und  bedürftigen  Familien  bestimmt  sind.  Staat,  Stadt, 
Vereine  und  Privatleute  sorgen  mit  grossem  Eifer  für 
die  Erhaltung  dieser  verschiedenen  Fonds.  Die  Kasse  der 
milden  Stiftungen  (fonds  pies)  oder  Armenkammer,  die 
bedürftige  Stadtbürger  unterstützt,  verdankt  ihre  Ent- 
stehung der  Vereinigung  von  mehreren  aus  alter  Zeit  stam- 
menden Stiftungen  zu  wohltätigen  Zwecken  (Confr^rie  du 
Saint  Esprit,  Grande  Aumönerie.  Confr^rie  de  Saint  Martin, 
Bonne  Maison  in  Bürgten,  Stiftung  Brunisholz,  Spital  zu 
St.  Jakob  etc.).  Neben  den  Zinsen  von  Kapitalien  und 
dem  Ertrag  von  Liegenschaften  erhält  diese  Kasse  auch 
Gelder  aus  Kollekten,  jährlichen  Beiträgen  von  Vereinen 
und  öffentlichen  Unternehmungen,  ferner  die  für  Ueber- 
tretnng   des   Gesetzes  betr.    das  Herbergswesen   ausge- 


sprochenen Bussen  etc.  Ihre  Tätigkeit  erstreckt  sich  auf 
die  Verteilung  von  Pensionen,  auf  Unterstützungen  in 
barem  Gelde  und  in  Naturalien  (Kleidung,  Nahrung, 
Schuhe,  Heizmaterial,  Arzneien,  Lehrgelder,  Mietzinse]. 

Ein  mit  der  Liebfrauenkirche  verbundener  und  mit 
eiffenem  Priester  versehener  erster  Bürgerspital  bestand 
schon  1248  auf  dem  Platz  der  Petita  Ormeaux  (Arkaden- 
allee). 1676  beschloss  man  den  Bau  des  heute  noch  ste- 
henden Spitals.  Dieser  ist  nach  dem  Muster  des  Mailänder 
Spitales  angelegt  und  hat  (den  Ankauf  von  sieben  Häusern 
und  die  Abtragung  des  Krankenhauses  für  arme  Durch- 
reisende inbegriffen)  18621  Gulden  ffekostet,  wobei  noch 
der  Architekt  Joseph  Andrä  Rossier  die  Bauleitung  ^atis 
besoi^te.  Die  Spitalkirche  zum  h.  Kreuz  ist  vom  Bischof 
Montenach  am  8.  Mai  1609  geweiht  worden.  Dieser  Bürger- 
spital hatte  sich  von  Anfang  an  beträchtlicher  Schenk- 
ungen zu  erfreuen;  eine  Donatorentafel  ist  im  Erdge- 
schoss  des  Gebäudes  angebracht. 

Heute  beträgt  das  Vermögen  des  Spitales  3532d42  Fran- 
ken. Die  Finanzkommission  verwaltet  dieses  Vermögen, 
während  die  Leitunff  des  Haushaltes  der  Hauskommission 
anvertraut  ist.  Für  die  Pflege  der  Kranlien  stehen  Ordens- 
schwestern und  drei  Aerzte  bereit.  Der  Spital  enthält  zwei 
Klassen  von  Insassen :  1.  die  Pfründer,  bejahrte  Stadt- 
bürger, deren  stets  vollbesetzte  Zahl  auf  60  beschränkt  ist 
und  2.  die  ei|g;entlichen  Kranken,  die,  wenn  sie  Stadt- 
bürger oder  Dienstboten  von  solchen  sind,  unentgeltlich 
verpflegt  werden.  Nach  Massgabe  des  verfügbaren  Platzes 
werden  aber  auch  kranke  Nichlbürger  aufgenommen,  die 
eine  ihren  Mitteln  entsprechende  Gebühr  bezahlen. 

Im  Jahre  1841  kaufte  die  Gräfin  La  Poype  um  30000  Fr. 
das  alte  Gebäude  der  Redemptoristen  in  der  Neuenstadt 
an,  Hess  Ordensschwestern  vom  h.  Vinzenz  von  Paul  kom- 
men und  begründete  damit  das  Hospice  de  la  Providence, 
das  sich  die  Erziehung  armer  junger  Mädchen  zum  Ziele 
setzt.  Heute  umfasst  diese  Stiftung  ein  Pensionnat.  eine 
Schule  u.  Nähschule,  wo  junge  Mädchen  die  Handarbeiten 
unentgeltlich  erlernen  können,  und  das  Krankenhaus  des 
Bezirkes  Saane.  welch'  letzteres  im  alten,  von  den  Liguori- 
anem  bis  1848  bewohnten  Seminargebäude  untergebracht 
ist. 

Das  städtische  Waisenhaus  ist  1868  zu  Gunsten  von 
aus  Freiburg  gebürtigen  Waisen  ubd  vernachlässigten 
Kindern  gegründet  worden,  hat  seiile  eigene  sehr  gute 
Schule  mit  ausgesprochen  beruflichem  Charakter  und 
verfügt   über   ein 

Kapital    von 
672  908  Fr.  Wohl- 
tätigen    Zwecken 
dienen  ausserdem 
noch  die  Kinder- 
krippe ,    der   Ar- 
men- und  Unter- 
stützungsverein, 
die  Konferenzen 
zum    h.    Vinzenz 
von  Paul  etc. 

Das  öffentliche 
Gesundheitswesen 
der  Stadt  lässt 
noch  zu  wünschen 
übrig.  Auf  diesem 
Gebiete  genügt  es 
nicht,  das  schon 
Bestehende  weiter 
zu  vervollkomm- 
nen ,  sondern  es 
muss  noch  man- 
ches Neue  ge- 
schaffen werden. 
Bei  dem  stetigen 
Anwachsen  der 
städtischen  Bevöl- 
kerung sehen  sich 
die  Behörden  oft- 
mals schwierig  zu 
lö.senden  Fragen 
gegenüber  gestellt.  Badanstalten  bestehen  in  den  Neigles ; 
kalte,  warme,  Medizinal- und  Schwilzbäderam  Boulevard. 
Die  Wasserversorgung  entspricht  den  heutigen  Anforde- 


Stadt  Freibarg:  BQrglentor. 


188 


FRE 


PRE 


rungen,  seitdem  man  das  Reservoir  von  Le  Guintzet  er- 
baut bat)  das  die  ganze  Stadt  mit  filtriertem  Saanewasser 
versoret. 

Vei'kehrsmittel,  Als  Verkehrsweg  hat  die  Saane  zu 
keiner  Zeit  eine  bedeutende  Rolle  gespielt,  obwohl  sie  oft 
zur  Verfrachtung  des  Leders  nach  Zurzach  und  zum  Flös- 
sen von  Holz  hat  dienen  müssen.  1860  wurde  die  erste  in 
Freiburg  einmündende  Bahnlinie,  das  Teilstück  Bern- 
Freiburfi,  gebaut.  Heute  kommen  im  Bahnhof  Freiburg 
täglich  52  Eisenbahnzuge  an,  und  ebensoviele  gehen  von 
ihm  nach  allen  Richtungen  hin  aus.  Postwagen  nach  Bulle 
(mit  Anhalten  in  den  Ortschaften  zu  beiden  Ufern  der 
Saane),  Plalfeien,  zum  Schwarzsee,  nach  Schwefelbergbad 
und  Schwarzenburg. 

In  der  Stadt  selbst  bekteht  eine  elektrische  Strassen- 
bahn  von  8^  m  Schienenlängej  die  1897-1900  erbaut 
worden  ist.  Die  Unterstadt  ist  mit  der  Oberstadt  durch 
eine  Drahtseilbahn  mit  Wassergegengewicht  verbunden, 
die  längs  der  malerischen  Schlucht  des  Pertuis  aufsteigt, 
eine  Schienenlänge  von  112  m  hat  und  eine  Steigung  von 
51-55%  überwindet..  Die  von  der  Stransenbahn  durch- 
zogene Hauptverkehrsader  der  Stadt  geht  vom  Bahnhof 
aus  durch  die  Avenue  de  4a  Gare,  Remundgasse,  Konvikt- 
platz,  Lausannengasse,  Lindenplatz  und  St.  Nikolausgasse 
ois  zur  grossen  Hängebrücke.  Am  Bahnhof  zweigt  die 
Strassenbahn  einerseits  nach  P^rolles  und  andererseits 
nach  Beauregard  ab.  Die  oft  von  Handwagen,  Kutschen, 
der  Strassenbahn  und  schweren  Lastfuhrwerken  über- 
füllte Lausannen^asse  zeigt  sich  mehr  und  mehr  als  ein 
sowohl  für  die  Sicherheit  als  die  Schnelligkeit  des  Ver- 
kehrs ungenügender  Weg  und  wird  in  Bälde  durch  eine 
ihr  parallel  ziehende  neue  Strasse,  die  Alpenstrasse,  ent- 
lastet werden.  Die  beiden  Saaneufer  sind  miteinander  ver- 
bunden durch  die  aus  Stein  erbauten  St.  Johannesbrücke 
und  Pont  du  Milieu,  durch  die  gedeckte  hölzerne  Berner- 
brücke  und  durch  die  Eisenbrücke  in  der  Magerau.  Die 
beiden  früher  schon  erwähnten  Hängebrücken  über- 
spannen das  Saane-  und  Golteronthal  und  bilden  die 
Hauptverkehrsadern  zwischen  Freiburg  u.  dem  deutschen 
Bezirk  einerseits  und  dem  rechtsufrigen  Saanebezirk  an- 
dereseits. 

Geickichtlicher  Ueberblick.  Freiburg  wurde  gegründet 
ums  .lahr  1178  von  Herzog  Berchtold  IV.  von  Zähringen. 
Der  Gründer  gab  der  Stadt  in  der  Handveste  verschie- 
dene Freiheiten  und  Privilegien,  so  die  Wahl  ihres  eige- 
nen Magistrates  und  der  Beamten,  wie  die  Freiheit  von 
Steuern  und  Abgaben.  Berchtold  IV.  starb  1185.  Sein 
Nachfolger  Berchtold  V.  gründete  1191  die  Stadt  Bern  auf 
Reichsgebiet.  Mit  ihm  erlosch  1218  das  Geschlecht  der 
2^hringer;  das  Erbe  kam  an  seine  Schwester  Anna,  die 
Gemahlin  des  Grafen  Ulrich  von  Kiburg,  dessen  Sohn 
Hartmann  1249  die  der  Stadt  Freiburg  bewilligten  Privi- 
legien bestätigte.  Nach  dem  Aussterben  der  Kiburger  1264 
kam  die  Stadt  an  den  Grafen  Eberhard  von  Habsburg,  der 
sie  1277  um  9040  Mark  Silbers  an  den  König  Rudolf  von 
Habsburg  verkaufte.  In  der  Folge  hatte  nun  Freiburg  von 
Bern  und  Savoyen,  den  Feinden  Habsburgs,  viel  zu 
leiden.  Nachdem  es  1447,  von  diesen  zwei  (j%nern  hart 
bedrängt,  von  Oesterreich  im  Stiche  gelassen  worden  und 
nachdem  sogar  Albrecht  von  Oesterreich  in  Freiburg  mit 
aller  Strenge  gegen  den  Rat  vorgegangen  war,  da  sah 
sich  die  Stadt  nach  einem  anderen  Schutzherren  um.  Sie 
hatte  zu  wählen  zwischen  Bern  und  Savoyen ;  nach  län- 
gerem Zögern  stellte  sich  die  Bürgerschaft  unter  den 
Schutz  des  Herzogs  Ludwig  von  Savoyen,  der  ihr  alle 
früheren  Privilegien  von  Neuem  bestätigte  (1452). 

Als  1474  die  Eidgenossen  dem  Burgunderherzoge  Karl 
dem  Kähnen  den  Krieg  erklärten,  zogen  auch  die  Frei- 
burger mit  ihnen  ins  Feld.  Gemeinsam  mit  Bern  eroberte 
Freiburg  1475  Murten,  Cudrefin,  Avenches,  Payerne  und 
Estavayer.  Nach  dem  Siege  bei  Grandson  besetzten  1000 
Eidgenossen  unter  Hans  Waldmann *s  Filhrung  Freiburg, 
um  die  Stadt  gegen  einen  neuen  Angriff  des  Herzoges  zu 
schützen.  Statt  dessen  zog  Karl  der  Kühne  mit  einem  Heer 
von  etwa  30000  Mann  vor  Murten,  das  1500  Berner  unter 
Adrian  von  Bubenberg  und  100  Freiburger  unter  d'Affry 
besetzt  hielten.  Die  Eidgenossen  rückten  mit  gesamter 
Macht  zum  Entsatz  aus  und  vernichteten  am  22.  Juni  1476 
in  der  glorreichen  Schlacht  bei  Murten  das  glänzende 
burgundische  Heer. 


Für  die  ihnen  von  Freiburg  geleistete  Hilfe  waren  die 
Eidgenossen  nicht  undankbar.  Die  Städte  Zürich,  Bern 
und  Luzern  schlössen  mit  Solothurn  und  Freiburg  einen 
besonderen  Bund  und  beantragten  auch  deren  Aufnahme 
in  den  Bund  der  Eidgenossen.  Doch  widersetzten  sich 
dem  die  Länderkantone  aus  Furcht  vor  der  Uebermacht 
der  Städte.  Auf  der  denkwürdigen  Tagsatzung  zu  Stans 
1481  drohte  vollständige  Entzweiung  unter  den  Eidgenos- 
sen auszubrechen,  und  nur  durch  die  Vermittel ung  des 
seligen  Nikiaus  von  der  Flue  kam  eine  vollständige  Ver- 
söhnung zu  Stande,  deren  Folpe  war,  dass  Freiburg  und 
Solothurn  am  22.  Dezember  1481  als  vollberechtigte  Glie- 
der in  den  Bund  der  Eidgenossen  aufgenommen  >vurdeii. 
Grosse  Freude  herrschte  darüber  in  Freiburg,  dessen 
Stadtrat  dem  Bruder  Klaus  aus  Dankbarkeit  ein  Stuck 
weissen  Tuches  übersandte.  Heute  noch  hält  Freiburg  den 
seligen  Friedensfürsten  hoch  in  Ehren. 

Als  Glied  der  Eidgenossenschaft  erfreute  sich  Freiburg 
langer  Jahre  voll  inneren  Wohlstandes  und  Glückes.  Von 
dieser  Zeit  an  bis  1789  hatte  die  deutsche  Sprache  in  Frei- 
burg entschieden  die  Oberhand  und  war  ornziell  in  Staat, 
Kirche  und  Schule  eingeführt.  Seit  dieser  Zeit  beginnt 
auch  ein  aristokratisches  Regiment  in  der  Stadt  sich  aus- 
zubilden. 

Im  16.  Jahrhundert  war  Freiburg  die  Hochburg  der 
Gegenreformation  in  der  Schweiz.  Die  neuen  Orden  der 
Jesuiten  und  Kapuziner  entfalteten  hier  ihre  Wirksam- 
keit. Am  10.  Dezember  1580  kamen  die  ersten  Vertreter 
der  Gesellschaft  Jesu,  Petrus  Canisius  und  sein  Genosse 
Robert  Andrew,  nach  Freiburg.  Etwa  30  Jahre  später  Hes- 
sen sich  hier  auch  die  Kapuziner  nieder,  denen  man  1609 
vor  dem  Murtentor  ein  ei^fenes  Kloster  baute.  Beide  Or^ 
den  leisteten  Grosses  für  die  Religion  und  Erziehung  der 
freiburgischen  Bevölkerung.  Nachdem  der  Jesuitenorden 
durch  Papst  Clemens  XIV.  am  21.  Juli  1775  aufgehoben 
worden  war,  blieben  die  Patres  als  nunmehrige  Welt- 
geistliche in  Freiburg  in  ihren  Aemtem. 

Viel  Unglück  und  Verderben  brachte  der  Stadt  Preiburs 
das  Jahr  1798.  Französische  Truppen  unter  dem  General 
Pigeon  zogen  in  die  Stadt  ein  und  erzwangen  von  ihr  eine 
Kriegsentschädigung  von  über  2  Millionen  Franken.  Die 
französische  Besatzung  hauste  schrecklich  und  zündete  u. 
a.  auch  das  Ursulinerinnenkloster  an. 

Durch  die  von  Napoleon  I.  der  Schweiz  aufgezwungene 
Mediationsakte  vom  Jahr  1803  wurde  der  Freiburger  Louis 
d'Affry  zum  ersten  Landammann  der  Schweiz  ernannt,  un- 
ter dessen  Vorsitz  die  erste  Tagsatzung  im  Franziskaner- 
kloster zu  Freiburg  zusammentrat.  Das  Jahr  1815  brachte 
der  Stadt  wieder  die  alte  staatliche  Einrichtung.  Als  1818 
der  Jesuitenorden  wieder  hergestellt  ward,  zogen  auch 
die  Patres  dieser  Gesellschaft  wieder  in  Freiburg  ein  und 
Rundeten  hier  1828  das  grossartige  Jesuitenpensionnat, 
das  zeitweise  bis  zu  800  Zöglin|^e  aus  allen  Ländern 
zählte.  Im  Sonderbundskrieffe  ruckten  die  eidgenossi- 
schen Truppen  unter  General  Dufour  am  13.  November 
1847  vor  Freiburg,  wo  Maillardoz  den  Oberbefehl  inne- 
hatte. Infolge  innerer  Uneinigkeit  und  mangelhafter  Or- 
ganisation der  Verteidigung  sah  sich  die  Stadt  genöti^ 
am  folgenden  Tag  schon  zu  kapitulieren.  Die  inlol^  die- 
ser Ereignisse  noch  1847  eingesetzte  radikale  Regierung 
wurde  1857  gestürzt  und  durch  eine  bis  heute  bestehende 
katholisch-konservative  Verwaltung  ersetzt. 

Berühmte  Männer.  Eine  grosse  Anzahl  von  auf  allen  Ge- 
bieten menschlicher  Tätigkeit  hervorragenden  Männern  ist 
ist  in  der  Stadt  Freiburg  entweder  geboren  oder  hat  in  ihr 
einen  grossen  Teil  ihres  Lebens  zugebracht :  Die  Maler 
Grimoux,  der  grosse  Realist ;  Wuilleret,  der  Schöpfer  des 
Totentanzes  im  Franziskanerkloster ;  ferner  Friess,  Sterck 
und  Sprinj^,  die  eine  grosse  Anzahl  von  Kirchengemälden 
schufan.  Die  Bildhauer  Hans  Geiler  oder  Gieng.  Schöpfer 
von  fast  allen  Monumentalbrunnen  der  Stadt;  Gaspard 
Hugonin,  dem  man  die  Kanzel  in  der  St.  Nikolauskirche 
verdankt ;  Antoine  de  Penney,  dessen  kunstgeübte  Hand 
die  Chorstühle  von  St.  Nikolaus  schnitzte ;  die  Grafin  Co- 
lonna  d'Affry,  genannt  Marcello,  diese  unvergleichliche 
Künstlerin,  die  ihrer  Vaterstadt  einen  grossen  Teil  ihrer 
nun  im  Museum  Marcello  vereinigten  Werke  schenkte. 
Als  Kunstschlosser  zeichnete  sich  Ulrich  Wagner  aus, 
der  Urheber  des  schmiedeeisernen  Gilters  von  St.  Niko- 
laus.   Schriftsteller:   die  Freiburger   Chronisten  Fries, 


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Stemer  und  Goilliman ;  der  Historiker  Baron  d'Alt :  der 
Bischof  Lentzbourg,  Verfasser  der  chronologischen  Ueber- 
sicht  über  die  Geschichte  des  Kantons  und  der  Geschichte 
der  Landvoffteien ;  der  Domherr  Fontaine,  Verfasser  des 
Recueil  diplomatique;  Dr.  Berchtold,  Verfasser  einer  drei- 
bändigen Geschichte  des  Kantons  Freiburg ;  Franz  Kuen- 
lin.  Verlasser  des  Dictionnaire  g^ographique  et  historique 
du  canton  de  Fribourg  und  der  Darstellung  des  Kantons 
im  «Gemälde  der  Schweiz •  ;  Alex.  Daguet,  der  eine 
Schweizergeschichte  schrieb;  Kantonsbibiiothekar  Abb^ 
Gremaud,  ein  wie  Daguet  sehr  geschätzter  Historiker. 
Kirchenschriflsteller  und  Kanzelredner :  Pater  Canisius, 
Propst  Schneuwly,  Sebastian  Werro,  Kapuzinerpater  Phi- 
lipp Tanner ;  Ausffustinerpater  Tornarc,  der  Verfasser  von 
Streitschriften;  Kardinal  G.  Mermillod,  ein  unerreichtes 
Muster  der  Kanzelberedsamkeit.  Staatsmänner,  Diploma- 
ten und  Politiker :  der  unglückliche  Schultheiss  Fran^ois 
d'Arsent,  der  Volkstribun  Pannerherr  Falk,  der  erste 
Landammann  der  Schweiz  (1803)  Louis  d'Affrv,  der  ver- 
diente Volksredner  und  Finanzthann  Louis  de  Weck-ney- 
nold,  der  geschätzte  Redner  u.  Politiker  Louis  Wuilleret. 
Als  Pädagog  erwarb  sich  Pater  Girard  seinen  Weltruf,  und 
Aloys  Mooser  hat  sich  als  Orgelbauer  (besonders  durch 
die  berühmte  Orgel  in  der  St:  Nikolauskirche),  unsterb- 
lich gemacht.  Ihm  stand  endlich  als  vorzüglicher  Orgel- 
spieler und  Komponist  J.  Vogt  zur  Seite. 

Bibliographie,  Artikel  Freibur^  in  den  Dictionnaires  von 
F.  Kuenlin,  Raemy  u.  Pater  Apollinaire  Dellion.  —  Ferner : 
Huomberger,  Ferdinand.  Fretbu^rg  in  der  Schweiz  u.  seine 
Umgebung.  Freiburg  (1804).  [Dr.  K.  Buombbrobr.] 

FREIBURQHAUS  (Kl.  Bem,Amtsbez.  Laupen,  Gem. 
NeucnegK).  574  m.  Weiler;  1,5  km  w.  Neuenegg  und  3,5 
km  II  w.  der  Station  Flamatt  der  Linie  Bern- Frei  bürg.  11 
Häuser,  74  reform.  Ew. 

FREIDORF  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem.  Rogg- 
viil).  541  m.  Kleines  Dorf,  an  der  Strasse  St.  Gallen- Roj^g- 
wil ;  1,8  km  s.  Roggwil  und  2,5  km  nw.  der  Station  Mörs- 
wil  der  Linie  St  Gallen- Rorschach.  Telephon.  19  Häuser, 
110  kathol.  und  reform.  Ew.  Kirchsemeinden  Arbon  und 
Roggwil.  Obstbau,  Viehzucht  u.  Milchwirtschaft.  Stickerei. 
Zwei  kleine  Fabriken.  Die  Katholiken  Freidorfs  befinden 
sich  in  einer  eigentümlichen  Lage.  Während  sie  gesetz- 
lich der  thurffauischen  katholischen  Kirchgemeinde  Arbon 
zugeteilt  sind,  dort  auch  Stimmrecht  haben  und  dorthin 
Kirchen-  und  Armensteuer  entrichten,  bedienen  sie  sich 
in  allen  reli^ösen  Angelegenheiten  (Kirchenbesuch,  Re- 
ligionsunterricht, Tauion,  Heiraten,  Beerdigungen)  der 
St.  gallischen  katholischen  Kirchgemeinde  Berg,  die  ihnen 
näher  liegt  und  wohin  sie  ebenfalls  Kirchensteuer  bezah- 
len, ohne  aber  stimmberechtigt  zu  sein. 

FREIKNALP  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggenburg, 
Gem.  Wiidhaus).  1300-1400  m.  Alpweide  mit  8  am  N. -Hang 
des  Gamserrück  und  nahe  den  Schwendiseen  zerstreut  ge- 
legenen Hütten ;  2,5  km  s.  über  Wildhaus. 

FREIBNBACH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Rheinthal, 
Gem.  Oberriet).  615  m.  Weiler,  in  dem  vom  Freienbacher- 
bach entwässerten  schönen  Thalchen,  am  Weg  auf  den 
Kamor  und  Hohen  Kosten ;  %h  km  sw.  Oberriet  und  4  km 
n.  der  Station  Rüti  der  Linie  Rorschach -Sargans.  15  Häu- 
ser, 70  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Kobelwald.  Viehzucht. 
Schöne  Wallfahrtskapelle.  Heimat  des  Landaminannes, 
Rechtsanwaltes  und  Obersten  Zäch. 

FREIBNBACH  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Höfe).  416  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  am  Zurichsee,  an  der  Strasse  Richterswil- 
Lachen  und  1,5  km  ö.  der  Station  Räch  der  Linie  Zürich- 
Glarus-Linthal.  Postbnreau,  Telegraph,  Telephon.  Die 
Gemeinde  umfasst  ausser  dem  Dorf  Freienbach  noch  die 
Inseln  Ufenau  und  Lützelau,  die  Halbinseln  Hürden  und 
Dachau,  sowie  die  Weiler  und  Dörfer  Bach,  Fällmis,  Wi- 
len,  Hürden  und  Pfaffikon  und  zählt  zusammen  in  294 
Häusern  2270  kathol.  Ew.;  Dorf:  45  Häuser,  331  Ew. 
Acker-,  Wein-,  Obst-  u.  (jemüsebau,  Viehzucht.  Fischerei. 
Früher  Eigentum  des  Klosters  Einsiedeln  und  unter  der 
Scbirmvogtei  der  Grafen  von  Rapperswil,  Grafen  von 
Habsburg  und  endlich  der  Stadt  Zürich  stehend.  Auf  der 
Ufenau  seit  958  die  Pferrkirche  und  seit  dem  8.  Jahrhun- 
dert auf  der  Lützelau  ein  Nonnenkloster.  Nachdem  einst 
bei  einer  unglücklichen  Ueberfahrt  auf  die  Ufenau  50 
Personen  ertrunken  waren,  erbaute  man  1308  die  Pfarr- 
kirche auf  dem  festen  Lande  im  Dorf  Freienbach  selbst. 


Freienbach  und  Hürden  während  des  alten  Zürichkrieges 
in  Asche  gelegt.  Zur  Zeit  der  französischen  Invasion  von 
1798  Freienbach  und  Pfäfßkon  von  den  fremden  Truppen 
besetzt.  972 :  Friginbach. 

FREIBNBACHBRBACH  oder  STROSSLBR- 
BACH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Rheinthal).  Bach;  ent- 
springt in  1204  m  im  Forstseeli  (O.-Hanff  des  Fähneren- 
spit£)  im  Kanton  Appenzell,  lliesst  nach  SO.,  durchschnei- 
det den  Weiler  Freienbach,  wendet  sich  dann  nach  NO. 
und  mündet  nach  6  km  langem  Lauf  bei  Oberriet  in  425  m 
in  den  Werdenberger  Binnenkanal. 

FREIBNLAND  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorder- 
land, Gem.  Walzeohausen).  875  m.  Gruppe  von  8  Häusern, 
7  km  w.  der  Station  Au  der  Linie  Rorschach- Sargans  und 
1,8  km  s.  Walzeohausen.  39  reform.  Ew. 

FRBIBN8TBIN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Bülach).  375  ni. 
Gem.  und  Dorf,  am  SW.-Fussdes  Irchel,  am  rechten  Ufer 
der  Töss  gegenüber  Rorbas  und  2  km  n.  der  Station  Em- 
brach-Rorbas  der  Linie  Winterthur- Bülach.  Telephon. 
Gemeinde,  mit  Ober  Teufen,  Unter  Teufen  und  Schloss 
Teufen  :  190  Hauser,  1301  reform.  Ew. ;  Dorf:  122  Häuser, 
891  Ew.  Die  Gemeinde  zieht  sich  von  den  Ufern  der  Töss 
hinauf  bis  auf  den  Irchel  (896  m).  Wein-  und  Ackerbau, 
Viehzucht.  Wie  Rorbas  ist  auch  Freienstein  ein  Dorf  mit 
reger  industrieller  Tätigkeit :  je  eine  Baumwollspinnerei 
(mit  22000  Spindeln),  Weberei  (mit  340  Arbeitern),  Gies- . 
serei  und  Ziegelei.  Auf  einem  Hügel  n.  vom  Dorf  die  Ueber- 
reste  des  Schlosses  Freienstein,  das  heute  zu  einem  Kin- 
derasyl mit  40  Zöglingen  im  Alter  von  6-14  Jahren  umge- 
wandelt ist.  Gemeinsam  mit  Rorbas  ein  Krankenasyl.  Nane 
dem  Schloss  Teufen  Ruinen  aus  der  Römerzeit.  Aleman- 
nische Siedelung  mit  Gräbern  nahe  dem  Schloss.  Die 
Freiherren  von  Freienstein  sind  schon  im  Jahre  1360  aus- 
gestorben. Am  Fusse  des  1254  zum  erstenmal  ffenannten 
Schlosse^  Freienstein  gruppierten  sich  die  Wohnungen 
der  Hörigen  zum  Dorf.  1443  nahm  der  österreichische 
Vogt  auf  der  Kiburg  das  Schloss  mit  Sturm,  weil  einer 
seiner  Untertanen  hier  unschuldig  gefanffen  gehalten 
wurde.  Auf  dem  nämlichen  Hdgelzuffe  auch  noch  Reste 
eines  alten  Turmes,  der  die  Dörfer  des  Thaies  weithin 
beherrscht.  Nach  dem  Uebergan^  an  die  Stadt  Zürich 
(1452  und  1471)  bildeten  Freienstein,  Rorbas  und  Teufen 
mit  den  umliegenden  Gegenden  eine  dem  Enneren  Amt 
der  Landvogtei  Kiburg  angegliederte  Gerichtsherrschaft. 
890:  Tiuffen.  Vergl.  Dändliker,  Karl.  Geschichte  der  Ge- 
meinden RorbaSf  Freienstein  und  Teufen,  Bülach  1870. 

FREIBNSTBIN  (Kt.  Zürich,  Bez.  und  Gem.  Pfäfll- 
kon).  580  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  an  der  Strasse  Hitt- 
nau-Pfäfßkon  und  1  km  so.  der  Station  Pfaffikon  der  Linie 
Effretikon-Wetzikon-Hinwil.  30  reform.  Ew. 

FREIBNWIL  (Kt.  Aargau,  Bez.  Baden).  469  m.  Gem. 
und  Dorf,  nahe  dem  linken  Ufer  der  Surb  und  7  km  nö. 
der  Station  Baden  der  Linie  Zürich-Baden-Brugg.  Post- 
ablage, Telephon.  67  Häuser,  370  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde Lengnau.  Acker-  und  Weinbau,  Viehzucht. 

FREIQADBN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster,  Gem.  Kalt- 
brunn). 690  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  an  der  Strasse 
Gauen- Rieden  und  3,5  km  nö.  der  Station  Kaltbrunn  der 
Linie  Rapperswil-Wesen-Sargans.  27  kathol.  Ew.  Vieh- 
zucht. Herstellung  von  Käse. 

FREIHEIT  (Kt.  Appenzell  I.  R.).  2142  m.  Gipfel,  in 
der  Gruppe  des  Altmann  (Säntis),  vom  Hundstein  durch 
.  eine  enge  Schlucht  getrennt.  Appenzell-Meglisalp-Freiheit 
4  V,  Stunden.  Bestem  wie  auch  der  Hundstein  aus  Schrat- 
tenkalk. 

FREIHERRENBERQ  (Kt.  SchWyz,  Bez. Einsiedeln). 
1115  m.  Bergrücken,  Ausläufer  des*  von  den  Mythen  nach 
NO.  abgehenden  und  das  Alpthal  vom  Amselthal  trennen- 
den Kammes,  so.  Einsiedeln.  Mit  schönen  Wiesen  und 
Waldungen  bestanden.  Eigentum  des  an  seinem  Fusse 
stehenden  Klosters  Einsiedeln.  Am  Freiherrenberg  halten 
die  Franzosen  1798  ein  festes  Lager  errichtet,  um  hier 
den  vom  Muotathal  über  Iberg  ins  Sihlthal  vordringen 
wollenden  Russen  unter  Suwaroff  den  Weg  zu  sperren. 

FREIHERTEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Bischofszeil,  Gem. 
Haupt  wil).  597  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  an  der  Grenze 
gegen  den  Kanton  St.  Gallen,  am  Weg  Hauptwil  •  Gottes- 
haus u.  1,5  km  nö.  der  Station  Hauptwil  der  Linie  Gossau- 
Sulgen.  49  reform.  u.  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Bischofs- 
zell.  Futterbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 


190 


FRE 


FRfi 


FREIMETTINQEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Konolfln- 
gen).  Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  Freyhettingen. 

FREITHEIL  (Kt.  Obwalden,  Gem.  SarneD).  Ableilung 
der  Gemeinde  Samen,  den  Flecken  Sarnen  selbst  und  die 
Siedelungen  Bizighofen  u.  Kirchhöfen  umfassend.  S.  den 
Art.  Sarnen. 

FREIWILEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Tablat,  Gem.  Wit- 
tenbach).  594  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  an  der  alten 
Strasse  St.  Gallen-Bomanshorn ;  1,2  km  nw.  Wittenbach 
u.  5,5  km  nw.  der  Station  St.  Eiden  der  Linie  St.  Gallen- 
Rorschach.  38  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

FRENEY,  FRENifeRE,  FR^QNIRE.  Ortsnamen, 
in  der  französischen  Schweiz  ziemlich  häußg  vorkom- 
mend:  vom  latein.  fraxinetum  u.  fraxinaria  =  Eschen- 
hain, Eschen  Wäldchen. 

FRENEY  (AU)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey,  Gem.  St. 
Gingolph).  841  m.  Maiensässe  mit  etwa  einem  Dutzend 
Hütten,  am  NW.-Fuss  des  Grammont,  am  rechten  Ufer 
der  Morge,  von  Wald  umrahmt ;  2  km  s.  vom  Dorf  schwei- 
zerisch St.  Giiigolph. 

['  FRENifeRE  oder  FR^QNIRE  (PONT  DE  LA) 
(Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Ormont  Dessous).  978  m. 
Brücke  über  die  Grande  Kau ;  2,3  km  ö.  Le  Söpey.  Dient 
den  Bewohnern  von  La  Forclaz  zur  direkten  Verbindung 
mit  der  gegenüberliegenden  Thalseite  und  erspart  ihnen 
den  Umweg  über  LeKosey  oder  über  den  unterhalb  Le 
S^pey  über  die  Grande  Eau  führenden  Pont  des  Planches. 
Bei  der  Brücke  reiche  Fundstelle  von  Fucoiden  des  Flysch. 

FRENifeRES  od.  FREQNlfeRES  (Kt.  Waadt,  Bez. 


:^ 

Holzbäuser  in  Frenleres. 

Aigle,  Gem.  Bex).  859  m.  Dorf,  im  Thal  des  Avancen,  am 
rechten  Ufer  des  Avao^on  de  Nant,  am  Fuss  des  bewalde- 
ten Felskopfes  Le  Sex  ä  FAigle  und  1  Vi  Stunden  onö. 
über  der  Station  Bex  der  Simpionbahn.  Postablage,  Tele- 
phon ;  Postwagen  Bex  -  Les  Plans.  Der  Kreis  Freni^res 
zählt  mir  dem  Dorfe  gleichen  Namens  und  den  am  linken 
Ufer  des  Avan^on  gelegenen  Weilern  Ley  Outraz  und  Les 
Ven^resses  zusammen  54  Häuser,  304  reform.  Ew.  Ueber 
dem  Dorf  Neocom  mit  Kephalopoden ;  unter  dem  Dorf 
Trias  (Gips  und  Bauchwacke). 

FRENI£RE8  oder  FREQNifeRES  (LES  PLAN8 
DE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Bex).  S.  den  Art.  Plans 
(Les). 

FRENKE  oder  FRENKENBACH  (Kt.  Basel  Land, 
Bez.' Liestal).  Bach;  entsteht  aus  zwei  Quellarmen,  der 
Vorderen  und  Hinteren  Frenke,  deren  erstgenannter  w. 
Langenbruck  in  810  m  entspringt  und  das  >A^ldenburger- 
thal  entwässert,  während  der  andere  von  der  Wasserfalle, 
s.  Beigoldswil,  aus  920  m  herabkommt,  das  Thal  von 
Beigoldswil  durchiliesst  und  sich  mit  der  Vorderen  Frenke 
i  km  n.  Bubendorf  zum  Frenkenbach  vereinigt,  der  1  km 
so.  Liestal  in  319  m  von  lioks  in  die  Ergolz  mündet.  Ge- 
samte Lange  des  Laufes  des  Frenkenbaches  mit  der  Vor- 
deren Frenke  16  km.  Zahlreiche  Brücken. 


FRENKENDORF  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Liesta)).  340 
m.  Gem.  und  Dorf,  im  Thal  der  Er^olz,  links  vom  FlQse- 
chen  und  3  km  nw.  Liestal.  Station  NiederschönthaU 
Frenkendorf  der  Linie  Olten-Basel.  Telephon.  Gemeinde, 
mit  einem  Teil  von  Niederschönthal :  130  Häuser,  1267 
reform.  Ew.;  Dorf:  111  Häuser,  1077  Ew.  Bildet  mit  Fäl- 
linsdorf zusammen  eine  gemeinsame  Kirchgemeinde. 
Pfarrkirche  zu  St.  Margaretha  1731  vergrössert,  ihr  Turm 
1616  neu  erstellt.  Landwirtschaft.  Viele  der  Bewohner  ar- 
beiten in  den  Fabriken  zu  Niederschönthal.  Asyl  für  arme 
und  verlassene  Mädchen.  1194:  Terra  de  Francon. 

FREN8CHENBBRQ  (Kt.  Uri,  Gem.  Silenen).  816  m. 
Weiler,  über  der  Mündung  des  Kärstelenbaches  in  die 
Beuss  prachtvoll  gelegen,  1  Stunde  so.  der  Station  Amstäg 
der  Gotthardbahn.  10  Häuser,  55  kathol.  Ew.  Kapelle. 

FRfeRE8  (BOI8  DBS)  (Kt.  Genf,  Bechtes  Ufer,  Gem. 
Vernier).  418  m.  Eichenwald,  nahe  dem  rechten  Ufer  der 
Hhone  und  3,5  km  w.  Genf.  War  früher  weit  grösser  und 
umfasi>t  heute  noch  etwa  27  ha.  Zuerst  Eigentum  von  drei 
Brüdern,  die  als  Dominikanermönche  im  Kloster  Palays 
wohnten  ;  kam  nach  der  Beformation  an  den  Allgemeioen 
Spital,  der  ihn  1780  an  einen  Privatmann  verkaufte. 

FRfeRE8  (LE8  TROI8^  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entre- 
mont).  3248  m.  Gipfel,  in  der  kleinen  Kette  der  Luisettes, 
die  zu  dem  Hochgebirgsgebiet  zwischen  Grand  Com  bin 
und  Mont  Velan  gehört ;  Nachbar  des  Mont  Capucin  (3270 
m),  des  Tunnel  (2827  m)  und  der  Aiguille  des  Luisettes 
(3000  mj.  Oestl.  über  dem  Valsoreygletscher  und  w.  über 
dem  italienischen  Thälchen  von  By,  einem  Seitenarm  des 
Val  d'Ollomont.  Auf  der  italienischen  Karte 
mit  3269  m  kotiert  und  Tre  Fratelli  oder 
Monte  Cordina  geheissen.  Besteigung  er- 
folgt über  den  Col  de  Valsorey  und  zwar 
von  der  Valsoreyhütte  des  S.  A.  C.  aas  in 
4,  von  Ollomont  in  Italien  aus  in  6  Stunden. 
FRBSENS  (Kt.  Neuenbürg,  Bez.  Bou- 
dry).  615  m.  Gem.  und  Dorf,  in  einer  klei- 
nen Seitencombe  zum  Vallon  de  la  Tannaz ; 
1,5  km  ö.  Provence,  18  km  sw.  Neuenburg 
und  2,5  km  wsw.  der  Station  Gorgier  -  St. 
Aubin  der  Linie  Neuenburg-Lausanne.  Post- 
ablage. Telephon.  44  Häuser.  175  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  St.  Aubin.  Landwirt- 
schaft. 

FR^TE,  FR^TAZ.  In  der  französi- 
schen Schweiz  häufig  vorkommender  Orts- 
name ;  altfranzösisch  fröte  =  deutsch  First, 
Kamm,  Grat. 

FRfeTE  DE  SAILLE  (LA)(Kt.  Waadt 
und  Wallis).  Verwitterter  Felskamm,  des- 
sen niedrigster  Punkt  2599  m  erreicht  und 
der  den  Grand  und  Petit  Muveran  mitein- 
ander verbindet;  4  Stunden  so.  über  Les 
Plans  de  Frenieres.  Wenig  unterhalb  der 
Kammlinie,  auf  Walliser  Seite,  ist  von  der 
Sektion  Les  Diablerets  des  S.  A.  C.  1895 
die  Bamberthütte  erstellt  worden,  die  als  Ausgangspunkt 
für  eine  Heihe  von  Gipfeltouren  (Grand  Muveran,  Petit 
Muveran,  Pointe  d'Aufallaz,  Dent  au  Favre,  Grande  Dent 
de  Mordes)  dient  und  häufig  auch  Muveran  hü  tte  geheissen 
wird.  Divesische  Schiefer  (unteres  Oxford),  ziemlich  fos- 
ßilreich  (pyritische  Aramoniten  und  gestreckte  Belem- 
niten). 

FRfiTE  DU  PARC  (LA)  oder  AR^TE  AU  PARC 
(Kt.  Wallis,  Bez.  Saint  Maurice).  20(10-2200  m.  Verwitter- 
ter Felskamm,  ö.  Ausläufer  des  Luisin,  über  dem  Plateau 
und  den  Hütten  von  La  Creuse  (ob  Salvan).  Auf  der  Sieg- 
friedkarte ün benannt.  Parc  wird  wie  Pä  ausgesprochen. 
FRETEREULE8  oder  FRETREULE8  (Kt.  Neuen- 
burg, Bez.  Boudry,  Gem.  Brot  Dessous).  857  m.  Gruppe 
von  9  Häusern,  über  der  Strasse  Rochefort-Noiraigue,  am 
Eingang  ins  Val  de  Travers,  12  km  ö.  Neuenburg  u.  1  kni 
nw.  der  Station  Le  Champ  du  Moulin  der  Linie  Neuen - 
burg-Pontarlier.  42  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Roche- 
fort. Landwirtschaft.  1527:  Fructurules.  Spongitenkalke 
des  untern  Argovien  (Birmensdorferschichten). 

FRfeTE8  (AUX)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Orbe,  Gem.  Vau- 
lion).  1138  m.  3  Häuser,  mit  denen  von  Le  Plane  zu  einer 
Gruppe  vereinigt,  am  SO.-Hang  des  von  der  Dent  de  Vau- 
lion  nach  NO.  ziehenden  und  das  Thal  des  Nozon  von 


FRfi 


FRl 


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demjeDiffen  der  Orbe  scheidenden  Kammes ;  am  Weg  Vau- 
lion-Vallorbe.  19  reform.  Ew. 

FRltTE8  <LE8)  (Kt.  Neuenborg,  Bez.  Le  Locle,  Gem. 
Les  Brenets).  920-1000  m.  0  an  der  alten  Strasse  Le  Locle- 
Les  Brenets  zerstreut  gelegene  Häuser  und  Villen,  n.  vom 
Eisen bahntunnel  durch  d^n  Col  des  Koches  und  2,2  km 
w.  Le  Locle.  Station  der  Schmalspurbahn  Le  Locle  -  Les 
Brenets.  Telephon.  68  reform.  Ew.  Viehzucht.  Sommer- 
frische. Einige  der  Hänser  wieder  zum  sogen.  Bas  des 
Frötes  gruppiert.  Discoidenmergel  (unterer  Jura). 

FRltTES  (LES  PRI8E8)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Grand- 
son.  Gem.  Provence).  S.  den  Art.  Prises  Fr£tes  (Les). 

FRETREULE8  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  Boudry,  Gem. 
Brot  Dessous).  Häusergruppe.  S.  den  Art.  Fretereules. 

FREUDENAU  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  und  Gem.  Wil). 
543  m.  Weiler,  an  der  Grenze  gegen  den  Kanton  Thur- 
gau,  am  SW.-Band  der  Thurau  und  am  linken  Ufer  des 
Alpbaches;  1,8  km  so.  Wil  und  1  km  nw.  der  Station 
Schwarzenbach  der  Linie  Wioterthur  -  St.  Gallen.  Tele- 
phon. 34  kathol.  Ew.  Wiesen-  und  Obstbau.  Stickerei. 

FREUDENBERQ  (Kt.  Appenzell  L  R.,  Gem.  Appen- 
zell). 844  m.  Aussichtspunkt,  mit  5  Bauernhöfen  und  einer 
Gastwirtschaft,  1  km  s.  Appenzell.  45  kathol.  Ew.  Rund- 
sicht auf  das  Thal  der  Sitter,  das  umliegende  Voralpen- 
land, den  Gäbris  und  einige  Gipfel  des  Vorarlbergs. 

FREUDENBERQ  (Kt.  Appenzell  L  R.,  Gem.  Appen- 
zell). 934  m.  Höchster  Punkt  der  Strasse  Appenzell-Gais ; 
2.5  km  nö.  Appenzell.  Bauernhöfe  und  Gastwirtschaft. 
Prachtvolle  Aussicht  auf  die  Gruppe  des  Säntis. 

FREUDENBERQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans,  Gem. 


Burgruine  Freudenberg  über  Ragas. 

Ragaz).  584  m.  Burgruine,  auf  einer  Anhöhe  1,2  km  wsw. 
der  Station  Ragaz  der  Linie  Sargans-Chur.  Im  Mittelalter 
übte  der  auf  Burg  Preudenberg  sitzende  Schlossherr  die 
Gerichtshoheit  über  das  umliegende  Land  aus.  Die  Burg 
zu  verschiedenen  Malen  und  zwar  von  den  Grafen  von 
Werden  berg,  österreichisch  Habsburg  und  Toggen  bürg 
geplündert.  Im  alten  Ziirichkrieg  1437  von  den  Eidgenos- 
sen belagert,  genommen  und  zerstört.  Die  bald  darauf 
(1446)  geschlagene  Schlacht  von  Ragaz  nahm  von  hier 
aus  ihren  Anfang.  Heute  steht  auf  dem  Hügel  ein  moder- 
nes Schlösseben.  Prachtvolle  Aussicht  auf  Rheinthal  und 
Gebirge . 

FREUDENBERQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Tablat).  887  m. 
Höhenzug  und  Aussichtspunkt  mit  Gastwirtschaft,  2  km  ö. 
über  St.  Gallen.  Die  Aussicht  umfasst  den  Bodensee,  das 
Appen zeller land'  und  di^  Glarner  und  Schwyzer  Alpen. 
Panorama  von  Heinrich  Keller  1819  und  von  Isenring 
1856  aufgenommen.  Sehr  beliebtes  Ausflugsziel  der  Be- 
wohner St.  Gallens. 

.  FREUDENBERQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Toggen- 
burg, Gem.  Oberuzwil).  580  m.  Gruppe  von  6  Häusern, 
am  O.-Hang  des  Vogelbergs,  an  der  Strasse  Niederuzwil- 
Obenizwil  und  400  m  sw.  der  Station  Uzwil  der  Linie 
WinlerthurSt.  Gallen.  29  kathol.  und  reform.  Ew.  Land- 
wirtschaft. Seidenweberei  und  Spinnerei. 

FREUDENBERQ   (Kt.  Thurgau,   Bez.  Münchwilen, 


Gem.  Simach).  552  m.  Weiler,  an  der  Strasse  Münch- 
wilen-Aadorf-Winterthur;  1,8  km  nw.  Simach  und  2,5  km 
nö.  der  Station  Eschlikon  der  Linie  Winterthur-St.  Gallen. 
12  Häuser,  74  reform.  Ew.  Futter-  u.  Obstbau,  Viehzucht 
und  Milchwirtschaft.  Stickerei. 

FREUDENFEL8  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Steckbom,  Gem. 
Eschenz).  528  m.  Grosses  Landgut  mit  Schloss,  am  N.- 
Hang des  Seerückens,  an  der  Strasse  Eschenz-Pfyn  und  so. 
über  Eschenz  und  dem  Untersee.  Hier  stand  einst  die  alte 
Burg  der  Herren  von  Eschenz,  deren  Geschlecht  mit  dem 
136ö^  gestorbenen  Abt  Heinrich  von  Muri  und  den  in  der 
Schlacht  bei  Sempach  getöteten  Angehörigen  erlosch.  Die 
Vogtei  kam  durch  Kauf  an  das  Stift  Einsiedeln,  das  beute 
noch  Eigentümer  des  Gutes  ist  und  es  durch  einen  seiner 
Patres,  den  sogen.  Statthalter,  verwalten  lässt,  während 
ein  anderer  Pater  des  Klosters  katholischer  Pfarrer  von 
Eschenz  ist  und  Nahrung  und  Löhnung  von  Einsiedeln 
aus  bezieht.  Das  Landgut  warf  früher  dem  Kloster  rei- 
chen Ertrag  ab.  13  kathol.  Ew.  Ackerbau.  Geschätzter 
Wein.  Zu  dieser  Domäne  gehört  auch  die  kleine  Insel  St. 
Othmars  Werd  im  Rhein,  auf  der  eine  neue  Wallfahrts- 
kapellCvSteht  und  die  mit  dem  thurgauischen  Ufer  durch 
einen  $n  der  Stelle  einer  einstigen  Kömerbrucke  erstell- 
ten Steg  verbunden  i,st.  Ruinen  emer  römischen  Siedelung 
mit  Töpferwerkstätte. 

FREUDENTHAL  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  Schaffhausen). 
550-500  m.  Langes  una  en^es  Thal  mit  einigen  Bauern- 
höfen, n.  vom  Schweizersbild  und  3  km  n.  Schaflhausen. 
5  Häuser,  2t  reform.  Ew.  An  der  Rosenberghalde  im 
Freudenthal  haben  H.  Karsten,  E.  Joos  und  J.  Nüeäch 
1874  vorhistorische  Hohlenwohnungen  aufge- 
funden. Vergl.  Karsten,  Hermann.  Studie 
der  Urgesch.  des  Menschen  in  einer  Höhle 
des  Schaffhauser  Jura  (in  Mitt.  der  an- 
tiquar,  Gesellsch.  in  Zürich,  18).  Zürich 
1Ä4. 

FREUDWIL  (Kt.  Zärich,  Bez.  und  Gem. 
Uster).  550  m.  Dorf,  3  km  nö.  Uster  und 
1,7  km  sw.  der  Station  Fehraltort  der  Linie 
EfTretikon-Wetzikon-Hinwil.  Postablage,  Te- 
lephon. 29  Häuser,  122  reform.  Ew.  Land- 
Wirtschaft 

FREYMETTIQEN  oder  FREIMET- 
TIQEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Konolfingen). 
676  m.  Gem.  und  Dorf,  am  linken  Ufer  des 
Kiesenbachs  und  500  m  sw  der  Station  Stal- 
den  der  elektrischen  Bahn  Burgdorf-Thun. 
29  Häuser,  207  reform.  Ew.  Ackerbau,  Vieh- 
zucht und  Milchwirtschaft.  Säge;  Elektrizi- 
tätswerk; Knochenmühle. 

FRIBENq   (Kt.  Graubunden,  Bez.  Vor- 
derrhein, Kreis  Disentis,  Gem.  Truns).  1030 
m.   Burgruine,  am   S.-Hang  der  Brigelser 
Hörner  und  1,5  km  nö.  Truns. 
FRIBOURQ.  Kanton  und   Stadt.   S.    die  Art.  F^rei- 

BURG. 

FRICK  (Kt.  Aarffau,  Bez.  Laufenburg).  349  m,  Kirche 
in  372  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  im  Frickthal,  an  der  Ver- 
einigung der  beiden  Arme  der  Sisseln  und  der  Strassen 
von  Zürich  und  Aarau  nach  Basel.  Station  der  Linie  Zü- 
rich-brugg-Basel.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon; 
Postwagen  Aarau-Frick  und  Frick-Oberhof.  200  Hauser, 
937  kathol.  Ew.  Acker-  und  Weinbau,  Viehzucht.  Zicho- 
rienfabrik; Ziegelei  und  Backstein fabrik.  Bedeutender 
Marktplatz.  Die  schöne  Kirche  steht  auf  einer  Anhöhe. 
Frick  war  römische  Siedelung.  worauf  mehrfache  Münz- 
funde weisen.  In  der  Nähe  cfer  Kirche,  auf  dem  sog. 
Rambar  (rempart)  und  am  Rain  hat  man  in  freier  Erde 
vergrabene  oder  zwischen  Steinplatten  gebettete  Skelete 
aufgedeckt,  wobei  bei  dem  einen  ein  Skramasax^  bei 
einem  andern  Schwert  und  Ring  zum  Vorschein  kamen. 
Im  Mittelalter  war  der  Kirchhügel  mit  Mauer  und  Wall 
bewehrt.  Zur  Zeit  des  Nä felser krieges  1389  streiften  Ber- 
nerschaaren,  die  in  den  Aargau  eingefallen  waren,  plün- 
dernd bis  nach  Frick.  Aus  Frick  stammt  der  bekannte 
Meister  Burchard  von  Frick,  ein  gelehrter  Mann,  der  als 
Geheimschrei  her  von  Könie"  Albrecht  I.  1303-1309  in 
deutscher  Sprache  das  habsburgisch-österreichische  Ur- 
bar geschrieben  hat  und  auch  nach  Albrechts  Tod  im 
Dienste  des  Hauses  Habsburg  verblieb.  Frick  führt  im 


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FRl 


FRI 


Wappen  ein  grünes,  herzförmiges  Lindenblatt.  1113-1114  : 
Fricca. 
FRICK  (OBER)  (Kt.  Aargau,  Bez.  Laufenburg,  Gem. 


Fr  ick  von  Westen. 

Gipf-Obertrick).  379  m.  Dorf,  im  Frickthal,  an  der  Sis- 
sefn;  1,8  km  sw.  der  Station  Frick  der  Linie  Zürich- 
Brugg- Basel.  Telephon.  84  Häuser,  435  kathol.  Ew. 
Acker-  und  Weinbau,  Vieh-  und  Bienenzucht.  Mühlen; 
je  eine  Säge  und  ein  mechanische  Dreherei. 

FRICKBKRQ  (Kt.  Aargau,  Bez.  Laufenbur^).  653  m. 
Waldgekrönte  Höhe,  mit  trigonometrischem  Signal ;  1,8 
km  nö.  Frick.  An  den  untersten  Hängen  mit  Heben, 
Aeckern  und  Wiesen  bestanden. 

FRICKTHAL  (Kt.  Aargau).  So  lieisst  heute  die  aar- 
gauische Landschaft,  die  die  beiden  Bezirke  Laufenburg 
und  Rheinfelden  umfasst.  Seit  der  fränkischen  Zeit  war 
der  Frickgau  (926:  Frichgowe,  Friccowe)  das  Gebiet 
zwischen  Aare,  Rhein  und  Möhlinbach  und  wurde  durch 


Hombcrg-Thierstein,  der  Herrschaft  Laufenburg,  der 
Grafen  von  Rheinfelden  und  der  Herzoge  von  Zähringen) 
gewesen,  ging  das  Frickthal  allmählig  in  die  Hände  der 
Habsburger  über  :  so  1330  die  Herr- 
schaft Rheinfelden  als  Pfand  und  1408 
Laufenburg  von  der  jüngeren  babsburg- 
ischen  an  die  ältere  österreichische 
Linie.  Von  nun  an  bildete  das  Frickthal 
einen  Teil  der  vorderösterreichiBchen 
Herrschaft,  deren  Reffierungssitz  zuerst 
Ensisheim  u.  später  treiburg  im  Breis- 
gau war.  Seit  der  Eroberung  des  Aar- 
uaues  durch  die  Eidgenossen  bat  das 
Frickthal  im  Wesentlichen  seine  beu- 
tigen Grenzen  beibehalten.  Es  zerfiel  in 
3  Teile  :  die  Herrschaft  Laufenburg 
(unterer  Teil  mit  Leibstadt,  Met- 
tau,  Gausingen,  Sulz,  Kaisteu,  Itten- 
thal),  die  Landschaft  Frickthal  im  en- 
geren Sinne  (mit  Frick,  Zeihen,  Hoi^ 
nussen,  Herznach,  Wölflinswil,  Witt- 
nau,  Schupfart,  Oeschgen,  Eiken,  Ober 
Mumpf,  Stein)  u.  die  Landschaft  Möh- 
linbach ^mit  Rheinfelden,  Wegenstetten, 
Zuzgen,  Nieder  Mumpf,  Zeiningen,  Möb- 
lin,  Mägden,  Olsberg,  Kaiseraugst).  Die 
Regierung  vertraten  das  Oberamt  der 
Kameralherrschaft  Rheinfelden  für  die 
Frickthal  und  Möhlinbach,  sowie  das 
Waldvogteiamt  zu  Waldshut  und  später  auch  ein  Ober- 
amt der  Kameralherrschaft  zu  Laufenburg  für  die  Herr- 
schaft Laufenburg.  In  deren  Namen  amtete  eine  ganze 
Reihe  von  Untervö^ten  und  sog.  Stabhaltem.  Die  nie- 
dere Gerichtsbarkeit  lag  in  den  Händen  verschiede- 
ner Gerichtsherren.  Zufolge  seiner  exponierten  Lage  in 
der  SW.-Ecke  der  österreichischen  Vorlande  hatte  das 
Frickthal  unausgesetzt  unter  verheerenden  Kriegszügen 
zu  leiden :  so  schon  im  allen  Zürichkrieg,  als  der  Kriejp- 
schauplatz  in  die  Gegend  von  Basel  verlest  wurde.  Zur 
Zeit  Karls  des  Kühnen  gehörte  das  Frickthal  zu  den  an 
den  burffundischen  Herzog  verpfändeten  und  in  seinem 
Namen  durch  Peter  von  Hagenbach  verwalteten  österrei- 


Landschaften 


Das  Frickthal. 


y.Attin^.sc. 


diesen  letztern  von  dem  westlich  von  ihm  gelegenen  Siss- 
gau  geschieden.  Beide  Landschaften  waren  aus  dem  ehe- 
maligen Augstgau  hervorgegangen.  Nachdem  es  zunächst 
im  Besitz  von  verschiedenen   Herren  (so  der  Grafen  von 


chischen  Gebieten.  Der  Schwabenkrieg  brachte  dem 
Frickthal  viele  Einfälle  der  Eidgenossen.  Hauptsächlich 
schwer  lasteten  auch  auf  dem  Frickthale  die  Kriege  des  17. 
Jahrhunderts,  namentlich   der  dOjährige  Krieg  und  die 


FRI 

Kriege  Ludwigs  XIY.  Besonders  war  es  Rheinfelden,  das 
damals  Ausserordentliches  zu  leiden  hatte.  Neues  Un- 
glück brachten  dann  die  Napoleoni- 
schen Kriege,  vor  Allem  die  Durchzüge 
der  österreichischen  u.  russischen  Trup- 
pen in  den  Jahren  1813  und  1815.  In- 
zwischen war  das  Frickthal  durch  den 
Frieden  von  Lun^ville  1801  an  Frank- 
reich gekommen,  nachdem  Basel  schon 
zu  verschiedenen  Malen  Anstrengungen 
gemacht  hatte,  in  seinen  Besitz  zu  gelan- 
gen. Napoleon  I.,  der  sich  der  Simplon- 
strasse  zu  versichern  u.  darum  das  Wal- 
lis an  Frankreich  zu  ziehen  wünschte, 
schlug  der  helvetischen  Regierung  vor. 
der  Schweiz  als  Ersatz  das  Frickthal  zu 
überlassen.  Diese  wie  das  Wallis  protes- 
tierten vergeblich  gegen  diese  Ansicht. 
Während  dieser  Unterhandlungen  hat- 
ten die  österreichischen  Beamten  fort- 
während im  Frickthal  die  Zehnten  und 
Grundzinse  eingezogen.  Am  6.  Januar 
1802  stellte  sich  Dr.  Sebastian  Fahrlän- 
der den  in  Laufenburg  tagenden  Abge- 
ordneten der  Landschaft  als  Sendbote 
des  französischen  Gesandten  und  der 
helvetischen  Einheitsregierunff  vor  und 
erklärte  sich  für  beauftragt,  aas  Frick- 
thal für  die  Schweiz  in  Besitz  zu  neh- 
men und  es  als  selbständigen  Kanton 
unter  französischem  Protektorate  zu 
organisieren.  Es  wurden  nun  die  Volksabgeordneten 
des  Frickthales  einberufen,  die  österreichischen  Beamten 
in  Rheinfelden  trotz  ihres  Widerstandes  abgesetzt  und  als 
neue  Obriekeit  eine  aus  5  ständigen  Vertretern  (je  einem 
aus  Rheinfelden  und  Laufenburg,  die  drei  andern  aus  den 
übrigen  Gemeinden)  bestehende  Exekutivkommission  be- 
stelK.  Diese  erliess  zunächst  eine  von  Sebastian  Fahrländer 
als  Präfekten  des  unter  französischem  Schutze  stehenden 
Frickthales  unterzeichnete  Proklamation  ai)  das  Volk.  Am 
%.  November  1802  trat  Frankreich  das  Frijckthal  offiziell 
an  die  helvetische  Republik  ab,  deren  Senat  seine  Erhe- 
boDg  zum  eigenen  Kanton  beschloss.  Die  Exekutivkom- 
mission wurde  durch  eine  Verwaltungskammer  ersetzt, 
die  bis  zu  dem  von  der  Mediationsakte  angeordneten  An- 
schluss  des  Frickthales  an  den  Kanton  Aargau  (1803)  im 
Amte  blieb. 

FRIDA  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans,  Gem.  Flums). 
Häaser.  S.  den  Art.  Frieden. 

FRIDAU  (Kt.  Solothum,  Amtei  Bal8thal,Gem.  Eger- 
kingen).  665  m.  Stark  besuchter  klimatischer  Kurort,  auf 
einer  Terrasse  am  S.-Hang  der  ersten  Jurakette,  am  S.- 
Fuss  der  Hohen  Fluh'  und  3,7  km  n.  der  Station  Eiger- 
kingen  der  Linie  Ölten- Solothurn.  Postablage,  Telegraph, 
Telephon;   Postwagen    E^erkingen-Fridau-Langenoruck. 


Das  Kurhaus  ist  von  prachtvollen  Parkanlagen  umgeben. 


FRI 


193 


len.  Bez.  Alt  Togffenburg,  Gem.  Mosnang).  775  m.  Gruppe 
von  8  Häusern ;  1,3  km  nw.  Mosnang  und  4,5  km  nw.  d^r 


Fridolinshütte  mit  dem  Tödi. 


bahn.   37  kathol.  Ew. 


Karbaas  Fridao. 


Schöne  Aussicht   auf  die  AJpen.  Gelegenheit  zu  zahlrei- 
chen Spaziergängen  und  Ausflügen. 
FRIDLINQKN  oder   FRIKDLINQEN  (Kt.  St.  Gal- 


Stalion  Bütswil  der  Toc 
Viehzucht.  Stickerei  una  Weberei. 

FRIDOLIN8H0TTE  (Kt.  Glarus,  Gem.  Unthal). 
2156  m.  SchuUhütte  der  Sektion  Tödi  des  S.  A.  C,  1890 
auf  dem  Biferlenalpeli  am  N.-Fuss  des  Tödi  und  am  lin- 
ken Ufer  des  Bifertengletschers  erbaut;  5  Vt  Stunden  s. 
über  Linthal  und  4  Stunden  s.  über  dem  Hotel  Tödi  im 
Thierfehd.  Bietet  Raum  für  22  Personen  und  dient  als 
Fusspunkt  für  die  Besteigung  des  Tödi  und  die  die  Sand- 
alp umrahmenden  Hochgipfel. 

FRIED  AU  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Landquart, 
Kreis  Fünf  Dörfer,  Gem.  Zizers).  564  m.  Burgruine,  am 
W.-Rand  des  Dorfes  Zizers  über  dem  rechten  Ufer  des 
Rhein,  700  m  nö.  der  Station  Zizers  der  Linie  Sargans- 
Chur. 

FRI  ED  AU  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Ölten,  Gem.  Fulen- 
bach).  410  m.  Armselige  Ueberreste  einer  ehemaligen 
Siedelung,  die  im  Guglerkrieg  1375  durch  die  Banden 
des  Herrn  von  Coucy  zerstört  worden  ist;  am  linken 
Ufer  der  Aare  unterhalb  der  jetzigen  Brücke  Fulenbach- 
Murgenthal.  Zur  Zeit,  da  diese  Stedelunff  noch  bestand, 
führte  von  ihr  aus  eine  Brücke  über  die  Aare.  Der  Name 
des  Kurortes  Fridau  ob  Egerkingen  steht  ohne  Zweifel 
mit  demjenigen  dieser  Siedelung  in  Verbindung. 
FRIEDBERQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  und  Gem.  Wran- 
gen). 460  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  auf  ei- 
ner Anhöhe  über  dem  rechten  Ufer  der  Aare 
und  800  m  ö.  der  Station  Wangen  der  Linie 
Olten-Solothurn.  25  reform.  Ew. 

FRIEDBERQ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glen- 
ner, Kreis  Ruis,  Gem.  Seth).  1319  m.  Burg- 
ruine, auf  einem  Felsspom  w.  über  dem  Dorfe 
Seth  und  1,8  km  nö.  Ruis. 

FRIEDEN  oder  FRIDA  (Kt.  St.  Gallen, 
Bez.  Sargans.  Gem.  Flums).  7d4  m.  Gruppe  von 
4  Häusern,  am  linken  Ufer  des  Tobelbaches 
schön  gelegen;  2,5  km  nw.  der  Station  Flums 
der  Linie  Rapperswil- Wesen-Sargans.  19  ka- 
thol. Ew.  Viehzucht. 

FRIEDERSMATT    (Kt.   Bern,   Amtsbez. 

Konolfingen,  Gem.  Bowil).  815  m.  Gruppe  von 

9  Häusern,  in  einer  rechtsseitigen  Verzweigung 

des  Dürrbachthaies;  1,7  km  s.  Bowil  u.  5,o  kra 

so.  der  Station  Zäziwii  der  Linie  Bern-Luzern. 

71  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Höchstetten. 

FRIEDHEIM  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil, Gem. 

Bubikon).  520  m.  Asyl  für  verwahrloste  Kinder  im  Alter 

von  6-12  Jahren;  800  m  n.  der  Station  Bubikon  der  Linie 

Zürich-Uster-Rapperswii.  39  reform.  Ew. 

GEOGR.  LEX.  57   —  II  —  13 


194 


FRI 


FRI 


FRIEDLINQKN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Toggen- 
burg,  Gem.  Mosnang).  Häusergruppe.  S.  denArt.  Frid- 

LINGEN. 

FRIKDLINSDORF  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Pruntrunt). 
Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  FREGifecouRT. 

FRIEDLISBKRQ  (Kt.  Aargau,  Bez.  Bremearten, 
Gem.  Rudolfstetten-Friealisberg).  605  m.  Dorf,  auf  einer 
Hochfläche,  1  km  so.  der  Station  Budolfstetten  der  elek- 
trischen Strassenbahn  Dietikon-Bremgarten.  23  Häuser, 
157  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Berikon. 

FRIEDLI8WART  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Ck>urtelary, 
Gem.  Vauflelin).  Weiler.  S.  den  Art.  Frinvillier. 

FRIEDMATT  (Kt.  und  Gem.  Basel  Stadt).  277  m. 
Kantonale  Irrenbeilanstalt,  zwischen  Basel  und  dem  el- 
sässischen  Dorf  Burgfelden,  nw.  der  Stadt  vor  dem  Spa- 
lentor.  1899  eingerichtet.  Zusammen  18  Gebäulichkeiten 
mit  370  Ew.,  wovon  300  Kranke. 

FRIEDTHAL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur,  Gem. 
Turbenthal).  545  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  im  Tössthal, 
am  rechten  Ufer  der  Töss,  an  der  Strasse  Winterthur- 
Wald  und  700  m  nw.  der  Station  Turbenthal  der  Töss- 
thalbahn.  27  reform.  Ew.  Eine  Baumwollspinnerei. 

FRIENI8BERQ  (Kt.  Bern,  Amtsbcz.  Aarberg).  Lang- 
gezogene  Hüffelkette  mit  abgerundeten  Tafelformen; 
streicht  nw.  aer  Stadt  Bern  längs  der  Grenze  zwischen 
den  Amtsbezirken  Bern  und  Aarberg.  Ihre  Richtung  ist 
wie  die  des  Jensber^es  dem  Jura  parallel.  Beginnt  s.  der 
Linie  Bern-Biel  zwischen  München buchsee  und  Schup- 
fen in  620  m,  zieht  sich  nach  W.  und  erreicht  ffegen  die 
Strasse  Meikirch-Frienisberg  720  m,  gipfelt  im  Kastelen- 
wald mit  dem  Kanzenhubel  in  825  m  und  fallt  allmäblig 
gegen  Frieswil  ab,  um  sich  dann  in  mehrere  bis  zur  Aare 
ziehende  unbedeutende  Aeste  zu  spalten.  Der  Frienisberg 
ist  mit  dichten  Tannen-  und  Buchenwäldern  bestanden, 
die  eine  Aussiebt  meist  verunmöglichen.  Immerhin  ge- 
stattet der  oft  besuchte  Frieswilhubel  einen  schönen  Blick 
auf  die  Windungen  der  Aare,  das  Seeland,  den  Jura  und 
die  Alpen.  Auf  dem  höchsten  Punkt  des  Frienisberges 
Spuren  einer  beträchtlichen  Siedelung. 

FRIENI8BERQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarberg,  Gem. 
Seedorf).  669  m.  Grosse  Armenanstalt  der  Bezirke  Burg- 
dorf, Fraubrunnen  und  Trachselwald;  am  N.-Rand  des 
weiten  Frienisbergerwaldes,  an  der  Strasse  Bem-Aarberg, 
4  km  s.  der  Station  Suberg  der  Linie  Bern-Biel  und  1,5 
km  so.  Seedorf.  Postbureau,  Telephon  ;  Postwagen  nach 
Aarberß  und  Meikirch.  3  Häuser,  373  reform.  Ew.  Früher 
Zisterzienserkloster,  das  im  12.  Jahrhundert  vom  Grafen 
Udelhard  von  Soffem  gegründet,  und  1528  aufgehoben 
worden  ist ;  war  dann  bis  1803  Sitz  eines  bemerischen 
Landvogtes;  später  Staatsdomäne,  wurde  1834  in  eine 
Taubstummenanstalt  umgewandelt  und  1891  als  Armen- 
anstalt eingerichtet.  Zu  Frienisberg  gehörten  eine  be- 
trächtliche Anzahl  von  Dörfern  und  Weilern,  die  bis  1798 
der  Verwaltung  der  ehemaligen  Klostergüter  unterstan- 
den. Grabhügel  aus  der  Hallstatt  Periode  ;  Grab  aus  der 
Karolingerzeit. 

FRIENI8BBRQERWALD  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Aarberg).  630-818  m.  Grosse  Waldungen,  5  km  lang  und 
im  Mittel  1,5  km  breit;  erstreckt  sich  von  N0.-SW.,2  km 
s.  Seedorf  und  4  km  so.  Aarberc[.  Hier  entspringt  der  der 
Aare  von  rechts  zufliessende  kleine  Oelebach. 

FRIESENBBRQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Burgdorf,  Gem. 
Winigen).  800  m.  Weiler,  zwischen  Kappelengraben  und 
Oeschengraben  und  6  km  ö.  der  Station  Winigen  der 
Linie  Olten-Bern.  13  Häuser,  104  reform.  Ew.  Käserei. 
Auf  einer  Anhöhe  w.  vom  Weiler  stand  einst  die  1382  von 
den  Bernern  zerstörte  Burg  der  Ritter  von  Friesenberg. 

FRIE8ENBBRQ  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  Zürich,  Kreis 
Zürich  III,  Quartier  Wiedikon).  549  m.  Gruppe  von  8 
Häusern,  am  NO.-Fuss  des  Uetliber^s  und  2  km  sw.  Wie- 
dikon. 48  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Wiedikon.  Gast- 
wirtschaft. Wird  urkundlich  schon  vor  1218  erwähnt.  Auf 
dem  vom  Kamm  des  Uetlibergs  durch  einen  tiefen  Graben 
abgetrennten  Bergsporn  der  Goldbrunnenegg  stand  im  14. 
Jahrhundert  ein  Burgstall,  der  von  den  Grafen  von  Habs- 
burg-Laufenburg und  .den  Freiherren  von  Regensberg 
einem  Zürcher  Bürger  zu  Lehen  gegeben  worden  war. 

FRIE8ENCHAM  (Kt.  Zug,  Gem.  Cham).  424  m.  Wei- 
ler, am  rechten  Ufer  der  Lorze  und  2.5  km  n.  der  Station 
Cham  der  Linie  Zürich-Zug-Luzem.  17  Häuser,  116  ka- 


thol. Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Hiess  bis  ins  15.  Jahr- 
hundert a  be  de  Käme  »  und  wird  heute  auch  etwa  Nieder- 
cham  genannt. 

FRIB8BNHEIT  od.  FRIBSBNHBID  (Kt.  Freibarg, 
Bez.  Sense,  Gem.  Bösingeo).  600  m.  Gruppe  von  7  Häu- 
sern, 3  km  ssö.  Bösingen  und  1  km  nw.  der  Station 
Schmitten  der  Linie  Bem-Freiburg-Lausanne.  65  kathol. 
Ew.  deutscher  Zunge.  Kirchgemeinde  Schmitten.  Getreide-, 
Kartolfel-  und  Obstbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 
Schönes  Landgut,  Eigentum  des  Bür^erspitales  zu  Frei- 
burg. Aus  einer  Grenzstreitigkeit  zwischen  den  beiden 
hier  begüterten  Frei  burger  Patriziern  Schultheias  d'Arsent 
und  Pannerherr  Falk  soll  der  furchtbare  Hass  entstanden 
sein,  der  am  18.  Mai  1511  den  tragischen  Tod  des  ersteren 
zur  Folge  hatte. 

FRIESWIL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarberg,  Gem.  See- 
dorf). 678  m.  Dorf,  am  N.-Rand  des  Frieswil waldes,  5  km 
sw.  Seedorf  und  8  km  s.  der  Station  Aarberg  der  Linie 
Lausanne  -  Payerne  -  Lyss.  Postbureau,  Telegraph,  Tele- 
phon; Postwagen  Bern -Aarberg.  26  Häuser,  165  reform. 
Ew. 

FRIESWIL  WALD  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarberg  und 
Bern).  480-640  m.  Wald,  300  ha  umfassend ;  über  dem 
rechten  Ufer  der  Aare  und  5  km  nw.  Wohlen.  Vom  Leu- 
bach und  seinen  Nebenadern  durchflössen. 

FRIQQENHAUS  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner, 
Kreis  Ruis,  Gem.  Obersaxen).  1315  m.  Gruppe  von  7  Häu- 
sern, links  über  dem  vom  Tscharbach  durchflossenen 
Grosstobel,  300  m  ö.  St.  Martin  u.  14  km  sw.  der  Station 
Ilanz  der  Linie  Chur-Ilanz.  24  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge. 
Kirchgemeinde  Obersaxen.  Alp  Wirtschaft. 

FRILIHÖRNER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk  und  Siders). 
Gruppe  von  drei  Gipfeln  (3087,  3107  u.  3146  m),  zwischen 
den  Diablons  und  dem  Pas  de  Forclettaz,  in  der  das  Ei- 
fisch-  vom  Turtmanthal  trennenden  Kette.  Der  höchste 
Punkt  heisst  gewöhnlich  Frilihorn  de  Bameuza  und  kann 
von  dem  Scheitel  des  Col  des  Alpettes  de  Barneaza  (Zinal- 
Meiden)  aus  in  20  Minuten  ohne  Schwierigkeit  bestiegen 
werden.  Auch  die.  übrigen  beiden  Gipfel  von  Zinal  aus  in 
ie  4  Stunden  leicht  zugänglich.  Schöne  Aussicht  auf  Weiss- 
horn  und  Turtmanthal. 

FRILUOCH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk  und  Siders).  Ca. 
3000  m.  Passübergian^,  zwischen  Frilihörnem  u.  Diablons; 
führt  von  Zinal  aus  in  5V«  Stunden  nw.  um  die  Diablons 
herum  zum  untern  Ende  des  Turtmangletschers  und  wei- 
terhin ins  Turtmanthal. 

FRILITHALI  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk}.  3000^9050  m. 
Kleiner  linksseitiger  Ast  des  Tortmanthaies;  steigt  vom 
O.-Fuss  der  Gräte  de  Bameuza  auf  eine  Lange  von  3  km 
ab,  um  1  km  unterhalb  des  Turtmangletschers  bei  den 
Hütten  von  Senntum  ins  Hauptthal  auszumünden.  Eine 
Hütte. 

FRILTSCHEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Weinfelden,  Gem. 
Bussnang).  525  m.  Kleines  Dorf,  auf  den  Höhen  zwischen 
Lauchebach  u.  Furtbach,  4  km  s.  der  Station  Weinfelden 
der  Linie  Winterthur-Frauenfeld-Romanshom  u.  2,1  km 
so.  Bussnang.  Postablage,  Telegraph,  Telephon;  Post- 
wagen Wein  fei den-Wil.  46  Häuser,  223  reform.  Ew.  Ge- 
treide- und  Obstbau,  Viehzucht.  Stickerei.  Sand-  und 
Torfgrube.  Heimat  der  Schulmänner  Bartholdi,  Gremin- 

fer  u.  A.  Erscheint  in  einer  St.  Galler  Urkunde  840  als 
ridabrechteswilem  :  865:  Fridolteshova.  857  Eigentum 
des  Diakons  Adelhelm  von  Bussnang.  Fund  eines  Ale- 
mannenschwertes. 

FRINQELI  oder  FRINQUELET  (Kt  Solothum, 
Amtei  Thierstein,  Gem.  Bärschwil).  716  m.  Bauernhöfe 
und  Sennberge,  hinter  dem  Jurakamm  des  Fringeli,  ö. 
Forsetzung  der  Montagne  de  Courroux ;  n.  Corban,  s. 
Bärschwil  und  6  km  s.  über  Laufen.  In  den  den  Dogger 
des  Zirkus  von  Bärschwil  überlagernden  Bänken  des 
Oxford  und  untern  Rauracien  berühmte  Fundstellen  von 
Fossilien.  Ebenda  grosse  Felsrutschungen. 

FRIHVILLIER,  deutsch  Friedliswart  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Courtelary,  Gem.  Vauffelin).  520  m.  Weiler,  an 
der  Schüss,  am  N.-Eingang  zur  Taubenlochschlucht,  4  km 
n.  Biel  und  2,6  km  s.  der  Station  La  Reuchenette  der 
Linie  Biel-Sonceboz-Delsberg  ;  von  hohen  Felswänden 
umrahmt  und  an  der  Stelle,  wo  der  Vallon  d'Orvin  von 
W.  und  seine  Fortsetzung,  die  Combe  de  Vauflelin,  von 
0.  her  auf  das  Thal  der  Schüss  ausmünden,  malerisch 


FRI 


FRl 


195 


Postabla^e,  Telephon.  11  Häuser.  107  reform. 
Ew.^Destl.  über  Frinvillier  die  Strasse  und  Eisenbahnlinie 
nach  Sonceboz.  HolzstofiTabrik.  Reizender  Spaziergang 
von  Biel  durch  die  Taubenlochschlucht  oder  von  La  Keu- 
chenette durch  die  Schlucht  von  Rondchätel  nach  Frin- 
villier. Merkwürdige  Quelle  der  sog.  Fontaine  Noire,  die 
in  gleicher  Höhe  mit  dem  Wasserspieffel  der  Schüss  aus 
dem  Malm  hervorquillt  und  die  Stadt  Biel  mit  Trinkwas- 
ser versorgt.  Wasserwerk  an  der  Schüss,  das  die  die  Seil- 
bahn Biel-Leubringen  treibende  elektrische  Kraft  liefert 
Altes  Grab  aus  dünnen  Steinplatten.  Auf  einem  zwischen 
dem  Vallon  d'Orvin  und  demjenigen  von  Rondchätel  vor- 
springenden Fels^t  über  Frinvillier  Spuren  einer  al- 
ten Burg  oder  römischen  Befestigunf^sanlage ;  schöner 
Aussichtspunkt,  wohin  seit  Kurzem  ein  guter  Fussweg 
fuhrt. 

FRIQUES  (LKS)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Broye).  484  m. 
Gem.  und  Weiler,  nahe  dem  Waadtländer  Dorf  Yillars  le 
Grand  und  4,7  km  nw.  der  Station  Avenches  der  Linie 
Lausanne-Payeme-Lyss.  15  Häuser,  66  kathol.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Saint  Aubm.  Wein-,  Getreide-  und  Tabakbau, 
Viehzucht.  St.  Nikiauskapelle.  Früher  unter  dem  Namen 
Villars  en  Vuilly  oder  Yillars  les  Friques  mit  Yillars  le 
Grand  vereinigt. 

FRI8AL  (PIZ)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Yorderrheirf). 
3296  m.  Gipfel,  über  dem  Thalschluss  des  Yal  Frisai  urid 
über  dem  Frisai-  und  Puntaiglasgletscber ;  s.  vom  fiffar- 
tenstock  und  n.  vom  Crap  (vrond,  von  jenem  durch  dte 
Obere  Frisallücke  und  von  diesem  durch  die  Untere  Fri- 
sallücke  getrennt  Die  schwierige  und  deshalb  nur  selten 
unternommene  Besteifiung  ^ejschieht  von  der  0.-  und  S.- 
Seite her,  d.  h.  über  dien  Fnsalgletscher. 

FRI8AL(VAL)  (Kt  Graubünden,  Bez.  Vorderrhein). 
320(K750  m.  Grösstes  Nebentbai  des  Yorderrheinthals,  19 
km  lang ;  steigt  von  dem  s.  vom  Bifertenstock  geleffenen 
Frisalffletscher  zuerst  auf  4,5  km  nach  0.,  dann  auf  die^ 
selbe  Länge  nach  SO.  ab,  biegt  bei  Brigels  wieder  nach 
O.  um  und  seht  nahe  an  Waltensburg  und  dem  von  der 
Borgruine  Jörgenberg  gekrönten  Felskopf  vorbei,  um 
neuerdings  sich  nach  SO.  zu  wenden  und  bei  Ruis  auf  daa^ 
Vorderrheinthal  auszumünden.  Es  ist  demnach  in  seinem ^ 
ersten  und  dritten  Abschnitt  ein  Längs-,  in  seinem  zwei- 
ten und  vierten  ein  Querthal.  Hinten  ist  das  Yal  Frisai  ^ 
breit,  flachsohlij^  und  mit  Geschiebe  überführt,  durch  das 
der  Frisalbach  m  zahlreichen  Armen  seinen  Weg  sucht : 
später  verengt  es  sich,  erweitert  sich  dann  von  neuem  und 
wird  wiederum  schluchtartig,  um  endlich  mit  der  Ebene 
des  Rheinthaies  zu  verschmelzen.  Der  Thalschluss  wird 
von  einem  grossartigen  Kranz  von  Hochgipfeln  umrahmt : 
vom  Bifertenstock  und  den  von  ihm  nach  N.  zum  Kisten- 
pass  und  nach  S.  zu  den  Brigelserhörnem  abzweigenden 
hohen  Felskämmen,  sowie  vom  PizTumbif  und  Piz  Frisai 
im  W.  Tiefer  unten  begleiten  das  Thal  dagegen  Bergzüge 
von  sanften  Formen  und  geringer  Höhe,  die  schon  dem 
breitansteigenden  Wald-  und  Rasengehänge  des  Rhein- 
thales  angehören.  Auf  den  schönen  Terrassen  von  Brigels 
und  Waltensburg  ziehen  sich  zahlreiche  Häuser  und  Hütten 
weit  hin.  Hier  gedeihen  auch  ausgezeichnetes  Futter, 
Gemüse  und  etwas  Getreide.  Weiter  oben  folgen  einige 
Alp  weiden,  die  zuletzt,  im  Val  Frisai  im  engem  Sinne, 
nach  und  nach  mageren  und  spärlich  in  die  Schutthalden 
eingestreuten  Schaf  weiden  Platz  machen.  Den  obersten 
Abschluss  des  Thaies  endlich  bildet  der  Frisalgletscher. 

FRISALBACH  (Kt  Graubünden,  Bez.  Yorderrhein). 
2481-750  m.  Wildbach  des  Val  Frisai;  entspringt  dem 
Prisalgletscher  mit  drei  Armen,  teilt  sich  auf  dem  steini- 
gen und  sandigen  Boden  des  obem  Thalabschnittes  in 
zahlreiche  Aeste,  nimmt  von  beiden  Seiten,  besonders 
aber  von  links  her.  zahlreiche  Nebenadem  (z.  B.  Uual 
Murier  und  Ual  Schmuer)  auf  und  mündet  nach  17  km 
langem  Lauf  bei  Ruis  von  links  in  den  Vorderrhein.  Sein 
Einzugsgebiet  umfasst  über  100  km  ^  während  diejenigen 
des  Rnsein-  und  Flimserbaches,  seiner  beiden  ebenfalls 
bedeutenden  Nachbarn,  nur  55  resp.  88  km*  messen. 

FRISALQLKT8CHKR  (Kt  Graubünden,  Bez.  Vor- 
derrhein). 3182-2481  m.  Gletscher,  im  Thalschluss  des  Val 
Frisai  zwischen  einem  grossartigen  Hochgebirgskranz  ein- 
gebettet, dem  der  Bifertenstock  im  N.,  Piz  Frisai  im  W. 
und  Kavestrau  im  S.  angehören.  Sendet  den  Frisalbach 
durch  das  Val  Frisai  zum  Vorderrhein. 


FRISALLOCKK   (OBKRK    und    UNTKRK)    (Kt 

Graubünden,  Bez.  Vorderrhein).  3182  und  2810  m.  Zwei 
tief  einffeschnittene  Scharten,  hinten  über  dem  das  Yal 
Frisai  abschliessenden  Frisalgletscher ;  die  Untere  Frisal- 
lücke zwischen  dem  Crap  Grond  (3196  m)  im  S.  und  dem 
Piz  Frisai  (3295  m)  im  N.,  die  höhere  Obere  Frisallücke 
zwischen  Piz  Frisai  im  S.  und  dem  Bifertenstock  (3426 
m)  im  N.  Führen  beide  mit  steilen  Couloirs  zum  Puntai- 
glasgletscher  hinab  und  werden  nur  sehr  selten  began- 
gen. 

FRISCHKNBKRQ  (Kt  St  Gallen,  Bez.  Werdenberg, 
Gem.  Sennwald).  567  m.  Haus  und  Burgruine,  500  m  w. 
Sax.  Die  Burg  im  13.  Jahrhundert  von  den  Freiherren  von 
Sax  erbaut  und  1405  von  den  Appenzellem  zerstört,  die 
hier  die  Oberhoheit  ausübten,  bis  sie  in  die  Hände  der 
Eidgenossen  überging. 

FRITAZ  oder  FR^TAZ  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey, 
Gem.  Saint  Gingolph).  1109  m.  Höhenzug,  langgezogener 
n.  Ausläufer  des  Grammont,  2  km  ssö.  über  Saint  GiUf- 
golph.  Am  S.-Hang  in  1083  m  Gruppe  von  5  Hütten.  Be- 
steht aus  Rät,  Lias  und  Dogger. 

FRITT  (AUF  DEM)  (Kt  Wallis,  Bez.  Goms,  Gem. 
Aemen).  1992  m.  Sommerweide,  auf  der  oberen  Terrasse 
des  O.-Ausläufers  des  Eggerhornes,  zwischen  den  unteren 
Abschnitten  von  Binnen-  und  Rappenthal.  2  km  ö.  über 
Aernen  ca.  10  Hütten. 

FRITTENBACH  (Kt  Bern,  Amtsbez.  Signau,  Gem. 
Langnau).  665-1000  m.  Unterabteilung  der  Gemeinde 
Langnau,  umfasst  alle  im  Ober  Frittenbachfraben  gelege- 
nen Höfe  und  den  am  Eingang  zu  diesem  Thal  stehen<fen 
Weiler  Hübeli ;  1,2  km  nw.  der  Station  Langnau  der  Linie 
Bern-Luzem.  105  Häuser,  794  reform.  Ew. 

FRITTENBACH  (Kt  Bern,  Amtsbez.  Signau,  Gem. 
Lauperswil).  680  m.  Unterabteilung  der  Gemeinde  Lau- 
perswil,  umfasst  je  einen  Teil  von  iiomat  und  Zollbrücke 
und  dazu  drei  am  Eingang  zum  Unter  Fritten  bachgraben 
stehende  Einzelhöfc ;  diese  letzteren  je  2  km  nö.  Laupers- 
wil und  ö.  der  Station  Zollbrücke  der  Linie  Burgdorf- 
Langnau.  Zusammen  90  Häuser,  725  reform.  Ew.,  die  drei 
Höfe  allein  22  Ew.  Kirchgemeinden  Lauperswil  u.  Rüders- 
wil.  Aelteste  Käserei  im  Emmenthal. 

FRITTENBACH  (OBER)  (Kt  Bern,  Amtsbez.  Sig- 
nau). Bach:  entspringt  in  1050  m,  nimmt  von  beiden  Sei- 
ten her  zahlreiche  kleine  und  sehr  kurze  Nebenadem  auf 
und  mündet  nach  7  km  langem  und  dem  des  Unter  Frit- 
tenbaches  nahezu  parallelen  Lauf  1  km  nw.  Langnau  in 
665  m  von  rechts  in  die  Hfis. 

FRITTENBACH  (UNTER)  (Kt  Bern,  Amtsbez.  Sig- 
nau). Bach ;  entspringt  in  950  m  und  mündet  nach  5  km 
langem  Lauf  in  der  Richtung  von  NO.-SW.  unter  der 
Zollorücke  in  625  m  von  rechts  in  die  Grosse  Emme. 

FRITTENBACHQRABEN  (OBER)  (Kt  Bern, 
Amtsbez.  Si^au).  Enges  und  bewaldetes  kleines  Thal, 
vom  Ober  Frittenbach  entwässert ;  zieht  sich  von  der  Raf- 
rütti  (1206  m)  auf  eine  Länge  von  7  km  von  NO.-SW., 
um  1  km  w.  Langnau  in  668  m  ins  Thal  der  Hfis  auszu- 
münden. Zahlreiche  zerstreut  gelegene  Bauernhöfe. 

FRITTENBACHQRABEN  (UNTER)  (Kt  Bern, 
Amtsbez.  Signau).  Kleines  Thal,  vom  Unter  Frittenbach 
entwässert ;  beginnt  in  960  m,  ist  im  obem  Abschnitt  vom 
benachbarten  Ober  Fritten  bachgraben  durch  einen  schma- 
len Grat  getrennt,  entfernt  sich  dann  von  seinem  Pa- 
rallelthal  und  mündet  nach  einem  Lauf  von  5  km  in  der 
Richtung  NO.-SW.  bei  Zollbrücke  in  628  m  von  rechts 
ins  Emmenthal  aus.  Weniger  eng  als  der  Ober  Fritten- 
bach^ben  und  mit  Aeckem  und  Wald  bestanden.  Sen- 
det eine  Reihe  von  Seitenästen  aus. 

FRITTERBERQE  (Kt  Uri,  Gem.  Unterschächen). 
1500  m.  Alpweiden  mit  6  Häusem  und  14  Stadeln,  am 
ziemlich  steilen  S.-Hang  der  Schächenthaler  Windgälle, 
an  der  Klausenstrasse  und  1  km  n.  über  Unterschächen. 
46  kathol.  Ew. 

FRITTERNALP  (OBER  u.  UNTER)  (Kt  Glarus, 
Gem.  Linthal).  Zwei  Alp  weiden,  am  SO. -Hang  des  Ort- 
stocks und  2-3  Stunden  w.  über  Linthal.  Ober  Fritten- 
alp  (1300-1900  m)  zerfallt  in  zwei  durch  eine  mächtige 
Felswand  aus  Liasschichten  von  einander  getrennte  Staf- 
fel und  zählt  2  Hütten  und  92  Stösse;  Unter  Fritternajhp 
(960-1600  m)  zieht  sich  vom  Fuss  der  Felswand  nach  S. 
bis  zum  Fätschbach  und  nach  W.  bis  zur  Grenze  gegen 


196 


FRI 


PRO 


den  Kanton  Uri  und  zählt  2  Hütten  und  65  Stösse.  Der 
Name  Frittare  erscheint  schon  in  den  auf  die  alten 
Grenzstreitigkeiten  zwischen  Glarus  und  Uri  bezuglichen 
Urkunden. 

FRITZ  (Kt.  Aarffau,  Bez.  S^fingen,  Gem.  Safenwil). 
481  m.  Weiler,  an  der  Grenze  gegen  den  Kanton  Solo- 
thurn  und  500  m  n.  der  Station  Safönwil  der  Linie  Aarau. 
Suhr-Zofingen.  12  Häuser,  63  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

FRITZENFLUH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald). 
930  m.  Felskopf,  von  der  Strasse  Wasen-Eriswil  in  einem 
Tunnel  durchnrochen ;  2,8  km  ssw.  Eriswil. 

FRITZENHAU8  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald, 
Gem.  Sumiswald).  834  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  am  Ein- 
ang  zum  Hornbachgraben  und  am    rechten  Ufer  des 
lornbachs;  3  km  ö.  vVasen  und  11  km  nö.  der  Station 
Ramsei  der  Linie  Burj^dorf-Langnau.  50  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Wasen.  Käserei. 

FROCHAUX  (Kt.  und  Bez.  Neuenburg,  Gem.  Cres- 
sierj.  631  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  an  der  Strasse  Saint 
Blaise-Lignieres,  8  km  nö.  Neuenburg  und  1.5  km  nw. 
über  der  Station  Cornaux  der  Linie  Olten-Biel-Neuenburg. 
Wirtshaus.  20  reform.  Ew.  Beliebtes  Ausflugsziel  und  be- 
vorzugte Sommerfrische  der  Bewohner  Neuenbürgs. 
Schöne  Aussicht  auf  den  Neuenbureer-  und  Bielersee, 
das  Mittelland  und  die  Alpen.  Zu  Bej^inn  des  18.  Jahrhun- 
derts durch  eine  Feuersbrunst  zerstört.  Der  Name  kommt 
wahrscheinlich  vom  altfranzösischen  froc  =  Oedland  her. 

FRODA  (ALPE  DI)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia). 
Alpweide,  im  obersten  Abschnitt  des  Val  Peccia,  des  mitt- 
leren Astes  der  drei  oberen  Verzweigungen  (Val  Laviz- 
zara,  Val  Peccia  und  Val  Bavona)  des  Val 
MaRgia;  von  der  ihr  benachbarten  Alpe 
delTa  Bolla  durch  den  Felsrücken  des  Ca- 
vallo  del  Torro  getrennt.  Auf  Alpe  di  Froda 
und  Alpe  della  Bolla  liegt  je  ein  Kleiner  See 
in  von  Steintrümmem  übersäter  Land- 
schaft. Vom  Lago  di  Froda  (2361  m)  kann 
man  den  benacnbarten  Gipfel  des  Pon- 
cione  di  Bra^  besteigen  und  über  den  n. 
von  diesem  em^^eschnittenen  Pass  zum  Lago 
Nero  (2390  m)  im  obern  Val  Bavona  gelan- 
gen. Es  sömmem  auf  Alpe  Froda  130  Kühe 
und  230  Ziegen.  Fettkäse.  Gleiche  Etymo- 
logie wie  Frutt.  (S.  diesen  Art.). 

FRODA  (LAQO  Di)  (Kt  Tessin,  Bez. 
Leventina).  2500  m.  Ganz  kleiner  See,  nö. 
vom  Barbarera  und  unter  dem  Poncione  di 
Froda,  in  öder  und  steiniger  Landschaft. 
Sein  Abfluss  mündet  in  den  Wildbach  des 
Val  Canaria. 

FRODA  (PONCIONE  DI)  (Kt.  Tessin 
u.  Uri).  Stark  zersägter  Felskamm,  der  sich  zwischen 
dem  urnerischen  Unteralpthal  und  aem  obern  Abschnitt 
des  Tessiner  Val  Canana  vom  Piz  Alv  (2771  m)  zum 
Barbarera  (2796  m)  zieht  und  in  dem  sich  die  Rossa  (2791 
m)  erhebt.  Die  beiden  genannten  Thäler  stehen  über  die- 
sen Kamm  durch  den  Passo  la  Rossa  miteinander  in 
Verbindung. 

FR0E8CHEN8EELI  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Samen). 
1421  m.  Sehr  kleiner  See,  im  Thal  der  Grossen  Schlieren ; 
1,5  km  nö.  Schwendi  Kaltbad. 

FR0E8CHENTHAL  (Kt.  Aargau,  Bez.Zormgen,Gem. 
Rothrist).  470  m.  Drei  am  N.-Rand  des  Langholzes  zer- 
streut gelegene  Häuser:  1,5  km  so.  der  Station  Rothrist 
der  Linie  Olten-Bern.  35  reform.  Ew. 

FROHBURQ  (Kt.  Solothum,  Amtei  Ölten,  Gem. 
Trimbach).  845  m.  Burgruine  und  klimatischer  Kurort, 
auf  einer  Höhe  1,9  km  nnw.  über  Trimbach  und  2  Stun- 
den nw.  über  dem  Bahnhof  Ölten.  Telegraph,  Telephon. 
Die  Ruine  steht  auf  einem  nach  W.  und  N.  steil  abfallen- 
den Felskopf.  Nahe  dabei  das  1900  versrösserte  Kurhaus, 
Eigentum  der  Gemeinde  Ölten.  Stark  Besuchte  Sommer- 
frische und  beliebtes  Ausflugsziel  der  Basler  und  der  nahe 
der  Schweizergrenze  wohnenden  Baden ser  und  Elsässer. 
Prachtvolle  Aussicht  auf  Mittelland  und  Alpen.  Im  12. 
Jahrhundert  Vroburg  ;  vom  althochdeutschen  frö=iYierr. 

FROHMATT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmenthai, 
Gem.  Zweisimmen).  1859  m.  Alpweide  mit  8  Hütten  und 
Stadeln,  im  obern  Abschnitt  des  vom  Bettelricdbach  (ei- 
nem kleinen  rechtsseitigen  Zufluss  zur  Simme)  entwässer- 


ten Thälchens,  am  NW.-Hang  derj^Spilgerten  u.  37«  Stan- 
den ö.  über  ^weisimmen. 

FROHMATTQRAT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Sim- 
menthal).  2173  m.  Felskamm,  n.  Ausläufer  der  Spil^erten  ; 
am  W.-Hang  die  Alpweide  Frohmatt.  3  Vf  Stunden  ö.  über 
Zweisimmen.  Aussicht  nicht  von  grossem  Interesse.  Der 
aus  obern  Jurakalken  (Malm)  bestehende  Kamm  wird 
im  W.  von  roten  Kreideschichten  begleitet,  die  stellen- 
weise bis  zur  Kammhöhe  sich  hinaufziehen.  Der  jurassi- 
sche Untergrund  ist  von  unzählif^en  Verwerfungen  durch- 
zogen, sodass  die  dadurch  isolierten  Kreidefetzen  den 
Hang  wie  mit  roten  Flecken  übersät  erscheinen  lassen. 
Die  Alpweide  Froh  matt  liegt  auf  Flysch. 

FR0HM008  (Kt.  Zürich,  Bez.  Afi^oltern.  Gem.  He- 
dingen). 620  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  auf  den  Höhen 
zwischen  den  Thälern  der  .Ionen  und  Reppisch;  1,3  km 
nö.  der  Station  Hedingen  der  Linie  Züricn-Affoltern-Zug. 
18  reform.  Ew. 

FROHN  und  FRON.  Sehr  häufiger  Bestandteil  von 
Ortsnamen  der  deutschen  Schweiz ;  vom  altltochdeutschen 
frö  =  Herr,  welcher  Ausdruck  den  Namen  von  Gütern  im 
Besitz  einstiger,  besonders  kirchlicher  Herren  vorange- 
setzt zu  werden  pflegte. 

FROHNACKERN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  und  Gem. 
Gossau).  Weiler.  S.  den  Art.  Fronackern. 

FROHNALP  (Kt.  u.  Bez.  Schwyz).  Im  Mittel  1500  m. 
Alpweide  mit  Hätten,  im  obern  Abschnitt  des  Frohnthales 
und  ö.  unter  dem  Frohnalpstock. 

FROHNALP8TOCK  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  1922  m. 
Schön  abgerundeter  und  sehr  bekannter  Bergstock,  auch 


Gasthaus  Frohnalp. 

etwa  Frohnsthal  seheissen ;  4km  so.  über  Brunnen.  Zweit- 
höchster Punkt  der  im  Klingenstock  (1929  m)  gipfelnden 
Kette  zwischen  Muota-  und  RiemenstalderthaL  die  nach 
W.  steil wandiff  zun   See  abfällt,  nach  N.  und  NO.  dage- 

fen  sanftere  Gehänge  zeigt.  Oestl.  unter  dem  Gipfel  die 
rohnalp.  Von  verscniedenen  Seiten  her  zugänglich,  meist 
aber  vom  Kurhaus  Stoss  aus  auf  gutem  Weg  ^  Stunden) 
oder  von  Morschach  aus  über  den  Bärentross  bestiegen. 
Unter  dem  Gipfel  (in  1911  m)  ein  kleiner  Gasthof.  Pracht- 
volle Aussicht,  besonders  auf  den  Vierwaldstättersee  mit 
seinem  Gebirgsrahmen  und  auf  das  Gelände  von  Brunnen 
bis  zum  Zugersee. 

FROHNQARTEN  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  St.  Gallen). 
Vorstadt  von  St.  Gallen,  zwischen  Altstadt  und  Bleichele. 
S.  den  Art.  St.  Gallen. 

FROHNHOFEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau,  Gem. 
Richenthal).  Häusergruppe.  S.  den  Art.  Fronhofen. 

FROHNSTHAL  (Kt.  u.  Bez.  Schwyz).  Gipfel.  S.  den 
Art.  Frohnalpstock. 

FROHNTHAL  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  1900^530  m. 
Kleines  Thal;  steigt  vom  Frohnalpstock  auf  eine  Lange 
von  4  km  nach  NO.  ab,  trägt  im  obern  Abschnitt  die 
Frohnalp,  ist  tiefer  unten  bewaldet  und  sehr  steil  und 
mündet  auf  das  Muotathal  aus.  Mitten  im  Thal  das  Kur- 
haus Stoss.  Der  Thalbach  verschwindet  nach  1,5  km  lan- 
gem Lauf  in  n.  Richtung  bei  der  Lauihütte  plötzlich  im 
Boden,  tritt  600  m  weiter  unten,  w.  vom  Stoss,  wieder  an 
die  Oberfläche,  durchfliesst  den  Stosswald  und  mündet 
von  links  in  die  Muota. 


FRO 


FRÜ 


197 


FROIDE  (EAU)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Pays  d'Enhaut). 
Bach.  S.  den  Art.  Eau  Froide. 

FROIDE  (TORRENT  DE  L'EAU)  (KUWaadt,  Bez. 
Aigle).  Bach.  S.  den  Art.  Eau  Froide  (Torrent  de  l'). 

FROIDE  (VALL^E  DE  L'EAU)  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Aigle).  Thal.  S,  dep  Art,  Eau  FRoroE  (Valläe  de  l'J. 

FROIDE  (VALLON  DE  L'EAU)  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Pays  d'Enhaut).  Kleines  Thal.  S.  den  Art.  Eau  Froide 
(Vallon  de  l*). 

FROIDEVAUX  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Freibergen, 
Gem.  Montfaucon).  940  m.  Zwei  Bauernhöfe  mit  Käserei, 
2  km  onö.  Montfaucon  und  5()0  m  s.  der  Strasse  Saint 
Brais-Montfaucon-SaigneMgier. 

FROIDEVAUX  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Freibergen,  Gem. 
Soubey).  689  m.  Grupne  von  7  Bauernhöfen,  am  S.-Hang 
des  Glos  du  Doubs  200  m  über  dem  Bett  des  Doubs,  in 

fesch utzter  und  schön  zur  Sonne  exponierter  Lage;  1,5 
m  von  der  Grenze  gegen  Frankreich  und  3,8  km  nw. 
Soubey.  29  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

FROIDEVILLE  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane,  Gem.  Po- 
sienx).  028  m.  Schönes  Landgut  in  angenehmer  Lage, 
nahe  der  Brücke  über  die  Gläne ;  2,5  km  nö.  Posieux  und 
1^  km  so.  der  Station  Matran  der  Linie  Bern-Freiburg- 
Lausanne.  Telephon.  2  Häuser,  19  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde ^cuvillens.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Einst 
Eigentum  des  Klosters  Hauten  ve. 

FROIDEVILLE  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aubonne,  Gem. 
Ballens).  691  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  am  Rand  eines 
vom  Boiron  durchflossenen  Tobeis,  nahe  dem  Wald  und 
an  der  Strasse  Saint  Prex-Ballens ;  1,5  km  ö.  der  Station 
Ballens  der  Linie  Morges  -  Apples  -  Bi6re.  60  reform.  Ew. 
Einst  kleines  Lehen  unter  aer  Oberhoheit  der  Schloss- 
herrschaften VufHens  und  Colombier. 

FROIDEVILLE  (Kt.  Waadt,  Bez.  £challens).  822  m. 
Gem.  und  Dorf,  auf  einer  Hochfläche  des  Jorat  rechts 
über  dem  Tobel  des  Talent,  6  km  so.  der  Station  £chal- 
lens  der  Linie  Lausanne  -  ^M^hallens  -  Bercher  und  9,6  km 
nö.  Lausanne.  Die  i^rossen  Waldungen  im  Zentrum  des 
Berglandes  des  Jorat  reichen  im  S.  und  0.  nahe  bis  ans 
Dorf  Froideville.  Strassen  nach  £challens  und  Cheseaux. 
Telephon ;  Postwagen  Lausanne-Froideville.  74  Häuser, 
360  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Morrens.  Landwirtschaft. 
TortgTube ;  Bruch  auf  marine  Molasse.  Vor  der  Beforma- 
tion  Eigentum  der  Abtei  Montherond;  der  Weiler  Mon- 
therond  180&-1813  der  Gemeinde  Froideville  ange|[liedert, 
dann  aber  wieder  der  Gemeinde  Lausanne  zugeteilt.  Hö- 
mische  Rainen,  Münzen  aus  der  Zeit  von  Antoninus,  Fau- 
stina und  Nerva. 

FROMBERGHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder 
Simmenthai).  2397  m.  Gipfel,  in  der  Kette  des  Niesen, 
zwischen  Kander-  und  Simmenthal,  5  km  nnw.  über 
Fnitigen  und  6,3  km  so.  über  Erlenbach.  Der  felsige,  zum 
Staldengraben  abfallende  N.-Hang  heisst  Bettfluh.  Von 
Fnitigen  aus  in  steilem  und  beschwerlichem  Anstieg  in 
4  Standen  zu  erreichen. 

FROMMENHAUSEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gossau, 
Gem.  Waldkirch).  590  m.  Gruppe  von  3  Häusern  ;  2,1  km 
w.  Waldkirch  und  1,5  km  so.  der  Station  Hauptwil  der 
Linie  Gossau-Sulgen.  19  kathol.  Ew.  Landwirtschaft.  Der 
Hof  und  die  kleine  Burg  Frimmanshusen  einst  Eigentum 
der  Ritter  von  Sinzgenberg;  die  während  der  Appen- 
zellerkriege  zerstörte  Burg  ist  später  wieder  aufgebaut 
worden  und  steht  heute  noch,  wird  aber  nicht  mehr  be- 
wohnt. 

FROMMENWILEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Rorschach, 
Gem.  Rorschacherberg).  600  m.  Gruppe  von  7  Häusern, 
am  N.-Hang  des  Rorschacherbergs  und  2,7  km  sw.  über 
der  Station  Rorschach  der  Linien  St.  Gallen- Rorschach 
und  Rorschach-Sargans.  34  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
Rorschach.  Viehzucht. 

FRON.  Bestandteil  von  Ortsnamen.  Siehe  den  Art. 
Frohn. 

FRONACKERN  oder  FROHNACKERN  (Kt.  St. 
Gallen,  Bez.  und  Gem.  Gossau).  790  m.  Weiler,  in  einer 
von  den  Gemeinden  Andwil  u.  Waldkirch  umschlossenen 
Enklave  der  Gemeinde  Gossau ;  2,8  km  nö.  der  Station 
Amegg  der  Linie  Gossau-Sulgen.  12  Häuser,  62  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinde  Waldkirch.  Ackerbau  u.  Viehzucht. 
Stickerei. 

FRONALP  (MITTLERE,  OBERE  u.  UNTERE) 


(Kt.  Glarus,  Gem.  Ennenda  und  Mollis).  1100-2000  m. 
Crrosse  Alpweide,  am  S.-  u.  W.-Hang  des  Fronalpstocks. 
2-3  Stunden  nö.  über  Ennenda  und  so.  über  Mollis.  Wird 
mit  150  Kühen  bezogen.  Drei  Gruppen  von  Hütten  in 
1311,  1583  und  1829  m.  Die  Untere  und  Mittlere  Fronalp 
beinahe  völlig  vom  Moränenschutt  des  einstigen  Glet- 
schers zwischen  Fronalpstock  und  Schilt  überführt. 

FRONALP8TOCK  (Kt.  Glarus).  2127  m.  Schöne 
dreieckige  Felspvramide,  w.  vom  Mürtschenstock  und 
3,5  km  so.  über  Mollis.  Besuchter  Aussichtspunkt;  von 
Glarus,  Mollis  oder  Netstal  aus  in  je  4-5  Stunden  zu  er- 
reichen. 

FRONHOFEN  oder  FROHNHOFEN  (Kt.  Luzern, 
Amt  Willisau,  Gem.  Richenthal).  657  m.  Gruppe  von  5 
Häusern,  5  km  nw.  der  Station  Nebikon  der  Linie  Luzern- 
Olten  und  2,6  km  sw.  Richenthal.  46  kathol.  Ew.  Acker- 
bau, Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Käserei. 

FRONHOLZ  (IM)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun,  Gem. 
Uetendorf ).  630  m.  Weiler,  auf  einer  Anhöhe  2  km  nw. 
der  Station  Uetendorf  der  Gürbethalbahn  (Bern-Watten- 
wil-Thun).  10  Häuser,  57  reform.  Ew. 

FRONTfe  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locarno).  1510  m.  Wenig 
bedeutender  Gipfel,  über  dem  rechten  Ufer  des  Tessin 
und  der  Kette  zwischen  Val  di  Moleno  und  Val  di  Lodrino 
im  0.  vorgelagert ;  sw.  über  Prosito  und  w.  über  Moleno. 
FRONTENEX  (DE880U8  und  DE88U8)  (Kt. 
Genf,  Linkes  Ufer,  Gem.  Cologny).  421  und  422  m.  Gruppe 
von  Landhäusern ;  1,5  km  ö.  Genf.  Haltestelle  der  elelk- 
trischen  Strassenbahn  Genf-Jussy.  Telephon.  31  Häuser, 
101  reform,  und  kathol.  Ew.  Hier  lebte  und  starb  der 
Rechtsgelehrte  Gh.  G.  Le  Fort  (1821-88).  Einst  von  Amtes 
wegen  Eigentum  der  beiden  Kirchenvorsteher  der  Kathe- 
drale St.  Peter  zu  Genf. 

FRONTICELLO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lugano).  2095  m. 
Gipfel,  auf  der  Landesgrenze  gegen  Italien,  so.  vom  Monte 
Garzirola  (2119  m),  hinten  über  dem  Val  di  Sertena  und 
Val  Colla  ;  10  km  ö.  vom  Monte  Ceneri  und  3-4  Stunden 
nö.  über  Colla. 

FROHHOF  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toggenburg, 
Gem.  St.  Peterzell).  885  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  8  km 
sw.  der  Station  Waldstatt  der  Appenzellerbahn  ( Winkeln- 
Herisau-Appenzell)  u.  1,9  km  no.  St.  Peterzell.  36  reform, 
und  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei. 

FROHWEID  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Tog&^enburg, 
Gem.  Alt  St.  Johann).  908  m.  Weiler,  an  der  Mündung 
des  Wildhausbaches  in  die  Thur,  2  km  ö.  Alt  St.  Johann 
und  13  km  w.  der  Station  Gams  der  Linie  Rorschach- 
Sargans.  10  Häuser,  52  reform,  und  kathol.  Ew.  Alpwirt- 
schaft* 

FRÖM8EL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggenburg). 
2268  m.  Gipfel,  in  der  Kette  der  Churfirsten,  vom  Käsern- 
ruck aus  nach  W.  gezählt  der  fünfte,  halbwegs  zwischen 
Käsernruck  u.  Leistkamm.  Von  seinem  nächsten  ö.  Nach- 
barn, dem  Brisi,  durch  das  kleine  Frümselthal  getrennt. 
Vergl,  den  Art.  Churfirsten. 

FR0M8ELTHAL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggen- 
burg). 1800  m.  Eine  der  zahlreichen  Einschartungen  am 
N.-Hang  der  Churfirsten,  zwischen  Brisi  und  Frümsel. 
Zuoberst  mit  Sturzschutt  übersät ;  steigt  langsam  nach  N. 
ab  und  verschmilzt  breit  mit  der  Selamattalp.  Ohne  sieht- 
baren  ^^asserlauf. 

FR0M8EN  (kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg,  Gem. 
Sennwald).  456  m.  Dorf,  am  O.-Fuas  des  Saxerbergs,  an 
der  Strasse  Gams-Oberriet  und  3  km  w.  der  Station  Salez 
der  Linie  Borschach  -  Sargans.  Postablage,  Telegraph, 
Telephon;  Postwagen  Salez -Gams.  117  Häuser,  661  re- 
form. Ew.  Kirchgemeinde  Salez.  Mais-,  Gemüse-  und  Obst- 
bau, Viehzucht.  Stickerei.  Sekundärschule. 

FR0M8ENERBERQ  oder  T8CHEL  (Kt.  St.  Gal- 
len, Bez.  Werdenberg,  Gem.  Sennwald).  500-1800  m. 
Grosser  Wald  (300  ha),  am  NO.-Hang  des  Hochhaus,  1  km 
nw.  über  Frümsen. 

FRUENCE  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Veveyse,  Gem.  Chätel 
Saint  Denis).  832  m.  Dorf,  am  WNW.-Fuss  des  Mont 
Corbettes  und  1  km  so.  der  Station  Chätel  Saint  Denis 
der  Linien  Chätel-Pal^zieux  und  Vevey-Bulle.  Telephon. 
61  Häuser,  416  kathol.  Ew.  Viehzucht  u.  Milchwirtschaft, 
Holzhandel.  Grosse  Bräche  auf  grauweissen  Kalkstein  ; 
reiche  Fundstelle  von  Fossilien  des  Malm.  IHomantisch 
gelegene  Kapelle  Le  Scö.   Im  frühen  Mittelalter  trug  der 


198 


FRÜ 


FRÜ 


ganze  obere  Abschnitt  des  Thaies  der  Veveyse  den  Namen 
Fruence.  Die  zuerst  unabhängigen  Herren  der  Landschaft 
mussten  1244  die  Oberhoheit  von  Savoyen  anerkennen. 
1095:  Frewencia. 

FRONDENQLETSCHER  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Pru- 
tigen).  3000-2371  m.  Gletscher,  beginnt  am  Fründenjoch 
zwischen  Gross  Doldenhom  und  Frundenhorn  und  sendet 
den  kleinen  Fründenbach  zum  Oeschinensee.  1,5  km  lang 
und  600  m  breit. 

FRONDENHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen). 
3367  m.  Gipfel,  in  der  Gruppe  der  Doldenhörner,  zwischen 
Oeschinensee  und  dem  obern  Kanderthal  einerseits,  dem 
Gross  Doldenhom  und  Oesch inen  hörn  andererseits.  Ver- 
dankt gleich  dem  Fründenbach,  Fründengletscher  und 


Das  Fr&ndenhorn  von  Westen. 

Früad^njoch  seinen  Namen  der  an  seinem  NW.-Fuss 
gelegenen  magern  Schafweide  Fründen.  Die  ziemlich 
schwierige  Besteigung  erfordert  vom  Gasthof  Oeschinen- 
see aus  7-8  Stunden. 

FRONDENJOCH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen). 
3001  m.  Enger  Passeinschnitt,  zwischen  Frundenhorn  und 
Gross  Doldenhom ;  verbindet  den  Oeschinensee  mit  dem 
oberen  Abschnitt  des  Kanderthales  oder  Gasterenthal. 
Schwierig  zu  begehen  und  wenig  überschritten ;  zum  ers- 
tenmal 1885  in  6  Vt  Stunden  bezwungen. 

FRUMACKER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  Emd). 
1340  m.  Eine  der  auf  der  Terrasse  von  Emd  zahlreichen 
kleinen  Siedelungsgruppen,  über  dem  linken  Ufer  der 
Zermatter  Visp.  3  Häuser,  24  kathol.  Ew. 

FRUNT  (Kt.  Graubunden,  Bez.  Glenner,  Gem.  Vals 
Platz).  1995  m.  Haus,  Hütten  und  Kapelle;  am  O.-Fuss 
des  Frunthoms,  am  linken  Ufer  des  Valser  Rhein  und 
6  km  sw.  über  Vals  Platz. 

FRUNTHORN  (Kt.  Grau  bänden.  Bez.  Glenner).  3034 
m.  Schöne  dreikantige  Felspyramide  mit  kleinem  Eis- 
feld, in  der  das  oberste  Lugnez  (Vrin)  vom  St.  Peterthal 
(Vals)  trennenden  Kette  des  Piz  Aul ;  8  km  wsw.  über 
Vals  Platz,  von  wo  aus  der  Gipfel  über  die  Fruntalp  in 
4  Vi  Stunden  ohne  grosse  Schwierigkeiten  erstiegen  wer- 
den kann.  Auch  von  Vrin  aus  über  vaneschaalp  und  Schar- 
bodenalp in  4  Stunden  zugänglich. 

FRUTHWEILEN  oder  FRUTHWILEN  (OBER 
und  UNTER)  (Kt.Thurgau,  Bez.  Steckbom,  Gem.  Salen- 
stein).  555  und  513  m.  Dorf,  aus  zwei  300  m  von  einander 
entfernten  Häusergruppen  bestehend,  auf  einer  Anhöhe 
1,2  km  so.  über  Salenstein  und  2  km  sw.  über  der  Sta- 
tion Ermatingen  der  Linie  Schafifhausen -Konstanz.  Post- 
ablage. 48  Häuser,  254  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde Ermatingen.  Wein-  und  Obstbau.  Sandgruben. 
Schöne  Aussicht.  Grabhügel.  1271 :  Fruotwiler;  vom  alt- 
hochdeutschen fröd  =  weise,  klug.  Heimat  des  Ingenieurs 
Alfred  Hg,  Premierministers  des  Negus  Menelik  von  Abes- 
sinien. 

FRUTIQEN.  Amtsbezirk  des  Kantons  Bern.  Umfasst 
die  Gemeinden  Adelboden,  Aeschi,  Frutigen,  Kander- 
grund,  Krattigen  und  Heichenbach.  Fläche  47812  ha. 
Amtshauptort  Frutigen.  Liegt  im  Berner  Oberland  und 
bildet  ein  ziemlich  regelmässiges  Dreieck,  dessen  34  km 
lange  Grundlinie    dem    Kamm    der    BcTueralpen    vom 


Tschingelhorn  (3581  m)  bis  zum  Wildstrubel  (3253  in) 
folgt,  während  die  ebenfalls  an  Gebirgskämme  (Niesen 
und  Gspaltenhora  -  Morgenhora)  gebundenen  Schenkel 
sich  nach  N.  zu  am  Thunersee  zur  Spitze  vereinigen.  Die 
Grundlinie  des  Dreiecks  bildet  die  Grenze  gegen  den 
Kanton  Wallis,  die  sich  über  das  Hookenhom  (3297  m), 
Balmhorn  (3711  m),  die  Alteis  (8636  m),  das  Steghora 
(3152  m)  und  den  Wildstmbel  (3251  m)  zieht  und  im  All- 
gemeinen den  Kammlinien  folgt.  Einzig  an  der  Gemmi 
f  reift  der  Kanton  Wallis  nach  N.  über.  Die  beiden  Schen- 
el  des  Dreieckes  grenzen  den  Amtsbezirk  Fratigen  von 
den  Amtsbezirken  Ober  und  Nieder  Simmenthai  im  W. 
und  Interlaken  im  0.  ab.  Den  38  km  langen  W. -Schen- 
kel bildet  die  Kette  des  Niesen  mit  den  Einzelgipfeln 
Albrist  (2764  m),  Gsür  (2711  m).  Wannen- 
spitz (2438  m),  Winterhorn  (2609  m),  Lad- 
holzhorn  (2497  m),  Hohniesen  (2456  m), 
Tschiparellenhom  (2399  m),  Drunengalm 
(2410  m)  und  Niesen  (2366  m).  Der  25  km 
lange  0. -Schenkel  beginnt  am  Tschingel- 
horn, geht  über  die  Gamchilücke  (2833  m), 
Gspaltenhora  (3437  m),  Büttlassen  (3197  m), 
Grosshundshom  (2932  m),  Schwalmeren 
(2785  m)  und  Morgenberghom  (2251  m). 
um  dann  zum  Thunersee  abzusteigen  und 
ihm  längs  der  Krattighalde  auf  eine  Strecke 
von  1,9  km  zu  folgen.  Der  höchste  Punkt 
des  Amtsbezirkes  ist  das  Balmhorn  (3711 
m),  der  tiefste  die  Uferlinie  bei  Krattigen 
(560  m).  Der  Amtsbezirk  umfasst  beinahe 
das  ganze  Einzuffsgebiet  der  Kander,  mit 
Ausnahme  von  deren  Unterlauf  (in  den 
auch  die  Simme,  ihr  grösster  Zufluss, 
einmündet).  Es  deckt  sich  somit  der 
Amtsbezirk  Frutigen  mit  dem  Thal  der 
Kander  und  seinen  Verästelungen.  Der 
oberste,  zwischen  der  Gruppe  des  Doldenhoms  und 
dem  Lötschenthal  tief  eingesenkte  Abschnitt  des  Thaies 
heisst  Gasterenthal ,  der  Teil  von  der  Klüse  oberhalb 
Kandersteg  bis  zur  Tellenburg  bei  Fmtigen  Kander- 
thal im  engeren  Sinne,  der  Abschnitt  Frutifi[en-Mühle- 
nen  Frutigthal  und  endlich  das  Stück  am  N.-Fuss  des 
Niesen  Emdthal.  Die  nennenswertesten  Seitenarme  sind 
das  der  Gemmisenke  parallel  ziehende  Ueschinenthal ; 
das  von  Osten  beim  Dorfe  Kandersteg  einmündende  Thai 
des  Oeschinensees :  das  durch  die  Kette  des  Lohner  vom 
eigentlichen  Kanderthal  getrennte  Engstligenthal  (die 
direkte  s.  Fortsetzung  des  Frutigthales),  das  bis  zum 
Thatzirkus  von  Adelboden  hinaufzieht,  wo  sich  die  Thal- 
furchen der  Engstligenalp,  des  Greilsbaches,  Allenbaches, 
Bonderlen baches  und  Tschentenbaches  mit  ihm  vereini- 

Sen;  das  bei  Reichenbach  ausmündende  Kienthal  mit 
em  Seitenarm  des  Spiff|[engrundes  und  endlich  das 
2,5  km  tiefer  unten  bei  Muhlenen  sich  mit  dem  Frutig- 
thal vereinigende  Suldthal.  Die  47812  ha  des  Amtsbe- 
zirkes verteilen  sich  wie  folgt : 

Aecker,  Wiesen  und  Gärten        9994  ha 
Alpweiden  17200   » 

Waldungen  3935   » 

Produktiver  Boden 
Gletscher  und  Firn 
Seen 


äli^  ha 
4520  ha 
292   » 
Fels,  Bäche,  Strassen  etc.  11871    » 

Unproduktiver  Boden 


1668^  ha 
Es  umfasst  somit  der  produktive  Boden  65,1  %  der  Ge- 
samtfläche. 

Die  Alpweiden  können  zusammen  mit  11900  Kühen  be- 
fahren werden.  Die  Viehstatistik  ergibt  folgende  Zahlen : 
1886  1896  1901 

Hornvieh  9780  9584  9746 

Pferde  139  162  214 

Schweine  1853  2443  2273 

Schafe  4806  2955  1815 

Ziegen  6850  6614  4858 

Bienenstöcke       660  840  859 

Hauptbeschäftigung  der  Bewohner  ist  Viehzucht  und 
Landwirtschaft.  Schieferbrüche  im  Engstligenthal.  Der 
Amtsbezirk  hat  10  Zundholzfabriken  (6  in  Frutigen  und 
je  2  in  Kandergrund  und  Reichenbach).  Die  ehemals  im 


FRU 


FRÜ 


199 


Gebrauche    stehenden    Pho8phorzündh<»lzchen    werden 
nicht  mehr  hergestellt,  die  gegenwärtig  fabrizierten  bieten 


i  250000 


Thumeft 


Amtsbezirk  Frotigea. 

weniger  Gefahr  in  sanitarischer  Hinsicht.  Herstellung  von 
Zündholzsch achteln.  Seidenweberei.  Seit  einigen  Jaliren 
hat  sich  die  Fremdenindustrie  stark  entwickelt,  deren 
hauptsächlichsten  Mittelpunkte  heute  Aeschi,  Bad  Heu- 
strich,  das  Kienthal,  Adelboden  und  Kandersteg  sind. 
Häufigen  Besuch  von  Touristen  erhalten  Niesen,  Blau- 
seeli,  Oeschinensee,  Engstligenalp  und  Gemmi.  Der  Amts- 
bezirk zahlt  11166  Ew.  mit  2452  Haushaltungen  in  2082 
Häusern;  10695  Reformierte  und  188  Katholiken  ;  10714 
Ew.  deutscher  und  22  französischer  Zunge. 

Klima  und  Vegetation  bieten  grosse  Verschiedenheiten. 
Während  z.  B.  bei  Krattigen  am  Ufer  des  Thunersees 
Weizen,  Obst-  und  Nussbäume  und  im  Frutigtlial  alle 
auch  sonst  im  Kanton  Bern  verbreiteten  Kulturen  ge- 
deihen, trifft  man  um  Adelboden  und  Kandersteg  nebön 
den  Bergwiesen  und  Alpweiden  nur  noch  die  Kartoffel 
und  einige  Kohlarten.  An  den  Thalgehängen  stocken  aus- 
gedehnte Tannenwälder,  auf  die  nach  oben  Alpweiden 
und  Schutthalden  folgen.  Den  Thalabschluss  endlich 
bilden  grosse  Gletscher  und  Firnfelder :  Strubelgletscher 
im  Engstligen thal,  Kandergletscher  im  Gasterenthal, 
BlümlisalpRletscher  im  Oeschinenthal  und  Gamchiglet- 
scher  im  Kienthal.  Die  Gipfel  dieses  grossartigen  Hoch- 
alpngebietes,  zählen  zu  den  besuchtesten  des  Hemer 
Oberlandes;  auch  die  höchsten,  wie  Balmhorn,  Alteis, 
Wildstrubel,  Doldenhom  und  einige  Spitzen  des  Blüm- 
lisalpstockes,  können  bei  ordentlichem  Wetter  ohne  be- 
sondere Schwierigkeiten  bestiegen  werden.  Schutzhätten 
am  Hohtürlipass  über  dem  Oeschinensee,  am  Biherg  über 
Kandersteg  und  am  Wildeisigen  im  Gasterenthal. 

Der  Amtsbezirk  Frutigen    wird   an  seiner  schmälsten 


Stelle,  der  Krattlghalde,  von  der  Bahnlinie  Thun-Inter- 
laken  durchzogen,  deren  Bau  hier  wegen  der  geologischen 
Beschaffenheit  des  Bodens 
auf  grosse  Schwierigkeiten 
gestossen  ist.  Seit  dem  Som- 
mer 1901  ist  auch  der  übrige 
Abschnitt  des  Bezirkes  mit 
der  Strecke  Frutigen -Spiez 
der  Thunerseebahn  an  das 
Netz  der  Berner  Eisenbahnen 
angeschlossen.  Dieser  erste 
Teil  der  künfligenLötschberg- 
bahn  ist  13,7  km  lang,  hat 
normale  Spurweite  und  im 
Maximum  1,55^  Steigung; 
bemerkenswert  smd  der  Hon- 
drichtunnel  und  die  Strecke 
von  da  bis  nahe  Mühlenen, 
wo  der  Bahnkörper  dem 
einstigen  Kanderbett  folgt. 
Zur  Sicherung  der  Bahn- 
anlage hat  man  die  Kander 
an  zwei  Stellen  korrigieren 
"-f  1/  .jjilfil  ^^^  5  weitere  Wildbäche  ver- 
^j^/'ffi^'^<]  bauen  müssen.  Von  der  links- 
ufrigen  Thunerseestrasse 
zweigt  bei  Spiezmoos  eine 
e[ute  Strasse  ab,  die  längs  der 
Kander  über  Emdthal,  Müh- 
lenen, Reicbenbach  und  Fru- 
tigen führt  und  nach  starker 
Steiguni^  bei  Kandersteg  en- 
digt. Hier  schliesst  sich  an 

■f^-  r't^^^7f^  ®*®  ^^'*  ^^^  Saumweg  über 
^--  y^f9*'*äfJ!&  die  Gemmi  an.  Die  schöne 
X  "^  -  :  .>'  Strasse  Frutigen -Adelboden 
geht  zweimal  über  das  Enffst- 
fi^enwasser  und  femer  über 
die  diesem  zumessenden  20 
Wildbäche ;  die  Stegmatt- 
.  brücke  spannt  sich  51  m 
A  hoch  über  dem  Flussbett. 
Von  Passübergängen  sind 
ausser  der  stark  begangenen 
Gem  mi  und  einigenGletscher- 
pässen  zu  nennen  Otteren- 
grat (2282  m;  Frutigen- 
Uiemtigenthal),  Hahnenmoos 
(ia54  m;  Adelboden-Lenk), 
Bonderkrinde  (2387  m;  Adelboden-Kandersteg),  Engst- 
ligengrat  (2619  m ;  Engstligenalp-Gemmi),  Lötschenpass 
(2695  m;  Gasteren-Lötschenlhal).  Hohtürli  (2707  m; 
Oeschinensee- Kien thal),  Sefmenfurgge  (2614  m;  Kienthal- 
Lauterbrunnen),  Sausgrat  (2457  m;  Kienthal-Lauter- 
brunnen) und  Tanzbödelipass  (1880  m;  Aeschi-Inter- 
laken). 
FRUTIQEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen).  806  m. 
Gem.  und  Hauptort  des  gleichnamigen  Amts- 
bezirkes, an  der  Ausmündung  des  Engstligen- 
thales  ins  Thal  der  Kander,  am  linken  Ufer 
des  Engstligenbachs  1  km  oberhalb  dessen 
Mündung  in  die  Kander  und  13  km  s.  Spiez. 
Das  Dorf  steigt  amphitheatralisch  am  N.-Fuss 
der  Niesenkette  auf.  Der  Thalboden  ist  hier 
breit  und  von  steilen  Rasenhängen  be- 
grenzt, über  denen  die  von  zahlreichen  Wildbach- 
schluchten zerfressenen  Felswände  der  Kette  sich  er- 
heben. Gegenüber  dem  Dorfe  auf  der  rechten  Thalseite 
die  steilen  Felshänge  des  Gerihorns  und  Giesenen- 
grates.  Heute  Endstation  der  Linie  Spiez-Frutigen,  die 
unter  dem  Lötschberg  durch  an  die  Simplonbahn  ange- 
schlossen werden  soll.  Postbureau.  TeleRraph,  Telephon; 
Postwagen  nach  Kandersteg  und  Adelboden.  Die  Ge- 
meinde umfasst  eine  grosse  Anzahl  von  Weilern  und 
Häusergruppen,  wie  Aeusser  und  Inner  Achseten,  Ackern, 
Ausserspissen  (mit  Gempelen,  Kratzeren,  Linter,  Ried), 
Widi,  Hasle,  Innerspissen  (mit  Ladholz  und  Rinder- 
wald), Kanderbrück,  Oberfeld,  Prasten,  Reinisch  (mit 
Teilenfeld),  Schwandi  und  Winkeln,  und  zählt  in  602 
Häusern  ^  Haushaltungen  und  3996  reform.  Ew. :  Dorf 


•üv 


^orAffnft" 


1^  Atiin^  4C 


200 


PRÜ 


FRU 


Fruti^en :  189  Häuser,  1380  Ew.  Der  Kirchgemeinde  Fru- 
tigen  ist  neben  den  eben  genannten  Siedelungen  noch  der 


Kirche  Pratigen. 

zur  politischen  Gemeinde  Reichenbach  gehörende  Weiler 
"Wengi  zugeteilt.  Ein  Gross ratsbeschluss  hat  1840  die  bis 
dahin  ebenfalls  dieser  Kirchgemeinde  angegliederten  Orte 
Kandergrund,  Mitholz  und  Kandersteg  von  ihr  abgelöst 
und  zu  einer  Helferei  vereinigt,  die  nach  Vollendung 
von  Kirche  und  Pfarrhaus  in  Bunderbach  1859  in  eine 
eigene  Pfarrei  umgewandelt  wurde.  Bezirksspital.  Se- 
kundärschule. Hauptbeschäftigung  der  Bewohner  sind 
Landwirtschaft  und  Viehzucht,  die  heute  in  beträchtlichem 
Umfange  betrieben  werden.  Bedeutender  Viehhandel  und 
stark  besuchte  Viehmärkte.  6  Zündholzfabriken.  In  den 
Wildbachrunsen  der  aus  Flyschsandsteinen  und -schiefern 
bestehenden  Niesenkette. bricht  man  Schiefer,  die  in  Fru- 
tigen  selbst  zu  Schreibtafeln  verarbeitet  werden.  Uhr- 
steinschleifereien, Von  geringer  Bedeutung  sind  Seiden- 


Fratigeo  mit  der  Teilenbarg. 

Weberei  und  Holzschnitzerei.  Die  Fabrikation  des  einst 
weitbekannten  und  stark  gesuchten  sog.  Frutigentuchcs 
ist  heute  .beinahe  völlig  eingegangen.   Dafür  hat  sich  in 


neuerer  Zeit  die  Fremdenindustrie  mächtig  entwickeJt. 

Frutigen  ist  der  Ausgangspunkt  des  häufig  begangenen 
"Weges  über  die  Gemmi  und  der  Strasse 
zum  klimatischen  Kurort  Adclboden. 
Mehrere  Gasthöfe.  Im  Sommer  grossc^r 
Wagenverkehr  auf  den  Strassen  nach 
Kandersteg  und  Adelboden.  Mühlen. 

Zu  beiden  Seiten  der  die  Ortschaft  in 
das  Oberdorf  und  Unterdorf  trennenden 
1  km  langen  Hauptgasse  stehen  schöne 
Häuser.  Mitten  im  Dorf  zweigt  davon 
die  Strasse  nach  Kandersteg  ab,  die 
zunächst  mit  einer  eisernen  Brücke 
über  den  Engstligenbach  setzt,  dann 
das  Aussenviertel  Widi  durchzieht  und 
am  weiten  Schiessplatz  vorübergeht,  wo 
alle  2  Jahre  ein  Bezirksschützenfest  ab- 

§  ehalten  wird.  Auf  einer  Anhöhe  aber 
er  Kanderbrücke  stehen  die  noch   be- 
trächtlichen Ueberreste  der  1885  durch 
eine    Feuersbrunst    zerstörten    TeUen- 
burg.   Hoch  über  dem  Dorf  die  Pfarr- 
kirche mit  ihrem   hohen  Turm,  eine 
ausgeprägt  typische  Berner  Oberländer 
Kirche ;  daneben  eine  hoch  gewachsene 
alte  Linde.  Von  hier  aus  weite  Rund- 
sicht auf  die  ^nze  umliegende  Land- 
schaft und  weiterhin  auf  üoldenhom. 
Alteis,  Balmhom  und  die  Gebirge  um 
das  Thal  von  Adelboden.  Die  erste  Kirche 
soll  in  Frutigen  von  König  Rudolf  II. 
von  Burffund  933  erbaut  worden  sein; 
1421  folgte  ein  Neubau,  der  1726  mit  dem  ganzen  Dorf 
Frutigen  durch  eine  Feuersbrunst  in  Asche  ffelegt  wurde, 
während  der  Brand  vom  3.  August  1827  die  wiederum 
erstandene  Kirche  verschonte.  Damals  hat  man  das  Dorf 
nach  einem  neuen  Bauplan  aufgebaut  und  seine  Häuser 
aus  Stein  errichtet.   1^  verursachte  ein  Ausbruch  des 
von  der  Niesenkette  herabkommenden  Leimbachs  grosse 
Verheerungen,  deren  Foljg^en  z.T.  heute  noch  sichtbar  sind. 
Aus  vorhistorischer  Zeit  ist  oberhalb  Frutigen  ein  Bron- 
zebeil aufffefunden  worden.  Im  11.  Jahrhundert  war  das 
Frutiglana  unmittelbares  Reichsland,  woher  wahrschein- 
lich auch   der  Reichsadler   im  Wappnen  der  Ortschaft 
stammt.  1232:  Wrutingium  ;  1234:  Frutingen.  Im  12.  und 
13.  Jahrhundert  tauchen  die  Edelgeschlechter  von  Kien, 
Scharnachthal  und  Faltschen  auf.  Die  ersten  urkundlich 
beglaubigten  Herren  des  Landes  waren 
zu   Beginn    des  13.  Jahrhunderts   die 
Freiherren    von  Wädiswil,  von  denen 
aber  die  Herrschaft  durch  Heirat  schon 
1302   an  das  Walliser  Geschlecht   Im 
Thurm  zu  Gestelen  (La  Tour-Chätillon) 
überging.     1400    verkaufte    Anton   Im 
Thurm    das  Frutigland   an   Bern,   bei 
welcher   Gelegenheit  sich   dessen    Be- 
wohner gewisse   Ausnahmsrechte,    so 
namentlich  ihr  eigenes  Zivil-  und  Straf- 
recht, zu  sichern  verstanden.  Die  Ver- 
waltung besorgte  ein  auf  der  Tellen- 
burg  wohnender  bemischer  Burgvogt. 
Die   Reformation  fand    im  Frutigland 
kräftigen  Widerstand  und  konnte  1528 
nur  dfurch    Anwendung   von   Zwangs- 
mitteln durchgeführt  werden.  Ursprüng- 
lich zerfiel  das  ganze  Land  in  nnr  zwei 
Kirchgemeinden :  Frutigen  und  Aeschi. 
1433  erstand  dann  die  Kirche  zu  Adel- 
boden und  1564  diejenige  zu  Reichen- 
bach.    Eine  heftige   Pestseuche    raille 
1669  in  Aeschi  313  und  in  Adelboden  560 
Personen  hinweg.  1798  zeichneten  sich 
die  Frutigländer  im  Gefecht  von  Neuen- 
egg  durch    besondere  Tapferkeit  aus. 
Vergl.  Stettier.  Karl.  Das  Frutigland, 
Bern  1887.  -  Stettier,  Karl.  Des  FnUig- 
lanäs  Geschichte,  Bern  1901. 
FRUTIQ8TRA88E   (Kt.   Bern,  Amtsbez.  und  Gem. 
Thun).  563  m.  Villenquartier  mit  Fremdenpensionen,  an 
der  Strasse  Thun- Frutigen,  1  km  s.  vom  Bahnhof  Thun. 


FRU 


fOl 


201 


ai  Häuser,  101  reform.  Ew.  In  der  Villa  Klose  hat  s.  Z. 
Josef  Viktor  v.  Scheffel  gewohnt. 

FRUTIQTHAL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen).  Thal- 
abschnitt. S.  den  Art.  Kanderthal. 

FRÜTT,  im  Kanton  Tessin  Froda.  Ortsname;  be- 
zeichnete ursprünglich  eine  Bodensenke  oder  auch  eine 
Bachrunse  in  einer  Bergwand  und  ist  dann  in  der  Folge 
oft  auf  den  Wildbach  und  seinen  Wasserfall  selbst  über- 
tragen worden. 

FRUTT  oder  MELCH8EE-FRUTT  (Kt.  Obwalden, 
Gem.  Kerns).  1894  m.  Alpweide  mit  Luftkurort  und  Ka- 
pelle, am  O.-Üfer  des  Melchsees  und  am  S.-Fuss  des  Tan- 
nenbandes auf  einem  an  Alpenpflanzen  reichen  Hochpla- 


Fraii  mit  dam  Titlit. 

teau  gelegen :  5Vt  Stunden  s.  über  der  Station  Kerns- 
Kägiswil  der  Brünigbahn  und  im  Sommer  mit  ihr  durch 
eine  Fahrpost  über  Melchthal  verbunden.  Im  Sommer 
Postablage.  2  Gasthöfe. 

FRÜTTBERQE  (Kt.  Glarus,  Gem.  Linthal).  830-1050 
m.  Schöne  Bergwiesen  mit  8  zerstreut  gelegenen  Häusern, 
auf  einer  Terrasse  am  SO.-Hang  des  Ortstockes  und  eine 
Stande  sw.  über  der  Endstation  Linthal  der  Linie  Zürich- 
Glarus-Linthal.  Postablage ;  im  Sommer  Postwagen  über 
den  Klausen  (Linthal-Allopf-Flüelen).  37  reform.  Ew. 
Ihren  tiefgründigen  Boden  verdanken  die  Fruttberge  dem 
vom  einstigen  Urner bodengletscher  hier  abgelagerten 
Moränenmaterial.  Die  Klausenstrasse  schneidet  die  unter- 
halb der  Terrasse  abfallende,  aus  eocänen  Sandsteinen 
und  Schiefern  bestehende  Wand  und  steigt  mit  vielen 
Windungen  über  die  Fruttberge  bergan.  Seit  der  Er- 
öffnung der  Strasse  sind  hier  4  Wirtshäuser  entstan- 
den. 

FRUTTLAUITHAL  (Kt.  Uri).  2640-1300  m.  Kleines, 
tiefeingeschnittenes  Thal,  linksseitiger  Nebenarm  zum 
oberen  Maderanerthal ;  steigt  vom  N.-Hang  des  Frutl- 
stockes  auf  eine  Länge  von  2,5  km  nach  N.  ab. 

FRUTTLI  (Kt.  und  Bez.  Schwyz,  Gem.  Arth).  1032  m. 
Haltestelle  und  Wasserstation  der  Arth-Rigibahn,  am  O.- 
Hang des  Rigi  (Bossen)  und  am  rechten  Ufer  der  Rigi 
Äa ;  1  Vs  Stunden  so.  Rigi  Klösterli  und  2  Stunden  sw. 
über  Goldau. 

FRUTTPA88  (Kt.  Bern  und  Obwalden).  Ca.  1950  m. 
Angenehm  und  leicht  zu  begehender  Passü  bering,  führt 
über  schöne  Alp  weiden  vom  Brünig  oder  Mei  ringen  aus 
hinüber  ins  Kleine  Melchthal  und  wird  besonders  als  Zu- 
eane  zum  Hohstollen  (2484  m)  oft  benutzt.  Meiringen- 
Hochfluh -Passhöhe  5,  Passhöhe-Giswil  2*/*  Stunden. 

FRUTT8TOCK  (Kt.  Uri).  2839  m.  Gipfel,  äusserstes 
NO.-Ende  des  Oberalpstocks  und  mit  diesem  durch  den 
Kamm  des  Bänderstocks  oder  des  Klein  Oberälpler  ver- 
bunden. Fällt  zum  Brunni-  und  Maderanerthal  steil  ab 
und  ist  von  oben  bis  unten  durch  Wildbachrunsen  und 
Lawinenzüge  zerschnitten,  deren  tiefst  eingeschnittene 
das  vom  N.-Hang  absteigende  kleine  Fruttlauithal  ist. 
Weniger  wild  und  kürzer  als  das  Fruttlauithal  sind  das 
Steinthal  am  O.-Hang  und  die  Vordere  und  Hintere  Lib- 
plank  am  W.-Hang. 


FTAN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn).  Gem.  und  Dorf.  S. 
den  Art.  Fetan. 

FTUR  (VAL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn).  Seiten- 
arm des  Ofenpassthaies ,  beginnt  am  Piz  Laschadurella 
(3054  m)  und  steigt  nach  S.  ab,  um  1  km  vom  Wirtshaus 
Fuorn  (1804  m)  auszumünden.  Oben  steinig,  unten  be- 
waldet ;  einige  kleine  Alpweiden,  aber  ohne  Hütten  und 
weglos. 

FUCH8ACKERHÖHE  (Kt.  Appenzell  A.  R.  und  St. 
Gallen).  1079  m.  Gipfel,  nö.  Ausläufer  der  Wilkethöhe ; 
schöner  Aussichtspunkt,  5  km  nö.  über  St.  Peterzell  und 
7  km  sw.  über  Herisau. 

FUCH8BACH  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinv\dl).  Bach;  ent- 
steht aus  den  vom  Kanton  St.  Gallen 
herkommenden  und  auf  der  Kantons- 
grenze in  747  m  sich  vereinigenden 
zwei  Quellarmen  des  Mühlebaches  und 
Kleinen  Fischbaches ;  mündet  nach  2,2 
km  langem  Lauf  in  der  Richtung  nach 
SW.  und  W.  bei  Steg  in  696  m  in  die 
Töss. 

FUCH8BERQ  (Kt.  Schwyz,  Bez. 
und  Gem.  Einsiedeln).  1000  m.  9  zwi- 
schen dem  Rickenbach  und  Dimmer- 
bach zerstreut  gelegene  Häuser.  900  m 
so.  der  Kirche  Willerzell  und  5  km  ö. 
der  Station  Einsiedeln  der  Linie  Wä- 
denswil-Einsiedeln.  49  kathol.  Ew.  Vieh- 
zucht; Holzhandel.  Seidenweberei. 

FUCH8BERQ  (Kt.  Schwyz,  Bez. 
Höfe.  Gem.  Freienbach).  Häuser.  S.  den 
Art.  Eidgenossen  (Drei). 

FUCH8B0HL(Kt.undAmtLuzern, 
Gem.  Schwarzenberg).  Luftkurort.  S. 
den  Art.  Eigenthal. 

FUCH8B0HL    (Kt.    Zürich,   Bez. 
Hinwil,  Gem.  Bubikon).  545  m.  Gruppe 
von  3  Häusern,  2  km  nw.  der  Station  Bubikon  der  Linie 
Uerikon-Bauma.  21  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

FUCH8LOCH  (HINTER,  OBER  und  VORDER) 
(Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Fischenthal).  740-860  m. 
12  in  einem  kleinen  rechtsseitigen  Nebenarm  zum  Töss- 
thal  zerstreut  gelegene  Häuser,  an  der  Strasse  von  Steg 
über  die  Hulftegg  ins  Toggenburg,  3  km  nö.  Fischen- 
thal und  2  km  ö.  der  Station  Steg  der  Tössthalbahn 
(Winterthur-Wald).  56  reform.  Ew. 

FUCH8R0TI  (Kt.Zünch,  Bez.  Hinwil,  Gem.Gossau). 
530  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  auf  einer  Anhöhe,  4  km  so. 
Gossau  und  2,5  km  nw.  der  Station  Bubikon  der  Linie 
Zürich-Uster-Rapperswil.  46  reform.  Ew.  Viehzucht. 

FUCKEN8TOCK  (Kt.  Glarus).  2373  m.  Gipfel,  s. 
Vorberg  des  Guiderstocks  (2522  m),  zwischen  Sernflhal 
einer-  und  Mühlebach-  und  Krauchthal  andererseits,  4  km 
nö.  über  Matt  im  Sernfthal.  Seine  Hänge  tragen  die  gros- 
sen und  schönen  Alpweiden  Ochsenßttern,  Vorder-  und 
Hinteregg,  Krauchthal  und  Fuckenthal. 

FUCKENTHAL  (Kt.  Glarus).  Im  Mittel  22U0  m.  Alp- 
weide, am  N.-Hang  des  Fuckenstocks  und  bis  gegen  den 
Guiderstock  sich  ziehend.  Weite  Wanne,  durch  ein  steiles 
Felsband  von  der  Krauchthalalp  getrennt. 

F0CH8LEN  (Kt.  Schwyz,  Bez.  March,  Gem.  Reichen- 
burg). 530  m.  9  zwischen  dem  Hogglibarh  und  Möribach 
zerstreut  gelegene  Häuser,  nahe  der  Grenze  gegen  den 
Kanton  Glarus  und  2  km  so.  der  Station  Reichenburg  der 
Linie  Zürich-Glarus-Linthal.  64  kathol  Ew.  Viehzucht. 

F0QLI8THAL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Courtelary).  Gem. 
und  Dorf.  S.  den  Art.  Vauffelin. 

FOLLE  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Hinterland,  Gem. 
Herisau).  740  m.  Weiler,  in  einem  kleinen  und  engen 
rechtsseitigen  Nebenarm  zum  Thal  der  Glatt  und  1 ,2  km 
n.  der  Station  Herisau  der  Appenzellerbahn  (Winkeln- 
Herisau-Appenzell).  16  Häuser,  175  reform.  Ew.  Vieh- 
zucht. 

F0LLIN8DORF  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Liestal).  330 
m.  Gem.  und  Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Ergolz,  an  der 
Strasse  Arisdorf-Frenkendorf  und  1,2  km  nö.  der  Station 
Niederschönthal-Frenkendorf  der  Linie  Olten-Basel.  Post- 
ablage, Telephon.  Gemeinde,  ein  Teil  von  Niederschön- 
thal inbegriffen :  92  Häuser,  1051  reform.  Ew. ;  Dorf : 
73  Häuser,  716  Ew.  Kirchgemeinde  Frenkendorf-FüUins- 


202 


FUN 


FÜR 


dorf.  LandwirUcbaft.  Ein  Teil  der  Bewohner  arbeitet  in 
den  Fabriken  zu  Niederschönthal.  Römischer  Aquädukt. 
Grab  mit  Skelet  aus  dem  3.  und  4.  Jahrhundert.  825:  Fi- 
rinisvilla. 

,  FÜNF  DÖRFER  (Kt.  Graubündeu,  Bez.  Unter  Land- 
quart). Verwaltungskreis  des  Bezirkes  Unter  Landquart; 
umfasst  die  Gemeinden  Haldenstein,  Untervaz  und  Mas- 
trils  am  linken  Rheinthalgehnn^e  und  Trimmis,  Sayis, 
Zizers  und  Igis  rechts  vom  Rhein.  Zusammen  4891  Ew. 
meist  deutscher  Zunge,  wovon  2418  Reformierte  und  2375 
Katholiken.  Sayis  war  früher  mit  Valzeina  vereinigt  und 
Haldenstein  eine  eigene  Herrschaft,  während  die  übrigen 
Gemeinden  das  Hochgericht  Vier  Dörfer  bildeten. 

FONFFINQERSTÖCKE  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober 
Hasle).  2890,  2993,  2556,  3002,  2922  und  3036  m.  Fels- 
gruppe, deren  einzelne  Spitzen  den  Fingern  einer  Hand 
gleich  aufragen,  im  Gebirgsstock  des  Titli»nw.  über  dem 
von  Meiringen  nach  Wassen  (an  der  Gotthardbahn)  führen- 
den Sustenpass.  Die  einzelnen  Zacken  sind  ziemlich 
schwierig  zu  besteigen  und   werden  nur  selten  besucht, 


panfAngerstOcke,  vom  WiohelpUnkstock  aus. 

am  ehesten  noch  vom  kleinen  Gasthof  Stein  am  Stein- 
gletcher  (Sustenpass)  aus. 

FORBACH  (hinter,  mittler,  ober  und 
UNTER)  (Kt.  Luzem,  Amt  Willisau,  Gem.  Hergiswil). 
690-730  m.  4  zerstreut  gelegene  Bauernhöfe,  in  dem  vom 
sehr  kleinen  Fürbach  (Zufluss  zur  Enziwigger)  entwäs- 
serten Thälchen ;  1  km  sw.  Hergiswil  und  /  km  sw.  der 
Station  Willisau  der  Linie  Langenthal-Wolhusen.  28 
kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

FORQANQEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms,  Gem.  Bell- 
wald). 1200  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  n.  der  Strasse 
Brig-Furka,  am  rechten  Ufer  der  Rhone  und  2  km  nö. 
der  Halte-  und  Pferde  Wechselstelle  Fiesch  der  Furkapost 
(Brig-Göschenen).  31  kathol.  Ew. 

FQRQQLIKOPF  (Kt.  Graubänden  und  St.  Gallen). 
1386  m.  Bewaldete  und  wenig  ausgeprägte  Bergkuppe, 
in  der  vom  Calanda  nach  N.  auszweigenden  kurzen  Kette, 
2  km  s.  vom  Pizalun  (4482  m).  Vom  Fürgglikopf  und  dem 
ihm  benachbarten  Kaminspitz  steigt  nach  N.  gegen  Pfä- 
fers  hin  das  kleine  St.  Margrethenthal  ab. 

FORRENALP  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Engelberg).  1850 
m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  3  Hütten,  am  N.-Hang  des 
Stotzigberggrates  und  am  kleinen  Fürrenbach,  5  km  so. 
über  Engel  berg.  Oft  besuchtes  Ausflugsziel  mit  pracht- 
voller Aussicht  auf  den  Titlis. 

FORSCHWAND  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Toggen- 
burg, Gem.  Mosnang).  866  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  3 
km  w.  Mosnang  und  6  km  w.  der  Station  Bütswil  der  Tog- 
^enburgerbahn.  57  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei  und 
'Weberei. 

FORSCHWAND  (Kt.  Zug,  Gem.  Menzingcn).  955  m. 
Haus  und  Kapelle,  am  Weg  Gubel-Gottschalkenberg-Hohe 
Rhone-Schindellegi  (Sihlthal),  3  km  s.  Menzingen.  Die 
Kapelle  steht  an  der  Stelle,  wo  sich  die  Katholiken  an- 


^\ 


lässlich  des  Nachtgefechtes  am  Gubel  (24.  Oktober  1S1) 
zum  Angriff  auf  die  Vorhut  der  Reformierten  versammel- 
ten. 

FORSCHWENDI  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Rorschach, 
Gem.  Eggersriet).  926  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  ana  S.- 
Hang des  Rossbühls,  3  km  nw.  der  Station  Heiden  der 
Bergbahn  Rorschach-Heiden  und  2,5  km  nö.  Eggersriet. 
63  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Grub.  Viehzucht  Stickerei. 
FORSTENALP  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Unter  Land- 
quart, Kreis  Fünf  Dörfer,  Gem.  Trimmis).  4782  m.  Alp- 
weide mit  3  Hütten,  am  N.-Hang  des  Montalin  in  einem 
kleinen  rechtsseitigen  Nebenarm  zum  Rheinthal,  4  km 
so.  über  Trimmis.  Eigentum  des  Bistums  Chur.  Versuchs- 
garten der  eidgenössischen  Samenkontrolstation. 

FORSTENAU  (Kt.  Graubünden).  Ehemaliges  Hoch- 
gericht, das  die  Gemeinden  Sils,  Scharans,  Fürstenau  ond 
Almens  umfasste;  seit  1851  zum  Kreis  Domleschg  mit  den 
beiden  Gerichtsbezirken  Ortenstein  im  Boden  und  Orten- 
stein im  Berg  umgewandelt. 
FORSTENAU  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Heinzenberg. 
Kreis  Domleschg).  665  m.  Gem.  und 
Weiler,  am  rechten  Ufer  des  Hinter- 
rhein, 3  km  nnö.  Thusis  und  2,5  km 
n.  der  Station  Sils  (im  Domleschg)  der 
Albulabahn  (Thusis-St.  Moritz).  Post- 
ablage, Telephon;  Postwagen  Rodels- 
Realta-Sils  im  Domleschg.  Gemeinde, 
mit  Zollbrücke  :  38  Häuser.  235  reform. 
Ew.  deutscher  Zunge ;  Weiler :  17  Häu- 
ser, 84  Ew.  Zwei  Burgen,  deren  eine  im 
13.  Jahrhundert  erbaut  wurde  und  zu- 
nächst Eigentum  des  Bischofes  von 
Chur  war,  in  dessen  Namen  hier  ein 
•Beamter  mit  der  Erhebung  der  Steuern 
und  der  Ausübung  der  hohen  Gerichts- 
barkeit beauftragt  war.  Um  die  Mitte 
des  19.  Jahrhunderts  war  hier  die  kan- 
tonale Zwangsarbeits-  und  Korrektions- 
anstalt untergebracht,  die  seither  nach 
Realta  am  linken  Ufer  des  Rhein  ver- 
legt worden  ist.  Ums  Jahr  1870  wan- 
delte Peter  von  Planta  das  Schloss  zu 
einem  Spital  um,  der  aber  nur  kurze 
Zeit  bestand.  Beide  Burgen  heute  Eigen- 
tum der  Familie  von  Planta.  Schloss 
Fürstenau  war  einst  befestigt  und  hatte 
eine  Umfassungsmauer  mit  2  Toren.  Heimat  des  Ge- 
schichtsschreibers Fortunatus  de  Juvalta,  der  hier  den 
grössten  Teil  seines  Lebens  zubrachte. 

FORSTENAUERBRUCK  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Heinzenberg,  Kreis  Domleschg,  Gem.  Fürstenau).  673  m. 
Dorf,  auf  der  Siegfried  karte  noch  unter  seinem  alten 
Namen  Zollbrücke  verzeichnet,  am  rechten  Ufer  des  Hin- 
terrhein n.  von  der  Mündung  der  Albula,  1  km  s.  Fürsten- 
au und  3,7  km  nnö.  der  Station  Thusis  der  Rätischen 
Bahn  (Chur-Thusis).  Postablage;  Postwjagen  Rodels-Sils 
im  Domleschg.  21  Häuser,  148  reform.  Ew.  deutscher 
Zunge.  Kirchgemeinde  Scharans.  Viehzucht.  Kleinhandel. 
Hier  führte  einst  eine  Brücke  über  den  Hinterrhein, 
Eigentum  des  Bischofes  von  Chur,  der  hier  einen  Brücken- 
zoll erheben  Hess.  Daher  der  frühere  Name  Zollbrücke. 
Brücke  und  Zoll  kamen  1644  durch  Kaufan  das  Geschlecht 
Scheuenstein  und  später  an  das  Hochgericht  Fürstenau. 
Die  Brücke  ist  vom  Hochwasser  des  Flusses  mehrere  Male 
weggerissen  worden ;  nachdem  dieses  Ereignis  zu  Mitte  des 
19.  Jahrhunderts  neuerdings  eingetreten  war,  baute  man 
die  Brücke  nicht  wieder  auf. 

FORSTENLAND  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Wil,  Gossau, 
Tablat  und  Rorschach).  Name  der  4  nördlichen  Bezirke 
des  Kantons  St.  Gallen,  die  einst  zusammen  das  dem 
Fürstabt  von  St.  Gallen  eigene  Gebiet  bildeten.  Es  verlor 
seinen  Charakter  als  politische  und  historische  Einheit 
durch  die  helvetische  Verfassung  vom  Jahr  1798  und 
wurde  1803  dem  Kanton  St.  Gallen  angegliedert.  Heisst 
auch  die  alte  Landschaft,  weil  es  der  älteste  Kern  der 
Besitzungen  des  Fürstabtes  war,  unter  dessen  Herrschaft 
sich  seine  Bevölkerung  zum  grössten  Teil  aus  Hörigen 
zusammensetzte.  Nach  der  Schlacht  von  Kappel  1531  wur- 
den die  meist  schon  der  Reformation  beigetretenen  Fürs- 
tenländer  gezwungen,  wieder  zum  alten  Glauben  zurück- 


KÜR 


FÜH 


203 


xukehren.  Die  Gemeinden  der  Landschaft  besassen 
keinerlei  Freiheiten  und  durften  weder  Gemeindever- 
sammlungen abhalten  noch  ihre  Vorsteher  selber  wählen, 
noch  neue  Bürger  aufnehmen.  Diese  alte  Landschaft  zer- 
fiel in  eine  obere  und  eine  untere  Vogtei.  Erstere  war 
ihrerseits  wieder  in  fünf  Unterämter  eingeteilt :  das  Lands- 
hofmeisteramt  und  die  Untervogteien  Rorschach,  Ober- 
berg, Wil  und  Romanshorn.  Der  Landshofmeister  resi- 
dierte auf  der  2  km  w.  St.  Gallen  gelegenen  c  Bur^ » 
(Gemeinde  Strauben  zell)  und  verwaltete  das  die  Gemem- 
den  Straubenzell,  Gaiserwald,  Bemhardzell,  Lömmiswil, 
Wittenbach,  Berg  und  Rotmonten  umfassende  sog. 
fürstliche  Gericht  und  ferner  die  Gerichtshoheiten  Tablat 
und  Muolen.  Der  Untervogtei  Rorschach  standen  ein 
geistlicher  Würdenträger  und  der  soff.  Grossvogt  vor;  sie 
umfasste  die  Gerichtshoheiten  Rorscnach  (mit  Grub,  Ejg[- 
gersriet,  Tübach,  Altenrhein  und  dem  jenseits  des  Rhein 
auf  heute  österreichischem  Boden  stehenden  Gaissau)  und 
Goldach  (mit  Untereggen,  Steinach  und  Mörswil).  Die 
Untervogtei  Oberberg  verwaltete  ein  auf  Schloss  Oberberg 
bei  Gossau  residierender  Grossvogt :  sie  umfasste  die  Ge- 
richtshoheiten Gossau,  Oberdorf,  Niederwil,  Andwil  und 
Waldkirch.  Die  Untervogtei  Wil  stand  unter  einem  in 
Wil  wohnenden  geistlichen  Verwalter  und  umfasste  die 
Stadt  Wil  und  die  Gerichtshoheiten  Zuzwil,  Lenggenwil, 
Niederhelfentswil.  Zuckenriet  und  Niederbüren,  ferner 
den  Schneckenbund  und  das  sog.  Freigericht.  Die  heute 
dem  Ober  Thurgau  zugeteilten  Ländereien  der  Unter- 
vogtei Romanshorn  standen  nur  in  Zivilgerichtssachen 
unter  dem  Furstabt  von  St.  Gallen,  währena  die  hohe  Ge- 
richtsbarkeit dem  Landvogt  des  Thurgaues  zustand.  Dem 
geistlichen  Vogt  zu  St.  Gallen  endlich  unterstand  die 
Herrschaft  Ober  Arnang.  Die  obersten  Gerichtsbehörden 
waren  die  beiden  ReicMräte  zu  St.  Gallen  und  Wil,  das 
Kriminalgericht  und  die  Kurie. 

Infolge  des  gütlichen  Vertrages  vom  6.  Oktober  1797 
und  der  Verzichtleistung  des  Fürstabtes  auf  seine  Hoheits- 
rechte vom  4.  Februar  4798  gestaltete  sich  die  Verwal- 
tung der  alten  Landschaft  allmähli^  um,  bis  sie  endlich 
ganz  in  die  Brüche  ^ng.  Zweimal,  im  Frühjahr  1796  und 
Herbst  1802,  hatte  sich  das  ehemalige  Fürstenland  als 
eigene  unabhängige  Republik  erklärt,  die  sich  nach  dem 
Muster  von  Appenzell  A.  R.  in  die  Abschnitte  «  diesseits 
und  jenseits  der  Sitter  »  gliederte  aber  beidemale  nur 
wenige  Wochen  Bestand  hatte.  Die  Führer  der  damaligen 
Volksbewegungen  waren  der  sog.  rote  Gerster  und  der 
Pfarrer  Künzli  in  Gossau. 

Die  Bewohner  des  einstigen  Fürstenlandes  zeichnen 
sich  durch  Bedachtsamkeit  und  Anhänglichkeit  an  ihre 
engere  Heimat  und  die  alten  Sitten  und  Gebräuche  aus. 
Die  Bauern  leben  der  Hauptsache  nach  von  Kartoffeln 
und  Most.  Ihre  Erwerbsauellen  sind  vornehmlich  Acker^ 
und  Obstbau.  An  Stelle  der  früher  weit  verbreiteten  Lei- 
nen- und  Hanftuchweberei  ist  heute  die  in  grossem  Um- 
fang betriebene  Maschinenstickerei  getreten.  Die  der 
grossen  Mehrzahl  nach  katholische  Bevölkerung  beträgt 
mehr  als  50000  Köpfe. 

F0R8TEN8TEIN  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Ariesheim. 
Gem.  Ettingen).  612  m.  Burgruine,  am  N.-Hang  des 
Blauenbergs,  10  km  ssw.  Basel  und  3  km  ö.  Mariastein. 
Die  Gründungszeit  der  Burg  ist  unbekannt.  Wir  wissen 
nur,  dass  sie  dem  Geschlecht  der  Rotberg  (Ratberg, 
^.^i¥«  Baperg)  gehörte,  die  auch  das  Schloss  Rotberg 
bei  Metzerlen  (Kant.  Solothum)  besassen.  Als  im  Kriege 
des  Bischofs  Heinrich  von  Neuenburg  jg^gen  Rudolf  von 
Habsburg  die  baslerische  Ritterschaft  sich  in  Sterner  und 
Pfilicher  spaltete,  hielten  die  Rotberg  mit  den  Manch 
und  Schaler  zu  den  letztem  und  stellten  sich  auf  Seite 
Oesterreichs.  Dagegen  waren  sie  am  Anfang  des  folgenden 
Jahrhunderts  Irene  Anhänger  des  Bischofs  gegen  Kaiser 
Albrecht.  Als  dieser  dem  Bischof  Otto  von  Grandson  die 
Reichslehsn  nicht  erteilen  wollte,  brach  ein  Krieg  aus, 
in  dem  auch  Furstenstein  belagert  wurde.  Schon  gedachte 
sich  die  Besatzung  zu  ergeben,  als  in  der  Nacht  des 
1.  Mai  1908  ein  Bote  den  Gipfel  des  Berges  erklomm  und 
in  das  Schloss  hineinrief:  «  Herr^von  Rotberg,  der  Kai- 
ser ist  ermordet. »  Im  Lager  vernahm  man  um  Mitter- 
nacht dieselbe  Botschaft,  und  das  Heer  zog  ab. 

Imgrossen  Erdbeben  von  1356  stürzte  auch  Fürsten- 
Stein  ;  es  wurde  aber  bald  wieder  auf;?ebaut  und  war  nun 


«  ein  offenes  Haus  »  der  Stadt  Basel.  Denn  nachdem  die 
Zünfte  siegreich  aus  dem  Kamj^f  mit  dem  Bischof  und 
Adel  hervorgegangen,  fügten  sich  die  Rotberg  ins  Un- 
vermeidliche und  leisteten  wie  die  Bärenfels,  Eptingen 
und  Ramstein  der  Stadt  Steuer  und  Kriegsdienst.  Doch 
konnten  auch  einige  von  ihnen  dem  Reiz  nicht  wider- 
stehen, der  die  meisten  ihres  Standes  ans  Haus  Habs- 
burg fesselte,  welches  seit  dem  grossen  Erdbeben  eine 
übermächtige  Stellung  in  der  Stadt  gewann.  So  wurde 
1384  über  Hemmann  und  Wernli  Ratperg  der  Verlust  der 
Aemter  und  des  Bürgerrechts  verhängt,  und  1386  fielen  in 
der  Schlacht  bei  Sempach  auf  Seite  Leopolds  auch  zwei 
Raperg. 

Der  Krieg  mit  Oesterreich  und  dem  Adel  brach  am 
Anfang  des  15.  Jahrhunderts  mit  erneuter  Heftigkeit  aus 
und  wiederum  waren  die  Rotberg  beteiligt.  Hans  Lude- 
mann von  RotberfT  war  1405, 1407  und  1409  Bürgermeister. 
Aber  er  führte  ein  willkürliches  Regiment  und  wurde 
deswegen  1410  aus  der  Stadt  verwiesen.  Nun  wurde  er 
österreichischer  Landvogt  zu  Altkirch,  erlitt  aber  als  sol- 
cher die  grösste  Einbusse,  indem  sein  Schloss  Fürsten- 
stein während  dieser  Zeit  von  Heinrich  ze  Rin  und  Rudolf 
von  Neuenstein  (südlich  von  Laufen)  bestürmt  und  einge- 
nommen wurde.  Da  zogen  die  Basler  aus,  eroberten  Neu- 
enstein und  Blauenstein  (bei  Kleinlützel)  und  belagerten 
Fürstenstein  12  Tage  lang.  Endlich  ergab  sich  Heinrich 
ze  Rin  und  wurde  hinjgerichtet.  Die  Burg  Fürstenstein 
aber  wurde  auf  Fastnacht  1412  abgebrochen. 

Hans  Ludemann  von  Rotberg  kehrte  1416  wieder  nach 
Basel  zurück  und  erlangte  1418  das  Bürgermeisterin m 
neuerdings.  Dieselbe  Wurde  bekleideten  darauf  auch  Ar- 
nold und  Bernhard  von  Rotberg.  Ueberhaupt  blühte 
dieses  Geschlecht  noch  mehr  als  ein  Jahrhundert  in 
Basel :  dann  verschwindet  es  hier.  Dagegen  treffen  wir 
z.  B.  1545  Jakob  von  Rotberg  als  Landvogt  von  Röteln 
und  Besitzer  des  Dorfes  und  Dinghofes  Bamlach  bei 
Rheinweiler  im  jetzigen  Grossherzogtum  Baden;  Karl 
Joseph  Freiherr  von  Rotberg  war  der  letzte  Landvogt 
des  fürstbischöflichen  Amtes  Schliengen. 

Quellen :  Christian  Wurstisen's  Basler  Chronik  bis  ioSO, 
Sammlung  der  Basler  Chroniken.  —  Urkundenbücher  von 
BaselrStadt  und  Basel-Land.  —  Heusler,  Andr.  Ver- 
fassungsgesch.  der  Stadt  Basel  im  Mittelalter.  Blasel 
1860.  —  Ochs,  Peter.  Geschichte  der  Stadt  und  Landschaß 
Basel.  8  Tle.  Berlin  u.  Leipzig;  Basel  1786-1822.  —  Lutz, 
Markus.  Geschichte  der  vormaligen  Herrschaften  Birs- 
eck  und  Pfef fingen.  Basel  1816. 

FORTI  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Höfe,  Gem.  WoUerau).  593 
m.  Gruppe  von  7  Häusern,  an  der  Kreuzuujgf  der  Strassen 
Samstagern- WoUerau  und  Schindel legi-Richters wil,  800 
m  sw.  WoUerau  und  2  km  ö.  der  Station  Samstagem  der 
Linie  Wädenswil-Einsiedeln.  55  kathol.  Ew.  Obst-  und 
Gemüsebau. 

F088  oder  FIE88  (Kt.  Wallis,  Bez.  Lenk,  Gem.Leu- 
kerbad).  1576  m.  Häusergruppe,  über  dem  Weiler  Bür- 
chen  und  zu  diesem  gehörena,  auf  einer  Terrasse  über 
dem  rechten  Ufer  der  Dala  und  zwischen  zwei  von  den 
zerrissenen  Flanken  der  Löschhömer  herabkommenden 
Wildbächen;  1,5km  ssw.  über  Leukerbad.  Nicht  das 
ganze  Jahr  bewohnt. 

FUET  (LE)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Münster,  Gem.  Sai- 
court).  844  m.  Dorf,  am  S.-Hang  des  das  Thal  der  Trame 
von  der  Hochfläche  von  Bellelay  scheidenden  Mont  Bau- 
tier an  der  Strasse  Tavannes-Bellelay  und  zwischen  diesen 
beiden  Ortschaften  ;  3,5  km  nw.  der  Station  Tavannes  der 
Linie  Biel-Delsberg-Basel.  Postablage,  Telephon  ;  Post- 
wagen Tavannes-Les  Geneveys.  33  Häuser,  191  reform. 
Ew.  französischer  Zunge.  Kirchgemeinde  Tavannes.  Land- 
wirtschaft. Uhrenindustrie.  Handel  mit  weissem  Qaarz- 
sand  (Huppererde),  der  weithin  an  die  Glashütten  ver- 
sandt wird. 

FUEY  (BOI8  DU  QRAND)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Au- 
bonne).  1200-1300  m.  Eine  der  den  SO.-Hang  des  Kam- 
mes Le  Marchai ruz-Mont  Tendre  bedeckenden  Waldungen, 
w.  über  Biere  und  im  SW.  von  der  Strasse  von  Aubonne 
und  Nyon  nach  Le  Brassus  begrenzt.  Fläche  400  ha. 

FUHR,  FUR^oder  FOHR.  ^Ortsname  der  deutschen 
Schweiz;  vom  Althochdeutschen  fuhm  —  Hang,  Ge- 
hänge einer  niedrigen  Anhöhe. 

FUHR  (Kt.  Zünch,  Bez.  Borgen,  Gem.  Wädenswil). 


204 


FUH 


FUL 


455  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  s.  der  Strasse  Wädenswil- 
Hirzel  und  1  km  nw.  der  Station  Wädenswi]  der  links- 
ufrigen  Zurichseebahn.  31  reform.  Ew. 

FUHRA  (AUF  DER)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem. 
Plaffeien).  848  m.  Weiler,  zwischen  Sense  und  dem 
Tütschbach,  700  m  nö.  Plaffeien  und  15  km  so.  vom 
Bahnhof  Frei  bürg.  46  Häuser,  74  kathol.  Ew.  deutscher 
Zunge.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Holzhandel. 

FUHRE  oder  FUHREN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Inter- 
laken.  Gem.  Iseltwald).  720  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  über 
dem  linken  Ufer  des  Brienzersees  und  1,5  km  sw.  über 
der  DampfschifTstation  Iseltwald.  90  reform.  Ew. 

FUHREN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken,  Gem.  Lau- 
terbrunnen). 807  m.  Weiler,  nahe  der  Kirche  Lauterbrun- 
nen, am  Fuss  der  das  linke  Ufer  der  Weissen  Lütschine 
überragenden  Felshänge.  12  Häuser,  58  reform.  Ew. 

FUHREN  (BLAU,  OBER  und  UNTER)  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Trachselwald,  Gem.  Sumiswald).  740-794  m. 
Fünf  am  linken  Ufer  der  Drünen  zerstreut  gelegene 
Häuser,  500  m  w.  Wasen  und  9  km  nö.  der  Station  Bamsei 
der  Linie  Burgdorf-Langnau.  41  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinde Wasen. 

FULACH  oder  KREBSBACH  (Kt.  und  Bez.  Schaff- 
hausen).  Kleiner  Bach  ;  entspringt  s.  Thäingen  in  460  m, 
fliesst  langsam  nach  SW.  und  mündet  nach  7,5  km  lan- 


Fttlaoher  Bttrgli. 

ffem  Lauf  unmittelbar  w.  Schaffhausen  in  40^  m  in  die 
Durach  (einen  rechtsseitigen  Zu  flu  ss  zum  Rhein).  An  ihrem 
Ufer  müssen  einst  zwei  kleine  Siedelungen  gestanden 
haben,  nämlich  Fulach  zwischen  Schaffhausen  und  Herb- 
lingen und  Alt  Fulach  zwischen  Herblingen  und  Thäin- 
gen. Das  Geschlecht  derer  von  Fulach  war  eines  der 
bedeutendsten  und  ältesten  schaffhauserischen  Edelge- 
schlechter;  es  hatte  die  Gerichtshoheit  über  Thäingen 
inne  und  besass  neben  anderen  Gütern  auch  das  Schfoss 
Laufen  am  Rheinfall.  Ihm  gehörte  ferner  das  unmittelbar 
vor  Schaffhausens  Mauern  am  Ufer  der  Fulach  stehende 
und  befestigte  sog.  Wasserhaus.  Im  16.  Jahrhundert  ent- 
stand etwa  20  Schritte  von  dieser  ursprünglichen  Burg 
entfernt  ein  neues  Gebäude,  das  heute  noch  Fulacher 
Bürgli  heisst.  Dieses  diente  während  einer  Reihe  von 
Jahren  dem  berühmten  Schaffhauser  Antistes  David 
Spleiss  (f  1854)  als  Amtswohnunsr. 

FULAU  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur,  Gem.  Elsau). 
565  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  2  km  nö.  Elsau  und  3  km 
nö.  der  Station  Räterschen  der  Linie  Winterthur-St. 
Gallen.  29  reform.  Ew. 

FULDERA  (Kt.  Graubünden,  Bez.  und  Kreis  Münster- 
thal). Politische  und  Kirchgemeinde,  mit  den  2  Weilern 


Fuldera  da  int  und  Fuldera  da  dora  an  der  Ofenpassstrasse, 
im  Münsterthal  und  am  rechten  Ufer  des  Rombachs.  Post- 
ablage ;  Postwagen  Zemez-Münster.  26  Häuser,  98  reform. 
Ew.  romanischer  Zunge.  Alpwirtschaft.  Die  vom  S.-Ge- 
hänge  des  Thaies  herabsteigenden  WUdbäche  Ruioa  und 
Fossa  haben  schon  oft  den  Boden  der  Gemeinde  Fuldera 
mit  Schlamm  und  Schutt  zu  überführen  gedroht.  Obwohl 
diese  Gefahr  heute  infolge  von  grossen  Verbaunngsar- 
beiten  zu  einem  Teil  abgewendet  ist,  kommen  doch  noch 
häufig  genug  kleine  Ueberschwemmungen  vor. 

FULENBACH  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Ölten).  427  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  am  linken  Ufer  der  Aare,  an  der 
Strasse  Wolfwil-Boningen  und  1  km  n.  der  Station  Mur- 
genthal der  Linie  Olten-Bern.  Postablage,  Telephon.  88 
Häuser,  537  zur  Mehrzahl  kathol.  Ew.  Landwirtschaft, 
Getreide-  und  Futterbau.  Viele  der  Bewohner  arbeiten  in 
den  zahlreichen  Fabriken  am  rechten  Aareufer.  Sand- 
gruben. Brücke  über  die  Aare.  In  ihrer  Nähe  hat  man  bei 
einer  Oelmühle  Bronzegegenstände  aufgefunden,  worunter 
einen  römischen  Denar  der  Gens  Vargunteia.  Bei  Fulen- 
bach  Ueberreste  einer  einstigen  Stadt  Friedau,  die  s.  Z. 
von  den  Guglern  in  Asche  gelegt  worden  ist.  An  den  Hän- 
gen des  ehemaligen  Stadtgrabens  steht  Wald,  und  im 
Graben  selbst  entspringt  eine  ergibige  Quelle,  die  heute 
eine  Oelmühle  treibt. 

FULEN8EE  (Kt.  Urij.  1774  m.  Sehr  kleiner  See,  im 
obern  Abschnitt  des  Erstfelderthales,  Vt  Stunde  von  der 
Kröntenhütte  des  S.  A.  .C,  nahe  dem  Glattenfim  und  3  Vi 
Stunden  über  Erstfeld.  Prachtvoll  gelegen  und  vod 
Schlossberg,  Spannörtern,  Krönte  etc.  umrahmt. 

FÜLL  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zurzach,  Gem.  Full-Reuen- 
thal).  318m.  Dorf,  am  linken  Ufer  des  Rhein;  1,6  km 
n.  Reuenthal  und  3,2  km  nw.  der  Sation  Koblenz  der 
Linien  Turgi-Waldshüt  und  Koblenz-Stein.  Postablage. 
47  Häuser,  274  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Leuggem. 
Acker^  und  Weinbau.  Viehzucht.  Bürstenfabrik.  Viele 
der  Bewohner  arbeiten  in  den  Fabriken  des  gegenüber- 
liegenden und  mit  Füll  durch  eine  Fähre  verbundenen 
Städtchens  Waldshut. 

FULL-REUENTHAL  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zurzach). 
Gemeinde,  umfasst  die  zwei  Dörfer  Füll  und  Reuenthal, 
sowie  den  Weiler  Fahrhäuser.  Zusammen  70  Häuser, 
404  kathol.  Ew.  S.  diese  Art. 

FULLARHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  GipfeL  S. 
den  Art.  Fillarkuppe. 

FULLI  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Landquart,  Gero. 
Seewis).  1300  m.  Alpweiden  mit  zerstreut  gelegenen 
Hütten,  am  S.-Hang  des  Piz  Vilan  in  einem  kleinen 
rechtsseitigen  Nebenarm  des  Thaies  des  Taschinesbachs; 

FULLY  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach).  Ausgedehnte 
Gemeinde,  am  rechten  Ufer  der  Rhone  zwischen  den  un- 
tern Hängen  der  Felspyramide  der  Grande  Garde  und 
dem  hohen  Felssporn  Les  Follaterres,  Dorf  Fully  in 
480  m  am  Fuss  des  aus  krystallinen  Schiefem  bestehen- 
den Thalgehänges  auf  einem  Glazialschuttkegel  gelegen, 
3  km  n.  Martinach.  Seit  1891  zwischen  den  Dörfern 
Fully  und  Charrat  und  2  km  s.  von  ersterem  die  Sta- 
tion Charrat-FuUy  der  Simplonbahn.  Postbureau.  Ausser 
dem  Dorf  Fully  umfasst  die  Gemeinde  noch  eine  Reihe 
von  weiteren  Dörfern  und  Weilern,  die  meist  unbe- 
wohnt sind,  zur  Zeit  der  Fastnacht  und  Weinernte  aber 
ein  ausserordentlich  reges  Leben  haben,  da  dann  die 
Leute  aus  dem  Entremont  ihre  hier  gelegenen  Rebhäus- 
chen (mazots)  zu  beziehen  und  in  ihren  Weinbergen  zu 
arbeiten  pflegen.  Die  ansässige  Bevölkerung  der  Ge- 
meinde beschränkt  sich  auf  den  Landsaum  längs  der 
Sohle  des  Rhonethaies  und  die  darüber  aufsteigenden 
unteren  Gehänge.  Am  Rande  des  Thaies  und  am  Fuss 
der  Weinberge  stehen  die  Dörfer  und  Weiler  Vers  T^glise 
oder  Fully  (der  Sitz  der  Gemeindebehörden),  La  Fontaine 
(n.  Fortsetzung  des  Dorfes  Fully),  Branson,  Chätaignier, 
Saxey  und  Mazembroz;  auf  den  Höhen  und  in  den  an- 
baufähigen Bodenfalten  über  den  Weinbergen  finden 
sich  die  Siedelungen  Neuloz,  Buitona,  Beudon,  Tasson- 
nieres,  Randonne,  Tschieboz  und  Plagnuy.  Gemeinde: 
277  Häuser,  1404  kathol.  Ew. ;  Dorf  Vers  Tfiglise  mit  La 
Fontaine:  106  Häuser,  575  Ew.  Wein-  und  Obstbau, 
Wein-  und  Obsthandel.  Pferde-  u.  Maultierzucht.  Eigene 
Kirchgemeinde.  Die  Kirche  zu  St.  Symphorien  ist  im  17. 


FUL 


FUL 


205 


Jahrhundert  neu  aufgebaut  worden ;  der  durch  ein  Erd- 
beben 1855  z.  T.  zerstörte  und  bald  nachher  ausgebesserte 
Glockenturm  weist  eine  Inschrift  auf,  die  uns  von  der 
einstigen  Bedeutung  der  Ortschaft  zur  Zeit  der  Eroberung 
des  Landes  durch  die  Römer  unterrichtet.  Das  Namens- 
fest des  Kirchpatrons  (22.  August)  pttegt  eine  grosse  An- 
zahl von  Pilgern  und  anderen  Festgästen  aus  dem  ganzen 
französisch  sprechenden  Teil  des  Kantons  in  Fully  zu 
versammeln,  die  sich  entweder  den  die  ffanze  Nacht  hin- 
durch dauernden  Andachtsübungen  widmen  oder  auch 
dem  Genuss  der  darauf  folgenden  weltlichen   Freuden 
mannigfaltiger  Art  sich  hingeben.  Das  Gehänge  von  Fully, 
welches  von  den  gewöhnlich  einer  Schneedecke  entbehren- 
den und  vegetationslosen  Gipfeln  des  Six  Carroz,  Portail 
de  Fully,  Grand  Cbavalard  und  der 
Grande  Garde  überrafft  und  bei- 
nahe einzig  nur  von  cfem  Abfluss 
des  Obern  Lac  de  Fully  bewässert 
wird,  ist  nicht  nur  das  sonnen- 
reichste Gebiet  des  ganzen  Kan- 
tons,   sondern   auch    dessen    an 
Trinkwasser  und  künstlicher  Be- 
wässerung ärmste  grössere  Land- 
schaft.   Am  Fusse  dieser  kahlen 
und  trockenen  Felshänge,  die  nach 
unten  von   einer  aus  Mangel  an 
Feuchtigkeit  verkümmerten  wald- 
zone  begrenzt  sind,  steht  auf  den 
von  zahlreichen  Bergstürzen  an- 
gehäuften Schutthalden  ein   aus- 
gedehntes Weinbaugebiet,  das  das 
vorzüglichste    des    Kantons    sein 
könnte,  wenn  es  wie  die  übrigen 
von  einem    Netz  von    Bewässer- 
ungskanälen  durchzogen    würde. 
Die  Eigentümer  dieser  Weinberge, 
die  Gebirgsleute  aus  dem  Val  de 
Bagnes  und    der  Vall^e  d'Entre- 
mont,  sind  auf  eine  fortgesetzte 
Parzellierung   ihres    Besitzes   in 
kleine  und   kleinste  Teile  derart 
versessen,  dass  das  Ganze  darunter 
offenbar  Schaden  leidet  und  von 
einer  rationellen  Bewirtschaftung 
keine    Rede    sein    kann.    Dekan 
Bridel  sagt  schon,  dass  hier  die 
Früchte  mindestens  14Tagefirüher 
reifen  als  am  Genfersee  und  die 
Wiesen  sich  schon  mit  dem  herr- 
lichsten Bluroenteppich  schmük- 
ken,  wenn  das  übrige  Land  noch 
seine    winterliche     Schneedecke 
trägt. 

Der  Felsgrund  des  Hanges  von 
Fallj  besteht  aus  krystallinen 
Schiefem,  über  denen  in  der  Ge- 
gend der  beiden  kleinen  Seen 
Karbon,  dann  ein  Band  triasi- 
scher Rauchwacke  und  endlich 
zu  Oberst  am  Grand  Cbavalard 
Malmkalke  folgen.  Da  Fully  vor 
den  das  Rhonethal  aufstei|^enden 
W.-Winden  besser  geschützt  ist 
als  das   benachbarte   Martinach, 

nähert  sich  sein  Klima  weit  eher  demjenigen  des  zen- 
tralen Wallis  und  entspricht,  wenigstens  in  Bezug  auf 
seinen  Regenfall  (Durchschnitt  188^94:  529  mm),  etwa 
den  in  Sitten  herrschenden  Verhältnissen.  Die  für 
das  zentrale  Waliis  charakteristischen  klimatischen  Er- 
scheinungen (wie  klarer  Himmel,  seltener  Regenfall, 
trockene  Luft,  starke  Insolation)  machen  sich  sofort  schon 
hinter  dem  Felssporn  der  Follaterres  bemerklich  und 
lassen  sich  an  der  Vegetation  unmittelbar  erkennen.  Da- 
her weist  Fully  bereits  alle  die  dem  warmen  zentralen 
Wallis  eigenen  Pflanzenarten  auf.  Besonders  reich  ent- 
wickelt ist  die  Frühlingsflora,  die  hauptsächlich  durch 
Knollengewächse  und  Arten  mit  langen  und  starken  Wur- 
zeln (wie  Anemone  montana^  Adoms  vemalis,  Iris,  As- 
parogta,  Gagea^  Omithogalum,  Mtucari,  Bulbocodium) 
vertreten  ist,  während  der  Sommerflora  vorzüglich  Labi- 


aten angehören.  Am  häufigsten  finden  .sich  Pflanzen  mit 
einem  Haarkleid,  und  selbst  solche  Arten,  die  an  anderen 
Standorten  der  Haare  ermangeln,  weisen  hier  einen  an- 
sehnlichen Filzüberzug  auf.  Hier  erreichen  auch  einige 
Baumarten  ihre  höchste  bekannte  vertikale  Verbreitung: 
so  steigen  z.  B.  an  der  Joux  Brülle  Linde,  Eiche  und 
Spitzahorn  bis  1600  und  1Q50  m  an.  Ausser  der  Mehrzahl 
der  im  zentralen  Wallis  wachsenden  Pflanzenarten  hat 
Fully  noch  eine  Reihe  von  nur  seinen  Hängen  eigenen 
interessanten  Typen,  wie  Gatepina  Corvini,  Uelianthe- 
niuni  salicifoliunij  Coronaria  tonxentosa,  Trifolium  sub- 
terraneumy  Vicia  pisiformis,  Lonicera  periclymenum. 
Der  hervorragende  Florenreichtum  des  Gebietes  von 
Fully  ist  ferner  durch  den  vielfachen  Wechsel  des  geolo- 


i^AffJfi^ersc. 


Gemeinde  Fully. 


gischen  Untergrundes  bedingt.  Der  w.  Abschnitt  des 
Beckens  der  Montagne  de  Fully,  sowie  der  Mont  Bron 
und  Portail  de  Fully  bestehen  bis  zu  den  Seen  aus  karbon- 
ischen Konglomeraten  und  Quarzsandsteinen,  der  s. 
Abschnitt  des  Berghanges  bis  nahe  zu  dem  das  Becken 
der  Seen  abschliessenden  Kamm  hinauf  wird  von  Glim- 
merschiefer und  Gneis  gebildet,  und  die  ö.  und  n.  Ab- 
schnitte der  Gemeinde,  gegen  Dent  de  Mordes  und 
Grand  Cbavalard  hin,  sind  aus  Kalksteinen  jurassischen 
Alters  und  des  Neocom  aufgebaut.  Daher  denn  auch  der 
erstaunliche  Wechsel  in  der  Flora  mit  dem  so  auflallen- 
den Kontrast  zwischen  den  den  Kalkboden  fliehenden 
Arten  im  S.  und  W.  und  den  Kalkpflanzen  im  N.  und  0. 
des  Gebietes  (Vergl.  dazu  Jaccard,  Henri.  Catalo^ue  de  la 
flore  valaisanne  in  Neue  Denkschr.  Bd.  34.  Zürich  4895). 
Auf  dem  den  krystallinen  Schiefem  angehörenden  Ge- 


206 


FÜL 


FUL 


hänge  wachsen  auch  eine  grosse  Anzahl  von  in  den  Pen- 
ninischen  Alpen  verbreiteten  Arten,  die  dann  vollständig 
aussetzen,  um  erst  jenseits  Leuk  wieder  zu  erscheinen, 
wo  sie  neuerdings  den  für  ihr  Gedeihen  notwendigen 
Untergrund  vorfinden.  Von  diesen  beschränken  sich  auf 
Fully  Astragalus  australls,  Sedum  anacampseros,  Ade- 
nostyles  eginetisis  u.  A.  leucophylla,  Erigeron  VUlarsiif 
Centaurea  nervosa;  Hieraciuni  sabinum,  H.  fuligmo- 
suni  und  H.  ochroleucuni ;  Scutellaria  alpina,  Andro- 
sdcr.  inibricatOy  Carex  pauciflora  und  C.  brunescens, 
Lycopodium  alpinurti^  Ällosurus  crispuß  und  Asplenum 
gernianicuni. 

Dank  seinem  Klima  und  der  ausnahmsweise  reichen 
Entwicklung  seiner  Flora  besitzt  das  Gebiet  von  Fully 
auch  eine  sehr  grosse  Anzahl  von  seltenen  oder  anderswo 
gar  nicht  vorkommenden  Insekten.  Schmetterlinge  aus 
südlichen  Gi^bieten,  wie  Lycaena  amanda  und  Argynnis 
pandoray  umgaukeln  die  Bluten ;  die  Gottesanbeterin 
(Mantis  religiosa)  findet  sich  auf  allen  Wiesen;  die  Cica- 
den  {Cicada  orni,  C.  viridinervis  und  C.  haematodes) 
lassen  während  des  Sommers  Tag  für  Tag  ihren  betäu- 
benden Gesang  ertönen.  Besonders  zahlreich  vertreten  sind 
die  Käfer,  von  denen  man  viele  der  hier  lebenden  Arten 
sonstwo  in  der  Schweiz  vergeblich  suchen  wurde;   wir 


Den!  de  FoUy,  von  dar  Dent  de  Mordes  aus. 

nennen  davon  Lebia  cyathigera  und  L.  turcica,  Diachro- 
mu8  germanus,  Harpalus  attenuatuSy  Pteroslic/ius  Koyi, 
Colymbetes  collaris  und  C.  adspersuSj  Saprinus  conjun- 
gens,  Onthophagus  vacca  u.  O.  Schreberi,  Osmoderma 
eremita,  Hypebaeus  flavicollis,  Ochina  hederae,  Mylacus 
globulus,  hhinocyUus  latirostris^  ^fecinu8  collariSy  Aca- 
luptus  sericeuSf  Orchestes  signifer^  Gymnetron  noctis^ 
Ceutorhynchus  horridus,  Tirtiarcha  metallica,  Psylliodes 
Kunzei.  (Näheres  siehe  bei  Favre,  fim.  Faune  des  Coleop- 
tpres  du  Valais  in  Neue  Detikschr.  Bd  31.  Zürich  1890). 
Keine  andere  Gemeinde  des  Wallis  vereinigt  wie  Fully 
auf  so  kleinem  Baum  alle  die  mannigfachen  Naturerzeus- 
nisse,  auf  deren  Gedeihen  der  Kanton  mit  Recht  so  stolz 
ist.  Das  den  Uebcrschwemmungen  der  Rhone  entzogene, 
trocken  gelegte  und  der  Kultur  zurückgewonnene  Gebiet 
in  der  Thalsohle  übertrifft  an  Fläche  diejenigen  der  meis- 
ten anderen  grossen  Gemeinden  am  Fluss ;  Fully's  Reb- 
berge liefern  die  frühesten  Trauben  des  Landes ;  alle 
Obstbäume  finden  sich  hier  zusammen,  und  der  Nuss-, 
Pfirsich-,  Kastanien-  und  Aprikosenbaum,  sowie  Gemüse 
mannigfaltigster  Art  gedeihen  hier  besser  als  an  irgend 
einer  andern  unter  gleicher  Breite  gelegenen  Stelle.  Im 
Vallon  de  Sorniotoder  auf  der  Montagne  de  Full^  (am  Fuss 
der  Dent  de  Mordes)  findet  das  Vieh  bis  hinauf  zum 
ewigen  Schnee  sein  Futler.  Die  Bürgergemeinde  Fully 
zieht  sich  nicht  nur  längs  des  trocken  gelegten  Land- 


streifens am  rechten  Ufer  der  Rhone  hin,  sondern  greift 
in  der  Richtung  auf  Saxon,  Charrat  und  Martinach  btadt 
noch  weit  auf  das  linke  Flussufer  über.  Diese  seit  der 
Eindämmung  des  Plusslaufes  diesem  abgewonnene  Ge- 
meindeländereien werden  in  Parzellen  von  je  47  Aren 
(700  Toisen)  an  die  in  Fully  verbärgerten  Haushaltungen 
verteilt,  sodass  jedes  junge  Ehepaar  schon  gleich  von  An- 
fang an  ein  hübsches  Stück  Land  zum  Anbau  und  zur 
Verwertung  erhält.  Nicht  umsonst  ist  jetzt  die  einst  so 
arme  Gemeinde  auf  dem  besten  Wege  zu  blühendem 
Wohlstand.  Im  Mittelalter  war  das  Gelände  von  Fully 
eine  Waldvogtei  (sog.  Salterie).  deren  Vögte  (Sautiers  ge^ 
nannt)  der  Burgherrschaft  Saillon  unterstanden  und  der 
Reihe  nach  den  Grafen  von  Savoyen,  dem  Staat  Wallis, 
dem  Geschlecht  Chamavalli  aus  St.  Gingolph  u.  den  Edeln 
Le  Chätelard  aus  Martinäch.den  Treueid  leisten  mussten. 
Sie  wohnten  in  Branson,  wo  die  älteste  und  bedeutendste 
der  zwischen  Riddes  und  St.  Maurice  über  die  Rhone 
führenden  Brücken  ist.  Diese  Holzbrücke  soll  in  Bälde 
durch  eine  eiserne  Brücke  ersetzt  werden.  Lange 
Zeit  stand  Fully  mit  Dorenaz,  Collonges,  Lavey  und  Bei 
nur  durch  einen  von  Branson  ausgehenden  und  um  den 
Sporn  der  FoUaterres  sich  herumziehenden  schmalen 
Fussweg  in  Verbindung.  Beim  Umgraben  eines  Feldes 
bei  Le  Carroz  (oberhalb  Branson)  hat  man 
1901  22  Skelete  zu  Tage  gefördert,  bei  denen 
sich  aber  keinerlei  Gregenstände  vorfan- 
den, aus  welchen  man  auf  das  Alter  der 
Gebeine  hätte  einen  Schluss  ziehen  kön- 
nen. Gräber  mit  Skeleten  ohne  Bei^^aben 
auch  bei  Saxey  und  Mazembroz.  Romer- 
gräber  mit  Inschriften,  Fibeln  und  Mün- 
zen. [L.  COURTBIOI«  u.  H.  Jaccard.] 

FULLY  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach, 
Gem.  Fully).  480  m.  Dorf;  Hauptort  der 
Gemeinde  Fully.  Richtiger  Vers  l'Eguse 

feheissen.  S.    diesen  Art.   und    den   Art. 
ULLY  (Gemeinde). 

FULLY  (DENT  DE)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Martinach).  Gipfel.  S.  den  Art  Chavalard 
(Grand). 

FULLY  (MONTAQNE  DE)  (Kt.  Wal- 
lis, Bez.  Martinach,  Gem.  Fullyj.  1620-2500 
m.  Alpweiden,   Eisentum    der  Bür^erge- 
meinde  Fully;  der  Hauptsache  nach  so.  der 
Dent  de  Mordes  im  weiten  Vallon  de  Somiot 
zwischen  Six  Trembloz  und  Grand  Chava- 
lard  gelegen.  Die  ganze  Gebirgsumrahmung 
bestellt  aus  Sandsteinen  und  Schiefem  kar^ 
bonischen  Alters.  Die  Montagne  de  Fully  zer- 
fällt in  2  getrennte  Alpweiden :  1.  die  magere 
und  trockene   Alp  Lousine,  oberhalb  der 
zwischen  Grande  Garde  und  Grand  Chava- 
lard  aufsteigenden  Waldungen  gelegen ;  2. 
die  weit  grössere  und  saftigere  Alp  Sorniot,  in  dem  von 
den  Botanikern  oft  besuchten  und  in  zwei  übereinander 
liegende  Terrassen  gegliederten  Vallon  de  Somiot.  Auf 
beiden  Terrassen  je  ein  kleiner  See ;  der  untere  mit  1  km 
Umfang  in  1996  m,  der  etwas  grössere  obere  in  2129  m 
Höhe.  Dieser  letztere  hat  reines  und  klares  Wasser,  wird 
von  kleinen  von  den  umliegenden   Felsgehängen  herab- 
kommenden Wasserfäden  gespiesen  und  entsendet  einen 
Bach  zum  untern  See,  der  60  m  tiefer  liegt  als  die  Ter- 
rassenkante.  Heute  entnehmen  dem  Bach  nahe  seinem 
Austritt  aus  dem  obern  See  rechts  und  links  je  eine  Lei- 
tung (bisse)  einen  Teil  seines  Wassers,   das  sie  bis  zur 
Terrassen  kante  führen,  von  wo  es  seinen  Weg  über  den 
Hang  von  Fully  zu  Thal  nehmen  kann.  Das  im  Bach  ver- 
bleibende Wasser  geht  zu  dem  trüben  und  schlammigen 
untern  See,  der  unterirdisch  abfliesst.  Der  Boden  der 
Montagne  de  Fully  ist  zu  einem  Teil  vertorfl,  doch  hat 
man  bis  jetzt  noch  keinen  Versuch  zum  Abbau  des  Torfes 
und  zu  seiner  Verwendung  als  Brennmaterial  ffemacht. 
Die  Alpweide  als  Ganzes  vermag  neben  dem  Kleinvieh 
noch  2o0  Kühe  zu  ernähren.  Am  Ein^ng  ins  Thälchen 
stehen  am  Ufer  des  unteren  Sees  einige  Hütten  und  ein 
Heusladel.  In  der  Nähe  hat  man  den  Anbau  von  Graphit 
versucht. 

FULLY  (PORTAIL  DE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach). 
2146  m.  Passübergang,  zwischen  den  Alpweiden  und  Seen 


FUL 


FUU 


207 


von  Fully  und  dem  Haut  d'Alesses.  Benannt  nach  einer 
Art  von  Torbogen,  den  die  Atmosphärilien  aus  der  triasi- 
scben  Rauchwacke  herausge^vittert  haben  und  der  eine  der 
Sehenswürdigkeiten  derAValliser  Flanke  der  Waadtländer 
Alpen  ist. 

FULTIQEN  (HINTER  und  VORDER)  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Seftigen,  Gem.  Rüeggisberg).  875  und  865  m. 
Zwei  kleine  Dörfer;  1,8  km  von  einander  entfernt  und 
zwar  Hinter  Fultigen  im  W.  und  Vorder  Fultigen  im  0. ; 
jenes  3,5  km  und  dieses  2  km  nw.  Rüeggisberg  und  8  km 
nw.  der  Station  Thurnen  der  Gürbethaloahn  (Bem-Wat- 
tenwil-Thun).  Zusammen  118  Häuser,  734  reform.  Ew. 
Ackerbau  und  Viehzucht. 

FUN8  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Vorderrhein,  Kreis  und 
Gem.  Disentis).  1200  m.  Gruppe  von  5  Häusern^  an  der 
Vereinigung  von  Val  d'Acletta  und  Val  Clavanief,  1  km 
sw.  Disentis  und  31  km  wsw.  der  Station  Uanz  der  Linie 
Chur-Ilanz.  Postwagen  über  den  Oberalppass.  35  kathol. 
Ew.  romanischer  Zunge.  Alpwirtschafl. 

FUNTNA8  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg,  Gem. 
Wartau).  Dorf.  S.  den  Art,  Fontnas. 

FUORCLA  (8PI  DELLA)  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Inn).  2715  m.  Kurzer  Grat  im  Bergstock  des  Stammer- 
spitz; zieht  von  der  im  obersten  Val  Sinestra-Chöglias 
gelegenen  Alp  Chöglias  nach  NO.  und  schliesst  sich  zwi- 
schen Stammerspitz  und  Piz  Chamins  an  den  Punkt 
2925  m  der  Hauptkette  an.  Ganz  in  der  Nähe  die  selten 
begangne  Fuorcla  Chamins,  die  vom  Val  Roz  ins  Val 
Chamms  fuhrt  und  damit  das  obere  Val  Sinestra  mit  dem 
obern   Samnaun   verbindet.     Etymologie    s.    beim   Art. 

FURKA. 

FUORN.  Romanischer  Ortsname  im  Kanton  Grau- 
bönden ;  vom  lat.  fumus  =  Backofen,  Backstube. 

FUORN  (IL)»  deutsch  Ofenberg  fKt.  Graubünden, 
Bez.  Inn,  Kreis  Obtasna,  Gem.  Zemez).  1804  m.  Bercwirts- 
haos,  am  S.-Fuss  des  Piz  del  Fuorn  und  an  der  Ova  del 
Fuom,  an  der  Ofenpass-  oder  Bufialorastrasse  (Zemez- 
Münsterthal),  11  km  so.  über  Zemez.  Postablage,  Tele- 
graph. 

I^'UORN  <OVA  DEL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn). 
Wiidbach;  entspringt  am  Orenpass,  fliesst  bis  zum  Wirts- 
haus II  Fuorn  nach  WNW.,  dann  nach  SW.  und  endlich 
Deuerdings  nach  WNW.  und  mündet  nach  12  km  lanffem 
Lauf  7,5  km  oberhalb  Zemez  von  rechts  in  den  Spöl 
(einen  Nebenfluss  zum  Inn).  Wird  beinahe  längs  seines 

SaDzen  Laufes  von  grossen  Föhrenwaldungen  und  von 
er  Ofennassstrasse  begleitet.  Nimmt  von  rechts  eine 
^nze  Reine  von  Nebenbächen  auf,  die  von  der  Kette  des 
Piz  Tavrü  herabkommen  und  die  kleinen  Thäler  Nüglia, 
Stavel-Chod,  Botsch  und  Ftur  entwässern. 

FUORN  (PIZ  DEL>  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn). 
2910  m.  Rauher  und  kahler  Gipfel,  n.  über  dem  Wirts- 
haas II  Fuom  (1804  m)  an  der  Ofenpassstrasse ;  schiebt 
sich  zwischen  Val  Ftur  und  Val  del  Botsch  aus  der  Kette 
des  Piz  Tavrü  etwas  nach  S.  vor  und  überragt  das  Val 
del  Fuorn. 

FUORN  (VAL  DEL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn). 
2280-1830  m.  Oedes  Tobel  voller  Schuttmassen  und  La- 
winenzügen ;  steigt  mit  vielen  Verästelungen  vom  Piz  del 
Fuom  nach  S.  ab  und  mündet  1,5  km  oberhalb  des  Wirts- 
hauses II  Fuorn  auf  die  Ofenpassstrasse  aus. 

FUORN8  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Vorderrhein,  Kreis 
Disentis,  Gem.  Medels).  1482  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am 
rechten  Ufer  des  Medelser  Rhein  und  an  der  Lukmanier- 
strasse.  2  km  s.  über  Platta  und  40  km  swr.  der  Station 
Ilanz  der  Linie  Chur-Ilanz.  Postwagen  über  den  Lukma- 
uier  (Disentis-Biasca).  24  kathol.  Ew.  romanischer  Zunge. 
Aipwirtschaft. 

FURCIL  (LE)  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  Val  de  Travers, 
Gem.  Noiraigue).  726  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am 
Fuss  des  Steilhanges  der  Clusette,  500  m  so.  der  SU- 
tion  Noiraigue  der  Linie  Neuenburg-Pontarlier  und  un- 
terhalb der  Strasse  von  Neuenburc^  ins  Val  de  Travers. 
120  reform,  und  kathol.  Ew.  Telepnon.  Hier  werden  seit 
1858  die  Merkel  abgebaut  und  von  einer  Fabrik  zu  Zement 
und  hydraulischem  Kalk  verarbeitet.  Die  unmittelbar  vor 
dem  Eingang  zu  den  Stollen  stehende  Fabrik  hat  eigenen 
Geleiseanschluss  an  die  Station  Noiraigue  und  beschäf- 
tigt 80-100  Arbeiter  meist  italienischer  Nationalität.  Da- 
neben noch  eine  Uhrsteinschleiferei  (80  Arbeiter)  und 


zwei  weitere  Zement-  und  Kalkfabriken,  die  die  der  Ge- 
meinde Noiraigue  gehörenden  Brüche  ausbeuten.  Am  Fur- 
cil  zweigt  auch  die  das  Wasser  der  Areuse  zum  Elektrizi- 
tätswerk des  Val  de  Travers  führende  Leitung  ab.  Den 
Rohstoff  zur  Zement-  und  Kalkfabrikation  liefern  die 
ton  igen  Kalke  des  Oberen  Bathonien  (die  sog.  Furcil- 
schichten),  die  einen  grossen  Reichtum  an  Fossilien  (bis 
heute  nahe  an  100  Arten]  aufweisen. 

FURCLA  (PIZ)  (Kt.  Gf!aubunden,  Bez.  Vorder- 
rhein). 2912  m.  Felsspitze,  in  der  vom  Piz  Bhs  zwischen 
Val  Cornera  und  Val  Naips  (jenes  bei  Tschamut,  dieses 
bei  Sedrun  auf  das  Vorderrheinthal  ausmündend)  nach 
N.  sich  vorschiebenden  Kette.  Die  zwei  genannten  Thäler 
stehen  über  einen  n.  vom  Piz  Furcln  und  zwischen  ihm 
und  dem  Piz  Paradis  über  die  Kette  führenden  unbe- 
nannten Pass  mit  einander  in  Verbindung.  Etymologie  s. 
im  Art.  Fürka. 

FURCLETTA  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn).  2738  m. 
Breite  und  tiefe  Scharte,  zwischen  dem  Stock  des  Drei- 
länderspitz und  der  von  diesem  nach  S.  auszweigenden 
Kette  des  Piz  Cotschen,  n.  unter  dem  Piz  Furcletta.  Stei- 
niger und  mühsamer  Uebergang  vom  Val  Tuoi  ins  Val 
Tasna.  Wird  nur  selten  begangen,  obwohl  er  in  Verbin- 
dung mit  dem  Silvrettapass  zusammen  gestatten  würde, 
einen  der  schönsten  Abschnitte  des  Silvrettamassives  der 
Länge  nach  zu  durchwandern. 

FURCLETTA  (PIZ)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn). 
2899  m.  Gipfel,  im  Silvrettamassiv ;  2,5  km  s.  vom  Drei- 
länderspitz  und  von  ihm  getrennt  durch  die  Scharte  der 
Furcletta,  den  Piz  Urezzas  und  die  Jamthalspitze. 

FURCLETTA  DAFORA  und  FURCLETTA  DA- 
VAIN8  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Albula).  2853  u.  2470  m. 
Zwei  unbedeutende  und  nur  selten  begangene  Passüber- 
gänge über  die  vom  Piz  Michöl  gegen  Alvaneu  nach  N. 
abzweigenden  und  ein  am  Weg  auf  den  Piz  Michöl  lie- 

Sendes  steiniges  und  wasser loses  Hochthal  einschliessen- 
en  zwei  Kämme.  Ueber  den  W.-Kamm  führt  die  Furc- 
letta dafora,  über  den  O.-Kamm  die  Furcletta  davains. 
Beide  verbinden  die  Alp  Tiefenkastei  mit  dem  Alvaneuer 
Schaftobel. 

FÜREN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Fmtigen,  Crem.  Adelbo- 
den). 1295  m.  Weiler,  zwischen  dem  Allenbach  u.  Engst- 
ligenbach  und  1  km  s.  Adelboden.  12  Häuser,  64  reform. 
Ew. 

FÜREN  (Kt.  Bem,  Amtsbez.  Schwarzenburg,  Gem. 
Wählern).  779  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  auf  einer  Ter- 
rasse über  dem  linken  Ufer  des  Schwarz  wasser;  1,8  km 
so,  der  Kirche  Wählern,  27  reform.  Ew. 

FÜREN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftigen,  Gem.  Nieder- 
muhleren).  dOO  m.  5  am  NW.-Hang  der  Brütschelegg  zer- 
streut gelegene  Häuser,  5  km  sw.  der  Station  Belp  der 
Gürbethalbahn  (Bern-Wattenwil-Thun)  und  1,7  km  sw. 
Niedermuhleren.  43  reform.  Ew. 

FÜREN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  und  C^m.  Siffnau).  681 
m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am  rechten  Ufer  aer  £mme 
und  an  der  Strasse  Langnau-Signau;  1,5  km  nö.  der 
Station  Signau  der  Linie  cem-Luzem.  35  reform.  Ew. 

FÜREN  (Kt.  Bem.  Amtsbez.  Thun,  Gem.  Homberg). 
865  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  auf  einer  kleinen  Terrasse 
über  dem  linken  Ufer  der  Zu  Ig,  4,3  km  ö.  der  Station 
Stefßsburg  der  elektrischen  Vollbahn  Burgdorf-Thun. 
37  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Steffisburg. 

FÜREN  (AN  DER)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle, 
Gem.  Gadmen).  1173  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  des 
Gadmerwasser,  2  km  sw.  Gadmen  und  15  km  ö.  der  Sta- 
tion Meiringen  der  Brünigbahn  (Luzem-Brienz).  13  Häu- 
ser, 118  reform.  Ew. 

FÜREN  (HINTER  u.  VORDER)  (Kt.  Bem,  Amts- 
bez. und  Gem.  Signau).  940  und  920  m.  Zwei  Gruppen 
von  zusammen  11  Häusern,  über  dem  linken  Ufer  der 
Emme  und  3  km  so.  der  Station  Signau  der  Linie  Bern- 
Luzern.  30  refOrm.  Ew. 

FURQQALP  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  Almagell). 
2000-2600  m.  Sommerweide,  umfasst  das  ganze  Thal 
des  Furggbaches  (bedeutendste  Seiten  Verzweigung  des 
Saasthales) ;  3  Stunden  sw.  vom  Dorf  Almagell.  Wird  von 
Bürj^em  von  Almagell  und  Saas-Im  Gmnd  bewirtschaftet. 
8  Hütten  oder  Stadel.  Der  ganzen  Breite  nach  vom  Saum- 
weg über  den  Antronapass  durchzogen. 

FURQQBACH    (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  Wildbach,. 


308 


FÜR 


FÜR 


grÖBdter  Zufluss  der  Saaser  Visp;  entspringt  den  am 
FuBse  des  Stellihorns  liegenden  zwei  kleinen  Gletschern 
von  Furggen  undNollen,  durchlliesstin  der  Richtung  NW. 
auf  eine  Länge  von  5  km  das  von  der  Furggalp  be> 
slandene  und  im  Mittel  2IU0  m  hoch  gelegene  Thal  und 
mündet  durch  ein  bewaldetes  Tobel  nach  6  km  langem 
Gesa mtlauf  von  links  auf  das  obere  Saasthal  aus. 

FURQQBACH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  2402-2040  m. 
Wildbach,  Abfluss  des  Furgggletschers  und  Zufluss  zum 
Bodengletscher,  1  km  lang.  iNimmt  zwei  vom  Ober  Theo- 
dulgletscher  kommende  Bäche  auf  und  wird  vom  Fuss- 
weg  Zermatt-Theoduljoch  überschritten. 

FURQQE.  Ortename.  S.  den  Art.  Furka. 

FURQQE  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau).  1983,  1937, 
2202  m.  Felskamm,  zwischen  Habkemthal  und  dem  Thal 
des  zur  Emme  gehenden  Bumbaches.  Trägt  den  Hohgant 
(2202  m)  und  ist  an  mehreren  Punkten,  so  z.  B.  gerade 
am  Hohgant,  leicht  zugänglich.  Vergl.  den  Art.  Hohgakt. 

FURQQE  oder  FURKEN8  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig). 
1882  m.  Kleine  Alpweidenterrasse,  zwischen  Seehorn 
(-2454  m)  und  Furmeleugrat  (2487  m)  einer-,  Laquinthal 
und  Zwischbergenthal  (oder  Val  Vaira)  andererseite.  Dient 
als  direkter  Passübergang  (2  Stunden)  vom  Weiler  Zwisch- 
bergen  im  gleichnamigen  Thal  nach  dem  Weiler  Gsteig 
oder  Algaby  an  der  Simplonstrasse  (zwischen  Simpeln 
und  Gondo).  Saumweg.  6  nicht  ständig  bewohnte  Häuser. 

FURQQE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Ost  Raron).  2504  m. 
Gewellte  Terrassenlläche,  oberster  Abschnitt  der  Furggen- 
alp  im  Sallischthal ;  dient  als  breiter  Passubergang  zwi- 
schen Breithorn  und  Bettlihom  (2962  m)  und  kann  von 
Binn  aus  durch  das  Saflischthal  in  etwa  4  Stunden  leicht 
erreicht  werden. 

FURQQE  (QR088E)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  2820  m. 
Gipfel,  nö.  Vorberg  des  Seelhalhorns  und  am  N.-Ende  des 
Saasgrates,  3  Stunden  osö.  über  Grächen  und  4  Vt  Stun- 
den über  St.  Nikolaus. 

FURQQE  (KLEINE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  2650  m. 
Gipfel,  NNO. -Ausläufer  der  Grossen  Furgge  und  am  N.- 
Ende des  Saavffrates,  2Vfl  Stunden*  ö.  über  Grächen  im 
Thal  von  St.  Nikolaus. 

FURQQEHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken). 
2172  m.  Felssporn,  3  km  s.  über  dem  Dorf  Iseitwald  am 
linken  Ufer  des  Brienzersees ;  im  Bergstock  des  Grindel- 
walder  Faulhorns  und  im  gleichen  Felskamm  wie  das 
Läger  Rothorn. 

FURQQELEN  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  1531  m.  Ein- 
schartung  in  der  das  Thal  von  Iberg  vom  Alpthal  trennen- 
den Kette,  500  m  n.  vom  Furggelenstock.  Dient  als  Pass- 
übergang zwischen  den  genannten  zwei  Thälern. 

FURQQELENPA88  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  1733  m. 
Verhältnismässig  hoher  Passübergang,  unmittelbar  so. 
unter  dem  Frohnalpstock ;  verbindet  das  untere  Muotatbal 
über  den  Stoss  und  die  Frohnalp  mit  Riemenstalden  und 
Sisikon;  4Vf  Stunden  nö.  über  Sisikon.  Aufstieg  von  N. 
her  wenig  beschwerlich,  Abstieg  nach  S.  steil  über  eine 
Reihe  von  Felsbändern. 

FURQQELEN8TOCK  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  1659 
m.  Abgerundeter  Gipfel,  mit  Wald  und  Alpweiden  be- 
standen, oberhalb  Einsiedeln  in  der  Grenzkette  zwischen 
Iberg  und  dem  Alpthal,  4  km  ö.  vom  Kleinen  Mythen ;  s. 
über  der  Furggelen. 

FURQQEI.8  oder  FURKEL8  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Sargans,  Gem.  Pfafers).  1202  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer 
des  Fluppibaches,  7  km  ssö.  über  der  Station  Ragaz 
der  Linie  Sargans-Chur  und  1,5  km  so.  über  Pfafers.  10 
Häuser,  30  kathoL  Ew.  Viehzucht. 

FURQQENALP  (Kt.  Wallis,  Bez.  Ost  Raron,  Gem. 
Grengiols).  2449  m.  Alp  weide,  im  Saflischthal  (einem  Sei- 
tenzweig des  ins  Binnenthal  ausmündenden  Längthaies), 
zwischen  Breithorn  und  Bettlihom.  14  Hütten. 

FURQQENBAUMHORN  oder  PUNTA  D'AU- 
RONA  (Kt.  Wallis,  Bez.  Briff).  2991  m  (auf  der  italieni- 
schen Karte  2985  m).  Gipfel,  im  Massiv  des  Monte 
Leone,  auf  der  Grenze  gegen  Italien  und  zwischen  Gan- 
terlhal  und  der  italienischen  Alpe  de  Veglia.  Vom  Furg- 
genbaumpass  aus  in  einer  Stunde  ohne  Schwierigkeit  zu 
erreichen.  Sehr  schöne  Aussicht. 

FURQQENBAUMPA88  oder  FORCHETTA 
D'AURONA  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brifir).  2690  m  (auf  der 
italienischen  Karte  2682  m).  Passübergang,  im   Massiv 


des  Monte  Leone,  zwischen  Wasenhom  und  Furggeo- 
baumhorn ;  verbindet  in  5  Stunden  Berisal  an  der 
Simplonstrasse  mit  der  italienischen  Alpe  de  Veglia.  Neben 
der  Bortellücke  der  kürzeste  Uebergang  zwischen  Brig 
und  der  Alpe  de  Varzo.  Früher  auf  den  Karten  irrtümlich 
Passo  d*Aurona  genannt ;  dieser  liegt  nö.  vom  Furg^n- 
baumhorn  oder  der  Punta  d'Aurona  und  zwischen  dieser 
und  dem  Bortelhorn. 

FURQQENQLET8CHER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp). 
3200-2600  m.  Kleiner  Gletscher,  am  O.-Hang  des  StelU- 
horns  und  über  der  Furggalp.  2  km  lang. 

FURQQENQRAT  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  Felsgrat 
S.  den  Art.  Furgggrat. 

FURQQENJOCH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  Passüber- 
gang. S.  den  Art.  Furggjoch. 

FURQQQLET8CHER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  3400- 
2350m.  Gletscher;  steigt  vom  O.-Hang  des  Matterhoms  ab, 
liegt  zwischen  dem  Kamm  des  Hörnli  im  N.  und  dem 
Furgggrat  im  SW.,  dessen  mit  3093  m  kotierter  Punkt 
seine  O.-Grenze  darstellt,  und  verschmilzt  nach  O.  mit 
dem  Ober  Theodulgletscher.  Im  Maximum  4,5  km  lang 
und  2,5  km  breit.  Wenig  zerklüftet.  Wird  begangen,  wenn 
man  vom  Schwarzsee  über  Zermatt  auf  kürzestem  Wege 
(d.  h.  ohne  Niederstieg  ins  Thal)  zum  Theoduljoch  ge- 
langen will. 

FURQQQRAT  oder  FURQQENQRAT  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Visp).  Felsgrat  zwischen  O.-Fuss  des  Matterhoms 
und  dem  Theodulpass,  über  dem  obem  Band  des  Furgg- 
gletschers und  Ober  Theodulgletschers,  auf  der  Grenze 
gegen  Italien.  Kann  in  4  Stunden  vom  Theoduljoch  bis 
zum  Breuiljoch  der  Länge  nach  begangen  weitien  und 
bietet  den  beständigen  Anblick  anf  das  mächtige  Matter- 
hörn. Die  Siegfriedkarte  beschränkt  den  Namen  Furaggrat 
auf  den  zwischen  Breuiljoch  (3357  m)  und  dem  NW.-Fu8s 
des  Theodulhoms  gelegenen  Abschnitt  und  gibt  seiner 
zentralen,  wohl  auch  Breuilhorn  genannten  Spitze  die 
Kote  3498  m.  Vom  italienischen  SW.-Hang  steigt  der 
kleine  Glacier  de  la  Fourche  ab. 

FURQQIKRINDE  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Sim- 
menihal).  Passübergang.  S.  den  Art.  Fermelkrinde. 

FURQQJE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  2987  m.  Wenig 
bedeutender  Passüberganff,  zwischen  Unter  und  Ober 
Rothorn,  welche  zwei  Gipfel  das  Findelenthal  von  der  am 
rechtsseitigen  Han^  des  Thaies  von  Zermatt  oder  St.  Ni- 
kolaus liegenden  Taschalp  trennen.  Wird  nur  sehr  selten 
begangen  und  verbindet  den  Stellisee  mit  dem  öden  Thal- 
chen von  Riederkummen. 

FURQQJOCH  oder  FURQQENJOCH  (Kt.  WalUs, 
Bez.  Visp).  Ca.  3300  m.  Passübergang,  auf  der  Landes- 
grenze gegen  Italien,  früher  Matterjoch  genannt.  Geht 
dem  Theoduljoch  parallel  und  verbindet  wie  dieses  in  5 
Stunden  das  Gasthaus  am  Schwarzsee  (über  Zermatt) 
direkt  mit  Le  Breuil  am  italienischen  Hang  der  Kette. 
Ohne  grosse  Schwierigkeiten  zu  begehen.  Wird  von  Lieb- 
habern von  originellen  Touren  seiner  grossem  Nähe  am 
Matterhom  wegen  dem  Theoduljoch  vorgezogen. 

FURQQLA  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans).  2577  m. 
Hoher  und  anstrengender  Passubergang,  unmittelbar  s. 
vom  Grossen  Zanayhorn  (2825  m).  einer  der  höchsten 
Spitzen  der  Grauen  Homer  und  67,  Stunden  nw.  über 
Vättis  im  Taminathal.  Verbindet  die  Alp  Tersol  mit  der 
Alp  Calvina,  dem  Vättnerberg  und  Vason.  Wenig  began- 
gen. 

FURQQLENFIR8T  (Kt.  Appenzell  L  R.  und  St 
Gallen).  1821  m.  Felsgrat,  so.  über  der  Furgglenalp  und 
ö.  über  dem  Fählensee,  9  km  ssö.  über  Appenzell.  Streicht 
auf  eine  Länge  von  3  km  in  der  Richtung  SW.-NO.  und 
besteht  vorwiegend  aus  Urgon  (Schratten kalk).  Steile 
Hänge.  Schöne  Aussicht,  besonders  nach  O.  hin.  Standort 
einiger  interessanter  Pflanzenarten,  wie  Senecio  abrotanir 
foliuSy  Enipelrumx  mgrum,  Slreptopus  amplexifolius, 
Salix  hasiata,  AUtpecurus  fulvus. 

FURQQ8TALDEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem. 
Almagell).  1903  m.  Gruppe  von  3  Häusem  mit  Kapelle,  auf 
einer  Lichtung  mitten  m  den  Waldungen  so.  ül>er  Alma- 
:ell,  am  rechtsseitigen  Gehänge  des  Saasthales  und  am 
'uss  des  Almagellhorns.  Mit  dem  Thal  durch  einen 
Saum-  und  einen  sehr  steilen  Zickzackfussweg  verbun- 
den. 21  Ew.  Wird  nur  vom  Mai  bis  zum  November  be- 
wohnt. 


Fl 


FÜR 


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209 


FURGQWANQHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk  und 
ViBp).  3163  m.  Verwitterter  Felsgipfel,  in  der  Kette  zwi- 
schen Turtman-  und  Zermatterthaf  (oder  Thal  von  St.  Ni- 
kolaus) und  hinten  über  dem  kleinen  Jungthal.  Kann 
von  Meiden  an  seinem  NW.-Fuss  aus  entweder  direkt  oder 
über  den  Jungpass  in  4  Stunden  leicht  erstiegen  werden. 

FURKA  und  FURQQE.  Ortsname  in  den  Alpen,  für 
sich  oder  in  Zusammensetzungen  häufi?  vorkommend. 
Vom  lat.  furca  und  furcula^  im  Dialekt  (Ter  Westschweiz 
forcUuy  romanisch  fuorcla  und  italienisch  forca,  forcola^ 
forcoletta  oder  forcellina.  Mittelhochdeutsch  Furke^  neu- 
nochdeutsch  Furka,  Furgge  oder  Forch.  Bedeutet  ur- 
sprünglich eine  zweizinkige  Gabel  und  ist  vom  Sprachge- 
brauch des  Volkes  meist  auf  einen  zwischen  zwei  hohen 
Spitzen  tief  eip^esenkten  Pass  oder  auch  auf  die  Gipfel 
selbst  übertragen  worden. 

FURKA  (Kt.  Uri  und  Wallis).  2436  m.   Passübergang 


sichten  überhaupt.  Die  Strasse  ist  von  Andermatt  bis 
Gletsch  (am  Fuss  des  Rhone^letschers)  34  km  und  bis 
Briff  84  km  lang.  Davon  entfallen  auf  die  Strecken  Realp 
(1490  m) -Passhöhe  13  km  und  Passhöhe-GIetsch  (1750  m) 
12  km.  Die  eidgenössische  Post  fahrt  von  Göschenen  bis 
Andermatt  in  1 V*,  von  da  bis  Realp  in  1  ^/i  und  bis  zur 
Passhöhe  in  weiteren  37,,  d.  h.  im  (Ganzen  6  Vf  Stunden; 
Passhöhe-GIetsch  2,  Gletsch-Oberwald  1,  zusammen  3 
Stunden.  Göschenen-Oberwald  9-10  Stunden,  Oberwald- 
Göschenen  8  Vt  Stunden.  Von  Andermatt  bis  Realp  (9  km) 
steigt  die  Strasse  in  beinahe  gerader  Linie  durch  die  Alp- 
weiden  des  Urserenthales  langsam  an,  beginnt  bald  hinter 
Realp,  den  blumenreichen  Hang  der  Fuchsenegg  bis  zur 
Elmetenalp  in  zahlreichen  Kehren  zu  erklimmen,  folgt 
dann  dem  oreiten  und  flachen  Boden  am  Fuss  des  Tiefen- 
glelschers,  der  Bielenstöcke  und  des  (wie  der  Galenstock 
und  Galengrat)  zeitweise  vor  dem  Reisenden  auftauchen - 


Furkasiranse,  von  der  Passhöhe  gegen  das  Rhonethal. 


Karkastrasse,  von  der  Passhöhe  gegen  Andermatt. 


and  wichtige  Poststrasse.  War  bis  vor  Kurzem  der  höchste 
fahrbare  Pass  der  Schweiz  und  nach  dem  Stilfserjoch 
(2755  m)  der  zweithöchste  der  Alpen  überhaupt,  ist  aber 
in  dieser  Beziehung  seit  der  Eröffnung  der  Strassen  über 
das  Wormserjoch  (2512  m  ;  Münsterthal-Stilfserjoch)  und 
den  Grossen  St.  Bernhard  (2472  m)  für  die  Schweiz  in 
den  dritten  und  für  die  Alpen  überhaupt  in  den  vierten 
Rang  gerückt.  Nach  der  Furka  folgt  als  nächster  fahr- 
barer Alpenübergang  der  Flüelapass  (2388  m).  Alle  diese 
Strassen  werden  aber  von  der  Furkastrasse  an  Grossartig- 
keit und  reizvollem  landschaftlichen  Wechsel  übertrofTen. 
Von  der  Passhöhe  aus  übersieht  man  einerseits  das  Urse- 
renthal  mit  seiner  Gebirgsumrandung  bis  zum  Oberalp- 
pass  hin,  andererseits  den  Rhoncgletscher  und  die  Hoch- 
Kebirgsgruppen  des  Finsteraarhorns,  Simplon,  Weissmies, 
der  Mischabelhömer,  des  Weisshoms  und  Matterhorns. 
Es  ist  dies   unbestritten    eine  der  schönsten  Passaus- 


den  Siedeingletschers,  um  mit  sanfter  Steigung  das  auf 
der  Passhöhe  stehende  Hotel  de  la  Furka  (Post-  und  Te- 
legraphenbureau) zu  gewinnen.  Prachtvolle  Aussicht. 
Günstigster  Ausgangspunkt  für  zahlreiche  Hochtouren 
ins  Gotthardmassiv  (Muttenhörner,  Wytten wasserstock, 
Piz  Rotondo)  einerseits,  in  die  Dammagruppe  (Furkahorn, 
Galenstock,  Dammastock)  andererseits,  besonders  auch 
für  den  Uebergang  über  Rhonegletscher  und  Nägelisgrätli 
zum  Grimselhospiz.  Von  der  Passhöhe  bis  zu  den  nahe 
dem  Rhonegletscher  stehenden  Galenhütten  verläuft  die 
Strasse  beinahe  eben,  steigt  dann  aber  in  zahlreichen 
Schlingen  und  stets  mit  prachtvoller  Aussicht  auf  den 


Rhonegletscher  und  seine  mächtigen  Eisfalle  eegen  die 
Oberalp  ab.  An  der  fünften  Kehre  das  prachlvolT  gelegene 
Hotel  Belvedere  (Post-  und  Telegraphenbureau).  Von  der 


Oberalp  folgt  die  Strasse  neuerdings  einer  fast  ebenen 
Strecke,  um  endlich  mit  einigen  Kehren  Gletsch   (Gast- 

GEOGR.  LEX.  .58   —  II  —  14 


2i0 


FÜR 


FÜR 


höfe;  Post-  und  Telegraphenbureau,  Bazar)  zu  erreichen. 
Zwischen  Realp  und  Gletsch  hält  die  Post  ausser  auf  der 
Passhöhe  noch  am  Gasthof  zum  Tiefenbach  (am  Fuss 
des  Tiefengletschers ;  Post  und  Telegraph)  und  am  Hotel 
Belv^döre  an.  Fussgänger  können  die  Poststrasse  um- 
gehen, wenn  sie  von  Realp  aus  bis  zur  Passhöhe  den 
über  die  Garschenalp  fuhrenden  einstigen  Saumweg 
wählen,  dann  direkt  zur  Oberalp  absteigen  und  bis  Gletscb 
der  Zunffe  des  Rhonegletschers  folgen.  Damit  gewinnt 
man  wonl  an  Zeit,  muss  aber  auf  die  vielen  sehr  schönen 
Aussichtspunkte  der  Strasse  verzichten.  Von  Gletsch  an, 
wo  die  Grimselstrasse  abzweigt,  steigt  die  Furkastrasse 
längs  dem  rechten  Ufer  der  Hhone  nach  Oberwald  und 
Obergestelen  ab,  um  sich  dann  thalauswärts  fortzusetzen. 
Wänrend  der  Reisesaison  Hütet  ein  ungeheurer  Ver- 
kehr über  die  Furka  hinüber  und  herüber,  und  Post- 
und  Privatfuhrwerke,  Fussgänger  und  Radfahrer  folgen 
einander  in  grosser  Anzahl.  Im  Winter  ist  auf  der  eigent- 
lichen Passstrecke  zwischen  Oberwald  und  Bealp  der 
Verkehr  eingestellt,  da  dieser  Abschnitt  der  Strasse  dann 
nicht  offen  gehalten  wird.  Am  stärksten  wird  der  Ver- 
kehr in  den  Monaten  Juli  und  August,  wo  zahlreiche 
Gruppen  von  Touristen,  Vereine  und  Schulen  der  Furka 


1864-66  die  37,5  km  lange  eigentliche  Strasse  über  die 
Furka,  d.  h.  der  Abschnitt  Hospenthal-Ober wald,  an, 
deren  Bau  die  Summe  von  640500  Franken  gekostet  haL 
Sie  ist  durchgehends  4,2-6  m  breit,  und  ihre  Steigung 
beträgt  nirgends  mehr  als  10%.  Die  Strecke  Brig-Ober- 
wald,  die  gewöhnlich  ebenfalls  noch  als  Furkastrasse  be- 
zeichnet zu  werden  pflefft,  heisst  genauer  Gromserstrasse 
(Route  de  Conches)  und  ist  während  der  Jahre  1850-00 
mit  einem  Kostenaufwand  von  450000  Franken  erstellt 
worden.  Dieser  Abschnitt  ist  43,6  km  lanff  und  hat  eben- 
falls eine  Strassen  breite  von  4,2-6  m  und  eine  maxiiDale 
Steigung  von  10^.  Durch  ihre  oft  mit  grosser  Kühnheit 
angelegten  Schlingen  ist  die  Furkastrasse  im  engeren 
Sinne  auch  in  technischer  Beziehung  bemerkenswert. 

FURKA  und  HINTERE  FURKA  (Kt.  Tessin,  Bez. 
Valle  Magffia).  2322-2422  m.  Zwei  Passübergän^e,  durch 
den  Marcnen spitz  von  einander  getrennt ;  sie  fähren 
beide  vom  deutschsprechenden  Dorf  Bosco  (w.  Cevio  im 
Maggiathal)  hinüber  ins  italienische  Formazzalhal  oder 
Pommat  u.  zwar  nach  den  Weilern  Unterwald  (Foppiano) 
bezw.  Staffel  wald.  Der  Fuss  weg  über  die  Furka  steigt  von 
Bosco  (1506  m)  aus  zunächst  nach  W.  zur  Grossalp  (1901 
m)  auf,  biegt  hier  nach  N.  um,  wendet  sich  dann  über 


J^^be^^mrme. 


Furkastrasse. 


ihren  Besuch  abstatten.  Zur  Sommerszeit  unterhält  die 
Post  zwischen  den  Stationen  Brig  der  Simplonbahn  und 
Göschenen  der  Gotthardbahn  in  jeder  Richtung  täglich  ie 
zwei  Fahrkurse ;  sie  legt  diese  90  km  lange  Strecke  in 
13  Stunden  zurück  und  hat  in  Gletsch  und  Andermatt 
Anschluss  an  die  Postwagen kurse  über  die  Grimsel  und 
die  Oberalp.  Der  Waaren verkehr  über  den  Pass  beschränkt 
sich  auf  den  von  den  verschiedenen  Gasthöfen  benötigten 
Bedarf  und  auf  Passagiergepäck  und  ist  nur  auf  den 
Strecken  Brig-Oberwald  und  Göschenen-Hospenthal  von 
einiger  Bedeutung,  kann  aber  auch  hier  mit  demjenigen 
der  Alpenstrassen  des  Engadin  nicht  verglichen  werden. 
Im  Winter  kommen  Postwagenkurse  zwischen  Brig-Ober- 
wald und  Göschenen- Hospenthal  zur  Ausführung. 

Da  die  Furka  auch  in  strategischer  Hinsicht  von  grosser 
Bedeutung  ist,  wird  sie  von  Festungs-  und  anderen  mili- 
tärischen Anlagen  geschützt:  zwei  grosse  Festungen  ste- 
hen über  Andermatt  am  Ausgang  des  Urnerloches,  eine 
nahe  dem  Rhonegletscher  angelegte  maskierte  Batterie 
beherrscht  Gletscn  und  die  Grimselstrasse,  die  Furka- 
passhöhe  selbst  ist  durch  ein  über  ihr  beßndliches  Fort 
geschützt,  und  hinter  der  Passhöhe  hat  man  Militärbara- 
ken  errichtet. 

Nachdem  1820-1830  die  Strecke  Göschenen-Hosnenthal 
der  Gotthardstrasse  gebaut  worden  war,  schloss  sich  daran 


die  Passhöhe  (2322  m)  s.  vom  Marchenspitz  neuerdings 
nach  W.  und  steigt  m  derselben  Richtung  längs  dem 
Balmbach  nach  Unterwald  ab  (Bosco-Passhöhe  3,  Pass- 
höhe-Unterwald 2  Stunden).  Die  rasenbewachsene  Pass- 
höhe der  Hinteren  Furka,  n.  vom  Marchenspitz,  erreicht 
man  von  Bosco  aus  in  nw.  Richtung  ansteigend  in  drei 
Stunden,  während  der  län^s  dem  Riebbobach  zuerst 
gegen  W.  und  dann  gegen  N  vV.  erfolgende  Abstieg  nach 
btaffelwald  (3  km  oberhalb  Unterwald)  2  Stunden  erfor- 
dert. Auf  schweizerischer  wie  italienischer  Seite  kann 
man  leicht  von  einem  Pass  zum  andern  hinüber  traver- 
sieren.  Beide  von  Touristen  nur  selten  besuchten  Ueber- 
gänge  werden  hauptsächlich  von  Schmugglern  benutzt. 

FURKA  (BREITE)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
quart). 2431  m.  Passübergang,  kürzester  Weg  zwischen 
Partnun  am  Fuss  der  Sulziluh  (Hintergrund  der  Thal- 
schaft St.  Antonien)  und  Gargellen  im  gleichnamigen 
Thal,  einem  Seitenast  des  Montavon  (Vorarlberg).  Von 
Partnun  aus  führt  der  Weg  zunächst  mit  massiger  Steig- 
ung in  so.  Richtung  gegen  den  Plasseckpass  zu,  bie^ 
dann  nach  0.  ab  und  erreicht  mit  starker  Steigung  die 
nö.  unter  dem  Schollberg  eingeschnittene  Passhöhe  der 
Breiten  Furka  in  2  Stunden ;  Abstieg  nach  0.  über  Ra- 
senhänge und  die  Alpweide  Rung  in  1  Vt  Stunden.  Von 
Touristen  selten  besucht,  um  so  mehr  dagegen  von   Ja- 


FÜR 


FÜR 


211 


gern  and  Schmugglern  begangen,  die  hier  zahlreiche 
Verstecke  finden  und  die  Grenze  n.  und  s.  der  Passhöhe 
an  vielen  Stellen  überschreiten  können. 

FURKA  (GROSSE  u.  KLEINE)  (Kt.  Graubunden, 
Bez.  Unter  Landquart).  2367  und  2238  m.  Zwei  Passuber- 
ginge,  zwischen  dem  Pratigau  uud  dem  österreichischen 
Thal  Gamperthon  (einem  Seitenast  des  Illthales  im  Vor- 
arlberg), von  einander  getrennt  durch  den  w.  der  Scesa- 
plana  sich  erhebenden  Homspitz.  Von  Seewis  im  untern 
Prätipu  aus  führt  der  Weg  in  1  Vi  Stunden  zuerst  mit 
massiger  Steigung  bis  zur  Ganeyalp  (1307  m)  und  steigt 
dann  rascher  nach  NO.  und  NVv.  zur  Alp  Fasons  unter 
dem  Scheitel  der  Kleinen  Furka  auf,  wo  er  sich  ver- 
zweigt :  in  direkt  n.  Richtung  erreicht  man  über  einen 
Schuithang  die  Kleine  Furka  (3  Stunden  über  Ganey)  und 
steigt  dann  nach  N.  in  weiteren  iVt  Stunden  durch  das 
8teinig:e  Thälchen  Salaruel  zur  schönen  Alpweide  Nenzin- 
ger  Himmel  (zahlreiche  Hütten,  Kapelle  und  Wirtshaus) 
ab ;  der  zweite  Weff  führt  von  der  Alp  Fasons  aus  nach 
W.  in  2  Vi  Stunden  auf  die  zwischen  Homspitz  und 
Tschingel  eingeschnittene  Passhöhe  der  Grossen  Furka, 
um  von  da  über  die  Güllalp  thalwärts  zu  leiten.  Beide 
Uebergänge  sind  sehr  lohnend  und  werden  von  Touristen, 
Jägern  und  Schmugglern  häufig  begangen.  Vom  Nen- 
zinger  Himmel  aus  erreicht  man  durch  eine  romantische 
Schlucht  in  3  Stunden  die  Station  Nenzing  der  Linie 
Feldkirch-Bludenz. 

FURKA  (HINTERE)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia). 
Passsübergang.  S.  den  Art.  Furka. 

FURKA  (MAIENFELDER)  (Kt.  Graubänden,  Bez. 
Plessur).  2445  m.  Stark  begangener  Passübergang,  zwi- 
schen dem  obem  Schanfigg  und  Arosa  einer-  und  Davos 
andererseits.  Der  Wec  führt  zunächst  von  Am  See  (2  km 
ö.  der  Kirche  Arosa)  ninunter  zur  Plessur,  steigt  dann 
durch  die  Waldungen  der  Maien  felder  Furkaalp  auf 
and  setzt  sich  weniger  steil  bis  zu  der  zwischen  t  urka- 
hom  und  Amseliluh  eingeschnittenen  Passhöhe  fort  (2  Vi 
Stunden) ;  Abstieg  nach  0.  meist  über  Alpweiden  und  zu- 
letzt durch  Wald  nach  Frauenkirch  (1  Vt  Stunden)  an  der 
Strasse  nach  Davos  Platz.  Auf  der  Passhöhe  Aussicht 
gegen  Arosa  einer-  und  auf  die  Albulagruppe  anderer- 
seits. Man  kann  von  hier  aus  auch  in  der  Richtung  SO. 
durch  das  Kammenthai  nach  dem  2,5  km  unterhalb  Frau- 
enkirch gelegenen  Spinabad  absteigen. 

FURKA  (ROTE)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
qaart).  2580  m.  Einsenartung,  zwischen  Schiltfluh  und 
Fergenhömem,  in  der  das  Schlappinathal  vom  Pratigau 
trennenden  Kette,  n.  über  den  Alp  weiden  Novai  und  Gar- 
fmn  und  5-6  Stunden  nö.  über  Klosters.  Der  anstrengende 
und  wilde  Pass  wird  nur  selten  von  Jägern  und  Touristen 
begangen. 

FURKABACH  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Plessur).  2200- 
1600  m.  Kleiner  Bach;  entspringt  an  der  Maienfelder 
Forka,  durchfliesst  das  zwischen  Schiesshom  und  Amsel- 
flah  eingeschnittene  Hochthälchen  und  mündet  2  km 
unterhalb  der  Kirche  Arosa  von  rechts  in  die  Plessur. 

FURKAEGG  (Kt.  Uri  und  Tessin).  2622  m.  Gipfel,  im 
ö.  Abschnitt  des  Gotthardmassives,  3-4  Stunden  s.  über 
Hospenthal  und  3  km  n.  über  der  Gotthardpasshöhe ; 
zwischen  der  Gotthardstrasse  und  dem  Guspisthai.  Steht 
nach  S.  über  den  Blauberg  mit  dem  Monte  Prosa  in  Ver- 
bindung. An  der  Furkaegg  u.  dem  ihr  benachbarten  Piz  Or- 
sino  greift  der  Kanton  Tessin  am  weitesten  nach  N.  über. 

FURKAHORN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Plessur).  2728 
m.  Gipfel,  in  der  Strelakette,  unmittelbar  n.  über  der 
Maienfelder  Furka  :  mit  der  Thiejerfluh  (2785  m)  über 
einen  gangbaren  Kamm  verbunden  und  wie  diese  von 
SO.  (Davos)  her  leicht  zugänglich,  während  er  nach  NW. 
gegen  Arosa  in  Steilwänden  abbricht. 

FURKAHORN  (Kt.  Uri  und  Wallis).  3028  m.  Gipfel, 
S.-Ende  des  stark  zerschnittenen  Galengrates;  1,5  km 
nw.  über  der  Furkapasshöhe,  von  wo  aus  er  längs  einem 
wenig  steilen  Grat  über  das  Kleine  Furkahorn  (2819  m) 
in  2  V,  Stunden  leicht  erreicht  werden  kann.  Stark  be- 
sachter  Aussichtspunkt  mit  prachtvollem  Rundblick  auf 
Urserenthal,  Furkastrasse,  Khonegletscher  und  die  Ge- 
birgsgruppen  des  St.  Giotthard,  Dammastocks,  Finsteraar- 
homs,  Weisshoms,  Matterhorns  u  der  Mischabelhörner. 

FURKELEN  (Kt.  Uri,  Gem.  Isenthal).  1224m.  Gruppe 
von  Hütten,  an  der  von  Isenthal  nach  Bauen  hinüber- 


führenden Furkelen;  1  V,  Stunden   n.  über  Isenthal. 

FURKELI  (OBERES  und  UNTERES)  (Kt.  Uri). 
2622  und  2450  m.  Zwei  kleine  Einschartungen,  in  dem  von 
der  Grossen  Windgälle  nach  S.  zum  Schwarzstöckli  zie- 
henden und  den  Stafelgletscher  im  0.  von  einem  kleinen 
Firnfeld  im  W.  scheidenden  Grat.  Das  Obere  Furkeli 
nahe  der  Grossen  Windgälle,  das  Untere  Furkeli  beim 
Sch^rarzstöckli.  Beide  dienen  als  Uebergang  von  der 
Grossen  zur  Kleinen  Windgälle. 

FURKELJOCH  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Münsterthal). 
2807  m  (auf  der  österreichischen  Karte  2816  m).  Kleine 
Einschartun^,  in  der  vom  Piz  Ciavalatsch  zur  Eoene  von 
Glurns  streichenden  Grenzkette  zwischen  der  Schweiz 
und  Oesterreich,  4  km  nnö.  vom  Stilfseijoch  und  zwi- 
schen Piz  Ck>stainas  oder  Furkelspitz  (3007  m)  im  N.  und 
Fartscherkopf  (2967  m)  im  S.  Nach  W.  steigt  vom  Furkel- 
joch  das  Val  Gostainas  zum  Val  Muranza  (Ast  des  Mün- 
sterthaies) und  nach  0.  das  Furkelthal  zum  Trafoithal  ab. 
Wird  als  Passübergang  wenig  begangen,  hier  und  da 
aber  als  Fusspunkt  für  die  Besteigung  der  benachbarten 
Gipfel  benutzt.  Die  Höhenangaben  der  österreichischen 
Generalstabskarte  weichen  in  diesem  Gebiet  von  denen 
der  Siegfriedkarte  ab. 

FURKELS  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans,  Gem.  Ffä- 
fers).  Weiler.  S.  den  Art.  Furg(4ELS. 

FURKELSPITZ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Münsterthal). 
Gipfel.  S.  den  Art.  Costainas  (Piz). 

FU RKENS  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  Alpweide.  S.  den 

Art.  FURGGE. 

FURKETLIHORN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner). 
9043  m.  Schöner  Gipfel,  im  Adulamassiv,  2  km  ö.  vom 
Guferhom  und  mit  mm  durch  einen  Fimkamm  verbun- 
den ;  4,5  km  n.  vom  Rheinwaldhom.  Fällt  nach  S.  in  un- 
ffeheuem  Felswänden  ab,  während  das  sanftere  N.-Ge- 
hänge  mit  einem  breiten  Firnmantel  überdeckt  ist. 
Nack  N.  ist  ihm  das  kühne  Zervreilerhorn  (2899  m)  vorge- 
lagert. Bildet  mit  seinen  Nachbarn  einen  verworrenen 
Gebirgsstock,  der  sich  im  Winkel  zwischen  Lenta-  und 
Kanalthal  (obem  Verzweigungen  des  Valserthales)  erhebt. 

FURLEN  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Liestal.  Gem.  Lausen). 
390  m.  Weiler,  in  einem  kleinen  linksseitigen  Nebenast 
zum  Erffolzthal  und  1,2  km  nw.  der  Station  Lausen  der 
Linie  Ölten- Basel.  10  Häuser,  174  reform.  Ew. 

FURMELENGRAT(Kt.  Wallis,  Bez.  Bng).  2487  m. 
Begraster  Grat  im  Kamm  zwischen  Zwischber^enthal  und 
Lac[uinthal,  4  Stunden  so.  über  dem  Dorf  Simpeln.  Be- 
steigung wenig  lohnend. 

FÜR  NA  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Landquart,  Kreis 
Jenaz).  1361  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  im  Pratigau  über 
dem  Jenazer  Tobel.  Station  Fuma  der  Linie  Landquart- 
Davos  der  Rätisch6n  Bahn  2,5  km  onö.  unter  dem  Dorf. 
Postablage,  Telegraph,  Telephon.  Zerfallt  in  die  Siede- 
lungen Hinterberg  und  Vorderberg.  Zusammen  52  Häuser, 
209  reform.  Ew.  deutscher  Zunge.  Alpwirtschaft.  Ent- 
wickelt sich  seit  einiger  Zeit  zur  besuchten  Sommerfrische. 

FURNATSCH  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Albula,  Gem. 
Sur).  1540  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  am  rechten  Ufer 
der  Julia  und  an  der  Mündung  der  Ava  della  Stigias,  an 
der  Strasse  über  den  Julier.  700  m  sw.  Sur  und  20,2  km 
s.  der  Station  Tiefenkastei  der  Albulabahn.  In  Furnatsch 
die  Postablage  Sur.  Postwagen  über  den  Julier  (Chur- 
Tiefenkastel-Ober  Ensraidin).  40  kathol.  Ew.  romanischer 
Zunge.  Alpwirtschaft.  Der  romanische  Ausdruck  furnatsch 
vom  latein.  furnus^  Kalkofen. 

FURNERBERQ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
quart, Kreis  Jenaz,  Gem.  Fuma).  1823  m.  Alpweide  mit 
zahlreichen  zerstreut  gelegenen  Hütten,  am  breiten  Berg- 
rücken zwischen  Val  Davos  und  dem  Thal  des  Schran- 
kenbachs und  zwischen  dem  Wannenspitz  und  Schwen- 
zer ;  1  Vt  Stunden  w.  über  Fuma  u.  5  km  sw.  über  Schiers. 

FURNER8HAUS  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Plessur, 
Kreis  und  Gem.  Cliurwalden).  1200  m.  Gruppe  von  4  Häu- 
sern, am  linken  Ufer  der  Rabiusa,  an  der  Strasse  Ghur- 
Lenzerheide-Tiefenkastel  und  10,7  km  s.  über  dem  Bahn- 
hof Chur.  21  reform,  und  kathol.  Ew.  Alpwirtschaft. 

FURNIS  und  HOCH  FURNIS  (Kt.  Graubunden, 
Bez.  Unter  Landquart).  2003  und  2137  m.  Zwei  wenig  be- 
deutende Gipfel,  s.  vom  Gleckhorn  und  von  ihm  getrennt 
durch  den  Gleckkamm,  über  den  von  Maienfeld  aus  ein 
Fussweg  durch  das  Glecktobel  auf  die  Fläscher-  und  Mai- 


212 


FÜR 


FÜS 


enfelderalpen  führt.  Gegen  diese  Alpen  zu  steigt  der  Fur- 
nis  in  sannen  Alpweidenhängen  ab,  während  er  nach  W. 
gegen  Maienfeld  schiefrige  und  |stark  zerfressene  Fels- 
wände aufweist.  Hier  hat  sich  die  Theiler  Hufe,  ein  einst 
gefährlicher,  heute  aber  verbauter  Wildbach  nö.  Jenins, 
ihre  tiefen  Runsen  ausgegraben,  die  stets  nach  oben  zu 
fortschreiten  und  die  Kammlinie  immer  weiter  nach  0. 
v^rflchifiben 

FURO  (CRAP)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Albula).;.1204 
m.  Kleiner  Felskopf,  in  den  bewaldeten  Steilhängen  der 
Ausläufer  des  Piz  Michel.  1  Stunde  so.  Surava  und  i  Vt 
Stunden  so.  Alvaneu  Bad. 

FURREN  oder  OBFURREN  (Kt:  Wallis,  Bez.  Visp, 
Gem.  Törbel).  1625  m.  Weiler,  1  km  nö.  vom  Dorf  Törbel 
und  1  Vfl  Stunden  nw.  über  der  Station  Stalden  der  Linie 
Visp-Zermatt.  12  Häuser  und  Ställe,  104  kathol.  Ew. 

FURRHALDEN  (Kt.  Wallis,  Bez.Visp,  Gem.  Im  Grund). 
1562  m.  Grösste  Siedelungsgruppe  des  Dorfes  Im  Grund,  im 
Saasthal  am  rechten  Ufer  der  baaser  Visp  u.  14  km  ssö.  der 
Station  Stalden  der  Linie  Visp-Zermatt.  Ein  Gasthof. 

FURRI  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  Zermatt).  1894  m. 
Gruppe  von  Hütten,  auf  der  zwischen  der  Mattervisp  (bei 
ihrem  Austritt  aus  dem  Bodengletscher)  einerseits  und 
dem  Zmuttbach  andererseits  vorspringenden  Halbinsel; 
über  Aroleit  und  2,5  km  s.  Zermatt.  Zählt  zusammen  mit 
dem  Weiler  Aroleit  63  kathol.  Ew. 

FUR8CH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.Sarffans,  Gem.  Flums). 
1734  m.  Alp  weide  mit  Gruppe  von  6  Hütten,  am  Schrei- 
bach und  O.-Hang  des  Gulmen ;  9,5  km  sw.  Flums.  Fursch, 
Fuortscha  =  furra,  Gabel. 

FURT.  Ortsname  der  deutschen  Schweiz,  für  sich  und 
in  Zusammensetzungen  oft  vorkommend ;  bezeichnete  ur- 
sprünglich eine  Oeffnung  in  einer  Umzäunung  oder  einen 
Uebergang  über  eine  wenig  tiefe  Stelle  eines  fliessenden 
^Vasse  rs . 

FURT  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toggenburg,  Gem. 
Brunnadern  u.  Bez.  Unter  Toggenburg,  Gem.  Mogeisberg). 
670  m.  Dorf,  an  der  Mündung  des  Scnwendibacns  in  den 
Necker  und  zu  beiden  durch  eine  Brücke  verbundenen 
Ufern  dieses  letzteren,  an  der  Strasse  Lichtensteig-Herisau 
und  am  S.-Fuss  des  Furtbergs ;  2  km  so.  Brunnadern  und 
5,5  km  ö.  der  Station  Lichtensteiff  der  Toggenburger- 
bahn.  Telephon.  74  Häuser,  376  reform,  und  kathol.  Ew. 
Gewerbstleissige  Ortschaft  mit  mehreren  Fabriken  (Fär- 
berei, Manufakturwaaren). 

FURTBACH  (Kt.  Aargau  und  Zürich).  Kleiner  Bach; 
entspringt  w.  vom  Katzensee  (450  m),  durchzieht  mit  zahl- 
reichen Armen  das  grosse  Ried  zwischen  Buchs  und  Däl- 
likon,  fliesst  nachher  durch  die  Dörfer  Oetlikon,  Kempf- 
hof  und  Würenlos  und  mündet  nach  13  km  langem  Lauf 
in  der  Richtung  O.-W.  u.  NO.-SW.  in  375  m  von  rechts 
in  die  Limmat. 

FURTBERG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Toggen- 
burg). 1041  m.  Bewaldeter  Höhenzug,  streicht  längs  dem 
rechten  Ufer  des  Necker  auf  eine  Lange  von  2,5  km  von 
Brunnadern  zur  Wilkethöhe. 

FÜRTH,  romanisch  UoRS  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glen- 
ner, Kreis  Luffnez).  945  m.  Gem.  und  Pfarrweiler,  am 
rechten  Ufer  des  Valser  Rhein  oberhalb  seiner  Mündung 
in  den  Glenner  und  11,3  km  s.  der  Station  Ilanz  der  Linie 
Ghur-Ilanz.  Postbureau,  Telegraph ;  Postwagen  Ilanz- Vals. 
Gemeinde,  mit  Run :  23  Häuser,  104  kathol.  Ew.  romani- 
scher Zunge ;  Weiler :  15  Häuser,  74  Ew.  Alp  Wirtschaft. 

FURTHOF  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen,  Gem.  Wädens- 
wil).  610  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  auf  einer  Terrasse 
über  dem  Zürichsee  und  1,5  km  sw.  über  der  Station  Wä- 
denswil  der  linksufrigen  Zürichseebahn.  25  reform.  Ew. 

FURTIG  (Kt.  und  Amt  Luzern.  Gem.  Schwarzenberg). 
835  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  400  m  sw.  Schwarzenberg 
und  3,3  km  s.  der  Station  Malters  der  Linie  Bern-Luzern. 
30  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.   1529:  Furtegg 


(wie  Vortig  ausgesprochen)  =  Vor  der  Egg,  im  Gegensatz 
um  gegenüberliegenden  Hinteregg  =  Hinter  der  Egg. 
FURT8TOCK  (Kt.  Uri).  Ca.  SSOO  m.  Gipfel,  ö.  Vor- 


berg des  Krönten  (3106  m)  und  mit  ihm  über  Mittelstock 
(28ffi  m)  und  Wichelhom  (2769  m]  verbunden ;  zwischen 
Inschialp  und  Leutschachthal  una  5-6  Stunden  w.  über 
Amstäg.  Auf  der  Siegfriedkarte  ohne  Höhenkote. 

FURTTHAL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Dielsdorf  und  Zürich). 
450-375  m.  Lokalname  für  das  breite  Thal,  das  s.  der  Lagern 


nach  W.  zieht  und  vom  Limmatthal  durch  den  Altberg 
getrennt  ist.  Es  hat  heute  keinen  seiner  beträchtlichen 
Breite  entsprechenden  Flusslauf  mehr  und  ist  ein  sog. 
Trocken Ihal,  d.  h.  ein  von  seinem  ursprünglichen  Flass 
—  der  Glatt  —  verlassener  Thalboden,  der  durch  die  nw. 
vom  Katzensee  abgelagerten  Moränen  aufgedämmt  wor- 
den ist.  Wie  in  den  meisten  dieser  Trockenthäler  ist  auch 
hier  der  Boden  sumpfig  und  vertorfl,  indem  der  kleine 
Furtbach  mit  seinem  schwachen  Gefalle  die  Landschaft 
nicht  genüffend  zu  entwässern  vermag.  Alle  Dörfer  — 
Buchs,  Däliikon,  Dänikon,  Otelfingen  und  Hüttikon  — 
stehen  an  den  Seitengehängen  des  Thaies,  dessen  Sohle 
völlig  der  Siedelungen  entbehrt.  Die  sumpfige  Beschaflen- 
heit  der  Thalsohle  verschwindet  erst  bei  Würenlos,  d.  h. 
beim  Austritt  des  Furtthaies  ins  Thal  der  Limmat. 

FURTWANG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle).  2686 
m.  Wenig  bedeutender  felsiger  Gipfel,  in  der  selten  be- 
suchten Gebirgslandschaft  zwischen  dem  Thal  von  Gut- 
tannen (Ober  Hasle)  und  dem  Nessen-  und  Triflthal; 
7  km  so.  über  Hof  (InnertkirchenJ. 

FU8ELI  (Kt.  Schvtryz,  Bez.  Höfe).  1065  m.  O.-Abschnitt 
des  Hohen  Rhenen,  beliebtes  Ausflugsziel,  das  von  Biber- 
brücke aus  durch  einen  schönen  Tannenwald  in  einer 
Stunde  Reicht  erreicht  werden  kann.  Schöne  Aussicht  aaf 
die  Berge  am  Vierwaldstättersee,  die  Bemer,  Glamer  und 
St.  Galler  Alpen,  das  Mittelland  und  den  Zürichsee  mit 
seiner  Umgeoung. 

FU8IO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia).  1281  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  im  obern  Abschnitt  des  Val  Lavizzara,  am 
SO.-Fuss  des  Pizzo  di  Rodi  und  44  km  nnw.  Locamo.  Post- 
ablage, Telegraph;  Postwagen  Locarno-Fusio.  41  Häuser, 
161  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Bereitung  von  Fettkäse. 
Durch  beständige  Auswanderung  nach  Amerika  und  in 
die  Städte  des  Kantons  Tessin  nimmt  die  Anzahl  der 
Bewohner  fortwährend  ab.  Das  Dorf  sehr  malerisch  ge- 
legen und  von  schönen  Waldungen  umrahmt.  Stark  be- 
suchter Ausgangspunkt  für  eine  Reihe  von  Exkursionen: 
über  den  Passo  di  Naret  (2443  m),  Passo  di  Sassello  (2346 
m)  oder  den  zwischen  Poncione  di  Mezzodi  und  Poncione  di 
Vespero  eingeschnittenen  Passo  dei  Sassi  nach  Airolo ; 
über  den  Passo  Gampolungo  (2324  m)  nach  Dazio  Grande 


Fusio  von  SQden. 

oder  Faido;  Aufstieg  auf  den  Campo  Tencia  (3041  m), 
weniger  anstrengend  als  auf  dem  Wef^  über  das  Val  Prato 
etc.  Für  den  Botaniker  ausserordentlich  lohnende  Land- 


FÜS 


GAB 


213 


Schaft.  1799  wurde  Fusio  von  einem  Teil  der  russischen 
Armee  unter  Suwaroff  passiert. 

FU8NENGO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leventina,  Gem.  Chig- 
eiogna).  700  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  linken  Ufer 
des  Tessin,  400  m  nw.  Chiffgiogna  und  2,5  km  so.  der 
Station  Kaido  der  Gotthardbahn.  25  kathol.  Ew.  Vieh- 
zucht. Nahe  dem  Dorf  schöner  Wasserfall. 

FU88HCERNER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Ost  Raron).  Ge- 


FaMhorngrat,  vom  Gipfel  des  Fusshoroes  aus. 

zackter  Kamm,  s.  Ausläufer  des  Aletschhorns ;  zweigt  vom 
Geisshom  (oder  Sattelhorn  der  Siej^fried karte  ;  3746  m) 
nach  SW.  ab  und  trägt  folgende  Emzelgipfel :  den  Rot- 


stock (oder  das  Rothom  der  SiegtHedkarte ;  3701  m)  mit 
dem  Triestgletscher  an  seinem  SO. -Hang,  das  Fussnom 
(3628  m;  der  auf  der  Siegfried  karte  unbenannte  N.-Gipfel 
des  Kammes)  und  die  verschiedenen  Nadeln  und  ZacKen 
im  sog.  Fusshorngrat,  die  auf  der  Siegfried  karte  unbe- 
nannt sind  und  —  mit  Ausnahme  des  Punktes  3106  m  — 
keine  Höhen koten  tragen.  Ihre  Mehrzahl  ist  während  der 
Jahre  1896-1901  von  der  Beialp  oder  der  Ober  Aletsch- 
hätte  aus  zum  erstenmal  bestiegen  worden. 

FUT8CHGEL(PIZ)  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Inn).3175 
m.  Gipfel,  Nachbar  des  Augstenhorns,  einer  der  Haupt- 
spitzen im  Silvrettamassiv,  und  nur  wenige  hundert  Meter 
von  der  Grenze  gegen  Oesterreich  entfernt ;  sw.  über  dem 
kleinen  Hängegletscher  Futschöl  und  dem  Futschölpass. 

FUT8CHCELPA88  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn). 
2773  m.  Passubergang,  auf  der  Landesgrenze  gegen  Oes- 
terreich, ö.  vom  Augstenber^  und  zwischen  diesem  und 
dem  Grenzeggkopf  oder  Piz  Faschalba.  Verbindet  das 
schweizerische  Val  Tasna  (linksseitiges  Nebenthal  zum 
Unter  Enpdin)  mit  dem  ins  Paznaun  ausmündenden 
österreichischen  Jamthal  und  bildet  den  kürzesten  Weg 
von  Schuls,  Tarasp,  Fetan  oder  Ardez  aus  zur  Jamthal- 
hütte  des  Deutschen  und  Oesterreichischen  Alpenvereins. 
Wird  seit  einigen  Jahren  von  Touristen  häufig  begangen. 
Ardez-Passhöhe  13-14  km,  Höhenunterschied  1307  m, 
.5-6  Stunden  Aufstieg  (Passhöhe-Ardez  34  Stunden) ;  Pass- 
höhe-Jam thalhätte  4,5  km,  610  m  Höhenunterschied,  1 
Stunde  Abstieg;  Jamthalhötte-Galtür  2  Stunden.  Von 
Galtür  aus  fuhrt  ein  guter  Wes;  bis  etwa  1  Stunde  oberhalb 
der  Hütte  und  ebenso  von  Araez  aus  bis  zur  Alp  Urschai; 
der  Passübergang  selbst  ist  beinahe  pfadlos,  aber  über 
Schutthalden  und  Schnee  ohne  Schwierigkeiten  zu  be- 

Sehen.  Von  der  Passhöhe  aus  prachtvolle  Aussicht  auf 
as  umliegende  Hochgebirgsgebiet,  besonders   auf  das 
unmittelbar  n.  von  ihr  aufsteigende  Fluchthorn. 

FUYEN8  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Gläne).  720  m.  Gem.  u. 
Weiler,  zwischen  der  Gläne  und  der  Neirigue  und  1,5 
km  so.  der  Station  Villaz-St.  Pierre  der  Linie  Freiburg- 
Lausanne.  17  Häuser,  90  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Vil- 
laz-St. Pierre.  Getreide-  und  KartofTelbau.  Viehzucht  und 
Milchwirtschaft.  Ehemalige  Herrschaft  und  als  solche 
Eigentum  des  Geschlechtes  de  Boccard  aus  Freiburg. 
1248:  Fuiens. 


GAA8ENRIED  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  St.  Nik- 
iaus). Gemeindefraktion.  S.  den  Art.  Gasenried. 

GABEL.  Bestandteil  von  Bergnamen;  bedeutet  das- 
selbe wie  FuRKA.  S.  diesen  Art. 

GABELHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  3135  m.  Dop- 
pelgiptel,  einer  der  n.  Vorberge  der  Gruppe  des  Balfrin, 
ö.  über  St.  Nikiaus  und  von  dieser  Ortschaft,  wie  auch 
von  Visp  aus  sehr  gut  sichtbar.  Die  beiden  Zähne  galten 
lange  Zeit  für  unbesteigbar,  bis  sie  1901  nach  wiederhol- 
ten Versuchen  endlich  doch  bezwungen  worden  sind. 

GABELHORN  (MITTEL)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp). 
3692  m.  Gipfel,  in  der  Gruppe  des  Ober  Gabelhoms  und 
in  der  vom  Weisshom  von  Randa  zur  Dent  Blanche  zie- 
henden und  das  Thal  von  Zermatt  oder  St.  Nikiaus  vom  Ei- 
ßschthal  trennenden  Kette.  Erhebt  sich  auf  dem  vom  Ober 
Ciabelhom  zum  Unter  Gabelhom  streichenden  Grat  w. 
über  Zermatt.  Wird  durch  das  Ober  Gabeljoch  vom  Ober 
Gabelhom  und  das  Unter  Gabel  joch  vom  Unter  Gabelhom 
Reschieden.  Zum  erstenmal  1887  auf  dem  Weg  über  den 
Gabelhoragletscher  bestiegen.  Auf  der  Siegfriedkarte  un- 
benannt. 

GABELHORN  (OBER)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Siders  und 
Visp).  4073  m.  Einer  der  Hauptgiptel  der  Kette  zwischen 


dem  Thal  von  Zermatt  oder  St.  Nikiaus  und  dem  Eifisch- 
thal.  Steigt  zwischen  Dent  Blanche  und  Zinal  Rothorn 
auf;  nw.  über  Zermatt,  n.  über  dem  Thälchen  von  Zmutt, 
nö.  über  dem  Arbenjoch  und  dem  0>1  Durand  und  so. 
über  der  Klubhütte  (instantia  und  Le  Mountet  (am 
Rande  des  Durand-  oder  Zinalgletschers),  von  welch' 
letzterer  aus  es  in  seiner  ganzen  Pracht  am  besten  be- 
wundert werden  kann  und  sich  als  eine  der  schönsten 
Spitzen  der  Penninischen  Alpen  ausweist.  Nachdem  der 
Bergstock  lange  Zeit  einfach  als  Gabelhom  bezeichnet 
worden  war,  sah  man  sich  später  genötigt,  zwischen  dem 
höchsten  Gipfel  als  Ober  Grabelhom,  dem  mittleren  als 
Mittel  Gabelhorn  und  dem  niedrigsten  als  Unter  Gabelhom 
zu  unterscheiden.  Die  beiden  letzteren  stehen  auf  dem 
SO.-Grat  des  Ober  Gabelhoms,  das  sich  mitten  aus  einem 
etw^  50  m  langen  scharfen  und  überhängenden   Fim- 

frat  erhebt.  Die  Besteigung  bietet  ernstliche  Schwierig- 
eiten,  wird  aber  doch  ziemlich  häufig  ausgeführt  und 
zwar  von  allen  Seiten  her.  Die  beliebtesten  Anstieffsrou- 
ten  gehen  vom  Gasthaus  Trift  aus  über  den  Gabelhom- 

f^letscher  und  den  SO.-Grat,  dann  von  Zermatt  oder  end- 
ich  auch  von  der  Klubhütte  am  Mountet  über  Zinal  aus 
(9  Stunden).  Zum  erstenmal  1865  von  A.  W.  Moore  und 


214 


GAB 


GAB 


H.  Walker  mit  dem  Führer  Jakob  Anderegg  bezwungen. 
GABELHORN   (UNTER)  (Kt.  Wallis,    Bez.  Visp). 


Ober  Gabelhorn,  vom  Unter  Qabelhorn  aas. 

33d8  m.  Gipfel,  so.  Vorberg  des  Ober  Gabelhorns  und  8   i 
Stunden  w.  über  Zermatt.  Bildet  die  höchste  Spitze  einer   I 
Gruppe  von  zerrissenen  und  zerfressenen  Felszacken  und    | 
-türmen    über  der  prachtvollen  Alpweidenterrasse,   die 
vom    Hühnerknubel    zum    Hohlicht   reicht   und    ihrer 
prachtvollen,  derjenigen  vom  Gomergrat  nahekommen- 
den Aussicht  wegen  von  den  Kurgästen  Zermatt's  häufig 
besucht  wird.  Zum  erstenmal  1865  von  Lord  Francis  Dou- 
glas (der  7  Tage  nachher  am  Matterhorn  zu  Tode  stürzte) 


Unter  Gabelhorn  mit  dem  sog.  Grand  Conloir. 

mit  den   Führern  Peter  Taugwalder  und  Josef  Viernin 
bestiegen. 
GABELHORNGLET8CHER     (Kt.    Wallis,     Bez. 


Visp).  Gletscher,  3  km  lang  und  im  Mittel  1  km  breit ; 
begmnt  in  etwa  3780  m  am  SO.-Han^  des  Ober  Gabel- 
horns und  steigt  bis  etwa  2700  m  ins 
Triftthal  ab.  Verschmilzt  am  untern 
Ende  mit  dem  n.  von  ihm  gelegenen 
Triftgletscher. 

GABELHORNJOCH  (Ki.  Wallis, 
Bez.  Visp).  Etwa  3800  m.  Passübergang, 
zwischen  Wellenkuppe  und  Ober  Ga- 
belhorn. Sehr  schwierig  zu  begehen, 
besonders  bei  dem  7  Stunden  erfordern- 
den Abstieg  ;  zum  erstenmal  1902  über- 
schritten. Auf  der  Siegfriedkarte  un- 
benannt. 

GABELHORNPA88  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Visp).  Etwa  3000  m.  Passübergang, 
am  S.-Fuss  des  doppelten  Felszahnes 
des  Gabelhorns  (Balfringruppe  in  der 
Kette  der  Mischabelhörner)  und  zwi- 
schen diesem  und  dem  Platthorn.  Ver- 
bindet St.  Nikiaus  mit  Hutegeen  in  10 
Stunden  und  ist  schwierig  ta  begehen ; 
erste  bekannte  Uebersch reitung  die  von 
Whymper  1895.  Auf  der  Siegfried  karte 
unbenannt. 

GABELJOCH  (OBER)  (Kt.   Wal- 
lis, Bez.  Visp).  Etwa  3750  m.  Passüber- 
gang,   im  Grat  zwischen  über  Gabel- 
horn und  Mittel  Gah'^lhorn  (Kette  des 
Weisshoms  von  Randa) ;  verbindet  den 
Gasthof  Trift  ob  Zermatt  mit  dem  Arben  und  Zmuttglet- 
scher,  ist  aber  bis  heute  meist  blos  in  Verbindung  mit 
der  Besteigunff  des  Ober  Gabelhorns  begangen  worden 
(zum  erstenmal  1888).  Auf  der  Siegfriedkarte  unbenannt 
GABELJOCH   (UNTER)   (Kt.    WaUis,   Bez.  Visp). 
Etwa  3200  m.  Passübergang,  zwischen  Mittel  Gabelhorn 
und  Unter  Gabelhorn  (im  Bergstock  des  Ober  Gabelhorns, 
Kette  des  Weisshorns  von  Randa) ;   verbindet  das  Trift- 
thal und  den  Gabelhorngletscher  mit  dem  kleinen  Distel- 
gletscher und  dem  Zmuttthal.  Wird  selten  begangen  und 
auch  dann  meist  blos  in  Verbindung  mit  der  Besteigung 
des  Unter  Gabelhorns.  Auf  der  Siegfried  karte  unbenannt. 
GABELSCHUTZ   (Kt.    Appenzell    I.    R.).    1713   m. 
Einschnitt,  ö.  unter  dem  Marwies  und  zwischen  diesem 
und  dem  Boprtenfirst ;  auf  der  Siegfriedkarte  irrtümlich 
mit  1779  m  kotiert.  Hier  ein   eigenartiger  Erosionsfels- 
turm, das  sog.  «alte  Männli  ». 

GABELSPITZ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau).  1184  m. 
Gipfel,  in  der  Kette  zwischen  dem  Emmenthal  und  dem 
Röten  bachgraben,  5  km  s.  über  Eggiwil  und  10  km  so. 
über  Signau.  Am  S.-Hang  ein  Bauernhof. 

GABI  (AL)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig,  Gem.  Simpeln). 
Weiler.  S.  den  Art.  Algaby. 

GABIARE  (LA)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Delsberg).  Bach ; 
entspringt  im  Kanton  Solothurn  in  1083  m,  heisst  im 
Oberlauf  Bach  von  £lay  (s.  diesen  Art.),  erhält  in  der 
Klus  Envelier-Vermes  den  Namen  Gabiare  und  mündet 
zwischen  den  Dörfern  Courchapoix  und  Vicques  in  470  m 
von  links  in  die  Scheulte.  Im  Ganzen  12,5  km,  als  Gabiare 
allein  5  km  lang.  Fliesst  zunächst  nach  W.,  dann  nach 
NW. 

GABIULE  (LA}  (Kt.  Genf,  Linkes  Ufer,  Gem.  Col- 
lon[,e-Bellerive).  376  m.  Gruppe  von  6  Villen,  ai««öenfei^ 
see,  9  km  nö.  der  Stadt  Genf,  400  m  von  einer  Haltestelle 
der  elektrischen  Strassenbahn  Genf-Hermance  und  200  m 
von  der  DampfschifTstation  und  dem  kleinen  Hafen  Cor- 
sier.  Kies-  und  Sandgrube.  Am  Creuz  de  La  Gabiule  eine 
Pfahlbaustation. 

GABLER  (Kt.,  Bez.  u.  Gem.  Zürich,  Kreis  Zürich  in. 
Langgestreckter  Moränenzug,  mit  demjenigen  des  Burgli 
in  Vorbindung  stehend ;  sw.  über  dem  Bahnhof  Enge. 
Häusergruppe  mit  Schulhaus  und  Wirtshaus;  grosses 
Landgut. 

GABRIELHAUSER  (Kt.  Luzem,  Amt  Sursee,  Gem. 
Butlisholz).  647  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  auf  dem  Lei- 
denberg; 2,2  km  n.  Buttisbolz  und  4,2  km  w.  der  Station 
Nottwil  der  Seethalbahn.  25  kathol.  Ew.  Landwirtschaft. 
GABRI8  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Münchwilen.  Gem.  Wup- 
penau).  692  m.  Weiler,  am  N.-Hang  des  Gabrisstocks; 
3,4  km  osö.  Wuppenau  und  5,7  km  sw.  der  Station  Kra- 


GAB 


GAD 


215 


dolf  der  Linie  SulgeD-Gossau.  13  Häuser.  67  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Heiligkreuz.  Wiesen-  und  Obstbau,  Vieh- 
zucht und  Milchwirtschaft.  Schöne  Aussicht  auf  den  Bo- 
densee und  das  Thurlhal. 

GABRI88TOCK(Kt.  Thurgau.Bez.  Munchwilen).Td3 
m.  Bewaldete  Höhe,  s.  über  dem  Weiler  Gabris.  An  sei- 
nem S.-Hang  der  Schlipf,  eine  60  m  tiefe  kleine  Felsni- 
sche. Nach  N.  und  S.  sehr  schöne  Aussicht  auf  die  Kan- 
tone Thurgau,  St.  Gallen  und  Appenzell. 

QACHET  (Kt.  Waadt,  Bez.  Nyon,  Gem.  Founex).  445 
m.  Zwei  Häuser,  nw.  Founex  und  1,8  km  nw.  der  Halte- 
stelle Founex  der  Linie  Lausanne-Genf.  14  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Commugny. 

QACHNANQ  oder  QACHLINGEN  (Kt.  Thurgau, 
Bez.  Frauenfeld).  470  m.  Gem.  und  Dorf,  500  m  von  der 
Grenze  gegen  den  Kanton  Zürich,  im  kreisrunden  und  von 
den  Höhen  des  Bausei,  Meiersbergs  und  Kunosbergs  um- 
rahmten fruchtbaren  Thälchen  des  obern  Tegelbaches 
(eines  linksseitigen  Zuflusses  zur  Thur),  4  km  sw.  Frau- 
enfeld und  1,5  km  so.  der  Station  Islikon  der  Linie  Win- 
terthur-Frauenfeld-Romanshorn.  Postbureau,  Telephon. 
Gemeinde,  mit  Gerlikon,  Islikon,  Kefikon,  Niederwil, 
Bettelhausen,  Strass,  Oberwil,  Misenriet  und  Rosenhu- 
ben :  251  Häuser,  1368  zur  Mehrzahl  reform.  Ew. :  Dorf: 
61  Häuser,  279  Ew.  (wovon  180  Reformierte  und  99  Katho- 
liken). Beträchtliche  Kirchgenleinde.  Burg.  Wein-,  Wie- 
sen- und  Obstbau,  Käserei,  Waldungen,  Holz- 
handel, Säge,  Mühle.  Bienenzucht.  Alte  Ale- 
mannensiedeiung ;  als  Kachnang  888  vom 
Kloster  Reichenau  mit  Zustimmung  des  Fran- 
kenkönigs Amulf  zusammen  mit  10  benachbar- 
ten Höfen  angekauft.  Stand  dann  qnter  der 
Verwaltung  der  vom  Kloster  eingesetzten  Vögte 
bis  zum  Aufkommen  der  Edeln  von  Gachnang, 
die  in  Gachnang  selbst  und  auf  dem  Meiersberg 
je  eine  Burg  besassen.  Rudolf  von  Gachnang 
war  1346  österreichischer  Landvogt  von  Ro- 
tenburg (bei  Luzern) ;  Walter  von  Gachnang  fiel 
1407  in  der  Schlacht  am  Stoss,  worauf  die  Ap- 
penzeller den  Flecken  Gachnang  zerstörten. 
Dorf  und  Burg  Gachnang  gingen  1436  in  den 
Besitz  des  Geschlechtes  von  Schinen  und  1562 
an  Rudolf  von  Heidenheim,  Herrn  von  Klin- 
genberg (bei  Homburg)  über,  der  sich  gleich 
seinem  Nachfolger  Rektor  v.  Beroldingen  (aus 
Uri)  bemühte,  aas  unterdessen  reformiert  ge- 
wordene Dorf  wieder  dem  alten  Glauben  zu- 
rück zu  gewinnen,  wie  er  dies  auch  in  Hom- 
burg schon  vorher  durchgesetzt  hatte.  Dank 
der  Unterstützung  durch  die  fünf  katholischen 
Orte  der  Eidgenossenschaft  gelang  es  1583,  in 
Gachnang  einen  Priester  zu  installieren  und  eine 
Kapelle  zu  errichten.  Da  aber  noch  ein  Friedhof  fehlte, 
mussten  die  Bewohner  ihre  Toten  in  Oberkirch  und  Frau- 
enfeld bestatten,  was  1610  einem  blutigen  Zwischenfall 
rief,  der  das  Einschreiten  von  Zürich  und  den  vom  Nun- 
tius und  dem  spanischen  Gouverneur  Mailands  unter- 
stützten fünf  katholischen  Orten  zur  Folge  hatte.  Dieser 
8<^.  Gachnanger  Handel  wurde  von  der  zu  Baden  ver- 
sammelten Tagsatzung  erst  nach  langen  und  heftigen  De- 
batten am  5.  Juli  1610  beigelegt.  1623  kaufte  das  Kloster 
Einsiedeln  die  Gemarkung  Gachnang  an  und  baute  sw. 
vom  Dorf  gegen  Islikon  zu  die  heute  noch  stehende  Burg. 
Der  Standort  der  ehemaligen  Burg  Alt  Gachnang  über 
dem  zürcherischen  Dorf  Meiersberg  (oder  Meisberg)  ist 
seit  1427  einer  der  Fixpunkte  der  Kantonsgrenze  zwischen 
Zürich  und  Thurgau.  Kirche  1493  erbaut.  889 :  Kachanang. 

QADEN  (OBER)  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorder- 
land, Gem.  Wald).  980  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  auf 
einer  Anhöhe,  1  km  so.  Wald  und  5  km  sw.  der  Station 
Heiden  der  Bergbahn  Rorschach-Heiden.  63  reform.  Ew. 

QADENLAUIHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle). 
2784  m.  Wenig  bemerkenswerter  Gipfel,  in  der  Gruppe 
der  Thierberge;  in  der  das  Triftthal  vom  Gadmentnal 
trennenden  kleinen  Kette  zwischen  Radlefshorn  und 
Wanghom.  5  Stunden  so.  über  Gadmen.  Von  ihm  steigt 
der  kleine  Wanggletscher  ab. 

QADEN8TATTE  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Plessur, 
Kreis  Churwalden,  Gem.  Tschiertechen).  1000-1282  m.  Alp- 
weide mit  etwa  50  in  verschiedenen  kleinen  linksseitigen 


Nebenthälchen  zum  Schanfigg  zerstreut  gelegenen  Hütten 
und  Gaden ;  1,5  km  ö.  Tschiertschen. 

QADEN8TATT  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
quart, Kreis  und  Gem.  Luzein).  1466  m.  Weiler,  am 
rechtsseitigen  Gehänge  des  Thaies  des  Schanieierbachs, 
an  der  Strasse  Küblis-St.  Antönien-Castels  und  6  km  n. 
der  Station  Kublis  der  Rätischen  Bahn  (Landquart-Davos). 
Postablage,  Telephon.  Postwagen  Küblis-St.  Antönien- 
Castels.  12  Häuser,  38  reform.  Ew.  deutscher  Zunge.  Alp- 
wirtschaft. Sommerfrische.  Ein  Gasthof. 

QADLIQEN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofingen,  Gem.  Mur- 
gental). 462  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  aut  einer  Lichtung 
zwischen  dem  Fetzholz  und  dem  Unterwald  und  1  km  so. 
der  Station  Murgen thal  der  Linie  Olten-Bem.  45  reform. 
Ew.  Wiesenbau. 

QADMEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle).  1207  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  auch  Am  Bühl  geheissen,  im  mittle- 
ren Abschnitt  des  Gadmenthals,  über  dem  rechten  Ufer 
des  Gadmerwassers  und  s.  unter  den  Felsenmauern  der 
Gadmerflühe ;  an  der  Sustenstrasse,  13  km  onö.  über  der 
Station  Meiringen  der  Brünigbahn  und  3  Stunden  nö. 
über  Innertkirchen.  Postablage.  Die  Gemeinde  umfasst 
ausser  dem  Kirchdorf  die  über  das  ganze  Thal  zerstreuten 
Weiler  und  Häusergruppen  Füren,  Hopflauenen,  Mühle- 
stalden,  Nessenthai,  Obermatt,  Sattel,  Schaftelen,  Staldi 
und   Twirgi.   Zusammen   95  Häuser,  672  reform.  Ew. ; 


Dorf  Gadmen. 

Dorf,  mitjden  benachbarten  Häusern  An  der  Sek,  An  der 
Füren  und  Obermatt  auf  eine  Län^e  von  1,5  km  sich  hin- 
ziehend :  22  Häuser,  156  Ew.  Kieme  Pfarrkirche.  Alp- 
wirtschaft. Fremdenindustrie.  Im  Mühlethal  ehemaliges 
Eisenwerk,  am  Schaftelenstutz  ein  Lager  von  weissem 
Marmor.  Früher  in  kirchlicher  Hinsicht  Filiale  von  Mei- 
ringen und  seit  1713  von  Innertkirchen  ;  1816  zur  eigenen 
Kirchgemeinde  erhoben.  1721  brannte  der  Ort  fast  gänz- 
lich ah.  Die  Kirche,  ursprünglich  eine  aus  der  Zeit 
vor  der  Reformation  stammende  Kapelle,  wurde  nach 
diesem  Brande  erneuert.  Im  Au^st  1799  zog  ein  franzö- 
sisches Korps  unter  General  Loison  durch  aas  Gadmen- 
thal  über  den  Sustenpass.  Gadmen  ist  zu  wiederholten 
Malen  von  Lawinen  heimgesucht  worden,  besonders 
schwer  am  11.  Dezember  1808,  dann  auch  1816  und  1817. 
Das  ziemlich  rauhe  Klima  erlaubt  höchstens  noch  einen 
kümmerlichen  Gartenbau.  Von  den  zu  Beginn  des  19. 
Jahrhunderts  nach  vorhandenen  Kirschbäumen  ist  heute 
jede  Spur  verschwunden. 

QADMEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster,  Gem.  Amden). 
737  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  auf  einer  Terrasse  über 
dem  N.-Ufer  des  Walensces,  1  km  s.  Amden  und  4  km 
onö.  über  der  Station  Wesen  der  Linie  Rapperswil- We- 
sen-Sargans. 27  kathol.  Ew.  Wiesenbau  und  Viehzucht. 

QADMENTHAL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle). 
Erstes  grosses  Seitenthal  zum  Aarethal,  auf  das  es  bei  In- 
nertkirchen von  rechts  ausmündet.  Es  ist  eines  der  weni- 
gen Längsthäler  der  Schweizer^Alpen  und  bildet  zugleich 


216 


GAD 


GAD 


die  Formationsgrenze  zwischen  der  Kalk-  und  Granit- 
zone. Die  nördl.,  rechte,  Thalwand  wird  gebildet  durch 
die  mächtige  Älpenkalkmauer  der  Gadmerflühe,  die  vom 
Tellistock  (2581  m)  über  die  Wendenstöcke  (3044  m)  an- 
steigt und  mit  dem  Titlis  endigt.  Vom  Titlis  springen  die 
kaum  über  3000  m  sich  erhebenden  aber^  ziemlich  ver- 
gletscherten Uratstöcke  südwärts  vor  und  scheinen  das 
Thal  abzuschliessen,  das  sich  in  schmalem  Engpass  um 
ihren  S.-Fuss  windet  u.  noch  bis  zum  Sustenpass  (2262  m) 
aufsteigt.  Im  Süden,  d.  h.  auf  der  linken  Seite,  begleitet 
das  Thal  die  aus  Granit  aufgebaute  Kette,  die  mit  dem 
Benzlauistock  (2574  m)  oberhalb  Innertkirchen  beginnt, 
im  Mährenhorn  2924  m  erreicht,  das  Thal  der  Aare  vom 
Becken  des  Triftgletschers  scheidet,  sich  über  Radlefshorn 
(2604  m)  und  Giglistock  zu  der  breiten  Gruppe  der  Thier- 
berge  (3334  m)  hebt  und  mit  den  durch  den  Sustenpass 
von  den  Uratstöcken  geschiedenen  Sustenhörnern  (3112 
m)  nach  N.  umbiegt.  Das  23  km  lange  Gadmenthal  ist 
von  seiner  Mündung  bei  Innertkirchen  (616  m)  bis  zu 
seinem  obersten  Abschnitt  am  Steingletscher  (2000  m)  in 


Hölle  fort  und  erweitert  sich  endlich  am  Fuss  des  Stein- 
gletschers zum  Kessel  der  Steinalp.  Als  Seitentäler  sind 
zu  nennen  :  das  3  km  hinter  InnertKirchen  von  N.  her  ein- 
mündende wasser-  und  erzreiche  Genthal,  das  nach  weite^ 
ren  5  km  von  S.  her  in  enger  Schlucht  mündende  Thal  des 
Triftgletschers  und  endlich  das  3  km  über  Gadmen  sich 
öffnende  Thal  des  Wendenwassers. 

Das  Gadmenthal  ist  durchzogen  von  der  Sustenstrasse, 
die  von  Innertkirchen  aus  in  10  Stunden  nach  Wassen 
im  Reussthal  führt.  Ein  guter  Saumweg  geht  vom  Mühle- 
thal aus  durch  das  Genthal  über  die  Engstlenalp,  den 
Jochpass  und  Trübsee  in  8  Stunden  nach  Engelberg.  Als 
Gletscherpässe  sind  zu  nennen  das  Wendenjoch  (2604  m, 
Steinalp-Engelberg  in  10  Stunden),  die  Sustenlimmi  (3108 
m,  Stern alp-Göschenen  in  10  Stunden)  und  die  Stein- 
und  Trifllimmi  (3135  m  ;  Steinalp-Gletsch  in  12  Stunden). 
Als  Standquartiere  für  Hochgeoirastouren  dienen  das 
Bergwirtshaus  auf  der  Steinalp  (lo60  m)  und  die  zwei 
Schutahütten  des  S.  A.  C.  am  Triflgletscher  (Trifthütte  in 
2515  m  und  Windegghütte  in  1900  m).  Unter  den  Thal- 


i(Ji£/q^r:sc. 


Oadmeathal. 


drei  Stufen  gegliedert.  Die  unterste  Thalstufe  erreicht 
hinter  dem  Dörfchen  Wiler  im  Mühlethal  850  m,  steigt 
von  der  vom  Achtelsassgrat  überragten  Mündung  des 
Genthaies  an  als  Nessenthai  sanft  bis  etwa  1000  m  und 
weist  wildromantische  Partien  und  eine  reiche  Vegeta- 
tion auf;  bis  zu  dem  diese  Stufe  nach  oben  abschliessenden 
Querriegel  hinauf  gedeihen  noch  Linden,  Eichen,  Bim- 
und  Kirschbäume.  Die  zweite  Thalstufe,  das  Gadmenthal 
im  engeren  Sinne,  reicht  vom  Schaftelenstutz  bis  zum 
Feldmoosstutz  und  liegt  durchschnittlich  1200  m  hoch. 
Die  schönen  Weidetrirlen  der  Thalsohle  werden  durch 
Ahorngruppen  und  Arven  Wäldchen,  sowie  durch  das  dem 
Thalwasser  entlang  reichlich  entwickelte  Erlengebüsch 
angenehm  umrahmt,  während  die  meist  mit  Buchen-  und 
Tannen  Waldungen  bekleideten  Gehänge  erst  sanft  dann 
steiler  zu  den  Terrassen  der  höheren  Alpweiden  anstei- 

fen,  über  denen  endlich  die  Felsmauern  der  Gebirgs- 
ämme  sich  emporheben.  In  der  Mitte  der  von  zahlreichen 
Häusergruppen  belebten  Thalsohle  steht  das  kleine 
Pfarrdorf  (iadmen.  Als  dritte  Thalstufe  kann  das  die  ge- 
radlinige Fortsetzung  des  Gadmenthals  bildende  Wenden- 
thal gelten,  das  sich  zwischen  den  Wendenstöcken  und 
Uratstöcken  zum  Wendengletscher  hinanzieht.  Das  Haupt- 
thal biegt  dagegen  vom  hohen  Querriegel  des  Feld  moos- 
stutz an  nach  0.  um,  setzt  sich  in  dem  Felsenthal  der 


be wohnern  sind  noch  heute  alte  Sagen  lebendiff.  Ueber 
das  Eisenwerk  im  Mühlethal  und  aas  Marmorlager  am 
Schaftelenstutz  vergl.  die  betr.  Artikel.  S.  auch  Bähler, 
A.  Der  Sustenpass  und  seine  Thäler.  Bern  1899. 

In  botanischer  Hinsicht  besitzt  das  Gadmenthal  wie 
auch  das  Ober  Hasle  einige  interessante  Arten,  die  dem  üb- 
rigen Abschnitte  des  Hemer  Oberlandes  fehlen  und  deren 
Anwesenheit  durch  das  Auftreten  des  hier  besonders 
stark  wehenden  Föhns  und  durch  die  grosse  Feuchtigkeit 
dieses  Gebietes  sich  erklärt.  Es  sind  Sesleria  disttchoj 
Eritrichium  nanum,  Saxifraga  Seguieri,  Tofieldia  pa- 
lustris ^  Saxifraga  cotyledon  u.  A.,  Arten,  die  sonst  oe> 
sonders  im  obern  Reussgebiet,  im  Kanton  Tessin  und  in 
den  Walliser  Alpen  angetroffen  werden.  Das  Gadmen- 
thal ist  nahe  dem  S.-Rand  der  Unterwaldner  Kalkalpen 
in  den  Gneis  der  N.-Flanke  des  Aarmassives  eingeschnit- 
ten. Im  Wendenthal  sind  von  der  einstigen  Sediment- 
decke auch  am  s.  Thalgehänge  noch  einige  Reste  von 
Kalkfels  und  Kalkglimmerschiefer,  wie  auch  ein  Fetzen 
von  Karbonschiefer  (auf  Urath)  erhalten  geblieben. 

GADMERAAR  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle). 
Wildbach.  S.  den  Art.  Gadmerwasser. 

GADMERFLÜHE  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle). 
3,5  km  langer  wilder  Felskamm,  WSW.-Ausläufer  des 
Titlis,  zwischen  Engstlenalp  und  Genthal  einerseits  und 


GAD 


GJE 


217 


Gadmenthal  andererseits.  Tr§gt  eine  Reihe  von  nicht  sehr 
scharf  herausmodellierten  Gipfeln,  wie  die  Punkte  2972, 
2780  (Mähren),  2570,  2656,  2597  u.  2581  m  (Tellistock). 
Sw.  nnter  dem  Tellistock  das  Sätteli,  das  die  Engsllenalp 
mit  Gadmen  verbindet.  Die  einzelnen  Gipfel  können  von 
der  Engstlenalp  aus  in  je  2-3  Stunden  mehr  oder  weniger 
leicht  bestiegen  werden ;  oft  besucht  wird  auch  die  auf 
der  Siegfriedkarte  nicht  verzeichnete  sog.  Mittagslucke. 
QADMERWA88ER  od.  QADMERAAR  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Ober  Hasle).  Wildbach  des  Gadmenthales.  Ent- 
springt als  Steinbach  nahe  der  Sustenstrasse  dem  Stein- 
gletscher in  1900  m,  durchbraust  mit  starkem  Gefalle 
den  Engpass  der  sog.  Hölle,  nimmt  2  km  oberhalb  Gad- 
men von  rechts  das  dem  Wendengletscher  entspringende 
Wendenwasser  auf,  erhält  nun  den  Namen  Gadmenwas- 
ser,  tritt  3  km  unterhalb  Gadmen  in  eine  3  km  lange 
Schlucht  ein,  erhält  beim  Weiler  Twirgi  in  930  m  von 
links  das  Triflwasser  (Abfluss  des  Triftgletschers),  durch- 
iliesst  das  Nessenthai  (  den  untersten  Thalboden  des  Gad- 
menthales), nimmt  beim  Dorf  Mählethal  des  Genlhalwas- 
ser  auf  und  mündet  nach  23  km  langem  Lauf  in  der 
Richtung  ONO.-WSW.  500  m  nw.  Innertkirchen  als  ein 
dem  Hauptfluss  an  Wassermenge  ebenbürtiger  Neben- 
arm von  rechts  in  die  Aare. 

QiEBELBACH  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern).  Bach;  ent- 
springt in  620  m  dem  mitten  im  Forst  gelegenen  Heitern- 
moos,  verlässt  das  von  den  grossen  Waldungen  des  Forst 
bestandene  Plateau  durch  den  Hollerengraben  und  fliesst 
in  kurzem  aber  tief  eingeschnittenem  Thälchen  nach  NO., 
um  nach  13  km  langem  Lauf  1  km  unterhalb  der  Brücke 
von  Hinter  Kappelen  in  480  m  in  die  Aare  zu  münden. 
Treibt  im  Unterlauf  zwei  Mühlen  und  eine  Säge. 

QiEBRIS  (Kt.  Anpenzell  A.  R.,  Bez.  Mittelland).  1250 
m.  Berg  mit  sehr  schöner  Aussicht,  manchmal  auch  der 
Rigi  der  Ostschweiz  geheissen :  von  Trogen  aus  in  einer 
Stunde,  von  Gais  aus  in  'A  Stunden  leicht  erreichbar. 
Fahrstrasse.  Trigonometrischer  Punkt  erster  Ordnunff, 
Fixpunkt  des  Triangulationsnetzes  der  europäischen  Grad- 
messung und  einer  der  Anschlusspunkte  der  schweizeri- 
schen an  die  österreichische  Landesaufnahme.  Gasthaus 
mit  Telephon.  Ferienkolonie  der  Schulkinder  der  Stadt 
Zürich.  Aussicht  auf  das  Rheinthal,  den  Bodensee,  den 
Thurgau,  die  Kette  des  Hömli  und,  besonders  schön,  auf  die 
Gruppe  des  Säntis,  den  Speer  und  die  Vorarlberger  Alpen. 
QiECHLINQEN  (Kt.  Schaffhausen,  Bez.  Ober  KJett- 
gau).  453  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  10  km  w.  Schaffhausen 
und  1,5  km  n.  der  Station  Neunkirch  der  badischen  Linie 
Schaffhausen-Waldshut.  Postablage,  Telephon.  176  Häu- 
ser, 7Ö4  reform.  Ew.  Acker-,  Wiesen-  und  Weinbau 
(Handel  mit  Weisswein),  Vieh-,  besonders  Schweinezucht. 
Armenhaus.  Die  Bewohner  von  Gächlingen  sind  ihrer 
musikalischen  Begabung  wegen  weit  herum  bekannt. 
Römerstrasse,  1416  urkundlich  Hochstrasse  genannt. 
Fund  von  römischen  Münzen  (u.  a.  eines  Goldstückes 
ans  der  Zeit  von  Domitian  und  eines  andern  aus  der  Zeit 
von  Valentinian  L).  Der  Ort  in  einer  aus  dem  Jahr  870 
datierten  (aber  wahrscheinlich  erst  aus  etwa  940  stam- 
menden) Urkunde  Cähtelinga  genannt. 


Gächlingen  von  Süden. 

QiCCHLINGEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Frauenfeld).  Gem. 
und  Dorf.  S.  den  Art.  Gachnang. 

QiCCHI.IWIL  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Bucheggberg). 
Gem.  und  Weiler,  7  km  osö.  der  Station  Büren  der  Linie 


Solothum-Lvss  und  1,5  km  nö.  Aetigkofen.  Postablage, 
Telegraph,  Telephon.  Postwagen  Solothurn-Lüterswil  und 
Küttighofen-SchnottwiI.14  Hauser,  86  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Schnottwil-Oberwil.  Schulhaus.  Zwischen  Gäch- 
liwil  und  Gossliwil  ein  Schalenstein. 

GiCDMEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  St.  Gallen, 
Bez.  und  Gem.  Tablat).  800  und  750  m.  Zwei  Gruppen 
von  zusammen  4  Häusern,  600  m  n.  der  Strasse  St.  Gal- 
len-Speicher u.  3,5  km  nö.  der  Station  St.  Fiden  der  Linie 
St.  Gallen-Rorschach.  40  kathol.  und  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinden St.  Fiden  und  St.  Gallen.  Landwirtschaft. 
Schöne  Aussicht  ins  Martinstobel  und  auf  den  Bodensee. 
QiCHLERN  und  UNTER  GiCHLERN  (Kt.  Appen- 
zell A.  R.,  Bez.  Mittelland.  Gem.  Teufen).  900  und  860  m. 
Zwei  Gruppen  von  zusammen  6  Häusern,  an  der  Strasse 
Speicher-Teufen  und  1,5  km  nö.  der  Station  Teufen  der 
Strassenbahn  St.  Gallen-Gais.  34  reform.  Ew.  Viehzucht 
und  Milchwirtschaft.  Weberei. 

GiCHWIL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Toggenburg,  Gem. 
Kirchberg).  754  m.  Pfarrdorf,  in  einem  schönen  Thäl- 
chen, 6  km  sw.  der  Station  Bazenheid  der  Toggenburger- 
bahn  und  3,3  km  sw.  Kirch berg.  Postbureau,  Telegraph, 
Telephon.  Postwagen  nach  Bazenheid.  50  Häuser,  246 
kathol.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei.  1748  erhob  der  Abt  von 
St.  Gallen  Gähwil  zur  eigenen  Kirchgemeinde  und  ver- 
fügte den  Bau  der  dortigen  Kirche. 

GiCMPELENBAD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werden- 
berg, Gem.  Garns).  Häusergruppe.  S.  den  Art.  Gamserbad. 
GiCNDERICH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggenburg). 
1191  m.  Gipfel,  in  der  Kette  zwischen  dem  Thurthal  und 
dem  Steintnal ;  3,5  km  so.  über  Ebnat  und  2,4  km  sw. 
über  Krummenau.  Zum  Teil  bewaldet. 

QJtLHQ  (KURZE)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Land- 
quart). Gipfel.  S.  den  Art.  Hornspitz. 

GiCNGIGEN  (Kt.  und  Bez.  Schwyz.  Gem.  Arth).  420 
m.  ^  am  O.-Ufer  des  Zugersees  zerstreut  gelegene  Häu- 
ser, an  der  Strasse  Zug-Arth  •  1,5  km  n.  Art  und  2,5  km 
so.  der  Station  Walchwil  der  Linie  Zug-Arth  Goldau.  221 
kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau.  Seidenindustrie.  Vom 
Rüfiberg  zog  sich  einst  über  die  Kapelle  St.  Adrian  bis 
zum  Seeufer  eine  Letzi  hin,  die  am  Tag  vor  der  Schlacht 
von  Morgarten  von  den  Eidgenossen  bewacht  wurde,  bis 
ihnen  die  Kunde  von  der  Angriffsstelle  der  Oesterreicher 
kam.  Hier  auch  1798  Kampf  zwischen  den  Schwyzern 
und  Franzosen.  1306:  Gengingen ;  1356:  Gengigen. 

GiCNSBRUNNEN,  französisch  Saint  Joseph  (Kt. 
Solothurn,  Amtei  Balsthal).  747  m.  Zivil-  und  Kirchge- 
meinde mit  26  am  NO.-Hang  der  Hasenmatt  zerstreut  ge- 
legenen Häusern,  an  der  Kreuzung  der  Strassen  Solo- 
thum-Münster  u.  Court-Balsthal,  8  km  so.  der  Station 
Münster  der  Linie  Basel-Delsberg-Biel.  Postablage,  Tele- 
phon ;  Postwagen  Welschenrohr-Cremines-Münster.  153 
Kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Ackerbau  und  Viehzucht. 
17%  Kampf  gegen  die  Franzosen. 

GiCNSENSTADT  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster,  Gem. 
Amden).  430^20  m.  Drei  am  N.-Ufer  des  Walensees  zer- 
streut gelegene  Häuser,  nahe  der  Ruine  Strahlegg,  5  km 
ö.  der  Station  Wesen  der  Linie  Rapperswil- Wesen-Sar- 
gans und  1,5  km  so.  unter  Amden.  33 
kathol.  Ew.  Obstbau,  Viehzucht. 

GiERISCH  (Kt.  Solothurn,  Amtei 
Lebern,  Gem.  BelJach).  450  m.  Dorf, 
400  m  ö.  Bellach  una  2,7  km  wnw. 
vom  Bahnhof  Alt  Solothurn.  34  Häuser, 
340  kathol.  und  refovm.  Ew.  Viehzucht. 
Uhrenindustrie.  ' 

GiCRTLIKÖPFE  od.  GiCRTLIS- 
EGG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg). 
2244  und  2297  m.  Weni^  scharf  her- 
vortretende  Felsköpfe,    m    der   Kette 
des  Alvier   zwischen  deren   Hauptgip- 
feln  Alvier  und  Faulfirst.   Fallen  wie 
alle  Gipfel  der  Kelte   nach   SW.  zum 
Seezthal  steil    ab,    während    die    zum 
Rheinthal  gerichteten  NO  -Hänge  weit 
sanfter  absteigen. 
GiCSERZ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Krlach).  475  m.  Gem. 
und  Weiler,  am  SO. -Hang  des  Schaltenrain  und  5  km  nö. 
der  Station  Ins    der    direkten   Linie    Bern-Neuen  bürg. 
7  Häuser,  47  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Ins.  Ack^r-  und 


218 


GJES 


GAF 


Weinbau.  Kleinste  Gemeinde  des  Kantons  Bern.  Alle 
erwachsenen  Männer  sind  zugleich  Mitglieder  des  Ge- 
meinderates. Nahe  dem  Weiler  Spuren  einer  ehemaligen 
Siedelung. 

GiCSI  (Kt.  Glarus,  Gem.  Mollis).  430m.  Grosse  Sumpf- 
wiesen, zwischen  der  Bahnlinie  Glarus- Wesen  und  der  Ka- 
nalisierten Linth  (Escherkanal)  und  nahe  der  Einmündung 
dieser  in  den  Walensee.  Ueberreste  römischer  Mauern. 

GiCSIALP  (Kt.  Glarus,  Gem.  Kerenzen).  1201-1616  m. 
Alpweide,  nahe  den  Quellen  des  Rötibaches,  zwischen 
Alpfirzstock  und  den  Drei  Hörnern,  an  der  Grenze  gegen 
den  Kanton  St.  Gallen  nnd  2-3  Stunden  s.  über  Muhle- 
hom.  Besteht  aus  den  drei  Stafeln  Gäsi  (1201  m),  Riet- 
boden (1411  m)  und  AJp  Biglingen  (1616  m).  9  Hütten 
und  Ställe.  70  Alpweidenrechte  (Stösse).  Der  schweizeri- 
sche Dialektausdruck  gäsi  oder  gäschi  =  kleines  Haus, 
vom  latein.  casa, 

GiCSIBERQE  (Kt.  Glarus,  Gem.  Kerenzen).  Etwa 
1000  m.  Gruppe  von  Hätten  und  Ställen,  am  N.-Hangdes 
Alpfirzstockes  1  Vt  Stunden  s.  über  Mühlehorn. 

GiCSSIJOCH  oder  BRiCNDIJOCH  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Leuk  und  Visp).  S.  den  Art.  G^essispitze. 

GiC88l8PITZE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk  und  Visp). 
3414  m.  Gipfel,  in  der  Gruppe  der  Barrhömer,  zwischen 
dem  St.  Niklausthal  und  Turtmanthal,  osö  über  St.  Nik- 
iaus. Die  Nomenklatur  dieser  Gruppe  ist  sowohl  auf  der 
Sie^riedkarte  wie  in  den  von  den  verschiedenen  schwei- 
zenschen,  englischen,  deutschen  und  italienischen  alpi- 
nen Zeitschriften  veröffentlichten  Berichten  über  die 
Hochtouren  in  diesem  Gebiet  eine  derart  unbestimmte 
und  unvollständige,  dass  hier  eine  auf  grundlichem  topo- 
graphischem Studium  beruhende  Auseinandersetzung  ge- 
ooten  erscheint.  Vom  Brunegj^hom  als  Ausgangspunkt 
an  gezählt  können  wir  der  Reihe  nach  folgend«^  Gipfel 
und  Pässe  unterscheiden:  Brunegffioch,  Schöllihörner 
(3508  und  3437  m).  Inner  Barrhom  (3587  m).  Ausser  Barr- 
norn  (3621  m ;  auf  der  Dufourkarte  3633  m ;  auf  der  Sieg- 
friedkarte Barrhom  geheissen ;  zum  erstenmal  18^  be- 
stiegen), Banjoch  (ohne  Kote;  von  Prof.  Walter  Gröbli 
bei  seiner  Besteigung  des  Inner  Barrhoms  begangen), 
Gässispitze  (3414  m ;  erste  Besteigung  1891  über  das  Barr- 
joch),  Pipijoch  (auf  der  Siegfriedkarte  ohne  Kote  und 
unbenannt,  irrtümlich  wohl  auch  Stellijoch  geheissen ; 
zum  erstenmal  1884  überschritten).  Inner  Stellihorn  (3415 
m^  auf  der  Siegfriedkarte  unbenannt,  auch  Inner  Locker- 
spitze geheissen ;  zum  erstenmal  1890  bestiegen),  Stelli- 
joch (auf  der  Siegfried  karte  ohne  Kote  und  unbenannt). 
Ausser  Stellihorn  (3404  m :  auf  der  Siegfriedkarte  unbe- 
nannt ;  zum  erstenmal  1890  bestiegen),  Gässijoch  (etwa 
3250  m ;  auf  der  Siegfriedkarte  ohne  Kote  und  unbenannt; 
auch  Brändijoch  geheissen ;  wahrscheinlich  zum  ersten- 
mal 1892  überschritten).  Punkt  3288  m  (auf  der  Sieg- 
friedkarte unbenannt),  Jungthaljoch  (etwa  3200  m ;  auf 
der  Siegfriedkarte  ohne  Kote  und  unbenannt),  Punkt 
3255  m,  dann  ein  Pass  ohne  Kote  und  Namen,  Jungthal 
Rothom  (3262  m),  Juntrpass  (2994  m),  Furggwanghorn 
(3163  m).  Weisse  Egg  (3168  m),  Steinthalhorn  (3113  m), 
Augstbordpass  (2893  m)  und  Schwarzhom  von  Gruben 
^204  m;  wohlbekannter  Aussichtspunkt).  Vergl.  hierzu 
Conway,  Will.  Martin.  The  Turtman  ridge  (in  The  Alpine 
Journal  Vol.  16). 

GiCSSLI  (Kt,  Bez.  und  Gem.  Zürich,  Stadtkreis  II, 
Quartier  Wollishofen).  417  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am 
linken  Ufer  des  Züricnsees,  300  m  n.  der  Station  WoUis- 
hofen  der  linksuf^gen  Zürichseebahn  (Zürich-Wädens- 
wil-Glarus).  82  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Wollishofen. 

GiCTTERLI  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Gersau).  1192  m. 
Scharte,  *  zwischen  Rigi  Scheidegg  (1665  m)  und  Rigi 
HochQuh  (1699  m) ;  früher  stark  begangen,  dient  auch 
heute  noch  als  Uebergang  von  Gersau  nach  Lowerz  und 
weiterhin  nach  Goldau  und  Einsiedeln. 

GiCTZEBERG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Rheinthal, 
Gem.  Altstätten).  Im  Mittel  700  m.  Gemeindeabteilung, 
umfasst  98  am  fruchtbaren  und  z.  T.  bewaldeten  Hang 
sw.  über  Altstätten  und  längs  der  alten  und  neuen  Strasse 
über  den  Stoss  zerstreut  gelegene  Häuser.  364  kathol.  und 
reform.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei.  DerNameauf  der  Sieg- 
friedkarte  nicht  eingetragen. 

QiCTZIBACH  (Kt.  Schwyz,  Bez.  March,  Gem.  Wan- 
gen). 426  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  der  Wäggilhaler  Aa 


und  an  der  Strasse  Lachen-Wangen ;  1,2  km  n.  Galgenen 
und  2,3  km  so.  der  Station  Lachen  der  Linie  Zürich-Gla- 
rus-Linthal.  14  Häuser,  71  kathol.  Ew.  Landwirtschaft. 

GiCTZIBRUNNEN  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Einsiedeln). 
886  m.  Quelle  eines  kleinen  linksseitigen  Zuflusses  zur 
Alten  Sihl,  nahe  der  Strasse  Einsiedeln-Iberg  und  einem 
Bruch  auf  Marmor ;  3,5  km  so.  Einsiedeln.  An  Sagen  und 
Volksüberlieferungen  reiche  Stelle. 

QJtLU.  Lokalname  im  Kanton  Luzem;  bezeichnet  die 
nicht  lur  Stadt,  zum  Entlebuch  oder  zu  den  sog.  Ländern 
(Weggis,  Vitznau  und  Greppen)  gehörende  luzemerische 
Landschaft.  Früher  allgemein  gebräuchlich  und  z.  ß. 
auch  von  den  Schriftstellern  Anton  Philipp  von  Segesser 
und  Kasimir  Pfeffer  in  ihren  Werken  angewendet,  kann 
der  Ausdruck  Gäu  für  das  Land  und  Gäuer  für  dessien  Be- 
wohner auch  heute  noch  im  Volksmund  gehört  werden. 
Die  Bewohner  des  Gäu  unterschieden  sich  einst  von  denen 
der  übri|[en  Teile  des  Kantons  in  mehrfacher  Beziehung, 
wie  in  Korperbau.  Sitten,  Bräuchen  und  Mundart.  Ebenso 
war  auch  die  politisbne  Verwaltung  im  Gäu  eine  von  der 
des  Entlebuch  oder  der  Stadt  Luzern  abweichende.  Nach 
Kasimir  PfyfTer  bestand  die  Tracht  des  Gäuers  aus  Pluder- 
hosen von  grobem  Leinen,  einem  langen  roten  Kamisol, 
einer  kurzen  grobleinenen  Jacke  und  einem  Strohhut 
mit  kleiner  «Güpfe»  und  breitem  Rand.  Noch  heute 
spricht  der  Gäuer  einen  Dialekt,  der  sich  von  dem  in  der 
Stadt,  dem  Entlebuch- und  den  Ufergemeinden  am  See 
üblichen  merklich  unterscheidet  undf  selbst  wieder  ver- 
schiedene lokale  Abänderungen  zeigt.  Während  er  sich 
besonders  in  den  Aemtem  Sursee  und  Willisau  und  in 
einigen  Landgemeindien  des  Amtes  Luzern  ziemlich  gleich- 
förmig ausgebildet  hat,  zeichnet  er  sich  z.  B.  im  Seethal 
durch  hellere  Aussprache  der  Vokale  aus,  und  in  den  Ge- 
meinden Schongau  und  Aesch,  die  vor  1798  zum  Freiamt 
gehörten,  gilt  noch  vorwiegend  der  Freiämterdialekt. 
Aber  auch  in  anderen  Beziehungen  noch  nahm  das  Gäu 
im  Kanton  einst  seine  besondere  Stelle  ein:  seine  Be- 
wohner waren  Ackerbauer  und  Viehzüchter,  während 
im  Entlebuch  und  in  den  Ländern  die  Alpwirtschaft  vor 
herrschte  und  der  Städter  sich  mehr  dem  Handel  und 
Gewerbe  widmete.  Desgleichen  sind  die  Häuser  im  Gäu 
in  ihrer  Bauart  von  denen  in  den  übrigen  Kantonsteilen 
merklich  verschieden.  Die  einst  scharf  ausgeprägte  Son- 
derstellung des  Gäuers  in  Bezug  auf  Sitten,  Bräuche  und 
Charaktereigenschaften  ist  heute  unter  dem  Einfluss  der 
Verkehrs-  und  Schulverhältnisse  und  der  beständigen 
Bevölkerungsbewegung  zum  grossen  Teil  ausgeglichen, 
kann  aber  von  einem  aufmerksamen  Beobachter  doch 
noch  in  manchen  Einzelheiten  wahrgenommen  werden. 
Die  Landschaft  hatte  einst  auch  einen  ihr  eigentümlichen 
Tanz,  den  sog.  Gäuer,  der  von  Reisläufem  aus  Italien 
her  eingeführt  worden  zu  sein  scheint  und  heute  fisst  ganz 
in  Vergessenheit  geraten  ist,  so  dass  nur  noch  einige  alte 
Leute  zu  cgäuerlen»  verstehen. 

QJtLV,  fHiher  Buchsgau.  Lokalname  im  Kanton  Solo- 
thurn,  bezeichnet  die  zwischen  Jurafuss  und  Aare  gele- 
gene, von  Ölten  bis  Oberbipp  reichende  und  von  der 
Strasse  Olten-Oensipgen  durchzogene  Landschaft.  Um- 
fasst als  wichtigere  Siedelungen  die  Dörfer  Oensingen, 
Kestenholz.  Wolfwil,  Buchsiten,  Neuendorf,  Herklingen, 
Gunzgen,  Kappel,  Wangen,  Hägendorf,  Egerkingen,  Fu- 
lenbach  und  Bonigen  und  zerftillt  in  das  Berggän  oder 
Obere  Gäu  am  JuraAiss,  das  MittelgSu  und  endlich  das 
Wasserbau  oder  Untere  Gäu  an  der  Aare  und  gegen 
Ölten  hin. 

QJtLV  (Amtei  des  Kantons  Solothum).  S.  den  Art.  Bals- 

TAL-G^U. 

QiCZIBRUNNEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftigen,Gem. 
Niedermuhleren).  825  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  auf 
dem  Langenberg  und  2  km  w.  der  Station  Toften  der 
Gürbethalbahn.  20  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Zimnier- 
wald.  Bei  dem  hier  befindlichen  Brunnen  pflegten  einst 
die  zum  Kloster  Rüeggisberg  wallfahrenden  Pilger  Halt 
zu  machen.  Zum  Trinken  bedienten  sie  sich  —  schon  im 
15.  Jahrhundert  —  eines  kupfernen  Schöpflöffels,  im 
Dialekt  «Gäzi »  geheissen,  woher  denn  auch  der  Brunnen 
und  die  um  ihn  sich  gruppierende  Siedelung  ihre  Be- 
zeichnung erhalten  haben. 

GAFADURA  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans,  Gem. 
Quarten).  960  m.  Bergwiesen  mit  etwa  15  am  NO.-Hang 


GAF 


GAG 


219 


des  Güslen   und  am  Kammenbach  zerstreut  gelegenen 
Hütten ;  2,5  km  s.  über  Quarten. 

QAFARRA  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans,  Gem.  Mels). 
1766  m.  Alpweide  mit  2  Hütten,  im 
Weisstannenthal,  s.  vom  Gafarratobel 
und  i  km  ö.  Weisstannen.  Der  kleine 
Gafarrabühl  ist  nach  der  Volksüberliefe- 
ning  der  Sammelplatz  der  Hexen  aus 
der  Gegend. 

QAFFERT8CHINGGEN(Kt.Bem, 
Amtsbez.  Nieder  Simmenthai,  Gem.  Er- 
lenbach). 900  m.  Burgruine,  auf  einem 
nur  schwierig  zu  erkletternden  Fels- 
sporn über  dem  linken  Ufer  der  Simme; 
2,5  km  nö.  Erlenbach.  Die  ihrem  Alter 
nach  vielleicht  bis  zur  Römerzeit  hin- 
aufreichende Bur^  war  im  Mittelal- 
ter Sitz  eines  gleichnamigen  Edelge- 
schlechtes. 

QAFIEN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober 
Landquart,  Kreis  Luzein,  Gem.  St.  An- 
tönien-Rüti).  1742  m.  Gruppe  von  18 
Hätten  und  Stallen,  im  Ganerthal,  am 
N.-Fuss  des  Rätschenhorns  und  2,5  km 
so.  über  Rüti. 

QAFIERTHAl,  (Kt.  Graubünden, 
Bez.  Ober  Landciuart).  Seitliche  Ver- 
zweigung des  bei  Küblis  ins  Prätigau 
ausmündenden  Thaies  von  St.  Anto- 
nien. Steigt  vom  Madri^hom  auf  eine 
Länge  von  5  km  nach  NW.  ab  und 
mündet  1  km  oberhalb  des  Dorfes  St.  Antonien  aus.  Im 
untern  Abschnitt  bewaldet,  höher  oben  mit  schönen  Alp- 
weiden bestanden.  Der  Thalhintergrund  ist  von  einem 
grossartigen  Kranz  von  Hochgebir|[8mauem  umrahmt, 
von  denen  insbesondere  das  Madrishorn,  die  Madriser- 
spitzen,  Rätschenfluh,  die  langgestreckte  Plattenfluh,  die 
Crargellenköpfe,  Gempifluh  und  der  Schollberg  hervorge- 
hoben zu  werden  verdienen.  Der  grosse  Formen-  und 
Farbenreichtum  dieser  Gii)fel  beruht  auf  dem  Wechsel 
in  der  Lagerung  der  Gesteinsschichten,  von  denen  die 
äJtem  die  jungem  überlagern.  Soweit  nicht  Moränen- 
oder Verwitterungsschutt  die  Thalsohle  und  Gehänge 
überdecken,  bestehen  diese  bis  zu  einer  Höhe  von 
etwa  2200  m  aus  einem  mit  Rasen  bestandenen  dun- 
keln Tonschiefer  z.  T.  eocänen  oder  oligocänen,  z.  T.  lia- 
sischen  Alters ;  darüber  folgt  ein  helllarbiges  Band  von 
Tithonkalk  (Malm  oder  oberster  Jura),  das  vom  Scholl- 
l>erg  über  die  Gempifluh  bis  zur  Plattenfluh  sich  verfol- 


fer)  und  der  Tithonkalk  sind  tief  in  die  kristallinen 
Schiefer  hineinffekeilt,  so  dass  der  Gebirgsbau  hier  eine 
liegende  Falte  darstellt,  mit  welcher  zusammen  der  in 


Hotten  im  Gafierthal. 


gen  lässt  und  eine  an  Höhe  wechselnde  Steilwand  bildet. 
Die  obersten  Hänge  und  die  Gipfel  selbst  sind  aus  mit 
Glimmerschiefern  u.  Amphibolschiefern  wechsellagernden 
Gneisen  aufgebaut.  Die  eocänen  Tonschiefer  (Flyschschie- 


Dttr  Schlangenstein  im  Gaflerthal. 

die  Gneise  und  kristalline  Schiefer  des  Silvretta massives 
eingewickelte  Tithonkalk  über  die  Schiefer  des  Prätigau 
hinaufgeschoben  worden  ist.  Diesem  auf  dem  Wege  durch 
das  Gauerthal  und  über  das  Gargellenjoch  leicht  zu  über- 
schauenden Aufbau  der  Schichten  verdankt  das  Thal  zu 
einem  ^ssen  Teil  seinen  landschaftlichen  Reiz  und 
seine  reiche  Flora.  Besonders  bemerkenswert  ist  hier  das 
Vorkommen  der  Alpen-Männertreu  (Eryngium  alpinum)^ 
die  sonst  im  Kanton  Graubünden  nur  noch  bei  Nufenenlm 
Rheinwald  wächst.  Das  von  2200-1500  m  absteigetide, 
enge  und  steile  Gafierthal  ist  nur  in  seinem  untern  Ab- 
schnitt spärlich  besiedelt.  Das  letzte  Haus  steht  in  1650 
m.  Grosse  Alpweiden:  auf  der  Gafleralp  in  1742  m  eine 
Gruppe  von  Sennhütten.  Im  Sommer  durchflutet  ein  be- 
trächtlicher Fremdenstrom  das  Gafierthal,  der  seinen 
Weg  von  St.  Antonien  oder  Partnun  aus  meist  über  das 
Gai^ellenjoch  ins  Montavon  oder  über  die  Gafierplatten 
nach  Klosters  im  Prätigau  nimmt.  Auch  die  umliegenden 
Spitzen,  besonders  das  Madrishorn  und  die 
Rätschenfluh,  erhalten  dann  Besuch.  Es 'ist 
wahrscheinlich,  dass  im  Gafierthal  in  naher 
Zukunft  ein  Gasthaus  erstellt  werden  vidrd. 

QAGENHAUPT  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp). 
2569  m.  Begraste  Felsspitze,  Vorberg  des  Riflel- 
homs ;  nw.  über  der  Runse  des  Gafrenbaches, 
durch  welche  der  vom  Hotel  RifTelberg  (über 
Zermatt)  zum  Bodengletscher  (dem  untern  Ab- 
schnitt des  Gomergletschers)  führende  Fussweg 
zieht,  den  man  bei  einer  Tour  zur  Gandegghütte 
und  über  den  Theodulpass  zu  begehen  pflegt. 
Schöner  Aussichtspunkt,  V4  Stunde  sw.  über 
dem  Riffelberg. 

QAGENMOHLE  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense, 
Gem.  St.  Anton).  632  m.  2  Häuser,  am  rechten 
Ufer  des  Tafernabaches  und  i,2  km  nw.  At. 
Anton.  26  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Vieh- 
zucht. Mühle. 

QAQQIO.  Sehr  alter  Ortsname,  im  Kan- 
ton Tessin  stark  verbreitet.  Bezeichnet  eine  Lo- 
kalität (Weiler,  W^einberc,  Hütten,  Wald  oder 
Alpweide),  die  ihre  Umgenung  überragend  auf 
einem  Hügel  oder^an  einem  Berghang  gelegen 
ist. 

QAGGIO  (Kt.  Tessin.  Bez.  Bellinzona,  G)»bA. 
Monte  Carasso).  255  m.  Weiler,  200  m  überdar 
Strasse  Bellinzona-Locarno  und  2,5  km  sw.  vom  Bahn- 
hof Bellinzona.  23  Häuser,  98  kathol.  Ew.  Wein-  und 
Maisbau.  Auswanderung  der  jungen  Männer  nach  den 
Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika. 


no 


GAG 


GAI 


GAGGIO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lugano,  Gem.  Bioggio). 
544  m.  Weiler,  am  O.-Hang  des  Bergrückens  zwiscnen 
Val  Magliasina  und  Val  Vedeggio;  i,2  km  sw.  Bioggio 
und  7,5  km  nw.  vom  Bahnhof  Lugano.  16  Häuser,  73 
kathoL  Ew.  Acker-  und  Weinbau.  Mitten  in  Heben  und 
Kastanienhainen  schön  gelegen  und  mit  lieblicher  Aus- 
sicht auf  das  Val  Vedeggio,  den  Luganersee  und  den 
Monte  Generoso.  Periodische  Auswanderung  in  die  übri- 
gen Kantone  der  Schweiz. 

GAGGIO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lugano,  Gem.  Cuieglia). 
432  m.  Haus,  am  rechtsseitigen  Hang  des  Val  del  Gag^o, 
5  km  so.  der  Station  Taverne  der  Linie  Bellinzona-Lu- 

rno-Chiasso  der  Golthardbahn  und  6  km  n.  Lugano, 
kathol.  Ew.  Mitten  in  Weinlauben  und  Kastanien- 
hainen lieblich  gelegen  und  mit  schöner  Aussicht  auf 
Lugano  und  Umgebung.  Geburtsort  des  Schulmannes 
Giuseppe  Curti  (1809-1895),  der  sich  der  Einführung  der 
Pestalozzi'schen  Ideen  im  Tessin  'widmete  und  hier  in 
seinem  väterlichen  Hause  während  mehreren  Jahren  ein 
Erziehungsinstitut  leitete. 

GAGGIO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Mendrisio).  Bach;  ent- 
springt im  kleinen  Val  Porina  am  S.-Fuss  des  San  Gior- 
gio in  900  m,  geht  nahe  den  Dörfern  Meride  und  Arzo, 
wo  er  mehrere  Mühlen  treibt,  vorbei,  wendet  sich  nach 
4  km  langem  Lauf  aus  seiner  bisherigen  S.-Richtung  nach 
SW.  und  tritt  auf  italienischen  Boden  über,  wo  er  den 
Namen  Gaggiolo  erhält  und  das  kleine  Dorf  Gaggiolo 
dnrchfliesst.  Dann  biegt  er  in  scharfem  Knie  nach  0.  ab, 
durchquert  auf  eine  Länge  von  1,6  km  den  sw.  Stabbio 
sich  vorschiebenden  Zipfel  Schweizerbodens,  biegt  noch- 
mals nach  SW.  ab  und  tritt  neuerdings  nach  Italien  über, 
wo  er  unter  dem  Namen  des  Torrente  Laura  bei  Malnate 
in  351  m  in  die  Olona  mündet. 

GAGGIO  (IL)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Bellinzona).  2268  m. 
Südöstlichster  Gipfel  der  das  rechte  Ufer  des  Tessin  beglei- 
tenden Kette  des  Campo  Tencia;  steht  in  einem  an  der 
Gima  del  Uomo  vom  Hauptkamm  nach  0.  sich  abzwei- 
genden kurzen  Seitenast,  6  km  nw.  über  Bellinzona. 
Schöne  Aussicht  auf  einen  Teil  der  Leventina,  Bellin- 
zona und  den  unteren  Abschnitt  des  Misox  mit  Rove- 
redo. 

GAGGIO  (8A880)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locarno).  1327 
m.  Gipfel,  letzter  SO.-AusIäufer  der  das  Val  d'Osola  vom 
Val  Redorta  trennenden  Kette  des  Monte  Zucchero.  Steigt 
in  steilen  Felshängen  unmittelbar  nw.  über  Brione  auf 
und  beherrscht  die  Vereinigung  des  Val  d'Osola  mit  dem 
Verzascathale.  Vom  Sasso  Gaggio  an  steigt  die  Kamm- 
linie bis  zur  Marcia,  dem  ersten  bedeutenden  Gipfel  der 
Kette,  stufenförmig  an. 

GAGGIOLE  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locarno,  Gem.  Locarno, 
Minusio  u.  Mergoscia).  210-320  m.  Verschiedene  Gruppen 
von  Häusern,  Hütten  u.  Ställen,  2^  km  ö.  der  Station  Gor- 
dola  der  Linie  Bellinzona-Locarno  der  Gotthardbahn,  an 
den  untern  Hängendes  Sassariente  mitten  in  Weinbergen 
gelegen.  Zusammen  21  Häuser,  113  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinden Gordola  und  Cugnasco.  Weinbau,  Viehzucht.  In 
der  Mitte  zwischen  den  Siedelungsgruppen  steht  ein 
Schulhaus  für  die  Kinder  der  den  Winter  über  hier  woh- 
nenden Bewohner  des  Verzascathales. 

GAGGIOLO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Mendrisio).  Bach.  S.  den 
Art.  Gaggio. 

GAGLIANERA  (QHIACCIAJO)  (Kt.  Graubünden 
und  Tessin).  Etwa  3000-2600  m.  Kleiner  Gletecher,  am  S.- 
Hang des  Piz  Gaglianera  im  obem  Somvixerthal.  Hänge- 
gletscher ohüe  Zunge. 

GAGLIANERA  (PIZ)  (Kt.  Graubünden  und  Tessin). 
3122  m.  Einer  der  Hauptgipfel  im  O.-Abschnitt  der  Gruppe 
des  Piz  Medel,  2  km  n.  über  dem  Greinapass  und  zwi- 
schen diesem  und  dem  Val  Lavaz.  An  seinen  Hängen  die 
zwei  kleinen  Gletscher  Gaglianera  und  Valdraus. 

GAGNERIE  (POINTE  DE)  (Kt.  Wallis.  Bez.  Saint 
Maurice).  2741  m.  Gipfel,  SO.-Ausläufer  der  Cime  de  TEst 
(Gruppe  der  Dent  du  Midi),  mit  hohen  und  fmstern  Fels- 
wänden sw.  über  der  wilden  Schlucht  des  Baches  Saint 
Barth^lemy  aufsteigend  und  nnö.  über  der  schönen  Alp- 
weide Salanfe  ob  Salvan.  Kann  von  Salvan  aus  in  2-3  Stun- 
den ohne  Schwierigkeilen  erstiegen  werden.  Vom  Haupt- 
gipfel löst  sich  eine  etwa  2700  m  hohe  Felsnadel,  die 
Vierge  de  Gagnerie  oder  der  Jean  Bartavet  (barlavet  = 
Polterer,  Lärmmacher ;  wegen  der  hier  häufigen  Stein- 


oder Lawinenschläge  so  geheissen),  los,  die  mit  grossen 
Schwierigkeiten  1892  erstiegen  worden  ist.  Auf  dem  die 
Pointe  de  Gagnerie  mit  der  Cime  de  TEst  verbinden- 
den Kamm  steht'  eine  jetzt  zerfallene  steinerne  Schutz- 
hütte. 

GAGNERIE  (VIERGE  DE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint 
Maurice).  Felsnadel.  S.  den  Art.  Gagnerie  (Pointe  de). 

GAGNONE  (CIMA)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locarno).  2516 
m.  Einer  der  Hauptgipfel  in  der  das  Thal  des  Tessin 
rechts  begleitenden  Rette  des  Campo  Tencia,  10  km  sw. 
über  Biasca  in  der  Leventina  und  6  km  nö.  über  Brione 
im  Verzascathal. 

GAGNONE  (VAL)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Bi\iera).  2200- 
1150  m.  Eine  der  oberen  Verzweigungen  des  Val  d  Ambn, 
das  4  km  nw.  Biasca  zwischen  Personico  und  PoUegioauf 
die  Leventina  ausmündet.  Steigt  von  der  Gima  Gagnone 
ab  und  enthält  die  Alp  Gagnone,  auf  der  etwa  30  Köhe 
und  130  Ziegen  sömmem.  Butter  und  Käse. 

GAIBIAT  (LE)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Münster,  Gem. 
Corcelles).  779  m.  Bergweide,  mit  lichten  Baumgruppen 
bestanden,  im  ö.  und  obem  Abschnitt  des  Comet  oder 
Grandval,  am  SO.-Hang  des  Mont  Raimeux  und  zwischen 
dem  Wald  der  Haute  Joux  im  S.  und  demjeni^n  des 
Beucle  im  N.  Vom  Oberlauf  des  der  Raus  von  links  zu- 
iliessenden  Baches  von  Corcelles  entwässert  und  von  der 
Strasse  Montier  Grandval-Seehof  (filay)  durchzogen. 

GAICHT,  französisch  JuoY  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nidau, 
Gem.  Twann).  680  m.  Weiler,  in  einem  Muldenthälchen 
zwischen  dem  kleinen  Gewölbe  des  Kapf  im  S.  und  dem 
Twannberg  (Kette  von  Magglingen  über  dem  Bielersee  oder 


_-  „  Trämeff/uh 

Vmllon  Mont  BiJou 

de    6*1  cAt  **» 


Zaeftencom&e 


och  £.B**t'rn6efyer 


l-.l&OOO. 


Geologisches  Qoerprofll  durch  das  Oaichttbal.  al.  Alluviooeo; 
mi.  Molasse;  Hs.  Oberes  Haoteriviea;  Hi.  Unteres  Htateri- 
vien;  Vs.  Oberes  Valangien;  Vi.  Unteres  Valangien ;  Pb. 
Purbeck ;  Pu.  Portland. 

Seekette)  im  N.,  2  km  nö.  über  der  Station  Twann  der  Linie 
Olten-Biel-Neuenburff.  Mit  Twann  durch  eine  gute  Fahr- 
strasse verbunden.  ^  Häuser,  83  reform.  Ew.  Landwirt- 
schaft. Die  ganze  Gegend  mit  Moränenschutt  des  ehema- 
ligen Rhonegletschers  überführt.  In  der  Nähe  in  676  m 
der  Hohle  Stein,  ein  bemerkenswerter  erratischer  Block. 
Der  Hang  n.  über  dem  Weiler,  Gaichtberg  geheissen,  ist  wie 
die  ganze  Kette  von  Magglingen  dicht  mit  Wald  bestanden, 
in  dem  die  Weisstanne  vorherrscht.  Das  Gaichtthal  be- 
ginnt über  Twann  im  Portland  als  spitze  Mulde,  geht 
weiter  oben  durch  die  Schichten  des  Valangien  und  Hau- 
terivien,  flacht  sich  ge|[en  NO.  ab  und  geht  in  eine 
schwache  Einsenkung  über,  die  allmählig  mit  der  See- 
kette verschmilzt.  Vom  Bielersee  ist  das  Gaichtthal  durch 
ein  aus  den  Schichten  des  Portland  bestehendes  Ge- 
wölbe geschieden. 

GAIER  <MOT  DEL)  (Kt.  Graubunden,  Bez.  Inn). 
2811  m.  Gipfel,  begraster  Vorberg  des  Piz  d'Astras,  in  der 
Kette  des  Piz  Tavrü ;  zweigt  in  der  Richtung  gegen  Scarl 
vom  Piz  d'Astras  nach  N.  ab;  2,5  km  s.  über  bcarl. 

GAI8  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Mittelland).  938  m. 
Gem.  und  schönes  Pfarrdorf,  am  Rotbach  una  an  der 
Strasse  Appenzell-Altstätten,  5  km  nö.  Appenzell.  End- 
station der  Strassenbahn  St.  Gallen-Gais.  Postbureaa, 
Telegraph,  Telephon ;  Postwagen  nach  Appenzell  und 
Altstatten.  Gemeinde,  mit  den  Weilern  und  Häuseiynip- 
pen  Mühlpass,  Obergais,  Pfand,  Rietli,  Rotenwies,  Scha- 
chen.  Steinleuten,  Zellweg  und  Zwislen:  527  Häuser. 
2854  Ew.,  wovon  311  Katholiken;  Dorf:  230  Häuser,  1342 
Ew.  Viehzucht  und  Viehhandel.  Beträchtliche  Stickerei- 
und  Webereiindustrie ;  Hausindustrien.  Gut  besuchter 
Luft-  und  Molkenkurort.  1282 :  Gaise.  Den  benachbarten 
Stoss  schloss  einst  eine  vom  Sommersberg  im  N.  zum 
Hirschberg  im  S.  ziehende  Letzi  ab.  Ums  Jahr  1820  hat 


GAI 


GAL 


221 


man  Gebeine  von  in  der  Schlacht  am  Stoss  (1405;  Sieg 
der  Appenzeller  über  Herzog  Friedrich  von  Oesterreich) 


Ollis  von  Nordosten. 

gefallenen  Kriegern  ausgegraben.  Restaurierte  St.  Boni- 
fazkapelle. 

QAI8ERWALD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gossau).  Im 
Durchschnitt  650  m.  Gem.,  am  O.-Hang  des  Tannenbergs 
und  am  linken  Ufer  der  Sitter,  vom  Tiefen bach  durch- 
zogen: 3  km  nw.  St.  Gallen.  Umfasst  zwei  Kirchgemein- 
den: £ngelburg  (mit  Dorf  Engelburg  und  den  Weilern 
Halten,  Lio  den  wies,  Schwenai  und  Schwendistrasse) 
und  St.  Josephen  (mit  Dorf  St.  Josephen  und  den  Weilern 
Abtwil,  Grund  und  Hütten).  Zusammen  304  Häuser,  2508 
Ew.,  wovon  450  Reformierte.  Schöne  Tannen  Waldungen, 
Wiesen  und  zahlreiche  Obstbäume.  Ehemaliges  Eigentum 
des  Klosters  St.  Gallen.  Die  Gemeinde  hat  sich  seit  eini- 
gen Jahren  in  industrieller  Hinsicht  stark  entwickelt, 
und  in  zahlreichen  Häusern  finden  sich  heute  Stick- 
maschinen. 

QAI8M008  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorderland, 
Gem.  Walzenhausen).  587  m.  Weiler,  am  Schutzbach,  2 
km  sw.  über  der  Station  St.  Marffrethen  der  Linie  Ror- 
schach-Sargans  und  1,6  km  so.  Walzenhausen.  12  Häuser, 
70  reform.  Ew.  Industrie. 

QAI88BERQ  (Kt.  Thurgau,  Bez.  und  Gem.  Kreuz- 
linden).  460  m.  Gruppe  von  10  Häusern,  500  m  s.  Egels- 
hoien  und  1,5  km  sw.  der  Station  Kreuzlingen  der  Linie 
Romanshorn-Konstanz.  Telephon.  54  kathol.  und  reform. 
Ew.  Kirchgemeinden  Kreuzlingen  und  Egelshofen.  Je  eine 
Mühle,  Schuh waarenfabrik  (mit  150  Arbeitern)  und  Mö- 
belfabrik (mit  50-60  Arbeitern).  S.  von  Gaissberg  zwei 
Fischweier  (Hechte  und  Karpfen),  die  an  Fischhändler 
aus  Ermatingen  verpachtet  sind  und  deren  Abtluss  den  ge- 
nannten Fabriken  einen  grossen  Teil  der  benötigten  Trieb- 
kraft liefert.  Grabhügel  aus  der  Hallstatt  Periode  mit 
bemalten  Aschenumen. 

QAI88HiEU8ERN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem.- 
Egnach).  423  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  an  der  Strasse 
Neukirch-Egnach  und  1,2  km  sw.  der  Station  Egnach  der 
Linie  Rorscnach-Romanshom.  Postwagen  Neukirch-Eg- 
nach. 24  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Neukirch-Egnach. 
Obst-  und  Wiesenbau. 

jGIAITENBERQ  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Waidenburg). 
1133  m.  Bewaldeter  Bergrücken,  nw.  Ausläufer  des  Pass- 
wang,  an  der  Grenze  gegen  den  Kanton  Solothurn,  sw. 
über  La.uwil  und  7  km  w.  Waidenburg.  Der  höchste  Punkt 
heisst  Gaitenkopf. 

QALAN8ERALP  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans,  Gem. 
Mels).  1400-2100  m.  Grosse  Alpweide,  im  obern  Abschnitt 
des  Thaies  des  Logsbaches  und  und  am  SW.-Hang  des 
Wannekopfes,  3  km  nw.  über  Weisstannen.  Zwei  Gruppen 
von  zusammen  8  Hütten,  Ober  und  Unter  Galans  (1888 
und  1480)  geheissen. 


GALARE8CIO  (PIZZO)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leven^ 
tina).  Etwa  2600  m.  Breiter  Felskopfj  wenig  bekannt  und 
auf  der  Siegfriedkarte  ohne  Kote;  4-5 
Stunden  s.  über  Villa  im  Bedrettothal, 
unmittelbar  n.  und  nw.  über  der  das 
Bedrettothal  mit  dem  Bavonathal  ver- 
bindenden Forcla  di  Cristallina. 

GALBI80  (Kt.  Tessin,  Bez.  Bellin- 
zona.  Gem.  Carassoj.  *2i»  m.  «iitppe 
von  6  Häusern,  aui  dem  Schuttkegel 
des  das  Val  Gorduno  entwässernden 
Wildbaches,  an  der  dem  rechten  Ufer 
des  Tessin  folgenden  Strasse,  1  km  n. 
Carasso  und  4  km  n.  vom  Bahnhof  Bei- 
linzona.  Postwagen  Bellinzona-Gorduno- 
Moleno.  25  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde. 
Ackerbau  und  Viehzucht. 

GALEI8AZ  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Aigle,  Gem.  Ormont  Dessus).  1066-1180 
m.  Gruppe  von  10  Hütten  und  Heu- 
schobern, im  Kreis  Crettet  oder,  wie 
er  '  meist  genannt  wird,  Seyte  d'en 
Bas,  zwischen  dem  Ros^  und  der  La- 
vanche  über  dem  rechten  Ufer  der 
Grande  Eau  gelegen;  1,7  km  w.  Vers 
r£glise.  Säge.  Viehzucht.  La  Galeisaz 
im  Dialekt  =  die  Schöne  (seil.  Berg- 
weide). Brücke  über  die  Grande  Eau. 

GALEN.  Ein  im  Wallis  für  sich 
allein  und  in  Zusammensetzungen  häu- 
fig wiederkehrender  Ortsname.  Entspricht  dem  in  an- 
dern Kantonen  üblichen  Ausdruck  Galm,  leitet  sich 
wie  dieser  vom  mittellatein.  calma  (zusammengezogen 
aus  calamus)  =  baumloses  Feld  her  und  dient  meist 
zur  Bezeichnung  von  Berg-  und  Alpweiden  auf  einem 
über  der  Waldregion  gelegenen  Bergrücken,  zu  dessen 
beiden  Seiten  tiefe  Tobel  oder  kleine  Thäler  eingeschnit- 
ten sind 

GALEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig,  Gem.  Simpeln).  2200 
m.  Hochgelegene  Alpweide  und  Passübergang,  der  von 
Klusmatten  am  Simplon  über  die  Stellialp  zur  Rossboden- 
alp fuhrt ;  2  Vt  Stunden  nw.  über  Simpeln. 

GALENGRAT  (Kt.  Uri  und  Wallis).  3116  m.  Gesamt- 
name für  den  vom  Furkahorn  zum  Galenstock  ziehenden 
Kamm,  n.  der  Furkapasshöhe.  Streicht  vom  Kleinen 
Furkahorn  (2819  m)  und  Furkahorn  (3028  m)  über  die 
Punkte 3116  m  und  3191  m  und  den  Siedeinsattel.  Obwohl 
die  Besteigung  der  einzelnen  Gipfelpunkte  wenig  schwie- 
rig ist,  werden  sie  doch  mit  Ausnahme  des  Furkahornes 
und  des  Kleinen  Furkahornes  nur  selten  besucht. 

GALENHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brigund  Visp).  3360 
m.  Gipfel,  nw.  Vorberg  des  Nadelhornes  (Gruppe  der 
Mischabelhörner),  ö.  über  Herbrigsen  im  St.  Niklausthal 
und  w.  über  dem  Riedgletscher.  Scnöner  Aussichtspunkt, 
von  Herbriggen  aus  über  den  Galenpass  in  7  Stunden  sehr 
leicht  zugänglich. 

GALENHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  2790m.  Gipfel, 
in  der  das  Gamserthal  vom  Simplonpass  trennenden  Kette 
zwischen  Magenlücke  und  Sirwoltenpass,  von  welch'  bei- 
den Scharten  aus  er  in  je  20  Minuten  leicht  erstiegen  wer- 
den kann.  Aussicht  beschränkt. 

GALENHOTTEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms,  Gem.  Ober- 
wald). 2436  m.  2  Hütten,  an  der  Furkastrasse  (Brig-Ander- 
matt)  und  2  km  w.  der  Furkapasshöhe  und  des  Hotel 
Furka ;  oben  über  dem  hohen  B^rghang,  an  welchem  sich 
die  Strasse  in  grossen  Schlingen  hinaufwindet  und  we- 
nige Meter  über  dem  Hotel  Belv^dere.  Festungsanlagen. 
GALENLOCKE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  Etwa  2400m. 
Sehr  selten  begangener  Pass,  zwischen  nein  Balmhorn 
jONO.-Schulter  des  Weissmies)  und  der  Seilerrichte 
(2589  m);  verbindet  das  Zwischbergenthal  oder  Val  Vaira 
mit  dem  Laquinthal. 

GALENPA88  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  3240  m.  Pass- 
übergang, zwischen  Galenhorn  (3360  m)  und  Klein  Dür- 
renhorn.  in  der  den  Riedgletscher  im  SW.  begrenzenden 
kurzen  Kette;  gestattet  von  Randa  aus  den  direkten 
Uebergang  zum  Riedgletscher  und  Riedpass  (ohne  den 
Umweg  über  St.  Nikiaus). 

GALEN8TOCK  (Kt.  Uri  und  Wallis).  3597  m.  Einer 
der  Hauptgipfel  in  der  Dammagruppe ;  schöner  und  stol- 


222 


GAL 


zer  Gebirgsstock,  der  z.  T.   noch  grogsartipp  erscheint 
aU  der  Dammastock  und  seine  Nachbarn  selbst.  Sudlich- 


GAL 

Zemez.  mrtndet.  Sein  Lauf  liegt  zum  grössten  Teil  auf  ita- 
lienischem Gebiet  und  bildet  auf  eine  Strecke  von  1,8  km 
die  Landesgrenze. 

GALLAUI8TÖCKE  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Ober  Hasle).  Felskamm  mit 
scharfen  und  gezackten  Felsspitzen, 
zwischen  dem  Urbachthal  und  dem 
Thal  der  Aare.  w.  über  Guttannen. 
Trägt  von  dem  ihn  vom  Ritzlihorn  tren- 
nenden Uebergan^  der  Mattenlimmi  aus 
gerechnet  der  Reihe  nach  die  Punkte 
2872,  2894,  2884,  2876  m  (Tristenstock), 


2822  und  27U  m  (Gigli stocke),  2541  und 
2183    m    (Bettlerhorn).     Mehr 


der 


Galenslock,  vom  Rhonegletscher  aos. 

ster  Eckpunkt  der  vom  Dammastock  nach  S.  ausgehenden 
hohen  Felsmauer,  die  von  da  an  rasch  zur  Furka  abfällt. 
Der  1845  zum  erstenmal  bestiegene  Galenstock  wird  heute 
häufig  besucht,  meist  vom  Furkapass  (in  8  Stunden),  aber 
auch  vom  Grimselhospiz  aus  (in  5  Stunden).  Besteigung 
ohne  erhebliche  Schwierigkeiten,  wird  sogar  manchmal 
auch  im  Winter  ausgeführt.  Von  allen  Alpengipfeln  ähn- 
licher Höhe  bietet  der  Galenstock  eine  der  schönsten,  aus- 
gedehntesten und  grossartigsten  Rundsichten,  besonders 
auf  die  Hemer  und  Walliser  Hochalpen  samt  dem  Mont 
Btanc  Massiv.  Der  Gipfel  besteht  aus  einem  langen,  auf 
der  Seite  gegen  das  Göschenerthal  zu  nach  0.  überhän- 
gendem Fimdach.  Am  Galenstock  wurde  1869  eine  an 
prächtigen  Mineralien  reiche  Krystallhöhle  entdeckt. 
S.  diesen  Art. 

QALGENBERG  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau).  590  m. 
Bewaldeter  Gipfel,  in  den  das  Wi^ger-  vom  Uerkethal 
trennenden  Hohen ;  2,5  km  n.  Beiden.  Fällt  nach  N. 
ziemlich  steil  ab. 

GALGENBERG  (Kt.  Schaffhausen,  Bez.  Schieitheim. 
Gem.  Siblingen).  535  m.  Bergrücken,  s.  Siblingen  und 
3  km  nö.  Neukirch;  mit  Reben  bepflanzt,  die  einen  guten 
Weisswein  liefern,  der  aber  an  Qualität  dem  ausgezeich- 
neten sog.  Eisenhaider  (ö.  Siblingen)  allerdings  nach- 
steht. 

GALGENEN  (Kt.  Schwvz,  Bez.  March).  429  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  in  der  fruchtbaren  Ebene  der  March,  zwi- 
schen Wäggi thaler  Aa  und  Spreiten bach,  an  der  Strasse 
Richterswil-Lachen-Glarus  und  2  km  so.  der  Station  La- 
chen der  Linie  Zurich-Glarus-Linthal.  Neue  Poststrasse 
ins  Wäggithal.  Postablage,  Telephon.  Die  ziemlich  ausge- 
dehnte Gemeinde  umfasst  ausser  dem  Dorf  Galgenen  die 
Weiler  und  Uäusergruppen  Hinterberg,  Grabeneffg  und 
Vorderberg,  sowie  einen  Teil  von  Siebnen  und  zählt  zu- 
sammen in  236  Häusern  1410  kathol.  Ew. ;  das  Dorf  Gal- 
genen besteht  aus  den  drei  Häusergruppen  Bühl,  Kreuz- 
stadt und  Untergass  und  zählt  in  118  Häusern  706  Ew. 
Acker-  und  Obstbau,  Vieh-  und  Bienenzucht.  Baumwoll- 
industrie ;  von  der  Aa  und  dem  Spreitenbach  werden  zwei 
Fabriken  und  mehrere  Mühlen  und  Sägen  getrieben. 
Schöne  Kirche,  Schulhaus.  1405  eroberten  die  Appenzeller 
die  mittlere  March  mitGalgenen;  1424  gab  sie  König  Sigis- 
mund  dem  Landammann  Ital  Beding  aus  Schwvz  zum 
Lehen,  der  sie  in  der  Folge  (mit  Ausnahme  der  1275  er- 
bauten Kirche)  käuflich  an  Schwvz  abtrat.  Urkundliche 
Fo^en :  Galgenen,  Galgenum  u.  Galginon,  vom  althoch- 
deutschen galpo  =  Galgen,  hier  im  Sinne  eines  Quer- 
balkens über  einem  Sodbrunnen  verstanden. 

GALL  (ACpUA  DEL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn). 
Bach,  linksseitiger  Zufluss  des  Spöl,  in  den  er  13  km  so. 


rere 
Spitzen  können  vom  Urbachthal  aus 
erklettert  werden,  werden  aber  sozu- 
sagen nie  bestiegen,  so  dass  sie  1902 
wahrscheinlich  z.  T.  noch  jungfrauHch 
waren. 

GALLEGIONE(PIZZO)(Kt.  Grau- 
bänden, Bez.  Hinterrhein).  3135  m. 
Einer  der  Hauptgipfel  der  Averser  Ber^e, 
über  dem  obern  Abschnitt  des  Madri- 
serthales,  n.  über  Castasegna  im  BerceU 
und  auf  der  Grenze  ^egen  Italien.  Der 
zwischen  den  ziemlich  stark  begange- 
nen Grenzpässen  der  Forcella  di  Pras- 
signola  und  Forcella  di  Lago  aufstei- 
gende Pizzo  Gallegione  ist  von  diesen 
beiden  aus  leicht  zugänglich  und  bietet 
eine  prachtvolle  Aussicht,  die  einerseits  über  den  Connersee 
bis  nach  Mailand  reicht. 

GALLENKIRCH  (Kt.  Aargau,  Bez.  Brugg).  568  m. 
Gem.  und  Weiler,  am  ßötzberg  und  etwas  s.  der  diesen 
übersteigenden  Strasse  (Brugg-Frick) ;  2,5  km  nö.  der 
Station  Efflnaen  der  Linie  Zünch-Brugg-Basel.  15  Häuser, 
92  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Bötzberg.  Ackerljau  und 
Viehzucht. 

GALLENWERCH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans,  Gem. 
Mels).  1190-1260  m.  9  Häuser,  am  linken  Seitengehänge 
des  Weisstannenthales  zwischen  Lutztobel  und  Ulmen- 
bachtobel  zerstreut  gelegen,  8  km  sw.  über  der  Station 
Mels  der  Linie  Rapperswil -Wesen  -  Sargans.  54  kathol. 
Ew.  Alpwirtschaft. 

GALLINA  (PIZZO)  (Kt.  Tessin  und  Wallis).  3067  m. 
Gipfel,  im  Gotthardmassiv;  zwischen  Eginenthal,  Nufenen- 
pass,  Bedrettothal,  Gornerlilücke,  Gomerlithal  u.  Rhone- 
thal. Vom  Nufenenpass  aus  in  1  Vi  Stunden  ohne  grosse 
Schwierigkeiten  erreichbar.  Am  NO.-Hang  des  Blasiglet- 
scher  und  auf  dem  NW.-Grat  die  beiden  Galmihörner. 

GALLI8HOF  (Kt.  Solothum,  Amtei  Kriegstetten,Gem. 
Aeschi).  476  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  sw.  vom  Aeschi- 
see,  2  km  ssw.  Aeschi  und  4,3  km  sw.  der  Station  Inkwil 
der  Linie  Lyss- Solothum- Herzogen buchsee.  26  kathol.  Ew. 
Viehzucht.  Torf^ruben.  Gallishof  steht  an  der  Stelle  einer 
ehemaligen  römischen  Siedelung. 

GALLIZI  (Kt.  Aargau,  Bez.  Muri,  Gem.  Buttwin.  726  m. 
2  Bauernhöfe,  am  O.-Hang  des  Lindenbergs,  700  m  sw. 
Buttwil  und  3  km  sw.  der  Station  Muri  der  Linie  Aarau- 
Lenzburg-Rotkreuz.  17  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Muri. 
GALLMÖ8LI  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toggenburg, 
Gem.  Wattwil).  820  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  etwas  w. 
der  Strasse  Vvattwil-Ricken-Üznach  und  4,5  km  sw.  der 
Station  Wattwil  der  Toggen burgerbahn.  36  kathol.  und 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Ricken.  Viehzucht. 

GALLM008  (Kt.  Solothum,  Amtei  Lebern,  Gem. 
Rüttenen).  500  m.  6  Bauernhöfe,  am  SO.-Fuss  der  Röti- 
fluh,  6  km  n.  vom  Bahnhof  Solothum  und  1,2  km  nö. 
Rüttenen.  48  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  St.  Nikiaus. 

GALLU8BERG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Rorschach,  Gem. 
Mörswil).  555  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  auf  einer  An- 
höhe mit  sehr  schöner  Aussicht,  w.  über  der  Station  Mörs- 
wil der  Linie  Rorschach-St.  Gallen.  18  kathol.  Ew.  Luft- 
kurort. 

GALM.  Ortsname  der  deutschen  Schweiz;  für  sich 
allein  oder  in  Zusammensetzungen  häufig  wiederkehrend; 
vom  mittellatein.  ca/ma  (zusammengezogen  aus  calamus) 
=:  baumloses  Feld  oder  Bergweide  über  der  Waldregion. 
Entspricht  dem  Walliser  Ausdmck  Galen  und  dem  im 
Jura  so  häufigen  Ortsnamen  Chaux  (s.  diese  Art.). 


GAL 


GAL 


233 


GALM  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmenthai).  2188  m. 
Gipfel,  w.  Vorher^  des  Albristhorns,  im  Kamm  zwischen 
Fermel-  und  Albristthal ;  3  Stunden  ö.  über  dem  an  der 
Strasse  Zweisimmen-Lenk  gelegenen  Dorf  Matten.  Gehört 
zur  Albristalp. 

QALM  (Kt.  WalUs,  Bez.  Leuk).  2463  m.  Gipfel,  zwi- 
schen den  Thälern  des  Feschelbachs  und  derDala,  nö. 
über  dem  Dorf  Aibinen.  Ausläufer  des  Torren thornes, 
sw.  über  der  Galmalp. 

QALMAI.P  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk,  Gem.  Feschel  und 
Gattet).  2235  m.  Alpweide,  am  NO.-Hang  der  Galm ;  ge- 
hört mit  der  weiter  s.  an  der  Waldgrenze  gelegenen  Obern- 
alp demselben  £i|[entumer.  Auf  beiden  Alpen  zusammen 
sommern  178  Stuck  Hornvieh.  Etwa  20  Hütten,  die  im 
Sommer  und  Herbst  während  ungefähr  75  Tagen  bezogen 
werden.  Butter  und  Magerkäse. 

GALMENHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  2850  m. 
Gipfel,  nw.  Vorberg  des  Spähnhorns  (3194  m),  zwischen 
Ofenthal  und  dem  obersten  Abschnitt  des  Saasthales  und 
ö.  über  der  Distelalp.  Am  Wee  von  dieser  auf  das  Spähn- 
hom  und  in  1  Vi  Stunden  leicht  zu  besteigen. 

QALMIENHÖRNER  oder  GALMIENGRAT  (Kt. 
Wallis,  Bez.  Goms).  3241,  3223  und  3011  m.  Kurze  Kette, 
die  vom  Vorder  Galmihom  nach  SO.  abzweigt  und  das 
obere  Selkinger-  oder  Bieligerthal  vom  Reckingerthal 
scheidet.  Die  verschiedenen  Einzelspitzen  können  von 
Ritzingen  aus  bestiegen  werden. 

QALMIFIRN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  Eines  der  den 
Walliser Fieschergletscher speisenden  Firnfelder;  beginnt 
an  der  Galmilücke  (3305  m)  und  verschmilzt  mit  dem 
Studerfirn  zu  einer  einzigen  Eismasse,  die  in  2800  m  von 
0.  her  sich  mit  dem  Walliser  Fiescherfim  vereinigt.  4,5 
km  lang  und  im  Maximum  2  km  breit. 

QALMIHÖRNER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  Zwei  Gip- 


Vorder  Galmihoni,  vom  Hinter  Qalmihorn  ans. 

fei,  in  der  Kette  nw.  über  dem  Goms  (rechtsseitiges  Ge- 
hänge des  obern  Rhonethaies)  und  hinten  über  dem  Be- 
ginn des  Reckinger- und  Bächithales.  Von  einander  unter- 
schieden als  Vorder  Galmihorn  (3524  m)  und  Hinter 
Galmihom  (3482  m) ;  dazwischen  die  Bächilücke.  Beide 
Gipfel  von  der  Oberaarjochhütte  des  S.  A.  C.  aus  in  je  2 
Stunden  ohne  Schwierigkeit  erreichbar. 

QALMIHÖRNER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  3000  und 
3017  m.  Zwei  Vorberge  des  Pizzo  Gallina,  in  dem  von  ihm 
nach  NW.  zum  Blasihom  abzweigenden  Kamm ;  zwischen 
dem  obersten  Rhone-,  dem  Eginen-  und  Gornerlithal,  im 
Gotthardraassiv.  Auf  der  Siegfriedkarte  unbenannt. 

QALMII.OCKE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  3305  m.  Ein- 
schartung,  zwischen  Oberaar  Rothorn  und  Hinter  Galmi- 
hom, verbindet  Münster  durch  das  Munsterthal  und  über 
den  Galmifim  mit  der  Oberaarjdfchhütte  des  S.  A.  C.  in 
6  Standen.  Ziemlich  schwierige  Tour.  Auf  der  Siegfried- 
karte unbenannt. 

QALM  18  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Wangen,  Gem.  Nieder- 
bipp).  530  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am  S.-Hang  der 
ersten  Jurakette  und  1,2  km  von  der  Station  Niederbipp 
der  Linie  Olten-Solothurn.  36  reform.  Ew. 

QALMI8  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz).  Gem.  u.  Dorf. 
S.  den  Art.  Gharmey. 


GALM  18  oder  GALMIZ,  französisch  Charmey  (Kt. 
Freiburff.  Bez.  See).  445  m.  Gem.  und  Dorf,  auf  den  das 
Grosse  Moos  im  S.  begrenzenden  Höhen,  an  der  Strasse 
Aarberg-Murten  und  4  km  nö.  Murten.  Station  der  Linie 
Lausanne-Paverne-Lyss.  Postablage,  Telegraph,  Telephon. 
81  Häuser,  4o7  reform.  Ew.  deutscher  Zunge.  Kirchge- 
meinde Murten.  Getreide-,  Tabak-  und  Gemüsebau,  Vieh- 
zucht. Ueberreste  aus  der  Römerzeit.  Früher  rein  franzö- 
sische Ortschaft,  die  zu  Beginn  des  18.  Jahrhunderts  ger- 
manisiert worden  ist.     . 

GALMI8  (Kt.  Freibnrg,  Bez.  Sense,  Gem.  Düdingen). 
632  m.  Grunpe  von  5  Häusern,  am  Weg  Fillisdorf-Düdin- 
gen  und  2,8  km  nö.  der  Station  Düdingen  (Guin)  der  Linie 
Bern-Freiburg.  34  kathol.  Ew.  Getreide-  und  Futterbau, 
Viehzucht.  Schöne  Holzhäuser  im  alten  Schweizerstil  mit 
Inschriften. 

GALMWALD,  französisch  FoR^T  du  Galm  (Kt.  Frei- 
burg, Bez.  See).  541-596  m.  Grosse  und  schöne  Waldung 
von  255  ha  Fläche,  auf  Boden  der  5  Gemeinden  Ulmiz, 
Liebistorf,  Jeus,  Salvenach  und  Lurtiffen.  Zuerst  Staats- 
waldung, auf  die  die  genannten  Gemeinden  gewisse 
Rechte  hatten,  dann  1811  vom  Staat  Freiburg  zum  Zweck 
besserer  Bewirtschaftung  an  diese  Gemeinden  als  Eiffentum 
aufgeteilt.  Die  einzelnen  Abteilungen  des  Galmwalaes  tra- 
gen ihre  eigenen  Namen,  wie  Berleidwald,  Buchenried, 
Altried,  Neuried,  Oberried.  Eichelried,  Mondrübenwald, 
Grabenholz.  Studenholz,  Brodmatthubel,  Schallenberg- 
wald.  Miscnwald  mit  Eichen,  Buchen,  Föhren,  Tannen, 
Birken  etc.  Wildreich  und  deshalb  auch  von  Jägern  stark 
belebt.  Von  zahlreichen  und  schönen  Wegen  durchzogen. 

GAL8,  französisch  Chules  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Erlach). 

443  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  NW.-Fuss  des  Jolimont, 

an  der  Strasse  Erlach-Thielle  und  3  km  n.  der  Station 

Gampelen  der  direkten  Linie  Bem-Neuenburg.  Postablaee, 

Telephon  ;    Postwagen    Gampelen- Er- 

~       lach.  Gemeinde,  mit  Betlehem  und  St. 

Johannsen  :  85  Hänser,  637  reform.  Ew. 

deutscher  Zunge:  Dorf:  60  Häuser,  319 

Ew.  Land-  und  Waldwirtschaft.  Vor  1884 

f gehörten  zur  Gemeinde  noch  eidice  am 
inken  Ufer  des  Zihlkanales  gelegene 
Landstücke,  die  dann  im  Tausch  gegen 
den  zwischen  dem  Kanal  und  dem  alten 
Bett  der  Zihl  befindlichen  Landstrich  an 
den  Kanton  Neuenburg  überaingen.  Auf 
dem  Jolimont  Gralihügel  una  eine  kelti- 
sche Kultusstätte  (mit  Schalenstein  und 
Menhir).  Spuren  einer  römischen  Sie- 
delung.  Ein  Teil  der  dem  Kloster  St.  Jo- 
hann gehörenden  Ländereien  von  Gals 
kam  zusammen  mit  Erlach  schon  im 
15.  Jahrhundert  an  die  Stadt  Bern,  der 
die  Bewohner  von  Gals  bis  1551  Unter- 
tan waren.  Durch  eine  Feuersbrunst 
wurden  1852 15  Häuser  zerstört.  Aus  Gals 
war  die  bekannte  Apollonia  Schreyer 
geburtig,  die  während  voller  sieben  Jahre  keine  Nahrung 
zu  sich  genommen  haben  soll. 

GALTBACHHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlakcn). 
2319  m.  Gipfel,  letzter  s.  Ausläufer  der  am  Männlichen 
beginnenden  Kette ;  w.  über  dem  Ho(el  Bellevue  auf  der 
Kleinen  Scheidegg  und  n.  über  der  Wenffernalp. 

GALTEN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Laufenburg,  (^em.  Gan- 
singen). 481  m.  Kleines  Dorf;  1,3  km  sw.  Gansingen  und 
5,3  km  s.  der  Station  Etzgen  der  Linie  Winterlhur-Bülach- 
Koblenz-Stein- Basel.  30  Häuser,  134  kathol.  Ew. 

GALTENEBNET  (Kt.  Uri,  Gem.  Unterschächen). 
1550-2100  m.  Grosse  und  schöne  Al{>weide,  am  S.-Hang 
des  Wasserbergs,  in  einem  linksseitigen  Nebenast  des 
Bisithales,  7  km  nö.  Unterschächen.  12  zerstreut  gelegene 
Hütten. 

GALTERN  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sa&ne,  Gem.  Freiburg). 
Vorort  der  Stadt  Freiburg.  S.  den  Art.  Gotteron. 

GALTERN  oder  GALTERNGRABEN  (Kt.  Frei- 
burg, Bez.  Sense,  Gem.  Tafers).  600  m.  10  am  rechten 
Ufer  des  Gotteron  oder  Galtern baches  zerstreut  gelegene 
Häuser ;  2,5  km  sw.  Tafers  und  3,5  km  ö.  Freiburg.  72 
kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Landwirtschaft.  Sägen. 

GALTERN  (OBER  u.  UNTER)  (Kt.  Freiburg,  Bez. 
Sense,  Gem.  Alterswil).   735  und  710  m.  Zwei  Gruppen 


^fU 


GAL 


GAM 


von  zusammen  16  Häusern,  am  rechten  Ufer  des  Göbel- 
baches,  7  km  ö.  vom  Bahnhof  Frei  bürg  und  1,2  km  so. 
Tafers.  127  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Getreide-  und 
Futterbau,  Viehzucht. 

QAI.TERNBACH  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane  u.  Sense). 
Bach.  S.Jden  Art.  Gotteron. 

QALTERNQRABEN  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane  und 
Sense).  Thal.  S.  den  Art.  Gotteron  (Vall£e  du). 

QAI.TERNGRABEN  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense, 
Gem.  Tafers).  Häuser.  S.  den  Art.  Galtern. 

GALTIBERG  (Kt.  Obwalden).  2710  m.  Gipfel,  n.  Vor- 
berg des  Tillis,  4  km  so.  über  Engelberg  und  1,5  km  n. 
vor  dem  Titlis.  Fällt  wie  der  Titlis  selbst  nach  0.  sehr  steil, 
nach  W.  und  NW.  dagegen  weitaus  sanfter  ab.  Gipfel  und 
NW. -Hang  des  Galtiber^es  vom  Titlisgletscher  überdeckt. 
Galtiberg  heisst  auch  em  z.  T.  begraster  Kamm  so.  über 
Engelberg,  der  von  N.-S.  zieht,  sich  mit  dem  Lauberserat 
verknüpft  und  über  den  der  Weg  auf  den  Titlis  führt. 
Diese  beiden  Galtiberg  durch  das  Tobel  des  Sulzbaches 
von  einander  gesöhieden. 

GALVERNBORD  (Kt.  Wallis,  Bez.  Ost  Raron).  So 
heisst  der  breite  Hang  zwischen  dem  Beltmersee  (1991  m) 
und  dem  Gipfel  des  Bettmerhoms  (2865  m),  der  zu  einem 
Teil  als  Bettmeralp  Eigentum  der  Gemeinde  Bettmen  ist, 
zu  einem  anderen  Teil  der  Gemeinde  Martisberg  gehört, 
üeber  einem  kleinen  See  (2300  m)  eine  Anhöhe,  die  eine 
weitausgedehnte  prachtvolle  Rundsicht  bietet. 

GAMBA  (VALLE)  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Moesa). 
Oberer  Abschnitt  der  Valle  Montogno,  die  sich  mit  der 
Valle  Darbora  vereinigt  und  dann  als  1  km  lange  enge 
Waldschlucht  3  km  oberhalb  Lostallo  von  links  ins  Misox 
ausmündet.  Die  Valle  Gamba  ist  ein  ziemlich  geräumiges, 
im  Sommer  von  Hirten  bezogenes  Alpenthal,  in  dem  die 
beiderseits  von  bewaldeten  Steilhängen  begrenzte  Alpe 
di  Gamba  (1366  m)  liegt.  Andere  Alpweiden  über  der 
Waldgrenze  auf  hoch  gelegenen  Terrassen  oder  in  kleinen 
Seitenkesseln,  so  die  Alpe  di  Buono 
(1806  m),  Alpe  di  Campello  (1717  und 
2022  m),  Alpe  de  Padion,  Alpe  di  Set- 
tagio  (1878  und  1951  m).  Der  vom  Misox 
aus  in  die  Valle  Montogno  und  weiter- 
hin in  die  Valle  Gamba  führende  Fuss- 
weg  hält  sich  zuerst  oben  am  Hang,  um 
erst  am  obern  Eingang  in  die  Mündungs- 
schlucht  bei  La  Serra  zum  Thalboden 
abzusteigen.  Obwohl  die  das  Thal  beglei- 
tenden Berge  stark  felsig  sind  und  mit 
steilen  Wänden  aufsteigen,  erheben  sie 
sich  doch  blos  auf  durchschnittlich  2000 
bis  2600  m  und  sind  nirgends  verglet- 
schert. Das  der  Uebergänge  nach  dem 
benachbarten  Italien  entbehrende  Thal 
an  der  Landesgrenze  ist  nur  wenig 
bekannt  und  selten  besucht. 

GAM  BACH.  Ortsname  der  deut- 
schen Schweiz ;  mundgerechte  Form  für 
Gandbach.  S.  den  Art.  Gand. 

GAMBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Schwarzenburg).  Bach  mit  sehr  star- 
kem Gefälle;  entspringt  am  N.-Hang 
der  Pfeife  in  1500  m,  durchfliesst  das 
Dorf  Gambach  und  mündet  nach  7  km 
langem  Lauf  in  der  Richtung  nach  N. 
undf  NO.  in  745  m  von  links  in  das 
Schwarzwasser.  Nimmt  verschiedene 
kleine  Nebenadern  auf  und  treibt  einige  Mühlen  und 
Sägen. 

GAM  BACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Schwarzenburg,  Gem. 
Rüschegg).  897  m.  Kleines  Dorf,  am  Gambach;  1,5  km 
sw.  Rüschegg  und  13  km  sw.  der  Station  Thurnen  der 
Gürbelhalbahn  (Bern- Watten wil-Thun). Telephon  26  Häu- 
ser, 146  reform.  Ew.  Wiesenbau.  Mühle. 

GAMBACH  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane,  Gem.  Freibur^). 
665  m.  Westl.  Vorort  der  Stadt  Freiburg,  unter  Le  Gum- 
tzet.  10  Häuser,  107  Ew.  französischer  Zunge,  wovon  83 
Katholiken.  Neues  Quartier,  zwischen  den  Strassen  Frei- 
burg-Payerne  und  Freiburg- Romont  sehr  günstig  gelegen. 
Angenehme  Spazierwege  und  schöne  Aussicht.  Ehemals 
herrschaftliches  Landgut,  Eigentum  des  Schultheissen 
Hans  Gambach,  der  es  dem  Spitai  zu  Freiburg  vermachte. 


Vor  Kurzem  ist  das  Gut  von  der  Stadt  Freiburg  angekauft 
und  mit  Hinblick  auf  seine  künftige  Entwickelung  einge- 
richtet worden.  Neben  dem  Landhaus  einst  eine  dem  h. 
Anton  geweihte  Kapelle  und  etwas  weiter  davon  entfernt, 
beim  ehemaligen  Hochgericht,  die  St.  Jakobskapelle. 

GAMBAROGNO  (MONTE)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lo- 
carno).  1734  m.  Schöner  Gipfel  mit  abgerundeten  Formen, 
bis  zu  Oberst  bewaldet,  am  linken  Ufer  des  Langensees 
gegenüber  Locarno.  An  seinem  Fuss  längs  des  Seeafers 
ein  ganzer  Kranz  von  lieblich  zwischen  Weinbergen  und 
Kastanienhainen  gelegenen  Dörfern  und  Weilern. 

GAMB8  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg).  Gem.  und 
Pfarrdorf.  S.  den  Art.  Gams. 

GAMCHIALP  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen,  Gem. 
Reichenbach).  1674  m.  Alpweide  mit  Hütte,  oben  im 
Kienthal  und  am  Fuss  des  Gamchigletschers.  Nahe  dem 
Gletscher  führt  über  den  Pochtenbach  die  sogen.  Wallis- 
brücke,  ein  vielleicht  von  der  Natur  geschaffener  lieber- 
gang.  Nahe  dabei  eine  Höhle,  Martinskirche  genannt.  Der 
Name  Wallisbrücke  scheint  darauf  hinzudeuten,  dass  von 
hier  aus  über  die  Gamchilücke  und  den  Petersgrat,  die 
heute  vollständiff  vergletschert  sind,  einst  ein  gang-barer 
Pass  ins  Wallis  ninübergeführt  habe. 

GAMCHIGLET8CHER  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Fruü- 
ffen).  Gletscher,  3  km  lang  und  im  Maximum  1,5  km  breit  ; 
beginnt  in  2833  m  an  der  Gamchilücke  und  steigt  bis  zu 
1952  m  ins  obere  Kienthal  ab,  wo  er  in  einer  kleinen 
Schlucht  über  der  Schafweide  der  Gamchialp  (1674  m) 
endigt.  Ihm  entspringt  der  Pochtenbach.  Der  früher  7  km 
lange  Gletscher  ist  stark  zurückgeschmolzen.  Ueber  ihm 
erheben  sich  die  Wilde  Frau,  das  Morgenhom,  Gspalten- 
hom  und  die  Büttlassen.  Er  wird  der  Hauptsache  nach 
von  den  vom  Morgenhom  und  der  Wilden  Frau  nieder- 
gehenden Lawinen  ffenahrt.  Seiner  starken  Zerklüftung 
wegen  schwierig  zu  negehen. 

GAMCHILÜCKE  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Frutigen  and 


OamchilQcka,  vom  Bundlflger  aas. 

Interlaken).  2833  m.  Schmale  Einschartung ,  zwischen 
Gspaltenhorn  und  Morgenhom  (Gruppe  der  Blümlisalp); 
verbindet  das  Kienthal  über  den  Gamchi-  und  Tschingel- 
gletscher  mit  dem  obern  Abschnitt  des  Thaies  von  Lauter- 
brunnen. Von  den  Bewohnern  des  Kienthaies  Kienthal- 
furrae  geheissen.  Die  Aussicht  von  der  Passhöhe  ist  von 
G.  Studer  aufgenommen  worden.  Kienthal-Passhöhe  6 
Stunden ,  Passhöhe-Tschingelgletscher-Muttbomhütte  S. 
A.  C.  V,  Stunde. 

GAMELIN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg,  Gem. 
Grabs).  1230  m.  5  im  Thal  des  Walchenbachs  (oberer  Ab- 
schnitt des  Grabserbergs)  zerstreut  gelegene  Häuser,  4  km 
sw.  Grabs  und  8  km  w.  der  Station  Buchs  der  Linie  Ror- 
schach-Sargans.  34  reform.  Ew.  Alpwirtschaft. 

GAMIDAUER  und  GAMIDAUER8PITZE  (Kt.  St. 


GAM 


GAM 


295 


Gallen,  Bez.  Sargane).  So  heisst  ein  Teil  der  den  Grauen 
Hörnern  im  N.  vorgelagerten,  stark  verwitterten  und  zer- 
sägten Felsgruppen,  deren  Hauptkamm  vom  Wildsee  nach 
N.  zieht  und  eine  Reihe  von  Spitzen  aufweist,  die  man 
unter  dem  Namen  der  Seehömer  zusammenfasst  und  an 
deren  Fuss  mehrere  kleine  Karseen  (Wildsee,  Schotten- 
see, Schwarzsee)  liegen.  Am  breiten  Grasrücken  der  Ba- 
seglia  oder  Baseggla  teilt  sich  der  Kamm  in  einen  den 
Garmil  (2012  m)  tragenden  N.-Ast  und  einen  NW. -Ast, 
den  sogen.  Gamidauerkamm,  mit  der  Gamidauerspitze 
(2313  m).  Zwischen  diesen  beiden  Kämmen  die  Vermialp, 
die  ihre  Wasser  dem  untern  Weisstannenthal  zusendet. 
Die  meist  gut  bewaldeten  Ausläufer  der  Gruppe  steigen 
nach  N.  gegen  Mels  und  Sargans  zu  Thal. 

QAMLIKON  (HINTER,  MITTLER  u.  VORDER) 
(KU  Zürich,  Bez.  Aflbltern,  Gem.  Stallikon).  580  m.  10  im 
Reppischthal  längs  der  Strasse  Hausen-Stallikon  zerstreut 
gelegene  Häuser;  1,5  km  s.  Stallikon  und  3,5  km  so.  der 
Station  Bonstetten  der  Linie  Zürich-Aflbitem-Zug.  73  re- 
form. Ew.  Ein  Freiherr  Egelolf  von  Gamlikon  soll  1124 
vom  Papst  die  Anerkennung  der  Gründung  des  Klosters 
Engelberg  erwirkt  haben.  Der  Standort  einer  Burg  der 
Edeln  dieses  Geschlechtes  ist  nicht  bekannt.  1120 :  Gama- 
linchovin. 

GAMMEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Laupen,  Gem.  Feren- 
balm).  534  m.  Dorf,  nahe  dem  linken  Ufer  der  Saane,  3 
km  s.  der  Station  Gümmenen  der  direkten  Linie  Bem- 
Neuenburg  und  3,5  km  so.  Ferenbalm.  Telephon.  29  Häu- 
ser, 195  reform.  Ew.  Wiesen-  und  Tabakbau.  Gammen  be- 
deutet s.  V.  a.  Verzweigung,  Bifurkation. 

QAMMENTHAL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald, 
Gem.  Sumiswald).  690  m.  W^eiler,  am  rechten  Ufer  des 
Griesbaches,  1  km  nw.  Sumiswald  und  5  km  nö.  der  Sta- 
tion Ramsei  der  Linie  Burgdorf-Langnau.  11  Häuser,  76 
reform.  Ew.  Käserei. 

GAMMERSCHAL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmen- 
thal.  Gem.  Zweisimmen).  1800  m  im  Mittel.  Zerjitreut  ge- 
legene Hätten,  im  kleinen  Thal  des  Bettel riedba'ches,  am 
W.-Haog  des  Frohmattgrates  und  3-4  Stunden  ö.  über 
Zweisimmen. 

GAMPEI.  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk).  641  m.  Gem.  und 
Pfarrdorf,  am  rechten  Ufer  der  Rhone  und  der  Lonza,  am 
Austritt  des  Lötschenthales  ins  Thal  der  Rhone.  Am  an- 
dern Ufer  der  Lonza  und  mit  Gampel  durch  eine  Brücke 
verbunden  liegt  das  dem  Bezirk  Raron  zugeteilte  Dorf 
Steg,  das  aber  mit  jenem  sozusasen  nur  einen  einzigen 
zusammenhängenden  Flecken  bildet.  1  km  s.  vom  Dorf 
am  linken  Ufer  der  Rhone  die  Station  Gampel  der  Sim- 


Häasergruppe  in  Oampel. 

Slonbahn.  Poslbureau,  Telegraph,  Telephon.  76  Häuser, 
J1  kathol.  Ew.  Wasser-  und  Elektrizitätswerk  zur  Her- 
stellung von  Calciumkarbid.  Die  Kraft  liefern  diesem  Be- 


triebe zwei  zwischen  Mitthal  und  Gampel  hintereinander 
folgende  Fälle  der  Lonza.  1899  wurde  die  kaum  vollendete 
obere  Kraftstation  durch  einen  Bruch  der  unter  vollem 
Drucke  stehenden  Zuleitung  gänzlich  zerstört.  In  Gampel 
befand  sich  einst  die  Niederlage  für  die  am  Rotenberg 
über  Goppenstein  in  1600-1800  m  Höhe  geförderten  und 
in  Goppenstein  verhütteten  siiberschössigen  Bleierze. 
Nachdem  neuerdings  beinahe  unten  an  der  Thalsohle  in 
Goppenstein  (1230  m)  selbst  ein  Erzgang  aufgefunden  wor- 
den ist,  hat  eine  deutsche  Gesellschaft  den  lange  Jahre 
eingestellten  Bergwerks-  und  Hütten  betrieb  wieder  aufge- 
nommen. Das  Dorf  Gampel  1890  durch  eine  Feuersbrunst 
bis  auf  die  vor  dem  Föhn  geschützt  gelegene  Kirche  und 
einige  Häuser  fast  völlig  zerstört  und  seither  auf  Grund 
eines  von  der  Walliser  Regierung  ausgearbeiteten  Bebau- 
ungsplanes neu  angelegt.  Ein  Gasthof.  Die  Gemeinde  Gam- 
pel erstreckt  sich  zwischen  Lonza  und  Enggertschwasser 
an  der  S.-Flanke  der  Berner  Alpen  weit  hinauf  und  um- 
fasst  noch  den  auf  einer  waldumrahmten  Terrasse  hoch 
gelegenen  Weiler  Jeizenen.  1238  :  Champilz ;  1305 :  Cam- 
puel ;  1333 :  Champis ;  1344 :  Champez ;  1450 :  Campil  und 
Gampil.  Vom  latein.  canipellum. 

GAMPEL  (NIEDER)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk,  Gem. 
Bratsch).  638  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  der  Rhone,  am 
Fuss  des  Hanges  von  Bratsch  und  rechts  von  der  Aus- 
mündung des  Enggertschwassers ;  2,5  km  w.  vom  Dorf 
Gampel  und  1,5  km  nö.  der  Station  Turtman  der  Simplon- 
bahn.  34  zum  grossen  Teil  nur  im  Winter  bewohnte  Häu- 
ser, 18  ständige  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Erschmatt. 
Kapelle. 

GAMPELEN,  französisch  Champion  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez. Erlach).  440  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  SW.-Fuss 
des  Jolimont,  an  der  Strasse  Thielle-Ins  und  3  km  w.  Ins. 
Station  der  direkten  Linie  Bern-Neuenburg.  Postbureau, 
Telegraph,  Telephon;  Postwagen  nach  Erlach.  Gemeinde, 
mit  Witzwil :  77  Häuser,  527  reform.  Ew.  deutscher  Zunge ; 
Dorf:  42  Häuser,  276  Ew.  Acker-,  Wein-  und  Gemüsebau. 
Die  Bevölkerung  hat  während  der  letztvergangenen  10 
Jahre  um  23  ^  zugenommen.  In  der  Nähe  des  Dorfes 
Spuren  einer  einstigen  Römerstrasse,  im  Moos  bei  Thielle 
Funde  von  römischen  Backsteinen  und  Münzen.  Gampelen 
kam  zusammen  mit  Erlach  1476  in  den  Besitz  der  Stadt 
Bern.  Bei  Anlass  der  Erhebung  des  bisher  kirchlich  zu 
Ins  gehörigen  Gebietes  von  Gampelen  zur  eigenen  Kirch- 
gemeinde kam  es  hier  zu  Ende  des  15.  Jahrhunderts  zu 
einem  Aufruhr.  Asyl  Tannenhof,  eine  Arbeits-  und  Hilfs- 
anstalt für  Arbeitslose  und  entlassene  Sträflinge,  1889  er- 
öffnet. 1228 :  Champlun. 

QAMPEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Wil, 
Gem.  Bronshofenj.  664  m.  Gruppe  von  10 
Häusern,  am  NO.-Hang  des  Nieselbergs; 
3,8  km  ö.  Bronshofen  und  4,5  km  nö.  der 
SUtion  Wil  der  Linie  Winterthur  -  St.  Gal- 
len. 44  kathol.  Ew.  Kirchffemeinde  Wil. 
Viehzucht.  Stickerei.  Der  Name  Gampen 
wie  Gams  von  camptis  =  Feld  herzuleiten. 
QAMPEN  (OBER)(Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Unter  To^genburg,  Gem.  Degersheim).  938 
m.  5  in  einer  von  der  Gemeinde  Mogeisberg 
umschlossenen  Enklave  von  Degersheim 
gelegene  Häuser,  an  der  Grenze  gegen  den 
Kanton  Appenzell;  2,5  km  s.  Deffersheim 
und  8,5  km  s.  der  Station  Flawil  der  Linie 
Winterthur-St.  Gallen.  36  kathol.  u.  reform. 
Ew. 

GAMPENEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  u.  Gem. 
Leuk).  636  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  in 
der  Rhoneebene,  am  linken  Ufer  des  Flus- 
ses und  an  der  Strasse  des  Rhonethaies,  2 
km  so.  Leuk  Stadt  und  1,4  km  so.  der  Sta- 
tion Leuk-La  Souste  der  Simplonbahn.  53 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Leuk  Stadt.  In 
der  Nähe    das   heute   im    Besitz   des  Ge- 
schlechtes de   Werra    befindliche   Schloss 
Les  Magherans  oder  Magron.  Der  ehemaliffe 
Herr  des  Schlosses,  Michel  Magron,  voirae 
als  Anhänger    der   Reformation  1604   des 
Landes  verwiesen.  Die  Ebene,  in  der  Schloss  Magron  und 
Gampenen  stehen,  ist  zum  Andenken  an  die  hier  1318  in 
einem  Kampf  des  Walliser  Volkes  gegen  die  verbündeten 

OEOGR.  LEX.  59  —  11—15 


226 


GAM 


GAM 


adeli||[en  Herren  des  Wallis  und  Berns  Gefallenen  die 
«  Prairie  des  Soupirs  »  oder  «  Prairie  des  Lärmes  »  ge- 
tauft worden.  Zu  diesen  Gefallenen  gehörten  u.  A.  auch 
die  Herren  Pierre  de  La  Tour,  von  Wimmis  und  von  Weis- 
senburg.  Gampenen  1267 :  Champagnes,  vom  latein.  cani- 
pania, 

GAMPER  (Kt.  Aargau,  Bez.  ZofinRen,  Gem.  Murgen- 
thal). 484  m.  2  Häuser,  am  N.-Rand  des  Fetzholzes  und 
1,7  km  nö.  der  Station  Murgenthal  der  Linie  Olten-Bem. 
16  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

GAMPERFINAUP  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg, 
Gem.  Grabs).  1200-1400  m.  Alpweide  mit  16  im  obern  Ab- 
schnitt des  Grabserbergs  zerstreut  gelegenen  Hütten  und 
Stadeln,  n.  vom  Voralpsee  und  6  km  sw.  über  Grabs. 

GAMPERNEIAUP  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg, 
Gem.  Grabs).  1900-1800  m.  Grosse  Alpweide  mit  15  im 
obern  Abschnitt  des  Staudenerbergs  und  an  den  Quellen 
des  Staudenerbaches  zerstreut  gelegenen  Hütten  und  Sta- 
deln, 4  km  sw.  über  Grabs. 

GAMPER8TOCK  (Kt.  Uri).  2274  m.  Wenig  bedeu- 
tender Gipfel,  in  der  Kette  der  SchächenthalerWindgälle, 
zwischen  Schächenthal  und  Muotathal ;  1,5  km  so.  über 
dem  Kinzig  Kulm,  dem  wichtigsten  Passübergang  über 

GAMPI8CH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig,  Gem.  Simpeln). 
1852  m.  Maiensasse  mit  etwa  10  Hätten,  am  Fuss  eines  Aus- 
läufers des  Magenhorns  und  am  linken  Ufer  des  Krumm- 
baches. Die  Hütten  durch  eine  Anhöhe  von  der  Simplon- 
strasse  unterhalb  des  alten  Hospizes  geschieden,  5  km  nw. 
vom  Dorf  Simpeln. 

GAMPUOTALP  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggen- 
burg, Gem.  Wildhaus).  1300-1500  m.  Alpweide  mit  einigen 
Gruppen  von  Hütten,  am  SW.-Fuss  des  Altmann  im  Thal 
der  Säntisthur ;  3  km  nw.  über  Wildhaus. 

GAM8  oder  GAMB8  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werden- 
berg). 504  m.  Gem.  und  schönes  Pfarrdorf,  am  W.-Band 
der  Rheinebene  und  des  Gamserriets,  an  der  Kreuzung 
der  Strassen  Wildhaus-Bendern  (Liechtenstein)  u.  Grabs- 
Sax  und  3  km  sw.  der  Station  Gams-Haag  der  Linie  Ror^ 
schach-Sargans.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon ;  Post- 
wagen Buchs-Ebnat  und  Salez  Garns.  Die  ziemlich  aus- 
B^dehnte  Gemeinde  umfasst  neben  dem  Dorf  noch  die 
äusergruppen  Ausserbach,  Gamserbad,  Bühl  und  Simmi 
am  Gamserberg  und  Gasenzen  und  zählt  zusammen  in 
402  Häusern  2156  Ew.,  wovon  287  Reformierte ;  Dorf:  69 
Häuser,  951  Ew.  Landwirtschaft.  Stickerei.  Schöne  Kirche, 
auf  einer  Höhe  neu  erbaut  und  weit  in  die  Runde  sicht- 


Qams  von  SOden. 

bar.  Das  Dorf  hat  sich  seit  dem  Bau  der  über  Wildhaus 
ins  Toggenburg  führenden  Bergstrasse  und  der  schönen 
Strasse  des  Rheinthaies  rasch  gehoben.  Besonders  die  die 


romantische  Schlucht  der  Simmi  durchziehende  Strasse 
ins  Toegenburg  weist  einen  starken  Verkehr  auf.  Grosse 
Opfer  hat  von  der  Gemeinde  die  Verbauung  der  Simmi 
und  des  Dorfbaches  gefordert,  die  früher  bei  Hochwasser 
oft  grosse  Verheerungen  angerichtet  hatten.  835  erscheint 
Gams  zum  erstenmal  als  Campesias ;  im  Mittelalter  zuerst 
Eigentum  der  Freiherren  von  Sax,  dann  1398  des  Hauses 
Oesterreich  und  seit  1401  des  Geschlechtes  derer  von  Boo- 
stetten,  an  die  als  die  nunmehrigen  Herren  von  Sax  Oes- 
terreich diesen  seinen  Besitz  verpfändete.  Mit  Hilfe  von 
Schwyz  und  Glarus  löste  Gams  sein  Untertanenverhält- 
nis zu  den  Herren  von  Bonstetten,  fühlte  sich  aber  allein 
zur  Behauptung  seiner  Unabhängigkeit  zu  schwach  und 
stellte  sich  deshalb  unter  den  Schutz  der  beiden  genann- 
ten Kantone,  denen  auch  das  Gasterland  gehörte.  Der 
Landvogt  des  Gaster  war  nun  bis  1798  zugleich  auch 
Schirmvogt  von  Gams.  Auf  dieses  Verhältnis  ist  auch  der 
Umstand  zurückzuführen,  dass  Gams  katholisch  geblieben 
ist,  während  die  benachbarten  Landschafken  Werdenberg 
(Untertanenland  von  Glarus  allein)  und  Sax  (Untertanen- 
land von  Zürich)  der  Reformation  beitraten.  Gams  im 
Schwabenkrieg  1499  durch  Feuer  zerstört.  Im  Frühjahr 
1798,  Sommer  1799  und  Herbst  1802  jeweils  für  eine  kurze 
Zeit  völlig  frei  und  unabhängig.  Der  Ausdruck  Gams  von 
canipus  =  Feld. 

GAM8A  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig  und  Visp).  Wildbach 
des  Gamseki-oder  Nanzthales;  entspringt  in  2600  m  dem 
zwischen  Rauthorn  und  MattwaJdhorn  eingebetteten  klei- 
nen Gamsergletscher  und  fliesst  nach  N.  durch  schöne 
Waldungen  und  dazwischen  eingestreute  Alpweiden,  die 
Eigentum  der  Bewohner  von  Visperterminen  im  Visper- 
thal  sind.  Nach  8  km  langem  Lauf,  auf  welcher  Strecke 
ihr  kein  nennenswerter  Nebenbach  zukommt,  tritt  die 
Gamsa  in  eine  wilde  Schlucht  ein,  durch  deren  zahlreiche 
Seitenrunsen  die  Schmelzwasser  der  Firnfelder  am  Spitz- 
horn,  Faulhorn  und  Glishorn,  sowie  auch  eine  Reihe  von 
Schutlströmen  herunterkommen.  Beim  Austritt  ins  Rhone- 
thal hat  sie  zwischen  Brig  und  Visp  einen  mächtigen 
Schuttkegel  angeschwemmt,  längs  dessen  linkem  Rande 
sie  heute  der  Rhone  zuiliesst,  in  die  sie  nach  12  km  lan- 

f:em  Gesamtlauf  zwischen  Visp  und  Brig  in  670  m  von 
inks  einmündet.  Auf  dem  Schuttkegel  über  dem  rechten 
Ufer  der  Gamsa  der  Murus  VihericuSj  eine  alte  Schnti- 
mauer.  Vergl.  den  Art.  Gamsen. 

QAM8BERG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werden berg).  2383 
in.  Einer  der  markantesten  Gipfel  der  Kette  desAlvier: 
ragt  in  mehreren  Spitzen  auf  und  fällt  nach  N.  und  S.  in 
steilen,  durch  Felswände  unterbroche- 
nen Halden  ab.  Vorberge  sind  die 
Weisse  Frau  im  NW.,  das  Sichli  und 
der  Rotenstein  im  0.  Besteigung  des 
Gamsberges  ermüdend  und  nur  selten 
unternommen,  obwohl  die  Aussicht  eine 
sehr  lohnende  ist. 

QAM8EKITHAL  od.  NANZTHAL 
(Kt.  Wallis,  Bez.  Brig  u.  Visp).  Kleines 
linksseitiges  Nebenthal  zur  Rhone,  auf 
die  es  w.  vom  Dorf  Gamsen  zwischen 
Brig  und  Visp  von  S.  her  ausmündet 
Das  12  km  lange  Thal  beginnt  am  Fuss 
des  zwischen  Rauthorn  und  Maltwald- 
horn  eingebetteten  kleinen  Gamserglet- 
schers  in  2600  m  und  verläuft  ziemlich 
genau  in  der  Richtung  nach  N.  Der 
ganz  dem  Bezirk  Visp  zugeteilte  obere 
Abschnitt  heisst  Gamserthal,  liegt  mit 
dem  Thalboden  am  Bististafel  in  1^ 
m  Höhe  und  umschliesst  zahlreiche  AId- 
weiden,  die  Eigentum  der  Gemeinde 
Visperterminen  sind.  Vom  W.-Fussdes 
fortwährend  seine  Schuttmassen  lur 
Thalsohle  hinuntersendenden  Faul- 
horns  an  erhält  das  Thal  den  Naroen 
des  Gamseki-  oder  Nanzthales  und  ist 
beständig  zwischen  stark  von  Runsen 
zerfressenen  und  mit  Wald  bestan- 
denen steilen  Felshängen  eingeschlos- 
sen ,  an  deren  Fuss  der  Wildbach  Gamsa  sich  seine 
tiefe  Schlucht  ausgewaschen  hat.  Dieser  Thalabschnitt 
gehört   zum   Bezirk    Brig   und    ist  nur  auf   hoch  über 


GAM 


GAN 


227 


der  Thalsohle    sich    hinziehenden   Wegen    zugänglich. 

GAM8EN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Briff,  Gem.  Glis).  668  m. 
Dorf,  mit  57  zu  beiden  Seiten  der  Strasse  Visp-Brig  auf 
dem  Schuttkegel  der  Gamsa,  rechts  vom  heutigen  Bett 
dieses  Wildbacnes  zerstreut  gelegenen  Häusern,  3  km  sw. 
der  Station  Brig  der  Simplonbahn.  Telephon.  318  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinde  Glis.  Seit  langer  Zeit  ist  das  Dorf 
gegen  die  Ausbräche  der  Gamsa  durch  eine  nahezu  1  km 
lange  Mauer  geschützt,  die  sich  vom  Austritt  des  Wild- 
baches aus  dem  Nanzthal  in  gerader  Linie  bis  zur  Rhone 
zieht,  den  Namen  des  MurusVibericus  trä^und  an  beiden 
Enden  von  Türmen  flankiert  ist.  Nachdem  man  diese 
Mauer  früher  entweder  als  ein  Festungswerk  aus  der  Zeit 
der  Viberer  oder  auch  als  eine  Dammbaute  gegen  die  Aus- 
bräche der  Gamsa  angesprochen  hatte,  ist  man  jetzt  über- 
eingekommen, sie  als  eine  von  den  Bewohnern  der  obern 
Walliser  Zehnten  zum  Schutz  vor  den  Einfallen  der  Sa- 
voyarden  errichtete  Thalsperre  zu  betrachten.  Sie  ist  noch 
gut  erhalten,  ist  stellenweise  mehr  als  4  m  hoch  u.  1,5  m 
mächtig  und  wird  auf  der  Seite  gegen  Visp  zu  von  einem 
Graben  begleitet,  den  die  ehemalige 
Strasse  durch  einen  von  zwei  zinnen- 
gekrönten  Ualbtürmen  flankierten  Tor- 
weg überschritt.  Am  obern  Ende  ist 
die  Mauer  mit  einer  Brustwehr  ver- 
sehen. Ueber  dem  Dorf  hat  man  am 
Austritt  der  Gamsa  aus  ihrer  wilden 
Schlucht  vor  einigen  Jahren  eine  Dyna- 
mitfabrik erbaut,  die  die  zum  Bau  des 
Simplontunnels  benötigten  Sprengstofl'e 
liefert  1233:  Gamosun;  1312:  Gamo- 
8on.  Vom  althochdeutschen  gamuz  = 
Gemse  herzuleiten. 

QAM8ENGI.ET8CHER  (Kt.  Wal- 
lis, Bez.  Visp).  Kleiner  Gletscher.  S. 
den  Art.  Gamsergletscher. 

QAM8ERBAD  od.  OÄMPEUEN- 
BAD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg, 
Gem.  Garns).  575  m.  Gruppe  von  7  Häu- 
sern, am  Felsbach,  900  m  nw.  vom  Dorf 
Garns  und  3,8  km  wnw.  der  Station 
Gams-Haag  der  Linie  Rorschach-Sar- 
gans.  49  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obst- 
bau, Viehzucht.  Ehemaliges  Heilbad,  s. 
Z.  durch  Feuer  zerstört  und  nicht  wie- 
der aufgebaut. 

QAM8ERBERQ    (Kt.    St.   Gallen, 
Bez.   Werden berg.    Gem.    Gams).    So 
heisst  das  auf  Boden  der  Gemeinde  Gams 
liegende  linksseitige  Gehänge  des  Rheinthaies,  das  vom 
Dorf  Gams   (504   m)    nach  W.  bis  zum  Sommerigkopf 
(1316  m)  ansteigt,  von  zahlreichen  Bächen  (Zuflüssen  zum 
Rhein  oder  Werdenberger  Binnenkanal)  entwässert  wird 
und  durch  die  Simmi  vom  Grabserberg  geschieden   ist. 
Fruchtbar  und  mit  zerstreut  gelegenen  Höfen  und  Wei- 
lern (z.  B.  Bühl  und  Simmi)  bestanden.   Zusammen  14 
Häuser,  85  kathol.  Ew.  Obstbau  und  Alpwirtschaft. 

QAM8ERGI.ET8CHER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp). 
3020-2600  m.  Kleiner  Gletscher^  steigt  vom  Rossbodenpass 
ins  Gamserthal  (oberer  Abschnitt  des  Gamseki-  oder  Nanz- 
thales)  ab ;  zwischen  Rauthom  und  Mattwaldhorn  und  im 
Winkel  zwischen  zwei  am  Fletschhorn  sich  vereinigenden 
Kämmen  gelegen,  deren  einer  das  Gamserlhal  vom  Sim- 
plonpass  und  deren  anderer  es  vom  Saasthal  trennt.  Der 
Gamsergletscher  grenzt  im  S.  an  den  Maltwaldgletscher. 

QAM8ERJOCH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  Etwa!2900m. 
Passübergang,  zwischen  der  Sengkuppe  (3625  m)  u.  dem 
Punkt  31^  m  in  dem  das  Gamserthal  vom  Saasthal  tren- 
nenden Kamm ;  verbindet  Saas  Im  Grund  mit  dem  Gam- 
ser-  u.  Gamseki-  oder  Nanzthal.  Passhöhe-Saas  Im  Grund 
2^',  Stunden.  Auf  der  Siegfried  karte  unbenannt. 

QAM8ERRIET  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg). 
444  m.  Grosses  Moor  (Riet)  von  420  ha  Fläche,  im  Rheiii- 
Ihal  zwischen  Gams  und  dem  linken  Ufer  des  Rhein. 
Wird  von  der  Bahnlinie  Rorschach-Sargans,  der  Strasse 
Salez-Buchs  und  einer  grossen  Anzahl  von  Bächen  durch- 
zogen, die  heute  alle  vom  Werdenberger  Binnenkanal  ge- 
sammelt werden. 

QAM8ERRUCK  (Kt  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Tog^en- 
burg).  2072  m.  Breiter  pultförmiger  Bergstock,  in  der  Kette 


der  Churfirsten ;  steigt  s.  Wildhaus  allmählig  gegen  S.  an, 
um  nach  W.,  S.  und  0.  in  Steilhängen  u.  Felswanden  ab- 
zubrechen. Sein  Gipfelplateau  ist  ausgedehnter,  als  dies 
bei  Bergen  seiner  Höhe  in  den  Alpen  sonst  der  Fall  zu  sein 
pflegt.  Begrast  aber  wasserarm.  Besteht  aus  Seewerkalk 
(obere  Kreide),  der  auch  sonst  noch  an  manchen  Stellen 
den  Kammrücken  der  Churflrsten  aufbaut.  Unter  dem  See- 
werkalk stehen  am  W.-,  S.-  u.  O.-Hang  Gault  u.  Urgon  (un- 
tere Kreide)  an ;  im  Urgon  um  den  Gamserruck  herun^ 
weite  Karrenfelder.  Besteigung  leicht  u.  wie  die  aller  Gip- 
fel der  Churflrsten  von  grossem  geologischem  Interesse. 

GAM8ERTHAI.  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  Thal.  S.  den 
Art.  Gamsekithai 

GAM8KOPF  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Togffenburg). 
1930  m.  Scharfkantige  Felsspitze,  in  der  vom  Gi renspitz 
(beim  Säntis)  nach  SW.  gegen  Stein  im  Toggenburg  zie- 
henden Kette ;  3,5  km  sw.  vom  Girenspitz  u.  3-4  Stunden 
nö.  über  Alt  St.  Johann.  Zwischen  Gamskopf  und  Giren- 
spitz die  Silberplatte. 

GAM88TOCK  (Kt.  Uri).  2965  m.  Gipfel,  im  Gotthard 


Gamsstock,  vom  Ourschanstock  aus. 

Massiv,  3  km  n.  vom  Pizzo  Centrale,  in  der  das  Felsen- 
und  Gurschenthal  umziehenden  kurzen  Kette  und  6  Stun- 
den s.  über  Andermatt.  Vom  Gamsstock  zweigt  sich  der 
die  beiden  genannten  Thäler  von  einander  scheidende 
Kamm  ab. 

GAM8TEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem.  Hom- 
brechtikon).  430  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  500  m  w.  der 
Station  Feldbach  der  rechtsufrigen  Zürichdeebahn  (Zü- 
rich-Meilen-Rapperswil)  und  1,8  km  ssö.  Hombrechtikon. 
29  reform.  Ew. 

GANANO  (PA880  DI)  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Moesa). 
2575  m.  Einsenartung,  zwischen  der  Cima  di  Gangella  u. 
dem  Fil  di  Dragiva,  in  der  Kette  zwischen  dem  Misox  und 
Calancathal.  Verbindet  Misox  und  Soazza  mit  Rossa  in  7 
bis  8  Stunden.  Kein  gebahnter  Weg,  mühsam  und  nur 
wenig  begangen.  Es  wird  im  meist  der  n.  der  Cima  di 
Gangella  vorbeifährende  und  um  mehr  als  400  m  nied- 
rigere Passo  di  Tresculmine  (2153  m)  vorgezogen. 

GAND,  GANT  etc.  Ortsname  der  deutschen  Schweiz, 
für  sich  allein  oder  in  Zusammensetzungen  (z.  B.  Gain- 
bachj  oft  vorkommend  ;  bezeichnet  mit  Sturz-  oder  Morä- 
nenschutt bedeckte  Oertlichkeiten. 

GAND  (Kt.  und  Bez  Schwyz,  Gem.  Muotothal).  612 
m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  linken  Ufer  der  Muota  und 
auf  dem  Schuttkegel  des  Hürihaches,  500  m  so.  der 
Kirche  Muotathal  und  14  km  so.  der  Station  Schwyz- 
Seewen  der  Gotthardhahn.  27  kathol.  Ew.  Wiesenbau, 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 

GANDE  R088E  (CIMA  DI)  (Kt.  Graubunden, 
Bez.  Bemina).  2833  m.  Einer  der  das  Puschlav  auf  der 
linken   Seite   begleitenden   mächtigen    Gipfel,  zwischen 


<m 


GAN 


GAN 


diesem  und  dem  italienischen  Val  Grosina ;  4  km  ö.  über 
dem  Puschlaversee,  von  wo  aus  er  auf  verschiedenen 
Routen  leicht  bestiegen  werden  kann.  6  Stunden  über 
dem  Dorf  Puschlav. 

QANDEGG  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  3122  m.  Zum  Teil 
felsiger  Grat,  zwischen  dem  Obern  und  Untern  Theodul- 

Sletscher.  Tragt  die  schweizerische  Theodul hü tte,  ein  von 
en  zahlreichen  Bestellern  des  Breithorns  oder  den  den 
Theodulpass  überschreitenden  Touristen  vielfach  besuch- 
tes kleines  Gasthaus.  Von  Zermatt  zur  Hütte  3  'Z«,  von  der 
Hütte  zum  Scheitel  des  Passes  IV4  Stunden.  Der  Grat 
bietet  eine  der  schönsten  Aussichten  in  der  Umgegend 
von  Zermatt  und  gleicht  in  manchen  Beziehungen,  beson- 
ders in  der  Richtung  auf  den  Monte  Rosa  hin,  derjenigen 
des  Hdmli.  Der  in  seinem  SW.-Abschnitt  auf  der  Sieg- 
friedkarte Z' Wangen  genannte  Gandegggrat  verbreitert  sich 
tiefer  unten  und  zeigt  hier  vom  Theodulgletscher  schön 
geschliffene  Felsplatten,  die  sog.  Leichen bretter. 

GANDEGG  (SCHWARZE  und  WEISSE)  (Kt. 
Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle).  2500-2000  m.  Zwei  von  der 
Stelle  der  Vereinigung  des  Hühnerthäli-  und  des  Grün- 
bergligletschers  zum  rechten  Ufer  des  ins  Urbachthal 
absteigenden  grossen  Gauliglelschers  ziehende  Moränen, 
die  überschritten  werden  müssen,  wenn  man  von  der 
Gaulihütte  des  S.  A.  C.  über  den  Hühnerthälipass  zum 
Pavillon  Dollfus  gelangen  will. 

G  ANDHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  2460  m.  Gipfel, 
Vorberg  des  Holzerspitz,  in  der  Gruppe  des  Blindenhorns 
(3384  m)  und  im  Kamm  zwischen  Binnen-  und  Rappen- 
thal. Erhebt  sich  links  über  dem  Thälchen  des  Feldba- 
dies  (eines  rechtsseitigen  Zuilusses  zur  Binna)  und  ge- 
hört zur  Galenalp.  3  Stunden  nö.  über  Binn. 

GANDIGPFAD  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken). 
1854-2100  m.  Felsmasse,  zwischen  der  Zäsenbergalp  und 
den  Hängen  von  Kalli,  vom  Grindelwalder  Fiescherfirn 
umschlossen  und  links  über  dem  Untern  Grindelwaldglet- 
scher. Fussweg  von  der  Bäregg-  zur  Berglihütte  des  S.A.  C. 

GANDRIA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lugano).  295  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  am  N.-Ufer  des  Luganersees  und  am  SO.- 
Fuss  des  Monte  Bre,  5  km  ö.  vom  Bahnhof  Lugano.  Sta- 
tion der  Dampfboote  Lugano-Porlezza.  Postablage.  53 
Häuser,  235  kathol.  Ew.  Waldwirtschaft,  Handel  mit 
Holz  und  Lindenbast.  Die  am  sehr  steilen  Berghang  kle- 
benden Häuser  des  originellen  Dörfchens  scheinen,  vom 
See  aus  gesehen,  gleichsam  eines  auf  dem  andern  zu 
stehen.  Von  einem  Ufersaum  ist  keine  Rede,  so  dass  die 
Boote  direkt  vor  den  Haustüren  anlegen.  Der  Hang  ist 
so  steil,  dass  man  scherzhaft  von  den  Bewohnern  von 
Gandria  sagt,  sie  kämen  erst  im  Grabe  dazu,  sich  ein- 
mal wagrecht  ausstrecken  zu  können.  Die  Kirche  stammt 
aus  dem  Mittelalter.  Der  voll  nach  S.  exponierten  Lage 
verdankt  Gandria  sein  mildes  Klima  und  die  hier  ganz 


Gandria,  vom  See  aus  gesehen. 

mediterrane  Entwicklung  seiner  Vegetation.  Heimat  des 
1741  in  Brescia  gestorbenen  Bildhauers  Giambattista 
(iiambonini. 


GAND8TOCK  (Kt.  Glarus).  2318  m.  Nördlichste  Fel^ 
spitze  der  glarnerischen  Freiberge,  links  über  dem  Semf- 
thal  und  zwischen  diesem  und  dem  Thälchen  der  Niedem- 
alp,  5  km  so.  über  Schwanden  und  3  km  sw.  über  Engi. 
Hier  beginnt  die  Ueberlagerung  des  triasischen  Vermcano 
(oder  Semifit)  über  den  eocänen  und  oligocänen  Fljsch, 
die  als  mächtige  Deckscholle  nach  S.  langsam  anstei- 
gend sich  über  den  Karrenstock  und  die  Bleitstöcke  bis 
zum  Kärpfstock  fortsetzt.  Am  O.-Fuss  des  Gandstockes. 
über  Engi,  der  Plattenberg  mit  seinen  Schieferbröchen . 
Der  Verrucano,  aus  dem  der  grösste  Teil  des  Bergslocke> 
aufgebaut  ist,  schlicsst  in  der  Ginfeiregion  grosse  Massen 
von  Melaphyr  in  sich.  An  den  Hängen  mächtige  Schotl- 
halden,  woher  der  Name  Gandstock. 

GANEY  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Landqoart, 
Kreis  und  Gem.  Seewis).  1307  m.  Ehemaliges  Heilbad,  zu 
Beginn  des  19.  Jahrhunderts  noch  in  Betrieb  stehend  : 
mit  einer  Schwefelquelle  und  zwei  Eisensäuerliniien;  am 
S.-Fuss  des  Tschingel  und  an  der  Vereinigung  des  Val- 
peida-  und  Wällabaches  gelegen  ;  5,5  km  n.  Seewis. 

GANGBACH  (Kt.  Uri).  Kleiner  Bach  ;  entspringt  am 
N.-Hauff  des  Höh  Faulen  in  1350  m,  tliesst  bis  SchattdoK 
in  der  Richtung  nach  NW.  und  teilt  sich  hier  in  zwei 
einander  parallel  nach  SW.  ziehende  Arme,  die  beide 
1,5  km  sw.  Schattdorf  in  45(5  m  in  die  Stille  Reuss  mün- 
den. Lauf  5  km  lang. 

GANGEI.I.A  (CIMA  DI)  (Kt.  Graubünden.  Bez. 
Moesa).  2764  m.  Verwitterter  Felsgipfel,  der  aus  mächti- 

Sen  Schuttmassen  aufsteifft ;  in  der  Kette  zwischen  dem 
lisox  und  Calancathal,  4  km  w.  über  dem  Dorf  Misox. 
Nach  W.  zweigt  sich  von  der  Cima  di  Gangella  der  mehr- 
gipflige  Fil  di  Ciaro  ab,  der  zum  Calancathal  niedersteigt. 
Kann  vom  Passo  di  Ganano  aus  in  2,  von  Soazza  im  Misox 
aus  in  7  Vi  Stunden  bestiegen  werden. 

GANGOI.D8WII.  (Kt.  Zuff).  Ehemalige  Landschaft, 
zuerst  Eigentum  des  Klosters  Bfuri ;  kam  i486  durch  Kauf 
an  die  Stadt  Zug,  die  sie  zu  einer  Vogtei  umgestaltete. 
Die  allmählige  Zerstückelung  dieses  Gebietes  und  seine 
Aufteilung  unter  die  auf  Boden  der  Gemeinde  Risch  ste- 
henden heutigen  Weiler  Berschtwil,  Dersbach,  Holzhäu- 
sern und  Zweiern  haben  den  alten  historischen  Namen 
(Gangolschwil,  Gandolfswilare)  zum  Verschwinden  ge- 
bracht. 

GANNA  (PIZZO)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leventina  und 
Valle  Maggia).  2949  m.  Gipfel,  Nachbar  des  Campo  Ten- 
cia ;  zwiscnen  diesem  und  dem  Campolungo,  in  der  die 
obere  Leventina  vom  Val  Lavizzara  (oberster  Thalboden 
des  Val  Maggia)  trennenden  Kette  und  zusammen  mit 
seinen  beiden  Nachbarn  als  grossartige  Felsmauer  das 
Val  Piumogna  hinten  abschliessend.  Vom  Val  Piumogna 
aus  zugänglich. 
GANNA  NERA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Blenio).  2404  m. 
Begraster  Kamm,  in  der  vom  Scopi  nach 
S.  abzweigenden  kurzen  Kette  zwischen 
den  Thälem  von  Santa  Maria  u.  Campo, 
die  mit  der  schönen  Pyramide  der  Toira 
über  Olivone  u.  Campo  endigt.  Ueber 
die  Ganna  Nera  und  den  Lago  Retico 
kann  man  vom  Lukmanier  direkt  nach 
Campo  oder  zum  Cristallinapass  gelan- 
gen. 

GANNA  R088A  (CIMA  DI)  (Kt 
Tessin,  Bez.  Blenio).  2788  und  2820  m. 
Doppeller    Felsgipfel,    auf  dem    SW.- 
Arm  der  w.  vom  Rhein waldhom  vor- 
springenden und  durch  das  Val  Soja 
zerschnittenen    Gruppe    des    Simano  ; 
zwischen  den  Thälem  von  Blenio  und 
Malvaglia  und  5  km  n.  über  dem  Dorf 
Malvaglia.  Wie  alle  Gipfel  dieser  Gruppe 
nur  wenig  bekannt  und  selten  besucht. 
GANNA  R088A  (CIMA   DI)  (Kt. 
Tessin,  Bez.  Blenio  und  Leventina).  2558 
m.  Gipfel,  in  der  Gruppe  des  Pizzo  di 
Molare,  zwischen    der   Leventina   und 
dem  Bleniothale,  4  km  nw.  vom  Pizzo 
di  Molare  u.  5  km  nnö.  über  der  Station 
Faido  der  Golthardbahn.  An  der  Ganna  Rossa  biegt  die 
Kette  nach  W.  ab,  um  den  S.-Hang  des  Val  Piora  zu  bil- 
den. Vom  Passübergang  Eur  Langosa  aus  zugänglich. 


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GANNERET8CH  (PIZ)  (Kt.  GraubündeD,  Bez.  Vor- 
derrhein). 9043  m.  Einer  der  bedeutendsten  Gipfel  im  Gott- 
hard  Massiv,  w.  über  dem  Lukmanier ; 
höchster  Punlit  der  Kette  zwischen  den 
Thälem  von  Medeis  und  Nalps,  die 
im  S.  am  Piz  Rondadura  an  die  Haupt- 
kelte  des  Massives  sich  anschliesst. 
Bildet  einen  eigenen  Bergstock  mit 
mehreren  Spitzen,  Kämmen  u.  kleinen 
Eisfeldern ;  n.  vom  Piz  Ganneretsch 
zweigen  zwei  durch  das  Val  Gierm  von 
einander  getrennte  breite  Rücken  mit 
sanft  abgerundeten  Formen  ab,  deren 
einer  nach  NNW.  gegen  Sedrun  zieht, 
während  der  andere  über  den  Piz  Paz- 
zola  in  der  Richtung;  auf  Disentis  nach 
NO.  streicht.  Der  Piz  Ganneretsch  von 
Santa  Maria  (an  der  Lukmanierstrassej 
aus  ohne  grosse  Schwierigkeiten  in  4 
Stunden  zu  erreichen.  Sehr  schöne 
Aussicht. 

GANSINGEN    (Kt.    Aargau,    Bez. 
Laufenburg).  390  m.  Gem.   und .  Pfarr- 
dorf, am  W.-Hang  des  Laubbenrs  und 
am  Mettauerbach,  4  km  so.  der  Station 
Etzgen   der   Linie   Winterthur-Bülach- 
Kobienz-Stein.   Postbureau,  Telephon;  Postwasen  nach 
Etzgen.  Gemeinde,  mit  Büren  und  Galten :  156  Häuser, 
723  kathol.  Ew. ;  Dorf:  75  Häuser,  379  Ew.  Ackei^  und 
Weinbau,   Viehzucht.     Bienenzucht.    Neue    katholische 
Kirche.  1814  fielen  29  Häuser  des  Dorfes  einer  Feuers- 
brunst zum  Opfer ;  1817  Hungersnot. 

GANSMATT  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  Ober- 
schrot). 872  m.  Gruppe  von  4  Häusern ;  1,5  km  sw.  Plaf- 
feiea  und  15,5  km  so.  vom  Bahnhof  Freiburff.  26  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinde  Plaffeien.  Wiesenbau  und  Viehzucht. 
GANTEN  und  OBER  GANTEN  (Kt.  St.  Gallen, 
Bez.  Ober  Toggenburg,  Gem.  Ebnat).  637  und  670  m. 
Zwei  Gruppen  von  zusammen  14  Häusern,  am  linken 
Ufer  der  Tnur  gegenüber  dem  Dorf  Kappel  und  1  km  w. 
der  Sation  Ebnat- Kappel  der  Toggen  burger  bahn.  Tele- 
phon. 103  kathol.  una  reform.  Ew.  Kirchgemeinden  Kap- 
pel und  Ebnat.  Wiesen-  u.  Obstbau,  Viehzucht.  Stickerei. 
QANTENBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen).  Bach, 
entspringt  am  S.-Hang  des  Meggiserhoms  in  2100  m,  nimmt 
zahlreiche  kleine  Wildbäche  auf,  die  alle  vom  O.-Hang  der 
Niesenkette  herabkommen,  und  mündet  nach  3,5  km  lan- 
gem Lauf  in  der  Richtung  nach  SO.  in  840  m  in  dem 
Engstligenbach.  Oberhalb  seiner  Mündung  von  der  Strasse 
Frotigen-Adelboden  überbrückt.  Der  Gantenbach  ist  einer 
dergrössten  Nebenarme  des  Engstligenbaches  und  führt 
besonders  nach  starken  Gewittern  eine  ansehnliche  Was- 
sermasse.  An  seinen  Steilufern  Schieferbänke,  deren 
Abbau  eine  ziemliche  Anzahl  von  Arbeitern  beschäftigt. 

GANTER  oder  GANTERTHAU  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Brig).  Kleines  Thal,  8  km  lang,  Nebenarm  zum  Simplon 
oder  dem  Thal  der  Saltine.  Beginnt  am  W.-Hang  des 
Bortelhoms  (3204  m)  und  mündet  4  km  so.  über  Brig 
unterhalb  der  Maiensässe  von  Grund  in  1050  m  aus.  Un- 
gefähr in  seiner  Mitte  liegt  der  Weiler  B^risal;  weiter 
aufwärts  treten  an  die  Stelle  der  auf  steilwandigen  Felsen 
thronenden  Waldungen  ebenfalls  sehr  steil  geboschte  Alp- 
weiden. Das  Ganterthal  ist  der  Gemeinde  Ried  angeglie- 
dert, doch  bilden  seine  Bewohner  unter  sich  eine  in  man- 
chen Beziehungen  selbständige  Bürgergemeinde.  Grosse 
Alpweiden:  Gasenalp,  Bortelalp,  Steinenalp,  Stafel  und 
RosBwald.  Längs  beiden  Thalgehängen  entwickelt  sich 
die  Simplonstrasse,  die  besonders  um  B^risal  eine  grosse 
Kehre  bildet.  1280 :  Gantour. 

GANTERBACH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  2600-1066 m. 
Wasserreicher  rechtsseitiger  Zuiluss  zur  Saltine ;  bildet 
»ich  aus  den  Schmelzwassem  des  Furggenbaum-,  Bortel- 
und  Steinengletschers,  sowie  ans  zaiilreichen  anderen 
Quellen,  nimmt  einige  kleine  Nebenbäche  auf  und  fliesst 
in  der  Richtung  nach  W.  8  km  lang.  Von  der  Simplon- 
strasse  überbrückt. 

GANTERI8T  (Kt.  Bern).  Gipfel  und  Pass.  S.  die  Art. 
Gantrisgh 

GANTERTHAU  (Kt.  Wallis,  Bez.  Bng).  Thal.  S.  den 
Art.  Ganter. 


GANTER8WII.  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Toggen- 
burg).  608  m.   Gem.   und  Pfarrdorf,  auf  schöner  und 


Ganterswil  von  SQdan. 

fruchtbarer  Hochfläche  zwischen  Necker  und  Thur  1,5 
km  so.  über  ihrer  Vereinigung  gelegen,  über  dem  roman- 
tischen Tobel  des  Necker  und  3  km  so.  der  Station  Lü- 
tisburg  der  Toggenburgerbahn.  Postbureau,  Telegraph, 
Telephon  ;  Postwagen  Bütswil-Degersheim.  Gemeinde, 
mit  Aewil,  Anzenwil  u.  Oetswil :  180  Häuser,  868  reform, 
und  kathol.  Ew. ;  Dorf:  80  Häuser,  418  Ew.  Paritätische 
Kirche.  Zusammen  mit  Bütswil  Sekundärschule.  Acker- 
bau und  Viehzucht.  Stickerei.  Weberei,  Färberei.  Mecha- 
nische Werkstätte.  Käserei.  779:  Cantricheswilare;  804: 
Cantricheswilari  ;  806 :  Candrihes  Vilare.  Kirche  stammt 
aus  1410 ;  Ganterswil  aber  erst  1711  als  eigene  Kirchge- 
meinde von  Oberhelfentswil  abgetrennt.  Heimat  des 
Oberstkorpskommandanten,  Nationalrats  und  Grossfabri- 
kanten Berlinger. 

GANTHÖHE  (Kt.  Schwyz,  Bez.  March).  1971  m. 
Wenig  bedeutender  Gipfel,  2  km  s.  vom  Fluhberg  (Diet- 
helm),  auf  der  Grenzscneide  zwischen  Sihl-,  Wäggi-  und 
Klönthal :  4-5  Stunden  sw.  über  Innerthal.  Fällt  wie  die 
ganze  Kette  des  Fluhbergs  nach  0.  steil,  nach  W.  in  sanf- 
tem Gehänge  ab. 

GANTHORN  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Ober  Simmenthai). 
2113  m.  Gipfel,  in  der  Gruppe  der  Spilgerten  (2479  m), 
zwischen  Fermelthal  und  Bettelriedbachthal,  3  Stunden 
nö.  über  dem  an  der  Strasse  Zweisimmen-Lenk  gelegenen 
Dorf  St.  Stephan.  Zum  Teil  felsig,  z.  T.  mit  Rasen  bestan- 
den. 

GANTRISGH  od.  GANTERI8T  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Schwarzenburg,  Sefligen,  Nieder  Simmenthai  und  Thun). 
2177  m.  Gipfel,  in  der  Kette  zwischen  Simmenthai  einer- 
seits und  den  Thälem  der  Kalten  Sense  und  Gürbe  ande- 
rerseits. Von  Bern  aus  gleich  neben  der  Pyramide  des 
Ochsen  sehr  schön  sichtbar.  Schönster  Aussichtsberg  der 
Stock homkette,  ziemlich  leicht  zu  besteigen  und  oft  be- 
sucht. Ausgedehntes  und  prachtvolles  Alpennanorama 
vom  Mont  Blanc  bis  zum  Titlis.  Als  Gantrisctizone  be- 
zeichnet man  in  der  Geologie  und  Orographie  die  ganze 
erste  hinter  der  Flvschzone  des  Gurnigel  sich  hinziehen- 
den Präalpenzone,  die  aus  1-2  Juragewölben  mit  dazwi- 
schen liegenden  Kreide-  oder  Flyschmulden  besteht. 

GANTRISGH  (Kt.  Freibnrg,  Bez.  Sense,  Gem.  Plaf- 
feien). Im  Mittel  1500  m.  Alpweiden,  in  einem  linkssei- 
tigen Nebenarm  zum  Thal  der  Kalten  Sense,  12  km  so. 
über  dem  Dorf  Plaffeien.  Mehrere  Hütten  :  Kleiner  Neuer 
Gantrisch  (1330  m).  Grosser  Neuer  Gantrisch  (1517  m). 
Steiniger  Gantrisch  (1648  m),  Känel  Gantrisch  (1506  m ; 
in  der  Nähe  schöne  kalte  Quelle)  und  Spital  Gantrisch 
(1335  m).  Mit  der  schönen  Fahrstrasse  im  untern  Ab- 
schnitt des  Thaies  der  Kalten  Sense  durch  einen  Saum- 
weg verbunden.  Diese  Alp  weiden  liegen  am  Weg  von 
Wüstenbach  im  Simmenthai  über  Richisalp  und  Salz- 
matt (1641  m)  zum  Schwarzsee.  Nicht  mit  den  gleichnami- 
gen Alpweiden  im  Gantrischthal  (s.  diesen  Art.)  zu  ver- 
wechseln. Peter  v.  Greierz  schädigte  1331  die  Freiburger 


230 


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dadurch,  dass  er  einen  Teil  ihres  auf  dem  Berg  Gamptrost 
(Gantrisch)  weidenden  Viehes  tötete. 

GANTRI8CHPA88  oder  GANTERI8TPA88  (Kt. 
Bern,  Amtsbez.  Schwarzenbur|(  und  Seftigen).  1550  m. 
Passübergang,  zwischen  Gantrisch  und  Seelibühl ;  ver- 
bindet Schwefelbei^bad  im  Thal  der  Gantrisch  Sense  mit 
Gumigelbad  (1  V4  Stunden)  und  Blumenstein  im  Gürbe- 
thal  (2  Stunden).  Saumweg.  Auf  der  Siegfriedkarte  unbe- 
nannt. 

GANTRI8CH8EEI.I  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Schwarzen- 
burg).  1585  m.  Kleiner  See,  von  der  Gantrisch  Sense 
durcnflossen,  am  NW.-Hang  des  Gantrisch  im  obersten 
Abschnitt  des  Gantrischthales. 

GANTRI8CH  8EN8E,  französisch  SmGiNE  DE  Gan- 
trisch (Kt.  Bern.  Amtsbez.  Schwarzenburg).  Einer  der 
Quellbäche  der  Kalten  Sense ;  entspringt  im  Thälchen 
von  Gantrisch-Kummli  in  1800  m,  durchüiesst  das  kleine 
Gantrischseeli,  trennt  die  Ober  von  der  Unter  Gantrisch- 
alp  und  entwässert  das  z.  T.  bewaldete  und  sumpßge 
Gantrischthal,  um  sich  nach  5,5  km  langem  Lauf  in  1142 
m  mit  der  Hengst  Sense  zu  vereinigen.  Links  über  dem 
Bach  das  Schwefelbergbad. 

GANTRI8CHTHAI.  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Schwarzen- 
burg). Kleines  Thal ;  zwischen  Grönegg  (1580  m),  Schü- 
pfefluh  (1723  m),  Seelibühl  (1752  m),  Gantrischpass  (1550 
m)  und  Gantrisch  (2177  m)  im  N.  und  0.  und  Morgeten- 
grat  (1962  m),  Bürglen  (2167  m),  Gemsfluh  (2155  m),  Och- 
sen (2190  m)  und  Klein  Ochsen  (etwa  2150  m)  im  S.  Wird 
von  der  Gantrisch  Sense,  einem  der  Quellarme  der  Kalten 
Sense,  entwässert.  Am  linksseitigen  Thalgehänge  das 
Schwefelbergbad. 

GANZENBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen). 
Kleiner  Bach ;  entspringt  im  obern  Rohrbachgraben  in 
700  m  und  mündet  nach  5  km  langem  Lauf  in  der  Rich- 
tung nach  N.  etwas  oberhalb  Kleindietwil  in  .560  m  von 
linlu  in  die  Langeten. 

QANZENBERG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen, 
Gem.  Rohrbachgraben).  764  m.  Weiler,  2  km  n.  Durren- 
roth und  3,3  km  sw.  der  Station  Rohrbach  der  Linie 
Langenthal-Wolhusen.  18  Häuser,  124  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Rohrbach.  Käserei. 

GARA  (UA)  (Kt.  Genf,  Linkes  Ufer,  Gem.  Jussy).  468 
m.  Gruppe  von  6  Häusern ;  9,5  km  nö.  Genf,  800  m  nw. 
Jussy  und  600  m  von  einer  Haltestelle  der  elektrischen 
Strassenbahn  Genf-Jussy.  23  reform.  Ew.  Zuerst  Lehen 
der  Stadt  Genf;  zu  Beginn  des  18.  Jahrhunderts  eigene 
Herrschaft  im  Besitz  eines  Sieur  Th^lusson,  der  das 
heute  noch  stehende  Schloss  erbaute. 

GARAVERIO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lugano,  Gem.  Bai^ 
bengo).  307  m.  Weiler,  im  Plan  Scairolo,  am  NO.-Fuss 
des  llonte  Arbostora,  700  m  ö.  Barbengo  und  6  km  sw. 
vom  Bahnhof  Lugano.  Postwagen  Lugano-Figino.  10  Häu- 
ser, 41  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Grancia.  Acker-  und 
Weinbau.  Auswanderung. 

QARBEL.L.A  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Bernina,  Kreis 
und  Gem.  Brusio).  1U60  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  nahe 
dem  linken  Ufer  des  Poschiavino;  1,5  km  n.  Brusio  und 
10  km  nw.  der  italienischen  Station  Tirano  der  Veltliner- 
bahn.  23  kathol.  Ew.  italienischer  Zunge.  Alpwirtschafl. 

GARDE  (UA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont,  Gem. 
Sembrancher).  901  m.  Weiler,  am  linksseitigen  Gehänge 
der  Vall^e  d'Entremont  auf  einer  der  untern  Terrassen 
des  Mont  Catogne  gelegen,  2  km  s.  Sembrancher  und  1,5 
km  s.  der  ehemaligen  Veste  Saint  Jean.  13  Häuser,  70 
kathol.  Ew.  Der  Weiler  beherrscht  den  Engpass,  durch 
welchen  die  Dranse  d'Entremont  auf  die  Ebene  von 
Sembrancher  austritt,  und  scheint  seinen  Namen  von 
dieser  Lage  über  dem  wichtigen  Eingangstor  ins  Entre- 
mont erhalten  zu  haben.  Die  Ortschaft  wird  schon  1239 
in  dem  von  den  Grafen  von  Savoyen  dem  Flecken  Sem- 
brancher ausgestellten  Freiheitsbrief  erwähnt.  1322: 
Warda,  vom  althochdeutschen  warta  =  Wartt»,  Wacht- 
turm. 

GARDE  (UA  GRANDE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martin- 
ach). 2144  m.  Gipfel,  SO.-Schulter  der  Dent  aux  Favre, 
am  Walliser  Hang  der  Waadtländer  Hochalpen  in  dem 
die  Thälchen  der  Salenze  und  Lousine  trennenden  Kamm. 
Besteht  aus  z.  T.  massigen,  z.  T.  schiefrigen  Juraschich- 
ten. Beherrscht  mit  seiner  in  Felshängen  ansteigenden 
W.-  und  S. -Flanke  das  Rhonethal  unterhalb  Saillon  und 


trägt  am  0.-  und  NO. -Hang  über  der  Schlucht  der  Sa- 
lenze  die  sog.  Grande  For^t.  Der  Grande  Garde  ist  nach 
0.  die  T^te  ä  Bietton  (1763  m)  voreelagert.  Steinbrüche 
auf  triasischen  Marmor,  sog.  Zipoilin,  der  sich  durch 
seine  wechselnden  Farben  auszeichnet  (Marmor  von 
Saillon).  Schöne  Aussicht  aufs  Rhonethal  von  Leuk  bii 
Martinach  und  auf  die  Walliser  Alpen. 

GARDE  (NOTRE  DAME  DE  l-A)  (Kt  Wallis, 
Bez.  Hörens,  Gem.  Evolene).  1392  m.  Sehr  malerisch  ge- 
legene Kapelle,  über  der  Strasse  nach  fvolene  und  2,5  Em 
no.  von  diesem  Dorf.  Steht  auf  den  Felsblöcken  eines 
alten  Bergsturzes,  der  der  Ueberlieferung  nach  einst  ein 
Dorf  dieser  Thalschaft  verschüttet  haben  soll. 

GARDE  DE  BORDON  <I.A)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Si- 
ders).  Gipfel.  S.  den  Art.  Borüon  (La  Garde  de). 

GARDINEI.I.O  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Moesa).  2317 
m.  Wenig  hervortretender  Gipfel,  über  dem  Hintergehäoge 
des  nach  NW.  gegen  Hoveredo  im  untern  Misox  abstei- 
genden Val  Traversagna,  das  durch  verschiedene  Pässe 
mit  dem  Gebiet  um  das  N.-Ende  des  Comersees  in  Ve^ 
bindung  steht.  Der  eine  derselben,  die  Bocchetta  di  Tora- 
sella (2115  m ;  9  km  so.  über  Roveredo)  führt  unmittelbar 
ö.  und  so.  am  Gardinello  vorbei.  Man  kann  über  den 
Rücken  des  Gardinello  mit  Leichtigkeit  vom  einen  dieser 
Pässe  zu  den  andern  gelangen. 

GARDINEI.I.O  DEI.I.O  8TAGNO  (Kt.  Grauböo- 
den.  Bez.  Moesa).  2379  m.  Gipfel,  hinten  über  dem  Val 
Traversagna,  5  km  nnö.  vom  Gardinello,  auf  der  Landes- 
ffrenze  gegen  Italien  und  zwischen  Val  Traversagna  nnd 
dem  italienischen  Val  di  Grona.  Aeusserster  SO.-Pfeiler 
der  kurzen  Felskette  der  Punte  Stagno ;  7-8  Stunden  so. 
über  Roveredo. 

GARDY  (MONT)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey).  2204 in. 
Felspyramide,  auch  Mont  Garghy  oder  Mont  Guerrier  ge- 
heissen,  im  Bergstock  des  Grammont,  so.  über  dem  sa- 
voyischen  Creux  de  Novel  und  n.  über  dem  Valien  de 
L'Haut  (dem  obern  Abschnitt  des  Thaies  von  Tanay).  Be- 
steigung schwierig  und  daher  nur  selten  unternommen, 
erfordert  von  der  3  Stunden  über  Vouvry  gelegenen  Som- 
merfrische am  Lac  Tanay  aus  2  Vt  Stunden.  Aussicht  sehr 
schön  und  derjenigen  vom  Grammont  zu  vergleichen.  Der 
Mont  Gardy  steht  mit  den  Svereux  oder  Jumelles  über  den 
Kamm  von  La  Combaz  (2143  und  2100  m)  in  Verbindung 
und  wird  durch  den  Sex  Vuilleme  (2002  m)  vom  Col  d'En- 
tre  les  Deux  Sex  (1832  m)  getrennt. 

GAREDA  DI  80PRA  und  GAREDA  DI  8OTT0 
(Kt.  Graubünden,  Bez.  Moesa,  Kreis  Misox).  1730  u.  750  m. 
Alpweide  mit  Gruppe  von  10  Hütten,  über  dem  rechten 
Urer  der  Moesa,  ö.  über  der  Strasse  des  San  Bemardino 
und  800  m  n.  vom  Dorf  San  Bernardino. 

GARENSTOCK  (Kt.  Graubünden ,  Bez.  Glenner). 
2954  m.  Eine  der  Spitzen  des  Plattenbergs,  in  der  ?om 
Rheinwaldhom  auf  der  Grenze  zwischen  den  Kantonen 
Graubünden  und  Tessin  nach  N.  streichenden  Kette.  Un- 
mittelbar 8.  unter  dem  Garenstock  führt  der  Passo  Sor 
reda  vom  bündnerischen  Lentathal  ins  tessinische  Scara- 
drathal  hinüber. 

GAR  Fl  UN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Landqoart, 
Gem.  Klosters).  1400  m.  Alpweide  mit  2  Hütten,  überdem 
rechten  Ufer  der  Landquart,  etwas  n.  der  von  Klosters 
thalaufwärts  gegen  den  Silvrettapass  ziehenden  Strassen. 
6  km  osö.  Klosters. 

QARGEI.I.ENJOCH  oder  St.  Antönienpass  (Kt. 
Graubänden,  Bez.  Ober  Landquart).  2375  m.  Leicht  zu 
begehender  und  ziemlich  oft  benutzter  Passübergang,  zwi- 
schen Schollberg  und  (Jempifluh;  führt  von  St.  Antonien 
aus  durch  das  Gaßerthal  nach  0.  mit  steilem  Absti^  zor 
österreichischen  Gargellenalp.  St.  Antonien -Passhöhe  2 
bis  2  Vi»  Passhöhe-Gargellenalp  IVt  Stunden. 

GARGHY  (MONT)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey).  Gip- 
fel. S.  den  Art.  Gardy  (Munt). 

GARGIAI.ET8CH  DADO  und  GARGIALET8CH 
DADEN8  (AUPE  DE)  (Kt.  Graubünden.  Bez.  Vorder- 
rhein, Kreis  Disentis,  Gem.  Somvix).  1938-2020  m.  Grosse 
Alpweide  mit  3  Hütten,  im  Somvixerthal,  am  SW.-Hang 
des  Piz  Nadeis  und  6  km  so.  über  Somvix. 

GARGUM8  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans.  Gem.  Mels 
und  Vilters).  807  m.  5  am  O.-Hang  der  Garitscheköpfe  zer- 
streut gelegene  Häuser,  4  km  sw.  über  der  Station  Sar- 
gans der  Linien  Borschach-Chur  u.  Rapperswil-Chur  und 


GAR 


GAS 


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1,2  km  sw.  Wanffs.  23  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Wange. 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 

GARIBAUDIBERQ  (Kt.  St.  Gallen,  ßez.  und  Gem. 
Rorschach).  420  m.  Quartier  der  Ortschaft  Rorschach,  200 
m  s.  vom  Bahnhof.  9  Häuser,  137  reform,  und  kathol.  Ew. 
Nach  der  Gründung  des  Königreiches  Italien  zu  Ehren 
des  Patrioten  Garibaldi  so  benannt.  Einst  stand  hier  nur 
ein  Wirtshaus,  Neubrunn  geheissen.  Schöne  Aussicht  auf 
den  Bodensee. 

GARINA  (CIMA)  (Kt.  Graubünden  und  Tessin).  2826 
m.  Breiter  Gipfel,  s.  der  Cima  Camadra,  in  der  Gruppe 
des  Piz  Medeis,  zwischen  Ufiern-  und  Cristallinapass  (die 
beide  vom  Medelserthal  durch  das  Cristallinathal  ms  obere 
Bleniothal  hinüberfuhren).  Fällt  nach  0.  zum  Camadrathal 
in  Steilhängen  ab,  während  der  W.-Han^  viel  sanfter  ge- 
neigt ist  und  den  kleinen  Glatsch^  di  Garma  trägt. 

QARINA  (QUATSCHfe  DI)  (Kt.  Graubänden,  Bez. 
Vorderrhein).  2800-2700  m.  Kleiner  Gletscher,  am  NW.- 
Hang  der  Cima  Garina,  hinten  über  dem  Val  d'Uliem  und 
8.  vom  Ufiempass. 

GARMII.  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans).  2012  m.  Fels- 
spitze,  an  der  N.-Flanke  der  Gruppe  der  Grauen  Hörner, 
üDer  der  Vermialp  und  5-6  Stunden  s.  über  Mels  bei  Sar- 
gans. Fällt  steil  nach  0.  ab,  N.-  und  W.-Hang  dagegen 
sanft  geneigt. 

GARMI8WII.  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  Dü- 
dingen).  600  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  2  km  sw.  der  Sta- 
tion Dödinffen  der  Linie  Bern-Freiburg  und  3,5  km  nö. 
Freiburg.  Telephon.  71  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge. 
Futter-  und  Getreidebau,  Viehzucht.  Auf  einer  Anhöne 
mitten  in  fruchtbarer  und  ^ut  angebauter  Gegend  schön 
Keleffen,  beliebtes  Ausflugsziel  der  Bewohner  der  Stadt 
Freiburg.  Heilbad,  1810  eingerichtet  und  noch  heute  in 
Betrieb  stehend  ;  verwendet  gewöhnliches  Quell wasser  zu 
Badezwecken.  Ein  zu  Ende  des  16.  Jahrhunderts  erlosche- 
nes Freiburger  Patriziergeschlecht  führte  den  Namen  von 
Garmiswil. 

QARNEIRAJOCH  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 

3 Hart).  2485  m.  Langer  und  ziemlich  schwieriger  Pass, 
irekter  Uebergang  zwischen  Klosters  im  obern  Prätigau 
und  Gaschurn  im  Montavon  (8-9  Stunden).  Der  Fussweg 
fuhrt  von  Klosters  bis  zum  Dorf  Schlappina  zunächst  das 
Schlappinatbal  aufwärts  nach  NO.,  steigt  dann  bis  zur 
Kobliseralp  nach  0.  an  und  wendet  sich  ois  zur  Passhöhe 
(5  Stunden)  neuerdings  nach  NO.,  um  über  Geröll  in  3 
Stunden  ins  kleine  Garneirathal  sich  zu  senken. 

QARNEUBU  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Burgdorf,  Gem. 
Heimiswil).  688  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  6  km  nö.  der 
Station  Burgdorf  der  Linie  Olten-Bern  und  1,7  km  nö. 
Heimiswil.  35  reform.  Ew. 

QAR8CHBNAI.P  (Kt.Uri,Gem.  Realp).  1800-2436 m. 
Grosse  Alpwetde  auf  steilem  Hang ;  4,5  km  sw.  über  Realp. 
Zieht  sich  von  der  Furkapasshöhe  zu  beiden  Seiten  der 
Furkareuss  bis  zur  Wasseralp.  Dem  n.  Hang  der  Gar- 
schenalp  folgt  die  Furkastrasse,  während  der  alte  Saum- 
und  Fusswei;  auf  die  Furka  sich  in  der  Thalsohle  hält 
und  die  Alp  ihrer  ganzen  Länge  nach  durchzieht.  Die  Gar- 
schenalp  ist  den  I^winenschlAgen  stark  ausgesetzt,  deren 
Schneemassen  stellenweise  den  ganzen  Sommer  über  lie- 
gen bleiben  können.  7  Hütten. 

QAR8CHINAFURKA  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Ober 
und  Unter  Landquart).  2227  m.  Passüberp:ang,  zwischen 
Sulzflnh  und  Schafberg :  verbindet  die  s.  der  Druseniluh 
Hegende  Drusenalp  mit  der  Garschinaalp  im  St.  Antönier- 
thal  (Partnun).  Wird  seit  einigen  Jahren  von  Touristen 
als  Uebergang  von  St.  Antonien  und  Partnun  zum  Schwei- 
zertor und  Lünersee  häufig  benutzt.  Die  Sektion  Prätigau 
desS.  A.  C.  lässt  hier  gegenwärtig  einen  Weg  anlegen, 
der  die  Verbindung  mit  der  Lindauerhütte  des  Deutschen 
und Oesterreichischen  Alpenvereins  bedeutend  erleichtern 
wird.  Dieser  Weg  vervollständigt  zusammen  mit  demieni- 
Ren,  den  die  Sektion  Lindau  bis  zum  Drusen tor  geführt 
hst,  das  Netz  der  Fusswege  links  von  der  Sulziluh  und 
ermöglicht  die  bequeme  Begehung  der  ganzen  in  touris- 
tischer, botanischer  und  geologischer  Hinsicht  lohnenden 
Bundtour  Partnun-Garschinafnrka-Drusentor-  Lindauer- 
hötte-Bilkengrat-Tilisunahütte-Grubenpass-Partnun. 

QAR8CHINA8EE  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
quart). 2189  m.  Sehr  kleiner  See  von  elliptischer  Gestalt, 
am  O.-Hang  des  Kuhnihorns  im  St.  Antönierthal.  200  m 


lang,  100  m  breit  und  3  m  tief.  Der  am  Weg  von  Partnun 
aufs  Kühnihorn  geleffene  See  wird  von  Touristen  ziemlich 
häufig  besucht.  Rund  um  ihn  eine  reichlich  entwickelte 
interessante  Alpenflora. 

QAR8TATT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmenthai, 
Gem.  Boltigen).  862  m.  Weiler,  im  Simmenthai,  an  der 
Strasse  Thun-Zweisimmen  und  am  Einsang  in  die  von 
der  Simme  durchströmte  romantische  Schlucht  des  Laub- 
eggstalden,  4  km  s.  Boltigen  und  1,8  km  nw.  der  Station 
Grubenwald  der  Simmenthai  bahn.  Telephon.  19  Häuser, 
75  reform.  Ew.  Brücke  über  die  Simme.  Viehzucht. 

GARTEGG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau,  Gem.  Lang- 
nau).  850  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  auf  den  Höhen  zwi- 
schen Hfis  und  Emmc,  2  km  sw.  der  Station  Langnau  der 
Linie  Bem-Luzem.  62  reform.  Ew.  Käserei. 

GARTEN  (Kt.  Appenzell  I.  R.,  Gem.  Schwendi).  1570 
m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  20  Hütten,  in  einem  tiefein- 
geschnittenen Thälchen,  500  m  sw.  der  Ebenalp  und  2'/t 
Stunden  s.  über  Appenzell.  Fundstelle  von  fossilen  See- 
igeln und  Belemniten. 

GARVIEU  (MONT)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Vorder- 
rhein). 2272  m.  Gipfel,  letzter  Pfeiler  der  vom  Scopi  nach 
N.  ziehenden  kurzen  Kette,  s.  über  dem  Dorf  Perdatsch 
und  über  der  Vereinigung  des  Cristallinathales  mit  dem 
Medelserthal  gelegen,  3-4  Stunden  ssw.  über  Platta. 

GARWID  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Dünnten). 
585  m.  Weiler,  an  der  Strasse  Wald-Dürnten,  3  km  so. 
Dürnten  und  3,5  km  w.  der  Station  Wald  der  Tössthal- 
bahn.  16  Häuser,  64  reform.  Ew. 

GARZEN8CHEER  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Interlaken 
und  Ober  Hasle).  2371  m.  Gipfel,  nö.  Vorberg  des  Grindel- 
walder  Schwarzhorns  (2930  in),  zwischen  dem  Roseniaui- 
thal  und  der  Oltschialp,  deren  Wildbach  nahe  gegenüber 
der  Station  Brienzwiler  der  Brünigbahn  von  links  in  die 
Aare  mündet.  Wenig  bedeutender  Gipfel,  von  dem  sich 
nach  NW.  der  Grat  des  Wandelhoms  (2306  m)  und  nach 
0.  derjenige  der  Schön iwang hörner  (2448  m)  abzweigen. 

GARZIROUA  oder  GAZZIROI.A  (MONTE)  (Kt. 
Tessin,  Bez.  Lugano).  2119  m.  Höchster  Gipfel  der  vom 
Passo  di  San  Jorio  nach  SW.  in  der  Richtung  auf  Lugano 
streichenden  Grenzkette  gegen  Italien,  nahe  dem  etwas 
weiter  nach  N.  gelegenen  berühmten  Pizzo  Camogh^ 
(2226  m)  und  von  ihm  durch  den  Passo  Sertena  getrennt; 
9  km  ssö.  über  Bellinzona.  Von  Botanikern  oft  besucht, 
die  hier  die  von  Prof.  Oswald  Heer  in  Zürich  am  Pizzo 
Camogh^  entdeckte  und  benannte  sehr  seltene  Androsace 
Charpentieri  finden. 

GARZOTTO  (AUPE)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Blenio,  Gem. 
Aquila).  1617  m.  Alpweide  mit  8  im  Juni  und  September 
bezogenen  Hütten,  im  Val  Luzzone,  am  SW.-Fuss  des 
Piz  Terri  und  3,5  km  nö.  über  Olivone.  Butter  und 
Käse. 

GARZURA  (AUPE)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Blenio,  Gem. 
Aquila).  1892  m.  Alpweide  mit  10  im  Juli  und  August  von 
einigen  Familien  aus  Acjuilä  bezogenen  Hütten  und  Sta- 
deln, im  Obern  Abschnitt  des  Val  Luzzone,  am  W.  und 
SW.-Hang  des  Piz  AlpetUs  und  Piz  Terri  und  4  Vs  Stun- 
den nö.  über  Olivone.  Oberstafel  der  Alpe  Garzotto.  Wird 
mit  120  Stück  Hornvieh  und  150  Ziegen  befahren.  Butter 
und  Magerkäse. 

GA8AI.TAWAI.D  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans,  Gem. 
WalensUdt).  500-1500  m.  Wald,  an  dem  von  Felsbändem 
durchzogenen  Steilgehänge  über  dem  rechten  Ufer  des 
Seezkanales,  3  km  so.  über  Walenstadt.  Wird  im  0.  vom 
Furgglekopf  beherrscht. 

GA8AURA  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans,  Gem.  Pfä- 
fers).  900  m.  16  über  dem  linken  Rand  der  Tamina- 
schlucht  zerstreut  gelegene  Häuser;  1,2  km  w.  Pfäfers  u. 
3,3  km  sw.  der  Station  Ragaz  der  Linie  Sargans-Chur. 
83  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Valens.  Viehzucht.  Holz- 
handel. 

GA8EL.  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem.  Köniz).  653  m. 
Dorf,  am  Gaselbach,  etwas  ö.  der  Strasse  Bern  -  Schwar- 
zenburg,  4  km  so.  der  Station  Thörishaus  der  Linie  Bern- 
Freiburg  und  2,7  km  sw.  Köniz.  Postablage,  Telephon.  36 
Häuser,  292  reform.  Ew.  Wiesenbau,  Käserei.  Bei  Gasel 
Quell fassungen  der  Stadt  Bern. 

GA8ENRIED,  GAA8ENRIED,  GA88ENRIED 
oder  GAZENRIED  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  St. 
Nikiaus).  1655  m.  Gemeindcabschnitt,  früher  mit  eigener 


232 


GAS 


GAS 


Verwaltung,  heute  mit  der  Gemeinde  St.  Nikiaus  verei- 
ntet. Ueber  dem  rechten  Ufer  der  Zermatter  Visp  mitten 
auf  einer  von  Wald  umrahmten  und  vom  Gabelhom  be- 
herrschten Terrasse  sehr  hoch  gelegen,  am  rechten  Ufer 
des  dem  Riedgletscher  entsprin^en<&n  Riedbaches,  2  km 
ö.  über  dem  Dorf  und  der  Station  St.  Nikiaus  der  Linie 
Visp-Zermatt.  Häuser  tum  Teil  zerstreut  gelegen,  zum  Teil 
zu  drei  Siedelungen  sruppiert :  Gasenried-Weiler  mit  9 
Häusern  und  82  Ew.,  Hellenen  mit  9  Häusern  und  43  £w. 
und  Ritinen  mit  6  Häusern  und  40  Ew. ;  zusammen  96 
Häuser  und  277  kathol.  Ew.  Alp  Wirtschaft.  Im  Mittelalter 
Gauson^  Chauson  oder  Chouson  geheissen,  unter  welchem 
französischen  Namen  noch  lange  Zeit  nachher  Dorf  und 
Gemeinde  St.  Nikiaus  bekannt  war. 

QA8ENZEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg,  Gem. 
Garns).  490  m.  Dorf,  am  Gasenzenbach  und  an  der  Strasse 
Gams-Sax,  900  m  nö.  vom  Dorf  Gams  und  2,7  km  wnw. 


der  Station  Siebnen- Wangen  der  Linie  Zürich-Glams-LiD- 
thal.  Hier  Kirche,  Schulhaus,  Post-  und  Telegrapben- 
bureau  Galgenen.  21  Häuser,  109  kathol.  Ew.  Ackei^. 
Wiesen-,  Obst-  und  Gemüsebau.  Bau  des  sog.  Ziegerklees 
(Melilotus  coerulea)y  der  zur  Herstellung  des  so^.  Schab- 
ziegers (einer  Art  von  Kräuterkäse)  dient.  Käserei.  Bienen- 
zucht. Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 

GASSE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  Fee).  1800  m. 
Hauptsiedelungsgruppe  des  Dorfes  Saas-Fee.  14  Häuser, 
120  kathol.  Ew.  S.  den  Art.  Fee. 

QA8SE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  Im  Grund).  1562 
m.  Nördl.  Fortsetzung  des  Dorfes  Im  Grund.  S.  diesen  ArL 

QASSEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald,  Gem. 
Dürrenroth).  745  m.  Gruppe  von  7  Häusern ;  2^  km  w. 
Dürrenroth  und  7,5  km  sw.  der  Station  Huttwil  der  Linie 
Langenthai- Wolhusen.  29  reform.  Ew.  K^rei. 

QASSEN  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Samen).  720  m.  Wei- 


1:150000 


/  ,^.0'  Ober  Urnen  o\}\\J 


Besirk  Gaster. 


y.Atünffcr^sc. 


der  Station  Haag-Gams  der  Linie  Korschach-Sargans.  32 
Häuser,  157  kathol.  Ew.  Acker-,  Mais-,  KartofiSl-  und 
Obstbau,  Viehzucht.  Fund  von  9  Bronzebeilen  mit  schwa- 
chen Randleisten  und  etwas  verbreiterter  Schneide  (sog. 
Typus  von  Salez). 

GASS  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofingen,  Gem.  Murgenthal). 
440  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  nahe  dem  rechten  Ufer  der 
Aare  u.  2  km  nö.  der  Station  Murgenthal  der  Linie  Olten- 
Bem.  Telephon.  67  reform.  Ew. 

QASS  (HINTER)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald, 
Gem.  Eriswil).  Abteilung  des  Dorfes  Eriswil,  800  m  von 
der  Kirche.  S.  den  Art.  Eriswil. 

GASS  (UNTER)  (Kt.  Luzem,  Amt  Entlebuch,  Gem. 
Marbach).  953  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  an  der  Grenze 
geffen  den  Kanton  Bern,  am  Schonbach  und  an  der  Strasse 
Scnangnau-Marbach,  8  km  ssw.  der  Station  Wiggen  der 
Linie  Bem-Luzern  und  1,5  km  sw.  Marbach.  Postwagen 
Wiffgen-Schangnau.  22  kathol.  Ew.  Ackerbau,  Viehzucht 
una  Milchwirtschaft. 

GASS  (UNTER)  (Kt.  Schwyz,  Bez.  March,  Crem. 
Galgenen).  435  m.  Hauptsiedelungsgruppe  des  Dorfes  Gal- 
genen, an  der  Strasse  Ffäffikon-Siebnen  und  3  km  wsw. 


1er,  am  Hang  links  über  dem  Samersee  und  5  km  sw.  der 
Station  Samen  der  Brünigbahn  (Luzem-Brienz).  20  Hau- 
ser und  Hütten,.  50  kathol.  Ew.  Viehzucht. 

GASSEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig,  Gem.  Ried).  938  m. 
Gruppe  von  5  Häusern,  zwischen  den  zwei  kleinen  Dör- 
fern Ried  und  Schlucht,  3  km  ö.  Brig.  Hier  die  1900  er- 
baute Pfarrkirche  von  Ried.  Früher  wie  die  ganze  Ge- 
meinde Ried  kirchlich  zu  Glis  gehörend.  33  kathol.  Ew. 

QASSENRIED  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  St.  Ni- 
kiaus). Gemeindeabteilung.  S.  den  Art.  Gasenried. 

GASSENRIEDGI.ETSCHER(Kt.Walli8,Bez.Visp). 
Gletscher.  S.  den  Art.  Riedgletscher. 

QASSENRIEDPASS  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  Pass. 
S.  den  Art.  Riedpass. 

GASSENSTOCK  (Kt.  Glarus).  Etwa  2400  m.  Felsiger 
und  stark  verwitterter  Gipfel,  n.  Vorberg  des  Bösen  Fau- 
len, sw.  vom  Glämisch  und  über  dem  Rossmatterthal. 
Besteht  aus  senkrecht  stehenden  Malmbänken.  Auf  der 
Siegfriedkarte  ohne  Höhenkote. 

GASSERTHAU  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  Ehemaliger 
Name  für  die  Thalschaft  Fee,  heute  nicht  mehr  gebräuch- 
lich. Von  der  Bezeichnung  (>asse  herzuleiten,  die  heute 


GAS 


GAS 


283 


noch  dem  ältesten  und  bedeutendsten  Abschnitt  des  Dor- 
fes Fee  verblieben  ist. 
QA8TER.  Bezirk  des  Kantons  St.  Gallen.  Fläche  : 
14770  ha.  Sitz  der  Verwaltungsbehörden  ist 
Benken,  Sitz  der  Gerichtsbehörden  Schännis. 
Der  Bezirk  grenzt  im  SW.  und  S.  an  den 
schwyzerischen  Bezirk  March,  den  Kanton 
Glarus  und  Walensee,  im  0.  und  NO.  an  die 
Bezirke  Sarins  u.  Ober  Toggenburg,  im  N. 
an  den  Bezirk  See  und  im  W.  wiederum  an 
den  schwyzerischen  Bezirk  March.  YonSchloss 
Grinau  greift  die  Grenze  im  W.  u.  SW.  bis  an  den  ehe- 
maligen Unthlauf  über  den  heutigen  Linthkanal  hin- 
über, folfft  darauf  diesem  letzteren  bis  zu  seiner  Einmün- 
dung in  den  Walensee,  zieht  sich  vom  N.-Ufer  des  Walen- 
sees zwischen  Bätlis  und  Quinten  hinauf  zum  Leistkamm 
und  Nägeliberg,  steigt  längs  des  Leistbaches  bis  gegen 
Starkenbach  im  Toggenburg  ab,  springt  auf  den  Hädern- 
berg  über,  geht  n.  der  Amdener  Höhe  nach  W.,  biegt  ob 
Käsemalp  nach  NNW.  um  und  folgt  dieser  Richtung  über 
den  Speer  bis  zum  Regelstein,  um  von  da  längs  dem  Gi- 
genbach  und  s.  an  Gauen  und  Uznach  vorbei  bei  Grinau 
wieder  zum  Linthkanal  zurückzukehren.  Der  Bezirk  um- 
fosst  die  6  Gemeinden  Amden,  Benken,  Kaltbrunn,  Rie- 
den, Schännis  und  Weesen.  Der  in  der  Linthebene  (420  m) 
gelesene  Abschnitt  des  Bezirkes  war  vor  dem  Bau  des 
Lintnkanals  ein  zum  grossen  Teil  versumpftes  und  unge- 
sundes Gebiet,  das  seither  zu  einem  fruchtbaren  und  ge- 
sunden Wiesen-  und  Obstbaumgelände  umgewandelt  wor- 
den ist.  Der  Bezirk  hat  3607  ha  Wald,  2840  ha  Wies-  und 
Weideland  und  6  ha  Reben,  von  denen  das  Wiesland  in 
der  Linthebene,  Alpweiden  und  Waldungen  dagegen  in 
den  gebirgigen  Teilen  vorwiegen.  Sehr  suter  Wein  ge- 
deiht vornehmlich  in  dem  klimatisch  so  sehr  begünstigten 
warmen  Winkel  bei  Wesen  am  Walensee. 

Hauptbeschäftigung  der  Bewohner  ist  Landwirtschaft 
(Wiesen-,  Acker-,  Obst-  und  Weinbau),  Alp  Wirtschaft  und 
Viehzucht.  Pferdezucht  in  Kaltbrunn.  Schöne  braune  Vieh- 
raase.  Beträchtlich  ist  die  Käsefabrikation,  wie  auch  die 
Ausfuhr  von  Obst.  Der  Bezirk  zählt  7301  Ew.  (^wovon  297 
Reformierte)  in  1345  Häusern  und  1696  Haushaltungen. 
Bei  Kaltbrunn  wird  Braunkohle  abgebaut.  Webstühle  4ind 
SUckmaschinen.  Je  eine  Seiden weoerei  in  Wesen,  Ofen- 
^rik  in  Benken,  Backsteinfabrik  in  Schännis.  Elektrizi- 
tätswerk in  Schännis.  Premdenindustrie  (besonders  am 
Walensee :  Wesen  und  Amden).  Grosse  Märkte  in  Wesen, 
Kaltbrunn  und  Schännis.  Schiffahrt  auf  dem  Walensee. 
Die  sehr  bedeutenden  Steinbrüche  auf  die  Kreidekalke 
des  Valangien  und  Neocom  an  der  Amdenerstrasse  über 
Wesen  versorgen  namentlich  die  Stadt  Zürich  mit  Pflas- 
tersteinen. 
Die  Viehstatistik  ergibt  folgende  Zahlen  : 


--«? 

1886 

1896 

1901 

Hornvieh 

5815 

5486 

5663 

Pferde 

150 

134 

165 

Schweine 

1144 

1666 

1733 

Schafe 

191 

67 

68 

Ziegen 

1905 

2075 

1724 

Bienenstocke 

899 

1301 

1140 

Den  Bezirk  durchziehen  die  Eisenbahnlinie  Rappers- 
wil-Wesen-Sargans  (an  die  sich  in  Uznach  vom  Toggen- 
burg  her  die  im  Bau  begriffene  Rickenbahn  anschliessen 
wird,  die  in  Ziegelbrücke  an  die  Linie  Zürich-Glarus- 
Linthal  Anschluss  hat  und  von  der  an  der  Station  Weesen 
die  Linie  Wcesen^larus  abzweiet)  und  die  Strassen  (von 
Rapperswil  undWaltwil  nach)  Uznach-Ziegelbrücke- Wee- 
sen und  Weesen-Amden.  Postwagen  Weesen-Amden  und 
Kaltbrunn-Benken.  Das  Gasterland  war  zuerst  der  Reihe 
nach  den  Grafen  von  Churwalden,  dem  Bistum  Chur 
and  den  Klöstern  Pfäfers,  Schännis  und  Einaiedeln 
Untertan ;  es  kam  zu  Ende  des  9.  Jahrhunderts  an  die 
Grafen  von  Lenzburg,  1172  an  die  Grafen  von  Kiburg, 
1269  an  die  Grafen  von  Habsburg,  1406  an  die  Grafen  von 
Toggenburg  und  1436  neuerdings  an  das  Haus  Oester- 
reicb.  Mit  dessen  Zustimmung  schloss  das  Gaster  mit 
Schwyz  und  Glarus  ein  Burgrecht  und  wurde  dann  von 
Herzog  Friedrich  1438  an  diese  beiden  Orte  abgetreten, 
unter  deren  Hoheit  es  bis  1798  verblieben  ist.  Das  1529 
zur  Reformation  nber(retretene  Volk  des  Gaster  musste 
nach  der  Schlacht  bei   Kappel   ir^l  wieder  zum  alten 


Glauben  zurückkehren.  Die  beiden  Orte  Schwyz  und  Gla- 
rus (hier  aber  nur  die  katholischen  Gemeinden)  ernann- 
ten abwechselnd  alle  zwei  Jahre  einen  katholischen  Vogt 
über  das  Gaster,  der  seit  dem  15.  Jahrhundert  nur  zur 
Abnahme  der  Eidesleistung  jeweilen  für  einige  Tage  im 
Lande  selbst  amtlich  zu  weilen  pflegte.  Die  stimmberech- 
tigten Bewohner  des  Gaster  versammelten  sich  alle  zwei 
Jahre  in  Schännis  zur  Landsgemeinde  zur  Erneuerung 
des  Untertaneneides  und  zur  Wahl  der  Zivil-  und  rich- 
terlichen Beamten.  Die  Befugnisse  des  vom  Landvogt 
präsidierten  Gerichtshofes  erstreckten  sich  nicht  auf  das 
Gebiet  von  Weesen,  das  sich  einer  eigenen  Gerich tsbar^ 
keit  erfreute,  und  nicht  auf  dasjenige  von  Kaltbrunn, 
das  in  dieser  Beziehung  dem  Stift  Einsiedeln  unterstand. 
Dem  Gaster  war  auch  noch  die  die  Gebiete  von  Murff, 
Terzen,  Quinten  und  Quarten  umfassende  sog.  Lana- 
mark  am  Walensee  angegliedert,  mit  Ausnahme  aller- 
dings der  Kriminalgericntst>arkeit,  die  hier  der  Vogt  zu 
Sargans  ausübte.  Zur  Zeit  der  Helvetischen  Republik  1798 
war  das  Gaster  ein  Glied  des  Kantons  Linth,  um  dann 
durch  die  Mediationsakte  von  1803  endgiltig  dem  Kanton 
St.  Gallen  zugeteilt  zn  werden,  der  es  aber  erst  1831  von 
seinem  Bezirk  Uznach  lostrennte  und  zum  eigenen  Be- 
zirk (das  ehemalige  historische  Gasterland  exkl.  die  Land- 
.  mark  am  Walensee  umfassend)  erhob.  Der  Name  Gaster 
ist  vom  latein.  castrum,  castra  (=  befestigtes  Lager, 
Burg)  herzuleiten;  in  einer  Urkunde  von  1230:  a  clivo 
qui  Gastirer  dicUur. 

QA8TEREN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen,  Gem. 
Kandergrund).  1550  m.  Weiler,  im  Hintergrund  des  Gas- 
terenthals,  6  km  oder  3  Stunden  so.  über  Kandersteg,  in 
wilder  und  hoch  romantischer  Lage  am  Fuss  von  hohen 
Felsenmauem.  Hier  zweigt  nach  S.  der  Weg  über  den  Löt- 
schennass  ab.  Heutzutage  nur  im  Sommer  während  eini- 
ger Wochen  von  Sennen  und  Heuern  bezosen,  früher 
jedoch  das  ganze  Jahr  hindurch  bewohnt.  1785  zählte 
man  noch  50  Ew.,  1812  schon  beträchtlich  weniser;  bald 
darauf  wurde  das  Thal  infolge  der  stets  zunehmenden 
Felsrutschungen  und  Lawinenschläge  endgiltig  geräumt. 
Jetzt  ist  Gasteren  jeweilen  Ende  August  zum  Zwecke  der 
Einheimsung  des  Bercheus  von  etwa  60  Personen  be- 
wohnt. Bei  dieser  Gelegenheit  wird  vom  Pfarrer  von 
Kandergrund  im  Freien  die  sog.  Gasterenpredigt  gehal- 
ten, wobei  die  alte  silberbeschlagene  Bibel  verwendet 
wird,  die  der  im  Auftrage  der  Regierung  den  Weg  auf  den 
Lötschenpass  untersuchende  Bemer  Magistrat  Ulrich 
Thormann  1690  der  hiesigen  Bevölkerung  geschenkt  hatte. 

QA8TERENTHAI.  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Frutigen). 
1875-1260  m.  Länffsthal  im  Finsteraarhommassiv,  dem 
oberen  Abschnitt  des  Lötschenthales  parallel  von  0.  nach 
W.  in  der  Richtung  der  Hauptkette  eingeschnitten,  zwi- 
schen dieser  und  den  ihr  vorgelagerten  Gruppen  der 
Doldenhömer  und  Blümlisalp.  Es  ist  die  Fortsetzung  des 
von  den  Eismassen  des  Tschmgelgletschers  und  Kandei^ 
flrns  ausgefüllten  Einsohnittes,  dessen  höchste  Erhebung 
bei  der  Gletscherinsel  des  Mutthoms  (3041  m)  die  Wasser- 
scheide zwischen  den  Einzugsgebieten  der  Lütschine  und 
der  Kander  bildet.  Die  Länge  des  Thaies  beträgt  vom 
Ende  des  Kander Ams  (auch  Alpetligletscher  geheissen) 
bis  zum  Austritt  der  Kander  in  den  Boden  von  Kander- 
steg 11  km,  wozu  noch  der  bis  zur  Wasserscheide  hinauf 
5  km  lange  Kanderßrn  zu  rechnen  ist.  Seine  grösste 
Breite  erreicht  das  Thal  mit  1  km  beim  Gasterenholz. 
Das  Gasterenthal  gehört  zu  den  grossartigsten  Hochge- 
birgsthälern  der  Alpen,  in  das  man  vom  sog.  Stock  (am 
Gemmipasswei^)  aus  einen  besonders  prächtigen  Einblick 
gewinnt.  Den  Emgang  ins  Gasterenthal  bildet  die  zu  hinterst 
im  Thalgrund  von  Kandersteg  im  sog.  Eg^enschwand  sich 
öirnende  finstere  und  enge  Klus,  die  sich  thalaufwärts 
als  wilde  Schlucht  fortsetzt,  durch  welche  die  Kander  in 
prächtigen  Fällen  und  Stromschnellen  über  mächtige 
FelsrifTe  und  Blöcke  sich  Bahn  bricht.  In  20  Minuten  führt 
der  Saumpfad  zum  flachen  Thalgrund  des  Gasterenholz, 
einer  von  spärlichem  Wald  bestandenen  und  von  hohen 
Felswänden  umschlossenen  Wiesenfläche.  An  der  rechten 
Thalseite  steigen  die  vom  Fisistock  und  weiterhin  vom 
Doldenhorn  gekrönten  gewaltigen  Felsterrassen  auf,  an 
der  linken  Thalseite  die  in  der  Alteis  und  im  Balmhorn 
|;ipfelnden  Hänge,  über  die  zahlreiche  Gletscherhache 
in  Kaskaden  zu  Thal  stürzen.  Unter  diesen  sind  die  be- 


-234 


GAS 


GAS 


deiitendsten  der  die  Schmelzwasser  des  Schwarz-  oder 
Zagengletschers  sammelnde  Schwarzbach,  dann  der  Ab- 


Das  Oasterenthal. 

fluss  des  zwischen  Tatlishorn  und  dem  n.  Ausläufer  der 
Alteis  eingebetteten  unbenannten  ilängegletschers  und 
endlich  die  dem  Bai mhorngletscher  entströmenden  Bäche. 
Eine  kleine  Stunde  hinter  Gastereuholz  verenRert  sich 
das  Thal,  um  aber  oberhalb  einer  bewaldeten  Thalstufe 
wiederum  sich  zu  einer  breiten  Thalsohle  zu  weiten, 
die  mit  schönen  Alpweiden  (Brandhubel-  und  Seiden- 
oder Gasterenalp)  bestanden  und  durch  braune  Senn- 
hütten belebt  ist.  Hier  zweigt  sich  an  der  Einmündung 
des  vom  Lötschengletschers  herabkommenden  Leitibaches 
nach  S.  der  Lötschenpassweg  ab,  um  in  scharfer  Steigung 
das  vergletscherte  Joch  zwischen  Balmhorn  und  Hocken- 
horn  zu  gewinnen.  Von  Seiden  an  biegt  das  Thal  nach 
NO.  um,  und  man  erreicht  nach  20  Minuten  die  in  seinem 


i^^flift^Mr.i£. 


Partie  im  Gasteranthal  mit  Sackhorn  und  Hockenhorn 


obersten  Abschnitt  gelegene  Alp  Heimritz  (1620  m),  über 
der  sich  die  fast  senkrechten  Granitwände  des  Hocken- 
horns  erheben.  Der  Pllanzen wuchs  wird  spärlicher  und 


macht  allmähHg  Geröll   und  Felstrümmern  Platz.    Bald 
betritt  man  die  gewaltige  Kandermoräne,  von  der  aus  man 

über  den  den 
Thalabschluss 
bildenden  stei- 
len und  zerklüf- 
teten Alpetli- 
gletscher  in  2 
Standen  die 
Höhe  des  Kan- 
derfirns  und  in 
zwei  weiteren 
Standen  die 
Mutthornhütte 
des  S.  A.  C  (7 
Vt  Stunden  über 
Kandersteg)  ge- 
winnen Icann. 
Wie  die  Ent- 
völkerung des 
Thaies  beweist, 
ist  die  Vegeta- 
tion im  Gaste- 
renthal  gegen 
früher  zurück- 
gegangen. Im 
Gasterenholz 
flnden  sich  noch 
Fichten,  Erlen. 
Salweiden  und 
Vogel  beers  träu- 
cher,  weiter 
oben  auf  der 
zweiten  Thalstufe  noch  Wäldchen  von  Rottannen  und 
Gruppen  von  Lärchen  und  Arven.  Der  letzte  Bär  Mrurde 
am  Ende  des  18.  Jahrhunderts  auf  dem  Lötschengletscher 
erlegt. 

Die  Basis  der  hochaufgetürmten  Jura-  und  Kreide  wände 
des  Doldenhorns  u.  Balmhoms  und  der  Kern  des  Lötschen- 
thalgrates  besteht  im  Hintergrund  des  Gasterenthales  aus 
einemMassiv  echten  Granites,  sog.  Grundgranites,  der  vom 
Brandhubel  (bei  den  Häusern  von  Gasteren)  bis  unterhalb 
der  Alp  Dolden  zieht,  wo  er  von  einem  Band  von  Quarz- 
sandstein  ^Verrucano)  und  weiterhin  von  Rötidolomit 
überlagert  ist.  Im  obern  Teil  des  Alpetligletschers  taucht 
der  Granit  unter  die  Kalkmassen  des  Fründenhoms  zur 
Tiefe,  bildet  aber  s.  von  diesem  Gletscher  das  ganze  links- 
seitige Thalgehänge  bis  hinauf  zum 
Lötschenpass.  In  den  Gipfeln  des  Hock- 
en-, Sack-  und  Birghorns  auf  dem 
Kamm  des  Lötschenthalgrates  wird  er 
von  dünnen  Bänken  von  eingelagertem 
Verrucano,  Rötidolomit  und  Kalk  und 
zu  Oberst  von  krystallinen  Schiefern 
bedeckt,  tritt  aber  in  den  s.  Seiten- 
thälern  (Golnbach-,  Mühlebach-,  Telli-, 
Ausser^  und  Innerthal)  überall  zu  Tage. 
Der  Gasterengranit  ist  ein  achtes,  nicht 
geschiefertes,  in  dicken  Bänken  und 
schaligen  Absonderungen  auftretendes 
Massen^estein,  das  in  den  verschieden- 
sten Richtungen  zerklüftet  ist.  Diese 
Absonderungsklüfte  stehen  meist  senk- 
recht und  streichen  in  sehr  steilem 
Winkel  vorherrschend  NW.-SO.  Petro- 
graphisch  ist  der  Gasterengranit  ein 
Gemenge  von  weissen  und  graulichen 
Feldspäten,  braunem  u.  grünem  Glim- 
mer und  glasigem  Quarz.  Oft  ist  der 
Feldspat  auf  weite  Strecken  hin  von 
schön  pfirsichblütroter  Farbe.  Vielfech 
sind  Talkblättchen  und  talkig-schief- 
rige  Absonderungen  im  Granit  mit 
eingeschlossen.  In  den  erratischen 
Schuttmassen  und  den  Flusskiesen  am 
rechten  Aareufer  und  im  Gürbethal 
sind  die  Blöcke  und  Geschiebe  von 
Gasterengranit  sehr  leicht  von  den  aus  sog.  Grimsel- 
granil  bestehenden  zu  unterscheiden.  Beide  Seiten^- 
hänge  de^i    untern  Abschnittes  des  Gasterenthales    sind 


GAS 


6AT 


235 


bemerkenswert  durch  die  -  zahlreichen  zickzackfbrmi- 
gen  Falten  der  Jura-,  Kreide-  und  Tertiärschichten  am 
Fisistock  und  Gellihorn.  Vergl.  Fellen- 
berg, Edm.  Itinerariuni  für  das  Exkur- 
sionsgebiet des  S,  A.  C.  für  i88'2-i883. 
Bern  1882.  —  Stettier,  Karl.  Das  Ftnitig- 
land.  Bern  1887. 

GA8TERHOI.Z  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Gaster).  552  m.  Bewaldeter  Höhenzug,  zwi- 
schen der  Strasse  Uznach-Schännis  und 
der  Eisenbahnlinie  Rapperswil-Weesen  auf 
eine  Länge  von  1,5  km  nach  S.  ziehend,  600 
m  w.  Maseltrangen. 

GA8TERM  ATT  (GROSSE  u.  KLEI- 
NE) (Kt.  St.  Gallen.  Bez.  Gaster,  Gem. 
Schännis).  418  m.  Grosse  Sumpfwiesen, 
zwischen  Schänniserberf  im  0.,  Buch- 
berg im  W.  und  Lintnkanal  im  SW. ; 
von  der  Linie  Rapperswil-Weesen  durch- 
zogen. 

GASTI.OSE  oder  GASTUOSEN  (Kt. 
Bern  und  Freiburg).  Stark  zerrissener  und 
gezackter  Felskamm,  nö.  Fortsetzung  der 
Kette  der  Dent  de  Ruth  und  von  ihr  durch 
den  Pass  von  Wolfsort  (1930  m)  getrennt; 
zwischen  dem  obersten  Abschnitt  des  Tha- 
ies von  Jaun  (Bellegarde)  u.  dem  Thal  von 
Abläntschen.  Wird  durch  die  Scharte  der 
Oberberggabel  in  zwei  Teile  getrennt,  de- 
ren D.  den  Namen  der  Gastlosen  im  engeren 
Sinne  tragt.  Dessen  Gipfel  1871,  1926,  1940 
und  1946  m  sind  von  Abläntschen  aus.  in  je 
2  Stunden  leicht  zu  erreichen,  während  die  zwischen  dem 
Marchzahn  (1995  m)  und  der  Oberberggabel  sich  erheben- 
den Zacken  der  Besteigung  grosse  Schwierigkeiten  bieten 
und  z.  T.  noch  jungfräulich  sind.  Der  zwischen  Oberberg- 
gabel und  Wolfsortpass  eingeschlossene  s.  Abschnitt  des 
Kammes  besteht  aus  einer  Reihe  von  entweder  ganz  un- 
zugänglichen oder  nur  für  geübte  Kletterer  und  Gemsen- 
iäjfer  gangbaren  Zinnen  (1966,  2069,  2096,  2129,  2063, 
a)88,  2127,  2124,  2073  m)  und  trägt  die  Namen  der  Sattel- 
spitzen (im  Dialekt  der  Leute  des  Pays  d'Enhaut  und  des 
Greierz  Lee  Chatalles  =  die  Unwirtlichen  oder  Gastlosen 
geheissen)  und  Oberbergfluh,  während  das  südlichste 
Stück  endlich  auf  der  Siegfried  karte  als  Birrenfluh  ver- 
zeichnet ist.  Der  Kamm  der  Gastlosen  folgt  einer  Bruch- 
linie oder  Ueberschiebungsfläche,  längs  welcher  die  ganze 
Schichten  reihe  von  der  Trias  bis  zur  Kreide  über  den 
Flysch  der  SO.-Flanke  der  Kette  des  Vanil  Noir  (Hoch- 
matt-Cheval  Blanc)  aufgeschoben  erscheint.  Am  O.-Hang 


GASTUOSE  (KUEINE,  OBERE,   UNTERE   und 
WEUSCHE)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz,  Gem.  Jaun). 


U500OO 


Oeologischea  Querprofil  durch  die  Gastlosen. 


Fl.  Flysch 
Jura)  "^ 
T   - 


.  Cr.  Rot«  Kreide;  N.  Neucom  ;  M.  Malm  (oberer 
ara);  D.  Dogger  (mittlerer  Jura)  ;  L.  Lias  (unterer  Jura)  ; 
.  Trias  (d.  Dolomit;  g.  Gips  und  Anhydrit). 

des  Punktes  1917  das  im  ganzen  Land  wohlbekannte  sog. 
Heidenloch,  eine  tiefe  Höhle,  die  vielleicht  dem  prähisto- 
rischen Menschen  als  Wohnung  gedient  hat. 


Gastlosen  von  Südosten. 

Sennhütten,  auf  einer  weiten  schönen  Alp  weide,  am 
stark  geneigten  O.-Hang  des  Felskammes  der  Gastlosen 
und  n.  über  Abläntschen  (Kant.  Bern).  Die  über  einer 
300  m  hohen  Felswand  stehende  Obere  (iastlose  (schöne 
Aussicht)  in  1645  m,  die  schöne  Hütte  der  Welschen  Gast- 
losen in  1569  m,  Kleine  und  Untere  Gastlose  in  1363  m. 

GASTI.08ESPITZE  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz). 
So  heisst  auf  der  Siegfried  karte  eine  der  am  weitesten 
gegen  das  Thal  der  .Taun  zu  vorgeschobenen  nördlichsten 
Zacken  des  Kammes  der  Gastlosen.  S.  diesen  Art. 

GATSCHIEFERAUP  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Ober 
Landquart,  Gem.  Klosters).  1870  m.  Grosse  Alpweide  mit 
Hütte,  über  dem  linken  Ufer  der  Landquart  und  am  N.- 
Hang des  Mückenthälispitz,  4  km  so.  Klosters. 

GATTER  (OBER  u.  UNTER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Werdenberg,  Gem.  Grabs).  625^535  m.  5  Häuser,  3  km 
sw.  der  Station  Buchs  der  Linie  Rorschach-Sargans  und 
1,8  km  s.  Grabs.  37  reform.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei. 

QATTERIFIRST  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggen- 
burg). 20r)O-2I00  m.  Einer  der  zahlreichen  verwitterten 
Felsgräte  (Kraialpfirst,  Saxerßrst,  Furgglenfirst,  Stau- 
bernürst  etc.)  in  der  von  Wildhaus  zum  Hohen  Kasten 
ziehenden  Kette.  Alle  diese  sog.  Firste  streichen  SW.-NO., 
sind  stark  zerfressen  und  gezackt  und  fallen  nach  NW. 
und  SO.  mit  steilen  Wänden  ab.  Der  1,5  km  lange  Gat- 
terifirst  erhebt  sich  3  */•  Stunden  nö.  über  Wlldhaus  und 
schliesst  sich  im  SW.  an  den  Gulmen,  im  NO.  an  den 
wilden  Grat  der  Kreuzberge  an. 

GATTIKERWEIER  (HINTER  und  VORDER) 
(Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen).  528  u.  547  m.  Zwei  künstliche 
kleine  Fabrikweier,  die  vom  Krebsbach  gespiesen  wer- 
den ;  im  Sihlthal  wenig  über  dem  rechten  Ufer  der  Sihl ; 
1,2  und  1,5  km  so.  über  Langnau.  Liefern  den  Fabriken 
von  Gattikon  die  nötige  Triebfcraft. 

GATTIKON  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen,  Gem.  Thalwil). 
5t0  m.  Dorf,  nw.  der  beiden  Gattikerweior  und  über  dem 
rechten  Ufer  der  Sihl,  an  der  Strasse  Thal wil-Langnau,  700 
m  so.  über  der  Station  Langnau  der  Sihlthalbahn  und  1,8 
km  sw.  Thalwil.  Telephon.  56  Häuser,  634  reform.  Ew. 
Wohlhabende  Siedelung,  mit  einer  Baumwollspinnerei 
und  zwei  Seidenwebereien,  die  zusammen  400-500  Arbei- 
ter beschäftigen.  1324:  Gattinkon. 

GATTOMiENNUl  (Kt.  Wallis,  Bez.  West  Baron). 
2451  m.  Wenig  bedeutender  Felsausläufer  des  Hohgleifen 
(3^10  m),  über  dem  linksseitigen  Hang  des  Lötschen- 
thales  und  3  Stunden  so.  über  Ferden. 

GATTWIL  (MITTLER,  OBER  und  UNTER) 
(Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.   Buttisholz).  633-622  m. 


236 


GAU 


GAU 


5  Häuser,  an  der  Strasse  Willisau-Nottwil,  2  km  dö.  But- 
tisholz  und  2,8  km  sw.  der  Station  Nottwil  der  Linie 
Luzern-OIten.  Postwagen  Willisau- 
Notlwil.  52  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
Nottwil.  Kapelle,  1575  erbaut.  Heimat 
des  Edelgeschlechtes  derer  von  Gatt- 
wil,  die  schon  lange  vor  der  Schlacht 
von  Sempach  auftreten  j  zu  Ende  des 
12.  Jahrhunderts  wird  em  Ulrich  von 
Gattwil  erwähnt,  ein  Diakon  und  Kano- 
nikus Rudolf  von  Gattwil  ist  Beamter 
des  Stiftes  Engelberg,  und  1386  beklei> 
det  ein  anderer  Rudolf  von  Gattwil  die 
Wärde  eines  Schultheissen  der  Stadt 
Luzern.  Die  Siedelung  1180  :  Gattiwil. 

QAU.  Vom  althochdeutschen  gouwi 
=  mittelhochdeutschen  gou,  göu,  be- 
zeichnet eine  grössere  Landschaft  oder 
einen  Landstrich  im  Gegensatz  zu  den 
Stadtanlagen.  Zürich^au  =  Landschaft, 
Gebiet  der  Stadt  Zürich :  Aargau,  Thur- 
gau  ==  Landschaft  an  aer  Aare,  Thur 
etc. 

QAUCHHEIT  (Kt.  und  Amtobez. 
Bern,  Gem.  Köniz).  680  m.  Gruppe  von 
3  Häusern,  an  der  Strasse  Bern-Schwar- 
zenburg,  6  km  sw.  Köniz  und  4  km  so. 
der  Station  Thörishaus  der  Linie  Bern- 
Freiburg.  26  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

QAUCHHEIT  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Schwarzenburg,   Gem.  Guggisberg).  845  m.  9  Bauern- 
höfe, im  kleinen  Gauch heitgraben ;  2,7  km  sw.  Guggis- 
berg und  11  km  sw.  der  Station  Thurnen  der  Gürbetnal- 
bahn  ( Bern-Watten wil-Thun).  34  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

GAUDERQRAT  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
quart). 2307  m.  Kurzer  begraster  Kamm,  über  den  Alp- 
weiden Duranna  und  Casanna,  s.  über  Gonters  im  Präti- 
gau.  Streicht  SW.-NO.  und  erhebt  sich  über  dem  Casan- 
napass,  der  Klosters  und  Serneus  mit  dem  Fondeierthal 
und  mit  Langwies  im  Schanfigg  verbindet. 

QAUEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See,  Gem.  Gommiswald). 
588  m.  Pfarrdorf,  an  der  von  Uznach  und  Kaltbrunn  über 
den  Ricken  nach  Wattwil  im  Toggen  bürg  führenden 
Strasse  und  3,5  km  nö.  der  Station  Uznach  der  Linie 
Rapperswil-Weesen-Sargans.  27  Häuser,  157  kathol.  Ew. 
Ackerbau  und  Viehzucht.  Stickerei  und  Seidenindustrie. 
Abbau  von  Braunkohlen.  Schönes  Dorf,  Hauptort  der  Ge- 
meinde Gommiswald. 

GAUQI.ERA  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  Recht- 
halten).   Häusergruppe.     S.    den    Art. 
Rechthalten. 

GAUHAUSEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Wil,  Gem.  Niederbüren).  590  m.  Gruppe 
von  5  Häusern,  auf  fruchtbarer  Hocn- 
iläche ;  2,2  km  ö.  Niederbüren  und  2,8 
km  sw.  der  Station  Hauptwil  der  Linie 
Gossau-Sulgen.  31  kathol.  Ew.  Ackerbau 
und  Viehzucht. 

GAUUAZ  (COU  DE  UA)  (Kt.  Waadt, 
Bez.  Aigle).  Passübergang.  S.  den  Art. 
Cheneau  (Col  de  LA). 

GAUUIAUP  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Ober  Hasle,  Gem.  Innertkirchen).  1200- 
1900  m.  Grosse  Alp  weide  mit  mehreren 
Gruppen  von  am  W.-Hang  der  Gallaui- 
slöcke  zerstreut  gelegenen  Hütten  ;  um- 
fasst  den  ganzen  obern  Abschnitt  des 
Urbachthales  und  zieht  bis  zum  Fuss 
des  Gauligletschers  hinauf.  7  km  s.  über 
Innertkirchen.  Die  einst  noch  grössere 
Gaulialp  soll  vom  vorrückenden  Gauli- 
gletscher  seiner  Zeit  zum  Teil  überdeckt 
worden  sein  ;  wenigstens  erzählt  man, 
dass  der  Abüuss  des  Gletschers,  die  Ur- 
bachaare,  zu  Beginn  des  19.  Jahrhun- 
derts Balken  einer  Sennhütte  aus  dem 
Gletscher  herausgeschwemmt  habe.  Be- 
kannt ist  die  Sage  vom  Gauliweibchen,  der  reichen 
aber  gottlosen  Sennerin  auf  dieser  einst  fruchtbaren, 
heute  vom  Eis  verwüsteten  Alp.   Das  gleiche  Motiv  kehrt 


übrigens    mit    einlegen    unwesentlichen    Abänderungen 
auch  in  manchen  Sagen  anderer  Gegenden  der  Alpen 


Gaoliglatscher,  vom  Grossen  Diamantstock  aus. 

wieder  (z.  B.  am  Catogne  über  Martinach,  am  Gletscher 
von  Plan  N^v^  in  den  Waadtländer  Alpen  etc.). 

QAUI.IQI.ET8CHER  (Kt.  Bern,Amtsbez.Ober Hasle). 
Grosser  Gletscher,  9  km  lang  und  im  Mittel  1  km  breit, 
hinten  über  dem  von  links  auf  das  Aarethal  ausmünden- 
den Urbachthal ;  beginnt  in  letwa  3300  m  und  steigt  bis 
zur  Mattenalp  in  1936  m  ab.  Er  nimmt  von  S.  her  den 
Hühnerthäli-  und  Grünbergligletscher  auf,  von  deren  Ver- 
einigungsstelle an  eine  grosse  Doppelmoräne,  die  sogen. 
Schwarze  und  Weisse  Gandegg,  gegen  das  rechte  Zungen- 
I  ufer  des  Gauligletschers  sich  ninabzieht.  Sein  Fimgebiet 
i  liegt  in  der  weiten  Mulde,  die  vom  Ewigschneehorn  (3331 
I  m),  Ankenbälli  (3605  m).  Berglistock  (3657  m),  den  Fels- 
inseln  um  die  Wetterlimmi  (3182  m),  vom  Renfenhorn 
(3272  m),  Hangendgletscherhorn  u.  Kammligrat  umrahmt 
ist.  Vom  Gauligletscher  führen  eine  Reihe  von  Uebergän- 
een  hinüber  zur  Grimsel,  so  der  Ritzlipass,  die  Stein- 
lauenenlücke,  der  Goleggpass,  Grubenj^ass,  die  Bächli- 
lücke,  der  Hühnerthälipass,  die  Hühnerlucke,  Hubellücke, 


Gaulihatte  mit  HQhaerstock  und  Hubalhorn. 


der  Wejf  über  den  Gauligrat  und  derjenige  über  den  Gipfel 
des  Ewigschneehorns,  welch'  letzlerer  am  meisten  began- 
gen wird.   Ferner^  gelangt  man  vom  Gauligletscher  aas 


GAU 


GEB 


237 


Über  das  Ber^lijoch  und  die  Rosenegg  zur  Glecksteinhutte 
und  nach  Gnndelwald,  sowie  über  die  beiden  Wetter- 
limmi  zur  Dossenhütte  und  nach  Rosenlaui.  Seit  der  Er^ 
Stellung;  der  Gaulihütte  durch  die  Sektion  Bern  des  S.  A. 
C.  {iBdo)  wird  dieses  Gebiet  von  Touristen  häufig  besucht. 
Der  Name  Gauli  bedeutet  s.  v.  a.  kleine  Gruppe  von  Senn- 
hütten (kleiner  Alpgau),  also  Gauligletscher  =  nahe  bei 
Sennhütten  gelegener  Gletscher.  Der  Ueberlieferung  nach 
soll  der  Gletscher  einst  zur  Strafe  für  die  Gottlosigkeit 
einer  Sennerin  einen  schönen  Teil  der  Gaulialp  mit  sei- 
nen Eismassen  verwüstet  haben. 

GAULIGRAT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle).  3127 
m.  Felskamm  mit  Passübergang,  so.  unter  dem  Ewig- 
schneehorn,  in  der  den  Unteraar-  und  Lauteraargletscher 
vom  Gauligletscher  trennenden  Kette  und  zwischen  dem 
Ewigschneehorn  u.  dem  Punkt  3229  m  der  Siegfriedkarte. 
Seiner  leichten  Gangbarkeit  wegen  schon  seit  langer  Zeit 
von  den  Jägern  benutzt. 

GAUUIHOTTE  (Kt.  Bern«  Amtsbez.  Ober  Hasle). 
220Om.  f^^hutzhütle  des  S.  A.  C,  von  der  Sektion  Bern 
dank  der  Freigebigkeit  von  C.  L.  Lory  1896  erbaut;  ül»er 
dem  linken  Uu^r  (les  Gauligletschers  nahe  den  Hütten  der 
zu  hinterst  im  Urbachthai  gelegenen  Umenalp ;  5  Vt  Stun- 
den s.  über  Hof  (Gemeinde  Innertkirchen)  und  mit  die- 
sem Weiler  durch  einen  guten  Fussweg  verbunden.  Die 
auf  solidem  steinernen  Fundament  ruhende  Holzhütte  bie- 
tet für  20-30  Personen  Raum,  wird  aber  nicht  bewiit- 
schaflet.  Sehr  günstiger  und  bequemer  Fusspunkt  für 
eine  grosse  Anzahl  von  Gipfeltouren  (Ritzlihorn,  Gole^g- 
horn,  Hühnerthälihorn,  Bächlistock,  Hubelhorn,  Ewig- 
schneehorn, Berglistock,  Hangendgletscher- 
horn  etc.)  und  mehr  oder  weniger  schwieri- 
gen Passübergängen.  Am  meisten  wird  von 
hier  aus  das  Ewigschneehorn,  der  Gipfel 
par  excellence  dieses  Gebietes,  bestiegen. 

GAU8CHI.A  oder  KAMMEGG  (Kt. 
St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg).  2306  und 
2313  m.  Doppelgipfel,  einer  der  bedeutend- 
sten Bergstöcke  m  der  Kette  des  AI  vier, 
1  km  so.  vom  AI  vier,  wsw.  über  Sevelen 
und  5  km  n.  über  Sargans.  Erscheint  von 
0.  und  NO.  her  gesehen  als  schöne  Kuppe, 
von  S.  und  SO.  her  als  eine  dem  Gonzen 
ähnliche  grosse  Felspyramide.  Kann  von 
Sevelen  aus  in  4-5  Stunden  erstiegen  wer- 
den, erhält  aber  weniger  Besuch  als  der 
Gonzen  oder  Alvier. 

QAUTHIER  (MONT)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Herens).  2706  m.  Gipfel,  im  NW.-Kamm 
der  Becs  de  Bosson;  zwischen  dem  Val  d'Herens  und 
der  ohern  Combe  de  R^chy  und  zwischen  dem  Mont  Nuo- 
ble  (2673  m)  und  der  Becca  de  Lovegnoz  (2906  m).  Kann 
von  cvolene  aus  in  6  oder  von  St.  Martin  aus  in  4  Stun- 
den leicht  bestiegen  werden,  erhält  aber  wegen  der 
Nachbarschaft  der  lohnenderen  Becs  de  Bosson  nur  sehr 
selten  Besuch. 

QAUTHIER  DE880U8  und  DE88U8  (Kt.  Wal- 
lis, Bez.  Harens,  Gem.  Nax).  1765  und  2034  m.  Aljpweiden, 
Eigentum  der  Bürgergemeinde  Nax ;  zu  zwei  Dritteilen 
vom  Wald  La  Fava  umschlossen.  Die  Hütten  von  Gauthier 
Dessous  stehen  auf  einer  Terrasse  zwischen  den  beiden 
beträchtlichsten  Quellarmen  des  Wildbaches  Derochia ; 
die  am  Fuss  des  Mont  Nuoble  gelegene  Alp  Gauthier  Des- 
sas  birgt  zwei  sehr  kleine  Seen,  denen  der  linke  Quellarm 
der  Derochia  entspringt.  Werden  mit  mehr  als  200  Stück 
Hornvieh,  ebensovielen  Schafen  und  einer  Anzahl  Schwei- 
nen befahren.  3  Hütten,  13  Stadel  und  ein  Käsespeicher. 

QAYitOUX  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aubonne,  Gem.  Biere). 
700  m.  Burgruine,  am  linken  Hang  des  Tobeis  desToleure, 
nahe  dem  W.-Rand  der  Ebene  von  Champagne  u.  1,5  km 
8w.  Biere. 

QAZENRIED  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  St.  Nik- 
laos).  Gemeindefraktion.  S.  den  Art.  Gasenried. 

QAZOEGU  (l-AI)  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Maloja). 
1797  m.  Seeartige  Erweiterung  des  Inn,  zwischen  Silser- 
und  Silvaplanersee  und  500  m  nö.  Sils. 

QAZZIROLA  (MONTE)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lugano). 
Gipfel.  S.  den  Art.  Garzirola  (Monte). 

Q^ANT  (PUIT8  DU)  (Kt.  Wallis,  Bez.  und  Gem. 
Sitten).  484  m.  Riesenkessel  glazialen  Ursprungs,  im  Fels 


am  O.-Ende  der  Höhe  von  Chäteaoneuf :  2,3  km  w.  Sitten. 

G^ANT  (TftTE  DU)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey).  2235 
m.  Gipfel,  in  der  Kette  zwischen  dem  Thal  von  lüorgins 
und  dem  obem  Abschnitt  desjenigen  der  Dranse  d'Abon- 
dance  (Savoyen) ;  wird  von  Chatel  aus  von  der  savoyischen 
Seite  her  in  3  Stunden  oft  erstiegen.  Wird  auch  Ging^ 
geheissen,  welcher  Name  aber  richtiger  dem  benachbart 
ten  NW.-Grat  zukommt. 

GEBENSDORF  (Kt.  Aargau,  Bez.  Baden).  374  m. 
Gem.  u.  Pfarrdorf,  nahe  dem  rechten  Ufer  der  Heuss;  2,5 
km  ö.  Brugg  und  1,5  km  sw.  der  Station  Turgi  der  Linien 
Zürich-Baden- Brugg  und  Turgi -Waldshut.  Postburea^, 
Telephon.  Gemeinde,  mit  Sand,  Reuss  u.  Vogelsang:  137 
Häuser,  1574  reform,  und  kathol.  Ew. ;  Dorf:  88  Häuser, 
'284  Ew.  Je  eine  reform,  und  kathol.  Kirche,  beide  in  sehr 
schöner  Lage.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Grosse  Baumwoll- 
weberei und  -Spinnerei.  Auf  dem  Gebensdorferhom  ein 
Refü^ium  mit  2  Wällen  (auf  der  Karte  von  Michaelis  irr- 
tümlich als  Tumulus  bezeichnet) ;  am  Fuss  des  Horns  hat 
man  1882  Ueberreste  einer  römischen  Siedelung  und  beim 
Dorf  selbst  1553  einen  römischen  Münzscbatz  entdeckt. 
Beim  Bau  der  Eisenbahn  ist  im  sogen.  Gehling  1856  ein 
römischer  Friedhof  mit  Grabinschriften  zum  Vorschein 
gekommen,  von  denen  die  zwei  Grabsteine  des  Vegetius 
Rufus  und  Tettius  Vala  im  Museum  zu  Aarau  aufbewahrt 
werden  und  derjenige  des  Magius  von  der  11.  Leffion  in 
die  Mauer  der  reformierten  Kirche  von  Gebensdorf  einge- 
lassen ist.  Ein  1608  aufgefundener  Grabstein  des  Arztes 
Hymnius  ist  seither  wieder  verloren  gegan||[en.  Diese  häu- 
figen Funde  aus  der  Römerzeit  erklären  sich  leicht  aus 


Otfbensdorf  von  Nordwasteo. 

der  dichten  Besiedelun^  der  Umgebungen  der  als  Strassen- 
knotenpunkt  in  strategischer  u.  kaufmännischer  Hinsicht 
wichtigen  Römerstadt  Vindonissa.  Von  den  Höhen  über 
Gebensdorf  und  vom  Dorf  selbst  prächtiger  und  lehrrei- 
cher Ueberblick  über  die  Vereinigung  von  Aare,  Heuss 
und  Limmat  und  das  Durch  bruchsthal  der  Aare  nach  N. 

GEBEN8DORFERHORN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Baden). 
517  m.  Bewaldeter  Tafelberg,  mit  einer  Kappe  von  Decken- 
schotter, zwischen  Limmat  und  Reuss  und  w.  über  Ge- 
bensdorf. Seiner  ausgedehnten  und  sehr  schönen  Aussicht 
wegen  besonders  von  den  Bewohnern  und  Kurgästen  von 
Baden  oft  besucht. 

GEBERTINGEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See,  Gem. 
Ernetswil).  722  m.  Weiler,  an  der  Strasse  Wattwil-Ricken- 
Rapperswil ;  1,6  km  n.  Ernetswil  und  4,4  km  nö.  der  Sta- 
tion Uznach  der  Linie  Rapperswil- Wesen-Sargans.  Post- 
ablage. 10  Häuser,  56  katnol.  Ew.  Ackerbau  und  Vieh- 
zucht. 

GEBERT8WIL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Wil,  Gem.  Ober- 
büren).  620  m.  Weiler,  über  dem  rechten  Ufer  der  Glatt, 
an  der  Strasse  Flawil-Niederwil  u.  2,5  km  nö.  der  Station 
Flawil  der  Linie  Winterthur- St.  Gallen.  20  Häuser,  98 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Niederwil.  Ackerbau  u.  Vieh- 
zucht. Stickerei.  744:  Chiperatiwilare,  Ghiperatiwilare  ; 
790 :  Keharateswilare ;  875 :  Geberateswilare. 

QEBHARD8HÖHE  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vor- 
derland). 887  m.  Aussichtspunkt  mit  stark  besuchtem  Gast- 
hof, Vt  Stunde  s.  Walzenhausen,  Endstation  der  Draht- 
seilbahn Rheineck- Walzenhausen. 

GEBIDEM  oder  GEBODEM  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp). 
2328  m.   Gipfel,  nördlichster  Punkt  der  Kette  zwischen 


238 


6EB 


GEI 


dem  Gamserthal  and  dem  Visperthal;  am  N.-,  W.- und 
O.-Hang  bis  2200  m  Höhe  bewaldet.  Von  Visperterminen 
aus  über  den  Visperterminenpass  in  3  Stunden  zugäng- 
lich. Schöne  Aussicht.  Der  Name  bezeichnet  einen  Berg 
mit  mehr  oder  weniger  einheitlichem  Gipfelplateau.  Am 
Gebidem  ßndet  man  die  seltenen  Aretia  Vttaliana  und 
AndroscLce  camea. 

QEBOI.T8HAU8EN  (Kt.Thurgau,  Bez.  Kreuzungen, 
€vem.  Alterswilen).  565  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  auf  dem 
Seerücken,  nahe  dem  Bommerweier,  900  m  nö.  EUig- 
hausen  und  4,5  km  s.  der  Station  Emmishofen  der  Linie 
Konstanz-Etzwilen-Schaffhausen.  35  reform.  Ew.  Wiesen- 
bau. Holzhandel. 

QEB8DORF  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Münster).  Gem.  und 
Dorf.  S.  den  Art.  Courchapoix. 

QEBODEM  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  Gipfel.  S.  den 
Art.  Gebidem. 

QEERI.I8BERG  ((Kt.  Zürich,  Bez.  Bülach,  Gem. 
Kloten).  Kleines  Dorf.  S.  den  Art.  Gerlisberg. 

QEERN  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorderland,  Gem. 
Herden).  628  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  über  dem  lin- 
ken Ufer  des  Gstaldenbaches  und  1,5  km  n.  der  Sta- 
tion Heiden  der  Bergbahn  Rorschach-Heiden.  42  re- 
form. Ew. 

GEFROREN  HÖRN  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Ober 
Landquart).  2750  m.  Felsspitze,  in  der  das  Dischmathal 
vom  Sertigthal  (zwei  Seitenarme  zum  Davos)  trennenden 
Kette  des  Kühalphorns  und  ihr  etwas  w.  vorgelagert. 
Steigt  mit  schroffen  Felswänden  über  Sertig  Dörfli  und 
dem  Kühalpthal  auf.  Besteht  aus  stark  verwittertem  Gneis 
und  ist  deshalb  auf  der  N.-Seite  mit  weiten  Schutthalden 
bekleidet. 

QEHRAU,  QEHREN,  QEHRENBACH  etc.  S.  die 
Art.  Gerau,  Geren,  Gerenbach  etc. 

QEIENBERQ  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Kreuzungen,  Gem. 
Langrickenbach).  524  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  O.- 
Hang des  Seerückens,  4  km  nö.  der  Station  Erlen  der 
Linie  Winterthur-Frauenfeld-Romanshom  und  1,5  km  s. 
Langrickenbach.  29  zur  Mehrzahl  reform.  Ew.  Acker-, 
Wiesen-  und  Obstbau.  Holzhandel. 

QEIQER8HAU8  (Kt.  Appenzell  LR.,  Gem.  Oberegg). 
700  m.  Weiler,  am  linken  Ufer  des  Fallbachs,  300  m  n. 
Reute  und  3,5  km  w.  der  Station  Berneck  der  elektrischen 
Strassenbahn  Berneck-Altstätten.  11  Häuser,  56  kathol.  Ew. 
Ackerbau  und  Viehzucht.  Stickerei. 

QEII.8BACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  FrutigenK  Bach: 
entspringt  mit  mehreren  Quelladern  im  Hahnenmoos  und 
am  N.-Hang  des  Regen bolshorns  in  2100  m,  durchfliesst 
das  Geilsbach-  und  Gilbachthal  und  mündet  nach  5  km 
langem  Lauf  in  der  Richtung  nach  NO.  1,5  km  sw.  über 
Adelboden  in  1310  m  von  rechts  in  den  AUenbach.  Sein 
nennenswertester  Zufluss  ist  der  den  Bütschigraben  entr 
wässernde  Bach 

QEII.8BERb  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Frutigen,  Gem. 
Adelboden).  1730  m.  Alpweide  mit  5  Hütten,  am  NO.-Hang 
des  Pommerngrates,  an  der  Grenze  gegen  die  Gemeinde 
Lenk,  vom  Geilsbach  entwässert;  6  km 
sw.  über  Adelboden.  Unterhalb  der  Alp- 
weide die  Geilsmähder,  eine  zum  grossen 
Teil  sumpfige  Terrasse.  Am  Weg  auf  das 
häufig  bestiegene  Regenbolshom. 

QEIMEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig,  Gem. 
Naters^.  1049  m.  Weiler,  an  der  Vereini- 
gung aer  zwei  kleinen  Thalfurchen  des 
Kelcnbachlhales  und  Blindthaies,  2  km 
n.  Naters.  Etwa  15  Häuser  mit  kleiner 
Kapelle,  140  kathol.  Ew. 

GEI88  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau, 
Gem.  Menznau).  616  m.  Weiler,  am  SW.- 
Hang  des  Geissbergs  und  am  Schwarzen- 
bach ;  1,7  km  nö.  der  Station  Menznau  der 
Linie  Langenthal-Wolhusen.  Postablage. 
11  Häuser,  95  Ew.,  wovon  40  Reformierte. 
Bildet  zusammen  mit  den  benachbarten 
Weilern  eine  Kirchgemeinde,  die  in  39 
Häusern  340  Ew.  (wovon  150  Reformierte) 
zählt.  Vieh-  (besonders  Schweine-)zucht. 
Im  Sommer  grosser  Jahrmarkt.  1277  bis  1306 :  Geis  u.Geijs. 
QEI88ACKER  (Kt.  Aargau,  Bez.  Laufenburg,  Gem. 
Gansingen  und  Sulz).  550-702  m.  Grosse  Ackerfläche  mit 


einem  Bauernhof,  auf  den  Höhen  zwischen  dem  Salrtfaal 
und  dem  Thälchen  von  Gansingen ;  1,5  km  so.  Sulz  und 
2,5  km  sw.  Gansingen. 

GEI88ACKER  (Kt.  Schwyz,  Bez.  und  Gem.  Küss- 
nach).  445  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  nahe  dem  N.-Ende 
der  Küssnacherbucht  des  Vierwaldstättersees  und  700  m 
nw.  der  Station  Küssnach  der  Gotthardbahn.  67  kathol. 

QEI88AUG8TE  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans,  Gem. 
Mels).  807  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  auf  der  hoch  gele- 
genen Terrasse  des  Mädriserbergs,  3  km  w.  der  Station 
Mels  der  Linie  Rapperswil-Wesen-Sargans.  41  kathol.  Ew. 
Alp  Wirtschaft.  So  benannt,  weil  die  Ziegen  (Geissen)  der 
Bewohner  des  Mädriserbergs  hier  gemolken  und  über 
Nacht  in  ihren  Hürden  (den  sog.  Aeugsten)  behalten  wer- 
den. Aeugsten,  Engsten  und  Eisten  vom  althochdeutschen 
awistj  etvist  =  Schafhürde  {awi  =  Schaf). 

GEI88AUG8TE  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans,  Gem. 
Mels).  840  m.  Weiler,  auf  dem  Mädriserberg,  zwischen 
dem  Röllbach  und  dem  Kohlschla^erbach,  4  km  nw.  der 
Station  Mels  der  Linie  Rapperswil-Weesen-Sargans.  11 
Häuser,  64  kathol.  Ew.  Etymologie  s.  beim  vorhergehen- 
den Artikel. 

QEI88AI.P  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  Pfafleien). 
1498-1643  m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  10  Hütten,  eine  der 
grössten  des  Kantons ;  am  N.-Hang  der  Schwarzeflah  an 
den  Quellen  der  Muscherensense  gelegen,  3  km  ö.  vom 
Schwarzsee  und  16,5  km  so.  Pfaueien  (Planfayon).  Mit 
dem  Schwarzsee  über  den  Hürlisboden  durch  einen  Fns»- 
weff  verbunden.  Bei  der  Hütte  Oberhaus  kleine  Seen  und 
Erdtrichter. 

QEI88BACH  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofingen,  Gem.  Britt- 
nau  und  Vordemwald).  4^510  m.  6  zerstreut  ^ele|^ene 
Bauernhöfe,  6  km  nw.  der  Station  Heiden  der  Linie  Lu- 
zern-Olten  und  2,7  km  wnw.  Brittnau.  49  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Brittnau. 

GEI88BACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau).  Bach  ,  ent- 
springt mit  zwei  Quellbächen,  dem  Hinter  und  Vorder 
Geissbach,  am  W.-Hang  des  Rämisgummen  in  1190  bezw. 
1280  m.  Nach  je  4  km  langem  Lauf  durch  bewaldete 
Schluchten  in  der  Richtung  nach  W.,  bezw.  SW.  vereini- 
(^en  sich  die  beiden  Quellarme  in  775  m  zum  eigentlichen 
Geisbbach,  der  nach  600  m  langem  Lauf  in  der  Richtung 
nach  NW.  1,2  km  so.  Eggiwil  in  751  m  von  rechts  in  die 
Grosse  Emme  mündet. 

GEI88BERG  (Kt.  Aargau.  Bez.  Laufenburg).  Gruppe 
von  Tafelbergen,  über  dem  linken  Ufer  der  Aare ;  w.  vfi- 
ligen,  s.  Mandach,  n.  Remigen  und  nö.  Möhnthal ;  in  der 
Form  einer  Meseta  aus  der  dem  Schwarzwald  und  Rhein 
im  S.  vorgelagerten,  aus  Kalkgesteinen  bestehenden 
Rheintafel  herausgeschnitten.  Der  geologische  Aufbau 
der  Hügel  des  Geissber^s  ist  der  denkbar  einfachste  :  sie 
sind  gebildet  durch  horizontale  oder  schwach  nach  S.  ein- 
fallende Schichten,  die  an  der  Basis  der  mergeligen  Stufe 
des  Argovien  und  in  der  Höhe  der  kalkigen  Stufe  des 
Sequan  (Wangener  Schichten)  angehören,  welch'  letzte- 


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TafelhOgel  das  Oeissbergs. 

rer  noch  einige  myacitische  Bänke  der  Randenstufe  (Ba- 
dener Schichten)  auflagern.  An  den  mergeligen  Hängen 
im  S.  und  0.  stehen  bis  zur  Höhe  von  450  oder  4€K)  m 


GEl 


GEI 


239 


Weinberge,  auf  die  bis  zum  Beginn  der  Sequan wände 
hinauf  Wald  folfft.  Den  Gipfel  bildet  eine  bewaldete  Tafel- 
fläche mit  gewellten  Rändern,  die  an  einigen  Stellen  uber^ 
hängen.  Der  höchste  Punkt  des  GeissbergSf  im  w.  Teil  der 
Tafelfläche,  erreicht  701  m,  während  sein  Fuss  bei  Villigen 
auf  der  Aareterrasse  370  m  hoch  liegt.  Am  N.-Hang  findet 
sich  bis  zu  dem  in  480  m  auf  Lias  stehenden  Dorf  Mand- 
ach  die  ganze  Reihe  der  mergeligen  Schichten  des  Dog- 
ffer,  die  mit  Wiesen  und  Wald  bestanden  sind.  Am  W.- 
Hang  endlich  stehen  unter  den  überhängenden  Felsen  des 
Gipfels  sämtliche  Stufen  des  Malm  an,  von  denen  einige 
Fossilien  fähren  (Geissberg  Schichten  an  der  Basis  des 
Sequan).  Das  kleine  Möhnthal  scheidet  den  Geissber^  vom 
Bötzberg,  der  in  seinem  geologischen  Aufbau  mit  jenem 
übereinstimoQt,  aber  auf  den  Malmkalken  noch  eine  Decke 
von  obermiocäner  Jurana^elfluh  und  ebensolchen  Helix- 
mergeln  trägt,  die  am  Geissberg  durch  Abrasion  längst 
verschwunden  ist.  Diese  ganze  miocäne  Decke  schob  sich 
zusammen  mit  den  Malmstufen  ursprünfflich  viel  weiter 
nach  N.,  d.  h.  über  das  heutiffe  Rneinthal  hinüber  bis 
hinauf  auf  den  S.-Abfall  des  Schwarzwaldes  vor.  Hier  hat 
dann  die  tertiäre  Erosion  zunächst  die  Juranaj^elfluh  weg- 

gewaschen,  worauf  die  Erosion  der  quaternaren  Epoche 
lese  Arbeit  des  Herausschneidens  fortgesetzt  und  als  Re- 
sultat die  heutigen  Formen  der  der  Rhein tafel  angehöri- 
gen  Höhen  über  dem  Frickthal  und  dem  Thal  der  Ergolz 
(Geissberg,  Kornberg,  Tiersteinberg,  Tennikerfluh,  bis- 
sacherfluh)  erzeugt  hat.  Auf  dem  Geissberg  stehen  über 
dem  Dorf  Villigen  die  Ruinen  von  Besserstein,  einer  ehe- 
maligen Burg,  die  der  Ueberlieferung 
nach  von  ihrem  eigenen  Erbauer  wie- 
der zerstört  worden  sein  soll,  als  seine 
Söhne  daraus    ein    Raubnest   machen 

wollten.  [0'  Louis  ROLUKR.J 

GEI88BERG  oder  UERKEN  (Kt. 
Äargau,  Bez.  Zofingen).  580  m.  Höhen- 
zug, im  Hügelland  zwischen  den  Thä- 
lem  der  Uerke  und  Suhr,  2  km  sw. 
Schöflland.  Seine  sanft  geböschten 
Hänge  sind  mit  Aeckern,  Wiesen  u. 
Wald  bestanden. 

QEI88BERQ  (Kt.  Luzern,  Amt 
Willisau).  678  m.  Höhenzug,  zwischen 
den  Thälern  des  Schwarzen  bacbs  u. 
von  Soppensee,  nö.  über  Geiss  u.  2  km 
DO.  Menznau.  Von  der  Strasse  Geiss- 
Ober  Stalden  überschritten.  Schöne 
Aassicht. 

QEI88BERQ  (Kt.  Nidwaiden  und 
Obwalden).   Gipfel  S.   den  Art.  Wild- 

GDSSBERG 

QEI88BERQ  (Kt.  und  Bez.  SchafT- 
hausen).  524  m.  Bewaldete  Höhe,  über 
dem  linken  Ufer  der  Durach  2,5  km  n. 
der  Stadt  Schaffhausen.  1167  :  Gartis- 
purg ;  später  Garspurg,  Garsperg. 

QEI88BERG  (Kt.  u.  Bez.  Schv^z). 
2260  m.  Breiter  Kamm,  links  über  dem  Bisithal ;  schliesst 
sich  nach  SW.  mit  dem  Alplerliorn  und  Alplertor  an  die 
Schächenthaler  Windgälle  an.  8  km  so.  über  dem  Dorf 
Muotathal.  Sein  felsiger  SO.- Hang  stark  zerrissen. 

QEI88BERG  (Kt.  Uri).  2718  und  2719  m.  Nördliche 
Fortsetzung  des  Schlossbergs,  im  Kamm  zwischen  diesem 
und  den  Sonnigstöcken,  in  der  Gruppe  des  Titlis.  Fällt 
wie  der  Schlossberg  nach  S.  gesen  das  Erstfelderthal  mit 
mehr  als  900  m  liohen  Felswänden  zur  Tiefe.  Diese  Wände 
sind  bedingt  durch  die  hier  zu  Tage  tretenden  Schicht- 
köpfe des  Malm  (Hochgebirgs-  oder  Alpenkalkes),  unter 
denen  zunächst  ein  schmales  Band  von  Lias  und  Rötidolo- 
roit  und  dann  in  unmittelbarem  Anschluss  daran  die 
Gneise  und  krvstallinen  Schiefer  der  Daromagruppe  fol- 
Ken.  Die  Schienten  fallen  nach  N.  und  sind  sehr  glatt,  so 
dass  der  von  dieser  Seite  (Guggithal  und  Alp  Waldnacht 
ö.  vom  Surenenpass)  aus  mögliche  Zugang  zum  Geissberg 
ein  recht  schwieriger  ist. 

QEI88BERG  oder  WITTEN8TOCK  (Kt.  Uri).  2394 
ro.  Gipfel,  Endpfeiler  der  vom  Krönten  zwischen  Gomeren- 
ond  Inschialpthal  nach  SO.  auszweigenden  kurzen  Kette. 
Besteht  ganz  aus  Gneis  und  zei^t  daher  auch  in  seiner  Ge- 
stalt eine  grosse  Verschiedenheit  vom  Geissberg  über  dem 


Erstfelderthal,  indem  von  0.,  d.  h.  von  der  Seite  des 
Reussthaies  ((^urtnellen)  her  sein  begrastes  Gehänge  bis 
zum  Gipfel  hinauf  breit  und  gleichmässig  geböscht  an- 
steigt. 

QEI88BERQ  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Bubi- 
kon). 527  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  auf  einer  Anhöhe,  2 
km  sw.  der  Station  Bubikon  der  Linie  Zürich-Uster-Rap- 
perswil.  29  reform.  Ew. 

GEI88B0HI.  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau,  Gem.  Lau- 

Sirswil).  860  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  zwischen  dem 
bem  und  Untern  Frittenbachgraben ;  3,5  km  nö.  Lau- 
perswil  und  der  Station  Zoll  brücke  der  Linie  Burgdorf- 
Langnau.  56  reform.  Ew. 

QEI88B0HI.  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem.  Herrli- 
berg).  530  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  über  dem  rechten 
Ufer  des  Zürichsees,  1  km  n.  der  Station  Herrliberg  der 
rechtsufrigen  Zürichseebahn  (Zürich-Meilen-Rapperswil). 
28  reform.  Ew. 

QEI88B0HI.  (Kt.  Zu^,  Gem.  Baar).  477  m.  Gruppe 
von  6  Häusern,  am  linksseitigen  Gehänge  des  Lorzethales; 
1,8  km  so.  der  Station  Baar  der  Linie  Zürich-Thalwil-Zug. 
25  kathol.  Ew. 

GEI88B0TZIBACH  (Kt.  Glarus). 2600-1900 m.  Wild- 
bach ;  entspringt  dem  Geissbützitim  (w.  vom  Geissbützi- 
stock),  fallt  sehr  rasch  zu  Thal  und  mündet  direkt  unter 
den  Hütten  der  Obersandalp  nach  2  km  langem  Lauf  von 
links  in  den  Sandalpbach  (Quellbach  der  Linth). 

GEI88B0TZIFIRN  (Kt.  Glarus).  Etwa  2640-2250  m. 
Kleines]Fimfeld«  zum  grossen  Eisgebiet  des  Claridenfims 


Oeissbfktxifirn,  von  der  Obersandalp  aus. 

gehörig,  auf  einer  Terrasse  des  Vorder  Spitzaipelistockes; 
steigt  zwischen  diesem  und  dem  Geissbützistock  (den  er 
aber  nicht  berührt)  in  der  Richtung  auf  die  Obersandalp 
ab.  Stark  zerklüftet.  Der  ums  Jahr  1820  noch  einen  Teil 
der  Obersandalp  bedeckende  Firn  ist  seither  bedeutend 
zurückgeschmolzen.  Von  der  Obersandalp  aus  sehr  schön 
sichtbar. 

GEI88B0TZI8TOCK  (Kt.  Glarus).  2720  m.  Gipfel, 
über  dem  SO. -Ufer  des  Claridenfirns,  über  den  er  wie 
seine  Nachbarn  nur  wenig  hoch  aufsteigt,  während  er 
von  der  an  seinem  S.-Fuss  gelegenen  Ober  Sandalp  aus 
gesehen  eine  durch  Felsbänder  gegliederte  kühne  Spitze 
bildet.  Von  seinen  Nachbarn  durch  die  Runscn  des  Becki- 
und  Geissbützibachs  geschieden.  Von  der  Claridahütte  aus 
sehr  leicht  zugänglich. 

GEI888CHACHEN  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Krieg- 
stetten.  Gem.  Biberist).  458  m.  Weiler,  zwischen  dem 
Mühlebach  und  dem  linken  Ufer  der  Emme  und  1,2  km 
sw.  der  Station  Biberist  der  Linie  Solothum-Burffdorf- 
Langnau.  26  Häuser,  341  kathol.  und  reform.  Ew.  Land- 
wirtschaft. Essgeschirrfabrik.  Kantonale  Strafanstalt 

QEI88EI.  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Steckbom,  Gem.  Pfin). 
454  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  auf  einer  Terrasse  60  m 


340 


GEI 


6CI 


Über  dem  rechten  Ufer  der  Thur,  4  km  n.  Frauenfeld  und 
4«5  km  8W.  Pfin.  ^  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Pfin- 
Weiningen.  Wein-  und  Obstbau. 

QEI88ELERM008  (Kt.  Luzern ,  Amt  Hochdorf, 
Gem.  Emmen).  Häusergruppe.  S.  den  Art.  Geissler- 
moos. 

QEI88FI.UH  (Kt.  Aargau,  Basel  Land  u.  Solothurn). 
966  m.  Bewaldeter  Kamm  im  Juracebirge,  nw.  über  Aarau 
auf  eine  Länge  von  2  km  SW.-NO.  zienend.  Trigonome- 
trisches Signal.  Prachtvolle  Aussicht  auf  Alpen,  Mittelland, 
Schwarzwald  und  auf  den  Kanton  Basel  bis  zur  Gempen- 
fluh.  Aarau-Signal  2  V«  Stunden.  Als  hängender  Flügel 
der  sog.  Schuppenstruktur  asymmetrisch  gebaut ;  besteht 
aus  nach  S.  einfallendem  Dogger,  der  auf  einer  jungem 
Grundlage  überschoben  ist.  Fällt  nach  0.  mit  der  Gelben 
Fluh  ab,  in  der  im  Dogger  die  Höhle  des  Goldloches  sich 
ßndet ;  die  S.-Flanke  ganzlich  bewaldet,  die  O.-Flanke  mit 
auf  Lias  stehenden  Wiesen  bekleidet.  Hier  in  830  m  die 
Quelle  der  Ergolz. 

QEI88FI.UH  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Waidenburg). 
iOOO-1040  m.  Felswand  ö.  über  Waldenburff,  in  dem  4  km 
weiter  nach  0.  mit  dem  Waldenburger  Bolchen  endigen- 
den Kamm  des  Lauchbergs. 

QEI88FI.UH  oder  MUNTIQAI.M  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez.  Ober  Simmenthai).  2079  m.  Gipfel,  nw.  Vorberg  des 
Röti-  oder  Seehorns,  in  der  Gruppe  der  Spilgerten ;  von 
Zweisimmen  aus    über  Mannried   und 
die   Muntigenalp  in  3  Stunden  leicht 
zugänglich. 

QEI88FI.UH  (Kt.  Solothurn,  Amtei 
fialsthal).  1091  m.  Felsgrat,  im  Kamm 
des  Probstberges ,  nw.  über  Aeder- 
mannsdorf :  über  den  auf  Argovien 
stehenden  Wiesen  von  Grossrieden  und 
den  mit  Baumgruppen  durchsetzten 
Sennbergen  der  Tannmatt,  die  auf  dem 
Scheitel  des  Doggergewölbes  liegen. 
Kann  von  Matzendorf  aus  über  ei- 
nen steilen  Karrenweg  bestiegen  wer- 
den.    . 

QEI88FI.UH  (Kt.  Solothurn,  Amtei 
Lebern).   S.  den  Art.  Gitzifluh. 

QEI88GRAT  (Kt.  Wallis,  Bez.  Ost 
Raron).  3000-3400  m.  Langer  Felsgrat, 
ssö.  Fortsetzung  des  vom  Aletschhorn 
über  das  Geiss-  oder  Sattelhorn  ziehen- 
den Kammes ;  teilt  den  Triestgletscher 
in  zwei  Arme.  Obwohl  einige  Punkte 
dieses  Grates  der  Bestei^n^  keine 
ausserordentlichen  Schwierigkeiten  bie- 
ten dürften,  ist  von  einer  solchen  doch  bis  heute  nichts 
bekannt  geworden. 

GEI88HAU8  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Go.ssau ,  Gem. 
Waldkirch).  602  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  700  m  nw. 
Waldkirch  und  2,5  km  ö.  aer  Station  Hauptwil  der  Linie 
Gossau-Sulgen.  31  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei. 

QEI88HOF  (Kt.  Aargau,  Bez.  Bremgarten,  Gem.  Unter 
Lunkhofen).  380  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  am  rechten 
Ufer  der  Reuss  nahe  einem  kleinen  Weier,  2  km  nw.  Un- 
ter Lunkhofen  und  3,2  km  so.  der  Station  Bremgarten  der 
Linie  Brugg-Wohlen -Bremgarten.  23  kathol.  Ew.  Wiesen- 
bau. 

QEI88HOF  (Kt.  Aargau,  Bez.  Kulm,  Gem.  Gontens- 
wil).  645  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  auf  den  Höhen  zwi- 
schen der  Wina  und  dem  Sagenbach  und  3  km  nw.  der 
Station  Reinach  der  Seethalbahn.  48  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Reinach.  Wiesenbau  und  Viehzucht.  Bis  1902 
der  Gemeinde  Reinach  zugeteilt. 

QEI88HOF  (Kt.,  Bez.  u.  Gem.  Schaffhausen).  465  m. 
Häusergruppe,  auf  dem  unbewaldeten  s.  Teil  des  Geissbergs, 
1  km  n.  vom  Bahnhof  Schaffhausen.  S.  den  Art.  Schaff- 
hausen (Stadt). 

QEI88HOI.Z  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle,  Gem. 
Schattenhalb).  801  m.  Kleines  Dorf,  auf  dem  Querriegel 
des  Kirchet  und  am  rechten  Ufer  des  Lauibaches ;  2,5  km 
so.  der  Station  Meiringen  der  Brünigbahn  (Luzern-Brienz). 
28  Häuser,  184  reform.  Ew.  Wiesenbau.  Von  den  in  der 
Nähe  in  grosser  Zahl  abgelagerten  erratischen  Blöcken 
sind  einige  der  ^rösslen  bereits  zum  Bau  der  Nideck-  und 
Tiefenaubrücke  in  Bern  verwendet  worden. 


QEI88HORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmentbai) 
1895  m.  Gipfel,  in  dem  begrasten  Kamm  zwischen  dem 
Kaltbrunnenbach  (Zufluss  zur  Kleinen  Simme)  und  dem 
Simmenthai,  2Vt  Stunden  ssw.  über  Zweisimmen.  Gehört 
zur  Rinderbergalp.  Trigonometrisches  Signal. 

QEI88HORN(Kt.  Graubänden,  Bez.  Ober  Landauart) 
2276  und  2339  m.  Gipfel,  im  Gebirgsstock  des  MädrishorD^, 
in  der  vom  Saaser  Calanda  und  der  mächtigen  Felswand 
der  Rätschenfluh  nach  S.  abzweigenden  Nebenkelte.  Be- 
steht aus  obern  Jurakalken  und  rallt  nach  W.  in  steilen 
Wänden  zu  den  auf  Schiefer  liegenden  grünen  Alpweiden 
des  Pratigaus  ab.  Gehört  zu  der  hier  über  die  jüngeren 
eocänen  und  oligocänen  Schiefer  aufj^eschobenen  Deck- 
schölle  und  ist  weiter  nach  0.  selbst  wieder  von  den  Gnei- 
sen und  krystallinen  Schiefem  des  Mädrishoms  über- 
lagert. 

GEI88HORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Ost  Raron).  3746 m. 
Gipfel,  höchster  Punkt  des  vom  Aletschhorn  nach  SSO. 
ausgehenden  Kammes,  zwischen  dem  Mittel  und  Ober 
Aletschgletscher  und  n.  über  dem  durch  den  Geissgrat  in 
zwei  Arme  gespaltenen  Triestgletscher.  Die  Kette  setzt 
sich  nach  SW.  über  den  Rotstock  oder  das  Rothom  (37(H 
m)  zum  Fusshorn  (3628  m)  fort.  In  der  altem  alpioeo 
Litteratur  heisst  der  Kamm  zwischen  Fuss-  u.  Geisshom 
der  Rothorograt  oder,  zwischen  Punkt  3106  m  und  Geiss- 
hom, die  Fusshörner.  Geisshorn  nennen  wir  den  Gipfel 


Geisshorn  (Kt.  Waliis),  vom  Boichdrii  aus. 

nach  dem  Vorgange  der  Exkursionskarte  des  S.  A.  C.  för 
1885-87,  während  er  auf  der  Siegfriedkarte  die  Bezeich- 
nung Sattelhorn  trägt.  Kann  ohne  grosse  Schwierigkeiten 
in  4  Stunden  von  der  Ober  Aletschhutte  des  S.A.  C.  oder. 
noch  besser,  von  der  Priestalp  aus  bestiegen  werden. 
Prachtvolle  Aussicht,  besonders  schön  gegen  das  Aletsch- 
horn hin. 

QEI88HUBEI.  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofingen,  Gem.  Rot- 
rist). 465  m.  Weiler,  am  N.-Rand  des  grossen  Langholzes 
und  1,5  km  so.  der  Station  Rotrist  der  Linie  Olten-Ben. 
16  Häuser,  125  reform.  Ew.  Wiesenbau.  Heilbad  mit  klei- 
nem Kurhaus. 

QEI88I.ERM008  (Kl.  Luzern,  Amt  Hochdorf,  Gem. 
Emmen).  550  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  an  der  Strasse 
Luzern-Neuenkirch,  2  km  w.  der  Station  Rotenburg  der 
Linie  Olten-Luzern  und  3,6  km  nw.  Emmenweid.  47  ka- 
thol. Ew.  Kirchgemeinde  Neuenkirch.  Wiesenbau. 
(  GEI88I.IBACH  (Kt.  Thurffau  u.  ZüHch).  Bach;  eot- 
spriogt  unter  dem  Namen  Heldbach  am  S.-Hang  des 
Stammheimerbergs  in  545  m,  fliesst  zunächst  nach  S., 
biegt  dann  nach  W.  um  und  heisst  auf  dieser  Strecke 
Schlieren bach,  gehtö.  an  Waltalingen  vorbei  und  wendet 
sich  als  Mühlebach  nach  NW.,  durchiliesst  SchlalliDgen» 
erhält  dann  den  Namen  Geisslibach  und  geht  enalicn 
über  Basadingen  (wo  er  von  links  her  den  Katzenbach 
aufnimmt)  und  Willisdorf  nach  >I0.,  nm  nach  14  km 
lanffem  Gesamtlauf  in  Diessenhofen  in  397  m  von  link^ 
in  den  Rhein  zu  münden.  Der  ziemlich  fischreiche  Bach 
(Forellen  und  Aeschen)  treibt  zwei  Möhlen  u.  eine  Säge. 
Die  beiden  Kirchgemeinden  Katholisch-  und  Reformiert- 


GEI 


GEL 


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Basadingen  fährlen  vor  einigen  Jahren  mit  einander  einen 
langen  Prozess  wegen  des  Fischereirechtes  im  Geisslibach, 
der  zu  Gunsten  der  Katholil^en  ausfiel,  da  diese  nach- 
weisen konnten,  dass  das  Recht  des  Fischens  hier  ein 
dem  katholischen  Pfarrer  zu  Basadingen  zugestandenes 
Privilegium  sei. 

GEI88PFADPA88  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  2475  m. 
Passübergang  zwischen  Rothorn  und  Grampielhorn,  in 
der  vom  bimplon  zum  Griespass  ziehenden  Kette  und  auf 
der  Landesgrenze  gegen  Italien.  Sehr  interessanter  Ueber- 
gang  von  der  Fremdenstation  Binn  zur  Alpe  de  Devero 
(6  Stunden)  und  weiterhin  mit  Fussweg  nacn  Baceno  im 
Antigoriothal.  Heisst  bei  den  Italienern  Bocca  Rossa 
(rotes  Tor),  welcher  Name  aber  streng  genommen  nur 
dem  SO.-£in^ang  zum  Geisspfadpass  zukommt.  Etwas 
vor  der  Passhohe  auf  Schweizersetteder  malerische  Geiss- 
pfadsee. Der  oberste  Abschnitt  des  Ueberganges  führt  vor 
dem  Abstieg  zur  Alpe  de  Devero  über  eine  mit  mächtigen 
Feisblöcken  übersäte  öde  Hochfläche,  längs  welcher  der 
\Ve^  durch  Pyramiden  von  aufeinander  gehäuften  Steinen 
(Cairns)  markiert  ist.  Der  Pass  hauptsächlich  von 
Schmugglern,  seltener  von  Touristen  begangen.  Das 
Geisspfadplateau,  die  Umgebungen  des  kleinen  Sees  und 
das  darüber  aufragende  Rothorn  bestehen  aus  Serpentin, 
der  einer  muldenförmigen  Einsenkung  des  Gneissockels 
dieser  Kette  aufsitzt.  Die  Serpentinblöcke  bilden  mächtige 
Trümmerfelder.  Der  im  frischen  Bruch  grüne  Serpentm 
bedeckt  sich  mit  einer  rotgelben  Verwitterungsrinde, 
woher  die  italienischen  Namen  Bocca  Rossa,  Passo  Rosso 
(Rotpass)  und  Punta  Rossa  (Rothorn). 

QEI88PFAD8EE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  2430  m. 
Hochalpensee  von  etwa  2  km  Umfang,  nahe  unter  dem 
Scheitel  des  (reisspfad passes  oder  der  Bocca  Rossa  und 
am  Fuss  des  Grampielnornes.  Steht  mit  einem  bedeutend 
kleineren  See  in  Verbindung,  dessen  Abfluss  400  m  ö. 
vom  Weiler  Im  Feld  von  links  in  die  Binna  mündet.  Das 
Felsenkar,  in  dem  der  See  eingebettet  liegt,  greift  tief  in 
die  Serpentinmassen  ein,  aus  denen  der  Gipfelgrat  der 
Kette  zwischen  dem  Schwarzhorn  und  Crampiollo  besteht. 
Die  Seewanne  verdankt  ihre  Entstehung  wie  so  viele  ähn- 
liche Gebilde  der  Hochalpen  wahrschemlich  der  Glazial- 
erosion. 

QEI88PFAD8PITZEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms). 
2770  m  (auf  der  itali.  Karte).  Kurze  Kette  von  Felsspitzon, 
w.  ül)er  dem  Scheitelplateau  des  Geisspfadpasses,  auf  der 
Grenze  zwischen  dem  Wallis  und  Plemont.  Auf  der  Sieg- 
friedkarte unbenannt. 

G£l888CHWAND(Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau, Gem. 
Eggiwil).  920  m.  4  zerstreut  gelegene  Häuser,  9  km  so. 
der  Station  Signau  der  Linie  Bem-Luzern  und  2,2  km 
SSW.  Eggiwil.  27  reform.  Ew. 

GEI88WEG  (Kt.  Uri,  Gem.  Seelisberg).  794  m. 
Gruppe  von  7  Häusern,  nahe  dem  N.-Ufer  des  Seelisber- 
gersees,  an  der  Strasse  Emmetlen-Seelisberg,  2  km  sw. 
Seelisberg.  43  kathol.  Ew. 

GEI88WIE8EN  (Kt.  Aargau,  Bez. 
Baden,  Gem.  Wettingen).  411  m.  Weiler, 
nahe  dem  rechten  Ufer  der  Limmat  und 
2  km  osö.  der  Station  Wettingen  der 
Linie  Zürich-Baden- Brugg.  14  Häuser, 
89  kaihol.  Ew. 

QEI8T  (IM)  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Seftigen,  Gem.  Gurzelen).  690  m.  Dorf, 
400  m  nw.  vom  Geistsee;  1,7  km  s. 
Gurzelen  und  2,5  km  so.  der  Station 
Burgistein-Wattenwil  der  Gürbethal- 
bahn  (Bern- Watten wil-Thun).  27  Häu- 
ser, 181  reform.  Ew. 

GEI8T8EE  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Thun).  666  m.  Kleiner  See,  150  m  lang 
und  1(X)  m  breit ;  400  m  n.  vom  Ditt- 
li^ersee  und  2,3  km  sw.  Watten wil, 
mitten  in  dunkeln  Waldungen  reizend 
gelqren.  Gehört  zusammen  mit  dem 
Dittliger-  oder  Längen  buhl-,  Amsoldin- 
ffer-,  Uebischi-  una  Gerzensee  zu  der 
bemerkenswerten  Gruppe  von  Seen, 
die  durch  die  mächtige  Horäne  zwischen  dem  Thal  der 
Aare  und  der  Stockhornkette  aufgestaut  worden  sind. 
Sendet  die  Grosse  Müsche  zur  Gürbe.  Interessante  Flora 


(gelbe  und  weisse  Seerosen).  Schwimmende  Inseln,  aus 
vom  Ufer  sich  ablösenden  Rasenpartien  bestehend. 

GEITENBERG  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  1691  u.  1715 
m.  Gipfel,  im  Winkel  zwischen  Ratsch-  una  Bisithal,  nach 
0.  über  die  Geitenbergalp  mit  dem  Pfannenstock  und  der 
weiten  Karrenalp  in  Verbindung  stehend.  Zum  grossen 
Teil  mit  Wald  und  Alpweiden  bestanden. 

GELATO  (ALP)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia). 
2180  m.  Alp  weide  mit  Hütte,  zu  obef^t  in  einem  der 
ersten  Seitenthäler  des  Val  Clampo,  nö.  unter  dem  Pizzo 
Gelato  und  ö.  der  Landesgrenze  gegen  Italien.  Trägt  den 
ganz  kleinen  Lago  Gelato. 

GELATO  (PA880)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia). 
2392  m.  Passübergang,  zwischen  Pizzo  Gelato  und  Pizzo 
Porcareccio,  in  ^er  von  der  Cima  di  Tramolino  zum 
Pizzo  Porcareccio  ziehenden  Grenzkette  gegen  Italien. 
Verbindet  Campo  über  die  Alpe  Sfille  mit  Domo  d'Ossola 
im  italienischen  Eschenthal  (Campo-Passhöhe  3,  Pass- 
höhe-Domo  d'Ossola  4  Stunden). 

GELATO  (PIZZO)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia). 
2615  m.  Gipfel,  auf  der  Landesgrenze  gegen  Italien,  je 
6  km  sw.  über  Campo  und  s.  vom  Sonnenhorn.  Während 
von  diesem  Punkte  aus  die  Landesgrenze  gej^en  SO.  eine 
Zeit  lang  noch  der  Wasserscheide  folgt,  springt  sie  nach 
N.  quer  über  den  obersten  Abschnitt  des  Val  (Jlampo  hin- 
über. 

GELBBERG  (Kt.  Glarus).  So  heisst  der  durch  Feis- 
und Rasenbänder  und  hohe  Wände  gegliederte  0.-  und 
SO.-Hang  des  Vorder  Glärnisch.  Auf  emem  der  Rasen- 
bänder w.  über  Mitlödi  die  Hütten  der  Baumgartenalp 
(1575  m).  An  der  Flanke  des  Gelbbergs  die  tief  eingeris- 
sene Hansliruns. 

GELBE  FLUH  (Kt.  Aargau,  Bez.  Aarau).  775  m.  Be- 
waldeter Felsrucken  des  Aargauer  Jura,  ö.  Fortsetzung 
der  Geissfluh ;  zwischen  dem  Zwieselbach  und  dem  Höhle- 
bächli,  den  zwei  Quei lärmen  des  Erzbaches.  2,5  km  nw. 
über  Ober  Erlinsbach. 

GELBHORN  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Hinterrhein). 
3035  m.  Einer  der  Hauptgipfel  in  der  Kette  des  Piz  Beve- 
rin,  5  km  sw.  von  diesem  ;  fällt  nach  W.  zum  Safierthal 
in  zerrissenen  Steilwänden  ab,  während  er  nach  0.  zum 
Schams  in  breiten  und  sanftgeböschten  Halden  nieder- 
steigt. Vom  Schams  aus  leicht  zu  besteigen,  aber  selten 
besucht. 

GELBI8TOCK  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans).  2682  m. 
Gipfel,  sw.  Vorberg  des  Pizol,  in  der  Gruppe  der  Grauen 
Ilörner,  s.  über  dem  Dorf  Weisstannen.  Fällt  nach  0.  zu 
der  von  Runsen  durchzogenen  Lavtinaalp  steil  ab. 

GEL6  (MONT)  oder  BECCA  DE  LA  GRANDE 
JOURNEE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Conthey,  Entremont  und 
Martinach).  3Ö28  m.  Gipfel,  nw.  Vorbere  des  Mont  Fort, 
in  der  Kette  zwischen  den  Thälern  von  Bagnes  und  Nen- 
daz.  Von  ihm  zweigt  nach  N.  ein  an  der  Dent  de  Nen- 
daz  endigender  Kamm  ab,  der  zusammen  mit  der  nach 


MoDt  Oele  (Val  de  Bagnes)  von  Norden. 

W.  sich  fortsetzenden  Hauptkette  das  bei  Riddes  ausmun- 
dende Thälchen  von  Is^rables  einschliesst.  Von  den  Monis 
de  Sion  durch  den  Gel  de  La  Chaux  getrennt.   Von  allen 

GEOGR.  LEX.  60  —  11   —  16 


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GEL 


GEL 


Seiten  her  leicht  zugänglich,  am  meisten  aber  von  Le 
Chäble  aus  bestiegen  (6  Stunden).  Prachtvolle  Aussicht. 


Gellihorn,  mit  einem  Teil  der  Gletscherlawine  der^Altels,  von 
Weissen  Fluh  aus. 

GEL6  (MONT)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont).  3517  m 
(auf  der  Italien.  Karte  3530  m).  Gipfel,  im  Grenzkamm 
zwischen  dem  Wallis  und  Italien,  ninten  über  dem  Val 
de  Bagnes  zwischen  dem  Col  de  Fenötre  und  Col  de  Crdte 
Seche  aufsteigend.  Fällt  zum  Col  de  Fenötre  mit  einer 
nahezu  800  m  hohen  grossartigen  Felswand  ab.  Besteig- 
ung von  der  Chanrionhutte  des  S.  A.  C.  aus  über  den  Col 
de  Fenötre  und  den  italienischen  Gletscher  von  Faudery 
oder  über  den  Gletscher  von  Cröte  S^che  in  etwa  6  Stun- 
den. Ausgedehnte  Rundsicht,  besonders  prachtvoll  auf  das 
Eisgebiet  von  Hautemma. 

GELFINGEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Hochdorf).  475  m. 
Gem.  und  Dorf,  am  N.-Ende  des  Baldegffersees  und  an 
def  Strasse  Luzem-Lenzburg.  Haltestelle  der  Seethalbahn. 
Postbureau,  Telephon ;  Postwagen  Gelßngen-Fahrwangen. 
Gemeinde,  mit  Unter  Klotisberg:  61  Häuser,  443  kathol. 
Ew.;  Dorf:  51  Häuser,  328  Ew.  Kirchgemeinde  Hitzkirch. 
Acker^,  Wein-  und  Obstbau.  Strohindustrie.  Armenhaus 
für  die  Gemeinden  Schonffau,  Altwis,  Hitzkirch,  Hämikon 
und  Lieli.  In  der  Nachoarschaft  Schloss  Heidegg,  mit 
schöner  Aussicht.  Die  Gemeinde  verfügt  über  einen  1805 
vom  Lehrer  Josef  Bucher  gestifteten  Schulfonds.  In  einer 
Kiesgrube  am  Figenbüel  nat  man  alemannische  Skelete 
aufgedeckt.  1306 :  Gelvingen. 

GELLIHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen).  2289  m. 
Felsgipfel,  steigt  mit  steilen  Hängen  über  den  ersten  Win- 
dungen der  Strasse  über  die  Gemmi  auf  und  ist  die  am 
stärksten  hervortretende  Spitze  zwischen  dem  kleinen 
Thal  der  Spitalmatte  und  dem  Ueschinenthäli.  Von  Kan- 
dersteg  aus,  in  dessen  Landschaftsbild  er  eine  vorherr- 
schende Rolle  spielt,  als  kühner  Gipfel  besonders  schön 
sichtbar.  Der  auf  der  Seite  gegen  Kandersteg  abfallende 
Felshang  ist  bemerkenswert  durch  seinen  Aufbau  aus 
einer  ganzen  Reihe  von  bis  zum  höchsten  Punkt  sich 
zickzadcförmig  wiederholenden  Faltenbiegungen,  die  aus 
Neocom  und  Eocän  bestehen.  (Vergl.  das  geolog.  Profil 
zum  Art.  Gemmi).  Der  Name  von  «gellen»;  bedeutet 
einen  Gipfel,  an  dessen  Wänden  sich  das  Echo  bricht 
oder  an  dem  der  Wind  gellt. 

GELLWIL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gossau,  Gem.  Wald- 
kirch). 565  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  nahe  dem  linken 
Ufer  der  Sitter,  3  km  nö.  Waldkirch  und  6  km  ö.  der  Sta- 
tion Hauptwil  der  Linie  Gossau-Bischofszell-Sulgen.  29 
kathol.  Ew.  Viehzucht. 

GELMERGLETSCHER  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober 
Hasle).  2800-2500  m.  Gletscher,  aus  zwei  durch  einen  Fels- 
grat voneinander  getrennten  Hälften  bestehend  u.  2,5  km 


lang ;  am  W.-Hang  der  Hinteren  Gelmenhömer,  hinten 
über  dem  von  rechts  auf  die  Aare  ausmündenden  Thäl- 
chen  der  Gelmeralp.  Der  Gletscherbach  bildet  den 
wilden  kleinen  Gelmersee,  dann  die  Fälle  des  Gel- 
merbaches  und  mündet  unmittelbar  oberhalb  des 

Srachtvollen  Handeckfalles  in  die  Aare.  Der  Äus- 
ruck  Gelmer  ist  eine  andere  Form  für  Galm.  S. 
diesen  A  rt. 

GELMERHÖRNER  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober 
Hasle).  2543,  2606,  2631,  2589,  2790,  2Ö13  m.  Stark 
verwitterte  kurze  Felskette,  w.  über  dem  Diechter 
thal  und  über  dem  rechten  Ufer  der  Aare  zwischen 
der  Handeck  und  Guttannen.  Von  den  stark  zerris- 
senen Hängen  steigen  zeitweise  zahlreiche  Bäche 
und  Wasserfälle  zu  Thal.  Noch  wenig  bekannt. 

GELMERHÖRNER  (HINTERE)  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Ober  Hasle).  3116,  3102,  3064,  3150,  3101, 
3200,  3161,  3166,  3325  m.  Langer  gezackter  Fels- 
kamm, zwischen  den  Gerstenhörnem  und  dem  Tier- 
älplistock,  in  der  zwischen  dem  Rhonegletscher  und 
dem  von  rechts  auf  das  Aarethal  ausmündenden 
Thälchen  der  Gelmeralp  stehenden  Kette,  ö.  über 
der  Handeck.  Wenig  besucht  und  noch  ungenü- 
gend bekannt,  obwohl  die  drei  Hauptgipfel  schon 
mehrfach  (meist  vom  Rhonegletscher  aus)  bestie- 
gen worden  sind. 

GELMERLIMMI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober 
Hasle).  Etwa  3000  m.  Passübergang,  im  Grat  der 
Hinteren  Gelmerhörner ;  verbindet  die  Handeck 
über  die  Gelmeralp  und  den  Gelmergletscher  mit 
dem  Rhonegletscher  und  der  Furka  (8  Stunden). 
Nur  selten  begangen. 
GELMERSEE  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle). 
1829  m.  Kleiner  See,  auf  einer  Felsterrasse  am  Eingang  zum 
wilden  Diechterthal,  500  m  über  der  Handeck.  Wird  von 
den  Schmelz  wassern  des  Alpli-,  Gelmer-  und  Diechterglet- 
schers  gespiesen  und  sendet  den  Gelmerbach,  der  einen 
von  der  Grimselstrasse  aus  sehr  schön  sichtbaren  Was- 
serfall bildet,  von  rechts  zur  Aare.  Alpweiden.  Vorrömische 
und  römische  Funde;  Gräber  aus  der  Zeit  des  Barbaren- 
einfalles. 

GELTENGLET8CHER  (Kt.Bem,Amt8bez.SaaneD). 
2800-2400  m.  Gletecher,  4  km  breit  und  1  km  lang ;  an  der 
W.-Schulter  des  Wildhorns,  hinten  über  dem  Lauenen- 


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Gelmersee  von  SUdwesten. 

thal.  Ueber  ihm  steigen  im  0.  die  zerrissenen  Hänge  des 
Wildhorns,  im  S.  das  Geltenhorn  und  der  Arpelistock 
und  im  W.  das  Hundhörnli  auf.  Wird  nur  von  Gemsjägem 


GEL 

und  den  wenigen  Touristen  begangen,  die  den  Geltenpass 
überiichreiten  oder  das  Wildhom  von  dieser  Seite  her 
besteigen.  Sendet  eine  Zunge  (den  sog.  Rotthalgietscherj 
ins  Rotthal  hinunter. 

GE1.TENHORN  (Kt.  Bern  und  Wallis).  3074  m.  Gip- 
fei,  w.  Vopberg  des  Wildhorns,  s.  über  dem  Geltenglet- 
scher,  n.  über  der  öden  Hochlläche  der  Grandes  GouTlles 
und  w.  über  dem  Sanetschpass.  Kann  ohne  grosse  Schwie- 
rigkeiten von  Lauenen  aus  über  den  Geltenpass  in  7  oder 
vom  Hotel  Sanetsch  aus  in  4  Stunden  bestiegen  werden, 
wird  aber  nur  selten  besucht. 

GELTE NPA88,  französisch  CoL  du  BROZET(Kt.Bern, 
Amtsbez.  SaanenJ.  2826  m.  Passübergang,  zwischen  Wild- 
horn  im  NO.  und  Geltenhorn  im  S\V.  Verbindet  Lauenen 
über  den  Geltengletscher  und  den  Glacier  du  Brozet  mit 
dem  Hotel  Sanetsch  (7  Stunden)  und  Sitten  (11  Stunden). 
Wird  heutzutage  nur  sehr  selten  von  Touristen  begangen, 
da  diese  den  Uebergang  über  den  Sanetschpass  oder  über 
das  Wildhom  vorziehen. 

GEI.TEN8CHUTZ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Saanen).2158 
ra.  Prachtvoller  Wasserfall,  etwa  200  m  hoch  ;  zu  oberst 
im  Lauenenthal ,  über  der  Geltenalp  von  einem  der 
Schmelzbäche  des  Geltengletschers  cebildet.  Der  Dia- 
lektausdruck Schutz  oder  Schuss  =  Wasserfall. 

GELTENTRITT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Saanen).  1930 
m.  Schwindligfer  Fussweg,  zum  Teil  über  Leitern  führend, 
2-3  Stunden  so.  über  Lauenen ;  verbindet  die  Kühdungel- 
alp(1793  m)  in  einer  halben  Stunde  mit  der  Geltenalp 
(1936  m).  Das  Vieh  kann  diesen  Pfad  nicht  benutzen  und 
wird  darum  auf  dem  Umweg  über  die  Feissenbergalp  zur 
Geltenalp  hinaufgetrieben. 

OtLTERFINOEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftiffen).  555 
m.  Gem.  und  Dorf,  im  Gürhethal,  am  rechten  Ufer  der 
Grossen  Müsche,  zwischen  der  Terrasse  von  Gerzensee 
und  dem  Gräbenmoos  und  an  der  Strasse  Belp-Thurnen; 
1,5  km  ö.  der  Station  Kaufdorf  der  Gürbethalbahn  (Bern- 
Wattenwil-Thun).  Postablage,  Telephon.  Gemeinde,  mit 
Kramburff  :  42  Häuser,  243  reform.  Ew. ;  Dorf:  18  Häuser, 
113  Ew.  Kirchgemeinde  Kirchdorf. 

GELTERKINDEN  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Sissach). 
410  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  an  der  Mündung  des  Eibachs 
in  die  Ergolz,  am  linken  Ufer  dieser  letzteren  und  an  der 
Strasse  Sissach -Kienberg.  Endstation  der  elektrischen 
Bahn  Sissach-Gelterkinden.  Postbureau,  Telegraph,  Tele- 
phon; Postwagen  nach  Maisprach,  Wenslingen-Oltingen 
und  Rotenfluh-Kienberg.  Gemeinde  :  237  Häuser,  ^31 
reform.  Ew. ;  Dorf:  215  Häuser,  1842  Ew.  Landwirtschaft. 
Seidenbandweberei  in  2  Fabriken  und  als  Hausindustrie ; 
mechanische  Werkstätten,  Bierbrauerei.  Auf  dem  Kien- 
berg nw.  Gelterkinden  eine  Anstalt  für  schwachsinnige 
Kinder.  Gotische  Kirche,  deren  an  der  W. -Fassade  ste- 
hender Turm  mit  einem  offenen  gotischen  Portikus  ge- 
schmückt ist. 

Zum  erstenmal  erhalten  wir  sichere  geschichtliche 
Kunde  von  Gelterkinden,  als  Bischof  Burkard  von  Basel 
zu  Ende  des  11.  Jahrhunderts  dem  eben  gegründeten  Klos- 
ter zu  St.  Alban  Eigentumsrechte  in  dieser  Ortschaft  ver- 
lieh. Doch  ist  es  äusserst  wahrscheinlich,  dass  hier  am 
Zusammenfluss  von  Eibach,  Ergolz  und  Rickenbach  schon 
sehr  frühzeitig  eine  Siedelung  von  etwelcher  Bedeutung 
entstanden  ist,  und  zahlreiche  Funde  von  römischen  Mün- 
zen lassen  den  Schluss  zu,  es  möchte  die  Statte  schon  zur 
Römerzeit  bewohnt  gewesen  sein.  Später  bildete  Gelter- 
kinden den  Kern  der  Herrschaft  Tierstein  und  dann  der 
Vogtei  Famsburg,  wo  auf  dem  (am  untern  Ende  des  Dor- 
fes gelegenen)  Schiessplatz  alle  Untertanen  der  Vogtei 
bis  1796  den  Treueid  abzulegen  hatten.  Die  Bewohner  von 
Gelterkinden  waren  verpflichtet ,  die  Schutzwache  der 
Famsburg  zu  stellen.  Hier  wurde  auch  unter  dem  Vorsitz 
des  Untervogtes  Gericht  gehalten.  Ums  Jahr  1400  kam 
diese  wichtige  Besitzunpr  als  Pfand  vorübergehend  an  die 
Herren  ze  Rhin  und  1461  zusammen  mit  der  Farnsburg 
an  die  Stadt  Basel.  Kirche  und  Zehnten  gehörten  dem 
Ordenshaus  der  Deutschritter  zu  Beuggen.  Nach  den  Er- 
eignissen von  1798  wurde  Gelterkinden  Hauptort  des 
gleichnamigen  Bezirkes,  von  dem  im  September  und  Ok- 
tober 1800  der  sogen.  Bodenzinssturm  ausging.  Nachdem 
Gelterkinden  auf  Grund  der  Mediationsakte  eine  Zeit  lang 
dem  Bezirk  Liestal  zugeteilt  gewesen  war,  kam  es  1814  an 
den  Bezirk  Sissach.  Während  der  Erhebung  der  Land- 


GEM 


243 


Schaft  gegen  die  Stadt  Basel  (1831-33)  blieb  Gelterkinden 
dieser  treu,  die  hier  schon  am  19.  August  1831  eine  kleine 


Kirche  Gelterkinden. 

Truppe  mit  einigen  Offizieren  postiert  hatte.  Im  April  1832 
wollte  die  Regierung  der  Stadt  dem  mitten  im  aufrührer- 
ischen Gebiet  gelegenen  und  von  einer  halben  Kompagnie 
eidgenössischer  Truppen  besetzten  Dorf  mit  einer  Abtei- 
lung Mannschaft  zu  Hilfe  eilen,  die  am  5.  April  eintraf 
und  die  eidgenössische  Besatzung  zurückwarf.  Sogleich 
aber  eilte  der  Basel landschäftler  Landsturm  von  allen 
Seiten  herbei  und  es  entspann  sich  ein  heftiger  Kampf,  der 
von  7  Uhr  abends  bis  9  Uhr  morgens  dauerte,  am  7.  April 
neuerdings  aufgenommen  wurde  und  damit  endij^e^  dass 
die  städtischen  Truppen  auf  dem  Umwe^  über  Sackmgen 
sich  nach  Basel  zurückziehen  mussten.  Die  endgiltige  und 
entscheidende  Niederlage  der  Stadt  Basel  vom  3.  August 
1833  wurde  zum  Teil  dadurch  veranlasst,  dass  der  Statt- 
halter von  Gelterkinden  mit  der  Mitteilung,  seine  Leute 
seien  zum  Losschlagen  bereit,  die  städtischen  Truppen 
zum  Ausrücken  veranlasst  hatte.  (Vergl.  über  diese  Vor- 
gänge: Feddersen,  P.  Geschichte  der  schweizer.  Regene- 
ration von  i830  bis  i848.  Zürich  1867).  1103:  Gelterchin- 
gin,  später  Gelterch Ingen  und  Gelterkingen. 

GELTWIL  (Kt.  Aargau,  Bez.  Muri).  678  m.  Gem.  und 
Dorf,  am  O.-Han^  des  Lindenbergs  und  3,5  km  w.  der 
Station  Benzenswil  der  Linie  Aarau-Lenzburg-Rotkreuz. 
Gemeinde,  mit  Isenbergswil :  21  ^äuser,  154  kathol.  Ew. ; 
Dorf:  13  Häuser,  104  Ew.  Kirchgemeinde  Muri.  Ackerbau, 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Am  12.  November  1847 
traf  der  Sonderbundsoberst  Franz  Elgger  mit  seiner  Ko- 
lonne bei  Geltwil  auf  2  Aargauer  Kompagnien  der  eidge- 
nössischen Truppen,  die  nach  lebhaftem  und  auf  beiden 
Seiten  mit  Toten  und  Verwundeten  endigendem  Kampf 
jenen  zum  Rückzug  zwangen.  Auf  dem  Gibel  bei  Isenbergs- 
wil hat  man  altes  Mauerwerk,  Bildhauereien,  Glas-  und 
Töpferwaaren  und  altertümliche  Ziegel  aufgedeckt. 

QEMEINALP  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Brig,  Gem.  Zwischbergen).  1900  m.  Alpweiden  mit 
zwei  Gruppen  von  zusammen  10  Hütten  und  Stadeln,  im 
obern  Zwischbergenthal.  Dient  gewöhnlich  als  Ausgangs- 
punkt für  die  üebersch  reitung  des  Zwischbergenpasses 
und  die  Besteigung  der  ihm  benachbarten  Gipfel. 

GEMEINALPGLETSCHER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig). 
3400-2600  m.  Gletscher;  steigt  vom  Zwischbergenpass  ins 
Zwischbergenthal  oder  Val  Vaira  hinunter  una  sendet 
seine  Schmelzwasser  bei  Gondo  in  die  Diveria.  Im  Maxi- 
mum je  2,4  km  lang  und  breit. 

OEMEINDEWALD  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense).  933 
bis  1417  m.  Schöne  Waldung,  am  N. -Hanf  des  Schweins- 
bergs, s.  über  Plasselb,  Oberschrot  und  Plaffeien  und  Ei- 
G[entum  dieser  Gemeinden.  5  km  lan^,  im  Maximum  2,5 
km  breit,  1000  ha  Fläche.  Zerfallt  in  die  Unterabteilungen 
Glattenrain,  Grossrain,  Balmrain,  Schattigerboden,  Knö- 
mistiege,  Stutz  und  Hohenstein.  Wird  von  zahlreichen 
Bächen  durchzogen,  die  entweder  in  die  Gerine  oder  die 
Sense  münden. 

OEMEINRÜTI  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toffgenburg, 
Gem.  Wattwil).  800-900  m.  Alpweide  mit  4  Hütten,  im 
kleinen  Thal  des  Feldbaches  3,/  km  w.  Wattwil. 


244 


GEM 


GEM 


GEMEINWEID  (AUF  DER)  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Aarwansen,  Gem.  Reisiswil).  740  m.  Gruppe  von  10  Häu- 
hern,  1  km  sw.  Reisiswil  und  3  km  ö.  der  Station  Madis- 
wil  der  Linie  Langenthai- Wolhusen.  77  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Melchnau. 

GEMEINWERK  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Toggenburg, 
Gem.  Bütswil).  605  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  auf  frucht- 
barer Terrasse  über  dem  linken  Ufer  der  Thur,  1  km  s. 
der  Station  Lütisburg  der  To^genburgerbahn.  dO  kathol. 
Ew.  Wiesen-  und  Obstbau,  Viehzucht. 

GEMELLI  (PIZZI)  (Kt.  Graubündeu,  Bez.  Maloja). 
%259  m.  Zwei  kühne  Felsspitzen,  in  der  Albigna-Disgrazia 
Gruppe,  mitten  zwischen  Piz  Cengalo  und  Cima  della  Bon- 
dasca  und  im  grossartigen  Gebirgsabschluss  des  Val  Bon- 
dasca.  Sind  beide  fast  gleich  hoch  und  selbst  wieder  in 
neue  Zacken  verwittert.  Zum  erstenmal  1892  bestiegen. 

OEMINE  (Kt.  Tessin,  Bez.  Blenio,  Gem.  Malvaglia). 
1440-2700  m.  Schöne  Alpweide,  am  hintern  O.-Hang  des 
Val  Malvaglia;  am  Fuss  des  Vogelbergs.  Frecione  und 
Poncione  della  Parede,  5  Stunden  über  Malvaglia.  Wird 
mit  150  Stück  Hornvieh  und  180  Ziegen  befahren.  Butter 
und  Käse.  40  Hütten.  Auf  der  Siegfriedkarte  fälschlich 
Giumello  geschrieben. 

GEMMENALP  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken,  Gem. 
St.  Beatenberg).  1560-2000  m.  Grosse  Alpweide,  am  O.- 
Hang des  Gemmenalphorns,  5  km  nö.  St.  Beatenberg. 
Mehrere  Gruppen  von  Hütten.  Schöne  Aussicht.  Bemer- 
kenswerte Flora,  seltene  Versteinerungen. 

GEMMENALPHORN  (Kt  Bern,Amtsbez.Interlaken). 
2064  m.  Gipfel,  in  dem  über  dem  rechten  Ufer  des  Thuner- 
sees  sich  erhebenden  und  das  Habkem-  vom  Justisthal 
trennenden  Guggisgrat,  6  km  nw.  über  Interlaken.  Wird 
seiner  prachtvollen  Aussicht  auf  die  Berneralpen  wegen 
sowohl  von  St.  Beatenberg  (4  Stunden)  als  von  Habkern 
(3Vt  Stunden)  aus  oft  bestiegen. 

OEMMI  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk  u.  Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Frutigen).  2329  m.  Passübergang,  zwischen  den  Platten- 
hörnern (2622,  2848,  2859,  2^7  m  ;  Ausläufer  des  Rinder- 
horns)  und  dem  Dauben  hörn  (2952  m ;  osö.  Vorberg  des 
Wildstrubel),  in  der  Hauptkette  der  Berner  HochaTpen. 
Verbindet  die  Station  Leuk  -  La  Souste  der  Simplonbahn 


I  Südabfall  der  Oemnii. 

über  Leukerbad  und  Kandersteg  mit  der  Endstation  Fru- 
tigen der#Thunerseebahn  (Spicz-Frutigen) ;  Strecke  Leu- 
kerbad -  Kandersteg  14  km  =:  5  V«  Stunden.  Oute   Fahr- 


strassen von  Leuk  bis  Leukerbad   und  Frutigen  bis  Kan- 
dersteg, Saumweg  zwischen  Leukerbad  und  Kandersteg. 


Loh, 


Passweg  über  die  Gemmi. 


i^Jfttf^^f^r^^* 


Vom  grossen  Dorf  Leukerbad  aus  zieht  der  Saum  weg  zu- 
nächst durch  Alpweiden,  steigt  über  Schutthän^e  an  und 
erreicht  dann  den  Fuss  der  mächtigen,  scheinbar  unzo- 
eänglichen  Felswand,  über  welcher  sich  die  Passhöhe 
ofhiet.  Zuerst  geht  es  im  Zickzack  durch  eine  wilde 
Schlucht  aufwärts  bis  zu  einer  etwa  in  halber  Höhe  im 
Felsen  befindlichen  Höhle,  an  der  noch  die  letzten  Ueber- 
reste  einer  Leiter  hängen  und  die  entweder  als  ehemalige 
Einsiedelei,  als  Zufluchtsort,  oder  auch  als  Zoll-  oder 
Aufsichtsposten  gedeutet  wird ;  von  da  an  kommen  zu- 
nächst zahlreiche  in  den  Fels  gehauene  Kehren,  dann 
einige  schmale  Rasenbänder,  neuerdings  Felswand,  dar- 
auf eine  einstige  Schutzhütte  und  endlich  die  Passhöhe, 
auf  der  der  Gasthof  Wildstrubel  steht.  Dieser  früher  nur 
selten  von  Touristen  begangene  Pfad  ist  seither  bedeutend 
verbessert  und  an  manchen  Stellen  sogar  mit  Ruhebänken 
versehen  worden.  Ein  ziemlich  merkwürdiges  altes  Regle- 
ment enthält  die  Bestimmungen  für  den  Transport  von 
nicht  marschfähigen  Reisenden  im  Tragsessel  auf  der  Wal- 
liser  Seite  des  Passes  zwischen  Leuk  und  Passhöhe  und 
schreibt  u.  A.  vor,  dass  für  jede  Person  über  10  Jahren  4 
Träger  notwendig  seien,  die  aber  bei  einem  grössern  Kör- 

§  ergewicht  des  zu  Tragenden  auf  6  und  bei  ganz  ausseror- 
entlich  schweren  Personen  auf  Anordnung  der  Behörde 
bis  auf  8  Träger  im  Maximum  vermehrt  werden  müssten. 
Ferner  war  es  verboten,  während  des  Abstieges  von  der 
Passhöhe  bis  zum  Fuss  der  grossen  Felswand  auf  dem  Maul- 
tier zu  reiten.  Der  Gasthof  auf  der  Passhöhe  (mit  Postab- 
.lage)  ist  zur  Zeit  der  Hochsaison  oft  vollständig  besetzt,  da 
er  ausgezeichnete  und  bequeme  Gelegenheit  zu  einer  Reihe 
von  Hochtouren  bietet  (Besteigung  von  Wildstrubel, 
Schneehorn,  Rinderhorn  und  Balmhom ;  Uebergang  über 
das  Lnmmernjoch  zur  Lenk  und  über  Tierhörnlipass,  Rote 


GEM 


6EM 


245 


Kumme,  Ueschinenthäligletscher  und  Engstligengrat  nach 
Adelboden  ;  dieser  letztgenannte  W&ß  ist  in  neuester  Zeit 
beträchtlich  verbessert  worden,  erfor- 
dert für  die  Strecke  Hotel  Wildstrubel- 
Adelboden  5  Stunden  und  wird  seiner 
wiederholt  sich  bietenden  prachtvollen 
Aussicht  wegen  stark  begangen).  In  dem 
auf  der  nördlichen  Abdachung  der  Gem- 
mi  eingeschnittenen  Hochthälchen  in 
CTOssartig  wilder  Lage  der  1,8  km  lange 
kleine  Daubensee  (2214  m).  W.  der  Pass- 
höhe öffnet  sich  das  vom  Lämmerngletr 
scher  (SO.-Hang  des  Wildstrubel)  herab- 
steigende und  vom  Lammernbach  (Zu- 
fluss  zum  Daub^nsee)  entwässerte  kleine 
Lämmernthal.  Von  der  Passhöhe  an 
wendet  sich  der  Gemmiweg,  im  SO. 
von  den  Plattenhörnern  und  vom  Rin- 
derhorn  überragt,  nach  NO.,  folgt  dem 
O.-Ufer  des  Daubensees,  seht  an  dem 
über  einem  kleinen  See  stehenden  Gast- 
haus Schwarenbach  vorbei,  steigt  dann 
ab,  überschreitet  die  hier  weit  nach  N. 
übergreifende  Kantonsgrenze  des  Wal- 
lis und  durchzieht  der  Länge  nach  die 
von  den  Gietscherlawinen  der  Altels 
(besonders  1^)  schrecklich  verwüstete 
grosse  Alpweide  der  sog.  Spitalmatte. 
Nachdem  der  Weff ,  weiterhin  hoch  über 
dem  linken  Ufer  des  Schwarzbaches  sich 
haltend,  den  Punkt  Zum  Stock  erreicht 
hat,  öffnet  sich  von  rechts  das  zwischen 
die  gewaltigen  Felswände  des  Balm-  u.  Doldenhoms  tief 
eingeschnittene  Gasterenthal ;  endlich  steigt  man  «  In  den 
Kehren  »  über  eine  Reihe  von  Strassenschlingen  rasch 
zum  breiten  Thalboden  von  Kandersteg  ab,  der  weithin 
mit  zahlreichen  Häusern  und  Hütten  übersät  ist.  Hier 
endigt  der  eigentliche  Gemmiweg,  der  nun  von  der  thal- 
auswärts  führenden  Strasse  abgelöst  wird. 

Die  Gemmi  ist  ein  sehr  alter  Passweg  und  soll  nach 
Heierli  schon  in  der  Bronzezeit  begangen  worden  sein. 
Der  Name  erscheint  in  der  Form  «  Curmilz  »  zum  ersten- 
mal in  einer  Urkunde  von  1252,  die  das  zwischen  der 
Stadt  Bern  und  dem  Bischof  von  Sitten  geschlossene 
Bündnis  betrifft  und  unter  anderem  bestimmt,  dass 
alle  ausgebrochene  discordia  (Meinungsverschiedenheit) 
in  piano  de  Cumiih  (Gemmi)  sive  in  Senenz  (Sanetsch) 
geschlichtet  werden  solle.  Daraus  folgt,  dass  damals 
schon  die  Grenze  des  Wallis  nach  N.  bis  zur  heutigen 
Spitalmatte  übergegriffen  hat.  (Vei^L  Gremaud,  Jean. 
DocumenU  relattfs  ä  Vhistoire  du  Valais  I  in  Memoires 
et  docum.;  p.  p.  la  Soc.  dhxst.  de  la  Suisse  roni.  vol.  29; 
femer  Fontes  rerum  Bemensium.  Vol.  II).  Vermutlich 
war  auch  schon  zu  jener  Zeit  die  Spitalmatte  mit  Leuk 


Rede  von  einem  auf  Boden  von  Leuk  stehenden  hospitale 
(Hospiz)  in  monte  de  Ctirmyz.  (Vergl.  Gremaud.  A.  a.  0. 


Passhöhe  der  Gemmi  mit  Hotel  Wildstrubel. 

III,  Vol.  31).  Dieser  alte  Name  Curmilz  oder  Curmyz  ist 
vom  latein.  culmen  {=  Gipfel,  Höhe)  herzuleiten  und 
wurde  von  den  Bewohnern  von  Les  Bois  (dem  heutigen 
Leukerbad)  der  Gesamtheit  der  das  Thal  im  N.  abschlies- 
senden Berffmassen  beigelegt.  Als  c  Gemmi »  erscheint 
der  Pass  scnon  auf  der  von  dem  Zürcher  Konrad  Türst 
1495-97  hergestellten  Schweizerkarte  mit  dem  Vermerk : 
qat  gam  hin  ufbis  ufdie  höche  der  Gemmi^  aber  wohl  XI 
M.  Schritt.  Die  Karte  von  Aegidius  Tschudi  (1538)  nennt 
ihn  die  Gämmi.  tn  seiner  Cosmographia  universalis  (ed. 
lat.  1550)  sagt  Sebastian  Münster  :  Ab  oppldo  quoque 
Leticky  per  thermas  Leucenses^  via  est  valde  frequens  ver- 
sus Bemam.  Mons  quem  trajicere  oportet  est  altissimus, 
quetn  Gemmi  vocant^  de  quo  infra  copiosius^  quia  hunc 
tpsum  ascendi.  (Deutsche  Ausgabe  1598:  Es  hat  auch 
ein  Stareken  Passz  von  Leu^k  neben  dem  Leucker  Bad 
auff  Bem^  über  den  Berg  Gemmi  genannt ^  von  dem  ich 
hie  unden  saqen  will^  dann  ich  bin  jhn  auff  gestigen). 
Und  später  bei  Anlass  der  Schilderung  seines  Ueber- 
ganges  über  den  Pass  von  Leukerbad  aus :  Undique  fere 
consurgunt  in  coelum  montes  et  horrenda  saxa,  qui  lo- 
cum  istum  sie  claudunt^  ut  nullibi  pateat  exitus  sine 


ro/a  SäArtABm     t^  Jtktfy 


Jittf/aftom 


Enfisth^Mh 


ü'HStMftii 


Geologisches  Querprofll  durch  die  Qemmi. 


Ef.  BocAq  u.  Plysch;  U.  Urgon;   Hv.  Haaterivien  a.  Valanffien;   M.   Malm;   D.  Dogger;  Ls.  Oberer  Lias;  Li.  Unterer  Lias; 

Tr.  Trias;  G.  Gasterengranit. 


und  dem  Rhonethal  durch  einen  Weg  verbunden.  In 
einer  eine  Grenzstreitigkeit  zwischen  den  Gemeinden 
Leuk  und  Frutigen  betreffenden  Urkunde  von  1318  ist  die 


ingenti  labore  et  sudore,  praeterquam  ad  oppidum 
Leug,  ut  jam  diodm,uSy  ad  quod  inter  montes  lenis  et 
perpetuus  est  descensus.  Ad  occidentem  thermarum  eri- 


246 


GEM 


GEM 


guntur  sctxa  in  coelum,  quae  sine  mentis  stupore,  ob 
eorum  altitudinenu  praecijjitia  et  scissuvM  in8'f>ici  ne- 
queunt.  Aliquia  etiani  sie  hiant  perinde  ac  si  mxnentur 
ruinani^  oppressura  omnia  quae  sunt  in  subjecta  plani- 
exe.  Retorquentur  auteni  ab  occidente  in  septentrionentj 
suntque  intercisa  magnis  hiatibus  et  scissuris^  per  quos 
iter  est  inventunif  aut  magis  hominunx  labore  factum, 
per  quod  magno  sudore  et  labore  ascenditur,  vocaturque 
eo  loco  aaxosus  ille  mons  Gemmi,  Ascendit  iter  recta  in 
altum  in  modum  fere  Cochleae,  Habens  perpetuas  aniba- 
qes  et  flexuras  parvas  ad   Uievani  et  dextram,  eslque 
iter  valde  angustum  et  periculosum,  maxinie  abrijs  et 
his  qwi  vertigxne  laboranl.  Quocunque  enim  demittunlur 
ocuUf   apparet  chaos  immensae    profunditatis,    quam 
egre  etiam  intueri  possunt  hi  qui  robustiori  sunt  capite. 
Gerte  ego  non  ascendi  hunc  montem  citra  tremorem 
ossiuni  et  cordis.  (Deutsch :  ...Gegen  Mitnacht  kehren  sich 
die  Felsen   herumb,  haben  viel  schrunden   und   enge 
' Klafften,  durch  welche  ein  Weg  gefunden  isty  in  dem  man 
mit  grosser  müh  hinauff  kommen  mag,  und  heisst  der 
Felss  am  selbigen  ort  der  Gemmi.  Dieser  Weg  geht 
nicht  stracks  hinauff,  dann  es  were  unmüglich  solcher 
weiss  zuersteigen,  sondern  krümpt  sich  hin  und  wider 
zur  Lincken  und  zur  Rechten  mit  kleinen  unnd  gantz 
schmalen  Gängen;  so  einer  neben  dem  Weg  hinab  siehet, 
komptjhm  ein  arawsame  tieffe  entgegen,  die  kaum  ohn 
schwindet  des  Haupts  mag  angeblickt  werden.  Ich  weiss 
wol  da  ich  auss  dem  Rad  au/f  den  Rerg  stig,  den  zu  be- 
sichtigen, zitterten  mir  mein  Hertz  und  Rein).  Johannes 
Stumpf    beschreibt  in  seiner  Gemeiner  lohlicher  Eyd- 
qnoschafft  Chronik  (Zürich  1548)  die  Gemmi  wie  folgt:  Es 
ist  ein  vast   hoher  und  grausamer  berg,   doch  zimlich 
wandelbar,  also  dass  man  mit  Rossen  darüber  wol  faren 
'mag.  Ganz  im  Sinne  seiner  Zeit  leitet  der  Zürcher  Josias 
Simler  in  seiner  Vallesiss  Descriptio  (1574)  den  Namen  der 
Gemmi   a  gemitu,   d.  h.  von  dem  Gestöhne  und   den 
Seufzern  derjenigen  her,  die  diesen  hohen  und  mit  be- 
ständigen Gefahren  drohenden  Pass  übersteigen  müssen  ; 
er  fügt  hinzu,  dass  Alle,  die  an  solche  Abgründe  nicht 
gewöhnt  seien,  beim  Aufstieg  zu  Pferd  oculos  proptcr  ver- 
tipineni  capitis  velare  coguntur.   J.  J.  Scheucnzer,  der 
die  Gemmi  1705  und  1709  überschritt,  hat  mehrere  An- 
sichten  des  Passweges    gezeichnet   und    veröffentlicht, 
aus    denen    hervorgeht,    dass   der   ursprüngliche  Weg 
nicht  über  die  nö.  von  der  Gemmi  gele(^ene  sog.   Alte 
Gemmi  führte  (wie  dies  eine  alte  Ueberlieferung  will). 
Diese   Ansicht  wird  bestätigt  durch   die  von  Rev.  W. 
A.    B.    Coolidge    in    der    Walliser   Monatsschrift    ver- 
öffentlichten Originalberichte  über  die  vorgenommenen 
Wegverbesserungen,  die  u.  a.  auch  erzählen,  dass  der 
Weg  so  schlecht  gewesen  sei,  dass  ein  Pferd  nur*  eine 
halbe  Last  (un  demi-voyage)   über  den  Pass  zu  tragen 
vermocht  habe  und  dass  jede  über  den  Pass  getriebene 
Kuh  von  einem  Manne  nahe  begleitet  werden  müssen. 
Im  Jahre  1739  entschloss  man  sich,  den  Weg  zu  verbes- 
sern, zu  welchem  Zwecke  zunächst  im  ganzen  Wallis  frei- 
willige Gaben  gesammelt  wurden.  Da  der  erste  Unter- 
nehmer, der  Tiroler  Anton  Lang,  den  an  ihn  gestellten 
Anforderungen  nicht  Genüge  leistete,  wurde  er  noch  im 
gleichen  Jahr  1739  durch  seinen  Landsmann  Christ.  Ru- 
dolph ersetzt.  1740  arbeiteten  an  dieser  Wegkorrektion 
beständig  je  55-80  Mann,  doch  zog  sich  deren  Vollendung 
des  schlechten  Wetters  wegen  bis  1741  hinaus.  1742  und 
1743  folgten  noch  einige  kleinere  Ergänzungsarbeiten; 
1742  baute  man  das  Wirtshaus  Schwarenbach,  das  schon 
am  18.  Februar  1743  durch  eine  Lawine  zerstört,  aber  an 
anderer  Stelle  sofort  wieder  durch  einen  Neubau  ersetzt 
wurde.  Wenig  n.  vom  Gasthaus  Schwarenbach  liegt  die 
grosse  Alpweide  der  Spitalmatte,  die  am  17.  August  1782 
und  neuerdings  am  11.  September  1895  durch  ungeheure 
Eislawinen  von  der  Alteis  ner  schrecklich  verwüstet  wor- 
den ist.  Am  Abstieg  gegen  Leuk  bezeichnet  ein  an  der 
Felswand  stehendes  Steinkreuz  die  Stelle,  wo  1861  die 
Baronin  d'Herlincourt  in  den  Abgrund  gestürzt  ist.  Früher 
pflegten  sich  die  Bewohner  der  umliegenden  Thalschaf- 
ten auf  der  Passhöhe  zeitweise  zur  Abhaltung  von  Ring- 
kämpfen und  anderen  Belustigungen  zu  versammeln. 

Von  besonderem  Interesse  ist  die  Gemmi  auch  in  geo- 
logischer Beziehung.  Hier  steigt  die  zunächst  nach  S. 
abtauchende  Muldenbiegung  der  Wildstrubelfalte  wieder 


auf,  iässt  den  tertiären  Muldenkem  zu  Tage  anstehen 
und  geht  auf  die  n.  Flanke  der  Kette  über.  Damit  über- 
kippt die  Falte  an  der  n.  Abdachung  des  kristallinen 
Finsteraarmassives,  das  vom  Lötschenpass  an  die  ur- 
sprüngliche sedimentäre  Decke  überlagert  und  gegen  O. 
zu  mehr  und  mehr  ansteigt.  Die  Erosion  hat  dann  aus 
den  wenig  widerstandsfähigen  Schichten  des  Muldenkems 
die  Senke  der  Gemmi  derart  herausgearbeitet,  dass  der 
den  Pass  im  NW.  begleitende  Kamm  aus  dem  Neocom 
des  Gewölbeschenkels,  der  SO.-Grat  dagegen  aus  der 
Schichtenreihe  des  Muldenschenkels  (Neocom,  Jura  und 
Trias)  besteht.  Das  Ganze  ruht  auf  kristalliner  Unterlag 
und  ist  stark  zerknittert  und  vielfach  gefaltet. 

Gegen  Ende  Juni  bedeckt  sich  die  Passsenke  der  Gemmi. 
namentlich  die  Strecke  zwischen  Schwarenbach  und  dem 
Hotel  Wildstrubel,  mit  einem  prachtvollen  Blumenlep- 
pich,  dem  eine  grosse  Anzahl  von  alpinen  Pflanzenarten 
eingewoben  sind.  Von  deren  bemerkenswertesten  nennen 
wir  Anemone  baldensis,  Ranunculus  pamassifo litis, 
Lychnis  alpina,  Salix  caesia  und  S.  myrsinites,  Crepis 
pygmaea,  Alsine  laricifolia,  Oxytropis  lapponica.  Alle 
diese  sonst  der  S. -Kette  eigenen  Arten  finden  sich  hier, 
weil  die  klimatischen  Verhältnisse  auf  der  Gemmi 
noch  unter  dem  Einfluss  derjenigen  des  Rhonethaies 
stehen.  [Eng-  De  La  Hari>k.] 

GEMPELEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  u.  Gem.  Frutigen). 
1313  m.  Weiler,  auf  einer  Terrasse  am  O.-Hang  der  Nie- 
senkette, zwischen  den  tief  eingeschnittenen  Schluchten 
von  zwei  dem  Engstligenbach  von  links  zu  fliessenden 
Wildbächen;  3  Stunden  sw.  über  Frutigen.  Alpwirtschafl. 
Schieferbruch.  Gempelen  ist  einer  der  in  ihrer  Gesamt- 
heit Spissen  geheissenen  Weiler,  die  alle  auf  den  durch 
tiefe  Wildbachschluchten  von  einander  getrennten  Ter- 
rassen der  Niesenkelte  stehen  und  nur  sehr  schwer,  im 
Winter  sogar  nur  mit  Gefahr  zugänglich  sind.  16  Hän- 
ser, 8i  reform.  Ew.  Bildet  zusammen  mit  dem  um  1  */« 
Stunden  von  ihm  entfernten  Weiler  Kratzeren  einen 
Schulkreis;  da  die  Wege  im  Winter  oft  ausserordentlich 
gefährlich  zu  begehen  sind,  hält  dann  der  Lehrer  je 
während  dreier  Tage  abwechselnd  in  Kratzeren  und 
Gempelen  Schule. 

GEMPELENBAD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg, 
Gem.  Gams).  Ehemaliges  Heilbad.  S.  den  Art.  Gamserbad. 

GEMPEN  (Kt.  Solothurn,  Amiei  Domeck).  Gern,  und 
Pfarrdorf,  am  O.-Hang  der  Schärten-  oder  Gempenfluh 
und  7  km  so.  der  Station  Dornach-Arlesheim  der  Linie 
Basel-Delsberg.  Postablage,  Telegraph,  Telephon.  Ge- 
meinde, mit  Gempenstollen:  64  Häuser,  355  kathol.  Ew. ; 
Dorf:  51  Häuser,  277  Ew.  Landwirtschaft.  Milchhandel 
nach  Basel.  Futterbau.  Holzhandel.  Im  Gewann  Altschau- 
enburg  mehrere  Gräber  mit  Steinplatten. 

GEMPENACH,  französ.  Champagny  (Kt.  Freiburg, 
Bez.  See).  504  m.  Gem.  und  Dorf,  auf  den  Höhen  links 
über  der  Biberen,  an  der  Strasse  Bem-Murten  und  i  ,5  km 
sw.  der  Station  Ferenbalm-Gurbrü  der  direkten  Linie 
Bern-Neuenburg.  Postablage,  Telegraph,  Telephon;  Post- 
wagen Murten-Gümmenen.  36  Häuser,  213refornn.  Ew. 
deutscher  Zunge.  Kirchgemeinde  Ferenbalm  (im  Kanton 
Bern).  Getreide-,  Futter-  und  Kartoflelbau ;  Viehzucht. 
In  der  Kiesgrube  über  dem  Dorf  hat  man  zahlreiche  Grä- 
ber aus  der  La  T^ne  Zeit  aufgedeckt,  in  denen  eine  reiche 
Ausbeute  von  Fibeln,  Gürtelspangen,  gebuckelten  Arm- 
ringen, Armringen  aus  Glas,  gedrehten  Töpferwaaren 
etc.  gewonnen  worden  ist.  Alle  diese  Gegenstände  befin- 
den sich  heute  im  historischen  Museum  zu  Bern. 

GEMPENFLUH  (Kt.  Solothurn.  Amtei  Dorneck). 
Bergrücken.  S.  den  Art.  Schartenfixh. 

GEMPENSTOLLEN  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Domeck, 
Gem.  Gempen).  650  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  4  km  ö. 
der  Station  Dornach-Arlesheim  der  Linie  Basel-Delsberg 
und  1,3  km  n.  Gempen.  35  kathol.  Ew.  Futterbau.  Fund 
von  römischen  Münzen,  darunter  ein  Stück  der  Gens 
Cipia. 

GEMPIFLUH  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Landquart). 
2391  m.  Felsspitze,  im  ö.  Abschnitt  des  Rätikon,  4  Stun- 
den ö.  über  St.  Antonien  Platz  und  1  km  s.  vom  Scholl- 
ber^.  Besieht  wie  der  Schollberg  an  der  Basis  aus  sanft 
geböschten  und  mit  Alpweiden  bestandenen  Bündner- 
schieferhängen, über  denen  sich  eine  selbst  wieder  mit 
einer  Gneisdecke    gekrönte  steile  und  kahle  Kalkwand 


GEM 


GEN 


247 


erhebt.  Infolffe  der  grossen  rätischen  Ueberschiebung, 
die  von  W.  ner  ältere  Felsschichten  auf  iüngere  aufge- 
schoben hat,  liegen  in  diesem  Gebiet  alle  Falten  nach  0. 
zu  über. 

GEMSBERG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  2661  m. 
Gipfel,  S.-Schulter  des  Schwarzhoms,  2-3  Stunden  nw. 
über  der  Passhöhe  der  Grossen  Scheidegg. 

GEMSBERG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Wangen).  507  m. 
Kleine  Anhöhe  von  ovaler  Gestalt,  über  dem  rechten  Ufer 
der  Aare  und  1  km  so.  Wangen.  Wird  am  W.-  und  S.- 
Fuss  von  der  Strasse  Wangen-Uerzogenbuchsee  begleitet. 
Bewaldet. 

GEIM8BLEI88PITZ  oder  PARAI  NAIRA  (Kt. 
Graubünden,  Bez.  Inn).  3017  m.  Letzter  Gipfel  der  links 
über  dem  Fimberthal  vom  Fluchthorn  nach  N.  abzweigen- 
den (irenzkette  zwischen  der  Schweiz  und  Oesterreich. 
Schöne  Felspyramide,  von  der  im  Fimberthal  stehenden 
Heidelbergerhütle  des  Deutschen  und  Oesterreichischen 
Alpenvereins  aus  leicht  zugänglich.  Von  hier  aus  springt 
die  Landesgrenze  quer  über  das  Fimberthal  hinüber  zum 
Spi  da  Chöglias  und  Piz  Roz. 

GEMSCHGRATLI  (Kt.  Bern  und  Freiburg).  2106  m. 
Kurzer  F^isgrat,  in  dem  von  Widdergalm  zum  Kaiseregg- 
scbloss  ziehenden  Stierengrat,  n.  über  der  Alp  Stierenberg 
und  s.  äk>er  den  Gantriscnalpen.  Von  Boltigen  aus  über 
die  Klusalp  in  4Vt  Stunden  leicht  zugänglich. 

GEM8FAYER  (Kt.  Uri,  C^em.  Spirigen).  1700-2500  m. 
Grosse  Alpweide,  im  obern  Abschnitt  des  Urnerbodens, 
am  N.-Hang  des  Gemsfayrenstocks  und  13  km  ö.  Spirin- 
gen.  Der  mit  Felstrummern  übersäte  S.-Abschnitt  der  Alp 
heisst  Teufels  Friedhof. 

GEIM8FAYREN8TOCK  (Kt.  Glarus  und  Uri).  2974 
m.  Gipfel,  nö.  Eckpunkt  der  vergletscherten  Kette  des 
Claridenstock€ ;  fällt  nach  S.  in  steilen  Felswänden  ab 
und  trägt  am  sanft  geböschten  N.-Hang  den  Langfirn.  Er- 
scheint vom  Clariden^letscher  aus  gesehen  als  schöne 
Felskuppe.  Sendet  zwei  Felskämme  nach  N.  und  NO.  aus, 
deren  erster  sich  bis  zum  Kammerstock  zieht,  wäh- 
rend der  kürzere  zweite  im  Rotstock  endi^.  Dazwischen 
die  von  hohen  Felswänden  umrahmte  schöne  Fisitenalp. 
Der  Gemsfayrenstock  ist  von  der  Claridahütte  des  S.  A. 
C.  aus  in  lVt-2  Stunden  ohne  Schwierigkeiten  zu  erreichen 
und  wird  seiner  sehr  schönen  Aussicht  wegen  oft  besucht. 

QEM8F1.UH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Schwarzenburg  und 
Unter  Simmenthai).  2155  m.  Felsgrat,  zwischen  dem 
Börglen  und  Ochsen,  in  der  Stockhorn kette  (zwischen  dem 
Simmenthai  und  dem  Thal  der  obersten  Sense).  Von  Bad 
Weissenburg  aus  über  die  Morgetenalp  in  4,  von  Schwe- 
felbergbad aus  in  2  Stunden  sehr  leicht  zu  erreichen. 

QEIM8FREIHEIT  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja). 
2804  m.  Isolierter  Felsgrat,  im  Bemina  Massiv,  über 
dem  Vadret  da  Pers ;  hängt  nach  SW.  mit  der  zwischen 
Morteratsch-  und  Persgletscher  aufsteigenden  mächtigen 
Fels-  und  Eisgruppe  der  Fortezza  zusammen. 

QEM8HORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  Etwa  3400  m. 
Gipfel,  nö.  Vorberg  des  Ulrichshorns,  in  der  Gruppe  der 
Mischabelhörner.  Steigt  in  steilen  Felswänden  über  dem 
Hohbalengletscher  n.  über  Saas-Fee  auf,  von  wo  aus  er 
sehr  schön  sichtbar  ist.  Kann  von  Saas-Fee  aus  über  die 
Schwarzhornhütte  oder  von  St.  Nikiaus  über  den  Ried- 
pass  erstiegen  werden. 

QEM8I8PIEI.  (Kt.  Obwalden).  2524  m.  Schöne  Fesl- 
kuppo,  n.  Vorberg  des  Hahnen  und  unmittelbar  n.  über 
dem  Griessenthal ;  5-6  Stunden  nö.  über  Engelberg.  An 
seinen  Hängen  zwischen  Hahnen,  Griessengletscher  und 
Stotzigberggrat  ein  mächtiges  Trümmerfeld,  das  z.  T.  von 
magern  Alpweiden  bestanden  ist  und  wo  zahlreiche  Gem- 
sen sich  aufzuhalten  pflegen. 

QEM8I8TOCK  (^Kt.  Glarus).  2432  m.  Gipfel,  äusser- 
ster  NO.-Pfeiler  der  den  Claridenfirn  im  S.  überragenden 
Kette;  von  seinem  Nachbarn  im  W.,  dem  Altenorenstock, 
durch  eine  ziemlich  tief  eingeschnittene  Scharte  getrennt. 
1  km  ö.  über  der  Claridahütte  des  S.  A.  C.  Fällt  nach 
allen  Seiten,  vorzüglich  nach  N.  zum  Thälchen  des  Wal- 
lenbaches,  mit  steilen  Wänden  ab.  An  seinem  S.-Hang 
über  mächtigen  Felswänden  das  Gemsalpeli,  das  bis  zum 
Claridenfirn  und  Zutreibistock  aufsteigt.  Der  Gemsistock 
ist  über  das  Gemsalpeli  oder  über  den  Altenorenstock  zu- 
gänglich, wird  aber  nur  selten  besucht. 

QEM8KANZEL  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Hinterrhein). 


2916  m.  Isolierter  kleiner  Felsspitz,  im  grossen  Rhein- 
waldgletscher und  mitten  in  dem  von  der  mächtigen 
Mauer  Güferhorn-  Rhein waldhorn- Vogelberg- Hheinqnell- 
horn  umschlossenen  Gletscherxirkus. 

QEM8LANDHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  Ande- 
rer Name  für  das  Bettelmattenhürn.  S.  diesen  Art. 

QEIM8LANDPA88  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  Etwa 
3181  m.  Passübergani^,  auf  der  Landesgrenze  gegen  Ita- 
lien, zwischen  dem  Siedelrothorn  und  seiner äurder  ita- 
lienischen Karte  mit  2480  m  kotierten  Schulter :  verbindet 
das  Firnfeld  des  Griesgletschers  mit  den  Hütten  von 
Gemsland  (in  einem  ins  obere  Formazzatbal  ausmunden- 
den Seitenthälchen)  und  damit  den  Griespass  mit  den 
Fällen  der  Tosa.  Auf  der  Siegfried  karte  unbeninnt. 

GEIM8L0CKE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  Etwa 3300m. 
Passübergang,  auch  Rothornsattel  geheissen.  S.  diesen 
Art 

QEMSMATTLI  (Kt.  Obwalden).  Eine  der  Spitzen  des 
Pilatus.  S.  diesen  Art. 

QEIM88PITZ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn).  3114  m. 
Gipfel,  in  der  Silvretta  Gruppe,  zwischen  Dreiländerspitz 
und  Augstenberg;  nur  wenig  über  den  Jamthal-  und 
Urezzagletscher  aufragend.  Obwohl  nahe  der  Jamthal- 
hütte,  doch  nur  selten  besucht.  Ö.  vom  Gemsspitz  führt 
die  Fuorcla  d'Urezza  vom  österreichischen  Jamthal  ins 
schweizerische  Val  Tasna  und  weiterhin  ins  Unter  Enga- 
din. 

QEM88PITZ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn  und  Ober 
Landauart).  2757  m.  Wenig  bedeutender  Gipfel,  w.  über 
dem  Flesspass  (Vereina-Süserthal-Val  Flesa),  in  der  mit 
dem  Rossthälispitz  gipfelnden  kleinen  Gebirgsgruppe 
zwischen  Flesspass  und  Jöriflesspass. 

Q6NEPI  (AlGUILLEu.  POINTE  DE)  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Entremont).  Gipfel.  S.  die  Art.  Zennepi. 

QENER080  (MONTE)  Kt.  Tessin,  Bez.  Meftdrisio). 
1704  m.  Berggruppe  und  Gipfel,  der  Rigi  der  italienischen 
Schweiz,  auf  der  Landesgrenze  gegen  Italien,  (jehört 
zum  Gebiet  der  südlichen  Voralpen  und  bildet  ein  Glied 
der  aus  Kalken  bestehenden  Gebirgsmassen  zwischen 
dem  Comer-  und  Luganersee.  Ueber  dem  SO.-Arm  des 
Luganersees  und  10  km  so.  Lugano.  Besteht  der  Haupt- 
sache nach  aus  steil  aufgerichteten  und  oft  fossilreichen 
Liasschichten,die  stark  gefaltet  und  von  der  Verwitterung 
und  Erosion  bereits  derart  bearbeitet  sind,  dass  der  Berg- 
stock stellenweise  mit  seinen  zerrissenen  und  kahlen 
Wänden  einen  recht  wilden  Charakter  hat.  Im  Gegensatz 


Rh 


N-^-n" 


"JrrT. 


-     ~  -^"^  •  •■  0.  bern^rao  ^ 


Nach  Taramelll. 

Geologisches  Qaerprofil  durch  den  Monte  Generoso. 

Li.  Unterer  Lias;  Rh.  Rhftt  (InAralias);  Ts*.  Hauptdolomit  (obere 
Trias);  Ts^.  Mergel  und  Schiefer  des  Keuper  (obere  Trias); 
Tra.  Muschelkalk  (mittlere  Trias);  P.  Porphyre  u.  Porphyr- 
tuflfe. 

dazu  findet  man  aber  auch  wieder  weite  sanftgeböschte 
Hänge  mit  prachtvollen  Waldungen  und  saftigen  Alpwci- 
den. 


248 


GEN 


GEN 


Während    der  Monte  Generoso    an    absoluter    Höhe   |  und  Bündner 
dem  Rigi  um  etwa    100  m  nachsteht,  erhebt  er  sich   I  Abwechslung 


Bergätock  des  Monte  Generoso. 

relativ  50-70  m  höher  über  den  Luganer- 
see  als  der  Rigi  über  den  Vierwaldstatter- 
see.  Der  Monte  Generoso  ist  ein  in  allen 
Beziehungen  hervorragender  Gipfel  und 
zugleich  ein  Aussichtspunkt  ersten  Ran- 
ges. Zu  seinen  Füssen  liegen  einerseits  ein 
wie  der  Vierwaldstättersee  tiefblauer  und 
von  Voralpengebir^e  umrahmter  See,  an- 
dererseits die  reiche  und  fruchtbare  lom- 
bardische Tiefebene ;  rund  um  den  seines 
milden  Klimas  und  seiner  üppigen  Vegeta- 
tion wegen  dem  Ri^i  überlegenen  Berg 
herum  schlingt  sich  ein  höchst  malerischer 
Kranz  von  Dörfern,  Villen,  Kirchen  und 
Kapellen.  Und  vollends  die  Aussicht!  Da 
blitzen  von  nah  und  fern  andere  Seen  auf; 
in  der  endlos  sich  hinziehenden  Ebene  des 
Po  —  dem  Garten  Europas  —  mit  ihren 
zahlreichen  Städten  und  Dörfern  tauchen 
Lodi,  Pavia,  Novara,  Monza  auf,  alle  in  den 
Schatten  gestellt  durch  das  an  seinem 
weissmarmornen  Dom  leicht  kenntliche 
Mailand;  im  weiten  S.  endlich  schliesst 
die  in  blauem  Duft  sich  verlierende  Kette 
des  Apennin  —  ähnlich  dem  Jura  vom 
Rigi  aus  gesehen  —  den  Horizont  ab.  Auf 
der  andern  Seite  öffnet  sich  in  mächtigem 
Bogen  der  glänzende  Eiswall  der  Alpen,  vom  Monte  Viso 
aus  über  die  mit  dem  Monte  Rosa  besonders  kräftig 
heraustretenden  Walliser  Alpen,    die   Berner,  Tessiner 


tJttifißrr  ac. 


Alpen  bis  zum  Ortler.  An  Grossartigkeit  u. 
übertrifft  dieses  ganze  reiche  Panorama 
ohne  Zweifel  noch  dasjenige  des  Rigi. 

Von  der  am  SO. -Ende  des  Lusanersees 
gelegenen  Ortschaft  Capolago  aus  fuhrt  eine 

9  km  lanffe  und  eine  Höhendifferenz  von 
1968  m  überwindende  Zahnradbahn  hin- 
auf bis  50  m  unter  den  Kulm  des  Monte 
Generoso.  Diese  kühn  angelegte  Bergbahn 
schmiegt  sich  an  manchen  Stellen  an  senk- 
rechte Felswände  an,  durchbricht  den  Fels 
in  zahlreichen  Tunnels  und  Gallerien  und 
führt  über  tiefen  Abgründen  vorbei.  Von 
Capolago  aus  steigt  sie  zunächst  auf  eine 
Strecke  von  3  km  nach  S.  an,  biegt  dann 
in  einem  eine  senkrechte  Felswand  durch- 
brechenden Kehrtunnel  nach  N.  um  und 
erreicht  ihre  erste  Haltestelle  und  Wasser- 
station San  Nicoiao,  in  deren  Nähe  die  Ein- 
siedelei San  Nicoiao  mit  ihrem  zweimal  des 
Jahres  vom  Landvolk  in  Prozession  besuch- 
ten Wallfahrtskirchlein  wie  ein  Schwal- 
bennest am  Felsen  klebt.  Von  hier  aus 
klettert  der  Zug,  sich  immer  am  SO.-Ge- 
hän^^e  des  Berges  haltend,  bis  zur  zweiten 
Station  Bella vista  hinan,  von  wo  aus  sich 
dem  erstaunten  Blick  über  einen  beinahe 
senkrechten  Absturz  hinaus  plötzlich  der 
ganze  Luganersee  erschliesst.  Unweit  der 
Station  das  prachtvoll  gelegene  grosse  Hotel 
Monte  Generoso.  Bald  nachher  tritt  die 
Bahn  aus  der  Waldzone  hieraus  in  das  Ge- 
biet der  Alpweiden  mit  ihrer  reichen  Blö- 
tenpracht  und  erreicht  nach  70  Minuten 
weiteren  Steigens  ihre  Endstation  La  Vetta, 

10  Minuten  unter  dem  eigentlichen  Gipfel. 
Neben  der  Bahn  führen  aber  natürlich  auch 
eine  Reihe  von  heute  noch  stark  began^ 
nen  We^en  auf  den  Monte  Generoso.  Von 
Mendrisio  aus  kann  man  den  Gipfel  ent- 
weder über  Salorino,  Crasno,  das  zum  Ho- 
tel Monte  Generoso  aufsteigende  kleine 
Thälchen  und  weiterhin  über  Alpweiden, 
oder  über  das  malerische  Val  di  Muggio 
und  Scudellate  erreichen;  von  Maroggia 
oder  Melano  aus  klettert  ein  steiler  aber 
reizender  und  aussichtsreicher  Pfad  über 
Rovio  die  Terrassen  und  Felshänge  der 
W.- Flanke  hinan;  wieder  andere   Wege 


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Bellavista  am  Monte  Generoso. 

gehen  von  Osteno  am  NO. -Arm  des  Luganersees  oder 
von  Argegno  am  Comersee  aus  und  gewinnen  die 
Höhe  über   die  anmutigen  Hänge  der    Valle  dlntelvi. 


GEN 


GEN 


U9 


Alle  diese  Wege  lassen  uns  Einblick  tun  in  die  allen  ober- 
italienischen  Seen  mit  ihrem  milden  Klima  eigene  reiche 
Vegetation.  Der  Wald  besteht  an  den  untern  Hängen  aus 
orachtvollen  Kastanienhainen,  weiter  oben  folgen  dichte 
Buchenbestände  und  endlich  vereinzelte  Baumgruppen 
und  einzelne  verkümmerte  Sträucher. 

In  Ideologischer  Beziehung  besteht  der  Monte  Generoso 
in  semen  obersten  Partien  und  am  ganzen  O.-Hang  aus 
unterem  Lias,  während  der  W.-Hang  mit  einer  Reihe 
von  triasischen  Dolomitbänken  zum  Luganersee  absteigt. 
Das  Ganze  endlich  ruht  auf  einer  porphyrischen  Grund- 
masse, dem  Kern  des  Gewölbes  Monte  Generoso-Monte  Ca- 
prino.  Einzig  am  S.-Hang  findet  sich  eine  kleine  Mulde 
mit  oberem  Lias,  Dogger-Malm  (sog.  unterer  Majolica) 
und  Neocom  (sog.  oberer  Majolica).  Besonders  bemer- 
kenswert ist  der  ganze  Bergstock  endlich  auch  in  bota- 
nischer Hinsicht,  indem  sich  hierauf  kleinem  Raum  eine 
ganze  Reihe  von  schönen  und  seltenen  Pflanzenarten 
zusammenfinden,  die  man  sonst  nur  einzeln  über 
weite  Gebiete  zerstreut  antrifft.  Als  besonders  charak- 
teristisch nennen  wir  folgende  Arten,  von  denen  wir 
die  nur  hier  vorkommenden  mit  !  hezeichnen:  Hellebo- 
ru$  viridis  und  H,  niger,  Alyssuni  montanum^  Arabis 
sagittata  und  A,  muralis,  Draba  stellata!^  Biscutella 
cichoriifolia  (FelBen  unter  San  Nicoiao).  Polygala  vulgare 
var.  pedemantanufn  und  P.  alpestre,  Helianthemum  po- 
lifolium;  Silene  italica,  S.  saxifraga  und  S.  otites; 
Dianthus  atrorubens  und  D.  monspessulanus  var.  con- 
troversus,  Sagina  subulata,  Cerastium  lineare^  Ruta 
graveolens ;  Cytisus  capitatus^  C.  nigricans^  C,  hirsutus 
und  C.  labumum;  Anthyllis  vulneraria  und  A,  rubiH- 
flora^  Trifolium  alpestre^  Oxytropis  Hüterin  Lathyrus 
gracilis  und  L,  montanus  var.  linifolivs^  Polenlilla  vil- 
losa  var.  minor  und  P.  caulescens  var.  viscosa,  Cnidium 
silaifoliumlj  Ligusticum  Seguierif^  Peucedanum  offici- 
naleif  tieracleum  sibiricum ;  Galiuni  aristatum^  G.  pur- 
pureum, G.  vemum^  G.  rubrum^  und  G.  mollugo  var. 
Gerardi;  Cotmusmas,  Knauiia  pubescens ;  Achillea  cla- 
vetmael,  A.  selacea,  A,  stricta  und  A.  dentifera;  Anihe- 
mis  tinctoria  und  A.  Triumfelti!^  Chrysantneniuni  hete- 
rophylluni,  Carduus  defloralus  var.  crassifolius  und  C. 
lenutfolius,  Scorzonera  humilis,  Leontodon  tenuiflorus 
und  L.  incanuSj  Hypockoeria  glabra,  Crepis  setosa;  Hie- 
racium  Hoppeanum^  H.  villoaiforme,  H.  pseudoporrec- 
tum.  H.  laevigaium.  H.  Balbisianum,  H.  Berardianum 
und  H.  albidufii ;  Phyteuma  Scheuchzeri  var.  columnae^ 
Campanula  Raineri /,  Hyoscyamus  Viiger^  Lathraea  squa- 
maria,  Rhinanthus  maior,  Antirrhinum  orontium,  Side- 
ritis  montana,  Plantago  serpentina  var.  bidentata^  Eu- 
phorbia esula,  Daphne  alpina^  Asarum  europaeum, 
Farietaria  diffusa,  Ostrya  carpinifolia,  Quercus  cerris 
(auf  der  Alp  von  Melano),  Iris  graminea ;  zahlreiche  Or- 
chideen; Narcissus  poellcus  (ganze  Felder),  Asparagus 
tenuifoliua,  Asphodetus  albus,  Alliunipulchellum,  Vera- 
trum nigrum,  Luzula  Sieberi;  Carex  Pairaei,  C.  te- 
naxy  C.  niucronata  und  C.  capillaris ;  Trisetum  argen- 
tetan!,  Festuca  aurea,  Vutpia  myurus,  Notholaena 
Maranlae!,  A8j)lenum.  septentrionale,  Adiantum  capil- 
Ins  Veneris  (bei  Rovio),  Onoclea  8ti*uthiopteris.  Ferner 
nennt  man  noch  Paeonia  officinalis,  Viola  Coniollia, 
Laserpitium  peucedanoides  und  L.  marpnatum,  Cir- 
sium  pannonicuniy  Phyteuma  Charmelii,  Campanula 
caespitosa,  Juncus  tenuis,  Carex  Linkii,  Avena  lucida, 
Ophsmenus  undulatifolius  K  Saussurea  lapathifolia, 
Sfdum  cepsBa,  Inula  hirla,  Saxifraga  mutata  /,  Laserpi- 
tium maryinatum  var.  Gaudini,  Dorycniuni  herbaceum, 
Centaurea  transalpina,  Cleniatis  recta,  Cirsiuni  erisv- 
thales,  Aspenda  cynanchica  var.  longiflora.  Vergl.  die 
von  Prof.  Penzig  im  Giomale  botan.  Ital.  1879  veröffent- 
lichte Arbeit  über  die  Flora  des  Monte  Generoso. 

QENE8TRERIO  (Kt.Tessin,  Bez.  Mendrisio).  342  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  am  rechten  Ufer  des  Laveg^io  und 
1,5  km  sw.  der  Station  Mendrisio  der  Linie  Bellmzona- 
Lugano-Chiasso  der  Gotthardbahn.  Postablag^e ;  Postwagen 
Mendrisio-Stabio.  Gremeinde,  mit  Prella  :  o9  Häuser,  458 
kaihol.  Ew. ;  Dorf:  46  Häuser,  347  Ew.  Getreide-  u.  Mais- 
bau. Zigarren-  und  Tabakfabrik.  Starke  periodische  Aus- 
wanderung der  männlichen  Bewohner  in  die  übrigen 
Kantone; 

QEN^T  (LE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Rolle,  Gem.  Bursinel). 


425  m.  Haus,  1  km  nö.  vom  Dorf  Bursinel  und  400  m  von 
der  Station  Gilly-Bursinel  der  Linie  Lausanne-(^nf.  10 
reform.  Ew.  Kirchp^emeinde  Rolle.  Früher  unter  dem 
Namen  Oujonnet  seit  1252  Eigentum  des  Karthäuserklos- 
ters Oujon  (bei  Arzier). 

OENETTO  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Bemina,  Gem. 
Brusio).  900  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  nahe  dem  linken 
Ufer  des  Poschiavino,  800  m  n.  Brusio  u.  8  km  nw.  der  ita- 
lienischen Station  Tirano  der  Veltlinerbahn.  15  kathol.  Ew. 

OENfeVE.  Kanton  und  Stadt.  S.  die  Art.  Genf. 

GENfeVE  (LAC  DE).  S.  den  Art.  Genfersee. 

GENEVEY8(LE8  HAUT8)(Kt. Neuenburg,  Bez.Val 
de  Ruz).  Gem.  u.  Dorf.  S.  den  Art.  Hauts  Genevkys  (Les). 

OENEVEY8  8UR  COFFRANE  (LE8)  (Kt. 
Neuenburg,  Bez.  Val  de  Ruz).  850  m.  Gem.  und  Dorf,  im 
w.  Teil  des  Val  de  Ruz,  am  SO.-Fuss  des  Mont  Racine 
und  1  km  nw.  über  Coffrane.  Station  der  Linie  Neuen- 
burg-La  Chaux  de  Fonds.  Strassen  nach  Coffrane-Valan- 
gin  u.  nach  Les  Hauts  Geneveys.  Postbureau,  Telegraph, 
Telephon.  Gemeinde,  mit  Les  Crotets :  54  Häuser,  473  re- 
form. Ew. ;  Dorf:  39  Häuser,  376  Ew.  Kirchgemeinde  Cof- 
frane. Landwirtschaft  und  Industrie.  4  Uhrenraacher- 
werkstätten  (wovon  2  für  Zifferblätter),  2  Möbelfabriken, 
eine  Backstein-  und  Zementröhrenfabrik.  Handel  mit 
Sand,  Korbmacherwerkstätte.  Käserei.  Bierbrauerei. 
Sommerfrische.  Der  Ueberlieferun^  nach  soll  der  Name 
der  Ortschaft  von  einer  Anzahl  von  im  Jahr  1291  sich  hier 
niederlassenden  Genfer  Familien  herstammen. 

GENEVEZ  (LE8)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Münster).  1086 
bis  1065  m.  Gem.  u.  Pfarrdorf,  im  ö.  Abschnitt  der  Hoch- 
fläche der  Freiberge,  3  km  w.  Bellelay  und  5  km  nö.  der 
Station  Tramelan  der  Linie  Tramelan -Tavannes.  Postab- 
lage, Telegraph,  Telephon.  Die  Gemeinde  umfasst  ausser 
dem  Dorf  Les  Genevez  die  Häusergruppen  Les  Vacheries 
des  Genevez,  Le  Vieux  Bois  Rebetez,  Le  Nouvcau  Bois 
Rebetez,  Pr^dame,  Le  Milieu  de  La  Chaux,  Les  Veaux, 
La  Barriere  du  Cernil,  Les  Joux,  Chez  Henri,  Chez  Vau- 
bert.  Chez  S^mon,  Chez  Le  Sire;  zusammen  114  Häuser, 
733  kathol.  Ew.  französischer  Zunge;  Dorf:  66  Häuser, 
408  Ew.  Landwirtschaft ;  ausgezeichnete  Senn  berge,  Vieh- 
zucht, schöne  Pferde;  vorzüglicher  Käse,  Mönchskopf 
(t^te  de  moine)  genannt.  Uhrenindustrie.  S.  über  dem 
Dorf  die  Montagne  de  Jorat,  von  deren  höchstem  Punkt 
aus  man  einige  Spitzen  der  Berner  Alpen  erblickt.  Höchst 
gelegenes  Dorf  des  Berner  .Iura.  1381 :  Les  Geneveys,  wie 
das  Neuenburger  Dorf  gleichen  Namens  von  Auswande- 
rern aus  Genf  gegründet,  die  nach  der  Einnahme  dieser 
Stadt  durch  die  Savoyarden  (1307)  hierher  gezogen  waren, 
Kirche  1617-1620  gebaut.  Einige  Häuser  des  Dorfes  fallen 
durch  ihre  eigentümliche  Bauart  und  besonders  durch 
ihre  ausserordentlich  dicken  Mauern  auf.  Das  Dorf  Les 
Genevez  gehörte  bis  1793  zur  Courtine  de  Bellelav  und 
mit  dieser  zum  Bistum  Basel  und  hatte  währena  der 
Dauer  der  französischen  Revolution  vieles  zu  leiden. 
Ueberreste  von  urgeschichtlichen  Schmelzhütten. 

GENEVOI8  (POINTE  DE8)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Ha- 
rens). 3679  m.  Hauptgipfel  der  Kette  der  Grandes  Dents 
(Gruppe  der  Dents  de  Perroc),  hinten  über  dem  Val  d*H^- 
rens  und  zwischen  Val  d'Arolla  und  Val  de  Ferpecle.  Von 
Arolla  aus  in  5-6  Stunden  zu  ersteigen ;  1885  zum  ersten- 
mal bezwungen,  hiess  vorher  Dent  de  la  Perroc.  Auf  der 
Siegfriedkarte  unbenannt. 

GENEYVROZ  (^8)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz,  Gem. 
Pont  en  Ogoz).  776  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  500  m  sw. 
Pont  en  Ogoz  und  11,6  km  n.  der  Station  Bulle  der  Linie 
Bulle-Romont.  45  kathol.  Ew.  französischer  Zunge.  Kirch- 
gemeinde Avry  devant  Pont.  Futter-  und  Kartoffelbau, 
Viehzucht.  Strohindustrie  u.  Handel  mit  Strohgeflechten. 

GENF.  Kanton  der  schweizerischen  Eidgenossenschaft, 
in  der  offiziellen  Reihenfolge  der  Kantone  de- 
ren zweiundzwanzigster. 

Lage,  Grösse.  OberfLächengestaXtung  und 
Gewässer.  Der  Kanton  Genf  liegt  im  äusser- 
sten  SW.- Winkel  der  Schweiz  zwischen 
46°  747"  u.  46°  1^4"  N.  Br.  u.  zwischen  3°3715" 
u.  3^  58' 30"  OL.  von  Paris  (oder  5"  57  30"  und 
6°  18' 45"  OL.  von  Greenwich).  Er  umrahmt  das 
SW.-Ende  des  Genfersees  u.  ist  seiner  Fläche  nach  (mit 
Seeanteil  277  km*,  ohne  diesen  249,4  km')  der  fünfikleioste 
Kanton  der  Schweiz  (es  stehen  ihm  an  Fläche  nur  beide 


250 


GEN 


GEN 


Appenzell,  Zug  und  Basel  Stadt  nach).  Seine  crösste  Längen- 
erstreckung misst  in  der  Richtung  N.-S.  (zwischen  dem 


Kanton  Genf:  Die  Jonction  (Vereinigung  von  Rhone  und  Arve). 


Schloss  Les  Chavannes  und  Landecy)  19,8  km,  in  der  Rich- 
tung W.-O.  (zwischen  der  Grenze  w.  Dardagny  u.  Moniaz) 
26,5  km;  sein  grösster  Durchmesser  liegt  in  der  Richtung 
SW.-NO.,  reicht  von  der  Rhone  bei  Chancy  bis  Hermance 
am  Genfersee  und  misst  29,3  km.  Der  Kanton  Genf  ist  fast 
ganz  in  französisches  Gebiet  vorgeschoben  und  grenzt  nur 
auf  kurze  Strecken  an  die  übrige  Schweiz.  Er  wird  be- 
grenzt :  im  N.  vom  Genfersee  und  Kanton  Waadt,  in  des- 
sen Gebiet  er  noch  die  zwei  Enklaven  der  Gemeinde  Ce- 
ligny  liegen  hat;  im  W.  vom  französischen  Departement 
de  TAin,  von  dem  ihn  eine  stark  gebrochene  Grenzlinie 
scheidet;  im  S.  u.  0.  in  ebenfalls  unregelmässiger  Linie 
vom  Departement  de  la  Haute  Savoie.  Der  Kanton  Genf 
bildet  den  südlichsten  und  tiefsten  Abschnitt  des  Thaies 
des  Genfersees  und  liegt  inmitten  eines  weiten  Gebirgs- 
kreises,  der  von  den  Ketten  des  .Iura,  vom  Mont  Vuacne, 
Mont  de  Sion,  Saleve  und  von  den  Voirons  gebildet  wird. 
Die  unreffelmässig  verlaufenden  Grenzen  ziehen  sich  in 
kurzem  Anstand  vor  diesen  Bergketten  hin.  Das  Gebiet 
Genfs  wird  durch  Genfersee  und  Rhone  in  zwei  Abschnitte 
geteilt,  die  kleinere  sog.  Rive  droite  (rechtes  Ufer)  und  die 
grössere  sog.  Rive  gauche  (linkes  Ufer).  Der  Boden  bildet 
eine  gewellte  Ebene,  aus  der  sich  sanftgeböschte  Höhen- 
züge und  Hügel  erheben :  der  Höhenzug  (cöteau)  von  Co- 
logny  (499  m)  und  das  Signal  de  Bemex  (504  m)  am  linken 
Ufer  und  die  Höhenzüge  von  Pregny  ^469  m)  und  Choully 
(.506  m)  am  rechten  Ufer.  Tiefster  Punkt  des  Kantons  (am 
Rhoneufer  s.  Chancy)  in  338  m,  höchster  Punkt  (im  0., 
nahe  der  Grenze  gegen  Frankreich  und  etwas  n.  Moniaz) 
in  521  m ;  der  grössie  Teil  des  Kantons  liegt  zwischen  425 
und  475  m,  d.  h.  zwischen  50  und  100  m  über  dem  Spiegel 
des  Genfersees.  Da  der  Spiegel  des  Sees  in  375  m  und 
derjenige  der  Rhone  bei  ihrem  Austritt  aus  dem  Kanton 
in  338  m  liegen,  hat  die  Mehrzahl  der  das  Genfer  Gebiet 
durchziehenden  Flüsse  und  Bäche  sich  mehr  oder  weniger 
tief  in  die  Oberüäche  einschneiden  müssen ;  die  bedeu- 
tendsten dieser  entweder  in  der  quatemären  Decke  oder 
in  der  tertiären  Molasse  ausgewaschenen  Tobel  sind  die 
der  Versoix,  des  Vengeron,  des  Nant  des  Grebattes,  des 
Nant  d'Avanchet,  des  Avril  und  der  London  rechts  der 
Rhone  und  die  der  Hermance,  der  Eaumorte  und  der 
Laire  links  der  Rhone.  Die  Rhone  selbst  fliesst  auf  Genfer 
Boden  in  einem  tiefen  Einschnitt,  der  von  hohen  Steil- 
ufern begleitet  ist  und  stellenweise  sogar  den  Charakter 
eines  wirklichen  Canyon  aufweist.  Auch  ihr  grösster 
Nebenfluss,  die  Arve,  hat  sich  tief  in  den  Genfer  Boden 
eingeschnitten  und  dessen  ursprüngliche  Gestaltung  in 
Folge  ihres  stark  unregel massigen  Laufes  in  bedeutendem 
Masse  umgeformt.  Der  Kanton  Genf  gehört  ganz  dem  Ein- 
zugsgebietder  Rhone  an.  Dieser  Fluss  durchzieht  nach  sei- 
nem Austritt  aus  dem  Genfersee  den  Kanton  zunächst  von 
O.-W.  und  bie^t  nachher  nach  S.  ab;  er  bildet  zahlreiche 
anmutige  Schhngen  und  lässt  aus  seinem  Wasser  einige 
unbedeutende  Inselchen  auftauchen.  Die  Krümmung  der 


Flussschiingen  ist  eine  derartige,  dass  der  Flusslauf  zwir 
sehen  der  Jonction  und  Chancv  eine  Länse  von  21  km 
hat,  während  diese  beiden  Punkte  in 
der  Luftlinie  nur  13  km  von  einander 
entfernt  ßind.  Das  untere  Ende  des 
Genfersees  schiebt  sich  keilförmig  bis 
ins  Herz  des  Genfer  Gebietes  vor  und 
ist  von  grünen  Höhenzügen  anmutig 
umrahmt.  Kurz  nach  ihrem  Aostrilt 
aus  dem  See  nimmt  die  Rhone  von 
links  die  Arve  auf,  einen  wasserrei- 
chen Fluss  von  Wildbachcharakter,  der 
aus  den  Gletschergebieten  des  Mont 
Blanc  herkommt  und  wie  die  Rhone 
selbst  auf  seinem  Lauf  durch  den  Kan- 
ton Genf  malerische  Schlingen  bildet 
und  stellenweise  von  hohen  Steilufern 

3uaternären  Alters  begleitet  wird.  Nach 
er  Vereinigung  mit  der  Rhone  hält 
sich  das  milchigtrübe  Wasser  der  Arve 
noch  auf  eine  lange  Strecke  hin  vom 
blauen  und  klaren  Rhonewasser  voll- 
ständig getrennt,  später  mischen  sich 
die  beiden  Wasser  langsam  miteinander 
und  vereinigen  sich  zu  einem  gleich- 
förmig graugrünlichen  Strora.  Neben 
diesen  beiden  Hauptadern  wird  der  Kanton  Genf  noch 
von  vielen  andern  Wasserläufen  entweder  durchzogen 
oder  von  Frankreich  abgetrennt.  Solche  sind :  auf  dem 
rechten  Ufer  der  Nant  de  Braille,  die  Versoix  und  der 
Vengeron  (die  alle  drei  in  den  Genfersee  münden),  der 
Nant  des  Grebattes,  der  Nant  d'Avanchet,  der  Avril  und 
die  London  oder  Allondon  (Zuflüsse  zur  Rhone) ;  auf  dem 
linken  Ufer  die  in  den  Genfersee  mündende  Hermance, 
die  Seimaz,  der  Foron  und  die  Aire  (alle  drei  Zuflüsse  zur 
Arve)  und  endlich  die  zur  Rhone  gehenden  Eaumorte  und 
Laire.  An  dieser  Stelle  mögen  auch  noch  die  weiten  Sumpf- 
gebiete von  La  Pallanterie,  Rouelbeau,  Sionnet  und  Troi- 
nex  erwähnt  werden,  von  denen  das  letztgenannte  durch 
Oefifnen  eines  grossen  Abzugsgrabens  jetzt  trocken  gelegt 
ist. 

Geologie.  Der  Kanton  (^nf  liegt  in  seiner  Gesamtheit 
in  einer  weiten  Senke,  nach  welcher  hin  zwei  grosse 
Flussläufe  konvergieren  und  wo  einst  die  Vorgänge  der 
Eiszeiten  eine  grosse  Rolle  gespielt  haben.  Seine  Boden- 
bedeckung besteht  daher  fast  ausschliesslich  aus  quater- 
nären  Abla^rungen '  glazialen  oder  üuvioglazialen  Ur- 
sprunges, die  verschiedenartige  Faciesansbildung  zeigen 
und  einer  Grundlase  von  oligocäner  Süsswassermolasse 
(aquitanische  Stufe)  auflagern.  Der  Genfer  Geologe  Alph. 
Favre  hat  diese  Ablagerungen  ihrem  Alter  nach  in  drei 
Stufen  gegliedert  und  unterscheidet:  1.  Alte  Alluvionen, 
die  an  der  Basis  aus  kohlenführenden  Mergeln  und  höher 
oben  aus  Sauden  und  besonders  Kiesen  bestehen,  in  mehr 
oder  weniger  regelmässigen  und  horizontalen ,  oder 
schwach  nach  W.  fallenden  Schichten  gelagert  sind  und 
deren  einzelne  Bestandteile  oft  in  einander  übergreifen 
oder  mit  einander  wechsellagem.  Sie  sind  unverkennbar 
Fluss-  und  Wildbachablagerungen,  die  den  im  Kanton 
Genf  zusammentreffenden  grossen  Flüssen  ihren  Ursprung 
verdanken,  und  bestehen  aus  gerundetem  Geschiebe,  das 
aus  Savoyen,  dem  Wallis  und  dem  östlichen  Teil  des 
Kantons  Waadt  stammt.  Die  Zugehörigkeit  dieser  AUu- 
vionen  zur  Eiszeit  geht  daraus  hervor,  dass  ihnen  an 
einzelnen  Stellen  Moränen material  eingelagert  ist  (so  be- 
sonders am  Fuss  des  Bois  de  la  Bätie  und  bei  Mategnin). 
2.  Moränenschutt,  ohne  Schichtung  und  ohne  Sonderung 
der  Geschiebe  nach  ihrer  Grösse,  aus  geschrammten 
Blöcken,  eckigen  Gesteinstrümmem  und  Lehm  bestehend. 
Besonders  hervorzuheben  sind  mächtige  Granitblöcke,  die 
zumeist  aus  dem  Ober  Wallis  herstammen.  Am  Bois  de  la 
Bätie  sind  Bänke  dieses  Moräncnmaterials  in  die  alten 
Alluvionen  eingelagert,  welche  Erscheinung  den  wechseln- 
den Schwankungen  im  Stand  des  einstigen  Rhonegletr 
schers  entspricht.  Diese  glazialen  und  fluvioglazialen  Ab- 
lagerungen der  alten  Alluvionen  u.  des  Moränenschut- 
tes häufen  sich  ganz  besonders  rund  um  das  Ende 
des  Genfersees.  und  in  den  alten  Alluvionen  haben  sich 
die  Rhone  und  Arve  und  einige  ihrer  Zuflüsse  (Avril, 
London,  Eaumorte,   Laire)  ihre  hohen   Steilufer  ausge- 


GEN 

waschen.  Alph.  Favre  hat  ihre  durchschnittliche  Mächtig- 
keit zu  10  m  und  ihr  Gesamtvolumen  im  Kanton  Genf  auf 
!2io  Millionen  m^  geschätzt.  3.  Postglaziale  Allu- 
vionen,  die  aus  Sanden  und  Kiesen  bestehen 
und  deren  Grenzen  oft  sch^vierig  zu  bestimmen 
sind.  Sie  treten  in  drei  von  einander  verschie- 
denen Formen  der  Ausbildung  auf:  a)  Alluvio- 
nen  auf  den  heute  nicht  mehr  von  einem  Fluss- 
lauf durchzogenen  Hochflächen,  deren  Vorhan- 
densein auf  einst  weit  grössere  und  über  weite 
Flächen  hin  und  her  pendelnde  Wassermassen 
schliessen  lässt  (Ebene  zwischen  der  Seimaz 
und  dem  Foron,  Thal  der  Aire,  SW.-Abschnitt 
des  Kantons) ;  b)  Flussalluvionen,  an  den  kon- 
vexen Krümmungen  der  Serpentinen  in  hori- 
zontalen Bänken  abgelagert;  die  am  höchsten 
gelegenen  Bänke  smd  im  Allgemeinen  zu- 
gleich auch  die  ältesten  und  sind  zu  einer  Zeit 
abgelagert  worden,  da  das  Bett  der  Flusse  noch 
in  höherem  Niveau  lag  als  dies  heute  der  Fall 
ist  (Plainpalais,  Thal  der  London,  Les  Päquis, 
Les  Eaux  Vives,  Uferterrassen  der  Rhone  etc.); 
c)  Seealluvionen,  bestehend  aus  Deltabildun- 
j^'en  von  Wildbächen,  deren  schief  geneigte 
Schichten  zu  einer  Zeit  im  See  abgelagert  wor- 
den sind,  da  dessen  Wasserspiegel  noch  weit 
höher  stand  als  heute.  Das  bedeutendste  dieser  heute 
trocken  liegenden  Deltas  ist  das  bei  den  Tranchees,  ö.  der 
Stadt ;  da  es  aus  denselben  Materialien  besteht,  wie  sie 
heute  von  der  Arve  verfrachtet  werden,  hat  man  daraus 
den  Schluss  gezogen,  dass  dieser  Tluss  einst  an  dieser 
Stelle  in  den  See  ausgemündet  haben  müsse. 

Im  Verlauf  der  Quartärzeit  hat  die  Bodenoberfläche  des 
Kantons  Genf  durch  die  ihn  durchziehenden  WasWiäufe 
grosse  Veränderungen  erlitten.  So  hat  besonders  die  ero- 
sionskräftige Arve  zu  Ende  der  Eiszeit  das  Becken  ausge- 
waschen, das  sich  von  Le  Bachet  de  Pesay  bis  La  Treille 
und  vom  Bois  de  la  Bätie  bis  Pinchat  erstreckt  und  in  dem 
heute  die  Ortschaften  Plainpalais  und  Carouge  liegen. 
Später,  in  historischer  Zeit,  ist  dann  dieses  Becken  von 
den  Geschieben  derselben  Arve  wieder  teilweise  aufge- 
schüttet worden.  Die  Arve  hat  überhaupt  während  der 
Quartärzeit  ihren  Lauf  vielfach  gewechselt  und  als  Zeugen 
hiefür  zahlreiche  Kiesablagerungen  hinterlassen.  Bei  der 
Rhone  ist  dies  dagegen  trotz  ihrer  beträchtlichen  Wasser- 
menge nicht  der  Fall  gewesen,  da  sie  einerseits  als  ge- 
schiebearmer Fluss  aus  einem  läuternden  Seebecken 
kommt  und  andererseits  zu  tief  eingeschnitten  ist,  als  dass 
sie  in  ihrem  Lauf  beträchtlich  hätte  hin  und  her  pendeln 
können.  Wie  die  Arve  haben  sich  aber  auch  die  kleinen 
Flüsse  des  Kantons  in  beträchtlichem  Umfang  an  der  Um- 
gestaltung seiner  Oberfläche  beteiligt:  grosse  Ablager- 
ungen der  Aire  liefen  zwischen  Saint  .Julien  u.  Confignon, 
ebensolche  der  Laire  beiAvusy  undChancy,  und  der  Fo- 
ron bat  mit  seinen  Geschiebemassen  die  einstigen  Sümpfe 
bei  Puplinge  überführt.  (Näheres  siehe  bei  Favre,  Al- 
phonse.  Description  geolog.  du  cant.  de  Geneve.  2  vol. 
Avec  planches.  Geneve  18Ö0). 

Die  der  aquitanischen  Stufe  angehörenden  Ablagerungen 
des  Tertiärs  gliedern  sich  in  drei  Horizonte :  einen  unte- 
ren (gipsführende  Mergel  und  Gips),  einen  mittleren  (kal- 
kige Mergel,  Holzkohlen  und  einige  Fossilien)  und  einen 
obern  (mit  Mergel  als  Basis  und  Sandsteinen  als  Decke). 
Diese  tertiären  Schichten  treten  in  den  von  den  Fluss- 
läufen ausgewaschenen  Tobein  und  an  einigen  Stellen  der 
Rhoneufer  zu  Tage. 

Der  geologische  Bau  des  Kantons  Genf,  wie  wir  ihn 
eben  geschildert  haben,  erklärt  dessen  Armut  an  ab- 
baufähigen  Steinbrüchen  oder  Erz-  u.  Kohlenlagern. 
Anlass  zu  fabrik massigem  Abbau  haben  einzig  die  Bänke 
von  Sand,  Kies  und  brennbaren  Tonen  geireben,  von 
denen  Sande  und  Kiese  an  zahlreichen  Stellen  des 
Kantons,  der  Töpferton  bei  Hermance  und  Bcllevue  aus- 
gebeutet werden.  Immerhin  hat  man  zu  verschiedenen 
Zeiten  jeweilen  auch  Brüche  auf  Molasse  (mit  oder  ohne 
Gips)  aufgetan,  die  aber  heute  alle  wieder  aufgegeben  sind. 
Im  W.  des  Kantons  tindet  man  an  mehreren  Punkten 
fChoully,  Granges,  Dardagny)  Lager  von  Bitumen  und 
Holzkohle  ;  auch  diese  sind  heute  nach  verschiedenen  un- 
or^bigon  Abbau  versuchen  alle  wieder  verlassen.  Der  hie 


GEN 


251 


und  da  (bei  Choully,  Bernex,  am  Nant  d'Avanchet)  vor- 
kommende Gips  loHnt  seiner  geringen  Mächtigkeit  wegen 


Kanton  Genf:  Landgut  in  Fresinge. 

den  Abbau  ebenfalls  nicht.  Der  Kanton  Genf  hat  einige 
Mineralquellen,  so  bei  La  Croix  de  Rozon  (gefasst  und  be- 
nutzt), bei  Drize  und  Hermance. 

Klima.  Da  der  Kanton  Genf  von  bis  zu  über  1700  m 
Höhe  aufsteigenden  und  erst  im  Mai  ihrer  winterlichen 
Schneedecke  sich  entledigenden  Bergmassen  umrahmt 
ist  und  dazu  den  NO. -Winden  unj^ehinderten  Zugang 
gestaltet,  so  müssten  seine  klimatischen  Verhältnisse 
ziemlich  ungünstige  sein,  wenn  nicht  als  thermischer 
Ausgleicher  die  grosse  Wasserfläche  des  Genfersees  ihre 
Wirkung  geltend  machen  würde.  Sie  mildert  im  Som- 
mer die  Hitze,  im  Winter  die  Kälte,  so  dass  die  mittleren 
Temperaturen  für  Genf  im  Winter  0,7°,  im  Frühiahr 
8.9  %  im  Sommer  17,9°,  im  Herbst  9,7  °  und  im  Jahr 
9,3"  C.  betragen.  Unter  0  ^  C.  f;illt  die  Temperatur  an 
durchschnittlich  65  Tagen  im  Winter  (davon  20  Tage  mit 
ganztägigem  Frost),  18  Tagen  im  Frühjahr  und  12  Tagen 
im  Herbst  (davon  für  Frühjahr  und  Herbst  zusammen  pro 
Jahr  je  ein  Tag  mit  ganztägigem  Frost),  zusammen  also 
im  Jahr  an  95  Tagen,  wovon  an  21  der  Frost  jeweilen  den 
ganzen  Tag  andauert.  Im  Zeitraum  1826-1805  sind  folgende 
Temperaturextreme  beobachtet  worden :  Minimum  mit 
—  25,3°  am  15.  Januar  1838  und  Maximum  mit  -f36,4  " 
am  6.  Juli  1870.  Das  Mittel  aus  den  absoluten  Minima 
eines  Jahres  gibt  —  13,27°  für  den  15.  Januar  und  das- 
jenige aus  den  absoluten  Maxima  -{-32,51  °  für  den  20.- 
21.  Juli.  Der  mittlere  jährliche  Barometerstand  ist  726,65 
mm  (im  Winter  727,6  mm,  im  Frühjahr  724,8  mm,  im 
Sommer  727,4  mm  und  im  Herbst  726,8  mm).  Während 
der  letztvergangenen  50  Jahren  hat  das  Barometer  am 
17.  Januar  1882  mit  748,7  mm  seinen  höchsten  und  am 
26.  Dezember  1856  mit  700,16  mm  seinen  tiefsten  Stand 
erreicht. 

Seit  1826  wird  in  Genf  die  Menge  der  Niederschläge 
regelmässig  berechnet.  Das  Mittel  aus  diesen  Beobach- 
tungen gibt  836,6  mm  für  das  Jahr,  138,0  für  den  Win- 
ter, 189,7  für  das  Frühjahr,  233,3  für  den  Sommer 
und  275,6  für  den  Herbst.  Am  geringsten  ist  der  Nieder- 
schlag in  den  Monaten  Januar,  Februar  und  März,  am 
stärksten  im  August,  September  und  Oktober.  Die  dem 
Jura  näher  gelegenen  Teile  des  Kantons  weisen  in  dieser 
Hinsicht  höhere  Zahlen  auf,  als  das  übrige  Kantonsgebiet; 
doch  sind  die  Regenmessstationen  (mit  Ausnahme  derje- 
nigen der  Sternwarte)  noch  zu  jungen  Datums,  als  dass 
aus  ihren  Ergebnissen  jetzt  schon  brauchbare  Mittelzahlen 
berechnet  werden  könnten.  Regentage  zählt  man  jährlich 
130,5,  Regenstunden  716,2.  Gewitter  treten  im  Jahr 
durchschnittlich  an  24,94  Tagen  auf;  sie  sind  am  häußg- 
sten  im  Juni  und  Juli  und  am  seltensten  im  Dezember 
und  Februar.  Die  Schneedecke  bleibt  nur  ausnahmsweise 
länger  als  15  Tage  hintereinander  liegen.  Aus  allen  die- 
sen Verhältnissen  ergibt  sich,  dass  das  Klima  von  Genf 
im  Vergleich  zu  der  Menge  der  atmosphärischen  Nieder- 
schläge weit  milder  ist,  als  dasjenige  der  den  Kanton  um- 


252 


GEN 


GEN 


rahmenden  Gebirgszone  und  selbst  noch  milder  als  das 
der  übrigen  Ufergebiete  am  Genfersee. 

Beobachtungen  über  den  Wasserdamprgehalt  der  Luft 
(durch  Bestimmung  der  Spannkraft  des  Wasserdampfes 
oder  des  Dampfdruckes  —  absolute  Feuchtigkeit  —  und 
des  Verhältnisses  der  zu  einer  bestimmtem  Zeit  in  der 
Luft  vorhandenen  Wasserdampfmenge  zu  der  bei  der 
herrschenden  Temperatur  möglichen  Dampfmenge  — 
relative  Feuchtigkeit  — )  sind  seit  1849  angestellt  worden 
und  haben  folgende  Mittelwerte  ergeben: 
Winter  Mittlere  relative  Feuchtigkeit  in  <»/oo  84i 
Frühjahr  »  »  ^  »  »     »        713 

Sommer  *>  »  »  »    »        695 

Herbst  »  »  »  »    »        810 

Jahr  »  »  9  »     »        765 

Jahr  »      absolute         n  »mm    731 

Ueber  den  Grad  der  Bedeckung  des  Himmels  mit  Wol- 
ken oder  die  Bewölkung  gibt  uns  in  Anzahl  Tagen  fol- 
gende Tabelle  Auskunft : 

Hell    Schwach  bewölkt   Stark  bewölkt  Bedeckt 


Winter  7,5 

Frühjahr  19,0 

Sommer  26,8 

Herbst  13,9 

Jahr  67,2 


10,0 
16,2 
21,8 
14,3 
62,3 


Nebel   ist   in  Genf,  besonders  in 


13,8 
19,1 
19,2 
18,3 
70,4 
den    tiefer 


59,0 
37,7 
23,2 
43,5 
163,4 
gelegenen 


Teilen  des  Kantons,  ziemlich  häufig  und  tritt  hauptsäch 


Kanton  Genf:  In  Bernex. 

lieh  während  der  Zeit  von  Oktober  bis  Februar  auf.  Im 
Mittel  hat  man  jährlich  32,8  NebelUge  festgestellt.  Beob- 
achtungen über  die  Dauer  des  Sonnenscheins  werden  in 
Genf  erst  seit  einigen  Jahren  angestellt,  so  dass  brauch- 
bare Miltelzahlen  noch  nicht  gegeben  werden  können. 
In  Bezug  auf  die  Windverhältnisse  ist  folgendes  zu  be- 
merken :  Im  Winter  herrscht  der  trockene,  kalte  und  oft 
sehr  heftige  wehende  NO.,  die  sog.  Bise,  vor,  die  die  Tem- 
peratur fühlbar  erniedrigt,  aber  auch  die  Luft  kräftig 
reinigt ;  im  Sommer  weht  meist  der  S.  oder  SW.  (Vent 
du  midi  genannt),  ein  warmer  und  feuchter  Luftstrom, 
der  gewohnlich  Regen  bringt.  Neben  diesen  grossen 
Strömungen  der  Atmosphäre  unterscheidet  man  in  Genf 
noch  zwei  Arten  von  lokalen  Winden,  nämlich  den  von  den 
Jurahöhen  von  W.  und  NW.  her  absteigenden  Joran  und 
den  aus  der  Richtung  des  Mole  von  SO.  her  durch  das 
Thal  der  Arve  wehenden  Mölan,  der  oft  der  Vorläufer 
eines  Gewitters  oder  eines  plötzlichen  Wilterungsum- 
schlages  ist. 

Flora.  Seiner  Lage  zwischen  dem  Jura  einerseits  und 
den  Voralpen  andererseits  verdankt  der  Kanton  Genf  die 
reiche  Entwicklung  seiner  Flora,  wie  sie  sich  sonst  in 
der  Schweiz  nicht  wieder  an  vielen  Slellen  zeigt.  Diese 
Flora  setzt  sich  aus  Elementen  zusammen,  die  den  Alpen 
von  Savoyen,  dem  Jura,  der   Uferregion  des  Genfersees 


und  dem  französischen  Rhonethal  eigen  sind,  und  bildet 
damit  das  Verbindungsglied  zwischen  der  Flora  des  zen- 
tralen Europa  und  derjenigen  des  Mittelmeergebietes.  Sie 
ist,  wie  sich  H.  Christ  ausdrückt,  «  eine  Etappe  io  der 
Wanderung  vieler  südlicher  Arten  nach  Nonlen  ».  Von 
einzelnen  bemerkenswerten  Arten  führt  derselbe  Forscher 
(Pßanzenleben  der  Schweiz.  2.  Aufl.  1882.  S.  71  f.)  an: 
für  den  Fuss  der  Juraklusen  beim  Fort  r£cluse  (Departe- 
ment de  TA  in)  Acer  monspessulanum,  Helianlhemum 
pulverulentum,  Cytisus  labumum  u.  C.  alpinus;  AraJbU 
saxatiliSf  A.  muralis  und  A.  stricta;  Hutchinsia  petrssa, 
Ononis  natrix,  Potentilla  rupestris,  Sedum  anopetaiunij 
Parietaria  diffusa,  Ruscus  aculeatus,  Astragalus  nions- 
pessulanus  und  Colutea  arborescens ;  für  die  Thalebene 
Fumaria  capreolata,  Reseda  phyteunia;  Trifolium  ele- 
ganSf  T.  stnatum  u.  T.  scahrum;  Vicia  lutea,  Lathyrus 
sphasricus,  Eruca  satuHi,  Micropus  erectus,  Carduus 
tenuiflorus  und  C.  pycnocephalus,  Kentrophyllum  Usna- 
tum,  Centaurea  calcilrapa,  Picris  echioides^  Lactuca 
[virosa  und  L.  salignay  Crepis  nicmensis,  Anarrhinufn 
bellidifoliumy  Anckusa  italwa,  Lappula  myosotis,  So- 
lanum niinialumj  Scrophularia  aquatica,  Erythronium 
dens  canis,  Narcissus  bifloruSj  Gastrtdium  australe 
Aira  aggregcUa,  Gladiolus  segetum,  Plantago  ramosa 
und  P.  cynopsy  Aniaranthus  silvestris  und  A.  defle- 
xus;  Festuca  tenuiflora,  F.  ciliata  und  F.  sciuroides; 
Rromus  squarrosus,  Lolium  multiflprum,  Omithoga- 
luni  pyrenaicum,  Carex  nitida,  Rosa  siystyla 
und  Calepina  Corvini.  Es  sind  dies  meist  Ar- 
ten des  grossen  Rhonethales,  von  denen  einige 
auch  weiter  oben,  im  Walliser  Thalbecken, 
sich  finden.  Weitere  Arten  gehören  der  deut- 
schen und  mittelfranzösischen  Flora  an  und 
sind  für  die'  Schweiz  Seltenheiten,  so  z.  B. 
Agrimonia  odorata,  Dips<icus  laciniatus,  Vicia 
lalhyroides,  Silene  otites,  Veronica  acinifolia^ 
Gagea  stenopetala^  Alliuni  scorodoprasum, 
Leonurus  niarrubic^slrum,  Pulmonaria  angus- 
tifolia,  Leontodon  taraxacoides,  Centaurea  ni- 
gra, Asperulagalioides,  Rosagallica,  Potentilla 
alba^  Lamiuni  incisum.  Von  der  sehr  reichen 
Sumpf-  und  UfeHlöra  nennt  Christ  Viola  per- 
sicifolia,  V.  persicifolia  var.  stagnina^  V.  per- 
sicifolia  var.  elatior  und  V.  pratensis;  Lathy- 
rus palustris,  Isnardia  pcUustris,  Peplis  por- 
tula,  CeraJophylluni  subniersum,  Ai)ium  no- 
diflorum,  Oenanthe  fistulosa  und  0,  Lache- 
nalii,  Gladiolus  palustris,  Cirsium  bulbosum. 
Inula  Vaillantii^  Blackstonia  serotina,  Men- 
tha pulegivm,  Samolus  Valerandi,  Claäium 
mariscus  und  Naias  minor. 

Landwirtschaft,  Weinbau,  Wald.  Der  Bo- 
den des  Kantons  Genf  ist  von  Natur  aus  we- 
nig ergibig,  gibt  aber  dank  einer  rationellen 
Bewirtschaftung  doch  normalen  Ertrag.  We- 
sentlich haben  zur  Bodenverbessening  die  Entwäsae- 
rungsarbeiten  beigetragen,  und  im  Kanton  Genf  ist  1847 
zum  erstenmal  in  Europa  die  Drainage  vermittels  zylind- 
rischer Röhren  angewendet  worden.  Temer  haben  auch 
Bewässerungsanlagen  bei  diesen  Bodenverbessemngen 
eine  bedeutende  Rolle  mitgespielt.  Dem  Weinstock  sagen 
am  besten  die  Molasse  und  die  darüber  lieffenden  Lehme, 
dem  Weizen  dagegen  der  Glaziallehm  zu.  Natürliche  Wie- 
sen finden  sich  wenige,  und  auch  Baumgärten  und  Wald 
sind  nicht  stark  vertreten ;  dagegen  nehmen  Weizen-, 
Hafer-  und  Kartoffelfelder,  Kunstwiesen  (Klee,  Esparsette, 
Luzerne)  und  Weinberge  einen  verhältnismässig  grossen 
Platz  ein.  ha  % 

Wald  2144,79=    9 

Weiden  und  Gebüsch  511,81  =    2 

Sümpfe  130,03  =    1 

Kunstwiesen  6465,87  =  29 

Aecker  10325,77  =  46 

Weinberge  1928,13  =    8 

Garten-  und  Gemüseland       422,30  =    2 
Baumgärten  590,29  =    3 


ToUl    22518,99  =  100 
Im  Vergleich  zu  seiner  Fläche  besitzt  der  Kanton  Genf 
von   allen  Kantonen  die   meisten   Reben,  die  1901  eine 


GEN 


GEN 


253 


Fläche  von  1813  ha  umfossten.  Alle  Reben  gehören  der- 
selben Art  an,  geben  aber  an  besonders  günstigen  Lagen 
(so  an  den  Hängen  von  Cologny,  Pregny,  Le  Mandement, 
Bemex)  einen  den  Durchschnitt  an  Güte  übertreffenden 
Wein.  Unter  den  Weissweinen  ist  neben  einigen  weniger 
wichtigen  Sorten  am  verbreitetsten  der  sogen.  «  fendant 
roux  >,  der  dem  Wein  von  La  Cöte  in  manchen  Beziehun- 
gen fleicht,  aber  geringeren  Gehalt  an  Alkohol  hat.  Die 
im  Kanton  Genf  weniger  verbreiteten  Rotweine  sind  zu- 
meist die  Marken  des  Ddle  und  Salvagnin.  Grosse  Ver- 
wüstungen hat  während  der  letztvergangenen  Jahre  die 
Reblaus  angerichtet,  so  dass  man  seit  einiger  Zeit  die  Auf- 
frischung der  Genfer  Rebber^e  mit  amerikanischen  Pfropf- 
reben (von  der  Versuchsstation  Ruth  geliefert)  begonnen 
hat. 

Ueber  den  Ertrag  der  Weinernten  im  Kanton  Genf  geben 
folgende  Zahlen  Auskunft: 

1896         1897         1898       1899  1900         1901 

106949  104397  81381  95514  191536  122913  hl. 
Von  den  122913  hl  des  Jahres  1901  entfallen  auf  Weiss- 
weine 100929,  auf  Rotweine  20981  und  auf  gemischte 
Sorten  1003  hl,  deren  respektive  Durchschnittspreise  pro 
hl  20.50,  21.60  und  24.5()  Fr.  betrugen.  Mit  Berücksich- 
tigung früherer  Jahrgänge  kann  man  den  Durchschnitts- 
preis für  den  hl  Wein  auf  30-40  Franken  ansetzen.  Die 
Weinernte  von  1901  erzielte  einen  Gesamtertrag  von  Fr. 
2555955. 

Im  Kanton  Genf  ist  Hochwald  wenig  verbreitet;  den 
Hauptplatz  nehmen  Buschholz  und  Gestrüpp  ein,  wie  dies 
folgende  Tabelle  für  1898  zeigt : 

Hochvvald  .    .    .        93,63  ha  4% 

Reisholz     .    .    .        22,91     »  i% 

Buschholz.     .     .    2253,78    »  87% 

Gestrüpp    .    .    .       204,62    »  8% 

Total.    .    2574,94  ha.        100% 

Die  Waldfläcbe  des  Kantons  ist  im  Verlauf  des  19.  Jahr- 
hunderts zahlreichen  Schwankungen  unterworfen  gewe- 
sen, hat  aber  im  Grossen  und  Ganzen  infolge  grosser  Ab- 
holzungen  bestandig  abgenommen.  Sie  betrug  : 
1817        1829       1853       1882       1898 
3993        4057       2220       2656       2575  ha. 

Die  Schuttbedeckung  aus  der  Quaternärzeit,  mit  der 
beinahe  die  |[anze  Bodenfläche  des  Kantons  Genf  überführt 
ist,  begünstigt  vor  Allem  den  Wuchs  der  Eiche,  die  zu 
mehr  als  %^  die  Waldungen  des  Kantons  zusammensetzt 
und  dies  hauptsachlich  in  der  Form  der  Stieleiche  {Quer- 
cus  robur),  während  die  Steineiche  (Quercus  sessiliflora) 
nur  in  kleinen  und  zerstreuten  Beständen  angetroflen 
wird.  In  den  übrig  bleibenden  Zehnteit  teilen  sich  Esche, 
Linde,  Ahorn,  Vo^elbeerbaum,  Wilder  Kirschbaum,  Els- 
beerbaum,  Spierling,  Buche,  Hagebuche,  Kastanie, 
Birke,  Erle,  Weide,  Pappel  und  einige  Nadelhölzer. 
Der  Giesamtertrag  der  Waldungen  des  Kantons  be- 
lief sich  1898  auf  132040  Fr.  (Vergl.  Borel,  W.  Rap- 
port 9ur  le$  bois  du  canton  de  Geneve,  Geneve 
1899). 

Die  Genfer  Bauern  haben  sich  zum  Zwecke  bes- 
serer Wahrung  ihrer  Interessen  gegenüber  den  Be- 
hörden und  zur  Erzielung  günstigerer  Absatzbedin- 
gungen ihrer  Erzeugnisse  gegenüber  den  Konsu- 
menten zu  landwirtschaftlichen  Genossenschaften, 
sog.  Syndicats  agricoles,  zusammen  getan.  Es  be- 
stehen heute  deren  6  mit  zusammen  1220  Mitglie- 
dern und  einem  jährlichen  Waarenumsatz  von 
175000  Fr.  Die  1776  gegründete  Klasse  für  Landwirt- 
schalt der  Soci^t^  des  Arts  befasst  sich  nur  mit  dem  wis- 
senschaftlichen Studium  landwirtschaftlicher  Fragen 
undlässtdie  geschäftliche  Seite  ^nz  ausser  Betracht. 

Die  von  der  Eidgenossenschaft  und  den  Kantonen 
Waadt  und  Bern  subventionierte  kantonale  Genfer 
Gartenbauschule  Chätelaine  vermittelt  theoretische 
und  praktische  Kenntnisse  in  Garten-,  Gemüse-  und 
Weinbau.  Ihr  ist  zum  Zwecke  landwirtschaftlicher 
Versuche  und  Analysen  ein  Laboratorium  angeglie- 
dert, das  den  Landwirten  auf  alle  vorkommenden 
Fragen  Auskunft  erteilt.  Daneben  besteht  in  der 
Stadt  Genf  unter  dem  Namen  der  Cours  agricoles  eine 
landwirtschaftliche  Winterschule,  die  in  den  verschiede- 
nen Zweigen  dieses  Faches  Unterricht  erteilt. 


Fauna,  Die  Fauna  des  Kantons  Genf  stimmt  im  Allge- 
meinen mit  der  des  schweizerischen  Mittellandes  überein 
und  unterscheidet  sich  von  ihr  nur  in  einzelnen  wenigen 
interessanten  Sondererscheinungen.  V.  Fatio  zählt  auf : 
in  der  Klasse  der  Wirbeltiere  13  Nager  (Eichhörnchen, 
Eichelmaus,  Siebenschläfer,  Haselmaus,  Wanderratte, 
weissbauchige  Ratte,  Hausmaus,  Hamster,  Feldmaus, 
Waldmaus  ,  Wasserwühlmaus ,  Schärrmaus ,  gemeiner 
Hase),  6  Insektenfresser  (Igel,  Maulwurf,  Wasserspitz- 
maus, gemeine  Spitzmaus,  Hausspitzmaus  und  FeJdspitz- 
maus),7  Raubtiere  (Fuchs,  Dachs,  Stein-  oder  Hausmarder, 
Iltis,  Hermelin  wiesei,  kleines  Wiesel,  Fischotter)  und  14 
Fledermäuse ;  in  der  Klasse  der  Reptilien  4  Echsen  (erüne 
Eidechse,  Wurzeleidechse,  Mauereidech^e,  Blindschleiche), 
4  Schlangen  (Ringelnatter,  gemeine  Viper,  österreichische 
Natter,  Redische  viperj:  in  der  Klasse  der  Amphibien  7 
Froschlurche  (grüner  Wasserfrosch,  brauner  Grasfrosch, 
Springfrosch,  Feuerkröte,  gemeine  Kröte,  grüne  Kröte  und 
Laubfrosch)  und  4  Schwanzlurche  (gefleckter  Salamander, 
Berg  Wassermolch,  grosser  Wassermolch  u.  Teichmolch) ; 
14  Fische.  Die  Nähe  von  See  und  Gebirge  sowie  das  Vor- 
handensein von  weiten  Sumpfgebieten  bedingen  eine 
reiche  Entwickelung  der  Avifauna,  in  der  man  307  ein- 
zelne Arten,  d.  h.  etwa  7»  aller  in  Europa  vorkommenden 
Vo^elarten,  unterschieden  hat.  Davon  sind  214  Arten  ein- 
heimisch (105  Arten  der  Ebene,  27  Arten  des  Gebirges, 
47  Ufer-  und  Sumpfvögel,  35  Wasservögel) ;  146  Arten  nis- 
ten im  Lande  selbst  und  84  Arten  sind  Zugvögel  (25  Arten 
der  Ebene,  4  Arten  des  Gebirges,  20  Ufer-  u.  Sumpfvögel, 
35  Wasservögel). 

Für  die  Wirbellosen  sind  unsere  Kenntnisse  noch  ni^t 
so  weit  gefördert,  dass  man  eine  vollständige  Liste  der  Ar- 
ten aufstellen  könnte.  Immerhin  sind  bereits  eine  Anzahl 
von  guten  Monographien  einzelner  Gruppen  von  Wirbel- 
losen aus  Genfs  Umgebungen  vorhanden,  so  eine  von  Pe- 
nard über  die  Rhizopoden,  eine  von  Roux  über  die  Infu- 
sorien, eine  von  Weber  über  die  Rotatorien,  eine  von 
Brot  über  die  Lamellibranchiaten  und  mehrere  über  die 
Arthropoden.  Von  diesen  letztgenannten  mögen  hier  noch 
einige  auf  Genfer  Boden  ziemlich  häufig  anzutreflende 
südliche  Arten  hervorgehoben  werden,  wie  die  Man- 
lis  religiosa,  Sira  Dollfusii  und  einige  Tausend füss- 
1er  aus  der  Gattung  Scutigera. 

Jagd  und  Fischerei.  Der  Kanton  Genf  ist  arm  an  jagd- 
barem Wild,  weshalb  zahlreiche  Genfer  es  vorziehen,  in 
den  benachbarten  französischen  Departements  der  Jagd 
nachzuffehen.  Im  Jahre  1900  hat  das  Genfer  Justiz-  und 
Polizeidepartement  511  Jagdpatente  zu  einer  Taxe  von  je 
20  Franken  ausgestellt  und  Schussprämien  ausgerichtet 
für  91  Füchse,  25  Marder,  2  Iltisse,  2  Wiesel  und  12  Sper- 
ber. Auch  die  Jagdgesellschaft  «  Diana  »  fördert  die  Jagd- 


Kanton  G«nf :  Wirtshaus  in  Cartigny. 

Interessen  durch  Bezahlung  von  Schussprämien  für 
schädliche  Tiere  und  Wiederbevölkerung  der  Wälder  mit 
verschiedenen  Vogelarten   (Rebhühnern,    Fasanen   etc.). 


254 


GülN 


GEN 


Im  Kanton  Genf  wird  die  Jagd  auf  Fluffwild  am  i.  Sep- 
tember, die  allgemeine  Jagd  am  i.  Oktober  geöffnet,  und 
beide  werden  mit  dem  15.  Dezember  geschlossen.  Im  Früh- 
jahr ist  die  Ja^  überall  auf  Schweizerboden  untersag  ; 
die  Jagd  auf  die  auf  dem  See  lebenden  Wasservögel  wird 
von  den  Uferkantonen  und -Staaten  gemeinsam  geregelt. 

Die  Bewohner  der  See-  und  Rhoneufer  treiben  Fischerei 
und  versehen  den  Markt  zu  Genf  mit  zahlreichen  Arten 
von  Fischen  :  Barsch,  Forelle,  Felchen,  Aesche,  Hecht, 
Trüsche  etc.  Der  vor  einigen  Jahren  noch  gänzlich  feh- 
lende Aal  wird  jetzt  in  der  Rhone  häufig  gefangen.  Seit 
1881  hat  man  den  Versuch  gemacht,  im  Genfersee  einige 
fremde  Arten  einzuführen,  wie  die  grosse  Maräne  {Gore- 
gonus  niarssna),  den  White  fish  (Coregonus  alba)  und 
eineü  Barsch  {Eupomotis  gibbosus).  Von  diesen  hat  sich 
die  erstgenannte  besonders  gut  akklimatisiert  und  wird 
heute  auf  den  Fischmärkten  häufig  feilgehalten.  1899  sind 
521  Jagdpatente  ausgestellt  worden,  wovon  388  für  Angel- 
fischerei. 80  für  Reusenfischerei.  23  für  Netzfischerei  im 
See  und  30  für  Netzfischerei  in  der  Rhone  und  Arve. 

Viehzucht,  Die  unten  folgende  Tabelle  zei^,  dass  die 
Viehzucht  im  Kanton  Genf  von  grosser  Wichtigkeit  ist. 
Grosse  Herden  sind  im  Allgemeinen  selten,  dafür  hält 
aber  beinahe  jeder  Bauer  einige  Stück  Vieh. 

1^  1892  19(H 
Pferde  ....  3533  3434  3881 
Maultiere    ...        10  9  16 

Esel 142         117         109 

Zuchtstiere.     .     .      111         124         111 

Kühe 6285       6572       6586 

Ochsen  ....  475  464  252 
Kälber  u.  Rinder.  793  788  1157 
Ziegen  ....  1526  1516  1670 
Schafe  ....  1008  370  643 
Schweine  .  .  .  2555  2719  2468 
Bienenstöcke  .     .        —  —        2048 

Zu  nennen  sind  bei  dieser  Gelegenheit  noch  einige  Ge- 
flü|^elzuchtanstalten,  wie  die  von  Cr^le,  Chöne-Bou^eries, 
Comtrin  und  Bellebouche  bei  Gy.  Versuche  zur  Einfüh- 
rung der  Seidenraupenzucht  hat  man  s.  Z.  in  Veyrier  am 
Fuss  des  Saleve  unternommen,  bald  aber  wieder  aufge- 
ben müssen. 

Bevölkertmg.  Mit  seiner  Wohnbevölkerung  von  132510 
Köpfen  steht  der  Kanton  Genf  unter  den  25  schweizerischen 
Kantonen  an  achter  Stelle,  während  er  seiner  Fläche  nach 
deren  einundzwanzigster  ist.  Charakteristisch  für  die  Be- 
völkerungsverhältnisse von  Genf  ist  der  mächtige  Prozent- 
satz der  Ausländer,  von  denen  auf  1000  Ew.  nicht  weniger 
als  393,3  kommen,  während  die  Genfer  nur  mit  345,1  und 
die  übrigen  Schweizer  mit  261,6  Ew.  vertreten  sind.  Die- 
ses Ueberwiegen  der  fremden  über  die  einheimische  Be- 
völkerung erklärt  sich  aus  der  Lage  Genfs  als  Grenzkanton 
und  daraus,  dass  die  Stadt  Genf  durch  ihre  reichen  intel- 
lektuellen Hilfsmittel  und  andere  Annehmlichkeiten  die 
fremden  Besucher  zu  dauernder  Niederlassung  anzieht 
und  durch  ihre  rege  Handels-  und  Gewerbetätigkeit  An- 
deren Aussicht  auf  lohnenden  Verdienst  bietet.  Die  rasche 
Vermehrung  der  Bevölkerung  erklärt  sich  zum  weitaus 
grösseren  Teile  aus  der  beständigen  Zuwanderung,  als 
aus  dem  Ueberschuss  der  Geburten  über  die  Todesfalle. 
Ueber  diese  Vermehrung  gibt  folgende  Tabelle  Auskunft : 
1815       48489  Ew.  ifto         93239  Ew. 

1828       53407     »  1880       101595     » 

1837       58666    »  1888        106  738     » 

1843       61871     »  1895       114  975     » 

1850       64146     »  1901        132  510    » 

1860  83345  » 
Mit  Bezug  auf  die  Geburtsziffer  nimmt  Genf  unter  den 
Schweizer  Rantonen  die  letzte  Stelle  ein.  Für  die  Schweiz 
als  Ganzes  betrug  im  Zeitraum  1871-1890  das  jährliche 
Mittel  der  Geburten  308  auf  10000  Ew.,  für  Genf  allein 
nur  243.  Im  Kanton  Genf  zählte  man  1895  2361  Geburten 
(630  Genfer,  755  übrige  Schweizer,  976  Ausländer)  und 
2534  Todesfälle  (944  Genfer,  616  übrige  Schweizer,  974 
Ausländer);  1901  standen  sich  2886  Geburten  und  2529 
Todesfälle  gegenüber.  Daraus  ergibt  sich  zur  Genüge,  dass 
der  Zuwachs  der  Bevölkerung  fast  ausschliesslich  auf 
Rechnung  der  Zuwanderung  zu  setzen  ist.  Im  Grossen 
und  Ganzen  würde  sich  die  Bevölkerung  ohne  diesen  Zu- 
zug von  fremden  Elementen  beinahe  gleich  bleiben ;  im 


Jahrzehnt  1860-70  ist  das  Genfer  Element  sogar  zurück- 
gegangen, zeigt  aber  jetzt  wieder  eine  schwache  Zunahnoe. 
Die  Resultate  der  eidgenössischen  Volkszählung  von 
1900  und  der  kantonalen  Zählung  von  1901  lassftn  sich  in 
folgende  Tabellen  gruppieren : 

a)  Geschlecht  (Zählung  von  1900). 

Sudt  Uebr.  Gem.  Kanton  "/ 

Männlich  27  619  35436  63055  47,18 
Weiblich       32245       383U       70589       52,82 

59  864        Wm      133644      100,00  % 

b)  Muttersprache  (Zählung  von  1900). 

Stadt  Uebr.  Gem.  Kanton  % 

Französisch  46267  63  791  110058  82,^ 
Deutsch  8301         5465        13766       10^ 

Italienisch  4166  3134  7  300  5,46 
Romanisch  74  40  114         0,10 

And.Sprach.    1056         1350         2406         1,79 

59ö64        7378Ü      133644      100,00  % 

c)  Konfession  (Zählung  von  1900). 

Stadt   Uebr. Gem.  Kanton  % 

Reformierte  30376  32165  62541  46,80 
Katholiken  27  664  39564  67  228  50,30 
Juden  716  360         1076         0,81 

Andere  1108         1691         2  799         2,09 

59  864        1^1^      1JÖ6U      lUÖ,OÖ% 
Das  Ueberwiegen  der  Katholiken  über  die  Reformierten 
rührt  von  der  Zuwanderung  her  und  datiert  seit    1857, 
in  welchem  Jahre  beide  Konfessionen  sich  noch  die  Wage 
gehalten  hatten. 

d)  Heimat  (Zählung  von  1901). 

Stadt   Uebr.  Gem.  Kanton         % 
Genfer  18620       27115       45  735       34,52 

Uebr.  Schw.  17009  17  634  34643  26,14 
Ausländer      23  252        28880       52132       39.34 

58881  73  629  V&l  510  100,00  % 
Die  Ausländer  verteilen  sich  wieder  auf  die  verschiede- 
nen Nationen  wie  folgt :  Franzosen  34054,  Italiener  10861, 
Deutsche  4027,  Russen  785,  Engländer  580,  Oesterreicher 
477,  Amerikaner  344,  Belgier  241,  Spanier  131,  Holländer 
117,  Türken  108,  Verschiedene  407. 

e)  Zivilstand  (Zählung  von  1900). 

Stadt    Uebr.  Gem.  Kanton         ^o 
Ledig  32  514       40597       73111       54,70 

Verheiratet  21795  26967  48  762  36,49 
Verwitwet  4  936  5  689  10625  7,95 
Geschieden        619  527         1146         0,86 

59  864       73780      133  644       100,00% 

Der  Kanton  als  Ganzes  zählt  37332  HaushaltungeD, 
was  für  die  einzelne  Haushaltung  im  Mittel  3,5  Kopfe 
ergibt ;  die  Dichtigkeit  der  Bevölkerunff  beträgt  532  Ew. 
auf  einen  km'  Fläche  (Fläche  des  Kantons  ohne  den 
Anteil  am  Genfersee  gerechnet). 

1901  betrug  die  Anzahl  der  Geburten  2886,  wovon 
Ehelich    Ausserehelich 
Männlich  1285  138 

Weiblich  1350  113 

1901  betrug  die  Anzahl  der  Todesfälle  2529,  wovon 
Mannlich  1298  (77  Totgeburten) 

Weiblich  1231  (56  »  ) 

Industrie,  Die  industrielle  Tätigkeit  im  Kanton  Genf 
zeichnet  sich  aus  durch  die  grosse  Mannigfolti^keit  der 
betriebenen  Gewerbe,  von  denen  besonders  die  Praxi- 
sionsmechanik  (und  diese  wieder  hauptsächlich  in  der 
Form  der  Uhrenindustrie)  eines  weltumspannenden  Rafes 
sich  erfreut.  Die  Uhrenmacherei  ist  in  Genf  1587  durch 
den  Franzosen  Gh.  Gusin  eingeführt  worden  und  hat 
sich  seither  beständig  weiter  entwickelt,  sodass  sie  1789 
schon  4000  Arbeiter  beschäftigte.  Heute  zeichnet  sie  sich 
weniger  durch  die  Anzahl  der  fertiggestellten  Uhren, 
als  vielmehr  durch  die  Vorzüglichkeit  ihrer  in  der  gan- 
zen Welt  geschätzten  Fabrikate  aus.  Spezialitäten  der 
Genfer  Uhrenindustrie  sind  die  Herstellung  von  Präzi- 
sionschronometern, kunstvollen  Schlagwerken,  reich  ver- 
zierten Uhren  und  Damenuhren.  Auf  Begehren  der  Fa- 
brikanten untersucht  die  Sternwarte  jeden  Chronometer 
auf  die  Genauigkeit  seines  Ganges,  die  in  einem  beson- 
deren Begleitschein  amtlich  bezeugt  wird.  Daneben  ver- 
anstaltet die  Society  des  Arts  alljährlich  besondere  Preis- 
bewerbungen für  genau  gehende  Uhren   (Concours  de 


GEN 


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255 


r^lage).  Diese  Einrichtungen  tragen  viel  dazu  bei,  im 
Auslanae  den  guten  Ruf  der  Genfer  Uhren  zu  erhalten. 
Der  Wert  der  in  Genf  jährlich  fertig  gestellten  Uhren 
wird  auf  ungefähr  10  Millionen  Franken  geschätzt.  Kaum 
weniger  wichtig  sind  die  Juwelierkunst,  Schmuckwaaren- 
industrie  und  Goldschmiedekunst.  Zum  Beweis  dafür 
geben  wir  in  Folgendem  die  Anzahl  der  1899  vom  Kontrol- 
amt  für  Gold-  und  Silberwaaren  gestempelten  Stucke: 
12422  goldene  und  161217  silberne  Uhrgehäuse,  7851 
Stücke  goldener  Schmuckwaaren  und  86  Stücke  Gold- 
schmiedearbeiten. Von  den  394  dem  eidgenössischen  Fa- 
brikgesetz unterstellten  industriellen  Betrieben  Genfs 
arbeiten  nicht  weniger  als  70  auf  den  eben  genannten 
Gebieten  (38  Uhren-  und  32  Gold-  und  Silberwaarenge- 
schäfte).  Trotz  ihrer  wichtigen  Stellung  im  Erwerbsleben 
Genfs  sind  doch  diese  beiden  Industriezweige  während 
der  letztvergangenen  Jahre  an  Bedeutungzuruckgegangen, 
indem  sie  1896  300  Personen  und  1902  700  Personen 
weniger  beschäftigten  als  im  Jahr  1888. 

Auch  die  einst  so  blühende  Herstellung  von  Musik- 
dosen ist  jetzt  im  Rückgang  begriffen.  Dafür  haben  sich 
aber  in  Genf  in  den  letzte^  Jahren  zahlreiche  neue  In- 
dustriezweige entwickelt,  besonders  seit  die  Stadt  an  der 
Rhone  ihre  zwei  grossen  Wasser-  und  Elektrizitätswerke 
von  La  Goulouvreni^re  und  Ch^vres  errichtet  hat,  die  das 
Wasser  des  Flusses  in  der  Form  von  Druckwasser  oder 
elektrischer  Kraft  nutzbar  machen. 

Im  Jahre  1902  waren  im  Kanton  Genf  394  Fabrikbe- 
triebe dem  eidgenössischen  Fabrikgesetz  unterstellt.  Ne- 
ben den  70  oben  schon  genannten  Geschäften  gehören  hier- 
her noch  folgende:  23  Ateliers  für  graphische  Künste  und 
Buchdruckereien,  17  mechanische  Werkstätten,  26  Zim- 
mer-oder  Schreinergeschäfte,  18  Schlossereien,  7  Giesser- 
eien,  7  Bierbrauereien,  9  Spenglereien,  9  Hutmacherge- 
schäfte, 7  Fabriken  für  chemische  Produkte,  Anilinfarben 
und  künstliche  Parfumdrien,  7  Tabak-,  Zigarren-  und 
Zigarettenfabriken,  5  Kerzen-  und  Seifenfabriken,  5  Back- 
steiofabriken  und  Ziegeleien,  2  Töpfereien,  4  Chokolade- 
fabriken,  5  Zuckerwaarenfabriken,  5  Mühlen;  dazu 
kommen  noch  Fabriken  zur  Herstellung  von  Automobilen, 
chirurgischen  Instrumenten,  Photographenapparaten, 
Waagen,  Korkzapfen,  Bürsten waaren,  physilalischen 
Instrumenten,  Feuerwerk,  dann  Gerbereien,  Parketterien 
etc.  Die  Anzahl  der  dem  Haftpflichtgesetz  (loi  sur  Textension 
de  la  responsabilit^  civile)  unterstellten  Betriebe  beläuft 
sich  auf  197,  wovon  178  dem  Baugewerbe  und  19  dem 
Verkehrswesen  zu  Wasser  und  zu  Litnd  dienen. 

Da  die  landschaftliche  Lage  Genfs,  die  Schönheit  und 


|;anz  besonders  noch  die  Hotel  Industrie.  Die  Anzahl  der 
m  Genf  verkehrenden  Fremden  nimmt  von  Jahr  zu  Jahr 


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Kanton  Genf:  Zollfreie  Zone  (Freihandelsgebiet). 

Anmut  seiner  Umgebungen,  seine  vielfachen  wissenschaft- 
lichen und  künstlerischen  Einrichtungen  und  Anregun- 
gen zahlreiche  Fremde   anziehen,  so   blüht  hier   auch 


Kanton  Genf  :  Schloss  Y^senaz. 

ZU :  so  sind  in  den  Gasthöfen  der  Stadt  abgestiegen  1899 : 
15Ö584,  1900:  175018  und  1901:  205767  Fremde.  Diese 
letzte  Zahl  setzt  sich  zusammen  aus  74280  Franzosen, 
49180  Schweizern,  26487  Deutschen^  18902  Italienern, 
mehr  als  20000  Engländern  und  Amerikanern.  Am  stärk- 
sten ist  der  Fremdenstrom  in  den  Monaten  Juli  bis  Sep- 
tember, am  schwächsten  im  Januar  und  Februar. 

Handel.  Es  ist  wahrscheinlich,  dass  die  Bewohner 
Genfs  schon  von  den  ältesten  Zeiten  an  dem  Handel  ihre 
ganz  besondere  Aufmerksamkeit  schenkten.  Die  geogra- 
phische Lage  der  Siedelung  bot  hierfür  zahlrei- 
che Vorteile,  und  die  schon  von  Aurelian  im  4. 
Jahrhundert  hier  eingerichteten  Messen  ent- 
wickelten sich  zu  solcher  Wichtigkeit,  dass  die 
Siedelung  davon  den  Namen  des  Emporiuni  AI- 
lobrogum  (Handelsstadt  der  AUobroger)  erhielt. 
Mit  dem  Untergang  des  Römerreiches  nahm  dann 
wahrscheinlich  auch  Genfs  Bedeutung  als  Han- 
delsplatz ein  Ende,  freilich  nicht  für  allzulange 
Zeit,  da  zahlreiche  Urkunden  aus  dem  14.  und 
den  folgenden  Jahrhunderten  uns  von  einem 
neuen  Aufschwung  von  Handel  und  Gewerbe 
Zeugnis  geben.  Heute  ist  Genf  ein  wichtij^er  Han- 
dels- und  Finanzplatz,  der  seine  Beziehungen 
überallhin  angeknüpft  hat  und  seine  Waaren 
nicht  nur  in  der  Schweiz  und  Frankreich  absetzt, 
sondern  auch  nach  Italien  und  den  Vereinigten 
Staaten  von  Nordamerika  ausführt.  £^  gibt  etwa 
30  Speditionsgeschäfte  und  Auswanderungsagen- 
turen und  etwa  50  Geldinstitute  (Banken,  Spar- 
und  Leihkassen  etc).  Emissionsbank  ist  einzig 
die  Handelsbank  (Banque  du  Commerce),  die 
1901  für  24  Millionen  Franken  Banknoten  ausge- 
geben hat. 

Im  Jahr  1899  sind  im  Ganzen  8091  ff  ewerbliche 
Patentbewilligunffen  ausffestellt  worden,   wovon 
1023  für  Auspacken,  Feilhalten  und  Liquidation 
von  Waaren,  3602  für  Hausierer,   750  für  wan- 
dernde     Handwerker     und     Kleingewerbetrei- 
bende,   2716  für  wandernde    Artisten    und    2494    Legi- 
timationskarten   für   Handelsreisende.    Von  diesen  letz- 
teren wurden  ohne  Entgelt  2404  (1519  auf  im  Kanton 


256 


GEN 


GEN 


selbst  niedergelassene  Geschäfte  und  885  auf  auswärtige 
Geschäfte)  und  gegen  Taxe  90  (68  auf  im  Kanton  selbst  nie- 


Kanton  Genf  :  Villa  Mon  Repos  am  rechten  Seeufer. 

dergelassene  Geschäfte  und  22  auf  auswärtige  Geschäfte) 
ausgegeben.  Eine  1865  gegründete,  vom  Staate  Genf  sub- 
ventionierte, aber  von  den  Genfer  Kaufteuten  unterhaltene 
Handelskammer  vertritt  die  Interessen  der  Kaufmann- 
schaft den  Behörden  gegenüber  und  studiert  alle  in  ihren 
Geschäftslireis  einschlagenden  Fragen.  Seit  1888  besteht 
auch  eine  Handelsschule,  die  rasch  zu  grosser  Blüte  ge- 
langt ist  und  jung-en  Handelsbeflissenen  die  ihnen  nötigen 
Kenntnisse  vermittelt;  ausserdem  besteht  noch  je  eine 
Handelsabteilung  auch  an  der  Sekundär-  und  Höhern 
Töchterschule.  Der  Kanton  Genf  ist  von  einer  in  Zollange- 
legenheiten neutralen  Zone  umgeben,  deren  Grenzen  über 
die  politische  Landesgrenze  hinaus  in  französisches  Ge- 
biet verlegt  sind.  Das  Rechte  Ufer  des  Kantons  grenzt 
an  die  Zone  des  Pays  de  Gex,  die  sich  bis  zur  Valserine  er- 
streckt und  1814  vom  Pariser  Kongress  geschaffen  worden 
ist.  Das  neutrale  Gebiet  hinter  dem  Linken  Ufer  des 
Kantons,  die  Zone  von  Savoyen,  datiert  aus  dem  Jahre 
der  Vereinigung  dieser  Landschaft  mit  Prankreich  (1860) ; 
ihre  Schallung  ist  damals  durch  Volksabstimmung  der 
Bewohner  Savoyens  beschlossen  worden.  Vom  übrigen 
Frankreich  ist  diese  neutrale  Zone  Savoyens  durch  eine 
unregelmässige  Linie  abgetrennt,  die  zunächst  bis  Seyssel 
dem  Hhonelauf  folgt,  dann  den  Bach  Les  Usses  hinauf- 
geht und  weiterhin  über  £vire,  Saint  Jean  de  Sixt,  La 
Gi^taz  und  Flumet  die  italienische  Grenze  erreicht;  die 
Zone  umfasst  die  französischen  Arrondissemente  Thonon 
und  Bonneville  ganz,  und  Saint  Julien  und  Annecy  zu 
einem  Teile.  Diese  Einrichtung  der  zollfreien  Zonen  er- 
leichtert die  Versorgung  Genfs  mit  Lebensmitteln  und 
gestattet  den  Bewohnern  des  Pays  de  Gex  und  Savoyens 
die  bequeme  Abfuhr  ihrer  Landesprodukte  nach  derjeni- 
gen Stadt,  die  deren  natürlicher  Absatz-  und  Ausfuhr- 
markt ist.  Diese  zollfreie  Zonen  sind  also  für  beide  Länder 
vorteilhaft,  ganz  besonders  aber  für  Savoyen  und  das 
Pays  de  Gex,  die  sich  beide  immer  gegen  ihre  Einreihung 
in  das  allgemeine  französische  Zollsystem  gewehrt  haben. 
Verkehrswege.  Seiner  geographischen  Lage  entsprech- 
end ist  Genf  das  Verbindungsglied  zwischen  der  Schweiz 
einerseits,  dem  südl.  Frankreich,  Algerien  und  Spanien 


andererseits.  Drei  Eisenbahnlinien  stellen  die  Verbindan^ 
Genfs  mit  seinen  Nachbargebieten  her,  nämlich  die 
Linien  der  Jura-Simplonbahn,  Paris-Lyon-Möditerran^ 
und  Les  VoUandes-Annemasse.  Die  zwei  erst  genannten 
gehen  vom  Bahnhof  Cornavin  aus,  die  andere  verbindet 
Genf  mit  dem  Bahnnetz  der  Haute  Savoie.  ist  von  weit  ge- 
ringerer Bedeutunff,  mündet  in  den  Bahnhof  von  Les  £aus 
Vives  ein  und  wird  —  obwohl  Eigentum  des  Staates  Genf 
—  von  der  Paris- Lyon-M^iterran^- Bahn  betrieben.  Es 
ist  für  den  Handel  Genfs  und  auch  für  den  iDtemationaleo 
Verkehr  ein  grosser  Nachteil,  dass  diese  Linien  auf  Genfer 
Boden  nicht  mit  einander  verbunden  sind  und  in  zwei 
verschiedene  Bahnhöfe  einmünden.  Obwohl  schon  ver- 
schiedene Projekte  einer  Verbindungsbahn  zwischen  den 
beiden  Bahnhöfen  Cornavin  und  Eaux  Vives  ausgearbeitet 
worden,  ist  doch  die  ganze  Angelegenheit  heute  noch 
immer  in  der  Schwebe.  Das  Gesamtgewicht  der  in  beiden 
Bahnhöfen  angekommenen  Güter  belief  sich  1900  auf  un- 
gefähr 600000  Tonnen.  Die  Ge8amtlän|e  der  normal- 
spurigen  Bahnen  auf  Genfer  Boden  betragt  30  km.  Von 
grosser  Bedeutung  ist  für  den  Kanton  Genf  daneben  noch 
sein  ausgedehntes  Netz  von  Schmalsnurbahnen,  die  1887 
mit  der  Eröffnung  der  Linie  Genf-Veyrier  ihren  ersieo 
Anfang  nahmen  und  heute  alle  als  elektrische  Bahnen 
eingerichtet  sind.  Dieses  Netz  dient  vor  allem  den  länd- 
lichen Gebieten  des  Kantons  und  setzt  sich  noch  ü  her  die 
Kantonsgrenzen  hinaus  bis  zu  wichtigen  Ortschaften  des 
Departement  de  TAin  (Fernex-Gex)  und  Hoch  Savoyens 
(Saint  Julien,  £trembi^res,  Douvaine,  Gollonges  soo« 
Saleve)  fort.  Endstationen  dieser  von  Genf  nach  allen 
Seiten  hin  ausstrahlenden  Linien  sind  Versoix,  Feraex. 
Vemier,  Saint  Georges,  Ghancy,  Lancy,  Saint  Julien. 
Gollonges  sous  Saleve,  Jussy,  Douvaine  und  Hermaoce. 
Gesamtlänge  117  km.  Mit  Ausnahme  der  von  einer  beson- 
deren Gesellschaft  betriebenen  Linie  Genf-Veyrier-Col- 
longes  sous  Saleve  sind  alle  diese  Bahnen  Eigentum  der 
Compaffnie  Genevoise  des  Tramways  £lectriques. 

Die  neiden    Flussläufe  des  Kantons  Genf  sind   nicht 
schiffbar.  Die  Arve  ist  hierfür  zu  seicht  und  hat  zu  aebr 


Kauton  Genf:  Aussicht  von  der  Terrasse  des  Hotels  Fornev. 

WiUlbachcharakter,  und  die  Rhone  unterbricht  ihren 
Lauf  bei  Bellegarde  (Departement  de  TAin)  in  der  von 
ihr  ausgewaschenen  sog.    Perte  du  Rhune.   Ausserdem 


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257 


sperrt  6  km  unterhalb  der  Stadt  Genf  der  Staudamm  des 
tlektrizitäts-  und  Wasserwerkes  Chevres  den  Rhonelauf 
seiner  ganzen  Breite  nach.  Von  Bedeutunc  als  Ver- 
kehrsweg ist  daeegen  der  Genfersee,  auf  dem  die 
Compagnie  generale  de  Navigation  16  Dampfboote 
unterhalt,  die  beide  Ufer  regelmässig  bedienen  und 
fast  ausschliesslich  nur  Personen  befördern.  Den 
Waarenverkehr  vermitteln  zahlreiche  Segelschiffe, 
die  dem  Hafen  von  Genf  die  Erzeuffnisse  der  Ufei^ 

Sebiete,  vor  Allem  die  Bausteine  der  Bräche  von 
[eillerie  (Hoch  Savoyen)  zuführen.  Den  Verkehr 
im  Hafen  selbst  und  in  seinen  nächsten  Umgebun- 
gen besorgen  endlich  eine  Anzahl  von  kleinen  Mo- 
torliooten. 

Staat  und  Verwaltung.  Der  Kanton  Genf  wird 
nach  der  Verfassung  vom  ^.  Mai  1847  verwaltet,  die 
ihre  Ausarbeitung  der  nach  dem  Aufruhr  vom  6. 
Oktober  1846  eingesetzten  provisorischen  Regierung 
verdankt  und  seither  zu  verschiedenen  Malen  ab- 
ffeandert  worden  ist.  Ihre  Hauptbestimmungen  sind  : 
Verminderung  der  Mitgliederzahl  des  Staatsrates 
uDd  des  Grossen  Rates,  Verkürzung  ihrer  Amts- 
dauer, Beseitigung  der  Bürgermeister  (syndics), 
Gewährleistung  der  Glaubensfreiheit,  Wahl  der 
ausübenden  Behörde  durch  das  Volk,  Ausdehnung 
des  Stimmrechtes  auf  die  Almosengenössigen  und 
die  im  Kanton  niedergelassenen  Schweizer  aller 
Kantone,  Unentgeltlichkeit  des  Volksschulunter- 
richtes, Gründung  der  Banque  de  Genäve  und  der 
Hypothekarkasse,  Aufhebung  der  Oekonomischen  Ge- 
sellschaft (einer  aristokratischen  Einrichtung,  deren 
Mitglieder  blos  alteingesessene  Genfer  Patrizier  wer- 
den konnten  und  die  aus  ihrem  beträchtlichen  Ver- 
mögen bisher  gewisse  Ausgaben  für  die  Volksschule 
undfden  reformierten  Kultus  bestritten  hatte).  Diese  Ver- 
fassung von  1847  ist  später  in  manchen  wichtigen  Be- 
stimmungen abgeändert  worden,  so  besonders  mit  Bezuff 
auf  die  Amtsdauer  der  Mitglieder  des  Staatsrates  und 
Grossen  Rates,  die  Einführung  des  Referendums  und  an- 
dere Punkte.  Die  Staatsform  des  Kantons  Genf  ist  die 
einer  repräsentativen  Demokratie.  Der  Gesamtheit  der 
Wähler  (Conseil  genöral)  stehen  folgende  Rechte  zu :  Wahl 
der  ausübenden  und  gesetzgebenden  Behörden  und  der 
Vertreter  des  Kantons  in  den  eidgenössischen  Räten,  Ge- 
währleistung der  Verfassung,  fakultatives  Referendum; 
femer  das  Hecht  der  Initiative,  die  aber,  um  in  Kraft  tre- 
ten zu  können,  von  mindestens  2500  stimmberechtigten 
Bürgern  unterstützt  werden  muss,  während  das  Referen- 
dum zu  seiner  Vollziehung  die  Unterschrift  von  mindes- 
tens 3500  Bürgern  verlangt.  1899  zahlte  der  Kanton 
ffil^  stimmberechtigte  Bürger,  von  denen  7431  auf  die 
Stadt,  5770  auf  das  Rechte  Ufer  und  8988  auf  das  Linke 
Ufer  entfielen.  Von  den  Stimmberechtigten  sind  8600 
oder  38,8%  Schweizerbürger  aus  anderen  Kantonen  (3100 
deutscher  und  5500  französischer  Zunge).  Die  Zunahme 
dieser  Klasse  von  Stimmberechtigten  macht  sich  weit 
mehr    als  in  der  Stadt  in  den  ländlichen  Gemein- 

den des  Kan-    4^     tons  bemerkbar. 

Gesetige-     J      ixftide    Bolinrde   ist   der  Grosse    Hat 
l^tfiiid   fän-    ^    »eilj,  il^r  sieb  aus  K>Oje  fiir  3  ,rihrt> 


Grossrate  erfolgt  vermittels  des  Listenskrutiniums  nach 
dem  durch  Gesetz  vom  6.  Juli  1882  aufgestellten  Prin- 


Gemischte 


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Kanton  Genf:  Hermance. 

von  den  drei  K  reis  wähl  kör  pern  (Stadt,  Rechtes  Ufer, 
Linkes  Ufer)  proportional  zur  Zahl  ihrer  Bevölkerung 
gewählten  Mitgliedern   zusammensetzt.    Die   Wahl  der 


Kanton  Genf:  Verteilung  der  Konfessionen. 

zip  der  Proportional  Vertretung.  In  den  Geschäftskreis 
des  Grossen  Rates  fallen  die  Beratung  von  Gesetzes- 
vorschlägen, die  Aufsicht  über  die  kantonale  Verwaltung, 
das  Begnadigungs-  und  Amnestierecht,  die  Bestimmunff 
des  Steuerfusses.  die  Beschlussfassung  über  Ausgaben  und 
Anleihen,  Ratillkation  von  Konkordaten  und  Verträgen, 
Ernennung  der  richterlichen  Behörden,  Bürgerrecnts- 
gesuche. 

Die  ausübende  Behörde,  der  ebenfalls  auf  eine  Amts- 
dauer von  3  Jahren  ernannte  Staatsrat  (Conseil  d'£tat) 
besteht  aus  7  Mitjgliedern,  die  den  einzelnen  Verwaltungs- 
abteilungen (Erziehungswesen,  Finanz- und  Steuerwesen, 
Oelfentliche  Arbeiten,  Justiz  und  Polizei,  Handel  und 
Volkswirtschaft,  Inneres,  Landwirtschaft  und  Kultus, 
Militärwesen)  vorstehen.  Der  Gesamtbehörde  liegen  ob  die 
Bekanntmachung  und  Durchführung  der  Gesetze,  die  kan- 
tonale Verwaltung,  die  Aufsicht  über  die  Gerichte,  den 
Kultus  und  das  Schulwesen,  die  Vermittlung  der  Bezieh- 
unffen  zu  den  eidgenössischen  und  übrigen  kantonalen 
Behörden  etc. 

Der  Kanton  Genf  ordnet  in  den  Nationalrat  7  Mitglieder 
ab,  die  wie  auch  die  beiden  Ständeräte  direkt  vom  Volke 
gewählt  werden. 

Die  heutige  Justizorganisation  des  Kantons  beruht  auf 
dem  Gesetz  vom  15.  Juni  1891,  das  durch  dasjenige  vom 
23.  Januar  1897  in  einigen  Punkten  abgeändert  und  er- 
gänzt worden  ist.  Die  richterlichen  Funktionen  werden 
ausgeübt  durch  Schiedsgerichte,  Friedensfferichte,  einen 
Gerichtshof  erster  Instanz,  ein  Zivil-,  Straf-  und  Korrek- 
tionsgericht, den  Staatsanwalt  und  den  Untersuchungs- 
rii  l^tt^r.  *\nt    [Jntersuchungskammer,    eine    Vormuud- 
shilKkiiis rund  ein  Kassationsgericht.  Alle  richter- 
lichen Behörden  werden  auf  eine  Amts- 
dauer von  4  Jahren  vom  Grossen  Rate 
ernannt,  mit  Ausnahme  der  Schiedsge- 
richte, die  von  den  Arbeitsgebern  und 
Arbeitern  nach  Berufsgruppen  getrennt 
bestellt    werden.    Diese    gewerblichen 
Schiedsgerichte    entscheiden    in    allen 
zwischen  Prinzipalen  und  Angestellten 
entstehenden   Streitigkeiten,  wie  z.  B. 
Lohnfragen,   Arbeitsausfuhrungen    und 
Lehr  vertragen.  Der  Kanton  ist  in  4  Frie- 
densgerichtsbezirke   eingeteilt  :    Genf, 
Carouge,  Chdne  Bourg  und   Petit   Sa- 
connex,  von  denen  die  drei  letztgenann- 
ten wieder  in  je  vier  Kreise  gegliedert 
sind.  Es  gibt  3  Friedensrichter  u.  4  Stell- 
vertreter. Der  Gerichtshof  erster  Instanz 
setzt  sich  zusammen  aus  5  Richtern,  10  Beisitzern,  6  stell- 
vertretenden Richtern  u.  6  stellvertretenden  Beisitzern; 
er  gliedert  sich  in  5  Kammern  (vier  für  Zivilsachen  und 

GEOGR.  LEX.  61—11—17 


258 


GEN 


GEN 


eine  für  Handelssachen)  u.  entscheidet  in  allen  den  Betrag 
von  250  Franken  nicht  übersteigenden  Streitigkeiten.  Das 


Kanton  Genf :  Haus  von  Charles  Bonnet. 

Zivil-,  Straf-  und  Korrektionsgericht  besteht  aus  3  Rich- 
tern, 2  Beisitzern,  5  stellvertretenden  Richtern  und  3 
stellvertretenden  Beisitzern.  Zwei  seiner  Richter  bilden 
mit  3  Richtern  des  gewerblichen  Schiedsgerichtes  diesos. 
Cour  mixte.  Oberste  kantonale  richterliche  Instanz  ena- 
lich  ist  das  Kassationsgericht  mit  einem  Präsidenten  und 
3  Richtern. 

Der  Kanton  Genf  umfasst  48  politische  Gemeinden, 
wovon  13  rechts  und  34  links  aer  Rhone  liegen  und 
eine  (Stadt  Genf)  beide  Ufer  des  Flusses  umfasst.  Je- 
der Gemeinde  steht  ein  alle  4  Jahre  der  Neuwahl  un- 
terliegender Gemeinderat  vor,  dessen  Mitgliederzahl  ie 
nach  der  Grösse  der  einzelnen  Gemeinden  9, 12  oder  15 
betragen  kann.  Ausäbende  Behörde  jeder  Gemeinde 
ist  der  Gemeindepräsident  (maire)  mit  2  Adiunkten.  Ge- 
meinderäte, Gemeindepräsident  und  Adjunkten  werden 
von  den  Stimmberechtigten  ihrer  Gemeinde  direkt  ge- 
wählt. Die  davon  abweichenden  Verhältnisse  der  Stadt 
Genfs,  im  Art.  Genf  (Stadt). 

Der  Kanton  Genf  gehört  zum  4.  eidgenössischen  Schwur- 

ferichtskreiSf  zum  6.  Zollkreis,  zum  1.  Postkreis  und  zur 
.  und  2.  Armeedi  Vision.  Er  stellt  zur  eidgenössischen 
Armee  die  Infanterie  Auszügerbataillone  10  und  13,  das 
Bataillon  105  Landwehr  ersten  und  zweiten  Aufgebotes, 
die  dritte  Kompagnie  des  Schätzenbataillons  2  Auszuff, 
die  4.  Kompagnie  des  Schätzenbataillons  9  Landwehr  1. 
und  2.  Aufgebotes,  die  Batterien  1  und  2  Feldartillerie, 
die  Positionskompagnie  1  Auszug  und  Positionskom- 
pagnie 1  Landwehr.  Endlich  liefert  er  auch  noch  Truppen 
zu  folgenden  Einheiten:  Festungsartillerie  III,  Guiden- 
kompagnie  i,  Dragonerregiment  1,  Parkkolonnen  1  u.  2, 
Geniebataillon  1.  Trainbatoillon  1,  Feld- 
lazaret  1,  Verwaltungskompagnie  1. 1901 
belief  sich  der  Effektivbestand  der  Gen- 
fer Miliz  auf  5830  Mann,  von  denen  3602 
dem  Auszug  und  2228  der  Landwehr  zu- 
ffeteilt  waren.  Militärsteuer  bezahlten 
9460  Mann,  und  261  waren  von  jeder 
Dienstleihtung  befreit.  1902  wurden  von 
990  Stellungspflichtigen  540  diensttaug- 
lich befunden,  100  auf  ein  Jahr  und  48 
auf  zwei  Jahre  zuräckgestellt  und  302 
dienstuntauglich  erklärt. 

Kirchliche  Verhältnisse.  Reformierte 
u.  katholische  Staatskirche  stehen  beide 
unter  der  Oberaufsicht  des  Staates,  der 
die  Kosten  fär  den  Kultus  trägt.  Der  re- 
formierten Kirche  steht  das  Konsisto- 
rium vor,  dessen  je  während  5  Jahren 
amtende  25  Laien-  und  6  geistliche 
Mitglieder  von  der  Gesamtheit  aller  im  Aktivbörfferrecht 
nicht  eingestellten  reformierten  Schweizerburc^er  des  Kan- 
tons gewählt  werden.  Auf  gleiche  Weise  erfolgt  auch  die 


Wahl  der  Geistlichen.  Die  Theologieprofessoren  an  der 
Universität  und  die  im  Amte  stehenden  Geistlichen  bil- 
den zusammen  das  Kapitel  (Gompagnie  des  pas- 
teurs),  das  den  religiösen  und  Theologieunterrirfit 
überwacht,  aber  die  Zulassung  von  Pforramtskandi- 
daten  sein  Gutachten  abgibt,  Kandidaten  für  die 
Wahl  von  Theologieprofessoren  empfiehlt  (unter 
Vorbehalt  von  deren  Genehmigung  durch  das  Kon- 
sistorium und  den  Staatsrat),  die  Aufsicht  über  die 
einzelnen  Geistlichen  ausübt  etc.  Die  katholische 
Staatskirche  hat  als  Aufsichtsbehörde  den  sogen. 
Conseil  Sup^rieur,  der  sich  aus  5  Geistlichen  und 
25  Laien  zusammensetzt.  Während  die  (alt)katho- 
lische  Staatskirche  nur  einige  Tausend  Glaubige 
zählt,  gehört  die  weitaus  überwiegende  Anzahl  der 
übrigen  Katholiken  der  vom  Staate  nicht  anerkann- 
ten römisch-katholischen  Konfession  an.  Römisch- 
Katholische  und  Reformierte  halten  sich  im  Kanton 
Genf  an  Zahl  unffefahr  die  Wage.  Die  evangelisch- 
protestantische,  oeutschreformierte,  lutherische,  an- 
fflikanische,  römisch-katholische  und  griechische 
Kirche,  sowie  die  Juden  sind  vom  Staat  vollkommeD 
unabhängig,  haben  ihre  eigenen  kirchlichen  Behör- 
den und  tragen  die  Kosten  für  ihre  respektiven 
Kulte  selbst.  Das  Budget  für  den  Kultus  betrug  im 
Jahr  1901  die  Summe  von  201 475  Franken,  wovon 
122500  Fr.  auf  die  reformierte,  62175  Fr.  auf  die 
katholische  Kirche  und  16800  Fr.  auf  Verschiedenes 
entfielen. 

Schulwesen.  Schon  im  15.  Jahrhundert  besass  Genf  eine 
höhere  Schule  (College),  die  für  ihre  Zeit  ziemlich  um- 
fassende Kenntnisse  vermittelte  und  von  Calvin  in  we- 
sentlichen Punkten  verbessert  worden  ist.  Zu  gleicher 
Zeit  wurde  auch  das  Volksschulwesen  kräftig  gefordert, 
dem  seither  Staat  und  Bärger  ununterbrochen  ihre  beson- 
dere Sorgfalt  zugewendet  haben.  Wir  werden  im  Abschnitt 
Finanzwesen  zeigen,  dass  der  Staat  für  seine  Unterrichts- 
anstalten  grosse  Opfer  bringt  und  alljährlich  für  das 
Schulwesen  mehr  als  2  Millionen  Fr.,  d.  h.  etwa  einen  Vier- 
teil der  gesamten  kantonalen  Einnahmen  ausgibt.  Dem 
Departement  des  Erziehungswesens  ist  die  kantonale  Schul- 
kommission beigegeben,  welche  Behörde  aus  vom  Staats- 
rat ernannten  Nichtschulmännem  und  aus  von  den 
verschiedenen  Unterrichtsanstalten  erwählten  Lehrern  be- 
steht. Nach  dem  Schulgesetz  ist  der  Besuch  der  Schule 
obligatorisch  vom  6.-15.  Altersjahr  für  alle  im  Kanton 
wohnenden  Kinder  ohne  Unterschied  der  Nationalität. 
Schon  die  Verfassung  von  1847  hatte  die  Einteilung  in 
Primär-,  Sekundär-  und  höhern  Schulunterricht  aufge- 
stellt und  auch  das  Prinzip  der  Unentgeltlichkeit  des^Pri- 
marschulunterrichtes  angenommen.  Später  hat  man  dann 
noch  beschlossen,  an  die  Primarschüler  auch  alle  Schal- 
materialien gratis  abzugeben. 

Der  Primarschulunterricht  umfasst  die  Kleinkinder- 
schule, die  Primarschule  im  engeren  Sinn  und  die  Fort- 
bildun^schule.  Diese  letztere  folgt  auf  die  oberste  Klasse 
der  Primarschule  und  ist  obligatorisch  für  junge  Leute  im 
Alter  von  13-15  Jahren,  denen  eine  andere  Fortsetzung 


KantoQ  Genf:  La  Belotte. 

ihres  [Schulunterrichtes  nicht  zugänglich  ist.  Seit  1895 
sind  mit  der  Primarschule  zwei  Einrichtungen  verbun- 
den, die  bisher  in  den  interessierten  Kreisen  gute  Auf- 


GEN 


GEN 


259 


nähme  gefunden  haben  :  Kinderhort  (classes  gardiennes) 
und  Schülersuppe  (cuisines  scolaires).  Jener  ist  dazu  be- 
stimmt, die  Kinder  von  den  ganzen  Tag  auswärts 
beschäftigten  Eltern  und  überhaupt  solche,  die 
ohne  häusliche  Aufsicht  bleiben,  auch  ausser- 
halb der  Schulstunden  aufzunehmen,  zu  be- 
schäftigen und  zu  überwachen,  diese  (deren  Or- 
ganisation mit  dem  Kinderhort  verbunden  ist) 
liefert  denselben  Kindern  ihr  tägliches  Mittags- 
mahl. 

Dem  Mittelschulunterricht  dienen  als  die  zwei 
wichtigsten  derartigen  Einrichtungen  das  College 
(Kantonsschule)  und  die  höhere  Mädchenschule 
(£cole  secondaire  et  sup^rieure  des  jeunes  fiUes). 
Beide  teilen  sich  in  eine  Unter-  und  Oberstufe 
und  umfassen  7  Schuljahre.  Die  Oberstufe  des 
College  gliedert  sich  ihrerseits  wieder  in  4  Ab- 
teilungen (Realgymnasium,  humanistisches  Gym- 
nasium, Industrieschule  und  Lehrerseminar), 
die  Oberstufe  der  höheren  Mädchenschule  um- 
fasst  eine  pädagogische  Abteilung  (Lehrerinnen- 
seminar) und  litterarische  Abteilunj^. 
]|Mitdem  Mittelschulwesen  verknüpft  sind  die 
verschiedenen  Zweige  des  beruflichen  Unterrich- 
tes :  Berufsschule  als  Vorbereitung  zur  Industrie- 
schule (Section  technique  du  College),  zur  Ge- 
werbeschule (Ecole  des  Arts  industriels),  zur 
Kunstschule  (£cole  des  Beaux-Arts),  zur  Uhren- 
macherschule  (ficole  d'Horlogerie),  zum  Techni- 
kum etc. :  freiwillige  Abendschulen  ;  die  12  Se- 
kundärschulen der  Landgemeinden  des  Kantons,  deren 
Unterricht  vorzüglich  praktische  und  landwirtschaftliche 
Ausbildung  t>ez weckt.  Die  1895  begründete  Bauhandwer- 
kerschule (£cole  des  Mötiers)  unterrichtet  in  den  dem 
Bauwesen  dienenden  Fächern.  Das  erst  seit  kurzer  Zeit 
bestehende  Technikum  gliedert  sich  in  eine  Abteilung  für 
Bau-  und  Ingenieurwesen  und  eine  Abteilung  für  Mecha- 
nik und  Elektrotechnik,  fiauhandwerkerschule  und  Tech- 
nikum dienen  beide  vorzugsweise  der  praktischen  Berufs- 
bildung. Unterricht  in  den  landwirtschaftlichen  Diszi- 
plinen erteilen  die  ländlichen  Sekundärschulen,  die 
kantonale  Gartenbauschule  Chätelaine  und  die  schon 
früher  genannte  landwirtschaftliche  Winterschule. 

Die  ehemalige  Genfer  Akademie  datiert  aus  dem  Jahr 
1559. 1871  wurde  sie  zur  Universität  umgestaltet,  die  fünf 
Fakultäten  umfasst :  eine  naturwissenschaftliche,  philoso- 
phisch-philologische und  volkswirtschaftliche,  juristische, 
theologische  und  medizinische.  Dieser  letztern  ist  noch 
eine  zahnärztliche  Schule  angegliedert.  Näheres  darüber 
8.  im  Art.  Genf  (Stadt). 

Daneben  bestehen  noch  vom  Staat  eingerichtete  Unter- 
richtskurse für  Rekruten  und  in  der  Stadt  und  auf  dem 
Lande  gehaltene  öffentliche  und  unentgeltliche  Fortbil- 
dungskurse. Der  Kanton  Genf  unterhält  eine  vom  Bund 
subventionierte  blühende  Gewerbeschule  (ficole  des  Arts 
industriels),  die  in  Keramik,  Gravüre,  Skulptur,  Kunst- 
schlosserei und  Emailmalerei  unterrichtet.  Einige  weitere 
Institute  sind  von  der  Stadt  Genf  eingerichtet  worden  und 
werden  von  ihr  unterhalten,  so  die  Handelsschule  (ficole 
de  Commerce),  Kunstschule  (Ecole  des  Beaux-Arts),  Uhren- 
macherschule  (Nicole  d'Horlogerie). 

Neben  diesen  zahlreichen  und  allen  denkbaren  Zwecken 
dienenden  öffentlichen  und  staatlichen  Anstalten  bestehen 
noch  mehrere  Institute,  die  ihre  Entstehung  der  privaten 
Initiative  verdanken  und  von  denen  hier  die  freie  Theo- 
logieschule (£cole  libre  de  Theologie)  und  das  Konserva- 
torium (Conservatoire  de  Musique)  namhaft  gemacht  wer- 
den sollen. 

Oeffentliches  Gesundheits-  und  Artnenwesen.  Vor  dem 
Jahre  1884  war  die  staatliche  Fürsorge  für  das  öffentliche 
Gesundheitswesen  in  Genf  noch  eine  recht  unvollkom- 
mene. Es  ist  dann  zu  jener  Zeit  eine  Amtsstelle  für  das 
öffentliche  Gesundheitswesen  (Bureau  de  Salubrit^  publi- 

3ue)  eingerichtet  worden,  die  zuerst  dem  Justiz-  u.  Polizei- 
epartement  angegliedert  war,  später  aber  der  Direktion 
des  Innern  unterstellt  ward.  Die  diesem  Bureau  zufallen- 
den Aufgaben  sind  recht  zahlreich  und  bestehen  z.  B.  in 
der  Ueberwachung  und  Durchführung  der  staatlichen 
Imnfung,  in  der  I^ststellungder  verschiedenen  Todesur- 
sachen, in  der  sanitarischen  Aufsicht  über  die  Schulen,  in 


der  Aufsicht  über  das  Marktwesen,  in  der  Kontrole  von 
Nahrungsmitteln  und    Getränken,  in  der  sanitarischen 


KantoD  Genf :  Uf«r  der  Rhone  unterhalb  der  Jonction. 

Aufsicht  über  Wohnungen,  Fabriken,  Gefängnisse  ete., 
in  der  Inspektion  aller  zur  Herstellung  von  Nahrungs- 
mitteln und  Getränken  dienenden  Lokale,  in  der  Auf- 
sicht über  das  Bestattungswesen,  die  Totennalle  und  das 
Abfuhrwesen,  in  Massnahmen  ffegen  Epidemien  und, 
Viehseuchen  und  überhaupt  in  allen  das  öffentliche  Ge- 
sundheitswesen betreffenden  Angelegenheiten.  Mit  diesem 
Gesundheitsamt  sind  ein  bakteriologisches  und  ein  che- 
misches Laboratorium  verbunden,  deren  letzteres  im  Be- 
sonderen die  Nahrungsmittel  und  Getränke  zu  analysieren 
und  zu  prüfen  hat.  Das  Personal  des  Bureaus  besteht  aus 
einem  dirigierenden  Arzt,  einem  Assistenzarzt,  einem 
Vorstand  des  chemischen  Laboratoriums  mit  2  Gehilfen, 
einem  Vorstand  des  bakteriologischen  Laboratoriums,  zwei 
Architekten,  einem  kantonalen  Tierarzt  mit  zwei  Fleisch- 
schauern, zwei  Marktaufsehem  etc.  Dem  staatlichen  Ge- 
sundheitsdienste sind  ferner  noch  Aerzte  beigegeben, 
denen  die  Impfungen,  Totenschau,  die  Anordnung  von 
Desinfektionsarbeiten  und  die  gesundheitliche  Inspektion 
der  Schulen  obliegen.  Zur  Vornahme  der  öffentlichen  und 
unentgeltlichen  Impfungen  ist  der  Kanton  Genf  in  10 
Kreise  eingeteilt.  Dieses  vom  Volke  zuerst  wenig  gewür- 
digte Institut  wird  heute  sehr  geschätzt,  so  dass  die  Zahl 
der  Geimpften  stetig  wächst  und  von  636  im  ersten  Jahr 
bis  auf  1094  im  Jahre  1894  gestiegen  ist.  Die  sanitarischen 
Schulinspektionen,  deren  Dienst  in  12  Kreise  eingeteilt 
ist,  erstrecken  sich  im  Besonderen  auf  Hautkrankheiten, 
von  denen  als  am  meisten  vorkommend  Kopfgrind,  Haar- 
schwund, Flechten  und  als  am  seltensten  auftretend  die 
Krätze  konstatiert  worden  sind.  Seitder  Einrichtung  dieser 
zweimal  im  Jahr  stattfindenden  ärztlichen  Schulbesuche 
sind  sehr  wesentliche  Fortschritte  in  der  Reinlichkeit  der 
Schulkinder  erzielt  worden.  Bei  dieser  Gelegenheit  wollen 
wir  auch  eines  in  verschiedenen  Schulhäusem  Genfs  un- 
ternommenen Versuches  gedenken,  der  in  der  Errichtung 
von  Schulbädern  und  warmen  Douchen  besteht^  wo  die 
Schüler  in  der  Zeit  vom  Oktober  bis  April  zweimal  im 
Monat  baden  können.  Diese  Neuerung  ist  ausserordentlich 
günstig  aufgenommen  worden.  Sehr  schätzenswerte 
Dienste  leistet  der  Oeffentlichkeit  auch  das  chemische 
Laboratorium  des  Gesundheitsamtes,  so  dass  von  Jahr  zu 
Jahr  die  Verfälschungen  von  Lebensmitteln  und  Geträn- 
ken abnehmen.  Im  Jahr  1901  hat  der  Kanton  für  das 
öffentliche  Gesundheitswesen  die  Summe  von  73833  Fr. 
verausgabt.  (Vergl.  Vincent,  Dr.  L' Hygiene  publique  ä 
Genäve  pendantla  periode  decennale  de  i885  ä  i894, 
Geneve  1896). 

Durch  Gesetz  vom  21.  November  1900  ist  die  Organi- 
sation der  öffentlichen  ärztlichen  Krankenpflege  (Aissis- 
tance    publique    m^dicale)  geregelt   worden.  Man  ver* 


260 


GEN 


GEN 


steht  darunter  alle  staatlichen  Anstalten  and  Einrich- 
tungen zur  Pflege  von  armen  Kranken,   Verunglückten 


Kanton  Oenf :  Sümpfe  von  Rou«lbeau. 

und  Gebrechlichen.  Alle  diese  Einrichtungen  stehen  unter 
der  Aufsicht  des  Staatsrates  und  im  Besonderen  unter 
derjenigen  einer  von  ihm  bezeichneten  bestimmten  Ver- 
waltungsabteilung ^  sie  werden  alle  je  von  einer  eigenen 
Verwaltungskommission  geleitet,  deren  Mitglieder  vom 
Staatsrat  und  Grossen  Rat  ernannt  werden.  Vollkommen 
ohne  Entgelt  können  in  diesen  Anstalten  nur  bedürftige 
Genferburger  aufgenommen  werden,  während  Nichtkan- 
tonsbürger  hier  auf  Kosten  des  Justiz-  und  Polizeideparte- 
ments verpfleg  werden.  Die  älteste  und  wichtigste  dieser 
Anstalten  zur  öffentlichen  Krankenpflege  ist  der  Kantons- 
spital, der  in  eine  medizinische  und  chirurgische  Abtei- 
lung zerfallt  und  keine  Geisteskranke  aufnimmt.  Mit  dem 
Kantonsspital  verbunden  ist  die  unter  derselben  Verwal- 
tungskommission stehende  Frauenklinik  (Maternitä),  die 
Wöchnerinnen  und  mit  Frauenleiden  behaftete  Kranke 
verpflegt.  Beide  Anstalten  dienen  wie  die  gleich  zu  nen- 
nende Irrenheilanstalt  auch  dem  Unterricht  an  der 
medizinischen  Fakultät  der  Universität.  Die  kantonale 
Irrenheilanstolt  behandelt  Geisteskranke,  Alkoholiker, 
Epileptiker  und  Schwachsinnige  und  ist  1900  von  Piain- 
palais  nach  Bei  Air  (Gemeinde  Thdnex)  verlegt  worden. 
Andere  vom  Staate  betriebene  Krankenanstalten  sind  das 
Asyl  von  Loex  (für  chronische  und  unheilbare  Krank- 
heiten  mit  Ausnahme  von  Geistes-  und  ansteckenden 


£ht/n*tf^$ Genfer' Ceöt'ti . .     I!:'i.  -  I 


Oxinanf  CCHF   '•'Cplryrrj 


■  lannrLn       ^. 


Historische  Bntwiokelung  des  Genfer  Gebietes. 

Krankheiten)  und  das  von  der  Baronin  von  Rothschild  er^ 
baute  Erholungshaus  (Hospice  des  Ck>nvalescent8)  in  Petit 
Saconnex  (für  Erholungsbedürftige  u.  Unheilbare).  Diese 


Einrichtungen  werden  ergänzt  durch  die  1900  eingerich- 
tete poliklinische  Behandlung  von  bedürftigen  Kranken 
zu  Hause  (Service  d'Assistance  mMi- 
cale  ä  domicile),  die  in  ärztlichen 
Konsultationen  und  Besuchen,  sowie 
im  Bedürfnisfall  auch  in  der  kosten- 
losen Abgabe  von  Arzneimitteln,  Ver- 
bandmaterial und  Bädern  besteht. 
Dieser  Dienstzweis  ist  für  das  Stadt- 
gebiet an  die  Universitätspoliklinik 
an|[egliedert ,  während  die  L.andge- 
meinden  gruppenweise  von  je  einem 
vom  Staatsrat  ernannten  Bezirksarzt 
versehen  werden.  Die  Ausgaben  für  die 
staatliche  Kranken-  und  Armenpflege 
betrugen  1901  518521  Franken,  de- 
nen noch  die  vom  Justiz-  und  Polizei- 
departement für  nichtgenferische  Arme 
und  Kranke  ausgelegten  294  240  Pran- 
ken zugerechnet  werden  müssen.  Man 
zählt  im  Kanton  Genf  168  Aerxte,  50 
Zahnärzte,  54  Apotheker  und  lOO  Heb- 
ammen. 

Daneben  verdankt  der  Kanton  Genf 
noch  der  privaten  Initiative  und  der 
Freigebigkeit  Einzelner  zahlreiche  andere  Anstalten 
für  die  Pilege  armer  Kranken  oder  die  unentgeltliche 
Abgabe  von  Arzneien.  Wir  wollen  hier  blos  deren 
wichtigste  nennen  :  Spital  Butini  in  Plainpalais  (für 
Frauen  und  Kinder).  Spital  Butini  in  Les  Päquis  (für 
Männer  und  Knaben ;  beide  Anstalten  schliessen  anstek- 
kende  Krankheiten  aus),  der  von  Baron  A.  von  Rothschild 
ffegründete  und  unterhaltene  Spital  für  Augenkranke  in 
Les  Päquis,  der  von  Diakonissinnen  geleitete  Kinderspital 
(Maison  des  Enfants  malades)  in  Plainpalais,  die  Apotheke 
rür  kranke  Kinder  (Dispensaire  des  Enfants  maladesK  das 
Asile  de  la  Mis^ricorde  (für  ledige  Wöchnerinnen ,  die  es 
später  auch  in  Dienst  zu  bringen  versucht),  die  Fondation 
Xrembley-Tollot  in  Petit  Saconnex  (für  erholungsbedürf- 
tige Frauen  und  Kinder  beiderlei  Geschlechtes),  das  Asile 
de  Pressy  (für  Frauen  und  iunffe  Mädchen),  die  Enfantine 
in  Granu  Saconnex  (für  Kinder  beiderlei  Geschlechtes). 
Dieser  Liste  wären  noch  anzufügen  mehrere  Apotheken 
(Dispensaires),  die  Kranke  und  Wöchnerinnen  unterstützen 
und  ihnen  Arzneien,  Nahrung,  Leib-  und  Bettwäsche  etc. 
liefern. 

Die  staatliche  Fürsorge  für  die  Armen,  Waisen  und 
Greise  ist  einer  Einrichtung  übertrafen .  die  aus  dem  Jahre 
1868  stammt  und  den  Namen  des  liospice  s^n^ral  träst. 
Durch  Gesetz  vom  26.  August  1868  sind  das  VermöffeD  des 
Genfer  Spitales  (Hopital  de  Gen^ve)  und  des  sog. 
Bureau  de  Bienfaisance,  sowie  die  Fondation  Tron- 
chin,  die  Waisenfonds  und  alle  anderen  von  den 
einzelnen  Gemeinden  verwalteten  Stiftungen  zu 
einer  einzigen  Stiftung,  dem  Hospice  göndral,  ver- 
einigt worden.  Dieses  untersteht  keiner  der  staat- 
lichen Verwaltungsabteilungen  und  wird  von  einer 
alle  drei  Jahre  zu  erneuernden  Kommission  von 
23  Mitffliedem  verwaltet,  von  denen  17  von  den 
resp.  Gemeinderäten,  3  vom  Grossen  Rate  und  3 
vom  Staatsrat  ernannt  werden.  Zum  Zwecke  der 
Armenunterstützunff  zu  Hause  oder  in  Anstalten 
ist  der  Kanton  in  2d  Kreise  einseteilt,  deren  jedem 
eines  der  Kommissionsmitglieder  vorsteht.  Unter 
der  Verwaltung  und  AufBicnt  des  Hospice  gön^ral 
stehen  :  das  Waisenhaus  für  Knaben  in  Ch^ne 
Bougeries,  das  etwa  100  Knaben  aufnehmen  und 
erziehen  kann :  das  Waisenhaus  für  Mädchen  in 
Varemb^,  mit  Raum  für  etwa  60  Zöglinge ;  das  Al- 
tersasyl in  Ani^res  und  das  für  reformierte  Frauen 
bestimmte  Asyl  Maffnenat  in  Carouge,  die  beide  zu- 
sammen etwa  180  Greise  verpflegen  können.  Dane- 
ben besorgt  das  Hospice  g^neral  die  Unterbrin^ng 
von  Lehrlingen  und  die  Versorgung  von  Pensio- 
nären in  Privatfamilien  oder  in  Spezialanstal ten 
für  Schwachsinnige,  Geisteskranke,  Trinker.  Taub- 
stumme, Blinde,  Epileptiker,  Erholun^bedürfUge 
etc.  Die  folgenden  aus  dem  Bericht  des  Hospice  für  1901 
ffeschöpften  Zahlen  können  uns  einen  Begriff  von  dem 
Umfange  dieser  Tätigkeit  vermitteln  : 


GEN 


GEN 


26i 


Art  der  Zahl  der         Wert  der 

Unterstützung        Unterstätzten  Unterstützung 

Fr. 

In  barem  Geld 2515  165038 

In  Naturalien —  52670 

Versorgle  Kinder  ....        317  *  7qqo7 

.         Greise    ....        m^  ^^^^ 

Lehrlinge 116  42811 

Waisen 126  61856 

Greise 212  '58752 

Es  hat  somit  1901  das  Hosplce  g^näral  im  Ganzen  3498 
Personen  mit  Aufwand  einer  Gesamtsumme  von  etwa 
460000  Franken  unterstützt,  während  seine  Gesamtaus- 
lai^en  sich  auf  520484  Franken  beliefen.  Das  Hospice  be- 
sitzt an  Liegenschaften  und  Kapitalien  ein  die  Summe  von 
3600000  Franken  übersteigendes  Vermögen,  dessen  Zinsen- 
ertrag im  Betrage  von  249890  Fr.  den  Hauptposten  seiner 
Einnahmen  bildet.  Das  Total  der  Einnahmen  betrug  1901 
die  Summe  von  347823  Fr.,  die  sich  neben  den  genannten 
Kapitalzinsen  aus  zahlreichen  freiwilligen  Gaben,  der 
iährlichen  Kollekte  (27  000  Fr.),  Einkaufsgebühren  von 
Neubür^ern  (10000  Franken),  Zuschuss  der  Polizeikasse 
(10000  Fr.)  etc.  zusammensetzen.  In  seinem  Kampfe  gegen 
die  Armut  ist  dem  Staat  die  private  Initiative  in  ausgibiger 
Weise  zu  Hilfe  gekommen ;  Angaben  über  philanthropi- 
sche Unternehmungen,  die  nicht  vom  Staate  ausgehen, 
findet  man  im  Art.  Genf  (Stadt). 

Finanzwesen,  Der  für  die  Staatseinnahmen  wichtigste 
Faktor  der  direkten  Steuern  ist  die  Vermögenssteuer 
(taxe  mobiliaire),  die  jedes  Vermögen  über  300O  Franken 
zur  Besteuerung  zieht  und  als  Progressivsteuer  gedacht 
ist,  wobei  sich  der  Pflichtige  selbst  taxiert.  Sie  hat  dem 
Staat  1901  die  Summe  von  1683063  Franken  eingebracht. 
Dazu  erhebt  der  Staat  noch  von  jedem  Familienvorstand 
oder  Inhaber  eines  Mietvertraffes  eine  Mietwertsteuer  (taie 
locative)  im  Verhältnis  von  1,5  %  des  Mietwertes  einer 
Wohnung  für  Junggesellen,  Witwer  und  Geschiedene  und 
von  1  %  für  Verheiratete  und  alle  Personen  mit  minder- 
jährigen Kindern.  Davon  befreit  sind  solche  Verheiratete 
oder  Ledige,  deren  jährlicher  Mietzins  ein  festgesetztes 
Minimum  nicht  überschreitet.  Die  Grundwertsteuern  sind 
so  bemessen ,  dass  von  jeder  Gebäulichkeit  3  %  ihres 
Nettoertrages  (wobei  jedoch  der  bauliche  Zustand  des 
betreffenden  Hauses  berücksichtigt  wird)  und  von  jeder 
unbebauten  Liegenschaft  ein  ihrem  Werte  proportionaler 
Betrag  erhoben  werden.  Ferner  werden  besteuert  das 
Halten  von  Dienstboten,  Pferden,  Wagen,  Automobilen 
und  Fahrrädern,  von  Billards,  Hunden  etc.  Von  den  Ge- 
meindesteuern der  Gemeinden  Genf,  Plainpalais  und  Ca- 
rouge  fallt  dem  Staat  ein  Anteil  im  Betrag  von  etwa  75000 
Franken  zu.  Die  einzelnen  (yemeinden  besteuern  Ein- 
kommen und  Vermögen  und  teilen  zu  diesem  Zweck  die 
Pflichtigen  in  11  Klassen  ein,  deren  9  erste  die  verschie- 
denen Berufsarten  umfassen,  während  die  beiden  andern 
von  den  Rentnern  und  Grundbesitzern  gebildet  sind.  Es 
kann  ein  Steuerpflichtiger  in  eine,  zwei  oder  in  drei  dieser 
Klassen  eingereiht  und  somit  einmal,  zweimal  oder  drei- 


Oanf  vom  Sal^ve  aus. 

mal  besteuert  werden.  Jedes  Jahr  wird  nach  dem  Budget- 
gesetz bestimmt,  ob  zu  Händen  des  Staates  auf  einzelnen 
dieser  verschiedenen  Steuern  Zuschlagstazen  (sog.  Centimes 


additionnels)  erhoben  werden  sollen  nnd  in  welchem 
Masse  dies  der  Fall  sein  solle.  Im  Jahr  1901  sind  diese 
Zuschlagstaien  erhoben  worden  auf  den  direkten  Steuern, 
den  Kanzleigebühren,  der  Erbschaftssteuer,  der  Wirt- 
schaftssteuer und  andern  Abgaben ;  sie  haben  zusammen 
eine  Einnahme  von  716924  Fr.  erzielt.  Die  beträchtlich- 
sten Einnahmequellen  des  Staates  sind  die  Kanzleiffe- 
bühren  und  die  Stempel-  und  Hypothekensporteln,  nie 
1901  zusammen  2731975  Fr.  eingetragen  haben.  Andere 
wichtige  Einnahmeposten  des  Staates  sind :  Mietwertsteuer 
129876  Fr. ;  Liegenschaften,  Mietzinse  und  Grundzinse 
167280  Fr. ;  Anteil  am  Alkohol monqpol  221 472  Fr. ;  Schul- 
gelder 259265  Fr. ;  Salzmonopol  238020  Fr. ;  Militärsteuer 
178314  Fr. 

In  Folgendem  geben  wir  die  Tabelle  der  Einnahmen  und 
Ausgaben  der  einzelnen  Verwaltungszweige  für  1901 : 

Ausgaben  Einnahmen 
Amortisierung  der  Staatsschuld    .      1647063  — 
Allgemeine  Verwaltung,  Verschie- 
denes         612027           — 

Finanzdepartement 327830      7033002 

Erziehungsdepartement  ....  2062750  305704 
Justiz- und  Polizeidepartement  .  1508849  346922 
Departement     des     Innern,    der 

Landwirtschaft  und  des  Kultus.        955098        134199 
Departement  der  öfienU.  Bauten  .       533567  93839 

Mifitärdepartement 285757        274118 

Handels- u.  Industnedepartement  179038  288197 
Subventionen  u.  Unterstützungen       211469  — 

Armen-  und  Kranken wesen      .    .       518521  — 

Unvorhergesehenes,  Ausserordent- 
liches und  Verschiedenes  .    .    .       682743         44964 

Total  Fr.  9  615 332  8520965 
Seit  1881  hat  der  Staat  Genf  5  Anleihen  im  Gesamtbe- 
trag von  42674200  Fr.  aufgenommen,  nämlich  1)  1881 
eines  im  Betrag  voA  19529200  Fr.,  zu  3Vt%«  in  66  Jahren 
rückzahlbar;  2)  1888  Obligationen  im  Betrag  von  900000 
Fr.,  zu  3V«%i  zu  Gunsten  der  staatlichen  Entrepöts; 
3)  1900  215000  Fr.,  zu  3%,  zu  Gunsten  der  Wasserversor- 
gung, in  55  Jahren  rückzahlbar;  4)  ein  Anleihen  von  10 
Millionen  Franken,  zu  3%  %,  von  1901  an  in  66  Jahren 
rückzahlbar:  5)  ein  Anleihen  von  12  Millionen  Fr.,  zu 
4%,  von  1910  an  in  55  Jahren  rückzahlbar. 

Geschichtlicher  Ueberblick.  üeber  die  Frage  der  Ent- 
stehung Genfs  herrscht  das  tiefste  Dunkel.  Wir  wissen 
blos,  dass  Genf  im  2.  Jahrhundert  v.  Chr.  eine  Stadt  der 
Allobroger  war  und  120  v.  Chr.  von  den  Römern  erobert 
worden  ist.  Julius  Caesar  berichtet  in  seinen  Gommen- 
taria,  dass  er  hier  sein  Lager  aufj^eschlagen  und  die  über 
die  Rhone  führende  Brücke  zerstört  habe,  um  die  Helve- 
tier  am  weitern  Vordringen  zu  verhindern  (58  v.  Chr.). 
Zu  dieser  Zeit  gehörte  das  (jebiet  links  des  Flusses  zum 
Lande  der  Allobroger,  das  rechts  des  Flusses  zum  Lande 
der  Helvetier.  Das  Christentum  fand  in  Genf  frühzeitig 
Eingang.  Beim  Untergang  des  Römerreiches  kam  Genf 
unter  die  Herrschaft  der  Burgunder  (456)  und  entwickelte 
sich  bald  zu  einer  ihrer  wichtigsten 
Städte.  Als  während  der  Regierung  von 
König  Sigismund  (546-524)  das  Reich 
Burgund  von  den  Ostgoten  überflutet 
vnirde,  fiel  Genf  mit  einem  Teile  des 
Reiches  in  die  (^walt  dieses  Volkes, 
das  sich  hier  halten  konnte,  bis  536  ihr 
Reich  dem  Ansturm  der  Franken  znm 
Opfer  fiel.  Die  nun  folgende  fränkische 
Periode  bietet  für  die  Geschichte  von 
Genf  nur  wenig  Interesse.  Nach  dem 
Tode  Karls  des  Grossen  zerbröckelte 
unter  Karl  dem  Dicken  auch  das  Fran- 
kenreich nach  und  nach,  bis  888  das 
Königreich  Neuburgund  entstand,  zu 
dessen  Hauptzentren  nun  auch  Genf 
zählte.  Durch  die  Feigheit  seines  letz- 
ten Königs,  Rudolfs  HI.  des  Unvernünf- 
tigen, kam  dieses  Reich,  Genf  mit 
inoegriflen,  an  Deutschland.  Während 
Genfe  Schicksale  bis  zu  dieser  Zeit  stöts  aufs  Engste 
mit  demjenigen  der  rund  herum  gelegenen  JMächte  ver- 
knüpft   gewesen,   ward  die  kleine  Stadt  nun  ein   un- 


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GEN 


GEN 


ter  der  Oberhoheit  des  Kaisers  stehendes  Lehen  der 
Kirche,  löste  sich  als  solches  von  seinen  Nachbarn  los 
und  lebte  in  der  Folge  als  beinahe  anabhängiges  Ge- 
meinwesen^ hatte  aber  stets  unter  harten  Kämpfen  sich 
aller  möjg;lichen  Eroberungsffelüste  zu  erwehren.  Aus 
dieser  Zeit  stammt  auch  das  Wappen  von  Genf:  Schlüssel 
und  Adler,  jener  das  Symbol  der  Kirche,  dieser  dasjenige 
des  Kaisers.  Die  von  Friedrich  (1017)  bis  Pierre  de  La 
Baume  (1533)  aufeinander  folgenden  40  Bischöfe  von  Genf 
übten  auf  die  Geschichte  der  Stadt  einen  sehr  verschie- 
denen Einfluss  aus :  die  einen  waren  gleichgiitig  und  be- 
auem,  die  andern  führten  die  Zügel  der  Regierung  mit 
fester  Hand  und  wahrten  ihre  Rechte  mit  allem  Nach- 
druck. Von  diesen  zeichneten  sich  besonders  aus  Humbert 
de  Grammont,  Ardutius,  Aymon  de  Grandson,  Guillaume 
de  Marcossay  und  Adh^mar  Fabri.  Die  ersten  Bischöfe  von 
Genf  mussten  sich  besonders  gegen  die  begehrlichen 
Grafen  von  Savoyen  vorsehen,  die  endlich  doch  die  Schutz- 
vogtei  (vidomnat)  über  die  Stadt  erlangten,  sie  aber  nur 
dazu  benutzten,  um  fast  alle  Macht  an  sich  zu  bringen 
und  den  Einfluss  der  Bischöfe  so  viel  als  möglich  zu 
schwächen.  Der  Bürgerschaft  kamen  diese  beständigen 
Streitigkeiten  zwischen  den  Grafen  und  Bischöfen  in  dem 
Sinne  zu  gute,  als  sie  sich  dadurch  immer  grössere  Frei- 
heiten und  Vorrechte  zu  sichern  wusste.  Als  mit  Ama- 
deus  VIIL  J1417)  die  Grafen  von  Savoyen  sich  zu  Herzogen 
emporgearbeitet  hatten,  eroberten  sie  nach  und  nach 
die  gesamten  Uferländer  des  Genfersees  mit  Ausnahme 
des  kleinen  Gebietes  von  Genf.  Die  Geschichte  dieser  auf- 

Sere^n  Zeiten  ist  voller  Kämpfe  der  Bürgerschaft  gegen 
ie  immer  mehr  wachsende  Begehrlichkeit  des  Hauses 
Savoyen.  Dazu  kam,  dass  die  Bürger  Genfs  unter  sich 
selbst  uneinig  waren  und  sich  in  einander  heftig  befeh- 
dende Parteien  spaltete,  so  besonders  zu  Beginn  des  16. 
Jahrhunderts  in  die  so^.  Mamelus  (Anhänger  Savoyens) 
und  die  Eidgnots  (Anhanger  der  Eidgenossen).  Als  end- 
lich die  Eidgnots  die  Oberhand  erhielten,  schloss  Genf 
sein  erstes  Bündnis  mit  Freiburp  (6.  Februar  1519).  An 
der  Spitze  der  Eidgnots  standen  damals  Philibert  Berthe- 
lier,  Pierre  L^vrier  und  sein  Sohn,  Frangois  de  Bonivard, 
Besannen  Hugues  und  Jean  P^colat,  von  denen  mehrere 
in  den  auf  das  Bündnis  folgenden  Wirren  ihrer  patrioti- 
schen Gesinnung  zum  Opfer  fielen.  Der  Parteikampf  wogte 
auf  und  nieder,  ois  es  endlich  den  Eidgnots  gelang,  am 
^.  Februar  15^  neuerdings  mit  Freiburg  und  Bern  einen 
Bund  zu  schliessen.  Als  aber  trotzdem  der  Herzog  von 
Savoyen  und  die  berüchtigte  Bande  der  sog.  Chevaliers  de 
la  Cuiller  fortführen,  Genf  zu  bedrängen,  sandten  Bern 
und  Freiburg  der  Stadt  ihre  Truppen  zu  Hilfe,  worauf 
in  Vervins  am  19.  Oktober  1530  ein  Friede  zu  Stand  kam, 
dessen  Bestimmungen  am  3.  Dezember  1530  in  Payeme 
endffiltig  geregelt  wurden. 

Während  Genf  noch  mit  dem  Herzog  von  Savoyen  im 
Kampf  lag,  hatte  in  Deutschland  und  der  Schweiz  die  Re- 
formation bereits  grosse  Fortschritte  gemacht.  Nun  unter- 
nahmen es  Farel  und  nach  ihm  Froment,  sie  auch  in 
Genf  einzuführen,  stiessen  aber  auf  grosse  Schwieri|^kei- 
ten  und  konnten  ihr  Ziel  erst  1535  nach  dreijährigem 
Ringen  erreichen.  Dies  hatte  wieder  zur  Folge,  dass  Frei- 
burg von  seinem  Bündnis  mit  Genf  zurücktrat,  worauf 
der  Herzog  von  Savoyen  sich  dies  zu  Nutze  machte  und 
die  Stadt  neuerdin^  angriff,  aber  einer  rasch  zur  Hilfe 
herangeeilten  bernischen  Armee  wieder  weichen  musste 
(1536).  Zu  dieser  Zeit  nun  kam  Calvin  nach  Genf.  Zwei 
Jahre  lang  tobte  der  Kampf  zwischen  Calvinisten  und 
Libertinern,  bis  diese  Calvins  Verbannung  durchzusetzen 
vermochten.  Aber  schon  1541  wurde  der  Reformator  wie- 
der zurückgerufen,  der  es  nun  unternahm,  die  Sitten  der 
Bewohner  und  die  Gerichtsbarkeit  der  Stadt  vollständig 
umzuformen  und  der  einen  neuen  Aufstand  der  Libertiner 
siegreich  unterdrückte. 

Calvin  übte  trotz  der  strengen  Bestrafung  seiner  Gegner 
doch  auf  Genf  einen  tiefen  und  nachhaltigen  Einfluss 
aus.  Im  Besonderen  ist  ihm  ein  kräftiger  Aufschwung  der 
Volksbildung  zu  verdanken,  die  er  allen  Schichten  zu- 
gänglich machen  wollte.  Er  gestaltete  Genf  zu  einem 
Brennpunkt  der  Reformation  und  sorgte  dafür,  dass  der 
Stadt  Ruhm  weithin  in  die  Lande  drang.  Calvin  starb  1564. 
Lange  aber  dauerte  noch  sein  Re^erungssystem  fort,  be- 
stehend aus  einer  durch  den  Kleinen  Rat  mit  absoluter 


Gewalt  herrschenden  Aristokratie.  Gründe  religiöser  Natar 
bestimmten  Bern  und  Zürich,  mit  Genf  sich  zu  verbindeo, 
während  die  katholischen  Orte  der  Eidgenossenschaft  aus 
denselben  Rücksichten  die  Ansprüche  von  Savoyen  ver- 
teidigten. Da  beschloss  Herzog  Karl  Emmanuel  von  Sa- 
voyen, sich  diese  Verhältnisse  zu  Nutze  zu  machen  und 
dem  Vertrag  von  Vervins  zum  Trotz  einen  Handstreich 
auf  Genf  zu  wagen,  der  denn  auch  in  der  Nacht  vom 
21./22.  (oder11./12.  nach  altem  Stil)  Dezember  1602  zur 
Ausführung  kam,  aber  vollkommen  scheiterte.  Es  ist  dies 
die  in  der  Geschichte  berühmt  gewordene  Escalade,  deren 
Andenken  von  den  Genfem  heute  noch  jeweils  am  11. 
und  12.  Dezember  durch  patriotische  Bankette  und  Volks- 
maskeraden gefeiert  wird.  Dem  neu  entfachten  Kampf 
setzte  aber  sofort  das  Einschreiten  von  Frankreich,  Spa- 
nien, des  Papstes  und  der  Eidgenossen  ein  Ziel,  die  am 
21.  Juli  1603  zu  Saint  Julien  den  Frieden  diktierten.  Das 
ffanze  17.  Jahrhundert  ist  in  Genfs  Geschichte  durch  end- 
lose innere  Streitigkeiten  charakterisiert,  die  zu  Beginn 
des  18.  Jahrhunderts  zu  einem  Volksaurruhr  gegen  die 
stolze  und  harte  aristokratische  Regierung  fährten  (1707). 
Trotzdem  das  Haupt  des  Aufstandes,  Pierre  Fatio,  hinge- 
richtet wurde,  dauerte  der  Kampf  noch  8  Jahre  lang  fort, 
bis  endlich  der  BüTjgerschaft  die  verlangten  Rechte  zuge- 
standen wurden.  Die  damit  eingekehrte  Ruhe  war  aber 
nicht  von  langer  Dauer :  bald  brachen  neue  innere  Strei- 
tigkeiten aus,  denen  endlich  durch  die  von  Frankreich, 
Bern  und  Zürich  1738  vorgeschlagene  Mediationsakte 
gesteuert  wurde.  Es  folgten  25  Jahre  der  Ruhe,  eine  för 
Uenf  glänzende  Epoche,  während  welcher  Wissenschaft, 
Kunst  und  Handel  mächtig  aufblühten.  Die  1763  erfolgte 
öffentliche  Verdammung  von  Rousseau*s  Schriften  c  Con- 
trat  social  »  und  «  £mile  »  regte  das  Volk  noch  einmal  auf, 
bis  es  1768  durch  ein  Friedensedikt  (£dit  de  pacification) 
weitere  Rechte  erlangte.  1782  neuer  Volksaufstand,  dem 
am  2.  Juli  desselben  Jahres  durch  den  Einmarsch  von 
sardinischen,  bemischen  und  französischen  Truppen  in 
die  Stadt  und  durch  den  Erlass  eines  die  schon  erlangten 
Volksrechte  zum  Teil  wieder  verkürzenden  neuen  trie- 
densediktes  ein  rasches  Ende  gemacht  wurde. 

Die  Folgen  der  französischen  Revolution  haben  sich 
auch  in  Genf  fühlbar  gemacht.  Trotzdem  die  Regierung 
im  Bewusstsein  ihrer  Ohnmacht  dem  Volke  bedeutende 
Zugeständnisse  machte,  konnte  sie  doch  den  Ausbruch 
einer  Schreckensherrschaft  nicht  hindern,  der  11  voll- 
zogene und  26  in  contumaciam  ausgesprochene  Todesur- 
teile zur  Last  fallen.  Am  5.  Februar  1794  kam  eine  neue 
Verfassung  zu  Stande,  die  alle  Standesunterschiede  zwi- 
schen Genfer  Bürgern  aufhob  und  die  Souveränität  des 
Volkes  proklamierte.  Unter  dem  Vorwand  einer  in  Genf 
gegen  Frankreich  bestehenden  Verschwörung  zog  1796 
eine  französische  Armee  vor  die  Stadt,  die  sich  unter- 
werfen musste  und  nun  zum  Hauptort  des  Departement 
du  L4man  wurde.  Als  kurz  nach  dem  Sturze  Napoleons 
eine  österreichische  Armee  sich  nahte,  räumten  am  30. 
Dezember  1813  die  französischen  Behörden  und  Besat- 
zungstruppen die  Stadt,  worauf  am  zweitfolgenden  Tage 
von  einer  Anzahl  mutiger  Bürger  die  frühere  Staatsord- 
nung wieder  aufgerichtet  ward.  Zugleich  ging  ins  General- 
3uartier  der  Verbündeten  in  Basel  eine  Deputation  ab, 
ie  von  dieefen  für  den  Fall  des  Sieges  ihrer  Waffen  die 
Unabhängigkeit  von  Genf  zugesichert  erhielt.  S<^on  be- 
drohten aie  Franzosen  Genf  neuerdings,  doch  machte  die 
bald  erfol{^ende  Abdankung  Napoleons  diesen  langen 
Kämpfen  ein  Ende,  und  durch  den  Frieden  von  Paris  er- 
hielt Genf  seine  Unabhängigkeit.  Zugleich  ward  der  Stadt 
gestattet,  sich  an  die  schweizerische  Eidgenossenschaft 
anzuschliessen.  Am  1.  Juni  1814  marschierten  3  Freibur- 
ger Komnagnien  in  Genf  ein,  und  am  12.  September  1814 
wurden  dtadt  und  Kanton  Genf  endgiltig  in  den  Schwei- 
zerbund aufgenommen. 

Durch  die  Friedensverträge  von  Wien  (1815),  Paris 
(1815)  und  Turin  (1816)  wurden  dem  Gebiete  von  Genf  22 
Gemeinden  neu  angjefügt :  6  Gemeinden  des  Pays  de  Gex 
(Collex-Bossy,  Meyrin,  Pre^y,  Grand  Saconnex,  Vernier 
und  Versoix)  und  16  Gemeinden  Savoyens  (Aire  la  Ville, 
Avusy-Laconnex-Soral,  Bernex-Onex-Confignon,  Carouge, 
Chöne-Thönex,  Choulex,  CoUonge-Bellerive,  Compesi^res, 
Corsier,  Hermance,  Lancy,  Meinier,  Perly-Certoux,  Pre- 
singe,  Troinei  und  Veyrier).  Vorher  hatte  der  genferische 


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863 


Landbesitz  nnr  einige  mit  der  Hauptstadt  nicht  in  Ver- 
bindung stehende  Enldaven  nmfosst.  Vor  der  Reformation 
irehörte  blos  ein  kleiner  Landstrich  am  linken  Ufer  der 
Rhone  zur  Stadt,  die  dann  das  Gebiet  um  Saint  Gervais 
und  die  eben  genannten  Enklaven  1536  erwarb,  die  vor- 
her Eigentum  aes  Bischofes,  des  Chorherrenstifles  und 
zweier  Klöster  gewesen  waren. 

Nach  der  Anffliederung  der  oben  namentlich  aufgeführ- 
ten 22  Gemeinden  verteilte  sich  die  Bevölkerung  des  Kan- 
tons Genf  wie  folgt : 

Stadt  Genf  22300  Ew. 

13  reformierte  Gemeinden        '9139    » 
6  französische        '»  4350    » 

16  savoyische  i»  12700    » 

Total  48489  Ew. 
Von  seinem  Eintritt  in  die  Eidgenossenschaft  an  hat 
sich  Genf  einer  bemerkenswerten  Blüte  und,  mit  wenigen 
Ausnahmen,  einer  ruhigen  Entwicklung  zu  erfreuen  ge- 
habt. Immerhin  sind  auch  während  dieser  Periode  noch 
einige  Ereignisse  der  Erwähnung  wert.  Durch  das  Beispiel 
von  Eynard  entflammte  1827  eine  ^osse  Beffeisterung  für 
die  Griechen,  die  in  einer  öffentlichen  Gaoensammlung 
ihren  Ausdruck  fand.  Eine  wohltätige  Nachwirkung  hatten 


Bibliographie,  Fabri,  Adhömar.  LibertSs  et  fran- 
chisesde  Genäve.  1567.  —  Spon.  Histoire  de  la  mlle  et 
de  VEtat  de  Gen^ve,  4  vol.  1730.  —  Yvemois,  d'.  Ta- 
bleau  des  r^olutions  de  Genh)e  dans  le  i8*  siäcle,  1782. 

—  Senebier.  Histoire  litteraire  de  Geneve.  3  vol.  1786. 

—  LSvrier.  Chronologie  historique  des  comtes  de  Gene- 
vois, ilBH,  —  Picot.  Histoire  de  Genkve,  1811.  —  Glos- 
saire  genevois,  1820.  —  Grenus.  Fragments  historiques 
sur  Genkve.  1832.  —  Thourel.  Histoire  de  Geneve.  3  vol. 
1832-33.  —  Fazy,  James.  Precis  de  Vhistoire  de  Geneve. 
1838.  —  Mämoires  et  documents  de  la  Societi  d'histoire 
et  d'archeologie.  1841-1900.  —  Jullien.  Histoire  de  Ge- 
neve. 3  vol.  1843-63.  —  PictetdeSerg^.  Genkve;  origine  et 
developpement,  2  vol.  1845.  —  Blavignac.  Armorial  ge- 
nevois, 2  vol.  1849.  —  Rilliet.  Histoire  de  la  restauratton 
de  la  Republique  de  Genhye.  1849.  —  Galiffe.  Notices 
qenealogiques  sur  les  familles  genevoises.  6  vol.  1829- 
1892.  —  Galliffe,  J.  J.  G.  Geneve  historique  et  archeol. 
1868-1872.  —  Galliffe,  J,  B.  G.  Quelques  pages  d'histoire 
exacte.  1862.  —  Gaullieur.  Genäve  depuis  sa  constitu^ 
tum  en  R^ublique.  1856.  —  Sordet.  Histoire  des  rS- 
sidents  de  France  ä  Geneve  de  i679-i798. 1854.  —  Lullin. 
Regeste  aenevois.  1860.  —  Blavignac.  ttudes  sur  Genäve, 
depuis  Vantiquitd  jusqu*ä  nos  jours.  2  vol.  1872-74.  — 


Genf  vom  Bois  de  La  BkXie  aas. 


in  Genf  der  Sturz  von  Karl  X.  und  die  Julirevolution, 
indem  die  Verfassung  von  1814  im  Sinne  einer  Erweite- 
rung der  Volksrechte  revidiert  wurde.  Endlosen  Debatten 
und  Streitigkeiten  rief  1840-43  die  Neuorganisation  der 
Stadtverwaltung,  die  am  13.  Februar  1843  sogar  zu  einem 
Aufruhr  führten.  Als  drei  Jahre  später  der  Grosse  Rat  sich 
weigerte,  der  Aufhebung  des  Sonderbundes  beizustimmen, 
brach  am  6.  Oktober  1846  in  Genf  eine  Revolution  aus ; 
die  am  folgenden  Tage  unter  dem  Vorsitz  von  James 
FazT  veranstaltete  grosse  Volksversammlung  beschloss 
Auflösung  des  Grossen  Rates  und  Ernennung  einer  neuen, 
provisorischen  Regierung,  die  dann  die  von  den  Bürgern 
am  24.  Mai  1847  angenommene  neue  Verfassung  ausar- 
beitete. 

Zam  Schlüsse  unseres  kurzen  geschichtlichen  Ueber- 
blickes  wollen  wir  nur  noch  dreier  wichtiger  Ereignisse  ge- 
denken: 1864  verursachte  der  Sturz  von  James  Fazy  einen 
heftigen  Aufruhr.  Als  nämlich  durch  den  Ausfall  der 
Wahlen  vom  22.  August  James  Fazy  von  der  Regierung 
ausgeschlossen  ward,  verwundeten  Flintenschüsse  meh- 
rere Teilnehmer  an  dem  den  Weibeln  folgenden  Zug  der 
Bürger.  Der  Staatsraat  rief  eidgenössische  Hilfe  an,  und 
es  folgte  ein  Aufsehen  erregender  Prozess  gegen  die  An- 
stifter des  Komplotes,  die  dann  von  den  eidgenössi- 
schen Geschworenen  frei  gesprochen  wurden.  1876  wütete 
in  Genf  der  Kulturkampf,  dessen  einer  Führer  Antoine 
Carteret  war.  Im  Oktober  1902  endlich  brach  ein  Streik 
aus.  der  allgemein  zu  werden  und  den  Charakter  eines 
wirklichen  Aufstandes  anzunehmen  drohte,  von  den  Be- 
hörden jedoch  rasch  unterdrückt  werden  konnte. 


.Gaudy-Lefort.  Promenades  histor.  dans  le  cant.  de  Ge- 
neve. 1849.  Nouv.  6d.  1901.  —  Rey,  R.  Geneve  et  les  rives 
du  Leman.  1869.  —  Cherbuliez.  Geneve;  ses  institutions 
et  ses  moeurs.  1868.  —  Demole.  La  Republique  de  Ge- 
nh)e.  Avec  atlas.  1877.  —  Roget.  Histoire  du  peuple  de 
Geneve,  depuis  la  Refomie  jusqu'ä  VEscalade.  7  vol. 
1882.  —  Scn3eck-Ja(|uet.  Le  cant.  et  la  ville  de  Geneve, 
1886.  —  Demole.  Histoire  monetaire  de  Genäve.  1887.  — 
Mugnier.  Notes  et  documents  inedits  sur  les  eveques  de 
Geneve.  188S.  —  Fazy,  H.  La  Saint-Bartheleniy  et  Ge- 
neve. 1879.  —  Fazy,  H.  Geneve,  le  parti  huguenot  et  le 
traite  de  Soleure.  1883.  —  Fazy,  H.  Documents  du  XVI* 
siecle  sur  Genäve.  1886.  —  Fazy,  H.  Les  constitutions  de 
la  Republique  de  Geneve,  1890.  —  Fazy,  H.  L'alliance  de 
1584  entre  Beme,  Zürich  et  Geneve.  1892.  —  Fazy,  H. 
Les  chroniques  de  Geneve  de  Michel  Roset.  1894.  — 
Fazy,  H.  La  guerre  du  Paus  de  Gex  et  l'occupation 
genevoise.  1897.  —  Fazy,  H.  Geneve  ä  Vepoque  de  VEsca- 
lade, 1902.  für  Emil  ANDRR.] 

GENF,  französisch  Geneve,  italienisch  Ginevra.  Haupt- 
stadt des  Kantons  Genf  ;  liegt  in  der  SW.  - 
Ecke  der  Schweiz  und  am  sw.  Kode  des  Gen- 
fersees.  Die  Kathedrale  St.  Pierre  lie«t  in 
46°  12' 4"  N.  Br.  und  3°  49^0"  OL.  von  Paris 
(oder  6°09'15"  OL.  von  Green  wich).  Genfs 
Lage  zeichnet  sich  weniger  durch  grossartige 
landschaftliche  Umgebung  als  durch  Lieblich- 
keit und  Anmut  aus,  in  welcher  Beziehung  sie 
eine  der  schönsten  der  Ranzen  Schweiz  ist.  Der  die 
Stadt  bespühlende  See  una<,FlusS;^  sowie  der  weite  Rah- 


264 


GEN 


GEN 


men  der  sanftgeschwungenen  Juraketten  und  der  lirn- 
gekrönten   Alpen    Savoyens   geben   ihr    einen  ganz   ei- 


Näheres  über  diese  Wehranlagen  und  über  die  Verwen- 
dung der  Wasserkraft  der  Bhone  werden  wir  späu^r  in 
dem  die  induMiriellen  Anlagen  der  Stadt 
Genf  behandelnden  Abschnitt  mitteilen. 
Da  die  Rhone  in  ihrem  Oberlauf  zahlrei- 
che Zullüsse  mit  Wildbachcharakter  er- 
hält, schwankt  ihre  Wassermenge  auch 
bei  dem  Austritt  aus  dem  See  noch  inner- 
halb ziemlich  weiter  Grenzen.  Am  6  Au- 
gust 1901  fährte  sie  hier  in  der  Sekunde 
ein  Maximum  von  5tö  m^  Wasser  u.  am 
13.  Januar  u.  8.  Dezeml»er  desselben  Jah- 
res ein  Minimum  von  70  m^  Wasser,  wäh- 
rend die  mittlere  Wassermenge  des  Jah- 
res 263  m^  pro  Sekunde  betrug.  Die  mitl- 
lere  jährliche  Wasserführung  (aus  den 
letzten  13  Jahren  berechnet)  belief  sich 
auf  248  m^  pro  Sekunde,  während  die 
Monatsmittel  für  denselben  Zeitraum  fol- 
gende Zahlen  lieferten  ; 


Stadt  Genf:  Der  Hafen. 

genartigen  Reiz.  Die  in  ihrem  Oberlauf  stürmische  und 
trübe  Rhone  hat  ihr  Geschiebe  im  See  abgelagert  und  ver- 
lässt  ihn  bei  Genf  als  rasch  fliessender  und  wohl  regulier- 
ter Strom,  dessen  dunkelblaue  Fluten  einen  starken  Ge- 
gensatz bilden  zu  dem  schlammigen  Wasser  der  kurz 
unterhalb  der  Stadt  einmündenden  Arve.  Aus  den  Was- 
sern der  zwischen  den  beiderseitigen  Quaianlagen  Genfs 
in  der  Richtung  O.-W.  abfliessenden  Rhone  tauchen  zwei 
kleine  Inselchen  auf,  die  De  Jean  Jacques  Rousseau  und 
die  De  kurzweg.  Diese  ist  die  grössere  und  misst  etwa 
300  m  in  die  Lange  und  40  m  in  die  Breite.  Die  aus  dem 
See  austretende  Rhone  hat  bei  der  obersten  Brücke  eine 
Breite  von  262  m,  dann  wird  ihr  Bett  zusehends  schmäler, 
bis  die  Breite  bei  der  untersten  Brücke  von  Genf  von 
einem  Ufer  zum  andern  nur  noch  80  m  beträgt.  Nach  der 
Aufnahme  der  Arve  iliesst  der  Strom  zwischen  hohen 
Steilufern  hin,  die  aus  Ablagerungen  quatemären  Alters 
bestehen.  Im  Weichbild  der  Stadt  selbst  ziehen  sich  zwei 
Stauwehre  über  die  Rhone,  deren  eines  oberhalb  der  De 
den  rechten  Flussarm  und  deren  anderes  unterhalb  der  Ile 
den  linken  Flussarm  quert.  Diese  Werke  regeln  die  Wasser- 
verhältnisse und  dienen  dazu,  den  Spiegel  des  Genfer- 
sees  auf  der  zwischen  den  Uferstaaten  vereinbarten  Höhe 
(d.  h.  zwischen  PN  -1,30  m  u.  PN  —1,90  m)  zu  erhalten. 
(Das  konventionelle  Zeichen  PN  bedeutet  die  absolute  Höhe 
des  eidgenössischen  Fixpunktes  an  der  Pierre  ä  Niton  (im 


Januar     123  m^ 
Februar  133 
März         146 
Apnl        142 
Mai  236 

Juni 


Juli 

August 

September 

Oktober     * 

November 

Dezember 


499  in^ 

464    j» 

337 

209 

154 

122 


Stadt  Genf  vum  linken  Ufer  aus. 

Hafen  von  Genf),  der  der  gesamten  schweizerischen  Hy- 

Ssometrie  als  Grundlage  dient  und  376,86  m   über  dem 
littelwasserstand    des    Mittelländischen    Meeres    liegt). 


Daraus  ergibt  sich,  dass  die  Rhone  im 
Juli  und  August  ihrejmaximalen  Wassermengen  führt 
was  sich  daraus  erklärt,  dass  die  meisten  ihrer  Zuflüsse 
oberhalb  Genfs  von  Gletschern  gespiesene  Wildbäche 
sind,  die  eben  wesen  der  im  Hochsommer  am  intensiv- 
sten vor  sich  genenden  Eisschmelze  gerade  in  diesen 
Monaten  am  wasserreichsten  sind.  Noch  beträchtlicher 
sind  die  Wasserstandsschwankungen  der  Arve,  die  ja  ein 
typischer  Wildbach  ist.  Diese  Schwankungen  bewegten 
sich  1890  von  einem  Minimum  von  6,6  m^  Wasser  pro 
Sekunde  (am  7.  März)  zu  einem  Maximum  von  437  m^ 
W^asserpro  Sekunde  (am  31.  August).  Vergl.  Baeff,  B.  Les 
eaux  de  VArve.  Gen^ve  1891. 

Die  Stadt  Genf  wird  von  der  Rhone  in  zwei  ungleiche 
Hälften  zerschnitten.  Der  Stadtkern  am  rechten  Ufer,  das 
lange  Zeit  nur  eine  Vorstadt  bildende  Quartier  Saint  Ger- 
vais, nimmt  heute  eine  wichtige  Stellung  ein,  indem  hier 
der  Hauptbahnhof,  das  Postgebäude  una  zahlreiche  glän- 
zende Gasthof  bauten  stehen.  Weithin  ziehen  sich  hier 
heute  die  Häusermassen,  die  stellenweise  bis  auf  den  Bo- 
den der  angrenzenden  Aussengemeinden  übergreifen.  Die- 
ser Stadtteil  steigt  vom  Ufer  der  Rhone  allmähli^  bis  zu 
den  Höhen  um  das  Dorf  Le  Petit  Saconnex  an.  Links  der 
Rhone  liegt  die  genferische  Altstadt,  die  die  meisten  der 
öffentlichen  Bauten  umfasst  und  an  die  sich  fast  alle  ge- 
schichtlichen Erinnerungen  knüpfen.  Sie  steht  auf  einem 
Hügel,  der  zum  Flusse  steil  ablallt,  nach  der  entgegen- 
gesetzten Seite  dagegen  sanft  geböscht  ist.  Das 
Ganze  der  Altstadt  wird  beherrscht  von  den 
drei  ehrwürdigen  Türmen  der  Kathedrale  Saint 
Pierre. 

Sieben  Brücken  vermitteln  den  Verkehr  zwi- 
schen den  beiden  Flussufem.  lieber  die  Zeit 
der  ersten  Erbauung  der  beiden  ältesten,  die 
die  Ile  mit  den  beiden  Ufern  verbinden,  fehlt 
jede  Angabe.  Im  Jahre  1670  zerstörte  eine 
furchtbare  Feuersbrunst  beide  Brücken  zu- 
sammen mit  den  an  ihnen  auf  Pfählen  stehen- 
den Häusern.  Diese  ursprünglich  von  einander 
getrennt  angelegtpn  zwei  Insel  brücken  wurden 
erst  im  letzten  Viertel  des  19.  Jahrhunderts 
zu  einer  einzigen  grossen  und  durchgehenden 
Brücke  vereinigt  und  bilden  jetzt  zu  beiden 
Seiten  der  Insel  gleichsam  je  einen  breiten 
Platz,  wo  die  Wochenmärkte  ihre  Stelle  ge- 
funden haben.  Diese  zwei  alten  Inselbrücken 
genügten  dem  Verkehr  bis  zum  Beginn  des  10. 
Jahrhunderts.  Dann  wurde  1829  unter  der  Lei- 
tung von  General  Dufour  der  Pont  des  Bergnes 
erbaut,  dessen  Fahrbahn  bis  1880  aus  HoU  be- 
stand. Die  Brücke  bildet  einen  Winkel,  des- 
sen stromaufwärts  gerichteter  Scheitel  vor  der  He  des 
Barques  oder  Ile  Rousseau  liegt.  Es  folgten  im  Laufe 
des   19.    Jahrhunderts    der  Reihe    nach   die   Passerelle 


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265 


de  la  Machine  (an  deren  rechten  Hälfte  ein  beweg- 
liches Stauwehr  hängt) ;  die  1857  dem  Verkehr  übergebene 
alte  Metallbrücke  der  Coulouvreniere,  die  1806  durch  eine 
neue  Monumental  brücke  (19  m  breit;  in  Stein-  u.  Böton- 
konstruktion)  ersetzt  worden  ist ;  dann  der  seit  1862  den 
Hafen  von  Genf  querende  Pont  du  Mont  Blanc  (12  tief);e- 
spannte  Bogen),  der  1903  erneuert  werden  muss ;  die 
1880  vollendeten  Passerelles  de  Tlle  und  endlich  unter- 
halb der  Stadt  der  1880  erhaute  Pont  de  Sous  Terre. 

Rechtes  Ufer.  Die  Stadtanlage  am  rechten  Ufer  der 
Rhone  bestand  ursprünglich  blos  aus  dem  in  Gestalt  eines 
un regelmässigen  Dreieckes  erbauten  Quartier  Saint  Ger- 
vais, dessen  Grundlinie  sich  vom  Pont  des  Bergues  bis 
zum  Pont  de  la  Coulouvreniere  an  die  Rhone  anlegte  und 
dessen  Scheitel  an  der  Place  des  Vingt-deux  Gantons  lag. 
Diese  einstige  Vorstadt  hat  sich  bis  auf  den  heutigen  Tag 
noch  ihr  eigenartiges  Gepräge  zu  wahren  vermocht  und 
besteht  aus  engen,  von  hohen  Häuserreihen  begleiteten 
Strassen,  aus  düstern  und  mannigfach  gewundenen  Gäss- 
chen  und  aus  dunkeln  und  feuchten  Höfen.  Auch  die  Be- 
völkerung von  Saint  Gervais  war  in  ihrer  Gesamtheit  von 
den  Bewohnern  der  Quartiere  am  linken  Ufer  durchaus 
verschieden,  welcher  Unterschied  sich  aber  seit  der  Ent- 
wicklung von  Genf  zu  einer  Weltstadt  vielfach  verwischt 


See  hin,  wo  sie  ihrer  schaltigen  Baumreihen  und  schö- 
nen Aussicht  auf  den  Mont  Blanc  und  die  Savoyer  Ai< 
pen  wegen  von  Spaziergän||[em  stets  belebt  sind. 

Am  rechtsufrigen  Seequai  steht  auch  das  Braunschweig- 
Denkmal,  das  von  der  Stadt  Genf  dem  ihr  sein  ganzem  Ver- 
mögen hinterlassenden  Herzog  Karl  II.  von  Braunschweig 
1879  errichtet  worden  ist.  Dieses  ungefähr  zwei  Millionen 
Franken  kostende  Mausoleum  ist  dem  testamentarisch  be- 
stimmten Wunsch  des  Herzogs  entspiechend  im  Stile  des 
Grabmales  von  Can  Signorio  della  Scala  in  Verona  ge- 
halten. Die  Ausführung  des  vom  Architekten  Franel  ge- 
leiteten Bauwerkes  ist  eine  bemerkenswert  sorgfaltige, 
doch  steht  sein  Kunstwert  in  keinem  Verhältnis  zur  auf- 
gewendeten Arbeit  und  zu  den  hohen  Kosten.  Das  in 
gotisch-lombardischem  Stil  gehaltene  Denkmal  besteht 
aus  weissem  und  rotem  Marmor  und  enthält  im  Mittel- 
geschoss  einen  Sarkophag  mit  der  vom  Bildhauer  Iguel 
geschafTenen  Statue  des  Herzogs,  wahrend  die  sechs  Ecken 
mit  den  Standbildern  von  sechs  seiner  Vorfahren  ge- 
schmückt sind.  Die  das  Ganze  einst  krönende,  vom  Bild- 
hauer CaTn  ausgeführte  Reiterfigur  hat  ihres  grossen 
Gewichtes  wegen  seither  wieder  herabgenommen  werden 
müssen  und  steht  nun  in  den  das  Denkmal  umgebenden 
erhöhten  Gartenanlagen,  deren  Eingang  mit  Löwen  und 


Stadt  Genf :  Linkes  Ufer. 


hat.  (Vergl.  darüber :  Monnier,  Ph.  Causeries  genevoises, 
Geneve  19(M).  Während  der  letzt  vergangenen  Jahre  hat 
das  Quartier  Saint  Gervais  zahlreiche  Umwandlungen  er- 
fahren: breite  Verkehrszüge  sind  durchgebrochen  und 
zahlreiche  der  alten  Häuser  mit  ihrem  mittelaltorlichen 
Anstrich  sind  abgetragen  worden.  Damit  hat  das  Quartier 
in  gesundheitlicher  Beziehung  gewonnen,  in  malerischer 
aber  bedeutend  verloren.  In  der  Folge  haben  sich  dann 
daran  neue  Stadtteile  angeschlossen,  so  das  am  Seeufer 
sich  hinziehende  Quartier  Les  Päquis,  die  in  der  Nähe 
des  Bahnhofes  liegenden  Quartiere  Montbrillant  und  Les 
Grottes,  femer  La  Servette  und  Saint  Jean.  Rings  herum 
schliesst  sich  ein  breiter  Villengörtel  an,  der  bis  auf  Boden 
der  Gemeinde  Le  Petit  Saconnex  übergreift.  Die  genann- 
ten Quartiere  werden  von  einer  der  Hauptsache  nach 
Handel  und  Gewerbe  treibenden  Bevölkerung  bewohnt, 
während  sich  die  geistigen  Interessen  mehr  auf  die  Stadt- 
teile links  der  Rhone  konzentrieren.  Immerhin  finden 
sich  auch  im  rechtsufrigen  Genf  eine  Anzahl  von  später 
zu  erwähnenden  Unterrichtsanstalten. 

Saint  Gervais  und  seine  Nachbarquartiere  stehen  auf 
Piner  vom  Rhoneufer  (375  m)  aus  langsam  bis  400  und 
420  m  ansteigenden  Höhe.  Die  hauptsächlichsten  Strassen- 
züge  dieser  Stadtteile  gehen  im  rechten  Winkel  von  der 
Rhone  ab  und  führen  mit  massiger  Steiguns  hinaus  zu 
den  Aussenvierteln,  während  andere  vom  Bannhofe  aus- 
strahlen. Die  bedeutendste  und  belebteste  dieser  Verkehrs- 
adern ist  die  breite  Rue  du  Mont  Blanc,  die  Saint  Gervais 
von  Les  Päquis  trennt  und  vom  Bahnhof  aus  in  gerader 
Linie  zur  Rhone  sich  hinabzieht.  Die  im  Quartier  Saint 
Gervais  noch  schmalen  Quais  erweitem  sich  gegen  den 


phantastischen  Tiergestalten  aus  rotem  Marmor  (von  Iguel 
gehauen)  gehütet  wird.  Der  seiner  tyrannischen  Regierung 
wegen  von  seinen  Untertanen  183u  verjagte  Herzog  Hess 
sich  in  Genf  nieder,  wo  er  am  19.  August  1873  starb,  nach- 
dem er  sein  auf  16V,  Millionen  Franken  geschätztes  Ver- 
mögen testamentarisch  dieser  Stadt  vermacht  hatte.  Eine 
Gräfin  von  Civry,  die  sich  als  natürliche  Tochter  des  Her- 
zogs aus(^ab,  hat  später  dieses  Testament  angegriffen ;  der 
daraus  sich  entsoinnende  Rechtsstreit  dauerte  mehrere 
Jahre  und  hat  1901  sein  Ende  damit  gefunden,  dass  die 
Pariser  Gerichte,  bei  denen  der  Prozess  anhängig  -war, 
zu  Gunsten  der  Stadt  Genf  entschieden. 

Längs  des  rechtsufrigen  Quais  stehen  prunkvolle  Ho- 
telbauten und  auch  der  elegant  ausffeführte  Kursaal,  in 
dessen  Nähe  am  10.  September  1896  die  Kaiserin  Elisa- 
beth von  Oesterreich  dem  Mordanschlag  eines  italieni- 
schen Anarchisten  zum  Opfer  gefallen  ist.  Weiterhin 
kommt  man  zu  reizenden  Anlagen,  die  sich  längs  dem 
See  hinziehen  und  mit  schattigen  Bäumen  mancherlei 
Art  bepflanzt  sind.  Es  ist  dies  der  Park  Mon  Repos,  der 
1899  von  einem  Genfer  Burger,  Philipp  Plantamour,  der 
Stadt  Genf  hinterlassen  worden  ist.  Schwenkt  man  vom 
Quai  in  die  Rue  du  Mont  Blanc  ein,  so  sieht  man  zunächst 
rechterhand  die  1853  von  Monod  in  gotischem  Stil  erbaute 
schmucklose  englische  Kirche  una  dann,  etwas  höher 
oben,  das  neue  eidgenössische  Postgebäude,  ein  1895  er- 
stelltes mächtiges  Bauwerk  mit  statuengeschmückter  Säu- 
lenfront. 

Aus  dem  Häusergewirr  der  ehemaligen  rechtsufrigen 
Vorstadt  erhebt  sich  die  ehrwördi^re  Kirche  Saint  Gervais. 
Die  Zeit  ihrer  Erbauung  ist  schwierig  festzustellen,  weil 


266 


GEN 


GEN 


ihre   verschiedenen  Teile  nicht  aus  derselben   Ei>oche 
stammen.  Die  Aussenmauem  bestehen  aus  Backsteinen, 


Stadt  Genf:  Rousseauinsel. 

die  Kapellen  aus  gehauenen  Bausteinen.  Im  Jahre  122  soll 
hier  eine  kleine  Kapelle  erstellt  worden  sein,  die  vielleicht 
mit  der  Gruft  der  heutigen  Kirche  Saint  Gervais  identisch 
ist;  darüber  erhob  sich  dann  später  eine  weit  ^prössere 
Kirche,  über  deren  Existenz  freilich  erst  1218  eme  Ur- 
kunde Auskunft  bietet.  Zu  dieser  Zeit  war  die  Kirche  reich 
Ijegütert  und  verfügte  über  so  ansehnliche  Einnahmen, 
•lass  ihr  Pfarrer  zu  Gunsten  eines  der  Kreuz- 
züge eine  ziemlich  bedeutende  Summe  spen- 
den musste.  1455  baute  Bischof  Fran^ois  de  Mies 
den  Glockenturm  um.  Nahe  dem  Temple  de  Saint 
(lervais  steht  die  1859  erbaute,  dem  staatlich - 
katholischen  Gottesdienst  eingeräumte  Kirche 
Notre  Dame,  ein  in  gotischem  Stil  gehaltener 
liau  ohne  architektonisches  oder  geschichtliches 
Interesse.  Neben  diesen  Gotteshäusern  besitzt 
das  rechte  Ufer  noch  eine  Reihe  von  anderen 
religiösen  Bauten,  so  die  amerikanische  Kapelle 
(Emanuel  Church),  die  reformierte  Kirche  in 
ijes  Päquis,  die  römisch-katholische  Kirche  zum 
li.  Antonius  von  Padua  in  Servette  und  zahlrei- 
che kleine  Kapellen,  die  den  verschiedensten 
Kultusrichtungen  dienen. 

Obwohl  das  geistige  Leben  Genfs,  wie  schon  bemerkt, 
hauptsächlich  am  linken  Ufer  sich  konzentriert,  besitzt 
doch  auch  unser  rechtsufriger  Stadtteil  wichtige  Unter- 
1  ichtsanstalten,  wie  die  1876  erbaute  Gewerbeschule  (£cole 
des  Arts  Industrieis),  die  aus  dem  Jahre  1878  stammende 
Uhrenmacherschule  (£cole  d'Horlogerie),  sowie  die  Hand- 
werkerschule (£cole  professionnelle)  und  das  Technikum, 


rechten  Ufers  noch  zahlreiche  Kleinkinder-  and  Volks- 
schulen verteilt. 

Vor  dem  Legat  des  Landgutes  Mon  Repos  durch 
Philipp  Plantamour  bestanden  im  recntsufrifien 
Stadtteil  nur  zwei  öffentliche  Anlagen  ,  die  Cro- 
pettes  mitten  im  Quartier  Montbriflant  und  der 
Jardin  de  Saint  Jean  längs  der  Rhone,  in  des- 
sen Mitte  die  Denkmalbüste  von  James  Fazy  steht. 
Hafen,  In$eln.  Zwischen  die  beiden  Stadthälf- 
ten dringt  das  zusehends  sich  verschmäiemde 
Seeende  ein  und  bildet  so  einen  natärlichen  Ha- 
fen, der  seewärts  durch  zwei  rechtwinklig  vom 
Ufer  abgehende  Hafendämme  geschätzt  ist.  Den 
rechtsufrigen  Damm,  die  soff.  Jet^  des  Päqois, 
schliesst  ein  Leuchtturm  mit  Drehfeuer  ab ;  ge- 

Senüber  zieht  sich  die  Jet^  des  Eaux  Vives  in 
en  See  hinaus,  nahe  an  deren  Ende  ein  mäch- 
tiger Sprin||[brunnen  seinen  dicken  Wasserstrahl 
90  m  hoch  in  die  Lüfte  senden  kann.  Von  diesen 
Hafendämmen  aus  gesehen  zeict  sich  das  Stadt- 
bild von  Genf  von  seiner  vorteilhaftesten  Seite : 
SrachtvoU  ist  der  Kontrast  zwischen  den  den 
[orizont  abschliessenden  Bergrücken,  den  weiss- 
schimmernden  Quais,  den  malerischen  Turm- 
silhouetten  und  alten  Häusern  einerseits  mit  dem  azur- 
blauen Wasser  des  Sees  und  Flusses  und  den  Baumrei- 
hen an  den  Ufern  und  auf  der  Rousseauinsel  anderer- 
seits. Dieses  ganze  harmonische  Bild  muss  auf  jeden 
der  Stadt  vom  See  her  nahenden  Reisenden  unfehlbar 
einen  mächtiffen  Eindruck  machen.  Den  Hafen  beleben 
eine  Menge  der  verschiedensten  Schiffe  und  Schiffchen: 


Stadt  Genf:  Pont  du  Mont  Blanc. 

die  beide  in  einem  im  Quartier  de  la  Prairie  stehenden 
hufeisenförmigen  Gebäude  (1884  erbaut)  untergebracht 
sind.  Femer  sind  über  die  verschiedenen  Quartiere  des 


Stadt  Genf:^ont  de  la  Gonlouvreni^re. 

Dampfer,   Frachtschiffe  mit  ihren  grossen  lateinischen 
Seffeln,  die  den  Verkehr  von  Ufer  zu  Ufer  besorgenden 
Scnraubenboote,  Lustschiffchen  etc.  Da  die  Jagd  im  Ha- 
fen untersagt  ist,  belustigen  sich  hier  im  Winter  in  aller 
Sicherheit  ganze  Schaaren  von  Möven  und  wilden  Enten. 
Den  untern  Abschluss  des  Hafens  bildet  die  reizende 
Ile  Rousseau,  die  mit  Pappeln  bepflanzt  ist  und  das  von 
Pradier  ausgeführte   und   1834   einge- 
weihte Bronzedenkmal  von  Jean  Jacques 
Rousseau  trägt.  Vor  dieser  Zeit  hiess  das 
Inselchen  die  Ile  des  Barques.  Weiter 
flussabwärts  wird  die  Rhone  durch  eine 
weitere,  grössere  Insel  (kurzweg  Tlle  ge- 
nannt) in  zwei   Arme  geteilt,  die  ganz 
mit  hohen  Häusern  überbaut  ist  und  an 
deren   oberem    Ende   ein    weitläufiges 
Bauwerk  direkt  aus  dem  Wasser  au^ 
steigt.  Es  ist  dies  das  die  Stadt  Genf 
einst  mit  Trinkwasser  versorgende  ehe- 
maliffe  Pumpwerk,  das  heute  zur  elek- 
trischen Licntzentrale  umgestaltet  ist 
Die  erste  Turbine  wurde  1708  am  lin- 
ken  Flussarm  einfferichtet ;  ihre  letz- 
ten Ueberreste  sind  erst  1884  bei  An- 
lass    von   Arbeiten   im    Flussbett  ver- 
schwunden.   1843  stellte  man  in  dem 
jetzt  noch   bestehenden  Gebäude  eine 
neue  Turbine  auf.  Mitten  auf  der  In- 
sel lehnt  sich  an  die  Häuser  ein  zum 
linken    Ufer    hinüberschauender  alter 
viereckiger  Turm  an,  der  der  Ueberlieferung  nach  von 
Julius  Caesar  erbaut  worden  sein  soll.  In  der  That  er- 
richtete dieser  im  Jahr  58  v.  Chr.  an  dieser  Stelle  einen 


GEN 


GEN 


267 


den  Flu88ubergang  hütenden  Turm,  der  aber  später  wieder 
zerstört  wurde  und  an  dessen  Stelle  1200  Jahre  später  der 


Stadt  Genf:  Die  Quais. 

Bischof  Pierre  de  Cessons  eine  feste  Burg  erbaute.  Dieser 
Burff  «letzter  Ueberrest  ist  der  heutige  Turm,  die  so(^.  Tour 
de  1  Ile,  die  vor  Kurzem  mit  Sorgfalt  und  Diskretion  re- 
stauriert worden  ist.  Am  Fusse  dieses  ehrwürdigen  Denk- 
males aus  längst  vergangenen  Zeiten  wurde  Philibert 
Berthelier,  der  Märtyrer  der  Unabhängigkeit  Genfs,  am 
23.  August  1519  mit  dem  Schwert  hingericntet.  Das  untere 
Ende  der  lle  trägt  eine  gedeckte  Markthalle  und  setzt  sich 
in  ein  Stauwehr  fort,  das  sich  an  das  quer  über  dem  linken 
Flussarm  stehende  und  der  Fassung  der  Wasserkraft  der 
Rhone  dienende  Bauwerk  anschliesst.  Mit  ihren  alten, 
baufälligen  und  zum  Teil  auf  Pfählen  direkt  über  dem 
Wasser  sich  erhebenden  Häusern  und  Häuschen  war  die 
Insel  einst  eines  der  malerischsten  Quartiere  Genfs.  Vor 
Kurzem  erst  hat  diese  ganze  Herrlichkeit  grossen  und 
schönen  Neubauten  Platz  machen  müssen. 

Linkes  Ufer,  Auch  hier  kann  man  einen  ziemlich  gut 
umgrenzten  Kern  unterscheiden,  dessen  alte  Quartiere 
in  vieler  Hinsicht  dem  Stadtteil  Saint  Gervais  gleichen. 
Um  diesen  zuweilen  die  Altstadt  genannten  Kern  haben 
sich  dann  nach  und  nach  neue  Quartiere  gruppiert, 
die  heute  schon  weit  über  die  Grenzen  der  Stadt  Genf  auf 
Boden  der  Gemeinden  Plainpalais  und  Les  Eaux  Vives 
übergreifen.  Die  Altstadt  zieht  sich  von  der  Mont  Blanc 
Brücke  bis  zur  Inselbrücke  längs  der  Rhone  hin  und 
steigt  die  nahe  dem  Flusse  gelegenen  steilen  Hänge  des 
von  der  altertümlichen  Kathedrale  Saint  Pierre  gekrönten 
Hügels  hinan.  Hauptverkehrsadern  sind  hier  die  dem 
Fluss  rarallel  verlaufenden  Pue  du  Rhone  und 
Rues  Basses.  Dazwischen  öffnen  sich  weite 
Plätze  :  Longemalle,  der  Molard  und  die  Fus- 
terie.  Auf  der  hie  und  da  mit  Recht  das  gen- 
ferische  Forum  geheissenen  Place  du  Molard 
haben  sich  eine  grosse  Anzahl  von  wichtigen 
Ereignissen  der  Geschichte  Genfs  abgespielt. 
Trotzdem  die  Bedürfhisse  der  Neuzeit  dem 
Molard  viel  von  seiner  ursprünglichen  Gestalt 
geraubt,  hat  er  sich  zusammen  mit  dem  ihn 
(regen  den  See  hin  abschliessenden  mächtigen 
Turm  doch  noch  ein  sehr  malerisches  Gepräge 
zu  erhalten  vermocht.  An  der  Place  de  La  Fus- 
terie  steht  der  dem  Dienste  der  reformierten 
Landeskirche  eingeräumte  Temnle  Neuf  oder 
Temple  de  La  Fusterie,  eine  1708  im  Bau  be- 

Sonnene  aber  erst  sieben  Jahren  später  vollen- 
ete  und  eingeweihte  Kirche  von  nur  geringem 
architektonischen  oder  geschichtlichen  Inte- 
resse. 

Die  früher  den  Jahrmärkten  und  Messen 
dienenden  Rues  Basses  wurden  bis  1822  zu 
beiden  Seiten  von  Holzschuppen  eingeengt, 
deren  breite  Vordächer  (die  sog.  dömes)  von 
hohen  Pfeilern  gestützt  waren.  Bis  zu  dieser  Zeit  hatte 
sich  die  Unterstadt  überhaupt  ihr  mittelalterliches  Ge- 
präge noch  ganz  erhalten,  und  damals  reichte  auch  der 


See  noch  bis  beinahe  an  den  Turm  Molard  heran.  Einige 
Jahre  nach  dem  Abbruch  der  Schuppen  und  Vordächer 
«  gab   der    Bau    der   Quaianlagen    dem 

Quartier  sein  heutiges  Aussehen ;  im- 
merhin sind  auch  seither  noch  neue 
Strassen  durchgebrochen  und  ganze 
Häuserreihen  niedergelegt  worden,  an 
deren  Stelle  grosse  moderne  Bauten 
getreten  sind.  Von  den  Rues  Basses 
zweigen  zahlreiche  unregelmässige, 
enffe  und  steile  Gassen  ab,  an  denen 
hohe,  vielfach  noch  aus  dem  14.  und 
15.  Jahrhundert  stammende  Häuser  ste- 
hen und  die  durch  schmale  Gässchen 
und  düstere  Durchgänge  mit  einander 
in  Verbindung  stehen.  Mehrere  dieser 

fegen  die  Kathedrale  Saint  Pierre  hin 
onvercierenden  Gassen  erinnern  in 
ihren  Namen  (Rue  d'Enfer,  Rue  du  Pur- 
gatoire,  Rue  du  Paradis,  Rue  des  Lim- 
bes,  Rue  de  Toutes  Ames)  noch  an  die 
Zeiten  vor  der  Reformation,  da  hier  Glie- 
der der  niedern  Geistlichkeit  u.  Kirchen- 
diener aller  Art  ihren  Wohnsitz  hatten. 
Heute  sind  sie  als  Sitz  von  Kleinhand- 
werkern und  Trödlern  volksreich,  stark  belebt  und  voller 
Lärm.  Mitten  in  diesem  Gewirr  liegt  das  Quartier  La  Ma- 
deleine, dessen  alte  Häuser  sich  um  die  Kirche  La  Made- 
leine schaaren.  Dieses  im  Spitzbogenstil  gehaltene  und 
von  einem  Glockenturm  aus  karolingischer  Zeit  flankierte 
alte  Gotteshaus  stammt  aus  unbekannter  Zeit  (vielleicht 
aus  dem  11.  Jahrhundert),  hiess  zuerst  Saint  Oyen  de  Joux 
und  wurde  später  zum  Temple  de  Sainte  Marie  Madeleine 
umgetauft.  Rings  herum  zog  sich  einst  ein  Friedhof.  In 
einem  Zeitraum  von  96  Jahren  ist  die  Kirche  zweimal 
(1334  und  1430)  vom  Feuer  verwüstet  worden. 

Zuoberst  über  den  steilen  Hängen  der  Altstadt  thront 
weithin  sichtbar  das  bedeutendste  Gotteshaus  von  Genf, 
die  Kathedrale  Saint  Pierre  (404  m),  das  alte  Wahrzeichen 
der  Stadt  Genf.  An  dieser  Stelle  sind  seit  den  ältesten 
Zeiten  der  Reihe  nach  zahlreiche  religiöse  Bauten  gestan- 
den. Zuerst  ein  unter  Marcus  Aurelius  ums  Jahr  170  n. 
Chr.  durch  Feuer  zerstörte  Apollotempel,  von  dem  heute 
noch  einige  Ueberreste  vorhanden  sind.  Neu  aufgebaut, 
ward  der  Tempel  im  ersten  Dritteil  des  4.  Jahrhunderts 
zur  christlichen  St.  Peterskirche  umgewandelt,  von  Chlod- 
wig bei  seiner  Eroberung  des  Burgunderreiches  (zu  dem 
auch  Genf  gehörte)  niedergebrannt,  später  von  Gondu- 
baldneu  errichtet  und  vom  Erzbischof  A vi tus  von  Vienne 
516  geweiht.  Als  später  die  Kirche  zu  zerfallen  drohte, 
Hess  König  Konrad  der  Friedliebende  das  ganze  Gebäude 
abtragen  und  an  seiner  Stelle  eine  neue  Basilika  aufrich- 
ten, die  aber  erst  viel  später  unter  Konrad  dem  Salier  ums 


Stadt  Genf:  Platz  Hei  Air. 

Jahr  1035  vollendet  wurde.  Seit  dieser  Zeit  hat  die  Peters- 
kirche unter  manchem  Missceschick  gelitten :  1291  Hess  sie 
Graf  Am6d6e  de  Genevois  aurch  Feuer  verwüsten ;  1334, 


268 


GEN 


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1349  und  1430  wurde  sie  nochmals  vom  Feuer  heimge- 
sucht und  mehr  oder  weniger  schwer  beschädigt,   und 


StMdt  Genf:  Rne  da  Mont  Blano. 

1556  schlug  der  Blitz  in  einen  ihrer  Glockentürme.  So 
erklären  sich  die  im  Laufe  der  Zeit  an  der  Kathedrale 
Saint  Pierre  vorgenommenen  mannigfaltigen  Umbauten 
und  das  verschiedene  Alter  und  die  sehr  wechselnden 
Stilarten  ihrer  einzelnen  Teile.  Heute  ermangelt  der  Bau, 
wenigstens  äusserlich,  vollständig  jeder  architektonischen 
Einheitlichkeit,  indem  z.  B.  der  korinthische  Portikus 
und  die  gotische  und  romanische  Basilika  durchaus  nicht 
zu  einander  paf^sen.  Durch  seine  schönen  und  wohltuen- 
den Proportionen  bemerkenswert  ist  dagegen  das  Innere 
der  Kircne.  Die  Kathedrale  als  Ganzes  hat  die  Gestalt 
eines  lateinischen  Kreuzes ;  ihr  dreifach  gewölbtes  Längs- 
schifT  ist  6^  m  lang  und  das  QuerschilT  37  m  breit.  Ueber 
diesem  letzteren  erheben  sich  die  drei  Turme:  der  N.- 
und  S.-Turm  und  dazwischen  ein  eleganter  Spilzturm. 
Im  N.-Turm  befmdet  sich  die  vom  Gregenpapst  Clemens 
VII.  gestiftete  berühmte  Glocke  «  La  Glämence »,  deren 
Gewicht  6500  kg  beträgt ;  der  S.-Turm  ist  vor  Kurzem  im 
gotischen  Stil  aus  dem  Beginn  des  16.  Jahrhunderts  re- 
stauriert worden.  Beide  Türme  sind  je  etwa  40  m  hoch. 
Der  im  gotischen  Stil  des  15.  Jahrhunderts  1898-99  er- 
baute Spitzturm  steht  an  der  Stelle  eines  einstigen  (wahr- 
scheinlich aus  dem  15.  Jahrhundert  stammenden)  Glok- 
kenturmchens,  ist  68  m  hoch  und  enthält  ein  Glockenspiel. 
Der  den  Chorherren  zur  Wohnung  dienende  Clultre 


die  Gräber  des  Schriftstellers  und  Vertrauten  von  Hein- 
rich JV.  Agrippa  d'Aubign^  (gestorben  1630  im  Exil  in 
Genf),  des  Barons  Jonann  von  Kaunitz  (dessen 
Körper  bei  der  Eröffnung  des  Zinnsarges  115 
Jahre  nach  seinem  Tode  vollkommmen  erhalten 
geblieben  war),  des  Staatsmannes  und  Chronis- 
ten Michel  Roset,  von  Theodor  de  B^ze  und 
vielen  anderen  berühmten  PersönHchkeiten. 
Nachdem  der  Cfoltre  1721  abgebrochen  worden 
war,  führte  man  die  in  ihm  befindlichen  Grab- 
steine in  die  Kirche  Saint  Pierre  über,  wo  sie 
heute  noch  zu  sehen  sind.  Rechts  vom  Sei- 
teneingang zur  Kirche  bemerkt  man  femer 
noch  einen  auf  zwei  Löwen  ruhenden  schwarz- 
marmornen  Sarkophag  mit  moderner  sitzender 
Figur  aus  der  Hand  des  Bildhauers  I^el:  es 
ist  dies  das  Grabmal  des  Herzogs  Heinrich  von 
Bohan  (Führers  der  Reformierten  zur  Zeit  von 
Ludwig  XIII.,  bei  der  Belagerung  von  Rhein- 
felden  1638  getötet),  seiner  Gemahlin  Marguerite 
de  Sully  und  ihres  Sohnes  Tankred.  In  der 
Makkabäerkapelle  hat  man  die  Reste  des  Grab- 
males des  Kardinals  |Jean  de  Brogny,  der  das 
Konzil  zu  Konstanz  leitete  und  1426  starb,  wie- 
der-[aufgefunden.  Das  Innere  von  Saint  Pierre 
ist  geschmückt  mit  Glasmalereien,  mit  ge- 
I  schnitzten  Kirchenstühlen  aus  dem  15.  Jahrhundert  und 
I  dem  angeblichen  Stuhl  Calvins.  An  die'S.-Front  der  Ka- 


ften 


^SIH  W 


Sladt  Genf:  luneres  des  Wasserwerkes. 


stand  zwischen  der  N.-Front  der  Kirche  Saint  Pierre 
und  dem  jetzigen  Gefan^j^nis  L'^v^h^  (das  selbst  wieder 
den  £vdchö  de  Saint  Pierre  ersetzt  hat)  und  umschloss 


Stadt  Genf:  Wasserwerk. 

thedrale  lehnt  sich  die  gotische  Makkabäericapelle  an, 
die  vom  Kardinal  de  Brogny  1406  erbaut  worden  ist, 
früher  dem  Gymnasium  und  der  theologischen  Fakultät 
als  Hörsaal  eingeräumt  war  und  im  Zeitraam 
1878-88  restauriert  und  mit  Glasmalereien  ge- 
schmückt wurde.  (Vergl.  Blavignac.  Descrifh- 
tion  de  V^lise  de  Saint  Pierre  in  den  Me- 
moire8  de  la  Soc.  d*hisi.  et  d'archdol,  Tome 
IV,  1845). 

Gegenüber  der  Kathedrale  und  von  ihr  durch 
eine  Gasse  getrennt  lehnt  sich  an  die  Häuser 
eine  der  ältesten  Kirchen  Genfs  an,  früher 
Sainte  Marie  La  Neuve  oder  Notre  Dame  La 
Neuve,  heute  l'Auditoire  geheissen.  Die  Zeit 
ihrer  Erbauung  ist  nicht  bekannt,  doch  muss 
sie  auf  jeden  Fall  erst  nach  dem  Jahr  1100  ei^ 
standen  sein.  Heute  dient  sie  dem  Konsisto- 
rium und  dem  Kapitel  der  Geistlichen  (Com- 
pagnie  des  Pasteurs)  als  Sitzungslokal. 

Im  gleichen  Stadtteil  finden  wir  noch  eine 
Anzahl  von  anderen  kirchlichen  Bauten  ver- 
schiedener  Konfessionen.  Wir  wollen  davon 
nur  die   in   der    Rue  des  Granges  stehende 
Kirche   Saint  Germain  erwähnen,  von  deren 
Entstehung  man   nur   weiss,   dass   sie  schon 
1218  vorhanden  war.  Nachdem  sie  1334  einer 
Feuersbrunst  zum  Opfer  gefallen,  baute  man 
sie  zu  einer  uns  ebenfalls  unbekannten  Zeit 
neu  auf.  1803  überliess  man  die  Kirche  für 
drei  Jahre  dem  römisch-katholischen  Kultus;  heute  ist 
sie  der  altkatholischen  Landeskirche  eingeräumt. 
Auch  die  Oberstadt  weist  ein  ihr  eigentumliches  Gepräge 


GEN 


GEN 


269 


auf.  Ihre  Ganen  werden  von  gleichmässigen  Häuserreihen 
begleitet,  die  zwar  von  der  Zeit  geschwärzt  worden  sind, 


Stadt  Genf :  Postgebäude. 

aber  eine  wohltuend  korrekte  Bauart  zeigen.  Die  in 
der  Unterstadt  herrschende  Geschäftigkeit  mit  ihrem 
Lärm  versteigt  sich  kaum  bis  in  diese  oberen  Quartiere, 
die  still  und  wenig  belebt  sind  und  wo  sich  auch  nur 
wenige  Werkstätten  finden.  Viele  dieser  Häuser  erinnern 
uns  an  berühmte  Namen,  indem  hier  Calvin  und  Rous- 
seau und  die  Geschlechter  de  Candolle,  Pictet  de  la  Rive, 
de  Saussure  u.  a.  ihre  Stammsitze  hatten  und  z.  T.  noch 
haben. 

In  diesem  ehrwürdig-nächtemen  Quartier  hat  im  Rat- 
haus (Hotel  de  Yille)  die  Kantonsregierung  ihren  Sitz. 
Das  schwerf&lliff  massive  Gebäude  in  florentinischem 
Stil  trägt  ein  hones  überhängendes  Dach  und  hat  in  sei- 
nem Innern  anstatt  einer  Haupttreppe  einen  sanft  anstei- 
genden gepflasterten  Gang,  der  es  den  Ratsherren  einst 
ermöglichte,  in  der  Sänfte  oder  auch  wohl  hoch  zu  Pferd 
in  die  obem  Stockwerke  hinauf  zu  |[elangen.  In  der  sog. 
Salle  d'Alabama  hielt  das  Schiedsgencht  seine  Sitzungen, 
das  die  zwischen  England  und  d^n  Vereinigten  Staaten 
schwebende  Alabamafrage  entschied.  Im  Sitzungszimmer 
des  Staatsrates  sind  vor  Kurzem  interessante  Wandmale- 
reien aus  deDQ  16.  Jahrhundert  zum  Vorschein  gekommen, 
die  man  sorgfältig  restauriert  hat.  (Vergl.  darüber:  Du- 
nant,  £mile.  Les  fresques  de  VHötel  de  ViUe,  Gen^ve 
1902).  Das  Rathaus  lehnt  sich  an  die  Tour  Bandet  an, 
einen  kleinen  viereckigen  Burglurm,  dessen  Erbauung 
die  Ueberlieferung  dem  Frankenkönig  Gondubald  zu- 
schreibt; es  ist  aber  wahrscheinlicher,  dass  er  erst  im 
15.  Jahrhundert  als  Sitzunffslokal  der  Genfer  Behörden 
erstellt  worden  ist.  Heute  birgt  die  Tour  Bandet  das  gen- 
ferische  Staatsarchiv,  eine  sehr  reiche  Sammlung  mit  den 


Stadt  Genf  :  11  asikkonservatorinm. 

Sitzuiigsprotokollen  der  Genfer  Räte  seit  1400  (900  Folio- 
bände), dem  Orginaltext  der  c  Franchises  »  des  Bischofes 
Adh^mar  Fabri  aus  1387  und  mehreren  die   Rechtsan- 


sprüche der  Bischöfe  von  Genf  betreffenden  Erlassen  der 
deutschen  Kaiser.  Vom  Rathaus  führt  ein  Säulengang  zu 
der  Promenade  de  La  Treille,  einer  mit  Bäumen  bepflanz- 
ten erhöhten  Terrasse,  von  der  aus  sich  dem  Beschauer 
eine  ausgedehnte  Rundsicht  bietet.  Gegenüber  dem  Ein- 
gang zum  Rathaus  steht  ein  altes  Gebäude,  das  von  einer 
Reihe  von  schönen  Säulen  gestützt  und  unter  dem  Vor- 
dach mit  Fresken  von  Beaumont,  Szenen  aus  der  Ge- 
schichte Genfs  darstellend,  geschmückt  ist:  das  2^ughaus 
(Arsenal).  Hier  hat  man  das  historische  Museum  unterge- 
bracht, eine  Sammlung  von  Rüstungen,  Fahnen  und  Waf- 
fen aus  der  kriegerischen  Vergangenheit  Genfs. 

NachO.  mündet  die  Rnede  l  Hotel  de  Ville  auf  die  alte  u. 
malerische  Place  du  E^ur^  de  Four  aus,  die  von  altertüm- 
lichen Häusern  umrahmt  ist.  Bemerkenswert  ist  hier  ein 
im  Stile  Mansards gehaltener  massiverund  äusserlich  nüch- 
terner Bau  aus  1700,  das  Gerichtsgebäude  (Palais  de  Justice), 
der  früher  als  Spital  diente  (von  dem  aamals  gegenüber 
wohnenden  Humoristen  Töpffer  in  seinen  « Nouvelles 
genevoises»  oft  erwähnt)  und  1858  für  seine  heutige  Be- 
stimmung neu  eingerichtet  wurde.  Gehen  wir  weiter  in 
der  Richtung  nach  0.,  so  kommen  wir  durch  die  Rue  des 
Chaudronniers  nach  der  ehemaligen  Bastion  Saint  An- 
toine,  die  jetzt  zur  öffentlichen  Anlage  umgewandelt  ist 
und  an  deren  Rückseite  sich  die  Kantonsschule  anlehnt. 
Dieses  ehrwürdige  Gebäude,  das  sog.  Collie  de  Saint 
Antoine,  wurde  von  Calvin  1559  im  Stile  der  damaligen 
Zeit  errichtet  und  hat  sich  trotz  zahlreicher  nötig  gewor- 


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Stadt  Genf  I  Theater. 

dener  Neubauten  und  Umänderungen  seinen  ursprung- 
lichen Charakter  noch  wohl  bewahrt.  Auch  der  weite  Hof, 
in  dem  sich  heute  die  Schüler  tummeln,  zeigt  noch  nahe- 
zu dasselbe  Aussehen  wie  zu  Calvins  Zeiten.  (Vergl.  dar- 
über :  Thövenaz.  Le  College  de  Geneve,  Genöve  1896). 

Vom  Rathans  ffehen  nach  W.  die  Grand'  rue  und  Citä 
aus,  zwei  einanaer  fortsetzende  Verkehrsadern,  die  als 
enge,  düstere  und  steile  Gassen  in  die  Unterstadt  hinab- 
führen. Im  Haus  Nummer  40  der  Grand*  rue  wurde  Jean 
Jacques  Rousseau  geboren,  während  das  früher  mit  einer 
darauf  bezüglichen  Denktafel  versehene  Haus  in  der  Rue 
Rousseau  (Quartier  SaintGervais)  Eigentum  des  Grossvaters 
dieses  Schriftstellers  war.  In  ihrem  untern  Abschnitt  er- 
weitert sich  die  Cite  zu  einem  unregelmässigen  kleinen 
Platz,  auf  dem  ums  Jahr  1865  ein  Brunnen  mit  Darstellun- 
gen aus  der  Escalade  in  bronzenen  Bas-Reliefs  errichtet 
worden  ist.  Weiterhin  gelangt  man  zu  der  von  prächtigen 
Bauten  umrahmten  Place  de  Bei  Air,  einem  slarlc  belebten 
Verkehrszentrum  und  Knotenpunkt  des  städtischen  Stras- 
senbahnnetzes.  Von  hier  aus  steigt  bis  gegen  die  Prome- 
nade de  La  Treille  hin  mit  schwacher  Böschung  die  Rue 
de  La  Corraterie  an,  die  belebteste  Verkehrsader  von  G^nf 
und  der  beliebteste  Spazierweg  für  Müssiggänger  und 
Stutzer. 

In  weitem  Bogen  schliessen  sich  an  die  von  uns  soeben 
beschriebene  und  einst  in  einen  Gürtel  von  Festungsan- 
lagen eingezwängte  Altstadt  ausgedehnte  Quartiere  viel 
neueren  Datums  an.  Hier  sind  in  den  breiten  Strassen 
und  den  soliden  hohen  Häusern  Luft  und  Licht  in  Fülle 


270 


GEN 


GßN 


vorhanden,   und   zahlreiche    Gartenanlagen,   öffentliche 
Spazierwege   und  baumgeschmückte   Boulevards   Unter- 


stadt Genf:  Museum  Rath. 

brechen  die  Häusermassen.  Während  dereinst  von  Mauern 
umschlossenen  Altstadt  zu  ihrer  räumlichen  Entwickelung 
der  Platz  gefehlt  hat  und  sich  ihre  wachsende  Bevölkerung 
in  engen  Gassen  und  dicht  geschaarten  Häusern  einpfer- 
chen mussle,  haben  sich  diese  von  jeder  einengen- 
den Schranke  freien  neuen  Stadtteile  ^anz  nach  ihi^m 
Belieben  entwickeln  und  sogar  auf  die  vorstädtischen 
Gemeinden  ausdehnen  können.  Noch  weiter  nach  Aussen 
folgt  ein  Gürtel  von  Villen.  Nur  gegen  W.  hin  schliessen 
sich  an  die  Altstadt  mehr  gewerbetreibende  Quartiere 
an.  Von  der  an  und  auf  einem  Hügel  gebauten  Altstadt 
unterscheiden  sich  diese  Aussenviertel  auch  durch  ihre 
Lage  in  einer  einheitlichen  Ebene,  die  einzig  gegen  SO. 
mit  den  Quartieren  Champel  und  Malagnou  etwas  ansteigt. 
Wenn  wir  der  Rue  de  La  Corraterie  folgen,  so  kommen 
wir  bald  zur  Place  Neuve,  dem  grössten  freien  Platz  im 
Weichbild  von  Genf,  der  einen  ziemlich  mächtigen  Ein- 
druck macht  und  von  schönen  Bauten  eingefasst ist.  Inder 
Mitte  steht  das  1884  eingeweihte  Reiterdenk  mal  des  Gene- 
rals Dufour,  des  Führers  der  eidgenössischen  Truppen 
im  Sonderbundsfeldzug,  das  vom  Berner  Bildhauer  Lanz 
ausgeführt  und  dessen  Kosten  aus  dem  Ertrag  einer  allge- 
meinen schweizerischen  Gabensammlung  bestritten  wor- 
den sind.  Rechts  von  der  Einmündung  der  Corraterie  in 
die  Place  Neuve  bemerkt  man  das  im  alt^iechischen  Stil 
gehaltene  und  an  äusserem  architektonischen  Schmuck 
ziemlich  arme  Musee  Rath,  das  wegen  der  unmittelbaren 
Nachbarschaft  des  prachtvollen  Theaters  nicht  recht  zur 
Geltung  kommen  kann.  Das  1825  erbaute  Museum  enthält 
die  Sammlungen  des  Generales  Rath  (1766-1819),  eines  in 
russischen  Diensten  stehenden  Genfers,  die  von  seinen 
Erben  der  Stadt  Genf  geschenkt  und  von  dieser  mit  Sorg- 
falt vermehrt  worden  sind,  so  dass  sie  heute  noch  die 
ansehnlichste  Gemäldegalerie  der  Stadt  bilden.  Der  schön- 
ste Schmuck  der  Place  Neuve  ist  aber  das  aus  dem  Legat 
des  Herzogs  von  Braunschweig  1877-79  erbaute  Theater 
mit  seiner  prachtvollen  Renaissancefront.  Schade  ist  nur, 
dass  sich  der  bauleitende  Architekt  Gosse  in  seinen  Plä- 
nen zu  sehr  an  das  Vorbild  der  Grossen  Oper  in  Paris 
angelehnt  hat.  Bis  1879  hatte  sich  G«nf  mit  einem  be- 
scheidenen Theatergebäude  behelfen  müssen,  das  dem 
jetzigen  gegenüber  an  der  Einmündung  der  Promenade 
des  Bastions  in  die  Place  Neuve  stand,  aus  dem  Jahr 
1782  datierte  und  1880  abgetragen  worden  ist.  Ebenfalls 
an  der  Place  Neuve  erhebt  sicn  der  etwa  aus  1857  stam- 
mende zierliche  Bau  des  Musikkonservatoriums,  das  die 
Stadt  der  Freigebigkeit  eines  ihrer  Bürger.  Bartholoni, 
verdankt.  Dem  Theater  gegenüber  tritt  man  durch  ein  Mo- 
numentalgitter in  die  mit  schattenreichen  alten  Bäumen 
bepflanzte  Promenade  des  Bastions  ein,  an  der  die  Büsten 
von  zahlreichen  verdienten  und  berühmten  Genfer  Bür- 
gern stehen.  Wir  finden  in  dieser  Genfer  Ruhmeshalle 
die  Brustbilder  des  Naturforschers  Francois  Jules  Pictet 
de  la  Rive  (1809-72),  des  Botanikers  Edmond  Boissier 
(1810^),  des  Ingenieurs  Jean  Daniel  Colladon  (1802-93), 
des  Staatsrates  Antoine  Carteret  (1813-89),  des  Botanikers 
Augustin  Pyramus  de  Candolle  (1778-1841 ;  von  Pradier 
geschaffen  und  mit  wertvollen  Bas-Reliefs  geschmückt), 


des  Naturforschers  Gosse  (1753-1816 ;  ein  bescheide- 
nes Denkmal,  von  der  Schweizerischen  naturforschen- 
den Gesellschaft  1886  zu  Ehren  ihres  Gründers  gestif- 
tet). Zu  erwähnen  ist  ferner  noch  ein  von  Chaponniere 
gehauener  David.  Ein  Teil  der  Promenade  des  Bastions 
war  früher  dem  von  de  Candolle  1816  angelegten  botani- 
schen Garten  und  den  städtischen  Gewächshäusern  eln^ 
räumt,  die  jetzt  aber  beide  zusammen  mit  dem  Herbier 
Delessert  nach  Varembä  auf  das  von  Gustave  Revilliod 
der  Stadt  vermachte  Landgut  übergesiedelt  sind.  An  der 
O.-Ecke  der  Promenade  des  Bastions  steht  als  elegantes 
Bauwerk  in  italienischem  Geschmack  der  Palais  Eynard, 
einst  Eigentum  des  berühmten  Philhellenen,  heute  im 
Besitz  der  Stadt  und  von  dieser  zu  einem  Museum  der 
schweizerischen  Fauna  umgewandelt.  Einige  Säle  sind 
den  Damenklassen  der  städtischen  Kunstschule  (Ecole 
municipale  des  Beaux-Arts)  eingeräumt  worden.  Eine  der 
Längsseiten  der  Bastions  begleitet  die  1868-72  erbaute 
Universität,  bestehend  aus  drei  in  Gestalt  eines  Hufeisens 
angelecten  umfangreichen  Bauten,  die  unter  sich  durch 
Glasffällerien  verbunden  sind.  Im  Mittelbau  befinden  sich 
die  Hörsäle  (mit  Ausnahme  derjenigen  für  Chemie,  Anato- 
mie, Pathologie,  Zahnheilkunde  und  Medizin,  für  die  be- 
sondere Bauten  vorhanden  sind),  in  den  beiaen  Flügeln 
das  naturhistorische  Museum  bezw.  die  öffentliche  Biblio- 
thek und  das  archäologiäche  Museum.  Vor  dem  Uaupt- 
eingang  steht  die  Denkmalbüste  des  Naturforschers  C^rl 
Vogt,  und  im  Vestibül  des  Mittelbaues  sind  die  Büsten 
von  Alphonse  de  Candolle,  Auguste  de  la  Rive,  Marc 
Monnier,  Amiel  und  Albert  Richard  aufgestellt. 

In  der  Nähe  der  Place  Neuve  sind  überhaupt  die  Mehr- 
zahl der  der  Wissenschaft,  Kunst  und  speziellen  Untere 
richtszwecken  dienenden  Bauten,  sowie  auch  eine  Anzahl 
von  Kirchen  und  Kapellen  verteilt.  Wir  nennen :  die  Vic- 
toria Hall,  ein  grosses  Gebäude  in  florentinischem  Stil, 
dessen  Front  mit  einer  vom  Bildhauer  Massarotti  p^eschaf- 
fenen  Statue  der  Harmonie  geschmückt  ist,  dient  als 
Konzertsaal,  ist  der  Stadt  vom  ehemaligen  englischen 
Konsul  Barton  in  Genf  geschenkt  und  1894  eingeweiht 
worden;  die  1900  vollendete  Handelsschule  (Ecole  de 
Commerce ;  die  dem  kunstgewerblichen  Unterricht  die- 
nende Ecole  du  Grutli ;  das  Athenäum  mit  Vorlragssälen, 
Spezialbibliothek  und  einer  ständigen  Gemäldeausstellung; 
das  Chemiegebäude  (£cple  de  Chimie) ;  das  W^ahlgebäude 
(Bätiment  £lectoral)  m'it  mächtigem  Saal,  in  dem  die 
Volksabstimmungen  vorgenommen  und  Konzerte  und  Aus- 
stellungen veranstaltet  werden ;  die  1859  erbaute  Synagoge ; 
die  1860  erbaute  Kirche  Sacr^  Cceur,  einst  Freimaurer- 
loge, heute  dem  römisch-katholischen  Gottesdienst  einge- 
räumt. Zwischen  Place  Neuve  und  Rhone  liegt  das  ernste 
Finanzviertel  der  Stadt  mit  seinen  zahlreichen  Bankge- 
schäften, der  Börse,  der  Sparkasse,  der  Handelsbank 
(Banque  du  Commerce),  dem  Comptoir  d'Escompte  etc. 

Ihrem  Aeussernnach  sehr  verschieden  von  einander  sind 
die  die  Altstadt  und  die  Nachbarschaft  der  Place  Neuve 
umrahmenden  Aussenviertel,  deren  jedes  sozusagen  sein 


Stadt  Genf :  Kursaal. 

eigenes  Gepräge  hat  und  von  ganz  speziellen  Bevölkerungs- 
kreisen bewohnt  wird.  Dieser  lange  Gürtel  beginnt  am 
Rhoneufer  mit  dem  gewerbs-  und  volksreichen  Quartier 


GEN 


GEN 


271 


der  Cottlouvreni^re,  wo  [aich  zahlreiche  Fabriken,  die 
Gasfabrik  und  das  Wasserwerk«,  der  Ck>ulouvreni^re 
(BAtiment  des  forces  motrices  du  Rhone)  fin- 
den. Daran  schliesst  sich  als  ausgedehntes  und 
schwer  zu  umgrenzendes  Aussenviertel  das  sog. 
Piainpalais  an,  das  auf  die  Gemeinde  dieses 
Namens  übergreift  und  bis  zum  rechten  Ufer 
der  Arve  sich  hinzieht.  Piainpalais  bildet  mit 
seinen  mächtigen  Mietskasernen,  verschiede- 
nen industriellen  Betrieben,  Villen,  brach  lie- 
genden Grundstücken  und  grossen  Gemüse- 
gärten ein  etwas  buntes  Ganzes,  in  dessen  Mitte 
das  Gebäude  der  medizinischen  Fakultät  (£cole 
de  M^decine),  die  Kasernenbau  ten,  mehrere 
Primarschulhiiuser  u.  eine  reformierte  Kirche 
stehen.  Die  Plaine  de  Piainpalais,  eine  grosse 
Wiese,  dient  als  Platz  für  Volksfeste,  als  Spiel- 
platz für  die  Jugend  und  etwa  auch  als  Exerzier- 
platz. Das  mit  Piainpalais  zusammen  die  Stadt 
Genf  mit  Carouge  verbindende  Quartier  La 
Cluse  greift  ebenfalls  auf  die  Gremeinde  Piain- 
palais über  und  wird  von  den  eben  beschriebe- 
nen Stadtteilen  durch  die  langgezogene,  stark 
belebte  und  volksreiche  Rue  de  Carouge  se- 
trennt.  Piainpalais  und  La  Cluse  gleichen  sich 
in  manchen  Beziehungen ;  hier  stehen  mehrere 
der  medizinischen  Fakultät  angegliederte  Bau- 
ten, wie  der  Kantonsspital,  das  pathologische 
Institut,  die  Anatomie  (Morgue)  und  die  Frauen- 
klinik (Maternit^).  Weiter  nach  0.  schliessen 
sich  an  die  Altstadt  das  fast  ausschliesslich  aus  Villen  be- 
stehende Quartier  Champel  u.  die  Quartiere  Les  Casemates 
und  Les  Tranch^s  an.  Diese  beiden  sind  ruhig  und  ein- 
tönig, bestehen  aus  Miet-  u.  Einfamilienhäusern  und  wer- 
den ihrer  ganzen  Länge  nach  von  zwei  mehrfach  über- 
brückten btrassenzügen  durchschnitten.  Die  Einförmig- 
keit dieser  beiden  Viertel  wird  einigermassen  unterbrochen 
durch  die  auf  einem  einstigen  Festungswall  anffeleffte 
Promenade  du  Pin,  den  mit  einer  Büste  des  Genfer  Hu- 
moristen geschmückten  Square  TöpfTer  und  die  Promenade 
de  rObservatoire.  In  dieser  Gebend  ist  vor  Kurzem  auch 
eine  neue  Kunstschule  (£cole  des  Beaux  Arts)  erbaut  wor- 
den, an  die  sich  in  Bälde  ein  zur  Aufnahme  aer  Mehrzahl 
der  städtischen  Kunstsammlungen  bestimmtes  Gebäude 
anschliessen  wird.  Ueber  das  Quartier  Les  Tranch^s 
ragen  die  fünf  vergoldeten  Kuppeln  der  russischen  Kirche 
und  der  doppelte  Dom  der  Sternwarte  (Observaloire)  in 
die  Lüfte.  Nach  Aussen  hin  schliessen  sich  an  diesen 
Stadtteil  endlich  noch  die  Villenviertel  Florissant  und 
Malagnou  an,  zwischen  denen  und  dem  See  der  Stadtteil 
Les  Eaux  Vives  liegt,  eine  aus  mehreren  Quartieren  be- 
stehende Häu8ermasse,Sdie  zum,  grössten  Teil  schon  der 


ung) belebt  wird.  Von  bemerkenswerten  Bauwerken  sind 
hier  nur  zu  nennen  die  massige  sog.  Salle  de  la  R^forma- 


Stadt  Genf:  Victoria  Hall. 

Gemeinde  Les  Eaux  Vives  angehört  und  im  üegensatz 
zu  den  eben  besprochenen  benachbarten  Vierteln  von 
einer  rührigen,  Handel  und  Gewerbe  treibenden  Bevölker- 


stadt Genf ;  Inneres  der  Victoria  Hall. 

tion,  wo  Konzerte  und  Vorträge  veranstaltet  werden,  die 
dem  römisch-katholischen  Gottesdienst  dienende  Kirche 
Saint  Joseph  und  die  reformierte  Kirche  von  Les  Eaux 
Vives.  Zwischen  Altstadt  und  Les  Eaux  Vives  liegt  am 
Seeufer  der  eleffante  Jardin  Anglais,  eine  öffentliche  Park- 
anlage mit  mächtigem  Springbrunnen  und  den  Denkmal- 
büsten der  Maler  Calame  und  Diday.  In  der  Nähe  steht 
endlich  noch  seit  1868  das  sog.  Monument  National,  eine 
von  R.  Dorer  ausgeführte  Bronzegruppe  zum  Andenken 
an  den  Beitritt  Genfs  zum  Schweizerbund. 

BevölkeruugiverhäUnUse.  Mit  Inbegriff  der  Aussense- 
meinden  Le  Petit  Saconnex,  Piainpalais,  Carouge  und  Les 
Eaux  Vives  betrug  die  Gesamtbevolkerung  der  Stadt  Genf 
nach  der  Zählung  von  1901  105517  Ew.,  so  dass  diese  in 
dieser  Beziehung  in  der  Schweiz  nach  Zürich  und  Basel 
die  dritte  Stelle  einnimmt.  Diese  Zahl  verteilt  sich  (Zäh- 


lung  1901)  wie 

folgt: 

Genfer 

Uebri^e 
Schweizer 

Ausländer    Total 

Genf 

18620 

17009 

23252       58881 

Piainpalais 
Eaux  Vives 

6866 

5816 

7828       20510 

3804 

3033 

5764       12601 

Petit  Saconnex 

2227 

1927 

.  2211          6365 

Carouge 

2271 

1348 

3541          7160 

33788 

29133 

42596      105517 

Aus  dieser  Zusammenstellung  ergibt  sich  als  aufifalligste 

BQaiBBä'JiaBaaäa 


Stadt  Genf:  Die  Ariana. 

Erscheinung  der  grosse  Prozentsatz  der  Ausländer,  der 
in  der  Stadt  Genf  noch  schärfer  hervortritt  als  im  Kanton 
Genf.  Während  er  nämlich  im  Kanton  40,37  %  beträgt, 


272 


GEN 


GEN 


Steigt  er  für  die  Stadt  samt  Ausseoffemeinden  auf  43,21  % 
(SUdtGenf  im  engeren  Sinn  39,49^).  Auch  die  Bevöl- 
kerungszunahme ist  in  der  Stadt  allein  eine  weit  beträcht- 
lichere gewesen,  als  im  ffanzen  Kanton.  Sie  ist  der  Haupt- 
sache nach  der  Zuwanaerung  zu  verdanken.  Wenn  wir 
die  Ziffern  dieser  Zunahme  für  die  Stadt  im  engeren  Sinn 
und  ihre  Aussengemeinden  einzeln  ausscheiden,  erhalten 
wir  folgende  Ergebnisse : 


Jahr 

Stadt 

A  ussengemeinden 
2989 

Total 

1815 

22300 

25289 

1828 

26121 

3784 

29905 

1837 

28003 

5711 

33714 

1843 

29139 

7403 

36542 

1850 

31238 

6466 

37704 

1860 

41756 

12664 

54420 

1870 

46783 

16736 

63519 

1H80 

50043 

21815 

71858 

1888 

52638 

24127 

76765 

1895 

52043 

29364 

81407 

Aus  diesen  Zahlen  ergibt  sich,  dass  die  Bevölkerungs- 
ziffer der  Stadt  im  Laufe  des  19.  Jahrhunderts  ziemlich 
gleichmässig  um  etwa  2000  Köpfe  während  je  5  Jahren 
angewachsen  ist,  während  die  Aussengemeinden  gegen 
das  Jahr  iSaO  einen  kleinen  Rückgang  verzeichnen,  dann 
aber  sich  mächtig  entwickelt  und  ihre  Bevölkerung  in  45 
Jahren  verfünffacht  haben.  Dieser  Aufschwung  datiert 
seit  der  einige  Jahre  vor  1850  erfolgten  Abtragung  der  das 
alte  Genf  umschliessenden  Befestigungsanlagen.  Wir  ha- 
ben schon  bemerkt,  dass  die  Zunahme  der  städtischen 
und  vorstädtischen  Bevölkerung  vor  allem  dem  Zuzug 
von  fremden  Elementen  zu  verdanken  ist.  Während  diese 
in  der  alten  Stadt  1843  nur  20,5  %  der  Gesamtbevölkerung 
ausmachten,  waren  sie  19U1  schon  auf  39,46%  gestiegen. 
Diese  starke  Mischung  mit  Ausländern  spricht  sich  na- 
mentlich auch  in  den  beträchtlichen  Verschiebungen  der 
Stärkeverhältnisse  der  einzelnen  Konfessionen  aus,  indem 
seither  die  Zahl  der  Katholiken  in  beständigem  Wachstum 
begriffen  ist: 

Reformierte       Katholiken 

0/ 

14,^2 
20,fö 
26,29 
29,16 
40,00 
43,30 
42,78 
42,23 
45,U 
In  konfessioneller  Hinsicht  verteilte  sich  die  Bevölker- 
ung für  die  Stadt  im  engern  Sinn  1901  folgendermassen : 
Reformierte  Katholiken  Verschiedene 
Genfer  13067  5308  245 

Uebrige  Schweizer    13459  3489  61 

Ausländer  30H6  19453  713 


Jahr 
1822 

^% 

1834 

78,87 

1843 

73,42 

1850 

69,07 

1860 

58,87 

1870 

54,32 

1880 

55,14 

1888 

54,95 

1895 

52,82 

29612 

28250           1019 

Stadt  Genf 

58881*"^^ 

In  Bezug  auf  Geschlecht  und  Ziviistand  erhalten  wir 

folgende  Zahlen : 

] 

Männlich 

Weiblich        Total 

Verheiratete 

10640 

10816           21456 

Ledige 

7342 

8667           16009 

Verwitwete 

834 

3877             4711 

Geschiedene 

136 

435               571 

Minderjährige 

7994 

8140           16134 

Total 

26  946 

31935           58881 

Anzahl  der  Geburten  1901 : 

Ehelich 

Ausserehelich    Total 

Männlich 

451 

43              494 

Weiblich 

506 

40              546 

957                83             1040 

Todesfälle  1901 : 

Männlich 

340  (wovon  21  Totgeburten) 

Weiblich 

383(    »        25           »          ) 

Total      723 
Dr.  Vincent  hat  in  seiner  Untersuchung  über  die  ge- 
sundheitlichen Verhältnisse   von   Genf  festgestellt,   dass 
die  verschiedenen  Stadtteile  in  Bezug  auf  die  Sterblich- 


keit ziemlich  fühlbare  Unterschiede  von  einander  aoi- 
weisen.  In  dieser  Hinsicht  lassen  sich  die  Quartiere  fol- 
gendermassen ordnen: 

19,55  Todesfälle  auf  1000  Ew. 
19,14  »  »  > 

18,48  n  »  » 

18,10  »  »  » 


Pä<iuis 
Saint  Gervais 
Tranch^es 
Altstadt 
Montbrillant,  Grottes, 

Servette 
Theater,  Universität 


17,65 
12,70 


Am  höchsten  steht  somit  die  Ziffer  der  Todesfalle  in  den 
am  dichtesten  bewohnten  Quartieren  von  Päquis,  Saint 
Gervais  und  der  Altstadt.  Der  hohe  Prozentsatz  der  Todes- 
fälle im  Quartier  Les  Tranchöes  erklärt  sich  aus  dem 
Vorhandensein  von  einer  Reihe  von  Krankenhäusern. 

Die  Stadt  Genf  zählt  insgesamt  16937  Haushaltungen 
und  zwar  6351  von  Genfem,  4480  von  übrigen  Schweizern 
und  6106  von  Ausländem.  Diese  Haushaltungen  bewohnen 
1695  Wohnungen  von  je  1  Zimmer 


4599 
4196 
2956 
1327 
1896 


2  Zimmern 
»3         » 
»4         » 
»5         » 
»  6  und  mehr  Zimmern. 


Die  übrig  bleibenden  268  Haushaltungen  haben  möblierte 
Wohnungen  inne. 

Handety    Verkehr,  Marktwesen,  Wir  haben  schon  im 
Artikel  Kanton  Genf  Angaben  über  Gewerbe  und  Handel 

Semacht.  Da  die  weitaus  überwiegende  Mehrzahl  dieser  in- 
ustriellen  Betriebe  und  kaufmännischen  Geschäfte  sich 
in  der  Stadt  und  ihren  Aussenffemeinden  konzentriert, 
ist  es  unnötig,  hier  noch  einmal  darauf  zurück  zu  kom- 
men. Dagegen  müssen  wir  hier  noch  Einiges  über  das 
Marktwesen  und  die  Verteilung  der  verschiedenen  Zweige 
der  Industrie  nachholen.  Wie  in  fast  allen  bedeutenderen 
Städten  hat  sich  auch  in  Genf  die  Grossindustrie  in  die 
Randgebiete  zurückziehen  müssen,  denen  sie  bis  zu  einem 
bestimmten  Grad  ihr  besonderes  Gepräge  gibt.  Im  Zentrum 
der  Stadt  verteilen  sich  die  verschiedenen  Zweige  des 
Handels  und  Gewerbes  einigermassen  nach  Quartieren. 
So  haben  wir  bereits  zu  erwähnen  Gelegenheit  gehabt, 


Stadt  Genf:  Kirche  Notre  Dame. 

dass  das  Fmanzviertel  sich  zwischen  der  Place  Neuve  und 
Rhone  um  die  Börse  ffruppiert.  Der  Handel  mit  Uhren, 
Schmucksachen  und  Galanteriewaaren  l>eschränkt  sich 


GEN 


GEN 


27ä 


Stadt  C«iif:  Kathedrale  Saint  Pierre. 


vornehmlich  auf  die  von  den  Fremden  am  stärksten  be- 
gangenen Strassen,  so  die  Rues  {Basses,  Rue  du  Rhone 

und  die  Quais, 
wo  zugleich 
auch  die  Ge- 
schäfte der 
Tuch-  u.  Klei- 
derhändler 
am  häufigsten 
anzutreffen 
sind.  Viele  der 
alten  hohen 
Häuser  des 

Quartiers 
Saint  Gervais 
tragen     unter 
dem  Giebel 
Reihen    von 
kleinen    Glas- 

Semächern,  in 
enen  die  Uh- 
renraacher, 
Juweliere, 
Graveure  etc. 
arbeiten,  wie 
sich  denn 
überhaupt  in 
den  alten 
Quartieren  des 
rechten  Ufers 
eine  ganze 
Masse  von  sog. 
«cabinotiers», 
d.  h.  Arbeitern 
der  beiden  na- 
tionalen Industriezweige  der  Uhrenmacherei  und  Bijou- 
terie, zusammen  schaaren. 

Schon  in  den  frühesten  Zeiten  war  Genf  bekannt  durch 
seine  Messen,  die  im  Jahr  bis  auf  siebenmal  gehalten 
wurden  und  zahlreiche  fremde  Händler  anzogen.  Ihr  Platz 
war  besonders  in  den  R^ies  Basses  und  der  Rue  de  Cou- 
tance,  der  wichtigsten  Gasse  des  Quartiers  Saint  Gervais. 
Hier  findet  heute  zweimal  in  der  Woche,  je  Mittwochs 
und  Samstags,  der  von  den  Bauern  des  Kantons  und  der 
zollfreien  Zone  beschickte  Gemüsemarkt  statt;  in  der  nahe 
den  Rues  Basses  befindlichen  Rue  du  Commerce  treffen 
wir  die  Händler  mit  essbaren  Pilzen,  auf  dem  Grand  Quai 
den  Grosshandel  mit  Obst  und  Gemüsen  und  auf  der  Place 
du  Molard  den  stark  besuchten  Blumenmarkt.  Die  Stadt 
Genf  hat  ferner  drei  |;edeckte  Markthallen,  die  an  der 
Grenze  gesen  das  Quartier  Les  Eaux  Vives  stehende  Halle 
de  Rive,  die  Halle  de  Tlle  am  untern  Ende  der  Insel  und 
die  Halle  der  Rue  Päcolat  am  rechten  Ufer  nahe  dem  Post- 
gebäude. Aber  auch  in  den  diesen  Hallen  angrenzenden 
Gassen  wird  am  Mittwoch  und  Samstag  jeweilen  noch 
offener  Wochenmarkt  gehalten.  Endlich  hat  sich  je  Diens- 
tags und  Freitajra  noch  unter  den  Bäumen  am  O.-Rand 
der  Plaine  de  Plainpalais  ein  Lebensmittelmarkt  instal- 
liert. 

In  Bezug  auf  die  Verkehrsverhältnisse  erinnern  wir 
daran,  dass  der  Hauptbahnhof,  die  sog.  Gare  de  Cornavin, 
am  rechten  Ufer  und  der  Bahnhof  der  kurzen  Linie  Genf- 
Annemasse,  die  die  Stadt  mit  dem  Bahnnetz  Savoyens 
verbindet,  am  linken  Ufer  im  Quartier  Les  Eaux  Vives  lie- 
gen. Beide  Bahnhöfe  werden  von  der  französisclien  Bahn- 
gesellschaft Paris-Lyon-Möditerran^e  betrieben.  Fördasdie 
Stadt  bedienende  ausgedehnte  Netz  der  elektrischen 
Strassenbahn  bestehen  eine  Reihe  von  Wartehallen,  so 
auf  dem  linken  Ufer  am  Quai  de  la  Poste,  am  Molard  und 
am  Cours  de  Rive,  auf  dem  rechten  Ufer  an  der  Rue  du 
Mont  Blanc. 

Das  Hauptpostamt  befindet  sich  in  seinem  eigenen 
neuen  (iebäude  an  der  Rue  du  Mont  Blanc;  von  den 
sieben  Filialpoetbureaus  der  Stadt  sind  fünf  auf  die 
linksufrigen  Quartiere  verteilt.  Das  Haupttelegraphen- 
bureau ist  im  ersten  Stock  des  Filialpostbureaus  in  der 
Rue  du  Stand  untergebracht,  wo  auch  die  Telephonzen- 
trale ihren  Sitz  hat.  Die  Quartiere  Les  Päquis  und  Plain- 
palais haben  je  ein  eigenes  Telegraphenbureau,  während 
im  übrigen  alle  Filia^stbureaus  Depeschen  annehmen. 


Oeffentliche  Telephonsprechstalionen  hat  die  Stadt  deren 
6.  und  die  Zahl  der  Telephonabonnenten  betrugi902  mehr 
als  4500.  Die  eidgenössische  Zollverwaltung  unterhält  im 
Bahnhof  Cornavin  drei  und  im  Bahnhof  Les  Eaux  Vives, 
im  Lagerhaus  von  Rive  und  am  Hafen  je  ein  Bureau.  End- 
lich verfügt  Genf  auch  noch  über  einen  Freihafen. 

Wissenschaft,  Kunst,  Unterricht.  Der  wissenschaftliche 
Brennpunkt  von  Genf  ist  seine  Universität,  die  aus  der 
1559  gegründeten  ehemaligen  Calvinischen  Akademie  her- 
vorgegangen ist.  Durch  Aneliederung  einer  medizinischen 
Fakultät  hat  man  diese  1873  zur  wirklichen  Universität 
erhoben.  Die  Anfange  der  Akademie  waren  recht  beschei- 
dene, indem  sie  zuerst  nur  über  5  Professoren  (3  für  The- 
ologie und  je  einen  für  Philosophie  und  Litteratur)  ver- 
fügte. 1560  kam  dazu  eine  Professur  für  Medizin  und 
1565  eine  Rechtsschule,  die  aber  Mangels  an  Schülern 
schon  nach  5  Jahren  wieder  einging,  um  1573  von  den 
beiden  hervorraffenden  Professoren  Bonnefoy  und  Hotto- 
mann mit  Erfolg  neu  aufzublühen.  Der  Absicht  ihres 
Gründers  entsprechend  lag  der  Schwerpunkt  der  Akade- 
mie in  der  Ausbildung  von  Theologen  und  Pfarrern,  und 
erst  im  18.  Jahrhundert  kamen  auch  die  Naturwissen- 
schaften durch  Errichtung  von  eigenen,  bis  heute  stets 
von  vorzüglichen  Gelehrten  besetzten  Lehrstühlen  zu 
ihrem  Recht.  (Vergl.  Borgeaud.  UAcademie  de  Calvin, 
Genöve  1901).  Heute  ist  die  Genfer  Universität  eine  der 
blühendsten  und  zieht  namentlich  fremde  Studierende  in 
von  Jahr  zu  Jahr  wachsender  Zahl  an.  1902  zählte  man 
deren  im  Ganzen  768,  wovon  342  Russen,  183  Deutsche, 
63  Bulgaren,  47  Franzosen  etc.  Im  Sommersemester  1902 
betrug  die  Gesamtfrequenz  1075  Studierende,  nämlich 


FakulUiten                ?,X7e„de 

Hörer 

Toul 

Naturwissenschaften                     220 

30 

250 

Philosophie,  Philologie  und 

Volkswirtschaft                        134 

92 

226 

Recht                                              145 

7 

152 

Theologie                                         53 

3 

56 

Medizin                                           351 

40 

391 

903  172         1075 

Davon  sind  372  weibliche  Studierende  (293  immatri- 
kulierte und  79  Hörerinnen).  Am  stärksten  vertreten  ist 
das  weibliche  Geschlecht  an  der  medizinischen  (198), 
philosophisch  -  phüologischen  (111)  und  naturwissen- 
schaftlichen 
Fakultät  (60), 
während  an 
der  rechlswis- 
senschaftli- 
chen  Fakultät 
nur  3  Damen 
eingeschrieben 
waren.  Der 
Lehrkörper  be- 
steht aus  66 
ordentlichen 
und  ausseror- 
dentlichen 
Professoren  u. 
89  Privatdo- 
zenten und  As- 
sistenten. Ihre 
eigenen  Bau- 
ten haben  die 
Chemie,  Ana- 
tomie mit  Phy- 
siologie u.  His- 
tologie und  die 
Pathologie,  u. 
die  klinischen 
Vorlesungen  u. 
Uebungen  fin- 
den in  den  ver- 
seil iedenen  Stadt  Genf:  Makkabäerkapeile  der  Kathedrale 
Krankenhäu-  Saint  Pierre. 

Sern  statt.  Die 

Universität  verfüfit  über  etwa  10  Spezialfonds.  Deren  be- 
deutendster, das  Legat  von  Professor  Tingry  im  Betrag  von 
150  000  Fr.,  ist  ausschliesslich  für  den  Chemieunterricht 

GEOGR    LEX.  62  —  II  —  18 


274 


GEN 


GEN 


Stadt  Genf:  Kirche  Saint  Gervais. 


bestimmt,   während  die  Zinsen  der  übrigen  zu  Preisen 
an  die  Studieretiden  verwendet  werden.  Im    Jahre  1901 

beliefen  sich 
die  Ausgaben 
für  die  Uni ver- 
Bitatauf507068 
Fr.,  die  Ein- 
nahmen auf 
etwa  140  000 
Fr.  Seit  1888 
besteht  eine 
Vereinigung, 
die  sog.  So- 
ciety Acad^mi- 
que,  die  jetzt 
mehr  als  400 
Mitgl  ieder]* 
zählt,  ein  ei- 
genes Vermö- 
gen besitzt  u. 
die  Universi- 
tät    finanziell 

unterstützt. 
Wie  die  Aka- 
demie  be- 
schränkte sich 
auch  die  Bib- 
liotheque  pu- 
blique ur- 
sprünglich 
ausschliesslich 
auf  Theologie 
u.  ihre  Hilfs- 
wissenschaften und  dehnte  ihren  Wirkungskreis  erst  im 
18.  Jahrhundert  auch  auf  Geistes-,  Natur-  und  Kunstwissen- 
schaften aus.  Jeut  zählt  sie  etwa  150  000  Druckbände  und 
16  000  Handschriften  und  verwahrt  eine  wertvolle  Samm- 
lung von  Briefen  Calvins  und  der  bedeutendsten  Reforma- 
toren, die  eine  ausserordentlich  reiche  Quelle  für  die 
Geschichte  der  durch  die  Reformation  angeregten  theolo- 
gischen Streitigkeiten  ist.  Als  besonders  kostbare  Hand- 
schriften sind  ferner  zu  nennen  die  aus  dem  6.  Jahrhun- 
dert stammenden  und  auf  Papyrus  geschriebenen 
Homilien  des  h.  Augustin,  die  Comptes  de  Philippe  le 
Beau  (13(>8)  auf  Holztäfelchen  und  eine  44  Bände  umfas- 
sende Sammlung  von  Predigten  Calvins.  Die  Zahl  der 
benutzten  Bände  wächst  von  Jahr  zu  Jahr  in  beträchtli- 
chem Masse  an  und  bezeugt,  die  grosse  Bedeutung  der 
Bibliothk|ue  publique  für  das  geistige  Leben  Genfs.  Wäh- 
rend der  32o  Bibliothekstage  des  Jahres  1901  sind  47584 
Bände  in  den  Lesesaal  und  1112  Bände  nach  Hause  aus- 
geliehen worden.  (Es  ist  hier  zu  bemerken,  dass  die  Bib- 
liothek französischem  Brauch  entsprechend  in  der  Regel 
keine  Bände  nach  Hause  ausleiht).  Die  zur  Bibliothek  ge- 
hörende Salle  Lullin  enthält  eine  reichhaltige  Sammlung 
von  alten  und  neuen  Bildern  von  Gelehrten,  Reformato- 
ren und  Staatsmännern  Genfs  oder  solchen,  die  mit 
Genf  Beziehungen  unterhielten.  Die  Salle  Naville  ist  für 
die  Professoren  der  Universität  und  die  wissenschaftlich 
arbeitenden  Studierenden  reserviert,  denen  ein  Spezial- 
reglemcnt  grosse  Erleichterungen  gewährt.  Das  Budget 
der  Bibliothek  übersteigt  die  Summe  von  jährlich 
50  000  Fr.  Unter  der  städtischen  Verwaltung  stehen  ferner 
zwei  Ausleihebibliotheken  (sog.  bfbliotheques  circulantes), 
je  eine  für  das  rechte  und  das  linke  Ufer,  die  zusammen 
1901  von  4378  Personen  benutzt  worden  sind  und  110 145 
Bände  ausgeliehen  haben. 

Auch  das  der  Bibliothek  gegenüber  befindliche  Natur- 
historische Museum  ist  ein  Institut  von  hohem  wissen- 
schaftlichen Wert.  Seine  sorgfältige  Verwaltung  und  die 
beständige  Ausgestaltung  semer  einzelnen  Abteilungen 
machen  es  zu  einem  wertvollen  Hilfsmittel  für  den  na- 
turwissenschaftlichen Unterricht.  Ganz  besonders  hervor- 
ragend sind  die  zoologischen  Sammlungen  dadurch,  dass 
sie  eine  sehr  grosse  Anzahl  der  von  Lamarck,  Brugi^res, 
Bourguiffnat,  Gu^rin-Möneville,  Yersin,  Gu6nöe  und  von 
Genfer  Naturforschern  aufgestellten  Typen  enthalten. 
Auf  dem  Gebiete  der  Paläontologie  besitzt  das  Museum 
ebenfalls  zahlreiche  Typen  von  Defrance,  Lamarck,  P.  de 
Loriol,  Pictet  de  la  Rive  und  a.  Obwohl  weniger  reich 


an  Objekten,  sind  doch  auch  die  Abteilungen  für  Biologie, 
Osteologie,  Teratologie,  Anthropolosie  und  Mineralogie 
besonderer  Erwähnung  wert.  Die  Anlange  des  naturni- 
storischen  Museums  reichen  ins  Jahr  1811  zurück,  and 
bis  1871  waren  seine  Sammlungen  in  dem  auch  der  Aka- 
demie dienenden  Gebäude  an  der  Grand'rue  in  bescheide- 
nen Räumen  untergebracht.  (Vergl.  Bedot  und  Cartier. 
Noiice  8ur  le  Musee  d^Histoire  naturelle  de  Geneve.  Ge- 
n^ve  1899).  Eine  Abteilung  für  sich  bilden  die  botani- 
schen Sammlungen,  das  sog.  Herbier  Delessert,  deren 
Grundlage  eben  die  von  Delessert  der  Stadt  Genf  ge- 
schenkten Gegenstände  bildeten.  Dieses  botanische  Mu- 
seum (Conservatoire  botanique),  das  heute  noch  in  einem 
an  der  Promenade  des  Bastions  stehenden  kleinen  Ge- 
bäude installiert  ist,  wird  in  nächster  Zeit  mit  dena  bota- 
nischen Garten  in  Varembö  vereinigt  werden. 

Die  erste  Anregung  zur  Gründunff  einer  Sternwarte 
(Observatoire)  in  Genf  datiert  aus  aem  Jahr  1741,  doch 
war  es  erst  1773  möglich,  dieses  Projekt  zur  Ausfühmng 
zu  bringen.  Das  damals  zu  diesem  Zweck  auf  der  am 
weitesten  nach  0.  vorspringenden  Bastion  der  Befesti- 
gungsanlagen erstellte  Gebäude  musste  schon  1829  wieder 
abgetragen  werden,  worauf  man  unweit  davon  die  heu- 
tigen Sternwarte  erbaute.  Die  Einrichtung  dieses  Institu- 
tes ist  dank  zahlreicher  Vergabungen  und  besonderer 
Fürsorge  des  Staates  beständig  vervollkommnet  worden, 
so  dass  es  heute  eine  der  Mehrzahl  der  übrigen  europäi- 
schen Sternwarten  ebenbürtige  Sammlung  von  Instro- 
menten besitzt.  Die  letzte  bedeutende  Verbesserung  erfuhr 
die  Sternwarte,  als  ihr  der  Genfer  Astronom  E.  Planta- 
mour  einen  grossen  10 zölligen  Refraktor  schenkte  und 
zugleich  auch  die  Kosten  für  den  dadurch  nötig  gewor- 
denen Bau  eines  Tui*mes  auf  sich  nahm.  Neben  den  as- 
tronomischen und  meteorologischen  Beobachtungen  fallt 
der  Sternwarte  die  Aufgabe  zu,  den  Uhrenfabrikanten 
Genfs  Gelegenheit  zur  Kontrole  des  Ganges  ihrer  Chro- 
nometer zu  bieten,  zu  welchem  Zwecke  sie  seit  1872  mit 
der  Unterstützung  der  Soci^t^  des  Arts  Weltbewerbe  für 
genau  gehende  Chronometer  (Concours  de  r^glajre)  veran- 
staltet und  die  Erzeugnisse  der  Genfer  Uhrenindustrie 
regelmässig  auf  ihren  Gang  prüft. 

Das  der  städtischen  Verwaltung  unterstellte  Laborato- 
rium für  Bakteriologie  und  Serumtherai>ie  hat  die  Auf- 
gabe, den  Aerzten  Serum  gegen  Diphtherie,  Tetanus  und 
Streptokokken  und  den  Tierärzten  Mallein  und  Tuberku- 
lin zu  liefern,  sowie  bakteriologische  Analysen  für  Spi- 
täler und  Aerzte  vorzunehmen.  Der  Geschäftskreis  des 
Institutes  erweitert  sich  zusehends.  1901  hat  es  1717  Ana- 
lysen ausgeführt,  sowie  1027  Dosen  verschiedenartigen 
Serums,  215 
Dosen  von 
Tuberkulin  u. 
10  Dosen  von 
Mallein  ,  abge- 
geben. 

Die  Samm- 
lungen der 
Stadt  Genf  für 
Kunst  und  Ar- 
chäologie sind 
auf  mehrere 
einzelne  Mu- 
seen in  ver- 
schiedenen 
Quartieren 
verteilt ,  wer- 
den aber  in 
naher  Zukunft 
alle  in  einem 
einzigen  gros- 
sen Samm- 
lungsgebäude 
im  Quartier 
Les  Casemates 
vereinigt  sein. 
Das  der  Male- 
rei und  Bild- 
hauerei gewidmete  Mus^e  Rath  enthält  als  Grund- 
stock die  vom  General  Rath  1825  der  Stadt  geschenkte 
Sammlung,    die   sich    dann   in    der  Folge   beträchtlich 


Stadt  Genf:  Russische  Kirche. 


GEN 


GEN 


275 


vergrössert  hat.  Bemerkenswert  sind  hier  besonders  die 
Gemälde  der  Genfer  Maler  Liotard,  Aj^asse,  Saint  Ours, 
A.  W.  Töpfer,  Lugardon,  Hornung,  Diday,  Calame 
etc.,  sowie  eine  Anzahl  von  alten  Gemälden  be- 
sonders aas  der  Schale  der  Niederländer.  Zu  er- 
wähnen ist  femer  noch  die  ständige  Gemäldeaas- 
stellung der  Soci^tö  des  Beaux  Arts  im  Athenäum 
and  die  alle  zwei  Jahre  wiederkehrende  städtische 
Kunstaassteilung  (Exposition  municipale  des  Beaux 
Arts)  im  Wahlgebäude.  Im  Gebäude  der  Uhren- 
macherschaie  hat  man  ein  Museum  für  dekorative 
Kunst  (Mus^  des  Arts  d^coratifs)  eingerichtet,  das 
von  Tag  zu  Tag  umfangreicher  wird  und  der  Gen- 
fer Industrie  gute  Dienste  leistet.  Archäologie  und 
Urgeschichte  sind  in  Genf  ebenfalls  durch  mehrere 
Sammlungen  vertreten :  wir  nennen  das  archäolo- 
gische Moseum  im  Erdgeschoss  des  Bibliotheksge- 
bäudes,  das  besonders  reich  ist  an  lokalen  Fund- 
gegenständen zur  Archäologie  und  Urgeschichte  und 
auch  ein  Mänzkabinet  umfasst ;  das  epigraphische 
Museum  im  Hof  der  Bibliothek,  eine  Sammlung 
von  im  Kanton  Genf  gefundenen  römischen  und 
mittelalterlichen  Inschriften;  das  Genfer  historische 
Museum ;  das  Mus^  Fol  in  der  Grand*rue,  mit  wert- 
voller Sammlung  von  griechischen,  römischen  und 
etruskischen  Altertümern,  sowie  von  Kunstgegen- 
ständen aus  dem  Mittelalter  und  der  Benaissance- 
zeit  In  Varemb^  besitzt  die  Stadt  eine  in  schö- 
nem Benaissancebau  unterg[ebrachte  Sammlung  von 
Kunstgegenstanden  verschiedener  Zeiten  una  Ge- 
genden, wie  z.  B.  Teppichen,  Thon-  und  Porzellan- 
waaren,  eingelefften  Hölzarbeiten,  Bronze-  und  £1- 
fenbeingegenstanden,  Schmucksachen,  Münzen  und  Me- 
daillen, im  selben  Gebäude  finden  sich  ferner  eine  be- 
sonders an  Werken  alter  italienischer,  niederländischer 
and  Genfer  Maler  reiche  Gemäldegalerie,  eine  grosse 
Sammlung  von  interessanten  Autographen  und  eine  be- 
trächtliche Kupferstichsammlung.  Dieses  hervorragende 
Museum,  Ariana  geheissen,  ist  zusammen  mit  den  rund- 
bemm  sich  ziehenden  Parkanlagen  von  dem  1860  gestor- 
benen Schriftsteller  Gustave  Bevilliod  der  Stadt  Grenf 
ffeschenkt  worden.  Dies«*  kurzen  Aufzählung  von  Genfs 
kunstreichtümem  lassen  sich  endlich  noch  einige  vom 
Staate  unterstützte  Sammlungen  privaten  Charakters, 
wie  das  Missionsmuseum  (Mus^e  des  Missions)  und  das 
erst  kürzlich  begründete  Beformationsmuseum  (Mus^  de 

la      Böforma- 
tion 


Schaft  und 
Kunst  werden 
in  Genf  von 
zahlreichen 
Gesellschafken 
gepflegt,  deren 
Aufzählung  im 
Einzelnen  uns 
hier  zu  weit 
führen  würde, 
so  dass  wir 
uns  auf  die  Er- 
wähnung der 
bedeutendsten 
beschränken 
müssen  :  die 
Soci6t6dePhy- 
si^ue  et  d'His- 
toire  naturelle; 
das  unter  Ja- 
mes Fazy  1846 
begründete  u. 
in  fünf  Sek- 
tionen (Litte- 
ratur.  Natura 
Wissenschaf- 
ten und  Mathe- 
matik, mora- 
lische und  politische  Wissenschaften,  Archäologie  und 
Geschichte,  Künste,  Industrie  und  Landwirtschaft)  zerfal- 
lende    Institut     Genevois;    die    Sociöt^     d'Histoire   et 


d'Archöologie ;  die  Soci^te  de  G^offraphie ;  der  Gercle  des 
Artistes ;  der  Gercle  des  Arts  et  des  Lettres ;  die  Soci^t^ 


SUdt  Genf  :  Monoment  National. 


Stadt  Genf:  Braunschweigdenkmal. 

des  Arts,  die  eine  bedeutende  Bibliothek  unterhält  und 
deren  eine  Abteiluns  sich  mit  dem  Studium  landwirt- 
schaftlicher Fragen  befasst ;  die  1818  geendete  Sociötä 
de  Lecture,  mit  einer  ausserordentlich  reichhaltigen  Bib- 
liothek und'  einer  grossen  Anzahl  von  laufenden  Zeit- 
schriften ;  die  Soci^tä  des  Amis  de  l'Instruction ;  die 
Soci^t^  Litt^raire  etc.  Im  Ganzen  zählt  Genf  27  gelehrte 
Gesellschaften  und  35  politische  und  religiöse  Vereine. 
In  Genf  erscheinen  80  periodische  Druckschriften,  darun- 
ter 9  politische  Tageszeitungen,  3  Zeitungen  zur  Wah- 
rung von  Quartierinteressen  und  68  verschiedene  andere 
Zeitungen  und  Zeitschriften.  Auch  das  musikalische  Leben 
der  Stadt  ist  ein  reges,  was  schon  der  starke  Besuch  der 
Theatervorstellungen  und  Konzertaufführungen  bezeugt. 
Es  bestehen  49  Gesang-  und  Musikvereine. 

Genf  ist  die  Heimat  einer  überaus  grossen  Anzahl  von 
Männern,  die  sich  auf  den  verschiedensten  Gebieten  aus- 
gezeichnet haben.  Davon  nennen  wir :  im  Beiche  der  Natur- 
wissenschaften den  Begründer  der  pathologischen  Anatomie 
Th.  Bonnet  (f  1689),  den  ArztTronchin  (t1781),  den  Natur- 
forscher Trembley  (f  1784),  den  Physiker  Deluc  (tl817), 
die  Naturforscher  Ch.  Bonnet  (+1793),  Abraham  Tron- 
chin  (+  1793)  und  Horace  Bänödlct  de  Saussure  (f  1799), 
den  Ethnographen  Pictet(f  1826),  den  Naturforscher  Huber 
(t  1831),  den  Botaniker  Aug.  Pyramus  de  CandoUe  (t1841), 
den  Naturforscher  J.  F.  de  la  Rive  (f  1872),  den  BoU- 
niker  Edmond  Boissier  (f  1885),  den  Astronomen  Planta- 
mour  (t  1881),  den  Geologen  Alph.  Favre  (f  1890),  den 
Ingenieur  und  Physiker  Jean  Daniel  CoUadon  (+  1893), 
den  Botaniker  Alph.  de  Candolle  ^•f  1893),  den  Physiker 
Louis  Soret  (f  1^)i  den  Naturforscher  Hermann  Fol 
(t  1892),  den  Chemiker  Marignac  (+  1894),  den  Arzt  und 
Archäologen  Hippolyte  Gosse  (f  1901),  sowie  den  Natur- 
forscher Carl  Vogt  (t  1895)  und  den  Physiologen  Schiff, 
die  beide  im  Ausland  geboren  sind,  aber  den  grössten 
Teil  ihres  Lebens  in  Genf  verbracht  haben ;  im  Reiche 
der  Kunst  die  Miniaturmaler  Petitot  (f  1691),  Thouron 
>  1787)  und  Arlaud,  den  Maler  Liotard  (f  1789),  den 
ixuoferstecher  Dassier,  den  Historienmaler  Saint  Ours 
1 1809),  den  Maler  A.  W.  Töpffer.  den  Tiermaler  Apsse, 
den  Porträtmaler  Massot,  den  Bildhauer  Pradier  (f  1852), 
die  Maler  Lugardon,  Homung  und  Diday,  den  Bildhauer 
Chaponniere,  den  Medaillisten  A.  Bovy;  auf  dem  Gebiete 
der  Staats-  und  Rechtswissenschaften,  der  Politik,  Theo- 
logie, Geschichte,  Philosophie,  Philologie  und  Litteratur- 
geschichte  den  ersten  Gegenpapst  Clemens  VII.  (+  1344), 
den  Ratgeber  Peters  des  Grossen  Francois  Lefort  (f  1699), 
den  Gelehrten  Isaac  Casaubon  (f  1614),  den  Altertums- 
forscher Spanheim  (t17iO),  den  Kritiker  Leclerc(t  1736), 
den  Rechtsgelehrten  Burlamaqui  (f  1748),  J.  J.  Rousseau 


ß; 


276 


GEN 


GEN 


(t  1778),  den  Theologen  Vernel  (f  1789),  den  Publizisten 
Mallet  du  Pan  (f  1800),  den  Minister  Necker  (f  1804), 
den  Publizisten  Dumont  (f  1829),  den  Historiker  Sis- 
mondi  (f  1842),  die  Schriftsteller  Rodolphe  TöpUer  (f  1846), 
und  Petit-Senn  (f  1870),  den  Litlerarhistoriker  Sayous 
(t  1870),  den  General  Dufour  (f  1875),  die  Staatsmänner 
James  Fazy  (f  1878)  und  Antoine  Carteret  (f  1889),  den 
Schriftsteller  Amiel  (f  1881),  den  Dichter  Duchosal  (f  1900), 
den  Romanschriftsteller  Victor  Cherbuliez  (f  19U1).  In 
Genr  haben  ferner  längere  Zeit  sich  aufgehalten  Voltaire, 
Byron,  Humboldt,  Schlegel,  Frau  v.  Stael,  Liszt,  der 
Rechlsgeiehrte  Rossi,  der  Schriftsteller  MarcMonnier,  der 
Maler  Calame  u.  A. 

Von  der  Stadt  Genf  werden  eine  ziemliche  Anzahl  von 
Unterrichtsanstalten  verwaltet  und  unterhalten.  Deren 
älteste,  die  Uhren  macherschule  (£cole  d'Uorlogerie), 
stammt  aus  dem  Jahre  18*24;  ihr  ist  später  eine  vor  Kur- 
zem an  den  Staat  übergegangene  Mechanikerschule  (£cole 
de  Mecanique)  angegliedert  worden.  1900-1901  besuchten 
die  Abteilung  für  Uhrenmacher  64,  die  Abteilung  für 
Mechaniker  44  Schüler.  Das  Lehrpersonal  besteht  aus  9 
Lehrern  für  die  Uhrenmacher-  und  6  Lehrern  für  die 
Mechanikerschule.  Die  1888  gegründete  uud  rasch  zu 
grosser  Blüte  gelangte  Handelsschule  (£cole  de  Commerce) 
umfasbt  3  Jahreskurse  und  war  190^1  von  124  Schü- 
lern besucht,  denen  18  Lehrer  den  Unterricht  erteilen. 
Die  bedeutendste  städtische  Unterrichtsanstalt  ist  die 
Kunstgewerbeschule  (l^cole  des  Beaux  Arts),  deren  bisher 
in  verschiedenen  Gebäulichkeilen  untergebrachten  einzelne 
Abteilungen  sich  derart  entwickelt  haben,  dass  die  Er- 
stellung eines  die  gesamte  Schule  umfassenden  grossen 
Gebäudes  (im  Quartier  Les  Casemates)  notwendig  sewor- 
den  war.  Die  Zahl  der  eingeschriebenen  Schüler  betrug 
im  Unterrichtsjahr  1901  im  Ganzen  508,  wovon  268  Gen- 
fer, 116  übrige  Schweizer  und  124  Ausländer.  An  der 
Schule  wirken  20  Lehrer,  die  in  Architektur,  Ornamentik, 
im  Modellieren,  in  Keramik  und  verschiedenen  anderen 
Kunsthandwerken  Unterricht  erteilen.  Der  Stadtverwal- 
tung untersteht  ferner  die  soff.  Acadömie  professionnelle, 
deren  Kurse  Schülern  beider  Geschlechter  zugänglich 
sind  und  hauptsächlich  praktische  Ausbildung  fürs  Leben 
bezwecken.  Für  Mädchen  werden  Lehrkurse  im  Zuschnei- 
den, Nähen,  Bügeln,  Sticken,  Kleidermachen  und  in  Buch- 
führung eingerichtet,  für  junge  Männer  solche  in  den  ver- 
schiedenen Zweigen  der  Baunandwerke,  in  Kunstschrei- 
nerei, Wagenbau,  Tapeziererei,  Schuhmacherei,  Gold- 
schmiedearoeit,  Buchbinderei,  Spenglerei,  Schneiderei 
etc.  Die  grosse  Anzahl  der  Kursteilnehmer  zeigt,  dass  diese 
Unterrichtsanstalt  einem  wirklichen  Bedürfnis  entgegen- 
kommt, indem  1901  1247  weibliche  und  367  männliche 
Schülersich  hatten  einschreiben  lassen.  Das  Lehrpersonal 


Stadt  Genf:  Denkmal  des  General«»  Dufour. 


Stadt  Genf ;  Englische  Kirche. 

besteht  aus  33  Personen  beiderlei  Geschlechtes.  Unterhal- 
ten wird  die  Schule  zu  einem  Teil  von  der  vom  Genfer 
Bürger  Paul  Bouchet  gestifteten  sog.  Fondation  Bouchet. 


Die  dem  Staate  zufallenden  Pflichten  gegenüber  den 
religiösen  Bedürfhissen  haben  wir  schon  tcI  unserer  Be- 
sprechung des 
Kantons  Genf 
erwähnt;  hier 
wollen  wir  nur 
noch  beifügen, 
dass  die  refor- 
mierte Landes- 
kirche in  der 
Stadt  Genf 
über  sieben , 
die  katholische 
über  zwei  Got- 
teshäuser ver- 
fügt. Die  Ka- 
tholiken Genfs 
bekennen  sich 
in  ihrer  weit- 
aus überwie- 
genden Mehr- 
zahl zur  rö- 
misch-katho- 
lischen Kon- 
fession, der  5 
Kirchen,  sowie 
eine  italie- 
nische u.  eine 
deutsche  Ka- 
pelle dienen. 
Ferner  beste- 
hen in  Genf  5 
nicht  der  Lan- 
deskirche angehörige  reformierte  Kapellen,  je  eine  ameri- 
kanische, englische  und  russische  Kirche  und  endlich 
eine  Synagoge. 

Gemeinnützigkeit.  Eine  grosse  Rolle  im  Leben  der 
Stadt  Genf  spielen  in  allen  ihren  verschiedenen  Gestalten 
die  philanthropischen  Bestrebungen,  die  sich  immer  mehr 
vervollkommnet  und  ihr  Wirkungsfeld  auf  immer  weitere 
Gebiete  ausgedehnt  haben,  so  dass  heute  wenige  Städte 
einer  solchen  Fülle  von  gemeinnützigen  Einrichtungen 
sich  rühmen  können  wie  gerade  Genf.  Die  private  Initia- 
tive und  Opferwilligkeit  liatte  zahlreiclie  zur  Unterstütz- 
ung und  zum  Schutze  der  Enterbten  dienende  InstituUoneD 
geschaflen,  schon  bevor  der  Staat  sich  ^offiziell  mit  den 
Fragen  des  Armen wesens  zu  beschäftigen  begann.  Mit 
Ausschluss  der  von  uns  schon  im  Artikel  Kanton  Genf 
geschilderten  staatlichen  Fürsorge  auf  diesem  Gebiet  zählt 
man  in  Genf  nicht  weniger  als  297  philanthropische  Stif- 
tungen und  Vereine,  nämlich  33  für  die  Unterstützung 
von  Armen,  59  für  Alter.  Krankheit  und  Unfall. 
91  für  gegenseitige  Hilfe,  39  für  Erziehung,  Besse- 
rung und  As^fle,  16  für  Unterricht,  7  für  Lehrlinge, 
ferner  14  Bibliotheken,  6  Plazierungsbureaus,  8 
Werkstätten,  3  Kreditgenossenschaften,  6  andere 
Genossenschaften,  12  Konsumvereine,  3  Immobiliar- 
geselischaften.  Der  wichtigste  Brennpunkt  der  nicht 
offiziellen  gemeinnützigen  Bestrebungen  ist  das  zen- 
trale Armen-  und  Unterstutzungsamt  (Bureau  cen- 
tral de  Bienfaisance),  das  seit  1867  besteht  und  das  .• 
Ziel  verfolgt,  dem  Missbrauch  des  Bettels  zu  steuern 
und  würdigen  Bedürftigen  Unterstützungen  zu  vei^ 
abfolffen.  Das  Amt  befasst  sich  daneben  noch  mit 
der  HeimschafTung  von  Ortsfremden  und  weist  sol- 
chen, die  es  wünschen,  entweder  in  der  ihm  ange- 
gliederten Schneiderwerkstätte  oder  auf  den  Werk- 
plätzen am  Chemin  du  Nant  Arbeit  zu.  Es  besteht 
ein  Nachtasyl,  das  obdachlosen  Armen  gegen  Ent- 
richtung einer  sehr  massigen  Verffütun^  Abendessen 
und  eine  Schlafstätte  bietet  und  für  die  Aufnahme 
von  40  männlichen  Personen  eingerichtet  ist.  Zu- 
trittskarten zu  diesem  von  Genfem  wenig  (nur  zu 
^%)j  von  Ausländern  dagegen  stark  besuchten  In- 
stitut können  vom  Bureau  de  Bienfaisance,  von  der 
Polizei  oder  auch  von  Privatleuten  abgegeben  wer- 
den. Eine  ähnliche  Herberge  für  Frauen  ist  un- 
längst auch  von  der  Heilsarmee  auf  eigene  Kosten  einge- 
richtet worden.  Es  ist  uns  nicht  möglich,  hier  alle  die 
Einrichtungen  u.  Vereine  aufzuzählen,  die  gemeinnützige 


GEN 


GEN 


277 


Ziele  verfolgen,  immerhin  wollen  wir  einige  unter  ihnen, 
die  sich  auf  ein  bestimmt  abgegrenztes  Cfebiet  beschrän- 


Stadt  Genf:  Universität. 

ken,  besonders  namhaft  machen :  Verein i|;ungen  zum 
Schutze  der  Kinder,  zum  Arbeitsnachweis  für  entlassene 
Sträflinge,  zum  Schutz  junger  Mädchen  und  tur  Hebung 
Gefallener,  ferner  Arbeitsämter,  Werkstatten,  Vereinig- 
ungen zur  Besserung  der  Wohnverhältnisse,  Unterstütz^ 
ungskassen,  dif»  Gesellschart  zur  Lösung  sozialer  Fragen 
(Soci^t^  pour  r£tude  pratique  des  Questions  sociales),  die 
Gesellschaft  für  Gresundheitspflege  (Sociöt^  d*hygiene), 
die  Socidt^  des  Sauveteurs  du  Löman  etc. 

Die  Ferien-  und  Meerkolonien  gestatten  bedürftigen 
Kindern,  sich  während  der  Schulferien  in  reiner  Luft 
und  roitMeerbädem  zu  kräftigen.  Eine  kurzlich  ins  Leben 
f^nifene  Einrichtung  verteilt  an  arme  Mütter  sterilisierte 
Milch  für  ihre  Säuglinge  und  gibt  ihnen  unentgeltlichen 
äntlichen  Rat  für  ihre  Kinder.  Jeder  Polizeiposten  ist  zur 
sofortigen  Hilfeleistung  bei  Unglücksfällen  mit  Arznei- 
mitteln und  Verbandmaterial  ausgerüstet,  und  zum  selben 
Zweck  hat  auch  der  Samariterverein  12  Posten  einge- 
richtet. Die  Stadt  unterhält  eine  ständige  Feuerwache  und 
ein  Feuerwehrbataillon,  denen  8  Geratschaftslokale  zur 
Verfügung  stehen.  Die  aus  Freiwilligen  bestehende  So- 
ciety des  Sauveteurs  auxiliaires  besorgt  den  ersten  Hilfs- 
dienst vor  Ankunft  der  Löschmannschaften,  die  Organi- 
sation des  Sicherheitsdienstes  bei  Brandfallen  und  das 
Flöchnen  von  Mobiliar  etc.  aus  den  brennenden  Häusern. 

Der  Arbeiterbevölkerung  stehen  unentgeltliche  Arbeits- 
nachweisstellen, Lese-  und  Vortragssäle  und  Volksküchen 
zur  Verfügung.    Diese   letzteren  sind  1890  eingerichtet 


Stadt  Genf:  Chemiegebäude. 

worden,  tragen  nicht  den  Charakter  von  Armenanstalten, 
leisten  aber  immer  mehr  anerkannte  vorzügliche  Dienste, 
indem  sie  gegen   massige  Entschädigung  an  jedermann 


ein  gesundes  u.  schmackhaftes  Essen  abgeben.  Ihr  Umsatz, 
der  schon  drei  Jahre  nach  der  Gründung  in  der  Woche 
durchschnittlich  auf  65000  Portionen  gestie- 
gen war,  ist  seither  in  steter  Vermehrung  be- 
griffen. 

Besondere  Erwähnung  verdienen  femer  auch 
noch  die  Genfer  Gemeinnützige  Gesellschaft 
(Soci^tö  genevoise  d'Utilit^  publique)  und  der 
Frauenverein  (Union  des  Femmes).  Die  erst- 
genannte, 1828  gegründet,  studiert  Fragen  von 
allgemeinem  Interesse  und  verfolgt  das  Ziel, 
die  sozialen,  materiellen  u.  moralischen  Ver- 
hältnisse der  Bevölkerung  zu  verbessern.  Meh- 
rere der  schon  genannten  philanthropischen 
Anstalten  und  Einrichtungen  verdanken  die- 
ser Gesellschaft  ihre  Entstehung.  Die  Genfer 
Gemeinnützige  Gesellschaft  hat  s.  Z.  auch  an  den 
zum  Abschluss  der  internationalen  Genfer 
Konvention  führenden  Unterhandlungen  und 
Beratungen  einen  hervorragenden  Anteil  ge- 
nommen, indem  vornehmlich  auf  Grund  der 
Bemühungen  des  Genfer  Menschenfreundes 
Henri  Dunant,  des  Präsidenten  der  Gesellschaft 
G.  Moynier  und  des  Generales  Dufour  jener  in- 
ternationale Kongress  in  Genf  tagte,  der  am  22. 
Au^st1864  die  Neutralität  der  Ambulanzen  im 
Kriege  anerkannte  und  die  Organisation  der 
den  Verwundeten  zu  gebenden  Pflege  bestimmte.  Die- 
ser Vertrag,  die  sog.  Genfer  Konvention,  wurde  zu- 
nächst von  den  am  Kongress  vertretenen  16  Mächten 
und  später  auch  von  der  Mehrzahl  der  übrigen   zivili- 


Stadt  Genf:  Gebäude  der  medizinischen  Fakultät. 

sierten  Staaten  unterschrieben.  Der  gleiche  Kongress  be- 
stellte ferner  das  sog.  Internationale  Komite  vom  Roten 
Kreuz,  dessen  Geschäftsstelle  in  Genf  ihren  Sitz  hat' und 
das  den  Zweck  hat,  in  Kriegszeiten  das  Los  der  Verwun- 
deten zu  mildern.  Der  Frauenverein  endlich  will  das  Ge- 
fühl der  Solidarität  unter  den  Frauen  stärken,  ihre  mo- 
ralische und  materielle  Lage  verbessern  und  für  sie  ein 
fester  Rückhalt  sein.  Er  ergänzt  seine  Tätigkeit  durch 
Einrichtung  von  Unterrichtskursen  und  Auskunftsbureaus, 
Veranstaltung  von  Vorträgen,  Erteilung  von  juristischem 
Rat  und  endlich  durch  den  Unterhalt  einer  Verkaufsstelle 
für  weibliche  Arbeiten. 

Allen  diesen  Einrichtungen  und  Anstalten  reihen  sich 
noch  Berufsvereinigungen  u.  gegenseitige  Unterstützungs- 
und Versicherungsgenossenschaften  an,  so  dass  die  Ar- 
menfrage in  Genf  sich  nicht  so  dringend  und  scharf 
zugespitzt  hat,  wie  dies  in  vielen  anderen  Städten  von 
derselben  Bedeutung  heute  tatsächlich  der  Fall  ist.  (Nähere 
Auskunft  geben  u.  A.  Mittendorf.  Les  insütutions  phiU 
anlhropiaues  genevoises,  Gen^ve  1888.  —  Lombard.  An- 
nuaire  Philanthrop,  genevois.  Genöve  1893.  —  Marin.  Les 
ceuvres  d'initiative  privee  ä  Geneve.  Paris  1893). 

Auf  dem  Gebiete  der  materiellen  Entwicklung  von  Stadt 
und  Kanton  leistet  dem  Staate  die  wichtige  Association 
des  Int^r^ts  de  Geneve  wirksame  Hilfe.  Ihre  Aufgabe  be- 
steht vornehmlich  darin,  die  Stadt  im  Auslande  bekannt 
zu  machen  und  den  Fremden  den  hiesigen  Aufenthalt  so 
angenehm  als  möglich  zu  gestalten,  zu  welchem  Zwecke 
sie  ein  unentgeltliches  Auskunftsbureau  eingerichtet  hat, 


278 


GEN 


GEN 


die  nötige  Reklame  besorgt  und  die  Veranstaltung  von 
Festen   und  Konzerten  an 'Hand  nimmt.  Während  die 


Stadt  Genf ;  Pathologisches  lastitut. 

Staatlichen  Unterrichtsanstalten  der  körperlichen  Ent- 
wicklung der  Jugend  vielleicht  etwas  zu  geringe  Aufmerk- 
samkeit schenken,  unterstützt  der  Staat  nach  Massgabe 
seiner  Mittel  apdererseits  doch  alle  auf  Körperübungen, 
Turnen  und  Sport  gerichteten  Bestrebunsen,  die  von  pri- 
vater Seite  aus  in  ^nz  hervorragendem  Masse  gepflefft 
werden.  Die  sportlichen  Vereini^ngen  erfreuen  sich 
einer  stets  zunehmenden  Beliebtheit,  so  dass  ihre  Anzahl 
1901  bereits  auf  99  gestiegen  war,  nämlibh  auf  12  Turn- 
vereine, 7  Fecht-  und  Boxklubs,  i  Reitklub,  31  Alpen- 
vereine, 4  Ruder-  und  Segelvereine,  %i  Radfahrer-  und 
Automobilfahre^vereine,  14  Schiessvereine  und  9  verschie- 
dene Spielklubs. 

Verwaltung,  städtiscfie  Kraftwerke,  Finanzen.  Die 
Verfassung  von  1814  hatte  der  Stadt  Genf  keine  selbstän- 
dige Stellung  eingeräumt,  sondern  ihre  Verwaltung  und 
die  Wahrung  ihrer  Interessen  in  allen  Punkten  dem 
Staate  übertragen.  Es  bestand  zwar  eine  städtische  Ver- 
waltunffskammer  (Chambre  municipale),  deren  Tätigkeit 
sich  jedoch  auf  ein  Minimum  beschränkte  und  die  schon 
ihrer  ganzen  Organisation  nach  (sie  bestand  aus  2  Mit- 
gliedern des  Staatsrates  und  9  von  dieser  Behörde  be- 
zeichneten weiteren  Abgeordneten)  jeder  Unabhängigkeit 
entbehrte.  Von  1832  an  machte  sicn  eine  Strömung  gel- 
tend, die  für  di^  Stadt  die  gleichen  Rechte  forderte,  wie 
sie  auch  den  übrigen  Gemeinden  zugestanden  waren,  und 
eine  von  den  Biirgem  zu  wählende  eigene  städtische  Be- 
hörde anstrebte.  Ein  darauf  bezügliches  Begehren  vsmrde 
1835  von  der  Mehrheit  des  damaligen  Conseil  repräsentatif 


■ 

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SUdt  Genf :  Ktntonsspital. 

auf  später  verschoben  und  am  3.  März  1841  neuerdings 
auf  fünf  weitere  Jahre  vertagt.  Daraufhin  entstand  die 
sog.  Vereinigung  vom  3.  März  (Association  du  3  Mars), 


die  die  geplante  Reform  kräftig  an  Hand  nahm  und  es 
auch  wirklich  durchsetzte,  dass  die  Verfassung  von  1842 
der  Stadt  einen  aus  81  auf  je  6  Jahre  gewählten  Mitglie- 
dern bestehenden  Stadtrat  gab.  Seit  dieser  Zeit  also  ist 
Genf  ein  eigenes,  selbständiges  Gemeinwesen,  dessen  Or- 
ganisation aber  in  manchen  Punkten  von  derjenigen  der 
übrigen  Gemeinden  abweicht.  Als  gesetzgebende  Behörde 
amtet  heute  der  aus  41  vom  Volke  auf  Je  4  Jahre  erwähl- 
ten Mitgliedern  bestehende  Stadtrat  (Conseil  municipal), 
als  ausübende  Behörde  der  aus'^  ebenfalls  vom  Volke  auf 
je  4  Jahre  ernannten  Mitgliedern  bestehende  Verwaltungs- 
rat (Conseil  administratif).  Dieser  vollzieht  die  Beschlüsse 
des  Stadtrates,  verwaltet  die  städtischen  Gelder,  erhebt 
die  Steuern,  ernennt  die  Beamten  und  leitet  den  gesam- 
ten städtischen  Verwaltungsmechanismus.  Jedes  seiner 
Mitgliedersteht  an  der  Spitze  von  einer  der  5 Verwaltungs- 
abteilungen, die  folgende  Gebiete  umfessen :  1)  Promena- 
denwesen,  botanischer  Garten  und  botanisches  Museum, 
Beleuchtung,  Polizei  und  Aufsicht  über  Markthallen  und 
offene  Märkte,  öffentliche  Badeanstalten,  Abfuhrwesen; 
2)  Finanzen,  städtische  Steuern,  Steuerrekurse,  Vermie- 
tung der  Immobilien,  Schlachthäuser  und  Viehmärkte. 
Feuerwehr,  Kunstschulen;  3)  Liegenschaftenverwaltung, 
öffentliche  Arbeiten ,  Kraftwerke  (Services  industriels  : 
gaz,  eau,  älectricitä),  städtische  Uhren;  |4)  Theater 
und  Konzerte,  Zivilstandsamt,  Bestattungswesen,  Fried- 


Stadt  Genf ;  Handelsschule. 

höfe;  5)  Kleinkinder^  und  Primarschulen,  Uhrenma- 
cher- und  Handelsschule,  Stiftung  Bouchet,  naturhis- 
torisches und  archäologisches  Museum,  Münzkabinet, 
Kunst-  und  Kunstgewerbemuseum,  Ariana,  Bibliotheken. 
Eine  Anzahl  von  öffentlichen  Unternehmungen,  die  in 
anderen  Städten  von  Gesellschaften  privaten  Charakters 
betrieben  zu  werden  pflegen,  sind  in  Genf  der  Reihe 
nach  der  städtischen  Verwaltung  angegliedert  worden 
und  bilden  unter  dem  Namen  der  Services  industriels 
einen  ihrer  wichtigsten  Zweige.  Es  sind  dies  die  Gas-, 
Wasser-  und  Elektrizitätswerke,  sowie  das  Werk  zur 
Nutzbarmachung  der  Wasserkraft  der  Rhone  (Service  des 
forces  motrices  au  Rhone). 

Ueber  die  einstigen  Einrichtungen  zur  Versorgung 
Genfs  mit  Wasser  haben  wir  bereits  einige  Angaben  ge- 
macht. Heute  dienen  der  Versorgung  Genfs  mit  Trink- 
und  Brauchwasser  das  quer  über  der  Rhone  errichtete 
Wasserwerk  der  Coulouvreniere  und  die  Reservoire  von 
Bessinge  und  am  Bois  de  la  Bätie.  Am  Eingang  zum  Quar- 
tier La  Coulouvreniere  ist  1879  zunächst  ein  Werk  mit 
Dampfbetrieb  erbaut  worden,  das  aber  bald  der  stets  zu- 
nehmenden Nachfrage  nach  Brauchwasser  nicht  mehr  j^ 
nügen  konnte,  so  dass  sich  die  Stadt  1882  die  Konzession 
zur  Nutzbarmachung  der  Wasserkraft  der  Rhone  erwarb 
und  zu  diesem  Zwecke  den  Bau  eines  neuen  Wasserwer- 
kes mit  Turbinenbetrieb  in  der  Coulouvreniere  beschloss. 
Dieser  Bau  machte  tiefgreifende  Arbeiten  in  beiden  Rhone- 
armen notwendig,  die,  um  den  normalen  Wasserstand 
des  Sees  nicht  zu  stören,  auf  drei   Bauperioden  verteilt 


GEN 


GEN 


279 


werden  musslen.  Während  der  ersten  Periode  1883-84 
legte  man  den  linken  Flussarm  trocken  und  vertiefte  ihn 
auf  der  ganzen  Strecke  zwischen  der  Passerelle 
de  la  Machine  und  dem  Pont  de  la  Coulouvre- 
ni^re ;  zogleich  zog  man  längs  dem  linken  Rhone- 
ufer einen  Abzugskanal,  der  zur  Aufnahme  aller 
Abwasser  der  benachbarten  .Quartiere  bestimmt  ist. 
Die  Arbeiten  der  zweiten  Bauperiode  1885-86  be- 
standen in  der  Trockenlegung  des  untern  Ab- 
schnittes des  linken  Flussarmes,  im  Bau  des  Tur- 
binenhauses and  in  der  Vollendung  des  erwähn- 
ten Abzuffskanales.  Die  dritte  Bauperiode  end- 
lich brachte  die  Trocken-  und  Tieferlegung  des 
rechten  Rhonearmes,  den  ^au  der  notwendigen 
Stau-  und  Schutzwehre,  sowie  die  Anlage  des 
rechtsufrigen  Abwassersammlers.  Die  beiden  gros- 
sen Abzufipkanäle  sind  zusammen  etwa  4  km  lang. 
Obwohl  aas  Turbinenhaus  in  seiner  Anlage  mög- 
lichst einfach  gehalten  worden  ist,  entbehrt  es  doch 
nicht  eines  architektonisch  schönen  Gepräges ;  es 
hat  die  Form  eines  Winkelmasses,  dessen  einer  Arm 
sich  zum  linken  Flussufer  hinüberzieht,  während 
der  andere  an  den  vom  untern  Ende  der  Ile  fluss- 
abwärts  ziehenden  Damm  sich  anschliesst.  Das 
Werk  enthält  20  Turbinen,  deren  jede  zwei  Grup- 
pen von  Pampen  in  Bewegung  setzt.  Diese  heben 
das  Wasser  des  Sees  hinauf  in  die  beiden  Reser- 
voirs, von  denen  das  am  Bois  de  la  Bätie  45  m,  das  in 
Bessinffe  120  m  über  dem  Seespiegel  liegt.  Das  erstere^ver- 
sorgt  die  Häuser  u.  Brunnen  der  Stadt  mit  Niederdruck- 
wasser, das  andere  die  industriellen  Betriebe  mit  Hoch- 
druckwasser und  gibt  dazu  noch  Brauchwasser  aufs  Land 
ab.  Die  Länge  des  Röhrennetzesi  für  Niederdruckwasser  be- 
trag 1901  über  102  km,  diejenige  des  Netzes  für  Hoch- 
druckwasser im  gleichen  Jahr  141  km.  Das  Wasserwerk 
speist  152  Brunnen  und  1382  Mundlöcher  und  treibt  femer 
94  Niederdrackmotoren,  62  Personen-  und  Waarenauf- 
züge  und  214  Hochdruckturbinen.  Die  Anzahl  der  Abon- 
nenten auf  Niederdruck wasser  betrug  1901  4105,  auf 
Hochdruckwasser  1289.  In  Fällen  von  ausserordentlicher 
Inansnruchnahme  des  Wasserwerkes  kann  auch  noch  das 
alte  Werk  mit  Dampfbetrieb  wieder  in  Dienst  gestellt 
werden.  Da  nach  der  Fertigstellung  der  Coulouvreniere 
die  Kraftabgabe  ganz  erhebliche  Dimensionen  annahm 
und  zudem  aach  das  elektrische  Licht  in  Genf  eingerichtet 
wurde,  genügte  dieses  Werk  den  derart  gesteigerten  An- 
forderungen bald  nicht  mehr,  sodass  der  Stadtrat  am 
17.  Januar  1893  beschloss,  in  Ch^vres  —  6  km  unterhalb 
Genf—  ein  zweites  die  Kraft  der  Rhone  ausnutzendes 
Werk  zu  erstellen.  Dieses  enthält  15  Turbinen,  deren  jede 
eine  Dynamomaschine  treibt.  Die  elektrische  Kraft  wird 
als  zweiphasiger  Wechselstrom  nach  Genf  übergeführt 
and  hier  zur  Beleuchtung,  sowie  zum  Betrieb  der  Stras- 
senbahnen  und  einer  Anzahl  von  Motoren  verwendet.  1901 
betrug  die  Anzahl  der  im  Gebrauche  stehenden  elektri- 
schen Lampen  78784,  die  der  elektrischen  Motoren '787 
und  die  der  Kraftmesser  5221.  Die  Gesamtlänge  der  elek- 
trischen Leitungen  belief  sich  auf  über  181  km,  näm- 
lich: 

Primäres    \  unterirdische  Leitungen(2500  Volt)  47  287      m 

Netz       loberirdische         )»         (5000Volt)U815       » 

Sekunda-  (  unterirdische       »  (HO  Volt)  43 198,15  » 

res  Neu  }  oberirdische        »  (500  Volt)  45825       « 

Total  181125,15m 
(Vergl.  darüber:  Usine  de  Chevres;  notice  histor.  et  des- 
criptive.  Greneve  1900.  —  Imer-Schneider.  Notes  et  croquis 
techn,  sur  Geneve.  3"  6d.  (jen^ve  1902). 

Auch  die  Versorgung  der  Stadt  mit  Leucht-  und  Heiz- 
gas steht  seit  1896  unmittelbar  unter  der  städtischen  Ver- 
waltung. Das  in  der  Coulouvreniere  gelegene  zentrale  Gas- 
werk umfasst  einen  Gasometer  und  eme  vollkommene 
Einrichtung  zur  Herstellung  von  Karbidgas  nach  der  Me- 
thode von  Humphreys  und  Glasgow.  1901  hat  das  Werk 
im  Ganzen  8 189060  m^  Gas  geliefert  und  zwar  7156200 
m^  Steinkohlengas  und  1 032860  m^  Wassergas.  Im  sel- 
ben Jahr  erreichten  die  Gaszuleitungen  eine  Länge  von 
156  km  und  betrug  die  Anzahl  der  Abonnenten  20089. 

Zum  Schlüsse  unserer  kurzen  Besprechung  der  städti- 
schen Verwaltung  Genfs  geben  wir  im  Folgenden  noch 


eine  Zusammenstellung  sämtlicher  Einnahmen  und  Aus- 
gaben für  1901,  aus  der  die  bedeutende  Rolle,  die  die  Kraft- 


Stadt  Genf:  Kantonsschule  (CoUöge). 

werke  im  Finanzhaushalt'der  Stadt  spielen,  sofort  ersicht- 
lich ist. 

Einnahmen.  Ausgaben. 

Fr.     Rp.  Fr.    Rp. 

Allgemeine  Verwaltung     .    .  —  94  257  w 
Kapital- u.  Grundzinse, Amor^ 

Ösationen 359314  70  2031743  10 

Steuerwesen 1042i77  40  10355  85 

Schlachthäusern.  Viehmärkte  164957  15  65888  60 

Markthallen  u.  offene  Märkte  125645  60  17827  90 

Bestattungswesen     ....  78157  20  74972  40 

Friedhöfe 47253  25  4000175 

Zivilstondsamt 2413  50  17048  - 

Schulwesen 212232  30  1097354  15 

Theater  und  Konzerte  ...  700  -  169136  10 

Städtische  Liegenschaften      .  481973  10  545444  80 

Abfuhrwesen 43010  75  692665  65 

Städtische  Beleuchtung     .    .  3005  10  160877  55 

Polizeiwesen 20494  -  U  997  10 

Feuerwehr 1083  10  42347  55 

Verschiedenes  und  Unvorher- 
gesehenes       1569  80  43748  70 

Verwaltung  der  Kraftwerke  .  —  165513  80 

Wasserversorgung    ....  956588  40  277605  — 

Elektrische  K?aft?bgabe    .     .  70478105  366502  70 

Elektrische  Lichtabgabe    .    .  976955  90  545899  15 

Gaswerk.    .......  228611120  160187310 

Elektrische  Strassenbahn .    .  203572  05  162854  50 

Nachtragskredite.     .    .     .    ^ — 2000  — 

Zusammen  Fr.  7712295  5^  8270415  35 
Geschichtlicher  Ueberblick,  Da  die  politische  Ge- 
schichte der  Stadt  Genf  mit  derjenigen  des  Kantons 
Genf  untrennbar  verknüpft  ist.  verweisen  wir  auf  den 
betreffenden  Abschnitt  im  Artikel  Kantop  Genf  und  be- 
schränken uns  hier  auf  eine  kurze  Darstellung  der  rein 
materiellen  Entwicklung  der  Stadt,  sowie  der  Gebietsei^ 
Weiterungen,  Umgestaltungen  und  Verschönerungen,  die 
sie  im  Laufe  der  Zeiten  sukzessive  erfahren  hat.  Ueber 
Genf  als  SUdt  der  Allobroffer  gibt  uns  keine  Urkunde 
Bericht.  Wir  wissen  aber,  aass  sich  die  Stadt  mit  ihrem 
Uebergang  an  das  Römerreich  vergrössert  und  eine  ziem- 
lich bedeutende  Stellung  einffenommen  hat,  was  aus  den 
einigen  ihrer  Magistraten  verliehenen  Würden  ersichtlich 
ist.  Da  Caesar  und  Cicero  Genf  als  oppidum  bezeichnen, 
muss  man  annehmen,  dass  die  Stadt  damals  schon  be- 
festigt gewesen  ist.  Als  unter  der  Regierung  des  Kaisers 
Aurelian  Genf  durch  eine  Feuersbrunst  in  Asche  gelegt 
worden  war,  erleichterte  dieser  den  Bewohnern  den 
Wiederaufbau  und  verlieh  ihnen  zugleich  mit  anderen 
Freiheiten  auch  das  Marktrecht.  Ums  Jahr  500  zog  Gon- 
dubald  um  die  nur  unvollkommen  befestigte  Stadt  einen 


280 


GKN 


GEN 


Stadt  Genfj :  Gerichtsgebäade. 


vol Island iffen  Mauergürtel,  der  aber  blOd  den  Hügel  am 
linken  Urer  umfasste   und   den   Bourg  du   Four,  Saint 

L^er  u.  Saint 
Victor  auB- 
Bchloss.  Zu 
dieser  Zeit  be- 
spühlte  auch 
der  See  noch 
den  Fuss  des 
Hügels  und 
reichte  bis  un- 
mittelbar an 
die  Rues  Bas- 
ses hinan.  Als 
sich  im  Laufe 
der  folgenden 
Jahrhunderte 
das  Gemein- 
wesen stetsforl 
vergrösserte, 
siedelten  sicn 
nach  und  nach 
eine  Reihe  von 
Vororten  aus- 
serhalb der 
von  Gondubald 
errichteten 
Mauern  an.  Da 
diese  Aussen- 

Suartiere  von 
en  Feinden 
der  Stadt u.  des 
Bischofes   viel 

zu  leiden  hatten  u.  zu  vvried erholten  Maien  geplündert  u. 
in  Asche  gelegt  wurden,  beschloss  der  städtische  General- 
rat 1364  den  bau  eines  neuen  umfassenderen  Befestigungs- 
gürtels. Die  Arbeit  begann  unter  dem  Bischof  Allaman  de 
Saint  Jeoire,  wurde  aoer  erst  unter  einem  seiner  Nachfol- 
ger, dem  Bischof  Guillaume  Fournierde  Marcossay  (1366- 
1377)  energisch  gefördert.  Diese  unter  dem  Namen  der  En- 
ceinte  de  Marcossay  bekannten,  aber  erst  1428  gänzlich 
vollendeten  Befestigungsanlagen  schlössen  nun  auch  das 
Quartier  Le  Bourg  du  Four  in  sich  ein  und  sollen  mit 
22  Türmen  versehen  gewesen  sein.  Sie  folgten  ungefähr 
folgender  Linie:  Bei  Air-La  Corraterie-La  Tertasse-Le 
Bourg  du  Four-SaintAntoine-Rive-Seeufer-Bel  Air.  In 
Rive  stand  der  Hauptturm  (Tour  Maitresse),  in  Bei  Air 
der  Münzturm  (Tour  de  la  Monnaie).  9  Tore  durchbra- 
chen die  Mauern,  nämlich  1)  das  Tor  von  Saint  Lä- 
er,  südlich  vom  Bourg  du  Four;  2)  u.  3)  die  Tore  von 
laint  Christophe  und  Saint  Antoine,  zwischen  dem 
Bourg  du  Four  und  Rive ;  4)  das  Tor  von  Rive ; 
5)  das  Tor  des  Molard,  das  sich  auf  den  See 
zu  öffnete  und  von  einem  z.  T.  noch  erhal- 
tenen Turm  geschützt  war;  6)  das  Tor  von 
Bei  Air,  mit  starkem,  die  Brücke  über  die 
Rhone  schliessenden  Turm;  7)  das  Münztor 
(Porte  de  la  Monnaiej,  das  sich  gegen  die  Vor- 
stadt La  Corraterie  öffnete;  8)  das  Tor  von  La 
Tertasse ;  9)  das  Arvetor  oder  Tor  Bandet,  des- 
sen einer  mächtiger  Turm  heute  noch  das  Rat- 
haus flankiert.  Aber  auch  am  rechten  Ufer 
halten  sich  unterdessen  um  die  alte  Kirche  von 
Saint  Gervais  Häuser  ffeschaart,  die  immer 
zahlreicher  wurden,  so  ofass  auch  dieses  Quar- 
tier mit  Mauern  umgeben  werden  musste.  Zu 
welcher  Zeit  dies  geschah,  ist  schwer  zu  be- 
stinimen ;  doch  sagt  Bonivard,  dass  der  a  bourg  » . 
Saint  Gervais  vor  der  Erbauung  der  Enceinte 
de  Marcossay  noch  offen  (d^clos)  gewesen  sei. 
Im  14.  Jahrhundert  wurde  Genf  zweimal  von 
verheerenden  Feuersbrünsten  heimgesucht. 
Am  18.  April  1321  zerstörte  ein  heftiger  Brand 
das  am  See  gelegene  Handelsviertel  (die  am 
stärksten  mitgenommene  Rue  Neuve  de  la 
Rivi^re  hat  seit  diesem  Unglück  den  Namen  der 
«  Rötisserie  »  sich  bewahrt)  u.  13  Jahre  später, 
am  4.  September  1334,  ein  nicht  minder  verderbliches 
Feuer  beinahe  die  ganze  Obersladt.  Erst  viel  später,  zu  Be- 
ginn des  15.  Jahrhunderts,  öffnete  man  die  seit  diesen  zwei 


I* 


Katastrophen  voller  Schutt  und  Unrat  gebliebenen  Gas- 
sen wieder  und  räumte  sie  aus.  Der  Schutt  wurde  an  der 
Jonction  abgeladen,  worauf  wahrscheinlich  auch  die 
grosse  Fruchtbarkeit  der  später  hier  angepflanzten  Gärten 
zurückzuführen  ist.  Seit  dieser  Zeit  begann  die  Stadt, 
sich  zu  verschönern,  indem  man  einen  Teil  der  Gassen 
mit  Pflastersteinen  besetzte  und  in  die  «  Franchises  »  offi- 
ziell das  Verbot,  mit  Holz  zu  bauen  und  mit  Stroh  zu 
decken,  aufnahm.  Schon  im  14.  Jahrtiundert  hatten  die 
Messen  und  der  Handel  in  Genf  solche  Bedeutung  er- 
langt, dass  die  bestehenden  zwei  alten  Herbergen  (Au- 
berge  de  la  Mule  —  ums  Jahr  1000  im  Viertel  La  Made- 
leine eröffnet  —  und  Auberge  du  Boeuf  Couronnä  —  1009 
am  Grand  Mäzel  erbaut  — )  dem  Andrang  der  Fremden 
nicht  mehr  zu  genügen  vermochten.  Es  vermehrten  sich 
nun  die  zur  Aufnahme  und  Bewirtung  der  von  allen  Sei- 
ten her  zu  den  Messen  Genfs  strömenden  Händler  be- 
stimmten Herberffen  in  staunenswerter  Weise,  und  auf 
einem  zwischen  Longemalle  und  der  Rhonebrücke  nach 
und  nach  dem  See  abgewonnenen  Strich  Landes  siedelte 
sich  rasch  ein  ganzes  Handels  viertel  an.  Zu  dieser  Zeit 
waren  die  verschiedenen  Handwerke  und  Handelszweige 
noch  streng  nach  einzelnen  Gassen  und  Stadtvierteln  ^ 
schieden  :  die  Küfer  (fustiers)  wohnten  an  der  Fustene, 
die  Sattler  (corroyeurs)  an  der  Corraterie,  die  Schuh- 
macher (taconniers)  an  der  Taconnerie,  die  Metzger  am 
Grand  M^zel,  die  Kupferschmiede  (chaudronniers)  an  der 
heute  noch  nach  ihnen  genannten  Gasse  etc.  In  der 
zweiten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  entstanden  in  Genf 
auch  drei  Spitäler :  derjenige  von  Saint  Jaccfues  nahe  der 
Bhonebrücke,  derjenige  der  Trinitä  in  Samt  L^er  und 
derjenige  von  Samt  Bernard  nahe  Saint  Antoine.  Die 
Geschientschreiber  berichten  femer,  dass  zu  dieser  Zeit 
auch  schon  eine  geschätzte  höhere  Schulanstalt  bestand, 
die  Karl  IV.  1365  sogar  zu  einer  Akademie  umwandeln 
wollte.  1429  gründete  der  reiche  Kaufheer  F.  de  Ver- 
sonnex  eine  Schule.  Eine  dritte  verheerende  Feuers- 
brunst zerstörte  am  21.  April  1490  einen  Teil  des  zwi- 
schen den  Kirchen  Saint  Pierre  und  La  Madeleine  gele- 
genen Viertels  und  beschädigte  auch  die  genannten  zwei 
Gotteshäuser.  Im  15.  Jahrhundert  war  es  namentlich 
Bischof  Frangois  de  Mies,  der  sich  der  Interessen  Genfs 
kräftig  annahm,  indem  er  die  Vergrösserung  der  Stadt 
begünstigte,  die  Kathedrale  neu  aufbauen  Hess  und  das 
Quartier  Saint  Gervais  mit  von  Toren  und  Türmen  be- 
setzten Erdwerken  umgab. 

Ein  schwerer  Schlag  traf  Genf,  als  Ludwig  XI.  1462 
seine  Messen  aufhob.  Dann  kamen  zu  Beginn  des  16. 
Jahrhunderts  die  Pest  und  eine  Hungersnot,  die  beide 
erschreckliche  Dimensionen  annahmen,  während  meh- 
rere Feuerausbrüche  die  schon  bedenkliche  Lage  der  Stadt 


Rechtes  Ufer  der  Rhone  unterhalb  der  Stadt  Genf. 


noch  verschlimmerten.  Zu  gleicher  Zeit  sahen  sich  die 
Genfer  durch  neue  Streitigkeiten  mit  dem  Herzog  von 
Savoyen  gezwungen,  ihre    Stadt  neu   zu  befestigen.  Die 


Vi^rl.iE  vr#n  Ge^br.  AUinp^er,  Neucnburji. 


GENr 
GEH  EVE" 


ifJWwft  Paris 


LAUSANNE 


GROJSEff 


SEE 


GEKivE 


M'^fSOREL  d  Ctr  >V^4^ 


/faßte  des  iV^sscfspte^eh- JIZ  frt. 

rischf^nmh^ii 582, *f  Amf 

Htibthtnhsli       ÖÜSIÜmiif.  m  ^ 

firosst^  ßrcUe .    .    ,      ,  /J.  if  km. 

Grh'ssli^  L^n^c  (t^ ^^bögeticrLmci    ,  12,3  km. 

/Tnjjj/^  77jeÄ» 4  ,  *  H  ,  - J^^,  /  m . 

M/Werfi  77*^fh J5ZJ  m. 

£ifU4^t\sUnz  der  Jif^Fmf kurzen .  .  .     .  ,  SO  m  . 

"    /f*ihiTnkt^r»rcn .  ......  tQÖ  fJi- 

PfähihdiuUn  ....  _  .  .     • 

fl       ^        ^        ^     h200QQO 


LAUSANNE      ^^^^■^^'^  ^^^ 


Vefey 


.,^-fM^fffff,twr^/r>f     ^J'r,y       ■ 


Villencuve 


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/W£V^  derK^rl^  lii^i^ 


/T  Aitm^^r   sc 


L 


J 


J 


GEN 


GEN 


281 


Mauern  wurden  durch  Festungs  walle  mit  Bastionen  ersetzt, 
und  zugleich  ward  auch  das  Quartier  Saint  Gervais  mit 
einem  geschlossenen  Mauerring  umgehen,  der  3  Türme 
trug :  aen  Turm  der  Porte  de  Comavin,  den  Turm  von 
Villeneuve  oder  Le  C^ndrier  (am  See)  und  zwischen  bei- 
den den  Turm  Le  Renardier.  Diese  Werke  am  rechten  Ufer 
waren  1534  vollendet.  Um  dieselbe  Zeit  erbaule  man  am 
linken  Ufer  die  <  boulevarts  »  Saint  Antoine  und  Saint 
Christophe  oder  Le  Pin,  zwei  heute  noch  z.  T.  bestehende 
und  in  öflentliche  Anlagen  umgewandelte  Bastionen 
(boulevarts).  Trotzdem  stand  immer  noch  eine  beträchtli- 
che Anzahl  von  Häusern  ausserhalb  der  Festun^nlagen 
in  den  Quartieren  Saint  L^ger,  Rive,  Saint  Victor  und 
La  Corraterie  oder  Plainpalais.  Da  es  schv^ierig  war, 
diese  Aussenviertel  im  Kriegsfalle  genügend  zu  verteidi- 
gen, beschloss  man  ihre  Niederlegung.  Seit  1534  dehnten 
sich  dann  allmählig  die 'Fe»tung8wälle'Aind  Bastionen 
immer  weiter  aus  und  umschlossen  nach  und  nach  die 
Corraterie,  die  Cröts  Bandet  oder  La  Treille  und  das 
Quartier  Saint  L^er.  Im  Hafen,  der  seit  mehr  als  lOJah- 
ren  schon  durch  Pfahle  und  Kelten  gesperrt  war,  begann 
man  jetzt  auch  mit  der  Befestigung  der  He  des  ßarques. 
Während  der  nun  folgenden  Zeit  der  Escalade  konnte 
Genf  froh  sein,  dass  Peine  Befestigungen  zur  Abwehr 
eines  Handstreiches  hinlänglich  stark  und  vollständig  wa- 
ren. Des-  f- 
sen  unge- 
achtet be- 
schloss 
man  nach 
1602  eine 
nochma- 
lij^e  Ver- 
Stärkung 
der  Wälle 
und  "Ver- 
mehrung 
der  Vertei- 
digungs- 
werke  auf 
beiden 
Ufern.  Die- 
se Arbei- 
ten, auf  de- 
ren Einzel- 
heiten wir 
hier  nicht 
eingehen 
können, 
nahmen  ei- 
nen grossen  Teil  des  17.  Jahrhunderts  in  Anspruch,  er^ 
schienen  aber  immer  noch  nicht  als  völlig  ausreichend, 
so  dass  im  folgenden  Jahrhundert  eine  besondere  Be- 
hörde (Chambre  des  fortifications)  nochmals  einen  Plan 
zur  Neubefestigung  der  Stadt  ausarbeitete.  Dieser  sah  eine 
grössere  Ausdehnung  der  Wälle,  den  Bau  von  Kasemat- 
ten und  unterirdischen  Laufgängen,  sowie  die  Beseiti- 
gung überflüssiger  Anlagen  vor  und  kam  so  teuer  zu 
stehen,  dass  die  Stadt  zur  Aufnahme  von  beträchtlichen 
Anleihen  und  zu  einer  fühlbaren  Erhöhung  der  Steuern 
genötigt  ward.  Diese  neuen  Arbeiten  fanden  ihren  Ab- 
schluss  im  Zeitraum  1724-26.  Unter  der  französischen 
Herrschaft  sollte  Genf  mit  verschiedenen  Aussenforts  um- 
sehen werden,  doch  blieb  es  beim  blossen  Projekt,  da 
Napoleon  L  schliesslich  darauf  verzichtete,  Genf  zu  einer 
starken  Festunff  umzuffestalten.  Die  aus  dem  18.  Jahrhun- 
dert stammenden  Wälle  blieben  ohne  grosse  Aenderun- 
uen  bis  1849  bestehen,  nachdem  man  allerdings  schon 
1822  mehrere  der  Bastionen  zu  öflentlichen  Spazierwegen 
umgewandelt  hatte.  Der  raschen  Entwickelune  der  Stadt 
trug  man  Rechnung  durch  Niederreissen  der  Kasematten, 
Schlagen  von  zwei  leichten  Hängebrücken  quer  über  die 
Tranch^es,  den  Bau  von  breiten  Quaianlagen  längs  beider 
Flussufer  und  durch  die  Erstellung  des  Pont  des  Ber^^ues. 
Trugen  schon  diese  Arbeiten  wesentlich  zur  Verschöne- 
rung von  Genf  bei,  so  war  dies  in  noch  grösserem  Masse 
der  Fall,  als  1849  mit  der  vollständigen  Beseitigung  der 
Befestigungsanlagen  begonnen  worden  war.  Von  dieser 
Zeit  an  datieren  die  mächtige  Vergrösserung  der  Stadt, 
ihr  Uebergreifen  auf  das  umliegende  Gelände  und  ihre 


liefgreifende  bauliclie  Umgestaltung,  die  sich  im  Bau 
neuer  Brücken,  in  der  Verlängerung  der  Quaianlagen, 
im  Durchbrechen  neuer  Strassenzüge  in  der  Altstadt,  in 
der  Erstellung  zahlreicher  öffentlicher  Gebäude  und  in 
der  Schaffung  von  Gartenanlagen  und  Spazierwegen  gel- 
tend machte.  • 

Der  Name  der  Stadt  erscheint  in  den  Urkunden  des 
Mittelalters  unter  der  Form  Gebenna  u.  soll  nach  Guiche- 
rat  vom  keltischen  genava  =  Pforte,  Tor  herzuleiten  sein. 

Bibliographie.  Ausser  den  früher  schon  genannten 
Schriften  sind  noch  folgende  zu  erwähnen:  Mämoires 
de  la  SocietS  d'hisioire  et  cVarcheol,  de  Geneve.  —  Masse. 
Enceintes  et  fortifications  de  Genkve.  Geneve  1846.  -^ 
Archinard.  Les  Sdifices  religieitx  de  Vancienne  Geneve. 
Geneve  1864.  —  Galiffe.  Geneve  hisior.  et  a^xheolog.  2 
vol.  Geneve  1864-72.  —  I^  Boy.  Les  anciennes  ßtes  ge- 
nevoisea.  Geneve  1868.  —  Le  Boy.  Pron\enade  hisior.  et 
archeolog.  dans  la  viUe  de  Geneoe.  1868.  —  Fazy,  H.  Ge- 
neve sous  la  domination  roniaine.  Geneve  1868.  —  Rigaud. 
Les  beaux-arU  ä  Geneve.  Geneve  1876.  —  Borel.  Les  foi- 
res  de  Geneve  au  XV*  siecle.  Geneve  1892.  —  Rivoire. 
Bibliogranhie  histor.  dfi  Geneve  au  XVITI* siecle.  2  vol. 
Geneve  1892.  —  Mayor.  L'ancienue  Geneve;  Varl  et  les 
monufiients.  Geneve  1896-98.  —  Gaberei.  Histoire  de  i'jf- 
glise  de  Geneve.  3  vol.  1853-62.  [i^'  t^mi[  andrb] 


Genforsee  :  Die  anterseeische  Stromrinne,  der  Rhone. 


QENFER8EE  (Frankreich  und  Schweiz,  Kt.  Genf, 
V^aadt  und  Wallis).  Der  Genfersee  ist  der  grösste  See  von 
Central-,  West-  und  Südeuropa ;  an  Fläche  wird  er  über- 
troffen vom  Plattensee  (der  seiner  ^^eringen  Tiefe  wegen 
als  blosser  Weier  anzusprechen  ist),  an  Tiefe  von  den 
wichtigsten  der  oberitalienischen  Seen  (Comer-,  Langen- 
und  Gardasee).  An  Volumen  übertriin  aber  der  ücnfersee 
alle  Seen  Europas  mit  Ausnahme  einiger  solchen  von 
Skandinavien  und  Finland.  Er  ist  ein  sog.  Flusssee 
(Penck)  und  wird  von  der  Rhone  durchllossen.  Sein 
ffrösster  Zufluss  ist  die  Rhone  des  Wallis,  sein  einziger 
Ablluss  die  Rhone  von  Genf. 

Der  Name  des  Sees  hat  im  Laufe  der  Zeiten  oft  gewech- 
selt: Lemena^  Lenianus  bei  den  griechischen  und  römi- 
schen Geographen,  Accion  bei  Festus  Avienus,  Lacua  Lo- 
sanele  auf  der  Peutinger  Tafel,  Mare  Rhodani  Zu  Beginn 
des  Mittelalters  Lacus  Lenianus,  bei  Aegidius  Tschudi 
1538  Loaner  oder  Genffersee,  1570  Lac  de  Geneve.  Im 
Französischen  blieb  dana*^  diese  letztere  Bezeichnung  bis 
zum  19.  Jahrhundert  die  vorherrschende,  hat  aber  später 
wieder  allgemein  dem  Namen  Leu;  Lenxan  weichen  müs- 
sen. In  Uebereinstimmung  mit  dem  Grundsatz  einer  guten 
Nomenklatur,  dass  jedes  genügend  wichtige  geographische 
Individuum  seinen  eigenen  Namen  tragen  soll  und  mit 
Hinsicht  darauf,  dass  der  Name  unseres  Sees  derart  all- 
gemein bekannt  ist,  um  über  seine  Natur  keinen  Zweifel 
aufkommen  zu  lassen,  heisst  er  im  Französischen  jetzt 
nicht  mehr  Lac  Leman,  sondern  kurzweg  Le  Lenian.  Die 
nichtfranzösischen  Sprachgebiete  bevorzugen  immer  noch 
die  Benennung   des  Sees   nach    seinem    bedeutendsten 


282 


GEN 


GEN 


Uferorl :  Genfersee^  Lake  of  Geneva,  Logo  di  Ginevra, 
Es  wäre  zu  wünBchen,  dass  der  kurze  und  prägnante  Aus- 
druck Leman  auch  in  der  deutschen  Sprache  allgemeine 
Verbreitung  finden  würde.  Die  geographische  Mitte  des 
Genfersees  liegt  in  ie**  27'  N.  Br.  und  6  <»  32'  0.  L.  von 
Greenwich.  Der  See  erstreckt  sich  über  46'  50"  geogra- 
phischer Länge  und  18 '  36 "  geographischer  Breite.  Die 
Mittelhöhe  des  Wasserspiegels  ist  371,9  m  über  dem  Mit- 
telwasserstand der  europäischen  Meere. 

Der  See  bildet  einen  mit  seiner  konkaven  Seite  nach  S. 
schauenden  un regelmässigen  Halbmond,  dessen  O.-Horn 
breiter  und  tiefer  ist  als  das  W.-Horn.  Seine  grosse  Achse 
ist  deich  einem  Kreisbogen  von  35,5  km  Radius  und  120  "* 
Oeanun^,  dessen  Kreismittelpunkt  5  km  s.  vom  Roc 
d*£nfer  m  Savoyen  liegt. 

Man  teilt  den  See  in  zwei  durch  die  nicht  sehr  stark 
ausgesprochene  Enge  von  Promenthoux  geschiedene  Ab- 
schnitte ein :  den  Grand  Lac  im  0.  und  den  Petit  Lac  im 
W.  Ferner  wird  unter  der  Bezeichnung  des  Haut  Leu;  die 
ö.  der  Linie  Vevey-Meillerie  liegende  Fläche  des  Grand 
Lac  und  unter  der  der  Grande  Conche  die  zwischen  dem 
vorgeschobenen  Delta  der  Drange  und  der  Spitze  von 
Yvoire  eingeschnittene  Bucht  verstanden. 

An  natürlichen  Inseln  weist  der  Genfersee  nur  die  Bo- 
ches de  Salagnon  vor  Burier  bei  Ciarens,  an  künstlichen 
Inseln  den  Iiot  de  Peilz  bei  Villeneuve,  die  Roche  aux 
Mouettes  bei  Ciarens  und  die  Ile  La  Harpe  vor  Rolle  auf. 
Die  Gesamtfläche  dieser  Inselchen  beträgt  nicht  einmal 
ganz  eine  Hektare,  so  dass  die  Insulierung  des  Genfersees 
gleich  Null  ist.  Die  zahlreichen  vor  der  Spitze  von  Yvoire, 
vor  der  Mündung  der  Yenoge  und  anderswo  aufragenden 
Felsriffe  sind  erratische  Blöcke,  die  von  den  diluvialen  Glet- 
schern aus  den  Alpen  hierher  verfrachtet  wurden. 

In  der  Luftlinie  gemessen  ist  der  Genfersee  von  Chillon 
am  einen  bis  Genf  am  andern  Ende  63,4  km  lan^,  während 
die  bogenförmige  Längsachse  72,3  km  misst.  Die  Uferent- 
wicklung des  Sees  von  der  Einmündung  der  Rhone  bis 
zu  ihrem  Ausfluss  beträgt  am  N.-Ufer  ^  km,  am  S.-Ufer 
72  km,  im  Ganzen  167  km.  Seine  grösste  Breite,  senk- 
recht zur  Bogenachse  gemessen,  erreicht  er  mit  13,8  km 
zwischen  der  Bucht  von  Morges  und  Amphion.  Mittlere 
Breite  (gleich  dem  Quotienten  aus  der  Fläche  und  der 
Län^  der  Bogenachse)  8,1  km. 

Die  Gesamtfläche  des  Genfersees  beziffert  sich  auf  582,36 
km  3  jwas  gleich  ist  der  Fläche  eines  kreisrunden  Sees 
von  13,6  km  Radius),  sein  Yolumen  auf  88920  Millionen 
m^  oder  auf  rund  89  km^  (was  gleich  ist  dem  Yolumen 
einer  Kugel  von  2769  m  Radius).  Mittlere  Tiefe  (gleich 
dem  Quotienten  aus  dem  Yolumen  und  der  Fläche)  152,7 
m ;  maximale  Tiefe  309,7  m. 

Die  wichtigsten  geographischen   Werte   für  die  zwei 

Cssen  Abschnitte  des  Genfersees  und  für  ihn  als  Ganzes 
ten  sich  wie  folgt  zusammenstellen : 

Grand  Lac      Petit  Lac   Genfersee 
Fläche  503  km«  79  km^  582  km« 

Mittlere  Tiefe  172  m  41  m  153  m 

Yolumen  86  km»  3  km  3  89  km  3 

Yon  der  allgemeinen  Re^el,  dass  die  grossen  Wasser- 
flächen, Meere  und  Seen,  international  sind,  indem  die 
Staatengrenzen  (wie  dies  z.  B.  am  Bodensee  zutrifft)  längs 
der  Ufer  verlaufen,  macht  der  Genfersee  eine  Ausnahme. 
In  dieser  Hinsicht  gelten  hier  noch  die  Bestimmungen  des 
Lausanner  Vertrages  vom  30.  Oktober  1564,  der  die  allge- 
meine Grenzlinie  in  die  Seeachse  verlegt  und  die  auf  das 
Seeufer  stossenden  Grenzen  der  einzelnen  Staaten  bis  zu 
dieser  hinaus  geradlinig  verlängert.  Dementsprechend  ist 
die  Gesamtfläche  des  Sees  unter  die  einzelnen  Uferstaaten 
wie  folgt  verteilt:  Waadt  298  km  «,  Genf  38  km«,  Wallis 
12  km*;  Schweiz  348  km«,  Frankreich  234  km«. 

Die  hydrographische  Karte  des  Genfersees  ist  im  Zeit- 
raum von  18/2-1888  von  den  beiden  Ingenieuren  des  eid- 
genössischen topographischen  Bureaus  m  Bern  Ph.  Gösset 
und  J.  Hörnlimann,  vom  französischen  Ingenieur  des 
Ponts  et  Chauss^es  A.  Delebecque  in  Thonon  und  von 
Ingenieur  Ed.  Pictet-Mallet  in  Genf  aufgenommen  worden. 
Yeröffen dicht  ist  die  Karte  des  Petit  Laq  [Carte  du  Lac 
de  Geneve)  in  1  :  12500  von  Ed.  Pictet-Mallet  (Geneve 
1878),  die  des  ganzen  Sees  in  1  :  25000  im  Topogravhi- 
schen  Atlas  der  Schweiz  (Siegfriedatlas)^  in  1  :  50000 
in  der  vom  eidgenöss.  topographischen  Bureau  ausgege- 


benen Tiefenkarte  des  Genfersees  und  im  Atlas  des  lacs 
frangais  von  A.  Delebecque,  in  1  :  100000  in  A.  Delebec- 

Sue's  Werk  Les  lacs  frangais  (Paris  1898)  und  im  ersten 
and  der  von  F.  A.  Forel  verfassten  Monographie  Le  Le- 
nian  ifLausanne  1892).  Die  auf  diesen  Karten  dargestellten 
Relierverhältnisse  des  Sees  beruhen  auf  12000  Lotungen. 
Das  unterseeische  Relief  der  Wanne  des  Genfersees  lässt 
sich  in  zwei,  deutlich  voneinander  getrennte,  Abschnitte 
gliedern : 

a.  Der  Grand  Lac  bildet  ein  von  der  Walliser  Rhone- 
ebene bis  zur  Ence  von  Promenthoux  reichendes  Thal, 
dessen  Sohle  rückläufig,  d.  h.  der  allgemeinen  Laufrichtung 
der  Rhone  entgegen  um  1,4  %  fallt.  Der  ganze  Abschnitt 
dieses  Thaies  östlich  vom  Querschnitt  Morges-Amphion 
ist  aufgefüllt  vom  untergetauchten  Rhonedelta,  das  zu- 
nächst von  O.-W.  mit  10%  Böschung  ziemlich  steil  fällt, 
dann  allmählig  immer  flacher  wird  und  schliesslich 
mit  der  centralen  Ebene  des  Sees  verschmilzt.  Diese  an 
Fläche  60  km '  messende  centrale  Ebene,  die  durch  den 
beständigen  Schlammabsatz  aus  dem  von  der  Rhone  und 
den  andern  Zuflüssen  dem  See  zugeführten  Wasser  voll- 
kommen horizontal  gestaltet  worden  ist,  liegt  zwischen 
Morges,  Amphion,  Lugrin  und  Cully  und  hat  eine  Tiefe 
von  309,5  m.  Gestört  werden  die  sonst  bemerkenswert  re- 
gelmässig ausgebildeten  Seitengehänge  des  unterseeischen 
Thaies  durch  die  unter  Wasser  getauchten  Schuttkegel  der 
Deltas  einiger  Zuflüsse.  Das  grosste  und  hier  einzig  nen- 
nenswerte dieser  Deltas  ist  das  der  Drance,  das  mit  einer 
Breite  von  5  km  ansetzt  und  auf  2  km  Länge  sich  in  den 
See  vorschiebt.  Die  Seitengehänge  der  Seewanne  sind  im 
östlichen  Abschnitt  des  Gmnd  Lac,  wo  die  Wanduogen 
aus  verhältnismässig  festem  Kalk-u.  Nagelfluhfels  bestehen, 
stark  geneigt :  so  beträgt  die  Böschung  des  Gehänges  geven 
die  Mitte  der  O.-Hälfle  30-50  und  mehr  %,  um  unter  den 
Mauern  von  Chillon  und  am  Fenalet  bei  St.  Gingolph 
sogar  den  Betrat  von  100%  zu  erreichen.  In  der  W.-Ilälfte, 
wo    Molas8e,J  Mergel   und    Thone  die   Wandungen   des 


Genfersee  :  Der  Haut  Lac  mit  Yeytaus,  Chillon  u.  Dent  do  Midi. 

Sees  bilden,  geht  dagegen  die  Böschung  der  Seitengebänge 
bis  zu  Beträgen  von  10-5  %  herunter. 
Im  untergetauchten  Delta  der  Rhone  ist  noch  des  durch 


GEN 


GEN 


383 


die  LotQDgen  vod  iDgenienr  Hörnlimann  entdeckten  un- 
terseeischen Rinnsales  dieses  Flusses  zu  gedenken.  Es  ist 


Genfeniee  :  Montreux  and  Ciarens. 

dies  eine  Furche,  längs  welcher  das  kalte,  mit  suspendier- 
tem Material  heladene  und  daher  im  Sommer  milchig 
getrübte,  dichte  Flusswasser  in  die  grössten  Tiefen  des 
Sees  abiliesst.  Dabei  lagert  sich  infolge  des  Rückstaues, 
der  bei  der  Berührung  des  unterseeisch  abfliessenden  Was- 
sers mit  dem  ruhenden  Seewasser  entsteht,  zu  beiden 
Seiten  dieser  Strömung  ein  Teil  der  mitgeführten  Allu- 
vionen  ab,  so  daas  zwei  das  Rinnsal  rechts  und  links  be- 
gleitende Dämme  aufgeschüttet  werden.  Diese  in  ihrem 
Verlaufe  mehrfach  gewundene  Furche  ist  500-800  m  breit, 
und  ihre  Tiefe  betragt  bis  zu  50  m  unter  derjenigen  der 
Oberkante  der  beiden  Seitendamme ;  bei  der  Isobathe  von 
230  m  ist  sie  noch  10  m  tief,  lässt  sich  in  255  m  Tiefe  un- 
ter dem  Wasserspiegel  noch  erkennen  und  verschwindet 
erst  in  einer  Entfernung  von  9  km  vor  der  Mündung  der 
Rhone  in  dea  See.  (Vergl.  die  Beschreibung  der  analogen 
unterseeischen  Stromrinne  bei  der  Mündung  des  Rhein 
in  den  Bodensee  in  diesem  Lexikon,  Band  I,  Seite  293). 

b.  Im  Petit  Lac  ist  die  Gestaltung  der  Wanne  eine  we- 
niger regelmässige,  indem  hier  eine  Reihe  von  sekundären 
Becken  auftreten  (Becken  von  Nyon  mit  76  m,  Becken 
von  Tougues  mit  70  m^  Becken  von  Coppet  mit  66  m, 
Becken  von  Chevran  mit  71  m,  Becken  von  Bellevue  mit 
50  m  Tiefe),  die  durch  wenig  scharf  ausgebildete  untersee- 
ische Barren  von  einander  geschieden  werden.  Die  den 
Grand  Lac  vom  Petit  Lac  trennende  Barre  von  Promen- 
thoux  liegt  mit  dem  höchsten  Punkt  ihres  Rückens  66  m 
unter  dem  Wasserspiegel.  Die  Tiefe  des  Petit  Lac  nimmt 
von  der  Barre  von  Promenthoux  an  beständig  ab  bis  zur 
Sand-  und  Kiesbank  von  Le  Travers  in  Genf,  die  das  See- 
becken von  seinem  Ausfluss,  der  Rhone  von  Genf,  ab- 
schliesst.  Seine  maximale  Tiefe  erreicht  der  Petit  Lac  zwi- 
schen Nyon  und  Nernier  mit  76,5  m. 

Am  Boden  der  Wanne  des  Sees  setzen  sich  die  Sink- 
Stoffe  ab,  die  durch  die  Brandung  von  den  Seeufem  weg- 
Rewaschen  und  durch  die  Zuflüsse  in  den  See  verfrachtet 
werden.  Auf  dem  Strand  und  der  Uferbank  bestehen  diese 
Alluvionen  aus  Blöcken,  Gerollen,  Kies  und  Sand,  an 
den  Gehängen  und  auf  der  Sohle  des  Sees  aus  feinem, 
thonig-merjg^eligem  Schlamm.  Die  mineralogische  und 
petrographische  Zusammensetzung  dieser  Absätze  ent- 
spricht derjenigen  der;  Seeufer  und  des  Einzugsgebietes 


der  Zuflüsse  zum  See:  eine  grosse  Rolle  spielt  dabei 
das  eiszeitliche  Erratikum,  das  aus  alpinen  Gesteinen 
verschiedenster  Art  sich  zusammensetzt.  Die  an  den 
Gehänffen  und  auf  der  centralen  Ebene  abgesetzten  fei- 
nen Alluvionen  sind  in  den  verschiedenen  Abschnitten 
des  Genfersees  von  verschiedener  chemischer  Zusam- 
mensetzung. Im  Haut  Lac  und  auf  dem  Delta  der  Rhone 
herrschön  Silikate  vor,  während  die  in  Salzsäure  lösli- 
chen Substanzen  nur  30%  des  Ganzen  ausmachen:  im 
westlichen  Abschnitt  des  Grand  Lac  und  im  Petit  Lac, 
in  die  die  aus  Yoralpen  und  Jura  herkommenden  Zu- 
flüsse münden,  treten  die  in  Salzsäure  löslichen  Kalk- 
und  Magnesiumabsätze  etc.  in  grösseren  Massen  auf,  so 
dass  sie  dort  40  %.  hier  45-50%  des  Ganzen  bilden  können. 

Die  Analysen,  aie  sich  der  Hauptsache  nach  auf  die 
dem  Dredschnetz  allein  zugänglichen  obersten,  rezenten 
Schichten  des  Bodenschlammes  beziehen,  weisen  darin 
nur  eine  sehr  schwache  Vertretung  von  organischer 
Substanz  nach  :  3-5  %  im  Maximum,  meist  aber  noch  viel 
weniger. 

Der  Genfersee  hat  Süsswasser,  das  einen  nur  sehr  ge- 
ringen Gehalt  an  mineralischen  Bestandteilen  aufweist 
und  dessen  Zusammensetzung  in  allen  Abteilungen  des 
Sees  und  zu  allen  Jahreszeiten  keine  merklich  verschie- 
dene ist.  Die  chemische  Analvse  erffibt  auf  1  kg  Wasser 
des  Genfersees  an  mineralischer  Siiostanz  folgende  Zah- 
len: 


Schweflige  Säure 

Chlor 

Kalk 

Magnesia 

Kanumoxyd 

Natriumoxyd 


H.SO, 
Gl 


36,9  Milligramm 


CaO 
Mgü 
K,0 
Na,0 
Kieselsäureanhydrid    Si  O, 
Aus  diesen  Zahlen  lässt  sich  der  wahrscheinliche  Ge- 
halt an  gelösten  Salzen  in  einem  kg  Wasser  des  Genfer- 
sees wie  folgt  feststellen : 

Si  0,  3,6  Milligramm 

Na  a  2,0  » 


1.2 
62,5 
9,7 
2,0 
5,6 
3,6 


Kieselerde 
Kochsalz 
Glaubersalz 
Schwefelsaures  Kalium 
Schwefelsaurer  Kalk 
Kohlensaurer  Kalk 
Kohlensaure  Magnesia 
Verschiedenes,  organifche  Sul>8tanz 


Na.SO^ 
K,S04 
Ca  SO, 
Ca  CO, 
Mg  CO, 


10,4 
3,7 
49,8 
74.9 
20,4 
10,2 


Total  an  gelöster  Substanz         175,0  Milligramm 

Die  Gesamtmenge  der  mittels  Kaliumpermanganat  be- 
stimmbaren organischen  Substanzen  ist  eine  sem*  geringe 
und  beträgt  etwa  10  mg  auf  1  kg  Wasser. 

Ein  Liter  Oberflächenwasser  enthält  an  absorbierten 
Gasen : 

Sauerstoff  7,8  cm  ^ 

Stickstoff  15,4    » 

Kohlensäure  8,7    » 

Das  Wasser  der  tiefen  Schichten  enthält  nahezu  die 
gleichen  Mengen  gelöster  Gase  wie  das  Oberflächen¥^sser. 
An  der  Oberfläche  ist  das  Wasser  ganz  oder  beinahe  ganz 
mit  Gasen  gesättigt,  während  die  unter  grösserem  Druck 
stehenden  und  daher  weit  mehr  Gase  zu  absorbieren  fä- 
higen tiefem  Wasserschichten  niemals  ^nz  durchlüftet 
sind  und  keine  Gelegenheit  haben,  ein  reicheres  Quantum 
von  atmosphärischen  Gasen  zu  erhalten. 

Die  lokalen  oder  jahreszeitlichen  Schwankungen  im 
Gehalt  an  organischer  Substanz  oder  an  gelösten  Gasen 
sind  stärker  als  diejenigen  im  Gehalt  an  mineralischen 
Bestandteilen,  obwohl  auch  sie  nicht  so  beträchtlich 
werden,  dass  sie  sich  verdoppeln  könnten. 

In  thermischer  Beziehung  gehört  der  Genfersee  dem 
Typus  der  subtemperierten  tropischen  Seen  (Klassifika- 
tion Forel)  an.  In  der  pelagischen  Region  des  Grand  Lac 
schwankt  die  Temperatur  des  Oberflächenwassers  zwi- 
schen 4''  und  24 '^  C.,  sie  kann  in  der  littoralen  Region 
der  Buchten  und  auch  in  der  pelagischen  Region  des 
Petit  Lac  im  Winter  bis  zu  0  ®  sinken  und  im  Sommer 
in  engen  Einbuchtungen  etwas  über  24  °  steigen.  Die 
Temperatur  des  Wassers  in  der  Tiefenregion  schwankt 
zwischen  4,0  "  und  5,5  ®  C. 

Die  tägliche  Wärmeschwankung  des  Seewassers,  die  an 
schönen  Sommertagen  an  der  Oberfläche  gewöhnlich  2  ° 


284 


GEN 


GEN 


lieträgl(aber  auch  bis  auf  4°  ansteigen  kann),  macht  sich 
im  günstigsten  Fall  bis  in  eine  Tiefe  von  12-25  m  fühlbar, 
die  jährliche  Schwankung  bis  auf  120  m  Tiefe  und  die 
cyk  tische  Schwankung  (in  Decennien)  bis  an  den  Boden 
des  Sees. 

Ueber  das  Gefrieren  des  Genfersees  wissen  wir  Folgen- 
des: In  sehr  strengen  Wintern  (sog.  grands  hivers)  ge- 
friert der  Hafen  von  Genf,  den  man  zu  Fuss  hat 
begehen  können  in  den  Wintern  von  1570, 1573, 1681, 1684, 
1782,  1785,  1789,  1810,  1854  und  1891.  Dieses  Gefrieren 
des  llafens  von  Genf  kann  in  Anbetracht  seiner  geogra> 
phischen  Lageverhältnisse  nur  dann  eintreten,  wenn  bei 
sehr  strenger  Kälte  ein  anhaltender  N.-Wind  bläst.  Hat 
sich  zu  Zeiten  grosser  Windstille  gegen  das  Ende  des 
Winters  hin  das  Wasser  des  Petit  Lac  nach  einer  Reihe 
von  Nächten  mit  starker  Wärmeausstrahlung  bis  unter 
4^  abgekühlt  (verkehrte  thermische  Schichtung),  so  sieht 
man  in  seiner  pelagisch^n  Begion  lamellare  oder  kuchen- 
förmige  Eisschollen  sich  bilden  (1880, 1888, 1891,  1893). 
Im  Februar  1891  endlich  ist  auch  der  Haut  Lac  stellen- 
weise (in  den  Buchten  von  Territet,  Ciarens  und  Viile- 
neuve)  zugefroren  —  ein  bisher  am  Grand  Lac  historisch 
noch  nie  notiertes  Vorkommnis. 

Die  Durchsichtigkeit  des  Wassers  im  Genfersee  lässt  sich 
aus  folgenden  Werten  erkennen :  die  Sichtbarkeitsgrenze 


Genfersee  :  Le  Bouveret. 

liegt  im  Sommer  in  6,6  m  und  im  Winter  in  10  m  Tiefe. 
Im  Februar  1891  ist  von  uns  ein  äusserster  Wert  von 
21,5  m  festgestellt  worden. 

Aus  dem  Jahresmittel  einer  Reihe  von  gleichzeitigen 
Beobachtungen  haben  sich  örtliche  Verschiedenheiten 
in  der  Sichtbarkeitsgrenze  ergeben.  Diese  liegt  z.  B.  vor 
Meillerie  in  9,0  m,  vor  PuUy  in  9,7  m,  vor  Evian  in  10,4 
m,  vor  Morges  in  10,1  m,  vor  Thonon  in  11, .3  m  und  vor 
Nernier  in  11^0  m  Tiefe.  Die  Durchsichtigkeit  des  Was- 
sers nimmt  mit  zunehmender  Entfernung  von  der  Ein- 
mündung der  Walliser  Rhone  regelmässiff  zu. 

Die  Grenze  der  absoluten  Dunkelheit  liegt  für  Chlor- 
sitber  vor  Morges  im  Sommer  in  45  m  und  im  Winter  in 
110  m  Tiefe  (nach  F.  A.  Forel),  für  Jod-  und  Bromsilber 
in  200,  resp.  240  m  Tiefe  (nach  Fol  und  Sarasin). 

Die  Eigenfarbe  des  Genferseewassers  entspricht  dem 
4.  Grad  der  von  Forel  aufgestellten  Farbenskala,  der  gleich 
ist  einer  Mischung  von  9  Teilen  Kaliumchromat,  91  Teilen 
Kupfervitriol,  455  Teilen  Ammoniak  und  19445  Teilen 
destilliertem  Wasser.  Es  gehört  damit  der  Genfersee  dorn 
Typus  der  blauen  Seen  an.  (Vergl.  den  Art.  Blausee  des 
Lexikons). 

Die  stärksten  im  Genfersee  auftretenden  Wellen  (k'c- 
messen  beim  Sturm  vom  20.  Februar  1879)  hatten  eine 
Länge  (Abstand  zwischen  zwei  Kämmen)  von  35  m,  eine 
Periode  von  4,7  scc  und  eine  Fortpflanzungsgeschwindig- 
keit von  7,3  m  pro  Sekunde.  Ihre  Höhe  hat  man  nicht 
direkt  gemessen,  sie  ist  aber  von  uns,   vom    höchsten 


Punkt  des  Wellenkaromes  bis  zum  tiefsten  des  W^ellen- 
Ihales  gerechnet,  zu  1,7  m  ffeschätzt  worden.  Die  antere 
Grenze  der  tatsächlichen  \Nellenwirkung  auf  den  Boden 
an  den  Ufern  des  Genfersees  liegt  bei  Morges  in  9  m  un- 
ter dem  Niedrigwasserstand. 

Für  die  stehenden  Wellen  der  Seiches  beträgt  die  Pe- 
riode (2 1)  bei 

longitudinalen  uninodalen  Seiches    73     Minuten 

»  binodalen        »  35,5        » 

transversalen    uninodalen     »  10  » 

»  binodalen       »  5  » 

Aus  diesen  Zahlen  ergibt  sich,  dass  eine  ganze  Schwin- 

§ung  von  longitudinalen  binodalen  Seiches  nicht  gan« 
ie  Hälfte  der  Zeit  einer  Schwingung  von  longitudinalen 
uninodalen  Seiches  beansprucht,  was  ein  ausnahmsweise 
seltener  und  von  uns  in  andern  Seen  noch  nicht  beobach- 
teter Fall  ist.  Die  Höhe  der  longitudinalen  Seiches,  im 
Centrum  der  Bäuche  gemessen,  ist  in  Genf  eine  viermal 
grössere  als  in  Chillon.  Die  in  Genf  am  2.  und  3.  Oktober 
1841  gemessene  maximale  Höhe  der  Seiches  hat  den  Be- 
trag von  1,87  m  überschritten.  Die  am  längsten  andauernde 
bekannte  Serie  von  Seiches  ist  die  in  Genf  in  der  Zeit 
vom  %.  März  bis  3.  April  1891  beobachtete,  nämlich  145 
longitudinale  uninodale  Schwingungen  mit  einer  Periode 
von  je  73  Minuten.  Wenn  diese  Reihe  nicht  durch  das 
Auftreten  einer  Serie  von  binodalen 
Seiches  unterbrochen  worden  wäre,  so 
hätte  sie  nach  einer  auf  der  Höhenab- 
nahme der  beobachteten  Schwin^ngen 
beruhenden  Berechnung  noch  bis  zum 
Ende  des  neunten  Ta^^es  angedauert 
und  würde,  bis  die  Amplitude  gleich  Null 
geworden  wäre,  182  Schwingungen  von 
20-0  cm  Höhe  gezählt  haben 

Strömungen  treten  im  Genfersee  ganz 
unregelmässig  auf  und  lassen  sich  bis 
jetzt  noch  nicht  in  allgemeine  Gesetze 
zusammenfassen.  Ihre  grösste  gemes- 
sene Geschwindigkeit  betrug  hier  30  cm 
pro  Sekunde. 

Die  Grösse  des  auf  festem  Land  lie- 
genden Einzugsgebietes  des  Genfersees 
beträgt  7412  km*;  da  der  See  selbst  eine 
Fläche  von  582  km*  umfasst,  so  entsen- 
det ein  Stück  Erdoberfläche  von  7994 
km  *  Fläche  seine  Wasser  bei  Genf  mit 
der  Rhone  zum  Meer.  Von  dieser  Ge- 
samtfläche entfallen  rund  1000  km*  auf 
Firn  und  Gletscher  (d.  h.  900-1050  km* 
je  nachdem  die  Mehrzahl  der  Gletscher 
gerade  ihren  geringsten  oder  höchsten 
Stand  erreicht  hat).  An  Fläche  des  Ein- 
zugsgebietes entfallen  auf  die  einzelnen  Zuflüsse  zum 
Genfersee:  auf  die  Rhone  des  Wallis  5220  km*  und  auf 
die  Gesamtheit  der  übrigen  unmittelbaren  Zuflüsse  2192 
km*.  Unter  diesen  letzteren  umfassen  die  Gebiete  der 
Drance  des  Chablais  545,  der  Venoge  205,  der  Promen- 
thouse  105,  der  Aubonne  102  km*  u.  s.  f. 

Das  mit  der  Rhone  bei  C^nf  aus  dem  See  abfliessende 
Wasservolumen  beträgt  250  m*  pro  Sekunde,  was  gleich 
kommt  einer  mittleren  tä|^lichen  Masse  von  21  600000  m^ 
oder  einer  mittleren  jährlichen  Masse  von  7914  Millionen 
m  3  Wasser  (=  Vit  der  Wassermenge  des  ganzen  Genfer^ 
sees).  Die  Wasserführung  der  Rhone  des  Wallis  schwankt 
zwischen  20  und  860  m^  pro  Sekunde.  Als  Gletscherfluss 
hat  sie  ihren  Hochwasserstand  im  Hochsommer,  zu  wel- 
cher Zeit  die  volle  Masse  des  während  des  ganzen  Jahres 
auf  den  1000  km*  Firn  und  Eis  ihres  Einzugsgebietes  an- 
gesammelten Wassers  abfliesst. 

Aus  der  Fläche  des  Genfersees  lässt  sich  berechnen, 
dass  ein  Unterschied  von  6,74  m  ^  pro  Sekunde  in  der 
Wasserführung  zwischen  Zuflüssen  und  Ausfluss  eine 
llöhenschwankung  des  Seespiegels  von  einem  Millimeter 
in  24  Stunden  zur  Folge  hat.  Da  die  Wasserführung  des 
grössten  Zuflusses  im  Sommer  die  des  Winters  um  das 
10  fache  übersteigt,  so  ergibt  sich  daraus  auch  eine  jähr- 
liche Höhenschwankung  des  Seespiegels.  Diese  Schwan- 
kung wird  in  fühlbarem  Masse  noch  beeinflusst  durch  die 
Wirkung  der  Schleusen  und  Wehre,  die  für  die  im  Jahr 
1713  erstellten  Wasserwerke  der  Stadt  Genf  erbaut  und  bis 


GBN 


GEN 


28Ö 


heute  bestaDdig  vergrösBert  und  verbessert  worden  sind, 
sodass  jetzt  der  Wasserstand  des  Sees  wie  derjenige  eines 
rar  industrielle  Zwecke  künstlich  angelegten  Beckens 
nach  Bedürfnis  reguliert  werden  kann. 

Wie  sich  die  Wasserverhältnisse  des  Genfersees  damals 
gestaltet  hatten,  als  ihre  Schwankungen  einzig  von  den 
natürlichen  Affentien  bestimmt  worden  sind,  wissen  wir 
nicht.  Im  19.  Jahrhundert  hatte  der  Mensch  in  diese  Ver- 
hältnisse bereits  bestimmend  eingegriflen,  indem  er  den 
Ablluss  der  Rhone  aus  dem  See  im  Winter  durch  ein 
Stauwehr  beinahe  völlig  verschloss,  deren  Wasser  auf  die 
Räder  des  Wasserwerkes  leitete  und  damit  natürlich  auch 
die  jährlichen  Wasserstandsschwankungen  im  See  ver- 
minderte. Immerhin  geben  wir  in  folgender  Tabelle  eine 
Darstellung  der  Wasserstande  für  die  Zeit  von  1818-1883. 
Dabei  ist  zu  bemerken,  dass  die  Messungen  auf  den  Nie- 
drigwasserstand (Nullpunkt  des  Normallimnimeters=:ZL), 
der  einem  um  3  m  unter  der  Bronzeplatte  des  Fixpunktes 
der  Pierre  du  Niton  in  Genf  (R PN)  liegenden  Wasser- 
spiegel entspricht  (also  ZL  =  HPN  —  3,0  m),  bezogen 
worden  sind. 


Monatsmittel : 

Januar    ZL  -f-  0,928  m 

Februar  0,888  » 

März  0,900  » 

April  0,991  » 

Mai  1,204  » 

Juni  1,611  » 


Juli  ZL  4-  2,032  m 

August  2,136  » 

September  1,876  » 

Oktober  1,432  » 

November  1,160  » 

Dezember  1,030  » 


Die  Amplitude  der  jährlichen  Schwankung  (Mittel  aus 
den  Maxima,  weniger  Mittel  aus  den  Minima)  betrug  in 
diesem  Zeitraum  l.d22  m.  Beobachtete  Extreme:  niedrig- 
ster Sund  am  18.  Februar  1830  mit  ZL  -f-  0,224  m,  hoch- 
ster  Stend  am  16.  Juli  1877  mit  ZL  +  2,886;  Schwankung 
also  2,662  m. 

Verschiedene  Umstände,  von  denen  vor  Allem  die 
immer  mehr  vervollkommneten  Wehr-  und  Schleusenan- 
lagen für  industrielle  Zwecke  der  Stadt  Genf  erwähnt 
werden  müssen,  haben  zusammengewirkt,  um  den  Was- 
serstand des  Sees  während  der  historischen  Zeiten  höher 
zu  legen.  Steinbrüche  auf  Molasse,  die  ums  Jahr  1700  am 
Seestrand  geöfTnet  worden  sind,  gestatten  uns  den  Nach- 
weis zu  führen,  dass  zu  jener  Zeit  bei  Niedrigwasserstand 
im  Winter  der  Seespiegel  zuweilen  bis  auf  ZL  —  0,3  und 
—  0,5  m  gesunken  ist. 

Für  die  spätem  Zeiten  können  wir  uns  auf  Beobach- 
tuDgen  an  Limnimetern  stützen,  die  (in  Zeiträume  von  je 
20  Jahren  zusammengefasst  und  ebenfalls  auf  ZL  bezogen) 
folgende  Resultate  ergeben  haben : 

Wasserstand 


Minima 

m 

Vor  1801 

0,539 

1801-1820 

0,689 

1821-1840 

0,459 

I8il-1860 

0.764 

1861-1883 

1,049 

liaxima 

Jahresmittel 

m 

m 

2,228 

— 

2,194 

1,180 

2,191 

1,154 

2,229 

1,326 

2,459 

1,590 

Vor  1840  0,^4  2,204  1,157 

1841-1883  0,917  2,352  1,467 

Wir  ersehen  aus  dieser  Tabelle  ein  unbestreitbares 
Anwachsen  der  verschiedenen  limnimetrischen  Werte. 

Dieses  zunehmende  Ansteigen  des  Wasserspiegels  be- 
gann nun,  den  am  Ufer  des  Sees  gelegenen  Ländereien 
und  Bauten  ausserordentlich  gefährlich  zu  werden  und 
ebenso  die  allgemeinen  gesundheitlichen  Verhältnisse 
empfindlich  zu  verschlechtem.  Es  lief  daher  im  Jahre 
1877  beim  schweizerischen  Bundesffericht  eine  Klage  ein, 
die  vom  Kanton  Genf  die  Korrektion  der  den  Abfluss 
der  Rhone  hemmenden  Stauwerke  forderte.  Die  Folge 
davon  war  das  am  17.  Dezember  1884  unterzeichnete 
Uebereinkommen  zwischen  dem  Bund  und  den  Uferkan- 
tonen des  Genfersees,  das  bestimmt :  der  Bund  und  die 
Kantone  Waadt  und  Wallis  einerseits  bezahlen  an  die  Stadt 
Genf  die  hohe  Subvention  von  1 105  000  Fr.  und  verpflich- 
ten sie  damit  zur  Regulierung  der  Seewasserstände,  die 
Stadt  Genf  andererseits  errichtet  auf  rationeller  Grund- 
lage ein  System  von  hydraulischen  Anlagen  (W^rke  von 
La  Coulouvreniere),  das  den  ungehinderten  Abfluss  der 
Rhone  und  zugleich  die  vollkommenste  Ausnutzung  ihrer 
Wasserkräfte  gestattet.  Das  ganze  Untemehmen  ist  dann 


unter  der  geschickten  Leitung  des  Ingenieurs  Th.  Tur- 
rettini,  Stadtpräsidenten  von  Genf,  glücklich  zur  Aus- 
führung gekommen,  womit  zugleich  auch,  von  1891  an,  der 
Wasserstand  des  Sees  neu  reguliert  worden  ist.  Die  Ein- 
richtungen sind  vorzüglich,  und  es  handelt  sich  jetzt  nur 
noch  darum,  sie  auch  zur  allgemeinen  Zufriedenheit  ar- 
ht>iten  zu  lassen. 

Diese  künstliche  Regulierung  des' Wasserstandes  erhöht 
das  Niedrigi\ asser  des  Winleis  um  einen  merklichen  Be- 
trag und  lässt  die  sommerlichen  Hochwasser  ungehindert 
ablliessen.  Die  Schwankun^^en  müssen  sich  nach  Mass- 
gabe der  aufgestellten  Bestimmungen  innerhalb  einer 
(Frenze  von  60  cm  abspielen.  Folgendes  sind  die  wichtig- 
sten durrh  das  Refflement  vom  September  1892  festgeleg- 
ten Vorschriften  :  Das  Minimum  darf  nicht  unter  die  Kote 
ZL  -4- 1.1  m  sinken,  das  Maximum  nicht  über  die  Kote 
ZL  -|- 1,7  m  steigen  ;  zur  Winterszeit  muss  der  Wasser- 
stand des  Sees  im  Januar  auf  1,5  m,  im  Februar  auf  1,3 
m,  im  März  auf  1,2  m,  im  April  und  Mai  auf  1,1  m  ge- 
senkt werden ;  damit  die  an  den  Quaimauern  nöti^  wer- 
denden Ausbesserungen  vorgenommen  werden  können 
darf  der  Wasserspiegel  jedes  ,•  vierte  Jahr  vom  15.  März 
an  wenn  möglich  bis  zum  15.  April  bis  auf  die  Kote  ZL 
+  0,9  m  gesenkt  werden. 

Es  sei  hier  gesagt,  dass  diesen  Bestimmungen,  mit  we- 
nigen beklagenswerten  Ausnahmen,  bisher  in  zufrieden- 
stellender Weise  nachgelebt  worden  ist. 

Das  Klima  desGenferseethales  kann  durch  nachfolgende 
meteorolo|^ische  Werte  veranschaulicht  werden  :  Luft- 
wärme (Mittel  aus  den  Stationen  Genf,  Morges,  Lausanne, 
Montreux  und  Aigle),  absolute  und  relative  Feuchtigkeit, 
Häufigkeit  der  Bise  (NO.-Wind)  und  des  Sudois  (SW.- 
Wind),  Niederschläge,  Gewitter,  Nebelhäufigkeit. 

Luft     Absoloter  Reb(i\e        Bise  Sudois 

Dampf-  Feuchtig-  (Nü^-Wind)(SW^-Wind) 


Januar  . 
Febmar  . 
März  .  . 
April  .  . 
Mai  .  . 
Juni  .  . 
Juli  .  . 
August  . 
September 
Oktober  . 
November 
Dezember 


Jahr 


Januar 

Februar 

März 

April 

Mai 

Juni 

Juli 

August     . 

September 

Oktober  . 

November 

Dezember 


wanne 

•C. 

0,8 

2,1 

4,7 

9,5 

13,2 

16,« 

18,9 

18,1 

15,0 

10,3 

4,6 

0,8 


druck  •■ 
4,15 
4,31 
4,70 
5,96 
7,86 
9.76 
10,86 
10,66 
9,61 
7,66 
5,34 
4,20 


keit  o/o 
86 
82 
75 
70 
70 
70 
68 
71 
77 
83 
83 
86 


Tage 
4,4 
3,7 
4,1 
5,7 
3,8 
3,4 
3,1 
2,0 
2,8 
2,4 
2,3 
4,3 


Tage 
3,3 
3,2 
2,9 
4,5 
4,8 
3,9 
3,6 
4,0 
3,7 
3,3 
3,9 
3,1 


Winter   . 

1.^ 

4,22 

8S 

12,4 

9.6 

Frühjahr 

9,1 

6,17 

72 

13,6 

12,2 

Sommer 

17,9 

10,43 

70 

8,5 

11,5 

Herbst     . 

.    10,0 

7,54 

78 

7,5 

10,9 

9,6         7,0J 

Niedersehlags- 

häutlkeit 

Tage 

10,1 

8,3 

9,9 
10,5 
11,8 
10,6 

9,4 
10,1 
10,4 
11,5 
10,8 

9,1 


1        76 

42,0 

44,2 

Nieder- 

Ge- 

Nebel- 

schlagsmenge 

witter 

häaflfkcit 

mm 

Tage 

% 

48,7 

0,2 

79 

36,5 

0,1 

67 

47,2 

0,2 

61 

56,8 

1,2 

58 

79,1 

4,0 

58 

75,9 

5,3 

54 

70,8 

5,5 

U 

80,4 

4,9 

47-. 

94,2 

2,5 

49   • 

101,0 

0,8 

69 

74,0 

0,2 

78 

51,1 

.  0,1 

83 

Winter    . 

27,5 

136,3 

0,4 

76 

Frühjahr 

32,2 

183,1 

^i 

59 

Sommer  . 

30,1 

227,1 

15,7 

48 

Herbst     . 

32,7 

269,2 

3,5 

66 

Jahr    .    .     .         122,5  815,7         25,0  62 

Die  Menge  der  Niederschläge,  eines  der  bemerkenswer- 
testen meteorologischen  Faktoren,  verteilt  sich  auf  die 
verschiedenen  Abschnitte  des  gesamten  Einzugsgebietes 
des  Genfersees  in  sehr  verschiedener  Weise,  wie  dies  fol- 
gende allgemeine  Jahresmittel  zeigen : 


I 


386 


GEN 


GBN 


Centram  des  Oberwallis  von  Reckingen  bis  < 

Sitten  684  mm 

Kammlinie  der  Penninischen  Alpen  1091    » 
Rhoneebene  von  Martinach  bis  Aigle  837    d 

Waadtländer  und  Savoyer  Yoralpen  1280    » 

Waadtländer  Hochebene  1010    » 

Uferzone  des  Grand  Lac  1091    i» 
Uferzone  des  Petit  Lac  807    » 

Das  allgemeine  Jahresmittel  der  Niederschlagsmenge  im 


Genfersee:  ßvian  las  Bains. 

Gebiet  des  Einzugsbeckens  als  Ganzes  ist  auf  91  d:  4  cm 
berechnet  worden. 

Die  verschiedenen  am  Genfersee  wehenden  Winde  wer- 
den von  den  Anwohnern  seiner  Ufer  mit 
besonderen  Namen  belegt.  Terrestrische 
und  stürmische  Winde  :  Der  NO.  heisst 
Bise;  der  SO.  Vaudaire  (der  Föhn  der 
deutschen  Schweiz)  ;  der  SW.  vent  im 
engem  Sinne,  vent  de  pluie  (RegenwindU 
vent  de  Geneve  oder  Sudois ;  der  NW. 
Joran.  Schlägt  der  Sudois  in  einen  rei- 
nen S.-Wind  um,  der  aus  dem  Thal  der 
Drance  auf  die  Mitte  des  Grand  Lac  weht, 
so  heisst  er  Böman ;  Molan  heisst  der 
aus  dem  Thal  der  Arve  auf  Genf  zu  we- 
hende Wind.  Lokale  Winde  (Brises)  sind 
dagegen  der  Morget  (Nachtwind,  Land- 
wind) und  der  Bebat  oder  Sechard  (Tag- 
wind, Seewind). 

Der  Genfersee  beherbergt  eine  an  For- 
men und  Individuen  reiche  Gesellschaft 
von  tierischen  und  pflanzlichen  Bewoh- 
nern. Ueberall  sind  solche  vorhanden, 
selbst  in  den  grössten  Tiefen  und  im  klaren 
Wasser  der  Seemitte  :  das  Leben  ist  hier  allge|fenwärtig. 

Zum  Zwecke  unserer  raschen  Uebersicht  über  diese 


men,  d.  h.  in  örtlich  beschränkte  Faunen  und  Floren. 
Z^  den  erstgenannten  gehören  vor  Allem  die  grossen 
Tiere  (Vögel  und  Fische),  die  aktiv  wandernd  von  einem 
Ort  zum  andern  gelangen  können,  und  dann  auch  die 
sehr  kleinen  Lebewesen,  die  Mikroben,  die  von  den  Strö- 
mungen im  Wasser  passiv  überallhin  verschleppt  werden. 
Von  den  auf  dem  Genfersee  vorkommenden  Vogelarten 
sind  nur  der  gemeine  oder  Höckerschwan  [Cygnus  olor: 
1887  hier  eingeführt;  eine  seit  1868  auftretende  Abart, 
Ps^ido- Albinos  genannt,  hat  sich  als 
fortpflanzunffsfahig  erwiesen)  and  die 
Lachmöve  iLarus  ridibundus)  hier  das 

finze  Jahr  nindurch  ständig  zu  finden, 
twa  60  Arten  von  Laufvögeln  und  75 
Arten  von  Schwimmvögeln,  beides  Zug- 
vögel, beleben  regeimässie  oder  zufällig 
auf  mehr  oder  weniger  lange  Zeit  die 
Wasser  des  Sees.  Der  gehaubte  Steias- 
fuss  (Podiceps  cristatus)  ist  seines  von 
den  Kürschnern  begehrten  prachtvollen 
Gefieders  wegen  der  Gegenstand  eifriger 
Nachstellung. 

Die  Fische  unterscheiden  wir  in  pe- 
lagische  und  littorale  Seefiscne. 
Von  jenen  nennen  wir  die  F^ra  (Co- 
regonus   Fera)   und  Gravenche  {Gore- 
gonus  hientalis)^  zwei  dem  Genfersee 
eigene  Arten  von  Felchen,  femer  Sai- 
bling  oder  Röteli   (ScUmo  salvelinus: 
französisch     omble  -  Chevalier ) ;     von     diesen    Barsch , 
Trüsche  (am   Ende  des  17.   Jahrhunderts  zufällig   ein- 
geführt),  Karpfen,   Schleihe,  Laube   oder  Laugeli,   Bot- 


Genfersee  :  Pointe  d'Yvoire. 

Lebewesen  teilen  wir  sie  ein  in  ubiquistische 
Organismen,  die  über  grössere  Gebiete  hin  sich 
zu  verbreiten  fähig  sind,  und  in  lokalisierte  Organis- 


Genfeime^ :  Ile  de  Salagnon  bei  Glarens  mit  Deni  du  Midi. 


ten  oder  Rottelen,  Schwal,  Alet,  Seeforelle,  Hecht 
u.  Aal  (sehr  selten ;  1865  zufällig  eingeführt,  pflanzt  sich 
nicht  fort).  Dazu  kommen  einige  erra- 
tische Flussfische,  wie  Groppen,  Gran- 
del oder  Gressiing,  Bambeli,  El)ritze,^Bart- 
grundel  und  Aesche.  Diese  Fischfauna  des 
Genfersees  ist  weit  weniger  artenreich  als 
z.  B.  diejenige  der  Seen  und  Flussbecken 
des  Rhein  oder  der  Rhone  unterhalb  der 
Perte  du  Rhone  bei  Belle^rde.  Dies  rührt 
davon  her,  dass  serade  die  Perte  du  Rhone 
ein  für  die  Fische  unüberwindliches  Hin- 
dernis ist  und  dass  die  an  den  Quellbächen 
der  Zuflüsse  zum  Genfer-  und  Neuenbur- 
gersee  hier  und  da  vorhandenen  Bifurkatio- 
nen  zu  geringfügig  sind,  als  dass  sie  den 
Durchgang  der  Seefische  des  einen  hydro- 
graphischen Beckens  in  das  andere  gestat- 
ten würden. 

Eine  zweite  Abteilung  der  ubiqu istischen 
Organismen  sind  die  Mikroben  (Bakterien 
etc.),  die  überall  im  Seewasser  in  grösster 
Anzahl  vorkommen,  so  auch  in  dem  als  eines 
der  reinsten  bekannten  Wasser  des  Genfer- 
sees. Ihre  Zahl  schwankt  je  nach  den  verschiedenen  Rhe- 
nen des  Sees  von  einigen  wenigen  bis  zu  einigen  Dutzenden, 
ja  bis  zu  einigen  Tausenden  im  Kubikcentimeter  Wasser. 


GEN 


GEN 


287 


Ungeheuer  gross  ist  ihre  Anzahl  im  Schlamm  des  Bodens, 
an  der  Möndang  der  unreinen  Wasser  der  Zuflösse  und 
l>e8onder8  der  Abwässer  von  Ortschaften,  in  den 
Oelflecken  an  der  Wasseroberfläche  und  in  den 
Anhäufungen  von  sog.  See  blute  in  der  pela- 
gischen  Region.  Sehr  klein  ist  dagegen  ihre  An- 
zahl im  reinen  Wasser  der  pelagischen  Region 
und  in  den  tiefern  Wasserscnichten  bis  hinun- 
ter zu  der  mit  dem  Schlamm  am  Seeboden  in 
direkte  Berührung  kommenden  Schicht,  die  dann 
aber  selbst  wieder  voller  Mikroben  zu  sein  pflegt. 
Die  Mehrzahl  dieser  Wasserbakterien  sind  sapro- 
gen,  d.  h.  Erzeuger  von  Fäulnisffärun|[.  die  die 
abgestorbenen  orsanischen  Stoffe  in  ihre  ele- 
mentaren Bestandteile  zerlegen;  die  andern, 
Endo-Parasiten,  welche  nur  durch  Zufall  in  den 
See  gekommen  sind,  sind  entweder  peptogen 
und  wirken  dann  begünstigend  auf  die  Ver- 
dauungsfunktionen ihres  Wirtes  ein  (der  sie  zu- 
gleich mit  seinen  Exkrementen  in  den  See  wirft) 
oder  pathogen,  d.  h.  Krankheitserreger  in  den 
Geweben  ihres  Wirtes.  Diese  parasitischen  Mi- 
kroben gelanffen  durch  die  Abwässer  der  Ort- 
schaften in  den  See,  verschwinden  hier  aber 
bald,  da  sie  sich  in  zu  kaltem  und  zu  wenig  mit 
Nährstoffen  durchsetztem  Wasser  nicht  fort- 
pflanzen können  und  auch  bald  von  den  im  See 
einheimischen  Organismen  gefressen  werden. 

Das  Wasser  des  Genfersees,  das  seit  zwei  Jahr- 
hunderten die  Brunnen  von  Genf  speist  und  noch 
keine  durch  Mikroben  veranlasste  Infektionskrankheiten 
verursacht  hat,  ist  unschädlich.   Das  reinste  und  in  hy- 

Sienischer  Beziehung  empfehlenswerteste  Wasser  fähren 
ie  mitten  im  See  und  wenigstens  20  m  unter  der  Ober- 
fläche gelegenen  Schichten . 

ipie  Mehrzahl  der  den  Genfersee  bewohnenden  Organis- 
men ist  örtlich  lokalisiert  und  groppiert  sich  in  nach 
Reffionen  abgegrenzte  biologische  Gesellschaften,  näm- 
lich in  littorale,  pelagische  und  abyssische 
(oder  der  Tiefenregion  eigentümliche)  Gesel  1  sc  haften. 

1.  Die  littorale  Region  weist  in  ihrer  Gesamtheit 
grosse  Unterschiede  auf  und  zerfällt  in  eine  grosse  An- 
zahl von  Unterabteiluncen.  Solche  sind : 

a.  Der  trockene  Strand  (gr^ve  exond^e) ;  besteht 
aas  Sand,  Geröll  oder  anstehendem  Fels  und  wird  nur 
durch  die  letzten  Ausläufer  der  jg^rossen  Wellen  noch  be- 
netzt. Auf  ihm  findet  man  einige  Sandpflanzen,  einige 
omnivore  Tiere,  die  ihre  Nahrunfl"  in  den  von  den  Wellen 
hierher  geworfenen  organischen  ueberresten  finden,  und 
—  auf  Fels|[rund  —  einige  Moose. 

6.  Der  uberschwemmbare  Strand  (gr^ve  inon- 
dable);  liegt  bei  Niedrigwasser  trocken  und  wird  vom 
Hochwasser  überschwemm^.  Beherbergt 
einige  Landpflanzen,  die  auch  einem  zeit- 
weisen Verweilen  unter  Wasser  sich  anpas- 
sen können,  und  solche  Wasserpflanzen, 
die  bei  einer  Trockenheit  von  einigen  Mo- 
naten nicht  zu  Schaden  kommen.  In  eini- 
gen der  übriff  bleibenden  Wassertümpeln 
dieses  überscnwemm  baren  Strandes  rand 
man  früher  EUUine  hexandra^  Zanichellia 
tenuis  und  Duriaea  Reuteriy  die  heute 
durch  die  auf  den  Strand  übergreifenden 
Mauerbauten  der  Städte,  Ortschaften  und 
Landhäuser  am  See  zum  Verschwinden  ge- 
bracht worden  sind. 

c.  Die  Uferbank  (beine) ;  die  2-4  m 
unter  dem  Wasserspiegel  liegende  beinahe 
horizontale  Uferterrasse.  Wo  sie  schlam- 
mig ist,  bedecken  sie  die  grossen  lakus- 
tren  Phanerogamen  (fordts  des  favas  in 
der  Lokalsprache)  Potamogeton  perfolia- 
'M«.  P.  cn^pus,  P,  lucens,  P.  filiformis 
und  P,  nectinatuSy  Myriophyllum  spica- 
tum  und  Ceratophyllum  demersum;  im 
schlammigen  Sand  der  Halde  siedeln  sich 
als  dichtes  Strauchwerk  die  Armleuch- 
tergewächse an :  Chara  ceratophylla,  C.  contraria,  C. 
fottida,  C.  hispida^  C,  cupera  und  C.  fragiliSy  femer 
einige  Arten  von  Nilella,  In  den  Häfen  und  geschützten 


Buchten  ist  die  seit  1880  eingeschleppte  Elodea  canaden- 
sia  häuflg  zu  beobachten.  Die  Wassei^  der  Uferbank  be- 


Oenfersee :  Hafen  von  La  "Tour  de  Peils. 

wohnen  alle  diejenigen  aquatischen  Tiere,  Moose  und 
Algen,  die  die  eigentlich  l^kuslren  Bedingungen,  d.  h. 
vornehmlich  den  starken  Wellenschlaff  zu  ertragen  ver- 
mögen, indem  sie  sich  entweder  in  Verstecken  bergen, 
oder  an  feste  Körper  anklammern  oder  endlich  auch 
schwimmend  an  ruhigere  Stellen  in  Sicherheit  bringen  : 
von  Insekten  Orichtochilus  villosiu,  Sigara  Lenianiy 
einige  Larven  von  Pseudo-Neuropteren,  Neuropteren  und 
chironomen  Dipteren ;  von  Crustaceen  der  Flusskrebs, 
Flohkrebs  {Gammarus  pulex)j  Asellus  aquaticuSj  ferner 
eine  Menge  van  Cladoceren,  Copepoden  und  Ostracoden ; 
einige  Hvdrachniden ;  von  Mollusken  Limnaeen,  Planor- 
ben,  Bvlninien,  Valvaten,  Ancylusarten,  Anodonta  ana- 
tina,  A.  cygneay  A.  cellensis  und  A.  Picteiiana,  fer- 
ner Cycladen  und  Pisidien ;  viele  Wärmer,  Hydriden, 
Schwämme  nnd  Protozoen.  Keine  dieser  Arten  gehört  dem 
Genfersee  ausschliesslich  an,  mit  Ausnahme  von  Ano- 
donta  Pictetiana,  die  wegen  ihrer  Grösse  hier  ihre  be- 
sondere Erwähnung  verdient. 

In  den  Uferlagunen,  den  Aestuarien  der  Flüsse  und 
einigen  geschützten  Buchten  entwickelt  sich  das  Ph  rag- 
mitetum,   grosse  Felder  von  Schilfrohr,    dem  einige 


Genfersee  :  Reewinkel  bei  Le  Bouveret. 

Binsen  und  Rohrkolben  beigemischt  sind ;  diese  stillen 
Wasser  beherbergen  eine  üppige  Algenflora  und  eine 
reiche  Fauna  von  niederen  Tieren. 


288 


6BN 


GEN 


2.  Die  pclagische  Re(?ion,  d.  h.  die  WassermasBe 
des  offenen  Sees  wird  von  einer  biologischen  Gesellschaft 
belebt,  deren  einzelne  Individuen  alle  schweben  oder  ßute 
Schwimmer  und  vor  den  Nächste!  lunsen  ihrer  Feinde 
z.  T.  durch  ihre  wunderbare  Durchsicntigkeit  geschützt 
sind.  Diese  Gesellschaft  besteht  aus  den  pelagiscnen  See- 
fischen (denCk)regoneDartenF^ra  und  Gravenche  und  dem 
Saibling)  und  einer  grossen  Anzahl  von  kleinen  Organis- 
men, die  unter  der  Bezeichnung  des  Plankton  zusam- 
mengefasst  zu  werden  pHegen.  Dazugehören  die Crustaceen 
Daphnia  hyalina,  Bosmina  longispinüy  Leptodora  hya- 
lifia,  Bythotrephes  longimanus,  Diaptomws  gracilis  und 
D.  ladniatus;  einige  Raderlierclien  (Rotatoria),  wie  As- 
planchna  priodonta^  Sunchasta  peclinatay  Poiyarthra 
plcUyptera,  Triartht'a  tongisetay  Anurea  aculeala  und 
A.  cochleatHa,  Notholca  longiapina^  Gastropus  styiifer ; 
die  Protozoen  Vorlicella  convallana  (Schmarotzer  auf 
Anabaena)^  Dmobryon  sertularia  und  D.  cyündvicuni^ 
Ceratium  hirufidinelUx ; die  Algen  Bothryococcus  Braunii^ 
Anabaena  circinalis,  Aaterionella  formosa^  Cyclolella 
comia,  Fragilaria  crotonensis,  Melosira  varians. 

Im  Genfersee  ist  die  Quantität  des  Plankton  keine  selir 
grosse  und  weit  geringer  als  in  den  kleinen  wenig  tie- 
fen Seen  und  Weiern.  Die  mit  einem  Netz  aus  Müller- 
gaze Nr.  20  (77  Fäden  auf  den  Centimeter)  aufgefischte 
Quantität  von   Plankton   beträgt  hier  im  Mittel  50,  im 


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Dampfschiff  auf  dem  Genfersee. 

Minimum  20  und  im  Maximum  125  cm*"*  auf  einen  Qua- 
dratmeter Seefläche. 

Die  grosse  Mehrzahl  der  zur  pelagischen  Gesellschaft 
gehörenden  Organismen  lebt  in  10-20-40  m  unter  der  See- 
oberfläche, doch  steigen  im  Genfersee  einige  tierische 
Arten  bis  zu  100  und  200  m  Tiefe  ab  (so  z.  B.  Sida  lim- 
nelicä). 

Dassog.  Soeblühen  oder  die  Seeblüte,  Anhäuf- 
ungen von  organischem  Staub  auf  der  Seeoberfläche,  be- 
steht im  Genfersee  hauptsächlich  aus  Ansammlungen  von 
Coniferenpollen,  die  im  Frühjahr  durch  den  Wind  und 
die  Wildbäche  auf  den  See  hinausgetrieben  werden. 

3.  Die  im  Genfersee  mit  der  Isobathe  von  25  m,  d.  h. 
der  unteren  Grenze  des  Vorkommens  von  Chlorophyll- 
pflanzen einsetzende  Tiefenregion  ist  von  der  abys- 
salen  Gesellschaft  bewohnt.  Zwei  ihrer  Vertreter, 
die  pifirmentierten  und  blinden  Crustaceen  Aaellus  Foreli 
und  Niphargu8  Foreli,  sind  wahrscheinlich  ursprüng- 
liche Höhlenbewohner,  die  ihren  Weg  in  den  See  ge- 
funden und  sich  hier  fortgepflanzt  haben.  Neben  diesen 
typischen  Vertretern  einer  Dunkelfauna  finden  wir  in  der 
Tiefenregion  des  Genfersees  noch  etwa  hundert  Arten 
von  Algen  und  niederen  Tieren,  die  aus  den  liltoralen 
Regionen  in  die  grossen  Tiefen  hinaus  verschleppt  wor- 
den sind.  Hier  haben  sie  sich  fortgepflanzt  und  schlam- 
mige Klumpen  von  armseligen  und  verkümmerten  Rasen 
gebildet,  die  während  einiffer  Generationen  weiter  vege- 
tieren. Nur  wenige  dieser  Arten  scheinen  sich  an  das  Le- 
ben bis  in  eine  Tiefe  von  80  m  dauernd  angepasst  zu 
haben,  so  einige  Oscillarien   und  zahlreiche   Diatomeen, 


denen  das  im  Winter  eindringende  spärliche  Licht  zur 
Entwicklung  genügt  und  die  dann  einen  nicht  unbedeu- 
tenden Teppich  von  sog.  orffanischem  Filz  bilden. 
Dringen  wir  in  noch  tiefere  Wasserschichten  hinab,  so 
fipden  wir  kein  pflanzliches  Leben  mehr,  und  die  Fauna 
n^uss  sich  mit  den  auf  den  Seeboden  niederfallenden 
Leichen  der  pelagischen  Organismen  als  Nahrung  be- 
gnügen. In  der  Tiefenfauna  des  Genfersees  haben  wir  da« 
Vorkommen  von  beinahe  sämtlichen  Typen  der  littoralcn 
Fauna  (excl.  Anodonten  und  Schwämme)  nachgewiesen. 
Merkwürdig  und  bisher  ohne  bekanntes  Analogen  ge- 
hlieben ist  das  Vorkommen  eines  chlorophyllgrünen 
Mooses,  Thanmium  Lemani,  in  der  abyssalen  Region, 
daß  wir  von  den  Steinen  der  unterseeischen  Moräne  von 
Yvoire  aus  60  m  Tiefe  heraufgeholt  haben. 

An  den  Gestaden  des  Genfersees  sind  eine  grosse  Anzahl 
von  Pfahlbauten  aufgefunden  worden,  die  wir  in  Fol- 
izendem  ihrem  archäologischen  Alter  nach  gruppieren 
wollen : 

Steinzeit:  Stationen  Villeneuve,  Kirche  Morges,  La 
Poudriere,  Fraidaigue,  Le  Chätaignier  unter  DuUy,  Pro- 
menthoux  in  der  Bucht  von  Prangins,  Les  Päqnis  bei 
Genf,  Les  Eaux  Vives,  La  Belotte,  CoUonges,  Coudree, 
Thonon. 

Steinzeit^  erstes  Auftreten  der  Bronze  :  Stationen  Les 
Roseauz  in  Morges  (Typus  des  von  G.  de  MorUUet  aufj^e- 
stellten  age  morgien)  und  La  Pointe  de  la  ßise 
bei  Genf. 

Steinzeit  und  Bronzezeit  (bei  dge  du  bronze) 
im  selben  Pfahlbau  :  Stationen  Cully,  Rolle, 
Bellevue  bei  Genthod,  Bellerive,  La  Gabiale. 
Hermance  (La  Vie  ä  lAne),  Nemier. 

Btxmzezeit  {bei  dge  du  bronze) :  Stationen  La 
Pierre  de  Cour  unter  Lausanne,  Le  Flon,  La 
Venoge,  Saint  Prez,  Beaulieu,  Le  Creuz  de  la 
Dullive.  Nyon,  C^ligny,  Coppet,  Mies,  Versoix. 
Asnieres,  La  Fabrique  de  Cnens,  Le  Creuz  de 
Tougues,  Messery;  grössere  Pfahl bauerstädte 
Morges,  Genf,  Thonon. 

Bronze-  und  Eisenzeit :  Stationen  Plongeon 
bei  Genf,  Beauregard. 

Unbestimmten  Alters  :  Stationen  Le  Creui 
de  Plan,  Vevey,  Paudez,  Les  Pierreltes,  Saint 
Sulpice,  Le  Boiron  bei  Morges,  £xcenevex. 

Die  in  diesen  Pfahl bauersiedelungen  gefun- 
denen Altertümer  befinden  sich  heute  in  den 
archäologischen  Museen  von  Lausanne,  Genf. 
Annecy  etc. 

Die  von  den  Fischern  im  Genfersee  gefan- 
genen essbaren  Fische  sind,  in  der  Reihen- 
folge ihrer  wirtschaftlichen  Bedeutung  aufgezählt :  Fera, 
Seeforelle,  Saibling,  Trusche,  Barsch,  Hecht,  Gravendie. 
Von  weniger  Wichligkeit  ist  der  im  Hafen  von  Genf 
betriebene  Krebsfang.  Die  auf  dem  Genfersee  üblichen 
Hilfsmittel  und  Methoden  des  Fischfanges  weichen  von 
denen  der  übrigen  Schwei^erseen  nicht  ab.  Der  Markt- 
wert des  jährlichen  Fischfangs  im  Genfersee  übersteigt 
die  Summe  von  500000  Fr. 

Schiffahrt.  Auf  dem  Genfersee  fahren  alle  möglichen 
Arten  von  Schifiten,  wie  sie  gerade  vom  Auslande  einge- 
führt oder  den  auf  andern  Seen  üblichen  Fahrzeugen 
nachffeahmt  worden  sind.  Daneben  gibt  es  aber  auch  noch 
eine  Anzahl  von  nur  dem  Genfersee  eigentümlichen  Ty- 
pen : 

Das  Fischerboot  {bateau  de  peche) ;  ein  Flachboot  mit 
erhöhtem  und  spitz  zulaufendem  Vorderschifl,  viereckigem 
Hinterschifl',  zwei  grossen  Stehrudern  an  Steuerbord  und 
einem  Steuerruder  hinten  an  Backbord. 

Das  Marktschiff  (la  cochere) ;  flach,  ohne  Verdeck,  mit 
einem  Zimmerchen  unter  dem  erhöhten  und  spitz  zu- 
laufenden Bug,  mit  viereckigem  Hinterschifl,  zwei  Masten 
mit  je  einem  dreieckigen  Segel,  drei  oder  vier  Stehrudem 
und  einem  beweglichen  Steuer. 

Das  Lastschiff,  von  den  Schiflern  des  Genfersees  ein- 
fach la  barque  genannt;  von  gleicher  Form  wie  die  Co- 
chere, aber  mit  Verdeck;  100-180  Tonnen  Gehalt.  Mit 
seitlichen  Aussengalerien,  sog.  apoustis^  \ersehen,  längs 
denen  die  Schifler  beim  Fortstossen  des  Schiffes  mit  Ru- 
derstacheln (etire)  oder  bei  überladenem  Verdeck  hin 
und  her  laufen  können.  Dem  Lastschiff  angehängt  ist  ein 


GEN 


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289 


Rettungsboot,  der  sog.  naviot.  Zwei  Masten  mit  dreiecki- 
gen (sog.  lateinischen)  Segeln;  in  den  letzten  zwanzig  Jah- 
ren des  19.  Jahrhunderts  hat  man  noch 
hier  und  da  einen  dritten  Mast  u.  auch 
noch  einen  KJüver  beigefügt.  Ist  mit  3-4 
Schiffern  bemannt.  Dieses  Lastschiff 
des  Genfersees  hat  einige  bemerkens- 
werte nautische  Eigenschaften ;  es  geht 
nur  wenig  tief  (im  Maximum  bei  voller 
Fracht  nur  2  m)  und  vermag  auch,  seit- 
dem man  es  zu  Ende  des  19.  Jahrhun- 
derts noch  mit  einem  Kiel  versehen  hat, 
mit  Lavieren  den  Wind  zu  überholen. 
Dank  seiner  Breite  kann  es  auch  ohne 
Ballast  und  Ladung  unter  vollen  Segeln 
filhren    und    ist  genügend  im  Gleich- 

Sewicht,   um    seine  volle  Ladung  auf 
em  Verdeck  tragen  zu  können. 

Die   Grössenverhältnisse    einer    sol- 
chen   grossen    Barke    des    Genfersees 
sind:  I^njee  des  Verdeckes  28  m.  Lange 
des  Kiels  &  m,  grösste  Breite  8  m,  Höhe 
des   Zwischendecks   2,5  m,   Höhe  der 
Masten  14  m,  Länge  der  Segelstangen 
25  m,  Fläche  der  grossen  Segel  150  m>. 
Ihr  Preis  beträjrt  etwa  25000  Fr.  Man 
zählt  auf  dem  Genfersee  80  bis  100  sol- 
cher Lastschiffe,  die  hauptsächlich  die  Verfrachtung  und 
den  Transport  von  Bausteinen  besorgen,  wie  solcne  z. 
B.  in  den  Steinbrüchen  von  Meillerie  in  Savoyen  und 
von  Arvel  bei  Yilleneuve  gewonnen  werden. 

Die  Dampfschiffahrt  ist  auf  dem  Genfersee  1823  einge- 
führt worden,  als  der  in  Genf  lebende  Engländer  Church 
den  ersten  kleinen  Dampfer,  Wilhelm  Teil,  baute.  Seither 
hat  sie  sich  mächtig  entwickelt.  Abgesehen  von  den  Pri- 
vatleuten gehörenden  Jachten  und  Booten  für  Vergnüg- 
uDgs-  und  Handelszwecke  zählte  die  Compagnie  g^n^rale 
de  Navigation  mit  Sitz  in  Lausanne,  die  den  ganzen  Per- 
sonenverkehr auf  dem  See  beherrscht,  im  Jahre  1901 
eine  Flotte  von  21  verschieden  grossen  Schiffen,  darunter 
4  Schilfen  für  den  Waarentransport.  Der  grösste  dieser 
Dampfer,  die  1875  erbaute  Suisse,  ist  64  m  lang  und  7,2  m 
breit,  fasst  322  Tonnen  Ladung  oder  1300  Personen,  ver- 
fügt über  eine  Maschine  von  795  ind.  Pferdekräften  und 
hat  400000  Fr.  gekostet.  Sieben  der  Dampfer  der  Gesell- 
schaft fassen  je  über  200  Tonnen,  sieben  weitere  je  100 
bis  200  Tonnen  und  die  sieben  kleinsten  endlich  weniger 
als  100  Tonnen.  Die  Einnahmen  der  Gesellschalt  betrugen 
1900:  Personenverkehr  1061000  Fr.,  Waarenverkehr 
82000  Fr.,  Verschiedenes  16000  Fr..  Ausgaben:  1051000 
Franken,  (m  Fluss-  und  Seehafen  von  Genf  besorgt 
eine  Schiffahrtsgeseltschaft  mit  9  kleinen  für  die  Auf- 
nahme von  je  25-40  Personen  eingerichteten  Schrauben- 


hungskraft,  die  der  See  auf  den  Menschen  ausübt.  Auf 
Grund  der  Ergebnisse  der  eidgenössischen  Volkszählung 


Barke  auf  dem  Genfersee. 


daropfem,  sogenannten  Seemöven  (mouettes)  den  Verkehr. 
Die  grosse  relative  Dichtigkeit,  der  die  Seeufer  bewoh- 
nenden menschlichen  Bevölkerung  zeigt  uns  die  Anzie- 


Pischerkahn  auf  dem  Oenfersee  (nach  einem  Gemälde  von  Booion). 

von  1888  haben  wir  längs  des  schweizerischen  Ufers  zwei 
je  2,5  km  breite  parallele  Zonen  mit 250  km  ^  Gesamtfläche 
ausgeschieden :  eine  Uferzone  und  eine  ganz  im  Innern  des 
Landes  gelegene  kontinentale  Zone.  Die  erstere  zählte 
126163  Ew.  oder  505  Ew.  auf  einen  km  *,  die  andere  18537 
Ew.  oder  74  Ew.  auf  einen  km^.  Daraus  ergibt  sich,  dass 
damals  die  Uferzone  siebenmal  dichter  besiedelt  war  als 
die  kontinentale  Zone.  Wenn  wir  aus  der  erstgenannten 
Zone  die  beiden  grossen  Städte,  Genf  und  Lausanne,  aus- 
schalten, so  verbleiben  noch  352  Ew.  auf  einen  km^;  las- 
sen wir  dazu  auch  die  Städte  Vevey,  Montreux,  Nyon  und 
Morges  weg,  so  haben  wir  immer  noch  154  Ew.  auf  einen 
km  *.  Diese  Zahlen  zeigen  zur  Genüge,  dass  die  unmittel- 
bare Nachbarschaft  des  Sees  dem  Menschen  für  seine 
Ansiedelung  besonders  zusagende  Vorteile  oder  Annehm- 
lichkeiten bietet. 

Zum  Schluss  sei  bemerkt,  dass  der  Genfersee  auch  in 
landschaftlicher  Beziehung  der  Schönheit  seiner  Gestade 
wegen  berühmt  ist  und  diesen  guten  Ruf  wohl  verdient. 
Er  ist  gross  genug,  um  weite  Fernsichten  zu  bieten  und 
seine  grosszüffige  Umrahmung  mit  einem  prachtvollen 
und  in  jeder  Hinsicht  harmonischen  und  eindrucksvollen 
Gebirgskranz  zur  vollen  Geltung  bringen  zu    können  ; 
andererseits  ist  er  wieder  nicht  zu  ausgedehnt,  so  dass 
das  Auge  auch  auf  das  gegenüberliegende  Ufer  zu  schwei- 
fen und  auch  dort  bemerkenswert  schöne  Einzelheiten 
aufzufinden  vermag.  Seine  geographische 
Lage    sichert  dem    Genfersee    schon    den 
Glanz- einer  fast  südlichen  Naturentfaltung, 
ffibt  ihm  aber  auch  wieder  alle  die  Reize, 
die    unsere   verschleierte    Atmosphäre  der 
gemässigten   nördlichen  Breiten  auszeich- 
nen. Die  meerblaue  Farbe  seiner  Wasser, 
die    mit  dem  Azurblau  des   darüber  ge- 
spannten Himmels  an  Pracht  zu  wetteifern 
scheint,  erfreut  das  Auge  weit  mehr   als 
das    dunkle    Grün   der    übrigen    alpinen 
Randseen  oder   das   eintönige  Braun  der 
nordischen     Seen.     Ausgezeichnet    durch 
ihren  grossartigen  Fernblick  sind  besonders 
das  Nordufer  des  Grand  Lac,   von  wo  aus 
sich  vor  dem  Schauenden  die  wunderbare 
Mauer   der  Alpenkette  aufbaut,   oder  das 
Gestade  des  Haut  Lac  bei  Vevey,  wo  die 
Dent  du  Midi  so  herrlich  in  den  Gesichts- 
kreis eintritt.  Wer  den  intimen  Reiz  einer 
weniger  durch  ihre  Grossartigkeit  packen- 
den,  als  vielmehr   mit  ihrer  Lieblichkeit 
fesselnden   Landschaft  zu  würdigen  weiss, 
wird  sich  den  Gestaden  der  Savoyer  Seite 
des  Grand  Lac  und  den  Ufern  des  Petit  Lac  zuwenden, 
wo  das  monotone  Einerlei  der  Weinberge  den  reizvol- 
len Wechsel  von  Wald  und  Wiesen  noch  nicht  völlig  ver- 

GEOGR.  LEX.  63  —  11—19 


.GEN 


GEN 


drängt  hat ;  oder  er  wird  endlich  in  die  Gegend  um  Montreux 
pilgern^  wenigstens  noch  für  so  lange,  als  die  lästigen 
Mauervierecke  der  grossen  Gasthöfe  nicht  endlich  auch 
noch  die  letzten  Ausblicke  in  die  ehemals  reizendste  und 
liebenswürdigste  Landschaft  am  Genfersee  verdeckt  haben 
werden. 

Bibliographie.  Forel,  F.  A.  Le  Lenian;  Monogra- 
phie Umnoiogique,  Tomes,  I,  II,  III  1.  Lausanne  1892- 
1902.  Das  Werk  wird  mit  dem  baldmöglichst  erschei- 
nenden zweiten  Teil  des  3.  Bandes  abgeschlossen  vor- 
liegen. —  Forel,  F.  A.  Handbuch  der  Seenkunde.  Stutt- 
gart 1901.  [Prof.  Dr  F.  A.  KORBL.] 

QENifeVRE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Sitten,  Gem.  Saviese). 
2028  m.  Gruppe  von  Hätten,  an  der  obern  Saane  und  am 
N.-Hang  des  Sanetschpasses,  6-7  Stunden  nw.  Saviese. 
Darüber  eine  bis  2300  und  2500  m  aufsteigende  Felswand 
aus  Urffonkalken,  die  am  Grossen  Schafberg  (2573  m)  von 
einem  Fetzen  Nummulitenkalkes  überlagert  werden.  Die 
Felswand  bildet  den  SO. -Rand  eines  ebenfalls  in  Urgon 
ausgefressenen  Karrenfeldes,  des  sog.  Grand  Lapie  aux 
Boeufs. 

QENNER8BRUNN  (Kt.  Schafifhausen,  Bez.  Reiath, 
Gem.  Herblingen).  458  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  an  der 
Grenze  gegen  das  Grossherzogtum  Baden,  am  SO.-Hang 
des  Solenbergs  und  2,3  km  so.  der  Station  Herblingen 
der  Linie  Schafifhausen-Singen.  Telephon.  30  reform.  £w. 
Acker-  und  Obstbau.  1111 :  Gennarisprunnin.  Einst  Eigen- 
tum der  Klöster  Allerheiligen  und  St.  Agnes  in  SchafT- 
hausen ;  kam  nach  ^er  Reformation  in  Privatbesitz  und 
gehört  seit  1820  der  Stadt  SchaiThausen.  Heute  Ackerbau- 
schule und  Erholungsstation  für  Nerven  leidende.  Graber 
aus  der  ersten  Eisenzeit  (Hallstatt  Periode),  römische 
Münzen,  Alemanneogräber. 

QENNOR  u.  NADIQLI  DA  QENNOR  (Kt.  Tessin, 
Bez.  Mendrisio,  Gem.  Muggio).  1284  und  1291  m.  Alp- 
weiden mit  Gruppe  von  Hütten,  im  Yal  Mugi$io,  am  S.- 
Hang des  Monte  Generoso  und  3  Stunden  von  Mendrisio. 
Im  Frühjahr  und  Herbst  von  Familien  aus  Roncapiano 
bezogen.  Butter, 

GENOLIER  oder  QENOLLIER  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Ny9n}.  %2  m.  Gem.  und  Dorf,  am  Fnss  der  Cotes  de 
Genolier  und  nahe  dem  rechten  Ufer  des  der  Colline 
zumessenden  Olijon,  an  den  Strassen  von  Begnins  nach 
Ginffins  und  Grassier  und  Nyon-Arzier,  6  km  n.  Nyon  und 
4,2  km  wnw.  der  Station  Gland  der  Linie  Lausanne-Genf. 
Postbureau,  Telephon ;  Postwagen  Nyon-Arzier.  63  Häu- 
ser, 3($6  reform.  Ew.  Bildet  zusammen  mit  Givrins  und 
DuiUier  eine  gemeinsame  Kirchgemeinde.  Acker^  und 
etwas  Weinbau.  Säge,  Mühle,  Fabrik.  Oestlich  vom  Dorf 
ein  schöner  Wald,  Bois  de  Chöne  geheissen,  mit  dem 
kleinen  Lac  Vert.  Genolier  war  im  Mittelalter  Sitz  eines 
Priorates,  das  aber  nur  wenige  Spuren  seines  einstigen 
Daseins  hinterlassen  hat.  Auf  dem  Molar  oder  Molard, 
einem  Hügel  ö.  über  dem  Dorf,  stand  einst  ein  fester 
Turm,  dessen  letzte  Reste  erst  vor  wenigen  Jahren  besei- 
tigt worden  sind.  Die  Herrschaft  Genolier  war  ursprüng- 


^  Oenolier  von  Osten. 

lieh  Eigentum  des  Geschlechtes  derer  von  Mont  le  Grand 
(an  der  Cöte).  Ums  Jahr  1210  taucht  ein  Guy  de  Mont  auf, 
der  seinen  Untertanen  verschiedene  Freiheiten  und  Rechte 


verlieh;  sein  Sohn  und  Nachfolger,  Conon  oder  Goe- 
net  de  Mont.  geriet  mit  dem  benachbarten  Kloster  der 
Chartreuse  a'Oujon  in  Streitigkeiten.  Seit  der  Mitte  des 
13.  Jahrhunderts  war  die  Herrschaft  Genolier  geteilt  zwi- 
schen den  Herren  von  Mont  le  Grand  und  oeo  Herren 
von  Prangins,  welch' letztere  zu  Beginn  des  16.  Jahrhun- 
derts das  Ganze  in  ihren  Besitz  brachten.  1688  ging  die 
Herrschaft  an  Claude  Dämon,  Pannerherm  von  Ntod. 
später  an  £tienne  Quisard,  Herrn  von  Givrins,  und  1725 
an  den  Grafen  Louis  de  Portes,  Herrn  von  Coinsins  und 
Grassier,  über.  Dessen  gleichnamiffer  Sohn  trat  um  1  dsS 
kräftig  gegen  die  betrügerischen  Umtriebe  des  damals  in 
Nyon  residierenden  Bemer  Landvogtes  auf,  der  sich  in 
den  Besitz  eines  einem  jungen  Bürger  von  Genolier,  Des- 
vignes,  zugefallenen  Legates  setzen  wollte.  Als  die  Bemer 
Regierung  sich  weigerte,  ihrem  Vertreter  eine  Rüge  m 
erteilen,  veröffentlichte  de  Portes  1765  ein  Pamphlet,  das 
vom  Scharfrichter  öffentlich  verbrannt  wurde  und  seinem 
Verfasser  eine  Busse  von  600  Pfund  eintrug.  Daraufhin 
verkaufte  der  Graf  de  Portes  seine  Herrschaften  Coinsins 
und  Genolier  an  Jean  Bertrand  aus  Genf  und  beauftragte 
den  berühmten  Pariser  Rechtsgelehrten  Loyseau  de  Mao- 
l^on  mit  seiner  Verteidigung  gegen  den  nachträglich  von 
Bern  aus  doch  noch  gerügten  Landvogt.  Die  durch 
Freunde  des  verbannten  Grafen  unter  das  Volk  verteilte 
Verteidigungsschrift  von  Maul^on  erregte  überall  einen 

Serechten  Sturm  des  Unwillens  und  trug  zusammen  mit 
en  später  von  J.  J.  Cart  veröffentlichten  Lettres  viel  dazu 
bei,  oie  Gemüter  auf  die  kommende  Erhebung  der  Waadt 
gegen  Bern  vorzubereiten.  Nach  dem  Tod  von  Jean  Ber- 
trand wurde  die  Herrschaft  von  Armand  de  Mestral  er- 
worben. In  der  Umgebung  von  Genolier  sind  alte  Gräber 
mit  Skeleten  aufgedeckt  worden.  1110:  GenolUacnra; 
1235 :  Jenolliez ;  1265  :  Genoglier ;  1349 :  Genoiyer. 

QENOLlfeRE  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Nyon,  Gem.  Ar- 
zier).  Alp  weide  mit  Hütte  in  1351  m,  am  SO.-Fuss  der 
Kette  des  Noirmont,  3  km  nw.  Saint  Cergues  und  1,5  km 
nö.  der  Strasse  Saint  Cergues-Les  Rousses. 

Q^THAL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle).  2200-8M 
m.  Rechtsseitiges  Nebenthal  zum  Gadmenthal,  in  das  es 
durch  eine  zwischen  der  Planplatte  u.  dem  Achtelaaasgrätli 
(dem  W.-Ende  der  Gadmerflühe)  eingeschnittene  tiefe 
Schlucht  3  km  onö.  über  Innertkirchen  ausmündet  Steigt 
auf  eine  Länge  von  12  km  nach  NO.  an  und  erweitert  sich  zn 
Oberst  zu  der  grossen  Engstlenalp.  Ein  bei  Mühlethal  von  der 
Sustenstrasse  abzweigender  Saumweg  durchzieht  das  Gen- 
thal und  die  Engstlenalp  und  führt  weiterhin  über  den 
Jochpass  nach  Engel berg.  Das  schöne  Genthal  wird  bei- 
derseits von  hohen  Felswänden  befi^leitet,  an  denen  einige 
kleine  Gletscher  hängen  ;  es  ist  reich  an  Alpweiden  und 
hat  auch  stellenweise  noch  kleine  Ahorn-,  Buchen-  und 
Eichenbestände.  Zu  beiden  Thalseiten  zahlreiche  Wasser- 
fälle, von  denen  besonders  die  der  Achtelsassbäche  oder  des 
Jungibrunnen  (2Vb  Stunden  über  Innertkirchen),  die  an 
den  Gadmertlühen  aus  7-9  Quellen  entspringen,  bemer- 
kenswert sind.  Gleich  unterhalb  der  Engstlenalp  bildet 
auch  der  Thalbach,  das  Genthalwasser, 
einen  schönen  Fall.  Im  Thal  stehen  ei- 
nige wenige  Gruppen  von  Hütten,  die 
blos  im  Sommer  bewohnt  sind.  Bekantfit 
ist  das  Genthal  durch  seine  Eisenerze, 
die  früher  auf  der  Planplatte,  an  der 
Erzegg  und  am  Balmeregi^horn  ausse- 
beutet  worden  sind.  Alle  diese  Betriebe 
wurden  aufgegeben,  als  das  in  Mühle- 
Ihal  an  der  Sustenstrasse  bestehende 
Schmelzwerk  geschlossen  wurde.  An  cten 
Hängen  der  Planplatte  die  von  der  VoIks- 
übenieferung  mit  Zwergen  bevölkerten 
Höhlen  von  Baumgarten  und  (tiefer  un- 
ten) Ami.  Im  zweiten  Yillmergerkrieg 
1712  zogen  Waadtländer  Truppen  zum 
Schutz  der  Bemergrenze  durch  das  Gen- 
thal hinauf  zur  Engstlenalp,  wo  sie  sich 
.festsetzten  und  wo  an  zwei  Sonntagen 
Feldgottesdienst  gehalten  wurde. 
GENTHALHÜTTEN  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Ober  Hasle,  Gem.  Innertkirchen).  1217  m. 
Schöne  Alpweide  mit  Hütten,  mitten  im  Grenthal,  6  km 
nö.  über  Innert kirchen. 


GEN 


GER 


291 


QENTHALWA88ER  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober 
Hasle}.  Bach  des  Genthales ;  entspringt  dem  Engstlensee 
in  1852  m,  heisst  im  obersten  Lauf  noch  Engstlenbach, 
bildet  oberhalb  der  Hätten  von  Schwarzenthai  einen 
schönen  Fall,  nimmt  von  beiden  Seiten  sehr  zahlreiche 
Nebenbäche  auf  und  mündet  nach  12  km  langem  Lauf 
bei  Mühlethal  in  837  m  von  rechts  ins  Gadmenwasser.  In 
seinen  Geschieben  findet  man  verschiedene  Mineralien 
und  Quarzarten. 

GENTHOD  (Kt.  Genf,  Rechtes  Ufer).  410  m.  Gem.  u. 
Dorf,  auf  einer  Höhe  über  dem  Genfersee,  7  km  n.  Genf, 
300  m  von  einer  Haltestelle  der  Tramzuge  Lausanne- 
Genf  und  1,2  km  über  der  Dampfschiffstation  Bellevue. 
Telegraph,  Telephon.  Gemeinde,  mit  Creux  de  Genthod, 
Geothod  la  Gare  und  Malagny:  56  Häuser,  380  reform. 
Ew.:  Dorf:  24  Häuser,  203  Ew.  Weinbau.  Ein  auf  Boden 
der  Gemeinde  Genthod  stehender  Abschnitt  des  Dorfes 
ßellevue  heisst  Genthod  la  Gare  (379  m)  und  zählt  in  16 
Häusern  43  Ew.  Station  Genthod-üellevue  der  Linie  Lau- 
sanne-Genf. Fund  eines  alten  Grabes.  1290:  Gentoux. 
Genthod  war  nach  dem  Tode  seines  letzten  Grundherren 
als  Enklave  der  Stadt  Genf  zufj^efallen,  von  dieser  aber 
erst  durch  die  1749  und  1754  mit  Frankreich  und  Sardi- 


Strassa  in  Genthod. 

nien  geschlossenen  Verträge  endgiltig  in  Besitz  genom- 
men worden.  In  Malagny  stand  einst  ein  Siechenhaus.  In 
Geutbod  wohnten  zeitweise  die  Naturforscher  Ch.  Bonnet, 
H.  B.  de  Saussure  und  Pictet  de  la  Eüve.  Im  Winter  1774- 
1775  pflegte  der  damals  als  Hauslehrer  bei  der  Familie 
Trembley  in  Bessinge  weilende  Geschichtsschreiber  Jo- 
hannes von  Müller  jedeA  Sonntag  nach  Genthod  zu  pil- 
gern, um  mit  Gh.  Bonnet  zusammen  naturwissenschaft- 
liche Studien  zu  treiben. 

GENTHOD  (CREUX  DE)  (Kt.  Genf,  Rechtes  Ufer, 
Gem.  Genthod).  Weiler.  S.  den  Art.  Creux  de  Genthod. 

GENTHOD  LA  QAR^  (Kt.  Genf,  Rechtes  Ufer,  Gem. 
Genthod).  Weiler.  S.  den  Art.  Genthod. 

GENTILINO  (Kt.  Tessift,  Bez.  Lugano).  390  m.  Gem. 
und  Dorf,  auf  dem  Höhenzuge  d'Oro ;  3,5  km  sw.  vom 
Bahnhof  Lugano.  Postablage,  Telephon ;  Postwagen  Lu- 
gano-Agra.  Gemeinde,  mit  Yiglio  :  66  Häuser,  427  kathol. 
Ew.;  Dorf:  45  Häuser,  288  Ew.  Kirchgemeinde  Sant'  Ab- 
bondio.  Acker-  und  Weinbau.  Grosse  Geilügelzuchtan- 
stalt.  Mitten  in  Weinlauben  u.  Kastanienhainen  reizend 
gelegeu,  prachtvolle  Aussicht  auf  den  Luganersee  und 
seine  Umgebungen.  luden  Kastanienwäldchen  vorzugliche 
Weinkeller.  Starke  Auswanderung  nach  den  übrigen  Kan- 
tonen der  Schweiz. 

GEORGET  (LE)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Courtelary). 
1105  m.  Höhenzug,  auf  dem  Plateau  der  Frei  berge,  4  km 
w.  Tramelan  und  2  km  so.  La  Chaux  des  Breuieux.  Mit 
lichtem  Wald  bestandene  Sennberge  mit  schönen  Meier- 


höfen. Hornvieh- und  Pferdezucht.  Am  S.-Hang  das  Wirts- 
haus La  Paule  und  die  Strasse  Tramelan-St.  Immer  mit 
Abzweigung  nach  Les  Breuieux.  Schöner  Typus  eines 
regelmässigen  Juragewölbes,  in  dessen  bis  zum  Dogger 
hinunter  abgetragenen  Kern  £chinodermenbreccie  (dalle 
nacr^)  ansteht.  In  seitlichen  Oxfordcomben  ein  Torf- 
moor. Sudlichste  Stelle,  an  der  Oxford  zu  Tage  ansteht. 
Die  Argovienmergel  sind  überlagert  durch  ein  der  sub- 
pelagischen  Facies  des  Bauracien  angehörendes  Kalk- 
massiv. 

GEORGY'8  hOTTE  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja). 
Etwa  3150  m.  Steinhütte  auf  dem  Piz  Languard,  wenige 
Meter  unter  dem  Gipfel ;  so  benannt  nach  dem  Maler  W. 
Creorgy,  der  hier  längere  Zeit  hauste,  um  für  die  Illustra- 
tion von  Tschudi's  Tierleben  der  Alpenwelt  Studien  zu 
machen. 

GERA  (ALPE)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leventina,  Gem. 
Dalpe).  1400-2200  m.  Alpweide  mit  7  Hätten,  im  Val  Piu- 
mogna,  am  NW.-Hang  des  Pizzo  Forno  und  3  Stunden 
sw.  über  Faido.  Wird  mit  100  Stück  Hornvieh  und  50  Zie- 
gen bezogen.  Ausgezeichneter  Fettkäse. 

GfeRARDE  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Lausanne.  Crem. 
£palinges).  815  m.  9  zerstreut  gelegene  Häuser,  1  km  so. 
Epalinges  und  500  m  von  der  Haltestelle 
£palinges-Croix  Blanche  der  elektrischen 
Strassenbahn  Lausanne-Moudon.  Eigene  Ge- 
meindefraktion. 52  reform.  Ew. 

GERAU  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Weinfelden, 
(xem.  Wigoltinffen).  415  m.  Grunpe  von  8 
Häusern,  nahe  dem  rechten  Ufer  aer  Thur ; 
1,4  km  s.  Wigoltingen  und  1,5  km  so.  der 
Station   Müllheim    der   Linie   Winterthur^ 
Frauenfeld-Romanshom.  Postabtage,  Tele- 
phon. 53  ref.  Ew.  Wiesenbau.  Kiesffmben. 
GERBE   (Kt.    Luzem,    Amt   und  Gem. 
Entlebuch).  690  m.  Gruppe  von  3  Häusern, 
am  rechten  Ufer  der  Enden  u.  200  m  s.  der 
Station  Entlebuch  der  Linie  Bern-Luzern. 
26  kathol.  Ew.  Landwirtschaft.  Säge,  Ger- 
berei. 
GERBEHOF  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trach- 
i    ji"'  PI    selwald.  Gem.  Dürrenroth).  685  m.  Gruppe 
)iw    I     von  7  Häusern,  zwischen  der  Roth  und  dem 
^;fJtfciJ     Hubbächü,  700  m  w.  Dürrenroth  u.  5,5  km 
^^SM    sw.  der  Station  Huttwil  der  Linie  Langen- 
'"W     thal-Wolhusen.  44  reform.  Ew. 

GERBOZ  (POINTE)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Martinach).  2600  m.  Einer  der  Gipfelpunkte 
des  Bergstockes  des  Mont  Catogne,  zwischen 
dem  Val  d'Entremont  und  dem  Lac  Cham- 

5 ex;  kann  vom  Lac  Champex  aus  in  4  Sinn- 
en erstiegen  werden.  Prachtvolle  Aussicht 
auf  Grand  Combin  und  Trientgnippe. 

GERE,  GEREN,  GEER,  GEEREN,  GEHREN 
etc.  Ortsnamen  der  deutschen  Schweiz ;  besonders  in  den 
Kantonen  Zürich,  Glarus,  St.  Gallen,  Bern,  Luzern,  Ap- 
penzell und  Schwyz  für  sich  allein  und  in  Zusammen- 
setzungen häufig  verbreitet.  Vom  althochdeutschen  ger  = 
Spitze,  Ecke.  Bezeichnete  ursprünglich  also  solche  Oert- 
lichkeiten,  die  in  einem  Winkel  lagen  oder  sich  zu  einer 
Ecke  zuspitzten ;  auch  für  Felder  von  dreieckiger  Gestalt 
gebraucht. 

GEREN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Aarau).  480415  m.  Links- 
seitiges Nebenthälchen  zum  Thal  des  Erbachs,  zwischen 
dem  Hungenberg  und  der  Egg,  ö.  Ober  Erlinsbach  und 
nw.  Aarau.  Von  der  Strasse  Ober  Erlinsbach-Küttigen 
durchzogen.  Einige  zerstreut  gelegene  Bauernhöfe. 
Schiessplatz  des  Waffenplatzes  Aarau. 

GEREN  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Hinterland,  Gem. 
Umäsch).  835  m.  Weiler,  am  linken  Ufer  der  Urnäsch 
und  1  km  sw.  der  Station  Urnäsch  der  Appenzellerbahn 
(Winkeln-Herisau-Appenzell).  13  Häuser,  78  reform.  Ew. 
Wiesenbau.  Stickerei. 

GEREN  od.  GERENDORF  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms, 
Gem.  Oberwald).  1508  m.  Weiler,  am  Ausgang  des  Geren- 
thals, über  dem  rechten  Ufer  des  Geren bachs  u.  gegenüber 
der  Mündung  des  Gornerli bachs ;  1,5  km  ö.  vom  Dorf 
Oberwald.  Besteht  aus  einiffen  ständig  bewohnten  Häu- 
sern und  wenigen  nur  im  Sommer  von  den  Sennen  von 
Oberwald  bezogenen  Hütten. 


292 


GER 


GER 


QEREN  (Kt.  Zürich,  Bez.  und  Gem.  Horgen).  500  m. 
Gruppe  von  7  Häusern,  1  km  s.  der  Station  Horgen  der 
tinksufriffen  Zürichseebahn  (Linie  Zürich-Glarus).  32 
reform.  Lw. 

GCREN  (Kt.  Zürich,  Qez.  Uster,  Gem.  Dübendorf). 
580  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  O.-Hang  des  Zürich- 
bergs, 3  km  s.  der  Station  Dübendorf  der  Linie  Zürich- 
Uster-Rapperswil.  35  reform.  Ew.  Ackerbau  und  Vieh- 
zucht. Wirtshaus. 

'  GEREN  oder  GERN  (OBER  und  UNTER)  (Kt. 
Appenzell  A.  R.,  Bez.  Mittelland,  Gem.  Speicher).  890 
und  811  m.  Zwei  Gruppen  von  zusammen  10  Häusern, 
zwischen  dem  Mühlebacn  und  dem  Töbelibach,  800  m  nö. 
Speicher  und  7  km  nö.  der  Station  Teufen  der  Strassen- 
bahn  St.  Gallen-Gais.  57  reform.  Ew.  Wiesenbau  und 
Viehzucht.  Uausweberei. 

QEREN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Obwalden,  Gem. 
Samen).  700-648  m.  Zwei  Gruppen  von  zusammen  34 
Häusern,  am  Hang  links  über  dem  Sarnersee,  an  der 
Strasse  Samen-Gassen  und  2  km  sw.  der  Station  Sarnen 
der  Brünigbahn  (Luzem-Brienz).  167  kathol.  Ew.  Vieh- 
zucht. 

QERENBACH  (Kt.  VSTallis,  Bez.  Goms).  Wildbach 
des  Gerenthaies  und  erster  ansehnlicher  linksseitiger  Zu- 
fluss  zur  Rhone.  Entspringt  mit  drei  Armen  dem  Geren-, 
Kühboden-  und  Siedlengletscher  (alle  drei  am  N.-Uang 
der  Grenzkette  gegen  das  Bedrettothal  frelegen),  durch- 
fliesst  das  Gerenthal,  tritt  ö.  vom  Dorf  Unterwasser  ins 
Rhonetbal  aus  und  mündet  nach  8  km  langem  Lauf  in 
der  Richtung  nach  NW.  mit  mehreren  Armen  400  m  nö. 
vom  Dorf  Oberwald  in  1386  m  von  links  in  die  Rhone. 
Nimmt  als  einzig  nennenswerten  Zufluss  den  Gornerli- 
bach  auf,  der  1,5  km  ö.  vom  Dorf  Unterwasser  von  links 
her  einmündet.  Der  Gerenbach  wird  von  Schinner  Elmius 
und  von  Bridel  L'Elme  genannt. 

QERENBERG  (Kt.  Appenzell  L  R.,  Gem.  Schlatt- 
Haslen).  1062  m.  Bergrücken,  z.  T.  bewaldet,  7  km  n. 
über  Appenzell,  800  m  nö.  über  Schlatt  und  2,5  km  sw. 
über  der  Station  Bühler  der  Strassenbahn  St.  Gallen- 
Gais.  Besteht  aus  Nagelfluh.  An  seinen  Hansen  22  zer^ 
streut  gelef^ene  Häuser  mit  115  zur  Mehrzahl  kathol.  Ew. 
Kirchgememde  Appenzell.  Alpwirtschaft.  Stickerei. 

GERBNDACH  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  St. 
Urs).  767  m.  Grappe  von  3  Häusem,  am  linken  Ufer  des 
Galternbachs  (Gotteron),  4  km  so.  St.  Urs  und  9,5  km 
so.  vom  Bahnhof  Freiourg.  24  kathol.  Ew.  deutscher 
Zunge.  Kirchgemeinde  Alterswil.  Wiesenbau  u.  Viehzucht. 

QERENDORF  (Kt.  WaUis,  Bez.  (xoms.  Gem.  Ober- 
wald). Weiler.  S.  den  Art.  Geren. 

QERENQLETSCHER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  3100- 
2234  m.  Gletscher,  3  km  lang  und  im  Maximum  3  km 
breit ;  hinten  über  dem  NO.-Arm  des  obem  (rerenthales. 
Ihm  entspringt  einer  der  Quellarme  des  in  die  Rhone 
mündenden  (ärenbaches.  Wird  beim  Uebergang  vom  Ge- 
renthal über  den  Wyttenwasserpass  begangen  (1  Vi  Stun- 
den Gletscherwanderun^j.  Um  den  Gerengletscher  erhebt 
sich  eine  stattiiche  Reine  von  Gipfeln  mit  dazwischen 
eingesenkten  Passübergängen  des  Gotthard  Massives, 
nämlich  (von  S.  über  O.  nach  N.  gezählt):  Kühboden- 
horn  (3073  m),  Passo  Rotondo  (etwa  2880  m),  Pizzo  Ro- 
tondo  (3197  m),  Gerenhom  (3077  m),  Passo  di  Pesciora 

ietwa  3050  no),  Pizzo  di  Pesciora  (3123  m),  Passo  dei  Sa«^ 
»ione  (etwa  3000  m),  WTyttenwasserstock  (3064  m),  Wyt- 
tenwasserpass (2855  m),  Leckihom  (3069  m),  Muttenpass 
(etwa  2900  m),  die  so.  Gipfel  der  Muttenhömer  (Punkte 
2951,  2947,  3063  und  2926  m)  und  endlich  die  Saashörner 
(3031,  2994  und  3041  m). 

GERENHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  C^oms).  3077  m.  Gipfel 
im  Gotthard  Massiv,  zwischen  Pizzo  Rotondo  und  Pizzo  di 
Pesciora.  OesÜ.  über  dem  Gerengletscher  u.  Gerenthal  und 
w.  über  dem  Ghiacciajo  di  Pesciora  und  dem  Bedrettothal. 
Kann  in  je  5  Ständen  von  Oberwaid  aus  durch  das  Geren- 
thal oder  von  Villa  und  AU'  Acqua  (iui  Bedrettothal)  aus 
bestiegen  werden.  Auf  der  Siegfriedkarte  un benannt. 

QERENPA98  od.  OESTLICHER  GERENPA88 
(Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  Etwa  2750  m.  Passübergang,  un- 
mittelbar sw.  unter  dem  Kühbodenhorn  im  Gotthard 
Massiv,  über  der  mittlem  der  drei  obersten  Verzweigungen 
des  Gerenthaies.  Verbindet  Oberwald  im  obern  Rhone- 
thal mit  Air  Acqua  im  Bedrettothal  in  6  Stunden  (Ober- 


wald-Kühbodengletscher-Passhöhe 4^/t  Stunden).  Auf  der 
Siegfriedkarte  unbenannt. 

QERENPA88  odez  WE8TLICHER  <^EREN- 
PA8 8  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  2702  m.  Passübergang, 
zwischen  Forcella  (2851  ro)  und  Poncione  di  Monigoio 
(2911  m)  im  Gotthard  Massiv,  hinten  über  der  sw.  der  drei 
obersten  Verzweigungen  des  Gerenthaies.  Verbindet 
Oberwald  im  obem  Rhonethal  mit  All*  Acqua  im  Bedret- 
tothal in  6  Yi  Stunden  (Oberwald-Gerenthal-Siedlengl^- 
scher-Passhöne  4Vt  Stunden).  Selten  begangen. 

QEREN8WIL  (Kt.  Aarffau,  Bez.  MuH,  Gem.  Meien- 
berg).  500  m.  Gruppe  von  4  Häusem ;  4,5  km  s.  Meien- 
berg  und  2,8  km  sw.  der  Station  Oberrüti  der  Linie 
Aarau-Lenzburg-Rotkreuz-Arth  Goldau.  30  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Dietwil.  Wiesenbau. 

GERENTHAL  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  8  km  langes 
Thal,  l^nksseitiij^es  Nebenthal  zur  Rhone,  der  es  ihren 
ersten  ansehnlichen  Zufluss,  den  C^erenoach,  zusendet. 
Beginnt  mit  3  Aesten  am  Gerengletscher  (am  Wytten- 
wasserslock,  3084  m,  und  Pizzo  Rotondo,  3197  m),  Küb- 
bodengletscher (am  Kühbodenhorn,  3073  m,  und  Poncione 
di  Monigolo.  2911  m)  u.  Siedlengletscher  (an  der  Forcella, 
2851  m,  una  am  Pizzo  Nero,  29U7  m),  die  alle  drei  der 
Grenzkelte  gegen  das  Bedrettothal  angehören ;  wird  im 
NO.  durch  deu  Kamm  der  Muttenhömer  von  der  Mutlen- 
alp  und  durch  den  Längisgrat  von  der  Furka,  im  SW. 
durch  den  Kamm  des  Mettlenhorns  von  seinem  linkssei- 
tigen Nebenast,  dem  Thal  des  Gomerlibachs,  getrennt 
und  öffnet  sich  beim  Weiler  Unterwasser,  1  km  anter^ 
halb  der  Einmündung  des  Gornerlithales,  auf  das  Tbal- 
becken  von  Goms.  Enges  und  wildes  Hochthal,  mit  Alp- 
weiden und  Waldungen.  Die  einzige  ständig  bewohnte 
Siedelung  im  G^renthal  ist  der  an  einem  Fussweg  rechts 
vom  Thalbach  gelesene  Weiler  Geren.  Das  Thal  war 
lange  Zeit  im  Besitz  der  Herren  von  Aemen  oder  Aragnon, 
wurde  aber  später  von  seinen  damals  wahrscheinlich  in 
grösserer  Zahl  als  heute  vorhandenen  Bewohnern  zurück- 
gekauft und  als  kleine  Demokratie  mit  eigenem  Ammann 
or^^anisiert.  Es  behielt  bis  zum  Ende  des  18.  Jahrhunderts 
seme  eigene  Gerichtsbarkeit  bei,  die  als  Abschluss  ihrer 
Tätigkeit  gerade  zu  jener  aufgeregten  Zeit  kurz  vor  der 
französischen  Revolution  noch  einige  aufrührerische 
Untertanen  an  eigens  für  diesen  Zweck  bestimmte  Baume 
hängen  liess. 

QERENWIL  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  Alters- 
wilj.  760  m.  Grappe  von  9  Häusern^  600  m  so.  Alterswil 
und  10,7  km  so.  vom  Bahnhof  Freiburg.  54  kathol.  Ew. 
deutscher  Zunge.  Futter-,  Getreide-  und  Kartoffelbao. 
Viehzucht. 

QERENWIL  (OBER)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sen$^ 
Gem.  Alterswil).  810  m.  Weiler,  700  m  nö.  Gerenwil. 
1  km  ö.  Alterswil  und  11,5  km  so.  vom  Bahnhof  Frei- 
burg. 11  Häuser,  59  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Futter-, 
Getreide-  und  Kartoffelbau,  Viehzucht. 

GERETINQEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See,  Gem.  St 
Gallenkappel).  540  m.  8  im  Goldingerthal  zerstreut  gele- 

Sene  Häuser,  800  m  w.  St.  Gallenkappel  und  3,5  km  nö. 
er  Station  Schmerikon  der  Linie  RapperswiKWeaen- 
Sargans.  46  kathol.  Ew.  Viehzucht. 

GERBT8CHWAND  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Alpnach). 
750-900  m.  Alpweide  mit  14  am  linken  Ufer  der  Grossen 
Schlieren  zerstreut  gelegenen  Hütten :  3,5  km  wsw.  ütier 
Alpnach.  Wird  von  Bergschlipfen  bedroht,  die  von  Zeit 
zu  Zeit  zur  Grossen  Schlieren  herunterbrechen  und  deren 
einer  sich  nach  den  grossen  Spalten  zu  schliessen  gerade 
jetzt  vorbereitet. 

GERETSRIED  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  Uebei^ 
storf).  670  m.  Gruppe  von  5  Hausem,  auf  einer  Anhöbe 
über  den  das  linke  Ufer  der  Sense  begleitenden  Felsen  ; 
2,5  km  nö.  Ueberstorf  und  2,1  km  so.  der  Station  Fiaroatt 
der  Linie  Bern-Freiburg.  38  zur  Mehrzahl  kathol.  Ew. 
deutscher  Zunge.  Futter-,  Getreide-  und  Kartoffelbau. 
Viehzucht. 

QERET8WIL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  u.  Gem.  GoBsau). 
634  m.  Weiler,  an  der  Strasse  Gossau-Bischofszell  und 
600  m  s.  der  Station  Amegg  der  Linie  Gossau-Sulgen. 
Telephon.  20  Häuser,  113  kathol.  £w.  Kirchffemeinde 
Andwil.  Viehzucht.  Stickerei.  Grosse  Lehmgruben,  von 
einer  Ziegelei  ausgebeutet.  854  :  Keriniswuare ;  1371 : 
Geroldswilare. 


GER 


GER 


S9S 


QKRETSWIL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur,  Gem. 
HofsteUen).  745  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  O.-Hang 
des  Sohauenbergs,  nahe  der  Grenze  gegen  den  Kanton 
Thargau  und  3  km  s.  der  Station  Aadorf  der  Linie  Win- 
terthur-St.  Gallen.  31  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Elgg. 
QERQILI.AND  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Ormont 
Dessus).  1250-1350  m.  Hütten,  auf  den  Höhen  über  dem 
rechten  Ufer  der  Grande  Eau  zerstreut  gelegen,  */«  Stunde 
nw.  über  dem  Postbureau  Les  Diablerets.  Ihrer  ausge- 
zeichneten Exposition  zur  Sonne  wegen  auch  im  Winter 
bewohnt. 

QERHAI.DEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  St.  Gal- 
len, Bez.  und  Gem.  Tablat).  750  und  700  m.  24  zerstreut 
gelegene  Häuser,  in  fruchtbarer  Geffend  mit  vielen  Obst- 
bäumen, am  W.-Hang  des  Thaies  aes  Steinbachs,  1  km 
nw.  der  Station  St.  Fiden  der  Linie  St.  Gallen-Rorschach 
und  1,5  km  n.  St.  Gallen.  264  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
St.  Gallen.  Landwirtschaft;  Gemüse-,  Obst-  und  Milch- 
handel nach  St.  Gallen. 

QERICTON  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Ollon). 
800-1200  m.  Bewaldeter  Hang,  zwischen  der  Grande  und 
Petite  Gryonne,  z.  T.  mit  erratischen  Blöcken.  Am  Fuss. 
gegenüber  der  Mine  du  Coulat  (Salzbergwerk  von  Bex) 
Häuser  und  Wiesen,  z.  T.  auf  triasischem  Gips  gelegen. 
Am  Ufer  der  Gryonne  Liasbänke  mit  Fossilien. 

QfeRIQNOZ  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz).  Kleiner 
Wasserlauf;  entsteht  aus  einer  Reihe  von  Quellbächen, 
die  alle  am  S.-Hang  des  Mont  Gibloux  zwischen  946  und 
980  m  ent8prin{[en.  Fliesst  auf  seinem  ganzen  6  km  langen 
Liuf  durch  steilufrige  Waldtobel  und  mundet  1  km  n. 
Vaippens  in  die  Sionge.  Gefälle  im  Mittel  52,5  ^((fQ,  Der 
Bacn  kann  seiner  schwankenden  Wasserführung  wegen 
nicht  zu  industriellen  Zwecken  anspenntzt  werden. 

Q6RIQNOZ  (Kt.  Waadt,  Bez.  Pays  d'Enhaut,  Gem. 
Chäteau  d'(£z).  963  m.  Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Görine 
11.  an  deren  Einmündung  in  die  Saane,  am  Eingang  in  den 
Vallon  de  la  G^rine  und  2,5  km  osö.  Chäteau  d'CEz.  Gehört 
zum  Kreis  Entre  deux  Eaux,  einer  der  7  «  ötabl^s  »  der 
Cfemeinde  Chäteau  d*CEz.  33  Häuser,  166  reform.  Ew. 
Viehzucht.  Waldwirtschaft.  Rings  von  Bergkämmen  derart 
umschlossen,  dass  im  Winter  die  Sonne  nur  dreimal  bis 
zum  Thalboden  herunter  zu  dringen  vermag.  Am  Saaneufer 
nahe  bei  G^rignoz  stehen  Mytilusschichten  des  Dogger 
mit  kohlenführenden  Einlagerungen  an.  G^rignoz  mit 
dem  rechten  Ufer  der  Saane  und  mit  der  Strasse  Chä- 
teau d'(£x-Saanen  durch  eine  1868  erbaute  Steinbrücke 
verbunden,  die  mit  einem  einzigen  Bogen  43  m  über  dem 
Flussbett  die  tiefe  und  schmale  Malmkalkschlucht  der 
G^rine  überspannt.  Ueber  der  Brücke  eine  Felswand,  der 
sog.  Rocher  a  Chien,  wahrscheinlich  so  genannt  wegen 
des  eigentümlichen  Geruches,  den  der  bituminöse  Kalk- 
fels beim  Anschlapn  verbreitet.  Görignoz  mit  seiner 
Rröcke  ist  ein  beliebtes  Ausflugsziel  der  Sommer-  und 
Wintergäste  von  Chäteau  d'OEx.  Im  11.  Jahrhundert  : 
Jurienus  :  1341 :  Jurignioz ;  i3&d  :  Jurignyo. 

QERIHORN  (Kt.  Rem,  Amtsbez.  Frutigen).  2132  m. 
Gipfel,  in  der  Kette  zwischen  Kander-  und  Kienthal,  von 
Frutigen  aus  nach  5^0.  gut  sichtbar.  Fällt  gegen  das 
Kanderthal  mit  hoher  Felswand  ab,  während  seine  gegen 
die  Bachalp  absteigenden  begrasten  Gehänge  zur  Rudrigs- 
alp  gehören,  von  deren  Hütten  aus  der  Gipfel  in  20  Minu- 
ten bequem  erreicht  werden  kann. 

QfeRINE  (LJk)  deutsch  iEnOERENBACH  (Kt.  Freiburg, 
Bez.  Sense).  Wildbach ;  entspringt  mit  mehreren  Quell- 
bächen am  Signal  ä  Bongard  (1575  m)  und  im  Cr^ux 
d'Enfer  (1600  m),  die  beide  der  ö.  Verzweigung  der  Kette 
der  Berra  angehören  ;  wendet  sich  zunächst  nach  N.« 
empfangt  den  vom  Gipfel  der  Berra  herabkommenden 
Wildbach  La  Filistorfenes.  durchfliesst  dann  in  der  Rich- 
tung nach  NO.  die  Schluchten  von  Plasselb,  nimmt  den 
vom  Schweinsberg  kommenden  Höllbach  auf,  umzieht  die 
Muschenegg  (den  letzten  Ausläufer  des  Cousimbert)  und 
biegt  unterhalb  Plasselb  in  scharfem  Knie  nach  NW.  ab. 
Von  hier  an  tliesst  die  G^rine  in  breitem  und  mit  Ge- 
schiebe hoch  aufgeschüttetem  Bett,  um  nach  24  km  lan- 
gem Gesamtlauf  unterhalb  Le  Petit  Marly  in  576  m  von 
rechts  in  die  .^aane  zu  münden.  Nahe  Tentlingen  (Tin- 
terin)  nimmt  sie  den  aus  dem  PfifTermoos  (bei  St.  Syl- 
vester) herkommenden  Nesslernbach,  bei  Marly  le  Grand 
den  Rottle  und  unterhalb  Ch^salles  den  Coppy  auf.   Ihr 


mittleres  Gefälle  beträgt  43  ««/oo.  Sie  treibt  mehrere  Müh- 
len, Sägen  und  die  Fabriken  von  Marly  (Papierfabrik  und 
Akkumulatorenfabrik).  Da  das  obere  Einzugsgebiet  der 
G^rine  im  wenig  widerstandsfähigen  tonigen  Flyschboden 
liegt,  schwillt  der  Bach  bei  Hochwasser  zu  einem  ge- 
fährlichen und  ausserordentlich  geschiebereichen  Wild- 
bach an.  1324:  Argerona.  Die  G^rine  schneidet  die  Sprach- 
grenze, indem  die  Anwohner  ihres  Oberlaufes  deutscher, 
die  ihres  Unterlaufes  französischer  Zunge  sind. 

G6RINK  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Pays  d'Enhaut).  Wild- 
bach :  entspringt  auf  den  Alpweiden  der  Pierreuse  in  dem 
vom  Bergstock  der  Gummfluh  gebildeten  mächtigen  Fel- 
senzirkus, schneidet  die  mit  Flyschmulden  abwechselnden 
Jurafalten  quer  durch  und  mündet  nach  3,5  km  langem 
Lauf  etwas  unterhalb  der  Brücke  von  G^rignoz  und  unter- 
halb des  Dorfes  G^rignoz  in  930  m  von  links  in  die  Saane. 

Q6RINE  (VALLON  DE  LA)  oder  VALLON  DK 
LA  PIERREUSE   (Kt.  Waadt,  Bez.    Pays  d'Enhaut). 


Brücke  von  Gerignoi  u.  Gummfluh. 

Kleines  Thal,  zum  grössten  Teil  bewaldet;  wird  vom 
Wildbach  Gärine  entwässert  und  öffnet  sich  2,5  km  ö. 
Chäteau  d'CEx  von  links  auf  das  Thal  der  Saane  (Pays 
d'Enhaut).  Beliebtes  Ausflugsziel  der  Kurgäste  von  Chä- 
teau d'CEx,  von  wo  aus  maa  in  2  Stunden  bequem  bis  zur 
Hütte  auf  der  zu  oberst  im  Thal  gelegenen  Alpweide  La 
Pierreuse  gelangen  kann.  Grossartiger  Thalabscnluss,  von 
den  Felswänden  der  mächtigen  Pyramide  der  Gummfluh 
gebildet,  zu  dessen  Füssen  oft  nocti  im  Hochsommer  un- 
geschmolzene Reste  von  niedergegangenen  Lawinen  lie- 
gen. Vergl.  Chäteau  d*CEx  et  le  JPaxjs  d'Enhaut  vaudois; 
nolice  publice  par  le  Club  du  Rubly.  Chäteau  d'OEx  1882. 

q£RINNB8  <LE8)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Courtelary, 
Gem.  Mont  Tramelan).  1046  m.  Gruppe  von  6  Häusern, 
auf  der  Hochfläche  der  Freiberge,  an  der  Poststrasse  Tra- 
melan-Saignel^gier  und  2  km  nw.  Tramelan  Dessus. 
Postablage.  30  reform.  Ew.  Schöne  Sennberge.  Pferde- 
zucht. 

QERI8TEIN  oder  QEHRI8TBIN  (Kt.  u.  Amtsbez. 
Bern,  Gem.  BoUigen).  745  m.  Dorf,  am  N.-Fuss  des  Ban- 
tiger ;  2,8  km  nö.  BoUigen  und  6,5  km  nö.  der  Station 
Ostermundigen  der  Linie  Bem-Thun.  41   Häuser,  340 


294 


GER 


6£R 


reform.  Ew.  Grosser  Steinbruch  auf  Molasse.  Nahe  dem 
Dorf  bemerkenswerte  Felswand.  Auf  einem  Molassesporn 


Kuiue  Gerislein. 

Steht  die  Ruine  Geristein  mit  heute  noch  9  m  hohem 
Turm,  dessen  Mauern  3,6  m  dick  sind.  Auf  Burg  Geri> 
stein  wohnten  zur  2^it  der  Gründung  von  Bern  die  Edeln 
von  Geristein. 

QER1.AFINQEN  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Nidau,  Gem. 
Täuffelen).  Dorf.  S.  den  Art.  Gerolfingen. 

QER1.AFINQEN  (NIEDER)  (Kt.  Solothum,  Amtei 
Kriegstetten).  454  ro.  Gem.  und  Dort,  am  rechten  Ufer 
der  Emme  4,5  km  so.  Solothurn.  Station  Gerlafingen  der 
Linie  Solothurn-Burgdorf-Langnau.  Poetbureau,  Tele- 
graph, Tielephon.  108  Häuser,  1743  reform,  und  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinden  Biberist  und  Krieji^tetten.  Sitz  der 
grossen  L.  von  Roirschen  Eisenwerke  mit  Schrauben-  und 
Eisenbahnmaterialienfabrik  (1000  Arbeiter),  die  zum  gröss- 
ten  Teil  von  der  Emme  mit  Triebkraft  versorgt  werden, 
zum  kleinern  Teil  sich  der  Dampfkraft  bedienen.  Beim 
Bahnhof  grosses  Lagerhaus.  1278 :  Gerolßngen. 

QERLAFINQEN  (OBER)  (Kt.  Solothurn,  Amtei 
Kriegstetten).  461  m.  Gem.  und  Dorf,  am  Grüttbach  und 
an  der  Grenze  gegen  den  Kanton  Bern,  2  km  so.  der  Sta- 
tion Gerlafingen  der  Linie  Solothurn-Burgdorf-Langnau. 
Postablage,  Telephon.  38  Häuser,  378  kathol.  und  reform. 
Ew.  Kirchgemeinden  Kriegstetten  und  Biberist.  ^  Sägen. 
Wiesenbau. 

QERUQEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Luzem, 
Amt  Hochdorf,  Gem.  Ballwil).  Häusergruppen.  S.  den 
Art.  Gerlingen  (Ober  und  Unter). 

QERLIKON  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Frauenfeld,  Gem. 
Gachnan^).  560  m.  Dorf,  auf  einer  Anhöhe  mit  schöner 
Aussicht  ms  Thurthal,  3  km  sw.  Frauenfeld.  Postablage, 
Telegraph,  Telephon.  47  Häuser,  231  reform.  Ew.  Acker- 
und  Obstbau.  Eine  Anzahl  der  Bewohner  arbeitet  in  den 
Fabriken  von  Frauenfeld.  Hier  lebte  im  13.  Jahrhundert 
der  fromme  Schäfer  Heinrich  v.  Gerlikon,  dessen  Grab- 
stätte nachher  zum  vielbesuchten  Wallfahrtsort  wurde. 
Kapelle  aus  dem  12.  Jahrhundert,  mit  2  vom  Kloster 
Einsiedeln  geschenkten  kleinen  Glocken. 

QERLINQEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Luzern, 
Amt  Hochdorf,  Gem.  Ballwil).  482  und  480  m.  Zwei  Gnip- 

?en  von  zusammen  6  Häusern,  in  einem  kleinen  Thälchen 
,3  km  so.  der  Station  Ballwil  der  Seethalbahn.  Telephon. 
48  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Ballwil-Eschenbach.  Acker- 
bau, Viehzucht  und  Milchwirtschaft,  Obstbau.  1302:  (rer- 
lingen. 


GER1.I8BERQ  (Kt.  Zürich,  Bez.  Bälach,  Gem.  Klo- 
ten).  Kleines  Dorf.  S.  den  Art.  Geerlisberg. 

QERLISWIL  und  UNTER  QERLISWII.  (Kt.  Lu- 
zern, Amt  Hochdorf,  Gem.  Emmen).  460  m.  Dorf,  am 
S.-HangdesEmmenbergsund  am  linken  Ufer  der  Kleinen 
Emme  schön  gelegen,  an  der  Strasse  Luzem-Neaenkireb, 
1  km  nw.  der  Station  Emmenbrücke  der  Linie  Lazem- 
Ölten  und  2,2  km  sw.  Emmen.  Telephon.  43  Häoser,  796 
kathol.  Ew.  Wiesenbau.  Mit  der  Entwicklung  der  Eisen- 
industrie in  Emmenried  und  der  Seidenindustrie  in  Em- 
menbrücke hat  sich  seit  einigen  Jahren  auch  (jerliswil 
merklich  vergrössert  und  verschönert.  1279 :  (^erloswile. 

QERMAQNY  oder  QERMANY  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Rolle,  Gem.  Mont).  450  m.  Weiler,  im  Weinbaubezirk  La 
Cöte,  an  der  Strasse  Rolle-Gimel,  700  m  sw.  Mont  und 
1,2  km  nw.  Rolle.  12  Häuser,  89  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinde Rolle.  Früher  bedeutender  und  ei^^ene  Herrscbaft, 
auf  deren  Gebiet  das  Kloster  Romainmotier  begütert  war. 
1409 :  Germaniacum. 

QERMAIN  (8IX  A)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach). 
2422  m.  Mächtiger  Felszahn,  zwischen  den  Thälchen  von 
Bourgnonnaz  und  Le  Pr^,  im  OSO.-Grat  der  Dent  anx 
Favres  und  auf  der  Walliser  Flanke  der  Waadtländer 
Hochalpen,  7-8  Stunden  nw.  über  Saillon.  Heisst  auf  der 
neuen  Ausgabe  des  betr.  Siegfriedblattes  Six  die  Armeys. 

QERMANY  (Kt.  Waadt,  Bez.  Rolle,  Crem.  Mont). 
Weiler.  S.  den  Art.  Germagny. 

QERN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  AppenzeU  A.  R., 
Bez.  Mittelland,  Gem.  Speicher).  Häuser,  d.  den  Art.  Ge- 
ren (Ober  und  Unter). 

QERNET  (HINTER,  MITTLER  und  UNTER) 
(Kt.  Luzem,  Amt  Willisau,  Gem.  Luthem).  896-8fö  m. 
5  Bauernhöfe,  9  km  s.  der  Station  Hüswil  der  Linie  Lan- 
genthal-Wolhusen  und  1,2  km  nw.  Luthem.  33  kathol. 
Ew.  Ackerbau,  Hornvieh-  und  Schweinezucht. 

QER01.D8WIL  (Kt.  und  Bez.  Zürich).  430  m.  Gem. 
und  Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Limmat  und  2,5  km  n.  der 
Station  Dietikon  der  Linie  Zürich-Baden-Brugs.  Postab- 
lage. 28  Häuser,  141  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Wei- 
ningen. Weinbau,  Viehzucht.  Zusammen  mit  Weiningen 
und  Oetwil  bis  1798  Eigentum  des  Zürcher  Patrizierge- 
schlechtes der  Mever  von  Knonau  und,  mit  Ausnahme 
einiger  der  Stadt  Zürich  zustehenden  Rechte,  der  Graf- 
schaft Baden  zugeteilt:  seither  mit  Aufhebung  aller  Son- 
derrechte dem  Kanton  Zürich  angegliedert.  iSii  :  Gerolds- 
wile. 

QER01.FINQEN  oder  QER1.AFINQEN  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Nidau,  Gem.  Täuffelen).  505  m.  Dorf,  am  rech- 
ten Ufer  des  Bielersees,  an  der  Strasse  Nidau-Täufifelen 
und  9  km  sw.  vom  Bahnhof  Biel.  Telephon.  49  Häuser, 
338  reform.  Ew.  Wiesenbau.  Käserei.  Pfahlbauten  aus 
der  Stein-  und  Bronzezeit. 

QfeRONDE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Siders).  532  m.  Kleiner 
See,  am  rechten  Ufer  der  Rhone,  zwischen  dieser  und 
Siders  und  n.  vom  Hügel  Göronde.  500  m  lang  und  im 
Maximum  200  m  breit.  Vergl.  den  folgenden  Art. 

Q^RONDE  (Kt.  Wallis,  Bez.  und  Gem.  Siders).  623 
m.  Hügel,  1  km  s.  vom  Flecken  Siders  und  von  ihm  ge- 
trennt durch  andere,  niedrigere  Hügel  und  2  in  einem 
Thälchen  liegende  kleine  Seen  von  1  km  Umfang,  die 
offenbar  vom  Fluss  verlassene  Reste  (Altwasser)  eines 
einstigen  Rhonelaufes  sind.  Der  Hügel  von  G^ronde  t>e- 
steht  aus  einem  Trümmerhaufen  von  reffellos  durchein- 
ander gewürfelten  brecciösen  Kalken  und  Kalkschiefera 
und  ist  ein  Ueberrest  des  grossen  prähistorischen  Berg- 
sturzes von  Siders,  der  wahrschemlich  in  einer  Inter- 
glazialzeit  vom  Wildstrubel  heruntergebrochen  und  später 
von  der  hier  mehrfach  ihren  Lauf  verlegenden  Rhone 
bis  auf  die  heute  noch  im  Thal  übrig  gebliebenen  kleinen 
Schutthügel  wieder  weggewaschen  worden  ist.  Der  Hügel 
von  G^ronde  ist  reich  an  historischen  Erinnerungen. 
Unter  alten  Rhonegeschieben  liegen  Ruinen  von  bedeu- 
tenden Bauten  vergraben,  von  denen  noch  zahlreiche 
Einzelheiten  sichtbar  sind,  so  z.  B.  die  Trümmer  eines 
Tores  und  Haufen  von  Backsteinen  aus  der  Römerzeit. 
Ein  vor  kurzem  hier  gefundener,  ebenfalls  aus  der  Römer- 
zeit stammender  goldener  Ring  befindet  sich  heute  im 
Schweizerischen  Landesmuseum  zu  Zürich.  In  der  nach 
S.  zur  Rhone  abbrechenden  Steilwand  sehen  wir  zahl- 
reiche, in  gerader  Linie  nebeneinander  gereihte  grotten- 


GER 


GER 


295 


artige   Aoshöhlungen,  die  offenbar  von   Menschenhand 
herrühren  und  deren   Deutung  lange  Zeit  die  Forscher 


G^ronde  von  Nordosten. 

Iteschäftigt  hat.  Aus  dem  gotischen  Gewölbebogen,  mit 
dem  eine  dieser  Höhlen  geschmückt  ist,  lässt  sich  auf 
ein  nicht  gar  weit  zurückliegendes  Alter  dieser  Arbeiten 
schliessen.  Es  scheint  ferner  die  Annahme  gestattet,  dass 
einst  alle  diese  Höhlen  durch  einen  oder  mehrere  c  en 
corniche  »  längs  der  Felswand  hinziehende  Fusswege  zu- 
gänglich gewesen  sind.  Erosion  und  Verwitterung  mögen 
dann  in  der  Folge  diese  in  wenig  widerstandsfähigem  Ge- 
stein angelegten  Wege  wieder  zerstört  haben,  wie  ihnen 
seither  auch  einige  der  Höhlen  selbst  beinahe  ganz  oder 
zu  einem  grossen  Teil  zum  Opfer  gefallen  sind.  Auf  dem 
Rücken  des  Hügels  sieht  man  ausser  den  letzten  Ueber- 
bleibseln  von  längst  zerstörten  Bauten  noch  das  ehemalige 
Karthäuserkloster  G^ronde,  das  hier  an  der  Stelle  eines 
noch  älteren  Filialhauses  der  Abtei  Abondance  in  Savoyen 
1331  von  Bischof  Avmon  de  la  Tour  errichtet  worden  ist. 
Die  wegen  der  endlosen  Fehden  zwischen  den  Wallisem 
und  Savoyarden  in  steter  Unsicherheit  lebenden  Karthäu- 
ser veriiessen  aber  schon  1354  diesen  Ort  wieder,  worauf 
sie  1425  durch  Karmeliter  ersetzt  wurden,  denen  1656  die 
Jesuiten  folgten.  Von  1743  an  befand  sich  hier  das  Diöze- 
sanseminar  bis  zur  französischen  Invasion  von  1799,  unter 
der  das  Kloster  G^ronde,  seine  Kirche  und  eine  benach- 
barte Kapelle  besonders  stark  zu  leiden  hatten.  Nachher 
blieben  die  zur  Hälfte  verlassenen  Gebäulichkeiten  auf 
längere  Zeit  allen  möglichen  Antiquitätenjägem  schutzlos 
preisgegeben,  unter  deren  Händen  denn  auch  die  von 


Lac  de  G^ronde  von  Norden. 

den  Franzosen  zußillig  verschonten  prachtvollen  Glas- 
malereien verschwunden  sind.  Nachdem  das  Kloster  im 
Verlauf  des  19.  Jahrhunderts  zu  drei  wiederholten  Malen 


firanzösischen  Traopisten  und  Dominikanern  Zuflucht  ge- 
boten, ist  es  189d  zu  einer  Taubstummenanstalt  umge- 
wandelt worden,  die  unter  der  Leitunff  von 
Schwestern  aus  dem  Kloster  zum  h.  Rreuz 
zu  Ingenbohl  in  voller  Blüte  steht.  Bei  die- 
ser Gelegenheit  hat  der  Staat  Wallis  mit 
Aufwand  einer  Summe  von  40000  Franken 
die  Kloster  bauten  restaurieren,  vergrössem 
und  ausstatten  lassen,  wie  er  auch  jetzt 
noch  an  die  Verpflegungskosten  für  arme 
Insassen  4000-4500  Tranken  jährlich  zu- 
sAiiesst.  Heute  zählt  die  Anstalt  etwa  50 
Zö|;linge,  die  mit  landwirtschaftlichen  Ar- 
beiten beschäftigt  werden.  Bei  der  Anlage 
eines  Hebberges  hat  man  in  der  Nachbar- 
schaft des  Klosters  vorrömische  Gräber 
aufffedeckt.  Ohne  Zweifel  stand  hier  schon 
mehrere  Jahrhunderte  vor  unserer  Zeit- 
rechnung eine  Siedelung.  1285:  Gyrunda. 
Vergl.  Reber,  B.  Die  vorhUtor.  Denkmäler 
im  Einfischthal. 

QCRRA  (MONT1  DI)  (Kt.  Tessin,  Bez. 
Locarno,  Gem.  Gerra-Gambarogno).  748- 
900  m.  Schöne  Bergweiden  mit  etwa  30  Hät- 
ten, am  N.-Hang  des  Monte  Paglione  und 
1  Vi  Stunden  über  der  Station  Ranzo-Gerra 
der  Linie  Bellinzona-Luino  der  Gotthard- 
bahn.  Kastanienwälder.  Im  Sommer  von 
den  Bewohnern  von  Gerra  mit  ihrem  Vieh  bezogen.  But- 
ter und  Magerkäse. 

QERRA-QAMBAROQNO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lo- 
carno). 208  m.  Gem.  und  Pfiirrdorf,  am  linken  Ufer  des 
Langensees,  mitten  in  Weinlauben  und  Kastanienhainen, 
1  km  nö.  der  Station  Ranzo-Gerra  der  Linie  Bellinzona- 
Luino  der  Gotthardbahn.  Postablage,  Telepaph.  128  Häu- 
ser, 451  kathol.  Ew.  Weinbau,  Waldwirtscnaft,  Viehzucht. 
Tiefst  gelegener  Standort  der  rostblätterigen  Alpenrose. 

QCRRA-VERZA8CA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locarno). 
833  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  im  Val  Verzasca,  an  der 
Strasse  Locarno-Sonogno,  am  O.-Fuss  der  Marcia  und 
20  km  n.  vom  Bahnhof  Locarno.  Postablage;  Postwagen 
Locarno-Sonogno.  Gemeinde,  mit  Gase  di  Sotto,  Gase  di 
Nuove,  Chioso  di  Dentro  und  Lorentino :  106  Häuser, 
413 kathol.  Ew;  Dorf:  28  Häuser,  108  Ew.  An  den  Hängen, 
zwischen  Gordola  und  Cugnasco,  Weinbau;  Viehzucht. 
Starke  Auswanderung  nach  Kalifornien.  Brüche  auf  schö- 
nen Granit.  Die  Gemeinde  im  Winter  fast  unbewohnt. 

QERRE  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locarno,  Gem.  Locarno, 
Minusio  und  Mergoscia).  218  m.  Dorf,  eine  der  Unterab- 
teilungen des  Terriciole,  am  Fuss  von  Felshängen,  auf 
denen  ein  feuriger  Wein  wächst,  2  km  von  der  Station 
Reazzino  der  Linie  Bellinzona-Locarno  der  Gotthardbahn. 
Postwagen  Bellinzona-Gordola.  Im  Sommer  von  etwa  10, 
im  Winter  von  etwa  100  Personen  aus  dem  Val  Verzasca 
bewohnt,  denen  die  hier  befindlichen  Wiesen  und  Wein- 
berge zu  eigen  gehören.  22  Häuser  und 
Staue.  Viehzucht,  Weinbau. 

QER8AQ,  MITTLER  QER8AQ 
und  UNTER  QERSAQ  (Kt.  Luzem. 
Amt  Hochdorf,  Gem.  Emmen).  971,  468 
und  440  m.  Drei  Gruppen  von  zusam- 
men 9  Häusern ;  1,8  km  nw.  Emmen  und 
1,5  km  n.  der  Station  Emmenbrücke  der 
Linie  Luzem-Olten.  71  kathol.  Ew.  Wie- 
senbau. 

QER8AU.  Kleinster  Bezirk  des  Kan- 
tons Schw^z,  am  S.-Hang  des  Rigi  und 
zwischen  diesem  und  dem  Vierwaldstät- 
tersee.  Seine  Grenzen  folgen  der  Was- 
serscheide und  gehen  von  der  Oberen 
Nase    über    den    Vitznauerstock ,    Riffi 
Scheidegg,  das  Gätterli  und  Rigi  Hoch- 
fluh, um  von  da  absteigend  ö.  Kindlis- 
mord    wieder  den    See    zu    erreichen. 
Der  so  abgegrenzte   Bezirk  bildet  auch 
ein  geographisch  geschlossenes  Gebiet, 
das  vor  rauhen  Winden   gut  geschützt 
ist   und    sich   ausnahmsweise    günstiger    klimatischer 
Verhältnisse    erfreut.    Umfasst     einzig    die    Gemeinde 
Gersaü,  die  aus  dem  Dorfe  gleichen  Namens  und  einer 


296 


GER 


GER 


iUSqooo    ^ 


Anzahl  von  über  die   Hange  zerstreut  gelegenen  Höfen 
und  Häusergruppen  besteht.  Zusammen  242  Häuser  mit 

398  Haushaltun- 
gen und  1887  Ew. 
(wovon  1425  Ka- 
tholiken). Land- 
wirtschaft, Sei- 
denweberei und 
Fremdenindu- 
strie. Die  vielen 
Obstbäume  liefern 
eillen  schönen  u. 
weithin  geschätz- 
ten Ertrag.  Gersau 
hat  sich  seines 
gesunden  Klimas 
und  seiner  reizen- 
den landschaftli- 
chen Lage  wegen 
zu  einem  beliebten 


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Bezirk  Gerstu. 


Kurort  für  gesunde  und  kranke  Gäste  entwickelt,  ftfehrere 
Gasthöfe,  worunter  das  Kurhaus  auf  Rigi  Scheidegg, 
Die  Viehstatistik  ergibt  folgende  Zahlen  : 

im        1896         1901 
Hornvieh  649  678  699 

Pferde  8  10  13 

Schweine  144  213  212  i 

Schafe  27  4  5  1 

Ziegen  193  98  72  I 

Bienenstöcke  75  77  89  i 

An  den  Hängen  des  Föhnenbergs  und  der  Rigi  Hoch- 
fluh zahlreiche  erratische  Blöcke  des  ehemaligen  Reuss-  1 
gletschers.  Längs  dem  Seeufer  die  neue 
Strasse  Vitznau  -  Brunnen.  Dampfschiff- 
station Gersau.  Der  Bezirk  hat  seiner  iso- 
lierten Lage  weffen  in  der  Geschieh^ 
eine  ziemlich  seloständige  Rolle  gespielt, 
die  sich  heute  noch  in  den  eigenartigen 
Sitten  und  Bräuchen  seiner  Bewohner 
spiegelt. 
QER8AU  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Gersau). 
440  m.  Gem.  und  Pfarrdorf, 
1™!=^  Hauptort  des  Bezirkes  glei- 
^^  eben  Namens,  am  rechten 
Ufer  des  Vierwaldstättersees, 
am  S.-Fuss  der  pigi  Scheid- 
egg, an  der  Strasse  Vitznau- 
Brunnen  und  10  km  wsw. 
Schwyz.  Dampfschiffstation. 
Poslbureau,  Telegraph,  Telephon.  Einzige 
Gemeinde  des  Bezirkes ;  zählt  242  Häu- 
ser u.  1887  Ew.;  Dorf:  166  Häuser,  1380 
Ew.  (wovon  40  Reformierte).  In  Kindlis- 
mord  die  schöne  und  grosse  Kapelle  Ma- 
ria Hilf.  Acker-  und  Obstbau ;  Kastanien- 
und  Feigenbäume,  sowie  andere  südliche 
Pflanzen.  Gasthöfe.  Industrielle  Tätigkeit: 
3  Seidenwebereien,  2  Mühlen,  2  Sägen,  3 
Ziegeleien.  Der  Brüggen-,  Tiefen-  und 
Röhrlisbach,  die  einst  zu  Hochwassers- 
zeiten  grosse  Verheerungen  anzurich- 
ten pflegten,  sind  heute  verbaut  und  in  ihrem  Un- 
terlauf gerade  gelegt.  Der  klimatisch  ausserordentlich 
begünstigte  Winkel  von  Gersau  hat  sich  seit  einigen 
Jahren  zu  einem  wichtigen  Kurort  entwickelt,  der  sehr 
wohl  mit  Montreux  zu  rivalisieren  vermag.  Montreux  und 
Grersau  sind  die  einzigen  nördl.  der  Alpen  gelegenen  Sta- 
tionen mit  einem  jährlichen  Temperaturmittel  über  10® 
G.  Folgendes  sind  die  wichtigsten  iclimatologischen  Daten 
für  diese  beiden  bemerkenswerten  Orte :  Jährliche  Mittel- 
temperatur für  Gersau  10.07  •,  für  Montreux  10,54 " ; 
mittlere  Temperaturminima  für  Gersau  —  8,5®,  für  Mon- 
treux —  8,7'*;  mittlere  Maxima  für  Gersau  29,2%  für 
Montreux  29,7  ° ;  jährlicher  Niederschlag  in  Gersau 
804  mm,  in  Montreux  815  mm;  mittlerer  Barometerstand 
in  Gersau  724,2  mm,  in  Montreux  729,4  mm;  mittlere 
Schwankungen  des  Barometers  in  Gersau  20,3  mm,  in 
Montreux  26  mm.  Gersau  hat  im  .Jahr  durchschnittlich 
71,  Montreux  70  Regrentage,  wozu  für  Gersau  noch  5,5 
und  für  Montreux  5,8  bewölkte  Tage  ohne  Regen  kommen. 


Nebel  ist  in  Gersau  ein  noch  seltenerer  Gast  als  in  Montreux. 
Gersau  ist  vor  den  kalten  N.-  und  O.-Winden  beinahe 
völlig  geschützt,  hat  volle  südliche  Exposition  und 
ist  dem  wärmenden  Föhn  zugänglich.  In  keinem  Monat 
sinkt  hier  das  Temperaturmittel  bis  auf  0®,  indem  die 
Mitteltemperatur  des  Januar  als  des  kältesten  Monates 
sich  immer  noch  auf  0,64  **  C.  hält.  Der  Temperaturgang 
ist  ein  regelmässiger ;  im  Dezember  und  Januar  sind  die 
Morgen  weniger  Kalt,  die  Nachmittage  dagegen  etivas 
weniger  warm  als  in  Montreux.  Die  Kastanienwäldcben 
entwickeln  sich  in  Gersau  in  derselben  Weise  wie  im  in- 
su brischen  Seengebiet  und  reifen  essbare  Früchte. 
Gersau  ist  die  Heimat  von  P.  Beat  Küttel,  der  1780-1808 
Fürstabt  von  Einsiedeln  war  und  dessen  Khifrheit  und 
Gewandtheit  dieses  Kloster  es  zu  verdanken  hat,  dass  es 
während  der  stürmischen  Zeiten  zu  Ende  des  18.  Jahr- 
hunderts vor  jedem  Schaden  verschont  geblieben  ist. 
Gersauer  Bürger  war  ferner  noch  der  1883  gestorbene 
apostolische  Protonotarius,  Benediktinerpater  Joh.  Bapt. 
Alüller,  ein  eifriger  Schulmann,  Geschichtschreiber  und 
Theologe  und  Verfasser  von  zahlreichen  Schriften. 

Die  geographisch  isolierte  Lage  von  Gersau  hat  auch  in 
ganz  besonderem  Masse  dessen  geschichtliche  Entwick- 
lung als  kleiner  Freistaal  begünstigt*.  Zunächst  war  Gersau 
zusammen  mit  vielen  Alpweiden  am  Rigi  Eigentum  de« 
Klosters  Muri,  aber  schon  1036  gehörten  diesem  hier 
blos  noch  ein  einziger  Bauernhof,  einige  wenige  Berg- 
weiden und  ein  Fischplatz.  1210  kam  Gersau  durch 
Tausch  an  die  Grafen  von  Habsburg,  die  diesen  ihren 
Besitz  später  an  die  Freiherren  von  Ramstein  und  nach- 
her an  die  umerischen  Edeln  von  Moos  verpfändeten. 
1315  musste  es  seine  Grenzen  gegen  Luzem  schützen.  Im 


Gttrtao  von  Westen. 

Archiv  zu  Gersau  befinden  sich  heute  noch  eine  Kopie  des 
Bundesbriefes  vom  9.  Dezember  1315  und  des  1^2  mit 
Luzem  und  den  übrigen  Waldstätten  geschlossenen  Bun- 
des, sowie  das  OriKinal  des  ßundesbriefes  von  1359.  1^95 
kämpften  100  Bürger  von  Gersau  bei  Sempach  an  der 
Seite  der  Eidgenossen,  und  einer  von  ihnen  brachte  aus 
diesem  Kampf  das  Panner  von  Hohenzollem  als  Sieges- 
zeichen mit  nach  Hause.  1390  kaufte  sich  Gersau  um  die 
Summe  von  3450  Gulden  von  seinen  Pfandherren  voll- 
ständig los.  1422  stellte  die  kleine  Republik  ein  kleines 
Kontin$;ent  zu  den  im  Tessin  kämpfenden  Eidgenossen, 
und  1433  anerkannte  Kaiser  Sigismund  ihre  Unabhängig- 
keit. Im  alten  Zürichkrieg  1440  hatten  sich  ^  Gersauer 
den  Schwyzern  angeschlossen,  100  Bürger  des  Ortes 
zeichneten  sich  1531  in  der  Schlacht  bei  Kappel  aus.  und 
im  Bauernkrieg  von  1653  hielt  der  kleine  Freistaat  fest 
zu  Luzern.  Auch  1655, 1664  und  1712  stellte  Gersau  seine 
Mannschaft  getreu  den  Waldstätten  zur  Verfügung.  Nach- 
dem sich  Gersau  1712-1798  einer  2^it  glücklicher  Ruhe 


GER 


GER 


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M.  A.  Ca- 


erfreut  hatte,  ergriff  es  gegen  die  französische  Inva- 
sion  die  Waffen,  musste  sich  aber  der  Uebermacht  beu- 
gen, worauf  am  17.  September  1798  franzö- 
sische Truppen  das  Xändchen  besetzten 
und  seine  Staatskasse  und  Panner  mit  Be- 
schlag belegten.  Am  30.  September  des- 
selben Jahres  wurde  Gersau  dem  helveti- 
schen Kanton  Waldstatten  anji^egliedert, 
erhielt  dann  durch  die  Mediationsakte 
neuerdings  eine  Art  von  Selbständigkeit 
und  erlangte  1814  von  den  vier  Urkanto- 
nen  seine  Anerkennung  als  Freistaat.  Als 
der  Kanton  Schwyz  aber  1816  trotzdem 
Miene  machte,  das  kleine  Gebiet  sich  ein- 
zuverleiben, erhob  Gersau  bei  den  übrigen 
Urkantonen  Beschwerde  und  unterbreitete 
1817  der  Tagsatzung  eine  urkundlich  wohl 
belegte  Denkschrift  zur  Verteidigung  seiner 
500  jährigen  Freiheit.  Allein  schon  am  22. 
Juli  1817  wurde  Gersau  endgiltig  dem  Kan- 
ton Schwyz  angegliedert  und  bildete  vom 
1.  Januar  1818  an  den  kleinsten  Bezirk  die- 
ses Kantons,  dem  man  seiner  geringen 
räumlichen  Ausdehnung  unbeachtet  in  An- 
betracht der  ehemaligen  Unabhängigkeit 
des  Ländchens  den  zweiten  Rang  unter 
den  schwjzerischen  Bezirken  zugestand. 
Der  erste  Landammann  der  Republik  Ger- 
sau war  Johann  Heinzer  (1390),  der  letzte  J 
menzind  (1816). 

Die  höchste  Gewalt  des  einstigen  Freistaates  war  der 
Landsgemeinde  vorbehalten,  der  der  Landrat  jedes  Jahr 
einen  Rechenschaftsbericht  über  seine  Verwaltung  und 
Rechnungsführung  vorlegen  musste.  Die  Entscheidung 
in  Kriminalsaclien  stand  der  Landsgemeinde,  in  Zivil- 
sachen der  Verwaltungsbehörde  zu,  wobei  jedoch  gegen 
ein  Urteil  dieser  letzteren  Berufung  an  die  Landsge- 
meinde eingeletrt  werden  konnte.  In  diesem  Falle  warder 
Appellant  verpflichtet,  jedem  ihrer  Mit|[lieder  eine  kleine 
C^eldentschädigung  zu  bezahlen.  Wenn  ein  Bürgersich  eine 
Frau  von  auswärts  holte,  musste  er  deren  Mitgift  der  Be- 
hörde abliefern,  die  sie  in  der  Landeskanzlei  verwahrte. 
Die  Bürger  hatten  das  Recht,  verausserte  Grundstöcke  im 
Zeitraum  eines  Monates  wieder  an  sich  zurück  zu  ziehen. 
Das  Ländchen  ist  reich  an  Sagen.  Den  öftern  Neckereien 
ihrer  grössern  Nachbarn  pflegten  die  Bürger  von  Gersau 
die  treffende  Antwort  nicht  schuldig  zu  bleiben,  so  dass 
in  dieser  Beziehung  eine  ganze  Anzahl  von  guten  Anek- 
doten erzahlt  wird.  Manche  alte  Volksbräuche  haben  sich 
noch  bis  heute  erhalten.  Ein  besonders  eigenartiser 
Brauch  war  die  bis  zur  Mitte  des  19.  Jahrhunderts  gefei- 
erte Fecker-Kilbi,  ein  jährlich  wiederkehrendes  Fest  der 
Heimatlosen,  bei  welchem  Anlass  alle  Bettler  von  Gersau 
und  den  unaliegenden  Gegenden  hier  eine  Art  Tagsatzung 
abzuhalten  pflegten  und  sich  drei  Tage  lang  ein  vergnügtes 
Leben  können  durften,  ohne  von  den  Behörden  belästigt 
zu  weraen.  1064 :  Gersowe.  (Vergl.  Osenbrüg^^en  Ed.  Neue 
küUurhistor,  Bilder  au$  der  Schweiz,  Leipzig  1864.  — 
Rigert,  Pfarrer  Caspar.  Kungefassle  Geschichte  des 
Freystaales  Gersau,  2.  Aufl.,  mit  Nachtrag.  Zugl817.  Es  ist 
dies  die  im  Auftrag  der  Behörden  verfasste  und  der  Tag- 
satzung von  1817  eingereichte  Denkschrift  zum  Schutze 
der  Unabhängigkeit  von  Gersau.  —  Camenzind.  Damian. 
Geschichte  des  Freistaates  Gersau  nach  den  (Quellen  der 
Archive.  1861.  —  Gautier,  Ad.  La  republ.  de  Gersau. 
(jen^ve  1868.  —  Steinauer,  D.  Geschichte  de»  Freistaates 
Schwyz.  2  Teile.  Einsiedeln  1861.  —  Geschichte  der  Re- 
publik Gersau  (im  Gexchichtsfreund.  Jahrg.  19). 

QER8AUERALP  (Kt.  Schwyz,  Bez.  u.  Gem.  Gersau). 
1100-1665  m.  Schöne  Alpweiden,  am  S.-Han«:  von  Rigi 
Scheidecg  und  3-4  Stunden  n.  über  Gersau.  Von  mehre- 
ren Bächen  (u.  a.  dem  Tiefen-  und  Brügsrenbach)  durch- 
zogen. Zahlreiche  Hätten.  Ueber  der  Gersaueralp  das 
Kurhaus  Rigi  Scheidegg  und  die  Station  Rigi  Scheidegg 
der  Bahn  Rigi  Kaltbad-Rigi  Scheidegg. 

QER8AUCR8TOCK  oder  VITZNAUER8TOCK 
(Kt.  Luzem  und  Schwyz).  1456  m.  Kegelförmiger  Gipfel, 
SO.-Schulter  des  Rigi ;  fällt  zwischen  Gersau  und  Vitznau 
mit  steilen '  Grashängen  zum  Vierwaldstattersee  ab  und 
zeigt  an  seinem  O.-Hang  auf  der  Grenze  zwischen  Nagel- 


fluh u.  Kreide  auch  einige  Felswände.  Vergl.  den  Art.  Rigi. 
QER8CHNIALP  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Engelberg). 


Oerschnitip  ob  Engelberg,  von  Süden. 

1200-1440  m.  Grosse  Alpweide  mit  11  zerstreut  gelegenen 
Hütten,  am  NO.-Hang  des  Bitzistocks  und  am  Weg  zum 
Trübsee,  auf  den  Titlis  und  über  den  Jochpass.  2  Stun- 
den 8.  über  Engelberg.  Wird  mit  186  Kühen  befahren. 
Ueber  der  Gerschnialp  die  mächtige  PfaiTenwand,  längs 
welcher  sich  der  Weg  im  Zickzack  mühsam  zum  kleinen 
Gasthaus  Trübsee  empor  windet. 

QBR8TENEQQ  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Ober  Hasle). 
2035-2400  m.  Kurzer  Felskamm,  zwischen  zwei  der  Aare 
von  rechts  zufliessenden  kleinen  Wildbächen,  3  km  so. 
über  der  Handegg. 

QER8TENQLET8CHER  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober 
Hasle).  Gletscher,  am  W.-Hang  der  Gerstenhörner ;  im 
Mittel  1  km  lang  und  im  Maximum  1,8  km  breit.  Ihm 
entspringt  in  2434  m  der  kleine  Gersten bach,  der  dem  Fuss 
der  berstenegg  entlang'  fliesst  und  in. 1700  m  von  rechts 
in  die  Aare  mündet. 

QER8TENHÖRNER  (Kt.  Bern  und  Wallis).  2976, 
3086,  3167,  3121,  3186,  317o  m.  Stark   verwitterter  und 

gezackter  Felskamm,  zwischen  dem  obersten  Abschnitt 
es  Aarethaies  und  dem  Rhooegletscher.  Alle  Einzelzähne 
von  der  Grimsel  oder  von  Gletsch  aus  in  4-5  Stunden  mehr 
oder  weniger  leicht  zugänglich.  Prachtvolle  Aussicht. 
Fundstellen  von  ßergkrystallen.  Der  malerische  Ueber- 
gang  von  der  Grimsel  über  Nägelisgrätli  und  Rhoneglet- 
scher zur  Furka  führt  längs  dem  Fusse  der  Gerstenhörner 
hin. 

QER8TENHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken). 
2786  m.  Gipfel,  w.  Vorberg  des  Wildgerst  (2892  m ;  N.- 
Schulter des  Grindelwalder  Schwarzhoms,  2930  m,  in  der 
Gruppe  des  Faulhoms).  Vom  Hotel  Giessbach  aus  in  5 
Stunden  leicht  zu  erreichen.  Nicht  mit  dem  Punkt  2875 
m  zu  verwechseln.  S.  den  folgenden  Art. 

QER8TENHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken). 
2875  m.  Gipfel,  n.  Vorberg  des  Wildgerst(2892  m ;  N.- 
Schulter des  Grindelwalder  Schwarzhoms  2^  m,  in  der 
Gruppe  des  Faulhorns).  Fällt  nach  N.  in  Felswänden  zur 
Oltschialp,  nach  OSO.  zur  Breitbodenalp  (links  über  Ro- 
senlaui)  ab.  Von  Rosenlaui  aus  in  4  Stunden  leicht  zu 
erreichen ;  schöne  Aussicht  auf  den  Brienzersee  und  die 
Gruppe  der  Wetterhörner. 

QER8TENHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  2929  m. 
Gipfel,  Endpunkt  der  vom  Breithorn  nach  SSO.  abzweig- 
enden und  das  Baltschieder-  vom  Gredetschthal  (rechts 
der  Rhone)  trennenden  Kette ;  über  der  Brischerenalp 
(Wod  m),  über  Brigerbad  und  gegenüber  Visp,  von  wo  aus 
der  Gipfel  in  7  Stunden  erstiegen  werden  kann.  Pracht- 
volle Aussicht  auf  die  Thäler  von  Saas  und  Zermatt  und 
die  darüber  aufsteigenden  Hochgebirgsgruppen.  Selten 
besucht. 

QER8TENR0TI  jjCt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Hinter- 
land, Gem.  Umäsch).  830  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am 


298 


GER 


6ES 


linken  Ufer  der  Urnäsch,  an  der  Strasse  Waldstatt-Ur- 
näsch  und  1  km  nö.  der  Station  Umäsch  der  Appenzeller- 
bahn  (Winkeln-Herisau-Appenzell).  40  reform.  Ew.  AJp- 
wirtscnaft.  Stickerei. 
QER8WI1.  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Tablat,  Gem.  Hag- 

Senswil).  506  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  rechten  Ufer 
er  Sitter,  7  km  onö.  der  Station  Bischofszell  der  Linie 
Gossau-Sulgen  und  2,9  km  w.  Haggenswil.  25  kathol.  Ew. 
Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht.  Ziegelei. 

QERVANO  (VAl.  DI)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Moesa). 
2000-800  m.  Oedes  kleines  Thal;  steiet  von  den  0.- und 
NO.  Ausläufern  der  Cima  di  Gangella  nach  0.  geeen 
Misox  ab.  Im  untern  Abschnitt  gut  bewaldet,  weiter  oben 
ganz  unter  Schuttfeldern  begraben. 

QERZEN8EE  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Sefligen).  604  m. 
Kleiner  See,  auf  der  Hochfläche  s.  vom  BeTpberg.  Von 
Sumpfwiesen  und  anmutigen  Moränenzügen  des  einstigen 
Aaregletschers  umrahmt.  22  ha  gross  und  im  Maximum 
11  m  tief.  Wird  in  der  Richtung  S.-N.  vom  Langetenbach 
durchflössen  und  sendet  ausserdem  noch  den  kleinen 
Mühlebach  zur  Grossen  Musche.  Reich  an  Fischen 
(Hechten,  Karpfen,  Schleihen)  und  Krebsen. 

QERZEN8EB  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftigen).  636  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  am  S.-Fuss  des  Belpbergs,  nahe  dem 
N.-Ufer  des  kleinen  Sees  cleichen  Namens  und  2,8  km 
w.  der  Station  Wichtrach  der  Linie  Bern-Thun.  In  einer 
der  mildesten  Gegenden  des  Kantons  Bern  reizend  ge- 
legen. Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  Gemeinde,  mit 


Qerzensee  von  Nordwesten. 

Thalgut,  Klapf-Simleren,  Rüti  und  Sädel :  121  Häuser, 
790  reform.  £w. ;  Dorf:  35  Häuser,  288  Ew.  Landwirt- 
schaft. Zwei  Burgen,  Eigentum  von  Berner  Familien ;  die 
eine,  aus  dem  18.  Jahrhundert  stammend,  n.  vom  See  in 
idyllischer  Lage. 

QE8CHENBN  oder  QE8CHINEN  (Kt.  Wallis, 
Bez.  GomsJ.  1355  m.  Gem.  und  Weiler,  an  der  Furka- 
strasse  zwischen  Münster  und  Ulrichen,  in  sumpfiger 
Geffend  1,5  km  nö.  Münster.  Postablage.  16  Häuser,  88 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Münster.  Die  Bevölkerung- 
zifiTer  geht  seit  einem  Jahrhundert  lanffsam  aber  bestan- 
dig zurück.  Viehzucht,  Roggenbau.  1374:  Geschinnn; 
vom  lat.  casa  =  roman.  geschi  =  kleines  Haus.  Heimat 
des  Bischofes  Hildebrand  Jost,  der  den  gregorianischen 
Kalender  im  Wallis  einführte  und  die  Verzichtleistung 
des  fürstbischöflichen  Stuhles  zu  Sitten  auf  die  ihm  auf 
Grund  des  bekannten  Gesetzbuches  der  Caroline  zuste- 
henden Rechte  unterschreiben  musste,  sowie  des  Kano- 
nikus Weger,  Erziehers  des  Kaisers  Joseph  II.  von  Oester- 
reich. 

QE8CHENER8TOCK  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  2834 
und  2894  m.  W^enig  hervortretender  Bergstock  im  Kamm 
zwischen  Grimsel passhöhe  und  Oberaarjoch  oder  zwi- 
schen Oberaargletscher  und  Rhonethal,  hinten  über  dem 
Trützithal  und  so.  vom  Trützipass  (2809  m).  Bildet  eine 
Art  von  gewelltem  Hochplateau  mit  kleinen  Wasser- 
becken und  Firnflecken,  das  auf  die  Seite  gegen  Gesehe- 
nen hin  zum  deutlichen  Berggipfel  aufsteigt.  Die  beiden 
Punkte  2834  und  2894  m  vom  Trützipass  aus  in  wenigen 


Minuten  leicht  zu  erreichen.  Die  SO.-Schulter  des  Ge- 
schenerstockes  heisst  Titter  (2817  m). 

QE8ERO  (CORNO  DI)  (Kt.  Graubänden  u.  Tessin). 
2225  m.  Hauptgipfel  in  dem  kurzen  Kamm,  der  von  der 
Cima  di  Cugn  (oder  genauer  dem  Gardinello),  dem  süd- 
lichsten Eckpunkt  des  Kantons  Graubänden,  nach  NW. 
abzweigt  und  als  wenig  steil  geböschter  Rücken  die  Tha- 
ler von  Arbedo  und  Traversagna  und  damit  den  tessini- 
schen  Bezirk  Bellinzona  vom  Bündner  Bezirk  Moesa 
scheidet. 

QE8IQEN  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Nieder  Simmenthai, 
Gem.  Spiez).  610  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  über  dem 
rechten  Ufer  der  Kander,  von  schönen  Wiesen  umgeben  ; 
3  km  nw.  der  Station  Spiez  der  Linie  Bern-Thun-Inler- 
laken.  20  reform.  Ew. 

QE88ENAY.  AMTSBEZIRK  des  Kantons  Bern.  S.  den 
Art.  Saanen. 

QE88ENAY  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Saanen).  Gem.  und 
Dorf.  S.  den  Art.  Saanen. 

QE8TELEN  (NIEDER),  firanzösisch  Bas  Chatii^ 
LON  (Kt.  Wallis,  Bez.  West  Raron).  657  m.  Gem.  u.  Dorf, 
am  rechten  Ufer  der  Rhone  und  links  vor  der  Möndangs- 
schlucht  des  Ijollithales ;  1,5  km  w.  der  Station  Raron 
der  Simplonbahn.  Gemeinde,  die  Weiler  Gäsch,  Bragi 
und  Tatz  inbegriffen :  57  Häuser,  240  kathol.  Ew. ;  Dorf :  38 
Häuser,  164  Ew.  Das  Dorf  in  früheren  Zeiten  weit  stärker 
bevölkert.  Im  14.  Jahrhundert  galt  Nieder  Gestelen  als 
eine  der  beträchtlichsten  Siedelungen  im  Wallis  and  war 
damals  Sitz  der  berühmten  Herren  von  La 
Tour-Chätillon,  deren  einer,  Antoine,  1375  den 
Bischof  Guichard  Tavelli  von  den  Zinnen  des 
Schlosses  La  Soie  zu  Tode  stürzen  liess.  Der 
Name  Ghätillon  rührt  von  der  festen  Burg  her, 
deren  Ruinen  heute  noch  auf  einer  benachbart 
ten  Anhöhe  sichtbar  sind.  Die  über  die  Er- 
mordung ihres  Bischofes  empörten  Walliser 
nahmen  diese  Burg  nach  siebenjähriger  Bela- 
gerung mit  Sturm  ein,  zerstörten  sie  und 
machten  damit  zugleich  der  Herrschaft  des 
ehrgeizigen  und  stets  zu  Streitigkeiten  bereiten 
Geschlechtes  La  Tour  ein  Ende.  Seit  dieser 
Zeit  hat  die  Ortschaft  Nieder  Gestelen  ihre 
einstige  bevorzugte  Stellung  zu  Gunsten  von 
Raron  und  Gampel  nach  und  nach  einge- 
büsst.  Nieder  Gestelen  ist  mit  dem  rechten 
Ufer  der  Rhone  durch  eine  Brücke  verbunden. 
Der  Name  Gestelen  =  Kastelen,  vom  latein. 
castellum, 

QE8TELEN  (OBER),  französisch  Haut 
Ghätillon  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  1969  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  im  obem  Abschnitt  der 
Landschaft  Goms,  an  der  Furkastrasse  und  an  der 
Stelle,  wo  der  alte  Grimselweg  von  dieser  abzwei^, 
40  km  nö.  der  Station  Brig  der  Simplonbahn.  Die 
Gemeinde  umfasst  beide  Ufer  der  Rhone  w.  Oberwald 
und  ö.  Ulrichen  und  grenzt  rechts  der  Rhone  mit  dem 
"Kamm  der  Siedelhömer  an  den  Kanton  Bern.  Postablage ; 
Postwagen  über  die  Furka  (Brig-Göschenen).  38  Häuser, 
^242  kathol.  Ew.  Das  am  rechten  Rhoneufer  stehende  Dorf 
ist  am  2.  September  1868  durch  Feuer  vollständige  zer- 
stört und  seither  in  Stein  neu  aufgebaut  worden,  so  daas 
es  heute  von  den  in  einheitlichem  alten  Holzstil  erbauten 
übrigen  Ortschaften  der  Landschaft  stark  absticht.  Das 
Dorf  ist  schon  in  früheren  Zeiten  von  grossem  Unglück 
heimgesucht  worden,  indem  es  in  Folge  der  ffanz  nahe 
dabei  gelieferten  Kämpfe  zwischen  Bemern  und  Wall isem 
1211  und  1419  gänzlich  niedergebrannt  und  am  18.  Februar 
1720  von  einer  Lawine  erfasst  ward,  die  die  Hälfte  sei- 
ner Wohnstätten  und  88  Personen  verschüttete.  Nach 
Schinner  soll  Ober  Gestelen  zusammen  mit  dem  benach- 
barten (Gerental  einst  unter  der  Herrschaft  der  Edeln 
von  Aemen  Aragnon)  gestanden  haben.  Westl.  vom 
Dorf  nahe  der  Strasse  zwei  Holzkreuze  zum  Andenken 
an  den  zweifachen  Sieg  der  Walliser  über  die  1211  und 
1419  von  der  Grimsel  her  ins  Land  eingefallenen  Ber^ 
ner  (ver^I.  den  Art.  Ulrichen).  Ober  Gestelen  be- 
herrscht m  der  Tat  den  alten  Grimselweg,  der  heute  seit 
der  Erstellung  der  Poststrasse  Gietsch-Grimsel-Meiringen 
von  den  Touristen  etwas  vernachlässigt  wird.  1331  :  de 
Castellione  superiori;  so  genannt  im  Gegensatz  zu  Nie- 


GES 


GHE 


299 


der  Gestelen  oder  Bas  Ghätillon  im  Bezirk  West  Raron. 

QE8TUER  (Kt.  Bern  und  Neuenbürg).  Deutscher 
Name  für  die  Kette  und  den  Gipfel  des  Chasseral.  S.  die- 
sen Art. 

QCTEII.I.ON  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  2022  m.  Gipfel, 
S.-Vorberff  der  Tour  d'AT,  2  Stunden  nw.  über  dem  Dorfe 
Leysin.  5>chöner  Aussichtspunkt,  mit  felsigen  Hängen  und 
begrastem  Gipfel ;  Ausflugsziel  der  Kurgäste  von  Leysin. 

Q^TROZ,  QlfeTROZ  oder  DZI^TRO  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Saint  Maurice,  Gem.  Finhaut).  1337  m.  Weiler,  auf 
einer  Terrasse  über  der  Eau  Noire,  links  der  Strasse  Fin- 
haul-Chamonix,  500  m  nö.  I^  Chätelard  und  etwa  eine 
Stunde  ssw.  über  Finhaut  T^glise.  17  Häuser,  69  kathol. 
Ew.  Der  in  felsigem  Thälchen  abseits  gelegene  einsame 
Weiler  hat  seit  Kurzem  einen  Gasthof  erhalten.  Vor  1855 
mit  den  übrigen  Ortschaften  des  Thaies  nur  durch  eineU 
Leiternweg  verbunden,  der  nächtlichen  Wanderern  oft 
gefährlich  werden  konnte.  Altertümliche  Wohnhäuser. 

QET8CHUNQHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  2860  m. 
Gipfel;  letzter,  begraster  Ausläufer  im  NO.-Grat  des  Met- 
telnoms ;  3  Stunden  ö.  über  der  Station  Täsch  der  Linie 
Yisp-Zermatt.  Schöne  Aussicht  auf  den  weiten  Felsen- 
und  Eiszirkus  von  Hohlicht,  auf  das  Weisshom  von  Ran^la 
und  das  Schallihom. 

QET8CHWILER  (Kt.  Uri,  Gem.  Spiringen).  1240  m. 
24  am  SW.-Hangdes  Schächenthaler  Windgälle  zerstreut 
^legene  HSuser,  1  Stunde  ö.  Spiringen  am  alten  Weg 
ul>er  den  Klausenpass.  128  kathol.  Ew.  Kapelle,  mit  schö- 
nem Altargemälde  von  Dionisio  Calvart. 

QETTMAU  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau).  551  m.  Gem. 


Gettnao  von  Westen. 

und  Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Luthem,  an  der  Strasse 
Zell-Sursee  und  2,7  km  nw.  Willisau.  Station  der  Linie 
Langenthai- Wolhusen.  Postbureau,  Telephon.  Gemeinde, 
mitKühber^  und  Stalden:  81  Häuser,  604  Ew.,  wovon 
127  Reformierte;  Dorf  (in  Oberdorf  und  Unterdorf  zer- 
feilend): 26  Häuser,  206  Ew.  Kirchgemeinde  Eitiswil. 
Acker-  und  Obstbau,  Hornvieh-  und  Schweinezucht :  Kä- 
serei. Backsteinfabrik.  Hat  vielfach  unter  den  Ueber- 
schwemmangen  der  Luthem  zu  leiden  gehabt.  850 :  Ke- 
pinhowa ;  1189 :  Geppenowo. 

QETTY  (Kt.  Wallis,  Bez.  Harens,  Gem.  Evolena).  1768 
m.  Maiensässe  mit  etwa  20  kleinen  Hütten,  über  dem  lin- 
ken Ufer  der  Borgne,  1-2  Stunden  s.  über  Evolena  und 
am  Fuss  der  Alpe  de  La  Niva.  1250 :  Lagyeti. 

QETWINQ  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk,  Gem.  Leuk  und 
Bratsch).  628  und  638  m.  Zwei  Gruppen  von  zusammen 
7  Häusern,  am  rechten  Ufer  der  Rhone  gegenüber  der  Sta- 
tion Turtman  der  Simplonbahn.  Die  eine  Häusergruppe 
der  Gemeinde  Leuk,  die  andere  der  Gemeinde  Bratsch 
zugeteilt.  35  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Erschmatt.  Ge- 
twing  =  Twing,  Zwing. 

QEUEN8EE  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee).  Gem.  u.  Dorf, 
im  Suhrenthal,  an  der  Strasse  Triengen-Sursee  und  4 
km  n.  der  Station  Sursee  der  Linie  Luzern-Olten.  Post- 
bureau ;  Postwagen  Sursee-Triengen.  Gemeinde,  mit 
Hunzikon  und  Krummbach :  83  Häuser,  517  kathol.  Ew.  ; 
Dorf:  50  Häuser,  325  Ew.  Kirchgemeinde  Sursee.  Acker- 
und  Obstbau,  Hornvieh-  und  Schweinezucht,  Milchwirt- 


schaft. Weberei  und  Strohflechterei.  996 :  Geinwison,  d. 
h.  bei  der  Wiese  des  Geinö. 

QEUERBOHL  oder  QEIERBÜHL  (Kt.  Luzern, 
Amt  Sursee,  Gem.  Wolhusen).  89^  m.  Gruppe  von  3  Häu- 
sern, am  Steinhuserberg  und  5,5  km  sw.  der  Station 
Wolhusen  der  Linie  Bern-Luzern.  22  kathol.  Ew.  Acker- 
bau und  Viehzucht. 

QEZ  (8UR  LE8>  (Kt.  Neuenbure,  Bez.  Le  Locle, 
Gem.  La  Brövine).  1100  m.  9  Meierhöfe,  auf  den  Senn- 
bergen zerstreut  gelegen,  1  km  's.  La  Br^vine.  Als  Les 
Gez  Dessus  und  Les  Gez  Dessous  unterschieden.  50  reform. 
Ew.  Viehzucht. 

QF>EL1.ALP  (Kt.  Bern,  •  Amtsbez.  Frutigen,  Gem. 
Kandergrund).  1840  m.  Alpweide  mit  Hätten,  im  Gaste- 
renthal  und  am  Fussweg  über  den  Lötschenpass,  2-3  Stun- 
den so.  über  Kandersteg.  Kleiner  granitischer  Thalboden, 
mit  Moränenschutt  überfährt. 

QFALLENBERQ  (Kt.  Uri).  2617-2736  m.  SO.-Grat 
des  Gurschenstockes,  im  ö.  Abschnitt  des  Gotthardmassi- 
ves.  Vergl.  den  Art.  Gurschen stock. 

QFE1.D  (Kt.  Appenzell  A.  H.,  Bez.  Mittelland,  Gem. 
Trogen).  920  m.  Weiler,  an  der  Strasse  Speicher-Trogen, 
600  m  sw.  Trogen  und  6  km  nö.  der  Station  Teufen  der 
Strassenbahn  St.  Gallen-Gais  12  Häuser,  59  reform.  Ew. 
Landwirtschaft.  Stickerei  und  Weberei.  Zwei  Wirtshäu- 
ser. Gfeld  =  Gefilde. 

QFELL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Schwarzenburg,  Gem. 
Rüschegg).  878  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  auf  den  Höhen 
zwischen  dem  Gambach  und  Schwarzwasser  und  800  m 
nö.  Huschegg.  Telephon.  60  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

QFELl.  (Kt.  Schwyz,  Bez.  March, 
Gem.  Galgenen).  718  m.  Gruppe  von  3 
Häusern,  nahe  dem  linken  Ufer  der 
Wäggithaler  Aa;  3,6  km  so.  Galgenen 
und  4,2  km  s.  der  Station  Sieboen- 
Wangen  der  Linie  Zürich-Glarus-Lin- 
thal.  20  kathol.  u.  reform.  Ew.  Vieh- 
zucht. Gfell  =  Gefälle. 

QFELL  und  OBER  GFELL  (Kt. 
Zürich,  Bez.  Pfafßkon,  Gem.  Stemen- 
berg).  905  und  918  m.  Zwei  Gruppen 
von  zusammen  8  Häusern,  900  m  von 
einander  entfernt,  an  der  Strasse  Bau- 
ma-Fischingen,  2  km  so.  der  Kirche 
Sternenberg  und  6  km  nö.  der  Station 
Bauma  der  Tössthalbahn.  Telephon.  ä8 
reform.  Ew.  Viehzucht. 

QFENN    (Kt.    Zürich,    Bez.    Uster, 
Gem.  Dübendorf)-  453  m.  Dorf,  im  Glatt- 
thal, an  der  Strasse  Hegnau-Dübendorf 
und  2,5  km  ö.  der  Station  Dubendorf 
der  Linie  Zürich-Uster-Happerswil.  34 
Häuser,  166  reform.  Ew.  Ehemaliges  Nonnenkloster  vom 
Orden  der  Lazaristen.  Das  Dorf  1402  von  der  Stadt  Zü- 
rich angekauft  und  ihrer  Landvogtei  Greifensee  zugeteilt. 
Hatte  im  alten  Zürichkrieg  viel  zu  leiden.  Gfenn,  Fenn 
vom  althochdeutschen  fenna,  fenni  =  Sumpfgebiet. 

QFILL  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofineen,  Gem.  Rothrist). 
454  m.  Dorf,  am  N.-Rand  des  Langholzes  und  nahe  dem 
linken  Ufer  der  Pfaffnern,  2  km  so.  der  Station  Rothrist 
der  Linie  Olten-Bem.  24  Häuser,  198  reform.  Ew.  Land- 
wirtschaft. 

QHEIoderKHEI  (IM)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder 
Simmenthai,  Gem.  Spiez).  570  m.  Gruppe  von  3  Häusern, 
am  linken  Ufer  des  Thunersees  reizend  schön  gelegen; 
2,5  km  nw.  der  Station  Spiez  der  Linie  Bern-Thun- 
Interiaken.  Telephon.  12  reform.  Ew.  Altes  Steinhaus  von 
fremdartigem  Charakter,  mit  dicken  Mauern  und  tief 
liegenden  Fensteröffnungen,  vom  Volk  das  Heidenhaus 
genannt.  Nahe  der  Häusergruppe,  am  Seeufer,  Maschinen- 
haus des  Elektrizitätswerkes  an  der  Kander.  Unter  der 
Moränendecke  sticht  triasischer  Gips  durch.  Ghei  oder 
Gehei  vom  mittelhochdeutschen  hete;  bezeichnet  einen 
zum  Schutz  vor  dem  Weidcang  des  Viehes  eingehegten 
Wald. 

QHEI  und  HINTER  QHEI  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen, 
Gem.  Hombrechtikon).  540  m.  Weiler;  1,3  km  w.  Hom- 
brechtikon  und  2,5  km  nw.  der  Station  Ucrikon  der 
Linie  Uerikon-Bauma.  Telephon.  17  Häuser,  78  reform. 
Ew. 


800 


GHE 


GIß 


QHEI8TALP  (Kt.  Glarus,  Gem.  Sool).  1200-2000  m. 
Alpweide,  am  S.-Hang  des  GufeUtockes,  2-3  Stunden  ö. 
über  Schwanden.  6  Hätten  in  1322,  1664  und  1844  nr.  35 
Alpweidenrechte  (Stösse). 

QHIRIDONE  (MONTE)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locarno). 
Gipfel.  S.  den  Art.  Gridone  (Monte). 

QHIRONE  (Kt.  Tessin,  Bez.  Blenio).  1247  m.  Gero, 
and  Pfarrweiler,  im  obem*  Val  Blenio  und  am  linken 
Ufer  des  Brenno,  29  km  n.  der  Station  Biasca  der  Gott- 
hardbahn.  23  Häuser,  81  kathol.  Ew.  Alpwirtschaft.  Perio- 
dische Auswanderung  nach  Frankreich.  Hier  munden 
von  N.  her  das  Yal  Camadra  und  von  0.  her  das  Val  Luz- 
zone  aus,  die  beide  den  Uebergang  über  die  Greina  und 
durch  das  Somvix  ins  Vorderrheinthal  gestatten :  Ghirone- 
Val  Camadra-Passo  Crap  (2360  m)  —  Greina  in  3  Vt  Stun- 
den; Ghirone-Val  Luzzone  (Alpweiden  AI  Sasso,  Refugio 
und  Monterascio,  2200  m)  —  Greina  in  4  Stunden  ;  Greina- 
Somvix  (1654  m)  in  3  Stunden.  Am  23.  März  1851  ver- 
schüttete auf  Alpne  Cozzera  (1308  m)  eine  m.nchtige  Lawine 
9  Hütten  mit  23  Menschen  und  300  Stück  Hornvieh. 

QHÖCH  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Räretswil). 
970  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  auf  den  Höhen  links  über 
dem  Tössthal,  2  km  w.  über  der  Station  Fischenthal  der 
Tössthalbahn  (Winterthur-Wald).  30  reform.  Ew. 

QHORN  (Kt.  Bern,  Amtshez.  Aarwangen,  Gem.  Madis- 
wil).  650  m.  Weiler,  am  NW.-Fuss  der  Hochwacht  und 
2,5  km  ö.  der  Station  Madiswil  der  Linie  Langenthal- 
Wolhusen.  12  Häuser,  84  reform.  Ew.  Käserei. 

QHORSCH  (Kt.  Luzern,  Amt  Hochdorf,Gem.  Emmen) 
492  m.  Gruppe  von  3  Häusern:  2,5  km  w.  Emmen  und 
1.4  km  nw.  der  Station  Emmenbrücke  der  Seethalbahn. 
31  kathol.  Ew.  Ghursch,  Ghürst  =  Gestrüpp. 

QHORSCH  (Kt.  Schwyz,  Bez.  und  Gem.  Küssnacht). 
433  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  am  linken  Ufer  des  Zuger- 
sees,  etwas  nw.  der  Einmnndun{r  des  Ghürschbaches- 
2.8  km  ö.  Küssnacht  und  1,7  km  so.  der  Station  Immen; 
See  der  Gotthardbahn.  23  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau. 
Viehzucht. 

QHORSCHBACH  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Küssnacht). 
Bach  ;  entspringt  am  NW.-Hang  des  Rigi  Kulm  in  1720 
m,  tliesst  mit  raschem  Gefälle  zuerst  nach  NW.  und  dann 
nach  NO.  und  mündet  nach  3,5  km  langem  Lauf  nahe 
der  Hänsergruppe  Ghür«ch  in  420  m  in  den  Zugersec. 

QHÜRST  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Toggenbiirg. 
Gem.  Oberuzwil).  580  m.  Gruppe  von  10  Häusern,  400  m 
8.  Oberuzwil  und  1.4  km  sw.  der  Station  Uzwil  der  Linie 
Zürich -Winterthur-St  Gallen.  71  kathol.  und  reform.  Ew. 
Viehzucht.  Stickerei  und  Weberei.  Glashütte.  Kranken- 
haus. 

GHORST  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Münchvalen,  Gem.  Af- 
f*>Itrangen).  596  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  6  km  sw.  der 
Station  Weinfelden  der  Linie  Winterthur  Frauen feld- 
Romanshom  und  3,2  km  so.  Affeltrangen.  26  kathol.  und 
reform.  Ew.  Kirchgemeinden  Tobel  und  Märwil-AfTel- 
trangen.  Wiesenbau. 

QIALET  (PIZ  DEL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Münster- 
thal). 2392  m.  Wenig  hervortretender  Gipfel,  unmittelbar 
«.  über  dem  Scheitel  (Sü  Som)  des  Ofenpasses,  nw.  vor 
dem  schönen  Piz  Daint  und  2-3  Stunden  nw.  überCierfs. 

QIARAINQIA  (VALLUN)  (Kt.  Graubünden.  Bez. 
Inn).  2490-1450  m.  Kleines  Thal ;  steigt  vom  Piz  del  Ras 
nach  O.  ab  und  mündet  2,5  km  s.  Süs  ins  Unter  Engadin 
aus.  3,5  km  lang.  Im  untern  Abschnitt  bewaldet,  weiter 
oben  mit  Alpweiden  bestanden.  Keine  Hütten. 

QIARDINO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locarno,  Gem.  Aiircs- 
sio).  760  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  im  Val  Onsernone, 
700  m  ö.  Auressio  und  12  km  nw.  vom  Bahnhof  Locarno. 
Schöne  Kastanienhaine.  15  kathol.  Ew.  Acker-,  besonders 
Roggenbau  zu  Zwecken  der  —  heute  an  Bedeutung  zurück- 
gegangenen —  Strohhutindustrie. 

QIAR8UN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn,  Bez.  Obtasna, 
Gem.  Guarda).  1406  m.  Weiler,  am  linken  Ufer  des  Inn 
und  vor  der  Ausmündung  des  Val  Tuoi  ins  Engadin, 
1  km  sw.  Guarda  und  an  der  Thalstrasse  des  Engadin. 
Postablage :  Postwagen  Samaden-Schuls  mit  Abzweigung 
nach  Guarda.  10  Häuser,  34  reform.  Ew.  romanischer 
Zunge.  Alpwirtschaft.  Giarsun  vom  mittellatein.  garso- 
niunif  womit  ein  Weiler  mit  Filialkapelle  bezeichnet 
zu  werden  pflegte. 

QIARSUN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja,  Kreis  Ober 


Engadin,  Gem.  Pontresina).  1860  m.  Gruppe  von  5  Hio- 
sern,  s.  vor  dem  Dorf  Pontresina,  an  der  Beminastrasse 
und  am  rechten  Ufer  des  Berninabaches ;  6  km  s.  der 
künftigen  Station  Samadeo  der  Engadinbahn.  Telephon. 
18  reform.  Ew.  romanischer  Zunge.  Von  hier  zwei^  der 
Fussweg  auf  den  Piz  Languard,  den  schönsten  Aossichts- 
punkt  der  Bündner  Alpen,  ab.  Etymologie  s.  beim  vorher- 
gehenden Art. 

QIAVINER8EE  (Kt  Wallis,  Bez.  Brig).  2190  m. 
Kleiner  See  von  etwa  400  m  Umfang ;  nahe  der  Grenze 
gegen  Italien,  zwischen  Monte  Verosso  und  Grigelhom  ; 
liegt  zusammen  mit  einer  Anzahl  von  anderen,  noch  klei- 
neren Becken  in  einem  öden  Kar,  das  seine  Wasser  durch 
den  Wildbach  Posseta  von  rechts  dem  Zwischbergenhach 
zusendet. 

'  QIBEL.  Ortsnamen  der  deutschen  Schweiz,  für  sich 
allein  und  in  Zusammensetzungen  oft  vorkommend ;  vom 
althochdeutschen  gibil  =  Giebel,  First. 

QIBEl.  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See,  Gem.  Goldingen). 
8i5  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  nahe  der  Grenze  gegen 
den  Kanton  Zürich,  2  km  nö.  (joldingen  und  3,4  km  ö. 
der  Station  Wald  der  Tössthalbahn.  26  kathol.  Ew.  Vieh- 
zucht. 

QIBEL  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  und  Bez.  Schwyz). 
916  und  887  m.  Höhen,  s.  des  Grossen  Mythen,  so.  übe. 
SchwTz  und  s.  der  Strasse  Schwvz-Iberg ;  zwischen  KHn- 

frentobel  im  0.  und  dem  Muotathal  im  S.  und  W.  S.-Ab- 
all  zum  Muotathal  sehr  steil.  Zum  grossen  Teil  bewaldet. 

QIBELFLOH  (Kt.  Luzern,  Amt  Hocbdorf,  Gem.  Ball- 
wil).  510  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  nahe  der  Grenze  gegen 
den  Kanton  Aargau  und  3  km  osö.  der  Station  Ballwil 
der  Seethalbahn.  51  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstban, 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  1326  :  GibelHue. 

QIBELHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig  und  Ost  Baron). 
2821  m.  Gipfel,  im  Massiv  des  Monte  Leone,  zwischen  Sa- 
flischpass  und  Hüllehom  und  hinten  über  dem  Steinen- 
thal (einer  der  drei  Verzweigungen  des  Ganterthaies). 
Von  B^risal  über  das  (auf  der  Siegfried  karte  nicht  be- 
nannte) Steinenjoch  in  3,  oder  von  den  Hütten  von  Staf- 
felstatt im  Saflischthal  in  2  Stunden  leicht  zu  besteigen, 
aber  fast  nur  von  Jägern  besucht.  Besteht  aus  schiefrigem 
Gneis,  der  sich  im  N.  an  die  die  Simplonstrasse  unter- 
halb Börisal  qiierende  Kalkschieferzone  anschliesst.  Am 
S.-Hang  steht  Talk  an,  in  dem  sich  Strahlstein  (Aktino- 
lith)  findet. 

QIBELWALD  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  500-900  m. 
Tannenwald,  am  N.-  und  NW.-Hang  des  Obern  und  Un- 
tern Gibel,  2  km  so.  über  Schwyz.  Fläche  etwa  300  ha. 

QIBENACH  (Kt  Basel  Land,  Bez.  LiesUl).  Gem.  und 
Dorf.  S.  den  Art.  Giebenach. 

QIBET.  Ortsname  der  französischen  Schweiz;  be- 
zeichnet ein  mit  Galgen  versehenes  ehemaliges  Hochge- 
richt, das  gewöhnlich  auf  einer  Anhöhe,  nahe  einem 
öffentlichen  Weg  und  an  der  Grenze  von  zwei  Gerichts- 
hoheiten sich  befand.  Wir  finden  diesen  Namen  z.  B.  im 
Kanton  Neuenburg  noch  öfters :  Le  Gibet  de  Neuchätel 
(544  m),  kleine  Anhöhe  1  km  w.  der  Stadt  Neuenburg, 
heute  Sandgrube;  Le  Gibet  de  Valangin  (783m),  zwischen 
Valangin  und  Neuenburg,  über  den  Fel8w.^nden  rechts 
des  Seyon ;  Le  Grand  Gibet  de  Ligni^res  (807  m)  und  Le 
Petit  Gibet  de  Lignieres  (803  m),  zwei  Höhen  s.  nber 
Ligni^res,  letztere  mit  trigonometrischem  Signal  und 
ausgedehnter  Fem  sieht. 

QIBLOUX  (MONT)(Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz).  Lang- 
gezogener Bergstock  ;  zwischen  Bulle,  der  Saane,  Far- 
vagny  le  Petit,  der  Gläne  und  der  Strecke  Vuistemens- 
Bulle  der  Linie  Bomont-Bulle.  Die  Hänge  des  Bergstockes 
sind  von  1000  m  an  aufwärts  beinahe  überall  bewaldet, 
während  tiefer  unten  Wiesen,  Aecker.  grossere  u.  kleinere 
Baumgruppen,  sowie  Bauernhöfe  mit  einander  abwech- 
seln. Im  Hauptkamm  folgen  sich  in  der  Richtung  von 
NO.  nach  SW.  der  Reihenach  folgende  Gipfelpunkte: 
1177  m  (am  O. -Rand,  tregenn her  den  Greierzer  Alpen), 
1212,  1197,  1175,  1132,  1116,  1074  und  1009  m  (w. 
äl>er  Riaz).  Der  Mont  Gibloux  ist  ein  beliebtes  Ausflugs- 
ziel für  die  Bewohner  von  Bulle,  Romont,  Avry,  Vuister- 
nens  en  Ogoz  etc.  und  für  die  Sommergäste  der  benach- 
barten Kurorte.  Er  besteht  der  Hauptsache  nach  aus 
einem  NO  -SW.  streichenden  Kamm,  aessen  NO.-Flanke 
von  etwa  einem  halben  Dutzend  kleiner  Biche  zerschnit- 


GIB 


GIE 


301 


ten  ist,  während  dem  steileren  SO.-Han^  die  Antiklinal- 
linie  der  Molasse  folgt,  so  dass  die  Schichten  des  Berg- 


M.ftX'f' 


Bergstock  de«  GibloQX. 

Stockes  nach  NW.  einfallen.  Der  aus  bunter  Nagelfluh 
aufgebaute  Mont  Gibloux  ruht  auf  einem  Sockel  von  ma> 
rioem  Molassestandstein  der  helvetischen  Stufe,  der  die 
Naffelfluh  beinahe  vollständig  rings  umschliesst.  Der 
mehr  als  500  m  über  die  Tertiärtafel  des  schweixerischen 
Mittellandes  aufsteigende  Bergstock  gewährt  von  vielen 
Punkten  aus  eine  prachtvolle  Aussicht  auf  das  Freiburger 
Mittelland,  den  Mont  Jorat  und  die  Greierzer  Alpen  und 
lässt  sich  sowohl  in  dieser  Hinsicht  als  auch  mit  Bezug 
auf  seinen  geologischen  Aufbau  dem  Mont  P^lerin  an  die 
Seite  stellen.  1239:  Jublors. 

QIB8WIL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Fischen- 
thal). 760  ra.  Kleines  Dorf,  auf  der  Wasserscheide  zwi- 
schen der  Jona  und  Töss  und  2  km  s.  Fischenthal.  Station 
der  Tössthalbahn  (Winterthur- Wald).  Postbureau,  Tele- 
phon. 22  Häuser,  144  reform.  Ew.  Viehzucht.  Eine  grosse 
Baumwollspinnerei.  Ausgangspunkt  der  bequemsten  An- 
stiegsroute auf  den  Bachtel. 

QIDI8DORF  oder  QYDI8DORF  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez.  Interlaken,  Gem.  Lauterbrunnen).  857  m.  Gruppe 
von  7  Häusern,  am  linken  Ufer  der  Weissen  Lütschine 
und  2,5  km  s.  der  Station  Lauterbrunnen  der  Berner  Ober- 
landbahnen. 33  reform.  Ew. 

QIEBEL.  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen,  Gem.  Melch- 
nau).  600  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  rechten  Ufer 
des  Melchbaches,  1  km  s.  Melchnau  und  6  km  ö.  der 
Station  Madiswil  der  Linie  Langenthal-Wolhusen.  40 
reform.  £w, 

GIEBKL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun).  604  m.  Isolierter 
Moränenzug,  zum  Teil  bewaldet,  über  der  Ebene  der  Kan- 
der  5  km  ö.  Thun.  Umrandet  zusammen  mit  den  gegen- 
überliegenden Moränenhügeln  Egg  und  Haltenrain  ein 
vom  Glütschbach  durchflossenes,  etwa  500  m  breites  Thal, 
in  welchem    der    untere  Abschnitt  des   Dorfes  Thier- 


achem  steht.  Schöne  Aussicht  auf  den  Thunersee  und 
die  Stockhornkette,  die  Hochalpen,  den  Bergstock  des 
Sijp^riswiler  Rothoms  und  die 
Hugellandschaft  der  Bezirke  Sef- 
tigen  und  Konolflngen.  War  bis 
zum  Bcji^inn  des  19.  Jahrhun- 
derts mit  Reben  bestanden  und 
hiess  deshalb  Rebberg. 

QIEBEL  (Kt.  Bern  und  Ob- 
walden).  2037  m.  Wenig  her- 
vortretender Gipfel  von  rund- 
licher Form,  auf  der  Grenze 
zwischen  Bern  und  Obwalden, 
etwa  4  Stunden  so.  über  Lun- 
gern und  5  km  n.  über  Meirin- 
gen.  Vom  Giebel  an  steigt  der 
Grenzkamm  als  breiter  Rücken 
langsam  gegen  die  Passhöhe  des 
Brünig  ab. 

QIEBELEQQ  (Kt.  Bern, 
Amtsbez  Seftigen).  1131  m.  Be- 
waldete Molassehöhe,  O. -Aus- 
läufer des  Guggershömli  und 
von  diesem  durch  das  tiefe  To- 
bel  des  Schwarzwassers  getrennt. 
Am  N.-Hang,  3  km  s.  über 
^ä  Rüeggisberg,  ein  grosser  Wald. 
GIEBELEQQALP  (Kt. 
Bern,  Amtsbez.  Interlaken,  Gem. 
Brienz).  1490  m.  Alp  weide  mit 
Gruppe  von  8  Hütten,  am  S.-Hang 
des  Brienzer  Rothoms,  3  Stun- 
den nö.  über  Brienz.  Hier  ent- 
springt der  Schwandenbach. 

QIEBEL8T(ECKE{Kt.Uri). 
1851  m.  Kurzer  und  wenig  hoher 
Kamm,  steigt  rechts  über  dem 
Gitschenthal  (einem  bei  Seedorf 
von  links  auf  das  Reussthal 
ausmündenden  kleinen  Thal)  ge- 
gen den  Surenenpass  auf,  in  des- 
sen Nähe  er  sich  im  Waldnach- 
ter  Grat  fortsetzt.  Zum  Teil  steil 
abfallend. 

QIEBENACH  od.  QIBEN- 
ACH  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Lies- 
tal). 322  m.  Gem.  und  Dorf,  am  Violenbach ;  2,5  km 
so.  der  Station  Äugst  der  Linie  Zu rich-Bruc^g- Basel.  Post- 
ablage,  Telegraph,  Telephon ;  Postwagen  Auest-Arisdorf. 
32  Häuser,  237  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Arisdorf- 
Giebenach-Hersberg.  Landwirtschaft. 

QIEBLIZ  (IM)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun,  Gem.  Ueten- 
dorf).  633  m.  Weiler,  nahe  dem  rechten  Ufer  des  Wahlen- 
baches, auf  einer  Anhöhe  mit  schöner  Aussicht;  1,5  km 
sw.  der  Station  Uetendorf  der  Gürbethalbahn  (Bern-Wat- 
tenwil-Thun).  16  Häuser,  122  reform.  Ew. 

QIEQEN  und  QIEQENTHAL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
See,  Gem.  Gommiswald).  700-730  m.  7  Häuser,  nahe  dem 
rechten  Ufer  des  Giegenbaches  zerstreut  gelegen,  4  km 
nnö.  der  Station  Kaltbrunn  der  Linie  Rapperswil-Weesen>- 
Sargans  und  1,5  km  ö.  Gauen.  40  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde Gauen.  Viehzucht.  Gigen,  Giegen  =  Geige,  be- 
zeichnet einen  in  die  Länge  gestreckten  Hügel. 

QIEQENBACH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster).  Bach. 
S.  den  Art.  Dorfbach. 

QIENDU8A8  (PIZ)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Vorder- 
rhein). 2982  m.  Gipfel,  s.  Vorberg  des  Piz  Ault^  in  der 
Gruppe  des  Oberalpstockes.  Sendet  nach  S.  einen  in  meh- 
reren Spitzen  gipfelnden  sehr  steilen  Kamm  aus,  der 
über  Sedrun  mit  dem  breiten  Rücken  des  Culm  de  Vi 
endigt. 

GIENQUM  (PA880)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leventina). 
2530  m.  Italienischer  Name  für  den  Unteralppass.  S. 
diesen  Art 

GIERN  (VAL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Vorderrhein). 
2500-1221  m.  Kleines  Thal ;  steigt  zwischen  den  Ausläufern 
des  Piz  Gannerptsch  (Culm  Gavorgia)  u.  dem  Kamm  des  Piz 
Pazzola  nach  N.  ab  und  mündet  2  km  unterhalb  Sedrun- 
Surrhein  ins  Vorderrheinthal  aus.  Im  untern  Abschnitt 
bewaldet,  weiter  oben  mit  schönen  Alpweiden  bestanden. 


KAfttftg^er  .rcr 


302 


6IE 


GIE 


Von  der  in  2206  m  stehenden  Alphütte  aus  können  Piz 
Ganneretsch  und  seine  Nachbarn  leicht  bestiegen  werden. 

QIE8E1.BACH  (Kt.  St.  Gallen«  Bez.  Ober  Toggen- 
burg, Gem.  Ebnat  und  Kappel).  667  m.  20  Häuser,  am 
rechten  Ufer  der  Thur  und  an  der  Strasse  Wattwil-Gams 
zerstreut  gelegen ;  1,2  km  so.  der  Station  Ebnat- Kappel 
der  Toggen burgerbahn.  Telephon.  94  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Ebnat.  Wiesenbau.  Stickerei  und  Weberei. 

QIE8ENENALP  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Frutigen,  Gem.  Kandergrund).  1949  und  1575  m. 
Alp  weide  mit  zwei  Gruppen  von  10  und  11  Hütten,  am 
S.-Hang  des  Giesenengrates  und  4,5  km  so.  Kandergrund. 
Unter  Giesenen  lie^t  in  einem  Thalkessel,  der  vom  Siegen- 
bach entwässert  wird  und  den  die  hohen  Wände  des  Zah- 
lershorns  (2745  m),  der  Witwe  (2865  m),  des  Schwarzgrätli 
(2573  m)  und  Aermi^horns  (2745  m)  umrahmen.  400  m 
höher  oben  Ober  Giesenen,  in  einem  zum  Kanderthal 
sich  öffnenden  Thätehen  zwischen  Giesenengrat  und  Aer- 
mighorn,  welch*  letzteres  meist  von  hier  aus  bestiegen 
wird. 

QIE8ENENQRAT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen). 
2379  m.  Langer  Kamm,  rechts  über  dem  Kanderthul, 
über  Kandergrund ;  in  der  das  Kanderthal  vom  Kienthal 
trennenden  Kette.  Am  S.-Hang  die  Giesenenalp.  Von 
Kandersteg  aus  in  4  Stunden  zu  ersteigen ;  schöne  Aus- 
sicht. Sw.  vor  dem  Giesenengrat  der  Felskopf  des  Sattel- 
homs  (etwa  2250  m). 

QIE88BACH  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Interlaken).  Wild- 
bach, seiner  prachtvollen  Fälle  wegen  weltbekannt.  Ent- 
springt in  2b00  m  dem  an  der  N.-Planke  des  Schwarz- 
horns  liegenden  Blauen  Gletscher,  stürzt  sich  dreimal 
über  hohe  Felswände,  nimmt  auf  der  Tschingel feldalp 
die  vom  Hexensee  und  Hagelsee  herkommenden  Bäche 
auf,  wendet  sich  nach  N.,  stürzt  neuerdings  über  eine 
Wand  zur  Bodenalp  (dem  Unterstaffel  der  Tschingel  feld- 
alp) ab  und  nimmt  hier  von  beiden  Seiten  mehrere  Neben- 
bäche auf,  deren  grösster,  der  Hilfenenbrunnen,  ebenfalls 
einen  sehr  schönen  Wasserfall  bildet.  Am  unteren  Ende 


Giessbtch  fälle. 

der  Bodenalp  tritt  der  Giessbach  in  die  von  100  m  hohen 
Wänden  begleitete  ßottenklamm  ein,  wo  er  sich  früher 
in  einem  unterirdischen  Trichter  zu  verlieren  drohte, 


bis  1824  die  Regierung  diesen  verstopfen  Uess.  Nachdem 
der  Bach  nach  seinem  Austritt  aus  der  Schlucht  einen 
beinahe  ebenen,  waldumrahmten  Thalboden  durchflössen 
hat,  stürzt  er  mit  einer  Reihe  von  14  aufeinanderfolgenden 
Kaskaden  etwa  400  m  lief  zum  Brienzersee  ab.  Besonders 
prachtvoll  sind  die  7  untersten  dieser  Fälle,  die  eine  von 
dunkelm  Tannenwald  gesäumte  Treppe  von  schäumendem 
Wasser  bilden.  Diese  schon  zu  Ende  des  16.  Jahrhunderts 
vom  Berner  Arzt  Thomas  Schöpf  erwähnten  Fälle  sind 
erst  gegen  Ende  des  18.  Jahrhunderts  allji^emein  bekannt 
geworden,  als  der  Schiffmann  Fischer  zwei  Naturfreunden 
den  schwierigen  Zugang  zu  ihnen  wies.  Der  Schullebrer 
Kehrli  Hess  mit  Unterstützung  der  Behörden  die  Fälle 
1818  durch  einen  Fusswee  zugänglich  machen,  der  dann 
in  der  Folge  bis  zu  den  obern  Kaskaden  fortgesetzt  wor- 
den ist.  1870  erbaute  man  auf  einem  den  Fällen  gegenüber- 
stehenden Felsen  einen  prachtvollen  Gasthof,  der  ±f^S3 
von  Feuer  heimgesucht,  dann  aber  in  grösserem  Mass- 
stabe neu  erstellt  wurde.  Im  Gasthof  Post-,  Telegraphen- 
und  Telephonbureau.  Mit  der  Dampfschiffstation  Giess- 
bach am  Brienzersee  durch  eine  Drahtseilbahn  (28% 
Steigung)  verbunden.  Im  Sommer  werden  die  des  Nachts 
elektrisch  beleuchteten  Fälle  von  einer  grossen  Anzahl 
von  Fremden  besucht  und  bewundert. 

GIS88BACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken,  Gem. 
Brienz).  570  m.  Dampfschiffstation  am  Brienzersee,  an  der 
Mündung  des  Giessbaches.  Drahtseilbahn  zum  Hotel 
Giessbacn.  Ausgangspunkt  für  den  Besuch  der  berühmten 
Fälle  des  GiessBaches. 

QIE88EN.  Ortsnamen  der  deutschen  Schweiz,  ge- 
braucht zur  Bezeichnunff  eines  Wasserfalles,  einer  wrenig 
tiefen  Verästelung  eines  Flusslaufes,  eines  Altwassers  oder 
endlich  auch  eines  blossen  Kanales. 

QIE88EN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarberg).  445  m.  Ehe- 
malige Serpentine  der  Aare,  zwischen  Aarberg  und  Lyss; 
bildet  seit  dem  Bau  des  Ha^neckkanales  ein  jetzt  zum 
grossen  Teil  trocken  liegendes  Altwasser.  Fischfang  auf 
Hechte. 

QIE88EN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster,  Gem.  Benken). 
417  m.  Dorf,  am  rechten  Ufer  des  Linthkanales,  an  der 
Strasse  Reichenburg^Benken,  2  km  sw.  Benken  und  i^ 
km  nö.  der  Station  Reichenburg  der  Linie  Zurich-Glaras- 
Linthal.  29  Häuser,  150  kathol.  Ew.  Landwirtschaft.  Brücke 
über  den  Linthkanal. 

QIE88EN  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  690-439  m.  Kleiner 
Bach ;  bildet  sich  aus  zwei  Quellarmen,  deren  einer  in 
der  Nähe  der  Teilskapelle  (in  der  Hohlen  Gasse)  entspringt 
und  das  Moos  von  Tiefenrüti  durchzieht,  während  der 
andere  von  den  weiter  s.  gelegenen  Hängen  des  Risch- 
bergs  (690  m)  herkommt,  nach  NW.  fliesst  und  sich  mit 
dem  erstgenannten  bei  Tiefenrüti  vereinigt.  Der  Giessen 
hat  eine  Gesamtlänge  von  4  km  und  mündet  bei  Knss- 
nacht  in  den  Vierwaldstättersee. 

QIB88EN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Weinfelden).  574-422 m. 
Bach ;  bildet  sich  aus  drei  Quellbächen,  deren  erster  vom 
Emmerzholz  (Bezirk  Kreuzungen]  herkommt  und  bei  Gun- 
tershausen das  Tobel  des  sog.  Teufelskessi  durchflieä^, 
während  der  andere  dem  Hagnerweier  bei  Mattwil  ent- 
fliesst  und  der  dritte  bei  Andwil  entspringt.  Nach  der 
Vereinigung  dieser  Quellbäche  durchfliesst  der  Giessen 
die  Ortschaft  Weinfelden  und  mündet  nach  14  km  lan- 
gem Gesamtlauf  in  der  Richtung  O.-W.  n.  Amlikon  von 
rechts  in  die  Thur.  Während  der  Bach  im  Hochsommer 
oft  beinahe  völlig  trocken  liefft,  kann  er  nach  heftigen 
Gewitterre|;en  zum  starken  Wildbach  anschwellen.  Zu 
solchen  Zeiten  ist  er  früher  manchmal  über  seine  Ufer 

Setreten  und  hat  grossen  Schaden  anflerichtet ;  heute  auf 
er  Strecke  Opfershofen- Weinfelden  kanalisiert. 
QIE88EN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms,  Gem.  Binn).  1480 
m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  der  Binna,  zwischen  Im  Feld 
und  Schmidigenhäusern  und  1,3  km  nnö.  dieses  Dorfes. 
Etwa  15  Ställe  und  Stadel,  4  Wohnhäuser,  eine  Kapelle. 
Während  man  ums  Jahr  1880  noch  etwa  50  Ew.  zahlte, 
M(phnen  heute  nur  noch  5  Personen  hier.  1888  von  einer 
Lawine  verschüttet.  Wird  von  einem  Wildbach  durch- 
ilossen,  der  von  dem  am  Fusse  des  Hirlihornes  einsam 
gelegenen  kleinen  Hockmattensee  herabkommt. 

GIE88EN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen,  Gem.  W^ädens- 
wil).  413  m.  Teil  der  Ortschaft  Wädenswil,  auf  dem  Delta 
gelegen,  das  der  in  einem  «  Giessen  »  etwa  20  m  hoch 


6IE 


G\t 


303 


herabstärzende  Riedbach  angeschwemmt  hat;  1  km  so. 
der  Station  Wädenswil  der  unksufrigen  Zürichseebahn. 
15  Häuser,  239  reform.  Ew. 

QIE88EN  (>EU88ERK  und  INNERE)  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  und  Gem.  Seftiffen).  530-520  m.  Ehemalige 
Schlingen  der  Aare,  heute  abgeschnürte  Altwasser,  rechts 
vom  h  lusslauf  zwischen  Wichtrach  und  ßelp.  Seit  der 
Aarekorrektion  völlig  bedeutungslos. 

QIE88ENQLET8CHER  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Inter- 
laken).  3600-2100  m.  Gletscher,  im  Mittel  1  km  breit  und 
2,5  km  lang ;  sttistt  vom  NO.-Grat  der  Jungfrau,  zwischen 
Silberhorn  und  Schneehorn.  auf  Bemer  Seite  ab.  Auf 
ihn  pflegen  einige  der  mächtigen  Eis-  und  Schneelawinen 
abzustürzen,  die  sich  von  den  Hängen  des  Silberhorns 
lösen  und  von  der  Wengemalp  aus  alljährlich  von  Tau- 
senden von  Fremden  bewundert  werden.  Seine  Schmelz- 
wasser fliessen  durch  den  Lammlauinenbach  und  durch 
den  Giesaen  zum  Trümletenbach  ab. 

QIE88ENHORN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen).  410  m. 
Delta  des  Riedbaches  im  Zürichsee,  1  km  so.  Wädenswil. 
Auf  ihm  steht  die  zur  OrUchaft  Wädenswil  gehörige  Häu- 
sergruppe Giessen. 

QlfeTE,  QITAZ,  QITE,  QI^TROZ,  AQITTE8, 
AQETTE8  etc.  Ortsnamen,  besonders  im  Kanton  Frei- 
burg und  den  Waadtländer  und  Walliser  Alpen  häufig 
verwendet  zur  Bezeichnung  der  im  Frühjahr  und  Herbst 
bezoffenen  tiefer  gelegenen  Alpweiden.  Entsprechen 
den  aeutschen  Bezeichnungen  Maienberg  und  Maiensässe. 
Vergl.  den  Art.  Agittes. 

QI^TE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach,  Gem.  Martinach 
Combe).  1883  m.  Schöne  Alpweide,  am  NO.-Hang  der 
Pointe  Ronde  und  2,5  km  ö.  vom  Col  de  La  Forclaz.  Zu- 
sammen nait  der  benachbarten  Alpe  de  Bovine  belieb- 
tes Ausflugsziel  der  Kurgäste  von  La  Forclaz  und  Cham- 
pez. 

QlfeTE  (Kt  Wallis,  Bez.  Siders,  Gem.  Chalais  und  Saint 
Jean).  Waldumrahmte  Maiensässe,  am  NO.-Fuss  des  Mont 
Tracuit  und  am  linken  Ufer  der  Navizance  (Eiflschthal). 
Zwei  Gruppen  von  Hütten:  Giete  Dessus  (1708m;  zur 
Gemeinde  Chalais  gehörig)  und  Giete  Dessous  (1342  m :  von 
der  Grenze  zwischen  den  Gemeinden  Chalais  und  Saint 
Jean  in  2  Teile  getrennt). 

QifcTE  (LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach, Gem.  Charrat 
und  Saxon).  694  m.  Maiensässe  mit  etwa  10  Hütten, 
am  Fusse  der  Pierre  ä  Voir  auf  einer  von  Wald  überragten 
Terrasse,  auf  der  Grenzzone  zwischen  den  metamorphi- 
schen  krystallinen  Schiefern  und  der  mesozoischen  Sedi- 
mentdecke des  NO.-Endes  des  Mont  Blanc  Massives  gelegen. 
1  km  ö.  vom  Dorfe  Charrat- Yison  und  am  Fussweg  Saxon- 
Col  du  Len-Vall^e  de  Bagnes.  Triasischer  Gips,  von  Jura- 
kaiken überlagert.  Tiefer  unten,  am  Rande  des  Rhone- 
thales  zwischen  Charrat  und  Saxon,  in  465  m  Bruch  auf 
schönen,  weisskörnigen  Gips. 

QifcTE  oder  QIETAZ  (LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint 
Maurice,  Gem.  Dor^naz).  1^90  m.  A|p weide  mit  Hütten, 
über  Alesses.  Erratikum  auf  einer  Unterlage  von  meta- 
morphischen  Gesteinen.  Unweit  nw.  davon  senkrecht 
gestellte  S>chichten  von  karbonischer  Nagelfluh,  die  ge- 

{[en  den  Haut  d'Alesses  zu  sich  alimählig  nach  0.  über- 
egen.  . 

QlfeTE8  (LE8)  (Kt.  Wallis,  ßez.  Monthey  und  Saint 
Maurice).  1100  m.  Alpweide  mit  zahlreichen  Hütten, 
deren  schönste  Eisentum  der  Abtei. Saint  Maurice  sind; 
an  dem  die  zwei  Bezirke  Monthey  und  Saint  Maurice  ab- 
grenzenden und  bis  zur  Dent  de  Valerette  aufsteigenden 
Kamm,  4  km  nw.  über  Saint  Maurice  und  27»  Stunden 
80.  über  der  Station  Monthey  der  Linie  Saint  Maurice- 
Saint  Gingolph.  Zum  Teil  mit  Lärchen  bestanden.  Die 
zugleich  beherrschende  und  geschützte  Lage  verheissen 
dem  Plateau  von  Les  Giftes  eine  schöne  Zukunft  als 
Sommerfrische. 

QlfeTE8  (LE8)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Siders,  Gem.  Gri- 
mentz).  Etwa  1700  m.  Zahlreiche  Maiensässe,  am  links- 
seitigen Hang  des  Eiflschthales,  n.  über  Grimentz  auf  etwa 
1  km  Länge  zerstreut  gelegen. 

QlfeTROZ  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint  Maurice,  Gem. 
Finhaut).    Weiler  S.  den  Art.  Gätrüz. 

QlfeTROZ  (ALPE  OK)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont, 
Gem.  Bagnes).  2000-2600  m.  Grosse  Alpweide  mit  9 
Hütten  und  Ställen  und  einem  Käsekeller;  am  Fuss  der 


Ruinetteund  des  Mont  Rouffe,  auf  den  hoch  ffelegenen  Ter- 
rassen des  Plateau  de  Tzolferay,  zwischen  den  Gletschern 
Gi^troz  und  Les  Breneys.  Im  Sommer  während  2Vt  Mo- 
naten mit  75  Kühen,  %  Stück  Jungvieh  und  420  Schafen 
bezogen.  Bürgergut  der  Gemeinde  Bagnes.  Von  dieser 
Alpweide  hat  der  über  ihr  absteigende  Gletscher  seinen 
Namen  erhalten. 

QI^TROZ  (CA8CADE  DE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entre- 


^ 

n 

1                        "^  j^J 

^iir^j^ 

Gtsctde  de  Gi^tros. 

mont).  2400  m.  Schöner  Wasserfall;  entspringt  dem 
Giätrozgletscher  und  stürzt  sich  gleich  nachher  über  eine 
etwa  5ü0  m  hohe  Wand  zu  Thal,  wo  sein  Wasser  zum 

Srössten  Teil  in  dem  Trichter  verschwindet,  den  es  sich  in 
em  hier  angehäuften  mächtiffen  Eiskegel  ausgewaschen 
hat.  Unmittelbar  über  dem  Fall  und  der  Felswand  hängen 
sturzdrohend  die  weissen  und  grünlichen  Eisblöoke  des 
Gietrozgletschers. 

QI6TROZ  (QLACIER  DE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entre- 
mont}. 3300—2450  m.  Gletscher,  4  km  lang  und  im 
Mittel  1,3 km  breit;  an  den  Hängen  der  Ruinette  und  des 
Mont  Blanc  de  Seiion  (Kette  zwischen  Val  d'Aroila  und 
Vall^  de  Bagnes).  Wird  überragt  im  W.  vom  Kamm  des 
Mont  Rouffe  (3427  m),  im  S.  vom  Col  du  Mont  Rouge 
(3341  m),  aer  ihn  vom  Glacier  de  Lyrerose  trennt,  im  SO. 
von  der  Ruinette  (3879  m)  und  dem  Mont  Blanc  de  Seiion 
(3871  m),  im  O.  vom  Col  de  Seiion  (etwa  3240  m),  im 
NO.  von  der  Luette  oder  Lo^lette  (3544  m)  und  im  N. 
vom  Mont  Pleureur  (3706  m).  Der  obere  Abschnitt  des 
Gletschers  liegt  am  Wege  von  der  Chanrionhütte  über 
den  Col  du  Mont  Rouge  und  Col  de  Seiion  ins  Val  d'H^r^ 
mence  oder  von  Mauvoisin  über  die  Alpe  de  Gi^troz  und 
den  Col  de  Sei  Ion.  Dem  mehr  oder  weniger  über  der 
hohen  Felswand  hinter  Mauvoisin  hängenden  unteren 
Ende  des  Gletschers  entspringt  die  sog.  Cascade  de  Gietroz, 
die  sich  in  nahezu  500  m  hohem  Fall  zu  Thal  stürzt.  Den 
fileichen  Weg  nehmen  häufig  auch  vom  Gletscherende  los- 
Drechende  Felsblöcke  und  Eis-  und  Schneelawinen,  die 
am  Fuss  der  Wand  sich  zu  einem  mächtigen  Eiskegel 
angehäuft  haben  und  zu  Zeiten  der  hier  in  enger  Schlucht 
fliessenden  Dranse  ihren  Durchpass  völlig  zu  verstopfen 
drohen.    Der  dadurch   zu  einem  See   aufgestaute  und 


304 


GIB 


GIG 


nachher  den  Eisdamm  wieder  durchbrechende  Fluss  hat 
schon  mehrfach  in  seinem  Unterlaufe  grosse  Verheerungen 


Giötrozgletsoher  im  Jahre  1818. 

angerichter,  von  denen  die  des  Jahres  1818  das  ganze 
Ufergebiet  bis  Martinach  verwüstet  hat.  Vergi.  darüber 
den  Art.  Dranse. 

QIEZ  (Kt.  Waadt,  Bez.  Grandson).  525  m.  Gem.  und 
Dorf,  in  der  Ebene  zwischen  dem  Neuenburgersee  und 
dem  Fusse  des  Jura,  an  der  Strasse  Grandson- Yuiteboeuf- 
Sainte  Croix,  2  km  w.  der  Station  Grandson  der  Linie 
Neuenburg-Lausanne  und  3,5  km.  nw.  Yverdon.  Tele- 
graph, Telephon.  49  Häuser,  289  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Montagny.  Acker-  und  etwas  Weinbau.  Die 
ganze  Gemeinde  liegt  auf  dem  dem  Jura  vorgelagerten 
tertiären  und  z.  T.  mit  Moränen  überführten  iMateau. 
1011  gab  König  Rudolf  IIL  dem  Kloster  Romainmötier 
Ländereien  zu  üiez,  und  1179  war  auch  das  Kloster  Haut 
Cröt  hier  begütert.  Seit  dem  12.  Jahrhundert  taucht  ein 
Edelgeschlecht  von  Giez  auf,  das  jedoch  keine  nennens- 
werte Rolle  gespielt  hat.  In  der  in  Giez  stehenden  Burg, 
der  sog.  Maison  de  Pierre,  wohnten  die  Edelknechte 
de  Pierre,  von  denen  uns  die  Urkunden  seit  dem  Beginn 
des  15.  Jahrhunderts  Nachricht  geben.  1613  verkaufte 
Jean  de  Pierre  seine  zu  Giez  gelegenen  Ländereien  zu- 
sammen mit  der  Burg  an  ^tienne  Boui^eols,  dessen  Sohn 
eine  Tochter  aus  dem  Geschlechte  de  Pierre  ehelichte  und 
so  das  ganze  Lehen  wieder  in  einer  einzigen  Hand  ver- 
einigte. Seither  ward  die  Burg  von  dem  altadeligen  und 
im  Lande  schon  seit  Jahrhunderten  ansässigen  Geschlecht 
der  Bourgeois  bewohnt,  die  stets  hohe  Stellen  bekleideten 
und  in  der  Kirche  zu  Grandson'  noch  heute  eine  beson- 
dere Kapelle  ihr  Eigen  nennen.  Die  Maison  de  Pierre 
1816  restauriert.  Die  Kirche  von  Giez  war  die  Mutter- 
kirche derjenigen  von  Grandson,  welch'  letztere  dann 
1438  auf  Wunsch  der  Bürger  Grandsons  vom  Bischof  von 
Lausanne  zur  eigenen  Pfarrkirche  erhoben  worden  ist. 
Hier  stand  1476  vor  der  Schlacht  von  Grandson  das  Heer- 
lager Karls  des  Kühnen  von  Burs^und.  Die  Reformation 
wurde  in  Giez  durch  Farel  und  Lecomte  (1531-38)  ge- 
predigt, fand  aber  nur  langsam  und  unter  grossen 
Schwierigkeiten  Eingang,  bis  sie  durch  Einschreiten  von 
Bern  1538  endgillig  zum  Siege  gelangte.  Die  Kirche  von 
Giez  ist  sehr  alt;  ihr  im  romanischen  Stil  gehaltenes  Chor 
reicht  bis  zum  Beginn  des  12.  Jahrhunderts  zurück.  Sie 
ist  vielfach  umgebaut  worden,  hat  namentlich  zu  Ende 
des  15.  Jahrhunderts  starke  Veränderungen  erfahren  und 
wird  gerade  gegenwärtig  wieder  restauriert.  Im  Dorfe 
Giez  stehen  noch  mehrere  bemerkenswerte  alte  Häuser. 
1816-17  hat  man  helvetisch-burgundische  Gräber  aufge- 
deckt, in  denen  Waffen  zum  Vorschein  gekommen  sind. 
1012:  Gies;  1100:  Gisium;  1179:  Gyz;  1297:  Giacum; 
1364 :  Gye. 

QIFFERHÖRN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Saanen).  2543  m. 
Gipfel,  in  der  das  oberste  Thal  der  Saane  von  dem 
der  Simme  trennenden  Kette  zwischen  Lauenen  und  der 
Lenk ;  Hauptgipfel  einer  Berggruppe,  die  im  W.  von  dem 
das  Lauenentnal  entwässernden  Lauibach,  im  N.  und  0. 


von  dem  Turbachthal  und  im  S.  vom  Trütlisbergpass  be- 
grenzt wird  und  neben  dem  GifTerhorn  noch  das  Lauenen- 
hom  (2479  m),  den  Dt  üschengrat  (2206 
m),  Wasserengrat  (2193  m)  und  den 
Dürreschild  (2044  m)  trägt.  Am  O.-Hang 
des  GifTerhornes  die  vom  Gipfel  bis  zu 
2000  m  herabreichende  grosse  Schaf- 
weide des  GiCTerschafberges,  die  vom 
Juli.bis  Septemberlmit  grossen  Herden 
bezogen  wird;  am  W.-Hang,  über  der 
Bachoergalp,  die  Alpweide  lurnels.  Das 
Gifferhorn  ist  nicht  schwierig  zu  bestei- 
gen und  kann  entweder  von  Lauenen 
aus  über  das  Lauenenhorn  in  4Vt«  oder 
von  Gstaad  aus  in  4  Stunden  erreicht 
iverden.  Bemerkenswert  schöne  Aus- 
sicht, besonders  auf  die  Bemer  Moch- 
alpen.  In  geologischer  Beziehung  gehört 
die  durch  ihre  starke  u.  eigenartice  Fal- 
tung der  Schichten  auffallende  Gruppe 
des  Gilferhorns  der  Flyschzone  des  Is  le- 
sen an. 

QIFFER8,   französisch   Chkvrill£S 
(Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense).  770  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  am  rechten  Ufer  der  G^ 
rine  mitten  in  Wiesen  schön  gelegen ; 
8,3  km  so.  vom  Bahnhof  Freiburg.  Postablage,  Telegraph, 
Telephon;  Postwagen   Freiborg-PlatTeien  und  (im  Som- 
mer) Frei  bürg -Schwarzsee  und   Freiburg-Schwefelberp- 
.  bad.   Gem^  mit  Eichholz,  Ferschera  und   Graben  :   118 
Häuser,  683  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge ;  Dorf:  31  Häu- 
ser,   177    Ew.  Pfarrkirche    zu    St.  Tiburtius,  1771  vom 
Bischof  Montenach  geweiht.  Bei  «Auf  der  Matte»  Himmel- 
fahrtskapelle.  Futter-.  Obst-,  Getreide-  und  KartofTelbau, 
Viehzucht.  Mühlen,  Ziegeleien.  Strohilechterei.   Käserei. 
QIFRI8CH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Ost  Raron,  Gem.  Filet). 
780  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  linken  Ufer  der  Rhone 
vor  der  Ausmündung  des  Gifrischgrabens  gelegen,    am 
Fuss  der  Terrasse  von  Tunnetsch  und  1km  nö.  vom  Dorf 
Morel.  26  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Morel.   Um  1100: 
Ghevrils ;  1250  :  Chivriz.  Der  Name  von  caprilia  =  Zie- 
genhürden. 

QIQE  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Samen).  465  m.  Grosser 
Landstrich,  am  linken  Ufer  der  Aa  und  zwischen  dieser 
und  der  Strasse  Alpnach-Sarnen;  z.  T.  aus  Sumpfwiesen 
bestehend,  z.  T.  angebaut.  3  km  lang.  Alter  Seeboden, 
Ueberrest  der  einstigen  Wasserverbindung  zwischen  dem 
Vierwaldstatter-  und  Sarnersee.  2,3  km  n.  der  Station 
Samen  der  Brnnigbahn  (Luzern-Brienz)  steht  eine  Gruppe 
von  5  Häusern  mit  47  kathol.  Ew.,  die  ebenfalls  den 
Namen  Gige  trägt.  Hier  eine  grosse  Parketterie  mit  Ge- 
leiseanschiuss  an  die  Brünigbann.  Betr.  die  Etymologie 
vergl.  den  Art.  Giegen. 

QIQEN  (OBER,  MITTLER  und  UNTER)  (Kt. 
Luzern,  AmtEntlebuch,  Gem.  Escholzmatt).  838m. Gruppe 
von  4  Häusern,  am  linken  Ufer  des  Eschlibaches  und 
1  km  s.  der  Station  Escholzmatt  der  Linie  Bem-Luzem. 
30  kathol.   Ew. 

QIQENTHAl.  (Kt.  Uri).  1204-450  m.  Kleines  Thal, 
kaum  2  km  lang;  steigt  zwischen  den  letzten  Ausläufern 
der  Gitschenstöcke  nach  NO.  ab  und  mündet  2,5  knn  s. 
Isleten  bei  Bolzbach  auf  den  Urnersee  (Vierwaldstättersee) 
aus.  Gänzlich  bewaldet. 

QIQER8BERQ  (Kt.  und  Bez.  Schwyz,  Gem.  Sattel). 
1020  m.  4  Bauernhöfe,  am  N W.-Hang  des  Engelstockes; 
2,3  km  s.  über  der  Station  Sattel  der  Sudostbahn  (Wä- 
denswil-Goldau).  25  kathol.  Ew.  Alpwirtschaft,  AckertMiu. 
Schöne  Aussicht  auf  den  Hossberg,  Rigi  und  die  umliegen- 
den Thalschaflen. 

GIQERWA1.D8PITZ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans). 
2296  m.  Gipfel,  äusserster  Punkt  des  vom  Pixel  über 
Sazmartinhorn  nach  S.  und  SO.  abzweigenden  Kammes, 
im  Winkel  zwischen  dem  Eingang  ins  Calfeisen-  und 
Tersolthal,  zu  welch'  beiden  der  Gipfel  steil  abfSLUt.  An 
seinem  Fuss,  4-5  Stunden  w.  über  Vättis,  die  Alpweide 
Gigerwald. 

QIQQIO  80PRA  und  QIQQIO  80TT0  (AL.PE 
DI)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Bellinzona,  Gem.  Sant'Antonio). 
2042-1250  m.  Alpweide,  im  Val  Morobbia,  am  Fusrweg 
über  den  San  Jorio  Pass  (2042  m)  und  6  Stunden  so.  über 


GIG 


GIH 


305 


Bellinzona.  Wird  mit  60  Stück  Hornvieh  befahren.  Das 
Alprecht  gehört  hier  der  italienischen  Gemeinde  Garzeno. 
Butter  und  Magerkäse. 

QIQLERBACH  (Kt.  Solothum, 
Amte!  Lebern).  Bach:  entspringt  am 
S.-Fuss  der  Wandflnh  m  1126  m,  durch- 
fliesst  das  Dorf  Bettlach,  wo  er  einer 
Uhrenfabrik  die  Triebkraft  liefert,  und 
mündet  nach  5,5  km  langem  Lauf  in 
der  Richtung  NW.-SO.  in  432  m  von 
links  in  die  Aare. 

QIQLI8TOCK  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Ober  Hasle).  2854  und  2900  m.  Doppel- 
gipfel, in  der  Gruppe  der  Thierberge, 
zwischen  Gadmen-  und  Triftthal  und 
3,6  km  so.  über  dem  Dorf  Gadmen,  von 
wo  aus  er  in  6  Stunden  ohne  Schwie- 
rigkeit erstieffen  werden  kann.  Schöner 
Aussichtspunkt.  Trägt  am  S. -Hang  den 
(durch  den  Kamm  der  Grünekehlen  vom 
Steinlimmigletscher  getrennten)  Drosi- 
gletscher,  am  SO.-Hang  den  Steinlimmi- 
gletscher, am  O.-Hang  den  Thaleggli- 
gletscher  (durch  den  Grat  der  Hinter- 
giglieffg  in  2  Hälften  geteilt),  am  NO.-Hang  den  Gigli- 
gletscner  (darch  den  Grat  der  Vordergiglie^g  vom  Thaleg- 
gligletscher  getrennt)  und  am  W.-Hang  ein  kleines  Firn- 
feld, das  ihn  mit  dem  Wanghorn  (2837  m)  verbindet. 

QI1.AMIONT  (Kt.  Waadt,  Bez.  Yevev,  Gem.  Saint 
L^er-La  Chi^saz).  414  m.  C^ruppe  von  6  Häusern,  am 
linken  Ufer  der  jVeveyse  und  1,5  Km  n.  der  Station  Vevey 
der  Linie  Vevey-Blonay-Chamby.  40  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Blonay-Saint  Legier.  Hier  der  Schiessplatz  von 
Vevey.  Grosse  Mühle,  eine  der  bedeutendsten  der  Schweiz, 
die  jährlich  mehr  als  180  Millionen  kg  Mehl  produziert  und 
von  dem  Wasser  der  Veveyse  und  einer  Dampfmaschine 
getrieben  wird.  Bei  der  Mühle  Brücke  über  die  Veveyse. 

QILBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen,  Gem.  Adel- 
boden). 1480  m.  Weiler,  am  Geilsbach  nahe  dessen  Ver- 
einigung mit  dem  AUenbach  und  am  Saumwec  über  den 
Hahnenmoospass :  2,5  km  sw.  Adelboden  una  14,5  km 
sw.  der  Station  Frutigen  der  Linie  Spiez-Frutigen.  11 
Häuser,  45  reform.  Ew. 

QILFI8  (Kt.  Waadt,  Bez.  Pays  d'Enhaut,  Gem.  Ros- 
sinieres).  Dorf.  S.  den  Art.  CuvES. 

QILLAREN8  (Kt.  Freibur|[.  Bez.  Gläne).  674  m. 
Gem.  und  Dorf,  auf  einer  Anhone  zwischen  den  Linien 
Freiburg-Lausanne  und  Lausanne-Payerne-Lyss,  nahe  der 
Strasse  Gron-Promasens-Hue  und  2  km  n.  der  Station 
Oron  der  Linie  Freiburg-Lausanne.  Telephon.  40  Häuser, 
224  kathol.  Ew.  französischer  Zunse.  Kirchgemeinde 
Promasens.  Futter-,  (^etreide-  und  Kartoffelbau,  Vieh- 
zucht. Das  Edelgeschlecht  derer  von 
Gillarens  blühte  im  14.  Jahrhundert  und 
besass  in  der  Abtei  Haut  Cröt  seine  ei- 
gene Familiengruft.  1225  :  Gislarens, 
vom  alemannischen  Gislaringen. 

QILLETTAZ  (EN)  (Kt.  Freiburg, 
Bez.  Gläne,  Gem.  Hue).  667  m.  Gruppe 
von  6  Häusern,  1  km  ö.  Rue  und  1^2 
km  w.  der  Station  Vauderens  der  Linie 
Freiburg- Lausanne.  37  kathol.  Ew. 
Wiesen-,  Getreide-  und  Kartoffelbau, 
Viehzucht. 

QILLIOTTES  (LE8)  (Kt.  Neuen- 
burg, Bez.  Le  Locle,  Gem.  La  Chaux  du 
Milieu).  1100  m.  Meierhöfe,  am  Eingang 
ins  Thal  von  La  Br^vine  zerstreut  pele- 

gm,  nw.  der  Poststrasse  Le  Locle-La 
r^vine  an  einem  von  La  Chaux  du  Mi- 
lieu nach  La  Moliere  hinabführenden 
Weg:  4,5  km  ssw.  Le  Locle.  27  reform. 
Ew.  Viehzucht. 

QILLOT  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach, 
Gem.  Trient).  Teil  des  Dorfes  Tment. 
S.  diesen  Art. 

QILLY  (Kt.  Waadt,  Bez.  Rolle).  492 
m.  Gem.  u.  Dorf,  über  und  im  Weinbaubezirk  La  Cöte,  3 
km  w.  Rolle  u.  1,5  km  nw.  der  Station  Gilly-ßursinel  der 
Linie  Lausanne-C^enf.  An  den  Strassen  RoUe-Burtigny  und 


Bursins  Tartegnin-Gimel  und  nahe  der  Strasse  Aubonne- 
Nyon  (der  sog.  Vy  d*£traz).  Postbureau,  Telegraph,  Tele- 


Gilly  von  Nordwesten. 

phon:  Postwagen  Rolle-Begnins.  Gemeinde,  mit  dem  Wei- 
ler Vmcy:  121  Häuser,  646  reform.  Ew.;  Dorf:  87  Häu- 
ser, 450  Ew.  Kirchgemeinde  Bursins.  Acker-  u.  Weinbau. 
Mühle.  Oestlich  vor  dem  Dorf  neue  Kirche.  Gilly  war 
früher  der  Reihe  nach  im  Besitz  der  Herrschaften  Rolle 
und  Vincy,  und  auch  das  Kloster  Romainmötier  war  hier 
begütert.  Hauptort  des  grösseren  westlichen,  das  Wein- 
bauffebiet  und  das  daräber  folgende  Plateau  umfassenden 
Kreises  der  zwei  Kreise  des  Bezirkes  Rolle,  der  die  Ge- 
meinden Gilly,  Bursinel,  Bursins,  Burtigny,  DuUy,  Esser- 
tines,  Luins,  Tartegnin  und  Vinzel  umfasst  und  2867  re- 
form. Ew.  zählt  Römische  Ruinen  und  Inschriften.  1179 : 
Juliacum;1265:  Giliacum  ;  1276:  Gillye. 

QIMEL  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aubonne).  736  m.  C^m.  und 
Dorf,  auf  dem  Plateau  zwischen  Grenfersee  und  Jura,  am 
Fuss  des  Mont  Chaubert,  an  der  Vereinigung  der  von 
Allaman  und  Rolle  aus  über  den  Col  du  Marchairuz  nach 
Le  Brassus  führenden  Strassen,  Strassen  nach  Burtigny- 
Nyon,  Longirod  und  Biere-L'Isle.  6.5  km  w.  Aubonne  und 
6  km  n.  Rolle.  Station  der  elektriscnen  Bahn  Rolle-Gimel- 
Aubonne-Allaman ;  elektrische  Strassenbahn  nach  Station 
und  Hafen  Rolle.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon ;  Post- 
wagen nach  Marchissy,  Saint  Georges  und  Biere.  Ge- 
meinde, mit  den  Weilern  Vernes  und  Bauloi :  166  Häuser, 
797  reform.  Ew.;  Dorf:  133  Häuser,  636  Ew^  Bildet  zu- 
sammen mit  Saubraz,  Saint  Oyens  und  Essertines  eine 
gemeinsame  Kirchgemeinde.  Landwirtschaft.  Säge.  Nahe 
dem  Dorf  Pensionen  und  ein  Heilbad  mit  alkalischer 


Oimel  von  Süden. 

Mineralquelle.  Aus^^edehnte  Gemeinde,  steigt  am  Hang 
des  Jura  hinauf  bis  zum  Kamm  von  Marchairuz  und  ist 
zu  einem  grossen  Teil  bewaldet.  Sennberge.  Das  nahe 
GBOGR.  LEX.  64  —  n  —  20 


306 


GIM 


GIN 


dem  Gebirge  verhältDismässig  hoch  liegende  Dorf  mit 
seinen  benachbarten  Waldhängen  und  -thälchen  hat  sich 
schon  seit  Jahren  zur  beliebten  Sommer- 
frische entwickelt.  Alte  Siedelung,  im  Mittel- 
alter Eigentum  der  Herrschaft  Aubonne ;  1556 
von  Claude  de  Menthon,  Milherm  von  Au- 
bonne, dem  Burgherrn  von  Mont  le  Grand, 
Pierre  Quisard,  zu  Lehen  gegeben.  Oberhalb 
des  Dorfes  hat  man  Ueberreste  alter  Bauten 
und  in  seiner  Umgebung  Gräber  mit  Skele- 
ten  und  Grabschmuck  (ßronzegegenständen. 
Fibeln,  Bernsteinperlen)  aufgedeckt.  Gimel 
ist  Hauptort  des  gleichnamigen  Kreises,  der 
die  Mitte  und  den  südl.  Abschnitt  des  Bezir- 
kes Aubonne  und  damit  dessen  höher  gele- 
gene und  gebirffige  Teile  umfasst  und  die  Ge- 
meinden Gimel,  Longirod,  Marchissy,  Mon- 
therod,  Pizy,  Saint  Georges,  Saint  Oyens  u. 
Saubraz  in  sich  begreift.  Zusammen  2542 
reform.  Ew.  Gimel  im  10.  Jahrhundert :  Ge 
mella;  iOöl  :  Gimellis;  1172  :  Gimelz. 

QIMMCLWALD    (Kt.    Bern,   Amtsbez. 
Interlaken,  Gem.   Lauterbrunnen).  1386  m. 
Dorf,  auf  einer  Terrasse  w.  über  der  Verei- 
nigung des  Sefinenthales  mit  dem  Thal  von 
Lauterbrunnen,   6  km  s.  über  Lauterbrunnen  und  1,5 
km  s.  der  Station  Murren  der  Linie  Interlaken-Lauter- 
brunnen-Grindelwald-Mürren   der  ßemer  Oberlandbah- 
nen. 42  Häuser,  220  reform.  Ew.  Alpwirtschaft.  Fremden- 
industrie. 1346  ging  Gimmelwald  aus  dem    Besitz  der 
Herren  von  La  '!H>ur-Chäüllon  an  das  Kloster  Interlaken 
über.  Die  Flurnamen  Im  Kappeli  und  Kilchstatt  lassen 


lie^  die  Obere  Ginanzalp  mit   ihren    zahlreichen  ganz 
klemcn   Wasserbecken,  deren    Abflüsse  zusammen  den 


Gimmelwald  von  Nordwesteu. 

den  Schluss  zu,  dass  hier  einst  eine  Kirche  oder  Kapelle 
gestanden  habe. 

QIMMENEN  (Kt.  u.  Gem.  Zug).  540  m.  Weiler,  am 
rechten  Ufer  des  Zugersees,  2  km  so.  vom  Bahnhof  Zug. 
20  Häuser,  126  kathol.  Ew. 

QIMMIZ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nidau,  Gem.  Walpers- 
wil).  446  m.  Weiler,  im  Grossen  Moos,  nahe  dem  rechten 
Ufer  des  Aarekanales,  an  der  Strasse  Aarberg- Walperswil, 
1  km  so.  Walperswil  und  4  km  nw.  der  Station  Aarberg 
der  Linie  Lausanne-Payerne-Lyss.  21  Häuser,  117  reform. 
Ew.  Acker-  und  Gemüsebau. 

QINANZTHAL  (Kt.  Wallis,  Bez.  West  Raron)  2580- 
644  m.  Kleines  linksseitiges  Nebenthal  zum  Thal  der 
Rhone;  beginnt  am  N.-Fuss  eines  bogenförmigen  Fels- 
kammes, der  in  seiner  Mitte  das  Dreizehnenhorn  (3056 
m],  den  ersten  Pfeiler  der  grossen  Gebirgsgruppe  zwi- 
schen den  Thälern  von  St.  ^^ikolaus  und  Turtman,  trägt. 
In  dem  von  diesem    Kamm   umschlossenen    Halbkreis 


In  Oingins. 

das  Ginanzthal  entwässernden  Mühlebach  bilden.  UDte^ 
halb  der  Hütten  der  Obern  Ginanzalp  (2268  m)  begleiten 
das  enge  Thal  zwei  bewaldete  Hänge,  deren  rechtsseiti- 

f;er  bis  zur  Eggstafel  (2090  m)  aufsteist,  während  der 
inksseitige  die  Grenze  gegen  das  Thal  des  Gorbatbaches 
bildet,  der  auf  der  Eischolalp  entspringt  und  zwischen 
den  Maiensässen  von  Fischöl  und  Unterbäch  in  den  Mäh- 
lebach mündet.  Zwischen  den  auf  ho- 
hen Terrassen  lieffenden  Gemeinden 
Fischöl  und  Unterbäch  verengt  sich 
das  von  S.-N.  streichende  Ginanzthal 
zur  tiefeingeschnittenen  und  von  ho- 
hen Felswanden  befflJBiteten  Schlucht, 
in  deren  oberem  Abschnitt  der  Bach 
mehrere  Mühlen  treibt  und  die  unter- 
halb des  Weilers  Turtig  gegenüber  dem 
Flecken  Raron  in  650  m  von  links  ins 
Rhonethal  ausmündet.  In  dem  8,5  km 
langen  Ginanzthal  liegen  die  einst  ab- 
gebauten Silberminen  von  Eiscbol. 
1286  :   Guinals. 

QINQIN8  (Kt.  Waadt,  Bez.  Nyon). 
545  m.  Gem.  und  Dorf,  am  O.-Fussder 
Dole,  an  der  Strasse  Crassier-Tr^iex- 
Luins;  5,3  km  nw.  der  Station  Nyon 
der  Linie  Lausanne-Genf.  Strassen  nach 
Eysins-Crans,  Nyon  und  Saint  Cergues. 
Postbureau,  Telegraph,  Telephon ;  rost- 
wagen Nyon-Grens-vTrölex.  Gemeinde. 
ausser  dem  Dorf  noch  mehrere  Häu8e^ 
gruppen  umfassend  :  68  Häuser,  377  re- 
form. Ew.;  Dorf  :  49  Häuser,  285  Ew. 
Bildet  zusammen  mit  Chdserex,  Grens 
und  Tr^lex  eine  gemeinsame  Kirchjie- 
meinde.  Landwirtschaft.  Säge,  Höh- 
len. Ausgedehnte  Gemeinde,  die  über 
die  Kette  der  Dole  hinübergreift  und 
zu  einem  grossen  Teil  Waldungen  und  Sennberge  um- 
fasst. Gingins  ist  der  Hauptort  desjenigen  der  4  Kreise 
des  Bezirkes  Nyon,  der  dessen  Zentrum  und  SW.  um- 
fasst und  die  Gemeinden  Gingins.  Borex,  Ch<^serex,  Gras- 
sier, Dui liier,  Eysins,  Givrins,  Grens,  La  Rippe,  Saint 
Cergues,  Signy-Avenex  und  Tr^lex  in  sich  begreift.  Zu- 
sammen 3048  reform.  Ew.  Am  Jurafuss  bei  Gingins  xahl- 
reiche  langgestreckte  Moränenzüge,  deren  Gesteinström- 
mer  im  Gegensatz  zu  den  tiefer  unten  liegenden  aus- 
schliesslich alpinen  Gletscherablagerungen  der  Hauptsache 
nach  aus  dem  Jura  stammen.  Dem  Alter  nach  gehören 
diese  Moränen  dem  Schlüsse  der  eiszeitlichen  Verglet- 
scherungen an,  da  sich  der  grosse  diluviale  Rhonegletscher 
bereits  wieder  in  die  Senke  des  Rhonethaies  und  Genier- 
sees  zurückgezogen  hatte.  In  der  Nähe  des  Dorfes  aind 
römische  Gräber  und  Münzen  aufgefunden  worden. 
Schloss,  1440-44  erbaut  und  im  19.  Jahrhundert  wieder 
restauriert.  Gingins  war  vor  Zeltender  Mittelpunkt  einer 


GIN 


610 


307 


bedeutenden  Herrschaft,  die  mehrere  benachbarte  Dörfer 
umfasste,  in  der  Folge  jedoch  durch  Vergabung  und  Ver- 
kauf einzelner  Teile  uierklich  kleiner  ward.  Im  Laufe  des 
16.  Jahrhunderts  ging  das  Schloss  aus  dem  Besitz  der 
Herren  von  Gingins  in  andere  Hände  über  und  war  im 
18.  Jahrhundert  Eigentum  der  Edeln  von  La  Fl^chöre, 
um  dann  im  19.  Jahrhundert  wieder  an  das  Geschlecht 
derer  von  Gin^ins  d'fcl^pens  zurückzukommen.  Die  Her- 
ren von  Gingins  spielten  s.  Z.  im  Waadtlande  keine  un- 
bedeutende Rolle  und  besassen  ausser  ihrer  Stamm- 
herrscfhaft  auch  noch  andere  Ländereien,  wie  z.  B.  die 
Baronien  von  Le  Chätelard  und  La  Sarraz  (diese  letztere 
bis  in  unsere  Tage).  Einer  der  ersten  Eigentümer  der 
Herrschaft  war  £tienne  de  Gingins,  bekannt  als  Mitbe- 
gründer des  in  der  Nähe  liegenden  Klosters  Bonmont 
ril20).  Mehrere  andere  Glieder  der  Familie  bekleideten 
die  VSTürde  eines  Abtes  von  Bonmont,  so  z.  B.  Aymon,  der 
1M3  zum  Bischof  von  Genf  erwählt,  aber  nicht  bestätigt 
worden  ist.  Andere  dienten  als  Offiziere  in  den  Armeen 
aller  europäischen  Mächte.  Als  einer  der  ersten  Ge- 
schichtschreiber der  Waadt  hat  sich  Fr^^ric  de  Gingins 
(1790-1863)  ausgezeichnet.;  In  der  Umgebung  von  Gingins 
rand  im  Oktober  1535  ein  Kampf  zwischen  Truppen  des 
Herzoges  von  Savoyen  und  eidgenössischen  Freischärlern 
statt.  Zu  dieser  Zeit  wandte  sich  nämlich  das  vom  Herzog 
von  Savoyen  und  dem  sog.  Löffelbund  (Chevaliers  de  la 
Cuiller)  bedrängte  Genf  vergeblich  um  Hilfe  an  Bern, 
worauf  der  Genfer  Sendbote  Claude  Savoye  den  Bieler 
Feldhauptmano  Jakob  Wildermeth  und  einige  andere 
Führer  zu  gewinnen  verstand,  die  sofort  im  Bemer  See- 
land und  der  Grafschaft  Neuenburg  Freiwillige  zu  einem 
Kriegszuge  warben.  Als  diese  400  Mann  starke  Truppe 
auf  mrem  Marsch  nach  Genf  in  die  Nähe  von  Gineins 
kam,  traf  sie  auf  4000  im  Hinterhalt  liegende  Savoyarden, 
die  trotz  ihrer  Uebermacht  vollständig  geschlagen  wur- 
den. Nun  leffte  sich  Bern  ins  Mittel,  befanl  die  Auflösung 
der  unter  Wildermeth  stehenden  Freischaar,  erwirkte 
den  Ruckzug  der  dieser  entgegeneilenden  Genfer  Trup- 
pen und  veranlasste  den  Herzog  von  Savoyen  zum  Ab- 
schluss  eines  WaCfenstill Standes  mit  Genf. 

QINIE8SE  (Kt.  W^allis,  Bez.  Harens,  Gem.  Ayent). 
1730  m.  Gruppe  von  Hütten,  am  S.-Hang  der  Pointe 
d'Hermence,  in  einer  kleinen  rechtsseitigen  Verzweigung 
des  Thaies  der  Liene  und  2  Stunden  n.  Ayent. 

QIOET  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leventina,  Gem.  Quinto). 
1200-1800  m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  21  Hütten,  am 
FuBswe^  über  den  Passo  Sassello  und  2  Stunden  s.  über 
der  Station  Ambri-Piotta  der  Gotlhardbahn.  Fettkäse. 

QIONA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locarno).  Beträchtlicher 
Wildbach  des  Val  Vedasca;  entsteht  auf  Boden  der  Ge- 
meinde Indemini  am  W.-Hang  des  Monte 
Tamaro  in  1620  m  aus  der  Vereinigung  der 
vom  S.-Hanff  des  Monte  Gambarogno  und 
aus  dem  Val  del  Pianascio  herkommenden 
Quellbäche,  nimmt  3  km  tiefer  unten  den 
Wildbach  des  Val  Laverato  auf,  tritt  auf  ita- 
lienischen Boden  über  und  mündet  nach  12 
km  langem  Lauf  (wovon  9  auf  italienisches 
Gebiet  entfallen)  in  der  Richtung  nach  SW. 
zwischen  Maccagno  Superiore  und  Maccagno 
Inferiore  in  19/  m  in  den  Langensee.  Der 
Wildbach  ist  auf  der  Strecke  vom  Dorf  Lozzo 
bis  unterhalb  Garabiolo  kanalisiert,  liefert 
der  neuen  elektrischen  Bahn  Luino-Varese 
ihre  Triebkraft  und  versorgt  die  Stadt  Luino 
mit  elektrischem  Licht. 

QIORNICO,  deutsch  Irnis  (Kt.  Tessin, 
Bez.  Leventina).  395  m.  Gem.  und  Pfarrdorf, 
am  Tessin,  an  der  Strasse  Airolo-Biasca- 
Bellinzona.  Station  Giomico  der  Gotthard- 
bahn  3  km  nw.  vom  Dorf.  Postbureau,  Tele- 
graph; Postwagen  nach  der  Station  Bodio. 
Gemeinde,  mit  Ogazzo.  Cribiago,  Castello  u. 
Altirolo  :  173  Häuser,  768  kathol.  Ew. ;  Dorf  : 
112  Häuser,  513  Ew.  "Wein-  und  Wiesenbau, 
Viehzucht.  Granitbrüche.  Die  zum  grössten 
Teil  am  linken  Ufer  des  hier  schäumend  über 
grosse  Felstrümmer  rauschenden  Tessin  gelegene  Ort- 
schaft ist  von  schönen  Wiesen,  Kastanien hainen  u.  Wein- 
lauben umgeben.  Nahe  dem  Dorf  hat  man  zur  Aufbewah- 


rung des  Weines  in  mehreren  mächtigen  Felsblöcken,  die 
von  einem  einstigen  Bergsturz  herrühren,  prächtig  kühle 


Giornioo  mit  Umgobungen. 

Keller  (ffrotti)  angelegt.  Mitten  im  Dorf  ein  alter  Turm, 
letzter  ueberrest  einer  im  Mittelalter  dem  Bischof  Atto 
von  Vercelli  eigenen  Burg.  Am  rechten  Ufer  des  von 
zwei  malerischen  Brücken  überspannten  Tessin  die  in 
romanischem  Stil  gehaltene  prächtige  Kirche  des  h.  Ni- 
kolaus, die  aus  dem  12.  Jahrhundert  stammt.  In  der  mit 
grossen  Felsblöcken  übersäten  Ebene  der  Sassi  Grossi  s. 
Giomico  fand  am  28.  Dezember  1478  der  berühmte  Kampf 
statt,  in  welchem  600  Eidgenossen  unter  der  Führung 
des  Urners  Tro^er,  des  Luzerners  Frischhans  Theiling 
und  des  aus  Giornico  selbst  stammenden  Stanga  die 
15  000  Mann  starke  Armee  des  Mailänder  Herzoges  Sforza 
vernichteten.  Nahe  dem  Dorf  bilden  die  Wildbäche 
Folda,  Barolgia  und  Cramosina  schöne  Wasserfälle.  SW. 
über  Giomico  der  von  hier  aus  in  6  Stunden  zugängliche 
Poncione  Cramosino  oder  Miligori  (2722  m)  mit  glänzen- 
der Aussicht.  In  einem  aus  der  Eisenzeit  stammenden 
Grab  bei  Giornico  hat  man  eine  mit  Ornamenten  ge- 
schmückte prachtvolle  Bronzeurne  gefunden,  die  jetzt  im 
schweizerischen  Landesmuseum  in  Zürich  aufbewahrt 
wird. 

QIOVA  (Kt.  Graubimden,  j^ez.  Moesa,  Kreis  Calanca, 
Crem.  Busen).  1000  m.  Weiler,  auf  einer  Terrasse  zwischen 


Giornico  von  Süden. 

der  Calancasca  und  der  Moesa,  2  km  s.  Busen  und  10,5 
km  nö.  über  der  Station  Castione  der  Gotthardbahn.  11 
Häuser,  36  kathol.  Ew.  italienischer  Zunge.  Alpwirtschaft. 


308 


GIO 


GIR 


Periodische  Auswanderung.  Schöne  Aussicht  auf  die  Tes- 
sinebene  um  Bellinzona.  Erst  1899  durch  bdndnerischen 
Grossratsbeschluss  von  der  Gemeinde 
San  Vittore  (Kreis  Roveredo)  abgetrennt 
und  der  Gemeinde  Busen  angegliedert. 

GIOVO  oder  ClOU  (ALPE  DI) 
(Kt.  Tessin,  Bez.  Blenio,  Gem.  Malva- 
glia).  1600-2370  m.  Alp  weide  mit 
Gruppe  von  39  Hütten  (m  2010  m), 
5  Stunden  nö.  über  Malva^lia  und  12 
km  nnö.  über  Biasca.  Mit  etwa  100 
Kühen  und  150  Ziegen  befahren  und 
im  Sommer  von  80  kathol.  Personen 
bewohnt.  Butter  und  Käse. 

GIOVO  (MADONE  DI)  (Kt.  Tes- 
sin,  Bez.  Locamo  und  Valie  Maggia). 
2264  m.  Felsgipfel,  in  der  Kette  zwi- 
schen Maggia-  und  Yerzascathal,  6-7 
Stunden  ssw.  über  Brione  und  6  km 
nö.  Maggia.  Umrahmt  mit  seinen  Nach- 
barn als  schöner  Felsenzirkus  den 
obersten  Abschnitt  des  Val  Salto  und 
der  Alp  weide  Adegua. 

Gl  PF  (Kt.  Aargau,  Bez.  Laufenburg, 
Gem.  Gipf-Oberfrick).  365  m.  Dorf,  am 
Sisselenbach,  600  m  nw.  Oberfrick  und 
900  m  sw.  der  Station  Frick  der  Linie 
Zürich-Brugg-Basel.  Postbureau,  Tele- 
phon ;  Postwagen  Frick-Oberhof.  89  Häuser,  416  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinde  Frick.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Auf 
dem  Hom£ßrg,  Enzberg  und  der  Egg  hat  man  römische 
Mauerüberreste,  Backsteine  und  Münzen  aufgedeckt.  Auf 
der  Egg  soll  der  Yolksüberlieferung  nach  einst  eine  alte 
Stadt  gestanden  haben. 

GIPPINGEN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zurzach,  Gem.  Leug- 
ffem).  322  m.  Dorf,  am  linken  Ufer  der  Aare,  1  km  n. 
Leuggem  und  4  km  nw.  der  Station  Döttingen-Klingnau 
der  Linie  Turgi-Koblenz- Waldshut.  46  Häuser,  257  kathol. 
Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

GIP8ERA  (Kt.  Freiburg[,  Bez.  Sense,  Gem.  Plaffeien). 
1050  m.  2  Häuser,  am  Austritt  der  Warmen  Sense  aus  dem 
Schwarzsee ;  1,5  km  n.  vom  Heilbad  am  Schwarzsee,  land- 
schaftlich schön  gelegen.  26,5  km  so.  Freiburg.  Im  Som- 
mer Postwagen  Freiburg-Plaffeien-Schwarzsee.  15  kathol. 
Ew.  deutscher  Zunge.  Am  Schwarzsee  Gipsgruben,  deren 
Material  von  Baumeistern  und  Landwirten  sehr  geschätzt 
wird. 

GIR  oder  GIREN8PITZ  (Kt.  St.  Gallen.  Bez.  Ober 
Toggenburg).  2171  m.  Gipfel ;  in  dem  vom  Säntis  nach 
SW.  auszweigenden  und  dann  nach  S.  über  die  Flisalp 
bis  zum  Hundstein  sich  fortsetzenden  kurzen  Felskamm. 
Mit  dem  Ausdruck  Gir  bezeichnet  man  im  Dialekt  der 
deutschen  Schweiz  den  Lämmergeier  und  andere  grosse 
Geierarten  ;  er  findet  sich  allein  oder  in  Zusammensetzun- 
gen noch  in  manchen  Ortsnamen  und  auch  als  Familien- 
name (in  der  Form  Gir  oder  Gyr  z.  B.  in  Einsiedeln  und 
Zürich). 

GIRANIGA  oder  KIRANIGA  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Glenner,  Kreis  Ruis,  Gem.  Obersaxen).  1290  m.  Gruppe 
von  6  Häusern,  am  N.-Hang  des  Piz  Sez  Ner,  1  km  sw. 
Maierhof  und  12,5  km  wsw.  über  der  Station  Ilanz  der 
Linie  Chur-Ilanz.  29  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Alp- 
wirtschaft. 

GIRARD  (BOI8)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Brove,  Gem. 
Montagny  les  Monts).  Häuser.  S.  den  Art.  Bois  Girard. 

GIRARD  (LA  COMBE)  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  und 
Gem.  Le  Locle).  Thal.  S.  den  Art.  Combe  Girard  (La). 

GIREN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Bremgarten,  Gem.  Wiaen). 
405  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  nahe  einem  kleinen  See, 
500  m  nw.  Widen  und  3,2  km  nö.  der  Station  Bremgarten 
der  Linie  Wohlen-Bremgarten.  25  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde Bremgarten.  Wiesenbau  und  Viehzucht. 

GIREN  (IN  DER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Tog- 
genburg, Gem.  Flawil).  693  m.  Gruppe  von  4  Häusern, 
auf  einer  Anhöhe  1,8  km  so.  der  Station  Flawil  der  Linie 
Zürich- Winterthur^St.  Gallen.  31  reform.  Ew.  Viehzucht. 
Stickerei. 

GIRENBAD  (iEU88ERE8)  (Kt.  Zürich,  Bez.  Win- 
terthur.  Gem.  Turbenthal).  720  m.  Heilbad,  am  S.-Hanff 
des  Schauenbergs  und  1 ,7  km  n.  der  Station  Turbenthal 


der  Tössthalbahn  ( Winterthur-Wald).  Telephon.  3  Häuser, 
15  reform.  Ew.  Zwei  benutzte  Mineralquellen. 


Oiranbad  mit  TOssthal,  von  Norden  bar  gesehen. 


GIRENBAD  (INNERE8)  (Kt.  Zunch,  Bez.  u.  Gem. 
Hinwil).  790  m.  Kleines  Dorf,-  am  SW.-Hang  des  Allmano 
und  am  NW.-Fuss  des  Bachtel,  in  einer  Bergmulde  ob 
Hinwil,  2  km  nö.  der  Station  Hinwil  der  Linien  Uerikon- 
ßauma  und  Effretikon-Wetzikon- Hinwil.  Telephon.  20 
Häuser,  108  reform.  Ew.  Heilbad  (781  m)  mit  erdiger 
Schwefelquelle.  Grosse  Waldungen,  schöne  Baum^ärten. 
Prächtige  Aussicht  in  die  Berge  und  auf  den  Zünchsee. 

GIRENDORF  (Kt.  Schwyz,  Bez.  March,  Gem.  Tug- 
ffen).  506  m.  Weiler,  am  S.-Hang  des  Untern  Bucht>erges ; 
1,8  km  sw.  Tuggen  und  2,5  km  nö.  der  Station  Siebnen- 
Wangen  der  Linie  Zürich-Glarus-Linthal.  12  Häuser,  S) 
kathol.  Ew.  Obstbau.  Viehzucht. 

GIREN8PITZ  oder  GIRE8PITZ  (Kt.  AppenzeH  I. 
R.).  2450  m.  Gipfel,  nach  dem  Säntis  der  höchste  Punkt 
der  Appenzeller  Alpen,  350  m  nw.  vom  Säntisffipfel  u.  6-7 
Stunden  sw.  über  dem  Flecken  Api>enzell.  Nachdem  die 
Siegfried  karte  die  Kantonsgrenze  zwischen  Appenzell  und 
St.  Gallen  über  den  Girenspitz  gelegt  hatte,  wurde  sie 
auf  Klage  des  Kantons  Appenzell  A.  R.  vom  schweizeri- 
schen Bundesgericht  vom  Säntisgipfel  in  fferader  Linie 
zum  Graukopf  gezogen.  Wie  der  Säntisgipfel  selbst  be- 
steht auch  der  des  Girenspitz  aus  Seewerkalk,  der  aber 
hier  nicht  wie  dort  ein  Gewölbe,  sondern  einen  nach  SO. 
einfallenden  Isoklinalkamm  bildet.  Darunter  folgen  in 
mehrfacher  Wiederholung  Neocom  und  Urgon,  deren 
nach  NW.  steil  abbrechende  Schichtköpfe  durch  Rasen- 
bänder gegliedert  sind  und  so  einen  aeutlichen  Stufen- 
hang bilden,  an  dem  man  neben  kleineren  Absätzen  sehr 
schön  drei  hohe  Stufen  und  zwei  breite  Terrassen  unter- 
scheiden kann.  Vergl.  den  Art.  Säntis. 

GIREN8PITZ(Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggenburg). 
2171  m.  Gipfel.  S.  den  Art.  Gm. 

GIREN8PITZ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg). 
1887  m.  Terrassierter  Felsgipfel,  in  der  Kette  des  Alvier 
und  in  dem  von  der  Gauschla  oder  Kammegg  nach  0. 
gegen  Oberschan  ziehenden  Kamm.  Am  steilen  S.-Hang 
die  Schauer  Alp  Arlans. 

GIREN8TOCK(OBER  und  UNTER)  (Kt.  Luzem, 
Amt  Willisau,  Gem.  Luthem).  Häuser.  S.  den  Art.  GiR- 
STOCK  (Ober  und  Unter). 

GIRIDONE  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locarno).  Gipfel.  S.  den 
Art.  Gridone. 

GIRI88CHACHEN  oder  8CHACHEN  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  und  Gem.  ßurgdorf).  543  m.  Gruppe  von  7  Hio- 
sern,  am  S.-Fuss  der  Düttisoerghöhe  und  am  rechten 
Ufer  der  Grossen  Emme j  1,5  km  nö.  der  Station  Burgdorf 
der  Linie  Olten-ßem.  67  reform..  Ew. 

GIRITZ.  In  der  deutschen  Schweiz  üblicher  mund- 
artlicher Ausdruck  für  den  Kibitz  und  ihm  verwandte 
Vogelarten.  Besonders  in  der  Form  Giritzenmoos  in  den 
Kantonen  Zug,  Aargau,  Solothum  und  Luzern  als  Be- 


GIR 


Gm 


809 


Zeichnung  für  ein  von  Kibitzen  und  seinen  Verwandten 
belebtes  sumpfiges  Gebiet  öfters  vorkommend.  Diese  Gi- 
ritzenmoose  spielen  in  der  Volksüberlieferung  eine  ge- 
wisse Rolle.  (Vergl.  darüber  das  Schweiz.  Idiotikon. 
Bd  4). 

GIRITZENM008  oder  GRITZENM008  (AUS- 
SER und  INNER)  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Neu- 
enkirch). 555  m.  Bauernhöfe,  an  einem  kleinen  rechts- 
seitigen Zufluss  zur  Aa,  2  km  ö.  der  Station  Sempach  der 
Linie  Luzem-Olten.  3  Häuser,  25  kathol.  Ew.  Kirchffe- 
meinde  Sempach.  Acker-  u.  Obstbau.  Viehzucht.  Kapelle. 

GIRLANG  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Thierstein,  Gem. 
Beinwil).  Kleines  Thal.  S.  den  Art.  Girlend. 

GIRLEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Ober  Togffenburg,  Gem.  Ebnat).  1140-1020  m.  3  Häuser  und 
mehrere  Hütten,  auf  den  Höhen  zwischen  2  kleinen  links- 
seitigen Neben thälem  zum  Toggenburg  zerstreut  gelegen  ; 
2,5  km  sw.  der  Station  Ebnat-Kappel  der  Toggenburger- 
baho.  14  reform.  Ew.  Alpwirlschaft. 

GIRLEND  oder  GIRLANG  (Kt.  Solothurn,  Amtei 
Thierstein,  Gem.  Beinwil).  Kleines  tertiäres  Synklinal- 
thal, zwischen  der  Kette  der  Vorburg  oder  Les  Hangiers 
im  N.  und  derjenigen  des  Trogberges  im  S.  Wird  von 
der  Lüssel  (Petite  Lucelle)  auf  der  Laufstrecke  zwischen 


Titterten  907  m. 


Heerestpieißl.  1 :  85000 

Geologischer  Querschnitt  durch  die  Mulde  von  Girlend. 

1.  Aargauer  Nagelflnh;  2-  Sande  mit  Ostrea  craasissima;  3.  Oligocäne  Kalke; 
4.  Oligocäne  Molasse;  5.  Bolus  u.  Bohnerzbilduiig;  6.  Sequan;  7.  Ranracien- 
ArgoTien;  8.  Oxford;  9.  Gallovien;  10.  Mittlerer  Dogger. 

ihrem  Austritt  aus  der  wilden  Schlucht  bei  Beinwil  und 
vor  ihrem  Eintritt  in  die  nicht  minder  malerische 
Schlucht  von  Erschwil  der  Länge  nach  durchzogen.  Der 
tiefste  Punkt  des  Thälchens  W^  mit  518  m  2  km  so. 
Erschwil  und  2  km  nw.  Beinwil.  Das  n.  Thalgehänge 
bilden  die  Rauracienkämme  des  Hüngeler,  Titterten  und 
Frauenholz,  die  vom  Meierhof  Käsel  an  gegen  den  Meltin- 
gerberg  hin  in  mergelig-kalkige  Argovienkämme  über- 
gehen. Im  S.  wird  die  Mulde  ebenfalls  von  Argovienkäm- 
men  begleitet,  die  die  Schichten  der  Oxford-Combe  der 
Säge  Bemwil  normal  überlagern.  S.  über  Girlend  sieht 
man  noch  den  Uebergang  der  koralliffenen  Rauracien- 
schichten  des  Hüngeler  in  die  pelagische  Facies  der  Ar- 
govienkalke.  Die  Mulde  von  Girlend  selbst  ist  mit  tertiä- 
ren Schichten  ausgekleidet,  die  am  Ufer  der  Lüssel  (w. 
Sonnenhalb  und  am  Tönilöchli)  in  schönem  Profil  zu 
sehen  sind.  Die  Aargauer  Nagelfluh  der  tortonischen  Stufe 
liegt  hier  diskordant  auf  Schichten  des  mittleren  Miocän 
mit  Otlrea  crassissinia  und  auf  den  oligocänen  Kalkmer- 
geln  mit  Helix  Ramondi.  Dieser  Ueberrest  von  tertiärem 
Gestein  ist  wie  die  in  den  Mulden  von  beinahe  allen  Höhen 
am  Beinwil  und  die  Hohe  Winde  noch  versteckten  ana- 
logen Vorkommnisse  für  die  Orog[enie  des  Juragebirges 
von  Bedeutung  und  zeigt  uns,  wie  ausgibig  in  diesem 
Gebiet,  das  weitaus  stärker  zerschnitten  und  dislociert 
ist  als  andere  Teile  der  Kette,  die  tertiäre  und  quatemäre 
Erosion  bearbeitet  hat.  Mit  Hinblick  auf  die  hier  so  wohl 
ausgebilofete 'Nagelfluh,  die  Gerolle  von  allen  jurassischen 
Felsarten  bis  zum  Muschelkalk  hinunter  und  auch  noch 
einige  vom  Schwarzwald  stammende  gerundete  Geschiebe- 
fraemente  von  Buntsandstein  und  Porphyr  enthält,  ist  es 
wohl  möglich,  dass  dieses  Gebiet  schon  zu  Ende  der^Oli- 
gocänzeit  von  der  Erosion  bis  zu  einem  gewissen  Grad 


zerschnitten  gewesen  ist.  Die  gleichen  Schichten  hat  man 
auch  beim  Meierhof  Devant  la  Malt,  bei  Vermes  und 
weiter  n.  um  Laufen  gefunden.  Das  Thälchen  von  Girlend 
ist  einsam  und  abgelten  und  enthält  nur  die  vier  Höfe 
Girlend,  Sonnenhalb,  Tönilöchli  und  Rembis  oder  Imhof. 
Wie  überall  auf  den  über  dem  Kloster  Beinwil  gelegenen 
Höfen  treiben  auch  hier  die  Bewohner  hauptsächlich 
Viehzucht. 

GIROD  (MONT)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Münster,  Gem. 
Champoz  und  Court).  Sehr  reffelmässig  gebautes  jurassi- 
sches Gewölbe,  w.  der  Kette  aes  Graitery  und  durch  die 
Klüse  von  Court  von  ihr  getrennt.  Der  am  Rand  des  Zir- 
kus der  Roches  de  Court  liegende  höchste  Punkt  (1037  m) 
beherrscht  die  Klüse  und  gestattet  eine  weite  Femsicht 
in  die  Thäler  von  Münster  und  Tavannes.  Sehr  trockene 
Sennberge  mit  etwas  Wald  und  einigen  armen  Meier- 
höfen. An  dem  zur  Gemeinde  Champoz  gehörenden  N.- 
Hang der  Kette,  dem  sog.  Joux  de  Montgirod,  stehen 
dichte  Waldungen.  Hier  in  einer  grossen  Tasche  im 
oberen  Jurakalk  (Portland)  ein  bedeutendes  Lager  von 
Quarzsand,  der  abgebaut  und  zur  Glasfabrikation  verwen- 
det wird. 

GIROGGIO  (Kt.  Tessin,  Bez.  und  Gem.  Lugano).  339 
m.  Gruppe  von  3  Häusern  und  mehrere  zerstreut  gele- 
gene Landhäuser,  an  den  Schlingen  (giro  = 
Schlinffe,  Kehre)  der  über  die  Hohe  von  So- 
rengo  führenden  Strasse ;  1,2  km  s.  vom  Bahn- 
hof Lugano.  19  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  San 
Lorenzo. 

GIROUD  (LA  MONTAGNE)  (Kt.  Neuen- 
burg, Bez.  Val  de  Travers,  Gem.  Saint  Sul- 
?ice).  1081  m.  Sennberge  mit  2  Bauernhöfen, 
km  ö.  Les  Petits  ßayards  und  2  km  nw. 
der  Station  Saint  Sulpice  der  Linie  Neuen- 
burg-Pontarlier.  20  reform.  Ew.  Landwirt- 
schaft. 

GIR8BERG  od.  GYR8BERG  (Kt  Thur- 
ffau.   Bez.  Kreuzlingen,   Gem.  Emmishofen). 
456  m.  Schlossgut,  am  Hang  des  Seerückens 
in  schöner  Landschaft,  mit  Ueberblick  über 
Konstanz,  zwischen  Emmishofen  und  Kastei, 
2  km  sw.  Konstanz  und  1,5  km  s.  der  Land- 
strasse Emmishofen-Tägerwilen.  4  Häuser.  Te- 
lephon. Gartenanlaffen,  Reben  und  Wiesen.  Bis 
zum  Jahr  1880  gan  es  zwei  und  vor  1869  bis 
etwa  zum  Jahr  1400  zurück  drei  Schlösser  bei 
Emmishofen,  die  den  Namen  Girsberg  trugen 
u.  zur  Unterscheidung  nach  ihrer  Lage  Mittel,  Unter  und 
Ober  Girsberg  geheissen  wurdeni  Heut6  sind  Ober  Girsberg 
in  Ebersberg  (s.  diesen  Art.)  u.  Unter  Girsberg  in  Brunn- 
es;g  (442  m ;  70O  m  s.  der  Landstrasse  Emmishofen-Täger- 
wilen; Schloss  mit  4  weiterenGebäuden;  das  Ganze  Depen- 
dance  der  Heilanstalt  für  Nerven-  u.  Geisteskranke  «  Belle 
Vue  D  in  Kreuzlingen  mit  Parkanlagen,  Reben  und  Acker- 
feld)  umgetauft.  Der   Name   Girsberg  bei  Emmishofen 
ist  sehr  silt ;   Schloss  und  Hofgut  Girsberg  ffehörte  um 
1300  einem  Zweige  der  auf  Schloss  Girsberg  Bei  Stamm- 
heim sitzenden  Freiherren  von  Girsberg.  Zur  Zeit  der 
Appenzellerkriege  kam  der  Besitz  an  die  Konstanzer  Pa- 
trizierfamilie von  Blarer,  unter  welcher  das  Gut  geteilt 
wurde,  so  dass  neben  dem  ursprünglichen  Girsberg  (das 
jetzt  den  Namen  Mittel  Girsberg  erhielt)  noch  die  zwei 
weiteren  Schlösser  Unter  und  Ober  Girsberg  entstanden. 
Seither  hat  das  Gut  den  Besitzer  häufig  gewechselt. 

GIRSBERG  (Kt.  Zürich,  Bez.  Andelfingen,  Gem. 
Waltalingen).  456  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  S.-Fuss 
des  mit  der  Burg  Girsberg  gekrönten  Hügels ;  2,4  km  nw. 
Waltalingen  und  2,5  km  nw.  der  Station  Stammheim  der 
Linie  Winterthur  -  Etzwilen  -  Singen.  24  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Stammheim.  Die  auf  dem  Moränenhügel 
stehende  Burg  der  in  den  Urkunden  von  1232-1337  als 
Dienstleute  der  Grafen  von  Kiburg  genannten  Edeln  von 
Girsberg  stammt  aus  dem  Mittelalter  und  hat  von  1423 
an  bis  in  die  Neuzeit  hinein  häufig  ihren  Besitzer  gewech- 
selt. Sie  ist  wohl  erhalten  und  derart  restauriert  worden, 
dass  ihr  Inneres  durchaus  modernen  Charakter  trägt. 
1262 :  Girsbergh. 

GIR8TOCK  oder  GIREN8TOCK  (OBER  u.  UN- 
TER) (Kt.  Luzem,  Amt  Willisau,  Gem.  Luthem).  710- 
690  m.  3  Häuser,  am  linken  Ufer  der  Luthem,  4  km  n. 


310 


6IR 


GIS 


vom  Dorf  Luthem  und  4,5  km  s.  der  Station  Hüswil  der 
Linie  Langenthai- Wolhusen.  Postwagen  Lathem-Hüswil. 
25  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Luthern-Ufhusen.  Acker- 
und  Obstbau,  Hornvieh-  und  Schweinezucht,  Milchwirt- 
schaft« 

GIRTANNE  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Yorderland, 
Gem.  Wald).  960  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  500  m  so. 
Wald  und  6  km  sw.  der  Station  Heiden  der  Bergbahn 
Rorschach-Heiden.  61  reform.  Ew.  Wahrscheinlich  die 
usprüngliche  Heimat  des  in  der  Stadt  St.  Gallen  ver^ 
bürgerten  Geschlechtes  Girtanner. 

GIRTANNER8BERG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  u.  Gem. 
St.  Gallen  und  Bez.  und  Gem.  Tablat).  730-750  m.  Wai- 
senhaus und  Villenquartier,  1  km  n.  der  Stadt  St.  Gallen; 
schön  gelegen.  18  Häuser,  140  reform.  Ew. 

GIS.  In  Zusammensetzungen  häufig  vorkommender 
Ortsname  der  deutschen  Schweiz ;  sowohl  als  Personen- 


dem  Buchberg  im  S.  und  dem  Bretschellenberg  im  N. 
eingebetteten  Thälchen,  600  m  w.  Langnau  und  S  km 
sw.  der  Station  Heiden  der  Linie  Luzern-Olten.  60  ka- 
thol. Ew.  Kirchgemeinde  Richenthal.  Acker-  und  Obst- 
bau, Viehzucht. 

GI8I  oder  GI8IFL0HLI  (Kt.  Nidwaiden,  Gem.  Ober- 
dorf). 580  m.  Einsamer  und  von  Wald  umrahmter  Banem- 
hof,  auf  einer  Terrasse  am  O.-Hang  des  Stanserhorns.  Die 
letzten  Ueberreste  eines  auf  steilwandigem  Felskopf  ste- 
henden alten  Burgturmes  sind  zu  Anfang  des  19.  Jahr- 
hunderts verschwunden.  Wahrscheinlich  einst  Stammsitz 
der  Ritter  von  Aa,  Ministerialen  des  Klosters  Murbach, 
die  in  der  mittelalterlichen  Geschichte  von  Nidwal- 
den  eine  nicht  unbedeutende  Rolle  gespielt  haben.  Der 
Begründer  des  Geschlechtes,  Arnold  von  Aa,  überbrachte 
den  Urnern  1231  im  Auftrag  von  Heinrich  VII.  ihren 
Freiheitsbrief.  Nach  der  Befreiung  der  Waldstätte  verliess 


SoT^ä^iifn^  Truppen    ^ . , 
i:S0OOO 


^  D'^KÖandhk^r 


kämpfe  Q.  Truppenbewegungen  bei  Gisikon  am  23.  November  1847. 


name  (Gisikon,  Giswil  etc.)  wie  als  Appellativum  (Gishal- 
den  etc.)  gebräuchlich.  Die  Bedeutung  des  Ausdruckes 
ist  nicht  mit  Sicherheit  festzustellen,  doch  nimmt  man 
gewöhnlich  an,  dass  er  gleichbedeutend  sei  mit  gör  = 
Speer,  Lanze,  da  er  in  der  Tat  einst  vielfach  einem  in 
eme  Spitze  auslaufenden  Grundstück  beigelegt  wurde. 

GI8ENHARD  (Kt.  Zürich,  Bez.  Andelfingen,  Gem. 
Ossingen).  467  m.  Weiler,  an  der  Kreuzung  der  Strassen 
F  rauenfeld-SchafiThausen  und  Andelfingen-Stammheim, 
2  km  nö.  der  Station  Ossineen  der  Linie  Winterthur- 
Etzwilen-Singen.  Telephon.  13  Häuser,  65  reform.  Ew. 
Eine  Ziegelei.  Auf  dem  benachbarten  Hügel  des  Häusli- 
holzes  vtnll  man  vor  etwa  60  Jahren  Mauerreste  einer  ein- 
stigen Burg  entdeckt  haben.  Im  Wald  Grabhügel. 

GISENROTI  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Zürich, 
Bez.  Horgen,  Gem.  Wädenswil).  625  und  620  m.  Zwei 
Gruppen  von  zusammen  10  Häusern,  am  rechten  Ufer 
des  Aabaches  und  1,5  km  sw.  der  Station  Wädenswil  der 
Linie  Zürich-Glarus-Linthal.  77  reform.  Ew. 

GI8EN8TEIN(Kt.Bern,Amt8bez.  Konolfingen).  Gem. 
und  Dorf.  S.  den  Art.  Gysenstein. 

GI8HALDEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau,  Gem.  Lang- 
nau). 485  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  in  einem  zwischen 


die  Familie  das  Land  und  siedelte  sich  in  Luzern  an,  wo 
sie  um  die  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  erlosch.  Die  Barg 
auf  der  cGiselonflue  »  ward  schon  1343  zerstört. 

GI8IGHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  3182  m.  Gipfel. 
8.  Vorberg  des  Unterbächhoms,  in  der  das  Gredetschthal 
vom  Ober  Aletschgletscher  trennenden  Kette  ;  nw.  über 
der  Beialp,  von  wo  aus  er  in  etwa  4  Stunden  erstiegen 
werden  kann. 

GISIKON  oder  GISLIKON  (Kt.  und  Amt  Luieroj. 
440  m.  Gem.  und  Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Reuss,  an 
der  Strasse  Luzem-Cham-Zug  und  8U0  m  nö.  der  Station 
Gisikon-Root  der  Linie  Zürich-Luzern.  Postbureau,  Tele- 
phon ;  Postwagen  nach  Inwil-Eschenbach.  17  Häuser,  144 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Root.  Obstbau,  Viehzucht  und 
Milchwirtschaft.  Nahe  dem  Dorf  gedeckte  Holzbrücke  über 
die  Reuss.  St.  Niklauskapelle.  Im  Bauernkrieg  von  1653 
trafen  die  unter  General  Zwyer  stehenden  Urner  bei  der 
Brücke  von  Gisikon  auf  die  von  Schybi  befehligten  Baoem, 
die  hier  Schanzgräben  aufgeworfen  hatten.  Am  3.  JoÜ 
griffen  die  Urner  unter  dem  Schutz  eines  dichten  Nebels 
die  Verschanzungen  an,  eroberten  sie  und  trieben  die 
Bauern  zurück.  Doch  drang  Schybi  am  folgenden  Tag 
wieder  vor,  umging  die  durch  einen  kleinen  Trapp  Lo- 


6IS 


GIT 


311 


Aföhrfia//» 


zeraer  verstärkten  Umer  und  zwang  sie.  sich  nach  Luxem 
in  Sicherheit  zu  bringen.  Ebenfalls  bei  Gisikon  fand  auch 
das  letzte  Gefecht  im  Sonder- 
bundskrie^  statt,  in  dem  hier 
die  eidgenossischen  Truppen 
am  23.  November  1847  dem 
Obersten  v.  Elgger,  General- 
stabschef der  Truppen  des 
Sonderbundes,  eine  entschei- 
dende Niederlage  beibrach- 
ten. 1299:  Gisinkon. 

GI8LIFI.UH  (Kt.  Aar- 
gau, Bez.  Aarau  und  ßrugg). 
774  m.  Langgestreckter  Dog- 
gerkamm mit  ziemlich  stei- 
len Häneen  und  einem  dar^ 
über  aufsteigenden,  nach  N. 
abbrechenden  Felsgrat.  Bildet  die  ö.  Fortsetzung  des  an 
der  Staffelegg  n.  Aarau  beginnenden  Hombergs.  Homberg 
u.  Gisllfluh  werden  im  S.  von  der  in  einem  durchschnittli- 
chen Abstand  von  1,5  km  fliessenden  Aare  begleitet  und 
beherrschen  auf  der  Strecke  von  ßiberstein  bis  Auenstein 
die  fruchtbare  Aareebene  mit  ihren  Aeckern,  Weinbergen 
und  Wiesen.  Die  Gislifluh  namentlich  am  S.-Hang  ^t 
bewaldet,  wo  die  Buchenwälder  bis  zum  Gipfelkamm  hin- 
aufsteigen. Prachtvolle  Aussicht,  auf  Jura,  Alpen  und 
Miltelland.  Von  Aarau  aus  in  1  Vi  Stunden  leicht  zu  be- 
steigen. Der  aus  Liasmergeln  und  Keuper  bestehende  N.- 
Hang des  Bergzuges  trägt  zum  grossem  Teil  Wiesen  und 
liegt  auf  Boden  der  Gemeinde  Thalheim.  Benannt  nach 
der  h.  Gisela,  die  einst  am  S.-Hang  in  einer  Einsiedelei 
mit  Kapelle  gewohnt  haben  soll. 

GI8LIKON  (Kt.  und  Amt  Luzern).  Gem.  und  Dorf. 
S.  den  Art.  Gisikon. 

GI8WII.  (Kt.  Obwalden).  Zivil-  und  Kirchgemeinde, 
zwischen  dem  Samer-  und  Lun^emsee  und  an  den  Kan- 
ton Luzern  grenzend.  Vom  Lauibach  und  seinen  zahlrei- 
chen kleinen  Nebenbächen  durchflössen.  Ward  im  ö.  Ab- 
schnitt von  der  Strecke  Samen-Lungern  der  Brünigstrasse 
und  von  der  Bruniffbahn  (Luzern-Brienz)  durchzogen. 
Auf  Boden  von  Giswil  die  charakteristische  Pyramide  des 
Giswilerstocks.  Die  Gemeinde  zerfallt  in  3  Abschnitte: 
Grosstheil  (500  m),  mit  den  Weilem  Bei  der  Kapelle.  Hal- 
ten, Linden  und  Muracker;  Kleintheil  (549  m),  mit  einem 
Teil  von  Kaiserstuhl;  Rudenz  («508  m)  mit  Bei  der  Kirche, 
einem  Teil  von  Diechtersmatt  und  dem  Dorf  Rudenz. 
Postbureau,  Telephon.  Station  der  Brünigbahn.  Zusam- 
men 340  Häuser,  1711  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Eine  Par^ 
ketterie.  Den  Bemühungen  von  Dr.  Halter  ist  es  zu  ver- 


worden ist.  Ums  Jahr  900  Kisewilare.  Römische  Münzen. 
GI8WILER8TÖCKE  (Kt.  Obwalden).  Bergstock  im 

Gr.Roi3f/uh 


Geologischer  Querschnitt  durch  die  GiswilerstOcke. 
G.  Rauchwacke;  D.  Dolomit;  E.  Dolomitschutt;  K.  Kreide;  F.  Flysch;  M.  Moräne. 


Giswil  mit  dem  Giswilerstock. 

danken,  dass  1850  das  am  Fusse  des  Kaiserstuhl  lie- 
gende ungesunde  Aaried  mit  dem  kleinen  Rudenzersee 
trocken  gelegt  und  damit  die  Gegend  fieberfrei  gemacht 


SW.-Abschnitt  des  Kantons,  w.  über  dem  Lungemsee  und 
6  km  nnw.  vom  Brünigpass.  Benannt  nach  dem  n.  unter 
dem  Lungemsee  in  der  Thalebene  gelegenen  Dorf  Giswil. 
Der  mächtige  Felsstock  ist  bemerkenswert  sowohl  durch 
sein  wildes  und  zerrissenes  Aussehen  wie  auch  durch 
seine  isolierte  Lage,  die  ihn  zu  einem  weithin  sichtbaren, 
charakteristischen  Berge  stempelt,  obwohl  er  sich  nur  auf 
eine  Höhe  von  2014-^6  m  erhebt.  In  orographischer 
Hinsicht  kann  man  am  Stock  drei  Teile  unterscheiden: 
a)  den  Giswilerstock  im  engern  Sinne,  der  als  schmaler 
mehrfach  gezackter  Grat  von  NO.-SW.  ansteigt  und  mit 
der  Schafnase  (2014  m)  abschliesst;  h)  die  massige  Ross- 
Muh  (2076  m),  s.  der  Schafnase  und  von  ihr  getrennt  durch 
die  Furgge  (1915  m),  von  der  aus  beide  Gipfel  (Schafnase 
und  Rossfluh)  gewöhnlich  bestiegen  werden;  c)  den  noch 
weiter  nach  S.  ffelegenen  kurzen  und  schmalen  Felsgrat 
des  Mändli  (206e  m),  den  der  Kringenpass  (1915  m)  von 
der  Rossfluh  trennt.  Die  durch  die  genannten  Passüber- 
gänge  zweimal  unterbrochene  Kammlinie  bildet  einen 
stumpfen  Winkel,  dessen  Scheitel  an  der  Schafnase  liegt. 
Seinem  geologischen  Aufbau  nach  ist  der  gesamte  Berg- 
stock eine  isolierte  exotische  Felsmasse  ohne  inneren 
Zusammenhang  mit  ihrem  Untergmnd,  d.  h.  eine  mitten 
in  kretazischen  und  tertiären  Bildungen  stehende  tria- 
sische Dolomitklippe,  deren  Fuss  in  dolomitischen  Sturz- 
schutt eingehüllt  ist.  Die  GiswilerstOcke  bilden  damit  ein 
Glied  der  vom  Rhein thal  bis  zum  Thunersee  dem  N.-Rand 
der  Alpen  folgenden  Reihe  von  Klippen,  der  u.  a.  auch 
die  Mythen,  das  Buochserhorn  und  Stanserhorn  ange- 
hören ;  sie  können  aufgefasst  werden  als  Mittelglied  zwi- 
schen den  völlig  isolierten,  eigentlichen  Klippen  ö.  von 
ihnen  und  der  kettenförmiffen  Entwickelung  dieser  exo- 
tischen Massen  w.  von  ihnen  (Roman- 
ische Präalpen  und  Chablaiszone).  Das 
Klippenphänomen  wird  jetzt  meist  durch 
eine  von  S.  her  gekommene  Ueber- 
schiebung  erklärt  (vergl.  Art.  Alpen. 
Bd.  I,  S.  53).  Zur  Deutung  der  Giswiler- 
stOcke im  Speziellen  nimmt  Hugi  neuer- 
dings zwei  aufeinanderfolgende  Ueber- 
schiebungen  an,  deren  erste  von  N.  her 
und  deren  diese  erste  z.  T.  über- 
deckende zweite  von  NW.  her  gekom- 
men sein  soll.  Das  beigegebene  Profil 
zeigt  uns  den  Aufbau  der  GiswilerstOcke 
und  namentlich  auch  die  Auflagerung 
von  triasischem  Dolomit  auf  dem  eocä- 
nen  Flysch  und  den  Kreideschichten 
mit  helvetischer  Fazies.  Vergl.  auch  das 
Profil  zum  Art.  Emmengruppe.  Näheres 
s.  bei:  Hugi,  Em.  Die  Klippenregion 
von  Giswil,  Zürich  1900. 

GIT   (PIZ)  (Kt.  Graubünden,    Bez. 
Vorderrhein).  2970  m.   Schöne  kleine 
Felspyramide,    in    der    vom  Piz    Blas 
nach    N.    abzweigenden   und  das  Val 
Nalps   und    Val    Gornera     (die    zwei 
obersten  rechtsseitigen  Nebenthäler  des 
Vorderrheinthaies)  von  einander  tren- 
nenden  Kette.    11    km  ssw.   über  Se- 
drun und  8  km  ssö.   über  Tsrhamut.    Weni^  bekannt 
und  selten  bestiegen ;  von  der  Ufiernhütte  aus  in  3  Stun- 
den zugänglich. 


312 


61T 


GIU 


aiT  (PIZ)  (Kt.  Graubanden  ond  Uri).  Gipfel.  S.  den 
Art.  DOSSISTOCK. 
GITSCHEN  (Kt.  Uri).  Gipfel.  S.  den  Art.  Gitschen- 

STÖCKE* 

QIT8CHENEN  (Kt.  Uri).  1950^1730  m.  Kleines  Thal, 
2  km  lang  und  vom  eleichnaraigen  Bach,  einem  links- 
seitigen Zufluss  zum  Sulzihalerbach,  entwässert;  5,5  km 
WSW.  über  Jsenthal.  Liegt  am  S.-Hang  des  Rissetestockes 
und  steigt  nach  0.  ab,  um  sich  mit  dem  Sulzthal  zu  ver- 
einigen.   Alpweiden. 

GIT8CHEN8TÖCKE  (Kt.  Uri).  2752-2521  m.  Fels- 
kette, O.-Flanke  der  Gruppie  des  Uri  Rotstockes,  steigt 
als  mächtige  Felswand  über  dem  bei  Seedorf  ins  Reussthal 
ausmündenden  Gitschenthal  auf  und  trägt  als  charakteris- 
tischen Gii>fel  den  Gitschen  (2521  m),  der  in  kühnem 
Schwung  sich  aus  dem  Umersee  erhebt.  Von  hier  aus 
zieht  der  Kamm  nach  SSW.,  um  sich  am  Punkt  2752  m 
mit  der  Felsmauer  des  Blackenstockes  zu  vereinigen. 
Nach  N.  fällt  der  Kamm  zum  Kleinthal,  einer  Verzwei- 
gung des  Isenthales  ab,  das  zu  oberst  von  einem  pracht- 
vollen Felsenzirkus  umrahmt  ist.  Dieser  zieht  vom  Git- 
schen zum  Schlieren  (N.-Schulter  des  Uri  Rotstockes) 
und  trägt  den  Kleinthalfim,  von  dem  aus  der  Gitschen 
wenig  steil  aufsteigt  und  leicht  bezwungen  werden  kann. 
Vom  Umersee  aus  gesehen,  scheint  der  Gitschen  mit  dem 
Uri  Rotstock  zusammen  nur  einen  einzigen  Stock  zu  bilden. 
Das  Ganze  ist  eine  sehr  charakteristische  Hochgebirgs- 
gruppe. 

GITSCHENTHAL  (Kt.  Uri).  2700-445  m.  Steiles 
Thal,  am  S.-Fuss  der  Gitschen  stocke  (Gruppe  des  Uri  Rot- 
stockes),  dessen  Bach,  der  Brunnibach,  an  den  Felshängen 
zwischen  den  Gitschenstöcken  und  dem  Blackenstock  ent- 
springt und  mit  enger  Schlucht  auf  das  Reussthal  aus- 
mündet, wo  er  den  Namen  Baiankenbach  annimmt  und 
nahe  Altorf  von  links  sich  mit  der  Reuss  vereinigt.  Das 
Gitschenthal  im  obem  Abschnitt  mit  Alpweiden  bestanden, 
tiefer  unten  bewaldet.  Steht  über  den  zum  Surenenpass 
fährenden  Waldnachtergrat  mit  dem  Waldnachtthai  in 
Verbindung. 

GITTAZ  oder  GITTE8  (BOI8  D'HAUTE8)  (Kt. 
Waadt,  Bez.  Grandson).  1100-1500  m.  Waldung,  4  km 
lang ;  am  NW.-Hang  der  Aiguilles  de  Baulmes,  zwischen 
den  zwei  über  Les  Gittes  und  über  den  Mont  de  Baulmes 
von  Sainte  Croix  nach  Baulmes  führenden  Wegen.  Steil 
und  mit  Felswänden  durchsetzt,  tiefer  unten  sanfter  ge- 
böscht  und  Chantelet  geheissen. 

GITTE8  (LE8)  oder  GITTAZ  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Grandson,  Gem.  Sainte  Croix).  Zwei  Gruppen  von  Häusern, 
auf  einer  kleinen  Hochfläche  zwischen  dem  Mont  des  Cerfs 
und  dem  Kamm  der  Aiguilles  de  Baulmes.  Les  Gittes 
Dessous  (1244  m)  2,5  km  sw.  Sainte  Croix  und  Les  Gittes 
Dessus  (1290  m)  1  km  weiter  nach  S.  gelegen.  Beide  Sie- 
deluneen  an  dem  von  Sainte  Croix  um  das  SW.-Ende  der 
Aiguilles  nach  Baulmes  fuhrenden  Weg.  Mit  einigen 
weiteren  Höfen  zusammen  18  Häuser,  122  reform.  Ew. 
Hier  die  einzige  nennenswerte  Quelle  des  ganzen  Ge- 
bietes. 

GITZIFLUH  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Lebern).  1330  m. 
Gipfel,  höchster  Punkt  des  Sequankammes  der  Geissfluh 

Ö^eissensteinkette),  n.  über  Lommiswil  und  nw.  über 
berdorf  bei  Solothurn.  S.-Hang  bis  hinauf  zum  Felsgrat 
völlig  bewaldet,  N.-Hang  steil  und  kahl.  Bildet  die  ö. 
Fortsetzung  der  Hasenmatt  (1447  m)  und  kann  auf  einem 
sehr  steilen  Fussweg  in  2  Stunden  bestiegen  werden. 
Schöne,  ungefähr  derjenigen  der  Hasenmatt  entspre- 
chende Aussicht  auf  das  Mittelland  um  Solothurn,  aurden 
Alpenkranz,  die  Vogesen  und  den  Schwarzwald.  Erhebt 
sich  über  dem  schönen,  von  einem  Halbkreis  von  Dogger- 
felsen eingefassten  liasischen  Zirkus  der  Klus  von  Ober- 
dorf. Am  N.-Fuss  der  Gitzifluh  in  einer  Argoviencombe 
das  sog.  Welschweffli,  ein  einst  stark  begangener  Fussweg 
von  Court  nach  Solothurn.  Gitzi  =  Ziege. 

GITZIFURGGE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk  und  West 
Raron).  2930  m.  Passübergans,  zwischen  den  hohen  Fels- 
wänden des  Balmhoms  und  Ferden  Rothoms ;  verbindet 
Leukerbad  über  den  Dala-  und  den  Lötschbergglelscher 
mit  dem  Lötschenpass  (5  Stunden)  und  mit  Ferden  im 
Lötschenthal  (6V«  Stunden). 

GITZI8PITZ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Landquart). 
2466  m.  Kleiner  Felszahn,  zwischen  Mückenthälispitz  und 


Lauenzughom  (dem  äussersten  NW.-Pfeiler  der  Kette  des 
Pischahornes) ;  4-5  Stunden  so.  über  Klosters. 

GIU  (CIMA)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Blenio).  2369  m.  Gipfel, 
NW.-Pfeiler  des  zerrissenen  Kammes,  der  vom  Rhein  Wald- 
horn nach  W.  abzweigt  und  sich  dann  in  derRichtunff  nach 
NW.  zwischen  das  Carasina-  und  Bleniothal  einsd^iebt ; 
etwa  5  Stunden  ö.  über  Olivone.  Endigt  ö.  über  dem 
Brenno.  Ein  n.  vor  ihm  stehender  Felskopf  wird  auf  drei 
Seiten  vom  Wildbach  des  Val  Carasina  umflossen. 

QIUBIA8CO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Bellinzona).  249  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  am  rechten  Ufer  der  Morobbia  und 
nahe  deren  Mündung  in  den  Tessin,  an  der  Strasse  Bei- 
linzona-Lugano  und  2,5  km  sw.  Bellinzona.  Station  der 
Linien  Bellinzona-Lugano-Chiasso,  Bellinzona-Luino  und 
Bellinzona-Locamo.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon; 
Postwagen  Bellinzona-Giubiasco-Carena.  Gemeinde,  nüt 
Laro,  MoHiy  Palasio,  Pedevilla  und  San  Rocco:  349  Hauser, 
1722  kathol.  Ew. ;  Dorf:  198  Häuser,  1017  Ew.  Acker-  und 
Weinbau,  Viehzucht.  N.  vom  Dorf  grosses  Elektrizitäts- 
werk (Turbinen  mit  2000  Ht^),  das  Bellinzona  mit  Kraft 
und  Licht  versorgt.  Eine  Säge  und  4  Mühlen.  Giubiasco 
ist  Kreishauptort  und  hat  zwei  grosse  Viehmärkte,  die 
mit  Tessiner,  Urner,  Schwyzer,  Graubündner  und  Glamer 
Vieh  beschickt  werden  und  auf  denen  die  Grossbauem 
der  Lombardei  ihren  Viehbestand  zu  ergänzen  pflegen. 
Grosses  Gräberfeld  aus  der  zweiten  Periode  der  Eisenzeit, 
wo  Fibeln,  prachtvolle  Gürtelketten  und  besonders  eiserne 
und  bronzene  Helme,  sowie  andere  Bronzege^nstände 
mit  lepontischen  Inschriften  gefunden  worden  sind.  Alle 
diese  Funde  werden  jetzt  im  eidgenössischen  Landes- 
museum in  Zürich  aufbewahrt 

GIUBINQ(Kt.  Tessin  und  Uri).  2770  m.  Gipfel,  im  ö. 
Abschnitt  des  Gotthardmassives,  im  Winkel  zwischen  Val 
Torta,  Val  Canaria  und  Unteralpthal  und  von  allen  diesen 
Thälem  aus  leicht  zugänglich ;  5,5  km  ö.  über  der  Gott- 
hardpasshöhe  und  5-6  Stunden  nnö.  über  Airolo.  Ueber 
dem  das  Val  Torta  mit  dem  Unteralpthal  verbindenden 
Passo  della  Sella  und  dem  vom  Unteralpthal  ins  Val  Ca- 
naria führenden  Unteralppass. 

QIUF  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Vorderrhein,  Kreis  Di- 
sentis,  Gem.  Tavetsch).  1571  m.  Alpweide  mit  Gruppe 
von  etwa  15  Hütten  und  einer  Kapelle,  kk  einem  kleinen 
linksseitigen  Nebenast  zum  Tavetsch  ;  1,5  km  sw.  Hurras. 
Giuf,  vom  latein.  jugum  =  Joch,  Pass. 

QIUF  (PIZ)  oder  8CHATTIQ  WiCHEL  (Kt.  Grau- 
bünden und  Uri).  9008  m.  Gipfel  mit  3  Zinnen,  auf  deren 
einer  ein  Steinmann  steht;  in  der  S.-Kette  der  Tödigruppe 
und  zwischen  dem  Oberalppass,  Fellithal  und  EtzHtnal, 
10  km  nö.  über  Andermatt.  Mit  dem  Namen  des  Pix  Giuf 
wird  manchmal  auch  der  ganze  Gebirgsstock  zwischen 
Oberalp-  und  Krüzlipass  bezeichnet,  der  u.  a.  folgende  be- 
deutendere Gipfel  tragt :  Piz  Sumval  (2983  m),  Piz  Tiarms 
(2915  m),  Crispalt  (9080  m),  Piz  Ner  (3050  m),  Schattig 
Wichel  (auf  einer  n.  Verzweigung),  Sonnig  Wichel  (9S10 
m)  und  Bristenstock  (9074  m).  Ueberall  wenig  verglet- 
schert, indem  man  nur  kleine  Hänge^letscher  und  einige 
Firnfelder  trifit.  Die  |;anze  Grup{>e  wird  wie  der  Piz  Giuf 
im  Besonderen  von  Zürcher  Touristen  ziemlich  häufig  be- 
sucht; dieser  letztere  kann  vom  Fellithal,  Etzlithal,  Ober- 
alppass und  Tavetsch  (Tschamut  und  Sedrun)  aus  be- 
stiegen werden,  am  bequemsten  von  Tschamut  aus  in  6 
Stunden. 

GIUF  (VAL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Vorderrhein). 
2567-1360  m.  Enges  kleines  Thal;  steigt  vom  Piz  Giuf 
steil  nach  SO.  ab  und  mündet  bei  Ru^ras,  2  km  oberhalb 
Sedrun,  ins  Tavetsch  (oberster  Abschnitt  des  Vorder- 
rhein thales)  aus.  Im  obersten  Abschnitt  z.  T.  verglet- 
schert. Austiegsroute  auf  den  Piz  Giuf,  Piz  Ner,  Crispalt 
und  andere  benachbarte  Gipfel. 

GIUFAULTA  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Heinzenberg). 
Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  Rotenbrünnen. 

QIUFPLAN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Münsterthal. 
Gem.  Cierfs).  2354  m.  Grosse  Alpweiden,  am  W.-Hang 
des  Piz  Daint,  an  der  Grenze  gegen  Italien  und  am  Fuss- 
weg Alpe  Buffalora-Val  Mora.  5,5  km  sw.  Cierfs. 

GIUMAGLIO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia).  383  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  im  Val  Maggia  und  am  linken  Ufer 
der  Maggia ;  am  Eingang  ins  Val  Giumaglio,  dessen  Bach 
hier  brausend  aus  einer  tiefen  Schlucht  austritt;  17  km 
nw.  Locarno.  Postablage ;   Postwagen  Locamo-Bignasco. 


GIU 


6JU 


813 


66  Häuser,  232   kathol.  Ew.  Ackerbau   und  Viehzucht. 
Starke  Auswanderung  nach  Califomien.  In  der  Sohle  des 


Giumaglio  von  Sfldosten. 

Maggiathales  \\e^  bei  Giubiasco  eine  seit  der  furchtbaren 
Ueberschwemmung  von  1868  völlig  verwüstete  Ebene  von 
etwa  200  ha  Fläche. 
GIUMAQLIO  (VAL)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia). 


2020-370  m.  Linksseitiges  Nebenthal  zum  Maggiathal; 
steigt  vom  Pizzo  Pegro  (Kette  des  Monte  Zuccneroj  bis 
zum  Dorf  Giumaglio  in  gerade  Linie  nach  S.  ab.  Im  obem 
Abschnitt  breit,  mit  Wald  und  Alpweiden  bestanden, 
im  untern  Abschnitt  zu  einer  Schlucht  eingeengt.  In 
der  untern  Hälfte  mundet  auf  das  Yal  Giumaglio  das 
vom  Pizzo  Piancaccia  und  Pizzo  Cocco  nach  SW.  herab- 
steigende Val  Coglio  aus.  Der  obere  Rand  der  ganzen 
Thalmulde  misst  vom  Pizzo  Piancaccia  im  SO.  bis  zum 
Pass  über  der  Alpe  Spluga  6  km  an  Umfang.  Val  Giu- 
maglio 7  km  lang. 

GIUMELLA  (ALPE  DI)  (Kt  Tessin,  Bez.  Bellinzona. 
Gem.  Sant' Antonio).  iiOO-2020  m.  Alpweide  mit  3  Hütten, 
am  NW.-Hang  des  Mottarone  di  Giumella.  im  Val  Morob- 
bia;  5,5  km  osö.  Sant'Antonio.  Wird  im  Sommer  mit  30 
Stück  Hornvieh  bezogen.  Fettkäse. 

GIUMELLA  (ALPE  DI)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Riviera, 
Gem.  ßiasca).  1^0-2500  m.  Alpweide  mit  45  zwischen 
1890  und  2040  m  gelegenen  Hütten,  im  obem  Val  Ponti- 
rone,  am  W.-Fuss  des  Pizzo  di  Giumella  und  am  Fuss- 
weg  über  den  Passo  di  Giumella  ins  Calancathal.  5 
Stunden  über  Biasca.  Mit  70  Stück  Hornvieh  und  ebenso- 
vielen  Ziegen  bezogen.  Butter  und  Käse. 

GIUMELLA  (MOTTARONE  DI)  (Kt.  Tessin,  Bez. 
Bellinzona).  2022  m.  Wenig  bedeutende  Kuppe,  auf  der 
Grenze  gegen  Italien,  2  km  sw.  vom  Passo  di  San  Jorio, 
hinten  über  dem  Val  Morobbia,  das  bei  Giubiasco  (s.  Bel- 
linzona) von  links  auf  das  Tessinthal  ausmündet.  4-5 
Stunden  ssö.  über  Sant'Antonio. 

GIUMELLA  (PASSO  DI)  (Kt.  Graubünden  u.  Tes- 
sin). 2120  m.  Passübergang,  zwischen  dem  Pizzo  delle 
Stregh^  im  N.  und  dem  Pizzo  di  Termine  im  S. ;  verbin- 
det das  untere  Calancathal  nach  W.  hinüber  mit  dem  tes- 
sinischen  Val  Pontirone,  das  3,5  km  oberhalb  Biasca  ins 
Bleniothal  ausmündet.  Vom  Calancathal  aus  steigt  der 
Fassweg  zunächst  in  kurzen  Kehren  steil  durch  Wald 
auf,  geht  dann  an  einer  Felswand  hin,  erreicht  die  Hüt- 
ten auf  den  Monti  della  Par^,  zieht  weniger  steil  weiter 
durch  Wald  zur  Alpweide  Naucolo  (2  Stunden)  und  führt 
von  da  in  1  Stunde  neuerdings  steil  zur  Passhöhe.  Ab- 
stieg bis  zur  Alpe  di  Giumella  langsam,  dann  über  eine 
Felsterrassc  steil  bis  zur  Alpe  Legiuno  und  von  da  auf 
Rutem  Weg  durch  das  Val  Pontirone  nach  Malvaglia  im 
Bleniothal  (3  V«  Stunden)  und  weiterhin  nach  Biasca 
(4  Vt  Stunden). 

GIUMELLA  (PIZZO  Di)  (Kt.  Graubünden  und 
Tessin).  2443  m.  Gipfel,  unmittelbar  s.  über  dem 
Passo  di  Giumella,  von  wo  aus  er  leicht  bestiegen  wer- 


den kann.  In  der  Kette  zwischen  Olanca-  und  Blenio- 
thal, 4-5  Stunden  sw.  über  Rossa. 

QIUMELLINO     (CORNO     DI) 

(Kt.  Graubünden,  Bez.  Bernina).  2043 
m.  Steiler  Gipfel,  w.  über  Brusio ;  steht 
über  den  Como  oi  Solcone  nach  W.  mit 
der  schweizerisch-  italienischen  Grenz- 
kette in  Verbindung.  0.-  und  N.-Hanff 
felsig  und  steil,  S.-Hang  sanfter  und 
mit  schönen  Alpweiden  bestanden. 

GIUM^LLO  (ALPE  DI)  (Kt.  Tes- 
sin, Bez.  Blenio,  Gem.  Malvaglia).  Alp- 
weide. Richtiger  Gebune  geheissen.  S. 
diesen  Art. 

GIUMELS  (PIZ)  (Kt.  Graubün- 
den, Bez.  Albula).  2785  und  2750  m. 
Schöne  Doppelp^mide ;  in  der  Gra- 
nitkette s.  der  Albulapasshöhe ,  die 
diese  vom  Val  Bevers  scheidet  und  die 
vom  neuen  Albulatunnel  durchbrochen 
wird;  2  km  sw.  vom  Hospiz.  Der  Gipfel 
2785  m  wird  vom  benachbarten  Piz 
dellas  Blais  Melnetta  (2033  m)  durch  die 
sehr  wenig  bekannte  Fuorcla  dellas 
Blais  MelnetU  (2600  m)  geschieden, 
von  der  aus  jener  in  kaum  1  Stunde 
ohne  wirklicne  Schwierigkeiten  bestie- 
gen werden  kann.  Prachtvolle  Aus* 
sieht  auf  das  Berninamassiv.  Giumels,  vom  latein.  genielli 
=  Zwillinge. 

QIVISIEZ,  deutsch  Siej^enzach  (Kt.  Freiburg,  Bez. 
Saane).  G3S  m.  Gem.  und  Dorf,  etwas  s.  der  Strasse 
Freiburg-Payerne  und  2,5  km  wnw.  vom  Bahnhof  Frei- 
burg. Telephon.  25  Häuser,  193  kathol.  Ew.  französischer 
Zunge.  Mit  Granges-Paccot  zusammen  gemeinsame  Kirch- 
gemeinde. Pfarrkirche  Saint  Laurent.  Futter^,  Getreide- 
und  Kartoffelbau,  Viehzucht.  Im  Mittelalter  Eigentum  der 
Herren  von  Englisberg,  deren  in  Trümmer  zerfallene 
Burg  heute  noch  auf  einem  Felskopf  über  der  Saane  sicht- 
bar ist:  kam  später  der  Reihe  nach  in  den  Besitz  der  Fa- 
milie Billens,  der  Freiherren  von  Estavayer  (die  hier 
Recht  zu  sprechen  oflegten)  und  (in  der  Mitte  des  15. 
Jahrhunderts)  des  Geschlechtes  d'Affry.  Während  der 
Kämpfe  zwischen  Bern  und  Freiburg  fanden  1448  bei  Gi- 
visiez  zwei  für  die  Freiburger  ruhmvolle  Kämpfe  statt. 
In  Givisiez  einige  von  weiten  Parkanlagen  umgeoene  alte 
Schlösser  und  Landsitze  von  Freiburger  Patriziern.  In 
dem  dem  Geschlecht  d'Affry  eigenen  Schloss  lebte  die 
Herzogin  von  Castiglione-Colonna  (eine  geborene  d'Affry), 
die  unter  dem  Namen  Marcello  berühmte  Bildliauenn 
(t  1879).  Hier  starb  auch  1837  die  Gräfin  d'Affry,  die  Mut- 
ter der  Herzogin  und  letzter  Träger  ihres  berühmten  Ge- 
schlechtes. Mutter  und  Tochter  liegen  in  Givisiez  begra- 
ben. 1142  und  1290:  Guvinsie. 

GIVRINNE  (BOIS  DE  LA)  (Kt.  V^aadt,  Bez.  Nyon). 
1200-1330  m.  Wald,  s.  unter  dem  Kamm  des  Noirmont 
und  n.  der  Strasse  Saint  Cergues-La  Cure:  grenzt  im 
NO.  an  das  sog.  Bois  du  Vermelliay.  Am  SO.-Rand  des 
Waldes  in  1240  m  Sennberg  und  Hütte  gleichen  Namens, 
4  km  w.  Saint  Cergues  und  nahe  der  Strasse  gelegen. 

GIVRINS  (Kt.  Waadt,  Bez.  Nyon).  567  m.  Gem.  und 
Dorf,  am  Fuss  des  Jura,  nahe  dem  linken  Ufer  des  Baches 
Colline,  an  den  Strassen  Gingins- GenoUer  und  Duillier- 
Nyon;  5,5  km  nnw.  der  Station  Nvon  der  Linie  Lau- 
sanne-Genf. Postablage,  Telegraph,  Telephon.  68  Häuser, 
299  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Genolier.  Acker-  und 
VV^einbau.  Bis  16ffi  Ten  der  Ilerrscbafl  Genolier,  um 
dann  als  eigene  Herrschaft  der  Reihe  nach  den  Geschlech- 
tern Quisard,  Crinsoz  und  Des  Vignes  (bis  zu  Ende  des 
18.  Jahrhunderts)  anzugehören.  In  der  2.  Hälfte  des  19. 
Jahrhunderts  Wohnort  des  wohlbekannten  Waadtländer 
Romanschriftstellers  Urbain  Olivier,  der  hierdie  meisten 
seiner  Werke  schuf.  1145 :  Gevrins. 

GIZENHAUS  (Kl.  Thurgau,  Bez.  Bischofszeil,  Gem. 
Amriswil).  455  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am  Hegenbach 
und  1,5  km  sw.  der  Station  Amriswil  der  Linie  Zürich- 
Winterthur-Romanshorn.  36  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Amriswil-Sommeri.  Wiesen-,  Acker-' und  Obstbau.  -^ 
GJUCH  (HINTER,  OBER  und  VORDER)  (Kt. 
Bern,  Amtsbez.  Aarwangen,  Gem.  Melchnau).  560-523  m. 


314 


GLA 


GLiE 


17  am  linken  Ufer  des  Melchbaches  und  an  der  Strasse 
Melchnau-Langenthal  zerstreut  gelegene  Häuser;  1,2  km 
n.  Melchnau  und  5,5  km  so.  der  Station  Langenthai  der 
Linie  Olten-Bern.  146  reform.  Ew.  Gjuch  =  Gejuch,  vom 
Mittelhochdeutschen  juch  .=  Juchart. 

GLACE  (CREUX  DE)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  u.  Gem. 
Courtelary).  Eishöhle.  S.  den  Art.  Creüx  de  Glace. 

QLACIER  (MAUVAI8)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle). 
3000-2548  m.  Stark  geneigter  kleiner  Gletscher,  am  Kamm 
der  Diablerets  über  dem  Creux  de  Chamo,  zwischen  der 
Bosse  und  dem  Sommet  des  Ormonts.  Am  Fusse  dieses 
Gletschers  endigt  die  vom  Plateau  de  Pierredar  zum  Col 
du  Refuge  führende  Vire  Bernus.  In  der  Endmoräne  des 
Gletschers  die  Pierre  a  Bridel,  ein  grosser  erratischer 
Block.  Der  Gletscher  bis  1902  nur  2^  Mal  überschritten. 

GLiEND   (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofingen,  Gem.  Rotrist). 


abschliiessenden  und  es  von  der  Fambodenalp  trennenden 
Felswand,  ö.  vom  Glannakopf.  So.  über  den  zwei  klei- 
nen Seen  Bei  den  Seen  und  Glanna.  Felsbänder  mit  be- 
grasten Stellen  abwechselnd. 

GLiERNISCH  (Kt.  Glarus).  Gebir^cskette  im  n.  Teil 
der  Tödigruppe,  auf  der  W.-Seite  des  Linththales.  Sie  ist 
fast  ringsum  durch  tief  einffeschnittene  Thäler  von  den 
benachbarten  Bergketten  abgetrennt.  Im  0.  wird  sie 
durch  das  Linthtlial  von  der  Freibergkette  und  der 
SchildpTupipe,  im  N.  durch  das  Klönthal  von  der  Wiggis- 
kette,  im  W.  durch  das  Rossmatte rthal  von  der  Silbern 
geschieden.  Im  S.  bilden  das  ostwärts  ins  Linththal  aus- 
mündende Thal  von  ßösbächi  und  das  westwärts  mit  dem 
Rossmatterthal  zusammenhängende  Hochthälchen  von 
Zeinenmatt  die  Grenze  gegen  die  Kette  des  Faulen  und 
das  Plateau  der  Karrenalp.  Dieses  breite  Gebirgsplatean 


1:85aOG. 


^^uf-hsez/Aopf 


Gebirgsgruppe  des  Glärnisch. 


^  0vtt^4^Ot'  jt. 


417  tn.  Dorf,  zu  beiden  Seiten  der  Pfaffnern,  3  km  so.  der 
Station  Rotrist  der  Linie  Olten-Bern.  20  Häuser,  168  re- 
form. Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Gländ  =  Gelände. 

GLiEND  (iEU88ERE8  und  INNERES)  (Kt. 
Bern,  Amtsbez.  Thun,  Gem.  Höfen).  680  m.  9  w.  vom  Am- 
soldinger-  und  Uebischisee  zerstreut  telegene  Häuser,  6 
km  8W.  Thun  und  1,5  km  w.  Amsolaingen.  41  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  Amsoldingen.  Schöne  Aussicht  auf 
den  Amsoldinger  See,  sowie  auf  Kirche  und  Schloss  Am- 
soldingen. 

GLiENG  oder  GLENG  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau, 
Gem.  Schötz).  502  m.  Weiler,  am  linken  Ufer  der  Lu- 
thern,  2  km  sw.  der  Station  Nebikon  der  Linie  Luzern- 
Ölten  und  1,7  km  nw.  Schötz.  10  Häuser,  82  kathol.  Ew. 
Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht.  Säge  und  Mühle.  Waisen- 
haus der  Gemeinde  Schötz.  1346:  Gelände. 

GLiENNLI  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg).  2019  m. 
Höchster  Punkt  der  das  Thälchen  der  Altsassalp  im  N. 


samt  der  Märenberg-Ortstock  kette,  die  seinen  S.-Rand 
bildet,  also  die  ganze  Gebirgstafel  zwischen  Linththal, 
Urnerboden  und  Bisisthal-Muotathal,  wird  häufig  auch 
noch  zum  Glärnischgebiet  im  weitern  Sinne  des  Wortes 
gerechnet ;  wir  beschränken  jedoch  unsere  Darstellung 
auf  den  oben  umschriebenen  eigentlichen  Glärnisch. 

Das  Gebirge  stellt  als  Ganzes  einen  massigen  Felskoloss 
von  trapezförmigem  Grundriss  dar.  der  sich  durch  seine 
bedeutende  Höhe,  die  ausserordentliche  Steilheit  seiner 
Abhänge  und  die  prachtvolle  Bänderstruktur  seiner  Fels- 
wände auszeichnet.  Im  Panorama  der  ostschweizerischen 
Kalkalpen  nimmt  der  Glärnisch  eine  dominierende  Stel- 
lung em,  da  seine  höchsten  Gipfel  die  Nachbarn  im  N., 
0.  und  W.  fast  ohne  Ausnahme  um  mindestens  600  m 
überragen. 

In  der  NO. -Ecke  jenes  Trapezes,  im  Winkel  zwischen 
Linththal  und  Klönthal,  erhebt  sich  mit  steilen  Felswin- 
den die  schöne  Pyramide  des  Vorderglämisch  (2331  m) 


GLyE 


GIM 


315 


wie  ein  riesiffer  Eckpfeiler  des  Felsmassives.  Durch  die 
beiden  Einscnnitte  der  Guppenrunse  im  0.  und  der  Glei- 
terschlucht im  W.,  die  sich  nach  oben 
zirkusartig  erweitem  und  zwischeh  sich 
den  wilden,  ungangbaren  Hochthorgrat 
haben  stehen  lassen,  wird  er  vom  Mittel- 

glämisch  (2907  m)  abgegliedert,  der  häu- 
ger,  namentlich  von  der  Bevölkerung 
der  ebenen  Schweiz,  Yrenelis|^rtli  ge- 
nannt wird  und  leicht  kenntlich  ist  an 
dem  viereckigen  Schneefeld,  das  seine 
nach  N.  geneigte  Gipfelplalte  bedeckt. 
Durch  einen  nmbedeckten  schmalen 
Grat,  das  soff.  Furkeli,  hängt  der  mitt- 
lere Glämiscn  mit  dem  Hinterglämisch 
zusammen,  welcher  die  ganze  w.  vom 
Vrenelisgartli  liegende  Partie  des  Glär- 
nisch  umfasst.  Eme  beim   Furkeli  be- 

S'nnende  Einsenkuns,  welche  anfäng- 
:h  eine  leicht  nach  W.  sich  senkende, 
schüsselformige  Mulde  darstellt,  in  wel- 
che der  Glämischßm  eingebettet  ist, 
unterhalb  des  Gletschers  aher  stufen- 
förmig in  den  grossen  Felsenzirkus  von 
Werben,  den  Hintergrund  des  Ross- 
matterthales  absinkt,  zerlegt  den  Hin- 
terglämisch in  zwei  Aeste,  die  nach  W. 
divergieren  und  sich  dabei  immer  mehr 
zu  formlichen  Bergketten  entwickeln. 
Die  n.  der  beiden  Kelten  fallt  mit  Un- 
geheuern Steilwänden  direkt  ins  Klönthal  ab.  Diese 
Felsenmauer,  die  z.  B.  zwischen  dem  Gipfel  des  Kuchen 
Glä misch  und  dem  Klönthalersee  bei  einer  horizontalen 
Distanz  von  2000  m  einen  Höhenunterschied  von  2100  m 
aufweist,  bedingt  vor  allem  den  imposanten  Eindruck, 
den  der  Glärnisch  von  der  Nordschweiz  aus  auf  den  Be- 
schauer macht.  Durch  eine  Reihe  von  ungangbaren  Bach- 
schluchten und  Lawinencouloirs,  die  sich  vom  Klönthal 
her  in  diese  Maner  eingesägt  haben,  wird  die  Kette  in 
mehrere,  nach  W.  allmäniig  an  Höhe  abnehmende  Gipfel 
zerlegt ;  von  0.  nach  W.  aufgezählt  sind  es  der  Ruche 
Glämisch  (2910  m),  der  Steinthälistock  (2642  m,  auf  der 
Siegfriedkarte  ohne  Namen),  der  Feuerberg  (2608  m), 
der  Nebelkäppler  (2446  m),  der  Milchblankenstock  (2111 
m). 

Der  s.  Zweig  des  Hinterglämisch  erstreckt  sich  vom 
Vrenelisgartli  aus  nach  SW.  und  fallt  mit  steilen  Wän- 
den, die  im  oberen  Teil  durch  ein  ziemlich  breites,  glet- 


Gipfel  der  ganzen  Glämischgruppe,  und  gabelt  sich  w. 
davon  in  den  Bächistockgrat  und  das  Rad  (2650  m),  welche 


Glttrniach,  vom  Räderteosiock  aus  gesehen. 

scherbedecktes  Band  unterbrochen  sind,  zur  breiten  Ter- 
rasse von  Oberblegi  und  ins  Thal  der  Bösbächialp  ab. 
Er  kulminiert  im  Bächistock  (2920  m),  dem   höchsten 


Glärnisch,  vom  Schild  aus  i^esehen. 

die  Mulde  der  Bächialp  einfassen.  S.  der  Scharte  der 
Zeinenfurkel  (2465  m),  über  die  man  s.  vom  Radgrate  aus 
dem  Thälchen  von  Zeinenmatt  ins  Bösbächithal  tiinüber- 
gelangt,  setzt  sich  die  Bächislockkette  noch  in  dem  dach- 
förmig abfallenden  Ruchigrat  (2663  m)  fort,  durch  den 
der  Glämisch  mit  der  Kette  des  Faulen  zusammenhängt. 
Mit  der  bedeutenden  vertikalen  Erhebung  des  Glämisch 
hänfft  seine  relativ  starke  Vergletschemng  zusammen. 
Doch  sind  alle  seine  Gletscher  blosse  Hängegletscher, 
mit  Ausnahme  des  Glämischfim,  der  unter  die  eigentli- 
chen Thalgletscher  eingereiht  werden  muss.  Sie  sind  seit 
längerer  Zeit  im  Rückgang  begriffen,  und  einzelne  der- 
selben, wie  der  Bächißrn  auf  der  O.-Seite  der  Zeinenfur- 
kel und  die  Firnfelder  auf  der  NW.-Seite  des  Rad  besitzen 
heute  bei  weitem  nicht  mehr  den  Umfang,  den  ihnen  die 
Sie^ied  karte  gibt. 

Die  geologischen  Verhältnisse  des  Glämisch  s^nd  im 
höchsten  Grade  kompliziert.  Die  ganze  Sedimentserie  vom 
Verracano  bis  zum  Flysch  nimmt  am 
Aufbau  des  Gebirges  teil.  Allein  die 
Formationen  liegen  nicht  in  einfacher 
Reihenfolge,  sondern  in  mehrfacher 
Wiederholung  übereinander.  Das  Ge- 
birge besteht  gleichsam  aus  vier  oder 
fünf  Schichtpaketen ,  die  wie  die  Stock- 
werke eines  Hauses  aufeinander  getürmt 
sind  und  von  denen  jedes  einzelne  die 
Formationen  in  normaler  Lagemng, 
aber  meistens  unvollständig  enthält, 
indem  bald  an  der  Basis,  bald  an  der 
Decke  derselben  einzelne  Schichtserien 
fehlen.  Auf  der  SO.-Front  des  Glämisch 
treffen  wir  an  seinem  Fusse  zwischen 
Schwanden  und  Luchsingen  eocäne 
Schiefer,  die  dem  Muldenkem  der  sog. 
Glarner  Doppeifa Itc  angehören  u.  offen- 
bar die  Gmndlage  des  ganzen  Gebirges 
bilden.  Dieser  basale  Flysch  wird  zu- 
nächst von  einer  dünnen  Platte  von 
Lochseitenkalk  (Malm),  die  als  ausge- 
walzter Mittelschenkel  einer  Falte  auf- 
prefasst  werden  muss,  und  dann  von  ei- 
ner zweiten,  alle  Sedimente  vom  Röti- 
dolomit  bis  zum  Flyschschiefer  umfas- 
senden Schichtenserie  überlagert.  Die 
Gesteine  dieser  Zone  sind  durch  Pres- 
sung ausserordentlich  deformiert,  u.  der 
j^anze  Schichtenkomplex,  der  sonst  wohl  1500  m  mächtig 
ist,  ist  hier  auf  100-300  m  reduziert.  Seine  Jura-  u.  Kreide- 
schichten bilden  eine  niedrige  Felsenmauer,  die  in  einer 


316 


GLM 


GL/G 


Höhe  von  etwa  800  m  als  ein  auffälliges  Gesimse   der  i 
ganzen  Ostfront  des  Glämisch  entlang,  vom  Stöckli  am  I 


Geologischer  Querschnitt  durch  den  Glflrnisch. 

B.  EEocän;  C.  Kreide;  U.  Urgon;  N.  Neocom;  Ya.  Valangien;  B.  Bal- 
friesschiefer;  M.  Malm;  L.  Lochseitenkalk;  D.  Dogger;  Li.  Lias; 
T.  Trias  ^Rotidolomit  u.  Rauch wacke);  V.  Verrucano. 

Vorderglämisch  bis  ins  Luchsingertobel  verläuft  und  sich 
südwärts  noch  bis  zur  Klausenstrasse  verfolgen  lässt.  Ueber 
einer  zweiten  Lochseitenkalkbank  folgt  nun  die  dritte  Ge- 
birgsschoUe.  eine  lückenhafte  Sedimentserie,  die  an  den 
Abhängen  unter  Guppen  mit  Verrucano,  der  bis  zu  500  m 
Mächtigkeit  anschwillt,  auf  der  Slöckliterrasse  am  Vorder- 
glämisch aber  erst  mit  dem  Rötidolomit  beginnt.  Wäh- 
rend sie  unterhalb  Guppen  schon  mit  dem  Dogger  ab- 
schliesst,  umfasst  sie  am  Vorderglämisch  auch  noch  den 
ffesamten  Malm,  der  hier  z.  B.  die  über  MitlÖdi  sich  er- 
hebende 400  m  hohe  senkrechte  Wand  aufbaut.  Eine 
durch  Reibungserscheinungen  ausgezeichnete  Rutschfläche 
schneidet  diese  Schichtenserie  oben  schief  ab  und  bildet 
die  Basis  des  vierten  Schichtenpaketes,  das  eine  Mächtig- 
keit von  etwa  1900  m  besitzt  und  die  Hauptmasse  des 
Glämisch  ausmacht.  Es  beginnt  n.  von  der  Gu{>penranse 
und  am  N.-Abhang  des  Gebirges  mit  einer  breiten  Dog- 
gerzone, an  den  Abhängen  unter  Guppen  und  Oberblegi 
aber  mit  einer  mächtigen  Liasbildung,  unter  der  sich  s. 
vom  Luchsingertabel  auch  noch  Quartenschiefer  und  Rö- 
tidolomit einstellen.  Ihm  gehört  der  Dogger  an,  in  dessen 
leicht  verwitternden  Gesteinen  sich  die  breite  Terrasse 
ausgebildet  hat,  die  den  Oberblegisee  und  das  Guppenseeli 
träfft,  femer  der  Malm,  der  über  dem  Klönthal  u.  im  obem 
Teil  des  Vorderglämisch  mächtige  Felswände  bildet  und 
im  S.  im  Ruchigrat  sich  zu  dem  grossartieen  Gewölbe  des 
Faulen  aufbäumt.  Die  Schichtenserie  schliesst  oben  mit 
der  untern  Kreide  ab  und  wird  in  der  Gipfelregion  des 
mittlem  und  hintern  Glämisch  noch  von  einem  fünften 
Stockwerke  überlagert,  das  zunächst  die  untere  Kreide 
wiederholt  und  auf  den  westlichsten  Gipfeln  auch  noch 
die  oberste  Kreide  (Gault  und  Seewerkalk)  aufweist. 

Der  ganze  Schichtenkomplex  des  Glämisch  sinkt  all- 
mähli^  nach  W. ;  deshalb  sind  die  beiden  tiefem  Schich- 
tenserien auf  der  N.-Seite  des  Gebirges  nicht  mehr  ent- 
blösst,  und  die  dritte  Etage  taucht  schon  gegenüber  dem 
O.-Ende  des  Klönthalersees  unter  den  Thalboden.  Da  auf 
der  0.-  und  N.-Seite  die  Schichten  überall  in  mehr  oder 
weniger  flacher  Lagerang  bergeinwärts  fallen,  sind  die 
Abhänge  durchweg  aus  Schichtenköpfen  zusammengesetzt, 
woraus  sich  ihre  auffallige  Steilheit  erklärt.  Durch  die 
mehrfache  Wiederholung  der  Formationsreihe  und  den 
dadurch  erzeugten  vielfachen  Wechsel  von  hartem  und 
weichem  Schichten  wird  die  reiche  Bänderstmktur  be- 
dingt, welche  vielleicht  keine  zweite  Berggruppe  der  Al- 
pen in  gleicher  Vollendung  besitzt. 

Am  Glämisch  haben  zu  verschiedenen  Zeiten  grosse 
Bergstürze  stattgefunden.  Die  aus  fest  verkitteten  Fels- 
trümmern bestehende  Breccie,  die  das  Stöckli  am  Vor- 
derglämisch bedeckt,  ist  der  Ueberrest  eines  solchen 
Bergsturzes,  der  sich  in  der  Eiszeit  auf  der  N.-Seite  die- 
ses Berges  loslöste.  Das  Sammelf^ebiet  der  Guppenrunse 
auf  der  O.-Seite  von  Vorderglämisch  und  Vrenelisgärtli 
ist  die  Ausbruchsnische  eines  zweiten  gewaltigen  Berg- 
sturzes, dessen  Trümmermassen  die  Hügellandschaft  bil- 
den, die  heute  noch  den  Thal^rand  zwischen  Schwanden 
und  Glarus  erfüll^  An  die  durcn  diesen  Bergsturz  bewirkte 
Stauung  der  Linth  erinnern  die  hinter  der  Trümmerbar- 
riöre  bei  Schwanden  und  Nidfurn  lieffenden  Kiesterrassen, 
die  bis  70  m  über  den  heutigen  Thalooden  hinauftrieben. 


Die  Moränen,  die  sowohl  auf  dem  Bergsturze  als  'auf  den 
Kiesterrassen  liegen,  beweisen,  dass  der  Bergsturz  in  der 
letzten  Interglazialzeit  stattfand.  Ebenfalls  der  Diluviaizeit 
gehört  ein  dritter  grosser  Bergsturz  an,  der  von  der  N.- 
Seite von  Vorderglämisch  und  Vrenelisgärtli  ins  Klön- 
thal stürzte  und  noch  weit  ins  Linththal  hinausflutete. 
Ueberreste  seiner  Ablagerung  sind  der  s.  Teil  des  Sack- 
bergs im  Klönthal  und  die  zerstreuten  Hügel  in  der  Thal- 
sohle bei  Glarus,  Ennetbühls  und  Netstal.  Kleinere  Fels- 
stürze fanden  am  11.  November  1593  und  am  3.  Juli  1504 
auf  der  N.-Seite  des  Vorderglämisch  statt  und  verwüste- 
ten die  Liegenschaften  bei  Wyden  w.  Glams.  —  Das 
Glämischgebiet  ist  seit  langer  Zeit  ein  beliebtes  Exkur- 
sionsziel  der  Touristen.  Am  häufigsten  wird  der  Ruche 
Glämisch  besucht,  da  er  von  allen  Glärnischffipfeln  am 
leichtesten  bestiegen  werden  kann  und  das  schönste  Pa- 
norama besitzt. 

Bibliographie.  Baltzer,  Armin.  Der  Glämisch;  ein 
Problem  alpinen  Gebirgsbaue$.  Zürich  1873.  —  Roth- 
pletz,  Aug.  ueber  den  geologischen  Bau  des  Glämisch 
(in  der  Zeilschrift  der  deutschen  geologischen  Gesell- 
schaft, 1897).  —  Oberholzer,  Jak.  Monographie  einiger 
prähistorischer  Bergstürze  in  den  Glameralnen  (Beiträge 
zur  geolog.  Karte  der  Schweiz.  N.  F.  Lief.  9j.  Bern  19uO. 
—  Heim,  Alb.  Panorama  des  Rüchen  Glämisch  (Beilage 
zum  Jahrbuch  des  S»  A.  C.  Bd  29).        Jj.  Obbbbolzbb.] 

QLiERNISCHFIRN  (Kt.  Glarus).  2850-2250 m.  Wich- 
tigster Gletscher  der  Glämischkette ;  einffebettet  in  das 
muldenförmige  Hochthälchen,  das  im  N.  vom  Rüchen 
Glämisch,  im  S.  vom  Bächistock  begrenzt  ist.  Er  hat 
eine  Länge  von  3  km  und  eine  Breite  von  0,7-1  km.  Abge- 
sehen von  seinem  stark  zerklüfteten  untern  Ende  ist  er 
sehr  leicht  gangbar.  Man  geht  über  denselben,  wenn  man 
von  der  Glamischhütte  aus  den  Rüchen  Glämisch,  das 
Vrenelisgärtli  oder  den  Bächistock  besteigt. 

GLiERNISCHHOTTE  (Kt.  und  Gem.  Glaras).  2015 
m.  Klubhütte  am  W.-Abhang  der  Glämischkette,  am  S.- 
Fuss  des  Feuerbergs  und  am  obem  Rande  des  Felsen- 
zirkus von  Werben ;  3  V,  Stunden  so.  über  den    Hotels 


Glärnisohhfltte  und  Peuerberg. 

Klönthal  im  Vorauen  und  Ricliisau  und  6  Stunden  über 
Glams.  Sie  wurde  1885  von  der  Sektion  « Tödi  »  des  S. 
A.  C.  erbaut,  als  die  in  der  Nähe  stehende  ältere,  an 


GLA 


GL\ 


317 


einen  grossen  Felsblock  anp^elehnte  Hütte  den  Bedurfois- 
sen  nicht  mehr  genügte.  Sie  ist  bewirtschaftet  und  bietet 
Raamfar30Pei^ 
sonen ;  überdies 
kann  die  alte 
Hütte  noch  12 
Personen  auf- 
nehmen. Wird 
jährlich  von 
etwa  700  Perso- 
nen besucht  und 
bildet  den  Aus- 
gangsDunkt  für 
aie  Besteigung 
der  Gipfel  des 
mittlem  u.  hin- 
tern  Glämisch. 

QLAIVAZ 
(BOI8  DE  LA) 
(Kt.Waadt,  Bez. 
Aigle,  Gem.  Ol- 
len). 500^^0  m. 
Schöner  Föh  - 
ren-  und  Fich- 
tenwald, sw.  Ai- 
gle  und  s.  der 
Grande  Eau,  w. 
Panez.  Wird  von 
dem  aussichts- 
reichen Fussweg 
Vers  Chiez-Pa- 
nex  seiner  gan- 
zen Länge  nach 
durchzcM?en.  Un- 
ter den  Bäumen, 
auf  den  Wald- 
lichtungen und 
am  Fuss  der  den 
Hang 'bildenden 
Gipsfelsen  blüht 
im  Frühjahr  die 
schöne  rote  Hei- 
de (Erica  Cor- 
nea), der  zu 
Liebe  im  März 
und  April  zahl- 
reiche Spazier- 
gänger von  Aigle 
ihre  Schritte 
hierher  lenken. 
Vom  Flecken  Ai- 
gle braucht  man 
^4  Stunden  bis 
zum  Bois  de  La 
Glaivaz. 

QLAND  (Kt. 
Waadt,  Bez. 
Morges,  Gem. 
Vulherens).  538 
m.  Teil  des  Dor- 
fes Vullierens , 
400  m  nö.  der 
Hauptsiedelung, 
an  dem  von  die- 
ser nach  Cosso- 
nay  führenden 
Weffund3,5km 

w.  der  Station  Vufllens  la  Ville  der  Linie  Neuen bur^-Lau- 
sanne.  31  Häuser,  180  reform.  Ew.  Acker-  und  Weinbau. 

QLAND  (Kt.  Waadt,  Bez.  Nyon).  432  m.  Gemeinde 
und  Dorf,  in  der  Ebene  zwischen  dem  Hane  der  Cöte  und 
dem  Genfersee,  an  der  Strasse  Aubonne-Nyon  (der  sog. 
Vy  d'fitraz),  nahe  der  Strasse  Lausanne-Genf  und  5  km 
nnö.  Nyon.  Station  der  Linie  Lausanne-Genf.  Postbureau, 
Telegraph, Telephon  ;  Postwagen  nach  Begnins.  Gemeinde: 
127  Häuser,  676  reform.  Ew.;  Dorf:  84  Häuser,  457  Ew. 
Kirchgemeinde  Vieh.  Acker^  und  Weinbau.  Auf  Boden 
der  Gemeinde  liegtauch  noch  der  n.  Abschnitt  des  grossen 
Landgutes  der  Bergerie.  Gland  liegt  auf  einer  sanft  ge- 
neigten Terrassenfläche,  die  nach  dem  See  zu  mit  einer 


Terrassenstufe  rasch  abfällt.  Es  ist  dies  nichts  Anderes 
als  ein  altes  Delta  der  Promenthouse,  das  in  den  zahl- 


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Bezirk  Gl&ne. 

reichen  Kiesgruben  deutliche  Deltaschichtung  aufweist. 
Auf  der  Oberfläche  sieht  man  heute  noch  die  Spuren  des 
einstigen  Flusslaufes.  Diese  ganze  Ablagerung  entspricht 
einem  einst  um  etwa  10  m  hoher  gelegenen  Wasserstand 
des  Sees.  Gland  scheint  eine  sehr  alte  Siedelung  zu  sein, 
indem  man  bei  der  Ziegelei  im  18.  Jahrhundert  eine  Vase 
mit  römischen  Münzen  aus  der  Zeit  von  Valerian  bis  Dio- 
kletian ausgegraben  hat.  1040 :  Villa  Glannis ;  1344 :  Glancz ; 
1179  und  1349:  Glant.  Das  Dorf  einst  Teil  der  Herrschaft 
Prangins. 

GLAND  (LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont).  2799  m. 
Wenig  bemerkenswerter  (Mpfel,  in  der  Kette  der  fiches- 
settes  zwischen  dem  Val  Ferret  und  der  Combe  de  lA; 


318 


GLA 


GlA 


ö.  Yorbergder  Tdle  de  Vari,  2  km  so.  über  den  Hütten  von 
Tzissettaz. 

GLANE.  bezirk  des  Kantons  Freiburg,  ganz  im  schwei- 
zerischen Mittelland  gelegen;  stark  gewellte  Landschaft 
ohne  grössere  Ebenen  und  mit  zahlreichen  oft  ziemlich 
hohen,  fruchtbaren  und  waldgekrönten  Hüffelzügen.  Be- 
zirkshauptort ist  Romont.  Der  Bezirk  wird  begrenzt :  im 
W.  und  d.  zwischen  Torny-Pittet  und  Chapelle  vom  Kan- 
ton Waadt,  im  0.  und  N.  von  den  Bezirken  Veveyse, 
Greierz,  Saane  und  Broye.  Die  16529  ha  messende  Ge- 
samtfläche des  Bezirkes  verteilt  sich  wie  folgt : 

ha.  % 

Gärten  59  0,3 

Wiesen  und  Äecker     12953  78,4 

Wald  2984  18,0 

Weide  333  2,0 

Unproduktives  Land         200  1,3 


Total  16529  ha  100,0% 
Die  fruchtbare  Beschaflenheit  und  Lage  des  Bodens 
begünstijg^en  in  erster  Linie  Wiesen-,  Acker-  und  Obstbau 
sowie  Viehzucht.  Seiner  günstigen  Lage  wegen  ist  der 
Bezirk  ein  wichtiges  Zentrum  für  die  Versorgung  der  um- 
liegenden Gegenden  und  Städte  mit  Bodenprodukten. 
Klima  gesund :  die  Höhenlage  der  bewohnten  Siedelungen 
schwankt  von  596  m  (£cublens)  bis  936  m  (Les  fcasseys), 
mittlere  Höhe  766  m  (Villarimooud  und  Les  Glänes).  Im 
Winkel  zwischen  den  Bezirken  Gläne,  Saane  und  Greierz 
steht  der  bis  zu  1176  m  aufsteigende,  aussichtsreiche  Mont 
Gibloux  mit  schönen  Dörfern,  Aeckern,  Wiesen,  Wald 
und  Alpweiden.  Der  Bezirk  gehört  durch  die  Saane  und 
Broye  mittelbar  zum  Stromgebiet  der  Aare ;  seine  bemer- 
kenswertesten fliessenden  Gewässer  sind  die  Broye  (Au- 
boranges-Montet),  die  Grosse  Gläne  (die  ihn  von  Vauderens 
bis  Chavannes  sous  Orsonnens  seiner  ganzen  Länge  nach 
durchzieht)  und  der  ungestüme  W^ildbacn  Neirigue  (Zufluss 
zur  Grossen  Gläne,  entspringt  am  Mont  Gibloux).  Gesamt- 
bevölkerung 14306  Ew..  in  2969  Haushaltungen  und  2311 
Häusern ;  13996  Katholiken,  300 Reformierte  und  10  Juden ; 
13795  Ew.  französischer,  447 deutscherund 64 italienischer 
Zunge.  Auf  einen  km^  entfallen  87  Ew.  Der  Bezirk  um- 
fasst  folgende  53  Gemeinden :  Auboranges,  Berlens,  Bil- 
lens,  Bionnens,  Blessens,  Chapelle  sur  Gillarens,  Le 
Chätelard,  Chätonnaye,  Chavannes  les  Forts,  Chavannes 
sous  Orsonnens,  Les  fcasseys,  £cublens,  Eschiens,  Es- 
monts,  Est^venens,  Fuyens,  Gillarens,  Les  Glänes,  Gran- 
gettes,  Hennens,  La  Joux,  Liefl'rens,  Lussy,  Macconnens, 
La  Magne,  Massonnens,  M^zi^res,  Middes-Torny  le  Petit, 
Montet,  Morlens,  Mossel,  La  Neirigue,  Orsonnens,  Prez, 
Promasens,  Romont,  Rue,  Le  Saulgy,  Siviriez,  Sommen- 
tier,  Tomy  le  Grand,  Ursy,  Vauderens,  Villangeaux,  Vil- 


Brflcka  Sainte  Appoline  über  die  Grosse  Glftoe. 

laraboud,  Villaranon,  Villargiroud,  Villariaz,  Villarim- 
boud,  Villarsiviriaux,  Villaz-Saint  Pierre,  Vuarmarens  und 
Vuisternens  devant   Romont.    Diese    Gemeinden    bilden 


zusammen  den  5.  freiburgischen  Gerichtsbezirk  (mit  Sitz 
des  Gerichtes  in  Romont)  und  zerfallen  in  die  3  Friedens- 
gerichtskreise Villaz-Saint  Pierre,  Romont  und  Rue ;  6. 
Schulbezirk  mit  42  Kreisen  und  64  Schulen;  6  Militär- 
sektionen: Massonnens,  Romont,  Rue,  Saint  Martin,  Si- 
viriez und  Vuisternens  devant  Romont ;  19  Kirchgemein- 
den und  3  Kapitel  (Saint  Henri,  Romont  und  Saint 
Udalric). 

In  Romont  Sekundärschule  und  Haushaltungsschuie 
für  junge  Mädchen,  in  Drognens  eine  Korrektionsanstalt 
für  jugendliche  Verbrecher,  in  Billens  der  BezirksspitaL 
Hauptbeschäftigung  der  Bewohner  ist  Landwirtschaft, 
besonders  Futterbau,  Viehzucht  und  Käsefabrikation.  Ein 
Teil  der  Milch  (etwa  2  Millionen  Liter  jährlich)  geht  in 
die  Fabrik  für  kondensierte  Milch  zu  Payeme.  Die  Vieh 
Statistik  ergibt  folgende  Zahlen  : 

1886  1896  1901 

Hornvieh  11223  12833  12964 

Pferde  1169  1146  1340 

Schweine  4334  6590  6330 

Ziegen  1958  2594  2099 

Schafe  1992  1804  1248 

Bienenstöcke  1587  2141  1907 

Mit  Ausnahme  ihrer  dem  täglichen  Leben  und  der  Bau- 
tätigkeit dienenden  Zweige  ist  die  industrielle  Tätigkeit 
nur  schwach  entwickelt,  ebenso  wie  auch  der  Handel,  dem 
immerhin  Absatzgebiete  nicht  fehlen  würden. 

Den  Bezirk  durchzieht  seiner  ganzen  Länge  nach  die 
wichtige  Bahnlinie  Bern-Frei burg-Lausanne  (Tunnel  von 
Vauderens),  längs  der  Broye  liegt  auf  seinem  Boden  von 
Chätillens-Bressonnaz  die  Linie  Lausanne-Payerne-Lyss, 
und  die  Linie  Bulle-Romont  bedient  ihn  auf  der  Strecke 
Vuisternens-Romont.  Zahlreiche  gute  Strassen,  worunter 
besonders  wichtig  die  Strassen  rreiburg-Oron  (parallel 
der  Bahnlinie  Bern-Freiburg-Lausanne  von  N.-S.  den 
ganzen  Bezirk  durchziehendj  und  Rue-Romont. 

Der  Bezirk  Gläne  stand  früher  ganz  unter  der  Herr- 
schaft des  Hauses  Savoyen,  das  seine  Hoheitsrechte  durch 
die  Herren  von  Pont,  die  Burgherren  von  Rue  und  ganz 
besonders  die  Grafen  von  Romont  ausüben  Hess.  In  der 
Hauptsache  ist  die  politische  Geschichte  des  Bezirkes  die- 
selbe wie  die  der  Stadt  Romont.  Freiburg  kaufte  1482  die 
Herrschaft  Pont  (mit  den  Dörfern  Orsonnens,  Chavannes 
sous  Orsonnens,  Massonnens,  Villargiroud  und  Villarsivi- 
riaux) an  und  kam  1536  auch  in  den  Besitz  von  Romont 
und  Rue,  die  zu  Landvogteien  umgestaltet  wurden.  Da- 
mals gehörten  zur  Herrschaft  Rue  auch  noch  die  heute 
dem  Bezirk  Veveyse  angegliederten  Gemeinden  Semsales, 
Pont,  Porsel,  Grattavache,  Progens,  Fiaugeres,  Le  Cr^t, 
Bouloz,  Besencens  und  Saint  Martin.  Die  wichtigsten 
historischen  Denkmale  im  Bezirk  sind  die  Schlösser  Ro- 
mont und  Rue.  Spuren  einer  Römerstrasse  bei 
Promasens. 

GLANE  (CHATEAU  DE)  (Kt.  Freiburg. 
Bez.  Saane,  Gem.  Posieux).  626  m..  Ehemalige 
Burg,  auf  einem  52  m  hohen  und  beinahe 
senkrecht  abfallenden  Felskopf  im  Winkel 
zwischen  der  Vereinigung  der  Grossen  Gläne 
mit  der  Saane,  nahe  der  prächtigen  Gläne- 
brücke,  3  km  s.  Freiburg.  Heute  sieht  man 
davon  noch  einige  Mauerreste  und  einen  Teil 
des  den  Felsspom  auf  der  Landseite  einst  voll- 
ständig abschliessenden  Burggrabens.  Die  Burg 
hatte  eine  jener  völlig  unnahbaren  Lagen,  wie 
man  sie  für  solche  Anlagen  in  der  Feudalzeit 
so  gut  zu  wählen  verstand.  Abwechslungsreiche 
Aussicht  auf  die  Alpen,  vom  Mol^son  bis  zum 
Kaisereck.  Stammsitz  des  alten,  berühmten 
und  bee^üterten  Geschlechtes  der  Edeln  von 
Gläne.  Ulrich  von  Gläne  heiratete  1078  Rolande 
de  Villars-Valbert;  seine  Söhne  Peter  und  Wil- 
helm wurden  1127  im  Verlauf  jener  unruhigen 
Zeiten  zusammen  mit  dem  Grafen  Wilhelm 
von  Burgund  in  Payeme  ermordet.  Wilhelm 
von  Gläne,  Sohn  des  ermordeten  Peter,  wandte 
sich,  das  Schicksal  seines  Vaters  und  Onkels 
fürchtend,  von  der  Welt  ab  und  gründete 
nahe  seiner  Stammburg  1137  das  Kloster  Hauterive. 
Er  Hess  seine  Burg  abtragen,  baute  aus  deren  Trüm- 
mern die  Klosterkirche,  trat  in  das  Kloster  als  Mönch  ein 


6LA 


GLA 


319 


und  starb  hier  1142.  Sein  Grabmal  in  der  Klosterkirche 
wird  heute  noch  gezeigt.  Wilhelm  von  Gläne  hatte  einen 
Bruder  Hugo,  der  jang  starb,  und  4  Schwestern :  Emma 
f Gemahlin  von  Graf  Rudolf  II.  von  Neuenburg),  Agnes 
(Gemahlin  von  Graf  Rudolf  von  Greierz),  Juliane  (Gemah- 


Flassgebiel  der  Grossen  Gl&ne. 


S^,Aiijff^trjc 


lin  des  Herrn  von  Montsalvens)  und  Ila  (Gemahlin  eines 
in  der  Tarenlaise  sitzenden  unbekannten  Edelmannes). 

QLAnE  (LA  QRANDE)  (Kt.  Kreiburg,  Bez.  Gläne). 
Flosa;  entspringt  in  808m  bei  Le  Gros  l*raz,  2  km  ö. 
Vaudercns,  iliesst  durchwegs  nach  NO.  und  mündet  nach 
29,5  km  langem  Lauf  bei  Le  Petit  Marly  5  km  oberhalb 
Freiburg  in  5iB4  m  von  links  in  die  Saane.  Der  Fluss,  der 
nur  ein  Gefalle  von8*7op  hat,  iliesst  von  der  Quelle  bis 
unterhalb  Macconnens  meist  in  gleicher  Höhe  mit  seinen 
sumpfigen  Ufergebieten,  schneidet  sich  aber  tiefer  unten 
oft  recht  tief  in  den  Fels  ein.  Die  klaren  und  ruhigen 


Wasser  sind  reich  an  Fischen.  Die  Grosse  Gläne  treibt 
zahlreiche  Mühlen  und  Sagen  (in  Sainle  Appoline,  Moulin 
Neuf,  Mühle  von  Matran,  in  Neyruz,  Autiffny,  Villaz-Saint 
Pierre  und  Romont)  und  wird  von  etwa  10  brücken  über- 
schritten, deren  bekannteste  die  nahe  ihrer  Mündung  ge- 
legene prachtvolle  Glänebrücke  ibt.  Diese  auf  7  überein- 
ander stehenden  Bogen  ruhende  Brücke  ist  1850  im  Bau 
begonnen  und  im  Frühjahr  1857  dem  öffentlichen  Verkehr 
übergeben  worden.  Wichtigster  Zufluss  die  Neirigue,  die 
aus  den  Sümpfen  von  Säles  (S.-Fuss  des  Mont  Gibloux) 
herkommt,  mit  einem  mittleren  Gefalle  von  il,5**;M  an 
Säles,  Rueyres-Treyfages,  Villariaz.  Esl^venens,  Granget- 
tes,  La  Neirifiue,  Massonnens  und  Orsonnens  vorbeifliesst 
und  unterhalb  Chavannes  sous  Orsonnens  in  641  m  von 
rechts  in  die  Gläne  mündet,  der  sie  hieran  Wasserführung 
überlegen  ist.  Andere  Zuflüsse  zur  Grossen  Gläne :  unter- 
halb Prez  und  Siviriez  die  Bäche  Jaigne  und  Lavaux, 
unterhalb  Romont  der  Glaney.  bei  Villaz-Saint  Pierre  der 
Fochaux,  unterhalb  Autigny  nie  Longivue  und  der  Ruis- 
seau  des  Glebes  (diese  beidfen  am  Mont  Gibloux  entsprin- 
gend). 

QLANE  (LA  PETITE)  (Kt.  Freiburg  und  Waadt). 
Fluss,  längster  linksseitiger  Zufluss  zur  Broye,  in  die  er 
nach  30  km  lansem  Gesamtlauf  in  der  Richtung  nach 
NO.  bei  der  Brücke  von  Salavaux  (800  m  vom  Murtensee, 
434  m,  entfernt)  einmündet.  Entspringt  in  den  Sümpfen 
von  Vuissens  (unterhalb  des  Bois  ile  la  Rigne,  779  m)  und 
^fliesst  bis  Montet  (470  m)  unsefähr  der  Broye  parallel 
durch  das  Berggebiet  dos  n.  Jorat.  Bis  Montet  14,5  km 
lang  und  21  »«/«o  Gefälle.  Bei  Montet  tritt  die  Kleine  Gläne 
auf  die  Ebene  der  unteren  oder  aventicensischen  Broye 
aus  und  folgt  dem  Fuss  der  diese  Ebene  im  W.  vom 
Neuenburgersee  trennenden  Hugelzüge.  Montet-Mündung: 
15,5  km  lang  und  1,4*Vao  Gefalle.  Das  Einzugsgebiet  der 
Kleinen  Gläne  ist  ein  schmaler  Landstrich,  der  im  W. 
mit  wenig  bedeutenden  Höhenzügen  an  das  Gebiet  des 
Neuenburgersees,  im  0.  an  die  Einzugsgebiete  der  Lembaz 
und  Broye  grenzt.  In  der  Ebene  verschmelzen  die  Gebiete 
der  Kleinen  Gläne  und  Broye  miteinander  und  tragen  ge- 
meinsam zur  Speisung  der  hier  nach  allen  Richtungen 
abgehenden  Kanäle  bei.  Nennenswerte  Zuflüsse:  von  links 
der  bei  Montet  mündende  Bainoz,  der  zum  grossen  Teil 
dem  Hauptfluss  in  geringer  Entfernung  parallel  fliessende 
und  bei  Grandcour  mündende  Arignon;  von  rechts  der 
unter  Cugy  mündende  Bach  von  Grandvaux  oder  von  Le 
Moulin.  Nebenflüsse  und  Hauptfluss  fähren  in  der  Regel 
nur  wenig  Wasser.  Dieser  durchfliesst  abwechselnd  frei- 
burgisches  f Bezirk  Broye)  und  Waadtländer  (Bezirke 
Paveme  una  Avenches)  Gebiet.  Grösstc  Ortschaften  am 
linken  Ufer  sind :  Vuissens,  Montet,  Bussy,  Grandcour, 
Saint  Aubin,  Villars  le  Grand;  am  rechten  Ufer  Combre- 
mont  le  Petit  und  Combremont  le  Grand,  Nuvilly.  Aumont, 
Cugy.  Die  Kleine  Gläne  treibt  zahlreiche  Munlen  und 
Sägen. 

GLANES  (LE8)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Gläne).  777  m. 
Gem.  und  Dorf,  nahe  dem  linken  Ufer  der  Gläne  und 
2,3  km  ö.  der  Station  Romont  der  Linie  Freiburg-Lau- 
sanne. 18  Häuser,  100  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Villaz- 
Saint  Pierre.  Futter-,  Getreide-  und  KartofTclbau,  Vieh- 
zucht. 

GLANNAKOPF  (Kt.  St.  Gallen.  Bez.  Werdenberg). 
2229  m.  Begraster  Felskopf,  N.-Schulter  des  Faulfirst  und 
mit  ihm  durch  den  Kamm  In  den  Bisen  verbunden ;  ö. 
vom  Gamsberg.  Trennt  die  drei  Thälchen  der  Altsassalp, 
Malbrunalp  und  Sisizalp  voneinander  und  erhebt  sicn 
sw.  und  w.  über  den  kleinen  Seen  Bei  den  Seen  und 
Glanna. 

QLANZENBERG  (Kt.  und  Bez.  Zürich,  Gem.  Unter 
Engstrinjj|;en).  390  m.  Ueberreste  einer  kleinen  ehemaligen 
Stadt,  mitten  in  dichtem  Wald  geleffen,  1  km  ö.  der  Station 
Dietikon  der  Linie  Zürich- Baden-Brugg.  Stadt  und  Burg 
Glanzenberg  werden  als  Eigentum  der  Freiherren  von  Re- 
gensberg 1257  zum  erstenmal  erwähnt,  was  wahrscheinlich 
auch  den  Zeitpunkt  ihrer  Gründung  bedeutet.  Als  der 
Freiherr  von  Regensberg  hier  eine  Brücke  über  die  Limmat 
schlagen  wollte,  widersetzte  sich  die  Stadt  Zürich  diesem 
Vorhaben  und  zerstörte  im  September  1268  das  Städtchen 
ihres  ewigen  Widersachers  für  immer,  so  dass  dieses  also 
blos  etwa  11-12  Jahre  bestanden  haben  wird. 

QLAPEY8(LE8)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Lavey). 


320 


GLA 


GLA 


Hohe  senkrechte   Felswand   aus    Jurakalken,    von   der 
Festung  Dailly  (1265m)  gekrönt;  über  Lavey. 

QLAREY  (LE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aiffle,  Gem.  Bex). 
445  m.  Abteilung  des  Dorfes  Bez,  am  linken  Ufer  des 
Avan9on  zwischen  dem  Dorf  im  engern  Sinne  und  dem 
Grand  Hotel  des  Salines  telegen.  Haltestelle  der  elek- 
trischen Strassenbahn  Bannhof  Bex-Villars  sur  Ollon. 
74  Häuser,  495  reform.  Ew.  Betr.  Etymologie  s.  den  Art. 
Glarier. 

QLAREY  (LE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  und  Gem.  Siders). 
570  m.  Dorf,  w.  vor  Siders  und  mit  diesem  sozusagen  nur 
eine  einzige  Siedelung  bildend;  zwischen  dem  russ  des 
das  Dorf  Siders  tra|[enden  Hanges  und  dem  mit  dem 
Turm  Goubing  gekrönten  Hügel,  500  m  nö.  der  Station 
Siders  der  Simplon bahn.  Telephon.  68  Häuser,  514  kathol. 
Ew.  Mehrere  der  Häuser  sind  blosse  «mazots»,  d.  h.  im 
Besitz  von  Bewohnern  des  Eifischthales  befindliche  Reb- 
häuschen, die  nicht  das  ganze  Jahr  bewohnt  werden. 
1331 :  Glaretum.  Betr.  Etymologie  s.  den  Art.  Glarier. 

QLARIER,QI.ARIER8,QLAREY,GLERRIER8, 
GLEYRE  etc.  Ortsnamen,  besonders  im  Rhonethal  (Be- 
zirk Aigle)  häufig  vorkommend,  vom  mittellateiniscnen 
glaretum  oder  glarea,  womit  man  ein  mit  Flussgeschiebe, 
Sand  und  Schlamm  überfuhrtes  Stück  Land  zu  bezeichnen 
pflegte,  wie  solche  an  den  Ufern  der  Wildbäche  und  an 
deren  Austritt  in  die  Thalebenen  oft  angetroffen  werden. 
So  heisst  z.  B.  die  von  der  Grande  Eau  vor  ihrer  Korrek- 
tion aufgeschüttete  Ebene  w.  der  Brücke  über  diesen  Fluss 
bei  Aigle  (Strasse  Aigle-Villeneuve),  heute  Schiess-  und 
Marktplatz  von  Aigle;  Glariers  oder  Glareys  findet  man 
ferner  am  Weg  über  den  Sanetsch,  bei  Monlhey,  Brämis, 
Saillon,  am  rechten  Ufer  der  Gryonne  (zwischen  der  Aus- 
mündun^  des  Gryonnethales  und  der  Simplonbahnlinie), 
an  der  Mündung  der  Rhone  in  den  Genfersee.  Das  Quartier 
Gleire  oder  Gleyres  in  Yverdon,  an  der  Mündung  der 
Thielle  gelegen  und  vor  der  Bebauung  ein  sandiges  Feld 
darstellend,  lässt  sich  wahrscheinlich  ebenfalls  von  glarea 
ableiten. 

GLARI8  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Landquart,  Kreis 
und  Gem.  Davos).  1450  m.  Pfarrdorf  am  Landwasser ;  Teil 
der  Gemeinde  Davos,  7  km  sw.  der  Station  Davos  Platz 
der  Rätischen  Bahn  (Landquart-Davos).  Postbureaa,  Tele- 
graph, Telephon;  Postwagen  Davos  Dorf-Chur,  -Thusis 
und  -Monstein.  Mit  Spina  zusammen :  35  Häuser,  174 
reform.  Ew.  Klimatischer  Kurort.  Vom  latein.  glarea  = 
Kiesfeld. 

QLARI8EQG  (Kt.Thurgau,  Bez.  und  Gem.  Steckbom). 
400^10  m.  8  Häuser,  an  einer  Einbuchtung  des  Untersees 
reizend  gelegen,  an  der  Strasse  Steckbom- SchafiThausen 
und  2,3  km  sw.  der  Station  Steckbom  der  Linie  Konstanz- 
Schaffhausen.  Telephon.  44  reform,  und  kathol.  Ew. 
Wein-  und  Obstbau,  Waldungen.  Backsteinfabrik.  Gast- 
wirtschaft. Beliebtes  Ausflugsziel.  Schloss,  einst  Eigentum 
des  Winterlhurer  Bürgers  Kaufmann,  eines  Freundes  von 
Goethe  j  seit  1901  im  Besitz  einer  Gesellschaft,  die  sich  die 
theoretische  und  praktische  Ausbildung  vonjungen  Leuten 
für  die  Landwirtschaft  zum  Ziel  setzt  und  so  dem  Zug  der 
Landleute  in  die  Städte  wehren  will. 

QLARNERALPEN  (Kt.  Glams,  St.  Gallen  und 
Schwyz).  S.  die  Art.  Glarus,  Sardonagruppe,  Sihlgruppe, 
Thuroruppe  und  Tödigruppe. 

QLARUN  (CRAP)  (Kt.  Glaras  und  Graubünden). 
9074  m.  Romanische  Bezeichnung  für  den  Kleinen  Tödi. 
S.  diesen  Art. 
QLARU8.  Französisch  Glaris.  Kanton  der  schweize- 
rischen Eidgenossenschaft,  in  der  offiziellen 
Reihenfolge  der  Kantone  deren  siebenter.  Der 
Kanton  Glarus  liegt  zwischen  46^  47'  50"  und 
47  °  10'  40"  n.  Br.  und  zvirischen  ö«  32'  20" 
und  6°  54' 40"  östl.  L.  von  Paris.  Seine  grösste 
Längenausdehnung  in  der  Richtung  N.-S. 
misst  42,25  km,  seine  grösste  Breitenaus- 
dehnung in  der  Richtung  W.-O.  27  km.  Mit 
einem  Flächeninhalt  von  691,2  km'  nimmt  er  unter  den 
22  Kantonen  den  17.  Rang  ein ;  hinsichtlich  der  Bevölke- 
rungszahl steht  er  im  19.  Rang! 

Im  N.  bilden  Linthkanal  und  Walensee  auf  einer 
16,5  km  langen  Linie,  im  0.  die  Bergkette  westlich  des 
Murgthales  und  der  von  der  Widersteinerfurkel  bis  zur 
Sardona  sich  erstreckende  Kamm  der  Magereugruppe  auf 


eine  Länge  von  33  km  die  natürliche  Grenze  eegen  des 
Kanton  bt.  Gallen.  Im  S.  wird  der  Kanton  aurch  die 
vom  Tödi  bis  zum  Piz  Segnes  laufende  40,5  km  lange 
Gebirgskette  vom  Kanton  Graubänden  getrennt.  Im  W. 
grenzt  er  in  einer  unregelmässig  durch  die  Clariden- 
und  die  Glämischgruppe  laufenden  Linie  von  54,5  km 
Länge  an  die  Kantone  Uri  und  Schwyz.  Ersterer  greift 
im  Umerboden,  letzterer  ö.  vom  Praselpass  in  anf- 
fällip^er  Weise  über  die  Wasserscheide  auf  die  glamerische 
Gebirgsabdachung  über. 

Orographie,  Der  Kanton  Glarus  liegt  vollständig  inner- 
halb der  Alpen  und  zwar  fast  ausschliesslich  in  der  n. 
Kalkalpenzone ;  einzig  der  nw.  Teil  des  Landes  reicht  in 
die  Zone  der  subalpinen  Molasse  hinein.  Er  stellt  im  WV 
sentlichen  das  Quellgebiet  und  Sammelbecken  der  Linth 
dar,  welche  ihn  der  Länge  nach  von  S.  nach  N.  darcb- 
fliesst  und  in  einen  kleinem  w.  und  einen  grossem  ö. 
Teil  zerlegt.  Ausserhalb  dieses  primären  Linthbeckens 
liegt  der  nö.  Teil  des  Kantons,  der  sich  zum  Thale  des 
Walensees  abdacht,  während  anderseits  der  W. -Rand  des 
Linthgebiets  stellenweise  beträchtlich  auf  die  Kantone 
Uri  und  Schwyz  übergreift. 

Den  8.  Abschluss  des  Linthgebietes  bildet  ein  mächti- 

ger  Gebirgswall,  der  auf  der  Grenze  zwischen  Glarus  und 
rraubünden  von  WSW.  nach  ONO.  sich  erstreckt  und 
dem  grossen  Uochalpenzuge  angehört,  der  n.  von  der 
Rhone-Rheinlinie  die  ffanze  Schweiz  durchzieht.  Durch 
die  Einsenkungen  des  Ristenpasses  und  des  Panixerpas- 
ses  wird  er  in  drei  Teile,  die  Tödigruppe  (im  engem 
Sinne),  die  Hausstockgruppe  und  die  Saraonagruppe 
zerlefft.  Die  erstere  besitzt  im  Tödi  (9622  m)  nicht  nur 
den  nöchsten  Gipfel  der  Glameralpen,  sondern  der  gan- 
zen n.  von  der  Kheinlinie  liegenden  Ostschweiz  über- 
haupt. Mit  ihren  beiden  den  Hinterjg^rund  des  Linththal» 
einfassenden  Vorwerken,  der  Claridenkette  im  W.,  wel- 
che im  Claridenstock  ^70  m)  und  Gemsfayrenstock  (2974 
m)  acht  hochalpine  Gipfel  aufweist,  und  der  Selbsanft- 
gruppe  im  0.,  der  der  zweithöchste  Gipfel  der  Glamer- 
alpen, der  Bifertenstock  (3426  m)  angehört,  bildet  sie 
einen  der  imposantesten  Thalabschlüsse  des  ganzen  Al- 
pengebietes. Zwischen  Kistenpass  und  Panixerpass  ist  die 
Kammlinie  der  Hochalpen  kette  durch  die  südwärts  zum 
Vorderrhein  fliessenden  Gebirgsbäche  stark  nach  N.  zu- 
rückgedrängt worden  und  schwingt  sich  hier  im  Haas- 
stock zu  3152  m  empor.  Fast  ebenso  hoch  erhebt  sie  sich 
in  den  Gipfeln  der  Sardonaffruppe  (Vorab  30%  m,  Piz 
Seines  3102  m,  Saurenstock  3054  m),  die  den  wirkunn- 
vollen  S.-Abschluss  des  Semfthales  darstellt.  Wie  für  aie 
Berneralpen,  so  ist  auch  für  die  Hauptkette  der  Glamer- 
alpen die  enorme  Steilheit  ihrer  nordwärts  gerichteten 
Abhänge  charakteristisch.  Der  N.-Absturz  des  Tödi,  die 
Wände,  mit  denen  der  Selbsanft  einerseits  zur  Sandalp, 
anderseits  zum  Limmerntobel  abfallt,  der  Absturz  des 
Hausstock  gegen  das  Durnachthal  und  die  NW. -Mauer  von 
Vorab  und  Sardona  gehören  zu  den  g^rossartiffsten  Bil- 
dern der  Schweizera^en.  Namentlich  in  der  Hausstock- 
und  Sardonagruppe  ist  der  Kontrast  zwischen  S.-  und 
N.-Abdachung  überaus  auffällig. 

Nördlich  von  der  tiefen  Einsenkung  von  Umerboden 
(1350  m)  und  Klausenpass  (1952  m],  die  den  N.-Fnss  der 
Claridenkette  begleitet,  erhebt  sich  im  W.  des  Linththales 
die  GlärnischcTuppe  in  Gestalt  einer  mächtigen  18  km 
langen  und  12  km  breiten,  trapezförmigen  Kalktafel, 
von  der  jedoch  nur  der  ö.  und  nö.  Teil  innerhalb  des 
Kantons  Glarus  liegt.  Fast  ringsum  ist  sie  von  steilen 
Felswänden  begrenzt,  die  unvermittelt  in  die  Thäler  ab- 
stürzen. Nur  auf  der  gegen  das  Linththal  gerichteten  O.- 
Abdachung sind  sie  von  breit  ausladenden,  mit  Alpwei- 
den und  Bergwiesen  bekleideten  Terrassen  unterbrochen. 
Auf  das  durchschnittlich  1800-2200  m  hohe  Plateau  sind 
die  SW.-NO.  streichenden  Bergketten  aufgesetzt,  im  S. 
die  Märenber|(-Ortstockkette,  n.  davon  die  Kirchbeiv- 
kette,  im  N.  die  imposante,  reich  gegliederte  Glämisch- 
kette  (im  engem  Sinne),  die  sich  nach  W.  in  der  Silben 
fortsetzt.  Alle  Ketten  dieser  Gebirffsgruppe  nehmen  wie 
das  ganze  Plateau  nach  0.  an  Höhe  zu ;  die  südlichste 
Kette  kulminiert  in  ihrem  ö.  Eckpfeiler,  dem  Ortstock 
(2715  m),  die  Glärnischkette  erhebt  sich  im  Bächistock 
bis  zu  2920  m. 

Die  Kreideketten  der  Wiggis-Rädertenstockgruppe,  die 


GEOGRAPHISCHES    LEXIKON     DER     SCHWEIZ 


Verlag  vod  Gebr.  AUlnger,  Neuenburg. 


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KANTON    GLARUS 


GLA 


GLA 


331 


sich  n.  von  dem  tief  eingeschnittenen  Klönthale  erheben 
und  das  Oberaeethal  und  seine  Verzweigungen  einrah- 
men, erreichen  bei  weitem  nicht  mehr 
die  Höhe  des  Glärnisch.  Die  im  Süden 
liegenden  höchsten  Gipfel  Räderten- 
stock  (2295  m)  und  Wiggis  (2284  m) 
steigen  noch  zu  beinahe  2900  m  an,  und 
die  gewaltigen  Fels  winde,  mit  denen 
der  Wiggis  gegen  Klönthal  und  Linth- 
thal  abstürzt,  verleihen  hier  dem  Ge- 
birge noch  hochalpinen  Charakter. 
Nach  NW.  nimmt  die  Gipfelhöhe  rasch 
ab  und  sinkt  bis  auf  1700  m  herab. 
An  das  Kreidegebirge  schliesst  sich  die 
Nagellluhkette  des  Hirzli  an,  welche 
die  NW.-Ecke  des  Kantons  erfüllt  und 
nur  noch  Gipfelhöhen  von  1680^1400 
m  aufweist. 

Auf  der  O.-Seite  des  Linththales 
zweigt  sich  von  der  auf  der  S. -Grenze 
des  Kantons  liegenden  Hochgebirgs- 
kette zunächst  die  Kärpfstock-  oder 
Freiberggruppe  ab.  Sie  wird  von  der 
HausstocKgruppe  durch  die  Einsat- 
telung des  Richetlipasses  (2263  m)  ab- 
gegliedert und  erfüllt  als  sehr  plastisch 
modelliertes  Gebirge,  dessen  durch- 
schnittliche Höhe  Jedoch  derjenigen 
der  benachbarten  Gebirgsgruppen  et- 
was nachsteht,  den  ganzen  Raum  zwi- 
schen Linththal  und  Sernfthal.  Vom 
Kärpfstock  (2797  m),  seinem  Haupt- 
gipfel, laufen  die  Berggräte  strahlen- 
förmig nach  allen  Richtungen  aus,  nach  N.  der  Ilaupl- 
kamm  mit  Berglihorn,  Karrenstock  und  Gandstock. 

Als  eine  Abzweigung  der  Sardonagruppe  kann  das  Ber^f- 
land  des  nö.  Kantonsteils  betrachtet  werden.  An  die 
NO. -Ecke  der  Sardona  schliesst  sich  zunächst  eine  Berg- 
kette an,  die  in  weitem  nach  W.  geöffnetem  Bogen  das 
Sernfthal  umspannt  und  sowohl  gegen  dieses  als  auch 
gegen  Walensee-  und  Seezthal  eine  Reihe  von  Seiten- 
zweigen absendet,  die  der  Hauptkette  an  Höhe  nur  wenig 
nachstehen.  Sie  bildet  die  natürliche  Grenze  gegen  den 
Kanton  St.  Gallen.  Ihr  Hauptgipfel,  der  ungefähr  in  der 
Mitte  der  Kammlinie  sich  erhebende  Mageren  (2528  m), 
weicht  in  seiner  Höhe  nur  wenig  von  derjeniffen  der  übri- 
gen wichtigern  Gipfelpunkte  ab  (Foostock  2^0  m,  Spitz- 
meilen 2506  m,  Weissmeilen  2483  m,  Bützistock  2514). 

Durch  das  tief  eingeschnittene  st.  gallische  Murgthal 
einerseits  und  das  Mühlebachthal  anderseits  wird  von  der 
Magereugruppe    die  Schild-Mu 
trennt,  welche  den  Winkel 

lenseethal  bedeckt.  Sie  steht  an  Höhe  der  Magereugruppe 
nur  wenig  nach.  Im  s.  Teil,  wo  der  Schild  (2302  m)  und 
der  Gufelstock    (2436   m)    die    wichtigsten   Erhebungen 


scharfe  Kämme 
Kalkmauer  der 


zerlegen,  deren  auffälligster  die 
Mürtschenstöcke  (2442  m)  ist. 


wilde 


-Murtschenstockgmppe  abge- 
zwischen  Linththal  und  Wa- 


Kanton  OUrus  :  Linthebene,  gegen  die  Wiggiskette  gesehen 


sind,  nimmt  das  Gebirge  einen  beinahe  plateauartigen 
Charakter  an,  während  nordwärts  mehrere  zum  Wa- 
lensee sich   senkende    Thälchen  den  Gebirgskörper  in 


Kanton  Glarus  :  Das  sädliohe  Linththal,  von  Braanwald  aus  gesehen. 

Die  Hochgebirgskette  an  der  S.-Grenze  des  Kantons  ist 
mit  einem  fast  zusammenhängenden  Kranze  von  Schnee- 
feldern und  Gletschern  geschmückt,  da  ihre  Kammlinie 
ohne    Unterbruch    beträchtlich    über  die   Schneegrenze 
hinaufreicht.  Immerhin  erreicht  hier  die  Vergletscherung 
lange  nicht  die  Intensität  wie  in  den  Berner-  und  Walli- 
seralpen  oder  im  Engadin,  da  hier  das  über  der  Schnee- 
linie liegende  Areal  weit  kleiner  ist  als  dort.  Die  grössten 
Fimfelder  und  Gletscher  gehören  naturgemäss  dem  höch- 
sten Teil  der  Kette,  dem  Tödi  und  seiner  nächsten  Um- 
gebung an.  Das  ausgedehnteste  Gletscherfeld  ist  hier  der 
ülaridenfirn,  der  nach  W.  mit  dem  ganz  auf  Umer  Ge- 
biet liegenden    Hüfifirn  zusammenhängt  und   ostwärts, 
gegen  die  Sandalp  hin,  eine  Reihe  kleinerer  Gletscher- 
zungen aussendet.   Die  längste   Gletscherzunffe  dagegen 
bildet  der  Bifertengletscher,  der  bis  auf  den  Scheitel  des 
Tödi   hinaufreicht  und    dann    in    5  km  langem  Bogen 
durch  das  steile  Hochthal   zwischen  Tödi  und  Biferten- 
stock    bis   in   das  Niveau  von  1750  m  gegen  die  untere 
Sandalp  hinunterlliesst.  Ein  ausgedehnter,  plateauförmi- 
ger  Gletscher  bedeckt  noch  die  Scheiteltläche  von  Bifer- 
tenstock  und  Selbsanft;  dann  aber  nimmt  nach  0.  hin, 
in  der  Hausstock-  und  Sardonagruppe, 
die  Intensität  der  Vergletscherung  rasch 
ab.  Die  Gletscher  liegen  hier  fast  aus- 
schliesslich   auf   den    Scheitelplateaux 
und  auf  der  sanftem,  dem  Kanton  Grau- 
bünden    angehörenden    S.-Abdachung 
des  Gebirges,   während  der  steile  N.- 
Absturz, abgesehen  vom    Sulzgletscher 
im    Hintergrunde    des    Durnachthaies, 
nur  unbedeutende   Schneeflecken    auf- 
weist. Von  den  übrigen  Gebirgsgruppen 
träfft  einzig  der  Glärnisch  dank  seiner 
bedeutenden      Höhenerhebung     neben 
mehrem   kleinen    Hängegletschern  ei- 
nen   eigentlichen    Thalgletscher  von  3 
km  Länge,  die  am  weitesten  gegen  das 
schweizerische    Mittelland    vorgescho- 
bene grössere  Eismasse  der  Alpen. 

Thäler.    Abgesehen    vom  Thale   des 
Walensees,  der  auf  einer  7  km  langen 
Linie  die  N.-Grenze   des  Kantons    be- 
spült, ffehört  dem   Kanton   Glarus  ein 
Hauptthal,  das  Linththal  an.   Es  ist,  soweit   es 


einziges  , ,  _„ 

innerhalb  des  Kantons  liegt,  ein  in  die  Bergketten  einge- 
sägtes typisches  Querthal.  Es  öffnet  sich  an  der  N.-Grenze 
OEOGR.  LEX.  65  —  n  —  21 


322 


GLA 


GLA 


des  Landes  zwischen  Wesen  und  Niederumen  als  Sei- 
tenthal des  Walensee-Zürichseethales  und  erstreckt  sich 
bis  nach  Schwanden  in  fast  rein  s. 
Richtung,  nachher  in  sw.  Richtung 
unter  dem  Namen  .  Grossthal  bis  ins 
Herz  der  Tödikette  hinein.  Die  Berg- 
abhänge sinken  auf  beiden  Seiten  iäh 
und  unvermittelt,  oft  in  (restalt  mächti- 
ger Felswände  zur  Thalsohle  nieder, 
die  von  Bilten  bis  Netstal  eine  vollkom- 
men ebene,  1-2  km  breite  Fläche  dar- 
stellt, weiter  s.  dagegen  von  zahlrei- 
chen Bachschuttkegeln  und  Bergsturz- 
hügeln unterbrochen  wird,  auf  der  gan- 
zen Länffe  aber  mit  einer  Kette  von  Dör- 
fern und  Weilern  besetzt  ist. 

Bei  Schwanden  zweigt  vom  Haupt- 
thale  nach  0.  sein  bedeutendstes  Neben- 
thal, das  Semfthal  oder  Kleinthal  ab, 
das  in  grossem  halbkreisförmigem  Bo- 

gen  die  Kärpfstockgruppe  umfasst  und 
is  an  den  Fuss  der  Hausstock-  und 
Sardonagruppe  hinaufreicht.  Während 
auf  seiner  W.-Seite  nur  kurze  und  steile 
Bachschluchten  abzweigen,  münden  von 
0.  her  drei  grössere  Alpenthäler.  das 
Mühlebachthal ,  das  Krauchthal  und 
das  Raminthal  ins  Semfthal  ein. 

In  die  ö.  der  Linth  liegenden  Glar- 
neralpen  dringen    ausser    dem  Semf- 
thal nur  kleine,  unbewohnte  Alpenthä- 
ler ein,  so  von  Schwanden  aus  in  s.  Richtung  das  Niede- 
renthal,  von  Betschwanden  aus  nach  0.  das  Diesthal  und 
von  Linthal  aus  nach  SO.  das  Dumachlhal. 

Auf  der  W.-Seite  münden  drei  grössere  Alpenthäler  ins 
Linththal,  im  S.  auf  der  Grenze  zwischen  Tödi-  und  Glär- 
nischgruppe  das  Thal  des  Fätschbaches,  dessen  eigent- 
licher Thal  boden,  der  Urnerboden,  jedoch  bereitü^dem 
Kanton  Uri  angehört;  im  mittleren  Teile  das  Klönthal, 
das  mit  breiter  Oeffnung  zwischen  Giarus  und  Netstal 
sich  mit  dem  Linththale  vereinigt  und  Glärnisch-  und 
Wiffgiskette  trennt;  im  N.  das  Oberseethal,  das  als  breite 
Mulde  den  N.-Fuss  der  Wiggiskette  bep^leitet  und  im  Nä- 
felser  Schwändithal  eine  n.  Abzweiguns  besitzt.  Von  den 
übrigen  linksseitigen  Nebenthälera  sind  noCh  zu  erwäh- 
nen das  bei  Luchsingen  ausmündende,  kräftig  in  die 
Glärnisch  kette  eingeschnittene  Bösbächithal  und  das  auf 


seine  Nebenthäler  mit  den  Thälem  der  benachbarten  Ge- 
birgskantone  verbinden,  ist   bis  heute  erst  ein  einziger 


Kanton  Giarus :  Klausenstrasse  und  Linthal. 

der  Grenze  zwischen  dem  Kreidegebirge  und  der  Nagel- 
lluh  liegende  Niederumer  Alpenthal. 
Von  den  zahlreichen  Pässen,  welche  das  Linththal  und 


Kanton  Giarus:  £lm  und  das  Sarnfthal,  von  Süden  gesehen. 

durch  eine  Strasse  fahrbar  gemacht,  der  Klausenpass 
(195^2  m),  der   von  Linthal   über  den    Urnerboden   nach 
Altorf  im   Schächenthal  und  an  den  Vierwaldstattersee 
führt.  Es  wird  jedoch  wahrscheinlich  in  nicht  allzu  femer 
Zeit  auch  der  zweitwichtigste  Gebirgsübergang,  der  Pra- 
gelpass  (1554  m),  der  aus  dem  Klönthal  ins   Muotathal 
führt  und  damit  ebenfalls  dem  Becken  des  Vierwaldstat- 
tersees  zustrebt,   eine   Strasse  erhalten.  Zwei  mühsame 
Gebirgspfade  stellen  die  Verbindung  des   Linththales  mit 
dem  Vorderrheinthal  über  die  s,  Hochgebirgskette  her, 
nämlich  der  Sandalpi>as8.  (2807  m),  der  dicht  an  der  W.- 
Wand des  Tödi  vorbei  nach  Disentis  führt,  und  der  Kis- 
tenpass  (2727  m),  der  weiter  ostwärts  das  Gebirge  über- 
schreitet und  nach  Brigels  und  Hanz  ausmündet.  Ueber 
dieselbe  Hochgebirgskette  führen  auch  von  Elm  aus,  aus 
dem  Sernfthale,  zwei  Pässe  nach  dem  Rheinthale,  der  Pa- 
nixerpass  (2407  m)  nach  Panix  und  Ilanz 
und    der   Segnespass    (2625    m)   nach 
Flims.  Eine  Abzweigung  des   Sandalp- 
passes bildet  der  Claridennass,  der  über 
die  Gletscherfelder  von  Clariden-   und 
Hüfifirn  das  Linththal  mit  dem  umeri- 
schen  Maderanerthal  verbindet.  Weni- 
ger mühsam  sind  die  Uebergänge,  über 
welche   man  aus  dem   Semfthal  über 
den   von  der  Sardona   nordwärts   aus- 
strahlenden Gebirgsgrat  ins   St.  Galler 
Oberland  gelangt,  der  Foopass  (2229  m) 
und  der   Riesetenpass    (2188   m),   die 
beide  ins  Weisstannenthal  hinüberfuh- 
ren,   ersterer   von   Elm,   letzterer  v«i 
Matt  aus,  ferner  die  Widersteinerfurkel 
(2014  m),  über  die   man  von  Engi  te 
Semfthal  in  das  nach  dem  Walenaee 
ausmündende    Murgthal    hinübergeht 
Ganz     innerhalb    des    Kantons    HegOB 
der  Richetlipass  (2263  m),  der  eine  viti 
begangene  Verbindung    zwischen    Lte- 
thal  und  Elm  bildet,  und  der  FronaJ^ 
pass  (1850  m),  der  von  Giarus  aus  über 
die  Ennetberge  nach   Obstalden  führt 
Gewässer.   Der  Kanton   Giarus   liegt 
ganz  im  Sammelgebiet  der  Linth  und 
gehört    damit    dem    Stromgebiet    des 
Rhein  an.  Die  Linth  selbst  ist  der  Ab- 
lluss  der  Gletscher  und  Firnfelder  der 
Tödi-  und  Claridengruppe.  Sie  trägt  ihren  Namen  von 
der  Vereinigung  von  Sandbach  und  Limmembach,  ihrer 
beiden  bedeutendsten  Quellbäche,  an,  ergiesst  sich  in  das 


GLA 


GLA 


323 


W.-Ende  des  Walensees  und  fliesst  nachher  dem  Zürich- 
see  zu.  Ihr  wichtigster  Zufluss  ist  der  Semf,  der  im  Hin- 
tergrunde des  Semfthales  aus  der  Ver^ 
einigung  von  Wichten-,  Jätz-,  Tschin- 

Sil-  und  Raminbach,  den  Abflössen  der 
ausstoclt-  und  Sardonakette,  entsteht 
und  von  rechts  noch  den  Krauch bach 
und  den  Möhlebach,  von  links  her  den 
Niederenbach  aufnimmt  u.  bei  Schwan- 
den sich  mit  der  Linth  vereinigt.  Von 
den  zahtreichen  übrigen  Bächen  und 
Runsen,  durch  welche  die  Linth  ver- 
stärkt «rird,  nennen  wir  als  linksseitige 
Zuflüsse  Walenbach  und  Schrejenbach 
aus  dem  Claridengebiet,  den  Fätschbach 
vom  Umerboden,  Brumm  bach,  Luch- 
singerbach, Leuggelbach  und  die  Gup- 
penrunse  aus  dem  Glärnischgebiet.  den 
Löntsch  ans  dem  Klönthal,  den  Hau- 
tibach  als  Abfluss  des  Oberseetbals, 
Niederumer-  und  Biltner  Dorfbach ;  als 
cechtsseitige  Zuflüsse  den  Durnagelbach 
aus  dem  Dnrnachthal,  Diesbach  und 
Haslerbach  aus  dem  Kärpfgebiet,  die 
Röfiruns  bei  Mollis.  Direkt  in  den  Wa- 
lensee ergiessen  sich  der  Filzbach,  der 
Meeren  bach  und  der  Rötibach. 

Wie  alle  Gewässer  der  Alpen  mit 
ihren  starken  Sommerregen,  ihren  gros- 
sen im  Sommer  abschmelzenden  Schnee- 
massen  und  Gletschern,  weisen  auch  die 
Gewässer  des  Glarnerlandes  ihren  gröss- 
ten  Wasserstand  im  Sommer,  in  der 
Periode  von  Juni  bis  August  auf,  während  der  Niederwas- 
sersland in  den  Winter  fallt  und  meistens  im  Februar 
sein  Minimum  erreicht.  So  beträgt  z.  B.  die  Niederwas- 
sermenge der  Linth  bei  Mollis  durchschnittlich  4000^  Li- 
ter per  Sekunde,  während  sie  im  Sommer  bei  gewöhn- 
lichem Hochwasser  ein  Wasserquantum  von  250-280000 
Sekondenliter  führt. 

Die  Bäche  bilden  teils  beim  Uebergang  von  einer  Thal- 
stufe zur  andern,  teils  unmittelbar  über  der  Sohle  des 
Linththales  zahlreiche  prächtige  Wasserfälle;  die  schön- 
sten derselben  sind  der  Schreienbachfall,  die  Fätsch- 
bachfalle,  die  Diesbachfalle,  der  Leuggelbach  fall,  die 
Fälle  des  Niederenbaches.  An  andern  Stellen  haben  die 
Gewässer  in  die  Steilstufen  zwischen  den  Terrassen  tiefe, 
spaltenfonnige  Erosionsschluchten  eingeschnitten  (Linth- 


Die  zahlreichen  und  grossen  Schuttkegel,  welche  na- 
mentlich im  Flyschgebiet  des  Grossthaies  und  des  Semf- 


f 

Kanton  Glarus :  Im  Sernfthal,  Blick  gegen  die  Sardona 


Schlucht  zwischen  Thierfehd  und  Sandalp,  Limmem- 
schlncht«  Tschingelschlucht  bei  Elm,  Löntschschlucht  bei 
Riedern). 


Kanton  Glarus :  Oberaee  und  Brünnelistock. 

thales  sich  auf  die  Thalsohle  vorschieben,  legen  nicht 
nur  Zeugnis  ab  von  der  grossen  Erosionsarbeit  der  Bäche 
und  Runsen,  sondern  auch  von  den  Gefahren,  mit  denen 
sie  die  Bevölkerung  bedrohen.  Die  Ueberschwemmungen 
der  Linth,  die  bis  zu  Ende  des  18.  Jahrhunderts  auf  der 
ganzen  Thalsohle  uneingeschränkt  hin-  und  herwanderte, 
und  dte  Muhrgänge  der  Runsen  haben  im  17.  und  nament- 
lich im  18.  Jahrhundert  ausserordentlichen  Schaden  ver- 
ursacht und  das  Land  in  grösste  Not  versetzt,  und  in 
neuerer  Zeit  noch  haben  einzelne  Bäche,  namentlich  die 
Guppenrunse,  der  Niederumer  und  der  Biltner  Bach, 
durch  ihre  Ausbräche  grosse  Verheerungen  angerichtet. 
Durch  zahlreiche,  unter  der  finanziellen  Mithilfe  des 
Kantons  und  des  Bundes  ausgeführte  Bachverbauungen 
sind  im  Laufje  der  letzten  Jahrzehnte  die  grössten  Ge- 
fahren beseitigt  worden.  Von  diesen  zum 
Teil  heute  noch  in  Ausführung  begrif- 
fenen Korrektionsarbeiten  sind  nament- 
lich zu  erwähnen  :  der  auf  die  Anre- 
gung und  unter  der  Leitung  von  Hans 
Konrad  Escher  von  der  Linth  durchge- 
führte Bau  des  Escherkanals  (1807-1811), 
durch  den  die  Linth  in  den  Walensee 

f[eleitet  wurde,  und  des  Linthkanals(vol- 
endet  1817),  durch  den  der  Fluss  zwi- 
schen Walensee  u.  Zürichsee  ein  neues 
geregeltes  Bett  erhielt;  die  Verbauun(|[ 
der  Guppenrunse,  der  Rüfirunse  bei 
Mollis,  des  Niederumer-  und  des  Bilt- 
nerbaches  und  des  Rötibaches  bei  Müh- 
lehorn. 

Die  Wasserkräfte  des  Glarnerlandes, 
namentlich  die  Linth,  werden  in  hohem 
Masse  für  die  Zwecke  von  Industrie  und 
Gewerbe  in  Anspruch  ffenommen  und 
haben  in  der  zweiten  Hälfte  des  abc[e- 
laufenen  Jahrhunderts  wesentlich  mit- 

? geholfen,  ihren  Aufschwung  herbeizu- 
ühren.  In  neuester  Zeit  werden  die 
Kräfte  der  wasserreichern  Bäche  zur 
Einrichtung  von  Elektrizitätswerken  für 
Beleuchtung  und  motorische  Zwecke  be- 
nutzt ;  solche  Werke  sind  in  den  letzten 
Jahren  in  Näfels,  in  Netstal,  in  Mollis, 
Niederenbach  in  Schwanden,  am  Diesbach,  am 
in  Linthal  entstanden.  Grosse  Elektrizitäts- 


am 

Fätschbach 

werke  sind  am  Löntsch  und  am  Semf  projektiert. 


824 


6LA 


Unter  den  Seen  unseres  Gebietes  muss  in  erster  Linie 
der  Walensee  genannt   werden.  Freilich  gehört  blos  die 


Kanton  Glarus :  Klöntbalersee  und  Olftraisch, 

Hälfte  seines  S. -Ufers  dem  Kanton  Glarus  an  und  von 
seiner  23,27  km*  grossen  Oberfläche  kann  letzterer  kaum 
V»  beanspruchen.  Der  See  ffehört  zu  den  grossen  Thalseen 
am  N. -Ran de  der  Alpen,  hing  einst  mit  dem  Zürichsee 
und  wahrscheinlich  auch  mit  dem  Bodensee  zusammen 
und  reichte  offenbar  durch  das  Linththal  bis  nach  Glarus 
hinauf,  ähnlich  wie  heute  noch  der  Umersee  den  untern 
Teil  des  Reussthals  erfüllt. 

Neben  diesem  grossen  Thalsee  erfreuen  das  Auge  des 
Wanderers  eine  Reihe  von  kleinen  Bergseen.  Der  grösste 
unter  ihnen,  der  Klönthalersee  mit  einer  Oberfläche  von 
1,8  km ',  ist  durch  zwei  j^rosse  prähistorische,  vom  Glär- 
nisch  und  vom  Wigffis  niedergegangene  Bergstürze  auf- 
gestaut   worden;     Bergsturzseen    sind 
auch  der  Obersee  und  der  Haslensee  w. 
Näfels.    Reich  an  solchen  Gebirgsseen 
sind  namentlich  die  obern  Thalstufen 
zwischen  1000  und  2500  m.  Einzelne  un- 
ter ihnen,  wie  Thalalpsee  und  Spannegg- 
see im   Mürtschengebiety    mögen    ihre 
Entstehung    grösstenteils    der    chemi- 
schen und  mechanischen  Erosion  des 
unterirdisch  abfliessenden  Wassers  ver- 
danken, während  andere,  wie  der  Ober- 
blegisee  und  das  Guppenseeli,  der  Mut- 
tensee  und  die  kleinen  Seen  im  Verru- 
cano  des  Kärpfgebietes  in  Becken  einge- 
bettet sind,  die  teils  durch  die  abschlei- 
fende Wirkung  des  Gletschereises,  teils 
durch  die  Ablagerung  von  Moränen  ent- 
standen sind. 

Diese  Bergseen  sind  nicht  nur  durch 
geringen  Umfang,  sondern  auch  durch 
geringe,  meist  unter  10  m  bleibende  und 
nur  selten  30  m  erreichende  Tiefe  u. 
starke  Schwankungen  des  W^asserstan- 
des  ausgezeichnet.  Einzelne  derselben, 
wie  Obersee  und  Haslensee,  verschwin- 
den zeitweise  gänzlich,  und  alle  bleiben 
im  Winter  wahrend  mehrerer  Monate 
zugefroren;  der  höchstgelegene,  der 
Muttensee  (2442  m),  wird  erst  im  Spät- 
sommer und  nur  für  wenige  Wochen 
eisfrei.  Gehängeschutt  und  Bachablage- 
rungen bedrohen  diese  Seen  immer  mehr  mit  ihrer  voll- 
ständigen Ausfüllung. 


6LA 

nehmen  alle  Formationsstufen  von  den  krystallinfr 
Schiefem  bis  zu  den^  Ablagerungen  der  Quartärzeit  teil 
Da  das  O.-Ende  des  Finsteraarmaissive« 
in  der  Tödigruppe  rasch  unter  die  Sedi- 
mentdecke in  die  Tiefe  sinkt,  tritt  das 
Urgebirge  nur  in  geringer  Aasdehmus 
zu  Tage.  Einzig  am  N.-Fusse  des  Tödj 
auf  der  untern  Sandalp  und  im  Hin- 
tergrund des  Limmembodens  stsd 
die  krystallinen  Schiefer,  repr&Bentiert 
durch  serizitische  Gneise  and  PhyllHe. 


entblösst.  Darüber  Heften  auf  der  1 
tenalp,  stellenweise  bis  zu  150  m  Mid)- 
tigkeit  anschwellend,  dunkle  Anthrazit- 
schiefer, die,  wie  Funde  von  verstei- 
nerten Farnkräutern  bewiesen  haben, 
dem  altem  Karbon  angehören.  Das  her 
vorragendste  Glied  der  alten  Sediroeote 
ist  jedoch  der  Verrucano,  der  in  der 
Kärpf-  u.  Magereugruppe  eine  M ächtif- 
keit  von  mehreren  hundert  Metern  be- 
sitzt. Er  ist  zwar  völlig  jpetrefoktenleer. 
gehört  aber  jedenfalls  dem  obern  Kar- 
bon und  dem  Perm  an  und  besteht  m 
der  Kärpfgruppe  und  im  Gebiet  zwi- 
schen Semfthal  und  Walensee  Tonne- 
gend  aus  roten  und  grünen  KongloDe^ 
raten  (Semifit)  oder  sandigen  Schie- 
fem. Im  Tödigebiet  erscheint  er  hiifi^ 
als  ein  halbkrystallines  Gestein,  das 
ohne  [scharfe  Grenze  in  die  ächten  kry- 
stallinen Schiefer  übergeht.  In  der 
Kärpfgruppe  schliesst  er  Melaphyr- La- 
gergänge ein.  Die  roten  und  grünen  Konglomerate  nod 
ein  vorzüglicher  Baustein,  werden  jedoch  nirg^ends  in 
grösserem  Massstabe  ausgebeutet. 

Als  Vertreter  der  Trias  dürfen  der  leuchtend  rotgelb  an- 
wittemde  Rötidolomit  und  der  kirschrote  Quartenschiefer 
angesehen  werden.  Sie  bedecken  bei  normaler  Entwick- 
lung den  Verrucano  in  einer  Mächtigkeit  von  50-100  m. 
Der  Rötidolomit  bildet  ein  weithin  leuchtendes,  gewun- 
denes Band  am  Sockel  des  Tödi  und  tritt,  begleitet  von 
Quarlenschiefer,  auch  in  jden  untern  Partien  der  Glär- 
nischgruppe  zu  Tage ;  namentlich  aber  gewinnen  diese  Ge- 
steine im  nö.  Kantonsteile  grosse  horizontale  Verbreitung 
und  fallen  hier  durch  ihre  lebhaften  Farben kontraste  auf. 


Kanton  Glarus :  Spanneggsee,  gegen  den  Schild  gesehen. 


Geologie,  a)  Stratigraphie.  Am  Aufbau  der  Glameralpen 


Der  Lias,  der  aus  quarzreichen,  eisenschüssigen,  oA 
zahlreiche  Belemniten  und  Gryphäen  enthaltenden  Sand- 
steinen und  weichen   Mergelschiefera  besteht,    ist  sehr 


GLA 


6LA 


325 


iingleichmässig  ausgebUdet.  Während  er  an  der  S.-  und 
O.-Front  der  Glärnischgruppe,  in  der  Zone  Urnerboden- 


Kanion  Glarus:  Oberblegisee. 

Braunwald-Oberblegi-Guppen  hohe  Felswände  bildet  und 
auch  in  der  Magereugruppe  normale  Entwiclclunff  zeigt, 
besitzt  er  in  der  Tödigruppe  nur  sehr  geringe  Mächtigkeit 
und  scheint  in  der  Mürtschengruppe  zwischen  Trias  und 
Dogger  gänzlich  zu  fehlen.  Grössere  Konstanz  und  klarere 
stratigraphische  Gliederung  zci^t  der  Dogger,  dessen 
Hauptmasse  durch  Eisensandsteine  und  Echinodermen- 
breccie  gebildet  wird.  Sein  oberstes  Glied,  der  meist  nur 
0,^1  m  mächtige  Eisenoolith,  wurde  im  16.  Jahrhundert 
am  Glärnisch  an  zwei  Stellen,  auf  der  Alp  Guppen  und 
am  Klönthalersee,  während  kurzer  Zeit  auf  Eisen  ausge- 
beutet und  schliesst  eine  reiche  Kephalopoden-  und  Bra- 
chiopoden-Fauna  ein.  Einen  hervorragenden  Anteil  am 
AuftMiu  der  Glameralpen  nimmt  der  obere  Jura  (Malm), 
der  sich  in  den  mergeligen,  knolligschiefrigen,  stellen- 
weise an  Ammoniten  und  Belemniten  reichen  Schiltkalk 
(Oxford),  den  dichten,  dunkelgrauen,  petrefaktenarmen 
Hochgebirgskalk  und  aas  teils  aus  dem  korall igenen  Tros- 
kalk,  teils  aus  den  mergeligen  Baifriesschiefern  beste- 
hende Tithon  gliedert.  Der  900-600  m  mächtige  Hochge- 
bir^kalk  bietet  der  mechanischen  Verwitterung  nur 
gennge  Angriffspunkte  und  ist  im  Gegensatz  zum  Dogger 
sehr  vegetationsfeindlich.  Er  bildet  an  den  Bergabhängen, 
z.  B.  am  Tödi,  Selbsanft,  Glärnisch,  Mürtschenstock, 
mächtige  kahle,  durch  zahlreiche  feine  Binnen  in  pfeUer- 
artige  Rippen  zerlegte  Stellwände,  in  flachem  Geoieten, 
z.  B.  auf  aer  S.-Seite  des  Glärnisch  und  im  n.  Schildge- 
biet, öde  und  wasserleere  Karrenfelder.  Der  Hochgebirgs- 
kalk wird  seiner  leichten  Bearbeitbarkeit  wegen  vielfach 
als  Baustein  benutzt.  Der  Troskalk  wird  bei  Schwanden 
und  bei  Netstal  zur  Herstellung  eines  für  chemische 
Zwecke  sehr  (geschätzten  gebrannten  Kalkes  abgebaut,  und 
in  den  Bai  friesschiefem  ist  bei  Mühlehom  ein  Zement- 
ber^werk  angelegt. 

Die  Kreide  tritt  im  nw.  Teile  des  Kantons  in  mächtiger 
Entwicklung  auf.  Sie  bildet  die  mittlem  und  obem  Par- 
tien der  w.  Gläraischgipfel  und  baut  die  Wiggis-  und 
Rädertenstock kette  und  den  Kerenzerberg  fast  vollständig 
auf  und  ist  deutlich  in  Neocom,  Schrattenkalk  (Urgon), 
Gault  (Albien  und  Vraconnien)  und  Seewerkalk  (Turon 
und  Senon)  gegliedert.  Orographisch  tritt  besonders  der 
Schrattenkaik  hervor,  indem  er,  ähnlich  wie  der  Malm- 
kalk, teils  öde  Karrenfelder,  teils  senkrechte^  weissgraue 
Steilwände  bildet,  die  mit  den  dunkel  angewitterten  Neo- 
comwänden  und  den  mit  üppiger  Vegetation  bedeckten 
Gaultbändem  scharf  kontrastieren.  Die  Eocänmulde,  die 
vom  Vierwaldstättersee  her  über  den  Pragelpass  durch 


den  Wiggis  und  den  Kerenzerberg  bis  in  die  Churfirsten 

sich  erstreckt,  bildet  eine  auffallige  Faziesgrenze,  indem  n. 
von  ihr  Neocom  u.  Gault  mächtiger  ent- 
wickelt und  reicher  gegliedert  smd  als 
s.  davon.  Im  s.  Glämischgebiet  und  in 
der  Tödigruppe  ist  die  Kreide  viel 
schwächer  ausgebildet  als  im  n.  Kan- 
tonsteil. 

Unter  den  Tertiärbildungen  spielt  das 
Eocän  die  grösste  Rolle.  Es  gliedert  sich 
in  Nummulitenkalk  und  Flysch,  welch' 
letzterer  aus  Mergel-  und  Thonschiefem 
und  harten  Sandsteinen  und  Quarziten 
besteht.  Während  es  im  n.  Kantonsteil, 
so  am  N.-Fuss  der  Brücklerkette,  im 
Obemmer-  und  Näfelser  Schwändithal, 
am  Wiggis,  am  Kerenzerberg  und  auf 
der  N.-Seite  des  Schild,  meist  nur 
schmale  Zonen  bildet,  tritt  es  im  s. 
Teil  des  Kantons  in  grossartiger  Ent- 
wicklung auf.  Zwischen  Schwanden  u. 
Linthal  setzt  es  die  untern  Partien  der 
beiden  Thalwände  und  in  der  Kärpf-, 
Hausstock-  u.  Sardonagrunpe  die  Berge 
vom  Grunde  der  Thäler  bis  gegen  die 
Gipfel  hinauf  zusammen.  Diese  Flysch- 
zone  erstreckt  sich  ostwärts  durch  den 
Kanton  St.  Gallen  bis  zum  Rheinthal 
und  hängt  westwärts  durch  die  Glari- 
denkette  mit  dem  Flyschgebiet  des 
Schächenthals  zusammen.  Im  Sernfthal 
werden  die  Flyschschiefer  bei  Engi  und 
Elm  zur  Herstellunff  von    Dachplatten 

und  Schreibtafeln  abgebaut  und  entnalten  eine  reiche 

und  interessante  Fischfauna.|[  • 
Die  Ablagerangen  der  (jungem  Tertiärzeit  sind  auf  die 


Kanton  Glarus:  Der  Sernf  unterhalb  Elm. 

NW.-Ecke  des  Kantons  beschränkt,  wo  die  miocäne  Kalk- 
nagelfluh  und  bunte  Mergel  die  Hirzlikette  zusammen- 
setzen. 


S26 


GLA 


GLA 


Fastaufallen  flachern  Beraabhängen  und  in  den  Sohlen 
der  kleinen  Seitenthäler  treffen  wir  Zeugen  der  diluvialen 


Kanton  Glarus :  Der  Löntsch. 

Vergletscherung  in  Gestalt  von  Moränendecken,  Morä- 
nenwällen und  erratischen  Blöcken.  In  der  Sohle  des 
Linththales  dagegen  sind  die  Moränen  grösstenteils  wieder 
durch  die  Gewässer  fortgespült  oder  durch  ihre  Geschie- 
beablajgerungen  fiberdeckt  worden.  Die  Bergwiesen  und 
Alpweiden  verdanken  ihre  Kulturfähigkeit  und  Frucht- 
barkeit zu  einem  ffrossen  Teil  dem  Gletscherschutte,  der 
ihre  Unterlage  bildet.  Unter  die  quartären  Schuttbildun- 
gen sind  endlich  auch  die  vielen  prähistorischen,  zum 
Teil  noch  in  die  Eiszeit  zurückreichenden  Bergstürze  zu 
rechnen.  Erscheinungen  dieser  Art  sind  z.  B.  die  Trüm- 
merfelder auf  Mullern  am  Fronalpstock,  auf  Beglingen 
am  Schild,  auf  der  Mürtschen-  und  Meerenalp,  auf  der 
Obern  Braunwaldalp,  ferner  die  grosse  Thalbarri^re 
zwischen  Glarus  und  Schwanden,  der  Sackberg  im  Klön- 
thal, die  Hüffel  in  der  Thalsohle  bei  Glarus,  Netstal  und 
Näfels  und  oie  Trümmermassen  des  Oberseethals. 

b)  Tektonik.  Die  tektonischen  Verhältnisse  der  Glarner 
Alpen  sind  ausserordentlich  kompliziert  und  heute  noch 
nicht  in  allen  Punkten  aufgehellt,  obschon  eine  Reihe  der 
namhaftesten  Alpengeologen,  wie  Arnold  Escher  von  der 
Linth,  Heim,  Baltzer,  Burekhardt,  Rothpletz,  sich  ein- 
gehend damit  beschäftigt  haben.  Unbestrittene  Tatsache 
ist,  dass  im  ganzen  weiten  Grebiet  zwischen  Walensee  und 
Vorderrheinthal  die  vom  Verrucano  biz  zum  Eocän  rei- 
chende, normal  gelagerte  Sedimentserie  auf  Eocänbildun- 
gen  aufruht,  die  zu  eng  gepressten,  nach  N.  überliegenden 
Falten  zusammengeschoben  sind,  und  dass  zwischen  die- 
sem Eocän  und  dem  darüberliegenden  Verrucano  der 
Malm  in  Gestalt  eines  meist  nur  1-10  m  mächtigen  Kalk- 
bandes (Lochseitenkalk)  auftritt,  oft  begleitet  von  verkehrt 
gelagerten,  dünn  ausgewalzten  Fetzen  der  übrigen  Jura- 
bilduncen  und  des  Rötidolomits.  Die  Kontaktfläche  zwi- 
schen dem  Eocän  und  Lochseitenkalk  einerseits  und  dem 
darüber  liegenden  Verrucano  anderseits  steigt  von  NW. 
nach  SO.  bis  in  den  s.  Teil  des  Kantons  stetig  in  die 
Höhe,  um  dann  ziemlich  rasch  gegen  das  Vorderrhein- 
thal zu  sinken.  Deswegen  gewinnt  an  den  Thalwänden 


des  Linththales  und  Semfthales  das  Eocän  nach  S.  hin  eioe 
immer  mächtigere  Entwicklung,  und  in  der  Tödigmppe 
treten  unter  demselben  die  altern  Sedimente  bis  za  den 
krystallinen  Schiefem  herunter  in  normaler  Lagerap|[, 
doch  selber  wieder  intensiv  gefaltet,  zu  Tage.  Gleichzei% 
ist  die  über  das  Eocän  hinaufgeschobene  Sedimentdecke 
nach  S.  hin  immer  mehr  der  Erosion  zum  Opfer  gefiiUeD; 
während  sie  in  der  Glärnisch-,  Schild-  und  Magereugruppe, 
sowie  im  n.  Teil  der  Kärpfgruppe  die  Hauptmasse  da 
Gebirges  ausmacht,  sind  von  ihr  in  der  Hausstock-  und 
Sardonagruppe  nur  noch  vereinzelte  Reste  von  Verrucano 
erhalten  geblieben,  welche  auf  den  Gipfeln  und  Gräten 
mützenartig  auf  der  Eocänunterlage  sitzen. 

Diese  Rrossarti^e  La^erungsstörung  ist  zuerst  von  A^ 
nold  Escner  von  der  Lmth  erkannt  und  von  Albert  Hein 
eingehend  geschildert  worden  und  war  seither  unter  den 
Namen  der  Glarner  Doppel  falte  bekannt  Nach  der  Dar- 
stellung dieser  Forscher  nahen  wir  es  nämlich  mit  zwei 
mächtigen  liegenden  Falten,  einer  N.-Falte  und  eina 
S. -Falte  zu  tun,  deren  Kerne  einerseits  aus  der  Gegend 
des  Walensees,  anderseits  aus  dem  bündnerischen  Rhein- 
thale  allmählig  emporsteigen.  (Siehe  das  geolog.  Profil 
im  Artikel  Alpen.  Band  I,  Seite  49).  Von  anderer 
Seite  wird  dagegen  behauptet,  die  Lagerungsnmkehr 
in  den  Glarneralpen  werde  durch  eine  einzige  gewal- 
tige, von  S.  nach  N.  überschobene  Falte  erzeugt  Die 
neuesten  Untersuchungen  in  diesem  Gebiete  scheineo 
diese  Ansicht  zu  bestätigen  und  machen  es  überdies  sehr 
wahrscheinlich,  dass  auch  die  Sedimentdecke,  die  in  der 
Glärnisch-,  der  Schild-Mürtschenstock-  und  der  Wig^s- 
gruppe  über  der  Ueberschiebungsmasse  der  c  Glarner  Dop- 
pelfalte »  liegt,  nicht  ein  einfaches,  normales  Faltensysten 
bildet,  sondern  wieder  mehreren  grossen  Ueberschiebangs- 
massen  angehört,  von  denen  jede  einzelne  auf  Flysch 
ruht  und  ihre  Wurzel  in  weiter  s.  gelegenen  Gebieten  b^ 
sitzt.  (Vergl.  Lugeon,  Maur.  Les  grandes  nappesdere- 


Kanton  Claras:  Linthächlucht  hinter  Linthal. 

couvrement  des  Alpes  du  Chablais  et  de  la  Suisse;  im 
Bull.  Soc.  geol.  de  France.  Paris  1901). 
In  der  Glärnisch-  und  der  Wiggisgruppe  ist  der  Falten- 


6L\ 


GLA 


327 


wurf  der  obem  Ueberschiebungsmassen  noch  nicht  in  dem 
Masse  durch  die  Erosion  zerstört  worden,  wie  im  S.  und 


Kaaton  Glarus  :  Wiidbachverbauung  bei  Bilten. 

0.  des  Kantons ;  daher  lässt  sich  hier  der  Einüuss  der 
tektonischen  Struktur  auf  die  orographische  Gestaltung  des 
Gebirgsreliefs  noch  deutlich  erkennen.  Im  0.  des  Kantons 
dagegen,  in  der  Kärnfstock-  und  Magereugruppe,  wo  jene 
ollere  Faltenserie  infolge  der  Denudation  eanz  verschwun- 
den ist,  sehen  wir  die  Bergketten  nach  allen  Richtungen 
sich  verästeln ;  die  gegenwärtige  Anordnung  der  Berge 
und  Thäler  ist  hier  das  reine  Ergebnis  der  Arbeit  des 
iliessenden  Wassers. 

Klima,  Die  klimatischen  Verhältnisse  stimmen  im  We- 
sentlichen mit  denjenigen  der  übri)g[en  zentral-  und  ost- 
schweizerischen Teile  der  Nordabdachung  der  Alpen 
überein.  Sie  werden  durch  folgende  Zahlen  illustriert 
(mitgeteilt  von  der  Schweiz,  meteorologischen  Zentralan- 
stalt in  Zürich) : 

Mittelwerte  der  Temperaturen  (1864-1900) 
Station  Jahr  Januar  Juli 

Glarus  (482  m)  7,9  "  C  -  2,5  °  C  47,3  *  C 

Linlhal  (660  m)  7,0  °  C  -  3,0  "  C  16,2  "  C 

Elm  (961  m)  5,7  °  C  -  3,3  °  C  14,9  ^  C 

Mittlere  Höhe  der  jährlichen  Niederschläge  (1864-1900) 
Glarus  (482  m)  1421  mm 

Auen  bei  Linthal  (821  m)  1705  mm 

Elm  (9M  mj  1587  mm 

Obstalden  (685  m)  1692  mm 

Linthkolonie  bei  Ziegelbrücke  (427  m)  1615  mm 
Winter-  und  Sommertemperatur,  wie  auch  die  mittlere 
Jahrestemperatur  stehen  in  der  Thalsohle  bei  Glarus  nur 
wenig  tiefer  als  im  schweizerischen  Mittellande.  Die  mittlere 
Jahrestemperatur  von  Glarus  ist  um  0,6  °  C  geringer  als 
diejenige  von  Zürich  und  um  1,2°  C  geringer  als  diejenige 
von  Altorf,  wahrscheinlich  infolge  der  durch  die  ungün- 
stige Richtung  des  Thaies  bedingten  kürzern  Dauer  der 
Insolation.  Die  Abnahme  der  Temperatur  mit  der  Höhe 
zeigen  deutlich  die  Zahlen  der  Stationen  Linthal  und 
Elm.  Das  mildeste  Klima  besitzt  die  Uferzone  des  Walen- 
sees. Einen  günstigen  Einfluss  auf  die  Temperatur  übt 
der  Föhn  aus,  der  näußg  im  Spätherbst  und  Winter  wäh- 
rend längern  Perioden  als  leichte,  in  der  Höhe  iliessende 


s.  Luftetrt'imung  prachtvoll  helles  und  warmes  Wetter 
bringt,  oft  aber  auch  als  heftiger  Sturm  die  Thäler  durch- 
tobt. 

Das  ganze  Gebiet  des  Kantons  Glarus  ist  wie  überhaupt 
die  gesamte  N. -Abdachung  der  nö.  Schweizeralpen  reich 
an  Niederschlägen.  Die  jährliche  Regenmenge  scheint  zwar 
in  Glarus  durcnschnittlich  etwas  geringer  zu  sein  als  im 
w.  angrenzenden  Kanton  Schwyz,  übersteigt  aber  dieje- 
nige der  annähernd  gleich  hoch  liegenden  Station  Altorf 
im  Reussthal  um  156  mm  und  erreicht  fast  die  doppelte 
Höhe  wie  in  Chur.  Die  oben  genannten  2iahlen  veranschau- 
lichen deutlich  die  rasche  ^nahme  der  Regenmenge  mit 
der  Höhe;  schon  im  s.  Teile  des  Linththales  ist  sie  um 
280  mm  i^össer  als  in  Glarus.  Eine  Zone  maximaler  Nie- 
derschläge streicht  durch  den  nördlichsten  Teil  des  Kan- 
tons. Etwas  trockener  sind  dagegen  die  Thalsohle  bei  Gla- 
rus und  der  s.  Teil  des  Sernfthales,  wo  sich  bereits  die 
Trockenzone  des  bündnerischen  Rheinthalbeckens  be- 
merkbar macht.  Heftige  Gewitter  kommen  nicht  sehr 
häufig  vor,  und  verheerende  Hagelschläge  sind,  wenigstens 
für  die  tieferen  Teile  des  Landes,  eine  seltene  Naturer- 
scheinung. 

Flora.  Da  der  Kanton  Glarus  vom  Kamme  der  Hochalpen 
bis  nahe  an  den  Rand  des  schweizerischen  Mittellandes 
sich  erstreckt  und  durch  das  Linththal  mit  diesem  indirek- 
tem Zusammenhang  steht,  zeigt  seine  Pflanzenwelt  alle 
Uebergänge  von  der  Ebenenilora  bis  zur  Flora  des  Hoch- 
gebirges. Die  Flora  der  Thalsohlen,  der  Hügel-  und  Berg- 
region hat  hier  im  ganzen  denselben  Charakter  wie  im 
ostschweizerischen  Mittel  lande,  mit  dem  Unterschiede 
jedoch,  dass  die  Artenzahl  der  Ackerunkräuter  stark  zu- 
riicktritt,  weil  der  Ackerbau  durch  die  Wiesenkultur  sehr 
zurückgedrängt  worden  ist.  In  den  Laubwäldern,  welche, 
stark  mit  Tannen  durchsetzt,  den  Fussder  Berge  bekleiden, 
wiegt  die  Buche  durch  Individuenzahl  ausserordentlich 
vor.  Ihr  gesellt  sich  der  Bergahorn  fAcer  pseudoplatanus) 
bei,  der,  meist  ohne  grössere  Bestände  zu  bilden,  in  der 
Bergre^^ion  zur  schönsten  Entwicklung  gelangt  und  man- 


Kanton  Glarus  :  Thierfehd  u.  Vorder  Selbsanft,  Hintergrund  des 
Linththales. 

cherorts  (so  im  Klönthal,  auf  den  EnnetbergenobEnnenda, 
auf  Braunwald)  eine  Zierde  der  Landschaft  bildet,  Eiche 
und  Birke  treten  nur  vereinzelt   auf,    während  Linden, 


328 


6LA 


GLA 


Ulmen  und  Eschen  überall  in  die  Laubwälder  eingestreut 
sind.  Ein  weit  grösseres  Areal  bedeckt  der  Tannenwald, 
der  fast  ganz  aus  der  Rottanne  (Picea  exceUa)  gebildet 
wird  und  mancherorts  (z.  B.  im  Klönthal,  am  Gandstock 
bei  Schwanden)  ausgedehnte  ßergabhänge  zusammen- 
hängend bekleidet.  In  kleinem  Gruppen  und  vereinzelten 
Individuen  steigt  sie  bis  zu  1900  m  empor,  begleitet  von 
der  Bergföhre  u^inus  montana)  und  der  Alj[)enerle  (Alnus 
viridis).  Verhältnismässig  selten  sind  die  Weisstanne 
(Abtes  alba)  und  die  Föhre  {Pinus  silvestris),  Larix  eu- 
ropae%is  kommt  nur  in  künstlich  angelegten  Beständen 
vor.  —  Die  Arve,  dieser  acht  alpine  Baum,  bildet  leider 
keine  geschlossenen  Bestände  mehr ;  kleine  Gruppen  der- 
selben trifft  man  noch  auf  der  Rautialp  am  Wiggis,  am 
Mürtschenstock  und  am  Kärpf.  In  den  Torfmooren  und 
Ried  wiesen  des  clarnerischen  Unterlandes  sind  infolge 
der  durch  die  Lmthkorrektiön  bewirkten  Entwässerung 
manche  interessante  Sumpfpflanzen  verschwunden.  Im- 
merhin  findet   der   Botaniker    dort   auch   heute  noch: 


Kanton  Glarus  :  Der  Tödi,  von  der  Uaamgartenalp  aas  gesehen. 

Nymphaea  alba^  Ranunculus  linaua  und  R.  flammula; 
Drosera  roiundifolia^  D.  intermedia  undD.  anglica;  Ty- 
pha  minima  und  J.  latifolia.  Iris  sUnrica,  mehrere  Pota^ 
mogeton-krten.  Kleinere  Torrmoore  der  Berg-  und  untern 
Alpenregion  beherbergen  noch  Andromeäa  polifolia, 
Menyanthes  trifoliata,  Oxycoccxis  palustris,  Sweertia 
perennis. 

Für  das  warme  Ufer  des  Walensees  und  den  der  Föhn- 
wirkung stark  ausgesetzten  untern  und  mittlem  Teil  des 
Linththales  bilden  eine  Reihe  von  meridionalen  Pflanzen 
ein  charakteristisches  Florenelement.  Bei  Mühlehorn  ge- 
deiht noch  die  Edelkastanie,  bei  Niederurnen  wird  mit 
Erfolg  die  Weinrebe  kultiviert,  und  an  manchen  Stellen, 
namentlich'  bei  Ennenda,  finden  wir  schöne  Gruppen  von 
Nussbäumen.  Als  Vertreter  dieser  warmen  Flora  sind 
ferner  zu  erwähnen:  Helleborus  viridis,  Hypericum 
coris,  Geraniuni  sanguineum,  Staphylaea  pinnata,  Pru- 
nus mahaleb,  Rhamnus  alpina,  Euonymus  latifolius, 
CoronillaemeniSjAsperulataurinay  Seaum  hispanicum, 
JJippophaes  rhaninoides,  Cyclaminus  europasa  (häufig 
am  Walensee),  Linaria  cymbalaria^  Tamtis  communis, 
Alnus  incana  var.  sericea,  Stupa  pennata. 

Die  Thalflorajwird  immer  mehr  durch  fremde  Elemente 


bereichert,  die  durch  die  modernen  Verkehrsmittel  bis  in 
die  hintersten  Winkel  der  Alpenthäier  vordrin|;en.  Solche 
zu  ständigen  Niedergelassenen  gewordene  Einwanderer 
sind  z.  B. :  die  ostasiatische  Matrtcaria  suaveolens,  die  bei 
Glarus  sehr  häufig  geworden  und  bereits  ins  Sernnhal 
vorgedrungen  ist:  femer  Eriqeron  annuus,  Lepidium 
ru&rale  und  Drci>a,  Euphorbia  Engelmanni, 

Die  (g^larnerische  Alpenflora  stimmt  im  wesentlichen  mit 
derjenigen  der  im  0.  und  W.  angrenzenden  Gebiete  über- 
ein, kann  dagegen  an  Artenreichtum  nicht  mit  derjenigen 
Graubündens  wetteifern,  weil  das  Glamerland  nur  nach 
N.  geöflnet,  nach  S.  dagegen  durch  die  Hochgebirgskette 
des  Tödi  abgeschlossen  ist.  Immerhin  haben  durch  die 
hochgelegenen  Passlücken  dieser  Gebirgsmauer  einige 
Bändner  Pflanzen  den  Weg  in  die  Glarneralpen  gefunden 
und  sich  auf  der  Sandalp  und  im  Hintergrunde  des  Semf- 
thaies  angesiedtft,  z.  B.  Sesleria  disticlia  (Panixerpassj, 
Salix  Helvetica  und  S,  myrsinites  (Obersand),  Tofieldia 
palustriSf  Phyleuma  paxiciflora  (Kärpf,  Hausstock,  Cla- 
riden,  Sandgrat),  Gentiana  tenella  (Panixer),  Saxifraga 
macropetala  (Hausstock),  Androsace  glacialis  (Segnes, 
Sandalp). 

Die  botanisch  reichsten  Gebiete  der  Glarneralpen  sind 
die  obere  Sandalp,  die  Berge  im  Hintergrund  des  Semf- 
thales  und  das  Verrucanogebiet  der  Schild-  und  Mageren - 
gruppe. 

Als  seltene  oder  sonst  bemerkenswerte  Pflanzen  des 
Glarnerlandes  sind  noch  zu  erwähnen :  aus  der  Berg- 
region Malaxis  monophylla,  Corallorhiza  innata,  Orcßus 
Traunsteineri,  Epipogium  aphyllum,  Lunaina  rediviva^ 
Dentaria  Killiasii;  aus  der  AJpenregion  Ranunculus  par- 
nassifolius,  Aquilegia alpina,  Draba  Zahlbruckneri,  Ara- 
bis  auriculata,  Viola  cenisia,  Trifolium  pallescen», 
Phaca  alpina,  Potentilla  frigida,  Achilleanana  und  A. 
moschata,  Aronicumglcunale,  Senecio  aurantiacus,  Leon- 
todon  incanus,  Campanula  cenisia,  Pleurogyne  carin- 
thiaca,  Androsace  neerii,  Rumex  nivalis,  Paradisia  li- 
liastrum,  Gagea  minima,  Daphne  striata.  Eine  euro- 
päische Seltenheit  besitzt  der  Kanton  Glarus  in  dem  nor- 
dischen Botrychium  virginianum,  das  bei  Glarus  am 
Fusse  des  Vorderglämisch  vorkommt.  —  Die  Zahl  der  bis 
jetzt  im  Kanton  konstatierten  Gefasspflanzen  beträgt  ld07. 

In  seinen  Untersuchungen  über  die  nivale  Flora  der 
Schweiz  zählt  Oswald  Heer  42  Arten  von  Phaneroganrien 
auf,  die  der  glarnerischen  nivalen  Flora  (über  %0O  m 
Höhe)  angehören.  Mit  der  nivalen  Flora  anderer  alpinen 
Kantone,  die  bis  200-300  solcher  Arten  zählen,  verglichen 
ist  somit  diejenige  des  Kantons  Glarus  eine  verhältnis- 
mässig arme. 

Fauna,  Wie  die  Flora,  so  stimmt  auch  die  Tierwelt  im 
grossen  und  ^nzen  mit  derjenigen  der  benachbarten 
Alpenkantone  überein.  Auch  hier  sind  im  Laufe  der  letzten 
Jahrhunderte  infolge  der  intensiveren  Besiedelung  des 
Landes  und  der  Jagd  manche  der  grossem  Tierformen, 
namentlich  unter  den  Säugetieren,  verschwunden.  Der 
letzte  Bär  wurde  1816  im  Grossthale,  das  letzte  Exemplar 
der  Wölfe,  die  übrigens  nie  häufig  gewesen  zu  sein  schei- 
nen, gegen  Ende  des  18.  Jahrhunderts  in  den  Näfelser- 
bergen  geschossen.  Um  diese  Zeit  verschwand  auch  der 
Luchs,  der  früher  häufig  vorkam.  Der  letzte  Steinbock 
wurde  im  Jahre  1550  am  Glämisch  erlegt;  seine  Homer 
waren  bis  zum  Brande  von  Glams  im  Rathause  zu  sehen. 
Auch  der  Hirsch  kann  als  ausgerottet  betrachtet  werden ; 
zur  Seltenheit  erscheint  ein  aus  Graubünden  versprengtes 
Exemplar.  Dagegen  beginnen  die  Rehe,  die  seit  lanser 
Zeit  ganz  verschwunden  waren,  den  n.  Landesleil  wieder 
zu  besiedeln.  Unsere  typischen  Alpentiere,  Gemse  und 
Murmeltier,  sind  im  Schild-  und  Wiggisgebiet  selten  ge- 
worden, ziemlich  häufig  dasegen  in  den  s.  Gebirgsgrun- 
pen.  Selbst  in  dem  seit  1569  gebannten  Freiberff  (Kär^- 
ffruppe)  waren  sie  um  die  Mitte  des  vorigen  Jahrnunderts 
fast  ganz  verschwunden.  Dank  der  strenffen  Handhabung 
des  Jagdgesetzes  hat  aber  in  den  letzten  Jahrzehnten  ihre 
Zahl  wieder  stark  zugenommen.  Trotzdem  seit  einiger 
Zeit  jährlich  50-150  Stück  durch  die  Wildhüter  abge- 
schossen werden,  zählt  der  Freiberg  heute  ungefähr  1500 
Gemsen.  —  Unter  den  Raubtieren  kommen  ziemlich  häufig 
der  Fuchs  und  das  grosse  und  kleine  Wiesel  {Putorius 
erminea  und  P,  vulgaris)  vor,  die  alle  ihre  Streifzüge  bis 
ziemlich  hoch  in  die  Alpen  hinauf  ausdehnen,  während 


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GLA 


329 


litis  (Puloritts  puiorius),  Hausmarder  {Mustela  foina) 
und  Edelmarder  (Mustela  niartes)  weniger  häufig  und 
ganz  an  die  Hüj^el-  und  Bcrp^region  geitun- 
den  sind.  Seltener  werden  der  Dachs  (Me- 
tes taxus)  und  der  Fischotter  {Lutra  vtil- 
grart«)  getroflen,  letzterer  ausschliesslich  an 
den  Gewässern  des  Unterlandes.  In  den 
Wäldern  der  Hügel-  und  ßergregion  sieht 
man  sehr  häufig  das  £icl)horn  {Sciurus 
rulgcuis),  weniger  oft  den  gemeinen  Hasen 
Lepus  timidus),  an  dessen  Stelle  in  der 
\lpenre^on  der  weisse  Hase  {Lepus  varia- 
bilis)  tritt.  Als  ständiger  Bewohner  der  Al- 
penregion i^  die  Schneemaüs  (Hypudaeus 
nivalis)  erwähnenswert. 

Die  Vogelwelt  des  Kantons  Glarus  zeich- 
net sich  weder  durch  Artenreichtum  noch 
iurch  grosse  Individuenzahl  aus.  Zwar 
)eherbergt  er  die  Mehrzahl  der  schweizer- 
schen  Standvögel,  dagegen  tritt  die  Zahl 
ler  Zugvögel  stark  zurück,  wohl  deswegen, 
veil  keiner  der  grossen  Alpenpässe,  welche 
iie  Vögel  bei  ihrem  Zuge  nach  dem  S. 
3enutzen,  dem  Kanton  angehört.  Von  den 
[laubvögeln  ist  der  Lämmergeier  (GypaStus 
iarbcUus)  gänzlich  verschwunden,  während 
ler  Steinadler  {Aquila  fulva)  immer  noch 
vereinzelte  Horste  besitzt,  so  im  Kärpf-  und 
jiämischgebiet.  Bemerkenswerte  Formen 
(ind  unter  den  Raubvögeln  noch  der 
^sse  Uhu  {Bubo  mciximvs)  der  in  den  Bergwäldern 
licht  selten  vorkommt,  die  Gabelweihe  (MUdus  regalis)^ 
ler  TurmTalke  {Falco  tinnunculus)  und  der  grosse  Fiscli- 
idler  (HaHaetusalbicilla),  der  zur  Seltenheit  am  Walensee 
ifscheint;  unter  den  Klettervögeln  der  Graugrünspecht 
Picus  canus)  und  der  Schwarzspecht  {Picus  ruarlius): 
erner  der  Eisvogel  (A  Icedoispida),  der  Wiedehopf  {Upupa 
^pops),  der  Ziegenmelker  (Capriniulgus  punctatus),  die 
»chwarzamsel  (Turdus  merula),  die  Ringdrossel  {Turdus 
Of^ualus) ;  anter  den  Sperlin^vögeln  der  Kreuzschnabel 
Loxin  curvirostra)^  der  nur  in  der  Alpenregion  lebende 
>chneefink  { Fringilla  nivalis)  und  der  nordische  Bergfink 
Fringilla  montifringilla),  der  in  strengen  Wintern  in 
nrossen  Schwärmen  erscheint.  Die  Elster  (Pico  caudata) 
st  stellenweise  noch  häufig,  in  den  Bergwäldern  trifli 
nan  den  Tannenhäher  {Nucifraga  caryocat<ictes).  Die 
Upenkrähe  {Corvus  pyrrhocorcur)  umkreist  schaaren weise 


urogallus),   Birkhuhn    (Tetrao   telrix)    und    Haselhuhn 
(Tetraobonasia)^  im  Gebirge  Sleinhuhn  (Perdior  scuraf t7t«) 


Kanton  Glanis  i  Aaf  dem   Urnerbodeo. 

Iie  Bergkämme,  und  der  Kolkrabe  iCorüus  corax)  ist  von 
ier  Ebene  bis  ins  Hochgebirge  verbreitet.  Bis  zur  Wald- 
grenze hinauf  trifft  man  nicht  selten  Auerhahn  (Tetrao 


Kanton  Glarus :  Schwanden  mit  dem  Glärnisch. 

und  Schneehuhn  (Lagopus  alpinus).  Eine  erhebliche  Zahl 
von  Sumpf-  und  Schwimmvögeln  beherbergen  der  Walen- 
see und  die  Sumpfwiesen  des  Unterlandes,  so  den  Fisch- 
reiher (Ardea  cinerea),  die  Lachmöve  (Lanis  ridibundus), 
die  wilde  Gans  (Anser  segetum),  die  Rohrdommel  (Ardea 
siellaris),  die  Knäckente  (Anas  querquedula),  die  Berg- 
pnte  (Ancu  niarila),  die  Schallente  (Anas  clangula).  Die 
Wildente  (Anas  boschas)  kommt  auch  auf  den  Alpenseen 
vor. 
I       Unter  den  Reptilien  ist  die  ziemlich,  verbreitete,  doch 
'   nirgends  häufige  Kreuzotter  (Pelias   bci^us),  unter  den 
Lurchen   der  sehr    häufige    schwarze  Alpensalamander 
\   (Salamandra  atra)  zu  erwähnen. 

An  Fischen  sind  die  glarnerischen  Gewässer  nicht  reich, 
abgesehen  vom  Walensee,  dessen  Fischfauna  annähernd 
I   mit  derjenigen   des  Zürichsees  übereinstimmt.  Die  Kor- 
'   rektion  der  Linth  und  die  vielen  an  diesem  Flusse  liegen- 
den Fabriken  beeinträchtigen  die  Ver- 
mehrung der  Fische;   indessen   ist  die 
Regierung  seit  einigen  Jahren  bestrebt, 
durch  eine  im  Regierungsgebäude  unter- 
gebrachte Fischzuchtanstalt  den  Fisch- 
bestand der  Gewässer,  namentlich  auch 
der  Quellbäche   und  Bergseen,  zu  he^ 
ben.  Im  Jahr  1900  wurden  in  dieselben 
77000  junge  Bach-  und  Seeforellen  ein- 
gesetzt. 

Die  niedere  Tierwelt,  namentlich  die 
Abteilung  der  Insekten,  ist  wie  ander- 
wärts durch  tausende  von  Arten  vertre- 
ten. Wie  in  allen  Alpengebieten  wird 
das  Bild  ihrer  Zusammensetzung  da- 
durch sehr  mannigfaltig,  dass  neben 
den  vorherrschenden  Arten  der  Ebene 
xahlreiche  Gebirgsformen  auftreten. 

Bevölkerung,  Die  zahlreichen  roma- 
nischen Ortsnamen,  denen  wir  im  Kan- 
ton Glarus    begegnen,    beweisen,  dass 
das   Land  einst  von   den  Rätiern  be- 
wohnt war  und  dass  diese  Urbevölke- 
rung   von   den  nach   dem  Sturze   der 
römischen    Herrschaft    einwandernden 
Alemannen  nicht  vollständig  verdrängt 
wurde.  Der  Glamer  zeichnet  sich  durch 
Regsamkeit,    Unternehmungssinn    und 
eine    auf    das     Praktische     gerichtete 
Beanlagung    aus.    Diesen    Eigenschaf- 
ten verdankt  das  Glarnerland  seinen  industriellen  Auf- 
schwung im  19.  Jahrhundert,  und   ihnen   ist  es  zuzu- 
schreiben, dass  heute  eine  ungewöhnlich  grosse  Zahl  von 


ääO 


GLA 


GLA 


Glarnern  als  Industrielle  und  Handelsleute  in  allen  Län- 
dern der  Erde  leben.  Zu  allen  Zeiten  war  dem  Glarner  ein 
stark  ausgeprägter  Freiheitssinn  eigen, 
der  heute  noch  in  seinen  Staatseinrich- 
tungen zum  Ausdruck  kommt  und  sich 
in  allen  Verhältnissen  fühlbar  macht. 
Damit  verbindet  sich  eine  lebhafte  Liebe 
zur  Heimat  und  ein  ausgepräjg^es  Soli- 
daritätsgefühl.  Die  glamerische  Mund- 
arty  ein  Zwei^  des  alemannischen  Dia- 
lekts, ist  reich  an  eigenartigen  Aus- 
drücken ;  viele  Wortformen  der  mittel- 
hochdeutschen Sprache  haben  sich  hier 
bis  auf  die  Gegenwart  erhalten. 

Die  Bevölkerungszahl  war  in  frühem 
Jahrhunderten,  als  Viehzucht  und  Alp- 
wirtschaft die  einzige  Beschäftigung 
bildeten,  nur  eine  ^ermge.  Im  Jahr  1550 
z.  B.  betrug  die  Zahl  der  männlichen 
Einwohner  bloss  2060.  Die  Einwohner- 
zahl wuchs  dann  sehr  stark  im  18. 
Jahrhundert,  als  Handel  und  Gewerbe 
sich  lebhaft  entwickelten.  Während  im 
Jahr  1700  die  Zahl  der  über  16  Jahre 
alten  männlichen  Einwohner  3  250  be- 
trug, war  sie  1797  bereits  auf  6502  ge- 
stiegen, woraus  man  schliessen  muss, 
dass  in  diesem  Jahrhundert  die  Bevöl- 
kerung sich  verdoppelte.  Die  im  Jahre 
1837  veranstaltete  erste  genaue  Volks- 
zählung ergab  bereits  eine  Bevölke- 
rungszahl von  29  348.  Ueber  die  Bevöl- 
kerun^bewegung  in  den  letzten  50  Jah- 
ren gibt  folgende  Tabelle  Auskunft  : 
Wohnbevölkerung  1850  1860  1870  1880  1888  1900 
des  Kant.  Glarus  30197  33363  35208  34242  33825  32349 

Trotz  der  seit  1840  herrschenden  starken  überseeischen 
Auswanderung  nahm  die  Bevölkerungszahl  zu  und  er- 
reichte im  Zusammenhang  mit  der  Blüte  der  Industrie 
1870  ihr  Maximum.  Seither  trat  eine  rückläufige  Bewe- 
gung ein,  die  namentlich  seit  1888,  infolge  des  Rückgan- 
ges der  Industrie,  beunruhigende  Fortschritte  macht. 
Während  von  1837  bis  1870  die  Bevölkerungszahl  um  20% 
zunahm,  ist  sie  in  der  Periode  1870-1900  wieder  um  8,1  % 
zurückgegangen.  Von  dieser  Abnahme  sind  fast  alle  Ge- 
meinden betroffen,  am  stärksten  diejenigen  des  Mittel- 
landes. Die  Dichtigkeit  der  Bevölkerung  beträgt  46,8  per 
km'. 

Im  Jahre  1900  zählte  man  24  232  Reformierte  und 
8006  Katholiken.  Seit  längerer  Zeit  verschiebt  sich  das 
Verhältnis  stetig  zu  Ungunsten  der  Reformierten,  wie  die 
folgende  Zusammenstellung  zeigt: 

1850  1870         1888  1900 

Reformierte         87%      80,3%      76,7%       75,0% 

Katholiken  13%      19,6%     23,1%      24,8% 

Wie  anderwärts,  doch  lange  nicht  in  dem  Masse  wie  in 
manchen  andern  Kantonen,  ist  im  Kanton  Glarus  die 
Zahl  der  Ortsbürger  gegenüber  derjenigen  der  Niederge- 
lassenen im  Rückgange  begriffen,  wie  sich  aus  der  fol- 
gmden  Tabelle  ergibt : 
ürger  der  Wohn-  1888 

g^emeinden  21  574  =  63,7  % 


bewohnten  Siedelungen  liegen  zwischen  1400  und  1500  m 
Mecreshöhe  (Braunwald,  Weissenberge  ob  Matt). 


Burger  anderer 
Kantonsgem. 

Bürger  anderer 
Kantone 

Ausländer 


1900 
19339  =  59,9% 


4  887  =  14,5  %         5126  =  15,9  % 


6084=18,0% 
1280=   3,8% 


6268  =  19,4% 
1564=   4,8% 


Im  Jahre  1837  zählte  man  bloss  2,8  %  Bürger  anderer 
Kantone  und  1,1  %  Ausländer. 

Siedelungsverhältnisse.  Fast  die  gesamte  Bevölkerung 
wohnt  in  gedrängft  gebauten  Dörfern,  die  ausschliesslich 
den  Thälem  der  Linth,  des  Sernf  und  des  Walensees  an- 
gehören. Da  früher  die  Thalsohlen  schutzlos  den  Ueber- 
schwemmunj^en  von  Linth  und  Sernf  preisgegeben  waren, 
liegen  die  Dörfer,  zumal  ihre  altem  Quartiere,  nicht  in 
der  e^entlichen  Thalebene,  sondern  seitwärts  am  Fusse 
der  Berghänge,  auf  den  Schuttkegeln  der  seitlichen 
Wildbäche  und  auf  alten  Bergsturzhügeln.  Zerstreute 
Höfe  treffen  wir  in  einigen  Seitenthäiern  und  auf  den 
Wiesenterrassen  der  Bergabhänge.  Die  höchsten  ständig 


Kanton  Glarus  :  SchvAndi,  gegen  Gappen  gesehen. 


Geschichte.  Eine  grössere  Anzahl  romanischer  Ortsna- 
men, verschiedene  Funde  (Lanzenspitzen,  Feuersteine, 
römische  Münzen)  und  nicht  am  wenicBten  die  Letzi- 
mauer,  welche  einst  das  Thal  gegen  N.,  d.  h.  gegen  Ein- 
falle der  Alemannen  abschloss,  ^eben  Zeugnis  davon,  dass 
das  Land  Glarus  schon  zur  Zeit  der  Heivetier  bewohnt 
war.  Wie  die  Sage  meldet,  soll  auch  damals  schon,  durch 
die  zürcherischen  Heiligen  St.  Felix  und  Regula,  das 
Christentum  Eingang  gefunden  haben.  Nach  dem  Einzug 
der  Alemannen,  wahrscheinlich  aber  erst  im  8.  oder  9. 
Jahi  hundert,  kam  das  Land  Glarus  an  das  Damenstift 
von  Säckinffen  am  Rhein ;  deshalb  wurde  auch  der  Hei- 
lige dieses  Klosters,  St.  Fridolin,  der  Landespatron  der 
Glarner. 

Als  Grundeigentümer  des  Landes  übertrug  das  Kloster 
die  Verwaltung  der  daraus  sich  ergebenden  Einkünfte 
und  die  niedere  Gerichtsbarkeit,  das  «  Meieramt  b,  1288 
an  die  Herzoge  von  Oesterreich,  welche  vorher  schon  die 
Reichsvoc^i  und  damit  die  Verwaltung  der  höhern  Ge- 
richtsbarkeit an  sich  gebracht  hatten.  Durch  beid^ 
Meieramt  und  Reichsvogtei,  hofften  die  Herzoge,  das  Land 
Glarus  allmählig  ganz  an  ihr  Haus  zu  bringen.  Dem  setzte 
sich  aber  der  Freiheitssinn  der  glarneriscnen  Bauern  be- 
harrlich entgegen,  um  in  hundertjähriffem  Ringen  auch 
das  Ziel  zu  erreichen.  Wohl  fühlend,  aass  es  ihnen  nur 
im  Anschluss  an  die  Waldstätte  möglich  sei,  die  e^ 
wünschte  Freiheit  und  Selbständigkeit  zu  erwerben,  tra- 
ten sie  schon  1352  in  einen  Bund  mit  Uri,  Schwyz  uod 
Unterwaiden,  sowie  mit  der  Stadt  Zürich.  Durch  den  Re- 
gensburgerßrieden  von  1355  wurde  aber  dieser  Bund  wie- 
der aufgehoben.  Allein  die  Glarner  Hessen  sich  dadurch 
ihr  Streben  nach  politischer  Selbständigkeit  nicht  unte^ 
drücken.  Als  es  1386  aufs  neue  zum  Kampfe  zwischen 
den  Eidgenossen  und  Oesterreich  kam,  nahmen  auch  Glar- 
ner an  der  Schlacht  von  Sempach  teil,  und  Glarus  be- 
nutzte den  dort  erfochtenen  Sieg,  um  sich  von  Oester- 
reich loszusagen,  sich  als  freies  demokratisches  Gemein- 
wesen zu  organisieren  und  das  Städtchen  Wesen  c  im  offe- 
nen, ehrlichen  Kampf  »  zu  erobern.  Durch  die  c  Mord- 
nacht von  Wesen  »  wurde  dieses  Städtchen  im  Februar  1388 
wieder  für  Oesterreich  zurückgewonnen  und  hierauf  am 
9.  April  desselben  Jahres  auch  der  Versuch  gemacht,  das 
Land  Glarus  wieder  unter  die  Herrschaft  der  Habsburger 
zu  zwingen.  Durch  die  Schlacht  von  Näfels,  in  welcher  ein 
Trüpplem  von  400-600  Glarnern  unter  der  Führung  von 
Matthias  Ambühl  und  dem  spätem  Landammann  Albrecht 


GLA 


6LA 


331 


Voffel  einen  zehnfach  grossem  Feind  zurückschlug,  er- 
hielt die  glamerische  Freiheit  ihre  Bluttaufe.  Die  Herr- 
schaA  der  österreichischen  Herzoge  war 
nun  definitiv  beseitigt;  auch  von  äackin- 
gen  kaufte  sich  1385  das  Land  Glarus  los, 
um  keiner  fremden  Macht  weiter  Anlass 
zu  geben,  sich  in  seine  Angelegenheiten 
einzumischen.  Die  Landsffemeinde,  die 
Versammlung  der  wehrfatiigen  Bürger 
des  Landes,  war  fortan  die  c  oberste 
Gewalt »,  die  Gesetze  gab,  sowie  Gericht 
und  Rat  besetzte.  Ebenso  war  Glarus 
nunmehr  wieder  Glied  der  Eidgenossen- 
schaft, zunächst  der  VKI  alten  Orte,  und 
nahm  als  solches  das  ganze  15.  Jahrhun- 
dert hindurch  lebhaften  Anteil  an  den 
Kämpfen  der  Eidgenossen.  Glamer  zogen 
den  Appenzellem  gegen  den  Abt  von  St. 
Gallen  zu  Hilfe,  beteiligten  sich  an  der 
Eroberung  des  Aargaues  und  Thurgaues, 
gewannen  mit  Schwyz  die  Landschaften 
Gaster  und  Uznach,  stritten  im  alten  Zü- 
richkrieg an  der  Seite  der  Schwyzer  und 
zogen  (unter  Hans  Tschudi)  mit  in  die 
Burgunderkriege  und  ebenso  1499  in  den 
Schwabenkrieg. 

Heftige  innere  Kämpfe  brachte  dem 
Lande  die  Reformation.  Während  bisher 
Glarus  Hand  in  Hand  mit  Schwyz  gegan- 
gen, stellte  sich  nun  der  grossere  Teil  der 
Glamer  auf  die  Seite  der  Zürcher  und  der  Reformation, 
für  welche  Zwingli  durch  seine  Tätigkeit  als  Pfarrer  von 
Glarus  1506-1516  den  Boden  wohl  vorbereitet  halte.  Eine 
aristokratische  Partei,  welche  namentlich  um  der  Pen- 
sionen und  fremden  Kriegsdienste  willen  Zwingli  grollte, 
ging  dagegen  mit  den  V  Orten  zusammen.  Indem  diese 
Partei,  durch  die  von  der  Landsgemeinde  beschlossene 
Gestattung  der  evangelischen  Predigt  erzürnt,  das  Mittel 
der  Obstruktion  zur  Anwendung  brachte,  unterblieb 
während  einiger  Zeit  sogar  «  Rat  und  Gericht  »,  bis  die 
dadurch  begünstigten  Zuchtlosigkeiten  das  Bedürfnis 
nach  einer  gesetzlichen  Ordnung  wieder  zum  Siege  gelan- 

fen  Hessen.  Nach  dem  ersten  Kappelerkrieg  erlangte  die 
^artei  der  Neugläubigen  derart  die  Oberhand,  dass  die 
Durchführung  der  Reformation  für  alle  Gemeinden  be- 
schlossen wurde.  Der  für  die  Reformierten  unglückliche 
Aasgang  des  zweiten  Kappelerkrieges  (1531)  brachte  es 
dagegen  mit  sich,  dass  in  Glarus,  Linthal  und  Näfels  der 


kannt,  wie  dies  damals  nur  an  wenigen  Orten  geschehen 
ist.  Dagegen  benutzte  nachher  die  katholische  Minder- 


Kaoton  Glarus  :  IIQhlehorn  am  Walensee. 

katholische  Kultus  wieder  hergestellt  wurde.  Durch  den 
Landesvertrag  von  1532  wurde  beiden  Konfessionen 
Glaubens-  und  Gewissensfreiheit  in  einem  Masse  zuer- 


Ksnton  Glaras  :  Hätten  und  Ahorngruppen  auf  Braunwald. 


heit  jede  Gelegenheit,  um  für  sich  {grössere  Rechte  zu 
erlangen.  Sie  wurde  dabei  durch  die  V  Orte  kräftig  unter- 
stützt. So  bestand  in  den  1560er  Jahren  die  Gefahr  eines 
Krieges,  indem  namentlich  Aegidius  Tschudi  (der  be- 
rühmte Geschichtschreiber,  1558-60  Landammann  von 
Glarus)  und  sein  Schwager  Landamraann  Schomo  von 
Schwyz  die  V  Orte  zum  Kriege  gegen  die  evangelischen 
Glamer  aufhetzten,  so  dass  1  V,  Jahre  lang  die  glarneri- 
schen  Gesandten  von  der  eidgenössischen  Tagsatzung 
fern  blieben.  Den  Bemühungen  von  Paulus  Schuler 
(Landammann  1556-58  und  1^57-74)  und  Anderer  gelang 
es,  den  Ausbruch  eines  Krieges  zu  verhindern.  Immer- 
hin dauerte  die  konfessionelle  Spaltung  fort  und  führte 
zu  immer  neuen  Reibereien,  welche  den  Stand  Glarus 
nach  aussen  schwächten  und  im  Innern  viel  Verdruss 
bereiteten.  Durch  einen  Landesvertrag  von  1623  wurde 
bestimmt,  in  welchem  Masse  die  Katholiken  an  den  Lan- 
desämtern beteiligt  sein  sollten  (in  sehr  erheblich  grös^ 
serem  Masse,  als  ihnen  nach  der  Volks- 
zahl zugekommen  wäre).  1683  aber 
wurde,  nachdem  die  von  den  Katholi- 
ken gewünschte  Landesteilung  (nach 
dem  Vorbild  Appenzells)  durch  die  ent- 
schiedene Haltung  der  Evangelischen 
abgewendet  worden  war,  wenigstens 
eine  «c  Regimentsteilung  »  in  der  Weise 
durchgeführt,  dass  fortan  die  beiden 
Konfessionen  ihre  besondem  Landsge- 
meinden zur  Bestellung  der  Landes- 
ämter hatten  und  ebenso  für  die  Ange- 
hörigen der  beiden  Glaubensparteien 
besondere  Gerichte  aufgestellt  wurden. 
Von  1701-1798  hatten  sogar  die  beiden 
Konfessionen  ihre  besondere  Zeitrech- 
nung, indem  die  Katholiken  den  neuen 
gregorianischen  Kalender  annahmen, 
während  die  Reformierten  beim  alten 
Kalender  verblieben,  so  dass  die  Ka- 
tholiken den  Reformierten  jeweüen  um 
11  Tage  voraus  waren,  z.  B.  Neujahr 
feierten,  bevor  die  Reformierten  Weih- 
nacht hatten. 

Als  1798  die  Franzosen  in  die  Schweiz 
einrückten  und  die   alte  Eidgenossen- 
schaftzusammenbrach, stellte  sich  auch 
das  Land  Glarus  wie  die  Waldstätte  der 
Einführung    der   helvetischen    Verfas- 
sung  mit  Waffengewalt  entgegen.    Aber    bei   Wollerau 
wurden    die     glarnerischen    Truopen    geschlagen    und 
hierauf  das   Land    Glarus    mit  (!raster,    Uznach,    Sar- 


339 


GLA 


6LA 


gans  etc.  zum  Kanton  Linth  verschmolzen.  Die  Volks- 
bewegung von  1799  und  der  Einmarsch  österreichi- 
scher und  russischer  Truppen  brachten  für  kurze  Zeit 
die  alte  Landsgemeindefreiheit  zurück;  aber  neue  Siege 
der  Franzosen  und  der  dadurch  bewirkte  Rückzug  Suwa- 
rows  über  den  Panixer  machten  auch  Glarus  wieder  zu 
einer  Provinz  der  helvetischen  Regierung.  Das  Kriegs- 
elend, das  damals  die  Schweiz  als  der  Schauplatz  frem- 
der Kriegsheere  durchzukosten  hatte,  lastete  auf  dem 
Kanton  Glarus  ganz  besonders  hart,  so  dass,  um  dem 
Hungertode  zu  entgehen,  über  1100  Kinder  auswandern, 
d.  h.  in  andern  Kantonen,  Ms  nach  Rem,  Waadt,  Neuen- 
burg, Aufnahme  bei  Menschenfreunden  suchen  mussten. 
Die  Mediation  brachte  wieder  die  alte  Landsgemeinde- 
herrlichkeit, aber  auch  die  frühem  konfessionellen 
Schranken.  Erst  die  Bewegung  der  1830er  Jahre  schob 
dieselben  zur  Seite,  indem  eine  neue  Verfassung  vom  Ok- 
tober 1836  fresp.  Juli  1837)  an  die  Stelle  der  bisherigen 
konfessionellen  Landsgemeinden  und  Behörden  die  eine 
Landsgemeinde  und  von  der  Konfession  unabhängige  Räte 
und  Gerichte  setzte.  Dieselben  1830er  Jahre  brachten  auch 
für  das  Schulwesen  grosse  Fortschritte,  ebenso  die  Er- 
stellung eines  rationellen  Strassennetzes.  1887  wurde  die 
Verfassung  von  1837  einer  Revision  unterzogen,  wobei 
aber  deren  Hauptgrundsatze  unangefochten  blieben.  Die 
Landsgemeinde  blieb-  nach  wie  vor  Inhaberin  der  ober- 
sten Gewalt,  Gesetzgeherin  für  alle  Gebiete,  die  nicht  der 
Kompetenz  des  Rundes  übertragen  sind,  ebenso  V^ahl- 
behörde  für  die  kantonale  Regierung  und  die  Gerichte, 
sowie  der  Abgeordneten  in  den  schweizerischen  Stände- 
rat. 

ErwerhsverhältniBse,  Die  Landwirtschaft  und  die  damit 
verbundene  Viehzucht  und  Alpwirtschaft  lieferten  in  frü- 
heren Zeiten  der  damaligen  spärlichen  Bevölkerung  fast 
alles,  was  sie  zum  Lebensunterhalt  bedurfte.  Heute  spielt 
sie  im  Erwerbsleben  des  Glarnervolkes  nicht  mehr  die 
erste,  aber  immer  noch  eine  bedeutende  Rolle.  Von  we- 
sentlichem Einfluss  auf  die  Art  ihres  Retriebes  ist  der 
Umstand,  dass  der  grösste  Teil  des  Rodens  entweder  den 
Rürgergemeinden  und  Korporationen  oder  reichen  Priva- 
ten gehört,  welche  die  Liegenschaften  an  Lehenbauern 
verpachten.  (Ueberdas  Areal  der  einzelnen  Bodenkulturen 
können  keine  genauen  Zahlen  mitgeteilt  werden,  da  noch 
keine  Vermessung  durchgeführt  ist). 

Der  Ackerbau  war  zu  allen  Zeiten  im  Kanton  Glarus 
von  untergeordneter  Redeutung.  Zwar  wurden,  wie  aus 
dem  Säckinger  Urbar  hervorgeht,  im  Mittelalter  Hafer 
und  Gerste  angebaut ;  allein  die  Produkte  des  Getreide- 
baues reichten  auch  für  die  damalige  geringe  Revölkemng 
nicht  aus.  Einen  bedeutenden  Aufschwung  nahm  in  der 
ersten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  der  Anbau  der 
Kartoffel,  die  1697  durch  den  Kaufmann  Jakob  Stmb  von 
Schwanden  aus  Irland  nach  der  Schweiz  gebracht  worden 
war.  Von  1770  an  machte  ihre  Kultur  infolge  der  damals 
herrschenden  Teuerung  grosse  Fortschritte.  Sie  ver- 
drängte den  Anbau  des  Getreides  und  der  Gespinnstpflan- 
zen  »st  ganz,  und  der  grösste  Teil  des  bisher  als  Vieh- 
weide benutzten  Gemeindebodens  (AUmeinden)  wurde 
nun  der  Kartoffelkultur  eingeräumt.  Seit  der  Eröffnung 
der  ersten  Eisenbahnlinie  (Wesen-Glarus)  im  Jahre  1859 
und  der  dadurch  bedingten  Erleichterung  des  Verkehrs, 
wohl  auch  infolge  des  Aufschwungs  der  Industrie,  ging 
der  Karloffelbau  wieder  stark  zurück,  so  dass  er  jetzt  dem 
eigenen  Redarfe  bei  weitem  nicht  mehr  genügt.  Der  Ge- 
treidebau ist  sozusa^n  ganz  verschwunden,  so  dass  heute 
kaulh  mehr  von  eigentlichem  Ackerbau  die  Rede  sein 
kann. 

Der  wichtigste  Zweig  der  Landwirtschaft  ist  die  Wiesen- 
kultur, die  Gmndlage  der  Viehzucht.  Die  Wiesen  des 
Kantons  Glarus  sind  ausschliesslich  Naturwiesen;  def 
Anbau  von  Futterkräutern  ist  fast  ganz  unbekannt.  Die  in 
der  Nähe  der  Dörfer  liegenden  Wiesen  bilden  die  soge- 
nannten Heimatgüter.  Sie  werden  meistens  durch  Pächter 
bewirtschaftet,  sind  durch  einen  Holzzaun  oder  eine  Mauer 
eingefriedet  u.  liefern  meistens  Winterfutter  für  34  Kühe. 
Sie  werden  im  Frühjahr  und  meist  auch  im  Herbst  abge- 
weidet und  im  Sommer  geheuet.  Die  Wiesen  der  Bergab- 
hänge und  Terrassen  bis  gegen  die  untem  Alpen  hinauf 
heissen  Heuberge  und  entsprechen  den  Maiensässen 
Graubündens.  Auch  sie  werden  im  Frühjahr  und  Herbst 


abgeweidet  und  im  Sommer  geheuet.  Sie  tragen  Viehstall 
und  Heugaden,  meist  auch  ein  Wohnhäuschen,  das  zur 
Zeit  der  Heuernte  und  im  Winter,  wenn  das  Heu  an  Ort 
und  Stelle  verfüttert  wird,  bewohnt  wird.  Mancherorts, 
wie  auf  den  Näfelserbergen,  auf  Braunwald,  auf  den 
Weissenbergen  oberhalb  Matt,  sind  diese  Berggüter  das 
ganze  Jahr  bewohnt ;  doch  ist  die  2^hl  der  standig  be- 
wohnten Berghäuschen  im  Rückgang  begriffen.  Um 
mehr  Winterftrtter  für  das  Vieh  zu  erhalten,  sind  im  ver- 
gangenen Jahrhundert  manche  Alpen,  die  früher  aus- 
schliesslich als  Viehweide  dienten,  in  Heuwiesen  umge- 
wandelt worden.  Für  den  armem  Teil  der  Bevölkerung 
sind  noch  die  Wildheuflächen  von  etwelcher  Bedeutung, 
die  im  Gebirge  an  den  für  das  Vieh  nicht  mehr  zugäng- 
lichen steilen  Abhängen  liegen.  Sie  sind  Eigentum  der 
Bürger-  und  Kirchgemeinden  und  werden  den  Bürgern 
alljährlich  auf  einen  bestimmten  Tag  zur  freien  Benutz- 
ung geöffnet.  Die  Zahl  derjenigen,  die  der  mühsamen 
und  gefahrlichen  Arbeit  des  Wildheuens  obliegen,  hat  je- 
doch in  den  letzten  Jahren  bedeutend  abgenommen. 

Riedwiesen  kommen  nur  in  der  Linthebene,  in  den 
Gemeinden  des  Unterlandes  vor.  In  den  übrigen  Landes- 
teilen wird  im  Herbst  das  Laub  der  Wälder  in  grossen 
Mengen  gesammelt,  um  als  Viehstreue  verwendet  zu  wer- 
den, was  die  Waldkultur  ungünstig  beeinflusst. 

Die  modernen  Fortschritte  im  landwirtschaftlichen  Be- 
triebe haben  im  Kanton  Glarus,  wohl  grösstenteils  des 
herrschenden  Pachtsystemes  wegen,  noch  wenig  Eingang 
gefunden.  Das  im  Lande  produzierte  Heu  reicht  auch  in 
guten  Jahrgängen  nicht  völlig  für  die  Winterfütterung 
des  Viehes  aus. 

Obsthau.  Wenn  auch  das  Klima  für  den  Obstbau  nicht 
sehr  günstig  ist,  so  wäre  doch  dieser  Zweig  der  Landwirtr 
Schaft  noch  ei^eblicher  Verbessemng  und  Ausdehnung 
fähig.  Einen  ziemlich  reichen  Bestand  von  Obstbäumen 
weist  nur  das  Unterland,  vor  allem  die  Gemeinde  Mollis 
auf.  In  allen  andern  Landesteilen  ist  die  Zahl  der  Bäume 
relativ  gering  und  in  den  letzten  Jahrzehnden  zurückge- 
gangen. Nicht  nur  das  Klima,  sondern  vielleicht  noch 
mehr  das  Pachtsystem  ist  einer  rationellen  Obstkultur 
hinderlich.  Im  Jahr  1886  betrug  die  Zahl  der  Obstbäume 
70501. 

Der  Weinbau  spielt  im  Kanton  Glarus  eine  ganz  unter- 
geordnete Rolle,  da  es  an  den  hiefür  nötigen  sonnigen 
Lagen  mangelt.  Zwar  triflt  man  kleine  Weingärten  bei 
Schwanden,  Ennenda.  Mollis  und  Mühlehom  ;  von  etwel- 
cher Bedeutung  ist  jedoch  einzig  der  Weinberg  am  S.- 
Fuss  des  Hirzli  bei  Niederumen. 

Viehzucht.  Die  Viehzählungen  ergaben  im  Kanton  Glarus 
folgende  Resultate : 

1886  1896  1901 

Homvieh  11297  10906  11499 

Pferde  328  374  4^9 

Schweine  aS8A  3971  365.5 

Schafe  2015  1237  535 

Ziegen  6530  7040  6472 

Rienenstöcke        1508  1600  1788 

Im  Jahr  1796  hesass  der  Kanton  einen  Rindviehbestand 
von  10233  Stück.  Infolge  der  Ausbreitung  der  Kartoffel- 
kultur sank  er  dann  bis  1842  auf  8477  Stück  hemnter,  also 
um  17  %,  obschon  gleichzeitig  die  Bevölkerung  um  ca 
35  %  gewachsen  war.  Wie  aus  obiger  Tabelle  hervorgeht, 
ist  seither  die  Rindvieh-Stückzahl  wieder  um  35%  gestie- 
,  gen«  was  offenbar  mit  der  Ausdehnung  der  Wiesenkultur 
*  auf  Kosten  des  Kartoffelbaues  zusammenhängt.  Uebrifirens 
ist  der  Viehsland  im  Sommer  erheblich  grösser  als  im  Win- 
ter, da  zur  vollen  Bestossung  der  Alpen  ca  Vs  der  erfor- 
derlichen Kühe  aus  den  Nachbarkantonen  ins  Lehen  ge- 
nommen wird.  Das  Vieh  des  Kantons  Glarus  gehört  mit 
gerin|;en  Ausnahmen  der  braunen  Schwyzerrasse  an.  In 
der  jüngsten  Zeit  hat  sich  der  Viehstand  nicht  nur  quan- 
titativ, sondern  namentlich  auch  Qualitativ  gehoben.  Mit 
Eifer  und  sichtlichem  Erfolg  wira  an  der  Verbesserung 
der  Rasse  gearbeitet.  Einen  günstigen  Einfluss  auf  die 
Hebung  der  Viehzucht  üben  die  Viehzuchtgenossenschaf- 
ten, die  Prämierung  guter  Zuchterfolge  durch  Kanton  und 
Rund  und  die  Viehversicherung  aus,  die  durch  ein  Ge- 
setz vom  Jahr  1902  obligatorisch  geworden  ist.  Die  Rind- 
viehzucht wurde  im  Jahre  1901  in  folgender  Weise  sub- 
ventioniert : 


n 


DailDIID 


^  S  3&  g  a  &  (^ 
g  rr^  r^^  ^  ^  ;^ 


^  a  ^  iö  G  <^ 
Jj        "^Z  '^     ^  N  N  '^  *^ 


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338 


Prämien  far  Riadvieh- 
zucht  

Beitrag  an  die  Vieh- 
YersicheruDg    .    . 


vom  Kanton  vom  Bund     Total 
9937*25       6249,50     16186,75 
15785,68      15785,68      31571,36 


Total  Fr.  25722,93  22035,18  47758,11 
Von  1902  an  werden  Bund  und  Kanton  die  Yiehver- 
sicherung  jährlich  mit  rund  40000  Fr.  subventionieren. 
Der  gesamte  Rindviehbestand  repräsentiert  einen  Wert 
von  ca.  4  Millionen  Franken.  Der  Viehbesitz  verteilte  sich 
1896  auf  2431  Eigentümer,  von  denen  1200  Gross-  und 
Kleinvieh,  317  nur  Grossvieh  und  914  blos  Kleinvieh  be- 
aassen.  Am  ausgedehntesten  und  rationellsten  wird  die 
Viehzucht  im  Semfthal,  namentlich  in  Elm  betrieben. 

Eigentliche  Pferdezucht  wird  im  Kanton  Glarus  nicht 
betrieben.  Die  Schaf-  und  Ziegenzucht  ist  seit  100  Jahren 
stark  zurückgegangen,  doch  immer  noch  von  ziemlicher 
Bedeutung.  Im  Frühjahr  werden  jeweilen  mehrere  tau- 
send Schafe  in  den  benachbarten  Kantonen  St.  Gallen 
und  Graubünden  aufgekauft,  dann  auf  den  Alpen  gesom- 
mert und  im  Herbst  teils  geschlachtet,  teils  wieder  ver- 
kauft. Es  werden  kaum  400  Stuck  gewintert,  während  z. 
B.  1896  auf  den  Glamer  Alpen  6275  Stück  |[esömmert 
wurden.  WichtijKer  ist  die  Ziegenzucht.  Fast  jedes  Dorf 
besitzt  seine  eigene  Ziegenherde,  die  den  ganzen  Som- 
mer hindurch  unter  der  Aufsicht  eines  Hirten  auf  die 
Weide  getrieben  wird.  Diese  Ziegenherden  besitzen  seit 
uralten  Zeiten  weitgehende  Weiderechte,  die  von  grossem 
Nachteil  für  die  Wald-  und  Alpwirtschaft  sind.  Auch 
die  Schweinezucht  hat  an  Bedeutung  verloren.  Die 
meisten  Schweine  werden  im  Kanton  GraubüDden  aufge- 
kauft und  auf  den  Alpen  gesommert. 

Alpwirtschafi,  Im  Kanton  Glarus  liegen  87  Alpen  mit  ei- 
nem Gesamtareal  von  25824  ha,  wovon  17 643  ha  produktive 
Weidefläche  sind.  Sie  repräsentieren  einen  Wert  von  ca 
6000000  Fr.  und  werfen  einen  durchschnittlichen  Jahres- 
ertrag von  245000  Fr.  ab.  Das  Weide^ebiet  liegt  grösstenteiU 
zwischen  1000  und  2000  m  Höhe.  Die  meisten  Alpen  sind  in 
24,  in  der  Regel  in  3  Stäflel  eingeteilt.  Die  Zahl  der  Alp- 
gebäude beträgt  719,  worunter  sich  335  Sennhütlen  und 
230  Viehställe  befinden.  Nur  30%  des  Alpgebietes  sind 
Privateigentum ;  die  übrigen  70  %  sind  im  Besitze  der 
Bür^er^emeinden  und  Korporationen,  was  für  den  Fort- 
schritt m  der  Bewirtschaftung  von  Nachteil  ist. 

Die  Benutzung  der  Alpen  ist  seit  vielen  Jahrhunderlen 
ffesetzlich  geregelt.  Durch  das  Alpurbar,  das  von  Zeit  zu 
Zeit  revidiert  wird,  ist  jeder  Alp  eine  bestimmte  Anzahl  von 
Stössen  zugeteilt,  die  gleich  ist  der  Zahl  der  Kühe  oder 
Rinder,  mit  denen  die  Alp  befahren  werden  darf.  Nach 
dem  gegenwärtigen  Urbar  besitzen  die  Alpen  Weiderecht 
für  8054  Rinder  und  5000  Schafe ;  doch  bleibt  die  effektive 
Bestossunff  erheblich  unter  diesen  Zahlen.  Seit  1809  hat 
die  gesetzuche  Stosszahl  um  3244  abgenommen,  grössten- 
teils infolge  der  Umwandlung  von  Viehweiden  in  lleu- 
alpen,  aber  auch  deswegen,  weil  im  Zusammenhang  mit 
der  Verbesserung  der  Viehrasse  die  Ansprüche  auf  die 
Ernährung  des  Viehes  gewachsen  sind.  Die  Weidezeit 
dauert  von  der  ersten  Hälfte  Juni  bis  spätestens  zum 
5.  Oktober,  mit  welchem  Tage  alle  Alpen  entladen  sein 
müssen. 

Produkte  der  Viehzucht,  Die  Milch  des  im  Thale  gehal- 
tenen Viehes  wird  grösstenteils  direkt  von  der  Bevölkerung 
konsumiert  und  reicht  nicht  für  den  eigenen  Bedarf 
aus.  Eine  Dorfkäserei  besteht  einziff  in  Bilten.  Ueber  die 
Produkte  der  Alpwirtschaft  gibt  folgende  Tabelle  Aus- 
kunft: 
Fettkäse  75000  kg      Käszieger  4000  kg 

Halbfettkäse    ^000  »        Butter  103000  » 

Magerkäse  10000  »  Scholtenzieger  281000  )» 
Das  Hauptprodukt,  der  Zieger,  bildet  das  Rohmaterial 
für  ein  speziell  filarnerisches  Industrieerzeugnis,  den 
Schabzieger  oder  Kräuterkäse,  der  in  mehreren  Fabriken, 
namentlich  in  Näfels  und  Glarus,  hergestellt  und  seil 
alter  Zeit  bis  in  ferne  Länder  exportiert  wird.  In  ein- 
zelnen Gemeinden,  namentlich  im  Sernflhal,  bildet  die 
Aufzucht  von  Jungvieh  und  der  Verkauf  desselben  nach 
Italien  einen  lohnenden  Zwei|[  der  Viehzucht. 

Waldwirtschaft,  Während  m  der  ersten  Hälfle  des  ab- 
gelaufenen Jahrhunderts  der  Waldbestand  in  starkem 


Rückgange  begriffen  war,  wird  ihm  in  neuerer  Zeit,  na- 
mentlich dank  dem  eidg.  For^tgesetze,  dem  das  ganze 
Waldgebiet  des  Kantons  Glarus  unterstellt  ist,  sorgfaltige 
Pfle|fe  zu  teil.  Seit  uralter  Zeit  ist  der  Wald  fiast  aus- 
schliesslich Eigentum  der  Gemeinden  und  Korporationen. 
Von  dem  gesamten,  ca.  10800  ha  (=15,6%  der  Boden- 
fläche des  Kantons)  umfassenden  Waldareal  gehören  den 
Bürgergemeinden  und  Korporationen  ca.  10000  ha,  den 
Privaten  bloss  ca.  800  ha.  Staatswaldungen  gibt  es  keine. 

Die  Aufsicht  über  die  Forstwirtschaft  wird  durch  zwei 
wissenschaftlich  gebildete  Oberbeamte  (Kantonsoberforster 
und  Forstadjunkt}  und  42  Gemeindeförster  ausgeübt.  Die 
Nutzungen  der  öU'entlichen  Wälder  werden  durch  die  für 
jede  Gemeinde  vom  Kantonsforstamte  aufgestellten  Wirt- 
schaftspläne geregelt,  weiche  alle  10  Jahre  einer  Revision 
unterzogen  werden.  Das  Holz,  das  jährlich  geschlagen 
werden  darf,  wird  meistens  in  Form  von  sogenannten 
Gantteilen  im  Walde  stehend  verkauft.  Das  durch- 
schnittliche jährliche  Nutzungsquantum  beträgt  ca. 
15000  m3  mit  einem  Verkaufserlöse  von  ca.  200000  Fr., 
der  zum  grössten  Teil  in  die  Kasse  der  Bürgergemeinden 
fliesst.  Einen  bedeutenden  Wert  repräsentiert  daneben 
noch  das  dürre  Holz,  das  von  den  Bürgern  in  den  öffent- 
lichen Wäldern  gesammelt  werden  darf. 

Zur  Aufforstung  und  Erweiterung  des  Waldareals  werden 
jährlich  ca.  200000  Pflanzen  im  Werte  von  ca.  10000  Fr. 
verwendet.  Zur  Aufzucht  derselben  besitzen  der  Kanton 
und  alle  Gemeinden  Forstgärlen  mit  einer  Gesamtfläche 
von  250  Aren. 

Jagd  und  Fischerei  erfreuen  sich  bester  Fürsorge  von 
Seite  des  Staates,  obschon  sie  als  eigentliche  Erwerbs- 
zweiffe  keine  grosse  Bedeutung  haben.  Die  Jagd,  nament- 
lich die  Hoch  wildjagd,  wird  mit  Lust  betrieben ;  es  werden 
jährlich  200-250  Jagapatente  gelöst,  welche  dem  Staate 
eine  Einnahme  von  ca.  20ü0  Fr.  bringen.  Um  den  Wild- 
stand zu  heben,  wird  neben  dem  seit  alter  Zeit  bestehen- 
den Freiberg  im  Kärpfslockgebiet  seit  einer  Reihe  von 
Jahren  noch  eine  zweite  Gebirgsgruppe  für  die  Jaed  ge- 
bannt (1890-1901  die  Glärnischgruppe,  seit  1901  die  Wiggis- 
kette).  Die  Fischerei  liefert  nur  am  Walensee,  im  Gebiet 
der  untern  Linth  und  am  Klönthalersee  einen  nennens- 
werten Ertrag.  Für  1901  wurden  26  Fischereipatente  ge- 
löst mit  einem  Ertrag  von  310  Fr. 

Handel  und  Industrie.  Aus  der  geringen  Ausdehnung 
des  kulturfähigen  Bodens  in  der  Thalsohle  und  der  Lage 
an  einem  Flusslaufe  erklärtes  sich,  dass  die  Glamer  sich 
frühzeitig  auch  dem  Erwerbe  durch  Handel  zuwandten. 
Im  15.  und  16.  Jahrhundert  beschr.1nkte  sich  derselbe 
auf  die  Ausfuhr  von  Zuchtvieh  nach  Oberitalien  und  den 
Handel  mit  Schabzieffer  (Kräuterkäse),  Käse,  Butter  und 
Holz  nach  den  am  Rhein  gelegenen  Ländern  bis  nach 
Holland.  Vom  Anfange  des  17.  Jahrhunderts  kamen  dazu 
aus  Sernfthalschiefer  gebrochene,  geschliffene  und  in  Holz 
gefasste  Plattentische,  welche  so  beliebt  wurden,  dass  die 
Glamer  sie  von  1670  an  in  Mengen  nach  allen  Ländern 
Europas  verfrachteten,  wobei  sie  itire  Sendungen  meistens 
persönlich  begleiteten.  Später  nahmen  sie  auf  diese  Han- 
delsreisen auch  Schreibtafeln  aus  Schiefer,  harthölzerne 
Bretter,  hölzerne,  im  Lande  selbst  verfertigte  Hohlmasse, 
Leder  aus  den  eigenen  Gerbereien,  gedörrtes  Obst,  Alpen- 
kräuter-Thee  und  den  schon  genannten  Schabzieger  mit. 
Die  einheimische  Textilindustrie  beschränkte  sich  auf 
Weberei  und  Färberei  grober  Halbwollstoffe  («Mätzent) 
und  die  Erstellung  von  Strumpfwaren,  von  welchen  Pro- 
dukten auch  kleine  Mengen  zur  Ausfuhr  kamen.  Trotz 
dieses  Verkehrs  blieb  das  Land  ziemlich  arm,  da  sein 
Nutzen  nur  einem  Bruchteil  der  Bevölkerung  zu  gute 
kam. 

Ein  Wendepunkt  trat  1714  ein  durch  die  Einfühmng 
der  Baumwollspinnerei,  welche  sich  rasch  ausbreitete  und 
Jahrzehnte  lang  bis  in  die  entlegensten  Hütten  reich- 
lichen Verdienst  brachte.  Da  sie  jedoch  fast  nur  von 
Frauen  und  Kindern  gepflegt  wurde,  dauerte  der  Wander- 
und Handelstrieb  unter  den  Männern  ungeschwächt  fort. 
Besondere  Wichtigkeit  erlangte  im  18.  Jahrhundert  der 
Handel  mit  einheimischen  und  fremden  Manufakturen, 
wofür  kleine  und  grosse  Gesellschaften  gegründet  wurden, 
deren  Glieder  abwechslungsweise  den  ausländischen  Nie- 
derlassungen vorstanden  oder  die  grossen  Messen  in  der 
Nähe  und  Feme  besuchten.  Das  alles  trag  zur  Vermeh- 


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GLA 


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runff  des  Wohlstandes  bei,  so  dass  die  Periode  von  1740 
bis  1790  als  eine  materiell  recht  günstige  erscheint. 

Um  die  Wende  des  Jahrhunderts  trat  ein  heftiger  Rück- 
schlag ein,  da  die  Handspinnerei  durch  die  neue  englische 
Maschinenspinnerei  vernichtet  wurde  und  viele  der  im 
Auslande  etablierten  Glamer  während  der  unaufhörlichen 
Kriege  Hab  und  Gut  verloren,  gleichzeitig  auch  die  Ver- 
sumpfung der  untern  Landesgegend  durch  die  Ausbrüche 
der  Linth  erschreckende  Fortschritte  machte.  Bald  jedoch 
lernten  die  Glamer,  sich  der  veränderten  industriellen 
Lage  anzupassen.  Die  Baumwolldruckerei,  deren  Anfänge 
bis  ins  Jahr  1740  zurückreichen,  wurde  nun  fabrikmässig 
betrieben  und  nahm  einen  stetig  anhaltenden  Aufschwung. 
Sie  überstand  auch  die  kritischen  1840er  Jahre  gut,  wäh- 
rend sie  von  dieser  Zeit  an  in  den  meisten  andern  Kan- 
tonen infolge  der  Bildung  des  deutschen  Zollvereins  und 
der  Konkurrenz  der  englischen  Rouleaux-Indiennes- Dru- 
ckerei kränkelte.  Der  Vorsprung  der  Glamer  Druckerei 
gründete  sich  auf  die  Geschicklichkeit  und  den  Eifer,  mit 
dem  sich  ihr  die  Bevölkerung  hingab,  die  Rührigkeit  der 
Kaufleute,  die  nach  immer  neuen  Absatzgebieten  aus- 
schauten, sie  selbst  bereisten  und  im  Ausland,  besonders 
im  Orient,  eigene  Handelshäuser  errichteten,  und  schliess- 
lich auf  den  Umstand,  dass  die  Glamer  sich  auf  Artikel 


Kaaton  Olarus :  Richisau  mit  dem  Ochsenkopf. 

warfen,  welche  die  englische  Massenproduktion  bei  Seite 
Hess;  es  waren  dies  vorerst  indigoblaue,  türkischrote  und 
andere  «Mouchoirs»  und  «Chäles»  (Taschen-,  Kopf-  und 
Brusttücher)  in  europäischem  Geschmacke  für  die  länd- 
lichen Trachten  Italiens,  später  auch  für  andere  euro- 
päische und  überseeische  Länder,  in  zweiter  Linie  (von 
1834an)  buntblumige  Schleierund  grosse  feine  Kopftücher 
für  Orientalinnen,  vom  Volke  «Türken kappen»,  in  der 
Türkei  selbst  «Yasmas»  genannt,  und  endlich  von  1842  an 
grosse  Lendenschürzen  oder  «Baltick-Sarongs»  und  andere 
ungenähte  Kleidungsstücke  für  die  einheimischen  Be- 
wohner Niederländisch-Indiens. 

Während  die  Druckerei  und  die  sich  allmählig  ent- 
wickelnde Maschinenspinnerei  auf  die  grössern  Ortschaf- 
ten beschränkt  blieb,  hatte  sich  in  den  abgelejgenern  Lan- 
desteilen die  BaumwollHandweberei  kräftig  entfaltet. 
Ihre  Blütezeit  fiel  auf  die  Periode  von  1820-1836,  und  noch 
1840  waren  ca.  2000  Webstühle  in  Tätigkeit.  Allein  bald 
musste  sie  der  neuen  Maschinen- Weberei  weichen,  was 
in  manchen  Gemeinden  eine  solche  Arbeitsstockung  er- 
zeugte, dass  die  Auswanderung  grössere  Dimensionen  an- 
nahm (Gründung  von  New  Glarus  in  Wisconsin  1845). 
In  den  nächsten  Jahren  jedoch  erfolgte,  dank  der  reich- 
lichen Wasserkräfte,  eine  derartige  Ausdehnung  der  me- 
chanischen Spinnereien  und  Webereien,  dass  das  kleine 
Glarus  unter  allen  Kantonen  in  den  1860er  Jahren  in  der 


Baumwollspinnerei  die  dritte  und  in  der  Weissweberei 
die  zweite  Stelle  errang.  Ueberhaupt  erreichte  die  Baum- 
wollindustrie  in  der  Periode  von  1860-1875  den  Höhe- 
punkt: 17  Spinnereien  und  Webereien  beschäftigten  nach 
der  amtlichen  Statistik  von  1864/65  3256  Arbeiter  und  er- 
zeugten mit  217000  Spindeln  47  700  Zentner  Game  im 
Wert  von  8,7  Millionen  Franken,  welche  auf  2859  Web- 
stühlen zu  Tüchern  von  30  Millionen  aunes  Länge  im  Wert 
von  10  Millionen  Franken  weiter  verarbeitet  wurden.  22 
Druckereien  beschäftigten  6250  Personen  au  4204  Druck- 
tischen und  47  verschiedenartigen  Druckmaschinen  und 
erzeugten  auf  den  im  Lande  hergestellten  und  auf  fremden 
Geweben  Druckwaren  von  40  Millionen  aunes  Länge  im 
Wert  von  25  Millionen  Franken;  die  übrigen  Fabriken 
(Wolle,  Seide  etc.)  beschäftigten  496  Arbeiter  und  prodo- 
zierten Waren  im  Werte  von  2,3  Millionen  Franken.  Die 
Gesamtzahl  der  industriellen  Arbeiter  betrug^und  10000, 
gleich  einem  Drittel  der  Bevölkerung. 

In  der  Druckerei  trat  nun  ein  Rückgang  ein,  indem 
vorerst  die  Arbeiterzahl  sich  wegen  des  teil  weisen  Ueber- 
gauRfS  zum  Rouleauxdrnck  und  Hand-Doppeldruck  bedeu- 
tend vermindern  musste,  während  die  Produktion  wäh- 
rend längerer  Zeit  nur  wenig  abnahm.  1892  begann  eine 
heftige  Krisis,  welche  sich  in  der  Schliessung  mehrerer 
Etablis8«mente  äusserte  und  in  aer  damali- 
gen, für  die  Mouchoirs-Druckerei  sehr  ud- 
E'igen  Aenderunp  der  Handelsverträge 
ndet  war,  sowie  in  der  Konkurrenz^ 
e  der  Yasmas-Drackerei  in  der  Türkei 
selbst  immer  mehr  erwächst.  Einzig  die 
Battick-Druckerei  konnte  ihr  weniger  aus- 
gedehntes Feld  behaupten,  und  einer  Fabrik 
gelang  mit  Erfolg  die  Einführung  des  Woll- 
drucks.  Daneben  hat  die  Produktion  der 
Baumwoll- Spinnereien  und  Webereien  be- 
trächtlich zugenommen  und  auch  die  Zahl 
ihrer  Arbeiter  einen  kleinen  Zuwachs  erfah- 
ren ;  gleichzeitig  sind  andere,  durch  verein- 
zelte, aber  meist  grossere  Etablissemente 
vertretene  Industrien  in  erfreulicher  Ent- 
wicklung begriffen.  Erwähnenswert  ist  auch, 
dass  in  den  letzten  30  Jahren  von  Glaraem 
eine  Anzahl  bedeutender  Spinn-  und  Webe- 
reien in  Italien  gegründet  worden  ist. 

Der  Mangel  an  Erwerbsgelegenheit  für  die 
männliche   Bevölkerung  infolge  des   Rück- 

Sangs  der  Druckerei  lastet  gegenwärtig  auf 
en  Gemeinden  des  Mittellandes  schwer ;  das 
grosse  Steuerkapital,  die  staatlichen  Leistun- 
gen auf  allen  kulturellen  Gebieten  und  das 
nochentwickelte  Krankenkassenwesen  helfen 
die  Notlage  mildem,  und  weitere  Kreise  er- 
wägen die  Anlage  von  Elektrizitätswerken 
und  die  Einführung  neuer  Industrien,  um 
die  wirtschaftliche  Lage  zu  verbessern. 

Die  eidg.  Fabrikstatistik  vom  Juni  1901  ergibt  folgendes 
Bild  von  der  gegenwärtigen  glarnerischen  Industrie :  16 
Spinnereien  und  Weisswebereien  (258982  Spindeln  mit 
1665  Arbeitern,  3747  Webstühle  mit  1849  Arbeitern);  1 
Buntweberei  (150  Webstühle  mit  130  Arbeitem) ;  5  Bleiche- 
reien, wovon  eine  mit  Färberei  und  Appretur  (98  Arbeiter); 
15  Druckereien,  wovon  eine  mit  Garn-  und  Unifarberei 
(1975  Arbeiter);  2  chemische  Fabriken  (15  Arbeiter):  1 
Wollluchfabrik  (377  Arbeiter);  1  Kammwollweberei  (l55 
Arbeiter) ;  3  Seidenwebereien  (362  Arbeiter) ;  1  Teppich- 
weberei (23  Arbeiter) ;  2  Stickereien  (27  Arbeiter) ;  1  Tricot- 
fabrik  (22  Arbeiter);  1  Lingeriefabrik  (24  Arbeiter);  1  Pa- 
pierfabrik ri07  Arbeiter) ;  1  Cartonfabrik  (10  Arbeiter) ;  5 
Maschinenfabriken  und  mechanische  Werkstätten  (154 
Arbeiter) ;  4  Kräuterkäsefabriken  (39  Arbeiter) ;  4  Getreide- 
mühlen (35  Arbeiter);  1  Cigarrenfabrik  (90  Arbeiter);  12 
Sägen  und  mechanische  Schreinereien  und  Glasereien 
(112  Arbeiter);  3  Bierbrauereien  (28  Arbeiter) ;  2  Ziegel- 
und  Kalkbrennereien  (17  Arbeiter) ;  8  verschiedene  Be- 
triebe (Gas-  und  Elektrizitätswerke,  Buchdruckereien  etc.) 
mit  102  Arbeitern. 

Im  Ganzen  7416  in  Fabriken  tätige  und  ausserdem  686 
zeitweise  hausindustriell  beschäftigte  Arbeiter. 

Dem  Geldverkehr  dienen  3  Bankinstitute,  nämlich  die 
Kantonalbank  (Gmndkapital  1500000  Fr.,  Notenemission 


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2500000  Fr.,  Reservefonds  500000  Fr.,  jährlicher,  in  die 
Staatskasse  fallender  Reingewinn  50-100000  Fr.),  die 
Bank  in  Glarus  (Aktienunternehmen)  und  ein  privates 
Bankgeschäft. 

Verkehrswesen.  Bis  in  die  zweite  Hälfte  des  18.  Jahr- 
hunderts hinein  war  der  Verkehr  zwischen  den  einzel- 
nen Ortschaften  ganz  auf  enge,  schlecht  unterhaltene 
Fusswege  angewiesen,  welche  die  von  derLinth  beherrschte 
Thalsohle  angstlich  meidend  auf  weiten  Umwegen 
den  Bergseiten  entlang  sich  zogen.  Das  geffenwärtige 
Strassennetz  ist  fast  ganz  in  der  Zeit  von  18ä)-1850  ge- 
schaffen worden,  als  die  Entwicklung  von  Handel  und 
Industrie  gebieterisch  bessere  Verkehrsmittel  verlangten. 
Die  erste  eigentliche  Gebirgsstrasse  erhielt  Glarus  mit 
der  1900  eröffneten  Klausenstrasse,  durch  welche  endlich 
die  e  Sackgasse  »,  die  der  Kanton  bisher  gebildet  hatte, 
geöffnet  und  eine  namentlich  für  den  Touristenverkehr 
wichtige  Verbindung  mit  der  Gotthardlinie  hergestellt 
wurde.  Die  topographischen  Verhältnisse  des  Kantons 
brinffen  es  mit  sich,  dass  sein  Strassennetz  kein  sehr  aus- 
gedehntes ist ;  die  Kantonsstrassen    (Strassen  1 .  Klasse) 


thal  und  Urnerboden  (mit  Fortsetzung  nach  Flüelen). 
Trotz  Post  und  Eisenbahn  hat  sich  der  regelmässige 
Boten  verkehr  zwischen  den  grössern  Ortschaften  und 
dem  Hauptorte  in  beschränktem  Umfange  bis  auf  den 
heutigen  Tag  erhalten. 

Im  Jahr  1902  bestanden  22  Postbureaux,  9  Postabla- 
gen, 16  Telegraphenbureaux,  5  Gemeindetelephonstationen 
mit  Anschluss  an  das  nächste  Telegraphen bureau.  Die 
Zahl  der  Teiephonabonnenten  betrug  d80,  die  Gesamt- 
länge der  Telephondrähte  878000  m. 

Frenideninaustrie.  Obschon  das  Glarnerland  reich  ist 
an  lieblichen  und  erhabenen  Naturbildern,  wird  es  von 
der  Touristenwelt  lange  nicht  in  dem  Masse  besucht  ^ie 
die  benachbarten  Gebiete  des  Vierwaldstättersees  und 
Graubündens.  Immerhin  spielt  der  Fremdenverkehr  im 
Erwerbsleben  des  Kantons  immer  mehr  eine  nicht  zu 
unterschätzende  Rolle.  Das  grosse  Bad  Stachelberg,  das 
sich  seit  langer  Zeit  eines  starken  Besuchs  erfreut,  und 
die  Klausenstrasse  sichern  Linthal  eine  steigende 
Fremden frequenz.  Der  Besuch  der  teils  schon  lange  be- 
stehenden, teils  erst  in  den  letzten  Jahren  entstandenen 


Kanton  OlaruB  :  Landsgemeinde  in  Glarus. 


besitzen  inklusive  des  glarnerischen  Teils  der  Klausen- 
strasse eine  Länge  von  91,6  km  und  wurden  mit  einem 
Kostenaufwande  von  Fr.  2  325  000  erstellt.  Daneben  exi- 
stieren noch  Gemeindestrassen  (Strassen  2.  Klasse)  mit 
einer  Länge  von  34  km. 

Die  wichtigsten  Verkehrsmittel  sind  die  Eisenbahnli- 
nien. Als  erste  derselben  auf  Glarner  Gebiet  wurden  im 
Jahr  1859  die  Linien  Wesen-Sar^ans  und  Wesen-Glarus, 
letztere  als  Abzweigung  der  Linie  Zurich-Wesen-Chur, 
eröffnet.  Ihnen  folgte  1875  die  Strecke  Bilten-Ziegel- 
brücke-Näfels  als  Schlussstuck  der  von  der  Nordostbahn 
Rebauten  linksufrigen  Zürichseebahn  und  1879  die  eben- 
falls von  der  Nordostbahn  gebaute  Linie  Glarus-Linthal. 
Das  Projekt,  das  Semfthal  durch  eine  elektrische  Strassen- 
bahn  mit  dem  Hauptthale  zu  verbinden,  harrt  noch  der 
Ausfuhrung. 

Die  auf  Glarner  Gebiet  liegenden  Eisenbahnlinien  ha- 
ben eine  Gesamtlänge  von  44  km.  Ihre  14  Stationen  be- 
förderten 1901  570136  Personen,  1898  Tonnen  Gepäck, 
5842  Stück  Vieh,  118  760  Tonnen  Güter. 

Durch  die  Eisenbahnen  sind  die  ehemaligen  Postver- 
bindungen ([rösstenteils  überüussig  geworden.  Der  eidg. 
Postwagen  zirkuliert  blos  zwischen  Schwanden  und  Elm, 
Mnhlehorn  und  Obstalden  (im  Sommer  bis  Filzbach)  und 
Mit  der  Eröffnung  der  Klausenstrasse    zwischen    Lin- 


Kuranstalten'im  Klönthal,  auf  dem  Kerenzerberg,  in  Elm 
und  auf  Braunwald  ist  im  Zunehmen  begriffen.  Seit  18^ 
ist  ein  kantonaler  Verkehrsverein,  der  in  allen  grössern 
Ortschaften  Lokalsektionen  besitzt^  mit  Eifer  und  sichtli- 
chem Erfolge  bestrebt,  einen  Teil  des  Fremdenstroms, 
der  sich  alljährlich  über  die  Schweiz  ergiesst,  dem  Glar- 
nerland zuzuwenden. 

Slaatseinrichtungen.  Die  gegenwartige  Kantonsverfas- 
sung besteht  seit  dem  Jahre  1887  und  beruht  ganz  auf 
demokratischer  Grundlage.  Gesetzgebender  Körper  ist  die 
Landsgemeinde,  d.  h.  die  Versammlung  aller  stimmbe- 
rechtigten Landesbewohner.  Sie  versammelt  sich  ordent- 
licherweise jährlich  einmal,  wenn  möglich  im  Monat 
Mai,  in  Glarus.  Ausserordentliche  Landsffemeinden  fin- 
den statt,  wenn  die  Landsgemeinde  selbst  solche  be- 
schliesst,  oder  wenn  der  Landrat  es  dringender  Geschäfte 
halber  für  nötig  erachtet,  öder  endlich,  wenn  1500  Akliv- 
burger  es  verlangen.  Die  Beratungsge^enstände  werden 
der  Landsgemeinde  in  einem  vom  Präsidium,  dem  Land- 
ammann, verfassten  Memoriale  vorgelebt,  worin  sie  ge- 
mäss den  Beschlüssen  des  Landrates  begutachtet  sind. 
Stimmberechtigt  ist  jeder  Kantons-  und  Schweizerbürger, 
der  das  20.  Altersjahr  zurückgelegt  hat  und  seit  minde- 
stens drei  Monaten  im  Kanton  niedergelassen  oder  als 
Aufenthalter  eingetragen  ist. 


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Jedem  Aktivbärger  steht  das  Recht  zu,  Anträffe  an  das 
Landsgemeindememorial  zu  stellen,  an  der  Landsce- 
meinde  seinen  Antrag  mündlich  zu  verteidigen  oder 
gegen  die  von  anderer  Seite  gestellten  Anträge  ^  spre- 
chen und  das  aktive  und  passive  Wahlrecht  auszuüben. 
Jeder  Antrag  eines  Aktivbürgers  muss  an  der  Landsge- 
meinde zur  Abstimmung  gelangen,  sofern  er  nicht  gegen 
die  Verfassun(|[  verstösst  oder  vom  Landrate  als  unerheb- 
lich (unwichtig)  erklärt  worden  ist.  Der  Kanton  Glarus 
besitzt  somit  das  weitgehendste  Initiativrecht. 

In  die  Befugnisse  aer  Landsgemeinde  fallen  :  1.  Abän- 
derungen der  Kantonsverfassung,  2.  die  gesamte  Gesetz- 
gebung innerhalb  der  Schranken  der  Bundes-  und  der 
Kantonsverfassung,  3.  die  Festsetzung  der  direkten  und 
indirekten  Steuern,  4.  die  Errichtung  und  Aufhebung 
ständiger  Beamtungen  und  die  Festsetzung  der  dafür  zu 
gewährenden  Besoldungen,  5.  Verfügungen  über  Ankauf 
oder  Veräusserung  von  Grundeigentum  des  Landes,  so- 
fern der  Wert  desselben  1000  Fr.  übersteigt,  6.  Beschlüsse 
über  Anstalten,  Bauten  und  Anschaffungen,  deren  vor- 
aussichtliche Kosten  5000  Fr.  übersteigen,  7.  die  Wahl 
der  Mitglieder  in  den  schweizerischen  Ständerat,  8.  die 
Wahl  des  Regierungsrates  und  der  Gerichte,  des  Staats- 
anwaltes, des  Verhorrichters,  der  Rats-  und  Gerichts- 
weibel  und  des  Landeswa^eisters. 

Vorberatende  Behörde  ist  der  Landrat,  dessen  Mit- 
slieder  von  den  Wahlgemeinden  nach  Mass^abe  der 
Bevölkerungszahl  gewählt  werden.  Auf  je  500  Einwohner 
ist  ein  Mitglied  zu  wählen.  Dem  Landrate  steht  haupt- 
sächlich zu :  Die  Behandlung  der  ihm  von  der  Landsge- 
meinde übertragenen  Geschäfte,  der  Erlass  von  Verord- 
nungen zur  Vollziehung  von  Gesetzen  und  Vorschriften, 
die  Vorberatung  aller  Geschäfte  der  Landsgeineinde,  die 
Beschlussfassung  über  Anstalten,  Bauten  etc.  im  Kosten- 
betrage von  500-5000  Fr.,  Landrechtserteil  uns  und  -er- 
neuerung,  Wahl  der  Kommandanten  der  kantonalen 
Truppeneinheiten,  die  Wahl  aller  Beamten  und  Ange- 
stellten, deren  Ernennung  nicht  der  Lands^emeinde 
oder  dem  Regierungsrate  zugeschieden  ist.  Es  besteht 
kein  Amtszwang.  Die  Amtsdauer  beträfit  drei  Jahre.  Der 
Landrat  wählt  seinen  Präsidenten  und  Vizepräsidenten 
auf  ein  Jahr  je  in  der  ersten  Sitzung  nach  der  Landsge- 
meinde. 

Der  Regierungsrat,  bestehend  aus  dem  Landammann 
als  Präsidenten,  dem  Landesstatthalter  als  Vizepräsiden- 
ten und  5  Mitffliedem,  wird  von  der  Landsgemeinde  ge- 
wählt und  ist  die  oberste  VoUziehungs-  und  Verwaltungs- 
behörde. Ihm  liegt  ob  :  die  Aufsicht  über  die  Landes-  und 
Gemeindeverwaltungen,  die  Wahrung  der  Interessen  des 
Kantons  nach  aussen,  die  Führung  der  Regierungsge- 
schäfte und  die  Sorge  für  Erhaltung  der  öffentlichen 
Ruhe  und  Sicherheit  im  Innern.  Die  Geschäfte  des  Re- 
gierungsrates werden  nach  Direktionen  unter  die  einzel- 
nen Mitfflieder  verteilt,  nämlich  :  Finanzwesen  und 
Handel,  Militär-  und  Polizeiwesen,  Bauwesen,  Erziehung, 
Armen-  und  Vormundschaftswesen,  Sanität  und  Land- 
wirtschaft, Inneres. 

Für  die  Handhabung  der  Justiz  sind  bestellt :  Ein  Ober- 
gericht (7  Mitglieder)  für  alle  appellabeln  Kriminal-  und 
Civilßllle;  ein  Civilgericht  (7  Mitglieder)  für  alle  Civil- 
streitiffkeiten,  ausgenommen  die  Streitigkeiten  über  un- 
bewegliches Gut;  ein  Kriminalgericht  (7  Mitglieder) 
für  Beurteilung  von  Verbrechen  und  schweren  Vergehen 
und  ein  Augenscheingericht  (5  Mitglieder)  für  Streitig- 
keiten über  unbewegliches  Gut  und  darauf  bezügliche 
Rechte.  Die  leichtern  Vergehen  werden  vom  Polizeij^e- 
richt,  einer  Unterabteilung  des  Kriminalgerichtes  (Präsi- 
dent und  zwei  Mitglieder)  beurteilt.  Seit  1895  entscheidet 
der  Präsident  des  Civilgerichts  über  Forderungsstreiti^- 
keiten  bis  aiff  den  Betrag  von  50  Fr.,  und  seit  iSd9  ist  die 
Aburteilung  alier  Polizeiübertretungen  und  leichterer 
Vergehen  unter  Vorbehalt  des  Weiterzuges  an  das  Poli- 
zeigericht dem  Präsidenten  des  Kriminalgerichtes  über- 
tragen. 

Der  Kanton  Glarus  besitzt  keine  Bezirkseinteilunff.  (Die 
Einteilung  in  Unterland,  Mittelland,  HinterlanoT  und 
Sernfthal  ist  nur  geographischer  Natur).  E^  zerßillt  in 
19  Wahl^emeinden,  welcne  aus  einer  oder  mehreren 
Ortsgemeinden  bestehen.  Die  Wahlgemeinde  bildet  den 
Wahlkreis  für  die  Ernennung  des  Landrates.  Der  Ge- 


meindepräsident und  die  Mitglieder  der  Vorsteherschift 
werden  von  der  Gemeindeversammlung  gewählt.  Alle  rein 
bürgerlichen  Angelegenheiten  werden  von  den  Tagwen- 
leuten  (den  ortsanwesenden  Gemeindebürgem)  erledig, 
deren  Gesamtheit  den  Tagwen  (Bürgergemeinde)  bildet 
Die  Tagwen  haben  das  Recht,  ihren  Bürgern  Natznngen 
zukommen  zu  lassen ;  dagegen  haben  die  Niedergelasse- 
nen und  Aufenthalter  keinen  Anteil  an  den  Bürger-  und 
Korporationsgütem . 

Die  im  Kanton  bestehenden  Religionsgenossenschaflen 
haben  das  Recht,  ihre  konfessionellen  Angelegenheiten 
selbständig  zu  besorgen;  sie  stehen  jedoch  unter  der 
Oberaufsicht  des  Staates. 

Die  Gemeinden  haben  das  gesetzliche  Recht,  Steuern 
zu  erheben.  Dieselben  dürfen  im  Maximum  betragen : 
für    die    Ortsgemeinden      l,5<><>/oo  des  Vermögens  und 

Fr.  1,50  per  Kopf 
»     »   Schulgemeinden       1,5  ^/oo   des  Vermögens  und 

Fr.  1,50  per  Kopf 
»     »  Kirchgemeinden       1     <»<>/oo  des  Vermögens  und 

Fr.  1.—  per  Kopf 
»     »  Armengemeinden      1     »o/oo  des  Vermögens. 

Die  Kopfsteuer  ist  von  allen  männlichen  Einwohnen 
im  Alter  von  über  20  Jahren  zu  entrichten. 

Wenn  eine  Schulgemeinde  ihre  Ausgaben  aus  dem  Ziih 
senertrage  des  Schulvermögens  und  dem  Ertrage  des 
Steuermaximums  nicht  zu  decken  vermag,  so  leistet  der 
Staat  3/4  an  das  Defizit  der  Schulrechnung;  der  Rest  iit 
aus  der  Tagwenskasse  zu  bestreiten.  In  gleicher  Weise 
wird  ein  allfälliges  Defizit  der  Armengemeinden  zur 
Hälfte  von  der  Staatskasse  getragen. 

Die  Verfassung  kann  zu  jeder  Zeit  revidiert  werden.  Be- 
schliesst  die  Landsgemeinde  eine  Totalrevision,  so  hat  der 
Landrat  den  Entwurf  einer  neuen  Verfassung  auszuarbei- 
ten und  der  Landsgemeinde  des  folgenden  Janres  zur  An- 
nahme oder  Verwerfung  vorzulegen. 

Staats-  und  Genieindehaushcut»  Im  Jahr  1900  betrogen 
die  produktiven  Aktiven  des  Kantons  Fr.  3880771,  die 
unproduktiven  Aktiven  Fr.  1 941 000,  das  Total  der  Aktiven 
also  Fr.  5821771,  die  Passiven  Fr.  4091099,  der  Aktiveo- 
überschuss  also  Fr.  1 790672. 

Die  wichtigste  Einnahmequelle  des  Staates  ist  die  Lan- 
dessteuer (progressive  Vermögenssteuer  und  Kopfeteuer, 
keine  Einkommenssteuer).  Das  steuerpflichtige  Vermögen 
wird  durch  die  Steuerkommission  festgesetzt  Im 
Jahre  1901  betrug  dasselbe  ISSViMillionen  Franken  ond 
warf  einen  Steuerertrag  von  411 000  Fr.  ab.  Andere  wich- 
tige Einnahmeposten  waren:  Kapitalzinsen  Fr.  190000, 
Reingewinn  der  Kantonalbank  Fr.  108000,  Militärweaen 
Fr.  59000,  Ertrag  des  Alkoholmonopols  Fr.  53000.  Als 
Hauptausgabeposten  sind  anzuführen :  Verzinsung  der 
Landesschuld  rr.  150000,  Allgemeine  Verwaltung,  Besol- 
dungen etc.  Fr.  140000,  Strassen-  u.  Hochbau  Fr.  93000, 
Wasserbauwesen  Fr.  30000,  Schulwesen  Fr.  147000, 
Sanitätswesen  Fr.  129000,  Landwirtschaft  Fr.  44000.  Die 

fesamten  Einnahmen  betrugen  Fr.  901 000,  die  Ausgaben 
r.  944000.  Während  die  Rechnungen  seit  einer  langem 
Reihe  von  Jahren  mit  ansehnlichen  Einnahmeüberscon»- 
sen  abschlössen,  wird  künftig  infolge  der  stetig  sich  meh- 
renden Aufgaben  des  Staates  die  Auflrechterhaltuog  des 
finanziellen  Gleichgewichts  schwierig  sein,  trotzdem  das 
steuerpflichtige  Vermögen  seit  1890  um  17  Millionen  Pran- 
ken gewachsen  ist. 

Für  die  Feuerversicherung  be8tehtseitl812eine staatliche 
Gebäude-Versicherungsanstalt  und  seitl895  auch  einestaat- 
liche Mobiliarversicherungsanstalt.  Bei  ersterer  waren 
im  Jahr  1901  14915  Gebäude  für  81,7  Millionen  Fr.  ver- 
sichert, und  ihre  Einnahmen  betrugen  Fr.  135000,  ihre 
Ausgaben  Fr.  56000,  ihr  Reservefond  betrug  2,56  Millionen 
Franken.  Das  Versicherungskapital  der  Mobiliarversicbe- 
rungsanstalt  betrug  1901  22,2  Millionen  Fr.,  ihr  Reserve- 
fond Fr.  291000;  ihre  Einnahmen  beliefen  sich  auf  Fr. 
26000,  ihre  Ausgaben  auf  Fr.  27000. 

Im  Jahr  1900  besassen  die  Tagwen  und  Ortsgemeinden 
produktive  Aktiven  im  Betrage  von  16,67  Millionen  Franken, 
woran  die  Kapitalien  mit  Fr.  600000,  die  Liegenschaften 
mit  9;35  Millionen,  die  Waldungen  mit  6,55  Millionen 
partizipieren.  Ihnen  stehen  Passiven  im  Betrage  von 
4488000  Fr.  gegenüber,  so  dass  das  Nettovermögen  der 
Gemeinden  rund  12  Millionen  Fr.  beträgt.  Dabei  ist  der 


GLA 


GLA 


337 


Wert  der  Gebäude  (Yerwaltongs^ebäude  etc^  im  Betrage 
von  ca.  700000  Fr.  nicht  berücksichtigt.  Die  Schulgemein- 
den besassen  Ende  1900  ein  Gesamtvermögen  von  1956  000 
Fr.  und  die  Armengüter  betrugen  2QoßOOO  Fr. 

Die  Einnahmen  der  Bürger-  und  Ortsgemeinden  be- 
trugen 906000  Fr.  (darunter  Gemeindesteuer  :220000  Fr., 
Ertrag  der  Uegenschaften  277000  Fr.,  Ertrag  der  Wal- 
dungen 195000  Fr.):  die  Ausgaben  beliefen  sich  auf 
ÖWOOOFr. 

Bei  den  Schulgemeinden  betrugen  die  Einnahmen 
314000  Fr.,  die  Ausgaben  378000  Fr.  Die  Armengemein- 
den  hatten  219000  Fr.  Einnahmen  und  257000  Fr.  Aus- 
gaben. Das  Gesamtsteuertreffnis  ner  Einwohner  schwankte 
zwischen  67,55  Fr.  {Gemeinde  Glarus)  und  3,80  Fr.  (Bil- 
ten).  Im  ganzen  dürfen  die  Finanzverhältnisse  der  Ge- 
meinden als  günstige  bezeichnet  werden. 

Militärwesen.  Der  Kanton  Glarus  stellte  auf  1.  Januar 
1902  zur  schweizerischen  Armee : 

Auszug        Landwehr  Landsturm 

L  Auf-  IL  Auf-  bewaff-    unbe- 
gebot     gebot      net      waffnet 
563       292         501        2254 
10 
135 
60 
19 
14 
14 
1 


Infanterie 

Kavallerie 

Artillerie 

Genie 

Sanitat 

Verwaltung 

Festungstrappen 

Radfahrer 


1227 

9 

138 

130 

36 

39 

115 

4 

1696 


2755 


1108 

Total  5561  Mann. 
Die  Truppen  des  Kantons  Glarus  gehören  zur  8.  Division 
und  zum  4.  Armeekorps.  Seine  Infanterie  bildet  das  Ba- 
taillon 85  des  Auszuffs,  die  3.  und  4.  Kompagnie  des 
Land  Wehrbataillons  116, 1.  und  II.  Aufgebot,  die  3.  Kom- 
pagnie des  Schützenbataillons  8  des  Auszugs  und  die  3. 
Kompagnie  des  Schätzenbataillons  12,  Lanawehr  I.  und 
II.  Aufgebot.  Für  die  eidgenössischen  Korps  der  Spezial- 
waffen  liefert  der  Kanton  keine  vollständigen  Truppen- 
einheiten, sondern  nur  kleinere  Anzahlen  von  Offizieren 
und  Mannschaft. 

Schule  und  Kirche,  Das  Schulwesen  darf  als  ein  gut  ge- 
ordnetes bezeichnet  werden.  Die  Primarschule  umfasst 
7  Schuljahre  und  nimmt  die  Kinder  nach  dem  vollendeten 
6.  Altersjahre  auf.  Daran  schliesst  sich  für  diejenigen  Schü- 
ler, die  nicht  in  die  Sekundärschule  übertreten,  die  Repe- 
tierschule an  mit  2  Jahreskursen  und  2  halben  Schultagen 
per  Woche  Trotzdem  Glarus  ein  Gebirgskanton  ist,  konnten 
die  Primarschulen  mit  einer  Ausnahme  als  Ganzjahr-  und 
Ganztagschulen  organisiert  werden,  da  sich  die 
Ortschaften  fast  ganz  auf  die  Thalsohle  konzen- 
trieren. Die  Schulmaterialien  und  Lehrmittel 
werden  unenteeltlich  verabfolgt.  Im  Jahr  1900 
wurden  in  30  Schulgemeinden  4928  Primär-  und 
Repetierschüler  von  92  Lehrern  unterrichtet. 

Für  den  hohem  Volksschulunterricht  sorgen 
10  Sekundärschulen  mit  je  8  Jahreskursen  und 
die  höhere  Stadtschule  in  Glarus,  welche  4  Jah- 
reskurse umfasst  und  die  Aufgaben  eines  untern 
Gymnasiums  und  einer  untern  Industrieschule 
erfüllt.  Eine  vollständig  ausgebaute  Mittelschule 
zur  Vorbereitung  auf  das  akademische  Studium 
ist  nicht  vorhanden.  Der  Uebertritt  in  die  Sekun- 
därschule kann  aus  der  6.  oder  7.  Primarklasse 
erfolgen.  Die  Unentgeltlichkeit  der  Lehrmittel 
und  Schulmaterialien  ist  auf  dieser  Schulstufe 
noch  nicht  durchgeführt.  Im  Jahr  1900  betrug 
die  Zahl  ihrer  Lehrer  24,  die  Zahl  der  Sekundar- 
schuler  444  =  8,3  %  aller  Schüler,  die  Zahl 
aller  Primär-  und  Sekundarschuler  5372  =  16,6  % 
der  Bevölkerung. 

Die  Fortbildungsschulen  haben  im  Jahr  1900 
eine  neue  Orijanisation  erhalten  und  zerfal- 
len in  allgemeine,  gewerbliche  und  hauswirt- 
schaftliche Fortbildungsschulen.  Ihr  Besuch 
ist  freiwillig  •  ihre  Schülerzahl  betrug  im  Jahr 
1900  1085.  Der  gewerblichen  Bildung  dient  auch  die 
seit  1899  bestehende,  an  die  7.  Primarklasse  sich  an- 
schliessende Handwerkerschule  in  Glarus.  In  mehreren 


Gemeinden  sind  Knaben-Handarbeitskurse  eingerichtet 
Die  durchschnittliche  Besoldung  eines  Primarlehrers 
beträgt  1750  Fr.,  die  durchschnittliche  Sekundarlehrerbe- 
soldung  2500  Fr.,  diejenige  der  Lehrer  der  hohem  Stadt- 
schule Glarus  3200-3700  Fr.  Die  vom  Staate  unterstützte 
Lehrer-Alters-,  Wittwen-  und  Waisenkasse  besass  1900  ein 
Vermögen  von  146  000  Fr.  und  gewährte  Unterstützungen 
im  Betrage  von  7800  Fr. 

Die  Wahl  der  Lehrer  und  der  Schulbehörden  ist  Sache 
der  Gemeinden.  Der  Staat  übt  die  Oberaufsicht  über  das 
Schulwesen  durch  das  Mittel  des  Schulinspektorates  aus. 
Er  subventioniert  die  Sekundärschulen  mit  ie  2000  Fr. 
per  Lehrstelle,  leistet  der  höhern  Stadtschule  Glarus  über- 
dies einen  besonderen  Jahresbeitraff  von  10000  Fr,,  be- 
zahlt Vt-'/i  <lcr  Kosten  der  Fortbildungsschulen  und  der 
Handarbeitskurse,  leist^fah  Schulhausbauten  bis  20%  der 
Kosten  und  übernimmt  '/i  des  Defizits  der  Schulgemfin- 
den. 
Im  Jahr  1901  betru^^en  die  finanziellen  Leistungen 
für  die  Primär-  u.    für  die  Sekun- 
Fortbildungsschulen     darschulen         Total 
der  Gemeinden  Fr.  249695  Fr.  38178       Fr.  287873 

des  Kantons         »63376  »52535        »  115911 

Total    Fr.  313071  Fr.  90713      Fr.  403784 

Es  gibt  im  Kanton  Glarus  15  reformierte  und  5  katho- 
lische Kirchgemeinden.  Die  oberste  Behörde  der  refor- 
mierten Landeskirche  ist  die  Synode,  welche  aus  den 
reformierten  Mitgliedern  des  Regierunffsrates,  den  im 
Amte  stehenden  Geistlichen  und  den  Abgeordneten  der 
(jemeinden  besteht  und  sich  ordentlicherweise  nur  alle 
3  Jahre  versammelt.  Sie  wählt  die  aus  7  Mitgliedern  be- 
stehende evangelische  Kirchen kommission,  welche  mit 
der  Leitung  der  kirchlichen  Angelegenheiten  betraut  ist. 
Uebrigens  sind  die  reformierten  Kirchgemeinden  mit 
weitgehender  Autonomie  ausgestattet ;  die  Wahl  der  Geist- 
lichen, der  Behörden  und  Angestellten,  die  Bestreitung 
aller  Ausgaben,  selbst  die  Bestimmung  der  Liturgie  ist 
ausschliesslich  Sache  der  Gemeinden.  Die  Katholiken 
sind  dem  Bistum  Chur  unterstellt. 

Wohlfahrtsemrichtungen,  Die  öffentliche  Unterstütz- 
ung der  Armen  ist  Sache  der  Armengemeinden,  welche 
an  den  meisten  Orten  mit  den  Bürger^emeinden  zusam- 
menfallen. Konfessionelle  Armengemeinden  besitzen  nur 
noch  Glarus,  Mitlödi  und  Linthal.  Die  Ausgaben  der  Ar- 
mengemeinden werden  gedeckt  durch  Armensteuem, 
die  Zinsen  der  Armengüter  und  direkte  Staatsbeiträge, 
letztere  namentlich  für  Versorgung  von  Armen  in  An- 
stalten. Am  31.  Dezember  1900  wiesen  die  Armengüter 
der  30  Armen  gemeinden  einen  Vermögensbestand  von 


-^^ii;tiiiiiti! 


Kanton  Glarus :  Typische  HolsbäUMt  in  Haslen. 

2056288  Fr.  auf.  Der  öffentlichen  Armenunterstützung 
dienen  überdies  noch  eine  Reihe  von  Anstalten  und 
Spezialfonds  mit  einem  Vermögen  von   ebenfalls  mehr 

GEOGR.  LEX.  66  —  U  —  22 


838 


6LA 


GLA 


Altes  Holzhaus  in  EnnetbOhls. 


als  2  Millionen  Franken.  Darunter  sind  namentlich  das 
1853  gegründete  Armenhaus  Glarus,  das  nicht  nur  den 

Armen  und 
Kranken  der 
Gemeinde 
Glarus,  son- 
dern auch  sol- 
chen aus  an- 
dern Gemein- 
den offen 
steht,  das  1885 
eröffnete  Wai- 
senhaus Gia- 
rus  und  das 
1902  eröffnete 
Bürgerasyl 
Ennenda  zu 
erwähnen. 
Sofern  die  Zin- 
sen der  vor^ 
handenen 
Fonds,  die  Ar- 
mensteuern u. 
die  direkten 
Staatsbeiträge 
nicht  ausrei- 
chen, werden 
die  Defizite 
der  Armenge- 
meinden  je 
zur  Hälfte  vom 
Staate  und  den  Tag  wen  (Bürgergemeinden)  getragen. 
Ein  sehr  wohltätiges  Institut  ist  der  vom  Staate  gegrün- 
dete und  unterhaltene,  im  Jahr  1881  eröffnete  Kantons- 
spital. Im  Jahr  1900  betrug  sein  Fond  694746  Fr.,  die  Zahl 
der  Verptlegungstage  29 140,  das  daraus  erwachsende  De- 
fizit 65155  Fr.  Für  Gründung  eines  von  der  Landsge- 
meinde bereits  beschlossenen  kantonalen  Irrenhauses  be- 
steht ebenfalls  ein  Fond,  der  Ende  1900  auf  599625  Fr. 
angewachsen  war. 

Für  die  Erziehung  verwaister  oder  verwahrloster  Kin- 
der bestehen  noch  drei  kantonale  Anstalten,  die  jedoch 
nicht  vom  Staate,  sondern  von  wohltätigen  Gesellschaften 
gegründet  und  unterhalten  sind.  Die  «  evangelische  Hilfs- 

fesellschafl  »  gründete  1819  die  Knaben-Erziehungsanstalt 
linthkolonie  bei  Ziegelbrücke  und  1853  diejenige  von  Bil- 
ten,  die  « gemeinnutzige  Gesellschaft »  1846  die  kanto- 
nale Mädchenanstalt  in  Mollis.  Die  beiden  Knaben-Erzieh- 
ungsanstalten, welche  für  50  Knaben  Raum  bieten,  be- 
sassen  Ende  1900  ein  Vermögen  von  360000  Fr.,  die 
Mädchenanstalt,  die  26  Mädchen  aufnehmen  kann,  178765 
Fr.  Die  gemeinnützige  Gesellschaft  ist  auch  Gründerin 
und  Besitzerin  des  1897  eröffneten  Sanatoriums  Braun wald, 
welches  für  30  Lungenkranke  Raum  gewährt.  Der  thur- 
gauischen  Sanatoriumskommission  ist  das  Yerfügungs- 
recht  über  10  Plätze  in  dieser  Anstalt  vertraglich  zuge- 
sichert. 1901  betrug  die  Zahl  der  Verptlegungstage  90^4. 
Die  gleiche  Gesellschaft  hat  1902  auch  die  Gründung  einer 
kantonalen  Anstalt  für  seh  wachsinnige  Kinder  beschlossen 
und  hiefür  bereits  einen  Fond  von  ca.  Fr.  90000  gesam- 
melt. 

Für  den  Kanton  Glarus  charakteristische  und  sehr  se- 
ffensreich  wirkende  Institutionen  sind  die  zahlreichen 
Krankenkassen.  Die  erste  derselben  wurde  im  Jahr  1816 
für  die  Arbeiter  des  Fabriketablissements  von  Aegidius 
Trümpi  in  Glarus  gegründet.  Ihre  wohltätigen  Wir- 
kungen ermunterten  bald  auch  die  Fabrikarbeiter  in  den 
übrigen  grossen  Ortschaften  zur  Stiftung  solcher  Kassen. 
Heute  bestehen  beinahe  in  allen  Gemeinden  solche  Insti- 
stute. 1899  zählten  sämtliche  67  Kassen  12254  Mitglieder 
und  verabreichten  Unterstützungen  im  Betrage  von  175040 
Fr.  Die  meisten  derselben  gewahren  ihre  Unterstützung 
nicht  blos  bei  vorübergehender  Krankheit,  sondern  auch 
für  den  Fall  dauernder  Invalidität  und  für  das  Alter,  oder 
wenigstens  für  den  Fall  der  durch  das  Alter  bewirkten 
Arbeitsunfähigkeit.  So  wurden  1899  an  Alte,  und  Gebrech- 
liche 52  927  Fr.  verabreicht.  Um  dieser  Verpflichtung  zur 
Unterstützung  des  Alters  nachzukommen,  sind  die  meisten 
dieser  Kassen  sorgsam  auf  die  Sammlung  und  Aeufnung 
entsprechender  Fonds  bedacht  und  werden  dabei  durch 


die  Mithilfe  begüterter  Privater,  vor  allem  der  Arbeitgeber 
in  frelffebiger  Weise  unterstützt.  Ende  1900  besassen 
sämtlicne  glarnerischen  Kranken-  und  Alterskassen  ein 
Vermögen  von  2866087  Fr.  An  Geschenken  und  Leffaten 
waren  ihnen  bis  zu  diesem  Zeitpunkte  über  1  200000  Fr. 
zugeflossen. 

Socialen  Zwecken  dient  auch  die  1835  unter  obrigkeit- 
licher Aufsicht  und  unter  Garantie  des  Staates  gegründete 
«LandL>ser8parniskas8e»,die  nun  mit  der  1884ffescnaffenen 
Kantonalbank  verbunden  ist.  1840  waren  506  Einleger  mit 
einer  Einlagesumme  von  68253  Fr.  beteiligt;  1901  war  die 
Zahl  der  Einleger  auf  17191  (=53%  der  Bevölkerung) 
und  ihr  Guthaben  auf  15720791  Fr.  (=485  Fr.  per  Kopf 
der  Bevölkerung)  gestiegen.  Ausserdem  bestehen  in  9  Ge- 
meinden noch  besondere  Jugendersparniskassen. 

Das  Vereinswesen  ist  im  Kanton  Glarus  reich  entwickelt. 
Unter  den  Gesellschaften,  die  auf  dem  Gebiete  der  Ge- 
meinnützigkeit arbeiten,  nennen  wir  in  erster  Linie  die 
kantonale  gemeinnütziffe  Gesellschaft  (gegründet  1846) 
und  die  evangelische  Hilfsgesellschaft,  deren  wichtigste 
Schöpfungen  bereits  unter  den  W^ohlfahrtseinrichtungen 
erwähnt  worden  sind.  In  den  meisten  grossem  Ortschaf- 
ten bestehen  freiwillige  Armenvereine  und  Frauenvereine, 
welche  sich  die  Unterstützung  der  Armen  und  Kranken 
zur  Aufgabe  stellen.  Der  seit  1888  bestehende  Kantonal- 
verband für  Natural  Verpflegung  armer  Durchreisender  be- 
kämpft mit  gutem  Erfolg  den  Hausbettel.  In  diese  Kate- 
gorie v6n  Vereinigungen  fallen  ferner  die  kantonale  Sek- 
tion des  Vereins  vom  blauen  Kreuz,  die  Kantonalsektion 
der  Centralvereins  vom  roten  Kreuz,  endlich  die  bereits 
erwähnten  zahlreichen  Alters- und  Krankenkassen  vereine. 

Wie  anderwärts,  so  bestehen  auch  hier  viele  Berufs- 
verbände. Wir  nennen  darunter  den  Handwerks-  und 
Gewerbeverein  mit  Sektionen  in  den  einzelnen  Laiides- 
teilen,  den  landwirtschaftlichen  Verein,  den  Jägerverein, 
den  Fischereiverein,  den  Verein  glarnerischer  Bienen- 
freunde und  den  ornithologischen  Verein.  Seit  1826  be- 
steht der  kantonale  Lehrerverein  mit  vier  Filialkonferen- 
zen,  seit  1834  eine  kantonale  medizinische  Gesellschaft, 
seit  iSSl  der  Pastoral  verein. 

Für  das  gesellige  Leben  in  den  einzelnen  Ortschaften 
sind  die  zahlreichen  Gesang- und  Musik  vereine  von  grosser 
Bedeutung.  Schon  seit  1826  haben  sich  die  wichtigsten 
derselben  zum  Kantonalsängerverein  zusammengeschlos- 
sen. Das  Turnwesen  ist  nicht  so  intensiv  entwickelt  wie  in 
manchen  andern  Kantonen;  dagegen  wird  das  Schiess- 
wesen seit  langer  Zeit  mit  grossem  Eifer  und  Erfolg  ge- 
pflegt. Im  Jahre  1900  bestanden  47  Militärschiessvereine 
mit  ca.  1800  Mitgliedern. 

Weniger  auffällig,  aber  doch  von  wichtigem  Einfluss 
auf  das  Kulturleben  des  Volkes  ist  die  Tätigkeit  der  im 
Dienste  von  Kunst,  Wissenschaft  und  Belehrung  stehenden 
Vereine.  Hieher  zu  rechnen  sind  die  in  allen  grossem 
Ortschaften  bestehenden  Lesevereine,  der  kantonale  histo- 
rische Verein,  der  sich  um  die  Erforschung  der  Glamer 
Geschichte  grosse  Verdienste  erworben  hat,  der  Kunst- 
verein, die  naturforschende  Gesellschaft,  der  technische 
Verein,  die  Sektion  «Tödi»  des  S.  A.  C,  der  Offiziersver- 
ein und  der  Unteroffiziersverein.  Für  die  Bildungsbedürf- 
nisse des  Volkes  sorgen  auch  neben  einigen  Völksbiblio- 
theken die  Landesbibliothek  in  Glarus  (mit  ca.  14000 
Bänden),  das  naturhistorische  Museum,  die  Gemäldesamm- 
lung des  Kunstvereins,  die  historische  Sammlung  im 
Freulerpalast  in  Näfels. 

Wichtigste  Literatur.  Blumer,  J.  J.,  und  Heer,  Osw. 
Der  Kanton  Glarus  (Gemälde  der  Schweiz.  Bd  VII). 
St.  Gallen  und  Bern  1846.  —  Heim,  Alb.  Dei*  Mechanismus 
dei'  Gebirgshildung .  2  Bde.  Basel  1878.  —  Beiträge  zur 
geologischen  Karte  der  Schweiz.  Bd  14,  25,  32,  35  und  39. 

—  Wirz,  J.  Flora  des  Kantons  Glarus.  Glarus  1893.  — 
Heer,  G.  Geschichte  des  Landes  Glarus.  Glarus  1898.  — 
Heer,  G.  Glamerische  Refot^mationsgeschichte.  Glarus 
1900.  —  Heer,G.  Neuere  Glamer  Geschichte.  Glarus  1901 

—  Heer,  G.  Die  Schlacht  bei  Näfels.  Festschrift.  Glarus 
1888.  —  Jenny-Trümpy,  Ad.  Geschichte  des  Handels  und 
der  Industrie  im  KatU.  Glarus.  Glarus  1899.  —  Bäbler,  J. 
Die  Alpwirtschaft  im  Kant.  Glarus  (Schweiz.  Alpstatistik. 
\l)  1898.  —  Jahrbücher  des  historischen  Vereins  des  Kant. 
Glai^s.  1864-1903.  —  Amtsberichte  des  Regiet^ngsratns. 

—  Landsgemeindememorial  und  Landesrechnungen.  — 


Lf.  «7. 


GEOGRAPHISCHES     LEXIKON      DER      SCHWEIZ        VerUg  voa  Oebr.  AlUnger.  Neuenburg. 


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Af^.'BOREL  A  C'ßN£UCHAT£L 


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PLAN    DER    STADT    GLARUS 


GLA 


6LA 


889 


Die  öffentlichen  Wohlfahrtseinrichtungen  des  Kant, 
Glarus  am  Ende  des  i9.  Jahrh.;  zusammengestellt  von 
der  gemeinnützigen  Gesellschaft,  [j.  Obbrholzkr.] 

GI.ARU8  (Kt.  Glarus).  481  m.  Kantonshauptort,  Gem. 
und  kleine  Stadt;  unter  47»  2'  24"  n.  Br. 
und  6«  43'  50"  ö.  L.  von  Paris,  im  Linththale, 
auf  dem  linken  Ufer  der  Linth  und  am  Fusse 
des  Yorderglämisch  gelegen.  Station  der  Li- 
nie Zürich-ularus-Linthal  und  Endstation  der 
Linie  Wesen-Glarus.  Postbureau,  Telegraph, 
Telephon. 
Die  Bürgereemeinde  umfasst  ausser  der 
Stadt  noch  die  Weiler  u.  Höfe  Hohlenstein,  Leimen,  Hal- 
ten und  die  Höfe  im  Klönthal  und  zählt  854  Häuser,  4942 
Einwohner,  wovon  354)^  Reform,  u.  1377  Kathol.  Die  Stadt 
allein  hatte  1900  841  Häuser,  4847  Einwohner.  Glarus 
bildet  mit  der  benachbarten  Gemeinde  Riedern  eine  poli- 
tische Gemeinde  (Wahl^emeinde)  mit  5433  Einwohnern, 
ebenso  eine  Schulgemeinde    und    eine  Kirchgemeinde. 


Wiesen  und  dunkeln  Waldpartien  bilden  sie  einen  wohl- 
tuenden Gegensatz  zu  dem  ».wilden  Hochgebirge  und  be- 
dingen nicht  zum  wenigsten  den  Charakter  des  Land- 
schaftsbildes von  Glarus. 

Die  ältesten  Anfänge  der  Ortschaft  entstanden  nicht 
unten  in  der  Linthebene,  sondern  am  NW.-Rande  der 
heutigen  Stadt,  am  Fusse  des  Bergli,  des  ehemaligen 
Tschudirain,  des  BurghQgels  und  auf  dem  Rande  des 
grossen  Schuttkegels  des  Löntsch,  der  sich  vom  Klönthal 
her  zwischen  diesen  Bergsturzhügeln  durch  bis  nach  Gla- 
rus hinein  erstreckt.  Jahrhunderte  lang  blieb  der  Haupt- 
ort des  Landes  Glarus  ein  kleines  Dorf,  das  noch  1714 
erst  188  Häuser  besass.  Im  Laufe  des  18.  Jahrhunderts 
stieg  die  Häuserzahl  auf  334  an,  und  der  Ort  dehnte  sich 
immer  weiter  nach  0.  und  S.  aus.  Die  Periode  stärkster 
Entwicklung  begann  aber  ums  Jahr  1820.  Handel  und  In- 
dustrie gelangten  damals  rasch  zu  hoher  Blüte  und  brach- 
ten Glarus  nicht  nur  eine  Zunahme  der  Bevölkerung,  son- 
dern auch  grossen  Wohlstand  und  damit  das  Bedürfnis 


Stadt  Glarus  von  Norden. 


Letztere  zerfällt  wieder  in  eine  reformierte  Gemeinde  mit 
3965  Einwohnern  und  in  eine  katholische  Gemeinde,  die 
ausser  den  1510  Katholiken  von  Glarus  und  Riedem  auch 
noch  diejenigen  der  Gemeinden  Ennenda,  Mitiödi,  Schwan- 
den, Haslen,  Nidfurn,  Leugg^lbach  und  des  Sernfthals 
umfasst. 

Das  Thalbecken,  in  welchem  Glarus  lie^t,  wird  von 
hohen  Gebirgsmauem  eingefasst.  Vor  allem  fällt  der  Bück 
auf  den  Yorderglämisch  (23Ö1  m),  der  als  imposante  Py- 
ramide hinter  dem  W.-Rande  der  Stadt  fast  unvermittelt 
mit  ausserordentlicher  Steilheit  sich  emporschwingt.  Ihm 
gegenüber  erhebt  sich  auf  der  O.-Seite  des  Thaies  die 
breite  Felsenstirn  des  Schilt  (2302  m).  Im  S.  wird  das 
Landschaftsbild  durcli  die  Freibergkette  und  den  darüber 
hinwegschauenden,  firnbedeckten  Hausstock  eingerahmt, 
und  im  N.  erheben  sich  am  Einganj?  ins  Klönthal  die 
mächtigen  Felsmauern  des  Wiggis  (2284  m).  Ausgedehnte 
Hugelmassen,  die  Ablagerungen  grosser  prähistorischer 
Bergstürze,  die  sich  vom  Glärnisch  her  in  das  Linth-  und 
Klönthal  geworfen  haben,  umgeben  die  Stadt  im  S.  und 
im  W.  und  reichen  zum  Teil  in  das  Innere  derselben  hin- 
ein. Mit  ihren  runden,  welligen  Formen,   ihren  grünen 


nach  bessern  Wohnverhältnissen.  Bis  Ende  1860  war  es 
zu  einem  stattlichen  Flecken  mit  660  Häusern  und  955 
Wohnungen  angewachsen. 

Das  rasche  Aufblühen  von  Glarus  wurde  aber  durch  ein 
schweres  Ereignis,  den  grossen  Brand  vom  10. /ll.  Mai 
1861  jäh  unterbrochen.  Das  Feuer  brach  während  eines 
heftigen  Föhnsturmes  auf  der  O.-Seite  des  Landsffe- 
meindeplatzes  aus  und  breitete  sich,  begünstigt  durch  den 
Umstand,  dass  damals  noch  ein  grosser  Teil  der  Häuser 
mit  Holzschindeln  bedeckt  war,  mit  rasender  Schnellig- 
keit, der  übermenschlichen  Anstrengungen  der  Lösch- 
mannschaften spottend,  über  den  ganzen  mittlem  und 
nördl.  Teil  des  Fleckens  aus.  593  Firsten,  darunter  257 
Wohnhäuser  mit  409  Wohnungen  wurden  ein  Raub  des 
entfesselten  Elementes,  und  2257  Personen  verloren  ihr 
Obdach.  5  Personen  randen  den  Tod  in  den  Flammen. 
Durch  das  Feuer  waren  fast  alle  öffentlichen  Gebäude 
zerstört  worden,  darunter  vor  allem  die  uralte  Kirche,  die 
Mutterkirche  aller  andern  Kirchen  des  Kantons,  deren 
Turm  aus  dem  10.  oder  11.  Jahrhundert  stammte  und  die 
Brände  von  1265,  1337  und  1477  überdauert  hatte,  das  Ge- 
richtshaus  und   das  Regierungsgebäude.    Der  Gebäude- 


S40 


GLA 


GLA 


schaden  wurde  auf  4600000  Fr.,  der  Mobilia rschaden  auf 
4120000  Fr.  geschätzt;  der  Gesamtschaden  überstieg  10 


Claras  mit  dem  Yorderglarnisch. 

Millionen  Fr.  Die  Liebesgaben  erreichten  den  Betrag  von 
2500000  Fr.,  und  der  Bund  stellte  dem  Kanton  1  Million 
Fr.  für  10  Jahre  nnslos  zur  Verfügung. 

Unterstützt  durch  diese  Hilfeleistungen,  die  eines  der 
grossartigsten  Beispiele  nationaler  Bruderliebe  bilden, 
wurde  von  der  Bevölkerung  der  Wirderaufbau  der  Stadt 
mit  grosser  Tatkraft  durchgeführt.  Um  einen  ebenen  und 
mehr  in  die  Breite  ausgedehnten  Baugrund  zu  gewinnen, 
wurde  der  23  m  hohe  Tschudirain,  ein  Bergsturzhüsel, 
der  sich  vom  Bolen  her  in  nö.  Richtung  mitten  in  aen 
alten  Flecken  hinein  erstreckte  und  den  Bauplan  des 
alten  Glarus  bedingt  hatte,  abgetragen  und  dann  die  Ort- 
schaft nach  einem  neuen  rationellen  Plane  gebaut.  Das 
neue  Glarus  folgt  in  seiner  Längenentwicklung  der  Rich- 
tung des  Thaies  und  wird  von  S.  nach  N.  von  drei  Haupt- 
strassen (Hauptstrasse,  Burgstrasse  und  Bolenstrasse)  und 
4  Nebenstrassen  durchzogen,  die  von  einer  Reihe  von 
Querstrassen  rechtwinklig  durchkreuzt  werden.  Mit  seinen 
breiten,  wohlgepflegten  Strassen  und  öflentlichen  Plätzen, 
die  Licht  und  Luft  reichlich  zuströmen  lassen,  seinen  zwar 
eines  reichern  architektonischen  Schmuckes  meistens 
entbehrenden,  aber  doch  säubern  und  mancherorts  von 
freundlichen  Gärtchen  umgebenen  Häusern,  macht  es  auf 
den  Besucher  einen  angenehmen  Eindruck.  An  die  regel- 
mässiffen  Strassencarr^  schliessen  sich  im  S.  und  W.  die 
vom  Brande  verschont  gebliebenen  alten  Quartiere  an, 
die  zum  Teil  (Oberdorf,  £ichen,  Lanffenacker)  ihren  ur- 
sprünglichen dorfartigen  Charakter  bis  heute  bewahrt 
haben.  Eine  Reihe  von  Villen  mit  prächtiffen  Gartenan- 
lagen  sind  im  N.  und  W.  zwischen  diese  alten  Stadtteile 
eingestreut. 

Grlarus  ist  nicht  reich  an  Sehenswürdigkeiten,  da  der 
grosse  Brand  fast  alle  historisch  und  architektonisch 
interessanten  Gebäude  des  alten  Fleckens  zerstört  hat.  Wir 
erwähnen  in  erster  Linie  die  am  W.-Rand  der  Stadt  ge- 
lesene neue  Kirche,  eine  im  romanischen  Stile  ausge- 
führte Basilika  mit  zwei  Türmen,  in  der  beide  Konfes- 
sionen ihren  Gottesdienst  abhalten.  Sie  ist  mit  einem 
prachtvollen,  aus  8  Glocken  bestehenden  Geläute  und 
einem  vorzüfflichen  Orgelwerke  ausgestattet.  In  der  Sa- 
kristei wird  der  Zwinglibecher  gezeigt,  ein  uralter  Abend- 
mahlskelch, dessen  sich  Zwingn  bei  der  Messe  bediente. 
Auf  dem   Marktplatz  steht   das   Regierungsgebäude    mit 


hübscher,  im  Renaissancestii  ausgeführter  Fa^ade.  Es 
enthält  im  Treppenhaus  ein  Relief  des  Kantons  Glarus 
in  1  :  25000  von  Professor 
Becker  und  im  Landrats- 
saale ein  Relief  des  Berg- 
sturzes von  Elm  in  1  :  4000 
von  Professor  Heim.  Das 
architektonisch  schmuck- 
lose Gerichtsgebäude  am 
Spielhofplatz  enthält  das 
glücklicherweise  durch  den 
Brand  nicht  zerstörte  Lan- 
desarchiv mit  vielen  wert- 
vollen historischen  Aütiqui- 
täten,  worunter  sich  die 
alten  Bundesbriefe  und 
das  ehrwürdige  Näfelser 
Schlachtbanner  befinden  ; 
femer  die  Gemäldesamm- 
lung des  Kunstvereins  und 
die  Landesbibliotbek  mit 
etwa  14  000  Bänden  und 
vielen  für  die  Landesge- 
schichte wertvollen  Hand- 
schriften. Eine  Zierde  der 
Stadt  bildet  das  im  Jahr 
1896    eröffnete    neue     eid- 

Senössische  Postgebäode  an 
er  Bahnhofstrasse.  In  sei- 
nem obem  Stockwerke   ist 
das  kantonale  naturhistori- 
sche Museum  untergebracht, 
das  unter  anderm  durch  eine 
vollständige  Sammlung  der 
Fischversteinerungen      des 
tertiären     Glamerschiefers 
ausgezeichnet  ist.  In  präch- 
tiger Lage  am  S.-Fuss  des";  Sonnenhügels  befindet  sich 
der  im  Jahr  1881  eröffnete,  1899  durch  einen  Neubau 
erweiterte,    vorzüglich    eingerichtete    Kantonsspital  mit 


Stadtkirohe  GUrut. 

etwa  100  Betten.  Im  Jahr  1900  wurden  darin  671  Kranke 
mit  zusammen  29140  Krankentagen  verpflegt  und  über- 
dies in   seiner  Poliklinik  noch    815   Kranke  behandelt. 


GLA 


GLA 


Sil 


Auf  dem  Burghügel,  von  dem  aas  man  einen  sehr  schönen 
Ueberblick  über  die  Stadt  und  ihre  Umgebung  geniesst, 


Stadt  Glarust  Regier ungsgebäude. 

liegt  die  malerische  Burffkapelle.  Hier  stand  im  frühern 
Mittelalter  die  «  Burg»,  der  Sitz  des  säckinfischen  Hofes, 
von  dem  aus  das  Glarnerland  regiert  wurde.  Einer  alten 
Sage  zufolge  sollen  Felix  und  Regula,  Flüchtlinge  der. 
thebäischen  Legion,  die  bei  St.  Maurice  geschlagen  wor- 
den war,  sich  in  einer  einst  unter  der  Kapelle  gelegenen, 
jetzt  zerstörten  Höhle  aufgehalten  und  der  Bevölkerung 
von  Glarus  das  Christentum  gepredigt  haben.  Von  öffent- 
lichen Gebäuden  sind  ferner  noch  zu  nennen :  das  18^ 
eröffnete  l^'aisenhaus,  die  höhere  Stadtschule  mit  Turn- 
halle, zwei  Primarschulhäuser,  das  Schützenhaus  (der 
Gemeinde  gehörendes  Gesellschaftshaus  mit  schönem, 
grossem  Saal  für  Gemeindeversammlungen.  Konzerte  und 
Theater),  das  n.  der  Stadt  gelegene  Armenhaus,  das  kan- 
tonale Zeughaus.  Einen  Schmuck  der  Stadt  wird  der 
ge^nwärtig  im  Bau  begriffene  neue  Bahnhof  bilden.  In 
semer  Nähe  liegt  der  Volks^rten,  eine  hübsche 
öffentliche  Promenade  mit  einer  grossen  Fontäne 
und  einem  einfachen,  aus  einem  Sernifitblock 
bestehenden  Denkmal  zur  Erinnerung  an  die 
beiden  hervorragendsten  Glamer  der  Neuzeit, 
Bundespräsident  Dr.  Joachim  Heer  und  Bun- 
desgerichtspräsident Dr.  J.  J.  Blumer.  Im  w. 
Teile  der  Stadt  befindet  sich  der  geräumige 
Landsgemeindeplatz,  wo  alljährlich  im  Mai  die 
von  4-5000  Bürgern  besuchte  Landsgemeinde 
abffehalten  wird. 

Die  Hanpterwerbsquellen  für  Glarus  bilden  In- 
dustrie und  Gewerbe.  Die  Baumwolldruckerei 
hatte  einst  hier  ihren  Hauptsitz  und  begründete 
den  Wohlstand  von  Glarus.  Sie  ist  jedoch  seit 
1885  durch  teilweisen  Verlust  der  Absatzgebiete 
(Südeuropa,  Orient)  an  Bedeutung  stark  zurück- 
gegangen; 1901  beschäftigte  sie  in  4  Fabriken 
noch  464  Personen.  Die  Bemühungen,  durch 
Einfuhrung  neuer  Industrien  Ersatz  zu  schaffen 
waren  bisher  noch  nicht  von  genügendem  Er- 
folge begleitet.  Von  ziemlicher  Bedeutung  ist  die 
Holzindustrie;  es  bestehen  mehrere  mechani- 
sche Schreinereien  u.  Glasereien,  2  Säffen  u.  eine 
Möbelfabrik.  Im  weitern  sind  zu  erwännen  eine  Zigarren- 
fabrik mit  100  Arbeitern,  2  Bleichereien,  eine  Fabrik  zur 
Herstellung  von  Papierhülsen  für  Spinnereien,  eine  Stahl- 


spähnefabrik,  2  Bierbrauereien,  eine  Getreidemühle,  4 
Buchdruckereien.  Die  dem  Fabrikgesetz  unterstellten  Eta- 
blissemente  beschäftigten  1901  im  ganzen  686  Arbeiter.  Da- 
neben bringen  das  Handwerk,  der  Handel  u.  die  öffentli- 
chen Beamtungen  einem  grossen  Teil  der  Bevölkerung 
Verdienst.  Von  etwelcher  Bedeutung  sind  endlich  auch 
Viehzucht,  Land-,  Alp-  u.  Waldwirtschaft,  deren  Vertreter 
die  Aussenquartiere  von  Glarus  bewohnen. 

Die  Bürgergemeinde  besitzt,  hauptsächlich  im  Gebiete 
des  Klönuiais,  umfangreiche  Wälder,  Alpweiden  und 
Ber^wiesen,  im  Thalerunde  auf  der  N.-  und  W.-Seite  der 
Stadt  ertragreiche  Wesen  (sog.  Heimatgüter)  und  Acker- 
land (sog.  Saatengüter),  das  den  Bürgern  zur  Anpflanzung 
von  Kartoffeln  und  Gemüse  überlassen  wird.  Dieser 
Grundbesitz  reoräsentiert  einen  Wert  von  etwa  1  Million 
Franken.  Mit  1902  ist  auch  die  seit  1863  bestehende,  bis- 
her von  einer  Aktiengesellschaft  betriebene  Gasfabrik, 
die  ausser  Glarus  aucti  noch  die  Nachbardörfer  En- 
nenda,  Ennetbühls  und  Riedern  mit  Gas  versieht,  kosten- 
los in  den  Besitz  der  Gemeinde  übergegangen.  Obschon 
der  Neubau  von  Glarus  dem  Gemeinwesen  eine  bedeutende 
Schuldenlast  (etwa  1,2  Millionen  Franken)  verursachte, 
dürfen  seine  Finanzverhältnisse  heute  docn  als  ziemlich 
günstige  bezeichnet  werden. 

Die  Stadt  ist  reichlich  mit  vorzüglichem  Trinkwasser 
versorgt,  das  von  zwei  grossen  Quellen  geliefert  wird, 
von  denen  die  eine  auf  «  Sack  »  am  Fusse  oes  Vorderglär- 
nisch,  die  andere  am  Löntschufer  im  untern  Teil  dös 
Klönthals  entspringt.  Mit  der  Wasserversorgung  ist  ein 
ausgedehntes  Hydrantennetz  verbunden. 

Dem  Schulwesen  wird  grosse  Aufmerksamkeit  ge- 
schenkt. In  der  Schuleemeinde  Glarus-Riedern  bestehen 
neben  der  Primarschule,  in  der  1901  797  Schüler  von  15 
Lehrern  unterrichtet  wurden,  eine  Kleinkinderbe wahran- 
stalt,  eine  Fortbildungsschule  mit  einer  gewerblichen 
und  einer  hauswirtschaftlichen  Abteilung,  seit  1899  auch 
eine  Handwerkerschule  mit  zwei  Jahreskursen,  femer 
die  höhere  Stadtschule,  zerfallend  in  Progymnasium, 
Realschule  und  Mädchenschule,  welche  einerseits  als 
Sekundärschule,  andererseits  als  Vorbereitungsanstalt 
für  höhere  Schulen  zu  dienen  hat.  Sie  wird  auch  von  den 
Schülern  der  Nachbargemeinde  Ennenda,  die  keine 
eigene  Mittelschule  besitzt,  besucht  und  steht  überdies 
Schülern  aus  allen  andern  Gemeinden  des  Kantons  offen. 
Im  Jahre  1900/1901  zählte  sie  184  Schüler  und  11  Lehrer. 
Die  Schulgemeinde  besass  Ende  1901  ein  Vermögen  von 
565000  Fr.  und  gibt  jährlich  etwa  120000  Fr.  für  das 
Schulwesen  aus. 

Die  Fürsorge  für  die  Armen  ist  in  erster  Linie  Sache 
der  evangelischen  und  der  katholischen  Armengemeinde, 
die  Ende  1901  ein  Gesamtvermögen  von  346000  Fr.  be- 
sassen,  In  dem  der  Gemeinde  gehörenden  Armenhause 
finden  arme  Bürger,  die  wegen  Alters  oder  Gebrechlich- 


stadt Glarat  I  Marktplats. 

keit  erwerbsunfähig  geworden  sind,  eine  Zufluchtsstätte, 
oder  bei  vorübergehender  Krankheit  Verpflegung  und 
ärztliche  Behandlung.  Etwa  '/s  seiner  Insassen  sind  in- 


34% 


GLA 


GLA 


dessen  Bürger  anderer  Gemeinden  des  Kantons.  Für  die 
Gründung  eines  Pfrnndhauses  zur  Aufnahme  von  alten 


Stadt  Glarus:   Kantonsspitai. 

alleinstehenden  Bürgern  aus  dem  Mittelstande  besteht 
ein  Fondf  der  gegenwärtig  auf  247  OÜO  Fr.  angewachsen 
ist.  In  dem  seit  1885  bestehenden  Waisenhause  erhalten 
arme  verwaiste  ßürgerkinder  eine  gute  Erziehung ;  sein 
Vermögen  ist  grösstenteils  das  Ergebnis  von  privaten 
Vermächtnissen  und  betrug  Ende  1901  966000  Fr.  Die 
Ferienversorgunff  armer  Schüler  der  Primarschule  wird 
ermöglicht  durch  einen  ganz  aus  freiwilligen  Gaben  ge- 
äufneten  Fond,  der  1901  den  Betrag  von  25  000  Fr.  er- 
reicht hat.  Unter  den  übrigen  Wohlfahrtseinrichtungen 
ist  neben  einer  Reihe  von  Kranken-  und  Alterskassen 
noch  die  Jugendersparniskasse  zu  erwähnen,  bei  der 
Ende  1901  773  Kinder  ein  Gesamtguthaben  von  183000  Fr. 
besassen. 

Das  gesellschaftliche  Leben  ist  ziemlich  reich  ent- 
wickelt, wird  aber  zur  Zeit  durch  die  wirtschaftliche 
Krisis  merklich  beeinträchtigt.  Unter  den  zahlreichen 
Vereinen  treten  besonders  die  Gesang-  und  Musikver- 
eine hervor,  welche  durch  Veranstaltung  von  Konzerten 
und  Unterhaltungsabenden  der  Einwohnerschaft  ideale 
Genüsse  verschaffen.  Wissenschaft  und  Kunst  werden 
naturgemäss  weniger  intensiv  gepflegt  als  in  grössern 
Städten ;  doch  fehlt  es  nicht  an  vereinen,  die  sicn  neben 
der  Besprechung  der  öffentlichen  Anj^elegenheiten  die 
Belehrung  des  Publikums  durch  öffentliche  Vorträge  zur 
AufiKabe  machen.  Das  Schiesswesen  wird  in  mehreren 
Gesellschaften  eifrig  betrieben.  Es  gibt  ferner  drei  Turn- 
vereine, darunter  einen  Damenturnklub,  mehrere  Sport- 
klubs und  eine  Reihe  von  Berufsvereinigunffen. 

Unter  den  vielen  namhaften  Männern,  deren  Heimat 
oder  Wirkun^feld  Glarus  war,  sind  zu  nennen  :  der  Re- 
formator Ulnch  Zwingli,  der  von  1506-1516  als  Pfarrer 
in  Glarus  wirkte;  der  Pfarrer  Valentin  Tschudi  (1499  bis 
1555),  der  in  Glarus  den  Reformierten  den  neuen  Glau- 
ben predi(^,  aber  auch  bei  der  Messe  der  Katholiken  als 
Sänger  mitwirkte;  der  Geschichtschreiber  und  Staats- 
mann iEgidius  Tschudi  (1505-1572) ;  der  Geschichtschrei- 
ber J.  J.  Tschudi  (1722-1784)-  Nikiaus  Heer  (1775-1822), 
von  1799-1802  Reglern ngsstiitthalter  des  Kantons  Linth 
und  von  1803-1821  Landammann  oder  Landesstatthalter 
des  Kantons  Glarus;  Landammann  Kosmus  Heer  (1790 
bis  1830),  Bundespräsident  Dr.  Joachim  Heer  (f  1879), 
Bundesgerichtspräsident  Dr.  J.  J.  Blumer  (f  1875),  der 
Dichter  Jakob  Vogel  von  Glarus  (1816-1899). 

Geschichtliches.  Da  die  Geschichte  des  Hauptortes  der 
Hauptsache  nach  mit  derjenigen  des  Kantons  zusammen- 
fällt, sind  aus  derselben  nur  wenige  Momente  hervorzu- 
heben. Zur  Zeit  der  Säckinger  Herrschaft  wurde  in  Glarus 
die  erste  Kirche  des  Landes,  zuerst  eine  Michaelskapelle 
auf  dem  Burghügel  und  dann  die  Hilariuskirche  unten 
in  der  Ebene  erbaut.  Diese  Kirche  machte  die  Ortschaft 


Glarus  zum  Mittelpunkt  des  ganzen  Landes  Glarus.  Erst 
im  Laufe  der  Jahrnunderte  losten  sich  die  übrigen  (k- 
meinden  durch  Gründung  eigener  Kirchen 
von  ihr  los,  so  1273  das  ^rnfthal,  1283 
Linthal  und  Mollis-Näfels,  1350  Schwanden. 
Trotzdem  diese  Mutterkirche  und  das  säckin- 

S'sche  Meieramt,  das  hier  seinen  Sitz  hatte, 
larus  zum  Hauptort  des  Landes  machten, 
fanden  doch  in  frühem  Jahrhunderten  nicht 
alle  wichtigern  Amtshandlungen  hier  statt. 
So  wurde  die  Landsgemeinde  bis  in  die 
Reformationszeit  hinein  nicht  in  Glarus,  son- 
dern entweder  in  Schwanden  oder  im  Däni- 
berg  bei  Schwanden  abgehalten,  und  als 
durch  den  Landesvertrag  von  1623  die  kon- 
fessionellen Landsgemeinden  entstanden, 
kam  blos  die  a  gemeine »  Landsgemeinde 
nach  Glarus,  die  reformierte  dagegen  nach 
Schwanden  und  die  katholische  nach  Ni- 
fels.  Auch  die  Ratssitzungen  fanden  in  frühe- 
rer Zeit  nicht  ausschliesslich  in  Glarus  statt. 
Sie  blieben  erst  definitiv  dort,  als  gegen 
Ende  des  15.  Jahrhunderts  das  Rathaus 
entstand,  in  dem  auch  die  Gerichtsverhand- 
lungen ab|[ehalten  wurden,  die  sich  in  der 
ältesten  Zeit  an  offener  Stätte,  «  unter  der 
Eiche  »  in  Glarus  (in  der  Gegend  des  heuti- 
gen Quartiers  c  Eichen  »)  abgespielt  hatten. 
Eine  Anerkennung  von  Glarus  als  Hauptort 
lag  auch  in  der  hier  1419  erfolgten  Einrichtung  eines  Wo- 
chenmarktes und  in  dem  1724  gefassten,  später  jedoch 
wieder  aufgehobenen  Beschlüsse,  dass  der  Landammann 
in  Glarus  wohnen  müsse.  Schwere  Zeiten  erlebte  Glarus 
im  Jahre  1799,  als  seine  Umgebung  während  längerer  Zeit 
der  Schauplatz  der  Kämpfe  zwischen  den  Franzosen, 
Oesterreichem  und  Russen  war. 

Die  «  gemeine  Kirche  Glarus  »,  zu  der  einst  das  ganze 
Land  gehört  hatte,  umfasste  auch  nach  der  Reformation 
noch  die  reformierten  und  katholischen  Bürger  der  Ge- 
meinden Glarus,  Riedern,  Netstal,  Ennenda  und  MillÖdi 
und  besass  grosse  Alpen  und  Wälder,  namentlich  im 
Gebiete  des  Klönthals.  Merkwürdigerweise  blieb  diese 
Korporation  in  vollem  Umfange  bis  ins  19.  Jahrhundert 
hinein  bestehen,  obschon  im  17.  und  18.  Jahrhundert  in 
Netstal,  Ennenda  und  Mitlödi  besondere  reformierte 
Kirchgemeinden  entstanden  waren.  1830  wurden  die 
Wälder  gegen  Geldentschädiguns  an  die  genannten  fünf 
Bürgergemeinden  abgetreten  una  1856  auch  die  Alpen 
verkauft,  wodurch  die  «  gemeine  Kirche  »  zu  grossem 
Vermögen  gelangte.  Als  man  nach  dem  Brande  von  1861 
zum  Bau  einer  neuen  Kirche  genötigt  war,  wurde  auf 
das  Drängen  von  Glarus  nach  mühsamen  Verhandlun^n 
der  unnatürliche  Korporationsverband  endlich  aufgelost, 
so  dass  seither  die  «  gemeine  Kirche  Glarus  b  nur  noch 
die  Kirchgenossen  beider  Konfessionen  von  Glarus  und 
Riedern  umfasst. 

Bibliographie:  Tschudi,  Nikiaus.  Glarus  vor,  während 
und  nach  dem  Brande.  1864.  —  Das  alte  Glarus ;  A  Ibum 
mit  erläuterndem  Text,  hrsg.  von  der  Casinogesellschaft. 
1901.  —Führer für  Glarus  und  Umgehung;  hrsg.  vom 
Verkehrsverein  Glarus.  —  Sammlung  der  Gesetze  und 
Verordnungen  der  Gemeinde  Glarus.     [J.  Obbrhoi.zbr.] 

GI.A8  (AUSSER  und  INNER)  (Kt.  Graubünden, 
Bez.  Heinzenberf^,  Kreis  Thusis,  Gem.  Tschappina).  1846 
und  1830  m.  Zwei  Gruppen  von  zusammen  15  Häusern,  im 
Thälchen  des  Carnusaoachs,  3  km  sw.  Tschappina  und  9,5 
km  sw.  der  Station  Thusis  der  Rätischen  Bahn  (Chur- 
Thusis).  Postablage.  67  reform.  Ew.  deutscher  Zunge. 
Alpwirtschaft. 

GI.ASAURERTOBEI.  (Kt.  Gniubünden,  Bez.  Ples- 
sur).  2400-900  m.  Wildbachtobel,  dessen  Bach  am  S.-Hang 
des  Bleisstein  (Gruppe  des  Hochwang|  entspringt,  die 
Bäche  des  Plattisertobels  und  Stellitobels  aufnimmt  und 
nach  4  km  langem  Lauf  in  der  Richtung  N.-S.  2  km  w. 
Möllns  von  recnts  in  die  Plessur  mündet.  Im  obern  Ab- 
schnitt Alpweiden,  tiefer  unten  bewaldet.  Von  der  Strasse 
Chur-Langwies  überbrückt. 

GI.ASBACH  (NIEDER  und  OBER)  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Aarwangen,  Gem.  Rohrbachgraben).  6öO  und  704 
m.  Zwei   Gruppen  von  zusammen  21  Häusern,  800  m  von 


GLA 


GLA 


348 


einander  entfernt;  1,4  bezw.  2,2  km  s.  and  so.  der  Sta- 
tion Rohrbach  der  Linie  Langenthal-Wohlhusen.  136  re- 
form.  Ew.  KirchRemeinde  Rohrbach.  Käserei. 

GI.A8ERHORN  (Kt.  Graubunden  und  St.  Gallen). 
3128  und  3091  m.  Doppelgipfel,  zwischen  Ringelspitz  und 
Tristelhom,  ö.  von  jenem  und  etwa  6  Stunden  s.  über  St. 
Martin  im  Calfeisenthal.  Am  N.rHang  der  über  mächti- 

gen  Felswänden  zum   Calfeisenthal  abbrechende  kleine 
lasergletscher  (2700-2300  m).  Gipfel  und  Gletscher  auf 
der  Siegfriedkarte  unbenannt. 

QI.A8HOI.Z  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Konolfingen,  Gem. 
Ober  Diessbach).  988  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am  SW.- 
Hang  des  Barsch wandhubel  und  2,6  km  nö.  der  Station 
Ober  Diessbach  der  elektrischen  Bahn  Burgdorf-Thun.  35 
reform.  Ew. 

QI.A8H0TTE  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau,  Gem. 
Wauwil).  861  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am  SO.-Hang 
der  Katzigerhöhe,  300  m  ö.  der  Station  Wauwil  der  Linie 
Luzern- Ölten.  73  kathol. 
Ew.  Kirchffemeinde  Egolzwil- 
Wauwil.  Glashätte. 

QI.A8H0TTE  (HIN- 
TERE) (Kt.  Aargau,  Bez. 
Zofingen,  Gem.  Murgenthal). 
505  m.  Weiler,  auf  einer 
Lichtung  im  Boowald,  600 
m  so.  des  Dorfes  Vordere 
Glashütte  und  2  km  so.  der 
Station  Murgenthal  der  Li- 
nie 01ten>Bem.  11  Häuser, 
59  reform.  Ew.  Wiesenbau 
und  Viehzucht.  Ein  Teil  der 
Bewohner  arbeitet  in  den 
Spinnereien ,  Webereien  , 
Stecknadel-  und  Möbelfabri- 
ken von  Murgenthal. 

QI.A8H0TTE  (VOR- 
DERE) (Kt.  Aargau,  Bez. 
Zofingen,  Gem.  Murgenthal). 
488  m.  Dorf,  auf  einer  Licht- 
ung im  Boowald  und  1,5  km 
so.  der  Station  Murgenthal 
der  Linie  Ölten- Bern.  Post- 
ablage. 27  Häuser,  134  re- 
form. Ew.  Ackerbau  und 
Viehzucht. 

GLA8H0TTE  LAU- 
FEN, französisch  Verre- 
RiE  DE  Laüfon  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Laufen  und  Kt. 
Solothurn,  Amtei  Thierstein). 
368  m.  Gruppe  von  6  Häu- 
sern in  einer  einsamen 
und  wildromantischen  Berg- 
schlucht, zu  beiden  Seiten 
der  Birs  und  auf  der  Grenze 
zwischen  den  Kantonen  Bern 
und  Solothurn,  an  der  Ein- 
raündunff  des  Bärswilerba- 
ches  in  aie  Birs  und  an  der 
Strasse  Delsberg- Laufen  ; 
3,5  km  sw.  Laufen  und  2,7  km 
Station 


GLATIQNY  (Kt.  Waadt,  Bez.  und  Gem.  Payeme). 
475  m.  Vorort  von  Payeme.  5(X)  m  s.  vor  der  Stadt.  35 
Häuser,  362  reform.  Ew.  1242:  Glatignie.  Vergl.  den  Art. 

P A YERN  E 

GLATT  (Kt.  Appenzell  und  St.  Gallen).  Kleiner  Fluss; 
entspringt  in  960  m  bei  Schwellbrunn  (Appenzell  A.  R.), 
wendet  sich  nach  N.,  geht  w,  an  Herisau  vorbei,  tritt  bei 
der  Zellersmühle  auf  den  Kanton  St.  Gallen  über,  biegt 
scharf  nach  W.  ab  und  bildet  mit  seinem  von  steilen  und 
z.  T.  felsigen  Waldgehängen  begleiteten  romantischen 
Thal  die  Grenze  zwischen  den  beiden  Kantonen.  Dann 
folgt  das  stark  zu  Serpentinenbildung  neigende  Flüsschen 
der  Richtung  NW.,  oildet  die  Grenze  zwischen  den  st. 
gallischen  Bezirken  Unter  Toggenburg  und  Wil,  fliesst 
nö.  an  Flawil  vorbei  und  mündet  nach  20  km  langem 
Lauf  unterhalb  des  Bades  Buchenthal  (bei  Oberbüren)  in 
490  m  von  rechts  in  die  Thur.  Nimmt  von  links  den 
Weissenbach  und,  weiter  unten,  den  von  Gossau  herkom- 


Einxugsgebiet  der  Qlatt  (Appeosell  und  St.  Gallen). 


fJ/Zj/r^SL- 


n.  Bärswil.  Hier  die 
Bärswil  der  Linie  Delsberg -Basel.  Telephon. 
36  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Am  rechten  Ufer  der 
Birs  2  Fabriken  für  hydraulischen  Kalk  und  Gips,  mit 
zusammen  etwa  50  Arbeitern,  die  eine  auf  Boden  der 
Bemer  (gemeinde  Laufen,  die  andere  auf  Boden  der  So- 
lothurner  Gemeinde  Bärswil.  Brücke  über  die  Birs.  Die 
Siedelung  früher  Schmelzi  geheissen,  weil  hier  bis  1780 
Eisen  geschmolzen  wurde.  Einst  grosse  Glashütte  mit  150 
Arbeitern,  die  namentlich  Flaschen  und  Fensterglas  her- 
stellte, 1846  aber  ihren  Betrieb  einstellte.  Geburtsort  des 
Jurageologen  Amanz  Gressly  (geb.  17.  Juli  1814,  gest. 
n  der  Waldau  bei  Bern  am  13.  April  1865). 

GLAT  oder  GLATH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werden- 
bers:,  Gem.  Sevelen).  466  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am 
Sarbach  romantisch  gelegen;  1,5  km  w.  der  Station  Se- 
velen der  Linie  Rorschach- Sargans.  48  reform.  Ew. 
Ackerbau  (Mais,  Kartoffeln),  Obstbau,  Viehzucht.  Sticke- 
rei. 


menden  Kellenbach  auf.  Oberhalb  des  Dorfes  Oberglatt 
von  der  Linie  Zürich- Winterthur-St.  Gallen  überbrückt. 
GLATT  (Kt.  Zürich,  Bez.  Uster,  Dielsdorf  und  Bülach). 
Fluss  im  Kanton  Zürich,  Nebentluss  des  Rhein.  Das  Glatt- 
thal erstreckt  sich  zwischen  den  beiden  parallelen  Höhen- 
zügen Pfannenstiel-Zürichberg-Stadlerberg  und  Bachtel- 
Firsl(bei  Kiburg)  -Rheinsberg  fast  geradlinig  von  SO. 
nach  NW.  Es  ist  ein  grosses  breites  Thal,  dessen  Sohle 
fast  überall  24 km  Breite  hat;  die  beidseitigen  Abhänge 
steigen  meist  ^anz  sanft  an.  Ein  Thal  von  solchen  Dimen- 
sionen kann  nicht  von  dem  kleinen  Flusse  Glatt  geschaffen 
worden  sein:  der  Stammfluss  des  Glattthaies  ist  die  Linth. 
Ursprünglich  ging  nämlich  die  Sihl  durch  das  Zürichsee- 
thal, die  Linth  (in  höherem  Niveau)  durch  das  Glattthal. 
Ein  rechter  Nebenfluss  der  Sihl  schnitt  dann  etwa  in  der 
Gegend  von  Rapperswil  die  Linth  an  und  lenkte  sie  ins 
Zürichseethal  ab.  Das  geschah  in  der  ersten  Interglazial- 
zeit.  Dadurch  verlor  das  heutige  Glattthal  seinen  Ober- 
lauf und  der  Fluss  sein  Samme^ebiet.  In  dem  Thaltorso 


SU 


6LA 


GLA 


bildete  sich  nur  ein  kleiner  FJubs,  der  die  Sohle  nicht  zu 
vertiefen  vermochte;  daher  liegt  heute  die  Sohle  des 
Glattthaies  viel  höher  als  das  Zärichseethal.  Daher  ist 
auch  das  Thal  oben  in  seiner  ganzen  Breite  offen,*es  fehlt 


Eiosugsgebiet  der  Glatt  (Kaaton  Zürich). 


eine  Kamm  Wasserscheide,  und  unvermerkt  kommt  man 
aus  dem  Glattgebiet  (bei  Bubikon,  500  m)  ins  Zurichsee- 
gebiet  hinüber.  Die  Thalgeschichte  wurde  dann  aber 
noch  verwickelter  durch  die  nachfolgende  2.  und  3.  Yer- 


j,  wobei  der  Linthgletscher  das  ganze  Thal  er- 
'üllte.  Beide  Hessen  ausgedehnte  Schottermassen  (Kies) 
und  Moränen  im  Thal  zurück,  so  dass  die  Molasseschichten, 
in  welche  das  Thal  ursprnnglicti  eingeschnitten  wurde, 
fast  nur  an  den  hohem  Thalgehängen  zu 
Tage  treten.  Deutliche  Moränenwälle  gehen 
quer  durch  das  Thal  bei  Dübendorf,  Ober- 

Slatt  und  Glattfelden.  Der  erste  davon  hat 
en  Greifensee  aufffestaut  (siehe  den  Art 
Greifensee);  ein  gleich  alter  Wall  hat  in 
dem  frühem  Seitenthal  zur  Glatt:  Wetzi- 
kon-Pfäffikon-Pehraltorf- Wangen  den  Pfaffi- 
kersee  erzeugt  (siehe  den  Art.  Pfaffiker- 
SEE)  und  den  Aabach  gezwungen,  den  PfäfG- 
kersee  am  obern  Ende  zu  verlassen,  bis 
nach  Wetzikon  thalaufwärts  zu  lliessen  und 
sich  ein  ganz  neues  Bett  durch  die  glazia- 
len Schottermassen  zwischen  den  beiden 
Seen  zu  graben.  So  entstand  das  heutige 
Aathal.  Auch  der  Ausgang  des  Glattthaies 
hat  gewechselt.  Ein  breites  und  offenes  Thal, 
das  Furtlhal,  führt  von  Seebach  zwischen 
Altberff  und  Lägern  hindurch  ins  Limmat- 
thal  (bei  Würenlos).  Dieser  Thalweg  ist 
ebenfalls  durch  eine  Moräne  gesperrt,  wel- 
cher der  Katzensee  sein  Dasein  verdankt ; 
aber  einst  muss  die  Glatt  hier  durch  ge- 
gangen sein,  denn  die  Grösse  des  Thaies 
steht  in  keinem  Verhältnis  zu  den  jetzigen 
kleinen  Bächen.  Ebenso  verhält  es  sich  mit 
dem  Wehnthal,  nördl.  von  der  Ladern,  und 
mit  dem  Trockenthal  von  Staael  nach 
Windlach,  wo  ebenfills  ein  kleiner  See, 
der  Stadlersee,  durch  eine  Moräne  abge- 
dämmt worden  ist. 

Den  glazialen  Ablagerungen  verdankt 
das  Glattthal  seinen  landschaftlichen  Cha- 
rakter. Im  oberen  Teil,  sowohl  oberhalb 
als  unterhalb  des  Greifensees,  herrschen 
lehmige  Massen,  vorzugsweise  Gnindmo- 
ränen,  vor  und  ffeben  den  meist  guten  Wie- 
sen- und  Ackerboden  ab.  Nur  in  den  ganz 
flachen  Thalgründen  kann  der  undurchläs- 

A  sige  Grundmoränenlehm  zur  Sumpf-  resp. 

'  Torfhildunff  führen,  z.  B.  bei  Mönchaltorf, 
Schwerzenoach,  Wangen,  Schwamendio- 
f^en,  Rümlang  etc.  In  all  diesen  «Rielern» 
ist  viel  Torf  und  Streue  gewonnen  worden ; 

^  jetzt  ist  infolge  der  Korrektion  (siehe  nn- 

)  ten)  der  Grundwasserspiegel  gesunken,  die 
Ueberschwemmungen  haben  aufgehört,  u. 
manche  Teile  sind  in  der  Umwandlung  zu 
guten  Wiesen  begriffen,  während  andere 
mit  geringer  Nachhilfe  drainiert  werden 
könnten.  Die  vielen  kleinen  Hügel,  die 
über  das  Thal  zerstreut  sind,  bestehen  z.  T. 
aus  Grundmoräne,  z.  T.  aus  Obermoräne, 
sind  aber  meist  kiesig,  so  dass  sie  trockenen 
und  mageren  Boden  bieten.  Im  untern 
Teil,  etwa  von  Höri  abwärts,  herrschen  die 

f glazialen  Schotter  vor :  die  Ebene  des  Bn- 
acher  Hardes,  die  Hügel  bei  Hochfelden 
und  die  ffanze  Thalfläche  bei  Glattfelden 
etc.  bestehen  aus  geschichteten  glazialen 
Kiesen.  Da  dieser  Boden  sehr  durchläs- 
sig ist,  gibt  er  trockene  Aecker  und  Wie- 
sen ab;  die  letztern  liefern  nur  dann  einen 
reichlichen  Ertrag,-  wenn  sie  gewässert 
werden  können,  was  denn  auch  vieirach 
gemacht  wird. 

Die  Torfmoore  des  Glattthaies  bilden 
nicht  bloss  landschaftlich  einen  auffallen- 
den Zug  im  Bilde ;  sie  sind  auch  botanisch 
hochinteressant.  Auf  den  grossen  Flach- 
mooren finden  sich  nämlich  gleich  In- 
seln kleine  Hochmoore,  so  z.  B.  bei  Wal- 
lisellen, Gfenn  und  Dnbendorf.  Diese  Hochmoorsiel- 
len  enthalten  u.  a.  :  Andronteda,  OxycoccuSy  Vac- 
ciniuni  uliginosuniy  Viola  palustris,  Tricfiophoruni  al- 
pinum,   EHophorum  vaginatum^   nhynchospora    cUba, 


GLA 


GLA 


345 


Drosera,  Hydrocoiyle,  ßetula  pubescens,   Liparis  Lo»- 
selii  etc.  Andere  seltene  Sumpfpflanzen  sind  Ütricularia 


Olattbrboke  bei  Rheinsfelden. 

intermedia^  die  vom  Greifensee  bis  Oerlikon  nicht  selten 
ist,  und  Ütricularia  Bremiif  in  der  Nähe  von  Dubendorf, 
eine  Rarität  ersten  Randes.  In  der  Nähe  des  Greifensees 
kommen  vor:  Ljfsimachia  thyrsiflora  und  Inula  Vail- 
larUii,  Die  tiefeingeschnittenen  Schluchten  der  Berg- 
bäche am  Zürichberg  enthalten  u.  a. :  Saxifraga  mutata^ 
Cypripediluniy  Orchis  purpurea;  in  den  Wäldern  ver- 
einzelt: Pirola  uniftora^  Senecio  Fuchsii^  Poa  Chaixii 
etc.  Wie  man  sieht,  sind  unter  diesen  Pflanzen  manche, 
die  heute  der  subalpinen  oder  alpinen  Region  angehören  ; 
diese  sind  also  als  Reliktpflanzen  aus  einer  kältern  Zeit, 
der  Eiszeit,  aufzufassen.  Noch  entschiedener  sprechen  für 
die  Eiszeit  andre  Pflanzenreste,  die  man  in  dem  Lehm 
unter  den  Torfmooren  im  Glattthal  gefunden  hat.  Sie 
tragen  entweder  hochalpinen  oder  arktischen  Charakter. 
Dahin  gehören  die  Zwergbirke  (Betula  nana),  die  Polar- 
weide {Salix  polaris),  der  Aipenknöterich  (Polygonum 
viviparuni),  Dryas  oclopelala,  die  kriechende  Alpenheide 
{Azalea  pnwumbens). 

Unter  den  zürcherischen  Flüssen  war  die  Glatt  bis  vor 
kurzem  einer  der  fischreichsten,  sowohl  was  die  Zahl  der 
Arten  als  die  Menge  der  Fische  anbetriflt.  So  melden  die 
alten  Chroniken  oft  von  ausserordentlich  grossen  Fängen 
von  Nasen  {Chondrostonia  nasusj  und  von  Brachsmen 
{Abramis  l^rama)  während  ihrer  Laichzeit.  Im  alten  Glatt- 
bett bei  nheinsfelden  sollen  die  Nasen  früher  in  so  ge- 
waltigen Scharen  erschienen  sein,  dass  man  sie  mit  Kü- 
beln und  «Zainen*  (Körben)  herausschöpfte.  Noch  im  18. 
Jahrhundert  gab  der  Nasenfang  dort  Anlass  zu  einem  Feste 
für  die  Gegend,  indem  der  Landvogt  in  Eglisau,  dem  die 
Fischerei  in  Rheinsfelden  gehörte,  mit  zahlreichen  Gästen 
zum  Fischzuge  kam,  wenn  die  Nasen  sich  eingestellt 
hatten.  Leider  sind  jetzt  durch  industrielle  Etablisse- 
mente  wiederholt  Verunreinigungen  des  Flusses  vorge- 
kommen, welche  den  Fischbestand  beeinträchtigen.  Auch 
die  FluBskorrektion  musste  hier  Schaden  stiften,  indem 
sie  eine  Menge  von  Schlupfwinkeln  etc.  für  die  Fische 
zerstörte. 

Die  Glatt  führt  ihren  Namen  erst  vom  Ausflusse  aus  dem 
Greifensee  an.  Der  Bach  in  der  Axe  des  Thaies,  die  Mönch- 
altorfer  Aa,  der  nach  seiner  Richtung  als  Quelle  anzu- 
sehen wäre,  ist  ganz  unbedeutend.  Am  meisten  Wasser 
fuhrt  die  Pfafflker  Aa  herbei.  Weitere  Zuflüsse  sind  die 
Bäche  von  Maur,  Fällanden,  Dubendorf,  der  Seebach  aus 
dem  Katzensee,  der  Himmelbach  bei  Oberglatt,  der  Fisch- 
bach bei  Höri  etc. 

Die  Länge  der  Glatt  vom  Greifensee  bis  zum  Rhein  be- 
traf 35,8  km^  das  Flussgebiet  bis  zum  Auslauf  aus  dem 
Greifensee  misst  186  km',  das  gesamte  Gebiet  bis  zum 
Rhein  411  km^  Die  Wassermenge  beträgt  bei  Nieder- 
wasser ungefähr  3  m^  per  Sekunde,  sie  ist  bei  Hochwasser 
schon  auf  40  m^  ffestieffen  (Sept.  1852).  Ungleich  andern 
Flüssen  hat  die  Glatt  ihr  grösstes  Gefall  im  untern  Teil 
ihres  Laufes,  während  sie  oben,  d.  h.  vom  Greifensee  an, 
zunächst  ganz  langsam  fliesst  und  daher  ofi'enbar  ihren 
Namen  erhalten  hat.  Während  nämlich  das  durchschnitt- 


liche Gefäll  vom  Greifensee  bis  zum  Rhein  2,54 ^/go  be- 
trägt, ist  es  vom  See  bis  nach  Niederslatt  nur  1,05  <><>/oo,  von 
da  bis  Hochfelden  2,o6  **/«  und  auf  dem 
letzten  Abschnitt  bis  zum  Rhein  l^Von- 

Daher  hörte  man  seit  alten  Zeiten  immer 
zweierlei  Klagen  über  die  Glatt;  vom  See  bis 
ungefähr  nach  Hochfelden  schadete  der 
Fluss  fast  jedes  Jahr  durch  Unterwasser- 
setzen der  Wiesen,  die  mehr  und  mehr  ver- 
sauerten. Unterhalb  Hochfelden  dagegen 
vertiefte  die  Glatt  ihr  Bett,  riss  Land  weg 
und  überführte  andere  Teile  mit  Kies  und 
Sand.  Die  Uebelstände  müssen  schon  im 
J8.  Jahrhundert  arg  gewesen  sein  ;  am  An- 
fang des  19.  Jahrhunderts  erfolgten  (1807- 
1811)  so  viele  und  verheerende  Ueber- 
schwemmungen,  dass  sich  die  Gemeinden 
um  Hilfe  an  die  Regierung  wandten.  Ge- 
stützt auf  ein  Gutachten  des  «Sanitätskolle- 
giums»  und  H.  C.  Eschers  v.  d.  Linth  be- 
schloss  die  Regierung  am  10.  Nov.  1812, 
eine  durchgreifende  planmässige  Korrektion 
der  Glatt  vom  Greifensee  bis  zum  Rhein 
vorzunehmen.  Aber  die  Ausfuhrung  ent- 
sprach dem  schönen  Plan  nicht.  Zwar  fing  man  richtig 
unten  bei  Glattfelden  an;  aber  den  Bau  der  Mühlen- 
schleuse überliess  man  dem  Müller;  sie  wurde  denn  auch 
so  ausgeführt,  dass  sie  beim  nächsten  Hochwasser  (1814) 
vernichtet  wurde.  Im  Jahr  1815  wurde  auch  der  neu 
gegrabene  Kanal  fast  ganz  zerstört.  Bis  1852  wurden  nur 
dann  und  wann  kleine  Reparaturen  gemacht. 

Eine  andere  Teilkorrektion  wurde  mit  besserem  Erfolge 
in  Rheinsfelden  ausgeführt.  Bei  Hochwasser  lief  dieses 
Dörfchen  jedesmal  Gefahr,  unter  Wasser  gesetzt  zu  werden; 
femer  unterspülte  die  Glatt,  die  vor  der  Mündung  in  den 
Rhein  einen  scharfen  Bogen  nach  NO.  machte,  einige 
Häuser.  1820  petitionierten  die  Bewohner  von  Rheinsfelden 
daher  an  die  Regierung  und  schlugen  vor,  einen  Stollen 
von  90  m  Länge,  4,5  m  Breite  und  3  in  Höhe  durch  den 
Hügel  des  Simelihölzli  zu  treiben.  Sie  erhielten  an  die 
Kosten  einen  Staatsbeitrag  von  320  alten  Franken,  und 
1822  war  der  Stollen  fertig.  Seither  ist  er  durch  Ab- 
witterung  immer  kürzer  geworden.  Von  Zeit  zu  Zeit  er- 
folgten kleinere  und  grössere  Einbrüche  an  beiden  Enden, 
so  dass  einige  Male  im  Glattbett  geräumt  werden  musste. 
Nach  und  nach  würde  sich  der  Stollen  also  in  einen  ofl'e- 
nen  Einschnitt  verwandeln,  wenn  man  ihn  nicht  1885  aus- 
gemauert hätte,  um  die  Anlage  einer  neuen  Strassen  brücke 
zu  vermeiden.  Unterdessen  hatte  man  andere  Teilstücke 
der  Korrektion  in  Arbeit  genommen.  1817  wurde  die  Mühle 
Oberslatt  geschleift  und  die  Mühle  Hofstetten  gesenkt,  um 
dem  Wasser,  das  hier  ja  entschieden  zu  wenig  Fall  hatte, 
bessern  Abfluss  zu  verschaffen.  1819  wurde  auf  der  Strecke 
Oberglatt-Rümlang  ein  Kanal  von  2100  m  Länge  gegraben 
und  dam^t  einiffe  Krümmungen  abgeschnitten.  1825-30 
baute  man  die  Mühle  Rümlang  um  und  kanalisierte  die 
Glatt  oberhalb  Rumlang  auf  eine  Strecke  von  2800  m. 
Bis  dahin  beliefen  sich  die  Kosten  auf  167156  Fr.  56  Rap- 
pen alter  Währung.  Nun  wollte  die  Regierung  diese 
Kosten  auf  die  Gemeinden  verteilen ;  diese  aber  zahlten 


Fabrik  an  der  Glatt  bei  Glattbragg. 

nicht,  weil  die  Teilkorrektionen  nirgends  geholfen  hat- 
ten. Nach  langem  Hin-  und  Herstreiten  beschloss  der 
Grosse  Rat  am  7.  April  18U),   dieses   Guthaben   an   die 


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Gemeinden  in  der  Staatsrechnung  zu  streichen.  So  en- 
dete die  erste  Periode  der  Glattkorrektion. 

In  der  Folge  wurde  die  Sache  immer  schlimmer.  1852 
erfolgte  wieder  ein  ganz  grosses  Hochwasser,  das  Glatt- 
felden  beinahe  ruinierte.  Von  verschiedenen  Seiten  wurde 
die  Regierung  ersucht,  die  Korrektion  von  neuem  in  An- 
griff zu  nehmen.  Nach  gründlichen  Studien  entstand  dann 
1867  ein  neues  Projekt  für  die  Korrektion  der  ganzen 
Glatt  mit  Einschluss  der  Senkung  des  Seespiegels  um 
0,9  m.  Dasselbe  blieb  aber  wegen  der  politischen  Umwäl- 
zungen noch  ein  Jahrzehnd  liegen.  Es  brauchte  die  grossen 
Ueberschwemmungen  von  1876,  1878  und  1881,  um  den 
Eifer  immer  neu  anzustacheln.  1876  wurde  das  zürcherische 
Gesetz  über  Flusskorrektionen  angenommen  ;  aber  noch 
1879  wandten  sich  die  Vertreter  des  Glattlhales  mit 
einem  wahren  Notschrei  an  den  Kantonsrat,  man  solle 
doch  einmal  dem  Glattthale  gründlich  helfen.  Nun  wurden 
die  gefahrlichen  Stellen  bei  Glattfelden  durch  Senkwalzen, 
dann  durch  Steinböschungen  gesichert,  das  Glattbett  von 
unten  herauf  überall  auf  die  nötifie  Breite  gebracht,  die 
Sohlen  durch  Pfählungen  oder  Steinpackungen  gesichert. 
So  schritt  man  immer  weiter  aufwärts ;  18ö7  wurde 
die  oberste  Strecke  Dübendorf- Greifensee  in  AngrifT 
genommen  und  1895  die  Abrechnung  über  das  Ganze 
vorgelegt.  Sie  zeigte  2573240  Fr.  96  Rappen  Gesamt- 
kosten. 

Von  den  bisherigen  Folgen  der  Korrektion  sind  hervor- 
zuheben :  Der  Spiegel  des  Greifensees  stand  früher  bei 
Mittelwasser  437,88  m  ü.  M.,  bei  Hochwasser  439,20 
bis  439,25  m.  Das  grösste  Hochwasser  seither  erreichte 
nur  437,68  m,  blieb  also  unter  dem  frühem  Mittelwasser. 
Die  Wiesen  an  der  obem  Glatt,  die  nur  noch  saure  Gräser 
hervorbrachten,  sind  zu  guten  Wiesen  geworden.  Der 
Bauer  braucht  nicht  mehr  zu  fürchten,  dass  ihm  das  Heu 
oder  Emd  über  Nacht,  bei  plötzlichem  Austreten  der 
Glatt,  fortschwimme.  Nun  wird  es  auch  möglich  sein,  die 
vielen  Sümpfe,  sogar  oberhalb  des  Greifensees,  zu  ent- 
wässern uua  in  fruchtbares  Land  zu  verwandeln,  oder  eine 
regelmässige  Bewässerung  einzurichten,  so  dass  der  Er- 
trag an  Streue,  der  oft  eben  so  wertvoll  ist,  wie  der 
Heuertrag,  ein  möglichst  j^osser  wird.  Mehrere  solcher 
Bewässerungs-  und  Entwasserungsprojckte  sind  in  Ar- 
beit. 

Trotzdem  ist  für  die  zahlreichen  Wasserwerke  längs 
der  Glatt  jetzt  besser  gesorgt  als  früher.  Am  Ausüuss  aus 
dem  See  ist  nämlich  ein  Stauwehr  gestattet  worden,  ver- 
mittels dessen  bei  Niederwasser  der  See  um  1  m  gestaut 
werden  kann.  Dadurch  hofft  man,  den  Abfluss  so  zu  re- 
gulieren, dass  er  auch  bei  niedrigem  Wasserstande  doch 
2  m^  per  Sekunde  beträgt.  Um  den  bisherigen  Fischfang 
nicht  zu  schädiffen,  sind  in  der  Schleuse  ein  Fischpass 
und  eine  Schiffsschleuse  angebracht  worden.  Die  Zahl 
der  Wasserwerke  an  der  Glatt  ist  sehr  beträchtlich.  Schon 
1807  bestanden  vom  Greifensee  bis  zum  Rhein  13  Mühlen ; 
eine  davon  fiel  der  Korrektion  zum  Opfer,  aber  die  Ge- 
samtzahl der  Werke  beträgt  jetzt  doch  18;  davon  sind  8 
Mühlen,  die  übrigen  Spinnereien,  Zwirnereien,  Webereien 
und  1  Elektrizitätswerk  (Hochfelden).  Diese  Etablissemente 
bringen  also  in  das  sonst  nur  Landwirtschaft  treibende 
Thal  eine  rege  industrielle  Tätigkeit. 

Dem  entsprechen  auch  die  Verkehrswege.  Schon  zur 
Römerzeit  kreuzte  die  Hauptheerstrasse,  von  Baden  durch 
das  Furtthal  kommend,  bei  Rümlang  die  Glatt  und  führte 
über  K loten  (Claudia)  nach  Winterthur.  Von  Kloten  ging 
eine  Abzweigiing  einerseits  nach  Zürich,  anderseits,  aller- 
dings mit  Vermeidung  der  sumpfigen  Thalgründe,  nach 
Glattfelden  und  Kaiserstuhl.  Von  den  spätem  Haupt- 
strassen durchzieht  die  Strasse  Zürich-E^lisau-Schaff- 
hausen  den  grössten  Teil  des  Thaies,  und  die  Strasse  Zü- 
rich-Winterthur  kreuzt  es.  Dem  entsprechen  auch  die 
Eisenbahnlinien:  Zürich-Uster-Rapperswil,  eine  der  äl- 
testen Bahnen,  folgt  der  obern  Hälfte  und  die  erst  vor 
kurzem  ausgebaute  Linie  Zürich-Bülach-Schaffhausen  der 
untern  Haltte  des  Thaies.  Die  Bahn  Zürich- Winterthur 
kreuzt  das  Thal  in  2  Linien,  über  Wallisellen  und  über 
Kloten.  Zweigbahnen  von  lokaler  Bedeutung  sind  Oerlikcn- 
Seebach- Wettingen,  Niederglatt- Wettingen  und  Oberglatt- 
Dielsdorf-N  ieder  weningen . 

Literatur:  Wettstein,  Alexander.  Geologie  von  Zürich 
und  Umgebung,  Zürich  1885.  —  Schröter,  Carl.  Flora  der 


Eiszeit  {NeujahrsbL  der  naturforsch,  GeeelUch,  in  Zur, 
1883).  Zürich  1882.  —  Meister.  Beiträge  zur  Kenntnis  der 
europ.  Arten  von  Utricularia, 

GLATT  <AN  DER)  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Hin- 
terland, Gem.  Herisau).  787  m.  Weiler,  an  der  Glatt;  2,5 
km  sw.  der  Station  Herisau  der  Appenzellerbahn  (Win- 
keln-Herisau-Appenzell).  12  Häuser,  80  reform,  und  ka- 
thol.  Ew.  Wiesen-  und  Obstbau.  Stickerei  und  Weberei. 
Säge. 

GLATT  (NIEDER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Tog- 
genburg, Gem.  Oberuzwil).  545  m.  Pfarrdorf,  am  linken 
Ufer  der  Glatt  malerisch  gelegen ;  3,7  km  ö.  Oberuzwil 
und  3,3  km  ö.  der  Station  Uzwil  der  Linie  Zürich- Win- 
terthur-St.  Gallen.  97  Häuser,  473  kathol.  und  reform. 
Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Stickerei.  Von  der  Refor- 
mation an  diente  die  Kirche  bis  1848  dem  Gottesdienst 
beider  Konfessionen.  Früher  der  Kirchgemeinde  Gossau 
zugeteilt. 

GLATT  (NIEDER)  (Kt.  Zürich,  Bez.  Dielsdorf)^  415 
m.  Gem.  und  Dorf,  zu  beiden  Seiten  der  Glatt,  4  km  nö. 
Dielsdorf.  Station  der  Linien  Zürich-Bülach-Eglisau- 
Schaffhausen  und  Bülach-Baden.  Postbureau,  Telephon; 
Postwagen  nach.  Stadel.  Gemeinde,  mit  Nöschikon:  74 
Häuser,  524  reform.  Ew.  ;  Dorf:  53  Häuser.  377  Ew. 
Kirchgemeinde  Niederhasli.  Ackerbau  und  Viehzucht. 
Rahmenfabrik. 

GLATT  (OBER)(Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Toggen- 
burg, Gem.  Flawil).  584  m.  Weiler,  am  linken  Ufer  der 
hier  von  der  Strasse  Gossau-Flawil  überbrückten  Glatt 
und  1,4  km  so.  der  Station  Flawil  der  Linie  Zürich-Win- 
terthur-St.  Gallen.  13  Häuser,  105  reform.  Ew.  Refor- 
mierte Kirchgemeinde.  Ackerbau,  Viehzucht,  industrieUe 
Tätigkeit.  Fund  einer  römischen  Silbermünze.  731 :  Clata ; 
733:  Glata.  Die  Gerichtshoheit  über  Glatt  stand  im  Mit- 
telalter einer  Reihe  von  Edelgeschlechtern  (so  z.  B.  den 
Edeln  von  Gielen,  Baldegg  und  Landenberg)  und  zuletzt 
dem  Kloster  Magdenau  zu. 

GLATT  (OBER)  (Kt.  Zürich,  Bez.  Dielsdorf).  430  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  zu  beiden  Seiten  der  Glatt,  5  km  ö. 
Dielsdorf.  Station  der  Linie  Zürich-Bülach-Eglisau-Schaff- 
hausen ;  Abzweigung  der  Linie  Oberglatt-Dielsdorf-Nieder- 
weningen.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  Gemeinde, 
mit  Hofstetten :  113  Häuser,  676  reform.  Ew. ;  Dorf:  92 
Häuser,  539  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Oberglatt  und 
Niederglatt  1424  von  der  Stadt  Zürich  angekauft  und  der 
Obervogtei  Neu  Amt  zugeteilt.  Bei  Anlass  der  Korrektions- 
arbeiten an  der  Glatt  hat  man  bei  Oberglatt  einen  Stein- 
hammer, eine  Bronzenadel  und  eine  Bronzefibel  ge- 
funden. 

GLATTALP  (Kt.  und  Bez.  Schwyz,  Gem.  Muotathal). 
1868-2000  m.  Alpweide,  im  Hochthälchen  des  Glattensees, 
von  hohen  Bergen  umgeben :  den  Märenbergen  und  Jä- 
gemstöcken  im  S.,  dem  Ortstock  im  0.,  dem  Kirchberg 
und  First  im  N.  Ein  guter  Fusswe^  führt  ins  Bisithal 
hinunter,  ein  sehr  mühsamer  Pass  über  die  Brühlkehle 
und  das  Firnerloch  auf  den  Urnerboden.  Wird  im  Som- 
mer mit  350  Stück  Jungvieh  und  30  Pferden  bezogen.  Die 
Glaltalp  verdankt  ihren  fetten  Boden  der  hier  in  ziemli- 
cher Mächtigkeit  dem  Malm  auflagernden  Berrias. 

GLATTBRUGG  (Kt.  Zürich,  Bez.  Bülach,  Gem.  Op- 
fikon).  426  m.  Dorf,  am  linken  Ufer  der  Glatt,  1  km  w. 
Opfikon.  Station  der  Linie  Zürich-Bülach-Eglisau-Schaff- 
hausen.  Postablage,  Telephon.  21  Häuser,  162  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  Kloten.  Brücke  über  die  Glatt.  Unto* 
der  Brücke  hat  man  1753  etwa  200  Stück  römischer 
Münzen  aus  dem  3.  und  4.  Jahrhundert  gefunden. 

GLATTBURG  (KLOSTER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Wil,  Gem.  Oberbüren).  562  m.  Häusergruppe  mit  einer 
alten,  heute  zu  einem  auch  St.  Gallenberg  geheissenen 
Benediktinerinnenkloster  umgewandelten  Burg,  über 
dem  linken  Steil-  und  Hochufer  der  Thur;  1.1  km  nnw. 
Oberbüren  und  4,5  km  nö.  der  Station  Uzwil  der  Linie 
Zürich-Winterthur-St.  Gallen.  44  kathol.  Ew.  Landwirt- 
schaft, von  den  Nonnen  musterhaft  geführt.  Die  Burg, 
ursprünglich  Sitz  der  Vögte  von  Glattburg,  von  Ru- 
dolf von  Beding,  dem  damaligen  Land(vogt  im  Tog- 
genburg. 1628  angekauft,  dann  1648  vom  Abt  von  St 
(fallen  erworben,  der  sie  1781  dem  Frauenkloster  Lil>- 
ingen  zuwies.  Diese  Nonnen  richteten  hier  eine 
Handarbeitsschule  für  junge  Mädchen  ein.  Schöne  Aus- 


GLA 


GLg 


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sieht  auf  das  Thurihal,  die  Appenzeller  Berge   und  das 
Toggenburg.  788  :  Ciataburuhe. 


Kloster  Glattburg  von  Osten. 

GLATTEN  (Kt.  Schwyz  und  Uri).  Etwa  2506  m.  Gip- 
fel, in  der  Kette  Märenberg-Ortstock,  n.  vom  Klausenpass, 
8w.  der  Märenberge  und  von  diesen  durch  das  Firnerloch 
(Uebergang  vom  Umerboden  zum  Bisithal)  getrennt.  Die 
Basis  des  Berges  besteht  aus  Lias  und  Dogger,  die  hier 
zwei  nach  N.  überliegende  Falten  bilden ;  darüber  folgt 
eine  etwa  200  m  mächtige  Malmkalkbank,  die  nach  S. 
und  N.  in  senkrechten  Wanden  abfällt  und  ein  mit  Kar- 
renbildungen durchsetztes  Gipfelplateau  von  1  km  Breite 
trägt. 

GLATTEN  (KLEIN)  (Kt.  Uri).  Etwa  2300  m.  Fels- 
spitze,  mitten  m  der  Berggruppe  des  Balmer  Grätli, 
Zinggen,  Rauhstöckli  etc.,  zwischen  Klausenpass  und 
Ruosalperkulmpass;  3,5  km  ö.  der  Schächenthaler  Wind- 
gälle,  dem  höchsten  Gipfel  dieses  Gebietes,  und  4-5 
Stunden  nö.  über  Unterschächen.  Auf  der  Siegfriedkarte 
ohne  Höhenkote. 

GLATTENFIRN  (Kt.  Uri).  3000-1662  m.  Grosser  und 
schöner  Gletscher,  im  Erstfelderthal  und  in  dem  breiten 
Felsenzirkus,  der  vom  Schlossberg  bis  tum  Fuss  der 
Spannörter  und  vom  Zwächten  bis  zum  Krönten  reicht. 
Am  Weg  von  der  Kröntenhütte  zur  Schlossberglücke, 
zum  Spannörlerjoch  oder  auf  einen  der  benachbarten 
Hochgipfel. 

GLATTENHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  2986  m. 
Gipfel,  SW.-Schulter  des  Monte  Leone,  auf  dem  Kamm 
zwischen  dem  Hochthal  des  Simplon  (oder  des  Krumm- 
baches) und  dem  Felsenzirkus  von  Alpien ;  im  N.  durch 
den  Alpienpass  vom  Südlichen  Breithorn  (3368  m)  ge- 
trennt. Südlich  von  ihm  als  Vorberg  das  Kessihorn.  Kann 
vom  Dorf  Simpeln  aus  in  4  ■/«  Stunden  leicht  bestiegen 
werden.  Prachtvolle  Aussicht  auf  die  Gruppe  des  Fletsch- 
horns.  Während  der  Gipfel  auf  der  alten  Exkursionskarte 
des  S.  A.  C.  und  auf  der  sardinischen  Generalstabskarte 
unter  seinem  richtiffen  Namen  erscheint,  nennt  ihn  die 
Siegfried  karte  irrtümlich  Klein  Glattenhorn. 

GLATTENHORN  (KLEIN)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig). 
2588  m.  Gipfel,  sw.  Vorberg  des  Glattenhorns ;  2,3  km 
nö.  über  dem  Dorf  Simpeln,  von  wo  aus  er  in  3  Stunden 
ohne  Schwierigkeit  bestiegen  werden  kann.  Auf  der  alten 
Exkursionskarte  des  S.  A.  C.  richtig  so  genannt,  wäh- 
rend ihn  die  Siegfriedkarte  mit  dem  Glattenhorn  (2986  m) 
verwechsel  t 

GLATTENRAIN  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense).  Wald. 
S.  den  Art.  Gemeindewald. 

GLATTEN8EE  (Kl.  und  Bez.  Schwyz).  4856  m.  Klei- 
ner See,  auf  der  Glattalp,  in  dem  zwischen  den  Jägern - 
stocken  und  First  gelegenen  Hochthälchen.  Ohne  sichtba- 
ren Abfluss.  1,4  km  lang  und  300  m  breit.  Die  am  SW.- 
Ufer  sichtbaren  schönen  Gletscherschlitfe  zeugen  für  den 
glazialen  Ursprung  des  Seebeckens. 

GLATTEN8TOCK  (Kt.  Uri).  2593  m.  Felsspitze, 
in  der  vom  Zwächten  nach  SO.  abzweigenden  und  das 


Meienthal  vom  Gornerenthal  trennenden  Kette ;  4,5 
km  nw.  über  der  Station  Wassen  der  Gotthardbahn. 
GLATTFELDEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Bü- 
lach).  365  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  rech- 
ten tlfer  der  Glatt  und  2,5  km  oberhalb  ihrer 
Mündung  in  den  Rhein.  Station  der  Linien 
Zürich-Bülach-Eglisau-Schaffhausen  und  Win- 
terthur-Bülach-Koblenz-Stein,  2  Vt  ^^  so.  vom 
Dorf  gelegen.    Postbureau,    Telegraph,    Tele- 

f»hon.  Gemeinde,  mit  Aarüti,  Letten,  Bheins- 
^Iden,  Schachen  und  Zweidien  :  229  Häuser, 
1584  Ew.,  wovon  111  Katholiken;  Dorf:  156 
Häuser,  1108  Ew.  Acker-  und  Weinbau,  Vieh- 
zucht. Von  der  Glatt  werden  4  Baum  Wollwebe- 
reien, eine  mechanische  Schreinerei  und  eine 
Mühle  getrieben.  Heimat  des  berühmten  Zür- 
cher Dichters  Gottfried  Keller  (1819-90),  der  in 
seinem  Roman  «  Der  grüne  Heinrich  »  viel- 
fach auf  das  Dorf  zu  sprechen  kommt.  Bei  der 
Station  ein  Grab  mit  Urne  aus  der  Bronzezeit ; 
römische  Niederlassung  am  Schlossbuck  bei 
Rheinsfelden.  Funde  von  verschiedenen  Alter- 
tümern aus  der  Römerzeit  und  einer  Lanzen- 
spitze aus  der  Alemannenzeit.  Im  Mittelalter 
Sitz  eines  Edelgeschlechtes,  Ministerialen  der 
Grafen  von  Tengen;  ob  es  eine  Burg  besass, 
weiss  man  nicht,  doch  sollen  in  den  Reben  von 
Auf  der  Steig  dicke  Mauerreste  gefundeji  worden  sein. 
Vor  der  gänzlichen  Korrektion  der  Glatt  hat.  das  Dorf 
unter  den  Frühjahrshochwassem  des  Flusses  stark  zu 
leiden  gehs^bt.  Glattfelden  gehörte  zuerst  zusammen  mit 
Eglisau,  Rafe  und  Wil  zu  der  Herrschaft  Eclisau,der  Gra- 
fen von  Tengen,  die  1463  und  1496  duircri  Kauf  an  die 
Stadt  Zürich  kam.  Nachdem  das  Dorf  zuerst  der  zür- 
cherischen Landvogtei  Kiburff  zugeteilt  worden  war, 
kam  es  1678  zur  Landvogtei  Eglisau. 

GLATTKANAL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Bülach).  S.  den 
Art.  Glatt. 

GLATTIGNY  (Kt.  Waadt,  Bez.  Uusanne  u.  £;chal- 
lens).  810-687  m.  Bach;  entspringt  beim  Chalet  aux  Bueufs 
Dessous  und  mündet  nach  1,2  km  langem  Lauf  in  der 
Richtung  nach  W.  von  links  in  den  Talent.  Zwei  Stein- 
brücken^  auf  deren  obern  (zwischen  La  Börallaz  und  Cu- 
ffny)  einst  der  Abt  von  Montherond  eine  Anzahl  seiner 
Untertanen,  die  sich  eines  Verbrechens  schuldig  gemacht 
hatten,  den  Bevollmächtigten  des  die  hohe  Gerichtsbarkeit 
über  den  Jorat  ausübenden  Bischofs  von  Lausanne  zur 
Aburteilung  übergeben  Hess. 

GLATTWAND  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans).  854  m. 
Schöne  Felswand,  deren  Schichten  ein  gut  sichtbares, 
weitgespanntes  und  hohes  Gewölbe  bilden,  am  N.-Ufer 
des  Walensees,  3  km  w.  Walenstadt  und  4,5  km  ö.  Quin- 
ten. Ueber  der  Glattwand  die  Alp  weiden  terrassen  des 
Walenstadterberges,  die  nach  oben  wiederum  von  einer 
Felswand  abgeschlossen  werden,  worüber  eine  zweite, 
schmälere,  Terrasse  und  endlich  die  Gipfel  der  Churfirs- 
ten  folgen. 

GLATTWANG  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Land- 
quart). 2380  m.  Gipfel,  mit  sanften  und  bis  zu  oberst  be- 
grasten Hängen,  in  der  Gruppe  des  Hochwanf,  5-6  Stun- 
den s.  über  Jenaz  im  Prätigau.  Hauptgiprel  des  das 
Jenazertobel  vom  Fideriserlobel  trennenden  Kammes. 
Schöner  Aussichtspunkt,  aber  nur  wenig  besucht. 

GLAUBENBIBLBNTHAL  (Kt.  Obwalden).  Oberer 
Abschnitt  des  vom  Lauibach,  einem  Zufluss  zum  Samer- 
see,  durchflossenen  Thaies.  An  beiden  Gehängen  Alpwei- 
den, die  z.  T.  mit  Waldparzellen  bestanden  und  ausser- 
ordentlich sumpfig  sind,  so  dass  sie  zahlreiche  kleine 
Bäche  (z.  B.  das  Unterwengengräbli)  zum  Lauibach  sen- 
den. Besonders  zu  nennen  sind  die  am  SO.-Hang  des 
Rotspitz  (1791  m)  gelegene  Glaubenbielenalp  und  die  am 
Nünalpstock  zuoberst  im  Thal  liegende  Nunalp  (Hütten 
in  17^  m).  Das  Thal  wird  weiter  unten  schmal  und  zeigt 
zu  beiden  Seiten  stark  von  Wasserrinnen  zerfressene  Ge- 
hänffe.  Liegt  in  Flysch  und  triasischem  Gips  und  gehört 
der  Klippenregion  der  Giswilerstöcke  an. 

GLAU8ENHAU8   (Kt.  Thurgau,   Bez.  Arbon,  Gem. 
Egnach).  Weiler.  S.  den  Art.  Glusenhaus. 
GL^BES  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane).  Wildbach;  ent- 
I  springt  am  Mont  Gibloux  in  1100  m  mit  drei  Quellarmen, 


348 


GLK 


GLE 


die  die  malerischen  Aipweiden-  und  Waldffehänge  des 
Ber|[8tocke8  entwässern  und  sich  unterhalb  Villariod 
vereinigen.  Von  hier  an  wendet  sich  der 
Bach  nach  N.,  fliesst  durch  ein  tiefes 
Waldtobel,  geht  zwischen  Villarsel  le  Gi- 
bloux  und  Rueyres-St.  Laurent  durch, 
berührt  Estavayer  ie  Gibloux,  treibt  wei- 
terhin noch  3  Mühlen  und  mündet  nach 
6  km  langem  Lauf  1  km  n.  Estavayer  le 
Gi bloux  in  638  m  von  rechts  in  die  Grosse 
GlÄne.  Gefälle  bis  Villarlod  170  <»/(».  mitt- 
leres Gefälle  des  ganzen  Baches  /7  ^/qq. 

GLECKHORN  (Kt.  Graubänden.  Bez. 
Unter  Landquart).  2451  und  2344  m.  Gip- 
fel, südl.  Nachbar  des  Falknis  und  s.  vor 
dem  W.-Knde  des  Rätikon,  von  dem  ihn 
das  Fläscherfürkli  (2247  m)  trennt.  Fällt 
steil  ab,  besonders  nach  S.,  SW.  und  SO. 
und  bildet  auf  der  SW.-Flanke  über  dem 
Glecktobel  die  hohe  Gleckwand.  Bildet 
allein  oder  mit  dem  Falknis  zusammen 
von  Ragaz  oder  Maienfeld  aus  gesehen 
eine  der  schönsten  alpinen  Landschaften 
Graubündens.  Zwei,  1  km  von  einander 
entfernte  und  durch  die  Tiefe  Furka  ge- 
trennte Spitzen,  die  manchmal  auch  als 
Klein  und  Gross  Gleckhorn)' besonders 
unterschieden  werden.  6  Stunden  nnö. 
über  Jenins. 

GLECKKAMM  (Kt. Graubünden,  Bez. 
Unter  Landquart).  Kurzer  Kamm,  s.  vor 
dem  Gleckhorn  und  zwischen  diesem  u. 
dem  Hoch  Furnis.  Ein  leicht  zu  bege- 
hender Passübergang  (2074  m)  führt  vom 
Glecktobel  über  den  Gleckkamm  zu  den 
Fiäscher-  und  Maienfelderalpen  hinüber. 

GLECKSTEINHOTTE  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Interlakcn,  Gem.  Gnndelwald). 
2338  m.  Schutehütte  des  S.  A.  C,  am  SW.- 
Hang  des  Wetterhorns  auf  den  den  Obern 
Grindelwaldgletscher  vom  Krinneglet- 
scher  trennenden  Felsen  und  4-5  Stunden 
über  Grindel wald.  1880  von  der  Sektion 
Burffdorf  aus  Stein  erbaut,  bietet  Raum 
für  12-15  Personen.  Schöne  Aussicht  auf 
die  Stöcke  des  Schreck-  und  Wetterhorns 
und  ins  Thal  von  Grindelwald.  Ausgangs- 

Kunkt  für  die  Besteigung  von  Wetter- 
om, Miltelhorn,  Rosen  hörn,  Beralistock 
etc.  und  für  den  Uebergang  über  das  Lau- 
teraarjoch. 

GLECKTOBEL  (Kt.  Graubünden, 
Bez.    Unter    Landquart).    1700-900   m. 


GLECKWAND  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Und- 
quart).  1700-2300  m.  600  m  hohe  und  beinahe  senkrechte 


GlecksteinbQtte. 

Steiles  kleines  Waldthal ,  steigt  vom  Fuss  der  Gleckwand 
nach  SW.  ab  und  wird  vom  Fussweg  über  den  Gleckkamm 
durchzogen  ;^3,5  km  n.  Jenins. 


Einxugsgebiet  de«  Glenner. 

Felswand,  S.-  und    SW.-Abfall    des    Gleck- 
horns;  von  der  Tiefen  Furka,  einer  ungang- 
baren Scharte,  in  zwei  Teile  getrennt;  4   km 
nnö.  Jenins. 
GLEFALAU    (Kt.  St:  Gallen,   Bez.    Sar- 

rns,  Gem.  Fiums).  Zerstreut  gelegene  Häuser. 
den  Art.  Klefalau. 

GLENG  (Kt.  Luzem,  Amt  Willisau,  Gem. 
Schötz).  Weiler.  S.  den  Art.  GlImg. 

GLENN  ER,  romanisch  Glogn  (Kt.  Grsa- 
bünden.  Bez.  Glenner).  Bedeutendster  Zollass 
zum  Vorderrhein;  entsteht  aus  zwei  Quellbä- 
chen, dem  Vriner  Glenner  und  Valser  Glen- 
ner, die  sich  unter  dem  Sporn  von  Oberkas- 
tels  (12  km  oberhalb  Ilanz)  vereinigen.  Als 
der  eigentliche  Quelllauf  wird  meist  der  Val- 
ser Glenner  (auch  Valser  Rhein  geheissen)  an- 
gesehen, der  mehr  Wasser  führt  und  länger 
(22  km)  ist,  als  der  Vriner  Glenner  (15  km), 
obwohl  dieser  die  Richtung  des  unteren  Glen- 
ners nach  oben  zu  fortsetzt.  Beide  Qaellbäche 
bilden  sich  ihrerseits  wieder  aus  je  zwei,  eine 
Reihe  von  kleinen  Adern  sammelnden  Ar- 
men :  der  Vriner  Glenner  aus  dem  Diesrutbach 
und  Vaneschabach,  die  sich  1,5  km  oberhalb  Vrin  vereini- 
gen; der  Valser  Glenner  aus  dem  Lentabach  und  Kanal- 
bach, die  sich  bei  Zervreila,  9  km  oberhalb  Vals  Platz 


GLE 


GLE 


349 


vereiniget..  Das  Einzuffsgebiet  des  Vriner  Glenner  reicht 
vom  Pix  Cavel  im  N.  bis  zum  Piz  Scharboden  im  S., 
wird  von  der  schönen  Pyramide  des  Piz  Terri  l>eherr8cht 
und  von  den  Alpen  Ramosa,  Diesrut,  Blengias  und  Schar- 
boden eingerahmt;  die  meisten  seiner  Quelladern  werden 
nicht   von    Glet- 


um  ein  Querthal.  Er  jnimmt  von  rechts  den  Duviner-, 
Pitascher-  und  Rieinerbach  auf,  drei  ausgezeichnete 
und  geßhrliche  Wildbache,  deren  Schluchten  sich 
immer  mehr  vertiefen  und  deren  zahlreiche  obersten 
Aeste    die   Hänge  immer  starker  zerfressen   und  aus- 


schem  gespiesen. 
Die  zum  Valser 
Glenner  gehen- 
den Bäche  sind 
dagegen  zur 
Mehrzahl    kleine 

Gletscherbäche, 
die  vom  Rhein- 
waldhom  a.  Gü- 
fpfhom  herkom- 
men. Der  Lenta- 
bach  entspringt 
dem  Lentaglet- 
scher  und  der 
Kanalbach  dem 
Kanal-  u.  Göfer- 
gletscher.  Ein 
anderer  wasser- 
reicher Zufluss 
zum  Valser  Glen- 
ner ist  der  vom 
Fanellagletscher 
kommende  Pei- 
lerbach. Vriner 
und  Valser  Glen- 
ner sind  einan- 
der in  mehrfa- 
cher Hinsicht 
unähnlich.  Der 
Vriner  Glenner 
hat  von  der  Ver- 
einiffung  seiner 
QueTlbäche  an 
(1390  m)  bis  zum 

Zusammenlluss 
mit  dem    Valser 
Glennerein  ziem- 
lich einheitliches 

Gefalle  von  42"/oo 
und  durchfliesst 
ein  ganz  im 
Bündnerschiefer 
ausgewaschenes 
Langsthal.  Der 
Valser  Glenner 
teilt  sich  dage- 
gen in  zwei,  nach 
Gefall,  Richtung 
und  geologischer 

Beschaffenheit 
des  Bodens  stark 
von  einander  ver- 
schiedene  Ab-' 
schnitte  :  der 
Oberlauf  von  Zer- 
vreila  (1780  m) 
bis  Vals  Platz 
(1250  m)  hat  ein 
Gefälle  von  53»/oo 
und  durchfliesst 
ein  in  die  kryslal- 
Hnen  Schiefer  des 

Adulamassives 
eingeschnittenes 
Längsthal  mit  oft 
breitem  ebenem 
Thalboden,  wäh- 
rend der  Unter- 
lauf nur  39  «»/oo 

fällt  und  eine  Querschlucht  im  Bundnerschiefer  sich 
ausgewaschen  hat.  Der  eigentliche  Glenner  endlich 
weist  16  <^/oo  Gefälle  auf,  setzt  das  Längsthal  des 
Vriner  Glenoer  fort  und  fliesst  durch  Bändnerschiefer. 
Nor  sein  Endstöck  oberhalb  der  Mündung  ist  wieder- 


M.B.CI.E 


i1^*^ 


Btfxirk  Glenner. 


i^.AUfnpw  »c. 


waschen.  An  manchen  Stellen  ist  der  Boden  in  beständi- 
gem Rutschen  begriflen,  so  dass  die  Bewohner  fortwäh- 
rend gezwungen  sind,  Häuser,  Ställe,  W^e  und  Umzäu- 
nunffen  zu  verleben.  Dies  ist  z.  B.  bei  Riein  schon  zu 
wieoerholten  Maien  der   Fall  gewesen.  Das  Gleiche  gilt 


350 


GLE 


GLE 


übrigens  auch  für  manche  andere  Stellen  des  Glenner- 
beckens,  so  z.  B.  für  die  linksufnge  Strecke  von  Peiden 
bis  Vigens,  wo  die  den  Berghang  durchsetzenden  zahl- 
reichen Spalten  infolge  der  stetiff  fortschreitenden  Hut- 
schungen  sich  immer  mehr  verbreitern.  Das  Thal  des 
Glenners,  das  Lungnez,  bildet  überhaupt  ein  typisches 
Wild  bachgebiet  und  wird  von  dem  Fluss,  der  alle  Ero- 
sions- und  Verwitterunj^produkte  seines  eigenen  Laufes 
zusammen  mit  denen  seiner  Zutlüsse  ins  Rhemthal  hinaus 
verfrachtet,  immer  weiter  ausgetieft.  Kein  Dorf  hat  am 
Flussufer  selbst  Platz  gefunden,  so  dass  sich  die  Siede- 
lungen alle  länes  der  hochgelegenen  seitlichen  Terrassen 
besonders  des  linken  Thalgehänges  hinziehen.  Bei  Ilanz 
hat  der  Glenner  einen  mächtiffen  Schuttkegel  ange- 
schwemmt. Das  unterste  Stuck  des  Flusslaufes  ist  zur 
Verhütung  von  Ueberschwemmungen  bis  zu  seiner  Mün- 
dung in  den  Vorderrhein  (691  m)  kanalisiert  und  ein- 
gedämmt worden. 

GLKNNER.  BEZIRK  des  Kantons  Graubünden;  zer- 
fallt in  die  zu  beiden  Seiten  des  Vorderrhein  gelegenen 
Kreise  Ruis  und  Ilanz  und  den  das  gleichnamige  Thal 
umfassenden  Kreis  Lungnez.  Der  Bezirk  grenzt  im  N.  an 
die  Kette  des  Tödi,  die  ihn  vom  Kanton  Glarus  trennt; 
im  0.  an  die  Bezirke  Im  Boden  und  Heinzenbers,  von 
welch*  letzterem  er  durch  eine  Gebirgskette  geschieden 
ist ;  im  S.  mit  dem  Adulamassiv  an  den  Rheinwald  (Be- 
zirk Hinterrhein)  und  den  Kanton  Tessin ;  im  W.  an  den 
Bezirk  Vorderrhein.  Bezirkshauptort  ist  Ilanz.  39  Ge- 
meinden, und  zwar  im  Kreis  Ilanz:  Fellers  oder  Fallera, 
Flond,  Ilanz  oder  Glion,  Kästris  oder  Gastrisch,  Laax, 
Ladir,  Luvis  oder  Luven,  Pitasch,  Riein,  Ruschein,  Sagens 
oder  Saeogn,  Schleuis  oder  Schluein,  Schnaus,  Seewis 
im  Oberland  oder  Savgiein,  Strada  im  Oberland,  Valen- 
das  oder  Valendau  und  Versam  oder  Versomet;  im  Kreis 
Lugnez  (oder  Lumnezia)  :  Camuns,  Cumbels,  Duvin, 
Fürth  oder  Uor»,  Igels  oder  Degien,  Lumbrein,  Morissen, 
Neukirch  oder  Surcuolm,  Oberkastels  oder  Surcasti, 
Peiden,  St  Martin,  Tersnaus,  Vals  oder  San  Pieder,  Vi- 
gens oder  Vigogn,  Villa  und  Vrin ;  im  Kreis  Ruis  (oder 
Rueun) :  Andest  oder  Andiast,  Obersaxen  oder  Sursaisa, 
Panix  oder  Pignieu,  Ruis  oder  Rueun,  Seth  oder  Siath 
und  Waltensburg  oder  Uors  la  Foppa.  Zusammen  1895 
Häuser,  2513  Haushaltungen,  10 494  Ew.;  7660  Katholi- 
ken und  2982  Reformierte;  7552  Personen  romanischer 
und  2721  deutscher  Zunge.  Fläche  des  Bezirkes  698,1  km*, 
Dichtigkeit  der  Bevölkerung  auf  1  km'  daher  15  Ew. 

Der  grösste  Teil  der  Bodenfläche  entfällt  auf  unpro- 
duktiven Boden.  Hauptbeschäftigung  der  Bewohner  sind 
Wiesenbau,  Viehzucht  und  Alpwirtschaft.  Die  Viehstatis- 
tik ergibt  folgende  Zahlen : 

1886  1896  1901 

Hornvieh 12169       12315       12397 

Pferde 310  439  438 

Schweine 3645         4434         3260 

Schafe 18418       18491       17851 

Ziegen 5606         5151         5229 

Bienenstöcke 1086         1482         1076 

Viehreichster  Bezirk  des  Kantons;  wird  aber  in  Bezug 
auf  die  Vorzüglichkeit  des  Viehschlages  von  dem  Bezirk 
Heinzenberg  und  vom  Präticau  übertroffen.  Ilanz  hat 
etwas  Handel;  Versam,  Laax,  Peiden  und  Vals  sind  Frem- 
denstationen. Im  übrigen  entbehrt  der  Bezirk  jeder  wei- 
teren industriellen  Tätigkeit.  Beträchtlich  ist  der  Vieh- 
handel, und  auch  der  Holzhandel  hat  eine  gewisse  Be- 
deutung, indem  z.  B.  1901  6286  m*  Holz  verkauft  worden 
sind.  Von  1903  an  wird  der  Bezirkshauptort  Ilanz  mit  der 
Linie  Chur-Ilanz  an  das  Netz  der  Rätischen  Bahn  ange- 
schlossen sein.  Von  Reichenau  aus  zu  beiden  Ufern  des 
Vorderrhein  je  eine  Strasse,  die  sich  in  Ilanz  vereinigen, 
von  wo  eine  Strasse  über  Disentis  und  den  Oberalppass 
nach  Andermatt  fuhrt  und  eine  andere  das  Lugnez  durch- 
zieht, um  sich  bei  Valgronda  (6,3  km  s.  Ilanz)  in  die 
Strassen  nach  Vrin  und  nach  Vals  zu  verzweigen.  Die 
einst  bei  Ilanz  angebaute  Weinrebe  ist  hier  jetzt  völlig 
verschwunden. 

Den  Bezirk  durchlliesst  auf  eine  Länge  von  20  km  in  der 
Richtung  nach  0.  der  Vorderrhein,  der  hier  von  S.  her 
den  Glenner  und  die  Rabiusa  aufnimmt.  Der  Glenner  wird 
von  zwei  Quellbächen  gebildet,  dem  dem  Lentagletscher 
entspringenden  Valser  Glenner  und  dem  Vriner  Glenner, 


deren  erster  das  Valserthal  und  deren  anderer  das  Thal 
von  Vrin  entwässert.  Die  Rabiusa  entspringt  am  Löchli- 
berg,  entwässert  das  Safienthal  und  berührt  den  Bezirk 
Glenner  nur  auf  einer  kurzen  Strecke  ihres  Laufes  bei 
Versam. 

GLtRESSE  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Nidau).  Gem.  und 
Pfarrdörf.  S.  den  Ari.  Ligerz. 

GL^ROLLES  (CHATEAU  DE)  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Lavaux,  Gem.  Rivaz).  380  m.  Altes  Schloss,  am  N.-Ufer 
des  Genfersees,  700  m  ö.  Rivaz  und  300  m  von  der  Station 
Rivaz  der  Simplonbahn,  zwischen  dem  See  und  der 
Strasse  von  Lausanne  ins  Rhonethal.  Muss  ums  Jahr  1160 
von  Landry  de  Durnes,  Bischof  von  Lausanne,  erbaut  wor- 
den sein,  um  den  Eingang  in  das  der  Kirche  gehörende 
Gebiet  zu  verteidigen.  1271  erhielt  Hugues  de  Pal^ieux 
die  Burg  Gl^rolles  zusammen  mit  dem  Majorat  von  Saint 
Saphorin  zu  Lehen,  worauf  1303  beide  wieder  an  den  Bi- 
schof zurückfielen.  Später  ist  die  Burg  von  Aymon  und 
Sebastian  de  Montfaucon  z.  T.  restauriert  worden;  sie 
diente  sowohl  als  Feste  wie  als  Gefängnis  und  enthielt 
Kerker  und  Folterkammer.  Nach  der  Befreiung  der  Waadt 
von  der  Berner  Herrschaft  ging  sie  1798  in  das  Eigentum 
des  Staates  und  1803  in  Privatbesitz  über  Der  einstige 
viereckige  Burgturm  wurde  teilweise  abgetragen,  weil  er 
einer  Weinrebenanlage  vor  der  Sonne  stand;  heute  stehen 
von  ihm  nur  noch  die  Fundamente  und  ein  erstes  Stock- 


Chäteau  de  016rolle8. 

werk.  Die  Ueberlieferung  erzählt,  dass  hier  einst  eine 
Stadt  Gl^rolles  gestanden  habe,  die  von  Rivaz  bis  Saint 
Saphorin  gereicht  haben  soll.  Da  der  jetzige  Ort  Saint  Sa- 
phorin im  Mittelalter  zeitweise  den  Namen  Gl^rolles  ^ 
rührt  hat,  wäre  es  möglich,  dass  er  als  ein  Ueberrest  die- 
ser ehemaligen  Stadt  angesehen  werden  darf.  Diese  soll 
dann  durch  die  Wasserwoge  zerstört  worden  sein,  die  der 
im  Jahre  563  in  den  Genfersee  niedergegangene  Bergstarz 
von  Tauretunum  verursacht  hat.  Im  12.  Jahrhundert:  Gle- 
rula;  1316:  Gleyrola, 

GLET8CH,  GLETSCHER.  In  Zusammensetzungen 
häufig  als  Name  für  Berge  gebraucht.  Vom  latein.  glaciei 
=  Eis,  französisch  glacier,  roman.  Glatsch  oderGlatschera, 
Italien.  Ghiacciajo. 

GLET8CH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms,  Gem.  Oberwald). 
1761  m.  Hotel  und  Pension,  alpiner  Passanten-  und  Som- 
merkurort, am  Beginn  des  Rhonethaies,  vor  dem  Austritt 
der  Rhone  aus  der  Zunge  des  Rhonegletschers  im  sog. 
Gletscherboden  gelegen.  Dieses  oberste,  vom  fmcbtbaren 
untern  Becken  von  Goms  durch  einen  3  km  langen  £n|- 
pass  getrennte  Thalstück  ist  zum  grossen  Teil  mit  Morä- 
nenschutt und  Gletscherbachablagerungen  überfuhrt,  so 
dass  der  unproduktive  Boden  nahezu  '/s  seiner  Fläche  um- 
fasst  Gasthof  mit  Neben  bauten.  Postbureau,  Telegraph. 
Ausgangspunkt  der  zwei  grossen  Alpenstrassen  üt^r  die 
Furka  und  Grimsel.  Gletsch  ist  nach  Fiesch  das  wichtigste 
Fremdenzentrum  im  Tlialbecken  von  Goms,  wird  aber  im 
Winter  nicht  bewohnt.  Die  ehemalige,  aus  etwa  1^  da- 


GLE 


GLE 


351 


tiereDde  iäDdliche  und  anspruchslose  Herberge  hat  einem 
grossen  Gasthof  Platz  machen  müssen.  Sie  hiess  zuerst 


Gletsch  und  der  Rhoneglelsoher  im  Jahr  1855. 

Wirtshaus  zum  Rhone^letscher,  ist  dann  seit  1840  nach  und 
nach  immer  ausschliesslicher  Im  Gletsch  und  endlich 
Gletsch  kurzweg  genannt  worden.  Postwagen  Brig-Furka- 
Göschenen  und  Glelsch-Grimsel-Meiringen.  Die  Gletsch- 
alp«  gemeinsamer  Besitz  eines  Konsortiums  und  des  Gast- 
wirtes vom  Hotel  du  Glacier  du  Rhone  kann  von  Anfangs 
Juli  bis  Mitte  September  mit  140  Kühen  und  300  Stuck 
Schmalvieh  bezogen  werden.  4  Hütten.  Beim  Hotel  Bbone- 
Kletscher  sprudelt  eine  kleine  Therme  aus  dem  Felsschutt, 
nie  sog.  Rnodan-  oder  Roddanquelle,  deren  Temperatur 


Gletsch  und  der  Rhonegletscher  im  Jahr  1902. 

1783  von  H.  B.  de  Saussure  zu  14,5«  R.,  1870  von  Charles 
Dufour  zu  17,9«  C.  gemessen  worden  ist. 

QLET8CHERFIRN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Ost  Raron). 
3700-9000  m.  Fimfeld,  auf  der  Siegfried  karte  unbenannt; 


2,5  km  lang  und  1  km  breit.  Beginnt  am  Ebnefluhjoch 
(im  Kamm  zwischen  oberem  Lauterbrun nenthal  und  dem 
Einzugsgebiet  des  Grossen  Aletschglet- 
Sehers),  steigt  zwischen  Ebnefluh  und 
Gletscherhom  ab  und  vereinigt  sich  mit 
dem  Grossen  Aletschfirn.  dem  w.  Nähr- 
becken des  Grossen  Aletscngletschers.  Muss 
bei  der  Besteigung  der  Ebnefluh  oder  beim 
Ueberschreiten  des  Gletscherjoches  seiner 
ganzen  Länge  nach  begangen  werden. 

GLETSCHERGRIND  (Kt.  Bern, Amts- 
bez.  Ober  Hasle).  2914  m.  Felsspom,  N.- 
Schulter des  Hühnerstockes,  in  der  den 
Unteraarffletscher  vom  Gauligletscher  tren- 
nenden Kette  und  zwischen  dem  Hühner- 
thäliffletscher  und  Hubelgletscher  (auf  der 
Siegfried  karte  unbenannt),  zwei  rechtssei- 
tigen Nebenarmen  zum  Gauligletscher. 

GLET8CHERHORN  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez.  Ober  Simmenthai).  2948  m.  Gipfel,  nö. 
Vorberg  des  Weisshorns,  in  der  Gruppe  des 
"Wildstrubel ;  erhebt  sich  über  dem  W.- 
Rand des  Glacier  de  la  Plaine  Morte  und 
zwischen  diesem,  dem  an  seinem  NW.-Hang 
liegenden  Thierberggletscher  u.  dem  Rätzli- 
glelscher,  hinten  über  der  Lenk,  dem  ober- 
sten Abschluss  des  Simmenthaies.  Selten 
bestiegen.  Bildet  ein  zu  beiden  Seiten  von 
Nummulitenkalk  flankiertes  Gewölbe  von 
Urgonkalken. 

GLET8CHERHORN  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez.  Interlaken  und  Kt.  Wallis,  Bez.  Ost 
Raron).  3982  m.  Bedeutender,  aber  wenig 
bekannter  Gipfel  der  Bemer  Hochalpen,  in 
der  Gruppe  der  Jungfrau;   steigt  als  schöne  und   frei- 
stehende Pyramide  aus  dem  die  Jungfrau  mit  dem  Balm- 
horn  verbindenden  Kamm  auf  und  wird  durch  das  Laui- 
thor  vom  Rotthalhorn  getrennt;  ö.  Nachbar  der  Ebnefluh. 
An  seinem  N.-Hang  der  Rotthalgletscher,  am  SW.-Hang 
der  (auf  der  Siegfried  karte  unbenannte)  Gletscherfim  una 
am  O.-Hang  der  Kranzbergfirn.  Diese  zwei  letzteren  ver- 
einigen sich  mit  dem  Grossen  Aletschtirn.  Kann  von  der 
Konkordiahütte  aus  in  5Vt  Stunden  bestiegen  werden. 
GLET8CHERHORN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja 
und   Hinterrhein).   3106  m.  Gipfel,  in 
der  Kette  zwischen  dem  Avers  und  dem 
Val  Breffalga,  vom   nahen  Pizzo  delia 
Duana  ourch  das  Val  Duana  getrennt. 
Fällt  zum  Val  Duana  mit  schroU'en  Fels- 
wänden  ab,   während   der  NW.-Hang 
sanfter  geböscht  ist;  4-5  Stunden  über 
den  Hätten   von  Bregalga.  Besteigung 
empfehlenswert  und  von  verschiedenen 
Seiten  her  möfflich,  aber  der  Nachbar- 
schaft des  prächtigen  Pizzo  della  Duana 
wegen  nur  selten  unternommen. 

GLETSCHER  JOCH  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  interlaken  und  Kt.  Wallis,  Bez. 
Ost  Raron).  Etwa  3750  m.  Passüberffang, 
zwischen  dem  Gletscherhom  und  der 
Ebnefluh,  in  der.  Gruppe  der  Jungfrau. 
Verbindet  die  Konkordiahütte  über  den 
(auf  der  Siegfriedkarte  unbenannten) 
Gletscher firn  und  den  Rotthalgletscher 
mit  der  Rotthalhütte,  ist  aber  wahr- 
scheinlich noch  nie  vollständig  über- 
schritten worden.  Auf  der  Siegfried- 
karte unbenannt. 

GLETSCHERKAMM  (Kt.  Grau- 
bünden, Bez.  Inn  und  Ober  Landquart). 
3176  m.  Breiter  Rücken,  in  der  Gruppe 
der  Silvretta,  zwischen  Verstankiathor 
und  Silvrettapass  und  zwischen  Ver- 
stanklagletscher  und  Silvrettagletscher, 
6-7  Stunden  n.  über  Lavin  (im  Unter 
Engadin).  Fällt  nach  SO.  zum  Vadred 
La  Cudera  steil,  nach  NW.  zu  den  Krämerköpfen  sanfter 
ab  und  trägt  selbst  ein  kleines  Eisfeld. 

GLETSCHERSTAFEL  (Kt.  Wallis,  Bez.  West  Ra- 
ron, Gem.  Blatten).  1400-2400  m.  Sommerweide,  im  Hin- 


352 


GLE 


GLI 


tergruDd  des  Lötschenthales  und  ö.  über  dem  Inner  Fafler- 
bach.  Wird  im  Sommer  von  etwa  50 Sennen  mit  120  Stfick 


Gletscberhorn  (Kt.  Oraabünden)  vom  Yal  Bregalga  aus. 


GrosBvieh  bezogen.  55  Hütten  und  Stadel.   Butter  und 
Mafferkäse« 

GLET8CHHORN  (Kt.  Uri).  3307  m.  Gipfel,  SO.- 
Scbulter  des  Tiefenstockes,  in  der  Gruppe  des  Damma- 
stockes;  s.  über  dem  Dammafim,  n.  über  dem  Tiefen- 
gletscher und  im  Kamm  zwischen  diesen  beiden  Glet- 
schern. Wird  ziemlich  selten  bestiegen,  vom  Gasthof 
Tiefengletscher  aus  in  6  Stunden  zu  erreichen.  Die  be- 
rühmte Krvstallhöhle  am  Tiefengletscher  liest  50  Minuten 
über  dem  Gletscher  am  S.-Hang  der  Gletschnorns.  Vergl. 
die  Art.  Tiefengletscher  und  Krystallhöhle. 


Gletscberhorn  a.  Ebneflnh  ^Kt.  Bern  u.  Wallis)  vom  Rottbai  aus. 

GLET8CH  JOCH  (OBERES)  (Kt.  Uri).  Etwa  3000  m. 
Passübergang,  zwischen  Winterstock  und  Gletschhom,  in 
der  Gruppe  des  Dammastockes  und  im   Kamm  zwischen 


Dammaßm  und  Tiefen^letscher.  Führt  von  der  Göschener- 
alp  aus  über  diese  beiden  Gletscher  in  5  Stunden  zum 
Gasthof  Tiefengletscher  an  der  Furka- 
strasse.  Auf  der  Siegfriedkarte  nicht  ver- 
zeichnet. 

GLET8CHJOCH  (UNTERES)  {Kt. 
Uri).  Etwa  3000  m.  Passübergang,  aem 
Oberen  Gletschioch  parallel ;  zwischen  Win- 
terstock und  Gletscnhorn  in  dem  den  Dam- 
mafim vom  Tiefengletscher  trennenden 
Kamm,  in  der  Gruppe  des  Dammastocks. 
Verbindet  die  Göscneneralp  über  die  ge- 
nannten zwei  Gletscher  in  5  Stunden  mit 
dem  Gasthof  Tiefengletscher  an  der  Furka- 
strasse. 

GLETTERENS  (Kt.  Freiburg,  Bez. 
Broye).  491  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  nahe 
dem  rechten  Ufer  des  Neuenburgersees  und 
8  km  nw.  der  Station  Domdidier  der  Linie 
Lausanne-Payerne-Lyss.  Telegraph,  Tele- 
phon. 47  Häuser,  235  kathol.  Ew.  Getreide-, 
Futter-,  Tabak-,  Kartoffel-  und  Runkelrü- 
benbau, Viehzucht.  Eigene  Kirchgemeinde 
seit  1860;  Pfarrkirche  zur  Assomption.  Dorf 
mitten  in  Baumgärten  lieblich  gelegen. 
Pfahlbau  aus  der  Stein-  und  Bronzezeit.  Im 
13.  Jahrhundert  Lieterins. 
GLEYRES  (Kt.  Waadt,  Bez.  und  C^em. 
Yverdon).  438  m.  Vorort  von  Yverdon,  w.  der  Stadt  am 
linken  Ufer  der  Thielle  telegen.  In  Bezug  auf  die  Verwal- 
tung zu  einem  Teil  mit  der  Stadt  Yverdon  vereinigt,  zum 
andern  Teil  selbständig.  Dieser  selbständige  Teil  zählt  29 
Häuser  und  291  reform.  Ew.  Der  Name  vom  latein.  gUtrea 
=  altfranzös.  glaire  =  gravier,  Kiesfeld.  Vergl.  den  Art. 
Yverdon. 

GLIASEN  {PIX  DA)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn). 
2455  m.  Abschnitt  des  das  Val  d'Uina  schliessenden  Schli- 
nigberges,  der  in  den  steilwandigen  Gipfeln  des  Grian- 
kopfes  (2900  m)  und  der  Crest  Alta  (2893  m)  seine  höchsten 
Punkte  hat.  Vom  Val  d'Uina  aus  gesehen,  scheinen  sich 
diese  steilen  Wände  in  eigentliche  Gipfel  zu  gliedern,  die 
dann  eigene  Namen  führen,  wie  z.  B.  Piz  da  Gliasen  und 
Piz  Mezdi.  In  Wirklichkeit  sind  es  aber  ebene  Alpweiden- 
ilächen  und  Teile  der  Alpweiden  des  Schlinigberges.  4-5 
Stunden  so.  über  Sent. 

GLICHENBERG  (Kt.  Luzern,  Amt.  Entlebuch,  (^m. 
Escholzmatt).  1100  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  auf  den 
Höhen  zwischen  dem  Stäldeligraben  und  dem  Thälchen 
des  Hämelbaches,  5  km  nw.  der  Station  Escholzmatt  der 
Linie  Bern-Luzern.  62  reform,  und  kathol.  Ew.  Alpwirt- 
schaft, Holzhandel. 

GLIEMS  (PIZ)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Vorderrhein). 
2913  m.  Felsspitze,  in  der  Tödigruppe,  über  der  Vereini- 
ung  des  Val  uliems  mit  dem  Val  Rusein,  am  SW.-Ende 
ies  Felskammes  der  Stigiel  de  Glievers  und  6-7  Stunden 
nw.  über  Somvix. 

GLIEMS  (PORTA  DA)  (Kt.  Glarus  und  Grau hünden). 
Eisscharte.  S.  den  Art.  Gliemspforte. 

GLIEMS  (VAL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Vorderrhein). 
2600-1789  m.  Kleiner  Seitenast  des  zwischen  Disentis  und 
Somvix  von  links  ins  Vorderrheinthal  ausmündenden  Val 
Rusein:  steigt  vom  Piz  Urlaun  und  anderen  dem  Tödi 
benachbarten  Gipfeln  zunächst  nach  S.  und  dann  bis  zur 
Alp  Rusein  nach  W.  ab.  Im  obersten  Abschnitt  der  kleine 
Gliems&rletscher. 

GLIEM8GLET8CHER  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Vor- 
derrhein). 3270-2460  m.  Steiler  Gletscher,  im  obersten 
Abschnitt  des  Val  Gliems,  unter  den  hohen  Felswanden 
der  dem  Tödi  s.  vorgelagerten  Gipfel.  Am  Weg  über  die 
Gliemspforte. 

GLIEMSPFORTE  oder  PORTA  DA  QLIBMS 
(Kt.  Glarus  und  Graubünden).  Etwa  3360  m.  Eisscharte, 
zwischen  dem  Porphyr  (3330  m ;  auf  der  Siegfriedkarte 
unbenannt)  und  Stockgron  (3418  m),  verbindet  den  Gliems- 
ffletscher  mit  dem  obem  Abschnitt  des  Bifertengletschers; 
8-9  Stunden  nnw.  über  Somvix  und  am  Weg  von  da  auf 
den  Tödi. 

GLIEVERS  DADENS  SURA  undDADENS  SUT, 
GLIEVERS  DADO  SURA  und  DADO  SUT  (ALP 
DE)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Vorderrhein,  Kreis  Disentis, 


gu 
dei 


GLI 


6LI 


853 


Gem.  Sorovix).  1800-2160  m.  Alpweiden  mit  4  Gruppen 
von  zusammen  10  Hütten ;  zwischen  Val  Rabius,  Val  Luven 
und  Val  Mnlineun,  drei  zwischen  Som- 
vix  und  Truns  von  links  auf  das  Vor- 
derrheinthai ausmündenden  kleinen 
Thälem;  am  S.-Fuss  der  Stigiel  de 
Glievers  und  4  km  nö.  über  Somviz. 

GLIEVER8  (STIGIEL  DE)  (Kt 
Grau  bänden,  Bez.  Vorderrhein).  2,5 
km  langer  Granitkamm,  s.  über  dem 
Val  Gliems  von  NO.-SW.  streichend; 
5  km  nw.  über  Somvix  und  Truns. 
Fällt  nach  NW.  und  SO.  steilwandig 
ab.  Am  SW.-Ende  der  Piz  Gliems  (2913 
m),  am  NO.-Ende  der  Piz  Ner  (3070  m), 
von  denen  je  ein  Kamm  in  rechtem 
Winkel  nach  SO.  abzweigt,  so  dass  das 
Ganze  ein  weitsespanntes  Felsenkar  bil- 
det, das  die  Schutthalden  von  La  Gonda 
in  sich  schliesst  und  die  tiefer  gelege- 
nen Alpweiden  von  Glievers  überrafit. 
In  geologischer  Beziehung  dnrch  die 
eigenartige  Ausbildung  des  sog.  Piz  Ner 
Granites  von  Interesse.  Wenig  besuchte 
Gegend. 

GLIMENSCHEUER    (Kt.   Wallis, 
Bez.  Brig,   Gem.  Ried).  1930  m.  Alp- 
weide mit  etwa  10  Hätten  qnd  Stadeln, 
unter  dem  Rorswald  auf  einer  breiten 
Ausladung  des   Kammes  des   Kienen* 
homa.  lieisst  auch  Ober  Resti.  Eine  3  km  lange  Wasser- 
leitunff  führt  das  Wasser  des  Schiessbaches  durch  diese 
Älpweide,  dessen  Ueberschuss  durch  den  Hußgraben  zum 
Bngerberg  geht. 

GLIMS  (PIZ)  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Inn).  2867  m. 
Gipfel,  s.  Vorberg  des  Piz  Linard  und  von  diesem  durch 
eine  wenig  ausgesprochene  Scharte  (2804  m)  getrennt, 
zwischen  Val  Glims  und  Val  Saglains.  5-6  Stunden  nw. 
über  Lavin  im  Unter  Engadin.  Glims,  vom  romanischen 
glima  =  die  Feile. 

GLIMS  (VAL>(Kt.  Graubänden,  Bez.  Inn).  2800-2000 
m.  Kleines  Alpentnal,  steigt  vom  Piz  Linard  nach  SO. 
gegen  Lavin  im  Unter  Engadin  ab.  Wird  im  0.  von  ei- 
nem wenig  über  die  Thalsohle  aufsteigenden  Kamm  be- 
gleitet, der  aber  nach  der  entgegengesetzten  Seite,  ins 
Val  Lavinuoz,  mit  hohen  Felswänden  abbricht ;  w.  über 
dem  Thal  der  Piz  Glims.  Wird  von  einem  der  begangen- 
sten Wege  auf  den  Piz  Linard  durchzogen.  An  Stelle  der 
1860  errauten  und  längst  zerfallenen  alten  Alphütte  ist 
seither  eine  neue  errichtet  worden.  Der  Bach  des  Val 
Glims  bildet  einen  kleinen  Wasserfall,  die  soff.  Pischa 
d*Glims,  und  münUet  1,5  km  w.  Lavin  in  den  Bach  des 
Val  Saglains. 

GLINZBURG  (Kt.  St.  Gallen.  Bez.  Rorschach,  Gem. 
Steinach).  446  m.  Gruppe  von  ö  Häusern,  am  rechten 
Ufer  der  Steinach;  1,7  xm  s.  Steinach  und  2,8  km  s. 
der  Station  Arbon  der  Linie  Romanshorn-Rorschach.  19 
kathol.  Ew.  Klimatischer  Kurort  mit  Hotel-Pension. 
Stark  besuchtes  Ausflugsziel.  Schöne  Aussicht  auf  den 
Bodensee. 

GLION  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner).  Kreis,  Gem. 
und  Stadt.  Vergl.  die  Art.  Ilanz. 

GLION  (Kt.  Waadt,  Bez.  Vevey,  Gem.  Les  Planches). 
700  m.  Klimatischer  Kurort  und  Dorf,  auf  der  vorder- 
sten Terrasse  des  w.  Ausläufers  der  Rochers  de  Naye,  200 
m  über  den  Gorges  du  Chauderon  und  1  km  ö.  über 
Montreux.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  Station  der 
Drahtseilbahn  Territet-Glion  und  der  Zahnradbahn  Glion- 
Rochers  de  Naye.  65  Häuser,  494  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinde Montreux.  Bei  Vigneule,  nahe  Glion,  sollen  die 
ersten  Rebberge  der  ganzen  Gebend  angelegt  worden 
sein.  Früher  war  Glion  ein  stiller  und  unbekannter 
Erdenwinkel,  der  noch  ums  Jahr  1850  blos  ein  einziges 
kleines  Gasthaus,  die  Auberge  du  Chamois,  aufzuweisen 
hatte.  Heute  belegt  man  Glion  mit  dem  tönenden  Namen 
des  Waadtländer  Rigi,  der  wie  alle  von  der  Reklame  er- 
fundenen Bezeichnunffen  übertrieben  ist.  Obwohl  die 
Aussicht  von  Glion  mit  der  des  Rigi  gar  nichts  gemein 
hat,  ist  sie  in  ihrer  Art  doch  nicht  weniger  bemerkens- 
wert. Eugen  Rambert  vergleicht  sie  mit  derjenigen  der 


Terrasse  vor  der  Kirche  von  Montreux,  vor  der  sie  aber 
den  Vorzug  voraus  habe,  dass  sie  von  250  m  höher  oben 


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Glion  und  der  Geafersee  von  Osten. 

genommen  sei  und  daher  die  tieferen  Berghänge  be- 
herrsche, steil  in  den  spiegelnden  See  hinabtauche  und 
auch  noch  die  in  ihrem  kühnen  Reiz  schon  an  die  Ge- 
birgsgegenden erinnernden  ersten  Vorhöhen  über  dem 
See  umfasse.  Glion  ist  jetzt  einer  der  besuchtesten  Kur- 
und  Touristenorte  der  Gegend  von  Montreux  und  weist 
zahlreiche  Gasthöfe  und  Pensionen  auf.  Um  den  Zuffang 
zu  diesem  glänzenden  Punkt  jedermann  zu  ermöglichen, 
hat  man  1883  die  in  gerader  Linie  von  Territet  nach 
Glion  hinaufführende  Drahtseilbahn  eröffnet,  die  vom 
Ingenieur  Riggenbach  aus  Ölten  erbaut  worden  ist  und 
mit  einer  Maximalsteigun|[  von  57  %  einen  Höhenunter- 
schied von  304  m  überwindet.  Daran  schliesst  sich  in 
Glion  die  mit  Dampf  betriebene  Zahnradbahn  Glion-Naye 
an.  Am  Weg  Glion-Les  Avants  steht  jenseits  des  Pont 
Bridel  rechterhand  ein  bescheidenes  Landhaus,  das  von 
seinem  Besitzer  Michel  Mamin  1779  den  «  Armen  der 
ganzen  Welt  »  vermacht  worden  ist.  In  seinem  Testa- 
ment hat  der  Erblasser  bestimmt,  dass  .der  Ertrag  des 
Gutes  nach  dem  Tode  seiner  Frau  von  dem  Bürcrermeis- 
ter  der  Gemeinde  an  die  bedürftigsten  Armen  onne  Un- 
terschied der  Heimat,  des  Glaubens  oder  Alters  eigen- 
händig verteilt  werden  solle.  Das  Gut  steht  noch  heute 
unter  der  Verwaltung  der  Gemeinde  Les  Planches,  die 
von  seinem  etwa  350  Franken  abwerfenden  jährlichen 
Ertrag  jedem  durchreisenden  Armen  eine  Unterstützung 
zukommen  lässt.  In  geologischer  Hinsicht  steht  Glion  in 
einer    fossilarmen    Liasmulde,    die    orographisch   eine 

Baye  de  ^^"^ 

Montreux 


San  2  f  er 
657 


1120      Verraye 


I5O00Ö,  Q'^HSdiardt. 

Geologischer  Qaerschnitt   darch  Glion  und  Caux. 

Fl.  Klysch;  La.  Oberer  Lias;  Li.  Unterer  Lias;  Rh.  Rfit ; 
Tr  Trias  (d.  Dolomit ;  c.  Rauchwacke ;  g.  Gips) ;  K.  Ver- 
werfungen und  Uebersohiehungsflächen. 

Schulter  des  Kammes  von  Caux  darstellt.  An  der  Basis 
der  sehr  steil  abfallenden  untern  Liaskalke  stehen  Rät 
und  Trias  an,  die  wahrscheinlich  auf  Flysch  und  einzelne 

GKOGR.  LEX.  67  —  11—23 


354 


GLI 


GLO 


Fetzen  von  oberem  Lias  überschoben  sind.  Da  der  das 
Dorf  tragende  Rücken  zu  oberst  aus  den  leicht  verwitter- 
baren Schiefem  des  obern  Lias  besteht,  weist  er  sanft 
gerundete  Umrisse  auf  und  bildet  einen  auffallenden  Ge- 

{^ensatz  zu  den  schroffen  Formen  seiner  tiefern  Unter- 
a^e.  In  tektonischer  Hinsicht  entspricht  der  Rücken  von 
Glion  dem  Molesonmassiv.  Sein  Sockel  aus  unterm  Lias 
seht  übrigens  weiterhin  unmittelbar  in  die  Nische  des 
MoNT  CuLLY  über.  S.  diesen  Art. 

GLI8  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  687  m.  Gem.  und  Pfarr- 
dorf, am  linken  Ufer  der  Rhone,  i  km  sw.  Brig  und  von 
diesem  Ort  durch  die  Saltine  getrennt,  an  der  Abzwei- 

gung  der  alten  Simplonstrasse  (die  mit  Umgehung  von 
rig  direkt  zum  Pont  Napoleon  aufstieg)  von  der  nach 
Brig  fuhrenden  Pappelallee.  Nach  S.  steigt  die  Gemeinde 
bis  zum  Spitzhom  und  Schienhorn  auf.  Gemeinde,  mit 
dem  Dorf  Gamsen  und  den  Weilern  Zen  Häusern  (z.  T. 
Vorort  von  Brig),  Holtz  und  Ennerholtz :  140  Häuser, 
1093  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge;  Dorf  Giis:  43  Häuser, 
392  Ew.  Die  Kirchgemeinde  Glis  ist  eine  der  grössten  des 
Kantons  und  umiasst  auch  noch  die  mehrere  Kirchen 
besitzende  Stadt  Brig  und  die  Zivilgemeinden  Brigerbad 
und  Thermen.  Die  Bewohner  des  gegenüber  Visp  auf  ei- 
ner Terrasse  über  dem  N.-Ufer  der  Rhone  stehenden 
Ortes  Brigerbad  haben  ihre  Toten  bis  zum  Kirchhof  Glis 
15  km  weit  zu  tragen.  Die  Gemeinde  Ried  ist  erst  vor 
wenigen  Jahren  von  der  Kirchgemeinde  Glis  abgetrennt 
worden.  Vor  1640  gehörte  der  ganze  Bezirk  zur  einzigen 
Kirchgemeinde  Naters  und  hatte  Glis  noch  eine  einfache 
Wallfahrtskapelle.  Die  Kirche  von  Glis  mit  ihrem  hohen 
und  mit  Weissblech  gedeckten  romanischen  Turm  ist 
eine  der  schönsten,  reichsten  und  am  besten  ausgestatte- 
ten des  W^allis.  Bemerkenswert  ist  in  ihr  besonders  die 
im  linken  Querschiff  eingerichtete  St.  Annakapelle  mit 
dem  von  dem  mächtigen  Landeshauptmann  Georg  Auf  der 
Fluh  oder  Supersaxo  1519  gestifteten  gotischen  Flügel- 
altar,  der  die  Bilder  seiner  Familie  (bestehend  aus  inm 
selbst,  seiner  Frau  Margaretha  Lehner,  elf  Söhnen  und 
zwölf  Töchtern)  tragt.  Diese  von  Supersaxo  1519  (d.  h. 
zehn  Jahre  vor  seinem  im  Exil  erfolgten  Tod)  gemachte 
Stiftung  sollte  in  erster  Linie  dem  Zwecke  dienen,  seine 
für  ihn  selbst  und  seine  zahlreichen  Nachkommen  be- 
stimmte Familiengruft  vor  der  Zerstörung  oder  Vergessen- 
heit zu  bewahren.  Die  Orgel  der  Kirche  ist  das  Werk  des 
Oberwalliser  Künstlers  Konrad  Carlen.  Supersaxo  besass  in 
Glis  ein  Herrenhaus  mit  Turm,  das  mit  der  Kirche  durch 
einen  unterirdischen  Gang  in  Verbindung  gestanden  ha- 
ben soll.  Es  besteht  heute  noch,  ist  aber  in  eine  Fabrik 
umgewandelt  \^orden.  Das  kunstvolle  Kamin  des  Hauses 
Supersaxo  befindet  sich  jetzt  im  Landesmuseum  zu  Zü- 
rich. Der  Ort  1231  Glisa  geheissen.  Gräber  aus  der  Stein- 
zeit, mit  kleinen  Steinkisten,  in  de- 
nen den  Toten  die  Knie  gegen  die 
Brust  heraufgezogen  waren  und  die  aus- 
serdem Knöpfe  aus  Stein,  Muschelringe 
und  Feuersteingegenstände  enthielten. 
Im  Wickert  hat  man  eine  Lampe  und 
Münzen  aus  der  Römerzeit  aufgefun- 
den. Eine  Kapelle  zu  Glis  wird  schon 
um  620  erwärmt;  die  heutige  Kirche 
in  romanischem  Stil  erbaut.  Interes- 
sante Beinhäuser  und  Grabstätten,  so 
u.  a.  die  des  Ritters  Hans  Supersaxo 
oder  Auf  der  Flüh.  Der  Name  Glis  von 
ßcclßsia» 

GLI8HORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig). 
2528  m.  Gipfel  mit  weitem  Gipfelpla- 
teau, das  zur  Alp  weide  Hornstaffel  ge- 
hört; am  N.-Ende  der  Kette  zwischen 
dem  Nanz-  oder  Gamsekithal  einerseits 
und  dem   Thal  der   Saltine  und   Sim- 

Stonpass   andererseits.    Von   Brig   aus 
urch  das  Nesselthal  in  4  Stunden  sehr 
bequem  zu  ersteigen. 

GLIZ   (Kt.   Graubänden,  Bez.  Vor- 
derrhein, Kreis  Disentis,  Gem.  Brigels). 
1056  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  über 
dem  linken  Uier  des  Vorderrhein;  2,2  km  sw.  Brigels 
und  14  km  w.  der  Station  Ilanz  der  Linie  Chur-Ilanz.  32 
kathol.  Ew.  romanischer  Zunge.  Alpwirtschafl. 


GLOCKENTHAL  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Thnn,  Gem. 
Steffisburg).  580  m.  Vorort  von  Steffisbure,  zwischen  die- 
sem Dorf  und  Thun,  1  km  n.  Thun  uoa  1,3  km  ö.  der 
Station  Steffisburg  der  elektrischen  Vollbahn  Borgdorf- 
Thun  auf  einem  Plateau  am  Fuss  des  Brand lisberpes  ge- 
Icji^en.  33  Häuser,  417  reform.  Ew.  Grosse  Ziegelei,  eine 
Bierbrauerei.  Landhäuser,  deren  eines  lange  Jahre  hin- 
durch von  einem  Fürsten  von  Schwarzburg-Sondershan- 
sen  bewohnt  war.  Landwirtschaft. 

GLOCKHAUS  (Kt.  Bern  und  Obwalden).  2596  m. 
Gipfel,  sehr  bekannter  und  viel  besuchter  Aussichtspunkt, 
nahe  dem  ebenfalls  bekannten  und  aussichtsreichen  Uo- 
henstoUen,  hinten  über  dem  Melchthal  und  unmittelbar 
s.  über  dem  Melchsee,  in  der  vom  Titlis  nach  W.  abzwei- 
genden Kette,  7  km  nö.  über  Meiringen.  Prachtvolle  Aus- 
sicht auf  die  Berner  Alpen.  Besteigung  in  1  Vt~^  Stunden 
von  der  Frutt  am  Melchsee,  in  5  Standen  von  Meiringen 
oder  in  4  Stunden  von  der  Engstlenalp  aus. 

GLOGGERN  (Kt.  Appenzell  I.  R.,  Gem.  Schwende). 
1480-1780  m.  Alpweide,  am  terrassierten  und  sehr  steilen 
N.-Hang  der  Marwies  und  über  dem  Seealpsee.  Unter- 
halb der  Alp  geht  der  stark  begangene  Weg  vorbei,  der 
über  die  Schrennen  zur  Meglisalp  und  auf  den  Säntis 
führt. 

GLOGN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner).  Flnss.  S.  den 
Art.  Glenner. 

GLOTEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Münchwilen,  Gem.  Sir- 
nach).  556  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  an  der  Strasse 
Wil-Simach  und  1,9  km  onö.  der  Station  Sirnach  der 
Linie  Zürich- Winterthur-St.  Gallen.  Telephon.  45  reform. 
und  kathol.  Ew.  Eine  Ziegelei.  Wiesenbau. 

GLOVELIER,  deutsch  Lietingen  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez.  Delsberg).  523  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  W.-Ende 
des  Thaies  der  Sorne  oder  von  Delsberg,  an  der  Verei- 
nigung der  Combe  du  Tabeillon  mit  der  Comlie  da  B^, 
am  Tabeillon  (einem  linksseitigen  Zutluss  zur  Some)  nnd 
12  km  w.  Delsberg.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon. 
Station  der  Linie  Delsberg;- Delle,  Abzweigung  der  Linie 
nach  Saignel^^ier  und  La  Chauz  de  Fonds.  Postwagen 
nach  Undervelier-Bellelay-Soulce.  Gemeinde,  mitSceat: 
116  Häuser,  634  Ew.  (wovon  81  Reformierte) ;  Dorf:  88 
Häuser,  496  Ew.  Die  Katholiken  sprechen  französisch, 
die  Reformierten  meist  deutsch.  Ackerbau  und  Vieh- 
zucht ,  eine  Käserei,  grosse  Sägen,  bedeutender  Holzhan- 
del, Holzschuhfabrikation.  Glovelier  verdankt  seine  Be- 
deutung der  Lage  an  der  Kreuzung  der  Strassen  nnd 
Bahnlinien  Basel-Delsberg-Saignelegier-La  Chaux  de 
Fonds  und  Biel-Bellelay-Pruntrut- Paris.  Eine  fernere 
Strasse  führt  von  hier  direkt  nach  Saint  Ursanne  im 
Doubsthal.  Da  alle  diese  Wege  schon  seit  den  frühesten 
Zeiten  begangen  waren,  ist  Glovelier  eine  sehr  alte  Sie- 


Glovelier  von  Südosten. 

delung.  Funde  eines  keltischen  Bronzebeiles  und  römi- 
scher Bauten.  In  den  Urkunden  taucht  der  Ort  erst  11^ 
als  Lolenviler  auf;  1148:  Lovilier;  1241 :  Lioltingen ;  1424: 


GLÜ 


GME 


355 


Lieltingen.  Heisst  im  Dialekt  der  Landesge^end  heute 
noch  Liovelie.  1161  besass  Gloveiier  schon  eine  Kirche, 
Filiale  des  Stiftes  Saint  Ursanne.  Ein  Edelgeschlecht  von 
Lovilier  oder  Gloveiier  ist  zu  Ende  des  14.  Jahrhunderts 
erloschen.  Die  heutige  Kirche  zu  Saint  Maurice  stammt 
aas  1690.  Im  dOjährigen  Krieg  hatte  das  Dorf  stark  zu 
leiden  und  ist  damals  z.  B.  von  den  Schweden  nieder^ 
brannt  worden.  Eisenbahntunnel,  2  km  lang  (wird  hier 
and  da  ßlschlich  als  der  längste  im  Berner  Jura  bezeich- 
net). Vor  1791  pflegte  in  Gloveiier  öfters  die  Standever- 
sammlung des  Bistums  Basel  zu  tagen. 

QlOSCHAINT  (FUORCLA)  (Kt.  Graubänden,  Bez. 
Maloja).  3380  m.  Passübergang,  zwischen  Piz  Gluschaint 
and  La  Monschia ;  verbindet  den  Roseg-Sellagletscher 
mit  dem  Fexgletscher  und  der  Fuorcla  Fez-bcerscen. 
Vom  latein.  lucens  ^  leuchtend. 

QLOSCHAINT  (PIZ)(Kt.  Graubunden,  Bez.  Maloja). 
3598  m.  Einer  der  schönen  Gipfel  des  Beminamassives ; 
3,5  km  w.  vom  Piz  Roseg  und  5  Vt  Stunden  ssö.  über 
Sils  im  Ober  Engadin.  Schlanke  Eispyramide,  die  zusam- 
men mit  ihren  ebenfalls  vergletscherten  Nachbarn  sich 
als  grossartige  Mauer  über  dem  Vadret  da  Sella,  dem 
W.-Arm  des  Koseggletschers,  erhebt.  Zum  erstenmal  1863 
von  Bozton,  Digby  und  Johnston  mit  dem  Führer  Flury 
aaf  dem  Weff  über  den  NO. -Hang  und  den  O.-Grat  er- 
stiegen, der  neute  noch  von  den  Touristen  bevorzugt 
wird.  Andere,  schwierigere,  Anstiegsrouten  folgen  dem 
W.-Hang  und  dem  kurzen  N.-Grat. 

GL0T8CH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun,  Gem.  Zwiesel- 
berg). 615  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am  Glütschbach, 
nahe  der  Strasse  Thun-Wimmis  und  3,5  km  s.  der  Sta- 
tion Gwatt  der  Linie  Thun-Interlaken.  37  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Amsoldin^en.  Schöne  Aussicht  auf  den 
Niesen.  Der  Name  Glütsch  wahrscheinlich  gleichbedeu- 
tend mit  Glitsch  =  Erdschlipf,  Rutschung. 

GLOTSCHALP  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Frutigen,  Gem.  Reichenbach).  1940  und  1680  m. 
Alpweiden,  im  Hintergrund  des  Spiggengrundes  (einer 
rechtsseitigen  Verzweigung  des  Kienthaies)  und  am  S.- 
Hang der  Schwalmerengruppe ;  durch  den  Schwalmeren- 
grat  vom  obem  Suldthal  getrennt.  6  km  so.  über  Kien- 
thal. Auf  der  Glütschalp  entspringen  die  zahlreichen 
kleinen  Wasseradern,  die  sich  zum  Glütschbach,  einem 
Zafluss  zum  Kienbach,  vereinigen. 

GLÜTSCHBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Sim- 
menthal  und  Thun).  Einer  der  beträchtlichsten  Wasserläufe 
der  Stockhomkette;  kommt  von  deren  N.-Hang  herab  und 
wird  aus  der  Vereiniffune  von  mehreren  Wildbächen  ge- 
bildet. An  der  N.-Wana  des  Stock horns  entspringt  in 
1700  m  der  Feusibach,  der  den  Zirkus  der  Bachalp  durch- 
zieht und  dann  durch  eine  enge  Schlucht  ins  Stockenthal 
eintritt,  wo  er  unterhalb  Niederstocken  den  von  Ober- 
stocken herkommenden  Lubbach  und  etwas  nachher  den 
das  wilde  Lindenthal  entwässernden  Bach  aufnimmt. 
Darauf  vereinigt  er  sich  mit  dem  an  der  Stockenfluh  ent- 
springenden nuhbach,  der  in  der  Gegend  selbst  als  der 
eigentliche  Quelllauf  des  Glütschbaches  gilt.  Von  da  an 
durchzieht  der  nun  zum  Glütschbach  gewordene  Bach  das 
Reotigenmoos,  biegt  nach  N.  gegen  den  Weiler  Glütsch 
am  und  fliesst  nahe  der  Kanderschlucht,  in  die  ein  Teil 
seines  Wassers  abgeleitet  werden  kann.  Die  neue  schwei- 
zerische Schulwandkarte  lässt  ihn  irrtümlicherweise  hier 
in  die  Kanderschlucht  einmünden.  In  Wirklichkeit  fliesst 
er  in  seinem  hoch  über  dem  der  Kander  liegenden  Bett 
weiter,  biegt  um  einen  Ausläufer  des  Zwieselbergs  herum 
and  folgt  nun  dem  merkwürdiffen,  vor  1714  noch  von  der 
Kander  durchflossenen  Waldtnal,  das  vom  Zwieselberg 
and  dem  Kamm  der  Strättlingerhöhe  begleitet  wird  und 
sehr  interessante  Höhlenbildungen  aufweist.  Nahe  Allmen- 
dingen tritt  der  Glütschbach  auf  die  Thuner  Allmend  aus, 
treibt  in  Thierachem  eine  grosse  Mühle  und  eine  Säge, 
darchzieht  die  Ebene  von  Uetendorf,  nimmt  kurz  unter- 
halb dieser  Ortschaft  den  Ammetenbach,  den  Ausfluss 
des  Amsoldingersees,  auf,  treibt  noch  eine  Reihe  von 
Fabriken  und  mündet  nach  26  km  langem  Lauf  unterhalb 
des  von  der  Bur^uine  Uttigen  gekrönten  Hügels  in  542 
m  von  links  in  die  Aare. 

GLOTSCHHÖRNLI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen). 
2140  m.  Wenig  bemerkenswerter  Felsffipfel,  zwischen  zwei 
rechtsseitigen  Nebenthälchen  des   Spiggengrundes,   3-4 


Stunden  so.  über  Kienthal.  An  seinem  N.- Hang  die  Glütsch- 
alp. 

QLOTSCHHÖRNLI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen). 
^4  m.  Gipfel,  wsw.  Vorberg  des  Höchst-Schwalmem, 
im  Schwalmerngrat;  nö.  über  der  zu  oberst  im  Spiggen- 
grund  (einem  Seitenast  zum  Kienthal)  liegenden  Glütsch- 
alp und  so.  über  der  zu  oberst  im  Suldthal  liegenden 
Lattreienalp,  wo  dieser  Abschnitt  des  Schwalmemgrates 
Steinberg  genannt  wird. 

GLUGGERN  (Kt.  Luzem,  Amt  Sursee,  Gem.  Buttis- 
holz).  559  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  Fuss  der  Eng- 
länder- oder  Gluffffernhubels,  an  der  Abzweigung  der 
Strasse  Buttisholz-ISIottwil  von  der  Strasse  Ettiswil-Rus- 
wil  und  1  km  s.  Buttisholz.  Die  Bezeichnung  Gluggem 
ist  eine  mundgerechte  Form  für  Guglem,  welcher  Name 
sich  auf  die  vom  Herrn  von  Coucy  geworbenen  sog.  Gug- 
1er  bezieht.  Diese  das  Land  weit  herum  brandschatzende 
Söldnerbande  erlitt  hier  am  9.  Dezember  1375  eine  blutige 
Niederlage,  indem  ihrer  3000  dem  Angriff  von  600  Bauern 
aus  Unterwaiden,  dem  Entlebuch  una  von  Ruswil  unter- 
lagen. Auf  der  Stelle  des  Kampfes  steht  heute  ein  beschei- 
denes Denkkreuz.  1875  ist  der  500jährige  Gedenktag  an 
dieses  Ereignis  fflänzend  eefeiert  worden.  Beinahe  am 

§leichen  Ort  fand  am  31.  März  1845  ein  Kampf  zwischen 
en  Regierungstruppen  und  den  von  Billo  geführten  Frei- 
schärlern statt,  die  sich  auf  dem  Rückzug  befanden  und 
auch  glücklich  wieder  in  den  Kanton  Aargau  hinüber 
retten  konnten. 

GLUNER8EEN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
quart). 2100  m.  Zwei  kleine  Seen,  auf  den  Fideriser  Heu- 
bergen und  am  N.-Fuss  des  Matlishorns.  Ihnen  entfliesst 
der  Fideriserbach,  der  tiefer  unten  beim  Dorf  und  Bad 
Fideris  eine  wilde  Schlucht  durchzieht.  Der  Ueberlieferung 
nach  hielten  sich  hier  mit  Vorliebe  die  sog.  «Fänggen» 
auf,  sagenhafte  Zwerggestalten,  über  die  im  Frättigau  eine 
Menge  von  Geschichten  erzählt  werden. 

GLURINGEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  1339  m.  Gem. 
und  Dorf,  an  der  Furkastrasse  zwischen  Ritzingen  und 
Reckingen«  am  rechten  Ufer  der  Rhone  und  3,5  km  sw. 
Munster.  Postablage;  Postwagen  Brig-Furka-Göschenen. 
22  Häuser,  113  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Biel.  Kapelle. 
Roggenbau,  Viehzucht.  Bildete  im  Mittelalter  zusammen 
mit  dem  ganzen  Gebiet  zwischen  Fiesch  und  Münster  die 
so^.  Grafschaft,  die  vom  Bischof  Boni face  de  Challant  1294 
semem  Verbündeten  Jocelin  de  Blandrate  verliehen  wor- 
den sein  soll.  Die  Herren  der  Grafschaft  waren  zugleich 
Vitztume  des  (roms  und  hatten  ihren  Burgsitz  zu  Biel. 
Heimat  des  Paters  Joseph  Binner,  eines  gelehrten  Theo- 
logen und  formgewandten  Dichters  in  lateinischer  Sprache 
(ti752). 

GLU8  <PIZ)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja).  Wenig 
bedeutender  Gipfel,  sw.  Vorberg  des  Piz  Muraigl,  2  km 
nw.  vom  Piz  Languard  und  2  km  ö.  über  Pontresina.  Auf 
der  Siegfriedkarte  ohne  Höhenkote. 

GLU8ENHAU8  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem.  Eg- 
nach).  434  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  etwas  ö.  der  Strasse 
Neukirch-Egnach,  1  km  s.  Egnach  und  400  m  ö.  der  Sta- 
tion Neukirch  der  künftigen  Rikenbahn  (Romanshorn- 
St.  Gallen-Riken-Uznach).  27  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Neukirch-Egnach.  Wiesen-  und  Obstbau.  Gemüsehandel 
nach  St.  Gallen.  Maschinenstickerei. 

GLUTI^RES  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Ollon). 
774  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  alten  Weg  OUon-Che- 
si^res,  nahe  Hu^moz  und  2  km  so.  Ollon,  in  geschützter 
Lage.  19  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Hu^moz.  Waldwirt- 
Schaft.  Lias  und  Trias. 

GLYON  (Kt.  Waadt,  Bez.  Vevey,  Gem.  Les  Planches). 
Dorf.  S.  den  Art.  Glion. 

GMEIND  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorderland,  Gem. 
Heiden).  750  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  auf  den  Höhen 
zwischen  Mattenbach  und  Gstaldenbach  und  600  m  nw. 
der  Station  Heiden  der  Bergbahn  Rorschach-Heiden.  26 
reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

GMEI8  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Saftigen, Gem.  Waltenwil). 
640  m.  Dorf,  in  einem  linksseitigen  Nebenast  zum  Gürbe- 
thal  und  1,5  km  sw.  der  Station  Burgistein-Wattenwil  der 
Gürbethalbahn  (Bern- Watten wil-Thun).  41  Häuser,  234 
reform.  Ew.  Wiesenbau. 

GM  El  88  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Konolfingen^  Gem.  Mir- 
chel).  672  m.  Weiler,  am  linken  Ufer  des  Kiesenbaches, 


856 


GMÜ 


(KER 


700  m  8Ö.  Mirchel  und  2  km  sw.  der  Station  Zaziwil  der 
Linie  Bem-Luzern.  12  Häuser,  61  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinde Gross  Höchstetten.  Wiesenbau.  Gmeiss,  Gmeis, 
ursprünglich  Gemeiss,  vom  althochdeutschen  nieigan  = 
schlagen  (des  Waldes);  hat  dieselbe  Bedeutung  mit  Grüt, 
Gschwend,  Rüti  etc.  und  mit  Urmeis,  Urmis. 

GMONDEN  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Mittelland, 
Gem.  Teufen).  740  m.  5  Häuser,  s.  der  Strasse  Teufen- 
Stein  zerstreut  gelegen,  400  600  m  von  der  Strassenbrücke 
über  die  Sitter  und  3  km  w.  der  Station  Teufen  der  Stras- 
senbahn  St.  Gallen-Gais.  Kantonale  Strafanstalt.  Gmünden 
=  Mündung  oder  Ort  der  Vereinigung  von  zwei  Bächen. 
QMONDEN  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Trachselwald,  Gem. 
Sumiswald).  754  m.  Weiler,  am  Eingang  in  den  Kurzenei- 
graben, ^)0  m  sw.  Wasen  und  9  km  nö.  der  Station  Ram- 
sei der  Linie  Burgdorf- Langnau.  12  Häuser,  84  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  Wasen.  Eine  Käserei. 

GMONDEN  (Kt.  Luzern,AmtEntlebuch,Gem.  Schnpf- 
heim).  800-960  m.  4  Häuser,  am  rechtsseitigen  Thalge- 
hänge der  Grossen  Fontannen  zerstreut  gelegen,  4  km  n. 
der  Station  Schüpfheim  aer  Linie  Bern-Luzern.  26  kathol. 
Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

GMONDER  TOBEL(Kt.  Appenzell  A.R.,  Bez.  Mittel- 
land und  Hinterland).  636-613  m.  Tiefes  Waldtobel  der 
Sitter,  von  der  Mündung^  des  Rotbaches  bei  Zweibrüeken 
bis  zur  Grenze  gegen  den  Kanton  St.  Gallen  reichend  und 
2  km  lang.  Wird  beim  Punkt  675  m  von  einer  hochge- 
spannten Brücke  der  Strasse  Teufen-Stein  überschritten. 
GMONDTEN  (Kt.  B^rn,  Amtsbez.  und  Gem.  Saanen). 
1160  m.  Gruppe  von  Hütten,  am  linken  Ufer  des  Laui- 
bachs,am  N.-FussderW)ndspillen  und  4,5  km  so.  Saanen. 
GNADENTHAL  (KLOSTER)  (Kt.  Aargau,  Bez. 
Bremgarten,  Gem.  Nesselnbach).  359  m.  Ehemaliges  Klos- 
ter, heute  Asyl  für  Greise  und  Schwachsinnige ;  am  linken 
Ufer  der  Reuss,  1  km  nö.  Nesselnbach  und  5,8  km  nö.  der 
Station  Wohlen  der  Linie  Aarau-Lenzburg-Rotkreuz-Arth 
Goldau.  2  Häuser,  94  Ew.  Zuerst  1297  ein  Beginenhof, 
dann  1344  dem  Orden  der  Zisterzienser  zugewiesen  und 
der  Abtei  Wettingen  unterstellt,  aber  erst  1Ä6  von  Burk- 
hart  von  Hörren,  Bischof  von  Konstanz,  mit  den  vollen 
Rechten  eines  Zisterzienser klosters  betraut.  1608  brannte 
das  Kloster  ab  und  erlitt  während  der  Religionskriege 
von  1656  und  1712  so  grossen  Schaden,  dass  es  sich  nur 
mit  der  tatkräftigen  Beihilfe  der  Klöster  Wettinsen, 
Muri,  St.  Urban  und  Einsiedeln  zu  halten  vermochte. 
1691  wurde  das  bisherige  Amt  einer  Aebtissin  zu  dem  einer 
einfachen  Priorin  umgestaltet.  1712  »hatten  hier  Berner 
und  Aargauer  Offiziere  Quartier  genommen,  die  wegen 
der  Neutralität  des  Freiamtes  und  der  Stadt  Bremgarten 
verhandelten,  aber  keinen  befriedigenden  Abschluss  er- 
zielten. Am  26.  Mai  1712  fand  daraufl  Stunde  von  Gnaden- 
thal entfernt  die  sog.  Staudenschlacht  statt,  die  über  das 
Los  Bremgartens  entschied.  Das  Kloster  Gnadenthal  wie 
alle  aargauischen  Klöster  1841  aufgehoben,  aber  nach 
ffegenteiligem  Beschluss  der  Tagsatzung  als  Frauenkloster 
1843  wieder  hergestellt,  um  dann  am  16.  Mai  1871  durch 
Grossratsbeschluss  endgiltig  aufgehoben  zu  werden. 

GNEPF8TEIN  (Kt.  Obwalden).  1920  m.  Gipfel,  w. 
Vorberg  der  Pilatusgruppe;  fallt  nach  N.  ausserordentlich 
steil  zum  obersten  Abscnnitt  des  Thaies  des  Rümligbaches 
ab,  während  der  mit  Alpweiden  bestandene  S.-Hang  sanf- 
ter zum  Wangenschlierenbach  sich  senkt.  Kann  von  Alp- 
nach  aus  über  Lütholdsmatt  in  4  Stunden  bestiegen  wer- 
den. 

GNIPEN  oder  GNIPPEN  (Kt.  und  Bez.  Schwyz). 
1563  m.  W.-Ende  des  Rossberges,  von  dem  der  Bergsturz 
von  Goldau  sich  losgelöst  hat.  S.  den  Art.  Goldau.  Gnip 
oder  Gnipe  genannt,  weil  vor  dem  Bergsturz  sich  ein 
schmales  Rasenband,  einer  riesigen  Schuhmacherahle 
gleich,  sich  schräg  den  Hang  hinaufzog. 

GNCED  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Ölten,  Gem.  Hägendorf). 
615  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  am  S.-Hang  des  Hombergs 
und  2  km  nw.  der  Station  Hägendorf  der  Linie  Olten- 
Solothurn.  61  kathol.  Ew.  Landwirtschaft. 

GNOF(ALP)  (Kt.  Uri,  Gem.  Silenen).  1895  m.  Alpweide 
mit  Gruppe  von  9  Hütten,  im  Maderanerthal,  am  S.-Hang 
des  Grossen  Rüchen  und  8  km  ö.  über  Silenen.  Gegenüber 
dem  Düssi-  und  Oberalpstock  prachtvoll  gelegen.  IVi 
Stunden  über  dem  Hotel  zum  Alpenklub. 
GN08GA  (sprich  n;o«ca)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Bellinzona). 


259  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  linken  Ufer  des  Tessin 
und  am  Eingang  ins  Val  di  Gnosca  mitten  in  Kastanien- 
hainen gelegen ;  4  km  nw.  der  Station  Castione  der  Gott- 
hardbahn.  Postablage;  Postwagen  Bellinzona-Moleno.  48 
Häuser,  216  kathol  £w.  Acker-  und  Weinbau,  Viehzucht. 
Ruinen  einer  sehr  alten,  dem  San  Giovanni  geweihten 
Kirche.  20  Minuten  vom  Dorf  entfernt,  auf  einer  Anhöhe 
gegenüber  dem  Austritt  des  Misox  ins  Tessinthal  die  aus 
römischer  Zeit  stammende  Kirche  San  Carpoforo,  über 
deren  W.-Eingang  sich  noch  Spuren  eines  gotischen  Ma- 
donnenbildes erkennen  lassen. 

GNOSCA  <VAL  DI)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Bellinzona). 
1800-259  m.  4  km  langes  Thal;  steigt  vom  Gaggio  und 
seinen  Ausläufern  nach  0.  steil  zum  Dorf  Gnosca  ab,  wo 
es  5  km  n.  Bellinzona  ins  Tessinthal  ausmündet.  Bildet 
in  seinem  untern  Abschnitt  eine  tiefe  Schlucht,  deren  un- 
benannter  ungestümer  Wildbach  dem  Dorfe  Gnosca  zeit- 
weise gefährlich  werden  kann.  Sein  mächtig[er  Schutt- 
kegel hat  den  Tessin  gezwungen,  in  einem  weiten  Bogen 
auszuweichen. 

GOBBA  DI  ROLLIN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).390em. 
Buckel,  s.  über  dem  weiten  Gipfelplateau  des  Breithoms, 
am  SO.-Hang  des  Zermatter  Breithoms  und  auf  der  Lan- 
desgrenze  gegen  Italien.  Auf  der  alten  Ausgabe  des  Sieg- 
friedkarte unoenannt,  auf  der  italienischen  Generalstabs- 
karte dagegen  Gobba  di  Rollin  und  auf  der  neuen  Aasgabe 
der  Siegfriedkarte  Bosse  de  Rollin  geheissen.  Kann  von 
der  italienischen  SchutzhötteamTheodulpass  in  2  Stunden 
sehr  bequem  bestiegen  werden. 

G0B6  (Kt.  Genf,  Rechtes  Ufer).  Bach;  entspringt  in 
435  m  in  einem  Sumpfe  wenig  n.  CoUei,  fliesst  zunächst 
nach  S.  und  bildet  auf  eine  Strecke  von  800  m  die  Landes- 
grenze gegen  Frankreich,  wendet  sich  dann  nach  O.  und 
mündet  nach  6  km  langem  Lauf  in  388  m  in  den  Vangeroo, 
^nen  rechtsseitigen  Zufluss  zum  Genfersee.  Wird  von  7 
Brücken  überschritten. 

QOBER  (MITTLER,  OBER  und  UNTER)  (Kt 
Luzern,  Amt  Eutlebuch,  Gem.  Doppleschwand).  829-765  m. 
Bauernhöfe,  auf  den  Höhen  zwischen  der  Grossen  Fco- 
tannen  und  der  Emme;  1,5  km  sw.  Doppleschwand  und 
7,5  km  sw.  der  Station  Wolhusen  der  Linie  Bern-Luzern. 
4  Häuser,  26  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Gober 
oder  Guber  =  Gubel. 

GOCKHAU8EN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Uster,  Gem.  Döben- 
dorf). 565  m.  Weiler,  am  O.-Hang  des  Zürichbergs  und 
3  km  sw.  der  Station  Dübendorf  der  Linie  Zürich-Uster- 
Rapperswil.  Telephon.  Ländliches  Wirtshaus.  17  Häuser. 
140  reform.  Ew.  Viehtucht.  1343 :  Goggenhusen. 

GODE  GOTTA  (POINTE  DE)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Entremont).  2787  m.  Wenig  bedeutender  Gipfel,  in  dem 
begrasten  Kamm  zwischen  der  Gombe  de  Dronaz  and  der 
Combe  des  Planards  und  hinten  über  der  Vall^  d*EIntre- 
mont.  Bildet  zusammen  mit  der  Pointe  de  Terron  (2732  m) 
einen  der  nw.  Ausläufer  der  Pointe  des  Monts  Tellier 
(2954  m).  Von  der  Kantine  de  Proz  aus  über  Alpweiden 
in  2Vt  Stunden  leicht  zu  besteigen. 

GCEB8I  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Appenzell  L  R., 
(^em.  Schlatt-Haslen).  864  und  825  m.  Zwei  Häuser,  über 
dem  linken  Ufer  des  Rotbaches,  am  Weg  Teufen-Lehmen- 
steig-Appenzell  und  2  km  s.  der  Station  Teufen  der  Stras- 
senbahn  St.  Gallen-Gafs.  18  kathol.  Ew.  Kirchgenoeinde 
Haslen.  Stark  besuchter  Touristengasthof. 

GCEHRLIFLUH  (Kt.  Nidwaiden).  1200  in.  Kurzer 
Pelskamm,  über  dem  linken  Ufer  der  Engelberger  Aa  und 
w.  über  Grafenort. 

GCELPI  (Kt.  Luzern,  Amt  Hochdorf,  Gem.  (^Ifingen). 
481  m.  3  Bauernhöfe,  nahe  dem  rechten  Ufer  des  Baldeg- 
gersees  und  2,5  km  ssö.  der  Haltestelle  Gelfingen  der  See- 
thalbahn. 25  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Hitzkirch.  Land- 
wirtschaft. 

QCENHARD  (Kt.  Aargau,  Bez.  Aarau).  470  m.  Wald- 

ßark,  am  linken  Ufer  der  Suhr  zwischen  Aarau  und  dem 
orf  Suhr.  Von  zahlreichen  Fusswegen  durchkreuzt.  Vom 
sog.  Steinernen  Tisch  aus  schöne  Aussicht  auf  den  Jura. 
240  ha  gross. 

GCERB8BACH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans).  Bach; 
Zufluss  zu  der  hier  beim  Austritt  aus  dem  Galfeisenthal 
scharf  nach  N.  abbiegenden  Tamina:  kommt  vom  Kunkels- 
pass  her  und  entwässert  das  das  Taminathal  in  gerader 
Linie  nach  S.  fortsetzende  ehemalige  Thal  des  Hinterrhein, 


6<ER 


G<ES 


857 


Sammelt  die  vom  Kunkelspass  und  Schafgrat  (2766  m) 
kommenden  Wasser  und  nimmt  von  litiks  einen  Bach 
auf,  der  auf  der  Ramuzalp  an  den  Felsen  der  sog.  Orgeln 
(0.-£nde  des  Ringelspitzes)  entspringt. 

GCERISBACH  (Kt.  Obwaldcn).  Wildbach;  entspringt 
mit  mehreren  Armen  auf  der  Schwendialp  (1800-1200  m) 
und  mündet  nach  5  km  langem  Lauf  5(X)  m  sw.  vom  Wei- 
ler Ober  Wilen  (Gem.  Samen)  in  467  m  in  das  NW.-Ende 
des  Samersees.  Nimmt  nahe  der  Mündung  den  Schleim- 
bach auf.  Goerisbach  heissen  auch  mehrere  Hütten  auf 
der  Schwendi  bei  Samen. 

G(E8CHENEN  oder  QE8CHENEN,  italienisch 
Casinotta  (Kt.  Uri).  tlOOm.  Gem.  und  Pfarrdorf,  in  dem 
hier  engen  und  wilden  Reussthal,  am  Eingang  zur  be- 
rühmten Felsschlucht  der  SchöUenen  und  zum  grossen 


GCE8CHENENTHAL  oder  GE8CHENENTHAL 

(Kt.  Uri).  25U0-1100m.  Schönes  Alpenthal,  17km  lang; 
öffnet  sich  w.  Göschenen  und  sendet  seine  Wasser  durch 
die  bei  Göschenen  von  links  mündende  Göschener  Reuss 
in  die  Gotthard  Reuss.  Steigt  von  Göschenen  auf  eine 
Strecke  von  3  Vt  Stunden  langsam  nach  W.  an  und  teilt 
sich  beim  Weiler  Wicki  in  seine  zwei  obern  Verzweigun- 
gen, das  Göschenenthal  im  engern  Sinne  und  das  von  der 
Yoralper  Reuss  entwässerte  Voralpthal.  Ein  guter  Saum- 
pfad, der  sich  meist  am  linken  Ufer  des  Thalbaches  hält, 
rührt  am  alten  Friedhof  von  Göschenen  (sehr  schöne  Aus- 
sicht auf  die  Gruppe  des  Dammastockes)  vorbei  über  den 
Weiler  Wicki  (1326  m)  und  die  vor  200  Jahren  durch 
einen  Berj^sturz  zerstörte  Siedelung  Gwüest  oder  Wüest 
(1620  m)  hinaufbiszurGöscheneralp  (1715  m),  wo  in  pracht- 


^Attm^er  jt- 


Das  QOschenentbal. 


Gotthardtunnel,  am  linken  Ufer  der  Reuss  und  an  der 
Mündung  der  Göschener  Reuss.  Station  der  Gotthardbahn. 
Postbureau,  Telegraph,  Telephon ;  im  Sommer  Postwagen 
Göschenen-Andermatt-Oberalp-Chur  und  Göschenen-An- 
dermatt-Hospenthal-Furka-Brig.  Gemeinde,  mit  Abfrutt, 
Göscheneralp  und  Wüest;  85  Häuser,  773  Ew.  (wovon  62 
Reformierte) ;  Dorf:  66  Häuser,  639  Ew.  Land-  und  Alp- 
wirtschaft. Fremdenindustrie.  Verkauf  von  Bergkrystallen. 
Forellenfang.  Bergführerstation.  Gasthöfe.  Schöne  katho- 
lische Kirche,  ganz  aus  Granit  erbaut.  Steinbrücke  hoch 
über  der  Göschener  Reuss,  die  die  zur  Durchlüftung  des 
C^tthardtunnels  bestimmten  Maschinen  treibt.  Denkmal 
von  Louis  Favre,  des  Erbauers  des  Tunnels.  Wohnort  des 
Dichters  Ernst  Zahn.  Göschenen  war  früher  Zollstätte  für 
die  über  den  Gotthardpass  von  Italien  kommenden  oder 
dorthin  gehenden  Waaren.  1291:  Geschendon;  1294:  Ge- 
schindon;  1334:  (^eschinon.  Von  Geschi  oder  Gäschi,  ei- 
nem romanischen  Dialektausdruck  für  Hütte,  kleines  Haus 
herzuleiten. 


voller  alpiner  Umgebung  das  als  Exkursionszentrum  be- 
kannte Hotel  Dammagletscher  steht.  Das  Thal  begleiten : 
im  S.  der  Bäzberg  (2675  m)  und  Lochstock  (2800  m),  die 
Spitzberge  (3063  und  2936  no),  der  Lochberg  (3088  m)  und 
Winterstock  (3231  m),  das  Grletschhorn  (3ä)7  m)  und  der 
Tiefenstock  (3513  m),  die  es  vom  Urserenthal  scheiden; 
im  W.  die  vom  Tiefenstock  zum  Hinter  Thierberg  (33i3  m) 
ziehende  Kette  mit  Rhonestock  (3603  m),  Dammastock 
(3633  m),  Schneestock  (3608  m),  Eggstock  (3550  m)  und 
Maasplankstock  (3403  m),  die  es  vom  Rhone- und  Trittglet- 
scher trennen ;  im  NW.  und  N.  das  Gwächtenhorn  (34&  m) 
und  die  dem  Sustenhorn  so.  vorgelagerten  Kleinen  Susten- 
hörner  (3161  m,  3211  m,  3215  m,  3^  m  Schyn,  2820  m), 
die  es  vom  Voralpthal  trennen.  Ueber  dem  Voralpthal 
selbst  erheben  sich  im  W.  das  Sustenhorn  und  die  Hinter 
Sustenhörner  (3340  und  3320  m)  und  im  NO.,  auf  der  Seite 
gegen  das  Meienthal,  der  Stücklistock  (3309  m),  Flecki- 
stock  (3418  m),  Winterberg  (3214  m),  Kühplankenstock 
(3223  m)  undSalbitschyn  (2989  m).  Anden  beidseitigen  Thal- 


358 


G(ES 


G(ES 


gehangen  liegen  die  von  den  Soitzbergen  herabsteigenden 
Gietscner,  der  Alpligen-  und  Wintergletscher,  Damma-, 


Qöschenen  gegen  des  Rienthal. 

Rot-  und  Maasplankfim,  der  Kehlegletscher  und  die  auf 
der  Siegfriedkarte  unbenannten  Eisströme  an  den  Kleinen 
Sustenhörnern.  Ueber  dem  Voralpthal  finden  sich  der 
Klein  Stockgletscher,  Brunnenfirn  und  Wallenbühlfim. 
Eine  Reihe  von  Pässen  führen  vom  Göschenenthal  in  die 
benachbarten  Thalschaften  hinüber:  ins  CJrserenthal 
(Realp)  die  Alpligenlücke  (2778  m)  und  Winteriücke  (2880 
m),  sowie  das  Untere  und  Obere  Gletschjoch  (beide  etwa 
3000  m) ;  zum  Rhonegletscher  die  schwierieen  Winterjoch 
und  Dammapass;  ins  Triftthal  das  Maasplankjoch;  zum 
Gasthof  Stein  am  Sustenpass  die  Thierberglimmi  (etwa 
3250  ro)  und  Sustenlimmi  (3103  m).  Das  Voralpthal 
steht  über  das  Sustenjoch  (2657  m)  und  verschiedene, 
schwierig  zu  begehende  Lücken  in  der  Kette  des  Flecki- 
stocks  mit  dem  Meienthal  in  Verbindung.  Das  lanre  Zeit 
von  den  Touristen  vernachlässigte  Göschenenthal  wird 
heute  häufig  besucht  und  zieht  namentlich  wegen-seines 

Srachtvoilen  und  in  den  Alpen  wenig  seinesgleichen  fin- 
enden  Thalabschlusses  viele  Besucher  an. 
•j^GCESCHENER    REU88      oder     GE8CHENER 


Amtei  des  Kantons  Solothum.  S.  den  Art 


Göscheneralp  von  Osten. 

REU88  (Kt.  Uri).  1924-1100  m.  Wildbach  des  Göschenen- 
thales,  von  seinem  Austritt  aus  dem  Kehlegletscher  (der 
ihm  neben  dem  Rottim  und  Dammafirn  das  meiste  Was- 


ser liefert)  bis  zu  seiner  Mündung  in  die  Gotthard  Reust 
bei  Göschenen  12  km  lang.  Nimmt  noch  die  vom  Wallen- 
bühlfim herkommende  und  das  Voralp- 
thal entwässernde  Voralp  Reuss  und 
mehrere  andere,  minder  bedeutende 
und  meist  unbenannte  Bäche  auf.  Die 
Laufstrecke  zwischen  Kehlegletscher  u. 
Göscheneralp  heisst  Kehlebacb,  zwi- 
schen Göscheneralp  und  Wicki  Wt- 
8ch  en  wasser . 

GCE8CHENERALP  (Kt.  Uri,  Gem. 
Göschenen).  1715  m.  Alpweide  in  gross- 
artiger Lage,  mit  12  um  eine  Kapelle 
gruppierten  Holzhäusern,  88  kathol.  £w. 
9  km  w.  Göschenen.  Postablage.  Hotel 
Dammagletscher.  Mehr  und  mehr  in 
Aufschwung  kommende  Sommerfrische 
und  Zentrum  für  zahlreiche  Exkursio- 
nen. Flache  Thalsoble,  etwa  2  km  lang 
und  500  m  breit.  Ein  guter  und  langsam 
ansteigender  Saumw^  führt  in  3  Stun- 
den von  Göschenen  bis  hierher.  Auf  den 
zur  Sonne  exponierten  Terrassen  kleine 
Kartoffeläcker,  deren  Dammerde  von 
den  Bewohnern  mühsam  her^etragen 
worden  ist.  Das  Holz  zum  Einheizen 
muss  von  weither  gebracht  werden.  Im 
Winter  ist  jede  Verbindung  mit  Gösche- 
nen unterbrochen:  zu  dieser  Jahreszeit 
müssen  die  Toten  hier  zurückbehalten 
werden,  bis  sie  mit  der  Wiedereröffnung 
des  Weges  in  Göschenen  begraben  wer- 
den können.  In  den  Umgebungen  sehr 
schöne  Krystalle,  deren  z.  B.  aus  einer  einzigen  Höhle, 
der  Sandbalm,  mehr  als  1(X)  Zentner  herausgeschafll 
worden  sind. 
GCE8GEN. 

Ol  TFN— GfKSf  FT^ 

GCE8GEN  (NIEDER)  (Kt.  Solothum,  Amtei  Göseen). 
405  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  linken  Ufer  der  Aare, 
gegenüber  Schönenwerd  und  mit  dieser  Ortschaft  durch 
eine  Brücke  verbunden,  700  m  w.  der  Station  Schönen- 
wrerd  der  Linie  Zürich- Aarau-Olten.  Postablage,  Telephon. 
Gemeinde,  mit  Mühledördi:  164  Häuser,  1338  Ew.,  wovon 
350  Reformierte;  Dorf:  93  Häuser,  806 Ew.  Zwei  katho- 
lische Kirchgemeinden.  Ein  grosser  Teil  der  Bewohner 
arbeitet  in  den  Schuhfabriken  von  Schönenwerd.  Barg 
der  Grafen  von  Falkenstein,  im  alten  Zürichkrieg  1444 
von  den  Solothurnern  und  fiiemem  zerstört,  dann  wieder 
aul^ebaut,  Sitz  der  Solothumer  Landvögte  von  Göskon, 
179o  von  den  Franzosen  eingeäschert  und  heute  zur  ka- 
tholischen Kirche  umgewandelt.  Funde  von  römischen 
Münzen,  römischer  Steinbruch  in  Tuffffestein.  1161 :  Co- 
zinghoven;  1254 :  Gösikon. 

GCE8GEN  (OBER)  (Kt.  Solothum, 
Amtei  Gösgen).  396  m.  Gem.  und  Phrr- 
dorf,  Hauptort  der  Amtei  Gösgen,  am 
linken  Ufer  der  Aare,  3  km  sw.  Nieder 
Gösgen  u.  4,2  km  sw.  der  Station  Schönen- 
werd der  Linie  Zürich-Aarau-Olten.  Post- 
ablage,  Telegraph,  Telephon;  Postwagen 
Olten-Lostorf.  69  Häuser,  428  kathol.  Ew. 
Wiesenbau.  Viele  der  Bewohner  arbei- 
ten in  den  Schuhfabriken  von  Schönen- 
werd. Altertümer  aus  der  Steinzeit ;  Gri- 
b^T  aus  der  ersten  Alemannenzeit. 

GCE8LIKON  (Kt.  Aargau,  Bez.  Brem- 
garten.  Gem.  Fischbach-Göslikon).  380 
m.  Dorf,  am  linken  Ufer  der  Reuss,  an 
der  Strasse  Brerogarten-Mellingen  und 
4  km  nw.  der  Station  Bremgarten  der 
Linie  Brugg-Wohlen -Bremgarten.  33 
Häuser,  1^  kathol.  Ew.  Bildet  zusam- 
men mit  Fischbach  die  Kirchgemeinde 
Gösl  i  kon-Fisch  bach . 

GCE88IKON  (Kt.  Zürich,  Bez.  Mei- 
len, Gem.  Zumikon).  625  m.  Weiler,  000 
m  w.  Zumikon  und  3,5  km  nö.  über  der  Station  Küsnacht 
der  rechtsufrigen  Zürichseebahn  (Zürich-Meilen-Rappers- 
wil ).  20  Häuser,  83  reform.  Ew. 


GCET 


GOL 


859 


G(ET8CHMANN8RIKD  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Schwaraenbura,  Gem.  Albligen).  740  m.  Weiler^  400  m  n. 
Albligen  and  5,5  km  s.  der  Station  Flamatt  der  Linie  Bem- 
Freiburg.  10  Häuser.  76  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

GCETTIBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun,  Gem.  Goldi- 
wil).  580  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am  SW.-Fuss  des 
Grüsisbergs  und  an  dem  hier  entspringenden  kleinen 
Göltibach;  1,2  km  so.  vom  Bahnhof  Thun.  56  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  Thun.  Landwirtschaft.  2  Schulhäuser. 

GCETTIGHOFEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Bischofszeil, 
Gem.  Sülgen).  504  m.  Unterabteilung  der  Gemeinde  Sulgen 
und  Dorf,  am  W.-Hang  des  Plateaus  zwischen  den  Thälem 
der  Aach  und  Thur,  an  der  Strasse  Sulgen-Zihlschlacht ; 
2,5  km  so.  Sulgen  und  1,5  km  nö.  der  Station  Kradolf 
der  Linie  Gossau-Bischofszell-Sulgen.  Gemeindefraktion, 
mit  Goppertshausen :  33  Häuser,  183  kathol.  und  reform. 
Ew. ;  Dorf:  23  Häuser,  120  Ew.  Acker-  und  Wiesenbau ; 
etwas  Weinbau,  dessen  Ertrag  als  der  beste  im  Kanton 
gilt.  Bienenzucht.  Stickerei.  Einige  der  Bewohner  arbeiten 
in  der  Seidenfabrik  Schönenberg.  829 :  Cotinchova ;  876 
und  877:  Cottinchova. 

GOFFER8BERG  (Kt.  Aargau,  Bez.  Lenzburg).  511 
m.  Schöner  abgerundeter  Hügel,  mit  Reben  bepflanzt,  so. 
vom  Schlossberg  und  700  m  so.  Lenzburg. 

GOQQEIEH  (Kt.  Glarus  und  St.  Gallen).  2353  m. 
Gipfel,  im  Bergstock  des  Mageren,  zwischen  dem  nach 
N.  absteigenden  st.  gallischen  Murgthal  und  dem  nach 
SW.  sich  wendenden  glarnerischen  Muhlebachthal  und 
8,5  km  s.  Murff  am  Walensee.  Gehört  zu  dem  steilwan- 
digen und  stark  zerrissenen  Felsenzirkus,  der  das  ganz  in 
den  Verrucano  des  N.-Flügels  der  Glarner  Doppelfalte 
eingeschnittene  Murgthal  im  S.  abschliesst.  Glied  der 
Kette  des  Spitzmeilen  (2505  m),  die  sich  vom  Saurenstock 
aus  nach  N.  abzweigt  und  deren  rechts-  und  linksseitigen 
Verästelungen  zahlreiche  schöne  und  weniff  hohe  Gipfel 
tragen.  Die  Mehrzahl  dieser  dem  Goggeien  oenachbarten 
Gipfel  (Mageren  2528  m,  Gulmen  2714  m,  u.,  weiter  nach  S. . 
Spitzmeilen)  tragen  zu  oberst  eine  Kappe  von  Keuper  und 
sehr  plastischem  und  fossilreichem  Lias,  während  der 
Gipfel  des  Goggeien  selbst  blos  aus  Keuper,  d.  h.  dem 
roten  sog.  Quartenschiefer  und  Rötidolomit,  besteht.  Dem- 
selben N.-Flügel  der  Glarner  Doppelfalte  (oder,  nach  neu- 
erer Aufitassung,  derselben  n.  Ueberschiebunffsscholle)  ge- 
hörtauch noch  der  Gufelistock  (2436  m)  nö.  Schwanden  an. 

GOHLGRABEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau).  Thal. 
S.  den  Art.  Golg haben. 

GOILLE  <LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aubonne,  Gem.  Mol- 
lens).  Ehemaliges  Siechenhaus,  heute  Mühle.  S.  den  Art. 
Collie  (Moulin  de  la). 

GOL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau).  Bach,  entwässert 
den  Golgraben;  entspringt  am  W.-Han^  der  Hohmatt  in 
1311  m,  beschreibt  zahlreiche  Serpentinen  und  mündet 
nach  11  km  langem  Lauf  in  der  Richtung  nach  SW.  bei 
der  Bärau  in  700  m  von  rechts  in  die  Ilfis.  Erhält  von 
rechts  den  Mümpbach  und  von  links  den  Hellbach,  Reh- 
bach, Witenbach  und  die  Sottach.  Gol^  Golaten,  Goleten 
bezeichnet  Kies-,  Geschiebe  oder  Sturzschuttmassen. 

QOLAT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Münster,  Gem.  Sorvilier). 
782  m.  Tertiärer  Hügel,  mitten  im  Thal 
von  Tavannes  zwischen  Court  und  Sor- 
vilier. Auf  dem  Gipfel  Spuren  von  um 
einen  ehemaligen  wachtturm  gezoge- 
nen und  im  miocänen  Sand  ausgegra- 
benen römischen  Wallgräben.  Der  Hü- 
gel ist  in  geolojj^ischer  Beziehung  be- 
merkenswert. Seinen  Sockel  bildet  bunte 
Nagelfluh  mit  alpinen  Gerollen,  darauf 
folgen  Sande  mit  Ostrea  crassisiima 
und  Cerithium  lignitarum  1=  C.  cras- 
tum),  wie  sie  für  die  Faluns  der  Tou- 
raine  charakteristisch  sind  ;  weiter  oben 
findet  sich  Nagelfluh  mit  vorwiegend 
jurassischen,  von  einer  schönen  Pho- 
lade  IPholas  cylindrica)  durchbohrten 
Gerollen,  deren  blos  von  der  Oxydation 
gebleichte  Schalen  sich  in  den  Bohrlö- 
chern noch  vollständig  erhalten  ha- 
ben. Im  gleichen  Niveau  treffen  wir  auch  noch  eine  Art  von 
Vivipara,  sovde  Helix  Steinheimensis  und  H.  subver- 
miculcUa.  Der  Gipfel  des  Hügels  endlich  besteht  aus  sehr 


fossilreichen  Oeningerkalken  mit  Helix  Renevieri  und  H. 
geniculata,  Lirtinma  dilatatay  Gillia  utriculosa^  Ano- 
donta  so.  Golat  und  Anffolat  sind  im  Hemer  Jura  mehr- 
fach vorkommende  Dialektformen  für  Goule. 

GOLATEN  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Laupen).  523  m.  Gem. 
und  Dorf,  nahe  dem  linken  Ufer  der  Aare  und  4  km  nö. 
der  Station  Kerzers  der  Linien  Bem-Neuenburg  und 
Lausanne- Payeme-Lyss.  Telephon.  Gemeinde,  mit  Lachen 
und  Mannewil :  60  Häuser,  330  reform.  Ew. ;  Dorf :  25 
Häuser,  117  Ew.  Kirchgemeinde  Kerzers.  Wiesenbau. 

GOLBIA  80PRA  und  GOLBIA  80TT0  (Kt. 
Graubunden,  Bez.  Bernina,  Kreis  und  Gem.  Brusio). 
1030-950  m.  Alpweide  mit  etwa  15  Hütten  und  Stadeln, 
am  rechten  Ufer  des  Poschiavino  und  1,5  km  nw.  Brusio. 

GOLDACH  (Kt.  Appenzell,  St.  Gallen  und  Thurgau). 
Bach  j  entspring  mit  2  Quellarmen  an  der  Honegg  und 
auf  einem  von  tiefen  Tobein  durchzogenen  Plateau  n.  vom 
Gäbris  in  1100  m:  fliesst  nach  NW.,  erhält  beim  Tobel. 
nö.  Trogen,  den  Namen  Goldach,  geht  w.  an  Rehetobel 
vorbei  und  tritt  bei  Unterach  auf  den  Kanton  St.  Gallen 
über.  Hier  durchfliesst  er  das  romantische  Martinstobel, 
in  dem  die  Burgruine  Rappenstein  steht,  ein  Flöz  von 
Molassekohle  (aquitanischer  Stufe|  sich  findet  und  tiefer 
unten  miocäne  Sandsteine  mit  Bänken  von  bunter  Nagel- 
fluh wechsellagern  (bei  der  Martinsbrücke  Steinbrüche 
im  Muschelstandstein  oder  Seelaffe).  Bis  zum  Dorf  Gold- 
ach ist  der  Bach  in  den  Panzenrain  eingeschnitten,  worauf 
er  nach  16  km  langem  Lauf  zwischen  Rorschach  und 
Arbon  in  405  m  in  den  Bodensee  mündet,  in  den  er  ein 
Delta  hinausgebaut  hat.  Die  unterste  Strecke  der  Gold- 
ach, zwischen  dem  Austritt  in  die  Uferebene  des  Boden- 
sees und  der  Mündung,  ist  kanalisiert.  Zahlreiche  Bruk- 
ken,  worunter  zwei  für  die  Eisenbahn.  Treibt  etwa  30 
Mühlen  und  industrielle  Anlagen. 

GOLDACH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Rorschach).  459  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  nahe  dem  rechten  Ufer  der  Goldach 
und  2  km  sw.  Rorschach.  Station  der  Linie  St.  Gallen- 
Rorschach.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  Die  ziem- 
lich ausgedehnte  Gemeinde  umfasst  ausser  dem  Dorf 
Goldach  noch  den  Weiler  Riet  und  das  Dorf  Unter  Gold- 
ach und  zählt  in  243  Häusern,  2278  Ew.  (wovon  599  Re- 
formierte); Dorf:  132  Häuser,  1206  Ew.  Das  Dorf  hat  sich 
durch  seine  industrielle  Tätigkeit  rasch  gehoben ;  es 
zählt  heute  eine  grosse  Maschinenstickerei,  Sägen,  eine 
Käserei  und  eine  Buchdruckerei.  Mühlen.  Marmorschlei- 
fereien. Bretterhandel.  Eine  chromotypographische  An- 
stalt. Das  von  Weinbergen,  Obstbaumgarten  und  Wiesen 
umgebene  Dorf  liegt  wie  mitten  in  einem  wahren  Garten. 
Verschiedene  Vereine.  Ueber  dem  Dorf  schöne  Kirche 
mit  harmonischem  Geläute.  Auf  dem  Friedhof  das  schöne 
Grabmal  der  Edeln  von  Rappenstein,  genannt  Mötteli, 
eines  auf  der  benachbarten  Burg  Sulzberg  sitzenden  rei- 
chen Geschlechtes,  dem  im  13.  Jahrhundert  die  Gerichts- 
hoheit über  Goldach  zustand  und  das  1549  erlosch.  789 : 
Goldaha;  847:  Coldaa ;  850:  Coldaha.  Die  schon  zur  Re- 
formation übergetretenen  Bewohner  kehrten  1532  wieder 
zur  katholischen  Kirche  zurück.  Bei  der  Organisation  des 
Kantons  St.  Gallen  1803  wurde  Goldach  der  Gemeinde 


Goldach  von  Sudosten. 

Mörswil  angegliedert,  aber  schon  1826  zur  eigenen  Zivil- 
und  Kirchgemeinde  erhoben.  Vom  Platz  vor  der  Kirche 
schöne  Aussicht  auf  die  romantische  Schlucht  der  Gold- 


360 


GOL 


GOL 


ach,  die  Appenxeller  Berge  und  den  Bodensee.  Schöne 
steinerne  Eisenbahnbrücke.  Im  Dorf  hat  man  ein  Bronze- 
beil gefunden. 

GOLDACH  (UNTER)  (Kt.  St.  Gal- 
len, Bez.  Rorschach.  Gem.  Goldach). 
435  m.  Schönes  Dorf,  an  der  Strasse 
St.  Gallen-Rorschach,  1  km  nö.  der  Sta- 
tion Goldach  der  Linie  St.  Gallen-Ror- 
schach und  zwischen  Rorschach  und 
Goldach,  welche  beiden  Orte  es  in  bei- 
nahe ununterbrochener  Häuserfolge  mit 
einander  verbindet.  111  Häuser,  1073 
kathol.  Ew.  Äcker-,  Wein-  und  Obstbau. 
Stickerei.  Hat  sich  in  letzter  Zeit  stark 
entwickelt  und  besonders  auf  der  Seite 
gegen  Goldach  zu  bedeutend  vergrössert. 

GOLDACHALP  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Neu  Toggenbur^.  Gem.  Nesslau).  900- 
1000  m.  Alpweide,  am  Mittellauf  der 
Weiss  Thur  und  an  der  Einmündung 
des  Schwimmbaches  in  diese,  6  km  w. 
Stein.  5  Hütten  und  Stadel. 

GOLDAU  [Kt.  und  Bez.  Schwyz, 
Gem.  Arth}.  520  m.  Blühendes  Dorf, 
zwischen  hip  und  Rossberg  und  auf  der 
Wasserscheide  zwischen  Zuger-  und 
Lowerzersee,  9  km  wnw.  Schwyz  Kno- 
tenpunkt der  Eisenbahnlinien  nach  Lu- 
zern,  Rotkreuz,  Zug,  Biberbrücke  ^und 
Rappers wil,  nach  dem  Gotthard  und 
aurdenJRigi.   Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  Zählte 


1395  zwischen  Goldau  und  Steinerberg  stehenden  und 
später  von  einem  ähnlichen  Felsschlipf  zerstörten  Dorfes 


noch  1888  nur  22  Häuser  und  leCf  ^w.,  hat  heute  159 
Häuser  und  1607  Ew.,  wovon  1398  Katholiken  und  208 
Reformierte.  Filiale  der  Kirchgemeinde  Arth.  Seiden- 
industrie. Bedeutende  Petroleumnieder  läge.  Die  Ge- 
gend von  Goldau  hat  durch  den  vom  Rossberg  nieder^ 
fi-egangenen  grossen  Bergsturz  von  1806  eine  traurige 
Berühmtheit  erlangt.  Der  Bergsturz  von  Goldau  ist  mit 
demjenigen  von  Elm  (1881),  den  er  sowohl  an  Masse  der 
Sturztrümmer  als  an  Grösse  seiner  Verheerungen  um  ein 
Beträchtliches  übertrifft,  die  grösste  in  historischer  Zeit 
erfo1jg;te  Katastrophe  dieser  Art  in  der  Schweiz.  Beide  Ei^ 
eignisse  sind  aber  verschiedener  Natur,  indem  dasjenige 
von  Elm  als  Felssturz,  das  von  Goldau  als  Felsschlipf 
aufzufassen  ist.  Der  Rossberg  besteht  aus  mächtigen 
Bänken  von  tertiärer  (miocäner)  Nagelfluh,  die  mit 
weniger  dicken  Schichten  von  Mergeln  und  mergeligen 
Sandsteinen  wechsellagern.  Alle  diese  Schichten  fallen 
nach  S.  ein  und  zwar  im  untern  Abschnitt  des  Hanges 
mit  20-25  **,  weiter  oben  dagegen  mit  HO  **.  Hier  oben  nun 
lagerte  eine  dicke  Masse  von  Nagelfluhfels  ohne  Stütz- 

Sunkt  frei  an  dem  gegen  die  Ebene  von  Goldau  absteigen- 
en  Hang  und  wurde  einziff  durch  natürliche  Adhärenz 
an  die  unterliegenden  Schichten  festgehalten.  Es  war  dies 


Goldau  4ind  der  Rigt  .von  Nordosten. 

Röthen  zeigt.  Seit  dieser  Zeit  hatte  sich  am  ganzeq  Hang 
Wald  angesiedelt,  so  dass  Niemand  mehr  an  eine  neae 
Katastrophe  dachte.  Nun  kam  das  Jahr  1806.  c  Durch  zahl- 
reiche senkrechte  Spalten  in  der  obersten,  ca.  30  m 
dicken  Nagelfluhschicht,  wie  sie  auch  letzt  noch  im  nicht 
losgebrochenen  Teil  beobachtet  werden  können,  drang 
das  reichliche  Schnee-  und  Regenwasser  jenes  Jahres 
oben  am  Ross-  (Gnippen-) Berge  auf  etwas  darunterfolflen- 
den  mergeligen  Sandstein  und  endlich  auf  ein  dunkel- 
graues,  bituminöses  und  hie  und  da  Pflanzenreste  ent- 
haltendes Mergellager  von  2  bis  3  m  Mächtigkeit  ein  und 
durchweichte  dasselbe.  Man  bemerkte,  wie  diese  Spalten 
sich  langsam  erweiterten  und  hörte  im  Wald  von  Zeit  zu 
Zeit  ein  Knallen,  von  den  dadurch  zerreissenden  Baom- 
wurzeln  herrührend.  Der  Boden  erhielt  neue  Risse  und 
Aufstauungen  in  Form  von  Rasenhügeln,  die  sich  über 
einander  schoben ;  manche  Tannen  sanken  um.  Der  Be- 
sitzer des  obersten  Hauses  am  Berge  hatte  schon  einige 
Tage  vor  dem  2.  September  seine  Wohnung  abgebrochen 
und  das  Holzwerk  an  eine  ihm  sicherer  scheinende  Stelle 

febracht.  Am  ganzen  Vormittag  und  Nachmittag  des 
.  September  fanden  von  Zeit  zu  Zeit  an  den  Felswanden 
des  Gnippenberffes  Abbruche  einzelner  kleinerer  Fels- 
massen statt,  una  man  vernahm  anhaltendes  Getöse  im 


Nach  A.  Helm. 


Geologischer  Querschnitt  durch  den  Bergsturs  von  Ooldau. 


V.  Attinffif  IC. 


ein  Ueberbleibsel  einer  einst  noch  grösseren  Felsmasse,  i  Berge.  Bald  nach  4  Uhr  öffnete  sich  hoch  oben  quer  über 
von  der  schon  zu  viel  früheren  Zeiten  einzelne  Teile  in  die  den  Berg  eine  Spalte,  die  mit  jedem  Augenblick  tiefer, 
Tiefe  gebrochen  sein  müssen,  wie  dies  der  Fall  des  noch    I  breiter  und  länger  wurde  ».  Der  so  abgetrennte  Schicht- 


GOL 


GOL 


861 


fetzen  finff  an,  zu  Thal  zu  glitschen ;  die  Bewegung  wurde 
immer  scnneller,  die  FeUmasse  zerschlug  sich  unterwegs 


Karle  des  {Bergsturzes  von  Goldau. 

in  tausende  von  kolossalen  Blöcken  und  bildete  einen 
wahren  Strom  von  Steinen,  der  mit  furchtbarem  Getöse 
strahlig  auseinanderschoss  und,  1000  m  hoch  herabkom- 
mend und  eine  in  Horizontalprojektion  4  km  lange  Sturz- 
bahn durcheilend,  auf  einen  Schlag  das  blühende  Gelände 
von  Goldau  mit  einer  Trümmermasse  von  15  Millionen  m ' 
überschüttete.  Alles  in  eine  undurchdringliche  Steinstaub- 
wolke einhüllte,  einer  mächtigen  Welle  gleich  noch  weit 
am  ffegen überliegenden  Hang  des  Higi  hinaufbrandete  und 
das  Becken  des  Lowerzersees  zu  einem  Vierteil  ausfüllte. 
Das  ganze  derart  verwüstete  Gebiet  heisst  heute  «Im 
Schutt».  457  Menschen  verloren  das  Leben,  14  konnten  noch 
lebend  wieder  ausgegraben  werden.  Es  gingen  in  Goldau, 
Unterrötiien  u.  Busingen  111  Wohnhäuser,  2  Kirchen,  220 
Scheunen  und  Ställe  zu  Grunde.  Die  Ausbruchsnische  oben 
am  Kamm  des  Rossbergs  kann  heute  noch  sehr  deutlich  ge- 
sehen werden,  so  dass  daraus  die  Grösse  der  abgeglittenen 
Felsmasse  bestimmt  werden  konnte.  Es  war  eine  Schicht 
von  3-20  m  Breite,  32  m  Dicke  und  1500  m  Länge,  woraus 
sich  das  schon  erwähnte  Volumen  von  etwa  15  Millionen 
ra'  ergibt.  Es  hat  sich  seither  im  untern  Teile  des 
Hanges  und  auch  in  der  Thalebene  etwas  Wahl  ange- 
siedelt, der  aber  die  leichte  Uebersicht  über  das  ganze 
Zerstörungsgebiet  nicht  zu  hindern  vermag.  Der  Name 
Goldau  ist   herzuleiten   von  Goletau;  golet  =  Schutt, 


Trümmer;  es  muss  deshalb  auch  aus  dem  Namen  auf 

ein   früheres  Ereignis   dieser  Art  geschlossen    werden. 

Vergl.  Zay,   Dr.  Goldau  und  seine  Ge- 

Send  .  .  .  Zürich  1807.  —  Meyer  v. 
nonau,  Gerold.  Der  Kanton  Schwyz 
{Gemälde  der  Schweiz.  V),  St.  Gallen 
und  Bern  1835.  —  Heim,  Alb.  Ueber 
Bergstürze  {Neujahrsbl.  der  naturf, 
GeselUch.  Zürich.  i882).  Zürich  1882. 
GOLDAUERBERG  (Kt.  und  Bez. 
Schwyz,  Gem.  Arlh).  513-930  m.  Weiler 
und  zerstreut  gelegene  Höfe,  s.  Goldau 
am  N.-  und  Nü.-Hang  des  Ri^i,  an  der 
dem  Zugersee  zu  fliessenden  Rigiaa  und 
am  Goldbach  und  Klausenbach,  die  beide 
dem  Lowerzersee  zugehen.  Weiler  und 
Häusergruppen  Buosin(j[en ,  Trauben , 
Fallenboden,  Goliplänggi,  Kilchstalden, 
Krähbüel,  Harmettlen  und  Schönenbo- 
den. Zusammen  27  Häuser,  186  kathol. 
Ew.  Gemüse-,  Obst-  und  Wiesenbau, 
Viehzucht.  Von  der  Arth  Rigi  Bahn 
durchzo(j[en.  D^r  Goldauerberg  hatte 
trotz  semer  grossen  Entfernung  vom 
Rossberg  doch, auch  noch  unter  den 
Verwüstungen  des  Bergsturzes  von  Gol- 
dau (2.  September  1806)  zu  leiden. 

GOLDBACH  (Kt.  Bern,  Amtobez. 
Burgdorf  u.  Konolfin^en).  Bach:  ent- 
springt im  Hasliwald  m  785  m,  durch- 
fliesst  Ober  Goldbach,  Schwanden  (wo 
er  von  rechts  den  Nesselbach  aufnimmt) 
und  Nieder  Goldbach  und  mündet  nach 
8  km  langem  Lauf  in  der  Richtung  nach 
N.  700  m  w.  Lützelflüh  in  578  m  von 
links  in  die  Grosse  Emme.  Etymologie 
s.  Art.  GoL. 

GOLDBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Burgdorf,  Gem.  Hasli).  Teil  der  Ge- 
meinde Hasli:  umfasst  die  Häusergrup- 
pen Bigel,  Hub,  Maad,  Nieder  Gol<Ü>ach 
und  Otzenberg.  Zusammen  85  Häuser, 
610  reform.  Ew. 

GOLDBACH  (Kt.  Luzern,  Amt  Ent- 
lebuch).  Bach:  entspringt  auf  den  Alp- 
weiden der  Trimmelenegg  (Berggebiet 
des  Napf,  1411  m)  und  mündet  nach 
meist  tief  eingeschnittenem  Lauf  in  die 
Grosse  Fontannen,  die  ihrerseits  wieder 
der  Kleinen  Emme  zufliesst. 

GOLDBACH  (Kt.  Luzern,  Amt  Wil- 
lisau, Gem.  Ebersecken).  643  m.  Gruppe 
von  2  Häusern;  1,3  km  nw.  Ebersecken 
und  5,5  km  wsw.  der  Station  Nebikon 
der  Linie  Luzern-Olten.  19  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Grossdietwil. 

GOLDBACH  (Kt.  und  Bez.  Schwyz). Bach; entspringt 
in  1500  m  am  N.-Hang  der  Rigi  Scheideffg,  steigt  m  ra- 
schem Lauf  und  als  geschiebereicher  Bacn  nach  NO.  ab, 
durchfliesst  die  Goldplänggi  (ö.  über  Goldau),  biegt  nach 
0.  ab,  bildet  einiffe  sehr  kleine  Seen  und  mündet  nach 
6  km  langem  Lauf  1 ,5  km  vom  Dorf  Lowerz  in  448  m  in 
dfin  Lowcrzd*flPP 

GOLDBACH  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  G^m.  Küs- 
nacht).  410  m.  Dorf,  am  rechten  (0.-)  Ufer  des  Zürichsees 
und  1  km  nw.  der  Station  Küsnacht  der  rechtsufrigen 
Zürichseebahn  (Zurich-Meilen-Rapperswil).  Telephon.  47 
Häuser,  334  reform.  Ew.  Weinbau.  Grosse  Färberei  mit 
150  Arbeitern.  Schöne  Landhäuser,  darunter  da^enige, 
in  dem  Klopstock  bei  dem  in  seiner  Ode  an  den  Zürich- 
see  verherrlichten  Ausflug  mit  der  ihn  begleitenden  Ge- 
sellschaft frühstückte. 

GOLDBACH  (NIEDER)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Burg- 
dorf, Gem.  Hasli).  590  m.  Dorf,  am  Goldbach  nahe  seiner 
Mündung  in  die  Emme,  an  der  Strasse  Burgdorf-Lang- 
nau  und  2,5  km  so.  Hasli.  Station  der  Linie  Burgdorf- 
Langnau.  Postbureau.  Telegraph,  Telephon :  Postwagen 
nach  Ober  Goldbach.  34  Häuser,  246  reform.  Ew.  Schönes 
industrielles  Dorf,  mit  Pärketterien,  Hut-,  Kunstdünger- 
und Nägelfabriken.  Landwirtschaft.  Eine  Käserei. 


yAUirj^rac 


862 


GOL 


GOL 


GOLDBACH  (OBER)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Konolfin- 
gen,  Gem.  Landiswil).  750  m.  Dorf,  am  Goldbach,  700  m 
nw.  Landiswil  und  7  km  nö.  der  Station  Biglen  der  elek- 
trischen Bahn  Burgdorf-Thun.  Postablage.  Postwagen 
nach  Nieder  GoMbach.  21  Häuser,  118  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Biglen.  Wiesenbau. 

GOLDBACH8CHACHEN  (Kt.  Bern,  Amtebez. 
Trachselwald,  Gem.  Lützelflüh).  585  m.  Gemeindeabtei- 
lung und  Weiler,  zwischen  dem  Goldbach  und  der  Emme, 
nahe  der  Station  Goldbach-Lützelflüh  der  Linie  Burgdorf- 
Langnau  und  500  m  sw.  Lützelflüh.  56  Häuser,  456  re- 
form. Ew.  Wird  heute  meist  Lützelflüh  Unterdorf  ge- 
nannt. 

GOLDBERG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Biel).  500  m.  Steiler 
Hang,  zwischen  Biel  und  Vingelz  (Vigneules)  über  dem 
linken  Ufer  des  Bielersees*  besteht  aus  stark  geneigten 
und  dem  Portland  anlagernden  Bänken  von  unterem  Va- 
lanffien.  Steinbrüche  (unechter  Marmor,  sog.  marbre  bä- 
tard).  Bemerkenswerte  Tasche  von  Hauterivienmergel  im 
Yalangien. 

GOLDBERG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See,  (rem.  Schmer- 
ikon).  520  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  auf  einer  Anhöhe, 
1  km  n.  der  Station  Schmerikon  der  Linie  Rapperswil- 
Weesen-Sargans.  24  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Schone  Aus- 
sicht auf  den  Zürichsee  uüd  das  untere  Thal  der  Linth. 
Interglazinle  SeKieferkohlen. 

GOLDEf  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken,  Gem.  Unter- 
seen). 570  m.  90  in  einer  kleinen  Ebene  zwischen  dem 
rechten  Ufer  der  Aare  und  dem  S.-Fuss  des  Härder  zer- 
streut gelegene  Häuser,  600  m  nö.  Unterseen.  Von  der 
Bödelibahn  durchzogen.  245  reform.  Ew. 

GOLDENBERG  (8CHL088)  (Kt.  Zürich,  Bez.  An- 
delftngen.  Gem.  Dorf).  508  m.  Schloss  in  Privatbesitz,  auf 
einem  Ausläufer  des  NoUen^  von  einem  prachtvollen 
Weinberff  umgeben;  600  m  nö.  Dorf  und  2,8  km  nw.  der 
Station  Henggart  der  Linie  Zürich- Winterthur-Schaffhau- 
sen.  Telephon.  13  reform.  Ew.  Ein  (jeschlecht  der  Edeln 
von  Goldenberg,  Vasallen  der  Grafen  von  Kiburg,  wird 
urkundlich  seit  1248  erwähnt.  Es  übte  keinerlei  (jerichts- 
hoheit  aus.  1963  erhielt  es  die  Mörsburg  zu  Lehen,  wäh- 
rend die  Burg  Goldenberg  in  den  Besitz  der  Edeln  von 
Gachnang  überging.  Diese  alte  Burg  ging  mit  Ausnahme 
des  Turmes  1559  in  Flammen  auf,  wurde  in  bescheidenem 
Umfang  wieder  hergestellt  und  gehörte  1637-1765  dem 
Zürcher  Patriziergeschlecht  Schmid,  das  sie  im  18.  Jahr- 
hundert zu  seinem  Sommersitz  umwandelte. 

GOLDENE  80NNE  (Kt.  Gk^ubünden,  Bez.  Im  Bo- 
den, Kreis  Trins,  Gem.  Felsberg).  1312  m.  Ehemaliges 
Goldbergwerk,  am  Taminser  Galanda  gegenüber  dem 
Dorf  Ems,  720  m  über  dem  Spiegel  des  Khein,  7  km  w. 
Chur  und  2,5  km  w.  Felsberg.  Das  wertvolle  Metall  wurde 

iso^ 


Goldene  Sonne 

1312 


Rhein  tha! 


Tschinge/s 
'"""        RHefn 

600 


Ems 


/'2S00O. 


Nach  T&rnuzzer. 
Geologisches  Querprofll  durch  die  Goldene  Sonne. 

al.  Alluvium;  eb.  Stunsohutt;  Js.   Malm;  Jm.  Dogger:  Ji.  Lias; 
Tr.  Trias;  Pc.  Perm  (Verrucano). 


hier  zu  Beginn  des  19.  Jahrhunderts  entdeckt,  als  man  in 
einem  mit  einem  Bergsturz  niedergegangenen  grossen 
Felsblock  Gold  fand.  Daraufhin  bildete  sich  zur  Ausbeu- 


tunff  des  Goldes  1800  eine  Bergbaugesellschaft  mit  Sitz 
in  Chur.  Man  stellte  6  Arbeiter  an,  Hess  aber  den  Betrieb 
ohne  fachmännische  Leitung.  Zuerst  schien  sich  die  Aus- 
beute zu  lohnen,  so  dass  man  aus  dem  hier  gewonnenen 
Gold  im  Jahi*  1813  72  Bändnerdukaten  zu  je  16  alten 
Schweizerfranken  präsen  konnte.  Als  man  in  der  Folge 
den  Ck>ldgang  im  Stollen  verlor,  holte  man  sich  Rat  Mi 
einer  Somnambule  in  Strassburg,  natürlich  ohne  Erfolg. 
Nach  grossen  Verlusten  löste  sich  die  (jesellschaft  18S0 
auf.  Bis  1830  wurden  dann  mehrere  —  vergebliche  —  Ver- 
suche zur  Gründung  einer  neuen  (Gesellschaft  gemacht; 
1856  nahm  man  den  Betrieb  zwar  wieder  auf,  musste  ihn 
aber  schon  1861  wieder  mit  Verlust  einstellen.  Seitdem 
ist  das  Bergwerk  nicht  mehr  in  Betneb  gewesen,  wohl 
aber  hat  man  zu  verschiedenen  Malen  wiederum  in  klei- 
nem Massstab  gegraben,  um  den  Wert  des  ffoldführen- 
den  Ganges  wissenschaftlich  zu  bestimmen.  So  hat  man 
festgestellt,  dass  der  Gehalt  an  Gold  nicht  unbedeu- 
tend ist  und  dass  eine  sachgemässe  und  vorsichtige  Berg- 
werksanlage immerhin  Aussicht  auf  Gewinn  bieten 
könnte.  Zur  Zeit  wird  die  Frage  der  Bildung  eines  neuen 
Konsortiums  in  Erwägung  gezogen.  Das  Gold  findet  sich 
in  deutlichen  oktaedrischen  Krystallen  oder  staubfein  in 
calcitisch-  quarzigen  Gängen  in  den  Opalinusschicbten 
des  mittlem  Jura  (untern  Doggers)  eingesprengt;  das 
frrösste  überhaupt  geförderte  Stück  soll  125  gr  gewogen 
haben.  Eine  Durchschnittsprobe  hat  auf  50  kg  Pochmasse 
0,828  gr  reines  Gold  ergeben.  Das  Muttergestein  enthält 
in  kleinen  Geoden  schöne  Bergkrystalldrusen,  sowie  Py- 
rit- und  Arsenkieskrystalle,  die  leicht  verwittern  und 
Ausblühungen  von  Eisenvitriol  bilden.  Die  Schwefelkiese 
der  goldenen  Sonne  scheinen  kein  Gold  zu  enthalten. 
Vergl.  Piperoff,  Christo.  Geologie  des  Calanda  {Beiträge 
zur  aeolog,  Karte  der  Schweiz.  NF.  VII).  Bern  1897.  - 
Bosshard,  E.  Das  Goldbergwerk  zur  Goldenen  Sonne 
(im  Jahrb.  des  S.A.  C.  188^90). 

GOLDEREN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle,  Gem. 
Hasleberg).  1104  m.  Dorf,  auf  der  Terrasse  des  Hasle- 
bergs,  am  Dorfbach  und  1  Vt  Stunden  nö.  über  der  Sta- 
tion Meiringen  der  Brünigbahn  (Luzern-Brienz).  22  Häa- 
ser,  139  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Meiringen.  Alp  Wirt- 
schaft. Schöne  Aussicht. 

GOLDERENHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen). 
1943  m.  Gipfel,  in  der  vom  Grossen  Hundshorn  nach  NW. 
auszweigenden  und  zwischen  dem  Kienthal  und  Spiggen- 
grund  verlaufenden  Kette.  Kann  von  Kienthal  aus  über  die 
Golderenalp  in  3  Stunden  bestiegen  werden. 

GOLDIBACH  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Mittelland). 

Bach;  entspringt  mit  mehreren  Quellen  am  NW.-Hang 

der  Buche  in  1030  m  und  mündet  nach  5  km  langem 

Lauf  in  der  Richtung  nach  SW.  1,2  km  s.  Teufen  in  777 

m  von  rechts  in  den  Rotbach.  Mehrere  Brücken. 

GOLDIGENBERG  (Kt.  Glarus,  Gem.  Mollis).  903 
m.  Bergweiden  mit  Hütten,  am  rechtsseitigen  Hang 
des  Linththales;  1,5  km  s.  ül^r  Mollis  und  2,7  km 
«ö.  über  der  Station  Näfels  der  Linie  Zürich-Glaros- 
Linthal. 

GOLDINGEN  (Kt.  St  Gallen,  Bez.  See).  707  m. 
Gem.  und  Pfarrweiler,  über  dem  rechten  Ufer  des 
Goldingerbachs,  4  km  so.  der  Station  Wald  der  Töss- 
thalbahn.  Gute  und  schöne  Strasse  nach  Wald.  Post- 
ablage. Telegraph,  Telephon;  Postwagen  nach  Wald. 
Die  Gemeinde  zerfällt  in  Vorder  und  Hinter  Goldm- 
gen  und  zählt,  die  Weiler  Ennetbach,  Oberfaolz  und 
Vordersägen  inbegriffen:  164  Häuser,  885  kathol.  Ew.; 
Weiler :  14  Häuser,  68  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht 
Seidenweberei.  Die  Gemeinde  Goldingen  friiher  Oblin- 
den  geheissen.  Am  3.  Juli  1816  ging  hier  ein  Berg- 
sturz nieder,  der  mehrere  Häuser  zerstörte,  einige  Per- 
sonen und  verschiedene  Stücke  Viehes  versdiüttete 
und  den  Goldingerbach  zu  einem  heute  wieder  ver- 
schwundenen kleinen  See  aufstaute. 

GOLDINGBN  (HINTER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
See,  Gem.  Goldingen).  80Q-1317  m.  Häuser  und  Hüt- 
ten, in  2  Thälchen  zerstreut  gelegen,  3  km  nö.  Gol- 
dingen.  Telegraph,  Telephon.  Die  Weiler  Hinter  Gol- 
dingen, Hintersagen,  Rossfalle  und  Enkrinnen  zusam- 
men 11  Häuser,  5(  kathol.  Ew.  Alpwirtschaft. 

GOLDINGEN  (VORDER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See, 
Gem.  Goldingen).  800  m  durchschnittl.  Höhe.  4  zerstreut 


GOL 


GOL 


363 


gelegene  Häuser,  im  w.  Abschnitt  der  Gemeinde  Goldin- 
gen,  am  Goldingerbach  und  1  km  n.  Goldingen.  16  kathol. 
Ew.  Alpwirtschaft. 

QOLDINGERBACH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See).  620- 
500  m.  Mittellauf  des  bei  Schmerikon  von  rechts  in  den 
Obersee  mundenden  Aabaches.  Der  Oberlauf,  Mühlebach 
l^eheissen,  entspringt  mit  mehreren  Qnellarmen  an  der 
Kreuzegg  (1317  m),  einem  Nagelfluhstock  zwischen  Töss- 
thal  und  Toggen  bürg.  Der  Bach  fliesst  von  ö.  Goldingen 
bis  zur  Aatnalmühle  in  Neuhaus  in  wenig  tief  einge- 
schnittenen Tobein. 

QOLDIWIL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun).  1000  m.  Gem  , 


Qoldiwil  mit  Niesen  und  Stockhorn. 

in  geschützter  und  sonniger  Lage  am  S.-Hang  der  Kette 
zwischen  Thunersee  und  Zulgtnal,  5  km  nö.  über  dem 
Bahnhof  Thun.  Postablage,  Telephon ;  Postwaffen  Thun- 
Heiligenschwendi.  Gemeinde  zerfallt  in  OberGoldiwil  und 
Unter  Goldiwil  mit  Hofstetten  und  Lauenen.  Zusammen 
162  Häuser,  1125  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Thun. 
Wiesen-  und  Obstbau.  Klimatischer  Kurort  mit  Pensio- 
nen. Schöne  Spazierwege  und  Aussicht.  Funde  von  Gegen- 
ständen aus  der  Bronzezeit. 

QOLDPI.ANK  oder  GOLDPLANGG  (Kt.  und  Bez. 
Schwyz).  1442  m.  Stark  begangener  Passübergang,  zwi- 
schen Dreiancrel  (1781  m)  und  Kjaiserstock  (2517  m);  ver- 
bindet das  Riemenstalderthal  mit  dem  Muotathal.  Der 
Fussweg  folgt  von  Sissikon  (Station  der  Gotthardbahn) 
dem  Riemenstaldenbach ,  geht  durch  Riemenstalden 
and  erreicht  über  den  Uanff  des  Katzenzagel  die  Pass- 
höhe, wo  ein  Wirtshaus  steht.  Abstieg  nach  Muotathal 
längs  dem  Bürgelibach.  Sissikon-Muotathal  5  Stunden. 

QOLD8WIL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken,  Gem. 
Ringgenberg).  612  m.  Dorf,  50  m  über  dem  Austritt  der 
Aare  aus  dem  Brienzersee,  an  der  Strasse  Brienz-Inter- 
laken  und  2,5  km  nö.  der  Station  Interlaken.  Telephon. 


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Ooldingen  von  SQden. 

74  Häuser,  384  reform.  Ew.  Landwirtschaft.  Fremdenin- 
dustrie. Auf  einer  Höhe  ö.  über  dem  Dorf  die  malerische 
Turmruine  der  ehemaligen  Pfarrkirche,  mit  sehr  schö- 


ner Aussicht  auf  die  umliegende  Landschaft  und  den 
Brienzersee.  Unter  dem  Dorf,  am  Seeufer,  vom  Staate 
betriebener  ehemaliger  Steinbruch  auf  Thonschiefer,  der 
die  widerstandsfähigen  sog.  Golds wilerplatten  lieferte,  die 
weithin  versendet  wurden  und  als  Treppenstufen,  Boden- 
platten, Brunnenbecken,  Mauerplatten  etc.  Verwendung 
fanden.  Golds wil  ist  eine  sehr  alte  Siedelung,  deren  im 
Mittelalter  häufig  Erwähnung  getan  wird.  Die  einst  hier 
stehende  Pfarrkirche  zerfiel  allmählig  und  wurde  1671 
verlassen,  worauf  man  die  neue  Kirche  an  der  Stelle  der 
Burgruine  Ringgenberg  erbaute  und  1726  auch  den  Sitz 
der  Kirchgemeinde  dorthin  verieffte.  1768  raubte  ein 
Adler  in  Goldswil  ein  3jähriges  Kind, 
musste  seine  Beute  aber  t>ald  wieder 
loslassen ;  das  nur  wenig  verletzte  Kind 
kam  wunderbarer  Weise  mit  dem  Le- 
ben davon. 

GOLEGGGLET8CHER  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Ober  Hasle).  Kleiner  Gletscher, 
1  km  lang  und  400  m  breit ;  am  OSO.- 
Hang  der  Golegghömer  in  der  Kette 
zwischen  dem  Ooer  Hasle  und  Urbach- 
thal.  Am  Weg  vom  Goleggpass  zur  Hand- 
eck. Auf  der  Siegfriedkarte  nicht  ein- 
getragen. 

GOLEGGHÖRNER  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Ober  Hasle).  Gipfelreihe,  in 
dem  zusammen  mit  dem  Graugrat  vom 
Hühnerthälihom  zum  Ritzlihorn  (Kette 
zwischen  Ober  Hasle  u.  Urbachthal)  ziehenden  Grubengrat. 
Wir  ergänzen  hier  die  auf  der  Siegfriedkarte  unvollständig 
eingetragene  Nomenklatur  dieses  Kammes  wie  folgt :  Gip- 
fel und  Pässe  des  Grubengrates  im  engeren  Sinne  (30ä, 
2977,  3023  m),  Grubenpass  (etwa  2970  m),  Eiskamm  des 
Süd  Golegghoms  (3023  m)  und  des  Mittel  oder  Zentral 
Golegghorns  (3070  m),  Goleggpass  (etwa  3030  m),  Nord 
Golegghorn  (3086  m)  und  endlich  die  Steinlauenenlücke 
(2970  m),  die  die  Grolegffhörner  von  dem  im  Graugrat 
(s.  Auszweigung  des  Ritzlihorns)  stehenden  Steinlauenen- 
nom  (3164  m)  trennt.  Die  drei  Golegghömer  können  von 
der  im  Urbachthal  stehenden  Gaulihütte  des  S.  A.  G.  aus 
in  je  5  Stunden  ohne  Schwierigkeit  erstiegen  werden.  S. 
Jahrbuch  des  S.  A.  C.  32,  1896-97. 

GOLEGGPASS  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle). 
Etwa  3030  m.  Passübergang,  zwischen  Zentral  Golegg- 
horn (3070  m)  und  Nord  Golegffhom  (3086  m),  in  der 
das  Ober  Hasle  vom  Urbachthal  trennenden  Kette.  Ge- 
stattet den  in  7  Stunden  ziemlich  leicht  zu  bewerkstelli- 
ffenden  Uebergang  von  der  Gaulihütte  zur  Handeck.  Auf 
aer  SiegfHedkarte  unbenannt. 
GOLETA  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  St.  Silves- 
ter). Häusergruppe.  S.  den  Art.  Golet- 
täz. 

GOLETENKANAL  (Kt.  Solothum, 
Amtei  Baisthal).  485  m.  Fabrikkanal, 
1500  m  lang ;  zweigt  zwischen  Baisthal 
und  Laupersdorf  von  der  Dünnem  ab 
und  versorgt  die  Fabrik  in  der  Klus 
mit  Kraft. 

GOLETTA  (LA)  (Kt.  Freiburff,  Bez. 
Saane,  Gem.  Grenilles).  720  m.  (jrruppe 
von  4  Häusern,  im  Thälchen  der  Lon- 
givue,  800  m  s.  Grenilles  und  8,3  km 
so.  der  Station  (;k>ttens  der  Linie  Bern- 
Freiburg- Lausanne.  20  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Farvagny  le  Grand. 
Landwirtschaft. 

GOLETTA    D'AMDE  (Kt.  Tessin, 

Bez.  Locarno).  2266  m.  Gipfel,  in  der 

Kette   zwischen  oberem   und  unterem 

Val  Onsemone,    auf  der  Landesgrenze 

ge^en   Italien   und  genau  in  der  Mitte 

zwischen  dem  Poncione  del  Rosso  (2211 

m)  und  dem  Pizzo  Medaro  (2551  m).  N.- 

u.  S.-Hang  felsig  und  steil.  Unmittelbar 

w.  unter  dem  (jipfel  der  Passübergang 

der  BocchetU  di  Medaro  (2208  m). 

GOLETTAZ    oder    GOLETA    (Kt.    Freibur^,  Bez. 

Sense,  Gem.  St.  Silvester).  743  m.  Gruppe  von  7  Hausem, 

am  linken  Ufer  des  Aergerenbaches  (G^rine);  1,8  km  nw. 


364 


GOL 


GOL 


St.  Silvester  und  8  km  ssö.  Freibure.  39  kathol.  Ew.  deutr 
scher  ZuDge.  Wiesen-  und  KartofTelbau,  Viehzucht. 

GOLBTTB  (LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint  Maurice). 
2618  m.  Giprel,  in  aer  Kette  zwischen  Salvan  und  dem 
Thale  der  Salanfe;  auf  der  Siegfriedkarte  so  benannt, 
von  den  Bewohnern  der  Gegend  dagegen  Petit  Perron 

Cheissen.  Kann  von  Salvan  aus  über  die  Maiensasse  von 
i  Creusaz  in  5  Stunden  ohne  Schwierigkeit  erstiegen  wei^ 
den  und  bietet  namentlich  gegen  die  Dent  du  Midi  zu  eine 
prachtvolle  Aussicht.  Betr.  Etymologie  s.  den  Art.  Gueule. 

GOLETTE  (COL  DE  LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint 
Maurice).  2H97  m.  Passubergang,  zwischen  der  Golette 
oder  dem  Petit  Perron  (261o  m)  und  einem  nö.  Vorberg 
des  Luisin,  in  der  Gruppe  des  Luisin.  Verbindet  Salvan 
und  die  Maiensässe  von  La  Creusaz  mit  dem  Plateau  und 
den  Hütten  von  Salanfe.  Salvan-Passhöhe  4  Vi*  La  Creu- 
saz-Passhöhe  2  Stunden.  Leicht  zu  begehen,  aber  wenig 
benutzt.  Auf  der  Sieffriedkarte  unbenannt. 

GOLGRABEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau).  Rechts- 
seitiges Nebenthal  zum  Ilftsthal;  beginnt  am  W.-Hang 
der  Hohmatt  in  1900  m,  zieht  sich  mit  einigen  kleinen 
Krümmungen  auf  eine  Lange  von  10,5  km  in  der  Rich- 
tung nach  SW.  und  öffnet  sich  bei  der  Bärau  in  700  m 
auf  das  Ilfisthal.  Mehrfache  Verzweigungen,  so  z.  B.  nach 
rechts  der  Mümpbachgraben,  nach  links  der  Hellgraben, 
Rehbachgraben,  Witenbachgraben  und  Sottach engraben. 
Der  Thalbach,  Gol  geheissen.  soll  seinen  Namen  nach 
dem  von  ihm  geführten  Goldsand  herleiten.  Im  obern, 
engen  Thalabschnitt  einige  Alpweiden  mit  Hütten,  im 
breitern  Unterlauf  eine  Anzahl  von  Höfen  mit  zusammen 
91  Häusern  und  700  reform.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 
3  Käsereien. 

GOLIET  (LAC  DU)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey).  1684 
m.  Kleiner  kreisrunder  See,  3  km  n.  über  Morgms  les 
Bains  und  durch  die  Pointe  du  Corbeau  davon  getrennt. 
Liegt  in  dem  an  Frankreich  p^renzenden  obersten  Ab- 
schnitt des  Val  de  La  Greffaz^  eines  gegen  das  Dorf  Vion- 
naz  hin  fliessenden  Wildbaches,  und  links  vom  Fussweg 
von  La  Nonaz  oder  Onnaz  nach  Chätel  (in  der  Vall^ 
d'Abondance).  Ohne  sichtbaren  Abfluss.  Goliet,  Deminu- 
tiv von  Gouille,  =  kleiner  See,  Weier,  Teich. 

GOLINO  oder  GULINO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locamo, 
(jrem.  Intragna).  270  m.  Pfarrdorf,  am  rechten  Ufer  der 
von  zwei  schönen  Brücken  überschrittenen  Melezza, 
1  km  ö.  Intragna  und  7,5  km  nw.  vom  Bahnhof  Lo- 
camo. Postablage ;  Postwagen  nach  Locamo.  48  Häuser, 
150  kathol,  Ew.  Acker-  und  Weinbau,  Handel  mit  Kasta- 
nien. Brunnen  mit  ausgezeichnetem  Quell wasser.  Sehr 
alte  Siedelung,  mitten  in  alten  Kastanienhainen  und  Wein- 
lauben malerisch  gelegen.  Pfarrkirche  San  Giorgio  mit 
einem**  wertvollen  Tabernakel  aus  dem  16.  Jahrhundert. 


Oolino  von  Norden. 

Beim  Dorf  schöne  Brücke  über  die  von  der  Melezza  vor 
ihrem  Austritt  aus  dem  Centovalli  durchflossene  enge 
Schlucht. 


GOLI88E  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  La  Vall4e,  Gem.  Le 
Chenit).  1019  m.  Weiler,  an  der  Strasse  Le  Pont-Le  Sen- 
tier, am  linken  Ufer  des  Lac  de  Joux  und  750  m  nö.  Le 
Sentier.  Haltestelle  der  Linie  Vallorbe-Le  Pont-Le  Bras- 
sus.  Postablage.  10  Häuser,  82  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Le  Sentier.  Uhren-,  Rasiermesser-  und  Grabstichelfabrik. 
Fremdenpensionen. 

GOLLIAZ  (LE  GRAND)  oder  POINTE  DES 
ANGRONIETTE8  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont).  3240m 
(3238  m  auf  der  italienischen  Generalstabskarte).  Gipfel, 
hinten  über  dem  schweizerischen  Val  Ferret ;  zwischen 
den  italienischen  Thälchen  von  Belle  Combe,  Combe  des 
Bosses  und  Saint  Bernard  einerseits  und  dem  schweize- 
rischen Thälchen  des  Ban  d'Array  andererseits.  Zentraler 
Gipfel  einer  kleinen  Hochgebirgsmasse,  die  im  NW.  vom 
Col  du  Ban  d'Array  (2695  m)  und  im  0.  vom  Gol  du  Four- 
chon  (etwa  2700  m)  bejgrenzt  ist  und  sich  bis  zur  Grande 
Roch^re  (3302  m)  auf  italienischen  Boden  fortsetzt.  Diese 
Gruppe  bildet  emen  langen  Felskamm,  der  der  Reihe 
nach  den  (schon  auf  italienischem  Boden  stehenden) 
Petit  Golliaz  (3230  m),  die  Aiguille  de  Belle  Combe,  den 
Mont  Tapi^,  sowie  die  Aiguilles  d'Anteneva,  de  Malatra  und 
und  de  Bonal^  trägt.  Vom  Grand  Golliaz  steigen  nach  SO. 
der  kleine  (italienische)  Glacier  des  Bosses  und  nach  N. 
der  Glacier  des  Angroniettes  ab,  die  über  den  Col  des 
Angroniettes  (2919  m ;  auch  Col  des  Bosses  geheissen)  mit 
einander  in  Verbindung  stehen.  Dieser  Pass  trennt  den 
Grand  Golliaz  von  der  Aiguille  de  Lesache  (3011  m),  wäh- 
rend zwischen  ihm  und  dem  Col  du  Ban  d'Array  die 
(schweizerische)  Pointe  de  Belle  Combe  (2870  m)  steht. 
Der  Grand  polliaz  kann  vom  Hospiz  auf  dem  Grossen  St 
Bernhard  in  6,  oder  vom  Wirtshaus  Le  Ferret  über  den 
Col  des  Angroniettes  in  7  Stunden  erstiegen  werden. 
Prachtvolle  Aussicht  auf  den  schweizerischen  und  italie- 
nischen Abfall  des  Mont  Blanc  Massives,  sowie  auf  die 
Grajischen  Alpen.  Schwierig  zugänglich. 

GOLLIE  (LA)  (Kt.  Waadt  Bez.  Lavaux,  C^em.  Sa- 
vigny).  840-900  m.  Gemeindefraktion,  zwischen  dem 
Weiler  Savigny  und  dem  n.  davon  gelegenen  Bois  da 
Grand  Jorat.  Häusergruppen  La  Grogne,  Les  Cotes  und 
La  GoUie ;  zusammen  38  Häuser,  180  reform.  Ew. 

GOLLIE  (MOULIN  DE  LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Au- 
bonne.  Gem.  Mollens).  679  m.  Mühle,  am  Veyron  und  an 
der  Strasse  Llsle-Aubonne  ;  1,4  km  so.  Mollens.  3  Häuser, 
12  reform.  Ew.  Schon  1017  genannte  Siedelung,  wo  nach 
einer  Urkunde  von  1257  ein  La  Goylies  geheissenes 
Siechenhaus  gestanden  haben  soll. 

GOLLION  (Kt.  Waadt,  Bez  Cossonay).  505  m.  Gem. 
und  Dorf,  auf  dem  dem  Jura  vorgelagerten  Plateau,  über 
dem  rechten  Ufer  der  mittleren  Venoge,  an  der  Strasse 
Morges-Cossonay;  3,3  km  s.  Cossonay  und  2,5  km  nw.  der 
Station  Vußlens  la  Ville  der  Linie 
Neuenburg-Lausanne.  Postablage,  Tele- 
phon :  Postwaeen  Morees-Cossonay.  Ge- 
meinde :  87  Häuser,  456  reforro.  Ew. ; 
Dorf  :  46  Häuser,  216  Ew.  Kirchee^ 
meinde  Grancy.  Gemeinde  in  2  Ab- 
schnitte ffeteilt,  deren  w.  den  Spezial- 
namen  Mussei  trägt.  Ackei^  und  etwas 
Weinbau.  An  der  Venoge  Mühlen.  Im 
Mittelalter  Teil  der  Herrschaft  Cosso- 
nay ;  1472  als  selbständige  Herrschaft 
davon  abgetrennt.  Ging  in  der  Folge 
der  Reihe  nach  an  die  Familien  Dor- 
tans,  Chandieu  und  de  Senarclens,  Her- 
ren von  Grancy,  über,  der  sie  bis  1796 
zu  eigen  war.  Auf  dem  Chätelard  und 
Bovex  Refugien,  von  denen  ersteres  aas 
römischen  biacksteinen,  gehauenen  Bau- 
steinen und  FeuersteingeröUen  besteht. 
Ein  ferneres,  mit  einem  Graben  umge- 
benes Refugium  auf  einem  Hügel  im 
Bois  de  Brichy.  1228 :  Gollun ;  1235  :  Gol- 
lon.  Der  Name  vom  französischen  goUie 
:=  Gülle,  Jauche  herzuleiten. 

GOLT8CHENRIED    (Kt.    Wallis. 

Bez.  West  Raron,  Gem.  Ferden).  1346 

m.   Maiensässe   mit  etwa  10  Hütten,  am  rechten  Ufer  der 

Lonza  und  ^300  m  oberhalb  der  Mündung  des  Faldum- 

bachs,  1  km  s.  Ferden.  In  der  Nachbarschaft  hat  man 


60L 


GOM 


365 


früher  einen  Graphitgang  abgebaut,  der  zusammen  mit 
dunkeln  (kohlenrührenden  ?)  Schiefern  den  krystallinen 
Schiefem  einlagerte. 

GOL^EREN  (HINTER  und  VORDER)  (Kt.  Uri, 
Gem.  Silenen).  1400  m.  23  auf  eine  Länge  von  2  km  vom 
Golzerensee  im  0.  bis  zum  Geisslauibach  im  W.  zerstreut 
gelegene  Häuser,  auf  der  auf  einer  Terrasse  rechts  über 
dem  Maderanerthal  gelegenen  Golzerenalp,  6  km  ö.  über 
der  Station  Amstäg  der  Gotthardbahn.  175  kathol.  Ew. 
Alpwirtschaft.  Fettkäse.  Forellenfang  im  Golzerensee. 

GOLZERENSEE  (Kt  Uri).  1410  m.  Kleiner  Alpen- 
see, auf  einer  Terrasse  rechts  über  dem  Maderanerthal 
und  1^/,  Stunden  nw.  über  dem  Hotel  Alpenklub.  Kann 
auch  von  Amstäg  aus  über  Bristen,  die  Tnalbrücke  und 
Glausen  in  'S  Stunden  erreicht  werden.  Ueber  dem  von 
ausgezeichneten  kleinen  Forellen  bevölkerten  See  einer- 
seits die  von  der  Bernetsmatt  absteigenden  Hänge,  ande- 
rerseits (auf  der  Seite  gegen  das  Maderanerthal)  der 
Granitsporn  des  Geschel  (1546  m).   Sendet  den  in  zahl- 


Golxerensee  mit  Oberalpstock. 

reichen  Kaskaden  zu  Thal  stürzenden  Seebach  zum  Kar- 
stelenbacb,  dem  Bach  des  Maderanerthales.  Vom  See  aus 
sehr  schöner  Blick  auf  Bristen-,  Oberalp-  und  Dussistock. 
Beliebtestes  Ausflugsziel  der  Gäste  des  Maderanerthales. 
Der  unmittelbar  hinter  dem  Hotel  Alpenklub  aufsteigende 
Fusspfad  ist  beschwerlich  und  nicht  Jedermann  anzu- 
raten, weshalb  ihm  meist  der  weitere  Weg  über  die 
Bemetsmattalp  oder  über  Bristen  vorgezogen  wird.  Wie 
der  Oeschinensee,  der  Klönthalersee  oder  der  Lac  Bleu 
de  Lucel  einer  der  malerischsten  alpinen  Seen  der 
Schweiz« 

GOMERKINDEN  (OBER  und  UNTER>(Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Burgdorf,  Gem.  Hasli).  635  und  690  m.  Zwei 
Gruppen  von  zusammen  16  Häusern,  im  Biglenthal,  an 
der  Strasse  Burgdorf- Walkringen;  3,5  km  s.  Hasli  und 
1,5  km  sw.  der  Station  Schafhausen  der  elektrischen 
Voll  bahn  Burgdorf-Thun.  111  reform.  Ew.  Eine  Käserei. 
894 :  Comirichingen.  ' 

GOMMA  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  Rechthalten 
und  St.  Urs).  875  m.  10  zerstreut  gelegene  Häuser,  800  m 
nö.  Rechthalten  (Dirlaret)  und  9  km  so.  Freiburg.  52 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Rechthalten.  Futter-  und  Kar- 
toffelbau, Viehzucht.  Gomma  und  Gommen  gleichbedeu- 
tend mit  CoMBE.  S.  diesen  Art. 

GOMMEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald.  Gem. 
Huttwil).  719  m.  Weiler,  am  N.-Hangdes  Gommenknubel 
und  2  km  sw.  der  Station  Huttwil  der  Linie  Langenthal- 
Wolhusen.  16  Häuser,  98  reform.  Ew.  Eine  Käserei. 

GOMMENKNUBEL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachsel- 
wald). 779  m.  Anhöhe,  zwischen  dem  Thal  der  Langeten 
und  dem  Wissachengraben,  2  km  sw.  Huttwil. 

GOMMEN8WIL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Tablat,  Gem. 
Wittenbach).   580  m.    Gruppe  von  8  Häusern,   an  der 


Strasse  St.  Gallen-Arbon ;  1,5  km  nö.  Wittenbach  und 
2,5  km  WSW.  der  Station  Mörswil  der  Linie  St.  Gallen- 
Rorschach.  52  kathol.  Ew.  Obstbau,  Viehzucht. 

GOMMI8WALD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See).  550  bis 
1313  m.  Gemeinde,  am  SW.-Hang  der  das  Toggenburg 
(Thal  der  Thur)  vom  Thal  der  Linth  trennenden  Höhen, 
vom  Gipfel. des  Regelstein (1313  m)  bis  zur  Grenze  gegen 
die  Gemeinden  Emetswil,  Kaltbrunn  und  Uznach  herab- 
reichend; von  der  Strasse  Uznach-Ricken-Togffenburg 
durchzogen.  Höhere  Teile  bewaldet,  unterer  Anschnitt 
ein  fruchtbares  Hügelland.  Umfasst  zahlreiche  zerstreut 
gelegene  Höfe,  sowie  die  Dörfer  und  Weiler  Gauen,  Klos- 
ter Berg  Sion,  Schönenbach  und  Uetliburg.  Zusammen 
185  Häuser,  1010  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Gauen.  Tele- 
phon. Postwagen  Uznach-Wattwil.  Ackerbau,  Viehzucht 
und  Milchwirtschaft.  Stickerei.  Im  15.  Jahrhundert :  Go- 
chamswald.  Auf  einer  Anhöhe  das  Frauenkloster  Berg 
Sion  mit  sehr  schöner  Aussicht,  wie  man  sie  übrigens 
auch  noch  von  zahlreichen  anderen  Stellen  der  Gemeinde 
aus  geniesst. 
GOM 8,  französisch  Conches.  Be- 
zirk des  Kantons  Wallis. 
Fläche  52870  ha.  Umfasst  fol- 
gende 21  Gremeinden  :  Aer- 
nen,  Ausserbinn,  Bellwald, 
Biei,Binn,  Blitzingen,  Fiesch, 
Fiescherlhal ,  Gesehenen , 
Gluringen,  Lax,  Mühlibach, 
Münster,  Niederwald,  Ober- 
gestelen, Oberwald,  ^Reckingen,  Ritzin- 
gen, Selkingen,  Steinhaus  und  Ulri- 
chen. Grenzt  im  N.  an  den  Kanton 
Bern,  im  0.  an  die  Kantone  Uri  und 
Tessin,  im  S.  an  Italien  und  im  W.  an 
den  Bezirk  Ost  Raron.  Umfasst  den 
obersten  Abschnitt  des  Rhpnethales  und 
wird  von  der  Rhone  von  ihrem  Austritt 
aus  dem  Rhonegletscher  (1800  m)  bis 
zur  Einmündung  der  Binna  (880  m) 
durchflössen.  Vom  Gletscher  an  er- 
weitert sich  das  Thjal  iti  dem  Masse,  als 
der  hier  noch  l>esclieidene  Quell  lauf  der 
Rhone  die  Schmelzwasser  der  beider- 
seitigen Gletscher  aufoimmt.  Grösste 
L:inge  des  Thaies  Goms  vom  Damma<«tock 
bis  zur  Mündung  der  Binna  40  km, 
grösste  Breite  zwischen  den  Fiescher^ 
hörnern  u.  dem  Grampielhorn  27  km.  Von  den  unzählba- 
ren Wasserarmen,  die  der  Rhone  auf  diesem  ersten  Ab- 
schnitt ihres  Laufes  zugehen,  sollen  folgende  genannt  wer^ 
den:  von  links  der  Gerenbach  oder  Etme  (der  Abfluss  des 
Gletschergebietes  am  Pizzo  Rotondo),  die  Egine  oder  der 
Eginenbach  (vom  Brodelhorn  u.  Griesgletscher  her),  der 
gegenüber  Reckingen  mündende  Blindenbach,  der  aus 
dem  Rappenthal  kommende  Mühlibach  und  endlich  die  das 
wilde  und  einsame  Binnenthal  entwässernde  Binna ;  von 
rechts,  als  einziger  nennenswerter  Zutluss,  der  Fiescher- 
bach.  In  physischer  Hinsicht  kann  das  oberste  Rhonethal 
in  zwei  grössere  Abschnitte  zerlegt  werden,  nämlich  in 
die  Strecke  Oberwald  (1370  m)-Niederwald  (1255  m)  mit 
17  km  und  in  die  Strecke  Niederwald-Mündung  der  Binna 
mit  9,5  km  Länge.  Das  erstgenannte  dieser  Thalbecken 
zeigt  sich  im  Sommer  als  eine  einzige  ungeheuer  grosse 
Wiese,  der  zwar  die  Obstbäume  fehlen,  die  aber  dafür 
mit  einer  Masse  von  Blumen  durchwirkt  ist.  Es  folgen 
sich  hier  längs  der  rechts  der  Rhone  hinziehenden  Strasse 
in  langer  Reihe  Dörfer  und  Weiler,  die  beinahe  alle  in 
ihrem  äusseren  Ansehen  einander  völlig  gleichen.  Der 
Fluss  selbst  schäumt  durch  Wiesen  und  windet  sich  in 
Schlangenlinien  um  die  vielen  Schuttkegel  herum,  die 
von  den  beide  Seitengehängie  zerfressenden  Nebenbächen 
angeschwemmt  worden  sind.  An  den  günstigsten  Lagen 
des  rechtsseitigen  Thalgehänges  kleben  hier  und  da  noch 
einige  Roggenacker,  die  aber  kaum  vor  September  ihren 
Ertrag  geben,  während  das  steilere  linksseitige  Gehänge 
als  bewaldete  und  von  wilden  Runsen  zerschnittene  Mauer 
bis  nahe  an  den  Flusslauf  herantritt.  Diese  ganze  weite 
grüne  Muschel  (conque)  bietet  dem  Auge  mit  ihrem  gleich- 
massig  ebenen  Boden  und  ihrer  Fülle  von  Dörfchen  mit 
schön  gebräunten  Holzhäusern  einen  der  erquickendsten 


866 


GOM 


GOM 


Ruhepunkte,  die  roan  im  Herzen  unserer  Alpen  antreffen 
kann.  Von  Blitzingen  an  beginnt  der  Fluss,  sich  tiefer 
und  tiefer  einzuschneiden,  um  unter  Niederwald  don- 
nernd in  die  tiefe  Schlucht  zu  treten,  die  er  erst  nach  der 
Aufnahme  der  an  Wasserführung  mit  ihm  rivalisierenden 
Massa  wieder  verläsat.  Jetzt  erscheinen  auch  am  linken 
Rhoneufer  |Siedelunglsn :  das  den  obern  Eingang  in  die 


:  250  000 


auf  sein  altertümliches  Gepräge  als  auch  auf  die  in  seinen 
Häusern  herrschende  i>einliche  Sauberkeit,  die  vorteilhaft 
gegen  den  vernachlässigten  Zustand  der  Wohnstätten  in 
ffewissen  anderen,  weniger  abgelegenen  Gebieten  des 
Kantons  absticht.  Die  immer  am  rechten  Ufer  der  Rhone 
sich  haltende  Poststrasse  durchzieht  Niederwald,  lässt 
Bellwald  und  Fürgangen  hoch  oben  rechts  liegen  und  er- 
reicht   Fiesch, 


GnSchreckhoi 


Darhmastock 

\3e31* 


Galenstock 


Besirk  und  Thalschaft  Qoms. 

Schlucht  hütende  Bödmen,  das  in  wildem  Winkel  sich 
bergende  Steinhaus,  das  am  brausenden  Wildbach  glei- 
chen Namens  stehendle  Mühlibach  und  endlich,  stolz  auf 
dem  Steilufer  thronend,  das  prächtige  und  blühende  Dorf 
Aemen,  ehemalicer  Bezirkshauptort,  mit  seiner  reich  aus- 
gestatteten Kircne,  seinen  alten  Galgen  und  seinen  mit 
Fresken  verzierten  Holzhäusern.  Aemen  ist  das  bemer- 
kenswerteste Dorf  des  ganzen  Bezirkes  sowohl  mit  Bezug 


.Guklannen  /  nS^ x__/-         das  eigentliche 

Exkursions- 
zentrum für 
den  untern  Ab- 
schnitt  des 
Gomserthales, 
von  wo  aas 
man  ein  völli- 
ges Gewirre 
von  Thälern  d. 
Schluchten  vor 
sich  sieht.  Bald 
erreicht  man 
Lax,  die  letzte 
Gemeinde  des 
Bezirkes ,  und 
das  auf  einem 
FelsvorspruDg 
(Deischoerg, 
Mons  Dei)  ste- 
hende Teisch. 
Hier  unten  ist 
die  Pflanzen- 
welt schon  ab- 
wechslunprei- 
cher;  bei  den 
Dörfern  er- 
scheinen all- 
mählig  Obst-, 
besonders 
Kirschbäume, 
und  Gartenbau 
und  Bienen- 
zucht erheben 
sich  zu  einiger 
Bedeutung.  Hit 
seinen  8  Ew. 
auf  einen  km^ 
ist  der  Bezirk 
Goms  der  die 
kleinste  Bevöl- 
kern ngsdich- 
tigkeit  aufwei- 
sende Bezirk 
des  Kantons. 
Die  Bevölke- 
rungszahl be- 
trug im  Jahr 
188»  4192,  im 
Jahr  19ü0  4904 
und  ist  nahezu 
gleich  der  Zahl 
der  Einwohner 
der  einzigen 
Unterwalliser 
Gemeinde  Ba- 
nnes (4127  Ew.). 
/23  Häuser,  973 
kathol.  Haus- 
haltungen 

MB  c"l^^"^^h^i'  2i^^' 
Trjte^ir^ge.    Die  Quer- 

^  thäler  im    Be- 

zirk Goms  sind 
im  Allgemeinen  zu  klein,  zu  steil,  oder  zu  hoch  ge- 
legen, als  dass  sie  das  ganze  Jahr  hindurch  ständij; 
bewohnt  werden  könnten.  Neben  dem  einen  ganz  klei- 
nen Weiler  bergenden  Gerenthal  sind  einzig  die  an 
der  untern  Grenze  des  Bezirkes  eingeschnittenen  beiden 
Thäler  von  Fiesch  und  Binn  auch  im  VVinter  noch  bewohn- 
bar. Die  beinahe  ausschliessliche  Erwerbsquelle  der  Gomser 
bilden  Viehzucht  und  Milchwirtschaft,  und  es  ist  vielleicht 


GOM 


GOM 


867 


diesem  Umstand  zuzuschreiben,  dass  hier  der  rationelle 
Betrieb  der  damit  zusammenhängenden  landwirtschaft- 
lichen Arbeiten  besser  verstanden  wird,  als  in  vielen  an- 
deren Gegenden  des  Kantons.  Die  von  den  Alpweiden  des 
Goms  herstammenden  kleinen  Fettkäse  sind  die  am  vor- 
züglichsten bearbeiteten  und  die  geschätztesten  des  gan- 
zen Kantons  Wallis;  sie  werden  besonders  ^ern  für  die 
Hersteilung  der  sog.  räclette,  einer  namentlich  in  Sitten 
mit  Vorliebe  hercestellten  Art  von  Käsekuchen  verwendet. 
Früher  war  es,  Besonders  im  Binnen-  und  Fiescherthal, 
Sitte,  einzelne  dieser  Käse  als  wahre  Familienandenken 
lange  Jahre  hindurch  aufzubewahren.  Mehrere  solcher 
Muster,  von  denen  einige  aus  dem  17.  Jahrhundert 
stammten  und  das  älteste,  bis  zum  Jahr  1600  zurückrei- 
chende heute  noch  im  Gemeindehaus  zu  Fiesch  gezeigt 
wird,  waren  z.  B.  auf  der  1871  zu  Sitten  veranstalteten 
landwirtschaftlichen  Ausstellung  zu  sehen. 

Der  Bezirk  Goms  lieferte  einst  für  die  landwirtschaft- 
lichen Arbeiten  in  den  zentralen  Walliser  Bezirken  (Si- 
ders,  Sitten  und  Conthey)  zahlreiche  Arbeitskräfte;  jetzt 
hat  diese  periodische  Auswanderung  schon  längst  aufge- 
hört, doch  besteht  in  Brämis  gegenüber  Sitten  als  Anden- 
ken aü  diese  Zeit  immer  noch  eine  wirkliche  Gomser- 
kolonie.  Heute  verdingt  sich  die  Gomser  Juoffmannschaft 
im  Sommer  in  die  Gasthöfe  des  eigenen  Lanaes,  im  Win- 
ter in  diejenigen  der  Riviera  und  des  französischen  Mittel- 
meerufers. Vieles  zur  Hebung  des  Goms  hat  namentlich 
auch  die  Eröffnung  der  Furkastrasse  beigetragen.  Alpine 
Soraroerkurorte  und  Fremdenstationen  sind  fFiesch, 
Gletsch,  Binn  und  Münster. 

Die  Viehstatistik  ergibt  folffende  Resultate : 


-     1886 

1896 

.      1901 

Hornvieh 

4557 

4616 

4720 

Pferde 

96 

72 

89 

Schweine 

791 

892 

806 

Ziegen 

1932 

2693 

2317 

Schafe 

3783 

4314 

3854 

Maultiere 

— 

— 

1 

Esel 

— 

— . 

6 

Bienenstöcke 

251 

339 

285 

In  dem  an  seltenen  Mineralien  reichen  Binnen thal  be- 
stand einst  ein  Schmelzwerk.  Das  Fiescherthal  ist  bekannt 
durch  seine  vielen  schönen  Bergkrystalie. 

Zwei  Aipenstrassen  und  zahlreiche  PassübergSnge  ver- 
binden das  Goms  mit  den  Nachbariandschaften.  Die  bei- 
den Strassen  fuhren  über  die  am  N.-  und  O.-Ende  des 
Bezirkes  gelegenen  Pässe  der  Grimsel  (2164  m)  und  Furka 
(2436  m)  ins  Bemer  Haslethal  einerseits  und  ins  Reuss- 
uDd  Vorderrheinthal  andererseits.  Der  Nufenen-  und 
Griespass,  beide  einst  stark  begangen,  leiten  durch  das 
Eginenthal  ins  Tessiner  Bedrettothal  bezw.  nach  den 
Italien.  Thälem  von  Formazza  und  Antigorio.  Ueber  den 
Albrunpass  steht  das  Goms  durch  das  Binnenthal  eben- 
falls mit  dem  Antigoriothal  und  Domo  d'Ossola  in  Ver- 
bindung. Diese  3  letztgenannten  Pässe  sind  für  Lasttiere 
gangbar. 

Die  Rolle,  die  die  Landschaft  Goms  in  der  Geschichte 
des  Wallis  gespielt  hat,  ist  bedeutender  als  die  irgend 
eines  anderen  Bezirkes.  Die  Gomser  betrachten  sich  mit 
Stolz  als  die  Hüter  der  politischen  Unabhängigkeit  und 
des  katholischen  Glaubens  des  Wallis,  was  ihr  Widerstand 
gegen  die  Einführung  der  Reformation  und  ihr  zäher 
Kampf  gegen  die  französische  Invasion  zu  einem  grossen 
Teil  rechtfertigt.  In  der  That  war  das  im  obem  Winkel 
zwischen  den  zwei  das  schweizerische  Rhonebecken  beglei- 
tenden Hochgebirffsketten  geschätzt  gelegene  und  thalaus- 
wärts  gegen  Brig  durch  die  wilden  Schluchten  des  Deisch- 
beives  verteidigte  Goms  schon  von  der  Natur  zum  letzten 
Bollwerk  der  durch  eine  Invasion  bedrohten  Freiheit  be- 
stimmt. Die  mit  den  Urkantonen  verbündeten  Gomser  hat^ 
teu  ausserdem  noch  genügenden  Einfluss,  um  die  einst  für 
kurze  Zeit  im  Rhonethal  bis  Brig  hinauf  verbreiteten  Leh- 
ren der  Reformation  im  ganzen  Kantonsgebiet  wieder  zu 
vernichten.  Und  nicht  zuletzt  fallt  den  Gomsem  auch  ein 
wesentliches  Verdienstanden  beiden  Siegen  von  Ulrichen 
zu,  die  im  zeitlichen  Abstand  von  einem  Jahrhundert  den 
ins  Land  eingefallenen,  aber  hier  zu  Stücken  gehauenen 
Bernem  für  immer  das  Gelüste  nahmen,  sich  die  Be- 
wohner des  Rhonethaies  zu  unterwerfen.  Goms  ist  die 
Heimat    der  bedeutendsten  und  geschicktesten   Staats- 


männer des  Wallis  gewesen,  so  des  Kardinales  Matthäus 
Schlnner  und  des  BischofiB  Walter  Supersaxo,  der  die  Sa- 
voyarden  endgiltig  aus  dem  Rhonethal  veriagt  hat.  Gomser 
waren  auch  der  Senn  Thomas  Riedi  und  Minichow,  die 
beiden  Helden  von  Ulrichen.  Daneben  kann  sich  das  Goms 
noch  einer  Reihe  von  auf  anderen  Gebieten  berühmten 
Persönlichkeiten  rühmen :  ihm  gehört  die  Familie  Ritz 
an,  der  mehrere  Maler  und  der  Pfarrer  entsprossen  sind, 
der  dem  Pfarrhaus  und  der  Kirche  zu  Münster  die  von 
seiner  Hand  t>emerkenswert  schön  geschnitzten  Holzturen 
und  -möbel  hinterlassen  hat ;  ferner  der  Kanonikus  We- 
ser, Erzieher  des  Kaisers  Josef  IL,  der  Dichter  lateinischer 
Lieder  Josef  Dinner  und  endlich  auch  ein  Zweiff  des  Ge- 
schlechtes von  Riedmatten,  aus  dem  fünf  Bischöfe  von 
Sitten  hervorgegangen  sind. 

Obwohl  das  Goms  für  einen  der  ältesten  Besitze  des 
bischöflichen  Stuhles  von  Sitten  gilt,  vollzog  sich  doch 
die  Einigung  der  Landschaft  zu  einem  geschlossenen 
Staatswesen  nur  langsam.  Man  findet  hier  noch  bis  ins 
18.  Jahrhundert  hinein  Ueberreste  von  einer  Reihe  von 
ganz  kleinen  Gerichtshoheiten,  die  alle  mehr  oder  weniger 
vom  Minorat  Aernen  abhängig  waren.  So  besass  z.  B.  das 
heute  beinahe  unbewohnte  Gerenthal  bis  zur  französischen 
Revolution  seinen  eigenen  Ammann,  Galgen  und  Gericht. 
Vor  der  Einrichtung  der  Selbstverwaltung  der  einzelnen 
Gemeinden  waren  auch  alle  im  Becken  von  Goms  sitzen- 
den Statthalter  des  bischöflichen  Stuhles  dem  Majorat 
Aernen  Untertan,  so  dass  dieses  Dorf  der  erste  Hauptort 
des  Goms  wurde,  in  welche  Würde  es  sich  dann  vom 
14.  Jahrhundert  an  mit  Münster  teilen  musste.  Die  Jetzigen 
Gemeinden  Gluringen,  Reckingen,  ftel  und  Blitzingen 
bildeten  zusammen  lange  Zeit  die  sog.  Landgrafschaft, 
die  den  seit  1290  in  einer  heute  zerstörten  Burg  zu  Biel 
sitzenden  und  den  Grafentitel  führenden  Vitztumen  zu 
eigen  war. 

Die  Bewohner  des  Goms  kauften  sich  in  der  Folge  nach 
und  nach  von  den  meisten  feudalen  Verpflichtungen  los, 
die  seit  1374  nur  noch  in  ffanz  unbedeutendem  Masse  auf 
ihnen  lasteten.  Um  dieselbe  Zeit  benutzten  die  Gomser 
die  zahlreichen  Verlegenheiten  und  Unglücksfalle,  die  die 
Vitztume  Edeln  von  Blandrate  Schlag  ^uf  Schlag  trafen, 
um  diese  Familie  aus  dem  Lande  zu  verjagen.  Die  dem 
Zehnten  Goms  zustehende  eigene  Verfassung  blieb  bis  zu 
Ende  des  alten  Regime  die  denkbarst  demokratische,  in- 
dem die  Gomser,  gestutzt  auf  ihre  alten  Beziehungen  zu 
den  Waldstätten  und  auf  einen  mit  Johannes  von  Atting- 
hausen  in  Uri  geschlossenen  Bund,  sich  als  oberste  Be- 
hörden ihre  eigenen  Ammänner  (|aben  und,  im  Gegensatz 
zu  den  anderen  Zehnten,  auch  ihre  eignen  Abgeordne- 
ten in  die  Tagsatzunff  sandten.  Das  SUminrecht  konnte 
damals  noch  vom  14.  Altersjahr  an  ausgeübt  werden. 
Nach  dem  Geschichtschreiber  Boccard  soll  der  Zehnten 
Goms,  der  in  den  Urkunden  ursprünglich  a  Monte  Dei 
superius  geheissen  wird,  seinen  jetzigen  Namen  im  14. 
Jahrhundert  erhalten  haben,  wonach  die  französische 
Form  Conches  älter  wäi*e  als  die  deutsche  Gombs  oder 
Goms  und  die  erst  nachträglich  daraus  abgeleitete  latei- 
nische Bezeichnung  Gomesia.  Ferner  stellte  Zimmerli  fest, 
dass  Conches  zuerst  der  Name  des  Dorfes  Münster,  der 
damals  einzigen  Kirchgemeinde  oberhalb  Aernen,  gewe- 
sen sei ;  1322 :  curatus  de  Conches,  1332:  curatus  de  Mo- 
nasterio.  Obwohl  Gremaud  die  urkundlichen  Formen 
apud  Gomes  (1272)  und  ecclesia  de  Conches  (1285)  gefun- 
den hat,  scheint  es  doch  festzustehen,  dass  die  damals 
vorherrschend  gebräuchliche  französische  Form  des  Na- 
mens von  der  natürlichen  Beschaffenheit  des  obersten 
Thalbeckens  herzuleiten  sei,  das  in  der  Tat  einer  sog. 
contze  gleicht,  mit  welchem  Ausdruck  der  Unterwalliser 
Dialekt  einen  Brunnentrog  oder  eine  Brunnenstube  zu 
bezeichnen  pflegt.  Ein  Blick  auf  die  Gebend,  in  deren 
Mitte  Münster  liegt,  genüj^,  um  uns  wirklich  das  Bild 
eines  weiten  muschelförmigen  Beckens  (conque,  concha) 
zu  geben.  1211 :  Gomesianum. 

Wie  ein  grosser  Teil  des  Wallis  überhaupt,  ist  auch 
das  Goms  von  einer  brachycephalen  Urbevölkerung  be- 
siedelt worden  und  zwar  ist  dies  wahrscheinlich  zu  Ende 
der  neolithischen  oder  zu  Beginn  der  Bronzezeit  gesche- 
hen. Die  in  den  verschiedenen  Beinhäusern  des  Thaies 
befindlichen  Schädel  sind  von  Dr.  Eugen  Pittard,  dem 
man   alle   anthropologischen   Studien   über  das  Wallis 


368 


GON 


GON 


verdankt,  genau  untersucht  und  von  ihm  der  Völker- 
gruppe  der  Kelten  oder  Alpenkelten  zugeschrieben 
wonlen.  [L.  Colrtuion.] 

Flora,  Obwohl  die  Flora  des  Gomserthales  eine  ver- 
hältnismässig arme  ist,  weist  sie  doch  einen  sehr  interes- 
santen Charakter  auf.  Mehrere  der  hiesigen  Arten  finden 
sich  im  übriffen  Wallis  überhaupt  nicht  oder  doch  nur 
sehr  selten.  Als  dem  doms  eigentumliche  Arten  kann  luan 
neben  der  an  den  tieferen  Gehängen  überaus  häufigen 
Ro9a  uriensU  und  dem  nach  der  Thalschaft  benannten 
Hiemcium  gombense  noch  nennen:  Viola  persicifolia 
var,  elalior,  Drosera  anglica,  Spergula  anglica,  Oroban- 
cfie  maior^  Polamogeton  praelongus;  Carex  aterrima 
var,  Wolfii^  C,  Zahnii  und  C.  favrati.  Die  Salix  phyli- 
cifolia  findet  sich  einzig  im  obersten  Becken  von  Mün- 
ster bis  Gletsch,  und  auch  mehrere  Habichtskräuter  sind 
vollständiff  auf  das  Goms  beschränkt  oder  steigen  wenig- 
stens nicht  tiefer  als  bis  Brig  hinab,  so  z.  B.  Bieracium 
Jordani,  H,  raeticum^  H.  atraturriy  H,  Bocconei,  H.  in- 
tybaceum.  U.  picroides,  U,  praeruptorum  und  H,  maci- 
lentum.  Andere  im  übrigen  Wallis  nur  sehr  vereinzelt 
anzutreffende  Arten  kommen  im  Goms  häufig  vor,  so  u.  a. 
Salix  daphnoideiy  Pruntu  padua  var.  jpelraea,  Sper- 
^^ttlaria  catnpestris,  Nasturttum  nyrenatcum,  Erigeron 
tfUermediuSf  Gentiana  oblusifolta,  Soldanella  ptuUlay 
Armeria  alpinay  Carex  Laaperi^  Koeleria  hir$tUa,  Poly- 
gonutn  alpinum,  eine  am  bimplon  sich  findende  seltene 
Art,  ist  in  den  Wiesen  zwischen  Reckingen  und  Ober 
Gestelen  ein  häufiger  Gast,  wo  es  zusammen  mit  Cirsium 
rivularCf  C.  heterophyllum  und  Phyteuma  Halleri  sich 
entfaltet.  An  trockenen  Hängen  sind  häufig  Peucedanuni 
oreoselinum,  LaserpHium  panax^  Stachys  recta. 

Die  Flora  der  hoher  gelegenen  Gebiete  ist  entschieden 
arm  und  von  einer  trostlosen  Einförmigkeit,  mit  Aus- 
nahme allerding»  des  Münsterthaies,  das  noch  folgende 
Arten  besitzt:  Campanula  excisa,  Primula  longißora^ 
Phaca  alpina  und  Ph.  frigida,  Saxifraga  cotylecUm,  An- 
drosace  xmbricala.  Der  grösste  Teil  der  alpinen  Arten 
der  Pennlnischen  Alpen  fehlt  hier,  gleich  den  für  die 
Kalkalpen  bezeichnenden  Formen,  denen  der  hier  vor- 
wiegend granitische  Boden  nicht  zusagt.  Der  Floren- 
reichtum erscheint  erst  wieder  an  der  Grimsel,  Furka, 
dem  Gries-  und  Nufen^npass,  wo  günstigere  klimatische 
Faktoren  und  abwechslungsreichere  geologische  Beschaf- 
fenheit des  Untergrundes  ins  Spiel  treten. 

Trotz  dem  rein  alpinen  Charakter  des  Gomserthales 
besitzen  doch  die  wärmsten  der  tiefer  gelegenen  Stand- 
orte noch  mehrere  dem  untern  Rhonethal  eigenen  Arten, 
von  denen  wir  auf  Grund  des  von  H.  Jaccard  aufgestellten 
Calalogue  de  la  flore  valaisanne  (auf  den  wir  für  nähere 
Einzelheilen  hiermit  verweisen)  olos  folgende  ö.  Blitzin- 
gen bis  Münster  und  Oberwald  beobachtete  Formen  auf- 
zählen wollen:  Neslea  paniculata,  Holosteum  umbellar 
tunif  Malva  neglecta,  Geranium  rolundifolium,  Prunus 
cerasua  und  Pr.  mahaleb;  Potentilla  rupeslriSj  P.  Gau- 
dini  und  P.  verna;  Rosa  rubiginosa  und  R,  graveolens, 
Scleranthus  coUintis,  Seduni  maximuni  und  6\  purpur- 
eum, Saxifraga  tridacliflites,  Bunium  bulbocaslanum, 
Aethusa  cynapiumj  Tortlis  anthriscus^  Sherardia  arven- 
sis,  Galium  Vaillanliif  Artemisia  ahsinthium  und  A. 
campeslris;  Achillea  tomentosa^  A,  nobilis  und  A.  sela- 
cea;  Hieracium.  Pelelerianum,  H,  lardans  und  H.puU 
monarioides ;  Convolvulus  arvensis^  Myosotis  arenaria, 
Veronica  agrestis  und  V.  verna,  Chenopodium  bolrys 
und  Ck,  vulvaria,  Polycnemum  arvense  und  P.  officinaie^ 
Carex  nitida,  Agrostis  spica  venli,  Koeleria  valesiaca 
und  K.  crislata  var.  gractlis,  Melica  ciliata,  Fesluca  va- 
lesiaca. Alle  diese  über  1900  m  Höhe  gedeihenden  Arten 
beweisen  uns,  dass  der  mildernde  Einfluss  des  Klimas 
der  untern  Gebiete  an  der  Rhone  sich  bis  zu  oberst  ins  enge 
Gomserthal  hinauf  fühlbar  macht.  [Fror.  ür.  Paul  Jaccaru.] 

GOND  (MONT)  oder  POINTE  DE  FLORE  (Kt. 
Wallis,  Bez.  Conthey).  2701  m.  Hauptgipfel  der  Kette 
zwischen  den  Thälern  der  der  Rhone  von  rechts  zutlies- 
senden  Lizeme  und  Morge ;  steigt  als  gewaltige  Felsmasse 
sw.  über  dem  Col  de  la  Croix  de  Trente  Pas  (2350  m)  und 
n.  über  dem  Col  des  l^ontanelles  (etwa  2130  m)  auf.  Wird 
sehr  selten  bestiegen.  Vom  Lac  de  Derborence  aus  in  5 
oder  vom  Gasthof  Sanetsch  aus  über  den  Qol  de  la  Croix 
de  Trente  Pas  in  3  Stunden  zugänglich.  Nahe  dem  Gip- 


felpunkt eine  mächtige  Höhle  (barme),  La  Chambre  ge- 
heissen.  Prächtige  Aussicht  auf  die  Walliser  Alpen,  der- 
jenigen vom  Zantleurongletscher  gleich.  Der  Gipfel  besteht 
aus  Malmkalk,  der  am  W.-Hang  eine  grosse  Neooomfialie 
überlagert. 

GOND  (MONT)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach  u.  Con- 
they). 2069  m.  Felsgrat,  zwischen  dem  Col  des  Larges 
Baisses  (etwa  2420  m)  und  dem  Col  des  Cbamps  Ferrex 
(etwa  2560  m),  in  dem  vom  Mont  Gel^  oder  der  Becca  de 
la  Grande  Joum^  (3028  m;  nach  N.  auszweigeoden 
Kamm  und  zwischen  den  linksseitigen  Nebenuiälem 
zur  Rhone  Nendaz  und  Is^rables.  W.  über  den  Alpweiden 
Siviez  und  Tortin  und  ö.  über  der  von  zahlreichen  Han- 
sen zerschnittenen  Alpe  de  Rosey.  Kann  von  Mrables  aas 
in  5  oder  von  der  Alpe  de  Tortin  aus  in  1  Vt  Stunden 
leicht  erstiegen  werden. 

GONDA  oder  GANDA  (Kt.  Graubänden,  Bex.  Ina, 
Kreis  Obtasna,  Gem.  Lavin).  1500  m.  Ehemaliger  Weiler 
im  Unter  Engadin,  an  der  Strasse  Lavin-Guarda.  Heute 
stehen  davon  nur  noch  einige  wenige,  von  Gestrüpp  über- 
wucherte Mauerreste.  Nach  einer  von  Dr.  Carl  Cameniseh 
aufgefundenen  Notiz  sind  hier  1573  9  Häuser  durch  Fen^ 
zerstört  worden.  Der  Weiler  war  schon  in  der  Mitte  des 
18.  Jahrhunderts  verschwunden. 

GONDA  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Vorderrh^n.  Kreb 
Oisentis,  Gem.  Tavetsch).  1470  m.  Weiler,  im  Val  Drao, 
50U  m  nw.  Sedrun  und  39  km  wsw.  Hanz.  18  Häuser,  90 
kathol.  Ew.  romanischer  Zunge.  Alpwirtschafl. 

GONDA8  (VAL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn).  2880- 
1469  m.  Wenig  ausgeprägtes  •  und  unbewohntes  kleines 
Thal,  ohne  Alpweiden  und  weglos;  steigt  vom  Munt  della 
Baseglia  (in  der  Gruppe  des  Piz  Nuna)  nach  W.  ab  und 
mündet  1  km  n.  Zernez  ins  Unter  Engadin  aus.  Der 
grosse  Schuttkegel  des  Thalbaches  hat  den  Inn  an  die  n. 
Thalseite  gedrängt  und  zur  Bildung  eines  weiten  halb- 
kreisförmigen Bogens  gezwungen. 

GONDI8WIL  (Kt.  Bern.  Amtsbez.  Aarwangen).  648 
m.  Gem.  und  Dorf,  auf  einer  vom  Rotbach  durchfiossenen 
Hochfläche,  an  der  Strasse  Melchnau-Hüswil  und  4  km 
nw.  der  Station  Hüswil  der  Linie  Langenthal-Wolhusen. 
Postbureau,  Telegraph,  Telephon;  Postwagen  nach 
Hüqwil  und  Melctinau.  Gememde,  mit  Brüggenweid, 
Hünigen,  Küfer,  Rütmatt,  Schwendi  und  Staldersbo- 
ser:  140  Häuser,  1006  reform.  Ew.;  Dorf:  25  Häuser, 
22^  Ew.  In  kirchlicher  Hinsicht  Filiale  von  Melch- 
nau.  Landwirtschaft.  Eine  Käserei.  872:  Gundoltes- 
wilare.  Einst  eigene  kleine  Gerichtshoheit,  die  zusammen 
mit  dem  übrigen  Besitz  von  Rudolf  von  Luteman  1480 
von  Bern  erworben  wurde. 

GONDO  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  Gem.  und  Weiler, 
jene  deutsch  Zwischbergen,  dieser  Rüden  geheissen ;  nahe 
der  Landesgrenze  gegen  Italien,  an  der  Simplonstrasse 
und  zu  beiden  Seiten  der  Diveria,  auf  3  Seiten  von  Italien 
umschlossen.  Die  Gemeinde  liegt  im  Zwischbergenthal  oder 
Yal  Varia,  erstreckt  sich  am  rechten  Ufer  der  Diveria  län^ 
der  Gondoschlucht  bis  zum  La(]uinbach,  am  linken  Ufer  bis 
zum  Alpienbach  und  steigt  mit  den  Alpweiden  Alpien  und 
Alpienrung  bis  an  den  Monte  Leone  hmauf.  Wird  von  der 
internationalen  Verkehrsader  der  Simplonstrasse  durch- 
zogen und  steht  mit  den  benachbarten  Thalschaften  durch 
den  nach  Almagell  und  Saas  führenden  Zwischbergenpass 
(3272  m),  den  ins  Antronathal  leitenden  Andollapass  (24»m) 
und  Businpass  (2501  m)  und  den  über  ßognanco  nach  Domo 
d'Ossola  führenden  Pontimiapass  (2393  m)  und  Munchera- 
pass  (2117  m)  in  Verbindung.  Nach  N.  endlich  selangt 
man  über  den  Passo  Fn6  (2877  m)  zum  Piano  d  Avino. 
Zwischbergen  und  Algaby  (oder  Gsteig)  stehen  durch  einen 
das  Furggethal  durchziehenden  Weg  miteinander  in  Ver- 
bindung. Die  vom  Camozellhorn  quer  über  das  Thal  der 
Diveria  zum  Monte  Camera  ziehende  schweizerisch-ita- 
lienische Grenze  bedarf,  besonders  auf  den  Alpen  Alpien- 
rung und  Vallescia,  notwendig  einer  neuen  Begehung  und 
FesUegung.  Die  Gemeinde  Gondo  oder  Zwischbergen  zählt 
in  23  Häusern  131  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Etwa  40 
der  Einwohner  sitzen  im  Dorf  Gondo,  während  die  übri- 
gen sich  auf  das  hochgelegene  Zwischbergenthal  (Val 
Varia)  verteilen,  wo  sie  sich  im  Weiler  Zwischbergen 
(1983  m)  und  in  den  rechts  vom  Auszug  des  Thaies  ste- 
henden HäuserfiTuppen  Furgge  und  Biel  angesiedelt  haben. 
Trotz    seiner  bescheidenen  Bevölkerungsziffer   hat  das 


60N 


GON 


369 


Dorf  Gondo  (868  m)  durch  seine  strategisch  wichtice  Lage 
mitten  zwischen  aen  wildesten  Engpässen  des  Simplon 


Gondo  von  Südosten. 

eine  gewisse  Bedeutung  erlang.  Dieses  lokale  Ueber- 
wiegen  des  Dorfes  über  die  übrigen  Teile  der  ausffedehn- 
ten,  aber  schwach  bevölkerten  Gemeinde  hat  den  Na- 
men Gondo  zum  vorwiegend  (j^ebräuch liehen  gemacht, 
80  dass  er  jetzt  meist  auch  s^uf  die  ganze  Gemeinde  über- 
tragen wird.  Der  deutsche  Name  hat  sich  eigentlich  nur 
Docn  zur  Bezeichnung  des  gegenüber  dem  Dorf  Gondo 
ausmündenden  Z wisch bergenthales  erhalten.  Postablage, 
Telegraph ;  Postwagen  über  den  Simplon  (Bri^-Domo 
d'Ossola).  Hauptzollamt.  Eigene  Kirchgemeinde,  die  lange 
Zeit  zum  Bistum  Novara  gehörte  und  erst  um  1815  dem 
Bistum  Sitten  angegliedert  worden  ist.  Das  an  eine  tief- 
dunkle Felswand  sich  anlehnende  und  mitten  zwischen 
tiefen  Schluchten  und  schäumenden  Wildbächen  stehende 
Gondo  besteht  aus  nur  wenigen  Häusern,  die  sich  um 
einen  am  rechten  Ufer  der  Diveria  stehenden  hohen  viei^ 
eckigen  Turm  schaaren.  Dieser  7  Stockwerke  umfassende 
und  1650  von  Kaspar  Stockalper  als  Zufluchtsstätte  für 
die  hier  Durchreisenden  erbaute  Turm  bildet  heute  einen 
Teil  eines  Gasthauses  mit  Verkaufsmagazin,  macht  aber 
eher  den  Eindruck  eines  Gefängnisses  als  den  einer  gast- 
lichen Wohnstätte.  Vor  dem  Bau  der  neuen  Strasse  wur- 
den alle  Waaren  auf  Maultieren  über  den  Simplon  ge- 
führt so  dass  es  bei  schlechtem  Wetter  oft  vorkam,  dass 
Hunderte  von  Lasttieren  mehrere  Tage  lang  im  Wirts- 
haus von  Gondo  auf  den  Weitermarsch  warten  mussten. 
Steigt  man  von  der  Simplonpasshöhe  nach  S.  ab,  so  ffe- 
langt  man  durch  die  Gallerie  von  Älgaby  zunächst  in  die 
1814  befestigte  Gondoschlucht  u.  erreicht  etwas  weiterhin 
die  so^.  alte  Kaserne,  ein  einst  zur  Kaserne  bestimmtes, 
aber  nie  von  Truppen  bezogenes  und  heute  zur  Ruine  ge- 
wordenes Gebäude.  Nahe  dabei  befindet  sich  eine  Kalk- 
brennerei, die  eine  kaikführende  Schicht  ausbeutet.  Es 
ist  dies  dieselbe  unmittelbar  den  mächtigen  Bänken  von 
Antigoriogneis  auflagernde  Schicht,  die  in  dem  einige 
km  weiter  ö.  durchziehenden  Simplontunnel  die  starken 
Wasserergüsse  verursacht  hat.  Der  Pass  verengert  sich 
neuerdings  und  wird  beiderseits  von  derart  mächtig  hohen 
und  steilen  Felswänden  begleitet,  dass  er  zu  einer  der 
wildesten  Schluchten  der  Alpen  wird.  Die  Strasse  geht 
an  das  rechte  Ufer  hinüber  und  kehrt  bei  dem  Casermatta 
genannten  und  von  einem  Wegknecht  bewohnten  Haus 
wieder  auf  das  linke  Ufer  zurück.  Es  ist  dies  die  ein- 
zige bewohnte  Stätte  in  der  ganzen  Schlucht.  Wenige 
Schritte    weiter    überschreitet    man    den    Alpienbach, 


der  vom  Aljpiengletscher  herkommt  und  sich  in  einer 
Reihe  von  Fällen  zu  Thal  stürzt,  um  hier  von  links  in 
die  Diveria  zu  münden.  Gegenüber  der  Mündung  Spuren 
eines  alten  Weges  und  alter  Verschanzungen.  Etwa  tiefer 
treffen  wir  nahe  einer  Strassenschlinge  unter  einer  unee- 
heuern,  einheitlichen  Felswand  von  500  m  Höhe  eine  Na- 
turbrücke, gebildet  durch  einen  in  die  Schlucht  herunter- 
gefallenen und  eingeklemmten  Felsblock.  Kurz  vor  dem 
Dorf  Gondo  zweigt  von  der  Simplonstrasse  mit  einer 
Brücke  über  die  Diveria  der  Weg  ins  Zwischbei^enthal  ab. 
Am  Eingang  in  dieses  finden  sich  die  colaführenden 
Schichten,  die  vor  etwa  einem  Dutzend  Jahren  der  Bil- 
dung der  Aktiengesellschaft  der  «Mines  d'or  d'Helv^tie» 
riefen,  deren  ganze  weitschichti^en  Einrichtungen  und 
Bauten  heute  wieder  verlassen  sind.  Hier  sollen  schon 
die  Salasser  Gold  gewonnen  haben.  Nachdem  das  Berg- 
werk bereits  zur  Römerzeit  in  Betrieb  gestanden  hatte, 
kam  es  für  lange  Jahre  an  die  Familie  Stockalper  und 
wurde  bis  in  die  30er  Jahre  des  19.  Jahrhunderts  abge- 
baut. 1820  zahlte  es  dem  Staate  noch  eine  jährliche  Steuer 
von  135  Franken ;  damals  befanden  sich  hier  Einrich- 
tungen zum  Waschen  und  Sortieren  des  Erzes,  dessen 
Goldgehalt  durch  das  Quecksilberverfahren  extrahiert 
wurde.  Seit  1892  hat  dann  eine  französische  Gesellschaft 
den  Betrieb  mit  Aufwendung  von  beträchtlichen  Kapita- 
lien neuerdings  aufgenommen  und  Pochwerke,  Maschinen 
zum  Zerstossen  und  Sondern  des  Erzes  und  zu  seiner  Be- 
handlung mit  Quecksilber,  sowie  auch  ein  Wasser-  und 
Elektrizitätswerk  aufj^estellt  und  eingerichtet.  Das  Berg- 
werk selbst  wurde  wieder  in  guten  Zustand  gesetzt,  man 
setzte  DruckluflrGesteinsbohrmaschinen  mit  elektrischer 
Transmission  in  Betrieb  und  verband  die  verschiedenen 
Stollen  mit  den  Fabrikanlagen  durch  eine  elektrisch  be- 
triebene Förderbahn.  Seit  1898  hat  aber  auch  diese  «So- 
ci^t^  des  mines  d'or  de  THelv^tie)»  ihre  Tätigkeit  einstellen 
und  ihre  Fabriken  schliessen  müssen,  da  alle  Versuche, 
die  unter  der  Gamozellalp  (1580  m)  liegenden  Goldgänse  in 
tieferem  Niveau  anzuscnneiden,  fehlgeschlagen  haoen. 
Das  Muttergestein  des  Goldes  von  Gondo  ist  an  Quarz  ge- 
bundener P^rit,  in  welchen  das  Metall  in  sehr  feiner  Ver- 
teilung (30-äO  gr  auf  eine  Tonne  Pochmasse)  eingesprengt 
ist.  Die  4n5  Quarz-  und  Pvrit^änge  stehen  beinahe  senk- 
recht aufgerichtet  und  schneiden  den  Antigoriogneis  in 
der  Richtung  NW.-SO. 

GONDOSCHLUCHT  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  Fels- 
schlucht.  S.  den  Art.  Gondo. 

GONEL1.E8  (LE8)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Vevey,  Gem. 
Corseaux).  384  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  an  der  Kreu- 
zung der  Strassen  Vevey-Lausanne  und  Vevey-Moudon  und 
2,3  km  wnw.  der  Station  Vevey  der  Simplonbahn.  35 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Corsier.  Hier  hegen  die  dem 
Spital  zu  Vevey  eigenen  Weinberge. 

GONTEN,  GUNTEN,  GLÜHTEN,  GUMPEH. 
Ortsnamen  der  deutschen  Schweiz ;  bezeichnen  ursprung- 
lich ein  tief  gelegenes  und  wohl  auch  sumpfiges  Stück 
Land  an  einem  Bach,  Fluss  oder  kleinen  See  und  werden 
auch  zur  Benennung  eines  kleinen  Wasserlaufes  oder 
Tümpels  und  Weiers  selbst  gebraucht. 

GONTEN  (Kt.  Appenzell  I.  Rh.).  906  m.  Gem.  und 
Pfarrdorf,  im  noch  gelegenen  Läncsthal  zwischen  dem 
Kronberg  im  S.  und  der  Hundwiler  Höhe  im  N.,  an 
der  Strasse  Appenzell -Urnäsch  und  5  km  w.  Appen- 
zell. 3  Stationen  der  Appenzellerbahn  (Winkeln-He- 
risau- Appenzell):  Jakobsbad,  Gonten,  Gontenbad.  Post- 
bureau, Telegraph,  Telephon.  Gemeinde,  mit  den  Wei- 
lern Stechlenegg,  Hinterkau  und  Rapisau  :  265  Häuser, 
1594  kathol.  Ew.;  Dorf  :  44  Häuser,  250  Ew.  Wiesen- 
bau, Alpwirtschaft,  Viehzucht  und  -handel,  Holzhandel. 
3  Sägen.  Hand-  und  Maschinenstickerei.  Fremdenindu- 
strie. Kirche  vor  kurzem  restauriert,  neues  Schulhaus. 
Heilbäder  Gontenbad  u.  Jakobsbad.  Geschlossenes  Frauen- 
kloster (zu  Leiden  Christi)  des  dritten  Ordens  reformierter 
Franziskanerinnen  (Kapuzinerinnen),  zu  Beginn  des  19. 
Jahrhunderts  gegründet,  der  Oberiil  des  Klosters  Won- 
nenstein unterstellt  und  von  einer  Subpriorin  geleitet. 
Am  N.-Hang  des  Kronberges  in  idvllischer  Lage 
kleine  St.  Jakobskapelle.  In  der  Thalsohle  ö.  vom  Dorf 
ein  grosses,  in  botanischer  Hinsicht  sehr  reiches  Torfmoor 
mit  Drosera  rotundifolia  und  D.  intermedia^  StellaHa 
uliginosa,  Comarum  paltistrey  Sedum  villosuniy  Oxy~ 
OEOOR.  tEX.  68  —  u  —  24 


370 


60N 


60N 


coccus  paltutris,  Sweertia  perenniSy  Andromeda  polifolia, 
ScUixauritaj  verschiedenen  Arten  vonJCarea:,  Eriopharum 


Gont«n  von  SQdoslen. 

etc.  Prof.  Früh  in  Zürich  hat  hier  auch  den  Dopplerit,  die 
konzentrierteste  Form  des  Torfes,  gefunden,  im  w.  Ab- 
schnitt des  Thaies  saftige  Wiesen.  An  seinem  Ende  ver^ 
engert  sich  das  Thal  zu  einem  vom  Kronbach  (gebildet 
aus  Weissbach  und  Schwarzbach;  Zufluss  zur  Urnäsch) 
durchüossenen  Tobel.  Die  Wasser  des  ö.  Gemeindeab- 
schnittes gehen  zur  Sitter.  Von  Gonten  ist  seiner  Zeit  die 
Bewegung  der  Gegenreformation  im  Kanton  Appenzell  LR. 
ausgegangen,  indem  hier  zuerst  die  Messe  wieder  herge- 
stellt und  eine  grosse  Prozession  nach  Appenzell  zur 
Wiederaufrichtung  des  alten  Glaubens  veranstaltet  ward. 
Eine  jährliche  Prozession  erinnert  heute  noch  daran. 
Im  18.  Jahrhundert  waren  die  Bewohner  von  Gonten  die 
treuesten  Anhänger  ihres  Mitbürffers  Landammannes 
Sutter  (s.  den  Art.  Gontenbad),  wesnalb  ihrer  eine  grosse 
Anzahl  mit  schweren  Strafen  belegt  wurden. 

GONTEN  (HINTER)  (Kt.  Appenzell  L  R.,  Gem. 
Gonten).  850-1100  m.  Abteilung  der  Gemeinde  Gonten ; 
umfasst  einen  Teil  des  Dorfes  Gonten  und  die  w.  davon 
bis  Stechlenegff  gelegenen  Weiler  und  Häusergruppen. 
Zusammen  88  Häuser,  546  kathol.  Ew. 

GONTEN  (VORDER)  (Kt.  Appenzell  L  R.,  Gem. 
Gonten).  900-1050  m.  Abteilung  der  Gemeinde  Gonten; 
umfasst  einen  Teil  des  Dorfes  Gonten  und  die  Ö.   davon 

Seiegenen  Weiler  und  Häusergruppen  (mit  Ausnahme  von 
linterkauund  Rapisau).  Zusammen  97  Häuser,  534  kathol. 
Ew. 

GONTENBACH  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horsen,  Gem.  Ad- 
liswil  und  Langnau).  456  m.  Gruppe  von  2  Häusern,  im 
Sihlthal,  am  linken  Ufer  der  Sihi,  an  der  Strasse  des 
Sihlthales  und  1,5  km  nw.  Langnau.  Station  der  Sihlthal- 
bahn.  Ganz  in  der  Nähe  der  grosse  Wildpark  Langenberg, 
Eigentum  der  Stadt  Zürich.  27  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinde Langnau.  Gastwirtschaft. 

GONTENBAD  oder  GONTERBAD  (Kt.  Appenzell 
L  R.,  Gem.  Gonten).  887  m.  Grosses  Heilbad,  an  der 
Strasse  Urnäsch-Appenzell,  zwischen  Appenzell  und  Gon- 
ten und  3  km  w.  Appenzell.  Station  der  Appenzellerbahn 
(Winkeln-Herisau-Appenzell).  Telephon.  Stark  eisenhalti- 

Ses  Mineral  Wasser  mit  Kohlensäure,  Schwefelwasserstoff, 
ohlensaurem  Kalk  und  Chlorkalk.  Heilerfolge  bei  Rheu- 
matismen, Kehlkopf-  und  Hautkrankheiten.  Im  18.  Jahr- 
hundert Eigentum  des  unglücklichen  Landammannes 
Sutter.  1760  Landvogt  im  Rheinthal,  1762  Landammann, 
wurde  1775  das  Ziel  heftigster  Anklagen  wegen  Hochver- 
rates und  aristokratischer  Gesinnung,  suchte  sich  durch 
die  Flucht  zu  retten,  wurde  aber  durch  Verrat  gefangen 
und  1784  enthauptet. 

QONTEN8WIL  od.  GONTEN8CHWIL  (Kt.  Aar- 
gau, Bez.  Kulm).  520  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  linken 
Ufer  der  Wina  und  5  km  nw.  der  Station  Reinach 
der  Zweiglinie  Beinwil-Reinach  der  Seethalbahn.  Post- 
bureau, Telegraph,  Telephon;  Postwagen  Aarau-Menzi- 
ken.  Gemeinde,  mit  Hasel,  Schwarzenberg,  Tannenmoos, 
Wili  und  Ban  :  257  Häuser,  1646  reform.  Ew. :  Dorf  (in 
Gontenswil  Kirchdorf,  Gontenswil  Oberdorf  und  Gontens- 
wil  Unterdorf  zerfallend):  222  Häuser,  1426  Ew.  Ackerbau 
und  Viehzucht.  Tabakindustrie.  Je  eine  Säge  und  Ziegelei, 
2  Käsereien.   Strohindustrie.   Uhrsteinschleiferei.  Bürs- 


ten-, Bretter-,  Spiegel-  und  Aluminiumwaaren&brik.  In 
der  Nähe  das  Bad  Schwarzenber«.  Bruch  auf  schwarzen 
Marmor.  Schielerkohlenflöz.  Römische 
Ruinen  auf  dem  «  Berg  »  u.  im  €  Feld  >; 
auf  der  Egg  Graber  aus  der  Zeit  der 
Alemanneninvasion.  1194  :  Gundoltis- 
wilare;  1306:  Gunezwilare. 

GONTERBAD  (Kt.  Appenzell  I.  R.. 
Gem.    Gonten).  Heilbad.    S.   den  Art. 

GONTENBAD. 

GONTER8HOFEN  (Kt.  Thurgau, 
Bez.  und  Gem.  Weinfelden).  438  m. 
Vorort  von  Weinfelden,  1  km  ö.  vom 
Bahnhof,  am  Weg  Weinfelden -Burg- 
Weerswilen ;  zum  Teil  am  S.-Hanff  des 
Ottenbergs  gelegen.  35  Häuser,  141  re- 
form, und  kathol.  Ew.  Wein-,  Garten- 
und  Ackerbau.  Stickerei. 

GONTER8WILEN  (Kt.  Thuivau, 
Bez.  Kreuzungen,  Gem.  Wäldi).  Wei- 
ler. S.  den  Art.  Günterswilen. 
GONZEN  oder  GONZE  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sar- 
ffans).  1833  m.  Gipfel,  am  SO.-Ende  der  Kette  Churfirsten- 
Alvier,  bei  Sargans  im  Winkel  zwischen  Rheinthal  und 
Seezthal  stolz  aufragend.  Kann  von  Sargans  aus  über  den 
Gonzewald  bestiegen  werden.  Bewundernswerter  Falten- 
bau  der  Malm-  und  Doggerschichten.  Die  untern  Hänge 
bewaldet,  oben  mit  hohen  Felswänden  cekrönt.  Bestent 
aus  Dogger  und  Malm  und  bildet  den  Gewölbekern  der 
ganzen  Kette.  Zwischen  dem  Gipfel  des  Gonzen  und  dem 
Gonzewald  hat  man  seit  undenklichen  Zeiten  im  Jurakalk 
Eisenerz  abgebaut.  Die  Nachrichten  über  diesen  Betrieb 
reichen  bis  zum  Jahr  1200  hinauf,  doch  ist  es  wahrschein- 
lich, dass  hier  schon  die  Römer  Eisen  abbauten.  Da  das 
Erz  50-60^  reines  Eisen  enthält,  darf  es  als  ein  gutes 
Rohmaterial  zur  Eisengewinnung  angesprochen  werden. 
Es  findet  sich  zusammen  mit  Pyrit,  Jaspis,  Thon,  Quarz, 
Calcit,  Baryt,  Eisenglanz,  Fluorit,  Ghlorit,  Hausmannit, 
Rhodochrosit,  Wiserit  etc.  Das  geforderte  Erz  wurde  in 
Plöns,  im  Seezthal  2  km  nw.  Mels,  verhüttet  und  eignete 
sich  besonders  zur  Herstellung  von  Schmiedeeisen  und 
Bessemerstahl,  konnte  aber  seiner  Härte  und  Sprodigkeit 
wegen  nicht  gut  zu  Gusseisen  verarbeitet  werden.  Der 
Erzgang,  der  zum  grössten  Teil  aus  dichtem  Roteisenerz 
(Hämatit)  oder  Maffneteisenerz  besteht  und  von  Mangan- 
erzen begleitet  ist;  liegt  mitten  im  Jurakalk  und  kann  bis 
zu  1,52  m  Mächtigkeit  anschwellen.  Er  kann  in  den  ge- 
falteten Schichten  auf  eine  Streke  von  mindestens 
1  km  verfolgt  werden  und  wurde  in  den  normal  gela- 
gerten Schichten  des  0.- Hanges  und  den  überkippten 
Schichten  des  W.-Hanges  zwischen  1250  und  1450  m  Höhe 
bergmännisch  abgebaut.  Die  (abgewickelt  gedachte) 
Fläche  des  noch  abbaufahigen  Eisenerzlagers  ist  auf 
450 (XX)  m  ^  geschätzt  worden.  Prof.  Heim  hat  vor  wenigen 
Jahren  nachgewiesen,  dass  das  Lager  sich  im  mittlem 
Malm  (Sequan)  und  nicht  im  Dogger  (wie  die  Mehrzahl 
der  ähnlichen  Vorkommnisse  in  den  Kalkalpen)  befindet. 
Der  immer  nur  sehr   unregelmässig  betriebene   Abbau 


*S;?«  Folhnplatte 


1 :  50Ü0O 


Geologisches  QuerproAl  durch  den  Gonzen. 


nach  k.  Htim^  ii^ 


B.   Baifriesschiefer   (Berrias) ;   Js.   Malm;     F.   Eisenengmben  ; 
Jm.  Dogger;  Gr.  Criooldenschichten. 

I   ist  heute  ganz  eingestellt.  Vergl.  Zweifel,  B.,  und  A.  Gotz- 

willer.  Das  Bergwerk  am  Gonzen  {Ber.  der  naturf,  Ges. 

I    St.  Gallen.  1875/76).  -  Heim,  Alb.  Ueber  das  Etsenen 


GON 


GOR 


871 


flfii  Gonzen  l  Vierteliahrsschr.  der  naturf,  Ges.  in  Zürich. 
45, 1900). 

QONZENBACH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Toggen- 
barg).  Bach ;  entspringt  am  Fusa  des  die  Ruine  Alt  Toggen- 
burg (97i  m)  tragenden  Hügels,  durchschneidet  die  aus 
obermiocänen  Sandsteinen  bestehende  Gegend  ö.  vom 
Hömli  und  mündet  gegenüber  der  Einmündung  des 
Necker  in  564  m  von  links  in  die  Thur. 

QONZENBACH  (ALT  und  NEU)  (Kt.  St.  Gallen, 
Bez.  Alt  Toggenburg,  Gem.  Lütisburg).  610  und  590  m. 
2  Weiler,  am  linken  Ufer  der  Thur,  geeenüber  der  Ein- 
mündung des  Necker,  an  der  Strasse  Lichtensteig- Wil 
und  600  m  n.  der  Station  Lütisburg  der  Toggenburger- 
bahn.  36  Häuser,  2d5  kathol.  Ew.  Wiesen-  und  Obstbau, 
Viehzucht.  Stickerei.  554 :  Cunzenpach. 

QONZENTHAL  (Kt.  Aargau,  Bez.  Kulm,  Gem.  Ober- 
kulm). Weiler.  S.  den  Art.  Gunzenthal. 

QONZENWIL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Toggen- 
burg.  Gem.  Mogeisberg).  745  m.  Gruppe  von  5  Häusern, 
über  dem  rechten  Ufer  des  Ruhrbaches,  2  km  nö.  Mogels- 
berg  und  6  km  sw.  der  Station  Flawil  der  Linie  Zürich- 
Winterthui^St.  Gallen.  24  reform,  und  kathol.  Ew.  Vieh- 
zucht. Stickerei. 

QONZERN  (Kt.  Appenzell  L  R.,  Gem.  Oberegg).  1083 
m.  Waisen-  und  Armenhaus  der  Gemeinde  Oberegg,  an 
der  Strasse  Ruppen-Obereg^,  5  km  s.  der  Station  Heiden 
der  Bergbahn  Rorschach-Heiden  und  1,5  km  sw.  Oberegg. 
25  kathol.  Ew. 

QONZEWALD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans).  500- 
1800  m.  Grosser  und  schöner  Buchenwald,  am  SO.- 
Hao^  des  Gonzen,  n.  über  Sargans;  vom  Weg  zu  den 
einstigen  Eisengruben  am  Gonzen  durchzogen.  260  ha 
gross. 

QOOD  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Albula,  Kreis  Alva- 
schein.  Gem.  Obervaz).  1763  m.  Gruppe  von  12  Hütten, 
am  S.-Hang  des  Crap  la  Pala,  1  Vs  Stunden  nw.  über 
Obervaz  und  6  km  onö.  über  Thusis. 

QOPPfN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk,  Gem.  Leukerbad). 
1335  m.  2  Häuser,  nahe  der  unter  den  letzten  Schlineen 
der  Strasse  Leuk-Leukerbad  über  die  Dala  führenden 
Brücke,  700  m  sw.  Leukerbad.  19  kathol.  Ew. 
4QOPPEN8TEIN  oder  GOPPI8TEIN  (Kt.  Wallis, 
Bez.  West  Raron,  Gem.  Ferden).  1230  m.  Hütten,  Wohn- 
haus und  Kapelle,  zu  beiden  Seiten  der  Lonza,  zwischen 
Faldum  Rothom  und  Strahlhorn,  2  Stunden  n.  über 
Gampel.  14  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Kippel.  Seit  1849 
hatte  eine  die  Bleiminen  zum  notenberg  abbauende  eng- 
lische Gesellschaft  hier  ein  Uuthaus  und  eine  Bleiwäsche 
erstellt,  sowie  auch  den  von  Gampel  bis  hierher  führen- 
den, für  kleine  Fuhrwerke  fahrbaren  Weg  erbaut.  Hut- 
haus und  Wäsche  wurden  nachher  verlassen^  bis  1902 
eine  neue  Gesellschaft  (Helvetia)den  Minenbetrieb  wieder 
aufäahm  und  die  Gebäulichkeiten  wieder  in  Stand  setzte. 
(Vergl.  die  Art.  Gampel  und  Lötschenthal).  Nahe  Goppi- 
stein  steht  in  der  wilden  Schlucht  am  schmalen  Lonza- 
ufer  ein  sonderbarer  Felsobelisk,  der  Längstein  geheissen, 
den  der  Volksmund  in  Anlehnung  an  eine  Sage  Waldisch 
Ankenchübji  (Waldins  Butterfass)  nennt.  Der  Walliser 
Maler  Ritz  erzählt  diese  Sage  wie  folgt :  <k  Meyer  Waldin 
war  ein  so  leidenschaftlicher  Jäger,  dass  fast  alles  Getier 
der  Berge  ringsum  verschwand.  Einst  erschien  ihm  ein 
Godwergi,  ein  graues  Männlein  (hier  der  a  Berggeist »), 
und  sprach  zu  ihm:  Warum  tötest  du  alle  meine  Tiere V 
Lass  ab  von  der  Jagd  und  es  soll  dir  ein  Wunsch  gewährt 
werden  !  Der  Jäger  versprach's  und  fand  daheim,  was  er 
sich  gewünscht  hatte :  ein  hübsches  Haus,  schöne  Wiesen, 
viele  Kühe  und  ein  Ankenchübji,  so  gross  wie  ein  Kirch- 
turm. Glucklich  lebte  er  dort  manche  Jahre,  und  die 
Wald-  und  Grattiere  mehrten  sich  wieder  dergestalt, 
dass  sie  bis  auf  sein  Gut  kamen.  Da  übermannte  ihn  die 
alte  Leidenschaft,  er  zog  wieder  aus,  zu  jagen  und  erlegte 
ein  Tier.  Aber  alsbald  donnerte  und  krachte  es,  schaurig 
rasselte  und  prasselte  es  in  den  Flühen,  und  aus  dem 
Getöse  heraus  heulte  die  bekannte  Stimme  :  «  Du  hast 
dein  Wort  gebrochen,  und  zur  Strafe  werde  all  dein  Gut 
zu  Stein.  »  So  geschah  es;  des  Jägers  Wiesen  wurden  zu 
SteingeröU  und  das  Ankenchübji  in  einen  Felsblock  ver- 
wandelt i».  In  Goppenstein  hat  man  Bronzearmringe  vom 
Walliser  Typus  der  Eisenzeit  aufgefunden.  1366  :  Coppli- 
steyn. 


GOPPERT8HAU8EN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Bischofs- 
zeil, Gem.  Sulzen).  479  m.  Gruppe  von  7  Häusern;  1,8 
km  ö.  der  Station  Sulgen  der  Linie  Zürich- Winterthui^ 
Romanshorn.  33  reform,  und  kathol.  Ew.  Acker-,  Obst- 
und  Weinbau. 

GOPPI8BERG  (Kt.  Wallis,  Bez.  Ost  Raron).  1351  m. 
Gem.  und  Weiler,  am  begangensten  der  von  Morel  aufs 
Egsishorn  führenden  Wese,  zwischen  Greich  und  Betten 
und  2  km  n.  über  Morel.  13  Häuser,  89  kathol.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Morel.  Alpwirtschaft.  Roggenbau.  1300  :  Goblis- 
perg. 

GOPPI8BERGALP  (Kt.  Wallis,  Bez.  Ost  Raron, 
Gem.  Goppisberg).  1900-2220  m.  Alpweide,  über  den  Steil- 
hängen zwischen  Riederalp  und  Bettmeralp  und  unter- 
halb der  weiten,  mit  kleinen  Seen  besäten  Terrassen 
s.  vom  Grossen  Aletsch^letscher.  Auf  dem  Unterstafel  19 
Hütten  und  Ställe.  Wird  im  Sommer  mit  je  70  Stück 
Gross-  und  Schmalvieh  bezogen. 

GOPPI8TEIN  (Kt.  Wallis,  Bez.  West  Raron, 
Gem.  Ferden).  Hütten  und  Haus.  S.  den  Art.  Goppen- 
stein. 

GOPPLI8MATT  t^t.  Bern,  Amtsbez.  Schwär* 
zenburg.  Gem.  Guggisberg).  913  m.  16  Häuser,  am 
rechtsseitigen  Gehänge  des  Sensethaies  ;  3,3  km.  sw. 
Guggisberg  und  21  km  s.  der  Station  Thörishaus  der 
Linie  Bern-Freiburg.  91  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

GOR,  GOUR,  GOURD  etc.  Ortsnamen  der  West- 
schweiz:  vom  latein.  gurges,  altfranzösisch  gord  = 
Schlund,  Schlucht,  Tobel.  Bezeichnet  tiefe  kleine  See- 
becken, Abgründe  oder  tiefe  Engschluchten. 

GOR  DE  LA  PLANAZ  (Kt.  Waadt.  Bez.  Pays  d'En- 
haut).  1515  m.  Weier  und  Quelle,  zwischen  dem  Rocher 
du  Midi  und  der  Gummfluh,  unterhalb  des  einst  von 
einem  Gletscher  ausgefüllten  ffrossen  Kares  von  La  Planaz. 
Die  am  Grunde  eines  klaren  Wasserbeckens  unmittelbar 
am  Rand  der  Stirnmoräne  des  einstigen  Gletschers  ent- 
springende Quelle  erhält  ihr  Wasser  zu  einem  Teil  aus 
den  Moränen-  und  Sturzschuttablagerungen,  die  den 
untern  Abschnitt  des  Thälchens  auffüllen.  Liefert  3000 
Minutenliter  Wasser  von  4  *"  G. 

GORDA  (MONTI)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Blenio,  Gem. 
Aquila).  1782  m.  Schöne  Alpweiden  mit  äSim  Frühjahr 
und  Herbst  bezogenen  Hütten,  am  SO.-Hiof'g  der  Punta  di 
Larescia,  am  Weg  über  den  Passo  della  Beretta  und  drei 
Stunden  sw.  über  Aquila.  Früher  Eigentum  eines  Klos- 
ters in  Locarno. 

GORDA8CO  (PIZZO)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Mo- 
esa).  2097  m.  Gipfel,  Vorberg  des  mächtigen  Sasso  di 
Castello,  in  der  von  diesem  nach  N.  auszweigenden  und 
das  Darborathal  vom  Misox  trennenden  Kette,  5-6  Stun- 
den so.  über  Loslallo.  Fällt  mit  breiten  W^aldhängen  ins 
Misox  ab.  Schöner  Aussichtspunkt  mit  trigonometri- 
schem Signal. 

GORDEMO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locarno,  Gem.  Gor- 
dola).  370  m.  Weiler,  am  Eingang  ins  Yerzascathal  und 
2  km  von  der  Station  Gordola  der  Linie  Bellinzona-Lo- 
carno  der  Gotthardbahn.  Postwagen  Locarno-Sonogno. 
25  Häuser,  75  kathol.  Ew.  Weinbau  (ausgezeichnete 
Marke),  Viehzucht.  Starke  Auswanderung  nach  Kalifor- 
nien. Schöne  Aussicht  auf  die  ganze  untere  Tessinebene 
und  den  Langensee. 

GORDEVIO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia].  358  m. 
Gem.  und  Kirchgemeinde,  im  Maggiathal,  am  Emcang  in 
zwei  ziemlich  wude  Seiten thälchen,  am  linken  Ufer  der 
Maggia  und  an  der  Strasse  Bignasco-Locamo,  10  km  nw. 
vom  Bahnhof  Locarno.  Postablage ;  Postwagen  Locarno- 
Bignasco.  Umfasst  die  zwei  Dörfer  Brie  und  Villa  und 
zählt  in  90  Häusern  278  kathol.  Ew.  Acker-  und  Weinbau. 
Granit-  und  Gneisbrüche.  Starke  Auswanderung  nach 
den  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika. 

GORDOLA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locarno).  250  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  am  Eingang  ins  Verzascathal  und  am  S.- 
Fuss  von  mit  Kastanien  und  Weinbergen  bestandenen 
Hängen,  an  der  Strasse  Bellinzona-Locarno  und  5,5  km 
onö.  Locarno.  Station  der  Linie  Bellinzona-Locarno  der 
Gotthardbahn.  Postbureau,  Telegraph;  Postwagen  Gor- 
dola-Bellinzona  u.  Locarno-Gordola-Sonogno.  Gemeinde, 
mit  Gordemo  und  Scalate:  233  Häuser,  550  kathol.  Ew. ; 
Dorf:  75  Häuser,  282  Ew.  Acker-  und  Weinbau,  Vieh- 
zucht. Starke  Auswanderung  nach  Kalifornien. 


378 


GOR 


GOR 


GORDUNO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Bellinzona).  287  m. 
Gem.  und  Pfarrdopf,  auf  dem  Schuttkeffel  des  gleichna- 
migen Wildbaches,  am  rechten  Ufer  des 
Tessin  und  2  km  n.  vom  Bahnhof  Bellin- 
zona. Postablage,  Telephon ;  Postwagen 
Bßllinzona-Moleno.  83  Häuser,  426  kathol. 
Ew.  Acker-  und  Weinbau,  \iehzucht.  Mitr 
ten  in  Weinlauben  und  Kastanienhainen 
gelegen.  Schöne  Aussicht  auf  die  Mesol- 
cina.  Schiessplatz  des  WafTenplatzes  Bel- 
linzona. Zwischen  Gorduno  und  Arbedo 
neue  Brücke  über  den  Tessin,  1893  er- 
baut. Im  Val  di  Gorduno  Elektrizitätswerk, 
das  Bellinzona  mit  Licht  versorgt.  1  km 
vom  Dorf  entfernt  die  alte,  in  gotischem 
Stil  gehaltene  Kirche  San  Carpoforo. 

GORDUNO  (VAL  DI)  (Kt.  Tessin, 
Bez.  Bellinzona).  2200-230  m.  6  km  langes 
Thal :  stei^  vom  Gaggio  nach  0.  ab  und 
mündet  beim  Dorf  Gorduno  3  km  n.  Bel- 
linzona aufs  Tessinthal  aus.  Im  obern 
Abschnitt  und  auf  den  linksseitigen  Ge- 
hängeterrassen  einige  Alpweiden  mit  Hut- 
tengruppen.  Von  Gorduno  aus  führt  ein 
Fussweg  links  vom  Bach  thalaufwärts ;  ein 
anderer  We^  geht  von  Bellinzona  aus  über  den  das  Thal 
im  S.  begleitenden  Kamm  am  Monte  di  Carasso  (1722 
m)  vorbei  bis  zum  obersten  Thalabschnitt,  von  wo  aus 
der  Gaffgio  (2268  m)  erstiegen  und  über  den  Passo  d'Al- 
bagno  das  Val  di  Moleno  gewonnen  werden  kann.  Auf  dem 
Rücken  zwischen  Val  di  Gorduno  und  Val  di  Gnosca  der 
Monte  di  Bedretto  (1239  m)  mit  kleinem  Dorf,  das  eine 


412  Ew.  Kirchgemeinde  Saint  Aubin.  Acker-  und  Wein- 
bau, Holzhandel.  2  Fabriken  .von  Uhrenmacherartikeln, 


Gordola  von  Westen. 

prachtvolle  Aussicht  bietet.  Holztransport  vermittels  eines 
4  km  langen  Drahtseiles.  Der  S.-Hang  des  Thaies  be- 
waldet. 

QORETZMETTLEN  (Kt.  Uri,  Gem.  Wassen).  1540 
m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  14  Hütten,  an  der  Mündung 
des  Goretzmettlenbaches  in  die  Meienreuss,  am  S.-Fuss 
des  Kleinen  Spannort  und  8  km  nw.  über  Wassen. 

GORETZMETTLENBACH  (Kt.  Uri).  Wildbach: 
entspringt  mit  zwei  Armen  am  Kühfadlirn  in  2400  m  und 
am  Rossfirn  iu  2000  m,  durchfliesst  das  Kieinalpthal, 
geht  unterhalb  der  Hüttengruppe  Goretzmettlen  unter 
dem  von  Wassen  auf  den  Sustenpass  fuhrenden  Weg 
durch  und  mündet  nach  3  km  langem  Lauf  in  1537  m 
in  die  das  Meienthal  entwässernde  Meienreuss. 

GORQIER  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  Boudry).  495  m. 
Gem.  und  Dorf,  nahe  dem  Neuen bursersee,  über  der 
Strasse  und  Bahnlinie  Neuenburg-Yvercfon,  5()0  m  n.  der 
Station  Gorgier-Saint  Aubin  der  Linie  Neuenburg- Lau- 
sanne und  700  m  nw.der  Dampfschiffstation  Chez  le  Bart. 
Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  Gemeinde,  mit  Les  Au- 
ges, Champ  Bettens,  Derrilre  Moulin  und  Les  Prises 
Cornu:  167  Häuser,  1002  reform.  Ew.;  Dorf:  75  Häuser, 


Gorgier  von  Sadwesten. 

Mühle  und  Oelmühle.  Pension nat  und  Gasthöfe.  Die  Ge- 
schichte des  Ortes  Gorgier  ist  mit  derjenisen  des  Schlosses 
Gorgier  eng  verknüpft.  In  dem  die  Neocomschichteo 
oberhalb  Gorgier  diirchschneidenden  Tobel  mehrere 
senkrecht  ausaem  Boden  aufspringende  Quellen,  die  das 
im  Valangienkalk  versickernde  und  unterirdisch  abflies- 
sende  Wasser  sammeln  und  am  Kontakt  mit  den  das  Tobe! 
einem  Damm  gleich  quer  abschliessen- 
den, undurchlässigen  Hauter ivien  mer- 
geln zu  Tage  treten.  Pfahlbauten.  Vei^l. 
die  Art.  B]!:roche  (Lk)  und  Saint  Kvbts. 
GORGIER  (CHATEAU  DE)  (Kt 
Neuenburg,  Bez.  Boudry,  Gem.  Gorsier). 
518  m.  Schloss,  Meierhof  und  Landgut; 
700  m  nö.  vom  Dorf  Gor^er  und  1,5 
km  von  der  Station  Gorgier-Saint  Au- 
bin der  Linie  Neuenburg-Lausanne.  5 
Häuser,  20  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Saint  Aubin.  Telephon.  Das  schöne 
Schloss  mit  seinen  hohen  Türmen  steht 
auf  einem  zur  Hälfte  von  Wald  umrahm» 
ten  Felsbuckel  und  bietet  eine  pracht- 
volle Aussicht  auf  den  sw.  Abschnitt 
des  Neuenburgersees  und  das  Massiv 
des  Mont  Blanc.  Die  heutige  architek- 
tonische Gestaltung  des  Schlosses  ist 
ein  Erzeugnis  verschiedener  Zeitab- 
schnitte. Bemerkenswert  sind  ein  mäcb- 
ti|^er  mittelalterlicher  Turm,  ein  Woha- 
flugel  mit  schönen  Skulpturen  aas  dem 
16.  Jahrhundert  und  zwei  aus  derselben 
Zeit  stammende,  gut  erhaltene  Fall- 
brücken; das  im  Renaissancestil  gehal- 
tene Hauptffebäude  und  die  in  gotischem  Stil  erbaute 
Schlosskapeile  sind  zu  Beginn  des  19.  Jahrhunderts  neu 
aufgeführt  worden.  Das  sorgfaltig  verwahrte  Schlossar- 
chiv geht  bis  zum  13.  Jahrhundert  zurück  und  enthält 
wertvolle  Materialien  zur  Neuenburger  Geschichte.  Der 
Name  Gorgier  erscheint  zum  erstenmal  in  einer  Urkunde 
aus  1252  als  derjenige  eines  Vasallengeschlechtes  des 
mächtigen  Dynastenhauses  derer  von  Estavayer.  Ein  Zweig 
dieses  letzteren  besass  1340  selbst  das  Schloss  Gorgier, 
das  er  bis  1433  behielt,  in  welchem  Jahre  Jean  I.  von 
Neuenburg- Vaumarcus  Schloss  und  Herrschaft  um  11 000 
Goldeulden  ankaufte.  Sein  Sohn  Jean  I(.  nahm  als  Rat 
des  Herzogs  von  Burgund  1476  Stellung  gegen  die  Eidge- 
nossen, weshalb  er  zum  Verlassen  des  Landes  gezwun- 
gen ward.  Hierauf  zerfiel  das  schon  seit  einiger  Zeit  ver- 
nachlässigte Schloss  Gorgier  in  Trümmer  und  blieb  in 
diesem  Zustande,  bis  Claude  KI.  von  NeuenbarR-Vau- 
hnarcus  nach  seiner  Heirat  mit  der  reichen  Gräfin  Ursula 
von  Fürstenberg  ßich  1564  entschloss,  es  wieder  neu  auf- 
zuführen und  zu  seiner  ständigen  Wohnstätte  einzurich- 
ten. Das  begonnene  Werk  wurde  unter  Claudes  Sohn, 
dem  mit  der  Tochter  des  berühmten  Nikolaus  von  Wat- 


GOR 


GOR 


S73 


tenwil  vermählten  Beat  Jacob,  1620  vollendet,  worauf  das 
Schloas  Gorgier  das  Herz  und  Zentrum  der  Baronie  Gor- 


Schloss  Gorgier  von  Südosten. 

[ier,  d.  h.  beinahe  der  ganzen  B^roche  ward.  Nachdem 
718  das  Haus  Neuenburg  erloschen  war,  ging  das  Schloss 


Lageplan  des  Schlosses  Gorgier. 

an  den  Grafen  von  Grammont-Chätillon,  dann  von  1730- 
1749  an  den  Marquis  von  Cheilaz  über.  Nach  dem  Tode 
der  Marquise  kamen  Schloss  und  Herrschaft  neuerdings 


an  den  Landesherren,  d.  h.  an  König  Friedrich  H.  von 
Preussen,  der  beide  im  selben  Jahre  noch  seinem  Gehei- 
men Rat  Jean  Henri  d'A^ndri^  zu  Geschenk  gab. 
Dessen  Grossneffe,  Charles  Henry  Vicomte  de 
Gorffier,  sah  sich  1813  gezwungen,  sein  Erbteil 
an  den  Grafen  James  Alexandre  de  Pourtal^s  zu 
verkaufen,  der  nun  zusammen  mit  seinem  Sohne 
Henri  die  srossen  Restaurationsarbeiten  aus- 
führte, die  dem  Schloss  heute  noch  seinen  ar- 
chitektonischen Stempel  aufdrücken.  Später 
wechselte  das  Schloss  Gorcier  noch  mehrfach 
den  Eigentümer ;  heute  genört  es  Antoine  Bo- 
rel,  der  es  zu  einem  der  schönsten  Wohnsitze 
der  französischen  Schweiz  umgestaltet  hat. 

GORIHORN  (Kt.   Graubünden,   Bez.    Ober 
Landauart).  2989  m.  Einer  der  Hauptgipfel  in 
der  Kette  des  Flüela  Weisshorns,  die  von  die- 
sem aus  in  der  Richtung  auf  Klosters  nach  N. 
und  NW.  abzweigt  und  das  Flüela-  vom  Yereina- 
thal  trennte  Das  Gorihom  erhebt  sich  zwischen 
dem  Weisshorn  und  dem  (näheren)  Pischahorn 
unmittelbar  ö.  über  dem  Gasthaus  zur  Alpen- 
glocke in  Tschuggen  (im  Flüelathal),  von  wo  aus 
es   leicht  bestiegen    werden   kann.    Wird  aber 
wegen  der  Nähe  der  von  den  Touristen  bevoi^ 
zu^en  beiden  Nachbargipfel  nur  selten  besucht. 
Heisst  auf  alten  Karten  nach  dem  nahen  Eisen- 
thäli  das  Eisenhom. 
QORLA  (Kt.  Tessin,  Bez.   Mendrisio,  Gem.  Castello 
San  Pietro).  359  m.  Weiler,  600  m  sw.  Castello  San  Pietro 
und  1,4  km  n.  der  Station  Baierna  der  Linie  Bellinzona- 
Lugano-Chiasso  der  Gotthardbahn.  12  Häuser,  81  kathol. 
Ew.  Acker-  und  Weinbau.  Kapelle  San  Giacomo,  in  mo- 
dernem Stil  umgebaut. 

QORMUND  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee, Gem.  Neudorf). 
744  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  auf  einer  Anhöhe  w.  der 
Strasse  Münster-Hildisrieden,  2  km  so.  Neudorf  und  7  km 
nö.  der  Station  Sempach  der  Linie  Luzern-Olten.  Post- 
waffen Münster-Neudorf-Rotenbur^-Emmenbrücke.  23 
kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau.  Viehzucht.  Schöne  aus 
dem  Beginn  des  16.  Jahrhunderts  stammende  Kapelle; 
stark  besuchter  Wallfahrtsort  in  reizender  Lage  und  mit 
schöner  Aussicht  auf  die  Alpen.  Fund  einer  Lanzenspitze 
in  Bronze,  1509:  Gorremont;  1510:  Gorrenmont;  1560: 
Gormund.  Vergl.  Estermann,  Melch.  Die  WallfahrU- 
kapelle  auf  Gormund  (in'  der  Heimatskunde  von  Neu- 
dorf.  1875). 

QORNERBACH,  GORNERWA88ER  od.  GOR- 
NERLIBACH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  Kleiner  Wild- 
bach j  entspringt  dem  am  Pizzo  Nero  (Grenzkette  zwischen 
Wallis  und  Tessin)  gelegenen  kleinen  Gomerligletscher, 
durch fliesst  das  Gornerlithal  und  mündet  nach  5  km  lan- 
gem Lauf  in  der  Richtung  nach  NW.  gegenüber  dem 
Weiler  Gerendorf  und  1  km  über  dem  Dorf  Unterwasser 
in  1430  m  von  links  in  den  Gerenbach.  Im  Gornerlithal 
die  Grornerlialp  und  Waldungen.  Gomer  vom  rätoromani- 
schen com,  chuern,  come  =  Spitze,  Fels,  Hom. 

QORNEREN  (AUSSER  und  INNER)  (Kt. 
Bern,  Amtsbez.  Frutigen,  Gem.  Reichenbach).  1390-1480 
m.  Alpweide  mit  Hütten,  auf  einer  Terrasse  über  dem 
rechten  Ufer  des  Gomerenwassers  und  über  dem  Gorneren- 
grund. Die  tiefer  unten  im  Thal  gelegenen  Weiler  Gome- 
ren  und  Faulbrunnen  bildeten  früher  zwei  eigene  Ge- 
meinden mit  Holz-  und  Alpweidenrechten.  Schone  Aus- 
sicht auf  die  Fälle  des  Dünaenbaches. 

QORNERENGRUND  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen, 
Gem.  Reichenbach).  1153  m.  So  heisst  der  breite  und 
flache  Thalboden  des  obersten  Kienthaies,  5  km  ssö.  über 
dem  Dorf  Kienthal.  Von  Felswänden  umrahmt.  Wird  vom 
Gornerenwasser  durchzogen.  Von  hier  aus  geht  der  Bä- 
renpfad ab,  der  über  Stemenbergalp,  Dürrenbergalp  und 
die  Sefinenfurgge  den  Uebergang  nach  Murren  gestattet. 
QORNERENTHAL  (Kt.  Uri).  Enges  und  wildes 
Thal,  8  km  lang:  wird  von  dem  am  S.-Fuss  des  Krönten 
(3108  m\  dem  Saasfim  n.  Bächlifirn  entspringenden  und 
unterhalb  Wassen  von  links  in  die  Reuss  mündenden 
Gornerenbach  durchflössen.  Der  unterste  Abschnitt  des 
Thaies  bildet  eine  vom  Bach  durchtoste  wilde  Wald- 
schlucht ;  darüber  folgen  die  Weiler  Speicher  (1289  m) 
und  Grub  (1336  m)  und  weiter  oben  Alpweiden  :  Bissig- 


374 


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stafel  (Uli  m),  Rostialp  (1588  in;  2.  Stunden  über  der   i 
Station  Gurtnellen)  und  Hobengalp  (1814  m ;  im  grossar-    I 


Gormund. 

tigen  Thalschluss).  Das  Thal  wird  nur  von  vereinzelten 
Touristen  und  von  Jägern  besucht  und,  mit  Ausnahme 
des  Weilers  Speicher,  nur  im  Sommer  während  weniger 
Wochen  bewonnt.  Vom  Meienthal  ist  es  geschieden  durch 
die  den  Schynstock  (2422  m)  mit  dem  Zwächten  (3079  m ; 
Gruppe  der  Spannörter)  verbindende  Kette,  die  (von  SO.- 
NW.  gezahlt)  den  Glattenstock  (2593  m),  Rienstock  (2559 
m),  das  Bergli  (2574  m),  die  Schafscheuche  (2841  rn)v  den 
Muesplankenstock  (2859  m),  Spitzplan  kenstock  (2875  m) 
und  den  Bächlistock  (2850  m ;  S.-Schulter  des  Zwächten) 
trägt.  Vom  Erstfelderthal  scheidet  das  Gomerenthal  der 
Schneehühnerstock  (2947  m)  und  Krönte  (3108  m)  und 
vom  Insohithal  der  Saasstock  (2769  m),  Sennenkehlen- 
stock (2772  m)  und  der  mit  seinen  zerrissenen  Hängen 
w.  über  Gurtnellen  aufsteigende  Geissberg  oder  Witten- 
stock  (2394  m). 

GORNERENWA88ER  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Fruti- 
ffen).  1160-930  m.  Oberster  ^Abschnitt  deg 
Kienbaches;  entsteht  aus  dem  Schmelzwag- 
serbach  des  Gamchigletschers  und  dem 
Dündenbach,  die  sich  am  oberen  Ende  des 
Gomerenffrundes  vereinigen.  Nach  5  km  lan- 
gem Lauf  erhält  das  Gornerenwasser  kurz 
unter  der  Munduns  des  Pochtenbaches  den 
Namen  des  Kienbacnes. 

GORNERGLET8CHER  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Visp).  3800-1900  m.  Einer  der  grössten 
Gletscher  der  Schweiz,  13  km  lang  und 
V,-2,5  km  breit.  Beginnt  an  dem  auf  der 
Landesgrenze  gegen  Italien  stehenden  Kamm 
zwischen  Jägerhorn  u.  Cima  di  Jazzi,  iliesst 
zwischen  dem  Gomergrat  und  dem  Fuss- 
ffestell  der  verschiedenen  Einzelgipfel  der 
Monte  Rosagruppe  zu  Thal,  bildet  bei  seinem 
Austritt  aus  dem  von  den  Felshängen  des 
RilTelhorns  und  Riffel bergs  einerseits  und 
denjenigen  der  sog.  Leichen bretter  anderei^ 
seits  gebildeten  Engpass  einen  mächtigen 
Eisfall  und  erhält  in  seinem  untersten  Ab- 
schnitt den  Namen  Bodengletscher.  Sein 
Abfluss  ist  die  Mattei^  oder  Gornervisp,  die 
zunächst  den  Zmuttbach  aufnimmt  und  sich 
später  mit  der  Saaservisp  vereinigt.  Sofort 
nach  ihrem  Austritt  aus  dem  Gletscher 
durchtost  die  Mattervisp  die  grossartige  Gor- 
nerschlucht, eine  der  ersten  Sehensvmrdig- 
keiten  von  Zermatt.  Den  Gletscher  begleiten 
am  rechten  Ufer  der  von  der  Cima  di  Jazzi 
(3818  m)  zum  Riffelhorn  (2931  m)  reichende 
Gornergrat,  am  linken  Ufer  folcende  der  Monte  Rosa- 
gruppe angehörende  Gipfel  :  Nordend  (4612  m),  Jäger- 
horn (3975  m),  Zwillinge  (Kastor,  4230  m,  und  PolTux, 


4094  m),  Breithom  (4171  m).  Klein  Matterhorn  (3886  m) 
und  Theodulhom  (3472  m).  Während  er  von  rechts  keine 
Nebengletscher  aufnimmt,  vereinigen  sich 
mit  ihm  von  links  her  der  Monta  Rosa-, 
Grenz-,  Zwillinge-,  Schwärze-,  Breithom-, 
Klein  Matterhorn-  und  Unter  Theodulglet- 
scher.  Der  Ober  Theodul-  und  Furggglet- 
scher,  die  einst  ebenfalls  Nebenarme  zum 
Gomergletscher  waren,  sind  ihm  heute 
nur  noch  durch  den  zu  ihm  abfliessenden 
Furggbach  tributär.  Der  Gomergletscher 
steigt  als  mächtiger  Eisstrom  mit  im  All- 
gemeinen sanfter  Böschung  ab,  bildet  aber 
zahlreiche  und  oft  furchtbar  klaffende  Spal- 
ten (obwohl  er,  vom  Gomergrat  aus  gese- 
hen, als  völlig  einheitliche  Eismasse  er- 
scheint), tiefe  Eisthälchen,  zahlreiche  kleine 
Oberflächenseen,  Eisfurchen ,  Gletscher- 
tische und  mächtige  Gletschermühlen.  Der 
Gletscher  muss  fiberschritten  werden, 
wenn  man  sich  vom  Riffel berg  aus  über 
den  Fussweg  von  Gagenhaupt  und  die 
Gandegg  direkt  zum  Theodulpass,  oder  zu 
der  am  Fuss  des  Monte  Rosa  stehenden 
B^tempshütte  oder  endlich  auf  die  Qma  di 
Jazzi  begeben  will. 

GORNERGRAT    (Kt.    Wallis,   Bez. 

Visp).  3136  m.   Weltbekannter  Aussicht»- 

punkt  über   Zermatt  und   mit  dieser    Ortschaft  durch 

eine  elektrische    Bahn  verbunden.    Im  weiteren  Sinne 

Sefasst  bildet  der  Gomergrat  einen  langen  Felskamm, 
er  von  der  Cima  di  Jazzi  nach  W.  auszweigt,  den 
Findelen-  vom  Gornergletscher  trennt  und,  von  0. 
nach  W.  gezählt,  folgende  Einzelgipfel  trägt  :  Stock- 
hom  (3434  m),  Scheinigeplattengrat  oder  Triftgrat  (3S0O- 
3450  m),  Hohthäligrat  (3289  m),  Gomergrat  im  enge- 
ren Sinn  (3136  und  3038  m),  Riffelhom  (2931  m)  und  den 
begrasten  Kamm  des  Gagenhaupt  (2569  m),  nach  dem 
der  vom  Riffelberff  zum  Gomergletscher  führende  Fuss- 
weg benannt  ist.  Während  im  August  die  S.-Flanke  des 
Gornergrates  vollständig  schneefrei  ist,  bleiben  an  der 
N.-Flanke  neben  dem  kleinen  Hohthäli-  und  Triftgletscher 
noch  den  ganzen  Sommer  über  kleinere  Schnee-  und 
Firnflecken  hängen.  Die  Aussicht  ist  eine  unvergleichlich 
schöne,  und  es  ist  der  Gornergrat  unbestreitbar  einender 


Gornergletscher  mit  Lyskamin  und  Breithom,   von  der   Hohbalm  ans  gesehen. 

grossartigsten  leicht  zugänglichen  Aussichtswarten  der 
Schweiz,  der  Alpen  und  Europas  überhaupt.  Niiyendswo  ist 
man  wie  hier  von  einem  solchen jHeer  von  Eisrieseü  umge- 


QOR 


GOR 


375 


ben,  die  in  der  Mehrzahl  noch  die  Höhe  von  4000  m  über- 
treffen. Eine  ähnliche  grossartige  Lage  und  Umgebung 


Station  Gornergrat  mit  Gabelhorn,  Rothorn  und  Weisshorn. 


kann  man  höchstens  noch  dem  Eggishom,  Br^vent  und 
der  Diavolezza  (Beminamassiv)  zugestehen.  Das  Panorama 
umfasst  das  ganze  Gebiet  des  mächtigen  Gomergletschers 
mit  seiner  fächerförmigen  Umrahmung  mit  Hocngebirgs- 
riesen,  wie  der  Cima  di  Jazzi  (3818  m),  der  von  dieser 
Seite  aus  allerdings  nicht  am  vorteilhaftesten  sich  prä- 
sentierenden Gruppe  des  Monte  Rosa  mit  Nordend  (4612 
m)  und  Dufourspitze  (4638  m),  dem  Lysjoch  (4300  m),  dem 
«  mit  Hermelin  gekrönten  »  wundervollen  und  geährli- 
chen  Lyskamm  (4538  m),  dem  Doppelgipfel  der  Zwillinge 
[Kastor,  4230  m,  und  Poliux,  409t  m ;  durch  das  Felik- 
joch,  4068  m,  von  einander  getrennt),  dem  breitausladen- 
den und  mächtigen  Breithom  (4171  m),  dem  Klein  Mat- 
terhom  (3886  m),  Theodulpass  (3322  m),  Theodulhorn 
(3472  m),  Furgffengrat  (3400  m)  und  der  hinter  der  Fels- 
spitze des  Riffelhoms  aufstehenden  unvergleichlichen 
Pyramide  des  Matterhoms  (4482  m).  Ueber  dem  jenseiti- 
gen Hang  des  Zermatterthales  zeigen  sich  hinter  dem  Mat- 
terhorn  und  Col  d'H^rens  die  in  ihren  Formen  so  abwechs- 
lungsreichen und  harmonischen  Pyramiden  der  Dent 
Blanche  (4961  m),  des  Gabelhorns  (4073  m ;  mit  dem  von 
einem  Eisdach  gekrönten  Vorberg  der  Wellenkuppe,  3910 
m),  Zinal  Rothoms  (4223  m)  und  Weisshorns  von  Randa 
(4512  m).  In  der  ThalölTnung  steht  das  Bietschhorn,  an 
das  sich  nach  0.  als  Abschluss  des  ganzen  grossartigen 
Gipfelkranzes  die  Mischabelgruppe  (4554  m),  das  Alphu- 
belhorn  (4200  m),  Rimpfischhorn  (4203  m)  und  Strahl- 
hom  (4191  m)  anschliessen. 

Es  hat  langer  Z^it  bedurft,  bis  der  Gomerprat  bei  Füh- 
rern und  Touristen  die  ihm  gebührende  Beachtung  ge- 
funden hat.  Während  die  Besucher  von  Zermatt  sich  in 
früheren  Zeiten  stets  mit  einem  Besuch  der  zwischen 
Riffelhom  und  Gomergrat  einsesenkten  Roten  Kumme 
(am  Weg  zur  B^tempshütte)  begnügten,  benutzte  1848 
Dr.  Forbes,  der  berühmte  Erforscher  der  Alpen,  seinen 
eintägigen  Besuch  in  Zermatt  zu  einem  ersten  Vorstoss  auf 
den  Gomergrat.  Es  ist  dies  höchstwahrscheinlich  die  erste 
Touristenbesteigung  dieses  Punktes  überhaupt.  Ein  Jahr 
später  (1849)  bdstieg  ein  anderer  Alpenforscher,  Engel- 
hardt,  bei  seinem  achten  Aufenthalt  in  Zermatt  den  Gor- 
nergrat ebenfells,  nennt  ihn  aber  in  seinen  Schriften 
Botgrat.  Erst  seit  1^4  beginnen  die  Reiseführer  (Murray, 
Bädeker  etc.),  den  Gomergrat  als  Aussichtspunkt  jedem 
Touristen  zu  empfehlen.  Der  Gipfel  blieb  zu  seinem  Vor- 
teil lange  Zeit  auch  von  jedem  Bauwerk  verschont ;  erst 
ums  Jahr  1880  entstand  hier  eine  Bretterhütte,  in  der  Er- 
frischungen und  Mineralien  erhältlich  waren.  1894-1896 
folste  das  von  der  Gemeinde  Zermatt  erstellte  Hotel  Bel- 
vraere,  ein  prosaisches  Steingebäude,  das  mit  einer  Post- 


ablage versehen  wurde,  später  in  den  Besitz  der  Familie 
Seiler  überging  und  heute  noch  das  JBild  des  Gipfeis  voll- 
ständig verunstaltet.  Bis  189B  pflegte 
man  von  Zermatt  aus  auf  breitem  und 
bequemem  Maultierpfad  den  Gorner- 
__^^t  Ri^t  über  Riffelberg  und  Riffelalp  in 
^^^^^^H  4  Stunden  zu  besteigen.  Am  15.  Au- 
^M^^^^^  gust  1898  fand  sodann  die  Eröffnung 
^^^PPV  der  elektrischen  Gornergratbahn  statt, 
,^i^r-^^  «  die  nach  den  Plänen  von  Haag  und 
'^^  JB^k^  Greulich  erbaut  wurde  und  die  Linie 

Visp-Zermatt  fortsetzt.  So  lange  die 
Jungfraubahn  nicht  vollendet  sein 
wird,  ist  dies  die  höchste  Bahn  Euro- 
pas. Höhenunterschied  zvdschen  Aus- 
gangs- und  Endstation  1413  m,  totale 
Länge  der  Linie  10  km,  gewöhnliche 
Fahrtdauer  1  Vt  Stunden,  Steigung 
16-20  %.  Auf  der  ganzen  Strecke  als 
Zahnradbahn  (Svstem  Abt)  eingerich- 
tet. Die  Kraft  liefert  das  in  der  Finde- 
lenschlucht stehende  Elektrizitätswerk 
(1000  HP).  Nach  der  Abfahrt  von  Zer- 
matt überschreitet  die  Linie  zunächst 
die  Visp,  dann  auf  52  m  hohem  Via- 
dukt den  Findelenbach,  geht  durch 
mehrere  Tunnels,  macnt  unter  der 
Riffelalp  eine  erste  und  um  die  Riffei- 
alp  (zwischen  Station  und  Hotel  kurze 
elektrische  Trambahn)  eine  zweite 
Schlinffe,  und  durchzieht  die  Alpwei- 
den des  Riffelbergs,  um  aann  die  20  Minuten  unter  dem 
Gipfel  des  Gomergrates  in  einer  zwischen  den  Punk- 
ten 3088  m  und  3136  m  eingeschnittenen  Senke  stehende 
Endstation  zu  erreichen. 

Flora.  Der  Gomergrat  besitzt  eine  ausserordentlich 
abwechslungsreiche  nivale  Flora.  Im  Folgenden  geben 
wir  die  Liste  der  wichtigsten  Arten,  die  über  2960  m  an- 
getroffen werden  (sehen  aber  dabei  von  dem  reichen 
Standort  der  sog.  Gelben  Wand  über  dem  Gornergletscher 
ab) :  Oxytropis  lapponica,  0,  montana  und  0.  neglecta; 
Trifolium  saxatile  und  T.  Thalii;  Potentilla  grandi- 
flora,  P.  frigida,  P.  muUifida  und  P.  dubia;  Alchimilla 
pentaphylla,  Sieversia  reptans ;  Saxifraga  oppositifoliay 
S.  biflora,  S.  macropetala(f),  S.  stellaris.S,  asperavar. 
bryotdea,  S,  moschata,  S.  muscoides,  S.  androsacea, 
S.  Seguieri  und  wahrscheinlich  auch  die  auf  der  Riffelalp 
sehr  hoch  ansteigende  S.  aäscendens;  Sempervivum  mon- 
tanum ;  Cerastxum  glaciale  und  C.  arvense  var.  strio- 
tum;  Arenaria  biüora,  A.  ciliata  und  4.  Marschlinsii ; 
Alsine  recurva  und  il.  sedoides ;  Hemiaria  alpina,  Viola 
biflora,  Hutchinsia  brevicaulis;  Thlaspi  corymbosum, 
Th.  alpinum  und  Th.  alpestre;  Alyssum  alpestre  f Gelbe 
Wand  und  Gomergrat  bis  3100  m) ;  Draba  Zahlbruckneri, 
D,  dubia,  D.  Wahlenbergii  var,  fladnizena  und  D.  carifi- 
thiaca;  Polygala  alpina,  Ranunculus  gUicialis,  Gaya 
Simplex;  Gentiana  nivalis,  G.  brachyphylla  und  G. 
tenella;  Eritrichium  nanum,  Veronica  alpina,  Euphror- 
sia  minima^  Gregoria  VitcUiana,  Primula  viscosa{?]; 
Soldanella  alpina  uidfd  S.  pusilla;  Androiace  imbn- 
cata,  A.  pubescens,  A.  glacialis  (?J,  A.  camea,  A.  cha- 
maejasme  und  A.  obtusifolia;  Azalisa  procumbens,  Vac- 
cinium  uliginosum;  Campanula  Scheuchzeri  und  C. 
cenisia;  Phyteuma  pauciflorum,  Ph.  humile  und  Ph, 
hemisphaericum ;  Hieracium  alpinum  und  (vielleicht)  H. 
glanduliferum ;  Taraxcumm  officinale ;  Senecio  untflo- 
rus  und  S.  incanus;  Chrusanthemum  alpinum,  Achil- 
lea  nana,  Artemisia  glacialis  und  A.  mutellina;  Erige- 
ron  uniflorus,  AdenostyUs  leucophylla,  Antennaria 
carpathica,  Gnaphalium  supinum,  Plantaao  alpina, 
Oxyria  digyna ;  Salix  retusa  var,  serpyllifoiia  und  5. 
herbacea,  Lloydia  serotina,  Juncus  trifidus ;  Luzula 
spadioea,  L.  lutea  und  L.  spicata;  Carex  bicolor,  C. 
curvula,  C,  foetida,  C.  nigra  und  C.  rupestris;  Nardus 
stricta ;  Festuca  Halleri,  F.  violacea,  F.  pumila  und  F. 
varia ;  Poa  laxa  var.  flavescens,  Poa  alpina  var.  vivi- 
para  und  P.  cenisia;  Ägrostis  rupestris  und  A.  alpina  ; 
Trisetuni  subspicalum,  Juniperus  nana. 

GORNERHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  4638  m. 
Früherer  volkstümlicher  Name  der  Bewohner  von  Zermatt 


376 


GOR 


GOS 


für  die  Dufourspitze,  den  höchsten  Gipfel  der  Monte  Rosa- 
gruppe und  der  Schweiz  überhaupt.  S.  den  Art.  Rosa 
(Monte). 

GORNERLIALP  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Goms,  Gem.  Oberwald).  1776  m.  Alp- 
weide, im  Gomerlithal  (einem  Neben- 
arm des  Gerenthaies).  Eigentum  der 
Bürfferffemeinde  Oberwald.  Wird  mit 
29  Miicnkühen  und  58  Stück  Jungvieh 
bezogen. 

GORNERLIBACH  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Goms).  Wildbach.  S.  den  Art. 
Gornerbach. 

GORNERLIGLET8CHER  (Kt. 
Wallis,  Bez.  Goms).  2700-2100^m.  Glet- 
scher; 1,5  km  lang  und  500  m  breit;  zu 
Oberst  in  dem  vom  Gomerbach  (links- 
seitigem Zufluss  zum  Gerenbach)  ent- 
wässerten Gomerlithal.  Wird  im  0. 
vom  Pizzo  Nero  (2907  m)  u.  den  Mettli- 
hömem  (2709  u.  2760  m)  und  im  W. 
vom  Pizzo  Gallina  (3067  m)  und  den 
Galmihömern  (dOOO  und  9017  m)  über- 
ragt. Am  Weg  über  die  Gomerlilücke. 

GORNERLILOCKE  (Kt.  Tessin 
u.  Wallis).  2761  m.  Passübergang,  hin- 
ten über  dem  Gomerlithal  und  Goraer- 
iigletscher,  zwischen  Pizzo  Nero  (2907 
m)  und  Pizzo  Gallina  (3067  m) ;  verbin- 
det Oberwald  im  obem-  Rhonethal 
durch  das  Gomerlithal  mit  AU'  Acqua 
im  Bedrettothai  in  6  Stunden  und  ist 
ohne  Schwierigkeit  zu  begehen. 

GORNER8CHLUCHT  (Kt.  Wal- 
lis, Bez.  Visp,  Gem.  Zermatt).  Im  Mittel 
1700  m.  Schmale  und  tiefe  Schlucht  der 
Mattervisp,  zwischen  dem  Ende  des  Bo- 
dengletscners  (dem  untersten  Abschnitt  des  Gomerfflet- 
schers)  u.  Zennatt.  Ist  nach  dem  Rückzug  des  Gletschers 


durch  fliessendes  Wasser  zuzuschreibenden  Hohl  formen 
deutlich  beweisen.  An  dem  von  Zermatl  aus  auf  dem  Theo- 


Baairk  Gossau. 


KAMnyersc 


In  der  Gornersohlaoht. 

vom  Bach  ausgewaschen  worden,  wie  dies  die  oben  an  den 
Felswänden  noch  deutlich  sichtbaren,  nur  der  Erosion 


dulweg  in  30  Minuten  zu  erreichenden  Eingang  in  die 
Schluchtsteht  ein  Pavillon,  wo  eineEintrittsgebühr  erhoben 
wird.  Die  Schlucht,  in  der  die  Visp  mehrere  Fälle  bildet, 
ist  vermittels  eines  solid  in  den  Fels  gebauten  Holzsteges 
zugänglich  und  kann  in  4  Minuten  durchschritten  wer- 
den. Darauf  folfft  eine  mehr  offene,  bewaldete  Strecke 
und  eine  zweite  (obere)  Schlucht,  die  noch  schönere  Ero- 
sionswirkungen zeigt  als  die  erstgenannte.  Beliebtestes 
Ausflugsziel  von  allen  Zermatt  besuchenden  Touristen. 

GORNER8EE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  2672  m.  Klei- 
ner Eissee,  seicht  und  nur  im  Sommer  mit  Wasser  ^füllt, 
an  der  Vereinigung  des  Monte  Rosagletschers  mit  dem 
Gomergletscher  und  nahe  der  Felsinsel  des  Unteren 
Plattje,  auf  der  die  B^tempshütte  des  S.  A.  C.  steht ;  zwei 
Stunden  so.  des  2Vf  Stunden  von  Zermatt  entfernten 
Hotels  Riffelberg. 

GORNERWA88ER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  Wild- 
bach. S.  den  Art.  Gornerbacu. 

GORRAZ,  GOR  RET  etc.  Lokalnamen  der  französi- 
schen Schweiz  und  Savoyens ;  bezeichnet  einen  schlecht 
unterhaltenen  und  rissigen  Wasserabzugsgraben. 

GOR8  DE  LA  TORCHE  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane, 
Gem.  Freiburff).  590  m.  Gmppe  von  4  Häusern,  auf  der 
fruchtbaren  Halbinsel  am  Ende  der  Promenade  du  Paia- 
tinat,  500  m  ö.  vom  Murtentor.  1622  stand  hier  ein  Wein- 
berg ;  1614  und  1682  hausten  Einsiedler  in  den  2  Höhlen 
des  Gors  de  La  Torche.  21  kathol.  und  reform.  Ew. 

GORZ  (PLAN  DA)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
auart, Kreis  Küblis,  Gem.  Conters  im  Prätigaol.  1413  m. 
Grappe  von  etwa  15  Hütten  und  Ställen,  am  Weissbach 
(einem  kleinen  linksseitigen  Zufluss  zur  Landquart),!  km 
sw.  Conters. 

G08PERDINGEN  (Kt.  Luzera,  Amt  Hochdorf,  Gem. 
Römerswil).  623  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  an  der  Strasse 
Hildisrieden-Hochdorf  und  3  km  w.  der  Station  Hoch- 
dorf der  Seethalbahn.  37  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Vieh- 
zucht. 

G088AU.  Bezirk  des  Kantons  St.  Gallen.  Fläche  9050 
ha.  Bezirkshauptort  Gossau.  Wird  begrenzt  im  S.  vom 
Kanton  Appenzell,  im  N.  vom  Kanton  Thuraraiu,  im  0. 
von  den  Bezirken  St.  Gallen  und  Tablat,  im  W.  von  den 
Bezirken  Wil  und  Unter  Toggen  bürg.  Wellige  Landschaft, 
mit  40-60  m  mächtigen  Ablagemngen  des  einstigen  Rhein- 


GOS 


GOS 


377 


gietachera  überführt  und  deshalb  wie  der  Hinter  Thur- 
gau  günstig  für  Wiesen-  und  Obstbau.  Bei  Gossau  erra- 


Oostau  (Kanton  St.  Gallen)  von  Süden. 


tische  Blöcke  und  Gletscherschliffe.  Die  einzige  nennens- 
werte Höhe  ist  der  Tannenbers;  (900  m)  mit  schöner 
Aussicht.  Wird  von  der  Glatt  una  Sitter  entwässert.  Der 
Bezirk  umfasst  die  5  Gemeinden  Gossau,  Andwil,  Wald- 
kirch, Gaiserwald  und  Straubenzell.  Zusammen  2443  Häu- 
ser, 4262  HaushaltuuRen  und  20212  Ew.,  wovon  14747 
Katholiken  und  5456  Reformierte.  Bildete  einst  mit  den 
Bezirken  Wii  und  Rorschach  zusammen  das 
unter  der  Oberhoheit  des  Abtes  von  St.  Gallen 
stehende  sog.  Fürstenland.  Während  die  Bevöl- 
kerung damals  ausschliesslich  der  Landwirt- 
schaft sich  widmete,  hat  heute  daneben  auch  die 
durch  die  Stickerei  vertretene  industrielle  Tä- 
tigkeit, besonders  im  Bezirkshauptort  selbst,  sich 
stark  entwickelt.  Der  einst  überwiegende  Acker- 
bau ist  durch  den  Wiesenbau  ersetzt  worden, 
und  in  den  letztverffanpenen  Jahren  haben  auch 
Viehzucht  und  WeicTewirtschaft  gute  Fortschritte 
gemacht.  Man  zählt  zahlreiche  Käsereien,  deren 
Ausfuhr  eine  ganz  beträchtliche  ist.  Auch  Obst- 
bau und  Bienenzucht  geben  erfreuliche  Resul- 
tate. Die  Viehstatistik  er^^bt  folgende^Zahlen  : 

Hornvieh  .  .  . 
Pferde  .... 
Schweine  .  .  . 
Schafe  .... 
Ziegen  .... 
Bienenstöcke     .    . 

Verkehrszüge  sind  die  Strassen  Wil-St.  Gallen  und  He- 
risau-Bischofszell,  sowie  die  Eisenbahnlinien  Zurich- 
Winterthur-St.  Gallen  und  Goss.Mu-Sulgen.  Die  Sitter 
wird  von  hochgespannten  Brücken  überschritten,  deren 
eine,  die  1811  vom  eben  erstandenen  Kanton  St.  Gallen 
erbaute  Krätzerenbrücke,  aus  zwei  mächtigen  Steinbogen 
besteht,  117  m  lang  ist  und  25,5  m  über  dem  Flussbett 


G088AU  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gossau).  686  m.  Ge- 
meinde, grosses  und  schönes  Dorf  und  Bezirkshauptort, 

an  der  Kreuzung  der 
Strassen  St.  Gallen-Wil 
und  Bischofszell-Herisau 
und  10  km  w.  St.  Gallen. 
Station  der  Linien  Zü- 
rich-Winterthur-St.  Gal- 
len und  Gossau- Sulgen. 
Postbureau ,  Telegraph , 
Telephon.  Die  Gemeinde 
umfasst  60  Dörfer  und 
Weiler,  von  denen  wir 
als  die  bedeutendsten 
nennen  Mettendorf,  Ober- 
dorf, jsiiederdorf,  Nieder 
Arneg^ff,  Albertswil,  En- 
gels wil,Geretswil,  Frohn- 
ackem,  Rüti,  Hub,  Neu- 


cheln,  St.  Margrethen  und  Kressbrunnen.  Zusammen 
857  Häuser  und  6055  Ew.,  wovon  4971  Katholiken  und 
1082  Reformierte ;  Dorf:  380  Häuser,  2877  Ew.  Je  eine  ka- 
tholische und  reformierte  Kirchgemeinde.  Dank  seiner 
günstigen  Lage  und  der  Arbeitsamkeit  seiner  Bewohner 
entwickelt  sich  Gossau  rasch  und  zusehends.  3  Kirchen, 
wovon  2  katholische  (1736  und  1890  erbaut,  diese  in  go- 


1886 

1896 

1901 

7244 

8712 

9004 

662 

774 

932 

1732 

3737 

4388 

79 

133 

42 

200 

235 

178 

1198 

1736 

1514 

Oossau  (Kanton  St.  Gallen) :  Kirchplats. 

liegt;  die  andere  ist  die  zweithöchste  Eisen bahnbröcke 
der  Schweiz,  misst  168  m  Länge  und  liegt  <rl,2  m  über 
dem  Fluss. 


Oossau  (Kanton.  St.  Gallen)  :  Ehemaliges  ili^bt.  Zollamt. 


tischem  Stil)  und  eine  1900  erbaute  reformierte.  Hau[>tin- 
dustrie  ist  die  Stickerei,  die  in  den  verschiedenen  Fabriken 
hunderte  von  Arbeitern  beschäftigt  und  auch  als  Hausindus- 
trie betrieben  wird.  Daneben  eine  Wachskerzenfabrik, 
eine  Fabrik  für  chemische  Produkte,  eine  Bierbrauerei, 
mechanische  Werkstatten,  grosse  Mühlen,  Sägen,  bau- 
gewerbliche Betriebe,  eine  Gerberei  und  eine  Buch- 
druckerei. Butter-  und  Käsehandel.  Eine 
Zeitung.  Leih-  und  Sparkasse.  Musik-, 
Gesang-,  Turn-  und  Schiessvereine,  ge- 
meinnutzig^e  Gesellschaften  etc.  Das  seit 
1893  elektrisch  beleuchtete  Dorf  Gossau 
besitzt  auch  eine  gute  Wasserversor- 
gung mit  Hydrantennetz.  Zum  ersten- 
mal 824  als  Cozesouva  genannt;  868  : 
Cozesouaro  ;  877  :  Cozeshouva  ;  904  : 
Gozzesouva.  Itesass  schon  910  eine  Kir- 
che. Gossau  war  zu  allen  Zeiten  eine  der 
rührigsten  Ortschaften  des  einst  dem 
Abt  von  St.  Gallen  Untertanen  Fürsten- 
landes.  Die  früher  auf  dem  Boden  der 
Gemeinde  stehenden  zahlreichen  Bur- 

fen  liegen   heute   mit   Ausnahme  von 
Eurg  Oberberff,  dem  alten  Wohnsitz  des 
Landvogtes   des   Abtes,   alle  in  Trüm- 
mer. In  den  Appenzellerkriegen  hatte 
Gossau    stark    zu    leiden    und    wurde 
geplündert   und  verbrannt.   Die   letzte 
Waffentat   der    Appenzeller    fand   mit 
für  sie  ungünstigem  Ausgang  gegen  den  Grafen   Fried- 
rich   VI.     von   Toggen  bürg    1428    auf   dem    Bühl    bei 
Gossau  statt.  In  der  Folge  litt  Gossau  unter  wiederhol- 


378 


GOS 


GOT 


ten  grossen  Feuersbrönsten ;  die  Kirche  brannte  zwei- 
mal ab,  1638  und  1731  nebst  ^  Häusern  und  Scheunen. 


Gossau  (Kanton  St.  Gallen)  gegen  den  Säntis. 

Die  bewegteste  Zeit  in  der  Geschichte  von  Gossau  war  das 
Ende  des  18.  Jahrhunderts,  als  die  durch  die  fran- 
zösische Revolution  aufgerecten  Gemüter  vom  Postboten 
von  Gossau,  dem  sog.  Bot  Künzli,  einem  eifrigen  Yertei- 
differ  der  neuen  Menschenrechte,  in  steter  Bewegung 
ernalten  wurden. 

Er  war  es,  der  auf  den  20.  November  1795  nach  der  Muh- 
liwiese  bei  Gossau  die  berühmte  Landsgemeinde  zusam- 
menrief, auf  welcher  in  Gegenwart  von  20000  Bürgern 
der  Abt  von  St.  Gallen,  Beda  Angehm,  zu  Gunsten  einer 
vom  Volke  erwählten  Behörde  auf  zahlreiche  Hoheits- 
rechte des  Klosters  Verzicht  leistete.  Dies  war  der  Grund- 
stein zur  künftigen  demokratischen  Verwaltung  des  Kan- 
tons St.  Gallen.  Der  von  Gossau  gebürtige  Bot  Johann 
Künzli  ward  darauf  Landammann  der  alten  Landschaft 
(Fürstenland)  und  helvetischer  Senator,  nahm  aber,  da 
er  trotz  seiner  hohen  Aemter  arm  geblieben,  nach  der 
Mediationsakte  seinen  alten  Botenberuf  wieder  auf.  Gos- 
sau ist  ferner  die  Heimat  des  Dekans  Rugrie  (f  1891), 
eines  begabten  Kanzelredners  und  sehr  volKstümlichen 
Politikers.  1831-61  versammelte  sich  in  Gossau  die  Be- 
zirkslandsgemeinde. Fund  einer  Lanzenspitze  in  Bronze. 
Vergl.  Ruggle,  J.  Theod.  Geschichte  der  Pfarrgemeinde 
Gossau.  Gossau  1878. 

GOSSAU  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil).  465  m.  Gem.  und 
Pfarrdorf,  an  der  Kreuzung  der  Strassen  Männedorf-Pfäf- 
fikon  und  Grüningen-Uster  und  3,5  km  sw.  der  Station 
V^etzikon  der  Linie  Zürich-Uster-Rapperswil.  Station  der 
elektrischen  Strassenbahn  Wetzikon-Meilen.  Postbureau, 
Telegraph,  Telephon;  Postwagen  nach  Wetzikon  und 
Hombrechtikon.  Gemeinde,  mit  Bertschikon,  Berg,  Lang- 
furr,  Grüt,  Allenwinden,  Böhnler,  Herrschmettlen,  Ermis- 
ried,  Fuchsrüti,  Herrliberg,  Ottikon,  Brüschweid,  Hanf- 
garten, Hasenacker,  Hundsrücken  und  Kindenmanns- 
mühle :  512  Häuser,  2339  Ew.,  wovon  2207  Reformierte 
und  136  Katholiken;  Dorf,  im  Thalboden  und  an  den  Ge- 
hängen zerstreut  gebaut:  122  Häuser,  626  Ew.  Seidenwe- 
berei, Stickerei,  Bleicherei,  Färberei,  Baumwolltuch- 
druckerei. Obstbau,  Viehzucht.  Säge,  Mühle,  Käserei. 
Mehrere  Kiesgruben.  Ausbeute  von  Torf.  Fund  eines 
Schalensteines  aus  der  Steinzeit  auf  der  Hexrüti  bei  Bert- 
schikon; im  Böhnler  Grabhügel  aus  der  Hallstatt  Periode ; 
römische  Münze.  Alemannensiedelung;  824:  Cozesouwa; 
859 :  Gozzesouwo.  Alemannengräber  auf  der  Brüschweid 
und  im  Ryfacker.  Wurde  zusammen  mit  Grüningen  1408 
von  der  Stadt  Zürich  angekauft  und  der  Landvogtei  Grün- 
ingen zugeteilt.  1820  stürzte  zu  Beginn  eines  Gottes- 
dienstes das  Balkengerüst  des  Daches  der  im  Bau  begriffe- 
nen Kirche  ein  und  begrub  unter  seinen  Trümmern  mehr 
als  250  Personen. 

GOSSENRAIN  (Kt.  Luzern,  Amt  Hochdorf,  Gem. 
Rotenburg).  5S0  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  zwischen  der 


Strasse  Rotenburg-Hildisrieden  und  der  EisenbahnHnie 
Luzem-Olten,  5  km  n.  der  Station  Rotenburg  dieser  Li- 
nie. 49  kathol.  Ew.  Kirch- 
gemeinde  Rain.  Acker-  and 
ibstbau,  Viehzucht  und 
Milchwirtschaft.  Wind- 
mühle. 

GOSSENS  (Kt.Waadt 
Bez.  Yverdon).  545  m.  Gem. 
und  Dorf,  am  linken  Ufer 
der  Mentue,  an  der  Strasse 
Donneloye-Essertines.  1 
km  sw.  Donneloye  and  9,2 
km  so.  der  Station  Yverdon 
der  Linie  Neuenburg-Lao- 
sanne. Nahe  der  Postwa- 
genverbindung Yverdon- 
Thierrens.  Gemeinde,  mit 
Les  Granges  de  Gossens : 
22  Häuser,  115  ref.  Ew.; 
Dorf  :  19  Häuser,  88  Ew. 
Kirchgemeinde  Cronay. 
Landwirtschaft.  Früher 
stand  hier  eine  der  Korn- 
thurei  La  Chaux  j^ehörende 
Scheune.  Zur  Zeit  der  Ber- 
ner Oberhoheit  war  Gos- 
sens der  Herrschaft  Bio- 
ley-Magnoud   (oder  Magnoux)  zugeteilt. 

GOSSLIWIL  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Buchegffberg). 
535  m.  Gem.  und  Dorf,  an  der  Grenze  gegen  den  Kanton 
Bern,  im  Thälchen  des  Schwarzbaches,  4  km  eö.  der 
Station  Büren  der  Linie  Solothurn-Lyss.  Postablage,  Te- 
legraph, Telephon;  Postwagen  Solothum-Hessig^kofen- 
Gosshwil.  37  Häuser,  191  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Schnottwil-Oberwil.  Getreide-  und  Futterbau.  Säge,  Mühle. 
Sandgrube.  Zwischen  Gossliwil  und  Gächliwil  Fund  eines 
Schalensteines. 

GOSSWIL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur,  Gem.  Tar- 
benthal).  640  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  im  Thal  des 
Steinenbaches,  4  km  so.  Turbenthal  und  2,5  km  so.  der 
Station  V^ila  der  Tössthalbahn.  38  reform.  Ew.  Landwirt- 
schaft. 14^ :  GotziswiK 

GOTALAZ  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Villeneuve). 
688  m.  2  von  Wiesen  umgebene  Bauernhöfe  und  Wald, 
am  Eingang  ins  Thal  der  Tiniöre  und  an  desseo  SO.- 
Hang,  2  km  nö.  der  Station  Villeneuve  der  Simplonbahn. 
GOTTAUX  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane,  Gem.  Nieriet 
les  Bois).  665  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  1  km  nö.  Pon- 
thaux  und  2,5  km  sw.  der  Station  GroUey  der  Linie  Frei- 
burg-Payerne- Yverdon.  20  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
Ponthaux.  Wiesen-,  Getreide-  und  Kartoffelbau.  Vieh- 
zucht. 

GOTTERON,  GOTTES  etc.  Dialektformen  für 
goutte,  latein.  gutta^  mittellatein.  gota  =  Tropfen. 

GOTTERÖN,  deutsch  Galternbach  (Kt.  Freiburg, 
Bez.  Saane  und  Sense).  Bach;  entspringt  unmittelbar  n. 
vom  Weiler  Neuhaus  in  973  m,  wendet  sich  nach  N., 
geht  an  der  Gauglera  und  an  Entenmoos  vorbei,  windet 
sich  durch  Wiesen  und  bespühlt  den  Fuss  bewaldeter 
Hügelzüge,  biegt  unterhalb  Alterswil  schroff  nach  W.  ab« 
geht  an  der  Poffetsmühle  und  Hayosmühle  vorbei  und 
tritt  nun  in  die  berühmte  Schlucht  ein,  wo  er  am  Fuss 
von  mächtigen,  oft  senkrecht  abfallenden  Felswänden 
fliesst,  um  ö.  der  Stadt  Freiburg  unter  der  Bernerbrücke 
in  534  m  von  rechts  in  die  Saane  zu  münden.  Er  über- 
windet auf  seinem  15  km  langem  Lauf  einen  Höhenunter- 
schied von  439  m,  hat  also  ein  durchschnittliches  Geßiile 
von  2,9%;  das  stärkste  Gefäll  mit  6,7  %  weist  der  Got- 
teron  auf  der  Strecke  zwischen  der  Hayosmühle  bis  ^- 
genüber  Hatten berg  auf.  Er  nimmt  mehrere  kleine 
Nebenadern  auf,  so  u.  a.  die  Bäche  von  Bürglen,  Römers- 
wiU  Balterswil,  Tasberg,  Gübel,  Roggacker,  Grabenwald 
und  Wen^liswil.  Treibt  eine  Reihe  von  industriellen  Be- 
trieben, wie  Fabriken,  Mühlen,  Schmieden,  Sägen,  ver- 
schiedenen Werkstätten,  Walkereien  etc.,  die  alle  früher 
zahlreicher  waren  als  heute. 

GOTTERÖN  (LE),  deutsch  Galtern  (Kt.  Freibur^, 
Bez.  Saane,  Gem.  Freiburg).  534  m.  Vorstadt  von  Frei- 
burg,  Teil  des  Quartieres  der  Auge,  an  der  Mündung  des 


GOT 


GOT 


379 


Gotteron  in  die  Saane  und  vor  dem  Ausgang  der  berühm- 
ten Gotteronschlucht.  59  Häuser,  780  kathol.  Ew.  deut- 
scher Znnae.  Kirchgemeinde  Freiburg  (Rektorat  St.  Mo- 
ritz). Mühlen,  Sägen,  Walkmühlen,  verschiedene  Werk- 
stätten, Gastwirtschaften.  Steinbrüche  auf  Molasse  und 
Tuff.  Das  von  den  Felswänden  der  Galternschlucht  und 
den  darüber  stehenden  Türmen  (Tour  du  Milieu,  Dürren- 
bühlturm,  Tour  Rouge)  überragte  Quartier  ist  höchst 
malerisch  gelegen.  75  m  über  dem  Rachbett  spannt  sich 
die  Hängebrücke  über  die  Schlucht,  die  ihre  beiden  Ufer 
mit  einander  verbindet^  alte  Festungswerke  klettern  ge- 
gen die  Höhen  des  Schonbergs  an,  und  ein  starker  vier- 
eckiger Turm  beherrscht  das  Remertor.  In  Galtem  mün- 
det die  alte  von  Rem  her  kommende  Heerstrasse  ein, 
die  hier  den  Namen  der  Schmidgasse  (Rue  des  Forge- 
rons)  erhält  und  über  eine  alte  gedeckte  Holzbrücke  (die 
Bemerbrücke)  in  die  Auge  und  den  übrigen  Teil  der 
Stadt  weiterzieht.  St.  Reatnskapelle,  scheint  1684  gegrün- 
det worden  zu  sein.  Der  Gotteron  wird  schon  1345  bei 
Anlass  von  Damm-  und  Wegunterhaltspflichten  erwähnt, 
1422  besass  das  Kloster  in  der  Maigrauge  hier  eine  Mühle, 
1492  erhebt  sich  die  Frage  nach  der  Errichtung  einer 
Badanstalt,  1498  erbaute  man  die  Refestigungsanlagen ; 
1574  findet  man  im  Gotteron  eine  Hammerschmiede,  eine 
Kupferschmiede  und  ein  Walzwerk  und  1582  eine  Pulver- 
mühle;  1585  verfertigte  man  hier  Sicheln,  und  später 
wurden  Sägen  und  Mühlen  eingerichtet.  Eine  Truppe 
Berner  bemächtigte  sich  1340  dieses  Vorortes  von  Frei- 
bun(,  plünderte  ihn  und  steckte  ihn  in  Rrand.  Das  näm- 
liche Schicksal  hätte  auch  die  jenseits  des  Flusses  gele- 
gene Unterstadt  ffetroffen,  wenn  nicht  zwei  beherzte  Bür- 
ger den  Fussboden  der  Hemer  Brücke  weggenommen 
hätten. 

GOTTERON  (VALL^E  DU),  deutsch  Galtern- 
GRABEN  (Kt.  Freiburg,  Rez.  Saane  und  Sense).  Malerisches 
und  romantisches  Thal,  das  von  der  Hayosmühle  in  der 
Kirchgemeinde  Tafers  bis  zur  Einmündung  des  Gotteron 
in  die  Saane  auf  eine  Strecke  von  4  km  sich  erstreckt. 
Es  bildet  eine  schmale  Schlucht,  deren  beidseitige  Ge- 
hänge stellenweise  ffanz  senkrecht  abfallen  und  völlij^f 
kahisind,  dann  wiener  mit  Moos  und  Rasen  sich  beklei- 
den oder  aber  meistens  von  unten  bis  oben  mit  Gestrüpp 
und  Unterholz  bestanden  sind.  Im  N.  beherrschen  das 
Thal  der  Schönberg  und  Maggenberg,  im  S.  der  Hatten- 
berg  und  die  Höhen  von  Rürglen  (Roui*guillon).  Der 
Thalbach  Gotteron  schäumt  über  künstlich  angelegte  Kas- 
kaden oder  verliert  sich  im  Fels,  um  erst  weiterhin  unter 
Gestrüpp  und  Gebüsch  wieder  aufzutauchen.  Ein  Weg 


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Aasgang  des  Ootteronthales  gegen  Freiburg. 

führt  thalaufwärts  bis  unterhalb  die  Stelle,  wo  einst  die    , 
sog.  Velgenscheuer,   die  Rurg   des  Geschlechtes   Velca, 
sich  erhob ;  Fusswege  verbinden  das  Thal  mit  Rürgeln, 


dem  Dürrenbühlturm  und  dem  Schönberg.  Mehrere  Stein- 
brüche auf  guten  Haustein.  Der  Galterngraben  weist  eine 
Reihe  von  landschaftlichen  Schönheiten  auf,  die  vom 
Maler  Emmanuel  Curty  auf  mehreren  seiner  Gemälde 
auch  weitem  Kreisen  bekannt  gemacht  worden  sind. 
An  das  so  wilde  und  romantische  Thälchen  knüpft  sich 
natürlich  auch  eine  Sage :  Unter  der  Velgenscheuer  be- 
findet sich  die  Geisterschlucht,  in  der  Drachen,  Schlan- 
gen und  Geister  aller  Art  ihr  Wesen  trieben.  Dieses  Ge- 
lichter pflegte  auch  die  Rauem '  der  Umgegend  zu  be- 
lästigen, derart,  dass  z.  R.  der  Meier  von  Menziswil  alle 
Samstage  Abends  in  der  am  Weg  nach  Tafers  stehenden 
St.  Josefskapelle  eine  geweihte  Kerze  anzünden  musste, 
wenn  er  nicht  wollte,  dass  ihm  in  dieser  Nacht  die  Un- 

Setüme  ein  Stück   seines  Viehstandes  erwürgten.    Seit 
er  Erbauung  der  Hängebrücke  über  die  Galternschlucht 
ist  der  Spuck  auf  Nimmerwiedersehen  verschwunden. 

GOTTES  (I.E8)  (Kt.  Freiburg,  Rez.  Rroye,  Gem. 
Surpierre).  625  m.  Kleines  Dorf,  100  m  nw.  der  Kirche 
Surpierre  und  4  km  sw.  der  Station  Granges-Marnand 
der  Linie  Lausanne-Payerne-Lyss.  24  Häuser,  97  kathol. 
Ew.  Getreide- und  Futterbau,  Viehzucht. 

GOTTES  (LEB)  (Kt.  Freiburg,  Rez.  Saane,  Gem. 
Chönens).  735  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  zwischen  Len- 
tigny  und  Macconnens,  900  m  w.  der  Station  Ch^nens 
der  Linie  Freiburg-Lausanne.  28  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde Autigny.  Wiesen-,  Getreide-  und  Kartofl'elbau, 
Viehzucht. 

GOTTETTAZ  (Kt.  Waadt,  Rez.  Aubonne,  Gem.  Ri^re). 
775  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  nahe  dem  Weg  Riere- 
St.  Georges-Le  Marchairuz  und  der  Strasse  Riere-Gimel- 
Le  Rrassus.  22  reform.  Ew.  In  der  Nähe  die  malerische 
Quelle  des  Toleure.  Spuren  von  befestigten  römischen 
Lagern.  Gottettaz,  ein  in  welschem  Land  häufig  gebrauch- 
ter Ausdruck,  bezeichnet  einen  Ort,  wo  sich  ein  kleiner 
Tropfen  (une  petite  ^outte)  Wassers,  d.  h.  ein  Sumpf, 
Weiher,  oder  auch  em  Rrunnen  findet. 

GOTTFREY  oder  SAXON  LES  BAINS  (Kt.  Wal- 
lis, Rez.  Martinach,  Gem.  Saxon).  468  m.  Unterer  Teil  des 
Dorfes  Saxon,  so  genannt  zur  Unterscheidung  von  dem 
höher  oben  am  Fuss  des  allen  Turmes  gelegenen  Flecken. 
41  Häuser,  457  kathol.  Ew.  S.  den  Art.  Saxon. 

GOTTHARD  (Kt.  Schwyz,  Rez.  Einsiedeln).  Etwa 
1000  m.  Rewaldete  Schlucht  s.  Einsiedeln,  im  Amselthal 
zwischen  Horben  und  Horbenstöfeli ,  vom  Grossbach 
durchflössen. 

GOTTHARD  (Kt.  und  Rez.  Schwyz).  1399  m.  Wenig 
ausgeprägter  Gipfel,  im  O.-Abschnitt  des  Rigistockes,  nw. 
über  Rmnnen,  ö.  Rigi  Hochfluh  und 
von  dieser  durch  den  wenig  begange- 
nen Passübergang  der  Egg  getrennt. 
Fast  vollständig  bewaldet. 

GOTTHARD  (Kt.  Tessin  und  Uri). 
Gebirgsmassiv,  Pass,  Strasse  und  Rahn. 
S.  den  Art.  Sankt  Gotthard. 

GOTTLIEBEN  (Kt.  Thurgau,  Rez. 
Kreuzungen).  403  m.  Gem.  und  Pfarr- 
dorf, am  linken  Ufer  des  Rhein  und 
an  dessen  Eintritt  in  den  Untersee, 
500  m  n.  der  Station  Tägerwilen  der  Li- 
nie Konstanz- Etzwilen-Schafiliausen. 
Dampfschifl'station.  Zollamt.  Fähre  über 
den  Rhein.  47  Häuser,  265  zur  Mehr- 
zahl ref.  Ew.  Fischfang  und  Fischhan- 
del. Rosshaarflechterei,  Holzschnitzerei. 
Eine  Gerberei.  Der  Kreis  Gottlieben 
umfasst  die  Gemeinden  Emmishofen, 
Gottlieben,  Tägerwilen  und  Waldi. 
Früher  trug  der  jetzige  Rezirk  Kreuz- 
ungen den  Namen  GottUeben,  und  das 
Dorf  Gottlieben  war  bis  1869  dessen 
Rezirkshauptort.  Wie  der  Name  an- 
deutet, muss  GotUieben  eine  Siedelung 
religiösen  Ursprunges  sein.  Der  Rischof 
von  Konstanz  hatte  den  Rewohnera  die- 
ses Ortes  die  Erwerbung  von  Grund- 
besitz verboten,  ihnen  aber  dafür 
auf  einem  bestimmt  abgegrenzten  Gebiet  das  ausschliess- 
liche Recht  des  Fischmnges  verliehen,  wofür  sie  ihm 
für  seine   Tafel  jährlich  10000  [frische  Fische    zu   lie- 


380 


GOT 


GOT 


fem  verpflichtet  waren.  Als  die  Bevölkerung  an  Zahl  zu- 
rückging, wurde  dieser  Tribut  auf  5000  Fische  ermässigt 


abgebaut,    die 
Käpfnach. 


Gottlieben  von  Nordosten. 

und  1646  durch  eine  Steuer  in  barem  Geld  ersetzt.  Heute 
ist  der  Ertrag  des  Fischfanges  in  Gottlieben  wegen  des 
Aufschwunges  dieses  Gewerbes  in  Ermatingen  und  Kon- 
stanz lange  nicht  mehr  so  gross  wie  früher.  Bischof  Eber- 
hard von  Konstanz  erbaute  1250  in  Gottlieben  ein  von 
zwei  mächtigen  poetischen  Türmen  flankiertes  Schloss, 
das  lange  Zeit  eine  der  bischöflichen  Residenzen  war. 
In  einem  der  Türme  wrurde  zur  Zeit  des  Konziles  von  Kon- 
stanz Papst  Johannes  XXIII.  gefangen  gehalten,  weil  er 
die  Wahl  des  Papstes  Martin  V.  nicht  anerkennen  wollte; 
zu  gleicher  Zeit  war  1415  vor  seinem  Feuertod  auch  der 
Reformator  Johannes  Huss  aus  Praff  hier  Gefangener, 
und  1453  wurde  der  Chorherr  Felix  Hämmerlin  von  Zü- 
rich hier  eingekerkert.  1499  besetzten  die  Schwaben  das 
Schloss,  und  1633  naihm  hier  der  schwedische  General 
Hörn  Quartier,  um  eine  Brücke  über  den  Rhein  zu  schla- 
gen und  Konstanz  anzugreifen.  1692  sank  ein  unter- 
waschener Uferstrich  mit  4  Häusern  in  den  See.  Die  Kö- 
niffin  Hortense,  Mutter  Napoleons  III.,  hatte  vor  ihrer 
Ueoersiedelung  nach  Arenenberg  das  Schloss  Gottlieben 
1810  angekauft.  Münzen  aus  keltischer  und  römischer 
Zeit;  Alemannengrab.  Vergl.  Gottlieben  nach  seinen  ge- 
genwärtigen und  bisherigen  Schicksalen  (Thurgauer 
Neujahrsblatt,  1831). 

GOTTRAU8AZ  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Or- 
mont  Dessus).  1200  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  auf  den 
Höhen  über  dem  rechten  Ufer  der  Grande  Eau,  am  alten 
Weg  Le  Cr6tex-Le  Thomassey,  nahe  der  Grenze  zwischen 
der  Seyte  du  Milieu  und  der  Seyte  d*en  Bas  und  10  Minu- 
ten nö.  Vers  T^^lise.  Nach  dem  Brauch  der  Bewohner  der 
Ormonts  nur  zeitweilig  bezogen. 

GOTTSCHALKENBERG   (Kt.  Zug,  Gem.  Menzin- 

§en).  1152  m.  Bekanntes  grosses  Kurhaus  auf  der  bewal- 
eten  Kette  der  Hohen  Hone,  die  sich  zwischen  die  Thäler 
der  Biber  und  der  Sihl  vorschiebt;  sw.  vom  Dreiländer- 
stein, an  dem  die  Kantone  Zürich,  Zug  und  Schwyz  an- 
einandergrenzen.  6  km  w.  über  der  Station  Biberbrücke 
der  Südostbahn  ( Wädenswil-Einsiedeln-Arth  Goldau). 
Strasse  von  Biberbrücke  bis  zum  Hotel.  Telephon;  im 
Sommer  Omnibus  Biberbrücke-Gottschalkenber^^.  Nahe 
an  grossem  Wald  reizend  p;elegen ;  schöne  Aussicht  auf 
das  ganze  umliegende  Gebiet  und  die  Alpen.  Der  Berg- 
rücken einst  als  Alpweide  «  Berg»  Eigentum  des  Klosters 
Einsiedeln,  das  im  ganzen  ö.  Teil  des  Kantons  Zug  viele 
Güter  besass.  Um  die  Mitte  des  19.  Jahrhunderts  entstand 
hier  ein  Wirtshaus,  das  später  in  einen  Gasthof  umge- 
wandelt wurde.  Das  neue,  1877  erbaute  Hotel  ist  Anfangs 
März  1903  vollständig  niedergebrannt.  Das  gesunde  und 
trockene  Klima  sagt  besonders  Brustkranken  und  Blut- 
armen zu.  \erß\.  Weber,  Ant.  Der  Kurort  Gottschalkenr- 
berg  {Zuger  Kalender,  1903). 

GOTT 8HALDEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  und  Gero.  Hor- 
gen).  440  m.  Ehemalige  Kohlengrube,  am  Meilibach, 
500  m  sw.  Unter  Ort.  Wurde  1872-91  auf  Schieferkohle 


demselben  Flöz  angehörte  wie  die    von 
Vergl.  Letsch,  Em.  Die  MoUusekohlen  ö.  der 
ReuBS,  Bern  1899. 

GOTTSHAUS  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Bi- 
schofszell.  Gem.  Hauptwil).  4ä)-005  m.  Ge- 
meindeabteilung ;  umfasst  das  mit  Wiesen 
uud  Wald  bestandene  Gebiet,  das  sich  ö. 
Bischofszell  und  Hauptwil  bis  zur  Sitter 
und  zur  St.  Galler  Gemeinde  Bemhardzeli 
hinzieht.  Zählt  36  Weiler,  Höfe  und  Gü- 
ter, deren  bedeutendste  Ebers wil,  Wilen, 
Stocken,  Störshirten,  Thron,  Horb,  Mol- 
lishaus.  Lauften,  Pelagibere,  Thürlev^ang, 
Zorn,  Lemisau,  Hasum  und  Wolf haff  sind. 
Der  Pela^iberg  ist  ein  konisch  geformter 
Hügel  mit  sehr  schöner  Aussicht.  Das  Ge- 
biet umschliesst  ausser  der  Sitter  noch  den 
Horber^,  Rütti-  und  Horbachweier,  die  za> 
sammen  mit  2  weitem  Weiem  zwei  Müh- 
len und  einige  andere  industrielle  Betriebe 
mit  Kraft  versehen.  Alle  diese  Gewässer 
sind  reich  an  Fischen  ^besonders  Hechten) 
u.  werden  von  vielen  wilden  Enten  belebt. 
Gottshaus  gehört  zur  paritätischen  Kirch- 
gemeinde Bischofszeil,  doch  haben  die  o. 
Wilen  wohnenden  Katholiken  sich  zu  einer 
eigenen  Filiale  mit  Kirche  zu  Pelagiberg  zusammengetan. 
Stationen  Bischofszell  und  Hauptwil  der  Linie  Gossau-Sal- 
gen.  In  Mollishaus  Postablage.  In  Wilen  und  Hoferberg  je 
eine  Primarschule.  239  Häuser,  676  Ew.,  wovon  352  Refor- 
mierte und  324  Katholiken.  Ausgezeichnete  Wiesen  be- 
günstigen vor  allem  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Die 
Häuser  im  Appenzeller-  und  Toffgenburgerstil  erbaut,  so 
dass  die  Gegend  in  manchen  Beziehungen  jenen  Land- 
schaften gleicht.  3  grosse  Sennereien,  2  Käsereien.  Käse- 
und  Schweinehandel.  Etwas  Stickerei.  Torfj^rnbeD.  Längs 
der  Sitter  Sand-  und  Kiesgruben.  Mächtige  Nagelfluh- 
bänke an  den  von  Waldkirch  und  Bemhardzeli  herab- 
kommenden Bächen.  Das  Gebiet  früher  Eigentum  und 
unter  der  Gerichtshoheit  des  Gotteshauses  zu  Bischofszeil, 
dem  in  seiner  Gründuncsurkunde  die  Aufgabe  gestellt 
ward,  diesen  ihm  längs  der  Sitter  als  Eigentum  zugewie- 
senen Landstrich  urbar  zu  machen  und  zu  besiedeln. 
Daher  auch  der  Name  der  Landschaft  Die  von  den  Bi- 
schof^zeller  Chorherren  gegründeten  Bauernhöfe  sind 
später  zu  Privateigentum  geworden.  Auf  Boden  von  Gotts- 
haus ist  1831  in  der  Nähe  der  st.  ffallerischen  Häuser- 
gruppe Widenhub  ein  römischer  Münzschatz,  der  sog. 
Schatz  von  Widenhub,  aufgefunden  worden. 

GOTTSMiCNIGEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem. 
Neuen kirch).  521  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  am  rechten 
Ufer  der  Aa,  800  m  nö.  der  Station  Sempach  der  Linie 
Luzern-Olten.     26    kathol.    Ew.    Kirchgemeinde    Sem- 

?ach.  Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht.  Sage  und  Mühle. 
232:  Gotismanningen. 
QOTTSTATT  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Nidau,  Gem.   Or- 

Sund).  486  m.  Kirche  und  Waisenhaus,  am  linken  Ufer 
es  Aarekanals,  800  m  so.  Orpund  und  3,8  km  nö.  der 
Station  Brügg  der  Linie  Bem-Biel.  Telephon.  Das  Waisen- 
haus ist  Eigentum  der  Bürgergemeinde  Biel.  Die  Kirch- 
gemeinde Gottstatt  besteht  aus  den  Zivilgemeinden  Or- 
pund, Safneren  und  Schwadernau.  Eine  alte  Besitzung 
der  ehemaligen  Abtei  Gottstatt,  das  3  km  w.  Biel  am  See- 
ufer gelegene  Gottstatterhaus,  ist  längst  in  ein  Wirtshaus 
umgewandelt  worden.  Schöne  Weinberge.  Steinbrüche. 
Beim  Niveauübergang  der  Eisenbahn  steht  fossilführen- 
des  unteres  Valangien  an.  Gottstatt,  locus  dei,  im  Mittel- 
alter ein  Prämonstratenserkloster,  das  am  24.  März  1248 
vom  Grafen  Rudolf  I.  von  Neuenburg-Nidau  gegründet, 
mit  reichem  Besitz  ausgestattet  und  dem  Diekanat  St. 
Immer  in  der  Diözese  Lausanne  unterstellt  worden  war. 
Die  Kastvogtei  ging  1378  von  den  Grafen  von  Neuen- 
bürg an  die  Stadt  Bern  über.  1375  wurde  das  Kloster 
von  den  Armagnaken  verwüstet.  Nach  der  Reformation 
1528  aufgehoben,  ward  Gottstatt  Staatsgut  von  Bern  und 
1733  Sitz  eines  Landvogtes.  Wichtiger  stratefpscher  Punkt 
während  der  Kämpfe  von  1798.  1802-1834  leitete  hier  der 
verdiente  Obstzüchter  Pfarrer  Zehnder  ein  weit  bekanntes 
Erziehungsinstitut;  1873  wandelte  die  Bürgergemeinde 
Biel  die  Gebäulichkeiten  zu  einem  Altersasyl  und  W^aisen- 


GOT 


GOÜ 


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hang  um ;  1902  von  der  politischen  Gemeinde  Biel  ange- 
kauft und  dem  gleichen  Zweck  erhalten.  In  der  Kircne 
einige    Grabsteine;   daneben    Reste   eines 
Kreuzganges. 

GOTZENWIL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Win- 
terthur,  Gem.  Seen].  525  m.  Weiler;  1,6 
km  so.  Seen  und  1 ,8  km  nö.  der  Station 
Sennhof  der  Tössthalbahn.  Telephon.  20 
Häuser,  104  reform.  Ew.  Das  schweizerische 
Ortslexikon  schreibt  falschlich  Gotzenen- 
wil.  869:  Cozzolteswilare. 

GOUBINQ  (TOUR  DE)  (Kt.  Wallis, 
Bez.  und  Gem.  Siders).  590  m.  Mächtiger, 
auf  einem  Felsblock  fundierter  viereckiger 
Turm,  200  m  ö.  Siders  auf  einem  einst 
trockenen  und  nur  mit  verkrüppelten  Fich- 
ten bewachsenen  Hügel,  der  neute  mit  ei- 
nem schönen  Weinberg  bepflanzt  ist.  Der 
Mrahrscheinlich  1196  erbaute  Turm  wird 
1299  zum  erstenmal  unter  dem  Lokalna- 
men Gubyn  erwähnt,  wo  Isabelle  Albi, 
Burgfrau  von  La  Bätie  de  Granges,  Reben 
besass.  Um  sich  aus  der  Acht  zu  lösen, 
gab  1381  Perrod  de  La  Bätie  den  Goubiiig- 
turm  dem  Bischof  zu  Sitten  als  Eigen- 
tum; später  ging  er  durch  Heirat  an  das  Geschlecht 
de  Platea  und  nachher  an  die  Familie  de  Courten  über. 
Nach  langer  Vernachlässigung  wurde  er  restauriert,  zu 
gleicher  Zeit  aber  auch  verunstaltet,  indem  man  seiner 
einst  eine  prachtvolle  Aussicht  bietenden  und  über  18 
Turme  von  Kirchen  und  Kapellen  hinschauenden  Zinne 
noch  ein  Dach  aufsetzte.  Der  heute  in  Privatbesitz  befind- 
liche Goubingturm  enthält  eine  Sammlung  von  interes- 
santen und  merkwürdigen  Gegenständen  (Gemälden,  Mö- 
beln V^atTen  etc.). 

QOUQRA  (L.A)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Siders).  Kleiner 
Wildbach ;  entspringt  zwischen  der  Garde  de  Bordon  und 
dem  Col  de  Zat^  in  2332  m  dem  Moirygletscher,  durch- 
fliesst  in  n.  Richtung  das  Val  de  Moiry,  nimmt  bei  der 
Alpe  de  Zatelet-Praz  (2159  m)  mit  dem  Abfluss  des  Lac 
de  Zosanne  und  des  Yallon  de  Torrent  seinen  beträcht- 
lichsten Nebenarm  auf,  bildet  einen  von  Fremden  oft  be- 
suchten schönen  Fall  und  mündet  nach  9  km  langem  Lauf 
in  1287  m  in  die  Navizance,  die  hier  längs  der  das  Dorf 
Grimentz  tragenden  Steilhänge  aus  dem  Zinalthale  heraus- 
tritt. 

QOUII.LE(LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Hörens,  Gem.  Evo- 
lena).  1852  m.  Maiensässe  mit  etwa  20  kleinen  Stadeln, 
im  Arollathal,  am  linken  Ufer  der  Borgne  und  7  km  s. 
über  dem  Dorf  Evolena. 

QOUII.LE  (MONT  DE  LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entre- 
monl).  3223  m.  Gipfel,  n.  Vorbere  des  Mont  Velan  (3765 
m),  in  der  Kette  zwischen  dem  obern  Abschnitt  des  Val 
d'Entremont  und  dem  Val  d'OUomont  (einem  der  beiden 
ArmedesValpelline).  Am  Fussdes  N.-Abfalles  des  Gipfels 
der  kleine  Gletschersee  La  Gouille  de  Valsorey  oder 
Gouille  ä  Vassu,  den  Saussure  in  seinen  «  Voyages  dans 
les  Alpes  »  schon  erwähnt. 

QOUILLE  PER8E  D'AROLLA  (LA)  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Harens).  Kleiner  See.  S.  Bleu  d*Arolla  (Lac). 

QOUILLE8  (LES  GRANDES)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Sitten).  2456  m.  Gruppe  von  kleinen  Seen,  im  Boden 
eines  zwischen  dem  Sublage,  Cerac  und  Geltenhorn 
(Gruppe  des  Wildhorns)  eingesenkten  wilden  und  öden 
Kares.  Werden  von  den  das  Kar  umgebenden  Firnfel- 
dem  gespiesen  und  sind  ohne  sichtbaren  Abfluss.  Ihre 
unterirdisch  abfliessenden  Wasser  gehen  wahrscheinlich 
zur  Nettage  und  zur  Zanfleuronne,  zwei  Zuflüssen  zur 
Morgue. 

QOULE  (LA)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Freibergen).  541  m. 
Romantischer  kleiner  Flusssee  des  Doubs,  1  km  lang  und 
100-150  m  breit ;  3,5  km  w.  Le  Noirmont.  Verdankt  seine 
Entstehung  einem  Felssturz,  der  von  den  hohen  Steil- 
ufern am  französischen  Ufer  niedergebrochen  ist,  und 
dessen  Trümmer  eine  600  m  breite,  vom  Doubs  brausend 
und  schäumend  durchschnittene  Barre  quer  über  den 
Flusslauf  gebaut  haben.  Oberhalb  der  Barre  liegt  der 
Flassspiegel  in  541  m,  unterhalb  in  514  m.  Am  schweize- 
rischen Ufer  ein  Zollamt,  ein  bescheidenes  Gasthaus  und 
ein  bedeutendes  Wasser-  und  Elektrizitätswerk  mit  4000 


HP,  das  einen  Fall  von  25  m  Höhe  zur  Verfügung  hat. 
Der  Wasserzuleitungskanal  ist  612  m  lang.  Das  Werk 


La  Goule  im  Doubs. 

versorgt  einen  Teil  der  Hochfläche  der  Freiberge,  das 
Thal  von  St.  Immer  und  das  Plateau  von  Malche  in 
Frankreich  mit  Licht  und  Kraft  und  dient  auch  dazu, 
das  Wasser  einer  an  den  Cotes  du  Doubs  entspringen- 
den starken  Quelle  bis  nach  Le  Noirmont  zu  heben.  Am 
französischen  Ufer  zwei  durch  den  Trümmerwall  von  ein- 
ander getrennte  Häusergruppen,  Sur  la  Goule  und  Le 
Bief  d'Etoz,  die  beide  vom  Felssturz  s.  Z.  zum  Teil  ver- 
schüttet worden  sind.  Seit  1902  ist  eine  grosse  und  feste 
Eisen-  und  Steinbrücke  an  die  Stelle  der  ehemaligen 
Holzbrücke  getreten,  die  vom  Doubs  weggespült  und  wäh- 
rend mehrerer  Jahre  durch  einen  einfachen  Fussgünger- 
steg  ersetzt  worden  war.  Ueber  diese  Brücke  führt  die 
gute  Fahrstrasse,  die  Le  Noirmont  mit  Charmauvillers 
u.  Matche  verbindet.  Gelegenheit  zu  reizenden  Bootfahr- 
ten auf  der  Goule  und  zu  Ausflügen  (auf  neu  angelegtem 
Fussweg)  nach  dem  Moulin  de  la  Mort.  Die  die  Goule  im 
S.  umrahmenden  Felswände  sind  so  hoch  und  einander 
derart  nahe,  dass  den  Bewohnern  des  Schweizer  Ufers 
die  Sonne  vom  15.  November  bis  zum  26.  Januar  nicht 
scheint. 

GOUMOEN8  LA  VILLE  ^Kt.  Waadt,  Bez.  £chal- 
lens).  625  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  auf  dem  w.  Plateau  des 
Jorat,  an  der  Strasse Orbe-£challens  und  3  km  nw.  der  Sta- 
tion £challens  der  Linie  Lausanne-Bercher.  Postbureau, 
Telegraph,  Telephon:  Postwagen  Orbe-£challens.  Ge- 
meinde :  61  Häuser,  449  reform.  Ew. ;  Dorf:  49  Häuser,  354 
Ew.  Zusammen  mitGoumoens  le  Jux,  ^clagnens  und  Pen- 
ther^az  eine  gemeinsame  Kirchgemeinde.  Landwirtschaft. 
Backsteinfabrik.  Schloss,  1644  erbaut;  mit  sehr  alten 
Türmen.  Dieser  Ort  ist  eine  der  ältesten  Siedelungen  des 
Bezirkes.  Im  12.  Jahrhundert  war  seine  Kirche  der  Mit- 
telpunkt einer  ausgedehnten  Kirchgemeinde,  die  u.  a. 
auch  Echallens  umfasste  und  von  der  Abtei  Montbenoit  bei 
Pontarlier  ministriert  wurde.  Die  Einführung  der  Befor- 
mation  stiess  auf  Schwierigkeiten  und  konnte  erst  1575 
als  vollständig  durchgeführt  betrachtet  werden.  Zunächst 
bildeten  Goumoens  la  Ville,  Goumoens  le  Jux  und  Gou- 
moens  le  Chätel  (heute  Saint  Barthölemy)  eine  einzige 
grosse  Herrschaft  mit  Schloss  in  Goumoens  le  Chätel.  Das 
Geschlecht  de  Goumoens  taucht  seit  dem  11.  Jahrhundert 
auf,  war  eine  der  ältesten  und  mächtigsten  feudalen  Fa- 
milien des  Landes  und  besass  im  Waadtlandeund  Savoyen 
noch  verschiedene  andere  Herrschaften.  Aus  dem  Ge- 
schlecht de  Goumoens  sind  besonders  viele  Militärs,  dann 
aber  auch  hervorragende  staatliche  und  kirchliche  Wür- 
denträger des  Waadtlandes  hervoi^egangen.  Widon,  d. 
h.  Guy  de  Goumoens  war  der  llauptstifter  der  Abtei  Mon- 
therond  (1235).  Im  Laufe  des  13.  Jahrhunderts  teilte  sich 
das  Geschlecht,  so  dass  jede  der  drei  genannten  zur 
Stammherrschafl  gehörenden  Ortschaften  zur  eigenen 
Herrschaft  ward.  Einzii^  der  Zweig  de  Goumoens  la  Viile 
des  Geschlechtes  hat  sich  bis  auf  den  heutigen  Tag  er- 
halten. 1142:  Gumuens. 

GOUMOENS  LE  CHÄTEL  (Kt.  Waadt,  Bez.  £chal- 


882 


GOU 


GOU 


leuM,  Gem.  5$aint  Barth^leiny),  Frnberer  Name  von  Dorf 
and  SchloM  Saiüt  BAftTHiLEinr.  S.  diesen  Art. 
OOUMOCMS  L«  JUX  oder  OOU- 

SOCMS  LS  JOUX  fKt.  Waadt,  Bez. 
;haUent).  500  m.  Gem.  ond   Weiler, 
aaf  dem  w.  Plateao  des  Jorat,  ober  dem 
rechten  l^fer  des  hier  in  tiefem  Tobel 
fliestenden  Talent,  an  der  Strasse  Goo- 
moens  la  Ville-fiavois ;  1,5  km  nw.  G<m- 
moens  la  Ville  and  4,5  km  nw.  der  Sta- 
tion Phallen«  der  Linie  Laasanne-Ber- 
cher,  6  Haaser,  92  reforni.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Goarooens  la  Ville.  Am  we- 
nigsten Einwohner  zählende  Gemeinde 
des    Kantons    Waadt.    Landwirtschaft. 
Zaerst  Teil    der  Herrschaft  Goamoens 
la  Ville,  dann  seit  dem  13  Jahrhundert 
eigene  Herrschaft,  im  14.  Jahrhundert 
▼on  Fran^ois  de  Goamoens  la  Ville.  Herrn 
▼on   Bioley-Magnoai,  and  im  17.  Jahr- 
hundert von  Daniel  ChAlon,  Burcrherm 
von  Gully,  erworben.  Einer  der  letzten 
Besitzer  war  der  Naturforscher  Albrecht 
▼.  Haller.   Es  stand   hier   früher  eine 
schon  im   15.  Jahrhundert  nicht  mehr 
bewohnte  and  in  den  Bnrgunderkriegen 
endgiltig  zerstörte  kleine  Bur|[.  Der  in 
das  Molasseplateau  sich  stark  einschnei- 
dende Talent  hat  unterhalb  Goumoens  la  Jux  bis  hinter  La 
Motte  mit  seiner  Sohle  bereite  das  Eocän  (Sid^rolithique) 
durchschnitten  und  den  gelben  untern  Urgonkalk  erreicht, 
die  zusammen  gleichsam  ein  1  km  langes  Knopfloch  mit- 
ten in  der  Molasse  bilden.  Das  Eocan  besteht  aus  einer  12- 
15  m  mächtigen  Schickt  mit  ziemlich  eisenreichem  Bohn- 
en an  der  Basis,  das  auch  noch  karrenartige  Taschen  im 
unterliegenden  Urgon  .ausfüllt.  Das  Uebrige  ist  metallar- 
Weit.  Ott. 

Lc  Talent 
_67.  /-.%•  ^^ 


französisch  Goomois.  Diese  abgelegene  Gegead  war  -. 
▼oo  Bären  ond  Lochsen  beTÖlkertr  ond  beste  noch  äenc 


1 10000. 


H.Schardt. 


Osologiiohar   Qiisrsohnitt  durch  da«  Tobel  das  Talent   bei 
Ooamoeaa  le  Jux. 

Ol.  Brralikum;    Mg.    Diolbankige   Molaaae;    Mr.   Rote  Molasae ; 
8.  Bohnarsbilduog  (Siderolitbiquej ;  U.  Urgon. 

mer  (10-15  %)  Bolus  mit  einzelnen  Eisenkörnchen  und 
glänzenden  Quarzpartikelchen.  Das  Ganze  ist  nicht  abbau- 
würdig. 

QOUMOI8  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Freibergen).  496  m. 
Gem.  und  Weiler,  am  rechten  Ufer  des  Doubs,  5  oder 
7,8  km  wnw.  der  Station  Saignel^gier  der  Linie  Glovelicr- 
La  Chaux  de  Fonds,  je  nachoem  man  den  Fusswegen  oder 
der  Strasse  folgt.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon ;  Post- 
wagen nach  Saignelc^gier.  Eidgenössisches  Zollbureau. 
Gemeinde,  mit  Beifond  Dessous  und  Beifond  Dessus: 
35  Häuser,  228  kathol.  Ew.;  Weiler:  9  Häuser,  5(  Ew. 
Kirchgemeinde  Les  Pommerats.  Ackerbau  und  Viehzucht. 
Uhrcnmacherei,  Holz-  und  Kohlenhandel,  Schefflerei ; 
bedeutender  Grenzhandel  mit  Spezereiwaaren.  Mühle. 
Bei  Le  Theusseret,  2  km  oberhalb  Goumois,  Wasser-  und 
Elektrizitätswerk,  das  Saignelögier,  Montfaucon,  Les  Pom- 
merats und  Le  B^mont  mit  Wasser,  Kraft  und  Licht  ver- 
sorgt. Sand-  und  TufTgrube ;  der  mit  der  Säffe  verarbeitete 
Tun  wird  zur  Herstellung  von  Oefen  una  Kochherden 
gerne  verwendet.  Goumois- Suisse  liegt  ausserordentlich 
malerisch  am  Fuss  von  mächtigen  senkrechten  Felswän- 
den und  prachtvollen  Waldungen,  aus  denen  zahlreiche 
kleine  Wasserfälle  herabstürzen,  und  ist  eines  der 
schönsten  Ausilugsziele  an  den  romantischen  Ufern  des 
Doubs.  Eine  der  Felswände  zeigt  im  Profil  zum  Ver- 
wechseln ähnlich  das-  Bild  eines  Allen.  Gegenüber,  am 
linken  Ufer  des  Flusses,  die  grössere  Häusergruppe  Gou- 
mois-France.  Schöne,  auf  Steinpfeilern  ruhende  Eisen- 
brücke.  Die   beiden  Weilern  dienende  Kirche  steht  in 


Schweiseriich  Goumoia. 

man  an  einem  der  Häuser  eine  halb  verwischte  Maleret,  die 
einen  Bären  und  einen  Wolf  darstellt  und  unter  der  fol- 
gende Inschrift  steht:  «  Un  ours  a  ^te  tu^  en  ce  Ue«  le 
ä)  aoüt  1761 ;  un  loup  servie  [loup  cervier]  en  ce  lies  a 
^te  tu^  le  15  d^embre  1768.  »  Ein  anderes  Haus  trägt  als 
ehemalige  Amtswohnung  eines  Untervogtes  der  Herren 
von  Montjoye  das  Fassadenbild  des  zu  Pferd  sitzeiMlea 
Prinzen  von  Montjoye.  1815  fand  bei  Goumois  ein  Kampf 
zwischen  einer  Abteilung  Rovalisten  und  kaiserlich  napo- 
leonischen Truppen  statt,  in  dem  die  erstem  in  die  Flacht 
geschlacen  wurden  und  ein  junger  Graf  von  Mon^je 
ums  Leben  kam.  Es  ist  recht  bezeichnend,  dass  an  der 
letzten  in  dieser  Gegend  stattgefundenen  Waffentat  ein 
Montjoye  beteiligt  gewesen  ist,  da  dieses  Geschlecht  der 
letzte  Inhaber  der  mit  der  französischen  Revolution  aaf- 
gehobenen,  uralten  und  seit  1308  schon  mit  den  Freiber- 
gen verbundenen  {Cartulaire  de  Montfaucon.  Folio  61 ) 
Grafschaft  La  Roche  (Hauptort  Saint  Hippolyte)  war.  So 
hatten  auch  die  Herren  von  Montjoye  ihren  andern  Titeln 
immer  denjenigen  der  «  seigneurs  de  la  Franche  Mon- 
tagne  »  beigefügt.  Auf  den  hohen  Felsen  s.  von  Goumois 
»tehtdie  Burgruine  Franquemont.  Goumois  war  im  12. 
und  13.  Jahrhundert  Eigentum  des  Priorates  Lanthenans, 
das  das  Dorf  gegen  eine  jedes  Jahr  auf  den  Handände- 
rungen zu  Montb^liard  zu  erhebende  Steuer  von  20  sob 
1247  an  Thierry  II 1.  von  Montfaucon,  Grafen  von  Mömpel- 
ffard,  abtrat.  Thierry's  Neffe  Gauthier  de  Montfaucon 
(Sohn  von  Thierry's  jüngerem  Bruder  Am^de  Montb^liard, 
Sire  de  Montfaucon)  ertiielt  dann  von  Renatus  von  Bur- 
gund  und  seiner  Gemahlin  Guillemette  1304  Goumois  mit 
allen  seinen  Landereien  als  unbeschränktes  Eigentum  ver^ 
liehen.  Vergl.  den  Art.  Franquemont.  Refugium;  Fund 
von  Töpferscherben  römischen  Ursprungs.  1 1 77 :  Gonaoen- 
sem  ecclesiam  ;  1257 :  Gumoens ;  1304 :  Goumoene. 

GOURZE  (LA  TOUR  DE  oder  MONT  DE)  (Kt. 
Waadt,  Bez.  Lavaux).  930  m.  Berg  im  s.  Jorat,  auf  der 
Grenze  zwischen  dem  obern  Plateau  und  der  Flanke  von 
Lavaux  und  auf  der  Wasserscheide  zwischen  Rhone  und 
Rhein  ;  2,6  km  nnö.  Gully  und  8,5  km  ö.  Lausanne.  Von 
den  übrigen  ebenso  hohen  oder  noch  höheren  Gipfeln 
des  Jorat  ist  die  Tour  der  Gourze  der  am  charakteris- 
tischsten ffeformte  und  gewährt  als  isolierte  Pyramide  den 
freiesten  Ausblick  mit  weitem  Panorama  auf  den  Genfer^ 
see,  die  Kuppe  des  Grand  Combin  und  einen  grossen 
Teil  des  Kantons  Waadt.  Sie  wird  deshalb  auch  schon 
seit  langer  Zeit  als  Aussichtswarte  geschätzt  und  oft  be- 
sucht. Auf  dem  Gipfel  steht  die  Ruine  eines  Turmes,  des- 
sen Entstehung  nicht  genau  datiert  werden  kann,  aber  ins 
12.  oder  13.  Janrhundert  verlegt  werden  und  der  Eigen- 
tum der  Bischöfe  von  Lausanne  gewesen  sein  muss.  Seine 
Zerstörung  oder  Abtragung  wird  Ludwig  II.  Baron  von 
Vaud  zugeschrieben,  als  er  mit  dem  Bischof  Pierre  d*Oron 


GRA 


GRA 


383 


in  Fehde  stand  (1316).  Seither  ist  der  Turm  nicht  mehr 
aufgebaut  worden ;  ein  vor  wenigen  Jahren  dahin  zielender 
Versuch  hat  zu  keinem  Resultat  geführt.  Der  Berg  besteht 
aus  einer  Grundlage  von  Molassesandstein,  auf  den  eine 
die  Turmruine  tragende  Bank  von  Nagelfluh  foIg[t.  Alle 
Schichten  fallen  alpeneinwärts  nach  SO.  Der  steile  W.- 
und  N.-Hang  bewaldet^  der  S.-Hang  mit  Wiesen  beklei- 
det. Häufig  besuchtes  Ausflugsziel.  1140:  Mons  Gurzii; 
1316 :  Goursi. 

GRABEN,  QRMSmH,  GRABI,  QRMLBl,  GRJtL- 
BLI.  Ortsnamem,  gebraucht  zur  Bezeichnung  von  langen, 
engen  u.  steilwandigen  Seitenthälern  mit  Bergbach ;  oder 
auch  einer  gewöhnlichen  kleinen  Thalfurche  beigelegt. 
In  Zusammensetzungen  besonders  häufiff  im  Emmenthal 
und  überhaupt  im  Erosions^ebiet  der  Gruppe  des  Napf. 
In  der  franzosischen  Schweiz  als  Grabo,  Graboz.  Grabou 
vorkommend. 

GRABEN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofincen,  Gem.  Botten- 
wil).  505  m.  Weiler,  an  der  Strasse  Zofingen-Bottenwil, 
1  km  nw.  Bottenwil  und  3,8  km  ö.  der  Station  Zofmgen 
der  Linie  Luzern-Olten.  10  Häuser,  56  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Schöftland.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

GRABEN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zoßngen,  Gem.  Brittnau). 
467  m.  Weiler,  im  Wiggerthal,  600  m  w.  Brittnau  und 
3,5  km  nw.  der  Station  Heiden  der  Linie  Luzern-Olten. 
13  Häuser,  132  reform.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

GRABEN  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem.  Zollikofen). 
555  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  am  Sägebach  und  2,5  km 
sw.  der  Station  Zollikofen  der  Linie  Olten-Bern.  Telephon. 
41  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Bremgarten.  Mühle,  zwei 
Sägen,  Knochenmühle. 

GRABEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Schwarzenburg,  Gem. 
Rüschegg).  745  m.  Weiler,  nahe  dem  linken  Ufer  des 
Schwarzwassers,  am  Eingang  in  den  Aulisgraben,  2  km 
nö.  Rüschegg  und  13  km  sw.  der  Sta^on  Thurnen  der 
Gärbethalbahn  (Bern-Wattenwil-Thun).  13  Häuser,  93 
reform.  Ew.  Wiesenbau.  Mühle  und  Sage. 

GRABEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftigen,  Gem.  Rig- 
gisberg).  720  m.  Weiler,  900  m  nö.  Riggisberg  und  2  km 
BW.  der  Station  Thurnen  der  Gürbelthalbahn  (Bern-Wat- 
tenwil-Thun). Telephon.  13  Häuser,  86  reform.  Ew.  Wie- 
senbau. Mühle  und  Säge. 

GRABEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Wangen).  460  m.  Gem. 
mit  zerstreut  gelegenen  Häusern,  im  Oenzthal,  2  km  wnw. 
der  Station  Buzberg  der  Linie  Olten-Bern  und  3,3  km  n. 
Herzogenbuchsee.  rostablage,  Telephon.  Umfasst  die  5 
Weiler  Baumgarten,  Burach,  Hubel,  Kleinholz  und 
Schörlishüseren  und  zählt  zusammen  in  53  Häusern  303 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Herzogenbuchsee.  Landwirt- 
schaft ;  Käsefabrikation.  Wollspinnerei.  Mühle.  Schulhaus. 

GRABEN  (Kt.  Luzem,  Amt  Willisau,  Gem.  Nebikon). 
510-600  m.  Zerstreut  gelegene  Bauernhöfe,  in  einem  klei- 
nen rechtsseitiffen  Nebenarm  des  Wiggerthales,  1  km  nö. 
der  Station  Nebikon  der  Linie  Luzern-Olten.  18  Häuser, 
115  kathol.  Ew.  Kirchffemeinde  Altishofen.  Ackerbau  und 
Viehzucht.  Käserei  una  Käsehandel.  Säge,  Mühle,  Ziegelei, 
Backsteinfabrik.  Krahnen-  und  Hebezeugfabrik,^Kunst- 
dün^erfabrik.  Einige  der  Bewohner 
arbeiten  in  den  Faoriken  von  Nebi- 
kon. 

GRABEN  (HINTER  und  VOR- 
DER) (Kt.  Luzem,  Amt  Entlebuch, 
(^m.  Escholzmatt).  949  m.  Bauern- 
höfe, am  rechten  Ufer  des  Bockeren- 
grabens,  5  km  nnö.  der  Station  Escholz- 
matt der  Linie  Bern -Luzem.  Post- 
ablage. 20  Häuser,  137  kathol.  Ew. 
Wiesenbau  und  Viehzucht. 

GRABEN  (HINTER)  (Kt.  Obwal- 
den.  Gern,  Samen).  480-1000  m.  42 
auf  der  Schwändi  zerstreut  gelegene 
Häuser,  zwischen  Görisbach  und  Forst- 
bach und  6,5  km  sw.  der  Station  Sar- 
nen  der  Brünigbahn  (Luzem-Brienz). 
172  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Vieh- 
zucht. 

GRABEN  (IM)  (Kt.  Freiburg,  Bez. 
Sense,  Gem.  (jiffers].  748-820  m.  10  am  ziemlich  steilen 
Hang  rechts  über  aer  G^rine  (Aergerenbach)  zerstreut 
gelegene  Häuser,  2  km  so.  Giffers  und  9,5  km  so.  Frei- 


burg. 68  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Futter-  und  Kar- 
toffelbau, Viehzucht. 

GRABEN  (IM)  (Kt.  Freibura,  Bez.  Sense,  Gem.  Ober- 
schrot). 835  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am  Tütschbach, 
700  m  nö.  Plaffeien  und  13  km  so.  Freiburg.  32  kathol. 
Ew.  deutscher  Zunge.  Kirchgemeinde  Plaffeien.  Wiesen- 
bau und  Viehzucht.  Mühle  und  Säge. 

QRABENEGG  (Kt.  Schwyz,  Bez.  March,  Gem. 
Galgenen).  950  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  zwischen  dem 
Mosenbach  und  Spreitenbach,  am  N.-Hang  der  Pfiffegg, 
5  km  sw.  der  Station  Siebnen- Wangen  der  Linie  Zürich- 
Glarus-Linthal  und  2,6  km  sw.  Galgenen.  41  kathol.  Ew. 
Ackerbau.  Vieh-  und  Holzhandel. 

GRABENHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  Etwa  2700 
m.  Wenig  bedeutender  Felszahn,  im  Kamm  w.  über  dem 
Riedgletscher  und  ö.  über  dem  zwischen  St.  Nikiaus  und 
Herbriggen  im  Nikolaithal  gelegenen  Weiler  Mattsand. 
Auf  der  Siegfriedkarte  ohne  Höhenkote. 

GRABENHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  3375  m. 
Gipfel,  w.  Vorberg  des  Dom,  in  der  Gruppe  der  Mischa- 
belhörner,  zwischen  Festi-  und  Kiengletscher  und  3  km 
ö.  Randa.  Von  der  Domhütte  aus  in  3  Stunden  erreichbar. 

GRABENMATT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau,  Gem. 
Lauperswil).  640  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  rechten 
Ufer  der  Emme,  1  km  so.  Lauperswil  und  1,7  km  so.  der 
Station  Zollbrücke  der  Linie  Burgdorf-Langnau.  37  reform. 
Ew. 

GRABOU  (LE)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Broye,  Gem. 
Montagny  les  Monts).  627  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am 
linken  Ufer  der  Arbogne,  mitten  im  Wald  von  Chan^z, 
2  km  so.  Montajgnay  les  Monts  und  3,7  km  so.  der  Station 
Cousset  der  Linie  Freiburg- Yverdon.  42  kathol.  Ew.  Vieh- 
zucht, Waldwirtschaft. 

GRABOU  oder  GRABOZ  (LE)  (Kt.  Freiburg,  Bez. 
Saane,  Gem.  Praroman).  729  m.  Weiler,  am  Bach  von  Le 
Pontet,  8(X)  m  so.  Praroman  und  11  km  so.  Freiburg.  11 
Häuser,  58  kathol.  Ew.  Wiesen-,  KartolTel-  und  Getreide- 
bau, Viehzucht.  Mühle  und  Sägen. 

GRAB8  (Kt.  St.  Gallen.  Bez.  Werdenberp;).  469  m. 
Gem.  und  grosses  Pfarrdorr,  im  Rheinthal,  3  km  w.  vom 
Fluss,  am  O.-Fuss  des  Grabserberges,  am  Grabserbach, 
an  der  Strasse  Gams- Werdenberg-Buchs  und  3,5  km  nw. 
der  Station  Buchs  der  Linie  Rorschach-Sargans.  Post- 
bureau, Telegraph,  Telejphon;  Postwagen  Buchs-Ebnat- 
Kappel.  Die  Gemeinde  (jrabs  ist  eine  der  grössten  (5458 
ha)  und  wohlhabendsten  des  Kantons  und  zieht  sich  von 
der  Rheinebene  bis  zu  den  Hängen  des  Alvier  hinauf. 
Gemeinde,  mit  Grabserberg  (Weiler  Forst.  Lee  u.  Schluss), 
Grabserfeld,  Stauden,  Staudenerberg  und  einem  Teil  von 
Werdenberg:  810  Häuser,:  4411  reform.  Ew.;  Dorf:  339 
Häuser,  2047  Ew.  Ackerbau  (Mais,  Kartoffeln),  Viehzucht. 
Maschinenstickerei.  Mühlen,  Säfen,  Gerbereien,  Schmiede- 
werkstätten, Spinnereien,  mecnanische  Werkstätten  mit 
Wasserbetrieb.  Elektrisches  Licht.  Stickereifabriken ;  ost- 
schweizerische Stickereifachschule.  Schöne  neue  Kirche; 
Asyl  für  arme  Kinder ;  Unterstützunj^kasse.  Jährlich  drei 
stark   besuchte  Viehmärkte  (Hornvieh  und  Pferde).  Die 


.1 


Orabs  von  Soden. 

Gemeinde  hat  die  vom  Grabserberg  herabkommenden 
Wildbäche  unter  grossen  finanziellen  Opfern  korrigiert. 
Nach  Ekkehard*s  Chronik  stand  hier  schon  614  eine  Qua- 


384 


GRA 


GRiE 


dravedes,  ad  quatuor  dbietes  =  bei  den  vier  Tannen  ge- 
heissene  Siedelung.  (Vergl.  Gotzinffer,  Wiih.  Die  romani- 
schen Ortsnamen  des  Kant.  St,  Gatten.  St.  Gallen  1891). 
Hier  amtete  als  Pfarrer  der  Diakon  Johannes,  später  Bi- 
schof von  Konstanz.  8U  :  Quaravedes ;  858 :  Quaravides ; 
1060:  Quaravede;  1178:  Grabun;1200:  Grabis.  Fundevon 
römischen  Münzen. 

GRAB8ERBAD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg. 
Gem.  Grabs).  960  m.  Heilbad  mit  starker  Schwefel-  and 
Gipsguelle.  im  obern  Abschnitt  des  Grabserberges ;  4,5  km 
nw.  über  Grabs  and  8,5  km  nw.  über  der  Station  Buchs 
der  Linie  Rorschach-Sargans.  Von  den  Bewohnern  der 
Gegend  gut  besucht. 

GRAB8ERBERG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenber^, 
Gem.  Grabs).  500-900  m.  Sehr  fruchtbarer  Berghang,  mit 
Weilern  (Forst,  Lee,  Schluss)  und  Höfen  übersät  und  von 
zahlreichen  Wildbächen  durchfurcht,  w.  über  Grabs.  179 
Häuser,  856  reform.  Ew.  Landvdrtschaft.  Darüber  das 
Grabserbad. 

GRABSERFELD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg, 
Gem.  Grabs).  479  m.  Grosses  Feld  im  Rheinthal,  mit  Wie- 
sen u.  Obstbäumen  bestanden,  500  m  n.  Grabs.  Zahlreiche 
zerstreut  gelegene  Häuser.  53  Häuser,  271  reform.  Ew. 

GRAB8ERRIET  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg, 
Gem.  Grabs).  455  m.  Grosses  Riet,  am  linken  Ufer  des 
Rhein  zu  beiden  Seiten  der  Bahnlinie  Rorschach-Sargans 
und  1,5  km  nö.  Grabs.  900  ha  gross.  Zum  Teil  mit  Aeckem 
und  Wiesen  bestanden. 

QRADET8CH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Siders).  Gem.  und 
Dorf.  S.  den  Art.  Granges. 

GRADICIOLI  (MONTE)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lu^no). 
19i^  m.  Gipfel,  südlicher  und  nur  um  28  m  niedngerer 
Nachbar  des  Monte  Tamaro,  in  der  von  diesem  nach 
SW.  abzweigenden  und  über  Luino  am  Lanffensee  endi- 
genden Kette.  Schöne  Aussicht  durch  das  Val  Vedasca 
auf  den  Lanffensee  und  nach  SO.  auf  den  Luganersee. 
Wird  selten  bestiegen. 

GRiCBLI  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Uri,  Gem. 
Bürgten).  Teile  des  Dorfes  Bürglen,  über  und  unter  der 
Kirche.  S.  den  Art.  BCrglen. 

GRIECHEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  1617  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  auf  einer  waldumrahmten  Terrasse,  am 
Fuss  des  Seelhai horns  und  über  dem  rechten  Ufer  der 
Zermatter  Vlsp,  nahe  dem  Fcissporn  über  der  Vereini- 
gung des  Nikolai-  und  Saasthales,  4  km  nö.  über  St.  Nik- 
laus  und  1  Vt  Stunden  über  der  Station  Kalpetran  der 
Linie  Visp-Zermalt.  Postablage.  Gemeinde,  mit  Binnen 
und  Eggen :  53  Häuser,  389  kalhol.  Ew. ;  Dorf :  14  Häuser, 
108  Ew.  Vieh-,  besonders  Ziegen-  und  Schafzucht ;  Roggen- 
bau. Die  Leute  von  Grächen  wohnen  in  zahlreichen,  über 
die  ganze  Terrasse  zerstreut  gelegenen  kleinen  Siedelungs- 
gruppen,  die  sich  meist  um  eine  kleine  Kapelle  schaa- 
ren.  Die  zwei  grössten  dieser  Gruppen  sind  das  am  Fuss 
des  grossen  Grächerwaldes  stehende  KirchJorf  Grächen 
und  der  tiefer  unten,  über  dem  zur  Visp  abfallenden  und 
von  Runsen  zerfressenen  Hang  gelegene  Weiler  Nieder 
Grächen.  Von  beiden  Stellen  sehr  schöne  Aussicht.  Die 
Wiesen  und  Felder  von  Grächen  werden  vom  nahen  Ried- 
gletscher her  durch  ein  Netz  der  bekannten  Walliser 
Wasserleitungen  (bisses)  bewässert.  Pfarrer  Tscheinen 
von  Grächen  hat  s.  Z.  die  zahlreichen  Volkssagen  des 
Wallis  gesammelt  und  mit  dem  Chorherrn  Ruppen  zu- 
sammen unter  dem  Titel  Watliser  Sagen  (Sitten  1872) 
veröffentlicht.  1210:  Grachan;  1250:  Granchon ;  1295: 
latein.  Grangiis;  im  14.  Jahrhundert:  Grenkun,  Grenkon, 
Grenken.  Betr.  Etymologie  s.  den  Art.  Granges. 

GRIECHEN  (NIEDER)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem. 
Grächen).  Abteilung  der  Gemeinde  Grächen ;  umrasst  die 
tiefer  gelegenen  der  Siedelungsgruppen  auf  der  Terrasse 
von  Grächen,  3  km  nö.  über  der  Station  St.  Nikiaus  der 
Linie  Visp-Zermalt.  Kapelle.  Heimat  von  Thomas  Platter 
(geb.  149d).  Dieser,  zuerst  Ziegen-  und  Kuhhirt,  Bettler 
und  Seiler,  benutzte  jede  Gelegenheit,  um  sich  trotz  seines 
elenden  und  vagabundierenden  Lebens  nach  Möglichkeit 
zu  unterrichten,  ward  dann  in  Basel  Korrektor  in  einer 
Buchdruckerei,  Buchdrucker  und  Buchhändler  und  zuletzt 
Universitätsprofessor  für  die  griechische  Sprache.  Er  ist 
einer  der  berühmtesten  Söhne  des  Wallis  und  hat  auch 
viel  dazu  beigetragen,  in  seinem  Geburtslande  die  Ideen 
der  Reformation  zu  verbreiten.  Er  starb  1582.  Sein  Sohn 


Felix  Platter,  nicht  weniger  berühmt  als  der  Vater,  lebte 
als  Professor  der  Medizin  und  Stadtphysikus  in  Basel. 
Ebenfalls  von  Grächen  gebürtig  ist  Plattere  Neffe  Simon 
Steiner  oder  Lithonius,  Professor  für  griechische  und  la- 
teinische Sprache  und  Eloquenz  in  Strassburg  (-j-  1545). 
GRiCCHWIL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarberg,  (^m. 
Meikirch).  663  m.  Weiler,  am  Fnenisberg;  1,3  km  nö. 


Meikirch  und  3,5  km  ssw.  der  Station  Schupfen  der  Linie 
Bern-Biel.   Postwagen  Aarberg-Meikirch.  13  Häuser, 


90 


reform.  Ew.  Wiesenbau.  Der  aus  den  Ereignissen  von 
1796  bekannte  General  Fr.  Salomon  Wyss  besass  hier  ein 
Landhaus.  Bei  Grächen  ein  Grabhügel,  in  dem  man  neben 
andern  Gegenständen  eine  grosse  Bronzevase  mit  Relief- 
ßguren  (vermutlich  etruskischen  Ursprungs)  gefunden 
hat,  die  heute  eines  der  Prunkstücke  des  historischen 
Museums  zu  Bern  ist. 

GRiCFIMATTGRAT  (Kt.  Nidwaiden).  1956,  9018, 
2038,  'i082  m.  Langer  Kamm,  halb  felsig,  halb  mit  Rasen 
bestanden;  in  der  Kette  zwischen  dem  Engel  berger-  und 
Melchthal,  wnw.  über  Grafenort  und  7  km  osö.  über  Sar- 
nen.  Schöne  Aussicht.  Kann  von  Grafenort  ans  in  4  Vi 
Stunden  erstiegen  werden. 

GRiCMIQEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Toj^enborg. 
Gem.  Bütswil).  643  m.  Dorf,  auf  den  Höhen  zwischen  der 
Thur  und  dem  Gonzenbach ;  2,3  km  nnw.  Bütswil  and 
1,2  km  SW.  der  Station  Lütisburg  der  Toggenbnraerbahn. 
34  I^äuser,  125  kathol.  Ew.  Landwirtschaft.  Stickerei. 
Wahrscheinlich  Heimat  des  Geschlechtes  Gramiger. 

GRiCNICHEN  (Kt.  Aargau.  Bez.  Aarau).  414  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  zu  beiden  Ufern  der  Wina,  an  der  Strasse 
Aarau-Menziken  und  2  km  so.  der  Station  Suhr  der  Linie 
Aarau-Suhr-Zoßngen.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon; 
Postwagen  Aarau-Menziken.  Gemeinde,  mit  Bietschthal. 
Bleien,  Eien,  Hochspühl,  Liebegc,  Loch,  Oberfeld,  Reffen- 
thal,  Rütihof.  Scheuerberg  und  Vorstadt:  324  Häaser, 
2771  reform.  Ew.;  Dorf:  108  Häuser,  1070  Ew.  Ackerbau. 
Viehzucht  und  Viehhandel.  Schuhfabrik  mit  180  Art>eitem. 
Die  Gemeinde  besitzt  schöne  Waldungen.  W.  und  ö.  vom 
Dorf,  sowie  In  den  Höfen,  auf  dem  Geliacker  und  den 
Maueräckern  hat  man  römische  Backsteine  und  Mauern 
aufgedeckt.  Am  letztfsenannten  Ort  sind  ein  ganzes  Zimmer 
mit  Mosaikboden,  Wandmalereien,  Marmorplatten  und 
einer  vollständig  erhaltenen  Amphora,  sowie  ein  Legions- 
ziegel zum  Vorschein  gekommen.  Spuren  einer  nachOber- 
kulm  führenden  Römerstrasse.  Betr.  Etymologie  s.  den 
Art.  Granges. 

GRiCPLANG   (Kt.   St.   Gallen,   Bez.    Sargans,    Gem. 


Hurgruine  Graplang. 

Flu  ms).  500  m.  Malerische  Burgruine,  auf  einem  dem 

Grossberg  im  0.  vorgelagerten  Felssporn,  w.  über  der  Ver- 

I  einigung  des  Schilzbaches  mit  der  beez  und  1,5  km  nw. 


GRiG 


6RA 


885 


der  Station  Flums  der  Linie  Rapperswii-WeBen-Sargans.    i  Häuser,  84  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Schöne  Kapelle  zum  h. 

Sehr  schöne  Aussicht  auf  den  Walensee,  das  Seezthal  und    I  Kreuz.  Sommeraufenthalt  der  EngelbergerMönche,  die  hier 

die  Kette  der  Churflrsten  und  des  Alvier. 

Die  Burg,  deren  Gründer  unbekannt  ist, 

war  ein  Lehen  des  Bistums  Chur  und 

wurde  1528  vom  Glarner   Ludwig  von 

Tschudi     angekauft,    dessen    jüngerer 

Bruder,  der  oerühmte  Geschichtschrei- 

Ijer  Aegidius  Tschudi,  lange  Zeit  hier 

wohnte.    Seine   hier  verwahrte   reiche 

.Autographensammlung  verkauften  seine 

Nachkommen  später  an  das  Kloster  St. 

Gallen  und  die  Stadt  Zürich.  Der  Name 

Gräplang  vom  romanischen  crapa  longa 

=  langer  Fels.  • 

GRiEPPELEN  (HINTER  u.  VOR- 
DER) (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Tog- 
eenburg.  Gem.  Alt  St.  Johann).  1300- 
1900  m.  Grosse  Alp  weiden,  in  einem 
llochthälchen  zwischen  den  Kämmen 
Schindelnberg-Neualp  einerseits  und 
Schwendigrat,  Mittelberg,  Lauiberg  an- 
dererseits; von  dem  von  rechts  der  Sän- 
tislhur  zufliessenden  Seebach  entwäs- 
sert, 6  km  n.  Alt  St.  Johann.  54  Hüt- 
ten u.  Stadel.  Zusammen  371  ha  gross. 

GRiEPPELENSEE    (Kt.   St.   Gal- 
len, Bez.  Ober  Toggenburg).   1302  m. 
Kleiner  See  von  30  ha  Fläche,  auf  der 
Alpweide  Vorder  Gräppelen  zwischen  Lütispitz  und  Mittel- 
berg, 6  km  n.  Alt  St.  Johann.  Einer  der  wenigen  Stand- 
orte^ der  kleinen  gelben  Seerose  (Nuphar  pumilum). 

ORiESI-IKON  (Kt.  Zürich,  Bez.  Andelßngen,  Gem. 
Berg  am  Irchel).  465  m.  Kleines  Dorf,  am  N.-Hang  des 
Irchel;  1,5  km  so.  Berg  und  7  km  w.  der  Station  Hett- 
lingen  der  Linie  Zürich-Winterthur-Schaffhausen.  Tele- 
phon. 31  Häuser,  142  reform.  Ew.  Alte  römische  Siede- 
lung.  1254 :  Grassilincon. 

QRiETE  oder  SCHEIBENBK^G  (Kt.  und  Bez. 
SchaCThausen).  722  m.  Anhöhe,  ö.  Merishausen  und  an  der 
Grenze  gegen  das  Deutsche  Reich.  Früher  an  den  untern 
Hängen  mit  Reben  bestanden.  Neuere  Versuche,  den 
Weinberg  wieder  anzupllanzen,  haben  zu  keinem  Resultat 
geführt.  Heute  zum  Teil  bewaldet. 

QRiETI.1  oder  SPITZIG  QRiCTLI  (Kt.  Graubün- 
den, Bez.  Albula).  2678  m.  Kleine  Felsspitze,  in  der  Strela- 
kette  und  derselben  nach  SO.  um  em  Weniges  vorge- 
lagert, 1  km  s.  vom  Sandhubel;  über  dem  Dorf  Wiesen 
(an  der  Strasse  Davos-Alvaneu). 

GRAF  (Kt.  WalUs,  Bez.  Brig).  3343  m.  Ginfei,  im 
Kamm  zwischen  Sparrhorn  oder  Belalphorn  (302d  m)  und 
Unterbächhorn  (3517  m),  der  die  Belulp  vom  Ober  Aletsch- 
gletscher  trennt,  4  Stunden  über  der  Beialp.  Besteigung 
schwierig  und  nur  selten  unternommen. 

GRAFEN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Heinzenberg,  Gem. 
Safien).   1200  m.  Häusergruppe,  am  rechten  Ufer  der  Ra- 
biusa ;  4,5  km  nnö.  Safien  Platz  und  12  km  s.  der  Station 
Versam  der  Linie  Chur-Ilanz.  11  reform.  Ew. 
deutscher    Zunge.   Kirchgemeinde   SaGen- 
Neukirch.  Alpwirtschaft.  In  der  Nähe  ein 
quer  über  das  Thal  ziehender  Schuttwall. 

GRAFENAU  (Kt.  St.  GaUen,  Bez.  Gas- 
ter, Gem.  Kaltbrunn).  469  m.  6  Häuser, 
am  N.-Rand  der  grossen  Linthebene  zer- 
streut gelesen;  2,5  km  n.  der  Station  Kalt- 
bmnn-Benken  der  Linie  Rappers wil- We- 
sen-Sargans.  24  kathol.  Ew.  Landwirt- 
schaft. 

QRAFENBOHL  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
KoDolfingen,  Gem.  Ausser  Birrmoos).  917 
m.  Dorf,  600  m  sw.  Linden  und  5  km  onö. 
der  Station  Ober  Diessbach  der  elektri- 
schen Bahn  Burgdorf- Thnn.  33  Häuser, 
227  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Kurzen- 
berg. Wiesenbau. 

QRAFENORT    (Kt.   Obwalden,   Gem.  Kirche  Grafenried. 

Engelberg).   575  m.   Weiler,   am  rechten 

Ufer  der  Engelberger  Aa,  an  der  Strasse  Stans-Engel-  i  Bei  der  Kirche :  74  Häuser,  556  reform.  Ew. ;  Dorf:  43 
berg  und  6  km  nw.  Engel berg.  Station  der  elektri-  Häuser,  310  Ew.  Kirchgemeinde  zusammen  mit  Frau- 
schen  Bahn  Stansstaad-Stans-Engelberg.  Postablage.  10   |  brunnen.  Kirche  und  Pfarrhaus  stehen  etwas  ausserhalb 

OEOOR.  LEX.  69  —  11—25 


Qrafenort  von  Süden. 

ein  massives  Herrenhaus  und  grosse  Ländereien  besitzen. 
Die  Mönche  bleiben  im  August  in  2  Abteilungen  je  zwei  Wo- 
chen hier.  Die  Kinder  von  Grafenort  gehen  nach  dem  3  km 
entfernten  Altzollen  in  die  Schule.  1210  vertauschte  Graf 
Rudolf  von  Habsburg  seine  Besitzungen  in  Grafenort  an 
die  dem  Kloster  Engelberg  in  Samen  eigenen  Lände- 
reien, wodurch  Grafenort  zusammen  mit  der  vom  Grafen 
Hermann  von  Froburg  gleichzeitig  geschenkten  angrenzen 
den  Besitzung  Niederberar  dem  Kloster  Engelberg  zufiel. 
Der  Name  Grafenort,  1210  doniu»  comitis,  rührt  von  die- 
sen gräflichen  Gütern  her.  Im  althochdeutschen  bezeich- 
net Ort  nicht  wie  heute  ein  Stück  Land,  sondern  eine 
Spitze,  Ecke,  einen  Winkel  oder  eine  Grenze. 

GRAFENRIED  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem.  Köniz). 
610  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  nahe  dem  rechten  Ufer 
der  Sense,  2  km  s.  der  Station  Thörishaus  der  Linie  Bern- 
Freiburg  und  5,6  km  sw.  Köniz.  37  reform.  C!w.  Hei- 
mat des  Geschlechtes  von  Grafenried,  das  schon  1272 
urkundlich  erscheint  und  später  in  der  Geschichte  von 
Bern  eine  beträchtliche  Rolle  gespielt  hat.  Vier  seiner 
Glieder  bekleideten  in  Bern  die  Würde  eines  Schult- 
heissen. 

GRAFENRIED  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Fraubrunnen). 
526  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  Bärbach,  an  der  Strasse 
Bern-Solothum ;  1,3  kmsw.  Fraubrunnen  und  4,3  km  sw. 
der  Station  Aefligen  der  Linie  Burgdorf-Solothurn.  Podt- 
bureau,  Telephon;  Postwagen  Schönbühl-Frau  brunnen. 
Gemeinde,  mit  Buchhof,  einem  Teil  von  Binnel  und  von 


386 


GRA 


GRA 


des  Dorfes  auf  einer  Anhöhe.  Fruchtbare  Gegend.  Acker- 
bau. 1258:  Gravenriet. 

GRAFEN8CHORCNoderGRAFEN8CHEUREN 

(Kt.  Bern,  Amtsbez.  und  Gem.  Buredorf).  ^8  m.  Bauem- 
hoff  an  der  Strasse  Winiffen-Burgdorf,  ö  km  nö.  der  Sta- 
tion Burgdorf  der  Linie  Olten-Bem.  Telephon.  15  reform. 
Ew.  Käserei.  Einst  Eigentum  der  Grafen  von  Kiburg. 

GRAFFENEIRE  (COMBIN  DE)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Entremont).  Gipfel.  S.  den  Art.  Combin  Massiv. 

GRAFSTALL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Pfaffikon,  Gem.  Lind- 
au). 504  m.  Dorf,  am  linken  Ufer  des  Kemptbaches, 
2  km  nö.  Lindau  und  1  km  ssw.  der  Station  Kemptthal 
der  Linie  Zürich-Winterthur.  Telephon.  28  Häuser,  300 
reform.  Ew.  Das  früher  ganz  nur  Landwirtschafttreibende 
Dorf  wird  heute  von  vielen  Arbeitern  der  Fabriken 
Maggi  &  Cie.  in  Kemptthal  bewohnt.  745 :  Graolfestale ; 
979:  Graolfestale,  d.  h.  Thal  des  Graolf.  1852  hat  man 
hier  alte  Mauerreste  aufgefunden,  die  vielleicht  noch  von 
einer  von  Stumpf  erwähnten  Burg  herrühren. 

GRAGGEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  1738  m. 
Kamm,  in  der  am  Brünig  beginnenden  und  am  Härder 
unmittelbar  n.  über  Unterseen  endigenden  nw.  Randkette 
des  Brienzersees ;  zwischen  Augstmatthom  (2140  m)  und 
dem  Punkt  1663  m  im  langen  Rucken  des  Härder.  In  ihm 
die  Heinisegg  (1851  m)  und  Horreteg^  (1810  m).  Der  zum 
Brienzersee  abfallende  SO.-Hang  weit  steiler  und  wilder 
als  der  die  schQue  Horretalp  tragende,  z.  T.  mit  Wald  be- 
standene und  zum  Lombech  absteigende  NW. -Hang. 
Ueberall  leicht  zugänglich,  2V«  Stunden  über  Habkern. 
Prachtvolle  Aussicht  auf  den  Brienzersee  und  die  Berge 
des  Ober  Haslc. 

GRAIN  (POINTE  oder  BOUT  DU)  (Kt.  Neuenburg, 
Bez.  Boudi^,  Gem.  Bevaix).  Eine  der  seltenen  kleinen 
Halbinseln  im  Neuenburgersee ;  1,7  km  ö.  Bevaix.  Mit 
Reben  bepflanzter  Steilhanff.  auf  dem  in  497  m  ein  trigo- 
nometrisches Signal  steht,  von  hier  aus  weite  Fernsicht. 
Schöner  angeschwemmter  Sand-  und  Kiesstrand.  Pfahl- 
bau aus  der  Stein-  und  Bronzezeit;  zahlreiche  Ueberreste 
einer  römischen  Ziegelei. 

GR AITERY (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Münster).  Bergrücken, 
nö.  Court;  zwischen  der  Birs  im  W.,  dem  Yallon  de  Cha- 
luet  im  S.,  dem  Vallon  de  Cornet  oder  Grandval  im  N. 
und  der  Klus  von  Gänsbrunnen  (Saint  Joseph)  im  0.  Der 
höchste  Seqnankamm  des  Graitery  ist  der  Oberdörferberg 
(1294  m)  n.  Binz.  Der  10  km  lange  und  2-3  km  breite 
Rücken  des  Graiterv  bildet  eines  der  regelmässigsten  juras- 
sischen Gewölbe,  aessen  Kern  bis  zum  Dogger  hinunter 
entblösst  ist  (Montagne  d'Eschert  und  unterhalb  Morte- 
roche).  Schöne  fossil  führende  Aufschlüsse  der  Oxford- 


Montagne  d'Eschert 


Oberdörferberg 


S^0H.  Meeres  spitgef 

Geologisches  Qaerprofll  durch  den  Qraitery. 

1.  Schutt;  2.  Oligocän  (Tertiär);  3.  Bolus-  und  Bohnerzbildung 
(Siderolithiaue;  Tertiär) ;  4.  Portland  (Malm  oder  oberer  Jura); 
5.  Kimmeridge  (Malm  oder  oberer  Jura) ;  6.  Sequan  (Malm  oder 
oberer  Jura) ;  7.  Arffovienmergel  (Malm  oder  oberer  Jura) ; 
8.  Argovienkalke  (Malm  oder  oberer  Jura) ;  9.  Oxford  (Malm  oder 
oberer  Jura) ;  10.  Callovien  (Dogger);  11.  Bathien  (Dogger). 

und  Callovienstufe  mit  pvritischen  Ammoniten.  Die  Echi- 
nodermenbreccie  enthält  hier  gut  erhaltene  Exemplare  von 
Clypeopygus  Hugii,  und  auch  der  Combrash  ist  reich  an 


Seeigeln  und  Krustem  (Museum  von  Biei).  Ueber  dem 
Oxford  folgt  das  Argovien,  das  hier  aus  zwei  Gruppen, 
einer  untern  kalkigen  und  einer  obem  mergligen,  besteht, 
welch'  letztere  grosse  Aehnlichkeit  mit  dem  Oxford  hat. 
Das  Gewölbe  weist  somit  zwei  mergelige  Zonen  auf,  in 
denen  scharf  begrenzte  und  von  einander  durch  ein  Mas- 
siv von  Argovienkalken  getrennte  Oxford-  und  Argovien- 
comben  liegen.  Zuoberst  folgt  das  obere  Sequan,  das  über 
dem  S.-Hang  als  langer,  zweimal  von  Runsen  (Ruz  de 
Chaluet)  angeschnittener  Kamm  bis  zum  Oberdörferberg 
(1294  m)  zieht.  S.-  und  N.-Hang  fallen  regelmässig  ab, 
doch  ist  dieser  von  zwei  tiefen  Tobein  durchschnitten,  die 
ihn  zur  Birs  entwässern :  beide  Hän^e  sind  bis  in  eine 
Höhe  von  1100  m  mit  Tannenwald  Bekleidet.  Der  W''.- 
Hang  ist  sehr  steil  und  felsig  und  bildet  die  ö.  Umrah- 
mune  der  malerischen  Klüse  von  Court.  Auf  dem  Rücken 
des  Graitery  lieffen  Bergweiden,  die  mit  einigen  lichten 
Baumgruppen  aurchsetzt  sind.  7  Häuser,  41  Ew.,  von 
denen  ein  Teil  Mennoniten  oder  Wiedertäufer  sind.  Der 
schönste  Aussichtspunkt  ist  im  W.  beim  Signal  in  1229  m 
und  kann  von  Münster  aus  in  2  Stunden  b^uem  erreicht 
werden. 

GRALS  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Landquart,  Gem. 
Schiers).  14o0m.  Drei  Höfe,  am  S.-Han^  des  Stelserbergs 
und  3  Stunden  so.  über  der  Station  Schiers  der  Rätischen 
Bahn  (Landquart-Davos).  16  reform.  Ew.  deutscher  Zunge. 
Alpwirtschart. 

GRALT8HAU8EN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Weinfelden, 
Gem.  Berg).  585  m.  Dorf,  auf  dem  Seerücken,  an  der 
Kreuzung  der  Strassen  Berg-IUighausen  und  Birwinken- 
Altishausen;  5,5  km  nö.  der  Station  Bürgten  der  Linie 
Zürich- Winterthur-Romanshom.  Telephon.  dO  Häuser, 
147  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden  Alterswilen 
und  Berg.  Wiesenbau  und  Viehzucht.  Käserei  und  Käse- 
handel. 

GRAMALENA  (PIZZO)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Mag- 
gia).  2320  m.  Höchster  Punkt  der  Kette  zwischen  Maggia- 
thal  und  Val  Onsernone,  6-7  Stunden  sw.  über  Giuraaglio. 
Vom  Pizzo  Gramalena  an  teilt  sich  die  Kette  in  zwei  Aeste, 
deren  einer  nach  SO.  gegen  Locamo  zieht,  während  der 
andere  sich  nach  W.  zwischen  das  Val  di  Campo  und  den 
Obern  Abschnitt  des  Val  Onsernone  vorschiebt. 

QRAMMONT  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monlhey).  2175  m. 
Hauptgipfel  des  Gebirgsstockes,  der  hinter  der  OSO.-Ecke 
des  Genfersees  zwischen  dem  See,  dem  Vallon  de  Novel, 
Col  de  Lovenex,  dem  Thal  des  Lac  Tanay  und  der  Rhone 
aufsteigt.  Der  Grammont  bildet  eine  dreiseitiffe  Pyramide, 
von  der  drei  Kämme  auszweigen :  1.  der  OSO  .-Kamm  mit 
den  D^rotschias  (2005  m),  dem  Ailamont(  1893 und  1901  m) 
und  seiner  Schulter  dem  Fratzi  (1769  m),  dem  Plateau 
Sur  les  Comes  (1491, 1487  m),  der  Töte  de  Penay  (1421  m) 
und  der  Suche  (1545  m);  2.  der  ONO.-Grat,  der  zuerst  Ro- 
chers de  la  Chaum^ny  (1996  m),  dann  Rochers  de  Pare- 
blanche  (1923,  1850,  1672  m)  heisst  und  die  Croix  d*Aller 
(1850  m)  trägt.  Der  Name  Ghaum^ny  ist  lange  Zeit  von 
den  Bewohnern  des  Waadtländer  Seeufers  dem  Gipfel  des 
Grammont  selbst  beigelegt  worden;  3.  der  WSW.-Grat 
mit  der  Petite  Jumelle  oder  Petite  Sereu  (21fö  m),  der 
Grande  Jumelle  oder  Grande  Sereu  (2218  m),  der  Ardte 
de  la  Combaz  (2100  m)  mit  der  Töte  Döcapä  oder  Döcope 
(2143  m),  dem  Mont  Gardy,  Garghi  oder  Guerrier  (S204  m) 
und  dem  Sex  Vuillöme  (2002  m),  der  durch  den  Col  de 
Lovenex  (1832  m)  von  der  Gruppe  des  Mont  Velan  ge- 
trennt ist.  Der  Gipfel  des  Grammont  selbst  gehört  zur 
Alpweide  Les  Grosses,  ist  vom  Sommerkurort  am  Lac 
Tanay  (3  Stunden  über  Vouvry)  in  1 3/4  Stunden  zu  er- 
reichen und  wird  oft  besucht ;  er  bietet  eine  sehr  interes- 
sante und  ausgedehnte  Aussicht  auf  den  Genfersee,  einen 
Teil  der  Walliser  Alpen  und  auf  die  Waadtländer  Alpen. 
Der  Name,  vom  latemischen  Grandis  mons  (Urkunde  aus 
dem  Jahr  1306)  =  mächtiger  Berg,  scheint  emem  einst  im 
Vergleich  zu  den  übrigen  Spitzen  der  Gruppe  b^nders 
hervorragenden  Gipfel  beigelegt  worden  zu  sein.  Das 
Studium  der  Ortsnamen  und  der  natürlichen  Beschaffen- 
heit dieser  Gegend  (Sturzschutt  und  Gräte)  scheint  diese 
Ansicht  und  damit  die  Hypothese  zu  stützen,  dass  die  Zer- 
störung des  Gastellum  oder  Gastrum  Tauretunum  durch 
den  Zusammenbruch  des  Gipfels  dieses  «Grandis  mons» 
erfolgt  sei.  Vergl.  den  Art.  Tauretunum.  An  der  zentralen 
Pyramide  fossilrührende  Liasschichten.  Der  Bergstock  des 


6RA 


GRA 


887 


Grammont  verdankt  der  abwechselnd  kalkipn  und  kie- 
seligen  Beschaffenheit  seines  Felsgerüstes  eine  an  Indivi- 
duen und  Arten  reiche  Flora,  die  namentlich  einige  hier 
die  ö.  Grenze  ihres  Verbreitungsbezirkes  erreichende  Ty- 

Sen  der  Alpengebiete  s.  vom  Genfersee  aufweist.  Reich  ist 
er  Grammont  namentlich  an  Habichtskräutern,  von  denen 
einige  Arten  oder  Varietäten  hier  ihren  einzig  bekannten 
Standort  in  der  Schweiz  haben.  Solche  sind  Hieraciuni 
perpUo9um^  H.  callianthoideSf  H,  plant<igineum^  H. 
oreiteSf  H,  Wimmeri^  H,  in  ty belli fohum,  H,  parcepHo- 
»um.  Von  andern  Arten  nennen  wir  Aspidium  illyricum 
{lobatum  X  lonchitis)^  Thalictrum  minus  var,  oreiieSy 
Ccmipanula  Murilhtana  (rhomboidcUis  x  Scheuchzeri), 
KnauHa  silvatica  var.  Gaudini,  Alle  diese  Arten  kennt 
man  nur  vom  Grammont.  Vergl.  Briquet,  John.  Excursion 
botan.  de  la  Soc.  Murithienne  au  Grammont  (in  Bulletin 
de  la  Societe  Murithienne.  Sion  1900). 

QRAMPIELHORN  oderPIZZO  DI  CRAMPIOLO 
(Kt  V^allis,  Bez.  Goms).  2762  m.  Doppelffipfel,  in  der 
Grenzkette  zwischen  dem  Binnenthal  und  dem  Gebiet  der 
italienischen  Alpe  Devero;  zwischen  Geisspfadpass  oder 
Bocca  della  Rossa  (2475  m)  und  Grampielpass  oder  Büsin 
del  Oiavöl  (2460  m).  Kann  von  Binn  aus  über  den  Geiss- 
pfadsee ohne  grosse  Schwierigkeiten  in  4  Stunden  erstie- 
gen werden.  Aussicht  beschränkt,  aber  interessant.  Be- 
steht aus  dem  gleichen  Serpentin  wie  das  ganze  Geisspfad- 
gebiet vom  Rothorn  bis  zum  Cherbadung.  Vergl.  den  Art. 
Geisspfadpass. 

QRAMU8ER  (CIMA  DI)  (Kt.  Graubänden,  Bez. 
Hinterrhein).  2185-2415  m.  Langer  Kamm  mit  ziemlich 
sanften  Hängen,  im  n.  Abschnitt  der  von  der  Cima  di 
Lago  nach  N.  zwischen  Val  di  Lei  und  das  Madriserthal 
sicn  einschiebenden  Kette.  An  ihrem  Hang  die  nach  0. 
gegen  Campsut  und  Crot  absteigende  Campsuteralp. 

QRAN  FILLAR  (Kt.  Walfis,  Bez.  Visp).  Gipfel.  S. 
den  Art.  Fillarhorn. 

QRANCIA  (Kt.Tessin,  Bez.  Lugano).  320  m.  Gem.  u. 
Pfarrdorf,  im  Plan  Scairolo,  am  W.-Fuss  des  Monte  San 
Salvatore  und  5  km  ssw.  vom  Bahnhof  Lugano.  Postab- 
lage; Postwagen  Lugano-Figino.  28  Häuser,  139  kathol. 
Ew.  Ackerbau  (Mais)  und  Wiesenbau.  Backsteinfabrik  und 
Ziegelei.  Vom  mittellateinischen  grangia  —  Scheune. 

QRANCY  (Kt.  Waadt,  Bez.  Cossonay).  585  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  auf  dem  dem  Jura  vorgelafferten  Plateau 
zwischen  dem  Veyron  und  der  mittleren  Venoge,  an  der 
Strasse  Cossonay-Aubonne  (der  sog.  Vy  d'£traz) ;  4,2  km 
sw.  Cossonay  und  5,2  km  nw.  der  Station  VufQens  la 
Ville  der  Linie  Neuen burg-Lausanne.  Postablage,  Tele- 
graph, Telephon;  Postwagen  Cossonay- UIsle-Mont  la 
Ville.  Gemeinde,  mit  Saint  Denis :  52  Häuser,  296  reform. 
Ew.^  Dorf:  48  Häuser,  278  Ew.  Bildet  zusammen  mit 
Gollion  eine  gemeinsame  Kirchgemeinde.  Landwirtschaft. 
Im  Mittelalter  bestanden  auf  Boden  von  Grancy  mehrere, 
verschiedenen  Eigentümern  gehörende  Lehen;  ein  Teil 
gehörte  zur  Baronie  Cossonay,  ein  anderer  zur  Schloss- 
herrschaA  Morges.  Zwei  dieser  Lehen  waren  zuerst  Eigen- 
tum der  Edeln  von  Ferrel,  dann  des  Edelgeschlechtes  de 
Dullit  (oder  Dully)  und  später  der  Familie  de  Senarclens 
(17.  Jahrhundert),  deren  eines  Glied,  Henri  de  Senarclens, 
zu  Ende  des  17.  Jahrhunderts  alle  die  verschiedenen 
kleinen  Lehen  zur  einen  Herrschaft  Grancy  zusammen- 
fasste.  Blieb  im  Besitz  dieses  Geschlechtes  bis  zur  Revo- 
lution von  1798.  Heimat  des  im  18.  Jahrhundert  lebenden 
berühmten  Arztes  Simon  Andr^  D.  Tissot  und  seines 
Neffen  Auguste  Pidou,  der  1803-1821  im  waadtländischen 
Staatsdienste  stand.  Nach  den  zu  verschiedenen  Zeiten 
aufgefundenen  Mauerresten  und  Altertümern  zu  schlies- 
sen,  muss  in  der  Nähe  des  Dorfes  einst  eine  bedeutende 
römische  Siedelung  gestanden  haben.  Diese  Funde  sind 
jetzt  im  Kantonalen  Museum  zu  Lausanne  aufbewahrt. 
Burgunderfriedhof.  1202  :  Grantie ;  1219 :  Grancie ;  1597 : 
Grancier. 

GRAND  BAAR  (Kt.  Wallis,  Bez.  Conthey,  Gem.  Nen- 
daz).  Dorf.  S.  den  Art.  Baar. 

QRAND'  BARME  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem. 
Bei).  Etwa  1500  m.  Ueberhängender  Fels  mit  grosser 
Höhle  (barme),  am  S.-Hang  des  Bertet  (SW.-Spornes  des 
Lion  d  Argentine,  2282  m)  und  40  Minuten  ö.  Les  Plans 
de  Freni^res.  Im  Sommer  wie  WUnter  von  den  Gemsen 
bevorzugter  Zufluchtsort. 


GRAND  BI88E  (LE)  oder  RIOUTTAZ  (Kt. 
Wallis,  Bez.  Siders).  Wasserleitung ;  zweigt  in  1140  m 
vom  linken  Ufer  der  Li^ne  in  der  Mitte  der  von  diesem 
Bach  gebildeten  Schlucht  und  in  dem  das  linke  Gehänge 
bekleidenden  Wald  von  Le  Train  ab,  durchzieht  den  Wald, 
überschreitet  oberhalb  des  Dorfes  Icogne  das  Bett  des  Tä- 
choz-Nire,  geht  um  die  zwei  kulissenartig  vorspringen- 
den Hügel  von  Chätelard  und  Yemayaz  herum  und  be- 
wässert die  Hänge  gegenüber  dem  Dorf  Granges  im 
Rhonethal.  10  km  lang. 

GRAND  CANAL  (jLE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Orbe  und 
Yverdon).  S.  den  Art.  Orbe. 

GRAND  CHÄTEAU  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach). 
Gipfel.  S.  den  Art.  Chateau  oder  Tzatau  (Grand  und 
Petit). 

GRAND  CHÄTILLON  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  Gip- 
fel. S.  den  Art.  Chatillon  (Grand). 

GRAND  CHAVALARD  (LE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Mar- 
tinach). Gipfel.  S.  den  Art.  Chavalard  (Le  Grand). 

GRAND  CL08  (CHÄTCAU  DE)  (Kt.  Waadt, 
Bez.  Aigle,  Gem.  Rennaz).  381  m.  Alter  Herrschaftssitz, 
am  SO.-Eingang  ins  Dorf  Rennaz,  an  der  Strasse  Ville- 
neuve-Aiffle.  Ursprünglich  Eigentum  des  Edelgeschlechtes 
de  Duin  Bei  Bex,  ging  das  Schloss  nach  verschiedenen 
Handänderungen  an  den  Burgherrn  Bouvier  von  Yille- 
neuve  über,  jenen  bekannten  savoyischen  Parteigänger,  der 
1588  zusammen  mit  dem  Bürgermeister  von  Lausanne, 
Isbrand  Daux,  und  einigen  anderen  Edelleuten  den  Yer- 
such  machte,  das  Waadtland  wieder  unter  die  Herrschaft 
Savoyens  zu  bringen.  Nach  dem  Scheitern  des  gewagten 
Unternehmens  musste  sich  Bouvier  flüchten,  worauf  die 
Regierung  von  Bern  1594  den  Grand  Glos  als  Staatsgut 
erklärte  und  verkaufte.  1678  veräusserte  dann  der  dama- 
lige Eigentümer  des  Schlosses,  Abraham  Du  Bois,  Bürger 
von  Bern  und  Generalkommissär  der  Bemer  Regierung, 
seinen  Besitz  an  Göd^on  Perret,  Bürger  von  Vevey  und 
Burgherrn  von  Yilleneuve,  der  seinerseits  wieder  den 
Grand  Glos  1702  an  Abram  Guillard,  Buri^herm  der  Kirch- 
gemeinde Noville  und  Regierungsstattnalter  der  4  Man- 
damente  von  Aigle  verkaufte.  Dessen  Enkel  Hessen  dann 
1760-63  den  Bauten  des  Chäteau  de  Grand  Glos  diejenige 
äussere  Gestalt  geben,  die  sie  sich  bis  heute  noch  bewahrt 
haben.  Hier  wohnten  um  die  Wende  des  18.  und  19. 
Jahrhunderts  dergrosse  deutsche  Lyriker  Friedrich  Mat- 
thisson,  dann  1837  und  1838  der  Graf  von  Naundorf,  oder 
wie  er  sich  nannte  Charles  Louis  de  Normandie,  als  Lud- 
wig XYÜ.  französischer  Kronprätendent,  mit  Frau  und 
6  Kindern,  ferner  1854-58  der  von  der  Regierung  des  zwei- 
ten Kaiserreiches  verbannte  Republikaner  Maire  mit  Fa- 
milie. 1864-75  befand  sich  im  Grand  Glos  das  Erziehungs- 
institut Bennett,  dem  als  Schüler  u.  a.  auch  Lord  Kitchener, 
der  englische  Oberbefehlshaber  während  der  zweiten 
Phase  des  Burenkrieges  1901  und  1902  angehört  hat. 
Vergl.  Revue  histor.  vaudoise,  Juin  1902.  —  Jaulmes- 
Calame,  pasteur.  Noville  et  son  eglise  ä  travers  les  dges. 

GRAND  COMBIN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont). 
Gipfel.  S.  den  Art.  Combin  Massiv. 

GRAND  CORNIER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Siders).  Gipfel. 
S.  den  Art.  Cornier  (Grand). 

GRAND  CORNIER  (COL  DU)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Siders).  Pass.  S.  den  Art.  Cornier  (Col  du  Grand). 

GRAND*  CROIX  (LA)  (Kt.  Bern  und  Wallis).  2415 
m.  Scheitelpunkt  des  Rawilpasses,  der  Sitten  mit  der 
Lenk  verbindet^  nahe  dem  Schutzhaus  an  der  durch  ein 
Holzkreuz  bezeichneten  Stelle,  so.  unter  dem  Mittaghom 
(2687  m)  und  nw.  unter  dem  Rohrbachstein  (^^  m). 
Vergl.  den  Art.  Rawil. 

GRAND  MARAI8  (LE)  (Kt.  Bern  und  Freiburg). 
Riet.  S.  den  Art.  Moos  (Grosses). 

GRAND  MARAI8,  deutsch  Grossmoos  (Kt.  Frei- 
bur^,  Bez.  See,  Gem.  Yully  le  Bas).  438  m.  Teil  des  Dorfes 
Sugiez,  n.  der  zum  ehemaligen  Zollhaus  führenden 
Strasse,  4,5  km  nw.  der  Station  Galmiz  der  Linie  Lau- 
sanne-Payeme-Lyss  und  4,3  km  s.  der  Station  Ins  (Anet) 
der  direkten  Linie  Bem-Neuenburg.  Station  Sugiez  des 
Dampfschiffkurses  Neuenburg-Murten.  14  Häuser,  161 
reform.  Ew.  französischer  Zunge.  Kirchgemehide  Mötier. 
Gemüse-,  Getreide  und  Zuckerrübenbau,  Yiehzucht.  Hier 
die  dem  Staate  Freiburg  gehörende  landwirtschaftliche 
Strafkolonie  Belle  Chasse. 


388 


GM 


6RA 


QRAND  MEYEL  (Kt.  Bern  and  Waadt).  Gipfel.  S. 
den  Art.  Wytenberghorn. 

QRAND  MONT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  MünsteiO- 1078 
m.  Kamm  und  Gipfel ;  bildet  zusammen  mit  den  Pinfols 
die  S.-Fianke  der  Kette  des  Trogbergs,  ö.  vom  Chaumont 
de  Mervelier.  Auf  dem  Rauracien  und  Seauan  Wald  und 
magere  Bergweiden.  Oestl.  vom  Grand  Mont  Uebergang 
des  Rauracien  in  die  Fazies  des  Argovien.  Am  S.-Fuss 
des  Kammes  und  am  rechten  Ufer  der  Scheulte  das  enge 
kleine  Thal  von  La  Neuve  Vie. 

QRAND  MUVERAN  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  Gipfel, 
S.  den  Art.  Muveran  (Grand). 

GRAND  PRt  (LE)  (Kt.  Genf,  Rechtes  Ufer,  Gem. 
Le  Petit  Saconnez).  410  m.  Aussenquartier  von  Genf, 
nw.  der  Stadt;  zum  grössten  Teil  aus  Villen  bestehend. 
Mit  der  Stadt  durch  eine  elektrische  Strassenbahn  ver- 
bunden. 99  Häuser,  1127  kathol.  und  reform.  Ew.  Kirch- 
femeinden  Saint  Antoine  de  Padoue  (Stadt  Genf)  und  Le 
*elit  Saconnex.  Verschiedene  Industrien.  Zimmerplatz. 
Feilenfabrik. 

GRAND  PROZ  (Kt.  Wallis,  Bez.  Hörens,  Gem.  Nax). 
1500  m.  Maiensässe  mit  etwa  einem  Dutzend  Hütten,  die 
auf  einer  Lichtung  des  Waldes  La  Favaz  zerstreut  stehen; 
2^5  km  ö.  Nax.  Der  Wald  wird  von  dem  aus  den  kleinen 
Laos  de  Gauthier  Dessus  herabkommenden  W.-Arm  des 
Wildbaches  Döroehia  durchzogen. 

GRAND  REVERS  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint  Maurice). 
Felswand.  S.  den  Art.  Revers  (Grand). 

GRAND  RIN  (LE)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Gläne,  Gem. 
Prez).  Teil  des  Dorfes  Prez.  S.  diesen  Art. 

GRAND  SAINT  BERNARD  (LE)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Entremont).  Pass.  S.  den  Art.  St.  Bernhard  (Grosser). 

GRAND  TAV£  (Kt.  Wallis,  Bez.  Lntremont).  Gipfel. 
S.  den  Art.  TAvfe. 

GRAND*  TfeTE  (LA)  oder  SEX  DU  L^MAN  (Kt. 
Wallis,  Bez.  Saint  Maurice).  Etwa  1300  m.  Felssporn, 
Aussichtspunkt  1  Vi  Stunden  n.  über  Saivan,  jenseits  der 
Schlucht  des  Dailley.  Beherrschende  Uebersicht  über  das 
Rhonethal,  den  Genfersee  und  die  Trientgruppe.  Aus- 
llugsziel  der  Kurgäste  von  Saivan. 

GRAND'  VIRE  (LA)  (Kt.  Waadt  und  Wallis).  2600- 
27(X)  m.  Felsband,  am  Weg  auf  die  Dent  de  Morcles  in 
den  Waadtländer  Alpen.  Beginnt  am  Col  des  Martinets 
in  2626  m  und  umzieht  beinahe  horizontal  den  W.-  und 
SW.-Hang  der  Petite  Dent  de  Morcles.  Wenn  man  der 
Vire  folgt,  gelangt  man  zunächst  zur  sog.  Salle  ä  Manger, 
einer  Aushöhlung  im  Fels,  wo  die  von  xiforcles  kommen- 
den Touristen  den  Frühstückshalt  zu  machen  pflegen, 
dann  zum  Fuss  des  Nant  Rouge  und  zu  einer  sehr  schwie- 
rigen Passage  (die,  in  entgegengesetzter  Richtung  began- 
gen, gefahrlos  ist),  nach  deren  Ueberwindung  man  den 
Grand  Coor  am  SO.-Hang  der  Grande  Dent  de  Morcles 
erreicht.  Vom  Ol  des  Martinets  bis  zum  Grand  Coor  rech- 
net man  eine  Stunde  Wegs.  Das  Band  besteht  aus  Num- 
mulilenkalk,  der  auf  Flysch  überschoben  und  von  beinahe 
horizontal  liegender  Kreide  überlagert  ist.  Von  interes- 
santen Pflanzen  flndet  man  hier  Ranunculus  pamassifo- 
Uu8,  Saussurea  depressa  und  die  vom  Naturforscher 
Abraham  Thomas  hier  entdeckte  Genliana  tenella;  auch 
(ientiana  Favrati  hat  man  hier  schon  gefunden. 

GRAND'  VY  (LA)  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  Boudry, 
Gem.  Gorgier).  1385  m.  Grosse  Sennhütte  mit  Gastwirt- 
schaft, am  Berghang  des  Creux  du  Van.  Ausflugsziel  und 
kleines  Exkursionszentrum,  2Vf  Stunden  über  der  Sta- 
tion Noiraigue  der  Linie  Neuenburg-Pontarlier  und  3 
Stunden  über  der  Station  Saint  Aubin-Gorgier  der  Linie 
Neuenburg-Yverdon.  Eigentum  der  Stadtgemeinde  Neuen- 
burg. 

GRANDCHAMP  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  und  Gem. 
Boudry).  440  m.  Weiler,  am  linken  Ufer  der  Areuse,  je 
2  km  ö.  Boudry  und  s.  Colombier,  5(X)  m  von  der  Station 
Areuse  der  elektrischen  Strassenbahn  Neuenburg-Boudry- 
Cortaillod.  Telephon.  10  Häuser,  101  reform.  Ew.  Hier 
die  1876  eingerichtete  Sekundärschule  Boudry-Cortaillod, 
ein  zur  Aufnahme  von  etwa  20  Frauen  eingerichtetes  Kran- 
kenhaus und  ein  Waisenhaus  für  Mädchen.  Diese  beiden 
sind  private  Einrichtungen.  1763  wurde  in  Grandchamp 
eine  Indien nefabrik  eröfl'net,  der  in  der  Mitte  des  19.  Jahr- 
hunderts eine  Tuchfabrik  folgte.  Heute  treibt  ein  von  der 
Areuse  abgeleiteter  Kanal  eine  Säge  und  eine  Bienenkorb- 


fabrik. Das  ehemals  hier  befindliche  freie  Lehrerseminar 
ist  jetzt  nach  Peseux  übergesiedelt. 

GRANDCHAMP  (Kt.  Waadt,  Bez.  Vevey,  Gem.  Vey- 
taux  und  Bez.  Aigle,  Gern,  Villeneuve).  380  m.  Weiler,  am 
Genfersee,  je  1  km  von  den  Stationen  Veytaux  und  Ville- 
neuve der  Simplonbahn.  Telephon.  10  Häuser,  70  refbrm. 
Ew.  5(X)  m  nnw.  davon  das  Schloss  Chillon  und  die  End- 
station der  elektrischen  Strassenbahn  Vevey-Montreux- 
Cbillon.  Reparatur-  und  Konstruktionswerkstätte  für 
Fahrräder  und  Automobile,  mechanische  Säge,  Bienen- 
zuchlanstalt.  Ausgedehnte  Fabrikanlagen  der  Üsines  de 
Grandchamp  et  de  Roche,  die  Gips,  Kalk  und  Portland- 
zement herstellen,  lieber  dem  Weiler  der  steile  Berghang 
von  Souchaux-Naye.  Aus  dem  Malmkalk  des  Kammes 
von  Naye  tritt  eine  Stromquelle  von  8,2  ^  C.  konstanter 
Temperatur  und  mit  einer  Starke  von  durchschnittlich 
3000  Minutenliter  aus.  Den  industriellen  Betrieben  liefert 
einen  Teil  ihrer  Triebkraft  eine  125  m  über  dem  See  ge- 


^m 


Fabriken  in  Grandchamp  (Kt.  Waadt). 

fasste  Quelle.  Das  Rohmaterial  liefern  Steinbrüche  in  den 
Gemeinden  Villeneuve,  Roche  und  Ollon  (Montagne  d'Ar- 
vel  etc.).  Eine  der  Bauten  der  mechanischen  Sägerei  be- 
steht aus  einem  für  seinen  neuen  Zweck  umgestalteten 
Turm,  der  einst  zu  den  Aussenwerken  des  Schlosses  Chil- 
lon gehörte.  Kalktuff.  10(ß :  Ager  de  Grandchamp; 
wurde  damals  zusammen  mit  dem  Castellare  geheissc- 
nen  Chillon  vom  Bischof  Hugues  von  Sitten  im  Tausch 
gegen  einen  Teil  des  Gebietes  von  Vacins  in  La  Toor 
de  Peilz  an  Bischof  Hugues  von  Genf  abgetreten.  11% 
verlieh  Graf  Thomas  von  Savoyen  den  grandis  cam- 
pus  dem  Kloster  Le  Haut  Cröt  unter  der  Bediujgung,  dass 
dieses  hier  Reben  anpflanze  und  dem  Grafen  einen  Dritt- 
teil des  Ertrages  abliefere.  Blieb  bis  zur  Reformation 
Eigentum  des  Klosters. 

GRANDCOUR  (Kt.  Waadt,  Bez.  Payerne).  483  m. 
Gem.  und  Dorf,  auf  der  schwach  ansgesprochenen  Was- 
serscheide zwischen  der  Ebene  an  der  untern  Broye  und 
dem  Neuenburgersee,  an  den  Strassen  Chevroux-Payerne 
und  Estavayer-Sugiez,  je  5,5  km  n.  Payerne  und  nnw.  der 
Station  Corcelles  der  Linie  Lausanne-Payerne-Lyss  und 
3,5  km  so.  der  Dampfschiffstation  Chevroux.  Postbureau, 
Telegraph,  Telephon  ;  Postwagen  Payerne-Chevroux  und 
Estavayer-Avenches.  Gemeinde,  mit  den  Weilern  Ch^rd 


GRA 


6RA 


389 


und  Ressadens :  125  Häuser,  725  reform.  Ew. ;  Dorf:  94 
Häuser,  537  Ew.   Kirchgemeinde  Ressudens.  Acker-  und 


Schloss  Grandcour. 

Tabakbau.  Mühlen.  Das  aus  dem  18.  Jahrhundert  stam- 
mende Schloss  Grandcour  steht  an  der  Stelle  einer  älteren 
Burg.  In  der  Gemeinde  Grandcour  besteht  die  älteste  Mi- 
litai^esellschaft  der  Schweiz,  die  nach  einer,  vom  Frei- 
herrn von  Grandson  belohnten  glücklichen  Waffen  tat 
1384  gestiftet  worden  ist.  Der  Gründungstag  wird  heute 
noch  alljährlich  am  ersten  Samstag  im  Mai  gefeiert.  Die 
Fra^e  des  Ursprunges  der  Siedelung  hat  verschiedenen  ge- 
schichtlichen Hypothesen  gerufen,  von  denen  aber  kerne 
genügend  begründet  erscheint.  1212:  Grancort;  war  der 
Mittelpunkt  einer  Herrschaft,  die  ausserdem  noch  Ghev- 
roux,  Chösard  und  Ressudens  umfasste.  Die  ersten  be- 
kannten Inhaber  waren  die  Herren  von  Cossonay-Pran- 
(nos,  denen  nach  ihrem  Sturz  (1293)  Ludwig  von  Savoyen, 
Herr  von  Vaud,  folgte.  1311  übergab  Berlio  Amoyri  als  Be- 
vollmächtigter von  Ludwig  von  Savoyen  die  Herrschaften 
Grandcour  und  Le  Vuilly  an  Peter  von  Grandson,  dessen 
Familie  sie  bis  1397  verblieben,  um  dann  1403  als  Leib- 
gedinge an  Humbert  von  Savoyen  zu  kommen.  Später 
(1456)  wurde  Graf  Franz  I.  von  Greierz  im  Tausch  gegen 
eine  dem  Herzog  von  Savoyen  geliehene  Geldsumme  Herr 
von  Grandcour.  Von  1473  an  ging  dann  die  Herrschaft  der 
Reihe  nach  in  verschiedene  Hände  über,  so  u.  a.  in  die  des 
Geschlechtes  von  Diessbach,  das  von  der  Mitte  des 
16.  bis  zum  Beginn  des  18.  Jahrhunderts  deren 
Eigentümer  war.  1736  verkaufte  sie  Marie  von 
Diessbach  an  Abraham  Sinner,  der  sie  seinerseits 
wieder  1755  an  Jean  Louis  Labat  aus  Genf  ver- 
äusserte. Dessen  Sohn  behielt  die  Besitzung  bis 
zum  Beginn  des  19.  Jahrhunderts  und  war  der 
letzte  Baron  von  Grandcour.  Grandcour  war  einst 
ein  Flecken  oder  sogar  eine  kleine  befestigte  Stadt. 
Die  Reformation  fand  hier  von  Seiten  von  Rochus 
von  Diessbach  einen  starken  Widerstand.  Heimat 
des  Geschichtschreibers  Abraham  Ruchat,  des 
Verfassers  einer  Hisloire  de  la  Reformation  de 
la  Sui8$e  (6  tomes.  Gen^ve  1727-28)  und  eines 
Abrege  de  V hisloire  ecclesicutiqtie  du  Pays  de 
Vaud  (Beme  1707),  die  beide  im  19.  Jahrhundert 
neu  aufgelegt  worden  sind. 

Grandcour  ist  Hauptort  eines  Kreises  des  Bezir- 
kes Payeme,  der  den  zwischen  Payerne  und  dem 
Neuenburgersee  einerseits  und  den  beiden  Frei- 
burjger  Enklaven  Estavayer  und  Saint  Aubin-Dom- 
didier  andererseits  Iiej|[enden  n.  Abschnitt  des  Be- 
zirkes mit  den  Gemeinden  Grandcour,  Chevroux, 
Corcelles  und  Missy  umfasst.  Zusammen  2640  re- 
form. Ew. 

GRANDE  (PIZ)  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Maloja). 
2457  m.  Felsspitze,  in  der  vom  Pizzo  Cacciabella  nach  W. 
abzweigenden  u.  die  N.-Mauer  des  Val  Bondasca  bildenden 
Kette,  5-6  Stunden  so.  über  Bondo.  V^enig  bedeutend. 


QRANDE  BECCA  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint  Maurice). 
Gipfel.  S.  den  Art.  Becca  (Grande). 

QRANDE  CHAUX  DE  NAYE  (Kt.  Waadt  u. 
Freiburg)-  1965  m.  Gipfel,  NO.-Schulter  des  Gip- 
fels der  Hochers  de  Naye  (2045  m).  Ausflugsziel  der 
Kurgäste  des  bei  der  Endstation  der  Linie  Glion- 
Naye  stehenden  Grand  Hotel  de  Naye.  Aussicht 
von  derjenigen  der  Rochers  de  Naye  wenig  ver- 
schieden. Vergl.  den  Art.  Naye  (Rochers  de). 

QRANDE  CROIX(LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Sit- 
ten). 2221  m.  Scheitelpunkt  des  Sanelsch passes, 
auf  dem  Rücken  zwischen  den  Alpweiden  Zan- 
fleuion  und  Sanetsch  oder  Gen  in  (Walliser  Seite) 
und  auf  der  Wasserscheide  zwischen  der  Saane 
im  N.  und  der  Morge  im  S. 

GRANDE  EAU  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Pays 
d*Enhaut).  Fluss.  S.  den  Art.  Eau  (La  GIrande). 

GRANDE  FOURCHE  (LAWKt.  Wallis,  Bez. 
Saint  Maurice).  Gipfel.  S.  den  Art.  Fourche  (La 
Grande). 

GRANDE  JOURN^E  (BECCA  DE  LA)(Kt. 
Wallis,  Bez.  Entremont).  Gipfel.  S.  den  Art.  Gel6 
(Mont). 

GRANDE  LUY8  (LA)  (Kt.  Wallis,  Bez.  En- 
tremont). Gipfel.  S.  den  Art.  Luys  (La  (JraNdeJ. 

GRANDES  DENT8  (LE8)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Harens).  Gipfel.  S.  den  Art.  Dents  (Les). 

GRANDES  ENCRENAZ  (POINTE  und 
VIRE  DES)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Bex).  S.  den 
Art.  Encrenaz  (Pointe  des). 

GRANDES  JOUX  (Kt.  Waadt,  Bez.  Cossonay).  Wald. 
S.  den  Art.  Joux  (Grandes). 

GRANDEVENT  (Kt.  Waadt,  Bez.  Grandson).  675  m. 
Gem.  u.  Weiler,  im  untem  Teil  des  SO.-Hanges  des  Jura, 
an  der  Strasse  nach  Fontaines  und  Grandson  und  4,5  km 
nw.  der  Station  Grandson  der  Linie  Neuenburg-Lau- 
sanne.  25  Häuser,  113  reform.  Ew.  Kirchj^^emeinde  Fiez. 
Landwirtschaft.  Bis  1730  der  Gemeinde  Fiez  zugeteilt. 

GRANDFEY  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane,  Gem.  Gran- 
ges-Paccot  und  Freiburg).  607  m.  Gruppe  von  4  Häusern, 
am  Ende  der  Promenade  du  Patalinat  in  Freiburg  und 
1,5  km  n.  Freiburg.  Telephon.  42  kathol.  Ew.  französi- 
scher Zunge.  Kirchgememden  Freiburg  und  Givisiez. 
Wiesen-,  Getreide-  und  KartolTelbau,  Viehzucht.  Vor  der 
Brücke  eine  Gastwirtschaft.  Angenehm  gelegen  und  mit 
schöner  Aussicht  auf  die  Alpen  und  Freiburg  mit  Um- 
gebung. Seiner  Nähe  bei  der  Stadt,  des  Viaduktes,  der 
mit  schattigen  Bäumen  bepflanzten  und  nur  schwach  an- 
steigenden Allee  wegen  von  Spaziergängern  häufig  be- 
sucht. Der  grosse  Viadukt  von  Grandfey  ist  vom  Eisenwerk 
in  Le  Creusot  in  Frankreich  erbaut  und  im  August  1862 


Viadukt  von  Grandfey  (vergl.  Abbildung  auf  S.  179  dieses  Bandes). 

vollendet  worden.  Diese  der  Eisenbahnlinie  Bern-Frei- 
burg-Lausanne dienende  Brücke  ist  für  Doppelspur  ein- 
gerichtet und    unter  dem  Bahnkörper  mit  einem   ge- 


390 


GRA 


GRA 


schlossenen  Fussgängersteg  versehen.  Sie  ruht  auf  je 
einem  Widerlager  und  auf  fünf  Zwischenpfeilern,  die 
zum  Teil  aus  Mauer-,  zum  Teil  aus  Gitterwerk  bestehen. 
Die  gesamte  Länge  beträgt  382«64  m,  die  von  Geländer  zu 
Geländer  gemessene  Breite  7,79  m,  die  Höhe  über  dem 
Spiegel  der  Saane  78,42  m;  sie  hat  2425120  Franken  ge- 
kostet. Das  Mauerwerk  repräsentiert  einen  Würfel  von 
20000  m*  Inhalt,  und  das  Eisengewicht  betraf  3150000 
kg.  Der  Viadukt  von  Grandfey  ist  eine  der  schönsten  Me- 
tallbrücken der  Schweiz  und  eine  wirkliche  Sehenswür- 
digkeit. Früher  bestand  in  Grandfey  ein  Rebberg,  wie 
sicn  dies  aus  den  Rechnungen  der  ersten  Schatzmeister 
der  Republik  Freiburg  (15.  Jahrhundert)  ergibt,  in  denen 
für  50  Flaschen  Wein  aus  Grandfey  ein  Ausgabeposten 
von  10  Lausanner  sols  figuriert.  Heute  hat  nier  jeder 
Weinbau  aufgehört.  Grandfey  hatte  einst  ein  befestigtes 
Artillerielager,  sowie  eine  kleine  Einsiedelei. 

QRANDFONTAINE,  deutsch  Langenbrunn  (Kt. 
Bern,  Amtsbez.  Pruntrut).  549  m.  Gem.  und  Pfarrdorf, 
in  der  Haute  Ajoie,  2  km  von  der  französischen  Grenze 
und  11,2  km  wsw.  der  Station  Pruntrut  der  Linie  Dels- 
berff-Delle.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon ;  Postwagen 
nach  Pruntrut.  Zollamt  und  Grenz wachterposten.  Ge- 
meinde :  93  Häu8erj^24  kathol.  Ew.  französischer  Zunge ; 
Dorf:  88  Häuser,  394  Ew.  Gemeinsame  Kirchgemeinde 
mit  Roche  d'Or.  Ackerbau;  die  guten  Weiden  erleichtern 
die  Vieh-,  besonders  Pferdezucht.  Etwas  Uhrenmacherei. 
Ziemlich  viel  Eisenerz,  seit  einem  Jahrhundert  nicht  mehr 
abgebaut.  Grandfontaine  steht  in  einem  wenig  firuchtba- 
ren  engen  Thälchen,  das  sich  auf  Rocourt  öffnet.  Grosser 
Brunnen  mitten  im  Dorf.  Eine  der  ältesten  Siedelun^en 
der  Ajoie,  1136:  Granfontana ;  1251 :  Grantfontayne.  Eige- 
nes Edelgeschlecht  mit  kleiner  umwallter  Burg.  Das  Dorf 
1756  durch  eine  Feuersbrunst  z.  T.  zerstört,  und  1785 
neuerdings  37  Häuser  eingeäschert.  Die  mehrfach  neu 
aufgebaute  Kirche  zu  St.  Etienne  ist  1752  vom  Basler 
Fürstbischof  Josef  Rinck  von  Baldenstein  geweiht  wor- 
den; ihr  Chor  1842,  der  Glockenturm  1860  neu  herge- 
stellt. Schöne  Glasgemälde  und  4  Altäre.  Pfarrer  von 
Grandfontaine  war  von  1850-55  Eug.  Lachat,  späterer  Bi- 
schof von  Basel  und  Tessin.  Fund  von  Saiden  unbe- 
stimmten Alters  und  von  einigen  römischen  Münzen. 

QRANDQOURD(Kt.  Bern.  Amtobez.  Pruntrut,  Gem. 
Gourtemaiche  und  Montignez).  388  m.  Gruppe  von  5  Häu- 
sern, mit  einer  verlassenen  Fabrik,  halbwegs  zwischen 
Gourtemaiche  und  Buix;  in  einer  pittoresken  kleinen 
Klüse,  in  der  die  Allaine  sich  zwischen  den  letzten  Jura- 
ketten einen  von  Felsen  und  Pflanzengrün  umrahmten 
Durchpass  ge|[raben  hat,  den  soff.  Gourd  (gouffre, Schlund). 
Am  Eingang  in  die  Klus  die  Haltestelle  Grandgourd  der 
Linie  Delsberg-Delle.  Postablage ;  Postwagen  Courtemai- 
che-Boncourt.24  kathol.  Ew.  1208 ;  Grandisgurgites;  1251: 
Grantgours;  war  im  12.  Jahrhundert  ein  Augustinerklos- 
ter, das  von  der  Abtei  Bellelay  1180  angekauft  wurde. 
Diese  setzte  Präraonstratensermönche  hierher,  die  dem 
Kloster  einen  grossen  Aufschwung  gaben,  bis  es  von  den 
Mönchen  von  St.  Morand  im  Elsass  geplündert  ward.  Die 
Abtei  Bellelay  verzichtete  auf  die  Wiedereinrichtung  des 
zu  Grunde  gerichteten  Klosters,  das  nun  bis  zur  franzö- 
sischen Revolution  ein  einfaches  Priorat  verblieb.  Auch 
dieses  ward  nun  geplündert,  der  Wappenschild  von  Belle- 
lay zerbrochen,  und  1793  hörte  Kloster  und  Priorat  Grand- 
Sourd  nach  617  Jahren  Bestehens  auf  zu  existieren.  Von 
er  ganzen  einstigen  Herrlichkeit  ist  nur  das  Wohnge- 
bäude  übrig  geblieben,   ein  halb  im  Grün  versteckter 

rächtiger  Bau,  der    heute  einen  reichen  Privatbesitz 

lüdet. 

QRANDINAQIA  <[PA880)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leven- 
tina  und  Valle  Majggia).  2694  ra.  Passübergang,  n.  vom 
Poncione  di  Grandinagia,  in  der  Kette  zwischen  oberem 
Bavona-  und  oberem  Bedretto-  und  Formazzathal  (Ita- 
lien), 12  km  sw.  über  Airolo ;  verbindet  San  Carlo  mit 
den  Umgebungen  des  San  Giacomopasses  und  mit  AU'Ac- 
qua  im  Bedrettothal  in  7  Stunden.  Leichter,  aber  selten 
begangener  Uebergang;  der  Aufstieg  geht  von  der  Hütte 
von  Val  Dogia  (2061  m)  im  Bedrettothal  auf  schlechtem 
Fussweff  z.  T.  über  Sturzschutt  in  2  V«  Stunden  zur  Pass- 
höhe, (Ter  Abstieg  ins  romantische  Bavonathal  ist  steil 
und  geht  auf  oft  undeutlich  markiertem  Fussweg  ebenfalls 
über  Schutt  und  Felstrümmer  in  1  Vi  Stunden  nach  San 


fi 


Carlo.  Man  kann  als  Ueberganff  auch  den  w.  am  Poncione 
di  Grandinagia  vorbeiführenaen  Passo  di  Formazzora 
wählen. 

QRANDINAQIA  (PONCIONE  DI)  (Kt.  Tessin,  Bez. 
Leventina  und  Valle  Magsia).  2831  m.  Gipfel,  im  Berg- 
stock des  Basodino,  zwischen  oberem  Bavona-  und  obe- 
rem Bedretto-  und  Formazzathal  (Italien) ;  zwischen  dem 
ö.  Formazzorapass  (etwa  2800  m)  und  dem  Passo  Grandi- 
nagia (2694  m).  Kann  vom  ö.  Formazzorapass  aus  in  10 
Minuten  leicht  bestiegen  werden ;  wenig  bedeutender  Aus- 
sichtspunkt in  sehr  wilder  und  einsamer  Gegend.  San 
Carlo  (Val  Bavona)-  Scheitel  des  ö.  Formazzorapasses  4  Vt 
Stunden,  Passhöhe -AU'Acqua  (Bedrettothal)  1  Vt  Stun- 
den. 

QRANDPRAZ  (Kt.  Wallis,  Bez.  Harens,  Gem.  Evo- 
lena).  1680-1770  m.  Maiensässe  mit  einer  grossen  Anzahl 
von  zerstreut  gelegenen  Hütten,  unterhalb  der  Alpe  de 
Greta  und  am  linken  Ufer  der  Borgne,  3  km  s.  vom  Dorf 
Evolena  und  1  km  nw.  Les  Haudöres. 

QRAND8  (COI.  DES)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach). 
3068  m.  Eispass,  im  Kamm  zwischen  den  Aiguilles  du 
Tour  (3531  m)  und  dem  Col  de  Balme;  leichter  und  inte- 
ressanter Uebergang  aus  dem  Gebiet  des  Glacier  du  Tour 
auf  den  Glacier  des  Grands  und  weiterhin  auf  das  weile 
Plateau  du  Trient  und  nach  den  Hütten  von  Les  Grands. 
Nw.  über  dem  Pass  die  Pointe  des  Grands  (3108  m),  ö. 
darüber  die  Aiguilles  du  Zennepi  (3267  m).  Hätten  Les 
Grands-Passhöhe  2  Stunden,  Passnöhe-Seitenmoränen  des 
Glacier  du  Tour  Vi  Stunde. 

QRAND8  (QI.ACIER  DES)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Mar- 
tinach). 3270-2100  m.  2  km  langerund  ebenso  breiter  Glet- 
scher» am  N.-Hang  des  Kammes  zwischen  den  Aiguilles 
du  Tour  und  dem  Col  de  Balme,  hinten  über  dem  Valien 
des  Grands.  Er  wird  eingefasst  von  der  Croix  de  Bron 
(2898  m),  der  Pointe  des  Grands  (3106  m),  dem  Col  des 
Grands  (3068  m).  der  Aiguille  du  Zennepi  (3267  m),  Ai- 
guille  du  Midi  (3314  m),  Aiguille  des  Pissoirs  (3442  m) 
und  dem  Kamm  der  Pissoirs  (3311  m),  über  den  der  Col 
des  Pissoirs  zum  Plateau  du  Trient  hinüberfuhrt 

QRAND8  (POINTE  DES)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martin- 
ach).  3106  m.  Gipfel,  im  Kamm  zwischen  den  Aiguilles 
du  Tour  und  dem  Col  de  Balme ;  steigt  zwischen  ulacier 
des  Grands  und  rechtem  Ufer  des  Glacier  du  Tour  auf; 
von  der  Aiguille  de  Zennepi  durch  den  Col  des  Grands 
getrennt.  Auf  seinem  N.-Grat  die  Croix  de  Bron  (2898  m) 
und  auf  dem  NW.-Grat  die  Pointe  de  Bron  (2959  m)  mit 
dem  kleinen  Glacier  de  Bron.  1875  zuerst  La  Calotte  aux 
Chamois  benannt.  Vom  Col  des  Grands  aus  in  einer  Vier- 
telstunde oder  von  den  Hütten  Les  Grands  aus  in  2  */^ 
Stunden  leicht  zu  besteigen. 

QRAND8  COMBE8  (I.E8>  (Kt.  Neuenburg,  Bez. 
Val  de  Ruz).  Zwei  Comben,  5  km  lang,  längs  der  NO.- 
Grenze  des  Kantons  Neuenburg  vom  Fuss  des  Bec  ä  TOi- 
seau  (1160  m)  zur  Station  LesConvers  (1050  m)  der  Linie 
Neuenburg-La  Chaux  de  Fonds  sich  ziehend.  Die  beiden 
in  der  Längsrichtung  aufeinanderfolgenden  Thälchen 
sind  durch  den  Col  de  Gautraine  (1213  m]  mit  einander 
verbunden.  Dem  weiter  ö.  gelegenen  Thälchen  wird  noch 
im  Besonderen  der  Name  der  Grand'Combe  beigelegt. 
Mit  lichtem  Gehölz  besäte  Bergweiden ;  zusammen  etwa 
10  zerstreut  gelegene  Höfe  mit  etwa  50  reform.  Ew. 
Kirchgemeinden  Cernier  und  Ch^zard-Saint  Martin.  Vieh- 
zucht. 

QRAND8  CRtT8  (Kt.  Waadt,  Bez.  Orbe,  Gem.  Val- 
lorbe).  887  m.  Fabrik  für  hydraulischen  Kalk  und  Ze- 
ment ;  1,2  km  sw.  Vallorbe.  Der  Ort  hiess  früher  Le  Plan 
du  Chalet,  welcher  Name  noch  auf  der  Siegfriedkarte  zu 
finden  ist.  8  Gebäude,  davon  5  für  die  Fabrikanlagen ;  6 
Kalköfen.  Das  Rohmaterial  wird  in  einem  über  der  Fa- 
brik befindlichen  und  mit  ihr  durch  eine  Drahtseilleitung 
verbundenen  Steinbruch  gewonnen.  Seit  1898  mit  Stol- 
lenbetrieb. 

QRAND8  CRtT8  (I.E8)  (Kt.  Waadt,  Bez.  La  Val- 
l^e.  Gem.  Le  Chenit).  1130-1260  m.  Wald,  Fortsetzung 
desjenigen  am  Bisoux  und  am  Hang  über  dem  linken 
Ufer  der  Orbe  von  der  französischen  Grenze  bis  Le  Bras- 
sus.  Am  Waldrand  einige  zerstreute  Siedelungen. 

QRAND8  MARAI8  (LE8)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Orbe. 
Gem.  Vallorbe).  820-860  m.  Gruppe  von  4  Häusern;  1,5 
km  nö.  Vallorbe.  27  reform.  Ew.  Landwirtschaft 


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891 


QRAND8  MOUI.IN8  (I.E8>  (Kt  Waadt,  Bez.  Cos- 
sooaT,  Gem.  Penthalaz).  435  m.  Mühlen,  am  rechten  Ufer 
der  Venoge,  an  der  Strasse  Lausanne-Orbe,  1  km  s.  Pen- 
thalaz and  1,5  km  so.  Cossonay.  Hier  die  Station  Gosso- 
nay  der  Linien  Neuenburg-Lausanne  und  Lausanne-Pont- 
arher.  8  Häuser,  52  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Daillens. 

ORAND8EE  (Kt.  Waadt,  Bez.  Grandson).  Kleine 
Stadt  S.  den  Art.  Grandson. 

ORAND8IVAZ  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Broye,  Gem.  Man- 
nens-Grandsivaz).  690  m.  Dorf,  nahe  dem  linken  Ufer 
der  Ärbogne,  4  km  s.  der  Station  Gousset  der  Linie  Frei- 
burg-Y Verden.  Telegraph,  Telephon.  29  Häuser,  148  ka- 
thol.  Ew.  Kirchgemeinde  Mannens.  Futter-,  Getreide-und 
Kartoffelbau,  Viehzucht.  Von  Grandem  silvam  =  grosser 
Wald. 

QRAND80N.  BEZIRK  des  Kantons  Waadt,  Fläche 
17406  ha.  Bezirkshauptort  ist  Grandson.  Umfasst  den  nw. 


Hochfläche  des  Grandes  de  Sainte  Croiz.  An  grossem 
Flussadem  ist  der  Bezirk  arm ;  die  bedeutendsten  Wasser- 
läufe sind  der  von  Sainte  Croiz  herabkommende  Amon 
und  die  zwischen  Provence  und  Mutrux  durchfliessende 
Tannaz,  die  beide  zum  Neuen burgersee  gehen.  Im  NW. 
entspringt  die  Noiraigue,  die  nach  ihrer  Vereinigung  mit 
der  Deneyriaz  den  Namen  Buttes  erhält,  von  rechts  in  die 
Areuse  mündet  und  die  Wasseradern  vom  Plateau  des 
Granges  und  W.-Hang  des  Chasseron  sammelt. 

Der  Bezirk  lässt  sich  in  drei  gut  von  einander  getrennte 
Siedelungszonen  gliedern:  1.  das  Ufergebiet  oder  die 
Ebene  (450-650  m),  zwischen  See  und  Jurafüss,  mit  einer 
Reihe  von  grösseren  Siedelungen  (Grandson  und  Goncise 
am  See,  Onnens,  Bonvillars,  Champagne,  Fiez);  2.  die 
Zwischenzone  (650-950  m)  am  Jurahang,  mit  mehreren 
kleinen  Dörfern  (Villars-Burquin,  Fontanezier,  Mutrux, 
Provence) ;  3.  die  Bergzone  (950-1300  m),  mit  zahlreicher 


i:!70000 
ä 


Besirk  Oraodson. 


KAUfn^ensc. 


Abschnitt  des  Kantons  und  grenzt  im  N.  an  den  Kanton 
Neuenburg  (Bezirk  Val  de  Travers),  im  O.  an  den  Kanton 
Neuen  bürg  (Bezirk  Boudry)  und  an  den  Neuen  burgersee, 
im  S.  an  die  Bezirke  Yverden  und  Orbe  und  im  W.  an 
den  Bezirk  Orbe  und  an  Frankreich.  Der  grösste  Teil  des 
Bezirkes  ist  Bergland  und  gehört  zum  Juragebirge,  das  im 
NO.  bis  an  den  See  herantritt,  während  im  SW.  zwischen 
See  und  Gebirge  eine  etwa  5  km  breite  Ebene  liegt.  Die 
Kette  des  Chasseron  zieht  auf  eine  Länge  von  20  km  in 
der  Richtung  SW.-NO.  von  Sainte  Croix  bis  zum  Creux 
du  Van ;  sie  erreicht  ihre  grösste  Höhe  im  S.  und  trägt 
hier  die  drei  Gipfel  Le  Cochet,  Les  Petites  Boches  und 
das  Signal  du  Chasseron  (1611  m),  den  höchsten  Punkt 
der  ganzen  Kette,  sowie  die  nach  W.  vorgeschobenen 
Punkte  der  Mayaz  und  Roche  Blanche.  An  der  S. -Grenze 
des  Bezirkes  li^  der  kurze  Kamm  der  Aiguilles  de  Baul- 
raes  (1563  m),  «fie  sich  jenseits  der  Gorge  de  Covatannaz 
im  Mont  Th^venon  (1347  m)  und  in  dem  über  Concise  auf- 
steigenden Mont  Aubert  (1342  m)  fortsetzt.  Chasseron  und 
Aiguilles  de  Baulmes  werden  durch  den  kurzen  Rücken 
des  Mont  des  Orfs,  w.  über  Sainte  Croix,  mit  einander 
verbunden.  Hinter  dem  Mont  des  Cerfs  liegt  die  grosse 


Bevölkerung,  die  in  Dörfern,  Weilern  oder  Einzelsiede- 
lungen wohnt;  hier  die  Gemeinden  Sainte  Croix,  Bullet, 
Mauborget  und  Provence.  Der  Bezirk  zerfallt  für  die 
Zwecke  der  Verwaltung  in  drei  Kreise :  Concise  im  NO., 
Grandson  in  der  Mitte  und  Sainte  Croix  im  SW.,  von 
denen  die  zwei  ersten  sich  über  alle  drei  Zonen  erstrecken, 
während  der  letzte  fast  ausschliesslich  auf  die  gebirgigen 
Gebiete  beschränkt  ist.  Der  Bezirk  Grandson  umfasst  20 
(remeinden  und  zwar  im  Kreis  Concise  die  Gemeinden 
Concise,  Bonvillars,  Corcelles,  Fontanezier.  Mutrux,  On- 
nens und  Provence;  im  Kreis  Grandson  die  Gemeinden 
Grandson,  Champagne,  Fiez,  Fontaines,  Giez,  Grande- 
vent, Mauborffet,  Novalles,  Romairon,  Vaugondry  und 
Villars-Burqum ;  im  Kreis  Sainte  Croix  die  Gemeinden 
Sainte  Croix  und  Bullet.  Zusammen  1900:  13550  Ew.,  79 
Ew.  auf  einen  km>  (mit  Einschluss  der  nicht  besiedelten 
Zone  über  1300  m).  1860  zählte  der  Bezirk  11975  Ew., 
1880:  12961  Ew.,  1888:  13841  Ew.  Es  ist  somit  die  Be- 
völkerungsziffer seit  1888  um  ein  Weniges  zurückgegangen. 
12796  Ew.  sind  französischer,  590  deutscher  und  148  ita- 
lienischer Zunge;  12990  Reformierte,  545  Katholiken. 
Hauptbeschäftigung  der  Bewohner  der  Uferzone  und  der 


392 


GRA 


GRA 


Mehrzahl  derjeniffen  der  höhern  Zone  ist  die  Landwirt- 
schaft in  fast  allen  ihren  Zweigen.  Das  angebaute  Land 
verteilt  sich  wie  folgt : 

Gärten  50  ha 

Wiesen  und  Baumgärten       2134   » 

Äecker  4000   » 

Wald  5490  » 

Bergweiden  [5159  » 

Beben  300   » 

Gebäulichkeiten  74   » 

In  den  höhern  Gegenden  grosse  Wälder  und  Sennberge, 

in  den  tiefem  Lagen  eine  Anzahl  von  Weinbergen,  von 

denen  z.  B.  der  von  Bonvillars  einen  ^geschätzten  Rotwein 

liefert.  Die  Viehstatistik  ergibt  folgende  Zahlen : 


im 

1896 

1901 

Hornvieh 

4599 

48G1 

4302 

Pferde 

568 

531 

552 

Schweine 

1530 

2668 

2261 

Schafe 

1224 

750 

351 

Ziegen 

576 

890 

676 

Bienenstöcke 

1523 

1226 

1303 

Die  industrielle  Tätigkeit  konzentriert  sich  in  einigen 
wenigen  Teilen  des  Bezirkes.  So  finden  wir  im  Kreis  Sainte 
Croix  vor  Allem  Uhrenmacherei  und  Fabrikation  von 
Musikdosen,  daneben  aber  auch  Schreinereien,  mechani- 
sche Werkstätten,  Giessereien  und  eine  Phonographen- 
fabrik. Champagne  hat  eine  Uhrenfabrik  und  Mühlen, 
Grandson  eine  grosse  Tabak-,  Zigarren-  und  Zigaretten- 
fabrik und  eine  Kartonfabrik.  Bei  Champagne 
Kalksteinbruch.  Dem  Verkehr  dienen  die  Stras- 
sen Neuenburg  -  Concise  -  Grandson  -  Yverdon 
(meist  längs  dem  See  hinziehend],  Onnens- 
Vuiteboeuf  (verbindet  die  am  Jurafuss  gelege- 
nen Dörfer  miteinander),  Yverdon-Sainte  Croix 
mit  Fortsetzungen  nach  Pontarlier,  Les  Ver- 
rieres  und  Fleurier,  Grandson-Mauborget  mit 
Fortsetzung  nach  Mötiers  im  Val  de  Travers, 
Mauborget- Bullet- Sainte  Croix  und  Concise- 
Provence,  sowie  die  Eisenbahnlinien  Neuen- 
burff-Lausanne  längs  dem  See  und  Yverdon- 
Baulmes-Sainte  Croix.  Postwagen  von  Sainte 
Croix  nach  L'Auberson,  Les  Verri^res,  Buttes, 
Bullet  und  Le  Chäteau,  von  Grandson  nach 
Vuiteboeuf,  Villars -Burquin  (im  Sommer  bis 
Mauborget)  und  Bonvillars,  von  Concise  nach 
Provence. 

GRANDSON,    deutoch     Grandsee    (Kt. 
Waadt,  Bez.    Grandson).    450  m. 
Gem.,  kleine   Stadt    und   Bezirks- 
hauptort, am  W.-Ufer  des  Neuen- 
burgersees  und  nahe  seinem   S.- 
Ende, 4  km  ö.  vom  Jurafuss  und 
3,5  km  n.  Yverdon.  An  der  Strasse 
Neuenburg-Yverdon ;  Strassen  nach 
Mathod  u.  Orbe,  Vuitebceuf  u.  Sainte  Croix, 
Fiez,  Mauborget  und  ins  Val  de  Travers.  Station  der  Linie 
Neuenburg-Lausanne.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon; 
Postwagen  nach  Vuitebceuf,  Villars-Burauin  (im  Sommer 
bis  Mauborget)  und  Bonvillars.  Gemeinae,  mit  den  Wei- 
lern Les  Tuileries,  Corcellettes,  Fiez-Pittet  u.  Perroset : 
222  Häuser,  1771  Ew..  worunter  einige  wenige  Katholiken ; 
Stadt :  150  Häuser,  1334  Ew.  Eigene  reformierte  Kirch- 

femeinde.  Acker-  und  Weinbau.  Tabak-,  Zigarren-  und 
igarettenfabrik  mit  Filiale  in  Yverdon ;  beschäftigt  in 
Grandson  250,  in  Yverdon  200  Arbeiter.  Kartonfabrik,  am 
Arnon  Mühlen.  Die  am  S.-Ende  der  Oberstadt  ste- 
hende, dreischifßge  Pfarrkirche  zu  Saint  Jean  Baptiste 
ist  mit  Ausnahme  des  später  beigefügten  gotischen  Chores 
im  romanischen  Stil  gehalten  und  zeigt  die  Gestalt  eines 
lateinischen  Kreuzes;  ihre  Gründung  reicht  ins  11.  oder 
12.  Jahrhundert  zurück ,  zu  welcher  Zeit  sie  einem 
Priorat  angehörte.  Die  Säulen  im  Innern  stammen  z.  T. 
aus  den  römischen  Ruinenstätten  von  Avenches  und  Yver- 
don ;  die  Kapitale  mit  abwechslungsreichen,  oft  grotesken 
Skulpturen  geschmückt.  Nachdem  die  Kirche  in  der  zwei- 
ten Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  durch  Feuer  stark  gelit- 
ten, haben  die  darauf  folgenden,  nicht  in  allen  Teilen 
glücklichen  Restaurationsarbeiten  ihren  ursprünglichen 
architektonischen  Charakter  wesentlich  verändert;  neue 
Reparaturen  wurden  nach  der  Reformation   notwendig, 


worauf  vor  Kurzem  eine  dritte  Restauration  stattgefunden 
hat.  Bei  dieser  Gelegenheit  sind  schöne  Glasmalereien 
eingesetzt  worden.  Nahe  am  See  steht  ein  alter  Tarm, 
Ueberrest  eines  einstigen  Klosters  oder  einer  Kirche  der 
Franziskaner ;  er  dient  heute  als  Gefängnis.  Daneben  das 
Stadthaus,  ein  zierlicher  modemer  Bau.  Am  N.-Ende  der 
Stadt  steht  das  von  4  Türmen  flankierte  Schloss,  eines 
der  ffrössten  des  Kantons.  Es  soll  zu  Beginn  dßs  11.  Jahr- 
hunderts vom  Grafen  Lambert  L  erbaut  worden  sein  und 
ist  zu  verschiedenen  Malen  umgebaut  worden,  so  be- 
sonders durch  Louis  de  Chälons-Orange.  Zuerst  Sitz  des 
Geschlechtes  von  Grandson  und  später  der  Bemer  und 
Freiburger  Landvö^e,  die  die  Landvoglei  abwechselnd 
regierten.  Heute  Privateigentum. 

Das  berühmte  Edelgescnlecht  derer  von  Grandson  reicht 
bis  weit  um  die  Wende  des  10.  und  11.  Jahrhunderts  zu- 
rück und  besass  grosse  Ländereien,  die  noch  weit  über  die 
jetzigen  Grenzen  des  Kantons  Waadt  hinüber^riflen.  Es 
hat  den  Diözesen  Lausanne,  Genf,  Basel  etc.  Bischöfe  ge- 
geben. Einer  der  ersten  Herren  von  Grandson  war  (zu  Be- 
ginn des  11.  Jahrhunderts)  Lambert  L ;  zu  Beginn  des  12. 
Jahrhunderts  lebte  als  einer  der  mächtigsten  Herren  im 
Lande  Ebal  L,  der  die  Abtei  im  Jouxthale  gründete ;  Peler 
IL  stiftete  Anfangs  des  14.  Jahrhunderts  das  Kloster  La 
Lance  (bei  Concise)  und  hatte  mit  dem  Grafen  von  Neuen- 
burg und  dem  Haus  Chälons  Fehden  auszufechten.  Un- 
glücklich war  das  Ende  des  während  4  Jahrhunderten 
eine  glänzende  Rolle  spielenden  'Geschlechtes.  Otto  III.. 


SchloM  Grandson. 

der  Sohn  Peters  IL.  war  der  Mitschuld  an  der  Yergidung 
des  sog.  Roten  Grafen  (Amadeus  VII.  von  Savoyen)  ange- 
klagt und  musste  zu  seiner  Rechtfertigung  1397  in  Boai^ 
(in  der  Bresse)  gegen  Girard  d'Estavayer  zum  Zweikampif 
antreten,  der  für  ihn  einen  tötlichen  Ausgang  nahm. 
Seine  Ländereien  wurden  vom  Grafen  von  Savoyen  in. Be- 
schlag genommen.  Sein  Sohn  Hugo,  wegen  Hochverrates 
zum  Tode  verurteilt,  konnte  noch  rechtzeitig  fliehen, 
starb  aber  im  Exil.  Auch  ein  anderes  Glied  der  Familie, 
Johann  von  Grandson,  Herrn  von  Pesmes  (in  Burgund), 
erreichte  ein  tragisches  Ende.  Wenige  Jahre  nach  diesen 
stürmischen  Vorgängen  gab  1403  Herzog  Amadeus  YIII. 
von  Savoyen  die  Herrschaft  Grandson  an  Margaretha  von 
Mömpelgard  zu  Lehen,  nach  deren  Tod  sie  an  Ludwig 
von  Chälons  Orange,  den  Mann  ihrer  Schwester  Johanna, 
überging.  Kaum  war  dieser  gestorben  (1466),  so  bemäch- 
tige sich  sein  ältester  Sohn  Wilhelm  des  bei  der  Erb- 
teilunff  seinem  Bruder  Hugo  zugefallenen  Schlosses  Grand- 
son. Hugo  Hess  nun  das  Schloss  durch  seine  unter  der 
Führung  von  Peter  von  Crans  stehenden  Truppen  an- 
l^eifen.  Diese  setzten  die  vor  dem  Schlosseingang  befind- 
lichen hölzernen  Gailerien  in  Brand,  worauf  das  Feuer 
auf  .das  Städtchen  sich  übertrug  und  es  beinahe  gani 
einäscherte.  Bald  starb  Wilhelm  von  Chälons  Orange; 
sein  Bruder  Hugo  übernahm  diei  Herrschaft  ohne  Widei^ 
Spruch  und  Hess  die  Stadt  ohne  Säumen  wieder  auf- 


GRA 


GRA 


393 


bauen,  was  1470  geschehen  war.  Nun  folgen  die  Burpin- 
(lerkriege,  die  den  Namen  Grandson  mit  neuem  Glanz 
umgeben  sollten.  Als  1474  Karl  der  Kühne  von 
Iturgund  mit  einem  grossen  Heer  in  kölnisches 
(*ebiet  eingebrochen  war,  sandten  ihm  auch 
die  Eidgenossen  den  Absacebrief  und  besannen, 
die  Lehen  Savoyens  in  der  Waadt,  auf  denen 
burgundische  Edle  sassen,  mit  Krieg  zu  über- 
ziehen und  für  sich  zu  erobern.  So  fiel  auch 
Grandson,  dessen  Schloss  der  Befehlshaber 
Peter  Mayor  de  Romainmötier,  auch  Peter  von 
Joiirj^ne  genannt,  mangels  an  Nahrungsmitteln 
1475  den  Schweizern  übergeben  musste,  die  es 
mit  einer  Besatzung  von  500  Mann  belegten.  In- 
zwischen hatte  Herzoff  Karl  mit  Deutschland 
Frieden  und  mit  Frankreich  einen  Wafienstill- 
stand  geschlossen,  so  dass  er  zu  seinem  Vorge- 
hen gegen  die  Eidgenossen  freie  Hand  bekam. 
«  Racnedürstend  fährte  er  seine  Schaaren  gen 
Süden  .  .  .  Dann  brach  er  mit  einem  glänzen- 
den Heer,  welches  durch  die  savoyischen  Ver- 
stärkungen zuletzt  auf  30000  Mann  anschwoll, 
Anfangs  Februar  1476  über  die  Jura  passe 
herein.  Ausser  dem  Geschütz,  dem  zahlreich- 
sten und  schönsten  in  Europa,  folgte  dem  Heer 
ein  ungeheurer  Tross  von  Gepäck waffen,  Wir- 
ten, Krämern  und  Weibern.  So  erscnien  Karl 
am  Südende  des  Neuenburgersees  vor  der 
Feste  Grandson,  welche  von  500  Bemern  und  Frei- 
bürgern  besetzt  war,  und  schlug  auf  den  Anhöhen  vor 
derselben  sein^  Lager  auf.  Dieses  glich  einer  förmlichen 
Stadt.  Die  Hütten  und  Zelte  bildeten  regelmässige  lange 
Gassen.  In  der  Mitte  standen  ein  prächtig  geschmücktes  trag- 
bares Haus,  in  welchem  der  Herzog  wohnte,  und  die  kost- 
baren Gezelte  seines  Gefolges.  In  einer  Unmasse  von  Kram- 
buden und  Wirtschaften  wurde  alles  feilgeboten,  was  der 
Bequemlichkeit  oder  Ueppic[keit  der  Soldaten  dienen 
konnte.  Das  Ganze  umschloss  ein  Bing  von 4000  Wagen,  und 
diese  «Wagenburg»  war  noch  durch  Palissaden  und  Gräben 
verstärkt.  Bald  sah  sich  die  kleine  Besatzung  im  Schloss  zu 
Grandson  völlig  abgeschnitten.  Anfanglich  wehrte  sie  sich 
mutig.  Aber  die  Mauern  wurden  zerschossen,  Hungersnot 
trat  ein,  und  noch  zeigte  sich  keine  Hilfe.  Da  nahte  sich 
ein  burgundischer  Edelmann  der  Schlossmauer  und  rief 
der  Mannschaft  zu,  sie  solle  sich  keine  Hoffnung  auf  Ent- 
satz machen ;  schon  sei  Freibure  gefallen,  Bern  ange- 
griffen und  die  Eidgenossen  völlig  entzweit;  dennoch 
wolle  ihnen  der  Herzog,  gerührt  über  ihre  Tapferkeit, 
freien  Abzug  gestatten.  Durch  solche  Vorspiegelungen  ge- 


verlassen, so  wurden  Alle  auf  Befehl  des  Herzogs  ergrif- 
fen und  teils  an  Bäumen  aufgehängt,  teils  im  See  ertränkt. 


Strasse  in  Grandson. 

Hätten  die  Unglücklichen  noch  wenige  Tage  ausgeharrt, 
so  wäre  ihnen  die  ersehnte  Bettung  zu  Teil  geworden. 
Schon  war  das  bernische  Banner  auf  Neuenbürg  gerückt. 
Schlag  auf  Schlag  trafen  hier  die  Hilfsvölker  aer  Eidge- 
nossen ein,  und  auch  von  Basel  und  Strassburg  kam  Zu- 
zug, so  dass  ein  Heer  von  18000  Streitern  beisammen 
war,  als  die  Kunde  von  dem  Schicksal  der  Besatzung  zu 
Grandson  bekannt  wurde.  Von  Schmerz  und  Wut  ergrif- 
fen, beschlossen  die  Eidgenossen,  sofort  den  Feind  aufzu- 
suchen. Früh  morgens  am  2.  März  setzten  sie  sich  in 
Marsch  ...»  (Prof.  Oechsli).  Die  nun  folgende  Schlacht 
(2.  März  1476)  fand  nahe  den  Dörfern  Corcelles  und  Con- 
cise  statt,  wo  zwischen  Jura  und  See  nur  ein  schmaler 
Durchpass  offen  ist.  Die  Eidgenossen  hatten  drei  Kolonnen 
gebildet,  deren  eine  (der  linke  Flügel)  gegen  das  nahe  dem 
See  gelegene  Vaumarcus  marschif^rte,  während  die  zweite 
längs  der  hoch  gelegenen  Vy  d*£traz  vorstiess  und  die 
dritte  den  Mont  Aubert  umging,  um  auf  Bonvillars  zu 
von  den  Höhen  herabzubrechen.  Dem  zwischen  Corcelles 
und  dem  Berg  stattfindenden  Hauplkampf  ging  ein  Ge- 
fecht an  der  Vy  d'£traz  über  Vaumarcus  voraus.  lassen  wir 


Schlachtfeld  von  Grandsun. 


täuscht,  öffnete  die  Besatzung  die  Tore  —  am  23.  Februar, 
nachdem  das  Stadtchen  schon  am  21.  durch  Sturm  ge- 
nommen worden  war  — .  Kaum  hatte  sie  jedoch  das  Schloss 


wieder  der  lebhaften  Schilderung  von  Prof.  Oechsli 
Baum :  «  Etwa  2  Stunden  nordwärts  von  Grandson  tritt 
das  Juragebirge  hart  an  den  See  und  bildet  einen  Eng- 


894 


GRA 


GRA 


pass,  weichen  ein  von  den  Burgundern  besetztes  Schloss, 
Vaumarcus,   versperrte.    Ohne   sich  dadurch  aufhalten 


Menhirs  auf  dem  Sohlachtfeld  von  Orandson,  nv.  Corcelles, 


zu  lassen,  zogen  die  vorauseilenden  Schwyzer-  und 
Berner  unter  dem  Befehl  des  Schultheissen  Nikiaus  von 
Scharnachthal  und  des  Landammanns  Kätzi  durch  Wald, 
Gebüsch  und  Schnee  über  den  Berg.  Am  jenseitiffen  Ab- 
hang erblickten  sie  in  der  Ebene  gegen  Grandson  nin  das 
ganze  Burgunderheer  im  Anmarsch ;  denn  auch  Karl  war 
aus  seinem  Lager  aufgebrochen,  frohlockend,  diese  «Bau- 
ern B  auf  einen  Schlag  vertilgen  zu  können.  Ohne  der 
übrigen  Eidgenossen  zu  warten,  stiegen  sie  kampfbe^erig 
den  Abhang  hinunter.  Nach  der  Väter  Sitte  fielen  sie  an- 
gesichts des  Feindes,  der  ob  dem  ungewohnten  Anblick 
in  lautes  Hohngelächter  ausbrach,  zum  Gebet  auf  die 
Knie.  Dann  erwarteten  sie,  in  ein  dicht  geschlossenes 
Viereck  geschart,  den  Rücken  an  den  Berg  ffelehnt,  die 
Banner  in  der  Mitte,  die  ansprengenden  Geschwader  der 
feindlichen  Lanzenreiter.  Furchtbar  war  der  Ansturm; 
aber  an  den  vorgehaltenen  Spiessen  der  Schweizer  prallte 
derselbe  wirkungsllos  ab.  Auen  das  Spielen  des  Geschützes 
und  der  Pfeilha^el  der  burffundischen  Bonner  vermochte 
ihre  Ordnung  nicht  zu  erscnüttern.  Da  gao  Karl  den  Sei- 
nigen den  Befehl«  sich  etwas  zurückzuziehen;  er  wollte 
die  Schweizer  tiefer  in  die  Ebene  hereinlocken,  um  sie  zu 
umschliessen,  von  allen  Seiten  anzufallen  und  zu  erdrük- 
ken.  Allein  die  hintern  Treffen  des  burgundischen  Heeres 
hielten  das  Zurückweichen  der  vordem  für  ein  Zeiche«' 
der  Niederlande ;  von  jähem  Schrecken  ergriffen,  warfen 
sie  sich«  Anfuhrer  und  Mannschaft,  Reiter  und  Fussvolk, 
in  die  Flucht.  Umsonst  sprenj^  Karl  hierhin,  dorthin, 
umsonst  hieb  er  auf  die  Fluchtigen  ein,  um  sie  zum 
Stehen  zu  bringen.  In  diesem  Augenblick  erglänzten  die 
Höhen  im  Sonnenschein  von  neuen  Waffen  und  Bannern. 
Mit  gepresster  Brust  fragte  Karl  einen  Neuenburger  Herrn 
in  seiner  Umgebung,  ob  das  auch  noch  Schweizer  seien. 
Es  war  die  Hauptmacht  der  Eidgenossen,  die  erst  jetzt  auf 
dem  Schlachtfelde  anlangte ;  immer  neue  Schaaren  tauch- 
ten aus  Busch  und  Wald  hervor;  betäubend  war  das 
Kriegsgeschrei,  das  Gellen  des  Uristiers  und  der  Harst- 
hömer  von  Luzem.  Grausen  und  Entsetzen  erfasste  die 
Burgunder.  Wohl  warf  sich  Karl  noch  dreimal  mit  seiner 
Reiterei  den  heranstürmenden  Schaaren  entgegen :  aber 
weder  sein  eigenes  Beispiel,  noch  das  anderer  Führer 
vermochten  zu  hindern,  dass  auch  der  Kern  seines  Hee- 
res in  unaufhaltsamer  Flucht  davoneilte.  Nicht  einmal  an 
Behauptung  des  festen  Lasers  war  mehr  zu  denken.  Noch 
einen  letzten  Blick  warf  der  Herzog  auf  die  Schätze,  die 
dasselbe  barg;  dann  sprengte  er  mit  fünf  Gefährten  dem 
nächsten  Jurapasse  zu.  Da  es  den  Eidgenossen  zur  wirksa- 
men Verfolgung  an  Reiterei  gebrach,  war  die  Zahl  der 
erschlagenen  Feinde  gering.  Desto  grösser  war  die  Beute ; 
600  Banner,  über  1200  grössere  und  kleinere  Geschütze, 
zahllose  Heerwagen,  das  Lager  mit  all  der  Pracht,  die 
Karl  mit  sich  führte,  um  auch  im  Feld  den  Glanz  seines 
Hauses  zu  entfalten,  fielen  in  die  Hände  der  Sieger.  Die 
kostbaren  Teppiche  seines  Lagerhauses,  die  Zieraten 
seiner  Feldkapelle,  sein  mit  Edelsteinen   geschmückter 


Hut,  mehrere  weltberühmte  Diamanten,  von  denen  einer 
später  in  die  Krone  des  Papstes  —  Julius  II.  —  gelangte,  sein 
Prachtschwert,  sein  goldenes  Siegel,  sein   sil- 
berner Stuhl  waren  allein  schon  ein  Schatz,  der 
in  den  Augen  der  Zeitgenossen  einen  unermess- 
lichen  Wert  darstellte.   Aber  ob  dieser  Beute 
vergassen  die  Eidgenossen  ihren  Feind.    Um- 
sonst mahnte  Bern,  man  solle  Karl  keine  Zeit 
lassen,  sein  Heer,  das  nur  versprengt,    nicht 
vernichtet  sei,  neu  zu  sammeln.  Jedermann  xog 
nach  Hause,  um  die   erbeuteten  Schätze    in 
Sicherheit  zu   bringen  .  .  .  b.  Eine  Abteilung 
versprengter  Burgunder,  die  im  Schloss  Grand- 
son Zuflucht  gesucht,  erlitt  das  gleiche  Schick- 
sal, dem  einige  Tage  vorher  die  Schweizer  Be- 
satzung zum  Opfer  gefallen  war.  Die  schon  das 
Jahr  vorher  von  den  Bernem  und  Freiburgem 
eroberten  Schlösser  und  Herrschaften  Monta- 
gny,  Orbe,  £challens  etc.  wurden  nun  zusam- 
men  mit  Grandson  Eigentum  dieser   heiden 
Städte,  die  sie  zu  gemeinsamen  u.  abwechselnd 
von  je  einer  der  beiden  regierten  üntertanen- 
ländem  machten.  1531  predigte  Farel  in  Grand- 
son die  Reformation,  stiess  aber  bei  dem  zahl- 
reichen Klerus  der  hiesigen  Kirchen  u.  Klöster 
auf  heftigen  Widerstand,  den  der  im  folgenden  Jahr  aus 
Frankreich  kommende  Jean  Lecomte  endgiltig  überwand. 
Die  Messe  blieb  aber  noch  bis  1554  bestehen.   Lecomte 
zeichnete  sich  durch  grossen  Eifer  und  seine  Selbetver- 
läugnung  während  einer  1543  wütenden  Pestepidemie  aus 
und  starb  1572.  Die  Stadt  Grandson  wurde  unter  der  Ber- 
ner Herrschaft  von  einem  Rat  von  24  Mitgliedern  ver- 
waltet, der  das  Recht  der  Selbstergänzung  besass.  Seine 
erstgewählten  12  Mitglieder  bildeten  den  Gerichtshof  und 
stellten  der  Stadt  die  von  Rat  und  Bürgerschaft  gewähl- 
ten obersten   zwei  Beamten,  den  Statthalter  und  Stadt- 
kommandanten. Ausser  der  schon  genannten    Feuers- 
brunst zerstörte  noch  eine  zweite  (zwischen  1360  und  1378] 
einen  grossen  Teil  der  Stadt  und  beschädigte  Kirche  und 
Propstei.  1049 :  Granzio ;  1126 :  Granzon ;  1193 :  Grantsum. 
Bei  Corcellettes  an  Fundgegenständen  reicher  Pfahlbau 
aus  der  Bronzezeit,  bei  Grandson  Ueberreste  romischer 
Bauwerke  und  Silbermünzen  aus  dem  2.  und  3.  Jahrhun- 
dert, in  den  Reben  hinter  der  Stadt  ein  Burgunderfriedbof. 
Bibliographie,  Haller,  F.  L.   Die  Schlacht  bei  (Wand" 
8on  (in  den  Darstellungen  der  merkwürdi{f8ten  Schweizer' 
schlachten  i298  bis  i499).  Bern  1826.  —  Die  Henker  der 
Besatzung  zu  Grandson  (im  Schweizer.  Geschichtsfor- 
scher. VI).  Bern  1826.  —  Olivier,  J.  La  bataille  de  Grand- 
son ;  poeme  Spique.  1829.  —  Haller,  F.  L.  Die    Schlacht 
bei    Grandson  (Neujahrsblatt  der    Feuerwerker-Gesell- 
schaft in  Zürich.  1841J.  Zürich  1840.    —  La  date  de  la 
bataille  de  Grandson  (im  Musie  histor.  de  Neuchdtel.  l). 
Neuchätel  1841.  —  Dubois  de  Montpereux,  F.  La  bcUaiUe 
de  Grandson  (in  den  Mitteilungen  der  Antiquar.  Gesell- 
schaft in  Zürich.   II).   Zürich  1844.    —   Martignier,   D. 
Les  demiers  sires  de  Grandson^  i328'i404  (in   ^tren- 
nes  nationales).   Lausanne  1845.  —  Martignier,  D.  Les 
preniiers  Grandson  dans  le  Pays  de  Vaud  et  la  Suisse 
ronvande.  Lausanne  1858.  —  Charri^re,  L.  de  Les  dynasties 
de  Grandson  jusqu'au  Xllh  siecle.  Lausanne  1866.  — 
Martignier,  D.,etA.deCrousaz./)ictionn.  histor.,  geograph. 
et  Statist,  du  cant.  de  Vaud.  Lausanne  1867  ;    Supple- 
ment par  A.  Briere  et  G.  Favey.  Lausanne  1887.  —  Kahn, 
J.  R.    Grandson  und   zwei    Cluniticenserbauten  in  der 
Westschweiz  (in  den  Mitteilungen  der  Antiquar.  Gesell- 
schaft in  Ziirich.  17).  Zürich  1870.  —  Combe,  E.  Letemple 
de  Örandson.  Lausanne   1883.   —  Bähler,  Ed.  Jean  Le- 
comte de  La  Croix*;  ein  Beitrag  zur  Befortnations-Ge- 
schichle  der  Westschweiz.  Biel  1895.  —  Chabloz,  Fritz. 
La  bataille  de  Grandson.  Yverdon  1897.  —  Mottaz,  Eug. 
Grandson-Guide ;  histor.  et  descriptif.  Grandson  1902. 

Der  Kreis  Grandson  umfasst  den  zentralen  Abschnitt 
des  Bezirkes  und  erstreckt  sich  vom  See  bis  auf  das  Ge- 
birge ;  ihm  gehören  die  Gemeinden  Grandson,  Cham- 
pagne, Fiez,  Fontaines,  Giez,  Grandevent,  Mauborget,  No- 
valles,   Romairon,  Vaugondry  und   Villars-Burquin  mit 


zusammen  WUM  reform.  Ew.  an. 

QRANDTY  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey,  Gem.  Yal  dll- 
liez).  1230  m.  Etwa  15  zerstreut  gelegene  Bauten,  über 


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dem  linken  Ufer  der  Vi^ze  und  2  km  s.  vom  Dorf  Val 
d'Uliez.  Auf  einem  Hang  links  über  der  Ausmündung  des 
Wildbaches  Chavalet  und  an  der  Bifurkation  der  von  Val 
dllliez  zu  den  Portes  du  Soleil  und  zum  Pas  de  Ch^sery 
führenden  Fusswege.  Ohne  bestimmte  Grenzen. 
GRAND  VAL,  deutsch  Granfelden  (Kt.  Bern,  Amts- 


Kirche  Grandval. 

bez.  Münster).  600  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  im  Val  de 
Comet,  an  der  JElaus  (rechtsseitiffer  Zufluss  zur  Birs),  an 
der  Strasse  von  Münster  auf  den  Weissenstein  und  3,7  km 
ö.  der  Station  Münster  der  Linie  Biel-Delsberg-Basel. 
Postbureau,  Telephon;  Postwagen  Münster-Balsthal  und 
nach  Corcelles.  77  Häuser,  287  reform.  Ew.,  wovon  74 
deutscher  Zunge.  Die  Kirchgemeinde  Grandval  umfasst 
ausser  Grandval  noch  die  Gemeinden  Corcelles,  Cr^mines 
und  Eschert.  Ackerbau,  Viehzucht  und  Viehhandel,  Holz- 
handel, etwas  Uhrenindustrie.  In  den 
Urkunden  erscheint  Grandval  schon  seit 
606  als  Grandivallis ;  1179  :  Granval. 
Benannt  nach  dem  geräumigen  Thal,  in 
dem  es  steht ;  es  ist  dies  aas  grössere 
der  bei  Münster  auf  die  Birs  sich  öffnen- 
den zwei  Seitenthäler  (Grand  Val  von 
0.,  Petit  Val  von  W.  her).  Hatte  im  14. 
Jahrhundert  sein  eiffenes  Edelgeschlecht. 
Einführung  der  Reformation  1530;  nach 
der  Ueberheferung  soll  Farel  im  Schat- 
ten der  alten  Linde  gepredigt  haben, 
die  die  Terrasse  vor  der  Kirche  ziert 
und  heute  mit  einem  Eisengitter  umge- 
ben ist.  Die  Kirche  ist  eine  der  ältesten 
im  Jura. 

GRANDVAUX  (Kt.  Waadt,  Bez.  La- 
yaux).  495  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  etwa 
in  der  Mitte  des  Weinbau bezirkes  von 
Lavaax;  an  der  Strasse  Culiy-Les  Cor- 
nes  de  Cerf  (Forel)-Pal6zieux,  Strasse 
nach  Aran  und  Lutry  :  1,2  km  nw. 
Culiy.  600  m  nö.  vom  Dorf  die  Station 
Grand vaux  der  Linie  Bern-Frei  burg- 
Lausanne.  Gemeinde,  mit  zahlreichen 
Einzelhöfen  :  133  Häuser,  677  ref.  Ew. ; 
Dorf:  65  Häuser,  293  Ew.  Zur  Kirchce- 
meinde  gehört  noch  die  Gemeinde  Vil- 
lette.  Acker-  u.  Weinbau.  Die  vor  weni- 
pn  Jahren  neu  erbaute  Kirche  ist  ohne  Turm,  da  der  Glok- 
kenturm  der  wenig  entfernten  einstigen  alten  Kirche 
noch  seinem  Zweck  dienen  kann.  Aus  den  in  der  Nähe  ge- 


fundenen Münzen  aus  der  römischen  Kaiserzeit  u.  Resten 
alter  Bauten  schliesst  man  auf  eine  frühzeitige  Besie^e- 
lung  der  Gegend.  1564-66  wütete  hier  die  Pest ;  das  damaU 
eingerichtete  Siechenhaus  (Maladrerie)  ist  seither  wieder 
zerstört  worden.  Grandvaux  gehörte  einst  zur  grossen  Ge- 
meinde Villette,  die  1824  in  sechs  selbständige  Gemeinden 
geteilt  wurde.  Die  Gemeinde,  wie  ihre  Nachbarn,  nur  ein 
wenig  breiter  Streifeti,  der  auf  dem  obern  Plateau  des 
Jorat  dem  See  parallel  zieht.  Hier  eine  Anhöhe,  Signal  de 
Grandvaux  (805  m)  geheissen,  mit  schöner  Aussicht,  die 
der  vom  benachbarten  Mont  de  Gourze  gleichkommt. 
1250:  Gravaz;  1270:  Gravaux.  Scheint  nach  diesen  ur- 
kundlichen Formen  nicht  «grosses  Thal»,  sondern  «Ort  in 
kiesiger  Gegend»  zu  bedeuten. 

QRANDVILI.ARD,  deutsch  Langwiler  (Kt.'.Freiburg, 
Bez.  Greierz).  760  m.  Gem.  und  schönes,  wohlgebautes 
Pfarrdorf,  in  fruchtbarer  Ebene  am  Fuss  des  Vanil  Noir, 
der  Dent  de  Brenlaire  und  der  Dent  de  Folli^ran  lieblich 
gelegen,  an  der  Taouna  und  nahe  dem  rechtqn*Ufer  der 
Saane;  11,7  km  s.  der  Station  Bulle  der  Linie  Romont- 
Bulle.  Wird,  wie  das  ganze  umliegende  Gebiet,  von  einer 
elektrischen  Bahn  beaient.  Postablage,  Telegraph,  Tele- 
phon. 101  Häuser,  506  kathol.  Ew.  Wiesen-  und  Obstbau, 
Viehzucht.  3  Sägen.  Fremdenindustrie,  in  gutem  Rufe 
stehende  Gasthöfe  und  Pensionen.  Bruch  auf  Marmor  und 
Baustein.  Am  Hang  des  Vanil  Noir  über  Grand villard  der 
reizende  kleine  Lac  de  Caudrez,  rings  von  Alpweiden 
umrahmt,  die  reich  an  seltenen  und  von  den  Botanikern 

gesuchten  Pflanzenarten  sind.  Der  von  der  Dent  de  Com- 
ettaz  herabkommende  ungestüme  Wildbach  Taouna  bil- 
det über  dem  nachher  von  ihm  durchflossenen  Dorf  einen 
schönen  Wasserfall.  Pfarrkirche  zu  St.  Jacques  le  Majeur 
et  St.  Barth^lemy,  aus  1603  stammend.  Auf  einem  Hügel 
über  der  Saane  die  Kapelle  La  Daoudaz,  ehemals  Pfarr- 
kirche von  Lessoc  und  Grandvillard.  Unter  dieser  Kapelle 
führt  eine  Brücke  mit  metallischer  Fahrbahn  von  Grand- 
villard zum  linken  Saaneufer  hinüber.  Der  Ort  schon  im 
14.  Jahrhundert  urkundlich  als  Grand  Villars  oder  auch 
einfach  als  Vilar  und  Villar  genannt.  In  den  jetzt  aufjg^e- 

§  ebenen  Steinbrüchen  bei  der  Taounaschlucht  Fossilien 
es  Tithon  (oberen  Malms).  Das  Thal  von  Grandvillard 
bildet  eine  Kreidemulde. 

QRANDVII.LARD  (CASCADE  DE)  (Kt.  Freiburg, 
Bez.  Greierz).  Wasserfall  des  ungestümen  Wildbaches 
Taouna,  etwa  20  m  hoch.  Besonders  bemerkenswert  durch 
die  Form  seines  Beckens  und  seinen  grossartig  schönen 
landschaftlichen  Rahmen.  Wasservolumen  im  Minimum 
0,5  m^.  Vom  Fuss  des  Vanil  Noir  kommen  zwei  kleine 


Oraodvillard  von  Sftdosten. 


Wasseradern,  die  zwei  aufeinanderfolgende  Seelein  bilden. 
Deren  AbÜuss  ist  auf  eine  Länge  von  etwa  1  km  unter- 
irdisch und  fallt  dann  mit  einer  Kaskade  in  den  kleinen 


896 


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6RA 


Lae  de  Candfez.  dem  die  die  CMeade  de  Grandvillard  bil- 
dende Taomia  eotfliewt  (\erfi.  Alpemxme.  i8M,  —  Revue 
Mcieniif,  9ui$Me,  Friboorf  1878). 

ORANCOO  (KU  Bern,  AmUbes.  Sehwaneobmi^,  Gem. 
Wählern;.  800  m,  Weiler,  anf  dem  Plateaa  ztriaeben  dem 
Scbwarzwaaaer  ond  Undenbachgraben ;  3,7  km  aö.  der 
Kirche  Wählern  and  12  km  waw.  der  Station  Thornen 
der  Görbethalbahn  (Bem-Wattenwil-Than).  10  Hinaer, 
00  reCorm«  Ew,  Wieaenban. 

ORANFCLDCN  (Kt  Bern,  Amtabez.  M önater).  Gem. 
ond  PCurdorf.  S.  den  Art.  GfUKinrAL. 

ORANOC,  OflANOC8,  ORCNOC8.  In  der  firan- 
zöabcben  Schweiz  hioftg  TorkommenderOrtaname^  vom 
mittellateiniachen  granica^  grangia  ■=.  Scheune  (lateioiach 

granum  =  Korn).  Entspricht  dem  deotachen  Ortsnamen 
renchen.  Wihrend  der  Grenier  (=  Speicher,  Kornboden) 
ursprünglich  zor  sichern  Aafbewahmng  des  Kornes 
diente,  war  die  Grange  zor  Aofnahme  d«  Heoes  (Heo- 
stadel)  bestimmt  ond  meist  aoch  noch  als  Viehstall  einge- 
richtet, jedoch  nie  mit  dem  Wohnhaos  des  Baoem  onler 
einem  D^che  verbanden.  Später  hat  man  dann  eine  An- 
zahl Ton  solchen  Granges  aoch  mit  Wohnzimmern  aos- 
gestattet,  die  zuerst  nor  wihrend  des  Sommers  ond 
endlich  aoch  wihrend  des  ^nzen  Jahres  bezogen  war^ 
den.  Ein  Beispiel  hierfär  sind  die  Grangea  de  Sainte 
Croiz. 


I  (LA)  (Kt  Freiborg,  Bez.  Ve- 
.We        *  ^       -         - 


veTae,Gem.  Le  Cr^t).  ^0  m.  Weiler,  in  sumpfiger  Gegend, 
900  m  nö.  Le  Cr^t  und  5,5  km  oso.  der  Station  Vauderens 
der  Linie  Bem-Freiburg-Lausanne.  15  Hänser,  75  kalhol. 
Ew.  Wiesen-  und  Kartoffelbau,  Viehzucht. 

ORANGE  A  JEANNIN  (LA)  oder  ORANOK 
JKANNIN  (Kt.  Waadt,  Bez.  ^hallena,  Gem.  Villars  le 
Terroir).  644  m.  Weiler,  500  m  so.  Villars  le  Terroir,  an 
der  Strasse  Lausen  ne-Yverdon  und  an  der  Abzweigung  der 
Strasse  nach  Pajeme;  1,5  km  nö.  Echallens  und  4,7  km 
w.  der  Station  Sugnens  der  Linie  Lausanne-Bercber.  10 
Häuser,  60  kathol.  Ew.  Landwirtschaft. 

QRANQK  AUX  AQU  ET  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Cos- 
sonay.  Gem.  Boussens).  502  m.  Gruppe  von  2  Häusern,  an 
der  Chamberonne,  700  m  s.  Boussens  und  2,5  km  wsw. 
der  Station  ^tagni^res  der  Linie  Lausanne-Bercher.  2 
Häuser,  11  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  VufHens  la  Ville. 
Einst  Eigentum  des  Klosters  Montherond  und  im  17. 
Jahrhundert  Grange  aus  Failles  geheissen.  Das  eine  der 
beiden  Häuser  diente  damals  zur  Aufnahme  dea  von  den 
Bauern  als  Zehnten  abzuliefernden  Getreides,  während 
im  anderen  einige  Klosterleute  wohnten. 

ORANGE  CANAI.  (Kt.  Genf,  Linkes  Ufer.  Gem. 
Chdne  Bougeries).  426  m.  Ausaenquartier  von  Genf,  2  km 
ö.  der  Stadt,  zum  grossen  Teil  aus  Villen  bestehend.  Poat- 
bureau,  Telephon.  55  Häuser,  476  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinde Chöoe.  Haltestelle  der  elektrischen  Strassenbahn 
Genf-Annemasse.  Bierbrauerei,  EssigCeibrik  etc.  Zimmer- 
plätze. Asyl  för  gefallene  Mädchen.  Pensionnate.  Ur- 
spränglich  Grange  Canard  geheissen,  nach  einem  1440 
Borger  von  Genf  gewordenen  Sieur  Onard.  Hier 
wohnte  J.  J.  Rousseau  im  Sommer  1754  in  dem  mit  einer 
darauf  bezüglichen  Credenktafel  geschmückten  Hause. 

ORANGE  DBS  BOI8  DESSOUS  und  DESSUS 
(I.A)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Broye,  Gem.  Cugy).  535  und 
545  m.  Zwei  Gruppen  von  zusammen  8  Häusern,  auf  einer 
Anhöhe  1,7  km  s.  der  Station  Cugy  der  Linie  Freiburg- 
Yverdon.  71  kathol.  Ew.  Getreide-,  Futter-  und  Tabakbau, 
Viehzucht. 

ORANGE  JEANNIN  (Kt.  Waadt,  Bez.  Echallens, 
Gem.  Viliars  le  Terroir).  Weiler.  S.  den  Art.  Grange  a 
Jeannin  (La). 

ORANGE  LA  BATTIA  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Gläne, 
Gem.  Chavannes  sous  Orsonnens).  689  m.  Gruppe  von  6 
Häusern,  am  rechten  Ufer  der  Gläne,  700  m  ö.  der  Station 
Villaz-St.  Pierre  der  Linie  Bern-Frei burg-Lausanne  und 
1,8  km  sw.  Chavannes  sous  Orsonnens.  33  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Villaz-St.  Pierre.  Futter-  und  Getreidebau, 
Viehzucht. 

GRANGE  NEUVE  (Kt.  Waadt,  Bez.  Grandson,  Gem. 
Baulmes).  1360  m.  Bergweide  mit  Hütte,  am  Fuss  des 
Mont  Suchet  und  im  Kern  des  geöffneten  Gewölbes  Mont 
Suchet-Aiguilles  de  Baulmes.  Fossilien  im  Argovien  und 
Dogger. 


ORAMOC  MCUVE  <Lü>  (Kt-  FMbvg.  BeL  Saaae. 
Gem.  Postens).  IK38  m.  Gmppe  «na  3  Wohnfaäaaerm  nnd 
m^iiferen  OekooomiegebäadÄ,  iwiathen  4itm  Imkca  Cler 
Aet  Snane  und  der  Straaae  Freibvg-Bvlle.  3  kaa  nö.  der 
Statioii  Matran  der  Linie  Bem-Fretbur-LaasaBBe  «m: 
1,9  km  BÖ.  Poaienx.  29  kathol.  Ew.  KiidigeflMnde  £cn- 
villens.  Grosses,  mehr  als  100  ha  nmfiaf  nJifs  taadani, 
einst  Ei«entnm  des  Klosters  Haoterive,  seit  1818  Creibnr- 
gische  Staatsdomäne ;  heute  als  Mnatciwirtaehall  ciBce- 
richtet  und  der  landwirtachafUichea  Schale  za  PeroUes 
angegliedert. 

ORANGE  NEUVE  (Lü)  (Kt.  Waadt,  Bez.  aad  Gem. 
Lausanne).  573  m.  Gruppe  von  5  Häaaera,  aber  deaa  fia- 
ken  Ufer  des  vom  Talent  dnrchfloaaragn  Tobeis,  300  m 
sw.  der  einstigen  Abtei  M oatfaerond,  8  km  naö. 
und  1p  km  nö.  Cocy.  90  relbrm.  Ew. 
Morrecs.  Landwirtacnaft 

ORANGE  VALLIER  (Kt  und  Bez.  Nenenbarir.  Gem. 
Enges).  900  m.  Bauernhof  und  Landjnil,  im  Vatloo  d~EB- 
ges,  am  Fuss  des  Chanmont  nnd  x  km  nö.  vooa  Dorf 
Enges.  2  Häuser,  15  reform.  Ew.  Kirchgemeiade  Ugaie- 
res.  Sommerfrische.  Im  17.  Jahrhandert  Eigentam  der 
Familie  Vallier  ans  Solothum,  seit  1800  im  Besitz  des 
Geschlechtes  de  Pourtales.  Leopold  de  Ponrtalea  hat  1900 
den  Bauernhof  der  Gemeinde  Enges  und  die  zngehörigea 
Waldungen  dem  Staate  Neuenburg  abgetreten. 

ORANGES  (Kt  Freiburg,  Bez.  Veveyse).  756  m.  Gem. 
und  Dorf,  am  NO.-Fnss  des  Mont  Pelerin ;  2,5  kna  aw. 
Attalens  und  2,2  km  s.  der  Station  Palezienx  der  Linie 
Bem-Freiburg-Lausanne.  Telephon.  02  zum  grossen  Teil 
zerstreut  celegene  Häuser,  331  kathol.  Ew.  Kirchgen»eiade 
Attalens.  Wiesenbau  und  Viehzucht. 

GRANGES  (Kt  Solothum,  Amtei  Lebern).  Gem.  nnd 
Dorf.  S.  den  Art.  Grenchen. 

ORANGES  oder  ORANGES  MARNAND  (Kt 
Waadt,  Bez.  Payeme).  480  m.  Gem.  nnd  Pfarrdorf,  im 
Thal  der  Broye  und  an  der  Einmündung  der  Lembaz  in 
die  Broye ;  an  der  dem  linken  Ufer  der  Broye  folgenden 
Strasse  Lucens-Payeme,  Strassen  nach  Ifenieres-Eatavayer 
und  O>mbremontle  Petit-Thierrens ;  7,5  km  ssw.  Payenie. 
Station  der  Linie  Lausanne>Payeme-Lys9.  PosttMireaa. 
Telegraph,  Telephon;  Postwagen  nach  Thierrens  nnd 
Romont  (gemeinde,  mit  dem  Weiler  Brit:  155  Häoser, 
942  reform.  Ew.;  Dorf:  146  Häuser,  883  Ew.  Kirchge- 
meinde umfasst  ausser  der  Gemeinde  Oanges  noch  die 
(^meinden  Henniez,  Marnand  und  Sassel.  Acker-  und 
Tabakbau.  An  der  Lembaz  grosse  Mühlen,  Sägen,  eine 
Limonadefabrik.  Sehr  alte  Siedelung,  vielleicht  schon  zur 
Römerzeit  bewohnt  und  an  der  Römerstrasse  Moodon- 
Avenches  gelegen.  Im  Mittelalter  einer  der  bedeutendsten 
Orte  im  Broyethal.  Hier  war  seit  dem  Beginn  des  10. 
Jahrhunderts  das  Chorherrenstift  Lausanne  begütert,  das 
Anfangs  des  13.  Jahrhunderts  einziger  Eigentümer  von 
Granges  und  Sassel  wurde.  Nachdem  Aymon,  Herr  von 
Montagny  (bei  Payeme),  1226  dieses  Gebiet  mit  Raub  nnd 
Mord  überzogen  hatte,  wurde  er  vom  Bischof  mit  dem 
Kirchenbann  belegt,  aus  dem  er  sich  durch  Vergütung 
des  von  ihm  gestifteten  Schadens  wieder  löste.  Das  Dorf 
Granges  unter  der  Berner  Oberhoheit  der  Burgherrschaft 
Villarzel  zugeteilt.  Als  man  1807  die  Kirche  restaurierte^ 
stieas  man  auf  geschwärzte  und  calcinierte  Mauerreste, 
woraus  auf  eine  einstige  grosse  Feuersbrunst  geschloesen 
worden  ist.  Zu  Ende  des  18.  Jahrhunderts  sind  römische 
Münzen  und  seither  zu  wiederholten  Malen  alte  Maner- 
reste,  Steinplattengräber  (in  der  Kiesffrube  La  Renard) 
und  Skelete  (auf  dem  Hügel  Replan)  aufgefunden  worden. 
Auf  dem  Muret  römische  Ruinen.  Die  kleine  Anhöhe  bei 
der  Kirche  soll  der  Ueberlieferung  nach  einst  eine  Burg 
getragen  haben. 

Granges  ist  der  Hauptort  des  im  s.  Abschnitt  des  Be- 
zirkes Payeme  liegenden  Kreises  gleichen  Namens,  der 
auf  drei  Seiten  an  den  Kanton  Freinurg  grenzt  (im  N.  an 
die  Enklave  Estavayer,  im  S.  an  die  Enklave  Surpierre 
und  im  0.  an  den  Körper  des  Kantons)  und  wieder  in  2 
Friedensgerichtssektionen  zerfällt:  1.  Granges  mit  den 
Gemeinden  Granges,  Cemiaz,  Henniez,  Marnand.  Rossens, 
Sassel,  Södeilles,  Seigneux,  Villars-Bramard  und  Villarzel 
und  2.  Combremont  mit  den  Gemeinden  Combremont  le 
Grand,  Combremont  le  Petit,  Champtauroz  und  T>eytor- 
rens.  Zusammen  4147  reform.  Ew. 


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OIIANQC8,  deutsch  Gradetsch  (Kt.  Wallis,  Bez.  Si- 
ders).  506  m.  Gem.  und  kleines  Dorf,  mitten  im  Rhone- 
thal, 9  km  onö.  Sitten  und  7  km  sw.  Siders.  Station 
Granges  der  Simplonbahn  800  m  nw.  vom  Dorf.  Postab- 
lage, Telegraph,  Telephon.   Die  Gemeinde  umfasst  das 
Dorf  Granges,  das  sich  an  einen  der  in  der  Thalsohle  zer- 
streut gelegenen  Hügel  anlehnt  und  von  einer  Turmruine 
überragt  ist,   ferner  die  Weiler  Praz-Magnos,  NoSs  und 
Mengoki.  Zusammen  76  Häuser,  437  kathol.  Ew. ;  Dorf: 
23  Häuser,  288  Ew.  Kirchgemeinde.  Gemüse-,  Obst-  und 
Weinbau.  Das  Gebiet  der  Gemeinde  Granges  liegt  ganz  in 
der  Rhoneebc^e,  mit  Ausnahme  eines  schmalen  Anteiles 
an  den  rechts  über  dem  Fluss  ansteigenden  Rebhän^en,  der 
ihr  vnn  der  benachbarten  Gemeinde Lens  als  Entschädigung 
für  die  Korrektionsarbeiten  an  der  Rhone  abgetreten  wor- 
den ist.  Die  Bewohner  von  Granges  haben  stets  gegen  die 
ffefahrlichen  Hochwasser  des  Flusses  zu  kämpfen  gehabt. 
Um  1850  traten  sie  einen  Teil  ihres  Gemeindegebietes  an 
einen  Herrn  Nodier  aus  Paris  ab,  der  dafür  die  Verpflich- 
tung übernahm,    die   Rhone    auf   ihrem   ganzen   Lauf 
durch  die  Gemeinde  einzudämmen  und  diese  Arbeit  auch 
wirklich  in  fdr  jene  Zeit  bemerkenswert  schöner  Weise 
durchfuhren  Hess.  Darauf  wollte  man  den  nun  den  Ueber- 
schwemmungen  entz(M[enen  Landstrich  mit  Zuckerrüben 
bepflanzen  und  diese  m  einer  eiffenen  Fabrik  zu  Rüben- 
zucker verarbeiten ;  das  Projekt  kam  aber  nicht  zur  Aus- 
fahrung. Heute  durchziehen  das  Gebiet  von  Granges  zwei 
Entwässerungskanäle^  die  sich  weiter  unten  vereinigen 
und  zwischen  Bramis  und  St.  Leonhard  in  die  Rhone 
münden.  Funde  von  vorrömischen  Bronzesegenständen. 
t Granges  war  im  13.  Jahrhundert  ein  blühendes  Städtchen, 
ein  Castrum,  mit  mehreren  Schlössern,  Kirchen,  Ring- 
mauern und   Toren.  Ein  reicher,  mächtiger  Adel  hatte 
hier  seinen  Sitz;  im  11.  Jahrhundert  die  Grafen  von  Gra- 
detsch, im  12.  und  13.  Jahrhundert  die  de  Tavelli,  de 
Mon^ovet,  de  La  Tour  Morestel  und  Andere.   In  dieser 
Zeit  wurden  hier  schon  mehrere  Rebsorten  gebaut,  welche 
sich  zwar  bis  auf  heute  erhalten  haben,  aber  nun  durch 
bessere,  ertragsfähigere  Arten  nach  und  nach  verdrängt 
und  vielleicht  in  naher  Zeit  schoti  gänzlich  veraessen 
sein  werden  ».  Im  15.  Jahrhundert  besassen  die  Tavelli 
von  Granges  in  diesen  Gegenden  einen  mächtigen  Grund- 
besitz, der  sich  von  den  über  dem  rechten  Ufer  der  Rhone 
erhebenden  Terrassen  von  Lens  bis  tief  ins  Erinserthal 
hinein  erstreckte.  Ihr  Erbe,  die  in  Bex  wohnende  Marga- 
retha  von  Rov^r^,  verkaufte  1603  die  Herrschaft' an  die 
Bürgergemeinde  Sitten,  in  deren  Besitz  sie  bis  1798  ver- 
blieb. Heute  ist  Granges  ein  ärmliches  Dörfchen,  dessen 
einstige  Schlösser  schon  zur  Zeit  des  alten  Josias  Simler 
iVaUesim  Descriptio  1574)  in  Trümmern  lagen  und  von 
denen  heute  nur  noch  eine  viereckige  Turmruine  und 
einige  Mauerreste  stehen.  Im  11.  Jahrhundert :  in  montu 
Grangensi ;  im  12.  Jahrhundert :  Lodoicus  de  Granges ; 
1219:  Granies.  «  Gradetsch  und  dessen  Umgegend  wur- 
den durch  Bürgerkriege,  Pest  und  Ueberschwemmungen 
schwer  heimgesucht,  wie  vielleicht  kein  anderer  Teil  des 
Landes  —  eine  bessere  Zukunft  wird  aber  auch  seinen 
Ruinen  erstehen,  geweckt  durch  die  Fortschritte  einer 
rationellen  Landwirtschaft,  deren  neubelebender  Hauch 
immer  frischer  und  firöhlicher  das  ganze  Land  durchweht.» 
(Wolf,  F.  O.  Sitten  und  Umgebung  in  Europ,  Wandei^- 
bilder.  138-140). 

ORANGES  (I.E8)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz,  Gem. 
La  Tour  de  Tröme).  785  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  nahe 
dem  rechten  Ufer  der  Tröme ;  1,3  km  w.  La  Tour  de 
Tröme  und  1,2  km  sw.  der  Station  Bulle  der  Linie  Romont- 
Bulle.  52  kathol.  Ew.  Wiesenbau  und  Viehzucht.  Zwei 
Sägen. 

ORANGES  (l-ES)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Yeveyse,  Gem. 
Attalens).  743  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  an  der  Strasse 
Chätel  Saint  Denis-Palezieux,  2  km  nö.  Attalens  und  3  km 
80.  der  Station  Palözieux  der  Linie  Bern-Frei burg-Lau- 
s&nne.  Haltestelle  der  Linie  Pal^zieux-Chätel  Saint  Denis. 
37  kathol.  Ew.  Getreidebau,  Viehzucht. 

GRANGES  (I.ES)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Veveyse.  Gem. 
Chätel  Saint  Denis).  815  m.  Vorort  von  Chätel  Saint  Denis, 
am  linken  Ufer  der  Veveyse,  500  m  so.  der  Station  Chätel 
Saint  Denis  der  Linie  Pal^zieux-Chätel  Saint  Denis  32 
Häuser,  278  kathol.  Ew.  Futterbau  und  Viehzucht.  Frü- 
her Granges  de  Belmont  geheissen. 


GRANGES  <I.ES>  (Kt.  Genf,  Rechtes  UHsr,  Gem. 
Dardagny).  401  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  am  rechten 
Ufer  der  AUondon,  11  km  w.  Genf  und  3,9  km  w.  der  Sta- 
tion Sati|nay  der  Linie  Genf-Qelle«rarde.  10  reform.  Ew. 
Säge.  Brücke  über  die  Allondqn.  In  der  Nähe  Flöze  von 
Schieferkohlen,  die  aber  nie  anhaltend  abgebaut  worden 
sind. 

GRANGES  (l-ES)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Or- 
mont  Dessous).  1005  m.  Gruppe  von  2  Häusern,  im  Ge- 
meindekreis (oder  Seyte)  La  rorclaz,  am  Weg  Le  S^pey- 
La  Forclaz;  1,7  km  sw.  La  FDi^Uaz  und  2,5  km  s.  Le  S^ 
pey.  17  reform.  Ew.  Nicht  das  ganze  Jahr  bewohnt. 

GRANGES  (I.ES)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Moudon,  Gem. 
Dompierre).  642  m.  Weiler,  an  der  Strasse  Dompierre- 
Lucens,  900  m  nw.  Dompierre  und  2,5  km  nö.  der  Station 
Lucens  der  Linie  Lausanne-Payerne-Lyss.  25  Häuser,  122 
reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

GRANGES  (l-ES)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Pays  dEnhaut, 
Gem.  Chäteau  d^CEx).  990  m.  Weiler,  an  der  Strasse  Chä- 
teau  d'CEx-Rougemont  und  1,9  km  ö.  Chäteau  d'CEx.  Post- 
ablage, Telephon.  15  Häuser,  70  reform.  Ew.   Viehzucht. 

GRANGES  (l-ES)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint  Maurice, 
Gem.  Salvan).  1044  m.  Zerstreute  Gruppen  von  zusammen 
43  Häusern,  über  dem  Eingang  ins  Thal  von  Salvan,  1  km 
n.  Salvan  und  von  diesem  Ort  durch  den  Weiler  Biolley 
getrennt.  193  kathol.  Ew.  Schöne  Aussicht  auf  das  Rhone- 
thal. 1648  durch  eine  Pestepidemie  beinahe  völlig  ent- 
völkert. Fast  senkrecht  stehende  Karbonnagelfluh. 

GRANGES  (SCEX  DES)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint 
Maurice).  2070  m.  Gipfel,  ONO.-Pfeiler  der  von  der  Tour 
Salliöres  nach  0.  abzweigenden  Kette  des  Luisin,  unmit- 
telbar nw.  über  Salvan  und  von  hier  aus  in  3^/«  Stunden 
zugänglich.  Am  obem  Hang  über  Salvan  Schutzmauem 

Segen  Lawinengefahr.  Schöner  Aussichtspunkt,  von  den 
Kurgästen  von  Salvan  oft  besucht. 

GRANGES  D'II.I.ENS  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Gläne). 
Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art«  Illens. 

GRANGES  D'<EX  (I.ES)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Pays 
d'Enhaut,  Gem.  Chäteau  d*CEx).  946  m.  15  Häuser,  in  der 
Gemeindeabteilung  (oder  Seyte)  Les  Cröts,  am  linken  Ufer 
der  Saane  gegenüber  Chäteau  d*G£x  zerstreut  gelegen ; 
1,2  km  von  Chäteau  d'CEx  und  mit  diesem  Ort  durch  den 
Pont  Turrian  verbunden.  Telephon.  70  reform.  Ew.  Vieh- 
zucht. 

GRANGES  D'ORBE  (I.ES)  od.  GRANGES  AUX 
ONAUX  (Kt.  WaadI,  Bez.  und  Gem.  Orbe).  445  m.  Vor- 
ort von  Oroe,  am  Fuss  der  das  Städtchen  tragenden  An- 
höhe und  500  m  ö.  davon  gelegen,  zu  beiden  Ufern  der 
Orbe  und  an  der  Strasse  Orbe-Chavomay-£challens.  Nahe 
einer  Haltestelle  der  elektrischen  Bahn  Orbe-Chavornay. 
Telephon.  19  Häuser,  138  reform.  Ew.  Am  rechten  Ufer 
der  Orbe  eine  Chokoladefabrik  mit  230  Arbeitern.  Die 
Häuser  am  linken  Ufer  der  Orbe  werden  Granffes  Nord, 
die  am  rechten  Ufer  der  Orbe  Granges  Sud  geheissen. 

GRANGES  DE  SAINTE  CROIX  (l-ES)  (Kt. 
Waadt,  Bez.  Grandson,  Gem.  Sainte  Croix).  Im  Mittel 
1100  m.  Abteilung  der  Gemeinde  Sainte  Croix,  w.  von  der 
Chasseronkette  und  dem  Mont  des  Cerfs ;  umfasst  im  S. 
ein  ziemlich  ausgedehntes  Plateau,  im  N.  eine  wellige 
Landschaft  mit  der  Combe  de  Noirvaux,  die  von  der  Noir- 
aigue  (Zuflusss  zur  Areuse)  entwässert  wird.  Während 
die  Sohle  der  Combe  de  Noirvaux  auf  der  Kantonsgrenze 
zwischen  Waadt  und  Neuenburg  in  984  m  lieft,  steigen 
andere  Partien  der  Granges  bis  zu  1200  m  auf.  Den  Boden 
bedecken  hauptsächlich  Ber^eiden  undWald,  daneben  ei- 
nige Torfmoore.  Drei  von  Sainte  Croix  ausgehende  Strassen 
durchziehen  das  Gebiet  in  der  Richtung  auf  Pontarlier, 
Les  Verri^res  und  Buttes.  Eine  Reihe  von  zerstreut  gele- 
genen Dörfern,  Weilern  und  Meierhöfen,  wie  z.  B.  La 
Prise  Perrier,  Chez  les  Jacques,  L'Auberson,  La  Chaux 
(diese  auf  dem  Plateau),  La  Vraconnaz  (weiter  nach  N.) 
u.  a. ;  zusammen  225  Häuser,  1630  reform.  Ew.  L*Auber- 
son,  die  beträchtlichste  Siedelung  auf  den  Granges,  liegt 
3  km  w.  vom  Dorf  Sainte  Croix  an  der  Strasse  nacli 
Pontarlier.  Hier  auch  Postbureau,  Telegraph  und  Tele- 
phon ;  in  La  Vraconnaz  Postablage.  Postwagen  von  Sainte 
Croix  nach  L'Auberson,  Les  Verri^res  und  Buttes.  Freie 
Primarschule.  Wie  in  der  Gemeinde  Sainte  Croix  über- 
haupt beschäftiffen  sich  auch  die  meisten  Bewohner  der 
Granges  mit  Industrie,  besonders  der  Uhrenmacherei  und 


398 


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MuBikdosenfabrikation ;  daneben  Kunsttischlerei,  Gies- 
sei^ei  etc.  Eigene  Kirchgemeinde  seit  1824,  mit  Ausnahme 
der  Zeit  von  1846-53,  da  die  Granges  vorübergehend  kirch- 
lich zu  Sainte  Groix  gehörten ;  zwei  im  19.  Jahrhundert 
erbaute  Kirchen,  je  eine  in  La  Chaux  und  L'Auberson. 
Klima  rauh,  so  dass  es  hier  mitten  im  Sommer  schneien 
und  gefrieren  kann. 

ORANGES  DE  VE8IN  (Kt.  Freibure,  Bez.  Broye). 
521  m.  Gem.  und  Dorf,  am  linken  Ufer  der  Kleinen  Gläne, 
4  kqa  wsw.  der  Station  Cugy  der  Linie  Freiburg- Yverdon. 
31  Häuser,  153  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Aumont.  Ge- 
treifte-,  Tabak-  und  Futterbau,  Viehzucht.  Mühle,  Säge. 
Steinbruch  im  Muschelsandstein. 

ORANGES  DESSOUS  und  DESSUS  <LES)  (Kt. 
Waadt,  Bez.  Rolle,  Gem.  Mont).  720  und  730  m.  Zwei 
Gruppen  von  zusammen  6  Häusern,  auf  dem  Steilrand 
über  dem  Rebbau^ebiet  der  Göte,  nahe  der  Strasse  und 
Bahnlinie  RoUe-Gimel  und  1,5  km  n.  Mont.  22  reform. 
Ew.   Landwirtschaft. 

ORANGER  JACCARD  (Kt.  Waadt,  Bez.  Grandson, 
Gem.  Sainte  Croix).  1100  m.  10  Häuser,  in  der  Gemeinde- 
abteilung Les  Granges  de  Sainte  Croix,  nahe  der  franzö- 
sischen Grenze,  rings  von  Bergweiden  und  Wald  umge- 
ben; 1,8  km  n.  L'Auberson  und  3,5  km  wnw.  Sainte 
Croix.  61  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Les  Grances  de 
Sainte  Croix.  Uhrenmacherei  und  Fabrikation  von  Musik- 
dosen. 

ORANGES  MARNAND  (Kt.  Waadt,  Bez.  Payeme). 
Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  Granges. 

ORANGES  PACCOT,  deutsch  Zur  Schüren  (Kt. 
Freiburg,  Bez.  Saane).  620  m.  Gem.  und  Dorf,  nahe  der 
Strasse  Freiburg-Murten  und  3  km  nw.  vom  Bahnhof 
Freiburg.  Telephon.  Gemeinde,  mit  Grandfey  und  Lava- 
pesson:  42  Häuser,  311  Ew.,  wovon  Vs  Katholiken  fran- 
zösischer und  Ys  Reformierte  deutscher  Zunge.  Kathol. 
Kirchgemeinde  Givisiez  und  reform.  Kirchgemeinde  Frei- 
burg. Getreide-,  Futter- und  Zuckerrübenbau,  Viehzucht, 
Sennerei.  Mühle. 

GRANGES  PHII.INOS  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Broye, 
Gem.  Monlagny  les  Monts).  475  m.  Gruppe  von  6  Häusern, 
am  linken  Ufer  der  Arbogne,  700  m  nw.  der  Station 
Cousset  der  Linie  Freiburg-Yverdon  und  2,2  km  nw.  Mon- 
tagny  les  Monts.  37  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Montagny- 
Tours.  Getreide-  und  Tabakbau,  Viehzucht.  An  der  Ar- 
bogne grosse  Mühle. 

ORANGES  ROTHEY  (Kt.  Freiburff,  Bez.  Broye« 
Gem.  Domdidier).  580  m.  Weiler,  nahe  dem  Staatswald 
Belmont  reizend  gelegen,  4  km  sw.  Avenches  und  3  km 
so.  der  Station  Domdidier  der  Linie  Lausanne^Payerne- 
Lyss.  Telephon.  11  Häuser,  40  kathol.  Ew.  Futter-,  Ge- 
treide- und  Tabakbau,  Viehzucht.  Schöne  Aussieht. 

ORANGES  SOUS  TREY  (Kt.  Waadt,  Bez.  Payeme, 
Gem.  Trey).  475  m.  Kleines  Dorf,  nahe  dem  rechten  Ufer 
der  Broye,  an  der  Strasse  Bern-Lausanne  u.  800  m  w.  der 
Station  Trey  der  Linie  Lausanne-Payerne-Lyss.  31  Häuser, 
160  reform.  Ew.  Mühlen. 

ORANGES  SUR  MARLY,  deutsch  Grknchen  (Kt. 
Freiburg,  Bez.  Saane,  Gem.  Pierrafortscha).  708  m.  Zwei 
Landhäuser,  2  grosse  Bauernhöfe  und  eine  aus  1640  stam- 
mende kleine  Kapelle ^  etwas  ö.  der  Strasse  Freiburg- 
Marly;2.5km  s.  Freibur^  und  1,2  km  sw.  Pierrafort- 
scha. 25  kathol.  Ew.  firanzösischer  Zunge.  Kirchgemeinde 
Marly.  Wiesen-  und  Getreidebau,  Viehzucht. 

GRANGETTES  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Gläne).  813  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  am  NW.-Fuss  des  Mont  Gibloux,  am 
Mausson  und  nahe  dem  rechten  Ufer  der  Neirigue,  in 
hügeliger  Landschaft  gelegen  :  3,7  km  nö.  der  Station 
Vuisternens  der  Linie  Romont-Bulle.  Telegraph  und  Te- 
lephon. Das  Dorf  besteht  aus  den  zwei  Siedelungsgruppen 
Grangettes  le  Bas  und  Grangettes  le  Haut.  41  Hauser,  186 
kathol.  Ew.  Futter-,  Kartoffel-  und  Getreidebau,  Vieh- 
zucht. 2  Mühlen,  Säge.  Pfarrkirche  zu  St.  Maurice.  Eins- 
tige Herrschaft ;  im  13.  Jahrhundert  lebten  die  Herren 
ViUinus  und  Peter  von  Grangettes,  und  1401  starb  mitUldri- 
cus  von  Grangettes  das  Geschlecht  aus.  In  der  Folge  ging 
die  Herrschaft  an  eine  Reihe  von  neuen  Besitzern  über  : 
1426  war  sie  Eigentum  von  Jakob  Mistralis  von  Mont, 
1544  von  Kaspar  von  Rover^a ;  dann  kam  sie  durch  Legat 
von  Mar^aretha  von  Rov^r^a  an  Prosper  de  Geneve,  Herrn 
von  Lulhn,  und  endlich  an  verschiedene  Freiburger  Patri- 


ziergeschlechter, wie  die  Reynold,  Könie  und  Boccard. 
Diese  waren  (18.  und  Beginn  des  19.  Jahrhunderts)  die 
letzten  Herren  von  Grangettes.  Die  Gemeinde  1626  kirch- 
lich von  Vuisternens  abgetrennt  und  zur  eigenen  Kirchge- 
meinde erhoben. 

GRANGETTES  (LE  GROS  PR6  DES)  (Kt 
Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Noville).  377  m.  Gruppe  von  3 
Häusern,  am  Genfersee,  600  m  ö.  der  Mündung  des  seit- 
lichen Grand  Canal  der  Rhone  und  2,5  km  w.  Villeneuve. 
15  reform.  Ew. 

GRANGETTES  (LES)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Grandson, 
Gem.  Sainte  Croix).  1123  m.  Weiler,  in  der  Gemeindeab- 
teilung Les  Granges  de  Sainte  Croix,  am  W.-Fuss  der 
Aiguilles  de  Baulmes,  500  m  s.  L'Auberson  und  3,3  km 
sw.  der  Station  Sainte  Croix  der  Linie  Yverdon-Sainte 
Croix.  10  Häuser,  77  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Les 
Granges  de  Sainte  Croix.  Landwirtschaft.  Ührenindustrie 
und  Fabrikation  von  Musikdosen.  Nahe  beim  Weiler  im 
Wald  ein  kleines  Thälchen,  Le  Creux  des  Suedois  ge- 
nannt, weil  im  30jährigen  Krieg  die  Schweden  hier 
einst  gelagert  haben  sollen. 

GRANGETTES  (LES)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach, 
Gem.  Bovernier).  lOÖO  m.  Maiensässe,  ö.  über  der  Ver- 
einigung des  Durnant  mit  der  Dranse  de  Ghampex,  SOOm 
s.  der  berühmten  Dumantschlucht  und  2,4  km  s.  Vallettes. 
am  W.-Hang  des  Mont  Catogne.  Etwa  10  im  Frühjahr  und 
Herbst  bezogene  Hütten. 

GRANGETTES  (LES)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach. 
Gem.  Trient).  1410  m.  Gruppe  von  Hütten,  auf  einer  Te^ 
rasse  über  dem  rechten  Ufer  der  Eau  Noire,  pegenüber 
dem  Weiler  Le  Chätelard  und  am  Fuss  der  Hänge  der 
Croix  de  Fer  und  des  Treutse  ä  TAille;  2,5  km  w. 
Trient. 

GRANOIS  (Kt.  Wallis,  Bez.  Sitten,  Gem.  Saviese). 
858  m.  Dorf,  eine  der  bedeutendsten  Siedelungen  der  Ge- 
meinde Saviese,  zwischen  den  Dörfern  Saviese  und  Chan- 


Westseite  der  Ruine  Orasbarg. 

dolin,  1  km  w.  Saint  Germain  und  3  km  nw.  vom  Bahn- 
hof Sitten.  61  Häuser,  422  kathol.  Ew.  In  der  Nähe  die 
Kapelle  Sainte  Marguerite.  Das  Bauholz  der  Häuser  von 


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Granois  stammt  zu  einem  Teil  von  der  einstigen  Burg 
La  Soie,  die  1  km  sw.  Granois  in  Trümmern  liegt.  1250 : 
Granuech;  1267:  Grannuech;  1276:  Gragnuech;  1340: 
Granuex. 

GRAPILLON  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont).  Gipfel. 
S.  den  Art.  Gr^illon. 

ORAPPE  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster,  Gem.  Amden). 
699  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  an  der  Strasse  Wesen-Am- 
den,  4  km  nö.  der  Station  Wesen  der  Linie  Rapperswil- 
Wesen-Sargans  und  1,5  km  sw.  Amden.  27  kathol.  Ew. 
Viehzucht.  Der  Name  vom  rätoromanischen  crap,  crapa 
=  Stein,  Fels,  Felswand. 

QRAPPI.IAI.P  (Kt.  Glarus,  Gem.  Näfels).  1442  m. 
Alpweide,  am  NW.-Hang  des  Rautispitz,  6  km  sw.  über 
Nafels.  Bildet  den  Oberstafel  der  Nieder seealp  und  liegt 
an  dem  von  Näfels  auf  den  Rautispitz  führenden  Weg. 
4  Hütten.  Betr.  Etymologie  vergl.  den  vorherffehenden  Art. 

GRA8BURQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Schwarzenburg, 
Gem.  Wählern).  695  m.  Malerische  Burgruine«  auf  einem 
über  der  Senseschlucht  aufsteigenden  Molassefelsen,  2 
km  nw.  Schwarzenburp  und  3  km  so.  Albligen.  Eine  der 
bedeutendsten  Burgrumen  im  Kanton  Bern.  Nach  der 
Grasburg  war  bis  1796  eine  an  der  Sense  liegende  gemein- 
same Vogtei  von  Bern  und  Freiburg  benannt.  Die  Gras- 
bure soll  römischen  Ursprunges  sein ;  1423  war  sie  eine 
reichsunmittelbare  Feste,  und  später  diente  sie  den  Ber- 
ner und  Freiburger  Landvögten  zur  Residenz.  Droht 
heute  mit  dem  völligen  Zusammenbruch. 

QRA88EN  (Kt.  Obwalden).  2946  m.  Gipfel,  in  der 


Grassen  und  Titlis,  vom  StOasenftra  aas. 

Kette  zwischen  dem  Engelber^er-,  Meien-  und  Gadmen- 
thal,  zwischen  Titlis  und  Wichelplankstock.  Am  NO.- 
Han^  der  obere  Teil  des  Firnalpeligletschers.  Besteigung 
sehr  mteressant  und  wenig  schwierig;  von  Gadmen  aus  über 
das  Grassenjoch  in  7Vt  Stunden  oder  von  Engelberg  aus 
über  den  Firnalpeligletscher  in  7  ■/*  Stunden  zugänglich. 
Prachtvolle  Aussicht,  derjenigen  des  Titlis  nane  Icom- 
mend. 

GRA88ENQLET8CHER  (Kt.  Obwalden).  2700-2200 
m.  Gletscher,  1  km  lang  und  2,4  km  breit ;  am  N.-Hang 
des  Wichelplankstockes  (2945  m).  Sendet  den  mehrere 
schöne  FSlle  bildenden  Grassenbach  zum  Aawasser,  in 
das  er  nahe  dem  Wirtshaus  Herrenrüti  (ob  Engelberg) 
mündet.  Ein  kleiner  Abschnitt  des  Gletschers  hegt  auf 
Umer  Boden ;  die  Kantonsgrenze  wird  durch  die  Scheid- 
egg (2857-2400  m),  einen  wenig  scharf  ausgeprägten  Firn- 
kamm, markiert. 

GRAS8ENJOCH  oder  WENDEN  JOCH  (Kt.  Bern 
und  Unterwaiden).  2604  m.  Passübergang,  zwischen  dem 
Titlis  (ä2H9  in)  und  Grassen  (2946  m).  Verbindet  Gadmen 
ober  den  Wenden-  und  Firnalpeligletscher  in  10  Stunden 
mit  Engelberg.  Uebergang  sehr  interessant  und  bei  güns- 
tigen   Eis-  und  Schneeverhältnissen  des  Firnalpeliglet- 


schers nicht  sehr  schwierig.  Auf  der  Siegfiriedkarte  unbe- 
nannt. 

QRA88U  (I.E)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane,  Gem.  Gre- 
nilles).  681  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  rechten  Ufer 
der  Longivue,  400  m  w.  Grenilles  und  7  km  so.  der  Station 
Cottens  der  Linie  Bem-Freiburg-Lausanne.  29  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Farvagny.  Getreidebau  und  Viehzucht. 

QRA88UZ  (AU)  (iCt.  Freiburg,  Bez.  Saane,  Gem.  Cot- 
tens). 710  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am  rechten  Ufer  des 
Baches  von  Cottens,  600  m  sw.  der  Station  Cottens  der 
Linie  Bern-Freibura-Lausanne.  36  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde Autigny.  Futter-  und  Getreidebau,  Viehzucht; 
Holzhandel. 

QRA88WII.  (NIEDER  und  OBER)  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Wanden,  Gem.  Seeberg).  515  und  518  m.  Dorf, 
aus  zwei  Siedelungsgruppen  bestehend ;  1  km  s.  Seeberg 
und  2  km  w.  der  Station  Rietwil  der  Linie  Olten-Bem. 
Postablage,  Telephon ;  Postwagen  nach  Herzogenbuchsee. 
107  Häuser,  801  reform.  Ew.  Landwirtschaft.  Käserei. 
Likörfabrik.  Zuerst  Eigentum  der  Kiburger;  kam  1395  an 
Burgdorf  und  war  bis  1796  Sitz  eines  Landvogtes. 

GRAT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald,  Gem.  Dür- 
renroth). 784  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  zwischen  den 
Thälchen  des  Hubbäcnli  und  Flühbachs,  7  km  sw.  der 
Station  Huttwil  der  Linie  Langenthal-Wolhusen  und  1,5 
km  sw.  Dürrenroth.  40  reform.  Ew.  Viehzucht. 

GRAT  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Landquart).  2200- 
2600  m.  Kamm,  zieht  in  der  Richtung  NW.-SO.  vom 
Madrishom  zum  Eisenthälispitz  und  verbindet  damit  den 
Rätikon  mit  dem  Silvrettamassiv.  Heisst 
im  Prätieau  Schlappiner  Grat  und  im 
österreichischen  Montavon  Valzavenger 
Grat  (nach  der  im  obem  Gargellenthal 
liegenden  Valzavenger  Alp).  Seinen  nied- 
rigsten Punkt  überschreitet  das  Schlap- 
pinerjoch,  das  von  Klosters  im  Prätigau 
durch  das  Schlappin-  und  Gargellenthal 
nach  St.  Gallenkirch  im  Montavon  führt. 
Einzelne  Felspartien  des  Grates  tragen 
eiffene  Namen,  so  die  Hochtristelköpfe 
(2662  m ;  am  SO. -Ende  ganz  nahe  dem 
Eisenthälispitz]  und  die  1  km  weiter 
w.  etwas  aus  dem  Kamm  nach  S.  her- 
vorspringenden Paschianiköpfe. 

GRAT  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  2347 
m.  Felskamm,  n.  der  grossen  Karren- 
alp,  zwischen  dem  obersten  Ende  des 
Ratschthaies  und  der  Twärenen. 

GRAT  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Schwyz  und 
Gersau).  1516  m.  Felsvorsprung  der  Rigi 
Hochfluh,  im  ö.  Abschnitt  des  Rigi- 
stockes,  n.  über  Gersau.  Einsame  und 
felsige  Gegend. 

GRAT  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  2718 
m.   Felsiger  Kamm,  nnw.    Sporn  des 
Grabenhoms  u.  Gugel,  in  der  den  Ried- 
oder   Gassenriedffletscher   im  W.    be- 
gleitenden kurzen  Kette ;  unmittelbar  so.  über  dem  Dorf 
St.  Nikiaus  im  Nikolaithal.  Von  hier  aus  in  5  Stunden 
zugänglich. 

GRAT  oder  AUF  DEM  GRAT  (Kt.  Graubänden, 
Bez.  Plessur).  2519  m.  Kamm,  in  der  vom  Parpaner 
Weisshom  zum  Aroser  Weisshom  ziehenden  una  das 
Urdenthäli  vom  Thal  von  Arosa  trennenden  Kette :  zwi- 
schen dem  Tschirpen  (2733  m)  und  dem  Hömli  (2497  m), 
die  beide  vom  Grat  aus  leicht  bestiegen  werden  können. 
Oestl.  davon  über  Arosa  der  kleine  Schwellisee. 

GRAT  {AUF  DEM)  (Kt.  Uri).  2090  m.  Breiter  Gras- 
rücken zwischen  dem  Hürithal  und  dem  Thalkessel  von 
Galtenebnet ;  verbindet  die  Schächenthaler  Windgälle  mit 
dem  Wasserberg  First.  Fussweg  von  Galtenebnet  über 
den  Grat  zu  den  Hütten  von  Rindermattalp  und  zum  Kin- 
zig  Kulm. 

GRATFIRN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle).  2850- 
2600  m.  Langes  und  schmales  Fimfeld,  zu  oberst  am  N.- 
Hanff  der  Kette  des  LöfTelhorns,  rechts  über  dem  Ober- 
aar^Ietscher,  mit  dem  es  sich  an  seinem  W.-Ende  ver- 
einigt. Wird  von  den  seltenen  Touristen,  Jägern  oder 
Krystallsuchem  begangen,  die  von  einem  der  Oberwalliser 
Dörfer  aus  über  den  Trützipass  (2809  m),  Geschenerpass 


400 


GRA 


GRA 


(etwa  2840  m)  oder  über  den  Gipfel  des  Löflelhornes  ins 
Thal  der  oberen  Aare  hinüber  gelangen  wollen.  S.  über 
dem  Gratfirn  das  Löfielhorn. 

QRAT8CHI.UCHTQLET8CHER  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Goms).  2900-2500  m.  Kleiner  Gletscher,  600  m  breit  und 
1,3  km  lang;  steigt  von  den  Muttenhömem  (3103  m)  ab 
und  sendet  seine  Schmelzwasser  durch  die  Zunge  des 
Rhonegletschers  zur  Rhonequelle.  Sw.  über  dem  Glet- 
scher der  Längisgrat  (2765,  2»8i,  2839  und  289t  m)  und  ö. 
über  ihm  die  letzten  n.  Ausläufer  der  Muttenhömer. 

QRATTALAU  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aubonne,  Gem.  Be- 
rolle).  lläusergruppe.  S.  den  Art.  Grattwau. 

ORATTAVACHE  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Veveyse).  808 
m.  Gera,  und  Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Mionnaz  und 
7,5  km  nö.  der  Station  Oron  der  Linie  Bern- Freiburg- 
Lausanne.  33  Häuser,  215  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Le 
Cr^t.  Futterbau  und  Viehzucht. 

QRATTAVAU  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aubonne,  Gem.  Be- 
rolle).  790  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  am  Jurafuss  (Cöte 
de  Berolle),  400  m  w.  Berolle  und  2,3  km  n.  der  Station 
Biere  der  Linie  Biere-Apples-Morges.  42  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Biere. 

QRATTERET  (LE)  (Kt.  und  Bez.  Neuenbürg,  Gem. 
Lignieres).  915  m.  Bauernhof,  oben  im  Vallon  d'Enges, 
s.  ChufTort  und  n,  vom  Wald  von  Serroue;  2,5  km  w. 
über  Lignieres.  19  reform.  Ew.  Landwirtschaft.  Sommer- 
frische. 

QRATTE8  DE  BISE  und  GRATTE8  DE  VENT 
(LE8)  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  Boudry,  Gem.  Rochefort). 
840  m.  Zwei  Weiler,  an  der  Strasse  über  die  Tourne,  1 
km  no.  Rochefort  und  2,5  km  n.  der  Station  Chambrelien 
der  Linie  Neuenbuiv-Le  Locle.  Postablage;  Postwagen 
Gorcelles-La  Tourne-Les  Ponts.  Landwirtschaft.  Les  Grat- 
tes  de  Yent:  19  Häuser,  94  reform.  Ew.;  Les  Grattes  de 
Bise :  12  Häuser,  57  reform.  Ew.  Angenehmer  Sommer- 
aufenthalt in  der  Nähe  von  grossen  Tannen  Waldungen. 
Der  Name  Grattes,  früher  Gratta,  bezieht  sich  auf  den 
felsigen  und  trockenen  Han|[,  auf  dem  diese  beiden  Siede- 
lungen stehen,  die  als  die  ältesten  dieser  Gegend  gelten. 
QRAUBONDEN,  französisch  Grisons,  rätoroma- 
nisch Grisun  oder  Grisum,  italienisch  Gri- 
GiONi.  Kanton  der  schweizerischen  Eidgenos- 
senschaft, in  der  offiziellen  Reihenfolge  der 
Kantone  deren  fünfzehnter. 

Lage,  Grenzen,  Gestalt  und  Grösse.  Der 
Kanton  Graubünden  nimmt  den  SO.  der 
Schweiz  ein  und  liegt  ganz  innerhalb  dem 
Alpengebiet.  Er  grenzt  an  vier  andere  Kan- 
tone und  an  drei  fremde  Staaten :  St.  Gallen,  Glarus  und 
Uri  im  N.  und  NW.,  an  Tessin  im  W.,  Italien  im  S. 
und  SO.,  Oesterreich  im  0.  und  NO.  und  Liechtenstein 
auf  einer  kurzen  Strecke  im  N.  Der  Kanton  St.  Gallen 
berührt  Grau  bänden  vom  Rhein  bei  Sargans  bis  zum 
Saurenstock  (44  km),  der  Kanton  Glarus  von  da  bis  zum 
Piz  Catscharauls  w.  vom  Tödi  (41  km),  der  Kanton  Uri 
dann  bis  zum  Piz  Alv  (44  km)  und  der  Kanton  Tessin 
weiter  bis  zur  Cima  dl  Cugn  am  Joriopass  (102  km);  die 
italienische  Grenze  reicht  von  der  Cima  di  Cugn  bis  zur 
Dreisprachenspitze  am  Stilfsenoch  (272  km),  die  öster- 
reichische von  da  bis  zum  Naafkopf  in  der  Falknisffrupi>e 
(169  km)  und  endlich  die  liechtensteinische  wieder  bis 
zum  Rhein  (12  km).  Die  Gesamtlänge  der  Grenze  beträgt 
684  km,  wovon  66  %  auf  das  Ausland  und  34  %  auf  die 
Nachbarkantone  kommen.  Zum  weitaus  grössten  Teil  ver- 
laufen diese  Grenzen  über  Gebirgskämme.  An  einigen 
Stellen  folgen  sie  auch  ffut  markierten  Thalrinnen,  so  am 
Rhein  von  etwas  unternalb  Landquart  bis  in  die  Nähe 
von  Sargans  (9'km),  in  Samnaun  vom  Gribellakopf  längs 
dem  Maifrag-  una  Scheivenbach  (etwa  12  km),  dann 
längs  dem  Inn  von  Alt  Finstermünz  bis  Martinsbruck 
(etwa  6  km),  im  Gebiet  des  Berffell  von  der  Bocchetta 
della  Teggiola  bis  zum  Pizzo  Gailegione  länffs  dem  Yal 
Carnagina  und  Val  Lovero  (etwa  8  km).  Dabei  werden 
das  Rheinthal,  das  Innthal  und  das  Bergeil  gequert,  wie 
dies  auch  im  Münsterthal  unterhalb  Münster  und  an  den 
Ausgängen  des  Puschlav  und  des  Misox  der  Fall  ist.  Mit 
dem  Münsterthal,  Puschlav,  Berj^ell  und  Misox  reicht 
Graubänden  beträchtlich  auf  die  südliche  Abdachung 
der  Alpen  hinüber.  Unbedeutender  sind  die  UebergrifTe 
über  die  nächstliegenden  Wasserscheiden  im  obern  Fim- 


berthal,  an  der  Luziensteig  und  am  Kunkelspass.  Um- 

Sekehrt  gehören  das  Val  Livigno,  das  Val  di  Lei  ond 
as  Val  Cadlimo  (am  Oberlauf  des  Mittelrhein)  nicht  n 
Graubünden,  obwohl  sie  sich  dahin  entwässern.  Ab- 
gesehen von  diesen  kleinen  Unregelmässigkeiten  «od 
die  bündnerischen  Grenzen  gute  Naturgrenzen,  die 
das  Land  zu  einem  einheitlich  geschlossenen  Ganzen  zu- 
sammen halten.  Es  ist  wesentlich  das  Stamm-  und  Mot- 
terhaus  des  Rhein  und  des  Inn.  die,  nachdem  sie  hier  er- 
starkt sind,  weithin  durch  die  Lande  ziehen.  So  einheit- 
lich freilich  wie  etwa  das  Wallis,  das  mit  nur  ganz  «ge- 
ringen Ausnahmen  einem  einzigen  Stromgebiet  angehört, 
ist  Graubünden  nicht.  Können  wir  uns  jenes  unter  denn 
Bilde  eines  einfachen  Hauses  vorstellen, so  erscheint  dieses 
vielmehr  als  ein  Doppelhaus  mit  verschiedenen  kleinen 
Anbauten.  Der  Umriss  Graubündens  ist  dementsprechend 
ein  sehr  vielgestaltiger  und  namentlich  im  S.  und  SO 
durch  die  haloinselartigen  Vorsprünge  des  Misox,  Pusch- 
lav und  Münsterthals  und  die  Embuchtungen  des  S.  Gia- 
comothals  und  des   Livigno -Violagebietes   reich  geglie- 


Kantoo  Graubünden:  Mtihlen  in  Trins. 

dert.  Die  äussersten  Punkte  sind  der  Plauncaulta  am 
Oberalppass  im  W.,  die  Cima  di  Cugn  (2237  m),  resp. 
der  Gardinello  (2317  m)  am  Joriopass  (46°  W  n.  Br.)  and 
Campocologno  (46°  14'  n.  Br.)  bei  Tirano  im  S.,  der  Pii 
Chavalatsch  (Münsterthal)  una  Finstermünz  im  0.,  die 
Mündung  des  Fläscher  Mühlbachs  in  den  Rhein  (etwa 
47°  3'  n.  BrJ  und  einige  Punkte  des  westlichen  Rätikon 
(47*'  V  n.  Br.)  im  N.  Die  Länge  der  westöstlich  Ter- 
laufenden  Linie  Plauncaulta-Piz  Chavalatsch  beträgt  142 
km.  Einige  senkrecht  darauf  stehende  Linien  geben  uos 
die  sehr  wechselnde  Breite  des  Kantons  an.  Am  grössten 
ist  sie  mit  etwa  85  km  zwischen  dem  Rätikon  und  den  s. 
Berget lerbergen,  dann  mit  80  km  zwischen  Hausstock- 
Vorab  und  Gardinello;  zwischen  Ringelspitz  und  Splägeo- 
pass  sind  es  noch  45  km,  zwischen  Piz  Buin  und  rix  Dia- 
vel  nur  etwa  25  km  und  im  Tavetsch  noch  weniger.  Im 
Mittel  beträgt  die  Breite  —  zu  einer  Län^e  von  rund  140 
km  —  etwas  über  50  km,  der  Flächeninhalt  71©  oder 
rund  7200  km^.  Graubünden  ist  damit  der  grösste  Kanton 
der  Schweiz,  noch  um  300  km*  grösser  als  der  Kanton 
Bern  und  gerade  30  mal  so  gross  wie  der  Kanton  Zug. 


W.Ti, 


Verlag  von  fn-hr    .Mimvr^r,  NpiM'nburjr. 


;0V;äsl  von  Gr^rnwich. g'^^p.'öjt.von  Pjris 


i^^ttinqer  sc. 


GRA 


GRA 


401 


Bodenaestalt.  Graubünden  ist  ein  typisches  Gebirgs- 
and  Hochland.  Zwei  Charakterzüge  fallen  bei  Betrachtung 
desselben  sofort  in  die  Augen :  1.  das  wirre  Netz  von  Ge- 
birgsketten jeder  Richtung,  Gestalt  und  Höhe,  2.  die  ge- 
waltige allgemeine  Massenerhebung.  Die  letztere  zeigt 
sich  weniger  in  den  Gipfelhöhen  als  in  der  hohen  Lage 
der  Thalsohlen.  An  Gipfelhöhe  werden  die  Bündner  Alpen 
.innerhalb  der  Schweiz  von  den  Berner  und  Walliser  Al- 
pen erheblich  übertrofien.  Aber  nirgends  sonst  liegen  die 
Thalsohlen  so  hoch  wie  in  Graubünden.  Am  meisten  zeigt 
sich  dies  im  Engadin  und  seinen  Nachbarthälem.  Das 
erstere  steigt  von  1000  m  bei  Martinsbruck  bis  1800  m  auf 
der  Seestufe  des  Ober  Engadin.  Die  mittlere  Höhe  der 
Thalsohle  betragt  im  Unter  Engadin  etwa  1300  m,  im 
Ober  Engadin  (oberhalb  der  Puntauta)  etwa  1700  m  und 
für  das  sanze  Thal  1500  m.  Die  ganze  oberste  Thalstufe 
vom  St.  Moritzersee  bis  Maloja,  dann  Pontresina,  Livigno, 
Scarl  und  Samnaun  liegen  1800  m  hoch.  Rascher  und 
tiefer  senken  sich  die  s.  Nachbarthäler  des  Engadins.  Doch 
behalten  auch  sie  noch  eine  sehr  betrachtliche  mittlere 
Höhe.  Das  Bergell  lallt  innerhalb  der  Schweiz  von  1800 
bis  700  m,  das  Puschlav  von  2300  bis  500  und  das  Müns- 
lerlhal  von  2150  bis  1200  m.  Die  mittleren  Höhen  der 
Thalsohlen   ohne  Einrechnung  der  Hintergehänge  betra- 

Sen  für  das  Bergell  und  Puschlav  je  1100-1200  m,  für  das 
lünsterthal  15u0  m.  Daran  schliessen  sich  als  Thäler  der 
südlicheA  Abdachung  noch  das  Misoxer-  und  Calancathal. 
Hier  erreicht  GrauMMen  unterhalb  Roveredo  mit  258  m 
seinen  tiefsten  Punkt.  Aber  das  oberste  Dorf  des  Misox, 
San  Bernardino,  Wep,  doch  wieder  über  1600  m  hoch, 
und  die  mittlere  Höhe  der  Thalsohle  kommt  noch  nahe 
an  1000  m  und  im  Calancathal  auf  etwa  1300  m.  Auch 
die  Thäler  des  Rheingebietes  erreichen  bei  der  Annähe- 
mnff  an  das  Engadin  bedeutende  Höhen.  Davos  und  Rhein- 
wald  steigen  als  bewohnte  Thäler  etwa  bis  1600  m,  das 
Oberhalbstein  und  obere  Albulathal  bis  1800  m  und  Avers 
gar  bis  über  2100  m. 

Kein  anderer  Teil  der  Schweiz  weist  solche  Höhen  der 
Thalsohlen  und  der  bewohnten  Orte  auf.  Vor  allem  findet 
das  Eugadin  nicht  seines  gleichen.  Das  Rhonethal  z.  B. 
steigt  von  460  m  bei  Martigny  bis  1H70  m  bei  Oberwald 
(oberstes  Dorf)  oder  bis  1750  m  beim  Gletsch,  aber  die 
Strecken  über  10(X)  oder  gar  über  1500  m  sind  nur  ganz 
kurz,  und  die  mittlere  Sohlenhöhe  des  ganzen  Thals  be- 
trägt darum  nur  etwa  800  m.  Darin  stimmt  es  annähernd 
mit  dem  bündnerischen  Rheinthal  überein,  da  letzteres 
von  560  m  bei  Chur  bis  1650  m  bei  Tschamut  steigt  und 
eine  mittlere  Sohlenhöhe  von  etwa  U50  m  aufweist.  Auch 
in  den  Seitenthälern  der  Rhone  giebt  es  nur  wenige  stän- 
dig bewohnte  Orte  über  1200  m  Höhe,  und  die  Thalstrecken 
über  diesem  Niveau  sind  sehr  kurz.  Noch  weniger  kön- 
nen sich  in  dieser  Hinsicht  die  nördlichen  Alpen  mit 
Graubünden  messen.  Das  Linththal  erreicht  1000.  m  erst 
etwa  bei  der  Pantenbrücke,  das  Sernfthal  erst  hinter  Elm, 
das  Reussthal  erst  kurz  vor  Göschenen.  Im  Berner  Ober- 
land liegen  Guttannen,  Grindelwald,  Lenk  und  Saanen 
nur  wenig  über  ICXX)  m,  und  über  1200  m  finden  wir  da 
nur  Gadmen  (1202  m),  Lauenen  (1260  m),  Abläntschen 
(1305  m),  Adelboden  (1356  m)  und  einige  kleme,  hoch  über 
den  Thalsohlen  gelegene  Terrassenorte  wie  Murren  (1636 
m)  und  Gimmelwald  (1386  m).  Die  1000  m  Kurve  schnei- 
det in  den  Nordalpen  Qordartig  tief  in  alle  Thäler  hinein, 
während  sie  in  (^raubünden  nur  im  Vorder-  und  Hinter- 
rheinthal, im  untern  Albulathal  und  im  Prätigau  tiefer 
ins  Land  eindringt,  aber  schon  vor  sämtlichen  Seiten- 
thälern des  Vorderrhein,  dann  vor  dem  Rhein  walder-. 
Averser-,  Oberhalbsteiner-,  Bergüner-  und  Davoserthal 
Halt  macht  und  namentlich  das  Engadin  und  auch  das 
Münsterthal  gar  nicht  berührt,  auch  ins  Puschlav,  Ber- 
gell und  Misox  nur  wenig  eindringt. 

Da  nun  in  Graubünden  schon  die  absoluten  Gipfelhöhen 
sehr  massige  sind,  so  sind  es  noch  mehr  die  relativen. 
Von  Pontresina  sind  es  nur  etwa  2200  m  auf  den  Piz  Ber- 
nina, von  Süs  nur  2000  m  auf  den  Piz  Linard,  von  Bergün 
nur  etwas  über  1900  m  auf  den  Piz  d'Aela,  ebenso  von 
Mühlen  auf  den  Piz  d'Err  und  den  Piz  Platta  und  von  Ma- 
dolein  nur  1700  m  'auf  den  Piz  Kesch.  Im  Berner  Ober- 
land und  im  Wallis  dagegen  findet  man  sehr  oft  relative 
Höhen  von  3000  und  noch  mehr  Metern.  Mönch  und  Jung- 
frau z.  6.  erheben  sich  3300-3400  m  über  Lauterbrunnen, 


Dom  und  Weisshom  je  etwa  3100  m  über  Randa,  auch 
der  Tödi  noch  fast  3000  m  über  Linthal.  Es  bleiben  also 
die  'grössten  relativen  Gipfelhöhen  in  Graubünden  um 
volle  1000  m  und  mehr  hinter  denjenigen  im  Bemer 
Oberland  und  im  Wallis  zurück.  Eine  weitere  Folge  ist, 
dass  die  Bündner  Gebirge  im  allgemeinen  sich  weniger 
steil  und  schroff  emportürmen,  als  es  in  den  N.-  und 
W.-Alpen  der  Fall  ist.  Zwar  fehlt  es  nicht  an  kühnen 
und  schlanken  Gestalten,  aber  man  findet  doch  viel  mehr 
breite,  relativ  sanft  ansteigende  Abhänge,  die  weit  hinauf 
mit  Wäldern  und  Weiden  bekleidet  sind  und  ihr  Pflanzen- 
leben nur  ganz  allmählich  und  mehr  aus  klimatischen 
als  aus  orographi sehen  Gründen  verlieren.  Freilich  sind 
diese  sanftem  Böschungen  und  weichem  Formen  nicht 
nur  durch  die  massigen  relativen  Höhen,  sondern  wesent- 
lich auch  durch  die  Art  und  Lagerung  der  Gesteine  be- 
dingt, da  in  weiten  Gebieten  Graubündens  schieferige 
Felsarten  mit  massig  steiler  Aufrichtung  vorherrschen. 
Die  ^össere  Massenerhebung  u.  die  geringere  Gipfelhöhe 
bewirken  ferner  ein  höheres  Hinaufrücken  der  Schnee- 

f grenze  und  damit  eine  geringere  Ausdehnung  der  Firn- 
elder  und  Gletscher.  Letztere  nehmen  in  (Traubünden 
360  km'  oder  nur  5%  des  gesamten  Bodens  ein,  während 
es  im  Berner  Oberland  288  km*  oder  10%  und  im  Wallis 
970  km*  oder  19%  des  Bodens  sind.  Und  wie  die  Schnee- 
grenzen, so  rücken  in  Bünden  auch  alle  Vegetationsgren- 
zen, insbesondere  die  Grenzen  der  für  die  Bewohnbarkeit 
und  Nutzbarkeit  des  Landes  so  wichtigen  Wälder  und 
Weiden  höher  hinauf  als  in  den  meisten  andern  Alpen- 
gegenden. Das  alles  ist  für  die  Physiognomie  des  Landes 
von  grösster  Wichtigkeit.  Infolge  der  geringem  absoluten 
und  relativen  Höhen  und  der  geringern  Gletscherent- 
wicklun^  bieten  die  Bündner  Gebirge  im  ganzen  einen 
weniger  imposanten  Anblick  als  die  Berner-  und  Walliser- 
ali>en.  Nur  die  Bemina^ruppe  kann  sich  an  Formschön- 
heit und  Firnglanz  mit  jenen  messen,  obwohl  auch  die 
übrigen  ßündnergruppen  eine  Menge  herrlicher  Gebirgs- 
ansichten  bieten.  Wo  aber  das  Majestätische,  oft  last 
Schreckhafte  mehr  zurücktritt,  da  wird  es  ersetzt  durch 
ungemein  freundliche  und  liebliche  Bilder,  wie  sie  z.  B. 
das  Prätigau,  Domleschg  und  Heinzenberg,  der  Piz  Mun- 
daun  und  ein  grosser  Teil  des  Bündneroberlandes  (Gebiet 
des  Vorderrhein),  Davos  und  der  grösste  Teil  des  Enga- 
din, namentlich  dessen  linke  Seite  mit  ihren  breiten  son- 
nigen Gehängen,  mit  ihren  hoch  hinauf  gehenden  Wäl- 
dern und  Weiden  und  mit  den  überall  zerstreuten  Hütten, 
Weilern  und  Dörfern  gewähren.  Ein  Vorzug  ist  es  femer, 
dass  die  hochgelegenen  Thäler  mit  ihren  gastlichen  Ort- 
schaften und  die  vielen  trefflichen  Thal-  und  Bergstrassen 
(jias  Gebirge  in  allen  seinen  Hauptteilen  leicht  zugänglich 
machen  und  auch  die  Ersteigung  der  höchsten  Bergspitzen 
wesentlich  erleichtern. 

In  dem  Gewirr  von  Bergketten  und  Gruppen  ist  es  nicht 
leicht,  sich  zu  orientieren.  Von  verschiedenen  Autoren 
sind  darum  auch  die  Bündner  Alpen  sehr  verschieden 
eingeteilt  worden.  Eine  Haupteinteilungslinie  der  Alpen 
überhaupt  geht  durch  den  Kanton  Graubünden,  indem 
August  Böhm  seine  Grenzlinie  zwischen  West-  u.  Ostalpen 
vom  Bodensee  durch  das  Rheinthal  und  über  den  Splügen 
zum  C^lomersee  zieht.  Graubünden  hat  also  Anteil  an  den 
West-  u.  Ostalpen.  Zu  jenen  gehören  die  Adulagruppe  und 
die  Tödikette,  die  durch  das  Thal  des  Vorderrhein  von 
einander  getrennt  sind.  Die  Adulagruppe  geht  w.  bis 
an  das  Tessin-  und  Bleniothal.  Mit  ihr  soll  hier  auch  der 
ö.  Teil  der  G^tthardgruppe,  soweit  er  auf  Bündnersebiet 
liegt,  vereinigt  werden.  Es  ist  dies  der  Gebirgsabschnitt, 
der  w.  vom  Somvixerthal  und  La  Greina  Pass  liegt.  Die 
Bündnerischen  Ostalpen  zerfallen  durch  die  Thalfurche 
Bergell-Maloja-Engadm  zunächst  in  die  N.-  und  S.-Enga- 
diner  Alpen.  Die  letzteren  zerlegen  wir  durch  den  Bernina 
Pass  (Samaden-Tirano)  in  die  Bernina-  und  die  Ofen- 
nass^ruppe,  die  ersteren  durch  den  Flessoass  (Klosters- 
Vereinatnal-Süs)  in  die  Albula-  und  die  Silvrettagruppe 
(inkl.  Rätikon  und  Samnaungruppe).  Der  Albulagruppe 
ist  das  Plessurgebirge  vorgelagert,  von  jener  Retrennt 
durch  das  Landwasser-  und  untere  Albulathal.  Wir  er- 
halten also  folgende  Uebersicht  der  Bündner  Alpen: 
^.  Westalpen  :  1.  Tödikette,  2.  Adulagruppe;  B.  Ostalpen, 
nördl.  vom  Engadin :  3.  Albulagruppe,  4.  Silvrettagruppe 
(mit  Rätikon  und  Samnaungruppe),   5.  Plessurgruppe ; 

OEOGR.  LEX.  70  —  11—26 


402 


GRA 


GRA 


Ostalpen,  südl.  vom  Engadin :  6.  Berninaguppe  und  7. 
Ofenpassgruppe. 
1.  Die    Todikette    gehört  nur  mit  ihrer    südlichen, 


nere  Eisfelder  ins  Val  Rusein,  Val  Puntaiglas  und  Yal 
Frisal.  In  etwas  grösserem  Abstand  vom  Tödi  erheben 
sich  der  Oberalpstock  (3330  m)  im  SW.  und  der  Haus- 


GeoIogiBohes  Qaerprofll  vom  Ringelspitz  zum  Faalenberg. 
V.  Verrncano  ;  R.  ROtidolomit ;  D.  Dogger  ;  H.  Malm ;  B.  Bündnerschiefer ;  F.  Flysch  (Bocän  and  Oligocfln) ;  K.  Kreide ;  Seh.  Schott. 


steilen  Abdachung  dem  Kanton  Graubünden  an.  Sie  bildet 
einen  hohen,  geschlossenen  Wall  mit  nur  geringen  Ein- 
schnitten, so  dass  sie  von  keiner  einzigen  Alpenstrasse 
überschritten  wird.  Nur  hohe,  beschwerliche  Fuss-  und 
Saumpfade  verbinden  da  Graubünden  mit  den  Nachbar- 
kantonen :  der  Krüzlipass  (2350  m)  und  der  Brunn ipass 


(2736  m)  mit  Uri,  der  Sandalppass  (2780  m),  der  Kisten- 
pass  (2727  m),  der  Panixerpass  (2407  m)  und  der  Segnes- 
pass  (2625  m)  mit  Glarus  und  der  niedrige  Kimkelspass 


stock  (3152  m)  im  NO.  als  Mittelpunkte  kleinerer  selb- 
ständiger Grupi>en  und  immer  noch  betrachtlicher  Glet- 
scher. Noch  weiter  nach  SW.  folgt  nur  noch  die  kleine, 
aber  gestaltenreiche  Gruppe  des  Piz  Giuf  (3098  m)  und 
Crispalt  (3080  m),  während  weiter  nach  NO.  drei  weitere 
Gruppen  in  ihren  Kulminationspunkten  noch  3000  m 
überschreiten :  die  Gruj^pe  des  Vorab  (3025  und  3021  m) 
mit  dem  flach  ausgebreiteten  Bündnerbergfim,  die  Sar- 
donagruppe mit  dem  Piz  Segnes  (3102  m)  als  höchstem 


yorab 


Alp  Ruschein 


yordtrrhein  tal 
VMUeeduRhina. 


Lugnez 


S. 


Oeologisches  Qaerprofll  vom  Vorab  sam  Lugnes. 
y.  Yerracano;  R.  ROtidolomit;  D.  Dogger;  M.  Malm;  B.  Bündnersohiefer ;  F.  Flysch  (Eocftn  und  Oligocän^ ;  K.  Kreide. 


(1351  m)  mit  dem  st.  gallischen  Taminathal.  Die  höchste 
und  schönste  Partie  der  Kette  liegt  zwischen  dem  Krüzli- 
und  Panixerpass.  Hier  thront  in  der  Mitte  der  gewaltige 
Tödi  (3623  und  3601  m),  dessen  blendender  Fimscheitel 
weit  hinaus  leuchtet  in  die  ebenere  Schweiz.  Ihn  um- 

feben  kräftiffe  Vasallen :  Catscharauls  (3062  m),  Piz  Cam- 
riales  (3206  und  3212  m)  und  Düssistock  (3262  m)  auf 
der  einen  Seite,  Stockffron  (3418  m],  Piz  Urlaun  (3371  m) 
und  Bifertenstock  (3426  m)  auf  aer  andern.  Von  hier 


///    // 

f  />   ejr  ^    ^ 


Gipfel  und  die  Gruppe  des  Ringelspitz  (3249  ra).  Den 
Sctilussstein  der  Kette  bildet  der  mehr  nacn  N.  gerichtete 
breitechulterige  Calanda  (2808  und  2700  m). 

Geologisch  zerfallt  die  Todikette  in  zwei  sehr  verschie- 
den geartete  Teile.  Von  der  Reuss  (SchölleneDschlachtl 
bis  unter  den  Tödi,  resp.  bis  ins  Val  Rusein  und  Yal 
Puntaiglas  herrschen  dieselben  krystallinen  Gesteine 
(Protogine,  Gneise,  krystalline  Schiefer,  auch  Granite, 
Diorite,  Syenite)  und   dieselbe  Fächerstruktur  mit  steil 

-    '  // 


Voriger  Bhejntal      ^ 


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■7?5^ 


fyersc 


Oeologisches  Qaerpro61  durch  das  Östliche  Aar-  und  das  Gotthardmassiv. 


O.  Oneis;  61.  Ol  immerschiefer ;  Gr.  Granit  and  Oneisgranit;  D.  Diorit    und  Chloritsehiefer ;  H.  Amphibol-   und  Dioritscbiefer; 
Sg.  Serizitgneis ;  S.  Serpentin,  Talk- und  Chloritsehiefer;  V.  Verrucano  mit  Oneisotruktur  ;  V.*  Kongloraeratischer  Verructno. 


Strahlen  auch  die  grossen  Hauptgletscher  der  Gruppe  aus : 
der  Hüfigletscher,  der  Claridenfirn  und  der  Biferten- 
gletscher.  Doch  gehören  diese  alle  der  N.- Seite  des  Ge- 
birges an.  Nach  der  Bündnerseite  senken  sich  nur  klei- 


aufgerichteten bis  senkrecht  stehenden  Schichten  wie  im 
Aarmassiv,  so  dass  dieser  Teil  der  Todikette  als  das  no. 
Ende  dieses  Massivs  betrachtet  wird.  Weiter  nach  NO. 
haut  sich  das  Gebirge  aus  Sedimenten  vom  Verracano 


Verlag  voa  Oebr.  AlUnger,  Neuenburg. 


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403 

m)  nach 
schönen 
des  Splü- 
iavenna). 
der  zwei 
welchen 
t  Beverin 
der  rech- 
r  Sanina- 
ftite.  Nur 
sich  an- 
pch  kür- 
tuch  das 
a  n.  ge- 
übei'  den 
U  Cavell 
^nselben 
breiten 
ichen  Piz 
urch  den 
ir^,  resp. 
'iz  Medel 
1z  Scopi 
17  m)  der 
der  Piz 
*mm,  der 
k  Madun 
Gebirgs- 

0. 


i^,Mting&r.  sc. 


;  M.  Mar- 

%  im  NO. 

iber.  Die 
•ft  an  das 
m  Pizzo 
hdOOOm. 
)en  fiber. 
t  3000m, 
.  Mit  der 
tte  bildet 
er  Alpen, 
en  Misox 
m  Höhen 
Ifesolcina 
Misoxer- 
m,  und 
Uten  Ho- 
tten recht 

s  in  der 
und  ein 
rkennen, 
vsy  und  in 
ennt  und 
n  zusam- 
3s  Safien- 
eifen  sw. 
Val  Piora 
sr  Adula- 
Ifedelser- 
lal  trennt 
sivs.  Das 
SS,  n.  bis 


402 

ÜBtalpeni 

OfenpaM 

1.  Die 


V.  Verrno 

Steilen  AJ 
einen  hol 
schnitten 
überschri 
Saumpfa« 
kantonen 
(2736  m) 
pass  (37ir 
pass  (26a 


V.  V 

(1351m) 
und  scha 
und  PanJ 
Tödi  m% 
weit  niiu 

feben  kn 
riales  (] 
der  eine< 
und  Bifd 


jhieoooo_ 


G.  Gneis : 
Sg.  Serl 

strahlen  l 
der  Hüd 
gletscher 
birges  aa 


GRA 


GRA 


403 


(Perm)  bis  zu  tertiären  (oliffocänen)  ToDschiefem  auf. 
Doch  sieht  man  an  einigen  Stellen,  wo  die  Erosion  tief 
genug  eingeschnitten  hat,  die  zentralmassivischen  Ge- 
steine unter  den  Sedimenten  durchblicken,  so  im  Val 
Frisal,  im  Limmemboden  und  bei  Vättis  im  Taminathal. 
Das  Zentralmassiv  ist  also  hier  in  die  Tiefe  gesunken  und 
von  mächtigen  Schichtgesteinen  bedeckt  worden.  Sehr 
eigentümlich  ist  die  Lagerung  der  letztem.  Fast  überall 
sieht  man  in  der  Gipfelre^ion  ältere  Gesteine,  namentlich 
Verrucano,  auf  iungem  hegen.  Dabei  sind  die  Schichten 
schräg  aufgerichtet,  indem  sie  vom  Rhein  gegen  den 
Kamm  aufsteigen,  wenn  auch  lange  nicht  so  steil  wie  im 
zentralmassivischen  Abschnitt.  Aehnliche  Auflaeerungen 
älterer  Gesteine  auf  jüngere  beobachtet  man  auch  auf  der 
N. -Seite  der  Glamer-  und  St.  Galleralpen,  wobei  aber 
die  Schichten  von  N.  nach  S.,  vom  Walensee  gegen  den 
Kamm  aufsteigen.  Beide  Erscheinungen  erklärt  man  sich 
durch  die  von  Albert  Heim  eingehend  begründete  Theorie 
der  Glamer  Doppelfalte,  d.  h.  durch  zwei  liegende,  gegen 
einander  geneigte  Falten,  von  welchen  die  eine  von  N. 
nach  S.  (N.-Schenkel),  die  andere  umgekehrt  von  S.  nach 
N.  (S. -Schenkel)  übergelegt  ist.  Der  verbindende  Mulden- 
schenkel mit  normal  gelagerten,  aber  stark  gefalteten 
Gesteinen  (Oligocänschiefer  zu  oberst)  liegt  in  der  Tiefe 
begraben.  Wo  der  Verrucano  oben  aufsitzt,  hat  man  Teile 
des  Mittelschenkels  mit  verkehrter  Lagerunff,  so  am  Haus- 
stock, Vorab,  Plz  Segnes  und  Ringelspitz.  Der  einst  da- 
rüber liegende  Gewolbeschenkel  ist  da  überall  durch  die 


Lugnei 


den  Valserberg  (2507  m)  und  Safienberg  (2490  m)  nach 
den  gleichnamigen  Thälern,  über  die  s.  Kette  die  schönen 
Gebirgsstrassen  des  St.  Bernhardin  (2063  m)  und  des  Splü- 
^en  (2117  m)  ins  Misox  und  ins  S.  Giacomothal  (Chiavenna). 
Aus  der  Gegend  des  Safienberges  zweigen  wieder  zwei 
lange  Parallel  ketten  nahezu  nacn  N.  ab,  zwischen  welchen 
das  Safienthal  eingebettet  ist :  die  Kette  des  Piz  Beverin 
(9000  m)  und  Heinzenberg  (bis  über  2100  m)  auf  der  rech- 
ten und  diejenige  des  Piz  Tomül  (2949  m)  und  der  Sanina- 
ffruppe  (2874,  2836,  2752  m)  auf  der  linken  Seite.  Nur 
Kurz  ist  dagegen  der  an  das  St.  Lorenzhom  sich  an- 
schliessende Zweig  des  Fanellahoras  (3122  m),  noch  kür- 
zer derjenige  des  Lentahoms  (3237  m),  dem  auch  das 
kecke  Zervreilerhom  (2899  m)  angehört.  Genau  n.  ge- 
richtet ist  die  Kette,  die  vom  Rhein waldhorn  über  den 
Plattenberg  (3041  m),  Piz  Terri  (3151  m)  und  Piz  Gavell 
(2944  m)  bis  an  den  Rhein  vordringt.  An  denselben 
seh  Hessen  sich  mit  nö.  Streichen  die  kurzen,  breiten 
Ketten  des  Piz  Aul  (3124  m)  und  des  aussichtsreichen  Piz 
Mundaun  (20(65  in)  bei  Ilanz.  —  Westlich  folgt,  durch  den 
La  Greina  Pass  (2360  m)  abgetrennt,  die  Medelser^,  resp. 
die  ö.  Gotthardgruppe  mit  dem  eisgepanzerten  Piz  Medel 
(3203  m)  und  der  stolzen  Felspyramide  des  Piz  Scopi 
(3200  m),  dann  jenseits  des  Lukmanierpasses  (1917  m)  der 
Piz  Rondadura  (3019  m),  der  Piz  Blas  (3023  m},  der  Piz 
Ravetsch  (3010  m)  im  wasserscheidenden  Hauptkamm,  der 
Piz  Ganneretsch  (3043  m)  und  der  Badus  oder  Six  Madun 
(2931  m)  in  n.  Auszweigungen.  —  Dem  grossen  n.  Gebirgs- 

I 


Lugn&zermulde 

Geologisches  Qüerprofll  durch  das  AduUmassiv. 

G.  Gneis  (Adolagneis) ;  G.'  Gneis ;  B.  B&ndnerscbiefer  in  verschiedenartiger  Ausbildung ;  Bk.  Kalkiger  Bündnerschiefer ;  M.  Mar- 
morbänke; V.  Vemicano;  R.  Rotidolomik. 


zerstörenden  Kräfte  abgetragen.  Gegen  NO.  sinkt  die  Basis 
und  damit  der  ganze  Schientenkomplex  immer  tiefer,  so 
dass  dieselbe  Schicht  im  NO.  um  mehrere  hundert  Meter 
tiefer  liegt  als  im  SW.  und  der  Calanda  als  ein  noch  er- 
halten gebliebener  Rest  des  Gewölbeschenkels  erscheint 
und  darum  normale  Schichtenfolge  hat.  Andere,  neuere  Er- 
klärungen setzen  an  Stelle  der  genannten  Doppel-  oder  Gra- 
benfaltung eine  einzige  sehr  aussedehnte  Üeberschiebung 
älterer  Gesteine  auf  jüngere  von  ö.  nach  N.  Siehe  darüber 
auch  den  Art.  Glarus  (Kanton)  auf  S.  326  dieses  Bandes. 

2.  Die  Adulaaruppe  ist  oro^raphisch  wie  geologisch 
völlig  verschieden  von  der  Tödikette.  Zunächst  ist  ihr 
wasserscheidender  Hauptkamm  zwischen  den  Flussgebie- 
ten des  Rhein  und  des  JPo  zweimal  gebrochen,  indem  er 
vom  Gotthard  zuerst  ö.  bis  gegen  den  Piz  Terri,  dann  s. 
bis  etwa  zum  Rhein  waldhorn,  zuletzt  wieder  ö.  bis  zum 
Splä|fen  verläuft.  Dazu  kommt  eine  mehr  strahlen- 
förmige Gliederung  des  ganzen  Gebirgskomplexes  und  ein 
Vorherrschen  von  N.-S.  verlaufenden  Ketten.  Den  Mittel- 
punkt des  Ganzen  bildet  die  schöne  Pyramide  des  Rhein- 
waldhorns (3406  m),  die  mit  dem  Guferhorn  (3393  m), 
dem  Vogelberg  (3220  m)  und  andern  Trabanten  in  pracht- 
vollem Zirkus  das  weite  Becken  des  Rheinwaldfims  und 
Zapportgletschers  umschliesst,  während  sich  an  der  Aus- 
senseite  desselben  der  Lentagletscher  nach  N.  und  der 
Brescianaffletscher  nach  W.  senken.  (Verffl.  Karte  zum  Art. 
Auula).  Nach  0.  verlänffern  sich  die  Zirkuswände  in  die 
beiden  Ketten,  die  das  Rneinwaldthal  einschliessen,  einer- 
seits über  das  St.  Lorenzhom  (3047  m)  und  Bärenhom 
(2932  m)  bis  zu  den  Splügner  Kalkbersen  (3045,  3002, 
2992  m  etc.),  andererseits  uoer  das  Marscholhorn  (2902  m) 
und  Tambohom  (3276  m)  zu  den  Surettahömem  (3025, 
3039  m  etc.).  Ueber  die  n.  Kette  führen  Saumpfade  über 


föcher  vom  Rheinwaldhorn  bis  zum  Heinzenberff  im  NO* 
und  zum  Badus  im  NW.  stellen  sich  drei  nacn  S.  ge- 
hende Parallelketten  im  Gebiet  der  Moesa  gegenüber.  Die 
östlichste  i6t  die  längste  und  höchste.  Sie  knüpft  an  das 
Tambohom  (3276  m)  an  und  überschreitet  im  Pizzo 
Terre,  im  Corbet  und  einifi^en  andern  Spitzen  noch  3000  m. 
Am  Joriopass  (1956  m)  gent  -sie  in  die  s.  Voralpen  über. 
Die  westnchste  Kette  hat  nur  wenige  Gipfel  mit  3000  m, 
darunter  als  Haupt  den  Piz  dei  Cogni  (3068  m).  Mit  der 
vom  Rheinwaldhom  nach  N.  *  streichenden  Kette  bildet 
sie  den  längsten  Meridionalkamm  der  Schweizer  Alpen. 
In  der  mittleren  und  niedriffsten  Kette  zwischen  Misox 
und  Calancathal  halten  sich  die  meisten  Gipfel  an  Höhen 
von  2600-2800  m.  Da  aber  die  Thalsohlen  der  Mesolcina 
und  der  Riviera  sehr  tief  liefen,  so  erscheinen  die  Misoxer- 
ketten  doch  mit  relativen  Höhen  von  2400-2600  m,  und 
es  machen  dieselben  trotz  ihrer  massigen  absoluten  Hö- 
hen und  trotz  des  Mangels  grösserer  Gletscher  einen  recht 
imposanten  Eindruck. 

Ein  Blick  auf  die  geologische  Karte  lässt  uns  in  der 
Adulagrappe  zwei  getrennte  krystalline  Massen  und  ein 
grosses  zusammenhängendes  Sedimentgebiet  erkennen, 
welch*  letzteres  zonen-  und  zungenförmig  zwischen  und  in 
die  ersteren  hineingreift,  diese  von  einander  trennt  und 
teilweise  gliedert.  Das  Sedimentgebiet  umfasst  in  zusam- 
menhängender Masse  die  nö.  Ketten  im  Gebiet  des  Safien- 
und  Lugnezerthals.  Vom  letztem  geht  ein  Streifen  sw. 
über  den  Piz  Terri  und  über  Campo  nach  dem  Val  Piora 
und  Bedretto.  Er  trennt  die  s.  Zentralmassive  der  Adula- 
und  Tessingruppe  von  dem  n.  der    Gotthard-Medelser- 

Sruppe.  Ein  zweiter  Sedimentstreifen  im  Rheinthal  trennt 
ann  letztere  vom  nö.   Ausläufer  des  Aarmassivs.  Das 
breite  Adulamassiv  reicht  s.  bis  an  den  Joriopass,  n.  bis 


404 


6RA 


an  eine  Linie  von  Olivone  nach  Vais,  dann  8.  über  den 
Valserberg  zum  Bernhardin  und  endlich  nö.  über  Splugen 


Kanton  Graubünden  :  Sagens  bei  Hans. 

nach  Andeer.  Von  Olivone,  sowie  vom  Bernhardin-  und 
Splügenpass  streichen  schmale  Sedimentstreifen  nach 
S.  in  die  oberen  Teile  des  Blenio-,  Misox-  und  S.  Giaco- 
motiials.  Das  Grotthard-Medelsermassiv  nähert  sich  in  Ge- 
steinsbeschaffenheit und  Tektonik  (Protogine,  Gneise, 
Serizit-  und  Homblendeschiefer,  Granit,  Eurit,  Diorit 
in  höchst  komplizierter  Gliederung ;  fächerförmigen , 
nördlich  übergeie^n  Falten)  noch  dem  Aarmassiv. 
Das  Adulamassiv  ist  einfacher  und  übersichtlicher.  Die 
Grundlage  bildet  der  aus  dem  Tessin  bekannte,  vielfach 
als  Baustein  ausgeführte  Antigoriogneis,  darüber  folfft 
selten  gut  ausgebildeter  Glimmerschiefer  und  dann  als 
Decke  der  für  dieses  Massiv  besonders  charakteristische 
Adulagneis,  ein  schöner,  von  reichlichem  Glimmergehalt 
glänzender  Glimmergneis.  Andere  Gesteine  sind  von  unter- 
geordneter Bedeutung.  Protogine,  Hornblendegneis.  Seri- 
zitgesteine,  ebenso  alle  Eruptivgesteine  (Granit,  Syenit, 
Diorit)  fehlen  vollständig.  Dagegen  finden  sich  manche 
gute  Marmorlager.  Tektonisch  stellt  sich  das  Adulamassiv 
als  ein  breites,  regelmässiges  Gewölbe  dar.  Auf  den 
Gipfeln  und  Kämmen  liegen  die  Gesteinsschichten  flach, 
gegen  die  Ränder  nimmt  ihre  Neigung  allmählich  und 
regelmässig  zu.  Wo  Sedimente  vorkommen,  legen  sie  sich 
konkordant  an  und  auf  die  zentral  massivischen  Gesteine. 
Komplizierter  werden  die  Verhältnisse  wieder  im  Sedi- 
mentgeoiet.  Was  da  auf  der  «  Geologischen  Karte  der 
Schweiz  »  von  Heim  und.  Schmidt  als  Bündnerschiefer 
dargestellt  ist,  umfasst  Gesteine  von  sehr  verschiedener 
Beschaffenheit,  wobei  aber  doch  die  kalkig-tonigen  vor- 
herrschen. Die  Hauptmasse  bilden  dunkle  und  graue, 
teils  kalkfreie,  teils  mehr  oder  weniger  kalkhaltiffe  Ton- 
schiefer, die  Bündnerschiefer  im  engern  Sinn.  Sie  sind 
wohl  wie  diejenigen  des  Prätigaus  von  oligocänem  Alter, 
wenn  auch  von  etwas  anderer  Ausbildung.  Namentlich 
da  wo  diese  Schiefer  auf  schmale  Zonen  zwischen  den 
Zentral  massiven  zusammengedrängt  sind,  erscheinen  sie 
mehr  oder  weniger  krystallinisch  umgewandelt  als  Glim- 
mer-Bündnerschiefer,  Knotenschiefer  etc.  Dazu  kommen 
aber  auch  Liasschiefer,  sowie  reine  Kalk-  und  Dolomitr 
gesteine,  Sandstein-  und  Quarzitschiefer,  Rauhwacken, 
Zellendolomite  und  Gipse  der  Trias  und  strichweise,  be- 
sonders im  hintern  Safienthal.auch  Serpentine  und  grüne 
Schiefer  ähnlich  denjenigen  des  Oberhulbsteins.  Als  Gan- 
zes stellt  dieses  Gebiet  eine  Region  von  schiefen  nach  N. 
und  NW.  übergelegten  Isoklinalfalten  dar,  wobei  weite 
Faltenzü^e  und  enge  Zerknitterungen  abwechseln  oder 
auch  ineinander  gearbeitet  sind.  Aufweiten  Strecken  wird 
dieselbe  von  einem  Dolomitband  umsäumt,  unter  wel- 
chem im  Rheinthal  von  Ilanz  aufwärts  Verrucano  folgt. 
Dagegen  weist  die  auf  den   Schiefer  hinauf  geschobene 


GRA 

Scholle  der  Splügner  Kalkberge  auf  die  Klippenregion 
des  Rätikon  und  Plessurgebirges  hin,  als  deren  west- 
lichstes, abgetrenntes  Glied  jene  erscheint. 
3.  Die  Albulagruppe,\om  Splügen  bis  zum 
Flesspass  und  vom  Engadin  und  Bergeil 
bis  zum  Landwasser-  und  untem  Albula- 
thal  reichend,  zerfällt  durch  das  mendio- 
nale  Thal  des  Oberhalbsteins  und  des  Sep- 
timer in  zwei  orographisch  und  geologisch 
sehr  verschiedene  Teile :  die  Aversergruppe 
im  SW.  und  die  engere  Albulagnippe  im 
NO.  In  der  erstem  herrscht  noch  mendio- 
nale  Richtung  der  Gebirgszüge  und  Thäler 
wie  in  der  Adulagruppe.  Der  wasserschei- 
dende Hauplkamm  bildet  am  Piz  Stella  ei- 
nen ungefähr  rechten  Winkel,  dessen  un- 
gegliederte Aussenseite  ungewöhnlich  steil 
gegen  das  S.  Giacomothal  und  Bergell  ab- 
fallt (Gefalle  bis  50  %  und  mehr),  während 
die  Innenseite  sich  mählicher  senkt  (Gefalle 
kaum  40%)  und  in  fiederförmig  angeord- 
nete Seilenketlen  ffegliedert  ist.  Die  Passe, 
wie  der  Passo  di  Madesimo  (2280  m)  nach 
dem  S.  Giacomothal,  der  Stellapass  (2276  m) 
nach  Chiavenna,  der  Pra8signolapa8s(2i2u 
m)  und  der  Duanapass  (2750  bis  2800  m) 
nach  dem  Bergell,  steigen  daher  von  der 
N. -Seite  (Avers-Ferrera)  mit  viel  jferiogerer 
Steilheil  an  als  von  der  S.-Seite.  Die 
Gipfel,  von  denen  manche  3000  m  über- 
steigen, sind  ihrer  nach  S.  vorgeschobenen  Lage  wegen 
meist  herrliche  Aussichtspunkte.  Dies  gilt  besonders  vom 
Piz  Timun  (3201  m),  dem  höchsten  von  allen,  vom-Piz 
Stella  (3129  m),  Piz  Gallegione  (3135  m),  Piz  della  Duana 
(3133  m)  und  Gletscherhorn  (3106  m).  Die  Vergletecherung 
ist  gering,  am  bedeutendsten  noch  in  den  Surettehomem 
(3025  u.  3039  m).  -  In  der  zuerst  nw.,  dann  n.  streichen- 
den langen  Kette  des  Piz  Platta  zwischen  Oberhalbslein 
und  Avers-Schams  ist  die  VergleUcherung  noch  geringer, 
obwohl  die  Gipfel  zum  Teil  höher  sind  als  im  Gebiet  des 
Piz  Stella.  Ein- 
zig der  hoch- 
ragende, kühn 
aufgetürmte 
Piz  Platta  (3398 
m)  erscheint 
wenigstens 
teilweise  in 
weithin  schim- 
merndem Eis- 
panzer. Trot- 
zige, meist 
schwer  zu  er- 
steigende Ge- 
stalten seiner 
nähern  Umge- 
bung sind  das 
Jupperhorn 
(3151  m),  der 
Mazzerspitz 
(3168  m),  der 
Kalk- und  Mar- 
morstock des 
mehrgipdigen 
Weissbergs 
(3044,  3041, 
2987  m  etc.) 
über  Avers,  die 
wild  zerrisse- 
nen schwarzen 
Schieferberge 
des  Piz  For- 
bisch  (3258  m) 
und  des  Piz 
d'Arblatsch 
(3204  m)  über 
Mühlen.  Wei- 
ter n.  folgen  der  Kalkgipfel  des  Piz  Grisch  (3048  m),  der 
Schieferberg  des  Piz  Curver  (2975  m)  und  hart  daneben 
die  dem  Schiefer  aufgesetzte  Kalkscholle  des   Piz  Toissa 


Kanton  GraubQnden: 
Schlucht  des  Yalaer  Glenner. 


GRA 


GRA 


405 


(296/  m).  Die  wichtiffsten,  immerhin  nur  dem  Touristen- 
verkehr dienenden  Passe  sind  das  Fallerjoch  (etwa  2740 
m)  von  Avers-Juf  nach  Mühlen,  der  Stallerberg  (2584  m) 
nach  Stalla  und  die  ForcelUna  (2673  m)  nach  dem 
Septimer.  Die  letztere  ergibt  mit  dem  Lunghinopass 
(9635  m)  zusammen  den  kürzesten  und  oft  benutzten 
Uebergang  von  Avers  nach  dem  Engadin. 

Auch  geologisch  schliesst  sich  die  Aversergruppe  gut  an 
die  Adulagruppe  an,  da  sie  in  der  Hauptsache  aus  ähnli- 
chen zentralmassivischen  Gesteinen  und  Sedimenten  zu- 
sammengesetzt ist  wie  diese.  Im  SW.  herrschen  vom 
Bergeil  bis  zum  Val  d'Emet  typische  Gneise  und  Glim- 
merschiefer, dann  folgen  bis  Sufers  und  Andeer  die  so|f. 
Rofnagneise  oder  Rofnaporphyre,  durch  Druck  schieferig 
gneisartif?  gewordene  Quarzporphyre,  die  zur  Bezeichnung 
sowohl  ihrer  ursprünglichen  als  gegenwärtigen  Beschaf- 
fenheit am  besten  Gneisporphyre  genannt  würden.  Der 
(OHisste  Teil  der  Piz  Plattakette  besteht  aus  veränderten 
Bändnerschiefern  mit  grössern  Einschaltungen  von  grü- 
nen Schiefem,  die  sich  als  gec^uetschte  Diabase  und  Gab- 
bro  erweisen  und  darum  oft  mit  diesen  und  mit  Serpentin 
vergesellschaftet  sind.  Dazu  kommen  triasische  Kalk-  und 
Dolomitgesteine  ähnlich  wie  im  Klippengebiet  von  Arosa, 
nur  dass  hier  die  grünen  Schiefer  fehlen  und  die  Ge- 
steine überhaupt  weniger  ^urch  den  Gebir^druck  umge- 
wandelt sind.  Und  wie  hier,  so  sind  auch  im  Ober- 
halbstein die  tektonischen  Verhältnisse  sehr  ver- 
wickelte, die  Schichtgesteine  oft  verkehrt  gelagert 
und  mesozoische  Kalke  in  Form  von  Klippen  oder 
Schollen  auf  jüngere  Schiefer  geschoben,  z.  B.  am 
Piz  Toissa.  An  manchen  Stellen  finden  sich  auch 
schöne  Marmore  und  verschiedene  Erze,  tiie  früher 
ausgebeutet  wyrden,  so  besonders  im  Gebiet  von 
Ferrera. 

In  der  engern  Albulagruppe  tritt  die  NO.-Rich- 
lung  der  Hauptkette  und  der  begrenzenden  Thäler 
des  Inn  und  des  Landwassers  wieder  entschieden 
hervor,  zum  Teil  auch  in  den  kleinem  Gliedern,  wie 
in  der  Ducankette  und  den  anliegenden  Thälern. 
Auch  die  Abdachungsverhältnisse  entsprechen  den- 
jeniffen  der  Alpen  überhaupt  :  steiler  nach  SO., 
weniger  steil  nach  NW.  Einer  der  auffallendsten 
Züge  besteht  aber  darin,  dass  die  Hauptkette  trotz 
ihrer  bedeutenden  Höhe  und  zum  Teil  starken  Ver- 
gletscherung doch  wegsamer  ist  als  irgend  eine  an- 
dere Alpenkette  der  Schweiz.  Es  ist  auch  das  wesent- 
lich eine  Folge  der  grossen  Thalhöhen  bei  relativ 
massiger  Höhe  der  Kämme  und  Gipfel,  dann  fi^ilich 
auch  der  Zugehörigkeit  des  Engadin  zu  Graubünden. 
Nicht  weniger  als  drei  grosse  Bergstrassen  führen 
über  den  Hauptkamm  und  verbinden  das  Engadin 
mit  dem  n.  Bünden  :  der  Julierpass  (2287  m)  spe- 
ziell mit  dem  Oberhalbstein,  der  Albulapass  (2315  m) 
mit  dem  Albulathal  und  der  Flüelapass  (2388  m)  mit  Da- 
vos.  Dazu  kommen  als  touristisch  wichtige  Pässe  noch  der 
Scaletta-  und  der  Sertigpass  (2619  und  2762  m),  der  er- 
stere,  als  kürzester  Uebergang  von  Davos  nach  dem  Ober 
Engadin,  vor  der  Zeit  der  Alpenstrassen  ein  wichtiger 
Saumpfad,  der  andere  ein  Hauptzugang  zu  dem  relativ 
viel  besuchten  Piz  Kesch.  Bala  werden  nun  auch  die 
Strassenpässe  durch  die  Albulabahn  sehr  viel  von  ihrer 
Bedeutung  verlieren. 

Durch  den  Albula-  und  Scalettapass  zerlegen  wir  den 
Hauptkamm  und  seine  n.  Vorlagen  in  die  drei  Gruppen 
des  Piz  d*Err,  des  Piz  Kesch  und  des  Piz  Vadret.  In  der 
ppstera  en tragen  der  Piz  d'Err  (3383  m),  der  Piz  dellas 
Calderas  (3393  m),  die  Cima  da  Elex  (3287  m)  und  der  Piz 
d'Agnelli  (3209  m)  einer  mächtigen  Zinnenmauer,  die  mit 
nackten  Wänden  zum  Oberhalbstein  abfällt,  während  die 
dem  Val  Bever  zugekehrte  O.-Flanke  in  einen  weiten, 
mehrteiligen  Eismantel  gehüllt  ist.  Eine  formenreiche 
Gipfelreihe  ist  femer  dem  Engadin  zugekehrt,  darunter 
als  Zentrum  der  stolze  Bau  des  Piz  Julier  (3385  m),  dann 
die  schöne  Pyramide  des  Piz  Ot  (3249  m),  die  düstere 
Crasta  Mora  (2937  m),  der  Piz  Lagrev  (3168  m)  und 
der  auch  als  Wasserscheide  zwischen  den  Gebieten  des 
Rhein,  der  Donau  und  des  Po  bemerkenswerte  Piz  Lungh- 
ino  (2784  m).  Mit  diesem  vorherrschend  granitischen 
Gebirgsabschnitt  verknüpft  sich  n.  vom  Piz  d'Err  das 
Kalkgebirge  der  Bergünerstöcke  mit  dem  herrlichen  Drei- 


gestirn des  Piz  d'Aela  (3340  m),  des  Tinzenhoras  (3179  m) 
und  des  Piz  Michel  (3163  m).  —  Ein  Berg  von  vollendeter 
Schönheit  ist  der  Piz  Kesch  (3420  m)  mit  dem  flach  vor 
ihm  ausgebreiteten  Porchabellagletscher.  Ihn  beff leiten 
als  Vorposten  neben  vielen  andern  der  Kalkstock  aes  Piz 
Uertsch  (3273  m)  im  SW.,  der  granitgekrönte  Piz  Griat- 
schouls  (2973  m)  im  0.  und  der  Piz  Forun  (3056  m)  im  N. 
Weiter  nw.  vorgelagert  sind  die  geradlinig  von  NO.  nach 
SW.  verlaufende  Kette  des  Hoch  Ducan  (3066  m)  und 
Gletscher  Ducan  (3020  m),  dann  der  Bogen  der  Monsteiner 
Berge  mit  der  Pyramide  des  Aelplihorns  (3010  m)  und 
dem  sanften  Rücken  des  Stulsergrates  (2680 u.  2626  m.).  -> 
Im  nö.  Abschnitt  der  Albulagruppe  thront  der  doppeltür- 
mige  Piz  Vadret  (3226  m)  inmitten  weiter  Gletscherfelder, 
von  welchen  der  Sarsura-,  der  Grialetsch-  und  der  Sca- 
lettagletscher  die  grössten  sind.  In  drei  nach  NW.  vor- 
springenden Seitenketten,  die  das  Dischma-  und  Flüela- 
tnal  ei nsch Hessen,  erheben  sich  als  Hauptgipfel  das 
Kühalphom  (3081  m),  das  vielbesuchte  Schwarznorn  (3150 
m)  und  das  Weisshorn  (3088  m)  am  Flüelapass  und  das 
gegen  Klosters  vorgeschobene  Pischahorn  (2^2  m). 

Geologisch  zerfallt  die  Albulagruppe  ebenfalls  in  drei 
Teile,  in  ein  Granit-,  Gneis-  und  Kalkgebirge,  die  aber 
nicht  mit  den  orographischen  Abschnitten  zusammen- 
fallen. Eine  Granitmasse  ist  die  Errgruppe  vom  Lunghino- 


Kanton  GraubQnden :  Kirche  St.  Morits  bei  Cumbels  im  Lugnes. 


bis  zum  Albulapass  und  vom  Ensadin  bis  etwas  über  den 
Piz  d'Err  hinaus.  Doch  zerfallt  dieselbe  in  zwei  getrennte 
Stücke,  indem  ein  von  zwei  Verwerfungsspalten  be- 
grenzter Streifen  gefalteter  Trias-  und  Liasgesteine  von 
Stalla  in  der  Richtung  über  Piz  Brascheng,  Piz  Suvrelta 
und  Piz  Padella  nach  Samaden  zieht.  Der  Granit  zu  bei- 
den Seiten  ist  teils  ein  grüner  Zweiglimmer-  Granit  (Al- 
bula^anit),  teils  ein  Homblendegranit  (Juliergranit),  un- 
termischt mit  Syenit  und  Diorit.  Am  Silsersee  und  im 
Oberhalbstein  lässt  sich  beobachten,  wie  er  auf  Grün- 
schiefer (mit  Serpentin-  und  Gabbrostöcken)  und  auf  Se- 
dimenten (Verrucano,  Dolomit,  Liasschiefer)  liegt  und  auf 
diese  von  0.  nach  W.  überschoben  ist.  Gneise  und  krys- 
talline  Schiefer  (Protogin,  Glimmer-  und  Hornblende- 
gneis,  Quarzit-,  Glimmer-,  Hornblende-  und  Talkschiefer), 
ähnlich  denjenigen  der  Silvrettagruppe,  setzen  die  Gruppe 
des  Piz  Vadret  mit  allen  ihren  Auszweigungen  zusam- 
men, dann  auch  den  Zentralstock  des  Piz  Kesch  bis  zum 
Piz  Forun  und  ins  Val  Tisch,  überall  in  steiler  Aufrich- 
tung der  Gesteinslagen  nach  Art  der  Fächer-  und  Isokli- 
nalfalten.  Wesentlich  ein  Kalk-  und  Dolomitgebirge  sind 
dagegen  die  nw.  Vorlagen  der  Err-  und  Keschgruppe, 
also  die  Bergünerstöcke,  die  Ducan-  und  die  Monsteiner- 
kette,  obwohl  Gneise  deren  Unterlage  bilden  und  stel- 
lenweise, z.  B.  am  Leidbachhorn  über  Sertig  Dörfli,  am 
Stulsergrat  und  am  Cuolm  da  Latsch  auch  bis  auf  die 
Kämme  steigen.  In  der  Hauptsache  bestehen  die  Sedi- 
mente aus  Perm-  und  Triasgesteinen  vom  Verrucano  bis 


406 


GRA 


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zum  Hauptdolomit,  wobei  letzterer  oft  die  Gipfel  bildet 
und  überhaupt  landschaftlich  am  meisten  hervortritt.  Oft 


Kanton  Graubanden :  Val«  Plats  und  das  St.  Peterthal 


fehlen  aber  manche  Triasglieder  oder  sind  doch  nicht 
deutlich  zu  erkennen.  NW.  setzen  sich  diese  Formationen 
in  die  Strelakette  fort,  die  ihrerseits  geologisch  wieder 
mit  dem  Rätikon  zusammenhängt,  während  andererseits 
ein  auf  Verrucano  und  Hötidolomit  ruhender  Lias-  und 
Flyschstreifen  von  den  Berffunerstöcken  her  über  die 
Kette  des  Piz  Uertsch  am  Albulapass  nach  dem  En^^adin 
zieht  und  das  mittelbundnerische  Kalk-  und  Dolomit- 
gebirge mit  -dehijenigen  der  Ofenpassgruppe  verbindet. 
Dieser  Albulastreifen  bildet  ein  System  n.  übergelegter 
Falten  und  ist  ähnlich  demjenigen  von  Stalla  nach  Sama- 
den  durch  zwei  ungefähr  parallele  Verwerfungss{)alten 
von  den  Nachbargebieten  getrennt.  Auch  im  Hauptteil  der 
mittelbündnerischen  Trias  beobachtet  man  vielfach  ver- 
kehrte Lagerung  der  Gesteine,  ältere  Schichten  auf  jün- 
fern,  selbst  Trias  auf  Flysch  (z.  B.  auf  beiden  Seiten  des 
Ibulathals  von  Tiefenkastei  bis  Filisur),  und  erklärt  sich 
dies  durch  grosse  liegende  Falten  oder  neuerdings  durch 
von  0.  nach  W.  erfolgte  Ueberschiebungen,  wobei  dann 
der  Flysch  als  Grundgebirge,  die  Trias  als  Ueberschie- 
bungsdecke  erscheint. 

4.  Die  Silvrettagruppe  im  weitern  Sinn  erstreckt  sich 
als  flacher,  nach  N.  geöffneter  Bogen  an  der  NO.-Grenze 
Graubündens  von  Sargans  bis  Landeck  und  wird  im  S. 
vom  Prätigau  und  Unter  Engadin,  im  N.  vom  Montavoner- 
ünd  Paznaunthal  begrenzt.  Die  zwei  ersten  dieser  Thäler 
verbindet  der  Flesspass  (2452  m),  die  zwei  andern  das 
Zeinisjoch  (1852  m^.  Das  Ganze  ist  ein  typisches  Kettenge- 
birffe  mit  fiederförmiger  Gliederuns  und  annähernd 
ffleichmässiger  Entwicklung  beider  Abaachungen,  immer- 
nin  so,  dass  die  Seitenzweige  auf  der  N. -Seite  zahlreicher 
und  zum  Teil  auch  etwas  länger  sind  als  auf  der  S.-Seite. 
Als  Silvrettagruppe  im  engern  Sinn  bezeichnet  man  das 
stark  vergletscherte  Mittelstück  zwischen  dem  Schlanpin- 
erjoch  (2190  m)  im  W.  und  dem  Fimberpass  (2606  m) 
im  O.  Westl.  schliesst  sich  der  Rätikon,  östl.  das  Samnaun- 
gebirge  an. 

Die  engere  Silvrettagruppe  stellt  als  Ganzes  ein  zcntral- 
massivisches  Gewölbe  dar,  von  dessen  wo.  streichender 
Scheitellinie  die  Gesteinsbänke  und  Schichten  antiklinal 
nach  N.  und  S.  fallen,  während  sie  in  der  Mittelzone  an- 
nähernd senkrecht  stehen.  Die  Hauptgesteinsarten  sind 
helle  Gneise  u.  Glimmerschiefer  und  dunkle  Hornblende- 
gneise und  Homblendeschiefer,  die  vielfach  miteinander 
abwechseln  und  den  Felswänden  ein  eigentümlich  gebän- 
dertes  Aussehen  geben.  Die  meist  aus  weiten  Gletschern 
aufragenden  Gipfel  sind  von  hoher  Formenschönheit  und 
wechseln  in  aUen  Gestalten  von  massigen  Stöcken  und 


scharfkantigen  Pyramiden  bis  zu  schlanken  Türmen  und 
feinen  Nadeln.  Im  Zentrum  steht  der  Piz  Buin  (3316  dq), 
ein  Aussichtspunkt  ersten  Ranges  and 
Lieblingsziel  der  Touristen  in  diesem 
Gebiet.  Nw.  davon  folgen  in  der  Grenz- 
kette zwischen  der  Schweiz  und  Oester- 
reich  das  Signalhorn  (3212  m),das  Sil- 
vrettahom  (o248  m)  und  die  kühn 
gezackten  Seehörner  mit  dem  Gross 
Litzner  (3111  m)  und  Gross  Seehom 
(3123  m),  sw.,  teils  in  der  Wasser- 
scheide zwischen  Landauart  und  Inn, 
teils  abseits  davon,  das  verstanklahom 
(3301  m),  wohl  die  schönste  Gestalt  der 
Silvrettagruppe,  dann  die  Rieseopyra- 
mide  des  Piz  Linard  (3414  m),  die  ab- 
schreckend schroffen  Plattenhömer 
(3221  und  3205  m)  und  der  Piz  Fliana 
(3248  m),  endlich  in  dem  nach  O.  ver- 
laufenden Hauptkamm  der  Dreiländer- 
spitz (3112  m),  vom  Piz  Buin  getrennt 
durch  das  Eisjoch  des  Fermuntpass^ 
(2802  m),  dann  die  Jamthalspitzen  {3175 
und  3109  m),  der  Gemsspitz  (3114  m), 
der  doppelgipflige  Angstenberg  (3234 
m),  der  Piz  Faschalba  oder  Grenzeck- 
kopf (3051  m),  der  Piz  Tasna  (3183  m) 
und  in  einer  n.  Auszweigung  aas  drei- 
gezackte Fluchthorn  (3403,  3402  und 
3344  m).  Von  den  eeeen  das  Engadin 
vorspringenden  Gipfeln  sind  der  Piz 
Cotschen  (3034  m)  und  der  Piz  Min- 
die  bedeutendsten.  Die  Gletscher  der 
sind    nach    denjenij^en    der    Bemina- 


schun   (3071    m) 

Silvrettagruppe  .     ^  

gruppe  oie  ausgedehntesten  in  Graubunden.  Sie  nehmen 
eine  Fläche  von  etwas  über  90  km'  ein  und  bilden  von 
den  Quellen  der  Landquart  bis  zum  Futschölpass  (2773  ro) 
ein  kaum  unterbrochenes,  aber  mehrfach  gegliedertes 
Eismeer,  aus  welchem  sich  der  Silvretta-  und  der  Ver- 
stanklagletscher  nach  W.,  der  Tiatschagletscher  nach  S., 
der  Fermunt-  und  der  Jamthalgletscher  nach  N.  senken. 
Dazu  kommen  die  Gletscher  der  Fluchthornkette.  Die 
Hochgebirffslandschaften  im  Umkreis  dieser  Gletscher  ge- 
hören zu  den  schönsten  und  grossartigsten  im  Gebiet  der 
rätischen  Alpen  und  ziehen  denn  auch  einen  immer  mehr 
anwachsenden  Touristenstrom  an.  Ausser  verschiedenen 
hochgelegenen  Berggasthäusern  erleichtern  nicht  weni- 
ger als  7  Klubhätten  die  Bereisung  dieser  herrlichen  Berg- 
weit:  die  Silvretta-,  Vereina-  und  Linardhütte  des  S.A.C. 
auf  der  W.-  und  S.-Seite,  das  Madienerhaus,  die  Wies- 
badener-, Jamthal-  und  Heidelbergerhutte  des  Deutseben 
und  Oesterreichischen  Alpen  Vereines  auf  der  N.-Seite. 
Auch  die  Pässe,  lauter  hohe  Eisioche,  kommen  nnr 
für  den  Touristenverkehr  in  Betracht  Der  Silvrettapass 
(3013  m),  der  Fermuntpass  (2802  m)  und  das  Jamjoch 
(3082  m)  verbinden  das  Val  Tuoi  und  Guarda  im  Unter 
Engadin  mit  den  drei  grössten  Gletschern  und  den  daran 

![elegenen  Hätten,  resp.  mit  Klosters  (Präti^u),  Pattenen 
MontavonJ  und  Galtür  (Paznaun).  Vom  Val  Tasna  (Unter 
Cnffadin)  rührt  der  Futschölpass  (2773  m)  nach  dem  Jam- 
thal und  die  Fuorcla  Tasna  (2857  m)  nach  dem  Fimber- 
thal.  Auch  die  grossen  Gletscher  sind  unter  sich  durch 


Nach  Rothp!»U. 
Geologisohei  Querprofll  durch  den  Osttl.  Rätikon. 

G.  Gaeis  und   krystalline  Schiefer ;  F.  Fljsch  (BQadaertchiefdr)  ; 
T.  Tithon  (oberer  Jura). 

touristisch  vielbenutzte  Eisjoche  verbunden,  so  der  Fer- 
muntgletscher  mit  dem  Firnbecken  La  Cudera  und  mit 
dem   Silvrettagletscher    durch  die  Fuorcla    del   Confin 


GRA 


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407 


(3068  m)  und  mit  dem  Jamthalgletscher  durch  die  Ochsen- 
scharte (3000  m). 

Die  Samnaungruppe  zieht  sich  vom  Fimberpass 
über  den  Burkel köpf  (303(5  m),  den  Gribellakopf  (2897  m), 
den  Hexenkopf  (3038  m),  den  FurglerspiU  (^7  m)  etc. 
nach  NO.  bis  Landeck,  gehört  aber  nur  in  ihrem  sw. 
Teil  der  Schweiz  an.  Imposanter  als  dieser  Haupt-  und 
Grenzkamm  ist  ein  kürzerer  Seitenzweic,  der  das  Sam- 
naanthal  im  S.  begrenzt  und  dem  die  gewaltigen  Felsstöcke 
des  Stammerspitz  (3258  m),  Muttier  (3296  m)  und  Piz 
Mondin  (3147  m)  angehören.  Der  Muttier  insbesondere 
ist  einer  der  hervorragendsten  Aussichtspunkte  des  Unter 
Engadin.  Die  dem  Paznaun  zugekehrte  Abdachung  und 
zum  Teil  auch  die  Kammhöhe  der  Hauptkette  besteht 
aus  krystallinen  Schiefem,  der  grösste  Teil  der  s. 
Al>dachung  und  das  Muttlergebir^e,  wie  auch  die  benach- 
barte Gruppe  des  Piz  Minschun  bis  zum  Val  Tasna  haupt- 
sächlich aus  Bundnerschiefer,  über  dessen  Alter  die 
Ansichten  noch  immer  weit  auseinander  gehen,  der  aber 
von  den  Schiefem  der  Viamala  und  des  Schyn  kaum 
verschieden  ist.  Damit  verbunden  sind  mesozoische  Se- 
dimente von  ostalpiner  Ausbildung  (Dolomit,  Rauchwacke, 
Gips,  Sandsteine  der  Trias,  auch  Tithon)«  dann  ophio- 
lithische  Eruptiva  (Serpentin  in  grossen  Stöcken,  Diorit, 
Spilit.  Yariolit,  Gabbro  und  Diabas)  und  einzelne  kleine 
Schollen  von  Granit  und  Gneis.  Die  Bnndnerschiefer 
sind  stark  gefaltet  und  fallen  unter  die  übrigen  Gesteine 
ein.  die  sich  decken-,  läppen-  und  schoUenförmig  darüber 
ausbreiten  oder  auch  senkrecht  daneben  stehen.  Das 
Ganze  scheint  ein  Ueberschiebungs-,  Aufbruch-  und  Klip- 
pengebiet zu  sein  ähnlich  demjenigen  des  Rätikon  und 
Plessar^ebirges. 

Der  Rätikon  ist  in  seinem  Hanptkamm  ein  prachti- 
ges Kalk-  und  Dolomitgebirge,  dessen  über  grüne  Vor- 
berge hochaufragende,  weissscnimmernde  Wände  nament- 
lich in  der  Abendbeleuchtung  einen  unvergleichlichen 
Anblick  gewähren  und  lebhaft  an  die  Dolomiten  von  S.-Tirol 
erinnern.  Wenige  Glieder  der  n.  Kalkalpen  zeigen  auf  so 
kleinem  Raum  eine  solche  Mannigfaltigkeit  des  Reliefs  und 
eine  so  ausgeprägte  Originalität  der  Gipfelbildung  wie  der 
Rätikon.  Besonders  fallen  die  imposanten  Gestalten  des 
Falknis  (2566  m),  der  Scesaplana  (2969  m),  der  Drusen- 
fluh (2829  m),  der  SulzAuh  (2820  m)  und  der  Ratschenfluh 
(2707  m)  auf,  die  gleich  riesigen  Bastionen  mit  fast  senk- 
rechten Wänden  abfallen  und  oft  plateauartige,  firaf^e- 
krönte  Scheitelflächen  tragen.  Die  Scesaplana  eehört  in- 
folge ihrer  Höhe  und  vorgeschobenen  Lage  zu  den  ersten 
Aussichtspunkten  Graubündens.  Aber  auch  Falknis,  Sulz- 
flnh  und  Madrishorn  werden  viel  besucht.  Von  den  meist 
rauhen  und  hohen  Jochübergängen  werden  von  Touristen 
am  häufigsten  benutzt  dasCavelljoch  (2238m),  das  Schwei- 
zerthor (^51  m),  das  Drusenthor  (2350  m),  der  Grubenpass 
(2235  m)  und  das  St.  Antönierjoch  (2375  m).  Der  Formen- 
reichtum des  Rätikon  beruht  auf  dem  Zusammentreffen 
verschiedener  geologischer  Bildungen.  Die  meist  sanft 
gestalteten  grünen  Vorberge  bestehen  aus  weichen  Ton- 
schiefem  (oTigocänem  Flysch),  deren  Schichten  stark  ge- 
faltet und  nach  NW.  übergekippt  sind,  die  hohen  Fels- 
wände vom  Falknis  bis  zur  Scesaplana  aus  Kreide-, 
Jura-  und  Triasgesteinen  in  ostalpiner  Ausbildung,  die 
weissen  Mauern  von  den  Kirchlispitzen  bis  zur  Rätschen- 
floh  aus  Tithon  (oberstem  Jura)  und  der  zackige  Grat  des 
Osträtikon  vom  Plasseggenpass  bis  zum  Madrishorn  (2830 
m)  aus  Gneis  und  krystallinen  Schiefem,  wobei  immer 
die  altem  Gesteinsgmppen  auf  die  Jüngern,  also  die  me- 
sozoischen Kalke  auf  die  tertiären  Schiefer,  die  altkrystal- 
linen  Schiefer  auf  das  Mesozoikum  (Tithon)  geschoben 
sind.  In  der  Falknisgrappe  scheinen  sogar  vier  bis  sechs 
liegende  Falten  übereinander  geschoben  zu  sein,  wobei 
aber  diese  Falten  durch  Verwitterung  und  Abtragung 
grossenteils  zerstört  und  zerstückelt  und  darum  nur  noch 
in  Form  einzelner  Schollen  und  Klippen  übrig  geblieben 
sind.  Der  Rätikon  stellt  nach  dieser  Auffassung  hier  im 
0.  ein  ähnliches  Schollen-  und  Klippengebirfi^  dar  wie 
die  Stockhorn kette  und  die  Voralpen  des  Chablais  im  W. 
Beide  Schollengebiete  sind  verbunden  durch  die  Klippen- 
region der  Giswilerstöcke,  des  Stanser-  und  Buocnser- 
homs,  der  Mythen  und  der  Iberger  Klippen.  Ueber  die 
Casanna  bei  Klosters  hängt  die  Schollen-  und  Klippen- 
region des  Rätikon  zusammen  mit  derjenigen  des  Ples- 


sur^ebir^es.  mit  welchem  sie  auch  das  Vorkommen  von 
ophiolithischenAufbruchffesteinenffemeinBam  hat.  So  fin- 
det sich  Spilit  n.  vom  Grauspitz  m  der  Falknisgruppe, 
Serpentin  und  Spilit  am  Schwarzhorn  n.  von  der  Sulz- 
fluh. Zum  Klippencharakter  passen  endlich  mehrere 
kleine  Gneisschollen  inmitten  der  Sedimente  wie  am 
Geissspitz  n.  von  der  Drusenfluh  und  am  Grabenpass  ö. 
von  der  Sulzfluh. 

5.  Die  Plessurqruppe  umschliesst  das  Flussgebiet  der 
Plessur  und  wird  begrenzt  vom  Landwasser-  und  untern 
Albulathal,  vom  Domleschg,  Churer  Rheinthal  (Reichen- 
au-Landquart),  Prätigau  und  Wolf^^ngpass  (Klosters- 
Davos).  Infolge  ihrer  massigen  Hohen  und  teilweise 
sanften  Formen  hat  sie  einen  voralpinen  Charakter,  wie  er 
auch  dem  Rätikon  und  den  nö.  Ausläufem  der  Adula- 
gruppe  vom  Heinzenberg  bis  zum  Piz  Mundaun  zukommt. 
Das  Plessurgebirge  ist  orographisch  und  geologisch  reich 
gegliedert.  Als  Stammstück  erscheint  die  langgestreckte 
Strelakette  längs  dem  Landwassertbal  mit  den  aussichts- 
reichen Höhen  der  Ciasanna  (2561  m),  der  Weissfluh  (2848 
m)  und  des  Schiahoms  (2713  m)  im  NO.,  der  Thiejerfluh 
(2785  m)  und  Amselflah  (2772  m)  etwa  in  der  Mitte,  dem 
Valbellahorn  (27G9  m)  und  Sandhubel  (2768  m)  weiter 
sw.  Daran  schiiessen  sich  einerseits  die  Hochwangkette 
zwischen  Schanfigg  und  Prätigau,  andererseits  das  Aro- 
sergebirge zwischen  dem  Schanfigg  und  dem  Thal  von 
Parpan  mit  den  vielbesuchten  Gipfeln  des  Aroser  Rot- 
horas  (2985  m),  des  Lenzerhoms  (2911  m),  des  Parpaner 
Rot-,  Weiss-  und  Schwarzhoms  (2870,  2828  und  2690  m) 
etc.  Von  der  Hauptmasse  abffetrennt  ist  die  Hette  des 
Stätzerhoms  (2576  m)  w.  vom  Farpanerthal,  das  sich  von 
seiner  ungefähren  Mitte  nach  N.  und  S.  senkt.  Durch  das- 
selbe führt  eine  Poststrasse  (1551  m)  von  Chur  nach  dem 
Albulathal.  Die  übrigen  Pässe  der  Plessurgmppe  sind 
blosse  Fuss-  und  Saumpfade,  von  welchen  der  Strela- 
pass  (2377  m)  von  Davos  nach  Langwies  und  die  Maien- 
felder Furka  (2445  m)  von  Davos  nach  Arosa  die  wichtig- 
sten sind. 

Geologisch  zerfallt  das  Plessurgebirge  in  zwei  sehr 
verschiedene  Teile.  Die  Hochwang-  und  Stätzerhomkette 
bestehen  aus  Bündnerschiefer  von  wohl  meist  oligocänem 
Alter  (Flysch)  wie  die  s.  Vorberge  des  Rätikon.  Die  Stre- 
lakette  und  die  Aroser^ppe  dagegen  sind  vorherrschend 
Kalkgebirge,  an  dem  sich  Perm-,  Trias-  und  Juraeesteine 
(Verrucano,  Rötidolomit,  Buntsandstein,  Muschelkalk, 
Arlbergkalk,  Raiblerschichten,  Hauptdolomit,  Kössener^ 
schichten.  Lias,  Malm,  Tithon)  von  ostalpiner  Fazies  be- 
teiligen. Dabei  sind  ältere  Schichten  von  S.  und  SO.  nach 
N.  und  NW.  auf  jüngere,  insbesondere  mesozoische  Kalke 
auf  tertiären  Flysch  geschoben,  welch'  letzterer  am  N.-  und 
W.-Fuss  der  Arosergruppe  unter  jene  Kalke  einfällt.  Der 
Rand  des  Kalkgebi^es  gegen  das  Flyschgebirge  ist  infolge 
ungleich  massiger  Abtragung  ein  sehr  unregelmässiger, 
verzahnter.  In  den  Thälem  dringt  der  Flysch  buchten- 
förmig  weit  in  und  unter  das  Kalkgebirge,  während  auf 
den  weniger  abgetragenen  Höhen  die  Kalkbildungen 
halbinselförmig  und  auch  in  Form  abgetrennter  Schollen 
und  Klippen  auf  den  Flysch  hinüber  greifen.  Dazu  kom- 
men noch  ältere  Cresteine  (Granit,  Gneis,  krystalline 
Schiefer]  mitten  zwischen  den  Sedimenten,  besonders  im 
(^biet  des  Aroser  Rothoms,  ferner  ophiolithische  Auf- 
bruchgesteine (Serpentin,  Diorit,  Spilit,  Variolit)  in  stock- 
und  schollenförmigen  Massen  längs  der  Grenzzone  zwi- 
schen dem  Kalk-  und  Flyschgebiet  von  Klosters  über  die 
Totalp  nach  Langwies,  Arosa  und  in  die  Churer^  und  Ur- 
denalp.  Das  Ganze  erscheint  also  teils  als  ein  Ueberschie- 
bung»-  und  Klippen-^  teils  als  ein  Aufbmchgebiet,  ähnlich 
demjenigen  des  Rätikon,  mit  welchem  zusammen  es  das 
grosse  no.-bündnerische  Flyschgebiet  im  NO.,  0.  und 
SO.  umschliesst.  Es  setzt  sich  samt  dem  Bündnerschiefer 
auch  nach  S.  und  SW.  fort,  einerseits  bis  ins  Oberhalb- 
stein, wo  die  Aufbruchgesteine  (besonders  Serpentin, 
Grünschiefer  und  Crabbro)  grosse  Verbreitung  haben,  an- 
dererseits bis  in  die  nö.  Ausläufer  der  Adulagrappe.  wo 
die  Splügner  Kalkberge  die  letzte  dem  Bündnerschiefer 
aufsitzende  Scholle  oder  Ueberschiebungsklippe  bilden 
und  Serpentine  bis  ins  Safienthal  und  Lugnez  vorkom- 
men. 

6.  Die  Beminagruppe  s.  vom  Ober  Engadin  und  Bergell 
und  w.  vom  Berninapass  bis  zur  Thalebene  von  Chia- 


408 


GRA 


GRA 


venna  ist  nicht  die  ausgedehnteste,  wohl  aber  die  höchste 
und  schönste  Gebirgsgruppe  Granbündens.  In  Bezug  auf 


als  Aussichtspunkt  berühmte  Pizzo  Scalino  (3323  m)    aU 
Haupt  einer  besondern  kleinen  Gruppe  jenseits  des  Passo 


Geologisches  Qaerprodl  Tom  Albris  durch  das  Barninamassiv. 
Or.  Granit;  Sy.  Syenit;  Di.  Diorit;  V.  Yerracano;  T.  Trias  ;  Od.  Gneis;  Gl.  Glimmer;  T«.  Talkschiefer;  Ms.  Malencoschiefer. 


Schönheit  der  Gipfeltormen,  wie  auf  Grösse  und  Glanz 
der  Gletscher  kann  sie  sich  mit  den  grossartigsten  Alpen- 
gruppen messen,  obwohl  sie  an  Hone  von  den  ßemer 
und  VValliser  Alpen  noch  beträchtlich  übertroflTen  wird. 
Ihre  Gletscher  nehmen  eine  Fläche  von  etwa  200  km>  ein, 
wovon  auf  den  Abschnitt  zwischen  Bemina-  und  Muretto- 
pass  rund  120  km'  kommen.  Die  grössten  dieser  Gletscher 
sind  der  Morteratsch-,  Roseg-,  Fex-  und  Fedozgletscher 
auf  der  Engadinerseite  (die  zwei  erstem  mit  je  etwa  24 
km'  Fläche),  der  Cambrena-  und  Palugletscher  gegen  den  «^ 
Berninapass  und  das  oberste  Puschiav,  der  Scerscen-, 
Fellaria-  und  Veronagletscher  auf  der  italienischen  Seite, 
dann  w.  vom  Murettopass  in  der  Albigna-Disgraziagruppe 
der  Fomo-,  Albigna-  und  Bondascagletscher.  Die  längsten 
sind  der  Morteratschgletscher  mit  9Vt  ^t^j  der  Forno- 
gletscher  mit  8  km  und  der  Roseggletscher  mit  7  km. 
Von  blendender  Pracht  ist  besonders  die  stolze  Gipfelreihe 
im  Hintergrund  des  Morteratschgletschers :  der  könig-  G^i\^\\;i>^ 
liehe  Piz  Bernina  (4052  m),  der  bescheiden  zurücktretende  |  J^vlTr 
Piz  Zupo  (3Ö99  m),  die  im  Eispanzer  erstrahlenden  Gipfel-  Vjmöö^  '*''' 
kämme  der  Bellavista  (3921  m)  und  des  Piz  Palü  (3912  m}, 
der  stockförmige  Piz  Cambrena  (3607  m)  und  der  vom  Piz 
Bemina  n.  vorspringende  Piz  Morteratsch  (3754  m).  Der 
letztere  bildet  mit  dem  Piz  Bemina,  Monte  di  Scerscen 

13967  m)  und  Piz  Hoseg  (3943  m)  auch  den  herrlichen  zir- 
Lusförmigen  Abschluss  des  Vadret  da  Tschierva,  eines 
Seitenarmeß  des  Roseggletschers.  Weiter  nach  W.  reihen 
sich  an  die  Gümels  (^23  m),  La  Sella*(3566  m),  der  Piz 
Glüschaint  (3598  m),  La  Mongia  (3419  m)  und  II  Chaput- 
schin  (3393  m)  um  den  Roseggletscher,  dann  der  Piz  Tre- 
morgia  (3452  m)  und  der  Piz  Fora  (3370  m)  über  dem  Fex- 
gletscher. In  den  fiederförmigen  Auszweigungen  ragen  am 
meisten  hervor  der  Piz  della  Margna  (3163  m)  am  Silser- 
see,  der  Piz  Corvatsch  (3458  m)  über  dem  Silvaplanersee, 
beides  Aussichtspunkte  ersten  Ran^^es.  dann  der  Piz  Sur- 


Confinale  (2620  m),  der  das  Puschiav  mit  dem  Malencothai 
verbindet.  Unter  den  touristisch  wichtigen  Pässen  sind 
noch  zu  nennen  die  Fuorcla  Surlej  (2760  m)  zwischen 
Piz  Corvatsch  und  Piz  Surlej,  die  von  Silvaplana  nach 
dem  Val  Roseg  fuhrt,  dann  der  Diavolezza  Pass  (2977  m) 
im  Kamm  des  Munt  Pers,  der  oft  zu  einer  Rundtour  von 
den  Beminahäusern  (8  km  hinter  Pontresina),  resp.  vom 
Berainajpass  zum  Morteratschgletscher  (Bovalhütte)  und 
hinaus  ms  Pontresinerthal  benutzt  wird. 


*y//TfinTffir 


Nach  RothpleU. 
Jaliergrappe  vom  Silsersee  aas. 

Gr.  Juliergranit ;  6.  Gneis ;  S.  Serpentin :  V.  Vemicano :  R.  R6ti- 
dolomit ;  L.  Liassohiefer;  B.  Alte  Bftndnersohiefer. 


lej  (3187  m)  und  Piz  Rosatsch  (299o  m)  über  dem  St.  Mo- 


/7zPoMisc^  fiizSur/^'    M^^rtas 


Piz  CorvatscAj^ 

:    ^ 


l.iMöM 


/Vac/7  RothpleU, 
Rechtes  Thalgebange  des  obersten  Eugadin. 


Bilden  die  Gipfel  im  Zentralstock  der    Bernina  mehr 
breite,  stockförmijg^e,  fast  ganz  in  Eis  gehüllte  Massen,  so 
fiefallen  sie  sich  in  der  Albigna-Disgraziagruppe  w.  vom 
Murettopass  (2557  m)  mehr  in  den  Formen  ausserordent- 
lich kühn   und  schlank  emporschtessender  Türme  ond 
Nadeln,  an  deren  Fuss  die  Gletscher  meist,  wenn  auch 
nicht  überall,  scheu  zurückbleiben  oder  nur  mit  schmalen 
Eiszungen  in  die  zerrissenen  Flanken  hinaufreichen.  Die 
Cima  da  Rossa  (3371  m),  der  Monte  Sissone  (3SÖ^  m\  die 
Pizzi  Torrone  (3333,  3270  und  3300  m),  die  Cima  di  Cas- 
tello  (3400  m)  und  die  Cima  di  (Antone  (3360  m)  umstehen 
in   grandiosem   Zirkus   den    Hintergrand    des 
Fornogletschers,  die  Pizzi  di  Sciora  (3^  m),  die 
Cima   della  Bondasca  (3293  m),  die   Pizzi  (Ge- 
melli« Cengalo  und  Badile  (3^9,  3374  und  3311 
m)  ebenso  denjenigen  des  prächtigen  Val  della 
Bondasca.  während  der  Pizzo  Bacone  (3249  m) 
und  der  Pizzo  Cacciabella  (2973  m)  weiter  gegen 
das  Bergeil  vorgeschoben  sind  und  der  Monte 
della  Disgrazia  (3678  m)  als  ein  gewaltiger  Biese 
weit  aus  dem  S.  über  alle  seine  Vordermänner 
herüber  schaut. 

Begreiflicherweise  übt  die  Berainagruppe  ei- 
nen starken  Reiz  auf  die  Touristen  aus,  umso 


Gr.  Granit ;  G.  Gneis ;  D.  Diabas  ;  S.  Serpentin;  B«  und  B«.  Alte  (paUoioische)  ™®^1^  infolge  der  Höhenlage  des  Ober  Enga- 


BUndnerschiefer, 

ritzersee,  endlich  der  breite  Piz  Tschierva  (3570  m)  neben 
dem  Piz  Morteratsch.  (jegen  das  Puschiav  springen  vor 
der  Pizzo  di  Verona  (3162  m)  und  weiter  s.  der  im  Veltlin 


din  (1800  m)  und  der  massigen  relativen  Gipfel- 
höhen  (im  Maximum  200G-2200  m)  hier  Hoch- 
touren ersten  Ranges  mit  gerinserer  Mühe  ausgeführt 
werden  können  als  z.  B.  im  Berner  Oberland  und 
Wallis.  Eine  Reihe  hochgelegener  Klubhütten  tief  im  In- 


GRA 


GRA 


409 


nern  des  Gebirges  träirt  noch  weiter  zur  Erleichterung 
solcher  Touren  bei :  die  Bovalhütte  am  Morteratschglet- 
scber,  die  Mortelhütte  am  Roaeggletscher,  die  Tschierva- 
und  die  Fornohutte  an  den  gleichnamigen  Gletschern, 
die  Marinellihutte  auf  der  S.-Seite  der  Bernina  und  die 
Badilehütte  s.  vom  Pizzo  Badile.  Auch  der  Monte  della 
Disgrazia  und  der  Pizzo  Scalino  haben  ihre  eigenen  Klub- 
hütten.  Dazu  kommen  das  Hospiz  (Gasthaus)  auf  dem 
Beminapass,  'die  Restaurationen  auf  der  Diavolezza  und 
auf  der  Fuorcla  Surlej  und  andere  Unterkunftsgelegen- 
heiten. 

Geolo^sch  ist  die  Berninagruppe  einfacher  gestaltet 
als  die  übrigen  Gruppen  Graubündens.  Sie  bildet  in  ihrer 
ganzen  Ausdehnung  ein  einheitliches  geschlossenes  Zen- 
tralmassiv, das  fast  ausschliesslich  aus  Eruptivgesteinen 
und  krystaliinen  Schiefern  besteht  und  keine  sedimen- 
tären Randgebiete  und  Einschaltungen  von  grösserem 
Umfong  aufweist.  Dafür  sind  die  Eruptiva  von  grosser 
Mannigfaltigkeit,  und  es  herrschen  in  ihnen  die  Tiefen- 
gesteine mit  gleichmässig  körniger  Struktur  entschieden 
vor:  Granite,  Syenite,  Diorite  in  grossen  Stöcken  und 
zahlreichen,  oft  in  einander  übergehenden  und  darum 
nicht  immer  leicht  zu  trennenden  Varietäten,  in  gerin- 
gerer Verbreitung  auch  Diabase,  Gabbro  und  Serpentine, 
alle  bald  in  normaler,  ursprünglicher  Entwicklung,  bald 
durch  den  Gebirgsdruck  mehr  oder  weniger  verändert. 
Einen  grossen  Raum  nehmen  auch  Gneise  und  andere 
krystalline  Schiefer  ein.  Ganz  fehlen  übrigens  doch  die 
Sedimente  nicht.  Längs  dem  Silvaplanersee,  im  Val  Fedoz 
und  anderwärts  sieht  man  solche  (Verrucano,  Dolomit, 
Marmor,  Kalk-  und  Tonschiefer,  grüne  Schiefer)  unter 
Granit  und  Gneis  einfallen  und  von  diesen  in  ähnlicher 
Weise  überlagert  wie  auf  der  andern  Seite  des  'Sees  in 
der  Gruppe  des  Piz  Lagrev. 

7.  Die  Ofenpcusgruppe  erfüllt  den  Raum  vom  Bernina- 
passbis  zum  Stilfserjoch  und  zur  Reschenscheideck  und 
wird  im  NW.  vom  mittleren  und  untern  Engadin,  im 
SO.  vom  obem  Veltlin  und  vom  Trafoierthal  begrenzt. 
Durch  die  fast  gerade  Thal-  und  Passlinie  von  Zernez 
über  den  Pass  von  S.  Giacomo  di  Fraele  nach  Bormio 
zerfallt  sie  in  zwei  Abschnitte,  die  wir  nach  den  darin 
verlaufenden  Thälern  als  Livigno- Violagruppe  im  SW. 
und  Münsterthal-Scarlthalgruppe  im  NO.  bezeichnen.  Die 
weitere  Gliederung  ergibt  sich  aus  folgender  Uebersicht : 

A,  Livigno- Viola  Gruppe:  1.  Casanagruppe,  nw.  vom 
Val  Livigno;  2.  Foscagnogruppe,  zwischen  Val  Livigno 
and  Val  Viola ;  3.  Grosinagruppe,  s.  vom  Val  Viola. 

B.  Münsterthal-Scarlthalgruppe:  1.  Umbrailgruppe,  s. 
vom  Münsterthal ;  2.  Pisocgruppe,  sw.  vom  Scarl-  und 
Avignathal ;  3.  Sesvennagruppe,  nö.  vom  Scarl-  und  Avigna- 
thal. 

Einfacher  ist  die  geologische  Gliederung.  Eine  ziemlich 
gerade  Linie  von  Scanfo  über  Livigno  nach  Bormio  teilt 
das  ganze  weite  Gebiet  in  ein  krystallines  Gebirge  im 
SW.  und  ein  Kalkgebirge  im  NO.  Das  erstere  setzt  sich 
teilweise  aus  Massengesteinen  (Graniten,  Quarzporphyren 
und  einigen  anderen),  zum  grossem  Teil  aber  aus  kry- 
staliinen Schiefern  zusammen.  Unter  den  letztern  nehmen 
neben  Gneisen,  Glimmerschiefern,  Hornblendeschiefern 
namentlich  die  Casanaschiefer  Theobalds  einen  weiten 
Raum  ein,  d.  h.  halbkrystalline  kalkfreie  Glimmerphyllite 
von  meist  dunklen  Farben,  die  in  normalen  Profilen  ge- 
wöhnlich zwischen  den  vollkrystallinen  Schiefern  und 
dem  permischen  Verrucano  liegen.  Eigentliche  Sedimente 
haben  hier  nur  geringe  Verbreitung.  Doch  zieht  ein 
Streifen,  vom  Albulapass  kommend,  durch  das  Val  Cha- 
muera  und  Val  Prünas  gegen  die  Berninahäuser.  Das 
Kalk-  und  Dolomitgebirge  des  NO.  hängt  ebenfalls  über 
den  Albulapass  mit  demjenigen  desinnern  Bänden  (Ples- 
sur-  und  Albulagebiet)  zusammen,  ist  aber  ausgedehnter 
und  im  ganzen  einfacher  gebaut  als  dieses.  Die  grösste 
Verbreitung  und  Mächtigkeit  haben  die  Triasgesteine.  Na- 
mentlich tritt  der  Hauptdolomit  landschaftlich  sehr  her- 
vor und  bildet  häufig  die  Gipfel.  Doch  lagern  darüber  hie 
und  da,  z.  B.  am  Piz  d'Esen  und  am  Piz  Lischanna,  auch 
noch  Kössener-  und  Jnraschichten.  Die  Grundlage  bildet 
Verrucano,  der  sowohl  das  ganze  Triasgebiet  als  auch 
manche  einzelne  Triasstöcke  umsäumt.  Dagegen  spielen 
zentralmassivische  Gesteine  eine  geringere  Rolle.  Einzig 
die  kleine  Gruppe  des  Piz  Nuna  zwischen  Zernez  und  Ar- 


dez  baut  sich  aus  ihnen  auf  und  schliesst  sich  dadurch 
geologisch  an  die  Silvrettagruppe.  Doch  sieht  man  auch 
oberhalb  und  unterhalb  dieser  Gruppe  längs  dem  Inn 
Gneis  und  krystalline  Schiefer  unter  die  mächtige  Trias- 
decke einschiessen«  und  auch  weiter  im  Innern  des  Ge- 
birgs,  z.  B.  im  Gebiet  des  Piz  Sesvenna  tauchen  dieselben 
nebst  einzelnen  Granitschollen  auf. 

Entsprechend  ihrer  relativ  einfachen  geologischen  Ver- 
hältnisse erscheint  die  Ofenpassgruppe,  abgesehen  etwa 
von  ihrem  südwestlichsten,  der  Bernina  genäherten  Teil, 
auch  morphologisch  als  eine  jg^rosse  einheitliche  Masse 
mit  den  charaKteristischen,  vielgestaltigen  Formen  des 
Kalk-  und  Dolomitgebirges,  wie  sie  namentlich  durch 
die  Kräfte  der  Luft  und  des  Wassers  modelliert  sind. 
Dieses  weite  Gebirgsland  von  etwa  60km  Länge  und  30  bis 
40  km  Breite  verteilt  sich  auf  die  drei  Flussgebiete  der 
Donau  (Inn),  des  Po  (Adda)  und  der  Etsch,  wobei  dem 
erstem  der  grösste  Anteil  zufällt.  Dabei  hat  die  Wasser- 
scheide einen  sehr  unregelmässigen  Verlauf,  der  sich  be- 
sonders auf  der  Strecke  vom  Fra^lcpass  bis  zum  Cruschet- 
tapass  in  höchst  sonderbaren  Sprüngen  und  Windungen 
hin  und  her  bewegt.  Wir  haben  hier  offenbar  ein  in  der 
Verwitterung  und  Abtragung  weit  fortgeschrittenes  Ge- 
birge, das  darum  auch  m  allen  Teilen  und  nach  allen 
Richtungen  stärker  durchthalt  ist  als  irgend  eine  andere 
Gruppe  der  Schweizer  Alpen.  Auffallend  ist  die  relativ 
grosse  Zahl  von  Längsthälem  mit  oft  weiten  ebenen  Thal- 
böden,  wie  im  Livigno-,  Viola-  und  Münsterthal,  zum  Teil 
auch  in  den  beiden  Fraelethälern«  beim  erstgenannten 
selbst  in  den  Seitenthälem  (Val  Federia  und  Vallaccia). 
Sehr  schön  ausgebildet  und  weitausgreifend  ist  die  baum- 
förmige  Verzweigung  mancher  dieser  Thäler,  wie  wieder- 
um im  Livigno-,  Viola-  und  Münsterthal,  dann  auch  im 
Scarlthal,  im  Val  Casana,  Val  Chamueraetc.  Auch  greifen 
die  Thäler  vielfach  in  einander  über,  sind  oft  nur  durch 
flache  Wasserscheiden  getrennt  und  zerschneiden  das 
Gebirge  in  lauter  kleine  Gruppen,  während  länffere  zu- 
sammenhängende Ketten  fehlen.  Darum  ist  auch  keine 
grosse  Stammkette  oder  Zentralgruppe  vorhanden,  der 
sich  die  übrigen  Gebirgsteile  fieder-  oder  strahlen- 
förmig angliedern  wurden.  Die  einzelnen  Gruppen  sind 
vielmehr  nur  lose  mit  einander  verbunden,  sie  stehen  als 
selbständige,  koordinierte  Glieder  neben  einander.  Auch 
die  Gipfel  sind  durch  die  zerstörenden  Kräfte  hart  mit- 
fi^enommen.  Ihre  Höhe  ist  durchschnittlich  geringer  als 
in  den  benachbarten  Gruppen  (Bernina-,  Ortler-,  Oez- 
thaler-,  Silvretta-  und  Albulagruppe).  In  dem  ganzen 
weiten  Gebiet  stellt  sich  einzig  die  Cima  di  Piazzi  in  der 
Grosinagruppe  mit  3439  m  in  den  Rang  etwa  des  Piz  Kesch. 
In  derselben  Gruppe  kommen  nur  noch  die  Cima  di  Viola 
(3384  m)  und  die  Cima  di  Lago  Spalmo  (3340  m),  dann 
in  der  Foscngnogruppe  nur  der  Corno  di  Campo  (3305  m) 
auf  über  3300  m.  Auch  3200  m  werden  nur  selten  über- 
schritten, so  vom  Corno  di  Dosd^  (3232  m),  vom  Pizzo  di 
Dosde  (3280  m)  und  von  den  Cime  di  Saoseo  (3277  und 
3267  m)  ebenfalls  in  der  Grosinagruppe.  Ausserhalb  der- 
selben zählen  nur  der  Piz  Languanl  (3266  m)  bei  Pon- 
tresina  und  der  Piz  Sesvenna  «3221  m)  bei  Scarl  in  diese 
Höhenklasse.  Mit  Ausnahme  des  letztern  finden  sich  alle 
diese  höhern  Gipfel  im  äussersten  SW.,  d.  h.  im  Ge- 
biet der  krystaliinen  Gesteine  und  der  grössten  Annähe- 
rung an  die  Bemina.  Im  Uebrigen  halten  sich  die  Gipfel 
meist  an  Höhen  von  3000  bis  gegen  3200  m,  und  ihrer 
viele  bleiben  auch  unter  3000  m  zurück.  Dazu  befinden 
sich  fast  alle  in  einem  Zustand  grosser  Zerrüttung, 
sie  sind  weit  hinein  durch  die  Verwitterung  zerklüftet 
und  zertrümmert.  Viele  von  ihnen  scheinen  fast  nur 
noch  grosse  Block-  und  Schutthaufen  zu  sein,  und  wer 
an  ihnen  auf-  und  absteigt,  bringt  unter  seinen  Füs- 
sen iranze  Schuttströme  in  Bewegung,  die  lawinenartig  in 
die  Tiefe  stürzen.  Der  Fuss  und  die  untern  Gehänge  dieser 
Bergruinen  sind  darum  auch  in  ungeheure  Schutthalden 
gehüllt,  die  durch  ihre  nach  unten  abnehmende  Steilheit 
den  Thälern  oft  ein  muldenförmiges  Aussehen  geben, 
auch  wo  die  Muldenform  nicht  tektonisch  begründet  ist. 
Aber  gerade  wegen  der  Ruinen  formen  mit  ihren  abenteuer- 
lichen Sacken  und  Zinnen,  ihren  schief  stehenden  und 
den  Einsturz  drohenden  Türmen,  ihren  tiefeingeschnitte- 
nen Rissen  und  Schluchten  sind  diese  Gebirge  trotz  ihrer 
nur  massigen  Höhen  vielfach  von  grossartigem,  kühnem, 


410 


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ja  abschreckend  wildem  Aussehen.  Es  sind  Formen,  wie 
man  sie  in  den  imposantesten  Teilen  der  n.  und  mehr 


KantoD  Graubünden  :  Dor  Rhein  bei  Rotenbrunneo 

noch  der  s.  Kalk-  und  Dolomitalpen  findet.  Aber  die  meis- 
ten von  ihnen  sind  ihrer  Entlegenheit  wegen  wenig  be- 
kannt. Doch  gehört  der  Piz  Languard  (3266  m)  als  Schau- 
§eru8t  für  die  Beminaprruppe  zu  den  besuchtesten  Gipfeln 
er  Schweiz,  und  im  Unter  Engadin  ist  der  Piz  Lischanna 
(3110  m)  ein  bevorzugtes  Touristenziel.  Als  Begleiter  des 
Piz  Languard  mögen  noch  genannt  werden  der  Piz  Mur- 
aigl  (3159  m),  der  Piz  Vadret  (3171  m),  der  Piz  Albris 
(3166  m).  Weiter  nö.  folgen  die  trotzige  Pyramide  des 
Piz  d'Esen  (3130  m),  der  Piz  Quater  Vals  (3157  m)  und  der 
Piz  del  Diavel  (3072  m).  Einen  herrlichen  Anblick  ge- 
währt die  stolze,  obwohl  nicht  zu  einer  Kette  geschlossene 
Gipfelreihe  längs  dem  Unter  Engadin  :  Piz  Nuna  (3128  m), 
Piz  Plavna  dadaint  (3174  m),  Piz  Pisoc  (3178  m),  Piz  Li- 
schanna (3110  m),  Piz  Schalambert  (3034  m)  und  Piz  Lad 
(2811  m),  alle  begleitet  von  je  mehreren  oft  noch  recht 
stattlichen  Trabanten.  Im  Umkreis  des  Scarlthals  finden 
wir  den  Piz  Laschadurella  (3054  m).  den  Piz  Tavrü  (3168 
m),  den  Piz  Starlex  (3081  m),  den  Piz  Sesvenna  (3221  m) 
und  den  Piz  Cristannes  (3120  m),  endlich  s.  vom  Münster- 
thal den  schönen  Piz  Murtaröl  (3177  m),  den  Piz  Schum- 
braida  (3123  m),  den  Piz  Umbrail  (3034  m)  und  den  Piz 
Costainas  (3007  m). 

So  gewaltig  die  meisten  dieser  Gebir^sstöcke  infolge 
ihrer  Formen  aussehen,  so  gering  ist  meist  ihre  Vergletr 
scherung.  Die  Ofenpassgruppe  steht  hierin  hinter  sulen 
andern  Gruppen  der  Schweizer  Alpen,  die  Voralpen  aus- 
genommen, zurück.  Die  Eisfelder  bilden  da  überall  nur 
kleine  Plateau-  und  Gehängegletscher,  nirgends  grössere 
Thalgletscher  mit  längeren  Zungen.  Weite  Strecken  sind 
ganz  eisfrei.  Am  meisten  häufen  sich  die  Firn-  und  Eis- 
flächen im  SW.  im  Gebiet  des  Piz  Languard,  des  Como 
di  CSampo,  der  Cima  di  Viola  und  der  Cima  di  Piazzi; 
einige  Ausdehnung  erlangen  sie  auch  am  Piz  Quater  Vals, 
Piz  Murtaröl,  Piz  Lischanna  und  Piz  Sesvenna. 

Mit  der  starken  Durchthalung  der  Ofenpassgruppe,  der 
grossen  Höhe  der  Thalsohlen,  der  massigen  Hone  der 
Gebirgskämme  und  der  geringen  Vereisung  derselben 
hängt  es  zusammen,  dass  dieses  Gebirge  eine  Menge  von 
Pässen  aufweist  und  dementsprechend  verhältnismässig 
leicht  zu  durchqueren  ist.  Wäre  das  Veltlin  politisch  noch 
wie  ehedem  mit  Graubünden  verbunden,  so  würden  zwei- 
felsohne mehrere  dieser  Pässe  mit  Strassen  versehen  sein, 
die  jetzt  nur  Fuss-  und  Saumpfade  haben,  (^wiss  ginge 
dann  eine  Strasse  über  den  Fraelepass  (S.  Giacomo  di 
Fraele,  1Ö47  m)  von  Zernez  nach  Bormio.  Andere  Strassen 
würden  wohl  dfas  Livigno-  und  Violathal  durchziehen  und  i 
dieselben  über  die  Forcola  di  Livigno  (2328  m)  oder  über  | 
den  Strettapass  (2482  m),  resp.  über  den  Violapass  (2460 
m)  mit  der  Beminastrasse  verbinden,  so  gut  wie  über 
den  Ofenpass  (2155  m]  eine  Strasse  von  Zernez  nach  dem 
Münsterthal  und  seit  kurzem  die  Umbrailstrasse  (2512  m) 


von  Santa  Maria  nach  der  Stelviostrasse  führt.  Ausser 
diesen  llauptpässen  seien  noch  als  ebenfalls  viel  begangene 
genannt  der  Gasanapass  (2692  m)  und  der 
Lavirumpass  (2819  m),  der  erstere  von 
Scanfs,  der  andere  von  Ponte  nach  dem 
Livignothal,  der  Fos^gnopass  (2291  m)  und 
der  Alpisellapass  (2^5  m)  von  da  nach 
Bormio,  der  Costainaspass  (2251  m)  und  der 
Cruschettapass  (2300  m)  vom  Scarlthal, 
resp.  von  Schuls  nach  dem  Münsterthal  und 
endlich  der  Schlinigpass  (2298  m)  vom  Un- 
ter Engadin  durch  das  Val  d'Uina  nach 
Mals.  An  diesem  Pass  steht  seit  kurzem 
eine  Hütte  des  Deutschen  und  Oesterreichi- 
schen  Alpen  Vereines.  Sonst  linden  sich 
Klubhütten  nur  noch  in  der  Grosina^mppe, 
dem  höchsten  und  schönsten  Glied  der 
Ofenpassgruppe,  die  denn  auch  von  Mitglie- 
dern des  italienischen  Alpenklub  ziemlich 
eifrig  bereist  wird. 

Gewässer  und  Thäler.  Graubänden  ver- 
teilt sich  auf  die  vier  Flussgebiete  des 
Rhein«  der  Donau,  des  Po  und  der  Eltsch. 
Das  Rheinffebiet  umfasst  mit  etwa  4300 
km<  60  %  des  Kantons.  Dem  Donaugebiet 
fällt  das  Engadin  mit  seinen  Seitenthälem 
zu  (circa  23  %  oder  nahezu  V^  des  Kantons), 
dem  Pogebiet  gehören  die  vier  ennetbirgi- 
schen  Thäler  Misox,  (jalanca.  Bergeil  und  Puschlav  (circa 
14  %)  an,  und  das  Etschgebiet  beschränkt  sich  auf  das 
Münsterthal  (circa  3  %).  Es  entwässern  sich  also  OD  •/• 
des  Kantons  nach  N.,  40  */o  nach  0.  und  S. 

Die  Gewässer  der  n.  Abdachung  sammeln  sich  alle  in 
dem  grossen  Längsthal  des  Rhein,  das  sich  vom  Ober- 
alppass  bis  nach  Ghur  erstreckt  und  dann  n.  umbiegt 
Geologisch  zerfällt  dasselbe  in  drei  Abschnitte :  der  ober- 
ste Abschnitt  verläuft  bis  gegen  Truns  in  den  krjstalli- 
nen  und  halbkrvstallinen  Schiefem  der  Muldenzone 
zwischen  den  ö.  Ausläufern  des  Finsteraarhom-  und  des 


Kanton  Graubünden  :  Burg  Baidonstein  und  die  Albala. 

Gotthardmassivs ;  der  mittlere  Abschnitt  von  Truns  bis 
Ilanz  ist  bis  tief  in  den  Verrucano  eingeschnitten,  und 
der  untere  Abschnitt,  von    Ilanz  an  abwärts,  bildet  die 


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GBA 


411 


Grenze   zwischen  den  mesozoischen  Kalken  der  linken 
und  den  tertiären  ßündnerschtefem  der  rechten  Thal- 


Kanton  Oraobünden  i  Thutis  nnd  das  Domlescbg, 

Seite.  Das  Rheinthal  erscheint  also  im  Ganzen  als  eine 
gute  tektonische  Grenze :  oben  zwisdien  den  beiden  ge- 
nannten Zentral  massiven,  unten  zwischen  dem  ßündner- 
schiefergebiet  und  der  Glarner  Doppelfalte.  Nur  im  Mittel- 
stock  von  Truns  bis  Ilanz  liegen  beide  Thalseiten  in  der- 
selben tektonischen  Einheit,  indem  der  Verrucano  der 
rechten  Seite  wie  derjenige  der  linken  dem  S. -Flügel  der 
Glarner  Doppelfalte  angehört.  Der  Verrucano  tritt  aber 
auch  im  nntem  Thalabschnitt  partienweise  auf,  so  am 
SW.-Fuss  des  Calanda  und  in  einzelnen  aus  dem  Rhein- 
kies der  Thalebene  auftauchenden  Klippen.  Er  scheint  sich 
also  unter  diesem  Kies  fortzusetzen.  Da  nun  der  Verru- 
cano samt  den  darüber  fol^renden  jungem  Gesteinen  dem 
Gewölbeschenkel  einer  n.  übergelegten  Falte  angehört,  so 
ist  der  mittlere  und  zum  Teil  auch  der  untere  Abschnitt 
des  Rheinthals  in  diesen  Gewölbeschenkel  eingeschnitten. 
Dennoch  haben  wir  hier  nicht  ein  normales  Gewölbe-  oder 
Antiklinalthal  mit  von  der  Mittellinie  nach  entgegengesetz- 
ten Seiten  fallenden  Gesteinsschichten,  wie  es  bei  einer 
normal  stehenden  Falte  der  Fall  wäre.  Ebenso  ist  der  obere, 
in  einer  Mnldenzone  liegende  Thalabschnitt  (oberhalb 
Trans)  kein  normales  Mulden-  oder  S^klinalthal  mit  von 
beiden  Thalseiten  eegen  die  Mittellinie  fallenden  Schich- 
ten. Denn  da  sowohl  diese  Muldenzone  als  jener  Gewölbe- 
schenkel n.  überliegenden  Falten  an||[ehören,  so  fallen 
durch  das  ^nze  Thal  die  Gesteinsschichten  auf  beiden 
Thalseiten  in  einer  und  derselben  Richtung  und  zwar 
mehr  oder  weniger  steil  nach  SO.,  resp.  nach  S.  Das 
Rheinthal  ist  darum  wesentlich  ein  Isoklinalthal  mit 
Schichtflächen  auf  der  linken  und  Schichtköpfen  auf  der 
rechten  Seite.  Beim  Beginn  der  Thalbildung,  als  die  Thal- 
sohle noch  2000-3000  m  höher  laff,  waren  die  Verhältnisse 
anders.  Denkt  man  sich  die  seitherige  Austiefung  noch 
nicht  vorhanden  und  die  Falten  rekonstruiert,  so  erhält 
man  hoch  über  der  jetzigen  Thalsohle  eine  n.  übergelegte 
Bündnerschiefermulde,  die  sich  an  den  S. -Flügel  der  Glar- 
ner Doppelfalte  anlehnt.  In  jener  Höhe,  d.  h.  in  den  An- 
fangen seiner  Entwicklung,  war  also  das  Rheinthal  ein 
Maldenthal.  Beider  fortschreitenden  Ausspühlung  behielt 
es  dann  die  einmal  erhaltene  Richtung  oei,  geriet  aber 
in  immer  tiefere  Schichten  und  zuletzt  auf  die  Wurzel 
des  in  der  Tiefe  liegenden  Gewölbekems.  Die  erste  An- 
lage, das  ursprünglicne  Synklinalthal,  war  also  wohl  tek- 
tonisch,  durch  die  Gebirgsfaltun^,  begründet,  die  weitere 
Ausgestaltung  desselben  aber,  die  Vertiefung  um  einige 
tausend  Meter  und  damit  die  Umwandlung  in  ein  Anti- 
klinal-  resp.  Isoklinalthal,  ist  das  Werk  der  Erosion. 
Den  drei  geologischen    Thalabschnitten    entsprechen, 


wenigstens  annähernd,  auch  drei  verschiedene  Thal- 
stufen.  Die  obere  Stufe,  das  Tavetsch,  ist  eine  enge 
Rinne  ohne  ebenen  Thalboden.  Die  we- 
nigen Ortschaften,  wie  Sedrun  und  Di- 
sentis,  liegen  auf  Terrassen  und  Schutt- 
kegeln. Der  Rhein  hat  durchweg  ein 
starkes  Gefälle  (von  etwa  1700  bis  1000 
m)  und  ist  eifrig  daran,  sein  Felsenbett 
noch  'tiefer  einzuschneiden.  Durch  ein 
langes  D^fil^  tritt  er  in  die  zweite  Stufe 
ein,  die  bis  unterhalb  Ilanz  reicht.  Hier 
hat  sich  der  Rhein  schon  einen  ebenen, 
wenn  auch  nur  schmalen  Thalboden 
ausgearbeitet,  auf  dem  er  vielfach  ge- 
schlängelt und  öfters  mehrarmig  zer- 
teilt dahlnfliesst.  Seine  Stosskraft  ist 
schon  nicht  mehr  überall  gross  genug, 
um  die  Geschiebe  weiter  zu  führen. 
Stellen  der  Thalverbreiterung  durch 
seitliche  Erosion  wechseln  darum  mit 
solchen  der  Aufschüttung.  Seitenbäche, 
wie  diejenigen  aus  den  Tnälem  Rusein, 
Puntaiglas,  Frisal,  Somvix  und  Lugnez, 
dann  die  Wildbäche  von  Pardomat,  Val 
Zavragia  etc.,  bauen  Schuttkegel  in  das 
Thal  hinaus,  die  vom  Rhein  wohl  an  der 
Front  angeschnitten,  aber  nicht  mehr 
vollständig  weggeschwemmt  werden. 
Einzelne  kleinere  Ortschaften  haben 
sich  bereits  auf  dem  Thalboden  oder  in 
wenig  erhöhter  Lage  an  dessen  Rand 
angesiedelt,  so  Surrhein,  Rinkenberg, 
Tavanasa  und  der  untere  Teil  von  Ilanz.  Die  meisten 
und  namentlich  alle  grossem  Orte  liegen  aber  auch 
hier  wieder  auf  grössern,  sanft  absedachten  Schuttkegeln 
oder  auf  hohen,  oft  steil  gegen  oen  Rhein  abgebroche- 
nen Terrassen.  Zu  den  erstem  gehören  Rabius,  Truns, 
Ruis,  Schnans,  Schleuis,  Sagens,  zu  den  letztern  Somvix, 


Kanton  GraubQnden :  Die  Yiamala  gegen  Thasis. 

Schlans  und  besonders  Brtgels,  Waltensburg  und  die 
zahlreichen  Dörfer  und  Weiler  von  Obersaxen.  Deutlich 
erkennt  man  die  sich  gegenüberliegenden  Terrassen  von 


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Obersaxen  einerseits  und  von  Brigels-Waltensburg  an- 
dererseits als  einen  einst  zusammenhängenden  altem 
Thalboden,  der  erst  später  durch  den  tiefergrahenden 
Rhein  zerschnitten  wurde.  Auf  einer  noch  höhern  Ter- 
rasse liegen  Seth,  Ladir  und  Feliers.  Nach  unten  wird 
diese  Thalstufe  abgeschlossen  durch  die  gewaltigen  Trüm- 
mermasscn  eines  präglazialen  Bergsturzes,  der  aus  dem 
Segnesthal  niederging  und  das  Rheinthal  etwa  von  Kästris 
bis  unterhalb  Keichenau  und  von  Flims  bis  hinter  Valen- 
das  und  Versam  ausfüllte.  Es  ist  der  grösste  Bergsturz,  den 
man  überhaupt  kennt.  Der  durch  ihn  entstandene  Schutt- 
berg bedeckt  eine  Fläche  von  52  km',  ist  bis  über  600 
m  hoch  und  misst  circa  15  km^,  d.  h.  etwa  das  Zehnfache 
des  Goldauer  Bergsturzes.  Jetzt  bildet  dessen  Oberfläche 
eine  grösstenteils  bewaldete  und  mit  mehreren  kleinen 
Seen  geschmückte  wellige  Hügellandschaft.  Durch  ihn 
wurde  der  Rhein  gestaut,  so  dass  ein  bis  Uanz  oder  noch 
weiter  hinauf  reichender  See  entstand.  Der  Rhein  und 
seine  Zuflüsse  schütteten  denselben  durch  ihre  Geschiebe 
allmählig  wieder  zu,  aber  noch  verraten  Sand-  und  Kies- 
terrassen als  Reste  einstiger  Deltabildungen  am  Ausgang 
des  Glennerthals  und  anderwärts  sein  früheres  Dasein. 
Dann  hat  der  Rhein  den  Schuttberg  in  einer  gewunde- 
nen, wilden  und  auf  langen  Strecken  ungangbaren 
Schlucht  durchschnitten.  Noch  jetzt  unterwühlt  er  bald 


Kanton  Oraubünden  :  Dorf  Splügen. 

links,  bald  rechts  die  Wände  derselben,  so  dass  häufig 
Abrutschuncen  und  Nachbrüche  erfolgen.  Auch  der 
Laaxer-  u.  der  Flimserbach,  einst  durch  den  Schuttberg 
rechts  und  links  abgelenkt  und  an  ihrer  Vereinigung  ver- 
hindert, haben  sich  tiefe  Schluchten  in  denselben  einge- 
graben. Die  Dörfer  liegen  hier  nicht  in  den  Schlucht thä- 
lern,  sondern  teils  oben  auf  dem  Schuttberg  wie  Laax, 
Sagcns,  Valendas  und  Versam,  teils  hart  an  dessen  Rand 
wie  Flims,  Trins  und  Tamins.  Die  untere  Thalstufe,  auch 
das  Churer  Rheinthal  genannt,  hat  einen  breiten,  ebenen, 
vom  Rhein  aufgeschütteten  und  früher  oft  überschwemm- 
ten Thalboden.  Jetzt  ist  der  Fluss  in  Fesseln  geschlagen, 
aber  noch  begleiten  ihn  breite,  kahle  Sand-  und  Kies- 
flächen. Meist  zieht  er  am  Fuss  des  Calanda  hin,  wäh- 
rend sich  an  die  rechte  Thal  wand  weite,  bewachsene 
Schutthalden  anlehnen.  Auf  diesen  liegen,  von  schönen 
Wiesen,  Kornfeldern,  Gemüseäckern,  Obstbaumhainen 
und  Weinbergen  umschlossen,  die  meisten  Ortschaften  : 
Chur,  Trimmis,  Zizers.  Igis,  Malans,  Jenins,  Maienfeld. 
Auch  unten  in  der  Rheinebene  oder  an  deren  Rand  hat 
sich  eine  Reihe  von  Dörfern  angesiedelt:  Reichenau, 
Ems,  Felsberg,  Haldenstein,  Untervaz,  ein  Teil  von  Maien- 
feld und  Fläsch. 

Das  Einzugsgebiet  des  Rhein  ist,  wie  übrigens  bei  fast 
allen  Alpenflüssen,  unsymmetrisch  gebaut,  denn  weil  die 
Hauptsammeirinne  hart  an  die  Tödikette  gedrängt  ist,  so 
erhält  sie  von  dieser  nur  kleine  Zuflüsse,  die  ihr  fast  alle 
auf  dem  kürzesten  Weg  und  mit  starkem  Gefalle  zueilen. 


Die  grössten  sind  der  Bach  des  nach  oben  baumformig 
verzweigten  Val  Rusein  und  derjenige  des  zweimal  recht- 
winklig umbiegenden  Val  Frisal,  der  auch  den  Panixer- 
bach  aufnimmt.  Breit  und  durch  ein  weitverzweigtes 
Thalnetz  reich  gegliedert  ist  dagegen  die  rechte  Seile 
des  Rheingebietes,  und  von  dieser  erhält  der  Rhein  zahl- 
reiche, ihm  an  Länj;e  und  Wasserfülle  zum  Teil  eben- 
bürtige Zuflüsse.  Vorab  mit  Rücksicht  auf  diese  Seite  teilt 
man  das  bündnerische  Rheingebiet  in  drei  wohlunter- 
schiedene Teile:  1.  da«  Bündner  Oberland  oder  das  Ge- 
biet des  Vorderrhein  (1514  km^),  2.  Mittelbünden  oder  das 
Gebiet  des  Hinterrhein  (1693  km^),  3.  Nordostbänden 
oder  das  Gebiet  des  untern  Rhein  (1090  km^). 

Die  Thäler  des  Oberlandes  stimmen  alle  in  ihrer  NO.- 
uud  N.-Richlung  überein.  Die  westl.  und  kleinern,  näm- 
lich Val  Cornera,  Val  Nalns,  Val  Medels  und  Val  Somvix 
schneiden  sich  als  Quertnäler  in  die  östliche  Gotthard- 
gruppe  ein,  verlaufen  also  in  krystallinen  Gesteinen  und 
sind  meist  eng  und  wenig  verzweigt.  In  die  beiden  obem, 
Val  Cornera  und  Val  Nalps,  reicht  der  Wald  kaum  mehr 
hinein.  Es  sind  reine,  nur  im  Sommer  von  eini||;en  Hirten 
bewohnte  Alpthäler.  Val  Medels  und  Val  Somvix  dagegen 
sind  weit  hinein  bewaldet  und  auch  im  Winter  bewohnt, 
Somvix  zwar  nur  sehr  schwach  in  wehigen  Gehöften, 
Medels  aber  in  mehreren  Dörfern  und  Weilern,  die  sich 
um  Platta  und  Curaglia  gruppieren.  Die 
durchgehende  Lukmanierstrasse  unter- 
hält wenigstens  im  Sommer  einen  leb- 
haftem Verkehr.  Grösser  sind  das  Lag- 
nez  und  das  Safienthal.  Dabei  ist  das 
Saßenthai  sehr  schmal  und  fast  gar 
nicht  verzweigt,  das  Lugnez  dagej^en 
breit  und  nach  oben  vielarmig  geteilt, 
denn  nicht  nur  geht  es  in  die  zwei  Haupt- 
arme des  Vrin-  und  des  Valserthals  aus- 
einander, sondern  es  teilen  sich  auch 
diese  wieder  in  viele  kleinere  Zweige. 
Mit  Ausnahme  des  hintern  Valserthals, 
Gas  samt  seinen  Verzweigungen  ins  Ada- 
lamassiv  eindringt,  sind  diese  Thäler  in 
Bündnerschiefer  eingeschnitten  u.  zwar 
wesentlich  als  Isokunal thäler,  so  dass 
die  linken  Thalseiten  von  Schichtflichen, 
die  rechten  von  Schichtköpfen  gebildet 
werden.  Daher  breiten  sich  üoer  die 
quelienreichen  linken  Seiten,  besonders 
im  Lugnez,  weitgedehnte  prächtige  Wie- 
sen und  Alpweiden  aus,  während  die 
rechten  Seiten  steilerund  trockener  sind 
und  mehr  den  Wäldern  reserviert  blei- 
ben. Im  Lugnez  zieht  sich  über  die  schö- 
nen Terrassen  der  linken  Seite  auch  eine 
lange  Perlenschnur  von  Dörfern  hin,  während  die  rechte 
Seite  nur  spärlich  und  die  enge  Thalrinne  fast  gar  nicht 
bewohnt  ist.  Auch  im  Safienthal  finden  wir  die  Wohnstäl- 
ten  fast  ausschliesslich  auf  der  linken  Seite  von  der  nur 
teilweise  vorhandenen  Thalebene  bis  in  beträchtliche  Höhe. 
Aber  der  Schieferboden  birgt  auch  seine  Gefahren.  Das 
Safienthal  und  Lugnez  sind  schlimme  Wildbach-  und 
Rutschgebiete,  und  ihre  Bäche  brechen  oft  als  schwarze 
Schlammströme  aus  den  finstern  Mündnngsschluchten 
hervor.  Nicht  leicht  findet  man  anderswo  so  typisch  aas- 
gebildete und  in  steter  Veränderung  befrrifl^ene  Wildbach- 
formen wie  im  Rieiner-,  Pitascher-  und  Duvinertol>el  auf 
der  rechten  Seite  des  Lugnez.  Hier,  wie  auch  sonst  auf 
weiten  Strecken  zu  beiden  Seiten  des  Lugnez  ist  der  Bo- 
den förmlich  in  einer  langsam  messenden  Bewegung.  Be- 
ständig entstehen  neue  Risse  und  Abrutschungen,  so  das 
Häuser,  Ställe,  Wege,  Zäune  etc.  verschoben  werden  und 
oft  verlegt  werden  müssen,  ja  auch  die  Wälder  in  Unord- 
nung geraten.  Aber  trotz  alT  dieser  Abrutschungen  and 
Rufen  können  sich  in  der  Thalrinne  keine  Schuttkenel 
bilden,  weil  der  Glenner  bei  seinem  starken  Gefälle  die- 
selbe immer  sofort  wieder  ausräumt.  Erst  draussen  im 
Rlieinthal  kommen  alle  diese  Lugnezer  Schlamm-  und  Ge- 
schiebemassen zur  Ablagerung  und  machen  dort  grosse 
Schutzbauten  nötig.  In  semem  eigenen  Thal  aber  lässt  der 
Glenner  nichts  liegen.  Er  ist  vielmehr  immer  noch  eifrig 
daran,  dasselbe  noch  tiefer  einzuschneiden  und  stellen- 
weise durch  Untergrabung  der  Gehänge  zu  verbreitem. 


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Alle  diese  Oberländerlhäler  haben  seit  ihrer  ersten  An- 
lage mancherlei  Veränderungen  erlitten.  Sie  haben  sich 
nicht  nur  immer  tiefer  eingeschnitten,  sondern  auch  in  den 
Terrassen  Reste  ihrer  frühern,  höher  gelegenen  Thalbö- 
den zurück  gelassen.  Gerade  durch  Yerfolgunff  dieser 
Terrassen  wird  man  auf  merkwürdige  Umgestaltungen, 
die  die  Oberlaufstücke  und  Wasserscheiden  betrolfen 
haben,  geführt.  So  ist  z.  B.  jetzt  das  Val  Maigels  ein  Sei- 
tenthal vom  Val  Comera.  Früher  aber  hat  es  wohl  seine 
N. -Richtung  fortgesetzt,  und  sein  Bach  floss  über  die 
jetzigen  Hochflächen  der  Siarra  und  Paliduscha.  Aber  ein 
Seitenbach  des  Val  Cornera  schnitt  sich  westwärts  von 
unten  nach  oben  immer  mehr  ein,  bis  er  dem  Maigelsbach 
in  die  Seite  fallen  und  ihn  ins  Val  Cornera  ablenken 
konnte.  Damit  war  dem  n.  Teil  des  Val  Maigels  die  ero- 
dierende Kraft  entzogen,  derselbe  blieb  in  der  Entwicklung 
zurück  und  bildet  nun  das  mit  hübschen  kleinen  Seen 
geschmückte  Hochplateau  der  Siarra,  dessen  schwacher 
Abfluss  sich  mit  dem  vom  nahen  Tomasee  kommenden 
jun^n  Rhein  verbindet.  Femer  sind  Lukmanier  und  La 
ürema  keine  eigentlichen  Kamrtipässe.  Sie  gehen  fast  un- 
merklich von  der  n.  Atjdachung  in  die  südliche  über.  OflTen- 
bar  reichten  einst  das  Medelser-  und  Somvixerthal  über 
diese  Pässe  hinüber  weiter  nach  S.  Sie  haben  aber  ihre 
obersten  Abschnitte  an  die  Thäler  der  s. 
Abdachung  verloren,  weil  deren  Gewässer 
infolge  stärkeren  Gefälls  und  daheriger  grös- 
serer Erosionskraft  die  Wasserscheide  all- 
mählig  mehr  nach  N.  verschieben  und  dabei 
gelegentlich  Oberlaufstücke  der  n.  Gewässer 
an  sich  reissen  konnten.  Nach  der  Höhen- 
lage der  Terrassen  u.  Thalstufen  zu  schlies- 
sen,  sind  Val  Scaradra  und  Val  Carasina 
solche  dem  Val  Somvix  verloren  gegangene 
Oberlaufstücke,  die  mit  diesem  einst  über 
Monterascio  und  Greina,  resp.  über  Val 
Camadra  und  Greina  zusammenhinffen.  In 
ähnlicher  Weise  scheint  einst  das  Valser- 
thal  über  die  jetzigen  Pässe  des  Valserbergs 
und  Bemhardin  his  ins  Gebiet  des  Misox 
und  ebenso  das  Saßen thal  über  den  Safien- 
berg  und  Splügen  bis  ins  Gebiet  des  Val  S. 
Giacomo  gereicht  zu  haben,  bis  das  anfang- 
lich nur  kurze  Rheinwaldtlial  von  der  Rofna 
her  durch  rückschreitende  Erosion  sich 
westwärts  immer  mehr  verlängerte  und  so 
erst  das  Saflenthal,  dann  das  Valserthal 
amputierte. 

Wesentlich  anders  gestaltet  als  das  Ge- 
biet des  Vorderrhein  ist  dasjenige  des  Hin- 
terrhein, obwohl  es  an  ähnlichen  Zügen 
nicht  fehlt.  Zunächst  ist  auch  hier  das 
Flussnetz  einseitig  entwickelt,  indem  die  linksseitigen 
Zuflüsse  nur  ganz  kurz,  die  rechtsseitigen  aber  lang  und 
mit  ihren  Verzweigungen  weitausgreifend  sind.  Femer 
fliesst  auch  der  Hinterrhein  zuerst  in  einem  Längsthal 
nach  ONO.,  dann  in  einem  Querthal  nach  N.  Aber  die 
Umbiegung  ist  hier  eine  sehr  scharfe  und  erfolgt  in 
einer  en^en  Stromschnellenschlucht,  während  sie  sich 
beim  Rhein  unterhalb  Chur  in  weitem  Bogen  und  in  brei- 
tem flachsohligem  Thal  vollzieht.  Aber  der  Verschieden- 
heiten sind  mehr,  und  sie  beginnen  schon  gleich  bei  den 
Quellen.  Der  Hinterrhein  entspringt  aus  dem  weiten  Eis- 
revier von  Zapporty  dem  grossten  des  bündnerischen 
Rheingebietes,  während  der  Vorderrhein  seinen  Lauf  als 
Abfluss  eines  kleinen  Sees  in  gletscherfreiem  Gebiet  be- 
ginnt, freilich  dann  bald  Zuzug  genug  an  Gletscherbächen 
erhält.  Als  Gletscherflüsse,  die  durch  keine  Seen  gegangen, 
sind  sie  an  ihrer  Vereinigunjgsstelle  bei  Reichenau  durch 
die  mitgeführten  festen  Stoffe  getrübt,  wobei  der  Hinter- 
rhein, weil  er  seinen  Lauf  fast  ganz  im  Bündnerschiefer 
zurücklegt,  meist  dunkler  gefärbt  und  schlammreicher  ist 
als  der  Vorderrhein.  Weit  mehr  fällt  aber  die  Verschieden- 
heit in  der  Stufung  der  beiden  Thäler  auf.  Zwar  hat  auch 
aas  Vorderrheinthal  seine  Stufen,  aber  diejenigen  des 
Hinterrheinthals,  nämlich  Rheinwald,  Schams  und  Dom- 
leschg,  sind  viel  ausgeprägter  und  durch  enge  Schluchten 
(Rofna  und  Viamala)  viel  schärfer  von  einander  getrennt. 
Dann  ist  die  Verzweigung  und  Richtung  der  Thäler  eine 
ganz  andere.  Im  Voraerrheingebiet  herrscht  mit  geringen 


Ausnahmen  die  NO.-Richtung  sehr  entschieden  vor,  im 
Hinterrheingebiet  aber  wechseln  die  Richtungen  fast  von 
Thal  zu  Thal :  das  Bheinwaldlhal  senkt  sich  ONO. ,  das  Land- 
wasserthal und  der  mittlere  Teil  des  Albulathales  fast  ge- 
rade entgegengesetzt  nach  SW.  und  WSW.,  das  Averser-, 
das  obere  und  untere  Albulathal,  sowie  die  Seitenthäler 
von  Davos  nach  NW.,  endlich  das  Oberhalbstein  und  das 
Ferrerathal  (unterhalb  Avers)  wie  Schams  und  Domleschg 
nach  N.  Und  alle  diese  verschiedenen  Thäler  führen  auch 
in  verschiedene  geologische  Provinzen,  so  dass  auch  in 
dieser  Hinsicht  in  Mittelbünden  eine  viel  grössere  Mannig- 
faltigkeit herrscht  als  im  Oberland.  Der  Hinterrhein  be- 
wegt sich  vorherrschend  im  Bnndnerschiefer,  durch- 
schneidet aber  auch  den  Gneisporphyr  der  Rofna  und 
dringt  mit  seiner  Wurzel  in  die  Gneismasse  der  Adula. 
Daneben  treflen  wir  auf  das  Grünschiefer-  und  Serpentin- 
cebiet  des  Oberhalbsteins,  auf  das  Triasgebirffe  im  Gebiet 
der  Albula  und  des  Landwassers,  auf  den  Julier-  und  Al- 
bulagranit  und  auf  die  Gneise  und  krystallinen  Schiefer 
zwischen  Davos  und  Engadin. 

Besonderes  Interesse  gewähren  die  drei  Stufen  des  Hin- 
terrheinthals mit  den  zwischenliegenden  Schluchten, 
deren  Wechsel  nicht,  wie  man  vermuten  könnte,  mit 
Gesteinsgrenzen  zusammenfallt.  Der  schöne  flache  Thal- 


Kanton  Qraubünden  :  Der  Schyn  gegen  Tiefenkaatel. 

boden  des  Rheinwald  mit  seinen  fünf  Dörfern  liegt  aller- 
dings von  Sufers  bis  Hinterrhein  (14U0-1600  m)  im  Bünd- 
nerschiefer, setzt  sich  aber  nach  oben  noch  ein  gutes 
Stück  in  den  Adulagneis  fort,  dem  auch  die  darauf- 
folgenden Schluchten  von  Zapport  und  der  Hölle  mit  ihren 
Wasserfallen  angehören.  Dann  ist  die  Rofna  mit  ihren 
brausenden  Stromschnellen  und  Wasserfällen,  Erosions- 
kesseln, Gletscherschliflen  und  Rundhöckern  in  schönen 
festen  Gneisporphyr  eingeschnitten,  der  aber  auch  in 
das  plötzlich  sich  erweiternde  Schams  bis  nach  Andeer 
hinaus  reicht.  Dann  erst  folgt  wieder  Bündnerschiefer, 
dem  sowohl  die  sanft  geneigten,  mit  Dörfern  sesch muck- 
ten Wiesenhänge  der  linken,  als  die  Steilwäode  der 
rechten  Seite  angehören.  Dazwischen  senkt  sich  der 
Thalboden  langsam  von  etwa  1000  auf  900  m  gegen 
die  Viamala  hin,  erfüllt  mit  Rheinkies  und  den  Schutt- 
kegeln der  Wildbäche,  die  mit  Wald,  Wiesen  und 
Aeckern  bedeckt  sind  und  sich  ^eg[enwärtig  nicht  weiter 
erhöhen.  Offenbar  hat  sich  seit  ihrer  Ablagerung  der 
Rhein  tiefer  in  die  Viamala  eingeschnitten  und  damit 
auch  im  Schams  wieder  grössere  Erosionskraft  erhalten, 
so  dass  er  nun  in  tiefem  Graben  zwischen  den  stehenge- 
bliebenen Terrassen  seiner  früheren  Ablagerungen  dahln- 
fliesst.  Das  wirkte  auch  auf  die  beiderseitigen  Wildbäche 
zurück,  die  sich  ebenfalls  tiefe  Gräben  in  ihre  Schuttkegel 
einschneiden  konnten.  Der  Thalboden  von  Schams  er- 
scheint darum  als  eine  tvpische  Terrassenlandschaft.  Auch 
die  grossartige,  schauerlich-schöne  Schlucht  der  Viamala 


414 


GRA 


GRA 


verläuft  im   Bündnerachiefer.    Glatte,    senkrechte,  auch 
überhängende  Wände,  vorspringende  Felsrippen  und  zu- 


Kanton Oraubünden :  Rearas. 

ruckweichende  Nischen,  bald  kahl,  bald  tannenbeschattet, 
spaltenförmige  Erosionsrinnen  und  Lawinenzüge,  Enff- 
I>ä8se  und  kleine  Erweiterungen  wechseln  in  mannigfal- 
tiger Weise  miteinander  ab,  und  unten  braust  in  tiefer 
Schlucht,  oft  kaum  sichtbar,  der  wilde  Bergstrom  von 
Schnelle  zu  Schnelle.  Strudellöcher,  Erosionsterrassen, 

geschichtete  Sand-  und  Kieslager  an  geschützten  Stellen 
eweisen,  dass  die  ganze  tiefe  Kluft  allein  das  Werk  des 
fliessenden  und  geschiebeführenden  Wassers  ist.  2^hl- 
reiche  Gletscherablagerungen,  namentlich  Grundmoranen, 
auch  einzelne  Gletscherschlifle  an  Stellen,  die  der  Ver- 
witterung weniger  ausgesetzt  waren,  lassen  erkennen, 
dass  die  Gletscher  der  Eiszeit  die  Viamala  schon  bis  in  das 
Niveau  der  heutiffen  Strasse  und  selbst  noch  tiefer  einge- 
schnitten vorfanden.  Ja,  im  obern  Teil,  vor  und  hinter 
der  obersten  Brücke,  muss  sie  vor  der  Eiszeit  schon  tiefer 
gewesen  sein  als  jetzt,  denn  dort  fliesst  der  Rhein  durch 
alte^  verhärtete  Grundmoranen,  die  er  noch  nicht  wieder 
völlig  zu  durchschneiden  vermochte.  Und  wieder  ohne 
Gesteinswechsel  öffnet  sich  die  en^e  Kluft 
plötzlich  zu  dem  weiten,  offenen  Gelände  des 
Domleschg.  Rechts  dehnen  sich  am  Fuss  der 
Stätzerhomkette  schöne,  fruchtbare,  überall 
wohlangebaute  Terrassen  mit  zahlreichen  in 
Obstbaumhainen  versteckten  Dörfern,  Schlös- 
sern und  gebrochenen  Burgen,  links  die  brei- 
ten Gehänge  des  Heinzenbergs,  erst  steiler, 
dann  sanfter  ansteigend,  überall  in  Wald, 
Wiese  und  Weide  gekleidet  und  ebenfalls  mit 
Dörfern  geschmückt.  Die  Mitte  aber  nimmt 
ein  weiter,  ebener,  vom  Rhein  aufjg^eschütteter 
und  oft  verheerter  Tkalboden  ein.  den  die 
Ansiedelungen  meiden.  In  diesen  Verheerun- 
gen wurde  der  Rhein  unterstützt  durch  die 
kleine,  aber  bösartige  Nolla,  einen  Wildbach 
schlimmster  Art,  der  durch  ein  schauriges  To- 
bel  zwischen  Piz  Beverin  und  Heinzenberg  her- 
unter kommt.  Bei  jedem  grossem  Regenfall 
wird  der  sonst  kleine  und  narmlose  Bach  in 
dem  weichen  Schiefer  zu  einem  dicken, 
schwarzen  Schlammstrom,  der  mit  furchtbarer 
Gewalt  dem  Rhein  in  die  Seite  fallt  und  ihn 
manchmal  zu  stauen  vermag,  bis  dieser  sich 
wieder  durchbricht  und  die  Verwüstung  wei- 
ter trägt.  Im  obern  Teil  der  Nollaschlucht, 
egen  den  Glaspass  und  unter  dem  Dorf 
?schappina,  ist  der  Boden  von  zahlreichen 
Rissen  durchsetzt  und  in  beständiger  Bewe- 
gung, so  dass  auch  hier,  wie  so  oft  im  Bündner- 
schiefe rgebiet,  Häuser,  Ställe,  Wege  etc.  lang- 
sam thalabwärts  wandern.  Risse  bekommen 
und  endlich  aufgegeben  oder  verlegt  werden  müssen. 
Durch  grossartige  und  sehr  kostspielige  Thalsperren  und 
andere  Verbauungen  sucht  man  dem   Verderben   Einhalt 


Ti 


zu  tun,  und  auch  unten  im  Domleschg  hat  man  den 
Rhein  durch  gewaltige  Stein  wälle  eingedämmt  und  ist 
nun  mit  gutem  Erfolg  daran,  die  wüs- 
ten Flächen  zu  beiden  Seiten  durch 
Anschwemmung  fruchtbaren  Schiefer- 
schlamms mittels  hinein£[eleiteter  Ka- 
näle wieder  in  ertragreichen  Bodeo 
umzuwandeln.  Noch  einmal  verengt 
sich  das  Thal  unterhalb  Roten  brunnen, 
doch  nicht  mehr  so  sehr  wie  in  der 
Rofna  und  Viamala  und  ohne  steileres 
Gefälle,  so  dass  der  Fluss  nun  ohne 
Stromschnellen  aus  dem  Hinterrhein- 
thal heraustritt  und  sich  mit  dem  Voi^ 
derrhein  vereinigt. 

Innerhalb  der  Rofna  nimmt  der  Hin- 
terrhein den  Averserrhein  auf,  dessen 
Thal  im  untern  Teil,  dem  Val  Ferrera, 
ebenfalls  eine  herrliche,  an  wunderba- 
ren Szenerien  reiche  Schlucht  im  RoA 
naporphyr  bildet,  die  nur  dann  und 
wann  sich  zu  kleinen  Becken  mit  win- 
zigen Dörfern  (Ausser-  und  Inner-  Fer- 
rera)  ausweitet,  während  es  sich  wei- 
ter oben  vielarmig  verzweigt.  Dort  liegt 
Avers,  wohl  das  höchste  in  Dörfern 
ständig  bewohnte  Thal  Europas  (Cresta  1950  m,  Jof 
2130  m),  fast  ohne  Wald,  aber  mit  prächtigen,  weitge- 
dehnten Wiesen  und  Weiden  und  umschlossen  von 
stolzen  Gebirgen. 

Unterhalb  Thusis  mündet  bei  Sils  das  Albulathal  durch 
die  lange  Fels-  und  Waldschlucht  des  Schyn,  einer  zwei- 
ten Viamala  und  wie  diese  in  Bündnerschiefer  einge- 
schnitten, durchzogen  von  einer  kühn  anselefften  Strasse 
und  von  dem  noch  ffrossartigem  Werk  der  Albulabahn, 
die  bald  im  Innern  des  Berges  verschwindet,  bald  an  der 
Aussenseite  der  Felswände  über  der  furchtbaren  Tiefe 
dahin  zieht  oder  diese  auf  hochgeschwungenen  Brücken 
quert.  Weiter  oben  weitet  sich  das  Thal  zu  dem  merk- 
würdigen Becken  von  Tiefenkastei  mit  flachem  Tfaai- 
boden,  waldigen  Steilhängen  im  S.  und  sanfter  ansteifceo- 
den  Wiesen-  und  Getreidehalden  im  N.  Von  allen  Seiten 
münden  hier  die  Thäler  ein :  von  S.  das  Oberhalbstein, 
von  N.  die  Lenzerheide,  von  NO.  das  Landwasserthal  und 
von  SO.  das  obere   Albulathal.    Durch  eine   furchtbare 


Kanton  Graub&nden  :  Mtthlen  und  die  Julierstrasae. 

I   Schlucht,  den  Bergüner  Stein,  dessen  Kalk-  und  Dolomit- 

wände  zum  Teil    überhängen  und  an  denen  die  Strasse 

I  in  weitem  Bogen  emporzieht,  während  die  Bahn  sie  in 


GBA 


GM 


415 


einem  Kehrtunnel  durchbricht,  gelangt  man  hinauf  zum 
wiesengrünen,  tannendnnklen  Becken  von  Bergun,  dann 
durch  weitere,  aber  kleinere  Klüsen  und 
Becken  zu  den  Quellen  der  Albula  am 
gleichnamigen  Pass.  Auch  in  diesem 
vielffestaltigen  romantischen  Thal  ist 
der  Wechsel  von  Klüsen  und  Becken  so 
wenig  wie  in  demjenigen  des  Hinter- 
rhein an  den  Wechsel  der  Gesteine  ge- 
bunden. Dies  eilt  auch  von  den  Zufluss- 
thälern  der  Julia  und  des  Landwassers. 
Namentlich  das  erstere  ist  ein  typisches 
Stufenthal.  Hinter  der  wildschönen 
Fels-  und  Waldschlucht  des  Stein  (Crajp 
Sees)  steigt  es  in  nicht  weniger  als 
fünf,  durch  enae  Klüsen  von  einander 
getrennten  Stufen  zum  Julier  und  Sepü- 
mer  empor.  Die  unterste  Stufe  ist  die 
grösste,  schönste  und  volkreichste.  Eine 
Menge  Dörfer  und  Weiler  breiten  sich 
inmitten  schöner  Wiesen  und  Frucht- 
felder über  die  beidseitigen  Terrassen 
aus,  darunter  Savognin  und  Tinzen  als 
die  grössten.  Von  den  etwa  2300  Bewoh- 
nern des  ganzen  Thals  kommen  über 
1600  allein  auf  diese  Stufe.  Darüber 
folgen  die  Stufen  von  RoflTna,  Mühlen, 
Marmels  und  Stalla,  zum  Teil  mit  völ- 
lig flachen*  Thalsohlen  zwischen  hoch 
und  steil  ansteigenden  Bergwänden, 
offenbar  alten  Seeböden.  Einfacher 
gestaltet  ist  das  Landwasserthal.  Un- 
ten eine  lange,  enge  Schlucht,  von  deren  Wänden 
oft  Lawinen  niederdonnern,  ist  es  oben  eine  weite 
offene  Landschaft  mit  ebenem  Wiesengrund  und  be- 
waldeten Hängen.  Zu  oberst  liegt  der  hübsche  Davo- 
ser  See,  der  einzige  grössere  Thalsee  im  bündneri- 
schen  Rheingebiet,  mit  55,9  ha  Fläche  und  54  m  Maximal- 
tiefe, einst  beträchtlich  grösser,  aber  durch  die  Geschiebe 
der  Seitenbäche  aus  dem  Sertig-,  Dischma-  und  Flüela- 
thal  auf  den  heutigen  Umfang  eingeschränkt.  Das  Davoser- 
thal  mu8s  in  einer  frühern  geologischen  Zeit  länger  ge- 
wesen sein  als  jetzt  und  bis  zum  Schlappinerjocn  ge- 
reicht haben.  Ein  quer  durch  das  jetzige  Prätigau  von 
der  Casanna  bis  zur  Madrisa  gehender  Kamm  trennte 
den  obern  Thalabschnitt  vom  damals  kürzeren  Prätigau. 
Aber  die  Landquart  hat,  sich  rückwärts  einschneidend, 
diesen  Kamm  durchsägt  und  dem  Landwasser  seine  oberen 
starken  Quellbäche  aus  den  Eisrevieren  der  Silvretta- 
groppe  abgefangen.  Das  so  geschwächte  Landwasser  ver- 
mochte die  aus  den  vorhin  genannten  Seitenthälern  kom- 
menden Geschiebe  nicht  mehr  zu  verfrachten,  diese  häuf- 
ten sich  im  Hauptthal  an,  stauten  den  See  und  schütteten 
ihn  dann  auch  bis  auf  den  jetzigen  Rest  wieder  zu.  Nun 
hat  er  wohl  für  lange  Zeit  Ruhe,  da  kein  grösserer  Bach 
mehr  in  ihn  mündet.  Aber  verschwinden  wird  er  doch, 
denn  das  Landwasser  wird  sich  allmählig  wieder  tiefer 
eingraben  und  endlich  den  See  zum  Abfluss  bringen. 

Wir  befinden  uns  überhaupt  in  Mittelbünden  in  einem 
Gebiet,  dessen  Flussläufe  grosse  Veränderungen  erlitten 
haben.  Geologisch  genommen  muss  man  nach  A.  Heim 
zwei  Urrheine  unterscheiden,  einen  Westrhein,  der  von 
Avers  durch  Schams,  Domleschg,  Kunkelsi>ass,  Taminathal 
mm  Walensee  floss,  u.  einen  Ostrhein  mit  der  Richtung 
Oberhalbstein,  Parpan,  Chur,  Luziensteig.  Bodensee.  Die 
Gewässer  des  Rheinwald-  und  des  Vorderrheinthals  waren 
Zuflüsse  des  Westrhein.  Die  Thäler  waren  noch  nicht  so 
tief  eingeschnitten  wie  jetzt.  Ein  Thal  von  Chur  bis  Rei- 
chenau,  eine  Schynschlucht  und  ein  Becken  von  Tiefen- 
kastei gab  es  damals  noch  nicht.  Aber  über  dem  jetzigen 
Schyn  und  über  Chur-Reichenau  müssen  Wildbäche  be- 
standen haben,  denen  endlich  die  Durchschneidung  der 
Bergkette  zwischen  den  beiden  Rheinen  gelang,  so  dass 
am  ersten  Ort  der  Ostrhein  zum  Westrhein,  am  zweiten 
umgekehrt  der  Westrhein  zum  Ostrhein  übergeleitet 
wurde,  während  einerseits  das  Parpanerthal,  andererseits 
das  Kunkelsthal  infolffe  Verlusts  der  erodierenden  Ge- 
wässer in  der  weitem  Austiefung  zurück  blieben,  ja  sogar 
durch  Gebirgsschutt  stellenweise  wieder  etwas  erhobt 
worden.    Etwas  Aehnliches  wie  der  alte   Wildbach  des 


Schyn  hat  die  Nolla  im  Sinn.  Mit  grosser  Kraft  gräbt  sie 
sich  immer  tiefer  ein  und  wird  endlich  den  Heinzenberg 


Kanton  Oraubünden  :  Julierpass. 

ffanz  vom  Piz  Beverin  trennen  und  den  obern  Teil  der  Ra- 
biusa  zum  Hinterrhein  ablenken,  liegt  doch  Saften  Platz 
1200  m,  Thusis  nur  700  m  hoch.  Dann  wird  auch  das  vor- 
dere Saßenthal  ein  abgestorbenes  Thal,  ein  Thaltorso, 
werden. 

Das  untere  Rheinffebiet  umfasst  neben  dem  Churer 
Rhein thal  nur  noch  aas  Schanfigg  und  Prätigau.  Diese 
letztem  senken  sich  nach  WNW.,  während  in  oenThälern 
des  Oberlandes  die  NO  .-Richtung,  in  denjenigen  Mittel- 
bündens,  besonders  in  den  alten  Thalwegen  des  West- 
und  Ostrhein  die  N. -Richtung  vorherrscht,  weil  alles 
dem  untern  Rheinthal^  als  der  gemeinsamen  Erosions- 
basis, zustrebt.  Auch  die  Gebirffskämme  zeigen  ein  Stre- 
ben nach  dieser  Depression  una  eine  allmänlige  Ernied- 
rigung mit  ihrer  Annäherung  an  dieselbe.  Schanfigg  und 
Prätigau  verlaufen  fast  ganz  im  Bündnerschiefer,  wenn 
auch  die  Plessur  ihre  Wurzeln  bis  in  die  mittelbünd- 
nerische  Trias-  und  Serpentinregion,  die  Landquart  die 
ihrigen  bis  in  die  Zentralmasse  der  Silvretta  treibt.  Wie 
überall  in  diesen  Schiefergebieten  treffen  wir  auch  hier 
im  allgemeinen  aufgerundete  Bergformen  und  relativ  sanft 
geböschte  Abhänge  mit  weit  hinauf  reichenden  Wiesen, 
Wäldern,  Weiden  und  überall  zerstreuten  Hütten,  aber 
auch  mit  bösartigen  Wildbächen,  tiefen  Schluchten,  La- 
winenzügen, Erdschlipfen  und  verheerten  Thalböden,  letz- 
tere besonders  im  untern  Prätigau.  Doch  hat  man  auch 
hier,  ähnlich  wie  im  Domleschg,  die  Landquart  einge- 
dämmt und  das  verwüstete  Land  wieder  in  einen  grünen 
Wiesenplan  umgewandelt,  wie  er  dem  Namen  des  Thals 
entspricht.  Ohne  ein  ausgeprägtes  Stufenthal  zu  sein,  zeigt 
das  Prätigau  doch  einen  mehrfachen  Wechsel  von  Thal- 
engen und  beckenartigen  Erweitemn^en,  welch'  letztere 
die  Sammelpunkte  der  Bevölkerung  sind,  so  dass  hier  die 
Ortschaften  mit  ihren  Kulturen  sich  ausbreiten  und  zwar 
bald  unten  auf  den  Thalböden  mit  ihren  flachen,  frucht- 
baren Schutthalden,  bald  auf  höher  gelegenen  sonnigen 
Terrassen.  In  den  Engen,  auch  in  der  Mündungsklus,  be- 
hält die  Landquart  annähernd  dasselbe  Gefalle  wie  in  den 
Erweitemngen.  Erst  weiter  hinten  kommt  der  Stufenbau 
deutlicher  zum  Ausdruck,  also  mehr  in  jenem  Gebiet,  das 
nicht  mehr  zum  Bundnerschiefer  gehört  und  einst  das 
Quellgebiet  des  Davoser  Landwassers  war.  Beträchtliche 
Ausdehnung  haben  die  Seitenthäler  des  Prätigaus.  Doch 
sind  die  wenigsten  derselben  bewohnt,  da  sie  meist  eng 
und  schluchtenartig  sind,  namentlich  in  ihren  untern 
Teilen  und  an  den  Mündungen.  Weiter  oben  gehen  sie 
allerdings  oft  vielarmis^  auseinander  und  bergen  dort  ei- 
nen Reichtum  an  Wäldern  und  Alpen.  Sehr  verschieden 


416 


GRA 


6RA 


vom  PrStigau  ist  das  Schanfigg,  denn  hier  bildet  die  Thal- 
rinne in  ihrer  ganzen  Länge  eine  einzig^  enge  und  tiefe 


Kanton  GraubOnden  :  Filisar  im  Albulathal. 

Waldsclilucht,  so  dassdie  Ortschaften  nur  auf  den  Halden 
und  Terrassen,  besonders  der  rechten  Thalseite,  Raum 
finden.  Aber  auch  die  Flanken  sind  von  zahlreichen  liefen 
Tobein  durchrissen  und  zwingen  die  Strassen  zu  endlosen 
Windungen.  Nur  das  Hoch-  und  Längsthal  von  Arosa 
weitet  sich  zu  einem  freundlichen,  wiesen  grünen  und  mit 
kleinen  Seen  geschmückten  Becken  zwischen  malerischen 
Gehirgsmassen  aus.  Es  ist  ein  Gebiet,  wo  Kalk-,  Schiefer- 
und Serpen tingesteine  in  buntem  Wechsel  sich  mischen 
und  eine  grosse  Mannigfaltigkeit  der  Bodengestalt  und 
Vegetation  erzeugen. 

In  vielen  Dingen  einen  aulTallenden  Gegensalz  zum 
Rheingebiet  bildet  das  Gebiet  des  Inn.  Erinnert  sei  zu- 
nächst an  den  schon  erwähnten  Unterschied  in  den  Hö- 
henverhältnissen :  die  Thalsohlc  des  Engadin  senkt  sich 
von  1800  bis  1000  m,  das  Län^slhal  des  Rhein  von  1650 
bis  550  m,  und  die  mittlere  Höhe  beträgt  dort  1500,  hier 
980  m.  Dann  ist  auch  das  Gefalle  des  Engadin  ein  lang- 
sameres als  dasjenige  des  Rheinthals,  denn  es  beträgt 
dort  kaum  1^,  hier  aber  1Vi%'  Auffallender  ist  aber 
der  Unterschied  in  den  Formen  der  Gefällskurven.  Im 
Rheinthal  ist  dieselbe  annähernd  normal, 
d.  h.  ihre  Steilheit  vermindert  sich  im  all- 
gemeinen von  oben  nach  unten,  während 
sie  im  Engadin  umgekehrt  von  oben  nach 
unten  zunimmt,  denn  auf  der  Seestufe  be- 
trägt das  Gefälle  nur  0,2  %,  von  Celerina  bis 
l^untota  0,6  %  und  von  Puntota  bis  Martins- 
bruck  1 ,2  %.  Wir  haben  a)so  hier  den  sel- 
tenen Fall  einer  geradezu  konvex  verlau- 
fenden Gefällskurve.  (Vergleiche  auch  das 
Landwassertlial :  Davos-Züge).  Damit  in  Ver- 
bindung steht  eine  verkehrte  Reihenfolge 
der  Entwicklungsstadien  verschiedener 
Thalstrecken.  Sonst  herrschen  in  den  obern 
Teilen  enge  Thalrinnen,  in  den  untern 
breite  Thalböden,  die  jedoch  in  den  Stu- 
fenthälern  mehrmals  wechseln  können. 
Ebene  Thalböden  sind  oft  mit  Seen  erfüllt 
oder  laufen  in  solche  aus.  Vergleiche  Rhone, 
Aare,  Reuss,  Linth,  Seez,  Rhein,  Tosa, 
Tcssin,  Adda  und  andere  mehr.  Im  Enpa- 
din  dagegen  finden  wir  die  enfen  Thalrin- 
nen unten,  die  ebenen  Thalböden  oben 
und  zu  Oberst  die  Seen.  Diese  Gestaltung 
hat  einen  ähnlichen  entwicklungsgeschichl- 
lichcn  Grund  wie  beim  Land  wasserthal.  Der 
Inn  muss  einst  seine  Quellen  weiter  sw. 
im  Val  Marozzo,  dem  jetzigen  obersten  Teil 
des  Bergeil,  gehabt  haben.  Die  Abllüsse  des  Albigna-  und 
des  Fornogletschers  waren  seine  ersten  Zuflüsse.  Ein  Quer- 
riegel   etwa    in  der   Gegend   des   jetzigen    Vicosoprano 


trennte  die  Gebiete  des  Inn  und  der  Malra.  Aber  die  letz- 
tere hatte  bei  ihrem  starkem  Gefälle  eine  grössere  Ero- 
sionskraft als  jener  und  konnte  darum 
diesen  Riegel  durchschneiden  uDd  den 
Inn  seiner  obern  starken  Arme  berau- 
ben. Damit  hatte  der  Inn  seine  frühere 
Stosskraft  verloren  und  vermochte  die 
von  den  Seitenflüssen  lierbeigefohrten 
Geschiebe  nicht  mehr  mitzunehmen. 
Diese  blieben  im  Hauptthal  liegen  nnd 
stauten  die  Gewässer  zu  einem  See,  der 
aber  allmähli^  wieder  teilweise  zuge- 
schüttet und  in  mehrere  Stücke  zer- 
schnitten wurde.  So  entstanden  die  Seen 
von  Sils,  Silvaplana  und  St.  Moritz. 
Auch  ietzt  noch  geht  die  Zaschüttung 
und  Zerteilung  weiter,  wie  man  na- 
mentlich bei  Isola  am  Aasgang  des  Val 
Fedoz  und  bei  Silvaplana  sehen  kann, 
wo  grosse  Deltas  sich  gebildet  haben 
und  noch  weiter  bilden.  Auch  die  zweite 
Thalebene,  von  Celerina  abwärts,  mag 
durch  Zuschüttunff  eines  einst  dort  gele- 
genen lanffgestreckten  Sees  entstanden 
sein.  Nocn  jetzt  finden  wir  daselbst 
ziemlich  ausgedehnte  sumpfige  Strecken. 
Weiter  unten  aber  blieb  der  Inn  durch 
den  Zuzug  von  Seitenbächen  stark  ge- 
nug, um  sich  fortdauernd  tiefer  einzugraben  und  ein  an- 
nähernd normales  Gefälle  zu  erreichen.  Dieser  untere 
Abschnitt  mit  der  ensen  Thalrinne  ist  das  Unter  Engadin, 
während  die  beiden  obern  Abschnitte  mit  den  breiten  Thal- 
böden zusammen  das  Ober  Engadin  bilden.  Dort  liegen  die 
Dörfer  meibt  hoch  über  dem  Fluss  auf  schönen  sonnigen 
Terrassen  der  linken  Thalflanke,  seltener  in  der  Tiefe  aof 
flachen  Schuttkegeln  oder  niedrigen  Terrassen,  wie  Zer^ 
nez,  Süs,  Schuls,  Remüs  und  Martinsbruck.  Auf  der  rech- 
ten Thalseite  liegt  einzig  Tarasp  mit  einigen  kleinen 
Nachbarorten.  Im  Ober  Engadin  dagegen  finden  wir  die 
OrtschaAen  durchweg  in  der  Thalsohlc,  doch  auch  hier 
in  etwas  erhöhter  Läse  län^  dem  Fuss  der  linken  Thal- 
wand. Im  ganzen  Thal,  also  im  Ober- und  Unter  Engadin, 
ist  auch  die  linke  Seite  mit  ihren  im  ganzen  sanfteren 
Abdachungen  die  vorherrschend  von  Wiesen  und  Wcideo 
und,  wo  es  angeht,  auch  von  Aeckern  eingenommene,  wäh- 
rend die  steilere  und  schattigere  rechte  Seite  weit  mehr 
dem  Wald  überlassen  ist.  Sowohl  die  Unterscheidung 
von  Ober-  und  Unter  Engadin,  als  die  Siedelungsweise  und 
Bodennutzung  ist  also  wesentlich  durch  die  Gefalls-  nnd 


Kanton  OraubOnden  :  Preda  mit  Albalabaiin  and  -atras9e. 

Breitenverhältnisse  der  Thalsohle  bedinet'  Weniger  mass- 
gebend sind  dabei  die  geologischen  Verhältnisse,  resp. 
uie  Felsarten.  Das  flachsohlige  Ober  Engadin  ist  vom  Ma- 


6RA 


GRA 


417 


loja  bU  Ponte  in  Erstarrungsgesteine  (Granite,  Syenite, 
Diorite)  and  krystalline  Schiefer  (Gneise,  Glimmerschie- 
fer etc.),  von  Ponte  bis  gegen  Cinusliel 
in  Sedimente  eingeschnitten^  ohne  dass 
ein  wesentlicher  Unterschied  in  der 
Thalbildunff  bemerkbar  wäre,  wenn 
auch  die  uergformen,  namentlich  in 
den  Gipfelregionen»  den  Gesteinswech- 
sel wohl  erkennen  lassen.  Ebenso  bleibt 
sich  der  Charakter  des  enggefurchten 
Unter Engadin  von  oben  bis  unten  gleich, 
obwohl  es  zuerst  in  Gneis,  Hornblende- 
schiefer  und  verwandte  Gesteine  ein- 
geschnitten ist  und  dann  die  ungefähre 
Grenze  zwischen  dem  Uündoerscniefer- 
und  Serpentingebiet  einerseits  und  dem 
Kalk-  und  Dolomitgebirge  andererseits 
bildet.  —  Eine  weitere,  sehr  auffallende 
Eigentümlichkeit  des  Inogebietes  gegen- 
über dem  Rheingebiet  ist  seine  relativ 
geringe  Breite.  Während  das  Flussnetz 
des  Rheingebietes  sich  wenigstens  auf 
der  einen  Seite  weit  verzweigt,  ist  das- 
jenige des  Inngebietes  wenig  entwickelt, 
aber  auch  hier  auf  der  «echten  Seite 
mehr  als  auf  der  linken.  Doch  bleiben 
auch  die  grösseren  rechtsseitigen  Zullüsse  des  Inn,  der 
Flatzbach  vom  Berninapass,  der  Spöl  aus  dem  Livlgnothal 
und  die  Clemgia  aud  dem  Scarlthal  sehr  hinter  denjenigen 
des  Rhein  zurück.  Der  grosste  von  ihnen,  der  Spöl,  erreicht 
noch  nicht  die  Länge  der  Landquart.  Auch  er  durchfliesst 
io seinem obern Teilein schönes, flachsohliges, dem  mittle- 
ren Engadin  sehr  ähnliches,  doch  weit  weniger  bewohn- 
tes Läugsthal,  im  untern  Teil  eine  enge,  wilde  und  völlig 
unbewohnte  Schlucht,  die  bald  in  ein  Querthal  übergeht. 
Schön  ausgebildet  ist  die  baumförmige  Verzweigung  des 
Livignothals,  die  sich  auch  im  Scarlthal,  im  Val  Chamu- 
era,  Val  Casana  und  andern  Thalern  der  Ofenpassgruppe 
wiederholt.  Hinter  den  finstern  Mündungsschluchten  tritlt 
man  da  oft  auf  weite  Wald-  und  Alpreviere,  dann  auf  un- 
geheure Schutthalden  am  Fuss  gewaltiger  Kalkgebirge. 
Aber  es  fehlt  der  Schmuck  grösserer  Gletscher.  Um  so 
reichlicher  ist  derselbe  in  den  ßerninathälern :  Morte- 
ratsch,  Roseg,  Fex  und  Fedoz.  Auch  die  kurzen  Thäler 
der  Albula-  und  Silvrettagruppe  reichen  fast  alle  in  die 
Gletscher region  hinauf  und  füliren  dem  (nn  starke  Wild- 
bäche zu,  so  Val  Bever,  Val  Sulsanna,  Val  Susasca,  Val 
Tuoi,  Val  Tasna,  Val  Sineslra  und  das  Samnaunthal.  Das 
letztere  ist  in  dieser  Reihe  das  einzige,  das  einen  ziemlich 


Etsch  entwässert.  Alle  zeigen  ein  starkes  Gefälle  nach  S., 
resp.  nach  SW.  (Bergeil)  oder  SO.  (Münster thal).  Es  sind 


Kanton  Graobfladen :  Obervas-Muldein. 

ebenen  Thalboden  mit  mehreren,  allerdings  nur  kleinen 
Dörfern  aufweist. 

Von  den  transalpinen  Thälern  Grau bün Jens  gehören 
drei  dem  Poffebiet  an :  Misox  mit  Calanca,  ßergell  und 
Paschlav,  wahrend  ein  viertes,  das  Münster  thal,  sich  zur 


Kanton  Graubflad«n:  Lenaerheide  mit  Pis  Curvör. 


typische  Stufenthäler,  in  denen  flache  Thalböden  mit 
engen  Klüsen  wechseln.  Diese  Klüsen,  hier  meist  «  Porta  » 
oder  «  Serra  »  genannt,  bezeichnen  fast  immer  auch  gute 
Klima-  und  Vegetationsgrenzen,  wo  italienische  und  alpine 
Natur  sich  berühren,  so  im  Misox  in  der  Serra  oberhalb 
Soazza,  im  Bergeil  in  der  Porta  bei  Promontogno  und  im 
Puschlav  bei  der  Motta  am  untern  Ende  des  Puschlaver- 
sees.  Am  schärfsten  ausgesprochen  ist  die  Stufennatur 
im  Bergeil,  am  schwächsten  im  Münsterthal.  Im  erstem 
kann  man  drei  Hauptstufen  (Val  Marozzo,  Becken  von 
Vicosoprano  und  Becken  von  Bondo-Castasegna)  und  meh- 
rere kleine  Zwischenstufen  (z.  B.  diejenigen  von  Cavrile, 
von  Casaccia  etc.)  unterscheiden.  Mehrere  der  jetzigen 
Thalebenen  mö^en  alte  Seeböden  sein.  Noch  jetzt 
schmückt  das  mittlere  Puschlav  ein  ansehnlicher  See, 
der  durch  die  Ber^sturzmasse  der  Motta  gestaut  wurde. 
Die  Ausmündung  dieser  Thäler  gestaltet  sich  verschieden  : 
das  untere  Misox  geht  durch  eme  breite  Thalebene  all- 
mählich in  die  Riviera  des  Tessin  über,  das  Bergell  öffnet 
sich  durch  ein  langes,  bald  engeres,  bald  weiteres  Defll^ 
in  die  Ebene  von  Chiavenna,  während  das  Puschlav  und 
das  Münsterthal  sich  bei  ihren  Ausmündungen  ins  Veltlin, 
resp.  ins  Etschthal  schluchtartig  verengen,  jenes  in  der 
Klus  von  Campocologno,  aieses  in  der  schlachtbe- 
rühmten Calvenklause  So  reich  und  mannigfaltig 
die  Stufung  air  dieser  Thäler  ist,  so  gering  ist  ver- 
hältnismässig ihre  Verzweigung.  Doch  hat  das  Mi- 
sox ein  grösseres,  in  mehreren  kleinen  Dörfern 
bewohntes  Seitenthal,  das  Val  Calanca,  das  durch 
eine  gewundene  Schlucht  ins  Hauplthal  mündet, 
dann  aber  in  mehreren  Stufen  mit  zum  Teil  ebe- 
nen Thalböden  parallel  zum  Hauptthal  aufsteigt. 
Die  Dörfchen  finden  sich  aber  weniger  auf  diesen 
Böden,  als  auf  hochgelegenen  sonnigen  Terrassen. 
Die  übrisen  Seitenthäler  des  Misox  sind  alles  nur 
kurze  Wald-  und  Alothäler  ohne  ständige  Be- 
völkerung. Auch  die  Pässe,  die  aus  ihnen  nach 
Italien  führen  (in  die  Gegenden  von  Chiavenna 
und  des  obern  Comersees)  sind  weni^  bedangen. 
Das  Bergell  hat  auf  seiner  S.-Seite  drei  kleine  Sei- 
tenthäler, die  hoch  in  weite  Gletscherreviere  hin- 
auf führen  und  selbst  für  die  Alpwirtschaft  nur 
spärlich  Raum  gewähren.  Es  sind  das  Val  Bon- 
dasca,  Val  Albigna  und  Val  Muretto-Forno,  wovon 
die  zwei  letzteren  durch  ihre  mächtigen  Gletscher, 
die  zu  den  grössten  der  Berninagrup[)e  gehören, 
fast  ganz  erfüllt  sind.  Noch  spärlicher  ist  die  Ver- 
zweigung im  Puschlav  und  Münsterthal.  Doch  mag 
vom  erstem  das  Val  di  Campo  genannt  werden,  weil 
von  da  der  Violapass  nach  dein  italienischen  Val  Viola 
und  nach  Bormio  führt.  Aehnlich  führt  aus  dem  Münster- 
thal der  Umbrailpass  (mit  neuer  Bergstrasse)  durch  das 
Val  Muranza  nach  dem  Stilfserjoch  (Stelvio)  und  der 
Cruschettapass   durch    das    Avignathal   nach  Scarl   und 

0E06R.  LEX.  71  —  II  —  27 


418 


GRA 


»  GRA 


Schule.  Weniger  wichtig  ist  der  Pass  Dössradond,  der 
das  Münsterthal  mit  dem  Val  da  Fraele  (Münster  Alpen) 


Kanton  Oraabftnden :  Arosa. 

und  mit  San  Giacomo  di  Fraele  verbindet.  Das  Thal  der 
Münster  Alpen  .gehört  politisch  und  wirtschaftlich  zum 
Munsterthal,  obwohl  es  sich  in  eigentümlicher  Windung 
nach  Italien  senkt. 

So  zahlreich  die  Flusse  und  Bache  in  Graubünden 
sind^  so  gering  sind  die  Seen.  Graubünden  ist  der 
einzige  Alpenkanton  der  Schweiz,  der  nirgends  bis 
an  den  Rand  der  Alpen  reicht  und  darum  auch  keinen 
Anteil  an  den  grossen  Randseen  hat.  Auch  sonst  sind  die 
Thalseen  wenig  zahlreich  und  von  massiger  Ausdehnung. 
Nur  das  Ober  Engadin,  Davos  und  Puschlav  erfreuen 
sich  dieses  Schmuckes.  Ihrer  Entstehung  nach  sind  es, 
wie  früher  erwähnt,  Abdämmungsseen,  im  Ober  Engadin 
und  Davos  gestaut  durch  die  Geschiebeablagerungen  der 
Seitenbäche,  im  Puschlav  durch  einen  Bergsturz.  Sie  sind 
denn  auch  von  massiger  Tiefe,  der  Silsersee  71  m,  der 
Silvaplanersee  77  m,  der  St.  Moritzersee  44  m,  der  Pasch- 
laversee  84  m  und  der  Davosersee  54  m  tief.  Da  sie,  mit 
Ausnahme  des  Puschlaversees,  alle  auf  den  obersten 
Thalstufen  liegen,  so  haben  sie  als  Läu- 
terungsbecken und  Regulatoren  der 
Flüsse  nur  geringe  Bedeutung.  Im  Ue- 
brigen  sind  die  noch  da  und  dort  vor- 
kommenden Thalseen  alle  nur  sehr 
klein.  Sehr  zahlreich  sind  aber  die  auf 
den  Pässen,  in  hochgelefi;enen  ßerg- 
nischen,  in  kleinen  Mulofen  und  auf 
den  Terrassen  der  Gehänge  liegenden 
Berffseen.  Wohl  jedes  Blatt  des  Sieg- 
friedatlas  zeigt  Beispiele  solcher  Pass-, 
Kar-,  Mulden-  und  Terrassenseen.  Die 
Zahl  aller  Seen,  inklusive  die  Thalseen, 
beträgt  für  den  ganzen  Kanton  nicht 
weniger  als  590,  wovon  351  auf  das 
Rheingebiet,  157  auf  das  Inngebiet,  73 
auf  das  Pogebiet  und  9  auf  das  Etschge- 
biet  kommen.  Am  zahlreichsten  sind  sie 
in  der  Höhenstufe  von  1800-2800  m  mit 
527  Stück,  tiefer  liegen  nur  53,  höher 
nur  10  dieser  Seen.  Die  alpine  Region 
von  1700  bis  2300  m  enthält  allein  WO, 
die  subnivale  Region  von  2300-2700  m 
310  derselben.  Wie  klein  diese  Seen 
sind,  ergibt  sich  aus  dem  Umstand, 
dass  z.  B.  alle  351  Seen  des  Rheinse- 
bietes  zusammen  nur  4,1  km^  (=  der 
Grösse  des  Silsersees)  oder  kaum  1  *>/oo 
dieses  Gebietes  einnehmen,  so  dass  ihre  mittlere  Grösse 
wenig  mehr  als  1  ha  beträgt.  In  ihrem  Auftreten  finden  wir 
sie  bald  einzeln,  bald  gesellig.  Man  vergleiche  z.  B.  die 


Seen  auf  den  Pässen  Bemina,  Flüela,  Albalt,  Jaller, 
Bemhardin,  dann  auf  der  Siarra  am  Badas,  auf  der 
Terrasse  Laiblau  nw.  von  Santa  Maria 
am  Lakmanier,- am  Curaletscher  Hom 
hinter  Vals,  auf  dem  Berffsturzgebiel 
von  Flims,  auf  der  Lenzer  Heide  (Heid- 
see),  am  Piz  d'iEla  (die  Laiets),  aaf  der 
Terrasse  Scalotta  w.  über  Sfarmels,  am 
Stallerberg  (die  Flühseen),  auf  dem 
Band  bei  Avers,  in  der  Gruppe  der 
Surettahömer  so.  von  Splögen,  lai  VaJ 
Duana,  im  Murettotbal  (Cavloccioaee), 
am  Lunghinopass  über  Maloja  and  über- 
haupt in  der  Kette  des  Piz  Lagrev,  wie 
auch  in  derjenigen  des  Piz  Gorvatsch^ 
femer  die  Laihs  Raveisch  in  der  Kesch- 

Sruppe,  die  Seelein  im  Thalkessel  von 
[acun  am  Piz  Nuna,  die  Lais  da  Rims 
am   Piz  Lischanna  und  den  einzelnen 
Lai   da  Rims    beim   Piz  Umbrail,   die 
Seen  von  Arosa  und   diejenigen   beim 
Matlishom  und  Kistenstein  in  der  Hocb- 
virangkette   und    im    Fläscherthäli    am 
Falknis,  den  Partnunersee  am  Fuss  der 
Sulzfluh,  die   Jöriseen  und   diejenigen 
des  Seethals  in  den  Quellgebieten  der 
Landqnart   etc.  Alle   diese    Seen,    die 
grossem  des  Engadin  etc.  nicht  ausge- 
nommen, verlieren  allmähliff  an  Umfang 
und  Tiefe,  die  meisten  infolge  Zuschüt- 
tung durch  die  Geschiebe  der  einmündenden  Bäche,  ein- 
zelne auch  durch  das  tiefere  Einschneiden  ihrer  Abflösse 
oder  durch  fortschreitende  Vermoorung.  Viele  sind  auf 
diese  Weise  schon  verschwunden  u.  haben  ihre  Spuren  in 
ebenen  Thalböden  oder  in  flachen  Mooren  zurück  gelassen. 
Die  Seen  sind  .ein  Jagendschmuck  des  Gebirgs,  der  mit 
dem  Alter  verschwindet. 

Klima,  Pflanzen-  und  Tierleben,  Das  Klima  Granbön- 
dens  ist  im  allgemeinen  dasjenige  eines  Hoch-  und  Ge- 
birgslandes,  aber  im  einzelnen  je  nach  der  Höhe  and 
Exposition  der  verschiedenen  Thalschaften  doch  ein  sehr 
mannigfaltiges.  Es  bestehen  grosse  Geffensätze  z.  B. 
zwischen  Engadin  und  Bergeil  oder  zwischen  Rhein wald 
und  Misox,  oder  auch  nur  zwischen  Davos  und  Ghur.  En- 
gadin, Davos,  Rheinwald,  das  Bündner  Oberland  reprä- 
sentieren das  reine  Hochlandklima,  Misox,  Bergell  and 
Puschlav  das  Klima  der  lief  eingesiihnittenen  und  nach 
S.  geneigten  transalpinen  Thäler,  das  Churer  Rheinthal, 
Doroleschg  und  untere  Prätigau  das  Klima   der  von  N. 


Kanton  Oraub&nden :  In  Inner  Arosa. 

in  die  Alpen  eindringenden  Föhnthäler,  und  zwischen 
diesen  drei  Haupttypen  finden  wir  alle  möglichen  Ueber- 
gänge. 


GRA 


GRA 


419 


Das  untere   Rheingebiet  und    besonders  das   Churer 
Rheinthtl  erfreut  sich  eines  relativ  sehr  milden  Klimas, 
denn  wir  finden  da   folgende    Temperaturverhältnisse  : 
Jahr    Januar    Jun      Minim.    Maxim. 
Chur(610m)       8,4«»    -1,4«    Mfi''    -14,4"    31,1'' 
Chur  erscheint  damit  klimatisch  ebenso  günstig  gestellt, 
wie  das  beträchtlich  tiefer  liegende  Zürich,  dessen  Jahres- 
mittel 8,5°  betragt  (bei  der  meteorologischen  Zentralan- 
stalt 495  m).  Es  zeigt  sich  darin  die  steigernde  Wirkung 
des  Föhns  und  des  Thalbeckens,  vielleicht  auch  schon 
diejenige  der  allgemeinen  Massenerhebunff  Graubündens. 
Diese  Momente  üben  ihren  Einfluss  auch  auf  die  Luft- 
feuchtigkeit, Bewölkung  und  Resenmenge  aus.  Chur  hat 
trockenere  Luft,  helleren  Himmel  und  weniger  Regen  als 
Zürich,  denn  es  beträgt  für  Chur  die  mittlere  Bewölkung 
5  Zehntel   des    Himmels  und  die   mittlere  Regenmenge 
8i8  mm,  für  Zürich  aber  6  Zehntel,  resp.  1176  mm.  Das 
Churer  Rheinthal  nähert  sich  darin  dem  ähnlich  gestalte- 
ten untern  Bhonethal,  wo  die  Niederschläge  allerdings 
noch  geringer  sind,  da  sie  für  die  Ge- 
bend von  Sitten-Martigny  nur  etwa  65  bis 
/5  cm  betraffen.  Dem  milden  Klima  ent- 
sprechend finden  wir  im  Churer  Rhein- 
tnal  (inkl.  Herrschaft),  wenn  auch  fast 
nur  auf  den  Ilachen  Halden  der  rechten 
Seite,  noch   einen  ausgedehnten  Wein- 
bau, der  ein  vortreffliches  Gewächs  lie- 
fert. Der  weisse  Completer  von  Malans 
soll    der     alkoholreichste    Wein     der 
Schweiz  sein.  Kleinere  Weinberge  fin- 
den sich  auch  noch  bei  Reichenau  und 
beim  Schloss  Ortenstein  im  Domleschg. 
Froher  ginff  der  Weinbau  bis  Thusis. 
Aach  einzelne  Edelkastanien   kommen 
da  und  dort  im  Churer  Rheinthal  und 
im  Domleschg  vor.  Nach  Christ  hindert 
vielleicht  nur  die  zu  ^sse  Trocken- 
heit ihre  weitere  Ausbreitung  zu  eigent- 
licher Waldung.    Die   steten  Begleiter 
der  schweizerischen  Kastanienzone :  Cy- 
claminus  europaea  und  Primula  €u:auli8 
fehlen  auch  dem  Rheinthal  riicht.  Als 
weitere  Zeugen  eines  privilegierten  Kli- 
mas nennt  Christ  in  seinem  c  Pflanzen- 
leben der  Schweiz  »  eine  längere  Reihe 
von  Arten,  die  sonst  mehr  den  s.  und  so. 
Thälem  der  Alpen  angehören.  Darunter 
sind  es  namentlich  Lappula  deflexa,  Gar 
Hum  tenerum,  Galium  rubrum^  Ane- 
mone montana,  Tommcuinia  verticiltaris  u.  LoMerpitium 
nxargxnaiuni  var.   Gaudmi^  die  den  eigentlichen   Cha- 
rakter der  Churer  Flora  bezeichnen,  während  Coronilla 
emerus,  Astragalus  monsvessulanus,  Oxytropis  pUosa, 
Colutea  hrborescens  und  unonis  rotundifolia  die  sonni- 
gen, dürren    Felshänge  in   ähnlicher  Weise  bekleiden, 
wie  es  durch  eine  noch  grössere  Reihe  ähnlicher  Strauch- 
ond  Staudenpflanzen  im  Wallis  und  in  Südtirol  geschieht. 
Eine  andere  Gruppe  deutet  den  Einfluss  des  Ostens  auf 
die  Flora  des  Rheinthals  an,  so  namentlich  das  in  der 
Schweiz  nur  bei  Chur  vorkommende  Dorycnium  suffru- 
ticotumj  dann  Rhamnits  scuratilit,  Thesium  rostratum 
und  Ranunculus  polyanthemuSy  die  alle   bei  Chur  ihre 
W.-Grenze  erreichen.  Es  vereinigen  sich  also  südalpin^, 
tirolisch-etsch ländische   und  danubische  Elemente,  um 
der  Churer  Flora  ein  eigentümliches  Gepräge  zu  geben. 
Weiter  ins  rätische  Hochland  dringt  die  s.  Thalflora  nur 
weni^  ein.  Auch  das  Domleschg  entbehrt  schon  die  meis- 
ten ihrer    Vertreter.   Gleichwohl   erfreut  sich  dasselbe 
noch  eines  sehr   milden  Klimas,  wie  der  Ortensteiner 
Weinberg  und  zahlreiche  Rebenspaliere,  sowie  einzelne 
Edelkastanien    und    Maulbeerbäume    bezeugen.    Früher 
pDanzte  man  auch  mit  gutem  Erfolg  Tabak.  Bedeutend 
ist  hier  wie  auch  im  untern  Prätigau  der  Obstbau,  des- 
sen Erzeugnisse  weithin  versandt  werden.  Zahlreich  sind 
die  Nassbäume,  die  oft  durch  Grösse  und  Schönheit  auf- 
fallen. Dagegen  ist  der  Anbau  von  Getreide  und  Mais  über- 
all zo  Gunsten  des  Futterbaus  sehr  eingeschränkt  worden. 
I)och  gehen  Obstbäume  und  kleine  Roggen-  und  Gersten- 
felder noch  bis  Klosters.  Klimatisch  begünstigte  Strecken 
Bind  femer  die  tiefen  Thalbecken  von  Ilanz  (720  m)  und 


Tiefenkastei  (860  m),  wo  Getreide  und-  Obstbau  ebenfalls 
noch  eine  Stätte  finaen. 

Wie  man  aber  in  den  Thälem  höher  steigt,  wird  das 
Klima  rauher.  So  beträgt  die  mittlere  Jahrestemperatur 
für  Thusis  (720  m)  7,8%  für  Klosters  (1200  m)  4,7%  für 
Platta  im  Val  Medels  (1380  m)3,6'',  für  Splügen  (1480  m) 
3,1^.  In  den  letzten  vier  Stationen  kommt  überall  das 
Hochlandklima  schon  deutlich  zum  Ausdruck.  Noch  mehr 
ist  dies  im  Eneadin  und  den  n.  angrenzenden  Thalschaf- 
ten der  Fall.  Hier  flnden  wir  z.  B.  folgende  Temperatur- 
mittel :         , 

/  Jahr 

Schuls  ff200  m)  5,2** 

Sils-Maria  (1810  m)  1,5« 

Davos  (1560  m)  2,8" 

RIgi  (1800  m;  zum  Vergleich)   1,7** 

Was  aber  das  Klima  dieser  Gegenden  besonders  aus- 
zeichnet, das  ist  die  der  hohen  Lage  entsprechende 
dünne,  leichte,  reine  und  trockene  Luft,  der  relativ  heitere 


Januar 

Juli 

DiiTer. 

-6,0° 

15,5« 

21,5" 

-8,0« 

11,3« 

19,3" 

-  7,2« 

12,2° 

19,4° 

-4,8« 

9,7« 

14,5« 

Kanton  Graubanden :  Meisaselva  im  Prätigau. 

Himmel  und  der  geringe  Niederschlag,  die  starke  Son- 
nenstrahlung (Insolation)  und  bedeutende  Boden  wärme. 
Dabei  zeiffen  die  Temperaturen  sehr  beträchtliche  tägliche 
und  jährliche  Schwankungen.  In  Davos  und  im  Engadin 
ist  die  DiiTerenz  zwischen  Januar-  und  Julimittel  um  5  bis 
7"  ffrösser  als  auf  dem  Rigiffipfel.  Die  bündnerischen  Hoch- 
thäler  haben  also  relativ  Kalte  Winter  und  warme  Som- 
mer, eine  Folge  der  stärkern  Insolation  und  Ausstrahlung 
in  den  entflegengesetzten  Jahres-  und  Tageszeiten,  wie 
sie  ausfledennten  Hochländern  mit  ihrer  dünnen  und 
reinen  Luft  eigen  ist.  (In  Sils-Maria  ist  der  mittlere  Baro- 
meterstand nur  612  mm,  in  Davos  632  mm,  in  Chur  aber 
710  mm  und  in  Zürich  720  mm).  Die  Kraft  der  Insolation 
in  den  Hochthälern  ist  so  gross,  dass  an  hellen  Winter- 
tagen selbst  bedeutende  Kältegrade  nicht  unangenehm 
empfunden  werden.  Einheimische  und  Fremde  Können 
dann  bei  —  5  bis  — 10"  sich  im  Freien  ergehen,  ja  selbst 
vor  den  Häusern  (auf  der  Sonnenseite  natürlich)  behag- 
lich sitzen  und  liegen,  ohne  wärmer  gekleidet  zu  sein  als 
in  geheizten  Zimmern.  Aber  so  bald  oie  Sonn6  hinter  den 
Bergen  verschwindet  und  damit  die  Wärmeausstrahlung 
überhand  nimmt,  wird  die  Kälte  empfindlich  und  treibt 
die  Leute  in  die  Häuser.  Dies  ist  auch  dann  der  Fall,  wenn 
an  zwar  sonnigen  Wintertagen  ein  Wind  sich  regt  oder 
die  Luftfeuchtigkeit  zunimmt.  Aber  gerade  die  so  oft 
herrschende  Windstille  und  Lufttrockenheit  sind  weitere 
Vorzüge  des  Hochthal klimas,  erstere  eine  Folge  der  ein- 
schliessenden  Gebirge,  letztere  ausserdem  aucn  eine  sol- 
che der  Höhe  und  Ausdehnung  des  Hochlandes,  die  dem 
Klima  einen  Zug  ins  Kontinentale  verleihen,  also  einer- 
seits die  grössern   Temperaturextreme,  andererseits  die 


AiO 


GRA 


GRA 


geringern   Niederschläge   erklären.  Von    welcher  Seite 
auch  feuchte  Winde  anrücken  mögen,  immer  werden  sie 


1             "  *  ""'^^ 

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Kantun  GraatQnden  :  St.  AntöDien-CasteU. 

sich  eines  grossen  Teils  ihres  Wassergehaltes  an  der 
Äussenseite  der  Gebirge  entledigen  und  daher  relativ 
trocken  im  Innern  der  rätischen  llochthäler  anlangen. 
Darum  ist  auch  das  Engadin  nächst  dem  Wallis  der  re- 
genärmste Teil  der  Schweiz.  Im  untern  und  mittleren 
Engadin  beträgt  der  jährliche  Niederschlag  nur  etwa  60 
cm,  im  Thalkessel  von  Tiefenkastei  ähnlich  wie  bei  Chur 
80-90  cm. Nur  bei  der  Annäherungan  die  regenreicheren 
üebietedes  Bergeil,  des  Misox,  des  Präligaus  und  des  GoU- 
hard  erlangen  das  Engadin,  Landwasscrthal  und  Rhein- 
thal etwas  verstärkte  Regenmengen :  Sils-Maria  und  Davos 
je  100  cm,  Tavetsch  una  Rheinwald  120-150  cm.  Im  Ver- 
gleich zu  den  N.-Alpen  und  zum  Tessin  sind  aber  auch 
diese  Beträge,  wie  überhaupt  diejenigen  des  gesamten 
bündnerischen  Rhein-  und  Inngebietes  nicht  gross  (Gla- 
rus  bis  170  cm,  Berner  Oberland,  Gotthard-  und  Tessin- 
gebiet  bis  200 cm).  Natürlich  fällt  im  bündnerischen  Hoch- 
land ein  sehr  grosser  Teil  des  Niederschlags  als  Schnee, 
der  die  Landschaft  alljährlich  in  eine  blendend  weisse 
Hülle  kleidet.  Aber  darüber  strahlt  dann  oft  ein  tagelang, 
ja  wochenlang  anhaltender  heiterer  blauer  Himmel,  so 
dass  manche  Bündner,  namentlich  En- 
gadiner  und  Davoser,  den  Winter  mit 
seinen  sonnigen  Tagen  und  prächtigen 
Schlittbahnen  als  ihre  schönste  Jahres- 
zeit bezeichnen. 

Der  kontinentale  Zug  des  Klimas  im 
rätischen  Hochland  kommt  denn  auch 
im  Pflanzenleben  zum  Ausdruck.  Die 
Buche,  diese  schöne  Repräsentantin 
des  Seeklimas,  dringt  nur  wenig  in  die 
bündnerischen  Thäler  ein  :  im  Rhein- 
thal bis  etwas  über  Reichenau  hinauf 
(genauer  bis  Versam  und  Schleuis],  im 
Schanfigg  bis  ^egen  Langwies  und  im 
Prätigau  bis  hinter  Klosters.  Das  ganze 
übrige  Bünden  ist  frei  von  Buchen.  Die 
eiff  entlichen  Charakter  bäume  des  räti- 
scnen  Hochlandes  sind  die  Lärchen  und 
Arven,  die  beide  auch  durch  das  ganze 
Gebiet  der  O.-Alpen  ^ehen,  dann  in 
den  Zentralkarpaten  wiederkehren  und 
endlich,  nach  Uebersprin^ng  des  rus- 
sischen Tieflandes,  in  Sibirien  das  Haupt- 
Sebiet  ihrer  Verbreitung  finden,  also 
entlieh  den  kontinentalen  0.  und  N. 
bevorzugen,  während  sie  dem  feuchten 
NW.-Europa  (inkl.  Skandinavien)  fehlen.  Die  Lärche  ins- 
besondere ist  in  Bünden  überall  vorhanden,  auch  im 
untern   Rheingebiet    (Churer  Rheinthal,  Schanfigg  und 


Prätigau)  und  in  den  transalpinen  Thälern  (Misox,  Becgell 
Pnschlav  und  Münsterthal).  Doch  bildet  sie  selten  gros- 
sere reine  Bestände.  Meist  ist  sie  mit  ao- 
dem  Bäumen,  am  häufigsten  mit  Rotuo- 
nen   und  Arven ,    im  untern   Rheingebiet 
auch  mit  Buchen  gemischt.  Dieses  Zosam- 
mentrelTeh  von  Buchen-  und  Lärchenwald 
ist  besonders  auffallend.  Es  verleiht  den 
untern    Rheingebiet  einen  eigentümliches 
Reiz  und   kennzeichnet    dasselbe   als  ein 
solches,  das   einerseits    noch    anter  den 
Einfluss  des  ozeanischen  W.-Eoropa  steht 
(Klosters  120  cm  Regenmenge),   anderer- 
seits aber  auch  schon  Anteil  an  dem  mehr 
kontinentalen  Klima   des  rätischen   Hoch- 
landes  hat.  Im  Innern  Bünden  hält  sich 
die  Lärche   gern  an  die  Waldränder  ond 
sonst  an  freie,  sonnige  Stellen.   Noch  we- 
niger bildet  die  Arve  grosse,  geschlossene 
Walder.    Meist  trifft    man    sie  nur  horst- 
weise   zwischen    Lärchen      und    Taooeo. 
Aber   in  der  richtigen  Höhe  fehlt  sie  nir- 
gends, und  oft  bildet  sie  allein  die  oberste 
Baumgrenze.  In    das  Terrain    teilen  sich 
Lärchen    und    Arven    oft    so,    dass  jeoe 
die     trockenere    Sonnenseite,    diese    die 
feuchtere  Schattenseite  der  Gehänge  eis- 
nimmt.  Diesen  beiden  Asiaten,  wieChnst 
sie  nennt,  stehen  als  echte  Europäer  Rot- 
und   Weisstanne    gegenüber,    erstere  dj- 
mcntlich    in    ihrer    hochalpinen    und    zugleich   hoch- 
nordischen Form  (Pinus  Picea  var.  niedtoxiniaj.  Die 
Rottanne   ist  es,  die  in  der  einen  oder   andern  Form 
(der  gewöhnlichen  und  der  hochalpinen)  die  grossen  ee- 
schlossenen  Wälder  bildet  und  mancherorts  bis  an  die 
Waldgrenze  steigt,  resp.  sich   mit  Lärche  und  Arre  in 
dieselbe  teilL  Auch  die  Weisstanne  ist  wie  die  Rottaoop 
ein  Baum  des  ozeanischen  Westens,  liebt  aber  die  Feuch- 
tigkeit noch  mehr  als  diese  und  beschränkt  sich  daher 
auf  die  Gebirge  W.-  und  S. -Europas,  während  sie  6is 
kontinentalere  Hochlandklima  meidet  und  darum  im  En- 
gadin nur  ganz  vereinzelt  vorkommt  (bei  Scanfs  bii  1630 
in).  Im  bündnerischen  Rheingebiet  findet  sie  sich  in  (jV 
fern  Lagen  fast  überall  bis  etwa  1500  m,  doch  nirgends 
in  reinen  Beständen,  sondern  immer  zerstreut  und  grup- 
penweise Jm   Rottannenwald.  Reichlicher  ist  sie  in  den 
transalpinen  Thälern  vorhanden,  und  hier  erreicht  sie  in 
Bergell  mit  1880  m  für  die  Schweiz  ihren  höchsten  Stand. 
—  Im  Vergleich  zu  Lärche  und  Arve,  Rot-  und  Weisslanne 
sind  die  übrigen  Nadelhölzer  von  geringerer  Bedeulunf. 
Die^  Bergföhre  [findet  sich  in  der  nochstämmigen  Fora 


Kanton  OraubtindeD:  Klosterserthal. 


{Pinus  montana  var,  uncinataj  auf  der  Lenierheidc. 
zwischen  Laret  und  Davos,  am  Ofenpass  und  auch  sonit 
im  Engadin.  Sie  ist  sonst  ein  Baum  des  W.,  namentlich 


GRA 


GRA 


421 


der  Pyrenäen.  In  den  Hochmooren  finden  wir  die  Sumpf- 
führe  (Pinus  montana  var,  uliginosaj  und  an  den  Wald- 


Kanton  GraubQnden  i  Im  Dischmathal. 

grenzen  der  Schiefer^ebirge  vielfach  die  Legfohre  (Pinus 
montana   var.  punnlio).    Im  Kalkgebirge  vertritt  ihre 
Stelle  die  Grunerle  {Alnus  viridis).  Nur  vereinzelt  tritt 
im  Ober  En^din  die  nordische  Form  der  Waldföhre  (Pi- 
nus silvestris  var.  Frieseana)  mit  der  Bergfohre  zusam- 
men auf.  Häufiger  ist  in  tiefem  Lasten  die  gewöhnliche 
Waldfohre.  Im  Kheinthal  bildet  sie  oei  Reichenau  einen 
grössern  Wald.  —  Den  Nadelhölzern  gegenüber  nehmen 
die  Laubhölzer  einen   geringen  Raum  ein.  Zur  Bildung 
VCD  Wäldern  bringt  es,  wie  schon  erwähnt,  nur  die  Bu- 
che, und  auch  diese  nur  im  untern  Rheinffebiet.  Nur 
spärlich  und  meist  in  mehr  oder  weniger  verkümmerten 
Formen  finden  wir  die  Stieleiche  {Quercus  robur)^  häufi- 
ger, bald  einzeln,  bald  in  kleinen  Gruppen  auf  den  offe- 
nen   Bergwiesen  oder  an  Waldrändern  den  Bergahorn 
{Acer  pseudoplaianus)  in  stattlichen  Exemplaren,  dann 
Eschen,  Ulmen,  Linden,  Birken,  Erlen, 
Espen,    Vogelbeerbäume,    Traubenkir- 
schen,  Pappeln,    Weiden.    Den  Boden 
des    Waloes    schmücken     mancherlei 
Sträucher  und  Kräuter  (Rhododendren, 
Vaceineen,  Ericaceen,  Rosaceen  etc.), 
von  denen    viele  den  südalpinen  For- 
men  anffehören.    Den   Stolz   und   die 
Pracht   des    zentralen   Bünden    bilden 
aber  die  Wiesen  und  Weiden  mit  ihren 
würzigen  Kräutern   und   Gräsern   und 
mit  dem  farbenreichen  Schmuck  zahl- 
reicher Alpenpfianzen.  Ende  Juni  pran- 
gen dieselben  in   einem  Schmelz  der 
Farben,  in  einem  zahllosen  Gewimmel 
grosser  Blumen,   wie   die  Schweiz   in 
80  grossem  Maassstab  sonst  nichts  Aehn- 
licbes  bietet  (Christ).  Das  frische  Grün 
des  Alpenrasens  ist  formlich  durchwirkt 
von  dem  tiefen  Blau  grossblumi^er  Gen- 
tianen  und   kleinäugiser  Vergissmein- 
nicht,  dem  feurigen  Rot   der  Nelken 
und  Silenen,   dem    Schwefelgelb    der 
Banunkeln  und  Primeln,  dem  dunkeln 
Purpur  der  Orchissträusse,  dem  Hoch- 
gelb und  Orange  der    Hieracien  und 
Senecien,  dem  braununtermischten  Gelb 
und  Rot  verschiedener  Kleearten,  dem 
reinen  Weiss  der  Anemonen  und  Stein- 
breche, dem   satten  Violett  der  Alpen- 
veilchen und  Geranien  und  all'  der  mannigfaltigen  Far- 
ben und   Farbentönen,   in  denen   die    Alpenblumen  zu 
prangen  pflegen.  Ein  hübsches  Bild  von  dem  Reichtum 


dieser  Vegetation  gibt  der  Artikel  Engadin,  worauf  der 
L^er  hingewiesen  sein  mag,  da  ein  weiteres  Eingehen 
auf  diesen  Gegenstand  hier  zu  weit  fähren 
würde.  Dort  wird  auch  gezeigt,  dass  im 
rätischen  Hochland  die  Pflanzen  der  W.- 
und  O.-Alpen  zusammentreffen.  Zahlreiche 
Arten,  die  im  Dauphin^  und  Wallis  tonan- 
ffebend  sind,  finden  im  Engadin  oder  sonst 
m  Graubünden  ihre  östlicnsten  Standorte, 
viele  andere  kommen  von  Baiem  und  Ti- 
rol bis  hieher,  ohne  weiter  nach  W.  zu 
Sehen.  Das  Ober  Engadin  gehört  noch  mehr 
em  westalpinen,  das  Unter  En|(adin  schon 
mehr  dem  ostalpinen  Florengebiet  an. 

Das  dritte,  räumlich  allerdings  sehr  be- 
schränkte Klimagebiet  Graubündens  bilden 
die  Thäler  auf  der  S.-Seite  der  Alnen:  Mi- 
sox-Calanca,  Bergeil,  Puschlav  und  Münster- 
thal. Das  letztere  nähert  sich  in  Klima  und 
Vegetation  einerseits  durch  seine  Höhen- 
lage (tiefster  Punkt  1250  m)  dem  Engadin, 
andererseits  durch  seine  ö.  Abdachung 
dem  Etschland.  Dagegen  zeigen  die  drei 
übrigen  Thäler,  wenigstens  in  ihren  tiefern 
Stufen,  schon  ein  echt  italienisches  Gepräge 
mit  Weinreben,  Kastanien-,  Maulbeer-, 
Feigen-,  Pfirsich-  und  Nussbäumen  und 
sonst  einer  Menge  südlicher  Typen.  Die 
hohem  Stufen  rreilich  sind  wieder  von 
rauherm,  strengerm  Gebirgscharakter,  wo 
Nadelbäume  und  Alpweiden  die  Getreide- 
felder u.  Fruchtbäume  ersetzen.  Dabei  ist  der  Uebergaujg 
von  einer  Region  in  die  andere  ein  fast  plötzlicher.  Mit 
wenigen  Schritten  tritt  man  von  der  Felsenstufe  bei  Soazza 
(Misox)  oder  durch  die  Porta  bei  Promontogno  (Bergeil) 
oder  endlich  über  die  Molta  am  S.-Ende  des  Puschlaver- 
sees  aus  der  Welt  der  Lärchen  und  Arven  in  diejenige 
der  Kastanienhaine  und  vertauscht  die  Alpenrosen  und 
Heidelbeeren,  die  Primula  farinosa  und  Astrantia  major 
mit  Granatäpfeln  und  Aprikosen,  Rhododendron  porUv- 
cum^  Euonymus  japonicus,  Hortensien  etc.  Die  wichtij^- 
sten  klimatischen  Daten  mögen  an  folgendem  Beispiel 
veranschaulicht  werden : 

Bewöl- 
Januar     Juli       Jahr    Regen     kung 
Castasegna  (700  m)    0,3°      18,1*»      9,4«    150  cm      5,1 
Fast  die  gleichen  Temperaturzahlen  weist  Brusio  (750  m) 


Kanton  Oraabbnden :  Zernes. 

auf,  während  das  untere  Misox  noch  wärmer  ist.  Was 
aber  diese  s.  Thäler  gegenüber  der  N. -Schweiz  besonders 
auszeichnet,  das  ist  ihre  grössere  Niederschlagsmenge 


il'i 


GRA 


bei  doch  grösserer  Insolation.  Castasegna  hat  bei  fast  dop- 
pelter Regenmenge  einen  ebenso  hellen    Himmel   wie 


Kanton  GraubOnden :  Schuls  mit  dem  Pis  Fisoc. 


Chur.  Denn  da:der  Regen  am  S.-Abfall  der  ^pen  meist 
in  kurzen,  heftigen  Güssen  föUt,  so  hellt  sich  der  Himmel 
jeweilen  schnell  wieder  auf.  Langandauernde  sog.  Land- 
regen mit  tagelanff  bewölktem  Himmel  sind  hier  selten.  Zur 
Aufhellung  des  Himmels  und  zugleich  zur  Verminderung 
der  Luftfeuchtigkeit  tragt  wesentlich  auch  der  den  trans- 
alpinen Thälern  eigentümliche  Nordföhn  bei,  dessen  häu- 
ßges  Auftreten  speziell  im  Bergeil  nachgewiesen  ist.  Die 
Regenfülle  aber  —  im  Misox  steigt  sie  bis  auf  und  über 
200  cm  —  kommt  durch  die  warmen  S.-Winde,  indes  die 
N.-Winde  durch  den  Alpenwall  abgehalten  werden.  So 
vereinigen  sich  denn  ein  warmer  Sommer  und  ein  milder 
Winter,  Regenfülle  und  Sonnenschein,  um  den  Gewächsen 
Italiens  das  Gedeihen  zu  ermöglichen,  und  der  Boden  ist 
feucht  und  frisch  genug,  um  den  Alpenpflanzen  die  erfor- 
derliche quellige  Statte  zu  bereiten. 

Die  bisherige  Betrachtung  des  bündnerischen  Klimas 
und  Pflanzenlebens  nach  den  drei  horizontalen  Klimage- 
bieten(untere8  Rheingebiet,  zentrales  Hochland  und  trans- 
alpine Thäler)  mag  noch  ergänzt  werden  durch  einen  Blick 
auf  die  vertikalen  Klima-  und  Vegetationsregionen.  Für 
die  N.-Seite  der  Schweizeralpen  werden  in  der  Regel  fol- 
gende fünf  Regionen  angenommen:  i.  Die  Region  des 
Weinstocks  bis  550  m,  2.  die  Region  des  Buchenwaldes 
bis  1300  m,  3.  die  Region  des  Tannenwaldes  bis  1800  m, 
4.  die  Region  der  Alpweiden  bis  2600  m  und  5.  die 
Schneeregion.  Für  den  nordöstlichsten  Teil  Graubündens 
oder  für  dessen  unteres  Rheingebiet  kann  man  bei 
dieser  Gliederung  bleiben,  obwohl  hier  der  Weinbau  bis 
600  m  und  der  Tannenwald  bis  1900  m  gehen.  Für  das 
ganze  übrige  Bünden  aber  muss  sie  ni6ht  unwesentlich 
modifiziert  werden,  denn  einmal  gibt  es  da  keine  Bu- 
chen, also  auch  keine  Buchenregion,  dann  sind  auch  die 
H  hengrenzen  anders  anzunehmen.  Bekanntlich  ist  durch 
die  Gebrüder  Schlagintweit  und  seither  wiederholt,  für 
die  Schweiz  besonders  auch  durch  H.  Christ,  nachgewie- 
sen worden,  dass  allgemein  die  Vegetationsgrenzen  mit 
zunehmender  Massenerhebung  steigen.  Nun  ist  aber  ge- 
rade Graubänden,  wie  früher  gezeigt  wurde,  ein  Gebiet 
sehr  starker  Massenerhebunij^,  und  es  kommt  dies  auch 
in  den  Höhengrenzen  deutlich  zum  Ausdruck.  Für  die 
V^aldgrenze  z.  B.  finden  wir  folgende  Höhen :  im  Toggen- 
burg 1600  m,  im  Churer  Rheinthal  1800  m,  im  hintern 
Prätigau  und  Schanfigg  1900  m,  in  Davos  2000  m,  im, 
Obern  Albulathal  2100  m  und  im  Engadin  2100-2200  m. 
So  liegt  auch  die  Schneegrenze  am   Säntis  bei  2450  m, 


GRA 

am  Glämisch  bei  2500  m,  in  der  Tödi-Hausstock-Sardona- 
gruppe  bei  2700  m,  in  der  Silvrettagruppe  bei  2750  m,  ic 
der  Kesch-Vadretgruppe  bei  2820  m  und 
endlich  in  der  Err-  und  Beminagruppe. 
also  zu  beiden  Seiten  des  Ober  Enp- 
din,  bei  etwa  2%0  m.  In  ähnHcher 
Weise  verschieben  sich  alle  andeni 
Höhengrenzen.  Auf  der  N. -Seite  der 
Alpen  geht  der  Getreidebau  nur  et«^ 
bis  1200  m;  im  obem  Vorderrhein- 
thal  (Tavetsch)  aber  gedeihen  Rog- 
gen und  Gerste,  Hanf  und  Flachs,  Kar- 
toffeln und  verschiedene  Gemüse  bii 
über  1600  m,  im  Engadin  und  Münsler- 
thal  an  sonnigen  Halden  bis  aber  17G0 
m,  an  einzelnen  Stellen  so^ar  bis  1800 
m.  Im  Unter  Engadin  sieht  man  an 
den  terrassierten  Halden  der  linken 
Seite  von  Guarda  bis  Schlelns  zahlrei- 
che Ackerfelder,  die  ein  Getreide  liefern, 
das  nach  dem  Zeugnis  Sererhards  der 
besten  Etschländer  Frucht  in  nichts 
nachsteht.  In  frühem  Zeiten,  als  das 
Thal  noch  mehr  auf  sich  selber  ange- 
wiesen war,  hatte  der  Getreidebau  eme 
flTÖssere  Bedeutung  als  jetzt,  und  es  soll 
das  Unter  Engadin  damals  Roggen  aus- 

Seführt  haben.  Auch  der  Obstbau  hat 
ort  noch  eine  Stätte.  Apfelbaume  ge- 
hen bis  Sent  und  Lavin,  also  bis  übHB- 
1400  m,  Kirschbaume,  mit  allerdings  erst 
gegen  Ende  Au^st  reifenden  Früchten, 
da  und  dort  bis  1800  m.  Im  frühem 
Mittelalter  gab  es  bei  Remüs  in  1200  m 
Höhe  BOfStT  Wein|[arten.  Die  Einschränkung  des  Land- 
baus auf  das  heutige  Mass  ist  mehr  wirtschaftlichen  and 
kulturellen  als  klimatischen  Gründen  zuzuschreiben.  Mit 
Berück8ichti|[unA  all'  dieser  Verhältnisse  durfte  es  sich 
empfehlen,  für  aas  rätische  Hochland  etwa  folgende  Re- 
gionen zu  unterscheiden  (wobei  die  Grenzen  vom  ontem 
Rheingebiet  bis  zum  Engadin  je  um  einige  hundert  Meter 
schwanken):  1.  Region  des  Landbaus,  obere  Grenze  im 
Mittel  1200  m  (unteres  Rhein|[ebiet)  bis  1500  m  (Enpdin). 
stellenweise  auch  noch  betrachtlich  höher :  2.  Region  der 
Nadelwälder,  obere  Grenze  1900  m  (Prätigau)  bis  fflOO  m 
(Engadin),  einzelne  Bäume  (Lärchen  und  &ven)  noch  ^ 
300  m  höher.  3.  Region  der  Alpweiden,  obere  Grenieo 
2400  m  bis  2700  m,  im  obersten  Teil  allerdings  nur  noch 
Schafweiden.  4.  Schneeregion,  untere  Grenze  2750  m 
(Silvrettagruppe)  bis  2960  m  (Berninagruppe),  der  Ueber 

fang  von  den  obem  Alpweiden  bis  zur  Schneegreiue  ge- 
ildet  durch  Schutthalden  und  Schneeflecken. 
Die  Tierwelt  Graubündens,  wenigstens  die  höhere, 
weicht  von  derjenigen  der  übrigen  Schweizer  Alpen  weni- 
ger ab  als  die  Pflanzenwelt.  Die  Wölfe,  von  deren  ehe- 
maligem Dasein  die  am  Rathans  in  Davos  befestigten 
Köp&  zeugen,  sind  länsst  verschwunden.  Der  letzte  Lochs 
Graubündens,  zugleicn  der  letzte  der  .Schweiz,  worde 
ums  Jahr  1875  im  Unter  Engadin  erlegt.  Auch  die  Bären 
sind  selten  geworden.  Doch  zeigen  sich  gelegentlich  noch 
welche  in  einzelnen  Seitenthälem  des  Unter  Engadin  und 
vielleicht  auch  des  Misox.  Dachse  steigen  im  Sommer  zu- 
weilen bis  über  die  Waldgrenze  hinauf.  Füchse  sind  man- 
cherorts nur  zu  zahlreich,  so  dass  man  ihnen  auf  allerlei 
Weise  zusetzen  muss.  Beträchtlichen  Schaden  richten 
unter  den  Vögeln,  auch  unter  Haus-  u.  Jagdhühnem,  die 
Marderarten  an,  von  welchen  Edelmarder,  Hausmarder, 
Iltis,  Hermelin  und  Wiesel  vorkommen.  An  manchen 
Gewässern  machen  sich  Fischottern  unangenehm  be- 
merkbar. Hirsche  und  Rehe  haben  sich  im  Prätigau, 
Davos  und  Unter  Engadin  wieder  vermehrt,  werden  aber 
leider  nur  zu  sehr  verfolgt,  ebenso  wie  die  Gemsen.  Doch 
sind  letztere  überall  in  den  Hochgebirgsregionen  noch 
zahlreich  vorhanden,  und  leicht  kann  der  achtsame 
Wanderer  Rudel  von  10-20  und  noch  mehr  Stück  ao- 
treffen.  Es  gibt  im  Kanton  für  dieselben  drei  Jagdbann- 
bezirke, nämlich  Bemina,  Spadlatscha  (in  den  Bergöne^ 
stocken]  und  Traversina  (so.  von  Roveredo  im  llisoi)- 
Auch  Murmeltiere  sind  an  geeigneten  Stellen  überall 
noch    zahlreich,    Feld-    und   Alphasen    dagegen    etfras 


6RA 


GRA 


423 


Spärlich.  Unter  den  Vögeln  ist  der  Lämmergeier  wohl 
verschwunden,  doch  wurde  er  Ende  der  Achzigerjahre  noch 
im  Val  Roseg  bei  Pontresina  beobachtet. 
Ziemlich  häufiff  ist  dagegen  der  Stein- 
adler, ein  mäcntiger  Rauber  unter  der 
alpinen  Tierwelt.  Dann  seien  noch  er- 
wähnt :  Turm-  und  Baumfalken,  Gabel- 
weihen, Sperber,  Hühnerhabichte,  Mäu- 
sebussarde :  Uhu,  Waldkauz,  Waldohr- 
eule, Schleiereule ;  Kolkraben,  Krähen, 
Stein  krähen ,     Dohlen ,     Alpendohlen , 
Elstern,  Nuss-  und  Eichelhäher,  Wiede- 
hopf; Wildtauben,  Auerhühner,    Birk- 
hühner,   Haselhühner,  Schneehühner, 
Steinhühner,    Rebhühner,    Wachteln; 
Waldschnepfen,  Bekassinen,  Stock-  u. 
Krickenten,     Schneegänse;     Amseln, 
Drosseln,  Grasmücken  und  andere  San- 
ier, doch  letztere  nicht  gerade  häufig. 
An  Reptilien  findet  man  an  sonnijgen 
Halden  bis  in  die  Alpenregion    nicht 
selten   verschiedene  Nattern    und   die 
Kreuzotter.    Fische    sind    nicht    sehr 
zahlreich,  doch  findet  sich  die  Forelle 
in  manchen  Gebirgsbächen  und  bis  in 
beträchtliche    Höhen.    Erwähnenswert 
ist  der  Aal  im  Caumasee    bei   Flims, 
der  in  dc^n  Achtziffer  jähren    hier    ein- 
gesetzt wui^fe,  sicn  reichlich  vermehrt 
hat   und  nachsewiesenermaassen  auch 
hier  lah^ht,  während  man  früher  glaubte,  dies  (geschehe 
nur   im   Meer.  Ausserordentlich  zahlreich   und  für  den 
Spezialisten  interessant  ist  die  Insektenwelt  sämtlicher 
Ordnungen.  Doch  kann  hier  nicht  weiter  darauf  einse- 
{;angen  werden.  Einziff  an  Käfern  weist  der  Kanton  über 
220O  Arten    auf,    an   Schmetterlingen    1600  Arten.   Da- 
runter   finden    sich    neben    den    einheimischen    auch 
manche    nordische,   östliche     und    besonders    südliche 
Arten,  die  nordischen  natürlich   vorherrschend  in  den 
Bheinthälem,  aber  nicht  selten  auch  im  Engadin,  die  ö. 
hesonders  im  Engadin  mit  Ausstrahlungen  bis  ins  ßergell 
und  ins  zentrale  und  nö.  Rheingebiet,  ja  hie  und  da  bis 
ins  Bün^ner  Oberland,  die  s.  Arten  am  zahlreichsten 
in  den  transalpinen  Thälern,  doch  auch  ziemlich  häu- 
fig  im    Churer  Rheinthal  und  Domleschg,   seltener  in 
den  übrigen  Rheinthäiern,  aber  wieder  häufiger  im  En- 
gadin. 

Anthropologie.  (Nach  Mitteilungen  von  Prof.  Dr.  Eng. 
Pittard).  In  anthropologischer  Hinsicht  steht  dem 
Forscher  in  Graubünaen  noch  ein  weites  und  lohnendes 
btudiensebiet  offen.  Einzelne  Gelehrte,  wie  K.  E.  v.  Baer, 
His  uno  Rütimeyer,.  sowie  Hovelacque  haben  kleinere 
Serien  von  Bündnerschädeln  untersucht.  Von  His  und 
Rütimeyer  ist  in  ihrem  Werk  Crania  Helvetica  der  sog. 
Disentis  Typus  aufgestellt  worden,  unter  dem  sie  eine  in 
der  Schweiz  allgemein  verbreitete,  aber  von  ihnen  in 
Disentis  besonders  rein  entwickelt  gefundene  brachyce- 
phale  Schädelform  verstehen.  Seit  dem  Erscheinen  dieser 
Arbeiten,  von  denen  die  von  v.  Baer  und  His  und  Rüti- 
meyer schon  aus  den  60  er  Jahren  des  vorigen  Jahrhun- 
derts stammen,  haben  sich  auch  eine  Anzahl  von  jüngeren 
Gelehrten  des  Studiums  von  Bündner  Schädeln  ange- 
nommen. A.  Scholl  hat  eine  Serie  von  35  Davoser  und  10 
Puschlaver  Schädeln  untersucht  und  bei  ihnen  einen 
Längenbreiten- Index  von  85,5  resp.  86,0  gefunden,  welche 
Zahl  die  Mitte  hält  zwischen  den  von  His  und  Rütimeyer 
(86,5)  und  Hovelacque  (84,5)  berechneten.  Dann  sind  Emil 
Wettstein  252  Schädel  aus  dem  Kreis  Disentis  zur  Ver- 
fugung gestanden,  aus  denen  er  einen  Längenbreiten- 
Index  von  85,4  berechnet  hat.  Seit  einigen  Jahren  widmet 
sich  auch  Eugen  Pittard  einem  ins  Einzelne  gehenden 
anthropologischen  Studium  Graubündens.  Drei  von  ihm 
1901  und  1902  über  die  Schädel  des  Rheinthaies  veröffent- 
lichte Arbeilen  haben  ergeben,  dass  die  ßündner  im  All- 
Semeinen  zu  den  Brachycephalen  gehören,  indem  der 
urchschnittliche  Index  von  Schädeln  aus  Disentis  zu 
84,11  und  derjenige  von  solchen  aus  Ems  (am  andern 
Ende  des  Thaies)  zu  83,43  gefunden  wurde,  während  er 
für  die  zwischen  Disentis  und  Ems  gelegenen  Ortschaften 
83,92   betrug.   Da  der  Prozentsatz  der  Dolichocephalen 


oder  Subdolichocephalen  nur  ein  sanz  geringer  ist  (etwa 
2  %),  so  ergibt  sich  aus  obigen  Zanlen  für  die  Bewohner 


^U       Kanton  GraubQnden:  Cresta,  Celerina  und  Samaden  im  Ober  Engadin. 

des  Rheinthaies  eine  bemerkenswerte  Rassenreinheit. 
Dem  Nasen-Index  nach  gehören  die  Bündner  zu  den 
Mesorrhinen  und  dem  Gesichts-Index  nach  zu  den  Lep- 
toprosopen.  Diese  drei  Hauptmerkmale  nähern  die  Bünd- 
ner der  Bevölkerung  des  obern  Wallis  und  weisen  beide 
der  anthropologischen  Gruppe  der  sog.  Kelten  oder  Al- 
penkelten, rätischen  Kelten,  ligurischen  Kelten  etc.  zu. 
Die  im  Allgemeinen  ffrosse  Kapazität  der  Schädel  weist 
auf  ein  starK  entwickeltes  Gehirn  und  ihr  hohes  Gewicht 
auf  einen  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  mächtigen  Knochen- 
bau hin.  Im  Verlauf  seiner  Studien  über  das  Rheinthal 
und  seine  Seitenthäler  hat  Pittard  die  ausserordentlich 
interessante  Entdeckung  gemacht,  dass  ganze  Reihen 
von  Schädeln  zwar  rein  brachycephal  sind,  in  anderer 
Hinsicht  dagegen  keineswegs  die  sonst  den  Brachycepha- 
len eigenen  Merkmale  aufweisen,  indem  z.  B.  die  Schädel 
von  Ems  durch  ungewöhnliche  Grössenverhältnisse  und 
Kapazität  von  den  den  Brachycephalen  sonst  gemeinsamen 
Charakteren  abweichen.  Pittara  hatsie,  um  ihre  ethnische 
Stellung  zu  präzisieren  o  grossschädelige  Brachycephalen  » 
oder  « Makrobrachycephalen »  genannt.  Das  Gewicht 
dieser  Schädel  ist  im  Vergleich  zu  dem  aus  anderen  Stu- 
dienreihen erhaltenen  ein  ausserordentlich  hohes,  was 
auf  eine  den  Durchschnitt  weit  überragende  Kraft  des 
Knochenbaues  dieser  Menschen  hinweist.  Diese  Differen- 
zen können  am  besten  verstanden  werden,  wenn  wir  die 
resp.  Masszahlen  von  zwei  charakteristischen  Serien  ne- 
beneinander stellen : 

Disentis  Ems 

Schädelgewicht  580,94  gr.     714,7  gr. 

Kapazität  1489  cm »      1663  cm  \ 

Um^fähres  Gewicht  der  Ge- 

himmasse  1295  gr.       1446  gr. 

Wir  stehen  in  dieser  Erscheinung  wahrscheinlich  zwei 
verschiedenen  ethnischen  Gruppen  gegenüber.  Es  ist 
sicher,  dass  künftige  anthropologische  Einzeluntersuch- 
ungen im  Bündnerland  uns  nocn  merkwürdige  Ueber- 
raschunffen  bringen  werden.  Vergl.  His  und  Rütimeyer. 
Crania  nelvetica.  Basel  und  Genf  1864.  —  Hovelacque. 
Crdnes  des  Grisons  (Revue  mens,  de  VEcole  d'Anlhrop. 
de  Paris.  1892).  —  Scholl,  A.  Ueber  rcUische  und  einige 
andere  alpine  Schädclfomien.  Naumburg  1891.  —  Wett- 
slein, Em.  Zur  Anthropologie  und  Ethnographie  des 
Kreises  Disentis.  Zürich  19Ö2.  —  Pittard,  Eug.  Dix-sept 
crdnes  de  Disentis.  1901 ;  Dix-neuf  crdnes  dEms.  1902  ; 
Quelques  nouveaux  crdnes  Grisons  de  la  vaUee  du  Rhin. 
1902  (alle  drei  im  Rulletin  de  la  Soc.  d'Anlhrop.  de 
Lyon). 

Revölkerung.  Graubünden  ist  mit  104520  Ew.  auf 
7184,8  km>,  d.  h.  mit  nurl4,5  Ew.  per  km^,  der  schwächst 


4i4 


GRA 


GRA 


bevölkerte  Kanton  der  Schweiz.  Ihm  am  nüchsten  stehen 
Uri  mit  18  und  Wallis  mit  22  Ew.  per  km>.  Berücksich- 
tifft  man  nur  den  produktiven  Boden  (3851,6  km*  oder 
5B,6^  der  Gesamtflache),  so  kommen  27  Ew.  auf  den  km*. 
Am  dichtesten  bevölkert  sind  die  Bezirke  Plessur  (Chur, 
Churwalden,  Schanfigg)  mit  52  (ohne  Chur  aber  nur  12,5), 
Unter  Landquart  (unteres  Prätigau  und  Rheinthal  unter- 
halb Chur)  mit  33,  Imboden  (Rheinthal  oberhalb  Chur  bis 
Flims  und  Räzüns^  mit  29  und  Heinzenberg  (Domleschg, 
Thusis  und  Safien)  mit  25  Ew.  per  km^  am  schwächsten 
die  Bezirke  Hinterrhein  (Rheinwald.  Schams  und  Avers) 
mit  nur  5,  Inn  (Unter  Engadin)  mit  6,  Maloja  (Ober  Enga- 
din  und  Bergell)  mit  7-8,  Münsterthal  mit  8.  Vorderrhein 
(von  Brigels  an  aufwärts]  mit  10-11  und  Albula  (Albula- 
thal  vom  Schyn  an  aufwärts,  Oberhalbstein  und  unteres 
Landwasserthal  bis  Wiesen)  mit  11  Ew.  per  km  *.  Interes- 
sant sind  die  Einwohnerzahlen  der  einzelnen  Thalschaften, 
die  darum  hier  in  einer  Uebersicht  folgen  mögen : 
Vorderrheinthal  (ohne  die  Seitenthäler)  14530  Ew. 

Medels 585  . 

Lugnez  mit  Vals 3752  (       4873    » 

Safien 536  * 

Rheinwald 899  \ 

Schams 1336 

Domleschg  (im  weiteren  Sinn)    .    5861  S 
Hinterrheinthal  (ohne  Seitenthäler)  8096    » 

Avers-Ferrera 366  ) 

Albulathal 5088  (     16295    » 

Landwasserthal 8520  i 

Oberhalbstein 2321  J 

Unteres  Rheinthal  (von  Reichenau  abwärts)     22901    » 
Schanfigg  (beide  Thalseiten)   .    .    .    2652  J 

Churwaldenthar 1022  (     12525    » 

Prätijgu 8851  | 

Ober  Engadin 5429  i     ,.  „.q 

Unter  Engadin 6283  ^     11  712    • 

Münsterthal 1505  ) 

Puschlaverthal 4301  f 

Bergell 1754  )     13587    » 

Misoxerthal 4579  l 

Calancathal 1448  ] 

km"  Ew.      per  km* 

Vorderrheingebiet 1514       19403       12,8 

Hinterrheingebiet 1693       24392       14,4 

Unteres  Rheingebiet   .    .     .    .    1088       35426       32.5 

Rheingebiet T~i^5       W^M       W^ 

Donau- oder  Inngebiet     .    .     .    1717       11712         6,8 

Pogebiet 980       12082       12,3 

Etschgebiet  (Münsterthal)    .    .      193         1505         8,0* 

Es  ist  also  das  Rheingebiet  am  dichtesten,  das  Inngebiet 
am  schwächsten  bevölkert,  und  das  Pogebiet  nimmt  zwi- 
schen beiden  eine  Mittelstellung  ein.  Auch  ohne  Chur 
würde  das  Rheingebiet  mit  16  Ew.  per  km  *  in  Bezug  auf 
Volksdichte  die  erste  Stelle  einnehmen.  Im  Rheingebiet 
weist  begreiflicherweise  der  untere  Abschnitt  mit  32-^  Ew. 
per  km*  die  dichteste  Bevölkerung  auf,  und  es  ist  dies 
auch  dann  der  Fall,  wenn  man  Chur  nicht  mitrechnet, 
denn  dann  beträgt  die  Volksdichte  immer  noch  22  per  km*. 
Das  kleine  Ueberffewicht  des  Hinterrheingebietes  über 
dasjenige  des  Vorderrhein  rührt  her  von  den  relativ  gut 
bevölkerten  Landschaften  Davos  (8089  Ew.)  und  Dom- 
leschg (5861  Ew.).  Bei  einem  Blick  auf  die  Tabelle  fällt 
auf,  wie  klein  die  Einwohnerzahlen  auch  der  grossem 
Thäler  sind.  Das  ffanze  lange  En^din  z.  B  mit  seinen 
22  Gemeinden  —  ohne  das  abseits  hegende  Samnaun  (357 
Ew. )  —  hat  kaum  so  viel  Einwohner  wie  Chur,  das  doch  auch 
nicht  gross  ist.  Grössere  Thäler  mit  zahlreichen  Ortschaften, 
z.  B.  Calanca  mit  11  Gemeinden,  Bergell  mit  6  Gemein- 
den, Münsterthal  mit  ebenfalls  6  Gemeinden,  Oberhalb- 
stein mit  11  Gemeinden,  Schanfigg  mit  12  Gemeinden 
etc.  haben  nicht  mehr  Einwohner  als  nur  mittelgrosse 
Dörfer  der  untern  Schweiz.  Und  doch,  wenn  man  diese 
Thäler  durchwandert,  erhält  man  den  Eindruck  von  viel 
dichteren  Bevölkerungen,  denn  die  vielen  Dörfer  sind 
meist  auf  eine  schmale  Zone  im  Thalgrund  oder  auf  den 
Gehängeterrassen  zusammengedrängt  und  oft  längs  den 
Strassen  wie  an  Perlschnüren  aneinander  gereiht.  Auf 
diese  einzig  bewohnten  Zonen  von  meist  nur  1-2  km  Breite 
berechnet,  erhält  man  dann  allerdings  ganz  andere 
Dichtezahlen.  Nimmt  man  z.  B.  im  Engadin  die  Breite 


des  bewohnten  Streifens  durchschnittlich  zu  1  Vt  km  an, 
so  ergibt  sich  eine  Volksdichte  von  80-90  per  km  * ;  för 
das  Vorderrheinthal  sind  es  bei  2  km  mittlerer  Breite  der 
bewohnten  Zone  120  Ew.  per  km  *.  So  findet  man  auch 
im  Rheinwald  30,  in  Schams  60  und  im  Domleschg  120 
Ew.  per  km*,  wenn  man  je  nur  die  für  Besiedelung  u.  in- 
tensivere Bewirtschaftung  in  Betracht  kommenden  Flächen 
berücksichtigt,  ja  im  Churer  Rheinthal,  im  Kreis  Dom- 
leschg und  untern  Prätigau  steigt  die  Volksdichte  dann 
auf  nahe  an  200  oder  selbst  noch  darüber  per  km*.  Nicht 
minder  interessant  ist  die  Verteilunff  der  Bevölkerung 
nach  Höhenstufen,  wie  sie  aus  folgender  Uebersicht  her- 
vorgeht. Die  Einwohnerzahl  beträgt  (nach  der  Zählung  von 
1900)  in  der  Höhe 

bis  zu  300  m  (Misox)  1 653  od.   1,6%(aa  qox 

von     300- 600  m  21627   »    20,7%i"'^'^/^  ^o/ 

»       600-  900  m  20715   »    19,8%/qH  ao/\     '     " 

»       900-1200  m  19239   »    18,4%i*'^/o^ 

»      1200-1500  m  22572   »    21,6%U«o/i 

»      1.500-1800  m  14613   »    14,0%^''*^  39,5!»o 

über  1800  m  4 101    »     3,9%   3,9%^ 

1Ö452Ö  od.  m%  iöö%  m% 

oder  bis  500  m      2882  od.    2.8%w-  ^oy 

von  500-1000  m    46937    »    43,9%<*®'^/^ 
von  1000-1500  m    36987    »    35,4%)„qo/ 
über        1500  m    18714   »    17,9%]^»^^ 
Die  Höhenstufen  unter  300,  resp.  unter  500  und  über 
1800  kommen  also  für  die  Volkszahlen  fast  gar  nidit  in 
Betracht,  die  eine  wegen  zu  geringer  Ausdehnung,  die  an- 
dere  wegen  zu  grosser  Höhe.  Von  den  übrigen  Höben- 
stufen  zu  je  300  m  Höhe  zeigen  die  vier  ersten  uncefahr 

fleiche  Volkszahlen  (je  etwa  ein  */»  der  Gesamtoevöl- 
erung).  Erst  über  1500  m  lichtet  sich  die  Bevölkerung, 
bleibt  aber  doch  bis  1800  m  noch  beträchtlich,  namentlieh 
in  Davos  und  im  Engadin.  Gut  die  Hälfte  der  Bnndner 
wohnt  über  1000  m,  mehr  als  ein  Drittel  über  1200  m  hoch. 
Das  sind  Verhältnisse  wie  sie  sonst  in  der  Schweiz,  ja  in 
ganz  Europa  nicht  wiederkehren,  auch  nicht  im  Wallis, 
denn  hier  kommen  66%  der  Bevölkerung  auf  die  Höhen- 
stufe unter  1000  m  und  nur  34%  auf  die  höhern  Stufen 
(nur  4*^  über  1500).  Die  Bündner  sind  also  mehr  als  ir 
gend  ein  anderes  europäisches  Volk  Hochländer,  ein  auf- 
gesprochenes Bergvolk.  Dies  zeigt  sich  denn  auch  deutlich 
in  ihrem  Volkscharakter,  ihrer  Beschäftigung  und  Ge- 
schichte. Der  ausgeprägteste  Zug  ihres  Wesens  ist  der 
Sinn  für  persönliche  und  staatliche  Unabhängigkeit  and 
Freiheit,  an  der  sie  zu  allen  Zeiten  und  oft  unter  den 
schwierigsten  Verhältnissen  mit  ungeschwächter  Kraft 
und  Zähigkeit  festgehalten,  für  die  sie  in  schweren  Zeiten 
die  grössten  Opfer  gebracht  haben.  Die  Natur  ihres  Lan- 
des hat  ihre  körperliche  Kraft,  Ausdauer  und  Widerstands 
fähigkeit  gefördert,  sie  an  angestrengte  Arbeit,  Einfachheit 
in  Lebensweise  und  Sitte,  an  haushälterischen  Sinn,  aber 
auch  an  eine  gewisse  Scnwerßlligkeit  und  Bequemlich- 
keit gewöhnt.  In  geistiger  Beziehung  verbinden  sie  Intelli- 
genz und  Willenskraft  mit  Bedlichkeit  und  Gutartigkeit. 
Sinn  für  materiellen  Erwerb  mit  Biederkeit,  kluge  Be- 
rechnung und  Zurückhaltung  mit  freundlichem  Entgegen- 
kommen, berechtigtes  Selbstgefühl  mit  bescheidenem  Zu- 
rücktreten. Geschwätziges,  aufdringliches  Wesen  berührt 
sie  unangenehm.  Ohne  dem  Fortschritt  sich  zu  verschlies- 
sen,  halten  sie  doch  gerne  am  bewährten  Alten  fest,  und 
eifersüchtig  wachen  sie  über  ihrer  staatlichen  und  kom- 
munalen Eigenart.  Hier  dringen  auch  berechtigte  Neue- 
rungen nur  langsam  ein.  Auch  ethnisch  haben  sich  die 
Bündner  gut  erhalten.  Dies  beweist  namentlich  das  immer 
noch  starke  romanische  Element,  das  nach  der  letzten 
Volkszählung  35%  der  Gesamtbevölkerung  ausmacht 
Daeselbe  ist  zwar  in  einem  langsamen  Zurückweichen  - 
1880  waren  es  noch  40%  —  aber  doch  durchaus  nicht 
im  Aussterben  begrilTen.  Romanisch  sind  noch  folgende 
Thalschaften : 

1.  das  Oberland  oder  Gebiet  des  Vorderrhein  bis  hin- 
unter nach  Ems  bei  Chur  (ausgenommen  Obersaxen  w. 
von  Ilanz,  Vals  und  Safien)  j 

2.  der  grössere  Teil  des  Hinterrheingebietes :  Domleschg 
(ausgenommen  die  Gegend  von  Thusis),  dann  Scbaroi, 
Ferrera,  Oberhalbstein  und  der  grössere  Teil  des  Albola- 
thals : 

3.  das  Engadin  und  Münsterthal  (ohne  Samnaun). 


Lf.  75. 


GEOGRAPHISCHES      LEXIKON      DER      SCHWEIZ  Verlag  von  Oebr.  AlUnger.  Neuenburg 


KANTON    GRAUBÜNDEN 


GRA 


6RA 


4^5 


Nach  diesen  drei  HauptverbreitungsgebieteD  anterschei- 
det  man  auch  verschiedene  Dialekte,  und  dabei  zcrrallen 
das  Oberländer-   und   das   Engadiner- 
Romanisch  je  noch  in  zwei  gesonderte 
Mundarten:    surselvisch    und     subsel- 
visch  im  Oberland  (ob  und  unter  dem 
Flimser  Wald)f  ober-  und  unterengadin- 
isch     im    Engadin.    Zwischen    diesen 
Hauptdia lekten«  die  auch  ihre  eigenen 
Literaturen  haben,  vermitteln  die  Mund- 
arten  des  Hinterrheingebieles,   beson- 
ders des  Oberhalbsteins,  ohne  eiffene 
Literatur   (ausgenommen    die  i75o  in 
Bonaduz   verödentlichte    Cuorta   doit- 
regna).  Einzelne  Gegenden,  besonders 
das  Albulathal  und  Domleschg  (mit  Hein- 
zenberg)  sind  sprachlich  ausserordent- 
lich gemischt:  deutsch  und  romanisch 
gehen  da  durcheinander  und  wechseln 
nicht  nur  von  Kreis  zu  Kreis,  sondern 
auch  von  Ort  zu  Ort,  ja  es  sind  sogar 
die  einzelnen  Orte  oft  zweisprachig,  und 
es  entsteht  dann  da  vorübergehend  eine 
eigentumliche  Mischsprache.  Das  sind 
die  Gegenden  des  Kampfes  der  beiden 
Sprachen,   der  in  der  Regel  Ober  kurz 
oaer  lang  mit  dem  Sieg  des  Deutschen 
endet   Das  letztere  herrscht  im  untern 
Rheingebiet  (Churer  Rhein thal,  Präti- 
gau,  Schanfigg,  Churwalden),  dann  in 
Davos     und    im    Landwasserthal     bis 
Schmitten,  in  Rheinwald,  Avers,  Safien 
und  Vals,  ferner  in  einzelnen  kleinen 
Sprachinseln    innerhalb   des    romani- 
schen  Sprachgebietes,  endlich  auch  in  Samnaun   (hier 
von  Tirol  eingedrungen).   Das  deutsche  Element  macht 
gegenwärtig  47%  der  Gesamtbevölkerung  aus.  Das  itali- 
enische Element  endlich  ist  ansässig  in  den  Thälem  des 
Pogebietes:  Misox   mit  Calanca,  Bergell  und  Puschlav, 
flottant  mehr  oder  weniger  zahlreich  fast  in  allen  Kan- 
tonsteilen, besonders  aber  längs  der  im  Bau  befindlichen 
Albula-  und    der    Oberländerbahn.    Dasselbe   erscheint 
darum  gegenwärtig   mit  gegen  18000  Anffehöri|^n  oder 
17%  der   Gesamtbevölkerung  etwa  um  3%  starker  als 
gewöhnlich.    Sieht  man  von    dieser  flottanlen    italieni- 
schen Arbeiterschar  ab,  so  erhält  man  rund  100000  stän- 
dige Bewohner  Graubündens  und  zwar  etwa  49  %  Deutsche, 
36%   Rätoromanen,    14%  Italiener    und    1%  Anders- 
sprachige. Noch  bunter  wird  das  bündnerische   Völker- 
bild, wenn  man  auch  die  Konfessionen  berücksichtigt. 
Denn  da  finden  wir  Reformierte  und  Katholiken  unter 
allen  drei  Sprachgruppen.  Die  Reformierten  machen  etwa 
53%,  die  Katholiken  47% 
der  Gesamtbevölkerung  aus.  . 

Die  Reformierten  herrschen  Bezirke, 

vor  im  untern  Rheingebiet, 
im  Hinterrheinthal  (alle 
drei  Stufen),  in  Avers-Fer- 
rera,  im  Engadin  und  Ber- 

{^ell,  dann  in  einzelnen  Tei- 
en  des  Albulagebietes  (Da- 
vos bis  Wiesen,  Bergün- 
Filisur,  in  letzterer  Gegend 
momentan  allerdings  durch 
die  vielen  italienischen 
ßahnarbeiter  alteriert)  und 
des  Oberlandes  (Felsberg 
bis  Flims,  Safien,  Versam 
bis  Ilanz,  Riein-Duvin, 
Waltensburg),  die  Katholi- 
ken im  grösslen  Teil  des 
Oberlandes,  im  untern  Al- 
bulagebiet  (Becken  von  Tie- 
fenkastel),  in  Misox-Ca- 
ianca,  im  Puschlav  und 
Münsterthal,  endlich  in  Samnaun  und  Schuls.  Mehrere 
Thalschanen  sind  konfessionell  stark  gemischt.  So  haben 
z.  B.  das  Domleschg  und  untere  Rheinthal  starke  katho- 
lische Minoritäten  und  selbst  ganze  katholische  Gemeinden 
(Tomils,  Paspels,  Bonaduz,  Räzüns,  Ems),  umgekehrt  fin- 


den sich  grössere  reformierte  Minoritäten  im  Puschlav  und 
Münsterthal.  Im  allgemeinen  sind  die  Deutschbündner  re- 


Kanton  QraubQnden :  Mansterthal  and  Ofenpass. 

formiert,  doch  giebt  es  auch  katholisch-deutsche  Gemein- 
den, so  z.  B.  in  vals,  Obersaxen  und  Samnaun,  dann  auch 
im  Domleschg,  in  Chur  und  anderwärts.  Die  Rätoromanen 
sind  etwa  zu  Vs  katholisch  und  zu  Vs  reformiert.  Zu  den 
letztern  gehören  vor  allem  das  Engadin  (ausgenommen 
das  katholische  Tarasp),  dann  auch  mehrere  kleinere 
isolierte  Gruppen,  wie  Waltensburg.  Riein-Duvin,  Bergün- 
Filisur.  im  Domleschg  etc.  Die  bündnerischen  Italiener 
endlich  sind  weit  vorherrschend  katholisch  (vor  allem  im 
Misox-Calanca).  Doch  bietet  das  Bergell  ein  Beispiel  eines 
fast  rein  italienisch-reformierten  Thals,  und  auch  das 
Puschlav  hat  einige  hundert  Reformierte.  Gewiss  spiegeln 
sich  in  diesen  komplizierten  sprachlichen  und  konfessio- 
nellen Verhältnissen  Graubündens  ebensowohl  die  Viel- 
festalligkeit  des  Landes  als  eigentümliche  geschichtliche 
Entwicklungen.  Den  Schluss  dieses  Abschnittes  möße  eine 
tabellarische  Uebersicht  bilden,  aus  der  zugleich  die  poli- 
tische Einteilung  des  Landes  ersichtlich  ist. 


Vorderrhein  .  .  . 

Glenner 

Imboden 

Heinzenberg .  .  . 
Hinterrhein  .  .  . 

Moosa 

Plessur 

Unter  Landquart. 
Ober  Landquart . 

Albula 

Maloja 

Inn     

Bernina   

Münsterlhal  .  .  . 


*  Fe»te  Landflfiehe  ohne  die  Oewässer. 


km« 

Ein- 

Per 

Deut- 

Ro- 

lu- 

An- 

Re- 

Ka- 

An- 

wohn. 

km« 
10,5 

sche 

manen 

liener 

dere 

form. 

thol. 

dere 
0 

562,5 

5917 

116 

5766 

31 

6 

19 

5900 

698,1 

10494 

15,0 

2721 

7552 

345 

26 

2982 

7660 

2 

206,5 

5939 

29,0 

1888 

3706 

315 

11 

2664 

3286;      0 

254,7 

6446 

25,2 

3825 

2216 

403 

19 

4435 

20251      3 

505,4 

2601 

5,1 

1327 

1203 

81 

0 

2394 

217 1      0 

4944 

6027 

12,2 

53 

15 

5965 

8 

16 

6018        7 

292,2 

15206 

52,0 

12734 

1584 

791 

317 

10132 

46341    60 

352,5 

11519 

32,6 

10977 

147 

333 

52 

8789 

27181      2 

676,6 

13258 

19,6 

11241 

534 

495 

1208 

10560 

27531  165 

704;9 

7841 

11,1 

1320 

4876 

1656 

18 

1354 

6508!      8 

932,9 

7183 

7,7 

1413 

2691 

2859 

233 

5020 

2128      48 

1010,7 

6283 

6,2 

947 

5006 

329 

11 

4914 

13771      2 

239,4 

4301 

18,0 

96 

40 

41&1 

16 

805 

3537        1 

193,3 

1505 

8,0 
14,6 

279 

1172 

59 
17883 

1 
1926 

687 

824 

0 

7123,8' 

104520 

48937 

36508 

55371 

49585 

298 

47% 

35% 

17  o/o 

1-2  o/o 

530/0 

470/0 

— 

Wie  die  Volksdichte  und  die  sprachlichen  und  konfes- 
sionellen Verhältnisse  zeigen  auch  die  Siedelungen  man- 
ches Eigenartige  in  Anordnung  und  Stil,  und  es  lässt  sich 
darin  deutlich  teils  die  Anpassung  an  die  Landesnatur  als 
Sitte  und  Brauch  der  verschiedenen  Volkselemente  erken- 


m 


GRA 


GRA 


neo.  Von  den  SiedeluDgsformen  herrscht  die  Dorranlage 
gegenüber  dem  Einzelhof  entschieden  vor.  Letzterer  findet 


Kanton  GraabOnden:  Pontresina  mit  Piz  Paltt 

sich  nur  da,  wo  breite,  sanft  ansteigende  Gehänge  und 
Terrassen  Raum  gewähren  und  auch  hier  fast  nur  in  den 
von  Deutschen  besiedelten  Gegenden,  namentlich  in  den 
Gebieten  der  alten  Valserkolonien  (Rheinwald,  Vals,  Sa- 
ßen,  Obersaxen,  Avers,  Davos,  Langwies,  iKlosters,  teil- 
weise auch  im  untern  und  mittleren   Prätigau,  in  der 
Herrschaft,  im  Domlescbg  etc.)-  Ueberall  sonst,  also  auch 
bei   einem    grossen   Teil  der  deutschen    Revölkerung, 
herrscht  die  Dorfanlage  und  zwar  meist  das  langgestreckte 
Gassendorf  mit  zeilenweise  län^  der  Hauptstrasse  ange- 
ordneten Häusern  und  etwa  einigen,  meist  recht  unregel- 
massigen  und  winkliffen,  nicht  immer  sehr  säubern,  «halb 
malerischen,  halb  aostossenden»  Seitengassen.  Seltener 
ist  das  Haufendorf  mit  mehr  oder  weniger  {gedrängten, 
unregelmässig  durcheinander  gewürfelten  Hausem   und 
Stallen.  Dörfer  wie  Höfe  linden  sich  nur  ausnahmsweise 
unten  auf  ebenen  Thalböden,  auch  wo  diese 
wie  im  Domleschff,  im  untern  Rheinthal  und 
Prätigau  vorhanden  sind,  denn  hier  wären 
sie  zu  sehr  der  Ueberschwemmungsge&hr 
und  den  ungünstigen  Einflüssen  des  feuch- 
ten Bodens  ausgesetzt.  Fast  immer  finden 
wir  daher  die  Siedelunsen  auf  der  Sonnen- 
seite der  Thäler  über  die  breiten  Gehänge 
und  Terrassen  oder  an  deren  Fuss  auf  sanft 
geneigten  Schutthalden.  Man  veraleiche  in 
dieser  Beziehung  z.  B.  die  linken  Seiten  des 
Vorderrheinthals,  des  Lugnez,  des  Safien- 
thals,    des    Hinterrhein thals    (Rhein wald, 
Schams  und   Heinzenberg),  des   Engadin 
und  Samnaun  oder  die  rechten  Seiten  des 
Prätigaus,  Schanligg,  Landwasserthals  und 
Bergell  mit  ihren  Terrassenorten  oder  end- 
lich das  Churer  Rheinthal  und  Domleschg 
mit    ihren  Haldenorten.   Die    Bauart  der 
Häuser  wechselt  mit  den  Völkerschaften  : 
bei   den    Deutschen   herrscht  das  gezim- 
merte, bei    den  Romanen  das  gemauerte 
Haus^  beide  mit  niedrigem  Schindeldach, 
die  eine  Giebelseite  als  Hauptfront  nach  S. 
ffekehrt,   schmale  Lauben  auf  einer  oder 
neiden  Lanffseiten.  Der  Stall  steht  meist 
nicht  mit  aem   Wohnhaus  unter  einem 
Dach,   sondern    daneben   und    quer  zum 
Haus,  so  dass  Haus-  und  Dachfirst  senkrecht  zueinander 
stehen.  Dazu  kommen   eine  Menge  von  überall  an  den 
Gehängen  zerstreuten  Heustadeln,  während  Kornspeicher 


und  Tennen  meist  entbehrlich  sind.  An  lawinengefahr- 
lichen Stellen  sind  die  Häuser  durch  besondere  Erd- 
und  Stein  wälle,  sog.  Spaltecken,  ge- 
schätzt. Doch  zeigen  alle  diese  Dinge 
von  Thal  zu  Thal  manche  Verschieden- 
heiten. Die  Holzhäuser  z.  B.  sind  bald 
aus  Rundhölzern  aufc[ebaute  Blockhäu- 
ser, bald  aus  vierkantig  zugeschnittenen 
Balken  gezimmerte  Strickhäuser.  Die 
Steinhäuser  des  Engadin  mit  ihren 
dicken  Mauern,  kleinen  Fenstern  und 
schön  aus  Arvenholz  getäfelten  Zimmern 
sind  dem  Klima,  insbesondere  dem 
langen  Winter,  gut  angepasst.  Oft  findet 
man  auch  einige  Malerei,  namentlich  an 
den  Hauskanten,  sowie  an  den  Tür-  nnd 
Fenstereinfassungen,  und,  im  Innern 
mehr  als  am  Aeussem,  hübsches  Schnitz- 
werk. Fast  in  jedem  Dorf  findet  man 
neben  den  einfachem  Bauemhänseni 
auch  das  eine  oder  andere  mehr  herr- 
schaftliche Haus,  das  in  Grosse  und 
Bauart  von  jenen  nicht  unwesentlich 
abweicht.  In  neuerer  Zeit  sind  beson- 
ders in  Davos,  in  den  reichen  Dörfern 
des  Engadin,  bei  Chur,  aber  auch  an- 
derwärts manche  hübsche  Chalets,  aus 
schönem  Holz  gezimmert  und  reich  ge- 
ziert, mit  traulichen  Lauben,  hellen  Fens- 
tern und  sinnigen  Sprüchen,  entstanden, 
der  Ausdruck  gehonenen  Wohlstandes 
und  veredelten  Geschmacks.  Noch  zahl- 
reicher sind  in  den  vielen  Kurorten  die 
stattlichen  Hotels,  oft  stolze  Prachtbauten,  die  die  Physiog- 
nomie mancher  Orte  so  sehr  verändert  haben,  dass  ihr  frü- 
heres Aussehen  kaum  mehr  zu  erkennen  ist,  so  besonders 
in  Davos,  St.  Moritz,  Pontresina,  Maloja,  Schuls-Taraso, 
Arosa.  Ein  nicht  unwesentlicher  Zug  in  manchem  Land- 
schaftsbild  sind  die  gefallenen  Burgen,  deren  graues  Ge- 
mäuer von  zahlreichen  Höhen  melancholisch  herunter- 
schaut auf  das  frische  Leben  im  Thal,  die  letzten  Zeugen 
einer  entschwundenen  Zeit.  Fast  ganz  verschwunden  sind 
auch  die  zahlreichen,  meist  sehr  malerischen  Volkstrach- 
ten mit  ihren  vielgestaltigen  farbigen  Röcken,  Schürzen, 
Taillen,  Miedern  und  Hauben,  die  von  Thal  zu  Thal  wech- 
selten. Sie  werden  fast  nur  noch  bei  grossen  festlichen 
Anlässen  getragen.  Geblieben  ist  aber  das  einfoche,  solide, 
einfarbig-dunkelgraue  Bündnertuch,  das  aus  der  Wolle 
der  eigenen  Schafe  von  den  Hausfrauen  gesponnen  und 


Kanton  GraubQaden  :  Sils  mit  dem  Piszo  della  Margna. 

gewoben  und  von  Männern,  Frauen  und  Kindern  getra- 
gen wird.  »^'  Ir 
Beschäftigung,  In  einem  so  ausgesprochenen  Gebirgs- 


*erl*t  Ton  Oebr,  AtUii(fnr,  Ndtienbor«. 


M'^oat.^t  de  CiFTtcnwich 


50    /¥er^e.     ^  50     (^ev^i/x 
JÖO  ffmder..     *  iüü  6ov/dcs 
iOO  Schwe/ne,  <  iOÜ  porcs 
iüö  Schüfe. ,         WO  mo£/£a^s 
lOü  Zf^en  ...     ioa  clevres 
WO  ßmns^k. , . ,  >  /OQ  rt/c^^s 


a?«J:EflldoRam 


KAitirt^er.  Jiff. 


GRA 


GRA 


497 


und  Hochland  wie  es  Graubünden  ist,  nimmt  natürlich 
die  Viehzucht  verbunden  mit  Alpwirtschaft  unter  den  Be- 
schäfligungs-  und  Erwerbszwei^^en  den 
ersten  Rang  ein.  Die  Landwirtschaft 
kommt  erst  an  zweiter  Stelle  und  ist 
ausserdem  immer  mit  Viehzucht  ver- 
bunden. Leider  ist  der  früher  ziemlich 
stark  und  an  zahlreichen  Orten  betrie- 
bene Bergbau  völlig  erstorben.  Auch 
die  Industrie  ist  weniger  bedeutend  als 
in  manchen  andern  Bergländem,  und 
der  Verkehr  ist  trotz  der  vielen  treffli- 
chen Alpenstrassen  wesentlich  nur  noch 
ein  interner,  da  die  benachbarten  Berg- 
bahnen über  den  Gotthard  und  Arlberg- 
Brenner  den  einst  sehr  bedeutenden 
Transitverkehr  ganz  an  sich  gerissen  ha- 
ben. So  nähren  sich  denn  vofle  60%  der 
Bewohner  Graubündens  von  der  Urpro- 
duktion und  zwar  in  der  Hauptsache  von 
der  Viehzucht,  21  %  von  der  Industrie, 
ii%  von  Handel  und  Verkehr,  4% 
von  öffentlicher  Verwaltung,  Wissen- 
schaft und  Kunst,  und  4%  sind  ohne 
bestimmten  Beruf. 

Vom  Boden  sind  1223  km*  oder  17% 
Waldland;  2626  km<  oder  36,5%  Aek- 
ker,  Gärten,  Wiesen  und  Weiden ;  3  km  * 
Rebland;  2923km*  oder  40,7%  Fels 
und  Schutt;  359  km*  oder  5%  Glet- 
scher und  12  km*  Seen.  Es  sind  also  rund  54%  desselben 
produktiv  und  46%  un[>roduktiv. 

Viehzucht  und  Alpwirtschafl  zusammen  bilden  den 
Haupterwerbszweig  der  ßündner.  Kein  anderer  Kanton  hat 
im  Verhältnis  zur  Volkszahl  so  viel  Vieh  wie  Graubünden. 
Die  eidgenössische  Viehzählung  vom  Jahr  1901  ergab  für 
ihn  4547  Pferde,  53  Maultiere  und  Esel,  77836  Rinder,  wo- 
von 29425  Kühe  und  3080  Zuchtstiere  und  Ochsen,  22000 
Schweine,  71400  Schafe,  45200  Ziegen  und  8735  Bienen- 
stöcke. Die  Zahl  der  Pferde  ist  in  Graubünden  absolut  und 
relativ  genommen  grösser  als  in  irgend  einem  andern 
Alpenkanton.  Auf  lOOO  Ew.  kommen  in  Graubünden  4344 
Pferde,  im  Wallis  nur  23  (dazu  aber  noch  27  Maultiere  und 
Esel),  im  Tessin  nur  etwa  13«  in  Uri  nur  12,  in  den  drei 
Urkanlonen  zusammen  20,  in  Glarus  13-14  und  in  St.  Gal- 
len 29.  Das  Mittel  für  die  Schweiz  beträgt  37-38.  Ungefähr 
im  gleichen  Rang  mit  Graubünden  stehen  Thurgau  mit 


eigene,  zwar  kleine,  aber  ausdauernde,  für  den  Gebirjg^ 
dienst  geeignete  Rasse,  die  jedoch  nicht  mehr  zahlreich  ist. 


Kaoton  GraabüDdeo):  Blick  von  Maloja  Kulm  ins  Bergall, 

43-44  und  Luzem  mit  47,  wesentlich  höher  nur  Bern  mit 
5B^,  Waadt  mit  62  und  Freiburg  mit  73  Pferden  auf  1000 
Ew.  Graubünden  besitzt  im    «  Oberländer  Pferd  »  eine 


Kanton  Granj^flodan :  Maloja  and  Silsersea. 

Im  Bestand  an  Rindvieh  wird  Graubünden,  absolut  ge- 
nommen, nur  von  wenigen  der  volkreichsten  Kantone 
übertreffen  (Bern,  Luzem,  Freiburg,  Waadt,  Zürich  und 
St.  Gallen),  relativ  aber  nimmt  es  mit  745  Rindern  auf 
1000  Ew.  den  ersten  Rang  in  der  Schweiz  ein.  Am  nächs- 
ten stehen  ihm  Luzern  mit  728,  Freiburg  mit  709,  das 
Berner  Oberland  mit  666,  die  drei  Urkantone  zusammen 
mit  627  und  Wallis  mit  622  Stück  auf  1000  Ew.  Das  Mittel 
für  die  Schweiz  beträgt  404.  Die  Viehzucht  ist  in  Grau- 
bünden seit  einer  Reihe  von  Jahren  in  erfreulichem 
Aufschwung  begriffen,  weniger  durch  Vermehrung  der 
Tiere  als  durch  sorfffäl tigere  Pflege  und  Veredlung  der- 
selben. Trotz  manener  Verschiedenheiten  im  Einzelnen 
unterscheidet  man  doch  zwei  Hauptrassen :  das  Braun- 
vieh und  das  Grauvieh,  von  welchen  das  erstere  mehr 
im  untern  Rheingebiet,  das  letztere  mehr  im  Oberland 
gehalten  wird,  während  im  Gebiet  des  Hinterrhein  und 
im  Engadin  beide  Rassen  neben  ein- 
ander vorkommen.  In  den  transalpinen 
Thälern  trifft  man  vielfach  italienische 
Viehschläge,  und  es  steht  hier  die  Zucht 
noch  nicht  auf  derselben  Höhe  wie  im 
übriffen  Kantonsteil.  Das  Hauptziel  der 
Viehnaltunff  ist  überall  die  Aufzucht 
von  Jungvien,  das  dann  zu  ffuten  Preisen 
in  die  untere  Schweiz  und  ins  Ausland 
verkauft  wird.  Die  Kühe  machen  denn 
auch  nur  38  %  des  bündnerischen  Vieh- 
standes aus,  während  es  in  den  Urkan- 
tonen  48%,  im  Wallis  53%  und  über- 
haupt in  allen  übriffen  Kantonen  50-60% 
sind.  An  Käse  wird  fast  nur  Magerkäse 
für  den  eigenen  Gebrauch  gemacht.  Fett- 
käse liefern  nur  einzelne  Gegenden  des 
Engadin  und  des  Oberlandes.  Mehr  Ge- 
wicht wird  auf  die  Butterbereitung  ge- 
legt, und  es  kommtauch  viel  feine  Tafel- 
butter in  den  Handel.  Auch  in  der  Schwei- 
nezucht nimmt  Graubünden  unter  allen 
Alpenkantonen  in  absoluter  wie  relativer 
Zahl  der  Tiere  den  ersten  Rang  ein.  Noch 
mehr  tritt  der  Vorrang  Graubündens 
über  alle  andern  Kantone  in  der  Zahl 
der  Schafe  und  Ziegen  hervor,  denn 
während  die  Bevölkerung  dieses  Kantons 
nur  ytreniß  über  3%  der  gesamten 
schweizerischen  ausmacht,  so  Icommen 
fast  Variier  Schafe  und  */•  aller  Ziegen  der  Schweiz  auf  ihn. 
In  der  Bienenzucht  steht  Graubünden  ebenfalls  ehrenvoll 
da,  denn   wenn   es  auch  von   mehreren  Kantonen  der 


428 


6RA 


6RA 


untern  Schweiz  in  der  absoluten  und  relativen  Zahl  der 
Bienenstöcke  übertroffen  wird,  so  nimmt  es  doch  auch 
hierin  unter  allen  Alpenkantonen  wieder  den 
ersten  Rang  ein.  Dazu  ist  der  Honig  der  band- 
nerischen  Hochthäler  von  vorzüglicher  Güte 
und  findet  seinen  Weg  teils  in  die  zahlreichen 
Hotels,  teils  auch  nach  Auswärts.  Besonders 
gerühmt  werden  in  dieser  Beziehung  das  Ta- 
vetsch,  Bergell  und  Puschlav.  Immerhin  wür- 
den die  ausgedehnten  würzigen  Wälder  und 
blumenreichen  Weiden  des  Landes  noch  eine 
bedeutende  Ausdehnung  der  Bienenzucht  er- 
möglichen. Uebrigens  lät  seit  einigen  Jahren 
ein  namhafter  Fortschritt  zu  konstatieren, 
sowohl  in  der  Behandlung  der  Bienen  und 
des  Honigs  als  in  der  Zahl  der  Bienenstöcke, 
die  sich  seit  1886  um  mehr  als  1000  vermehrt 
hat. 

Eine  der  Hauptgrundlagen  der  bündneri- 
schen  Viehzucht  bilden  die  Alpweiden,  deren 
Graubünden  als  reines  Alpenland  mehr  hat  als 
jeder  andere  Kanton.  Leider  gibt  es  darüber 
noch  keine  genügende  Statistik,  und  es  kann 
darum  insbesondere  die  Flächengrösse  air 
dieser  Alpweiden  nicht  angegeben  werden. 
Nach  einer  Zählung  vom  Jahr  1890  sind  es 
rund  800  Alpen,  die  von  etwa  700  Pferden,  30000 
Kühen,  9(X)  Ochsen,  34000  Stück  Galtvieh 
(Jungvieh)  und  91 000  Schafen  bestossen  werden.  Redu- 
ziert man  das  Weidebedürfnis  der  Pferde,  des  Galtviehs 
und  der  Schafe  auf  Kuhweiden,  so  erhält  man  für  sämt- 
liche Alpen  67-68000  Kuh  weiden  zu  3  Monaten.  Dazu 
kommen  noch  etwa  34000  Kuh  weiden  (ebenfalls  auf  drei 
Monate  berechnet)  in  den  Allmend-  und  Heimweiden  der 
tiefem  Lasen  in  der  Nähe  der  Ortschaften,  so  dass  die 
Gesamtzahl  der  Kuhweiden  (immer  zu  3  Monaten  per 
Jahr]  auf  über  100000  steigt.  Eine  Eigentümlichkeit  Grau- 
bünaens.  besonders  des  Engadin,  ibtes,  dass  ziemlich  viel 
fremdes  Vieh  in  den  Alpen  gesommert  wird,  darunter 
etwa  20000  Bergamaskerschafe  und  je  etwa  4000-5000 
Stück  Kühe  und  Jungvieh  (zusammen  etwa  11 000  Kuh- 
weiden, d.  h.  nahezu  Ve  sämtlicher  AIpen-Kuhweiden). 
In  frühem  Zeiten  war  der  Ertrag  der  Bundner  Alpen  er- 
heblich grösser  als  gegenwärtig.  Lawinen,  Steinschläge, 
Felsstürze,  Rufen,  aber  auch  Entwaldung  und  Ueberwu- 
cherung  mit  Strauchwerk  und  Unkräutern,  besonders  mit 
Alpenrosen,  Wachholder,  Grünerlen  etc.,  endlich  lange 
andauemde  Ueberstossung  und  Mangel  an  Düngung  und 
sonstiger  Pflege  haben  manche  Alpen  so  sehr  geschadigt. 


mit  löblichem  Eifer  an  der  Herbeifuhrang  besserer  Zu- 
stände gearbeitet.  Zahlreiche  Alpen  sind  von  Steinen  und 


Kanton  Graubünden :  Haus  in  Bevers. 


dass  sie  jetzt  bei  weitem  nicht  mehr  so  viel  Vieh  zu  som- 
mern vermögen  wie  früher.  Doch  wird  in  neuerer  Zeit 
von  Privaten,  Gemeinden  und  Staat  (Kanton  und  Bund) 


Kanton  Graubfind«)n  :  Hfluser  in  Vals. 

Strauchwerk  gereinigt  worden,  und  vielorts  entstanden 
neue  und  gut  eingerichtete  Sennhütten  und  Schermen 
(Viehställe),  Wasserleitungen,  Schutzmauera,  Lawinen- 
verbauungen,  neue  Alpwege;  auch  Alpwiesen  werden  an- 
gelegt, der  Dünger  wird  besser  verwendet,  der  Wald 
mehr  geschont  und  manche  Stelle  wieder  aufgeforstet 

Der  Landbau  spielt  in  Graubänden,  abgesehen  vom 
Wiesenbau,  nicht  eben  eine  grosse  Bolle,  obwohl  die 
letzten  Ausläufer  des  Getreide-  und  Obstbaus,  wie  schon 
bei  der  Schilderung  des  Klimas  dargestellt  wurde,  hier 
wie  im  Wallis  infolge  der  allgemeinen  Massenerhebung 
und  der  dadurch  gesteigerten  Höhengrenzen  weiter  hin- 
auf ii^ehen  als  sonst  irgendwo  in  der  Schweiz  oder  im 
Gebiet  der  Alpen.  Aber  die  Natur  des  Landes  und  die 
Neigune  des  Bündners  weisen  ihn  viel  mehr  auf  die  Vieh- 
zucht als  auf  den  Ackerbau.  Der  letztere  erreicht  nur  in 
einzelnen  Thalschaften  grössere  Bedeutung.  Früher  war 
er  viel  ausgedehnter,  und  es  sollen  das  Unter  Engadin, 
das  untere  Rheingebiet  bis  Schams,  ja  selbst  das  Ober- 
land Getreide  über  den  Eigenbedarf  hinaus  gebaut  haben. 
Auch  im  Ober  Engadin  erkennt  man  noch  deutlich  die 
Spuren  der  einst  terrassenartig  angelegten  Acker- 
felder. Die  leichtere  und  billigere  Zufuhr  fremden 
Getreides  und  andere  wirtschaftliche  Verhältnisse 
haben  den  Getreidebau  auf  sein  heutiges  Maass  ein- 
geschränkt und  werden  ihn  wohl  noch  mehr  ein- 
schränken. Angebaut  wurden  und  werden  noch  vor 
allem  Roggen,  dann  auch  Weizen,  Gerste,  Hafer, 
Hirse.  Auch  Mais  wurde  früher  im  Churer  Rhein- 
thal, sowie  im  Domleschg  und  untern  Prätigau  weit 
mehr  angebaut  und  kam  wenigstens  bei  warmem 
Herbstwetter  gut  fort.  Dem  Gemüsebau  wird  seit 
Aufkommen  des  Fremdenverkehrs  wieder  vermehrte 
Aufmerksamkeit  geschenkt,  und  es  erfreuen  sich 
seine  Erzeugnisse  bis  in  hohe  Lagen  (Klosters,  Da- 
«ros,  Bergün,  Unter  und  Ober  Engadin  bis  gegen 
1800  m)  eines  ffuten  Rufes.  Ebenso  gewinnt  der  Obst- 
bau mehr  una  mehr  an  Bedeutung.  Schon  in  frü- 
hem Zeiten  wurden  durch  Offiziere,  die  in  fremden 
Krie^diensten  standen,  manche  feine  Obstsorten 
—  wie  auch  Gemüse  —  eingeführt,  und  in  neuerer 
Zeit  wurden  diese  durch  eigentliche  Obstbaumzüchter 
noch  vermehrt.  Private,  (jesellschaften  und  der 
Staat  sind  mit  Erfolg  bemüht,  auch  diesen,  für 
Graubänden  aussichtsreichen  Zweig  der  Landwirt- 
schaft, nach  Kräften  zu  fördern.  Namentlich  wird 
auf  feines  Tafelobst  hingearbeitet,  das  sich  durch 
Schönheit  und  Schmackhaftigkeit  auszeichnet  und 
in  den  zahlreichen  Hotels  wie  auch  nach  dem 
Unterland  guten  Absatz  fmdet.  Die  Hauptgebiete  des 
Obstbaus  sind  das  untere  Rheinthal,  das  Domleschg.  das 
Prätigau  bis  Serneus,  das  Unter  Engadin,  die  transalpi- 


GEOGRAPHISCHES    LEXIKON     DER    SCHWEIZ 


Verlag  von  Gebr.  Attloger,  Neuenbürg. 


KANTON  GRAU  BUNDEN. 

INDUSTRIE 

!  Nötdindustrie  . .  »^  BSden 

Holzinduatrie . .    ./  MeUllindustric  r 

Temtillnduatrie.    .  ^  liegdu  CtmenbFa» 

Papitrlndusbrie. .  ^  übskrerarbeitunff^ 

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Elektrimche  Ind...^  MOUerei 


KANTON  GRAUBÜNDEN. 

RINDVIEHZUCHT 

Rinder  auF  100  Bewohner« 

de    10-40    fV<l  de  101  - 120  ["~^ 

♦/  -  SO    K  :■!  121  -  ISO  \        I 

6I-&0    t;'"!J  iSl-200ÜII2 

81  -  WO  ^S  201  -  250  t-— I 


KANTON    GRAUBUNDEN-GEWERBE    UND    VIEHZUCHT 


GRA 


6RA 


429 


nen   Thäler,    teilweise    auch    das  Vorderrheinthal    bis 
Truns,  die  Thalbecken  von   Schams  und    Tiefenkastei. 


Kaoton  GraubündeD:  Haus  im  Müostertbal. 

Vereinzelte  Kirschbäume  gehen  bis  ins  Ober  Engadin. 
Dagegen  halten  sich  die  Nussbäume,  oit  in  grossen  schö- 
nen Exemplaren,  nur  an  die  tiefem  La^en  des  Rheinge- 
bietes und  der  transalpinen  Thäler  (Misox,  Bergell  und 
Puschlav) ;  in  den  letztem  gesellt  sich  dazu  die  Edelkas- 
tanie, die  stellenweise  auc^  waldbildend  auftritt. 

Der  Weinbau  umfasst  nur  3  km^  und  beschränkt  sich 
fast  ganz  auf  das  Churer  Rhein thal  bis  Reichenau,  dann 
auf  das  untere  Mi»ox.   Ein  vereinzelter  Rebberg  findet 
sich  noch   beim  Schloss  Ortenstein  im  Domleschg.  Die 
übrigen  tiefern  Thäler  haben   wohl  noch  da  und  dort 
Rebenspaliere,  aber  keine  Weinberge  mehr.  Der  Weinbau 
wurde  in  Graubunden  schon  in  der  Römerzeit  betrieben 
und  erstreckte  sich  früher  über  ein  grösseres  Gebiet  als 
gegenwärtig.  So  ^b  es  z.  B.  bei  Ilanz  und  selbst   bei 
Hemüs  im  Unter  Engadin  einzelne  Weinberge.  Es  sind 
wieder  mehr  wirtschaflliche  als  klimatische  Verhältnisse, 
die  den  Weinbau  in  Graubünden   wie  auch  noch  in  an- 
dern Teilen  der  Schweiz  auf  den  heutigen  Umfang  einge- 
schränkt haben.  So  spärlich  derselbe  aber  gegenwär- 
tig der  Quantität  nach  ist,  so  vorzüglich  ist  die  Qualität. 
Die  Weine  der  Herrschaft  (Fiäsch,  Maienfeld,  Jenins  und 
Malans)  und  von  Chur  gehören  zu  den  besten  und  alko- 
holreicnsten  der  Schweiz.  Es  sind  weit  vorherrschend 
Rotweine  aus  Trauben,  die  aus  Burgund  stammen  und    > 
von  Herzog  Rohan  eingeführt  sein  sollen.  Ein  vorzug-    ; 
lieber  Weisswein  ist  der  sog.  Completer  f  besonders  von 
Malans)  aus  einer  VelUinertraube.  Der  meiste  Wein  wird 
als  Sauser  unter  dem  Namen  «  Oberländerwein  »  in  die 
untere  Schweiz  verkauft.  Das  Puschlav  hat  auch  einige 
Tabakpflanzungen,  das  untere  Misox  etwas  Seidenzucht. 

Der  Bergbau  hatte  einst  für  'Graubünden  nicht  ge- 
ringe Bedeutung,  liegt  aber  gegenwärtig^  völlig  darnieder. 
Seine  Geschichte  reicht  zurück  bis  in  die  Römerzeit, 
ist  aber  bis  ins  16.  Jahrhundert  ein  verworrenes  Ge- 
misch von  Wahrheit  und  Dichtung.  Vor  dem  Untergang 
von  Flurs  im  Jahr  1618  spielte  die  dortige  Familie  der 
Vertemaoder  Vertemate-hranchi  eine  bedeutende  Rolle 
in  der  Ausbeutung  bündnerischer  Minen.  Im  frühern 
Mittelalter  und  im  16.  und  17.  Jahrhundert  wurde  der 
ßerffbau  oft  mit  Sachkenntnis  und  gutem  Gewinn  be- 
triebrn.  Dann  nahm  aber  der  Raubbau  immer  mehr 
überhand  und  brachte  die  Werke  rasch  in  Zerfall.  Im 
19.  Jahrhundert  erfolgte  zeitweise  ein  neuer  Aufschwung. 
1804/05  entstand  die  Bergbaugesellschaft  von  Tiefenkastei 
(später  nach  Reichenau  verlegt)  zur  Ausbeutung  der  Erz- 
lager von  Oberhalbstein-Schams  und  des  Oberlandes, 
leider  unter  unfähiger  Leitung  und  mit  entsprechend  trau- 


rigem Erfolg.  Bessere  Aussichten  bot  eine  Zeit  lanff  das 
Unternehmen  am  Silberberg  bei  Davos,  das  sich  auch  auf 
die  Minen  des  Albulathals  und  des  Unter 
Engadin  (Scarl)  ausdehnte,  aber  dann  doch 
bald  in  Zerfall  geriet.  Ein  ähnliches  Schick- 
sal hatte  das  Werk  von  Bellaluna  hinter 
Filisur,   wo  die  Eisenerze  des  Val  Tisch 
verarbeitet  wurden.  In  guten  Händen  lag 
von  1860  bis  1872  das  Eisen-  und  Silberwerk 
von  Schams,  dessen  Untergang  wohl  haupt- 
sächlich den  schwierigen  Transportverhält- 
nissen   zuzuschreiben    ist.    Früher  schon 
waren  die  Eisenwerke  im  Ferrerathal  ein- 
gegangen. Kläglich  verlief  auch  die  Gold- 
ausbeute  am  Calanda  («Goldene    Sonne» 
ob  Felsberg).  So  sind  alle  Berg  Werksunter- 
nehmungen meist  schon   nach  kurzem  Be- 
stand gescheitert,  teils  infolge  grosser  äus- 
serer Schwierigkeiten  (Mangel  an  billigem 
Brennmaterial,  Transport-  und  Verkehrs- 
schwierigkeiten,    Entlegenheit   und    wohl 
auch  oft  ungenügende  Ergibigkeit  der  Erz- 
lager etc.),  mehr  noch   aber  infolge  Un- 
fähigkeit der  Leiter  und  Arbeiter.  Oft  sind 
dabei  jg;rosse  Verluste  entstanden,  und  na- 
mentlich  haben  die  Wälder  mancherorts 
enormen     Schaden     gelitten.     Immerhin 
scheint  es  nicht  hoffnungslos,  dass  nach 
dem  Ausbau  des  bündnerisclicn  Eisenbahn- 
netzes  und  durch  Ausnutzung  der  vielen 
Gewässer  für  die  Erzeugung  elektrischer 
Kraft,    sowie  bei  rationellem  Betrieb  der 
Bergbau  in   Graubünden   noch  einmal  •  einen   kräftigen 
Aufschwung  nehmen   kann,    denn  an  nutzbaren  Erzen 
(Eisen,  Mangan,  Kupfer,  Zink,  Blei,  Silber,  Grold)  fehlt  es 
dem  Lande  nicht.  Auch  die  Steinbrüche  dürften  vielleicht 
einmal  grössere  Bedeutung  erlangen  (Tonschiefer,  Kalk- 
steine, Gips,    Serpentine,   Granite,   Syenite,  namentlich 
auch  sog.  Lavezsteine  und  Marmore). 

Die  Industrie  ist  in  Graubünden  wenig  entwickelt. 
Fabrikorte  gibt  es  da  keine.  Wo  überhaupt  Fabriken  und 
fabrikartige  Anlagen  vorkommen,  sind  es  immer  nur  ein- 
zelne und  meist  nur  kleinere  Betriebe,  und  diese  beflnden 
sich  fast  alle  im  untern  Rheingebiet.  Der  Bündner  ist  der 
Natur  seines  Landes  und  seinem  eigenen  Naturell  ent- 
sprechend mit  Vorliebe  Viehzüchter  und  Landwirt,  wäh- 
rend ihm  die  gebundenere  und  ung^esundere  Arbeit  in 
Fabriken  wenig  zusagt.  Dazu  sina  auch  die  geringe 
Volksdichte  und  die  einfachen  sozialen  Verhältnisse  der 
Fabriktätigkeit  wenig  günstig.  Am  meisten  Aussichten 
auf  einigen  Erfolg  hätten  wohl  einige  Hausindustrien,  die 


Kanton  Graubfinden:  Haus  in  Sent. 

die  Freiheit  der  Bewegung  weniger  hemmen  und  den  Ar- 
beiter weniger  abhängig  vom  Brotherrn  machen.  Wirk- 
lich wird  denn  auch  ein  grosser  Teil  der  Kleiderstoffe, 


430 


6RA 


GRA 


besonders  das  solide  graue  Bündnertach  für  Männer-  und 
Franenkleider  für  den  eigenen  Bedarf  in  den  Haushaitun- 


•  KantoD  Graubfladan:  Wohnzimmer  in  Sant. 

gen  selbst  aus  der  Wolle  eigener  Schafe  und  aus  selbst 
gepflanztem  Hanf  und  Flachs  herffestellt.  Früher  war  dies 
noch  mehr  der  Fall  als  jetzt,  und  man  traf  fast  in  Jedem 
Haus  Webstuhl  und  Spinnrad  an.  Die  erleichterte  Zufuhr 
fremder  Stoffe  drängt  aber  auch  diesen  Zweig  der  Tätiff- 
keit  immer  mehr  zurück.  Im  vorigen  Jahrhundert  wurae 
am  Heinzenberg,  im  untern  Hheinthal  und  im  Prätigau 
auch  die  Baumwollspinnerei  als  Hausindustrie  betrieben, 
die  sich  aber  seit  dem  Aufkommen  der  Spinnmaschine 
nicht  mehr  zu  halten  vermochte.  An  ihre  Stelle  ist  da 
und  dort  die  Stickerei  getreten.  Auch  einige  einst  grössere 
Betriebe  sind  eingesan^en,  so  eine  Glasfabrik  l^i  Rei- 
chenau,  eine  Papierfabrik  in  Chur,  eine  Tabakfabrik  und 
eine  Seidenspinnerei  in  Marschlins  bei  Igis  und  andere 
mehr.  Gleichwohl  ist  die  Industrie  in  einem,  wenn  auch 
nur  langsamen,  Wachstum  begriffen.  In  Chur  bestehen  eine 
Eisen bannreparaturwerkstätte  und  eine  Maschinenfabrik, 
eine  Pulverfabrik,  eine  Tuchfabrik  und  anderes,  bei  Land- 
quart eine  grössere  Papier-  und  Zellulosefabrik  und  eine 
Ziegelei,  in  Malans  eine  Baumwollzwirnerei,  bei  Thnsis 
eine  Calciumkarbidfabrik.  bei  Sils  im  Domleschg  eine 
Baumwollspinnerei,  in  Cnur,  Davos  und  sonst  noch  an 
einigen  Orten  bedeutende  Baugeschäfte,  Bau-  und  Möbel- 
schreinereien (auch  Chaletbau  und  Parketterie),  in  Grüsch 
(Prätigau)  eine  grössere  Sägerei  und  Mühle,  Holzsägen 
überhaupt  fast  überall.  Holzindustrien  dürften  in  Grau- 
bünden bei  dem  Reichtum  an  schönem  Bau-  und  Werk- 
holz und  bei  den  vielen  Wasserkräften  einmal  noch  eine 
grössere  Entwicklung  erfahren.  Keine  andern  würden 
sich  für  dieses  Land  als  eigentlich  bodenständige  Indu- 
strien besser  eignen. 

Grossartig  und  immer  mehr  sich  entwickelnd  ist  der 
Fremdenverkehr,  Nur  Wallis,  Berner  Oberland  und 
Vierwaldstätterseegegend  können  sich  darin  mit  Grau- 
bünden messen.  Ja  das  letztere  hat  mehr  Fremdenhotels 
und  Fremdenbetten  als  irgend  eines  der  eben  genannten 
Gebiete.  Etwa  15?^  aller  Fremdenhotels  und  Fremden- 
betten der  Schweiz  kommen  allein  auf  Graubünden.  Im 
Jahr  1899  war  die  Zahl  der  erstem  264  (jetzt  über  280),  die 
der  letztern  rund  6100  (jetzt  wohl  geffen  7000).  Von  1880 
bis  1900  hat  die  erstere  Zahl  um  oO  %,  aie  letztere 
um  fast  90%  zugenommen.  Kein  anderer  Kanton  hat  so 
viele  Hotels  grössten  Stils  und  ersten  Rangs  wie  Grau- 
bünden. Wir  zählen  hier  14  Hotels  mit  ie  über  200  Betten 
(Bern  8,  Luzem  6,  Urschweiz  9,  Wallis  4  und  Waadt  4^  für 
die  ganze  Schweiz  52).  Der  Strom  der  Fremden  ergiesst 


sich  alljährlich  in  alle  irgend  bedeutenderen  Thäler,  ja 
auch  in  manche  abgelegene  und  verborgene  Winkel,  am 
meisten  aber  ins  Ober  Eogadin  (St.  Moritz, 
Pontresina  und  überhaupt  von  Samaden  bis 
Maloja),  ins  Unter  Engadin  (Schuls-Tarasp), 
nach  Davos,  Arosa  und  Klosters.  Dabei  zeigt 
kein  anderer  Kanton  eine  solche  Mannig- 
faltigkeit verschiedenartiger  Kurorte  wie 
Graubünden,  denn  da  treffen  wir  Som- 
merfrischen, Touristenzentren,  Heilbäder 
und  Winterkurorte  in  buntem  Wechsel 
und  oft  nahe  bei  einander.  Auffallend 
zahlreich  sind  die  Badeorte  mit  ihren  oft 
sehr  kräftigen  Heilquellen.  Sie  zerfallen 
nach  ihrem  Mineralgehalt  in  zwei  Haupt- 
gruppen :  Säuerlinge  und  Gipswasser.  Die 
erstem,  als  Mineralwasser  mit  hohem  Koh- 
lensäuregehalt und  freier  Kohlensäure,  tre- 
ten fast  ausschliesslich  in  den  Gebieten  des 
Bündnerschiefers  und  in  mancherlei  Abän- 
derungen auf  mit  mehr  oder  weniger  Gips, 
Calciumkarbonat,  Kochsalz,  Natrium,  Eisen 
etc.  Die  wichtigsten  davon  sind  die  Eisen- 
säuerlinge von  St.  Moritz  mit  3  Hauptquel- 
len, die  Natron-  und  Eisensäuerlinge  von 
Tarasp-Schuls  mit  so  zahlreichen  Quellen, 
wie  sie  sonst  selten  an  einem  Ort  vorkom- 
men, dazu  weitere  starke  Sauerquellen  (dar- 
unter auch  arsenhaltige)  im  benachbarten 
Val  Sinestra;  es  folgen  die  Säuerlinge  von 
Passugg  bei  Chur,  von  Fideris  im  Prätieau, 
von  St.  Bemhardin  am  gleichnamigen  Pass 
(oberstes  Misox) ;  kleinere  Quellen  sind  die 
von  CasUel  (Schanfigg),  Tiefenkastei  und 
Solls  (an  der  Albula),  Peiden  (Lugnez)  und  andere.  Die 
bedeutendsten  Gipswasser  sind  die  von  Alvaneu  (Albula- 
thal),  Serneus  (Prätigau),  Le  Prese  (Puschlav),  Clavadel 
und  Spina  Bau  in  Davos,  alle  mit  Schwefelwasserstoff, 
dann  die  von  Rotenbrunnen  (Domleschg).  Andeer,  Ber- 
gün,  Vals  und  Teniser  Bad  (Somvix)  onne  Schwefel- 
wasserstoff. Die  Quelle  von  Vals  ist  zugleich  eine  Therme 
mit  27^  C.  Noch  zahlreicher  sind  die  Sommerfrischen, 
besonders  wieder  im  Ober  Engadln,  im  Prätigau  (Klos- 
ters, St.  Antonien,  Seewis),  Churwalden-Lenzerheide. 
einzelne  Gegenden  des  Oberlandes  (Flims-Waldhänser, 
Brigels,  auch  Truns,  Disentis),  Bergeil  (Promontogno)  etc. 
Als  Touristenort  nimmt  Pontresina  den  ersten  Rang  ein, 
dann  folgen  etwa  Klosters,  Bergün  und  noch  eini^  Orte  des 
Engadin.  Davos  und  Arosa  sind  die  possten  alpinen  Win- 
terkurorte der  Schweiz.  Dieselben  nahen,  wie  auch  Pon- 
tresina, St.  Moritz,  Maloja,  Tarasp-Schuls  und  zum  Teil 
auch  Klosters,  durch  die  vielen  und  grossen  Hotelbaoten 
und  den  einen  ^össern  Teil  des  Jahrs  mächtig  flutenden 
Fremdenstrom  in  Aussehen  und  Lebensweise  eine  g^[en 
früher  stark  veränderte  Physiognomie  angenommen,  une 
Reihe  anderer  Orte  mit  ebenfalls  beträchtlichem  Frem- 
denverkehr sind  mehr  Durchgangsstationen  und  wichtige 
Post-  und  Passorte,  so  vor  allem  Thusis  als  Ausgangs- 
punkt für  die  prachtvollen  und  stark  begangenen  Schlucht- 
strassen der  Viamala  und  des  Schyn  und  dfamit  der  Pässe 
über  Splüjgfen,  Bemhardin,  Julier  und  Albula,  dann  Chur 
als  Hauptknoten  des  bündnerischen  Strassennetzes;  zum 
Teil  auch  Tiefenkastei,  Davos  Dorf,  Bergan,  mehrere  Orte 
des  Oberhalbsteins,  Zernez,  Ponte,  Silvaplana,  Santa  Ma- 
ria (Munsterthal),  Splugen,  Ilanz,  Disentis. 

Handel  und  Verkehr.  Früher  hatte  Graubünden  einen 
sehr  starken  Transitverkehr.  Seit  Eröffnung  der  Gotthard-, 
Arlberg-  und  Brennerbahn  ist  derselbe  aber  völlig  er- 
loschen. Der  Handel  beschränkt  sich  jetzt  ausser  auf  die 
Einfuhr  der  notwendigen  Lebensmittel  und  sonstifien  Be- 
darfsartikel wesentlich  auf  Vieh-  und  Holzhandel,  woza 
als  drittes  ein  nicht  unbedeutender  Weinhandel  kommt 
da  ein  grosser  Teil  des  Handels  mit  Veltlinerweinen  in 
bündnerischen  Händen  liegt.  Dem  Verkehr  dient  ein  aus- 
gezeichnetes Strassennetz,  vne  es  kein  anderer  Alpenkan- 
ton, ja  kein  anderes  Alpenland  überhaupt  in  ähnlicher 
Weise  besitzt.  Sämtliche  bewohnten  Thaler  haben  ihre 
Strassen,  und  über  11  Hochgebirgspässe  führen  pracht- 
volle Bergstrassen  (Oberalp,  Lukmanier,  St.  Bemnardio^ 
Splügen,  Julier,  Albula,  Flüela,  Ofenberg,  Umbrail,  Ber. 


6RA 


6RA 


431 


nina  und  Maloja),  die  schauerlichsten  Schlachten  sind  von 
Strassen  durchzogen  (Rofna,  Yiamala,  Schvn,  Stein  ob 
Tiefenkastei,  Bergöner  Stein,  Zuge  unterhalb  Davos  und 
▼iele  andere).  Die  samtlichen  Strassen  haben  eine  Länge 
von  etwas  über  1000  km  (140  m  per  km*  oder  10  m  per 
Einwohner)  und  wurden  im  Wesentlichen  seit  dem  Jahr 
1818  mit  einem  Kostenaufwand  von  über  16  Millionen 
Franken  erbaut,  wozu  für  Expropriationen  und  Rohmate- 
rialien (Holz,  Steine,  Sand,  Kies  etc.)  noch  p^egen  2  Mil- 
lionen Franken  zu  rechnen  sind.  Daran  erhielt  der  Kan- 
ton vom  Bund  nur  1  Million  Fr.  Die  ganze  übrige  Summe 
von  gegen  17  Millionen  fiel  der  numerisch  schwachen  Be- 
völkerung allein  zur  Last  und  ist  heute  vollständig  abge- 
tragen. Gewiss  ein  glänzendes  Zeu^is  für  die  Weitsich- 
tigkeit und  Opferwilligkeit  von  Behörden  und  Volk  !  Man 
unterscheidet  Kommerzialstrassen,  Yerbindun^sstrassen 
und  Kommunalsirassen.  Die  erstem,  5-6  m  breit  und  vor 
1840  erbaut,  sind  1.  Chur-Hinterrheinthal-St.  Bemhardin- 
Tessin, 2.  Chur-Parpan-Tiefenkastel-Oberhalbstein- Julier- 
Silvaplana-Maloja-Bergell,  3.  Chur-Maienfeld-Luziensteig, 
zusammen  260  km.  Auf  ihnen  bewegte  sich  einst  der 
ffTosse  internationale  Verkehr,  der  im  Jahr  1856  seinen 
Höhepunkt  erreichte  mit  271 000  Zentnern  sogenannter 
Transitgüter,  meist  Tuchwaaren,  Seide  und  Kaffee,  dann 
noch  etwa  100000  Zentnern  Wein,  Getreide,  Mehl,  Reis, 
Holz  und  andern  Konsumartikeln.  Die  Verbindungsstras- 
sen sind  die  übrigen  Berff-  und  Thalstrassen  (Vorderrhein- 
thal-Oberalp, Medels-LuKmanier,  Luapez  und  Safien,  Al- 
bula-  und  Landwasserthal  mit  Albula-  und  Flüelapass, 
Avers,  Schanßgg,  Prätigau-Davos,  Engadin,  Bemina- 
Paschlav.  Ofenberg-Münslerthal ,  Umbrail),  zusammen 
etwa  580  km  und  je  8,6-5  m  breit.  Im  Jahr  1901  betrug  die 
Zahl  der  Postpassagiere  auf  der  Route  des  St.  Bcm- 
hardin  12101,  Spingen  10868,  Schyn  und  Julier  34895, 
Albula  28735,  Flüela  14027,  Maloja  und  Engadin  42241, 
Bemina  11105,  Ofen  2377.  Lukmanier  1664,  Oberalp 
21963.  Das  sind  auf  diesen  10  Routen  rund  180000  Post- 
passagiere, ungezählt  die  vielen  Tausende,  die  mit  Privat- 
mhrwerk  und  zu  Fuss  reisen.  —  Die  Kommunalstrassen 
endlich  bestehen  aus  vielen  kleinen  Stücken,  die  haupt- 
sächlich die  abseits  von  den  Hauptstrassen  liegenden  Ge^ 
meinden  mit  diesen  verbinden,  oft  aber  auch  innerhalb 
der  Gemeindegebiete  sich  verzweigen,  zusammen  etwa 
170  km.  Nun  genügen  auch  die  Strassen  nicht  mehr,  und 
es  beginnt  ein  Eisenbahnnetz  sich  zu  entwickeln,  an  dessen 
Ausbau  sich  Gesellschaften,  Kanton  und  Bund  beteiligen. 
Lange  war  Cbur  Kopfstation  der  Vereinigten  Schweizer- 
bahnen. Daran  schliessen  sich  jetzt  die  Linien  der  «Räti- 
schen Bahnen  » :  1.  Chur^Landquart-Prätigau-Davos ,  2. 
Chur-Thusis,  3.  die  am  1.  Juli  1903  eröffnete  Albula- 
bahn  Thusis- Tiefenkastei -Ber^n-Bevers- St.  Moritz,  4. 
die  am  30.  Mai  1903  eingeweihte  Oberlandbahn  Chur- 
Ilanz,  sämtlich  als  Schmalspurbahnen.  Schon  denkt 
man  daran,  weilere  Linien  durch  das  ganze  Engadin 
und  Bergeil  (Chiavenna-Landeck)  und  von  Davos  nach 
Filisur  zu  bauen.  Vielleicht  werden  die  so  vermehrten 
und  verbesserten  Verkehrswege  nicht  nur  den  einheimi- 
schen und  Fremdenverkehr  fördern,  sondern  auch  der 
Industrie  und  dem  Bergbau  neue  Impulse  geben. 

Für  die  allgemeine  Volh^ldung  sorgen  in  Graubün- 
den Primär-,  Real-  und  Fortbildun^chulen,  die  in  der 
Crossen  Mehrzahl  Winterschulen  sind  mit  meist  nur  24- 
S  Schul  Wochen.  Eine  verlängerte  Schulzeit  mit  30-34 
Schulwochen  findet  sich  namentlich  im  Ober  Engadin 
und  zerstreut  in  einigen  grössern  Orten.  Eigentliche 
Jahresschulen  haben  nur  Davos  Platz  mit  40  und  Chur 
mit  42  Schul  Wochen.  Von  den  nahe  an  500  Schulabteilungen 
sind  sehr  viele  sog.  Gesamtschulen,  wo  alle  Schuljahre 
unter  einem  Lehrer  vereinigt  sind,  dann  viele  zwei-  und 
dreiteiliffe  Schulen.  Eine  noch  weiter  gehende  Gliederung 
bis  auf  die  einzelnen  Schuljahre  haben  nur  die  grössten 
Orte,  vor  allem  Chur.  Realschulen  giebt  es  etwa  30.  Sie 
unterscheiden  sich  von  den  Primar-Oberschulen  durch 
etwas  gesteigerte  Lehrziele,  namentlich  in  den  Realien, 
und  durch  den  Betrieb  einer  fremden  Sprache.  Uebrigens 
wird  auch  in  den  obem  Klassen  der  romanischen  Primar- 
schulen eine  fremde  Sprache,  Deutsch,  als  obligatorisches 
Fach  getrieben,  ja  zuletzt  als  Unterrichtssprache  ge- 
braucht Fortbildungsschulen  für  die  der  Volksschule 
entwachsene  Jugend  mit  je  nur  einigen  TJnterrichtstunden 


per  Woche  giebt  es  etwa  50,  davon  die  meisten  von  den 
Gemeinden  obligatorisch  erklärt.  Die  Leistungen  der 
büQdnerischen  Volksschule  dürfen  in  Anbetracht  der  be- 
stehenden Schwierigkeiten  im  Ganzen  als  sehr  befriedi- 
gende bezeichnet  werden.  Bei  den  Rekrutenprüfungen 
nimmt  Graubünden  unter  den  Hochgebirgskantonen  den 
ersten  Rang  ein  und  stellt  sich  sogar ,  neben  manche 
Kantone  der  flachem  Schweiz.  Das  ist  bei  dem  Vorherr- 
schen blosser  Winterschulen  und  der  uügeteilten  oder 
wenig  geteilten  Schulen  hoch  anzuschlagen,  umso  mehr 
als  noch  weitere  Schwierigkeiten  dazu  kommen,  wie 
die  oft  weiten  und  schwierigen  Schulwege  bei  tiefem 
Schnee,  dann  die  dünne,  weit  zerstreute  Bevölkerung  und 
die  daherige  Zersplitterung  der  vorhandenen  Mittel.  Auch 
der  Umstand,  dass  die  meisten  Lehrer  neben  der  Schule 
noch  irgend  ein  Gewerbe  treiben  müssen,  namentlich  im 
Sommer,  sich  also  nicht  ungeteilt  der  Schule  widmen 
können,  muss  erschwerend  wirken.  Umgekehrt  giebt  es 
aber  auch  günstige  Momente.  Dahin  ist  vor  allem  zu 
zählen  die  im  ganzen  gute  Veranlagung,  die  geistige  und 
körperliche  Frische  der  Bergkinder  und  die  Schulfreund- 
lichlieit  der  Bevölkerung  überhaupt,  dann  die  geringere 
Schulmüdigkeit  bei  Lehrern  und  Schülern  iniolge  der 
schulfreien  Sommer.  Im  Herbst  freut  sich  alles  auf  den 
Wiederbeginn  der  Schule  und  tritt  frisch  und  freudig  an 
die  Arbeit,  und  wenn  ffegen  Ende  des  Winters  die  Müdig- 
keit sich  einstellen  will,  ist  der  Sommer  mit  seiner  Be- 
tätigung im  Freien  auch  schon  wieder  da.  Dazu  kommen 
die  vielen  kleinen  Schulen,  da  die  mittlere  Schülerzahl 
per  Schulabteilune  oder  Lehrer  kaum  30  beträgt  (1891 : 
14400  Schüler  auf  490  Lehrer),  dann  der  relativ  tüchtige 
und  eifrige  Lehrerstand,  die  wohl  abgesteckten  Lehrziele 
und  die  zum  Teil  trefflichen  Lehrmittel,  besonders  die 
auch  ausserhalb  Graubündens  beachteten  Lesebücher  und 
Rechnungsheflchen.  Von  den  Lehrern  sind  noch  etwa 
Vt  ohne  Patent.  Die  mittlere  Besoldung  eines  Primar- 
lehrers  beträgt  920  Fr.  und  schwankt  für  patentierte  Leh- 
rer von  lOÖ-WOO  Fr.  Sieht  man  von  den  besser  situierten 
Schulen  der  ^össem  Orte  (Chur,  Davos  Platz,  Ober 
Engadin  und  einigen  zerstreuten)  ab,  wo  die  Besoldungen 
1200-2800  Fr.  betragen,  so  ergibt  sich  als  mittlere  Besol- 
dung per  Winterschule  800  Fr.  Daran  zahlt  der  Staat  je 
nach  der  Dienstzeit  300-400  Fr.  per  Lehrstelle.  Die  Gesamt- 
ausgabe für  die  Primarlehrerbesoldungen  beträgt  rund 
450000  Fr.,  woran  der  Staat  etwa  162000  leistet.  Die  Ge- 
halte an  den  Realschulen  betragen  inkl.  Staatszulage 
auf  dem  Land  950-2350  Fr.,  in  Chur  bis  3100  Fr.,  im  gan- 
zen etwa  58000  Fr.  Für  den  hohem  Unterricht  sorgt 
vor  allem  die  Kantonsschule  in  Chur  mit  Realschule, 
Gymnasium,  technischer  Schule,  Handelsschule  und 
Lehrerseminar  und  mit  zusammen  gegen  400  Schülern. 
In  Chur  besteht  auch  ein  Priesterseminar,  bei  Landquart 
eine  aufblühende  landwirtschaftliche  Schule  (jPlantahof). 
An  hohem  Privatschulen  sind  zu  nennen :  die  Lehranstalt 
Schiers  mit  Realschule,  Seminar  und  Gymnasium,  die 
Klosterschule  Disentis  mit  Realschule  und  Gymnasium, 
das  Fridericianum  in  Davos  (Gymnasium)  und  das  Kolle- 
gium in  Roveredo  (Misox).  In  mehreren  grossem  Orten 
gibt  es  auch  gewerbliche  Fortbildungsschulen.  Die 
Schulsliflungen  betragen  etwa  600000  Fr.  Die  Kantons- 
bibliothek zählt  über  20000  Bände  und  eine  schöne,  zum 
Teil  sehr  wertvolle  Sammlung  von  Manuskripten.  In 
Chur  besteht  ein  rätisches  Museum  mit  historischen  und 
naturwissenschaftlichen  Sammlungen.  Unter  den  wissen- 
schaftlichen Gesellschaften  stehen  oben  an  die  naturfor- 
schende und  die  historische  Gesellschaft,  beide  mit  Sitz 
in  Chur. 

Staatliche  Einrichtungen,  (Mitgeteilt  von  Staatsarchi- 
var S.  Meisser  in  Chur).  Graubünden  ist  einer  der 
22  souveränen  Kantone  der  schweizerischen  Eidgenossen- 
schaft. Gemäss  seiner  sehr  demokratischen  Verfassung 
beruht  die  Souveränität  auf  der  Gesamtheit  des  Volkes 
und  äussert  sich  durch  die  gesetzmässigen  Abstimmun- 
gen und  Wahlen.  Der  Volksabstimmung  unterliegen :  Ver- 
fassungsänderungen, Staatsverträge  und  Konkordate,  Ge- 
setze, kantonale  Ausfuhrungsverordnungen  zu  Bundes- 
gesetzen, welche  nicht  notwendige  Folge  der  letztern 
sind.  Beschlösse  des  Grossen  Rates,  durch  welche  neue 
Kantonsbehörden  aufgestellt  werden  sollen,  Grossrats- 
beschlösse,  welche  eine  neue  Ausgabe  von  100000  Fr.  oder 


432 


GR\ 


6RA 


mehr  zur  Folge  haben«  oder  eine  neue  voraussichtlich  in 
fünf  Jahren  nach  einander  wiederkehrende  Aussähe  von 
— -^^ mindestens  20000  Fr. 


Fraaentracht  in  der  Herrschaft  (links) 
and  im  Prätigau  (rechts). 


in  sich  schliessen. 
Ausserdem  sind  auf 
Begehren  (Initiative) 
von  wenigstens  3000 
stimmberechtigten 
Kantonseinwohnern 
Vorschläge  zum  Er- 
lass  neuer  Gesetze 
und  Verordnungen 
und  zur  Aufhebung 
oder  Abänderung  von 

Gesetzen,  welcne 
mindestens  2  Jahre 
in  Kraft  bestanden 
haben,  der  Volksab- 
stimmung zu  unter- 
b reiten. )^ie  die  Abge- 
ordneten zum  Natio- 
nal rate  werden  auch 
diejenigen  zum  Stän- 
derate in  einem 
Wahlkreise  durch 
das  Volk  gewählt  Das 
Stimmrecht  beginnt 
mit  dem  erfQllten  20. 
Altersjahr.Die  Religi- 
onsgenossenschaften 
ordnen  ihre  innern 
Verbältnisse  und  ver- 
walten ihr  Vermögen 
selbsländig,  doch  ist  die  Oberaufsicht  des  Staates  im  all- 
gemeinen und  nanr.entlich  zum  Zwecke  der  Erhaltung  und 
richtigen  Verwendung  des  Vermögens  der  als  öffentlich 
anerkannten  Religionsgenossenschaflen,  der  reformierten 
und  der  römisch-katholischen  Landeskirche,  vorbehalten. 
Politisch,  gerichtlich  und  administrativ  ist  der  Kanton  in 
14  Bezirke,  39  Kreise  und  224  Gemeinden  geteilt.  In  zwei 
Fällen  bildet  je  ein  Kreis  zugleich  einen  Bezirk,  in  allen 
andern  Fällen  umfassen  die  Bezirke  mehrere  (2-5)  Kreise. 
6  Kreise  bestehen  aus  je  nur  einer  Gemeinde,  wogegen 
alle  andern  Kreise  durch  eine  Mehrheit  von  Gemeinden 
gebildet  werden.  Die  oberste  politische  und  administrative 

Behörde  des  Kantons  ist 
der  Grosse  Rat.  Jeder  Kreis 
wählt  auf  je  1300  Einwoh- 
ner und  einen  Bruchteil 
von  651  und  mehr  einen 
Abgeordneten  für  eine 
zweijährige  Amtsperiode; 
in  Zukunft  soll  auch  den- 
jenigen zwei  Kreisen,  wel- 
che weniger  als  651  Ein- 
wohner aufweisen ,  ein 
eigener  Abgeordneter  zu- 
gestanden werden.  Die  Mit- 
glieder des  Grossen  Rates 
sind  immer  wieder  wähl- 
bar. Der  Grosse  Rat  wacht 
über  die  Handhabung  und 
Vollziehung  der  Bundes- 
und Kantonsgesetze,  ihm 
steht  die  Vorberatung  aller 
der  Volksabstimmung  un- 
terliegenden Fragen,  der 
Erlass  der  nötigen  Vollzie- 
hungsverordnungen und 
Ausführungsbestimmun- 
gen  zu  den  kantonalen  und 
eid£[eDÖssischen  Gesetzen, 
sowie  von  Verordnungen 
in  Landesangelegenheiten, 
welche  der  Landesabstim- 
mung nicht  unterliegen, 
und  die  Oberaufsicht  über 
die  ganze  Landes  Verwaltung  zu.  Demnach  hat  er  nament- 
lich auch  die  Staatsrechnung  zu  prüfen,  das  Budget  und 
den  Steuerfuss   festzusetzen.   Ordentlicherweise  versam- 


Frauentracht  in  Brigels 
(Vorderrheinthal}. 


melt  er  sich  jährlich  je  einmal,  au sserordenll icherweise 
so  oft  er  selbst  oder  der  Kleine  Rat  es  für  notwendig  hält, 
sowie  auf  Begehren  von  wenigstens  3000  Stimmberechtig- 
ten oder  von  20  seiner  Mitglieder.  Nach  jeder  Versamm- 
lung erteilt  er  den  Gemeinden  Bericht  über  seine 
Verhandlungen  und  promulgiert  die  vom  Volke  aogenom- 
menen  Gesetze  sowie  seine  eigenen  Verordnangen  und 
wichtigeren  Beschlüsse.  Die  oberste  ausführende  Gewalt 
bildet  der  Kleine  Rat:  derselbe  besteht  aus  fünf  Mitglie- 
dern, welche  vom  Volke  in  einem  Wahlkreise  für  eine 
Amtsdauer  von  drei  Jahren  gewählt  werden  und  nur  zwei- 
mal wieder  wählbar  sind. 

Die  gerichtlichen,  politischen  und  administrativen  Be- 
fugnisse der  Kreise  sind  durch  das  Gesetz  geregelt.  Diese 
sind  befugt,  zur  Deckung  ihrer  Verwaltungsausgaben 
Kreissteuern  zu  erheben.  Die  Präsidenten  der  Kreisbe- 
hörden und  der  Gemeindevorstände  sind  Organe  der 
Regierung.  Die  politischen  Gemeinden  des  Kantons  Grao- 
bünden  geniessen  wohl  grössere  Selbständigkeit  als  die 
sämtlicher  anderer  Kantone  der  Schweiz.  Es  steht  ihnen 
das  Recht  der  selbständigen  Gemeindeverwaltung  mit 
Einschluss  der  niedem  Polizei  zu,  sie  sind  innerhalb  der 
Schranken  der  Bundes-  und  Kantonsverfassung  befugt 
die  dahin  ein- 
schlagenden Ord- 
nungen festzu- 
setzen, und  ver- 
pflichtet, für  gute 
Verwaltung  ihrer 
Gemeindeangele- 
genheiten, na- 
mentlich auch 
ihres  Schul-  und 
Armen  Wesens,  zu 
sorgen.  Zur  Dek- 
kung  der  Gemein- 
debedürfnisse die- 
nen in  erster  Linie 
die  in  billigem 
Masse  zu  taxieren- 
den Erträgnisse 
des  Gemeindever- 
raögens,     erst   in 

zweiter  Linie, 
wenn  diese  nicht 
ausreichen ,  Ge- 
meindesteuern. 
Alle  drei  Sprachen 
des  Kantons,  die 
deutsche,  die  ita- 
lienische und  die 
romanische,  sind 
als  Landesspra- 
chen gewährleistet 
und  dürfen  sowohl 
in  schriftlichen  Eingaben  an  die  kantonalen  Behörden  als 
auch  im  Grossen  Rate  und  vor  Gerichten  gebraucht  we^ 
den.  Richterliche  Behörden  sind  die  Vermiltleräroter 
(Friedensrichter),  Kreisgerichte,  Bezirksgerichte  und  das 
Kantonsgericht.  Die  Vermittler  und  Kreisgerichte  werden 
direkt  von  den  stimmfähigen  Einwohnern  jedes  Kreises 
für  eine  Amtsdauer  von  2  Jahren  gewählt,  wo^[egen  die  Be- 
zirksgerichte durch  von  den  Gemeinden  bezeichnete  Wahl- 
männer auf  eine  Amtsdauer  von  3  Jahren  gewählt  werden. 
Die  Bestellung  des  Kantonsgerichtes  endlich,  welches  den 
obersten  kantonalen  Gerichtshof  bildet,  erfolgt  durch  den 
Grossen  Rat  auf  drei  Jahre.  Die  Kreis-  und  Bezirksgerichte 
bestehen  aus  einem  Präsidenten  und  6  Mitgliedern,  das 
Kantonsgericht  aus  einem  Präsidenten  und  8  Mitgliedern. 
Die  Kreisgerichte  sind  nur  in  bürgerlichen  Rechtssachen 
zuständig,  wogegen  in  die  Kompetenz  der  Bezirksgerichte 
und  des  Kantonsgerichtes  auch  die  Behandlung  von  Straf- 
prozessen fällt.  Die  Präsidenten  und  Mitgliäer  der  Ge- 
richte sind  immer  wieder  wählbar.  Revisionen  der  Ver- 
fassung im  Ganzen  oder  auch  nur  einzelner  Bestimmao- 
gen  derselben  können  sowohl  vom  Grossen  Rate  als  von 
oOOO  stimmberechtigten  Kantonseinwohnern  jederzeit  dem 
Volke  vorgeschlagen  und  von  diesem  beschlossen  werden. 
Das  Armenwesen  ist,  wie  bereits  bemerkt,  Sache  der 
Gemeinden.  Ende  des  .Jahres  1900  belief  sich  das  gesamte 


Prauenlracht  im  La|^ei  (links]  and 
in  Vals  (rechts). 


GRA 


GRA 


433 


ArmeDvermögen  der  Gemeinden  auf  rund  3732000  Fr., 
die  Zunahme  desselben  im  nämlichen  Jahre  betrug  über 
450000  Fr.  Unterstützt  wurden  im  Jahre  1900  aus  ölTentli- 
chen  Geldern  2778  Personen,  unter  welchen  sich  662 
Kinder  befanden,  1100  der  Unterstützten  hatten  ihren 
Wohnsitz  ausserhalb  des  Kantons.  Die  Summe  der  für 
Unterstützungen  verwendeten  Gelder  belief  sich  beinahe 
auf  300000  FY.,  wozu  der  Staat  10000  Fr.  beitrug.  Eine 
grosse  und  segensreiche  Wirksamkeit  entfalten  neben  den 
amtlichen  Organen  eine  Menge  von  Wohltätiffkeitsver- 
einen,  die  fast  alle  ihren  Sitz  m  Chur  haben,  deren  Mit- 
glieder aber  über  den  ganzen  Kanton  zerstreut  sind.  Es 
bestehen  im  Kanton  4  Waisenanstalten,  das  stadtische 
Waisenhaus  in  Chur,  die  Hosanffsche  Stiftung  «  Plan- 
kis  1  und  die  Anstalt  Foral,  ebenfalls  in  Chur,  sowie  die 
Anstalt  Löwenberg  in  Schleuis  bei  Ilanz.  Im  Jahre  1899 

S-ündete  die  kantonale  gemeinnützige  Gesellschaft  in 
asans  bei  Chur  eine  Erziehunffsanstalt  für  schwach- 
sinnige Kinder.  Unweit  Cazis  befindet  sich  die  haupt- 
sachlich zur  Linderung  der  Armennot  1849  geff rundete 
kantonale  Korrektionsanstalt,  welche  auch  als  versorg- 
angsanstalt  für  unheilbare  Irren  dient,  und  im  Lürlibad 
bei  Chur  erhebt  sich  die  kantonale  Irrenanstalt  Waldhaus, 
welche  ungefähr  für  180  Patienten  genügenden  Raum 

bietet.  Von  andern 
Wohltätigkeitsanstal- 
ten  verdienen  noch  be- 
nannt zu  werden  das 
städtische  Kranken- 
haus, das  Kreuzspital 
und  das  Krankenasyl 
auf  dem  Sand  in  Chur, 
beide  letztere  Stift- 
ungen von  Privaten, 
das  Kreisspital  in  Sa- 
maden,  das  Kranken- 
haus in  Davos  und  das- 
jenige in  Schiers. 

Militär,  Die  Truppen 
des  Kantons  Graubün- 
den  gehören  der  8.  eidg. 
Armeedivision  an.  Der 
Kanton  bildet  die  Re- 
krutierungskreise 6-9. 
Er  stellt  im  Auszug  die 
Füsilier-Bataillone  Nr 
90,  91,  92  und  93  und 
die  Schützenkompag- 
nie Nr  8  1;  in  der 
Landwehr  die  Füsilier- 
Bataillone  Nr  131  und 
133(1.  und  2.  Aufgebot) 
und  die  Schützenkom- 

rgnie  Nr  12 IV  (1.  und 
Aufgebot).  Von  den 
übriffen  Truppengattungen  bildet  Graubünden  keine  voll- 
ständigen Einneiten,  sondern  teilt  sich  in  dieselben  mit 
andern  Kantonen  der  8.  Division,  ausgenommen  die  Ge- 
birgsbatterie  Nr  4,  die  ganz  diesem  Kanton  angehört.  Chur 
ist  eidgenössischer  Wafienplatz  mit  Kaserne  und  Zeughaus. 
Am  l.  Januar  1902  war  der  Bestand  der  Truppen  folgender : 

Auszug        Landwehr 
Infanterie  """" 

Kavallerie 
Artillerie 
Genie 
Sanität 
Verwaltung 

4716      4-      28-21  =    lb6l 

Dazu  Generalstab  3,  Stabssekretäre,  Justiz 
etc.  26,  bei  den  Stäben  zur  Disposition 
78,  zusammen  107 

Rekruten  587 


Frauenlrachten  im  Ober  Eogadin. 


3909 

2240 

38 

11 

438 

359 

208 

127 

86 

40 

37 

U 

ErsatzpAichtige 

Von  der  Ersalzpflicht  befreite 
BttwaiTneter  Landsturm 
Unbewaffneter        » 


11839; 

713 

2183 

5744 


«231 
12552 

7927 


Zusammen        2b7iU 


Frauentraoht  im  Puschlav. 


GeschichUiche  Vehersxcht,  Sagen  erzählen  von  Etrus- 
kem,  die  unter  ihrem  Führer  Rätus  Besitz  von  dem  rauhen 
Bergland  genommen  hät- 
ten. Die  Rätier  waren  aber 

verschiedener  Abstam- 
mung, die  in  den  von 
Gebirgen  so  scharf  ge- 
trennten Thälem  selb- 
ständige Volksgemeinden 
bildeten.  Sie  lebten  be- 
sonders von  Viehzucht,  in 
den  tiefern  Thälem  auch 
Von  Ackerbau  und  Bienen- 
zucht. Oft  unternahmen 
sie  Raubzüge  naqh  Ober- 
italien und  Helvetien.  Nur 
mit  Mühe  gelang  es  den 
Römern,  sie  zu  unterwer- 
fen (15  V.  Chr.).  An  der 
Stelle  des  heutigen  bi- 
schöflichen Sitzes  in  Chur 
erbauten  sie  die  Burg 
Martiola.  Hierher  führten 
vom  Comersee  aus  Stras- 
sen über  den  Splügen 
und  Septimer,  später  viel- 
leicht auch  über  den  St. 
Bemhardin  und  den  Ju- 
lier. Schon  seit  dem  2. 
Jahrhundert  soll  sich  das 
Christentum  in  den  rä- 
tischen Thälem  verbreitet 

haben.  Von  der  Völkerwanderung  wurden  diese  wenig 
berührt,  weshalb  sich  die  rätoromanische  Sprache  er- 
halten konnte.  Beim  Zerfall  des  römischen  Reichs  kam 
Rätien  zuerst  unter  die  Ostgoten  (493),  dann  unter 
die  Franken  (537).  Chur  war  der  Sitz  eines  Zivilstatt- 
halters oder  Präses,  welche  Würde  längere  Zeit  in  dem 
einheimischen  Geschlecht  der  Viktoriden  erblich  war. 
Glieder  derselben  Familie  standen  oft  auch  an  der  Spitze 
des  Bistums  Chur,  das  seit  451  erwähnt  wird.  Seit  Karl 
dem  Grossen  (806)  erscheint  Churrätien  als  ein  Herzog- 
tum, das  dann  91o  dem  Herzogtum  Schwaben  oder  Ale- 
mannien  einverleibt  wurde.  Dabei  blieb  es  bis  zum  Er- 
löschen der  Hohenstaufen  (1256).  Doch  wurde  diese  Ver- 
bindung immer  lockerer,  und  es  entstanden  allmählich 
eine  Menge  weltlicher  und 

geistlicher  Herrschaften, 
deren  grösste  die  des  Bi- 
schofs von  Chur  war.  Im 
14.  Jahrhundert  umfasste 
dieselbe  die  Stadt  Chur 
und  die  Thalschaften  Dom- 
leschg,  Oberhalbstein,  Ober 

Engadin,  Münsterthal, 
Puschlav,  Bergeil  u.  a.  Dazu 
kamen  die  Herren  von  Vaz, 
Räzüns,    Belmont,     Sax, 
Werden  berg  etc.  und  ein 

ausgebreiteter  niedriger 
Adel.  Daneben  erwuchs  ein 
freies  Geschlecht  in  den 
Walserkolonien  von  Rhein- 
wald, Vals,  Saßen,  Ober- 
saxen,  Avers,  Mutten,  Da- 
vos, Klosters,  Langwies. 
Wiesen-Schmitten  etc.  und 
in  den  über  viele  Gemein- 
den zerstreuten  «  Freien  ob 
dem  Flimser  Wald».  Als 
nun  bei  der  zunehmenden 
Schwäche  des  Deutschen 
Reiches  für  Rätien  die  Ge- 
fahr drohte,  dem  Hause 
Oesterreich  zu  verfallen, 
ja  ein  Bischof  von  Chur 
sich  durch  geheimen  Ver- 
trag bereits  verpilichtet  hatte,  das  Bistum  gegen  eine 
Jahrespension  an  Oesterreich  zu  überlassen,  vereinigten 
sich  das  Domkapitel,  der  bischöfliche  Dienstadel,  die 
OEOGR.  LEX.  72  ^  n  —  28 


Fraaentracht  im  Mi  box. 


484 


GRA 


GRA 


Kanlon    Graubboden  : 
HeuträgeriD. 


Stadt  Chur  und  die  zum  «  Grotteshaus  »  gehörigen  Thäler 
im  Jahr  1367  zum  Schutz  der  Selbständigkeit  des  Bis- 
tums. So  entstand  der 
«  Gotteshausbund  »,  der 
bald  regelmässige  Tag- 
satzungen abhielt  und 
dem  Bischof  seine  Mit- 
wirkungin allen  wich- 
tigen Staatshandlun- 
gen aufhötigte .  13^ 
verbanden  sich  der  Abt 
und  die  Gemeinde  von 
Disentis ,  die  Herren 
von  Räzüns  und  Sax 
und  dieXhalschaft  Lug- 
nez  zu  gegenseitigem 
Rechtsschutz.  Dieser 
Bund  wurde  erneuert 
und  über  weitere  Thal- 
schaften erweitert  im 
Jahr  1424  unter  dem 
Ahorn  zu  Truns.  Es  ist 
der  «  Obere  oder  Graue 
Bund».  Nach  dem  Ab- 
leben des  letzten  Gra- 
fen von  Toggenburg  im 
Jahr  1436  traten  auch 
die  «Gerichte»,  die  er 
in  der  Herrschaft,  im 
Prätigau,  in  Davos, 
Schanfiffg  und  Ghur^ 
wal  den  besessen  hatte, 
im  «  Zehngerichtebund  »  zusammen,  zunächst  um  sich  vor 
den  Folgen  einer  Erbteilung  zu  schützen.  Seit  1471  hielten 
die  dreiBünde  gemeinsame  Ratschläge  auf  dem  Hof  Vazeroi 
bei  Lenz,  obwohl  urkundlich  der  Bundesvertrag  erst  1524 
zustande  kam.  Die  demokratische  Entwicklung  der  Bünde 
wurde  dadurch  begünstigt,  dass  nach  und  nach  die  alt- 
rätischen  Dynastengeschlechter  ausstarben.  Durch  eine 
Reihe  von  Loskaufstraktaten  gingen  bald  einzelne  Recht- 
same, bald  die  Gesamthoheit  der  geistlichen  und  weltli- 
chen Herren  auf  die  Gemeinden  und  Gerichte  über.  So 
wurden  die  letztem  allmählich  zu  souveränen  Kleinstaa- 
ten mit  eigener  Verfassung  und  Verwaltung.  Je  zwei  oder 
mehrere  Gerichte  vereinigten  sich  zu  Hochgerichten,  die 
somit  schon  kleine  Bundesstaaten  v^ren,  und  diese  end- 
lich bildeten  die  Bünde.  Jeder  Bund  hatte  seine  «  Tage  ». 
An  der  Spitze  des  Grauen  Bundes  stand  der  «  Landrichter», 
an  der  des  Gotteshausbundes  der  «  Bundespräsident »  und 
an  der  des  Zehnj^erichtebundes  der  « tiundeslandam- 
mann  ».  Die  gememsamen  Behörden  waren  1.  der  «  Bun- 
destag »  aus  Abgeordneten  der  drei  Bünde,  anfanglich  in 
Vazeroi,  später  abwechselnd  in  Ranz,  Chur  und  Davos 
sich  versammelnd,  2.  der  c  Beitag  »  für  die  laufenden  Ge- 
schäfte, gebildet  aus  den  drei  Bundeshäuptern,  mitunter 
verstärkt  durch  eine  Anzahl  weiterer  Abgeordneter.  Bun- 
desbeschlüsse erlangten  aber  erst  Giltigkeit,  wenn  die 
Mehrheit  der  Gemeinden  sie  bestätigte  (Referendum). 
Eine  dritte  Behörde  war  der  «  Kongress  »  aus  den  Bun- 
deshäuptem  und  je  drei  weiteren  Abgeordneten  aus  jedem 
der  drei  Bünde.  Derselbe  hatte  die  Abstimmungsergeb- 
nisse zu  prüfen  und  etwa  die  Geschäfte  des  Bundestages 
vorzubereiten. 

Bald  suchten  die  Bünde  für  ihre  Bestrebungen  auch 
Rückhalt  bei  den  immer  mehr  erstarkenden  Eidgenossen, 
besonders  als  fegen  Ende  des  15.  Jahrhunderts  die  öster- 
reichische Gefahr  immer  drohender  wurde.  Nachdem 
schon  seit  1400  einzelne  Teilbündnisse  mit  Glarus,  Uri 
und  Zürich  voraus  gegangen  waren,  verbanden  sich  1497 
und  1498  zuerst  der  Graue  Bund,  dann  der  Gotteshaus- 
bund mit  den  7  alten  Orten  (ohne  Bern).  Unmittelbar 
darauf  folgte  im  Schwaben  krieg  mit  dem  ruhmvollen 
Sieg  an  der  Calven  (1499)  die  Bluttaufe.  Innerlich  gefes- 
tijgt  und  gehoben  und  von  aussen  geachtet  und  gefürchtet 
gingen  die  Bünde  aus  diesem  Kampf  hervor.  Spater  (1590) 
verbündeten  sich  Zürich  und  Glarus  auch  mit  dem  Zehn- 
gerichtebund und  endlich  (1602)  Bern  mit  allen  drei 
Bünden.  Dabei  behielt  Graubünden  seine  Stellune  als 
besonderer  und  selbständiger  Staat  neben  dem  Bund  der 
Eidgenossen,  obwohl  die  volle  Angliederung  wiederholt 


angestrebt  wurde.  Wie  die  Eidgenossen,  so  erwarben  auch 
die  Bündner  Untertanen länder :  im  Jahr  1509  kauften  sie 
die  Herrschaft  Maienfeld,  und  im  Jahr  1512  eroberten  sie 
das  Veltlin  samt  den  Grafschaften  Bormio  und  Cläven 
(Chiavenna).  Da  diese  Landschaften  früher  dem  Herzog- 
tum Mailand  angehört  hatten  und  dieses  noch  lange  der 
Zankapfel  der  europäischen  Mächte  blieb,  so  wurde  auch 
Graubunden  in  deren  Politik  hinein  gezogen  und  hatte 
lan^e  Zeit  viel  darunter  zu  leiden,  umso  mehr  als  zu  den 
politischen  Parteiungen  noch  die  kirchliche  Spaltung 
kam.  Die  Reformation  fand  in  Graubünden  schon  frühe 
^eit  1521  mit  dem  Uebertritt  von  Fläsch  und  St.  Antonien) 
Einiging.  Nach  einem  Religionsgespräch  in  Ilanz  gewährte 
der  Bundestag  Glaubensfreiheit  und  erklärte  den  Bischof 
aller  weltlichen  Gewalt  für  verlustig.  Zugleich  wurden 
manche  Verbesserungen  auf  sozialem  Gebiet  herbeigeführt, 
namentlich  die  Lasten  des  Bauernstandes  erleichtert  und 
die  Gemeinde-  und  Volksfreiheiten  erweitert  (Artikel- 
briefe). Nun  aber  kamen  die  schweren  innem  Partei- 
kämpfe, namentlich  infolge  der  Beziehungen  Graubön- 
dens  zu  den  damaligen  Grossmächten  Oesterreich-Spanien 
einerseits,  Frankreich- Venedig  andererseits,  die  sich  nm 
das  Herzogtum  Mailand  und  die  Bündner-  und  Veltliner- 
pässe  stritten.  Bünden  zerflel  in  eine  österreichisch-spa- 
nische und  eine  französisch-venezianische  Parteigruppe, 
i'ene  mehr  unter  den  Katholiken,  diese  mehr  unter  den 
Protestanten.  So  oft  eine  Partei  sie^,  wütete  sie  gegen 
die  andere  durch  «  Strafgerichte»,  Verbannunffen,  Güter- 
einziehungen, Kerker-  und  Todesstrafen  etc.  1620  erfolgte 
der  Protestantenmord  im  Veltlin,  und  gleich  daraufrück- 
ten die  Spanier  ins  Veltlin,  die  Oesterreicher  ins  Münste^ 
thal  ein.  Ein  Versuch,  ersteres  wieder  zu  gewinnen,  wobei 
Zürich  und  Bern  Hilfe  leisteten,  misslang  (Niederlage  bei 
Tirano).  Oesterreich  hatte  nun  bei  der  innem  Zerrüttung 
des  Landes  und  bei  dem  Mangel  einer  festen  Zcntralee- 
walt  leichtes  Spiel.  Graubünden  musste  sich  die  tictsle 
Erniedrigung    gefallen    lassen.    Baldlron    eroberte    das 


Milchtransport  im  Kanton  Oraubünden. 

Unter  Engadin,  Davos  und  Prätigau  und  bezeichnete 
seinen  Weg  mit  Mord,  Brand  und  Gräuel  aller  Art,  sachte 
den  Protestantismus  mit  Gewalt  auszurotten  und  nötigte 


GRA 


GUA 


435 


die  Bünde  zu  schimpfiichen  Verträgen.  Zwar  erhoben  sich 
die  Bürger  des  Prätigaus  am  Palmsonntag  1622  helden- 
mütig und  vertrieben,  nur  mit  Keulen  bewaffnet,  die  Un- 
terdrücker. Aber  noch  im  8ell)en  Jahre  fiel  der  Feind  aufs 
Neue  ein  und  verbreitete  noch  ffrössern  Schrecken  als 
zavor.  Da  mischte  sich  Frankreicn  ein :  die  Gestenreicher 
wurden  wieder  vertrieben  (1624)  und  später  sogar  das 
Yeltlin  zurück  erobert  (Herzog  Kohan  1635).  Allein  als 
Frankreich  zögerte,  dasselbe  an  Bänden  zurückzugeben 
und  es  dann  nur  unter  ungünstigen  Bedingunffen  tat, 
mussten  die  Bündner  trachten,  sich  ihrer  zweifelhaften 
Freunde  zu  entledigen.  Dies  gelang  unter  der  Fuhrung  des 
gewandten  und  in  seinen  Mitteln  nicht  skrupulösen  Jürg 
Jenatsch  und  unter  Anlehnung  an  Oesterreich-Spanien. 
Endlich  wurde  im  westfälischen  Frieden  (1648)  die  völlige 
Unabhängigkeit  Bündens  wie  der  Schweiz  anerkannt,  me 
religiöse  Spannung  liess  nach,  und  die  Bündnerpässe  ver- 
loren die  Bedeutung,  die  sie  während  des  30  jährigen 
Krieges  für  das  Zusammengehen  Oesterreichs  und  Spa- 
niens gehabt  hatten.  Nun  liess  sichOesterreich  herbei,  zum 
Teil  £[etrieben  durch  die  Erschöpfung  der  Staatskasse, 
auf  seine  ohnehin  wenig  einträglicnen  und  nur  schwer  zu 
behauptenden  Ansprüche  in  den  «Gerichten»  und  im 
Unter  Enjnidin  gegen  eine  Loskaufsumme  (122000  Gulden 
=  etwa  ©4000  Fr.)  zu  verzichten  (1649  und  1652).  Auch 
die  Untertanenlänaer  kamen  wieder  an  die  Bünde.  So 
fielen  denn  die  Hauptursachen  der  Bündner  Parteiungen 
dahin,  und  es  war  dem  schwer  j^eprüften  Lande  eine  lange 
Ruhe  vergönnt,  deren  es  zu  seiner  Erholung  gar  sehr  be- 
durfte. 

Die  französische  Revolution  brachte,  wie  für  die  Schweiz 
überhaupt,  so  auch 
für  Graubünden  eine 
Neugestaltung.  Die 
Untertanenländer  gin- 
gen durch  den  Macht- 
spruch Napoleons  an 
die  Cisalpine  Republik 
verloren  und  gehören 
jetzt  zu  Italien.  Der 
Anschluss  der  Bünde 
an  die  Helvetische  Re- 

Sablik  wurde  von  der 
[ehrheit  der  Gemein- 
den verworfen,  und 
als  Graubünden  gar 
österreichische  Trup- 
pen aufnahm,  rückten 


den  Berichten  der  Nalurforschenden  Gesellschaft  zu 
Freümrg  im  Breisgau,  1896  und  1897.  —  Rothpletz,  A. 
Das  Geoiet  der  zwei  grossen  rätischen  Ueberschiebungen 
zwischen  Bodensee  und  Enaadin,  (Sammlung  aeoloai- 
scher  Führer,  X).  Berlin  1902.  —  Jahresberichte  der 
Naturforschenden  Gesellscliaft  Graubündens  (mit  Bei- 
lagen), besonders  die  neuem  Jahrgänge,  etwa  seit  1880.  — 
Annalen  der  Schweizer,  Meteorologischen  Centralan- 
stall  (verschiedene  Jahrgänge)  nebst  persönlichen  Mitteil- 
lungen des  Herrn  Direktor  Dr.  BillwiUer.  —  Christ^  H.  Das 
Pflanzenleben  der  Schweiz,  Zürich  1879.  —  Statistisches 
Jahrbuch  der  Schweiz.  Jahrgänce  1895,1898,1901  u.  1902. 
—  Furrer,  A.  Volkswirtschaftliches  Lexikon  der  Schweiz, 
Bd  L  Bern  1885.  —  Planta,  P.  C.  Geschichte  von  Grau- 
bunden,  Bern  1892.  —  Planta,  P.  C.  Das  alte  Rätien, 
Berlin  1872.  —  Heierli,  J.,  und  W.  Oechsli.  Urgeschichte 
Graubündens  (Mitteilungen  der  antiquar,  Geseüsch,  in 
Zürich,  67).  Zürich  1903.  [D*  Ed.  Imhop.i 

QRAUE  HÖRNER  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans). 
Gebirgsgruppe,  besonders  durch  ihren  geologischen  Bau 
bemerkenswert :  zwischen  Weisstannen tnal  im  NW.,  Ra- 
gaz  und  dem  Rhein  im  NO.,  Calfeisenthal  im  S.  und  Ta- 
minathal  im  SO.  (Yättis)  und  0.  Liegt  im  Gebiet  des  N.- 
Flüfi^els  der  Glamer  Doppelfalte  und  bildet  eine  mächtige, 
nach  S.  überliegende  Falte  (nach  Andern  eine  mächtige 
Ueberschlebungsscholle),  die  aus  allen  geologischen 
Stufen  der  Glamer  Alpen  in  zweimal  sich  wiederholender 
und  mehr  oder  weniger  vollständig  ausgebildeter  Reihe 
sich  aufbaut  und  dem  eocänen  Flusch  auflagert.  Die  von 
Erosion  und  Verwitterung  kräftig  bearbeitete  Gruppe 
steigt  als  isoliertes  Massiv  rings  aus  Thälem  und  Thal- 


Churttrsten 


GR/IUE  HÖRNER 

PizSoI 


Tarnt  na  Thal 


Drmeh»nh«ry 


Geologisches  Profil  durch  die  Gruppe  der  Grauen  Körner. 

1.  Flysch  und  Nammulitenbildungen  (Bocftn) ;  2.  Obere  Kreide  (mit  Grtliisandsteinen);  3.  Untere  Kreide ; 
4.  Malm  ;  5.  Dogger;  6.  Lias;  7.  Rötidolomit  (Trias) ;  8.  Yerracano  (Perm). 


auch  die  Franzosen  ins  Land  (1799),  das  nun  der  Schau- 
platz blutiger  Kämpfe  zwischen  Oesterreichern  und  Fran- 
zosen wurde.  Die  Mediationsakte  brachte  den  endgilligen 
Anschlnss  an  die  Schweiz  und  eine  Verfassung,  welche  die 
Einteilung  in  drei  Bünde,  in  Hochgerichte  und  Gerichte 
beibehielt,  aber  den  ehemaligen  «  Bundestag »  in  einen 
Grossen  Rat,  den  periodischen  «Bei tag»  in  einen  stän- 
di^n  Kleinen  Rat.  den  «  Kongress  »  in  eine  Standeskom- 
mission verwandelte  und  eine  Zentralisation  der  wichtig- 
sten Staatsbefugnisse  anbahnte.  Die  jetzt  bestehende  Ver- 
fassung stammt  aus  dem  Jahr  1880,  nachdem  schon  die 
Jahre  1814  und  1854  einiffe  Aenderungen  sebracht  hatten, 
darunter  die  Ersetzung  aer  alten  Einteilung  in  Bünde, 
Hochgerichte  und  Gerichte  durch  die  moderne  in  Bezirke, 
Kreise  und  Gemeinden. 

Literatur,  Ulrich  Campell's  Topographie  von  Grau- 
bündeny  1577,  im  Urtext  und  in  deutscher  Uebertragung 
herausgegeben  von  Tr.  Schiess.  (Beilage  zum  Jahresbe- 
richt der  Nalurforschenden  Gesellschaft  Graubünde>is, 
Bd  42-U,  1898-1900).  —  Sererhard,  N.  Einfalle  Deline- 
ation  aller  Gemeinden  gemeiner  3  Bündten,  1742 ;  her- 
ausgegeben von  C.  V.  Moor.  Chur  1871.  —  Uöder  und 
Tscharner.  Der  Kanton  Graubünden,  (St.  Gallen  1838).  — 
Theobald.  G.  Naturbilder  aus  den  Rätischen  Alpen,  3. 
Auflage,  herausgegeben  von  Chr.  Tarnuzzer.  Chur  1893. 
—  Theobald,  G.  Geologische  Beschreibung  von  Graubün- 
den in  den  Beiträgen  zur  geolog,  Karte  der  Schweiz, 
2.  u.  3.  Lieferung.  Bern  1863  und  1866.  —  Heim,  Alb.  Geo- 
logie der  Hochalpen  zwischen  Reuss  u,  Rhein  in  den 
Beiträgen  zur  geolog.  Karte  der  Schweiz.  25.  Lieferung. 
Bern  1^1.  —  Steinmann,  G.  Geologische  Beobachtungen 
in  de7i  Alpen,  I:  Das  Alter  der  Bündner  Schiefer y  in 


kesseln  auf  und  hängt  nur  nach  W.  über  eine  Reihe  von 
Kalk-  und  Flyschsandsteinspitzen  mit  dem  zu  hinterst 
über  dem  Calfeisenthal  und  auf  der  Grenze  gegen  Glarus 
stehenden  Saurenstock  (3056  m)  zusammen.  Dieser  eben- 
falls stark  verwitterte  Kamm  scheidet  das  Calfeisenthal 
vom  Valtüsch  und  Val  Lavtina  und  wird  von  der  Ein- 
schartung  des  Heidelpasses  (2397  m)  überschritten.  Von 
den  zu  oberst  aus  dun  keim  oder  grauem  Verrucano  be- 
stehenden und  stark  zerschnittenen  und  zersägten  Gipfeln 
der  Grauen  Ilörner  nennen  wir  das  Sazmartinhom  (2848 
m),  den  Gelbistock  (2682  m][  und  den  Piz  Sol  oder  Pizol 
(2Ö49  m).  Dieser  letztere  trafft  an  seinem  N.-Hang  den 
kleinen  Pizolgletscher.  Zwiscnen  Auszweigun^en  des  nach 
N.  ziehenden  Hauptkammes  liegen  drei  kleine  Hochge- 
birgseen  (Wildsee  in  2436  m).  im  rechten  Winkel  geht 
von  dieser  zentralen  Gruppe  der  Grauen  Hörner  nach  0. 
der  Flyschkamm  der  Zanavhömer  ab,  der  u.  a.  das  Grosse 
Zanayhorn  (2^  m),  die  Vogelegg  (2o43  m)  und  den  Mon- 
teluna  (2425  m)  trägt.  Die  nach  S.,  SO.  und  O.  ausstrah- 
lenden Kämme  schliessen  zwischen  sich  die  von  Wild- 
bächen durchbrausten,  einsamen  und  rauhen  Thälchen 
von  Tersol  und  Calvina  im  S.,  Zanay  und  Valgrausa  im 
SO.  und  Vaplona  im  0.  ein,  deren  Wasser  alle  zur  Tamina 
gehen.  Die  Gruppe  der  Grauen  Homer  ist  von  den  ver- 
schiedensten Seiten  (Ragaz,  Vättis,  Mels,  Weisstannen 
etc.)  her  und  auf  den  verschiedensten  Wegen  zugäng- 
lich und  bildet  ein  ausserordentlich  lohnendes  Ezkur- 
sionsgebiet.  Der  Schweizer  Alpenklub  hat  in  den  Hütten 
der  Gaffia  Alp  (1862  m)  und  auf  der  Alp  Lasa  (1872  m ; 
am  S.-Fuss  des  Schlosslikopfes)  Unterkunftsräume  ge- 
schaffen. Die  erste  bekannte  Besteignug  des  Pizol  hat 
am  15.  August  1864  E.  Frey-Gessner  aus  Zürich  durch- 


436 


GRA 


6RA 


geführt. 
Hörner 


Eine  gute  und  kurze  Charakteristik  der  Grauen 
als  Ganzes   gibt  Prof.   Becker:  «Wenn  einmal 


MDäCV 


^:ii^-^^ 


Gruppe  der  Grauen  Hörner. 

ein  Name  treffend  gewählt  ist,  so  ist  es  hier  der  Fall : 
von  welcher  Seite  man  sich  dieser  Gruppe  nähert,  nichts 
als  Hörner,  keine  Spitzen,  Stöcke,  Köpfe,  alles  veri- 
table  Hörner  und  alle  sind  grau,  schwarzgrau  oder  weiss- 
ffrau,  wie  so  eine  Versammlung  von 
Kl  üb  Veteranen  ...  In  einem  Räume  von 
kaum  einer  Quadratstunde  zählen  wir 
über  30  Hörncr,  vom  Zentrum  aus  ([e- 
hen  4  Hauj^tkämme,  die  sich  ihrerseits 
wieder  in  eine  Anzahl  Zweige  gliedern; 
so  gabelt  sich  z.  B.  der  Kamm  der  Za- 
naynörner  siebenfach.  Alles  graue  Hör- 
ner, an  die  sich  graue  Schutthalden  an- 
legen ;  wandert  man  über  diese  hin,  so 
wird  man  selbst  ganz  grau.  Ist  man  ein- 
mal so  recht  drinnen,  so  empfindet  man 
vollständig  den  wilden,  rauhen  Charak- 
ter des  Hochgebirges.  Wie  um  das  Auge 
etwas  zu  erquicken  oder  zu  versöhnen, 
erscheinen  in  dieser  Wildnis  drei  herr- 
liche Seelein,  der  grünblaue  Wildsee, 
der  weissblaue  Schottensee  und  der 
schwarzblaue  Schwarzsee.  Um  das  Bild 
des  Hochgebirges  zu  vollenden,  lie^  in 
einem  kleinen  Kessel  der  kleine  Pizsol- 
gletscher,  so  dass  es  kaum  ein  anderes 
Gebiet  f^eben  kann,  das  mit  dieser  rela- 
tiv geringen  Erhebung  so  vollständig 
das  Wesen  des  Hochgebirges  trägt. 
(Becker,  F.  Chraue  Hömer-Calanda-Ringelspitz ;  Itine- 
rarium  für  das  Exkursionsgebiet  des  S.  A.  C.  1888. 
Glarus  1888). 


GRAUEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Rorschach,  Gem.  Un- 
tereggen).  664  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  NW.-Hang 
des  Rorschacherbergs ;  2,2  km  nö. 
Untereggen  (Mittlerhof)  und  2,5  km 
so.  der  Station  Goldach  der  Linie 
St.  Gallen -Rorschach.  27  kathol. 
Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

ORAUEN8TEIN  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Burgdorf,  Gem.  Krauch- 
thal). 554  m.  Dorf,  am  S.-Fuss  des 
Haselbers^;  2,2  km  n.  Krauchtbai 
und  3,5  km  so.  der  Station  HindeJ- 
bank  der  Linie  Olten-Bem.  21  Häu- 
ser, 221  reform.  Ew.  Landwirtschaft 
ORAUEN8TEIN  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Signau,  Gem.  Trüb  und 
Trubschachen).  750  m.  Gruppe  von 
6  Häusern,  am  rechten  Ufer  der  lifis, 
ander  Strasse  Langnau-Escholznaatt 
und  1  km  so.  der  Station  Trubscha- 
chen der  Linie  Bem-Luzem.  40  re- 
form. Ew.  Landwirtschaft. 

ORAUEN8TOCK  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Ober  Hasle).  2691  m.  Gip- 
fel, in  der  Gruppe  des  Benzlauistocks, 
zwischen  dem  Aare-,  Nessen-  und 
Triflthal  u.  zwischen  Benzlauistock 
(2531  m)  und  Mährenhom  (2924  m) ; 
5-6  Stunden  s.  über  dem  Weiler 
Nessenthai. 

ORAUGRAT   (Kt.   Bern,  Amts- 
bez. Ober  Hasle).  3132-3123  m.  Teil 
des  langen  Kammes  zwischen  HQb- 
nerthälihorn    und    Ritzlihom,   der 
das  Urbachthal  vom  Thal  der  Äare 
trennt ;  zieht  vom  Steinlaueuenhom 
(3164  m  :  auf  der  Siecfriedkarte  nn- 
benannt)  zum  Ritzlihom  (3158  m). 
ORAUHÖRNER  (Kt.  Granbün- 
den.  Bez.  Hinterrhein).  Zerrissener 
und  rauher  Felskamm,  in  den  Splü- 
gener  Kalkbergen,  8-9  Stunden  d. 
über  Splügen.  Besser  bekannt  unter 
dem  Namen  der  Pizzas  d^Annarosa. 
Streicht    WNW.-OSO.  ;     höchster 
Punkt    mit   3002  m    am   O.-Ende. 
tiefster  Punkt    2540  m.    Darin  das 
Cufercalhom  (2801  m). 
ORAUHOLZ   (Kt.  und  Amtsbez.  Bern).  823  m.  Be- 
waldete Anhöhe,  letzter  Ausläufer  des  am   rechten  Ufer 
der  Aare  nahe  deren  Knie  bei  2^11ikofen  gelegenen  Berg- 
gebietes. Der  Wald  ist  zum  grossen  Teil  Eigentum  der 


TlaJt:  J^jffZ/rf^rjE 


Oberster  Abschnitt  de«  Lentathales  mit  dem  Grauhorn. 

Burgergemeinde  Bern  und  wird  von  der  von  Bern  in  den 
Kanton  Solothurn  und  den  Ober  Aargau  führenden  alteo 
Strasse   durchzogen.    In    der   sumpßgea  Lichtung  «Im 


6RA 


6RA 


487 


Sand  »  (am  N.-Rand  des  Waldes)  fand  am  5.  März  1798 
der  bekannte  Unglückskampf  der  unter  Karl  Ludwig  von 


Sttfh'nam  der  fr»f^iSsf sehen  Tmppsn 
Stollungen  der  hämischen  Truppen 


■■'wr 


Lageplaa  des  Kannpfes  im  Grauholz. 

Erlach  und  dem  greisen  Scbultheissen  Nikolaus  v.  Steiger 
stehenden  Bemer  gegen  die  von  Solothurn  herkommen- 
den französischen  Truppen  des  Generales  Schauenburg 
statt.  Auf  Anregung  der  kantonalen  ßerner  Ofßziersgeseil- 
Schaft  ist  hier  zum  Andenken  an  dieses  Ereignis  1886  ein 
Denkstein  gesetzt  worden.  Schiessplatz.  Remontenstall. 
Grabhügel  aus  der  Steinzeit ;  Fund  von  Knöpfen  mit  gol- 
denen Verzierungen.  Ueber  den  Kampf  im  Grauholz  vergl. 
Müller,  Karl.  Die  letzten  Tage  des  alten  Bern;  Denk- 
Schrift.  Bern  1886. 

GRAUHOLZ  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  Recht- 
halten). 9^  m.  17  auf  kleinen  Anhöhen  zerstreut  gelej^^ene 
Häuser;  1,8  km  so.  Rechthalten  (Dirlaret)  und  12,D  km 
so.  Freiburg.  298  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Futterbau 
und  Viehzucht.  Säge. 

GRAUHORN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner).  3260 
m.  Gipfel,  im  Adulamassiv ;  1,5  km  nw.  vom  Rheinwald- 
hom  und  wie  dieses  auf  der  Wasserscheide  zwischen 
Lentagletscher  (Rhein)^  und  Brescianagletscher  (Tessin). 

GRAUHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  2671  m.  Wenig 
bedeutender  Gipfel,  NO.-Schulter  des  Weissmies,  in  der 
Kette  zwischen  Laquinthal  und  Z wisch bergenthal  oder 
Val  Vaira ;  so.  über  der  am  Fuss  des  Laquingletschers 
liegenden  Bidemjialp. 

GRAUHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Bri^u.  Oestlich  Raron). 
2701  m.  Begraster  Kopf,  letzter  NW.-Äusläufer  des  Gibel- 
lioms,  Vi  Stunde  so.  über  dem  Saflischpass  f2581  m  ;  auf 
der  Siegfriedkarte  unbenannt).  Gehört  zur  Alpweide  des 
SeewjistafiTel.  Besieht  aus  beinahe  senkrecht  stehendem 
Gips,  dem  Dolomitbänke  mit  eingesprengtem  Glimmer- 
schiefer anlagern. 

GRAUKOPF  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggenburg). 
2212 in.  Gipfel,  in  der  Säntisgruppe,  800  m  vom  Säntisgipfel 
entfernt.  Wildes  Karrengebiet  auf  den  Urgonkalken  des 
vom  Girespitz  (2450  m)  ausgehenden  Kammes.  W.  unter 
dem  Gipfel  in  2084  m  die  1872  erbaute  Thierwieshütte  der 
Sektionen  Säntis  und  Toggenburg  des  S.  A.  C. 

GRAU8  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau,  Gem.  Hergiswil). 
85;^889  m.  6  Bauernhöfe,  auf  einem  zum  Holzbach  und 


zur  Enziwiggeren  steil  abfallenden  Rücken,  5  km  s.  Her- 
giswil. 42  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Der  Name  vom  mittel- 
hochdeutschen graus  =  Schnabel,  Sporn  oder  sporn- 
artig vorspringende  Höhe. 

ORAU8EOO  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorder- 
land, Gem.  Walzenhausen).  740  m.  Gruppe  von  6  Häu- 
sern, w.  der  Strasse  Bernegg- Walzennausen  und  1 
km  s.  der  Station  Walzenhausen  der  Drahtseilbahn 
Rheineck-Walzenhausen.  30  reform.  Ew.  Schöne  Aus- 
sicht auf  Bodensee  und  Vorarlberg. 

ORAU8PITZ  (HINTER  und  VORDER)  (Kt. 
Graubünden,  Bez.  Unter  Landquart).  2601  u.  2577  m. 
Schöner  Doppelgipfel,  in  der  Gruppe  des  Falknis 
(westl.  Rätikon) ;  der  zum  Fläschertnäli  und  Radau- 
lis  (Obere  Fläscheralp)  steil  abfallende  S.-Hang  zeigt 
eine  schön  entblösste  Aufeinanderfolge  der  Schichten. 
Oestl.  unter  dem  Gipfel  das  Jesfürkli,  von  dem  aus  er 
mit  Leichtigkeit  bestiegen  werden  kann. 

GRAU  STOCK  (Kt.  Bern,  Nidwaiden  und  Obwal- 
den).  2663  m.  Felspyramide,  in  der  Kette  zwischen 
Engelberger-,  Melch-  und  Gcnthal,  auf  der  Grenze 
der  drei  Kantone.  Erhebt  sich  um  ietwa  800  m  über 
den  sw.  von  ihm  gelegenen  Engstlensee  und  steht 
sw.  über  dem  Trübsee.  Besteie^ung  von  der  Engstlen- 
alp  aus  in  2Vfl  Stunden  unscnwierig  aber  müiisam. 
Zusammen  mit  dem  Titlis  und  Wendenstock  einer 
der  schönsten  Aussichtsberge  der  Gegend. 

GRAVADOIRA8  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Albula, 
Kreis  Alvaschein,  Gem.  Obervaz).  1477  m.  Weiler, 
auf  der  Lenzerheide,  am  linken  Ufer  des  Heidba- 
ches und  an  der  Strasse  Chur-Tiefenkastel ;  3,2  km 
nö.  Obervaz  und  8,5  km  n.  der  Station  Alvaschein 
der  Albulabahn.  Postwagen  Chur-Tiefenkastel.  10 
Häuser,  40  kathol.  Ew.  romanischer  Zunge.  Alpwirt- 
Schaft 

GR AVALADA  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn,  Kreis 
Remüs.  Gem.  Schlems).  1700-1850  m.  Alpweide,  z.  T. 
mit  Gehölz  durchsetzt,  am  rechten  Ufer  des  Inn,  an 
der  Grenze  gegen  das  Tirol  und  am  Fuss  der  grossen 
vom  Piz  Lad  absteigenden  Schutthalden  (lad,  lada, 
lateinisch  latus  =  breit).  2  Hütten.  Schöne  Quellen. 
Grosser  Kalkofen.  An  dem  von  Strada  nach  Nauders  und 
zur  Reschenscheideck  im  Tirol  führenden  Fusswes;,  der 
Martinsbruck  und  die  Thalstrasse  umgeht.  1799  Kampf 
zwischen  Franzosen  und  Oesterreichem,  in  dem  diese 
zurückgeschlagen  wurden.  Man  sieht  heute  noch  die 
Spuren  der  von  den  Oesterreichern  angelegten  Schützen- 
gräben. Inder  Nähe,  mitten  in  grossen  Lärchen wäldern, 
zwei  reizende  kleine  Seen  (Schwarzsee  und  Grünsee). 
Schönes  Ausflugsziel  von  Nauders  aus. 

GRAVA8,  GRAVAZ,  GREVA8.  Rätoromanischer 
Ortsname,  im  Kanton  Graubünden  häufig  vorkommend  ; 
von  der  Wurzel  grava,  greva  .=  Kies,  Schutt. 

GRAVA8  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Vorderrhein,  Kreis 
Disentis,  Gem.  Truns).  865  m.  Gruppe  von  9  Häusern, 
am  linken  Ufer  des  Rhein,  zwischen  dem  Fluss  und  der 
Strasse  Ghur-Oberalp-Andermatt,  500  m  sw.  Truns  und 
18,8  km  WSW.  der  Station  Ilanz  der  Linie  Chur-Ilanz. 
38  kathol.  Ew.  romanischer  Zunge.  Wiesenbau  und  Vieh- 
zucht. 

GRAVA8ALVA8  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja, 
Kreis  Ober  Engadin,  Gem.  Sils).  1950  m.  7  Hütten  und 
3  Häuser,  am  SO.-Hang  des  Piz  Materdell  und  über  dem 
linken  Ufer  des  Silsersees ;  3  km  w.  über  Sils  und  13  km 
sw.  über  der  Station  St.  Moritz  Bad  der  Engadinbahn. 
Nicht  das  ganze  Jahr  bewohnt.  Der  Name  von  gravas  = 
Moränenschutt  und  alvas  =  weiss. 

GRAVA8ALVA8  (FUORCLA)  (Kt.  Graubünden, 
Bez.  Maloja).  2684  m.  Wenig  benutzter  Passübergang, 
zwischen  Piz  Lagrev  im  NO.  und  Piz  Materdell  im  SW. 
Führt  vom  Silsersee  am  Lago  di  Gravasalvas  vorbei  zum 
Wirtshaus  Veduta  an  der  Julierstrasse.  Fussweg  zum 
grössten  Teil  nicht  mehr  vorhanden. 

GRAVA8ALVA8  (LAGO  DI)'(Kt.  Graubünden,  Bez. 
Maloja).  2378  m.  Kleiner  See,  300  m  über  der  Julier- 
strasse, s.  dieser  und  w.  vom  Piz  dellas  Colonnas  (2963 
m).  Sendet  seinen  Abfluss  in  die  Julia.  Unter  dem  See 
der  ebenfalls  Gravasalvas  geheissene  Hang. 

GRAVA8ALVA8  (PIZ)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ma- 
loja). 2933  m.   Gipfel,  im  sw.  Teil  der  Gruppe  des  Piz 


438 


GRA 


GBE 


Lagrev,  mit  hohen  Felswänden  unmittelbar  n.  über  dem 
Lago  di  LuDfihino  aufoteigend  und  ö.  über  der  Septimer- 
strasse ;  2,5  Em  nw.  über  dem  Maloja.  Wird  weit  weniger 
besucht  als  sein  niedrigerer,  aber  aussichtsreicherer 
Nachbar  Pizzo  Lunghino  (2784  m).  Mit  dem  Namen  Gra- 
vasalvas  wird  hier  und  da  die  ganze  Gebirgsgruppe  zwi- 
schen dem  Se|)timer  und  Julier  bezeichnet,  die  besser 
nach  ihrem  höchsten  Gipfel,  dem  Piz  Lagrev,  benannt 
wird. 

QORAVAZ  (Kt.  Waadt,  Bez.  und  Gem.  Yverdon).  440 
m.  So  heisst  der  von  den  Alluvionen  des  Buron  ange- 
schwemmte, von  diesem  Bach  begrenzte  und  durchzogene 
Teil  der  Orbesümpfe  s.  Yverdon  und  rechts  von  der  Orbe. 
2  Häuser.  885 :  Grava. 

ORAVE  (PETITE)  (Kt.  Genf,  Linkes  Ufer,  Gem.  Car- 
tigny).  436  m.  Weiler,  9. km  sw.  Genf  und  1,5  km  ö.  der 
Haltestelle  Cartigny  der  elektrischen  Strassenbahn  Genf- 
Chancy.  18  Häuser,  62  reform.  Ew.  In  der  Nähe  die 
Fischzuchtanstalt  Saint  Victor,  die  besonders  Forellen 
züchtet.  La  Petite  Grave  einst  zum  Priorat  Saint  Victor 
gehörend. 

ORAVE8ANO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lugano).  390  m.  Gem. 
und  Dorf,  mitten  in  Weinlauben  und  Kastanienhainen,  nahe 
dem  rechten  Ufer  des  Vedeggio  und  2,5  km  ssw.  der  Sta- 
tion Taverne  der  Linie  Bellinzona-Lugano-Chiasso  der 
Gotthardbahn.  Postablage;  Postwagen Lugano-Gravesano. 


Gravesano  von  Osian. 

Gemeinde,  mit  Grumo  :  61  Häuser,  234  kalhol.  Ew.;  Dorf: 
43  Häuser,  176  Ew.  Kirchgemeinde  San  Pietro.  Acker- 
und  Weinbau,  Viehzucht.  Genossenschaftskäserei.  Zahl- 
reiche Bewohner  wandern  in  die  andern  Kantone  und 
nach  Südamerika  aus.  Mitten  im  Dorf  ein  schöner  Brun- 
nen, der  aus  einem  8  m  Umfang  messenden  alten 
Kastanienstamm  sprudelt.  Erziehungsinstitut  mit  Zei- 
chenschule der  Sekundarschulstufe. 

ORAVEYRE  (LE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Cossonay,  Gem. 
6cl6pens).  456  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  linken  Ufer 
der  Venoge,  an  der  Strasse  La  Sarraz-Goumoens  la  Ville 
und  500  m  so.  jucl^pens.  20  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
La  Sarraz. 

ORAZLIQO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leventina,  Gem.  Chiro- 
nico).  1410-1460  m.  Alpweide  mit  Grupne  von  etwa  20 
Hütten,  im  Val  Chironico,  am  SO.-Hang  des  Pixzo  Forno; 

1  Vt  Stunden  über  Chironico  und  2  V,  Stunden  über  La- 
vorco.  Wird  im  Herbst  mit  Vieh  bezogen.  Butter  u.  Käse. 

OREBATTE8  (NANT  DES)  (Kt.  Genf,  Rechtes 
Ufer).  Bach ;  entspringt  nahe  Chätelaine  in  425  m,  bildet 
zwei  Weier,  die  sog.  fitangs  du  Lignon,  und  mündet  nach 

2  km  langem  Laut  gegenüber  Loex  in  370  m  von  rechts 
in  die  Rhone.  Eine  Brücke.  _ 

ORECO  (PIZZO)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Riviera).  2237  m. 
Gipfel ;  W.-Pfeiler  der  kurzen  Kette  zwischen  Val  Combra 
und  Val  Pontirone,  die  nach  0.  zu  an  den  Pizzo  delle 
Stregh6  anschliesst ;  6-7  Stunden  osö.  über  Malvaglia  im 
Bleniothal. 


ORtDE  (COMBE)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Coartelary). 

Thälchen.  S.  den  Art.  Combe  Gr£:de  (La). 

OREDET8CHBACH  od.  MUNDBACH  (Kt.  Wallis, 

Bez.   Bris).  Wildbach    des  Gredetschthales ;   entsjprinet 
dem  am  Fuss  des  Nesthoms  liegenden  kleinen  Grecletsch- 

fletscher  in  2900  m,  durchfliesst  im  Thal  zwischen  den 
[ämmen  des  Strahlhorns  und  Unterbächhoms  die  Aip- 
weiden Inner  und  Aeusser  Senntum,  tritt  durch  eine 
enge  Schlucht  zwischen  Mund  und  Biivisch  ins  Rhonethal 
aus  und  mündet  nach  iO  km  langem  Lauf  nach  S.  gegen- 
über dem  Schuttkegel  der  Gamsa  und  dem  Dorf  Gamsen 
in  660  m  von  rechts  in  die  Rhone. 

OREDET8CHOLET8CHER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig 
und  Westlich  Raron).  35CO-S900  m.  Gletscher,  1  km  lang 
und  2  km  breit :  am  SW.-Fuss  des  Nesthoms  (3820  m)  zu 
hinterst  im  Gredetrchlhal.  Sein  Abfluss  ist  der  GredeLsch- 
bach.  Steht  über  das  Gredetschjoch  mit  dem  Lötschen- 
thaler  Breithorngletscher  und  übier  die  Obere  Gredetsch- 
lücke  mit  dem  Inner  Baltschiederßm  in  Verbindung. 

OREDET8CHHÖRNLI  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  3662 
m.  Gipfel,  SO.-Schulter  des  Breithoms,  zwischen  diesem 
und  dem  Nesthorn,  nö.  über  dem  Inner  Baltschiederfim 
und  dem  Baltschiederthal  und  nw.  über  dem  Gredetscb- 
gletscher  u.  Gredetschlhal.  Von  ihm  zweigt  die  diese  beiden 
Thäler  trennende  Kette  ab.  8^9  Stunden  nnw.  über  Mund. 
OREDET8CHJOCH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig  und 
Westlich  Raron).  3522  m.Passüberj^ang,  zwi- 
schen Nesthorn  und  Gredelschhomli  (SO.- 
Schulter  des  Breithoms);  verbindet  das 
Gredetschlhal  über  den  Gredetsch-  und 
Breithorngletscher  mit  der  Oberaletsch- 
hütte. 

QREDET8CHLOCKE(OBERE)oder 
BALT8CHIEDERL0CKE  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Brig).  3300  m.  Passübergang,  am  S.- 
Fuss  des  Gredetschhörnli ;  verbindet  das 
Gredetsch-  mit  dem  Baltschiederthal.  Aaf 
der  Siegfriedkarte  un  benannt  und  ohne 
Kote. 

GREDET8CHL0CKE  (UNTERE) 
(Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  3003  m.  Lücke,  im 
Kamm  zwischen  Gredetsch-  und  Baltschie- 
derthal, zwischen  Gredetschhörnli  n.  Grub- 
hom  (3206  m);  verbindet  die  beiden  ge- 
nannten Thäler  mit  einander,  wird  aber 
wegen  des  ausserordentlich  schwierigen 
Abstieges  ins  Gredetschlhal  sozusagen  nie 
begangen.  Dieses  ganze  Gebiet  liegt  über^ 
haupt  abseits  vom  Touristenverkehr. 

OREDET8CHTHAL  (Kt.  Wallis,  Bez, 
Briff).  Kleines  u.  enges  rechtsseitiges  QaeT- 
thal  zum  Rhonelhal ;  beginnt  an  dem  am 
S.-Fuss  des  Nesthoms  (3820  m)  liegenden  kleinen  Gre- 
detscbgletscher,  streicht  auf  eine  Länge  von  11  km 
nahezu  direkt  nach  S.  und  mündet  zwischen  den  Ter- 
rassen von  Mund  und  Birgisch  und  gegenüber  dem  Thal 
der  Gamsa  aus.  Grösste  Breite,  zwischen  Foggenhom 
und  Schillfürgge,  kaum  2,5  km.  Mittlere  Höhe  der  Thal- 
sohle (auf  der  Alpweide  Inner  Senntum)  1703  m.  Do* 
das  Thal  durchfliessende  Gredetschbach  oder  Mundbach 
durchbricht  die  unterste  Thalstufe  in  einer  bei  Mund  sich 
wieder  öffnenden  engen  Schlucht. 

OREICH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Oestlich  Raron).  1362  m. 
Gem.  und  Weiler,  am  ziemlich  steilen  Hang  zwischen  Morel 
und  der  Riederalp,  zwischen  dem  Dor^raben  und  Tiefen- 
bach und  7  km  no.  über  Brig.  11  Häuser,  80  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Morel.  Kapelle.  Viehzucht,  Roggenbao. 
Funde  von  römischen  Münzen. 

QREIERZ.  Bezirk  des  Kantons  Freiburg.  S.  den  Art 
Griiy^re. 

QREIERZ  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz).  (jem.  und 
Stadt.  S.  den  Art.  GRUvfeRES. 

OREIPENBERO  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Bä- 
retswil).  886  m.  Burgruine,  auf  einem  isolierten  Bergvor- 
sprung über  Bäretswil  und  über  dem  linken  Ufer  des 
Weissenbachs ;  1,5  km  s.  der  Station  Neuthal  der  Linie 
Uerikon-Bauma. 

OREIPEN8EE  (Kt.  Zürich,  Bez.  Uster).  437  m.  See, 

im  Glattthal,  8  km  ö.  Zürich.  Flächeninhalt  8,588  km  <. 

I  Seine  Länge  beträgt  6,5  km,  seine  grösste  Breite  beinahe 


6RE 


GRE 


439 


2  km,  die  kleinste  Breite  fast  1  km.  An  der  tiefeten  Stelle, 
DO.  Maur,  beträgt  die  Wassertiefe  33  m.  Der  Boden  des 
Sees  bildet  ziemlich  deutlich  zwei  Stufen: 
im  oberen  Teil  ist  flacher  Grund  mit  16-19 
m  Tiefe ;  in  der  Verengerung  zwischen  Maur 
und  Niederuster  lässt  sich  ein  unterseei- 
sches Thal  mit  10-12  ^/^  Gelall  erkennen, 
und  das  untere  breite  Becken  hat  wieder 
einen  ganz  flachen  Boden  mit  28-33  m  Tiefe. 
Die  Ufer  des  Sees  sind  vorherrschend  flach. 
Einzig  das  sw.  steigt  ziemlich  rasch  gegen 
die  Abhänge  des  Zurichberges  an ;  die  übri- 
gen Teile  sind  sehr  flach,  besonders  am 
obern  und  untern  Ende,  wo  der  See  in  aus- 
gedehnte Torfmoore  und  Streuwiesen  über- 
geht; oben  ist  das  Mönchaltorfer  Riet^  un- 
ten das  Schwerzenbacher  Riet.  Von  diesen 
Sümpfen  wird  nun  allerdings  ein  ffrosser 
Teil  durch  die  Glattkorrektion.  (S.  aen  Ar- 
tikel Glatt)  trockengelegt  und  dadurch  in 
Wiesen  umgewandelt  werden.  Die  Glatt- 
korrektion hat  nämlich  auf  den  Greifensee 
die  gewünschte  Wirkung  gehabt,  indem  er 
eine  Tieferlegung  erführ.  Vor  der  Korrek- 
tion war  der  mittlere  Seestand  bei  437,88  m,  die  gewöhnli- 
chen Hochwasser  erreichten  438,5  m;  ausserordentliche 


437,02  m ;  das  grösste  Hochwasser,  das  seit  der  Korrek- 
tion eingetreten  ist  (3.  Sept  1890),  erreichte  nur  437,68 


Greif«ii8ee. 


Wasserstände  sogar  439,21  m  (18.  September  1852),  439,19 
m  (14.  Juni  1876)  und  439,25  m  (5.  Juni  1878).  Nach  der 
Korrektion  dagegen   ist  der  mittlere   Wasserstand   bei 


Städtchen  Greifense«  fom  See  aas. 

m.  Darnach  wäre  also  der  mittlere  Wasserstand  um  etwa 
80  cm,  der  höchste  um  etwa  1,50  m  gesenkt  worden.  Der 
Greifensee  wird  gespeist  durch  zahlreiche  kleine 
Bäche,  die  vom  Zürichberg  herunter  kommen  und  die 
alle  kleine  Deltas  in  den  See  hinaus  bauen,  in  der 
Axe  des  Thaies  kommt  von  oben  die  Mönchaltorfer 
Aa ;  die  grösste  Wassermenge  aber  stammt  von  der 
Pfafßker  Aa,  dem  Abfluss  des  Pfäfßkersees,  welche 
ihrer  Grösse  entsprechend  auch  das  grösste,  sehr 
breite  Delta  (bei  Niederuster)  in  den  See  hinaus  vor- 
schiebt. Der  Ausfluss  ist  die  Glatt,  die  den  See  am 
NW.-Ende  verlässt,  und  die  erst  von  hier  an  diesen 
Namen  führt.  Beim  Ausfluss  ist  seit  1891  ein  Stau- 
wehr angebracht,  das  bei  niedrij^en  Seeständen  er- 
möglich^ den  See  als  Reservoir  für  die  Wasserwerke 
des  Glattthaies  zu  stauen.  Was  die  Entstehung  des 
Sees  anbetrifft,  so  ist  derselbe  als  ein  Moränen-Stau- 
see zu  betrachten.  In  dem  breiten  Thale  lagerte  ein 
Arm  des  Linthgletschers,  der  in  der  letzten  Eiszeit 
bei  Bubikon  über  die  Wasserscheide  ins  Glattthal 
herüber  drang,  eine  solche  Masse  von  Schutt  ab,  dass 
das  ganze  Thal  damit  ausgekleidet  ist.  Dann  stand 
er  lanp^ere  Zeit  oberhalb  Dübendort,  so  dass  sich 
dort  die  Endmoräne  quer  durchs  Thal  lagerte  und 
n^ch  dem  Rückzug  des  Gletschers  den  See  aufstaute. 
Der  See  reichte  also  anfanglich  bis  ge^en  Dübendorf 
und  ebenso  bis  gegen  Mönchaltorf  ninauf.  Die  Ver- 
kleinerung des  Sees  erklärt  sich  durch  allmählige 
Auffüllung  durch  den  Schlamm  der  Bäche  und  durch 
Torfbildun||[.  In  wirtschaftlicher  Beziehung  ist  der  See 
ziemlich  wichtig  durch  seinen  Fischreicntum ;  seine 
meist  mit  Schilf  bewachsenen  Ufer  geben  trefilliche 
Laichplätze  für  die  Fische  ab.  Sodann  dient  er  den 
Fabriken  und  Mühlen  des  Glattthaies  als  Wasser- 
reservoir. Der  Verkehr  auf  dem  See  zwischen  den 
Dörfern  Fällanden,  Maur,  Uessikon,  Greifensee,  Uster 
und  Riedikon  wird  durch  einen  kleinen  Dampfer  be- 
sorgt. 

QREIPEN8EK  (Kt.  Zürich,  Bez.  Uster).  443  m. 
Gem.  una  Pfarrdorf,  am  O.-Ufer  des  Grei- 
fensees, 900  m  sw.  der  Station  Nänikon 
der  Linie  Zürich -Uster- Rappers  wil  und 
3,5  km  nw.  Uster.  Postbureau,  Telephon. 
Gemeinde,  mit  Wildsberg  :  52  Häuser,  289 
reform.  Ew. ;  Dorf  :  47  Häuser,  263  Ew. 
Landwirtschaft.  Schloss.  Zierliche  Kir^ 
che,  um  1340  vom  jungem  Marschall  von 
Landenberff  erbaut.  Unter  Wildsberp[,  bei  Stooren  und 
bei  Füren  Pfahlbauten  aus  der  Steinzeit.  Der  Ort  war 
einst  eine  von  Mauern  umgebene  kleine  Stadt.  Die 
Gegend  um  Greifensee  war  eine  alte  Besitzung  der 
Grafen  von  Rapperswil.  Urkundlich  wird  die  Burg 
1261  zum  erstenmal  genannt,  doch  stammt  sie  ohne 
Zweifel  aus  früherer  Zeit.  1300  verkaufte  Gräfin  Elisa- 
beth von  Rapperswil  die  Burg  an  Hermann  von  Lan- 
denberg, dessen  in  grosse  Schuldenlast  gestürzten  Nach- 


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GRE 


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kommen  ihren  ganzen  bedeutenden  Besitz  ihren  Verwand- 
ten und  Bürgen  überlassen  mussten,  die  die  Herrschaft 
Greifensee  dann  zur  Ordnung  der  Verhältnisse  1369  an 
die  Grafen  von  Toggenburg  verkauften ;  Graf  Friedrich 
trat  aber  schon  14ü2  das  Schloss,  den  See  und  die  Herr- 
schaft an  Zürich  ab.  Dieses  vereinigte  das  Städtchen  mit 
den  umliegenden  Ortschaften  und  Gemeinden,  die  z.  T. 
der  Grafschaft  Kiburg  zugehört  hatten,  zur  Landvogtei 
Greifensee.  In  der  Geschiente  ist  die  Burg  Greifensee  be- 
kannt geworden  durch  den  sog.  Mord  von  Greifensee  (Mai 
144i).  Die  in  der  Burg  liegende  Zürcher  Besatzung  unter 
Wilahans  von  Breitenlandenberg  sah  sich  nach  tapferer 
Verteidigung  durch  Verrat  zur  Ueberjpbe  an  die  Eidge- 
nossen gezwungen,  die  dann  auf  Anstiften  der  Schwyzer 
unter  Ital  Beding  und  trotz  der  Abmahnungen  von  beson- 
neneren Hauptleuten  (z.  B.  von  Ulrich  Holzach  von  Menz- 
ingen)  den  heldenmütigen  Wildhans  und  nach  ihm  noch 
Qi  Männer  der  Besatzung  auf  einer  benachbarten  Wiese 
bei  Nänikon  durch  das  Schwert  hinrichten  Hessen.  Die 
Stelle  trägt  heute  zum  Andenken  an  dieses  Ereignis  eine 
einfache  Steinpyramide.  Das  Schloss  wurde  von  den  Sie- 
gern niedergebrannt.  Der  jetziffe  Bau  stammt  aus  dem 
Jahr  1520  und  diente  dem  jeweiligen  Landvogt  zur  Woh- 
nung. Der  bekannteste  una  originellste  dieser  Landvögte 
war  der  1781-87  hier  amtende  Salomon  Landolt,  dem 
Gottfried  Keller  in  seiner  Novelle  Der  Landvogt  von 
Greifensee  ein  unvergängliches  Denkmal  gesetzt  hat. 
Vergl.  Zeller-Werdmüner,  H.  Zürcher.  Burgen  {Mut. 
der  antiguar.  Gesellsch.  in  Zur.  58).  Zürich  1894.  - 
Diener,  Ernst.  Das  Haus  Landenberg  im 
Mittelalter  .  . .  Diss.  Zürich  1898. 

OREIPEN8TKIN  (Kt.  Graubünden). 
Ehemaliger  Bezirk,  der  die  Gemeinden  Fili- 
sur,  Bergün,  Latsch  und  Stuls  umfasste. 
Einst  Herrschaft  im  Besitz  des  Bischofes 
von  Chur,  von  dem  sie  sich  1537  mit  der 
Summe  von  2300  Goldgulden  freikaufte. 

OREIFEN8TEIN  (Kt.  Graubünden, 
Bez.  Albula,  Kreis  Bergün,  Gem.  Filisur). 
1215  m.  Burgruine,  am  W.-Hang  der  Mu- 
chetta  und  700  m  nö.  der  Station  Filisur 
der  Albulabahn.  Einst  Eigentum  der  Herren 
von  Greifenstein.  Rudolf  von  Greifenstein 
tötete  1233  den  Bischof  Berthold  von  Chur 
und  sühnte  sein  Verbrechen  durch  eine 
Wallfahrt  nach  Jerusalem.  Die  Bure  kam 
schon  1334  in  den  Besitz  der  Bischöfe  von 
Chur,  die  sie  zusammen  mit  dem  umliegen- 
den Hochgericht  durch  eigene  Vögte  (z.  B. 
solche  aus  dem  (reschlecnt  der  Matsch) 
verwalten  Hessen. 

GREIPEN8TEIN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Unter  Rheinthal,  Gem.  Thal).  484  m.  Kleine 
Burg,  am  NW.-Hang  des  Vorder  Buchberffs 
und  2  km  so.  der  Station  Stad  der  Linie 
Rorschach- Sargans.  Schöne  Aussicht  auf 
den  Bodensee.  Die  von  Dorothea  Zollikofer, 
der  Tochter  des  St.  Galler  Humanisten  Joa- 
chim von  Watt,  erbaute  Burg  dnc;  später 
in  den  Besitz  des  Bündner  Geschiecntes  von 
Salis  über. 

GREIN  (PIZ)(Kt.  Graubünden,  Bez.  Vor- 
derrhein). 2894  m.  Gipfel,  hinten  über  dem 
Val  Gronda,  in  der  vom  Piz  Terri  nach  N. 
abzweigenden  Kette,  so.  vom  Piz  Nadeis 
(2793  m)  und  Piz  Miezdi  (2742  m).  Diese 
beiden  Gipfel  sind  schöne  Felsspitzen,  die 
von  Truns  aus  sichtbar  und  besser  bekannt 
sind  als  der  Piz  Grein.  Dieser  hat  eine  mehr 
abgerundete  Gestalt  und  fallt  nur  nach  N. 
mit  einer  kleinen  Felswand  ab.  7-8  Stun- 
den so.  über  Surrhein. 

OREINA  (OLATSCHt  DE)  (Kt. 
Graubünden,  Bez.  Vorderrhein).  3100-2531 
m.  Kleiner  Hängegletscher,  am  N.-Gehänge 
des  Greinathales,  am  Piz  Vial  u.  Piz  Pleunca 
de  Sterls  (Gruppe  des  Piz  Medels). 

OREINA  (LAWKt.  Graubünden,  Bez.  Vorderrhein  und 
Kt.  Tessin,  Bez.  Blenio).  2360  m.  Alpines  Hochthal  und 
sehr  interessanter  Passübergang  im  Bändner  Oberland; 


liefft  zwischen  Piz  Coroi  (2782  m)  im  S.  und  Piz  Gaglianera 
(3122  m)  im  N.  und  verbindet  das  Val  Somvix  mit  dem 
Val  Camadra.  Truns  (im  VorderrheinthaI)-Tenigerbad- 
Greina-Campo-Olivone  (im  Bleniothal)  11  Stunden  (Teni- 
gerbad-Greina-Campo  8  Stunden).  Von  Surrhein  im 
Rheinthal  fuhrt  eine  kleine  Fahrstrasse  am  linken  Seiten- 
gehänge des  Somvix  durch  Wald  und  Alpweiden  in  1  Vi 
Stunden  bis  Tenigerbad  (1273  m),  wo  sie  auf  das  rechte 
Ufer  des  Thalbaches  übersetzt  und  bis  zur  Alp  Valtenigia 
dem  ebenen  Thalboden  des  an  Naturschönheiten  reichen 
Somvix  folfft.  Von  da  an  steigt  ein  Fussweg  die  steilen 
Halden  recnts  über  der  Schlucht  des  Somvixer  Rhein 
hinan  und  erreicht  über  La  Fronscha  die  unter  dem  Pass 
Diesrut  stehende  Aiphütte  Camona.  Diese  Wegstrecke  bie- 
tet eine  prachtvolle  Aussicht  sowohl  in  die  düstere  Schlocht 
und  den  Thalkessel  Us  Encardens,  wie  auch  auf  die  Gruppe 
des  Piz  Gaglianera  mit  ihren  mächtigen  Gipfeln  und 
ihren  Hängegletschern.  Bei  der  Alphätte  Camona  betritt 
man  das  merkwürdige  Hochthal  der  Greina,  das  als  brei- 
tes und  sonnenreiches  Längsthal  einen  ^ssen  Gegensatz 
bildet  zu  dem  engen  und  tiefein^eschnittenen  obem  Ab- 
schnitt des  Querthaies  Somvix.  Die  Greina  darf  vielleicht 
als  der  ursprüngliche  oberste  Teil  des  Somvix  angesehen 
werden,  der  dann  durch  die  kräftiger  eingreifende  Ero- 
sionsarbeit der  Buche  der  s.  Abdachung  von  seinem 
Stammthal  abgelenkt  worden  ist.  Mit  dem  Lugnez  steht 
die  Greina  heute  über  den  Pass  Diesrut  in  Verbindung. 
Die  Greina  steift  als  5  km  langes  Hochthal  zwischen  den 
mit  kleinen  Eisfeldern  geschmückten  Gipfeln  der  Gruppe 


La  Greina. 

des  Piz  Gaglianera    im    N.    und  den    ebenfalls  z. 
vergletscherten    w.    Vorgipfeln    des    Piz    Terri    im 


mit  weniger  als  2,5%   Faü  von  2360-2235  m  laogsun 


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ab.  Der  höchste  Punkt  (2960  m)  wird  durch  einen  Felskopf 
bezeichnet,  über  den  die  Kantonsgrenze  zieht,  und  trägt 
den  Namen  Passo  Crap.  Von  hier  setzt 
sich  die  Passsenke  der  Greina  noch  auf 
eine  Strecke  von  1,5  km  als  Längsthal 
fort  und  geht  dann  mit  einer  klei- 
nen, vom  Fussweg  rechts  umgangenen 
Schlucht  (Scaletta)  ins  Querthal  des  Val 
Blenio  über.  Diesem  obersten,  im  N.  von 
den  höchsten  Gipfeln  der  Gruppe  des 
Piz  Medel  abgeschlossenen  Stuck  des 
Val  Blenio,  dem  sog.  Val  Camadra,  folgt 
nun  der  Fussvreff  zunächst  am  rechten 
Ufer  des  Thalbaches,  worauf  er  zur  klei- 
nen Fahrstrasse  wird,  beim  Weiler  Ghi- 
rone  auf  das  linke  Bachufer  übersetzt, 
eine  schöne  kleine  Schlucht  durchzieht 
und  endlich  Olivone  erreicht.  Man  kann 
den  Ueberffan^  über  die  Grcina  auch 
noch  mit  kleinen  Varianten  machen, 
wenn  man  z.  B.  von  La  Fronscha  im 
obersten  Somvix  den  Weg  durch  die 
Bachschlucht  und  über  die  Grcina  Car- 
pet  nimmt  oder  von  der  Mitte  des  Grci- 
nathales  aus  nach  S.  abzweigt,  über 
die  Alpweide  Monterascio  (2200  m)  zum 
Monterasciopass  (2260  m)  aufsteigt  und 
von  da  durch  das  Val  Luzzone  nach  Olivone  absteigt. 
Doch  wird  man  in  diesem  Falle  nur  einen  kleinen  Ab- 
schnitt des  schönen  Grcinathales  kennen  lernen.  Von 
Banz  aus  kann  man  die  Grcina  durch  das  Lugnez  und 
über  den  Pass  Diesrut  (2424  m)  errcichen  (Ilanz-Olivone 
12,  Vrin-Ghirone  6  Stunden). 

ORKIT8PITZ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn).  2874  m. 
Wenig  ausgeprägter  Gipfel,  in  der  vom  Piz  Boz  zwischen 
dem  österrcichischen  Fimbertbal  und  dem  Samnaun  nach 
N.  zum  Bürkelkopf  ziehenden  Kette.  Gehänge  steinig 
und  mit  magerm  Rasen  bestanden,  aber  völlig  baumlos. 

QRKL.L.INQEN,  französisch  Grellingue  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Laufen).  390  und  325  m.  Gem.  und  Pfarrdorf, 
im  Birsthai  und  am  linken  Ufer  der  Birs  da  gelegen,  wo 
diese  einen  schönen  Wasserfall  bildet ;  an  der  Strasse 
Basel-Delsberg  und  12,5  km  s.  Basel.  Einige  wenige  Häu- 
ser stehen  am  rechten  Ufer  der  Birs.  Station  der  Linie 
Basel-Delsberg.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon;  Post- 
wagen nach  Meltingen  und  Bretzwil-Liestal.  Gemeinde : 
107  Häuser,  1012  zur  Mehrzahl  kathol.  und  deutsch  spre- 
chende Ew. ;  Dorf:  86  Häuser,  629  Ew.  Sekundärschule. 
Ackei^  und  Weinbau  (10,8  ha  Bebland).  Papierfabrik, 
Florctseidenspinnerei.  Grosse  Trink  Wasserleitung  nach 
Basel.  Grcllingen  ist  ein  sehr  beliebtes  Ausflugsziel  der 
Bewohner  von  Basel,  die  von  hier  aus  meist  auch  noch 
das  Kaltbrunnenthal  besuchen.  Grcllingen  hat  sich  erst 


meinde  erhoben  ;  Kirche  zu  St.  Lorenz  1864  geweiht,  1898 
vergrössert    und   restauriert.  Ueberreste  einer    Bömer- 


Grellingen  von  S&dwesten. 

in  neuerer  Zeit  zu  einer  bedeutenden  Ortschaft  entwik- 
kelt.  Ursprünglich  standen  hier  blos  einige  der  Burg 
Pfefiingen  eigene  Meierhöfe ;  1845  zur  eigenen  Kirchge- 


Kabrikviertel  in  Orellingen,  von  SQdwesten. 

Strasse.  In  einer  Höhle  des  Kaltbrunnenthales  hat  man 
Feuersteingeräte  und  Knochen  von  heute  ausgestorbenen 
Tieren  gefunden.  Schöne  Spaziergänge  nach  der  Burg 
Angenstein,  den  Burgruinen  Bärenfels  und  Pfefiingen, 
sowie  ins  romantische  Kaltbrunnenthal. 

OREMAUDET  (Kt.  Waadt,  Bez.  Lavaux,  Gem.  Sa- 
vigny).  772  m.  12  zerstreut  gelegene  Häuser,  an  der 
Strasse  Savignjf-Lutry  und  1  km  s.  Savigny.  66  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  Savigny-Forcl. 

OREMM  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Mittelland,  Gem. 
Teufen).  870  m.  Weiler,  300  m  n.  der  Station  Teufen  der 
Strassenbahn  St.  Gallen-Gais.  18  Häuser,  125  reform.  Ew. 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Stickwaarenexport.  Neu 
erbautes  Gemeindekrankenhaus. 

OREMPIOLO  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  Gipfel.  S.  den 
Art.  Grampielhürn. 

OREM8EN  (Kt.  Luzern,  Amt  Siirsee,  Gem.  Diiswll). 
675  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  an  der  Strasse  nollbiihl- 
Ruswil;4,8km  so.  Ruswil  und  6,5  km  sw.  der  Station 
Rotenburg  der  Linie  Luzern-Olten.  30  kathol.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Hellbühl.  Acker-  und  Obstbau.  Viehzucht. 

OREM8EN  (OBER,  MITTLER  und  UNTER) 
(Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuch,  Gem.  Romoos).  975-865  m. 
4  Bauernhöfe,  auf  den  Höhen  zwischen  Altmühlebach  und 
Rechenlochbach  zerstreut  gelegen,  1  km  w.  Romoos  und 
12  km  sw.  der  Station  Wolhusen  der  Linie  Bern-Luzern. 
24  kathol.  Ew.  Viehzucht,  Waldwirtschaft. 

ORENA8CA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locamo,  Gem. 
Corippo).  1296  m.  Alpweide,  im  Val  Corippo  (einem 
kleinen  Nebenast  zum  Val  Verzasca)  und  am  Fuss 
des  PizzoMarra.  10  Hütten.  Im  Frühjahr  und  Herbst 
bezogen.  Butter  und  Käse. 

ORENCHEN,  französisch  Granges.  Häufig  vor- 
kommender Ortsname.  Etymologie  s.  beim  Art.  Gran- 

GE.S. 

GRENCHEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Schwarzen- 
burg.  Gem.  Guggisberg).  1555  m.  Alpweide  mit  6 
Hütten,  am  S  W.-Hang  der  Alpligenmähre  und  nahe 
der  Quelle  der  Hengst  Sense,  4-5  Stunden  so.  über 
Guggisberg. 

ORENCHEN  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane,  Gem. 
Pierrafortscha).  Weiler.  S.  den  Art.  Granges  slr 
Marly. 

ORENCHEN  (Kt.  Frciburg,  Bez.  Sense,  Gem. 
Bösingen).  585  m.  Gruppe  von  7  lläusem,  1  km  vom 
linken  Ufer  der  Sense,  3  km  n.  der  Station  Schmit- 
ten der  Linie  Bern-Freiburg  und  2,3  km  nw.  Wün- 
nenwil.  61  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Fulter- 
und  Getreidebau,  Viehzucht. 

ORENCHEN,  französisch  Granges  (Kt.  Solo- 
thurn,  Amtei  Lebern).  459  m.  Gem.  und  grosses  Pfarrdorf, 
am  Fuss  der  ersten  Jurakette  an  der  Strasse  Solothurn- 
Biel  u.  an  der  Grenze  gegen  den  Kanton  Bern.  Station  der 


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Linie  Olten-Sololhurn-Biel.  Postbureau,  Telegraph,  Tele- 
phon; Postwagen  nach  Bettlach.  Gemeinde,  mit  Aller- 
heiligen und  Staad:  404  Häuser,  5202  kathol.  und  re- 
form. Ew.,  wovon  489  französischer  Zunge :  Dorf:  374 
Häuser,  4982  Ew.  Wichtigstes  Zentrum  der  Ührenfabri- 
kation  im  Kanton  Solothum  mit  2000  Uhrenar heitern.  9 
Uhrenfabrikanten,  6  Fabriken  für  ^bauches  und  7  Uhren- 
gehäusefabriken.  Eidgenössisches  Kontrolamt  für  Gold- 
und  Silberwaaren,  das  1902  1605  goldene  (1901 :  1410)  und 
375147  silberne  (1901 :  571 761)  Uhrengehäuse  geprüft  hat. 
Die  kleine  Kolonie  französisch  sprechender  Emwohner 
besteht  aus  westschweizerischen  Uhrenarbeitem.  Parket- 
terie,  Ziegelei.  Steinbruche.  Heimat  des  als  «  Grossälti 
US  em  Länerberg »  bekannten  Dialektschriftstellers  Dr. 
Joseph  Schild  (1821-1890),  des  Nationalrates  und  Grossin- 
dustriellen Schild-Rust  (f  1888)  und  der  beiden  mutigen 
Maria  Schärer,  die  bei  der  französischen  Invasion  unter 
Schauenburg  1798  getutet  worden  ist.  In  erhöhter  Lage 
mitten  im  Dorf  die  1811  erbaute  Pfarrkirche  und  auf  einer 
Vorhöhe  des  Jura,  3  km  w.  Grenchen,  die  als  Wallfahrts- 
ort einst  vielbesuchte  Kapelle  Allerheiligen,  in  der  die 
jetzt  das  Solothurner  Museum  zierende  Madonna  von 
Holbein  entdeckt  worden  ist.  Oberhalb  des  Dorfes  hat 
man  1865  die  an  Funden  reichste  Niederlassung  aus  der 
Bronzezeit  im  Kanton  Solothurn  aufgedeckt.  Keltische 
Münzen ;  im  Eichholz,  nahe  der  Kirche  und  ö.  vom  Dorf 
römische  Ueberreste ;  am  Därden  römische  Münzen  und 
Spuren  einer  Römerstrasse,  bei  Allerheiligen  römische 
Münzen.  Im  neuen  Quartier  nahe  der  Kantonalstrasse 
zahlreiche  Burgundergräber  mit  Skeleten  und  Grab- 
schmuck (so  u.  a.  mit  Gold  und  Silber  beschlagene  Gür- 
tel) ;  heute  im  kantonalen  Museum  zu  Solothum  aufbe- 
wahrt. 1830-40  war  Grenchen  ein  Miltelpunkt  der  unter 
dem  Namen  des  a  Jungen  Europa  »  bekannten  politischen 
Bewegung  und  der  Zufluchtsort  mehrerer  nachher  be- 
rühmt gewordener  Flüchtlinge,  wie  des  Revolutionärs 
Giuseppe  Mazzini  und  des  badischen  Staatsmannes  Karl 
Mathy,  der  hier  mehrere  Jahre  als  Lehrer  wirkte.  Ueber 
den  Aufenthalt  von  Mathy  in  Grenchen  vergl.  Gustav 
Freytags  Bilder  aus  der  deutschen  Vergangenheit  (Bd  5) 
und  desselben  Verfassers  biographisches  V/erk  Karl  Ma- 
thy (Leipzig  1870).  2  km  n.  der  Station  Grenchen  die 
Kaltwasserheilanstalt  Bachtelen.  S.  diesen  Art. 

ORENCHENBERQ  (OBERER  und  UNTERER) 
(Kt.  Solothum,  Amtei  Lebern).  1362  m.  Grosse  Sennberge 
mit  Meierhof,  Eigentum  der  Bürgerffemeinde  Grenchen. 
Höchste  das  ganze  Jahr  hindurch  bewohnte  Siedelung 
des  Kantons.  10  kathol.  und  reform.  Ew. 

ORENCHENPELD  (Kt.  Bern, ^Amtsbez.  Interlaken, 
Gem.  Gsteig).  602  m.  Plateau,  zwischen  dem  Saxetenbach 
und  der  Lütschine,  1  km  s.  der  Station  Wilders wil  der 
Linie  Interlaken-Grindelwald  der  Berner  Oberland  Bah- 
nen. Hier  stand  einst  ein  im  Mittelalter  oft  genann- 
tes Dorf  Grenchen,  das  zusammen  mit  Mülinen  und 
Wilderswil  zuerst  dem  Edelgeschlecht  von  Rotenfluh 
und  seit  1334  dem  Kloster  Interlaken  gehörte.  Seine 
Bewohner  nahmen  an  dem  von  Bern  1349  unter- 
drückten Aufstand  der  Gotteshausleute  gegen  das 
Kloster  Interlaken  teil.  Das  Dorf  ist  zu  unnekannter 
Zeit  wahrscheinlich  durch  Hochwasser  zerstört  wor- 
den. 

ORENCHENQALM(Kt.Bem.Amtsbez.Schwar- 
zenburg  und  Nieder  Simmenthai).  1885  m.  Pass- 
übergang,  in  der Stockhornkette,  zwischen  Hahnen. 
Alpligenmähre;  verbindet  das  Thal  der  Hengst  Sense 
mit  dem  des  Morgetenbaches. 

ORENET(LE>  (Kt.  W^aadt,  Bez.  Lavaux  u.  Oron). 
Bach ;  entspringt  2  km  n.  Les  Gornes  de  Cerf  in  dem 
auf  dem  oberen  Plateau  des  Bezirkes  Lavaux  stehen- 
den Bois  du  Grand  Jorat  in  780  m  und  sammelt  den 
grössten  Teil  der  Wasser  dieser  Hochfläche.  Sein 
Lauf  ist  ein  ziemlich  gewundener.  Zuerst  wendet  sich 
der  Grenet  nach  S.,  dann  nach  SO.,  biegt  in  680  m 
und  nach  5,5  km  langem  Lauf  scharf  nach  NO., 
später  nach  N.  um  und  mündet  nach  12  km  laneem 
Gesamtlauf  unterhalb  Chätillens  und  1  km  w.  Oron 
IIa  Ville  in  605  m  von  links  in  die  Broye.  Im  Ober- 
auf durchfliesst  er  die  Ebene  von  Forel,  wo  er  eine 
Säge  treibt  und  von  rechts  die  aus  der  Nähe  von  Savigny 
herkommende  Neirigue  und  die  am  N.-Hang  des  Mont  de 


Gourze  entspringende  Mortigue  aufnimmt ;  der  Mittellauf 
ist  zum  grossen  Teil  tief  eingeschnitten,  treibt  eine  Mühle 
und  eine  Säee  und  erhält  keine  nennenswerte  Zuflösse ; 
im  Unterlauf  versorgt  der  Bach  eine  Reihe  von  Fabriken 
mit  Triebkraft.  Die  Stelle,  wo  der  Grenet  nach  NO.  um- 
biegt, liegt  nur  800  m  von  dem  dem  Genfersee  tributären 
Lac  ae  Bret  entfernt.  Als  1874-75  dieser  See  von  der  Stadt 
Lausanne  zu  Kraftzwecken  und  nachher  auch  zur  Wasser- 
versorgung von  Morges  in  Anspruch  genommen  wurde, 
hat  man  den  Grenet  mit  ihm  durch  einen  unterirdischen 
Kanal  verbunden,  der  zur  Regulierung  des  Seewasser- 
standes dient.  Nachdem  seit  1895  die  Wasserrechte  der 
Fabriken  am  Unterlauf  des  Grenet  von  Lausanne  und 
Morffes  zurückgekauft  worden  sind,  kann  jetzt  im  Be- 
därinisfalle  alles  Wasser  des  Baches  in  den  See  abgeleitet 
werden.  Vergl.  den  Art.  Bret  (Lac  de). 

GRENET  (LE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Lavaux,  Gem.  Forel). 
747  m.  Gmppe  von  8  Häusern,  am  Bach  gleichen  Namens, 
n.  der  Strasse  Lausanne-Oron  u.  1  km  nw.  Les  Coraes  de 
Cerf.  32  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Savigny-ForeL  Le 
Grenet  heisst  auch  der  ganze  N.-Abschnitt  der  Gemeinde 
Forel  mit  zusammen  35  Häusern  und  201  reform.  Ew. 

ORENEYRET8  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Or- 
mont  Dessus).  Alpweide,  an  stark  geneigtem  Hang,  zwi- 
schen den  Alpen  Äroille  und  Mötreülaz,  am  Fuss  der  Tor- 
nettaz  (2192  m:  SO.-Schulter  der  Tornettaz  de  Mamex 
oder  Pare  de  Marnex,  2543  m)  und  1^/4  Stunden  über 
Vers  r£glise.  Alphütte.  Interessante  Flora. 

ORENO  DE880U8  und  QRENG  DE8SU8  (Kt 
Freiburg,  Bez.  Seej.  440  und  453  m.  Gem.  und  Weiler, 
am  S.-Ofer  des  Murtensees,  an  der  Strasse  Avenches- 
Murten  und  1,4  km  nö.  der  Station  Faoug  der  Linie  Lau- 
sanne-Payeme-Lyss.  Telephon.  9  Häuser,  70  reform.  Ew. 
deutscher  Zunge.  Kirchgemeinde  Meyriez.  Greng  ur- 
sprünglich eine  französische  Siedelung,  jetziffe  Bewohner 
zugewandert  und  nicht  Bürger  der  Gemeinde.  Getreide-, 
Tabak-,  Futter-,  Kartoffel-  und  Runkelrubenbau,  Vieh- 
zucht. Mühle.  Reizend  gelegenes  Schloss  mit  prachtvollen 
Parkanlagen.  Gren|^  im  Mittelalter  Eigentum  von  Isabella 
von  Neuenburg,  Grafin  von  Greyerz ;  der  Ort  zusammen 
mit  den  benachbarten  Siedelungen  von  Karl  dem  Kühnen 
1476  vor  der  Schlacht  von  Murten  in  Asche  |[elegt.  Schloss 
Greng  1784  Eigentum  eines  Herrn  von  Garville ;  1803  vom 
Inselsnital  in  Bern ,  1810  von  einem  gewissen  Desmolands 
und  1815  vom  Grafen  von  Pourtal^s  angekauft,  der  die 
Besitzung  verschönerte  und  vergrösserte.  Nördl.  Greng, 
bei  der  Mühle,  Pfahlbau  aus  der  Steinzeit  und  beim  Schloss 
Pfahlbau  aus  der  Bronzezeit  mit  eigenartig  geform- 
ten Fundgegenständen.  1349:  Gruent.  Ver^  Diesbach. 
Max  de.  Le  Chdteau  de  Greng.  Fribourg  IwO.  —  Etrenr 
nes  fribourgeoises.  1901. 

ORENOIOL8  (Kt.  Wallis,  Bez.OesÜich  Raren).  1005 


Schloss  Greng. 

m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  im  Goms,  auf  einer  Terrasse  links 
über  der  tiefen,  von  der  Rhone  durch  den  Deischberf 
geschnittenen  Schlucht  und  über  der  Mündung  der  Binoa 


GRE 


GR^ 


+43 


in  die  RhoDe.  Gemeinde  ziemlich  ausgedehnt ;  zieht  sich 
jenseits  der  mit  dem  Dorf  Grengiols  und  den  Weilern  Zen 


Dorfpartie  in  Grengiols. 

Häuser,  Hoclcmatt,  Im  Viertel  und  Bächemhäuser  be- 
standenen Wiesenterrassen  am  Fuss  des  Breithorns  bis 
ins  Langthal  und  Saflischthal  und  an  den  Hängen  des 
Gibelhoms,  der  Punta  Mottiscia  und  des  Helsenhorns 
hinauf,  wo  sie  schöne  Sommerweiden  besitzt.  Gemeinde : 
89  Häuser,  555  kathol.  Ew. ;  Dorf:  30  Häuser,  209  Ew. 
Bei  der  Brücke  im  Kupferboden  Postablage ^  Postwagen 
ober  die  Furka  (Brig-Göschenen).  1052:  GranciroUs;  1290: 
Graniols;  1334:  Granyreylz.  Bildete  im  Mittelalter  ein 
Majorat,  das  Bischof  Aimon  de  La  Tour  1325  von  Johann 
In  der  Bachen  erworben  und  dem  aus  Grandes  slam- 
menden  Perrod  de  Morestel  verliehen  hatte.  Dieser  ver- 
kaufte es  1333  wieder  um  den  Preis  von  50  Pfund  Geldes 
von  St.  Maurice  samt  einem  ungarischen  Rassenpferd. 
Nachdem  die  neuen  Besitzer,  die  Herren  von  Buos,  nur 
einen  schwachsinnigen  Erben  hinterlassen,  wurde  Gren- 
eiols  1374  mit  dem  Majorat  Morel  vereinigt,  bei  dem  es 
bis  1441  verblieb,  in  welchem  Jahre  sich  die  Gemeinden 
des  Gores  frei  kauften.  Die  Verkäufer  verlangten  von  den 
Gemeinden  blos  die  weitere  Bezahlung  des  bis  anhin  für 
die  bischöfliche  Tafel  geforderten  Tributes.  Die  Majorats- 
herren wurden  von  nun  an  alle  zwei  Jahre  neu  gewählt. 
Grengiols,  dessen  Kirche  an  der  Stelle  der  einstigen  Burg 
steht,  bildet  seit  1634  eine  eigene  Kirchgemeinde,  die  auch 
noch  die  am  jenseitigen  Ufer  liegende  Zivilgemeinde  Mar- 
tisberg  umfasst.  Die  1799  über  den  Nufenen  ins  Ober 
Wallis  eingefallenen  Oesterreicher  legten  vor  ihrem  Rück- 
zag vor  den  IVuppen  des  Direktoriums  das  Dorf  Grengiols 
in  Asche,  worauf  es  in  Holz  neu  aufgebaut  wurde.  In  der 
Gemeinde  Grengiols,  die  den  Eingang  in  das  mineral-  und 
erzreiche  Binnenthal  zu  einem  Teil  umfasst,  hat  man 
Ueberreste  von  einstigen  Silber-  und  Kupferbergwerken 
gefunden ;  über  dem  Dorf  Funde  von  römischen  Münzen. 

GRENIER  oder  ORENY  (LE)  (Kt.  Waadt  u.  Genf). 
Bach ;  entsteht  aus  einem  unterhalb  Divonne  ün  Frank- 
reich) in  470  m  von  der  Versoix  sich  abzweigenaen  Kanal, 
der  unter  dem  Namen  Le  Brassus  eegen  Ci^ligny  zieht. 
Zweigt  Ö.  Bogis-Bossey  vom  Brassus  an,  wendet  sich  nach 
S.  und  vereinigt  sich  nach  4,5  km  langem  Lauf  in  Com- 
mugny  (412  m)  mit  der  Doye,  einem  nei  Coppet  in  den 
Genfersee  mündenden  kleinen  Bach. 

QRENIER  (ALPE  DU)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont. 
Gem.  Bagnes).  1900-2400  m.  Alp  weide,  auf  den  steilen  und 
trockenen  Hangen  am  Fuss  des  Bec  des  Roxes,  2  km  nö. 
Lourtier.  10  Hütten  und  Stadel.  Wird  mit  etwa  40  Kühen 
und  ebensoviel  Stück  Kleinviehes  bezogen.  Bestandigem 
Steinschlag  ausgesetzt. 

QRENILLES  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane).  681  m. 
Gem.  und  Weiler,  am  rechten  Ufer  derLongivue;  1,7 
km  ö.  Estavayer  le  Gibloux  und  6,5  km  ssö.  der  Station 
Gottens  der  Linie  Bern-Freiburg-Lausanne.  Telephon.  Ge- 
meinde, mit  La  Goletta :  25  Häuser,  128  kathol.  Ew. ; 
Weiler :  13  Häuser,  63  Ew.  Kirchgemeinde  Farvagny  le 


Grand.   Futter-,  Getreide-  und  Kartoffelbau,  Viehzucht. 
Säge.  Ehemalige  Herrschaft  mit  eigener,  im  13.  und  14. 
Jahrhundert  erwähnter  Edelfamilie.  Funde  von  rö- 
mischen Altertümern,  besonders  Amphoren.  1180  : 
Grenegles ;  später  Grenelies  und  Grinillieis. 

ORENIVAZ  (Kt.  Waadt,  Bez.  Vevey,  Gem.  Cor- 
sier).  690  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  auf  den  Höhen 
rechts  über  der  Veveyse,  zwischen  diesem  Fluss  und 
der  Strasse  Vevey-Chätel  Saint  Denis  und  5  km  nö. 
der  Station  Vevey  der  Simplonbahn.  26  reform.  Ew. 
GREN8  (Kt.  Waadt,  Bez.  Nyon).  500  m.  Gem. 
und  kleines  Dorf,  2  km  ö.  vom  Fuss  der  Döle,  an  den 
Strassen  Ch6serex-Signy-Nyon  und  Gingins-Eysins 
und  3,6  km  w.  der  Station  Nyon  der  Linie  Lau- 
sanne-Genf. Postablage.  Telegraph,  Telephon ;  Post- 
wagen Nyon-Ch^serex-Tr^lex.  Gemeinde,  mit  dem 
Weiler  Les  Fourches :  25  Häuser,  155  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Gingins.  Acker-  und  etwas  Wein- 
bau. In  Les  Fourches  an  der  Asse  Säge  und  Mühle. 
Das  Dorf  bis  ins  18.  Jahrhundert  Teil  der  Herr- 
schaft Gingins,  später  eigene  Herrschaft  und  der 
Reihe  nach  im  Besitz  der  Geschlechter  Quisard  aus 
Grans,  Brutel  und  de  La  Fl^ch^re  aus  Nyon.  1164  : 
Graiens;  1202:  Grens;  1298:  Greins. 

ORENT8CHEL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarberg, 
Gem.  Lyss).  460  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  des 
Grentschelbachs  und  800  m  nö.  der  Station  Lyss 
der  Linie  Bem-Biel.  11  Häuser,  125  reform.  Ew.  Land- 
wirtschaft. 

QRENT8CHELBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarberg). 
Bach ;  entspringt  am  O.-Hang  des  Dreihubel  in  515  m, 
fliesst  zunächst  nach  N.,  biegt  dann  scharf  nach  SW.  ab 
und  mündet  nach  3,5  km  langem  Lauf  in  Lyss  in  449  m 
von  rechts  in  den  Lyssbach. 

GRENY  (LE)  (Kt.  Waadt  und  Genf).  Bach.  S.  den 
Art.  Grenier  (Le). 

ORENZOIPPEL  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  4631  m. 
Felsffipfel,  in  der  Gruppe  des  Monte  Rosa,  7  m  niedriger 
als  die  Dufourspitze  und  ö.  von  ihr;  auf  der  Landes- 

S'enze  gegen  Italien.  Zuerst  1848  von  den  Führern  von 
elchior  Ulrich  bestiegen,  die  eine  Anstiegsroute  auf  den 
höchsten  Gipfel  der  Monte  Rosagruppe  suchten. 

GRENZQLET8CHER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  4500- 
2700  m.  Grosser  Gletscher,  8  km  lang  und  im  Mittel  1,2 
km  breit ;  steigt  von  den  zwischen  Grenzgipfel  und  Lys- 
ioch  stehenden  Gipfeln  (Zumsteinspitze,  Signalkuppe, 
Parrotspitze,  Ludwigshöhe)  der  Monte  Rosagruppe  ab, 
nimmt  noch  die  Firn-  und  Eisfelder  am  Lyslcamm  und 
den  von  den  Zwillingen  (Kastor  und  PoUux)  herabkom- 
menden Zwillingsgletscher  auf  und  vereinigt  sich  selbst 
wieder  unterhalb  der  B^tempshütte  des  S.  A.  C.  mit  dem 
mächtigen  Gomergletscher.  Weist  an  manchen  Stellen 
gefährliche  Eisfalle  und  Spalten  Systeme  auf,  die  schon 
mehrere  Unglücksfalle  verursacht  haben. 

ORENZKOPP  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggenburg). 
2192  m.  Gipfel,  in  der  Säntisgruppe ;  1,5  km  vom  Säntis 
und  in  der  w.  Fortsetzung  des  Kammes  des  Grauropfs. 
S.  diesen  Art. 

GRENZSATTEL  oder  ZUM8TEIN8ATTEL  (Kt. 
Wallis,  Bez.  Visp).  Etwa  4450  m.  Einschartung,  zwischen 
Grenzgipfel  (4631  m)  und  Zumsteinspitze  (4573  m),  in  der 
Gruppe  des  Monte  Rosa.  Von  der  Zer matter  Seite  aus  ver- 
hältnismässig leicht,  von  Macugnaga  aus  dagegen  ausser- 
ordentlich schwierig  zugänglich.  Zum  ersten  und  einzigen 
Mal  von  Macugnaga  aus  1889  durch  die  Professoren  Ralti 
und  Graselli  überschritten.  Dient  hie  und  da  als  Fuss- 

Bunkt  für  eine  schwierigere  Besteigung  der  Zumstein-  oder 
ufourspitze. 

OR6PILLON  oder  ORAPILLON  (MONT)  (Kt. 
Wallis,  Bez.  Entremont).  3530  m.  Gipfel,  so.  Vorberg  des 
Mont  Dolent,  im  Massiv  des  Mont  Blanc,  auf  der  Landes- 
grenze gegen  Italien  und  im  Felskamm  zwischen  dem 
Glacier  de  Prä  de  Bar  (Italien)  und  dem  Glacier  du  Mont 
Dolent.  Auf  der  Siegfriedkarte  unbenannt  und  ohne  Hö- 
henkote. Kann  von  der  Hütte  Le  Pro  de  Bar  über  den 
Glacier  de  Prä  de  Bar  und  den  S.-Grat  in  5  Stunden 
ohne  grosse  Schwierigkeiten  bestiegen  werden. 

OR£pILLON  oder  ORAPILLON  (PETIT)  (Kt. 
Wallis,  Bez.  Entremont).  3355  m.  Gipfel,  OSO.-Schulter 
des  Mont  Gr^pillon,  in  der  Gruppe  des  Mont  Dolent  (Mas- 


444 


GRt 


6RE 


siv  des  MoDt  Blanc).  Ohne  besonderes  Interesse.  Von  der 
Hütte  Le  Pro  de  Bar  (Italien)  aus  in  4  Stunden  zugän^^Iich. 
Auf  der  Siegfriedkarte  unbenannt. 

OR£pILLON  de  L'ORS  oder  GR£PILL0N  DE 
L'OURS  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont).  Unterer  Ab- 
schnitt des  von  Le  Crettet  de  la  Placette  zur  Ornyhütte 
des  S.  A.  C.  führenden  Fussweses. 

GRKPLANO  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans,  Gem. 
Flums).  Burgruine.  S.  den  Art.  GRiGPLANG. 

GREPPKN.  Ziemlich  verbreiteter  Ortsname  der 
deutschen  Schweiz.  Etymologie  noch  unsicher;  wahr- 
scheinlich aber  vom  rätoromanischen  crapy  crapa  =  Fels 
herzuleiten,  der  gleichen  Wurzel,  die  auch  in  den  Formen 
Gröpillon,  Graplang  etc.  wiederkehrt.  Vergl.  Brandstetter. 
Gemeindenamen  der  Zentra* Schweiz.  1902. 

QREPPEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen,  Gem. 
Langenthai).  4d5  m.  Teil  des  Dorfes  Langenthai,  im  Thal 
der  Langeten  und  an  der  Strasse  Langenthal-Melchnau  ; 
1,2  km  so.  der  Station  Langenthai  der  Linie  Olten-Bem. 
22  Häuser,  222  reform.  Ew. 

GREPPEN  (Kt.  und  Amt  Luzern).  454  m.  Gem.  und 
Pfarrdorf,  am  rechten  Ufer  des  Küssnachter  Armes  des 
Vierwaldstattersees  und  am  W.-Fuss  des  Bigi  schön  ge- 
legen ;  3,5  km  s.  der  Station  Küssnacht  der  Gotthard- 
bahn.  Postablage,  Telephon.  Dampfschi flstation.  Ge- 
meinde, einige  zerstreut  gelegene  Hofe  mit  inbegriffen : 
44  Häuser,  228  kathol.  Ew. ;  Dorf:  19  Häuser,  110  Ew. 
Obstbau,  Viehzucht.  1321 :  Greppon. 

GREPPON  BLANC  (Kt.  Wallis,  Bez.  Conthey  und 
Hörens).  2718  m.  Felsfi^pfel,  in  der  Kette  zwischen  Val 
d'Hörömence  und  Val  de  Nendaz,  3  Stunden  nw.  über  dem 
Sommerkurort  Prazlong  im  Val  d'Hörömence.  Wird  nur 
sehr  selten  bestiegen.  Seine  O.-Schulter  trägt  den  Namen 
Le  Montzet. 

GREPT(t£tE  A  PIERRE)  (Kt.  Waadt  und  Wal- 
lis). Gipfel.  S.  den  Art.  Pierre  Grept  (TfcXE  a). 

GRE8ALLEY  (Kt.  Waadt,  Bez.  Vevey,  Gem.  Les 
Planches).  1181  und  1223  m.  Zwei  Gruppen  von  Hütten, 
am  W.-Hang  der  Dent  de  Jaman,  gegenüber  Les  Avants. 
Hier  stehen  triasische  Mergel,  Dolomite  und  Rauchwacke 
an. 

GRE88IN8  DE88U 8  (Kt.  Bern, Amtsbez.  Münster, 
Gem.  Belj^rahon).  1095  m.  Gruppe  von  2  Häusern,  über 
den  Felshangen  n.  Belprahon  und  4  km  nö.  der  Station 
Münster  der  Linie  Basel-Delsbers.  11  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Münster.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

GRE880  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locamo}.  999  m.  Gem.  u. 
Pfarrdorf,  im  Val  Vergeletto  und  am  SW.-Fuss  des  Pizzo 
Pelose;  23,5  km  nw.  vom  Bahnhof  Locarno.  Postablage. 
54  Häuser,  278  kathol.  Ew.   Viehzucht ;  Butter  und  Käse. 


Gresso  von  Süden. 

Strohindustrie.  Starke  periodische  Auswanderung  in  die 
W.-Schweiz.  Schöne  Aussicht  ins  Val  Onsernone.  Aus- 
gangspunkt des  über  den  Passo  di  Goufeda  (1806  m)  und 


die  Alpe  di  Confeda  nach  Lodano  (im  Val  Maggia)  fob- 
renden  Weges. 

GRE88Y  (Kt.  Waadt,  Bez.  Yverdon).  507  m.  Gera.  u. 
Pfarrdorf,  im  n.  Abschnitt  des  W.-Plateaus  des  Jorat, 
westl.  (links)  vom  Buron,  auf  dem  oberen  Rand  des  die 
Orbeebene  im  0.  begleitenden  Steilhanges,  an  einer  Ab- 
zweigung der  Strasse  Lausanne-Yverdon  und  2,5  km  ö. 
der  Station  £pendes  der  Linie  Neuen burg-Lausanne. 
Gemeinde,  mit  Sermuz :  38  Häuser,  218  reform.  Ew. ; 
Dorf :  30  Häuser,  176  Ew.  Kirchgemeinde  umfasst  neben 
Gressy  noch  die  Zivilgemeinden  Belmont,  Ursins  und  Va- 
leeres  sous  Ursins,  sowie  den  Weiler  fpautheyres.  Land- 
wirtschaft. Die  Mühle  Gressy  auf  Boden  von  Valeyres  sous 
Ursins.  Bei  dieser  Mühle  Ueberreste  von  Befestigungsan- 
lagen oder  eines  Refugiums,  die  aus  dem  Beginn  des 
Mittelalters  datieren  dürften.  Einst  Teil  der  Herrschaft 
Belmont.  Der  letzte  der  Edeln  von  Gressy,  Wilhelm,  starb 
1240.  Kirche  sehr  alt ;  vom  Bischof  St.  Amadeus  von  Hau- 
terive  (f  1159)  dem  Ka[)itel  Lausanne  einverleibt.  Vor  der 
Reformation  bestand  hier  eine  Brüderschaft  vom  h.  Geist 
deren  Güter  1537  verkauft  wurden.  1228  :  Grissie ;  1317 : 
Grissye ;  1453 :  Grissiez. 

GRET8CHIN8  (Kt  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg, 
Gem.  Wartau).  602  m.  Kleines  Dorf,  in  sehr  malerischer 
Landschaft,  am  SW.-Fuss  des  die  Burgruine  Wartau  tra- 
genden Hügels  und  4  km  sw.  der  Station  Sevelen  der 
Linie  Rorschach-Sargans.  22  Häuser,  106  reform.  Ew. 
Hier  die  1491  erbaute  Pfarrkirche  von  Wartau.  Acker- 
und  Obstbau,  Viehzucht.  Ein  Teil  der  Bewohner  arbeitet 
in  der  Fabrik  Azmoos.  1270:  Grazinnes;  1273:  Oacinnes 
und  Grezinnes.  Der  Name  vielleicht  vom  Personennamen 
Grazzo  herzuleiten.  Vergl.  Götzinger,  Wilh.  Die  ronian. 
Ortsnamen  des  Kant,  St.  Gallen.  St.  Gallen  1891. 

GRETZENBACH  (Kt.  Solothum,  Amtei  Ölten).  402 
m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  rechten  Ufer  der  Aare,  an 
der  Strasse  Aarau-Olten  und  1,5  km  sw.  der  Station 
Schönen werd  der  Linie  Zürich- Aarau-Olten.  Postablage. 
Gemeinde,  mit  Weid:  140  Häuser,  979  Ew.,  wovon  198 
Reformierte ;  Dorf :  53  Häuser,  552  Ew.  Bildet  zusammen 
mit  Däniken  und  Grod  eine  Kirchgemeinde.  Wiesenbau. 
Viele  der  Bewohner  arbeiten  in  den  Schuhfabriken  von 
Schönenwerd.  Neues  Schulhaus.  Kirche  ist  eine  der  ältes- 
ten des  Kantons.  Ueberreste  einer  Römerstrasse. 

GREUEL  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Schenkon). 
528  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  nahe  dem  N.-Ufer  des 
Sempachersees,  an  der  Strasse  Sempach-Geuensee,  500  m 
nw.  Schenkon  und  3  km  nö.  der  Station  Sursee  der  Linie 
Luzern-Olten.  53  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Sursee. 
Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht.  Der  Name  vom  althoch- 
deutschen krewil,  im  heutigen  Dialekt  chrättel  oder 
kräuel  =.  Spitzhacke;  ursprünglich  ei- 
nem im  Winkel  zwischen  der  Vereini- 
ung  von  zwei  Bächen  gelegenen  Ort 
leigelegt. 

GREUT  (HINTER  u.  VORDER) 

(Kt.   Zürich,   Bez.    Winterthur,   Gem. 

Rickenbach    und    Dinhard).     Häuser- 

ruppe.  S.  den  Art.  GrOt  (Hinter  und 

ORDER). 
GREUT    (OBER    und     UNTER) 

(Kt.  Thurgau,  Bez.  Kreuzungen,  Gem. 
Langrickenbach).  535-530  m.  Zwei 
Gruppen  von  zusammen  17  Häusern, 
am  O.-Ende  des  Seerückens,  1  km  sw. 
Lani^ickenbach  und  4,8  km  sw.  der 
Station  Altnau  der  Linie  Romanshorn- 
Konstanz.  77  kathol.  u.  reform.  Ew. 
Kirchgemeinden  Altnau  u.  Langricken- 
bach.  Boden  sehr  fruchtbar.  Wiesen- 
und  Obstbau.  Greut,  Grüt  (gleichbedeu- 
tend mit  Rüli  etc.)  von  roden,  reuten, 
urbar  machen. 

GREUTEN8BERG  (Kt.  Thurgau, 
Bez.  Münchwilen,  Gem.  Wuppenau). 
705  m.  Weiler,  6  km  nö.  der  SUlion 
Wil  der  Linie  Zürich-Winterthur-St. 
Gallen  und  1,3  km  w.  •  Wuppenau.  13 
Häuser,  57  zur  Mehrzahl  kathol.  Ew.  Wiesenbau.  Waldun- 
gen. Stickerei. 

QREVALLA  DE880U8  und  QREVALLA  DES- 


t 


Vo 


GBl 


6RI 


445 


8U8   (Kt.  Freiburff,   Bez.  Veveyse,  Gem.  Chätel  Saint 
Denis).  1280  und  1390  m.  Zwei  Gruppen  von  Hätten^  am 
O.-Hang  des  Mont  Corbettes  und  5  km 
so.  über  Chätel  Saint  Denis.  Anstehen- 
der Rät  mit  Fossilien. 

GRIALET8CH  (PIZ)  (Kt.  Grau- 
bünden.  Bez.  Inn).  äl31  m.  Gipfel,  w. 
über  dem  Yadret  da  Grialetscn,  zwi- 
schen diesem  einerseits  und  dem  Gross 
Scalettagietscher  und  Vadret  da  Vallör- 
gia  andererseits  und  zwischen  Val  Gria- 
letsch  und  Sulsannathal.  Schöne  Eis- 
kuppe; wird  selten  bestiegen  und  auch 
dann  meist  nur  in  Verbindung  mit  der 
Besteigung  des  Scalettahorns  (3068  m) 
besucht. 

GRIALET8CH  (VADRET  DA) 
(Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn).  3000-2340 
m.  Schöner  Gletscher ;  steigt  vom  wei- 
ten Firnkessel  zwischen  Piz  Grialetsch 
im  W.,  Piz  Vadret  im  S.  und  Piz  Sar- 
sura  im  0.  in  Terrassen  nach  N.  ins 
Val  Grialetsch  ab.  Firnfeld  eines  der  be- 
deutendsten in  der  Albulagruppe. 

QRIALET8CH  <VAL>  (Kt.  Grau- 
bünden, Bez.  Inn).  2550-1950  m.  Seiten- 
thal des  Val  Flüela  oder  Val  Susasca,  in  das  es  7  km  w. 
Süs  (Unter  En^din)  ausmündet.  Steigt  zwischen  den 
Gruppen  des  Piz  Vaaret  und  Schwarzhoms  zuerst  nach 
NO.  und  nachher  nach  N.  ab.  Im  untern  Abschnitt  die 
Äipweide  Grialetsch.  Waldlos. 

GRIALET8CHPA88  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn). 
2546  m.  Passübergang,  hinten  über  dem  Val  Grialetsch 
und  nw.  vom  Vadret  da  Grialetsch,  zwischen  dem  Kilbi- 
rizen  im  S.  und  dem  Radüner  Kopf  im  N.;  verbindet  das 
Val  Grialetsch  mit  dem  Dischmathal.  Auf  der  Passhöhe 
ein  schöner  kleiner  See.  Beschwerlicher  Fusspfad. 

GRIANKOPF  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn).  2900 
m.  Abgerundeter  und  wenig  hervortretender  Gipfel, 
in  der  Grenzkette  zwischen  der  Schweiz  und  Oesterreich, 
rechts  über  dem  trefsten  Teil  des  Unter  Engadin,  zwi- 
schen dem  schweizerischen  Val  d'Uina  und  dem  nach 
NO.  zur  Resche  nach  eideck  absteigenden  österreichischen 
Rojenthal.  10  km  s.  vom  Piz  Lad  (2811  m)  nahe  Martins- 
bnick,  dem  Hauptgipfel  der  Grenzkette.  Wird  seit  der 
Erstellung  der  Pforzheimerhütte  des  Deutschen  und 
Oesterreichischen  Alpenvereins  auf  dem  Schlinigpass 
ziemlich  häufig  und  ohne  Schwierigkeiten  bestiegen. 
Aussicht  auf  die  Oetzthaler  Alpen  und  die  Ortlergruppe. 
GRIAT8CHOUL8  (PIZ)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ma- 
loja).  2973  m.  Stolze  Felspyramide,  über  den  Alpweiden- 
hängen nw.  Zuz  und  Scanfs,  im  ö.  Abschnitt  der  Gruppe 
des  Piz  Kesch.  Fällt  nach  N.  und  0.  in  Felswänden  zum 
Val  Viluoch  und  Sulsannathal  ab  und  hängt  nach  W. 
über  den  Piz  Virogla  und  Piz  Val  Mfira  mit  dem  Piz 
Kesch  zusammen.  Schöner  Aussichtspunkt,  von  Zuz  aus 
in  3  Stunden  leicht  zu  besteigen.  Besonders  schöner  Nie- 
derblick ins  Engadin  mit  seinen  vielen  grossen  Dörfern. 
In  geologischer  Beziehung  interessant  durch  die  beson- 
dere Art  der  Ausbildung  des  den  Gipfel  krönenden  Gra- 
nites, von  dem  einzelne  Blöcke  und  Trümmer  ins  Val 
Sulsanna  niedergebrochen  sind. 

GRIBBIO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leventina,  Gem.  Chig- 
Riogna).  1290  m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  16  Hütten,  am 
NO.- Hang  ^es  Pizzo  Jomo  und  2  Stunden  s.  über  der 
Station  Faido  der  Gotthardbahn.  Kapelle.  Im  Frühjahr 
und  Herbst  bezogen.  Butter  und  Käse. 

QRIBELLAKOPF  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn).  2897 
m.  Gipfel,  neben  dem  Bürkelkopf  (3036  m]  der  Hauptgipfel 
der  das  Samnaun  im  N.  begleitenden  Grenzkette  gej^en 
das  österreichische  Paznaun.  Von  Campatsch,  dem  gröss- 
ten  Ort  im  Samnaun,  in  3-4  Stunden  leicht  zu  besteigen. 
Bemerkenswerter  Aussichtspunkt  auf  die  Tiroler  Alpen. 
Trigonometrisches  Signal  und  Grenzstein. 

QRIDA  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Piessur,  Kreis  und  Gem. 
Churwalden).  944  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  W.-Hang 
der  Höhen  zwischen  Rabiusa  und  Piessur  und  5,5  km  ssö. 
überChur.  18  reform.  Ew.  deutscher  Zunge.  Alpwirtschaft. 
QRIDONE  (MONTE)  oder  MONTE  LIMIDARIO 
(Kt.  Tessin,  Bez.  Locarno).  2191  m.  Einer  der  Hauptgipfel 


in  der  Grenzkette  zwischen  dem  Tessiner  Centovalli  und 
Italien  und  5  km  w.  über  Brissago  am  Langensee,  von 


Monte  Gridone,  vom  Monte  Br6  ans. 

wo  aus  er  in  5  Stunden  leicht  bestiegen  werden  kann. 
Prachtvolle  Aussicht  auf  See,  Ebene  und  Gebirge. 

ORIEBJENEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Leuk,  Gem.  Ober  Ems).  2250  und  1822  m.  Alpweide 
mit  zwei  Gruppen  von  zusammen  19  Hütten  und  Stadeln, 
auch  Grjiby  geheisseu ;  am  oberen  Abschnitt  des  z.  T. 
bewaldeten  Rückens,  der  sich  links  von  der  Ausmündung 
des  Turtmanthaies  und  über  dem  Dorf  Ober  Ems  gegen 
das  Emshorn  hinanzieht.  Eigentum  einer  aus  Bürgern 
von  Ober  Ems,  Unter  Ems  und  Turtman  bestehenden 
Korporation.  Unter  Griebjenen  besteht  aus  mehreren  in 
den  prachtvollen  Waid  eingesprengten  Lichtuncen,  wäh- 
rend Ober  Griebjenen  bis  zum  Fuss  des  Brunetnorns  an- 
steigt. Im  Sommer  während  zwei  Monaten  mit  50  Stück 
Grossviehes  bezogen. 

GRIE8.  Für  sich  oder  in  Zusammensetzungen  nicht 
selten  vorkommender  Ortsname  der  deutschen  Schweiz ; 
vom  althochdeutschen  ^rioz  =  mittelhochdeutschem 
ariess  =  froher  Sand,  Kies  (schweizerdeutsche  Mundart 
heute  nocn  grien).  Wird  angeschwemmten  oder  abgela- 
gerten Kies-  oder  Schotterfläcnen  und  besonders  auch  den 
Moränenablagerungen  vor  dem  Fuss  eines  Gletschers  bei- 
gelegt. 

ORIE8BACH  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Trachselwald). 
Bach ;  entspringt  am  N.-Hang  der  Schonegg  in  860  m, 
fliesst  in  emem  Kreisbogen  von  0.  über  W.  nach  SW., 
durchzieht  die  Weiler  Griesbach  und  Gammenthai  und 
mündet  nach  7  km  langem  Lauf  1  km  w.  Trachselwald 
in  640  m  von  rechts  in  die  Grünen.  Wird  von  mehreren 
Brücken  überschritten  und  teilweise  von  der  Strasse 
Sumiswald-Waltrigen  begleitet.  Griesbach  =  steiniger 
Bach. 

GRIESBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald, 
Gem.  Sumiswald).  700  m.  Weiler,  am  Griesbach.  an  der 
Strasse  Sumiswald-Waltrigen,  2  km  n.  Sumiswald  und 
6,5  km  nö.  der  Station  Bamsei  der  Linie  Burgdorf-Lang- 
nau.  Telephon.  11  Häuser,  66  reform.  Ew.  Sage.  Tabak- 
industrie. 

GRIESBACH  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  Schaflhausen). 
595  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  auf  einem  Ausläufer  des  Ran- 
den, 4  km  nw.  vom  Bahnhof  Schaffhausen.  15  reform.  Ew. 
Landwirtschaft.  Eigentum  des  Staates  SchafThausen,  zeit- 
weise als  Korrektionsanstalt  verwendet  und  heute  an  einen 
Landwirt  verpachtet.  Hier  befand  sich  einst  der  grosse 
Exerzier-  und  Schiessplatz  der  Schailhauser  Miliz.  Das 
Gut  urkundlich  zuerst  1100  erwähnt  als  Eigentum  des 
Klosters  Allerheiligen  in  Schaffhausen.  Damals  stand  hier 
eine  Kapelle.  Ehemaliges  Edelgeschlecht  von  Griesbach. 

GRIESBACHTHAL  (Kt.  Bern  und  Waadt).  Thal.  S. 
den  Art.  F^nils  (Vall^e  des). 

GRIESEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Thurgau, 
Bez.  und  Gem.  Frauenfeld).  475  und  401  m.  Zwei  Grup- 
pen von  zusammen  7  Häusern,  400  m  von  einander  ent- 
fernt, am  N.-Fuss  und  N.-Hang  des  Wellenbergs  und  2,5 


446 


|G1U 


km  nö.  vom  Bahnhof  Prauenfeld  (Linie  Zürich- Winter- 
thur-Romanshom).  24  reform.  Ew.  wiesen-  und  Obutbau. 

ORIE8ENBERQ  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Weinfelden. 
Gem.  Amlikon).  535-550  m.  (>emcindefraktion,  Weiler  und 
Herrenhaus  (enemals  feste  Burg) ;  über  und  in  der  wilden 
Waldschlucht  des  Griesenbergtobels  gelten.  Die  in  den 
Wellenberg  eingeschnittene  Schlucht  öffnet  sich  bei 
Eschikofen  auf  die  Thur.  Der  Weiler  Griesenberg  3  km 
sw.  der  Station  Märstetten  der  Linie  Zörich-Winterthur- 
Romanshorn.  Umfasst  die  Weiler  und  Bauernhöfe  Grie- 
senberfi^,  Fimmelsberg.  Altenburff,  Leutmerken,  Bänikon, 
Hub,  Holzhof,  Tümpfel,  Maltbacn,  Yogelsanff  und  Battle- 
hausen  mit  zusammen  106  Häusern  und  438  Ew.  (wovon 
273  Katholiken  und  165  Reformierte):  Weiler  Griesen- 
berg :  10  Häuser,  31  Ew.  Paritätische  Kirchgemeinde  mit 
Kirche  in  Leutmerken.  Wald.  Futter-  und  etwas  Wein- 
bau, Viehzucht,  Leihkasse.  Ehemals  Sitz  der  Herren 
von  Griesenberg,  eines  Zweiges  der  Edeln  von  Bussnang, 
die  wir  seit  dem  Beginn  des  12.  Jahrhunderts  hier  an- 
sässig finden.  Dieses  Geschlecht  baute  sich  auf  einem 
auf  drei  Seiten  schroff  abbrechenden  Felssporn  eine 
feste  Burg,  die  nach  Kuhn  an  der  Stelle  des  heutigen 
Weilers  uriesenberg,  nach  andern  Geschieh tschreibem 
aber  beim  jetzigen  Bauernhof  Altenburg  (1  km  w.  Amli- 
kon)  stand.  Seit  1230  sassen  auf  dieser  Burg  Heinrich  l. 
von  Griesenberg  (ein  Bruder  des  damaliffen  Abtes  von  St. 
Gallen,  Konrad  von  Bussnan^)  und  sein  Sohn  Heinrich  IL 
von  Griesenberg.  Als  dieser  in  den  Fehden  des  Abtes  von 
St.  Gallen  mit  dem  Haus  Habsburg  auf  Seite  des  ersteren 
getreten  war,  belagerte  Kaiser  Albrecht,  der  Sohn  Rudolfs 
von  Habsburg,  iW&  die  Burg  Griesenberg  und  zerstörte 
sie.  Eine  an  anderer  Stelle  (bei  Eschikofen)  neu  errichtete 
Burg  erlitt  zweimal  dasselbe  Schicksal,  nämlich  im  Ap- 
penzellerkrieg  1407  und  im  alten  Zürichkrieff  1444.  Die 
Familie  von  Griesenberg  erlosch  1324,  worauf  die  Herr- 
schaft mehrfach  den  Eigentümer  wechselte,  bis  sie  1529 
an  Heinrich  von  Ulm  verkauft  ward.  Nachdem  sie  Frei- 
herr Franz  von  Ulm  1752  an  Zürich  verpfändet  hatte, 
wurde  sie  1759  von  Luzern,  das  sie  nicht  in  reformierte 
Hand  |[elangen  lassen  wollte,  ausgelöst  und  1792  an  den 
österreichischen  Obervogt  von  Stockach  verkauft.  17% 
endlich  kamen  zwei  Brüder  Schulthess  aus  Zürich  in  den 
Besitz  von  Herrschaft  und  Domäne  Griesenberg,  dessen 
letzte  Gerichtsherren  sie  waren.  Die  im  15.  Jahrhundert 
wieder  hergestellte  Burg  zerfiel  im  18.  Jahrhundert,  als 
der  sie  tragende  Fels,  vom  Wasser  unterspühlt,  zusam- 
menbrach. Darauf  erstand  das  im  Wallgraben  der  einstigen 
äurg  erbaute  heutige  Herrenhaus,  dessen  jetziger  Besitzer 
ch  der  Landwirtschaft  widmet.  Der  Name  Griesenberg 
Wahrscheinlich  von  einem  Personennamen  Griso  (=  der 
Greis)  abzuleiten. 

GRIE8ENFIRN  (Kt.  Uri).  2600-2300  m.  Kleines  Firn- 
feld, 800  m  lang  und  1,5  km  breit,  am  Griesenhörnli 
(2853  m)  und  über  der.  Griesenalp  (Unterabteilung  der 
Grossal^),  rechts  über  der  Meienreuss  und  hinten  über 
dem  Meienthal.  Von  einem  Felskamm  in  zwei  Hälften  ge- 
trennt. 

GRIESENHÖRNLI  (Kt.  Uri).  2853  m.  Gipfel,  nö. 
Vorberg  des  Stücklistocks  (3309  m),  über  dem  rechten 
Ufer  der  Meienreuss  und  hinten  über  dem  Meienthal. 
Steiler  Felskamm,  an  dessen  NO.-Hang  der  kleine  Grie- 
senfirn  liegt. 

ORIE8ET  (Kt.  Glarus  und  Schwyz).  Gipfel.  S.  den 
Art.  Faulen  (Böser  und  Guter). 

GRIE80LET8CHER  (Kt.  Glarus).  3060-2500  m. 
Gletscher,  auf  dem  4  km  langen  und  1,5  km  breiten  Pla- 
teau, das  vom  wenig  ausgesprochenen  Kamm  zwischen 
Bifertenstock,  Scheibe  und  Hinter  Selbsanft  niedersteigt. 
Senkt  sich  zuerst  langsam  nach  NO.  und  ßUlt  dann  steil 
zum  mittleren  Limmernboden  ab.  Sein  direkt  ostwärts 
ziehender,  etwa  2  km  langer  S.-Arm  heisst  Limmernglet- 
scher  und  steigt  in  den  Hintergrund  des  Limmernbodens 
ab.  Dem  Gries-  und  Limmerngletscher  entspringt  der  Lim- 
mernbach,  einer  der  Quellarme  der  Linth. 

0RIE80LET8CHER  (Kt.  Uri).  2700-2250  m.  Schma- 
ler Gletscher,  4  km  lang  und  1,1  km  breit,  am  NN  W.- 
Hang der  Scheerhörner  (3234  und  3296  m)  und  sw.  über 
dem  Klausenpass.  Wird  begangen,  wenn  man  von  Unter- 
schächen  aus  über  die  Kammlilücke  (2848  m)  auf  den 
Hüfigletscher  und  zum  Claridenpass  gelangen  will.  Fällt 


GRI 

nicht  steil  ab  und  ist  wenig  zerklüftet.  Westl.  der  Glet- 
scherzunge die  Hänge  des  Untern  und  Obern  Gries. 

CIRIE8QLET8CHER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  3250- 
2100  m.  Gletscher,  am  Grenzkamm  zwischen  dem  WaUis 
und  Italien:  6,5  km  lang  und  im  Maximum  2,5  km,  im 
Minimum  0,5  km  breit.  Entsendet  einen  Teil  seiner 
Schmelzwasser  nach  Italien.  Entspringt  etwas  unter  dem 
Gipfel  des  Blindenhorns  ^382  m)  und  steigt  zwischen 
zwei  Felskämmen  zu  Thal,  deren  einer  ihn  von  einer 
Reihe  von  linksseitigen  Nebenthälem  des  Ober  Wallis 
(Eginen-,  Merzenbach-,  Hohbach-  und  Blindenthai)  trennt, 
während  ihn  der  andere  vom  Hohsandgletscher  und  vom 
italienischen  Thälchen  von  Bettelmatten  scheidet.  Im  erst- 

genannten,  den  Gletscher  im  NW.  begrenzenden  Kamm 
nden  wir,  vom  Blindenhom  an  e^ezahlt,  das  Klein  Blin- 
denhom  (3334  m),  den  Griesffletscnerpass  oder  Hohstelli- 
pass  (2840  m),  den  Merzenbachschien  (3210  m),  die  Ritzen- 
hömer  (3122  und  3055  m)  und  das  Faulhom  (2872  m) ; 
den  andern,  den  Gletscher  im  SO.  begleitenden  Kamm 
bilden  der  Grieshohsandsattel,  Siedelrothompass,  das 
Siedelrothom  (3295  m),  der  Gemslandpass  (etwa  3250  m). 
das  Bettel mattenhom  oder  Gemslandhom  (2984  m)  und 
der  von  da  zum  Griespass  absteigende  Grat.  Der  unterste 
Abschnitt  des  Gletschers  ist  ein  weites,  ebenes  und  im 
Hochsommer  schneefreies  Eisfeld  und  bildet  das  Scheitel- 
plateau  des  Griespasses.  Die  Landesgrenze  zwischen  dem 
Wallis  und  Italien  folgt  vom  Blindenhom  bis  zum  Gries- 
pass dem  SO.-Kamm. 

0RIK80LKT8CHERPA88  oder  HOH8TEL.U- 
PA88  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  2840  m.  Passübercang, 
zwischen  dem  Klein  Blindenhom  (3334  m^  und  dem  Mer- 
zenbachschien (3210  m);  verbindet  den  Gnesgletscher  mit 
dem  ganz  kleinen,  ziemlich  steil  ins  Blindenthai  abstei- 
genden Hohstelligletscher.  Er  gestattet  den  direkten  Auf- 
stieg von  Reckingen  durch  das  Blindenthai  auf  den  obem 
Griesjg^letscher  und  vermeidet  den  Umweg  über  Ulrichen. 
Reckingen-Passhöhe  5  Stunden.  Passhöhe-Griesgletscher- 
Griespass  1  Stunde,  Passhöhe-Cremslandpass-Tosa  4  Stan- 
den. Der  einst  zusammen  mit  dem  Griespass  stark  be- 
ffangene  Griesgletscherpass  wird  heute  kaum  noch  von 
Jägern  überschritten,  obwohl  er  keine  Ernstlichen  Schwie- 
rigkeiten bietet. 

GRIE8HOH8AND8ATTKL.  (Kt.  WalUs,  Bez. 
Goms).  Etwa  3170  m.  Breite  Eisscharte,  auf  der  Landes- 
grenze gegen  Italien  zwischen  Blindenhom  im  W.  und 
Siedelrothom  im  0.  Verbindet  den  obem  Griesgletacher 
mit  dem  Hohsandgletscher,  wird  aber  trotz  seiner  leich- 
ten Gangbarkeit  nur  wenig  benutzt. 

GRIE8HORN  (Kt.  O^ssin  und  WallU).  2926  m  (auf 
der  italienischen  Karte  2966  m).  Verwitterte  rotgraae 
Felspyramide,  auf  der  Grenze  zwischen  dem  Wallis,  Tes- 
sin  und  Italien;  zwischen  dem  Griespass  und  dem  obers- 
ten Val  Corno,  in  das  noch  eine  Zunge  des  Grie^let- 
schers,  der  sogenannte  Gomogletscher,  absteigt  Vom 
Scheitel  des  Griespasses  in  1  */,  Stunden  leicht  zugäng- 
lich. Interessante  Aussicht. 

ORIK8PA88  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  2460  m.  Brei- 
tes Eisplateau,  vom  untern  Abschnitt  des  Griesgletschers 
gebildet,  auf  der  Grenze  gegen  Italien:  die  nördl.,  schwei- 
zerische, Seite  des  Passscheitels  wira  im  W.  vom  Faul- 
hom (2872  m),  einem  Ausläufer  des  Blindenhorns,  uod 
im  0.  von  dem  ihn  vom  Nufenenpass  trennenden  Nofe- 
nenstock  (2865  m),  die  südl.,  italienische,  Seite  im  SW. 
vom  Bettel mattennom  (2964  m\  und  im  NO.  vom  Gries- 
hörn  (2926  m)  flankiert.  Der  Gnesnass  verbindet  das  Egi- 
nenthal  mit  dem  italienischen  Formazzathal  und  dem 
jeden  Sommer  von  Hunderten  von  Touristen  besuchten 
Tosafall.  Ulrichen  (im  Ober  Wallis)-Eingang  zum  Pass- 
plateau 3  Vi  Stunden,  Passplateau  30  Minuten  lang,  Pass- 
Plateau-Tosafall  2  Stunden.  Prachtvolle  Aussicht  von  der 
asshöhe,  einerseits  auf  die  Gruppe  des  Oberaarhomt, 
andererseits  auf  den  Basodino  und  das  Ofenhora.  Flora  der 
Umgebungen  eine  der  reichsten  der  Alpen  und  von  ho- 
hem Interesse.  Wie  zweifellos  schon  seit  Jahrhunderten, 
ist  auch  heute  noch  der  Weg  über  das  Gletscherfeld 
durch  in  Steinplatten  eingelassene  Pföhle  markiert.  Der 
Griespass  ist  schon  seit  langer  Zeit  bekannt  und  wurde 
(wie  ubriffens  hie  und  da  heute  noch)  vor  der  Eröfl'nttng 
der  Simplonstrasse  häufip[  mit  Lasttieren  überschritten. 
Jetzt  wird  der  Passweg  nicht  mehr  ausreichend  unterhal- 


GR] 


GRI 


447 


fi 


teuf  60  dass  er  auf  der  italienischen  Seite  stellenweise 
völlig  verschwanden  ist.  Im  13.  Jahrhundert  folgten  dem 
Griespass  die  deutschsprechenden  Kolonisten,  die  vom 
Ober  Wallis  her  das  Formazzathal  (Pommat),  seine  Sei- 
tenthäler  and  Bosco  im  Tessin  besiedelten.  Da  1397  die 
Stadt  Bern,  die  Leute  aus  dem  Bemer  Oberland,  dem  Ober 
Wallis,  dem  Pommat  und  Eschenthal  (Val  d*Ossola)  zu- 
sammen einen  Vertrag  zum  Ausbau  und  zur  Sicherung 
des  Weges  über  die  Grimsel  (s.  diesen  Art.)  und  den 
Griespass  schlössen,  muss  dieser  schon  um  jene  Zeit  dem 
kaufmännischen  Verkehr  gedient  haben.  Zu  Beginn  des 
15.  Jahrhunderts  wurde  er  sodann  hie  und  da  auch  von 
den  eidgenössischen  Truppen  benutzt,  die  ihre  Eroberun- 
gen ins  Eschenthal  hinuoer  ausdehnten,  obwohl  solche 
Kriegszüge  sonst  lieber  den  Weg  über  den  Albrunpass 
nahmen.  (Vergl.  darüber:  Mever  v.  Knonau,  Gerold.  Eine 
verlorene  schweizer.  Eroberung  im  Jahrbuch  des 
S.A,C.  X).  Der  Griespass  wird  erwähnt  in  der  Cosmo- 
}raphia  universalis  von  Sebastian  Munster  (ed.  lat.  von 
.544)  und  in  Johannes  Stumpfs  Gemeiner  loblicher 
Eyagnoschafft  Chronik  (Zürich  1548);  Josias  Simler 
nennt  in  seiner  Vallesiae  descriptio  (Tiguri  1574)  den 
Griessum  als  einen  derjenigen  Pässe  quae  sunt  frequenr- 
tiora  ilinera  in  llaliamy  und  die  Karte  des  Herzogtums 
Mailand  in  der  2.  Ausgabe  des  Thealrum  orbis  terrarum 
von  Abr.  Ortelius  (Antverpiae  1603)  ^ibt  ihm  den  Namen 
M.  Glacero.  Beschreibungen  des  Gnespasses  findet  man 
femer  in  der  Gallia  comata  von  Aegidius  Tschudi  (ge- 
schrieben 1572,  verölTentlicht  Costantz  1758),  im  3.  Band 
der  Voyages  dans  les  Alpes  von  H.  B.  de  Saussure  (Neu- 
chätel  1796)  und  in  den  Nouvelles  excursions  et  sejours 
dans  les  glaciers  et  les  hautes  regions. des  Alpes  de  M. 
Agassiz,..  yon  Ed.  Desor  (Neuchätel  1845;  deutsch  von 
Carl  Vogt  unter  dem  Titel :  Agassiz*  und  seiner  Freunde 
geolog.  Alpenreisen.,.  Frankfurt  1847). 

GRIE88ENOLET8CHER  (Kt.  Obwralden).  2800- 
2300  m.  Gletscher;  2,5  km  breit  und  2,2  km  lang;  an 
dem  vom  Engelbert  RoUtock  (2820  m),  Wissigstock  (2888 
m],  Rotschatz  (2820  m)  und  Stotzigber^grat  (12730  m)  ge- 
bildeten Kamm,  hinten  über  dem  Gnessenthal  (einem 
rechtsseitigen  ^ebenthal  zum  Engelbergerthal). 

GRIE88ENTHAL  (Kt.  Obwalden).  Kleines  Thal  ; 
vom  Griessenbach  entwässert,  der  mit  zwei  Armen  dem 
Griessengletscher  entspringt,  mit  schönem  Fall  über  die 
Felswände  des  Zirkus  «  Ende  der  Welt  »  in  das  von  den 
Kurgästen  Engelbergs  oft  besuchte  liorbisthal  hinunter- 
stürzt und  hier  in  den  Bärenbach  (einen  Zufluss  zum  Aa- 
wasser)  mündet.  Im  S.  wird  das  uriessenthal  vom  Gem- 
sispiel  (2524  m),  dem  felsigen  W.-Ausläufer  des  Stotzig- 
berggrates  (2730  m)  abgeschlossen,  während  es  im  NW. 
zum  breiten  Alpweidenrucken  des  Ruchhubel  (2305  m) 
ansteigt,  der  zur  Plankenalp  gehört  und  vom  Ruchstock 
(2812  m)  nach  SW.  auszweigt.  Auf  dem  Ruchhubel  die 
Plankenalphütte  der  Sektion  Titlis  des  S.  A.  C. 

GRIE88ERENQLET8CHER  (Kt.  AVallis,  Bez. 
Brig).  2900-2550  m.  Gletscher,  1  km*  gross,  dem  Rossbo- 
dencletscher  parallel  fliessend,  hinten  über  dem  kleinen 
Thal  des  Sengbaches  und  an  dem  von  der  Sengkuppe 
(3625  mjauf  der  Siefffriedkarte  unbenannt)  zum  Raut- 
hom  (3269  m)  ziehenden  und  vom  Rossboaenpass  über- 
schrittenen Kamm.  Der  Gletscher  wird  weffen  des  ausser- 
ordentlich schwierigen  Ueberganges  über  den  Rossboden- 
pass  nur  selten  begangen. 

GRIE88ERHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  2843  m. 
Gipfel,  nö.  Ausläufer  des  Rauthoms,  über  den  Schutthal- 
den der  Griesseren,  dem  Oberstafel  der  Rossbodenalp. 

GRIE88ERNALP  (Kt.  Uri,  Gem.  Silenen).  1305  m. 
Alpweide  mit  Gruppe  von  12  Hütten,  am  NW.-Hang  des 
Oberalpstocks  und  am  Ausgang  des  kleinen  Griessen- 
thales;  6  km  ö.  Amstäg. 

.QRIE88TOCK  (Kt.  Uri).  2664  und  2659  m.  Doppel- 
Ripfel.  nw.  Ausläufer  der  Scheerhörner,  über  dem  linken 
Ufer  aes  Griesgletschers  einerseits  und  dem  obern  Schä- 
chenthal  andererseits.  Von  der  Klausenstrasse  aus  über 
die  Kammlialp  leicht  zugänglich. 

QRIE8THAL    (VORDERE8    und    HINTERE8) 

Kt.  Uri).  1886  und  2074  m.  Steinige  Alpweiden  mit  zwei 
trappen  von  zusammen  6  Hütten,  am  O.-Hanff  des  Höh 
Faulen  und  bis  nahe  an  dessen  Gipfel  hinaufreichend: 
am   Weg    über    das  Furkle,    der    vom    Schächenthal 


i? 
Gl 


ins  Evithal  hinüberleitet.  6,5  km.  sw.  Unterschächen. 

GRIEURIN   (COMBE)    (Kt.    Neuenburg,  Bez.  und 

Gem.  La  Chauz  de  Fonds).  Thal.  S.  den  Art.  Combe  Gri- 

EURIN. 

GRIPPENTHAL  (Kt.  Luzem,  Amt  Willisau,  Gem. 
Dagmersellen).  510-640  m.  8  in  einem  kleinen  Thal  zer- 
streut gelegene  Häuser,  2  km  ö.  der  Station  Dagmersellen 
der  Linie  Luzem-Olten.  50  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obst- 
bau. Viehzucht..  Die  Bewohner  arbeiten  in  den  Fabriken 
zu  Dagmersellen.  Vom  Personennamen  Grifo  (=  der  Greif) 
abzuleiten. 

GRIGELER  (Kt.  Uri).  2075  m.  Wenig  bedeutender 
Felskopf,  ö.  Ausläufer  der  Sonnigstöcke  (2o85,  2467,  2402 
m),  in  der  das  Bockitobel  vom  Ersifelderthal  trennenden 
kurzen  Kette  des  Schlossbergs. 

GRIGELHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  2435  und  2506 
m.  Unbedeutender  Doppelgipfei,  in  der  Kette  zwischen 
dem  Val  Vaira  oder  Zwischberffenihal  und  dem  italieni- 
schen Val  Bognanco;  von  Zwischbergen  aus  in  3  Stunden 
zugänglich. 

GRIMENTZ  (Kt.  Wallis,  Bez.  Siders).  1570  m.  Gem. 
und  Dorf,  im  Eifischthal  über  der  Ausmündung  des  Val 
de  Moiry,  das  ganz  auf  Boden  der  Gemeinde  hegt;  13,5 
km  s.  der  Station  Siders  der  Simplonbahn.  Gemeinde,  zu- 
sammen mit  dem  zu  ihr  gehörigen  Teil  des  Dorfes  Vis- 
soye:  61  Häuser,  353  kathol.  Ew. ;  Dorf:  40  Häuser,  241 
Ew.  Kapelle  und  Kaplan.  Kirchgemeinde  Vissoye. 
Ein  Gasthof.  Exkursionszentrum  für  das  Val  de  Moiry, 
den  Uebergang  über  den  Col  de  Torrent  etc.  Die  Bür- 
gergemeinde  ist  reich  an  Gemeindegut;  sie  besitzt  in 
Siders  Rebberge,  sowie  in  Grimentz  und  Vissoye  Keller, 
wo  der  Wein  eingelagert  wird,  um  dann  nach  und  nach 
bei  feierlichen  und  festlichen  Anlässen  ausgeschenkt  zu 
werden.  Das  Dorf  Grimentz  ist  eines  der  malerischsten 
Bergnester  des  Wallis.  Wie  alle  Anniviarden  pflegen 
auch  die  Bewohner  von  Grimentz  während  der  Arbeiten 
in  den  Rebbergen  für  drei  Monate  im  Jahr  mit  Kind  und 
Kegel  nach  Siders  zu  ziehen.  Einen  Begrifi'  von  der  Stärke 
der  althergebrachten  Ueberlieferungen  der  Bewohner  des 
Eiflschthales  gibt  der  Umstand,  dass  die  Verfassung  den 
drei  Gemeinden  Ayer,  Grimentz  und  Saint  Jean  es  aus- 
nahmsweise erlaubt,  zusammen  nur  einen  Friedensrich- 
ter zu  haben,  der  der  Reihe  nach  aus  den  Bürgern  jeder 
dieser  Gemeinden  gewählt  wird.  Nahe  dem  Dorf  mächtige 
Felsblöcke  und  sehr  bemerkenswerte  Schalensteine.  Bei 
Grimentz  liegen  die  Minen  von  B^ccolion  (Kupfer,  Silber 
und  Wismut),  deren  wenig  mächtige  Erzgänge  zu  wieder- 
nolten  Malen  abgebaut  worden  sind.  Seit  1891  hat  eine 
französische  Gesellschaft  den  Betrieb  neuerdings  aufge- 
nommen. Das  Dorf  stand  vor  dem  13.  Jahrhundert  an  ei- 
ner andern  Stelle  und  wurde  in  der  Folge  durch  einen 
Bergsturz  zerstört.  1100:  Grimiens;  1243:  Grimesi ;  1250: 
Grimenchy. 

GRIMI8UAT,  deutsch  Grimseln  (Kt.  Wallis.  Bez. 
Sitten).  882  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  linken  Ufer  der 
Sionne,  mitten  auf  einem  fruchtbaren,  wenn  auch  im  w. 
Abschnitt  etwas  sumpfigen  Plateau :  am  Fuss  einer  An- 
höhe und  gegenüber  der  Burg  Touroillon;  an  dem  heute 
zu  einer  Fahrstrasse  ausgebauten  einstigen  Fussweg  von 
Sitten  nach  Ayent,  der  in  der  Folge  auch  über  den  Ra- 
wilpass  bis  zur  Lenk  zur  Fahrstrasse  umgewandelt  wer- 
den soll.  Das  Dorf  steht  auf  anstehendem  Fels.  5  km  nö. 
vom  Bahnhof  Sitten  der  Simplonbahn.  Postablage.  Ge- 
meinde, mit  den  Weilern  Champlan  und  Comera:  89 
Häuser,  608  kathol.  Ew.  französischer  Zunge ;  Dorf :  60 
Häuser,  407  Ew.  Das  Gebiet  von  Grimseln  wird  von  zwei 
Wasserleitungen  (bisses)  bewässert,  deren  eine  im  obern 
Abschnitt  der  Gemeinde  Ayent  von  der  Li^ne  oder  Ri^re 
abzweigt,  während  die  andere  ihr  Wasser  aus  der  Sionne 
zieht,  aber  nur  zur  Zeit  der  Schneeschmelze  in  Gebrauch 
tritt.  Obst-,  Wein-,  Getreide-  und  Wiesenbau,  Viehzucht. 
Das  Dorf  in  einem  Wald  von  Fruchtbäumen  versteckt. 
Die  dem  h.  Pankraz  geweihte  Pfarrkirche  steht  s.  vor  dem 
Dorf;  als  Pfarrhaus  dient  ein  grosser,  festungsartiger 
viereckiger  Turm  mit  Giebeldach  und  nahe  an  sechs  Fuss 
dicken  Mauern.  Dieser  Turm  wurde  den  Chorherren  von 
Sitten  von  ihrem  Dekan  Aymon  von  Venthöne  1267  als 
Erbe  vermacht  und  ging  im  14.  Jahrhundert  an  das  in 
Sitten  verbürgerte  Edelgeschlecht  de  Crista  über.  «  In  die- 
sem Dorfe  sind  noch  mehrere  alte  Steinbauten,  mit  Fens- 


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tern  und  Türen  im  sog.  Tudorstyl.  Dazwischen,  belebt 
durch  Gärtchen,  Zäune,  Bäume  und  Bächlein,  kommen 
wieder  die  gewöhnlichen  Ber^häuser  des  mittlem  Wallis, 
mit  steinernem  Unterbau  (die  Türen  oft  mit  Rundbogen 
versehen),  auf  welchem  der  Holzbau  ruht,  mit  kleinen 
Fenslern  und  weit  überragendem  Dache...  Ueber  Grimi- 
suat  erhebt  sich  der  Hügel  Les  Grates,  welcher  eine  herr- 
liche Aussicht  bietet,  besonders  malerisch  gegen  Westen, 
im  Vordergrund  das  Dorf  mit  Kirche  und  grossen  Baum- 
gruppen, im  Mittelgrund  Hügel  und  das  schöne  Bere^e- 
lände  von  Saviese,  in  der  Ferne  über  dem  Rhonethal  im 
Duft  verschwindende  Bergreihen,  Alles  in  prächtigen 
Linien  und  Ueberschneidungen.  »  1100:  Grimisoch ;  1215: 
Grimisols;  1224:  Grimesol;  1226:  Grimisuel;  1250:  Gri- 
misuech,  Grimisuelz;  1285:  Grimisua.  Lateinisch  GHmi- 
solium.  Grab  aus  der  ersten  Eisenzeit.  Vergl.  Wolf,  F.  0. 
Sitten  und  Umgegend  {Europ,  Wanderbilder.  138-140). 

ORIMI8UAT  (BI88E  DE)  (Kt. 
Wallis,  Bez.  Sitten).  Teil  der  grossen 
Wasserleitung  rbisse),  die  in  1600  m  von 
der  Liene  oder  Riere  abzweigt,  das  steile 
Thal  dieses  Baches  querend  absteigt, 
in  der  Richtung  nach  SW.  die  Gemein- 
den Ayent  und  Arbaz  durchzieht,  dann 
unter  Umgehung  der  Sionneschlucht 
(aus  der  sich  mehrere  Zuleitungen  an 
sie  ansch Hessen)  einen  grossen  Bogen 
beschreibt  und  in  der  Ricntung  nach  0. 
den  obem  Abschnitt  der  Gemeinde  Gri- 
misuat  bewässert.  Nachdem  sie  einen 
neuen  Bogen  nach  SO.  beschrieben, 
erhält  die  Leitunff  den  Namen  der  Bisse 
de  Grimisuat  und  mündet  oberhalb  die- 
ses Dorfes  in  das  Reservoir  Rövouyre 
(936  m),  das  sie  wieder  verlässt,  um 
2,5  km  n.  der  Stadt  Sitten  von  rechts 
sich  mit  der  Sionne  zu  vereinigen. 

ORIMM  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Tablat, 
Gem.  Wittenbach).  621  m.  Bauernhof, 
über  dem  rechten  Ufer  der  Sitter,  1  km 
8w.  Wittenbach  und  3  km  nw.  der  Sta- 
tion St.  Fiden  der  Linie  St.  Gallen-Ror- 
schach.  19  kathol.  Ew.  Wiesen-  und 
Obstbau,  Viehzucht  und  Milchwirt- 
schaft. 

ORIMMENSTEIN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Burgdorf, 
Gem.  Winigen).  664  m.  Burgruine,  auf  steil  geböschter 
Anhöhe;  2,5  km  onö.  der  Station  Winigen  der  Linie  Olten- 
Bern.  Zuerst  Eigentum  des  Geschlechtes  von  Grimmen- 
stein ;  ging  1497  zusammen  mit  dem  Dorf  Winigen  an  die 
Stadt  Bern  über. 

ORIMMENSTEIN  (Kt.  St.  Gallen.  Bez.  Unter  Rhein- 
thal, Gem.  St.  Margrethen).  670  m.  Malerische  Burgruine, 
über  der  alten  Strasse  St.  Margrethen- Walzenhausen  und 
2,3  km  SW.  über  St.  Margrethen.  Schöne  Aussicht  auf  das 
Rheinthal  und  den  Bodensee.  Zuerst  Eigentum  des  zu 
Ende  des  13.  Jahrhunderts  erloschenen  Edelgeschlechtes 
von  Grimmenstein;  dann  im  Besitz  des  Abtes  von  St. 
Gallen,  der  die  Burg  den  Edeln  von  Ende  zu  Lehen  gab. 
Sie  diente  in  den  Appenzellerkriegen  als  Sammelpunkt 
der  österreichischen  Truppen  und  wurde  daher  von  den 
siegreichen  Appenzellem  genommen  und  zerstört.  Nach 
ihrem  Wiederaufbau  verfiel  sie  neuerdings  dem  gleichen 
Schicksal^  weil  ihre  Besitzer  die  Gegend  als  Raubritter 
unsicher  machten.  1418  kaufte  die  Stadt  St.  Gallen  die 
Ruine  an,  veräusserte  sie  aber  1483  wieder  an  den  Abt 
von  St.  Gallen.  Eine  näher  bei  St.  Margrethen  gelegene 
Feste,  die  Vorburg  zu  Grimmenstein,  wurde  von  der 
Stadt  St.  Gallen  im  16.  Jahrhundert  an  einen  Privatmann 
verkauft.  Heute  noch  Privateigentum.  Grimmenstein  vom 
Personennamen  Grimo  (althochdeutsch  yrtma=  Helm). 

ORIMMENSTEIN  (KLOSTER)  (Kt.  Appenzell 
L  R.).  650  m.  Frauenkloster  vom  Orden  des  h.  Franziskus, 
als  Enklave  von  der  Gemeinde  Walzenhausen  (Appenzell 
A.  R.)  umschlossen,  nahe  der  Strasse  Walzennausen- 
Berneg|[  und  2  km  so.  der  Station  Walzenhausen  der 
Drahtseilbahn  Rheinegg- Walzenhausen.  Ein  Gebäude,  38 
weibliche  kathol.  Ew.,  die  sich  mit  der  Anfertigung  von 
Leibwäsche  und  Strick waaren  beschäftigen.  Das  ums  Jahr 
1400  gestiftete  Kloster  machte  sich  1654  von  der  Pfarr- 


kirche zu  St.  Margrethen  (St.  Gallen)  unabhänei^,  erhielt 
aber  erst  1724  seine  heutige  Organisation.  Seine  Lage 
fährte  zu  vielen  Streitigkeiten  zwischen  Inner-  und  Ausser- 
roden,  die  sogar  bis  vor  die  Tagsatzunff  gebracht  wurden, 
bis  ein  Vertrat  1817  den  Frieden  herstellte.  1877  beschloss 
der  Landrat,  dass  das  Kloster  direkt  der  kantonalen  Re- 
gierung unterstehen  solle. 

ORIMMERSEOOLI  oderEOOLI  (Kt.  Luzem,  Amt 
Entlebuch.  Gem.  Schüpfheim).  740  m.  Gruppen  von  zu- 
sammen 11  Häusern,  üoer  dem  linken  Ufer  der  Kleinen 
Emme  und  1,5  km  w.  der  Station  Schüpfheim  der  Linie 
Bern-Luzern.  41  kathol.  Ew. 

ORIMMIALP  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Simmen- 
thal.  Gem.  Diemtigen).  1500-1900  m.  Alpweide  mit  Hütten, 
am  Fuss  der  aus  triasischem  Dolomit  bestehenden  Kalk- 
wände des  Rothoms  und  Kalberhorns,  die  auf  den  Flysch- 
sandsteinen  und  -mergeln  der  Grimmialp  aufruhen.  Am 


Orimmialp  mit  dem  Gsür. 

Fuss  der  die  untern  Hänge  dieser  Wände  umhüllenden 
Schuttkegel  entspringen  zwei  eisen-  und  ginshaltige  Quel- 
len, deren  Heilwirkung  schon  seit  alten  2eiten  berühmt 
war.  Seit  1899  sind  diese  Quellen  von  einer  Gesellschaft 
gefasst  und  ins  Schwendenthai  hinunter  geleitet  worden, 
wo  sie  vom  Heilbad  Grimmialp  benutzt  werden. 

ORIMMIALP  (Kt.  Bern.  Amtsbez.  Nieder  Simmen- 
thal,  Gem.  Diemtigen).  1260  m.  Klimatischer  Kurort, 
Heilbad  und  Wasserheilanstalt,  in  der  Sohle  des  Schwen- 
denthaies schön  gelegen,  5  km  sw.  Zwischenflüh  und  13,5 
km  SSW.  der  Station  Oei-Diemtigen  der  Thunerseebahn 
(Frutigen-Spiez-Erlenbach-Zweisimmen).  Postablage,  Tele- 

Shon  ;  im  Sommer  Postwagen  nach  Oei.  Das  Badehötel  ist 
398  erbaut  worden  und  zählt  140  Betten.  Eisen-  and 
gipshaltiges  Mineralwasser. 

ORIMMIBACH  (Kt.  Bern.  Amtsbez.  Nieder  Simmen- 
thal).  Bach;  entspringt  am  O.-Hang  des  Rothoms  in 
2000  m,  fliesst  nach  N.,  dann  nach  NO.  und  mündet  nach 
5,5  km  langem  Lauf  bei  Schwenden  in  1168  m  von  links 
in  den  Filderichbach. 

ORIMOINE,  deutsch  CDRii(£N(Kt.  Freiburg,  Bez.  See, 
Gem.  Barbereche).  575  m.  Gnippe  von  4  Häusern,  über 
dem  linken  Ufer  der  Saane,  GOOm.  so.  Monterschu  und 
3,5  km  so.  der  Station  Cressier  der  Linie  Freiburg-Murten. 
37  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Futter-  und  Getreidebao, 
Viehzucht. 

ORIM8KL  (Kt.  Bern  und  WallisJ.  2172  m.  Passüber- 
gang  mit  Alpenstrasse ;  öffnet  sich  auf  der  Grenze  der  Kan- 
tone Bern  und  Wallis  zwischen  dem  Klein  Siedelhom 
(2766  m)  und  Näffelisgrätli  (2424,  2484  m)  und  verbindet 
das  Berner  Oberland  durch  das  Thal  der  obersten  Aare 
mit  dem  Ober  Wallis,  dem  Thal  der  obersten  Rhone, 
d.  h.  Meirinffen  und  das  Ober  Hasle  mit  Gletsch  (an  der 
Furkastrasse).  Die  Strassenstrecke  Meiringen- Gletsch 
misst  37,1  km ;  Meiringen-Guttannen  14,8  km,  Meiringen- 


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Handeck  20  km,  Meiringen-HoBpiz   27  km,  Meiringen- 
Passhöhe  31,i  km.  Im  Sommer  zweimal  täglich  PoBt- 
wagenvcrbinduDg  Meiringen-Gletsch  und  umgekehrt  mit 
Pferdewechsel  in  Guttannen  und  beim  Wirtshaus  Hand- 
eck.   Die    Grimselstrasse    durchzieht    in    ihrer   ganzen 
Lange    eine   grossartige   und    an    Abwechslung    reiche 
Hochgebirgslandschaft  und  ist  zusammen  mit  der  Sim- 
plonroute  eine  der  schönsten,   interessantesten  und  von 
Touristen    am    meisten   be^ngenen    Alpenstrassen    der 
Schweiz.  Gleich  hinter  Meirin^en  sehen  wir  rechts  die 
Fälle  des  Reichenbaches  und  links  den  Eindrang  zur  be- 
rühmten Aareschlucht,  dann  überschreiten  wir  den  Quer- 
riegel des  Kirchet  (705  m)  und  steigen  in  den  breiten  und 
ebenen  Thalboden  von  Hasle  Im  Grund  ab,  um  bald  über 
eine  prachtvolle  gedeckte  Brücke  das  rechte   Ufer  der 
Aare  zu  gewinnen  und  Hof,  den  Siedelungsmittelpunkt 
der  Gemeinde  Innertkirchen,  zu  erreichen.  Hier  zweigen 
nach  links  hin  die  Sustenstrasse  und  der  Weg  auf  die 
EngsUenalp  ab.  Dann  treten  wir  in  einen  langen  Engpass 
ein,  durchschreiten  mehrere  Gallerien,  gehen  wieder  auf 
das  linke  Aareufer  über  und  gelangen  über  den  Weiler 
MetUen  nach  dem  in  einer  Thalweitung  stehenden  Dorf 
Guttannen.  Hinter  Guttannen  en^  sich  das  Ober  Hasle 
neuerdin^  ein  j  überall  sehen  wir  wilde  reiswände,  die 
stellenweise   mit  von  Lawinen  verwüsteten  Waldresten 
bestamden  sind,  und  eine  Menge  von  zu  beiden  Seiten  des 
Flusses  ausgestreuten  und  oft  mit  grünem  Pflanzenkleid 
umsponnenen  Felsblöcken.  Einiee  Schlingen  führen  uns 
zu  dem  prachtvollen  Aarefall  an  aer  Handeck  empor,  dem 
jetzt  die  Strasse  alljährlich  eine  grosse  Anzahl  von  Be- 
wundern zuführt.  Hier  steht  am  Ein^ng  zu  einer  neuen 
Thalstufe  das  Wirtshaus  Handeck.    Das   landschaftliche 
Bild  wird  ernster  und  wilder,  die  Tannen  verschwinden, 
und  Lawinenzüge,  deren  Schneereste  oft  noch  im  Hoch- 
sommer im  Thalboden  liefen,  schneiden  sich  in  immer 
grösserer  Anzahl  in  die  Felswände  ein.  Bei  einem  schönen 
Wasserfall  gehen  wir  neuerdings  auf  das  rechte  Ufer  der 
Aare  über  und  folgen  ihm  von  nun  an  ununterbrochen, 
bis  wir  in  der  Nahe  des  Hospizes  vom  Fluss  Abschied 
nehmen  und  das  oberste  Stück  seines  Thaies  mit  den 
weiten   Eisrevieren  des  Unter-,  Finster-,  Lauter-   und 
Oberaargletschers  im  Westen   liegen  lassen.  Das  27  km 
von  Meiringen  entfernte  und  4,1  km  unterhalb  der  Pass- 
höhe am  kleinen  Grimselsee  stehende  einstiffe  Grimsel- 
hospiz  (1875  m)  ist  heute  zu  einem  einfachen  Berggasthof 
umgewandelt.  Die  Bemer  Kantonalforstverwaltung  hat  im 
Ober  Hasle  umfassende  Aufforstungen  ausführen  lassen. 
Zahlreiche  Gemsen  und  Murmeltiere  beleben  die  Land- 
schaft um  das  Hospiz,  wo  1815  für  kurze  Zeit  auch  noch 
Bären  ihre  Aufwartung    gemacht  haben.    Der  Gasthof 
Grimsel  ist  Ausgangspunkt  und  Zentrum  für  eine  Menge 
von  Exkursionen  und  Hochtouren,  wie  in  das  die  Aare- 
ffletscher  umrahmende  Hochgebirgsgebiet,  auf  das  Klein 
Siedelhorn,  den  Juchlistock  und  die  Gerstenhörner,  über 
den  Kamm  des  Näffelisgrätli  direkt  zur  Furka  (5  Stunden), 
über  die  aufeinanaerfolgenden   Gletscherpässe  des  Ober- 
aarjochs,    Rothomsattels  und  der  Grünnomlücke   nach 
Fiesch  im  Ober  Wallis  oder  endlich  auch  über  die  Paral- 
lelpässe der  Strahlegg,  des   Fin8teraai*joches   oder   des 
Lauteraarjoches  nach  Grindelwald.  Der  einzige  vom  Hospiz 
aus  sichtbare  Schneeberg  ist  das  Agassizhorn,  ein  Yorberg 
des  Finsteraarhorns.  Nun  überschreitet  die  Strasse  den 
Grimselsee  an  seiner  schmälsten  Stelle  und  trennt  ihn  in 
zwei  Hälften ;  dann  steifet  sie  in  kurzen  Kehren  zur  Pass- 
böhe  auf,  wo  uns  mit  einem  Male  die  Eisriesen  des  Ober 
Wallis  grüssen,  und  geht  von  da   mit  einer  Reihe  von 
grossen  Schlingen  nach  Gletsch  (37  km  von  Meiringen,  50 
km  von  Brig  und  39  km  von  Göschenen)  hinunter,  wo  sie 
in  die  Furkastrasse  ausmündet.  [B.  Db  La  Harpk.] 

In  geologischer  Hinsicht  ist  die  Grimselroute  deswegen 
von  grossem  Interesse,  weil  sie  das  Aarmassiv  nahe  an  sei- 
nem östlichen  Ende  quer  durchschneidet.  Sie  zieht  sich 
durch  vier  verschiedene  Zonen  von  krystallinen  Gesteinen, 
jnd  zwar  von  N.  nach  S.  gezählt :  1 .  durch  schiefrige  Gneise, 
2.  durch  Amphibolschiefer,  3.  durch  die  zentrale  Masse  von 
Gneisgranit  und  4.  wiederum  durch  schiefrige  Gneise. 
Diese  vier  Zonen  schliessen  den  für  die  nördlichen  Zen- 
tralmassive der  Alpen  typischen  Fächerbau  recht  schön 
auf.  Der  Gneisgranit  kann  als  ein  durch  den  Unge- 
heuern Druck  zu  Gneis  umgewandelter  Granit  angesehen 


Qriniselstrasse  und  -pasa. 

OEOOR.  LEX.  73  —  11  —  29 


450 


GRI 


GRI 


werden,  und  aach  die  Serpentine,  Ofen-  oder  Gilteteine 
und  Amphibolite  der  2^ne  der  Amphibolschiefer  sind 


BicMiaL 


im  Eschenthal  hart  bedrängten  Schaar  von  Eidgenossen  zu 
Hilfe  zu  eilen.  Das  Hospiz  wird  sodann  1479  wieder  erwähnt. 


CtMschtSdu 


ObirMU 


Gneise. 


I 


MErn^er,  jsl 


Oeologiscbea  Qaerprofli  darch  die  Orimsel  von  Oherwald  (Rhonethal)  bis  Innertkirohen. 

Ef.  Fljsch  und  Nammnlitenformation ;  J.  Jura:  Hochgebirgskalk  (Marmor),  Doffger-Lias;  Sk.  Glansschiefer  (Dogger-Lias);  T»- 
Tria«;  Sc.  Jflngere  Oneise  und  krystalline  Schiefer;  Sa.  Amphibolschiefer  una  Gneise;  On.  Schieferige  Aogengneise  (Gotthard. 
typus);  On  gr.  Wechsel  von  Bankgranit  und  Augengneis  mit  Schieferionen,  Grimselgranit  und  Grimselgneis;  Or.  Bankgranit. 

Im  ersten  Band  seiner  Geschichte  des  eidgenössischen 
Freistaates  Bern  (Bern  1838)  spricht  Anton  v.  Tillier  von 
einem  seit  1419  über  die  Grimsel  gehenden  regen  Han- 
delsverkehr, dem  in  Thun  und  Unterseen  eingerichtete 
Waarenniederlagen als  Stützpunktedienten.  \m Deutschen 
Missivenbuch  lesen  wir  ferner,  dass  1479  «der  Inhaber 
der  auf  der  Grimsel  angelegten  Herberge  einen  Steuo^ 
brief»  erhielt,  d.  h.  zur  Erhebung  eines  Weg;zolle8  be- 
rechtigt wurde,  und  A.  Bähler  erzählt  uns  in  seinen  Mit- 
teilungen über  den  Grimselpass  (Biel  1895)  von  einem  die 
Unterhaltspflichten  des  Hospizes  und  Weges  betreffenden 
Streit  zwischen  den  Wallisern  und  den  Leuten  im  Ober 
Hasle.  Aegidius  Tschudi's  Schweizerkarte  von  1583  ver- 
zeichnet «die  Grimsel»,  und  Sebastian  Münster's  Cosmo- 
graphia  universalis  (ed.  lat.  von  1550,  S.  333)  beschreibt 
sie  wie  folgt :  non  procul  a  Furca  est  nums  alius  quem 
Grinisslen  vocanty  per  quem  qwHjue  exitiu  in  Helretiam 
de  Vallesia  inventus  est,  sed  qui  absque  sudore  et  labore 
magno  superari  non  potest.  Johannes  Stumpf  übernach- 
tete vom  26.  auf  den  27.  August  1544  im  Hospiz  und  übei^ 
schritt  den  Pass  am  27.  August,  von  welcher  Tour  er 
in  seiner  Gemeiner  loblicher  Eydanoschafft  Chronik 
(Zürich  1548)  wie  folgt  spricht :  «Vom  Ursprung  (sdl. 
cler  Aare)  bey  einer  grossen  halben  meyl  oder  mer  f^egen 
Aufgang  biss  an  die  Straass  so  über  die  Grimsslen  in 


zum  Teil  ohne  Zweifel  ursprüngliche  Eruptivmassen, 
während  die  Gneise  auf  der  Seite  ^egen  Guttannen  wie 
gegen  das  Ober  Wallis  wahrscheinlich  umgeformte  Sedi- 
mente sind.  Die  zentrale  Zone  zeigt  mit  ihrem  massigen, 
hie  und  da  undeutlich  geschichteten  Gneisgranit  auf- 
fallende Charakterformen.  Auf  die  mit  Schieferschutt 
bejdeideten,  einförmigen  Hänge  der  Zonen  der  Gneise 
und  krystallinen  Schiefer  folgen  massige  Felsen,  die 
senkrechte  Wände  und  wenig  gegliederte  Gipfelformen 
bilden.  In  den  in  die  Gneise  emgeschnittenen  Thälern 
finden  wir  von  den  ehemaligen  Gletschern  geglättete  Fels- 
formen und  Rundhöcker,  wie  sie  für  eine  vom  Gletscher 
bearbeitete  Landschaft  typisch  sind.  In  der  Nachbarschaft 
des  Grimselsees  sind  solche  Zeichen  glazialer  Erosion 
noch  bis  in  eine  Höhe  von  mehr  als  600  m  über  der  Thal- 
sohle sichtbar.  [Dr.  H.  Schardt] 

Geschichte.  Nach  J.  Heierli  soll  die  Grimsel  schon  zur 
Eisenzeit  benutzt  worden  sein.  In  historischer  Zeit  diente 
sodann  der  Grimsel  weg  trotz  seiner  vielfachen  Schwierig- 
keiten schon  frühe  dem  Verkehr  und  auch  kriegerischen 
Zügen.  Die  erste  urkundliche  Erwähnung  des  Passes  fin- 
den wir  im  Jahr  1211,  als  Berthold  von  Zahringen  ihn  mit 
seinen  Truppen  zu  einem  Raubzug  ins  Ober  Wallis  über- 
schritt, «wenn  die  Einzelheiten  dieses  Ereignisses  durch 
Sage  und  Missverständnisse  auch  so  überrankt  sind,  dass 
kaum  ein  sicheres  Bild  zu  gewinnen 
ist».  Der  ewige  Bund  von  Luzern   und 
den  Waldstätten  mit    der  Reichsstadt 
Zürich  vom  1.   Mai  1351  erwähnt  als 
eine  der  Grenzlinien  des  Bundesgebietes 
auch  «den  Grymsel,    da  die   Ar  ent- 
springt». 1382  erkauften  sich  die  Leute 
der   Thalschafl  Ober    Hasle  vom    Ge- 
schlecht Bubenberg  die  Grimselalp.  1397 
schlössen  die  Stadt  Bern,  die  Leute  aus 
dem  Bemer  Oberland,  dem  Ober  Wal-, 
lis,  dem  Pommat  und  Eschenthal  zu- 
sammen einen  Vertrag  zum  Ausbau  und 
zur  Sicherung  des  Weges  über  den  Spi- 
tal «  an  Grymslen  »  (und  weiterhin  über 
den  Griespass).  Daraus  folgt,  dass  hier 
schon  zu  dieser  ftrühen  Zeit  ein  «Spital», 
d.  h.  ein  Schutz-  und  Unterkunflshaus, 
gestanden  hat,  «der  —  wie  es  in  einer 
alten  Berner  Urkunde  heisst  —  dann 
in  grosser  wilde  lifft  und  mangen  man- 
schen zu  trost  una  uffenthalt  lips  und 
gits    ersehn isst».    Aus   den  von  Abbä 
remaud  gesammelten  Urkunden  ffeht 
femer  hervor,  dass  im  Raronkrieg  1418 
die  Bemer  den  Pass  in  feindlicher  Ab- 
sicht überschritten  hatten,  von  den  Wal- 
lisern aber  bei  Ulrichen  geschlagen  und 
wieder  per   montem    qui   dictus   est 
Grimbslen  zurückgeja^  wurden.  Bemer  Tmppen  passier- 
ten dann  wiederum  die  Grimsel  am  2.  November  1425, 
um  durch  das  Binnenthal  und  über  den  Albrunpass  einer 


Orimseistrasse  und  -pass,  von  der  Furka  aus  gesehen. 

Walliss  gen  Gestilen  gadt,  an  der  selbisen  Strassen 
auff  der  rechten  seyten  empfacht  die  Aar  den  aussgang 
zweyer  Seelin  ligend  hinder  einander  zu  oberist  an  der 


6RI 


GRI 


451 


Grimsslen ;  doch  habend  dise  See  keine  visch  von  wegen 
jrer  wilde,  dann  sy  sind  merteils  zeytsimjar  mit  yss  und 
schnee  bedeckt.  An  disem  Seele  ligt 
ein  herber^  and  Spital,  den  wandel- 
baren dahin  gebauwen  zur  herberg, 
genennt  Zum  Spital,  ein  gar  schlechte 
behausung,  dann  dahin  muss  man  kalch 
unn  holtz  füren  über  ruck  auff  rossen ; 
stein  sind  da  wolfeil ;  kein  holtz  wachsst 
da,  von  rechter  höhe  unn  wilde,  dann 
was  man  dahin  soumet.  Die  landleut 
von  Hassle  erhaltend  disen  Spital,  setz- 
end ein  Würt  und  Spitalmeister  dahin, 
der  hat  besondere  nutzung  darvon,  der 

fibt  den  wandlenden  essen  und  trink- 
en umm  jr  gelt,  und  die  es  nit  zebe- 
zalen  vermögen,  gibt  er  brot  unn  speyss 
durch  Gott.  Ein  schlechte  herberg  ists, 
aber  da  findt  man  gemeinlich  gut  weyn, 
den  bringend  die  Soumer  übers  gebirg 
auss  Escnental  und  Walliss,  und  gut 
brot,  das  fürt  man  von  Hasslen  hinauf 
zwo  gross  meyl  wägs ;  käss,  fleisch,  und 
was  man  da  gelä^n,  muss  man  alles 
dahin  füren.  Zu  winters  zeyt  hat  diser 
Würt  unn  Spitalmeister  etliche  monat 

ßr  kein  bleybens  an  dem  ort,  muss 
nab  inns  tal  ziehen.»  Bähler  gibt  {l. 
c,  S.  16)  einen  interessanten  Auszug  aus 
einer  Urkunde  von  1557,  die  einen  von 
den  Leuten  von  Ober  Hasle  damals  aus- 
geführten Umbau  des  Hospizes  betrifft. 
Sowohl  Stumpf  wie  Josias  Simler  ( Val- 
lesiae  descriptio.  Tigvtn  1574)  erzählen  uns  von  den  Berg- 
lunptallen,  die  damals  schon  in  der  Nachbarschaft  der 
Gnmsel  in  grosser  Menge  gesammelt  wurden.  Auch  in  der 
von  Aegidius  Tschudi  in  seinem  Todesjahr  1572  vollendeten 
aber  erst  1758  in  Konstanz  gedruckten  (xoUia  comata  wird 
die  Grimsel  häufig  erwähnt.  Bemerkenswert  ist,  dass  Gott- 
lieb Siffmund  Grüner  im  ersten  Bande  seiner  Eisgebirge 
de»  Schweizerlandes  schon  1760  den  kleinen  See  auf  der 
Grimselpasshöhe  das  «Todtenseelin»  nennt,  deshalb,  weil 
dies  die  Legende  widerle«^,  als  ob  der  See  diesen  Namen 
erst  davon  erhalten  habe,  dass  nach  dem  berühmten 
Kampf  von  1799  die  Leichen  der  Gefallenen  in  ihn  ffe- 
werfen  worden  seien.  Der  Name  kommt  einfach  von  aer 
einsamen  und  wilden  Lage  des  den  grössten  Teil  des 
Jahres  zugefrorenen  Wasserbeckens  her.  Der  ursprünff- 
liche  vom  Totensee  ins  Ober  Wallis  hinunter  fünrende 
Pfad  war  der  mit  Steinplatten  gepflasterte  Weg  nach 
Ober  Gestelen,  dem  erst  um  die  Mitte  des  19.  Jahrhun- 
derts der  heute  noch  bestehende  Weg  nach  Gletsch  folgte. 
Zwar  bestand  in  Gletsch  schon  1838  ein  Wirtshaus,  doch 
diente  dies  fast  ausschliesslich  nur  dem  Verkehr  über  die 
Furka.  Im  August  1799  war  die  Grimsel  der  Schauplatz 
einer  wichtigen  Waffentat.  Damals  lagerten  hier  zwi- 
schen der  Passhöhe  und  dem  Grimselsee  etwa  1500  Mann 
österreichischer  Truppen  unter  dem  Obersten  Strauch, 
die  der  unter  General  Gudin  bei  Guttannen  stehenden 
französischen  Armee  den  Weg  ins  RhoneUial  verlegen 
sollten.  General  Gudin,  der  die  Stellung  des  Feindes  für 
aneinnehmbar  hielt,  bekam  zu  seinem  Schrecken  von 
seinem  Chef,  dem  Greneral  Mass^na,  den  bestimmten  Be- 
fehl, den  Passübergang  am  14.  August  unter  allen  Um- 
standen zu  erzwingen.  Da  anerbot  sich  Wirt  Fahner  in 
Gattannen,  die  französischen  Truppen  über  die  zur  rech- 
ten Thalseite  abfallenden  Eis-  und  Felshänge  der  Gersten- 
hörner  zum  kleinen  See  auf  dem  Nägelis^rätli  zu  führen 
und  ihnen  so  die  Umgehung  der  Oesterreicher  zu  ermög- 
lichen. Gudin  ging  darauf  ein  und  Hess  am  frühen  Mor- 
Ren  400  Mann  unter  Fahners  Führtnig  den  gefahrlichen 
Weff  antreten,  während  er  selbst  die  Stellung  der  Oester- 
reicher zu  gleicher  Zeit  mit  bemerkenswerter  Wucht  von 
der  Front  her  angriff.  Der  von  der  Aussichtslosigkeit  die- 
ses Angriffes  überzeug  österreichische  Befehlshaber  stieg 
mit  dem  grössten  Teil  seiner  Truppen  zum  Empfang  der 
Franiosen  vom  Pass  herab.  Die  des  Umgehun^manovers 
plötzlich  gewahr  werdenden  und  zwischen  zwei  Feuer  ge- 
kominenen  Oesterreicher  erfasste  ein  wilder  Schrecken ; 
in  der  grössten  Unordnung  zogen  sie  sich  über  den  Pass 


zurück  und  flohen  nach  Ober  Gestelen,  indem  sie  ihre 
Verwundeten  ihrem  traurigen  Schicksal  überliessen.  Im 


Grimselhospis  ond  -see. 

Sinzen  scheinen  in  diesem  Gefecht  nicht  mehr  als  150 
ann,  worunter  etwa  SO  Franzosen,  das  Leben  verloren 
zu  haben.  So  gelanp^  es  den  Franzosen,  durch  ein  in  den 
Annalen  der  Geschichte  denkwürdig  gewordenes  Umge- 
hungsmanöver einen  für  unbezwingbar  gehaltenen  Pass 
zu  nehmen.  fVergl.  über  diesen  Kampf  :  Das  Nägelis^ 
grätli  am  i4.  August  il99  im  Jahrbuch  des  S.  A.  C. 
'23, 1887/88).  Während  ihrer  Untersuchungen  über  die  Be- 
wegung und  andere  Erscheinungen  der  Gletscher  sprachen 
die  Gelehrten  Agassiz,  Desor,  Vogt,  Nicolet  etc.  von  1840 
an  mehrere  Jahre  lang  ziemlich  häufig  im  Grimselhospiz 
als  ständige  Gäste  oaer  auf  dem  Vvege  nach  dem  von 
ihnen  am  Unteraargletscher  errichteten  sog.  Hotel  des 
Neuchätelois  vor.  In  der  Nacht  vom  5.  auf  den  6.  Novem- 
ber 1852  ward  das  Hospiz  von  seinem  eigenen  Pächter  in 
Brand  gesteckt;  doch  wurde  das  Verbrechen  sogleich 
entdeckt  u.  bestraft,  worauf  im  folgenden  Jahr  hier  das 
heute  noch  stehende  Gebäude  erstand.  Die  mit  bedeuten- 
der Bundessubvention  von  den  Kantonen  Bern  u.  Wallis 
erbaute  Grimselstrasse  konnte  18%  dem  Verkehr  über- 
geben werden ;  seither  hat  die  Zahl  der  Touristen  be- 
trächtlich zugenommen  (Passagierverkehr  der  eid^en.  Post 
1901 :  5290  Personen)  und  ist  auch  das  Hospiz  m  einen 
wirklichen  ßerggasthof,  das  Grimselhotel,  umgewandelt 
worden,  der  1902  zusammen  mit  dem  Wirtshaus  Handeck 
in  Privatbesitz  übergegangen  ist.  Im  Sommer  besteht 
hier  jetzt  eine  Postablage  mit  Telegraph.  Die  Strasse 
wird  auch  im  Winter  von  den  einheimischen  Händlern 
mit  ihren  Waaren  begangen  und  dient  besonders  auch 
dem  Transit  von  Wein  aus  dem  Wallis  ins  Ober  Hasle. 
Das  ganze  Gebiet  um  die  Grimsel,  das  man  landschaftlich 
mit  Hecht  schon  mit  Spitzbergen  verglichen  hat,  ist  wäh- 
rend der  Monate  Februar  bis  April  häufigem  Lawinen- 
schlag ausgesetzt,  der  dann  ein  Begehen  der  Strasse  zu 
einem  recht  gefährlichen  Unternehmen  macht.  Unmittel- 
bar vor  dem  Niedergehen  einer  Lawine  pflegt  man  die 
sog.  Grimselstimmen,  die  einem  lang  gezogenen  Freuden- 
geschrei gleichen,  zu  vernehmen.  Trotzdem  das  Hospiz 
in  lawinensicherer  Lage  zu  stehen  scheint,  ist  es  doch  am 
22.  März  1838  von  einer  Lawine  erreicht  worden,  die  das 
Dach  weghob  und  alle  Zimmer,  mit  Ausnahme  des  vom 
Grimselknecht  und  seinem  Hund  bewohnten,  mit  Schnee 
erfüllte.  Hüter  und  Hund  konnten  sich  nur  mit  unend- 
licher Anstrengung  frei  machen  und  sich  nach  Meiringen 
in  Sicherheit  bringen.  Als  merkwürdiffe  Tatsache  woflen 
wir  anfügen,  dass  im  Winter  1889/90  aie  beiden  Grimsel- 
knechte  trotz  ihrem  von  aller  Welt  völlig  isolierten  Wohn 


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GRI 


ort  ebenfalls  von  der  damals  einen  grossen  Teil  Europas 
heimsuchenden  Iniluenzaepidemie  nicht  verschont  blie- 
ben. [P-  I>>  La  Harpb.] 

Botanik.  Ueber  die  Grimsel  haben  verschiedene  der 
Wa^liser  Flora  eiffentömliche  Pflanzenarten  ihren  Weg 
ins  obere  Aarethal  gefunden,  wie  z.  ß.  Salix  glauca  und 
S.  myrsiniteSf  Androsace  tomentosa^  Pinguicula  grandi- 
flora^  Potentilla  frigida»  Phaca  alpina.  Das  ganze  Gebiet 
der  Grimsel  und  des  obern  Aarethales  ist  eines  der  nie- 
der^chlagsreichsten  der  Alpen,  und  der  jährliche  Nieder- 
schlag erreicht  mit  226  cm  eines  der  höchsten,  in  der 
Schweiz  vorkommenden  Mazima.  Diese  grosse  Feuchtig- 
keit verleiht  zusammen  mit  der  Einwirkung  des  Föhns 
der  Vegetation  eine  üppige  Entfaltung. 

QRIMSEL  (HINTER  und  VORDER)  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Goms,  Gem.  Obergestelen  und  Oberwald).  2i50-1700 
m.  Zwei  Sommerweiden,  auf  den  grossen  geneigten  Ter- 
rassen am  SO.-Fuss  von  Gross  und  Klein  Siedelhorn. 
Hinter  Grimsel,  auf  Boden  der  Gemeinde  Obergestelen 
gelegen  und  deshalb  auch  Gesteier  Grimsel  genannt,  wird 
während  92  Sommertagen  mit  60  Stück  Grossvieh  bezo- 
gen; Vorder  Grimsel,  zur  Gemeinde  Oberwald  gehörig 
und  deshalb  auch  Walder  Grimsel  geheissen,  wird  vom 
alten  Grimselweg  durchzogen  und  ist  ungefähr  von  der 
gleichen  Bedeutung  wie  Hinter  Grimsel.  Beide  Alpweiden 
zusammen  liefern  im  Jahr  durchschnittlich  2800  kg  Fett- 
käse. 

GRIMSEUSEE  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle).  1871 
m.  Kleiner  See,  ö.  vom  Grimselhospiz;  im  Maximum  20  m 
tief  und  mit  einem  Umfang  von  1,7  km.  Lie^t  in  einem 
von  steilen  Felswänden  umrahmten  Kar  zwischen  dem 
Felskopf  des  NoUen  (1981  m)  und  den  Hängen  des  Saas 
(2424  m),  des  am  weitesten  nach  SW.  vorgeschobenen 
Punktes  des  Nägelispätli.  Wird  von  der  Grimselstrasse 
in  zwei  Hälften  geteilt.  Ohne  Fische.  Sein  Abfluss  mün- 
det nach  ffanz  kurzem  Lauf  von  rechts  in  die  Aare.  Das 
meist  dunkelgrüne  Wasser  ist  vom  November  bis  Juni 
mit  einer  —  einer  unterseeischen  warmen  Quelle  wegen 
stets  nur  dünnen  —  Eisschicht  bedeckt,  auf  der  sich  dann 
eine  mächtige  Schneeschicht  anzuhäufen  pflest.  Am  See- 
ufer gegenüber  dem  Hospiz  liegt  eine  felsige  kleine  Alp- 
weide, die  gerade  für  einen  oder  zwei  Monate  zum  Unter- 
halt der  ixü  Hospiz  gehaltenen  Kühe  ausreicht.  Das  See- 
becken liegt  ganz  in  dem  oft  granitischen  sog.  Grimsel- 
gneis  und  soll  sein  Dasein  glazialer  Erosion  verdanken, 
wie  auch  die  den  See  umgebenden  geschliffenen  und  ge- 
rundeten Felshänge  überall  die  Arbeitsspuren  einstiger 
Vergletscherung  aufweisen.  Also  ein  typischer  Karsee. 

GRIMSELN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Sitten).  Gem.  und  Dorf. 
S.  den  Art.  Grimisitat. 

GRINAU  (SCHLOSS)  (Kt.  Schwjz,  Bez.  March, 
Gem.  Tuggen).  418  m.  Gruppe  von  2  Häusern  mit  einer 
Kapelle  und  altem   Burgturm,  am  NO.-Fuss  des  Untern 


Schloss  Orinau. 


Buchbergs  und  an  der  Vereinigung  des  alten  Linthlaufes 
mit  dem  Linthkanal,  am  linken  Ufer  des  hier  überbrück- 
ten Kanals  und  2^5  km  nö.  Tuggen.  21  kathol.  Ew.  Acker- 


bau und  Viehzucht.  Steinbrüche.  1253:  Chrinecom.  Das 
von  den  Grafen  von  Alt  Rapperswil  (heute  Altendorf  in 
der  March)  erbaute  Schloss  wurde  1337  von  den  Zürcheni 
belagert  und  genommen  und  im  alten  Zürichkrieg  von 
den  Schwyzern  erobert  und  ihrem  Gebiet  einverleibt.  Ist 
im  Laufe  des  19.  Jahrhunderts  an  einen  Kälin  ans  Ein- 
siedeln verkauft  worden,  dessen  Nachkommen  es  heule 
noch  gehört.  Im  August  1799  fand  bei  Grinau  zwischen 
Oesterreichem  und  Franzosen  ein  Kampf  um  den  Besitz 
der  Linthbrücke  statt.  Anlässlich  eines  militarischeo 
Wiederholungskurses  ist  im  Herbst  1902  der  Hügel  bei 
Grinau  stark  befestigt  worden.  Diese  Befestigungsarbei- 
ten bleiben  bestehen  und  werden  in  Zukunft  für  Artillerie 
und  Infanterie  als  Uebungsobjekte  dienen. 

GRINDEL,  GRENDEL.  Bestandteil  von  Ortsna- 
men der  deutschen  Schweiz;  vom  Althochdeu lachen 
Ch-intil  =  Riegel,  Pfosten,  Verhau  oder  Schlagbauin; 
bezeichnete  sowohl  das  Aussenffitter  eines  Staditores 
wie  den  um  ein  Feld  oder  einen  wald  gezogenen  Holz- 
zaun. 

GRINDEL  oder  GRINDELALP  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez. Interlaken,  Gem.  Grindelwald).  Alpweide  und  Unler- 
abteilung  der  Gemeinde  Grindelwald,  am  rechten  Ufer 
der  Schwarzen  Lütschine  (mit  Ausnahme  des  links  vom 
Fluss  gelegenen  Weilers  Mettenberg).  Wird  imi  SO.  von 
der  Grossen  Scheidegg  und  im  NW.  von  der  Bachalp  be- 
srenzt  und  zieht  sich  vom  Dorf  Grindel  wald  {iöSH  tu)  bis 
hinauf  zum  Kamm  des  Faulhorn  Krummengrätii  (2577 
m).  66  Häuser,  391  reform.  Ew.  Hier  stehen  die  Kirche 
Grindel  wald  und  ein  grosser  Teil  dieses  Dorfes.  Im  obern 
Abschnitt  der  Alpweide  findet  sich  ein  Torfmoor,  in  dem 
noch  alte  Baumstämme  stecken,  was  beweist,  dass  diese 
Gegend  einst  viel  stärker  bewaldil  war  als  heute.  An  ei- 
ner Schmiedigen  Bidmer  geheissenen  Stelle  am  S.-Hang 
des  Schilt  trilTt  man  auf  Schlackenhaufen,  die  z.  T.  von 
Sturzschutt  überdeckt  sind  und  von  einer  von  den  aas 
dem  Hasle  gekommenen  frühern  Bewohnern  des  Thaies 
hier  betriebenen  Eisenhütte  herstammen  sollen. 

GRINDEL,  französisch  Grendelle  (Kt.  Solothurn, 
Amtei  Thierstein).  585  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  zwischen 
Bärschwil  und  Erschwil  am  S.-Fuss  des  Stürmen  gele- 
gen ;  4,8  km  s.  Laufen  und  3,5  km  so.  der  Station  Bärsch- 
wil der  Linie  Basel- Delsberg.  PosUblage,  Telegraph. 
Telephon  ;  Postwagen  nach  Laufen.  54  Häuser,  267  katho). 
Ew.  Ackerbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Zement- 
fabrikation. Einige  der  Bewohner  arbeiten  in  den  Fabri- 
ken von  Laufen.  Ein  alter  und  immer  noch  stark  becan- 
gener  Wej  steigt  von  Grindel  zum  Fringeli  (796  m)  hin- 
auf und  führt  von  da  weiter  nach  Montsevelier.  1147: 
Grindil. 

GRINDELALP  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken,  Gem. 
Grindelwald).  Alpweide.  S.  den  Art.  Grindel. 

GRINDELFELD  (Kt.  Bern.  Amtobez.  Ober  Hasle, 
Gem.  Meiringen).  2116  m.  Alpwefd/raitGroppe 
von  10  Hütten,  am  SO.-Hang  des  Grindelgn- 
tes  und  1  ^/^  Stunden  nw.  über  Rosenlaui  Bad. 
GRINDELGRAT  (Kt.  Bern,  AmUbei. 
Ober  Hasle).  2400  m.  Teilweise  begraster 
Felskamm,  verbindet  das  Tschingelhom  (2324 
m)  mit  den  Schöniwanghömem  (2448  m)  nnd 
genört  zu  der  vom  Grindelwaldef  Schwarz- 
hom  (2930  m)  nach  ONO.  ao^zweigenden 
kurzen  Kette.  Am  Grindelgrat  *die  grosse 
Alpweide  Grindelfeld. 

GRINDELSPITZEN  (Kt.  Wallis,  Bez 
Westlich  Raron).  3018  m.  Felsgrat;  bUdet 
einen  der  so.  Strebepfeiler  des  Petersgrates 
und  trennt  das  Aeusser  Faflerthal  vom  In- 
ner Failerthal,  deren  Bäche  beide  am  obern 
Ende  des  Lotschenthaies  von  rechts  sich  mit 
der  Lonza  vereinigen.  Zum  erstenmal  18dl 
erstiegen. 

GRINDELSPITZEN    oder    KiSTEN- 

HORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Westlich  Raron). 

2786  m.  DoppelgipfeU  am  S.-Ende  der  Kette 

des  Hohgleifen,  die  das   Lötschentbal  vom 

Ijollithal  scheidet;  durch  die  Krinnenlücke 

vom  Aeusser  Leghorn  (2840  m)  abgetrennt.  Die  vordere 

Spitze  kann  von  der   Tatzalp  aus  in  3  Stunden  leicht 

erreicht  werden ;  zum  erstenmal  1894  bestiegen. 


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453 


QRINDeLWALD(Kt.Bern,Amt8bez.Interlaken).1057 
m.  Gem.  u.  Pfarrdorf,  mit  zahlreichen  imobem  Kessel  des 
Grindel waldthales    zerstreut  gelegenen 
Hiasergruppen,  zu  beiden  Seiten  der 
Schwarzen  Lütschine  und  in  einer  an 
Schönheiten  reichen  Hochgebirgsland- 
schaft; 21  km  so.  über  Interlaken.  Sta- 
tion der  Bemer  Oberland  Bahnen  (Li- 
nien Interlaken-Zweilütschinen-Grindel- 
wald    und     Lauterbrunnen -Scheidegg- 
Grindel wald).    Poetbureau,    Telegraph, 
Telephon.   Die  Gemeinde  umfasst  fol- 
gende sieben  ^sse  Unterabteilungen  : 
Scheidegg,  Grindel,  Holzmatten,  Bach, 
Bnssalp,  Itramen  und  Wergisthal.  Zu- 
sammen 558  Häuser,  3346  Ew.,  wovon 
44  Katholiken.  Grosse  Pfeirrkirche,  an- 
glilLanische    und    katholische    Kapelle. 
Ackerbau    und  Viehzucht.  Fremdenin- 
dustrie. Eine  Buchdruckerei;  während 
der   Saison    zahlreiche  Yerkaufsläden. 
Grindelwald  eignet  sich  weffen  seines 
gemässigten  Klimas,  sowie  semer  wind- 
geschützten, sonnigen  und  nebelfreien 
Lage  zum  Sommer-  wie  auch  zum  Win- 
terkurort. Zahlreiche  Gasthöfe,  die  zu- 
sammen mehr  als  1000  Fremde  beher- 
bergen können  und  von  denen  ein  Teil 
auch  im  Winter  im  Betrieb  bleibt.  Seit 
einigen    Jahren  hat  sich  Grindelwald 
zum  stark  besuchten  Winteraufenthalt 
entwickelt,   zu    welcher  Zeit  sich  hier 
ffanze  Fremdenkolonien   ansiedeln    und    allerlei    Sport 
(Schlitten-,  Ski-  und  Schlittschuhfahren)   obliegen.   Da- 
neben  ist    Grindel  wald    ein    Ezkursionszentrum   ersten 
Ranges,  sowohl   für  eigentliche  Hochtouren  (Wetterhorn, 
Schreckhorn,  Eiger,  Mönch,  Jungfrau  etc.),  wie  auch  für 
eine  ganze   Reihe  von   interessanten  und  leichten  Aus- 
flögen (Kleine  und  Grosse  Scheidegg,  Wengemalp,  Männ- 
lichen, Faulhom,  Ober  und  Unter  Grindel waldgletscher 
etc.). 

Urkundlich  erscheint  Gnndelwald  zum  erstenmal  1146 
als  Schenkung  des  Kaisers  Konrad  an  das  Kloster  Inter- 
laken. Schon  1180  hatte  der  Ort  seine  eigene  Kirche.  1349 
erhoben  sich  die  Bewohner  des  Grindel waldthales  gegen 


balm  über  dem  linken  Ufer  des  Untern  Grindeiwaldglet- 
schers  stehende  St.  Petronellakapelle  erwähnt,  die  dann 


Pfarrkirche  Orindelwald. 


das  Kloster  und  1528  widersetzten  sie  sich  energisch  aber 
erfo^los  geffen  die  Einfuhrunff  der  Reformation.  1577  wird 
als  riHale  aer  Kirche  Grindelwald  eine  auf  der  Nellen- 


Im  Dorf  Grindelwald. 

vom  vorrückenden  Gletscher  zerstört  worden  ist.  Eben- 
falls 1892  wurde  nahezu  die  Hälfte  des  Dorfes  durch  eine 
Feuersbrunst  in  Asche  gelegt.  Grindelwalds  grossartige 
landschaftliche  Lage  wurde  schon  zu  Ende  des  18.  Jahr- 
hunderts gewürdigt,  kam  aber  erst  mit  dem  seit  1870 
mächtig  anschwellenden  Fremdenstrom  zur  vollen  Gel- 
tung. 

GRINDELWALD  FIESCHERFIRN  (Kt  Bern, 
Amtsbez.  Interlaken).  3600-1850  m.  Fimfeld,  mit  5  km 
maximaler  Breite  und  3  km  lan^,  im  weiten  Kessel  zwischen 
Mittellejj^i,  Eiger,  Eigerjoch,  Mönch,  Fiescher^t,  Grindel- 
wald Fiescherhörnem  und  Grindelwald  Grünhorn,  links 
über  dem  Untern  Grindel  waldgletscher.  In  seiner  S  W.- 
Ecke steht  auf  einer  Felsinsel  in  3^)9 
m  die  neue  Berglihütte  der  Sektion 
Bern  des  S.  A.  G.  Der  Firn  ist  stellen- 
weise stark  geneigt  und  vielfach  zerklüf- 
tet. Wird  begangen,  wenn  man  von 
Grindel  wald  aus  die  Berglihütte  und 
von  da  über  das  Unter  und  Ober  Mönch- 
joch die  Konkordiahütte  gewinnen  will. 
ORINDELWALD  FIRN  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Interlaken).  3400-2500  m.  Firn- 
feld, Nährgebiet  des  Obern  Grindelwald- 
ffletschers ,  zwischen  Wetterhömern , 
Berglistock,  Ankenbälli  und  Lauteraar- 
sattel. Je  2  km  breit  und  lang.  Nw. 
von  ihm  der  Krinnenfim  und  -gletscher. 
die  unmittelbar  nö.  über  der  alten  und 
neuen  Glecksteinhütte  der  Sektion  Blüm- 
lisalp  bezw.  Burgdorf  des  S.  A.  G.  liegen. 
Der  Grindelwaldfim  wird  begangen, 
wenn  man  den  Berglistock  besteigen 
oder  über  die  Rosenegg  zur  Dossen- 
hütte  gelangen  will. 

QRINDELWALDQLETSCHER 
(OBER)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interla- 
ken). 3000-1300  m.  Gletscher,  5  km  lang 
>>jew^       — ^^     und  im  Mittel  600  m  breit,  zwischen 
3WCLr^?t^yJ     den  Wetterhömern  im  NO.  und  0.,  dem 
*>  ****"-*  ^      Kamm  des  Lauteraarsattels  im  SO.  und 
dem  nw.  Abschnitt  der  Schreckhömer 
(mit  Nässihom  3749  m.  Klein  Schreck- 
horn  3497  m,  Gwächten  3169  m  und  Met- 
tenberg 3107  m)  im  S.  und  SW.  Seine 
Nährgebiete  sind  der  Grindelwald   Firn  im  0.  und  NO. 
und  die  Firnfelder  am  Klein  Schreckhom  im  SW.  Am 
untern  Ende  des  Gletschers  haben  die  Bewohner  von 


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Grindelwald  eine  künstliche  Eisgrotte  angelegt,  die  nur 
10  Minuten  vom  Hotel  Wetterhom  entfernt  ist  und  von 


Ober  Grindel waldgletscher. 

den  Fremden  viel  besucht  v^rd.  Dem  Gletscher  entspringt 
die  Schwarze  Lutschine.  Von  Grindel wald  aus  erreicht 
man  über  einige  hölzerne  Leitern  und  Stege  beim  Punkt 
1585  m  die  Gletscherzunge,  die  hier  überschritten  wird, 
wenn  man  weiterhin  zur  ulecksteinhütte  und  zum  Lau- 
teraarsattel gelangen  will. 

QRINDELWALDQLETSCHER  (UNTER)  (Rt. 
Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  3390-1240  m.  Gletscher,  10 
km  lang  und  0,5-2,2  km  breit ;  zwischen  Schreck-  und 
Strahlegghömem  im  0.  und  SO.,  Agassizhom,  Grindel- 
wald Fiescherhömem  und  Fieschergrat  im  S.  und  Mönch 
und  Eiger  im  SW.  und  W.  Ist  in  zwei  deutliche  Stufen 
gegliedert,  das  Ober  Eismeer  (2700-2300  m|  und  Unter  Eis- 
meer (1700-1600  m),  die  durch  einen  stark  geneigten  und 
zerklüfteten  Eisfall  von  einander  getrennt  sind.  Das  Unter 
Eismeer  wird  überschritten,  wenn  man  von  dem  durch 
zwei  Leitern  mit  dem  Gletscher  verbundenen  Wirtshaus 
Bareffg  zur  aussichtsreichen  Zäsenbergalp  gelangen  will, 
und  das  Ober  Eismeer  wird  gequert,  wenn  man  sich  von 
der  Zäsenbergalp  zur  alten  und  neuen  Schwarzegghütte 
der  Sektionen  Oberland  und  Basel  bezw.  Basel  des  S.  A.  C. 
beffibt.  Diese  beiden  Hütten  liegen  5  Stunden  über  Grin- 
del wald  am  rechten  Ufer  des  Gletschers  und  können  ohne 
Gletscherwanderung  längs  den  Felsen  rechts  vom  Glet- 
scher und  über  den  Fussweg  der  Bänise^g  leichter  er- 
reicht werden.  Nährgebiete  des  Gletschers  sind  der  grosse 
Grindelwald  Fiescherfirn,  auf  den  auch  noch  die  vom 
Kalli  Firn  über  das  Kalliband  niedergehenden  Eislawinen 
fallen,  die  Firnfelder  an  den  0.-  und  NO.-Hängen  der 
Grindelwald  Fiescherhömer,  diejenigen  am  Agassizhorn 
und  den  Strahlegghömem,  der  vom  Lauteraarhorn  und 
Grossen  Schreckhorn  nach  SW.  absteigende  Schreckfira 
und  der  vom  Nässihorn  ebenfalls  nach*  SW.  ziehende 
Kastensteinfim.  Dieses  ganze  Becken  ist  eines  der  schöns- 
ten Eisffebiete  der  Alpen  und  wird  daher  auch  von  Grin- 
delwald aus  häufle  besucht. 

Der  Unter  Grindelwaldgletscher  ist  einer  der  am  tiefsten 
ins  Thal  hinunter  reichenden  Eisströme  der  Alpen,  indem 
er  in  blos  1240  m  nahe  bei  ständig  bewohnten  Siedelungen 


endigt.  Da  er  ein  starkes  Gefalle  hat.  und  unten  ausserdem 
noch  vom  Mettenberg  und  den  NO.-Ausläufem  des  Ei^er 
bedeutend  eingeengt  wird,  ist  seine  Geschwindigkeit  eine 
grosse  und  machen  sich  auch  Schwankungen  in  seinem 
Stand  sehr  rasch  bemerkbar.  Seit  1822  ist  der  Gletscher 
um  nahezu  einen  km  zurückgegangen  und  hat  eine  grosse 
Fläche  blosffelegt,  die  unten  mit  Grundmoräne  überdeckt 
ist,  oben  aoer  anstehenden  Fels  zeigt.  Hier  lassen  sich 
die  Wirkungen  der  Glazialerosion  in  Form  von  Gletache^ 
schliffen,  Schrammen,  Bundhöckem,  Riesenkesseln  etc. 
und  diejenigen  der  Gletscherbacherosion  in  Form  von 
Löchem,  Tnchtern,  Furchen  etc.  sehr  klar  überschauen. 


Nach  A.  Baltzer.  V.  AWn^r  sc. 

Alter  Gletsoherboden  des  Untern  Grindelwaldgletschers. 

Alter  Glötscherboden  mit  Geschiebe |B 

Seiten-  und  Randmorttnen ^^ 

Hypothetische  Verbindung  von  Endmoränen   .    .    .  .... 

Karrentrichter  und  Riesentopfe ^ 

Grössere  Erratische  Blöcke ^d. 

Gletscherschliffe  und  Schrammen _ 

Alte  Wasserläufe v    . 

Drei  aufeinanderfolgende  und  100-200  m  von  einander 
entfernte  Querwälle  von  Endmoränen  zeigen  uns  den 
Hochstand  des  Gletschers  von  1822,  den  Stand  von  1855 


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und  eine  Doch  jänffere  Stillstandsphase  im    Ruckzug. 
Diese  Stirnwälle  sina  alle  drei  vom  Gletscherbach  durch- 


Zange  des  Untern  Grindelwaldgletsohers. 

schnitten  worden  und  gehen  rechts  und  links  in  zwei 
5-10  m  hohe  ununterbrochene  Seiten moranen  über.  Wir 
kennen  heute  folgende  bedeutendere  Schwankungen  im 
Stand  der  Gletscherzunge :  1600-1620  Verstoss  bis  zum 
Burgbäh Ischopr,  dann  Rückzug;  1703-1720  starker  Ver- 
stoss bis  zur  Pfarr wiese,  dann  Rück- 
zug; 1743  kurzer  Verstoss  und  sogleich 
starker  Rückzug ;  1770-1779  Verstoss  in 
die  Ebene  der  Lutschine,  dann  Rückzuff ; 
1814-22  Verstoss,  dann  Rückzug ;  1840- 
1855  Verstoss;  1855-1868  Rückzug  mit 
Verminderunff  der  Eisdicke  um  nahezu 
35  m.  Seit  1868  weiterer  Rückzug.  Neuer- 
dings scheint  der  Gletscher  wieder  vor- 
rücken zu  wollen,  was  Prof.  Armin  Bal- 
tzer  in  Bern  veranlasst  hat,  auf  dem 
Felsbeden  vor  dem  Gletscher  eine  Reihe 
von  Punkten  zu  tixieren,  die  eine  spä- 
tere Messung  der  erosiven  Tätigkeit  des 
Gletschereises  ermöglichen  seilen.  Diese 
Stationen  bestehen  aus  in  den  Fels  ge- 
bohrten Löchern,  deren  Tiefe  genau 
ermittelt  worden  ist  und  die  man  nach- 
her mit  gefärbtem  Gips  und  Thon  wie- 
der ausfüllte  und  eben  mit  einem  Deckel 
von  Zement  abschless.  Nachdem  der 
Gletscher  diese  heute  eisfreie  Fläche 
wieder  bedeckt  und  er  sich  in  späterer 
Zeit  davon  neuerdings  zurückgezogen 
haben  wird,  vnrd  man  durch  neues  Aus- 
messen der  Tiefe  dieser  Löcher  zahlen- 
mässige  Belege  für  den  Betrag  der  Glet- 
scherosion  ernalten  können.  Einen  Be- 
weis dafür,  dass  der  Gletscher  schon 
froher  einmal  sich  bis  nahe  an  seinen 
heutiffen  Stand  zurück|;ezogen  hat,  lie- 
fert die  Entdeckung  emes  alten  Stein- 
bruches auf  Marmorbreccie  (oberer  Jura)  am  Unteren 
Schopf  mit  von  Menschenhand  Igehauenen  und  geschlif- 
fenen Blöcken,  die  nachher  sicherlich  ein  ganzes  Jahr- 


hundert lang  wieder  von  Eis  überflutet  worden  sind. 
Einige  dieser  Blöcke  werden  heute  im  Naturhistorischen 
Museum  zu  Bern  aufbewahrt ;  ein  schönes  Stück  befindet 
sich  auch  in  der  geolodschen  Sammlung  des  eidg.  Po- 
lytechnikums in  Züricn.  Abbau  des  Bruches  heute  wie- 
der aufeenemmen.  Vergl.  Baltzer,  Armin.  Studien  am 
Unter  Grindelwaldgletscher..,  1892-97  {Neue  Demkschr. 
der  allgeni.  Schweiz.  Gesellschuft  für  die  geamten  Na- 
turwiss.  Bd  33).  Zürich  1898. 

QRINDELWALD  QRONHORN  oder  PFAFFEN- 
STÖCKLI  (Kt.  Bern.  Amtsbez.  Interlaken).  3121  m. 
Gipfel,  in  dem  von  aen  Grindel wald  Fiescherhörnem 
nach  N.  auszweigenden  Kamm;  s.  über  der  rings  von 
Eis  umschlossenen  Zäsenbergalp,  ö.  über  dem  Grindel- 
wald Fiescherfirn  und  w.  über  dem  Ober  Eismeer,  dem 
obersten  Abschnitt  des  Untern  Grindelwaldgletschers. 
Zwischen  dem  Grindelwald  Grünhern  und  dem  Punkt 
3360  m  des  N.-Grates  des  Ochsen  (oder  Klein  Fiescher- 
herns)  die  Eisscharte  des  Ochsenjoches  (auf  der  Siegfried- 
karte unbenannt). 

GRINDELWALD  RIQI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Intei^ 
laken).  2280  m.  Gasthof,  nahe  unter  dem  Gipfel  des  Männ- 
lichen auf  dem  Grat  zwischen  diesem  und  dem  Tschuggen. 

GRINDELWALDTHAL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Inter- 
laken). Schönes  und  berühmtes  Thal  des  fierner  Ober- 
landes, rechtsseitiges  Nebenthal  zu  dem  gegenüber  Inter- 
laken auf  die  Aare  ausmündenden  Thal  der  Weissen 
Lütschine  und  von  der  Schv^rzen  Lütschine  entwässert. 
Steigt  vom  Fusse  des  Wetterhoms  auf  eine  Gesamtlänge 
von  16  km  nach  W.  bis  Zweilütschinen  ab.  Wird  beffrenzt: 
im  S.  von  den  hohen  Felswänden  des  Well-  und  Wetter- 
homs und  den  mächtigen  Bergstöcken  der  Schreckhömer, 
Grindelwald  Fiescherbörner  und  des  Eiger,  sovde  ffegen 
das  Lauterbrunnenthal  hin  vom  Tschuggen  und  Männ- 
lichen ;  im  0.  von  der  Grossen  Scheidegg  und  im  N.  von 
den  begrasten  und  zum  Teil  mit  Wald  bestandenen  Hän- 
gen der  Kette  Faulhern-Schwarzhem.  Das  Thal  wird 
aurch  eine  Stufe  in  zwei  deutlich  geschiedene  Teile  zer- 
legt. Der  obere  Abschnitt,  der  Kessel  von  Grindel  wald, 
ist  eine  weite  grüne  Thalschafl,  die  in  nächster  Nähe  von 
den  zwei  Riesen  des  Eiger  und  Wetterhoms  überragt 
wird  und  in  welche  die  beiden  Grindel waldgletscher  und 
von  allen  Seiten  her  zahllese  Wasseradern  absteigen. 
Gegen  NO.  führt  die  Grosse  Scheidege  nach  Meiringen, 
gegen  SW.  die  Kleine  Scheidegg  nacn  Lauterbrunnen. 


Grindel  wald  thal,  von  Westen. 

Die  Siedelungen  sind  in  Gruppen  zerstreut  gelegen  und 
schliessen  sich  kaum  zu  einem  eigentlichen  Dorf  ^zusam- 
men.  Zentrum  für  zahlreiche  Ausflüge  und  Hochgebirgs- 


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touren.  Nach  unten  geht  dieser  Thalkessel  von  Grindel- 
wald mit  einer  schmalen  Stufe  über  in  den  untern 
Thalboden,  das  enge  und  von  Schwendi  (937  m)  bis  Zwei- 
lütschinen  (655  m)  8  km  lange  sog.  Lütschenthal,  dessen 
Gehänge  beiderseits  mit  langen  relsbändem  durchsetzt 
sind.  Es  ist  schwach  besiedelt  und  zählt  nur  in  seinem 
untern  Abschnitt  einige  Häuserffruppen  und  Weiler,  wie 
Burglauenen,  Lütschenthal  und  Gündliswand    (an    der 


der  untere  Teil  beider  Lntschinenthäler  stimmt  im  land- 
schaftlichen Charakter  überein:  beiderorts  steile  and 
enge  Y  förmige  Thäler,  beiderorts  auch  deutliche  Thal- 
stufen, die  von  der  Eisenbahn  mittels  des  Zahnrades 
überwunden  werden.  Der  auffallende  Unterschied  der 
beiden  Thäler  in  ihren  obem  Teilen  aber  hängt  en^  zu- 
sammen mit  der  Gesteinsbeschaffenheit  und  dem  Gebirg»- 
bau  der  ganzen  Gegend.  Wenn  wir  zunächst  vom  Hocn- 


Grindelwaldthal. 


Ausmündung  ins  Thal  der  Weissen  Lütschine).' Jedem 
Besucher  des  Berner  Oberlandes  drängt  sich  der  grosse 
Unterschied  im  Charakter  der  Thäler  von  Lauterbrunnen 
und  Grindelwald  auf.  Jenes  eng,  von  senkrechten  und 
weit  sich  hinziehenden  Felswänden  eingeschlossen,  einem 
Graben  gleich  tief  eindringend  in  den  Schoss  des  Hoch- 
gebirges ;  dieses  in  seinem  obem  Teile  breit,  weit  aus- 
ladend gegen  W.,  N.  und  0.  und  nur  im  S.  wie  abge- 
schnitten durch  die  Wände  des  Eiger,  Mettenbergs  und 
Wetterhoms.    Lauterbrunnen    liegt   gleichsam  in  einer 


gebirge  absehen,  das  in  steiler  Wand  abgeschnitten  wohl 
nirgends  schärfer  sich  von  den  Yoralpen  scheidet,  so  fallt 
der  ganze  Bezirk  des  Grindelwaldthales  in  jene  Zone  der 
Yoralpen,  wo  die  Gesteine  der  Juraformation,  im  Grossen 
wie  im  Detail  stark  gefaltet,  die  Gebirgsgruppen  des 
Schilthoms,  Männlichen  und  Faulhoms  zusammensetzen. 
Während  aber  die  obem  Glieder  der  Juraablagerungen 
(Malm)  in  der  Gestalt  harter  schwarzer,  aber  weiss  anwit- 
ternder Kalke  erscheinen,  die  landschaftlich  als  Fels- 
wände und  Fluhbänder  dem  Gebirge  ein  ewig  wechselndes 


engen  Spalte,  Grindelwald  in  einem  weiten  Kessel.  Nur    '  und  vielgestaltiges  Relief  verleihen,  bestehen  die  untern 


GRl 


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Glieder  derselben  Formation  (Dojg^ger  und  Lias)  aus  mehr 
tonigen  Kalken  und  Schiefem,  die  der  Yerwitterunff  und 
Abtragung  weniger  Widerstand  leisten.  Das  Thal  von 
Grindelwald  liej^t  nun,  immer  mit  Ausschluss  des  Hoch- 
gebirges, fast  gänzlich  im  Gebiete  der  Ablagerungen  des 
untern  und  mittlem  Jura,  und  wer  die  beiden  Scheideggen 
passiert,  iLann  am  Wege  oder  in  den  zahlreichen  Graben 
die  c  foulen  »  (bruchigen)  Schiefer  beobachten,  die  sich 
bis  auf  die  höchsten  Gipfel  und  Gräte  hinauf  erstrecken 
und  dem  Faulhom  z.  B.  seinen  Namen  p^eben  haben. 
Die  Einförmigkeit  der  Gesteinsart  verbmaet  sich  noch 
mit  der  Einförmigkeit  des  Gebirgsbaues.  Indem  die  Falten 
alle  stark  nach  NW.  übergelegt  sind,  so  dass  fast  überall 
dieselben  Schichten  die  Oberfläche  berühren,  bildet  das 
Relief  eine  nur  durch  wenige  Gräte  und  Einrisse  unter- 
brochene flache  Abdachung.  Dies  sieht  man  namentlich 
deutlich  an  den  Gehängen  der  Männtichengruppe :  aber 
von  einem  irgend  erhöhten  Standpunkt  aus,  wie  z.  B.  vom 
Männlichen  oder  von  den  beiden  Scheideggen,  erscheint 
auch  der  S.-Hang  der  Faulhomffruppe,  der  ja  zum  gros- 
sem Teil  mit  der  N.-Seite  des  Grrindelwaldthales  zusam- 
meniällt,  als  eine  sanftgeneigte  einheitliche  Abdachunff, 
die  sehr  absticht  gegen  das  ausserordentlich  wechselvolle 
Helief  ihrer  N. -Flanke.  Drüben  im  Lauterbrunnenthal 
driufft  ein  von  der  Weissen  Lütschine  durchfressenes 
Bana  von  hartem  Malmkalk  unter  dem  Dogger  durch 
gegen  das  Hochsebir^e  und  bildet  die  früher  erwähnten 
steil wandiffen  Tnalseiten. 

Der  landschaftliche  Reiz  des  Grindelwaldthales  beruht 
nun  nicht  zum  mindesten  auf  dem  Gegensatz  zwischen 
dem  s.  Thalabschluss  (dem  Hochgebirge)  und  den  eben 
beschriebenen  N.-  und  W.-Flanken  des  Tnales.  Hier  sanft 
ansteigende,  mit  Wald  und  Wiesen  bedeckte  und  mit 
braunen  Häusch^  besäte  Halden,  dort  eine  fast  senk- 
rechte Wand,  die  in  einem  stellenweise  über  2000  m  hohen 
Absturz  aus  der  Thallandschaft  von  Grindelwald  zu  den 
erhabensten  Spitzen  der  Gletscherwelt  des  Hemer  Ober- 
landes sich  erhebt  —  ein  Bild,  das  an  überwältigender 
Grossartigkeit  auf  der  Erde  fast  einzig  dasteht.  Der  Bau- 
stein dieser  Wand  ist  derselbe  harte  Malmkalk,  den  wir 
bereits  erwähnt  haben,  und  der  hier  wieder  aurtauchend 
in  grcMsen  Falten  übereinander  gelegt  einen  Mantel  bildet 
am  die  krystallinen  Gesteine  des  Innern  Hochffebirges. 
In  den  Thälem  des  Obern  u.  Untern  Grindel  waldgletschers 
ist  diese  Wand  zweimal  durchbrochen,  und  durch  die 
engen  Thalspalten,  die  die  dahinterl  legen  de  Gletscherwelt 
meiir  ahnen  als  sehen  lassen,  wälzen  sich  die  rooränen- 
bedeckten  Eismassen  der  beiden  Gletscher.  Wenn  dieser 
AbfoU  des  Hochgebirges  fast  erdrückend  wirkt  auf  den 
solchen  Anblicks  Ungewohnten,  so  wächst  seine  Erha- 
benheit noch;  wenn  er,  an  der  n.  oder  w.  Flanke  des 
Thaies  aufsteigend,  den  Gipfel  des  Männlichen  oder  des 
Faulhoms  gewinnt,  von  wo  die  Lieblichkeit  der  Thalland- 
schafl  mit  der  ernsten  Schönheit  des  Hochgebirges  vereint 
sich  seinem  Auge  darbietet.  Mit  Recht  hat  daher  das 
Grindelwaldlhal  von  jeher  als  eine  des  Besuches  vor 
Allem  würdige  Gegend  des  Berner  Oberlandes  gegolten. 
Inmitten  des  weiten  Thalkessels,  auf  dessen  Flanken  die 
Dorfschaft  Grindelwald  zerstreut  ist,  ist  als  eine  Folge  des 
riesig  zunehmenden  Fremdenverkehrs  eine  kleine  Hotel- 
stadt entstanden,  die  dem  Dorf  einen  festen  Kern  ver- 
leiht und  mit  dem  wachsenden  Geschäflsleben  eine  Quelle 
des  Wohlstandes  für  die  ganze  Thallandschaft  geworden 
ist.  Die  Verbesserung  der  Zugänge  und  Verkehrswe|[e  hat 
mit  dieser  steigenden  Bedeutung  des  Thaies  Schritt  ge- 
halten, und  während  früher  die  Mehrzahl  der  Besucher, 
von  den  eigentlichen  Bergsteigern  abgesehen,  Touristen 
waren,  deren  körperliche  Rüstigkeit  die  Ueberschreitung 
der  Scheideggen  gestattete,  ist  das  Grindelwaldthal  durch 
den  Bau  der  Hemer  Oberlandbahnen  der  ganzen  reisen- 
den Welt  erschlossen  worden.  Die  Rundreise  Interlaken- 
Lauterbrnnnen-Wengemalp  -  Grindelwald-Interlaken  ge- 
hört heute  für  den  die  Schweiz  Bereisenden  7u  demjeni- 
gen, das  er  absolut  gesehen  haben  muss.  Daneben  aber 
macht  die  hohe  Lage  des  Thaies  (1000  m)  dasselbe  sehr 
geeignet  zu  längerem  Aufenthalt,  und  eine  Reihe  von 
Pensionen  gruppieren  sich  um  das  Zentrum.  Die  güns- 
tigen klimatiscnen  Verhältnisse  des  Winterhalbjahres 
(Nebelf^iheit)  haben  die  Anstrengungen  der  Hotellers, 
Grindelwald  zum  Winterkurort  zu  erheben,  wesentlich 


gefordert  und  dies  um  so  mehr,  als  das  Relief  des  Thaies 
jeder  Art  von  Wintersport  geeignetes  Terrain  zu  bieten 
vermaff.  Andererseits  geniesst  das  Thal  trotz  der  schat- 
tigen Lage  der  S.-Seite  doch  in  Folffe  intensiver  Föhnwir- 
kunff  eines  langen  Sommers,  und  die  Grindel  walder  Alp- 
weioen  gehören  nicht  nur  zu  den  grössten  sondern  auch 
zu  den  besten  des  Hemer  Oberlandes,      [thr.  R.  Zbi.lbr.] 

QRINQELBACH  (Kt.  Appenzell  I.  R.).  Bach.  S.  den 
Art.  Klosterbagh. 

QRIOSCH  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn,  Kreis  und 
Gem.  Remüs).  1818  m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  14  Hüt- 
ten und  Stadeln,  am  linken  Ufer  der  Lavranca,  am  Ein- 
fang ins  Val  Griosch  und  am  S.-Fuss  des  Stammerspitzes; 
6,5  km  nw.  über  Remüs. 

QRIOSCH  (VAL)  od.  VAL  TIATSCHA  (Kt.  Grau- 
bünden, Bez.  Inn).  Kleines  Seitenthal  zu  dem  bei  Remüs 
ins  Unter  Engadin  ausmündenden  Val  Sinestra.  Steigt 
vom  Muttier  (3296  m),  der  von  dieser  Seite  her  ziemlich 
oft  besucht  wird,  mit  starkem  Geßlle  nach  SW.  bis  zur 
Alp  Griosch  (1818  m;  6,5  km  nw.  über  Remüs)  ab.  N.  über 
dem  Thal  der  schwierig  zu  besteigende  und  selten  be- 
suchte Stammerspitz  (3258  m).  Zwischen  Muttier  und 
Stammerspitz  führt  die  Fuorcla  Maisas  (2852  und  2911  m) 
ins  Samnaun  hinüber.  Das  Val  Griosch  ist  im  Bündner- 
schiefer  ausgewaschen. 

QRIPHENHOBELI  (Kt.,  Amtsbez.  und  Gem.  Bern). 
562  m.  Villenquartier,  so.  vor  der  Stadt  Bern,  am  rechten 
Ufer  der  Aare  zwischen  der  Nidegg-  und  Kirchenfeld- 
brücke.  11  Hauser,  75  Ew.  Schöne  Aussicht  auf  die  Bun- 
desstadt. 

QRISCH  (CRAP)  (Kt.  Granbünden,  Bez.  Glenner). 
2846  m.  Einer  der  Hauptgipfel  zwischen  Valserthal  und 
Safienthal,  4  km  n.  vom  Piz  Tomül  oder  Weissenstein- 
horn  und  5-6  Stunden  nö.  über  Vals  Platz.  Stark  zer- 
rissener Bündnerschieferberg. 

QRISCH  (PIZ)  (Kt.  CTraubünden,  Bez.  Glenner). 
2893  m.  Wenij^  ausgesprochener  Gipfel,  in  der  Gmppe  des 
Vorab,  4  km  ö.  vom  Vorab  und  3  km  sw.  vom  Segnespass, 
6-7  Stunden  nw.  über  Flims  im  Vorderrheintbal.  Fällt 
nach  N.  zur  Tschin^elnalp  und  nach  Elm  steil,  Regen 
Flims  zu  dagegen  mit  sanngeböschten  Hängen  ab.  Wird 
in  Verbindung  mit  dem  Vorab  ziemlich  oft  bestiegen. 

QRISCH  (PIZ)  oder  PIZ  FIANELL  (Kt.  Graubün- 
den, Bez.  Hinterrhein).  3048  m.  Mächtiger  Kalkstock : 
tritt  aus  der  Kette  des  Piz  Gurv^r  etwas  nach  W.  vor  und 
ist  beträchtlich  höher  als  die  übrigen  Gipfel  derselben  ; , 
2,5  km  nö.  über  Ganicül  im  Val  Ferrera.  Bildet  einen 
nach  N.  und  S.  steil  abfallenden,  scharfen  und  stark  zer- 
rissenen Gipfelgrat,  der  auf  einer  breit  ausladenden  Un- 
terlage mht.  Besteigung  nicht  leicht  und  nur  selten  un- 
ternommen. Das  W.-Ende  des  Grates  heisst  Piz  Mazza 
(2809  m).  Wichtiger,  wenn  auch  niedriger,  ist  der  nach 
SW.  vorgeschobene  Piz  Starlera  (2727  m),  an  dem  einst 
Eisenffmben  abgebaut  worden  sind.  Trotz  ihrer  ziemli- 
chen Mächtigkeit  können  die  Erzgänge  wegen  ihrer  gros- 
sen Abgelegenheit  von  den  Verkenrszügen  nicht  mit  Vor- 
teil ausgebeutet  werden. 

QRISCHA  (CRAPPA)  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Inn). 
Felsgrat.  S.  den  Art.  Crappa  Grischa. 

QRISCHBACH  (Kt.  Bern  und  Waadt).  Wildbach.  S. 
den  Art.  F^nils  (Ruisseau  des;. 

QRISCHBACHTHAL  (Kt.  Bern  und  Waadt).  Thal. 
S.  den  Art.  F^nils  (Valläe  des). 

QRISIQEN  (OBER,  MITTLER  und  UNTER) 
(Kt.  und  Amt  Luzera,  Gem.  Horw).  610-570  m.  4  Häuser, 
am  NO.-Hang  des  Schattenbergs  und  1,3  km  sw.  der  Sta- 
tion Horw  der  Brünigbahn  (Luzern-Brienz).  28  kathol. 
Ew.  Viehzucht. 

QRISONS  (Ganton  des).  S.  den  Art.  Graubünden. 

QRI88ACH  (Kt.  Freiburg,  Bez.  See).  Gem.  und  Dorf. 
S.  den  Art.  Cressifr. 

QRIS8ACH  (Kt.  und  Bez.  Neuenburg).  Crem,  und 
Dorf.  S.  den  Art.  Cressier. 

QRIS8ENBERQ  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Aarberff,  Gem. 
Seedorf).  546  m.  Dorf;  1,2  km  nö.  Seedorf  und  3  km  sw. 
der  Station  Suberg  der  Linie  Bem-Biel.  24  Häuser,  159 
reform.  Ew.  Wiesenbau. 

QRISTEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg,  Gem. 
Sennwald).  471  m.  Weiler,  an  der  Strasse  Sennwald-Sax, 
1  km  nw.  Sax  und  3,8  km  wsw.  der  Station  Salez  der  Linie 


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Rorachach-Sar^ans.  12  Häuser,  56  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinde Sax-Frumsen.  Acker-,  Mais-,  Kartoffel-,  Obst-  und 
Wiesenbau,  Viehzucht.  Stickerei. 

GRISTEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem.  Egnach). 
Gruppe  von  6  Häusern,  auf  einer  An- 
höhe 500  m  sw.  Neukircb  und  6  km     ^ 

nw.  der  Station  Arbon  der  Linie  Ror- 
schach-Romanshom.  35  reform.  Ew. 
Kirchffemeinde  Neukirch-Egnach.  Obst- 
und  Wiesenbau.  Früher  auch  Weinbau 
mit  im  Thurgau  geschätztem  Ertrag. 
Ehemalige  Burg,  1894  abgetragen.  Hei- 
mat des  bekannten  Landwirtes  und 
Obsteüchters  Pfau-Schellenberg  (t1875), 
der  zahlreiche  Schriften  über  Obstbau 
veröffentlicht  hat  und  hier  auch  eine, 
jetzt  nicht  mehr  bestehende.  Obstbau- 
schule gründete. 

GRITZENM008  (Kt.  Luzem,  Amt 
Sursee,  Gem.  Neuenkirch).  Bauernhöfe. 
S.  den  Art.  Giritzenmoos. 

QROBENENTSWIL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter 
Toggenburg,  Gem.  Flawil).  752  m.  Gruppe  von  9  Häusern, 
an  der  Strasse  Degersheim-FIawil  una  2,5  km  s.  der 
Station  Flawil  der  Linie  Zürich-Winterthur-St.  Gallen.  66 
reform.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei.  Heimat  des  hier  1643 
geborenen  berühmten  Epigrammendichters  Johannes  Grob 
(t  in  Herisau  1697). 

QR0BENM008  (Kt.  Zug,  Gem.  Cham).  417  m. 
Gruppe  von  4  Häusern,  nahe  dem  linken  Ufer  der  Lorze, 
an  der  Strasse  Cham-Sins  und  2,7  km  nw.  der  Station 
Cham  der  Linien  Zürich-Zug-Luzern.  25  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Gham-Hünenberg.  Ackerbau  und  Vieh- 
zucht. 

GROD  (Kt.  Solothum,  Amtei  Ölten).  477  m.  Gemeinde 
und  Weiler,  an  der  Grenze  gegen  den  Kanton  Aargau 
und  3  km  ssö.  der  Station  Dänikon  der  Linie  Zürich- 
Aarau-Olten.  10  Häuser,  59  Ew.  (28  Katholiken,  31  Refor- 
mierte). Katholische  Kirchgemeinde  Gretzenbach.  Vieh- 
zucht. Einige  der  Bewohner  arbeiten  in  den  Schuhfabriken 
von  Schönenwerd.  Betr.  Etymologie  s.  den  Art.  Grood. 

GRODEI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmenthai,  Gem. 
St.  Stephan).  1011  m.  Gemeindeabteilung  und  Dorf,  am 
rechten  Ufer  der  Simme,  an  der  Strasse  Zweisimmen- 
Lenk,  7(X)  m  s.  St.  Stephan  und  5,8  km  ssö.  der  Station 
Zweisimmen  der  Simmenthalbahn.  58  Häuser,  314  reform. 
Ew. 

QR<EN  (Kt.  Bern;  Amtsbez.  Konolfingen,  Gem.  Bowil). 
730  m.  Zwei  Häuser,  im  Schüpbachgraben ;  2,2  km  s.  der 
Station  Si^au  der  Linie  Bem-Luzem.  20  reform.  Ew. 
Kirchgememde  Höchstetten.  Viehzucht. 

GR<ENBACH  oder  GRONNBACH  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Thun).  Bach  des  Justisthales;  entsprinft  am 
SW.-Hang  der  Scheibe  in  1500  m,  durchfliesst  auf  eine 
Länp^e  von  4  km  die  nur  schwach  geneigte  Thalsohle,  tritt 
in  eme  tiefe  Erosionsschlucht  ein  und  erreicht  mit  starkem 
Gefalle  nach  8  km  langem  Gesamtlauf  in  der  Richtung 
nach  SW.  bei  Merligen  in  580  m  den  Thunersee.  Tritt  nach 
heftigem  Regen  als  gefahrlicher  Wildbach  auf.  der  nach 
den  beträchtlichen  Verwüstungen  des  Jahres  1854  in  sei- 
nem Unterlauf  kanalisiert  worden  ist. 

QR<ENFLUH  oder  BAUMGARTENFLUH  (Kt. 
Luzem,  Amt  Entlebuch).  1923-1950  m.  Felsgrat,  in  der 
das  obere  Thal  der  Grossen  Entlen  vom  Thal  der  Kleinen 
Entlen  trennenden  Kette.  Endigt  im  SW.  über  dem  Dorf 
Flühli.  Der  SO.-Abfall  heisst  Grönfluh,  der  NW.-Abfall 
Baumgartenfluh.  Der  Punkt  1923  m  kann  von  Flühli  aus 
über  die  Grönalp  (Hütte  in  1535  m)  in  3Vi  Stunden  leicht 
erreicht  werden. 

QROENROUX  (Kt.  Waadt,    Bez.   La   Vall^,    Gem.  < 
L'Abbaye).  Häuser.  S.  den  Art.  Groinroud. 

QROQNE  oder  CROQNE  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Lavaux,  Gem.  Savigny).  895  m.  9  zerstreut  gelegene  Häu- 
ser, am  S.-Rand  des  Bois  du  Grand  Jorat,  das  diese  Häuser 
von  der  Strasse  Bern-Lausanne  trennt;  2,2  km  n.  Sa- 
vigny. 33  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Savigny-Forel. 
Wiesenbau. 

GROINROUDoderQROENROUX(Kt.  Waadt,  Bez. 
La  Vallöe,  Gem.  L'Abbaye).  1040  m.  6  zerstreut  gelegene 
Häuser,  nahe  dem  O.-Ufer  des  Lacde  Joux  und  der  Strasse 


Le  Pont-Le  Brassus;  2,5  km  sw.  L'Abbaye.  55  reform.  Ew. 
Wiesenbau. 

QROLLEY  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane).  626  m   Gem. 
und  Pfarrdorf,  mitten  in  fruchtbaren  und  gut  angebauten 


Dorf  Grollej. 

Aeckem  und  Wiesen,  an  der  Strasse  Freiburg-Payeme 
und  6,5  km  nw.  Freiburg.  Station  der  Linie  Freibarg- 
Yverdon.  Postablage,  Telephon.  Gemeinde,  mit  Guöravet, 
Rosiöre  und  Voiavy,  61  Häuser,  378  kathol.  Ew.;  Dorf: 
28  Häuser,  186  Ew.  Futter-,  Getreide-  und  Kartoflelbau, 
Viehzucht.  Kirche  zu  Saint  Jean  Baptiste.  1801  kirchHch 
von  Belfaux  abgetrennt  und  zur  eigenen  Kirchgemeinde 
erhoben.  1137  und  1142  :  Groslerio. 

QROM8ERKOPF  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Plessnr). 
2370  m.  Wenig  bedeutender  Gipfel  der  Hochwangkette ; 
2,5  km  s.  vom  Hochwang,  1  km  nö.  vom  Montalin  und  3 
km  n.  über  Castiel  im  Schanfig^.  Bildet  einen  abge- 
rundeten Rücken  mit  mehreren  Felsköpfen.  Steict  nach 
N.  und  NW.  zur  Fürstenalp,  nach  S.  zum  obern  Callreisen- 
und  Castielertobel  ab. 

GROND  (CRAP)(Kt.  Graubänden, Bez.  Vorderrhein). 
Gipfel.  S.  den  Art.  Crap  Grond. 

GROND  (PIZ  DA  VAL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Mün- 
sterthal). 2881  m.  Gipfel,  w.  Vorberg  des  Piz  Costainas 
und  von  ihm  durch  das  oberste  Val  Costainas  getrennt, 
5  km  so.  über  Santa  Maria  im  Münsterthal  und  4  km  n.  vom 
Stilfserjoch ;  in  der  das  Val  Costainas  vom  Val  Muranza 
trennenden  kurzen  Kette.  Steigt  von  diesem  aus  in  Steil- 
hängen, von  jenem  aus  in  sanftgeböschten  Grashangen 
auf. 

QRONDA  (PIZ  VAL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Vorder- 
rhein). 2822  m.  Abgerundeter  Gipfel,  in  der  Gnippe  des 
Piz  Nadel  und  Piz  Miezdi,  hinten  über  dem  wilden  Zavra- 
ffiathal,  6  km  so.  über  Truns.  Fällt  nach  S.  und  O.  in 
breiten  und  sanft^eböschten  Hängen  zu  dem  bei  Tavanasa 
und  gegenüber  Brigels  von  rechts  auf  das  Vorderrbeinthal 
ausmündenden  ValGronda  ab. 

QRONDA  (VAL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Albula).  2600 
bis  1930  m.  Eine  der  beiden  obern  Verzweigungen  des  bei 
Möllns  von  links  ins  Oberhalbstein  ausmündenden  Val 
da  Faller.  Steigt  zwischen  den  Hängen  des  Piz  Platta  im 
S.  und  des  Piz  Forbisch  im  N.  als  en^e  Furche  auf  eine 
Län^e  von  4  km  nach  0.  ab  und  vereinigt  sich  4  km  über 
Mohns  mit  dem  von  S.  herkommenden  Val  Bercla  zum 
Val  da  Faller.  Vollkommen  unbewohnt,  ohne  Alpweiden 
und  nur  an  den  steilen  Gehängen  mit  magerem  Gras- 
wuchs bestanden.  Wird  von  einem  Fussweg  durchzogen, 
der  nach  S.  über  das  Thälijoch  (2602  m)  nach  Avers  und 
nach  N.  über  die  Fuorcla  da  Curtins  (2656  m)  ins  Val 
Curtins-Nandro  und  nach  Savoffnin  abzweigt  und  auch 
hie  und  da  als  Anstiegsroute  auf  den  Averser  Weissberg 
dient. 

GRONDA  (VAL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Vorderrhein). 
2600-1800  m.  Oberer  Abschnitt  des  engen  und  zum  gros- 
sen Teil  bewaldeten  Tscharbachthales,  das  bei  Tavanasa 
und  gegenüber  Brigels  von  rechts  auf  das  Vorderrheinthai 
ausmündet.  Das  Val  Gronda  ist  breit  und,  besonders  am 
linksseitigen  Gehänge,  mit  sanftgeböschten  Alpweiden 
bestanden,  die  bis  zum  Piz  Val  Gronda  und  seinen  Nach- 
barn aufsteigen.  Steiler  ist  das  mit  den  Schichtköpfen  ab- 
brechende rechte  Seitengehänge.  Im  Thal  die  schöne  Alp 
Grein  mit  Hütten  in  2064.  2150^und  2650  m.  Diese  oberste 
Hütte  steht  nahe  unter  dem  Kamm,  der  vom  Piz  Grdn 
nach  0.  und  dann  nach  NO.  auszweigt. 


GRO 


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QRdNE,  deat8<^  (^run  (Kt.  Wallis,  Bez.  Sidera).  540 
m.  Gem.  und  PfafTweiler,  in  der  Rhoneebene  links  vom 
Flass,  am  Fuss  der  bewaldeten  Ausläufer  des  Mont  Nuoble, 
8  kra  ö.  Sitten,  7  km  sw.  Siders  und  2  km  s.  der  Station 
Granges-Lens  der  Simplonbahn.  PostablaRe.  Die  Gemeinde 
umfasst  die  10  Weiler  Grone  r£glise  (Hauptort),  Nezon, 
Merdassonet,  Pouty  oder  Pout^,  Merdasson,  Ck>ujon, 
Loye,  Daillev,  Itravers  und  La  CrSte  mit  zusammen  102 
Häusern  und  741  kathol.  Ew.  Der  Siedelungsmittelpunkt 
zählt  8  Häuser  und  79  Ew.  und  kihnt  sich  an  einen  Hü||[el, 
auf  welchem  das  Gemeindehaus  (ein  alter  Herrensitz) 
steht.  Die  Pfarrkirche  zu  Saint  Marcel  trägt  die  Jahrzahl 
1737  und  stammt  wohl  auch  aus  dieser  Zeit,  obwohl  Gröne 
schon  1371  seinen  eigenen  Pferrer  hatte.  Die  auf  dem 
Hügel  stehende  Burg  ist  zusammen  mit  einem  einst  an 
dessen  Fuss  gelegenen  andern  Schloss  im  15.  Jahrhundert 
von  den  Savoyarden  eingeäschert  worden,  worauf  die 
Bürgerschaft  von  Gröne  die  Ueberreste  des  erstgenannten 
Edelsitzes  1555  dem  damaligen  Yizekastellan  von  Gröne, 
Jean  Olivier.  abkaufte.  Im  Raronkrieg  vnirde  1415  Anton 
Fabri,  damals  Yitztum  von  Gröne,  .von  den  Tavelli  getötet. 
Die  Einwohner  von  Gröne  nomadisieren  im  Laufe  des 
Jahres  von  einem  Punkt  ihrer  Gemeinde  zu  einem  andern 
und  teilen  sich  mit  den  Bewohnern  von  Naz  in  den  Be- 
sitz der  Waldungen  und  Alpweiden  am  Mont  Gautier  und 
Mont  Nuoble,  sowie  mit  den  Bewohnern  von  Chalais  in 
denjenigen  des  Yal  de  Reschy.  Die  schönen  Waldungen 
ermöglichen  den  Betrieb  eines  ziemlich  ausgedehnten 
Holzhandels.  Die  (regend  ist  fruchtbar  und  eignet  sich 
besonders  gut  zum  Anbau  von  Getreide  und  Futterkräu- 
tem.  Da  die  Gremeinde  sich  auf  verschiedene  Höhenzonen 
verteilt,  gedeihen  hier  auch  alle  Obstbäume,  wie  z.  B. 
Nuss-,  Apfel-,  Bim-  und  Kirschbäume.  Im  16.  Jahrhun- 
dert wurden  in  Gröne  Silberminen  abgebaut,  deren  Lage 
man  aber  nicht  mehr  kennt  und  deren  Andenken  nur 
noch  in  der  Yolksüberlieferung  fortlebt.  Seit  einigen 
Jahren  baut  man  hier  mit  gutem  Drfolg  ein  Anthrazitflöz 
ab.  Der  in  der  Ebene  gelegene  Teil  der  (jremeinde  wandelt 
sich  infolge  der  Yerbauungsarbeiten  an  der  Rhone  aus 
einem  Sumpfffebiete  allmählig  in  einen  fruchtbaren  und 
gesunden  Landstrich  um,  wird  aber  immer  noch  häufig 
eenug  von  den  Wildbächen  Reschy  und  D^rochia  mit 
Ueberschwemmungen  bedroht.  Grabstätte  aus  der  Eisen- 
zeit mit  sog.  Wafliser  Spangen.  1110:  Gruona;  1211: 
Grona. 

QRONO  (Kt.  Graubunden,  Bez.  Moesa,  Kreis Roveredo). 
905  m.  Crem,  und  Pfarrdorf,  am  linken  Ufer  der  Calancasca 
and  an  der  Mündung  in  die  Moesa,  an  der  Strasse  Rove- 
redo-Misoz  und  8,5  km  ö.  der  Station  Gastione  der  Gott- 
hardbahn.  Postbureau,  Telegraph;  Postwagen  über  den 
St,  Bemhardin  (Splügen-Bellinzona>  und  nach  Rossa. 
105  Häuser,  484  kathol.  Ew.  italienischer  Zunge.  Acker-, 
Wein-  und  Obstbau.  Yiehzucht.  Gut  gebautes  Dorf.  Kapelle 
mit  alten  Wandmalereien.  Strassenbrücke  mit  2  Bogen 
über  die  Calancasca. 

QRONO  (VAL  Dl)  (Kt.  Graubünden.  Bez.  Moesa). 
2160-305  m.  Kleines  linksseitiges  Nebenthal  zum  Misoz,  in 
das  es  2  km  oberhalb  Roveredo  und  gegenüber  Grono  aus- 
mündet. Steigt  auf  eine  Länge  von  5  Km  nach  NW.  ab  und 
ist  bis  weit  hinauf  bewaldet.  Im  obem  Abschnitt  einige 
kleine  Alpweiden  mit  Hütten«  Wird  von  einem  steilen 
Fussweg  aurchzogen,  der  die  enge  Mündungsschlucht  um- 
geht und  bis  zu  den  obersten  Alpweiden  in  1800  und  2000 
m  führt,  aber  nicht  über  einen  Passübergang  leitet. 

QROOD  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofingen,  Gem.  Brittnau). 
500  m.  Weiler,  im  Wiggerthal,  2  km  wnw.  der  Station 
Heiden  der  Linie  Luzern-Olten  und  1,5  km  s.  Brittnau. 
14  Häuser,  125  reform.  Ew.  Ackerbau  und  Yiehzucht.  Der 
Name  Grood  von  Gerode,  einem  durch  Feuer  tgerodeten» 
oder  urbar  gemachten  einstigen  Stück  Waldland ;  gleich- 
bedeutend mit  Grüt,  Rüti  etc. 

CIR08  DE  VAUO  (LE>  (Kt.  Waadt).  So  nennt  der 
Waadtländer  den  zentralen  Abschnitt  seines  Kantons  oder 
im  allgemeinen  das  Gebiet  zwischen  dem  Lauf  der  Venoge 
and  der  Orbeebene  im  W.,  dem  Lauf  der  Broye  von  Mou- 
don  bis  Payeme  im  0.,  einer  Linie  von  Yverdon  nach 
Payeme  im  N.  und  einer  von  Yufilens  la  Yille  über  Che- 
seaaz  und  den  zentralen  Jorat  nach  Moudon  gezogenen 
Linie  im  S.  Die  so  begrenzte  Landschaft  umfasst  demnach 
den  ganzen  Bezirk  Echallens,  den  grossem  Teil  der  Be- 


zirke Yverdon  und  Moudon  sowie  kleinere  Teile  der  Be- 
zirke Cossonay,  Orbe  und  Payeme.  In  orographischer 
Hinsicht  gehört  der  Gros  de  Yaud  ganz  dem  Bergland  des 
Jorat  an,  von  dem  er  ein  grosses  Stück,  namentlich  das 
Plateau  von  £challens  una  das  Flussgebiet  der  Mentue, 
umfasst.  Die  Höhenlage  schwankt  von  432  m  (Ufer  des 
Neuenburgersees)  bis  zu  mehr  als  900  m  (Zentrum  des 
Jorat).  Yon  Wasserläufen  sind  zu  nennen  der  Talent  (Zu- 
fluss  zur  Orbe),  der  Buron  und  die  Mentue  mit  dem  Sau- 
teruz  (Zuflüsse  zum  Neuenburgersee),  sowie  die  Kleine 
Gläne  und  einige  weitere  Bäche  (Zuflüsse  zur  Broye). 

Der  Gros  de  Yaud  ist  in  der  Hauptsache  eine  der  Land- 
wirtschaft gewidmete  Gegend,  die  im  Yerhältnis  zu  andern 
Teilen  der  Waadtländer  Ebene  hoch  gelegen  ist  und  ein 
ziemlich  rauhes  Klima  hat.  Angebaut  werden  besonders 
Getreide  und  Futterkräuter :  daneben  nimmt  aber  auch 
der  Wald  noch  eine  grosse  Fläche  ein.  Die  Rebe  gedeiht 
hier  nicht  mehr.  Industrielle  Thätigkeit  findet  sich  im 
Gros  de  Yaud  neben  dar  Fabrik  für  kondensierte  Milch 
in  Bercher  fast  keine^  wie  denn  auch  mit  Ausnahme  des 
Fleckens  £challens  grossere  Siedelungen  fehlen.  Dagegen 
sind  über  das  ganze  Gebiet  zahlreiche  kleine  Dörfer  und 
Weiler  zerstreut.  Die  Landschaft  wird  in  verschiedenen 
Richtungen  von  einer  Reihe  von  wichtigen  Strassen 
durchzogen,  deren  Mehrzahl  seit  der  Mitte  des  19.  Jahr- 
hunderts beträchtlich  verbessert  worden  ist.  Eisenbahnen 
fehlen  dem  Gros  de  Yaud  heute  noch  mit  Ausnahme  der 
in  sein  Herz  führenden  Schmalspurhahn  Lausanne-^hal- 
lens-Bercher.  Yergl.  Le  District  tfßchallens  (im  Journal 
de  la  Soc,  vaud,  d'utilitepubl  1854).  —  Comaz-YuUiet. 
A  travers  le  Gros  de  Vaud.  Lausanne  1894. 

GROS  MONT(Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz).  Thal  und 
Wildbach.  S.den  Art.  Mont  (Gros). 

GROS  MOUTONi  deutsch  Grosser  Schafberg  (Kt. 
Wallis,  Bez.  Sitten).  2573  m.  Gipfel  aus  Nummulitenkalk, 
mitten  auf  der  über  den  Hütten  von  Geni^vre  (Sanetsch- 
pass)  aufsteigenden  Urgonwand. 

QR08  PERR£  (Kt.  Freiburg  und  Waadt).  Gipfel. 
S.  den  Art.  Perr£  (Gros). 

QR08  PR£  DE8  GRANQETTE8  (LE)  (Kt. 
Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Noville).  Häuser.  S.  den  Art. 
Grangettes  (Le  Gros  Prä  des). 

QR08  8EX  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  Felsgipfel.  S.  den 
Art.  Sex  (Gros). 

GROS  VAN  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  Gipfel.  S.  den 
Art.  Yan  (Gros). 

QR08  VANIL  CARR£  (Kt.  Freiburg  und  Waadt). 
Gipfel.  S.  den  Art.  Yanil  Carr6  (Gros). 

GR08  V£  (BEC  DU)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Orbe  und 
Grandson).  1520  m.  Einer  der  Gipfel  in  der  Kette  der  Ai^ 
guilles  de  Baulmes ;  erhebt  sich  über  den  Sennbergen 
von  Cr^billons  und  La  Naz.  Der  oberste  Teil  des  Gipfels, 
ein  charakteristisch  geformter  Felskonf  von  16  m  Höhe 
und  14  m  Durchmesser,  hat  sich  am  M.  Januar  1903  zu- 
sammen mit  dem  ihn  krönenden  trigonometrischen  Sig- 
nal von  seiner  Unterlage  losgelöst  und  stürzte  zunächst 
auf  eine  Felsterrasse,  wo  er  sich  in  Stücke  zerschlug. 
Diese  üo^n  darauf  in  den  darunter  stehenden  Wald,  den 
sie  auf  eine  Länge  von  dOO  m  und  eine  von  oben  nach 
unten  von  120  bis  12  m  sich  vermindernde  Breite  glatt 
vom  Boden  wegfegten.  Die  ganze  Sturzmasse  wird  aui 
1300  m^  geschätzt.  Der  Bec  du  Gros  Y^  ist  ein  beliebter 
Standort  für  Wildschützen  und  vtrird  Sonntags  auch  häu- 
fig von  Ausflüglem  besucht. 

QR08EL  (Kt.  Waadt,  Bez.  Pays  d'Enhaut,  Gem.  Chä- 
teau  d'CEx).  900  m.  NW.-Abschnitt  des  Dorfes  Les  Mou- 
lins  in  der  Richtung  gegen  Chäteau  d'CEx  hin.  S.  den  Art. 
MouLiNS  (Les). 

QROSO  (CIMA  DI)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Riviera).  2192 
m.  Gipfel,  ö.  Ausläufer  der  Punta  del  Rosso  (2510  m),  in 
der  die  Riviera  im  W.  begleitenden  Kette,  zwischen  Yal 
di  Lodrino  und  Yal  dlragna,  3  km  w.  über  Lodrino  und 
3,5  km  sw.  über  Iragna. 

GR088  (Kt.  Schviryz,  Bez.  und  Gem.  Einsiedeln).  890 
bis  1618  m.  Dorf  und  Unterabteilung  der  Gemeinde  Ein- 
siedeln, zu  beiden  Seiten  des  Grossbaches,  an  der  Strasse 
Einsiedeln-Iberg  und  2,5  km  so.  Einsiedeln.  Umfasst  Yor- 
gross  (am  linken  Ufer  des  Grossbaches)  mit  dem  Weiler 
Grross  (Kirche  aus  dem  Jahr  1775  und  Scnulhaus)  und  den 
Häusergruppen  Halden,  Müserberg,  Wäniberg  und  Ober- 


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gross,  sowie  Hintergross  (am  rechten  Ufer  des  Grossbaches) 
mit  den  Häusergmppen  Im  Grossbach,  Kalch,  Fiiegenberg, 


Kirche  Gross. 

Halten,  Rotmoos  und  Seichten boden.  Im  Grossbach  Post- 
ablage und  Telephon;  Postwagen  Einsiedeln-Ober  Iberg. 
Zusammen  96  Hauser,  632  kathol.  Ew.  Filiale  der  Kirch- 

femeinde  Einsiedeln.  Acker-,  Wiesen-  und  Kartoffelbau. 
'orfgruben.  Holz-,  Vieh-,  Futter-  und  Strohhandel.  4 
Sägen.  Steinbrüche,  deren  Ausbeute  in  Einsiedeln  als 
Bausteine  Verwendung  findet.  Urkundlich  wird  Gross 
zum  erstenmal  1318  im  Friedenstraktat  zwischen  Schwyz 
und  Oesterreich  erwähnt,  der  festsetzt,  dass  eine  über 
Gross  führende  Strasse  erbaut  werden  müsse.  Vor  etwa 
250  Jahren  hat  man  «In  der  Plangg»  (am  O.-Hang  des 
Tritt)  eine  Silbermine  mit  Schächten  und  Stollen  betrie- 
ben, die  heute  noch  zugänglich  ist,  in  der  man  aber  jetzt 
nur  noch  weissen  Glimmer  findet. 

GR08S  (OBER)  (Kt.  Schwyz,  Bez.  und  Gem.  Ein- 
siedeln). 909  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  auf  einer  Terrasse 
über  dem  linken  Ufer  des  Grossbaches,  am  NO.-Fuss  des 
Amselspitz  und  3,5  km  so.  der  Station  Einsiedeln  der  Li- 
nie Wädenswil-Einsiedeln.  36  kathol.  Ew.  Wiesen-und 
Kartoffelbau.  Seidenindustrie.  Torfgruben.  Vieh- u.  Holz- 
handel. Ehemalige  Silbermine.  Obergross  liegt  am  Weg 
vom  Amselthal  ins  Alpthal,  den  die  Schwyzer  bei  ihren 
Kriegszügen  in  die  March,  nach  Appenzell,  ins  Gaster  und 
nach  Sargans  zu  benutzen  pflegten. 

QR08SA  (PIZZO)  (Kt.  Gi^aubünden,  Bez.  Albula). 
2943  m.  Wilde  und  steilwandige  Spitze,  NW.-Ende  der 
gipfelreichen  Kette,  die  die  recnte  Seite  des  Val  d'Err  in 
der  Richtunff  SO.-NW.  bej^leitet  und  die  Errffruppe  mit 
der  Gruppe  der  ßergünerstocke  verbindet.  1,5  km  s.  vom 
Tinzenhom  und  mit  diesem  durch  den  Kamm  verbunden, 
der  den  Sil  Cotschen  und  Ils  Orffels  tragt.  In  geologischer 
Beziehung  bildet  die  genannte  Kette  den  Ueber^ng  zwi- 
schen beiden  Gebirgs^ruppen,  indem  ihre  so.  Gipfel,  Piz 
Bleis  Martscha  und  Piz  Saiteras,  aus  den  nämlichen  Gra- 
niten und  Gneisen  bestehen  wie  die  Errgruppe,  während 
die  nw.  Gipfel,  Piz  Val  Lun^  und  Pizzo  Grosso,  aus  den 
gleichen  triasischen  Kalken  sich  aufbauen  wie  die  Bergün- 
erstöcke.  Das  ganze  Gebiet  von  Touristen  nur  wenig  be- 
sucht. 

QR08SA  BECCA  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  So  nen- 
nen die  Bewohner  der  Ormonts  den  Sex  Rouge.  S.  die- 
sen Art. 

GROSSAFFOLTERN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarberg). 
Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  Affoltern  (Gross). 

QROSSALP  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia,  Gem. 
Bosco).  1840-2610  m.  Grosse  Alp  weide,  den  ganzen  obern 
Abschnitt  des  Val  Bosco  (Verzweigung  des  Val  Campo) 
umfassend ;  wird  im  W.  von  der  auf  der  Landesgrenze 
gegen  Italien  verlaufenden  Kette  bogrenzt,  die  den  Ma- 
done,  Ritzberg,  Marchenspitz  und  das  Wandfluhhorn 
trägt.  In  1901  m  Gruppe  von  etwa  30  Hütten  und  Ställen. 
Wird  im  Juli  und  August  mit  170  Rindern,  350  Ziegen 


und  300  Schafen  bezogen.  Halbfettkäse  und  Butter.  Ueber- 
gang  über  den  Kraroeggpass  (%95  ro)  und  die  Furka 
(2322  m)  nach  Unterwald  und  über  die  Hin- 
ter Furka  (2422  m)  nach  Staffelwald  im  For- 
mazzorathai. 

QR088ALP  (Kt.  Uri,  Gem.  Waasen). 
1500-2262  m.  Schöne  und  fette  Alpweide,  am- 
fasst  den  ganzen  obern  Abschnitt  des  Ifeien- 
thales  von  der  Ausmündung  des  Kleinalp- 
thales  bei  den  Häusern  von  Goretzmeitlen 
bis  zum  Sustenpass  hinauf.  Wird  vom  Weg 
über  den  Susten  durchzogen,  der  hier  wäh- 
rend einer  Stunde  in  zahlreichen  Kehren  aof- 
stei^^t.  Zerfällt  in  mehrere  Unterabteilongen, 
die  ihre  eigenen  Namen  tragen  (Gnferenalp, 
Sustenalp,  Sustlialp,  Guferplattenalp,  Hin- 
terfeldalp etc.)  und  zählt  etwa  ein  Datzend 
Hütten. 

QR088BACH    (Kt.  Graubänden,    Bez. 
Unter  Landquart).  Einer  der  Quellbäche  des 
bei  Schiers  von  rechts  in  die  Landquart  mün- 
denden Schraubaches.    Bildet  sich  auf  der 
Drusen-  und  Muttenalp  aus  den  vom  Köhni- 
hom,  Schafberg  und  Drusenthor  herabkom- 
menden Wasseradern,  nimmt  weitere   vom 
Schweizerthor,   Cavelljoch    und    Gyreospiu 
kommende  Bäche  auf  und  vereinigt  sich  bei 
der  Grossen  Schere,  5  km  über  Scniers,  mit 
dem  Weissbach  zum  Schraubach.  Typus  eines  nach  ob^i 
in   zahlreiche   Adern    baumformig    sich    verzweigenden 
Wildbaqhes.  S.  den  Art.  Schraubach. 

QROSSBACH  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Einsiedeln).  1604- 
882  m.  Wildbach,  linksseitiger  ZuUuss  zur  Sihl;  ent- 
springt n.  vom  Stock  und  Gscn wendstock  und  durchfliesst 
in  der  Richtung  nach  N.  und  NO.  das  mit  Wald  und 
Alpweiden  bestandene  Amselthal  (s.  von  Einsiedeln). 
Nimmt  zahlreiche  von  den  Alpweiden  Jentenen,  Begen- 
egg,  Füloch,  Horben,  Amstel,  Tries,  Wassersprnng, 
Brüschegg  und  Wäniberg  herabkommende  Nebenadem 
auf  und  richtet  bei  Hochwasser  oft  grossen  Schaden  an, 
so  dass  er  bei  seinem  Austritt  aus  dem  Amsellhal  auf 
eine  lange  Strecke  kanalisiert  werden  musste.  Sein 
mächtiger  Schuttkecel  hat  die  Sihl  weit  nach  O.  abge- 
drängt. In  der  Sihlebene  liegt  sein  Bett  20  m  höher  als 
das  umliegende  Land.  7,5  km  lang.  Treibt  3  Sägen  und 
wird  von  2  Brücken  überschritten.  Bis  Seichtenboden 
folgt  ihm  ein  Fahrweg.  Im  Amselthal  selbst  heisst  der 
Bach  meist  nur  Grosser  Buns. 

GROS8BACH  (Kt.  Uri).  Bach,  linksseitiger  Zufloss 
zu  dem  bei  Unterscnächen  von  links  in  den  Schächen- 
bach  mündenden  Brunnibach.  Entspringt  am  O.-Hang 
des  Blinzi  (2464  m),  durchfliesst  die  Sittlisalp  und  mündet 
unterhalb  der  Hütten  von  Unter  Laui  (1263  m)  nach  3 
km  langem  Lauf  in  1250  m. 

GROSSBACH  (IM)  (Kt.  Schv\rvz,  Bez.  und  Gem. 
Einsiedeln).  904  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  rechten 
Ufer  des  Grossbaches,  an  der  Strasse  Einsiedeln-Ibei^ 
und  4  km  so.  der  Station  Einsiedeln  der  Linie  Wädens- 
wil-Einsiedeln. Postablage,  Telephon.  50  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Einsiedeln  (Filiale  Gross).  Viehzucht. 

GROSSBERG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans,  Gem. 
Flums).  500-1400  m.  Berghang,  mit  Weilern  und  zerstreut 
gelegenen  Häusern  übersät,  die  den  nw.  Abschnitt  der 
Gemeinde  Flums  bilden  und  bis  zum  Schilzbach  reichen. 
Weiler  Bühl.  Hinterberg.  Mittelberg  und  Yorderberg  zu- 
sammen :  163  Häuser,  758  kathol.  Ew.  Obst-  und  Wiesen- 
bau, Viehzucht;  Holz-  und  Viehhandel, 

GROSSBERG  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  Emd). 
1593  m  Maiensässe  mit  etwa  einem  Dutzend  zerstreut  ge- 
legener Stadel,  auf  einer  stark  geneigten  Terrasse  links 
übev  der  Zermatter  Visp  und  rechts  über  dem  Emdbach, 
gegenüber  der  Terrasse  von  Grächen. 

GROSSBODEN  (Kt.  Schwyz,  Bez.  und  Gem.  Einsie- 
deln). 896  m.  W^eiler,  ö.  vom  Freiherrenberg,  n.  vom 
Grossbach,  an  der  Strasse  Einsiedeln-Iberg  und  3,5  km 
so.  der  Station  Einsiedeln  der  Linie  Wädenswil-Einsie- 
deln. 10  Häuser,  53  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  ansie- 
deln (Filiale  Gross).  Futterbau,  Viehzucht  und  Milchwirt- 
schaft, Holzhandel.  Seidenweberei.  Ums  Jahr  800,  d.  h. 
zur  Zeit  des  h.  Meinrad,  war  die  ganze  Gegend  mit  dem 


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mächtigen,  an  10  000  ha  Fläche  messenden  Finster wald 
bestanden,  dessen  ö.  Abschnitt  Im  grossen  Wald  genannt 
wurde.  Im  Grossboden  heute  die  schönen  Bauernguter 
Grossgrund,  Vogelhalden,  Grabern,  Schnetzem,  Heier- 
lecb,  £benau,  Stöckenen  etc.  Grossboden  hat  in  den 
Streitigkeiten  zwischen  Schw^z  und  Einsiedeln  (1414- 
1350)  eine  {|[e wisse  Rolle  gespielt;  hier  ist  auch  am  19. 
Juli  1318  zwischen  den  Eidgenossen  und  dem  durch  Wer- 
ner von  Uomberg- Rappers wil  vertretenen  Haus  Oester- 
reich  Frieden  geschlossen  worden.  Im  Juni  1447  Kampf 
zwischen  den  Truppen  des  Klosters  und  den  wegen  des 
Nutzungsrechtes  der  Allmenden  im  Amselthal  revoltie- 
renden Leibeigenen  von  Gross. 

QR088B0DENKREUZ  (Kt.  und  Bez.  Schwyz, 
Gem.  Muotathal).  2020  m.  Holzkreuz,  auf  einer  Terrasse 
am  S.-Hang  des  First  (Kette  n.  über  der  Glattalp),  13  km. 
so.  über  Muotathal.  Solche  Kreuze  sind  in  den  Urkanto- 
nen  häufig  zu  finden  und  stehen  auf  zahlreichen  Gipfeln 
und  Alpweiden;  sie  werden  von  Zeit  zu  Zeit  von  einem 
Geistlichen  geweiht,  der  dafür  einige  Naturalgaben  (die 
sog.  Primizen)  erhält. 

GR088B<E8INGEN  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense). 
Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  Bcesingen. 

QR088BRECHEN8T0CK(Kt.  und  Bez.  Schwyz). 
1562  und  1569  m.  Bewaldeter  Gipfel  mit  zwei  Spitzen,  in 
der  von  den  Mythen  nach  N.  auszweigenden  und  das  Alp- 
thal zur  linken  Seite  begleitenden  Kette.  Ist  zugleich  der 
höchste  Punkt  dieser  Kette  und  erhebt  sich  sw.  über  Alp- 
thal zwischen  dem  Hag|;en  und  Rucheggpass.  Auf  seinem 
breiten  Rücken  die  schone  Nebeckenalp,  am  N.-Hang  der 
Grossbrechenwald. 

QR088DIETWIL  (Kt.  Luzem,  Amt  Willisau).  603 
m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  in  welliger  Gegend,  an  der  Roth, 
an  der  Strasse  LangenthaUZell  und  ^  km  nw.  der  Station 
Zell  der  Linie  Langenthal-Wolhusen.  Postbureau,  Tele- 
graph, Telephon;  Postwagen  Melchnau-Zell.  Gemeinde* 
mit  Almend,  Eppienwil,  Erpolingen  und  Schattseite :  118 
Häuser,  918  kathol.  Ew. ;  Dorf:  70  Häuser,  555  Ew.  Acker- 
und  Obstbau,  Viehzucht.  Schöne  Kirche  und  neues  Schul- 
haas. In  der  Nachbarschaft  Schalensteine.  1180 :  Fuotewil- 
lare;  1286:  Füetwil.  Wird  gewöhnlich  kurzweg  Dietwil 
genannt. 

QR088E  (DIE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  Eine  der  vom 
Gredetschbach  gespiesenen  Wasserleitungen  ^bisses); 
zweigt  in  der  untern  Ausweitung  der  Schlucht  m  etwa 
1150  m  vom  Bach  nach  links  ab,  durchzieht  den  untern 
Abschnitt  des  Plateaus  von  Birffisch  (rechts  über  der 
Hhone)  und  mündet  nach  etwa  4  km  langem  Lauf  in  den 
Mühlebach,  der  die  Grenze  zwischen  Binrisch  und  Naters 
bildet  und  sich  gegenüber  dem  Bahnnof  Brig  in  die 
Rhone  ergiesst.  Die  Grosse  erhält  auf  ihrem  Weg  noch 
einen  Ten  der  Abilusswässer  der  höher  gelegenen  Lei- 
tung, die  die  obersten  Terrassen  des  nämlichen  Hanges 
bewässert. 

QROS8EGG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Burgdorf,  Gem. 
Hasli).  826  m.  Weiler,  im  Biembachgraben^  5,5  km  sw. 
der  Station  Hasli  der  Linie  Burgdor^Langnau.  15  Häu- 
ser, 29  reform.  Ew.  Viehzucht. 

CIROS8ENBERG  (MITTLER,  OBER,  UNTER 
und  VORDER)  (Kt.  Luzem,  Amt  Entlebuch,  Gem.  Ro- 
moos).  930-1070  m.  Bauernhöfe,  auf  den  Höhen  zwischen 
dem  Thal  der  Kleinen  Fontannen  und  dem  Güggigraben, 
15  km  sw.  der  Station  Wolhusen  der  Linie  Bern-Luzern 
und  4,3  km  nw.  Romoos.  4  Häuser,  15  kathol.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Menzberg.  Wiesenbau  und  Viehzucht. 

CIR088ENEQG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken).2625 
m.  Wenig  bedeutender  Gipfel,  im  SW.-Grat  des  Grindel- 
wald Schwarzhoms  (Gruppe  des  Faulhorns).  Teil  des  lan- 
gen. Hinterbirg  geheissenen  Grates,  an  dem  der  Giessbach 
entspringt.  Vom  Wirtshaus  Waldspitz  (am  Weg  Grindel- 
wald-Faulhorn)  in  2  '/t  Stunden  zu  erreichen. 

CIROS8FAVERNACH  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane). 
Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  Farvaony  le  Grand. 

QR088QURMEL8  (Kt.  Freiburg,  Bez.  See).  Gem. 
und  Dorf.  S.  den  Art.  Gurmels  (Gross). 

QR088QU8CHELMUTH  (Kt.  Freiburg,  Bez.  See). 
Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  Güschelmuth  (Gross). 

QR088H6CH8TETTEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ko- 
uolfingen).  Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  Hcechstetten. 
QR088HOLZ  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Sissach).  500- 


018  m.  Wald,  400  ha  gross ;  auf  den  Höhen  zwischen  dem 
Eibach  und  der  Ergolz  und  zwischen  Roteniluh,  Wens- 
lingen,  Tecknau  und  Ormalingen. 

QROS8HOLZ  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Burgdorf  u. 
Wangen).  500-606  m.  Wald,  200  ha  gross;  zwischen  dem 
Krummelbach  und  der  Oenz,  1  km  nö.  Alchenstorf  und 
2,5  km  s.  Seeberg.  Privateigentum. 

GR088H0LZ  (Kt.  Zümch,  Bez.  Affoltem,  Gem.  Mett- 
menstetten).  533  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  500  m  ö.  der 
Strasse  Affoltern-Mettmenstetten  und  3  km  n.  der  Station 
Mettmenstetten  der  Linie  Zürich-Affoltern-Zug-Luzern.  44 
reform.  Ew.  In  der  Nähe  Ueberreste  römischer  Bauten. 

GROS8HORN  (Kt.  Bern  u.  Wallis).  3765  m.  Gipfel, 
in  der  mächtigen  Kette  zwischen  oberstem  Lauterbrun- 
nenthal und  oberstem  Lötschenthal ;  vom  Mittaghorn 
durch  das  Mittagjoch  und  vom  Lauterbrunnen  Breithorn 
durch  das  Schmadrijoch  (3311  m)  getrennt.  Zum  ersten- 
mal 1868  von  Ried  im  Lötschenthal  über  den  S.-Grat,  die 


Orosshorn  (Kt.  Barn  a.  Wallis),  von  der  Obersteinbergalp. 

O.-Flanke  und  den  NO.-G^at  in  1t  Stunden  erstiegen; 
Besteigung  sehr  schwierig. 

QR08SH0RN  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Hinterrhein). 
2777  m.  Gipfel,  N.-Ende  der  das  Madriserthal  vom  Val 
Bregalga  (Avers)  trennenden  kurzen  Kette.  Fällt  in  breiten 
Rasenhängen  (Alpe  Capetta)  zum  Averser  Rhein  und  nach 
Cresta  ab. 

GROSSHORN  (Kt.  Tessin,  Bez.  Yalle  Maggia).  Gip- 
fel. S.  den  Art.  Bombogno. 

GROS8MOOS  (Kt.  Freiburg,  Bez.  See,  Gem.  Yully 
le  Bas).  S.  den  Art.  Moos  (Grosses). 

QROSSMOHLEBERQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Laupen, 
Gem.  Mühleberg).  Weiler.  S.  den  Art.  MOhlebero. 

GROSSRIED  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  Uebers- 
torf).  637  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  2  km  s.  der  Station 
Fiamatt  der  Linie  Bem-Freiburg  und  1',9  km  n.  Uebers- 
torf.  67  reform.  Ew.  deutscher  Zunge.  Kirchgemeinde  St. 
Anton  (Filiale  Neuenegg).  Futter-  und  Getreidebau,  Vieh- 
zucht. Käserei. 

GROSSSTEIN  (Kt.  Luzem,  Amt.  Entlebuch,  Gem. 
Wertenstein].  705  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  3  km  s.  der 
Station  Wolhusen  der  Linie  Bern-Luzern  und  1,7  km  sw. 
Wertenstein.  29  kathol. Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

GROSSSTEIN  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  Schwvz).  492 
m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  der  Muota  und  am  Tobelbach, 
in  fruchtbarer  Gegend,  2  km   so.  der  Station  Schwyz- 


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Seewen  der  Gotthardbahn.  14  Häuser,  84  kathol.  Ew.  Ak- 
kerbau  und  Viehzucht.  Ziegelei.  Hier  war  1867  der  Schiess- 
platz des  eidgenössischen  Schützenfes- 
tes in  Schwyz. 

QR0888TRUBEL  (Kt.  Bern  und 
Wallis).  3253  m.  Höchster  Gipfel  der 
Gruppe  des  Wildstrubel;  hinten  über 
dem  Thal  von  Adelboden  und  unmittel- 
bar über  der  Terrasse  der  Engstligen- 
alp,  von  wo  aus  er  in  6-7  Stunden  be- 
stieffen  werden  kann.  Wird  meist  von 
Adelboden  aus  über  die  Engstligenalp 
besucht,  während  die  von  der  Lenk 
oder  der  Gemmi  aussehenden  Anstiegs- 
routen mehr  dem  W.-Gipfel  (3251  m) 
der  Gruppe  gelten. 

QR088THAL  (Kt.  Glarus).  So 
heisst  im  Kanton  Glarus  allgemein  das 
Thal  der  Linth  von  Thierfehd  s.  Lin- 
thal  bis  zur  Ausmündung  des  Sernf- 
oder  Kleinthaies  bei  Schwanden.  S.  den 

Art.  LiNTHTHAL. 

QR088THAL  (Kt.  Uri).  So  heisst 
die  eine  der  beiden  obern  Yerzweigun- 

fen  des  Isenthales,  die  w.  vom  Dorf 
senthal  ausmündet,  während  das  durch 
den  SassiCTat  (2061  m)  von  ihr  getrennte  Kleinthal  s. 
vom  Dorf  Isenthal  sich  mit  dem  Hauptthal  vereinigt.  Wird 
vom  Grossbach  durchflössen,  der  vom  Blümlisalpnm  und 
einem  namenlosen  Firnfeld  am  O.-Hang  des  Engelberg 
Rotstocks  hembkommtu.  den  Schönthalerbach,  Sulzthaler- 
bach,  Lauwelibach  und  Grosszug  aufnimmt.  Umrahmt 
wird  das  Grossthal  im  N.  und  NW.  vom  Oberbauenstock 
oder  Blauberg  (2121  m),  Haldifeld  (2072  m),  Schwalmis 
(2250  m),  Rissetestock  (2295  m)  und  Brisen  (2408  m) ;  im 
W.  vom  Hohbrisen  (2420  m),  Kaiserstuhl  (2401  m)  und 
dem  von  diesem  nach  NO.  vorspringenden  Oberalpgrat 
(2130  m);  im  S.  vom  Rnchstock  (SSl2  m),  Hasenstock 
(2781  m),  Engelberg  Rotstock  (2820  m)  mit  dem  Rimistock 
(2663  m),  Schlossstock  (2760  m),  Blackenstock(2922  mj, 
Brunnistock  (2952  m)  und  dem  Uri  Rotstock  (2932  m)  mit 
Schlieren  (2©0  m)  und  Sassigrat  (2061  m).  Nach  Wolfen- 
schiessen  und  Stans  führen  das  Jochli  (2098  m),  Hinter- 
jochli  (2108  m),  Steinalperjochli  (2160  m),  Sinsgauerjochli 
(2098  m),  der  Schöneggpass  (1925  m)  und  Bannalppass 
(2150  m);  nach  Emmetten  und  Beckenned  dasYordei;)ochli 
(2005  m)  und  der'  Uebergang  Beim  Schwierenpass  (2000 
m) :  nach  Engelberg  das  Ro^ätli  (2566  m)  und  ms  Klein- 
thal der  Sassiffratpass  (1911  m)  und  Kulm  (1865  m). 
Schöne  Alpweiden.  Das  ürossthal  ist  nicht  stark  besiedelt 
und  zählt  nur  47  Häuser  mit  236  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde Isenthal.  Wird  seines  sehr  schönen  Thalschlusses 
wegen  in  neuerer  Zeit  mehr  und  mehr  von  Touristen 
besucht,  die  über  Isleten  bis  Isenthal  anzusteigen  und  hier 
Nachtquartier  zu  nehmen  nflegen. 

QR088THEIL  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Giswil).  473  bis 
1593  m.  Nördl.  Abschnitt  der  Gemeinde  Giswil,  zwischen 
dem  Steinibach  im  N.  und  dem  Lauibach  im  b.  Umfasst 
die  Weiler  Halten,  Bei  der  Kapelle,  Linden  und  Muracker. 
Zusammen  195  Häuser,  947  kathol.  Ew.  Postablage,  Vieh- 
zucht. 

QR088T0BEL  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner, 
Kreis  Ruis,  Gem.  Obersaxen).  1351  m.  Wohnhaus  mit 
Mühle  und  Säge,  am  rechten  Ufer  des  Tscharbachs,  1  km 
nö.  St.  Martin  und  13  km  wsw.  der  Station  Ilanz  der 
Linie  Chur-Ilanz.  4  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  AIp- 
wirtschafl. 

QR088WALD(Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Toggen  bürg, 
Gem.  Mosnang).  900^1200  m.  Alpweide  und  Wald,  mit 
einem  Wohnhaufe,  am  N.-Hang  des  Schnebelhorns  und 
2  Stunden  sw.  über  Mosnang.  Das  geschlagene  Holz  wird 
durch  eine  Luftkabelbahn  ins  Thal  ninunter  geschafit. 

QR088WALDALPLI  (Kt.  St.  Gallen.  Bez.  Alt  Tog- 
genburg, Gem.  Mosnang).  1000-1200  m.  Alp  weide  mit  3 
Hütten,  am  N.-Hang  des  Alplistocks.  ö.  vom  Passüber- 
gang über  die  Hulftegg  und  Sf  km  s.  über  dem  Dorf  Mühl- 
rüti.  Etwa  100  ha  gross,  wovon  30  mit  Wald  bestanden 
sind. 

QR088WANQEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee).  551  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  an  der  Kreuzung  der  Strassen  Lu- 


zern-Aarburff  und  Menznau- Sursee,  7  km  sw.  der  Station 
Snrsee  der  Linie  Luzem-Olten  und  6  km  nö.  der  Station 


QrosswangeD  von  Nordwesten. 

Willisau  der  Linie  Langenthai- Wolhusen.  Das  Dorf  steht 
zum  Teil  auf  der  das  Thal  (^uerenden  breiten  und  10  m 
hoben  Endmoräne,  die  vom  emstiffen  Reassffletscher  hio* 
abgesetzt  und  seither  von  der  Roth  wieder  aarchbroch^i 
worden  ist.  Sehr  gesunde  Lace;  nur  4%  der  Todesfälle 
entfallen  auf  Lungenschwinasucbt.  Postbureau,  Tele- 
graph, Telephon^  Poetwagen Nottwil- Willisau.  Gemeinde, 
mit  Bruwald,  Hmterfeld,  Roth,  Sigerswil,  Stettenbach 
und  Wüschiswil:  265  Häuser,  2035  kathol.  Ew.;  Dorf,  ans 
den  3  Siedelungsgruppen  Aeusserdorf,  Innerdorf  und 
Oberdorf  bestehend :  93  Häuser,  732  Ew.  Die  1863  erbaute 
grosse  gotische  Kirche  hat  eine  die  ganze  Gegend  beherr- 
schende Lage ;  vom  Glockenturm  ausgedehnte  Randsicht 
Am  Auffahrtstag  findet  eine  grosse  Prozession  statt  Inder 
Umgebung  viele  und  schöne  Bauernhöfe.  Hauptbeschälti- 

Sung  der  Bewohner  sind  Rindvieh-  und  Schweinezucht; 
aneben  Obstbau  und  Bienenzucht.  Sechs  zum  Teil  aus 
den  letztvergangenen  Jahren  datierende  Käsereien,  2  Sä- 
gen, eine  mechanische  Schreinerei,  eine  Röhrenfabrik,  2 
Ziegeleien,  eine  Knochenmühle.  Hausindustrien  sind 
Rosshaarfabrikation  und  Strohflechterei.  Armenhaas. 
Spar-  und  Leihkasse.  Trinkwasserversori^ang  mit  Hydmn- 
tennetz.  Um  Grosswangen  stehen  die  grossten  Eichen  im 
Kanton.  Bei  Roth  römische  Ruinen,  in  Innerdorf  Aleman- 
nengräber. 850:  Wanga;  1173:  Wangin.  Die  P&rrkircfae 
stand  zuerst  in  Roth:  Grosswangen  selbst  erhielt  erst 
nach  dem  Uebergang  aer  Herrschaft  Wangen  an  die  jün- 
gere Linie  der  Edeln  von  Wolhusen  im  Id.  Jahriiundert 
eine  eigene  Kirche  und  wurde  damit  zugleich  zur  Kirch- 
gemeinde. Die  Burg  Wolhusen  ging  1264  an  Walther  I. 
über,  der  zu  gleicher  Zeit  auch  Eigentümer  des  im  Ober- 
dorf stehenden  Schlosses  Wangen  ward.  Zu  Beginn  des 
15.  Jahrhunderts  kam  die  Herrschaft  Wanden  an  das 
reiche  Luzerner  Edelgeschlecht  derer  von  Lütishofen,  and 
später  ging  das  Dorf  durch  Vergabung  an  das  Stift  Bero- 
münster  über.  1519  starben  in  Grosswangen  167  Personen 
an  der  Pest.  Das  Dorf  wird  heute  allgemein  ein£»ch  Wan- 
gen geheissen.  Betr.  Etymologie  s.  den  Art  Wangen. 

QR088WEIER  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen, 
Gem.  Schwarzhäusem).  437  m.  Bauernhof  mit  Gastwirt- 
schaft, an  der  Grenze  gegen  den  Kanton  Solotham ;  1,5 
km  nö.  Schwarzhäusem  und  6,5  km  n.  der  Station  Langen- 
thal  der  Linie  Olten-Bem. 

QR08SWIE8  (Kt  St  Gallen,  Bez.  Alt  Toggenburg, 
Gem.  Kirchberg).  725  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  5  km 
sw.  der  Station  Bazenheid  der  Toggenbargerbahn  und 
2,6  km  sw.  Kirchberg.  37  kathol.  Ew.  Viehzucht. 

GROSSZELQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmenthai, 
Gem.  Lenk).  1110  m.  18  am  linken  Ufer  der  Simme  zer- 
streut gelegene  Häuser ;  2,6  km  so.  der  Lenk.  90  refbnn. 
Ew.  Viehzucht. 

GROTTA  {VAL  DELLA)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Mendri- 
sio).  Kleines  Imksseitiges  Nebenthal  zum  Val  di  Mumo. 
Vom  dem  9  km  nö.  der  Station  Mendrisio  der  Linie  Bei- 


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linzona-Lugano-Chiasso  der  Gotthardbabn  selegenen  Dorf 
Bmzella  (583  m)  aus  führt  eine  bequeme  Fanrstrasae  in  ö. 
Richtung  ins  Val  della  Grotta  hinein  und  erreicht  nach 
einer  Strecke  von  4  km  die  10  Minuten  von  der  Landes- 

Senze  gegen  Italien  entfernte  Alpe  Grotta  (635  m),  wo 
8  ganze  Jahr  hindurch  Vieh  gehalten  und  Butter  und 
kleine  Weichkäse  (sog.  Robbioh)  fabriziert  werden.  Das 
bis  hierher  sanft  ansteigende  Thal  wird  plötzlich  sehr 
steil  und  verzweigt  sich  nach  oben  in  eine  Reihe  von 
kleinen  Aesten,  die  sämtlich  auf  italienischen  Boden  hin- 
übergreifen :  das  Val  di  Rema  mit  den  zum  Sasso  Got- 
dona  ri400  m)  im  N.  und  Monte  di  Binä  (1279  m)  im  0. 
hinauf  greifenden  kleinen  Seitenarmen  von  (jordona 
und  Quaglio,  das  zum  Poncione  della  Costa  (1253  m)  auf- 
steigende kleine  Thal  von  Seffre  und  das  gegen  den  Monte 
Bisbino  (1325  m)  sich  ziehende  Thal  von  Lovasa.  Das  Val 
della  Grotta  ist  stark  bewaldet  und  hat  mehrere  Alpweiden 
sowie  ein  ganzes  Netz  von  Fusswe^en,  die  über  verschie- 
dene Pässe  zum  Gomersee  hinüber  führen.  Starker 
Schmuggel. 

QROTTE  AUX  f£ES  (LA)  (Kt.  Neuenburg,  Bez. 
Val  de  Travers,  Gem.  Buttes).  Höhle,  auch  Baume  de 
Longeaigue  geheissen ;  3  km  so.  vom  Dorf  Buttes,  im  un- 
tern Tobel  des  £chelier  (eines  von  La  Cöte  aux  F^es  her- 
abkommenden Baches)  und  nahe  der  ehemaligen  Mühle 
von  Longeaigue.  Die  Höhle  öffnet  sich  in  den  beinahe 
senkrechten  Schichten  des  Sequankalkes  und  leitet  durch 
einen  (rang  in  eine  mit  einem  kleinen  Wasserbecken 
geschmückte  weite  Halle,  von  wo  ein  langer  Stollen 
sich  bis  zu  einer  Oeffnung  in  einer  Felswand  zieht, 
die  einen  interessanten  Niederblick  in  das  kleine  Thal 
von  Longeaigue  gestattet.  Zu  Zeiten  anhaltenden  Regens 
und  besonders  auch  bei  der  Schneeschmelze  bricht,  wie 
aus  der  Mehrzahl  der  Höhlen  im  Jura,  auch  aus  der  Grotte 
aux  F^s  ein  starker  Wildbach  hervor.  Eine  malerische 
Beschreibung  der  Höhle  hat  s.  Z.  Heinrich  Zschokke  in 
seiner  Novelle  Der  Flüchtling  im  «/ura  gegeben. 

QROTTE  AUX  f£E8  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle, 
Gem.  Bex).  1500  m.  Merkwürdige  Höhle,  im  Yallon  du 
Richard,  1^/,  Stunden  ö.  Les  Plana  de  Freni^res.  Bildet 
eine  Art  Kamin  mit  zwei  Oeffnungen,  an  dessen  Boden 
ein  von  einem  kleinen  Wasserfall  gespiesenes  Wasser- 
becken liest.  Diesem  entfliesst  ein  bald  sich  wieder  ver- 
lierender kleiner  Bach.  Die  Höhle  oi wenig  bekannt  und 
schwierig  zu  besuchen. 

QROTTE  AUX  F£E8  (LAWKt.  Waadt,  Bez.  Orbe, 
Gem.  Vallorbe).  801  m.  Höhle,  üper  der  Stromquelle  der 
Orbe  geleffen,  3  km  sw.  Vallorbe.  Ehe- 
maliges Mundloch  der  Orbequelle  in 
einem  frühem  Erosionsstadium  des  Tha- 
ies. Nach  lang  anhaltendem  starken  Re- 
gen tritt  jetzt  noch  aus  der  Höhle  ein 
Wasserschwall  heraus. 

QROTTE  DES  F£ES  (LA)  (Kt. 
Wallis,  Bez.  und  Gem.  Saint  Maurice). 
Höhle.     S.    den    Art.    Fees   (Grotte 

DES). 

QROTTEN8TEIN  oder  KROP- 
FEN8TEIN  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Glenner,  Kreis  Ruis,  Gem.  Waltens- 
barg).  1110  m.  Burgruine,  unter  einer 
über  dem  linken  Ufer  des  Rhein  auf- 
steigenden Felswand,  1  km  sw.  Wal- 
tensburg.  Früher  Sitz  der  Herren  von 
Kropfenstein. 

QROTTEN8TEIN  (Kt.  Graubün- 
den, Bez.  Unter  Landquart,  Kreis  Fünf 
Dörfer,  Gem.  Haldenstein).  900  m.  Burg- 
ruine, am  Fuss  einer  senkrechten  Fels- 
wand am  SO.-Hang  des  Galanda,  700 
m  nw.  Haldenstein.  War  sehr  wahr- 
scheinlich einst  eine  Dependenz  (Wa- 
ren- und  Nahrungsmittelniederlage)  der 
benachbarten  Burg  Lichtenstein.  Heute 
steht  nur  noch  eine  Mauer,  die  ehemals 
den  Raum  zwischen  der  Burg  und  der 
Felswand  abschloes. 

QROTTE8  (LE8)  (Kt.  und  Gem.  Genf).  395  m.  Ai^ 
beiterquartier,  n.  vor  der  Stadi  (jenf.  76  Häuser,  1765 
Ew.  Mit  der  Stadt  durch  eine  elektrische  Strassenbahn 


verbunden.  Eine  Seifen-  und  Kerzenfabrik.  Niederlagen 
von  Brennholz.  Wird  von  einem  kleinen  Bach,  dem  sog. 
Nant  des  Grottes,  durchzogen,  der  einst  Pissevache  hiess 
und  bei  Hochwasser  durch  Austreten  über  seine- Ufer  oft 
beträchtlichen  Schaden  anrichtete.  Später  wurde  er  in 
zwei  Kanälen  nach  den  Wallgräben  der  Stadt  abgeleitet. 
Heute  mündet  der  oft  trocken  liegende  und  zum  grossen 
Teil  gedeckte  Nant  des  Grottes  in  die  Abwasserkanäle 
CrenfiB. 

GROTZENMOHLE  (Kt.  Schwyz,  Bez.  und  Gem. 
Einsiedeln).  900  m.  Grosse  Mühle^  am  linken  Ufer  des 
Alpbaches,  800  m  nö.  vom  Kloster  in  der  Au  und  1,4  km 
sw.  der  Station  Einsiedeln  der  Linie  Wädenswil-Einsie- 
deln.  Ein  Haus,  5  kathol.  Ew.  Steinbruch.  Sehr  alte  Sie- 
delun^,  zu  verschiedenen  Malen  durch  Feuer  zerstört 
und  wieder  neu  aufgebaut.  Heute  der  Neuzeit  entsprechend 
eingerichtet. 

GROVENO  (PIZ)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Moesa).  2693 
und  2695  m.  Mehrgiptliger  Bergstock,  von  dem  einige 
Felsgräte  ausstrahlen ;  zwischen  dem  untern  Misox  (Dorf 
Lostallo)  und  dem  Calancathal  (Dorf  Selma).  Zwischen 
den  einzelnen  Gräten  sind  kleine  Thäler  und  Schluchten 
eingeschnitten,  wie  die  nach  SO.  ziehende  Valle  di  Molera. 
Trotz  seines  wilden  Aussehens  ist  der  Stock  ohne  grosse 
Schwierigkeit  von  seinem  N.-Grat  her  zugänglich,  den 
man  von  JLostallo  aus  über  die  Alpe  di  Groveno  oder  von 
Gauco  und  Selma  aus  über  den  Monte  della  Motte  und 
die  Alpe  d'Ajone  erreicht. 

GROVENO  (VALLE  DI)  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Moesa).  2200-450 m.  Wildes  kleines  Thal,  das  sich  nach  oben 
gegen  den  Piz  di  Groveno  und  den  Fil  di  Nomnone  hin 
verzweigt  und  in  seinem  untern  Abschnitt  eine  bewaldete 
Felsschlucht  bildet.  Steig[t  von  W.  her  ab  und  mündet 
1,5  km  oberhalb  Lostallo  ins  Misox  aus.  Das  linke  Seiten- 
ffehänge  ist  sehr  steil  und  zum  gössen  Teil  mit  Felsen 
durchsetzt,  während  das  rechte  Seitengehänge,  wenigstens 
im  Obern  Thalabschnitt,  einige  grössere  Alpweiden  (Alpe 
d'Orgio  und  Alpe  di  Groveno)  trägt,  die  mit  Lostallo  durch 
einen  steilen  und  vielfach  gewundenen  Fussweg  verbunden 
sind. 

GRUB,  GRUBEN,  GRUEB.  Ortonamen  der  deut- 
schen Schweiz ;  bezeichnen  eine  Senke  im  Boden  oder 
wohl  auch  eine  Seebucht.  Vrgl.  das  Schweizer.  Idiotikon. 
Bd  IL 

GRUB  oder  REFORMIERT  GRUB  (Kt.  Appenzell 
A.  R.,  Bez.  Vorder land).  816  m.  Gem.  und  Pfarraorf,  am 
rechten  Ufer  des  Mattenbaches,  an  der  Grenze  gegen  den 


Qrub  im  Kanton  Appenzell. 

Kanton  St.  Gallen,  an  der  Strasse  St.  Gallen-Heiden  und 
2,3  km  nw.  der  Station  Heiden  der  Bergbahn  Rorschach- 
Heiden.   Postbureau,   Telegraph,   Telephon;    Postwagen 


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GRU 


St.  Gallen-Heiden.  Gemeinde,  mit  Ebne,  Frauenrüti,  Hal- 
ten, HartmannsrüÜ,  Kaien,  Krahtobel,  Oberrechstein,  Rie- 
men, Rüti,  Schwarzenegg  und  Unterrechstein :  173  Häu- 
ser, 1017  reform.  Ew. ;  Dorf:  37  Häuser,  237  Ew.  Wiesen- 
bau und  Viehzucht.  Stickerei  (zwei  Fabriken)  und  Webe- 
rei. 4  Käsereien,  i  Säge.  Klimatischer  Kurort.  Waisen- 
und  Armenhaus.  Vergl.  KirchenjubUäum  in  Grtib  (ent- 
haltend eine  kurze  Geschichte  der  Gemeinde).  Trogen 
1853. 

QRUB  oder  KATHOLISCH  GRUB,  auch  St.  Gal- 
lisch Grub  geheissen  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Rorschach, 
Gem.  Eggersriet).  8*22  m.  Pfarrdorf,  auf  einer  sonnen- 
reichen ^rrasse  über  dem  linken  Ufer  des  Mattenbaches, 
am  SO.- Hang  des  Rossbühl  und  gegenüber  dem  Appen- 
zeller Dorfe  Grub ;  '2,8  km  sw.  der  Station  Schwendi  der 
Bergbahn  Rorschach- Heiden.  Postablage.  33  Häuser,  167 
kathol.  Ew.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Stickerei. 
Bruch  auf  Sandstein.  Die  Kirche  stammt  aus  dem  Jahr 
4761.  Bildete  bis  zur  J^leformation  mit  dem  Appenzeller 
Dorf  gleichen  Namens' eine  gemeinsame  Kirchgemeinde. 
Viele  der  Bewohner  tragen  den  Namen  Bischof. 

QRUB  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Münchwilen,  Gem.  Fischin- 
gen). 676  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am  rechten  Ufer  der 
Murg,  an  der  Strasse  Sirnach-Fischingen,  4  km  so.  der 
Station  Eschlikon  der  Linie  Zürich- Winterthur-St.  Gallen 
und  2,5  km  n.  Fischingen.  49  kathol.  Ew. 

QRUB  HN  DER)  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem. 
Neuenkirch).  526  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  ö.  der  Strasse 
Aarau-Sursee-Luzern  upd  i  km  so.  der  Station  Sempach 
der  Linie  Luzern-Ollen.  25  kathol.  Ew.  Landwirtschaft. 

QRUBACH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Rheinthal, 
Gem.  Oberriet).  555  m«.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  SW.- 
Fuss  des  Semelenbergs  und  3  km  sw.  der  Station  Oberriet 
der  Linie  Rorschach-Sargans.  18  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde Kobelwald.  Wiesenbau  und  Viehzucht. 

QRUBE  (AUF  DER)  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem. 
Köniz).  660  m.  Häusergruppe ;  2,5  km  w.  Köniz  und  2,3 
km  sw.  der  Station  Bumpliz  der  Linie  Bem-Freiburg, 
Telephon.  36  reform.  Ew.  Die  einst  hier  befindliche  Er- 
ziehungsanstalt für  arme  Knaben  ist  heute  nach  Brünnen 
verlegt. 

QRUBEN  (Kt.  Aargau,  Bez  Zofingen,  Gem.  Murgen- 
thal). 515  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  im  Thal  der  PfafT- 
nern,  nahe  der  Grenze  gegen  den  Kanton  Luzern  und 
5  km  so.  der  Station  Murgenthal  der  Linie  Olten-Bern. 
32  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Riken.  Wiesenbau  und 
Viehzucht. 

QRUBEN  (Kt.  Bern,  Amtebez.  und  C^em.  Saanen). 
1183  m.  Gemeindeabschnitt,  am  rechtsseitigen  Gehänge 
des  Saanethales  und  2  km  so.  Saanen.  Zusammen  60  z.  T. 
zerstreut  gelegene  Häuser  mit  229  reform.  Ew.  2  Käsereien. 
2  Schulhauser. 

QRUBEN  (Kt.  Graubunden,  Bez.  Ober  Landquart). 
2200  m.  Felsenkarim  Rätikon,  Typus  einer  vom  Gletscher 
bearbeiteten  und  von  Karren  durchfurchten  Landschaft. 
Bildet  einen  weiten  Zirkus,  der  im  NW.  und  SO.  von  den 
hohen  Felswänden  der  Sulzfluh  und  Scheienfluh  und  im 
N.  von  einer  niedrigeren,  dafür  aber  stark  zerrissenen 
Felsenmauer  abgeschlossen  ist  und  sich  nur  nach  S.  zu 
öffnet,  wo  er  mit  mehreren  Felsstufen  zum  Thälchen  des 
Partnunersees  abfallt.  Hinten  über  dem  oberen  Abschnitt 
des  Thaies  von  Partnun.  Ueber  die  abschliessenden  Fels- 
kämme zieht  die  Landesgrenze  gegen  Oesterreich.  Der 
Boden  des  Kars  ist  stark  uneben  und  mit  einer  grossen 
Anzahl  von  trichterförmigen  Löchern  («Gruben»)  durch- 
setzt; senkt  sich  gegen  die  Scheienfluh  hin  und  steigt  in 
steilwandigen  Terrassen  nach  NO.  zur  Sulzfluh  auf.  Der 
Gletscher,  der  einst  dieses  Kar  erfüllte,  hat  überall  und  bis 
hoch  hinauf  noch  die  Spuren  seiner  Tätigkeit  in  Form  von 
abgerundeten  Felskanten  und  Rundhöckern  hinterlassen. 
Seltener  haben  sich  eigentliche  Gletscherschliffe  erhalten, 
da  der  Kalkstein  dieser  (jebiete  unter  den  Einflüssen  der 
Atmosphärilien  rasch  verwittert.  Zeugen  für  die  ehemalige 
Vergletscherunff  sind  auch  noch  einige  erratische  Serpen- 
tin- und  Dioritblöcke,  die  von  dem  jenseits  des  Gruben- 
passes  stehenden  Schwarzhornspitz  stammen  und  bis  in 
die  ziemlich  hoch  über  Gruben  liegenden  Höhlen  der 
Sulzfluh  transportiert  worden  sind.  Neben  den  Rund- 
höckem  finden  sich  hier  viele  grosse  und  kleine  Karren- 
löcher, die  z.  T.  wieder  vom  Pflanzenwuchs  überwuchert 


sind.  Einige  dieser  Löcher  sind  sumpfig  und  füllen  sich 
bei  Regenwetter  und  zur  Zeit  der  Schneeschmelze  mit 
Wasser,  das  keinen  oberflächlichen  Abfluss  findet,  son- 
dern sich  nach  unten  in  Höhlungen  und  Spalten  verliert. 
Solche  Karren  sieht  man  besonders  schön  ausgebild^  auf 
den  gegen  die  Wände  der  Sulzfluh  ansteigenden  Terrassen. 
Von  den  Gruben  aus  fähren  verschiedene  Passübergänge 
nach  Oesterreich  hinüber :  der  Grubenpass  (2235  m)  geht 
längs  der  Wände  der  Scheienfluh  nach  NO.  und  dann 
durch  einen  schmalen  Einschnitt  zur  AlpTilisuns;  eio 
anderer,  stärker  beeangener  Fussweg  zweigt  vom  Gruben- 
pass nach  S.  ab  una  leitet  direkt  zur  Tilisnnahütte  (Part- 
nun-Tilisuna  2  Stunden,  St.  Antönien-Schruns  5  Stan- 
den); ein  dritter  Uebergang  ist  das  Grüne  Fürkli  (3354 
m),  das  aber  nur  begangen  wird,  wenn  man  von  der 
Tilisunahütte  aus  die  Höhlen  der  Sulzlluh  besuchen  will. 

QRUBEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk).  Maiensäsae.  S.  den 
Art.  Meiden. 

QftUBEN  oder  QRUOBEN  (Kt.  WallU,  Bez.  Yi^, 
Gem.  Baien).  Alpweide,  auf  einer  Terrasse  nö.  über  Baien, 
am  F^ss  der  von  den  Jägihömem  und  dem  Inner  Rot- 
horn  gebildeten  Felsgabel,  am  rechtsseitigen  Gehänge  des 
Saasthales.  Eigentum  der  Bürgergemeinde  Baien.  15 
Hätten  und  Stadel.  Wird  während  50  Tagen  im  Jahr  mit 
40-5Q  Kühen  bezogen  und  produziert  jährlich  etwa  700  kg 
Fettkäse. 

QRUBEN  (Kt  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem.  Männedorf). 
470  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  Hang  rechts  über  dem 
Zürichsee  und  1  km  ö.  über  der  Station  Männedorf  der 
rechtsufrigen  Zürichseebahn  (Zurich-Meilen-Rapperswil). 
26  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

QRUBENACKER  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem. 
St.  Anton)-  700  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  rechleo 
Ufer  des  Tafersbaches,  800  m  w.  St.  Anton  und  9^  km  ö. 
Freiburg.  25  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Futter-,  Kar- 
toffel- und  Getreidebau,  Viehzucht. 

QRUBENQLET8CHER  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Ober 
Hasle.)  2800-2400  m.  Gletscher,  i  km  breit  und  2,5  km 
lang ;  steigt  vom  O.-Hang  des  Hühnerthälihoms  (3181  m) 
ab  und  wird  überschritten,  wenn  man  von  der  Handeek 
aus  über  den  Grubenpass  und  die  Untere  Bächlilücke  ge- 
langen will.  Ihm  entspringt  der  AerlentMch,  der  die  Aer- 
lenalp  durchfliesst  und  bei  der  Handeck  in  die  Aare 
mündet. 

GRUBENQLET8CHER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp). 
4000-2700  m.  Gletecher,  3  km  lang  und  1,6  km  breit;  at^ 
von  dem  in  der  Kette  zwischen  dem  Simplon  und  Saas- 
thal  stehenden  Fletschhom  oder  Rossbodenhom  (4001  m) 
nach  W.  zur  Alp  Gruben  ab.  Oben  und  in  der  Mitte  stark 
geneigt,  unten  sanft  geböscht. 

GRUBENQRAT  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Ober  Hasle). 
Felsgrat:  verbindet  zusammen  mit  dem  Graugrat  das 
Hühnerthälihorn  (3181  m)  mit  dem  Ritzlihom  (3282  m) 
und  hat  folgende  Gipfel  und  Passübergänge:  die  Punkte 
3021  und  2977  m,  den  Grubenpass  (etwa  2970  m),  das 
Süd  Golegghom  (3023  m),  Mittler  Golegghom  (3070  m), 
Nord  Goleffghorn  (3086  m)  und  die  Steinlaoenenlücke 
(2970  m),  die  ihn  mit  dem  Graugrat  (Steinlauenenhorn 
3164  m)  verknüpft  Auf  der  SiegfHedkarte  ist  die  Nomen- 
klatur dieser  Kette  eine  sehr  lückenhafte. 

QRUBENPA88  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Ober  Hasle). 
Etwa  2970  m.  Passübergang,  im  Grubengrat  zwischen  den 
Punkten  3021  und  30&  m  (Süd  Golegghom);  verbindet 
die  Handeck  über  den  Grubengletscher  mit  der  Gaulihütte 
im  Urbachthal.  Ohne  besondere  Schwierigkeiten.  Auf  der 
Siegfried  karte  nicht  eingetragen. 

GRUBENPASS  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
quart). 2235  m.  Wenig  benutzter  Passübennng,  n.  der 
Scheienfluh ;  verbindet  die  Gruben  mit  der  Tilisunahütte 
und  Tilisunaalp  und  weiterhin  mit  Tschagguns  and 
Schruns  im  österreichischen  Montafon.  Die  Passhöbe 
bildet  einen  engen  Felseinschnitt.  Dem  Grubenpass  wird 
meist  ein  weiter  n.  gelegener,  auf  der  Siegfriedkarte 
unbenannter  Uebergang  vorgezogen. 

GRUBENWALD  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Ober  Simmen- 
thal,  Gem.  Zweisimmen).  940  m.  Gemeindeabschnitt  und 
Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Simme,  am  Fuss  eines  von 
zahlreichen  Bunsen  angeschnittenen  Waldhanges,  in  ei- 
ner Thalerweiterung  zwischen  den  Enspässen  des  Man- 
I   nenbergs  im  S.  und  der  Laubegg  im  N.,3  km  n.  Zwei- 


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simmen.    Station   der  Simmenthalbahn.  Postablage.  22 
Häuser,  182  reform.  Ew.  Viehzucht. 

QRUBHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  ßrig).  3206  m.  Fels- 
gipfel, Id  der  Gruppe  des  Bietschhorns  und  in  der  s.  vom 
Gredetschhömli  (Vorberg  des  Lötschenthaler  Breithoms, 
3782  m)  auszweigenden  und  das  Baltschiederthal  vom 
Gredetschthal  trennenden  Kette;  s.  über  der  Untern  Gre- 
detschlücke  (3003  m). 

QRUBI.  So  heissen  im  Kanton  Schwyz  zahlreiche 
auf  Bergübergängen  stehende  einzelne  Hätten,  in  denen 
der  Wanderer  bei  schlechtem  Wetter  Unterkunft  findet. 

GRUBI  (Kt.  u.  Bez.  Schwyz,  Gem.  Alpthal).  1285  m. 
Schutzhütte  mit  kleiner  hölzerner  Kapelle,  am  Fussweg 
über  den  Haggen  und  am  O.-Hang  oes  Grossbrechen- 
stocks; 1,5  km  sw.  über  Alpthal. 

QRUBI  (Kt.  u.  Bez.  Schwyz,  Gem.  Muotathal).  990  m. 
Schutzhütte  mit  Kapelle,  im  Bisithal,  am  linken  Ufer  der 
Muota  und  7,5  km  so.  Muotathal. 

QRUBISBALNI  (Kt.  u.  Amt  Luzem,  Gem.  Yitznau). 
900  m.  Erholunffshaus  der  schweizerischen  Eisenbahnan- 
eestellten,  am  SW.-Hang  des  Rigi  schön  ffelegen  und  von 
Wald  umrahmt;  ö.  der  Vitznau-Rigi-Bahn  und  2  km  n. 
über  der  Dampfechiffstation  Yitznau.  1899  mit  freiwilligen 
Spenden  erbaut.  Bietet  Raum  für  70  Erholungsbedürf- 
tige. 

QRUM  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Bernina,  Bez.  u.  Gem. 
Puschlav).  2120  m.  Alpweide  mit  einer  im  Sommer  viel- 
besuchten Gastwirtschaft, 4-5  Stunden  nw.  über  Puschlav. 
Sehr  schöne  Aussicht. 

GRONAU  (Kt.  Appenzell  A.  R..  Bez.  Hinterland,  Gem. 
Umäsch).  845  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  der  Urnäsch 
und  an  der  Stelle,  wo  die  Strasse  Umäsch-Rossfall  den 
Flnss  überbrückt,  2  km  s.  der  Station  Umäsch  der  Ap- 
penzellerbahn  (Winkeln-Herisau- Appenzell).  Telephon. 
Mehrere  Fabriiien  und  2  Wohnhäuser,  30  reforro.  und 
Imthol.  Ew.  Baumwollindustrie;  eine  Buntweberei  mit  80- 
100  Arbeitern,  Wasserwerk  mit  50  HP.  Säge.  Die  Arbeiter 
wohnen  in  zerstreut  gelegenen  Häusern. 

GRÜNAU  (Kt.  u.  Amtsbez.  Bern,  Gem.  Köniz).  558  m. 
Landhäuser,  am  N.-Fuss  des  Gurten,  2  km  nö.  Köniz. 
Hier  die  Station  Gross  Wabern  der  Gürbethalbahn  (Bern- 
Wattenwil).  Tramway.  Telephon.  4  Häuser,  69  reform. 
Ew.  Bekannte  Erziehungsanstalt  mit  Unterricht  auf  der 
Mittelschulstnfe. 

QRONBACH  (Kt.  Luzem,  Amt  Willisau,  Gem.  Alt- 
büron).  528  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  der  Roth,  2  km 
nw.  Altbüron  und  9  km  nw.  der  Station  Zell  der  Linie 
Langenthal-Wolbusen.  10  Häuser,  56  kathol.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Grossdietwil.  Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht. 

GRONBERGLI  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Ober  Hasle). 
2783  m.  NO.-Spom  des  Ewifschneehorns  (3331  m),  zwi- 
schen dem  Gmnbergligletscner  und  einem  der  andern 
Seitenarme  des  ins  Urbachthal  absteigenden  Gauliglet- 
schers.  Verwitterter  Granitkamm ;  wird  begangen  bei  der 
Besteigung  des  Ewigschneehoms  von  der  (^ulihütte  des 
S.  A.  C.  aus. 

QRONBERGLIGLETSCHER  (Kt.  Bem,  Amtsbez. 
Ober  Hasle).  3200-2500  m.  Gletscher,  ie  2  km  lang  und 
breit ;  steigt  vom  Ewigschneehora  (3331  m)  und  Gauli- 
grat ab,  der  einen  Teil  des  den  Lauteraar-  vom  Gauliglet- 
scher  trennenden  Kammes  bildet.  S.  über  ihm  das  Hubel- 
hom,  dessen  N.-Grat  ihn  von  dem  weiter  ö.  gelegenen 
Hubelgletscher  trennt.  Wird  begangen,  wenn  man  sich 
von  der  Gaulihütte  des  S.  A.  C.  über  den  Gauligrat  und 
Lauteraargletscher  zum  Pavillon  Dollfus  begeben  will. 

QR0NBERGLIQLET8CHER  (Kt.  Bern,  AmUbez. 
Ober  Hasle).  3100-2400  m.  Kleiner  Gletscher  von  1  km« 
Fläche,  am  NO.-Hang  der  Thierberge  (3202  und  3107  m; 
Kette  zwischen  Unteraar-  und  Oberaargletscher) ;  Neben- 
arm des  Unteraargletschers. 

QROND  (Kt.  Bem,  Amtsbez.  Saanen,  Gem.  Gsteig). 
1340  m.  19  am  linken  Ufer  des  Reuschbaches  zerstreut 
ReWene  Häuser,  an  der  Strasse  über  den  Co!  du  Pillon ; 
1,8  km  sw.  Gsteig  und  14  km  s.  der  Station  Saanen  der 
Simmenthalbahn.  79  reform.  Ew.  Alpwirtschaft. 

QRONDEL  (Kt.  und  Bez.  Schwyz,  Gem.  Schwyz  u. 
Illgau).  1132  m.  Gruppe  von  3  Häusem,  am  NO.-Hang 
der  Falleniluh  reizen<r  gelegen,  an  der  Strasse  Schwyz- 
Iberg  und  9  km  so.  der  Station  Schwyz-Seewen  der  Gott- 
hardbahn.  20  kathol.  Ew.  Kirchgememden  Schwyz  und 


Ulgau.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Säge.  Grosse  Waldun- 
gen. Ferienkolonie.  Kleine  Kapelle  in  Privatbesitz. 

GRÜNDEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald,  C^em. 
Walterswil).  760  m.  Gruppe  von  7  Häusem;  1,5  km  s. 
Walterswil  und  7  km  sw.  der  Station  Kleindietwil  der 
Linie  Langenthal-Wolhusen.  42  reform.  Ew.  Viehzucht. 

GRÜNDEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  Kleine  Gemeinde 
mit  den  drei  Häusergruppen  Gründen,  Auf  dem  Bord 
und  Zur  Mühle,  auf  einer  Terrasse  n.  über  dem  Dorf 
Baltschieder,  zwischen  der  Ausmündung  des  Baltschie- 
derthales  und  dem  Lauigraben  und  3  km  nw.  der  Station 
Visp  der  Simplonbahn.  Zusammen  5  Wohnhäuser.  Seit 
der  Zählung  von  1900  ist  die  Zahl  der  Bewohner  auf  32 
kathol.  Ew.  gesunken,  von  denen  nur  10  stimmberechtigte 
Bürffer  sind.  Zahl  der  Ew.  nimmt  immer  noch  bestänaig 
ab.  Kirchgemeinde  Visp. 

GRÜNDEN8TRA88E   (Kt.  Zürich,  Bez.  Andelfin- 

fen,  Gem.  Flurlingen).  Teil  von  FLURLiitGEN.  S.  diesen 
Tt. 

GRUND  JE  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Plessur,  Kreis 
Schanßgi^,  Crem.  Langwies).  1311  m.  Gruppe  von  3  Häu- 
sem, zwischen  dem  rechten  Ufer  der  Plessur  und  der 
Strasse  Chur-Langwies,  am  Eingang  ins  kleine  Gründje- 
tobel ;  1,7  km  nw.  Am  Platz  und  20  km  so.  Chur.  20  re- 
form. Ew.  deutscher  Zunge.  Alpwirtschafl. 

GRÜNE  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Landquart,  Kreis 
u.  (^em.  Davos).1560  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  des  Land- 
wassers, an  der  Strasse  Davos-Frauenkirch  und  1  km  s. 
der  Station  Davos  Platz  der  Rätischen  Bahn  (Landquart- 
Davos).  13  Häuser,  17B  reform.  Ew.  deutscher  Zunge. 
Schöne  Wiesen,  Viehzucht.  Heisst  auch  c  Zum  Gemsjä- 

Ser»,  weil  hier  einst  der  berühmte  Gemsjäger  Andreas 
[ettier  wohnte. 

GRÜNECK  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner,  Kreis  u. 
(rem.  Ilanz).  760  m.  Buraraine,  am  linken  Ufer  des  Rhein 
500  m  nw.  Ilanz.  Einst  Eigentum  der  Familie  Schmid,  de- 
ren Stammvater  Jakob  Schmid  im  16.  Jahrhundert  in  den 
Niederlanden  und  bei  den  Truppen  Karls  V.  sich  aus- 
zeichnete und  von  diesem  Kaiser  als  Schmid  von  Grün- 
eck geadelt  wurde.  Mehrere  seiner  Nachkommen  zeich- 
neten sich  als  Staatsmänner,  Gelehrte  oder  Offiziere  in 
fremden  Diensten  aus:  Wilhelm  Schmid  von  Grüneck 
war  1604  Landrichter,  d.  h.  Haupt  des  Grauen  Bundes; 
seinem  Sohn  Jakob,  Dr.  jur.  (f  1644),  wurden  von  den 


Bargraine  Qraneok. 

drei    Bünden    verschiedene     schwierige    diplomatische 
Missionen     übertragen;    Kaspar     war    1619   und    1634 
Landrichter  und  nachher  Oberst  in  französischen  Diens- 
OEOGR.  LEX.  '?4  —  n  —  30 


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GRC 


ten;  Johann  Gaudenz  war  1637  Landrichter,  ebenso 
Hans  1646;  Johann  Wilhelm,  Dr.  jur.,  wurde  1628  Profes- 
sor in  Genf;  Christoph,  Generalmajor  in  niederländischen 
Diensten,  veröffentlichte  1716  im  Haag  eine  Nouvelle  carte 
dupats  des  Grisons  avec  ses  däpendances  und  starb 
173u,  ohne  männliche  Nachkommen  zu  hinterlassen.  Si>ä- 
ter  lefften  sich  mehrere  Familien  Schmid  unbefugterweise 
den  Namen  von  Grüneck  bei.  Nahe  der  Burg  hat  man 
Münzen  aus  dem  9.  und  10.  Jahrhundert  aufgefunden. 

QRONECK  oder  QRONCQQ  (Kt.  Thursau,  Bez. 
Steckbom,  Gem.  Müllheim).  406  m.  Industrielles  Dorf, 
am  rechten  Ufer  des  Kemmenbaches  und  2  km  nw.  der 
Station  Müllheim  der  Linie  Zürich- Winterthur-Romans- 
hörn.  Postablage,  Telephon.  34  Häuser,  213  reform,  und 
kathol.  Ew.  Grosse  Kattunleinwandfabrik  mit  300  Arbei- 
tern, Wasserkraft-  020  HP)  und  Dampfbetrieb.  An  der 
Thur  Sand-  und  Kiesgruben.  Die  Fabrikarbeiter  haben 
ihre  eigene  Krankenkasse  und  Konsumgenossenschaft. 
Musikverein. 

QRONECK  (Kt.  Wallis,  Bez.  Oestlich  Raron).  3287 
m.  Gipfel,  SW.-Schulter  des  Grüneckhorns,  zwischen 
Grünhomgletscher  und  Ewigschneefeld;  steift  mit  sei- 
nen steilen  Granitwänden  nb.  über  dem  Konkordiaplatz 
(Grosser  Aletschgletscher)  auf. 

QROneckhORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  OesUich  Raron 
und  Goms).  3869  m.  Gipfel,  in  der  Gruppe  der  Walliser 
Grünhörner,  zwischen  dem  Ewigschneefeld,  Walliser 
Fiescherfim  und  Grünhomgletscher.  Sein  SW.-Grat  en- 
digt mit  der  Grüneck  (3287  m),  der  SO.-Grat  trägt  das 
Grünhörnli  (3600  m)  und  endigt  an  der  Grünhorn lücke. 
Zum  erstenmal  1864  bestiegen. 

QRONCQQ  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Steckborn,  Gem.  Müll- 
heim). Dorf.  S.  den  Art.  GrOneck. 

QRONEN  (Kt.  Bern.  AmUbez.  Trachselwald).  Kleiner 
Fluss ;  entspringt  am  N.-Hang  des  Napf  in  der  Nähe  des 
Uöchenzi  (1d27  m),  fliesst  zunächst  während  10  km  unter 
dem  Namen  des  Hombaches  durch  den  Hom bachgraben, 
nimmt  bei  Wasen  den  Kurzeneibach  auf,  erhält  em  brei- 
teres Bett,  geht  nun  als  Grünen  ö.  und  s.  an  Sumiswald 
vorbei,  nimmt  unterhalb  des  Dorfes  Grünen  von  rechts 
den  Griesbach  und  bei  Grünenmatt  den  Dürrbach  auf 
und  mündet  nach  19  km  langem  kreisbogen form  igen 
Lauf  bei  der  Station  Ramsei  in  603  m  von  rechts  in  die 
Grosse  Emme.  Hat  zum  Teil  Wildbachcharakter.  Die 
Grünen  führt  Waschgold  mit  sich,  das  aus  den  NagelÜuh- 
felsen  des  Napfgebietes  stammt.  Der  Name  von  grien  = 
Kies,  Geschiebe  abzuleiten. 

QRONEN  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Trachselwald,  Gem. 
Sumiswald).  669  m.  Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Grünen^ 
500  m  sw.  Sumiswald  und  4  km  nö.  der  Station  Ramsei 
der  Linie  Burgdorf-Langnau.  35  Häuser,  263  reform. 
Ew.  Telephon.  Industrielle  Ortschaft :  Wollspinnerei,  Uh- 
renfabriken, Mühle,  Säge,  Gerberei,  mechanische  Werk- 
stätte. Heilbad. 

QRONENBERQ  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Interlaken). 
1616-1844  m.  Alpweide  auf  geneigter  Terrasse,  im  0.  von 
Felsbändern  durchzogen  und  im  W.  und  N.  von  kahlen 
Felswänden  umschlossen;  bildet  das  NW.-Ende  des  Gug- 
gisgrates  und  liegt  zwischen  Justisthal  und  Habkemthal,  2 
Stunden  nw.  über  Habkern.  Fussweg  von  Habkem  nach 
Schangnau. 

QRONENBERQ  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Frei- 
burg, Bez.  See,  Gem.  Klein  Bösingen).  578  et  560  m.  Zwei 
Gruppen  von  zusammen  12  Häusern,  am  linken  Ufer  der 
Saane,  1  km  sw.  Klein  Bösingen  und  6,5  km  so.  der  Sta- 
tion Pensier  der  Linie  Freiburg-Murten.  59  kathol.  und 
reform.  Ew.  deutscher  Zunge.  Kathol.  Kirchgemeinde  Gur- 
mels.  Futter-,  Getreide-  und  Kartoffel  bau,  Viehzucht. 

QRONENBODEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau,  Gem. 
Luthern).  715  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  zu  beiden  Seiten 
der  Luthern,  an  der  Strasse  Hüswil-Luthern,  2  km  n.  Lu- 
thern und  7  km  s.  der  Station  Hüswil  der  Linie  Langen- 
thal-Wolhusen.  27  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau,  Vieh- 
zucht und  Milchwirtschaft. 

QRONENBOHL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmen- 
thal.  Gem.  Lenk).  1080  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am 
rechten  Ufer  der  Simme  und  2,6  km  so.  der  Lenk.  22  re- 
forra.  Ew.  Viehzucht. 

QRONENBURQ  (Kt.  Luzern.  Amt  Hochdorf,  Gem. 
Hitzkirch).  490  m.  Burgruine,  auf  einer  Anhöhe  zwischen 


den  Dörfern  Richensee  and  Hitzkirch,  400  m  so.  der  Sta- 
tion Hitzkirch  der  Seethalbahn.  Heimat  des  bekannten 
Geschlechtes  derer  von  Grünenberg,  das  bemischen  Ur- 
sprungs war  und  1450  erlosch.  Die  Burg  wahrscheinlich 
Ende  des  18.  Jahrhunderts  zur  Zeit  der  französischen  In- 
vasion zerstört. 

QRONENFELD  (Kt  St  Gallen,  Bez.  Sargans,  Gem. 
Vilters).  642  m.  Gruppe  von  9  Hausem,  am  Vorderberg, 
1  km  w.  Vilters  und  8,5  km  sw.  der  Station  Sargans  der 
Linien  Rorschach-Sarcans  und  Zürich-Ziegelbrücke-Sai^ 
ffans.  40  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden  Vilters  und  Wangs. 
Wiesenbau  und  Viehzucht 

QRONENMATT  (Kt  Bem,  Amtobez.  Trachselwald, 
Gem.  Lutzelflüh).  628  m.  Gemeindeabteilung  und  Dorf,  zu 
beiden  Ufern  der  Grünen,  am  Eingang  in  den  Dörrgra- 
ben;  2,5  km  ö.  Lützelflüh  und  1,5  km  nö.  der  Station 
Ramsei  der  Linie  Burgdorf-Langnau.  Postbureau.  Teie- 
phon ;  Postwagen  Ramsei-Sumiswald  und  Ramsei-Trach- 
selwald.  95  Hauser,  606  reform.  Ew.  Grosses  Schal  haus 
in  malerischem  Baustil. 

QRONENSPITZ  (Kt  Glarus).  2360  m.  Gipfel,  in  der 
Gruppe  der  Sardona,  m  dem  vom  Foo»tock  nach  SW. 
auszweigend^  und  das  Krauchthal  vom  Thal  des  Ramio- 
baches  trennenden  Kamm,  4-5  Stunden  nö.  über  Elm.  Am 
S.-Hauj^  die  bis  zum  Gipfel  hinaufreichende  Alp  Camper- 
dun.  Fallt  nach  N.  zum  Krauchthal  steil  ab.  Schöne  Aus- 
sicht, besonders  auf  lie  Sardonagruppe. 

QRONENSTEIN  (SCHLOSS)  (Kt  St  Gallen,  Bez. 
Unter  Rheinthal,  Gem.  Balgach).  476  m.  Schloes,  mitten 
in  Weinbergen  und  Wiesen  gelegen,  800  m  w.  Balgacfa 
und  2,5  km  wsw.  der  Station  Herbrugg  der  Linie  Ror- 
schach-Sargans.  Stammsitz  der  Edeln  von  Balgach  oder 
Grünenstein,  die  1557  erloschen;  dann  Eigentum  des 
Klosters  St.  Gallen,  das  später  das  Schloes  an  einen  Pri- 
vatmann verkaufte.  Heute  Fideikommiss  der  Familien 
Güster  in  Altstätten  und  Rheineck. 

QRONES  FORKLI  (Kt  Granbünden,  Bez.  Ober 
Landquart).  2354  m.  Passübergang,  in  der  Kette  der 
Scheienfluh-Sulzfluh,  w.  vom  Grubenpass.  Fuhrt  von  St 
Antonien  über  die  Gruben  und  das  österreichische  llon- 
tafon  in  5  Stunden  nach  Schruns. 

QR0NFEL8  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner,  Kreis 
Ruis,  Gem.  Waltensburg).  040  m.  Burgruine,  auf  einem 
hyiskopf  über  dem  linken  Ufer  des  Rhein,  900  m  nö.  der 
Kirche  Waltensburg.  Früher  Sitz  eines  Vasallen  der  Her- 
ren von  Jörgenberg,  deren  Stammburg  1  km  weiter  ö. 
stand. 

QRONHÖRNER  (WALLISER)  (Kt  Wallis,  Bei. 
Oestlich  Raron  und  Goms).  Gebirgsgruppe  in  der  Kette 
zwischen  den  Grindel wald  Fiescherhomern  und  dem 
Wannehom  und  zwischen  dem  Ewigschneefeld  im  W. 
und  dem  obem  Abschnitt  des  Walliser  Fiescherlims  im 
0.  Einzelgipfel  sind  das  Klein  Grunhom  (3927  m).  Gross 
Grünhom  (4047  m),  Grüneckhorn  (3869  m),  Grünhörnli 
(9600  m)  und  die  Grüneck  (3287  m).  Die  Gruppe  wird 
durch  die  Grünhomlücke  (3305  m)  von  den  Walliser  Fie- 
scherhomern getrennt.  Beisteigung  der  einzelnen  Gipfel 
erfolgt  gewöhnlich  von  der  Konkordiahütte  aus. 

QRONHÖRNLI  (Kt  Wallis,  Bez.  OesUich  Raron  und 
Goms).  3600  m.  Gipfel,  in  der  Grappe  der  Walliser  Grün- 
hörner: zwischen  Ewigschneefeld,  Walliser  Fiescherfim 
und  Grünhomgletscher,  nnw.  über  der  Grünhomlücke. 
Von  der  Konkordiahütte  ans  in  2  V,  Stunden  zuganglich, 
aber  nur  selten  besucht. 

QRONHOLZ  (Kt  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorderland, 
Gem.  Wald).  920  m.  Gmppe  von  6  Häusern,  400  m  s. 
Wald  und  6  km  sw.  der  Station  Heiden  der  Bergbahn 
Rorschach-Heiden.  47  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

QRONHORN  (Kt  Glarus).  Etwa  2900  m.  Vorberg  des 
Tödi,  auf  dem  von  diesem  nach  O.  sich  senkenden  Kamm 
zwischen  Bifertenfirn  und  Hinterrötifirn.  Auf  dem  O.- 
Ende dieses  Kammes  steht  die  Grünhornhütte  des 
SAG 

QRÖnhORN  (Kt  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
quart). 2504  m.  Gipfel,  ö.  Vorberg  des  Casanna,  ober 
Serneus  im  Prätigau.  Ist  in  seinem  geolojgischen  Bau  und 
seiner  äussern  Gestalt  vom  Hauptgipfel  völlig  verschieden. 
Während  der  Casanna  einen  stark  verwitterten  und  ge- 
zackten Dolomitgipfel  bildet,  ist  das  aus  Bündnerachiefem 
bestehende  Grünhorn  ein  gleichmässiger,  rasenbewacb- 


GRÜ 


GRÜ 


467 


sener  Konus.  Kann  trotz  der  steilen  Geh&nge  von  0.  her 
und  von  der  Cotschna  aus  leicht  bestiegen  werden  (von  Klos- 
ters über  Laret  und  Alp  Parseun  34 
Stunden).  In  der  Einschartung  zwischen 
Grünhorn  und  Casanna  steht  das  sog. 
Steinmännli,  ein  nach  oben  zu  sich 
verbreiternder  Felspfeiler,  der  von  wei- 
tem einem  eine  Heu  last  tragenden 
Mann  gleicht.  Die  Volksuberlieferung 
hat  daraus  einen  Heuer  gemacht,  der 
seine  Last  am  Sonntag  einbringen  wollte 
und  dafür  diese  nun  als  Steinmann  ewig 
zu  tragen  verdammt  ist. 

QRUNHORN  (QRINDELWALD) 
(Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  Gipfel. 
S.  den  Art.  Grindelwm^d  Grünhorn. 

QRONHORN  (QR088)  (Kt.  Wal- 
lis, Bez.  Oestlich  Raron  und  Goms).  4047 
m.  Hauptgipfel  der  Walliser  Grünhör- 
ner, in  der  Kette  zwischen  Ewigschnee- 
feld und  Walliser  Fiescherfim.  Den  Gipfel  bildet  ein  18- 
i4  m  langer  Grat.  Bietet  seiner  zentralen  Lage  mitten  im 
Eis-  und  Fimgebiet  des  Finsleraarhom  massives  wegen 
eine  der  mächtigsten  Gletscheraussichten  der  Schweiz. 
Wohl   einzig  in  den  Alpen   steht  er  dadurch  da,  dass 
von  ihm  aus  nirgends  auch  nur  ein  Flecken  von  Pflanzen- 
grün  erblickt  werden  kann.  Die  ziemlich  schwierige  Be- 
steigung erfordert  von  der  Konkordiahütte  aus  4Vt  Stun- 
den. 

QRONHORN  (KLEIN)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Oestlich 
Raron  und  Goms).  3927  m.  Gipfel,  nw.  Vorberg  des  Gros- 
sen Grünhorns,  in  der  Gruppe  der  Walliser  Grünhörner. 


unbenannten  und  nicht  kotierten)   Fiescher  Gabelhom 
(3870  m ;  Ö.  vom  Kamm).  Verbindet  den   Grünhornglet- 


Gr&Qhoroh&tte  mit  der  Kette  des  Selbaanft. 

Wird  von  der  Berglihütte  aus  in  5  Vi  oder  von  der  Kon- 
kordiahütte aus  in  o  Stunden  bestiegen. 

GROnHORNHOTTE  (Kt.  Glarus,  Gem.  Linthal). 
Wl  m.  Schutzhütte  des  S.  A.  C,  am  linken  Ufer  des  Bi- 
fertenfirnes,  am  O.-Fuss  des  Tödi  und  am  O.-Ende  des 
Grünhomgrates,  1  Stunde  s.  der  Fridolinshütte,  5  Stunden 
8*  über  dem  Hotel  Tödi  im  Thierfehd  und  6  Stunden  s. 
über  Linthal.  Ausgansspunkt  für  die  Besteigung  des  Tödi, 
den  man  über  den  Biiertenfim  in  4Vt-5  Stunden  erreicht. 
1863  von  der  Sektion  Tödi  des  S.  A.  C.  als  erste  schwei- 
zerische Klubhütte  aus  Stein  erbaut.  Sie  war  finster,  bot 
wenig  Bequemlichkeit^  und  blos  für  5-6  Personen  Raum 
und  wurde  1896  durch  eine  12  Personen  Unterkunft  bie- 
tende Holzhütte  ersetzt.  Obwohl  die  Grünhomhütte  an 
innerer  Ausstattung  der  Fridolinshütte  nachsteht,  dient 
sie  doch  der  Mehrzahl  der  Tödibesteiger  zum  Nachtauar- 
tier,  weil  sie  dem  Gipfel  eine  Stunde  näher  lieRt  als  diese. 

QROnHORNLUCKE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Oestlich  Ra- 
^n  und  Goms).  3305  m.  Malerische  Scharte,  zwischen 
dem  Grünhömli  (3600  m)  und  dem  (auf  der  Siegfriedkarte 


OrbningeQ  (Kaot.  Zbrich)  von  WeRteo. 

scher  mit  dem  Walliser  Fiescherfim  und  trennt  die 
Gruppe  der  Walliser  Grünhörner  von  der  der  Walliser 
Fiescnerhörner.  Zum  erstenmal  1811  überschritten  und 
heute  oft  begangen.  Dient  hauptsächlich  als  Fusspunkt  für 
die  von  der  Konkordiahütte  aus  erfolgende  Besteigunp^  des 
Finsteraarhorns.  Eine  beliebte  Tour  ist  auch  der  leichte 
und  interessante  Uebergang  von  der  Konkordiahütte  aus 
über  Grünhomlücke  (l^/i  Stunden),  Rothomsattel  oder 
Gemsenlücke  (3  Vi  Stunden)  und  Oberaarjoch  (5  Stunden) 
zur  Grimsel  (9Vt  Stunden). 

QRONINQCN    (Kt.    Freiburg.    Bez.   Greierz,   Gem. 
ficharlens).  Burgruine.  S.  den  Art.  Everdes. 

QRONINQEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hin- 
wil).  494  m.  Gem.  und  Städt- 
chen auf  einer  Anhöhe,  an 
der  Kreuzung  der  Strassen 
Männedorf  -  Wetzikon  und 
Dümten-Effg,  5  km  sw.  der 
Station  Wetzikon  der  Li- 
nie Zürich-Uster-Rapperswil. 
Postbureau,  Telegraph,  Te- 
lephon; Postwagen  Hombrechtikon-Gos- 
sau  und  nach  Wetzikon.  Gemeinde, 
mit  Binzikon,  Holzhausen,  Bächelsrüti. 
Bühl,  Izikon  und  Adletshausen  :  302 
Häuser,  1207  reform.  Ew. ;  Städtchen  : 
42  Häuser,  204  Ew.  Kirchlich  bis  1610 
der  Gemeinde  Gossau  zugeteilt,  seither 
eijgene  Kirchgemeinde.  Obstbau  und 
Viehzucht.  Gerberei  mit  Dampfbetrieb, 
Ziegelhätte  mit  Maschinenbetrieb,  Säge. 
Sitz  der  Leihkasse  Grüningen -Crossau. 
4  Käsereien.  Käse-,  Wein-  und  Vieh- 
handel. 3  Schulgemeinden  (Binzikon, 
Grüningen,  Izikon),  Sekundärschule. 
Wasserversorgung  mit  Hydrantennetz. 
Reizend  telegen  und  mit  freier  Aus- 
sicht nach  allen  Seiten  ;  besonders 
schön  ist  das  Alpenpanorama  vom  Sän- 
tis  bis  zum  Pilatus.  Als  alte  alemanni- 
sche Siedelungen  werden  837  Izinheimo  (Izikon)  und 
854  Pinuzzinhovun  (Binzikon)  genannt.  Der  Name  Grün- 
ingen erscheint  urkundlich  zum  erstenmal  1038.  Der 
Ort  war  im  13.  Jahrhundert  als  Lehen  des  Klosters  St. 
Gallen  im  Besitz  der  Freiherren  von  Regensberg,  die 
wphl  sowohl  das  feste  Schloss  als  auch  das  Städt- 
chen selbst  erbaut  haben.  Durch  die  Fehde  mit  den 
Habsburgern  schwer  geschädigt,  verkaufte  Freiherr  Lü- 
told  von  Regensberg  die  schöne  Besitzung  an  Abt  Berch- 
told  von  St.  Gallen,  dessen  Nachfolger,  Abt  Ulrich,  sie  je- 
doch an  König  Rudolf  von  Habsburff  abtreten  musste.  Im 
14.  Jahrhundert  wurde  die  Herrscnaft  von  den  Herzogen 
von  Oesterreich  zuerst  an  die  Landenberg-Greifensee, 
dann  an  die  Brüder  Wilhelm  und  Heinrich  Gessler  ver- 
pfändet, welch'  letztere  die  Pfandschaft  1406  um  8000 
Gulden  an  die  Stadt  Zürich  übertrugen.  Da  das  Pfand  nie 
eingelöst  wurde,  blieb  Grünin^en  m  Zürichs  Besitz  und 
wurde  Hauptort  der  Landvogtei  Grüningen,  die  noch  die 
Gemeinden  Bäretswil,  Bubikon,  Dümten,  Egg,  Fischen- 
thal, Gossau,  Hinwil,  Hombrechtikon,  Mönchaltorf,  Rüti, 


468 


GRO 


CRC 


Wald  und  Wetzikon  umfasste.  Im  alten  Zürichkrieg  wurde 
Grüningen  am  10.  November  1440  von  den  Schwyzem 
und  Glamem  belagert  und  senommen,  kam  dann  durch 
den  ßemer  Spruchbrief  von  1441  wieder  an  Zürich,  wurde 
im  Juni  1443  zum  zweitenmal  von  den  Eidgenossen  er- 
obert und  erst  1451  an  Zürich  zurückgegeben.  Das  Schloss 
Grüning:en,  6ine  der  schönsten  und  stärksten  Burgen  weit 
und  breit,  war  bis  1796  Sitz  des  Landvogtes,  von  1706  bis 
17d8  zugleich  Zeughaus  für  das  Zürcher  Oberland  und 
wurde  dann  verpachtet.  1783  baute  man  aus  dem  nördli- 
chen Teil  des  Schlosses  die  jetzige  Kirche,  und  1835  ward 
auch  der  westliche  Flügel  abgebrochen.  Die  Aussenseiten 
des  mächtigen  quadratischen  Schlossturmes  messen  je  12 
m,  die  Innenseiten  je  4  m,  so  dass  die  Mauerdicke  zu  Un- 
terst 4  m  beträft ;  in  einer  Höhe  von  11  m  ist  sie  noch  8,5  m. 
Der  Turm  wird  ursprünglich  wohl  an  die  20  m  hoch  gewe- 
sen sein«  Grüninffen  war  1796-1803  Hauptort  des  helveti- 
schen Distriktes  Grüningen,  gehörte  in  der  Mediationszeit 
1808  bis  1814  zum  Bezirk  Uster  und  war  1814-31  Hauptort 
des  Oberamtes  Grüningen,  worauf  es  dem  Bezirk  Hinwil  zu- 
geteilt wurde.  Vergl.  Zeller- Werdmüller,  H.  Zürcherische 
Burgen.  I.  (Mitteilungen  der  Antiquar.  Gesellsch.  in 
Zürich.  58).  Zürich  18M.  —  Strickler,  G.  Das  Zürcher 
Oberland.  Zürich  1902. 

QRONNBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun).  Bach.  S. 
den  Art.  Grönbach. 

QRUfeRE  (MOULIN  DE  LA)  (Kt.  Bern,  Amtobez. 
Freibergen,  Gem.  Saignel^gier).   Bauernhof.  S.  den  Art. 

GßUYfiRE  (MOULIN  DE  LA). 

QROSCH   (Kt.  Graubünden,  Bez.    Unter  Landquart, 


Grfisch  von  Osten. 

Kreis  Schiers).  641  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  im  Prätigau, 
an  der  Strasse  Lande] uart-Schiers-Davos,  am  Taschines- 
bach^  nahe  dessen  Einmündung  in  die  Landquart.  Sta- 
tion der  Linie  Landquart-Davos  der  Rätischen  Bahn.  Post- 
bureau, Telegraph,  Telephon.  Gemeinde,  mit  Gavadura, 
Ueber  der  Landquart  und  Valzalum:  115  Häuser,  629  re- 
form. Ew.  deutscher  Zunge;  Dorf:  92  Häuser,  523  Ew. 
Wiesenbau  und  Viehzucht.  Einen  behäbigen  Anstrich 
geben  dem  Dorf  einige  alte  Herrenhäuser,  die  einst  der 
Familie  Gelsi  zu  eigen  waren  und  heute  zum  Teil  der 
Gemeinde  gehören.  Im  vergangenen  Jahrhundert  hatte 
Grüsch  oft  unter  den  Ver(ieerungen  der  Landquart  und 
des  Taschinesbaches  zu  leiden ;  heute  sind  beide  kanali- 
siert. Um  1370:  Grüsch  ;  vom  rätoromanischen  crusch  = 
Kreuz  herzuleiten.  Nahe  Grüsch  die  Burgruine  Solavers. 
QRÜSISBERQ  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Thun).  949  m. 
Bewaldeter  Gipfel,  s.  Vorberc  der  Gruppe  der  Blume. 
Fällt  mit  steilen  und  zum  Teil  felsigen  Hängen  zur  Stadt 
Thun  ab.  Auf  den  Gipfel  führen  schöne  Fusswe^e ;  vom 
Pavillon  Rabenfluh  aus  weite  Rundsicht  auf  Thun  und 
Umgebung.  Molasse  und  Nagelfluh.  Reste  eines  grossen 
Bergsturzes,  der  nach  der  Volksüberlieferung  den  einst 
den  Schlosshügel  von  Thun  umfliessenden  alten  Aarelauf 


aufgefüllt  haben  soll.  Das  dem  Fuss  des  Berges  Torge- 
lagerie  Schuttfeld  heisst  heute  noch  die  Lauenen. 

QRÜT,  QRÜTLI,  QRÜTT  etc.  Ortsnamen  der 
deutschen  Schweiz,  gleichbedeutend  mit  Heute,  Rüti, 
Rütli  etc.  und  mit  dem  französischen  Essert  (s.  dieaeo 
Art.);  bezeichnet  einen  dem  Wald  absewonnenen  and 
urbar  gemachten  Ort.  Nicht  zu  verwecnseln  mit  Grit  = 
Schuttrunse,  Bergsturzrinne,  einem  im  deutschsprechen- 
den Teil  des  .luragebirges  oft  vorkommenden  Ortsnamen. 
QRÜT  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Mittelland,  Gem. 
Gais).  Teil  des  Dorfes  Gais.  S.  diesen  Art. 

QRÜT  (Kt.  Aarffau,  Bez.  Zofingen,  Gem.  Rothrist}. 
410  m.  Gruppe  von  S  Häusern,  am  rechten  Ufer  der  Aare, 
an  der  Strasse  Langenthal-Aarbure  und  700  m  nö.  der 
Station  Rothrist  der  Linie  Olten-ßem.  69  reform.  Ew. 
Ackerbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft 

QRÜT  (Kt.  Luzem,  Amt  Sursee,  Gem.  Gunzwil).  685 
m.  Gruppe  von  4  Häusern,  5  km  nö.  der  Station  Snrsee 
der  Linie  Luzem-Olten  und  3,8  km  sw.  Gunzwil.  40 
kathol.  Ew.  Kirchfemeinde  Sursee.  Kapelle.  Viehzach't 
und  Milch wirtechaft. 

QRÜT  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gossau,  Gem.  Waldkirch). 
623  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  über  dem  linken  Ufer  der 
Sitter;  5,5  km  osö.  Waldkirch,  und  4,3  km  nw.  der  Sta- 
tion St.  Fiden  der  Linie  St.  Gallen-Rorschach.  28  kathol. 
Ew. 

QROT  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg,  Gem.  Senn- 
wald).  830  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  am  S.-Haoff  des 
Saxerberffs  und  6  km  sw.  der  Station  Salez  der  Linie 
Rorschach-Sargans.  15  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Sax. 
QROT  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem. 
Gossau).  541  m.  Kleines  Dorf,  an  der 
Strasse  Grüningen-Wetzikon,  2  km  dö. 
Gossau  und  1,5  km  sw.  der  Statioo 
Wetzikon  der  Linie  Zürich-Uster^Rap- 
perswil.  Postablage,  Telegraph,  Tele- 
phon. Postwagen  Wetzikon-Gossan  und 
Wetzikon-Grüningen.  Dorf,  ans  mehre^ 
ren  Siedelungsgruppen  bestehend  :  49 
Häuser,  212  reform.  Ew.  Seidenindas- 
trie.  Obstbau  und  Viehzucht.  Käserei. 
Grosse  Handels-  und  Ziergärtnerei. 

QRÜT  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem. 
Herrliberg).  450  m.  Weiler,  auf  den  od- 
tern  Terrassen  am  rechten  (O.-)Uferdes 
Zürichsees  und  1  km  nw.  der  Station 
Herrliberg  der  rechtsufrigen  Zürichsee- 
bahn (Zürich- Meilen -Rapperswil).  SD 
Häuser,  89  reform.  Ew.  Viehzucht. 

QRÜT  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem. 
Meilen  u.  Uetikon).  495  m.  Gruppe  von 
8  Häusern ;  2,5  km  ö.  der  Station  Meilen 
und  1,5  km  n.  der  Station  Uetikon  der 
rechtsufrigen    Zürichseebahn   (Zürich- 
Meilen -Rapperswil).  Postablage;  Post- 
wagen Meilen-Uster.  8  Häuser,  51  ref. 
Ew.  Kirchgemeinden  Meilen  u.  Uetikon. 
QRÜT  (HINTER  und  VORDER)  (Kt.  Aargau,  Bez. 
Muri,  Gem.  Beinwil).  700  m.  Zwei  Gruppen  von  zusam- 
men 5  Häusern,   im  Thälchen  des  Altbaches,  2  km  nw. 
Beinwil  und  3,5  km  sw.  der  Station  Benzenswil  der  Linie 
Aarau-Lenzburg-Rotkreuz.    13  kathol.   Ew.    Wiesenbaa, 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 

OROT  oder  QREUT  (HINTER  und  VORDER) 
fKt.  Zürich,  Bez.  Winterthur,  Gem.  Rickenbach  und 
Dinhard).  443  und  439  m.  Zwei  Gruppen  von  zusammen 
5  Häusern,  500  m  von  einander  entfernt,  2  bezw.  1,5  km 
nw.  Ricken bach  und  2,5  bezw.  3  km  nö.  der  Station  Din- 
hard der  Linie  Winterthur-Etzwilen-Singen.  ±i  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  Rickenbach  und  Dinhard. 

OROT  (NEU,  OBER  und  UNTER)  (Kt.  Luiati, 
Amt  Hochdorf,  Gem.  Hohenrain).  612^76  m.  Fünf  Bauern- 
höfe, 4  km  nö.  der  Station  Uochdorf  der  Seethalbahn  und 
1,7  km  so.  Hohenrain.  24  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obst- 
bau, Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 

QRÜT  (NEU  und  VORDER)  (Kt.  Zug,  Gem.  Baar). 
762-685  m.  Zerstreut  gelesene  Bauernhöfe,  am  N.-Hau 
des  Zugerberges  in  einem  fruchtbaren  und  an  Wiesen  nna 
Obstbäumen  reichen  Thälchen,  2  km  ö.  Zug.  Zusammen 
31  Häuser,  215  kathol.  Ew.  Landwirtschaft.  Etwas  Seiden- 


grc 


6RU 


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Weberei.  Seit  einiger  Zeit  SommerMsche.  Die  aus  der 
Kapelle,  dem  Schulhaus,  einem  Wirtshaus  und  einigen 
wenigen  Häusern  bestehende  ffrösste  Siedelungsgruppe 
heisst  Allenwinden  ;  hier  Postabla^e.  Vom  nahe  gelegenen 
Grüter([rat  (706  m)  schöne .  Aussicht.  Alte  Strasse  Zug- 
Allenwinden,  wahrscheinlich  schon  seit  der  Zeit  der 
Schlacht  am  Morgarten  benutzt. 

OROT  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Luzern,  Amt  Sur- 
see, Gem.  Grosswangen).  653  und  620  m.  Drei  Bauern- 
höfe, w.  Leidenberg  und  3,5  km  n.  Grosswangen.  30  kathol. 
Kw.  Ijandwirtschafx. 

QROTI.1  (Kt.  Uri,  Gem.  Seelisberg).  Wiese.  S.  den 
Art.  RCtu. 

QROTTBACH  (Kt.  Bern  und  Solothurn).  507-430  m. 
Bach ;  entspringt  beim  Dorf  Kirch berg,  durchfliesst  Utzen- 
storf,  Ober  und  Nieder  Gerlafingen,  berührt  Biberist  und 
Derendinffen  und  mündet  nach  16  km  langem,  dem  der 
Emme  nahezu  parallelen  Lauf  in  der  Richtung  S.-N.  bei 
Laterbach  in  die  Aare.  Liefert  nach  seinem  Eintritt  in  den 
Kanton  Solothurn  in  Ober  Gerlafingen  2  Sägen,  in  Unter 
Gerlafingen  einer  Säge,  in  Derendingen  einer  Mühle  und 
Backsteinfabrik,  in  Luterbach  einer  Mühle  und  nahe  sei- 
ner Mündung  einer  Zementfabrik  die  Triebkraft.  Der  Name 
Grüttbach  ist  wenig  bekannt  und  wird  von  der  Siegfried- 
karte nur  dem  Laufstück  Nieder  Gerlafingen-Derendingen 
beigelegt. 

QRÜTZEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See,  Gem.  Rappers- 
wil).  412  m.  6  Hauser,  an  der  Strasse  Busskirch-Rappers- 
wil  und  800  m  nö.  der  Station  Rappers wil  der  Linien  Zü- 
rich-Rapperswil.  43  kathol.  und  reform.  Ew. 
?QR0ZEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur,  Gem.  Ober 
Winterthur).  455  m.  Dorf,  1  km  s.  Ober  Winterthur.  Sta- 
tion der  TÖssthalbahn  (Winterthur- Wald).  Postbureau, 
Telephon.  23  Häuser,  226  reform.  Ew.  Industriereiches 
Dorf^mit  Nägel-,  Kunstdünger-,  Gelatine-,  Seifen-,  Feilen- 
fabrik und  Fabrik  für  chemische  Produkte.  Dampfsäge. 
Lagerhäuser.  Der  Name  Grüzen  bezeichnet  einen  trocke- 
nen sandigen  Boden,  der  das  Wasser  rasch  durchlässt 
{Schweiz,  Idiotikon^  Bd  II,  S.  840). 

QRUQNAY  (Kt.  Wallis,  Bez.  Gonthev,  Gem.  Ghämo- 
8on).  731  m.  Dorf,  im  weiten  Thalkessel  zwischen  dem 
Felsgrat  von  Ardevaz  und  der  hohen  Felswand  des  Haut 
de  Gry,  nahe  der  Vereinigung  der  verschiedenen  Wild- 
bäche des  Thaies  zur  Losenze ;  1  km  nw.  Chamoson  und 
je  5  km  w.  bezw.  n.  der  Stationen  Ardon  und  Riddes  der 
Simplonbahn.  38  Häuser,  209  kathol.  Ew.  Viehzucht. 

QRUMARONE  (KtTessin,  Bez.  Blenio,  Gem.  Aquila). 
748  m.  Dorf,  am  linken  Ufer  des  Brenno,  200  m  sw.  Aquila 
und  19  km  n.  der  Station  Biasca  der  Gotthardbahn.  62 
Häuser,  248  kathol.  Ew.  Acker-  u.  Wiesenbau,  Viehzucht. 
QRUMBERQE  (Kt.  Uri).  Bewaldeter  Berghang.  S. 
den  Art.  Gruonberge. 

QRUMO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Blenio).  651  m.  Gem.  und 
Weiler,  am  linken  Ufer  des  Brenno,  16  km  n.  der  Station 
Biasca  der  Gotthardbahn.  11  Häuser,  46  kathol.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Torre.  Ackerbau  und  Viehzucht.  An  Einwoh- 
nerzahl kleinste  Gemeinde  des  Kantons. 

QRUMO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leventina,  Gem.  Chiro- 
nico).  810  m.  Kleines  Dorf,  auf  einer  schönen  Terrasse  am 
Eingang  ins  Val  Chironico,  400  m  s.  Ghironico  und  3,4  km 
8.  der  Station  Lavorgo  der  Gotthardbahn.  25  Häuser,  88 
kathol.  Ew.  Viehzucht,  Herstellung  von  Butter  und  Käse. 
GRUMO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lugano,  Gem.  Gravesano). 
337  m.  Weiler,  500  m  so.  Gravesano  und  2  km  ssw.  der 
Station  Taverne  der  Linie  Bellinzona-Lugano-Chiasso 
der  Gotthardbahn.  Postwagen  Lugano-Gravesano.  12  Häu- 
ser, 44  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  San  Pietro.  Ackerbau. 
Periodische  Auswanderung  in  die  übrigen  Kantone  der 
Schweiz.  Grumo  steht  am  Fuss  einer  Massaro  genannten 
isolierten  Anhöhe,  auf  der  sich  die  Ruinen  einer  alten 
Burg  und  Kirche  erheben,  die  von  den  Visconti  oder 
Sforza  aus  Mailand  erbaut  worden  sein  sollen. 

QRUN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Siders).  Gem.  und  Dorf.  S. 
den  Art.  Gröne. 

QRUND.  Häuflffer  Ortsname  der  deutschen  Schweiz ; 
bezeichnet  einen  Tnalboden,  eine  kleine  von  Bergen  um- 
schlossene Ebene  oder  überhaupt  eine  Bodensenke. 

QRUND  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorderland,  Gem. 
Wald).  1072  m.  Gruppe  von  9  Häusern  ;  1,5  km  nö.  Wald 
und  3,5  km  sw.  der  Station  Heiden  der  Bergbahn  Ror- 


schach-Heiden.  49  reform.  Ew.  Wiesenbau.  Weberei  und 
Stickerei. 

QRUND  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Laupen,  Gem.  Neuen- 
egg).  570  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  nahe  dem  rechten 
Ufer  der  Sense,  1  km  onö.  Neuenegg  und  4  km  n.  der 
Station  Flamatt  der  Linie  Bem-Freiburg.  67  reform.  Ew. 
Wiesenbau. 

QRUNP,  früher  Hasle  Im  Grund  geheissen  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Ober  Hasle,  Gem.  Innertkirchen).  629  m.  Ge- 
meindeabteilung und  Dorf,  am  linken  Ufer  der  Aare  zwi- 
schen dem  Querrieffel  des  Kirchet  und  dem  Urbachwasser, 
500  m  sw.  der  Kirche  Innertkirchen  und  5,5  km  so.  der 
Station  Meiringen  der  Brünigbahn  (Luzem-Brienz).  Um- 
fasst  ausser  dem  Dorf  die  Weiler  Winkel,  Stapfen,  Grund- 
dorf, Flühli  und  Unterurbach.  Zusammen :  8d  Häuser,  458 
reform.  Ew. ;  Dorf:  55  Häuser,  292  Ew.  Viehzucht. 

QRUND  (Kt.  Bern.  Amtsbez.  und  Gem.  Saanen).  1100 
m.  Zahlreiche  Bauernhöfe  und  Hütten,  am  rechten  Ufer 
der  Saane  und  längs  der  Strasse  Saanen-Gsteig  zerstreut 
ffelegen  :  6  km  s.  der  Station  Saanen  der  Simmenthal- 
oahn.  68  Häuser,  352  reform.  Ew.  Schulhaus.  Käserei. 
Früher  den  Ueberschwemmungen  der  Saane  ausgesetzt, 
die  besonders  1778  grosse  Verheerungen  angerichtet  hat. 

QRUND  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Signau,  Gem.  Trüb).  807 
m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am  rechten  Ufer  des  Trubba- 
ches,  400  m  so.  Trüb  und  4  km  nö.  der  Station  Trubscha- 
chen  der  Linie  Bem-Luzem.  76  reform.  Ew.  Mühle,  Säge, 

IT  AQAM0« 

QRUND  (Kt.  Glarus,  Gem.  Engl).  800  m.  Oestl.  Ab- 
schnitt des  Dorfes  Engi,  zwischen  der  Speichenruns  und 
Altstafelruns.  15  Häuser,  73  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Matt.  Viehzucht. 

QRUND  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Alpnach,  476 m.  Weiler), 
am  linken  Ufer  der  Kleinen  Schlieren,  1  km  nw.  der 
Station  Alpnach  der  Brünigbahn  (Luzem-Brienz).  13  Häu- 
ser, 97  kathol.  Ew.  Viehzucht. 

QRUND  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gossau,  Gem.  Gaiser- 
wald).  649  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  an  der  Strasse  Abt- 
wil-St.  Joseph  und  ä  km  nö.  der  Station  Winkeln  der  Linie 
Zürich-Winterthur-St.  Gallen.  48  zur  Mehrzahl  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinde  St.  Joseph.  Viehzucht  und  Milch wirt- 
Schaft  Stickerei 

QRUND  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toggenburg,  Gem. 
Ober  Helfentswil).  858  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  400  m 
s.  Ober  Helfentswil  und  2,8  km  nö.  der  Station  Dietfurt 
der  Toggenburgerbahn.  26  reform,  und  kathol.  Ew.  Vieh- 
zucht. Stickerei  und  Weberei. 

QRUND  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toggenburg,  Gem. 
Mogeisberg  und  Bez.  Unter  Toggenburg,  Gem.  St.  Peter- 
zell).  870  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  S.-Han^  der  Züb- 
lisnase,  3  km  nö.  St.  Peterzeil,  11  km  s.  der  Station  Flawil 
der  Linie  Zürich-Winterthur-St.  Gallen  und  5,2  km  so. 
Mogeisberg.  27  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden 
Mogeisberg  und  St.  Peterzell.  Viehzucht. 

QRUND  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggenburg,  Gem. 
Ebnat).  645  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  w.  der  BAundung 
des  Steinthalbaches  m  die  Thur  und  900  m  so.  der  Station 
Ebnat-Kappel  der  Toggenburgerbahn.  31  reform.  Ew. 
Wiesenbau  und  Viehzucht.  Stickerei. 

QRUND  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  Schwyz).  510  m.  Bauern- 
häuser, im  sog.  Viertel,  an  der  Strasse  Schwyz-Muotathal 
und  1,5  km  s.  Schwyz.  Herrenhaus  mit  schöner  Kapelle^ 
Eigentum  der  Familie  Ab  Iberg.  Acker-  und  Obstbau. 

QRUND  (Kt.  Wallis,  Bez.  Bng,  Gem.  Glis).  1066  m. 
Maiensässe,  an  der  Saltine,  am  Fuss  des  Schallbergs  und 
an  der  Vereinigung  der  Wildbäche  des  Ganter-  und  Nes- 
selthales  mit  der  Saltine ;  4  km  ssö.  über  Brig.  Früher 
eine  wichtige  Stelle  an  der  alten  Simplonstrasae,  die  von 
da  an  über  Les  Tavernettes  durch  Wald  direkt  zu  den 
Hütten  von  Eggen  aufsteigt.  Hier  standen  einst  auch  die 
Hochöfen,  in  denen  die  im  Ganterthal  ausgebeuteten  Erze 
verhüttet  wurden. 

QRUND  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Wetzikon). 
550  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  nahe  dem  rechten  Ufer 
der  Aa  und  2  km  nw.  der  Station  Wetzikon  der  Linie 
Zürich-Uster-Rapperswil.  52  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

QRUND  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem.  Stäfa).  425m. 
Weiler,  500  m  nw.  der  Kirche  Stäfa  und  500  m  ö.  der 
Station  Stäfa  der  Linie  Zürich-Meilen-Rappers  wil.  18 
Häuser,  97  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 


470 


GRÜ 


GRU 


QRUND  (HINTER  und  VORDER)  (Kt.  Bern.  Amts^ 
bez.  Interlaken,  Gem.  Lauterbrunnen).  Unterabteilunffen 
der  Gemeinde  Lauterbrunnen.  Hintercrund  umfasat  aen 
obern  Thalabschnitt  bis  zum  Trümmeloach  mit  den  Wei- 
lern Matten,  Sandbach,  Stechelberg  und  Trachsellauenen. 
Vordergrund  zieht  sich  bis  zur  N.-Grenze  der  Gemeinde 
herunter  und  umfasst  das  Dorf  Lauterbrunnen  sowie  die 
Weiler  Ei,  Sandweid  und  Stock.  Zusammen  198  Häuser, 
1903  reform.  Ew.  Alp  Wirtschaft,  Viehzucht. '  Fremden- 
industrie. Vergl.  den  Art.  Lauterbrunnen. 

QRUND  (IM)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken,  Gem. 
Grindelwald).  946  m.  Grupi>e  von  9  Häusern,  am  rechten 
Ufer  der  Scnwarzen  Lütschine.  Station  der  Linie  Lauter- 
brunnen-Wengernalp-Grindclwald.  54  reform.  Ew.  Brücke 
über  die  Lutscnine.  Vergl.  den  Art.  Grindelwald. 

QRUND  (IM)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig,  Gem.  Glis).  666 
m.  So  heisst  die  Eoene  zwischen  dem  Fuss  des  Glisnoms 
und  der  Rhone,  w.  der  Saltine  und  ö.  der  Gamsa,  gegen- 
über der  Terrasse  von  Birgisch.  Elin  Bauernhof. 

QRUND  (IM)  oder  8AA8  IM  QRUND  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Visp).  lo62  m.  Gem.  und  schönes  Pfarraorf,  mitten 
im  Saasthal,  am  rechten  Ufer  der  Saaser  Visp  und  an  der 
Strasse  Visp-Almagell ;  15  km  ssö.  der  Station  Stalden 
der  Linie  Visp-Zermatt.  Von  grünen  Wiesen  umgeben. 
Schöne  Kirche.  Zwei  Gasthöfe.  Gemeinde,  mit  Tamatten 
und  Unter  dem  Berg:  100  Häuser,  429  kathol.  Ew.;  Dorf: 
25  Häuser,  108  Ew.  Früher  trug  die  Kirchgemeinde  den 
Namen  Saas  und  umfasste  neben  Im  Grund  noch  die  Orte 
Baien,  Almagell  und  Fee,  von  denen  die  zwei  letztgenann- 
ten seit  einigen  Jahren  zu  eigenen  Kirchgemeinden  er- 
hoben worden  sind. 

QRUNDERBERQ  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Alpnach). 
520-600  m.  16  am  S.-Hang  des  Pilatus  zerstreut  ge- 
legene Häuser,  2  km  nw.  der  Station  Alpnach  der  Brü- 
nigbahn  (Luzem-Brienz).  86  kathol.  Ew.  Viehzucht. 

QRUNDHALDE  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem.  Stäfa). 
460  m.  Dorf,  an  der  Strasse  Oetikon-Grünin^en  und  1 
km  nö.  der  Station  Stäfa  der  rechtsufrigen  Zünchseebahn 
^ürich-Meilen-Rapperswil).  41  Häuser,  202  reform.  Ew. 
Weinbau. 

QRUNDHOF  (Kt.  Luzem,  Amt  Hochdorf,  Gem.  £m- 
men).  492  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  linken  Ufer  der 
Reuss,  an  der  Strasse  Luzem-Eschenbach  und  900  m  nö. 
der  Haltestelle  Emmen  der  Seethalbahn.  35  kathol.  Ew. 
Landwirtschaft. 

QRUNDHOF  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur,  Gem. 
Ober  Winterthur).  490  m.  Weiler:  3,7  km  nnö.  Ober  Win- 
terthur, 2km  n.  der  Station  Wiesendangen  der  Linie 
Zurich-Winterthur-Romanshom  und  2,2  km  so.  der  Sta- 
tion Dinhard  der  Linie  Winterihur-Etzwilen-Singen.  16 
Häuser,  87  reform.  Ew.  Landvnrtschaft. 

QRUND8CHWENDE  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu 
Toggenburg,  Gem.  Hemberg).  900  ra.  Gruppe  von  7  Häu- 
sern, im  obern  Abschnitt  des  Thaies  des  Necker,  8  km  nö. 
der  Station  Ebnat-Kappel  der  Toggenburgerbahn  und  2,2 
km  so.  Hemberg.  36  reform.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei  und 
^Veberei 

QRUNERHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle). 
3510  m.  Gipfel,  zwischen  Scheuchzerhom  (3471  m)  und 
Oberaarhom  (3642  m)  in  der  den  Unter-,  Finster-  und 
Oberaar^letscher  trennenden  Kette.  Zum  erstenmal  1872 
vom  Pavillon  DoUfüs  aus  über  den  Gipfel  des  Scheuchzer- 
homs  in  5  Stunden  erstiegen;  kann  auch  von  der  Ober- 
aarhütte aus  in  3  Vi  Stunden  erreicht  werden.  Grossartige 
Aussicht  auf  das  Finsteraarhorn  und  seine  Trabanten. 
Benannt  nach  dem  Berner  Naturforscher  Gottlieb  Sigmund 
Grüner  (1717-1778),  dem  Verfasser  des  Werkes  Die  Eisge- 
birge des  Schweizerlandes  (Bern  1760.  3  Teile). 

QRUNZ  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Alpnach).  465  m.  Gruppe 
von  3  Häusern,  auf  den  Höhen  zwischen  Grosser  und 
Kleiner  Schlieren,  900  m  s.  der  Station  Alpnach  der 
Brünigbahn  (Luzern-Brienz).  19  kathol.  Ew.  Viehzucht. 
Auf  der  Siegfi*iedkarte  irrtümlich  Grunzen  genannt. 

QRUOB  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner).  Landschaft. 
S.  den  Art.  Foppii. 

QRUOBA  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Hinterrhein,  Kreis 
Schams,  Gem.  Ausser  Ferrera).  1522  m.  Altes  Bergwerk 
auf  silberschüssiges  Bleierz,  am  linken  Seitengehänge  des 
Avers  über  der  Mündung  des  Averser  Rhein  in  den  Hinter- 
rhein ;  2,5  km  nw.  Ausser  Ferrera. 


QRUOBEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  Baien).  Alp- 
weide.  S.  den  Art.  Gruben. 

QRUONBACH  (Kt.  Uri).  1800438 'm.  Wildbach  des 
Gruonthales,  nimmt  zahlreiche  von  den  Hängen  des  Diep- 

Sen  und  Rophaien  kommende  Nebenadem  auf  und  mün- 
et  nach  4  km  langem  Lauf  1,5  km  n.  Flüelen  von  rechts 
in  den  Umersee  j^Vierwaldstättersee).  Starkes  Gefalle 
(mehr  als  1300  m  Höhenunterschied).  Ist  ein  geCahriicher 
Wildbach,  der  häufige  Ueberschwemmungen  und  Boden- 
rulschungen  veranlasst,  so  dass  die  Gotthardbahn  ihn  in 
einem  Tunnel  zu  unterfahren  sich  genötigt  gesehen  hat 
Die  Axenstrasse  überschreitet  ihn  auf  einer  ausserordent- 
lich starken  eisernen  Brücke.  Den  dringendsten  Gefahren 
hat  man  bisher  durch  eine  Reihe  von  Korrektionsarbeiten 
(Kanalisation  und  Verbauung)  zu  wehren  gesucht.  Groon- 
bach  =  Grienbach,  wo  Grien  =  Kies,  Schutt.  (Vergl.  dar- 
über Schvoeii.  Idiotikon,  Bd  II,  S.  748). 

QRUONBERQE  oder  QRUMBERQE  (Kt.  Uri. 
Gem.  Flüelen  und  Altorf).  450-1500  m.  Bewaldeter  Berg- 
hang und  AJpweiden,  südliches  Seitengehänge  des  Graon- 
thales,  nö.  Flüelen. 

QRUONTHAL  (Kt.  Uri).  2200450  m.  Tief  einge- 
schnittenes Seitenthal  zum  Umersee  (Vierwaldstättersee), 
auf  den  es  2  km  nö.  Flüelen  von  rechts  her  ausmündet  ; 
steigt  vom  Dieppen  nach  W.  ab  und  wird  —  von  N.-S. 
gezahlt  —  umranmt  vom  Rophaienstock  (2082  m),  Stockü 
(2091  m),  Dieppen  (2226  m),  Schönerkulm  (2040  mi,  Uagel- 
stock  (2207  m\  der  Gruonmattegg  (1877  m)  und  dem  mit 
Sennhütten  ünersäten  Sporn  des  Eggberss  (1300-1700  m). 
Eine  geschlossene  Sieaelung  findet  sich  im  GmontbaJ 
nicht,  dagegen  liegen  da  und  dort  einige  Hüttengroppen 
zerstreut,  wie  Gruonberg,  Hüttenboden.  Rüti,  Alte  Rute- 
nen  etc.  Vom  Gruonbach  entwässert,  4  km  lang,  steil  ge- 
böscht  und  .die  zum  Teil  bewaldeten,  zum  Teil  felsigen 
Gehänge  von  Runsen  zerfressen. 

QRUONWALD  (Kt.  Uri).  450-1670  m.  Waldung,  an 
den  Hängen  der  kleinen  Berggruppe  zwischen  Schächen- 
thal,  Flüelen,  Gruonthal  und  Hundstock.  Der  Teil  des 
Waldes  direkt  über  Altorf  heisst  Bannwald  und  wird  mit 
Sorgfalt  gepflegt  und  erhalten,  weil  er  den  Ort  vor  Stein- 
und  Lawinenschlag  schützt.  Doch  sollten  hier  an  verschie- 
denen Stellen  Aufforstungen  vorgenommen  werden, 
da  in  der  Umgebung  von  Altorf  mehrere  Siedelun^en 
(Toffelsang,  Waldegff,  Kapuzinerkloster,  Winkel,  Holli) 
nocn  der  Lawinengefahr  ausgesetzt  sind. 

QRUTH  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Ariesheim,  Gem.  Mün- 
chenstein). 410  m.  Gruppe  von  2  Häusern,  am  rechts- 
seitigen Gehänge  des  Birsthaies,  1,4  km  ö.  der  Station 
Münchenstein  der  Linie  Basel-Delsberg.  29  reform.  Ew. 

QRUYfeRE,  deutsch Greierz.  Südlichster  undflächen- 
grösster  Bezirk  des  Kantons  Freiburg,  reicht  von  La 
Roche  bis  zur  Dent  de  Ja  man  und  vom  Molton  bis  zum 
Schafberg.  Grenzt  im  N.  an  die  Bezirke  Sense,  Saaneund 
Gläne ;  im  0.  an  den  Kanton  Bern ;  im  S.  an  die  Kantone 
Bern  und  Waadt;  im  W.  an  den  Kanton  Waadt  und  die 
Bezirke  Veveyse  und  Gläne.  Liegt  ganz  im  Gebiete  der 
Voralpen,  denen  hier  angehören:  südl.  des  Jaunbaches 
(Jogne)  die  Bergstöcke  der  Gastlosen,  Wandflah,  Deot 
ae  Kuth,  Hochmatt,  Dent  de  Brenlaire,  Dent  de  Folli^ran, 
Mortevs,  des  Vanil  Noir,  Mont  Cray,  Mont  Culand,  der 
Dent  ae  Broc,  Dent  de  Bouraoz  und  des  Gros  Merlas; 
nördl.  des  Jaunbaches  die  Stöcke  der  Kaisere|^,  des 
Schafbergs,  der  Berra  mit  Cousinbert  und  Schweinsberg 
und  des  Gros  Brun ;  links  der  Saane  erheben  sich  der 
Mol^son,  die  Dent  de  Lys,  Cape  au  Moine  und  Dent  de 
Hautaudon. 

Der  Bezirk  umfasst  in  der  Hauptsache  das  bald  ziemlich 
weite,  bald  stark  verengte  Thal  der  Saane,  das  ihn  von 
S.-N.  durchzieht  und  auf  das  die  Seitenthäler  des  Hon- 
firrin,  Jaunbaches  (Jogne),  der  Tr^me,  Sionge  und  Sei^ 
Dache  ausmünden ;  auf  das  Thal  des  Jaunbaches  öffnen 
sich  als  Furchen  dritter  Ordnung  die  Thäler  des  Mot^lon, 
Rio  du  Mont  und  Javroz.  Das  Geoiet  wird  durch  die  Saane 
zur  Aare  entwässert;  Zuflüsse  zur  Saane  sind  hiervon 
links  der  Hongrin,  die  Marivue,  Trdme  und  Sionge,  von 
rechts  der  Jaunbach  und  die  Serbache.  Die  Grayere  ist 
eine  liebliche  und  malerische  Landschaft,  die  von  Frem- 
den gerne  zum  Sommeraufenthalt  gewählt  wird.  In  den 
Wiesengründen  der  Thäler  stehen  eine  Reihe  von  schönen 
Dorfschaften,  und  auf  den  Berghängen  finden  sich  weite 


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471 


WalduDfcen  und  fette  AlpweideD.  Keiner  der  Berggipfel  er- 
reicht hier  die  Schneegrenze.  Ein  anmutiges  Bild  gewährt 
jeweiien  Ende  Mai  der  Alpaufzug  mit  seinem  harmoni- 
schen Schellengeläute,  dem  Brüllen  des  Viehes  und  den 
Zarnfen  der  Sennen.  In  geschützten  Lagen  der  tieferen 
Landesgegenden  gedeihen  der  Apfel-,  Bim-,  Pflaumen-, 


dauernde  Pferde,  Ziefien  und  —  in  allerdings  abnehmen- 
der Anzahl  —  auch  Schafe.  Die  Wälder  sind  noch  reich 
an  jagdbarem  Wild,  und  oben  auf  den  Höhen  tummeln 
sich  Gemse,  Reh,  Murmeltier  und  Auerhahn.  Mit  Bezug 
auf  die  reiche  und  interessante  Flora  vergl.  den  Art.  Frei- 
burg (Kanton):  l'lora. 


I  : 200000 

4  6 


^'  ^Wn^r  gc.  Besirk  Greiers. 

Kirsch-  und  hie  und  da  noch  der  Nussbaum.  Femer  kann 
man  in  der  Basse  Gruy^re  auch  noch  einige  Getreideäcker 
sehen;  sonst  herrschen  überall  Wiesen  mit  dicht  ste- 
hendem, saftigem  Gras  vor.  Die  Kartoffel  wird  überall 
an^baut.  Die  Waldungen  sind  gemischt  und  bestehen 
meist  ans  Weiss-  und  Rottannen,  Buchen,  Lärchen,  Eichen 
und  Birken.  Die  Gruyöre  ist  die  Heimat  einer  besondera 
Rinderrasse,  die  ihrer  Schönheit  und  Ergibigkeit  wegen 
8^  geschätzt  wird.  Daneben  finden  sich  starke  und  aus- 


Die  49177  ha  umfassende  Gesamtfläche  des  Bezirkes 
Greierz  verteilt  sich  wie  folgt :          ha  % 

Gärten  50  =     0,10 

Wiesen  und  Aecker         11929  =  24.26 

Wald  8164=  16,60 

Alpweiden  22507  =  45,77 

Unproduktiver  Boden        6527  =  13,27 

49177  =  100,00 


472 


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6RU 


Das  Klima  ist  gesund  und  wird  namentlich  Brustkran- 
ken empfohlen.  Die  Höhenlage  wechselt;  so  liegen  z.  B. 


Städtchen  Greien  mit  der  Dent  de  Broo. 

Pont  la  Ville  in  681  m.  Jaun  oder  Bellegarde  in  1017  m, 
die  Sennhütte  der  Hochmatt  in  1805  m  und  der  Gipfel  des 
Vanil  Noir,  der  höchste  Punkt  des  Bezirkes,  in  ^306  m. 
Die  durchschnittliche  Höhe  der  ständig  bewohnten  Siede- 
lungen betrifft  850  m  (=  der  Höhe  von  Bueyres-Treyfayes). 
Die  Gruy^re  nietet  eine  Fülle  von  bemerkenswerten  Aus- 
sichtspunkten ;  ihr  erster  ist  ohne  Zweifel  der  Gipfel  des 
Mol^son  (2005  m;  der  Rigi  der  Westschweiz),  dessen 
Rundsicht  den  ganzen  Jura,  das  Mittelland  mit  seinen 
Städten  und  Seen  und  die  Alpen  umfasst. 

Die  Gesamtbevölkerung  des  Bezirkes  beträgt  23206  Ew. 
in  5014  Haushaltungen  und  3682  Häusern;  22559  Katho- 
liken, 616  Reformierte,  25  Juden  und  6  verschiedenen 
Glaubens;  20938  sprechen  französisch,  1468  deutsch,  790 
italienisch  und  10  eine  andere  Sprache.  Auf  1000  Ew.  ent- 
fallen 972  Katholiken,  27  Reformierte  und  1  Jude,  ebenso 
902  Franzosen,  64  Deutsche  und  34  Italiener.  Die  Bevölke- 
rungsdichtigkeit beträgt  pro  1  km*  der  gesamten  Fläche 
47  Ew.,  pro  1  km*  der  produktiven  Fläche  67  Ew.  Der  Be- 


Lageplan  des  Städtchens  Greien. 

zirk  umfasst  41  Gemeinden :  Albeuve,  Avry  devant  Pont, 
Bellegarde  (Jaun),  Botterens,  Broc,  Bulle,  Gemiat,  Char- 
mey,  Chätel  sur  Montsalvens,  Corbieres,  Cr^suz,  £char- 


lens,  Enney,  Estavannens.  Grandvillard,  Gruyöres  (Grei- 
erz),  Gumefens,  Hauteville,  Lessoc,  Marsens,  Maules, 
Montbovon,  Morlon,  Neirivue,  Le  Päquier, 
Pont  en  Ogoz,  Pont  la  Ville,  Riaz,  La  Ro- 
che, Romanens,  Rueyres-Treyfiaiyes,  Siles, 
Sorens,  La  Tour  de  Tröme,  Vaulruz,  Vil- 
larbeney,  Villarvolard,  Villars  d'Avry,  Vil- 
lars sous  Mont,  Vuadens  und  Vuippens. 
Bezirkshauptort  ist  Bulle.  Die  Gemeinden 
des  Bezirkes  bilden  den  3.  freiburgiachen 
Gerichtsbezirk  (mit  Sitz  in  Balle)  und 
verteilen  sich  auf  folgende  7  Friedensge- 
richtskreise  :  1.  Gruyeres,  2.  Charmej, 
3.  Bulle,  4.  Vuippens,  5.  La  Roche,  6.  Vaol- 
ruz  und  7.  Albeuve.  Sie  bilden  den  5.  kan- 
tonalen Schulbezirk  mit  38  Schulkreisen 
und  90  Schulen  und  verteilen  sich  auf  fol- 
gende 8  Militärkreise  :  Marsens,  Säles,  Cor- 
bieres, Charmey,  Bellegarde  (Jaun),  Bulle, 
Gruv^res  und  Albeuve.  Der  Biezirk  amfiasst 
30  Kirchgemeinden,  die  den  Dekanaten  La 
Part  Dieu,  Gruyeres,  La  Valsainte  und  Saint 
Maire  zugeteilt  sind  und  dem  Bistum  Lau- 
sanne und  Genf  unterstehen.  Sekundär- 
schule und  Töchterpensionnat  mit  Haus- 
haltungsschule in  Bulle;  Bezirksschule  und 
Taubstummenanstalt  in  Gruyeres;  Bezirks- 
spital in  Riaz ;  Gemeindekrankenhäuser  in 
Bulle,  Gumefens,  Avry  devant  Pont,  La  Ro- 
che und  Gruyeres;  Waisenhaus  in  Silei 
und  kantonale  Irrenheilanstalt  in  Marsens. 
Im  Bezirk  besteht  ausserdem  noch  die  Stif- 
tung Rieter  mit  250000  Franken  Kapital,  dessen  Zinsen 
zur  Bestreitung  des  Lehrgeldes  für  eine  Anzahl  von  jungen 
Leuten  verwendet  werden. 
Die  Viehstatistik  ergibt  folgende  Zahlen : 

1^6         1896         1901 
Hornvieh  16741       17287        17384 

Pferde  1156         1130         1341 

Schweine  3108         5105         4944 

Ziegen  5123         6283         4599 

Schafe  4028         3560         2551 

Bienenstöcke  1659         2434         2378 

Diese  Zahlen  zeigen,  dass  der  Bezirk  Greierz  sich  die 
Viehzucht  ganz  besonders  angelegen  sein  lässt,  wozu  ja 
auch  eine  Reihe  von  günstigen  Faktoren  einladen,  wie 
die  natürliche  Beschaffenheit,  Lage  und  Exposition  des 
Bodens,  die  starke  Nachfrase  auf  den  Märkten  und  anch 
die  geeijBpieten  togomphiscnen  Verhältnisse. 

Der  Greierzer  Rmdviehschlag  wird  von  den  Kennern 
sehr^geschätzt,  und  die  Viehmärkte  in  Bulle,  besonders 
der  am  Dionysiusta|[e  im  Oktober  statt- 
findende, erfineuen  sich  eines  lebhaften 
Zuspruches  von  Seiten  der  fremden 
Händler.  Von  durchschnittlich  196500 
hl  per  Jahr  vor  25  Jahren  ist  die  Milcb- 

Jroduktion  heute  auf  240090  hl  per 
ahr  gestiegen  und  hat  sich  somit  in 
diesem  Zeitraum  um  43590  hl  vermehrt. 
Ein  beträchtliches  Quantum  dieser  Milch 
findet  Verwendung  in  der  Schokolade- 
fabrik von  Broc  und  in  der  Fabrik  für 
kondensierte  Milch  zu  £pagny. 

Aber  auch  die  industrielle  Tätiffkeitist 
eine  rege,  so  dass  die  Gmy^re  eine  der 

fewerbreichsten  Gegenden  des  Kantons 
ildet.  Der    Bezirk  besitzt  neben  den 
zwei  soeben  genannten  bedeutenden  Fa- 
brikbetrieben   noch    die    Elektrizitäts- 
werke von   Montbovon   und  Ghanney, 
die  einer  grossen  Anzahl  von  kleineren 
Betrieben  und  der  Bahn  Chätel-Balle- 
Montbovon  ihre  Triebkraft  liefern  und 
nicht  nur  die  Ortschaften  des  Bezirkes, 
sondern  noch   zahlreiche    andere  Ge- 
meinden in  und   ausser  dem  Kanton 
Freiburg  mit  Licht  versehen:  zu  nen- 
nen sind   ferner  die  grossen    Parketteriegeschäfte  von 
La  Tour  de  Tröme  und  Bulle,  die  Marmorbrüche  von 
Lessoc,  Enney  und  Neirivue ,  die  Sandsteinbrnche  von 


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Vaulniz  and  Ghampotey  (ficharlens),  sowie  zahlreiche 
andere  Bräche  auf  Bausteine;  daneben  hat  der  Bezirk 
Brennereien,  Bierbrauereien  und  Werkstatten  ver- 
schiedener Art.  Auch  die  Strohflechterei  wird  trotz 
der  starken  geschäftlichen  Krise  immer  noch  in 
Ehren  gehalten.  In  Bulle  erscheinen  drei  Zeitungen. 
Weithin  bekannt  sind  die  Heilbäder  Montbarry  und 
Les  Colombettes  mit  ihren  wirksamen  Quellen  und 
ihrem  landschaftlichen  Reiz.  Den  zahlreichen  Tou- 
risten und  Kuranten  stehen  überall  trefDiche  Gast- 
häuser and  Pensionen  zur  Verfugunff.  Fremdensta- 
tionen sind  besonders  Bulle,  Gruyeres,  Grandvil- 
lard, Albeuve,  Montbovon,  Broc,  Gharmey,  Jaun  (Bel- 
leffarde),  Avry  devant  Pont  und  Gorbi^res. 

Mit  Eisenbahnlinien  war  der  Bezirk  bis  in  die 
neueste  Zeit  nur  unvollkommen  versehen,  indem  er 
einziff  durch  die  Linie  Bulle-Romont  mit  der  sros- 
sen  Verkehrsader  Bem-Freiburg-Lausanne  una  da- 
mit auch  mit  den  übrigen  Teilen  des  Kantons  in  Ver- 
bindung stand.  Diesem  Mangel  wird  jetzt  abffehol- 
fen  durch  den  Bau  der  elektrischen  Bahn  Cnätel- 
Bulle-Montbovon,  die  die  eanze  Gruyere  von  S.  nach 
N.  durchzieht  und  die  Hoch  Gruv^re  und  Bulle 
durch  Vermittlung  der  Linien  Montreux -Mont- 
bovon und  Vevey-Ghätel  mit  dem  Genfersee  ver- 
bindet.   Femer    wird    den   Bezirk   in   Montbovon 


52  Häuser,  404  Ew.  Gemeinsame  Kirchgemeinde  mit  En- 
ney  und  Le  Päquier.  Hauptbeschäftigung  der  Bewohner 


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auch  die  Linie  Vevey-Thun  berühren.  Andere  ffe- 
plante  Linien  werden  dann  in  der  Folge  Bulle 
sowohl  längs  dem  rechten  wie  dem  linken  Ufer  der  Saane 


direkt  an  die  Stadt  Freiburg  anschliessen. 

Von  Bulle  aus  strahlen  nach  allen  Richtungen  hin 
schöne  und  gute  Strassen:  Bulle-Boltigen,  Bnlle-Chäteau 
d'(£z,  Bulle-Ghätel,  Bulle-Romont  und  Bulle-Freiburg 
(rechts  und  links  der  Saane).  Alle  diese  Strassen  sind  zu- 
gleich Pofitstrassen  und  dienen  einem  lebhaften  Transport 
von  Holz,  Steinen  und  anderen  Baumaterialien. 

Die  Geschichte  des  Bezirkes  Greierz  ist  identisch  mit 
derjenigen  des  einst  mächtigen  Hauses  Greierz.  Der  Be- 
zirk in  seiner  heutigen  Gestalt  setzt  sich  zusammen  ans 
dem  unterhalb  der  Tine  gelegenen  Abschnitt  der  ehe- 
maligen Grafschaft  Greierz,  aus  den  einst  dem  Bischof 
von  Lausanne  eigenen  Ländereien  von  Bulle,  La  Roche 
und  Albeuve,  aus  den  Herrschaften  £verdes-Vuippens, 
Vaulruz  und  Corbiöres  mit  Charmev  und  Jaun  (Belle- 
earde)  und  endlich  aus  einem  Teil  der  Herrschaft  Pont. 
Historische  Denkmäler  im  Bezirk  sind  die  Schlösser  und 
Burgen  Gruyöres,  Bulle,  Vaulruz  und  Corbiöres,  die  Burg- 
minen  Everdes,  Montsalvens,  Jaun,  La  Roche,  Pont  en 
Offoz  und  Le  Chaffard  (unterhalb  Plaisance),  sowie  das 
Kloster  in  der  Valsainte  und  das  ehemalige  Kloster  La 
Part  Dieu. 

QRUYfeRS  oder  QRUfeRE  (MOULIN  DE  LA) 
(Kt.  Bern,  Amtsbez.  Freibergen,  Gem.  Saignel^gier). 
997  m.  Grosser  Meierhof,  an  der  Strasse  Saigneiegier^ra- 
melan  und  5,2  km  so.  Saignel^er.  Sumpfige  Gegend  mit 
grossen  Sennbersen ;  der  Boden  bildet  hier  eine  Wanne, 
in  der  sich  die  Wasser  der  Umgegend  zum  £tang  de  la 
Theure  oder  de  la  Gruv6re  (7,86  ha  gross)  vereinigen.  Der 
von  einem  auf  sumpfigem  Untei^rund  (Oxfordmergel) 
stehenden  Fichtenwald  umrahmte  Weier  fliesst  durch  ei- 
nen etwa  90O  m  langen  Graben  nach  S.  ab:  dieser  Abfluss 
treibt  die  Säge  und  Mühle  La  Gruyöre  und  verschwindet 
dann  in  einer  Spalte  der  der  Mulde  von  La  Chauz  und 
Bellelay  angehörenden  Arffoviankalke.  Es  erscheint  wahr- 
peinlich,  dass  dieses  Wasser  zusammen  mit  dem  der 
Rouge  Eau  von  Bellelay  in  den  zahlreichen  Stromquellen 
der  Klüse  von  Le  Pichouz  wieder  zu  Tage  tritt. 
QRUYfeRES,  deutsch  Greierz  (Kt.  Freiburg,  Bez. 
Greierz).  801  und  827  m.  C^em.,  kleine  Stedt 
und  Schloss;  4,5  km  so.  der  Station  Bulle 
der  Linie  Romont-BoUe.  Stedt  und  Schloss 
stehen  ausserordentlich  malerisch  auf  einem 
steilen  Hügel  (unterer  Liaskalk)  zwischen  der 
Albeuve  und  Saane  und  sind  nngs  von  fetten 
Wiesen  umgeben.  Posteblage,  Telegraph, 
Telephon;   Postwagen  Bulle-Chäteau   d'OSx- 

Stetion   der   elektrischen   Bahn    Bulle -Mont- 

wvon.  Gremeinde,  mit  Pringy,  £pagny.  Le  Pont  Saus- 
«^e,  Le  Glos  Corboz,  Les  Vemes  und  Les  Prays  :  191 
Hauser,  1383  kathol.  Ew.  in  272  Haushaltungen;  Stedt: 


Saanen. 


Schloss  a.  Kirche  Greiers. 


sind  Viehzucht  und  Milchwirtechaft.  Früher  betrieb  die 
Stadt  eine  rege  Gewerbs-  und  Handelstätigkeit,  während 
heute  ihre  einst  stark  belebten  Gassen  vereinsamt  und 
stille  geworden  sind.  Jetzt  werden  in  der  Gemeinde  nur 
noch  mehrere  Sägen,  eine  Gerberei,  die  Fabrik  für  kon- 
densierte Milch  zu  Epagny  und  die  Gipsgrube  von  Pringy 
betrieben.  Fremdenstetion.  Als  ei^ne  Kirchgemeinde 
wurde  Gru^^res  1254  von  Bulle  losgelöst.  Die  im  selben 
Jahre  eeweihte  Pfarrkirche  St.  Theodul  erfreute  sich  in 
der  Folge  der  besonderen  Gunst  einer  grossen  Anzahl  von 


tfjftt/M^trse. 


Karte  der  ehemaligen  Grafschaft  Greiers. 


Gönnern,  wie  der  Grafen  und  Gräfinnen  von  Greierz.  ei- 
ner Reihe  von  Burgherren,  Landvögten  und  auch  Pnvat- 
leuten.  Neben  der  Pfarrkirche  gab  es  in  Greierz  mehrere 


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Kapellen,  die  zur  Mehrzahl  auch  heute  noch  vorhanden 
sind:  die  von  den   ersten  Grafen  erbaute  und  Johannes 


Hauptstrasfte  in  Greieri. 

dem  Täufer  geweihte  Burgkapelle  bildet  seit  1848  ein 
kleines  Museum ;  die  infolge  eines  wahrend  der  Epidemie 
von  1611  von  den  Bewohnern  der  Stadt  getanen  Gelübdes 
errichtete  und  den  Heiligen  Rochus,  Claudius  und  Sebas- 
tian gewidmete  Ghapelle  du  Berceau  ward  1615  geweiht; 
femer  bestehen  in  Pringy  eine  St.  Agathen kapelle  und  in 
£pagny  eine  St.  Annakanelle.  Auf  Boden  der  Gemeinde 
steht  auch  das  einstige  Kloster  La  Part  Oieu,  das  von 
Wilhelmette  von  Grandson,  Gräfin  von  Greierz,  1307  ge- 
stiftet und  1848  aufgehoben  worden  ist. 

Zur  Zeit  der  llerrschaft  ihrer  Grafen  umfasste  die 
Stadt  zwei  Teile,  die  Cit^  und  den  Bourg,  die  beide  mit 
Mauern  und  Türmen  umgeben  waren  und  durch  vier 
Tore  mit  der  Aussenwelt  in  Verbindung  standen.  Der 
Bourg  besteht  aus  einer  einzigen  breiten  Gasse  mit  heute 
noch  recht  mittelalterlichen  Häusern.  Die  Gitä  oder  der 
Sitz  der  regierenden  Herren  umfasste  das  Schloss  mit 
seinen  Nebenbauten,  das  den  Hügel  krönt  und  dank  sei- 
ner Lage,  seinen  Wällen  und  Gräben  und  seiner  Zug- 
brücke einem  feindlichen  Angriff  sehr  wohl  widerstehen 
konnte.  Es  ist  von  dicken  und  mit  zahlreichen  Türmen 
und  Türmchen  versehenen  Mauern  umgeben  und  um- 
schliesst  einen  ebenfalls  ummauerten  und  mit  Schiess- 
scharten und  gedeckten  Gallerien  bewehrten  grossen 
Innenhof.  In  einem  alten  Rundturm  mit  5,4  m  dicken 
Mauern  sieht  man  ein  Kamin,  auf  dessen  Feuerherd  ein 
ganzer  Ochse  in  einem  Stück  gehraten  werden  konnte. 
Das  Schloss  wurde  1848  vom  Maler  D.  Bovy,  einem  Schü- 
ler von  Ingres,  angekauft  und  restauriert ;  ihm  verdankt 
man  im  Besondern  auch  die  schönen  Wandgemälde  im 
Rittersaal,  die  die  wichtigsten  Episoden  aus  der  Geschichte 
der  Gebend  darstellen.  Bovy  starb  1862.  Heute  gehört 
das  Schloss  Herrn  Balland,  der  im  Grafenzimmer  und  im 
Waffensaal  eine  schöne  antiquarische  Sammlung  aufffe- 
stellt  hat.  Das  Schloss  bietet 'eine  schöne  Aussicht  auf  das 
untere  Greierzerland  und  die  es  umrahmenden  Voralpen, 
lieber  die  £ntstehun|^  von  Gruy^res  sind  im  Laufe  der 
Zeit  viele  Fabeln  erzahlt  und  über  die  Etymologie  dieses 
Namens  zahlreiche  Hypothesen  aufgestellt  worden.  Nach 
der  einen  Ueberlieferun^  soll  der  Stammvater  des  Ge- 
schlechtes derer  von  Greier/.  der  Vandalenhäuptling  Grue- 
rius  gewesen  sein,  der  zur  Zeit  der  Alemanneneinfälle  bis 
in  diese  Berggegenden  vorgedrungen  wäre ;  eine  andere 
Version  macht  aus  diesem  Gruerius  einen  Führer  der 
ums  Jahr  302  unserer  Zeitrechnung  dem  Blutbad  von 
Agaunum  (im  Wallis)  entronnenen  thebäischen  Legion, 
und  wieder  Andere  wollen,  dass  das  Land  (Ex  ums  Jahr 
414  vom  Vandalenkönig  Gondioch  seinem  Kampfgenossen 
Gruerius  verliehen  worden  sei.  Andere  Forscher  verwer- 
fen diesen  sagenhaften  Stammvater  Gruerius  und  leiten 
den  Namen  vom  althochdeutschen  gruo  =  grün  her,  wegen 


der   das  Thal   vorteilhaft  auszeichnenden  grünen  Farbe 
seiner  Wiesen  und  Wälder^  oder  auch  von   gruier  oder 
gruyer^  lateinisch  grueria^   welches  Wort 
die  im  Mittelalter   wohl    bekannte  Würde 
eines  Vogtes  über  Wasser  und   Wald  und 
Gerichtsherren   über    Wald-,    Fiach-    und 
Jagdfrevel  bezeichnete.  Es  soll  nun  ein  mit 
dem  Amte  eines  solchen  Gruver  oder  Wald- 
vogtes über  das  Land  Ogoz  bekleideter  Edler 
des  transjurassischen  Königreiches  Barguod 
- 1^^    zur  Zeit,  da  Titel  und  Würden  anfin^n  in 
^hHi    den  betreffenden  Geschlechtem    erblich  xo 
^^^Hl    werden,  sich  zum  selbständigen  Herrn  |e- 
H^Pl     macht  und  sein  Amt  auch  seinen  Nachiol- 
gem  hinterlassen   haben.  Im  Uebrigen  er- 
scheint der  Titel  eines  Grafen  von  Greierz 
zum  erstenmal  1157  in  einer  von  Rudolf  von 
Greierz  zu  Gunsten  der  Abtei  Hautcrdt  aus- 

?estellten    Schenk unffsurkunde.   In  andern 
Trkunden  erscheint  diese  selbe  Persönlich- 
keit   unter   dem    Namen    des   Grafen  von 
Ogoz,  wie  auch  seine  (jemahlin  Agnes  von 
Gläne  in  den  Urkunden  bald  als  Gräfin  von 
Ogoz  und  bald  als  Gräfin  von  Greierz  figu- 
riert. Es  ist  nicht  möglich,  hier  alle  Pha- 
sen der  Geschichte  unseres  tapfem  kleinen 
Völkchens  und  seiner  ritterlichen   Herren 
mit  ihren  vielen  und  ruhmvollen  Waffenti- 
ten  zu  verfolgen.  In  kritischer  Zeit  standen 
die    Grafen    von   Greierz   stete   auf  ihrem   Posten,  be- 
reit,  ihr  Recht  und  ihr   Gebiet   mit   Waffengewalt  za 
verteidigen    oder    ^geschworene  Treue   zu    halten.    Wir 
kennen     keine    würdigeren    Glieder    der     Ritterschaft 
und    keine    ihrem    Obevherren   treuere    Vasallen    Von 
der  nämlichen  kriegerischen  Gesinnung  wie   ihre  Gra- 
fen war  auch  in  guten  wie  bösen  Tagen  das  Greierzervolk 
beseelt.   Nie  wich  der  «Kranich»  (grue;  das  Wappen- 
tier der  Grafen)  zurück,  und  stets  blieb  er  seinem  Wahl- 
spruch Traruvolat  nubila  virifAS  getreu.  Als  zur  Zelt  der 
Kreuzzüge  Europa  sich  zum  Kampfe  ge^en  Asien  rüstete, 
stimmten  auch  Graf  und  Volk  von  Greierz  begeistert  in 
das  allgemeine  Feldgeschrei  «Gott  will  es!»  mit  ein  nnd 
stiegen  aus  ihren  Bergen  herab  mit  dem  stets  wieder- 
holten Ruf :  «Pars,  Gruy^re !  en  avant  la  Grue !  reviendra 
qui  pourra!»    Auf  Gruy^re !  Vorwärte  die  Grue!   Kehre 
wieder,  wer  kann !  Bei  Laupen  kämpften  die  Grafen  von 
Greierz  mit  Freiburg  gegen  Bern,  una  bei  Murten  standen 
sie  mit  im  ersten  Treffen  der  Eidgenossen.  Als  1349  Otto 
von  £verdes,  der  Graf  von  Greierz  und  der  Herr  von  Cor- 
bieres  mit  den  Freiburgern  und  Bemern  in  Fehde  stan- 
den, wurden  diese,  die  bis  jenseite  La  Tour  vorgerückt 
waren,  vollkommen  ^schlagen.  Welche  Zahl  von  Legen- 
den und  grossen  Ermnerunffen  knüpfen    sich   an  meae 
alten  Wälle,  von  wie  viel  fröhlichen  Festen  und  Turnie- 
ren, aber  auch  von  welchen  traurigen  Zeiten  und  welchem 
Unglück  könnten  sie  erzählen !  Una  wie  lange  noch  hallten 
in  diesen  Gemächern  Waffenlärm  und  Festestrubel,  ab 
andere  feste  Burgen  längst  schon  zur  Ruine  geworden ! 
Nachdem  die  Landschaft  Greierz  unter  den  Grafen  Franz 
und  Ludwig  zum   Höhepunkt  ihrer  Macht  aufgestiegen, 
begann  unter  der  Regierung  des  Grafen  Michel  der  znm 
völligen    Untersang   führende   Zerfall.   Ursachen  davon 
waren  tolle  Liebesabenteuer,  höfischer  Dienst  in  Frank- 
reich und  das  Leben  in  den  Feldlaffem.  In  der  Nacht  des 
9.  November  1555  verliess  der  unglückselige  Graf  Michel 
seine  alte  Burg  und  sein  Land,  um  niemals  dahin  zurück- 
zukehren. Er  natte  sich  genötigt  gesehen,  seinen  Besitz 
um  den  Preis  von  80500  Thaler  an  Bern  und  Freibarf  zu 
verkaufen,  die  das  Land   derart  unter  sich  teilten,  dass 
Bern  das  Gebiet  oberhalb  der  Tine,  das  sog.   Pays  d'En 
Haut,   Freiburff  dagegen  dasjenige   unterhalb  der  Tine, 
d.  h.  eben  die  neutige  freiburgische  Gruyere  zu  Eigen  er^ 
hielt. 

Der  Uebergang  vollzog  sich  aber  nicht  ohne  schwere 
Misshelligkeiten.  Der  erste  dem  Lande  vorgesetzte  Land- 
vogt, Anton  Krummenstoll,  ward  1556  schwer  beschimpft, 
und  1577  konnte  die  Regierung  nur  mit  Mühe  die  Abliefe- 
rung der  jährlichen  Rechnungen  über  die  Verwaltung  der 
Gemeindegüter  durchsetzen.  Auch  zur  Zeit  des  Bauern- 
krieges musste  man  aufrührerische  Grelüste  in  der  Gruyere 


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mit  Gewalt  unterdrocken.  Dann  herrschte  Ruhe  im  Lande, 
bis  am  4.  Mai  1781  unter  dem  Vor  wand  der  ungerecht- 
fertigten Aufhebung  einiger  Volksfeste  der  längst  geplante 
und  von  Nicolas  Chenaux  und  Andr^  Castella  geleitete 
Aufstand  losbrach.  Der  Ausgang  des  unglücklichen  Unter- 
nehmens ist  bekannt :  Chenauz  wurde  von  seinen  eigenen 
Leuten  ermordet,  worauf  seine  hauptsächlichsten  liitver- 
schworenen  sich  fluchteten.  Es  war  dies  aber  nur  der 
Vorbote  eines  kommenden  Sturmes,  der  losbrach,  nach- 
dem die  Waadt  mit  Hilfe  der  französischen  Bajonette  1798 
das  Joch  Berns  abgeschüttelt  und  ihre  Unabhängigkeit  er- 
klärt hatte.  In  Freiburg  erhob  sich  zuerst  Bulle  und 
ßflanzte  den  Freiheitsbaum  auf,  und  bald  folgten  dem 
eispiel  die  Stadt  Greierz  und  sämtliche  übrigen  Gemein- 
den der  Vogtei.  Greierz  war  bis  1798  eine  Vogtei,  von 
1798-1848  eine  Präfektur  und  bildet  seit  1848  mit  Bulle 
zusammen  das  Herz  des  heutigen  Bezirkes  Greierz.  Vergl. 
Kuenlin,  Franz.  Dictionnaire  geograph,^  statisL  et  histor, 
du  cant.  de  Fribourg.  2  parties.  Frib.  1^.  —  Raemy. 
Dictionnaire,  —  Le  Chamois;  r^d.  par  Reichlen.  ^Al- 
bum de  fite;  pf^blii  par  la  Soc,  des  Ingenieurs  et  archi- 
tectes,  Frib.  1901.  —  Fribourg  artistique  ä  travers  les 
dges.  —  Comaz-Vuillet.  La  Suisse  romande  en  zig-zag, 
—  Charles,  Hub.  Course  dans  la  Gruydre,  Paris  1826. 
Fribourg,  Guide  des  etrangers.  —  Perrier,  Oberst.  Die 
Gruyere  .  .  .  {Europ,  Wanderbiider.  23).  Zürich  1881. 

QRYON  oder  QRION  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  1122  > 
m.  Gem.  and  Pfarrdorf,  am  SO.-Hanff 
des  Mont  Jorogne,  zwischen  dem  Thai 
der  Gryonne  und  demjenigen  des 
Avan^on  d'Anzeindaz  und  8,2  km  nö. 
über  Bez,  mit  welchem  Ort  das  Dorf 
seit  1901  durch  die  nur  im  Sommer  in 
Betrieb  stehende  elektrische  Strassen- 
bahn  Bez-Gryon-Villars  in  Verbindung 
steht.  Diese  von  zahlreichen  Touristen 
benutzte  Bahn  bietet  eine  ganze  Reihe 
von  prachtvollen  Ausblicken.  Postbu- 
reau, Telegraph,  Telephon;  im  Winter 
Postwagen  Bex-Gryon.  94  Häuser,  480 
reform.  Ew.  Sommerfrische,  besonders 
von  Westschweizern  stark  besucht.  Meh- 
rere Gasthöfe  und  zahlreiche  Chalets. 
Viehzucht  und  Waldwirtschaft.  Im  Dorf 
selbst  ist  bemerkenswert  ein  aus  einem 
einzigen  Block  von  Marmor  aus  Saint 
Triphon  gehauenes  Brunnenbecken,  ne- 
ben dem  eine  1798  gepflanzte  Linde 
mit  folgender  Gedenktafel  steht :  « Ici 
repose  Pierre  Broyon,  dit  Boynnon 
de  Gnfon,  roort  en  d^fendant  son  pays, 
le  5  Mars  1798,  au  combat  du  Col  ae  la  Croiz».  Unterhalb 
der  Kirche  steht  das  Haus  des  Dichters  Juste  Olivier, 
dessen  Front  die  Brustbilder  von  Olivier  und  seiner  Frau 
und  die  Inschrift  :  « G'est  lä-haut  qu'est  la  paix  » 
schmücken. 

Der  Bergrücken  von  Gryon  ist  zu  einem.  Teil  mit  sowohl 
toniffem  als  sandig-kiesigem  Moränenschutt  bedeckt,  wäh- 
rena  der  Untergrund  der  Hauptsache  nach  aus  Gips  be- 
steht, der  da  und  dort  von  lUiuchwacke,  Liasschiefern 
oder  Jurakalken  unterbrochen  wird.  Auch  wo  der  Gips 
nicht  ansteht,  zeigt  sich  sein  Vorhandensein  durch  das 
Aaftreten  von  Einsturztrichtern  (entonnoirs)  deutlich  an. 
Zahlreiche  erratische  Blöcke,  z.  T.  aber  bereits  als  Bau- 
material verwendet. 

Gryon  erscheint  zum  erstenmal  in  Urkunden  des  12. 
Jahrhunderts  als  Klostergut  der  Abtei  von  Saint  Maurice, 
welche  bis  1796  im  Besitz  der  Ortschaft  verblieben  ist. 
Abt  Wilhelm  von  Saint  Maurice  verlieh  das  dem  Kloster 
früher  durch  Peter  von  Griuns  geschenkte  Gebiet  von 
Grians  1189  um  eine  jährliche  Abgabe  von  20  «sols»  an 
Wilhelm  von  Griuns  und  seine  Nachkommen.  1205  be- 
sass  auch  Ritter  Aymon  von  ChAtillon  hier  Hoheitsrechte, 
wofür  er  dem  Abt  zum  Treueid  verpflichtet  war ;  er  ver- 
äusserte  diese  aber  schon  das  folgende  Jahr  an  Wilhelm 
von  Morgeyns,  dem  sie  der  Abt  bald  wieder  abkaufte. 
Auch  andere  Rechte,  die  einigen  Edeln  des  Landes  zu- 
standen, brachte  das  Kloster  nach  und  nach  gänzlich  an 
sich.  Grosser  Vorrechte  erfreuten  sich  die  Bewohner  von 
Gryon  zur  Zeit  der  Herrschaft  Savoyens.  Die  schon   zu 


Beffinn  des  13.  Jahrhunderts  hier  stehende  Kapelle  wurde 
selbstverständlich  ebenfalls  von  Saint  Maurice  aus  mini- 
striert.  Nach  der  Eroberung  des  Landes  durch  die  Bemer 
verpflichteten  diese  ihre  hiesigen  Behörden,  die  Rechte 
der  Abtei  Saint  Maurice  auf  die  Bewohner  des  Gouveme- 
mentes  Aigle  unangetastet  zu  lassen,  und  enthoben  1671 
die  Gebiete  von  Gryon,  Lavey  und  Salaz  ihrer  Unter- 
tanenpflichten. Dies  hinderte  aber  die  Bemer  Behörden 
nicht,  1685  auf  dem  Rechte  des  Holzschiagens  in  den  be- 
nachbarten Waldungen  (zum  Betrieb  der  Saline  Bez)  zu 
bestehen.  Als  die  Bewohner  von  Gryon  darüber  ihr  Miss- 
fallen zu  äussern  sich  erlaubten,  wurde  der  Ort  von  Berner 
Truppen  besetzt,  auf  Verwenden  des  der  Rechte  seiner 
Pfarrlcinder  sich  warm  annehmenden  Ortspfarrers  aber 
bald  ohne  weitere  Folgen  wieder  geräumt.  Kurz  vorher 
(1640)  hatte  Gryon  wie  die  ganze  benachbarte  Landes- 
gegend (so  z.  B.  die  Ormonts)  unter  einer  verheerenden 
Pestepidemie  zu  leiden  gehabt.  Früher  konnte  man  am 
Hang  über  Gryon  einen  ffrossen  erratischen  Block  sehen, 
der  einem  liegenden  Manne  glich  und  vom  Volke  die 
«Pierre  du  Sauvage»  genannt  wurde,  weil  er  einem  lanse 
Zeit  in  den  benachbarten  Bersen  herumirrenden  und  jede 
menschliche  Berührung  flienenden  jun^^en  Manne  zum 
täglichen  Ruhesitz  gedient  haben  soll.  Diese  Sage  ist  von 
Dekan  Bridel  in  seiner  reizenden  Novelle  Blanche  et  ßer- 
nard  ou  La  Pierre  du  Sauvage  (erschienen  im  1.  Band  des 
Conservateur  Suisse)  künstlerisch  verwertet  worden. 


Oryoa  von  Westen. 

QRYON  (MONT   DS)    oder   MONT  DS    JORO- 

QNE  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  Bergvorsprung  zwischen 
der  Gryonne  und  dem  Avan^n  d'Anzeindaz;  steigt  vom 
Col  de  La  Barboleuse  bis  Les  Devens  bei  Bex  ab  und  er- 
reicht auf  dem  welliffen  und  mit  Lärchen  bestandenen 
Plateau  von  Plan  Sepey  mit  1255  m  seinen  höchsten 
Punkt.  Besteht  hauptsächlich  aus  triasischem  Gips. 

QRYONNE  (LA>  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  Fluss;  ent- 
springt am  W.-Hang  des  Signal  de  Culant  (Gruppe  der 
Diablerets)  in  je  nach  der  Jahreszeit  von  1900-2600  m 
schwankender  Höhe  und  mündet  nach  15  km  langem 
Lauf  in  der  Richtung  NO.-SW.  bei  Les  Ne^ex  (zwiscnen 
Saint  Triphon  und  Bex)  in  394  m  von  rechts  m  die  Rhone. 
Die  von  den  am  W.-Hang  des  Culant  liegenden  Firnfel- 
dern gespiesene  Gryonne  durchzieht  zunächst  die  Alp- 
weide des  Plan  de  Chätillon,  stürzt  sich  in  schönem  Fall 
über  eine  Felswand,  fliesst  gemächlich  weiter  und  tritt 
dann  in  eine  zusehends  enger  und  wilder  werdende 
Schlucht  ein,  deren  Gehänge  stark  von  Runsen  zerfres- 
sen und  meist  mit  Wald  bestanden  sind.  In  500  m  Höhe 
tritt  sie  zwischen  Les  Devens  und  Salaz  ins  Thal  der 
Rhone  aus,  fliesst  noch  einige  Zeit  auf  dem  von  ihr  selbst 
abgelagerten  Schuttkegel  und  geht  unter  der  Jura-Sim- 
plonlinie  durch,  um  endlich  in  394  m  ihr  Wasser  mit 
dem  der  Rhone  zu  vermischen.  An  Zuflüssen  erhält  sie 
von  links  u.  a.  den  Moutonnet,  Gaillard,  Bey  Broyon  und 
Nant  de  Genöt;  von  rechts  u.  a.  den  Bey  de  Couhn,  Tor- 
rent  des  Tines,  den  von  Bretaye  kerkommenden  Rio  de 
Champeyex,  den  von  Soud  kommenden  Rio  de  Poyapraz, 


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den  Laraey  und  als  ihre  weitaus  bedeutendste  Nebenader 
die  Petite  Gryonne.  Das  Thal  der  Gryonne  zeichnet  sich 
vor  der  Mehrzahl  der  übrigen  Thäler  der  Waadtländer 
Alpen  durch  seine  von  Runsen  zerfressenen  und  von 
Steinschlaffrinnen  (hier  ruuines  genannt)  durchsetzten 
Seitengehange  aus.  Alle  unter  dem  Einfluss  der  Atmo- 
sphärilien sich  loslösenden  Gesteinstrümmer  wandern  in 
Form  von  Blöcken,  Kies-  und  Schlammströmen  zusam- 
men mit  mitgerissenen  Baumstammen  durch  diese  Rin- 
nen zur  Tiefe,  wo  sie  in  den  Fluss  gelangen,  von  diesem 
verfrachtet  und  in  der  Rhoneebene  vneder  abffelagert 
werden.  Das  von  der  Gryonne  durchflossene  Geoiet  oe- 
steht  der  Hauptsache  nach  aus  wenig  widerstandsfähigen 
Schichten  von  Lias  und  Trias  (Gips  und  Rauchwacke)  und 
ist  oberflächlich  mit  mächtigen  erratischen  Schuttabla- 
gerungen überfahrt.  So  kommt  es,  dass  der  Fluss  sich  als 
ein  recht  gefährlicher  Wildbach  zeigt,  der  überall  seine 
Ufer  angreift  und  sogar  den  Stollen  von  Le  Coulat  (Salz- 
bergwerk Bex)  schon  oft  bedroht  hat.  Besonders  furchtbar 
zeigt  er  sich  zu  Zeiten  starker  Regengüsse  oder  bei  der 
Schneeschmelze.  Seitdem  die  Berner  Behörden  1740  im 
Thal  der  Gryonne  den  Wald  bedenklich  gelichtet  haben, 
um  Brennholz  für  den  Betrieb  der  Saline  Bex  zu  erhalten, 
sind  die  Hochwasser  immer  häufiger  und  verheerender 
geworden.  Wir  nennen  nur  die  Ueberschwemmungen 
von  1847, 1866,  1870,  1873,  1880, 1885  und  1887,  die  gros- 
sen  Schaden  verursachten.  Seither  hat  man  zur  Abwehr 
beträchtliche  Verbauungsarbeiten  unternommen.  Im 
Jahre  1902  waren  bereits  95  Thalsperren  fertiggestellt, 
die  Je  0,5—4  m  Höhe  haben  und  beiderseits  sich  au  solide 
Widerlager  und  Dämme  anlehnen.  Das  Ganze  bildet  eine 
Reihe  von  grossen  Treppenstufen  mit  zusammen  135 
m  Fall.  Diese  1878-1891  errichteten  Bauten  haben  die 
Summe  von  800000  Franken  gekostet,  wovon  auf  die  Haute 
Gryonne  358000  Franken  entfallen.  Der  Kosten  Voranschlag 
für  die  komplete  Verbauung  beträgt  1019000  Franken, 
die  von  den  Gemeinden  Bex  und  ÖUon,  dem  Staat 
Waadt  und  der  Eidgenossenschaft  gemeinschaftlich  getra- 
gen werden.  Verffl.  den  von  F.  Isabel  verfassten  Aufsatz 
über  die  Haute  Gryonne  in  den  Anciennetes  du  Pays  de 
Vaud  von  1902. 

QRYONNE  (PETITE),  auch  Eau  NoiRE  oder  Bey 
DES  Rapes  genannt.  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  Bach,  be- 
trächtlichster Zufluss  der  Gryonne ;  entspringt  mit  zahl- 
reichen kleinen  Quellarmen  in  den  sumpuffen  Alpweiden 
des  Commun  de  La  Saussaz  (SO.-Hang  der  Arete  des 
Tailles)  in  etwa  1700  m  Höhe,  fliesst  zwischen  dem  Pla- 
teau von  Chesi^res  und  demjenigen  von  Yillars  zunächst 
durch  Alf>weiden  und  Wiesen,  tritt  dann  in  ein  bewalde- 
tes und  vielfach  von  Runsen  zerfressenes  Engthal  ein  und 
mündet  nach  4,5  km  langem  Lauf  unter  dem  Dorf  Pal- 
lueyres  in  610  m  von  rechts  in  die  Gryonne. 

QRYONNE  (VALLi^E  DE  LA)  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Aigle).  Thal,  von  der  Gryonne  durchflössen;  zerfällt  in 
die  Basse  und  Haute  Gryonne,  die  man  bei  der  Strassen- 
und  Strassenbahnbrücke  Bex-Gryon-Villars  von  einander 
abzugrenzen  pfle^.  Die  Haute  Gryonne  heisst  bisweilen 
auch  La  Mazoterie  d'OUon.  Das  Thal  der  Gryonne  wird 
von  dem  des  Avancon  d'Anzeindaz  durch  die  vom  Signal 
de  Gulant  nach  SW.  auszweigende  Kette  der  Rochers  du 
Van  geschieden  und  bildet  eine  reine  Erosionsfurche,  die 
der  Fluss  in  dem  hier  wie  selten  anderswo  in  solcher 
Mächtigkeit  abgelagerten  und  den  Felsuntergrund  verhül- 
lenden Glazialschutt  ausgewaschen  hat.  Die  einst  die  Sei- 
tengehänge bekleidenden  Waldungen  sind  bedenklich  {ge- 
lichtet worden  durch  den  von  den  Berner  Behörden  1729- 
1757,  besonders  aber  1740,  unbedachtsam  betriebenen 
Holzschlag,  der  ihnen  das  zum  Betrieb  der  Saline  Bex 
benötigte  Brennholz  liefern  musste.  (Das  geschlagene 
Holz  wurde  auf  dem  Fluss  bis  Les  Devens  hinunter  ge- 
flösst).  Der  Naturforscher  Haller  hat  die  derart  entwaldete 
Fläche  der  Haute  Gryonne  auf  —  in  heute  üblichem  Mass 
ausgedrückt  —  24  ha  ffeschätzt.  Steigt  man  von  Les  De- 
vens an  thalaufwärts  (der  Weg  führt  nur  bis  zum  Stollen 
Le  Coulat),  so  sieht  man  der  Reihe  nach  auf  den  Höhen 
der  rechten  Thalseite  die  Weiler  Antagne,  Forchex,  Pal- 
lueyres,  Auliens  und  das  Dorf  Hu^moz,  links  über  dem 
Fluss  den  Weiler  Fenalet ;  im  Thalboden  liegen  die  Häu- 
sergruppen Le  Bouillet,  Le  Coulat  und  Le  Fondement,  die 
alle  drei  Stolleneingänge  zur  Saline  Bex  bezeichnen.  Wei- 


ter oben  steht  rechts  über  dem  Fluss  auf  einer  Terrasse 
und  gegenüber  dem  das  Dorf  Gryon  tragenden  Mont  de 
Gryon  oder  Mont  Jorogne  das  Dorf  Arveyes.  An  die^r 
Stelle  wird  das  Thal  von  dem  55  m  über  der  Gryonne 

fespannten  prachtvollen  Viadukt  der  elektrischen  Bahn 
tex  Gryon -Villars  überbrückt.  Hier  beginnt  die  Haute 
Gryonne.  Grehen  wir  weiter  thalaufwärts,  so  kommen  wir 
an  den  das  rechtsseitige  Gehänge  bekleidenden  Früh- 
jahrs- und  Herbstweiden  von  Les  Collonges,  Lee  Loveres- 
ses,  Reimbloz,  Charmet  und  Coufin  vorbei,  über  denen 
die  Sommerweiden  des  Commun  de  Charmex  und  Com- 
mun d'Ensex  und  von  La  Croix  liegen,  welch'  letzterer 
auch  der  das  Thal  oben  abschliessende  Plan  de  Chätillon 
angehört.  Links  vom  Fluss  sehen  wir  die  grossen  Alpwei- 
den von  Sodoleuvroz  und  Taveyannaz,  die  den  grossten 
Teil  dieses  Gehänges  umfassen.  Da  das  Thal  der  Gryonne 
in  losem  Glazialschutt  ausgewaschen  ist,  sind  seine  Ge- 
hänge häufigen  Abrutschungen  unterworfen  und  stark 
von  Runsen  angeschnitten.  Dazu  kommt,  dass  die 
Grvonne  ein  gefahrlicher  Wildbach  ist  und  auch  der  an- 
stehende Fels  (Liasschiefer  und  Gips)  der  Erosion  und 
Verwitterung  kaum  mehr  Widerstand  leistet  als  der  ihn 
bedeckende  Schutt.  Ihrer  Gefährlichkeit  wegen  ist  denn 
auch  die  Gryonne  der  Gegenstand  grosser  Verbaaungsar- 
beiten  geworden,  die  aus  Thalsperren  mit  starken  Wider- 
lagern und  Seitendämmen  im  Oberlauf  und  aus  einer 
Steinpflästerung  ihres  Bettes  im  Unterlauf  (auf  der  gan- 
zen Strecke  durch  den  Schuttkej^l  bis  zur  Mündunj^  in 
die  Rhone)  bestehen.  Lokal  berühmt  sind  eine  bei  La 
Rasse  (7  km  von  Chesi^res)  in  der  seltenen  Höhe  von 
1400  m  stehende  knorrige  Buche,  zwei  riesig  grosse  Tan- 
nen bei  der  Hütte  von  L'Abbaye  (1525  m),  femer  der  91 
ha  grosse  Wald  von  Coufin  (Eigentum  des  Staates  Waadt) 
mit  ausgesucht  schönen  Tannen  und  endlich  eine  zwi- 
schen Coufin  und  Ensex  stehende  Tanne  von  1,8  m  Durch- 
messer. Die  Alp  weiden  des  Thaies  der  Gryonne  (Ensex, 
Arpille  etc.)  werden  zum  erstenmal  in  einer  vom  22.  Fe- 
bruar 1291  datierten  Urkunde  der  Abtei  Saint  Maurice  . 
(der  das  Thal  gehörte)  genannt.  Diese  Urkunde  besagt, 
dass  das  Thal  vom  Kloster  einem  in  der  Herrschaft  Chä- 
tel  wohnhaften  Pierre  de  Turr^  oder  de  La  Tour  zu  Le- 
hen gegeben  werde.  Die  beiden  heutigen  Hütten  von 
L'Abbaye  (links  beim  Aufstieg  von  Coufin  zum  Col  de  Li 
Croix)  stammen  etwa  aus  dem  Jahr  1600.  Die  rechte  Thal- 
seite gehört  beinahe  vollständig  zur  Gemeinde  Ollon,  die 
linke  zu  den  Gemeinden  Gryon  und  Bex.  Das  Thal  ist  sei- 
nerzeit von  den  Naturforschem  Peter  Thomas,  Abraham 
Thomas,  de  Charpentier,  Gaudin  u.  a.  oft  besucht  wor- 
den, die  hier  manche  interessante  Entdeckungen  gemacht 
haben.  Vergl.  den  von  F.  Isabel  verfassten  Aufeatz  über 
die  Haute  Gryonne  in  den  Anciennetei  du  Pays  de  Vaud 
von  1902. 

QSiESS  (Kt  St.  Gallen,  Bez.  Gaster,  Gem.  Benken). 
500  m.  Weiler,  am  N.-Hang  des  Obern  Buchbergs  und  %% 
km  so.  der  Station  Benken  der  Linie  Rapperswil-Weseu- 
Sargans.  12  Häuser,  55  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Gsäss  = 
Säss,  Sitz;  vergl.  den  Art.  M/aENSiGSS« 

Q8ANQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald,  Gem.  Eris- 
wil).  790  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  1  km  s.  Eriswil  und 
6  km  s.  der  Station  Huttwil  der  Linie  Langenthal-Wol^ 
husen.  .34  reform.  Ew. 

Q8CHNEIT  (GROSS)  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern, 
Gem.  Köniz).  770  m.  Dorf,  7  km  sw.  Köniz  und  6  km  so. 
der  Station  Thörishaus  der  Linie  Bern-Freiburg.  26  Häu- 
ser, 161  reform.  Ew.  Wiesenbau.  Bemerkenswertes 
Wohnhaus,  das  namentlich  durch  sein  steinernes  Erdge- 
schoss  und  das  starke  Vordach  vom  gewöhnlichen  Typus 
des  Bernerhauses  abweicht. 

QSCHNEIT  (KLEIN)  (Kt.  u.  Amtobez.  Bern,  Gem. 
Oberbalm).  770  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  800  m  nö. 
Gross  Gschneit,  1  '/«km  w.  Oberbalm  und  6,8  km  so. 
der  Station  Thörisnaus  der  Linie  Bem-Freiburg.  18  re- 
form. Ew.  Wiesenbau. 

QSCHWADER  (Kt.  Zünch.  Bez.  u.  Gem.  Uster).462 
m.  Weiler,  150  m  ö.  der  Strasse  lUnau-Uster  und  1  km 
n.  der  Station  Uster  der  Linie  Zürich-Uster-Rapperswil. 
11  Häuser,  66  reform.  Ew. 

Q8CHWANDENMAD  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Ober 
Hasle,  Gem.  Meiringen).  1311  m.  Gruppe  von  17 
Hütten,   am  linken  Uter  des  Reichenbachs,  1  km  nö. 


6SC 


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477 


Rosenlaui    Bad  und  2rS  Stunden  sw.  über  Meiringen. 

Q8CHWEICH  (AUF  DEM)  (Kt.Lazern,  Amt  Sur- 
see, Gem.  Triengen).  818  m.  Gruppe 
von  2  Häusern,  auf  einer  Anhöhe  zwi- 
schen den  Thälern  der  Suhr  im  W.  und 
des  Sagenbaehs  im  0.,  2  km  ö.  Trien- 
gen. 1a  kathol.  Ew.  Der  schönen  Aus- 
sicht auf  Umgegend  und  Gebirge  wegen 
bei  klarem  Wetter  von  zahlreichen  Aus- 
tlüglern  besucht.  1434  :  Geschwench. 
Gleiche  Etymologie  wie  Gschweqd. 

Q8CHWSND  (Kt.  Appenzell  A.  R., 
Bez.  Hinterland,  Gem.  Hundwil  u. 
Stein).  840  m.  Gruppe  von  5  Häusern ; 
2,5  km  so.  Hundwil,  2  km  ssö.  Stein 
und  5,5  km  ö.  der  Station  Waldstatt  der 
Appenzellerbahn  (Winkeln-Herisau-Ap- 

Senzell).  20  reform.  Ew.  Kirchgemein- 
en Hundwil  und  Stein.  Wiesenbau. 
Stickerei.  Der  Name  Gschwend  gleich- 
bedeutend mit  Schwand  und  Schwändi, 
vom  althochdeutschen  «u;6nton=:  durch 
Feuer  urbar  machen. 

Q8CHWEND  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Ober  Rheinthal,  Gem.  Eichberg).  591  m. 
Gruppe  von  8  Häusern,  am  linken  Ufer 
des  Auerbachs,  5  km  nw.  der  Station 
Oberriet  der  Linie  Rorschach-Sargans 
und  1,2  km  sw.  Eichberg.  36  reform. 
Ew.  Viehzucht.  Stickerei. 

QSCHWEND  (Kt.  Zug,  Gem.  Men- 
zingen).  849  m.  Gruppe  von  6  Häusern,    . 
am  linken  Ufer  des  Dürrbachs,  2  km  so.  Menzingen  und 
8,5  km  so.  der  Station  Baar  der  Linie  Zürich-Thal wil- 
Zug.  29  kathol.  Ew.  Viehzucht. 

QSCHWEND  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  u.  Bez. 
Schwyz,  Gem.  Ober  und  Unter  Iberg).  966-1100  m.  24 
Häuser,  im  Minsterthal,  am  SQ.- Hang  des  Gschwend- 
stocks  zerstreut- gelegen,  2  km  sw.  Unter  iberg.  129  kathol. 
Gw.  Kirchgemeinde  Unter  Iberg.  Wiesenbau,  Viehzucht; 
Holzhandel.  Die  Gegend  1900  durch  einen  sich  vorberei- 
tenden grossen  Bergrutsch  bedroht,  der  aber  durch  so- 
fort vorffenommene  umfangreiche  Entwässerungsarbeiten 
zum  Stillstand  gebracht  werden  konnte. 

Q8CHWENDEQQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster,  Gem. 
Amden).  1290  m.  8  Häuser,  am  SO.-Hang  des  Mattstocks 
zerstreut  gelegen;  2,2  km  ö.  über  Amden  und  8  km  nö. 
über  der  Station  Wesen  der  Linie  Rapperswil-Wesen- 
Sargans.  30  kathol.  Ew.  Alpwirtschaft. 

Q8CHWEND8TOCK  (Kt.  Schwyz.  Bez.  Schwyz  u. 
Einsiedeln).  1592  m.  Gipfel,  zwischen  Alplhal,  Amselthal 
und  Minsterthal,  7  km  s.  Einsiedeln  und  ö.  vom  Stock 
(1604  m).  Am  zerrissenen  und  spaltenreichen  O.-Hang 
naden  sich  seit  Jahrhunderten  zahlreiche  Auerwildnester 
und  Adlerhorste.  Weiter  unten  der  Gschwendwald  und 
die  zerstreut  gelegenen  Häuser  von  Ober  und  Unter 
Gschwend,  an  denen  der  stark  begangene  Passübergang 
von  Unter  Iberg  über  Bützi  nach  Alpthal  führt. 

G8PALTENBERQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans). 
1345  m.  Felsstufe  in  der  Alvierkette,  so.  vom  Roneberg 
(1576  m),  zwischen  dem  Tobel  des  Ronebergbaches  im 
NW.  und  dem  Spinatobel  im  SO.  Fällt  mit  einer  mächti- 

gen  Malm  wand  nach  S.  ab  und  lehnt  sich  im  N.  an  den 
ewaldeten  Hang  des  Lärchenbodens  an,  der  zur  Palfries- 
alp (1711  m)  hinauf  führt. 

G8PALTENHORN  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Frutigeo 
und  Interlaken).  3437  m.  Regelmässig  gestaltete  Fels-  und 
Eispyramide,  in  der  Gruppe  der  Blümlisalp  zwischen 
oberstem  Kienthal,  oberem  Lauterbrunnenthal  und  dem 
Seßnenthal.  Der  SW.-Grat  des  drohendernsten  Ber^stok- 
kes  trägt  die  Roten  Zähne  und  steigt  zur  Gamchilücke 
(2883  m)  ab;  der  zwischen  Seßnenthal  und  Steinbergalp 
aufragende  ONO.-Grat  trägt  den  Tschingelspitz  (3318  m), 
Tschingelgrat  (3140  m),  das  Kudelhorn  (2427  m),  den  Ell- 
stabgrat und  das  Spitzhorn  (2214  m);  der  NW.-Grat 
steigt  zu  der  (auf  der  Siegfriedkarte  unbenannten  und 
nicht  kotierten)  Büttlassenlücke  ab,  hebt  sich  dann  wie- 
der zum  dachförmigen  Büttlassen  (3197  m)  und  endigt  an 
der  Sefiaenfurgge  (2614  m).  Die  ziemlich  schwierige  Be- 
steigung des  (äpaltenhorns  ist  zu  verschiedenen  Malen 


vergeblich  versucht  worden  und  1869  zum  erstenmal  ff 
glückt.  Heute  wird  sie  von  der  1902  erstellten  Gamcn 


GspaltenhorD,  vom  Bflttlassen  aus  gesehen. 

balmhütte  aus  unternommen,  die  am  Berghang  rechts 
über  dem  Gamchigletscher  steht. 

Q8PANN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle,  Gem.  Mei- 
ringen  und  Kt.  Obwalden,  Gem.  Lungern).  1067  m.  Gruppe 
von  9  Hütten,  in  einem  kleinen  Tnälchen  w.  von  der 
Brünigpasshöhe ;  4,5  km  sw.  über  Lungern. 

Q8PON  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  Staldenried). 
1891  m.  Grosse  Gruppe  von  Alphütten   (mayens)  mit  Ka- 

ßelle,  oberhalb  der  grossen  Waldungen  am  rechtsseitigen 
lang  des  Thaies  der  Saaser  Visp  und  nahe  dem  Resti- 
tobel.  1311  :  Gechfebon. 

Q  STA  AD.  S.  die  Art.  Gstjld. 

Q8TAD  (Kt.  und  Bez.  Zürich,  Gem.  Zollikon).  410  m. 
Teil  des  Dorfes  Zollikon,  am  rechten  Ufer  des  Zürichsees 
gelegen.  29  Häuser,  235  reform.  Ew.  Grosse  Gastwirt- 
schaft. Vergl.  den  Art.  Zollikon. 

Q8TAD  oder  Q8TAAD  (OBER  und  UNTER)  (Kt. 
Bern,  Amtsbez.  und  Gem.  Saanen).  1050  m.  Gemeindeab- 
teilungen mit  zwei  Weilern,  am  rechten  Ufer  der  Saane 
und  vor  dem  Eingang  ins  Turbach-,  Lauenen-  und  Gsteig- 
thal,  an  der  Strasse  Saanen-Cxsteiff  (-Col  du  Pillon)  und 
2,7  km  so.  Saanen.  Station  der  Simmenthalbahn.  Post- 
bureau, Telegraph,  Telephon.  Postwagen  Saanen-Gsteig- 
Col  du  PilloQ-Aiffle  und  nach  Lauenen.  Ober  Gstad  um- 
fasst  einen  Teil  des  Weilers  Gstad  und  die  Häusergruppe 
Ober  Port,  Unter  Gstad  den  andern  Teil  des  Weilers  Gstad 
und  die  Häusergruppen  Rüti  und  Windspillen.  Zusammen 
38  Häuser,  298  reform.  Ew.  Acker-  und  Wiesenbau.  Frem- 
denindustrie. Aus  dem  Jahr  1402  stammende  Kapelle.  2 
Schulhäuser.  Säge. 

Q8TALDEN  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Mittelland, 
Gem.  Teufen).  845  m.  Weiler,  etwas  Ö.  der  Strasse  St. 
Gallen-Teufen,  2  km  nw.  Teufen  und  500  m  ö.  der  Halte- 
stelle Lustmühle  der  Strassenbahn  St.  Gallen-Gais.  17 
Häuser,  98  reform.  Ew.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 
Heimat  des  Landammanns  Gebhard  Zürcher.  Gstalden 
bezeichnet  wie  Stalden  einen  steil  ansteigenden  Weg. 

Q8TALDENBACH  (Kt.  Appenzell  A.  R.  und  St.  Gal- 
len). Bach  ;  entsnringt  an  der  Strasse  zwischen  Rehetobel 
und  Heiden  in  1080  m,  durchfliesst  die  Bissau  (einen  alten 
Seeboden  s.  Heiden)  und  wendet  sich  durch  ein  wenig 
tiefes  Tobel  nach  Thal,  wo  er  sich  in  413  m  mit  dem  von 
der  Heldwies  (so.  Wolfhalden)  kommenden  Mühlebach 
vereinigt  und  von  da  an  bis  zur  Mündung  in  den  Rhein 
bei  Rheineck  den  Namen  Preibach  iräai, 

Q8TEIQ.  Ortsname  der  deutschen  Schweiz;  vom  alt- 
hochdeutschen steiga  =  Anstieg,  steiler  Hanff. 

Q8TEIQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken,  Gem.  Gsteig- 


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GST 


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wiler).  506  m.  Kirche,  Pfarrhaus  and  einige  Wohnhäuser, 
auf  einer  kleinen  Anhöhe  rechts  über  der  Lütschine,  an 
der  Stelle,  wo  der  Flnss  aus  dem  Lütschenthal  ins  Bö- 
deli  austritt ;  2.5  km  ssö.  Interlaken  und  1  km  ö.  der  Sta- 
tion Wilderswil  der  Linie  Interlaken-Grindelwald.  Tele- 
phon. 4  Häuser,  13  reform.  Ew.  Die  Kirche  ist  die  Pfarr- 
kirche einer  der  grössten  Kirchgemeinden  des  Kantons, 
zu  der  die  Zivilgemeinden  Gsteigwiler,  Bönigen.  Gündli- 
schwand,  Interlaken,  Iseltwald,  Isenfluh,  Lütschenthal, 
Matten,  Saxeten  und  Wilderswil  mit  zusammen  9733  Ew. 
gehören.  Oesll.  über  Gsteig  die  mächtigen  Wände  der 
SchTnigen  Platte.  Schöne  Aussicht  auf  das  Bödeli  und  die 
Hocnalpen,  besonders  bei  Sonnenuntereang.  1228 :  Stega ; 
14^ :  Steig.  Die  Kirche  wird  urkundlich  schon  1196  als 
Eigentum  des, Klosters  Interlaken  und  der  Edeln  von  Wil- 
derswil erwähnt.  1223  eing  sie  in  den  alleinigen  Besitz 
des  Klosters  über.  Früher  war  auch  Lauterbrunnen  der 
Kirchgemeinde  Gsteig  zugeteilt ;  es  erhielt  1487  eine  Filial- 
kirche, wurde  aber  erst  nach  der  Reformation  von  Gsteig 
losgelöst  und  zur  eigenen  Kirchgemeinde  erhoben.  Gsteig 
hat  sich  der  Einführung  der  Reformation  kräftig  wider- 
setzt. In  weltlichen  Angelegenheiten  war  Gsteig  zunächst 
den  Edeln  von  Unspunncn  und  dann  dem  Kloster  Inter- 
laken Untertan,  bis  es  mit  diesem  zusammen  an  Bern  kam. 
Kirche  1673  reslauriert,  zu  welcher  Zeit  der  Turm  auch 
seinen  heutigen  Schneckengiebel  erhielt. 
Q8TEIQ.  französisch  Lg  CHiLTELGT(Kt.  Bern,  Amtsbez. 


Oftteig  mit  dem  Oldenhorn,  von  Nortlosleo. 

Saanen).  1192  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  im  Gsteigthal,  an 
der  Vereinigung  des  vom  Glacier  d'Audon  herkommen- 
den Reuschbaches  mit  der  Saane,  im  soff.  « Gebiet  der 
Pässe  »  (Region  des  Cols;,  einer  geologisch  sehr  verwik- 
kelten  Gegend.  13,2  km  s.  Saanen.  Postwaffen  Saanen- 
(xsteig  und  (im  Sommer)  über  den  Col  du  PilTon  nach  Or- 
monts  Dessus  (12  km),  Le  S^pey  (22,5  km)  und  Aigle  (33,5 
km).  <c  Freundliches,  sauberes  ßergdörfchen  am  Fusse  ho- 
her Gebirge.  Links  von  der  Etnsattelunff  des  Pillonpasses 
(1550  m)  erhebt  sich  das  Oldenhorn  (3124  m)  mit  dem 
Glacier  du  Sex  Rouge  und  fast  unmittelbar  hinter  dem 
Dorf,  hoch  aufgetürmt,  das  Schlauchhorn  (2587  m)  und 
das  Karrhorn  (2235  m),  welche  im  Winter  volle  6  Wochen 
lang  das  Dorf  der  Sonnenstrahlen  berauben.  Hinter  die- 
sen Felsmauem  verborgen  liegt  der  Verlomenberg,  frü- 
her eine  Viehalp,  jetzt  eme  Schnee-  und  Felswüste.  Zwi- 
schen Karrhorn  und  Schaf-  (2686  m)  und  Spitzhorn  (2807 
m)  klimmt  der  Saumpfad  zum  Sanetschpass  (2234  m) 
empor,  der  in  8  Stunden  nach  Sitten  führt  und  auf  des- 
sen aussichtsreichem  Hochplateau  das  gemütliche  Hotel 
Theiler  steht.  Ueber  die  Felsabsätze  kommt  die  junge 
Saane  in  mutwilligen  Sprüngen,  deren  kühnster  der 
prächtige,  wohl  100  m  hohe  Saanenschuss  ist,  zu  Thal.  » 
[Die  schweizer.  Alpenpässe.  2.  Aufl.  1893.  S.  39).  Nach 
Lauenen  hinüber  führt  in  3  Stunden  der  Brüchlispass. 
Postbureau,  Telegraph.  Die  Gemeinde  umfasst  eine  grös- 
sere Anzahl  von  Alpweiden,  Hütten-  und  Häusergruppen 
und  zählt  zusammen  mit  Bühl,  Feutersoei,  Grund,  Heiti, 
Inner  Gsteig  und   Saali  168  Häuser,  802  reform.   Ew. ; 


Dorf :  23  Häuser,  141  Ew.  Alte  Kirche,  deren  Turmuhr 
nach  etwa  2  Minuten  den  Sttindenschlaff  repetiert.  Alp- 
wirtschaft. Fremdenindustrie.  Alter  Gasthof  «  zam  Kra- 
nich und  Bären  »  mit  interessant  ffeschnitzter  und  bemal- 
ter Hausfiront.  Klima  rauh.  Die  Gemeinde  Gsteig  zerßlit 
in  die  2  Schulkreise  Gsteigdorf  und  Feuterdoei.  Alte  Holz- 
häuser mit  Inschriften,  Malereien  und  forbigen  Fenster- 
scheiben. Gsteig  ist  eine  alte  Siedelung.  Der  dem  Ort  von 
den  Wallisern  gegebene  Name  Le  Chätelet  rührt  vielleicht 
davon  her,  dass  hier  einst  zur  Sicherung  des  Passweges 
über  den  Sanetsch  (1243  u.  1252:  Senenzj  1379:  Senens) 
eine  kleine  Burg  stand.  Politisch  und  kirchlich  gehörte 
Gsteig  früher  zu  Saanen,  dessen  ^geschichtlichen  G^hidie 
es  auch  geteilt  hat.  1453  wurde  hier  die  St.  Theodalkircbe 
als  Filiale  derjenigen  von  Saanen  geweiht.  Saanen  und 
(xsteig,  einst  Glieder  der  Grafschaft  Greierz,  gingen  1555 
an  Bern  über,  das  hier  die  Reformation  einfährte  and 
Gsteig  zur  eigenen  Kirchgemeinde  erhob. 

Q8TEIQ  (AUF)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftigen,  Gem. 
Riggisberg).  800  m.  Teil  des  Dorfes  Riffgisberg,  20ü  m  w. 
der  Burg  und  4  km  sw.  der  Station  Tnurnen  der  Gürbe- 
thalbahn  (Bem-Wattenwil-Thun).  15  Hänser,  475  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  Thurnen.  Wiesen-  und  KartolTelbao. 
Armenhaus  des  Mittellandes. 

Q8TEIQ  (INNER)  u.  Q8TEIQBODSN  (Kt  Bern, 

Amtsbez.  Saanen,   (^m.  Gsteiff).  1200  m.  18  zu  beiden 

Ufern  der  Saane  zerstreut  ffeiegene   Häuser,  400  m  §6. 

(Hteiff  und  13,5  Km  s.  Saanen.  69  reform. 

Ew.  Alpwirtschaft. 

Q8TEIQALLMSND  (_Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Interlaken,  Gem.  wilderswil). 
587  m.  Teil  des  Dorfes  Wilderswil,  am 
linken  Ufer  der  hier  mit  einer  Holz- 
brücke Überfahrten  Lütschine,  nahe  der 
Station  Wilderswil-Grsteig  der  Linie  In- 
terlaken-Grindelwald. 4S  Häuser,  384 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  (vsteig.  S. 
den  Art.  Wilderswil. 

Q8TEIQBODEN  (Kt.  Bern,  Amte- 
bez.  Saanen,  (^m.  Gsteig).  Häuser.  S. 
den  Art.  Gsteig  (Inner). 

Q8TEIQWILER  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez. Interlaken).  640  m.  Gern,  und  Dorf, 
am  rechten  Ufer  der  Lütschine,  am 
W.-Fuss  der  Schynigen  Platte  in  schö- 
ner und  sehr  fruchtbarer  (i^^nd;  1,2 
km  s.  der  Station  Wilderswil -Gsteig 
der  Linie  Interlaken-Grindelwald.  Post- 
ablage, Telegraph,  Telephon,  (^meinde. 
mit  Buhl,  Moos  und  Huli  :  fö  Häuser, 
451  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Gsteig. 
Acker-  und  Obstbau.  Kirche  und  Pfarrhaus  Gsteig  lie«n 
auf  Boden  der  Zivilgemeinde  Gsteigwiler.  Der  Ort  ging 
1310  aus  dem  Besitz  der  Herren  von  Wädiswil  und  Ring- 
genberg  an  das  Kloster  Interlaken  über. 

Q8TEIN  oder  QABI  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig,  Gem. 
Simpeln).  1232  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  an  der  Sim- 
plonstrasse  über  der  Vereinigung  von  Laquinbach  und 
krummbach,  welch'  letzterer  von  hier  an  den  italienischen 
Namen  der  Doveria  erhält.  27  kathol.  Ew.  Unter  Gabi  tritt 
die  Simplonstrasse  nach  einem  grossen  Bogen  in  die  Gal- 
lerie  von  Gabi  ein.  Von  Gabi  fuhrt  ein  Weg  über  den  La- 
quinbach und  das  Furggeli  ins  ZwischbergenUial.  Wirts- 
haus. Irrtümlich  auch  Alffaby  genannt. 

Q8TELL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen,  Gem.  Rei- 
siswil).  645  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  80O  m  so.  Heisit- 
wil  und  4,5  km  ö.  der  Station  Madiswil  der  Linie  Langen- 
thal-Wolhusen.  50  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Melchnaa. 
Landwirtschaft. 

Q8TELL  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Gunzwil). 
756  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  auf  dem  Eichberg,  4  km 
nö.  Sursee.  3Ö  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Münster.  Land- 
wirtschaft. 

Q8TELLIHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle). 
2857  m.  Gipfel,  in  dem  vom  Dossenhorn  nach  NO.  ab- 
zweigenden scharfen  Felskamm  zwischen  Urbachthal  and 
dem  Thal  des  Reichenbachs  (Rosenlaui),  unmittelbar  nö. 
über  dem  Urbachsattel.  Seine  W.-Wand  wird  traversiert, 
wenn  man  von  Rosenlaui  zur  Dossenhütte  des  S.  A.  C. 
gelangen  will.  Bis  1903  soweit  bekannt  noch  nie  erstiegen. 


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Bemerkenswert  durch  die  Einkeiluogen  von   Malmkalk 
in  den  Gneis  der  N.-Wand.  Dem  Gstellihorn  vorgelagert 


Gslelhhorn  und  Engelhorn.  vom  Urbachthal  aus. 

dag  Klein  Gstellihorn  (2650  m),  zum  erstenmal  unter  gros- 
sen Schwierigkeiten  1902  bezwungen. 

Q8TELLIHORN,  Tranzösisch  Dent  Blanche  (Kt. 
Bern  und  Wallis).  2807  m.  Gipfel,  der  Gruppe  der  Diable- 
rets  nach  NO.  vorgelagert,  auf  dem  schroffen  Grat  zwi- 
schen Oldenthal  und  Sanetschplateau  und  zwischen  Sa- 
netschhom  und  Schlauchhorn.  Vom  Sanetschplateau  aus 
zugänglich,  aber  nur  selten  besucht.  Besonders  schön  von 
Ornionts  Dessus  aus  sichtbar. 

Q8TELI.IHORN  (KLEIN)  (Kt.  Bern,  Amts  bez.  Ober 
Hasle).  Gipfel.  S.  den  Art.  Gstellihorn. 

Q80R  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmenthai  und  Fru- 
tigen).  2711  m.  Bedeutender  Bergstock,  in  der  vom  AI- 
bristhorn  zum  Niesen  ziehenden  und  das  Engstlieen-  und 
Kanderthal  vom  Simmenthal  scheidenden  Kette.  Nw.  über 
Adelboden,   ö.  über  dem   Fermelthal  und  s.  über  dem 
Schwendenthai.   Der   SW.-Grat  endifft  an  der  Fermel- 
krinde  (2230  m),  die  ihn  vom  Albristhorn  scheidet;  der 
NW.-Grat  trägt  das  Thürmlihom  (2491  m)  und  umschliesst 
mit  dem  Hauptgipfel  das  enge  Rüggenthal ;  der  NO.-Grat 
hebt  sich  zum  Wannenspitz  ^2438  m)  und  zur  Weissen- 
fluh  (2437  m|  und  steigt  dann  zur  Passlucke  über  den 
Ottemgrat  (2^  m)  ab,  die  ihn  vom   Stock  der  Männli- 
fluh  (26.54  m)  trennt.  Besteigung  von  Adelboden  aus  über 
die  Fermelkrinde  oder  die  Schwandfehlspitze  (2027  m; 
SO.-Schulter  des  Gsür)  in  je  5  Stunden,  oder  von  Fermel- 
berg  aus  über  das  Rüggenthal  und  den 
NO^-Grat  in  3V,  Stunden.  Wunderbar 
schöne  Aussicht,  in  vielen  Beziehungen 
der  des  Albristhorns  zu  vergleichen,  das 
weit  leichter  zu  ersteigen   ist  als  der 
(Jsür. 

QUAD  (BAIN8  DA)  (Kt.  Graubün- 
deo,  Bez.  und  Kreis  Münsterthal,  Gem. 
Münster).  1480-1552  m.  Alpweide  mit 
7  Hütten,  am  sehr  steilen  rechten  Sei 


nen  kleine  Getreideäcker  und  Lärchenpuppen  abwech- 
seln. W.  vom  Dorf  öfTnet  sich  das  schone  Val  Tuoi,  das 
vom  Silvrelta-  und  Fermuntgletscher 
abgeschlossen  wird.  Einen  besonderen 
Reiz  verleiht  der  Landschaft  der  For- 
menreichtum der  umliegenden  Gebirgs- 
Sruppen,  deren  Felsgerüst  aus  verschie- 
enen  Gesteinsarten  aufgebaut  ist  und 
die  daher  dem  Auge  überraschende  Kon- 
traste bieten.  Zur  Zeit  des  Einfalles  der 
spanisch-österreichischen  Truppen  un- 
ter Baldiron  wurde  Guarda  im  Septem- 
ber 1622  zusammen  mit  den  meisten 
andern  Ortschaften  im  Unter  Engadin 
den  Flammen  überliefert,  nachdem 
schon  früher  im  ganzen  Land  die  Pest 
ffewütet  hatte.  1160  :  Warda  ;  vom  alt- 
nochdeutschen  warta  =  Warte,  Hut, 
italien.  guardia.  Vergl.  Tamuzzer,  Chr. 
Guarda  int  Unter  Engadin,  Chur  1900. 
QUARDAVAL  (Kt.  Graubünden, 
Bez.  Maloja,  Kreis  Ober  Engadin,  Gem. 
Madulein)  1790  m.  Burgruine,  auf  ei- 
nem Felssporn  über  dem  linken  Ufer 
des  Inn,  200  m  w.  Madulein.  Beherrscht 
die  Strasse  des  Engadin.  Von  Volkard 
von  Neuenburg,  1Ö7-1251  Bischof  von 
Chur,  erbaut.  Der  letzte  Schlossherr 
von  Guardaval  soll  von  Adam  von  Camogask,  dem  er 
seine  Tochter  entführt  hatte,  getötet  worden  sein,  worauf 
die  Bauern  die  Burg  in  Flammen  aufffehen  Hessen.  1290  : 
Pedagium  Wardawalle  =  des  Thaies  Warte. 

QUARNAJO  oder  QUARNARO  (Kt.  Tessin,  Bez. 
Blenio,  Gem.  Malvaglia).  1600-2300  m.  Alpweide,  im  obem 
Val  Malvaglia,  von  den  Cime  di  Ganna  Rossa,  dem  Si- 
mano,  Uomo  di  Sasso  und  Pizzo  Baratino  umriahmt.  Wird 
während  zweier  Sommermonate  von  etwa  10  Familien 
mit  100  Stück  Hornvieh  und  180  Ziecen  bezogen.  40  zer- 
streut gelegene  Hütten.  Butler  und  Käse. 

QUA8TA  (LA)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Bellinzona).  1440-220 
m.  Eines  der  zahlreichen  kleinen  Thälchen  die  in  den  brei- 
ten ßerghängen  ö.  Bellinzona  ausgewaschen  sind.  Diese 
Hänge  steigen  zur  Costa  auf,  die  das  Val  Morobbia  vom 
Thal  von  Arbedo  trennen.  Zahlreiche  kleine  Wildbache. 
La  Guasta  ist  die  südlichste  dieser  Thalfurchen  und  mün- 
det 1  km  s.  Bellinzona  ins  Tessinthal  aus. 

QUA8TA  (LA)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Bellinzona).  1440-220 
m.  Wildbach  des  kleinen  Thaies  La  Guusta ;  entsprinfft 
unter  dem  Piano  Dolce  (nahe  dem  über  Bellinzona  auf- 
steigenden Motto  d'Arbino)  und  mündet  zwischen  Bellin- 
zona und  Giubiasco  von  links  in  den  Tessin.  Wie  alle 
Tessiner  Wildbäche  bei  Gewitterregen  gefährlich. 

QUA8TI  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lugano,  Gem.  Vernate  und 
Neggio).  430  m.  Weiler,  600  m  s.  Vernate  und  7,5  km  s\v. 


tengehänge  des  Thaies  des  Rombachs, 
1  Vi  Stunden  so.  über  Münster.  Gwad, 

?od  vom  mittellatein.  gaudus  =  Wald  ; 
am  roman.  =  Eigentum,  Besitz  (fran- 
ko«, le  bien). 

^  QUARDA  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn, 
Kreis Obtasna).  1653  m.  Gem.  und  Pfarr- 
dorf, im  Unter  Engadin,  auf  einer  schö- 
nen Terrasse  über  dem  linken  Ufer  des 
Inn,  über  der  Strasse  des  Unter  Enga- 
din und  11  km  w.  Schuls.  Postablace, 
Telegraph;  Postwagen  Giarsun-Guarda. 
Gemeinde,  mit  Giarsun  :  62  Häuser,  245 
reform.  Ew.  romanischer  Zunge;  Dorf:  52  Häuser,  211 
Ew.  Alpwirtschaft.  Etwas  Fremdenverkehr.  Das  Dorf  in 
reizender  Lage  mitten  in  saftig  grünen  Wiesen,  mit  de- 


Guarda  von  Westen. 

Lugano.  10  Häuser,  35  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Ver- 
nate. Schöne  Aussicht  auf  den  Luganersee.  Zucht  der 
Seidenraupe.  Die  jungen  Leute  wandern  als  Maler  und 


480 


6UB 


GOß 


Maurer  in  die  übrigen  Kantone  der  Schweiz  und  nach 
Frankreich  ans. 

QUBEL,  QUBER,  QOBER.  Ortsnamen  der  deut- 
schen Schweiz ;  bezeichnen  eine  Anhöhe  oder  auch  eine 
Felswand.  Vergl.  Schweizer.  Idiotikon.  Bd  II,  S.  98. 

QUBSL  (Kt.  Freiburff,  Bez.  Sense,  Gem.  Alterswil). 
652  m.  Alleinstehendes  Haus,  am  rechten  Ufer  des  zum 
Galternbach  (Gotteron)  gehenden  Gübelbachs.  Das  Grund- 
stück Scübelenmata  am  6.  Oktober  1175  von  Herzog  Ber- 
told  IV.  von  Zähringen  unter  Zeugenschaft  seines  Sohnes 
und  mehrerer  Edeln  dem  Kloster  Rüggisberg  geschenkt. 

QUBEL,  QUBELEQQ  und  QUBELFELD  (Kt. 
St.  Gallen,  Bez.  See,  Gem.  Jona).  422  m.  Häusergruppen, 
am  rechten  Ufer  des  Zürichsees,  an  der  Strasse  Meilen- 
Rapperswil,  in  reben-  und  obstreicher  Landschaft,  2  km 
nw.  der  Station  Rapperswil  der  Linien  Zürich-Rapperswil. 
Telephon.  20  Häuser,  107  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirch- 
gemeinden Rapperswil  und  Busskirch.  Wein-,  Obst-  und 
Wiesenbau,  Viehzucht.  Seidenweberei. 

QUBEL  (Kt.  Zu^,  Gem.  Menzingen).  912  m.  Frauen- 
kloster, auf  dem  steil  zur  Lorze  absteigenden  westlichsten 
Ausläufer  des  mit  dem  Hohen  Rhonen  zwischen  Schin- 
dellegi  und  Biberbrücke  beginnenden  und  längs  dem  N.- 
Ufer des  Aegerisees  nach  W.  ziehenden  Bergrückens, 
der  im  Dreilanderstein  (1209  m)  seinen  höchsten  Punkt 
erreicht.  3  km  n.  Unter  Aegeri  und  4,5  km  ö.  vom  Bahn- 
hof Zug.  Telephon.  2  Häuser,  65  kathol.  Ew.  Sehr  ausge- 
dehnte Rundsicht  auf  die  Schwyzer  und  Unterwaldner 


Frauenkloster  Gubel. 

Alpen  und  auf  das  Mittelland  vom  Hörnli  (Zürcher  Ober- 
land) bis  zum  Jura.  Die  reine  Luft,  schönen  Spazierwege 
und  weiten  Waldungen  machen  den  Gubel  zu  ein^m  be- 
liebten Ferienaufenthalt  (Sommerfrische)  für  die  Bewoh- 
ner der  umliegenden  Landschaften.  Das  Gasthaus  stammt 
schon  aus  dem  Uahre  1779.  In  der  Schweizergeschichte 
ist  der  Gubel  bekannt  durch  den  Kampf  zwischen  Katho- 
liken und  Reformierten  in  der  Nacht  vom  23.  auf  den  24. 
Oktober  1531.  Nach  der  Schlacht  bei  Kappel  hatten  die 
Reformierten  auf  den  Höhen  oberhalb  Blickensdorf  Stel- 
lung genommen,  während  die  Katholiken  die  Linie  Baar- 
Zug  mit  dem  verschanzten  Ort  Inwil  als  Zentrum  besetzt 
hielten.  Um  diese  starke  Stellung  zu  umgehen,  zogen 
6000-8000  Reformierte  über  Sihlbrugg,  Neuheim  und  Men- 
zingen auf  den  Gubel,  wo  sie  sich  in  zwei  getrennten  Feld- 
lagern sorglos  der  Nachtruhe  überliessen.  Eine  von  Inwil 
aus  marschierende ,  632  Mann  starke  Beobachtunffstruppe 
der  Katholiken  unter  dem  Befehl  von  Christian  Iten  aus 
Aegeri  gelangte  in  derselben  Nacht  über  AUenwinden 
nach  Aegeri,  erstieg  von  da  den  Berg  und  überraschte 
die  im  Schlaf  liegenden  Reformierten,  von  denen  na- 
hezu an  800  getötet  wurden,  während  die  übrigen  sich 
flüchten  konnten.  Die  Katholiken  verloren  bei  diesem 
Ueberfall  nur  wenige  der  Ihrigen,  Nach  den  zwei  blutigen 
Niederlagen  bei  Kappel  und  am  Gubel  schlössen  die  ne- 
formierten  am  16.  November  1531  in  Deinikon  den  Frie- 
den. Zum  Andenken  an  diesen  Sieg  errichteten  die  Katho- 
liken am  Gubel  1559  die  Kapelle  Maria  Hilf,  in  der  sie 
1583  ein  den  Kampf  darstellendes  Gemälde  mit  entspre- 
chender poetischer  Inschrift  anbrachten.  Schon  dies  er- 
regte den  Unwillen  der  Zürcher.  Als  dann  einige  Bewoh- 


ner von  Menzingen  die  Gebeine  der  1531  ^efollenen 
Reformierten  ausgruben,  stand  ein  neuer  blutiger  Streit 
bevor,  dem  die  Zuger  Obrigkeit  dadurch  vorbeugte,  dass 
sie  die  Grabschänder  bestrafte  und  die  beleidigendeD 
Verse  in  der  Kapelle  entfernen  Hess.  Die  Kapelle  selbst 
ging  1780  in  Flammen  auf,  wurde  dann  aber  wieder  auf- 
gebaut und  mit  einer  neuen  Darstellung  der  Schlacht  am 
Gubel  eeschmückt.  Sie  ist  schon  lange  ein  vielbesuchter 
Wallfahrtsort.  Ein  daneben  stehendes  Häuschen  diente 
früher  einem  Einsiedler  zur  Klause  und  später  einem  ruhe- 
bedürftigen altem  Geistlichen  zur  Wohnan|^,  der  für  die 
Bewohner  der  umliegenden  Bauernhöfe  die  kirchlicheD 
Funktionen  verrichtete.  1845  wurden  Kapeile  and  Wohn- 
haus von  einer  religiösen  Gesellschaft  angekauft,  die  dane- 
ben ein  seit  1851  von  Franziskanerinnen  bezogenes  Kk»- 
ter  erbaute.  Heute  wird  dieses  von  45  Nonnen  bewohnt 
Vergl.  Utinger,  X.  Der  Kampf  auf  dem  Gtibel  (Beilage 
zum  Kantonalen  Schulbericht  1816111).  Zug  1877.  - 
Wallfahrtsorte  im  Zugerlande  (im  Zuger  Kalender  auf 
1880).  —  Weber,  A.  Kur-  und  Badeorte  im  Zugerlande 
(im  Zuger  Kalender  auf  1903). 

QUBELEQQ  (Kt.  SU  Gallen,  Bez.  See,    Gem.  Jona). 
Häusergruppe.  S.  den  Art.  Gubel. 

QUBELFELD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See,  Gem.  Jona). 
Häusergruppe.  S.  den  Art.  Gubel. 

QUBEL8PITZ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster).  1377  m. 
Nagelfluhberff,  in  dem  von  S.-N.  ziehenden  Kamm  des 
Tanzboden,  der  das  Thal  des  zur  Thur  gehenden  Stein- 
thalbaches im  0.  von  demjenigen  des 
zur  Linthebene  fliessenden    Steinenba- 
ches im  W.  trennt.  An  seinem  W.-Hanf 
und  n.  vom  Kühboden   und  der  Röh- 
bodenegg  (1403  m)  der  Bauernhof  Gabel. 
QUBERI8T  (Kt.  und  Bez.  Zürich). 
619  m.  Breiter  Molasserücken,  zwischen 
dem  Limmatthal  und  dem  Furtthal  (Kat- 
zensee). Am  unteren  Teil  des  S.-Hanges 
mit  Reben  bepflanzt,  sonst  völlig  beind- 
det. 

QUBERMATT  (Kt.  Obwalden,  Gera. 
Samen).  1020m.  Alpweide  üher  Samen; 
mit  starken  Quellen,  die  zur  Wasser 
Versorgung  von  Samen  gefasst  worden 
sind. 

QUBLEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gas- 
ter,  Gem.  Kaltbrunn).  531  m.  Gruppe 
von  9  Häusern ;  1,9  km  nw.  Kaltbroon 
und  2,3  km  nö.  der  Station  Uznach  der 
Linie  Rapperswil -Wesen- Sargans  54 
kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Ein  Teil  der  Bewoh- 
ner arbeitet  in  den  benachbarten  Schieferkohlengruben 
von  Uznach.  Gleiche  Etymologie  wie  Gubel  (S.  diesen  Art). 
QUBLEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Pfäffikon,  Gem.  Bauma). 
650  m.  Kleines  Dorf,  am  linken  Ufer  der  Töss,  an  der 
Strasse  Fischen thal-Banma  und  500  m  so.  der  Station 
Bauma  der  Tössthalbahn  (Winterthur-Wald).  26  Häuser, 
143  reform.  Ew. 

QUDO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Bellinzona).  225  m.  Gem.  and 
Pfarrweiler,  am  rechten  Ufer  des  Tessin,  an  der  Strasse 
Bellinzona-Locamo  und  6,2  km  sw.  vom  Bahnhof  Bellin- 
zona. Postablage;  Postwagen  Bellinzona-Grordola.  (Ge- 
meinde, mit  Ganeggio  und  Prqgero:  89  Häuser,  373 
kathol.  Ew. ;  Weiler :  19  Hänser,  70  Ew.  Weinbau,  Vieh- 
zucht. Gudo  steht  am  Fnss  von  schönen  Rebbergen,  die 
einen  im  ganzen  Kanton  in  gutem  Rufe  stehenden  und 
fast  ausschliesslich  in  Bellinzona,  der  Leventina  und  im 
Val  Blenio  zum  Ausschank  kommenden,  prickelnden  Wein 
liefern. 

QÜBSEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gossau,  Gem.  Strauben- 
Zell).  685  m.  (^ruppe  von  4  Häusern,  n.  vom  Gübsensee, 
dem  grossen  Stauweier  des  Elektrizitätswerkes  Kubd; 
5  km  so.  Gossau  und  1  km  so.  der  Station  Winkeln  der 
Appenzellerbahn  ( Winkeln- Herisau-Appenzell).  30  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinde  Bruggen.  Beliebtes  Ausflugsziel  der 
Bewohner  der  Stadt  St.  %llen. 

QOBSENSEE  oder  QOBSENWBIER  (Kt.  Ap- 
penzell A.  R.,  Bez.  Hinterland,  Gem.  Uerisau).  800  m. 
künstlicher  kleiner  See  in  einer  Bodensenke;  2,5km  ö^ 
Herisau  und  1,5  km  w.  vom  Umäschtobel.  1200  m  lang, 
170-200  m  breit  und  17  m  tief;    fasst  etwa  1500000  m. 


GÜD 


GOM 


töi 


Waaser.   Vom  Elektrizitätswerk  Kübel  bei  Herisan  als 
Staaweier  und  Wasserreservoir  angelegt.  Das  Wasser  wird 


Der  Gübsanse«  von  Westen. 

ihm  von  der  (Urnäsch  her  durch  einen  4600  m  langen 
Stollen  zugeführt.  Es  wird  noch  die  Anlage  eines  zweiten 
ebenfalls  von  der  Urnäsch  ausgehenden  Stollens  geplant, 
der  die  Erhöhung  der  Kraftleistung  des  Werkes  Kübel 
von  3000  auf  4000  HP  ermöglichen  soll.  Eine  Karte  von 
1640  verzeichnet  an  derselben  Stelle  einen  ehemaligen 
kleinen  See,  der  nach  und  nach  austrocknete  und  zum 
Gübsenmösli  ward,  wo  einst  Torf  ausgebeutet  wurde. 

QÜDA  (PIZ)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner).  2844  m. 
Gipfel,  Vorberg  des  mächtiffen  Piz  Terri  (3151  m),  auf  der 
Grenze  zwischen  Graubünaen  und  Tessin,  so.  über  der 
Greina.  W.  und  sw.  von  ihm  die  Alpweide  Monterascio, 
über  die  man  von  der  Greina  aus  direkt  ins  Val  Luzzone 
ffelangen  kann.  Am  NO.-Hang  des  Piz  Güda  lie^  ein 
kleiner  Gletscher,  der  gegen  die  Alp  Blen^ias  absteigt.  In 
der  alpinen  Literatur  heisst  die  Scharte  zwischen  Piz  Güda 
and  Piz  Terri  der  Güdapass  (etwa  2700  m).  Er  bildet  den 
liürzesten  Uebergang  vom  Val  Vanescha  (öomviz)  ins  Val 


Luzzone  (Vrin-Passhöbe  3  Vt  Stunden,  Vrin-Olivone  5  Vi 
Stunden).  Vom  Güdapass  aus  können  sowohl  der  Piz  Güda 
über  seinen  SO.-Grat  als  der  Piz  Terri  über  seinen  W.- 
Grat bestiegen  werden. 

OOfEROLKTSCHER  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glen- 
ner). 3300-2430  m.  Gletscher,  am  N.-Hanff  des  Güferhoms; 
steigt  zum  Lenta-  und  zum  Kanal thal  ao.  Wird  vom  Ka- 
oalffletscher  durch  einen  Felskamm  ffeschieden  und 
im  N.  von  den  hohen  Wänden  des  Furketlihoms  über- 
ragt, 

QÜFERHORN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner  und 
Hinterrhein^.  3393  m.  Zweithöchster  Gipfel  des  Adula- 
massivs ;  scnöne  Gneispyramide,  ähnlich  der  des  Rhein- 
waldboms,  von  welchem  das  Güferhom  durch  die  Lenta- 
löcke  getrennt  ist.  3  km  nö.  vom  Rheinwaldhom,  auf  der 
Wasserscheide  zwischen  Lenta-,  Kanal-  und  Zapportthal. 
Bildet  die  erste  Spitze  der  das  Rheinwald  im  N.  begleiten- 
den langen  Kette.  Fällt  nach  S.  mit  steilen  Wänden  ab 
und  trägt  am  N.-Hang  den  Güfergletscher.  Wird  von  ver- 
schiedenen Seiten  her  bestiegen,  am  leichtesten  von  der 
Lentalücke  aus  über  den  W.-Grat  in  einer  Stunde.  Die 
Lentalücke  erreicht  man  entweder  von  der  3  Stunden 
über  Vals  Platz  stehenden  Zapporthütte  des  S.  A.  C. 
ip  2  Stunden  oder  von  der  3  Stunden  hinter  Vals  Platz 
liegenden  Ortschaft  Zervreila  aus  über  Lentathal  und 
-gletBcher  in  4-5  Stunden.  Eine  andere  Anstiegsroute  geht 
von  der  Zervreila  hü  tte  nach  NW.  um  das  Salahom,  dann 
nach  W.  um  das  Güferhom  herum  und  von  da  über  den 
S.-Grat  direkt  auf  den  Gipfel,  noch  eine  andere  von  Zer- 
vreila aus  durch  das  Kanalthal  und  über  den  Güfergletscher 
(5  Stunden). 

QOQGKN  (UNTER)  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vor- 
derland, Gem.  Wolfhalden).  Weiler.  S.  den  Art.  Unter- 
gOggen. 

QOLLENHAU  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zurzach).  420-787  m. 
Wald,  am  rechten  Ufer  der  Surb,  zwischen  Unter  Endin- 


Sen  im  W.  und  Böbikon  im  0.  Von  dem  zur  Surb  gehen- 
en  kleinen  Schlierenbach  durchflössen.  300  ha  gross. 

QOLLENKANAL  (Kt.  St.  Gallen, 
Bez.  Unter  Rheinthal).  So  heisst  der 
kanalisierte  Unterlauf  des  Güllenbachs 
zwischen  Widnau,  Au  und  dem  Rhein- 
knie ö.  St.  Margrethen.  Er  sammelt  alle 
von  der  Fähnem  und  dem  tertiären  W.- 
Hang des  St.  Galler  Rheinthals  herab- 
kommenden Wasseradern. 

Q0MEL8  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Maloja).  3523  m.  Gipfel,  im  Bernina- 
massiv; 1,5  km  sw.  vom  Piz  Roses, 
von  dem  er  durch  die  Fuorcla  Sella 
(3304  m)  ffetrennt  wird.  Kann  von  der 
Fuorcla  Sella  oder  vom  Vadret  da 
Sella  aus  über  die  N.-Seite  ohne  allzu- 
grosse  Schwierigkeiten  bestiegen  wer- 
den. Fällt  nach  S.  mit  einer  600-700  m 
hohen  und  von  grossartigen  Runsen 
durchsetzten  Wand  zur  vedretta  di 
Scerscen  Ipferiore  ab. 

QOMLIQEN  (Kt.  und  Amlsbez. 
Bern,  Gem.  Muri).  585  m.  Dorf,  am  S.- 
Fuss  des  Gümligenber^s,  2  km  onö. 
Muri.  Station  der  sich  hier  verzweigen- 
den Linien  Bern-Luzem  und  Bern-Thun  und  Station  der 
die  Bundesbahnlinien  hier  kreuzenden  Schmalspurbahn 
Bern -Worb. Postablage,  Telegraph,  Telephon.  51  Häuser, 
507  reform.  Ew.  Wiesenbau.  Kleines  Schloss  aus  dem  18. 
Jahrhundert,  1789  von  der  Gräfin  von  Polignac,  der  Mut- 
ter des  gleichnamigen  Ministers,  bewohnt.  Nahe  beim 
Dorf  schöner  Landsitz  aus  dem  18.  Jahrhundert,  Eigen- 
tum der  Familie  von  Stürler.  1239:  Gumilingin;  vom 
Personennamen  Gumo  (gotisch)  oder  Gomo  (althoch- 
deutsch) =  der  Mann. 

QÜMLIQENBERQ  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern).  690  m. 
Tafelberg,  zwischen  den  Thälem  der  Aare  und  Worblen, 
6  km  ö.  Bern.  Trägt  die  zerstreuten  Siedelungen  von 
Dentenberff  und  heisst  deshalb  oft  auch  selbst  Denten- 
BERG.  (S.  diesen  Art.). 

QÜMLIQENFELD  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gera. 
Muri).  567  m.  Bauernhöfe;  1,5km  so.  Muri  und  1,2  km 
s.  der  Station  Gümligen  der  Linien  Bern-Luzem  und  Bem- 
Thun.  8  Häuser,  68  reform.  Ew. 

QÜMLIQENTHAL  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern).  633-600 
m.  Kleines  Thal,  das  zwischen  Gümligen  und  Stettlen  den 
Ostermundigen-Gümli^enberg  durchsetzt.  Wasserscheide 
in  der  Mitte.  Bildet  ein  2  km  langes  Trockenthal  ohne 
Bach  und  ohne  Fortsetzung  und  ist  wahrscheinlich  wäh- 
rend einer  Interglazialzeit  ausgewaschen  worden. 

QÜMMELEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken,  Gem. 
Lauterbrunnen).  1817  m.  Gruppe  von  im  Sommer  bezoge- 
nen Hütten,  auf  einer  Alpweiaenterrasse  über  dem  linken 
Ufer  des  Schiltbaches;  l,o  km  sw.  Murren. 

GOmMENEN  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Laupen,  Gem. 
Mühleberg).  475  m.  Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Saane,  die 
hier  von  der  Strasse  Bem-Murten  mit  einer  alten  Holz- 
brücke überschritten  wird,  am  Ausgang  eines  von  Buch 
herkommenden  kleinen  Thälchens  und  1  km  ö.  der  Sta- 
tion Gümmenen  der  direkten  Linie  Bem-Neuenburg.  Post- 
bureau, Telegraph,  Telephon;  Postwagen  nach  Murten, 
Laupen  und  Riedbach.  28  Häuser,  256  reform.  Ew.  Land- 
wirtschaft. Jahrmärkte.  War  im  13.  Jahrhundert  eine  be- 
festigte kleine  Reichsstadt  und  wurde  1313  von  den  Ber- 
nern genommen.  Gümmenen  hat  heute  noch  den  Charak- 
ter einer  kleinen  Stadt,  doch  sind  von  der  auf  einem 
Felsen  s.  der  Ortschaft  stehenden  einstigen  Burg  nur 
noch  wenige  Reste  vorhanden.  1266:  Contamina;  1274: 
Condamina  ;  dann  zu  Gemmundin  verdeutscht.  Vom  mit- 
tellatein.  condamina  =  zu  einer  Burgherrschaft  gehörige 
Ländereien.  In  der  Bemer  Geschichte  hat  der  Engpass 
von  Gümmenen  seiner  strategischen  Bedeutung-  wegen 
einst  eine  gewisse  Rolle  gespielt.  In  den  benachbarten 
Waldungen  mehrere  Grabhügel. 

GÜMMENEN  (KLEIN)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Laupen, 
Gem.  Ferenbalm).  480  m.  Dorf,  nahe  dem  linken  Ufer 
der  Saane,  an  dfer  Strasse  Bem-Murten  und  2  km  so. 
Ferenbalm.  Hier  die  Station  Gümmenen  der  direkten 
Linie  Bem-Neuenburg,  die  an  dieser  Stelle  das  Saanethal 

GE06R.  LEX.  75  —  II  —  31 


482 


GÜN 


GÜN 


auf  einem  schönen  Viadukt  von  451  m  Länge  und  27  m  Höhe 
überschreitet.  15  Häuser,  140  reform.. Ew.  Wiesenbau. 


Nene  Eisenbahnbr&cke  von  Klein  Gammenen. 

GÜN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Graubänden,  Bez. 
[Heinzenberg,  Gem.  Safien).  1570  und  1440  m.  Zwei  Grup- 

§en  von  zusammen  10  Häusern,  am  linken  Seitengehänge 
es  Safienthales,  3  km  n.  Safien  Platz  und  16  km  s.  der 
Station  Versam  der  Linie  Chur-Hanz.  51  reform.  Ew. 
deutscher  Zunge.   Kirchgemeinde  Safien  Platz.  Alpwirt- 

QO'nDELHARD  (Kt.  Thur^au,  Bez.  und  Gem.  Steck- 
born). 607  m.  Gemeindeabschnitt  und  kleines  Dorf,  auf 
dem  Seerücken  in  einsamer  Gegend,  4  km  sw.  der  Station 
Steckborn  der  Linie  Schaffhausen-Etzwilen-Konstanz. 
Telephon.  Zusammen  mit  Hörhausen  und  zahlreichen  zer- 
streut gelegenen  Bauernhöfen :  51  Häuser,  250  kathol.  Ew.; 
Dorf:  21  Häuser,  125  Ew.  Pfarrkirche.  Wiesen-,  Obst- 
und  Weinbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft,  Viehhan- 
del. Grosse  Bauernhöfe.  Schöne  Aussicht  gegen  S.  Frü- 
her Brüche  auf  Kalkstein.  Schloss  mit  der  Jahreszahl 
1684.  Das  Dorf  bis  1869  Eigentum  der  Grafen  von  Be- 
roldingen,  die  es  1620  den  Edeln  von  Liebenfels  abge- 
kauft hatten.  Nach  dem  Tode  des  Staatsministers  Ge- 
neralleutnants Grafen  Josef  v.  Beroldingen  wurde  der 
Besitz  1869  von  seinen  Erben  verkauft.  Kirche,  Pfarr- 
haus, das  63000  Franken  betragende  Kirchengut  und 
das  Kollaturrecht  wurden  Eigentum  der  neu  errichteten 
Kirchgemeinde  Gündelhard-Hörhausen.  Zuerst  Filiale 
der  Kirchgemeinde  Pfin,  dann  seit  1441  eigene  Kirchge- 
meinde. 872-883 :  Gundelinhard. 

G0NDI8AU  (Kt.  Zürich,  Bez.  Pfäflikon,  Gem.  Russi- 
kon).  659  m.  Kleines  Dorf,  am  Töbelibach,  4  km  wnw. 
der  Station  Saland  der  Tössthalbahn  und  2,5  km  nö.  Rus- 
sikon.  Telephon.  42  Häuser,  197  reform. 
Ew.  Viehzucht.  Der  1385  im  Besitz  des 
Hans  von  Wilberg  befindliche  Turm  zu 
Gündisau,  welcher  1408  mit  Wilberff 
dem  Hans  von  Bonstetten  gehörte,  soll 
beinahe  am  Ende  des  Dorfes  auf  einem 
Hügelchen  «auf  Bur^»  gestanden  haben. 
Heute  ist  davon  keine  Spur  mehr  vor- 
handen. 1038:  Gundinesowa. 

GONDLIKON  (Kt.  Zürich  Bez.  Win- 
terthur.  Gem.  BertschikonJ.  580  m.  Wei- 
ler; 1,7  km  osö.  Bertschikon  und  4,5 
km  nö.  der  Station  Räterschen  der  Linie 
Zürich-Winterthur-St.  Gallen.  12  Häu- 
ser, 64  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Elgir.774:  Cundilinchov« ;  1162:  Gundi- 
.  linchon. 

G0NDLI8CHWAND    (Kt.    Bern, 
Amtsbez.  Interlaken).  663  m.  Gem.  und 


Häuser,  219  Ew.  Kirchgemeinde  Gstäig.  Wiesenbau  und 
Viehzucht.  Das  Dorf  wird  nach  langen  Regengüssen  von 
Erdrutsch ungen  bedroht^  die  sich  von  den  darüber 
aufsteigenden  felsigen  Hängen  loslösen. 

GONDOLINGEN  (iEUSSER  und  UNTER) 
(Kt.  Luzem,  Amt  Sursee,  Gem.  Hildisrieden  und 
Amt  Hochdorf,  Gem.  Rain).  622-600  m.  Zwei  Grup- 
pen von  zusammen  5  Häusern,  im  Thal  des  Ron,  2 
km  so.  Hildisrieden  und  5  km  nö.  der  Station 
Sempach  der  Linie  Luzem-Olten.  49  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinden  Hildisrieden  und  Rain.  Kapelle. 
Ackerbau  und  Viehzucht.  Im  Mittelalter  eigene 
Gerichtshoheit.  Heimat  des  1386  bei  Sempach  ge- 
fallenen Peter  von  Gundoldingen.  1256:  Gundoldin- 
gin. 

GONERALP  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Heinzen- 
berg.  Gem.  Safien).  1978  m.  Alpweide  mit  Gruppe 
von  16  Hütten  und  Stadein,  am  SO.-Hang  des  Gü- 
nerhoms  zwischen  zwei  kleinen,  linksseitigen  Ne- 
benbächen zur  Rabiusa.  3  km  nw.  über  Safien  Platz. 
GONERHORN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glen- 
ner). 2842  m.  Gipfel,  am  S.-Ende  der  Gruppe  der 
Sanina,  zwischen  dem  Lugnez  und  Safienthal.  5-6 
Stunden  nw.  über  Safien  Platz.  Wie  alle  Gipfel 
dieser  Gegend  wild  zerrissen  und  stark  verwittert.  Kann 
aber  trotzdem  vom  Günerkreuz  aus  über  den  S.-Gnt 
leicht  bestiegen  werden.  Trigonometrisches  Signal. 

GÜNERKREUZ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner). 
2480  m.  Passüberirang,  am  S.-Ende  der  Gruppe  der  Sa- 
nina und  6  km  ö.  Duvin.  Verbindet  das  Lugnez  über  die 
Duviner-  und  Pitascheralp  mit  der  Zalörner-  und  Güner- 
alp  im  Safienthal.  Selten  begangen  und  gewöhnlich  nor 
hie  und  da  von  Sennen  und  Jägern  benutzt. 

GONHORN  (Kt.  Luzem,  Amt  EnUebuch).  1373  m. 
Gipfel,  nö.  Vorberg  des  Wachthubel,  sw.  über  dem  Dorf 
Marbach.  Der  Gipfel  bildet  ein  Rasenplateau  und  trägt 
eine  Hütte ;  fällt  nach  0.  in  steilem  Felshang  ab. 

GÜNIKON  (Kt.  Luzem,  Amt  Hochdorf,  Gem.  Hohen- 
rain).  ^  m.  Dorf,  700  m  n.  Hohenrain  und  3,5  km  nö. 
der  Station  Hochdorf  der  Seethalbahn.  25  Häuser,  15S 
kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht  und  Milch- 
wirtschaft. Hier  sind  einige  Gegenstände  aus  der  Römer- 
zeit gefunden  worden.  1255:  Gunninkon. 

GONSBERG  (Kt.  Solothum,  Amtei  Lebern).  636  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  am  S.-Fuss  der  Weissensteinkette 
und 8  km  nö.  Solothum.  Postablage,  Telegraph,  Telephon; 
Postwagen  Solothum-Balm-Günsoerg.  &  Häuser,  745  ka- 
thol. Ew.  Bildet  zusammen  mit  Niederwil  und  Balm 
eine  Kirchgemeinde.  Bis  1695  Filiale  der  Kirchgemeinde 
Flumenthai.  Wiesenbau,  Viehzucht.  Uhrenindustrie.  Am 
Balmberg  und  Kaspisbergli  (^nz  nahe  dem  Kurhaus 
Glutzenhof)  Steinbruche  auf  triasischen  Gips  (Anhydrit). 
Der  in  geologischer  Beziehung  sehr  bemerkenswerte  Berg- 
kamm n.  über  Günsberg  bildet  die  ö.    Fortsetzung  des 


Niederwi'/er 
SUerenberg 

/230 


Horbergrli 


^^' 

'^^^^^^^^^^*?Tv?              ^3$p/s6erg/t 

^^^Sffl- 

Girtisbcrg 

1:25000. 

■."•*' 

Geologisches  Querprofll  durch  den  Kamm  des  GQnsbergs  über  Hofbergli  aod 
Niederwiler  Stierenberg. 


nnrf  am  rpohtpn  ITfpr  Hpr  SrhwaPTPn  Mal^a  oder  Oberer  Jura  :  PorlUnd  fehlt;  1.  Kimmendge;  9.  Seauan;  3.  Mergeliges  Ar 
T  .?riu1S^  A^r^\^  LT^^X^^  »ovian;  4.  Kalkiges  Argovian;  Oxford  fehlt.  -  Dogger  oder  Mittlerer  Jura  :  5.  Callo- 
Lutechme ,  die  h  er  von  der  Strasse  \  ^\  Balhien  uad  vl^uUiai;  7.  Bajocien  und  Aalenien.-  8.  Lias  oder  unterer  Jur«  : 
Interlaken-Gnndelwald  überbrückt  wird,      9  Keuper;  10.  Muschelführender  Dolomit;  11.  Muschelkalk;  12.  Anhydrit  und  Gips. 


nahe  der  Vereinigung  der  beiden  Lüt 
schinen  und  700  m  ö.  der  Station  Zweilütschinen  der 
Linie  Interlaken-Grindelwald.  Gemeinde,  mit  Riedli  und 
Zweilütschinen:  48  Häuser,  321  reform.  Ew.;  Dorf:  34 


Balmbergs  und  ist  nichts  anderes  als  das  hier  schief 
nach  S.  übergelegte  und  bis  zum  Muschelkalk  hinunter 
ausgewaschene  Gewölbe  der  Röthifluh.  Vom  Glutzenhof 


GÜN 


GÜR 


483 


bis  zum  Gritt  sind  alle  Schichten  vom  triasiaschen  An- 
hydrit an  über  Lias,  Dogger,  Malm  bis  zum  Sequan  hin- 
auf schön  zu  sehen.  VoUständi^ter  nnd  grösster  Auf- 
schiass  der  Schichten  im  schweizerischen  Juragebirge. 
In  Gänsberg  hat  man  ein  Bronzebeil  gefunden. 

QONTISBERG  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Wald). 
750  m.  9  am  SO.-Hang  des  Batzenbergs  zerstreut  gelegene 
Häuser,  2  km  s.  der  Station  Wald  der  Tössthalbahn. 
Tele^ph,  Telephon.  88  reform.  Ew.  Im  Rüteliroos  bei 
GüDtisberg  hat  man  auf  einem  Bergvorsprung  zwischen 
zwei  kleinen  Tobein  eine  Burgstelle  entdeckt. 

QONTLENAU   (Kt.  Glarus,  Gem.  Biedern).  832  m. 
Grosse  Wiesenüäche,  mit  etwa  10  zerstreut   telegenen  i 
Hütten,  am  rechten  Ufer  des  Klönthalersees,  2  Stunden 
sw.  über  Riedem. 

QONZENENALP  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Sim- 
menthal.  Gem.  Reutigen).  1238  m.  Alpweide,  in  einem 
kleinen  Thälchen  am  N.-Uang  der  Stockhomkette,  2-3 ' 
Stunden  sw.  über  Reutigen.  Gleicht  von  ferne  gesehen  . 
einem  langgestreckten  Viereck.  Zeigt  der  ffanzen  Land-  ' 
Schaft  den  Beginn  des  Frühlings  an,  da  ein  Kalterückschlag  , 
von  den  Bauern  nicht  mehr  oefürchtet  wird,  sobald  sie  ' 
einmal  völlig  schneefrei  geworden  ist 

Q0NZLI8  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Schwyz,  Bez. 
und  Gem.  Einsiedeln).  1103  und  1000  m,  Drei  Bauernhöfe, 
am  NW.-Uan^  der  Hundwilerhöhe ;  3,5  km  w.  Einsiedeln 
und  1,5  km  nö.  der  Station  Altmatt  der  Südostbahn  (Rap- 
perswil-Arth  Goldau).  15  kathol.  Ew.  Kirchffemeinde  Ein- 
siedeln (Filiale  Bennau).  Während  der  aufgeregten  Zeit 
von  1760-66,  die  zum  Sturz  der  aristokratischen  Regie- 
rung in  Schwyz  führte,  pflegten  sich  die  Führer  der 
Volksbewegung  hier  zu  versammeln. 

QOPF  (Kt.  Luzem,  Amt  Sursee,  Gem.  Rickenbach). 
678  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  Rickenbach,  400  m  nö. 
Rickenbach  und  4  km  sw.  der  Station  Reinach-Menziken 
der  Zweiglinie  Beinwil-Reinach  der  Seethalbahn.  SS 
kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Alte  Mühle  aus  1372, 
heute  zu  einer  Säge  umgev^ndelt.  Der  Ausdruck  Güpf 
dient  zur  Bezeichnung  einer  kleinen  Anhöhe  (vergl.  dar- 
über Schweizer  Idiotikon.  Bd  II). 

GOPF  (Kt.  und  Bez.  Zürich,  Gem.  Birmensdorf).  470 
m.  4  Häuser,  am  rechten  Ufer  der  Reppisch,  bei  der  Sta- 
tion Birmensdorf  der  Linie  Zürich-Auöltern-Zug.  93  re- 
form. Ew. 

GOpfi  (Kt.  Solothum,  Amtei  Thierstein).  874  m. 
Berggipfel,  in  einem  zwischen  Passwangkette  (Hohe 
Winae)  und  Ulmett-  oder  Himikopfkette  eingeschobenen 
Zwischenkamm,  zwischen  Neuhäuslein  und  Seinvnl.  Ge- 
wölbe der  Sequanschichten  der  Pechfluh,  von  der  Klüse 
Neuhäuslein-Bein  wil  durchschnitten.  Bauernhof  Güpfi  mit 
Sennbergen  (800-820  m)  auf  einem  Rest  oligocänen  (ter- 
tiären) Untergrundes. 

GU£r  AVET  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane,  Gem.  Grolley). 
614  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  auf  einer  Anhöhe  über 
dem  Dorf  Chandon  und  1,4  km  nw.  der  Station  Grolley 
der  Linie  Freiburg-Yverdon.  45  kathol.  Ew.  Getreide-, 
Kartoffel-  und  Wiesenbau,  Viehzucht. 

GORBE  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun  und  Seftigen). 
Linksseitiger  Nebenfluss  zur  Aare;  entspringt  auf  der  am 
N.-Hang  des  Gantrisch  und  der  Nünenenfluh  jgelegenen 
Alpweide  Nünenen  in  etwa  1700  m,  nimmt  eme  Reihe 
von  anderen  Quellbächen  auf,  fliesst  zwischen  Gumigel- 
berg  und  Wirtneren  durch  ein  tiefes  Tobel,  tritt  ins  Gur- 
bethal  aus,  wendet  sich,  durch  die  Moränen  zwischen 
Gurzelen  und  Amsoldingen  dazu  gezwungen,  in  scharfem 
Bogen  nach  N.,  welche  Richtung  sie  nun  beibehält,  geht 
an  Watten wii  vorbei  und  tritt  bei  Belp  ins  Aarethal  aus^ 
um  nach  29  km  langem  Lauf  5  km  oberhalb  Bern  bei 
Seihofen  in  509  m  zu  münden.  Das  Einzugsgebiet  des 
Flusses  ist  im  Verhältnis  zu  seiner  Lauflänge  nur  von  be- 
schränktem Umfang.  Die  bedeutendsten  Zuflüsse  sind  der 
den  schönen  Fall  bei  Blumenstein  bildende  Fallbach  und 
die  Grosse  Müsche,  der  Abfluss  des  C^eistsees  (beide  von 
rechts).  Der  Oberlauf  der  Gürbe  von  der  Quelle  bis  zur 
Mühle  von  Dittligen  hat  durchaus  Wildbachcharakter,  wie 
auch  der  Fallbach  und  die  vom  Gurnigelberg  kommenden 
Bäche  (Meierisligraben,  Flachserengraben,  Schattenhalb- 
bach, Effffenbach-Spengelibach,  Lieneggbach  etc.)  gefähr- 
liche Wiidbäche  sind,  die  oft  genug  grossen  Schaden  an- 
richten. Seit  1854  hat  man  mit  Unterstützung  des  Bundes 


an  der  Gürbe  Verbauungsarbeiten  ausgeführt,  und  die  Forst- 
verwaltung des  Kantons  Bern  widmet  den  Waldungen  in- 
diesen  Gebenden,  die  alle  dem  Staate  gehören,  grosse  Sorg- 
falt. Im  ernst  sehr  sumpfigen  Thalabschnitt  bei  Wattenvial 


Binxagsgebiot  dar  G&rba. 

ist  die  Gürbe  heute  kanalisiert.  Unterhalb  Belp  liegt  links' 
von  der  kanalisierten  Gürbe  ihr  früheres  Bett,  die  sog.  Alte 
Gürbe,  die  heute  ein  ruhiges  u.  harmloses  Altwasser  oder 
teilweise  auch  schon  ganz  verschwunden  ist.  Der  Name 


484 


GOR 


GOT 


Gürbe  bezieht  sich  auf  die  vielfttchen  Serpentinen  des 
Flusses  (vergl.  Schweizer,  Idiotikon.  Bd  II,  S.  415). 

GÜRBETHAL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftijren).  711- 
510  m.  Das  von  der  Gürbe  durchfloesene  Thal,  zwi- 
schen Giebeleffg  und  Längenberg  einerseits  und  der 
Moränenlandschaft  um  Gnrzelen  und  dem  Belpberg 
andererseits,  dem  Thal  der  Aare  parallel  laufend.  Von 
der  Strasse  und  Bahnlinie  Bem-Wattenwil-Thun  (Gür- 
bethalbahn,  1901  erbaut;  ein  Glied  der  Bemer  Zu- 
fahrtslinien zum  Lotschberg)  durchzogen.  Zur  Glazialzeit 
war  das  Thal  von  dem  hauptsächlich  aus  dem  Kanderthal 
herkommenden  linken  Arm  des  diluvialen  Aaregletscbers 
ausgefallt,  was  die  abgerundeten  Formen  der  untern  Ge- 
hängeabschnitte und  die  im  Verhältnis  zum  jetzigen  Fluss- 
lauf zu  breite  Thalsohle  (1-1,5  km)  erklärt.  Während  der 
letzten  Interglazialzeit  floss  hier  längs  dem  Fuss  der 
Stockhornkette  die  Kander  durch.  Dann  haben  vom  Stock- 
horn  sich  loslösende  Bergstürze  (bei  Poleren  und  Stocken) 
und  die  während  der  letzten  (Glazialzeit  vom  Aareglet- 
scher abgelafferten  Moränen  zwischen  Wattenwil  und 
Thierachem  der  Kander  den  alten  Weg  versperrt,  so  dass 
sie  gezwungen  war,  durch  die  Moränenrücken  des  Zwie- 
selberges emen  neuen  Ausgang  zu  suchen  und  sich  gegen 
Thun  zu  wenden.  Das  Gürbethal  zwischen  Wattenwil  und 
Belp  ist  somit  ein  sog.  totes  Thal,  das  nicht  von  seinem 
heutiffen  kleinen  Fluss  ausffewaschen  worden  ist.  Dass 
das  Thal  schon  zu  alten  Zeiten  von  Menschen  bewohnt 
war,  bezeugen  die  bei  TofTen  gemachten  Funde  von  <je- 

ßenständen  aus  der  Römerzeit  Mit  Ausnahme  von  Belp 
egen  alle  Dörfer  nicht  in  dem  einst  den  Hochwassem 
zu  sehr  ausgesetzten  Thalboden,  sondern  an  den  Seiten- 
gehänffen  des  Thaies.  Die  Entwässerung  des  Thalbodens 
hat  seit  der  Kanalisation  der  Gürbe  bereits  grosse  Fort- 
schritte gemacht,  so  dass  jetzt  hier  der  Anbau  von  Kohl 
(Kabis)  einen  bedeutenden  Umfang  angenommen  hat. 
Torfausbeute. 

QUERCET  (LE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martigny,  Gem. 
Martigny  Ville).  4i38  m.  Zwei  Gruppen  von  zusammen  7 
Häusern,  zwischen  dem  Fuss  des  Mont  Chemin  und  dem 
grossen  Sumpfgebiet  s.  der  Rhonethalstrasse,  an  der 
Strasse  Martigny-Charrat  und  2  km  ö.  der  Station  Mar- 
tigny Ville  der  Simplonbahn.  22  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde Martigny.  Die  eine  der  900  m  von  einander  ent- 
fernt gelegenen  Häusergruppen  heisst  Le  Guercet  chez 
les  Farquet.  Der  Name  wahrscheinlich  vom  latein.  gtier- 
cetum  =  Eichenwald  herzuleiten. 

Q0RQALET8CH  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Plessur). 
2444  m.  Gipfel,  rechts  über  dem  Thal  von  Churwalden, 
3  km  s.  über  Prada  im  Schanfigg  und  3,5  km  nö.  über 
Churwalden.  Von  diesen  beiden  Orten  wie  auch  von 
Tschiertschen  aus  leicht  zu  besteigen.  Schöne  Aussicht 
auf  die  umliegenden  Crebirge  und  das  Churer  Rhein thal. 

GORMSCH  (Kt.  Luzem,  Amt  und  C^em.  Entlebuch). 
1347  m.  Grosse  Alpweide,  im  obem  Becken  der  Grossen 
Entlen  und  so.  von  Schimberg  Bad.  Nur  im  Sommer  be- 
zogen. Der  im  Entlebuch  und  eini&en  Gegenden  des  Kan- 
tons Bern  vorkommende  Ausdruck  Gürmsch  bezeichnet 
den  Vogelbeerbaum  {Sorbua  aucuparia), 

Q0RM8CHB0HL  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Interlaken). 
1897  m.  Abgerundeter  und  zum  Teil  bewaldeter  Gipfel, 
rechts  über  dem  Lauterbrunnen  thal,  vor  Jungfrau  und 
Mönchy  zwischen  Metüenalp  und  Wengemalp  und  w. 
über  Hotel  und  Station  Wengemalp  der  Linie  Lauter- 
brunnen-Wengemalp-Grindelwald.  Aussichtspunkt. 

QUERRA  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Moesa,  Kreis  und 
Gem.  Roveredo).  318  m.  Kleines  Dorf,  auf  einer  Terrasse 
üt>er  dem  rechten  Ufer  der  Moesa  und  über  der  Mündung 
der  Traversagna  in  diese,  700  m  sw.  Roveredo  und  12  km 
nö.  der  Station  Bellinzona.  30  Häuser,  107  kathol.  Ew. 
italienischer  Zunge.  Wiesenbau  und  Viehzucht.  Die  Män- 
ner wandern  als  Glaser  und  Maler  nach  Frankreich  aus. 

QUERRAZ  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint  Maurice,  Gem. 
Salvan).  Häusergruppe.  S.  den  Art.  Gueuroz. 

Q0SCHIQLET8CHER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Oestlich 
Raron).  3000-2500  m.  Kleiner  Gletscher  von  500  m  Seiten- 
länge, am  W.-Hang  des  Güschihoms :  sein  Schmelzwas- 
ser geht  in  das  dem  Längethalbach  (Zufluss  zur  Binna) 
zufliessende  Kriegalpwasser. 

Q08CHIHORN  oder  PIZZO  DI  CORNERA  (Kt. 
Wallis,  Bez.  Oestlich  Baron).  3064  m.  Gipfel,  sw.  Vorberg 


des  Cherbadung  oder  Pizzo  del  Cervendone  (3213  m),  in 
der  C^renzkette  zwischen  dem  Binnenthal  una  der  italie- 
nischen Alpe  Devero.  1802  zum  erstenmal  bestiegen. 

Q08CHIJOCH  oder  PA880  DEL  CHERBA- 
DUNQ  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  Etwa  3000  m.  Passüber- 
gang,  auf  der  Landesgrenze  gegen  Italien,  zwischen  dem 
Cherbadung  oder  Pizzo  del  Cervendone  (3213  m)  and  dem 
Güschihorn  oder  Pizzo  di  Comera  (3084  m).  Wahrschein- 
lich nie  völlig  überschritten,  sondern  stets  nur  als  Fuat- 
punkt  für  die  Besteigung  des  Cherbadung  sowohl  von  der 
Walliser  Seite  als  von  der  italienischen  Alpe  Devero  ans 
benutzt.  Auf  der  Siegf^iedkarte  ohne  Kote  und  Namen. 

Q08LEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans).  1835  m. 
Gipfel,  im  Kamm  ö.  über  dem  Murgthal,  n.  Nachbar  des 
GuscHAPELLA.  S.  diesen  Art. 

QU  ftTE  (TftTE  A)(Kt.  Wallis,  Bez.  Saint  Maurice).  2902 
m.  Unbedeutender  Gipliftl,  ö.  Vorberg  des  Bei  Oiseau  (2021 
m) ;  vom  Col  de  la  Gueuhlz  aus  in  ^Z«  Stunden  erreichbar. 

Q0TIKHAU8EN  (Kt  Zürich,  Bez.  Andelfingen,  Gem. 
Thalheim).  390  m.  Kleines  Dorf,  am  linken  Ufer  der  Tbur 
und  3  km  nw.  der  Station  Thalheim  der  Linie  Winter- 
thur-Etzwilen-Sinffen.  Postabiaffe.  32  Häuser,  163  refonn. 
Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht  1335 :  Gutinghusen. 

QOTLI  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorderland,  Gem. 
Walzenhausen).  .682  m.  Kleines  Dorf,  Fortsetzung  des 
Dorfes  Walzenhausen,  an  der  Strasse  nach  Bemeg^  and 
10  Minuten  so.  der  Station  der  Drahtseilbahn  Rheineck- 
Walzenhausen.  24  Häuser,  139  reform.  Ew.  Wiesenbao. 
Stickerei.  Sehr  beliebter  Spazierwe^^  der  Kurgäste  too 
Walzenhausen.  Die  Strasse  nietet  reizende  Ausblicke  auf 
den  Bodensee,  das  Rheinthal  und  die  Baierischen  und 
Oesterreicher  Alpen. 

Q0T8CH.  In  der  deutschen  Schweiz  ziemlich  bäofig 
vorkommender  Ortsname:  dient  zur  Bezeichnung  einet 
Berggipfels  von  abgerundeter  Form.  S.  auch  den  Art. 
GiTSCHEN.  (Vergl.  Schweizer.  Idiotikon,  Bd  II). 

Q0T8CH  (Kt  und  Amt  Luzern,  Gem.  Honau).  479  m. 
Gruppe  von  2  Häusern,  300  m  s.  Honau  und  1,5  km  nö. 
der  Station  Gisikon-Root  der  Linie  Zürich-Zug-Luzero. 
16  kathol.  Ew. 

Q0T8CH  (Kt,  Amt  und  Gem.  Luzern).  525  m.  Hügel, 
etwa  iÖO  m  sw. 
über  der  Stadt 
Luzern  gele- 
gen. Seiner 
schönen  Aus- 
sicht u.  leich- 
ten Zugäng- 
lichkeit wegen 
stark  besucht. 
2  Häuser,  16 
kathol.  Ew. 
Mit  der  Stadt 
durch  eine  180 
m  lanffe  Draht- 
seilbann von 
53%Steiffung 
verbunden. 
Fahrzeit  2  Vi 
Minuten.  Aus- 
sicht auf  Stadt 
und  See,  Rigi 
und  Bürgen- 
stock, Unter- 
waldner  Al- 
pen. Titlis  und 
nach  N.  hin 
auf  das  schwei- 
zerische Mit- 
telland bis  zum 
Uetliberg  bei 
Zürich.  Gast- 
hof mit  Aus- 
sichtsturm u. 
Restaurant. 

Q0T8CH 
(Kt  Uri).  2295 

m.  Gipfel,  äusserster  sw.  Eckpunkt  des  Schienstockes  (S893 
m),  in  der  Gruppe  des  Crispalt,  2  Stunden  nö.  über  Ander- 
matt  u.  unmittelbar  nö.  über  der  Teufelsbrücke.  Befestigt 


Der  Güisch  in  Lasern. 


GUT 


GUF 


485 


QOTTINQEN  (Kt.  Thorgau,  Bez.  KrenzliDgen).  415 
m.  Gem.  und  grosses  Pferrdorf,  am  linken  Ufer  des  Bo- 
densees und  an  der  Strasse  Komanshorn-Konstanz,  8  km 
nw.  Romanshom.  Station  der  Linie  Romanshom-Kon- 
stanz.  Poetbureau,  Telegraph,  Telephon.  Gemeinde:  175 
Häuser,  917  Ew.  (691  Reformierte,  219  Katholiken) ;  Dorf  : 
147  Häuser,  796  Ew.  Gemeinsame  Kirchgemeinde  mit 
Dünnershaus,  Rutishausen  und  Oberlöwenhaus.  Die 
Kirche  dient  dem  Gottesdienst  beider  Konfessionen.  Ge- 
meinde sehr  ausgedehnt  und  mit  schönen  Waldungen. 
Ein  Teil  des  Dorfes  liegt  unmittelbar  am  Seeufer,  wäh- 
rend der  andere,  grössere  Abschnitt  sich  bis  in  eine  Ent- 
fernung von  1  km  vom  Ufer  hinzieht.  Acker-,  Wiesen-, 
Obst-  und  etwas  Weinbau,  Viehzucht  und  Milchmrt- 
schaft.  K&aerei.  Eine  Färberei  mit  35  Arbeitern.  Stickerei 
als  Hausindustrie.  Fischfang  und  Schiffahrt.  Vom  Schloss- 
turm aus  sehr  schöne  Aussicht  auf  See  und  Alpen.  Land- 
wirtschaftliche Genossenschaften,  Schiess-  und  Gesangver- 
eine. Schon  883  nennt  hier  die  Chronik  von  Neugart  eine 
Villa  Gutitiinga;  die  Kirche  wird  seit  1275  urkundlich 
erwähnt.  In  kirchlicher  Beziehung  zuerst  vom  Kloster 
Kreuzungen  abhängig.  Später  entstanden  auf  Boden  der 
Gemeinde  drei  Burgen:  am  See  die  Burg  Gütüngen, 
auch  Wasserburg  geheissen,  Heimat  der  Herren  von  Güt^ 
tingen ;  die  heute  noch  bestehende  Moosburg  und  endlich 
die  Oberburg.  Alle  drei  waren  Eiffentum  der  reich  begü- 
terten Herren  von  Gdttingen,  nach  deren  Aussterben  sie 
an  das  Konstanzer  Patriziergeschlecht  Ehinger  übergin- 
gen. Die  Moosburg  gehörte  1397  den  Breitenlandenberg, 
wurde  1406  von  den  Appenzellem  zerstört  und  kam  1452 
zusammen  mit  der  Wasserburg  an  den  Bischof  von  Kon- 
stanz, der  hier  einen  \osfi  einsetzte.  Von  einem  der  Her- 
ren von  Güttingen  erzänlt  man  sich,  dass  er  einst  seine 
mit  Abgaben  und  Frohnleistungen  aller  Art  schwer  be- 
drückten Vasallen  auf  ihre  Bitten  um  Abhilfe  hin  zu  einer 
Besprechung  in  eine  Scheune  eingeladen  habe,worauf  er  das 
Gebäude  abschliessen  und  anzünden  Hess.  Die  Schmerzens- 
schreie  der  Unglücklichen  veranlassten  ihn  zu  einem  rohen 
Lachen  und  zu  dem  Ausspruch :  Hört,  wie  die  Mäuse  pfeifenl 
Dieser  Tyrann  wurde  endlich  selbst  von  seinen  Untertanen 
im  Turm   der  Wasserburg  aufgehängt,  der  seither  im 

Volksmund 
den  Namen 
des  Mäuse- 
turms führt. 
Bei  der  Moos- 
burg Pfahlbau- 
ten aus  der 
Steinzeit.  799: 
Cutaningin ; 
910:Gutingan. 
QOTTIN- 
QERWALD 
(Kt.  Thurgau, 
Bez.  Kreuzlin- 
gen).  465-514 
m.  Grosser 
Wald,  s.  Gut- 
Üngen  ;  zwi- 
schen den  Dör- 
fern Kesswil, 
Dozwil,  Som- 
mer!, Lang- 
rickenbach u. 
Güttingen  und 
von  der  Strasse 
Amriswil- Güt- 
tingen durch- 
zogen. 625  ha 
gross.  Die  ein- 
zelnen  Ab- 
schnitte des 
Waldes  tragen 
wieder  ihre  ei- 
genen Namen. 

Vorwiegend 
Laubholz    mit 


Auf  dam  Gol  de  U  Ouoolas. 


einer  Anzahl  von  schönen  Eichen.  Güttingerwald  heisst 
aoch  ein  Teil  des  150  ha  grossen  Forstes  im  N.  dieser 
Waldlandschaft. 


QUKULAZ  (COL  DK  LA)  (Kt.  WaUis,  Bez.  Saint 
Maurice).  1945  m.  Passübergang,  in  der  Gruppe  des  Fon- 
tanabran  zwischen  Bei  Oiseau  (2624  m)  und  Six  Jeur  (2056 
m).  2  V4  Stunden  sw.  über  Einbaut.  Verbindet  das  Dorf 
Einbaut  in  3  V«  Stunden  mit  den  Sennhütten  von  Barbe- 
rine  und  der  Schutzhütte  Barberine  des  S.  A.  C.  Tiefe 
Scharte  im  (^ebirge.  Nach  der  Passhöhe  steht  ein  kleines 
(jasthaus,  das  als  Ausgangspunkt  für  eine  Reihe  von 
Touren,  wie  z.  B.  die  Besteigung  des  prachtvollen  Aus- 
sichtsberges Six  Jeur  oder  des  Bei  Oiseau,  dient. 

QUEULK,  OAULft,  QAULOZ,  QOULKT,  QOU- 
LETTE,  QOLET,  QOLETTK  etc.  Ortsnamen,  in  den 
gebirgigen  Gegenden  der  Aranzösischen  Schweiz  häufiff 
vorkommend;  dienen  zur  Bezeichnung  von  engen  und 
nur  durch  ein  schmales  Couloir  zugänglichen,  schlund- 
ähnlichen (gueule)  Pässen. 

QUKUROZ  oder  QUKRRAZ  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint 
Maurice,  Gem.  Salvan).  660  m.  Gruppe  von  6  Häusern 
mit  kleinem  Gasthof,  in  pflanzengrüner  Einsamkeit  über 
den  rechtsseitigen  Felswanden  der  Gorges  du  Trient  und 
1  km  s.  der  Station  Vemayaz  der  Simplonbahn,  von  wo 
ein  in  die  Felswand  Les  Gharpfäs  eingehauener  Zickzack- 
weg in  einer  halben  Stunde  nach  (jrueuroz  hinaufführt. 
17  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Vemayaz.  Von  Eugen  Bam- 
bert  in  seinem  Essay  Les  cerise$  du  valUm  de  Gueuroz 
prachtvoll  geschildert.  Ausffangspunkt  für  die  kürzeren 
Ausflüge  am  rechten  Hang  des  Tnentthales. 

QUEVAUX  (Kt.  Waadt,  Bez.  Avenches,  Gem.  Mur  und 
Kt.  Freiburg,  Bez.  See,  (}em.  Haut  Vully).  445  m.  Gruppe 
von  5  Häusern,  nahe  dem  NW.-Ufer  des  Murtensees,  auf 
der  Grenze  zwischen  den  Kantonen  Waadt  und  Freiburg, 
an  der  Strasse  Estavayer-Sunez,  700  m  s.  Mur  und  2,3  km 
sw.  der  DampfiBchiflMation  Mötier-VuUy.  20  reform.  Ew. 
Kirchgemeinden  Montet^Cudrefin  und  Mdtier-VuUy.  (ge- 
hörte Im  13.  Jahrhundert  zu  einem  Lehen  des  Bischofes 
von  Sitten  und  war  zur  Zeit  der  Bemer  Oberhoheit  der 
Schlossherrschafl  Cudrefin  zugeteilt.  Vor  1818  richtete 
man  hier  eine  Papierfabrik  ein,  die  noch  1829  bestand 
und  deren  Fabrikat  eine  Zeit  lang  berühmt  war.  Ziemlich 
grosser  Pfehlbau  aus  der  Steinzeit,  auf  einem  aus  Steinen 
künstlich  zusammengetragenen  kleinen  Hüf[el,  der  sog. 
Tour  des  Sarrasins,  der  ziemlich  weit  im  See  draussen 
liegt  und  seit  der  Juragewässerkorrektion  über  den  Was- 
serspiegel emporragt. 

QDZ  (PIX)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja).  3160  m. 
Gipfel,  im  w.  Abschnitt  des  Beminamassives,  höchster 
Punkt  des  am  Piz  Fora  von  der  Hauptkette  auszweigenden 
und  das  Val  Fex  vom  Val  Fedoz  trennenden  Kammes. 
Seine  n.  Schulter  heisst  Piz  Lad  (3090  m).  Beide  über  den 
N.-Grat  ziemlich  leicht  zugänglich,  aber  nur  selten  be- 
sucht. 

Q0ZI8CHWBNDI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun,  Gem. 
Wachseldom).  977  m.  13  zerstreut  ffelegene  Häuser,  auf 
den  Höhen  zwischen  dem  Bötenbacn  und  der  Botachen, 
1  km  so.  Wachseldom  und  10  km  nö.  der  Station  Steffis- 
burg der  elektrischen  Bahn  Burgdorf-Thun.  81  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  Buchholterberg. 

QUFKL,  QUFLEN  oder  QOFLKN.  Ortsnamen  der 
deutschen  Schweiz ;  besonders  oft  in  den  einst  von  den 
Rätoromanen  besiedelten  Gegenden  des  Kantons  Glarus 
und  des  St  Craller  Oberlandes  vorkommend.  Vom  latein. 
cavula  =  Grotte,  Höhle,  Spalte  (französisch  balme)  her- 
zuleiten. Vergl.  dazu  das  Schweiier,  Idiotikon. 

QUFKI.BACH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sar|rans).  Bach; 
rechtsseitiger  Zuiluss  zur  Seez,  in  die  er  bei  Weisstannen 
im  Weisstannenthal  mündet.  Sammelt  alle  Wasser  des  vom 
Val  Lavtina  oder  Lavatina  und  seinen  obera  Verzweigungen 
(Gutenthal,  Muttenthal,  Valtüsch)  gebildeten  grossen  und 
wilden  Felszirkus  an  der  NW.-Flanke  der  Grauen  Homer. 
Das  Thal  des  Baches  ist  ganz  im  eocänen  Flysch  ausge- 
waschen, der  den  Muldenschenkel  der  Glamer Doppelfalte 
bildet  und  hier  noch  zahlreiche  kleinere  Faltenerschein- 
ungen aufweist.  Ausser  den  den  Thalkessel  im  0.  über- 
ragenden Grauen  Hömera  im  engem  Sinn  finden  wir  als 
Umrahmung  noch  eine  Reihe  von  meist  üt>er  2400  m  ho- 
hen Gipfeln,  die  hauptsächlich  aus  Flysch  bestehen ;  es 
sind  dies,  von  S.  über  W.  nach  N.  gezählt,  der  Ziner- 
spitz  (2510  m),  Seezberg  (2481  m),  Heldelspitz  (2432  m), 
Hangsackgrat  (2640  m),  Laritschkopf  (2507  m)  und  Hühnert 
spitz  (2374  m).  Zwischen  Heidelspltz  und  Seezberg  fuhr- 


486 


6UF 


6UG 


der  Heidelpass  (2397  m)  dnrch,  der  Weisdtannen  über  das 
Gufelbachthal  und  Valtüsch  mit  dem  Calfeisenthal  und 
Vättis  verbindet. 

QUFEL8TOCK  (Kt.  Glarus).  2436  m.  Südlichster 
Gipfel  in  der  Gruppe  des  Schild,  m  dem  vom  Schild  nach 
SO.  ausrweigenden  und  das  Semfthal  vom  Widersteiner- 
loch trennenden  Felskamm ;  4,5  km  n.  über  dem  Dorf 
Engl.  Besteht  aus  rotem  Verrucano  (Semifit)  und  f&llt 
nach  0.  zum  Widersteinerloch  und  Mühlebachthal  in 
steilen  Winden  ab,  während  am  sanfter  geböschten  W.- 
und  S.-Hang  die  Alpweiden  Fässis,  Gheist  und  Gufeli 
lieffen.  Das  S.-£nde  des  Kammes  ist  von  zahlreichen 
Scnarten  und  Runsen  zerschnitten,  woher  der  Name 
Gufelstock  (<  zerrissener  Stock  »).  In  früheren  Zeiten  ha- 
ben sich  vom  Berg  zahlreiche  kleine  Felsstürze  losgelöst, 
und  heute  noch  bilden  die  jedes  Jahr  herabfallenden 
Felsblöcke  für  die  Alpweiden  am  S.-Hang  und  selbst  für 
das  Dorf  Engl  eine  beständige  Gefahr.  Das  unregelmässig 

geformte  Plateau,  über  dem  sich  der  Gipfel  ernebt,  ist, 
esonders  auf  der  SO.-Terrasse,  reich  an  kleinen  Rund- 
höckem  und  geschliffenen  Felspartien,  die  von  einer  eins- 
tigen Yergletscherung  dieser  Gebiete  zeugen.  Der  Gufel- 
stock kann  von  Engl  oder  Schwanden  aus  in  4-5  Stunden 
bestiegen  werden  und  bietet  eine  schöne  Aussicht  auf  die 
Glamer  und  St.  Galler  Alpen. 

QUFEL8TOCK  (Kt.  Glarus,  Gem.  Engl).  800-1150  m. 
23  am  S.-Hans  des  gleichnamigen  Ber|^s  zerstreut  gele- 

Sene  Häuser,  7,-1  Stunde  n.  üBer  Engl.  Jede  dieser  Sie- 
elungen  trägt  ihren  eigenen  Namen  (Grütsch,  Bergli, 
Sööli,  Linden,  Kommenberg,  Egg,  Bifang  etc.).  Sie  stehen 
auf  übereinander  folgenden  Terrassen,  alten  Moränenab- 
lagerungen des  einsti|[en  Mühlebachthalgletschers.  96  re- 
form. Ew.  Kirchgemeinde  Matt. 

GUFEREN  (Kt.  Uri,  Gem.  Silenen).  1267  m.  Gruppe 
von  10  Hütten,  im  Maderanerthal  am  linken  Ufer  des 
Kärstelenbaches,  etwas  so.  vom  Hotel  zum  S.  A.  C,  am 
Weg  zur  Hüfihütte  des  S.  A.  C.  und  zum  Hüflgletscher. 
Guferen,  Gufer  =  Kies- oder  Schotterfeld.  CVergl.  Schweu 
zer.  Idiotikon,  Bd  II,  S.  132). 

QUQEL.  Ortnamen  der  deutschen  Schweiz,  besonders 
abgerundeten  Bergformen  beigelegt;  vom  iatein.  cuculla 
=  Kapuze. 

QUQEL  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  3180  m.  Gipfel,  in  dem 
den  Ried-  oaer  Gassenriedgletscher  im  W.  begrenzenden 
Kamm  und  unmittelbar  ö.  über  dem  zwischen  den  Sta- 
tionen St.  Nikiaus  und  Herbriraen  der  Linie  Yisp-Zermatt 
gelegenen  Weiler  Mattsand.  Von  St.  Nikiaus  aus  in  6 
Stunden  ohne  Schwierigkeit  zu  besteigen. 

QUQEL  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  2707  m.  Felsspom, 
über  der  Alpweide  Riffelbei^r  und  an  der  NW.-Flanke  des 
Gomergrates,  Vt  Stunde  no.  über  dem  Hotel  Riffelberg. 
Schöne  Aussicht  auf  den  Findelengletscher,  die  ihn  um- 
rahmenden Gipfel  (z.  B.  das  Rimpnschhom)  und  auf  die 
Zermatter  Riesen  (Monte  Rosa,  Lyskamm,  Breithom, 
Matterhom,  Dent  Blanche,  Weisshom).  Vor  der  Erbauung 
der  Bahn  auf  den  Gomergrat  häufig  besucht. 

QUQELBERQ  (Kt.  Aarffau,  Bez.Zurzach).  476  m.  Be- 
waldete Anhöhe,  zwischen  dem  Guntenbach  u.  einem  sei- 
ner kleinen  linksseitigen  Nebenbäche,  2  km  )w.  Leu^em. 

QUQELBERQ  (Kt.  Schwyz,  Bez.  March).  1150  m. 
Gipfel,  w.  Ausläufer  der  Kette  Schienberg- Aubrig,  die 
1  km  s.  Vorder  Wäggithal  das  Thal  der  Aa  plötzlich  quer 
abschliesst  und  dem  bach  und  der  Strasse  Vorder  WSggi- 
thal-Hinter  Wäffgithal  nur  einen  engen  Durchpass  durch 
die  Erosionsschlucht  zwischen  Grossem  Aubrig  undGugel- 
berg  gewährt.  Eine  Höhle  an  seinem  S.-Hang,  das  sog. 
Schuhmaehersloch,  hat  zu  zahlreichen  Volkssagen  Veran- 
lassung gegeben. 

QUQELIQRAT  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  2363  m.  Gras- 
bewachsener Bergrücken,  in  dem  vom  Weissmies  zum 
Seehom  (überGondo)  ziehenden  und  das  Zwischbergen- 
thal  oder  Val  Vaira  vom  La<}uinthal  trennenden  Grat.  Der 
NW.-Hang  gehört  zur  Gugelialp  (Lac^uinthal),  derO.-Han^ 
zur  Brunalp.  Von  Gstein  an  der  Simplonstrasse  in  drei 
Stunden  zu  erreichen. 

QUQEN  (Kt.  Solothum,  Amtei  Olten-Gösgen).  804  m. 
Bewaldete  Annöhe.  Ausläufer  der  Schafmatt;  zwischen  den 
Thälchen  des  Erzoaches  und  Dorfbaches  und  2  km  w. 
Ober  Erlinsbach.  Gugen= Anhöhe  (vergl.  Schweizer.  Idio- 
tikon, Bd  II,  S.  157). 


QUQER  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen.  Gem.  Bua*- 
wil).  600  m.  Gruppe  von  8  Häusern  ;  1»5  km  nw.  Melchnau 
una  3,5  km  ö.  der  Station  Lotzwil  der  Linie  Langenthal- 
Wolhusen.  39  ref.  Ew.  Kirchgemeinde  Melchnan. 

QUQQEIEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  und  Gem.  Tablat). 
680  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  über  dem  rechten  Ufer  der 
Steinach  und  2  km  nö.  der  Station  St.  Fiden  der  Lioie 
St.  Gallen-Rorschach.  43  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  St. 
Fiden.  Ackerbau,  Viehzucht  u.  Milchwirtschaft.  Stickerei. 
Auch  Guggaien  geschrieben. 

QUQQEIENBERQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster). 
16^  m.  Bergstock,  zwischen  Mattstock  und  SäntLsgruppe, 
links  über  der  Thur  und  sw.  über  Stein  im  Toggenborg. 
Bildet  wie  der  Mattstock  eine  auf  den  Flysch  überschobe»? 
Kreidescholle. 

QUQQENBOHL,  QUQQI8BERQ  etc.  Ortsnamen 
der  deutschen  Schweiz ;  vom  Dialektausdruck  guggen  = 
schauen  herzuleiten.  Guggi  =  Aussichtspunkt,  Signal. 

QUQQENBÜHL  (Kt.  u.  Amt  Luzern,  Gem.  üdligens- 
wil).  642  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  auf  der  Grenze  gefcen 
den  Kanton  Schwyz,  700  m  nö.  Udligenswil  und  3,5  km 
nw.  der  Station  Küssnacht  der  Gottbardbahn.  14  katbol. 
Ew.  Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 

QUQQENBOHL(Kt.  Thurgau,  Bez.  Weinfeld  en.  Gem. 
Birwinken).  487  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  auf  einer  Ter- 
rasse über  dem  linken  Ufer  der  Aach  und  1  km  n.  der 
Station  Erlen  der  Linie  Zürich-Winterthur-Romansbom. 
Telephon.  41  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Bürglen-Andwil. 
Acker-  und  Weinbau,  Käse-  und  Ziegenhandel.  Säge. 
Wirtshaus.  Ehemaliges  Feudalschloss,  jetzt  Privathaus. 

QUQQENEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig,  Gem.  Simpeln). 
1685  m.  Maiensässe  mit  einigen  Hütten  und  einem  Bet- 
haus, am  Fuss  des  Hübschhoms  und  am  untern  Rand 
eines  die  Simplonstrasse  überragenden  Waldes,  am  lin- 
ken Ufer  des  Krummbachs  und  2,5  km  nw.  vom  Dorf 
Simpeln.  Diese  dem  Thälchen  von  Hohmatten  ^ 
kleine  Ebene  verdankt  ihre  Entstehung  einer  vom 
bodengletscher  einst  abgelagerten  Moninenbarre,  hinter 
der  sich  ein  kleiner,  von  den  geschiebereicben  Gletscher^ 
wassern  (Krummbach  und  Hohmattenbach)  bald  wieder 
aufgefüllter  Stausee  ffebildet  hatte.  Mehrfach  vervnistet, 
so  z.  B.  1587  und  lö42  von  Bergstürzen  aus  dem  Hob- 
mattenzirkus  und  1888  von  einer  mächtigen  Lawine,  die 
das  Betbaus  und  die  Schutzwehr  einer  hier  über  den 
Krummbach  setzenden  Brücke  der  Simplonstrasse  zer- 
störte. Die  Alpweide  Guggenen  daher  mit  zahlreichen 
Felsblöcken  übersät  und  nur  wenig  ergibig. 

QUQQENHOrlI  (Kt.  Bern,  AmUbez.  (nterlaken). 
1862  m.  Oestl.  Vorberg  dies  Gremmenalphoms  (2064  m),  w. 
über  dem  Dorf  Habkem,  von  wo  aus  er  über  die  Alpweide 
Bort  AUmend  in  2  Stunden  erreicht  werden  kann.  SO.- 
Hang  bewaldet,  N.-  und  NO.-Hang  mit  Alpweiden  be- 
standen. 

QUQQER  (Kt.  Luzem,  Amt  Willisau,  Gem.  Richen- 
thal).  540  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  700  m  w.  Riehen- 
thal  und  3,5  km  w.  der  Station  Dagmersellen  der  Dnie 
Luzem-Olten.  52  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau,  Vieh- 
zucht und  Milchwirtschaft.  Der  Name  von  guggen  = 
schauen,  Gugger  also  =  Aussichtspunkt. 

QUQQEREN  (Kt.  u.  Bez.  Schwyz,  Gem.  Oberlberg). 
1261  m.  Bergrücken,  im  Winkel  zwischen  der  Vereinigung 
der  Stillen  Waag  mit  der  Minster  und  unmittelbar  n.über 
Ober  Iberg.  Fällt  zum  Thal  der  Stillen  Waag  mit  einer 
300  m  hohen  senkrechten  Felswand  ab,  während  der  Hang 
ge^n  Ober  Iberg  als  breiter  Rücken  mit  schönen  Alp- 
weiden  und  Bauernhäusern  bestanden  ist.  8  Häuser,  56 
kathol.  Ew.  Alpwirtschaft,  Viehzucht  und  Viehhande). 
Etwas  Seidenweberei.  Französische  Soldaten  stürzten  1799 
von  der  Guggerenwand  einen  Bauern  zu  Tode,  der  seine 
Töchter  vor  Misshandlung  zu  schützen  versucht  hatte. 

QUQQERLIHORN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Hintei^ 
rhein).  2921  m.  Gipfel,  Vorberg  des  Hochberghoms,  500 
m  so.  von  diesem  und  sw.  über  dem  Hochberggletscher; 
1,3  km  nö.  der  Zapporthütte  des  S.  A.  C. 

QUQQERLOCH  (Kt.  Appenzell  I.  R.).  918  m.  Wald- 
tobel,  vom  Bleich wäldlibach  ciurchflossen  und  dem  stark  be- 
gangenen Fussweg  Gais-Weissbad  durchzogen.  Quelle  mit 
sehr  kaltem  Wasser,  durch  dessen  Anwendung  einet  eine 
Frau  von  ihrem  Augenleiden  ffeheilt  ward.  Zum  Dank  da- 
für Hess  die  Geheilte  hier  die  kleine  St.  OttilienkapeUeer- 


6U6 


GU6 


487 


bauen.  Der  Name  wahrscheinlich  vom  Dialektaasdruck 
Gugger  =  Kukuk.  Auf  dem  benachbarten  Hirschberg  die 
Burgruine  Schönenbühl. 

QUQQERNELL  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Albula).  2683  und  2743  m.  Doppelgipfel,  am 
SW.-Ende  der  Strelakette  und  5  km  n.  AI- 
vaneu,  von  wo  aus  er  über  die  Alp  La 
Crusch  erstiegen  werden  kann.  Nach  W. 
zweigt  vom  Guggemell  ein  langsam  sich 
senkender  Kamm  ab,  der  mit  der  Furcletta 
(2577  m)  an  die  Gruppe  des  Aroser  Rothoms 
sieb  anschliesst. 

GUQQERNELL  (HINTER,  OBER 
u.  UNTER)  (Kt.  Luzem,  Amt  Sursee, 
Gem.  Wolhusen).  700-655  m.  6  Bauernhöfe, 
auf  einer  ziemlicn  steil  geböschten  Anhöhe ; 
2,5  km  w.  der  Station  Wolhusen  der  Linie 
Bem-Luzem.  37  kathol.  Ew.  Ackerbau  und 
Viehzucht.  Der  Name  vom  Zeitwort  guggen 
=  schauen  und  von  nel,  nell  (althoch- 
deutsch hnel)  =  Berg,  Hügel;  Guggemell 
also  =  Schauenberg. 

QUQQERNOLL  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Hinterrhein).  2887  m.  Schlankes  und  sehr  steiles  Fels- 
horn,  in  der  Gruppe  des  Tambohoms  und  von  diesem 
durch  den  Areuepass  geschieden ;  2,5  km  so.  Nufenen  im 
Rheinwald.  Vom  Areuepass  aus  über  den  S.-Grat  zu  er- 
reichen. 

GUQQER8BACH    (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Schwarzen- 
burg.  Gem.  Guggisberg)^.    767  m.  Gruppe  von  5  Häusern, 


am  fechten  Ufer  der  Sense  und  an  der  Stelle,  wo  die 
Strasse  Freiburg-Rechthalten-Guffgisberg  den  Fluss  auf 
einer  alten  Holzbrücke  überschreitet;  2,1  km  sw.  Guggis- 
berg  und  13  km  so.  Freiburg.   28  reforra.  Ew.  Mühle. 

GUQQER8HORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Schwarzen- 
burg).  1283  m.  Gipfel,  Teil  der  von  da  über  die  Giebel- 
egff  nach  O.  ziehenden  und  jenseits  der  Aare  mit  der 
Falkenfluh  sich  fortsetzenden  Molassefalte.  Den  mit  Wald 
und  Wiesen  bekleideten  Hängen  ist  zu  oberst  eine  steil- 
wandiffe  Nagelfluhspitze  aufgesetzt,  die  man  über  eine 
Holzleiter  erklettert  und  auf  der  ein  hölzerner  Pavillon 
steht.  Schöne  Aussicht,  besonders  auf  den  Kanton  Frei- 
burg. Am  SW.-Hang  des  Guggershoms  steht  das  Dorf 
Guggisberg. 

QUGQIBERQ  (Kt.  Luzem,  Amt  Willisau,  Gem.  Gett- 
nau).  600  m.  7  Häuser,  am  linksseitigen  Gehänge  des 
Thaies  der  Luthem  und  1,5  km  n.  der  Station  Gettnau  der 
Linie  Lanjg^enthal-Wolhusen.  55  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde Ettiswil.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

QUQGIQLET8CHER  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Inter- 
iaken).  3000-2150  m.  Gletscher,  2  km  lang  und  im  Mittel 
500  m  breit ;  beginnt  am  Fuss  des  SW.-Abfalles  des  Mönch 
und  erhält  als  grössten  Nebenarm  den  stark  zerklüfteten 
Kühlauenengletscher.  Der  Bach  des  Guggigletschers  bildet 
zwei  kleine  Fälle,  durchfliesst  die  Biglenalp  und  ist  der 
Hauptquellbach  des  in  die  Weisse  Lütschine  mündenden 
Trü mieten baches.  Auf  den  Guggigletscher  fallen  die  vom 
W.-Hang  und  S.-Kamm  des  Mönch  herabkommenden 
Eis-  und  Schneelawinen.  Am  rechten  Ufer  des  Gletschers 
nahe  seinem  untern  Ende  steht  die  Guggihütte  des  S.  A.C. 

QUQQIHOTTE  (Kt.  Bern.  Amtsbez.  Interlaken)  2397 
m.  Schutzhütte  des  S.  A.  C,  über  dem  rechten  Ufer  des 
Guggigletschers  am  Fuss  des  NW.- Kammes  des  Mönch. 
Von  der  Sektion  Oberland  1874  erbaut  und  1893  umgebaut. 
Besteht  aus  Stein  und  bietet  für  8—10  Personen  Kaum. 
Wasser  in  der  Nähe.  2*/,  Stunden  über  der  Wengemalp. 
Dient  als  Ausgangspunkt  für  die  von  dieser  Seite  aus  sehr 
schwierigen  Besteigungen  des  Silberhoms,  der  Jungfrau 
und  des  Mönch. 

QUQGI8BERG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Schwarzenburg). 
Ausgedehnte  Zivil-  und  Kirchgemeinde,  im  SW.-Winkel 
des  Berner  Mitteliandes,  über  dem  rechten  Ufer  der  hier 
auf  der  Grenze  zwischen  Bern  und  Frei  bürg  in  tiefem 
Tobel  fliessenden  Sense.  Die  Gemeinde  reicht  vom  Bür- 
fferwald  bei  Schwarzenburg  bis  hinauf  zum  Kamm  der 
Stockhomkette  und  wird  vom  Bergzug  der  Eeg  in  zwei 
von  einander  stark  verschiedene  Teile  geschieden :  einen 
mit  Aeckern  und  Wiesen  bestandenen  nördlichen  und 
einen  wenig  ergibigen,  schwach  besiedelten  und  meist 
nur  Alpweiden  tragenden  südlichen  Abschnitt.  An  den 


Hängen  der  Egg  grosse  Gemeindewaldungen.  Die  Mehr- 
zahl der  Hänsergruppen  und  zerstreut  gelegenen  Bauem- 


Guggisberg  von  Nordoston. 

höfe  steht  in  einer  Höhe  von  über  10(X)  m.  Mittelpunkt 
der  Gremeinde  ist  der  nur  12  Häuser  und  89  Ew.  zämende 
Weiler  Guggisberg.  Hier  steht  auf  aussichtsreicher  An- 
höhe in  1118  m  die  Pfarrkirche,  18  km  osö.  der  Station 
Thumen  der  Gürbethalbahn  (Bem-WattenwU-Thun).  Post- 
bureau, Telegraph,  Telephon ;  Postwagen  nach  Schwar- 
zenburg. Ueber  dem  Weiler  das  Gugffershom  mit  schöner 
Aussicht.  Die  Gemeinde  umfasst  menr  als  300  zerstreute 
Bauernhöfe,  von  denen  die  meisten  als  Einzelsiedelunffen 
mitten  im  dazugehörigen  Land  stehen.  Seltener  finden 
wir  dann  auch  kleine  Gruppen  von  Höfen,  wie  z.  B.  Wah- 
lenhaus, Hirschmatt,  Laubbach,  Plötsch,  Kalchstätten, 
Kriesbaumen,  Schwendi,  Riffenmatt,  Riedstätten  etc.  Ge- 
meinde als  Ganzes:  476  Häuser,  2809  reform.  Ew.  Seit 
1888  hat  die  Zahl  der  Einwohner  nur  um  7  Personen  zu- 

fenommen.  Starke  Auswanderunff  nach  Amerika.  Acker- 
au  und  Viehzucht;  wichtig  ist  nier  besonders  noch  der 
Anbau  von  Weizen.  Die  verhältnismässig  beträchtliche 
Zahl  der  ortsansässigen  Armen  rührt  davon  her,  dass  die 
Berner  Regierung  früher  die  Armen  des  ganzen  Kantons 
hier  zur  Urbarmachung  des  Bodens  anzusiedeln  pflegte. 
Der  Weiler  Guggisbere^  hat  sich  seit  einigen  Jahren  zur 
Sommerfrische  entwicKelt.  Die  Bewohner  dieses  Land- 
strichs bilden  ein  für  sich  abgeschlossenes  kleines  Bauern- 
volk, das  stark  am  Althergebrachten  hänfft,  eine  eigene 
Mundart  spricht  und  sich  trüber  auch  nocn  durch  seine 
originelle  Tracht  (vergl.  Art.  Bern,  Kanton)  von  den 
übrigen  Bemer  Bauern  unterschied.  Die  historisch  nicht 
gestutzte  Ueberlieferung  will  dieses  Völkchen  von  den 
alten  Sachsen  abstammen  lassen.  Guggisberg  ist  wohl 
eher  in  den  ersten  Jahrhunderten  des  Mittelalters  von 
nicht  sehr  weit  herkommenden  und  von  den  altansässigen 
Bemer  Bauern  nicht  so  stark  verschiedenen  Kolonisten 
besiedelt  worden.  Eine  Kirche  stand  hier  als  Mona  Gu- 
chani  schon  1148  und  v^r  dem  Kloster  Rüeggisber^  zu 
Eigen.  1076:  Mons  Gucha;  1148:  Cucansberg;  französisch 
Mont  Cuchin.  Heimat  von  zahlreichen  durch  eigene  Kraft 
emporgekommenen  Männern,  besonders  Astronomen  und 
Mechanikern,  wie  von  Christian  Beyeler  (1774-1824|,  des 
Schuhmachers,  Dichters  und  Musikers  Christian  Zbmden 
(tl821)  und  des  talentvollen  Goldschmids  und  Uhren- 
machers Johannes  Heilgenstein,  der  1833  nach  Amerika 
auswanderte.  Vergl.  Jenzer.  Heimatkunde  de»  Amte» 
Schwarzenburg,  Bern  1869. 

QUQQI8BERQ  (Kt.  Luzem,  Amt  Sursee,  Gem. 
Triengen).  504-550  m.  6  Bauernhöfe,  ö.  der  Strasse  Aarau- 
Sursee  zerstreut  gelegen,  1  km  n.  Triengen  und  9  km  n. 
der  Station  Sursee  der  Linie  Luzern-Olten.  40  kathol.  Ew. 
Kleine  Kapelle.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

QUQQI8QRAT  (Kt.  Bem,  Amtsbez.  Interlaken).  Lan- 
ger und  verwitterter  Felsffrat,  über  dem  Justisthal  einer- 
seits (wo  er  Beatenbergflun  oder  Wandfluh  genannt  wird) 
und  dem  Suldbachthal  und  Thunersee  andererseits,  zu 
welchem  er  mit  sanft  geböschtem,  das  langgestreckte  Dorf 
St.  Beatenberg  tracenden  Hans  absteigt.  Beginnt  am 
Niederhom  (1995  m),  zieht  nach  NO.  bis  zum  Grünenberg 
und  trägt  als  Einzelgipfel  den  Burgfeldstand  (2067  m ;  zur 


488 


GUG 


GUL 


Burfffeldal^  gehörender  Raseneipfel),  das  Gemmenalphom 
(2064  m  ;  höchster  Punkt  der  Gemmenalp),  den  Kühstand 
(1936  m)  und  Laubergrat  (1877  m).  Alle  diese  Punkte  sind 
von  St.  Beatenberg  aus  in  je  etwa  3  Stunden  leicht  zu  er- 
reichen und  werden  ihrer  prachtvollen  Aussicht  auf  die 
Hemer  Hochalpen  wegen  von  den  zahlreichen  Kurgästen 
der  genannten  Ortschaft  häufig  besucht. 

QUQQI8TAFEL  (Kt.  W^is,  Bez.  Westlich  Raren, 
Gem.  Blatten).  Alp  weide  mit  zwei  Gruppen  von  Hütten 
und  Stadeln  (in  1922  und  2(XX)  m),  im  Lotschenthal  auf 
den  Terrassen  rechts  über  der  Lonza  und  zwischen  dem 
kleinen  Jägigletscher  und  dem  Inner  Faflerthal.  Untersta- 
fel der  Guggenen-  oder  Gugginenalp.  Wird  jeden  Sommer 
mit  etwa  iQO  Stück  Grossvieh  und  230  Schafen  befahren 
und  produziert  jährlich  650  kg  Magerkäse  und  320  kg 
Butter.  Während  zweier  Sommermonate  von  etwa  90  Per- 
sonen bezogen. 

GUQQITHAL  (Kt.  Uri).  1950-1449  m.  3  km  langes 
Hochthälchen,  zwischen  den  Felswänden  des  Geissbergs 
(2718  m)  und  dem  Kamm  des  Nageldach  (2454  m)  einge- 
schnitten, die  beide  Ausläufer  des  Schlossbergs  (3133-2837 
m)  in  der  Gruppe  der  Spannörter  sind ;  zwischen  Reuss- 
thal und  £n{[elbergerthal.  Im  Hintergrund  des  Guggi- 
thales  liegt  ein  grosses  Fimfeld,  dessen  Schmelzwasser 
dem  vom  Surenenpass  herabkommenden  und  bei  Erstfeld 
von  links  in  die  Reuss  mündenden  Bockibach  zufliessen. 

GUGGITHAL  (Kt.  und  Gem.  Zug).  Sommerfrische 
mit  Hotel-Pension,  am  Zugerberg  und  an  der  Strasse 
Zug-Felsenegg,  1  km  so.  Zug.  Nahe  bei  grossen  Waldun- 
gen. Schöne  Aussicht  auf  die  Stadt  und  den  Zugersee. 

QUQLERA  oder  QAUGLERA  (Kt.  Freiburj^,  Bez. 
Sense,  Gem.  Rechthalten).  921  m.  Gruppe  von  4  Hausem, 
nahe  der  Quelle  des  Galtembaches  (Gotteron),  2  km  so. 
Rechthalten  (Dirlaret)  und  12,5  km  so.  vom  Bahnhof  Frei- 
burg. Telephon.  130  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Futter- 
bau und  Viehzucht.  Grosse  Erziehungsanstalt  für  junge 
Leute  beiderlei  Geschlechtes  (meist  Franzosen  und 
Deutsche),  1846  gegründet ;  mit  grossem  Landbesitz.  Ka- 
pelle Unserer  lieben  Frauen  zur  Barmherzigkeit. 

QUIDINO  INFERIORE  und  QUIDINO  8UPE- 
RIORE  (Kt.  Tessin,  Bez.  Luffano,  Gem.  Calprino).  315 
und  350  m.  3  Häuser,  am  N.-russ  des  Monte  »an  SaWa- 
tore  und  nahe  dem  rechten  Ufer  der  Luganersees;  2,5  km 
ssö.  vom  Bahnhof  Lugano.  32  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
San  Pietro  Pambio.  Acker-  und  Weinbau,  Seidenraupen- 
zucht. Schöne  Aussicht  auf  Lugano  und  Umgebung. 

GUIN  (Kt.  Freibnrg,  Bez.  Sense).  Gem.  und  Pfarrdorf. 
S.  den  Art.  Düdingen. 

QUINAND  (L'AUBERQE)  (Kt.  Neuenburg,  Bez. 
Val  de  Ruz.  Gem.  Fontaines).  Wirtshaus.  S.  den  Art  Loges 
(Les). 

QUINTZET  (AU)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane,  Gem. 
Freiburg  und  Villars  sur  Gläne).  700  m.  Gruppe  von  2 
Häusern,  1  km  w.  Freiburg  auf  einer  Anhöhe  mit  schöner 
Aussicht.  20  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden  Freiburg  und 
Villars  sur  Gläne.  Hier  liegt  in  690  m  das  grosse  Reser- 
voir der  Wasserversorgung  der  Stadt  Freiburg,  in  das 
das  Saane  Wasser  558  m  hoch  hinaufgepumpt  wird.  Etwas 
weiter  unten  stand  noch  zu  Beginn  des  verffanffenen 
Jahrhunderts  der  Galgen,  an  dem  die  zum  Toae  Verur- 
teilten gehängt  wurden.  Heute  ist  die  Stelle  durch  ein 
Denkkreuz  bezeichnet. 

GÜLDENEN  (HINTER  und  VOR  DE RWKt.  Zürich. 
Bez.  Uster,  Gem.  Maur  und  Egg).  772  und  795  m.  Zwei 
Gruppen  von  zusammen  5  Häusern,  900  m  von  einander 
entfernt,  am  N.-Hang  des  Pfannenstiel;  2  bezw.  2,9  km 
nw.  Egg  und  8  km  sw.  der  Station  Uster  der  Linie  Zürich- 
Uster-Rapperswil.  31  reform.  Ew.  Kirchgemeinden  Maur 
und  Egg.  Römische  Münzen.  Früher  Goldingen  geheissen. 

GULDENTHAL  oder  QOLDENTHAL  /Kt.  Solo- 
thum,  Amtei  Baisthal).  1000-560  m.  Kleines  Thal,  vom 
Gulden thalbach  durchflössen,  zwischen  der  Hauenstein- 
kette  im  S.  und  der  Kette  des  Passwan^  im  N.  Zieht  sich 
auf  eine  Länge  von  10  km  in  nö.  und  ö.  Richtung  gegen 
Mümliswil,  wo  es  etwa  3  km  breit  wird.  Im  schmäleren 
oberen  Abschnitt  einige  Bauernhöfe  und  eine  Kapelle. 
Ausbeute  von  eisenerzhaltigem  Bolus  (Eocän).  Zerfallende 
ehemalige  Ziegelei.  Vergl.  Gressly,  A.  Observations  geolog, 
sur  le  Jura  soleurois.  1841. 

QULDENTHALBACH    oder    RAMI8WILBACH 


(Kt.  Solothum.  Amtei  Balsthal).  Bach  des  Guldenthales; 
entspringt  in  1000  m  Höhe  im  Moos  zwischen  der  Paas- 
wangkette  im  N.  und  der  Kette  des  Hauenstein  im  S., 
fliesst,  ohne  nennenswerte  Zuflüsse  zu  erhalten,  in  nö. 
und  ö.  Richtung  bis  Mümlisvnl,  biegt  dann  nach  S.  um, 
nimmt  den  im  Unterlauf  verbauten  Limmembach  auf, 
beschreibt  zahlreiche  Serpentinen,  durchschneidet  die 
Kette  des  Hauenstein  und  mündet  unterhalb  St.  Wolfgang 
in  507  m  in  den  Augstbach.  Treibt  unterhalb  Mümliswil 
zwei  Kardenfabriken. 

QULDER8TOCK  (Kt.  Glarus).  2522  m.  Hauptgipfel 
der  vom  Weissmeilen  (Gruppe  des  Mageren)  nacn  SW. 
zwischen  Semfthal,  Mühleoachthal  und  Krauchthal  sich 
vorschiebenden  Kette.  Zu  oberst  liegt  eine  60  m  mächtige 
Liasbank,  deren  dunkle,  zerrissene  und  schwer  zu  erklet- 
ternde Wände  einer  Burgruine  gleichen,  weshalb  das  Volk 
den  Gipfel  auch  wohl  das  tSchloss»  nennt.  Die  obon 
Hänge  oestehen  aus  Verrucano,  die  untern  aus  eocänen 
Schiefem  und  Sandsteinen.  Am  S.-  und  SW.-Hang  die 
Alpen  Ochsenfittern,  Kühfittem  und  Weissenberge.  Am 
SW.-Fuss  zieht  sich  bis  zum  Dorf  Engi  der  Schutthaufen 
eines  prähistorischen  Felsschlipfes.  Zwei  von  der  Küb- 
fittemalp  herabkommende  Wfldbäche  haben  sich  im 
Laufe  des  18.  und  19.  Jahrhunderts  tiefe  Runsen  ausge- 
waschen und  werden  bei  Hochwasser  dem  s.  Abschnitt 
von  Ensi  oft  gefahrlich.  Grosse  Vertieerungen  haben  auch 
schon  aie  vom  SW.-Hang  des  Gulderstock^  sich  lösenden 
Lawinen  angerichtet,  namentlich  die  eine  von  1738,  die 
ein  Haus  zerstörte  und  10  Personen  tötete. 

QULDI8CHLOO  (Kt.  Zünch,  Bez.  Hinwil,  Gem. 
Wetzikon).  555  m.  Weiler,  auf  einer  Anhöhe  zwischen 
Ober  und  Unter  Wetzikon,  500  m  n.  der  Station  Wetzikon 
der  Linie  Zürich-Uster-Rapparswil.  14  Häuser,  124  reform. 
Ew.  Schöne  Aussicht.  Früher  Guldislo  (althochdeutsch 
loh  =  Wald). 

GULDI8TUD  (HINTER  und  VORDER)  (KL  Zü- 
rich, Bez.  Hinwil,  (^em.  Dümten).  495  m.  Zwei  Gruppen 
von  zusammen  8  Häusern,  1  km  nw.  der  Station  Rüti  der 
Linie  Zürich-Uster-Rapperswil  und  1,5  km  s.  Dümten. 
71  reform.  Ew. 

QULER  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  und  Gem.  Sargans).  490 
m.  Feld  vor  dem  Städtchen  Sargans.  Hier  fand  am  18. 
September  1814  die  Landsgemeinde  statt,  die  den  An- 
schluss  des  Gebietes  von  Sargans  an  den  Kanton  Glams 
beschloss,  vras  aber  nachher  von  der  Tagsatzung  nicht 
anerkannt  vnirde. 

QULI  (Kt.  St.  GaUen,  Bez.  Sargans).  2353  m.  Gipfel, 
im  Kamm  zwischen  den  obersten  Abschnitten  des  Scbilz- 
bachthales,  Schwenditobels  und  Weisstannenthales,  un- 
mittelbar s.  vom  Weissenberg  (2367  m)  und  den  Guscha- 
köpfen.  Der  ganze  Kamm  besteht  aus  von  Trias  und  Lias- 
kaik  überlagertem  Verrucano  und  gehört  dem  N. -Flügel 
der  Glamer  Doppelfalte  an. 

QULINO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locamo,  Gem.  Intragna). 
Dorf.  S.  den  Art.  GouNO. 

QULMEN.  Ortsname;  vom  rätoromanischen ctio2m= 
lat.  culmen  =  Gipfel,  Spitze  herzuleiten. 

QULMEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster).  1792  m.  Klei- 
ner Kreidestock,  der  sich  zusammen  mit  dem  cStock) 
(17(H  m)  nö.  der  Amdener  Mulde  und  sw.  vom  Gag|eieo- 
oerg  ernebt.  Rund  herum  Alpweiden  und  Sennhütten. 
34  Stunden  nö.  Amden.  Kann  sowohl  von  Amden  her  als 
auch  von  Stein  (im  Toggenburg)  aus  über  den  Schönen- 
boden und  die  Häusergruppe  Auf  der  Höhe  (1541  m)  er- 
reicht werden.  Schöne  Aussicht. 

QULMEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggenbnrg). 
2004  m.  Kreidekalkkette,  n.  WUdhaus  im  Toggenburs, 
zwischen  der  Mulde  der  Teselalp  und  dem  obem  Thal  der 
Simmi.  Erstes  s.  Gewölbe  der  Säntisffruppe.  Der  Name 
Gulmen  bezieht  sich  zunächst  nur  auf  das  regelmässig  ge- 
rundete Gewölbestück  im  SW.,  während  die  weiter  nach 
NO.  zu  offene  und  zerstückelte  Falte  die  Namen  Gatteri- 
first  (2103  m),  Heuberg  und  Kreuzberg  (über  Gams)  fuhrt 

QULMEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans).  2314  m. 
Gipfel,  in  dem  das  Mur^thal  im  0.  begleitenden  Kamm, 
der  ausserdem  noch  die  Gipfel  des  Mageren  (2528  m), 
Erdisgulmen,  Breitmantel  (2259  m),  Leist  (2223  m),  Sex- 
mor  (2190  m)  und  der  beiden  Guschafella  (1954  und  1903 
m)  trägt.  Die  ganze  Kette  besteht  aus  einem  Vemicano- 
sockel,  auf  den  rote  Quartenschiefer  und  Rötidolomit  fol- 


6UM 


GUH 


489 


gen,  die  ihrerseits  wieder  von  den  schwarzen  Liaskalk- 
kappen  der  einzelnen  Gipfel  überlagert  sind.  Im  Verro- 
canosockel  sind  das  Mui^hal  upd  andere  benachbarte 
Thälchen  ausgewaschen,  die  gegen  den  Walensee,  das 
tote  Thal  der  Seez  ^ehemaliger  Rheinlauf)  und  gegen 
Sargans  absteigen.  7-8  Stunden  sw.  über  Flums. 

QUMEFEN8  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz).  725  m. 
Gem.  und  Dorf,  am  SO.-Hang  des  Mont  Gibloux  schön  ge- 
legen, an  der  Strasse  Freiburg-Bulle  und  6,5  km  n.  der 
Station  Bulle  der  Linie  Bulle-Romont.  Postablage,  Tele- 
graph, Telephon;  Postwagen  Freiburg-Bulle  längs  dem 
linken  Saaneufer.  Gemeinde,  mit  La  Jorettaz:  91  Häuser, 
467  kathol.  Ew. ;  Dorf:  24  Häuser,  129  Ew.  Kirchgemeinde 
Avry  devant  Pont.  Wiesen-  und  Kartoffel  bau,  Viehzucht. 
Strohflechterei.  Kapelle  zu  Saint  Jean  Baptiste.  Armen- 
haus, lo  einer  benachbarten  Kiesgrube  hat  man  4  Skelete 
aufgefunden.  1296:  Gngmufens;  1307:  Gumufens. 

QUMEQNA  (MONTE)  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Moesa, 
Gem.  Soazza).  1200  m.  Alpweide  mit  etwa  15  Hätten,  auf 
einer  Terrasse  am  W.-Hang  des  Pizzo  Pombi,  2  Vf  Stun- 
den nö.  über  Soazza. 

QUMEN  (Kt.  Glanis).  2034  m.  400  m  langer  Felsgrat, 
ö.  Ausläufer  der  Eggstöcke,  zwischen  Braunwaldalp  und 
Bösbächialp  und  3 Vi  Stunden  nw.  über  Rüti.  Nach  N. 
äberliegende  Doggerfalte. 

QUMEN8TOCK  (Kt.  Glarus).  2257  m.  Gipfel,  in  der 
Kette  des  Wiggis,  zwischen  diesem  und  der  Scheye  und 
47»  Stunden  nw.  über  dem  Dorf  Riedem.  Besteht  aus 
stark  nach  S.  fallenden  Kreideschichten  in  verkehrter 
Lagerung,  die  im  N.  gegen  die  Rautialp  zu  eine  hohe  senk- 
rechte Wand  bilden.  Am  S.-Hang  reicht  die  Auernalp  bis 
zum  Gipfel  hinauf.  Schöne  Aussicht,  aber  nur  selten  be- 
stiegen. 

GUMI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun).  800-600  m.  Tobel 
des  Guntenbachs,  n.  Gunten ;  in  den  die  Kirche  von  Sig- 
riswil  tragenden  Höhenzug  eingeschnitten.  3  km  lang. 

QUMIS  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Bern.  Amtsbez. 
Bnrgdorf,  Gem.  Ersigen).  530  und  511  m.  3  Häuser,  am 
rechten  Ufer  des  Oöschbaches,  500  m  ö.  Ersigen  und  2  km 
nö.  der  Station  Kirchberf?  der  Linie  Burgdorf-Solothum. 
46  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Kirchberg. 

QUMM,  GUMMEN,  GUMMI,  KUMM,  KUMME, 
KUMMEN,  KUMMI,  KUMMLI.  Ortsnamen  der 
deutschen  Schweiz,  selten  im  0.  und  N.  und  in  der  Zen- 
tralschweiz, dagegen  in  den  Kantonen  Bern,  Freiburg  und 
Wallis  etwa  150  mal  vorkommend.  Vom  keltischen  cunih 
=  französ.  com&e  =  Italien,  comba  =  mittellatein.  cumba 
=  griech.  xufißT) ;  bezeichnet  ein  in  eine  Gebirgsflanke 
eingeschnittenes  kleines  Längsthal  und  wird  auch  ganzen 
Gegenden  beigelegt,  in  denen  solche  Thälchen  sich  häufig 
finden.  Vergl.  den  Art.  Combe;  (emeT  Schweizer.  Idioti- 
kon, Bd  III;  s.  auch  Früh,  Jak.  Zur  Kritik  einiger  Thal- 
formen und  Thalnamen  der  Schweiz  (in 
Festichrift  der  Naturforsch.  GeselUch.  in 
Zürich).  Zürich  1896. 

GUMM  (Kt.  Obwalden).  1998  m.  Gipfel, 
NO.-Schulter  des  Wilerhoms  (2006  m),  mit 
steilen  Felswänden  w.  über  Lungern  auf- 
steigend. 

GUMM  (HOHE)  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Interlaken).  So  heisst  bei  den  Bewohnern 
von  Brienz  der  Arnifirst  (2208  m),  der  zwi- 
schen Brienzer  Rothom  und  Wilerhom 
sich  erhebt.  Gumm  nennen  die  Bewohner 
von  Lungern  auch  das  Wilerhom  oder 
auch  wohl  nur  seine  felsige  NO.-Schulter. 
S.  die  Art.  Arnifirst  und  Wilerhorn.  Hohe 
Gumm  =  Gipfel  über  der  Gummenalp. 

QUMMBERG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  und 
Gem.  Saanen).  1700-1800  m.  Alpweide  mit 
6  Hütten,  am  SO.-Fuss  der  Gummfluh  und 
8  km  8w.  Saanen.  Flysch. 

GUMMEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau, 
Gem.  Trüb).  760-1100  m.  SO.-Abschnitt  der 
Gemeinde  Trüb  mit  den  im  Thälchen  des 
Hämelbachs  zerstreut  gelegenen  Höfen, 
dem  Weiler  Kröschenbrunnen  und  zahl- 
reichen andern  Einzelsiedelungen.  Zusammen  87  Häu- 
ser, 600  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 
GUMMEN  (Kt.  Waliis,   Bez.  Oesüich  RaroB,  Gem. 


Ried).  1180  m.  So  heisst  eine  der  drei  grosseren  Siede- 
lungsgruppen  der  Gemeinde  Ried ;  auf  dem  Plateau  über 
den  rechts  zur  Rhone  abfallenden  hohen  Felswänden, 
zwischen  der  Kapelle  Hochfluh  und  Morel;  1  km  w.  Morel 
und  6  km  nö.  der  Station  Brig  der  Simplonbahn.  8  Häu- 
ser, 85  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Morel.  500  m  westl. 
Gummen  die  berühmte  Burgruine  Mangepan. 

GUMMEN  (HINTER  und  VORDER)  (Kt.  Nidwal- 
den).  1617  m.  Alpweidenrücken,  hinter  dem  Stanserhom, 
3  km  so.  Dallenwil  (am  linken  Ufer  der  Engel  berger  Aa) 
und  rechts  über  dem  Steinibach.  Zum  Teil  mit  Wald  be- 
standen. Mit  27  Kühen  bezogen. 

GUMMENALP  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken,  Gem. 
Brienz).  1410-1800  m.  Alpweide  mit  15  Hütten,  am  S.- 
Hang der  Hohen  Gumm  (oder  des  Amißrst|,  5  Stunden 
nö.  über  Brienz.  Wird  vom  Fussweg  über  den  schwierig 
zu  begehenden  Bösentritt  (zwischen  Arnifirst  und  Arni- 
hacken)  durchzogen. 

GUMMENALP  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle,  Gem. 
Meiringen).  1600-1900  m.  Alpweide  mit  einer  Reihe  von 
zerstreut  gelegenen  Hütten,  am  S.-Hang  des  Hohenstollen 
und  5  Stunden  nö.  über  Meiringen.  Hier  entspringen 
zahlreiche  Wasseradern,  die  sich  zu  dem  über  die  Terrasse 
des  Haslebergs  ins  Aarethal  bei  Meiringen  stürzenden 
Mühlebach  vereinigen. 

GUMMENHUBEL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle). 
2175  m.  Abgerundete  Anhöhe  auf  der  Gummenalp,  ö.  der 
Schlucht  des  Alpbachs  und  2*/«  Stunden  9Ö.  Rüti  (über 
Meiringen).  N.-Hang  gehört  zur  Mägisalp. 

GUMMFLUH  (Kt.  Bern  und  Waadt).  2461  m.  Hervor- 
ragendster Gipfel  der  Umgebungen  von  Chäteau  d*CEx; 
Mittelpunkt  emes  von  den  Thälem  der  Saane  und  des 
£tivaz,  vom  Meyelsgrund,  dem  Thälchen  von  Kalberhöhni 
und  der  G^rine,  sowie  vom  Col  de  la  Videman  umgrenzten 
Gebirgsgruppe,  die  durch  letztem  von  der  Gruppe  des 
Rübli  abgetrennt  wird.  6  km  so.  Chäteau  d'CEx.  Die 
Gruppe  der  Gummfluh  umfasst,  vom  Col  de  la  Videman 
(2086  m)  an  gezählt,  folgende  Einzelgipfel  und  Kämme : 
Fröte  de  la  Videman  oder  Pointe  de  la  Videman  (2154  m), 
Pointe  de  la  Tzö  v  Bots  (2182  m),  Pointes  de  Sur  Combe 
(2397,  2384  und  2339  m),  Pointe  du  Grand  Crauz,  Gumm- 
fluh, die  vom  BioUet  (2296  m)  durch  die  Potze  di  Gaulös 
getrennte  Brecaca  (2337  m),  Pointe  des  Salayres  (2179  m). 
Rochers  de  la  Douvaz  (2181  m),  den  Col  du  Plan  de  la 
Douve  (2009  m),  den  Kamm  von  Coumattaz  und  den  Sex 
Mossard  (2018  m),  den  der  Col  de  Base  (1857  m)  von  dem 
eine  eigene  Gruppe  bildenden  Rocher  du  Midi  trennt.  In 
der  Gruppe  der  Gummfluh  sind  die  Gemsen  noch  häufig, 
weshalb  hier  mehr  Jäger  als  Touristen  angetrofl'en  werden. 
Die  letzteren  beschränken  sich  zumeist  auf  die  Besteigung 
der  Gummfluh  im  engeren  Sinne,  einen  aus  Jurakalken 
aufgebauten  Bergstock,  der  entweder  von  Chäteau  d'CEx 


Onmmflah,  von  Chäteau  d*(Ex  aus. 

aus  über  das  Thal  der  Görine,  die  FrÄte  de  la  Videman 
und  die  Cheneau  Rouffe  in  6  Stunden  oder  von  L'Evitaz 
aus  über  den  Gros  Jablö  in  5  Stunden  erreicht  werden 


490 


CUM 


6UN 


kanü.  Sehr  schöüe  Aussicht,  besoDders  auf  die  Berner 
Alpen  und  die  hinter  dem  Sanetschpass  aufsteigende  Dent 


GummF/uh 


l ;  50  0  U  0  ÜTH.  Sch^rdt 

Oeologisches  Qoerproäl  durch  die  Oruppe  der  Gummfluh. 

Bb.  Schutt;  Fl.  Flysoh  (Oli^ocän);  Gr.  Rote  Kreide;  M.  Malm; 
D.  Dogger;  Dm.  Dogger  mit  Mytilus;  Db.  Horofluhbreccie  des 
Dogger;  L.  Lias;  Td.  Kalkdolomite  der  Trias;  Tc.  Rauch- 
wacke;  Tg.  Gips. 

Blanche.  Die  Gummfluh  ist  für  Chäteau  d*CEx  das  Gleiche, 
was  für  Les  Plans  de  Freni^res  der  Grand  Muveran  oder 
für  Zermatt  das  Matterhorn  sind.  Der  geologische  Aufbau 
der  Gruppe  der  Gummfluh  ist  einer  der  verwickeltsten 
der  Waadtländer  Alpen.  Der  von  der  Pointe  de  Sur  Combe 
zu  den  Rochers  de  la  Douvaz  ziehende  oberste  Kamm  der 
eigentlichen  Gummfluh  besteht  aus  oberem  Jura  (Malm), 
der  durch  ein  schmales  Doggerband  von  den  über  dem 
Gros  Jabl^  aufsteigenden  mächtigen  Bänken  von  triasi- 
schen Dolomitkalken  geschieden  ist.  An  der  Douvaz  wird 
der  Malm  des  obersten  Kammes  von  der  bis  zum  Sex 
Mossard  ziehenden  Trias  abgelöst,  die  selbst  wieder  den 
Flysch  der  Gegend  von  L'fivitaz  überlagert.  Noch  eigen- 
artiger ist  der  geologische  Bau  der  Pointe  de  la  Videman 
una  ihrer  Nachbarschaft,  wo  auf  dem  gleichen  Flysch,  der 
die  Kreide  und  den  Malm  der  Gummfluh  trägt,  von  unten 
nach  oben  Trias,  Rät,  Lias  und  Hornfluhbreccie  (oberer 
Dogger)  folgen. 

QUMMHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  1982 
m.  Gipfel,  in  dem  zur  nw.  Randkette  des  Brienzersees 
gehörenden  Riedergrat,  3Vt  Stunden  nnw.  Oberried  (am 
NW.-Ufer  des  Brienzersees).  Schöne  Aussicht  auf  die 
Berner  Alpen. 

GUMMIHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  2101 
m.  Felsspitze,  unmittelbar  n.  über  der  Endstation  Schy- 
nige  Platte  (1970  m)  der  Linie  Interlaken-Schyniffe  Platte. 
Veraeckt  zu  einem  Teil  der  Daube,  ihrem  Nachbarn,  die 
Aussicht. 

GUMPEL8FAHR  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Aar- 

iU,  Bez.  Muri,  Gem.  Dietwil).  409  m.  3  Häuser,  am  lin- 
en  Ufer  der  Reuss,  in  fruchtbarer  aber  nasser  Gegend, 
3  km  w.  der  Stationen  Rotkreuz  und 
Gisikon  der  Linien  Zürich-Zug-Luzern 
und  1,2  km  so.  Dietwil.  21kathol.  Ew. 
Wiesenbau.  Südlichste  Siedelung  des 
Kantons  Aargau. 

QUMPER8CHWAND  (Kt.  Luzem, 
Amt  Sursee,  Gem.  Ruswil).  635  m. 
Gruppe  von  2  Häusern,  nahe  der  Strasse 
Ruswil-Wolhusen  und  2  km  sw.  Rus- 
wil. 20  kathol.  Ew.  Früher  Gundprecht- 
schwand. 

GUMPER8M0HLE  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Trachselwald,  Gem.  Lützel- 
flüh).  620  m.  Gruppe  von  2  Häusern, 
im  Thal  der  Grünen,  500  m  sw.  Grünen- 
matt  und  1  km  n.  der  Station  Ramsei 
der  Linie  Burgdorf-Langnau.  18  ref.  Ew. 
Kleines  Elektrizitätswerk,  das  einige 
landwirtschaftliche  Betriebe  mit  Licht  und  Kraft  versorgt. 

GUM8CHEN  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane).  Gem.  und 
Dorf.  S.  den  Art.  Bblfaux. 


fe 


QUNDELDINGENoderQUNDOLDINQEN(Kt.u. 

Gem.  Basel  Stadt).  287  m.  Aussenquartier  von  Basel  and 
Name  verschiedener  Land^ter  am  Fuss  des  Bruderholzes, 
s.  vor  der  Stadt  Basel.  Der  Name  erscheint  urkundlich  zum 
erstenmal  1194,  von  welchem  Datum  an  von  Gundoldinsen 
häufig  die  Rede  ist.  1290  lebte  ein  Walther  von  Gundel- 
dinffen.  Am  Morgen  des  26.  August  1444,  des  Tages  der 
Schlacht  von  St.  Jakob  an  der  Birs,  kämpften  die  Eid^ 
nossen  bei  Gundeldingen  gegen  die  Armagnaken,  am  sidi 
dann  im  Siechenhaus  zu  St.  Jakob  festzusetzen.  In  dem 
auf  diese  Schlacht  folgenden  Kriege  legten  die  Feinde 
1446  Gundeldingen,  Binningen  und  Bottminsen  in  Asche. 
Später  unterschied  man  zwischen  Gross  Gnndeldineen 
und  Klein  Gundeldingen.  Dieses,  das  im  W.  an  das  Mär- 

Sarethenffut  grenzt,  erscheint  auf  dem  Plan  von  Jakob 
[eyer  (1658)  seinerseits  wieder  als  in  ein  äusseres,  mitt- 
leres und  inneres  Gut  geteilt.  Das  innere  Gut  nnifasste 
11  Juchart  Wiesland,  das  mittlere  20  Juchart  Wiesland^ 
Ackerland  und  Rebberge  und  das  äussere  13,5  Juchart 
Wies-  und  Ackerland.  Das  nahe  der  Reinacherstrasse  ge- 
legene Gross  Gundeldingen  besass  eine  aus  dem  16.  Jahr- 
hundert stammende  kleine  Burg,  umfasste  ungefähr  200 
Juchart  Wiesland,  Ackerland  und  Rebberge  und  hatte 
ausserdem  eine  grosse  Schäferei  sowie  das  Fischrecht  in 
der  Birs.  1549  kaufte  sich  Thomas  Platter  in  Klein  Gundel- 
dingen ein  Landgut,  das  er  fortan  bewohnte,  und  Franz 
Platter  war  1660-1675  Eigentümer  von  Gross  Gundeldin- 
gen. Noch  zu  Beginn  des  19.  Jahrhunderts  war  Mittel 
Gundeldingen  seiner  kohlensauren  Quelle  wegen  ein  be- 
suchter Badeort.  Gundeldingen  hat  dem  hinter  dem 
Bundesbahnhof  gelegenen  grossen  neuen  Quartier  der 
Stadt  Basel  seinen  Namen  gegeben.  1872  kaufte  die  in 
Mainz  ansässige  Süddeutsche  fiodenbaugesellschaft  hier 
72  ha  Land,  d.  h.  eine  der  Hälfte  der  damaligen  Stadt 
Basel  entsprechende  Fläche  an,  um  sie  als  Bauplätze  in 
einzelnen  Parzellen  wieder  zu  verwerten.  Seitdem  sind 
hier  zahlreiche  neue  Strassen  sowie  der  Teil  Platz  und 
Winkelried  Platz  entstanden.  Grosses  Schulhaus. 

GUNDET8WIL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthar,  Gem. 
Bertschikon).  458  m.  Kleines  Dorf,  an  der  Strasse  Win- 
terthur^Frauenfeld,  2  km  sw.  der  Station  Islikon  der  Linie 
Zürich-Winterthur-Romanshom  und  2,5  km  nö.  Bert- 
schikon. 33  Häuser,  145  reform.  Ew.  Thurcauer  Kirchge- 
meinde Gachnang.  1358:  Gundotsvnl  und  Gundoltiswi- 
lare. 

GUNDI8  (Kt.  Wallis).  Bezirk,  Gemeinde  und  Flecken. 
S.  den  Art.  Conthey. 

QUNDOLDINQEN  (Kt.  u.  Gem.  Basel  Stadt).  Quar- 
tier. S.  den  Art.  Gundeldingen. 

GUNTALINGEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Andeiancen, 
Gem.  Waltalingen).  430  m.  Dorf,  am  linken  Ufer  des  Mäh- 
lebachs, je  1,5  Km  nw.  Waltalingen  und  w.  der  Station 
Stammheim  der  Linie  Winterthur-Etzwilen- Singen.  Pod- 
ablage,  Telephon.  66  Häuser,  316  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinde Stammheim.  Weinbau,  Viehzucht.  Ueberreste 
einer  Siedelung  aus  der  Steinzeit.  £31 :  Cuntheringom; 
1241 :  Guntringen. 

QUNTEL8EIMATT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun).  6£ 
m.  Wiese,  im  Thal  des  Glütschbaches,   5  km  sw.  Thon 


Guntalingen  mit  Scbloss  Oirsberg. 

und  1  km  w.  Gwatt;  im  0.  von  einem  kleinen  Fels- 
kamm überragt.  Kleines  Schieferkohlenflöz,  dessen  Abbao 
sich  nicht  lohnt. 


GUN 


GÜN 


491 


QUNTEN  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Thun^Gem.  Sigriswil). 
561  m.  Dorf,  auf  dem  vom  Guntenbach  in  den  Thunersee 


Gunten  am  Thunersee,  mit  Stockhornkeite. 

hinausgebauten  Delta,  an  der  rechtsufrigen  Thunersee- 
Strasse  in  schöner  und  geschützter  Lage.  Dampfschiffsta- 
tion.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon;  Postwagen  nach 
Sigriswil.  41  Häuser,  282  reform.  Ew.  Acker-  und  Wein- 
bau. Fremdenindustrie.  Klimatischer  Kurort.  Pensionen 
und  Villen.  Mitten  durch  die  Weinberge  fuhrt  in  grossen 
Schlinj^en  eine  Strasse  zur  Kirchterrasse  von  Sigriswil 
hinauf;  die  eine  sehr  schöne  Aussicht  bietet.  Ein  Haus  in 
Gunten  zeichnet  sich  durch  seine  originelle  Bauart  aus. 
Der  Name  Gunten  bezeichnet  wie  Gonten  einen  kleinen 
Sumpf,  Weier  oder  ein  Seebecken  (vergl.  darüber 
Schweizer.  Idiotikon.  Bd  II,  S.  384). 

GUNTENBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez,  Thun).  Kleiner 
Bach ;  entspringt  am  NW.-Hang  des  Sigriswilergrates  mit 
mehreren  Quellarmen,  dessen  bedeutendster  die  von  den 
Hütten  von  Bodmi  (1400  m)  herabkommende  Gersteren 
ist ;  im  Unterlauf  durchiliesst  der  Guntenbach  mit  starkem 
Gefall  das  Gumitobel,  geht  ö.  von  Tschingel  und  nw. 
von  Sigrisviril  vorbei,  durchzieht  das  Dorf  Gunten  und 
mündet  nach  5  km  langem  Lauf  in  560  m  von  rechts  in 
den  Thunersee,  in  den  er  das  das  Dorf  Gunten  tragende 
Delta  hinausgebaut  hat. 

QUNTER8HAU8EN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Frauenfeld, 
Gem.  Aadorf).  548  m.  Teil  der  Gemeinde  Aadorf  und  Dorf, 
im  Thal  der  Lützelmurg  und  am  N.-Fuss  des  Haselbergs, 
an  der  Strasse  Aadorf-Eschlikon  und  1,5 
km  so.  der  Station  Aadorf  der  Linie  Zürich- 
Winterthur-St.  Gallen.    Postablage,   Tele- 
phon. Gemeindefi*aktion,  mit  Maischhausen 
und  Tänikon  :  100  Häuser.  500  zur  Mehr- 
zahl kathol.   Ew.;  Dorf:    51   Häuser,   241 
Ew.  Kathol.  Kirchgemeinde  Tänikon.  Wie- 
senbau. Waldungen.  Stickerei.  Landwirt- 
schaftliche Genossenschaft,  Gesangvereine. 
Mädchenprimarschule  mit    Haushaltungs- 
Bchule. 

QUNTER8HAU8EN  (Kt.  Thurgau, 
Bez.Weinfelden,  Gem.  Birwinken).  513  m. 
Dorf,  am  SO.-HanR  des  Ottenbergs  und  zu 
beiden  Ufern  des  Giessen,  am  Ausgang  des 
von  diesem  Bach  durchflossenen  kleinen 
Tobeis  und  3,5  km  n.  der  Station  Sulgen 
der  Lihie  Zürich-Winterthur-Romanshorn. 
Telephon ;  Postwasren  Bürglen-Langricken- 
bach.  22  Häuser,  105  zur  Mehrzahl  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  Suljjen.  Wiesen-  und 
Obstbau.  Mühle  und  Sage  mit  moderner  Einrichtung. 
Käserei.  Zwei  weitere  Sägen. 

QUNTER8WIL  (OBER  und  UNTER)(Kt.Luzem, 


Amt  Willisau,  Gem.  Willisau  Land).  614  und  546  m.  Zwei 
Gruppen  von  zusammen  4  Häusern ;  1,6  km  nö.  der  Sta- 
tion  Willisau   der   Linie    Langenthal- 
Wolhusen.    36   kathol.    Ew.    Kirchge- 
meinde Willisau. 

GUNTER8WILEN  oder  GON- 
TER8WILEN  (Kt.  Thurgau,  Bez. 
Kreuzungen,  Gem.  Wäldi).  610  m.  18 
Bauernhofe,  auf  dem  Seerücken  zwi- 
schen den  Stationen  Ermatingen  (am 
Untersee)  und  Märstetten  (im  lliurthal) 
zerstreut  gelegen.  62  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Ermatingen.  Wiesen  -  und 
Obstbau.  Sehr  schöne  Aussicht  auf  die 
Schweizer  und  Tiroler  Alpen,  sowie  auf 
die  umliegende  Landschaft.  771 :  Chuni- 
berteswilare. 

QUNTLIBERQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
See).  1225. m.  Gipfel,  in  der  Kette  zwi- 
schen Oberem  Gioldingerthal  und  dem 
vom  Schmittenbach  durchzogenen  Thal- 
chen,  in  dem  das  Dorf  Oberholz  liegt. 
1  Stunde  ö.  über  Oberholz.  Anden  llän- 

fen  Wald,  Wiesen  und  Hätten.  Schöne 
ussicht  auf  den  Zürichsee,  dje  Linthe- 
bene  und  den  so.  Abschnitt  des  Kan- 
tons Zürich. 

GUNTMADINQEN  (Kt.  Schaffhau- 
sen, Bez.  Ober  Klettgau).  445  m.  Gem. 
und  Dorf,  am  N.-Fuss  des  Lauferberges, 
300  m  s.  der  Strasse  Neuhausen-Neun- 
kirch und  1,7  km  sw.  der- Station  Beringen  der  Linie 
Schaffhausen-Waldshut.  Telegraph,  Telephon.  32  Häuser, 
176  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Löhningen.  Acker-  und 
Weinbau.  Vieh-  (besonders  Schweine-)  handel.  Um  die 
Mitte    des  19.  Jahrhunderts  baute   man   hier  eine  Ei- 
senerzgrube ab.   Fund   von  römischen   Münzen.  1111  : 
Guntramingen ;  1417:  Guntmaringen ;  1551  :  Guntmadin- 
gen. 

GUNZ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans,  Gem.C Quarten). 
440  m.  Häusergruppe,  4  km  ö.  Quarten  und  2  km  sw.  der 
Station  Walenstaat  der  Linie  Rapperswil-Wesen-Sargans. 
35  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Mols.  Viehzucht.  Ent- 
spricht wahrscheinlich  der  zweiten  Station  {Secunda)  der 
Römer  am  Walensee. 

QUNZENTHAL  oder  GONZENTHAL  (Kt.fAarpu, 
Bez.  Kulm,  Gem.  Ober  Kulm).  560  m.  Gruppe  von  4  Häu- 
sern, in  einem  kleinen  linksseitigen  Nebenthal  zum  Wi- 
nenthal  und  1,4  km  sw.  der  Station  Ober  Kulm  der  elek- 
trischen Strassenbahn  Suhr^Reinach.  20  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Kulm.  Wiesenbau. 

GUNZQEN  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Ölten).  434  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  im  Thal  der  Dünnern,  nahe  dem  rechten 
Ufer  dieses  Flüsschens  und  2.5  km  sw.  der  Station  Hägen- 
dorf  der  Linie  Olten-Solothurn.  Postablage,  Telegraph, 
Telephon.  Gemeinde,  mit  Atmend :  60  Häuser,  418  kathol. 


Guntmadingen  von  Südosten. 

Ew. ;  Dorf:  40  Häuser,  285  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 
Grabhügel. 
QUNZWIL  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee).  668  m.  Gem. 


492 


GÜP 


GÜR 


und  Dorf,  an  der  Strasse  Sempach-Reinach,  1  km  sw. 
Münster  und  5  km  sw.  der  Station  Beinach  der  Zweie- 
linie  Beinwil-Beinach  der  Seethalbahn.  Die  Gemeinae 
ist  sehr  ausgedehnt  (2%i  ha  Fläche)  und  umfasst  ausser 
dem  Dorf  Gunzwil  noch  die  Weiler  und  Häusergruppen 
Adiswil,  Bach,  Blosenberg,  Bühl,  Emmenwil,  Grüt,  Huo- 
ben,  Kafdswil,  Linden,  Locbeten,  Maihusen,  Saflenthal, 
Walde,  Waldhaus,  Will,  Winon  und  Wittwil.  Zusammen 
214  Häuser  und  1439  kathol.  Ew.,  die  sich  auf  6  Kirchge- 
meinden verteilen ;  Dorf:  43  Häuser  und  267  der  Kirch- 
gemeinde Münster  zugeteilte  Ew.  Wiesen-,  Getreide-  und 
Obstbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Torfgrube.  Ar- 
menhaus. Auf  Seeblen  und  in  Maihusen  hat  man  einige 
Bömergräber  und  andere  römische  Altertümer  aufge- 
deckt. 1036:  Gunzwilare. 

GUPPENALP  (Kt.  Glarus,  Gem.  Schwanden).  950- 
1680  m.  Alpweide  mit  3  Hütten,  am  SO.-Hang  des  Vrene- 
lisgärtli  (Glämisch),  über  dem  Dorf  Schwandi  und  1  Vt 
Stunden  w.  über  Schwanden.  Die  obem  Hütten  (3  Stun- 
den über  Schwanden)  stehen  auf  der  aus  Schiefem  und 
Sandsteinen  des  Lias  und  Dogger  bestehenden  Terrasse, 
die  sich  an  die  zum  Vrenelisgartli  aufsteigenden  Dogger- 
und Malmwände  anlehnt.  In  einer  zum  Ten  vom  ehemali- 
gen Guppengletscher  ausgehobelten  Wanne  liegt  der  kleine 
Guppensee  (1520  m),  der  zeitweise  zu  einem  blossen  Was- 
sertumpel  zusammenschmilzt.  Auf  Mittelguppen  (n.  von 
Oberguppen  und  im  Einzugsgebiet  der  Guppenrunse  ge- 
legen) baute  man  im  16.  .Jahrhundert  (von  1530  an)  den 
Eisenoolith  des  Doggers  ab.  Man  sieht  heute  noch  etwa 
100  m  s.  über  den  Hütten  den  Stolleneingang  dieser  eins- 
tigen Erzgruben.  Der  Name  Guppen  vom  rätoromanischen 
(Churwälschen)  coppa  =  Schale,  Naof. 

GUPPENFIRN  (Kt.  Glarus).  2640-2320  m.  Kleiner 
Hängegletscher,  am  O.-Hang  des  Vrenelisgartli  (Glär- 
nisch),  4  km  nw.  über  Schwanden  auf  einer  aus  den  Neo- 
commergeln  ausgewaschenen  Terrasse.  Darunter  die  steil 
zur  Guppenrunse  abfallenden  Malmkalkwände,  darüber 
die  direlct  zum  Vrenelisgartli  aufsteigende,  300  m  hohe 
Neocom-  und  Urgonwand.  Der  obere  Abschnitt  des  Glel- 


Guppenfirn  und  Bächistock. 

Sehers  wird  überschritten,  wenn  man  von  Oberguppen  aus 
das  Vrenelisgartli  erklettert. 

GUPPENRUNSE  (Kt.  Glarus).  2300-500  m.  Wild- 
bach, dessen  verschiedene  Quellarme  von  der  O.-Wand 
des  Vrenelisgartli  herabkommen  (ihr  grösster  entspringt 
dem  Guppenfim).  Fliesst  von  W.-O.  in  einer  ziemlich  tief 
eingefressenen  Runse  quer  über  die  untern  Terrassen 
der  Guppenaip,  geht  s.  an  Schwandi  vorbei  und  mündet 
nach  4  km  langem  Lauf  700  m  s.  vom  Dorf  Mitiödi  in 
500  ni  in  die  Linth.  Sein  Quellgebiet  liegt  in  einem  Ein- 
schnitt in  der  Bergtlanke  zwischen  Vrenelisgartli  und  Vor- 
der Glärnisch,  der  die  Ausbruchsnische  eines  mächtigen 
Bergsturzes  der  letzten  Interglazialzeit  darstellt.  Dasl  km' 


Fläche  umfassende  Ablagerungsgebiet  dieses  Bergatarzes 
füllt  den  Boden  des  Linth thales  zwischen  Schwanden  und 
Glarus  auf.  In  vorhistorischer  Zeit  hatte  sich  der  Wild- 
bach nach  S.  gewandt  und  den  jetzt  die  Dörfer  Thon  und 
Schwanden  tragenden  Schuttkegel  aufgeworfen.  Die  Gup- 
penrunse ist  ein  ausserordentlich  gefahrlicher  Wildbaco, 
der  schon  recht  oft  grosse  Verwüstungen  ani^erichtet  bat 
Die  Verbauungsarbeiten.  die  1872  in  Angriff  genommen 
worden  waren  und  120000  Franken  gekostet  hatten,  sind 
am  13.  Juli  1889  beinahe  völlig  wieder  zerstört  worden. 
Seither  hat  man  mit  grosser  Sorgfalt  eine  neue  Verbanun; 
in  Angriff  genommen,  die  1^04  vollendet  sein  wird  und 
deren  Kosten  (bis  Ende  1902  schon  352000  Franken  aus- 
gegeben ;  Gesamtbetrag  auf  510  000  Fr.  veranschlagt}  zn 
einem  grossen  Teil  vom  Bund  und  Kanton  Garns  getra- 
gen werden. 

QURBRO  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Laupen).  488  m.  Gem. 
und  Dorf,  im  Thal  der  Biberen,  1  km  von  der  Station  Fe- 
renbalm-Gurbrü  der  direkten  Linie  Bem-Neuenburg  und 
1,5  km  so.  Kerzers.  Postbureau,  Telephon,  44  Häaser,329 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Kerzers.  Landwirtschaft. 

QURB8ALP  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Bern. 
Amtsbez.  Nieder  Simmenthai,  Gem.  Diemtigen).  1912  und 
1460  ip.  Sehr  gut  unterhaltene  Alpweide  mit  11  zerstreut 
gelegenen  Hütten,  im  Hüttengraben,  am  NW.-Hang  der 
Männliiluh  und  5-6  Stunden  sw.  über  Diemtigen. 

GURB8BACH  (Kt.  Bern.  Amtsbez.  Nieder  Simmen- 
thal).  Kleiner  Bach :  entspringt  am  N.-Hang  der  Männli- 
fluh  in  1930  m,  durcnfliesst  den  Hüttengraben  und  mündet 
nach  4,5  km  langem  Lauf  in  der  Richtunir  NW.  bei 
Schwenden  in  1155  m  von  rechts  in  den  Filderichbach. 
QURB8GRAT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Simmes- 
thal).  2240-2430  m.  Breiter  begraster  Bücken,  verbindetdas 
Keibihom  (2463  m ;  n.  Vorberg  der  Männlifluh)  mit  dem 
Gurbspass  (2124  m)  und  dem  Thierlaufhom  (2248  m) ;  zwi- 
schen Kirelthal  und  Schwendenthai,  zwei  Verzweigungen 
des  Diemtigthales. 

QURB8PA88  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Nieder  Simmen- 
thal).  2124  m.  Passübergang,  im  Gurbsgrat  (2240-2430  m). 
zwischen  Keibihom  (2463  m)  und  der 
Riprechliftuh  (2244  m),  einem  der  Zähne 
im  Kamm  des  Thierlaufhoms  (2248  m); 
verbindet  in  3  Stunden  Ennetkirel  im 
Diemtigthal  und  die  Twirienalp  mit  den 
Hütten  auf  der  Gurbsalp.  Auf  der  Sieg- 
friedkarte unbenannt. 

QURQENMIN8TKR  (Kt.  und  BeL 
Schwyz).  1000-900  m.  Unterlauf  der 
Minster ;  diese  kommt  vom  Schyen 
herab  und  vereinigt  sich  in  dem  tiefen 
Tobel  unterhalb  Tschalun  mit  den  Bä- 
chen des  Heickentobels,  Glastobeis  und 
Surbrunnentobels  zur  Gurgenminster. 
Nach  dem  Austritt  aus  dem  Tobel  fliesst 
die  Gurgenminster  mit  schwachem  (ge- 
falle gegen  die  Stille  Waag,  mit  der  sie 
sich  nach  7  km  langem  Lauf  nö.  Unter 
Iberg  vereinigt.  Je  einmal  von  den 
Strassen  Unter  Iberg- Ober  Iberg  und 
Unter  Iberg-Waag  ü  berbrückt.  Der  Name 
Gurgen  =  italienisch  gorgo  -=  romanisch 
gorgia  =  französisch  gorge  =  Schlacfat, 
Tobel. 

QURQENTOBEL    (Kt    und   BeL 

Schwvz).  1200-1000  m.  So  heisst  das  von 

der    Minster   zwischen    Jässeren    und 

Tschünperen    durchflossene    Tobel,  9 

km  ssö.  Einsiedeln.  Von  der  Strasse  nach  Ober  Iberg  und 

vom  Fussweg  über  die  Hausegg  nach  Alpthal  überbrückt 

GURIN    (Kt.  Tessin,   Bez.  Valle  Maggia).  Deutscher 

Name  für  Gemeinde  und  Dorf  Bosco.  S.  diesen  Art 

GURMEL8  (GR088),  französisch  Cormondes  le 
GRiiND  (Kt.  Frei  bürg.  Bez.  See).  552  m.  Gemeinde  und 
Pfarrdorf,  am  Cordast  und  4  km  osö.  der  Station  Cressier 
der  Linie  Freiburg-Murten.  Postablage,  Telephon.  TOHäo- 
ser,  450  Ew.  (wovon  375  Katholiken)  deutscher  Zuo^ 
Gemeinsame  Kirchgemeinde  zusammen  mit  Klein  Go^ 
mels,  Munterschu,  Cordast,  Gross  und  Klein  Guscbel- 
muth,  Liebistorf,  Klein  Bösingen,  Wallenried  und  Walles- 
buch.    Getreide-,  Wiesen-  und  Kartoffelbau,  Viehzucht. 


CUR 


GUR 


493 


Sparkasse.  Bezirksschnle.  Schöne  neue  Kirche,  dem  h. 
Germanus  geweiht.  Auf  dem  Dürrenberff  eine  Kapelle, 
die  der  Ueoerlieferung  nach  von  den  Bewohnern  nach  der 
Schlacht  bei  Laupen  (1339)  erbaut  worden  sein  soll.  Man 
erzählt  sich,  dass  damals  40  Oesterreicher  das  Dorf  ge- 
plündert und  das  Vieh  weggeführt  hätten,  worauf  die 
Üanem  mit  dem  Gelübde,  auf  einer  benacnbarten  Höhe 
eine  Kapelle  zu  stiften,  den  Räubern  nachsetzten  und 
glücklich  über  sie  obsiegten.  Fund  von  lüeiderspangen 
m  antiker  Bronze. 

QURMELS (KLEIN)  französisch CoRMONDES  LE Petit 
(Kt.  Freiburff.  Bez.  See).  666  m.  Gem.  und  Dorf,  über 
dem  linken  Ufer  der  Saane ;  1,3  km  so.  Gross  Gurmeis 
und  5,8  km  so.  der  Station  Cressier  der  Linie  Freiburg- 
Murten.  17  Häuser,  91  £w.  (wovon  65  Katholiken)  deutscher 
Zunge.  Kirchgemeinde  Gross  Gurmeis.  Getreide-,  Wiesen- 
und  Kartoffel  bau,  Viehzucht. 

QURNIQELBAD  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Sefti^en,  Gem. 
Rüti).  Grosses  und  luxuriös  eingerichtetes  Heilbad  und 
Kurort,  1902  durch  Feuer  zerstört.  Am  NW.-Hang  des 
Gumigelhubels  und  5  km  (3  Stunden)  sw.  der  Station 
Wattenwil  der  Gürbethalbahn  (Bern-Wattenwil-Thun). 
Im  Sommer  Postablage,  Telegraph,  Telephon  und  Post- 
wagen Waltenwil-Gurnigeibad.  Mehrere  Schwefel-  und 
Eisenquellen.  Als  Heilbad  schon  seit  1591  bekannt.  Der 
Wiederaufbau  des  Gumigelbades  ist  durch  die  Aktienge- 
sellschaft beschlossen.  Das  Etablissement  soll  für  400  Bet- 


Gurnigelbad  vor  dem  Brand  von  1902. 

ten  neu  erstellt  u.  mit  den  neuesten  Einrichtungen  ver- 
sehen im  Frühjahr  1905  dem  Betriebe  wieder  übergeben 
werden.  Von  den  grJVssten  Staatsforsten  des  Kanlons  Bern 
umrahmt.  Fund  einer  römischen  Vase  und  römischer 
Münzen. 

QURNIQELBERG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftiffen). 
Berpücken,  n.  Ausläufer  der  Molasse-  und  Eocänkette 
Pfeife-Selibühl,  4  km  sw.  über  Wattenwil.  Am  N.-Hang 
das  Gurnigelbad.  Der  Ober  Gurnigel  (1544  m)  ist  sehr  be- 
kannt und  bietet  eine  schöne  Aussicht  auf  den  Thunersee 
und  die  Alpen ;  der  ebenfalls  viel  besuchte  Unter  Gurnigel 
(1159  m)  bildet  eine  bewaldete  Terrasse  über  dem  Seli- 

Sraben.  Besteht  aus  stark  gefalteten  Flyschschiefem,  in 
ie  eine  Breccie  mit  Fragmenten  von  kristallinen  Gestei- 
nen (besonders  einem  rosaroten  oder  grünen  Granit)  ein- 
gelagert ist.  Einige  oberflächlich  zerstreut  gelegene  Blöcke 
dieser  Breccie  sind  bereits  der  Ausbeutung  zum  Opfer  ge- 
fallen. 

QURNIQELHUBEL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftigen). 
1550  m.  Begraste  Anhöhe  auf  der  Alp  weide  des  Gurnigel- 
bergs,  1  Stunde  so.  über  Gurnigelbad.  Schöne  Aussicht 
auf  die  Umgegend. 

QUR8CHENALP  (Kt.  Uri,  Gem.  Andermatt).  1500- 
2160  m.  Grosse  Alpweide  mit  6  Hütten,  am  Gurschenbach 
und  vor  dem  Fuss  des  Gurschengletschers,  am  N.-Hang 
des  Gamsstockes  und  1  km  so.  ül:^r  Andermatt. 

QUR8CHENBACH  (Kt.  Uri).  Kleiner  Wildbach; 
entspringt  in  2500  m  dem  (jurschenglelscher,  durchfliesst 


die  Gurschenalp  und  mündet  etwas  oberhalb  Andermatt 
in  1550  m  von  links  in  den  Unteralpbach. 

QUR8CHENQLET8CHER  (Kt.  Uri).  2800-2400  m. 
Gletscher,  1  km  läng  und  im  Mittel  500  m  breit ;  steigt 
vom  Kamm  zwischen  Gamsstock  (2965  m)  und  Gurschen- 
stock  (2872  m)  zur  Gurschenalp  (Hütten  in  2026  m)  ab 
und  sendet  den  Gurschenbach  zum  Unleralpbach. 

GUR8CHEN8TOCK  (Kt.  Uri).  2872  m.  Gipfel,  in 
der  Gruppe  des  Pizzo  Centrale  oder  Tritthorns  (3008  m), 
die  sich  zwischen  dem  Golthardpass,  Andermatt,  dem 
Unteralpthal  und  Unteralppass,  dem  Val  Canaria  und 
Airolo  erhebt.  3,4  km  so.  über  Andermatt,  von  wo  aus  er 
über  die  Gurschenalp  in  3  Vf  Stunden  leicht  erstiegen 
werden  kann.  Bildet  den  letzten  Ausläufer  des  Kastell- 
homes  (2977  m),  mit  dem  er  durch  den  Kamm  verbunden 
ist,  von  dem  nach  NW.  der  Gurschen-  und  St.  Anna^let- 
scher  und  nach  SO.  der  Schwarz wassergletscher  absteigen 
und  der  den  Gamsstock  (2963  m)  und  den  St.  Annaberg 
(2932  m)  tragt. 

GUR8CHU8  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Hinterrhein). 
28fö  m.  Breiter,  aber  zerrissener  Gipfelkamm,  von  O.-w. 
ziehend ;  in  der  Gruppe  des  Piz  Curv^r,  5  km  s.  von  die- 
sem Gipfel  und  5  Stunden  ö.  über  Ausser  Ferrera. 

GURTBERG  (HINTER,  MITTLER,  OBER  und 
VORDER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toggenburg,  Gem. 
Krinau  una  Wattwil).  780-650  m.  11  zerstreut  gelegene 
Häuser,  zwischen  dem  linken  Ufer  der  Thur  und  dem 
dieser  zufliessenden  Krinauerbach ;  2,8  km  nnw. 
Wattwil,  2  km  nö.  Krinau  und  1,2  km  nw.  der 
Station  Lichtensteig  der  Toggen burgerbahn.  41 
.  kaihol.  undreform.  Ew.  Kirch^meinde Wattwil. 
Ackerbau  und  Viehzucht.  Stickerei.  Gurt,  Gur- 
ten bezeichnet  eine  in  halber  Höhe  mit  einem 
Waldsauin  umgürtete  Anhöhe. 

QURTELBERQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sar- 
gans). 1172  m.  Alpweiden,  w.  Fortsetzung  des 
Walenstadter  Berges,  nö.  über  Quinten  am 
Walensee.  Malmterrasse,  unmittelbar  unter  dem 
Selun  (2207  m)  und  der  Scheere  (2201  m)  im 
Kamm  der  Churfirsten. 

GURTEN  (Kt.  und  Amtobez.  Bern).  861  m. 
Bergrücken,  letzter  Ausläufer  der  Molasseberge 
w.  vom  Gürbethal  und  von  diesen  durch  das 
kleine  Könizthal  abgetrennt:  3,5  km  s.  der 
Stadt  Bern.  Steigt  mit  bewaldeten  Steilhängen 
an  und  trägt  ein  gut  angebautes  Gipfelplateau. 
Sehr  schöne  Aussicht  auf  die  Stadt  Bern,  die 
von  hier  aus  besonders  günstig  sich  präsen- 
tierenden Berner  Alpen  und  den  Jura.  Stark 
besuchtes  Ausflugsziel  mit  grossem  Gasthof  und 
Restaurant.  Posta blatte,  Telephon.  Eine  iS&d 
erbaute  elektrische  Seilbahn  fuhrt  von  Wabern 
aus  in  8  Minuten  auf  den  Kulm. 

GURTENDORF  oder  OBER  GURTEN  (Kt.  und 
Amtsbez.  Bern,  C^em.  Köniz).  761  m.  Gruppe  von  9  Häu- 
sern, am  SO.-Hang  des  Gurten ;  3,2  km  so.  Köniz  und  1,5 
km  nw.  der  Station  Kehrsatz  der  Gürbethalbahn  (Bern- 
Wattenwil-Thun).  81  ref.  Ew.  Wiesenbau. 

GURTN ELLEN  (Kt.  Uri).  929  m.  Gem.  und  Pfarrdorf, 
im  Reussthal  am  linken  Ufer  der  Reuss  und  1,2  km  nö. 
der  Station  Gurtnellen  der  Gotthardbahn.  Postbureau, 
Telegraph.  Gemeinde,  mit  Hinter  der  Reuss,  Inschi, 
Meitschlingen,  Stalden  und  Wiler  (hier  die  Bahnstation) : 
150  Häuser,  1112  kathol.  Ew.;  Dorf,  aus  zerstreuten  Häuser^ 
ffruppen  bestehend:  43  Häuser,  270  Ew.  Ackerbau  und 
Viehzucht.  Grosser  Granitbruch.  Calciumkarbidfabrik  und 
Fabrik  zur  Herstellung  elektrotechnischer  Apparate.  1257: 
Guortenellen ;  im  14.  Jahrhundert  Gurtnellon  (vom  ro/na,- 
nischen  cortinella).  War  einst  ein  dem  Fraumünster  zu 
Zürich  gehörender  Meierhof,  wo  viel  Hornvieh  und  Schafe 
gezüchtet  wurden. 

QURWOLF  (Kt.  Freiburg,  Bez.  See).  Gem.  und  Dorf. 
S.  den  Art.  Courgeva.ud. 

GURZELEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  und  Gem.  Biel).  443 
m.  Ehemaliges  Landhaus  bei  Biel,  zwischen  Mett  (Mäche) 
und  der  Altstadt  Biel,  heute  ganz  in  der  Stadt  aufeeffangen. 
Heute  wird  mit  dem  Namen  Gurzelen  hie  una  da  noch 
das  betreffende  Quartier  oder  auch  eine  dort  befindliche 
Uhrenfabrik  bezeichnet. 
GURZELEN  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Seftigen).   600  m. 


494 


GUR 


GUS 


Gem.  und  Pfairdorf,  im  kleinen  Thal  der  von  rechts  zur 
Gürbe  gehenden  Müsche,  1  km  s.  der  Station  Seftigen  der 


Gunelen  (Kt.  Bern)  von  Süden. 

Gürbethalbahn  ( Bern-Watten wil-Thun).  Telephon.  [99 
Häuser,  603  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  umfasst  auch 
noch  die  Zivileemeinde  Seftigen.  Das  Dorf  zerfallt  in  die 
zwei  Gruppen  Unter  Gurzelenund  Ober  Gurzelen  (637  m). 
Die  auf  einer  Anhöhe  stehende  Pfarrkirche  enthält  Glas- 
malereien aus  dem  18.  Jahrhundert.  Landwirtschaft.  Kä- 
serei. Auf  einer  Anhöhe  die  Burgruine  Bennewil.  Im 
Mittelalter  bildeten  Ober  Gurzelen  und  Unter  Gurzelen  je 
eine  eigene  Kirchgemeinde,  deren  erste  nach  der  Refor- 
mation aufgehoben  worden  ist. 
QURZELEN  (Kt.  Freiburg,  Bez.  See,  Gem.  Oberried). 


Payeme-Lyss.  39^'reform.  Ew.  deutscher  Zunge.  Kirch- 
gemeinde Murten.  Getreide-,  Tabak-  und  Wiesenbau, 
Viehzucht. 

GURZELN  (Kt.  Solothum,  Axnta 
Solothurn-Lebem).  437  m.  Ehemaliges 
Dorf,  so.  von  der  Ortschaft  Bellach.  Im 
Gugl6rkrieg  von  den  Banden  des  Herrn 
von  Coucy  zerstört  und  heute  völlig  ver- 
schwunden. 

GU8CH  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen, 
Gem.  Oetwil  am  See).  514  m.  Weiler, 
1  km  n.  Oetwil  und  4,5  km  n.  der  Sta- 
tion Stäfa  der  Linie  Zürich-Meilen-Rap- 
perswil.  Telephon.  13  Häuser,  53  re- 
form. Ew. 

GU8CHA  (Kt.  Graubünden,  Bez, 
Unter  Landquart,  Kreis  u.  Gem.  Maien- 
feld).  1117  m.  Gruppe  von  3  Häusern, 
am  W.-Hang  des  Faiknis  und  6  km  n. 
der  Station  Maienfeld  der  Linie  Sar- 

?ans-Chur.  13  reform.  Ew.  deutscher 
unge.  Wiesenbau  und  Viehzucht.  Der 
dieser  Häuser  tragende  Hang  ist  so  steil, 
dass  die  Lage  von  Guscha  in  der  Ge- 
gend sprichwörtlich  geworden  ist.  Ueberragt  von  den 
Wänden  des  Guschagrates  (2068  m)  und  des  Tannkopfes 
(1809  m).  Malmkalk.  Am  Fussweg  nach  der  Luziemäei^ 
ein  Guschaturm  (824  m). 

GUSCHA  (OBERE  und  UNTERE)  (Kt.  St.  GaUen, 
Bez.  Sargans).  2170-2412  m.  Drei  Gipfel,  n.  vom  Weisaen- 
berff  (2424  m),  ö.  vom  Schilzbachthal  und  s.  Flums.  Lia^ 
tafel  auf  Keuper  und  Verrucano.  Einsame  Hochregion; 
ihrer  einfachen  Formen  und  geologischen  Struktur  (lias- 
und  Triasdecke)  weffen  bemerkenswert,  die  einen  starken 
Kontrast  bilden  zu  der  Unmasse  von  in  den  Verrucano  der 


Karte  des  Garten. 


465  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  auf  einer  Anhöhe  über 
dem  linken  Ufer  der  Biberen,  1  km  nö.  Oberried  und  1,5 
km  s.  der  Station  Kerzers  (Chietres)  der  Linie  Lausanne- 


benachbarten Thälchen  eingeschnittenen  Wildbachschlucb- 
ten.  Weiter  s.  liegen  in  derselben  geologischen  Zone  des 
N.-Flügels  der  Glamer  Doppelfalte  der  Guli  (2358  m),  die 


GÜS 


GUT 


495 


j  (2398  m),  Faulegg  (2459  m)  und  der  Walenkamm 

QU8CHAFELLA  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans).  1902 
und  1954  m.  Zwei  Gipfel,  in  dem  das  Murgthal  im  0.  be- 
gleitenden Kamm,  im  Verrucanogebiet  des  N. -Flügels  der 
Glarner  Doppelfalte ;  unmittelbar  n.  vom  Sexmor  (2190 
m)  und  Leist  (2223  m),  die  beide  eine  Kappe  von  Liaskal- 
ken  tragen.  6-7  Stunden  wsw.  über  Flums.  Yergl.  den  Art. 

GOGGEIEN. 

QU8CHAQRAT  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Land- 

Suart).  2068  m.  Grenzkamm  eeaen  Lichtenstein,  als  kurzer 
reisoogen  vom  Falknis  nach  NW.  auszweigend  und  hin- 
ten über  dem  Hang  von  Guscha.  Abgerundet  und  bis  zum 
Gipfel  bewaldet.  4r5  Stunden  n.  über  Jenins.  Fusspunkt 
für  die  Besteigung  des  Falknis. 

QU8CHA8PITZ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Land- 
quart). 1105  m.  Einer  der  Gipfel  des  Fläscherbergs,  an 
dessen  NW.-£nde  und  je  2  km  w.  der  Luziensteig  und  n. 
Fläsch.  Von  dem  weiter  nw.  gelegenen  isolierten  EUhom 
durch  das  EUthälchen  abgetrennt. 

QU8CHATURM  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Land- 
quart). Gipfel  mit  Festungsanlagen.  S.  den  Art.  Luziensteig. 

QU8CHELMUTH  (GR088)  (Kt.  Freiburg,  Bez. 
See).  584  m.  Gem.  u.  schönes  Dorf,  in  fruchtbarer  und  gut 
angebauter  Gegend,  nahe  der  Quelle  der  Biberen  und  2 
km  nö.  der  Station  Courtepin  der  Linie  Freibnrg-Murten. 
Telephon.  17  Häuser,  130  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge. 
Kirchgemeinde  Gurmels.  Einige  wenige  Reformierte.  Ge- 
treide-, Kartoffel-,  Wiesen-  und  Obstbau,  Viehzucht.  1364: 
Gursalamut. 

QU8CHELMUTH  (KLEIN)  (Kt.  Freibur^,  Bez.  See). 
576  m.  Gem.  und  Weiler,  2  km  so.  der  Station  Cressier 
der  Linie  Freiburg-Murten  und  1,2  km  nö.  Gross  Guschel- 
muth.  12  Häuser,  92  kathol.  und  reform.  Ew.  deutscher 
Zunge.  Kirchgemeinde  Gurmels.  Getreide-,  Kartoffel-  und 
Futterbau,  Viehzucht. 

QU8CHUB0RLI  (Kt.  Freiburg,  Bez.  See).  Gem.  und 
Dorf.  S.  den  Art.  Coussiberle. 

QU8PI8  (Kt.  Uri).  2825  m.  Gipfel,  nw.  Vorberg 
des  Kastelhorns  (2977  m),  in  der  Gruppe  des  Pizzo  Cen- 
trale oder  Tritthorns  (3003  m).  So.  über  dem  Dorf  Hospen- 
thal und  nö.  über  dem  Guspisthai.  Von  ihm  steigt  nach 
NO.  der  kleine  St.  Annagletscher  ab.  Kann  von  Hospen- 
thal  aus  in  3  Vt  Stunden  sehr  leicht  bestiegen  werden. 

QU8PI8THAL  (Kt.  Uri).  2560-1706  m.  Rechtsseitiges 
kleines  Nebenthal  zum  Hochthal  der  Gotthard  Reuss  (zwi- 
schen Gotthardpasshöhe  und  Hospenthal), 
3  km  s.  über  Hospenthal.  Steigt  vom  Hang 
des  Pizzo  Centrale  oder  Tritthorns  nach 
NW.  ab.  Einsam  und  steinig :  enthält  die 
Guspisalp.  Zu  oberst  der  am  NW.-Hang  des 
Pizzo  Centrale  hängende  kleine  Guspis- 
gletscher.  Wird  umrahmt  vom  Guspis  (&25 
m),  Kastelhom  (2977  m),  St.  Annaberg 
(2Ö32  m),  Rothorn  [2927  m),  Pizzo  Centrale 
oder  Tritthorn  (3003  m},  Blauber«  (2816  m), 
Schwarzloch  hörn  (2733  m)  und  der  Furka- 
e^f;  (^^  °^)*  Unter  dem  obern  Abschnitt 
des  Thälchens  geht  die  Axe  des  Gotthard- 
tunnels  durch. 

QUTBiECH I ALP  (Kt.  Glarus,  Gem.  Lin- 
thal).  930-2053  m.  Alpweide  mit  mehreren 
Hüttengruppen,  am  W.-Hang  des  vom 
Vorstegstock  zum  Kilchenstock  ziehenden 
Kammes,  zwischen  dem  Linththal  und 
Durnachthal  und  2-3  Stunden  so.  über 
Linthal.  Seit  langer  Zeit  begnügt  man 
sich,  hier  das  Gras  zu  schneiden ;  Vieh 
wird  keines  mehr  aufgetrieben.  Die  Hütten 
stehen  in  930,  1601  und  1821  m. 

QUTENBRUNNEN  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez.  Ober  Simmenthai,  Gem.  Lenk).  1200 
m.  Gemeindeabschnitt,   am   rechten    Ufer 
der  Simme  und  am  SW.-Hang  des  Schatt- 
homs,  an  der  Strasse  Lenk -Zweisimmen 
und  11  km  so.  der  Station  Zweisimmen  der 
Simmenthalbahn.  Umfasst  zahlreiche  zerstreut  gelegene 
Häuser  und  die  zwei  Weiler  Bleiken  und  Boden.  Zusam- 
men :  111  Häuser,  421  reform.  Ew.  Wiesenbau  und  Vieh- 
zucht. Schöne  Waldungen. 


QUTENBRUNNEN  (Kt.  Schwvz.  Bez.  March,  Gem. 
Altendorf).  442  m.  Weiler,  auf  fruchtbarem  Plateau  zwi- 
schen dem  -Kessibach  und  Sommerholzbach,  7(X)  m  sw. 
Altendorf  und  .2,5  km  w.  der  Station  Lachen  der  Linie 
Zürich-Glarus.  16  Häuser,  99  kathol.  Ew.  Landwirtschaft. 

QUTENBURQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen).  526 
m.  Gem.  und  Weiler,  am  rechten  Ufer  der  Langeten,  an 
der  Strasse  Huttwil-Langenthal  und  3,5  km  s.  Langenthai. 
Haltestelle  der  Linie  Lanffenthal-Wolhusen.  Postbureau, 
Telephon.  11  Häuser,  56  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Lotzwil.  Tuch-,  Likör-  und  Bierhefenfabrik.  Landwirt- 
schaft. Ehemaliges  Bad  mit  Eisenquelle,  einst  stark  be- 
sucht. Auf  dem  Turmhubel  stand  vor  Zeiten  die  Burg  der 
Edeln  von  Gutenburg,  die  der  Reihe  nach  an  die  Edeln 
von  Utzingen,  die  Edeln  von  Aarburg  und  1413  an  die 
Stadt  Burgdorf  überging.  Sie  ist  heute  vollständig  ver- 
schwunden. 

GUTENFEL8  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Waidenburg,  Gem. 
Arboldswil).  500  m.  Burgruine,  auf  einem  Felssporn  über 
dem  rechten  Ufer  des  Fluhbaches,  ö.  der  Strasse  Buben- 
dorf-Arboldswil  und  1  km  nö.  Arboldswil.  Einst  Eigentum 
der  Edeln  von  Eptingen-Gutenfels  (einer  Zweiglinie  des 
Feudalhauses  der  Eptingen).  1400  mit  allen  Rechten  an  die 
Stadt  Basel  verkauft. 

QUTEN8WIL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Uster,  Crem.  Volketo- 
wil).  530  m.  Dorf,  an  der  Kreuzung  der  Strassen  Uster- 
Winterthur  und  Hegnau-Fehraltorf;  1,6  km  so.  Volkets- 
wil  und  2,5  km  w.  der  Station  Fehraltorf  der  Linie  EfTre- 
tikon-Wetzikon-Hinwil.  Postablace,  Telephon.  77  Häuser, 
322  reform.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  1162 :  Guotols- 
wilare. 

GUTI8BERG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Burgdorf,  Gem. 
Heimiswil).  690  m.  Weiler,  an  der  Strasse  Burgdorf- Af- 
foltem,  5  km  nö.  der  Station  Buredorf  der  Linie  Olten- 
Bern  und  1,9  km  nö.  Heimiswil.  11  Häuser,  75  reform. 
Ew.  Landwirtschaft.  Käserei. 

QUTIMANN8HAU8  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem. 
Plaffeien).  912  m.  Haus,  am  Zusammenfluss  der  Warmen 
und  Kalten  Sense  und  4,5  km  so.  Plaffeien.  6  kathol.  Ew. 
So  genannt  nach  der  gastfreundschaftlichen  Gesinnung 
eines  seiner  ehemaligen  Besitzer,  der  alle  in  Geschäften 
nach  Freiburg  reisenden  Landleute  aus  dem  Simmenthai 
in  seinem  Haus  kostenlos  über  Nacht  behalten  haben  soll. 

GUTTANNEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle).  1060 
m.  (xem.  und  Pfarrdorf,  in  einer  Erweiterung  des  obern 
Aarethaies,  an  der  Grimselstrasse  und  14,5  Km  so.  der 


Outtannon  Ton  Osten. 

Station  Meiringen  der  Brünigbahn  (Luzem-Brienz).^Das 
Dorf  wird  im  W.  von  den  mächtigen,  von  Wildbachrun- 
sen  und  Lawinenzügen  durchfurchten  Wänden  des  Ritzli- 
horns  und  im  0.  von  der  Kette  Steinhaushorn-Gwächten- 


496 


GUT 


6YP 


hom  überragt.  Postablage,  Telegraph ;  im  Sommer  Post- 
wagen über  die  Grimsel  (MeiriDgen-GIetsch).  Gemeinde, 
mit  dem  Weiler  Boden :  74  Häuser,  345  reform.  Ew. ; 
Dorf:  55  Häuser,  247  Ew.  Kleine  Pfarrkirche.  Alpwirt- 
schaft. Kartoffel-,  Rüben-,  Gersten-  und  Haferbau.  Im 
Sommer  der  vielen  die  Grimselstrasse  begehenden  Tou- 
risten wegen  Fremdenindustrie.  Ausgezeichnete  Führer 
und  Krystallsucher  (Strahler).  Klima  rauh,  das  Dorf  im 
Winter  während  zweier  Monate  ohne  Sonnenstrahl.  Beim 
Ae|[ierstein  Fund  eines  Steinbeiles.  Zuerst  der  Kirchge- 
memde  Meiringen,  von  1713  an  der  neu  errichteten  Kirch- 

femeinde  Grund  zugeteilt,  seit  4813  kirchlich  selbständig. 
467  Bau  der  Kapelle.  Jakob  Schweizer,  Verfasser  von  po- 
etischen, politischen  und  topographischen  Schriften,  war 
hier  1821-25  Pfarrer.  Guttannen  hat  im  Laufe  der  Jahr- 
hunderte vom  Klima,  von  Lawinen,  Teuerung  und  Feuer 
vieles  zu  leiden  gehabt.  1728, 1803  und  1812  durch  grosse 
Feuersbrünste  zum  Teil  zerstört,  1799  von  den  Oesterrei- 
che;^  geplündert,  1834  Wassermangel  und  Dürre.  Wird 
heute  durch  den  Hausacherwald  einigermassen  vor  den 
Lawinen  des  Ritzlihoms  |[eschützt.  Ehemals  Guotentan 
(Tann  =  Tannenwald).  Beim  Bau  der  Grimselstrasse  hat 
man  bei  Guttannen  1^  in  einem  Gneisblock  eine  merk- 
würdige baumstammähnliche  Bildung  gefunden,  die  man 
zuerst  für  den  versteinerten  Stamm  eines  Galamiten  hielt. 
Spätere  mikroskopische  Untersuchung  hat  aber  gezeigt, 
dass  man  es  hier  mit  einer  Amphiboleinlagerung  zu  tun 
hat,  die  durch  den  später  einsetzenden  Gebirgsdruck  ihre 
merkwürdige  Gestalt  erhielt. 

GUTTKT  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk).  1334  m.  Kleine 
Gem.  und  Pfarrdorf,  auf  einer  Terrasse  über  dem  rechten 
Ufer  der  Rhone,  am  S.-Fuss  des  Galm,  4  km  s.  der  Station 
Leuk-Susten  der  Simplonbahn  und  2,5  km  nnö.  Leuk  die 
Stadt.  34  Häuser,  195  kathol.  Ew.  Alpwirtschaft.  1357 : 
Gottet. 

QUVIOLA8  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn).  2680-1810 
m.  Rechtsseitiger  Nebenarm  zum  Val  Flüela,  dessen 
Bach  bei  der  Alpe  Pra  und  4,5  km  w.  Süs  (im  Unter  En- 
gadin)  in  die  Susasca  mündet.  Steigt  vom  Bergstock  des 
Fiz  del  Ras  nach  N.  ab. 

QWAD,  QEWATT,  QWATT.  Ortsnamen  der  deut- 
schen Schweiz,  gebräuchlich  zur  Bezeichnung  einer  sump- 
figen Gegend. 

QWAD  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen.  Gem.  Wädenswil). 
420  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am  linken  Ufer  des  Zü- 
richsees und  2  km  nw.  der  Station  Wädensvdl  der 
linksuArigen  Zürichseebahn  (Zürich-Wädenswil).  44  re- 
form. Ew. 

QW4ECHTE,  QW4ECHTEN.  Häufiger  Bestandteil 
von  deutschen  Bergnamen;  bezeichnet  eine  auf  einem 
Bergkamm  oder  Gipfel  überhängende  Schneewehe  oder 
Schneedach. 

QWiECHTEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  3169 
m.  Kuppe  mit  gegen  den  Wechselgletscher  überhängendem 
Schneemantel,  in  der  Gruppe  des  Schreckhorns  zwischen 
dem  Mettenberg  (3107  m)  und  Klein  Schreckhom  (3497  m). 
Von  Grindelwald  aus  onne  grosse  Schwierigkeiten  in  7 
Stunden  zu  erreichen. 

QWiECHTEN  (DIE  BEIDEN)  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Ober  Hasle).  2950-3100  m.  Langer  Grat  mit  überhängen- 
dem Schneedach,  rechts  über  demDiechtergletscher;  SW.- 
Grat  des  Guttanner  Gwächtenhoms. 

QWiECHTENHORN  oder  8TEINBERQ(Kt.  Bern 
und  Uri).  3428  m.  Vergletscherter  Gipfel,  in  der  Gruppe 
des  Sustenhorns  (3512  m),  auf  dem  den  Kehlegletscher  und 
das  obere  Göschenerthal  vom  oberen  Gadmenthal  schei- 
denden Kamm  zwischen  Sustenhorn  und  Hinter  Thier- 
berg  (3343  m).  Von  dem  am  Fuss  des  Steinffletschers 
(Sustenpass)  stehenden  Gasthof  Stein  aus  mit  seinem 
Schneedach  sehr  gut  sichtbar  und  in  5  Stunden  ohne 
grosse  Schwierigkeiten  zu  erreichen.  Prachtvoller  Aus- 
sichtspunkt, dem  aber  sein  häufig  besuchter  Nachbar, 
das  Sustenhorn,  meist  vorgezogen  wird.  Zum  erstenmal 
1861  bestiegen 

QWiECHTENHORN  (QUTTANNER)  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Ober  Hasle).  3218  m.  Gipfel,  in  der  den  Rhone- 
und  Triflgletscher  im  W.  begleitenden  Kette,  4  km  ö. 
über  Gutiannen  (im  Ober  Hasle).  Selten  bestiegen ;  kann 
von  Guttannen  aus  in  7  und  von  der  Trifthütte  des  S.  A. 
C.  aus  in  5  Stunden  erreicht  werden. 


QW4ECHTENJOCH  (Kt  Bern,  Amtsbez.  Interiaken). 
Etwa  3150  m.  Passübergang,  zwischen  dem  Gwächten  und 
dem  Klein  Schreckhom,  nahe  dem  Punkt  3154  m.  Vo^ 
bindet  die  Schwarzegghütte  des  S.  A.  C,  die  Bäregg  und 
den  Unter  Grindelwaldgletscher  mit  der  am  Fasse  der 
Wetterhömer  stehenden  Glecksteinhütte  des  S.  A.  G.  Auf 
der  Siegfriedkarte  unbenannt. 

QW4ERTLER  (Kt.  Bern  und  Obwalden).  2423  m. 
Gipfel,  sw.  Vorberg  des  Graustocks  (2663  m),  unmittelbar 
n.  über  der  Enffstlenalp  und  am  Weg  von  da  auf  den  Grau- 
stock.  Von  der  Engstlenalp  aus  in  1  Vt  Stunden  sehr  leicht 
zu  besteigen. 

GWANDLEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  und  Gem.  Horgen). 
480  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  rechten  Ufer  des  Aa- 
bachs,  1  km  s.  Käpfnach  und  2,5  km  so.  der  Station 
Horgen  der  linksufngen  Zürichseebahn  (Zürich-Wädens- 
wil). Hier  sind  von  Privatleuten  zu  wiederholten  Malen 
(1841-1849)  kleine  Flöze  von  Schieferkohlen  abgebaut  wor- 
den. (Vergl.  Letsch,  Em.  Die  Molauekohlen  ötU.  der 
Reu88.  Bern  1899). 

QWASMET  (Kt.  Uri).  2878  m.  Wenig  hervortretender 
Gipfel,  in  der  Gruppe  des  Oberalpstocks  (3330  m)  und  auf 
dem  Kamm  zwischen  diesem  Gipfel  und  dem  Düssistock 
(3262  m),  zwischen  Cavardiraspass  (2705  m)  und  Bündte- 
nerkehlepass  (2743  m).  Vom  Hotel  Alpenklub  im  Made- 
ranerthai  aus  über  den  letztgenannten  Pass  in  6  Vi  Stun- 
den zu  erreichen. 

QWATT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thnn,  Gem.  Strätt- 
ligen).  565  m.  Dorf,  an  der  linksseitigen  Uferstraase  des 
Thunersees  und  nahe  dem  See,  4  km  s.  Thun  und  1.5  km 
nw.  der  Kandermündung.  So.  vom  Dorf  zweigt  ^e 
Strasse  ins  Simmenthai  ab.  Station  der  Linie  Thnn-Inter- 
laken.  Postablage,  Telegraph,  Telephon ;  Postwagen  Gwatt- 
Reutifien-Wimmis.  37  Häuser,  360  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinde Thun.  Landwirtschaft.  Bedeutender  Waarentran- 
sit  ins  Simmenthai.  Der  einst  zum  grossen  Teil  sumpfige 
Boden  ist  durch  die  Alluvionen  der  Kander  trocken  ge- 
legt worden  und  heute  angebaut  Von  dem  den  Burgturm 
Strättligen  tragenden  Hügel  s.  Gwatt  sehr  schöne  Aus- 
sicht. Im  See  nahe  dem  Ufer  eine  ganz  kleine  Insel,  die 
einzige  des  Thunersees. 

QWINDEN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Baden,  Gem.  Bergdie- 
tikon).  533  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  im  Reppisehthal, 
auf  der  Grenze  gegen  den  Kanton  Zürich  und  äjp  km  sw. 
der  Station  Dietikon  der  Linie  Zürich-Baden-Brugg.  47 
reform,  und  katholische  Ew.  Kirchgemeinden  Dieukon 
und  Berikon.  Wiesenbau. 

QY  (Kt.  Grenf,  Linkes  Ufer).  458  m.  Gem.  und  Dorf, 
nahe  der  Landesgrenze  gegen  Frankreich,  10  km  nö.  Gent 
und  2.4  km  so.  der  Station  Gorsier  der  elektrischen  Stras- 
senbann  Genf-Douvaine.  Postablage,  Telegraph,  Telephon ; 
Postwagen  Gy-V^zenaz.  40  Häuser,  215  rerorm.  Ew.  Kircb- 

Semeinde  Jussy.  Weinbau.  Gy  gehörte  einst  zu  den  Län- 
ereien  des  Priorates  Saint  Victor  und  wurde  1536  von 
der  Stadt  Genf  mit  Hilfe  der  Bemer  an  sich  genommen. 
Später  war  der  Ort  dem  Mandament  Juss^  zugeteilt,  des- 
sen Oberhoheit  der  Stadt  Genf  von  König  Heinridi  lY. 
verliehen  worden  war.  Von  Jussy  1850  setrennt  und  zur 
eiffenen  Gemeinde  erhoben.  Aelteste  von  den  Reformiertefi 
erbaute  Kirche  des  Kantons  Genf. 

QYDI8DORF  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken,  Gem. 
Lauter brunnen).  Weiler.  S.  den  Art.  Gidisdorf. 

GYP8QRABEN  (Kt.  Obwalden).  1340-1070  m.  Kleine 
Thalfurche,  am  N.-Hang  des  Giswilerstocks,  eine  der 
Obern  Verzweigungen  des  Giswilerbaches.  Steile  und  zer- 
rissene Hänge.  Das  Thälchen  ganz  im  Gips  ausgewa- 
schen. 

QYP8QRAT  (Kt.  Glarus).  2300-2450  m.  Felsgrat,  in 
der  Gruppe  des  Mageren ;  zieht  vom  Weissmeilen  nadi 
SW.  zum  Guiderstock  und  trennt  das  obere  Mühlebach- 
thal vom  Obern  Krauchthal.  Besteht  aus  Rötidolomit  mit 
Gipseinlagerungen,  die  im  vergangenen  Jahrhundert  von 
den  Bewohnern  von  Engl  eine  Zeit  lang  abgebaut  und  all 
Dünger  verwendet  worden  sind. 

QYP8HORN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Landqnart). 
2817  m.  Gipfel,  in  der  Monsteinkette :  4,5  km  so.  über 
Monstein.  Bildet  wie  alle  Berge  dieses  Gebietes  eine  wikle 
und  zerrissene  Kalkspitze,  an  deren  Fuss  weite  Schutt- 
halden angelagert  sind.  Wird  vom  Ducanpass  aus  über 
das  Krummhörnli  bestiegen. 


GYR 


HAB 


497 


QYR.  S.  auch  Gm. 

QYR  (AUF  DEM)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Land- 
quart). 2167  m.  Gipfel,  w.  Vorher]^-  der  Falknishöhe.  Die 
höhern  Hänge  begrast ;  fallt  nach  W.  mit  einer  ho- 
heo  Felswand  zum  Guschatobel  ab.  Trigonometrisches 
Signal. 

QYREN8PITZ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
quart). 2187  m.  Gipfel,  n.  Vorberg  des  Kistenstein  (2480 
m),  3  km  (34  Stunden)  ssö.  über  Bad  Fideris,  zwischen 
den  Älpweiden  der  Fideriser  Heuberge  und  dem  Thälchen 
der  Fideriser  Alp  Duranna.  Sanft  geböschte  Alpweiden- 
hänge. 

QYREN8PITZ  (Kt.  Graubunden,  Bez.  Unter  Land- 

Suart).  2373  m.  Kleiner,  bis  oben  begraster  Gipfel,  im 
amm  zwischen  Schafberff  (2463  m)  und  Kühnihorn 
(2416  m),  gerade  w.  über  Partnun  im  St.  Antönierthal ; 
fallt  nach  O.  zur  Alp  Garschina^  nach  W.  zur  Alp  Mutta 
(Obersäss)  ab.  So.  vom  Gyrenspitz  der  kleine,  fast  kreis- 
runde Garschinasee. 

QYREN8PITZ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Land- 
quart). 2397  m.  Gipfel ;  Haupt  einer  kleinen  Gebirgsgruppe 
zwischen  den  Tobein  des  Schraubachs-Grossbachs  einer- 
seits und  des  Taschines-Valserbachs  andererseits,  die  bei 
Schiers  und  Grüsch  in  die  Landquart  münden.  Der  Stock 
des  Gyrenspitz  ist  die  mittlere  von  den  drei  Flyschmassen 
—  bisher  meist  dem  Eocän,  neuerdings  von  Steinmann 
dem  Oligocän  zugeteilt  — ,  die  dem  Rätikon  s.  vorgelagert 
sind.  Die  zwei  andern  Flyschmassen  sind  dieieniffe  des 
Kühnihorns  und  Kreuz  im  0.  und  die  des  Vilan  im  W. 
Wie  überall  im  Flyschgebirge  finden  wir  auch  hier  santV 

geformte  Bergrücken  und  Gipfel  und  breite  Gehänge,  die 
is  zu  Oberst  mit  Wald  und  Alpweiden  bekleidet  sind. 


aber  auch  tief  eingeschnittene,  nach  oben  baumformig 
verzweigte  Schluchten  und  Runsen,  sowie  wüst  zerrissene, 
faule  Schieferfelsen,  aus  denen  bei  Reffenwetter  und 
Schneeschmelze  schwarze  Schlammströme  ne^vorbrechen. 
Vom  Gyrenspitz  senkt  sich  namentlich  das  tief  einse- 
schnittene  Salginatobel  nach  S.  Von  der  Hauptkette  des 
Rätikon  ist  der  Gyrenspitz  getrennt  durch  die  Senke  der 
Calrosahütte  (auf  der  Siegfriedkarte  irrtümlich  Goldrosen- 
hütte genannt),  von  der  aus  der  Gipfel  in  einer  halben 
Stunde  leicht  bestiegen  werden  kann.  Gewöhnlich  erfolgt 
aber  die  Besteigung  von  Schuders  aus  über  den  S.-Kamm 
(Schuderser  Maiensäss,  Berg  etc.)  in  etwa  3  Stunden  (von 
Schiers  aus  etwa  5  Stunden),  seltener  vom  Fadur  Fürkli 
und  über  den  W.-Grat.  Uebrigens  ist  auch  der  ganze 
W.-  und  SW.-Grat  bis  zum  Sassauna  (2312  m)  gangbar. 
Die  Aussicht,  besonders  auf  die  nahen  Kalkmauern  des 
Rätikon,  ist  sehr  schön.  Auf  und  am  Gipfel  findet  man 
auch  ziemlich  reichlich  Fukoiden. 

GY8A  (MONT)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Harens).  3115  m. 
Gipfel,  so.  Vorberg  der  Aiffuilles  Rouces  de  Derbonneire ; 
3  V«  Stunden  über  Arolla  (m  der  Combe  d'AroUa).  Auf  der 
Siegfriedkarte  unbenannt. 

QY8BN8TEIN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Konolfinsen). 
747  m.  Gem.  und  Dorf,  3  km  w.  Konolfingen  und  1,5  km 
nö.  der  Station  Tägertschi  der  Linien  Bern-Luzern  und 
Burgdorf-Thun.  Postablage,  Telephon.  Die  sehr  ausge- 
dehnte Gemeinde  umfasst  ausser  dem  Dorf  Gysenstein 
noch  die  Weiler  und  Häusergruppen  Ballenbühl,  Buchli, 
Herolfingen,  Hötschigen  und  Unterhötschigen,  Hümbers, 
Konolfingen,  Ursellen  und  Donistbach.  Zusammen  2(n 
Häuser,  1583  reform.  Ew.;  Dorf:  125  Häuser,  157  Ew. 
Kirchgemeinde  Münsingen.  Landwirtschaft. 


H 


HAAG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg,  Gem.  Senn- 
wald). Dorf.  S.  den  Art.  Hag. 

HAAG  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Lebern,  Gem.  Selzach). 
456  m.  Dorf,  im  Aarethal,  2  km  nw.  der  Station  Selzacn 
der  Linie  Olten-Biel.  23  Häuser,  167  kathol.  Ew.  Land- 
wirtschaft. Brennerei.  Etwas  Uhrenindusirie.  Alte  Ale- 
mannengräber. 

HAAG  (UNTER)  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Sachsein). 
Weiler.  S.  den  Art.  Unter  Haag. 

(»HAARENWILEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Frauenfeld, 
Gem.  Hüttlingen).  543  m.  Kleines  Dorf,  am  N.-Hang  des 
Wellenbera^:  1,8  km  so.  Hüttlingen  und  4,5  km  sw.  der 
Station  Mullneim-Wigoltingen  der  Linie  Zürich-Winter- 
thur-Romanshom.  19  Häuser,  93  reform.  Ew.  Wiesen  und 
Wald.  Holzhandel. 

HAAR8CHWENDI  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Hin- 
terland, Gem.  Waldstatt).  870  m.  14  Häuser,  am  links- 
seitigen Gehänge  des  Thaies  der  Urnäsch  zerstreut  ge- 
legen; 1,5  km  sw.  der  Station  Waldstatt  der  Appenzeller- 
bahn  (Winkeln-Herisau-Appenzell).  71  reform.  Ew.  Acker- 
bau und  Viehzucht.  Weberei  und  Stickerei. 

HABBACH  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez. Signau,  Gem.  Lansnau).  795  und  759  m.  Zwei  Grup- 
pen von  zusammen  4  Häusern,  auf  den  Höhen  zwischen 
Golgraben  und  Thal  der  Hfis  und  3,5  km  so.  der  Station 
Langnau  der  Linie  Bem-Luzem.  28  reform.  Ew. 

HABERBERG  (Kt.  Aargau,  Bez.  Kulm,  Gem.  Schloss- 
nied).  545  m.  Gruppe  von  6  Häusern;  9,5km  so.  Kölliken, 
700  m  sw.  Schlossrued  und  3,5  km  so.  der  Station  Schöft- 
land  der  elektrischen  Strassenbahn  Aarau-Schöftland. 
40  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Rued. 

HABERBERQ  (Kt.  Aargau,  Bez.  Kulm,  Gem.  Schöft- 
land|.  520  m.  4  Häuser,  am  linksseitigen  Gehänge  des  vom 
Rueoerchen  entwässerten  Thaies  zerstreut  gelegen ;  1,3 


km  so.  der  Station  Schöftland  der  elektrischen  Strassen- 
bahn Aarau-Schöftland.  30  reform.  Ew. 

HABERQ8CHWEND  (Kt.  Glarus,  Gem.  Kerenzen). 
1100-1900  m.  Alpweide  mit  4  Hütten  (in  1363  und  1426  m), 
am  N.-Hang  des  Neuenkamm  und  im  Thälchen  des  Filz- 
bachs, 1-2  Stunden  s.  über  dem  Ort  Filzbach.  270  ha 
gross;  in  56  Stösse  (Alpweidenrechte)  eingeteilt. 

HABERMIU8HOF  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofinffen,  Gem. 
Kölliken).  454  m.  Zerstreut  gelegene  Bauernhöfe,  an  der 
Strasse  Aarau-Zofingen  und  2  km  sw.  der  Station  Kölliken 
der  Linie  Aarau-Suhr-Zofingen.  16  Häuser,  141  reform. 
Ew.  Ein  Teil  der  Bewohner  arbeitet  in  den  Fabriken  von 
Safenwil.  Ackerbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Im 
Volk  meist  kurzweg  Hof  geheissen. 

HABER8AAT  (Bt.  Zürich,  Bez.  Affbltern.  Gem. 
Aeugst).  675  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  nahe  aem  N.- 
Ende des  Türlersees,  2  km  nö.  Aeugst  und  4,5  km  ö.  der 
Station  Aflbltem  der  Linie  Zürich-Auoltem-Zug.  22  reform. 
Ew. 

HABI8v  HAB8.  In  zusammengesetzten  Ortsnamen 
der  deutschen  Schweiz  häufig  vorkommender  Ausdruck ; 
vom  althochdeutschen  hapuch^  /ia6uc= mittelhochdeutsch 
habech  und  habich  =  Habicht,  Falke;  bezeichnete  ur- 
sprünglich eine  Burg  oder  einen  Ort,  wo  diese  Vögel  zur 
Jagd  abgerichtet  zu  werden  pflegten.  (Vergl.  Schweizer. 
[dtoUkon.  Bd  II,  S.  937). 

HABI8R0TI  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Münchwilen,  Gem. 
Schönholzerswilen).  600  m.  Gruppe  von  9  Häusern ;  2,8 
km  w.  Schönholzerswilen  und  6,5  km  sw.  der  Station 
Bürgten  der  Linie  Zürich- Winterthur-Romanshom.  47. 
reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden  Schönholzer»- 
wilen  und  Wuppenau.  Wiesen  und  Wald.  Stickerei. 

HABKERN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  1067  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  im  Habkemthal,  am  Ufer  des  Trau- 
GEOOR.  I.KX.  76  —  n  —  32 


498 


HAB 


HAB 


bachs  and  6-7  km  n.  Interlaken.  Postablage,  Telephon. 
Gemeinde,  mit  Bohlseiten,  Bort  und  Schwendi :  464  Häu- 


HPB^F^tc?^ 


Habkernthal. 


If^d&'JT^vir-fir. 


ser,  781  reform.  Ew.;  Dorf:  64  Häuser,  291  Ew.  Wiesen- 
bau und  Viehzucht.  Sommerfirische.  Das  Dorf  zeichnet 
sich  aus  durch  seine  um  die  Kirche  zerstreut  gelegenen 
einfachen  und  von  der  Zeit  gebräunten  Holzhauser,  die 
ihm  ein  anderwärts  vielfach  bereits  verloren  gegangenes 
malerisches  Ansehen  geben.  Bewohner  wohlhabend.  Die 
viele  zerstreut  gelegene  Höfe  und  kleine  Häusergruppen 
umfassende  Gemeinde  Habkem  zerfällt  in  vier  Unterab- 
teilungen :  Mittelste  Bäuert  mit  der  Kirche  und  den  Sie- 
delungen am  rechten  Ufer  des  Traubachs,  Schwendibäuert 
am  linken  Ufer  des  Trau  bachs  mit  dem  linksseitigen  Ge- 
hänge des  Traubachthaies,  Bohlbäuert  am  rechten  Ge- 
hänge des  obem  Traubachthaies  und  endlich  Bortbäuert 
(2  km  unter  der  Kirche)  über  der  den  Thalausganff  bilden- 
den Schlucht  und  am  rechten  Ufer  des  Lombacns.  Hab- 
kern wird  urkundlich  schon  im  13.  Jahrhundert  genannt; 
es  kam  1275  an  die  Herren  von  Eschenbach  und  später  an 
das  Kloster  zu  Interlaken.  1342  verwüsteten  die  Unter- 
waldner  das  ganze  Habkernthal  zusammen  mit  den  Klos- 
ter^ütem.  Das  Dorf  beteiligte  sich  1349  an  dem  allge- 
meinen Aufstand  der  Gotteshausleute  gegen  das  Kloster, 
widersetzte  sich  aber  1528  der  Einführung  der  Refor- 
mation. Habkem  gehörte  kirchlich  zuerst  zu  Goldswil, 
dann  zu  Unterseen  und  wurde  1665  eigene  Kirchgemeinde. 
HABKKRNTHAL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken). 
Rechtsseitiges  Nebenthal  zur  Aare;  steigt  zwischen  dem 
St.  Beatenberg  und  Härder  auf  eine  Läge  von  11  km  nach 
SW.  gegen  das  obere  Ende  des  Thunersees  ab.  Das  meist 
schmale  und  wilde,  von  Fremden  nur  wenig  besuchte 
Thal  verläuft  parallel  zum  Brienzersee,  vom  dem  es  durch 
den  Brienzergrat  geschieden  ist.  Im  N.  wird  es  vom  Gug- 
gisgrat,  Grünenberg  und  Hohffant  umgrenzt,  das  heisst 
von  der  wasserscheidenden  Kette  zwischen  dem  Gebiet 
des  Thunersees  und  denen  der  Zul^  und  Emme.  Das  Hab- 
kemthal  vereinigt  in  sich  die  Eigenart  der  Thäler  im 
Emmengebiet  mit  derjenigen  der  Berner  Oberland  thäler 


und  hat  schöne  Waldungen  und  ausgezeichnete  Alpwei- 
den. Interessante  Höhlenbildnngen.  Das  Thal  ist  seiner 
Unzugänglichkeit  wegen  bis  zum  Bau  der  Strasse  Unter- 
seen- Habkem  isoliert  geblieben.  Diese  Strasse  steigt  längs 
dem  Hang  des  Härder  thalaufwärts  und  überschreitet  kurz 
vor  dem  Dorf  Habkem  den  Lombach.  Unmittelbar  obei^ 
halb  Habkem  mündet  das  6  km  lange  Traubachtbai  aus, 
das  vom  Hohgant  herabkommt  und  in  seinem  obem  Ab- 
schnitt stark  eingeengt  ist.  Entwässert  wird  das  Habkem- 
thal  von  dem  am  Augstmatthom  entspringenden  Lombach. 
dessen  Bett  beinahe  die  ganze  schmale  Thalsohle  ein- 
nimmt. Dieser  schlimme  Wildbach  hat  zu  wiederholten 
Malen,  besonders  im  tiefem  Thalabschnitt  grosse  Ver- 
heerungen angerichtet,  so  dass  der  Staat  Bern  an  ihm  be- 
deutende und  kostspielige  Verbauungsarbeiten  ausfuhren 
lassen  musste.  Mit  den  Thälem  der  Zulg  und  Emme  stellt 
das  Habkernthal  durch  Fusswege  in  Verbindung.  Es  ist 
auch  eine  in  geologischer  und  mineralogischer  Hinsicht 
bemerkenswerte  Gegend,  indem  sich  hier  viele  in  Fljsch 
eingebettete  sog.  exotische  Blöcke  von  rotem  und  grünem 
Granit,  femer  prachtvolle  Turmalinkrystalle  finden.  Die 
Granitblöcke  des  Habkemthales  sind  keine  Erratiker, 
sondern  Einschlüsse  im  Flysch  oder  in  schiefrigen  Mer- 
geln und  hängen  mit  dem  Klippenphänomen  zusammen. 
Die  Atmosphärilien  haben  eine  grosse  Anzahl  dieser 
Blöcke  ihrer  Flysch  Umhüllung  beraubt,  so  dass  sie  jetzt 
offen  an  der  Oberfläche  zerstreut  herumliegen.  Einer  der 
grössten  ist  der  mehr  als  10000  m'  umfassende  Luegi- 
bodenblock. 

HAB8AT  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Mittelland,  Gem. 
Trogen).  860  m.  Weiler,  mit  14  am  rechten  Ufer  der  Gold- 
ach zerstreut  gelegnen  Häusern,  2  km  ö.  Trogen  und  6 
km  SW.  der  Station  Heiden  der  Berffbahn  Rorschach- 
Heiden.  73  reform.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei  und  We- 
berei. 

HABS  AT  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorderland,  Gem. 
Rehetobel).  7o0  m.  24  Häuser,  zwischen  den  Schlingen 
der  Strasse  St.  Gallen-Rehetobel  und  zwischen  dem  Dorf 
Rehetobel  und  dem  rechten  Ufer  der  Goldach  zerstreut 
gelegen,  7  km  sw.  der  Station  Heiden  der  Bergbahn  Ror- 
schach-Heiden.  103  reform.  Ew.  Wiesen-  und  Obstbau. 
Stickerei  und  Weberei. 

HABSBURG  (Kt.  Aargau,  Bez.  Brugg).  471  m.  Gem. 
und  Dorf,  auf  einer  Terrasse  über  dem  rechten  Ufer  der 
Aare,  3  km  sw.  Brasg  und  1,3  km  nö.  der  Station  Schinz- 
nach  der  Linie  Zürich-Bmgg-Aarau.  Postablage,  Telephon. 
29  Häuser.  144  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Birr.  Ackei^ 
und  Weinbau.  Viehzucht.  Auf  einer  Kuppe  unmittelbar  n. 
über  dem  Dorf  steht  in  513  m  die  Haosburg,  die  Wiege 
des  österreichischen  Kaiserhauses.  Die  Burg  ist  heute  noch 
ziemlich  gut  erhalten  und  besteht  aus  einem  Wohnhaus, 
sowie  dem  sogenannten  alten  und  dem  kleinen  Tann. 
Jener  ist  24  m  hoch  und  aus  rechteckigen  Bmchsteinen 
von  wechselnder  Grösse  erbaut,  hat  eine  Mauerdicke 
von  2,2  m  und  zählt  im  Innern  etwa  70  Treppenstufen. 
Vom  ganzen  heutigen  Bau  gehört  einzig  noch  aieser  Turm 
der  ursprünglichen  Anlage  (11.  Jahrhundert)  an.  Die  Re- 

Sierung  des  Kantons  Aargau  hat  neuerdings  einen  Teil 
er  Burg  restaurieren  lassen  und  eine  kleine  Gastwirt- 


Lageplan  der  Habsbarg. 

Schaft  in  ihr  eingerichtet.  Im  Wohnhaus  sind  noch  einige 
VVohn-  und  Vorratsräume  und  im  zweiten  Stock  der  scf . 
Rittersaal,  im  alten  Turm  das  heute  vom  Burgwart  bezo- 


HAß 


HAß 


499 


gene  Zimmer  über  dem  Erdgeschoss  erhalten,  das  in  der 
ersten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  Rudolf  von  Habsburg 
zeitweise  zur  Wohnung  gedient  haben  soll.  Sehr 
schöne  Aussicht  auf  die  umliegende  Landschaft, 
in  zahlreichen  Panoramen  gezeichnet.  1027 :  Ha- 
besburch ;  1114  und  1124  :  Habesburg,  Uabesburc, 
Havesborc;  1153:  Habespurch;  1213  :  Habisburch; 
1234:  Habispurc;  später  Habechesburg,  Habspurc 
etc.  =  Habichtsburg.  Das  Geschlecht  des  Stifters 
der  Burff  entstammte  dem  begüterten  alten  Her- 
zogsgescnlecht  des  Elsasses  und  nannte  schon 
im  10.  Jahrhundert  auch  im  Aargau  ein  bedeu- 
tendes Herrschaftsgebiet  sein  Eigen.  Ein  Teil  des- 
selben war  wohl  durch  Heirat  an  das  Geschlecht 
gekommen.  Dieses  sog.  Eigenamt  umfasste  die 
Gegend  zwischen  der  Aare,  der  Reuss  und  dem 
Kestenberg  mit  der  Burg  Altenburg,  deren  Na- 
men sich  die  Grafen  später  zueigneten.  Graf  Lan- 
told  oder  Lanzelin  von  Altenburg  hatte  zwei 
Söhne  :  Radbot,  den  Stammhalter  des  Geschlech- 
tes, und  Bischof  Wernher  von  Strassburg,  den 
Gründer  der  Habsburg.  Diesen  beiden  tatkräfti- 
gen Edeln  verdanken  auch  die  Burgen  Wildegg 
und  Brunegg  ihre  Enstehung.  Da  zu  Beginn  des 
11.  Jahrhunderts  die  deutschen  Könise  und  Edeln 
mehrfach  Kriegszüge  nach  Burgund  unternom- 
men hatten,  war  es  für  Bischof  Wernher  «  ge- 
boten, das  eigene  Gebiet,  zumal  es  der  Grenze 
nahe  war,  zu  befestigen,  um  gegen  Ueberfalle 
seitens  der  Gegner  zu  Schutz  und  Trutz  gewappnet 
zu  sein.  Diesem  Umstand  verdankt  die  Habsburg  ihren 
Ursprung.  Auf  dem  höchsten  Punkte  der  Jurakette,  die, 
unweit  Brugg  beginnend,  längs  der  Aare  nach  Wildegg 
sich  hinzieht,  um  von  dort  aus  im  Kestenberge  einen  Sei- 
tenarm ostwärts  ins  Gelände  vorzuschieben  und  so  in  Ver- 
bindung mit  der  Reuss  auf  der  dritten  Seite  das  ganze 
Amt  im  Eigen  rings  einzufassen,  auf  dieser  Kuppe,  die 
nach  0.  una  S.  zugleich  über  das  ganze  Amt  und  die  be- 
nachbarten Gebiete  einen  Ausblick  oot,  nach  N.  das  Aare- 
thal überschaute  und  ihr  waldiges  Gehänge  unmittelbar 
bis  an  die  Aare  hinabsenkte,  legte  Bischof  Wernher  in 
jenen  Tagen  —  wohl  gerade  im  Jahre  1020  —  den  Grund 
zu  einer  starken  Veste.  die  sowohl  die  Strasse  längs  der 
Aare  beherrschen  als  die  Gegend  gegen  Morsen  und  Mit- 
tag beschützen  sollte.  Habsourg,  das  ist  Habichtsburg, 
nannte  er  sie  und  bestimmte  sie  zum  Sitz  des  Grafenhau- 
ses, dessen  ältestem  Sprossen  er  nachmals  die  Kastvogtei 
des  wenige  Jahre  später  gegründeten  Klosters  Muri  über- 
trug. Der  Gründer  der  Burg  starb  auf  einer  Gesandt- 
schaftsreise in  Byzanz  am  28.  Weinmonat  10^  und  fand 
dort  auch  sein  Grab.   Im  13.  Jahrhundert  schwangen  sich 


gespaltenen  Hauses  Habsburg,  ward  1273  zum  deutschen 
König  erwählt,  brachte  1282  Oesterreich,  Steiermark  und 


Die  Habsburg  von  Sadwesten. 

die  Grafen  von  Habsburg  zu  einem  der  mächtigsten  Herren- 
feschlechter  in  Schwaben  auf.  Graf  Rudolf  III.  (1218- 
1291),  das  Haupt  der  altern  Linie  des  damals  in  zwei  Linien 


Ostfront  der  Habsburg. 

Krain  als  erbliche  Fürstentümer  an  sein  Geschlecht  und 
ist  der  Stammvater  des  Kaiserhauses  Habsburg-Oester- 
reich,  dessen  letzter  männlicher  Spross,  Karl  VI.  (der  Va- 
ter der  Kaiserin  Maria  Theresia),  1740  starb.  Im  Laufe 
der  Jahrhunderte  hat  die  Habsburg  baulich  manche  Um- 
änderungen erfahren.  Wie  schon  bemerkt,  stammt  der 
24  m  hohe  sog.  alte  Turm  noch  aus  der  Zeit  der  Gründung 
der  Bur^;  er  war  ursprünglich  als  Wohnturm  angelest, 
wie  ein  m  einer  seiner  Mauern  von  Dr.  W.  Merz  entdeck- 
ter Kamin  beweist.  Erst  viel  später,  1559,  wurde  daran 
das  Wohnhaus  angeschlossen,  dann  nahmen  die  Berner 
1628  ziemlich  umfassende  Umänderungen  vor,  nachdem 
sie  vielleicht  schon  früher  auch  den  nach  0.  schauenden 
kleinen  Turm  zur  Herstellung  von  Kornschütten  errichtet 
hatten.  Das  Ganze  war  von  einer  Mauer  und  an  den  we- 
niger geschützten  Stellen  auch  von  einem  Burggraben  um- 
geben. Im  Laufe  des  13.  Jahrhunderts  ver Hessen  die 
mächtig  gewordenen  Habsbureer  ihren  bescheidenen  alten 
Familiensitz  und  selbst  Graf  Rudolf  hielt  sich  nur  selten 
und  vorübergehend  hier  auf  (urkundlich  bezeugt  ist  seine 
Anwesenheit  nur  ein  einziges  Mal,  am  5.  Christmonat  1256). 
Nachdem  er  König  geworden,  scheint  er  die  Burg  nie 
mehr  besucht  zu  haben,  ebensowenig  wie  sein  Sohn,  der 
Herzog  und  König  Albrecht.  Die  Stammburg  blieb  als  Le- 
hen in  den  Händen  von  Dienstmannen,  und  zwar  wohnten 
im  vorderen  gegen  Brugg  zu  gelegenen  Teil  der  Veste,  dem 
heute  verschwundenen  sog.  Wülpelsberg,  die  Ritter  von 
Wohlen  und  im  hintern  Turm  die  früher  auf  Burg  Wildegg 
sitzenden  Truchsessen  von  Habsburg-Wildeeg.  1371  ver- 
kauften dann  die  in  Schulden  geratenen  Trucnsessen  ihren 
Anteil  an  die  Ritter  von  Wohlen,  die  damit  in  den  Besitz 
des  ganzen  Burglehens  gelangten.  Auf  ihrem  Kriegszug 
in  den  Aargau  berannten  die  Berner  1415  auch  die  Habs- 
burg, die  innen  vom  damaligen  Eigentumer  Henman  von 
Wohlen  bald  überffeben  wurde.  Dieser  «  musste  den  Ber- 
nem  huldigen  und  schwören,  die  Veste  Habsburg  fürder- 
hin  ihnen  offen  zu  halten  in  Fahr  und  Not  gegen  jeder- 
mann, nichts  zu  unternehmen  noch  zu  begünstigen,  was 
Bern  zum  Schaden  gereichen  könnte,  und  die  Burg  nur 
mit  Wissen  und  Willen  der  Eroberer  zu  veräussern  oder 
zu  versetzen  ...»  In  den  folgenden  Jahren  wechselte  die 
Burg  noch  zweimal  ihren  Inhaber  und  kam  dann  1469 
durch  Kauf  an  das  Kloster  Königsfelden.  Unter  dem  Ein- 
tluss  der  Reformation  fiel  sie  15&  wieder  an  Bern  zurück, 
das  sie  dem  neuen  Hofmeisteramt  Königsfelden  zuteilte  und 
im  Laufe  des  16.-18.  Jahrhunderts  neben  kleineren  Repara- 
turen auch  die  schon  erwähnten  grösseren  Um-  und  Neu- 
bauten vornehmen  liess.  Die  Burg  scheint  von  nun  an  zeit- 
weise gar  nicht  bewohnt  gewesen  zu  sein ;  nur  in  Zeiten  der 
Gefahr  wurde  ein  Wachtposten  dorthin  gelegt  und  gegen 
Ende  des  17.  Jahrhunderts  dann  ein  ständiger  Hochwäch- 


500 


HAB 


HiEG 


ter  mit  ihrer  Hut  betraut.  1804  ward  das  Kloster  Königsfel- 
den  mit  seinen  Gütern  und  damit  auch  die  Habsburg  dem 
Kanton  Aargau  zugeteilt,  der  seither  zu  verschiedenen  Ma- 
ien Reparaturen  (1866  Zinnenbekrönung  des  alten  Tur- 
mes, Verbesserung  des  Treppenhauses)  und  neuestens 
eine  würdige  Restauration  der  ßurg  ausführen  Hess.  Eine 

fanze  Reihe  von  Kaufsoüerten  hat  der  Kanton  bis  heule 
onsequent  abschlagig  beschieden.  Der  jetzige  Burewart 
ist  beauftragt,  bei  Feuerausbruch  in  der  Urogegena  mit 
der  Kanone  zu  schiessen.  Fragmente  einer  lateinischen 
Inschrift.  Im  Dorf  Habsburg  ist  vor  Kurzem  eine  römi- 
sche Armspange  gefunden  worden.  Siehe  über  die  Habs- 
burg :  Merz,  Walther.  Die  Habsburg.  Aarau  und  Leipzig 

HAB8BURQ  (NEU)  (Kt.  und  Amt  Luzern,  Gem. 
Meggen).  Schloss.  S.  den  Art.  Neu  Habsburo. 

HABSBURQERAMT  (Kt.  Luzern).  Historischer 
Name  für  denjenigen  Teil  des  heutigen  Amtes  Luzern, 
der  die  jetzigen  Gemeinden  Adligenswil,  Udligenswil, 
Meggen,  Meierskappel,  Honau,  Root,  Dierikon  und  Ebi- 
kon  umfasst.  Zur  Zeit  der  österreichischen  Herrschaft 
dem  auf  Burg  Neu  Habsburg  bei  Meggen  sitzenden  Vogt 
d^r  Herzoge  von  Oesterreich  Untertan.  Im  Habsburgi- 
schen  Urbar  von  1306  werden  als  zum  Habsburgeramt 
{officium  ccistri  Habsburg  ejctra  Ulcus)  gehörig  die  Ort- 
schaften Weggis,  Küssnacht,  Adligenswil,  Greppen,  Udli- 
genswil, Immensee,  Megeen,  Arth,  Steinen,  Meierskappel 
und  Kersiten  genannt,  vergl.  Quellen  zur  Schweizerge- 
schichte. Bdl4. 

HAB8CHWANDEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuch, 
i^em.  Hasli).  855  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  auf  den  Hö- 
hen zwischen  der  Grossen  Fontannen  und  der  Emme. 
1,3  km  nw.  Hasli  und  1,7  km  sw.  der  Station  Entlebuch 
der  Linie  Bern-Luze^n.  Postablage.  73  kathol.  Ew.  Neues 
Schulhaus.  Schöne  Aussicht.  In  der  Nähe  einst  die  Burg 
Hasli. 

HAB8TETTKN  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem.  BoUi- 

fen).  637  m.  Dorf,  am  Bolligerberg,  1  km  n.  Bolli|^en  und 
,2  km  nö.  der  Station  Ostermundigen  der  Linie  Bern- 
Luzern.  Telephon.  51  Häuser,  455  reform.  Ew.  Wiesenbau. 
In  der  Nähe  der  Molassesteinbruch  Stockeren,  aus  dem 
besonders  die  Stadt  Bern  viel  Material  bezoeen  hat.  In 
Habstetten  stand  vor  der  Reformation  eine  Kirche.  Der 
Ort  wird  im  Mittelalter  häufig  erwähnt.  Schönes  Land- 
haus «Hubel»  aus  dem  17.  Jahrhundert,  einst  Eigentum 
des  Obersten  Karl  Ryhiner,  der  am  4.  März  1798  vor  den 
Toren  Berns  von  einem  meuternden  Volkshaufen  ermor- 
det worden  ist. 

HACKBORN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Bischofszell,  Gem. 
Neukirch).  530  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am  linken  Ufer 
derThur;  3,6  km  so.  Neukirch  und  2,5  km  w.  der  Station 
Bischofszell  der  Linie  Gossau-Sulf^en.  29  kathol.  und  re- 
form. Ew.  Kirchgemeinde  Bischofszell.  Acker-,  Wiesen- 
und  Obstbau.  An  der  Thur  Kiesgrube. 

HACKEN  (Kt.  Schwyz,  Bez.  und  Gem.  Einsiedeln). 
Passübergang.  S.  den  Art.  Haggen. 

HACKENBERQ  (Kt.  Thurgau,  Be]f.  Münchwilen). 
763  m.  3  km  langer  Höhenzug,  zwischen  Dussnang 
und  Balterswil.  Zieht  SO-NW.  und  gleicht  von  wei- 
tem einer  mehrfach  gezähnten  Säge.  Zum  grossen  Teil 
bewaldet,  auf  dem  Rücken  einige  Wiesen,  Felder  und 
zahlreiche  Obstbäume.  Ein  Haus  mit  9  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Dussnang.  Am  S.-Hang  die  alte  Burgruine  Duss- 
nang. 

HACKENRAIN  (Kt.  und  Amt  Luzern,  Gem.  Kriens). 
560  m.  Dorf,  im  Thälchen  des  Krienbaches  und  1,5  km 
sw.  der  Station  Kriens  der  elektrischen  Strassenbahn 
Luzem-Kriens.  30  Häuser,  266  kathol.  Ew.  Acker-  und 
Obstbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  1306:  Habichraiu. 

HACKERQA88  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem. 
Gross wangen ).  540  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  w. 
vor  Grosswangen,  an  der  Strasse  Grosswangen -Ettis- 
wli.  40  kathol.  Ew.   Landwirtschaft. 

HADLIKON  (Kt.  Zürich,  Bez.  u.  Gem.  Hinwil).  583 
m.  Dorf,  am  Mählebach  und  2  km  so.  der  Station -Hin- 
wil der  Linie  Uerikon-Bauma.  Telephon.  71  Häuser, 
312  reform.  Ew.  775:  Hadaleihinchova;  858:  Hadalin- 
chovan  =  bei  den  Höfen  des  Hadaling.  Die  Existenz 
einer  Burg  und  eines  Edelgeschlechtes  von  Hadlikon  ist 
zweifelhaft. 


HiEBERENBAD  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald, 
Gem.  Huttwil).  625  m.  Heilbad  mit  Eisenquelle,  am  Unken 
Ufer  der  Langeten  und  1.5  km  nw.  der  Station  Huttwil 
der  Linie  Langenthai- Wolnusen.  3  Häuser,  25  reform.  Ew. 

HiECHI.EN  (Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuch).  9092  m. 
Einer  der  Gipfel  der  langgestreckten  Schratteofluh,  über 
dem  linken  Ufer  des  Marienihales  und  7  km  sw.  über 
dem  Dorf  Flühli,  das  selbst  wieder  8  km  s.  der  Statioo 
Schüpfheim  der  Linie  Bern- Luzern  liegt.  Hächlen  =  ge- 
zähnter Kamm. 

HiEDERENALP  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggen- 
burg.  Gem.  Stein).  1300-1500  m.  Alpweide  mit  Gruppe 
von  11  Hütten  und  Stadeln,  am  N.-Hang  des  Häderen- 
bergs  und  2-3  Stunden  s.  über  Stein. 

HiEDERENBERQ  (Kt.  St  Gallen,  Bez.  Gaster  und 
Ober  Toggenburg).  1573  m.  Bewaldeter  Kamm,  der  vom 
Mittag berff  auf  eine  Länge  von  1,5  km  nach  SW.  aas- 
zweii^,  2-3  Stunden  s.  über  Stein.  Schöne  Aussicht  aof 
das  Thurthal,  die  Säntisgruppe  und  die  Churflrsten. 

HiEDERLIBROCKE  (¥t.  Uri,  Gem.  Göscheoenj. 
1134  m.  Brücke  über  die  Reuss,  am  Eingang  in  die 
Schlucht  der  Schöllenen,  500  m  s.  Göschenen.  Aus  Gra- 
nitblöcken erbaut.  Heisst  auch  Vordere  Brücke.  Daneben 
2  Häuser  mit  10  kathol.  Ew. 

HiEDILOCH  (Kt.  Glarus,  Gem.  Niederumen).  Häoser- 
ffruppe,  sw.  Abschnitt  des  Dorfes  Nieder  Urnen  (s.  diesen 
Art.j,  am  Ausgang  des  6,5  km  langen  Nieder  Umerthales 
w.  Nieder  Urnen,  das  im  N.  von  der  Kette  des  Hirzli,  im  S. 
von  der  Wagetenkette  bejpenltund  vom  Nieder  Urnerbacfa 
durchflössen  wird.  Die  Siegfriedkarte  gibt  irrtümUch  die- 
sem ganzen  Thal  den  Namen  Hädiloch.  Nach  einer  alten 
Urkunde  soll  die  Häusergruppe  früher  Heidenloch  ge- 
heissen  haben. 

HiEFELER  (Kt.  Aargau,  Bez.  Baden,  Gem.  OberSig- 
genthal).  430  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am  rechten  Ufer 
der  Limmat  und  2,5  km  nW.  der  Station  Baden  der  Linie 
Zürich-Baden- Brugg.  64  kathol.  und  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinden Kirchdorf  und  Baden.  Ackerbau  und  Vieh- 
zucht. 

HiEFELFiNQEN  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Sissach). 
543  m.  Gem.  und  Dorf,  am  NW.-Hang  des  Wisenbern 
und  3,5  km  so.  der  Station  Sommerau  der  Linie  CH- 
ten-Basel  Postablage,  Telegraph,  Telephon;  Postwa- 
cen  nach  Läufelfingen.  35  Häuser,  TtZ  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Rümlingen.  Landwirtschaft.  Seidenband- 
weberei. • 

HiEFELI  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Heinzenberg,  Kreis 
und  Gem.  Sanen).  1550  m.  Alpweide  mit  Hütteneruppe 
und  einem  Wohnhaus,  am  linksseitigen  Gehänge  des  Sa- 
fienlhales ;  5,5  km  n.  Saßen  Platz  und  12  km  s.  der  Sta- 
tion Versam  der  Linie  Chur-llanz.  4  reform.  Ew.  deut- 
scher Zunge.  Kirchgemeinde  Saßen  Neukirch.  Alpwirt- 
schaft. 

HiEQEI.EN  (Kt  Aargau,  Bez.  Zurzach,  Gem.  Fisi- 
bach).  410  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  am  rechten  Ufer 
des  Fisibaches  und  am  W.-Fuss  des  Sanzenberss,  3  km  sw. 
der  Station  Weiach-Kaiserstuhl  der  Linie  Winterthur- 
Bülach-Koblenz-Stein.  38  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
Kaiserstuhl.  Wiesenbau. 

H^EQENDORF  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Ölten).  438  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  im  Thal  der  Dünnem,  dem  sog.  Gäo, 
am  S.-Fuss  der  ersten  Jurakette,  an  der  Strasse  Olteo- 
Solothum  und  5  km  sw.  Ölten.  Station  der  Linie  Olteo- 
Solothum-Biel.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  Ge- 
meinde, mit  Eggberg,  Gnöd  und  Vogelberg :  21^  Häuser. 
1494  Ew.,  wovon  1364  Katholiken  ;  Dorf:  165  Häuser,  844 
Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Ein  ansehnlicher  Teil  der 
Bewohner  arbeilet  in  den  Fabriken  von  Ölten.  Steinbrüche, 
Sand-  und  Kiesgruben.  Gothische  Kirche.  In  der  Nabe 
die  von  einem  Fussweg  durchzogene  schöne  Tenfel»- 
schlucht.  Bei  der  Kirche,  am  Thalackerhubel  und  im 
Kreuzlifeld  Reste  römischer  Bauten.  Alemannengraib.  Die 
alte  Kirche  ist  1862-1864  abgetragen  worden.  10%:  Hagen- 
dorf. 

H^EQQENSWIL  oder  HiEQQENSCHWIl.  (Kt 
St.  Gallen,  Bez.  Tablat).  Gem.  und  schönes  Pfarrdorf,  aof 
einer  Terrasse  über  dem  rechten  Ufer  der  Sitter,  s.  der 
Poststrasse  Lömmiswil-Amriswil  und  8,5  km  sw.  der  Sta- 
tion E^nach  der  Linie  Rorschach-Romanshom.  Postab- 
lage, Telegraph,  Telephon.  Gem.,  mit  Agen,  Eggen^  Fid- 


HiEG 


HiEN 


501 


keobach,  Holzrüti,  Lömmiswil  und  Stegen :  142  Häuser. 
926  kathol.  Ew. ;  Dorf:  26  Häuser,  169  Ew.  Acker-  und 
Obstbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  3  Käsereien. 
Schöne  Waldungen.  Einige  Torf(p*uben.  Stickerei.  Armen- 
haus. Mehrere  Vereine  zu  religiösen,  gemeinnützigen  und 
Armenunterstützungszwecken.  Nach  dem  grössten  Ort  auf 
ihrem  Boden  hiess  die  Gemeinde  früher  Lömmiswil ;  sie 
^hörte  damals  zur  Kirchgemeinde  Berg.  Nachdem  1728 
m  Häggenswil  eine  eigene  Kirche  erbaut  worden  war, 
taufte  man  die  Gemeinde  auf  ihren  heutigen  Namen  um. 
Die  Bausteine  zu  dieser  Kirche  lieferte  die  Burgruine  Neu 
Ramstein  oder  Grafenstein.  Um  die  Mitte  des  vorigen 
Jahrhunderts  Hess  sich  in  Häggenswil  der  Chorherr  Josef 
Popp  nieder,  der  Begründer  des  c  Wahrheitsfreundes », 
einer  der  zeitlich  ersten  politischen  Zeitungen  im  Kanton 
St.  Gallen.  Beim  Bauernhof  Tobel  ein  Refugium,  das 
zum  letztenmal  beim  Einfall  der  Hunnen  926  von  den 
Mönchen  des  Klosters  St.  Gallen  in  Anspruch  genommen 
worden  ist. 

H>EQQERQEN(Kt.Uri,  Gem.Wassen).  850 m.  Gruppe 
von  4  Häusern,  am  linken  Ufer  der  Reuss  und  nahe  dem 
ersten  Kehrtunnel  der  Gotthardbahn ;  2,5  km  nw.  der 
Station  Wassen.  18  kathol.  Ew.  Viehzucht. 

H>EQQI.INQEN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Bremgarten).  475 
m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  nahe  dem  rechtep  Ufer  der  Bünz 
und  2,5  km  nö.  der  Station  Dotükon  der  Linie  Aarau- 
Lenzburg-Rothkreuz-Arth  Goldau.  Postbureau,  Telegraph, 
Telephon;  Postwa^n  Hendschikon-Hägglingen.  Ge- 
meinde, mit  Igelweid,  Maiengrün  und  Rütihof :  209  Häu- 
ser, 1415  kathol.  Ew. :  Dorf:  141  Häuser,  1019  Ew.  Acker- 
bau und  Viehzucht.  Käserei.  Strohflechterei.  Ein  grosser 
Teil  des  Dorfes  1753  durch  eine  Feuersbrunst  zerstört. 
Am  22.  Januar  1656  fand  bei  Maiengrün  nähe  Hägglingen 
ein  kurzer  Kampf  zwischen  den  Bemem  und  Freiämtlern 
statt :  zwei  Tage  später  erlitten  die  Bemer  die  Niederlage 
von  Villmergen.  1798  wurden  hier  die  Frei  ämtler  und 
Zuger  von  den  Franzosen  geschlagen.  Bei  Lochruti  und 
auf  dem  Rütihof  Funde  aus  der  Römerzeit.  Beim  Kreuz 
ein  Kistengrab.  1450:  Heckelingen,  vom  althochdeutschen 
hac  =  Hag,  Zaun. 

H^EQLI  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  Düdingen). 
601  m.  Kleines  Dorf,  1  km  nw.  Dudingen  und  mit  diesem 
Dorf  durch  eine  ununterbrochene  Reihe  von  Gehöften  ver- 
bunden. Gasthöfe  und  Villen.  25  Häuser,  195  kathol.  Ew. 
Hier  die  Station  Düdingen  (Guin)  der  Linie  Bem-Frei- 
burg. 

H>EQ8PACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald,  Gem. 
Wissachengraben).  730   m.   Weiler,  5  km  sw.  der 
Station  Huttwil  der  Linie-Langenthal-Wolhusen.  13 
Häuser,  74  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Eriswil. 

H^EKLIQKN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Burgdorf,  Gem. 
Winigen).  805  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  auf  den 
Höhen  zwischen  Kapelengraben  und  Oeschenbachen- 
ffraben,  an  der  Strasse  Schmidigen-Winigen  und 
0,5  km  ö.  der  Station  Winigen  der  Linie  Olten- 
Bem.  55  reform.  Ew.  Viehzucht. 

H^ELIG  (MI008MIATT,  NIEDER,  OBER 
und  SCHORLI)  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Signau,  Gem. 
Trüb).  832-960  m.  Sechs  am  rechtsseitigen  Hang  des 
Twärengrabens  zerstreut  gelegene  Höfe,  je  2  km  sw. 
Trüb  und  nö.  der  Station  Trubschachen  der  Linie 
Bem-Luzem.  31  reform.  Ew. 

H>EU8CHWAND  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau, 
Gem.  Siffnau  und  Rüderswil).  726  m.  Weiler,  nahe 
dem  recnten  Ufer  der  Emme  und  2,8  km  nö.  der 
Station  Signau  der  Linie  Bem-Luzem.  11  Häuser, 
88  reform.  Ew.  Käserei. 

HiCLSIFIRN  (Kt.  Uri).  Kleines  Firnleid,  am  S.- 
Hang  der  Scheerhömer  (3296  und  3234  m)  zwischen 
zwei  von  diesen  nach  S.  auszweigenden  Felsrippen. 
Hängt  über  dem  Maderanerthal,  steht  aber  mit  dem 
Hüfigletscher,  der  400  m  unter  dem  Hälsifim  einen 
Eisabsturz  bildet,  nicht  in  Verbindung.  6  km  so.  über 
Unterschächen. 

HiCL8IQRAT(Kt.  Uri).  Kurzer  Kamm  aus  Hoch- 
gebirgskalk  (Malm);  geht  vom  Kleinen  Scheerhom 
1^334  m)  nach  SW.  ab  und  trennt  den  Hälsiflrn  im 
0.  vom  Bocktschingelfim  im  W.  6  km  so.  über  Unter- 
schächen. Wilde  und  nur  sehr  schwer  zugängliche  Ge- 
gend. 


HiEMELBACH  (Kt.  Bem  und  Luzera).  Kleiner 
Bach;  entspringt  am  W.-Hang  des  Turner  in  1160  m, 
durchfliesst  ein  enges  Thal  und  mündet  nach  4,5  km 
langem  Lauf  in  der  Richtung  nach  SW.  2  km  so.  Trub- 
schachen in  756  m  von  rechts  in  die  Ilfis.  Nimmt  ei- 
nige ganz  unbedeutende  Nebenadern  auf  und  bildet  auf 
eine  Strecke  von  3,5  km  die  Grenze  zwischen  den  Kan- 
tonen Bem  und  Luzern. 

H^MELBACH  (HINTER  und  VORDER)  (Kt. 
Bern,  AmUbez.  Signau,  Gem.  Trüb).  980-850  m.  Zerstreut 
gelegene  Höfe,  am  rechtsseitigen  Genänge  des  Hämelbach- 
grabens ;  1,5  km  s.  Trüb  und  3,5  km  nö.  der  Station  Trub- 
schachen der  Linie  Bem-Luzem.  13  Häuser,  70  reform. 
Ew. 

H^MIKON  (Kt.  Luzem,  Amt  Hochdorf).  688  m. 
Gem.  und  Dorf,  am  W.-Hang  des  Lindenbergs  und  2,7 
km  nö.  der  Station  Hitzkirch  der  Seethalbahn.  Gemeinde, 
mit  Linden :  69  Häuser,  383  kathol.  Ew. ;  Dorf :  55  Häu- 
ser, 306  Ew.  Kirchgemeinde  Hitzkirch.  Wiesen-  und  Obst- 
bau. Strohindustrie.  890  :  Hamminchova  (Wurzel  harn 
=  Rüstung,  Panzer). 

HiEMLISMATT  (HINTER  und  VORDER)  (Kt. 
Bern,  Amtsbez.  Konolfingen,  Gem.  Ami).  850  m.  Klei- 
nes Dorf;  1,2  km  nw.  Ami  und  2,2  km  nö.  der  Station 
Biglen  der  elektrischen  Vollbahn  Burgdorf-Thun.  25  Häu- 
ser, 129  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Biglen.  Wiesen-  u. 
Obstbau. 

H^ENGELEN  (Kt.  Bem,  AmUbez.  Burgdorf,  Gem. 
Krauchthal).  561  m.  Weiler,  am  O.-Hang  des  Hasel- 
bergs, je  3  km  n.  Krauchthal  und  so.  der  Station  Hin- 
delbank  der  Linie  Olten-Bem.  15  Häuser,  172  reform. 
Ew.  Hängelen  =  Hang,  Gehänge. 

HiENQETEN  (Kt.  Appenzell  L  R.).  2126  m.  Steil- 
wandiger Felskamm,  in  der  zentralen  Kette  der  Sän- 
tisfsruppe,  durch  den  Weg  vom  Wildkirchlein  auf  den 
Säntis  vom  Oehrli  getrennt.  Besteht  aus  Ursonund  oberem 
Neocom.  Auf  seinen  dem  Menschen  nanezu  unzugän- 
glichen Rasen bändem  sieht  man  nicht  selten  Gemsen. 
Hängeten  =  Hang.  Gehänge. 

H^ENGLIHORN  (Kt.  Obwalden).  2631  m.  Wenig 
bedeutender  Felsgipfel,  in  dem  Grat  zwischen  Graustock 
(2663  m)  und  Wildgeissberg  (2655  m):  bildet  zusammen 
mit  dem  Schwarzhorn  (2641  m)  einen  Teil  des  Wildceiss- 
bergkammes  (in  der  Kette  zwischen  Melchthal  und  En- 
gelbergerthal). 

H>ENI8BERQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Toggenburg, 
Gern,  Kirchberg).  686  [m.   Gruppe  von  6]Häusem;   2,4 


Kirche  Hägendorf. 

km  8Ö.  Kirchberg  und  2,5  km  sw.  der  Station  Bazenheid 
der  Toggenburgerbahn.  35  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Sti- 
ckerei. 


502 


HiEN 


HiGU 


H4EN8ENBERQ    (OBER  und   UNTER)  (Kt.   St. 
Gallen,  Bez.  Neu  Toggenburg,  Gem^Wattwil)^i02l-ÖOOm. 


7  Häuser,  am  westlichen  Seitengehänge  des  Toffgenburgs 
zerstreut  gelegen ;  5,5  km  ö.  der  Station  Wattwil  der  Tog- 
genburgerbahn.  20  reform.  Ew.  Viehzucht. 

HiERDLI  (Kt.  Aargau,  Bez.  Baden,  Gem.  Spreiten- 
bach).  396  m.  Weiler,  am  linken  Ufer  der  Limmat;  1.6 
km  n.  Spreitenbach  und  4,5  km  ö.  der  Station  Kill- 
wanden  der  Linie  Zürich-Baden- Brug^.  50  kathol.  Ew. 
Landwirtschaft.  Grosse  Seidenweberei.  Fähre  über  die 
Limmat. 

HiERDLI  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Rheinthal, 
Gem.  Eichberg).  475  m.  Weiler,  am  Auerbach  und  am 
SO.-Fuss  der  das  Dorf  Eichberg  tragenden  Anhöhe.  600 
m  so.  Eichberg  und  4,5  km  sw.  der  Station  Altstätten  der 
Linie  Rorschach-Sargans.  13  Häuser,  60  reform.  Ew. 
Ackerbau  und  Viehzucht.  Stickerei. 

HiERQGIS  (Kt.  Nidwaiden,  Gem.  Emmetten).  450  m. 
Nothafen  für  kleine  SchiflFe,  am  linken  Ufer  des  Vierwald- 
stättersees  zwischen  Beckenried  und  Treib,  am  Fuss  des 
Stützbergs  und  nö.  Emmetten.  Durch  einen  künstlichen 
Wellenbrecher  geschützt.  Wird  besonders  bei  anhalten- 
dem Föhn  aufgesucht. 

H^ERKINGEN  (Kt.  Solothum,  Amtei  Baisthal).  434 
m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  im  untern  Thal  der  Dünnern, 
dem  sog.  Gäu ;  1,5  km  so.  der  Station  Egerkinsen  der 
Linie  Olten-Solothurn-Biel.  Posteblage,  Telegraph,  Tele- 
phon. 97  Häuser,  438  Ew.,  wovon  392  Katholiken.  Acker- 
bau und  Viehzucht.  Kleine  Uhrenfabrik  (20  Arbeiter).  Ein 
Teil  der  Bewohner  arbeitet  in  den  Fabriken  von  Ölten. 
1080:  Harichingen;  1193:  Herchingen  (Wurzel  /lari  = 
Heer). 

HiETSCHBERG  l^t.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Toggen- 
burg, Gem.  Bütswil).  688  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  in 
einem  kleinen  linksseitigen  Nebenthal  zum  Toggenburg 
und  1,6  km  nw.  der  Station  Bütswil  der  Tog^enburger- 
bahn.  34  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Säge.  Stickerei. 

H^ETZINQEN  oder  H^EZINGEN  (Kt.  Glarus).  580- 
620  m.  Gem.  und  Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Linth  und 
auf  dem  von  der  Rüfiruns  angeschwemmten  Schuttkegel, 
an  der  Strasse  Glarus-Linthal,  300  m  s.  der  Station  Luch- 
singen-Hätzingen  der  Linie  Zürich-Glarus-Linthal.  Post- 
bureau, Telegraph,  Telephon.  134  Häuser,  653  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Betschwanden.  Wiesenbau  und  Viehzucht. 
Grosse  Tuchfabrik  mit  400  Arbeitern.  Sekundärschule. 


Hätzingen  mit  dem  Glärnisch,  von  SQdostea, 

HiEUBER  (Kt.  Appenzell  L  R.  und  St.  Gallen).  1963 
m.  Gipfel,  ö.  über  dem  Fählensee ;  in  der  vom  Hohkasten 
zum  kamor  ziehenden  SO.-Kette  der  Säntisgruppe,  nw. 


über  Saz  im  Rheinthal  und  auf  der  Grenze  zwischen 
den  Kantonen  St.  Gallen  und  Appenzell.  Der  aus  Ur- 
gon  und  oberer  Kreide  bestehende  sehr  felsige  SO.-Hang 
steigt  zur  Alp  Alpeel  ab,  während  der  sanftere  NW^- 
Hang  auf  Appenzeller  Boden  die  Alpweiden  Schafweid  und 
Kirchli  trägt. 

HiEUBER  (OBER)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Sefligen, 
Gem.  Belpberg).  810  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  auf  dem 
Plateau  des  Belpbergs  und  3  km  so.  der  Station  Belp  der 
Gürbethalbahn  (Bern- Watten wil-Thun).  Telephon.  41  re- 
form. Ew.  Kirchgemeinde  Belp.  Landwirtschaft. 

HiEUBERN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Schwarzenburg, 
Gem.  Wahlern).  Weiler.  S.  den  Art.  HOseren. 

HiEUBERN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner,  Kreis 
Ilanz,  Gem.  Versam).  909  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  'W.- 
Abschnitt des  Dorfes  Versam ;  1  km  s.  der  Station  Versam 
der  Linie  Chur- Ilanz.  22  reform.  Ew.  deutscher  Zunge. 
Wiesenbau  und  Viehzucht. 

H^EUBERN  (Kt.  und  Bez.  Neuenburg).  Dorf.  S.  den 
Art.  Thielle. 

H^EUBERN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenbei^,  Gem. 
Sevelen).  1001  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am  Rollbach : 
4,5  km  nw.  der  Station  Sevelen  der  Linie  Rorachach-Sar^ 
gans.  38  reform.  Ew.  Viehzucht. 

HiEUBERN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Wil,  Gem.  ZnzwU). 
518  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  linken  Ufer  der  Thur, 
2  km  so.  Zuzwil  und  4,2  km  ö.  der  Station  Wil  der  Linie 
Zürich-Winterthur-St.  Gallen.  25  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde Ziberwangen.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Stickerei. 
HiEUBERN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Münchwilen,  Gem. 
Schönholzerswilen).  579  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  3  km 
w.  Schönholzerswilen  und  7  km  sw.  der  Station  Büi^len 
der  Linie  ^ürich-Winterthur-Romanshom.  28  reform,  und 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinden  Bussnang  und  Wertbühl. 
Wiesenbau,  Viehzucht. 

H^EUBERN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Weinfelden,  Gem. 
Wiffoltingen).  414  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  der  Thur 
undf  1  km  so.  der  Station  Müllheim-Wigoltingen  der  Linie 
Zürich-Winterthur-Romanshom.  Telephon.  12  Häuser, 
67  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden  Wigoltingen 
und  Müllheim.  Acker-  und  Wiesenbau.  Färberei. 

H^EUBERN  (OBER)  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem. 
Romanshorn).  Weiler.  S.  den  Art.  Oberhäusern. 

H^EUBERN  (OBER)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Westlich  Ra- 
ren, Gem.  Eischol).  Weiler.  S.  den  Art.  Oberhäusern. 

H>EUBERN(ZEN)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Brig,  Gem.  Glis).  Häuser.  S.  den  Aq. 
Zenhäusern. 

H^EUBERNBACH  (Kt.  Graubän- 
den, Bez.  Hinterrhein).  Bach  ;  ent- 
springt am  Splügenpass  auf  der  Landes- 
grenze  gegen  Italien  in  2^0  m,  steigt 
bald  links  bald  rechts  der  Splügen- 
Strasse  nach  N.  ab  und  mündet  nach 
5  km  langem  Lauf  400  m  sw.  vom  Dorf 
Splügen  in  1460  m  von  rechts  in  den 
Hmterrhein. 

H^EUBLENBACH  (Kt.  Bern.  Amts- 
bez. Konolfingen,  Gem.  Ami).  Weiler. 
S.  den  Art.  Hüslenbach. 

HiEUBLENEN  (Kt.  Thurgau,  Bez. 
Frauenfeld,  Gem.  Aadorf).  Weiler.  S. 
den  Art.  Hüslenen. 

H^EUBLI  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ta- 
blat.  Gem.  W^ittenbach).  610  m.  Gruppe 
von  3  Häusern,  in  fruchtbarer  Gegend, 
300  m  s.  Wittenbach  und  3,5  km  nw. 
der  Station  St.  Fiden  der  Linie  St  Gal- 
len-Rorschach.  25  kathol.  Ew.  Viehzucht 
und  Milchwirtschaft. 

H^EUBLI  (Kt.  Thurgau.  Bez.  Bb- 
chofszell,  (Jem.  Amriswil).  Weiler.  S. 
den  Art.  Hüsli. 

H^EUBLIBERQ     (HINTER. 
OBER,  UNTER  und  VORDER)(Kt. 
St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggenbnrg,  Gem. 
Ebnat). 800-1010  m.  23  Häuser, am  rechts- 
seitigen Gehänge  des  Toggenburgs  mitten  in  schönen  Wie- 
sen zerstreut  gelegen,  2  Km  nö.  der  Station  Ebnat-Kappel 
der  Toggenburgerbahn.  96  reform.  Ew.  Kirchgemeinden 


HiEU 


HAG 


503 


Ebnat  und  Kappel.  Wiesenbaa  and  Viehzucht.  Stickerei. 

H>EU8LIQ8  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Toggenburg, 
Gem.  Kirchberg).  653  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  über  dem 
linken  Ufer  des  Gonzenbachs ;  2,5  km  so.  Kirchberff  und 
1,7  km  sw.  der  Station  Bazenheid  der  Toggenburgeroahn. 
43  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei. 

H>EU8LIHOF  (Kt.  Zürich,  Bez.  Bülach,  Gem.  V^il). 
430  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  je  4,5  km  nö.  Wil  und  w. 
der  Station  Bafz  der  Linie  Zürich-Bülach-Schaffhausen. 
43  reform.  Ew. 

H>EUTI.IQEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Konolfingen).  770 
m.  Gem.  und  Dorf  mit  zerstreut  gelegenen  Häusern,  auf 
einer  Hochfläche  über  dem  rechten  Ufer  des  Kiesen bachs 
und  3,5  km  sw.  der  Station  Konolfingen  der  Linie  Bem- 
Luzem.  Telephon.  36  Häuser,  263  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinde Münsingen.  Acker-  und  Obstbau.  Viehzucht  und 
Milchwirtschaft.  Käserei.  Hier  sind  Scherben  von  Töpfer- 
waaren,  Eisengegenstände  und  eine  goldene  Münze  (Nach- 
ahmung der  makedonischen  Münzen  des  Königs  Philipp) 
aufsedeckt  worden.  1240:  Hütligen;  4257:  Hutelingen. 
In  der  Nähe  grosse  fossile  Austernoänke. 

H^EZINQEN  (Kt.  Glarus).   Gem.  und  Dorf.  S.  den 

Art.  HiETZINGEN. 

HAFEN  (Kt.  Appenzell  I.  B.,  Gem.  Schwende).  816  m. 
Haus,  an  der  Vereinigung  der  verschiedenen  Quellarme 
der  Sitter  und  nahe  dem  Weissbad.  Soll  der  Ueberliefer- 
ung  nach  einst  Eigentum  des  Uli  Hotach,  eines  der  Hel- 
den der  Schlacht  am  Stoss  (1405)  gewesen  sein.  Urkundlich 
1553  im  Besitz  der  Familie  Botach. 

HAFEN  (MITTLER,  OBER  und  UNTER)  (Kt. 
Aargau,  Bez.  Bru^g,  Gem.  Unter  Bötzberg).  460-520  m.  26 
amO.-Hang  des  Botzbergs  zerstreut ffelegene  Häuser,  4  km 
so.  Unter  Bötzberg  und  4  km  w.  der  Station  Brugg  der 
Linie  Zürich-Baden-Brugg.  138  reform.  Ew.  Ackerbau  und 
Viehzucht. 

HAFNER  (GROSSER)  (Kt.  und  Bez.  Zürich).  405m. 
Untiefe  im  Zärichsee,  3  m  unter  dem  Seespiegel,  400  m 
i.  der  Quaibrucke  in  Zürich.  Pfahlbau  aus  der  Stein-  und 
Bronzezeit. 

HAFNERBERQ  (Kt.  und  Bez.  Zürich,  Ciem.  Birmens- 
dorf).  579  m.  Gruppe  von  2  Häusern,  auf  einer  Anhöhe 
links  über  der  Rejipisch  und  1,2  km  w.  der  Station  Bir- 
mensdorf  der  Linie  Zürich-Affoltem-Zug.  17  reform.  Ew. 
Grabhügel  mit  alemannischen  Kistengrabem. 

HAFNBRSBERQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gossau.  Gem. 
Straubenzell).  736  m.  C^ruppe  von  7  Häusern,  auf  einer 
Anhöhe,  4  km  onö.  Gossau  und  2  km  n.  der  Station  Win- 
keln der  Linie  Zürich-Winterthur-St.  Gallen.  24  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinde  Bruggen.  Viehzucht. 

HAQ  oder  HAAQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  V^erdenberg, 
Gern,  Sennwald).  442  m.  Dorf  im  Bheinthal,  zwischen 
dem  Rhein  und  dem  Binnenkanal,  an  der  Kreuzung  der 
Strassen  Rorschach-Chur  und  Gams-Feldkirch,  800  m  nö. 
der  Station  Hag-C^ams  der  Linie  Rorschach-Sargans ;  in 
einst  sumpfiffer,  jetzt  aber  entwässerter  und  sehr  fhicht- 
barer  Gegend.  Postablage,  Telegraph,  Telephon.  25  Häuser, 
128  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Salez.  Ackerbau  (Mais), 
(Gemüsebau,  Rindvieh-  und  Pferdezucht.  1  km  ö.  vom 
Dorf  führt  eine  Holzbrücke  über  den  Rhein  nach  Bendern 
im  Fürstentum  Liechtenstein.  Zollamt.  Zur  Zeit  der  Re- 
formation trat  die  Mehrzahl  der  Bewohner  dem  neuen 
Glaubensbekenntnis  bei,  Hess  aber  die  Katholiken  unbe- 
helligt den  Gottesdienst  in  Bendern  besuchen ;  1601  und 
und  1624  verpflichtete  man  sie,  auch  dem  reformierten 
Gottesdienst  in  Salez  beizuwohnen,  worauf  sie  1637  frei- 
willig zum  neuen  Glauben  übertraten. 

HAQ  (AM)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  hiterlaken.  Gem. 
(^eig).  587  m.  Häusergruppe,  am  linken  Ufer  der  Lüt- 
Fchine,  w.  der  Strasse  Interlaken-Gsteig  und  nw.  (iSTEig. 
S.  diesen  Art. 

HAQALP  (OBER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggen- 
barg.  Gem.  Wildhaus).  1200-1900  m.  Grosse  Alpweide,  die 
zusammen  mit  der  Kraialp  25  Hütten  und  29  Stadel  zählt; 
am  S.-Hang  des  Gulmen  und  1-2  Stunden  nö.  über  Wild- 
baus. 635  ha  gross,  wovon  201  ha  Wiesen. 

HAQBERQ  oder  HAGBURQ  (Kt.  Solothum,  Amtei 
und  Gem.  Ölten).  410  m.  Burgruine,  auf  den  Resten  einer 
das  Thal  querenden  Wallmoräne,  über  dem  linken  Ufer 
der  Aare  und  der  Strasse  Olten-Trimbach,  unmittel- 
bar n.  Ölten.  Wall  und  Graben  noch  auf  drei  Seiten 


erhalten.  Die  Burg  einst  Lehen  der  Landgrafen  des 
Sisgaus. 

HAQELSEE  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  2325 
m.  Kleiner  See,  am  O.-Hang  des  Faulhoms,  zwischen 
der  Grossenegg  im  0.  und  dem  Simelwang  im  W.,  am 
Weg  vom  Giessbach  auf  das  Faulhorn.' Wenig  tief.  Sein 
Abfluss,  der  Windeggbach,  guer  nach  N.  in  stark  geneig- 
tem Tobel  die  die  Alp  Tschingelfeld  überragenden  hohen 
Felshänge  und  mündet  dann  in  den  vom  Blaugletscher 
kommenden  Giessbach. 

HAQELSTOCK  (Kt.  Uri).  2207  m.  Gipfel,  in  dem 
stark  zersä^n  Kamm,  der  den  Rophaien  und  Rossstock 
trägt;  unmittelbar  s.  vom  Hundstock  (2216  m)  und  6-7 
Stunden  nö.  über  Flüelen.  Der  Kamm  besteht  aus  unterer 
Kreide,  die  längs  einer  Verwerfung  an  den  eocänen  Flysch- 
sandsteiii  der  Eggberge  n.  Altorf  grenzt. 

HABEN  (AUF  DEM)  (Kt.  Schaffhausen,  Bez.  Schleit- 
heim).  911  m.  Höchster  schweizerischer  Punkt  des  lang- 
gestreckten Hohen  Randen  (dessen  grösserer  Abschnitt 
oereits  auf  badischem  (jebiet  lie^),  oOO  m  von  der  Lan- 
desgrenze entfernt  und  2,5  km  no.  Beggingen.  Der  einst 
vom  Wald  (gesäuberte  Gipfelpunkt  bedeckt  sich  allmählig 
wieder  mit  jungem  Nachwuchs,  der  mehr  und  mehr  die 
früher  umfassende  Aussicht  auf  die  Alpen,  den  Schwarz- 
wald und  Höhgau  einschränkt.  Der  höchste  Punkt  des 
Hohen  Randen  (990  m)  liegt  auf  badischem  (j^biet. 

HAGENBUCH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  und  Gem.  Tab- 
lat).  700  m  Weiler,  800  m  so.  der  Station  St.  Fiden  der 
Linie  St.  Gallen-Rorschach,  in  fruchtbarer  (jegend.  19 
Häuser,  194  kathol.  und  reform.  Ew.  Kirchgemeinden 
St.  Gallen.  Landwirtschaft.  Mechanische  Werkstätten. 
Viele  der  Bewohner  arbeiten  in  den  Fabriken  und  Gre- 
schäften  der  Stadt  St.  Gallen.  In  der  Nähe  der  Eis-  und 
Schlittschuhweier  der  Stadt.  Der  Name  von  der  Hain- 
buche oder  Hagenbuche  {Carpinus  belultM)  herzuleiten, 
die  oft  zur  Herstellung  von  lebenden  Hecken  verwendet 
wird. 

HAGENBUCH  (Kt.  Thunrau,  Bez.  Münchwilen,  C^m. 
Schönholzerswilen).  586  m.  (vruppe  von  9  Häusern,  an 
der  Strasse  Bürglen— Wil;  1,6  km  w.  Schönholzerswilen 
und  5,5  km  sw.  der  Station  Bürglen  der  Linie  Zürich- 
Winterthur^Romanshom.  Postwagen  Weinfelden-Wup- 
penau-Wil.  31  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden 
Schönholzerswilen  und  Werthbühl.  Acker-  und  Wie- 
senbau. 

HAQENBUCH  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur).  540  m. 
(}em.  und  Dorf,  an  der  Grenze  gegen  den  Kanton  Xhur- 
gau  und  4  km  nnw.  der  Station  Aadorf  der  Linie  Zü- 
rich-Winterthur^St.  Gallen.  Postabiaffe,  Telephon.  Ge- 
meinde, mit  Egffhof,  Hagenstall,  Schneitberg,  Kappel, 
Ober  Schneit,  Mittler  Schneit  und  Unter  Schneit :  116 
Häuser,  577  reform.  Ew. ,  Dorf:  54  Häuser,  266  Ew.  Kirch- 
gemeinden Elgg,  Aawangen  und  Aadorf.  Landwirtschaft. 
Fund  aus  der  Römerzeit.  Alemannensiedelung  ;  860 : 
Haganbuah;  1189:  Hagenbuochon.  Ein  Geschlecht  von 
Hagenbuch  erscheint  seit  1180  und  reicht  in  weiblicher 
Linie  bis  1^0.  Ihm  gehörte  eine  Aebtissin  des  Frauen- 
münsters  in  Zürich  an.  1256  besassen  hier  die  Freiher- 
ren von  Regensberg  noch  Hoheitsrechte.  1268  wurde  der 
Boden,  auf  dem  einst  die  Burg  gestanden,  an  das  Kloster 
Dänikon  verkauft.  1427  zog  man  hier  die  Grenze  zwi- 
schen der  Grafschaft  Kiburg  und  dem  Thurgau  derart 
durch,  dass  Burgturm  und  der  Weiler  Burg  thurgauisch, 
das  Dorf  Hagenbuch  zürcherisch  wurden. 

HAQENBUCHEN  (Kt.  Thurffau,  Bez.  Arbon,  Crem. 
Egnach).  415  m.  Gruppe  von  6  Hausem;  1,4  km  sw.  der 
Station  Egnach  der  Linie  Rorschach-Romanshom.  29 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Neukirch-Egnach.  Wiesen- 
und  Obstbau. 

HAQENDORN  (Kt.  Zuff,  C^m.  Cham).  400  m.  Dorf, 
am  linken  Ufer  der  Lorze ;  3,5  km  nw.  der  Station  Cham 
der  Linien  Zürich-Zug-Luzem.  Postablage.  35  Häuser,  dtö 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Cham-Hünenberg.  Das  Dorf 
verdankt  seinen  Aufschwung  der  hier  1862  gegründeten 
Baumwollspinnerei  und  -weberei,  die  die  Niederlassung 
von  zahlreichen  Familien  veranlasste,  1888  aber  durch 
eine  Feuersbrunst  zerstört  und  nicht  wieder  aufgebaut 
ward.  Heute  arbeiten  die  Bewohner  in  einer  Zellulose- 
fabrik. Erziehungsheim  für  arme  junge  Mädchen  katholi- 
scher Konfession,  zur  Zeit  des  Betriebes  der  abgebrannten 


504 


HAG 


HAG 


Fabrik  gestiftet.  Der  Name  vom  Hagdom  oder  Weissdorn 
{Cratmgus  oxy<icantha). 

HAQENFIR8T    (Kt    Aargau,    Bez.    Zurzach, 
Gem.  Leogffem).  490  m.  Gruppe  von  9  Häusern,     ^_ 
7  km  sw.  der  Station  Döttinffen-Klinniau  der  Li- 
nie Turgi-Waldshut  und  2,8  Km  sw.  Leuggem.  40 
kathol.  £w.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

HAGEN8CHWENDI  (Kt.  Appenzell  A.  R., 
Bez.  Mittelland^  Gem.  Teufen).  820-900  m.  7  Hau- 
ser, am  linksseitigen  Thalgehange  des  Wattbacher 
zerstreut  gelegen,  2  km  nw.  der  Station  Teufen  des 
Strassenbahn  St.  Gallen-Gais.  49  reform.  Ew.  Vieh- 
zucht. Stickerei. 

HAQf  N8TALL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur, 
Gem.  Hagenbuch).  525  m.  Gruppe  von  9  Häusern, 
im  Thal  der  Lützelmurg,  2  km  s.  Hagenbuch  und 
2,4  km  nw.  der  Station  Aadorf  der  Linie  Zürich- 
Winterthur-St.  Gallen.  Telephon.  58  reform.  £w. 
Kirchgemeinde  Elgg  Der  Name  vom  althochdeut- 
schen hoc  =  Hag,  Umzäunung. 

HAQENWIL  (Kt.  Thuivau,  Bez.  Bischofszell, 
Gem.  Amriswil).  487  m.  Pfarrdorf,  in  einem  en- 
gen Thälchen,  nahe  der  Grenze  gegen  den  Kan- 
ton St.  Gallen,  an  der  Strasse  St.  Gallen-Amris- 
wil  und  2,5  km  s.  der  Station  Amriswil  der  Li- 
nie Zürich-Winterthur-Romanshorn.  Postablage,  Tele- 
Ehon;  Postwagen  Amriswil -Lömmiswil.  24  Häuser,  135 
athol.  und  reform.  Ew.  Wiesen-  und  Weinbau,  Vieh- 
zucht und  Milchwirtschaft.  Pfarrkirche  zu  Johannes  dem 
Täufer,  1095  geweiht.  Schloss.  Primarschule,  1"^  als 
freie  Schule  eingerichtet.  Sie  wird  der  Lage  an  der 
Grenze  zweier  Kantone  wegen  von  etwa  gleich  viel  st. 
gallischen  wie  thurgauischen  Kindern  besucht,  steht 
unter  thurgauischem  Gesetz,  wird  aber  finanziell  zum 
grossem  Teil  aus  den  Steuern  der  Eltern  der  st«  gal- 
lischen Schüler  erhalten.  Hagenwil  ist  die  Heimat  des 
Philanthropen  und  Fürstabtes  von  St.  Gallen  Beda  An- 
ffehrn  (f  1796).  Das  Schloss,  die  sog.  Weierburg,  ist  ein 
Bemerkenswertes  Denkmal  aus  dem  Mittelalter.  Ward 
ums  Jahr  1220  erbaut  und  gehörte  1227  dem  Ritter  Ru- 
dolf von  Hagenwil  zu  Eigen,  der  eine  Wallfahrt  nach  Je- 
rusalem unternommen  hatte  und  ein  grosser  Freund  und 
Beschützer  der  st.  gallischen  Klosterffeisllichkeit  war. 
Um  ihm  die  Möglichkeit  zu  nehmen,  aem  Kloster  seine 
Güter  zu  vergaben,  setzten  ihn  seine  zwei  Schwäger,  die 
beiden  Herren  von  Hattnau,  auf  Burg  Hattnau  gefan- 
ffen,  bis  ihn  Abt  Berthold  mit  Waffengewalt  wieder  be- 
freite. 1264  kamen  dann  Burg  und  Herrschaft  Hagenwil 
durch  Erbschaft  an  das  Kloster  St.  Gallen.  Die  Burg  1403 
von  den  Appenzellem  zerstört,  dann  wieder  aufgebaut 
und  vergrössert.  Ihr  Inneres  lohnt  einen  Besuch.  Heute 
Eigentum  der  Familie  Angehm,  die  hier  eine  Gastwirt- 
schaft eingerichtet  hat.  Zugbrücke  und  Bursgraben  noch 
wohl  erhalten.  Im  Museum  zu  Frauenfeld  befindet  sich 
eine  gotische  Monstranz  aus  Haffen wil.  (Vergl.  Kuhn. 
Konr.  Thurgovia  sacra,  Frauenfeld  1869-83.  —  Rahn,  J, 
Rnd.  Die  mittelalterlichen  Architektur- und  KunBtdenh- 
mäler  des  Kant.  Thurgau,  Frauenfeld  1899). 

HAQENWIL  (Kt.  Thurgau,  Bez. 
Münchwilen,  Gem.  Schönholzerswilen). 
623  m.  Weiler,  an  der  Strasse  Wil- 
Bürglen;  1,8  km  sw.  Schönholzerswilen 
und  6,5  km  sw.  der  Station  Bürglen 
der  Linie  Zürich-Winterthur-Romans- 
horn. Postablage;  Postwagen  Weinfel- 
den-Wuppenau-Wil.  16  Hauser,  96  ka- 
thol. und  reform.  Ew.  Kirchgemeinden 
Wuppenau  und  Schönholzerswilen.  Ac- 
ker- und  Wiesenbau.  Stickerei. 

HAGQBN  (Kt.  Apjpenzell  I.  R.,  Gem. 
Schwende).  780  m.  öestl.  Aussenquar- 
tier  des  Fleckens  Appenzell,  an  der 
Strasse  nach  dem  Weissbad.  35  Häu- 
ser, 222  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Ap- 
penzell. Handstickerei. 

HAGQEN   und  HAQGENTO- 
BEL    (Kt.    Appenzell    I.    R.,    Gem. 
Oberegg).    1059  m.  Zwei    Weiler,    auf  dem    Berg   rüc- 
ken von  St.  Anton  und   an  der  Strasse  Oberegg-Land- 
march-Altstätten ;  6  km  ssw.  der  Station  Heiden  der  Berg- 


I   bahn  Rorschach-Heiden.  23  Hänser,  106  kathol.  und  re- 
I   form.  Ew.  Kirchgemeinden  Oberegg  und  Rüti.  Viehzucht 


Schloss  Hageowil. 

Maschinenstickerei,  Plattstichweberei.  Schöne  Aossicht 
HAQQEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Simmenthai 
und  Thun).  1658  m.  Gipfel,  onö.  Vorberg  des  Gantritch, 
rechts  über  der  Vereini{|ung  des  Walalpbachs  nnd  Thal- 
bergbachs zum  Bunschibach.  Schöner  Aussichtspunkt, 
vom  Bad  Weissenburg  aus  in  2  Stunden  erreichbar. 

HAGQEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gossau,  Gem.  Strauben- 
zell).  702  m.  Weiler,  über  dem  von  der  Sitter  durchQossenen 
romantischen  Tobel  von  Zweibrücken,  1  km  so.  der  Sta- 
tion Bruggen  der  Linie  Zürich- Win terthur-St.  Gallen. 
Telephon.  11  Häuser,  96  kathol.  und  reform.  Ew.  Kathol. 
Kirchgemeinde  Bruggen.  Schöne  Aussicht  auf  St.  Gallen 
und  das  Sitterthal.  In  der  Nähe  die  Hundwiler  Leiter,  eine 
zur  Sitter  hinuntersteigende  Steintreppe.  Viehzucht 
Stickerei.  Kapelle.  Schloss,  1642  vom  Hauptmann  in 
spanischen  Diensten  Josef  Boppart  erbaut  und  an  der 
Front  mit  den  gemalten  Wappenschilden  der  XIII  alten 
Orte  geschmückt;  heute  wohl  bekaniite  Gastwirtschaft. 
1219 :  Haccon.  Wichtiger  Fund  von  Silbermünzen  aus 
der  Zeit  der  römischen  Republik. 

HAGQEN  oder  HACKEN  (Kt.  Schwyz,  Bez.  und 
Gem.  Einsiedeln).  1417  m.  Passübergang,  n.  vom  Kleinen 
Mythen,  zwischen  diesem  und  dem  Hochstückli  und  4  km 
nö.  Schwyz.  Verbindet  den  Flecken  Schwyz  mit  dem  Alp- 
thal ( Seh wyz- Passhöhe  2  Stunden,  Passhöhe- Alpthal  1 
Stunde).  Schöne  Wiesen  und  Alpweiden.  Früher  stark 
begangen,  heute  blos  noch  von  den  Bewohnern  der  um- 
liegenden Gegenden  und  von  den  nach  Einsiedeln  wall- 
fahrenden Walliser,  Umer  und  Schwyzer  Pilgern  benutzt 
Auf  der  Passhöhe  Wirtshaus  und  alte  Kapelle.  Eine  neue 
Kapelle  steht  weiter  ge^en  N.  an  der  Stelle,  wo  beim  Ein- 
bruch der  Franzosen  1798  das  weltbekannte  Einsiedler 
Muttergottesbild  vergraben  wurde.    Der  Name    Haggen 


Haggen  and  AppenMll,  von  Saden. 

gleichbedeutend  mit  Furka  (yergl.  diesen  Art.);  s.  auch 
Schweizer.  Idiotikon.  Bd  II,  S.  1091. 
HAQQENBERQ  (Kt,  Bez.  und  Gem.  Schwyz).  600- 


HAG 


HAG 


505 


1563  m.  S.-HaDg  des  Hochstückli,  mit  Bauernhöfen  und 
Hütten,  vom  Weg  über  den  Haggen  (Schwyz-AIpthal-Ein- 


Der  HaggoD  mit  dam  Kleinen  Mythen. 

siedeln)  durchzo<?en  und  5  lern  nö.  der  Station  Schwyz  der 
Gotthardbahn.  26  Hfruser,  160  kathol.  Ew.  Acker-  und 
Obstbau. 

HAGQENEQQ  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  Schwyz).  1417  m. 
Bergrucken,  zwischen  dem  Alpthal  im  0.  und  dem  Thal- 
gelände von  Schwyz  im  W.,  zieht  vom  Kleinen  Mythen 
(1815  m)  nach  N.  zur  Nätschbodenhöhe  (1529  m)  und  wird 
vom  Passweg  über  den  Hangen  überschritten.  Korpora- 
tionseiffentum.  Wirtshans.  Viehzucht.  Ende  April  1798  von 
den  Scnwyzem  besetzt,  die  sich  hier  gegen  die  von  Einsie- 
deln her  anrückenden  Franzosen  bis  zum  4.  Mai  hielten. 

HAQQENTOBEL  (Kt.  Appenzell  I.  R.,  Gero.  Ober- 
egg). Weiler.  S.  den  Art.  Haogen. 

HAQI.EREN  (Kt.  Bern  und  Luzern).  1711  und  1950 
m.  Bergrücken  mit  breitem  Gipfelplateau,  auf  der  Grenze 
gegen  den  Kanton  Obwalden  und  so.  über  Fluhli.  Der 
N^Gipfel  heisst  Bleikenkopf  (1684  m).  Das  Plateau  zum 


diejenigen  des  O.-Hanges  zum  Rotbach,  der  s.  Flöhli  in 
die  Waldemme  mündet.  Der  im  SO.  aufsteigende  höchste 
Punkt  der  Hagleren  (1950  m)  kann  von 
Sörenberg  im  Marien thal  in  2  Stunden 
oder  von  Flühli  aus  in  S^A  Stunden  er- 
reicht werden.  Der  Name  Hagleren  davon 
herzuleiten,  dassdas  sumfige  Gipfelpla- 
teau  der  Volksmeinung  nach  die  Bildung 
von  Gewittern  mit  Hagelschlag  begün- 
stigt (vergl.  Schweizer.  Idiotikon.  Bd  II, 
S.  1077). 

HAQNAU  (Kt.  Aargau,  Bez.  Muri, 
Gem.  Merensch wand). 390  m.  Gruppe  von 
9  Häusern,  am  linken  Ufer  der  Reuss,  3 
km  nö.  der  Station  Benzenswil  der  Linie 
Aarau-Lenzburg-Rotkreuz-Arth  Goldau 
und  2,2  km  so.  Merensch  wand.  51  kathol. 
Ew.  Viehzucht.  Käserei. 

HAQNAU(Kt.  Nidwaiden,  Gem.  Bec- 
kenried). 443  m.  Gruppe  von  8  Häusern, 
am  linken  Ufer  des  Vierwaldstättersees, 
an  der  Mündung  des  Lielibachs  und  an 
der  Strasse  Becken ried-Stans,  800  m  nw. 
der  Dampfschififstation  Beckenried.  57 
kathol.  Ew.  Landwirtschaft. 

HAQNAU  (Kt.  Solothum,  Amtei  Öl- 
ten, Gem.  Däniken).  385  m.  Gruppe 
von  8  Häusern,  am  rechten  Ufer  und 
in  einer  Schlinge  der  Aare:  1,5  km 
nw.  der  Station  Däniken  der  Linie 
Aarau-Olten.  50  kathol.  Ew.  Landwirt- 
schaft. 

HAQNECK  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ni- 
dau).  454  m.  Gem.  und  kleines  Dorf, 
an  der  Strasse  Täuffelen-Erlach  (rechtes  Ufer  des  Bie- 
lersees),  9  km  nö.  der  Station  Ins  jAnet)  der  direkten 
Linie  Bern-Neuen bur(|[.  Telephon.  16  Häuser,  125  re- 
form. Ew.  Kirchgemeinde  Täuffelen.  Ackerund  Obst- 
bau. Im  Hagnecker  Moos  wird  Torf  ausgebeutet,  zu 
dessen  Transport  man  den  das  Moos  und  Dorf  vom 
Bielersee  trennenden  Höhenrucken  in  einem  Tunnel 
durchstochen  hat.  Bei  diesem  Anlass  hat  man  einen  Stol- 
len wieder  aufgedeckt,  den  schon  die  Römer  zur  Entwäs- 
serung der  Gegend  durch  den  Hüselzug  in  den  Bielersee 
geführt  hatten.  Durch  das  Moos  führte  eine  grosse  rö- 
mische Militärstrasse.  Nahe  dem  Dorf  Hagneck  mundet 
der  Hagneck kanal  in  den  See.  Pfahlbau  aus  der  Steinzeit; 
Nadeln  und  Spangen  aus  Bronze. 

HAQNECKKANAL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarberg,  Er- 
lach und  Nidau).  Kanal,  zwischen  Aarberg  und  Hagneck, 
leitet  die  Aare  in  den  Bielersee  ab.  Beginnt  1  km  s.  Aar- 


Karte  des  Hagneckkanales 


'aez/y^r 


grossen  Teil  sompAg  wegen  der  das  Wasser  nur  schwer 
durchlassenden  Unterlage  von  Flyschtonschiefem.  Die 
Wasser  des  W.-Hanges  vereinigen  sich  zum  Schwarzbach, 


berg,  macht  n.  Bargen  einen  Bogen  nach  W.,  durchzieht 
in  gerader  Linie  das  Grosse  Moos  und  schneidet  dann  in 
weitem,  nach  N.  geöffnetem  Bogen  die  das  rechte  Ufer  des 


506 


HAG 


HAH 


Bielersees  begleitenden  Höhenzuge.  Bildet  einen  Teil  der 
grossen  Arbeiten   zur  Korrektion   der  Juragewässer  und 


Elekirisiiäiswerk  Hagneck  mit  SchleaseDanlagen. 


wurde  nach  langen  vorbereitenden  Studien  1868  begonnen 
und  10  Jahre  später  vollendet  (vergl.  den  Art.  Aare).  8  km 
lang,  60  m  breit  und  6  m  tief.  Wird  1  km  oberhalb  seiner 
Mündung  von  einer  schönen  eisernen  Brücke  der  rechts- 
ufrigen Bielerseestrasse  überschritten.  An  der  Mündung 
in  den  Bielersee  steht  das  «nrosse  Elektrizitätswerk  Hag- 
neck, dessen  ausgedehnte  Bauten  und  Schleusenanlagen 
von  weither  sichtbar  sind  und  das  Kraft  und  Licht  nach 
drei  verschiedenen  Richtungen  hinliefert :  nach  Erlach- 
Neuenstadt- Saint  Blaise-Val  de  Ruz,  Aarberg-Lyss-Bären 
und  Nidau-Biel-Grenchen-Berner  Jura.  Erzeugt  heute  über 
5000  HP,  die  120  Motoren,  10000  Glühlampen  und  45  Bo- 
genlampen mit  Strom  versehen.  Der  8000  Volt  starke 
primäre  Strom  wird  durch  46  Zwischenstationen  in  Teil- 
ströme von  125-240  Volt  transformiert.  Die  Licht  liefern- 
den Teilströme  sind  einphasig,  die  Kraft 
liefernden  dreiphasig;  jedes  Lokalnetz 
kann  für  sich  getrennt  betrieben  wer- 
den. Das  Aktienkapital  der  das  Werk  be- 
treibenden Gesellschaft  beträgt  2500000 
Franken ;  Sitz  der  Gesellschaft  ist  Biel. 
Beim  Bau  des  Kanales  hat  man  links 
vom  Weg  Fenis-Hagneck  Reste  von  rö- 
mischen Befestigungen  (heute  die  «Burg» 
genannt)  aufgedeckt. 

HAQROFE  (Kt.  Granbänden,  Bez. 
Unter  Landquart).  1800-541  m.  So  heisst 
eine  der  zahlreichen  und  tiefeingerisse- 
nen Wildbachschluchten  (Rufen)  in  der 
W.- Flanke  der  Hochwangkette,  am 
rechtsseitigen  Crehänge  des  Churer 
Rheinthals  zwischen  Chur  und  der 
Prätigauer  Klus.  4  km  lang.  Mündet 
unterhalb  des  die  Burgruine  Aspermont 
tragenden  Felssporns  und  1,o  km  n. 
Trimmis  auf  den  Rhein  aus.  Der  jetzt 
verbaute  Wlldbach  pflegte  früher  grosse 
Verheerungen  anzurichten. 

HAG8T>ECKEN  (Kt.  Uri).  2923  m. 
Gipfel,  im  Gneiskamm  des  Düssistocks 
oder  Piz  Git  (3262  m),  zu  hinterst  im 
Maderanerthal  zwischen  dem  Hüfiglet- 
scher  im  N.  und  dem  Resti-Tschingel- 
gletscher  im  S.  Im  selben  N.-S.  strei- 
chenden, die  Grenze  zwischen  Uri  und 
Graubünden  bildenden  und  an  den  Piz 
Cavardiras  (2965  m)  anschliessenden 
Kamm  noch  die  Strahligestöcke  (2933  und  2910  m),  der 
Gwasmet  (2878  m)  und  der  Stotziggrat. 

HAQTOBEL  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Hinterland, 


Gem.  Hundwil).  790  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  an  der 
Strasse  Waldstatt -Teufen  und  6  km  sw.  der  Station  Teu- 
fen der  Strassenbahn  St.  Gallen -Gais. 
Telephon;  Postwagen  Herisau -Teufen. 
35  reform.  Ew.  Landwirtschaft  1489 : 
Hagtobel  Stein. 

HAHNBERQ  (Kt.  St.  GaUen,  Bez. 
Rorschach,  Gem.  Berg).  453  m.  Gruppe 
von  5  Häusern  und  zwei  Schlössern,  auf 
einer  Anhöhe  mitten  in  einem  wah- 
ren Wald  von  Obstbäumen.  1  km  oö. 
Berg  und  3  km  sw.  der  Station  Arbon 
der  Linie  Rorschach -Romanshom.  42 
kathol.  und  reform.  £w.  Acker-  und 
Obstbau,  Viehzucht.  Stickerei.  Schöne 
Aussicht  auf  die  umliegende  Land- 
Schaft 

HAIINEN  (Kt  Bern,  Amtsbez.  Unter 
Simmenthai  und  Schwarzenburg).  2000 
m.  Bergkamm,  in  der  Stockhomkelie 
zwischen  dem  Ochsen  und  der  Mähre; 
zum  grossen  Teil  mit  Alpweiden  bestan- 
den. Wird  von  den  Hütten  der  Morge- 
tenalp  aus  über  den  Fussweg  der  Gren- 
chengalm  (1885  m;  Pass  nw.  unter  dem 
Hahnen)  in  1  ^/,  Stunden  bestiegen.  Der 
Name  Hahnen  wird  solchen  Bergen  bei- 
gelegt, die   in   ihrer  Form  dem  Kopf 
eines  gewöhnlichen  Hahns  oder  auch 
eines  Auerhahns  gleichen. 
(Kt  Obwalden).  2021  m.  Grasbewachsener 
Schulter  des  Wandelen  (2109  m),  in  der 
Gruppe   des  Heitlistocks  zwischen  dem    Melchthal  und 
Klein  Melchthal :  4  Stunden  s.  über  Sachsein. 

HAHNEN  (Kt.  Obwalden).  2611  m.  Charakteristischer 
Gipfel,  felsiger  SW.-Ausläufer  des  Stotzi^berggrates,  in 
der  Gruppe  des  Engelberger  Rotstocks ;  so.  über  Horbii 
und  Griessenthat  nw.  über  dem  Thälchen  des  Tätsch- 
baches und  onö.  über  dem  Kurort  Engelberg. 

HAHNENMOOS  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen  ond 
Ober  Simmenthai).  1954  m.  Passübergang;  an  der  Stelle, 
wo  die  Niesenkette  von  der  Gruppe  des  Wildstrabel  ab- 
zweigt, um  zwischen  dem  Engstligen-  und  Ober  Simroen- 
thal  nach  N.  zu  ziehen.  Von  Adelboden  führt  ein  ffoter 
Fussweg  durch  das  Thal  des  Geilsbachs  zur  Passnöhe 


HAHNEN 

Gipfel,  wnw, 


Engelberg  mit  derngHahDen,  von  Westen. 

I   (2Vt  Stunden)  und  von  da  über  die  Häuserffruppen  Böhl- 

berg  und  Brand  nach  der  Lenk  (1  V«  Stunden).  Das  Pi»- 

I  teau  auf  der  Passhöhe  gehört  zu  den  zwei  sumpfigen  Alp- 


HAH 


HAL 


50T 


weiden  Brenkenmäder  und  Nassen berg.  Auf  dem  Hang 
gegen  Adelboden  die  Hahnenmoosalp  (1900  m).  Von  der 
Passhöhe  aus  kann  man  ohne  Schwierigkeiten  in  je  einer 
Stunde  den  Laveygrat  (2213  m)  und  das  Regenbolshom 
(2195  m)  besteigen.  Aur  dem  Hahnenmoos  pflegten  frü- 
her die  Sennen  von  Adelboden  und  der  Lenlc  ihre  stark 
besuchten  Schwingfeste  abzuhalten.  Als  vom  September 
1609  bis  zum  Februar  1670  im  Engstligenthal  die  Pest 
wiitete  und  in  Adelboden  allein  550  Personen  wegraffte, 
sperrten  die  Bewohner  der  Lenk  den  Pass  aufs  Strensste, 
so  dass  ihr  Thal  von  der  verheerenden  Seuche  frei  blieb. 

HAHNBN8CHRITTHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Saanen).  2836  m.  Gipfel,  nnw.  Vorberg  des  Wildhoms ; 
zwischen  Gelten-  und  Dunfelthal.  Ist  von  der  Wildhom- 
hütte  oder  der  Kühdungelalp  aus  in  je  3  Stunden  erreich- 
bar, wird  aber  nur  sehr  selten  bestiegen.  Trägt  seinen 
Namen  nach  dem  Hahnenschritt,  einem  von  der  Obern 
Geltenalp  zum  Geltengletscher  hinauf  führenden  Kletter- 
weg durch  die  Felsen.  Dem  Gipfel  ist  nach  NNW.  das 
Voflhom  (2199  m)  vorgelagert. 

HAHNEN8EE   (Kt.  Graubänden,  Bez.  Maloja).  2159 


Der  HahoeoMe. 

m.  Kleiner  Gebirgssee,  am  rechtsseitigen  Gehänffe  des 
En||adin  und  auf  einer  Terrasse  am  N.-Hang  des  PizSur- 
lej  idyllisch  gelegen ;  IVi  Stunden  über  St.  Moritz,  von 
wo  aus  er  oft  besucht  wird.  Gastwirtschaft.  Schöne  Aus- 
sicht ins  Engadin  mit  seinen  Seen  und  auf  die  umliegen- 
den Gebirgsgruppen. 

HAHNENSTOCK  (Kt.  Glarus).  2565  m.  Gipfel,  in 
der  Gruppe  der  Freiber^e ;  auf  dem  vom  Kärpfstock  nach 
SW.  zum  Richetlipass  ziehenden  wilden  Felskamm,  zwi- 
schen Kärpfstock  und  Kalkstöckli  und  6-7  Stunden  ö.  über 
Lintbal.  Verrucano,  auf  Flysch  überschoben.  Steigt  über 
der  Kühthalmatt  (oberer  Boden  des  Diesthales)  massig 
an  und  fällt  nach  SO.  zur  Wichten  matt  (oberster  Boden 
des  Sernfthales)  mit  einer  senkrechten  Felswand  ab. 

HAHN8PIEI.  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms,  Gem.  Selkin- 
gen).  2032  m.  Alpweide  mit  etwa  einem  Dutzend  Hätten 
und  Stadeln,  am  Fuss  des  Wasenhorns  zwischen  dem 
Thälchen  des  Hilpersbachs  und  dem  Selkingerthal,  nw. 
über  Selkingen.  Gemeindeeigentum.  Nährt  jeden  Sommer 
80  Stück  Grossvieh  und  liefert  1800  kg  Fettkäse. 

HAIDENHAU8  (Kt.  Thurgau,  Bez.  und  Gem.  ^teck- 
bom).  695  m.  Haus,  auf  dem  höchsten  Punkt  des  See- 
rückens, von  schönen  Buchenwaldungen  umrahmt;  3,2 
km  so.  über  der  Station  Steckborn  der  Linie  Konstanz- 
Etzwilen-Schaffhausen.  Eidgenössische  meteorologische 
Station,  von  dem  hier  wohnenden  Forstwart  bedient. 
Einige  hundert  Schritte  weiter  südlich  {prachtvolle  Aus- 


sicht auf  das  Thurthal  und  die  Alpen.  Von  Gesellschaften 
häufig  besuchtes  Ausflugsziel. 

HAKAB  (Kt.  Zürich,  Bez.  Bülach,  Gem.  NürensdorO- 
545  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  900  m  nö.  Nürensdorf  und 
2,5  km  nö.  der  Station  Bassersdorf  der  Linie  Zürich-Klo- 
ten-Winterthur.  38  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Bassers- 
dorf. Oestl.  von  der  Häusergruppe  Ueberreste  römischer 
Bauten.  1256:  Habichekke,  Habkegge  =  Habichtsecke. 

HALBELFJOCH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  Etwa  2700 
m.  Passübergang,  zwischen  Wannenhorn  (2866  m)  und 
Fleschenhorn  (3004  m),  zwei  nw.  Vorbergen  des  auf  der 
Grenzkette  gegen  Italien  stehenden  Cherbadung  oder 
Pizzo  del  Cervendone  (3213  m);  verbindet  den  Fleschen- 
mit  dem  Wannengletscher.  4V4  Stunden  über  Binn.  So 
benannt,  weil  1886  die  ersten  Besteigcr  des  Cherbadung 
von  dieser  Seite  her  den  Pass  von  Binn  aus  um  halb 
elf  Uhr  erreicht  hatten.  Auf  der  Siegfriedkarte  unbe- 
nannt und  ohne  Höhenkote. 

HALBIHORENPA88  oder  PA880  8CIOLTI  (Kt. 
Tessin,  Bez.  Valle  Maggia).  2657  m  (auf  der  italienischen 
Karte  2670  m).  Passübergang,  zwischen  Pizzo  Fiorera  und 
Pizzo  della  Medola,  in  der  das  Bavona- 
thal  vom  Formazzathal  trennenden  Kette ; 
führt  in  5  Stunden  vom  Weiler  San 
Carlo  (2Vfl  Stunden  über  Bignasco)  nach 
dem  Dorf  Andermatten  (auch  Pommat 
oderChiesa  geheissen)  im  italienischen 
Formazzathal. 

HALBMIL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sar- 
gans, Gem.  Flums).  462  m.  Gruppe  von 
6  Häusern,  an  der  Strasse  Walenstadt- 
Sargans  und  3  km  so.  der  Station  Flums 
der  Linie  Rapperswil-Wesen-Sargans. 
25  kathol.  Ew.  Ackerbau  (Mais),  Obst- 
und  Weinbau,  Viehzucht.  Käserei. 

HALDEN,   HALTEN,  HOLDEN. 
Für  sich   allein    oder    in    Zusammen- 
setzungen häufig  vorkommender  Orts- 
name ;    bezeichnet   einen    mehr    oder 
weniger  steilen  Berghang  oder  auch  eine 
an  einem  solchen  stehende  Siedelung. 
HALDEN  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern, 
Gem.  Köniz).  720  m.  Weiler,  am  rech- 
ten Ufer  des  Scherlibachs,  5  km  so.  der 
Station  Thörishaus  der  Linie  Bem-Frei- 
burg  und  4,8  km  s.  Köniz.  15  Häuser, 
166  reform.  Ew.  Wiesen-  und  Obstbau. 
HALDEN  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern, 
Gem.  Muri).  554  m.  Gruppe  von  6  Häu- 
sern, am  rechten  Ufer  der  Aare  und  1,5 
km  so.  der  Station  Muri  der  Linie  Bem- 
Muri-Worb.  62  reform.  Ew.  Landwirt- 
schaft. 
HALDEN  (Kt.  und  Amt  Luzem,  Gem.  MaltersV.  500- 
700  m.  10  Häuser,  am  linksseitigen  Gehänge  des  Thaies 
der  Kleinen  Emme  zerstreut  gelegen;  1,8km  nw.  der 
Station  Malters  der  Linie  Bem-Luzern.  70  kathol.  Ew. 
Landwirtschaft.  Jedes  der  Häuser  trägt  seinen  eigenen 
Namen. 

HALDEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toggenburg,  Gem. 
Hemberg).  920  m.  7  Häuser,  in  einem  rechtsseitigen  Neben- 
thälchen  zum  Thal  des  Necker  zerstreut  gelegen ;  2,5  km 
ö.  Hemberg  und  8  km  nö.  der  SUtion  Ebnat-Kappel  der 
Toggenburperbahn.  39  reform.  Ew.  W^iesenbau  und  Vieh- 
zucht. Stickerei. 

HALDEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggenburg, 
Gem.  Alt  St.  Johann).  1000-1200  m.  9  am  rechtsseitigen 
Hang  des  obern  Toggenburgs  zerstreut  gelegene  Häuser; 
1,5  km  nö.  AltSt.  Johann.  31  reform,  und  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinden  Alt  St.  Johann.  Wiesenbau  u.  Viehzucht. 
HALDEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Borschach,  Gem.  Gold- 
ach und  Mörswil).  487  m.  (}ruppe  von  4  Häusern,  über 
dem  linken  Ufer  der  Goldach  und  1  km  sw.  der  Station 
Goldach  der  Linie  St.  Gallen-Borschach.  23  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinden  Goldach  und  Mörswil.  Landwirtschaft. 

HALDEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg,  Gem. 
Sennwald).  765  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  w.  vor  dem 
Dorf  Frümsen  und  3,5  km  w.  der  Station  Salez  der  Linie 
Rorschach-Sarffans.  32  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Sax. 
Ackerbau  und  Viehzucht. 


508 


HAL 


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HALDEN  (Kt.  Schwyz,  Bez.  und  Gem.  Einsiedeln). 
910  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  rechten  Ufer  des  Eu- 
bachs  und  WO  m  nö.  der  Kirche  Euthal.  49  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Einsiedeln  (Filiale  Euthal).  Viehzucht. 

HALDEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gern,  Wetzikon). 
540  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  rechten  Ufer  der  Äa 
und  1,5  km  nw.  der  Station  Wetzikon  der  Linie  Zürich- 
Uster-Rapperswil.  35  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

HALDEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen,  Gem.  ilütlen). 
745  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  nahe  dem  rechten  Ufer 
der  Sihl,  400  m  ö.  Hütten  und  2,4  km  sw.  der  Station 
Samstagern  der  Linie  Wädenswil-Einsiedeln.  28  reform. 
Ew.  Landwirtschaft.  Säge  mit  elektrischem  Betrieb. 

HALDEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Thurgau,  Bez. 
Bischofszeil,  Gem.  Neukirch).  480-527  m.  Zwei  Weiler, 
am  linken  Ufer  der  Thur,  3  km  so.  Neukirch  und  2,5  km 
s.  der  Station  Kradolf  der  Linie  Gossau-Sulgen.  Zusam- 
men 27  Häuser,  138  kathol.  und  reform.  £w.  Kirchge- 
meinden Bischofszell.  Wiesen-  und  Obstbau.  Viele  aer 
Männer  arbeilen  in  den  Fabriken  von  Schönenberg  und 
Bischofszeil.  Früher  beschäftigten  sich  die  fast  ganz  aus 
Heimatlosen  bestehenden  Bewohner  mit  der  Herstellung 
von  Korbwaaren,  mit  Kesselflicken  und  Weberei. 

HALDEN  (UNTER)  (Kt.  St.  Gallon,  Bez.  Gaster, 
(jem.  Benken).  430  m.  Weiler,  am  O.-Hang  des  Obern 
Buchbergs  und  2,5  km  so.  der  Station  Kaltbrunn-Benken 
der  Linie  Rapperswil-Wesen.  11  Häuser,  47  kathol.  Ew. 
Viehzucht. 

HALDENEQQ  (Kt.  Luzem,  Amt  Entlebuch,  Gem. 
Hasli).  Teil  der  Gemeinde  Hasli  mit  Haslihohwald,  Hin- 
terschwändi  und  Schimberg.  Zusammen  67  Häuser,  312 
kathol.  Ew.  Landwirtschaft.  S.  den  Art.  Hasli. 

HALDENSTEIN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Land- 
quart, Kreis  Fünf  Dörfer).  564  m.  Gem.  und  Pfarrdorf, 
am  O.-Fuss  des  Calanda,  am  linken  Ufer  des  Rhein  und 
4  km  n.  Chur.  Am  rechten  Ufer  des  Rhein  die  Station 
Haldenstein  der  Rätischen  Bahn  (Chur-Landquart-Davos). 
Postablage,  Telegraph,  Telephon.  74  Häuser,  464  reform. 
Ew.  deutscher  Zunge.  Wiesen-  und  Obstbau.  Viehzucht. 
Fruchtbare  Gegend  und  schöne  Lage.  Das  Dorf  verschie- 
dene Male  durch  Feuer  zerstört,  so  u.  a.  im  18.  Jahrhun- 
dert und  1825.  Das  neue  Schloss  Haldenstein,  heute  Eigen- 
tum eines  der  Zweige  des  Geschlechtes  von  Salis,  ist  im 
16.  Jahrhundert  von  J.  J.  Castion,  dem  französischen  Ge- 
sandten bei  der  Republik  der  8  Bunde,  erbaut  worden. 
Ueber  dem  Dorf  die  alten  Burgruinen  Haldenstein,  Grotr 
tenstein  und   Lichtenstein,  mldenstein  bildete  bis  zur 


sich  1761-71  das  von  Martin  Planta  und  H.  Nesemann  ge- 

Kündete  Rätische  Seminar,  das  von  zahlreichen  jungen 
luten  aus  der  Schweiz  und  dem  Ausland  besucht  and 
später  nach  Marschlins  verlegt  wurde.  Vergl.  Bott.  Die 
ehemal.  Herrschaft  Haldenstcin.  Chur  1864.  —  Keller, 
A.  Das  rät.  Seminar  in  HaldensteinrMarschlins  (im  iO. 
Jahresbericht  über  das  Töchterinstitut  und  Lehrerinnen- 
seniinar  in  Aarau),  —  Trachsel,  C.  F.  Die  Münzen  tmd 
Medaillen  Graubündens.  3  Lief.  Berlin  1866-69.  —  Geigy« 
A.  Haldenstein  und  Schauenstein^Reichenau  und  ihre 
Münzprägungen  (im  ßull.  de  la  Soc.  suissede  numismai. 


Haldenstein  von  SQdosten. 

französischen  Revolution  eine  selbständige  Herrschaft, 
der  das  Recht  zustand,  Münzen  zu  schlagen,  wovon  sie 
reichlichen  Gebrauch  machte.    In  der  alten  Burg  befand 


HÄLDEN8TEINER  ALP  (Kt.  Graubüoden,  Bex. 
Unter  Landquart,  Kreis  Fünf  Dörfer,  Gem.  Haldenstein). 
1950-2^00  m.  Alpweide  mit  6  Hütten,  am  O.-Hang  des  Ca- 
landa und  5  Stunden  w.  über  dem  Dorf  Haldenstein.  Hier 
in  2200  m  die  1891  erbaute  Calandahütte  der  Sektion 
Rätia  des  S.  A.  C. 

HALDERH>EU8ER  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdeo- 
berg,  (}em.  Sennwald).  670  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am 
SO.-Hang  des  Hochhaus;  5  km  w.  der  Station  Saiez  der 
Linie  Rorschach-Sargans  und  1,5  km  sw.  Frümsen.  20 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Sax.  Landwirtschaft. 

HALDIQRAT  (Kt.  Nidwaiden).  1922  und  1988  m.  Be- 
graster Kamm,  w.  Ausläufer  des  Brisen  (2408  m ;  zwischen 
Engelberger-,  Kohl-  und  Isenthal),  3  km  ö.  über  Wolfen- 
schiessen. Auf  dem  höchsten  Punkt  (1938  m)  steht  ein 
Kreuz.  Von  Wolfenschiessen  in  4  Stunden  sehr  leicht  zu- 
gänglich. Am  SW.-Hang  die  Haldialp  (Hütten  in  1654  m). 
HALDIMI008  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  und  Gem.  Aar- 
wangen). 490  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  nahe  dem  rech- 
ten Ufer  der  Aare,  3  km  sw.  Aarwangen  und  1,5  km  n. 
der  Station  Büzberg  der  Linie  Olten-Bem.  50  reform.  Ew. 
Landwirtschaft. 

HALEN  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem.  Kirchlindach). 
540  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  über  dem  rechten  Ufer  der 
Aare,  3  km  s.  Kirchlindach  und  4  km  nw.  vom  Bahnhof 
Bern.  Telephon.  49  reform.  Ew.  Landwirtschaft  Der  Aas- 
druck Haien  oder  Hallen  bedeutet  dasselbe  wie  Halden. 

HALEN  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem.  Köniz).  589  m. 
Weiler,  nahe  der  Station  Thörishaus  der  Linie  Bem- 
Freiburg  und  4,5  km  sw.  Köniz.  11  Häuser,  98  reform. 
Ew.  Landwirtschaft. 

HALINGEN  (HINTER  und  VORDER)  (Kt.  Thur- 

pau,  Bez.  Frauenfeld,  Gem.  Mazingen).  530  m.  Weiler,  im 

Thälchen  des  Thunbachs,  an  der  Strasse  Thundorf-Mazin- 

zen  und  2  km  n.  der  Station  Mazingen  der  Strassenbahn 

Frauenfeld-Wil.  Telephon.    15  Häuser, 

62  reform.  Ew.  Wiesen-  und  Weinbau, 

Viehhandel.  Waldungen. 

HALL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Prnntrat). 
Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  Alle. 

HALLAU  (OBER)  (Kt.  Schaffhau- 
sen, Bez.  Unter  Klettgau).  439  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  am  S.-Fnss  des  Hallaoei^ 
bergs  und  3  km  nw.  der  Station  Neon- 
kirch  der  badischen  Linie  SchaflhanaeD- 
Waldshut-Basel.  Postablage,  Telegraph, 
Telephon ;  Postwagen  nach  Wilchingen 
und  Unter  Neuhaus.  114  Häuser,  534 
reform.  Ew.  Wein-  und  Ackerbau,  Wetn- 
und  Viehhandel.  Die  Gemeinde  1545  von 
Unter  Hailau  abgetrennt,  kirchlich  seit 
1713  selbständig.  Auf  der  Aspletswies 
und  beim  östlichen  Berghaua  Ueber- 
reste  römischer  Bauten.  Alemannensie- 
delungen  beim  Dorf  und  auf ^  Asplets- 
wies. 

HALLAU    (UNTER)    (KL   Schaff- 
hausen, Bez    Unter  Klettgau).   437  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  am  Tuss  des  das 
Klettgau    vom  Wutachthal    trennendoi 
Hailauerbergs  ;  1,5  km  n.  der  Station 
Wilchingen-Hallau    der  badischen   Li- 
nie Schaffhausen-Waldshut-Basel.  Post- 
bureau, Telegraph,  Telephon  ;   Postwa- 
gen   zwischen    Station    und   Dorf.   456 
Häuser,  1870  reform.  Ew.  2  Kirchen.  Bedeutender  Wein- 
bau  (216  ha  Rebberge)  mit  einem    durchschnittlichen 
jährlichen  Ertrag  von    lOOO  hl  Wein  im  Werte  Ton  etwa 


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320000  Fp.  Getreide-,  Futter-  und  Kartoffel  bau,  Viehzucht. 
Baumschalen  und  Gartenbau.  Ein  an  der  Wutach  stehen- 


Ober  Hallaa  von  Westen. 

des  Elektrizitätswerk  versorgt  IJallau  seil  1895  mit  Kraft 
uod  Licht.  Verschiedene  Gesellschaften  und  Vereine.  Ar- 
menhaus, 4833  erbaut.  Seit  einigen  .lahren  geht  die  Ein- 
wohnerzahl von  Haliau  wegen  ziemlich  starker  Auswan- 
derung in  die  übrigen  Schweizer  Kantone  zurück.  Die 
Hallauer  sprechen  einen  eigenartiffen  Dialekt,  der  sich 
von  dem  der  Nachbarn  u.  a.  durch  die  Substitution  von 
o  für  n  (Bronne  für  Brunne)  und  die  gutturale  Ausspra- 
che dt^s  r  unterscheidet.  Haliau  gehörte  kirchlich  zuerst 
zu  Neunkirch  und  erhielt  1424  eine  Kaplanei ;  1506  wurde 
die  Kapelle  zur  Pfarrkirche  umgewandelt  und  Haliau  zur 
eigenen  Kirchgemeinde  erhoben.  Die  Kirche  1751  umge- 
baut. Der  Tauistein  stammt  von  4613  ßine  zweite,  4töl 
erbaute  Kapelle  ist  jetzt  zur  Hauptkircl)e  geworden ;  ihr 
in  schönem  gotischem  Stil  aus  Stein  gehauener  Tauf- 
stein stammt  von  4509,  die  einstigen  Glasmalereien  sind 
verschwunden.  Zur  Zeit  der  Reformation  ging  beinahe 
die  ganze  Bevölkerung  zu  den  Wieder täi^fern  über,  kehrte 
aber  bald  zur  reformierten  Staatskirche  zurück.  Schon 
1508  ward  eine  Schule  eingerichtet,  die  man  in  einem 
alten  Turm  der  Befestigungswerke  unterbrachte.  Dieser 
Turm  trägt  heute  noch  folgende  Inschrift:  «Lernung  ist 
besser  dann  Haus  und  Hof,  dann  wann  Haus  und  Hof 
hin  ist,  ist  Lernung  noch  vorhanden.  »  Das  heutige  Schul- 
haus schön  gelegen.  Stattliches  Rathaus.  Kleine  Samm- 
lung von  Altertümern. 

Hallaa  erscheint  urkundlich  zum  erstenmal  4064  als 
Hallaugia,  Hallowa,  dessen  etymologische  Deutung  unsi- 
cher ist.  Seit  dem  44.  Jahrhundert  war  das  4ü50  gegrün- 
dete Kloster  Allerheiligen  in  Schaffhausen  der  grösste 
Grundbesitzer  in  dieser  Gegend.  Der  Bischof  von  Konstanz 


Uater  Haliau  von  S&den. 

erwarb  4302  die  hohe  Gerichtsbarkeit  über  das  Dorf: 
doch  kümmerten  sich  die  Bewohner  von  Haliau  nie  viel 
um  ihren  Oberherm.  Im  Schwabenkrieg  nahmen  die 


Hallauer  wacker  Partei  für  die  Eidgenossen  und  zeichne- 
ten sich  besonders  am  4.  April  1499  aus,  an  welchem  Taire 
sie  während  40  Stunden  gegen  eine  90 
fache  schwäbische  Uebermacht  Stand 
hielten  und  sie  schliesslich  noch  in  die 
Flucht  schlugen.  Schon  zu  dieser  Zeit 
war  in  Haliau  und  Neunkirch  der  leb- 
hafte Wunsch  nach  Anschluss  an  die 
Eidgenossenschaft  vorhanden,  konnte 
aber  wegen  des  Widerstandes  des  Bi- 
schofes  noch  nicht  verwirklicht  werden. 
Die  Reibereien  zwischen  den  Hailauern 
und  ihrem  Oberherrn  und  die  Unent- 
schlossenheit  des  Abtes  von  Allerheili- 

Ken  ermöglichten  es  der  Stadt  Schaff- 
ausen,  sich  4521  der  Ortschaft  zu  be- 
mächtigen. Der  durch  die  Bauernbe- 
weeung  jener  Zeit  beunruhigte  Bischof 
verkaufte  dann  4525  die  kleine  Stadt 
Neunkirch  und  seine  Hoheitsrechte 
über  Haliau  an  Schaffhausen.  Da  in 
der  Folge  die  Schaffhauser  Obrigkeit 
sich  wie  in  andern  Städten  zu  einer  despotischen 
Aristokratie  auswuchs,  entstanden  auf  der  Landschaft 
und  somit  auch  in  Haliau  öfters  Unruhen  und  Un- 
zufriedenheit, die  aber  zu  keinem  Ergebnis  führten. 
Dann  kamen  die  bewegten  Zeiten  von  4790  und  der 
folgenden  Jahre.  Am  4.  Mai  1800  fand  bei  Haliau  ein 
Kampf  gegen  die  Franzosen  statt.  Neue  Wirren  entstanden 
während  der  Restaurationszeit  und  dann  besonders  1831, 
in  welchem  Jahre  die  Bauern  des  Klettgaus  unter  Füh- 
runff  der  Männer  von  Haliau  und  Schieitheim  gegen  die 
Staat  Schaffhausen  marschierten.  Am  6.  Mai  lS»  ergrif- 
fen die  Hallauer  aus  eigener  Initiative  die  Waffen,  um 
die  schweizerische  Neutralität  gegen  ungebührliche  Ue- 
bergriffe  der  damaligen  badischen  Regierung  zu  schüt- 
zen. Als  Zeichen  der  Anerkennung  für  die  von  Hailau 
während  Jahrhunderten  stets  eezeiffte  patriotische  Ge- 
sinnung statteten  die  Mitglieder  der  schweizerischen 
Bundesversammlung  dem  Ort  bei  Anlass  des  eidgenössi- 
schen Schützenfestes  in  Schaffbausen  1865  einen  offiziel- 
len Besuch  ab.  Von  Haliau  ist  auch  4825  die  Bewegung 
ausgegangen,  die  zur  Umgestaltung  des  Schulwesens  im 
ganzen  Kanton  geführt  hat.  Leiter  dieser  Bewegung  wa- 
ren der  Pfarrer  und  Schulinspektor  Johannes  Schenkel 
und  der  Lehrer  Adam  Schlatter,  der  damals  eine  nach  den 
Grundsätzen  von  Pestalozzi  geleitete  höhere  Schule  einrich- 
tete. Haliau  ist  die  Heimat  emer  Reihe  von  hervorragenden 
Männern,  von  denen  wir  nennen:  die  zwei  eben  erwähnten 
Schulmänner  Pfarrer  J.  Schenkel  (f  1828)  und  Lehrer  A. 
Schlatter  (f  I83i),  ferner  Georg  Scholtli,  den  Anführer  der 
Hallauer  im  Jahr  1790,  dann  den  Staatsmann  Johann  Georg 
Grieshaber  (f  1839)  und  seinen  Sohn,  den  Juristen  Martin 
Grieshaber,  dessen  Votum  den  Grossen 
Rat  des  Kantons  veranlasste,  die  aktive 
Mitwirkung  an  der  Autlosung  des  Son- 
derbundes zu  beschliessen ;  den  Obersten 
Johann  Konrad  Bringolf  (f  4890),  den 
Ingenieur  utid  Kartographen  Karl  Auer 
(t  4898),  sowie  den  Archivar  J.  G. 
Pfund  (+  4903),  den  Geschichtsschrei- 
ber Hai  laus,  aem  wir  unsere  histo- 
rische Skizze  über  Hallaus  Schick- 
sale verdanken.  Pfund  hat  zur  Ge- 
schichte seines  Heimatortes  folgende 
6  Broschüren  veröffentlicht :  Die  Be- 
hauptung der  schweizer.  Neutralität 
durch  die  Gemeinde  Haliau  den  6.  Mai 
i833.  Schaffhausen  1884.  —  lieber  das 
Schütienwesen  in  Haliau  aus  alter 
und  neuer  Zeit.  Haliau  1886.  —  Die 
Hallauer  Bergkirche  St.  Moritz.  Haliau 
1893.  —  Historisches  über  das  Hal- 
lauer Forstwesen.  Haliau  1902.  — 
Etwas  aus  der  Hallauer  Schulge- 
schichte. Haliau  1902.  —  Verzeichnis 
der  majorennen  Bürgerschaft  der 
Gemeinde  Haliau.   1  lailau  4900. 

Im  Haliau  hat  man  viele   Funde  aus  der  Vorzeit  ffe- 
macht :  Auf  Breitelen  ein  Kupferbeil  und  eine  keltische 


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Münze;  auf  dem  Hallauerberg  UmenRräber;  im  Seben- 
hau  und  am  Ringschülerplatz  Grabhügel ;  bei  der  Berg- 
kirche vorrömische  Flachgräber ;  im  Hüttenhau 
und  bei  Wunderklingen  üeberreste  römischer 
Bauten ;  beim  Pfarrhaus  eine  Vase  mit  römi- 
schen Münzen ;  bei  der  Berffkirche  Alemannen- 
grab ;  Grab  mit  römischer  Äschenume. 

HALLAUERBERQ  (Kt.  Schaffhausen, 
Bez.  Unter  Klettgau).  625  m.  Teil  des  Berg- 
rückens zwischen  dem  Klettgau  und  Wutacn- 
thal,  an  dessen  Fuss  Hallau  liegt-  im  w.  Ab- 
schnitt etwas  bewaldet.  4  Bauernnöfe,  43  re- 
form. Ew.  Kirchgemeinde  Unter  Hallau.  Tele- 
phon. Landwirtschaft. 

HALLE  (BOI8  DE  L')  (Kt.  Neuenburg, 
Bez.  Le  Locle,  Gem.  La  Br^vine).  1100-4200  m. 
Grosse  Waldung  und  weite  Sennberge,  nahe 
der  Strasse  La  Brövine-Couvet  und  3  km  s.  La 
Br^vine.  Postwagen  La  Br^vine-Couvet.  6  Meier- 
höfe, 45  reform.  Ew.  Gemischte  Schule.  Vieh- 
zucht. 

HALLWIL    (8CHL088)    (Kt.    Aarsau, 
Bez.  Lenzburff,  Gem.  Seengen).  448  m.  Schloss, 
am  linken  Ufer  der  Hallwiler  Aa»  1  km  vom 
untern    Ende   des   Hallwilersees  und  an   der 
Strasse  Boniswil-Seengen.  2  Gebäude,  17  re- 
form.   Ew.    Wiege   eines    der    berühmtesten 
Geschlechter  der  Schweiz.  Im  11.  Jahrhundert 
erbaut,  aus  welcher  Zeit  noch  die  nach  W. 
gelegenen  Teile  des  Schlosses   stammen.  Be- 
steht eigentlich  aus  zwei  Schlössern  und  stand 
einst  auf  einer  kleinen  Insel  im  See,  die  jetzt 
landfest  geworden  ist.  Bis  1796  bildete  Haflwil 
eine  eigene  Baronie  mit  ausgedehnten  Hoheitsrechten.  In 
einem  der  Säle  sieht  man  heute  noch  den  gemalten  Stamm- 
baum des  Geschlechtes  von  Haliwil ;  ferner  zeigt  man  das 
Schwert,  mit  dem  der  Ueberlieferung  nach  vor  dem  Schloss 
Fahrwangen  63  Mitverschworene  ^egen  Kaiser  Albrecht 
enthauptet  worden  sein  sollen.  Als  im  10.  Jahrhundert  ein 


darin  häuslich  eingerichtet  hatten.  Nach  dem  Erlösciieii 
der  Grafen  von   Lenzburg    nahmen  die  Haliwil    Partei 


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Südfront  des  Schlosses  Haliwil. 

Haliwil  nach  langjähriger  Abwesenheit  aus  dem  Heiligen 
Lande  zurückkehrte,  musste  er  seine  Stammburg  zuerst 
wieder  von  den  Mönchen  säubern,  die  sich  unterdessen 


Sohloss  Haliwil. 

für  die  Grafen  von  Kiburg  und  seit  1273  für  die  Grafen 
von  Habsburg  und  kämpften  bei  Morgarten,  Sempach 
und  in  den  Appenzellerkriegen  mit.  Zur  Belohnung  für 
ihre  Treue  erhielten  sie  von  den  Herzogen  von  Oester- 
reich  die  Marschallswürde.  Als  die  Hemer  1415  den 
Aargau  eroberten,  bemächtigten  sie  sich  auch  der  den 
Haliwil  gehörenden  Schlösser,  nämlich  der  beiden 
Wartburgen  bei  Ölten,  des  Schlosses  Haliwil  und  der 
Burg  Wildeffg,  wo  gerade  Thüring,  der  Schlossherr  von 
Haliwil,  bei  seinen  Vettern  Rudolf  und  Walther  auf 
Besuch  weilte.  Schloss  Haliwil  ging  damals  in  Flammen 
auf,  wurde  aber  1419  wieder  aufgebaut.  Die  Herren  von 
Haliwil  leisteten  Bern  den  Treueid,  worauf  ihnen  alle 
ihre  Rechte  und  ihr  Besitz  unter  der  Bedingung  gewahrt 
blieben,  dass  sie  und  ihre  Leute  im  Kriegsfall  mit  den 
Bernem  zu  marschieren  verpflichtet  waren.  Im  Augast 
1415  schlössen  die  Haliwil  mit  Bern  und  Solothum  ein 
Burarecht,  das  sie  zu  Aussenburgem  dieser  beiden 
Städte  machte  und  unter  deren  unmittelbaren  Schutz 
stellte.  Trotzdem  nahm  Thüring  von  Haliwil  im  alten  Zü- 
rich krieg  Partei  für  Zürich  und  gegen  die  Eidgenoasen. 
Später  kauften  die  Haliwil  das  Burgerrecht  von  Bern 
und  Solothum,  und  von  dieser  Zeit  an  findet  man  sie  in 
allen  Kämpfen  stets  wacker  auf  Seite  der  Eidgenossen 
stehen.  Hans  von  Haliwil  befehligte  am  Tage  von  Murten 
die  Vorhut  der  Eidgenossen  und  trug  sowohl  durch  seine 
persönliche  Tapferkeit  wie  durch  seine  weisen  Ratachläge 
wesentlich  zur  Niederlage  Karls  des  Kühnen  mit  bei.  Ein 
Zweig  der  Familie  lebt  heule  in  Oesterreich,  wo  er  den 
Grafentitel  erlangt  hat,  ein  anderer  in  Schweden.  Im 
Mittelalter  und  vor  der  Reformation  war  die  Burgherr- 
schaft Haliwil  das  politische  Zentrum  für  einen  weiten 
Umkreis  von  Landschaften;  ihr  Besitz  und  ihre  Hechte 
erstreckten  sich  auf  das  ganze  Gebiet  rund  um  den  Hall- 
wilersee,  auf  die  Troslburg  und  Wartburg,  sowie  auf  zahl- 
reiche Ortschaften  der  Bezirke  Aarau,  Kulm,  Lenibnrg 
und  Brugg.  Später  verlor  das  Geschlecht  viel  von  seinem 
Ansehen  durch  innere  Streitigkeiten  und  Ausschreitungen 
von  Seiten  einzelner  seiner  Angehörigen.  Das  Schloss 
wird  trotz  seiner  einstigen  Wiedernerstellung  heute  nicht 
mehr  unterhalten  und  zerfallt  allmähliff  zur  Ruine.  Der 
Name  Haliwil  vom  Personennamen  HaJo  (hal  =  Mann, 
Held). 

KIHALLWIL  (NIEDER)  (Kt.  Aargau,  Bez.  Lenzburg). 
478  m.  Gem.  und  Dorf,  am  linken  Ufer  der  Hallwiler  Aa 
und  nahe  dem  N.-Ende  des  Hallwilersees.  Station  der 
Seethalbahn.  PosUblage,  Telegraph,  Telephon.  59  Hänser, 


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387  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Seengen.  Äckerbau  und 
Viehzucht.  Ziegelei,  Gipsmühle,  Zigarrenfabrik,  Strohhut- 
ftibrikation.  Fund  eines  Steinbeiles. 

HALLWILER  AA  (Kt.  Aargau).  Fluss.  S.  den  Art. 
Aa  (Hallwiler). 

HALLWILER8EE  (Kt.  Aargau,  Bez.  Lenzburg  und 
Kt.  Luzern,  Amt  Hochdorf).  451  m.  Kleiner  Moränenstau- 
see, im  Mittellauf  der  Hallwiler  Aa,  15  km  so.  Aarau  und 


Der  Hallwilersee. 

3,5  km  n.  vom  Baldeggersee ,  mit  dem  er  durch 
die  Wag  in  Verbindung  steht.  Zieht  sich  zwischen 
den  Hügelzü^en  des  Hombergs  und  der  Egg  im  W. 
"""^   des    Grutzenbergs    und    Sandhübeis    im    0.    von 


und 


SSO.-NNW.  8,5  km  Tang,  im  Maximum  1,5  km  breit 
und  47  m  tief.  Wird  am  W.-Ufer  von  der  Seethalbahn 
und  der  Strasse  Lenzburg-Luzem,  am  O.-Ufer  von 
der  Strasse  Seengen-Hitzkirch  begleitet.  Das  liebliche 
ü.-üfer  ist  mit  Wald,  Dörfern  und  Weilern  bestanden, 
das  ernstere  W.-Ufer  zeigt  einen  Steilabfall.  Sehr 
fischreich,  besonders  an  Felchen.  Bis  zur  französi- 
schen Revolution  stand  der  Burgherrschaft  Hallwil 
die  niedere  und  hohe  Gerichtsbarkeit  über  das  ganze 
umliegende  Land,  sowie  das  einzige  Fisch-  und  SchifT- 


fahrtsrecht  auf  dem  See  zu.  Heute  gehört  die  Fischen z 
des  aargauischen  Teils  des  Sees  dem  Staat  und  wird  von 
ihm  verpachtet.  Der  See  friert  fast  jeden  Winter  zu.  Seine 
Ufer  werden  von  Jahr  zu  Jahr  sumpfiger  und  unge- 
sunder, so  dass  man  schon  zu  wiederholten  Malen 
von  einer  Tieferlegung  gesprochen  hat.  Im  Sommer 
besorgt  ein  kleines  Dampfschiff  den  recht  regen  Ver- 
kehr zwischen  den  Seeufern.  Der  See  ist  übrigens 
ein  beliebtes  Ausflugsziel  der  Aargauer  Bevölke- 
rung. 

HALS  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  To^ 
Gem.  Mogelsberff).  987  m.  Gruppe  von  4^ 
auf  einer  Anhöhe  und  an  der  Vereiniguns  von 
fünf  Fusswegen;  3,2  km  so.  Mogeisberg,  fe  re- 
form. Ew.  Viehzucht.  Schöne  Aussicht  auf  die  Umge- 
gend. 

MALTA  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense.  Crem.  St.  An- 
ton). 800  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  über  dem  linken 
Ufer  der  Sense:  3,5  km  so.  St.  Anton  und  9,6  km 
ssö.  der  Station  Schmitten  der  Linie  Bern-Freiburc. 
40  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Kirchgemeinde 
Heitenried.  Wiesenbau  und  Viehzucht,  Holzhandel. 
Halta  ist  die  Freiburger  Dialektform  für  Halten 
oder  Halden. 

HALTA  (OBERE  und  UNTERE)  (Kt.  Frei- 
burg, Bez.  Sense,  G^m.  Zumholz).  885  und  865  m. 
Zwei  Gruppen  von  zusammen  7  Häusern,  an  der 
Strasse  Brünisried-PlafTeien  ;  1,4  km  n.  Plaffeien  u. 
15  km  so.  vom  Bahnhof  Freiburg.  39  kathol.  Ew. 
deutscher  Zunge.  Kirchgemeinde  Plaffeien.  Wiesen- 
bau und  Viehzucht,  Holzhandel.  StrohHechterei. 

HALTBERQ  (NEU,  OBER  und  UNTER)  (Kt. 
Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Rüti).  495  m.  Drei  (^rup- 
pen  von  zusammen  37  Häusern,  im  Thal  der  Jona 
und  200  m  n.  der  Station  Rüti  der  Linie  Zürich- 
Ueter-Rapperswil.  312  reform.  Ew.  Fast  alle  Bewoh- 
ner arbeiten  in  den  Fabriken  von  Rüti. 

HALTBERQ  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Zü- 
rich, Bez.  Hinwil,  Gem.  Wald).  749  et  715  m.  Zwei 
Gruppen  von  zusammen  9  Häusern,  auf  den  Höhen 
zwischen  Jona  und  Schmittenbach  und  1,4  km  n. 
der  Station  Wald  der  Tössthalbahn  und  der  Linie 
Ruti-Wald.  70  reform.  Ew.  Viehzucht. 

HALTBERQHOLZ  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil, 
Gem.  Wald).  760  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  in  ei- 
nem linksseitigen  Nebenthälchen  zur  Jona  und  2.4 
km  n.  der  Station  Wald  der  Tössthalbahn.  26  reform. 
Ew.  Viehzucht. 

HALTE  DU  CREUX  (LA)  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Courtelary,  Gem.  Renan).  ICKX)  m.  Haltestelle  der  Li- 
nie Biel-Sonceboz-La  Chaux  de  Fonds,  am  N.-Hang 
des  St.  Immerthaies  und  vor  dem  Eingang  in  den 
Tunnel  von  Les  Convers.  Dient  den  zahlreichen  zer- 
streut gelegenen  Meierhöfen  der  Umgegend.  Der 
Name  Creux  von  einem  etwas  weiter  nach  S.  gele- 
genen kleinen  Erosionszirkus. 

HALTEN,  HALDEN.  Häufige  Ortsnamen;  be- 
zeichnen einen  Berghang  oder  eine  an  einem  solchen 
stehende  Siedelung. 

HALTEN  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Hinterland, 
Gem.  Stein).  770  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  800  m  w. 
Stein  und  5  km  nö.  der  Station  Waldstatt  der  Appen- 
zellerbahn  (Winkeln-Herisau-Appenzell).  31  reform. 
Ew.  Landwirtschaft. 

HALTEN  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorderland, 
Gem.  Grub).  871  m.  Weiler,  an  der  l^trasse  St.  Gal- 
len-Heiden und  an  der  Grenze  gegen  den  Kanton  St.  Gal- 
len; 1,3  km  sw.  Grub  und  3,5  km  wsw.  der  Station  Hei- 
den der  Bergbahn  Rorschach-Heiden.  Telephon.  17  Häu- 
ser, 119  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

HALTEN  (Kt.  Appenzell  L  R.,  Gem.  Rüti).  887  m. 
Gruppe  von  3  Häusern,  am  linken  Ufer  des  Rötelbachs 
und  ö  km  ö.  der  Station  Appenzell  der  Appenzellerbahn 
(Winkeln-Herisau-Appenzell).  18  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde Appenzell.  Viehzucht.  Stickerei.  Hier  liegt  ein 
etwa  60  m^  messender  erratischer  Block  von  Puntaiglas- 
granit,  wahrscheinlich  der  vom  alten  Rheingletscher  am 
höchsten  oben  abgelagerte  Block  dieser  Grösse.  Er  steht 
unter  dem  Schutz  des  Naturwissenschaftlichen  Vereins 
von  St.  Gallen. 


512 


BAL 


HAM 


HALTEN  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem.  Köniz).  Wei- 
ler. S.  den  Art.  Halden. 

HALTEN  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Saanen,  Gem.  Gsteig). 
1238  m.  13  Häuser,  am  rechten  Ufer  der  Saane  zerstreut 
gelegen,  9  km  s.  der  Station  Saanen  der  Simmenthalbahn 
und  4,5  km  n.  Gsteig.  75  reform.  £w.  Alp  Wirtschaft. 

HALTEN  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  St.  Urs). 
769  m.  Häusergruppe,  im  Thal  des  Galternbachs  (Gotte- 
ronj,  3  km  so.  St.  Urs  und  11,5  km  so.  vom  Bahnhof 
Freiburg.  21  kathol.  Ew.  deutscher  Zunj^e.  Kirchgemeinde 
Alterswil.  (^etreide-  und  Wiesenbau,  Viehzucht. 

HALTEN  (Kt.  und  Gem.  Glarus).  510-550  m.  Wiese 
mit  2  Häusern  und  mehreren  Ställen,  am  N.-Fuss  des 
Vorder  Glärnisch  und  1  km  sw.  Glarus.  Darüber  der 
Haltenwald. 

HALTEN  (Kt.  und  Amt  Luzern,  Gem.  Ebikon).  430  m. 
Gruppe  von  5  Häusern»  am  linken  Ufer  des  Ron  und  300 
m  nw.  der  Station  Ebikon  der  Linien  Zurich-Zug-Luzern. 
30  kathol.  Ew.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 

HALTEN  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Giswil).  540  m.  Gruppe 
von  7  Häusern,  am  Rütibach  und  800  m  nw.  der  Kirche 
Grosstheil.  29  kathol.  Ew. 

HALTEN  (Kt.  und  Buz.  Schwyz,  Gem.  Ingenbohl). 
476  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  S.-Fuss  des  Urmibergs 
und  am  Ufer  des  Vierwaldstaltersees ;  1,7  km  nw.  der 
Station  Brunnen  der  Gotthardbahn.  .20  kathol.  Ew.  Ka- 
pelle. 

HALTEN  (Kt.  Solothurn,  Amtoi  Kriegstetten).  457  m. 
Gem.  und  Dorf,  an  der  Oesch  und  2,7  km  s.  der  Station 
Subigen  der  Linie  Lyss-Solothurn-Herzogenbuchsee.  41 
Häuser,  361  Ew.,  wovon  225  Katholiken.  Kirchgemeinde 
Kriegstetten.  Ackerliau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 
Uhrensteinschleiferei.  Auf  dem  Rain  ein  Refugium.  Alter 
Turm.  Ein  Notker  von  Halten  wird  1201  als  Dienstmann 
der  Herzoge  von  Zähringen  erwähnt ;  später  waren  die 
Halten  Vasallen  der  Grafen  von  Kiburff  und  nahmen  dann 
ihren  Wohnsitz  im  Berner  Oberlana;  Peter  von  Halten 
war  1337  Schultheiss  von  Thun.  Noch  später  siedelte  die 
Familie  nach  Obwalden  über  und  erwarb  das  Berner 
Bürgerrecht.  Der  Burgturm  Halten  im  Gümmenenkrieg 
1332  von  den  Bemem    und  Solothurnem  genommen; 


Burgturm  Halten  (Kt.  Solothurn). 

diente  der  Stadt  Solothurn  bis  zum  Bauernkrieg  als 
Staatsgefangnis  und  ward  in  der  Folge  von  den  Herren 
von  Stein  bewohnt.  Vergl.  Rahn,  J.  R.  Die  miUelaUer- 


lic?ien  Kunatdenkmäler  des  Kant.  Solothurn,  Zärich 
1893. 

HALTEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Oestl ich  Raron,  Gem.  Filet). 
800  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  auf  der  Terrasse  von  Filet, 
2  km  nö.  loörel  und  9  km  nö.  der  Station  Brig  der  Sim- 
plonbahn.  42  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Morel.  Vieh- 
zucht. 

HALTEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Obwalden, 
Gem.  Kerns).  60  Häuser,  am  W.-Hanff  des  Arvigrates 
zerstreut  gelegen,  2  km  ö.  Kerns.  304  kathol.  Ew.  Vieh- 
zucht. 

HALTEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  St.  Gallen. 
Bez.  Gossau,  Gem.  Gaiserwald).  706  und  680  m.  Zwei 
Gruppen  von  zusammen  14  Häusern,  auf  sonnenreichem 
und  mit  Obstbäumen  übersätem  Wiesenhang,  an  der 
Strasse  Engelburg-St.  Gallen  und  2,5  km  nw.  vom  Bahn- 
hof St.  Gallen.  107  kathol  Ew.  Kirchgemeinde  Engelbarg. 
Viehzucht.  Korporationskäserei.  Stickerei. 

HALTENRAIN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun).  600  m. 
So  heisst  das  zum  Aarethal  absteigende  Gehänge  der  Mo- 
ränenhügel über  Thierachern.  Bewaldet.  Ums  Jahr  1800 
hat  man  Reste  von  alten  Mauern  aufgedeckt,  von  denen 
man  einst  mit  Unrecht  vermutete,  dass  sie  einer  alten 
Brücke  über  den  einst  bis  hierher  sich  erstreckenden 
Thunersee  angehört  hätten. 

HALTIKON  (Kt.  Schwyz,  Bez.  und  Gem.  Küssnacht). 
524  m.  Gemeindeabteilung  und  Dorf,  auf  der  zwischen 
Rotenberg  und  Vierwaldstättersee  gelegenen  Hochfläche 
und  2  km  nw.  der  Station  Küssnacht  der  Gotthardbahn. 
Gemeindeabteilung,  mit  Lippertswil  und  Thal:  51  Häuser, 
349  kathol.  Ew. ;  Dorf:  33  Häuser,  255  Ew.  Grosse  Kapelle. 
Fruchtbarer  Boden,  zahlreiche  Obstbäume.  Haitikon  mit 
Lippertswil  und  Thal  gehörte  einst  nicht  zu  den  Besitzun- 

fen  der  in  dieser  Gegend  begüterten  Grafen  von  Lenz- 
urg  und  schloss  1424  mit  Schwyz  ein  vom  Kaiser  Sigis- 
mund  bestätigtes  Sonderbündnis.  1284:  Haitikon;  1S)6: 
Haltinkon. 

HAMBERQ  (OBER  und  UNTER)  (Kt  Thargao, 
Bez.  Manch wilen.  Gem.  Fischingen).  805  and  790  m. 
Zwei  Gruppen  von  zusammen  9  Häusern,  in  gebirgiger 
Gebend  nahe  der  Grenze  gegen  das  Zürcher  Oberland  and 
auf  den  Höhen  zwischen  Töss-  und  Murgthal ;  4,5  km  nw. 
Fischingen  und  7  km  ö.  der  Station  Wila  der  Tösathal- 
bahn.  51  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirch|[emeinde  Dosa- 
nang.  Wiesenbau  und  Viehzucht.  Stickerei. 

HAMBOHL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Fraubrannen).  540 
m.  Grosser  V^ala,  zwischen  Jegenstorf  und  Grafenried, 
von  der  Strasse  Solothurn-Bem  durchzogen.  Während 
der  NO  .-Abschnitt  den  Namen  Lönholz  trägt,  setzt  sich 
der  Wald  nach  W.  im  Katzerenwald  fort.  Etwa  2  km  lang 
und  im  Mittel  1  km  breit. 

HAMBÜHLCKt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald,  Gem. 
Sumiswald).  865  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  800  m  so. 
Wasen,  10  Icm  n.  der  Station  Ramsei  der  Linie  Burgdorf- 
Langnau  und  4,7  km  nö.  Sumiswald.  29  refortn.  Ew. 
Kirchgemeinde  Wasen.  i 

HAMII8FELD(Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem.  Hefen- 
hofen).  463  m.  Weiler,  an  der  Strasse  Amriswil-Uttwil ; 
1,5  km  nö.  Hefenhofen  und  2,6  km  nnö.  der  Station  Am- 
riswil  der  Linie  Zürich-Winterthur^Romansbom.  12  Häu- 
ser, 68 reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Amriswil- 
Sommeri.  Acker-,  Wiesen-  und  Obstbau.  Stickerei. 

HAMMER  (Kt.  Solothurn,  Amtei  und  Gem.  Ölten). 
405  m.  Westl.  Aussenquartier  von  Ölten,  an  der  Dünnem 
und  1  km  w.  vom  Bahnhof  Ölten.  Station  Ölten- Hammer 
der  Linie  Olten-Solothum-Biel.  Telegraph.  Telephon.  49 
Häuser,  521  kathol.  und  reform.  Ew.  Kirchgemeinden 
Ölten.  Bedeutende  Schuhfabriken  und  Fabrik  zur  Her- 
stellung von  Filzstoff  für  die  Papierfabrikation. 

HAMMER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  2768  m.  Gipfel, 
sw.  Vorberg  des  Galmihoms  (3000  m),  in  der  Gmppe  des 
Pizzo  Gallina  (9067  m) ;  oben  über  dem  Eginenthal.  Von 
Ulrichen  aus  über  Blaswald  in  4  Stunden  sehr  leicht  zn 
erreich  en 

HAMMER  oder  HAMMERMOHLE  (Kt.  Zärich, 
Bez.  Pfaffikon,  Gem.  Lindau).  Ehemaliger  Name  einer 
Häusergruppe  bei  der  Station  Kemptthal.  S.  diesen  Art 

HAMMERRAIN  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Baisthai,  Gem. 
Herbetswil).  567  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  an  der  Dün- 
nern und  an  der  Strasse  Münster-Balsthal,  13  km  sw.  der 


HAM 


HAN 


513 


Station  BaUthal  der  Linie  Oensingen-BaUthal  und  %1  km 
nö.  Weischenrohr.  20  iLathol.  Ew.  Wie8enl>au,  Viehzucht 
und  -handei.  Kiesgrube. 

HAMMER8HAU8  (Kt.  St.  Gailen, 
Bez.  Rorschach,  Gem.  Unter  Egffen).  552 
m.  Gruppe  von  5  Häusern,  über  dem 
rechten  ufer  der  Goldach,  3  Itm  sw. 
der  Station  Goldach  der  Linie  Rorschach- 
St.  Gallen  und  1,2  km  nö.  Unter  Eff- 
gen.  25  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Die 
männlichen  Bewohner  arbeiten  in  der 
benachbarten  V^eberei  Blumenegg. 

HAMMET8CHWAND  (Kt.  Nid- 
walden).  1131  m.  Höchster  Punkt  der 
Kette  des  Bärgenstocks  und  langer  wald- 
bewachsener Felskamm,  der  nach  0. 
spornartiff  in  den  Vierwaldstättersee 
vortritt.  Mit  dem  Bärgenstock  zusam- 
men zwischen  Alpnachersee  und  Buochs- 
er  Bucht.  Wird  von  der  obem  End- 
station der  Drahtseilbahn  oft  besucht 
(Vi  Stunden).  Die  Hammetschwand  fallt 
nach  N.  beinahe  senkrecht  in  den  See 
ab,  dessen  Wasser  von  hier  aus  gese- 
hen in  wundervollem  Blau  («blauer 
Strahl»)  sich  wiederspiegeln.  Die  pracht- 
volle Aussicht  umfasst  neben  der  gros- 
sem Hälfte  des  Vierwaldstättersees  noch 
sechs  weitere  Seen,  dann  die  Glamer, 
Umer  und  Bemer  Alpen  und  endlich 
grosse  Teile  der  Kantone  Schwvz,  Zuff 
und  Luzem.  Abstieg  nach  Buocns  una 
Stans  in  je  etwa  2  Stunden.  Schalen- 
steine. Vergl.  auch   den  Art.  BOroenstock. 

HANDECK  oder  HANDEQQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Ober  Hasle).  Wasserfall,  Hätten  und  Gasthof;  im  obem 
Aarethal  zwischen  Grimselhospiz  und  Guttannen;  an  der 


bedeutendsten  Wasserflille  der  Alpen.  Der  früher  unzu- 
gängliche Fall  ist  jetzt  auf  guten  Wegen  bequem  zu  er- 


Haadeckfall. 

Grimselstrasse  5,5  km  s.  Guttannen.  Hier  bildet  die  in 
enger  Schlucht  brausende  Aare  über  einen  das  Thal  que- 
renden Feisriegel  den  berühmten  Handeckfall,  einen  der 


Hangendgletscberborn,  von  der  Hohwaldalp  aus. 

reichen.  Der  Fluss  stürzt  sich  aus  einer  Höhe  von  46  m 
in  einen  döstem  Schlund  und  mischt  seine  graugrünen 
Wasser  mit  dem  weissen  Gischt  des  an  derselben  Stelle 
in  ihn  einmündenden  Aerlenbachs.  Das  Ganze  ist  ein 
Bild  von  wilder  Grossartigkeit.  Oberhalb  des  Falles  ein 
Gasthof  mit  Postabiage  und  Telegraph  (im  Sommer)  und 
die  Hüttengruppe  Handeck. 

HANEQQ  (Kt.  Zürich,  Bez.  und  Gem.  Horgen).  5M)- 
620  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  an  der  Strasse  Horgen- 
Sihlbrugg  und  3,5  km  so.  der  Station  Horgen  der  links- 
ufrigen  Zürichseebahn  (Zürich- Wädenswil).  28  reform.  Ew. 
Wiesenbau. 

HANFQARTEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Gos- 
sau).  5(X)  m.  Weiler ;  2,6  km  so.  Gossau,  500  m  s.  der 
Station  Ottikon  der  elektrischen  Strassenbahn  Wetzikon- 
Meilen  und  3,5  km  sw.  der  Station  Wetzikon  der  Linie 
Zürich-Uster-Rapperswil.  11  Häuser,  45  reform.  Ew.  Land- 
wi  rt  scha  ft 

HANG,'  HANQELER,  HANQETEN,  HiENQE- 
LEN,  HiENOELI,  HiENQOELEN,  HENQELEN 
etc.  Häufig  vorkommende  Ortsnamen  der  deutschen 
Schweiz,  bezeichnen  alle  einen  Berghang,  ein  (gewöhnlich 
steiles)  Gehänge. 

HANQENDERFIRN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  3100- 
2880  m.  Ganz  kleiner  Hängegletscher,  am  SO.-Hang  des 
Wasenhoras  (3457  m) ;  sendet  seine  Schmelzwasser  zum 
Wallibach,  der  das  Selkinger- oder  Bieli^erthal  entwässert 
u.  unterhalb  Selkingen  von  rechts  in  die  Rhone  mündet. 

HANQENDQLET8CHER  (Kt.  Bem,  Amtsbez.  Ober 
Hasle).  3100-2600  m.  Kleiner  Gletscher;  1,5  km  lang  und 
im  Maximum  1,3  km  breit;  am  OSO.-Hang  des  Hangend- 
gletscherhoros  (3294  m),  das  w.  über  der  Gaulihütte  (im 
Urbachthal)  aufsteigt.  Sendet  seine  Schmelzwasser  zum 
Kammlibach,  der  unter  dem  Gauligletscher  durch  zum 
Urbachwasser  fliesst.  Wird  im  N.  vom  Teilengrat  (2824 m) 
und  den  Sagizähnen  (2718  m)  und  im  SW.  vom  Kammli- 
grat (3122,  3072,  2998  m)  umrahmt. 

HANQENDQLET8CHER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Viso). 
340O-3000  m.  Kleiner  Gletscher,  am  O.-Hang  des  NO.- 
Grates  des  Strahlhoros  (4191  m);  hängt  links  über  dem 
Schwarzenberggletscher  (oberstes  Saasthal). 

HANQENDQLET8CHERHORN  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez. Ober  Hasle).  3294  m.  Felsgipfel,  in  der  Gruppe  des 
Bossen ;  links  über  dem  Urbachthal  und  n.  über  dem 
Gauligletscher.  Von  ihm  gehen  drei  Gräte  aus:  der  zum 
Renfenhom  (3272  m)  ziehende  NW.-Grat,  der  O.-Grat  mit 
dem  Teilengrat  (2824  m),  den  auf  der  Siegfriedkarte  un- 

0E06R    LEX.  77  —  11—33 


514 


HAN 


HAR 


benannten  Sagizähnen  (2718  m)  und  dem  Gwächten  (2515 
m)  und  endlich  der  SO.-Grat  oder  Kammligrat  Kann  von 
der  Gaulihütte  des  S.  A.  C.  aus  in  4Vt  Stunden  bestiegen 
werden.  Ausserordentlich  schöner  Blick  gegen  das  Schreck- 
horn.  Trigonometrisches  Signal  erster  Oranung. 

HANQENM008  (HINTER,  MITTI.ER  und  VOR- 
DER) (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen,  Gem.  Wädenswil).  520- 
485  m.  6  Häuser,  an  der  Strasse  Wädenswil-Spitzen  zer- 
streut gelegen  und  2  km  nw.  der  Station  Wädenswil  der 
linksufrigen  Zärichseebahn  (Zürich-Wädenswil).  Tele- 
phon. 42  reform.  £w.  Landwirtschaft.  Hangenmoos  = 
sumpfiger  Berghang. 

HANQHORN  (Kt.  Obwalden).  2680  m.  Einer  der  höch- 
sten Gipfel  der  Kette  zwischen  Engelberger-  und  Melch- 
thal,  aber  nur  wenig  bekannt  und  selten  besucht,  da  seine 
zwei  (zwar  nur  wenig  höbern  aber  freier  stehenden)  Nach- 
barn Graustock  und  Hutstock  von  den  Touristen  bevor- 
zugt werden.  Kann  von  der  gutbesuchten  Sommerfrische 
Melchsee-Frutt  in  3  Stunden  ohne  Schwierigkeit  bestiegen 
werden.  Sehr  schöne  Aussicht,  besonders  auf  den  Titlis 
und  die  Spannörter. 

HANQSACKQRAT  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans). 
2640  m.  Gipfel,  so.  über  Weisstannen,  in  dem  stark  zer- 
rissenen Keuper-  und  Liaskamm  zwischen  Val  Täsch  und 
Calfeisenthal,  der  die  Gruppe  der  Grauen  Homer  mit  dem 
Saurenstock  verbindet. 

HANNIBAL  (COL  D')  oder  ANNIBAL  (COL  D') 
(Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont).  3005  m.  Wenig  benutzter 
Fassübergang,  zwischen  dem  am  W.-Hangdes  Mont  Velan 
liegenden  Glacier  de  Proz  und  der  italienischen  Combe 
de  Moulena.  Wird  hie  und  da  mit  der  Scharte  des  Col  de 
Moulena  verwechselt,  die  im  gleichen  Kamm  etwas  weiter 
nach  W.  zwischen  den  Pointes  de  Moulena  (3061  m)  und 
der  Pointe  des  Rayons  de  la  Madeleine  (3055  m)  sich  öff- 
net. Der  Col  d'Hannibal  verbindet  ohne  Schwierigkeiten 
die  Cantine  von  Proz  mit  £troubles  (in  Italien).  Auf  der 
Passhöhe  Ueberreste  einer  sehr  alten,  35  m  langen  Mauer, 
die  lange  Zeit  der  unbegründeten  Hypothese  Kaum  bot, 
dass  Hannibal  218  v.  Chr.  hier  seinen  berühmten  Alpenü- 
bergang  bewerkstelligt  habe.  Die  Mauer  war  lediglich 
eine  von  den  Wallisem  errichtete  Festungsanlage  gegen 
die  Uebergriffe  der  Bewohner  des  Thaies  von  Aosta. 

HAN8ELEN  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Frutigen,  Gem. 
Reichenbach).  998  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  am  NW.- 
Hanff  der  Wetterlatte  und  2,2  km  so.  über  der  Station 
Reichenbach  der  Thunerseebahn  (Frutigen-Spiez-Erlen- 
bach).  59  reform.  Ew.  Viehzucht. 

HAN8LIRUN8  (Kt.  Glarus,  Gem.  Schwändi  und 
Mitlödi).  2000-480  m.Tiefeinffeschnittene  Wildbachrunse. 
am  SO.-Hang  des  Vorder  Glärnisch;  beginnt  im  n.  Teil 
der  Ausbruchsnische  des  grossen  prähistorischen  Berg- 
sturzes von  Guppen,  steigt  auf  eine  Länge  von  3,5  km 
nach  0.  ab  und  mündet  1  km  n.  vom  Dorf  Mitlödi  von 
links  in  die  Linth.  Der  Wildbach  hat  das  zwischen  dem 
Fuss  des  Glärnisch  und  der  Linth  liegende  Ablagerungs- 
ffebiet  des  Bergsturzes  mit  einem  mächtigen  Schuttkegel 
überführt.  An  der  Hansliruns  am  26.  September  1799 
Kampf  zwischen  den  Franzosen  und  den  aus  Graubünden 
herüber  gekommenen  Oesterreichern. 

HAN8LI8PITZ  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  2232  m.  Gip- 
fel, in  der  Kette  des  Rosstocks  und  Raiserstocks,  un- 
mittelbar n.  vom  ßlümberg  (2414  m).  Die  genannte,  aus 
Urgon  (untere  Kreide)  bestehende  und  stark  zerrissene 
Kette  erhebt  sich  s.  über  dem  Riemenstalden-  und  Muota- 
thal.  Direkt  s.  unter  dem  Hanslispitz  der  zur  Seenalp 
hinüberführende  Achslerpass  (2150  m)  mit  der  Ross- 
kehle. 

HANT8CHENHAU8  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner, 
Kreis  Ruis,  (Jem.  Obersaxen).  1237  m.  Gruppe  von  7  Häu- 
sern, am  rechtsseitigen  Genänge  des  Vorderrheinthals, 
1  km  wnw.  St.  Martin  und  14  km  wsw.  der  Station  Uanz, 
der  Linie  Chur-Ilanz.  37  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge. 
Alpwirtschafl. 

HAPFEREN  (Kt.  Freiburff,  Bez.  Sense,  Gem.  Plaf- 
feien).  900  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  N.-Rand  des 
Gemeindewaldes  und  1,2  km  s.  Plaffeien.  28  kathol.  Ew. 
deutscher  Zunge.  Wiesenbau  und  Viehzucht.  Holzhandel. 
Gleiche  Etymologie  wie  Hapfig.  S.  diesen  Art. 

HAPFIQ  (Kt.  Luzeru,  Amt  Sursee,  Gem.  Ruswil).  697 
m.  Gruppe  von  2  Häusern,  8  km  w.  der  Station  Rotenburg 


der  Linie  Luzem-Olten  und  3,5  km  so.  Ruswil.  27  refonn. 
und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Ruswil.  Kleine  kathoL 
Kapelle.  Ackerbau  und  Viehzucht.  1224 :  Habchegge ;  vom 
althochdeutschen  habuc  =  Habicht. 

HAPPER8WIL  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Weinfelden,  Gem. 
Bir winken).  530  m.  Dorf,  am  S.-Hang  des  Seerückens, 
2  km  ö.  Birwinken  und  3,5  km  n.  der  Station  Erlen  der 
Linie  Zürich-Winterthur^Romanshom.  Postablage,  Tele- 
graph, Telephon.  42  Häuser,  186  reform,  und  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinden  Langrickenbach  und  Altnau.  Wiesen-, 
Getreide-  und  Obstbau.  Stickerei.  Eine  Maschinenstickerei. 

HAPPER8WIL-BUCH  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Wein- 
felden, Gem.  Birwinken).  484  m.  Weiler,  an  der  Strasse 
Engishofen-lllighausen  und  2,3  km  nö.  der  Station  Erlen 
der  Linie  Zürich-Winterthur-Romanshom.  Telephon.  16 
Häuser,  73  zum  grössten  Teil  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Langrickenbach.  Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht  und 
Milchwirtschaft.  Stickerei. 

HARD.  Häufiger  Ortsname  der  N.- Schweiz,  von  St. 
Gallen  bis  Basel  überall  verbreitet  und  hie  und  da  auch 
im  Kanton  Bern  anzutreffen;  fehlt  da^en  in  der  Zen- 
tralschweiz und  in  den  Kantonen  Freiburg  und  WaUis. 
Bezeichnet  einen  Wald  oder  eine  einst  bewaldete  Gegend. 

HARD  (Kt.  Aargau,  Bez.  Aarau,  Gem.  Erlinaläch). 
682  m.  Weiler,  am  SW.-Hang  der  Wasserfluh;  2,1  km  n. 
Ober  Erlinsbach  und  6,5  km  nw.  vom  Bahnhof  Aaraa. 
11  Häuser,  77  reform.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

HARD  (Kt.  Aar^au,  Bez.  Aarau,  Gem.  Muhen  und  Bez. 
Kulm,  Gem.  Holziken).  445  m.  Kleines  Dorf,  am  linken 
Ufer  der  Suhr,  700  m  ö.  Holziken  und  1  km  w.  der  Station 
Hirschthal  der  elektrischen  Strassenbahn  Aarau-Schölt- 
land.  25  Häuser,  173  reform.  Ew.  Kirchgemeinden  Schöfl- 
land  und  Ober  Entfelden.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

HARD  (Kt.  Aargau,  Bez.  Lenzburg,  (}em.  Möriken  und 
Rupperswil).  363  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  rechten 
Ufer  der  Aare,  700  m  sw.  der  Station  Wilde^g  der  Linie 
Zürich-Aarau-Olten  und  2,2  km  nö.  Rupperswil.  55  re- 
form. Ew.  Kirchgemeinde  Holderbank.  Ackerbau  und 
Viehzucht. 

HARD  (Kt.  Aarffau,  Bez.  Zofin^n,  Gem.  BriUnau).  444 
m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am  Unken  Ufer  der  Wigger ; 
1,5  km  nw.  Brittnau  und  3,5  km  s.  der  Station  Zonngen 
der  Linie  Luzem-Olten.  60  reform.  Ew.  Ackerbau  nnd 
Viehzucht. 

HARD  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarberff,  Gem.  Schupfen). 
539  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  des  Lyssbaches  und  1^ 
km  ö.  der  Station  Schupfen  der  Linie  Bern-Biel.  13  Häu- 
ser, 84  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

HARD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Rheinthal,  Gem. 
Oberriet).  ol5  m.  Weiler,  am  NO.-Fuss  des  Fähneren- 
spitz,  zwischen  dem  Auenbach  und  Dürrenbach  and  4^ 
km  nw.  der  Station  Oberriet  der  Linie  Rorschach-Sar- 
gans.  13  Häuser,  60  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Kobel- 
wald.  Ackerbau  (Mais)  und  Obstbau,  Viehzucht.  Torfgru- 
ben.  Stickerei. 

HARD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Rheinthal,  Gem. 
Au).  495  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  auf  einer  mit  Reben 
und  Baumgärten  bestandenen  Anhöhe,  1  km  w.  der  Sta- 
tion Au  der  Linie  Rorschach-Sargans.  31  reform,  und 
kathol.  Ew.  Acker^  und  Weinbau.  Viehzucht.  StickereL 
Schöne  Aussicht  auf  Rheinthal  und  Vorarlberg. 

HARD  (Kt.  Thurgau, Bez.  Kreuzungen,  Gem.  Ermatin- 
gen).  Schloss.  S.  den  Art.  Ermatingen. 

HARD  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur,  Gem.  Wülflingen). 
413  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am  linken  Ufer  der  Toss 
und  am  NO.-Fuss  des  Beerenbergs;  1,5  km  nnw.  der 
Station  Wülflingen  der  Linie  Winterthur-Bülach-Koblenz- 
Stein.  74  reform.  Ew.  Grosse  Baumwollweberei  und  -epin* 
nerei. 

HARD  (Kt.  und  Bez.  Zärich,  Gem.  Höngg).  Weiler.  S. 
den  Art.  Hardegg. 

HARD  (HINTERE  und  VORDERE)  (Kt.  Aargan, 
Bez.  Aarau  und  Brugg).  779  und  766  m.  Lan|^;ezogene 
Anhöhe,  dem  Homberg  sw.  voi^elagert  und  zwischen 
Thalheim  im  SO.  und  Densbüren  im  NW.  Bewaldet 

HARD  (IM)  (Kt.  Aargau,  Bez.  Kulm::  und  Zofingen). 
440  m.  Grosse  Sumpfwiesenfläche,  zu  beiden  Seiten  der 
Suhr  und  am  rechten  Ufer  der  Uerke,  zwischen  KöllÜLen 
und  Muhen  und  s.  Ober  Entfelden. 

HARD  (IM)  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofingen,  (^m.  Sälen- 


HAR 


HAK 


515 


wil).  474  m.  14  zerstreut  gelegene  Häuser,  n.  vor  dem 
Dorf  Safenwil  und  700  m  nö.  der  Station  Safenwil  der 
Linie  Aarau-Suhr-ZoAngen.  117  reform.  £w.  Ackerbau  und 
Viehzucht. 

HARD  (IM)  (Kt.  Solothurn,  Amte!  Gösgen,  Gem.  Winz- 
naa).  400  m.  öruppe  von  6  Häusern,  am  linken  Ufer  der 
Aare,  700  m  ö.  Winznau  und  3  km  nö.  vom  Bahnhof 
Ölten.  83  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Ober  Gösgen.  Land- 
wirtschaft. 

HARD  (IN  DER)  (Kt.  Aareau,  Bez.  Laufenburg).  300- 
314  m.  Grosser  Wald,  am  linKen  Ufer  des  Rhein  und  ö. 
vom  Sisselnbach,  von  der  Strasse  Rheinfelden-Laufenburg 
durchzogen :  5  km  w.  Laufenburg.  300  ha  Fläche. 

HARD  (MITTLER,  OBER  und  UNTER)  und 
H<EQQER8HARD  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Weinfelden, 
Gem.  Berg).  511-445  m.  Häusergruppen,  am  S.-Uang  des 
Ottenbergs;  2,5  km  sw.  Berg  und  2,8  km  onö.  der  Station 
Weinfelden  der  Linie  Zürich-Winterthur-Romanshom. 
In  Unter  Hard  Postablape.  15  Häuser,  91  reform.  Ew. 
Mittel  Hard  gehört  zur  Zivil-  und  Kirchgemeinde  Wein- 
felden. Wiesen-  und  Weinbau.  Mühle. 

HARD  (MITTLER,  OBER  und  UNTER)  (Kt.,  Bez. 
und  Crem.  Zürich).  414-400  m.  Häusergrupjpe,  auf  der 
weiten  Alluvialebene  links  der  Limmat,  2-3  km  so.,  der 
Station  Altstetten  der  Linie  Zürich-Baden-Brugg.  Dem 
3.  Stadtkreise  (Quartier  Aussersihl)  zugeteilt.  1%  Häu- 
ser, 3428  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Aussersihl.  Zahl- 
reiche industrielle  Betriebe:  Werkstätten,  Färbereien, 
Fabriken  zur  Herstellung  von  chemischen  Produkten  etc. 
Yergk  ^en^Art.  Zt^iCH. 

HARDEOG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg,  Crem. 
Garns).  800  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am  Gamserberg; 
2,8  km  w.  Gams  und  4  km  w.  der  Station  Gams-Hag  der 
Linie  Rorschach-Sargans.  32  kathol.  Ew.  Ackerbau  und 
Viehzucht. 

HARDEGO  (Kt.  und  Bez.  Zürich,  Gem.  Höngg).  402 
m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am  rechten  Ufer  der  Limmat, 
8(X)  m  so.  Höngg  und  1,8  km  nö.  der  Station  Altstetten 
der  Linie  Zürich-Baden-Brugg.  Telephon.  108  reform  Ew. 
Seidenfabrik. 

HÄRDER  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  Langer 
Bergkamm  mit  bewaldeten  (gehangen,  zwischen  Inter- 
laken und  dem  Habkemthal.  Im  allgemeinen  belegt  man 
in  Interlaken  mit  dem  Namen  Härder  nicht  nur  diesen 
Kamm,  sondern  das  ganze  SO.-Gehänge  des  Bergrückens 
w.  (k>ldswil,  das  vom  Brückwald  bestanden  ist  und  an 
manchen  Stellen  den  nackten  Fels  hervorstechen  lässt. 
Zahlreiche  Fusswege,  die  z.  B.  zu  dem  von  einigen  Ver- 
ehrern der  Komponisten  Weber,  Mendelssohn  und  Waff- 
ner zu  deren  Andenken  errichteten  Pavillon  Hohbühl 
[föi  m),  auf  die  Obere  Bleiki,  zum  Pavillon  auf  der  Fal- 
kenfluh, auf  die  Hardermatte  (1216  m),  auf  die  Höhe  des 
Grates  und  zum  Gasthof  Alpenrose  (1 100  m)  führen.  .Von 
letzterem  aus  kann  man  auch  den  ganzen  Grat  begehen 
und  dabei  folgende  Punkte  besuchen :  den  Wanniknubel 
(1590  m),  die  Hürelisegg  (1609  m),  Höhiegff  (1613  m)  und 
Rote  Fluh  (1735  m).  Von  da  Abstieg  über  den  Luegiboden 
mit  seinem  mächtigen  erratischen  Block  ins  Habkernthal. 
Nördl.  Interlaken  das  soff.  Hardermannli,  eine  einem 
menschlichen  Antlitz  ähnliche  Felsbildung. 

HAR  DEREN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarberg«  Crem. 
Lys8|.  405  m.  Kleines  Dorf,  nahe  der  Quelle  des  Grent- 
schelbachs  und  2,2  km  nö.  der  Station  Lyss  der  Linie 
Bem-Biel.  Telephon.  20  Häuser,  100  reform.  Ew.  Wiesen-, 
Obst-  und  Gemüsebau. 

HARDERMATTE  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken). 
1216  m.  Aussichtspunkt  mit  Pavillon,  am  SW.-Ende  des 
Härder  und  n.  über  Interlaken. 

HARDTURM  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  Zürich).  403  m. 
Gruppe  von  4  Häusern,  am  linken  Ufer  der  Limmat  etwas 
anternalb  der  Wipkingerbrücke,  800  m  w.  Wipkingen 
und  3  km  nw.  Zürich.  Im  Stadtkreis  III,  Quartier  Ausser- 
sihl gelegen.  49  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Aussersihl. 
Fähre  über  die  Limmat.  Hier  steht  nur  4Vt  m  vom  Fluss- 
ufer entfernt  der  Hardturm,  das  richtige  Beispiel  einer 
alten  einfachen  Wohnturmanlage.  Einst  Eigentum  des 
schon  1251  im  Hard  begüterten  städtischen  Ritter^e- 
schlechtes  Maness.  Der  Turm  wird  erst  1336  ausdrücklich 
erwähnt  und  scheint  ursprünglich  auch  als  Stützpunkt 
der  gerade  auf  ihn  zu  verlaufenden  Letzi  im  Sihlfeld  ge- 


dient zu  haben.  Bei  dem  Turm  befand  sich  eine  von  ihm 
beherrschte  Limmatbrücke,  die  am  St.  Jakobstage  1349 
durch  ein  Hochwasser  zerstört  wurde.  Der  bis  zum  Ober- 
|;eschoss  aus  mächtigen  erratischen  Blöcken  erbaute  Turm 
ist  wohl  erhalten,  misst  10,8  m  im  Geviert  und  war  ur- 
sprünglich mit  Ringmauer  und  Thor  versehen.  Auf  drei 
Seiten  umgab  ihn  em  Wassergraben  und  auf  der  vierten 
beschützte  ihn  die  Limmat.  Vergl.  Zeller-Werdmüller,  H. 
Zürcherische  Burgen,  I.  {Mitteilungen  der  antiquar. 
Gesellsch,  in  Zürich.  58).  Zürich  1894. 

HARD  WALD  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Ariesheim).  270 
m.  Wald,  348  ha  (^ross :  reicht  am  linken  Ufer  des  Rheins 
von  Pratteln  bis  Birsfelaen.  Eigentum  der  Burgergemeinde 
der  Stadt  Basel.  Ueberreste  eines  römischen  Wachttur- 
mes  und  einer  Säule  mit  Inschrift ,  beide  1751  entdeckt. 
Siegreicher  Kampf  der  Eidgenossen  gegen  die  Armagna- 
ken  am  26.  August  1444  ^  Niederlage  der  Truppen  der 
Stadt  Basel  gegen  diejemgen  der  Landschaft  Basel  am 
3.  August  18;»,  die  die  Teilung  des  Kantons  in  zwei  Halb- 
kantone zur  Folge  hatte. 

HARDWALD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Rheinthal). 
580-840  m.  Wald,  76  ha  gross ;  am  NO.-Hang  des  Fahne- 
renspitz,  ö.  vom  Langenwald  und  sw.  vom  Dorf  Hard.  Ist 
in  142  Parzellen  eingeteilt,  die  Privatbesitz  sind. 

HARFENBERQ  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  St.  Gallen).  742 
m.  Häusergruppe,  unmittelbar  so.  St.  Gallen,  an  den 
untern  Hängen  des  Freudenbergs :  schöne  Aussicht  auf 
Stadt  und  Umgebung.  S.  den  Art.  St.  Gallen  (Stadt). 

HAROARTEN  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Hinterland, 
Gem.  Stein).  770  m.  8  Hauser,  am  linken  Ufer  der  Sitter 
zerstreut  gelegen,  an  der  Strasse  Appenzell-Stein ;  2,5  km 
so.  Stein  und  o,5  km  nw.  der  Station  Appenzell  der  Appen- 
zellerbahn  (Winkeln-Herisau-Appenzell).  30  reform.  Ew. 
An  mehreren  Häusern  sieht  man  noch  sog.  Leichen- 
bretter, die  einem  alten  Brauch  entsprechend  zur  Auf- 
bahrung der  Toten  gedient  hatten»  dann  bemalt,  mit  dem 
Namen  des  Toten  versehen  und  aussen  am  Haus  befestigt 
wurden.  Heute  ist  diese  Sitte  nicht  mehr  ffebräuchlich, 
und  die  Leichenbretter  verschwinden  allmählig.  Hargar- 
ten  =  Flachsgarten ;  vom  althochdeutschen  har  =  Flachs. 
(Vergl.  Schweizer,  Idiotikon,  Bd  II). 

HARI8BERQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau,  Gem.  Rü- 
ders wil).  700  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  2  km  nw.  Rü- 
derswil  und  2  km  so.  der  Station  Lützelflüh-Croldbach  der 
Linie  Burgdorf-Langnau.  19  reform.  Ew.  Viehzucht. 

HARLACHEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Wetzi- 
kon).  539  m.  Weiler ;  1,9  km  ö.  Ober  Wetzikon,  1  km  von 
der  Station  Emmetschloo  der  Linie  Uerikon-Bauma  und 
1,8  km  osö.  der  Station  Kempten  der  Linie  EiTretikon- 
Wetzikon-Hinwil.  18  Häuser,  9^  reform.  Ew. 

HARMONT  (L')  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  Le  Locle).  1263 
m.  Bewaldeter  Bergrücken,  auf  der  Grenze  zwischen  der 
Schweiz  und  Frankreich  und  zwischen  dem  Thal  von  La 
Br^vine  und  Morteau;  ö.  Fortsetzung  der  französischen 
Kette  des  Larmont.  Zieht  sich  nw.  La  Br^vine  zwischen 
dem  Weg  Les  Charmettes  und  dem  Wirtshaus  Le  Bredot 
auf  eine  Länge  von  6  km  hin. 

HARMONT  (L')  (Kt.  Neuenburff,  Bez.  Le  Locle,  Gem. 
La  Br^vine).  1071  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am  Fuss 
des  Bergrückens  L'Harmont  und  2  km  w.  La  Br^vine.  50 
reform.  Ew.  Viehzucht. 

HARRIS -WALLISMATT  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Schwarzen  bürg.  Gem.  Albligen).  732  m.  Kleines  Dorf, 
auf  einer  Terrasse  über  dem  linken  Ufer  der  Sense  und 
gegenüber  der  Ruine  Grasburg,  7  km  ssö.  der  Station 
Flamatt  der  Linie  Bem-Freiburg.  22  Häuser,  157  reform. 
Ew.  Wiesenbau,  Waldungen. 

HARSWIL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Wil,  Gem.  Ober- 
büren).  620  m.  Kleines  Dorf,  4  km  w.  der  Station  Amegff 
der  Linie  Gossau-Sulgen  und  3,7  km  so.  Oberbüren.  23 
Häuser,  108  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Niederwil.  Vieh- 
zucht. Stickerei. 

HARTELFINQEN  (Kt.  Uri,  Gem.  Bürfflen).  480  m. 
Gruppe  von  4  Häusern,  am  Ausffang  des  Scnächenthales 
und  an  der  Klausenstrasse,  20  Minuten  ö.  Altorf.  20  ka- 
thol. Ew.  Landwirtschaft.  Säffe.  2  kleine  Seidenfabriken. 
Früher  Ratolflngen;  wahrscneinlich  alemannischen  Ur- 
sprungs. 

HARTISBERQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen).  2564 
m.  Gipfel,  nö.  Vorberg  des  Dürrenberghoms  oder  Zahm 


516 


HAR 


HAS 


Andrist  (2684  m) ;  fallt  nach  NW.  mit  felsigem  Steilhang 
zum  obem  Abschnitt  des  Spiggengrundes  (einer  rechts- 
seitigen Verzweigung  des  Kienthales)  ab. 

HARTLI8BERQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun,  Gem. 
Steffisburff).  1%)  m.  Weiler,  am  Fuss  des  gleichnamigen 
Berges,  3  km  nw.  der  Station  Steffisbarg  der  elektrischen 
Vollbahn  Bargdorf-Thun.  12  Häuser,  85  reform.  Ew. 
Schöne  Aussicnt  auf  die  Alpen.  Sommerfrische. 

HARTMANN8EQQ  od.  ARMI8EQQ  (Kt.  Schwyz, 
Bez.  uüd  Gem.  Einsiedeln).  937  m  Zwei  Bauernhöfe,  auf 
einer  Anhöhe  rechts  über  dem  Alpbach ;  3  km  n.  Einsie- 
deln und  2  km  ö.  der  Station  Biberbrücke  der  Linie  Wä- 
denswi^Einsiedeln.  15  kathol.  Ew.  Schöne  Aussicht  auf 
den  Zürchersee  und  die  Thäler  des  Alpbaches,  der  Sihl 
und  Biber.  Die  Höhe  hiess  früher  Gästlingsberg,  weil  der 
Ertrag  der  hier  betriebenen  Landwirtschaft  ein»t  für  den 
Unterhalt  der  armen  Pilger,  der  sog.  Gästlinge,  verwen- 
det wurde. 

HARTMANNSROTI  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vor- 
derland, Gem.  Grubj.  900  m.  Weiler,  500  m  s.  Grub  und 

2.4  km  w.  der  Station  Heiden  der  Bergbahn  Rorschach- 
Heiden.  11  Häuser,  68  reform.  Ew.  Holzhandel. 

HARZBOHL(Kt.  St.  Gallen,  Bez.  und  Gem.  Tablat). 
645  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  am  rechten  Ufer  der  Stein- 
ach und  400  m  nö.  der  Station  St.  Fiden  der  Linie  St. 
Gallen-Rorschach.  100  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinden St.  Gallen  und  St.  Fiden.  Landwirtschaft. 

HARZENMOOS  (HINTER  und  VORDER)  (Kt. 
St.  Gallen,  Bez.  Neu  Togffenburg,  Gem.  Hemberg).  908- 
800  m.  12  Häuser,  am  rechtsseitigen  Gehänge  des  Thaies 
des  Necker  zerstreut  gelegen;  1,5  km  ö.  Hemberg  und 

8.5  km  sw.  der  Station  Umäsch  der  Appenzellerbahn 
(Winkeln-Herisau-Appenzell).  60  reform.  Ew.  Wiesenbau 
und  Viehzucht.  Herstellung  von  Manufakturwaaren. 

HARZEREN  oder  KUZEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Sef- 
tigen).  8%  m.  Kuppen  förmiger  Berg,  höchster  Punkt  des 
Belpbercs  ;  5  km  ssö.  über  Belp  und  1  km  vom  Wirts- 
haus auf  dem  Belpberg.  Ein  Haus.  Schöne  Aussicht  auf 
die  Alpen,  den  Jura,  das  Emmenthal,  Thun  und  die  Stadt 
Bern.  Harzeren  bezeichnet  eine  Stelle,  wo  Baumharz  ge- 
sammelt werden  kann  oder  auch  eine  solche,  wo  die 
Sammler  von  Harz,  die  sog.  Harzer,  Pech  sieden.  Ent- 
spricht dem  französ.  Ausdruck  poissine.  S.  Schweizer, 
Idiotikon.  Bd  II,  S.  1657. 

HASEL,  HA8LE,  HA8LEN  oder  HA8LI.  Orts- 
namen der  deutschen  Schweiz;  vom  althochdeutschen 
fiasaU  haselahi  =  Haselstrauch  {Corylus  avellana).  Ent- 
spricht den  französischen  Ortsnamen  Coudray,  La  Coudre 
etc.  (von  Cüudrier,  coudrale). 

HASEL  (Kt.  Aargau,  Bez.  Kulm,  Gem.  Gontenswil). 
680  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  auf  einer  mit  Aeckern  be- 
standenen schönen  Anhöhe,  2  km  sw.  Gontenswil  und 
6  km  nw.  der  Station  Reinach  der  Zweiglinie  Beinwil- 
Reinach  der  Seethalbahn.  48  reform.  Ew.  Ackerbau  und 
Viehzucht. 

HASEL  (Kt.  Zürich,  Bez.  und  Gem.  AiToltern).  560  m. 
Gruppe  von  7  Häusern,  im  Thal  der  Jonen  und  1,2  km  nö. 
der  Station  AfToltern  der  Linie  Zürich- AfToltern-Luzern. 
38  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

HASEL  (Kt.  Zürich,  Bez.  PtäfTikon,  Gem.  Hittnau}. 
650  m.  Kleines  Dorf,  etwas  ö.  der  Strast>e  Saland-Pfiifn- 
kon;  1,5  km  nö.  Unter  Hittnau  und  2,3  km  sw.  der  Sta- 
tion Saland  der  Tössthalbahn  (Win terthur- Wald).  Tele- 
phon. 24  Häuser,  95  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

HASELACKER  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toggen- 
burg, Gem.  Brunnadern).  655  m.  Weiler,  am  linken  Ufer 
des  Necker,  an  der  Strasse  St  Peterzell-Brunnadern,  500 
m  so.  Brunnadern  und  5  km  ouö.  der  Station  Lichten- 
steig der  Togj^enburgerbahn.  10  Häuser,  55  reform.  Ew. 
Viehzucht.  Stickerei  und  Weberei. 

HASELBACH  (Kt.  Zürich,  Bez.  Affoltem).  Bach; 
entspringt  im  Rossauer  Moor  in  520  m,  fliesst  bis  Mett- 
menstetten  in  nw.  Richtung  zwischen  Moränenhügeln 
durch,  wendet  sich  dann  nach  SO.,  durchfliesst  Knonau 
und  biegt  nach  W.  ab,  um  nach  5  km  langem  Lauf  in 
Maschwanden  in  393  m  von  rechts  in  die  Lorze  zu  mün- 
den. 

HASELBERQ  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Burgdorf).  651  m. 
Bewaldete  Höhe,  in  dem  Rücken  zwischen  Urtenengraben 
und  Krauchthal,  2  km  so.  Hindelbank. 


HASELBERQ  (Kt.  Thurgao,  Bez.  Frauenfeld  und 
Münchwilen).  825  m.  Schöner  kuppenfdrmiger  fiergrök- 
ken,  zwischen  Dänikon  und  Bichelsee,  10  km  s.  Fraues- 
feld  und  1  Stunde  s.  der  Station  Aadorf  der  Linie  Zürieh- 
Winterthur-St.  Gallen.  Höchster  Punkt  der  Burstel.  Zam 
grossen  Teil  bewaldet.  O.-  und  W.-Hang  sanft  gerundet, 
S.-  und  N.-Hang  ziemlich  steil.  Trägt  die  Siedelanffen 
Haselberg  (3  Häuser,  17  reform.  Ew.),  Kienberg  und  Loo 
(zusammen  13  Häuser.  74 reform,  una  kathol.  Ew.).  Kirch- 
gemeinde Bichelsee.  Reste  einer  Burg,  deren  Geschichte 
mit  der  der  Burg  Bichelsee  verknüpft  sein  mnss.  Hei- 
zende Aussicht,  ähnlich  derjenigen  vom  Schanenbei|^  and 
NoUen;  der  Haselberg  wie  die  genannten  Aussichts- 
punkte oft  besucht.  Aufstieg  von  Bichelsee  und  Gunters- 
hausen  in  ^/i  Stunden.  Aussicht  auf  die  Alpen,  den  Jura. 
einen  Teil  des  Bodensees  und  auf  die  st.  gallische,  thur- 
gauische  und  zürcherische  Landschaft. 

HASELHALDEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Pfaflikon,  Gem. 
Bauma).  G15  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  am  rechten  Ufer 
der  Töss  und  1,8  km  sso.  der  Station  Saland  der  Töss- 
thalbahn (Winterthnr-Wald).  26  reform.  Ew. 

HA8ELHOF  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Laupen,  Gem.  Fe- 
renbalm).  504  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  aio  linken  Uüer 
der  Sense,  2  km  nö.  Kei^nbalm  und  1,9  km  so.  der  Sta- 
tion Gurbrü  der  direkten  Linie  Bern-Neuen burg^.  27 
reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

HA8ELLEH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Westlich  Raren,  Gem. 
Ferden).  1380-1625  m.  5  Häuser,  am  Hang  rechts  über  der 
Lonza  zerstreut  gelegen,  3  km  s.  vom  Dorf  Ferden  and 
am  Fuss  des  Faldumgrates.  12  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde Kippel.  Alpwirtschaft. 

HA8ELMIATT  (Kt.  Zug,  Gem.  Ober  Aegeri).  Dorf.  S. 
den  Art.  Hauptsee. 

HA8ELRIET  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Rheinthal, 
Gem.  Thal).  430  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  an  der  Strmaie 
Thal-Stad  und  1  km  so.  der  Station  Stad  der  Linie  Hor- 
schach-Sargans.  65  kathol.  und  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinde Thal.  Ackerbau  und  Viehzucht  Stickerei.  Bruch 
auf  Molasse. 

HASEN.  Häufiger  Bestandteil  von  Ortsnamen  in  der 
deutschen  Schweiz;  leitet  sich  in  der  Mehrzahl  der  Falk 
vom  althochdeutschen  hasin  =  Hase  ab,  kann  aber  aoch 
mit  dem  Personennamen  Haso  in  Verbindung  stehen  oder 
eine  Umdeutung  von  Hasel  (s.  diesen  Art.)  sein. 

HASENACKER  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem.  Män- 
nedorf).  455  m.  Kleines  Dorf,  an  der  Strasse  Gräningen- 
Männedorf  und  700  m  nö.  der  Station  Männedorf  der 
rechtsufirigen  Zürichseebahn  (Zürich-Meilen- Rapper« wU). 
21  Häuser,  96  reform.  Ew.  Wiesen-  und  Weinbau. 

HASENACKER  (HINTER  und  VORDER)  (Kt. 
Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Gossau).  530  m.  Gruppe  von 
9  Häusern,  800  m  ö.  der  Station  Ottikon  der  elekir lachen 
Strassenbahn  Wetzikon-Meilen,  2  km  s.  der  Station 
Wetzikon  der  Linie  Zürich-Uster-Rapperswil  und  ^  km 
so.  Gossau.  30  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

HASENBACH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Toggenbarg. 
Gem.  Bötswil).  800  m.  4  Häuser,  am  rechtsseitigen  Gehänge 
des  Libingerthales  zerstreut  gelegen ;  3,5  km  sw.  Bütswil 
und  2,5  km  sw.  der  Station  Dietfurt  der  Toggenbnrger- 
bahn.  38  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei. 

HASENBERQ  (Kt.  Aargau,  Bez.  Bremgarten).  784  m. 
Teil  des  breiten  Bergrückens  zwischen  Limmat  aod 
Reuss,  n.  über  der  Häusergruppe  Hasenberg  und  nÖ.  über 
Bremgarten.  Kamm  bewaldet. 

HASENBERQ  (Kt.  Aargau,  Bez.  Bremgarten,  Gera. 
Widen).  700  m.  Gruppe  ven  3  Häusern,  am  S.-Hang  des 
Hasenberges;  1,4  km  nö.  Widen  und  4,5  km  nö.  der  St^ 
tion  Bremjprten  der  Linie  Brugg-Wohlen-Bremgarteo. 
Seit  der  Eröffnunff  der  elektrischen  Strassenbahn  Dietikon- 
Bremgarten  von  Ausflüglern  oft  besucht.  Gasthof. 

HASENBERQ  od.  ASENBERQ  (Kt  Schaffhaoaen, 
Bez.  Klettgau).  497  m.  Berg,  am  W.-Ende  des  den  Klett- 
gau im  S.  Degleitenden  Bergrückens,  zwischen  Neankirch 
und  Wilchingen.  Bewaldet. 

HASENBURQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Pruntrut).  Gem. 
und  Dorf.  S.  den  Art.  Asuel. 

HASENBURQ  (Kt.  Luzem,  Amt  Willisau,  Gem.  Wil- 
lisau Land).  610  m.  Burgruine,  über  dem  rechten  Ufer 
der  Wigger  und  1,2  km  nö.  Willisau.  Kam  im  14.  Jahr- 
hundert durch  Heirat  in  den  Besitz  der  Herren  Ton  Ya- 


HAS 


HAS 


517 


laDgin  (Neuenbürg).  Nach  der  Schlacht  bei  Sempach  1386 
von  den  Leuten  von  Sursee  und  Zofingen  durch  Feuer 
zerstört. 

HASENHALDEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  und  Gem.  Mei- 
len). 470  in.  Gruppe  von  4  Häusern,  über  dem  rechten 
Ufer  des  Zürichsees,  2  km  nw.  Meilen  und  nahe  der  Sta- 
tion Herrliberg-Feldmeilen  der  rechtsufrigen  Zürichsee- 
bahn (Zürich-Meilen-Rapperswil).  25  reform.  Ew.  Wiesen- 
uod  Weinbau. 

HA8ENHAU8  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Rorschach, 
Gem.  Rorschacherberg).  683  m.  Gruppe  von  5  Häusern, 
am  N.-Hang  des  Rorschacherberges  und  2,5  km  s.  über 
der  Station  Rorschach  der  Linie  Rorschach-Sargans.  33 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Rorschach.  Viehzucht.  Schöne 
Anasicht  auf  den  Bodensee. 

HA8ENHOF  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen,  Gem. 
Auswil).  Teil  von  Ober  Auswil.  S.  den  Art.  Auswil  (Ober 
und  Nieder). 

HA8ENHU8EN  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem. 
Gunzwil).  738  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  auf  einem  Mo- 
ränenhügel, 6  km  no.  der  Station  Sursee  der  Linie  Lu- 
zern-Olten  und  2,3  km  sw.  Gunzwil.  36  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Rickenbach.  Wiesenbau,  Viehzucht  und 
Milchwirtschaft. 

HA8ENMIATT  (Kt.  Solothum,  Amtei  Lebern).  1447 
m.  Bergrücken,  am  Innern  ß^and  des  [Juragebirges ;  ge- 


getragenen Sequankammes  stehenden  Ruine  Schauenberg 
führt,  worauf  man  auf  einem  Fussweg  über  die  von 
Sturzschutt  übersäten  und  auf  Argovianmergeln  stehenden 
Wiesen  von  Althusli  (n.  unter  dem  obersten  Punkt)  und 
dann  durch  die  Felsen  bequem  auf  den  Gipfel  gelangt.  Fos- 
silien im  Argovian  und  in  den  Doggerkalken  und  -mergeln 
äCallovienstufe)  der  gegen  N.  im  geöffneten  Gewölbekern 
Dogjg^er)  befindlichen  Stalfluh.  Gute  Bergweiden  bei  Alt- 
lüsli  und  bis  gegen  die  Liaszirken  des  Gross  Kessel  und 
Klein  Kessel  hin.  Wie  die  Gastwirtschaft  Althusli  wird 
auch  die  weiter  nach  W.  am  N.-Hang  der  Stalfluh  stehende 
Wirtschaft  Stalberg  häufig  besucht;  beide  am  Fussweg 
Ck>urt-Weissen8tein.  Von  Althusli  kann  man  längs  dem 
Malmkamm  und  den  grasbewachsenen  Malmhän^en  in 
einer  Stunde  das  Hotel  auf  dem  Weissenstein  erreichen. 
HA8EN8CHWAND  (HINTER,  MITTLER  und 
VORDER)  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Wolhusen). 
770  m.  Drei  Bauernhöfe,  auf  dem  Steinhuserberg  zer- 
streut gelegen ;  2,5  km  w.  der  Station  Wolhusen  der  Li- 
nie Bern-Luzem.  21  kathol.  und  reform.  Ew.  Ackerbau 
und  Viehzucht. 

HA8EN8EE  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Frauenfeld  und 
Steckborn).  441  m.  So  heisst  der  kleinste  der  drei  so^. 
Hüttwilerseen,  die  in  der  wenig  tiefen  Bodensenke  zwi- 
schen dem  Seerücken  und  der  ihm  s.  vorgelagerten  Neun- 
fornerhöhe liegen.  Besteht  aus  zwei  durch  einen  schma- 


Hasenmabb 


Valien  de 

Chsluct 

Bubi  gcrberß 


D^L.Rollien 


K/Ieereaaplegel 


JViireau  de  la  Men 


Geologisches  Querprofil  durch  die  Hasenmatt. 


I'3ÖÖÖÖ 


A.  Argovian;  Bai.  Bajocien;  Bath.  Bathien ;  G.  Gallovien;  D.  Doffffer;   R.  Kirameridge;  L.  Lias;  M.  Malm;  Mol.  Molasse; 
Mor.  Morilne ;  O.  Oxford ;  P.  Portland ;  Se.  Sequan ;  Sid.  Bohnen  (Sid^rolithique,  Eocän)  ;  V.  Vtoulien. 


hört  zur  Weissenstein  kette,  dessen  w.  Fortsetzung  er 
bildet  Höchster  Punkt  des  Kantons  Solothum.  Am  S.- 
Schenkel des  etwas  nach  N.  überbelegten  Gewölbes  der 
Hasenmatt  ist  das  den  obersten  Kamm  bildende  Sequan 
noch  gut  erhalten,  während  der  N.-Schenkel  stark  ero- 
diert and  ab|^etragen  ist.  Den  Gipfel  der  Hasenmatt  bildet 
ein  rechteckiger  kleiner  Sennberg,  der  baumlos  ist  mit 
Ausnahme  einiger  in  Nischen  an  den  Felshängen  der  N.- 
and  W.-Flanke  sich  festklammernden  kräftigen  Bergföh- 
ren. Unter  dem  nach  N.  fferichteten  Steilabfall  lieffen  die 
flacher  geböschten  Argovian mergel-Halden  von  Althusli, 
von  wo  ans  ein  Fussweg  leicht  und  bequem  über  die  Fels- 
hänge zum  Gipfel  hinauf  leitet.  Dieser  Weg  geht  am 
Mundloch  einer  unmittelbar  unter  dem  höchsten  Punkt 
gelegenen  und  noch  weniff  erforschten  Höhle  vorbei.  Der 
Abstieg  vom  Gipfel  über  aie  S.- Flanke  ist  abzuraten,  da 
hier  nur  schlechte  Fussweg^e  und  zahlreiche  Schuttrun sen 
vorhanden  sind.  Die  Alp  wiese  zu  oberst  auf  der  Hasen- 
matt beherrscht  die  grossen,  dichten  und  an  sehr  steilen 
Hängen  stehenden  Waldungen  des  Fuchsen waldes,  der 
Hohen  Tannen,  des  Burffbütils  und  des  Vorbergs  (über 
Loromiswil).  Etwa  in  der  Mitte  des  Berggehänges  sticht  ein 
Felsband  mit  sehr  steil  stehenden  Schichtplatten  aus  dem 
Wald  heraus.  Die  Hasenmatt  wird  gewöhnlich  von  Selz- 
ach  aus  bestiegen,  von  wo  ein  guter  Fahrweg  in  2  Stun- 
den bis  zu  der  auf  der  w.  Fortsetzung  des  hier  stark  ab- 


len  Wasserarm  mit  einander  verbundenen  Becken  und  ist 
wie  seine  Nachbarn  ein  von  den  Abiafferungen  des  ein- 
stigen Rheingletschers  aufgestauter  Moränensee.  Ufer 
sumpfig.  Torf  und  Binsen.  700  m  lang,  200  m  breit  ynd 
im  Maximum  10  m  tief.  Sein  Zutluss  ist  der  Seebach. 

HA8EN8PRUNQ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Heinzen- 
berg,  Kreis  Domleschg,  Gem.  Rotels).  69o  m.  Burgruine, 
am  rechten  Ufer  des  Hinterrhein,  500  m  s.  Rotels  und  4 
km  nnö.  Thusis.  Stammsitz  der  Herren  von  Hasensprung; 
ging  später  an  die  Freiherren  von  Vaz,  dann  an  die  Gra- 
fen von  Werdenberg  über  und  wurde  um  die  Mitte  des  15. 
Jahrhunderts  vom  Volke  zerstört. 

HA8EN8PRUNQ8PITZE  (Kt.  Bern  und  Freiburg). 
2076  und  2037  m.  Doppelgipfel,  in  der  Gruppe  der  Kai- 
sereffg  und  im  Kamm  zwischen  dem  Kaisereggschloss 
(2186  m]  und  der  Schwarzefluh  oder  dem  Stierenffrat  (2163- 
2106  m).  S.  über  der  im  obersten  Thal  der  Muscheren- 
sense  liegenden  Geissalp.  Wie  alle  Gipfel  der  ganzen 
Gruppe  sind  auch  die  beiden  Hasensprungspitzen  leicht 
zuganglich  und  werden  meist  von  der  Walopalp  aus  be- 
stiegen. 

HA8EN8TEIN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Hinterrhein, 
Kreis  Schams,  Gem.  Zillis-Reischen).  1168  m.  Bemerkens- 
werte Burgruine,  am  rechtsseitigen  Thalffehänge  des 
Schams,  400  m  nö.  Reischen.  Ehemaliges  bischöfliches 
Lehen  des  Geschlechtes   von  Reyschen  oder    Reschen. 


518 


HAS 


UAS 


f; 


Vergl.  Muoth,  J.  G.  Zwei  $og,  Aemterhücher  des  Bis- 
tutm  Chur  aus  deni  Anfang  des  i5,  Jahrh,  Ghur  1886 

HA8EN8TOCK  (Kt.  Obwalden  und  Uri).  2729  m. 
Gipfel,  dem  Engelberg  Rotstock  (2890  m)  im  WNW.  vor- 
gelagert und  von  ihm  getrennt  durch  die  Scharte  des 
senthal  mit  Engelberg  verbindenden  Rotgrätli  (2506  m}. 
Steht  in  dem  langen  Zackenkamm  zwischen  Griessenthal, 
Grossthal  (oberem  Abschnitt  des  Isenthals)  und  dem 
Thal  von  Rickenbach.  Von  der  Plankenalphutte  des 
S.  A.  C.  aus  in  3  Stunden  zugänglich ;  interessante  Klet- 
terpartie. Aussicht  derjenigen  vom  benachbarten  höhern 
Engel berg  Rotstock  nachstehend. 

HA8EN8TRICK  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem. 
Dümten).  765  m.  Zwei  Häuser,  auf  dem  Scheitel  der  stark 
benutzten  Strasse  Wald-Hinwil,  am  S.-Hang  des  Bachtel, 
3  km  nw.  der  Station  Wald  der  Tössthalbahn  (Winter- 
thur-Wald)  und  1,5  km  ö.  Ober  Dämten.  14  reform.  Ew. 

HA8ENWACHT  (Kt.  Aarffau,  Bez.  Kulm,  Gem. 
Menziken).  619  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  linken  Ufer 
der  Wina  und  2,5  km  s.  der  Station  Reinach-Menziken 
der  Zweiglinie  Beinwil-Reinach  der  Seethalbahn.  20  re- 
form. Ew.  Wiesenbau.  Zigarrenfabrik. 

HA8ENWEID  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See,  Gem.  Uz- 
nach).  441  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  nahe  dem  rechten 
Ufer  des  Linthkanals  und  1,5  km  ö.  der  Station  Uznach 
der  Linie  Rapperswil-Weaen-Sargans.  45  kathol.  Ew.  Ak- 
ker-  und  Obstbau,  Viehzucht. 

HA8LACH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Rheinthal, 
Gem.  Au).  475  m.  43  zerstreut  gelegene  Häuser,  am  S.- 
Hang der  Meldegg  und  800  m  w.  der  Station  Au  der  Li- 
nie Korschach-Sargans.  Telephon.  280  reform,  und  kathol. 
Ew.  Wein-,  Acker-,  Obst-  und  Maisbau.  Stickereifebrik. 
Schöne  Aussicht  ins  Rhein thal. 

HA8LACH  (Kt.  SchafiThausen,  Bez.  Unter  Klettgaii. 
Gem.  Wilchingen).  432  m.  Gruppe  von  2  Häusern,  700 
m  nö.  Wilchingen  und  1,1  km  so.  der  Station  Wilchin- 
gen-Hallau  der  badischen  Linie  Schaffhausen- Waldshut. 
38  reform.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Armenhaus  der 
Gemeinde  Wilchingen;  frfiher  Sitz  der  Patrizierfamilie 
Peyer  oder  Peyer  von  Haslach,  die  hier  die  Gerichtsho- 
heit ausübte.  Dann  hatte  Haslach  bis  1850  seine  eigene  Ge- 
richtsbarkeit. 870:  Hasalaha;  912:  Hasala. 

HA8LE.  Ortsnamen.  S.  auch  Hasli.  (Etymologie  s. 
beim  Art.  Haslk). 

HA8LE  (Kt.  Bern).  Alter  und  heute  noch  volkstümli- 
cher Name  derjenigen  Thalschaft,  die  den  jetzigen  Bemer 
Amtsbezirk  Ober  Hasle  umfasst  (S.  diesen  Art.).  Die 
Landschaft  Hasle  beginnt  3  km  ö.  vom  O.-Enae  des 
Brienzersees  bei  der  Aarebrücke  von  Wiler  und  er- 
streckt sich  bis  zur  Grimsel  hinauf.  Ausser  dem  von 
der  Aare  durchflossenen  Hauptthal  umfosst  sie  noch 
die  Thäler  von  Rosenlaui,  Urbach,  Gadmen  und  Engste 
len  mit  den  Gemeinden  Meiringen,  Innertkirchen 
oder  Hasle  im  Grund,  Guttannen  und  Gadmen.  Die 
Geschichte  und  Eigenart  dieser  Thalschaft  und  ihrer  Be- 
wohner zogen  schon  früh  die  Aufmerksamkeit  der 
Geschichtsforscher  auf  sich.  Die  Einwohner  des  Hasle- 
thales  galten  von  jeher  als  einer  der  edelsten  Menschen- 
stämme der  Alpen  und  zeichnen  sich  noch  heute  durch 
schönen  Wuchs  und  eine  namentlich  bei  den  Frauen  auf- 
fallend feine  Cresichtsbildung  aus.  Die  sehr  hübsche  Volks- 
tracht der  Frauen  ist  heute  leider  so  gut  wie  verschwun- 
den. Der  Dialekt  ist  sehr  wohllautend  und  besitzt  Anklänge 
an  die  Oberwalliser  und  Umer  Mundart.  Die  Hasler  ha- 
ben sich  immer  durch  ihre  grosse  körperliche  Gewandt- 
heit vorteilhaft  ausgezeichnet.  Sie  pflegten  einst  mit  ihren 
Nachbarn  jährliche  Schwingfeste  zu  feiern,  so  mit  den 
Unterwaldnem  am  26.  Juli  auf  der  EngsUenalp,  am  1. 
August  auf  der  Stadtalp  und  am  10.  August  auf  der  Tann- 
alp und  mit  den  Gnndel waldnern  am  ersten  Sonntag 
im  September  auf  der  Grossen  Scheidegff.  In  früheren 
Jahrhunderten  zoffen  aus  der  Landschaft  Hasle  auch  viele 

i'unge  Männer  in  fremde  Kriegsdienste.  Lebensweise  und 
Cleidung  waren  bis  zur  Eröffnung  der  neuzeitlichen  Ver- 
kehrswege sehr  einfach.  Die  Hauptbeschäftigung  bildete 
die  Alpwirtschaft.  Als  einst  lohnender  Erweroszweig  ver- 
dient auch  die  Säumerei  über  die  Pässe,  namentlich  die 
Grimsel,  genannt  zu  werden.  Ausgeführt  wurden  in  gros- 
ser Menge  besonders  Käse  über  die  Grimsel  und  den 
Griespass    nach  Italien,   eingeführt  vornehmlich   Wein 


aus  dem  Wallis,  Salz  über  den  Thuner-  und  Brienxersei 
und  Butter  aus  Unterwaiden.  Bemerkenswert  ist  die 
Bauart  der  Häuser :  auf  dem  gemauerten  Untereeschose 
steht  der  hölzerne  Oberbau  mit  kleinen  und  hochliegeo- 
den  Fenstern  und  seinem  mächtigen,  mit  Steinen  be- 
schwerten Schindeldach.  Berühmt  war  die  auf  vielen 
älteren  Abbildungen  und  Gemälden  wi^ergesebene  Dorf- 
ffasse  in  Meiringen,  die  seit  dem  letzten  Brana  durch  eine 
Neuanlage  ersetzt  worden  ist.  Aeltere  typische  HaalerhiD- 
ser  finden  sich  heute  häufiger  in  den  Aussengemeinden. 
Häufig  befinden  sich  die  Eingänge  zu  den  Ställen  und 
Vorratsräumen  mit  der  Haustüre  auf  der  Stirnseite  des 
Hauses,  ohne  dass  die  Sauberkeit  desselben  Eintrag 
erleiden  würde.  Ein  wahrer  Musterbau  steht  auch  noch 
in  dem  sonst  zum  grössern  Teil  modernisierten  Ort  Isen- 
bolgen. 

Es  war  wohl  hauptsächlich  die  nicht  zu  bestreitende  & 
genart  der  Bewohner  des  Haslethales,  die  schon  vor  Jahi^ 
hunderten  zur  Annahme  eines  fremdländischen  Ursprungi 
dieser  Bevölkerung  führte.  Gleich  den  Bewohnern  der 
Waldstätte  sollen  auch  die  Hasler  aus  Schweden  oder  Ost 
friesland  eingewandert  sein.  Diese  Tradition  findet  sich 
schon  in  einem  1561  verfkssten  Gedicht  des  Bemer  Dichters 
Gletting  schriftlich  fixiert,  besonders  ausführlich  aber  in 
dem  TT  Strophen  zählenden  Ostfriesenlied  aus  dem  Ende 
des  16.  oder  Anfang  des  17.  Jahrhunderts.  Ueber  diese 
Saffe  besteht  eine  umfangreiche  Literatur  (vergl.  MülioeD, 
Egb.  Friedr.  v.  Beiträge  zur  Heimatkunde  des  Kant.  Bern 
deutschen  Teils,  1.  Heft.  Bern  1879).  Die  historische  For- 
schung verhält  sich  jedoch  gegen  die  Hvpotheae  des 
schwedisch-oetfHestschen  Ursprungs  der  Hasler  durch- 
aus ablehnend.  Die  Sprache,  die  man  als  Beweis  zn  Hilfe 
nehmen  wollte,  steht  zu  nordischen  Sprachen  in  keiner 
näheren  Verwandtschaft  als  andere  deutsch-schweizen- 
sche  Dialekte.  Auch  die  Ableitung  des  Landesnameiu 
Hasle  von  einem  fabelhaften  schwedischen  Anführer  Hi- 
sius  ist  nicht  stichhaltig.  Der  Name  Hasle  oder  Hasle  im 
Wyssland  (wie  er  früher  lautete)  dürfte  sich  eher  auf  die 
um    Meiringen    häuflsen  Uaselstrauchgehölze   beziehen. 

Im  Mittelalter  war  die  Landschaft  Hasle  freies  Reichs- 
land und  stand  als  solches  unmittelbar  unter  dem  Schutze 
des  Reiches.  Ihre  grossen  Freiheiten  nebst  dem  alten  Lan- 
deswappen, einem  Adler  mit  goldener  Krone  und  weis- 
sem Kreuz,  sollen  die  Hasler  nach  dem  Ostfrienenlied  im 
Jahre  387  von  einem  römischen  Kaiser  erhalten  haben, 
dem  sie  gegen  die  Heiden  Hilfe  geleistet  hätten.  Geschicht- 
lich begründeter  ist  die  Annahme,  dass  ihnen  und  den 
Waldstatten  der  von  den  Sarazenen  bedränete  Papst  Gre- 
gor VI.  im  Jahre  829  vom  Kaiser  Ludwig  dem  Frommen 
ihre  Freiheiten  ausgewirkt  haben  soll.  Die  Landleute  von 
Oberhasle  hatten  ihren  eigenen,  aus  ihrer  Mitte  gewähl- 
ten Ammann  und  führten  auch  ein  eigenes  Siegel.  Die 
Thalkirche  in  Meiringen  (Bistum  Konstanz)  gehörte  dem 
Reiche  und  wurde  1234  von  Kaiser  Heinrich  dem  Orden 
des  h.  Lazarus  in  Seedorf  im  Umerland  übeiveben,  der 
aber  das  Patronat  schon  1272  dem  Kloster  Interfaken  vei^ 
kaufte.  Wie  Bern  von  den  Kiburffem  bedrängt,  be^ 
sich  auch  Hasle  unter  den  Schutz  des  mächtigen  Grafen 
Peter  von  Savoyen  (125&-1272) ;  es  schloss  1275  ein  Schotz- 
und  Trutzbünanis  mit  Bern,  das  1306  emeaert  wurde. 
Die  1311  vom  Kaiser  an  das  Haus  Weissen  bürg  verpfin- 
dete  Thalschaft  empörte  sich  mit  Hilfe  Unterwaldens  ge- 
ffen  ihre  neuen  Herren,  doch  wurden  die  Thalleute  1332 
bei  Bönigen  geschlagen.  Am  2.  Juli  1334  traten  die  Her- 
ren von  Weissen  bur^  die  Landschaft  Hasle  an  Bern  ab. 
das  ihre  herkömmlichen  Freiheiten  bestätigte.  1339 
kämpfen  300  Hasler  an  Berns  Seite  bei  Laupen  mit  1416 
Hess  sich  Bern  hier  die  Beivwerksrechte  zusprechen.  1419 
Einfall  der  mit  Bern  in  Fehde  stehenden  Walliser  ins 
Haslethal.  Im  selben  Jahre  zog  das  bemische  Heer  dnrcfa 
das  Haslethal  über  die  Grimsel  nach  dem  Wallis  und  im 
Herbst  1425  nach  Domo  d'Ossola.  1477  grosse  Teuerung. 

Der  Einführung  der  Reformation  setzten  die  Hasler 
heftigen  Widerstand  entgegen.  Sie  verwendeten  sich  1537 
für  Beibelassung  des  Klosters  Interlaken,  beteiligten  sieh 
an  dem  Aufstand  der  Gotteshausleute  geffen  Bern,  fährten 
nach  Beschluss  einer  Landsgemeinde  aie  Messe  wieder 
ein  und  mussten  mit  Ciewalt  und  nicht  ohne  Anwendung 
grosser  Härte  zur  Annahme  der  Reformation  und  zur  (et- 
nem  Anerkennung  der  Oberherrlichkeit  Berns  gezwon- 


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gen  werden.  In  der  Folge  gehörten  dann  aber  die  Hasler 
zu  den  loyalsten  Untertanen  Berns  und  genossen  auch  als 
solche  bis  1798  Vorrechte,  wie  sie  kei- 
nem anderen  Teil  des  Kantons  zuge- 
standen wurden.  Sie  erhielten  Landam- 
männer  aus  ihrer  Mitte,  hielten  jähr- 
lich ihre  eigene  Landsgemeinde  ab, 
wählten  Richter  und  Beamte  und  be- 
zahlten keine  Abgaben. 

In  kirchlicher  Beziehung  bildete  die 
Landschaft  Hasle  ursprünglich  nur  eine 
einziffe  Gemeinde,  deren  Bewohner  in 
der  ehrwürdigen  alten  Thalkirche  von 
Meirinj^en  eingepfarrt  waren.  Wegen 
der  Grosse  dieser  Kirchgemeinde  wurde 
1713  eine  neue  solche  im  Grund  er- 
richtet. Dem  Pfarrer  von  Grund  (heute 
Innertkirchen)  lag  ob,  abwechselnd  ei- 
nen Sonntag  in  der  Kirche  zu  Gad- 
men,  den  andern  in  der  Kirche  zu  Gut* 
tannen  zu  predigen.  1816  wurden  die 
Gemeinden  Gadmen  mit  Nessenthai  und 
Guttannen  mit  Boden  zu  eigenen  Kirch- 
gemeinden erhoben  und  die  Gemeinde 
im  Grund  wieder  mit  Meiringen  verei- 
nigt. Letztere  1835  wieder  von  Meirin- 
Sn  abgetrennt,  zunächst  als  Helferei, 
nn  seit  1860  als  eigene  Pfarrei.  Vergl. 
Sprüngli.  Beschreibung  des  Haslelan- 
des  im  Kanton  Bern  (Sammlung 
von  landwirtschaftlichen  Dingen  der 
schweizer,  Gesellschaft  in  Bern.  I,  III). 
Bern  1760.  —  Wyss,  Jos.  Rud.  Reise  in 
das  Bemer  Oberland.  Bd  II.  Bern  1817.  —  Hopf,  0.  Ge- 
schichten aus  der  Vergangenheit  des  üaslethdles.  Mei- 
ringen 1892. 

HASLE  oder  HA8LI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Buradorf). 
570  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  linken  Ufer  der  Emme, 
am  Eingang  zum  Biembachgraben  und  gegenüber  vom 
Rüegsauschachen,  etwas  w.  der  Strasse  Burgdorf-Langnau, 
800  m  w.  der  Station  Hasle-Rüegsau  der  Linien  Burgdorf- 
Langnau  und  Burgdorf-Thun.  Postbureau,  Telegraph, 
Telephon;  Postwagen  Hasle-Affoltem.  Die  Gemeinde  zieht 
sich  am  linksseitigen  Gehänge  des  Emmenthales  bis  zum 
Wegissen  hinauf  und  umfasst  die  untern  Abschnitte  des 
Biglenthales  und  Thalgrabens  bis  Nieder  Goldbach.  Sie  ist 
in  vier  Fraktionen  eingeteilt,  zu  deren  jeder  eine  Anzahl 
von  Weilern,  Häusergruppen  und  zerstreut  gelegenen 
Höfen  gehören.  Es  sind  dies  1.  Biembach  mit  Aeschbach 
und  Stalden ;  2.  Goldbach  mit  Bigel,  Hub,  Maad,  Nieder 
Goldbach  und  Otzenberg ;  3.  Hasle  mit  Brünnli,  Eichholz, 
Kalchofen,  Tschameri  und  Dorf  Hasle;  4.  Uetigen  mit 
Gomerkinden,  Obereichholz,  Riefershüsern,  Schafhausen 
und  Uetigen.  Zusammen  333  Häuser,  2390  reform.  Ew. ; 
Dorf:  19  Häuser,  164  Ew.  Landwirtschaft.  7  Käsereien, 
Käsehandel.  Zigarrenfabrik.  Bunttuchweberei,  Blousen- 
febrikation.  Eine  Kirche  wird  zu  Hasela  urkundlich  schon 
1254  erwähnt.  1880  hat  man  im  Mittelschiff  der  Kirche 
Wandmalereien  aus  dem  15.  Jahrhundert  mit  Darstellun- 
gen aus  der  Leidensgeschichte  Christi  entdeckt. 

HASLE  oder  HA8LI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen). 
800  m.  Abteilung  der  Gemeinde  Frutigen,  mit  zahlreichen 
am  rechten  Ufer  der  Kander  und  am  W.-Hang  des  Geri- 
homs  zerstreut  gelegenen  Häusern,  2  km  so.  der  Station 
Frutigen  der  Thunerseebahn  (Spiez-Frutigen).  37  Häuser, 
218  reform.  Ew.  Viehzucht. 

HASLE  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftigen,  Gem.  Rümli- 
gen).  857  m.  Weiler,  am  O.-Hane  des  Längenbergs, 
2  km  sw.  Rumligen  und  3  km  w.  aer  Station  Kaufdorf 
der  Gürbethalbahn  (Bem-Wattenwil-Thun).  Telephon.  15 
Häuser,  96  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Thurnen.  Ferien- 
kolonie der  Schulkinder  von  Bern.  Schöne  Aussicht  auf 
die  Bemer  Alpen.  Acker-  und  Wiesenbau. 

HASLE  oder  HASLI  (Kt.  Luzem^  Amt  Entlebuch). 
721  m.  Gem.  und  Pfarrdori,  zwischen  der  Kleinen  Emme 
und  der  Entlen,  an  der  Strasse  Bern-Luzem  und  2  km 
SSW.  der  Station  Entlebuch  der  Linie  Bern-Luzern.  Post- 
bureau, Telephon;  Postwagen  nach  Entlebuch  und 
Schüpfheim.  Gemeinde,  mit  Habschwanden,  Ennetegg, 
Haldenegg  (mit  Haslihochwald),  Hinterschwändi,  Schim- 


berg  und  Kehr:  221  Häuser,  1283  kathol.  Ew. ;  Dorf:  33 
Häuser,  230  Ew.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Knochen- 


Hasleberg  mit  Blick  gegen  Meiringen  nnd  den  Briensersee. 

mühle.  Mechanische  Schreinerei,  Säge.  Käserei.  Kirche 
und  Totenkapelle,  Beste  eines  Beinhauses.  Das  Dorf  vom 
kleinen  Bibernbach  durchflössen,  der  am  27.  Juli  1873 
grosse  Verheerungen  anrichtete,  mehrere  Häuser  weg- 
schwemmte und  einen  Teil  der  Kantonalstrasse  zerstörte. 
Heute  hat  er  ein  breiteres  und  tieferes  Bett  erhalten. 

HASLE  (OBER).  AMTSBEZIRK  des  Kantons  Bern.  S. 
den  Art.  Oberhasle. 

HASLE  IM  QRUND  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle, 
Gem.  Innertkirchen).  Früherer  Name  für  das  Dorf  Grund. 
S.  diesen  Art. 

HASLE  JUNGFRAU  oder  WETTERHORN  (Kt. 
Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  3703  m.  Hauptgipfel  der  Grin- 
delwalder  Wetterhörner.  S.  den  Art.  Wetterhörner. 

HA8LEBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trach8elwald,Gem. 
Sumiswald).  755  m.  V^eiler,  nahe  dem  linken  Ufer  der 
Grünen,  7  km  nö.  der  Station  Bamsei  der  Linie  Burff- 
dorf-Langnau  und  2,2  km  nö.  Sumiswald.  Telephon.  10 
Häuser,  ^  reform.  Ew.  Viehzucht.  Käserei.  Schulhaus. 

HA8LEBERQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle).  900- 
2000  m.  Gemeinde,  am  sonnenreichen  Berghang  über  den 
hohen  Felswänden  rechts  der  Aare  ;  von  mehreren  Bächen 
durchflössen,  die  schöne  V^asserfälle  bilden,  und  im  N. 
vom  Hohenstollen  und  Glockhaus  überragt.  Umfasst  die 
Weiler  und  Häusergruppen  Golderen,  HohUuh,  Unterfluh, 
Rüti,  Weissenfluh  und  Wasserwendi,  sowie  zahlreiche 
schöne  Alpweiden  und  zählt  186  Häuser,  1037  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  Meiringen.  Wiesenbau  und  Vieh- 
zucht, Alpwirtschaft.  Fremdenindustrie.  Prachtvolle  Aus- 
sicht auf  die  Alpen,  im  Besondern  auf  die  Gruppe  der 
Wetterhörner.  Die  Frauen  von  Hasleberg  tragen  zeitweise 
noch  di6  im  Verschwinden  begriffene  alte  Volkstracht. 

HA8LEN  (Kt.  Appenzell  I.  R..  Gem.  Schlatt-Haslen). 
742  m.  Dorf,  Schulkreis  und  Kirchgemeinde,  am  W.-  und 
N.-Hang  des  Lehmensteig,  vom  Kanton  Appenzell  A.  R. 
durch  die  Sitter  und  den  Rotbach  getrennt,  4  km  sw.  der 
Station  Teufen  der  Strassenbahn  St.  Gallen-Gais.  Postab- 
lage, Telephon ;  Postwagen  nach  Appenzell.  Die  Kirchge- 
meinde umfasst  das  Dorf  Haslen  (das  in  Vorder,  Hinter, 
Ober  und  Unter  Haslen  zerfallt),  Rüti  und  Lehmensteig. 
Zusammen  112  Häuser,  613  zur  Mehrzahl  kathol.  Ew.  * 
Dorf :  20  Häuser,  99  Ew.  Kirschbäume.  Viehzucht.  Zwei 
Schulhäuser.  Stickerei.  Steinbrüche.  Holz-  und  Viehhan- 
del. Neue  Kirche,  1901  geweiht.  Als  Schriftsteller  hat  sich 
ein  ehemaliger  Pfarrer  von  Haslen,  Dr.  jur.  et  phil. 
Sutter  (f  1805),  Schulinspektor  deb  Kantons  Säntis,  einen 
Namen  gemacht.  Er  vnrkte  auf  die  nachträgliche  Ehren- 


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rettung  des  unglücklichen  Landammannes  Sutter  hin  und 
wurde  darum  von  der  herrschenden  Partei  stark  befeindet. 


Kirche  Haslen  (Rani.  App«nMll),  von  Südosten 

An  den  zerstreut  gelegenen  Bauernhäusern  sieht  man  hie 
und  da  noch  soff.  Leichenbretter  (vergl.  darüber  den  Art. 
Hargarten).  Die  Frauen  von  Haslen  tragen  noch  die 
schöne  Appenzeller  Volkstracht. 

HASLEN  (Kt.  Glarus).  588  m.  Gem.  und  Dorf,  am 
rechten  Ufer  der  Linth,  auf  dem  Schuttkegel  des  Haslen- 
bachs,  an  der  Strasse  Schwanden-Hätzingen  und  500  m 
s.  der  Station  Nidfurn-Haslen  der  Linie  Zürich-Glarus- 
Linthal.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  Gemeinde,  mit 
Langhof,  Leu,  Sand,  Bünl  und  Zusingen :  180  Häuser, 
766  Ew.  (wovon  101  Katholiken);  Dorf:  122  Häuser,  381 
Ew.  Kirchgemeinde  Schwanden.  Wiesenbau  und  Vieh- 
zucht. Baumwollspinnerei  und  -weberei.  Auf  der  Terrasse 
Tannenberg  ( W.-Hang  des  Freibergs)  Gasthof  und  klima- 
tischer Kurort  mit  prachtvoller  Aussicht.  Haslen  erst  1896 
von  der  politischen  Gemeinde  Diesbach  abgetrennt. 

HASLEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Togffenburg,  Gem. 
Lütisburg).  592  m.  Weiler,  über  dem  recnten  Ufer  der 
Thur;  1,2  km  nnw.  Lütisburg  und  1,5  km  so.  der  Station 
Bazenheid  der  Tog^enburgerbahn.  11  Häuser,  45  reform, 
und  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei. 

HASLEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See,  Gem.  Gommis- 
wald).  605  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  auf  einer  Anhöhe, 
700  m  nw.  Gauen  und  3  km  nö.  der  Station  Uznach  der 
Linie  Rapperswil- Wesen-Sargans.  59  kathol.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Gauen.  Viehzucht.  Die  männlichen  Bewohner 
arbeiten  in  den  Schieferkohlenbergwerken  von  Uznach- 
Kaltbrunn.  Nahe  Haslen  das  Armenhaus  der  Gemeinde 
Gommiswald. 

HASLEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See,  Gem.  Uznach).  425 
m.  Gruppe  von  7  Häusern,  in  der  Linüiebene  u.  400  m  n. 
der  Station  Uznach  der  Linie  Rapperswil- Wesen-Sargans. 
41  kathol.  Ew.  Weinbau.  Viehzucht.  Seidenweberei. 

HASLEN  (Kt.  Schwyz,  Bez.  March,  Gem.  Schübel- 
bach).  424  m.  Weiler,  in  sumpfiger  Ge^nd,  2  km  ö.  der 
Station  Siebnen- Wangen  der  Linie  Zürich-Glarus-Linthal 
und  1,2  km  nnw.  Schubelbach.  13  Häuser,  75  kathol.  Ew. 
Acker-,  Obst-  und  Gemüsebau.  Viehzucht.  Eine  besondere 
Beschäftigung  der  Kinder  von  Haslen  bildet  das  Einsam- 
meln des  zur  Bereitung  des  wohlbekannten  Glamer  Schab- 
ziegers verwendeten  Ziegerklees. 

HASLEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem.  Egnach). 
407  m.  Weiler,  nahe  dem  Bodensee  und  1  km  nw.  der 
Station  Egnach  der  Linie  Rorschach-Romanshorn.  13 
Häuser,  75  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Neukirch-Egnach. 
Wiesen-  und  Obstbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 
Ein  grosser  Teil  der  Milch  wird  nach  Homanshorn  ver- 
kauft. Getreidehandel. 

HASLEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Münchwilen,  Gem. 
Schönholzerswilen).  627  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  800  m 
s.  Schönholzerswilen  und  5  km  s.  der  Station  Bürglen  der 
Linie  Zürich-Winterthur-Romanshom.  35  reform,  und 
kathol.  Ew. 

HASLEN  (HINTER,  OBER,  UNTER  und  VOR- 
DER) (Kt.  Appenzell  L  R.,  Gem.  Schlatt-Haslen).  Teile 
des  Dorfes  Haslen.  S.  diesen  Art. 


HASLENBACH(Kt.  Zürich, Bez.  Meilen,  Gem.  StäAi). 
416  m.  Teil  des  Dorfes  Stäfa,  am  rechten  Ufer  des  Zürich- 
sees, 600  m  w.  der  Kirche  StäDi,  1  km 
nw.  der  Station  Stäfa  der  rechtsufrii^en 
Zürichseebahn  (Zürich-Meilen-RapMrs- 
wil)  und  500  m  von  der  DampfschilTsta- 
tion  Stäfa.  16  Häuser,  122  reform.  Ew. 
Wiesen-  und  Weinbau. 

HASLENSEE  (Kt.  Glarus,  Gem. 
Näfels).  750  m.  Kleiner  See,  400  m 
lang ;  am  O.-Ende  des  Oberseethals  und 
an  dessen  Vereinigung  mit  dem  N&fel- 
ser  Schwändithal ;  1^5  Im  sw.  vom  Dorf 
Näfels.  Verdankt  seine  Entstehung  ei- 
nem prähistorischen  Bergsturz,  der 
vom  N.-Hang  des  Thaies  unterhalb  der 
Plattenalp  herabgekommen  ist.  Wird 
der  Hauptsache  nach  von  dem  aus  dem 
Schwändithal  kommenden  Brändibach 
gespiesen.  Er  erreicht  zur  Zeit  der 
Schneeschmelze  oder  bei  anhaltendem 
Regenwetter  eine  Tiefe  von  bis  xa  iO 
m,  während  er  im  Herbst  und  oft  schon 
im  Sommer  völlig  trocken  lie^t.  Zu 
dieser  Zeit  sieht  man  an  seinem  schummigen  Boden  die 
zahlreichen,  regelmässig  geformten  Trichteröffnungen, 
durch  die  sein  Wasser  abfliesst,  um  unter  der  Starz- 
schuttbarre  durchzugehen  und  oberhalb  Näfels  in  starken 
Quellen  (Rautibach  und  Tränkibach)  wieder  zu  Tage  za 
treten. 

HASLERBACH  (Kt.  Glarus).  Wildbach;  entspringt 
am  N.-Hang  der  Schönau  (Gruppe  der  Freiberge)  in  1600 
m  und  mündet  nach  3  km  langem  Lauf  w.  Haslen  in  545 
m  von  rechts  in  die  Linth.  Hat  den  grossen  Schattk^el 
aufffeworfen,  der  die  Linth  weit  nach  W.  abgelenkt  bat 
und  auf  dem  das  Dorf  Haslen  steht.  Verschiedene  ver- 
heerende Ausbruche,  besonders  1790.  Bis  heute  sind  for 
Korrektionsarbeiten  am  Haslerbach  bereits  152000  Fran- 
ken ausgegeben  worden. 

HASLERBERQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmen- 
thal.  Gem.  Lenk).  1700-2000  m.  Alpweiden  mit  zahlreichen 
zerstreut  gelegenen  Hütten,  am  r^.-  und  NO.-Hang  des 
Stübienen  und  3  Stunden  sw.  über  der  Lenk.  Vom  WalU 
bach  durchflössen. 

HASLERN  (Kt.  und  Bez.  Zürich).  584  m.  Bewaldeter 
Molasseberg,  über  dem  rechten  Ufer  der  Limmat  zwischen 
Weinin^en  und  Geroldswil.  Der  S.-Hang  bis  in  480  m 
Höhe  hmauf  mit  Reben  bepflanzt. 

HASLI.  Ortsnamen.  S.  auch  Hasle.  (Etymologie  s. 
beim  Art.  Hasel). 

HASLI  (Kt.  Aargau,  Bez.  und  Gem.  Muri).  454  na. 
Gruppe  von  7  Häusern,  an  der  Banz  und  1  km  n.  der 
Station  Muri  der  Linie  Aarau-Lenzburg-Rotkreuz-Arth 
Goldau.  62  kathol.  Ew.  Landwirtschaft. 

HASLI  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorderland,  Gem. 
Wolfhalden).  516  m.  Gemeindeabteilung  und  kleines  Dorf, 
1  km  nö.  Wolfhalden  und  2,5  km  nö.  der  Station  Heiden 
der  Bergbahn  Rorschach-Heiden.  Mit  dem  Dorf  Hasli  and 
den  Siedelungen  Hinterlochen  und  Tobelmühle  zusam- 
men :  58  Häuser,  275  reform.  Ew.;  Dorf:  21  Häuser,  87 
Ew. 

HASLI  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Unter  Simmenthai,  Gem. 
Därstetten).  760  m.  Abteilung  der  Gemeinde  Därstetten, 
über  dem  linken  Ufer  der  Simme.  4  Häuser,  26  reform. 
Ew.  Viehzucht. 

HASLI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Unter  Simmenthal,  Gem. 
Wimmis).  672  m.  Dorf,  am  N.-Fuss  des  Niesen  zwischen 
Kander  und  Simme,  an  der  Strasse  Wimmis-Heustrich 
Bad  und  2  km  so.  der  Station  Wimmis  der  Simmenthal- 
bahn.  64  Häuser,  366  reform.  Ew.  Viehzucht. 

HASLI  und  OBER  HASLI  (Kt.  Luzern,  Amt  Hoch- 
dorf, Gem.  Emmen).  427  m.  Zwei  Gruppen  von  zusam- 
men 8  Häusern,  an  der  Strasse  Luzern-Eschenbach  und 
2,3  km  nö.  der  Station  Emmen  der  Seethalbabn.  69  ka- 
thol. Ew.  Wiesenbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 

HASLI  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau,  Gem.  Langnan). 
540  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am  SW.-Hang  de»  ä[±all- 
bergs;  1,5  km  s.  Landau  und  1,7  km  w.  der  Station 
Dagmersellen  der  Linie  Luzem-Olten.  36  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Richenthal.  Ackerbau  und  Viehzucht. 


HAS 


HAU 


524 


HASLI  (Kt.  Thorgau,  Bez.  Weinfelden,  Gem.  Wigol- 
tingen).  412  m.  Gnippe  vod  8  HSusem,  im  Thnrthal  und 
am  Kemmenbach ;  1,6  km  sw.  Wi^oltin|[eD.  Hier  die  Sta- 
tion MöUheim-Wii^oltingeD  der  Linie  Zurich-Winterthur- 
Romanshom,  sowie  das  gleichnamige  Post-  und  Telegra- 
phenbareau,  Telephon;  Postwagen  nach  Müllheim-Steck- 
bom  und  Wigoltingen-Raperswilen.  42  reform.  Ew. 
Wiesenbau.  Zementmühle,  Portlandzementfabrik,  Ger- 
berei. 

HASLI  (AUSSER  und  INNER)  (Kt.  Aarsau,  Bez. 
Zofingen,  Gem.  BalzenwiU.  500  ro.  Gruppe  von  5  Häusern, 
600  m  8w.  Balzenwil  und  5  km  so.  der  Station  Murgenthal 
der  Linie  Ölten- Bern.  34  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Riken.  Landwirtschaft. 

HASLI  (METTMEN)  (Kt  Zürich,  Bez.  Dielsdorf, 
Gem.  Niederhasli).  Dorf.  S.  den  Art.  Mettmenhasli. 

HASLI  (NIEDER)  (Kt.  Zürich,  Bez.  Dielsdorf).  Gem. 
und  Dorf.  S.  den  Art.  Niederhasu. 

HASLI  (OBER)  (Kt.  Luzern,  Amt  Hochdorf,  Gem. 
Emmen).  Häusergruppe.  S.  den  Art.  Hasu. 

HASLI  (OBER)  (Kt.  Zürich,  Bez.  Dielsdorf,  Gem. 
Niederhasli).  Dorf.  S.  den  Art.  Obebhasli. 

HASLI  oder  HASLE  (OBER  und  UNTERjf  (Kt.  und 
Amt  Luzem,  Gem.  Kriens).  540  und  509  m.  Zwei  Häuser, 
in  einem  kleinen  Thälchen,  700  m  s.  der  Station  Kriens 
der  elektrischen  Strassenbahn  Luzem-Kriens.  34  kathol. 
Ew.  Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 

HASLI  IM  QRUND  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle, 
(^m.  Innertkirchen).  Frünerer  Name  des  Dorfes  Grund. 
S.  diesen  Art. 

HASLIBERQ  (Kt.  Zürich,  Bez.  Dielsdor^.  482  m. 
Breiter  Molasserücken,  so.  über  der  Station  Niederhasli 
der  Linie  Oberglatt-Niederweningen.  An  den  untern  Hän- 
gen steht  marine  Molasse  an.  die  man  früher  als  Bau- 
stein ausbeutete.  Am  S.-  und  W.-Hang  grosse  Weinberge. 

HASLIHOCHWALD  (Kt.  Luzem,  Amt  Entlebuch, 
Gem.  Hasli).  900-960  m.  17  Häuser,  am  rechten  Ufer  des 
Biberenbacnes  zerstreut  gelegen,  an  der  Strasse  Heilig- 
krenz-Hasli,  3  km  nö.  der  Station  Schüpfheim  der  Linie 
Bern>Luzem  und  1.5  km  s.  vom  Dorf  Hasli.  73  kathol.  Ew. 
Viehzucht. 

HASUM  (Kt.  Thurgan.  Bez.  Bischofszell,  Gem.  Haupt- 
wil).  580  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  im  Gottshaus ;  4,5  km 
onö.  der  Station  Hauptwil  der  Linie  Gossau-Sulgen.  24 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Bischofszeil.  Wiesenbau. 
K.ä8erei. 

HATSWIL  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem.  Hefen- 
hofen).  437  m.  Kleines  Dorf,  am  linken  Ufer  der  Aach, 
2  km  so.  Hefenhofen  und  1,8  km  nö.  der  Station  Amris- 
wil  der  Linie  Zürich-Winterthur-Homanshom.  Telephon. 
23  Häuser,  121  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Romansnorn. 
Wiesen-  und  Obstbau,  Viehzucht  und  -handel.  Käserei. 
Stickerei.  Schönes  neues  Schulhaus. 

HATTENBERO  oder  HACKENBERQ  (Kt.  Frei- 
bnr|^,  Bez.  Sense,  Gem.  St.  Urs).  658  m.  Landhaus  und 
schönes  Landgut,  über  den  das  rechte  Ufer  des  Galtem- 
bachs  (Gotteron)  begleitenden  Felshängen ;  2,5  km  nw. 
St.  Urs  und  3,5  km  o.  vom  Bahnhof  Freiburg.  15  kathol. 
Ew.  deutscher  Zunge.  Kirchgemeinde  Tafers.  Getreide-, 
Wiesen-  und  Obstbau,  Viehzucht.  Man  sieht  hier  noch 
Manerreste  und  die  Fundationen  der  alten  Feudalburg 
des  gleichnamigen  Edelgeschlechtes.  Diese  Burg  stand  hart 
am  Rand  der  zum  Gotteron  abfallenden  Felswand.  Hier 
wohnte  1226  Burkhartvon  Hattenberg;  im  gleichen  Jahre 
gründete  Rudolf  von  Hattenberff  hier  eine  Johanniterkom- 
thurei.  Von  andern  Gliedern  aes  Geschlechtes  sind  noch 
bekannt  Wilhelm  (1259),  Bartholomäus  und  Marmet  (1901). 
Johann  (1313  Pforrer  zu  Ergenzach  oder  Arconciel)  und 
Peter  (1337  Pfarrer  zu  Hauteville).  Das  Gut  1581  und  1609 
Eigentum  von  Peter  von  Lauthen-Heid,  später  im  Besitz 
der  Familie  Von  der  Weid. 

HATTENHAU8EN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Kreuzungen, 
Gem.  Wäldi).  555  m.  Kleines  Dorf,  am  S.-Hang  des  See- 
röckens,  5  km  n.  der  Station  Märstetten  der  Linie  Zürich- 
Winterthur-Romanshom  und  1,8  km  nö.  Lipperswilen. 
23  Häuser,  93  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Lipperswilen. 
Getreide-,  Wiesen-  und  Obstbau.  Stickerei.  Scnöne  Aus- 
sicht auf  die  Alpen  vom  Säntis  bis  zum  Berner  Ober- 
land. 

HATTER8WIL  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Münchvnlen,  Gem. 


Fischingen).  619  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  in  einem 
schmalen  und  von  der  Strasse  Dussnang-Wila  durchzoffe- 
nen  Thälchen ;  2,2  km  nw.  Fischingen  und  5,5  km  s.  der 
Station  Eschlikon  der  Linie  Zürich-Winterthur-St.  Gallen. 
32  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Dussnang. 
Viehzucht.  Gebirgige  Landschaft  mit  zahlreichen  grünen 
Thälchen,  Bächen,  Tobein,  schroffen  Nagelfluhhängen  und 
tannengekrönten  Höhen.  * 

HATTIQEN  (ZU)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun,  Crem. 
Längenbühl).  665  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  S.-Ufer 
des  Dittligersees,  700  m  sw.  Längenbühl  und  3  km  so.  der 
Station  Watten wil  der  Gürbethalbahn  (Bem-Wattenv^l- 
Thun).  37  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Amsoldingen. 
Landwirtschaft.  Käserei.  Ueberreste  der  alten  Burg  Hat- 
tigen,  die  im  Mittelalter  Sitz  eines  österreichischen  Vog- 
tes war. 

HAU,  HAUETEN.  So  heissen  in  der  deutschen 
Schweiz  ganze  Waldungen  oder  einzelne  Teile  derselben, 
in  denen  von  Zeit  zu  Zeit  Stämme  geschlagen  werden. 
Meist  Laubv^ld  mit  Unterholz,  der  in  Zeiträumen  von 
etwa  30  Jahren  regelmässig  niedergelegt  wird,  um  dann 
wieder  aufffeforstet  zu  werden.  Entspricht  dem  französi- 
schen Ausmruck  taillis. 

HAUBEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Konolfingen,  Gem.  Ober 
Diessbach).  Weiler.  S.  den  Art.  Hüben. 

HAUDERE8  (LE8)  (Kt.  Wallis,  ßez.  Harens,  Gem. 
Evolena).  1447  m.  Schönes  Dorf»  zu  oberst  im  Thalbecken 
von  Evolena  an  der  Stelle,  wo  das  Eringerthal  sich  in  das 
Val  de  Ferp^le  und  Val  d'AroUa  spaltet.  4,5  km  s.  Evo- 
lena. Steht  am  untern  Gehänj|;e  der  Gouronne  de  Br^ 
onna,  rechts  von  der  Vereinigung  des  Wildbaches  von 
Ferp^le  mit  der  Borgne  d'Arolla  und  am  N.-Fuss  der 
Dent  de  Perroc  und  Dent  de  Veisivi.  Postablage,  Tele- 
graph ;  im  Sommer  Postwagen  Sitten-Evolena-Les  Hau- 
döres.  41  Häuser,  281  kathol.  Ew.  Kapelle.  Gasthof.  Zen- 
trum für  zahlreiche  Ausflüge  ins  Aroila-  und  Ferp^lethal, 
Ausgangspunkt  für  die  Ueberschreitung  des  Coi  de  Gou- 
ronne, de  Breonna,  de  Zat^  und  de  Derbonneire,  sowie 
für  die  Besteiffung  der  O)uronne  de  Br^nna,  Pointe  de 
Zat^,  Pointe  de  Vouasson  und  des  Mont  de  r£toile.  Oestl. 
vom  Dorf  bekannter  Bruch  auf  Gilt-  oder  Ofenstein. 

HAUELEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen,  Gem. 
Gondiswil).  652  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  am  rechten 
Ufer  des  Freibaches,  400  m  w.  Gondiswil  und  4  km  nw. 
der  Station  Hüswil  der  Linie  Langenthal-Wolhusen.  72 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Melchnau.  Landwirtschaft. 

HAUENSTEIN  (Kt.  Solothum,  Amtei  Ölten,  Gem. 
Hauenstein-Ifenthal).  677  m.  Kleines  Dorf,  an  der  Strasse 
über  den  Unteren  Hauenstein,  nw.  Trimbach  und  s.  Läu- 
felfingen,  4  km  nw.  Ölten.  Postablage,  Telephon.  Vor  der 
Erbauung  des  Hauensteintunnels  starker  Waaren-  und 
Personenverkehr.  Heute  einsames  Dörfchen  mit  Land- 
wirtschaft. 27  Häuser.  161  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
Ifenthal.  Im  Kaibenloch  Fund  von  römischen  Münzen. 

HAUENSTEIN  (Kt.  Solothurn  und  Basel  Land).  Zwei 
Passübergänge  und  Eisenbahntunnel,  im  Juragebirge. 


LäuMFfrtffen 


^^Lias         ^^  Muschelkalk         Ciiilül Salzbon 
Qeologiscbe  Querproflle  durch  den  Hauenstein. 

1.  Profil  von  Gressly  und  Kaufmann. 

2.  Profil  der  Expertenkoramission  von  1860. 

i.  Der  Untere  Hauenstein  (635  m)  ist  nach  dem  Bötz- 
berg  (574  m)  der  niedrigste  Passübergang  im  schweize- 
rischen Jura,  verbindet  Ölten  (Kt.  Solothum)  über  Trim- 


522 


HAU 


HAU 


bach  und  das  kleine  Dorf  Häuenstein  mit  Laufelfingen 
(Kt.  Basel  Land).   Von  der  Linie  Olten-Liestal-Basel  im 


Der  Haueasteintunnel. 

Hauensteintunnel  durchbrochen,  der  2485  m  lang  ist. 
Sein  n.  Eingang  liegt  in  560  m,  sein  s.  Ausgang  in  500  m, 
so  dass  er  mit  beständigem  Gefälle  von  25  Voo  gegen  S.  zu 
sich  senkt.  Erster  Eisenbahntunnel  im  Jura,  besonders 
bemerkenswert  wegen  der  seinen  Bau  begleitenden  Schwie- 
rigkeiten und  der  wertvollen  Einblicke,  die  er  in  den 
geologischen  Bau  der  durchbrochenen  Kette  gestaltet  hat. 
Die  ersten  vorbereitenden  Studien  datieren  aus  1852,  der 
Bau  wurde  vollendet  gegen  Ende  1857.  Von  einer  eng- 
lischen Gesellschaft  unternommen  und  durchgeführt.  Das 
vom  Solothumer  Geologen  Amanz  Gressly  unter  Beistand 
von  Franz  Lang  und  später  von  Tunnelingenieur  Kauf- 
mann aufgenommene  geologische  Profil  musste  im  Ver- 
laufe der  Bauarbeiten,  namentlich  im  verwickelt  gebauten 
n.  Dritteil  mehrfach  wieder  abgeändert  werden.  Im  S. 
tritt  der  Tunnel  in  nahezu  horizontal  gelagerte  Schichten 
von  mittlerem  Jura  (Bajocien)  ein,  um  dann  Lias-  und 
Keupermergel  zu  durchbrechen.  In  der  n.  Hälfte  des  Tun- 
nels finden  wir  (nach  F.  Mühlbere)  mehrfach  sich  wieder- 
holende Schichten  von  Muschelkalk  und  salzführenden 
Triasmergeln  in  normaler  Lagerung  (Schuppenstruktur). 
Dieser  Gebirffsbau  ist  sowohl  von  den  Tunnelgeologen  als 
von  einer  18d0  bestellten  Expertenkommission  m  verschie- 
dener Weise  gedeutet  worden.  Hier  schnitt  man  im  Mu- 
schelkalk drei  Thermen  von  28,4**,  24,4"  nnd2i,4<*  C.  an, 
die  zusammen  etwa  1010  Minutenliter  Wasser  lieferten. 
Weiter  n.,  im  zweiten  Schichtenkomplex  des  Muschel- 
kalks, finden  sich  noch  eine  Quelle  von  12,5  "*  C.  und  endlich 
etwa  500  m  von  der  n.  Mündung  entfernt  mehrere  kalte 
Quellen,  deren  eine  etwa  1800  Minutenliter  lieferte.  Alle 
diese  Wasser,  die  sonst  den  durch  Läufelfingen  fiiessenden 
Homburgerbach  zu  speisen  pflegten,  ergossen  sich  nun  in 
den  Tunnel  und  flössen  nun  dessen  Gefallsrichtung  ent- 
sprechend nach  S.  ab.  Die  Folge  war  ein  von  den  ge- 
schädigten Fabrik-  und  Mühlen besitzern  am  Homburger- 
bach gegen  die  Zentralbahngesellschaft  in  Basel  erhobener 
Prozess,  der  damit  endigte,  dass  diese  1861  auf  ihre  Kosten 
die  Kaltwasserquellen  in  einem  eigenen  Stollen  unter  dem 
Tunnel  hindurch  wieder  nach  Laufelfingen  zurückleiten 
musste.  Mit  Berücksichtigung  der  grossen  Schwierigkeiten, 
die  der  Bau  dieses  Stollens  oot,  und  im  Hinblick  auf  ein 
von  den  Geologen  Arnold  Escher  v.  der  Linth,  Ed.  Desor, 
Carl  Vogt  und  Aug.  Quiquerez  eingeholtes  Gutachten 
wurde  der  Geseilschaft  gestattet,  die  weiter  s.  zu  Tage  tre- 
tenden Thermen  frei  nach  S.  abfliessen  zu  lassen,  was 
heute  noch  der  Fall  ist.  Während  des  Tunnelbaues  geriet 
die  Holzverschalung  des  Schachtes  Nummer  III  in  Brand  : 
der  Schacht  stürzte  ein  und  verschüttete  die  im  Tunnel 
arbeitenden  Männer,  von  denen  70  sofort  getötet  wurden, 
während  etwa  20  andere  noch  im  Verlaufe  der  Rettungs- 
arbeiten starben. 

2.  Der  Obere  Hauenstein  (734  m)  wird  von  der  sanft 
ansteigenden  grossen  Strasse  Waldenburg-ßalsthal  über- 
schritten und  verbindet  die  Stadt  Basel  mit  Solothurn. 
Nahe  der  Passhöhe  das  Kurhaus  Langenbruck. 


Die  Namen  Hauenstein  (1270:  Howenstein)  erinnern  an 
die  einst  hier  vorspringenden  Felsrippen,  die  dem  Bin 
der  Strassen  vielfache  Schwie- 
rigkeiten bereiteten.  Die  bei- 
den Strassen  sind  auf  ihrer 
ganzen  Länge  offen,  d.  h.  nicht 
m  Gallerien  oder  Tunnels  stel- 
lenweise unter  dem  Fels  durch- 
geführt, wie  solche  z.  B.  bö 
der  Strasse  der  Pierre  Pertnis 
bei  Tavannes  (Bemer  Joraj 
oder  bei  den  Gallerien  de«  Pi- 
choux  s.  Undervelier  vorban- 
den sind. 

HAUEN8TEIN-IFEN- 
THAL  (Kt.  Solothurn,  Amtei 
Ölten).  Gem. ;  umfosst  die  Dör- 
fer Hauenstein  und  IfenthaU 
sowie  den  Weiler  Engistein  und 
zählt  in  58  Häusern  295  Ew. 
(wovon  49  Reformierte). 

MAUSTEN    oder    HEUE- 

TEN  (Kt.   Wallis,    Bez.    Vi^, 

Gem.  Zermatt).  1709  m.  Grappe 

von  Hütten,  auf  einer  srasigeii 

Terrasse  nahe  Ried,  am  Puss  des  vom  Unter  Rothom 

überragten  Waldes  und  1,5  km  nö.  Zermatt.   Kapelle. 

Schöne  Aussicht  auf  Zermatt  und  das  Matterhom. 

HAUFEN  (Kt.  Apoenzell  A.  R.,  Bez.  VordepUnd,  Gem. 
LuUenberg).  525  m.  Dorf,  an  der  Grenze  gegen  den  Kan- 
ton St.  Gauen,  500  m  sw.  Thal  und  2,2  km  sw.  der  StatioB 
Rheineck  der  Linie  Rorschach- Sargans.  74  Häoser,  488 
reform.  Ew.  St.  gallische  Kirchgememde  Thal.  Landwirt- 
Schaft. 

HAULISTHAL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftifien,  Gem. 
Kehrsatz).  685  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  an  aer  Strasse 
Zimmerwald-Kehrsatz  und  1,5  km  so.  der  Station  Kehr- 
satz der  Gürbethalbahn  (Bern-Wattenwil-Thun).  Post- 
wagen Kehrsatz-Rüeggisberg.  27  reform.  Ew.  Kirchge- 
memde Belp.  Wiesen-  und  Ackerbau. 

HAUMESSER  (Kt.  und  Bez.  Zünch,  Gem.  Zärich, 
Stadtkreis  II,  Quartier  Wollishofenl.  420  m.  Gruppe  von 
11  Häusern,  am  linken  Ufer  des  Zürichsees,  200  m  w.  der 
Station  Wollishofen  der  linksufHgen  Zürichaeebahn  (Zä- 
rich-Wädenswil).  113  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Wollis- 
hofen. Grosser  Pfahlbau  aus  der  Bronzezeit.  Yergl.  den 
Art.  Wollishofen. 

HAUPT  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Landoraart). 
1401  m.  Konischer  und  bis  zu  oberst  bewaldeter  Gipfel, 
4  km  ö.  über  Landquart  und  1,5  km  sw.  der  am  Eingang 
in  die  Prätigauer  KIus  liegenden  Station  Felsenbach- Val- 
zeina  der  Rätischen  Bahn  (Landqnart-Davos).  Fällt  nach 
W.  und  NW.  zum  Eingang  der  Klus  mit  senkrechten 
und  stellenweise  beinahe  völlig  glatten  Felswänden  ab. 
Vom  Haupt  zieht  sich  nach  S.  zum  Hochwang  ein  langer 
und  schmaler  Kamm,  der  das  Rheinthal  vom  höher  ge- 
legenen Valzeinerthal  trennt. 

HAUPT  (Kt.  Wallis.  Bez.  Visp).  3103  m.  Felssporn, 
zwischen  den  beiden  Zungen  des  Festigletschers,  un- 
mittelbar ö.  über  Randa  und  gegenüber  der  Dom-  od«* 
Festihütte  des  S.  A.  G. 

HAUPTERALP  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Plessnr).  1800- 
2200  m.  Alpweide  mit  zahlreichen  zerstreut  gelegenen 
Hütten,  in  einer  kleinen  Verzweigung  des  von  Langwies 
(Schantiffg)  nach  0.  aufsteigenden  Thaies,  w.  und  sw.  vom 
Haupterhorn.  Vom  Weg  über  den  Strelapass  durchzogen. 
HAUPTERHORN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Plessor). 
2580  m.  Gipfel,  s.  Vorberg  der  Weissfluh  in  der  Strela- 
kette,  nw.  über  dem  Strelapass,  4-5  Stunden  ö.  über  Lang- 
wies  im  Schanfigg  und  1,3  km  von  der  Weissfluh.  Wira 
von  Edelweisssucnem  oft  besucht;  doch  ist  das  Edd- 
weisspflücken  besonders  an  den  steilen  S.-  and  W.-Hin- 
gen  sehr  gefährlich  und  hat  schon  zahlreiche  Opfer  ge- 
kostet. Das  Haupterhorn  erhebt  sich  n.  und  w.  über  dem 
engen  und  einsamen  Haupterthäli  (einer  obem  Verzwei- 
gung des  O.-Armes  des  Scnanfl^),  das  ganz  mit  Dolomit- 
und  Serpentinschutt  überführt  ist. 

HAUPTIKON  (Kt.  Zürich,  Bez.  Affoltem,  Gem.  Kap- 
pel).  551  m.  Weiler,  3  km  w.  Kappel  und  2,5  km  nö.  der 
Station   Knonau  der  Linie  Zürich-Affoltem-Luzem.  iS 


HAU 


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Häiuer,  94  reform.  Ew.  1050  :  Hoaptinchoven;  1226: 
Houptinchon ;  vom  Personennamen  Houbit  (Haupt,  Kopf) 
herzuleiten. 

HAUPTSEE  (Kt.  Zug.  Gem.  Ober  Aegeri).  729  m. 
Pforrdorf,  am  Aegerisee,  4  km  n.  der  Station  Sattel  der 
Sädostbahn  (Wädenswil  [oder  Rapperswil]-Ein8iedeln- 
Arth  Goldau)  und  3,7  km  so.  Ober  Aegeri.  Postablage ; 
Postwagen  Sattel-Unter  Aegeri.  47  Häuser,  309  kathol.  Ew. 
Kirche  1896  erbaut.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Hiess  frü- 
her Haselmatt-Hauptsee,  welche  Namen  beim  Volke  heute 
noch  beide  gebräuchlich  sind,  während  offiziell  nur  noch 
die  Bezeichnung  Hauptsee  Giltigkeit  hat.  Hauptsee  heisst 
auch  wohl  die  ganze  umliegende  Gebend.  Hierher  ver- 
legen die  neueren  Geschichtsforscher  den  Schauplatz  der 
Schlacht  am  Morgarten  (15.  November  1315).  1320  : 
Houptse  =  See's  Hauptx>der  oberes  Ende  des  Sees. 

HAUPTWIL  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Bischofszeil).  545  m. 
Gem.  und  schönes  Dorf,  in  einem  Thalbecken  idyllisch 
gelegen  und  auf  zwei  Seiten  vom  Kanton  St.  Gallen  um- 
rahmt, 2  km  so.  Bischofszeil.  Station  der  Linie  Gossau- 
Sulgen.  Postbüreau,  Tel^raph,  Telephon.  Gemeinde,  mit 
Gottshans  (Weiler  und  Häusergruppen  Eberswil,  Horb, 
MolUshaus,  Stocken,  Wilen,  Wolfhag,  Preiherten,  Rugg- 
lishub,  Scheidegg,  Schlatt,  Neuschlatt,  Neuhof,  Langen- 
tannen und  Rebkaus) :  210  Häuser,  1417  reform,  und 
kathol.  Ew. ;  Dorf:  71  iHäuser,'641]Ew.  Reform,  und  ka- 


Hauptwil,  von  Südwesten. 

thol.  Kirchgemeinde  Bischofszell.  Landwirtschaft.  Eine 
Tuchfarberei  mit  100  Arbeitern.  Seidenweberei.  Bildhauer- 
atelier. Käserei.  Handarbeitsschule.  Hydranten.  Das  Dorf 
elektrisch  beleuchtet.  Schloss,  heute  m  eine  christliche 
Erziehungsanstalt  umgewandelt.  Badanstalt.  Kirche  1885 
erbaut,  enthält  alte  Holzschnitzereien.  Schönes  Landgut. 
Hauptwil  verdankt  seinen  Wohlstand  hauptsächlich  der 
Textilindustrie,  die  von  den  Familien  Gonzenbach  und 
Brunsch Weiler  schon  im  17.  Jahrhundert  in  diesem  früher 
öden  Thale  eingeführt  worden  ist  und  seither  einen  gros- 
sen Aufschwung  genommen  hat.  Joachim  Brunschweiler 
war  eines  der  Häupter  der  Bewegung,  die  zur  Errichtunc 
eines  selbständigen  Kantons  Thurgau  geführt  hat,  una 
Jakob  Gonzenbach  amtete  als  erster  thurgauischer  Regie- 
rungspräsident. 

HAURIHiEUSER  (Kt.  Aargau,  Bez.  und  Gem.  Zoßn- 
gen).  469  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  in  einem  kleinen 
Thäichen  am  S.-Fuss  des  Bühnenbergs;  2,5  km  nö.  der 
Station  Zofingen  der  Linie  Luzern-Olten.  28  reform.  Ew. 
Wiesenbau. 

HAUS  (BEIM  HOHEN)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Hin- 
terrhein, Kreis  und  Gem.  Avers).  1782  m.  Gruppe  von  2 
Häusern,  im  Madriserthal ;  3,5  km  sw.  Cresta  und  21  km 
8.  der  Station  Thusis  der  Rätischen  Bahn  (Chur-Thusis- 
St.  Moritz).  12  reform.  Ew.  deutscher  Zunge.  Alpwirt- 
schafl. 

HAUS  (OBER)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Plessur,  Kreis 
Chnrwalden,  Gem.  Malix).   Häusergruppe.   S.  den   Art. 

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HAUSEQQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans).  2290  m. 
Gipfel ;  n.  Vorstufe  des  mehr  als  3  km  langen  und  den 
Bingelspitz  tragenden  Kammes  des  Ringel bergs,  der  zu 


Oberst  aus  dem  Vermcano  des  S.-Flügels  der  Glamer 
Doppelfalte  besteht,  während  tiefer  unten  (so  auch  an  der 
Hausejg[g)  eocäne  Sandsteine  und  Flysch  liegen.  S.  über 
dem  Calfeisenthal  und  4-5  Stunden  wsw.  Vättis. 

HAUSEQQBANN  (Kt.  und  Bez.  Schwyz,  Gem.  Alp- 
thal). 1000-1525  m.  Berghang  rechts  über  dem  Alpthal, 
mit  Wald  und  Alpweiden  bestanden ;  zwischen  dem  Ette- 
rentobel  und  dem  Butzitobel  und  1,5  km  so.  über  dem 
Dorf  Alpthal. 

HAUSEN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Baden,  Gem.  Bellikon). 
640  m.  Dorf,  am  W.-Hang  des  Heitersbergs,  8(X)  m  n.  Bel- 
likon und  4,5  km  ssw.  der  Station  Killwangen  der  Linie 
Zürich- Baden-Brugg.  21  Häuser,  145  kathol.  Ew.  Wie- 
senbau. 

HAUSEN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Bruffg).  386  m.  Crem,  und 
Dorf,  am  Stussibach,  an  der  Strasse  Brugg- Meilingen  und 
2  km  8.  der  Station  Brus^  der  Linie  Zürich- Baden-Brugs. 
Postablage,  Telephon.  Gemeinde,  mit  Tannhübel:  106 
Häuser,  540  reform.  Ew. ;  Dorf:  101  Häuser,  499  Ew. 
Kirchgemeinde  Windisch.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Kä- 
serei. Gräber  aus  der  zweiten  Eisenzeit  (La  T^ne  Periode); 
auf  den  Maueräckern  Ueberreste  römischer  Bauten ;  rö- 
mischer Aquädukt  nach  Wind isch.  Fund  eines  Topfes  mit 
300  Münzen  aus  der  römischen  Kaiserzeit  (von  Probus  bis 
Constantin  und  Crispus),  die  in  Trier,  London,  Arles, 
Lyon,  Thessalonich,  Mailand  und  Karthago  geschlagen 
worden  sind. 

HAUSEN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zurzach, 
G^m.  Lengnau).  480  m.  Gruppe  von  6  Häu- 
sern ;  1 ,5  km  s.  Lengnau  und  5  km  w.  der 
Station  Niederweningen  der  Wehnthalbahn 
(Oberglatt-Niederweningen).  37  kathol.  Ew. 
Wiesenbau. 

HAUSEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Tog- 
genburg, Gem.  Kirchberg).  700  m.  Dorf, 
oOO  m  o.  Kirchberg  und  2  km  w.  der  Sta- 
tion Bazenheid  der  Toggenburgerbahn.  20 
Häuser,  158  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Eine 
Stickerei. 

HAUSEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter 
Rheinthal,  Gem.  Bemeck).  508  m.  Weiler, 
am  recht8seitifi[en  Gehänge  des  Thaies  des 
Littenbachs,  700  m  s.  der  Station  Berneck 
der  elektrischen  Strassenbahn  Bemeck-Alt^ 
Stätten.  11  Häuser,  54  reform,  und  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinde  Bemeck.  Acker-,  Wein- 
und  Obstbau.  Viehzucht.  Stickerei.  Hier 
stand  einst  die  Burg  der  Edeln  von  Hau- 
sen,^deren  einer,  der  Minnesänger  Friedrich  von  Hausen, 
ums  Jahr  1265  lebte. 

HAUSEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Wil,  G^em.  Nieder- 
büren).  488  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  am  rechten  Ufer 
der  Tnur,  1  km  nö.  Niederbüren  und  7,5  km  nö.  der 
Station  Uzwil  der  Linie  Zürich-Winterthur-St.  Gallen.  22 
kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Mühle.  Stickerei. 
HAUSEN  (Kt.  Zünch,  Bez.  Affoltern).  617  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  am  SW.-Han^  des  Albis,  an  der  Jonen 
und  an  der  Strasse  Zürich-Albis-Zug,  6  km  ö.  der  Station 
Mettmenstetten  der  Linie  Zürich-AfToltern-Zug.  Postbureau, 
Telegraph,  Telephon ;  Postwagen  nach  Mettmenstetten  und 
Sihlbrugff.  Gemeinde,  mit  Eoertswil,  Oberalbis,  Teufen- 
bach,  Vollenweid,  Hauserthal,  Heisch,  Hirzwangen  und 
Schweikhof :  249  Häuser,  1408  Ew.  (wovon  1T3  Katholi- 
ken); Dorf:  71  Häuser,  480  Ew.  Viehzucht.  2  Fabriken. 
Viele  der  Bewohner  beschäftigen  sich  mit  Seidenweberei 
als  Hausindustrie.  Alemannensiedelung ,  869:  Huson. 
1242  verkaufte  der  Ritter  H.  von  Schönen werd  den  Zehn- 
ten von  Hausen  an  das  hier  ebenfalls  begüterte  Kloster 
Kappel,  dessen  Abt  Diemo  alle  seinem  Kloster  in  Hausen 
zugenörigen  Ländereien  und  Rechte  1253  wieder  an  das 
dortige  Frauenkloster  abtrat.  Zur  Zeit  der  Reformation 
besorgte  der  im  Kloster  Kappel  als  geistlicher  Lehrer  tä- 
tij^e  Heinrich  Bullineer  (nach  Zwingiis  Tod  Antistes  in 
Zürich)  in  Hausen  den  Gottesdienst.  1415  kam  Hausen 
mit  dem  Freiamt  an  Zürich  und  ward  von  1512  an  der 
Landvogtei  Konau  zugeteilt. 

HAUSEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Andelfingen,  Gem.  Ossin- 
gen).  410  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  nahe  dem  rechten 
Ufer  der  Thur,  gegenüber  dem  Schloss  Widen  und  1,5 
km    sw.  der  Station  Ossingen    der   Linie  Winterthur- 


524 


HAU 


HAU 


Etzwilen  -  Singen .    90   reform.    Ew.    Kapelle.    Mahle. 

HAUSEN  (OBER)  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Munchwilen, 
Gem.  Tobel).  Weiler.  S.  den  Art.  Oberhausen. 

HAUSEN  (OBER)  (Kt.  Zürich,  Bez.  Bülach, 
Gem.  Opfikon).  430  m.  Kleines  Dorf,  am  linken 
Ufer  der  Glatt,  800  m  sw.  Opßkon  und  1  km  so. 
der  Station  Glattbrugg  der  Linie  Zürich-Bulach- 
Efflisau-SchaffhauFen.  90  Häuser,  105  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  K loten. 

HAUSEN  (OBER)  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen, 
Gem.  Stäfo).  427  m.  Teil  des  Dorfes  Stäfa,  unmit- 
telbar n.  der  Station  Stafa  der  rechtsufrigen  Zü- 
richseebahn (Zürich-Meilen-Rapperswil).  S»  Häu- 
ser, 247  reform.  Ew.  Vergl.  den  Art.  STiEFA. 

HAUSERBERQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Güster, 
(jem.  Wesen).  800  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am 
S.-Hang  dQS  Speer  und  l,o  Im  nnö.  über  der  Sta- 
tion Wesen  der  Linie  Rapperswil-Wesen-Sargans. 
36  kathol.  Ew.  Viehzucht. 

HAUSERHOF  oder  HUSERHOF  (Kt.  Aar- 
gau, Bez.  Bremgarten,  Gem.  Unter  Lunkhofen). 
425  m.  Gruppe  von  2  Häusern,  etwas  ö.  der  Strasse 
Bremgarten-Ottenbach,  1  km  n.  Unter  Lunkhofen 
und  4,7  km  so.  der  Station  Bremsarten  der  Linie 
Aarau-Lenzburg-Rotkreuz.  24  katnol.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Lunkhofen.  Wiesenbau. 

HAUSERSEE  (Kt.  Zünch,  Bez.  Andelfingen). 
413  m.  Kleiner  See.  im  Suropfeebiet  zwischen  den 
Dörfern  Ossingen,  Oerlingen,  TrüUikon  und  Trutti- 
kon;  2  km  nw.  Ossingen.  450  m  lang  und  250  m 
breit.  Ufer  zum  Teil  mit  Wald  bestanden.  Nahe 
dem  See  ein  vorhistorisches  Refugium. 

HAUSERSTOCK  (Kt.  und  Bez.  Schwyz). 
1900  m.  Gipfel,  ö.  vom  Frohnalpstock;  Glied  der 
Kreideregion  um  die  Axenstrasse.  An  den  Hängen  meh- 
rere Alpweiden.  Kann  von  Brunnen  aus  über  das  Frohn- 
thal  und  den  N.-Hang  oder  von  Sissikon  aus  über  Schwan- 
den, Hausem  (1478  m)  und  den  ins  Frohnthal  führenden 
Furggelenpass  mit  Leichtigkeit  bestiegen  werden. 

HAUSERTHAL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Affoltem.  Gem. 
Hausen).  667  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  SW.-Hang 
des  Albis,  2  km  so.  Hausen  und  2,5  km  nw.  der  Station 
Sihlbrugg  der  Sihlthalbahn  und  der  Linie  Zärich-Thalwil- 
Zug.  31  reform.  Ew. 

HAUSHALDEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Aarwangen,  Gem.  Gondiswil).  680-635  m.  Drei 
Häuser,  etwas  n.  der  Strasse  Huttwil-Willisau,  2  km  s. 
Gondiswil  und  2  km  w.  der  Station  Hüswil  der  Linie 
Langenthal-Wolhusen.  17  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Melchnau. 

HAUSSERESSE  (Kt.  Waadt,  Bez.  Pays  d'Enhaut). 
Kleines  Thal.  S.  den  Art.  Vausseresse. 

HAUSSTADT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken,  Gem. 
Brienz).  1336.  Hüttengruppe  auf  der  Pian- 
alp,  am  S.-Hang  des  Brienzer  Rothoms  und 
2  Stunden  n.  über  Brienz.  Wasserstation 
der  Brienzer  Rothombahn. 

HAUSSTOCK  (Kt.  Glarus  und  Grau- 
bünden). 3152  m.  Gipfel,  in  der  Gruppe  des 
Tödi ;  in  der  die  Kantone  Glarus  und  Grau- 
bünden scheidenden  Hauptkette  und  zwi- 
schen dem  obern  Semfthal  und  obem  Dur- 
nachthal ;  9,5  km  sw.  über  Elm  und  7  km 
so.  über  Linthal.  Der  Hausstock  ist  der 
Hauptgipfel  einer  nach  ihm  benannten  Ge- 
birgsgruppe,  die  im  W.  vom  Limmembo- 
den  und  Kistenpass,  im  0.  vom  Panixer- 
pass  begrenzt  wird  und  im  N.  durch  das 
Dumachthai,  den  Richetlipass  und  das 
Sernfthai  von  der  Gruppe  der  Freiberge 
geschieden  wird.  Der  Haüsstock  bildet 
eine  einem  stark  geneigten  Hausdach  glei- 
chende viereckige  Pyramide.  Der  wasser- 
scheidende Kamm  setzt  sich  vom  Hausstock 
nach  SW.  als  Eisgrat  bis  zum  Ruchi  (3106 
m)  fort  und  senkt  sich  nach  SO.  zum  Pa- 
nixerpass  ab,  während  nach  N.  ein  wilder 
Felskamm  mit  dem  Mättlenstock  (2806  m 
Richetlipass   zieht.    Der   lange    S.-Grat   des 


S.-Flanke  des  Gipfels   liegen.    Dieser    fällt  nach    allen 
Seiten  hin  schroff  ab  und  bildet  namentlich  nach    W. 


>^^fe^^^^^i 


Gruppe  des  Hausstocks. 


gegen  das  oberste  Dumachthai  hin  eine  mächtige  Fels- 
wand. Die  untern  und  mittleren  (jehänge  des  Haus- 
stocks bestehen  aus  eocänen  und  oligocänen  Schie- 
fem und  Sandsteinen,  die  eine  Serie  von  nach  N. 
überliegenden  Falten  darstellen;  der  Gipfel  selbst  ist 
aus  rotem  und  grünem  Verrucano  aufgebaut.  Der  dem 
ausgewalzten  Mittelschenkel  entsprechende  Lochseiten- 
kalk (Malm)  bildet  mnd  um  den  Berg  in  etwa  2900  m  ein 
deutlich  sichtbares  Band.  Der  Hausstock  kann  ohne  grosse 
Schwierigkeiten  von  Elm  aus  über  die  Jätzalp,  den  Pa- 
nizerpass  und  den  Meergletscher  in  8-9  Stunden,  oder 
auch  von  der  Muttseehütte  des  S.  A.  C.  aus  über  den 
Ruchi  und  den  von  da  nach  NW.  ansteigenden  Eisgrat 
bestiegen  werden.  Auch  über  die  zum  Dumachthai  ab- 
fallende Steilwand  ist  er  schon  erklettert  worden.  Zum 
erstenmal  1832  vom  Naturforscher  Oswald  Heer  bezwun- 
gen. Schöne  Aussicht  auf  die  Alpen  der  Zentral-  und 
Ostschweiz. 
HAUT  (L*).  So  heissen  im  Rhonethal,  im  Greierzer- 


Gipfel  des  Hausstocks  mit  Blick  aof  die  Rette  des  Ortstocks. 


ffegen   den 

--         „  —  Hausstocks 

trennt  den  Meer-  vom  Fluazgletscher,  die  beide  an  der 


Das 


land  und  im  Jura  zahlreiche  der  obem  Alpweiden. 
h  in  diesem  Wort  ist  stumm. 
HAUT  (MONTAQNE  DE  L')  (Kt.  Wallis,  Bez.  Hon- 


HAU 


HAU 


525 


they,  Gem.  Val  dllliez).  1700-2000  m.  Sommerweide,  auf 
einem  Teil  der  Hochflächen  zwischen  Val  de  Morgins, 
Val  de  Chavalet  und  dem  mittleren  Val  d'Illiez.  Prachtvoll 
schön  zur  Sonne  exponiert.  Zwei  Hätten  mit  Stadeln,  3 
km  w.  über  dem  Dorf  Val  dllliez.  Eigentum  der  Üür^er- 
gemeinde  von  Val  d'Illiez;  wird  mit  60  Stück  Hornvieh, 
sowie  mit  Ziegen  und  Pferden  befahren.  Ein  kleiner  Ab- 
schnitt der  Alp  kann  frei  befahren  werden. 

HAUT  (MONTAQNE  DE  L')  (Kt.  Wallis,  Bez.  St. 
Maurice,  Gem.  Mex).  1839  m.  Alpweide  mit  etwa  15  Hüt- 
ten und  einem  Staael,  in  einem  kleinen  Thalkessel  zwi- 
schen den  beiden  Ausläufern  der  Dent  du  Midi  (Cime  de 
TEst)  und  2,5  km  oder  1  Vt  Stunden  wsw.  über  Mex.  Eigen- 
tum der  Hürgergemeinde  Mex  Wird  im  Hochsommer 
während  etwa  50  Tagen  mit  Grossvieh  bezogen. 

HAUT  (POINTE  DE  L')  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey). 
2155  m.  Hauptgipfel  der  das  Val  de  Morgins  vom  Val  de 
Champ^ry  trennenden  Kette.  Am  O.-Hang  die  Alpweide 
der  Muntagne  de  THaut.  Ausgedehnte  Rundsicht  auf  die 
Dent  du  Midi,  die  Waadtländer  Alpen  und  die  Berge  des 
Chablais.  Von  Val  dlUiez  aus  in  3,  von  Morgins  aus  in 
2  Va  Stunden  leicht  zu  besteigen. 

HAUT  CR^T  oder  ABBAYE  DE  HAUT  CR^T 
(!.')  (Kt.  Waadt,  Bez.  Oron,  Gem.  Les  Tavernes).  625  m. 
Gruppe  von  3  Häusern,  am  linken  Ufer  der  Broye,  w.  der 
Strasse  Pal^zieux-Chexbres  und  1  km  w.  der  Station 
Pal^zieux  der  Linie  Lausanne-Payeme-Lyss.  18  reform. 
Ew.  Die  Häuser  stehen  an  der  Stelle,  wo  sich  einst  das 
bedeutende  Zisterzienserkloster  gleichen  Namens  erhob, 
das  1134  von  Gui  de  Marlanie,  damaligem  Bischof  von 
Lausanne,  gestiftet  worden  und  von  dem  heute  keine 
S^ur  mehr  zu  sehen  ist.  Das  Kloster  erfreute  sich  von 
seiner  Stiftung  an  der  Gunst  zahlreicher  Herren  und  er- 
hielt von  den  Bischöfen  von  Lausanne,  wie  auch  selbst 
von  mehreren  Päpsten  bedeutende  Privilegien.  Es  war 
Eigentümer  eines  grossen  Teiles  der  umliegenden  Lände- 
reien, auf  denen  in  der  Folge  einige 
der  heutigen  Dörfer  entstanden,  sowie 
▼on  Alpweiden  in  den  Bergen  von  Ville- 
neuve  und  in  den  Ormonts.  Die  Mön- 
che von  Haut  Cröt  legten  den  Wein- 
berg von  Le  D^zaley  (Lavaux)  an,  in  des- 
sen teilweisem  Besitz  sie  selost  verblie- 
ben. Ums  Jahr  1365  hatte  die  Abtei  un- 
ter Brandunglück  und  Ueberschwem- 
mungen  stark  zu  leiden,  erholte  sich 
aber  mit  Hilfe  des  Grafen  von  Savoyen 
bald  wieder.  Ward  nach  der  Eroberung 
der  Waadt  durch  Bern  1536  säkulari- 
siert, und  die  Klosterländereien  wurden 
zum  Teil  mit  der  aus  den  Herrschaften 
Oron  und  Pal^zieux  bestehenden  Land- 
vogtei  Oron  vereinigt.  Die  Klosterbau- 
ten dienten  im  16.  Jahrhundert  wäh- 
rend einigen  Jahren  als  Spital,  wurden 
dann  sich  selbst  überlassen,  zerfielen 
und  lieferten  den  Bewohnern  der  be- 
nachbarten Ortschaften  willkommenes 
Baumaterial.  500  m  s.  von  hier  stehen 
auf  einem  geneigten  Hang  ebenfalls 
noch  einige  Haut  Cröt  genannte  Häu- 
ser. Der  Name  von  altani  cristam  = 
hoher  Grat  oder  Kamm.  Vergleiche  das 
von  Hiselv  herausgegebene  Cartulaire 
de  Haut  Cret  (in  aen  M^moires  et  do- 
cuments  de  la  SocietS  d'histoire  de  la 
SuUse  romande.  Vol.  XII,  2).—  Pasche, 
Ch.  La  contree  d'Oron,  1895. 

HAUT  D'AI.E88E8  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martiffny,Gem. 
Dor^naz).  Alpweide  mit  Hüttengruppe.  S.  den  Art.  Ales- 

8ES. 

HAUT  D'ARBIQNON  (!.')  (Kt.  Wallis,  Bez.  Mar- 
tigny,  Gem.  CoUonges).  Hütten.  S.  den  Art.  Arbignon 
(CHaut  D'j. 

HAUT  DE  GRY  (Kt.  Wallis,  Bez.  Conthey).  Gipfel. 
S.  den  Art.  Gry  (Haut  de). 

HAUT  DE  L'£CUEI.LAZ  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle). 
2363  m.  Gipfel,  über  dem  obersten  Abschnitt  des  vom 
Qoellbach  des  Avancen  d'Anzeindaz  durchtlossenen  Thaies 
von  L*£cuellaz ;  nw.  Vorberg  der  Töte  de  Bellaluex  (26*26 


m),  2  Stunden  s.  über  den  Hütten  von  Anzeindaz.  Schaf- 
weiden. Band  einer  Kreide-  und  Nummulitenkalkmulde. 

HAUT  DE  MIORCLE8  (CHALET8  DE  L'>  (Kt. 
Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Lavey).  1738  m.  Hütten,  1'/« 
Stunden  ö.  über  Morcles  und  mit  diesem  Dorf  durch  den 
zur  Kasemate  La  Riondaz  führenden  Militarweg  verbun- 
den. Dienen  den  Besteigern  der  Dent  de  Mordes  oft  zum 
Nachtquartier.  Schöner,  zumeist  mit  Rasen  bestandener 
Zirkus  von  krystallinen  Schiefern,  die  von  triasischer 
Rauchwacke  umrahmt  und  von  einer  Malmkalkwand 
überragt  werden. 

HAUT  DE  TANAY  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthev,  Gern, 
Vouvry).  1830  m.  Alpweide  mit  Hütten,  im  sw.  Abschnitt 
der  Gruppe  des  Grammont  und  nahe  der  Grenze  gegen 
Frankreich.  Auf  der  Siegfriedkarte  irrtümlich  Chalets  de 
Looz  genannt. 

HAUT  DE  VUCHEREN8  (Kt.  Waadt,  Bez.  Moudon, 
Gem.  Vucherens).  Teil  des  Dorfes  Vucherens.  S.  diesen 
Art. 

HAUT  DE8  ROCHE8  (L')  (Kt.  Freiburg,  Bez. 
Greierz,  Ciem.  Roman^ns).  Teil  des  Dorfes  Romanens  S. 
diesen  Art. 

HAUT  8ERRE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint  Maurice,  Gem. 
V^rossaz).  Dorf.  S.  den  Art.  Aussays  (fis). 

HAUTA  CR^TA  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aiffle).  1000-1300 
m.  Hütten,  auf  dem  steilen  Alpenweidennang  zerstreut 
gelegen,  der  vom  Tobel  der  Grande  Eau  zu  den  Felswän- 
den des  Chamossaire  aufsteigt ;  an  einem  der  Wege  Pa- 
nex-Salins-La  Forclaz,  IV,  Stunden  über  Panex  and  1 
Stunde  von  La  Forcla^.  Nur  während  eines  Teiles  des 
Sommers  und  Winters  bewohnt.  Unterhalb  der  Hauta 
Grdta  befindet  sich  eine  Jurakalkklippe  mitten  in  Gips 
und  Rauchwacke  und  unmittelbar  neben  Flysch. 

HAUTAU  DON  (DENT  DE)  (Kt.  Freiburg  u.  Waadt). 
1874  m.  (vipfel,  in  der  Gruppe  der  Rochers  de  Naye,  zwi- 
schen Tdem  Thälchen  des  Lac  de  Jaman  und  dem  Thal  des 


Die  Deal  de  HautauJon,  vom  Col  de  Jaraan  au:i. 


Hongrin ;  fallt  zum  Lac  de  Jaman  mit  schroffer  Felswand 
ab,  während  am  Hang  gegen  den  Honffrin  die  sanft  ge- 
böschte  Alpweide  Hautaudon  und  tiefer  unten  wieder 
ziemlich  steile  Waldhänge  sich  finden.  Kann  vom  Lac  de 
Jaman  oder  von  der  Station  Jaman  der  Drahtseilbahn 
Territet-Glion-Rochers  de  Naye  in  1  Vt  Stunden  erstiegen 
werden.  Jurakalk  und  Neocom. 

HAUTE  ARQOVIE.  Landschaft.  S.  den  Art.  Ober- 
aargau. 

HAUTE  CIME  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey  und  Saint 
Maurice).  3205  m.  Hauptgipfel  der  Gruppe  der  Dent  du 
Midi.  S.  den  Art.  Midi  (Dent  ou). 


526 


HAU 


HAU 


HAUTE  COMBE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martigny,  Gem. 
Martigny  Combe).  S.  den  Art.  Trient. 

HAUTE  COROAZ  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  Gipfel. 
S.   den  Art.  Cordaz  (Haute). 

HAUTE  COUR  (Kt.  Waadt,  Bez.  Rolle,  Gem.  Hont). 
Teil  des  Dorfes  Mont.  S.  diesen  Art.  1235 :  Altacort ;  1248: 
Autacort ;  1266  :  Aultracort.  Von  altam  corteni  =  hoch- 
gelegener Bauernhof,  «Oberhof». 

HAUTE  JOUX  (Kt.  Waadt,  Bez.  Grandson).  Waldung. 
S.  den  Art.  Joux  (Haute). 

HAUTE  NENDAZ  (Kt.  Wallis,  Bez.  Conthey,  Gem. 
Nendaz).  Teil  des  Dorfes  Nendaz.  S.  diesen  Art. 

HAUTE  ROUTE.  S.  den  Art.  Hcehenweg. 

HAUTEMMA  bderOTEMMA  (CIME  NORDEST 
DE  L')  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont).  3663  m.  Gipfel,  am 
NO.-Ende,  der  Hautemmagruppe ;  steht  mit  dem  Pigne 
d'Arolia  über  ein^n  halb  vereisten  Felsgrat  in  Verbin- 
dung und  kann  von  der  Chanrionhütte  des  S.  A.  C.  aus 
über  den  Breneygletscher  in  6  Stunden  erreicht  werden. 

HAUTEMMA  pder  OTEMMA  (COL  DE  L')  (Kt. 
Wallis,  Bez.  Entremont).  Etwa  3300  m.  Passübergang, 
zwischen  dem  Bec  de  la  Sciassa  und  dem  Bec  de  Blan- 
den; in  der  Kette  zwischen  dem  Uautemmagletscher  und 
dem  Valpelline.  Wird  seiner  leichten  Zuff anglich keit  we- 
gen schon  seit  laneer  Zeit  benutzt  una  führt  von  der 
Uhanrionhütte  des  ».  A.  C.  aus  in  7  Stunden  nach  Bion- 
naz  im  Valpelline  (3'/«  Stunden  bis  zur  Passhöhe). 

HAUTEMMA  oder  OTEMMA  (GLACIER  D')  (Kt. 
Wallis,  Bez.  Entremont).  3750-2400  m.  Grosser  Gletscher ; 
tO  km  lang,  im  Maximum  4  km  und  1  km  ö.  über  seinem 
Ende  noch  1  km  breit.  Sein  Nährgebiet  lehnt  sich  im 
NW.  an  den  Pigne  d'AroUa  (dessen  höchster  Punkt  zu- 
gleich auch  als  Beginn  des  Gletschers  überhaupt  ange- 
sehen werden  kann),  an  die  Cime  Nord  Est  de  THau- 
temma  und  an  den  diese  mit  der  Pointe  d'Hautemma  ver- 
bindenden Grat  an ;  von  SO.  her  fliessen  ihm  eine  Anzahl 
von  meist  un benannten  kleinen  Nebengletschern  zu,  die 
von  dem  Kamm  zwischen  Petit  Mont  Collon  und  Mont 
Greld  herkommen  und  deren  bekannteste  die  Gletscher 
von  Ciardonnet  und  Cröte  S^che  sind.  Eine  Reihe  von 
Gletscherpässen  fuhren  vom  Hautemma^letscher  hinüber 
zu  seinen  benachbarten  grossen  Eisrevieren,  so  der  Col 
de  Piece  (3200  m)  kum  Piece-  oder  Torgnongletscher,  das 
breite  Plateau  des  Col  de  Chermontane  (3084  m)  zu  dem 
mit  ihm  das  Firngebiet  teilenden  Vuibezgletscher,  der 
Col  des  Portons  (3800  m)  und  Col  de  la  Petite  Lyre  (3300 
m)  zum  Breneygletscher.  Ins  Valpelline  gelangt  man  über 
den  Col  de  Cr^te  Seche  (2888  m),  Col  de  Ciardonnet  (etwa 
3100  m),  Col  de  TOulie  Cecca  (3321  m),  Col 
de  r Hautemma  (etwa  3300  m),  Col  de  Blanden 
(etwa  3500  m)  und  den  Col  d'Oren  oder  Col  de 
la  Reuse  d'Arolla  (3242  m).  Die  ersten  diese 
Gebiete  besuchenden  Hochtouristen  erhielten 
von  den  Jägern  der  Vall4e  de  Bagnes  den  Be- 
richt, dass  der  Gletscher  oben  von  einem  un- 
bezwingbaren Felskamm,  der  sog.  Aröte  de 
Col  Ion,  umrahmt  und  abgeschlossen  und  dass 
ein  Ueberganff  vom  ßagnesthal  ins  Aroilathal 
hier  unmöglich  sei.  Diese  Legende  stützte  sich 
auf  die  Tatsache,  dass  wirklich  die  Gruppe 
des  Petit  Mont  CoUon  (3545  m)  zu  oberst  über 
dem  Firngebiet  des  Hautemmagletschers  jeden 
Ausgang  zu  verbarrikadieren  scheint,  wurde 
dann  aber  dui>ch  die  Bezwingung  des  Col  d'O- 
ren durch  Tuckett  und  des  Col  de  Chermontane 
durch  Sir  Buxton  und  seine  Gefährten  (beide 
Touren  1861  ausgeführt)  widerlegt.  Der  Hau- 
temmagletscher ist  eines  der  weitesten  und 
schönsten  Eisreviere  der  Alpen,  lieber  Aus- 
brüche des  Gletschers  vergl.   den  Art.  CRfiTE 

SäCHE  (GlACIER  DB). 

HAUTEMMA  oder  OTEMMA  (POINTE 

D')  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont).  33d4  m. 
Prachtvoller  Aussichtsgipfel,  an  der  SW.-Ecke 
der  Hautemmagruppe  und  über  den  Alpwei- 
den Chanrion,  Chermontane  und  Le  Lancey. 
Kann  von  der  Chanrionhütte  des  S.  A.  C.  aus 
in  3  Stunden  ohne  grosse  Schwierigkeiten  bestiegen  wer- 
den und  bietet  eine  der  schönsten  Aussichten  in  diesem 
Abschnitt  der  Alpen.  Ziemlich  oft  besucht. 


HAUTEMMAQRUPPE  oder  OTEMMAQRUPPE 

(Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont).  Bergkette,  rechts  über  dem 
obersten  Bagnesthal  und  zwischen  Hautemma-  und  Bre- 
neygletscher. Zweigt  vom  Pigne  d'AroUa  (3801  m)  nach 
Sw.  ab.  Die  Nomenklatur  der  Gipfel  und  Pässe  dieser 
Kette  auf  der  Siegfriedkarte  ist  eine  unvollständige.  Wir 
vervollständigen  sie  hiermit,  indem  wir  im  SW.  begin- 
nen :  Pointe  d'Hautemma  (3394  m),  Pointe  de  la  Grande 
Lyre  (3348  m),  Cr^te  des  Portons  (Höhe  nicht  angegeben), 
Col  de  la  Petite  Lyre  (3300  m),  Pointe  de  la  Petite  Lyre 
(zuerst  Pointe  des  Portons  genannt;  %09m),  Col  des  Por- 
tons (3300  m)  und  die  mit  dem  Pigne  d'Arolla  über  einen 
halbvereisten  Felskamm  zusammenhängende  Cime  Nord 
Est  de  THautemma  (3663  m).  Die  aus  Arollagneis  beste- 
henden Gipfel  der  Hautemmagruppe  ruhen  auf  einem 
Sockel  von  mesozoischen  Schiefern,  m  die  Serpentine  und 
grüne  Schiefer  eingelagert  sind. 

HAUTERIVE,  deutsch  Altenryf  (Kt.  Freibarg,  Bez. 
Saane,  Gem.  Posieux).  580  m.  Lehrerseminar,  am  linken 
Ufer  der  Saane  und  in  einer  vom  Fluss  sebildeten  Halb- 
insel, 3  km  ssö.  der  Station  Matran  der  Linie  Bern-Frei- 
burg-Lausanne  und  7,5  km  sw.  Freiburg.  3  Häuser,  117 
kathol.  Ew.  Ehemals  berühmtes  Zisterzienserkloster,  1137 
von  Wilhelm  von  Gläne  gestiftet,  der  hier  als  Kloster- 
bruder 1 142  starb.  Sein  Grab  befindet  sich  heute  noch  in 
der  Kirche  neben  dem  Hauptaltar.  Das  Kloster  erhielt 
reiche  Vergabungen  von  den  Grafen  von  Greierz,  Neuen- 
bürg, Gent,  Savoyen  u.  a.  und  erfreute  sich  des  besondem 
Schutzes  von  Seiten  der  Herzoge  vpn  Zähringen,  der  Bi- 
schöfe von  Lausanne  und  auch  der  Päpste.  Mehrere 
dieser  letztgenannten  verliehen  ihm  in  besonderen  Bullen 
eine  Reihe  von  Vorrechten,  so  1196  Innozenz  III.  in  Bezof 
auf  die  Diözesansynoden,  Abtwahl,  Priesterweihe ;  1416 
erhielt  der  Abt  von  Martin  V.  das  R^cht  zum  Tragen  der 
Mitra,  des  Hirtenringes  und  verschiedener  anderer  kirch- 
lichen Ornamente.  Der  Abtei  Ha  uteri  ve  unterstanden  in 
kirchlichen  und  weltlichen  Angelegenheiten  das  Frauen- 
kloster in  der  Mai^rauffe  und  der  Fille  Dieu,  sowie  das 
Kloster  Cappel ;  sieliess  femer  durch  ihre  eigenen  Mönche 
den  Gottesdienst  in  den  zu  ihr  gehörenden  Pfarreien  £cu- 
villens,  Onnens,  Cugy  (bei  Estavayer),  Lentigny,  Naviüy, 
Treyvaux  und  Cormondes  ausüben.  Infolge  der  Urbar- 
machung und  Kolonisation  grosser  Landstriche  und  guter 
Verwaltung  gelangte  das  Kloster  zu  bedeutendem  Reich- 
tum und  gestaltete  sich  zu  einem  Herde  der  Gesittung, 
der  weitherum  seinen  wohltätigen  Einiluss  auszuüben  ver- 
mochte und  zu  beiden  Ufern  der  Saane  Ackerbaukolonien, 
Mühlen,  Werkstätten  ,und  eine  Tuchfabrik  erstehen  Hess. 


Eine  Kapelle  der  einstigen  Abtei  Hauterive  (Kant.  Freibarg). 

Mehrere  der  Aebte  haben  sich  durch  ihre  Frömmigkeit 
und  ihre  Talente  ausgezeichnet.  Girard  starb  1157  im  Ge- 
ruch der  Heiligkeit ;  der  1449  verstorbene  Peter  von  Avry 


HAU 


HAU 


527 


darf  al8  zweiter  Gründer  des  Klosters  angesprochen  wer- 
den and  war  der  erste  Abt,  der  die  Mitra  trug;  Bernhard 
von  Lenzburg  ward  1782  Bischof  von  Lausanne. 
Der  Klosterbruder  Guilelmus  Altaripanus  machte  ^ 
sich  als  Gesandter  und  Prediger  in  Deutschland 
bekannt.  1387  wurde  das  Kloster  durch  eine  Ab- 
teilung Berner  Truppen  geplündert,  1578  legte 
eine  l'euersbranst  einen  Teil  der  Gebäulichkei- 
ten  in  Asche  und  1532  suchte  hier  der  letzte  Abt 
von  Frienisberg  ein  Asyl  für  den  Rest  seines  Le- 
bens. Der  stets  zu  Tage  gelegten  Barmherzigkeit 
und  Hilfebereitschaft  des  Klosters  erfreuten  sich 
besonders  die  ihm  nahe  gelegenen  Gemeinden. 
So  liess  es  z.  B.  während  der  Teuerung  von  1816-17 
2000  Säcke  Weizen  aufkaufen,  um  daraus  Brot 
zu  backen  und  dieses  an  die  angrenzenden  Pfar- 
reien auszuteilen.  1848  ward  das  ehrwürdige 
Kloster  aufgehoben  und  sein  Gut  zum  Staats 
eigen  tum  erklärt;  1859  einigten  sich  die  religiö- 
sen und  zivilen  Behörden  dahin,  dass  das  Klos- 
tervermögen zu  einem  Teil  vom  Bistum  zur  Auf- 
besserung von  Pfarrerbesoldungen  und  zum  an- 
dern Teil  vom  Staat  zu  wohltatigen  Stiftun^^en 
verwendet  werden  sollte.  Nach  der  Säkularisa- 
tion dienten  die  Klosterbauten  während  einiger 
Jahre  als  landwirtschaftliche  Schule,  worauf  sie 
"iSdS  zu  dem  hier  heute  noch  bestehenden  Leh- 
rerseminar umgewandelt  wurden.  Dieses  zählt 
jetzt  9  Lehrer  und  80  Schüler  (wovon  50  Lehr- 
amtskandidaten) in  vier  Jahreskursen.  Am 
21.  April  1884,  d.  h.  am  Abend  nach  Schluss  der 
Osterferien,  brach  Feuer  aus,  das  einen  grossen  Teil 
der  der  Schule  dienenden  Gebäude  zerstörtet  Den  Wie- 
deraufbau benutzte  man  zugleich  zu  länest  wünschba- 
ren umfassenden  Reparaturen  an  allen  Gebäuden,  was 
.  zusammen  eine  Summe  von  etwa  100000  Franken  kostete. 
Kirche  und  Kloster  Hanterive,  in  romanischem  und  go- 
tischem Baustil  gehalten,  sind  in  architektonischer  Be- 
ziehung recht  bemerkenswert.  Die  aus  der  zweiten  Hälfte 
des  15.  Jahrhunderts  stammenden  Chorstühle  gehören  zu 
den  schönsten  der  Schweiz.  Das  Mittelschiff  der  Kirche 
wird  durch  je  fünf  Pfeiler  von  den  Seitenschiffen  geschie- 
den, die  Kapitale  sind  untereinander  durch  Spitzbogen 
verbunden,  und  Mittelschiff  wie  Chor  tragen  ein  Spitz- 
bogengewölbe. Ein  typisches  Bauwerk  für  den  Ueber- 
gangsstil  ist  der  Kreuzgang^  dessen  gewölbte  Arkaden  von 
Doppeisaulen  getragen  werden.  Die  Fensteröffnungen  sind 
reich  verziert.  Die  prachtvollen  Glasmalereien  des  Chors 
hat  man  1848  entfernt  und  nach  ungeschickter  Restaura- 
tion im  Chor  der  St.  Nikolaus  Kirche  zu  Freibur^  ange- 
bracht. Man  beabsichtigt,  mit  finanzieller  Beihilfe  der 
Eidgenossenschaft  die  Klosterkirche  von  Hauterive  würdig 
restaurieren  zu  lassen  und  besonders  auch  die  jetzt  noch 
zum  Teil  übertünchten  dortigen  Wandmalereien  aus  dem 
14.  und  15.  Jahrhundert  freizulegen  und  auf  ihren  kun&tffe- 
schichtlichen  Wert  zu  prüfen.  Der  Name  Hauterive  oder 
Altenryf  vom  latein.  alta  ripa  =  hohes  Steilufer.  (Verffl. 
Fribourg  artisiique  ä  travera  les  äges.  Jahrg.  1890,  1891, 
1803, 1894,  1896,  1896  und  1899).  Vergl.  auch  unsere  Ab- 
bildung im  Geograph.  Lexikon,  Bd.  II,  S.  175. 

HAUTERIVE  (Kt.  und  Bez.  Neuenburg).  525  m. 
Gem.  und  Dorf,  am  SO.-Fuss  des  Chaumont,  zwischen 
Neuenburg  und  Saint  Blaise,  4  km  nö.  Neuenburg  und  400 
m  von  der  Haltestelle  Port  Hauterive  der  elektrischen 
Strassenbahn  Neuenbur^-Saint  Blaise.  Postabla^^e,  Tele- 
graph, Telephon.  Gemeinde,  mit  Port  Hauterive  und 
nougeterre  :  84  Häuser,  654  reform.  Ew.;  Dorf :  71  Häu- 
ser, ö42  Ew.  Kirchgemeinde  Saint  Blaise.  Weinbau  mit 
ausgezeichnetem  Ertrag,  der  zu  den  besten  Neuenburger 
Rotweinen  gerechnet  wird.  Brüche  auf  sehr  feinkörnigen 

Sdben  Kalkstein,  der  schon  von  den  Römern  zu  ihren 
onumentalbauten  in  Aventicum  verwendet  worden  ist. 
Alte  Häuser  mit  Burgunderdächern,  aus  dem  16.  Jahr- 
hundert stammend.  Hauterive  wird  als  alta  ripa  {=.  ho- 
her Steilufer)  urkundlich  zum  erstenmal  1143  genannt. 
In  der  Geologie  hat  die  Ortschaft  der  Hauterivienstufe 
der  untern  Kreide  (zwischen  Neocom  und  Valangien)  ih- 
ren Namen  eegeben.  Im  Hauterivien  findet  man  eine  rei- 
che fossile  Wirbellosenfauna  (307  Spezies);  als  Leitfossi- 
lien nennen   wir:  Hoplites  radiatusy  H.  Leopoldinus; 


Holcpstephanus  multiplicatus  und  dem  H,  Astierianus 
verwandte  Formen;  Schloenbachia  cuUrata,  Rhyncho- 


'•=^»2— —  T. 

'  ^                !■  ,                                        ^^r    ^  *                                      ^t*T. 

S    0 

>Vh'.       -T 

Hauterive  (Kant.  Neuenburg),  von  Osten. 

nella  multiformiSy  Terebratula  acuta,  Serpula  quinque- 
costata,  Vergl.  darüber  den  Art.  Jura. 

HAUTE8  ALPES  CALCAIRE8.  S.  den  Artikel 
Kalkalpen  (Nördliche). 

HAUTE8  FENitTRES  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach). 
Gipfel.  S.  den  Art.  Chavalard. 

HAUTEVILLE,  deutech  AltenfOllen  (Kt.  Freiburg, 
Bez.  Greierz).  711  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  NW.-Fuss 
der  Berra  und  am  rechten  Ufer  der  Saane,  8  km  nö.  der 
Station  Bulle  der  Linie  Romont-BuUe.  Postablage,  Tele- 
graph, Telephon ;  Postwaffen  Freiburg-Bulle.  Gemeinde, 
mit  Impart,  Le  Mont  und  Le  Ruz :  96  Häuser,  S3S  kathol. 
Ew. ,  Dorf:  31  Häuser,  190  Ew.  Kirche  zu  St.  £tienne. 
Wiesenbau  und  Viehzucht.  Das  früher  zur  Herrschaft 
Ck)rbieres  gehörende  Dorf  erhielt  1784  seine  eigene  Ge- 
richtshoheit. Burgundergräber.  Der  Name  von  alta  villa 
=  hochgelegener  Bauernhof. 

HAUTEVILLE  (Kt.  Freiburg,  Bez.  See).  Gem.  und 
Dorf.  S.  den  Art.  Altavilla. 

HAUTEVILLE  (CHÄTEAU  DE)  (Kt.  Waadt.  Bez. 
Vevey,  Gem.  Saint  L^ffier).  505  m.  Schlossgut,  in  schöner 
Lage;  2,5  km  onö.  vevey.  Haltestelle  der  elektrischen 
Strassenbahn  Vevey-Blonay-Cbamby.  7  Häuser,  34  reform. 
Ew.  Prachtvolle  Parkanlagen  mit  einer  Allee  von  mächti- 
gen Platanen.  Zuerst  Teil  der  Herrschaft  Blonay,  ward 
1591  von  Fran^ois  und  Gabriel  de  Blonay  (Onkel  und 
Neffe)  an  J4rome  Gignilat  verkauft,  kam  dann  an  Abra- 
ham Dubois  und  «päter  an  einen  Herrn  de  La  Mothe,  der 
das  Gut  1704  seinerseits  wieder  an  Charles  Jaquemin 
veräusserte.  Nachher  der  Reihe  nach  im  Besitz  der  Fami- 
lien Herwart  und  Cannac.  Als  Herrensitz  diente  zuerst 
das  Landhaus  La  Veyre  Devant ;  das  heutige  Schloss  erst 
um  1760  von  Pierre  Philippe  Cannac  erbaut.  Zu  Beginn 
des  vorigen  Jahrhunderts  hat  man  nahe  dem  Schloss  das 
Grab  eines  mit  Halsband  und  Armringen  geschmückten 
römischen  Kriegers  aufgedeckt.  Fund  eines  Bronzebeiles. 
Heute  ist  der  Park  dem  Publikum  geöffnet  und  wird  an 
schönen  Sonntagen  von  zahlreichen  Spaziergängern  aus 
Vevev  besucht 

HAUTFERUZ  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  1323  m.  Alp- 
weide mit  Hütte,  im  Thal  der  Tiniere  und  über  dem  mitt- 
leren Abschnitt  eines  grossen  Lawinenzuges.  Im  Sammel- 
gebiet der  Lawinen,  500  m  nö.  vom  Signal  du  Malatrait, 
sind  beträchtliche  Verbauungsarbeiten  ausgeführt  wor- 
den. 

HAUT8  CROPT8  (LE8)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle). 
Felszüge.  S.  den  Art.  Cropts  (Les). 

HAUT8  GENEVEY8  (LE8)  (Kt.  Neuenburg,  Bez. 
Val  de  Ruz).  965  m.  Gem.  und  Dorf,  am  SO.-Hang  der  Töte 
de  Rang,  an  der  Strasse  Neuenburg- La  Chaux  de  Fonds  und 


528 


HEB 


HEG 


4  km  8.  vom  höchsten  Punkt  dieser  Strasse  (Vue  des  Alpes 
geheissen).  Station  der  Linie  Neuenbürg -La  Chaux  de 
Fonds.  Seit  1903  elektrische  Strassenbahn  Les  Hauts  Ge- 
neveys-Villiers.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  65  Häu- 
ser, 490  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Fontaines.  Rege 
Uhrenindustrie.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Bruch  auf 
ffrauen  Malmkalkstein.  Bekannte  Käserei.  Gasthöfe  und 
Pension.  Entwickelt  sich  seiner  sehr  schönen  I^ge  wegen 
zu  einer  beliebten  Sommerfrische  der  Neuenburger.  Das 
Dorf  erscheint  in  Urkunden  aus  dem  14.  Jahrhundert 
zuweilen  unter  dem  Namen  Geneveys  sur  Fontaines. 

HEBLINQEN  oder  HiCBLINQEN  (OBER  und 
UNTER)  (Kt.  ^t.  Gallen,  Bez.  See,  Gem.  Ernetswil). 
604-580  m.  6  zerstreut  gelegene  Häuser,  zwischen  zwei 
Quellarmen  des  Aabaches;  1,2  km  nw.  Ernetswil  und  2,5 
km  nnö.  der  Station  Uznach  der  Linie  Rapperswil- Wesen- 
Sargans.  Teleph9n.  38  kathol.  Ew.  AckerDau,  Viehzucht 
und  Milchwirtschaft,  Viehhandel.  W.  von  Heblineen^das 
Neubad  und  s.  davon  das  Altbad,  beide  mit  Scnwefel- 
quellen. 

HEDINQEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  AfiToltern).  520  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  am  VST.-Hang  des  Albis,  an  der  Strasse 
Zürich-Birmensdorf-Affoltern  und  2  km  n.  vom  Dorf  Af- 
foltern.  Station  der  Linie  Zürich-AfToltern-Zug.  Postbu- 
reau, Telephon.  Gemeinde,  mit  Ismatt:  150  Häuser,  849 
Ew.  (wovon  771  Reformierte);  Dorf:  134  Häuser,  757  Ew. 


Hodingen,  von  Westeo. 

Ackerbau  und  Viehzucht.  Seidenweberei.  Im  Lettenhau 
mehrere  Grabhügel  aus  der  Hallstatt  Periode,  am  Kreuz- 
rain ein  Flachffrab  aus  der  La  T^ne  Zeit,  im  Feldmoos 
pyramidenförmige  eiserne  Fäustlinffe;  römische  Nieder- 
lassunj^  auf  dem  Kreuzrain.  Im  Sand  und  Im  Letten 
Grabhüfifel,  der  später  als  Alemannengrab  diente.  Die 
von  Hedingen  ei^cheinen  seit  1230  als  kiburgische  Dienst- 
leute. Die  ßurff  war  schon  1298  im  Besitz  der  Baldwile, 
ginff  dann  1381  an  Johann  von  Glarus  über  und  wird 
noch  1413  erwähnt.  Die  Zeit  ihrer  Zerstörung  kennt  man 
nicht.  Sie  lag  hinter  der  Kirche,  wo  der  tiefe  Burggraben 
heute  noch  sichtbar  ist.  Hedingen  kam  1503  an  Zürich, 
das  den  Ort  seiner  Landvogtei  ICnonau  zuteilte.  Der  Name 
vom  Personennamen  Heding  (althochdeutsch  hdäu  = 
Krieg)  herzuleiten. 

HEERBRUQG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Rheinthal, 
Gem.  Balgach).  Weiler.  S.  den  Art.  Herbrugg. 

HEFENHAU8EN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Kreuzlingen, 
Gem.  Wäldi).  508  m.  VSTeiler,  am  S.-Hang  des  Seerückens, 
an  der  Strasse  Frauenfeld-Müllheim-Konstanz  und  4  km 
n.  der  Station  Märstetten  der  Linie  Zürich-Winterthur- 
Romanshom.  Postablage.  18  Häuser,  94  reform,  und  ka- 
thol. Ew.  Kirchgemeinden  Lipperswil  und  Müllheim.  Wie- 
sen- und  Ackerbau.  Schöne  Aussicht  auf  die  Alpen. 

HEFENHOFEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon).  453  m. 
Gem.  und  Dorf,  in  fruchtbarer  Gegend;  1,7  km  n.  der 
Station  Amriswil  der  Linie  Zürich-Winterthur-Romans- 
horn.  Gemeinde,  mit  Auenhofen,  Brüschwii,  Hamisfeld, 
Hatswil,  Kressibuch,  Moos,  Niederaach  und  Tonhub:  168 
Häuser,  873  reform,  und   kathol.   Ew. ;  Dorf :  43  Häuser, 


240  Ew.  Kirchgemeinde  Sommeri-Amriswil.  Wiesen-. 
Obst-  und  Ackerbau,  Schweinezucht.  Viehhandel.  Sti- 
ckerei. Säge.  817:  Hebinhova. 

HEFERN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Wald).  675 
m.  Weiler,  am  linksseitigen  Hang  des  Thaies  der  Jooi 
und  800  m  nö.  der  Stotion  Wald  der  Tössthalbaho  (Win- 
terthur-Wald).  11  Häuser,  108  reform.  Ew.  Wiesenban. 

HEFFER8WIL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Affoltera,  Gem. 
Mettmenstetten).  588  m.  Kleines  Dorf,  am  linken  Ufer  der 
Jonen  und  3,5  km  nö.  der  Station  Mettmenstetten  der 
Linie  Zürich-AfToltern-Zug.  29  Häuser,  131  reform.  Ew. 
Weder  eine  Burg  noch  ein  £delgeschlecht  dieses  Na- 
mens bekannt.  Im  12.  Jahrhundert:  Herfrideswilare. 

HEQAU  (Kt.  Schaffhausen).  Alter  historischer  Land- 
schaftsname, einem  schon  788  urkundlich  genannten  ale- 
mannischen Gau  beigelegt.  Dieser  war  begrenzt  im  S. 
vom  Rhein  von  SchalThausen  bis  Konstanz,  im  W.  und 
N.  vom  Kamm  des  Randen  (von  Schafl'hausen  weit  nach 
N.)  und  reichte  im  0.  bis  Stockach  und  an  den  Ueberlin- 
gersee.  Noch  heute  träfft  dieses  ganze  Gebiet,  das  jetzt 
politisch  zwischen  dem  Kanton  Scnaffhausen,dei]i  Gross- 
herzogtum  Baden  und  dem  Königreich  Württemberg  auf- 
geteilt ist,  den  Namen  des  Hegaus.  Im  Kanton  Schaff- 
hausen speziell  heisst  Hegau  der  östlichste  Schalkreis. 
Die  Etymologie  des  Namens  ist  unsicher;  er  wird  wohl 
auch  Höhgau  geschrieben  wesen '  der  zahlreichen  hier 
aufragenden  Bergkuppen  (Hohentwiel. 
Hohenstoffeln,  Hohenkrähen,  Uohenbö- 
wen  eto.).  Diese  JBerge  sind  alle  vul- 
kanischen Ursprungs  und  stellen  die 
heute  von  ihrem  ehemaligen  Lava-  und 
Aschenmantel  entkleideten  u.  mit  mag- 
matischem  Material  verstopften  Schlote 
von  Vulkanen  dar,  die  im  Miocän 
(Oeningerstufe)  tätig  gewesen  sind.  Die 
Kegel  sind  auf  zwei  N.-S.  ziehendeo 
Bruchlinien  angeordnet  und  zwar  so, 
dass  die  östliche  dieser  Linien  die  Pbo- 
nolithku]ppen  des  Hohentwiel  (688  m}, 
Hohenkralien  (644  m)  eto.,  die  westlidw 
dagegen  die  Basaltkuppen  des  Hohen- 
stoffeln (846  m),'Hohenhöwen  (848  ro) 
eto.  trägt.  In  dem  an  der  Basis  der  Kup- 
pen zum  Teil  noch  erhaltenen  Taffman- 
tel  sind  vulkanische  Bomben  und  Reste 
der  bei  der  Eruption  durchbrochenen  o. 
mitfferissenen  Sedimentgesteine  einge- 
schlossen. Ein  Teil  der  Auswürflince  ist 
auch  bereits  aus  seiner  UmhüTluof 
herausgewittert  und  liegt  frei  an  der 
Oberfläche.  Fundstelle  zahlreicher  Mineralien,  besoD- 
ders  aus  den  Gruppen  der  Zeolithe  (z.  B.  Natrolith) 
und  Skapolithe  (z.  B.  Melilith).  Wohl  bekannt  sind  die 
Fruchtbarkeit  und  der  landschaftliche  Reiz  des  Hegaus. 
Die  Kuppen  trugen  in  früherer  Zeit  fast  alle  ihre  Bursen, 
deren  bekannteste  die  auf  dem  Hohentwiel  (in  einer  bea- 
tiffen  württembergischen  Enklave)  ist.  Hier  spielt  Schef- 
fels Ekkehard.  Die  Burg  wurde  im  30jährigen  Krieg 
vom  wackem  Kommandanten  Konrad  Widerhold  mann- 
haft verteidigt  und  1800  von  den  Franzosen  zerstört  Die 
unmittelbar  über  der  kleinen  badischen  Stadt  Singen  ge- 
legene, sehr  malerische  Burgruine  Hohentwiel  wird  häu- 
fig besucht  und  bietet  eine  prachtvolle  Aussicht. 

HEGDORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig,  Gem.  Naters).  917 
m.  Weiler,  auf  einem  Hochplateau  zwischen  der  Massa 
und  dem  Kelchbach,  am  Weg  auf  die  Beialp  und  nö.  über 
Naters;  2  km  nö.  der  Station  Brig  der  Simplonbahn.  14 
Häuser,  81  kathol.  Ew. 

HEQEL  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Büron).  630 
m.  Gruppe  von  3  Häusern,  900  m  n.  Büron  und  7  km  n. 
der  Station  Sursee  der  Linie  Luzem-Olten.  28  kathol. 
Ew.  Wiesen-  und  Obstbau,  Viehzucht  und  Milchwirt- 
schaft. 

HEQEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Wangen,  Gem.  BoUo- 
dingen).  478  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  am  rechten  Ufer 
der  Oenz,  400  m  nw.  BoUodingen  und  2  km  von  der  Sta- 
tion Herzogen buchsee  der  Linie  Olten-Bern.  22  refonn. 
Ew.  Kirchgemeinde  Herzogenbuchsee.  Mühle. 

HEGQIDORN  oder  HiEGGIDORN  (Kt.  Ben, 
Amtsbez.  Laupen,  Gem.  Mühleberg).  644  m.  Wirtshaus, 


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an  der  Strasse  Frauenkappelen-Mühleber^,  2  km  osö. 
Mähleberg  und  4,5  km  ono.  der  Station  Gummenen  der 
direkten  Linie  Bern-Neuen burff.  Postablage.  Telephon; 
Postwagen  Gummenen-Riedbacn.  9  reform.  Ew. 

HEGGI8  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toggenburg,  Gem. 
Wattwil).  630  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  rechten  Ufer 
der  Thur,  an  der  Strasse  Kappel- Wattwil  und  3  km  so. 
der  Station  Wattwil  der  Togffenburgerbahn.  20  reform. 
Ew.  Viehzucht.  Stickerei  und  Weberei. 

HEQI  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur,  Gem.  Ober  Win- 
terthur).  460  m.  Dorf,  an  der  Eulach  und  am  SW.-Fuss 
einer  mit  Weinreben  bepflanzten  Anhöhe;  1,2  km  ö.  der 
Station  Ober  Winterthur  der  Linie  Zürich- Winterlhur- 
Romanshom.  Postablace,  Telegraph.  Telephon.  83  Häu- 
ser, 47^  reform.  Ew.  Nördl.  vom  Dorf  die  alte  Bure  Hegi, 
deren  älteste  noch  erhaltene  Anlage,  ein  mächtiger  Wohn- 
turm, 9,4  auf  9,6  m  ins  Geviert  misst  und  eine  Mauerstärke 
von  1,7  m  hat.  Um  ihn  herum  gruppierten  sich  dann  in 
der  Folge  andere,  ebenfalls  noch  erhaltene  Gebäude  mit 
einer  schönen  gotischen  Kapelle.  Die  bekannten  kiburgi- 
schen  Dienstleute  von  Hegi  sind  seit  1225  nachweisbar 
und  erloschen  um  1492.  Durch  Erbschaft  kam  die  Burg 
1490  an  die  Hohenlandenberg,  dann  1530  an  die  Hallwil 
und  1587  durch  Kauf  an  Zürich.  Der  kunstliebende  Bi- 
schof Hugo  von  Konstanz  Hess  um  1496  die  untern  Gemä- 
cher des  Turmes  und  das  Wohnhaus  mit  der  Schlosska- 
pelle erneuern  oder  neu  erstellen.  Der  Name  Hegi  vom 
althochdeutschen  hegi  =  Hag,  Zaun.  Vergl.  Schlosa  Hegi 
{Winterthurer  NeujahrsblcUt  auf  i8i5).  —  Anzeiger  für 
schweizer.  Altertumskunde.  VI  (1890),  S.  348-352.  -  Zel- 
ler-Werdmüller, H.  Zürcherische  Burgen  [Mitteilungen 
der  anliquar.  Gesellscfiaft  in  Zürich.  58;  mit  Ansicht 
und  Grundriss).  Zürich  1894. 

HEQI  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Ar- 
bon,  Gem.  Egnach).  452  m.  Weiler,  am  Hegibach  und  4 
km  sw.  der  Station  Effnach  der  Linie  Rorschach-Romans- 
hom.  13  Häuser,  57  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Neu- 
kirch-Egnach.  Obst-,  Gemüse-  und  Futterbau.  Ausfuhr 
von  Gemüse  nach  St.  Gallen.  Handel  mit  Most. 

HEGIBACH  (Kt.  Thurgau  und  St.  Gallen).  Bach ; 
entspringt  ö.  Lommiswii  in  o57  m,  fliesst  zunächst  nach 
NO.,  dann  vom  Weiler  Hegi  an  nach  0.,  erhält  beim 
Dorf  Feilen  den  Namen  Feilenbach  und  mündet  nach  11 
km  langem  Lauf  zwischen  Arbon  und  Steinach  in  397  m 
von  links  in  den  Bodensee. 

HEQNAU  (Kt.  Zürich,  Bez.  Uster,  Gem.  Volketswil). 
462  m.  Dorf,  im  Glattthal,  an  der  Strasse  Zürich-Fehr- 
altorf;  1,5  km  w.  Volketswil  und  1,2  km  nö.  der  Station 
Schwerzenbach  der  Linie  Zürich-Uster-Rapperswil.  Tele- 
phon. 85  Häuser,  404  reform.  Ew.  Land- 
wirtschaft. Der  Name  Hegnau,  ursprünglich 
Heginowa  und  1267  Hegenowe  vom  alt- 
hochdeutschen hag  =  Hag,  Zaun,  umzänn- 
ter  Hof.  Es  ist  zweifelhaft,  ob  die  1360  vor- 
kommenden von  Hegnau  ritterbürtig  wa- 
ren. Im  Volksmunde  des  Kantons  Zürich 
spielt  Hegnau  etwa  die  gleiche  Rolle  wie 
Schiida  in  Deutschland  oder  Abdera  im  al- 
ten Thrakien.  Alemannengräber. 

HEICKEN  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  1526 
m.  Bergrücken  mit  schönen  Alpweiden  (z. 
B.  Seeblialp),  n.  Ausläufer  des  Furggelen- 
stockes,  14  km  s.  Einsiedeln.  Hier  ent- 
springt die  im  Volke  als  Surbrunnen  be- 
kannte Mineralquelle,  die  im  Heilbad  Ober 
Iberg  verwertet  wird. 

HEID  (OBER  und  UNTER)  (Kt. 
Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle,  Gem.  Meirin- 

Sen).  581  m.  27  Häuser,  am  linken  Ufer 
er  Aare  und  längs  der  Strasse  Brienz-Mei- 
riogen  zerstreut  gelegen,  4  km  nw.  der 
Station  Meiringen  der  Brünigbahn  (Luzern- 
Brienz).  159  reform.  Ew.  Viehzucht.  Südl. 
davon  bildet  der  Wandelbach  einen  schö- 
nen Wasserfall.  Fossilreiche  Schiefer. 

HEIDBACH    (Kt.    Graubünden,    Bez. 
Albula).  Bach ;  entspringt  dem  Heidsee  in 
1487  m,   durchfliesst  in  s.  Richtung  die  hier  beinahe 
ebene  Thalsohle  der  Lenzer  Heide,  nimmt  beiderseits 
einige  kleine  Nebenarme  auf  und  tritt  ö.  Obervaz  in  ein 


tiefes  Tobel  ein,  um  500  m  nw.  der  Solisbrücke  in  der 
Schynschlucht  in  830  m  von  rechts  in  die  Albula  zu  mün- 
den. 

HEIOBOhl  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau,  (jem.  Eggi- 
wil).  747  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  linken  Ufer  der 
Emme,  500  m  so.  Eggiwil  und  9  km  so.  der  Station  Sig- 
nau der  Linie  Bern-Luzern.  41  reform.  Ew.  Käserei. 
Wirtshaus. 

HEIDBOhl  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  1560  m.  Kleiner 
Moränenrücken,  mitten  auf  dem  Sengboden  zwischen 
dem  Dorf  Simpeln  und  Effgen.  Dieser  Hügel  hat  den 
Stromstrich  der  mächtigen  Gletscherlawine  vom  19.  März 
1901  zuerst  in  zwei  Arme  geteilt,  die  sich  weiter  unten 
wieder  vereinigten.  Nachher  brandeten  die  Sturzmassen 
über  den  Heidbühl  selbst  weg  und  legten  seinen  kleinen 
Lärchenwald  zu  Boden. 

HEIDE  oder  LENZERHEIOE  (Kt.  Graubünden, 
Bez.  Albula).  Miniere  Höhe  1500  m.  Hochthal,  s.  Parpan, 
zwischem  diesem  Dorf  und  den  Ortschaften  Lenz  und 
Obervaz;  südlicher  Teil  des  über  Parpan,  Churwalden 
und  Malix  gegen  Chur  ziehenden  Thalbodens.  Heute 
s.  über  Parpan  von  einer  Wasserscheide  gequert.  Frü- 
her lagen  die  Verhältnisse  hier  anders.  Einst  nahm 
der  Oberhalbsteiner  Rhein  (Ostrhein),  durch  das  Land- 
wasser verstärkt,  hoch  über  Tiefenkastei  durch  dieses 
Thal  nach  N.  seinen  Lauf,  bis  ihm  ein  erosiv  stärker 
arbeitender  Nebenlluss  des  Hinterrhein  (Westrhein),  die 
Albula,  in  die  Seite  fiel  und  ihn  durch  die  Schynschlucht 
nach  W.  ablenkte.  Seither  ist  das  Thal  der  Lenzerheide 
und  von  Parpan  ein  sich  nicht  mehr  vertiefendes  totes 
Thalstück  geblieben,  während  sich  die  Schynschlucht  und 
das  Thal  der  Albula  beständig  vertieft  haben,  so  dass 
heute  die  Höhendifferenz  zwischen  dem  Parpanerthal 
und  dem  Becken  von  Tiefenkastei  bereits  den  Wert  von 
700  m  erreicht  hat.  Dazu  kommt  allerdings,  dass  die 
Sohle  der  Lenzerheide  und  des  Thaies  von  Parpan  durch 
Bergsturz-  und  Moränen material  noch  um  einen  gewis- 
sen Betrag  aufgefüllt  worden  ist.  Die  eiszeitlichen  Glet- 
scher haben  hier  überall  erratische  Blöcke  und  oft  ganze 
Moränenwälle  abgelagert  und  eine  wahre  Musterkarte  der 
verschiedensten  Gesteinsarten  hinterlassen.  So  findet  man 
grünen  Julier-  und  Albulagranit,  dann  Quarzporphvre  und 
Verrucanokonglomerate  von  Bellaluna,  aus  dem  Val  Plazbi 
bei  Bergün  oaer  vom  Sandhubel  und  der  Maienfelder 
Furka,  Gneise  und  Amphibolite  vom  Davoser  Weiss- und 
Schwarzhorn,  Diorite,  Gabbros,  Serpentine  und  grüne 
Schiefer  aus  dem  Oberhalbstein.  Dazu  gesellen  sich  grosse 
Sturzschuttmassen,  die  von  beiden  Thalflanken  (besonders 
aber  von  der  östlichen)  herabgekommen  sind ;  so  Amphi- 


Heidsee  auf  der  Heide,  mit  Lenzerhorn. 

bolschiefer  und  Gneise  vom  Parpaner  Rothorn,  triasische 
Kalke  und  Dolomite  vom  Parpaner  Weisshom  etc.  Mitten 
im  Moränen-  und  Sturzschutt  liegt  der  kleine  Heidsee, 

GEOGR.  LEX.  78  —  11—34 


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der  den  Heidbach  nach  S.  zur  Albula  sendet.  Früher  war 
das  ganze  Thal  seiner  Wildheit,  seines  rauhen  Klimas 
und  seiner  Schneestürme  wegen  berüchtigt, 
während  es  heute  infolge  der  energischen  und 
intelligenten  Tätigkeit  seiner  Bewohner  einen 
wesenUich  anderen  Charakter  erhalten  hat.  An 
Stelle  der  ehemaligen  Steinwüsten  finden  wir 
hier  jetzt  ausgedehnte  Waldungen  und  schöne 
Wiesen  und  Alpweiden,  erosse  Gasthöfe  (Kur- 
haus Lenzerheide  seit  1901)  und  eine  Reihe  von 
kleinen,  den  Fremden  zum  Sommeraufenthalt 
dienenden  Chalets,  wie  auch  das  Ferienheim 
für  die  Schulkinder  von  Chur.  Das  von  der 
Poststrasse  Chur-Tiefenkastel  durchzogene  Thal 
ist  im  Sommer  stark  belebt,  wird  aber  jetzt 
nach  Eröffnung  der  Albulabahn  wohl  von  sei- 
nem Verkehr  verlieren.  Die  breite  und  sonnen- 
reiche,  streckenweise  beinahe  ebene,  von  schö- 
nen Bergen  umrahmte,  mit  grossen  Waldun- 
gen und  fetten  Alpweiden  bestandene  Thalland- 
schaft entwickelt  sich  rasch  zu  einer  immer 
stärker  besuchten  Sommerfrische,  von  der  aus 
zahlreiche  und  abwechslungsreiche  Spazier- 
gänge und  Bergtouren  (Stätzerhorn,  Parpaner 
Rotnom,  Aroser  Rothom,  Lenzerhom  etc.;  zum 
Teil  mit  guten  Fusswegen)  unternommen  wer- 
den können.  Vergl.  Tarnuzzer,  Chr.  Die  erra- 
tischen Schuttmassen  der  Landschaft  Chur- 
waXden^Parpan  (Beilage  zum  KantonsschuU 
Programm  i891-98).  Chur  1898. 

HEIDEQQ  (Kt.  Luzem.  Amt  Hochdorf,  Gem.  Gelfin- 
ffen).  562  m.  Schloss,  auf  einem  w.  Ausläufer  des  Linden- 
Bergs,  über  dem  Baldeffgersee  und  1  km  nö.  der  Station 
Gelfinffen  der  Seethalbahn.  Heimat  der  Ritter  von  Heid- 
egg,  deren  einer,  Konrad,  1269  erwähnt   vdrd.   Heute 


Hohentannen.  Wetzel  von  Heidoltswilare  begleitete   1^5 
den  Bischof  Konrad  von  Konstanz  auf  einer  Ronareiae. 


Schloss  Heidegg. 

Eigentum  des  Luzemer  Patriziergeschlechtes  der  Pfyffer 
von  Heidegg.  1210:  Heideko. 

HEIDEQQ  (Kt.  Zürich.  Bez.  Bulach,  Gem.  Unter  Em- 
brach).  550  m.  Hoher  und  steiler  Burghügel,  nach  der 
Bercseite  durch  doppelten  Graben  geschützt ;  im  Wald 
1,5  km  nw.  Unter  Embrach  und  2,5  km  sw.  der  Station 
Em  brach- Rorbas  der  Linie  Winterthur-Bulach.  Urkund- 
lich ist  nichts  über  diese  Burg  bekannt. 

HEIDELBERQ(Kt.  Thurgau,  Bez.  Bischofszeil,  Gem. 
Hohentannen).  510  m.  Herrscluiftliches  Schloss,  über  dem 
rechten  Ufer  der  Thur,  1  km  s.  Hohentannen  und  800  m 
w.  der  Station  Sitterthal  der  Linie  Gk>ssau-Sulgen.  5  Ge- 
bäude, 12  Ew.  Wiesenbau,  früher  bedeutender  Weinberg. 
Die  Wiege  der  Herren  von  Heidelberg  stand  zwischen 
dem  heutigen  Schloss  und  dem  Dorf  Hohentannen  in 
einer  heute  noch  zum  Teil  als  Ruine  sichtbaren  Burg. 
Diese  Edeln  von  Heidelberg  nannten  sich  zuerst  (um  1200) 
nach  dem  Orte  Heidoltswil  (heute  Heldswil);  sie  waren 
Dienstleute  des  Bischofes  von  Konstanz  und  verwalteten 
als  Lehen  des  Bistums  die  Gerichtshoheiten  Heldswil  und 


Schloss  Heidelberg  von  SQdwesten. 

Seine  Nachfolger  gaben  dann  die  Stammburg  auf  und  er- 
bauten sich  ein  neues  Schloss,  dessen  seither  in  den  Ur- 
kunden häufig  Erwähnung  getan  wird.  Die  Edeln  von  Hei- 
delberg erloschen  im  15.  Jahrhundert.  Das  Schloss  1403 
während  der  Appenzellerkriege  zerstört,  nachher  aber 
wieder  hersestellt.  Später  kam  dieser  Herrschaflssitz 
durch  Kauf  an  die  Edeln  von  Beroldingen  und  end- 
lich an  das  Zürcher  Patriziergeschlecht  von  Mu- 
ralt, in  dessen  Besitz  er  heute  noch  ist.  Geburts- 
ort des  Pädagogen  Johann  v.  Muralt,  der  als  Leh- 
rer in  der  von  Pestalozzi  begründeten  und  geleite- 
ten Erziehungsanstalt  zu  Yverdon  wirkte. 

HEIDELBERQERHOTTE  (Kt.  GraubündeD, 
Bez.  Inn).  2265  m.  Schutzhaus  der  Sektion  Heidel- 
berg des  Deutschen  und  Oesterreichischen  Alpen- 
vereins, im  Fimberthal  (Seitenthal  des  Paznaon), 
am  N.-Hang  des  östlichen  Silvrettamassives,  3  km 
nö.  vom  Fluchthorn,  4  Stunden  über  Ischgl  im 
Paznaun  und  5Vt*^  Stunden  über  Remüs  oder 
Sent  im  Unter  Engadin.  Der  obere  Abschnitt  des 
Fimberthales  gehört  zur  Schweiz  (Gemeinde  Re- 
müs), während  der  untere  Abschnitt  auf  österreichi- 
schem Boden  liegt.  Die  1889  aus  Stein  erbaute 
Hütte  bietet  Raum  für  16  Personen.  Ausgangspunkt 
für  eine  reiche  Auswahl  von  Hochtouren:  Pludit- 
hom,  Piz  Tasna,  Piz  Roz  mit  seinen  Trabanten, 
Samnaunerjoch,  Fimberpass,  Fuorcla  Tasna,  Fuor- 
cla  Larein  etc. 

HEIDELBOhL  (Kt.   St.   Gallen,   Bez.     Ober 

Toggenburg,  Gem.  Nesslau).  843  m.  Gruppe  von  7 

Häusern,  am  linken  Ufer  der  Thur;  1,3  km  so.   Ne»- 

lau  und  9  km  so.  der  Station  Ebnat-Kappel  der  Toggen- 

burgerbahn.   34  reform.  Ew.  Viehzucht. 

HEIDELPA88(Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans).  2397  m. 
Passübergang,  in  der  Gruppe  der  Grauen  Homer  zwi- 
schen dem  Heidelspitz  (2432  m)  im  W.  und  dem  Seezberg 
(2481  m)  im  0.;  verbindet  Vättis  und  das  Galfeisenthal 
über  Valtüsch  und  Unter  Lavtina  mit  dem  Weisstanneo- 
thal. 

HEIDELSPITZ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans).  24% 
m.  Spitze  aus  triasiscnen  Gesteinen,  in  dem  vom  Heidei- 
pass  (2397  m)  überschrittenen  stark  zerrissenen  Kamm, 
der  das  Valtüsch  vom  Galfeisenthal  trennt  und  die  Grauen 
Hörner  über  den  Hangsackgrat  (2640  m)  mit  dem  auf  der 
Grenze  gegen  den  Kanton  Glarus  stehenden  Saurenstock 
verbindet. 

HEIDEN  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorderland).  811 
m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  O.-Hang  des  Kaien  und  am 
Gstaldenbach,  an  der  Kreuzung  der  Strassen  St.  Galleo- 
Berneck  und  Trogen-Rheineck.  Endstation  der  Bergbahn 


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Borschach-Heiden.    Postbureau,   Telegraph,    Telephon; 
Postwagen  nach  Berneck,  Trogen-Teufen,  St.  Gallen  und 


^Heiden  von  Südosten. 

Rheineck.  Gemeinde,  mit  Bischofsberg,  Brunnen,  Buhlen, 
Enge,  Geem,  Gmeind,  Gstalden,  Paradies,  Schwendi, 
Stapfen,  Stock  li  und  Wässern :  628  Häuser,  3745  Ew. 
(wovon  382 Katholiken);  Dorf:  340  Häuser,  2076 Ew.  Re- 
form, und  kathol.  Kirchgemeinde.  Viehzucht.  Stickerei 
und  Seiden  band  Weberei.  Stark  besuchter  Luftkurort, 
Molkenkur.  Gasthöfe.  Kurhalle  mit  Kurgarten,  und  Musik- 
pavillon. Krankenhaus,  Waisenhaus,  Armenhaus.  Schöne 
reform.  Kirche  und  artige  kathol.  Kapelle.  Verschiedene 
Gesellschaften  und  Vereme.  Kleines  Museum. 

Heiden  ist  das  schmuckste  aller  Appenzeller  Dörfer. 
Es  steht  auf  einer  Terrasse  der  nördlichen  Ausläufer  des 
Säntisgebirges  und  gewährt  eine  prachtvolle  Aussicht  auf 
den  Bodensee,  die  Bregenzer  Bucht  und  die  altersgrauen 
Türme  von  Konstanz  einerseits  und  auf  die  Alpen 
Baiems  und  Tirols  andererseits.  Von  Wiesen  und  Wald 
umrahmt.  Das  Klima  ist  kein  allzurauhes ;  an  heissen 
Sommertaffen  kühlt  oft  eine  vom  Bodensee  aufsteigende 
schwache  Brise  die  Luft  angenehm  ab.  Nördl.  von  Heiden 
die  wohlbekannten  Molassesandsteinbrüche  von  Buchen 
nnd  Wienachten.  Die  Flora  ist  der  Höhenlage  entspre- 
chend die  der  Bergregion.  Doch  kommen  hier  auch  noch 
vereinzelt  Obstbäume  vor.  Heiden  hat  sich  als  Kurort 
erst  seit  kurzen  Jahren  entwickelt.  Seit  1854  begann  der 


Strasse  in  Heiden. 

Ort  durch  seine  Molkenkuren  allmählig  bekannt  zu  wer- 
den. Einen  ffrossen  Anteil  am  Aufschwung  von  Heiden 
als  Sommerfrische  hatte  der  berühmte  Berliner  Augen- 


arzt Professor  Albrecht  'von  Graefe,  der  regelmässig  jedes 
Jahr  hier  seinen  Sommeraufenthalt  nahm.  Heute  ist  eine 
schöne  Waldpartie  nahe  dem  Dorf  nach 
ihm  der  Graefeplatz  benannt.  Seit  1875 
ist  der  Ort  mit  Rorschach  am  Boden- 
see durch  eine  nach  dem  System  Rig- 
genbach  und  Zschokke  erbaute  Zahn- 
radbahn verbunden,  die  5,5  km  lang 
ist  und  eine  maximale  Steigung  von 
9%  hat.  Reizend  ist  eine  Fahrt  auf 
dieser  Bahn.  Bald  nach  Verlassen  der 
fruchtbaren  Uferlandschaft  am  Boden- 
see geht  die  Linie  am  Fuss  des  Schlosses 
Wartensee  vorbei,  zieht  durch  ein  ro- 
mantisches Tobel  und  gewinnt  dann  die 
Höhe,  hier  dem  Auge  ein  beständig 
wechselndes  Panorama  bietend.  Zahl- 
reich sind  die  Aussichtspunkte  in  der 
Umgebung  von  Heiden ;  wir  nennen 
blos  den  in  1  Vi  Stunden  zu  erreichen- 
den Kaien  (1160  m).  In  der  Nachbar- 
schaft von  Heiden  sprudeln  vier  Mine- 
ralauellen. 

Heiden  erfreut  sich  ausgezeichneter 
Schulen^  so  auch  einer  Realschule.  Kur- 
halle mit  Parkanlagen.  Seit  1901   ist  der  Ort  elektrisch 
beleuchtet  und  mit  einer  Wasserversorgung  in  den  Häu- 
sern und  einem  Hydrantennetz  ausgerüstet. 

Ums  Jahr  1200  gehörte  cAllmend»  oder  «Haide»  zum 
Bistum  Konstanz.  1536  urkundlich  c  Hof  Heiden »,  der 
sich  1600  bis  1651  zu  einem  Weiler  entwickelte  und  1652 
kirchlich  von  Thal  losgelöst  und  mit  eigener  Kirche  zur 
selbständigen  Pfarrei  erhoben  wurde.  Der  erste  Markt 
wurde  hier  1685  abgehalten.  Am  7.  September  1838  fast  das 
ganze  Dorf  durch  eme  mächtige  Feuersbrunst  zerstört.  Im 
Spital  zu  Heiden  lebt  seit  einer  Reihe  von  Jahren  Henri 
Dunant  aus  Genf,  der  Gründer  des  Roten  Kreuzes.  Vergl. 
Rohner,  Mich.  Die  Gemeinde  Heiden.  Teufen  1867.  — 
Szadrowsky,  H.  Beiden  und  die  Rorschach-Heidenbahn 
(Europ.  Wanderbilder.  IV).  Zürich  1878.  S.  ferner  die 
Veröffentlichungen  der  gemeinnützigen  Gesellschaft  von 
Heiden. 

HEIDEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  und  Gem.  Tablat).  780 
m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  NO.-Hang  des  Rotmonter- 
bergs  und  1  km  nw.  der  Station  St.  Fiden  der  Linie 
St.  Gallen-Rorschach.  41  kathol.  Ew.  Landwirtschaft.  Ein 
Teil  der  Bewohner  arbeitet  in  den  Stickwaarenfabriken 
von  St.  Gallen.  Schöne  Aussicht  auf  die  Umgebungen  von 
St.  Gallen, *den  Bodensee  und  Säntis. 

HEIDEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  Be- 
wässerungskanal (bisse),  längs  den 
obern  Hängen  des  von  der  Gamsa  durch- 
llossenen  Nanzthales.  Sammelt  in  etwa 
2500  m  die  Schmelzwasser  des  am  Hang 
des  Simelihorns  und  Mattwaldhorns 
liegenden  kleinen  Gamsergletschers  und 
erreicht  nach  mehr  als  6  km  Länge  über 
einen  2200  m  hohen  Ber^sattel  hinter 
dem  Gebidem  oder  Gebüaem  die  ober- 
sten Hänge  von  Visperterminen,  die  er 
bewässert,  um  dann  sein  überschüssiges 
Wasser  einem  Nebenarm  des  n.  vom 
Dorf  Visperterminen  vorbeiiliessenden 
Riedbaches  abzugeben.  Ein  Teil  des 
Wassers  wird  bis  ins  Dorf  hinunter  ge- 
fuhrt. Der  Heiden  (Heido)  soll  die  älteste 
Anlage  ihrer  Art  in  diesem  Gebiet  und 
schon  von  den  Römern  erbaut  worden 
sein,  welche  Annahme  aber  auf  einer 
Verwechslung  mit  dem  sog.  « alten 
Heiden  »  beruht,  der  in  derselben  Rich- 
tung aber  tiefer  unten  dem  Thalhang 
entlang  zog  und  später  durch  einen 
Bergsturz  zerstört  worden  ist.  Dieser 
alte  Kanal  soll  so  weit  gewesen  sein, 
dass  auf  ihm  mit  Waaren  angefüllte 
Fässer  («  ein  Lagel  Schotte  »)  thalaus- 
wärts  geflösst  werden  konnten.  Vergl.  Stehler,  F.  G.  Ob 
den  Heidenreben  (Beilage  zum  Jahrbuch  des  S.  A,  C. 
36).  Bern  1901. 


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HEIDENBOHL   (Kt.  Rem,  Amtsbez.  Thun).  570  m. 
Bewaldete  Anhöhe,  1  km  n.  der  Station  Uetendorf  der 


^jfitfft^,^C 


Heiden  und  Bergrbahn  Rorschach-Heiden. 

Gürbethalbahn  (Bern-Wattenwil-Thun).  Mit  Ueberresten 
von  Befestigungsanlagen  und  Bauten  aus  der  Römerzeit, 
aus  denen  verschiedene  Fundgegenstande  zu  Tage  geför- 
dert worden  sind. 

HEIDENBURG  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Vorderrhein, 
Kreis  Disentis,  Gem.  Brigels).  870  m.  Burgruine,  auf  ei- 
nem Felsen  über  dem  rechten  Ufer  des  Rhein,  2  km  s. 
Brigels.  Wird  urkundlich  nur  selten  genannt  und  hat 
keine  geschichtliche  Rolle  gespielt. 

HEIDENLOCH  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  und  Gem.  Lies- 
tal). 320  m.  So  heisst  die  am  rechten  Ufer  der  Ergolz 
gegenüber  der  Einmündung  der  Frenke  gelegene  Wiesen- 
flache,  ö.  Liestal.  Hier  ist  ein  römischer  Aquädukt  auf- 
gedeckt worden,  der  aus  zwei  parallelen  und  mit  einem 
Gewölbe  fiberdachten  Mauern  aus  kleinen  und  regel- 
mässig gehauenen  Kalksteinblöcken  besteht.  Höhe  bis 
zum  Gewölbe  1,23  m;  Höhe  des  Gewölbes  0,5  m;  lichte 
Weite  der  Leitung  1,10  m.  Ein  anderes  Heidenloch  (eben- 
falls mit  Wasserleitung)  findet  sich  auch  bei  der  alten 
Römerstadt  Augusta  Rauracorum. 


HEIDENM008  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Wangen,  Gern, 
Herzogen buchsee).  49o  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  200  m 
s.  der  Kirche  und  700  m  so.  der  Station  Herzogen buchaee 
der  Linie  Olten-Bern.  63  reform.  Ew. 

HEIDENREBBERG,  französisch  Vignoble  des 
Paiens  (Kt.  Wallis,  ^ez.  Visp,  Gem.  Visperterminen). 
700-1200  m.  9,5  ha  grosser  Rebherg,  im  kleinen  Thälchec 
des  Stadbachs  und  über  dem  rechten  Ufer  der  Visp,  2  km 
s.  vom  Dorf  Visp.  Höchst  gelegener  Rebberg  der  Schweiz 
und  vielleicht  von  ganz  Europa ;  liegt  noch  höher  als  der- 
jenige von  La  Forclaz  im  Bagnesthal,  der  als  die  Stelle 
gilt,  wo  im  Unter  Wallis  die  Weinrebe  am  höchsten  auf- 
steigt. Ist  im  Besitz  der  Bewohner  von  Visperterminen 
und  hat  seinen  Namen  daher,  weil  er  schon  von  den  Rö- 
mern angelegt  worden  sein  soll. 

HEIDSEE  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Albula).  1487  m. 
Kleiner  See  mit  sumpfigem  Ufer,  mitten  in  die  Sturz- 
und  Moränenschuttmassen  der  Lenzer  Heide  eingebettet, 
%  km  s.  Parpan  und  wenig  w.  der  Strasse  Chur-Leni- 
Tiefenkastcl.  0,2t  km*  gross  und  4  m  tief.  Sendet  den 
Heidbach  zur  Albula.  Kleines  Inselchen  mit  einem 
Chalet. 

HEILIBACH  (Kt.  Zürich,  Bez.  und  Gem.  Horgen). 
455  m.  GruppQ  von  3  Häusern,  am  linken  Ufer  des  Züricb- 
sees  und  1  km  nw.  der  Station  Horgen  der  linksufrigen 
Zürichseebahn  (Zürich- Wädenswil).  22  reform.  Ew. 

HEILIGE  HALDEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans, 
(jem.  Pfäfers).  745  m.  Natürliche  Felsbrücke  über  die 
Tamina,  500  m  oberhalb  des  Bades  Pfafers.  S.  den  Art 

PFiEFERS 

HEILIGENBERG  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthar).  491 
m.  Bergrücken,  s.  über  der  Stadt  Winterthur,  mit  Gär- 
ten und  Landhäusern  bestanden.  Früher  stand  zu  oberst 
ein  Kloster. 

HEILIQENLAND  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwakl, 
Gem.  Affoltern).  802  m.  Weiler,  2  km  nw.  Affbltern  und 
7,5  km  nö.  der  Station  Burgdorf  der  Linie  Olten-Bem.  13 
Häuser,  94  reform.  Ew.  Viehzucht. 

HEILIGEN8CHWENDI  iKt.  Bern,Amtebez.  Thun). 
1013  m.  Gem.  und  Weiler,  über  dem  rechten  L'fer  dts 
Thunersees  und  am  W.-Hang  der  Blume,  5  km  osö.  über 
dem  Bahnhof  Thun.  Postablage,  Telephon;  Postwagen 
nach  Thun.  Gemeinde,  mit  Hüoibach  und  Schwendi :  106 
Häuser,  691  reform.  Ew.;  Weiler:  8  Häuser,  50  Ew. 
Schön  und  sonnig  gelegen,  mit  grossen  Tannen  Waldungen. 
Hier  steht  das  kantonale  Berner  Lun^ensanatori um,  dessen 
Erstellung  hauptsächlich  auf  Betreiben  des  verstorbenen 
Arztes  Dr.  Schwab  bei  Anlass  der  Feier  des  700jährigeii 
Bestehens  der  Eidgenossenschaft  1891  von  der  kantonalen 
Berner  gemeinnützigen  Gesellschaft,  der  Berner  medi- 
zinischen und  chirurgischen  Gesellschaft  sowie  dem  pro- 
testantisch-kirchlichen Hilfsverein  des  Kantons  Bern  ge- 
meinsam beschlossen  worden  ist.  Besteht  aus  einem 
1894/95  errichteten  Backsteinbau  mit  100  Betten,  dem  sich 
1903  ein  Kinderpavillon  mit  etwa  50  Betten  angeschlossen 
hat. 

HEILIGKREUZ.  Ziemlich  häußger  Ortsname ;  dient 
zur  Bezeichnung  einer  um  eine  Kapelle  sich  gruppieren- 
den ^Siedelung. 

HEILIQKREUZ  (Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuch,  Gem. 
Ilasli).  1127  m.  Wallfahrtsort  und  klimatischer  Kurort,  am 
N.-Hang  des  Farnern ;  3,4  km  s.  Hasli  und  1  Vt  Stunden 
ö.  über  der  Station  Schüpfheim  der  Linie  Bern- Luzern. 
Telephon.  3  Häuser,  11  kathol.  Ew.  Früher  Wyttenbach 
geheissen.  Schöne  Aussicht,  gesundes  Klima.  Hier  ward 
zur  Zeit  des  Bauernkrieges  einmal  eine  allgemeine  Volks- 
versammlung abgehalten. 

HEILIGKREUZ  (Kt.  Nidwaiden,  Gem.  Emmetten). 
8*20  m.  Gruppe  von  4  Häusern  mit  einer  aus  dem  16.  Jahr- 
hundert stammenden  Heiligkreuzkapelle,  auf  einer  Ter- 
rasse am  N.-Fuss  des  Nieder  Bauenstockes  und  über  dem 
linken  Ufer  des  Viefwaldstättersees,  1  km  von  der  Kirche 
Emmetten  und  G  km  osö.  über  der  Dampfschitrstation 
Beckenried.  12  kathol.  Ew.  Die  Kapelle  birgt  eine  Reli- 
quie. 

HEILIQKREUZ  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Sarnen).  539 
m.  Haus  und  Kapelle,  am  linksseitigen  Gehänge  des  Tha- 
ies der  Sarner  Aa  ;  3,2  km  n.  der  Station  Sarnen  der  Brü- 
nigbahn  (Luzern-Brienz).  10  kathol.  Ew. 

HEILIQKREUZ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  und  Gem.  Tab- 


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lat).  672  m.  Pfarrdorf,  über  dem  linken  Ufer  der  Steinach, 

an  der  Strasse  St.  Gallen-Romanshorn  und  900  m  n.  der 

Station  St.  Fiden  der  Linie  St.  Gallen-Ror- 

schach.  Endstation  der  elektrischen  Stras- 

senbahn   Bruggen-St.  Gallen-Heiligkreuz. 

Telephon;  Postwagen   Bürglen-Neukirch. 

40  Haaser,  530  reform,  und  kathol.  Ew.  Die 

Bewohner  arbeiten    in  den  benachbarten 

Fabriken   (Stickerei,    Baumwollspinnerei, 

Ziegelei   etc.).   Schöne  Häuser.    Die  1772 

aaf  Betreiben  des  vom  Kloster  St.  Gallen 

hier  eingesetzten  Pfarrers  Walser  erbaute 

Kirche  ist  vor  kurzem  restauriert  worden ; 

Wallfahrtsort;  Filiale  der  Stiftskirche  zu 

St.  Gallen. 

HEILIGKREUZ  (Kt.  Thurgau,  Bez. 
Münchwilen,  Gem.  Wuppenau).  652  m. 
Pfarrdorf,  am  N.-Hang  des  Gabris ;  3,5 
km  ö.  Wuppenau  und  4,5  km  sw.  der  Sta- 
tion Kradfolf  der  Linie  Gossau  -  Sulgen. 
Postablage.  31  Häuser,  166  kathol.  Ew. 
Obstbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 
Korporationskäserei.  Schöne  Aussicht  auf 
den  Thurgau  und  Bodensee. 

HEII-IGKREUZ  ( Kt.  Wallis,  Bez. 
Oestlich  Baron.  Gem.  Grengiols).  1482  m. 
Maiensäss  mit  einer  im  Sommer  vielbesuchten  Wallfahrts- 
kapelle, im  Längthal  (Seitenast  des  Binnenthals)  an  der 
Stelle,  wo  eine  ganze  Anzahl  von  kleinen  Thalfurchen 
sich  vereinigen;  3,5  km  s.  vom  Dorf  Binn.  Von  hier  füh- 
ren der  Bitterpass  (2692  m)  über  die  Alpe  di  Veglia  ins 
Val  di  Vedro  und  der  Kriegalppass  (25Ä)  m)  über  die  Alpe 
di  Devero  ins  Antigoriothal.  Beide  Pässe  namentlich  von 
Schmugglern  begangen. 

HEILIGKREUZ  (Kt.  Zug,  Gem.  Cham).  436  m. 
Grosse  Erziehungsanstalt  für  jun^e  Mädchen  katholischer 
Konfession,  Eigentum  der  Benediktiner'  und  von  Schwes- 
tern dieses  Ordens  geleitet.  2  km  nw.  Cham  und  w.  vom 
Weiler  Lindencham  in  fruchtbarer  und  gut  angebauter 
Landschaft.  Von  100-120  Pensionärinnen  besucht.  Der- 
selben religiösen  Gemeinschaft  gehören  noch  ähnliche 
Institute  in  Wiesholz  (Kanton  SchafThausen)  und  Duss- 
nang  (Kt.  Thurgau) ;  sie  unterhält  und  leitet  ferner  ein 
grosses  katholisches  Töchterheim  in  Wädenswil  (Kt.  Zü- 
rich) und  eine  Primarschule  in  Steinhausen  (Kt.  Zug). 
Nocn  im  Jahre  1707  stand  in  Heiligkreuz  blos  eine  stark 
besuchte  Wallfahrtskapelle,  die  1717  vergrössert  wurde. 
Das  jetzige  Institut  ward  auf  einem  l8o6  angekauften 
Grundstuck  im  .lahre  1864  erbaut,  kam  rasch  zu  hoher 
Blüte  und  kaufte  1866  auch  die  alte  Kapelle  an,  an  deren 


HEILIGKREUZ   (OBER    und    UNTER)    (Kt.    St. 

Gallen,   Bez.  Sargans,  Gem.  Mels).  490  und  488  m.  Zwei 


Saoatot'iura  Heiligenschwendi. 

Stelle  es  eine  neue  Kirche  erstellen  Hess.  Der  Unterricht 
bezweckt  hauptsächlich  die  tüchtige  Ausbildung  der  Töch- 
ter für  den  Haushalt. 


Heimberg  von  Westen. . 

kleine  Dörfer,  600  m  von  einander  entfernt,  am  rechten 
Ufer  der  Seez  und  an  der  Strasse  Walenstadt-Sargans. 
Ober  Heiligkreuz  liegt  bei  der  Station  Mels  der  Linie 
Bapperswil- Wesen- Sargans  und  hat  Telephon  Verbindung, 
Unter  Heiligkreuz  liegt  600  m  nw.  Mels.  Zusammen  Sb 
Häuser,  430  kathol.  EJw.  Weinbau  mit  sehr  gutem  Pro- 
dukt; Acker-,  Obst-  und  Maisbau,  Viehzucht.  Viele  der 
Bewohner  arbeiten  in  den  Fabriken  von  Mels.  Kapelle, 
Schulhaus,  Gemeindearmenhaus.  Aus  der  Bronzezeit 
stammende  Urnengräber  mit  zahlreichen  Schmuckgegen- 
ständen. In  einer  Tiefe  von  mehr  als  2  m  unter  der  heu- 
tigen Thalsohle  hat  man  einen  Eisenschmelzofen  samt 
seinen  Fundamenten  aufgefunden.  Die  Dörfer  Heiligkreuz 
hiessen  früher  Tscherflngeo. 

HEIM.  Häufiger  Bestandteil  von  Ortsnamen  der  deut- 
schen Schweiz;  vom  althochdeutschen  heim  =  Haus, 
Wohnung,  Heim.  Auch  in  Personennamen  oft  verwendet. 
Steht  «  Heim »  bei  Ortsnamen  am  Schluss,  so  ist  es  Ap- 
pellativum  und  hat  seine  gewöhnliche  Bedeutung,  steht 
das  Wort  dagegen  am  Anfang  (z.  B.  Heimenhausen,  Hei- 
mishofen),  so  ist  es  meist  Personenname. 

HEIMBERG  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Thun).  570  m. 
Gem.  und  Dorf  mit  zerstreut  gelegenen  Häusern,  am  rech- 
ten Ufer  der  Aare,  an  der  Strasse  Bern-Thun  und  5  km 
nw.  Thun.  Station  der  elektrischen  Vollbahn 
Burgdorf-Thun.  Postbureau,  Telegraph,  Tele- 
phon. Gemeinde,  mit  Bünberg  und  Thun- 
gschneit:  169  Häuser,  1217  reform.  Ew.;  Dorf: 
105  Häuser,  1017  Ew.  Kirchgemeinde  Steftis- 
burg.  Zahlreiche  Bewohner  arbeiten  in  den 
eidgenössischen  Militärwerkstätten  von  Thun. 
Landwirtschaft.  Heimberg  ist  schon  seit  langer 
Zeit  durch  seine  originell  und  bunt  bemalten 
Töpferwaaren  bekannt.  Römische  Ueberreste 
im  ßühlacker,  wo  der  Volksüberlieferung  nach 
einst  eine  Bömerstadt  gestanden  haben  soll. 
Heimat  des  Theologen,  Abenteurers  und  bizar- 
ren Dichters  Abraham  Kyburz  (1704-1765). 

HEIMBERG  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense, 
Gem.  Alterswil).  812  m.  Weiler;  1,4  km  so. 
Alterswil  und  11,5  kmosö.  vom  Bahnhof  Frei- 
burg. 13  Häuser,  98  kathol.  Ew.  deutscher 
Zunge.  Wiesen-  und  Getreidebau;  Viehzucht. 

HEIMEN  (OBER)  (Kt.  Thurgau,  Bez. 
Münchwilen,  Gem.  Wuppenau).  Weiler.  S.  den 
Art.  Oberheihen. 

HEIMENEGG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun, 
Gem.  Buchholterberg).  964  m.  Weiler,  am 
Band  eines  Moores  und  über  dem  rechten 
Ufer  der  Hotachen,  9  km  osö.  der  Station  Bren- 
zikofen  der"*  elektrischen  Vollbahn  Burgdorf- 
Thun.  14  Häuser,  62  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

HEIMENHAU8  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem.  Kirch- 
lindach). Häusergruppe.  S.  den  Art.  Heihhusen. 


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HEIMENHAUSEN  oder  HEIMENHU8EN  (Kt. 
Bern,  Amtsbez.  Wangen).  456  m.  Gem.  und  Dorf,  am 
linken  Ufer  der  Oenz  und  2,5  km  n.  der 
Station  Herzoffenbuchsee  der  Linie  Olten- 
Bem.  Postablage,  Telephon.  Gemeinde, 
mit  Schwärzi  :  o4  Häuser,  416  reform. 
Ew.;  Dorf :  58  Häuser,  376  Ew.  Kirch- 
gemeinde Herzogenbuchsee.  Landwirt- 
schaft. Käserei.  Uhrenindustrie.  Flachgrä- 
ber mit  Resten  verbrannter  Leichen. 

HEIMENHOFEN  (Kt.  Thnrgau,  Bez. 
Weinfelden,  Gem.  Birwinken).  473  m. 
Dor^  in  einem  fruchtbaren  Thal ;  1,8  km 
so.  Birwinken  und  4,5  km  nö.  der  Station 
Sulgen  der  Linie  Zürich -Winterthur- 
Romanshorn.  Telephon.  21  Häuser,  153 
reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden 
Bürglen-Andwil  und  Berg.  Landwirtschaft. 
Geschäft  für  Handstickereien  und  etwas 
Stickerei  als  Hausindustrie. 

HEIMENLACHEN  (Kt.  Thurgau,  Bez. 
Weinfelden,  Gem.  Berg).  564  m.  Gruppe 
von  5  Häusern,  auf  dem  Seerücken,  an  der 
Strasse  Kreuzlingen-Bürglen^  5  km  nnö. 
der  Station  Bürglen  der  Lmie  Zürich- 
Winterthur-Romanshom  und  1,3  km  n. 
Berg.  Postwagen  Bürglen-Kreuzlin|[en.  25 
reform.  u.  kathol.  Ew.  Reform.  Kirchge- 
meinde Berjj^.  Wiesen  u.  Wald.  Torf|[ruDe. 
Pfahlbau  mit  einigen  Bronzegegenstanden. 

HEIMENRÜTI  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Signau,  Gem.  Rötenbach).  1040-1000  m.  6  zer- 
streut gelegene  Höfe ;  2,5  km  n.  Rötenbach  und  5,5  km 
8.  der  Station  Signau  der  Linie  Bem-Luzem.  32  reform. 
Ew. 

HEIMEN8CHWAND  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun, 
Gem.  ßuchholterberg).  1006  m.  Pfarrweiler,  am  S.-Hang 
des  Buchholterbergs  und  auf  einer  Terrasse  der  Falken- 
iluh  schön  gelegen,  an  der  Strasse  Thun-Linden  und 
6  km  so.  der  Station  Ober  Diesbach  der  elektrischen 
Vollbahn  Burgdorf-Thun.  Postbureau,  Telegraph,  Tele- 

?ihon;  Postwagen  Thun-Linden  und  nach  Ober  Diesbach. 
3  Häuser,  68  reform.  Ew.  Landwirtschaft.  Hier  die  1835 
erbaute  Pfarrkirche  der  Kirchgemeinde  Buchholterberff. 
Aussicht  auf  die  Alpen.  Gesundes  Klima  mit  wenig  Nebel. 
Schöne  Tannenwaldungen.  Lebhafter  Handel  mit  Heidel- 
beeren. 

HEIMENSTEIN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur,  Gem. 
Seuzach).  500  m.  Landhaus,  am  S.-Hang  einer  kleinen 
Anhöhe  und  2  km  nw.  der  Station  Seuzach  der  Linie 
Winterthur-Etzwilen-Singen.  11  reform.  Ew.  Nahe  dabei 
Spuren  von  Burggräben.  Im  Jahr  1289  wird  ein  Wilhelm 
de  Haimenstain  urkundlich  genannt. 

HEIMHU8EN  od.  HEIMENHAU8  (Kt.  und 
Amtsbez.  Bern,  Gem.  KirchlindachV.  582  m.  Gruppe 
von  8  Häusern^  am  Krebsbach,  700  m  s.  Kirch- 
lindach und  4,5  km  wsw.  der  Station  ZoUikofen  der 
Linie  Bern-Biel.  48  reform.  Ew.  Früher  Eigentum 
von  Hans  Rudolf  von  Werdt  (1633-1680),  der  sich 
den  Titel  eines  Herrn  von  Heimenhausen  beilee^. 

HEIMI8CHQARTEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp, 
Gem.  Baien).  1900  m.  Maiensässe,  unterhalb  der 
Hofersalp,  im  kleinen  Thal  des  Grubenffletschers 
zwischen  Inner  und  Aeusser  Rothom  una  1,2  km 
nö.  vom  Dorf  Baien  am  rechten  Ufer  der  Saaser 
Visp. 

HEIMI8MATT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Burgdorf, 
Gem.  Heimiswil).  712  m.  Gruppe  von  3  Häusern  ; 
1,9  km  nö.  Heimiswil  und  7  Km  nö.  der  Station 
Burgdorf  der  Linie  Olten-Bern.  25  reform.  Ew. 

HEIMI8WiL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Burgdorf).  617 
m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  in  einem  kleinen  rechtssei- 
tigen Nebenthal  zur  Emme  und  4  km  nö.  der  Sta- 
tion Burgdorf  der  Linie  Olten-Bern.  Postablage, 
Telegraph,  Telephon  ;  Postwagen  Burgdorf- Kalt - 
acker.  Die  ziemlich  ausgedehnte  Gemeinde  zählt 
mit  Busswil,  Heimiswilberg  (Ferrenber^  und  Gu- 
tisberg  umfassend)  und  Roten  bäum  321  Häuser.  2340 
reform.  Ew.;  Dorf:  18  Häuser,  128  Ew.  Landwirtschaft. 
Sechs   Käsereien.   Steinbruch.    Bei  Kaltacker   steht  ein 


prachtvoller    Eibenbaum   {Taxus  haccata),   1276  :  Hei- 
molswile.  Die  hohe  Gerichtsbarkeit  über  Heimiswil  stand 


Heimis'wil  von  Süden. 

zuerst  den  Grafen  von  Kiburg  zu  und  gin^  später  an  die 
in  Burgdorf  residierenden  Berner  Landvogte  über;  die 
niedere  Gerichtsbarkeit  übte  seit  1402  die  Stadt  Bui]edorf 
aus.  Heimiswil  gehörte  bis  1704  zur  Kirchgemeinde  Burg- 
dorf. In  der  Kirche  ein  dem  Ortsgeistlichen  und  Wohl- 
täter J.  R.  Schnell  (f  1807)  errichtetes  bescheidenes 
Denkmal. 

HEIMI8WILQERG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Burgdorf, 
Gem.  Heimiswil).  Teil  der  Gemeinde  Heimiswil,  die  Hia- 
sergruppen  Ferrenberg  und  Gutisberg  umfassend.  S. 
diese  Art 

HEIM'8TOCK[(Kt.  Graubünden  und  Uri).  Etwa  3100 
m.  Vereister  Gipfel,  in  der  Hauptkette  der  Tödigruppt> 
zwischen  dem  Catscharauls  und  Piz  Valpintga  and 
über  dem  S.-Rand  des  Hüfifims,  zui'dem  seine  Eis-  und 
Schneehänge  sich  senken.  Kann  vonfder  neuen  Hüßhütte 
des  S.  A.  C.  in  3Vb  Stunden  erstiegen  werden.  Schöne 
Aussicht  auf  die  Tödigruppe,  die  Glariden  und  Graubünd- 
ner  Alpen.  Zum  erstenmal  1894  bestiegen  und  benannt  zq 
Ehren  des  berühmten  Geologen  und  Erforschers  der  Tö- 
digrnppe  Prof.  Dr.  Albert  Heim  (geb.  1849)  in  Zürich. 
Auf  der  Siegfriedkarte  unbenannt  und  ohne  Höheokote. 


Heinrichsbad. 

HEIMWEHFLUH  (Kt.  Bern.  Amtsbez.  Interlaken^ 
Gem.  Matten).  676  m.  Aussichtspunkt  mit  Pavillon  und 
Gastwirtschaft;  auf  dem  Rücken  des  Gross  Rügen  ge- 


HEI 


HEI 


535 


naDQten  letzten  Ausläufers  des  Därligengrates,  der  vom 
Klein  Rügen  durch  das  Tobel  der  Wafrneren  getrennt  ist, 
1  km  8.  Interlaken.  Steigt  als  senkrechte  Felswand  über 
der  Aare  auf.  Aussicht  trotz  der  geringen  Höhe  prachtvoll 
(umliegende  Berggruppen,  Bödeli,  Thuner-  und  Brienzer- 
see).  Oft  besucht. 

HEINERÜTI  oder  HEINRÜTI  (HINTERE  und 
VORDERE)  (Kt.  Aargau,  Bez.  Bremgarten,  Gem.  Wi- 
den).  475  m.  Zwei  Gruppen  von  zusammen  7  Häusern, 
zu  beiden  Seiten  der  Strasse  Dietikon-Bremgarten  und 
600  m  sw.  Widen.  Haltestelle  der  elektrischen  Strassen- 
bahn  Dietikon-Bremgarten.  30  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
Eggenwil.  Viehzucht. 

HEINRICHSBAD  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Hinter- 
land, Gem.  Herisau).  772  m.  Hausergruppe  und  Heilbad, 
an  der  Strasse  Winkeln-Herisau  und  1,4  &m  nö.  der  Sta- 
tion Herisau  der  Appenzellerbahn  (Winkeln-Herisau- 
Appenzell).  Im  Bad  Telegraph  und  Telephon ;  Omnibus 
zur  Bahnstation  Herisau.  3  Häuser,  66  reform.  Ew.  Das 
Heilbad  seit  1873  Eigentum  einer  religiösen  Gesellschaft, 
die  sich  stark  um  das  Seelenheil  der  hier  weilenden 
Kranken  kümmert.  Prachtvolle  Lage  und  reizende  Um- 
gebungen. Kapelle.  Die  beiden  schwachen  Mineralouellen 
werden  seit  1824  gegen  chronische  Nervenleiden,  Blutar- 
mut, Rheumatismen  etc.  angewendet.  Heinrichsbad  dient 
heute  aber  zumeist  als  Luftkurort.  Das  erste  Badehaus 
von  Heinrich  Steiger  erbaut,  nach  dem  dann  die  Lokali- 
tät benannt  worden  ist.  Zu  jener  Zeit  (also  nach  1824) 
war  das  Heinrichsbad  vielleicht  das  bekannteste  und  be- 
suchteste Heilbad  der  Schweiz.  Dem  Unternehmen  ist 
heilte  eine  in  gutem  Rufe  stehende  Haushaltungsschule 
angegliedert. 

HEINRICH8WIL  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Kriegstet- 
ten).  479  m.  Gem.  und  Weiler,  an  der  Grenze  gegen  den 
Kanton  Bern,  6  km  so.  der  Station  Subigen  der  Linie 
Lyss-Solothurn-Herzosenbuchsee.  11  Häuser,  71  Ew.,  wo- 
von 52  Katholiken.  Kirchgemeinde  Krieffstetten.  Vieh- 
zucht. Beim  Hünerhüsli  in  der  Aegerten  Ueberreste  von 
Römerbauten. 

HEINROTI  (HINTERE  und  VORDERE)  (Kt. 
Aarffau,  Bez.  Bremgarten,  Gem.  Widen).  Häusergruppen. 
S.  den  Art.  HeinerOti  (Hintere  und  Vordere). 

HEINZENBERG  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Heinzenberg). 
Lanier  Bergrücken,  dem  Piz  Beverin  n.  vorgelagert  und 
von  ihm  durch  die  Schlucht  der  Nolla  und  den  von  Thu- 
sis  nach  Safien  Platz  führenden  Glaspass  getrennt.  Wird 
im  O.  vom  Domleschg,  im  W.  vom  Safientnal  und  im  N. 
vom  Vorderrheinthal  begrenzt.  Bildet  eine  wenig  hohe 
aber  sehr  breite  Bergkette  und  ist  seiner  Gestalt  nach  ein 
typisches  Beispiel  emes  aus  Bündnerschiefern  aufgebau- 
ten Berges.  Am  O.-Hange  streichen  die  Schichtllächen 
aus,  weshalb  wir  hier  breit  und  sanft  geböschte  Halden 
finden,  während  die  W.-Flanke,  an  der  die  Schichtköpfe 
zu  Tage  treten,  steil  abfallt  und  vielfach  von  Runsen  und 
Tobein  zerfressen  ist.  Am  O.-Hang  finden  wir  Wiesen  und 
Alpweiden,  sowie  zahlreiche  Dörfer^  der  W.-Hang  trägt 
schöne  Tannenwälder.  Der  Heinzenberg  ist,  bis  zum  Glas- 
pass gerechnet,  15  km  lang  und  zwischen  Thusis  und 
Safienthal  8  km,  im  n.  Abschnitt  4,5  km  breit.  Der  O.- 
Hang ist  bei  Thusis  6  km,  bei  Katzis  5  km  und  bei  Roten- 
brunnen  3  km  breit,  während  die  W.-Flanke  überall  nur 
1-2  km  Breite  hat.  Das  Gefalle  des  O.-Hanges  beträgt  bei 
Thusis  weniger  als  20^,  steigt  weiter  nach  N.  auf  dO  bis 
40%,  erreicht  aber  nirgends  50%;  die  W.-Flanke  da- 
gegen fallt  durchweg  um  60-80%  und  stellenweise  noch 
mehr.  Von  0.  her  gesehen  erscheint  der  Kamm  des 
Heinzenbergs  als  eine  sanft  gewellte  Linie,  der  eine  An- 
zahl von  kuppenförmigen  Gipfeln  aufgesetzt  sind  :  Bruch- 
alphöhe (2127  m)  nahe  dem  Glaspass,  Lüscherhöhe  (2186 
m),  die  Tguraa  (2162  m),  Präzerhöhe  (2123  m)  und  der 
Crest  dil  Cut  (2017  m).  Der  Heinzenberg  wird  an  ver- 
schiedenen Stellen  von  Pässen  überschritten.  Der  be- 
deutendste ist  der  Glaspass  (1846  m),  der  von  Thusis 
über  Urmein  und  Tschappina  in  4  Stunden  nach  Safien 
Platz  fuhrt ;  ein  anderer  Weg  geht  von  Thusis  über  Fler- 
den  und  diePascuminer  Seen  (2006  m)  in  4  Stunden  nach 
Neukirch.  Früher  viel  begangen  war  der  von  Bonaduz  aus- 
gehende Fussweg  nach  Versam  (2  Stunden)  über  die  nördl. 
Vorhöhen  des  Heinzenbergs,  der  von  Bonaduz  über  die  Wei- 
hermühle  bis  zur  cHöhe»  (960  m)  ansteigt,  dann  im  Zickzack 


bis  zur  Brücke  über  das  Versamertobel  absteigt  und  von 
da  Versam  gewinnt.  Seit  dem  Bau  der  neuen  Strasse,  die 
von  Bonaduz  aus  bis  zur  Rheinschlucht  in  gerader  Linie 
nach  W.  zieht,  um  dann  zur  Brücke  über  das  Versamer- 
tobel nach  S.  abzulenken,  wird  dieser  Fussweg  nicht 
mehr  stark  begangen.  Bei  einem  Gang  auf  der  eben  ge- 
nannten Strasse  kann  man  sich  davon  überzeugen,  wie 
leicht  die  Bündnerschiefer  verwittern  und  wie  sehr  sie 
sich  zur  Ausbildung  von  Schluchten,  Tobein  und  Runsen 
eignen.  Dieselben  Beobachtungen  lassen  sich  am  Heinzen- 
berg noch  an  einer  Menge  von  anderen  Punkten  anstel- 
len, z.  B.  in  der  Nollaschlucht  und  besonders  auch  an  dem 


ltAtCfifir*»e 


Der  Heinxenberg. 


von  etwa  einem  Dutzend  stark  verzweigter  Wildbachsch- 
luchten zerrissenen  W.-Hang.  Der  O.-Hang  mit  seinen 
Waldungen,  Aeckern,  Wiesen,  Alpweidcn  und  Dörfern  ge- 
hört zu  aen  anmutigsten  Landscnaftsbildern  des  Kantons 
Graubünden.  Man  kann  hier  nach  der  Vegetation  4  Zonen 
unterscheiden:  1.  Die  untere  Waldzone, reicht  vom  Berg- 
fuss  bis  in  durchschnittlich  d50  m  Höhe.  2.  Die  Kultur- 
zone ;  eine  Reihe  von  Terrassen  mit  Wiesen  und  Feldern 
und  zahlreichen  Dörfern :  reicht  bis  1250  m.  In  der  Höhe 
von  rund  1200  m  liegen  die  fünf  je  nur  etwa  1  km  von  ein- 
ander entfernten  Dörfer  Urmein  (1273  m),  Flerden  (1274 
m),  Portein  (1178  m),  Sarn  (1178  m)  und  Präz  (1186  mj 
mit  zusammen  580  Ew.  Tiefer  unten  stehen  Masein  (880 
m)  und  Tartar  (9d5  m),  höher  oben  Tschappina  (1585  m) 
mit  zusammen  ebenfalls  580  Ew.  Diese  1160  Ew.  sind  zur 


536 


HEI 


HEI 


Mehrzahl  reformierten  Glaubens  und  deutscher  Znn(|[e 
(Deutsche  V$»  Romanen  Vi;  reform.  Vi.  kathol.  Vi)-  3.  Die 
obere  Waldzone  mit  einer  stark  schwankenden  obern 
Grenze,  die  nur  am  Crest  dil  C4Ut  1900  m  erreicht, 
sonst  aber  1600  m  nicht  übersteigt.  4.  Die  Alpweiden- 
zone, die  bis  zur  Kammhöhe  (1900  m)  aufsteigt  und  mit 
zahlreichen  Hütten  übersät  ist.  Die  Waldungen  sind  oft 
nur  licht  und  fehlen  an  mehreren  Stellen ;  doch  ist  der 
n.  Abschnitt  des  Heinzenbergs  gut  bewaldet  (hier  z.  B. 
der  grosse  Oberwald,  der  sich  von  Präz  aus  gegen  den 
Crest  dil  Cut  zieht).  Völlig  waldlos  ist  die  Bergflanke  über 
Thusis,  die  ganz  nur  der  Alpwirtschaft  dient  und  wo 
eine  bedeutende  Viehzucht  betrieben  wird.  Das  Rindvieh 
des  Heinzenbergs  zählt  zu  den  schönsten  Rassen  des 
Kantons.  Vergl.  auch  den  folgenden  Art.  und  Dohleschg. 
HEINZENBERQ,  romanisch  Montogni.  Bezirk  des 
Kantons  Graubünden.  Umfasst  die  drei  Kreise  Domlesch^, 
Safien  und  Thusis  mit  24  Gemeinden,  nämlich  1.  Kreis 
Domleschg  mit  Almens,  Feldis,  Fürstenau,  Paspels, 
Pratval,  Rodels,  Rotenbrunnen,  Scharans,  Scheid,  Sils 
im  Domleschg,  Tomils  und  Trans ;  2.  Kreis  Safien  mit 
Safien  und  Tenna  und  3.  Kreis  Thusis  mit  Flerden,  Cazis, 
Masein,  Portein,  Präz,  Sarn,  Tartar,  Thusis.  Tschappina 
und  Urmein.  Zusammen  25470  ha  Fläche,  1149  Hauser, 
1509  Haushaltungen  und  6446  Ew.,  wovon  4418  Refor- 
mierte und  2025  Katholiken ;  3825  Ew.  deutscher,  2216  Ew. 
romanischer  und  403  Ew.  italienischer  Zunge.  Auf  einen 
km<  Fläche  kommen  25  Ew.  Der  Bezirk  umfasst  das 
Hinterrheinthal  mit  beiden  Seitengehängen  vom  Ausgang 
der  Via  Mala  bis  unterhalb  Rotenbrunnen  und  ferner  das 
ebenfalls  nach  N.  ziehende  Safienthal.  Er  wird  begrenzt 
im  N.  von  den  Bezirken  Glenner  und  Im  Boden,  im  0. 
von  der  Faulhornkette,  die  ihn  von  den  Bezirken  Plessur 


1806 

1901 

5880 

6079 

217 

257 

2093 

1675 

2026 

18T3 

637a 

5827 

798 

594 

Bezirk  Heinzenberg. 

und  Albula  trennt,  im  S.  von  der  Schlucht  der  Via  Mala 
und  den  Gebirsen  zwischen  Safien  einerseits,  dem  Schams 
und  Rheinwala  andererseits  und  endlich  im  W.  von  der 


Bergkette  zwischen  dem  Safienthal  und  Lusnez.  Bezirki- 
hauptort  ist  Thusis.  Ganz  deutsch  sind  das  Safierthal, 
Tschappina,  Masein,  Thusis  und  Sils  im  Domleschg ;  alle 
andern  Gemeinden  zählen  auch  eine  namhafte  Anzahl  von 
romanischen  Bewohnern.  Das  Deutsche  macht  hier  überall 
starke  Fortschritte.  Reformiert  sind  die  Bewohner  des 
Kreises  Safien.  die  des  Kreises  Thusis  (mit  Ausnahme  von 
Cazis  und  teilweise  Tartar)  und  einiger  Gemeinden  des 
Domleschg ;  alle  übrigen  sind  katholisch.  Hauptbeschäf- 
ti^ng  der  Bewohner  sind  Wiesenbau,  Alpwirtschaft  und 
Viehzucht ;  in  der  Thalsohle  erreicht  auch  noch  der  Obst- 
bau eine  gewisse  Bedeutung.  Handel  und  Gewerbe  haben 
einzig  in  Thusis  eine  nennenswerte  Stätte.  Die  Viehsta- 
tistik ergibt  folgende  Zahlen : 
1886 

Rindvieh  6007 

Pferde  158 

Schweine  1671 

Ziegen  2113 

Schafe  6280 

Bienenstöcke  564 
Der  Viehschlag  des  Heinzenbergs  zählt  mit  dem  des 
Prätigaus  zu  den  schönsten  im  Kanton  Graubänden,  wes- 
halb auch  die  Viehmärkte  zu  Thusis,  zu  denen  oft  2000 
und  mehr  Stucke  Viehes  aufgeführt  werden,  die  beträchtr 
liebsten  und  am  stärksten  besuchten  des  Kantons  sind. 
Den  Bezirk  durchziehen  die  Albulabahn  (Chur-Thnsis- 
Celerina)  und  die  grosse  Strasse  Chur-DomleschR-Splö- 

Sen.  Der  begangenste  Fussweg  über  den  Heinzenberg  ist 
er  Glaspass,  der  Thusis  mit  dem  Safienthal  rerbindet 
Ins  Safierthal  endlich  führt  von  Versam  aus  eine  bis 
Malönia  reichende  Fahrstrasse. 
HEINZENBERQ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Heinzen- 
berg, Kreis  Thusis,  Gem.  Präz).  1190  m. 
Burgruine,  am  O.-Hang  des  Heinzenbergs 
und  300  m  so.  Präz.  Bur^  Heinzenberg  war 
wahrscheinlich  zuerst  Eigentum  der  Frd- 
herren  von  Vaz,  kam  dann  an  die  Grafen 
von  Werdenberg,  virar  1383-1459  im  Besitz 
der  Herren  von  Rhäzüns  und  spater  neuer- 
dings Eigentum  der  Grafen  von  Werden- 
berg.  War  der  Mittelpunkt  der  Besitzungen 
dieser  Herren  am  Heinzenberg.  Vergl.  Mn^, 
J.  C.  Zwei  sog.  Aeniterhücher  de»  Bistums 
Chur  aus  dem  Anfang  des  iS,  Jahriwn- 
derts.  Chur  1898. 

HEISCH  (Kt.Zürich,  Bez.  Afibltern,  Gem. 
Hausen).  624  m.  Dorf,  am  W.-Hang  des  Al- 
bis,  an  der  Strasse  Landau-Hausen,  500  m 
nw.  Hausen  und  6^3  km  o.  der  Station  Mett- 
menstetten  der  Linie  Zürich-Afibltem-Zng. 
Telephon.  53  Häuser,  245  reform.  Ew.  1130  : 
Heinsca :  1262  :  Heinsche  ;  von  Heim  = 
Haus,  Vvohnhaus  herzuleiten. 

HEITENEQGBANN  ( Kt.  und  Bez. 
Schvtryz).  540-1440  m.  Grosser  Wald,  am 
N.-Hang  von  Rigi  Scheidegff  und  s.  über 
Gk>ldau.  Von  einigen  Bachtobeln  durchzogen. 
Der  unterste  Abschnitt  von  der  am  Rigihang 
emporbrandenden  Schuttmasse  des  Berg- 
sturzes von  Goldau  1806  beinahe  völlig  zer- 
stört. 

HEITENRIED  (Kt.  Frei  bürg.  Bez.  Sense). 
771  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  auf  einer  Anhöbe 
nahe  dem  Magdalenaholz,  von  einer  alten 
Feudalburg  überragt,  an  der  Strasse  Frei- 
burg-Schwarzenburg  und  5,5  km  so.  der  Sta- 
tion Schmitten  der  Linie  Bern -Frei  bürg. 
Postbureau,  Telegraph,  Telephon  •  Postwa- 
gen Freiburg  -  Schwarzenburg.  Gemeinde, 
mit  Scheuergraben,  Schönfels,  Selgiswil  und 
Wiler  vor  Holz :  103  Häuser,  748  kathol.  Ew. 
deutscher  Zunge ;  Dorf :  28  Häuser,  229  Ew. 
.  Wiesen-  u.  Ackerbau,  Viehzucht.  Brennerei. 

— tAtuo^u,  ^  Kirche  zu  St.  Michael ;  auf  Schönfels  alte 
Burgruine  und  St.  Josephskapelle,  in  Sel- 
giswil St.  Niklauskapelle.  Bei  Sodbach- 
Mühle  Brücke  über  die  Sense.  Die  Herrschaft  Heiten- 
ried,  früher  kurzweg  Ried  geheissen,  gehörte  zuerst 
den  gleichnamigen  Edeln,    war   1306   im    Besitz  derer 


HEI 


BEL 


587 


von  Velga,  ging  im  16.  Jahrhundert  durch  Erbschaft  an 
die  Familien  von  Erlach  und  von  Diesbach  in  Bern  über 
und  wurde  1579  von  Georg  von  Diesbach  aus  Freiburg 
angekauft.  Nachdem  Roman  von  Diesbach,  Leutnant  in 
der  Schweizergarde,  beim  Blutbad  vom  2.  September  1792 
in  Paris  seinen  Tod  gefunden,  vermachte  der  seines  Er- 
ben beraubte  letzte  Besitzer  von  Heitenried,  Graf  Phi- 
lipp von  Diesbach-von  Steinbrugg  (f  1820),  das  Schloss 
und  sein  gan7es  beträcbtliches  Eigentum  seinen  Bedien- 
ten. Vergl.  Strennes  fribourgeotses  1902. 

HEITENWIL  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  Du- 
dincen).  642  m^  Dorf,  am  rechtsseitigen  Tbalgehänge  des 
Düdingerbaches  und  2^  km  ö.  der  Station  Düdingen 
(Guin)  der  Linie  Bern-Freiburg.  28  Häuser,  220  kathol. 
Ew.  deutscher  Zunge.  Wiesen-,  Getreide-,  Kartoffel-  und 
Obstbau,  Viehzucht.  Torfgruben. 

HEITERN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Laupen,  Gem.  Neuen- 
egg).  618  m.  Drei  Höfe,  auf  einer  Lichtung  des  Forstwal- 
des, S  km  nö.  Neuenegg  und  4,5  km  so.  der  Station  Ross- 
häusern der  direkten  Linie  Bern-Neuenburg.  Telephon. 
27  reform.  Ew. 

HEITERN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftigen,  Gem.  Belp- 
berg).  541  m.  Weiler,  im  Gürbethal  am  SW.-Fuss  des 
Belpberffs,  1  km  so.  der  Station  Toffen  der  Gürbethalbahn 
(Bern-Vvattenwil-Thun).  14  Häuser,  101  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Belp.  Landwirtschaft. 

HEITER8BERQ  (Kt.  Aargau,  Bez.  Baden,  Gem. 
Spreitenbach).  656  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  N.- 
Hang des  Heitersbergs ;  1,5  Km  sw.  Spreitenbach  und  2,5 
km  88W.  der  Station  Kil Iwangen  der  Linie  Zurich-Baden- 
ßrugg.  25  kathol.  Ew.  Landwirtschaft. 

HEITER8CHEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Frauenfeld, 
Gem.  Aadorf).  470  m.  Weiler,  am  linken  Ulfer  der  Murg, 
1  km  nw.  der  Station  Wängi  der  Strassenbahn  Frauen- 
feld-Wil  und  3,7  km  nö.  Aadorf.  Telephon.  11  Häuser, 
75  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Wängi.  Wiesen-  und 
Ackerbau.  Eine  kleine  Spitzen klöppelei. 

HEITER8WIL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toggen- 
bur^.  Gem.  Wattwil).  900  m.  4  Häuser,  oben  am  rechts- 
seitigen Gehänge  des  To^genburgs  zerstreut  gelegen, 
5  km  ö.  der  Station  Wattwil  der  Toggenburgerbahn.  18 
reform,  und  kathol.  Ew.  Viehzucht. 

HEITI,  HEITEREN.  Ortsnamen  der  deutschen 
Schweiz ;  herzuleiten  von  der  an  solchen  Orten  einst  in 
Menge  wachsenden  Besenheide  (Calluna  vulgaris). 

HEITIBERG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Simmen- 
thal).  1558  m.  Begraster  Bergrücken,  in  der  Stockhorn- 
kette,  3  km  sw.  vom  Dorf  Reuticen  (das  4  km  s.  der  Sta- 
tion Gwatt  der  Linie  Tbun-Interlaken  liegt). 

HEITIBERQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Simmenthai, 
Gem.  Erlenbach).  1370-1491  m.  Alpweide  mit  7  Hätten, 
am  S.-Hang  der  Stockhornkette  und  3  km  nö.  über  der 
Station  Erlenbach  der  Simmenthalbahn.  Am  Weg  Reu- 
tigen-Erlenbach  (4  Stunden). 

HEITLI  (Kt.  Schwvz,  Bez.  Einsiedeln).  1182-1511  m. 
Alpweide,  im  untern  Abschnitt  des  Amselthaies  und  am 
N.-Hang  der  Stockfluh  und  Reeenegg.  Zu  Ende  des  13. 
Jahrhunderts  Eigentum  eines  Schwyzers;  kam  dann  1311 
durch  den  Fri^enstraktat  zwischen  Einsiedeln  und 
Schwyz  an  das  Kloster  Einsiedeln. 

HEITLIBERG  (Kt.  Nidwaiden).  1781  m.  Begraster 
Gipfel,  Ausläufer  des  Schwalmis  (2250  m) ;  hinten  über 
dem  Kohlthal  und  4  km  so.  über  Beckenried  am  linken 
Ufer  des  Vierwaldstattersees.  Am  sanflgeböschten  W.- 
Hang die  Mattalp,  am  steilen  NO.-Hang  die  Alp  Isen- 
thai. 

HEITLISTOCK  (Kt.  Obwalden).  2148  m.  Gipfel,  in 
der  Kette  zwischen  dem  Melchthal  und  Klein  Melchthal ; 
vom  Brünigshaupt  (2314  m)  im  S.  durch  den  Passrücken 
der  Innebachalp  geschieden.  Nach  N.  ist  ihm  der  über 
Sachsein  aufsteigende  Wandeln  (2109  m)  vorgelagert. 
Kann  von  Melchthal  über  die  Innebachalp  in  4  Stunden 
erstiegen  werden. 

HEITLI8WALD  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Kerns).  1200- 
1800  m.  Grosser  Wald,  am  W.-Hang  des  Arnigrates  und 
3  km  ö.  über  Kerns  20O  ha. 

HEIWA88ER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Bri^).  So  heisst  einer 
der  zahlreichen  Bewässerungskanäle,  die  vom  Gredctsch- 
oder  Mundbach  abgehen.  Die  1555  gebaute,  mit  allen 
Verzweigungen  etwa  8  km  lange  Leitung  bewässert  einen 


bis  Bitschen  reichenden  Abschnitt  des  Aussenhanges  von 
Mund. 

HEIZENBERG  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofinc^en,  Gem. 
Uerkheim).  565  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  2  km  eö.  der 
Station  Safenwil  der  Linie  Aarau-Suhr-ZoQngen  und  1,6 
km  nw.  Uerkheim.  42  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

HELCHEN  (MITTLERE,  OBERE  u.  UNTERE) 
(Kt.  Appenzell  I.  R.,  Gem.  Rüti).  900-1360  m.  Drei  Alp- 
weiden, am  S.-Hang  der  Klosterspitze  und  beinahe  gegen- 
über der  Ebenalp,  1  V«  Stunden  über  Appenzell.  93  ha, 
wovon  ein  Drittel  bewaldet. 

HELDSBERG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Rheinthal, 
Gem.  St.  Margrethen).  512  m.  Berghang  mit  zwei  Grup- 
pen von  zusammen  9  Häusern  (Ober  und  Unter  Heias- 
berg), zwischen  der  Appenzeller  Grenze  und  dem  Rhein  : 
1  km  n.  der  Station  Au  der  Linie  Rorschach-Sargans  und 
1.3  km  so.  St.  Margrethen.  46  reform,  und  katnol.  Ew. 
Kirchgemeinden  St.  Margrethen.  Wein-  und  Obstbau, 
Viehzucht.  Wald.  Stickerei.  Steinbruch  auf  Molasse. 
Schöne  Aussicht  auf  das  untere  Rheinthal,  den  Bodensee 
und  die  Appenzeller  und  Vorarlber^er  Alpen.  Früher  stand 
hier  eine  Burg,  die  zugleich  mit  Burg  Blatten  bei  Ober- 
riet 1271  erbaut  wurde,  um  die  Bewohner  der  umliegenden 
Landschaft  vor  Uebergriffen  der  Grafen  von  Montfort  zu 
schützen.  Ist  wahrscheinlich  zur  Zeit  der  Appenzeller- 
kriege  zerstört  worden. 

HELD8WIL  (Kt  Thurgau,  Bez.  Bischofszell,  Gem. 
Hohentannen).  540  m.  Dorf,  auf  einer  Terrasse  über  dem 
rechten  Ufer  der  Thur,  2  km  n.  Hohentannen  und  l^km 
nö.  der  Station  Kradolf  der  Linie  Gossau-Sulgen.  Fost- 
ablage,  Telephon.  49  Häuser.  249  reform,  und  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinde  Sulgen.  Wiesen-,  Acker-,  Wein-  und 
Obstbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Käserei.  Handel 
mit  Kälbern.  Stickerei.  876:  Hodoleswilare. 

HELFENBERG  (Kt.  Basel  Land  und  Solothum). 
969  m.  Langgestreckter  Bergrücken,  zwischen  den  Thä- 
lern  der  Frenke  und  des  Mümliswilbaches,  1-2  Stunden 
nw.  Langenbruck.  Schöne  Aussicht  nach  N.  und  0.  Sehr 
beliebtes  Ausflugsziel  der  Kurgäste  von  Bachthalen  bei 
Langenbruck. 

HELFENBERQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  und  Gem.  Gos- 
sau).  650  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  auf  einer  Anhöhe 
über  dem  rechten  Ufer  der  Glatt,  3  km  sw.  der  Station 
Gk>s8au  der  Linie  Zürich- Winter thur-St.  Gallen.  24  ka- 
thol. Ew.  Viehzucht.  Stickerei.  Hier  stand  früher  die 
Burg  der  Edeln  von  Glattburg ;  ward  während  der  Zeit 
der  Appenzellerkriege  1401  von  dem  gegen  den  gewalttä- 
tigen St.  Galler  Klostervogt  Hans  von  Bussnang  sich  er- 
hebenden Landvolk  durch  Feuer  zerstört. 

HELFENBERG  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Steckborn,  Gem. 
Hüttwilen).  455m.  Burgruine,  auf  einer  Anhöhe  zwischen 
dem  Hasensee  und  Steineggersee ;  2,5  km  w.  Hüttwilen 
und  5,5  km  so.  der  Station  Stammheim  der  Linie  Win- 
terthur-Etzwilen-Singen.  Im  0.  und  N.  von  SumpUand 
umgeben.  Die  schon  1244  in  Trümmern  liegende  Burg  muss 
sehr  alten  Ursprunges  sein.  Sie  ward  vom  Abt  von  St. 
Gallen  dem  Kloster  Magdenau  verliehen  und  kam  später 
als  Lehen  an  Rudolf  Giel  von  Glattburg,  der  sie  wieder 
in  Stand  setzte  und  sich  ihren  Namen  beilegte.  Die  Be- 
hauptung, dass  sie  erst  während  der  Appenzellerkriege 
zerstört  worden  sei,  ist  wenig  wahrscheinlich. 

HELFEN8TEGEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem. 
Neuenkirch).  594  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  auf  einer 
Anhöhe  1,8  km  s.  Neuenkirch  und  5  km  wsw.  der  Sta- 
tion Rotenburg  der  Linie  Luzern-Olten.  35  kathol.  Ew. 
Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Im 
14.  Jahrhundert:  Erfenstegen. 

HELFENT8WIL  oder  HELFEN8CHWIL  (NIE- 
DER) (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Wil).  586  m.  Gem.  und  Pfarr- 
dorf, über  dem  linken  Ufer  der  Thur,  an  der  Strasse  Wil- 
Bischofszell  und  5  km  sw.  der  Station  Bischofszell  der 
Linie  Gossau-Sulgen.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon; 
Postwagen  Wil-Bischofszell.  Gemeinde,  mit  Dietenwil, 
Enkhäusern,  Hub,  Laupen,  Lenggenwil,  Täggenswil  und 
Zuckenriet:  237  Häuser,  1250  Ew.  (wovon  155  Refor- 
mierte); Dorf:  92  Häuser,  480  Ew.  Acker-  und  Obstbau, 
Viehzucht.  Drei  Käsereien.  Stickerei.  Verschiedene  Ver- 
eine. In  Zuckenriet  das  Gemeindearmenhaus.  Die  kürzlich 
restaurierte  schöne  Kirche  mit  ihrem  aus  Tuffstein  er- 
bauten hohen  und  von  weither  sichtbaren  Turm  ist  1787 


538 


BEL 


BEL 


von  Abt  Beda  von  St.  Galleo  errichtet  worden.  Das  Dorf 
zur  Zeit  der  Appenzellerkricge  in  Asche  gelegt.  Hier 
starb  1823  der  Frarrer  und  Schriftsteller  Udefons  Fuchs. 
818  :  Helfelteswilare  ;  860 :  Helfinteswilare ;  der  Name  von 
helfa  =  Hilfe  und  olf  =z  Wolf  herzuleiten. 

HELFENTSWILod.  HELFEN8CHWIL(OBER) 
(Kt.   St.   Gallen,   Bez.  Neu  Toggenburg).   820  m.   Gem. 


Ober  Helfen tswil  von  Süden. 

und  Pfarrdorf,  auf  einer  hohen  Terrasse  zwischen  der 
Thur  und  dem  Necker^  an  der  Strasse  Oegersheim- 
Lichtensteig  und  5  km  nö.  der  Station  Lichtensteig  der 
Toggenburgerbahn.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon ; 
Postwagen  Lichtensteig-Schönengrund.  Gemeinde,  mit 
Bruck^  Mezwilf  Schmiden,  Viehberg,  Wasseriluh,  Wigets- 
hof,  einem  Teil  von  Necker  und  der  in  der  Gemeinde  Mo- 
gelsberg  enklavierten  Häusersruppe  Hiltisau :  209  Häuser, 
1079  Ew.  (wovon  345  Katholiken);  Dorf:  46  Häuser,  225 
Ew.  Wiesen  und  Wald.  Sehr  industrielle  Ortschaft  mit 
nahe  an  100  Stickmaschinen.  Armenhaus.  Einige  Vereine. 
Die  Häuser  meist  im  malerischen  Toggenburger  Holzstil 
erbaut.  Kirche  urkundlich  schon  1215  erwähnt. 

HELQENHORN  oder  HELGIOHORN  (Kt.  Tessin, 
Bez.  Leventina).  2835  m  (auf  der  italienischen  Karte  2836 
m).  Gipfel,  in  dem  vom  Griespass  zum  Passo  di  San  Gia- 
como  ziehenden  Kamm,  der  das  Val  Corno  vom  Val  Toggia 
trennt ;  zwischen  dem  Rotenthalhorn  (2964  m)  und  dem 
San  Giacomopass  (2315  m) ;  kann  vom  Hotel  am  Tosafall 
(Italien)  in  3  Stunden  erreicht  werden  und  bietet  eine 
prachtvolle  Aussicht.  Wird  leider  nur  selten  besucht. 

HELGENHOSLI  (Kt.  Zug,  Gem.  Unter  Aegen).  741 
m.  So  heisst  auf  der  Siegfriedkarte  eine  aus  1698  stam- 
mende und  dem  h.  Wendelin  geweihte  Kapelle,  1  km  w. 
Unter  Aegeri.  Wird  heute  allgemein  Allmendkappeli  ge- 
nannt. 

HELGI8RIED  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftigen,  Gem. 
Rüeggisberg).  797  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am  rechten 
Ufer  des  Grünibachs ;  1,2  km  sw.  Rüeggisberg  und  6,5  km 
WSW.  der  Station  Thumen  der  Gürbethalbahn  (Bern-Wat- 
tenwil-Thun).  Telephon;  Postwagen  Riggisberg-Wislisau. 
70  reform.  Ew.  Wiesenbau.  Münle. 

HELI8B0HL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Konolßngen,  Gem. 
Herbligen).  610  m.  Weiler,  am  W.-Fuss  der  Falkenfluh, 
80O  m  so.  Herbligen  und  1  km  n.  der  Station  Brenziko- 
fen  der  elektrischen  Vollbahn  Burgdorf-Thun.  17  Häuser, 
92  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Ober  Diessbach.  Acker-  und 
Obstbau.  Ziegelei. 

HELL.  Häufiger  Bestandteil  von  Ortsnamen  der  deut- 
schen Schweiz,  oft  auch  Höll  geschrieben ;  vom  althoch- 
deutschen hei  =  Tobel,  Schlucht,  Abgrund. 

HELL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen,  Gem.  Langnau).  550 
m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  O.-Fuss  des  Albis  und  über 
dem  linken  Ufer  der  Sihl,  700  m  sw.  der  Station  Lang- 
nau der  Sihlthalbahn.  53  reform.  Ew.  Acker-  und  Wie- 
senbau. Baumwollindustrie. 

HELLBOHL  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Neuen- 
kirch und  Ruswil).  641  m.  Kirchgemeinde  und  Weiler, 
an  der  Strasse  Luzem-Grosswangen,  5  km  sw.  der  Station 


Rotenburg  der  Linie  Luzern-Olten  a.  3,9  km  ssw.  Neuen- 
kirch. Postbureau,  Telephon;  Postwagen  Roten burg-Ra»- 
wil.  13  Häuser,  111  kathol.  Ew.  Ackerbau,  Viehzucht  und 
Milchwirtschaft.  Von  schönen  Waldungen  umrahmt.  1522: 
Hellbuel ;  von  hei  =  Tobel  und  buhl  =  Hügel,  Anhöhe. 

HELLELEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Visp,  Gem.  Zeneggen).  1617  und  1500  m.  Maiensäase, 
auf  zwei  kleinen  Lichtungen  im  Bann- 
wald, zwischen  Zeneggen  und  Birchen. 
Die  Stadel  von  Unter  Hellelen  am  Fass- 
weg Baron-Birchen-Törbel-St.  Nikiaus. 
1339  :  Hellelon. 

HELLENEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Yisp, 
Gem.  St.  Nikiaus).  1489  m.  Gruppe  von 
7  Häusern,  in  der  Gemeindeabteilane 
Gasenried,  vom  Weiler  Gasenried  durch 
den  Riedbach  geschieden,  auf  einer  Ter- 
rasse ö.  über  der  Station  St.  Niklaos 
der  Linie  Visp-Zermatt  und  rechts  über 
der  Visp.  34  kathol.  Ew. 

HELLIKON  (Kt.  Aargau,  Bez. 
Rheinfelden).  425  m.  Gem.  u.  Dorf,  auf 
beiden  Seiten  des  Mölinbachs  und  an  der 
Strasse  Mölin- Wegenstetten ;  4,5  km  sw. 
der  Station  Stein  der  Linie  Zürich-Brugg- 
Basel.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon; 
Postwagen  Rheinfelden -Wegenstetten. 
109  Häuser,  581  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde Wegenstetten.  Acker- und  Wein- 
bau, Viehzucht.  Holz-  und  Korbwaaren- 
industrie.  Im  Dorf  und  am  Berghang 
gegen  Bnus  Kistengräber.  Bei  Anlass  der  Weihnachts- 
feier im  Schulhaus  brach  am  25.  Dezember  1875  die 
Treppe  unter  dem  Gewicht  der  Menge  zusammen,  wobei 
74  Personen  getötet  und  38  verletzt  wurden.  Die  von  nahe 
und  fern  zur  Linderung  der  Not  der  Hinterlasaenen 
gespendeten  Liebesgaben  oeliefen  sich  auf  55 578  Franken. 
HELLMÜHLE  (Kt.  Aargau,  Bez.  Lenzburg,  Gem. 
Möriken).  Alte^  Name  von  Wildego.  S.  diesen  Art. 

HELLMOHLE  (Kt.  Zng,Gem.  Risch).  443  m.  Gruppe 
von  4  Wohnhäusern  mit  einer  Mühle;  1,6  km  sw.  Risch 
nnd  3,7  km  so.  der  Station  Rotkreuz  der  Linien  Zürich- 
Luzem.  20  kathol.  Ew. 

HELLSAU  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Burgdorf).  481  m. 
Gem.  und  Dorf,  am  linken  Ufer  des  KriJmmelbachs,  an 
der  Strasse  Herzogenbuchsee-Kirchberg-Bern  und  5  km 
wnw.  der  Station  Rietwil  der  Linie  Olten-Bern.  Telephone- 
Postwagen  Herzoffenbuchsee-Koppigen.  24  Häuser,  210 
reform.  Ew.  Kircngemeinde  Koppigen.  Landwirtschaft 
Asyl  für  Unheilbare.  Kapelle  mit  altem  Kirchhof. 

HELMETINGEN  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane,  Gem. 
Freiburg).  Weiler.  S.  den  Art.  Marvin. 

HELMI8HUB  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Bischofszeil,  Gem. 
Zihlschlacht).  545  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  5  km  ssw. 
der  Station  Amriswil  der  Linie  Zürich-Winterthur-Ro- 
manshorn  und  3,7  km  so.  Zihlschlacht.  38  reform,  und 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Sitterdorf.  Wiesen  und  Wald. 
Die  Bewohner  sind  fast  alle  bernischer  Herkunft. 

HEL8ENQLET8CHER  (Kt.  Wallis,  Bez.  OesUich 
Raron).  3200-2800  m.  Kleiner  Gletscher,  1  km*  gross ;  am 
W.-Hang  des  Helsenhorns  und  rechts  über  dem  Knm- 
menalptnal,  wenige  Minuten  ö.  vom  Ritlerpass.  Wird  bei 
der  Besteigung  des  Helsenhorns  von  dieser  Seite  her  be- 
gangen. 

HEL8ENQRAT  (Kt.  Wallis,  Bez.  Oestlich  Raren). 
3109  m.  Steilwandiger  Felsgrat,  nw.  Ausläufer  des  Helsen- 
horns, zwischen  Kriegalptnal  und  Kummenalpthal  (zwei 
Seitenarmen  des  ins  Bmnenthal  ausmündenden  Läng- 
thales). 

HEL8ENHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Oestlich  Raron). 
3274  m.  Beträchtlicher  Gipfel,  in  der  Berggruppe  s.  von 
Grengiols ;  s.  über  dem  Längthal,  auf  der  Landes^renze 
gegen  Italien,  zwischen  Kriegalpnass  oder  Passo  di  Gor- 
nera  (2580  m)  und  Ritterpass  oaer  Passo  di  Boccarecdo 
(2762  m).  Auf  der  italienischen  Karte  mit  3239  m  kotiert 
Nach  SO.  hin  ist  ihm  die  Punta  di  Boccareccio  (3208  ml 
vorgelagert.  Von  ihm  gehen  nach  NW.  der  Helsengrat, 
nach  SO.  der  Boccarecciograt  und  ein  SW.-Grat  aus.  Das 
Helsenhorn  vom  Krie(|[alppass  aus  zum  erstenmal  1863 
bestiegen.  Diese  zugleich  leichteste  Anstiegsroute  erfor- 


HEL 


HEM 


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dert  voD  ßinn  aus  6  Stunden ;  kann  auch  von  der  italie- 
nischen Alpe  di  Veglia  aus  in  4^«  Stunden  erreicht  wer- 
den. 

HEL8ENPA88  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Oestlich  Raron).  So  heisst  hie  und  da 
auch  der  Ritterpass.  S.  diesen  Namen. 

HEL8IGHAU8EN  (Kt.  Thurgau. 
Bez.  Steckborn,  Gem.  Raperswilen).  609 
m.  Weiler,  auf  dem  Seerucken  und  an 
der  von  Ermatingen  ins  Thurthal  füh- 
renden Strasse ;  1,8  km  nö.  Raperswi- 
len und  4,5  km  ssw.  der  Station  Er- 
matinffen  der  Linie  Konstanz  -  Etzwi - 
len-Schaffhausen.  12  Häuser,  71  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  Wigoltingen.  Land- 
wirtschaft 

HEMBERG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Neu  Toggen  bürg).  951  m.  Gem.  u.  Pfarr- 
dorf^  im  Thal  des  Necker,  6  km.  nö.  der 
Station  Ebnat-Kappel  der  Toggenbur- 
gerbahn.  Postbureau,  Telegraph,  Tele- 
phon ;  Postwagen  nach  St.  Feterzell  und 
Wattwil.  Gemeinde,  mit  Bächli,  Böh- 
men, Brand,  Uarzenmoos,  Lemberg, 
Misteiegg,  Starkenbach,  Wies  und  Un- 
ter Hembierg  :  263  Häuser,  1848  Ew. 
(1101  Reformierte  und  246  Katholiken) ; 
Dorf:  23  Häuser,  127  Ew.  Wiesenbau 
und  Viehzucht.  Es  stehen  hier  mehr 
als  120  Stickmaschinen  in  Betrieb.  Som- 
merfrische und  Luftkurort,  besonders  von  den  Bewoh- 
nern des  Toggenburgs  besucht.  Zwei  Kirchen.  878 :  Hem- 
menberch ;  897  :  Hemmenperge.  Hier  stand  schon  1214 
eine  Kirche.  Die  sw.  vor  dem  Dorf  stehende  kathol.  Kirche 
1778  erbaut. 

BHEMBERQ  (UNTER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Tog- 
ffenburg,  Gem.  Hemberg).  967  m.  17  zerstreut  gelegene 
Häuser.  400  m  s.  Hemberg  und  5,6  km  nö.  der  Station 
Ebnat-Kappel  der  Toggen bur^erbahn.  87  reform,  und 
kathol.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei  und  Weberei.  878:  Hem- 
menbach ;  vom  althochdeutschen  hama  =  Kleid  herzu- 
leiten. 

HEMBRUNN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Bremgarten,  Gem. 
Vill merken).  421  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  800  m  so. 
der  Station  Dottikon-Dintikon  der  Linie  Aarau-Lenzburg- 
Rotkreuz.  24  kathol.  Ew.  Landwirtschaft. 

HEMI8HOFEN  oder  HEMMI8HOFEN(Kt.  Schaff- 
hausen, Bez.  Stein).  406  m.  Gem.  und  Dorf,  am  rechten 
Ufer  des  Rhein,  an  der  Strasse  Ramsen-Stein  und  am 
W.-Fuss  des  Wolkensteinerbergs.  Station  der  Linie  Win- 
terthur-Etzwilen-Singen.    Postablage,    Telegraph,    Tele- 


formation  an  die  Stadt  Schaffhausen  kam.  Hier  wirkte  als 
ausgezeichneter  Lehrer  der   spätere   Gothaische   Hofrat 


Rheinbrücke  bei  Hemishofeo. 

phon.  2^11amt.  62  Häuser,  376  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Stein.  Landwirtschaft.  War  eine  der  ältesten  Besitzungen 
des  Klosters  Allerheiligen  (1092),  mit  dem  es  bei  der  Re- 


Hemmenthal  von  SQdeo. 

Johann  Buel  (1761-1830).  Am  1.  Mai  180O  ;äberschritten 
hier  die  Franzosen  unter  Lecourbe  den  Rhein  und  plün- 
derten das  Dorf.  300  m  flussaufwärts  die  schöne  eiserne 
Rheinbrücke  der  Linie  Winterthur-Etzwilen-Singen.  Fund 
eines  Steinbeiles  und  antiker  Bronzen  ;  auf  dem  Sankert 
Grabhügel  aus  der  Eisenzeit.  Urkundlich  zum  erstenmal 
882  genannt. 

HEMMENTHAL  (Kt.  und  Bez.  Schaffhausen).  608m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  im  Hemmenthalerthal  am  O.-Fuss 
des  Landen  Randen  ;  6,5  km  nw.  Schaffhausen.  Postab- 
lage, Telegraph,  Telephon.  74  Häuser,  496  reform.  Ew. 
St.  Niklauskirche,  mit  Wandmalereien  aus  dem  16.  Jahr- 
hundert. Die  ehemals  vorhandenen  Glasmalereien  sind 
verschwunden.  1148:  Hemminthal. 

HEMMENTHALERTHAL  (Kt.  und  Bez.  Schaff- 
hausen). 700-472  m.  Thal ;  steigt  vom  Langen  Randen  auf 
eine  Länge  von  6  km  sanft  nach  SO.  ab,  um  n.  der  Stadt 
Schaffhausen  von  rechts  auf  das  Mühlenthal  auszumün- 
den. Die  ziemlich  steilen  Hänge  bewaldet,  die  Sohle  mit 
Wiesen  bestanden.  Der  Thalbach  hat  sich  nahe  der  Mün- 
dung im  sog.  Felsenthal  ein  romantisches  kleines  Tobel 
ausgewaschen.  Strasse  Schaffhausen- 
Hemmenthai. 

HEMMERS^ATIL  (Kt. Thurgau,  Bez. 
Arbon).  447  m.  Gem.  und  Dorf,  an  der 
Strasse  Arbon-Amriswil  und  1  km  so. 
der  Station  Amriswil  der  Linie  Zürich- 
WinterthurRomanshom.  Gemeinde,  mit 
Almensberg,  Hölzli  und  Rüti  :  118  Häu- 
ser, 643  Ew.  (wovon  142  Katholiken); 
Dorf :  42  Häuser,  294  Ew.  Kirchgemeinde 
Amriswil-Sommeri.  Acker- und  Obstbau, 
Viehzucht  und  Viehhandel.  Stickerei. 
Viele  der  Bewohner  arbeiten  in  den 
Fabriken  von  Amriswil. 

HEMMIKEN  (Kt.  Basel  Land,  Bez. 
Sissach).  504  m.  Gem.  und  Dorf,  am 
Heramikerbach,  in  einem  kleinen  rechts- 
seitigen Nebenthal  zur  Ergolz  und  4,5 
km  nö.  der  Station  Gelterkinden  der 
elektrischen  Strassenbahn  Sissach-Gel- 
terkinden.  Postablage.  46  Häuser,  335 
reform.   Ew.  Kirchgemeinde   Ormalin- 

fen.     Landwirtschaft.     Seidenbandwe- 
erei. 

HEMMIKERBACH(Kt.  Basel  Land, 
Bez.  Sissach).  Bach ;  entspringt  am  O.- 
Hang des  Farnsbergs  in  600  m,  durchfliesst  Hemmiken 
und  mündet  nach  3^5  km  langem  Lauf  in  s.  Richtung  bei 
Ormalingen  in  427  m  von  rechts  in  die  Ergolz. 


540 


HEM 


HEN 


HEMMINQ  (Kt.  SchafThausen,  Bez.  Ober  Kleltgau). 
649  m.  Anhöhe,  zum  Rrossen  Teil  mit  Wald  bestanden,  s. 
über  der  Linie  Schaffhausen- Waldshut;  7,5  km  w.  der 
Sladt  SchafiThausen  und  sw.  iiber  Guntmadingen.  An  dem 
•zum  Ergoltingerthal  abfallenden,  ziemlich  steilen  W.- 
Hang ein  kleiner  Rebberg. 

HEMMI8HOFEN  (Kt.  SchaHhausen,  Bez.  Stein). 
Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  Hemishofen. 

HEMPLIGER  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Frutigen  und 
Ober  Simmenlhal).  2484  m.  Gipfel,  onö.  dem  Albrislhorn 
vorgelagert;  am  Weg  von  Fermel  oder  Adelboden  über 
die  Fermelkrinde  auf  das  Albristhorn.  2  Stunden  über 
Fermel  und  3  Stunden  über  Adelboden. 

HENAU  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Toggenburg).  508 
m.  Gem.  und  schönes  kaihol.  Pfarrdorf,  am  rechten  Ufer 
der  Thur,  ander  Strasse  Wil-Niederuzwil  und  2  km  nw. 
der  Station  Uzwil  der  Linie  Zürich-Winterthur-St.  Gallen. 
Postablage,  Telegraph,  Telephon.  Gemeinde,  mit  Algents- 
hausen,  JFelsegg,  Ober  Sietlen  und  Nieder  Stellen,  Nie- 


Kirche  Henau.- 

deruzwil  und  Uzwil  (mit  Stolzen bergi und  Vogelsberg)  : 
690  Häuser,  4901  kathol.  und  reform.  Ew. ;  Dorf:  53 
Häuser,  332  Ew.  Acker-,  Wiesen-  und  Obstbau,  Vieh- 
zucht. In  Felse^g  und  Niederuzwil  rege  industrielle  Tä- 
tigkeit. Alte  Kirche,  jetzt  restauriert.  Reges  geselliges 
Leben.  754  :  Aninava  ;  787  :  Heninouvo ;  819 :  Henauwa  ; 
vom  althochdeutschen  ano  =  Ahne,  Grossvaler  herzu- 
leiten, also  =  Au  des  Ahnen.  Es  stand  hier  schon  829 
eine  Kirche.  Die  Wirkungen  der  relis^iösen  Kämpfe  im 
Toggenbur^  zu  Beginn  des  18.  Jahrnunderts  machten 
sich  auch  m  Henau  fühlbar. 

HEND8CHIKON  (Kt.  Aarsau,  Bez.  Lenzburg)  415 
m.  Gem.  und  Dorf,  am  linken  Ufer  der  Bünz  und  3  km 
ö.  Lenzburg.  Station  der  Linien  Aarau-Lenzburc^Rotkreuz 
und  Brugg-Wohlen-Bremgarten.  Postbureau,  Telephon; 
Postwagen  nach  Hägglingen.  79  Häuser,  594  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Lenzburg.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Stroh- 
industrie. Einst  Eigentum  des  Geschlechtes  von  Hallwil ; 
den  Bewohnern  von  Hendschikon  stand  das  Recht  zu, 
beim  Tode  ihres  jeweiligen  Oberherrn  sich  unter  seinen 
Söhnen  ihren  neuen  Herrn  selbst  zu  wählen. 

HENQGART  (Kt.  Zürich,  Bez.  Andelfingen).  453  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  an  der  Strasse  Neftenbach-Andelfm- 
gen  und  3  km  s.  Gross  Andelfingen.  Station  der  Linie 
Zürich-Winterthur-SchafThausen.  Postbureau,  Telegraph, 


Telephon;  Postwagen  nach  Buch  und  Flaach-Rafz.  64 
Häuser,  347  reform.  Ew.  Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht. 
1253:  Henchart;  1269:  Heincart  =  HeiragarL  Die  seit 
1222  urkundlich  erscheinenden  Edeln  von  Henggart  waren 
Dienstleute  von  Habsburg  und  Kiburg.  Ueber  den  Unter- 
gang der  Burff  ist  nichts  bekannt.  Die  Burgsteile  «  im 
ßurgstall»  ist  nöchst  merkwürdig:  ein  natürlicher  läng- 
licher Moränenhügel  wurde  ziemlich  steil  abgeböscht  und 
durch  einen  in  einem  Driltteile  der  Höhe  eingeschnittenen 
trockenen  Graben  mit  nach  Au.ssen  aufgeworfenem  Rinj,'- 
wall  befestigt.  Henggart  wurde  143^i  von  Zürich  angekauft 
und  derart  unter  die  beiden  Landvogteien  Andelfingen  und 
Kiburg  aufgeteilt,  dass  die  Dorfkirche  die  Grenze  zwi- 
schen diesen  bildete. 

HENGST  (Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuchj.  1814  m.  So 
heisst  der  eine  der  beiden  Gipfel  des  Scnimbergs ;  w. 
über  Schimberg  Bad  und  zwischen  den  Thälem  der  Gros* 
sen  und  Kleinen  Emme.  Von  Schimberg  Bad  aus  führt 
ein  bequemer  Fussweg  in  1  ^/«  Stunden  auf  den  zum  Teil 
den  nackten  Fels  vorstechen  lassenden  Gipfelkamm. 

HENGST  (Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuch).  2093  m.  Einer 
der  Hauptgipfel  im  langen  Kamm  der  Schrattennuh. 
links  über  dem  Thai  der  Kleinen  Emme  und  4  Stunden 
sw.  über  Flühli.  Schöne  Aussicht. 

HENGST  (Kt.  und  Bez.  Schvvyz).  1880  m.  Gipfel,  in 
der  Gruppe  des  Frohnalpstocks,  im  Urgonkamm  ö.  vom 
Klingenstock  (1929  m)  und  zwischen  Riemenstal  den-  und 
Muotathal :  3-4  Stunden  nö.  über  Hiemenstalden. 

HENGST  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  2011  m.  Höchster 
Punkt  der  Malmwand  am  O.-Band  des  Bisithales,  so. 
von  Muotathal;  ausserordentlich  ödes  Gebiet,  W.-Ende 
der  Karrenalp  und  des  Kammes,  der  den  Kirch ber^  oder 
Hohen  Turm  (2672  m),  First  (2116  m)  und  Pfaff  (2109  m) 
trägt.  Sehr  beschwerlicher  Fussweg.  5  Vi  Stunden  über 
Muotathal,  3V«  Stunden  über  Bisithal. 

HENGST  (HOHER  und  NIEDER)  (Kt.  und  Bez. 
Schaffhausen).  Bewaldeter  Kamm,  ö.  Ausläufer  des  Hohen 
Banden,  w.  über  Bargen,  auf  der  Grenze  gegen  das  Gross- 
herzogtum Baden  und  zwischen  dem  Mühlethal  und  Hof- 
thal. Schöner  Buchenwald,  Eigentum  des  Spitals  zu 
Schaffhausen. 

HENGSTSENSE  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Schwarzen- 
bürg).  So  heisst  einer  der  Quellarme  der  Kalten  Sense  : 
entspringt  am  N  W.-Hang  der  Scheibe  in  1483  m,  fliesst  au^ 
eine  Länge  von  4  km  nach  N.  und  vereinigt  sich  in  1142 
m  mit  der  Gantrischsense.  Vergl.  den  Art.  Sense. 

HENKENBERG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggen- 
burg). 1215  m.  Felsgipfel,  rechts  über  dem  Jenthal  und 
1-2  Stunden  sw.  über  Nesslau.  Schöne  Aussicht,  besonders 
auf  das  mittlere  Toggenburg. 

HENNENBOHL  (Kt.  Solothurn,  Aratei  Ölten,  Gem. 
Walterswil-Botacker).  515  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am 
O.-Fnss  des  Engelbergs,  1  km  nö.  Rotacker  und  3  km  s. 
der  Station  Däniken  der  Linie  Aarau-Olten.  52  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Walterswil.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Die 
Mehrzahl  der  Bewohner  arbeitet  in  der  Schuhwarenfab- 
rik von  Schönen werd. 

HENNENS  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Gläne).  766  m.  Gem. 
und  Dorf,  an  der  Grenze  gegen  den  Kanton  Waadt,  4  km 
sw.  der  Station  Romont  der  Linie  Bern- Frei burg-Lau- 
sanne.  25  Häuser,  173  kathol.  Ew.  französischer  Zunge. 
Kirchgemeinde  Billens.  Wiesen-,  Acker-  und  Ol^tbaa, 
Viehzucht.  St.  Bernhardskapelle.  Bildete  bis  1796  eine 
eigene  Herrschaft,  die  1626-lo47  Eigentum  des  Freiherrn 
Franz  Peter  König,  genannt  von  Mohr,  Generales  in  kai- 
serlichen Diensten  und  Schultheissen  von  Freiburg.  war. 
1403 :  Henens. 

HENNIEZ  (Kt.  Waadt,  Bez,  Payerne).  490  m.  Gem. 
und  Dorf,  an  aer  Tr^maulaz  und  nahe  aeren  Mündung 
(von  rechts)  in  die  Brove,  an  der  Strasse  Bern-Lausanne, 
10  km  sw.  Payerne  una  2,3  km  s.  Granges.  1,5  km  sw. 
vom  Dorf  die  Haltestelle  Henniez  der  Linie  Lausanne- 
Payerne-Lyss.  Postablage,  Telephon.  Gemeinde,  ausser 
dem  Dorf  noch  einige  zerstreute  Höfe  umfassend  :  50  Häo- 
ser.  261  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Granges.  Landwirt- 
schaft, etwas  Tabakbau.  Mühle.  Ziegelei.  Früher  Ingnj 
geschrieben,  wie  der  Name  heute  noch  zumeist  ausge- 
sprochen wird. 

HENNIEZ  (BAINS  D')  (Kt.  Waadt,  Bez.  Payerne, 
Gem.    Henniez).  580  m.  Heilbad,    im  kleinen  Thal   der 


HEN 


HER 


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Ti^maulaz,  900  m  so.  Henniez.  Schon  seit  langer  Zeit  be- 
kannt und  vielleicht  noch  von  den  Römern  benutzt.  Das 
lange  Zeit  vernachlässigte  und  wenig  besuchte  Bad  ist 
ums  Jahr  1880  neu  in  Stand  gesetzt  worden  und  hat  seit- 
her eine  eewisse  Bedeutung  erlangt.  Alkalischer  Säuer- 
ling von  10,5 °C.  Temperatur;  gegen  Gicht,  Rheumatis- 
men, Magen-,  Darm-  und  Leberkrankheiten  verwendet, 
1380  :  Ennyt;  1668:  Ignie, 

HENRIOLETTE8  (LE8)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Grand- 
son,  Gem.  Sainte  Croix).  1100  m.  Gruppe  von  6  Häusern, 
an  einem  steilen  Hang  zwischen  den  Strassen  Sainte 
Croix- Bullet  und  Sainte  Croix-Yverdon.  1,8  km  ö.  Sainte 
Croix.  Schöne  Lage.  34  reform,  Ew.  Landwirtschaft. 

HENZENRIED  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  Sr. 
Anton).  760  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  über  dem  linken 
Ufer  der  Sense;  3,7  Rm  osö.  St.  Anton  und  10,5  km  so. 
der  Station  Schmitten  der  Linie  Bern-Freiburg.  36  kathol. 
Ew.  deutscher  Zunge.  Kirchgemeinde  Heitenrieii.  Wiesen- 
und  Ackerbau,  Viehzucht. 

HENZI8CHWAND  (Kt.  Bern,  Amtribez.  Schwarzen- 
burg.  Gem.  WahlernJ.  805  m.  Gruppe  von  6  Häusern, 
etwas  n.  der  Strasse  Riggisberg-Schwarzenburgundl2km 
w.  der  Station  Thurnender  Gürbethalbahn  ( Bern- Watten- 
wil-Thun).  40  reform.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

HERBAQi^RES  (LE8)(Kt.  Wallis,  ßez.  Martinach, 
Gem.  Trient).  2030  m.  Alpweide  mit  Hüttengruppe,  im 
obersten  Thalabschnitt  des  zum  Trient  gehcnoen 
Nant  Noir;  zwischen  der  Croix  de  Per,  dem  Col  de 
Balme  und  der  Pointe  du  Midi,  am  S.-Hang  desNant 
Noir.  Am  Weg  von  Trient  über  den  Col  de  Balme. 
Krystalline  Schiffer  des  Mont  Blanc  Massives,  am 
N.-Hang  Lias.  Hier  steht  das  Wirtshaus  des  Col  de 
Balme,  das  wie  die  Alpweide  selbst  Eigentum  der 
BuFffergemeinde  Martigny  Bourg  ist.  Auf  der  Sieg- 
friedkarte Zerbazi^re  geschrieben. 

HERBA-R088ETTA  (Kt.  Wallis, Bez. Martin- 
ach, Gem.  Saillon).  930  m.  Oberer  Abschnitt  der 
Steinbrüche  von  Saillon  (geäderter  weisser  Marmor), 
am  S.-Hang  der  Töte  du  Bietton,  unter  der  La  Lim- 
baz  geheissenen  Kalkwand  und  1  Vi  Stunden  w. 
Saillon.  Trias. 

HERB^RUET  (QLACIER  D')  (Kt.  Waadt, 
Bez.  Aigle).  2600-23i0  m.  So  wird  hie  und  da  der 
nö.  Abschnitt  des  Plan  Novo  Gletschers  genannt,  zum 
Unterschied  von  dem  wohl  auch  Glacier  des  Ou- 
tans  geheissenen  anderen  Abschnitt.  Da  der  ganze 
Gletscher  seit  1880  bedeutend  zurückgegangen  ist, 
sind  heute  beide  Abschnitte  deutlich  von  einander 
geschieden;  dazwischen  ein  Felskamm,  der  den  Sex 
Percia  mit  dem  Grenzkamm  gegen  das  Wallis  ver- 
bindet. Vergl.  den  Art.  Plan  N^vfe. 

HERB^RUET  (PATURAQE    D')(Kt.  Waadt, 
Bez.  Aigle,  Gem.  Bei).  1900-2100  m.  Schafweide,  zwischen 
dem  Fuss  des  Sex  Percia  und  des  Gros  Sex  (Vorberges 
der  Pierre  Cabotz),  2 Vi  Stunden  über  Les  Plans.    Am 
Weg  zum  Plan  N6v6  Gletscher  und  zum  Col  des  Chamois. 

HERBET8WIL  (Kt.  Solothurn,  Amtei  ßalsthal). 
528  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  linken  Ufer  der  Dünnern, 
etwas  n.  der  Strasse  Münster- Baisthal  und  9  km  sw.  der 
Station  Baisthal  der  Linie  Oensingen-Balsthal.  Postbureau, 
Telegraph,  Telephon;  Postwagen  Balsthal-Welschenrohr. 
Gemeinde,  mit  Hammer:  70  Häuser,  437  Ew.  (wovon  21 
Reformierte);  Dorf:  48  Häuser,  303  Ew.  Wiesenbau. 
Uhrenindustrie.  Ausbeute  von  Huppererde.  Hier  amtele 
der  einstige  Bischof  von  Basel  Dr.  Fr.  Fiala  (j^l888)  wäh- 
rend mehreren  Jahren  als  Pfarrer.  Urkundlich  zum  er- 
stenmal 1406  genannt. 

HERBIQNON  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk).  Gem.  und 
Dorf.  S.  den  Art.  Albinen. 

HERBLIQEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Konolfingen).  580 
m.  Gem.  und  Dorf,  zu  beiden  Seiten  des  Kiesen baches 
und  1,7  km  sw.  der  Station  Ober  Diessbach  der  elektri- 
schen Vollbahn  Burgdorf-Thun.  Telephon.  Gemeinde,  mit 
Helisbühl:  55  Häuser,  302  reform.  Ew.;  Dorf:  22  Häuser, 
132  Ew.  Kirchgemeinde  Ober  Diessbach.  Acker-  und  Obst- 
bau. Grosse  Lehmgruben.  Man  geht  mit  dem  Gedanken 
um,  die  reichen  Wasserkräfte  dieser  Gegend  durch  Er- 
stellung eines  Elektrizitätswerkes  nutzbar  zu  machen. 

HERBLINQEN  (Kt.  SchaiThausen,  Bez.  Reiath).  466 
m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  S.-Fuss  des  Reiath,  mitten 


in  .Wiesen  und  Baumgarten  und  in  der  Nähe  von  schönen 
Waldungen,  an  der  Strasse  Schaffhausen-Thaingen  und 
4  km  sw.  Thaingen.  Station  der  Linie  Schaffhausen-Sin- 
gen.  Postablage,  Telegraph,  Telephon.  Gemeinde,  mit  der 
ihr  seit  1900  zugeteilten  Häusergruppe  Gennersbrunn :  75 
Häuser,  480  reform.  Ew.;  Dorf:  60  Häuser,  339  Ew. 
Acker-,  Weih-  und  Wiesenbau.  Säge.  500  m  oberhalb 
dem  Dorf  erffibige  Brüche  auf  jurassischen  Kalkstein.  3 
km  vom  Dorf  die  kleine  Höhle  im  Dachsenbühl  mitUeber- 
resten  aus  der  paläolithischen  Zeit  und  neolithischen 
Gräbern  (mit  Skeleten  einer  Zwergrasse). 

HERBLINQEN  <8CHL088)  (Kt.  Schaffhausen, 
ßez.  Reiath,  Gem.  Stetten).  530  m.  Schloss  mit  Neben- 
gebäuden, auf  einer  Anhöhe  und  mitten  in  einem  schönen 
Hebberg,  700  m  s.  Stetten  und  1,6  km  nnw.  der  Station 
Herblingen  der  Linie  Schaffhausen-Singen.  Muss  schon 
im  11.  Jahrhundert  gestanden  haben.  Die  ersten  bekann- 
ton Besitzer  sind  die  Herren  von  Herblingen,  deren  her- 
vorragendster Vertreter  der  Chorherr  Konrad,  Notarius 
des  Königs  von  Habsbur^,  war.  Zu  Beginn  des  14.  Jahr- 
hunderts kam  die  Burg  in  den  Besitz  der  Herzoge  von 
Oesterreich,  die  sie  den  ihnen  dienstbaren  Rittern  von 
Diessenhofen  verliehen.  Später  ging  sie  an  die  Stadt 
Schatfhausen  und  endlich  an  Private  über.  Ward  im  18. 
Jahrhundert  restauriert,  bei  welchem  Anlass  man  einen 
Teil  der   Umwallung  abtrug,   den  Burggraben  auffüllte 


Schluss  Uerbliagen. 

und  die  Zugbrücke  entfernte.  Trotzdem  nachher  noch 
andere  Veränderungen  an  ihm  vorgenommen  wurden, 
hat  sich  Schloss  Herblingen  mit  seinem  hohen  Turm 
(Mauerdicke  4  m)  doch  noch  einen  ausgesprochen  mittel- 
alterlichen Charakter  bewahrt.  Eigentum  der  Gemeinde 
Herblingen.  Vergl.  Härder.  Das  Schloss  Uerblingen. 
Schaffhausen  1867.  —  Rahn,  J.  R.  Zur  Statistik  schwei- 
zer, Kunstdenkniäler  (im  Anzeiger  für  schweizer,  Alter- 
tumskunde. 1888) ;  ferner  Rüeger's  Schaffhau>ser  Chronik. 

HERBRIQ  (HINTER  und  VORDER)  (Kt.  Luzern, 
Amt  Hochdorf,  Gem.  Rain).  555  m.  Zwei  Gruppen  von 
zusammen  5  Häusern,  im  Thal  des  Ron,  7  km  nö.  der 
Station  Sempach  der  Seethalbahn  und  1,3  km  nö.  Rain. 
39  kathol.  Ew.  Acker- und  Obstbau,  Viehzucht  und  Milch- 
wirtschaft. Der  Luzerner  Dialektausdruck  Herbrig  = 
Herberge. 

HERBRIQEN  oder  HERBRIQQEN  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Visp,  Gem.  St.  Nikiaus).  1260  m.  Weiler,  im  Niko- 
laithal, am  rechten  Ufer  der  Visp  und  5  km  s.  St.  Nik- 
iaus. Station  der  Linie  Visp-Zermatt.  Postablage.  Zusam- 
men mit  Breitenmatt:  20  Häuser.  197  kathol.  Ew. ;  Weiler 
allein:  10  Häuser,  132  Ew.  Kapelle. 

HERBRIQENALP  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  Zer- 
matt). 1763  m.  Alpweide  mit  etwa  10  Hütten,  300  m  sw. 
über  Zermatt,  zwischen  dem  dieses  Dorf  durchtliessenden 
Triftbach  und  dem  1  km  weiter  s.  üiessenden  Hubel- 
bach. 

HERBRIQ8QRAT(Kt.  Wallis,  Bez.  Goms  undOest- 


542 


HER 


h£r 


lieh  Raron).  3000-3300  m.  So  heisst  der  vom  Gross  Wanne- 
born (3905  m ;  Gruppe  der  Walliser  Fiescherhörner)  ab- 
steigende Grat,  der  den  Aeusser  Schönbühlgletscher  vom 
Hinter  Schönbuhlgletscher  trennt.  Links  über  dem  Gros- 
sen Aletschgletscher. 

HERBRUQQ  oder  HEERBRUQQ  (Kt.  St.  Gallen, 
fiez.  Unter  Rheinthal,  Gem.  Balgach).  408  m.  Dorf,  an 
der  Strasse  Altstatten-Au  und  1,3  km  nö.  Bal^ach.  Station 
der  Linie  Rorschach-Sargans  und  der  elektrischen  Stras- 
senbahn  Altstätten- Berneck.  Postbureau,  Telegraph,  Tele- 
phon; Postwagen  nachDiepoldsau.  25  Häuser,  2ld  reform, 
und  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Stickerei.  Eine 
Ziegelei.  Am  O.-Fuss  des  vom  Sommersberg  nach  NO.  in 
die  Rheinebene  vorspringenden  Berffsporns  ein  altes 
Schloss  in  malerischer  Lage.  Es  wurde  zu  Ende  des  11. 
Jahrhunderts  von  Abt  Ulrich  von  St.  Gallen  als  Bollwerk 
gegen  feindliche  Angriffe  erbaut,  wechselte  dann  in  der 
Folge  vielfach  seinen  Besitzer,  war  eine  Zeit  lang  Sitz 
eines  von  Professor  Völker  eingerichteten  Erziehungs- 
institutes mit  Realschule  und  ist  heute  Privateigentum. 

HERDENBERQ  (Kt.  Aargau,  Bez.  Aarau).  563  m. 
Bergrücken  in  der  Kette  zwischen  Winenthal  und  See- 
thal, 1  km  nö.  Gränichen.  Mit  Aeckern  und  Baumgärten 
bestanden. 

HERDENER  oder  HERNER  (Kt.  Zürich,  Bez.  und 
Gem.  Horgen).  425  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  links  über 
dem  Zürichsee  und  900  m  nw.  der  Station  Horgen  der 
linksufrigen  Zürichseebahn  (Zürich-Wädenswil).  53  re- 
form. Ew. 

HERDERN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Steckborn).  490-560  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  am  S.-Hang  des  Seerückens  in 
fruchtbarer  Landschaft,  an  der  Strasse  Hüttwilen-Pfin ; 
5,5  km  n.  vom  Bahnhof  Frauenfeld  und  4,5  km  s.  der 
Station  Mammern  der  Linie  Konstanz-Etzwilen-Schaff- 
hausen.  Postablage,  Telegraph,  Telephon;  Postwagen 
Frauenfeld-Unter  Stammheim.  Gemeinde,  mit  Debrun- 
nen,  Tiefenmühle,  Rauspfeife,  Berghof,  Lanzenneunforn 
und  Wilen :  145  Häuser,  741  Ew.  (552  Katholiken,  158 
Reformierte) ;  Dorf:  70  Häuser,  412  Ew.  Obst-,  Wein-  und 
Ackerbau.  Zwei  Stick fabriken.  Ueber  dem  Dorf  ein  alter- 
tümliches Schloss  mit  Nebengebäuden,  heute  interkanto- 
nale Arbeiterkolonie  für  obdachlose  Landstreicher,  die 
neben  Nahrung  und  Wohnung  täglich  noch  40-60  Rappen 
Löhnung  erhalten.  Zählt  im  Durchschnitt  70-80  Insassen, 
deren  jeder  etwa  100  Tage  hier  untergebracht  zu  werden 
Die  Anstalt  wird  von  den    Kantonen  Zürich,   St. 


allen,  Thurgau,  Aargau,  Appenzell  A.  R.,  Schaffhausen, 
Basel  und  Obwalden  gemeinsam  unterhalten  und  erhält 
jährlich  noch;  einen  Bundesbeitrag  von  10000  Franken. 
Früher  stand  hier  ein  einfacher  Burgturm,  der  sog.  Bar- 
benstein, der  im 
12.  Jahrhundert 
erbaut  worden 
ist  und  ein  Lehen 
der  Grafen  von 
Toggen  bürg  war. 
Wurde  1286  zum 
erstenmal  von  ei- 
nem Edeln,  Bett- 
ler von  Herdern 
(1286-1311),  als 
Wohnsitz  bezo- 
gen und  1403  von 
einem  Nachkom- 
men desselben  an 
Ital  Egli  aus  Kon- 
stanz verkauft. 
War  bis  1579  Sitz 
der  Egli  von  Her- 
dern und  kam 
dann  zusammen 
mit  dem  Dorf  und 
den  benachbarten 
Weilern  an  einen 
Zweig  der  Frei- 
herren von  Brei- 
tenlandenberg. 


Schloss  Herdern. 


1683  von  Kaspar  von  Breitenlandenberg  an  das  Kloster 
St.  Urban  verkauft,  das  den  heutigen  Bau  aufführte. 
Die  Kirche    zu    Herdern    stand  schon   1231  unter  dem 


Frauenkloster  Mariazeil  in  Kalchrain.  Das  Dorf  Herdern 
wurde  am  10-13.  Juni  1876  durch  eine  nach  ausser- 
ordentlichen Reffenfallen  eintretende  Schuttmtschung 
stark  bedroht  und  konnte  nur  durch  sofortige  HersteUuog 
von  Entwässerungsgräben  vor  dem  Untergang  gerettet 
werden. 
HfeRI^MENCE   (Kt.  Wallis,   Bez.  Hörens).   1236  m. 


Kirche  in  Herömeoce. 

Gem.  und  Pfarrdorf,  über  dem  linken  Ufer  der  Borgne 
und  der  Dixence,  am  Einsang  ins  Val  d'Höremence  (links- 
seitiges Nebenthal  des  Val  d'Hörens)  und  6  km  ssö.  der 
Station  Sitten  der  Simplonbahn.  Postablage.  Die  Gemeinde 
umfasst  das  ganze  von  der  Dixence  durchllossene  Val 
d'Hörömence  und  zählt  ausser  dem  Pfarrdorf  noch  die 
am  linken  Ufer  der  untern  Dixence  zerstreut  gelegenen 
Weiler  und  Häusergruppen  Euseigne  (oder  Useigne),  Ayer, 
Cerise,  Prolin,  Riod  und  Mars.  Zusammen :  181  Hauser. 
1101  kathol.  Ew. ;  Dorf:  80  Häuser.  355  Ew.  Vor  50  Jah- 
ren noch  waren  die  Bewohner  von  Herömence  durch  ihre 
Nüchternheit,  Sparsamkeit,  Redlichkeit  und  ihren  ausge- 
prägten Sinn  für  Gerechtigkeit  bekannt,  während  heute 
diese  Tugenden  hier  wie  ü^rall  nicht  mehr  so  stark  her- 
vortreten. Wie  die  Bewohner  der  benachbarten  Thalschaf- 
ten sollen  auch  die  Leute  von  Her^mence  von  einer  einst 
hier  eingefellenen  Hunnenhorde  abstammen,  welche  Be- 
hauptung aber  jeder  geschichtlichen  Unterlage  entbehrt 
Nahe  dem  Bec  de  la  Montan  (über  dem  Weiler  Mars)  fin- 
det sich  die  sog.  Grotte  aux  F^es  oder  Grotte  des  Huns. 
Das  grosse  Dorf  H^r^mence  besteht  aus  einem  so  eng  ge- 
drängten Haufen  von  Häusern  und  Hütten,  dass  ihre  Dach- 
sparren sich  gegenseitig  kreuzen  oder  auf  einander  über- 
greifen. Bemerkenswert  ist  das  sehr  alte  Gemeindehaos, 
das  ganz  aus  von  der  Zeit  tief  gebräuntem  Holz  erbaut  ist 
und  einen  Ueberrest  des  ehemaligen  Wohnsitzes  der  Hei^ 
ren  von  La  Tour  de  Granges,  der  einstigen  Vitztume  von 
Her^mence,  darstellt.  Seine  Front  ist  mit  Schädeln  von 
Wölfen,  Luchsen  und  Bären  verziert.  Schöne  und  geräu- 
mige neue  Pfarrkirche.  Die  Gemeinde  besitzt  fmcntbare 
Aecker,  schöne  Waldungen  und  weite  Alpweiden.  Das 
Dorf  und  die  Mehrzahl  der  Weiler  sind  von  fetten  Wie- 
sen umgeben,  die  zahlreiche  Kirschbäume  tragen.  Das 
Kirsch  Wasser  von  Her^mence  erfreute  sich  schon  zu  Be- 
ffinn  des  vergangenen  Jahrhunderts  eines  guten  Rufes. 
Auf  Boden  der  Gemeinde  verlaufen  zahlreicne   Bewässe- 


h£r 


h£r 


543 


rungskanäle  (bisses),  deren  bedeutendste  der  von  Useigne. 
von  Yex  und  der  Grand  Trait   d'H^r^mence  sind.  Wird 


Holzhäuser  in  Heremence. 

von  der  nach  Evolena  führenden  wichtigen  Strasse  durch- 
zogen, die  hier  zwischen  dem  Bett  der  Dixence  und  dem 
Weiler  Useigne  an  und  unter  den  berühmten  und  male- 
rischen Erdpfeilern  von  Useigne  durchgeht.  Mitten  im 
Thal  der  Dixence  liegt  der  alpine  Luftkurort  Pralong  mit 
einem  kleinen  Gasthof  und  einer  von  Wald  umrahmten 
Kapelle.  Graber  aus  der  La  Tene  Periode.  1195  :Aremens; 
1200:  Heremeins;  1211:  Herementia. 

h£r£menCE  (VAL  D')  (Kt.  Wallis,  Bez.  Harens). 
So  heisst  der  untere  Absclinitt  des  von  der  Dixence  (dem 
grössten  Nebenarm  der  Borgne)  durchflossenen  linkssei- 
tigen Nebenthaies  zum  Val  d*H^rens.  Wird  vom  obern 
Thalabschnitt,  dem  sog.  Val  des  Dix,,  durch  eine  tiefe 
Schlucht  getrennt,  die  zwischen  dem  Füss  der  Pointe  de 
Vouasson  rechts  und  dem  des  Mont  Blava  links  einge- 
schnitten ist  und  vom  Fluss  in  raschem  Lauf  durch- 
braust wird.  Vom  untern  Ende  dieser  Klus  bis  zur  Aus- 
mündung auf  die  Bon?ne  12  km  lang  und  im  Maximum 
6  km  breit;  mittlere  Hohe  der  Thalsohle  1500  m.  Wird 
von  dem  ö.  von  ihm  gelegenen  mittleren  Abschnitt  des 
Val  d'Herens  durch  die  Gruppen  des  Pic  d'Arzinol  (3001  m) 
und  der  Pointe  de  Mandoton  (2564  m)  getrennt  und  von 
dem  w.  von  ihm  gelegenen  Val  de  Nendaz  durch  den 
Mont  Calme  (3211  m),  Mätailler  (3216  m),  Bec  de  la  Mon- 
tau  (2932  m)  und  Greppon  Blanc  (2718  m)  geschieden.  Im 
Thal  der  alpine  Kurort  Pralong  mit  kleinem  Gasthof  und 
der  Kapelle  zu  Saint  Barthölemy.  Im  obern  Thalabschnitt 
schöne  Sommerweiden,  die  von  einem  doppelten  Gürtel 
von  Wald  und  Felsen  begleitet  werden  und  an  deren 
Fass  zu  beiden  Seiten  der  Dixence  die  Maiensässe  von 
Prazperroz,  Pralonc,  Frettaz  etc.  liegen.  Im  untern  Thal- 
abschnitt, unterhalb  der  Ausbiegung  des  Flusses  nach 
rechts  und  des  durch  seine  Sagenreiche  Höhle  bekannten 
Six  des  Fees,  stehen  am  linken  Flussufer  die  von  Kirsch- 
bäumen und  gut  bebauten  Aeckern  umgebenen  Weiler 
Mars,  Ried,  Cerise,  Prolin,  Ayer.  Vergl.  den  Art.  Htnt- 
MENCE  (Gemeinde  und  Pfarrdorf). 
HEREN8,  deutsch  Ering.  Bezirk  des  Kantons  Wal- 
lis, 1815  vom  ehemaligen  Zehnten  Sitten  ab- 
getrennt und  nach  der  Verfassungsänderung 
von  1839  durch  Abtrennung  der  Gemeinden 
Arbaz  und  Savi^se  und  deren  Zuteilung  zum 
jetzigen  Bezirk  Sitten  wieder  verkleinert. 
Besteht  aus  zwei  durch  die  ganze  Breite 
des  Rhonethaies  von  einaQder  getrennten 
Abschnitten,  einem  grösseren  südlichen  mit 
dem  Thal  der  Borgne  und  seinen  Verzweigungen  und 
einem  kleineren  nördlichen,  der  einzig  die  Gemeinde 
Ayent  umfasst,  sich  von  den  Rebbergen  w.  über  dem 
Dorf  Saint   Ltonard   bis    zum  Wildhorn    und   Rawil- 


pass  hinauf  zieht  und  das  ganze  rechtsseitiffe  Thal- 
gehänge der  Liöne  umfasst.  Gesamtfläche  45  540  ha.  Be- 
völkerungszififer  1850 :  5862 ;  1870 :  6267  ;  1888 :  6521 ;  1900 : 
6943  Ew.  Umfasst  9  Gemeinden :  Ayent  (nördl.  vom  Rho- 
nethal) und  Les  Anettes,  Evolena,  H^r^mence,  Mage  oder 
Mase,  Nax,  Saint  Martin,  Vernamiege  und  Vex  (  am  Ein- 
gang und  im  Innern  des  Val  d'Herens  und  Val  d'Her^- 
mence).  Der  Bezirk  grenzt  im  N.  an  den  Kanton  Bern, 
im  0.  an  die  Bezirke  Siders  und  Visp,  im  S.  an  den  Be- 
zirk Entremont  und  an  Italien  und  im.  W.  an  die  Bezirke 
Entremont,  Conthey  und  Sitten.  Der  Bezirk  Sitten  schnei- 
det ihn  in  seine  eben  genannten  zwei  räumlich  getrenn- 
ten Abschnitte.  Nomineller  Hauptort  des  Bezirkes  ist  Vex ; 
doch  zwingen  seine  geographischen  Verhältnisse  und  die 
politische  Teiluujj^  in  zwei  Abschnitte  die  Geschäftsleute, 
Behörden  und  Richter,  ihren  Wohnsitz  in  Sitten  zu  neh- 
men, welche  Stadt  als  natürlicher  und  geschäftlicher 
Mittel-  und  Brennpunkt  der  ganzen  Gegend  und  ihrer 
Bewohner  somit  den  eigentlichen  ßezirkshauptort  bildet. 

Das  anbaußlhige  Land  reicht  auf  der  Seite  von  Ayent 
hinauf  bis  zum  sog.  Bisse  Neuf  (1350  m),  der  von  der 
Liene  abzweigt,  durch  Wald  und  Felsen  zieht  und  vor 
seinem  Uebertrilt  auf  den  Bezirk  Sitten  hier  den  Boden 
der  Gemeinde  Ayent  bewässert.  An  den  untern  Gehängen 
zwischen  600  und  1000  m  finden  sich  Rebberge,  beson- 
ders um  den  fast  ganz  von  Weinbauern  bewohnten  Wei- 
ler Signese.  Darüber  folgen  das  Dorf  Ayent  und  zahlreiche 
weitere  Weiler  mit  Aeckern  und  fetten  Wiesen  und  zahl- 
reichen Obstbäumen  (Nuss-,  Apfel-,  Bim-  und  Pflaumen- 
bäumen). Der  Kastanienbaum  gedeiht  nur  an  geschützten 
Lagen  der  tiefern  Gehänge,  wo  diese  von  der  Wasserlei- 
tung von  Clavoz  durchzogen  sind,  die  das  Wasser  der 
Liene  den  Weinbergen  von  Sitten  zuführt. 

Auf  die  in  etwa  1400  m  einsetzenden  und  einen  weiten 
Steilhang  bekleidenden  grossen  und  schönen  Waldun- 
gen folgt  eine  zweite  Terrasse,  die  mit  Alpweiden  be- 
standen ist  und  wo  die  Bewohner  von  Ayent  eine  ausge- 
dehnte Schafzucht  betreiben.  Diese  Hochweiden  werden 
oben  umrahmt  von  den  Berggruppen  und  Gletscherffebie- 
ten  des  Wildhorns  und  Rawilhorns,  die  auf  der  Grenze 
gegen  den  Bemer  Amtsbezirk  Ober  Simmenthai  stehen. 
Der  Verkehr  zwischen  dem  Wallis  und  Bern  geht  hier 
über  den  schon  seit  sehr  langer  Zeit  benutzten  Rawilpass, 
über  den  auf  Maultieren  besonders  Walliser  Wein  nach 
N.  hinüber  gesäumt  wird.  Dieser  nördl.  Abschnitt  des  Be- 
zirkes Hörens  bildet  eine  einziffe  Kirchgemeinde,  deren 
Grenzen  mit  derjenigen  des  Bezirkes  zusammenfallen 
und  deren  Pfarrkirche  in  Saint  Romain  steht.  Auf  dem 
Felsen  über  der  Kirche  sieht  man  noch  die  Ruinen  einer 
alten  Burg,  die  von  dem  ge^en  Antoine  de  La  Tour,  den 
Mörder  des  Bischofes  Tavelli,  in  Waffen  stehenden  Wal- 
liser Volk  1375  bela^^ert,  genommen  und  zerstört  worden 
ist.  Zwei  Jahre  spater  (1377)  schlugen  und  töteten  die 
Walliser  zwischen  Ayent  und  Arbaz  auch  den  dem  Herrn 
von  La  Tour  mit  einer  kleinen  Truppe  von  Simmentha- 
lern  über  den  Rawil  zu  Hilfe  eilenden  Freiherrn  Thüring 
von  Brandis.  Das  Gebiet  von  Ayent  bildete  im  Mittelalter 
eine  eigene  Gerichtsherrschaft  (sönöchalie),  die  der 
Bischof  Aimon  de  Savoie  teils  durch  Erbschaft  und  teils 
durch  Kauf  in  seinen  i)er8Önlichen  Besitz  gebracht  hatte 
und  die  er  zugleich  mit  anderen  Ländereien  im  Ober 
und  Unter  Wallis  1052  dem  Chorherrenstift  zu  Sitten  ver- 
gabte.  Diese  Herrschaft  ward  um  1180  als  Lehen  des  Bis- 
tums von  dem  Edelgeschlecht  d'Ayent  verwaltet.  Dazu  be- 
stand aber  in  Ayent  1107  auch  noch  ein  Priorat,  das  der 
Kirche  von  Ainay  in  Lyon  gehörte.  Es  herrschten  über- 
haupt hier  bis  zum  Ende  des  14.  Jahrhunderts  ziemlich 
verworrene  Besitzverhältnisse  zwischen  dem  Bistum,  dem 
Geschlecht  der  Herren  von  La  Tour  und  dem  Haus  Sa- 
voyen.  Der  jeweilige  Gerichtsherr  konnte  jedes  von  einer 
Neuvermählten  dieses  Ortes  an  ihrem  Hochzeitstage  ge- 
rittene Pferd  als  sein  Eigentum  beanspruchen,  d.  h.  er 
hatte  das  Recht  (wie  es  in  den  Urkunden  heisst)  «  ä  tout 
cheval  ou  palefroi  montö  par  une  epousöe  du  lieu  au  jour 
de  ses  noces  ». 

Der  südliche  Abschnitt  des  Bezirkes  Hörens  beginnt 
an  den  beiden  Thalgehängen  s.  über  dem  Dorf  Brämis 
(Bramois).  Der  linksseitige  Hang  steigt  gegen  den  Kamm 
von  Thyon  (2299  m)  und  bis  zum  Mont  Blanc  de  Seiilon 
(3871  m)  auf,  während   der  rechtsseitige  sich  zum  Mont 


544 


H^R 


hiSr 


Gautier  (2706  m).  Col  d'H^rens  und  bis  zur  T^te  Blanche 
(3750  m)  hioaufzieht,  die  den  Ferptelegletscher  vom  italie- 


ff!oo: 

IV//äAorn 

ö/x  ^  £si/x 


Milchwirtschaft.  Das  Val  d'Hörena  und  seine  Nachbar- 
thäler  (Entremont,  Eiflschthal]  besitzen  eine  eigene  Rind- 
viehrasse (race  a*H^rens  oder  Eringerrasse 
genannt),  die  autochthon  sein  soll.  Die  Frage, 
ob  diese  dem  Leben  auf  den  steil  Reneigteo 
Alpweiden  anffepassten  kleinen  und  aasser- 
ordentlich  leohaft  veranlagten  Kühe  wirk- 
lich die  von  einer  rationellen  Viehzucht  ge- 
forderten wirtschaftlich  günstigen  Eigen- 
schaften besitzen,  ist  noch  oft  Gegeosiand 
von  lebhaften  Meinungsverschiedenheiten  un- 
ter den  Züchtern.  Seit  1869  haben  die  Walli- 
ser Viehzuchtgenossenschaften  oft  Versuche 
gemacht,  hier  ertragreichere  Viehrassen  ein- 
zuführen, sind  aber  dabei  immer  auf  den 
hartnäckigen  Widerstand  der  an  ihren  Kühen 
und  besonders  der  sog.  Ringkuh  oder  «  reine i 
leidenschaftlich  hänj^enden  Bergleute  gestos- 
sen.  Das  hauptsachlich  mit  Roggen  und  Kar- 
toffeln bebaute  kulturfahige  Land  reicht  über 
die  Dörfer  Lanna,  Evolena  und  H^r^mence 
bis  in  etwa  1450  m  hinauf.  An  den  tiefern  Ge- 
hängen über  der  untern  Borffne  (besonders 
unterhalb  dis  Dorfes  Vex)  stehen  bis  in  900 
m  Höhe  einige  Rebberge.  Nussbäume  gedei- 
hen i  bis  Useigne,  und  in  Vex  findet  man  noch 
einige  Feigenbäume.  Gemüse  wird  nur  zum 
eigenen,  schwachen  Bedarf  gebaut.  Die  Ge- 
meinde Mage  bringt  den  Ertrag  ihrer  vielen 
Obstbäume  in  Sitten  auf  den  Markt,  wäh- 
rend die  Gemeinden  H^r^mence,  Vex  und  Nai 
mit^ihrem  vorzüglichen  Kirschwasser  Handel 
treioen.  Die  Mehrzahl  der  Bewohner  dieser 
Gebenden  besitzt  in  der  Nähe  von  Sitten 
kleine  Rebberge  mit  darauf  stehenden  Reb- 
häuschen oder  Mazots,  welch'  letztere  meist 
gemeinsames  Eigentum  von  bis  za  90  und 
mehr  Rebbesitzern  sind. 
Die  Viehstatistik  ergibt  folgende  Zahlen  : 


1:250000 


^ 


IhCi' 


jy^    /   1       TAL      IsviA 
* tf^ 


1886 

1896 

1901 

Rindvieh 

7044 

6846 

7781 

Pferde 

46 

21 

24 

Maultiere 

9 

9 

611 

Esel 

? 

9 

12 

Schweine 

1348 

2177 

1771 

Schafe 

7339 

6399 

6299 

Ziegen 

2301 

2690 

2164 

Bienenstöcke 

291 

403 

267 

Hauptverkehrswege     des 

Bezirkes 

sind 

Bezirk  Hörens. 

nischen  Gletscher  von  Zä  de  Zan  trennt.  Hauptbeschäfti- 
gung der  Bewohner  dieses  Gebietes  sind  Viehzucht  und 


1.  Der  Saum  weg  über  den  Rawiipass,  der  von 
Sitten  ausgeht  und  die  Gemeinde  Ayent  durch- 
zieht. Er  soll  zu  einer  interkantonalen  Strasse 
umgebaut  werden  und  ist  heute  schon  bis 
zum  Dorf  ^ent  fahrbar.  2.  Die  Fahrstraase 
am  linken  Ufer  der  Borgne  (seit  1852),  die 
in  Schlingen  bis  Vex  aufsteigt  und  von  da  in 
verschiedenen  Zeitabschnitten  bis  Evolena  und 
neuestens  bis  Les  Hauderes  geführt  worden 
ist.  Im  Sommer  zweimal  täglich  Postverbin- 
dung hin  und  zurück.  3.  Der  Saum  weg  am 
rechten  Ufer  der  Borgne,  der  von  Brämis  in 
Schlingen  zur  Terrasse  von  Nax  hinauffahrt 
und  sich  dann  vor  dem  Weiler  Praz  Jean 
mit  der  Fahrstrasse  am  andern  Ufer  ver- 
einigt. 

Evolena  liefert  Ofen-  oder  Lavezsteine  und 
hatte  auch  eine  bis  1570  betriebene  Kupfer- 
mine. Zu  nennen  sind  auch  die  Salzquellen 
von  La  Gombiolaz.  Im  südl.  Bezirksabschnitt 
blüht  ferner  die  Fremdenindustrie,  die  ihren 
Sitz  besonders  auf  dem  Mayenberg  oder  den 
Mayens  de  Sion  (Gemeinden  Les  Agettes  und 
Vex),  in  Pralong  (Gemeinde  H^r^mence)  ond 
auf  Boden  der  Gemeinde  Evolena  in  Les 
Hauderes,  Salay  (Ferp^le),  Aroila  und  im 
Dorf  Evolena  selbst  hat.  Bis  1799  zeräel  das 
Val  d'H^rens  in  mehrere  kleine  Herrschaften, 
die  wie  Ayent  dem  Bistum  Sitten  gehörtes 
und  von  bischöflichen  Burffvö^ten  verwaltet  wurden. 
Diese  gemeinschaftlichen  Schicksale  haben  denn  auch 


^6d/'//yer.  jc. 


h£r 


h£r 


545 


mit  daza  beigetragen,  dass  Ayent  1839  nicht  vom  Bezirk 
abgetrennt  worden  ast.  Nachdem  sich  die  Bischöfe  von  Sit- 
ten den  Besitz  der  den  Edeln  von  Ayent  und 
denen  von  Bex  bis  zum  13.  Jahrhundert  im 
Eringerthal  eigenen  zwei  Herrschaften  ge- 
sichert, errichteten  sie  hier  die  zwei  Majorate 
von  Nax  mit  Yemami^^e  und  von  Suen  (m  der 
heutigen  Gemeinde  Samt  Martin),  wo  der  dem 
Vitztum  als  Wohnung  dienende  ßurgturm 
Eyson  stand.  Um  1560  ging  die  Oberhoheit 
dieses  Thaies  an  den  Burffherm  von  Ayent 
über.  Daneben  besass  aber  das  Stift  Sitten  von 
1532  an  bis  zur  Revolution  hier  noch  ein  be- 
sonders abgejg[renztes  Gebiet,  das  ans  dem 
ehemaligen  Eigentum  der  Herren  von  La  Tour 
bestand.  Der  oberste  Thalabschnitt  bildete  das 
Lehen  von  Montville,  das  zuerst  den  mächti- 
gen Grafen  von  Raron  gehörte,  nach  deren 
Untergang  aber  vom  Bistum  ebenfalls  an  sich 
genommen  wurde.  Ueber  die  Herkunft  der 
Bewohner  des  Erin^erthales  ist  viel  gestritten 
and  noch  neuerdings  die  Hypothese  auf- 
gestellt worden,  das  sie  Nachlcommen  von 
Serben  seien,  die  mit  dem  Longobardenkönig 
Albuin  nach  Rom  ziehen  wollten,  dann  aber 
ins  Thal  der  Dora  Baltea  eingefallen  und  von 
da  über  das  Val  Tournanche  und  das  Hoch- 
gebirge bis  ins  Eringerthal  gekommen  seien, 
wo  sie  sich  angesieaelt  hätten.  Die  heutigen 
Bewohner  des  Thaies  sind  « schlicht  und 
bieder,  gastfreundlich  und  äusserst  täti^.  Sie  spre- 
chen einen  schwer  verständlichen  französischen  Dia- 
lekt, der  eben  so  sehr  von  Ort  zq  Ort  ändert,  als  de- 
ren Typus  und  Trachten.  Die  wohlgestalteten  schwarz- 
äugigen Bewohner  von  Vex  sind  gedrungenen  Baues 
und  äusserst  aufgeweckt,  und  die  Tracht  der  Frauen  ist 
in  Schnitt  und  Farbe  ernst,  der  von  Saviese  ziemlich 
ähnlich ;  sie  tragen  aber  den  ächten,  hohen  Walliserhut 
ohne  Häubchen.  Die  riesigen  Männer  von  H^r^mence  sind 
vor  Allen  erkenntlich ;  sie  haben  die  Gewohnheit,  wie  eine 
alte  Chronik  schon  erzählt,  «Härter  zu  tragen,  wie 
Seh lachtsch werter».  Die  blonden  Evolener  hingegen  sind 
bartlos,  aber  doch  kräftige,  durchschnittlich  Hohe  Gestal- 
ien .  Die  Tracht  der  Männer  ist  überall  im  Thale  dieselbe. . . 
Sie  hat  sich  jedoch  in  Evolena  selbst  am  besten  erhalten ; 
alte  Männer  mit  Kniehosen,  weissen  WoUstrumpfen, 
Schnallschuhen  und  dem  braunen  Wolltuchfrack  trifft 
man  noch  häufig.  Am  auffallendsten  aber  ist  die  Tracht 
der  Frauen  von  Evolena.  Sie  lieben  die  rote  Farbe  und 
selbst  das  kokette  Hütchen,  welches  auf  einer  weissen 
Haube  schalkhaft  sitzt,  ziert  ein  farbiges,  von  Goldfarben 
durch wobenes  Band».  (Wolf,  F.  0,  Sitten  und  Umgegend 
in  Europ.  Wanderbilder.  138-140.  Zürich  1888).  In  anthro- 
pologischer Hinsicht  kennt  man  die  Bewohner  des  Erin- 
gertbales  noch  wenig.  Einzig  Prof.  Eugen  Pittard  hat  hier 
einige  Detailstudien  durchgeführt,  aus  denen  hervorgeht, 
dass  hier  ganz  im  Gegensatz  zu  den  Verhältnissen,  wie  sie 
beinahe  überall  sonst  im  Wallis  (besonders  im  Rhonethal 
und  den  meisten  seiner  Nebenthäler)  sich  finden,  die  Bra- 
chycephalen  verhältnismassig  wenig  stark  vertreten  sind 
(etwa  53  %),  während  das  dolichocephale  Element  einen 
breiten  Baum  (etwa  34%)  beansprucht.  Dieser  ausser- 
ordentlich starke  Prozentsatz  der  Dolichocephalen  (Im 
Rhonethal  z.  B.  beträgt  er  blos  etwa  3-4^)  macht  es  auch 
wissenschaftlich  wahrscheinlich,  dass  die  Eringer  anderen 
Ursprunges  sind  als  die  übrigen  Walliser.  Die  Frage  aber, 
woher  sie  denn  nun  gekommen,  bleibt  immer  nocn  offen. 
1100:  l^roens ;  1195:  firuens;  1211 :  Heruens ;  1256:  £roins; 
seit  1260:  Harens. 

HARENS  (COL  D'>  (Kt.  Wallis,  Bez.  Harens).  3480 
m.  Passüberaang,  zwiscnen  dem  der  Dent  Blanche  vor- 
gelagerten Wandfluhhorn  und  der  Tdte  Blanche  (einem 
Nachbarn  der  Dent  d'H^rens);  verbindet  den  Ferpecle- 

Sletscher  mit  dem  Stockgletscher.  Bildet  gegen  das  Val 
^Herens  zu  ein  ebenes  Firnplateau,  während  er  ge|^en 
das  Zmuttthal  hin  als  steiler  und  felsiger  Hang  erscnemt, 
der  oft  zu  oberst  noch  ein  überhängendes  Schneedach 
(ein  sog.  Gwächte)  trägt.  Die  Passhöhe  kann  von  Evolena 
aus  über  die  Combe  de  Ferpecle  und  den  Glacier  de  Fer- 
p^e  in  8  Vt  Stunden  und  von  der  Bertolhütte  aus  in  2 


Stunden  erreicht  werden ;  Abstieg  über  den  Stock-  und 
Zmuttgletscher^nach  Zermatt  in  4Vfl  Stunden.  Da  der  Pass 


Gol  d'Hörens,  vom  Moni  Mine  gesehen. 

die  beiden  stark  besuchten  Fremdenorte  Evolena  und 
Zermatt  direkt  miteinander  verbindet,  ausserdem  ver- 
hältnismässig leicht  zu  begehen  ist  und  grosse  landschaft- 
liche Schönheiten  bietet,  wird  er  heute  oft  überschritten. 
Die  Aussicht  von  der  Passhöhe  ist  eine  der  grossartigsten 
der  Alpen,  besonders  in  der  Richtung  gegen  die  Dent 
d*H^rens,  das  Matterhorn,  den  Monte  Rosa  und  die  Dent 
Blanche.  Matterhorn  und  Dent  d'H^rens  erscheinen  von 
hier  aus  gesehen  in  einer  Pracht,  mit  der  sie  sich  sonst 
nirgends  mehr  zeigen.  Es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass 
dieser  Pass  schon  frühzeitig  oft  begangen  worden  ist  und 
dass  er  namentlich  auch  einer  einstigen  jährlichen  Pro- 
zession von  Zermatt  nach  Sitten  als  Weg  diente,  bis  diese 
1666  aufgehoben  und  durch  eine  solche  von  Zermatt  nach 
Täsch  ersetzt  wurde.  Ferner  glaubt  man,  dass  1455  oder 
vielleicht  schon  im  14.  Jahrhundert  germanische  Kolo- 
nisten von  Zermatt  über  den  Col  d'H^rens  ins  Eringerthal 
ffelangt  seien.  Die  erste  völlig  sichere  Uebersch reitung 
des  Passes  ist  die  1842  vom  englischen  Naturforscher  Ja- 
mes Forbes  mit  den  Führern  Victor  Tairraz  aus  Chamo- 
nix,  Jean  Prälong  aus  dem  Eringerthal  und  Bionaz  aus 
dem  Valpelline  durchgeführte.  Forbes  gab  ihm  damals 
auch  den  Namen,  den  er  heute  noch  trägt.  In  seinen 
Travels  through  the  Alps  (Ausgabe  1900,  durchgesehen 
von  W.  A.  B.  Coolidge)  erzählt  Forbes,  dass  ihm  ein  ge- 
wisser Peter  Damatter  aus  Zermatt  1841  zum  erstenmal 
von  diesem  Passe  erzahlte  und  ihm  versicherte,  er  habe 
den  Pass  schon  einmal  begangen  und  von  seinem  Schei- 
telpunkt aus  die  Stadt  Sitten  erblickt.  1821  schrieb  der 
Ingenieur  Venetz,  der  Ueberganff  sei  jetzt  so  gefahrlich, 
dass  er  nur  ein  einzij^es  Mal  una  zwar  von  Joseph  Perren 
ausgeführt  worden  sei,  während  man  den  Pass  in  frühe- 
rer Zeit,  als  die  Gletscher  noch  weit  weniger  mächtig  ge- 
wesen, oft  benutzt  hätte.  Nach  Forbes*  üebergang  diente 
den  den  Pass  begehenden  Touristen  ein  auf  der  Alpe 
Bricolla  stehendes  kleines  Wirtshaus  als  bequem  ge- 
legenes Nachtquartier,  bis  es  1864  in  Flammen  aufging. 
Die  von  Zermatt  aus  aufbrechenden  Bergsteiger  pflegten 
in  der  Stockjehütte  zu  übernachten,  die  dann  1890  von 
einer  Lawine  mitgerissen  und  1898  durch  die  Hütte  am 
Co)  de  Bertol  ersetzt  wurde.  Der  Col  d'Hörens  liegt  auf 
der  Grenze  zwischen  dem  Aroilagneis  der  Wandfluh  und 
den  Glimmerschiefern  des  Stockje,  in  die  durch  den  Ge- 
birgsdruck  stark  veränderte  Kalkbänke  eingelagert  sind. 
HARENS  (DENT  D»)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  4180 
m  (auf  der  italienischen-fKarte  4175  m).  Stolzer  und 
schwierig  zu  besteigender  Gipfel,  auf  dem  Kamm  zwischen 
dem  Matterhorn  und  der  Dent  Blanche,  hinten  über  dem 
Zmuttthal  und  im  Winkel  zwischen  diesem,  dem  Val 
Tournanche  (Italien)  und  Valpelline  (Italien).  Hiess  früher 
OEOOR.  LEX.  79  —  u  —  35 


546 


H^R 


h£r 


Mont  Thabor,  Mont  Tabor,  Dent  de  Rong  oder  auch  Mont 
Tabel.  Heute  Oent  d'H^rens  geheissen,  weil  man  sie  vom 


Dent  d'Herens.  vom  Ebihorn  gesohen. 

obem  Val  d'Herens  aus  über  den  Gol  d'Herens  aufragen 
sieht  und  zuerst  glaubte,  sie  erhebe  sich  auf  diesem 
Kamm  selbst,  während  sie  in  Wirklichkeit  erst  jenseits 
des  obersten  Zmuttthales  steht.  Den  Wittkel  zwischen 
Zmuttthal,  Val  d'Herens  und  Valpelline  bildet  die  Töte 
Blanche.  Die  Dent  d'Hörens  wird  von  der  Sohle  der  Wal- 
liser Thäler  aus  kaum  sesehen  und  ist  daher  lange  Zeit 
unbekannt  geblieben.  Von  ihr  ^ehen  drei  Kämme  aus: 
1.  der  gegen  das  Matterhorn  ziehende  und  von  diesem 
durch  den  Gol  de  Tournanche  getrennte  O.-Kamm ;  2.  der 
ganz  auf  italienischem  Boden  verlaufende  und  die  Ju- 
meaux  de  Valtournanche  (3873  m)  und  Punta  des  Cors 
(3855  m)  tragende  SSW.-Kamm ;  3.  der  W.-Kamm,  der 
aber  bald  schroff  nach  N.  umbiegt,  vom  sehr  schwierig 
zu  begehenden  Tiefen mattenjoch  (3598  m)  überschritten 
wird,  die  Töte  de  Valpelline  (3813  m)  träft  und  an  dem 
dem  Gol  d'Hörens  annähernd  parallel  verlaufenden  Gol 
de  Valpelline  (3562  m)  endigt.  Vom  Gipfel  und  seinen 
Hängen  steigen  die  Eislawinen  und  Firnfeider  ab,  die  auf 
italienischer  Seite  die  Gletscher  von  Ghörillon  und  Mont 
Tabor  und  den  untern  Za  de  Zan  Gletscher,  auf  schweize- 
rischer Seite  den  grossen  Tiefenmattengletscher,  einen 
der  drei  Arme  des  Zmuttgletschers,  speisen.  Zum  ersten- 
mal von  der  Seite  von  Prarayö  her  1863  durch  W.  E.  Hall, 
F.  G.  Grove,  R.  S.  Macdonald  und  Woodmass  mit  den 
Führern  Melchior  Anderegg,  Peter  Perren  und  J.  Pierre 
Gachat  bestiegen.  Seither  ist  die  Besteigung  von  verschie- 
denen  Seiten  her  ausgeführt  worden,  bildet  aber  immer 
eine  der  schwierigsten  Hochtouren  in  den  Alpen.  Von 
der  Staffelalp  aus  in  9,  von  Prarayö  aus  in  7  und  von 
Le  Breuil  aus  in  9  Stunden  zu  erreichen.  Die  Aussicht 
vom  Gipfeljpunkt  der  Dent  d'Hörens  ist  eine  der  schön- 
sten und  abwechslungsreichsten  der  Hochalpen.  Beson- 
ders prachtvoll  ist  der  Blick  auf  die  benachbarten  mäch- 
tigen Stöcke  der  Dent  Blanche  und  des  Matterhorns.  Die 
Dent  d'Hörens  bildet  in  geologischer  Hinsicht  ein  Glied 
eines  Glimmerschieferkammes,  der  zwischen  zwei  Bänder 
von  Arollagneis  eingeschoben  ist  und  am  Bec  Greton  von 
einem  neuen  Glimmerschieferkamm  abgelöst  wird.  In 
diesen  Glimmerschiefem  finden  sich  Einlagerungen  von 
Amphibolschiefem  und  Kalksteinbänken,  woraus  man 
schiiessen  darf,  dass  sie  ursprünglich  nach  Art  der  Sedi- 
mente abgesetzt  und  erst  durch  den  bei  der  Aipenfaltung 
sich  auslösenden  Ungeheuern  Druck  zu  krj'stallinen 
Schiefem  umgeformt  worden  sind. 

HARENS  (VALLi^E  D'),  deutsch  Eringerthal  (Kt. 
Wallis).  Das  Eringerthal  ist  nach  dem  Val  d'Entremont 
und  dem  Visperthal  das  längste  und  breiteste  der  grossen 


Walliser  Querthäler.  'Misst  >om  oberaiRand  des  AroUa- 
gletschers  bis  zum  Dorf  Brämis  (Bramois),  wo  es  3  km 
ö.  Sitten  auf  das  Rhonethal  ausmön- 
det,  34  km  und  ist  zwischen  dem  Grand 
Gornier  und  dem  Kamm  des  Moot 
Galme  17  km  breit.  Es  steigt  von  S. 
nach  NNW.  ab  und  wird  von  der  Bor- 
^e  durchflössen.  Oben  spaltet  es  sich 
m  zwei  Aeste,  das  5  km  lange  Thal 
von  Ferp^cle  im  0.  und  das  8  km  lange 
Thal  von  Arolla  im  W.  Beide  Arme  ve^ 
einigen  sich  beim  Dorf  Les  Hauderes 
zum  eigentlichen  Eringerthal,  das  nun 
nach  NW.  zieht  und  mit  dem  sich  un- 
terhalb der  Erdpfeiler  von  Useigne,  1 
km  B.  vom  grossen  Dorf  H^r^mence  and 
4  km  8.  vom  Dorf  Vex,  von  W.  her  das 
Val  d'H^r^mence  vereinigt.  Das  Erin- 
gerthal im  engern  Sinne  zerfallt  in 
zwei  phvsisch  fühlbar  von  einander 
verschiedene  Abschnitte.  Der  10  km 
lange  Teil  zwischen  dem  Dorf  Les  Hau- 
deres und  VilleU  (1232  m  mittlere  Soh- 
lenhöhe) hat  eine  an  Breite  wechselnde 
flache  Sohle,  die  beiderseits  von  einem 
bewaldeten  und  hie  und  da  mit  tei^ 
rassenförmig  übereinander  liegenden 
Aeckem  bestandenen  Hang  begleitet 
ist,  über  dem  Alpweidenflächen  und 
kleinere  Hochthälchen  liefen.  Der  un- 
tere Abschnitt  zwischen  ViUeta  u.  Brä- 
mis besteht  daj^egen  nur  aus  einar 
einzigen  Folffe  von  tiefeingeschnittenen  und  steilwan- 
digen Schluchten,  an  deren  Hängen  knorrige  Tannen 
und  wildes  Strauchwerk  stehen,  während  za  antent 
die  Borgne  mit  donnerndem  Lärm  von  Sprung  zu 
Sprung  eilt.  Die  dem  linken  Ufer  folgende  Fahrstrasae 
und  der  rechtsufrige  Saumweff  gehen  hoch  über  dem 
Fluss  durch,  indem  sie  sich  stellenweise  eng  an  die  Steil- 
wände anschmiegen,  zum  Teil  aber  auch  fruchtbare  und 
von  Dörfern  und  Weilern  belebte  Wiesenterrassen  durch- 
ziehen. Auf  solchen  Hochterrassen  stehen  rechts  vom 
Fluss  Eison,  Suen,  Saint  Martin,  Mage,  Veraamiege  und 
Nax,  links  vom  Fluss  Useigne,  H^r^mence,  Villard,  Vei 
und,  schon  über  dem  Rhonethal,  Les  A^^ettes.  Von  bieiden 
Thalseiten  gehen  bis  zur  Borgne  tiefeingerissene  Wild- 
bachschluchten herunter,  die  die  einzelnen  der  genannten 
Siedelunffen  von  einander  trennen.  Das  Eringerthal  mün- 
det auf  das  Rhonethal  bei  Brämis  mit  einem  schmalen 
und  tiefen  Engpass  aus,  in  dem  20  Minuten  hinter  Brä- 
mis die  berühmte  Einsiedelei  Longeborgne  mit  ihren 
mühsam  anffelegten  Blumenbeeten  und  kleinen  Wein- 
bergen an  den  reiswänden  klebt.  Umgrenzt  wird  das 
Eringerthal  im  engeren  Sinne:  im  0.  von  der  Dent 
Blanche  (4364  m),  dem  Grand  Goraier  (3969  m),  Sasse- 
neire  (3030  m),  den  Becs  de  Bosson  (3154  m)  und  dem 
Mont  Gautier  J2706  m),  die  es  vom  Zmuttthal.  Eiflschthal 
und  Val  de  Röchy  trennen;  im  W.  von  aen  Aigoilles 
Rouges  (3650  m),  der  Pofote  de  Vouasson  (3496  m),  dem 
Pic  d'Arzinol  (3001  m)  und  der  Pointe  de  Mandalon  (2564 
m),  durch  die  es  vom  Val  d'H^r^mence  geschieden  wird, 
sowie  endlich  vom  Kamm  von  Thyon.  der  seinen  unter- 
sten Abschnitt  vom  Val  de  Nendaz  trennt.  Hinten  über 
seinen  beiden  obem  Verzweigungen  liegen  weite  Eis- 
felder, die  ^egen  die  Alpweiden  Ferpecle  und  Arolla  hin 
zu  Thal  fliessen ;  es  sind  dies  im  Ferpeclethal  die  Zwil- 
lingsgletscher von  Ferptele  und  Mont  Mino  und  im 
Aroilathal  die  Zwiliingsgletscher  von  Arolla  und  Vuibei, 
sowie  der  Piece-  und  Zigiorenovegletscher.  Zahllose,  an 
Bedeutung  allerdings  ausserordentlich  verschiedene  Pässe 
verbinden  das  Thai  mit  seinen  benachbarten  Thalschaflen; 
am  bekanntesten  sind  der  von  Arolla  ins  Valpelline  füh- 
rende Gol  de  Gollon,  der  Ferpecle  mit  Zermatt  verbindende 
Gol  d'Herens  (3480  m),  der  ms  Valpelline  und  nach  Aosta 
leitende  Gol  des  Bouquetins,  die  den  Verkehr  ins  Eiflsch- 
thal vermittelnden  Uebergänge  des  Pas  de  Lona  (2720  m) 
und  Gol  de  Torrent  (2924  m),  die  Arolla  mit  dem  oben 
Bagnesthal  und  weiterhin  mit  Aosta  verbindenden  Ueber- 
gänge des  Gol  de  Riedmatten  (2916  m),  Pas  de  Ghevre 
(2851  m),  Gol  de  Breney  (3650  m)  und  Gol  de  la  Ser 


HER 


HER 


547 


pentine  (3546  m),  sowie  endlich  der  Gol  de  Bertol,  der  von 
Aroila  über  den  Gol  d'U^rens  nach  Zermatt  führt.  Ur- 
kundliche Formen  im  11.  Jahrhundert:  Vallis  froens; 
1196:  £ruen8 ;  dann  froins,  Hamens  und  Harens.  Der 
Name  ist  so  auszusprechen,  wie  wenn  er  französisch  £rin 
ffeschrieben  würde.  Ueber  die  anthropogeographischen 
Verhältnisse  s.  den  Art.  Harens  (Bezirk). 

In  botanischer  Hinsicht  wollen  wir  anfuhren,  dass  die 
Flora  des  untern  Eringerthales  durchaus  derjenigen  des 
zentralen  Wallis  entspricht  und  sich  namentlich  auch  in 
Bezug  auf  die  grosse  Artenzahl  der  Xerophyten,  d.  h.  der 
an  trockenes  Klima  an^epassten  Pflanzen  durchaus  mit 
derselben  deckt.  Die  alpmen  und  nivalen  Regionen  des 
Thaies  da^e^en  schliessen  sich  im  Allgemeinen  an  die 
den  penninischen  Alpen  überhaupt  charakteristischen 
Florenverhältnisse  an.  Als  eine  dem  Eringerthal  eigene 
Form  ist  wohl  blos  eine  Grasnelke  {Armeria  plantagU 
nea)  anzusprechen.  Von  sonst  im  Wallis  nur  selten  auf- 
tretenden Arten  sind  daneben  noch  Huguenia  tanecetir 
folia  und  Carex  tislulata  zu  nennen.  Femer  findet  sich 
noch  eine  in  den  Schweizer  Alpen  überhaupt  nicht  häufige 
Form  der  Hungerblume  (Drdoa  pyrenaica). 

Geoloaie,  Der  oberste  Abschnitt  der  Eringerthales  ist 
im  amphibolitischen  sog.  Aroilagneis  eingeschnitten,  der 
durch  Dynamometamorphose  aus  einem  acht  eruptiven 
Granit  entstanden  ist.  Nach  der  Vereinigung  der  beiden 
obem  Verzweigungen  von  Ferp^cle  und  Aroila  tritt  das 
Thal  in  kalkf uhrende  Gianzschiefer  ein,  in  die  grüne 
Schiefer  und  Serpentine  eingelagert  sind.  Noch  tiefer 
unten  treten  Quarzite  und  Dolomite  der  Trias  auf,  auf  die 
nachher  wieder  krystalline  Schiefer,  sog.  Gasannaschiefer, 
folgen.  Nach  der  Einmündung  des  Val  d^H^r^mence  end- 
lich treffen  wir  neuerdings  tnasische  Quarzite  mit  dolo- 
mitischen Kalken  (sog.  Pontiskalk)  und  Gips,  die  allem 
Anscheine  nach  den  Gasannaschiefern  unmittelbar  unter- 
ließen. Diese  letzteren  würden  hier  demnach  eine  auf  die 
Trias  aufgeschobene  liegende  Falte  bilden.  Mächtige  Mo- 
ränenabla^erungen  bei  Vex,  Useigne  und  Liez.  Der  Thal- 
boden zwischen  Les  Hauderes  und  Lannaz  endlich  be- 
steht aus  rezenten  Wildbachalluvionen.  Ueber  die  (glazia- 
len Gebilde  im  Eringerthal  und  einige  andere,  mit  ihnen 
in  unmittelbarem  Zusammenhang  stehende  Formen  äus- 
sert sich  F.  0.  Wolf  [Sitten  und  Vmgeqend;  Europ, 
Wanderbilder,  128-140)  wie  folgt :  «Die  Gletscher  haben 
auch  hier  überall  Spuren  ihrer  frühern  grossen  Ausdeh- 
nung hinterlassen.  Hohe  Gebirgsgrate  sieht  man  abpoliert, 
wie  z.  B.  die  nackten  Wände  der  Blava  (2935  m)  und  der 
Veisivi ;  viele  andere  wurden  abgetragen  und  durch  das 
Thal  hinaus  geschleppt.  Diese  Moränenabla^erungen  sind 
sehr  bedeutend  und  bilden  längs  der  beidufrigen  Abhänge 
die  ausgedehnten  fruchtbaren  Terrassen,  auf  denen  die 
zahlreichen  Ortschaften  mit  ihren  Feldern  und  Matten 
liegen.  Auf  den  höchsten  Alpen,  in  einer  mittlem  Höhe 
von  2000  m,  sind  die  Blockhalden  loka- 
ler Natur;  etwas  tiefer,  in  der  Region 
der  Mayens  (1400  m),  sind  sie  aus  den 
Gesteinsarten  des  ganzen  Thaies,  vor- 
wiegend aus  Talkgneis,  Arkesin,  Gabbro 
und  Serpentinen  zusammengesetzt,  und 
noch  tiefer,  gegen  das  Rhonethal,  tre- 
ten auch  diejenigen  der  obern  Seiten- 
thäler  hinzu,  wie  die  leicht  erkenn- 
baren Augengneise  von  St.  Nikolaus, 
die  Eklogite  aus  Saas  u.  a.  Diese  Mo- 
ränen wurden  später  durch  Regengüsse 
ausgewaschen,  aurch  die  Bäche  ange- 
fressen und  teilweise  fortgetragen ;  es 
verblieben  dann  die  eigentümlichen 
phantastischen  Gebilde,  welche  man 
Pyramiden  (Erdpfeiler)  nennt».  Vergl. 
darüber  den  Art  Useigne. 

Im  fernem  weist  das  Eringerthal 
zahlreiche  Höhlen,  Wasserfalle  und 
Schluchten  auf,  wie  es  auch  in  den 
warmen  Salzquellen  von  Gombiolaz, 
der  Gletschergrotte  von  AroUa  u.  dem 
prächtig  blauen  Alpensee  der  Gouille 
perse  de  Lucel  noch  weitere  Sehenswürdigkeiten  besitzt 
Bibliographie.   Wolf,   F.  0.  Sitten   und    Umr-—^ 


(Eurap.Wanderbilder.  138-140).  Zur.  1888.  —  Solandieu. 


Le  val  d'Hirens.  Sion  1900.  —  Monod,  J.  Sion,  las 
Mayens,  Val  d'Härem. 

HERQENSATTEL  (Kt.  Glarus  und  Uri).  2306  m. 
Sattel,  in  dem  vom  Gemsfavrenstock  nach  0.  ausgehenden 
und  die  Thälchen  des  Schreienbachs  und  WaTlenbachs 
von  einander  trennenden  Kamm ;  zwischen  GemsCayren- 
stock  und  Rotstock,  7  km  sw.  über  Linthal  und  1  km 
n.  über  der  Glaridahütte  des  S.  A.  C.  Verbindet  wie  der 
weiter  n.  gelegene  Fisitenpass  den  Urnerboden  direkt  mit 
der  Glaridahütte.  Ziemlich  mühsam  und  selten  begangen. 

HERQI8WALD  (Kt.  und  Amt  Luzern,  Gem.  Kriens). 
793  m.  Gruppe  von  2  Häusern  mit  Kirche  und  Kapelle, 
an  der  Strasse  Kriens-Eigenthal,  10  km  sw.  Luzern  und  5 
km  sw.  Kriens.  Telephon.  10  kathol.  Ew.  Landwirtschaft. 
Sommerfrische.  Eine  erste,  1504  erbaute  Kapelle  wurde 
1621  durch  einen  Neubau  ersetzt  und  dieser  nach  seiner 
Zerstörung  wiederum  1651  erneuert.  Als  dann  1648  die 
Familie  von  Wyl  hier  eine  im  Stil  der  italienischen  Kir- 
che gleichen  Namens  gehaltene  Lorettokapelle  erstellen 
Hess,  ward  Hergiswald  zum  Wallfahrtsort.  Die  Lorettoka- 
pelle ist  heute  in  die  Kirchenmauer  mit  .einbezogen.  Ob- 
wohl Hergiswald  ( =  Heriger*s  Wald)  schon  seit  langer 
Zeit  als  Sommerfrische  und  Wallfahrtsort  bekannt  ist, 
wird  es  doch  in  keiner  Urkunde  erwähnt.  Hie  und  da 
auch  fälschlich  Herrgottswald  genannt. 

HERQI8WIL  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau).  651  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  an  der  Enziwigger,  5  km  sw.  der  Station 
Willisau  der  Linie  Langen thal-VV^olhusen.  Postbureau, 
Telegraph,  Telephon ;  Postwagen  nach  Willisau.  Die  aus- 
gedehnte Gemeinde  umfasst  die  Unterabteilungen  Buch- 
wiggerthal,  Enziwiggerthal  (mit  dem  Dorf  Hergiswil), 
Fürbachthal,  Holztächthal,  Kanzelgraben,  Nollenthal, 
Opferseithal  und  Hübeli  und  zählt  zusammen  270  Häuser 
und  1940  Ew.  (wovon  119  Reformierte);  Dorf:  42  Häuser, 
353  Ew.  Rindvieh-  und  Schweinezucht,  Käserei.  Holzhan- 
del. Schöne  Kirche,  1840  erbaut.  Grosses  neues  Schul- 
haus. In  Mörisegg  Waisenhaus.  1246 :  Hergoswile. 

HERQI8WIL  (Kt.  Nidwaiden).  448  m.  Gem.  und 
Pfarrdorf,  am  O.-Fuss  des  Pilatus  und  am  linken  Ufer 
der  Alpnacherbucht  des  Vierwaldstättersees,  5  km  wnw. 
Staus  und  8,6  km  s.  Luzern,  in  landschaftlich  reizender 
und  fruchtbarer  Gegend.  Station  der  Brünigbahn  (Luzern- 
Brienz)  und  der  Dampfboote.  Postbureau,  Telegraph, 
Telephon.  Gemeinde,  mit  Matterberg  und  Matterboden : 
131  Häuser,  1073  kathol.  Ew. ;  Dorf:  34  Häuser,  ^20  Ew. 
Ackerbau  und  Viehzucht.  Käsereien.  Holzhandel.  Eine 
Bierbrauerei,  Glashütte  und  Kartonfabrik,  2  Ziegeleien, 
ein  Kalkofen,  Sägen.  Am  Lopperberg  Bräche  auf  Pflaster- 
steine und  5  auf  Höhlen  erbaute  Milch-  resp.  Bierkeller. 
Fremdenindustrie.  Die  Pfarrkirche  1856,  die  Kapelle 
auf  dem  Klimsenhom  1861  erbaut.  Seit  1858  führt  ein 
Saumweg  von  Hergiswil  auf  den  Pilatus.  Die  1888 
eröffnete  Brünigbahn  verbindet  den  Ort  mit  dem  Berner 


Hergiswil  (Kt.  Nidwaiden)  von  Südwesten. 

I  Oberland.  Waisenhaus  seit  1868;  Wasserversorffung  seit 

1894.  Der  n.  vom  Dorf  herabkommende  Steinibacn  ist  un- 

I  ter  finanzieller  Beihilfe  des  Kantons  und  Bundes  verbaut 


548 


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worden.  Im  9.  Jahrhundert,  845  oder  884,  vergabte  ein 
Edelmann  Heriger  seine  Güter  zu  Kriens,  Malters,  Hergis- 
wil  etc.  dem  Kloster  St.  Leodegar  in  Luzern,  das  unter 
der  Verwaltung  des  Benediktinerstiftes  Murbach  im  Elsass 
stand.  1296  kam  Uergiswil  an  Rudolf  von  Habsburg,  dann 
an  den  Ritter  Ortolf  von  Littau,  dem  es  1355  der  Urner 
Landammann  Ritter  Heinrich  von  Moos  um  den  Preis  von 
300  Goldgulden  und  8  Scheffel  Weizen  abkaufte.  Nach 
dessen  Tode  ging  der  Ort  1362  an  seine  Tochter  Gäcilie 
aber,  die  sich  zuerst  mit  Gori  von  Hunnwil  und  später 
mit  Walther  von  Tottikon  in  Stans  verheiratete.  Von  diesem 
letzleren  kauften  sich  die  Herjäswiler  1378  um  den  Preis 
von  700  Goldgulden  ft*ei  und  bildeten  von  da  an  wie  Gers- 
au einen  eigenen  kleinen  Freistaat,  der  sich  1384  mit 
Nidwaiden  verbündete.  In  kirchlicher  Beziehung  gehörte 
der  Ort  zu  Stans,  bis  er  1620  zur  eigenen  Pfarrei  erhoben 
wurde.  Jetzt  ward  auch  die  erste  Kirche  erbaut.  1798 
anerkannte  Hergiswil  die  neue  Verfassung  der  helveti- 
schen Republik  und  entging  damit  den  Kriegsgräueln, 
unter  denen  der  übrige  Teil  von  Unterwaiden  so  schwer 
zu  leiden  haben  sollte.  Am  9.  September  1798  schlug  hier 


Tobel.  Zu  Wilen  u.  a.  Zusammen:  1564  Häuser,  13491 
Ew.  (wovon  11475  Reformierte  und  1986  Katholiken). 
Flecken  Herisau :  568  Häuser,  5267  Ew.  Kirchgemeinde. 
Die  Gemeinde  steigt  nach  S.  gegen  die  Vorberge 
des  Alpsteins  oder  Säntis  an  und  senkt  sich  allmählich 
gegen  N..  wo  sie  eine  stark  gewellte  Hochfläche  mit  zahl- 
reichen Thälchen  und  Waldtobeln  (Fichten,  Tannen,  Lä^ 
chen)  umfasst.  Der  Boden  ist  mit  Wiesen  und  Weiden 
bestanden,  denen  sich  hie  und  da  vereinzelte  Kartoffel- 
felder und  kleine  Haferparzellen  beigesellen.  An  geschütz- 
ten Stellen  gedeihen  auch  einige  Obstbäume.  Herisau  ist 
eine  stark  industrielle  Ortschaft.  Hauptindustrie  ist  die 
Maschinenstickerei  mit  ihren  Nebenzweigen,  wie  Blei- 
chen, Sengen,  Färben,  Ausrüsten  etc.  Man  zählt  10  Ap- 
Sreturen,  8  Bleichereien,  4  Sengereien,  2  Färbereien,  I 
wirnerei  und  eine  Reihe  von  Maschinenstickereien,  fer- 
ner eine  Kabel-  und  Telegraphendrahtfabrik,  3  Buch- 
druckereien (deren  eine  eine  Zeitung  herausgibt),  2  Litho- 
graphien und  einige  Buchbindereien.  Die  Mehrzahl  dieser 
Betriebe  ist  sowohl  in  technischer  wie  in  hygienischer 
Hinsicht  durchaus  den  Anforderungen  der  Neuzeit  eotr 


Herisau,  GesamtaDsicht  von  Osten. 


der  französische  General  Schauenburg  sein  Generalquar- 
tier auf.  Auf  der  Rengg  am  28.  August  1802  Kampf  zwi- 
schen den  Unterwaldnern  und  den  helvetischen  Truppen. 
Gemeindearchiv  und  Pfarrhaus  gingen  1825  in  Flammen 
auf.  Der  aus  Hergiswil  stammende  Papierfabrikant  Kas- 
par Blättler  (1791-1872)  baute  das  erste  Hotel  und  die  Ka- 
belle auf  dem  Pilatus  und  tru^  auch  sonst  viel  zum 
Wohlstand  seines  Heimatortes  bei. 

HERISAU  (Kt.  Appenzell,  A.  R.,  Bez.  Hinterland). 

778  m.  Gem.,  Flecken  und  einer  der  Haupt- 

.^TTl    orte  des   Kantons  Appenzell   A.  R.,  im  nw. 

2B^      Kantonsabschnitt ;    in  9"  16'  53,7"    OL.    von 

ngL        Greenwich   (6®  56'  38,7"  OL.  von   Paris)   und 

ffW       47 •*  23' 10,7"  NBr.;  in  wiesen-  u.  waldreicher 

k^  ^^    Hüfifellandschaft  gelegen.  3,5  km  sw.  Winkeln ; 

^^•"^^  8,5  km  sw.  St.  Gallen  u.  12,5  km  nw.  Appenzell. 
Station  der  schmalspurigen  Appenzellerbahn  (Winkeln- 
Herisau-Appenzell),  durch  die  die  Ortschaft  an  die  Linie 
Zürich-Winterthur-St.  Gallen  angeschlossen  wird.  Der 
Bahnabschnitt  Winkeln-Urnäsch  1875,  der  Abschnitt  Ur- 
näsch-Appenzell  1886  dem  Betrieb  übergeben.  Es  wird  fer- 
ner der  Bau  einer  Normalspurbahn  St.  Gallen-Herisau- 
Uznach  geplant.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon;  Post- 
wagen nach  De^ersheim,  Schwellbrunn  und  Teufen.  Die 
Gemeinde  Hensau  umfasst  zahlreiche  Weiler,  so  Au, 
Hub,    Moosberg,    Mühlebühl,    Rohren,    Säge,    Schloss, 


sprechend  eingerichtet.  Zwei  Banken]:  die  1877  eröffnete 
Kantonalbank  und  eine  seit  1866  bestehende  Privatbank. 
Recht  rege  ist  auch  das  gesellige  Leben  in   Herisau,  das 
von  zahlreichen  Gesellschaften  und  Vereinen   für  Musik, 
Gesang,  Theater,  Turnen  etc.  gepllegt  wird.  Knaben-  und 
Mädchensekundarschule,  Gewerbeschule    und  Hausbalt- 
ungsschule.  Mehrere  Bibliotheken  und  ein  Lesesaal.  Aus- 
gezeichnete Wasserversorgung  mit  Hydranten  netz.  Gas- 
labrik.  Das  Elektrizitätswerk  Rubel  versorgt  die  Ortschaft 
mit  Licht  und  Kraft.  Reformierte  Kirche  mit  mächtigem 
Turm,  der  mit  Unrecht  als  römischen  Ursprungs  betrach- 
tet wird ;  Kirche  1516  erbaut  und  1782  völlig  umgebaut. 
Das  Untergeschoss  des  Turmes  ist  beträchtlich  älter  als 
die  Kirche  und  reicht  wahrscheinlich  bis  in  die  bewegten 
Zeiten  des  11.  Jahrhunderts  oder  noch  früher  zurück.  Er 
enthält  5  Glocken,  deren  grösste  dem  badischen  Kloster 
Salamansweiler  um  den  Preis  von  8000  Gulden  abgekauft 
worden  ist.  Sie  ist  überhaupt  eine  der  grössten  Glocken 
in  der  Schweiz  und  wiegt  9120  kg.  Die  in  gotischem  Stil 
gehaltene  schöne  katholische  Kirche  ist  18%- 79  aus  dem 
Ertrag  von  Liebesgaben  erbaut  worden.  Herisau  hat  eine 
Reihe  von  öffentlichen  Gebäuden,  wie  das  Rathaus  mit 
dem   Grossratssaal,    ein    fast  völlig  aus  dem  Ertrag  tod 
freiwilligen  Beiträgen  erbautes  und  1868  eröffnetes  Real- 
schulffebäude,  ein  schönes  Post-  und  Telegraphengebäude, 
eine  Kaserne  mit  Zeughaus  und  ein  Kasino.  Der  Spital 


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liegt  auf  einer  Terrasse  n.  des  Dorfes  und  ist  allen  moder- 
nen Anforderungen  entsprechend  eingerichtet.  Weiter  w. 


Herisau  mit  dem  Säütis,  von  Norden 

steht  eine  Turnhalle  und  befindet  sich  der  Ebnet  geheis- 
sene  Exerzierplatz.  Die  Kaserne  ist  auf  Kosten  der  Ge- 
meinde erbaut,  1865  von  dieser  dem  Kanton  und  später 
von  diesem  der  Eidgenossenschaft  übergeben  worden  und 
bietet  Raum  für  1300  Mann  Fusstruppen.  Seit  1795  be- 
steht ein  Bür^erasyl  und  seit  1817  ein  Waisenhaus.  Eine 
Viertelstunde  ö.  Herisau  steht  das  grosse  Heinrichsbad, 
ein  stark  besuchter  Luftkurort.  Vor  Kurzem  hat  die 
Landsgemeinde  den  Bau  einer  kantonalen  Irrenheilan- 
stalt beschlossen,  die  20  Minuten  sw.  vor  Herisau  errichtet 
werden  soll  und  deren  Kostenvoranschlaff  von  mehr  als 
einer  Million  Franken  zum  grossen  Teil  bereits  durch 
freiwilli(|[e  Beitrage  gedeckt  ist.  In  Herisau  werden  ein 
schon  seit  1537  bestenender  Wochenmarkt  und  ein  stark 
besuchter  jährlicher  Viehmarkt  (abge- 
halten, der  zugleich  einer  der  wichtig- 
sten der  Ostschweiz  überhaupt  ist. 

Die  Umgebungen  von  Herisau  sind 
reich  an  Aussichtspunkten.  Viel  besucht 
werden  die  beiden  Burgruinen  Rosen- 
berg und  Rosen  bürg,  sowie  der  Gipfel 
desLutzenland  (912  m),  dessen  Aussicht 
die  Appenzeller,  Tiroler  und  Schwyzer 
Alpen,  das  Toggenburg,  die  Berge  des 
Zürcher  Oberlandes  (Hornli),  die  thur- 
puische  Landschaft,  die  Stadt  St.  Gal- 
len und  den  Bodensee  umfasst.  Wäh- 
rend die  Säntisgruppe  aus  Kreidekal- 
ken aufgebaut  ist,  gehört  die  Hügel- 
landschalt  um  Herisau  der  miocänen 
Molasse  an,  die  hier  besonders  aus 
Sandsteinen  und  Nageltluh  besteht.  Letz- 
tere ist  in  drei  W.-O.  streichende  Zo- 
nen angeordnet,  deren  nördlichste  an 
Herisau  südlich  vorbei  gegen  St.  Gallen 
zieht.  Im  Schachen,  500  m  w.  von  He- 
risau, baut  man  eine  schöne,  feinkör- 
nige bunte  Nagelfluh  ab,  die  unter  dem 
Namen  Appenzeller^ranit  bekannt  ist 
und  einen  ausgezeichneten  Baustein 
liefert.  Am  N.-Rand  der  Gemeinde  fm- 
*det  sich  ein  Band  von  mariner  Molasse 
mit  fossilen  Mollusken.  Ablagerungen 
der  Eiszeit  sind  in  Form  von  Glazial- 
lehmen mit  geschrammten   Geschieben  vorhanden. 

Historischer  Ueberblick.  Die  Gegend  von  Herisau  ward 
lu  Beginn  des  5.  Jahrhunderts  von  den  Alemannen  besie- 


delt. Nachdem  der  h.  Gallus  sich  an  den  Ufern  der  Stein, 
ach  niedergelassen  und  hier  sein  Kloster  gegründet  hatte- 
begannen  auch  die  schon 
bestehenden}  Weiler  sich  all- 
mählig  zu  entwickeln  und 
zu  Markgenossenschaften  zu 
vereinigen.  Die  erste  dieser 
Marken,  hinter  der  Sitter  ge- 
legen, war  die  824  genannte 
GossRuer  Mark,  auf  deren 
Boden  neben  andern  Ort- 
schaften auch  Herinisauva 
(868:  Herineshouva;875:  He- 
rinesouva  ;  «  Au  des  Herni  ») 
stand.  Nachdem  ein  hier  le- 
bender Trienimer  sein  Gut 
dem  Kloster  St.  Gallen  ver- 
gabt hatte,  gelang  es  dem  Abt 
Grimoald  868,  durch  Tausch 
oder  Rückkauf  den  grössten 
Teil  des  heutigen  Gemeinde- 
gebietes von  Herisau  an  sich 
zu  bringen.  Das  Kloster 
brachte  dem  aufblühenden 
Ort  grosse  Aufmerksamkeit 
und  Wohlwollen  entgegen  u. 
setzte  hier  einen  eigenen 
Verwalter  ein. 

Abt  und  Bischof  Salomon 
erhob  Herisau  zum  Rang  ei- 
ner eigenen   Kirchgemeinde, 
deren  Kirche  bei  Anlass  ihrer 
Lostrennung    von    der    von 
Gossau  907  zum  erstenmal  genannt  wird.  Der  Gemeinde 
stand   das    Recht   zu,  ihre   zivilen   und    richter  liehen 
Behörden  selbst   zu  ernennen,    während   der  Ammann 
vom   Abt,   als   dem  grössten  Grundbesitzer    in  der  Ge- 
gend, eingesetzt  wurde.  Die   Oberherrlichkeit  des  Klo- 
sters wurae  abers  stet  mehr   nur  als  eine  Schutzherr- 
schaft denn  als  wirkliche  Obrigkeit  betrachtet.  Die  hohe 
Gerichtsbarkeit  übte  ein  von  Zeit  zu  Zeit  hierher  kom- 
mender Reichsvogt  aus.  Die   im  11.    Jahrhundert    be- 
sinnenden Feindseligkeiten  zwischen  Kloster  und  Reich 
brachten   dem    Land    aufgeregte   und    schwierige    Zei- 
ten. Es   ist    wahrscheinlich,   dass   aus  dieser   Zeit   der 
Bau   des    Glockenturmes    der   Kirche    und    der    beiden 
heute   zerstörten   Burgen  Rosenberg  und    Rosenburg  (s. 


Waisenhaas  in  Herisau. 

und  ö.  über  Herisau)  stammt.  Die  Klostervögte  ent- 
wickelten sich  bald  zu  oft  recht  anmassenden  Burgherren 
und  erlaubten  sich  den  Landleuten  gegenüber  zahlreiche 


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Uebergriffe,  was  zu  steten  Reibereien  führte.  Als  der  Abt 
Kuno  ein  hartes  Regiment  einführen  und  die  Lasten  und 


Kaserne  Herisaa. 

Abgaben  der  Appenzeller  [erhöhen  wollte,  erhob  sich  das 
Volk  gegen  das  Klosterjoch,  zerstörte  1403  die  beiden 
Burgen  und  zwang  die  äbtischen  Amtsleute  zum  Verlassen 
des  Landes.  Herisau  selbst  kaufte  sich  dann  1517  völlig 
vom  Kloster  frei. 

Herisau  biMete  zusammen  mit  Schwellbrunn  und 
Waldstatt  eine  unabhängige  politische  Gemeinde  und 
ebenso  eine  eigene  Kirchgemeinde,  an  die  sich  bis  1417 
noch  Umäsch  und  Schönengrund  anschlössen.  1516  be- 
schloss  man  den  Bau  einer  neuen  Kirche,  die  1520  ge- 
weiht werden  konnte.  Ueber  dem  Hauptportal  sieht  man 
jetzt  noch  den  Appenzeller  Bären^  der  die  Schlüssel  St. 
Feters  in  seinen  Tatzen  hält.  Dieses  Wappen  war  den 
Appenzellem  in  Anerkennung  ihrer  während  der  Mailän- 
der Kriege  geleisteten  Hilfe  vom  Kardinal  Matthäus  Schin- 
ner verliehen  worden  und  ward  nun  auf  Befehl  und 
Kosten  des  päpstlichen  Hauptmannes  Berweeer  aus  Heris- 
au über  dem  Portal  der  neuen  Kirche  in  den  Stein  ge- 
hauen. Nun  kamen  die  Zeiten  der  Reformation,  die  zur 
Trennung  des  bisher  einzicen  Kantons  Appenzell  in  zwei 
konfessionell  geschiedene  Hälften  fährte.  Die  Messe  ward 
in  Herisau  1529  abgeschafft.  Von  diesen  Zeiten  an  schwang 
sich  der  Ort  zu  grosserer  politischer  Bedeutung  auf,  ver- 
mochte aber  bei  der  1507  stattfindenden  Trennung  nicht, 
Hauptort  des  neuen  Kantons  Appenzell  A.  R.  zu  werden.  1648 
trennten  sich  Schwellbrunn  und  1719  Waldstatt  als  eigene 
Gemeinden  von  Herisau  ab.  Im  18.  Jahrhundert  tonten 
zeitweilig  heftige  Parteikämpfe,  die  soweit  fingen,  dass 
z.  B.   im  Landhandel  die  unter  Führung  des  Landam- 


Postgebäude  Herisau. 

mannes  Wetter  aus  Herisau  stehenden  sog.  Harten  und 
die  dem  Landammann  Zellweger  aus  Trogen  anhängenden 
sog.*]. Linden   im   Grossratssale  selbst^  mit  einander  ins 


Handgemenge  kamen.  Die  Reibereien  und  Feindselig- 
keiten im  ganzen  Kanton  waren  allgemein  und  so  häufig, 
dass  sich  ein  Bürgerkrieg  nur  mit  Mühe  verhüten 
Hess  (1732).  Nacn  der  französischen  Revolution 
pHanzte  man  auch  in  Herisau  einen  Freiheitsbaom 
auf;  dann  rückten  die  fremden  Truppen  ins  Land, 
die  auch  Herisau  durch  beständige  Einquartienin- 
gen  und  Auferlegen  von  Kriegssteuem  schwer 
schädigten.  Am  1.  Januar  1812  zerstörte  eine  Feuers- 
brunst  24  Gebäude.  1871  wurden  in  Herisau  1600 
französische  Soldaten  interniert.  Herisaa  ist  die 
Heimat  von  zahlreichen  verdienten  Staatsmännern 
und  Verwaltungsbeamten  aus  den  Geschlechtem 
Tanner,  Wetter,  Nef,  Meier,  Schiess  etc, 

HERLI8BERQ   (Kt.    Luzem,   Amt    HochdoH). 
740  m.  Gem.  und  Weiler,  am  linksseitigen  Uferge- 
hänge des  Baldeggersees  und  auf  den  Erlosen ;  3,7 
km  sw.   der  Station  Hitzkirch  der  Seethalbahn.  Ge- 
meinde,  mit  Laufenberg  und   Ober  Reinach  :   31 
Häuser,  192  kathol.  Ew. ;  Weiler  :  10  Häuser,  58   Ew. 
Wiesenbau  und  Viehzucht.   Holzhandel   und  Strohindo- 
strie.  Werkzeug-,  besonders  Zangenfabrikation  in  Wald- 
haus.   Burgruine  Ober  Reinach,  ssö.   vom  Dorf.    1064: 
Erlinsberg;  1173  :   Hergensberj  ;    Patronymikuno   (von 
hart  =  Keer  und  ger  =  Speer,  Lanze). 

HERLI8BERQERWALD  (Kt.  Luzem,  Amt  Sursee). 
800  m.  Tannenwald,  auf  der  Höhe  der  Erlosen,  w.  über 
dem  Baldeggersee  und  sw.  Herlisberg.  180  ha  Flä- 
che. 

HERMANCe  (Kt.  Genf,  Linkes  Ufer).  Bach;  ent- 
springt auf  der  Grenze  gegen  Frankreich  nahe  Machilty 
(Hoch  Savoyen)  in  510  m,  bildet  zunächst  auf  eine  Strecke 
von  2,4  km  die  Grenze  zwischen  Frankreich  and  dem 
Kanton  Genf,  tritt  dann  ganz  auf  französischen  Boden 
über  und  wird  bis  zu  seiner  Mündung  in  den  Gen- 
fersee  auf  weitere  5,8  km  zum  Grenzfluss.  Mündet  nach 
12,7  km  langem  Gesamtlauf  in  nw.  Richtung  in  Hermance 
(375  m)  von  links  in  den  Genfersee.  Wira  auf  seinen 
beiden  Grenzabschnitten  von  9  Brücken  überschrit- 
ten. 

HERMANCE  (Kt.  Genf,  Linkes  Ufer).  379  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  am  linken  Ufer  des  Genfersees  reizend 
elegen;  13,5  km.  nö.  Genf.  Elektrische  Strassenbahn 
'  nf-Hermance.  Dampfschiffstation.  Postablage,  Tele- 
graph, Telephon.  114  Häuser,  362  kathol.  Gw.  Wein-, 
Ackere  und  Futterbau,  Fischerei.  Ziegelei.  Eisenhaltige 
Quelle,  die  nicht  benützt  wird.  Die  Zeit  der  Entstebni^ 
von  Hermance  ist  unbekannt;  man  weiss  nur,  dass  der 
Ort  während  der  burgundischen  Kriege  1020  zerstört  und 
1025  von  Irmengard,  der  Gemahlin  König  Rudolfs  III.  von 
Burffund,  wieder  aufgebaut  worden  ist.  Später  kam  der 
Flecken  an  die  Barone  von  Faucignv,  die  ihn  mit  Mauern 
und  Gräben  umgaben  und  hier  auch  eine  feste  Barg  er- 
richteten, von  der  heute  noch  eine  schöne  Turmmine 
steht.  Beatrix  von  Faucig[ny.  Tochter  des  Grafen  Peter 
von  Savoyen,  Hess  eine  reichlich  dotierte  Kirche  erbauen 
und  gewährte  den  Bewohnern  grosse  Freiheiten.  Sie  ward 
hier  1310  begraben.  Um  1326  unternahm  Graf  Eduard  von 
Savoyen  einen  vergeblichen  Versuch,  den  Ort  mit  Sturm  zu 
nehmen.  Zur  Zeit  der  heftigen  Kämpfe  zwischen  den 
Grafen  von  Savoven  und  den  Grafen  von  Genevois  war 
Hermance  ein  sehr  wichtiger  Hafen-  und  Rastplatz.  Es 
hatte  dann  unter  der  Eroberung  des  Chablais  cfarch  die 
Berner  und  noch  mehr  1589  im  Verlauf  der  Fehden  des 
Herzogs  von  Savoyen  mit  der  Stadt  Genf  stark  zu  leiden. 
Die  Genfer  und  ihre  Verbündeten  plünderten  den  Ort, 
zerstörten  Kirche,  Rathaus  und  die  Befestigungswerke  und 
schütteten  den  Hafen  zu.  Die  nach  Einführung  der  Refor- 
mation zuerst  aufgehobene  katholische  Konfession  ward 
1598  wieder  hergestellt.  Im  gleichen  Jahre  hielten  hier 
Abgeordnete  des  Herzogs  von  Savoyen  und  der  RepubHk 
Genf  während  25  Tagen  Beratungen  über  die  vom  Herzog 
den  Genfern  gegenüber  zur  Anwendung  gebrachten  Zoll- 
und  Steuerabgaben  statt,  die  aber  zu  keinem  Ergebnis 
führten.  Die  Kirche  von  Hermance  1637  durch  Christine 
von  Frankreich  neu  erstellt.  Hermance  lieft  in  dem 
Territorium,  das  im  Turiner  Vertrag  von  1816  der  Stadt 
Genf  zugesprochen  wurde.  Pfahlbau  aus  der  Stein-  und 
Bronzezeit,  mit  zahlreichen  Funden  von  Bronzegegeo- 
ständen  und  mit  Gräbern  aus  der  Uebergangszeit  von  der 


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Stein-  zur    Bronzekultur, 
romische  Münzen.    1271 : 


Römischer  Meilenstein    und 
Ermencia.    Vergl.  Fontaine- 


k 

Bargtarm  Hermance. 

Borgel.  Hermance,  de»  temps  ancieng  ä  nos  jour»,  Ge- 
növe  1888. 

HERMANDINGEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen. 
Gem.  Auswil).  685  m.  Weiler,  700  m  ö.  Ober  Auswil  und 
2  km  ö.  der  Station  Rohrbach  der  Linie  Langen thal-Wol- 
husen.  10  Häuser,  61  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Rohr- 
bach. Käserei. 

HERMANHOF  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen,  Gem. 
Auswil).  675  m.  Nördl.  Abschnitt  der  Gemeinde  Auswil, 
mit  einigen  zerstreut  gelegenen  Höfen;  1,5  km  ö.  der 
Station  Kohrbach  der  Linie  Lan^enthal-Wolhusen.  14 
Häuser,  76  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Rohrbach. 

HERMAT8WIL  (Kt.  Zürich,  Bez.  und  Gem.  Pfäffi- 
kon).  750  m.  Dorf,  am  NO.-Hang  des  Tannenbergs :  4,5 
km  nö.  Pfaffikon  und  2,5  km  w.  der  Station  Saland  der 
Tössthalbahn  (Winterthur-Wald).  Telephon.  26  Häuser. 
114  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

HERMENCE  (POINTE  D>)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Ha- 
rens). 2665  m.  Gipfel,  ö.  Yorberg  des  Sex  Rouge  (2907  m), 
in  der  Gruppe  des  Wildhoms,  rechts  über  dem  Thal  der 
Li^ne  und  o  Stunden  n.  über  Ayent. 

HERMENCHE8  (Kt.  Waadt,  Bez.  Moudon).  682  m. 
Gem.  und  Dorf,  auf  einem  Höhenrücken  links  über  der 
Bressonnaz,  im  zentralen  Jorat  und  an  der  Strasse  Mou- 
don-Villars-Mendraz-^hallens.  4,2  km  sw.  Moudon  und 
2,5  km  sw.  der  Station  Syens  der  Linie  Lausanne-Payeme- 
Lyss.  Postablage,  Telepaph,  Telephon ;  Postwagen  Mou- 
don-£challens.  Gemeinde,  eine  Reihe  von  Einzelhöfen 
umfassend  :  57  Häuser,  317  reform.  Ew. ;  Dorf:  41  Häu- 
ser, 219  Ew.  Kirchgemeinde  Svens.  Landwirtschaft.  Stand 
zur  Zeit  der  Bemer  Oberhoheit  unter  der  Burgvogtei 
Moudon.  1641  zu  einer  kleinen  Herrschaft  umgewandelt, 
die  der  Reihe  nach  den  Familien  de  Crousaz,  d'Yverdon 
und  Constant  gehörte.  1254 :  Ermenges ;  1453 .  Hermainge. 

HERMIET8WIL  oder  HERMIET8CHWIL  (Kt. 
Aarsau,  Bez.  Bremgarten).  408  m.  Gem.  und  Pfarrdorf, 
am  linken  Ufer  der  Reuss,  an  der  Strasse  Luzem-Brem- 
earten  und  2  km  s.  der  Station  Bremgarten  der  Linie 
Brugg-Wohlen-Bremgarten.  Postbureau,  Telephon :  Post- 
wagen Bremgarten-H^ri.  Gemeinde,  mit  Staffeln :  41  Häu- 
ser, 389  kathol.  Ew. ;  Dorf:  16  Häuser,  216  Ew.  Ackerbau 


und  Viehzucht.  Waisen-  und  Armenhaus  für  katholische 
Kinder.  Das  1062  neben  dem  Kloster  Muri  erbaute  Bene- 
diktinerinnenkloster wurde  1180  nach  Hermetswil  verlegt. 
Es  hatte  bis  1^6  eine  Priorin  und  von  da  an  eine  Aeb- 
tissin  an  seiner  Spitze.  Nach  dem  ersten  Frieden  von 
Kappel  entsagte  die  damalige  Priorin  Anna  Göldlin  dem 
geistlichen  Stand  und  heiratete  einen  Bürger  von  Brem- 

girten.  Die  Heirat  wurde  aber  als  nichtig  erklärt,  Anna 
öldlin  musste  Busse  tun  und  als  einfache  Nonne  wieder 
in  das  Kloster  eintreten.  Das  Kloster  zusammen  mit  den 
übrigen  aargauischen  Klöstern  am  13.  Juni  1841  aufge- 
hoben und  auch  bei  der  von  der  eidgenössischen  l%g- 
satzung  geforderten  Wiederherstellung  der  Frauenklöster 
(19.  Juli  1841)  nicht  wieder  eröff'net.  Erst  am  29.  Augast 
1843  konnte  es  neuerdings  in  seine  Rechte  treten,  um 
dann  am  16.  Mai  1876  endgiltig  aufgehoben  zu  werden. 
Dient  seit  1878  als  Waisen- und  Armennaus  für  katholische 
Mädchen.  1030:  Uermanswil;  1150:  Hermonttwilare. 

HERMIKON  (Kt.  Zürich,  Bez.  Uster,  Gem.  Düben- 
dorf). 442  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  der  Glatt,  3  km  so. 
Dübendorf  und  2  km  w.  der  Station  Schwerzenbach  der 
Linie  Zürich-Uster-Rapperswil.  16  Häuser,  85  reform.  Ew. 
858  :  Heremuntinchovun ;  vom  althochdeutschen  haH  = 
Heer  und  munt  =  Stütze,  Hort. 

HERMII8BERQ  (Kt  Freiburg,'  Bez.  Sense,  C^m. 
St.  Urs).  730  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  am  rechten  Ufer 
des  Tasbergbaches ;  l,i3  km  nö.  Tentlinffen  (Tinterin)  und 
6,5  km  so.  vom  Bahnhof  Freiburff.  26  kathol.  Ew.  deut- 
scher Zunge.  Wiesen-  und  Ackerbau,  Viehzucht.  1269  be- 
sass  die  Komthurei  St.  Johann  in  Hermisberg  ein  Lehen, 
das  noch  1621  erwähnt  wird. 

HERMISBÜHL  (Kt.  Freiburff,  Bez.  Sense,  Gem. 
Ueberstorf).  684  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  über  dem 
linken  Ufer  der  Sense,  5  km  so.  der  Station  Flamatt  der 
Linie  Bern- Freiburg  und  2,4  km  nö.  Ueberstorf.  28  ka- 
thol. Ew.  deutscher  Zunge.  Wiesen-,  Acker-  und  Obstbau, 
Viehzucht. 

HERMII8WIL  (Kt.  Bern.  Amtsbez.  Seftigen,  Gem. 
Rümligen).  860  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  je  1,5  km  ö. 
Rümligen  und  w.  der  Station  Kaufdorf  der  Gürbethal- 
bahn  (Bem-Wattenwil-Thun).  37  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinde Thumen. 

HERMII8WIL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Wangen).  490  m. 
Gem.  und  Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Oenz,  an  der  Strasse 
Buredorf-Langenthal  und  1,5  km  n.  der  Station  Rietwil 
der  Linie  Olten-Bern.  Postablage.  19  Häuser,  112  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  Herzogenbuchsee.  Landwirtschaft. 
1290:  Hermanswiler. 

HERMITAQE  (L*)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz,  Gem. 
Charmey).  900  m.  Kapelle,  im  Val  de  Gräce;  1,5  km  so. 
Gharmey.  Der  h.  Dreifaltigkeit  (Sainte  Trinit^)  geweiht 
und  nach  St.  Paul  und  dem  sei.  Nikiaus  von  der  Flüe 
benannt.  Die  Zeit  der  Stiftung  ist  unsicher.  Der  Priester 
Fran^ois  Tornare  legte  ein  Stück  Wald  um  die  Kapelle 
nieder,  erbaute  daneben  ein  kleines  Haus  und  lebte  hier 
als  Einsiedler,  bis  er  1724  starb.  Seine  Bibliothek  vermachte 
er  den  Geistlichen  der  Kirchgemeinde  und  das  Mobiliar 
des  Hauses  seinem  Nachfolger.  Nach  ihm  haben  dann 
noch  fünf  Einsiedler  hier  gelebt;  heute  wird  die  Hütte 
von  einer  Familie  bewohnt. 

HERMOLINQEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Hochdorf,  Gem. 
Rotenburg).  524  m.  Gruppe  von  2  Häusern,  800  m  w.  vom 
Dorf  und  1,5  km  nö.  von  der  Station  Rotenburg  der  Linie 
Olten-Luzern.  36  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau,  Vieh- 
zucht und  Milchwirtschaft.  Waisenhaus.  1306 :  Herma- 
mingen. 

HERMRIQEN  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Nidau).  470  m. 
Gem.  und  Dorf,  an  aar  Strasse  Biel-Aarberg  und  6,2  km 
s.  vom  Bahnhof  ßiel.  Postablage,  Telegraph,  Telephon ; 
Postwagen  Biel-Aarberg.  55  Häuser,  307  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Täuffelen.  Acker-,  Obst-  und  Gemüsebau. 
Käserei.  Zwei  schöne  Brunnen,  deren  einer  die  Jahres- 
zahlen 1723  und  1777  trägt.  Grabhügel  aus  der  ersten 
Eisenzeit  mit  wertvollen  Fundgegenstäuden  (eisernes 
Halsband,  Fibeln  aus  vergoldeter  bronze,  goldener  Stirn- 
ring, Bronzegürtel,  goldene  Ohrringe). 

HERNER  (Kt.  Zürich,  Bez.  und  (iem.  Horgen).  Häu- 
sergnippe.  S.  den  Art.  Hkrdener. 

HERNIAULAZ  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Ville- 
neuve).  1216  ra.  Hüttengruppe,  hinten  im  Thal  der  Tiniere 


552 


HER 


HER 


und  am  S.-Hang  der  Rochen  de  Naye,  6  km  nö.  Ville- 
neuve.  Lias.  Qaellen,  für  die  Wasserversorgung  von  YiUe- 
neuve  gefasst 

HEROLFINQEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Konolfingen, 
Gem.  Gisenstein).  729  m.  Weiler;  1,2  km  n.  Gisenstein 
und  2,7  km  nö.  der  Station  Tägertschi  der  Linie  Bern- 
Luzern.  14  Häuser,  102  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Mün- 
singen. Viehzucht. 

HERREN  (Kt.  Appenzell  I.  R.,  Gem.  Oberegg).  1005 
m.  Gruppe  von  5  Häusern,  4  km  nw.  der  Station  Rebstein 
der  Linie  Rorschach- Sargans.  19  kathol.  Ew.  Ackerbau 
und  Viehzucht.  Seidenweberei. 

HERRENBERQ  (Kt.  Aargau,  Bez.  Baden,  Gem.  Berg- 
dietikon).  621  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  am  SO.-Hang 
des  Heitersbergs,  4  km  sw.  der  Station  Dietikon  der  Linie 
Zürich-Baden-Brugg  und  1,5  km  n.  der  Station  Rudolf- 
stetten  der  elektrischen  Strassen  bahn  Dietikon-Brem^r- 
ten.  25  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Dietikon.  Landwirt- 
schaft. Sommerfrische. 

HERRENDINQEN  (Kt.Luzem,  Amt  Hochdorf,  Gem. 
Eschenbach),  Häusergruppe.  S.  den  Art.  Herrentingen. 

HERRENFELD  (OBER  und  UNTER)  (Kt.,  Bez. 
und  Gem.  Schwyz).  690-540  m.  Sieben  Häuser,  über  der 
Strasse  Schwyz-Sattel  zerstreut  gelegen;  1,3  km  nw. 
Schvvyz.  44  kathol.  Ew.  Zwei  Herrenhäuser,  von  denen 
das  in  Unter  Herrenfeld  stehende  zu  Beginn  des  18. 
Jahrhunderts  von  dem  Geschlecht  Niederöst  erbaut  wor- 
den ist,  dessen  männliche  Glieder  in  fremden  Kriegs- 
diensten zum  Teil  hohe  Offiziersstellen  bekleideten. 

HERRENQA88E  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen, 
Gem.  Ober  Sleckholz).  539  m.  Weiler,  im  Thal  der  Roth 
und  4  km  w.  der  Station  Lotzwil  der  Linie  Langenthal- 
Wolhusen.  11  Häuser,  65  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Lotzwil.  Käserei.  So  benannt  nach  den  Mönchen  des  in 
der  Nachbarschaft  stehenden  einstigen  Klosters  St.  Urban. 

HERRENHOF  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Toggen- 
burg, Gem.  Ober  Uzwil).  615  m.  Gruppe  von  4  Häusern, 
3  km  OSO.  Ober  Uzwil  und  3,2  km  so.  der  Station  Uzwil 
der  Linie  Zürich-Winterthur-St.  Gallen.  23  kathol.  und 
reform.  Ew.  Kirchgemeinden  Ober  Uzwil  und  Niederglatt. 
Viehzucht.  Stickerei. 

HERRENHOF  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Kreuzungen,  Gem. 
Langrickenbach).  525  m.  Dorf,  an  der  Strasse  Altnau- 
Langrickenbach,  300  m  nw.  Langricken bach  und  3,5  km 
sw.  der  Station  Altnau  der  Linie  Romanshom^Konstanz. 
Telephon.  32  Häuser,  148  zur  Mehrzahl  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Altnau.  Waldungen.  Wiesenbau,  Vieh- 
zucht und  Milchwirtschaft.  Stickerei. 

HERRENLOCH  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Lebern).  1180 
m.  Bemerkenswerte  Höhle,  am  S.-Hang  der  Weissen- 
stein kette  und  2,5  ^km  ö.  vom  Gasthof 
auf  dem  Weissenstein.  Soll  den  Bewoh- 
nern der  Umgehend  in  Krieffszeiten. 
B.  auch  zur  Zeit  der  französischen  1 
volution,  als  Zufluchtsort  sedient  haben. 
Auf  der  Siegfriedkarte  nicnt  verzeichnet. 

HERRENMATT  (Kt.  Solothurn, 
Amtei  Domegg,  Gem.  Hochwald).  616 
m.  Gruppe  von  4  Häusern,  auf  einer 
Waldlichtung,  nahe  der  Grenze  gegen 
den  Kanton  Bern,  3  km  so.  der  Station 
Aesch  der  Linie  Delsberg-Basel  und 
1,1  km  w.  Hochwald.  22  kathol.  Ew. 
Viehzucht  und  -handel. 

HERREN8BERQ  (Kt.  St.  Gallen, 
Bez.  Alt  Toggenburg,  Gem.  Lütisburg). 
774  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  über 
dem  rechten  Ufer  des  Necker  und  4,5 
km  so.  der  Station  Lütisburg  der  Tog- 
gen bur^erbahn.  27  reform,  und  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinde  Ganterswil.  Vieh- 
zucht. Handwerk. 

HERREN8CHNABEL  (Kt.  Lu- 
zem,  Amt  Entlebuch,  Gem.  Schüpf- 
heim).  1010  m.  Bauernhof,  am  N.- 
Hang des  Farnern  und  2,5  km  ö.  über 
Schüpfheim.  Früher  stand  hier  ein  Ar- 
menhaus, das  1860  von  einem  Geisteskranken  in  Brand 
gesteckt  wurde. 

HERRENSCHOR  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem. 


Rechthalten).  870  m.  Gruppe  von  5  Häusern;  1,4  km  n. 
Rechthalten  (Dirlaret)  und  10,5  km  so.  vom  Bahnhof 
Freiburg.  30  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Wiesen-  und 
Ackerbau,  Viehzucht. 

HERREN8CHWANDEN  (Kt.  und  Amtsbex.  Bern, 
Gem.  Kirchlindach).  575  m.  Dorf,  über  dem  rechten  Ufer 
der  Aare,  an  der  Strasse  Bern-Biel :  2,5  km  s.  Kirchlind- 
ach  und  4,5  km  nnw.  vom  Bahnhof  Bern.  Telephon ;  Post- 
wagen Bern-Uettligen.  25  Häuser,  2t5  reform.  Ew.  Land- 
wirtschaft. 

HERRENTINQEN  oder  HERRENDINQEN  (Kt. 
Luzern,  Amt  Hochdorf,  Gem.  Eschenbach).  522  m.  Gruppe 
von  4  Häusern  :  2,8  km  sw.  der  Station  Eschenbach  cfer 
Seethalbahn.  29  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau.  Vieh- 
zucht und  Milchwirtschaft.  1302 :  Heratingen ;  1906 :  Her- 
oltingen. 

HERRENWEG  (Kt.  Aargau,  Bez.  Kulm,  Gem.  Rein- 
ach). 635  m.  Weiler,  am  linksseitigen  Gehänge  des  Wi- 
nenthales  und  1,5  km  nw.  der  Station  Reinach  der  Zweiff- 
linie  Beinwil-Reinach  der  Seethalbahn.  14  Häuaer,  la) 
reform.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht,  Viehhandel. 

HERRENWEQ  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  St.  Gal- 
len, Bez.  See,  Gem.  Eschenbach).  495  und  481  m.  Zwei 
Gruppen  von  zusammen  16  Häusern;  1,6  km  so.  Eschen- 
bach und  1,7  km  n.  der  Station  Schmerikon  der  Linie 
Rapperswil-Wesen-Sarjrans.  64  kathol.  Ew.  Acker-  und 
Obstbau,  Viehzucht.  14w  :  am  Herwege.  Die  Herwege  wa- 
ren alte  Fahrwege,  z.  T.  noch  Römerstrassen.  Dieser 
Ortsname  heute  meist  in  Herren  weg  umgewandelt 

HERRQARTEN  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem. 
Alterswil).  Gruppe  von  5  Häusern,  über  dem  linken  Ufer 
der  Sense;  2,7  km  ö.  Alterswil  una  13,2  km  ö.  vom  Bahn- 
hof Freiburg.  28  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Wiesen- 
und  Ackerbau,  Viehzucht. 

HERRQA88  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem.  Hom- 
brechtikon).  535  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  an  der  Strasse 
Grüninffen-Uerikon,  1  km  n.  der  Station  Hombrechtikon 
der  Linie  Uerikon-Bauma  und  1,2  km  n.  vom  Dorf  Hom- 
brechtikon. 38  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

HERRQOTT8WALD  (Kt.  und  Amt  Luxem,  Gem. 
Kriens).  Häuser.  S.  den  Art.  Hergiswald. 

HERRLIBERQ  oder  HELLBERQ  (Kt  Zürich,  Bez. 
Hinwil,  Gem.  Gossau).  548  m.  Kleines  Dorf,  4  km  so. 
Gossau  und  3  km  nnw.  der  Station  Bubikon  der  Linie 
Zürich-Uster^Rapperswil.  24  Häuser,  114  reform.  Ew. 
Wiesenbau. 

HERRLIBERG  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen).  Kirche  in 
440  m.  Gem.  und  Kirchgemeinde,  am  rechten  Ufer  des 
Zürichsees,  zwischen  Meilen  im  S.  und  Erlenbach  im  N. 
Gemeinde,  mit  den  Weilern  und  Häusergruppen  Am  See, 


z. 

Re- 


Kirche Herrliberg. 

Dächliswil,  Grüt,  Herrliberg  Kirche,  Hohbühl,  Rain, 
Wetzwil,  Hof  und  Rütihof:  wi  Häuser.  984  Ew.  (wovon 
81  Katholiken).  Die  Häusergruppe  bei  der  Kirche  heisst 


HER 


HER 


553 


Heirliberg  Kirche  oder  cßei  der  Kirche»;  hier  Post- 
boreau,  Telegraph  und  Telephon,  sowie  die  Station  Herr- 
libers-Feldmeilen  der  rechtsufrigen  Zürichseebahn  (Zu- 
rich-Meilen-Rapperswil).  Dampfschiffstation.  Weinbau, 
Viehzucht.  Seidenindustrie.  1170:  Herdliber]^;  1290  :  Her- 
diberch.  Etymoloffie  unsicher,  vielleicht  einen  Ort  be- 
zeichnend, wo  Ställe  für  Viehherden  standen.  Die  um  die 
Mitte  des  14.  Jahrhunderts  genannten  Meier  von  Herrii- 
berg  waren  nicht  ritterbärtig.  Ihre  Wohnung  soll  nach 
Blontschli's  Meniorabilia  Tigurina  oberhalb  der  Schipf 
auf  einem  lustigen  Bühl  gelegen  haben.  Der  Ort  von  den 
Grafen  von  To^genburg  1400  an  die  Stadt  Zürich  abge- 
treten und  von  dieser  1412  mit  ihrer  Obervogtei  Kus- 
nacht  vereinigt. 

HERRLIBERQ  KIRCHE  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen, 
Gem.  Herrliberg).  Weiler.  S.  den  Art.  Herrlibebg. 

HERRLI8BERQ  (Kt.  Zürich,  Bez.  Morgen,  Gem. 
Wädenswil).  610  m.  Kleines  Dorf,  am  linkssei- 
tigen Gehänge  des  Zürichsees  und  1,9  km  sw. 
der  Station  Wädenswil  der  linksufrigen  Zürich- 
seebahn (Zürich- Wädenswil).  21  Häuser,  109 
reform.  Ew.  Wiesenbau. 

HERRSCHAFT  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Un- 
ter Landquart).  Historischer  und  noch  heute  oft 
gebrauchter  Name  für  den  Kreis  Maienfeld,  der 
während  drei  Jahrhunderten  eine  gemeinsame 
Herrschaft  oder  Untertanen land  der  drei  Bünde 
sewesen  ist  und  unter  der  unmittelbaren  Ho- 
neit  des  Zehngerichtebundes  stand.  Bei  der  Erb- 
teilung der  Guter  des  Grafen  von  Toggenburg 
kamen  Maienfeld  und  Thusis  1437  an  Wolfhart 
von  Brandis  und  Thüring  von  Aarburft.  1509 
verkauften  Johann  von  Brandis  seine  Hoheits- 
rechte auf  die  Herrschaft  Maienfeld  und  1536 
Hans  von  Marmels  seine  feste  Burg  Aspermont 
mit  allen  dazu  gehörigen  Ländereien  und  Rech- 
ten, sowie  seine  Hoheitsrechte  über  Jenins  und 
Malans  den  drei  Bünden.  Die  Herrschaft  stand 
unter  einem  im  Schloss  Maienfeld  wohnenden 
Vogt,  der  von  den  Bünden  abwechselnd  fauf 
eine  Amtsdauer  von  je  2  Jahren*  ernannt  wurde. 
Maienfeld,  das  zwar  auch  den  3  Bünden  unter- 
stand, aber  in  den  Zehngerichtebund  aufgenom- 
men worden  war  und  deshalb  gewisse  Vorrechte 
vor  den  andern  Orten  der  Herrschaft  hatte, 
beaass  ebenfalls  das  Recht,  sobald  es  an  der  Reihe  war, 
einen  Vogt  zu  ernennen.  Der  letzte  dieser  Vögte  war 
ein  Bürger  von  Maienfeld.  1803  wurde  die  Herrschaft  in 
einen  Gerichtsbezirk  umgewandelt,  der  dieselben  Rechte 
genoss  wie  alle  übrigen  des  Kantons.  Vergl.  den  Art. 
Maienfeld  (Kreis). 

HERR8CHMIETTLEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil, 
Crem.  Gossau).  543  m.  Gemeindeabteilung  und  kleines 
Dorf,  an  der  Strasse  Grüningen-Dümten ;  4,3  km  so. 
Gossau  und  2,2  km  nw.  der  Station  Bubikon  der  Linie 
Zürich-Uster-Rapperswil.  Telegraph, Telephon.  Gemeinde- 
abteilunff,  mit  Ermisned,  Fuchsrüti  und  Herrliberg:  58 
Häuser,  275  reform.  Ew. ;  Dorf:  25  Häuser,  115  Ew.  Wie- 
sen- und  Obstbau,  Viehzucht.  Käserei.  Etwas  Seiden- 
Weberei . 

HEr'sbERG  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Liestal).  515  m. 
Gem.  und  Weiler,  am  SO.-Hang  des  Dombergs,  an  der 
Grenze  gegen  den  Kanton  Aargau  und  5  km  nö.  der 
Station  Liestal  der  Linie  Ölten -Basel.  Postablage.  15 
Häuser,  86  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Arisdorf.  Land- 
wirtschaft. Kleinste  Gemeinde  des  Kantons.  Alemannen- 
gräber. 

HER8IWIL  (Kt.  Solothum,  Amtei  Kriegstetten).  500 
m.  Gem.  und  Dorf,  5  km  sw.  der  Station  Inkwil  der  Linie 
Lvss-Solothum-Herzogenbuchsee.  Postablage,  Telephon. 
^  Häuser,  152  Ew.  (wovon  23  Reformierte).  Kirchge- 
meinde Kriegstetten.  Viehzucht,  Käserei. 

HERTEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Thurgau,  Bez. 
und  G^m.  Frauenfeld).  528  und  500  m.  Zwei  Weiler  mit 
zusammen  37  Häusern  ;  1,2  km  von  einander  entfernt  und 
2  bezw.  3,2  km  ö.  vom  Bahnhof  Frauenfeld.  Postablace. 
207  reform.  Ew.  Wein-,  Acker-,  Obst^,  Wiesen-  und  Wald- 
bau, Viehzucht.  Käserei.  Ein  Teil  der  Bewohner  arbeitet 
in  den  Fabriken  von  Frauenfeld.  Von  dem  im  Sommer 
von  Spaziergängern  oft  besuchten  Aussichtspunkt  Blättli 


(w.  über  den  Weilern)  kann  man  ganz  Frauenfeld  und 
Umgebung  überblicken. 

HERTEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Zürich,  Bez. 
Winterthur,  Gem.  Ellikon).  414  und  407  m.  Zwei  Gruppen 
von  zusammen  12  Häusern,  in  der  Ebene  der  Thur,  21cm 
nw.  Ellikon  und  3,5  km  ö.  der  Station  Thalheim  der  Linie 
Winterthur- Etzwilen-Singen.  58  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinde Altikon.  Hier  soll  die  Stammburg  des  Kiburger 
Dienstmannes  Heinrich  von  Herten,  Gatten  der  Stifterin 
des  Klosters  Töss  (um  1234)  gestanden  haben. 

HERTEN8TEIN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Baden,  Gem.  Ober 
Siggenthal).  485  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  am  W.-Hang 
der  Lägern  und  1,8  km  n.  der  Station  Baden  der  Linie 
Zürich-Baden-Brugg.  Telephon.  60  kathol.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Kirchdorf.  Acker^  und  Weinbau,  Viehzucht. 
Schöne  Aussicht. 

HERTEN8TEIN  (Kt.  und  Amt  Luzem,  Gem.  Weg- 


Hertenstein  (Rt.  Luxem)  mit  dem  Pilatas. 

gis).  446  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  am  Vierwaldstätter- 
see  reizend  gelegen,  2  km  sw.  Weggis.  Dampfschiffstation. 
Postabiaffe,  Telephon.  18  kathol.  Ew.  Gasthof,  Pension 
und  Schloss.  Beliebte  Sommerfrische. 

HERTI  (AUF  DER)  (Kt.  und  Bez.  Schwyz,  Gem. 
Unter  Iberg).  932  m.  30  Häuser,  zwischen  der  Minster 
und  Stillen  Waag  und  nahe  der  Vereinigung  dieser  beiden 
Bäche  zerstreut  gelegen,  300  m  s.  Unter  Iberg  und  12  km 
so.  Einsiedeln.  209  kathol.  Ew.  Hier  steht  die  Pfarrkirche 
von  Unter  Iberg.  Schulhaus.  Ackerbau  und  Viehzucht. 
Säge.  Seidenindustrie.  Stark  besuchte  Sommerfrische. 
Bildet  seit  der  kirchlichen  Trennung  von  Ober  und  Unter 
Iberg  (1870)  mit  Stöcken  zusammen  den  Siedelungsmittel- 
punkt  der  Gemeinde.  Der  Name  Herti,  richtiger  Härti 
geschrieben,  von  hart;  bezeichnet  ein  Stück  wenig  er- 
trägliches Land,  das  schwierig  (hart)  zu  bebauen  ist  und 
oft  einen  Teil  der  Allmend  bildete.  (Vergl.  Schweizer. 
Idiotikon.  Bd  H.) 

HERWiERTS  DEM  WA88ER  (Kt.  Nidwaiden). 
Landschaft.  S.  den  Art.  Wasser  (Herw^erts  dem). 

HERZIGEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Luzern,  Amt 
Hochdorf,  Gem.  Rain).  608  und  592  m.  Zwei  Gruppen  von 
zusammen  5  Häusern,  im  Thal  des  Ron,  1  km  n.  Rain 
und  5,8  km  wnw.  der  Station  Eschenbach  der  Seethal- 
bahn. 35  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht  und 
Milchwirtschaft.  1306:  Herzingen;  vom  althochdeutschen 
hari  =  Heer. 

HERZNACH  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Aargau, 
Bez.  Laufenburg).  427  und  416  m.  Gem.  und  zwei  Dörfer, 
in  einer  linksseitigen  Verzweigung  des  Frickthales,  an 
der  Strasse  Aarau-rrick  und  4,o  km  so.  der  Station  Frick 
der  Linie  Zu  rieh -Brugg- Basel.  Postbureau,  Telegraph, 
Telephon;  Postwatcen  Aarau-Frick.  Gemeinde,  mit  den 
Dörfern  Ober  und  Unter  Herznach  und  vereinzelten  Häu- 
sergruppen:   134   Häuser,  639  kathol.  Ew.;  Dorf  Ober 


554 


HER 


HER 


Herznach  :  28  Häuser,  142  Ew. ;  Dorf  Unter  Herznach:  90 
Häuser,  424  Ew.  Kirchgemeinde  Ueken.  Acker-  und  Wein- 
bau, Viehzucht  und  Bienenzucht.  Sei- 
denweberei.    Eine     Musikdosenfabrik.     , 

1854  wütete  in  Herznach  eine  Cholera- 
epidemie. Die  Pfarrei  einst  Eigentum 
des  Klosters  Rheinfelden,  dem  sie  mit 
ihren  sämtlichen  Einkünften  1406  vom 
Herzog  Friedrich  von  Oesterreich  ver- 
gabt worden  war.  Gräberfeld  mit  Skele- 
ten  in  der  blossen  Erde  oder  in  Steinsär- 
gen, aber  ohne  Beigaben.  Hier  findet 
sich  eisenhaltiger  Dogger  (woher  wahr- 
scheinlich der  Name  Herznach  oder 
Erznach),  der  früher  ausgebeutet  und 
verhüttet  worden  ist.  Gehört  der  Callo- 
vienstufe  (Zone  des  Peltoceraa  cUhleta) 
des  Dogger  an  und  ist  an  seiner  dun- 
kelziegelroten Farbe  leicht  kenntlich. 
Diese  oberste  Doggerstufe  wird  hier 
ohne  Zwischenlagen  von  pyritischen 
Mergeln  der  Zone  mit  Cardioceras  Lamberti  von  einer  we- 
nig mächtigen,  aber  an  gut  erhaltenen  Fossilien  (Leitfos- 
sil :  Cardiocercu  cordatum)  reichen,  ockergelben  Schicht 
der  Oxfordstufe  überlagert.  Darüber  folgen  das  Argovian  in 
normaler  Ausbildunjg^  und  Mächtigkeit,  dann-  mit  einer 
grossen  Lücke-  Kreide,  Eocän,  Oligocan,  obere  Miocän- 
konglomerate  und  endlich  rote  sandige  Merkel  mit  der 
gleichen  Fauna,  wie  sie  die  Faluns  der  Touraine  aufwei- 
sen. Diese  ganze  Schichtfofge  ist  hier  besonders  bemer- 
kenswert durch  ihren  Reichtum  an  Fossilien,  die  aller- 
dings nicht  immer  gleich  gut  erhalten  sind. 

HERZOQENBMCH8KE  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Wan- 
gen). 473  m.  Gem.  und  grosses  Pfarrdorf,  an  der  Kreu- 
zung der  Strassen  Zürich-Aarau-Bern  und  Burgdorf- 
Wangen,  7  km  sw.  Langenthai.  Station  der  Linien  Olten- 
Bem  und  Herzogen buchsee-Solothurn-Lyss.  Postbureau, 
Telegraph,  Telephon;  Postwagen  nach  Bleienbach,  Grass- 
wil,  Koppigen  und  Wiedlisbach.  Gemeinde,  mit  Holz  und 
Lorraine:  294  Häuser,  2533 reform.  Ew;  Dorf:  245  Häuser, 
2112  Ew.  Die  Kirchgemeinde  Herzogenbuchsee  ist  nach 
Gsteig  und  Langnau  die  drittgrösste  Landkirchgemeinde 
des  Kantons  und  umfasst  etwa  den  dritten  Teil  des  Amts- 


Ober  Oenz,  Rötenbach,  Thörigen  und  WanzwH.  Zasain- 
men  7397  reform.  Ew.  Grosse  Kirche,  1728  erbaut  Als 


Kirchgasse  in  Herzogenbuchsee. 

bezirkes  Wangen  mit  den  Zivilgemeinden  Herzogenbuch- 
see, Berken,  Bettenhausen,  Bollodingen,  Graben,  Hei- 
menhausen, Hermiswil,  Inkwil,  Ochlenberg,  Nieder  und 


Herzogenbachsee  von  Westen. 

vor  der  Erbauung  der  Linien  Bem-Biel,  Solothom-Borg- 
dorf  und  Olten-Solothurn  die  Linie  Herzogen buchsee-So- 
lothum  die  einzige  Verbindunff  zwischen  der  Linie  Bern- 
Olten  und  den  Juragesenden  Herstellte,  entwickelte  sich 
Herzogenbuchsee  rasch  zu  einem  wichtigen  Ort.  Ans 
dieser  Zeit  datieren  sein  stattliches  Bahnhofquartier  und 
das  Aufblühen  der  Mehrzhal  seiner  industriellen  Be- 
triebe :  Zement-  und  Zementsteinfabriken,  Schuhfabrik, 
eine  grosse  Seidenweberei,  eine  Wollbleicherei,  Buchdnik- 
kerei,  Uhrenfabrik,  Baugeschäfte.  Käsehandel.  Sekundar- 
und Haushaltungsschule.  Spital.  Wasserversorgung  in 
den  Häusern;  elektrisches  Licht  und  Kraft  vom  Werk 
Winau.  Wochenmarkt  und  4  grosse  Jahrmärkte.  Her- 
zogenbuchsee, im  Volksmund  kurzweg  Buchsi  genannt 
verdankt  den  ersten  Teil  seines  Namens  den  Herzogen 
von  Zähringen,  die  es  zum  Unterschied  von  Munchen- 
buchsee(Johanniterkloster)  sogenannt  hatten.  886 :  Puhsa; 
1254 :  Villa  Buxe ;  vom  althochdeutschen  buhs  =  Bu- 
haium  {Buxtu  sempervirens).  S.  darüber  Sc^toeizer.  Idio- 
tikon. Bd  IV,  S.  1000.  Grabungen  auf  dem  Kirchhügel, 
die  ihm  18.  und  zu  Beginn  des  19.  Jahrhunderts  vorge- 
nommen wurden,  haben  Ueberreste  von  römischen  Hei- 
zungsanlagen und  von  drei  Mosaiken  zu  Tage  gefordert, 
von  denen  ein  einen  Panther  darstellendes  Fragment 
heute  im  Museum  von  Bern  aufbewahrt  wird.  Dies  und 
andere  Reste  lassen  den  Schluss  zu,  dass  hier  an  der 
Kreuzung  der  Strassen  von  Burgdorf  und  Solothurn  einst 
ein  Römerkastell  sestanden  habe.  Die  früheste  Geschiebte 
des  Ortes  ist  nicht  oekannt.  Die  Herzogin  Agnes,  Gemahlin 
Berchtholds  II.  von  Zährin^^en  und  Tochter  Rudolfs  von 
Rheinfelden,  vergabte  1108  ihre  Güter  und  die  Kirche  zo 
Herzogenbuchsee  der  Benediktinerabtei  St.  Peter  im 
Schwarzwald.  Im  folgenden  Jahre  stiftete  sie  in  Her- 
zogenbuchsee ein  dem  gleichen  Orden  angehörendes  Prio- 
rat,  das  sie  dem  nämlichen  Kloster  schenkte.  1557  kauf- 
ten die  ßerner  das  Priorat  und  machten  es  zum  refor- 
mierten Pfarrhaus.  Von  den  Zähringern  war  Herzogen- 
buchsee unterdessen  an  die  Kiburger  und  von  diesen 
1406  an  Bern  gekommen.  Der  Kirchhof  war  zu  verschie- 
denen Malen  der  Schauplatz  von  blutigen  Kämpfen,  so 
1332  im  Gümmenenkrieg,  1374  im  Guglerkrieg  und  lfö3 
im  Bauernaufstand.  Dieser  letztere  fand  hier  sein  unglück- 
liches Ende:  der  von  den  Bauern  befestigte  Friedhof 
wurde  von  den  Bemern  mit  Sturm  genommen,  wobei  70 
Häuser  in  Flammen  aufgingen. 

HERZOQENM0HLE(Kt.  Zürich,  Bez.  Bülach,Gem. 
Wallisellen).  429  m.  Gruppe  von  9  Häusern  mit  Fabrik, 
am  rechten  Ufer  der  Glatt  und  1  km  sw.  der  Station  \V«I- 
lisellen  der  Linien  Zürich-Winterthur  und  Zürich-Uster- 
Rapperswil.  Telephon.  56  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Schwamendingen. 

HERZOQ8BACH  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem. 
Egnach).  419  m.  Gruppe  von  7  Häusern ;  1,8  km  sw.  der 
Station  Egnach  der  Lmie  Rorschach-Romanshorn.  2S  re- 
form. Ew.  Kirchgemeinde  Neukirch-Egnach.  Wiesen- und 
Obstbau,  Viehzucht.  Handel  mit  Most. 

HERZWIL  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem.  Könu). 
660  m.  Weiler ;  2,5  km  sw.  Köniz  und  2,5  km  nö.  der 
Station  Thörishaus  der  Linie  Bern-Freibui^.    Telephon. 


HES 


HEU 


555 


11  Häuser,  92  reforra.  Ew.  Wiesen-  und  Obstbau.  Heimat 
des  im  18.  Jahrhundert  durch  seinen  Reichtum  bekann- 
ten Berner  Bürgergeschlechtes  Spycher. 

HE8IQEN  (Kt.  und  Bez.  Schwvz,  Gem.  Muotathal). 
554  m.  Haus,  am  rechten  Ufer  der  ^luota,  5  km  nw.  vom 
Dorf  Muotathal  und  7  km  osö.  der  Station  Brunnen  der 
Gotthardbahn.  18  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 
Hier  fand  am  1.  Oktober  1799  ein  heftiger  Kampf  zwischen 
Russen  und  Franzosen  statt,  bei  welchem  die  von  Suwa- 
rowsUnterfeldherm  General  Rosenberg  befehligten  Russen 
von  den  unter  Mass^na  stehenden  Franzosen  trotz  heroi- 
scher Gegenwehr  geschlagen  wurden. 

HE8I.IBACH  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem.  Küs- 
nacht).  450  m.  Dorf,  auf  den  Höhen  über  dem  rechten 
Ufer  des  Zürichsees,  1  km  so.  der  Station  Küsnacht  der 
rechtsufrigen  Zürichseebahn  (Zürich-Meilen-Rapperswil). 
Telephon.  82  Häuser,  612  reform.  Ew.  Wein-  und  Garten- 
bau, Viehzucht.  Grosse  Drechslerei.  Ursprünglich  Hezilin- 
bach ;  1158 :  Hesilinbach. 

HE88ENREMTE  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Weinfelden, 
Gem.  Bürglen).  460  m.  Dorf,  an  der  Strasse  Sulgen-Erlen, 
2  km  nö.  der  Station  Sulgen  der  Linie  Zürich- Winter- 
thur-Romanshorn  und  3,6  km  ö.  Bürglen.  Telephon.  20 
Häuser,  105  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Sulffen.  Wiesen-, 
Obst-  und  Weinbau,  Viehzucht  und  -handel.  Eine  me- 
chanische Ziegelei.  Stickerei.  Torfmoor. 

HE88IQKOFEN  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Buchegg- 
berg). 585  m.  Gem.  und  Dorf,  am  N.-Han^  des  Bucheffg- 
berges  und  5,5  km  so.  der  Station  Arch  der  Linie  Lyss-Solo- 
thum-Herzogenbuchsee.  Postablage,  Telegraph,  Telephon ; 
Postwagen  Solothurn-Lüterswil  und  nach  Gossliwil.  34 
Häuser,  210  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Aetingen-Mühle- 
dorf.  Acker-  und  Wiesenbau.  Branntweinbrennerei.  Se- 
kundär-, Gewerbe-  und  landwirtschaftliche  Schule.  Nahe 
dem  Dorf  ist  ein  Schalenstein  angefunden  worden.  Beim 
Zehnthaus  (wo  einst  der  Zehnten  entrichtet  werden 
musste)  Ueberreste  einer  römischen  Siedelung  und  Ale- 
mannengrab. 

HE88I^BOHLALPEN  (Kt.  und  Bez.  Schw^z,  Gem. 
Illgau).  ldOO-1800  m.  Grosse  und  schöne  Alpweide,  eine 
der  besten  des  Kantons,  am  W.-Hang  der  Kette  des  Drus- 
bergs und  4  km  nö.  über  Higau.  Wird  im  0.  vom  Forst- 
ber(|  (2219  m),  im  S.  vom  Heuberg  (1783  m),  im  W.  vom 
Schienberg  (1575  m)  und  im  N.  vom  Roggenstock  (1781 
m)  begrenzt.  Eigentum  der  alten  Schwyzer  Oberallmend- 
genossenschaft.  Wird  mit  einiffen  Hundert  Stück  Vieh 
bezogen.  Hier  die  kleine  Hessisoohlkapelle  (1713  m),  wo 
im  Sommer  die  Sennen  ihren  Gottesdienst  halten.  Ein- 
mal im  Jahr  feiert  man  hier  oben  das  im  Land  wohl  be- 
kannte Hessisbohlerälpl erfest,  das  in  einem  Gottesdienst 
und  darauf  folgenden  Ring-  und  Schwingkämpfen  mit 
Musikbegleitung  besteht  und  viele  Besucher  anzieht.  Hat 
aber  heute  von  seiner  einstigen  Bedeutung  verloren. 

HETTEN8WIL  (Kt.  Aarffau,  Bez.  Zurzach,  Gem. 
Leuggern).  372  m.  Dorf;  1,4  km  sw.  Leuggem  und  5,5 
km  w.  der  Station  Döttingen-Klingnau  der  Linie  Turgi- 
Waldshut.  Postablage.  32  Häuser,  155  kathol.  Ew.  Acker- 
bau und  Viehzucht. 

HETTI8WIL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Bursdorf,  Gern, 
Krauchthal).  549  m.  Dorf,  an  der  Strasse  Hindelbank- 
Krauchthal;  2,7  km  nw.  Krauchthal  und  2,5  km  s.  der 
Station  Hindelbank  der  Linie  Olten-Bern.  Telephon; 
Postwagen  Hindelbank-Krauchthal.  79  Häuser,  742  reform. 
Ew.  Landwirtschaft.  Käserei.  1107:  Ottonisvillare.  Hier 
stand  bis  zur  Reformation  ein  Cluniacenser  Priorat.  Beim 
Einfall  der  Gugler  1375  zeichneten  sich  die  Frauen  von 
Hettiswil  durch  ihre  Tapferkeit  aus,  wofür  ihnen  der  Er- 
trag einer  Wiese  zur  Abhaltung  eines  jährlichen  Fest- 
mahles (1885  abgeschafft)  zur  Verfügung  gestellt  wurde. 
Vergl.  Sterchi.  Hettiswil  und  das  ehemalige  Cluniacensei* 
Priorat.  Bern  1878. 

HETTLINQEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur).  435  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  am  Wiesenbach  und  an  der  Strasse 
Winterthur-Andelfingen.  Station  der  Linie  Zürich-Winter- 
thar-Schaffhausen.  Postablage,  Telegraph,  Telephon.  85 
Häuser,  462  reform.  Ew.  Acker-  und  Weinbau,  Viehzucht. 
Grabhügel  aus  der  ersten  Eisenzeit  mit  Alemannengräbern. 
Vereinzelte  Funde  aus  der  Römerzeit.  Alemannensiede- 
luDg.  886:  Hetelinga;  897:  Hetininga;  909:  Hetiningum. 
Die  Edeln  von  Hettlingen,  Dienstleute  der  Grafen  von 


Kiburg,  1241-1450  genannt.  Die  Truchsessen  von  Diessen- 
hofen  haben  sich  von  diesem  Geschlecht  abgezweigt.  Die 
Burg  war  in  der  Ebene  gelegen  und  von  einem  breiten 
Wassergraben  umgeben,  von  dem  noch  ein  kleines  Stück 
sichtbar  ist.  Sie  war  1390  im  Besitz  der  Hopler  von  Win- 
terthur, die  ihre  Vogteirechte  vor  1460  an  die  Stadt  Win- 
terthur abtraten ;  im  15.  Jahrhundert  kam  sie  in  bäuer- 
liche Hände,  doch  wurden  die  Besitzer  stets  zu  den  Mit- 
gliedern der  Winterthurer  Herrenstube  gezählt. 

HETZLIQEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  (^em.  Buttis- 
holz).  560  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  linken  Ufer  der 
Rot,  2  km  sw.  Buttisholz  und  7  km  sw.  der  Station  Nott- 
wil  der  Linie  Luzern-Olten.  41  kathol.  Ew.  Ackerbau  und 
Viehzucht.  1287 :  Hezlingen  ;  vom  Deminutiv  hato  = 
Krieg. 

HEMBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Schwarzenburg). 
Bach ;  entspringt  am  NO.-Hang  der  Pfeife  in  1320  m, 
fliesst  in  n.  Richtung  durch  den  Scheid wald,  wendet  sich 
dann  nach  NO.  und  mundet  nach  5  km  langem  Lauf 
nördl.  Stössen  in  770  m  von  links  in  das  Schwarzwasser. 

HEMBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Schwarzenburg,  Gem. 
Rüschegg).  805  m.  Weiler,  am  Heubach,  500  m  so. 
Rüschegg  und  13  km  sw.  der  Station  Thurnen  der  Gürbe- 
thalbahn  ( Bern-Watten wil-Thun).  12  Häuser,  75  reform. 
Ew.  ^A^iesenbau* 

HEMBEERIBERQ  (Kt.  Luzem,  Amt  WUlisau,  Gem. 
Lanffnau).  480  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  O.-Fuss  des 
Buchber^s,  300  m  s.  der  Kirche  Langnau  und  1,8  km  sw. 
der  Station  Beiden  der  Linie  Luzern-Olten.  31  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinde  Richenthal.  Ackerbau  und  Viehzucht. 
Heubeeri  ist  die  Dialektform  für  Heidelbeere. 

HEUBERQ  (Kt.  Bern  und  Uri).  2594  m.  Felsspitze, 
nw.  über  dem  Sustenpass,  w.  über  dem  obersten  Meien- 
thal  und  ö.  über  dem  obersten  Gadmenthal ;  letzter  s. 
Ausläufer  der  Titlisgruppe.  Vom  Sustenpass  aus  in  einer 
Stunde  leicht  zu  besteigen.  Schöne  Aussicht,  besonders 
auf  die  Gruppen  der  Fünffingerstöcke  und  des  Thier- 
berges. 

HEMBERQ  (Kt.  und  Bez.  Schwvz).  1788  und  1808  m. 
Bergrücken,  n.  Muotathal  und  über  den  senkrechten 
Wänden  der  Rotfluh  ;  am  N.-Hang  zahlreiche  Alp  weiden. 
Kann  von  Iberg  aus  über  die  Mieseren  oder  von  Muota- 
thal über  Ruchweid  und  Sperlenweid  erreicht  werden. 

HEMBERQ  (OBER)  (Kt.  Bern  und  Uri).  2781  m. 
Gipfel,  in  dem  vom  Grassen  (2946  m)  gegen  die  Susten- 
passhöhe  absteigenden  Kamm  (Titlisgruppe),  etwas  n.  vom 
Heuberg ;  steigt  zwischen  den  kleinen  Eisfeldern  des 
Sustenlochfirns  und  Oberthal^letschers  unmittelbar  nö. 
über  dem  kleinen  Gasthof  Stein  am  Sustenpass  auf;  5-6 
Stunden  onö.  Gadmen. 

HEMBODENALP  (Kt.  Glarus,  Gern,  Ennenda).  1300- 
1900  m.  Alp  weide  mit  3  Gruppen  von  zusammen  6  Hütten 
(in  1387, 1454  und  1826  m),  am  NW.-Hang  des  Schild  und 
W.-Hang  des  Fähristockes,  2-3  Stunden  nö.  über  En- 
nenda. 220  ha  gross.  In  100  Alpweidenrechte  abgeteilt. 
Liegt  an  einer  der  Anstiegsrouten  auf  den  Schild. 

HEMEaOLI  (Kt  Bern,  AmUbez.  Interlaken,  Gem. 
Zweisimmen).  1800-2060  m.  Alpweide,  in  einem  Thälchen 
zwischen  den  aus  Triaskalken  aufgebauten  beiden  Gipfeln 
der  Mieschfluh  (2156  m)  und  des  Brunnenhorns  (2221  m). 
Auf  dem  Vichsattel  zwischen  Brunnenhom  und  Ganthom 
(2113  m ;  Malm)  neu  erstellte  Sennhütte,  in  deren  Nähe 
Rauchwacke,  Gips  und  Flysch  anstehen. 

HEMEQRAT  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner).  2428  m. 
Begraster  Bündnerschieferkamm ;  zweigt  vom  Piz  Grisch 
nach  NW.  ab  und  endigt  am  Pala  de  Tgiern  (2281  m). 
Steigt  zum  Valserthal  und  Lugnez  ziemlich  sanft  auf  und 
trägt  hier  auf  seinen  untern  Terrassen  die  Dörfer  Ters- 
naus,  Fürth  und  Camuns ;  4-5  Stunden  so.  über  Ca- 
muns. 

HEMFALL8TOCK  (Kt.  Uri).  2053  m.  Gneisgipfel, 
zwischen  Erstfeld  und  dem  Riedthal,  in  dem  nach  W. 
zum  Krönlet  (3108  m)  ziehenden  Kamm  und  links  über 
der  Reuss.  Kann  von  Bühl  im  Reussthal  in  5-6  Stunden 
oder  vom  Erstfelderthal  über  Bärlibutz  erstiegen  werden. 
Etwas  weiter  nach  0.  die  «Spitze»  (1871  m). 

HEMM008ALP  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Tog^en- 
burg,  Gem.  Nesslau).  1100-1400  m.  Alpweide  mit  einigen 
zerstreut  gelegenen  Hütten,  am  SO.-Hang  des  Jenthaler- 
bergs  und  6  km  w.  Stein  im  Toggenburg. 


556 


HEU 


HIC 


HEMRIED  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  Zürich ;  Stadtkreis  III, 
Quartier  Wiedikon).  428  m.  Aussenquartier  der  Stadt 
Zürich,  EndpuDkt  der  sog.  Grünen  Linie  der  stadtischen 
elektrischen  Strassenbahn,  am  N.-Fuss  des  Uetlibergs 
und  3,2  km  sw.  vom  Hauptbahnhof  Zürich.  36  Häuser, 
493  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Wiedikon.  Grosse  Dampf- 
ziegelei. 

HEM8BERQ  (Kt.  Zürich,  Bez.  Uster,  Gem.  Mönchai- 
torf).  549  m.  Weiler,  4  km  nö.  Mönchaltorf  und  1  km 
sw.  der  Station  Aathal  der  Linie  Zürich-Uster-Rappers- 
wil.  11  Häuser,  43  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

HEM8TOCK  (Kt.  Glarus).  2387  m.  Begraster  Gipfel, 
in  der  vom  Schild  nach  SO.  auszweigenden  Kette,  ö.  über 
dem  Linththal,  zwischen  Schwarzstöckli  und  Gu feistock 
und  6-7  Stunden  ö.  über  Ennenda.  Besteht  aus  roten 
Verrucanoschiefern,  die  auf  Rötidolomit  auflagern.  Schöne 
Aussicht. 

HEM8TOCK  (Kt.  Glarus  und  St.  Gallen).  2479  m. 
Gipfel,  in  der  Gruppe  des  Magere u,  auf  dem  vom  Mageren 
nach  W.  zur  Widersteinerfurkel  ziehenden  kurzen  Kamm ; 
zwischen  dem  st.  gallischen  Murgthal  und  dem  glameri- 
schen  Mühlebachthal  und  zwischen  Bützistock  und  Ruch- 
siten,  6-7  Stunden  nö.  über  Schwanden.  Die  Siegfried- 
karte gibt  den  Namen  Heustock  dem  1  km  weiter  nach 
W.  gelegenen  Punkt  2346  m,  der  in  Wirklichkeit  die 
Bütziegff  ist.  Rote  Verrucanoscbiefer.  Am  S.-Hang  bis  zu 
Oberst  fette  Alpweiden,  woher  der  Name  des  Berges. 
Leicht  zu  besteigen  und  schöne  Aussicht,  weshalb  er  vom 
Sernfthal  aus  oft  besucht  wird. 

HEM8TRICH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen,  Gem. 
Aeschi).  702  m.  Heilbad  und  klimatischer  Kurort,  am 
ONO.-Fuss  des  Niesen,  am  linken  Ufer  der  Kander  gegen- 
über der  am  rechten  Flussufer  stehenden  Station  Ueu- 
strich-Aeschi  der  Linie  Erlenbach-Spiez-Fruti|en  und 
1,5  km  sw.  Aeschi.  Telegraph,  Telephon.  8  Hauser,  43 
reform.  Ew.  Die  alkalische  Schwefelquelle  von  Heustrich 
wird  mit  grossem  Erfolg  gegen  chronische  Lunsen-  und 
Darmkatarrhe  angewendet.  Das  seit  1861  in  verschiedenen 
Bauperioden  erstellte  Badetablissement  ist  vollkommen 


Bad  Heustrich  mit  dem  Niesen. 

modern  eingerichtet  und  hat  mehr  als  250  Betten.  Im 
Speisesaal  alte  Gemälde  aus  dem  Schloss  Utziffen.  Zahl- 
reiche schöne  Spaziergänge.  Aufstieg  auf  den  Niesen  in 


4  Stunden.  In  der  Nähe  Ueberreste  einer  Etsenschmelze 
aus  der  Bronzezeit. 

HEMTHAL  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja).  Thal.  S. 
den  Art.  Fain  (Val  del). 

HEMTTE  (LA)(Kt.  Bern,  Amtsbez.  Coutelary).  611  m. 


Kirche  HildiRrieden. 

Gem.  und  Dorf,  in  einem  engen  Thälchen  zwischen  den 
Schluchten  von  Sonceboz  im  W.  und  denen  von  La  Rea- 
chenette  im  0.,  dem  Monto  im  N.  und  dem  NO.-Fuss  des 
Chasseral  im  S. ;  an  der  Schüss  und  an  der  Strasse  Biel- 
Sonceboz,  6  km  n.  Biel.  Postablage,  Telephon.  Station 
der  Linie  Biel-Delsberg-Basel.  Gemeinde:  44  Häuser,  400 
zur  Mehrzahl  reform.  Ew.  (2t0  Ew.  französischer  und  182 
deutscher  Zunge);  Dorf:  38  Häuser,  356  Ew.  Kirchge- 
meinde P^ry.  Ackerbau  und  Viehzucht,  Grosse,  modern 
eingerichtete  Säge;  lebhafter  Holzhandel.  Uhrenfabrik. 
Der  Name  auf  der  Siegfriedkarte  La  Hütte  (vom  deutschen 
Hütte)  geschrieben ;  doch  ist  der  Name  wahrscheinlich 
keltischen  Ursprunges  und  bezeichnet  einen  aus  trocke- 
nem Holz,  Reisiff  und  Stroh  zusammengetragenen  Hau- 
fen, wie  ihn  das  Volk  im  Jura  heute  noch  bei  gewissen 
festlichen  Anlässen  (soir  des  Brandons)  aufhäuft,  um  ihn 
dann  in  Brand  zu  stecken  und  um  mit  Fackeln  aus  Buchen- 
zweigen (sog.  feyea  oder  fayes^  von  fagtis  =  Buche)  in 
den  Händen  rund  um  ihn  herum  zu  tanzen.  Es  lässt  sich 
vermuten,  dass  hier  in  der  keltischen  Zeit  eine  Kultus- 
stätte des  Gottes  Bei  gewesen  ist,  dem  die  Fackeln  (Bran- 
dons) geweiht  waren.  Fund  eines  Bronzebeiles.  Menhir 
(Opferstein). 

HEXENKESSEL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen). 
Etwa  1200  m.  Wasserfall  und  sehr  bemerkenswerte  Glet- 
schermühle, am  O.-Ende  des  Kienthaies  und  6  km  so. 
über  dem  Dorf  Kienthal. 

HEXENSEE  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Interlaken).  2476  m. 
Kleiner  See,  am  N.-Hang  der  Kette  des  Faulhoms,  am 
W.-Fuss  des  Schwarzhorns  und  in  einem  beinahe  das 
ganze  Jahr  hindurch  mit  Schnee  bedeckten  Thälchen,  6 
Stunden  s.  über  der  Station  Giessbach.  Die  Volkssage  lässt 
ihn  von  Wetterhexen  bewohnt  sein. 

HICKEREN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Luzem. 
Amt  Willisau,  Gem.  Hergiswil).  787  und  734  m.  Zwei 
Gruppen  von  zusammen  6  Häusern  am  linksseitigen  Hang 


HI6 


HIL 


557 


des  Enziwigfferthales,  1  km  w.  Hergiswil  und  6.5  km  sw. 
der  Station  Willisau  der  Linie  Langenthai- Wolhusen.  29 
kathol.  Ew.  Ackerbau,  Rindvieh-  und  Schweinezucht. 
Hickeren  ist  ein  Kollektivum  von  Hick  =  Riss,  Ein- 
schnitt und  bezieht  sich  hier  auf  die  zahlreichen  Bach- 
betten der  Umgebung. 

HIQH  LEVEL  ROAD  (Kt.  Wallis).  Engl.  Name  für 
den  sog.  Hcehenweg.  S.  diesen  Art. 

HILDI8RIEDi£N  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee).  687  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  auf  den  Höhen  zwischen  dem  See- 
thal und  Suhrenthal,  an  der  KreuzunfT  der  Strassen  Lu- 
zern-Münsler-Aarau  und  ^empach-Hochdorf ;  5,5  km  hö. 
der  Station  Sempach  der  Linie  Luzern-Olten.  Postbureau, 
Telephon^  Postwagen  Emmenbrücke-Münster.  Gemeinde, 
mit  Omelingen,  Schöpfen  und  Traselingen :  85  Häuser, 
535  kathol.  Ew.;  Dorf:  28  Häuser,  170  Ew.  Ackerbau  und 
Viehzucht.  Stattliche  neue  Kirche  in  exotischem  Stil,  eine 
der  schönsten  des  Kantons,  mit  Strebepfeilern  von  Gra- 
nit, hübschem  Masswerk  in  den  Fenstern  und  Rosetten, 
reichem  Portal  und  sehr  schönem  schlankem  Turm.  1903 
fertig  gestellt.  Der  Ort  zum  erstenmal  1173  als  Villa  ge- 
nannt. Der  Turm  der  1902  abgetragenen  alten  Kirche  stand 
an  der  Steile  der  ehemaligen  Burg  Hohene^g 
und  wurde  1421  restauriert.  1311  vergabte  ein 
Werner  von  Eng«!  wardingen  einer  Dame  «  von 
Hildisrieden »  ein  Stück  Land.  Bis  1802  der 
Kirchgemeinde  Sempach  zugeteilt ;  eigene 
Zivilgemeinde  seit  1836. 1180:  Hiltinsrieden. 

l4lLFKRDINQEN  (OBER  u.  UNTER) 
(Kt.  Luzern.  Amt  Willisau,  Gem.  Ufhusen). 
ö20-760  m.  36  Häuser,  zwischen  dem  Warnis- 
bach  und  der  Grenze  ge^en  den  Kanton 
Bern  zerstreut  eelegen ;  1,5  km  s.  Ufhusen 
und  3,5  km  s.  der  Station  Huswil  der  Linie 
Langenlhal-Wolhusen.  266  kathol.  Ew.  Acker- 
bau, Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 

HILFEREN  (Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuch). 
Bach ;  entspringt  mit  mehreren  Quellarmen 
am  S.-Hang  der  Beichlen  in  1660  m,  lliesst 
der  Reihe  nach  nach  S.,  W.  und  NW.,  nimmt 
zahlreiche  kleine  Nebenadern  auf  und  mündet 
nach  8  km  langem  Lauf  2  km  s.Wiggen  in 
824  m  von  rechts  in  die  Ilßs. 

HILFEREN  (HINTER  und  VORDER) 
(Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuch,  Gem.  Escholzmatt 
und  Marbach).  960-900  m.  18  Häuser,  zu  bei- 
den Seiten  des  Hilferenbaches  zerstreut  gele- 
gen, am  Weg  über  den  Hilferenpass,  3  km  so. 
der  Station  Wiggen  der  Linie  Bern-Luzern 
und  2,5  km  nö.  Marbach.  Postablage.  109  ka- 
thol. Ew.  Kirchgemeinden  Escholzmatt  und 
Marbach.  Viehzucnt.  Der  Name  wahrscheinlich  \ 
vom  althochdeutschen  hilwi  =  Hilfe,  Schutz- 
hütte gegen  schlechtes  Wetter. 

HILFERENPASS  (Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuch).  1292 
m.  Passübergang,  zwischen  Beichlen  (1746  m)  und  Strick 
(1950  m),  Gruppe  der  Schrättenlluh  ;  verbindet  Flühli  in 
öVt  Stunden  mit  Wiggen  bei  Escholzmatt. 

HILFIKON  (Kt.  Aargau.  Bez.  Bremgarten).  481  m. 
Gem.  und  Dorf,  am  N.-Puss  des  Lindenbei^s,  am  Holzbach 
and  3,5  km  sw.  der  Station  Wohlen  der  Linie  Aarau-Lenz- 
burg-Rotkreuz.  Postablage, Telephon ;  Postwagen  Wohlen- 
Meistersch wanden.  25  Häuser,  179  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde Villmergen.  Ackerbau,  Viehzucht  und  Milchwirt- 
schaft, StrohUechterei.  Neben  einer  am  P'uss  des  Linden- 
bergs stehenden  kleinen  Burg  eine  dem  h.  Grab  in  Jeru- 
salem nachgebildete  Wallfahrtskapelle.  Die  noch  heute 
bewohnte  Burg  wurde  zu  Beginn  des  16.  Jahrhunderts 
von  Melchior  ^rgilgen  angekauft  und  1629  an  den  Un- 
terwaldner  Landammann  Lussi  verkauft,  um  1644  an  die 
Brüder  Zweier  von  Evibach  und  1750  an  Viktor  von  Roll 
aus  Solothurn  überzugehen.  Heute  Eigentum  einer  pol- 
nischen Familie.  893 :  Hilfiniswilare. 

HILTBRMNNEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau,  Gem. 
Altbüron).  560  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  200  m  s.  Alt- 
büron  und  5  km  nw.  der  Station  Zell  der  Linie  Lancen- 
thal-Woihusen.  71  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Grossdiet- 
wil.  Landwirtschaft. 

HILTENBERQ  (Kt.  Zürich,  Bez.  Bülach).  548  m. 
Tafeiberg  aus  Molasse,  mit  ziemlich  steilen  Hängen  (be- 


sonders gegen  N.),  über  der  Mündung  der  Glatt  in  den 
Rhein.  Zu  oberst  eine  Kappe  von  Deckenschotter. 

HILTENRIET  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Rorschach,  Gem. 
Untereggen).  Weiler.  S.  den  Art.  Iltenriet. 

HILTERFINQEN  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Thun).  579  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  am  rechten  Ufer  des  Thunersees, 
an  der  Strasse  Thun-Interlaken,  4  km  so.  vom  Bahnhof 
Thun  und  nahe  der  Dampfschifistation  Oberhofen.  Post- 
bureau, Telephon.  Gemeinde,  mit  Bächi  und  Eichbühl : 
86  Häuser,  669  reforin.  Ew. ;  Dorf:  59  Häuser,  482  Ew. 
Die  Kirchgemeinde  Hilterfingen  umfasst  die  Zivilgemein- 
den Hilternnffen,  Oberhofen,  Heiligenschwendi  und  Teuf- 
fenthal,  von  denen  die  zwei  ersten  am  See  liegen,  während 
die  andern  zwei  die  Vorberge  der  Blume  umfassen,  zum 
Teil  noch  auf  das  Einzugsgebiet  der  Zulg  übergreifen  und 
mehr  als  1000  m  hoch  hegen.  Zusammen  2461  Ew.  Von 
Hilterflngen  bis  Thun  einerseits  und  bis  Oberhofen  an- 
dererseits zieht  sich  in  ununterbrochener  Reihenfolge  ein 
langer  Kranz  von  Villen  und  Landgütern.  Acker-  und 
Obstbau,  zahlreiche  schöne  Gartenanlagen.  Premdenindu- 
strie.  Auf  einem  20  m  hohen,  steilgeböschten  Hügel  steht  • 
die  Pfarrkirche,  die  mit  wertvollen  Glasmalereien  aus  dem 


Kirohö  Hilterfingen. 

15.  und  16.  Jahrhundert  und  mit  schönen  Fresken  moder- 
nen Ursprungs  geschmückt  ist.  An  der  Längsseite  Grab- 
steine, lieber  dem  Friedhof  der  Spazierweg  auf  den  Schnek- 
kenbühl  mit  bemerkenswerter  Aussicht  auf  den  See  und 
die  Berge  am  jenseitigen  Seeufer.  Zahlreiche  Villen  und 
Landhäuser^  die  meist  nur  im  Sommer  bewohnt  sind.  Die 
schönsten  dieser  Landgüter  sind  der  Eichbühl  mit  pracht- 
vollen Gartenanlagen,  das  moderne  Schloss  Hünegg  mit 
berühmtem  Park  und  das  einst  dem  Kloster  Thonberg 
eigene  Bächigut,  dessen  früheres  bescheidenes  Wohnhaus 
heute  durch  einen  stattlichen  Schlossbau  ersetzt  ist.  Die 
Kirche,  die  als  Filiale  der  Pfarrkirche  von  Einigen  930 
erbaut  worden  sein  soll,  ging  1318  an  das  Kloster  In- 
terlaken,  1424  an  die  Edeln  von  Scharnachthal  und  1652 
zusammen  mit  der  Gerichtshoheit  an  Bern  über.  1231 : 
Hiltolvingen  ;  1318 :  Hiltilfingen.  Römische  Kupfermün- 
zen; auf  dem  Eichbühl  und  bei  Hünegg  Alemannengrä- 
ber. Auf  dem  Bächigut  stand  einst  die  Burg  der  Herren 
von  Ried  (1215  ein  Petrus  de  Riede  genannt). 

HILTE8BERQ  (HINTER  und  VORDER)  (Kt.  Zü- 
rich, Bez.  Hinwil,  Gem.  Wald).  680  und  640  m.  Drei  Häu- 
ser, auf  einer  Terrasse  mit  schöner  Aussicht,  an  der  Grenze 
gegen  den  Kanton  St.  Gallen  und  2  km  s.  der  Station 
Wald  derTössthalbahn(Winterthur-Wald).21  reform.  Ew. 

HILTI8AM  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Togfi^enburg, 
Gem.  Ober  Helfentswil).  726  m.  Gruppe  von  8  Häusern, 


558 


HIL 


HIN 


rings  von  der  Gemeinde  Mogelsberff  umschlossen,  an  der 
Strasse  Degersheim-Mogelsberg,  4  km  nö.  Ober  Helfents- 
wil  nnd  9  km  sw.  der  Station  Flawil  der 
Linie  Zürich-Winterthur-St.Gallen.  35  re- 
form, und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Mo- 
gelsberg.  Viehzucht.  Stickerei  und  Weberei. 

HILTISROTI  (Kt.  Luzem,  Amt  Sursee« 
Gem.  Gross  Wangen).  555  m.  Gruppe  von  3 
Häusern,  auf  einer  Seitenmoräne  am  Fuss 
des  Wellenbergs^  1  km  sw.  Grosswangen  und 
6  km  n.  der  Station  Menznau  der  Linie  Lan-  , 
genthal-Wolhusen.  22  kathol.  Ew.  Land-  '' 
Wirtschaft. 

HIMMELBERQ  (Kt.  Appenzell  I.  R.). 
1121  m.  Bergrücken,  O.-Enae  der  in  der 
HundwilerhÖhe  gipfelnden  Kette;  nw.  über 
Appenzell  nnd  Vi  stunde  n.  über  dem  Gon- 
tenbad,  von  wo  er  seiner  bis  zum  jenseiti- 

fen  Ufer  des  ßodensees  reichenden  schönen 
ussicht  wegen   oft  besucht    wird.   Nagel - 
Jluh. 

HIMMELBRMNNEN  (Kt.  Thurgau. 
Bez.  Steckbom,  Gem.  Müllheim).  527  m.  Gruppe  von  7 
Häusern,  am  S.-Fuss  des  Seerückeos,  an  der  Strasse  Steck- 
born-Hörhausen-Müllheim und  1,4  km  nw.  der  Station 
Wigoltingen-Müllheim  der  Linie  Zürich ^Winterthur-Ro- 
manshom.  Postwagen  Müllheim-Steckbom.  48  reform. 
Ew.  Weinbau.  Wald. 

HIMMELREICH  (Kt.  Aargau,  Bez  Zurzach,  Gem. 
Len^nau).  563  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  5  km  nw.  der 
Station  Niederweningen  der  Wehnthalbahn  (Oberglatt- 
Niederwening?n)  und  1,5  km  nö.  Lengnau.  25  kathol.  Ew. 
Ackerbau  und  Viehzucht. 

HIMMELRIED  (Kt.  Solothum,  Amtei  Thierstein). 
676  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  S.-Hang  des  Hombergs 
und  2,5  km  s.  der  Station  Grellingen  der  Linie  Basel- 
Delsberg.  Postablage;  Postwagen  Grellingen-Meltingen. 
Gemeinde,  mit  Baumgarten  und  Stoffen .  63  Häuser,  458 
Ew.  (wovon  45  Reformierte) ;  Dorf:  35  Häuser,  264  Ew. 
Viehzucht.  Viele  der  Bewohner  arbeiten  in  den  Papier- 
und  Seidenfabriken  von  Grellingen.  Nahe  der  Strasse 
nach  Seewen  Alemannengräber. 

HIMMENREICH  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Münchwilen, 
Gem.  Affeltrangen).  542  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  nahe 
Märwil,  im  obern  Abschnitt  des  Lauchethaies  und  an  der 
Strasse  Mettlen-Bürglen,  5kmsw.  der  Station  Wein felden 
der  Linie  Zürich-Winterthur-Romanshorn.  25  kathol.  und 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Affeltrangen-Märwil.  Land- 
wirtschaft. 

HIMMERI,  HIMMERICH,  HIMMENLICH.  Orts- 
namen der  O.-Schweiz  ;  vom  althochdeutschen  hintperahi 
=  Gegend  mit  Himbeersträuchern  (Rubus  idaeus), 

HINDELBANK  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Burgdorf).  530 
m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  in  fruchtbarer  Gegend,  auf  einem 
Plateau  6,5  km  w.  Burgdorf  und  an  der  Strasse  Burgdorf- 
Bem.  Station  der  Linie  Olten-Bern.  Postbureau,  Tele- 
graph, Telephon ;  Postwagen  nach  Krauchthal-Oberburg. 
Gemeinde,  mit  Obermoos  und  Schloss :  110  Häuser,  100(3 
reform.  Ew.;  Dorf:  70  Häuser,  620  Ew.  Kirchgemeinde, 
neben  Hindelbank  noch  Bäriswil  und  Mötschwil  umfas- 
send :  1741  Ew.  Landwirtschaft.  Holzhandel.  Eine  Käserei 
nnd  Presshefenfabrik.  Branntweinbrennerei.  Kirche  mit 
gotischem  Turm  und  eben  solchen  Fensteröffnungen,  sowie 
mit  bemerkenswerten  Glasmalereien  aus  dem  Beginn  der 
Renaissance  (besonders  im  Chor  aus  1518  und  1519).  Eben- 
falls in  der  Kirche  die  zwei  vom  berühmten  Bildhauer  Nahl 
(1710-81)  geschaffenen  Grabmäler  einer  Frau  Langhans 
und  von  Hieronymus  von  Erlach.  Seit  1839  ist  Hindelbank 
der  Sitz  des  staatlichen  Lehrerinnenseminars  für  den 
deutschen  Teil  des  Kantons  Bern.  1  km  s.  vom  Dorf  das 
stattliche  Schloss  Im  Wyler,  1725  vom  Schultheissen  Hie- 
ronymus von  Erlach  erbaut  und  seit  1866  Sitz  einer  Kor- 
rektionsanstalt für  Frauen.  Ueberreste  von  Römerbauten 
w.  vom  Dorf,  wo  der  Ueberlieferung  nach  einst  eine  Stadt 
Lindache  gestanden  haben  soll.  Fund  eines  Steinhammers. 
Zwischen  Hindelbank  und  Jegenstorf  ein  Grabhügel.  Der 
Ort  zum  erstenmal  1006  urkundlich  genannt ;  1263  :  Hin- 
delwanff  =  Feld,  auf  dem  die  Hindin  weidet.  Die  Herr- 
schaft Hindelbank  und  ihre  Kirchen kollatur  gehörten  im 
14.  Jahrhundert  dem  Berner  Patriziergeschlecht  Münzer 


nnd  kamen  beide  1512  an  das  Geschlecht  derer  von  Erlach, 
das  schon  längst  die  Hälfte  des  Dorfes  sein  eigen  nannte 


Hiadelbank  von  SQden. 

und  dem  die  Herrschaft  bis  1798,  die  Kollatur  bis  1810 
verblieben.  Von  den  Herren  von  Hindelbank  sind  beson- 
ders zu  nennen  der  Hemer  Schultbeiss,  Graf,  kaiserliche 
Kammerherr  und  General  Hieronymus  von  Erlach  (1667- 
1748)  und  der  nach  dem  Kampf  im  Grauholz  von  seinen 
eigenen  Soldaten  ermordete,  wackere  Berner  Genenl 
Karl  Ludwiff  v.  Erlach  (1746-1798).  Vergl.  Blösch,  E.  Das 
Grabmal  der  Frau  Langhans  (im  Bemer  Taschenö*ich 
für  1879).  —  Bähler,  E.  Die  Kirche  von  Hindelbank  und 
ihre  Kunsldenkmäler  (im  Kirchlichen  Jahrbuch  der 
Schweiz  für  1900). 

HINKENBERQ  (Kt.  Zug,  Gem.  Baar).  Häusergruppe. 
S.  den  Art.  Inkenberg. 

HINTEN  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Signau,  Gem.  Eggiwil). 
1001  m.  Gemeindeabteiluni^,  über  dem  rechten  Ufer  der 
Emme  und  des  Vorder  Geissbachs,  und  Weiler ;  3  km  ö. 
Eggiwil  und  11  km  so.  der  Station  Signau  der  Linie  Bem- 
Luzern.  Zusammen  24 Häuser,  174  reform.  Ew.  ;  Weiler: 
5  Häuser,  42  Ew.  Käserei. 

HINTER  ALLALIN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  Kamm. 
S.  den  Art.  Allalin  (Hinter). 

HINTER  ALLALINPA88  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp). 
3100  m.  Passüberffang,  im  Hinter  Allalin  kämm  an  der 
Stelle,  wo  dieser  den  Kessjen^letscher  berührt.  Wird  von 
den  Touristen  oft  benutzt,  die  von  Fee  ans  direkt  zam 
Allalingletscher  und  weiterhin  zum  Allalinpass,  Adlerpass 
oder  Schwarzberg  Weissthor  gelangen  wollen.  3  Stunden 
über  Fee.  Leicht  zu  begehen.  Serpentin  und  Gabbro. 

HINTER  DEN  ECKEN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober 
Landquart,  Kreis  und  Gem.  Davos).  Teil  des  Sertigthales. 
S.  den  Art.  Ecken  (Hinter  den). 

HINTERARNI  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Trachselwald). 
1000-1240  m.  Grosse  Alpweide,  auf  den  Höhen  zwischen 
dem  Hornbach-  und  Kurzeneigraben,  8  km  ö.  über  Sumis- 
wald.  Zum  Teil  bewaldet. 

HINTERBERQ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
(][uart,  Kreis  Jenaz,  Gem.  Furna).  1416  m.  Weiler,  in  einem 
linksseitigen  Nebenthälchen  des  Val  Davos,  2  km  sw.  vom 
Dorf  und  7,4  km  sw.  von  der  Station  Furna  der  Rätischen 
Bahn  (Landquart-Davos).  12  Häuser,  50  reform.  Ew. 
deutscher  Zunge.  Alpwirtschaft. 

HINTERBERQ  (Kt.  und  Amt  Luzem,  Gem.  Schwar- 
zenberg).  Volkstümlicher  Name  für  den  hinter  dem  Hof 
Furtig  gelegenen  SW.-Abschnitt  der  Gemeinde  Schwar- 
zenberff  mit  den  Höfen  Hintertegg,  Schirjgen,  Gengg, 
Hai^rloch,  Schirgenloch,  Lindenbühl,  Weidboden  und 
Weidenzöpf.  Zusammen  34  Häuser,  230  kathol.  Ew.  Der 
Name  auf  der  Siegfriedkarte  nicht  verzeichnet. 

HINTERBERQ  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Gross- 
wangen). 600-660  m.  Neun  am  W.-Hane  des  Leidenbergs 
zerstreut  jgelegene  Häuser:  1,8  km  n.  Srosswangen  und 
6,5  km  nö.  der  Station  Willisau  der  Linie  Langenthal- 
Wolhusen.  80  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

HINTERBERQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gossau,  Gem. 
Andwil).  780  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  auf  einer  bewal- 
deten Anhöhe,  2  km  so.  Andwil  und  3,5  km  so.  der 
Station  Arnegg  der  Linie  Gossau-Sulgen.  31  kaüiol.  Ew. 

HINTERBERQ   (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gossau,  Gem. 


HIN 


HIN 


559 


Straobenzell).  687  m.  Gruppe  von  3  Häasern,  über  dem 
rechten  Ufer  der  Sitter  and  400  m  so.  der  Station  Brug- 
gen  der  Linie  Zürich-Winterthur-St.  Gallen.  25  reform. 
und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Bruggen.  Viehzucht. 
Stickerei. 

HINTERBERQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans,  Gem. 
Flums).  500-1000  m.  Teil  des  Grossbergs,  mit  zahlreichen 
zerstreut  gelegenen  Höfen :  2,5  km  w.  der  Station  Flums 
der  Linie  Zurich-Wesen-Sargans.  22  Häuser,  85  kathol. 
Ew.  Viehzucht.  Käserei. 

HINTERBERQ  (Kt.  Schwvz«  Bez.  Höfe,  Gem.  Feusis- 
ber^).  Mittlere  Höhe  800  m.  Westl.  Abschnitt  der  Ge- 
meinde Feusisberg,  mit  dem  an  der  Sihl  gelegenen  Wei- 
ler Vogelnest ;  von  tler  Bahnlinie  Wädenswll-Einsiedeln 
und  den  Strassen  nach  Wollerau  und  Hätten  durchzogen. 
Eisenbahnstation  Schindellegi.  17  Häuser,  117  kathol.  Ew. 
Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht.  Schauplatz  der  Kämpfe 
der  Schwyzer  gegen  die  Franzosen  vom  30.  April  bis  2. 
Mai  1798. 

HINTERBERQWALD  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Alp- 
nach).  445-620  m.  3  km  langer  und  400-700  m  breiter  Wald, 
längs  dem  rechten  Ufer  der  Samer  Aa  und  4  km  nno. 
Kerns. 

HINTERBIRQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  So 
nennen  die  Anwohner  des  SO. -Ufers  des  Brienzersees  den 
ziemlich  einförmigen  Bergkamm  zwischen  Faulhom  und 
Grindelwalder  Schwarzhorn,  der,  von  W.-O.  gezählt,  fol- 
gende Einzelgipfel  trägt:  Klein  Simelwang  (25*%  m).  Gross 
Simelwang  (2619  m),  Ritzengrätli  (2524  m),  Grossenegg 
(2625  m),  Widderfeldgrätli  (&73  und  2631  m)  und  das 
vom  Schwarzhorn  (^^  m)  durch  den  Einschnitt  der 
Grossen  Krinne  (2569  m)  getrennte  Krinnenarätli  (etwa 
^90  m).  Die  Mehrzahl  dieser  Punkte  ist  leicht  zugäng- 
lich, besonder  von  S.  her,  wohin  der  ganze  Kamm  gegen 
die  Bachalp  und  Grindelalp  mit  sanfter  Böschung  ab- 
steigt. 

HINTERBOHL  (Kt.  Aarfi[au,  Bez.  Muri,  Gem.  Kai- 
lern).  570  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  700  m  s.  Kallern 
und  3  km  nw.  der  Station  Boswil  der  Linie  Aarau-Lenz- 
burg-Hotkreuz.  57  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  MuH. 
Ackerbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 

HINTERBOHI.  (Kt.  Appenzell  A.B.,  Bez.  Miltelland, 
Gem.  Teufen).  783  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  an  der 
Strasse  Stein-Teufen  und  lio  km  sw.  der  Station  Teu- 
fen der  Strassenbahn  St.  Gallen-Gais.  Postwaffen  Teu- 
fen-Stein.  48  reform.  Ew.  Viehzucht  und  Milchwirt- 
schaft. 

HINTERBOHL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  To^^en- 
burg,  C^m.  Stein).  940  m.  9  Häuser,  am  linksseitigen 
Hang  des  Togcenburffs  zerstreut  gelegen,  1  km  w.  Stein. 
48  reform,  und  kathol.  Ew.  Viehzucht. 

HINTERBMRQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Rhein- 
thal, Gem.  Berneck}.  417  m.  Sechs  Häuser,  am  S.-Fuss 
des  Rosen bergs  zerstreut  gelegen,  800  m  s.  Berneck  und 
3  km  sw.  der  Station  Au  der  Linie  Rorschach-Sargans. 
34  kathol.  Ew.  Acker-  und  Weinbau,  Viehzucht. 

HINTERBMRQ  (Kt.  Zuff,  C^em.  Neuheim).  653  m. 
Weiler,  an  der  Strasse  Baar-Menzingen.  1  km  s.  Neuheim 
und  3,5  km  ö.  Baar.  Postwagen  Zug-Menziogen.  10  Häu- 
ser, 79  kathol.  Ew.  Landwirtschaft.  Mühle,  seit  1500  be- 
stehend. Früher  Sitzeines  oft  genannten  Edelgeschlechtes. 
So  kennt  man  z.  B.  einen  Einsiedler  Mönch  Vuipertus 
de  Hioderburg  (970)  und  einen  Arnold  de  Hinderburch 
(1130).  Zuerst  Eigentum  des  Klosters  St.  BJasien  im 
Schwarzwald,  dann  der  Grafen  von  Habsburg  und  der 
Freiherren  von  Hünenberg,  von  denen  sich  die  Bewohner 
von  Hinterburg  1431  frei  kauften. 

HINTERBMRQALP  u.  HINTERBMRQ8EE  (Kt. 
Bern,  Amtsbez.  Interlaken^  Gem.  Brienz).  1533  m.  Alp- 
weide mit  Gruppe  von  5  Hütten  und  romantischer,  vom 
Hinterburgwald  umrahmter  kleiner  See  (1524  m ;  1,3  km 
sw.  von  den  Hütten) ;  auf  einer  Terrasse  am  Hang  der 
Faulhomkette,  links  über  dem  Thal  der  Aare  und  am  N.- 
Fuss  des  felsigen  Oltschikopfes,  2-3  Stunden  so.  über  der 
Station  Giessbach. 

HINTERDORF  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Trachselwald). 
Teil  des  Dorfes  Eriswil.  S.  diesen  Art. 

HINTERE  FMRKA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia). 
Passübergang.  S.  die  Art.  Fürka  und  Furka  (Hintere). 

HINTEREQQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toggenburg, 


Gem.  Brunnadem).  Häusergruppe.  S.  den  Art.  Ego  (Hin- 
ter). 

HINTEREQQ  (Kt.  Zürich,  Bez.  Uster,  Gem.  Egg). 
Dorf.  S.  den  Art.  Eoo  (Hinter). 

HINTEREQQEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Sim- 
menthal,  Gem.  Oberwil).  Gemeindeabschnitt.  S.  den  Art. 
Eggen  (Hinter). 

HINTERFALLENKOPF  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober 
Togffenburff).  1533  m.  Gipfel,  zwischen  den  Thälem  des 
NecKer  una  Lutembaches,  3  km  nö.  über  Ennetbühl  und 
6,5  km  w.  vom  Säntis.  N.-,  SW.-  und  S.-Hang  steil  und 
felsig,  SO.-Hang  sanft  geböscht  und  mit  Alpweiden  und 
einigen  Hütten  hestanden. 

HINTERFELD  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem. Gross- 
wangen). Häuser.  S.  den  Art.  Feld  (Hinter). 

HINTERFORST  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Rhein- 
thal,  Gem.  Altstätten).  400-600  m.  Teil  der  Gemeinde  Alt- 
stätten, mit  den  Weilern  und  Häusergruppen  Bächis, 
Brand,  Bühl,  Forst,  Hub,  Kraus  und  Riet.  159  Häuser, 
678  kathol.  und  reform.  Ew.  Kirchgemeinden  Altstätten 
und  Eichberg.  Acker-  und  Obstbau.  Viehzucht. 

HINTERFORST  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Rhein- 
thal, Gem.  Eichberg).  440-565  m.  4  Häuser,  an  der  Strasse 
Altstätten-Eichberg  zerstreut  gelegen,  1  km  n.  Eichberg 
und  3,2  km  sw.  der  Station  Altstätten  der  Linie  Ror- 
schach-Sargans.  Postablace,  Telephon;  Postwagen  Alt- 
stätten-Eichberg.  *20  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Altstätten. 
Ackerbau  und  Viehzucht. 

HINTERQRMND  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Interlaken, 
Gem.  Lauterbrunnen).  Gemeindeabschnitt.  S.  den  Art. 
Grund  (Hinter  und  Vorder). 

HINTERHOF  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Höfe).  Volkstümlicher 
Name  für  die  ganze  Gemeinde  Wollerau  und  einen  Teil 
der  Gemeinde  Feusisberg,  die  W.-Hälfte  des  Bezirkes 
Höfe  umfassend.  367  Häuser,  3064  kathol.  Ew.  Eine  Chro- 
nik von  1402  gibt  die  Grenzen  zwischen  Hinterhof  und 
Vorderhof  an. 

HINTERHOF  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Höfe,  Gem.  Freien- 
bach). 409-590  m.  W.-Abschnitt  der  Gemeinde  Freien- 
bach, mit  ßäch,  Fällmis  und  Wilen.  98  Häuser,  828  ka- 
thol. Ew. 

HINTERKAPPELEN  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem. 
Wohlen).  516  m.  Kleines  Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Aare, 
an  der  Strasse  Bern- Wohlen,  2  km  so.  Ober  Wohlen  und 
5  km  nw.  vom  Bahnhof  Bern.  Teleeraph,  Telephon:  Post- 
wagen Bern-Wohlen.  26  Häuser^  216  reform.  Ew.  Wiesen- 
bau. Am  linken  Ufer  der  Aare  eme  Ziegelei. 

HINTERLAND.  BEZIRK  des  Kantons  Appenzell  A.  B. 
Fläche  13599  ha.  Wird  im  N.,  W.  und  S.  vom  Kanton 
St.  Gallen,  im  O.  vom  Kanton  Appenzell  I.  H.  und  dem 
Bezirk  Mittelland  begrenzt.  HaupUluss  ist  die  der  Sitter 
zufliessende  Urnäsch.  Bei  Hundwil  entnimmt  ein  Stollen 
der  Urnäsch  einen  Teil  ihres  Wassers,  um  es  in  den 
künstlich  angelegten  Gübsensee  zu  leiten,  der  dem  Elek- 
trizitätswerk Kübel  als  Kraflreservoir  dient.  Den  nw.  Ab- 
schnitt des  Bezirkes  entwässert  die  Glatt.  Hauptgipfel  sind 
der  Säntis  (2504  m),  die  Hochalp  (1526  m),  Petersalp 
(1500  m),  Hundwiler  Höhe  (1313  m)  und  der  Hochhamm 
(1279  m).  Mit  Ausnahme  des  Säntis  sind  alle  Berge  des 
Bezirkes  bis  zu  oberst  mit  Wald  und  Alpweidcn  bestan- 
den. Hauptbeschäftigung  der  Bewohner  ist  die  Al{> Wirt- 
schaft; daneben  beschäftigen  auch  noch  Weberei  und 
Stickerei  als  Haus-  und  Fabrikindustrie  zahlreiche  Per- 
sonen beiderlei  Geschlechtes.  Bemerkenswert  ist  die  Ver- 
teilung der  Bevölkerung :  von  den  3410  Häusern  des  Be- 
zirkes entfallen  nur82o  auf  die  Dörfer  Herisau,  Urnäsch, 
Hundwil,  Schwellbrunn,  Stein,  SchÖnengrund  und  Wald- 
statt, während  alle  übrigen  entweder  einzeln  zerstreut 
liegen  oder  sich  zu  kleinen  Siedelungen  gruppieren.  Die 
Stickerei  als  Hausindustrie  findet  auch  in  den  abgelegen- 
sten Häuschen  noch  ihre  Stätte.  Der  Bezirk  umrasst  die 
7  Gemeinden  Herisau,  Hundwil,  Schönengrund,  Schwell- 
brunn, Stein,  Urnäsch  und  Waldstatt  und  zählt  in  3410 
Häusern  5786  Haushaltungen  mit  23926  Ew.,  wovon 
21 1(^  reformierten  und  2709  katholischen  Glaubens. 
23594  Ew.  deutscher,  48  französischer  und  247  italieni- 
scher Zunge.  Von  grosser  Bedeutung  sind  Wiesenbau  und 
Alp  Wirtschaft.  Grosse  Alpweiden  besonders  in  den  Ge- 
meinden Hundwil  und  Urnäsch.  Ackerbau  fehlt  völlig. 
Die  Viehstatistik  ergibt  folgende  Ziffern : 


560 


HIN 


HIN 


1886 

1896 

1901 

Rindvieh 

8659 

9593 

10055 

Pferde 

326 

300 

369 

Schweine 

2597 

5613 

5723 

Schafe 

924 

453 

272 

Ziegen 

1636 

2049 

1969 

Bienenstöcke 

1017 

1371 

1354 

Den  Bezirk  bedienen  die  Appenzellerbahn  (Winkeln- 
Herisau-Appenzell)  und  die  wie  die  Bahn  im  Sommer  von 
Touristen  stark  benutzten  Postwagenkurse  Herisau- Wald- 
statt-Hund  wil-Stein  und  ToRgenburg-Waldstatt.  Zwischen 
St.  Gallen  und  den  verschiedenen  Ortschaften  des  Bezirkes 
findet  ein  lebhafter  Warenverkehr  statt.  Der  Bezirk  Hin- 
terland bildet  keinen  Yerwaltungs-,   sondern  nur  einen 


ktf'Bortl  hCt* 


Bezirk  Hinterland. 


Gerichtsbezirk^  mit  Herisau  als  Sitz  der  richterlichen  Be- 
hörden. 

HINTERLAND  (Kt.  Luzern).  Volksname  für  den  an 
den  Kanton  Bern  angrenzenden  Teil  des  Amtes  Willisau. 
Der  Ort  Willisau  selbst  nennt  sich  der  Hauptort  des 
Hinterlandes.  Hinterländerbahn  nennt  man  die  Sektion 
Huttwil-Wolhusen  der  Linie  Langenthai -Hu  ttwil-Wol- 
husen. 


HINTERLOCHEN  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vor- 
derland, Gem.  Wolfhalden).  510  m.  Weiler,  am  Gstalden- 
bach,  1  km  n.  Wolfhalden  und  2,5  km  nnÖ.  der  Station 
Heiden  der  Bergbahn  Horschach-Ueiden.  14  Häuser,  79 
reform.  Ew.  Acker-  und  Obstbau.  Seidenbeuteltnch We- 
berei. 

HINTERRHEIN.  BeziRK  des  Kantons  Graubänden. 
Fläche  505iO  ha.  557  Häuser,  674  Haushaltungen  und 
2601  Ew.,  wovon  2384  Reformierte  und  217  Katholiken; 
1317  Ew.  deutscher,  1203  romanischer  und  81  italieni- 
scher Zunge.  Romanisch  wird  nur  im  Kreis  Schamsffe- 
8nrochen.5,1  Ew.  auf  einen  km'.  Von  allen  Bezirkendes 
Kantons  steht  der  Bezirk  Hinterrhein  in  Bezug  auf  Ein- 
wohnerzahl an  zweitletzter  (Münsterthal  1505  Ew.),  in 
Bezug  auf  Dichtigkeit  der  Bevöl- 
kerung aber  an  letzter  Stelle.  Er 
umfasst  3  Kreise  mit  zusammen 
19  Gemeinden  :  Kreis  Avers  mit 
der  Gemeinde  Avers ;  Kreis  RbeiD- 
wald  mit  den  Gemeinden  Hinte^ 
rhein,  Medels  im  Rhein wald,  No- 
fenen,  Splügen  und  Sufers ;  Rreii 
Schams  mit  den  Gemeinden  An- 
deer,  Ausser  Ferrera,  Inner  Fer- 
rera,  Casti,  Clugin,  Donath,  Lohn, 
Mathon,  Pazen-Fardän,  PiRnien, 
Rongellen,  Wergenstein  und  Zil- 
lis-Reischen.  Der  Bezirk  umtust 
die  beiden  obersten  Thalstafen 
des  HinterrheinthaU  (Rheiowtld 
und  Schamsj  sowie  das  Averse^ 
thal.  Er  wird  begrenzt :  im  N. 
vom  Bezirk  Heinzenberg,  im  0. 
vom  Bezirk  Albula,  im  S.  vom 
Bergell,  Misox  und  dem  italie- 
nischen Val  San  Giacomo  und  im 
V^.  vom  Kanton  Tessin  und  dem 
Bezirk  Glenner.  Der  ganze  Be- 
zirk ist  rings  von  hohen  Gebirgs- 
gruppen  umschlossen  und  öffnet 
sich  nach  N»  mit  dem  Engpassder 
Viamala  gegen  Thusis  und  das 
Domleschg  (Bezirk  Heinzenberg). 
Die  Viehst3tistik  ergibt  folgende 
Ziffern  : 

Rindvieh 
Pferde 
Schweine 
Schafe 
Ziegen 
Bienen- 
stöcke 
Hauptbeschäftigung   der  Bewoh- 
ner im  Rheinwald  und  Avers  sind 
Alpwirtschaft,  im  Schams  daneben 
noch  etwas  Ackerbau  Früher  bante 
man  im  Schams  Minen  ab.  Einst 
beschäftigten    im    Rheinwald  der 
Waaren-  und  Personenverkehr  über 
den  Splügen  und  Bemhardin  lahi- 
reiche    Leute;  seit  der  Eröffnung 
der  Gotthardbahn  ist  diese  Einnah- 
mequelle    stark    zurückgegangen. 
Es  hat  auch  die  Bevölkerungszahl 
durch  starke  Auswanderung  bestän- 
dig abgenommen.  Der  Bezirk  lählte 
1850  :  3701  Ew. ;  1860  :  3512;  IffiO: 
3458;   1880  :    3155;   1888  :  «ö; 
11900:  2601.  Vergl.  Lechner,  E.  T/w- 
P»w    und    die    HinterrheifUhäleT. 
»Chur  1897.  -  Lechner,  E.  ThusU- 
Andeer-Splügen  mit  Avers  und  die  Alpenpässe  Bem- 
hardin und  Splügen.  Samaden  1902. 

HINTERRHEIN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Hinterrhem, 
Kreis  Rhein  wald).  1625  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  auf  einer 
Terrasse  über  dem  linken  Ufer  des  Hinlerrhein,  an  der 
Strasse  über  den  St.  Bernhardin  und  36,5  km  sw.  der 
Station  Thusis  der  Albulabahn  (Chur-Thusis-St  Moriti). 
Postbureau,  Telegraph;  Postwagen  Thusift-St.  Be^lha^ 


1886 

1896 

1901 

3468 

Km 

3456 

100 

138 

135 

794 

1070 

759 

5202 

5131 

4493 

2836 

2821 

2538 

141      191     188 


KAUfn^rs 


HIN 


HIFT 


?m 


Jin-Bellinzona.  22  Häuser,  147  reform.  Ew.  deutscher 
Zunge.  Alpwirtschaft.  Ueber  den  Rhein  führt  eine  alte 
Steinbrücke,  die  römischen  Ursprungs  sein  soll. 

HINTERRINQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken,  Gem. 
Habkern).  1549  m.  Gruppe  von  10  Hütten,  am  S.-Hang  des 
Hohgant  und  6,5  km  nö.  über  Habkern. 

HINTKRRMQQ  od.  HINTERRUCK  (Kt. St. Gallen, 
Bez.  Ober  Tog^enburg).  2309  m.  Gipfel,  in  der  Kette  der 
Churßrsten  zwischen  dem  Käserrugg  (2266  m)  im  0.  und 
dem  Scheibenstoll  (2*238  m)  im  W.  Nach  S.  fallt  der  ein  drei- 
kantiges Prisma  bildende  Hinterrugg  mit  unzugänglichem 
Steilhang  zur  lan^^en  Neocomterrasse  «  Auf  den  Kämmen  » 
ab.  Besteht  aus  einem  Schichlfetzen  von  Kreide,  der  vom 


m.  Wenig  bedeutender  Felsgipfel,  in  einer  Seitenkette  der 
Sägishömer;  bildet  einen  der  sw.  Ausläufer  des  Faul- 
horns  (2683  m)  und  steigt  ins  Thal  der  Lütschine  ab. 
Am  SO.-Han^  die  Alpweide  Hintisberir  (1500-1900  m),  die 
von  der  Station  Lütschenthal  der  Linie  Interlaken-Grin- 
delwald  in  2  Stunden  erreicht  werden  kann. 

HINWIL.  Bezirk  des  Kantons  Zürich.  Der  Bezirk 
Hinwil  liegt  im  SO.  des  Kantons  Zürich ;  er  grenzt  im  0. 
nn  den  Kanton  St.  Gallen,  im  S.  an  den  Bezirk  Meilen, 
im  W.  an  den  Bezirk  Uster  und  im  N.  an  den  Bezirk 
Pfäfßkon.  Sein  Flächeninhalt  beträft  17  750  ka.  Er  um- 
fasst  11  Gemeinden,  die  alle  zugleich  Kirchgemeinden 
sind :  Bäretswil,  Bubikon,  Dümten,  Fischenthal,  Gossau, 


i : 30 0000 


MT^dcraüC^ 


Betirk  Hiuterrhein. 


V.Auinyer  sc 


Kreidelappen  des  Käserrugg  durch  den  Felsenzirkus  des 
Kamm  (Käsernalp)  und  vom  Urgonlappen  des  Scheiben- 
stoll  durch  den  Einschnitt  des  Gluristiiales  getrennt  wird. 

HINTER8TEINIBACH  (Kt.  Glarus,  Gem.  Elm). 
1110  m.  34  Häuser,  im  s.  Semfthal  und  am  linken  Ufer 
des  Sernf  zerstreut  gelegen;  2,5  km  sw.  Elm  und  mit 
diesem  Ort  durch  eine  Strasse  verbunden.  Telephon.  IfiB 
reform.  Ew.  Alpwirtechaft. 

HINTERTHAL  (Kt.  Schwyz,  Bez.  March).  Volkstüm- 
licher Name  für  das  Innerthal.  S.  diesen  Art. 

HINTERWALD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg). 
öW-lOOO  m.  Schöner  Wald,  am  O.-Hang  des  Kreuzbergs 
«nd  w.  über  Sax.  140  ha  gross.  Hat  mächtige  Tannen, 
dieiOO^OOJahre  alt  sind. 

HINTISBERQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  1933 


Grüninffen,  Hinwil,  Hüti.  Seegräben,  Wald,  Wetzikon. 
Bezirksnauptort  ist  Hinwil.  DerlBezirk  umfosst  den  s.  Teil 
des  Zurcheroberlandes  und  damit  die  bedeutendsten  Hö- 
hen des  Kantons.  Durch  die  Furche  des  Jonathaies,  die 
sich  nach  N.  ins  Tössgebiet  hinüber  verlängert,  werden 
die  Berge  in  zwei  Reihen  geschieden,  die  «  Hörnlikette  » 
an  der  O.-Grenze  des  Kantons  mit  dem  Tössstock  (1152 
m),  Schnebelhorn  (12d5  m),  Hörnli  (1136  m)  u.  a.,  und 
in  die  «  Allmannkette  »  mit  dem  Bachtel  (1119  m).  All- 
mann (1063  m]  u.  a.  Zwischen  den  beiden  Ketten  fliesst 
nach  N.  die  Töss,  nach  S.  dielJona.  Die  letztere  wird  im 
grössten  Massstab  zum  Betrieb  der  Fabriken  benutzt.  Der 
W.-Hang  der  Allmannkette  gehört  fast  ganz  dem  Glattge- 
biete an,  indem  hier  die  Wasser  entweder  dem  Pfafßker- 
see  oder  dem  Greifensee  zuiliessen. 

OEOOR.  LEX.  80  —  u  —  36 


56i 


HIN 


HIN 


Die  Gesteinsschichten,  aus  denen  diese  Berge  auf|[e- 
baut  sind,  gehören  der  Miocänperiode  an^  es  sind  kalkig- 
tonige  Mergel,  ziemlich  weiche  Sandsteine  und  in  aller- 
ffrösster  Masse  Nagelfluh;  Im  nördl.  und  mittlem  Gebiet 
liegen  die  Schichten  wa^recht :  im  SO.  fangen  sie  an 
schwach  gegen  S.  anzusteigen.  Dadurch  entstehen  in  der 
Gegend  von  Rüti  und  südlicher  die  zahlreichen  kleinen 
Hügelzüge,  die  alle  parallel  WSW.-ONO.  verlaufen  und 
je  einer  hartem  Naselfluhschicht  entsprechen.  Ueber 
diese  Grundlage  auseeoreitet  finden  wir  dann  namentlich 
im<e.  und  w.  Teil  viel  glazialen  Schutt,  der  am  Bachtel 
bis  zu  einer  Höhe  von  1100  m  reicht. 

Die  Bevölkerang  des  Bezirks  betrag  1900  in  5542  Häu- 
sern   und  8014  Haushaltungen  dass  33752  Ew.,  so  auf 


Damit  stimmt  auch  das  Vorwiegen  der  Viehzucht 
überein.  Der  Bezirk  hatte: 

1886  1886  1901 

Rindvieh  10738  13026  13221 

Pferde  410  519  672 

Schweine  1%7        .     2753  i970 

Schafe  23  33  65 

Ziegen  1930  1731  1642 

Bienenstöcke  2613  3282  2725 

Neben  der  Viehzucht  und  der  Waldwirtschaft  spielt 
die  Industrie  eine  ganz  hervorragende  Rolle :  Baumwoll- 
spinnerei und  Weberei,  sowie  Stickerei  findet  man  fost 
in  allen  Gemeinden ;  Seidenweberei  ist  eine  sehr  verbrei- 
tete Hausindustrie.  Am  bedeutendsten  ist  die  industrielle 


I  :  15O0O0 
J i_ a .A^ 


M."^e/^scif 


Beairk  Uinwil. 


1  km'  190  Ew.  kommen.  Gegenüber  1888  zeigt  der  Bezirk 
eine  Zunahme  von  6  %,  wahrend  der  ganze  Kanton  um 
27,4  %  zugenommen  hat.  Von  der  Gesamtbevölkerung 
sind  &927  Reformierte  und  4793  Katholiken;  850  Ew. 
sind  italienischer  Zunge.  Infolge  der  Höhe  über  Meer  und 
der  sehr  bedeutenden  Regenmenge  treten  Wein-  und  Ge- 
treidebau ganz  zurück,  während  der  Wiesenbau  vor- 
herrscht. Das  ergibt  sich  aus  folgenden  Zahlen : 
Reben  50  ha. 

Aecker  663    » 

Wiesen  10520    » 

Riet  1377    » 

Wald  4786    » 

unproduktiv  354    » 


Total 


17750  ha. 


Tätigkeit  in  Rüti  (Maschinenfabrik),  Hinwil,  Wald,  Wet- 
zikon,  etc.  Trotz  aer  grossen  Höhenunterschiede  hat  der 
Bezirk  Hinwil  ein  ganz  bedeutendes  Netz  von  Bahnli- 
nien :  an  die  erste  Linie  Zürich-Uster-Rapperswil  schlös- 
sen sich  später  die  Abzweigung  Rüti-Wala  mit  AnschloK 
an  die  Tössthalbahn  (Wald-Winterthur)  und  die  Linie 
Wetzikon-Hinwil  an ;  neuestens  ist  dazu  noch  die  Linie 
Uerikon-Bauma  gekommen.  Der  Bezirk  besitzt  aoser 
manchen  gemeinnützigen  Instituten  in  den  Gemeinde 
auch  eine  «  Gemeinnützige  Bezirksgesellschaft  »,  welche 
unter  anderem  durch  die  Gründung  einer  Sparkasse  sich 
ein  grosses  Verdienst  erworben  hat. 

HINWIL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil).  575  m.  Gem.  nnd 
Pforrdorf,  Hauptort  des  gleichnamiffen  Bezirkes ;  am  W.- 
Fuss  der  Bachtel,  an  der  Strasse  Wetzikon-Düraten  und 
24  km  so.  Zürich.   Station  der  Linien  Effretikon-WeHi- 


HIB 


HIR 


563 


kon-Hinwil  und  Uerikon-Bauma.  Postbureaa.  Tel( 
Telephon.    Gemeinde,    mit    Bezholz,  Bodennolz, 


Hinwil  von  Südwesten. 

kon,  Breitacker,  Erlosen,  Girenbad.  Hadlikon,  Langmatt, 
Loch,  Neubrunn,  Oberhof,  Orn,  Kingwil.  WerneiBhau- 
sen  und  einem  Teil  von  Rotenstein :  55^  Häuser.  2864 
Ew.  (wovon  214  Katholiken);  Dorf:  464  Häuser,  891  Ew. 
8  Schulgemeinden  (Hinwil,  Bossikon-Erlosen,  Girenbad, 
Hadlikon,  Ringwil,  Unterbach,  Unterholz  und  Wemets- 
hausen) ;    Sekundärschule.   Verkehrsverein.   Wasserver- 
sorgung. Viehzucht;  14  Sennhütten.  Starke  industrielle 
Tätigkeit  (14  Fabriken).  Fabrikation  vpn  farbigen  Baum- 
wolltuchem,    mechanische  Seidenweberei,  mechanische 
Stickerei,  Fabrikation  und  Export  von  Weberschiffchen, 
mechanische  Schreinerei,  Bohrerfabrikation,  Fischband- 
fabrikation,  Baugeschäft,  Confiserie  en  gros.  Getreide-, 
Vieh-  und  Weinhandel.  Buchdruckerei  (Verlag  einer  Zei- 
tung). Elektrizitätswerk.  Alemannensiedelun^.  744:  Hu- 
nichmwilare ;  1044 :  Hunewilare :  12B0 :  Huniwilere ;  1286 : 
Hunewile :  1909 :  Hünwile  =  Weiler  des  Hunicho.  Eine 
erste  Kircne  bestand  schon  747 ;  die  heutige  Kirche  1787 
eingeweiht.  Die  Freiherren  von  Hinwil  waren   ein  sehr 
altes,  schon  1044  ffenanntes  Geschlecht  von  hohem  Rang. 
Im  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  sanken  sie,  vermutlich 
wegen  unebenbürtiger  Heirat,  zu  blossen  Ministerialen 
herab,  wohnten  seit  1321  auf  Greifenber^,  später  zu  Elgg 
und  erloschen  1588.  Sie  verkauften  1451  ihre  Stammgüter 
zu  Hinwil  mit  Leuten.  Gerichten  und  aller  Zubehörde  an 
die  Johanniter  zu  Bubikon.  1408  kam  Hinwil  an  die  Stadt 
Zürich,  die  den  Ort  ihrer  Landvogtei  Grüningen  zuteilte. 
Die  Steine  der  ehemaligen  Burg  wurden  nach  Stumpfs 
Chronik  zu  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  zum  Neubau 
der  Kirche  verwendet.  Die  Burg  stand  auf  dem  sog.  Burg- 
böhl  nö.  über  der  jetzigen  Kirche.  Vergl.  Nä^  Am.  Ge- 
schichte der  Kirchgemeinde  Hinwil.  Zürich  1859.  —  Zel- 
ler-Werdmüller,  H.  Zürcher.  Burgen.  I.   {Mitteilungen 
der  antiquar.  Gesellsch,   in  Zürich.  58).  Zürich  1894.  — 
Strickler,  G.  Das  Zürcher  Oberland,  Zürich  1902. 

HIRELIHORN  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia).  2781 
m  (auf  der  italienischen  Karte  2769  m).  Gipfel,  zwischen 
dem  Cazolihorn  (2817  m)  und  der  Forcolaccia  (etwa  2700 
m),  auf  der  Grenze  ffegen  Italien  und  in  der  das  Formaz- 
zathal  vom  Maggiatnal  trennenden  Kette.  Kann  vom 
Passo  di  Cazzola  aus  über  den  N.-Grat  in  1  Vt»  ^^^  ^n- 
dermatten  (Pommat  oder  Chiesa)  aus  in  4  oder  von  Big- 
nasco  (im  Maggiathal)  in  6  Stunden  bestiegen  werden. 

HIRLI  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Hinterrhein).  2857  m. 
Giofel ;  in  der  kurzen  Kette,  die  vom  Surettanorn  nach 
NO.  auszweigt,  dann  gegen  die  Rofoa  nach  N.  umbiegt 
und  die  Thäler  von  Suretta  und  Ferrera  von  einander 
trennt;  4,5  km  sw.  über  Ausser  Ferrera,  von  wo  aus  er 
if^  3  Vt  Stunden  leicht  bestiegen  werden  kann.  Das  Hirli 
und  seine  Umgebungen  waren  früher  der  Schauplatz  eines 
regen  Bergbaues,  der  an  verschiedenen  Stellen  betrieben 
wurde.  Man  sieht  heute  noch  in  2100-2130  m  (1,5  km  ö. 
vom  Gipfel)  den  Eingang  zu  einer  solchen  Mine.  Das  ge- 
förderte Erz  wurde  in  der  Thalsohle  3  km  oberhalb  Ausser 
Ferrera  verhüttet.  Die  ehemalige  Bedeutuuff  dieses  Be- 
^ebes  erhellt  aus  den  hier  heute  noch  sichtbaren  be- 


trächtlichen Ruinen.  Die  Erze  liegen  in  Kalkschichten, 
die  im  grünen  Gneisporphyroid  der  Rofna  und  in  Gneis 
eingekeilt  sind.  Es  sind  Roteisenstein, 
Roteisenocker  und  Eisenspat.  An  dem 
zum  Surettathal  absteigenden  W.-Hanjg[ 
des  Hirli  baute  man  auch  silberschüssi- 

B3S  Blei  und  kupferschüssigen  Pyrit  ab. 
ie  heute  aufgegebenen  Minengänge 
ziehen  sich  bis  nahe  zum  Surettaglet- 
scher.  Das  Eingehen  dieser  Bergwerke 
beruht  wie  überall  im  Kanton  Graubün- 
den auf  dem  wegen  unsinniger  Wald- 
verwüstung eingetretenen  Mangel  an 
Brennmaterial,  auf  den  schwierigen 
Transport  Verhältnissen  und  endlich  auch 
auf  der  einer  Raubwirtschaft  gleichkom- 
menden irrationellen  Führung  der  Be- 
triebe. 

HIRLI  (LAQO  DA)  (Kt.  Graubün- 
den, Bez.  Hinterrhein).  2549  m.  Kleiner 
See,  am  N.-Hauff  des  Hirli,  1  km  nnö. 
unter  dem  Gipfel  in  wilder  und  schutt- 
bedeckter Landschaft;  3-4  Stunden  nw. 
über  Canicül.  So.  unter  dem  Gipfel  lie- 
gen noch  zwei  weitere  kleine  Seen,  die  unbenannt  sind. 
HIRLIHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  2490  m.  Gipfel, 
n.  Vorberg  des  Cherbadung  oder  Pizzo  del  Cervenaone 
(3213  m),  links  über  dem  Binnenthai,  2  Vt  Stunden  so. 
über  Binn  (Schmidigenhäusem)  und  ö.  über  dem  Läng- 
thal. Alpweiden. 

HIRNIKOPF  (Kt.  Solothum,  Amtei  Thierstein).  1028 
m.  Bewaldeter  Gipfel,  im  Kamm  der  Roteniluh  (Kette  des 
Uimet),  2  km  nö.  über  Beinwil.  Doegergewölbe,  w.  über 
dem  Liaszirkus  von  Birtis  und  ö.  über  den  auf  Argovian 
liegenden  Wiesen  und  Weiden  von  Hirni. 

HIR8,  HIR8ELEN,  HIRSEREN,  HIR8I.  .'Häufi- 

fer  Bestandteil  von  Ortsnamen  der  deutschen  Schweiz ; 
ezeichnet  ursprünglich  ein  mit  Hirse  (Panicum  miliar- 
ceum)  bebautes  Stück  Land.  Vom  Volksmund  heute  oft 
in  Hirz  und  Hirsch  umgewandelt. 

HIRSACKER  (Kt.  Zürich,  Bez.  und  Gem.  Horgen). 
410  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  linken  Ufer  des  Zürich- 
sees  und  900  m  so.  der  Station  Horgen  der  linksufngen 
Zürichseebahn  (Zürich- Wädenswil).  49  reform.  Ew.  Wie- 
senbau. 

HIRSBRMNNEN  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Burgdorf, 
Gem.  Winigen).  768  m.  Weiler,  im  obem  Abschnitt  des 
Kapj>elengrabens  und  4,5  km  so.  der  Station  Winigen  der 
Linie  Olten-Bern.  13  Häuser,  76  reform.  Ew. 

HIRSCHBERQ  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorder- 
land, Gem.  Reute).  900  m.  Weiler,  700  m  o.  Oberegff  und 
2,5  km  so.  der  Station  Heiden  der  Bergbahn  Rorscnach- 
Heiden.  14  Häuser,  80  reform.  Ew.  Landwirtschaft.  Ist 
erst  seit  der  1870  erfolfften  letzten  Grenzberichtigung 
zwischen  den  beiden  Halbkantonen  an  Ausserroden  uber- 
ffegangen.  Einige  Häuser  sind  dabei  bei  Innerroden  ver- 
olieben  und  der  Gemeinde  Oberegg  einverleibt  worden. 

HIRSCHBERQ  (Kt.  Appenzell  I.  R.,  Gem.  Rüti). 
780-960  m.  So  heisst  der  6  km  lange  S.-Hang  des  Hohen 
Hirschbergs.  Zahlreiche  Bauernhöfe.  Man  unterscheidet 
den  bis  zum  Flecken  Appenzell  reichenden  Vorder  Hirsch- 
berg und  den  Hinter  Hirschberff  auf  der  Seite  gegen  Eg- 
gerstanden. Jeder  Hof  und  jede  Häusergruppe  funren  ihre 
eigenen  Namen.  Zu  oberst  am  Hang  stehen  die  drei  Höfe 
Ober,  Unter  und  Mittler  Hirschberg.  Auf  Vorder  Hirsch- 
berg die  Siedelungsgruppe  Schönenbühl  mit  einstiger 
Burg,  Eigentum  des  ersten  Appenzeller  Landammannes 
Hermann  von  Schönenbühl  (f  1278).  Zusammen  90  Häu- 
ser, 548  kathol.  Ew.  Rindvieh-  und  Schweinezucht.  Ma- 
schinen- und  Handstickerei. 

HIRSCHBERQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  und  Gem. 
Gossau).  Gruppe  von  9  Häusern,  an  der  Strasse  St.  Gallen- 
Wil  und  1,5  tm  ö.  der  Station  Gossau  der  Linie  Zürich- 
Winterthur-St.  Gallen.  47  kathol.  Ew.  Acker- und  Obstbau. 
Viehzucht.  Hand-  und  Maschinenstickerei.  Hier  die  Schul- 
häuser der  Dörfer  Mettendorf  und  Oberdorf. 

HIRSCHBERQ  (HOHER)  (Kt.  Appenzell  I.  R.). 
1178  m.  Bergrücken,  zwischen  Gais  und  Eggerstanden 
und  je  V«  Stunden  über  diesen  beiden  Orten.  Die  ziem- 
lich steilen  S.-  und  W.-Hänge  mit  Wiesen  bestanden,  die 


564 


HIR 


um 


N.-  und  O.-Hänge  bewaldet.  Schöne  Aussicht  aui  das 
Rheinthal. 

HIRSCHENBRUNNEN  (Kt.  Basel  Stadt,  Gem.  Ba- 
sel). 260  m.  Grosses  Landgut  nö.  Klein  Basel  und  an  der 
Strasse  nach  Riehen.  Herrenhaus,  Oekonomiegebäude 
und  schöner  Park. 

HIR8CHBN8PRUNQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober 
Rheinthal,  Gem.  Rüti).  435  m.  Weiler,  am  Eingang  in  ein 
romantisches  Tobel^  das  von  der  Strasse  Rorschach-Sar- 
gans  durchzogen  wird ;  am  Fuss  des  Blattenbergs  und 
am  linken  Ufer  des  Binnenkanals;  2,5  km  nö.  der  Station 
Ruti  der  Linie  Rorschach-Sargans.  18  Häuser,  114  kathol. 
Ew.  Ackerbau  (Mais),  Obstbau,  Viehzucht.  Torfgruben. 
Stickerei. 

HIRSCHHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Schwarzenburg, 
Gem.  Rüsche»?).  900  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  des 
GambacheSy  800  m  nw.  Rüschegg  und  14  km  sw.  der  Sta- 
tion Thumen  der  Gürbethalbahn  (Bern- Watten wil-Thun). 
Telephon.  12  Häuser,  77  reform.  Ew.  Ackerbau  und  Vieh- 
zucht. Korbflechterei  und  Fabrikation  von  Rechen. 

HIRSCHLAND  (OBERES  und  UNTERES)  (Kt. 
St.  Gallen,  Bez.  See,  Gem.  Schmerikon  und  Uznach).  500 
und  419  m.  Zwei  Häusergruppen.  Oberes  Hirschland  an 
der  Strasse  Uznach-Wattwil  und  1,3  km  nö.  der  Station 
Uznach  der  Linie  Rapperswil-Wesen-Sargans.  5  Häuser, 
37  kathol.  Ew.  Unteres  Hirschland  am  Mühlebachkanal, 
an  der  Strasse  Schmerikon-Uznach  und  zwischen  diesen 
beiden  Stationen.  24  Häuser,  178  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinden Schmerikon  und  Uznach.  Ackerbau  und  Vieh- 
zucht. Seidenindustrie.  Abbau  von  Schieferkoblen. 

HIRSCHMATT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Schwarzenburg, 
Gem.  Guggisberg).  832  m.  Gemeindeabteilung  und  Weiler, 
am  Lauboach;  1,4  km  sw.  Guggisberor  und  14  km  so. 
Freiburg.  Zusammen :  107  Häuser,  546  reform.  Ew. ; 
Weiler :  10  Häuser,  51  Ew.  Landwirtschaft. 

HIRSCHTHAL  (Kt.  Aargau,  Bez.  Aarau).  445  m.  Gem. 
und  Dorf,  im  Suhrenthal,  am  rechten  Ufer  der  Suhr,  an 
der  Strasse  Aarau-Sursee-Luzem  und  1.5  km  n.  Schöft- 
land.  Station  der  elektrischen  Strassenbann  Aarau-Schöft- 
land.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  Gemeinde,  mit 
Thal :  68  Häuser,  522  reform.  Ew. :  Dorf:  40  Häuser,  325 
Ew.  Ackerbau,  Viehzucht  und  Milcn Wirtschaft.  Woll-  und 
Hanfgarnspinnerei.  893 :  Hyrgtale. 

HIRSEQQ  (Kt.  Luzem,  Amt  Entlebuch,  Gem.  Flühli). 
1000-1100  m.  7  Häuser,  am  linksseitigen  Hang  des  Thaies 
der  Waldemme  zerstreut  gelegen,  5  km  s.  Fluhli  und  13 
km  s.  der  Station  Schäpflieim  der  Linie  Bem-Luzem.  46 
kathol.  Ew.  Viehzucht. 

HIRSENEQQ  (MITTLER,  OBER  und  UNTER) 

ßCt.  Luzem,  Amt  Willisau,  Gem.  Luthern).  865-930  m.  5 
auernhöfe,  auf  den  Höhen  zwischen  dem  Wilmisbach 
und  der  Luthern,  2  km  s.  vom  Dorf  Luthern  und  7  km  s. 
der  Station  Hüswil  der  Linie  Langenthal-Wolhusen.  38 
kathol.  Ew.  Viehzucht. 

HIRSERN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen,  Gem.  Ur- 
senbachj.  620  m.  Weiler,  am  linken  Ufer  des  Oeschen- 
bachs :  1,2  km  sw.  Ursenbach  und  3,3  km  sw.  der  Station 
Klein  Dietwil  der  Linie  Langenthal-Wolhusen.  12  Häuser, 
47  reform.  Ew. 

HIRSLANDEN  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  Zürich.  Stadtkreis 
V].  452  m.  Quartier;  ehemalige  Aussengemeinde  der  Stadt 
Zürich,  seit  1.  Januar  1893  mit  dieser  vereinigt,  so.  der 
Altstadt.  Kirchgemeinde  Neumünster.  Bei  der  Burgwies 
Funde  von  Bronzegegenständen.  Refugium  Biberlinsburg  j 
im  Deffenried  Funde  aus  der  Eisen-  und  Römerzeit ;  bei 
der  KTus  Ueberreste  eines  römischen  Bauwerkes.  946 : 
Hirslanda  =  Land,  auf  dem  Hirse  angebaut  wird.  Das 
Gemeinde  Wappen  zeigt  einen  goldenen  Hirsstengel  im 
blauen  Felde.  Vergl.  die  Art.  Zürich  (Stadt)  und  Bürg- 
HCELZLi.  Grundeigentümer  in  Hirslanden  waren  im  13. 
Jahrhundert  vorzuglich  die  Abtei  und  zum  Teil  auch  die 
Propstei  Zürich.  In  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts 
kauften  sich  hier  auch  das  Kloster  Oetenbach  und  der 
Spital  in  Zürich  Grundbesitz.  Zehntenherr  in  Hirslanden 
war  das  Chorherrenstift  Zürich  als  Kollator  der  Pfarr- 
kirche Grossmünster,  zu  der  Riesbach,  Hirslanden  und 
Hottingen  ([ehörten.  Die  vereinigte  hohe  und  niedere  Vog- 
tei  stand  wie  in  der  ganzen  Umgehend  von  Zürich  ur- 
sprünglich dem  Reichsvogte  über  die  Stadt  zu  und  kam 
später  als  Reichslehen  in  den  erblichen  Besitz  der  Familie 


Mülner,  die  auch  bereits  das  Meieramt  inne  hatte.  Die 
Entstehung  der  Gemeinde  Hirslanden  rührt  von  der  Bil- 
dunff  einer  Wacht  her,  die  1408  zum  erstenmal  genannt 
wird.  Die  Gemeinde  bis  17^  der  Landvogtei  KüsDacht 
zugeteilt,  während  (reldstreitigkeiten  dem  städtischen 
Gericht  zur  Schlichtung  unterstanden.  1893  zusammen 
mit  den  übrigen  Ausgemeinden  mit  der  Stadt  Zürich  ver- 
einigt. Vergl.  Nüscheler,  Arn.  Ein  historischer  Gang 
durch  die  Nachbargemeinden  der  Stadt  Zürich  (in  Sa- 
lomon  Vögelin's  Werk :  Dcu  alte  Zürich.  2.  Aufl.  Zürich 
1890). 

HIRZBODEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Fruligen,  Gem. 
Adelboden).  1285  m.  68  Häuser,  im  Engstligenthal  und 
am  rechten  Ufer  des  Engstli^^enbachs  zerstreut  gelegen, 
am  NW.-Hang  des  ßonderspitz;  2,5  km  nö.  Adeltioden 
und  10  km  ssw.  der  Station  Frutigen  der  Linie  Erlenbach- 
Spiez-Frutigen.  279  reform.  Ew.  Viehzucht.  Südl.  davon 
der  Sultgraoen.  in  dem  zu  Beginn  des  18.  Jahrhanderts 
Kupfererz  abgebaut  wurde. 

HIRZEQQ  (Kt.  St.  Gallen  und  Zürich).  1091  m.  Gip- 
fel, in  der  Kette  des  Hömli  (Zürcher  Oberland),  1-2  Stun- 
den ö.  über  Fischenthal.  Nagelfluh. 

HIRZEQQSPITZ  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Einsiedeln  und 
March).  1428  m.  Gipfel,  in  der  Kette  zwischen  dem  Vor- 
derthal und  dem  Sihlthal,  w.  über  Bilten  und  7  km  s. 
Uznach.  Am  S.-Hang  die  schönen  Alpweiden  der  Eutbals- 
berge,  von  Bärlaui,  Schönenbühl  und  Waldherren  mit 

Erachtvollen  Tannenwaldungen  und  stattlichen  Ahom- 
äumen. 

HIRZEL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen).  720  m.  Gem.  und 
Pfarrdorf,  auf  der  Hochfläche  zwischen  der  Sihl  und  dem 
Zürichsee  und  5^5  km  s.  über  der  Station  Horgen  der 
linksufrigen  Zünchseebahn  (Zürich-Wädenswil).  Post- 
bureau, Telegraph,  Telephon:  Postwagen  Horgen-Sihl- 
brugg.  Gemeinde,  mit  Hirzelhöne  (mit  Durrcnmoos^  Höhe. 
Kaseren,  Wolfensbühl,  Zimmerberg  und  einem  Teil  von 
Widenbach),  Hirzelkirche  (mit  Dorf  Hirzel,  Kalbisau  und 
SchifQi),  Spitzen  und  Spreurmühle:  192  Häuser,  1154  Ew. 
(wovon  189 Katholiken);  Dorf:  22  Häuser,  122  Ew.  Vieh- 
zucht. Hausindustrien.  1378 :  Hirtzlen.  Der  Ort  bis  ins 
18.  Jahrhundert  mit  der  Gemeinde  Horgen  vereinigt 
Grossen  Grundbesitz  in  Hirzel  hatte  besonders  das  Frao- 
münster  in  Zürich.  Gerichtsherren  waren  zunächst  die 
Grafen  von  Lenzburg  und  Herzoge  von  Zähringen,  später 
der  Reihe  nach  die  Eschenbach,  Aarburg,  Hallwil  und  seit 
1406  die  Stadt  Zürich.  1443  wurden  die  Zürcher  an  der 
Letzi  bei  Hirzel  von  den  Eidgenossen  geschla^n.  Eine 
Kapelle  wird  1491  genannt.  Ein  Teil  der  Gemeinde  war 
der  Obervogtei  Horgen,  ein  anderer  der  Landvogtei  Wa- 
denswil  angegliedert.  Vergl.  Strickler,  Job.  Geschichte 
der  Gemeinde  Horgen,  nebst  Hirzel  und  Oberrieden. 
Horgen  1882. 

HIRZELHCEHE  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen,  Gem.  Hir- 
zel). 520-770  m.  Gememdeabteilunff,  den  n.  Abschnitt  der 
Gemeinde  Hirzel  umfassend ;  mit  Dürrenmoos,  Höhe,  Ka- 
seren, Wolfensbühl,  Zimmerberg  und  einem  Teü  von 
Widenbach.  Zusammen  83  Häuser.  480  reform.  Ew. 

HIRZELKIRCHE  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen,  Gem. 
Hirzel).  550-740  m.  Gemeindeabteilung,  mit  dem  Dorf  Hir- 
zel und  den  Weilern  Kalbisau  und  Schifüi.  Zusammen 
70  Häuser,  441  reform.  Ew. 

HIRZENFELD  (Kt  Bern,  AmUbez.  Franbrunnen, 
Gem.  Münchenbuchsee).  575  m.  Gruppe  von  4  HäuserDf 
auf  einer  Anhöhe  2  km  s.  der  Station  Münchenbncbsee 
der  Linie  Bem-Biel.  37  reform.  Ew. 

HIRZLI  (Kt.  Glarus).  1644  m.  Begraster  Gipfel,  in  der 
zwischen  den  Thälchen  des  Niederurnerbachs  und  Bilt- 
nerbachs  von  O.-W.  ziehenden  Kette.  Besteht  aus  mio- 
cäner  Nagelfluh  und  damit  wechsellagernden  Sandstein- 
und  Mer^elschichten,  die  ziemlich  steil  nach  S.  gegeo 
den  den  N.-Fuss  der  n.  Kreideketten  begleitenden  Fipdi 
einfallen.  Der  mit  Alpweiden  bestandene  S.-Hang  des 
Berges  ist  demnach  weniger  steil  und  gleichmässiger  ge 
böscht,  als  der  von  den  Schichtköpfen  gebildete  stufen- 
förmige  N.-Hanc,  der  zum  grossen  Teil  mit  Wald  bestan- 
den ist.  Der  Gipfel  kann  von  Bilten  oder  Niederumen  ans 
in  3  Stunden  erreicht  werden  und  wird  seiner  schönen 
Aussicht  auf  Mittelland  und  östl.  Schweizeralpen  weceo 
oft  besucht.  Mächtiger  und  ausgezeichnet  typischer 
Schuttsturz  am  29.  April  1868.  Das  Ereignis  wird  von  Prof. 


IHR 


HIT 


565 


Heim  (Veher  Bergstürze,  Zürich  4882)  wie  folgt  beschrie- 
ben :  Der  llirzliberff  ob  Bilten  ist  aas  festen  Nagelflah- 
banken  and  aus  damit  abwechselnden  Sandstein-  und 
Mergelschichten  gebildet.  Die  Schichten  fallen  in  den 
Berg  hinein  und  ziehen  sich  aussen  am  Abhang  schief 
gegen  O.  abwärts.  Die  Mergel-  und  Sandsteinschichten 
sind  wegen  ihrer  geringen  Festigkeit  zu  kleinen  Thälchen 
ausgewittert,  welche  von  den  vorspringenden  widerstands- 
fähigeren Naf^elHuhrippen  nach  Aussen  begrenzt  werden. 
Ein  solches  Thälchen  von  etwa  300  m  Länge,  50  m  Breite 
und  15-20  m  Tiefe,  wohl  über  450  m  über  dem  Dorfe  Bil- 
ten gelegen,  hatte  sich  seit  undenklichen  Zeiten  mit  Ab- 
wiiterungsschutt  der  gleichen  Gesteine  angefüllt.  Das 
ganze  Genänge  war  gut  oewaldet  und  ebenso  teilweise  der 
S^chntt  in  dem  Thälchen.  Im  Winter  1867  stürzte  eine 
Lawine  und  blieb  an  dieser  Stelle  liegen.  Ihr  langsames 
Schmelzen,  das  bis  weit  in  den  Frühling  1868  hinein- 
reichte, erzeugte  eine  anhaltende  gründliche  Durch- 
tränkung des  Schuttes.  Endlich  geriet  derselbe  ins  Flies- 
sen,  traf  bald  auf  eine  Stelle,  wo  die  äussere  Rippe  von 
Nagelfluh  eine  Bresche  hatte  und  stürzte  nun  dort  über 
die  Nagel Huhwand  und  durch  den  steilen  Wald  über 
100  m  tief  hinab.  Der  tonige  Brei,  mit  zahlreichen  bis  zu 
mehreren  Kubikmetern  grossen  Nagelfluh  blocken  ge- 
mischt, bewegte  sich  wie  ein  schmutziger  donnemoer 
Wasserfall.  Seitlich  abfliegende  Steine  schlugen  fast  fuss- 
dicke  Tannenstämme  durch,  und  alles  wurde  hier  mit 
Kot  bespritzt.  Im  Wald,  der  krachend  zusammenbrach, 
wurde  eine  früher  kaum  merkliche  Furche  zu  einem  6-10  m 
tiefen  und  10-20  m  breiten  Sturzweg  in  wenigen  Augen- 
blicken ausgeschürft.  100-200  m  hinter  dem  Dorf  Bflten 
stand  ein  gut  ffepfle^tes  Wäldchen,  welches  nun  auf  dem 
hier  schon  viel  weniger  steilen  Untergrund  wie  ein  Sieb 
wirkte.  Zwar  wurde  es  grösstenteils  geworfen,  vermochte 
aber  doch  zum  Glücke  des  Dorfes  die  Blöcke  zurückzu- 
halten, so  dass  nur  der  Schlamm  in  Gestalt  eines  einhalb 
bis  zu  drei  Meter  hohen,  breiten  Stromes  langsam  bis 
über  die  Strasse  auf  den  flachen  Boden  hinabfloss.  Es  war 
zur  Flucht  Zeit  genug.  Die  Bewegung  des  Schlammes  hielt 
48  Stunden  lang  an.  Zwanzig  Gebäufichkeiten  wurden  da- 
durch beschädigt  oder  teilweise  zerstört,  der  Schlamm- 
strom drückte  Mauern  ein,  verschob  Ställe  oder  drang 
durch  Fenster  und  Türen  in  die  Erdgeschosse  und  ersten 
Stockwerke  einiger  Häuser.  25  Haushaltungen  mussten 
ausziehen,  und  der  Schaden  an  Wald,  Wiesen,  Pflanzland 
und  Gärten,  etwa  40  Jucharten  gross,  war  bedeutend.  Die 
niedergestürzte  Schutlmasse  beträgt  etwa  180000  m^.  Im 
Schuttsturz  von  Bilten  haben  wir  ein  Beispiel  für  Tren- 
nung des  Ablagerungsgebietes  in  Blockgebiet  und 
Schlammstrom. 

HIRZWANQEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Atfoltern,  Gem. 
Hausen).  650  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  auf  der  Grenze 
gegen  den  Kanton  Zug,  3  km  so.  Hausen 
und  1,8  km  nw.  der  Station  Sihlbrucg 
der  Sihlthalbahn  und  der  Linie  Züricn- 
Thalwil-Zug.  Postwagen  Sihlbrugg-Hau- 
sen.  34  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 
1358 :  Hirtzwangen  ;  von  Hirz  =  Hirsch 
und  wang  =  Feld. 

HI8CHWIL(Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil, 
Gem.  Wald).  868  m.  Weiler,  am  SW.- 
Hang  des  Tössstocks  ;  2,8  km  nö.  Wald 
und  2,2  km  so.  der  Station  Gibswil  der 
Tössthalbahn  ( Winterthur-Wald  ).15  Häu- 
ser, 47  reform.  Ew.  Landwirtschaft.  Ur- 
kundliche Formen:  Huswil,  Huschwil 
(1300),  Husswile,  Hischwil,  Huschwil ; 
vielleicht  Abkürzung  von  Huniswil,  viel- 
leicht aber  auch  vom  Personennamen 
Huso  (hu9  =  Haus)  herzuleiten. 

HITINaCN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt 
Toggenburg,  Gem.  Mosnan^O-  833  m.  4 
lepstreut  gelegene  Häuser,  m  einer  an- 
mutigen Verzweigung  desLibingerthales ; 
2,2  km  sw.  Mosnang  u.  4,2  km  w.  der  Sta- 
tion Dietfurt  der  Toggenburgerbahn.  18 
kalhol.  Ew.  Wiesenbau  und  Viehzucht. 

HITTENBERQ  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Wald). 
870  m.  Kleines  Dorf,  auf  einer  Terrasse  links  über  dem 
Thal  der  Jona,  2  km  nö.  der  Station  Wald  der  Tössthal- 


bahn (Winterthur-Wald).  Telegraph,  Telephon.  21  Häu- 
ser, 98  reform.  Ew.  Etwas  ö.  vom  Dorf  die  kantonale 
zürcherische  Heilstätte  für  Lungenkranke  (Lungensana- 
torium), c  Die  Anstalt  liegt  907  m  über  Meer,  auf  einer 
freien  Terrasse  des  Faltigber^es, .  bei  Hittenberg.  Zu- 
standegekommen durch  zahlreiche .  freiwillige  Beiträge 
von  Gemeinden,  Gesellschaften,  Vereinen  und  Privaten, 
ganz  besonders  durch  einen  hohen  Beitrag  der  Begierung 
des  Kantons  Zürich,  wurde  die  Anstalt  um  die  Totalsumme 
von  Fr.  550000  nach  dem  Pavillonsystem  erbaut,  kam  im 
Herbst  1897  unter  Dach  und  konnte  im  November  18^ 
erölTnet  werden.  Die  grosse  Reinheit  der  Luft,  das  herr- 
liche Panorama,  die  wind  geschützte  La^e,  die  idyllische 
Umgebung  sjprechen  sehr  zu  Gunsten  dieser  Anstalt,  die 
über  die  Wintermonate  so  viel  Sonnenschein  hat  wie 
Davos;  und  wenn  in  der  kalten  Jahreszeit  im  Tief- 
land ein  dichter  Nebel  lagert,  lacht  da  oben  ein  klar- 
blauer Himmel  ins  Menschenherz  hinein  und  erreicht  die 
Temperatur  nicht  selten  diejenige  von  Lugano  und  Lo- 
carno. »  Die  Anstalt  besteht  aus  drei  mit  einander  ver- 
bundenen Gebäuden  mit  total  90  m  Frontlänge.  Auf  der  S.- 
Seite drei  Liegehallen,  auf  der  N.-Seite  Glasgallerien.  38 
Krankenzimmer  mit  90  Krankenbetten.  Sehr  Dünstige 
Heilerfolge.  Vergl.  Strickler,  G.  Das  Zürcher  Oberland, 
Zürich  1902. 

HITTINQEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Münchwilen,  Gem. 
Tobel).  688  m.  Weiler,  3  km  so.  Tobel  und  4,5  km  nö. 
der  Station  Wil  der  Linie  Zürich-Winterthur-St.  Gallen. 
13  Häuser,  50  kathol.  und  reform.  Ew.  Kirchgemeinden 
Tobel  und  Braunau.  Wiesen  und  Wald. 

HITTNAM  (Kt.  Zürich,  Bez.  Pfaffikon).  665  und  641 
m.  Gem.  und  zwei  Dörfer,  Ober  und  Unter  Hittnau,  am 
W.-Hang  des  Stoffel  und  3,2  km  ö.  der  Station  Pfaflikon 
der  Linie  Eflretikon-Wetzikon-Hinwil.  Die  beiden  Dörfer 
800  m  von  einander  entfernt.  Gemeinde,  mit  den  beiden 
Dörfern  und  Dürstelen,  Hasel,  Schönau.  Isikon  und  Lup- 
men :  314  Häuser,  1338  reform.  Ew.  Kirchgemeinde.  In 
Ober  Hittnau  die  Pfarrkirche,  Postbureau  und  Telephon: 
Postwagen  nach  Saland  una  Pfäfflkon.  101  Häuser,  438 
Ew.  Unter  Hittnau  mit  Postbureau,  Telegraph  und  Tele- 
phon und  94  Häusern,  385  Ew.  906 :  Hittenowa.  Aleman- 
nensiedelung.  Die  Burg  bei  Hittnau  hiess  Werdegg  und 
war  Eigentum  der  seit  1229  vorkommenden  Ritter  von 
I  Werdegg,  Dienstleuten  von  St.  Gallen  und  Rapperswil. 
1383  vererbte  sie  sich  an  die  Breitenlandenberg,  aann  an 
die  Hünwil  (Hinwil)  und  wurde  im  Mai  1444  nach  der 
Eroberung  von  Greifensee  durch  die  Eidgenossen  zerstört. 
Ausgrabungen  von  1902  haben  hier  eine  grosse  Anzahl 
von  Gegenständen  zu  Tage  gefördert,  die  jetzt  im  Schwei- 
zerischen Landesmuseum  in  Zürich  aufbewahrt  werden. 
Hittnau  kam  zugleich  mit  der  Grafschaft  Kiburg  an  Zürich. 

HITZECKE  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Glenner).  1900  m. 


Hitzkirch  von  Norden. 

So  heisst  ein  Teil  des  NW.-Hanges  des  Piz  Mundaun;  2,5 
km  so.  über  dem  Dorf  Maierhot. 
HITZKIRCH   (Kt.    Luzern,   Amt   Hochdorf).  514  m. 


566 


HIT 


HOC 


Gem.  QDd  Pferrdorf,  im  Thal  der  Wag,  am  W.-Fubs  des 
Lindenberga,  zwischen  Baldegger-  and  Hallwilersee  nnd 
an  der  Strasse  Luzem-Lenzbuiv.  Station  der  Seethalbahn. 
Postbnreau,  Telegraph,  Telephon ;  Postwagen  Gelfingen- 
Fahrwangen.  Gemeinde,  mit  Richensee-Blealikon :  117 
Hauser,  738  kathol.  Ew.;  Dorf:  79  Häoser,  509  Ew.  Wie- 
sen- nnd  Obstban.  Erste  obstbauende  Gemeinde  des 
Kantons.  Der  einst  bedeutende  Weinbau  leidet  stark  un- 
ter der  Konkurrenz  der  fremden  Weine  und  auch  unter 
ter  den  Verwüstungen  von 
Rebkrankheiten.  Strohindu- 
strie. Betrachtlicher  Obst- 
handel. Grosse  Mosterei , 
Eigentum  einer  Korporation 
von  Obstbauern.  Mehrere 
landwirtschaftliche  Genos- 
senschaften. Zu  Ende  des 
12.  Jahrhunderts  stiftete 
Konrad  von  Tuffen  hier  eine 
Deutschritterkomthurei.  Der 
Stifter  erscheint  in  Urkun- 
den von  1909, 1219  und  1223. 
Der  Orden  besass  im  Thale 
selbst  und  an  andern  Orten 
ausgedehnte  Ländereien. 
1803  ging  die  Komthurei  an 
den  iCanton  Luzem  über, 
der  dann  sein  kantonales 
Lehrerseminar  hierher  ver- 
legt hat.  Das  jetzige  Gebäude 
stammt  aus  1745.  Im  13. 
u.  14.  Jahrhundert  stand  in 
Hitzkirch  auch  ein  Frauen- 
kloster. Auf  Boden  der  1897 
mit  Hitzkirch  vereinigten 
Gemeinde  Richensee  die 
Burgruinen  Grünenberg  u. 
Richensee .  Am  Seeufer 
Pfahlbau  aus  der  neolithi- 
schen  Zeit.  Auf  dem  Fried- 
hof bescheidenes  Denkmal 
für  den  Dichter  des  Grütli- 
liedes,  J.  G.  Krauer,  der  in 
Altwies  bei  Hitzkirch  einige 
Jahre  als  Arzt  praktizierte. 
961:  Hizkilch;1290  :  llilts- 
chilchen. 

HITZLIQEN  (Kt.  Lu- 
zem, Amt  Sursee,  Gem. 
Knutwil).  525  m.  Gruppe  von 
7  Häusern,  etwas  n.  vom 
Mauensee ;  2,5  km  s.  Knut- 
wil und  2,2  km  nw.  der  Sta- 
tion Sursee  der  Linie  Lu- 
zem-Olten.  47  kathol.  Ew. 
Acker-  und  Obstbau,  Vieh- 
zucht und  Milchwirtschaft. 
1498  :  Hitzlingen. 

HIZENBERQ  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Trachselwald . 
Gem.  Eriswil).  850  m.  Wei- 
ler, 1  km  ö.  Eriswil  und  5 
km  so.  der  Station  Huttwil 
der  Linie  Langenthal-Wol- 
husen.  14  Häuser,  106  re 
form.  Ew. 

HOBEL  (Kt.  Solothum. 
Amtei  Dornegg).  Gem.  und 
Dorf.  S.  den  Art.  Hoch- 
wald. 

HOB8CHEN  u.  HOB- 
8CHEN8EE  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Brig,  Gem.  Simpeln). 
Alpweide  und  See.  S.  die 
Art.  Hopschen  und  Hop- 
schensee. 

HOCH  FURNI8  (Kt. 
Graubänden,  Bez.  Unter  Landquart).  Gipfel.  S.  den  Art. 

FURNIS.  '^  « 

HOCH  PFAFFEN  (Kt.  Uri).  2481  m.  Felsbastion,  im 


Kamm  der  Schichenthaler  Wind|riLlle  (^752  m^  iwiichqi 
dem  SchächenUial  im  S.  und  dem  Felsennrkns  voa 
Wängi  und  Rindermatt  im  N.  Nachbar  des  Sirtenstocb 
(2905  m)  und  von  ihm  durch  ein  stMles  und  tief  eincen»- 
senes  Couloir  getrennt.  HochgebirgsLalk  (Malm).  Sdvie- 
rig  zu  besteigen. 

HOCHALP  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Hinterlanl 
Gem.  Umasch).  1533  m.  Bergrücken  mit  Alp  weide  und 
Hütten,   zwischen  den  Thälem  der  Umäsch  und  [des 


Mvai}r^&r.* 


Besirk  Hoohdorf. 


rjkcMf^» 


Necker  und  2  Vt  Stunden  sw.  über  Urnäsch.  Schöne 
Aussicht  auf  die  Alpen.  Ziemlich  reiche  Flora,  viele  Al- 
penrosen. Beliebtes  Ausflugsziel. 


HOC 


HOC 


567 


HOCHBERQ  (Kt.  Thurgaa,  Bez.  Fraoenfeld,  Gem. 
Ober  Neunforn).  483  m.  Grappe  von  5  Häusern,  an  der 
Strasse  Frauenfeld-Schaffhausen,  700  m  so.  Ober  Neun- 
forn und  3,5  km  so.  der  Station  Ossingen  der  Linie  Win- 
terthur-Etzwilen-Singen.  26  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Neunforn.  Weinbau,  Wald. 

HOCHBERaOLETSCHER  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Uinterrhein).  2900-2400  m.  Kleiner  Gletscher;  2,5  km 
lanff.  Steigt  am  0.-Han|^  des  Hochberghorns  in  Terrassen 
nach  NO.  ab  und  endigt  über  einer  links  zum  Hinter- 
rhein abfallenden  hohen  Felswand. 

HOCHBERQHORN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Hinter- 
rhein). 3008  m.  Gipfel,  im  Adulamassiv,  1  km  nö.  über 
der  Sbpporthütte  des  S.  A.  C.  und  links  über  dem  ober- 
sten AbMshnitt  des  Hinterrhein.  Kann  von  der  Zapport- 
hütte über  die  Plattenschlucht  und  den  W.-  oder  S.-  Grat 
in  2  Stunden  bequem  erreicht  werden.  Am  O.-Hang  der 
kleine  Hochberggletscher. 

HOCHBORD  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Einsiedeln).  892-1300 
m.  W.-Hang  der  Trossenhöne,  rechts  über  der  Sihl  und 
geffenüber  aer  Mündung  der  Minster  in  diese.  Heisst  im 
Volksmund  gewöhnlich  Höhjport.  Trägt  die  Alpweiden 
und  Hätten  von  Portugal,  Heitliger,  Grub,  Ber^li  und 
Fluh.  Von  den  Felsen  der  Fluhalp  nat  sich  1816  em  gros- 
ser Bergsturz  gelöst,  der  mehrere  Häuser  zerstörte,  das 
Schuttfeld  «  In  der  Enge  »  anhäufte  und  den  heute  wieder 
verschwundenen  KrÖtensee  aufstaute. 
Den  Hang  durchzieht  die  Strasse  Stu- 
den-Euthal.  8  Häuser,  44  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Einsiedeln.  Alpwirt- 
schaft. Kartoffelbau.  Holz-  und  Viehhan- 
del. Etwas  Seidenindustrie. 

HOCHDORF.  Amt  des  Kantons  Lu- 
zem.  Fläche  18000  ha.  Bezirkshauptort 
ist  Hochdorf.  Grenzt  im  N.  und  (3.  an 
den  Kanton  Aargau,  im  S.  an  den  Be- 
zirk Luzem  und  im  W.  an  den  Bezirk 
Sursee.  Wird  von  der  Aa  entwässert, 
die  den  Baldegger-  und  Hallwilersee 
durchfliesst  und  im  Oberlauf  Ronbach 
heisst.  Die  höchsten  Punkte  sind  der 
Lindenberg  (900  m)  im  0.  und  der 
Höhenzug  der  Erlosen  (816  m)  im  W., 
den  tiefsten  Punkt  bezeichnet  der  Spie- 
gel des  Hallwilersees  (452  m).  Der  Be- 
zirk umfasst  22  politische  Gemeinden  : 
Aesch,  Altvids,  Ballwil,  Emmen,  Ermen- 
see,  Eschenbach,  Gelungen,  Hämikon, 
Herlisberg,  Hitzkirch.  Hochdorf,  Hohen- 
rain,  Inwil,  Lieli,  Mosen,  Müswangen, 
Rain,  Retschwil,  Römerswil,  Rotenburg. 
Schongau  und  Sulz.  Zusammen  2318 
Häuser,  3523  Haushaltungen,  17  432  Ew.,  wovon  456  Re- 
formierte. 94  Ew.  auf  einen  km^  Durch  Grossratsbe- 
schluss  ist  die  ehemalige  Gemeinde  Richensee  1^  mit 
Hitzkirch  vereinigt  woraen.  12  Kirchgemeinden  :  Schon- 
gau, Aesch,  Hitzkirch,  Klein wangen,  Hochdorf,  Römers- 
wil,  Eschenbach^  Rain,  Ballwil,  Inwil,  Rotenburg  und 
Emmen. 

Der  Boden  ist  firuchtbar  und  gut  angebaut.  Viele  Wie- 
sen und  Obstbäume,  im  N.  auch  etwas  Weinbau,  der  aber 
von  Jahr  zu  Jahr  zurückgeht.  Die  Viehstatistik  ergibt 
folgende  Ziffern  : 

1886 

Rindvieh  12918 

Pferde  614 

Schweine  4408 

Schafe  430 

Ziegen  1 095 

Bienenstöcke  3116 
Hauptbeschäftigung  der  Bewohner  sind  Wiesen-  und 
Obstbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Industrielle  Tä- 
tigkeit nicht  stark  vertreten:  Giesserei  in  Emmenweid, 
grosse  Sägen  in  Emmen,  Ziegelei  in  Inwil,  Fabrik  für 
chemische  Produkte  in  Ballwil ;  Bierbrauerei,  Ziegelei, 
Zementwarenfaibrik  und  Sennhütte  in  Hochdorf.  Mostfa- 
brikation in  Hitzkirch.  Holz-  und  Obsthandel.  SiU  der 
Direktion  und  Reparaturwerkstätten  der  Seethalbahn  in 
Hochdorf.  Den  Bezirk  durchziehen  die  Seethalbahn  (Em- 
menbrücke-Wildegg)  und  die  Strassen  Luzern-Lenzburg. 


Sempach-Gislikon  und  Semnach-Hochdorf.  Das  Seethal 
ist  schon  Arüh  besiedelt  woraen.  Zahlreiche  urseschicht- 
liche  Funde  (neolithische  Pfahlbauten  im  Balaeggfersee; 
bronze-  und  eisenzeitliche  Gräberfunde  besonders  in  den 
Gemeinden  Hochdorf  und  Hohenrain),  häufige  Reste  von 
römischen  und  alemannischen  Ansiedelungen.  Die  reich- 
ste Ausbeute  gewährt  das  Gebiet  der  Gemeinde  Hohen- 
rain. Der  S.-Abschniit  des  Bezirkes,  die  ehemalige  Land- 
vofftei  Rotenburg-Hochdorf  umfassend,  kam  zur  Zeit  der 
Scnlacht  bei  Semp«ch,  der  früher  zum  Freiamt  gehörende 
Kreis  Hitzkirch  1^03,  und  die  dem  Michelsamt  zugeteilten 
Dörfer  Ermensee  und  Schongau  1415  an  Luzem.  Zahl- 
reiche Burgen  und  Burgruinen. 

HOCHDORF  (Kt.  Luzem,  Amt  Hochdorf).  504  m. 
Gem.  und  Pfairrdorf,  s.  vom  Baldeggersee,  an  der  Strasse 
Luzem-Lenzburg-Aarau  und  12,5  km  n.  Luzem.  Station 
der  Seethalbahn  (Emmenbrücke-Wildegg).  Postbureau, 
Telegraph,  Telephon,  (remeinde,  mit  Baldegg,  Lügswil 
undlJrsvdl:  m  Häuser,  1645  kathol.  Ew.;  Dorf:  126 
Häuser,  1062  Ew.  Wiesen-  und  Obstbau.  Ziegelei,  grosse 
Sennerei,  Zementwarenfabrik,  Bierbrauerei.  Reparatur- 
werkstätten der  Seethal  bahn.  Ausfuhr  von  Milchprodukten 
(sterilisierte  Milch,  Centrifüffenbutter,  Tilsiterkäse).  In 
der  Kirche  das  Denkmal  für  den  Groesrat  Leu  von  Eber- 
sol,  den  am  20.  Juni  1845  ermordeten  Führer  der  Luzer- 
ner Konservativen.  Eigenes  Schauspielhaus.  Die  Bevölke- 


1896 

1901 

15583 

17  792 

738 

977 

6893 

7470 

199 

66 

631 

367 

5428 

4  741 

Hochdorf  von  Nordwesten. 

rung  hat  sich  im  Laufe  der  letzten  Jahre  durch  ihre  dra- 
mauBchen  AufFQhrungen  grossen  Stils  einen  bedeutenden 
Namen  erworben.  Pfarrer  in  Hochdorf  waren  1519-22  der 
Humanist  Johannes  Zimmermann  oder  Xylotectus  und 
1793-1^  der  Dichter  Joh.  Bernhard  Häfliffer.  Gräber  aus 
dem  4.  und  3.  Jahrhundert  v.  Chr.  Zahlreiche  urgescbicht- 
liche  Funde  (Gräber,  Brakteaten).  Die  Kirche  zum  ersten- 
mal 962  genannt.  850  und  1231:  Hohdorf.  Heute  im 
Volksmund  Hofteren  ausgesprochen.  Vergl.  Estermann, 
M.  Creachichte  der  alten  Pfarrei  £focAdor/...  Luzem  1891. 

HOCH  FELDEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Bülach).  405  m. 
Gem.  und  Dorf,  am  linken  Ufer  der  Glatt  und  2,2  km  w. 
der  Stetion  Bülach  der  Linie  Zürich-Bülach-Schaffhausen. 
Postablage,  Telephon.  Gemeinde,  mit  Jakobsthal  und 
Willenhof:  84  Häuser,  529  Ew.  (wovon  42  Katholiken); 
Dorf:  73  Häuser,  438  Ew.  Kirchgemeinde  Bülach.  Acker- 
und  Weinbau.  Elektrizitätowerk.  Eine  Seidengarazwirne- 
rei.  886 :  Hofelda.  Alemannensiedelung.  Ob  die  Ende  des 
13.  und  bis  Mitte  des  14.  Jahrhunderte  genannten  Meyer 
von  Hochfelden  hier  eine  Burg  besassen  ist  fraglich. 

HOCHFLMH  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Gersau  und  Schviryz). 
1699  m.  Einer  der  Gipfel  des  Rigistockes;  zwischen  In- 
genbohl,  Gersau  und  Lowerz,  höchster  Punkt  des  SO.-Ab- 
schnittes  des  Rin.  Sendet  nach  0.  den  Urmiberg  gegen 
Schwyz,  nach  SW.  den  Kamm  des  Föhnenbergs  zum 
Vierwaldstättersee  und  nach  NW.  einen  kurzen  Kamm 
gegen  die  die  Hochfluh  vom  übrigen  Teil  des  Bersstockes 
trennende  Senke  der  Scheidegg.  Zwischen  der  Hochfluh 


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HOC 


HOC  ^ 


and  dem  Schartegffli  ein  beinahe  senkrechtes  Felskamin, 
das  jetzt  durch  Anoringen  einer  eisernen  Leiter  und  eines 
Drantseiles  zugänglich  gemacht  worden  ist.  Kann  von 
Gertau  aus  in  3  Stunden  bequem  erstiegen  werden  und 
wird  oft  besucht.  Besteht  im  Gegensatz  zu  dem  aus  mio- 
caner  Molasse  (Nagelfluh)  aufgebauten  übrigen  Teil  des 
Rigistockes  aus  Kreideschichten.  Der  Volkswitz  erzahlt, 
dass  die  Gersauer  einst  von  der  Hochfluh  aus  den  Mond 
einfangen  wollten. 

HOCHa8TRiC88  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarberg).  So 
nennen  die  Bewohner  des  Seelandes  die  alte  Römerstrasse 
Aventicum-Petinesca-Solodurum-Vindonissa,  deren  Ver- 
lauf heute  z.  T.  noch  sichtbar  ist.  Sie  zog  längs  dem  Ufer 
des  Murtensees  und  Grossen  Mooses  gegen  den  Jensberg, 
wo  das  Castrum  Petinesca  lag.  und  überschritt  die  Aare 
bei  Büren.  Der  best  erhaltene  Teil  der  Strasse  liegt  zwi- 
schen Kappelen  und  Bühl,  wo  sie  heute  von  der  Strasse 
erster   Klasse  Aarberg-Biel  geschnitten  wird. 

HOCHHAMM  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Hinterland). 
1279  m.  Bewaldeter  Gipfel,  in  der  Kette  zwischen  dem 
Thal  der  Urnäsch  und  des  Necker,  1-2  Stunden  w.  über 
Urnäsch.  Trigonometrisches  Signal. 

HOCHHAUS  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg).  1947 
m.  Gipfel,  nw.  über  Sax  und  nahe  der  Grenze  gegen  den 
Kanton  Appenzell ;  in  der  südöstlichsten  Kette  der  Sftntis- 
gruppe,  oie  weiter  nach  NO.  noch  den  Hohkasten  und 
Kamor  trägt.  Urgon  und  obere  Kreide.  Schwierig  zugäng- 
lich. 

HOCHMiCTTLI  (GROSSES  und  KLEINES)  (Kt. 
Glarus  und  St.  Gallen).  2256  und  2193  m.  Zwei  Gipfel, 
in  der  Kette  w.  über  dem  st.  gallischen  Murgthal,  zwi- 
schen dem  Etscherzapfen  und  Silberspitz  und  7  km  s. 
vom  Dorf  Murg.  Verrucano. 

HOCHMATT  (Kt.  Freiburff,  Bez.  Greierz).  2155  m. 
Gipfel,  zwischen  den  Thälern  des  Gros  Mont,  Petit  Mont 
und  der  Jaun  (oder  Jogne).  Mit  schönen  Alpweiden  be- 
standen. Wird  von  den  Bewohnern  der  Gegend  nach 
einer  die  höchstgelegene  Hütte  im  Kanton  traffenden  Alp- 
weide meist  nur  die  «  Omatta  »  genannt.  Die  ooem  Hänge 
reich  an  Edel  weiss;  Fundort  der  Rosa  glutinoaa  und 
anderer  seltener  Pflanzen.  Die  Hochmatt  ist  einer  der 
schönsten  Aussichtspunkte  der  Freiburger  Alpen  und  wird 
im  Sommer  von  den  Bewohnern  der  umliegenden  Thal- 
schaften und  von  den  Kurgästen  von  Charmey,  Jaun 
(Bellegarde),  Rongemont  und  Chäteau  d'CEx  oft  besucht. 
Aufstieg  von  Chäteau  d'GEx  über  die  Verdaz  in  6,. von 
Charmey  über  das  Thal  des  Gros  Mont  in  5*/.  und  von 
Jaun  aus  in  ebenfalls  5  Vt  Stunden.  Sehr  leichte  Berg- 
tour. Das  Panorama  ist  ein  ausserordentlich  umfassendes : 
Mittelland,  Bemer  und  z.  T.  auch  die  Walliser  Alpen. 
Kreide-  und  Flyschmulde,  auf  einer  Malm-  und  Dogger- 
unterlage, die  steil  zum  Thal  der  Jaun  (Im  Fang)  abfallt. 
Die  leicnt  verwitterbaren  Schichten  des  Neocom  und  der 
roten  Kreide  liefern  einen  fetten  Humus,  der  die  pracht- 
volle Entfaltung  der  Alpweiden  bedingt. 

HOCHMATT  (Kt.  Glarus).  1865  m.  Gipfel,  Vorberg 
des  Mürtschenstockes,  in  dem  nach  N.  zwischen  die  Thä- 
1er  des  Meeren bachs  und  Thalalpsees  sich  vorschiebenden 
Kamm,  34  Stunden  s.  über  Obstalden.  Steile  Grashänge, 
durch  NW.  fallende  Tithonbänke  stufenförmig  gegliedert. 
Am  W.-Hang  die  kleine  Trosalp. 

HOCHPARDIEL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans). 
2355  m.  Gipfel,  ganz  aus  Flyschsandstein  aufffebaut ;  in 
der  Gruppe  der  Grauen  Hörner,  zwischen  Val  Vaplona  im 
N.  und  Valgrausa  im  S.  und  5-i3  Stunden  w.  über  Valens. 

HOCHRBALTA  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Heinzenberg, 
Kreis   Domleschg,  Gem.  Sils).   Burgruine.  S.  den  Art. 

H  O  H  fN  R  vüTI  RN 

HOCHRIED  (Kt.  Lnzem,  Amt  Willisau,  Gem.  Pfaff- 
nau).  521  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  600  m  sw.  der  Kirche 
Pfoffnau  und  7,5  km  sw.  der  Station  Beiden  der  Linie 
Lnzern-Olten.  32  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau,  Vieh- 
zucht und  Milchwirtschaft. 

HOCHROTI  (Kt.  Aargau,  Bez.  Kulm.  Gem.  Schmid- 
rued).  683  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  700  ra  w.  Schmid- 
rued  und  5  km  so.  der  Station  Schöftland  der  elektrischen 
Strassenbahn  Aarau-Schöftland.  18  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Rued. 

HOCHSCHOREN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  und  Gem. 
Gossau).  743  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  über  dem  rech- 


ten Ufer  der  Glatt  und  1,6  km  s.  der  Station  Gossau  der 
Linie  Zürich- Winterthur-St.  Gallen.  18  kathol.  Ew.  Acker- 
bau und  Viehzucht. 

HOCHSPOHL  (Kt.  Aargau,  Bez.  Aarau,  Gem.  Grani- 
chen).  475  m.  9  Häuser,  am  S.-Hang  des  Herdenbergi 
zerstreut  gelegen ;  1,2  km  ö.  Gränichen  und  3,5  km  so. 
der  Station  SuhrderLinieAarau-Suhr-Zoflngen.77  refom. 
Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

HOCHSTEIQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toggenbure, 
Gem.  Wattwil).  632  m.  70  Häuser,  über  dem  hier  ziemlich 
steilen  linken  Ufer  der  Thur  zerstreut  gelegen,  700  m  s. 
der  Station  Lichtensteig  der  Toggenburgerbahn  und  1,3 
km  nw.  Wattwil.  390  reform,  una  kathoL  Ew.  Acker-  und 
Obstbau,  Viehzucht.  Stickerei  und  Weberei.  Wohnort 
des  bekannten  Ulrich  Bräcker  oder  Näbis  LWi  (1735-1796), 
des  Verfassers  der  autobiographischen  Schrift  Der  arme 
Mann  im  Tockenburg. 

HOCHSTETTLEN  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense.  Gem. 
Ueberstorf).  730  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  über  dem 
rechten  Ufer  der  Sense;  2,5  km  so.  Ueberstorf  und  6  km 
so.  der  Station  Flamatt  der  Linie  Bern-Freiburg.  31  ka- 
thol. Ew.  deutscher  Zunge.  Acker-,  Wiesen-  und  Obstbau, 
Viehzucht.  Kapelle,  vom  Geschlecht  de  Gottran  gestiftet 
und  mit  den  Wapoen  von  Jean  Gottran,  Ritters  vom  h. 
Grab,  und  seiner  (jemahlin  Ursula  von  Englisberg  (16. 
Jahrhundert)  geschmückt  Der  Ort  1306  Eigentum  der 
reichen  Freiburger  Familie  Velga. 

HOCHSTRASS  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem.  Oet- 
wil  am  See)  520  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  800  m  nw. 
der  Kirche  Oetwil  und  3,8  Icm  nö.  der  Station  Männedorf 
der  rechtsufrigen  Zürichseebahn  (Zürich-Meilen-Rappers- 
wil).  25  reform.  Ew.  Mit  dem  Namen  Hochstrass  bezeich- 
net man  einen  hoch  an  einem  Hang  hinlaufenden  Wp^ 
meist  römischen  Ursprungs. 

HOCHSTRASS  (OBER  und  UNTER)  {KU  Thur- 
gau.  Bez.  Kreuzlingen.  Gem.  Emmishofen  und  Täger- 
wilen).  427  und  415  m.  2  Landhäuser,  an  der  Strasse 
Kreuzlingen-Tägerwilen,  1  km  sw.  der  Station  Emmis- 
hofen der  Linie  Konstanz-Etzwilen-Schaffhausen  und  1,7 
km  ö.  Tägerwilen.  11  kathol.  und  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinden Emmishofen,  Tägerwilen  und  Egelshofen.  Gar- 
ten- und  Weinbau.  In  Ober  Hochstrass  begründete  der 
Schulmann  Dr.Thomas  Scherr  (f  1870)  nach  seiner  Amts- 
entsetzung als  Direktor  des  zürcherischen  Lehrerseminars 
in  Küsnacht  1841  eine  Taubstummenanstalt.  In  Unter 
Hochstrass  stand  einst  die  feudale  Wasserburg  mit  Leucht- 
turm, die  lange  Zeit  Eigentum  der  Konstanzer  Patrizier- 
familie Muntprat  war,  1870  abgetragen  und  durch  ein 
Landhaus  mit  Oekonomie^ebäuden  ersetzt  worden  ist 
Der  Name  Hochstrass  bezieht  sich  auf  die  alte  Römer- 
strasse, die  von  Vindonissa  über  Vitodurum  (Ober  Win- 
terthur)  und  Ad  Eines  (Pfln)  nach  Arbon  und  Konstaoz 
führte.  Fund  einer  Silbermünze  aus  der  Zeit  der  Hehe- 
tier. 

HOCHSTMCKLI  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  1506  m. 
Gipfel  und  Kamm,  im  Gebirgsstock  der  Mythen,  zwischen 
dem  Hundskottentobel  im  0.  und  dem  Lauitohel  im  W. 
Am  S.-Hang  schöne  Alpweiden,  so  den  unter  dem  Pass- 
übergang des  Haggen  liegenden  Haggenberj^  mit  Höfen 
und  Sennhütten.  Am  Hang  des  Hocnstuckli  entsprin^n 
der  Hundskotten-  und  Lauibach,  deren  oberste  Tbäer 
völlig  bewaldet  sind.  Kann  von  Schwyz  aus  in  2  Stunden 
leicht  bestiegen  werden.  Sehr  schöne  und  umfassende 
Aussicht. 

HOCHTRISTELKCEPFE  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Ober  Landquart).  2662  m.  Wenig  bedeutende  Felsköpfe, 
zwischen  dem  Schlappinerioch  und  dem  Eisen thälispitz. 
n.  über  dem  bei  Klosters  Dörfli  von  rechts  ins  Prätigaa 
ausmündenden  Schlappinthal. 

HOCH  WACHT  (Kt.  Zug).  992  m.  Einer  der  schönsten 
und  höchsten  Aussichtspunkte  auf  dem  Zugerberg,  1  km 
nö.  von  den  Kurhäusern  Felsenegg  und  Schönfels  und  5 
km  ö.  über  Zug.  Aussicht  auf  Alpen  und  Mittelland.  00 
besucht. 

HOCHWACHT  (Kt.  Zürich,  Bez.  Dielsdorf).  856  m. 
Zweithöchster  Punkt  der  Lagern;  1,5  km  w.  über  Regens- 
berg. Trigonometrisches  Signal  erster  Ordnung.  Sehr 
schone  Aussicht.  Gastwirtschaft 

HOCHWACHT  oder  ALBISHOCHWACHT  (Kt. 
Zürich,  Bez.  Horgen  und  Affoltem).  880  m.  Gipfel,  in  der 


HOC 


H(EC 


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Albiskette,  2  km  w.  über  der  Station  Sihlwald  der  Sihl- 
thalbahn.  Schöne  Aussicht. 

HOCHWALD  (Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuch ,  Gera. 
Uasli).  Weiler.  S.  den  Art.  Haslihochwald. 

HOCHWALD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster).  900-1300 
m.  Wald,  am  Wengibach,  10  km  nö.  Kaltbrunn.  131  ha 
gross. 

HOCHWALD  (Kt.  Solothum,  Amtei  Ralsthal).  530- 
950  m.  Grosser  Wald,  über  dem  rechten  Ufer  der  Dun- 
nern und  am  N.-Hang  der  Jura  kette  zwischen  dem  Thal 
der  Dünnem  und  der  Stadt  Solothum. 

HOCHWALD  (Kt.  Solothum,  Amtei  Balsthal).  450- 
980  ra.  Zwei  schöne  Waldungen,  am  SO.-  und  NW.-Hang 
des  Roggen ;  ersterer  n.  über  der  Strasse  Solothura-Olten, 
der  andere,  der  nicht  unter  600  m  absteigt,  über  der 
Strasse  ßalsthal-Holderbank. 

HOCHWALD  (Kt.  Solothum,  Amtei  Dorae^tg).  6^ 
m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  an  der  Strasse  Domegg-Bretzwil 
und  5,5  km  so.  der  Station  Dornach  der  Linie  Basel-Dels- 
berg.  Postablage,  Telegraph,  Telephon.  94  Häuser,  582 
Ew.  (wovon  15  Reformierte).  Wiesenbau,  Kirschbäume. 
Bereitung  von  HagenbuttengeMe  als  Spezialität.  Seiden- 
bandweberei. Bedeutende  Ausfuhr  von  Brennholz  nach 
Basel.  Im  Sommer  beliebtes  Ausflugsziel  der  Basler.  Von 
einem  Hügel  w.  über  dem  Dorf  schöne  Aussicht  auf  Basel 
und  das  Elsass.  Aus  der  Kirche  von  Hochwald  stammt  ein 
jetzt  im  Basler  kunsthistorischen  Museum  befindliches 
Sakramentshäuscben  in  gotischem  Stil.  Alte  Germanen- 
graber  bei  der  Ziegelscheuer.  In  der  Umgebung  von 
Hochwald  hat  man  eocänen  Kalkstein  mit  Bruchstucken 
von  Planorbis  pseudoammoniua  aufgefunden,  einem  in 
der  Schweiz  sehr  seltenen  Fossil,  das  ab^r  anderswo 
(z.  B.  bei  Buchsweiler  im  Unter  Elsass)  häufiger  auf- 
tritt. 

HOCHWANQ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Plessur  und 
Unter  Landquart).  2535  m.  Gipfel  und  Berggruppe.  Diese 
bildet  einen  Teil  der  zwischen  dem  Schanflgg  und  Präti- 
jrau  stehenden  Plessurgmppe  und  wird  begrenzt  im  W. 
durch  das  Churer  Rheinthal  von  Chur  bis  zur  Prätigauer 
Klus  und  im  0.  vom  Fondeierthal  und  dem  Durannapass 
(3124  m).  Man  grenzt  den  Hochwang  nach  0.  hie  und  da 
auch  erst  am  Wolfgang,  dem  vom  Prätigau  ins  Davos 
hinüberfährenden  Pass,  ab.  doch  ist  dies  orographisch 
und  geologisch  weniger  begründet  als  unsere  Annahme. 
WesU.  unserer  Abgrenzungslinie  Fondeierthal-Duranna- 
pass  stehen  graue  Bündnerschiefer  an,  die  wenig  steile 
und  abgerundete  Gipfelformen  und  von  engen  Schluchten 
und  wilden  Runsen  zerschnittene  Häni^e  bilden,  während 
ö.  davon  das  Gebirge  aus  sehr  verschiedenen  Gesteinen, 
besonders  triasischen  Kalken,  Dolomit  und  Serpentin, 
aufgebaut  ist  und  auch  die  Gipfel  durchschnittlich  höher 
sind.  Die  Hochwanirgmppe  in  unserer  Umgrenzung  hat 
mit  ihren  grossen  Waldungen  und  Alpweiden  Voralpen- 
charakter.  Die  S.-Flanke  ist  steil  und  durch  Schluchten 
Regliedert;  von  der  N.-Flanke  zweigen  einige  Seiten- 
kämme niederen  Ranges  ab,  die  bald  dachfirstförmig  zu- 
geschärft sind,  bald  als  breite  Bergrücken  erscheinen.  Die 
meist  abgerundeten  Gipfel  ragen  nur  wenig  über  die 
Kammlinien  empor;  nennenswert  sind  davon  (von  O.-W. 
Rezählt)  der  Kistenstein  (2477  m),  das  Matlishom  (2464  m), 
der  Kunkel  (2418  m),  Hochwang  (2535  m),  der  Montalin 
(2263  m)  über  Chur  und  Glattwang  (2380  m)  über  Jenaz. 
Der  Hochwang  ist  nicht  nur  der  höchste  Gipfel  der 
Gruppe,  sondern  auch  der  zerrissenste,  besonders  an  sei- 
nem mit  steilen  Schiefer  wänden  liegen  Yalzeina  abfallen- 
den N.-Hang.  Er  bildet  einen  kleinen  Bergstock  für  sich, 
zu  dem  man  noch  den  Teufelskopf  (2459  m)  und  Grom- 
serkopf  (2395  m)  rechnen  kann.  Der  Hauptgipfel  (2535  m) 
steht  auf  der  Grenze  zwischen  dem  SchanfiRg  einerseits 
und  dem  Thal  von  Yalzeina  und  Jenazertobel  anderer- 
seits. Sehr  schöne  Aussicht  auf  einen  weiten  Gebirgskranz 
bis  zum  Bemina-  und  Adulamassiv  hin  und  auf  einen 
grossen  Teil  des  Rheinthaies  bis  Disentis.  Von  allen 
Seiten  her  zugänglich,  am  leichtesten  von  Furna  im  Prä- 
tigau über  die  Alpweiden  von  Zizers  und  Igis  in  4  Vt  Stun- 
den, oder  auch  von  Fuma  aus  über  den  Sgärasamm 
(Wirtshaus,  3  kmsw.  über  Furna),  Wannenspitz,  Farneza 
und  das  Rothom  in  3  V,  Stunden. 

HOCHWART  oder  HOHWART.  In  der  O.-Schweiz 
ziemlich  häufig  vorkommende  Namen  für  schöne  [Aus- 


sichtspunkte oder  eine  mit  einem  trigonometrischen  Sig- 
nal versehene  Anhöhe.  Gleichbedeutend  mit  Hochwacht 

HOCHWART  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggenburg, 
Gem.  Ebnat).  645  m.  21  Häuser,  nahe  dem  rechten  Ufer 
der  Thur  zerstreut  gelegen  und  1,5  km  n.  der  Station 
Ebnat-Kappel  der  Toggenburgerbahn.  133  zur  Mehrzahl 
reform.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei  und  Weberei. 

HOCHWIE8EN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans,  Gem. 
Flums).  450-540  m.  55  Häuser,  am  rechtsseitigen  Gehänge 
des  Seezthales  zerstreut  gelegen  und  2  km  so.  der  Station 
Flums  der  Linie  Ziegelbrücke-Wesen-Sargans.  209  kathol. 
f)w.  Obst-  und  Wiesenbau,  Viehzucht.  Reblauben,  wie 
man  sie  im  Tessin  und  in  Italien  sieht. 

HOCKEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Luzern.  Amt 
Hochdorf,  Gem.  Rotenburg).  574  und  552  m.  Zwei  Gmp- 

Sen  von  zusammen  6  Häusern,  etwas  ö.  der  Strasse  Hoch- 
ort-Rotenburg und  3,5  km  nö.  der  Station  Rotenburg 
der  Linie  Luzern-Olten.  51  kathol.  Ew.  Bei  Nieder  Hocken 
hat  man  im  Jahre  1600  etwa  600  Stück  Brakteaten  (Blech- 
münzen) aufgefunden.  Hocken,  Höcki  bezeichnet  ein 
Landgut  oder  Landhaus. 

'  HOCKENALP  (Kt.  Wallis,  Bez.  Westlich  Raron, 
Gem.  Kippel).  2064  m.  Alpweide,  auf  einer  geneigten  Ter- 
rasse nw.  über  dem  Dorf  Kippel,  am  Fuss  des  Hocken- 
horas  zwischen  Gafenbach  und  Golenbach.  Etwa  20  Hütten 
und  eine  Kapelle.  Wird  mit  70  Kühen  und  einigen  zwan- 
zig Ziegen  bezogen. 

HOCKENHORN  oder  8CHILTHORN  (Kt.  Bern 
und  Wallis).  3297  m.  Ziemlich  bekannter  Gipfel,  in  der 
das  Balmhorn  mit  der  Jungfrau  verbindenden  Kette  zwi- 
schen dem  Lötschenthal  und  dem  wilden  Gasterenthal. 
Wird  oft  bestiegen,  am  meisten  und  ohne  Schwierigkeit 
in  6  Stunden  von  Ried  im  Lötschenth|il  über  den  Lötsch- 
bergpassweg.  Aussicht  prachtvoll,  dank  seiner  zentralen 
Lage  und  der  Nachbarschaft  des  düstern  Balmhorns.  des 
majestätischen  Lötschenthalgrates  und  des  mächtigen 
Bietschhoms.  Besteht  aus  einem  Granitsockel,  den  dünne 
Dolomit-  und  Kalkschichten  mit  Verracanoeinlagerungen 
und  zu  Oberst  krystalline  Schiefer  überlagern.  In  den  klei- 
nen Thälchen  am  SSO.-Hang  der  Kette  steht  der  Granit 
überall  an.  Spitze  Sedimentmulde  in  krystallinem  Ge- 
stein. 

HOCKENHORN  (KLEIN)  (Kt.  Bern  und  Wallis). 
8164  m.  Felsturm,  sw.  Vorberg  des  Hockenhoms  oder 
Schilthorns.  im  Kamm  zwischen  Hockenhorn  und  Lötsch- 
bergpass.  Rings  von  Firnfeldern  umrahmt. 

HOCKMATT  (Kt.  Wallis,  Bez.  Oestlich  Raron.  Gem. 
Grengiols).  1280  m  Weiler,  über  dem  linken  Ufer  der 
Binnaschlucht.  am  Eingang  ins  Binnenthal  und  3  km  ö. 
Grengiols.  14  Häuser,  70  kathol.  Ew. 

HCECHHMU8ER  (Kt.  Bern.  Amtsbez.  Thun,  Gem. 
Steffisburg).  590  m.  Zwei  alte  Häuser  mit  bemerkenswer- 
ter Architektonik,  im  Dorf  Steffisburg  am  linken  Ufer  der 
Zulg.  Stammen  aus  der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts,  waren 
zuerst  Eigentum  des  Berner  SchuUheissen  Heinrich  Mat- 
ten (1428-1506)  und  kamen  nachher  an  die  d'Affry  in  Frei- 
burg. Sind  von  einer  niedrigen  Mauer  umgeben.  Das  eine 
Haus  mit  sehr  hohem  Giebeldach.  Sind  als  mittelalterliche 
Herrensitze  sowohl  von  künstlerischem  als  historischem 
Interesse. 

HCECHHAU8(Kt.  Nidwaiden,  Gem.  Wolfenschiessen). 
531  m.  Haus,  im  Thal  der  Engelberger  Aa  und  am  linken 
Ufer  des  Flusses,  1  km  sw.  Wolfenschiessen.  Bemerkens- 
wertes Gebäude  mit  Glockentürmchen.  Als  der  berühmte 
Ritter  Melchior  Lussi  nach  der  Heimkehr  von  seiner  1583 
ausgeführten  Pilgerfahrt  nach  Jemsalem  der  Welt  ent- 
sagen und  sich  in  das  eben  gestiftete  Kloster  zu  Stans 
zurückziehen  wollte,  aber  von  seinen  Verwandten  daran 
gehindert  wurde,  erbaute  er  sich  1585  das  Hochhaus. 
Eine  Nachahmung  davon  stand  im  Schweizerdorf  auf  der 
Pariser  Weltausstellung  von  19Ö0. 

HCECH8T  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen).  1947  m. 
Felssporn,  auf  der  NW.-Flanke  der  Gruppe  des  First 
(2412  m) ;  schiebt  sich  gegen  das  Obere  Suldthal  vor  und 
kann  vom  Dorf  Kienthal  über  die  Renggalp  in  3-4  Stunden 
erstiegen  werden. 

HCECH8T  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg).  2028  m. 
Gipfel,  in  der  Kette  der  Churfirsten,  nw.  vom  Sichel- 
kamm (2151  m)  und  ö.  vom  Tristenkolben  (2179  m).  Drei- 
eckig abgeflachtes  Gipfelplateau.  Bildet  einen   aus  dem 


570 


H(EC 


HCEF 


Kamm  herausgearbeiteten  Kreidelappen,  wie  die  weiter 
w.  gelegenen  Gipfel,  während  der  Sicnelkamm  mit  seinen 
bekannten  sichelförmiff  gebogenen  Schichten  eine  nach 
N.  übergelegte  Mulde  darstellt.  Nach  N.  sind  dem  Höchst 

El  die  Nausalp  und  Schlewizalp  hin  der  Schafkopf 
m),  Schafberg  und  Föhrenkopf  (1810  m)  vopge- 
t. 

HCECH8T  8CHWALMERN  (Kt.  Bern,  Amtobez. 
Frutifien).  2785  m.  Gipfelpunkt  der  Schwalmemhömer ; 
zwischen  Suldthal,  Kientnal,  Sausthal  und  Saxetenthal. 
Kann  von  Isenfluh  über  das  Sausthal  und  die  Karrenfelder 
von  Hohgant  in  5  V«  oder  von  Kienthal  aus  in  6  Stunden 
leicht  bestiegen  werden.  Schöne  Aussicht. 

HCECH8TE  SPITZE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  4638 
m.  Oft  gebrauchter  Name  für  die  Dufourspitze,  den  höch- 
sten Gipfel  des  Monte  Rosa  Massives  und  der  Schweiz 
überhaupt.  S.  den  Art.  Ro9A  (Monte). 

HCECH8TETTEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Burgdorf). 
481  m.  Gem.  und  Dorf,  an  der  Strasse  Herzogen buchsee- 
Kirchberg-Bern  und  6,5  km  ö.  der  Station  Utzenstorf  der 
Linie  Burgdorf-Solothurn.  Postablage,  Telephon ;  Post- 
wagen Herzogenbuchsee-Koppigen.  3o  Häuser,  !299  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  Koppigen.  Landwirtschaft.  Käserei. 

HCECH8TETTEN  (QR088>  (Kt.  Bern,  Amtebez. 
Konolfingen).  762  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  an  den  Hän- 
gen des  Hundschüpfen  und  der  Blasenfluh  und  über  dem 


Gross  Höchstetten  von  Westen. 

von  der  Linie  Bern-Lanffnau  durchzogenen  breiten  Thal, 
in  fruchtbarer  Landschaft,  an  der  Kreuzung  der  Strassen 
Bern-Luzern  und  Burgdorf-Thun.  2  km  n.  der  Station 
Zäziwil-Gross  Höchstetten  der  Linie  Bern-Luzern.  Station 
der  elektrischen  Vollbahn  Burgdorf-Thun.  Postbnreau, 
Telegraph,  Telephon;  Postwagen  nach  Schlosswil.  Ge- 
meinde, mit  Muhlebach :  99  näuser,  799  reform.  Ew. ; 
Dorf:  69  Häuser,  596  Ew.  Die  Kirchgemeinde  umfasst  die 
politischen  Gemeinden  Gross  Höchstetten,  Zäziwil,  Mir- 
chel,  Oberthal  und  Bowil.  Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht 
und  Milchwirtschaft.  Obst-  und  Käsehandel.  Biskuitsfab- 
rik. Hier  der  Bezirksspital  des  Amtsbezirkes  Konolfingen. 
Bezirkssparkasse,  1828  gegründet.  Sekundärschule.  Gross 
Höchstetten  ist  eines  der  schönsten  Dörfer  im  Kanton 
Bern  und  besitzt  viele  stattliche  Landsitze.  Die  aus  dem 
Mittelalter  stammende  und  1811  umgebaute  Kirche  ist 
1882  durch  eine  Feuersbrunst  vollständig  zerstört  worden. 
Nahe  der  Kirche  ein  kleines  Schloss,  jetzt  Pfarrhaus.  Das 
Dorf  gehörte  ein  zum  Landgericht  Konolfingen  und  spielte 
im  Bauernaufstand  von  16o3  eine  bedeutende  Rolle.  Hier 
war  der  Orientalist  Joh.  Heinr.  Otth  aus  Bern  1696-1719 
Pfarrer. 

HCECH8TETTEN  (KLEIN)  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Konolfingen,  Gem.  Rubinen).  545  m.  Weiler,  zwischen 
dem  recnten  Ufer  der  Aare  und  der  Strasse  Bem-Thun 
und  1,4  km  nw.  der  Station  Rubinen  der  Linie  Bem- 
Thun.  Telephon.  12  Häuser,  83  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinde Münsingen.  Ackerbau,  Kunstwiesen.  Liebfrauen- 
kirche mit  Wandmalereien,  vor  der  Reformation  stark 
besuchter  Wallfahrtsort.  Nahe  der  Aare  Spuren  einer 
einstigen  Burg. 


HCECH8TFLUH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen).  S104 
m.  Gipfel,  wsw.  Vorher^  des  Dreispitz;  flUt  mit  nohen 
Steilwanden  zum  Dorf  Kienthal  ab. 

HCECH8TOCK  und  UNTER  HCECH8TOCK  (Kt 
Zürich,  Bez.  Pfäffikon,  Gtem.  Stemenberg).  890  m.  Zwei 
Gruppen  von  zusammen  7  Häusern,  an  der  Strasse  Baoma- 
Sternenberg,  1  km  s.  der  Kirche  Sternenberg  und  3  km 
nö.  der  Station  Bauma  d6r  Tössthalbahn  (Winterthui^ 
Wald).  28  reform.  Ew. 

HCECKLER  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  Zürich).  440-500  m. 
Grosse  Wiesenterrasse,  am  OSO.-Fuss  des  UeUiberg|^  und 
am  Waldrand  links  über  der  Sihl;  1,5  km  w.  WoUis- 
hofen  und  4  km  sw.  Zürich.  Schiess-  und  Exerzierplatz 
für  Infanterie  und  Artillerie.  Einige  Militärbauten.  Am 
Weg  über  die  Manegg  zur  Falätsche  u.  auf  den  Uetliber^. 
HCEFE  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Landqaart,  Kreis 
und  Gem.  Davos).  1580  m.  Gruppe  von  3  Haasern,  am 
linken  Ufer  des  Landwassers  und  am  NW.-Fass  des  Ja- 
kobshorns,  1  km  s.  der  Station  Davoe  Platz  der  Rätischen 
Bahn  (Landquart-Davos).  20  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Davos  Platz.  Alpwirtschaft. 

HCEFE  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster,  Gem.  Wesen).  560 
m.  18  zerstreut  gelegene  Hänser,  auf  den  Höhen  zwischen 
dem  Leubach  und  Flibach  und  1,1  km  nö.  der  Station 
Wesen  der  Linien  Zürich-Chur.  91  kathol.  Ew.  Viehzucht 
HCEFE  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans,  Gem.  Vilters). 
670-754  m.  10  Häuser,  am  Vilterserber^ 
zerstreut  gelegen,  1  km  so.  Vilters  und 
3,2  km  so.  der  Station  Sargans  der  Li- 
nien Zürich-Chur  und  Rorschach-Ghur. 
57  kathol.  Ew.  Wiesenbau  und  Vieh- 
zucht. 
HCEFE.  Bezirk  des  Kantons  Schvijz. 
Fläche  3730  ha.  Umfasst  den 
NW.  des  Kantons  und  liegt 
zwischen  dem  Etzel  und  Ho- 
hen Höhnen  einerseits  und 
dem  Zürichsee  andererseits. 
Grenzt  mi   N.   an   den  Zü- 
richsee,  im  W.  an  den  zür- 
cherischen   Bezirk    Borgen 
und  den  Kanton  Zug,  im  S.  an  die  Be- 
zirke Schwyz  und  Einsiedein  and  im 
0.  an  den  Bezirk  March.  Umfiisst  die 
drei  Gemeinden  WoUerau,   Feusisberg 
und  Freienbach.  Zum  Bezirk  gehören 
auch  die  Halbinseln  Hürden  u.  Bächau 
und  die   Inseln  Ufenau  und    Lntzelau 
im  Zürichsee.    Ziemlich    gebirgig.   An 
geschützten  Orten  gedeiht  noch  die  Rebe,  so  in  Wol- 
lerau,  Wilen,  Leutschen  (guter  Wein!),  Hürden,  Fuchs- 
berg,  First  und  Höfherthal.  Höher  oben  baut  man  Otwt, 
so  m  Neumühle,  Erlen,   Schindellegi,   Feusisberg  and 
Schwändi.  Am  Etzel  und   Hohen  Bohnen   Waldungen. 
Starker  Wiesenbau. 
Die  Viehstatistik  ergibt  folgende  Zahlen : 


1886 

1896 

1901 

Rindvieh 

2152 

2344 

2619 

Pferde 

75 

81 

91 

Schweine 

413 

537 

483 

Schafe 

64 

96 

57 

Ziegen 

188 

209 

123 

Bienenstöcke 

418 

689 

661 

Die  Viehzucht  ist  von  grosser  Bedeutung.  Bräche  aof 
ausgezeichneten  Sandstem  bei  Bach  (marine  Molasse), 
WoUerau  und  Schindellegi.  650  Häuser,  1134  Haushal- 
tungen, 5005  Ew.,  wovon  ^  Reformierte.  Im  n.  Abschnitt 
des  Bezirkes  ist  die  Bevölkerungsdichtigkeit  eine  ziem- 
lich starke,  im  s.  Abschnitt  (am  Hohen  Bohnen)  dagegen 
gering.  Bezirkshauptorte  sind  abwechselnd  Woilerau  for 
je  4  und  Pfäfßkon  (Gemeinde  Freienbach)  für  je  2  Jahre. 
In  Woilerau  eine  Sekundärschule.  Die  industrielle  Tätig- 
keit ist  vertreten  durch  5  Sägen,  2  Mühlen,  2  Seidenfob- 
riken,  je  eine  grosse  Baumwollspinnerei,  Bleicherei  ond 
Färberei,  Buchdruckerei,  Bierbrauerei,  Bootbauerei  etc. 
Feusisberg  ist  ein  bekannter  Kurort.  Den  Bezirk  durch- 
zieht ein  Netz  von  ffuten  Strassen  :  Richterswil-WoUeno- 
Schindellegi -Biberbrücke-  Einsiedeln,  Rappersvnl-Pfiffi- 
kon-Etzel-Einsiedeln ,  der  Herrenweg  (Bach-PßLIIikoii- 
Altendorf)  und  die  neuen  Strassen  Freienbach-Schindel- 


H(EP 


H(EG 


571 


l^-Schwyz  und  Lugeten-Feusisberg-SchindelleRi-Hütten. 
Eisenbahnstationen    PfSfBkon ,    Freienbach ,    Wollerau, 


If^^SiPSrZ^ 


Besirk  Höfe. 


Schindellegi,  Biberbrucke  und  Bach  der  Linien  Zürich- 
Glarusy  wadenswil-Einsiedeln  und  Rapperswil-Goldau. 
Postwagenkurse  zwischen  Feusisberg,  Schindelleffi  und 
Hütten.  Die  älteste  Geschichte  des  Bezirkes  ist  mit  der- 
jenigen der  Ufenau  verknüpft.  Eine  Urkunde  nennt  972 
Ufenau  und  Pföffikon  als  Besitz  des  Klosters  Einsiedeln. 
Das  ganze  Gebiet  war  damals  in  3  sog.  Höfe,  Wollerau- 
Bach,  Freienbach  und  Pföffikon,  einseteilt,  deren  Aussen- 
grenzen  mit  den  heutigen  Grenzen  oes  Bezirkes  überein- 
stimmen. Eine  Ausnahme  machten  einziff  die  Hafengüter 
bei  Richterswil,  um  deren  Besitz  im  Mittelalter  bis  zu 
Ende  des  15.  Jahrhunderts  lange  Zeit  sestritten  wurde. 
Am  15.  Mai  1470  unterschrieben  die  Vertreter  der  acht 
alten  Orte  den  sog.  Hafenbrief,  aber  erst  durch  Vertrag 
vom  19.  Mai  1841  zwischen  Schwyz  und  Zürich  kam  end- 
lich Klarheit  in  diese  verworrenen  Besitzansprüche. 
Schutzherren  der  Höfe  waren  die  zugleich  als  Kastvögte 
des  Klosters  Einsiedeln  amtenden  Grafen  von  Rappersml. 
Ein  Schiedsgerichtsspruch  von  1313  betr.  die  Grenzstreitig- 
keiten zwischen  Einsiedeln  und  Schwyz  verpflichtete  die 
Zürcher,  darüber  zu  wachen,  dass  vom  festen  Punkt  Päf- 
fikon  aus  den  Untertanen  von  Schwyz  kein  Schaden  zu- 
gefügt werde.  Leute  aus  den  Höfen  kämpften  auch  in 
dem  glorreichen  Treffen  der  Zürcher  bei  Tätwil  (25.  De- 
zember 1351)  mit.  Am  8.  September  1358  ging  die  Kast- 
vogtei  an  die  Herzoge  von  Oesterreich  über.  Während  der 
Befreiungskämpfe  ge^n  Oesterreich  (Schlacht  bei  Sem- 
pach)  bemächtiffte  sich  Zürich  der  Höfe,  die  ihm  mit 
Auftnahme  der  Ufenau  und  von  Hürden  im  Friedenstrak- 
tat vom  1.  April  1389  auch  rechtlich  zugesprochen  wur- 
den. 1412  kamen  dann  auch  die  Ufenau  und  Hürden  an 
Zürich.  Im  alten  Zürichkrieg  musste  Zürich  durch  eidge- 
nössischen Schiedsspruch  die  Höfe  an  Schwyz  abtreten, 
das  sie  als  Untertanenland  verwaltete.  Während  der  Reli- 
gionskriege besetzten  die  Einsiedler  das  Gebiet,  um  es 
vor  den  Angaffender  Zürcher  zu  schützen.  Damals  wurde 
auch  das  bisher  in  Richterswil  eingepfarrte  Wollerau  da- 
von losffelöst  und  1536  zur  eigenen  Kirchgemeinde  er- 
hoben. 1796  leisteten  die  Leute  der  Höfe  den  Franzosen 


energischen  Widerstand,  was  Fraissinet  zu  dem  Ausspruch 
veranlasste,  dass  die   Schweizer  wie  Löwen  kämpften. 

Unter  der  Helvetik  gehör- 
ten die  Höfe  zum  Kanton 
Linth  und  bildeten  1803- 
1848  zwei  Bezirke,  näm- 
lich Wollerau  oder  Hin- 
terhof und  Pfafßkon  oder 
Vorderhof. 

HCEFE  (HINTER  u. 
VORDERE  (Kt.  Zuff, 
Gem.  Steinhausen).  410 
m.  Zwei  Gruppen  von 
zusammen  9  Häusern , 
nahe  dem  rechten  Ufer 
der  Lorze,  3  km  nw.  vom 
Bahnhof  Zug  und  1,2  km 
so.  Steinhausen.  45  ka- 
thol.  Ew.  Landwirtschaft. 
Seidenweberei. 

HCEFEN  (Kt  Aar^u, 
Bez.  Muri,  Gem.  Meien- 
benr).  428  m.  Gruppe  von 
9  Häusern,  am  linken 
Ufer  der  Reuss;  3,5  km 
so.  Meienberg  und  1,3 
km  s.  der  Station  Sins 
der  Linie  Aarau-Lenz- 
burg- Rotkreuz.  58  ka- 
thol.  Ew.  Kirchgemeinde 
Sins.  Ackerbau  und  Vieh- 
zucht. 

HCEFEN(AUFDEN> 
(Kt.  Bern,  Amtsbez.Thun). 
645-765  m.  Gemeinde,  mit 
zerstreut  ffelegenen  Hö- 
fen und  Häusergruppen, 
auf  den  Höhen  zwischen 
dem  Stockenthal  einer- 
seits und  dem  Amsoldin- 
ger  -  und  Uebischisee 
andererseits,  7  km  sw.  vom  Bahnhof  Thun.  Postablage ; 
Postwagen  Thun-Stocken.  Grösste  Siedelungsgruppe  ist 
Schindleren,  dann  folgen  die  Häusergruppen  Auf  der 
Burg  (nahe  der  Ruine  Jagdbura)  und  Aeusseres  und  In- 
neres Gländ.  Zusammen  69  Hauser,  342  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Amsoldingen.  Landwirtschaft.  Schöne 
Aussicntauf  die  umliegende  Moränenlandschaft,  den  Thu- 
nersee  und  die  Alpen.  Da  die  s.  vom  Uebischisee  gel^enen 
Grundstucke  beim  Schiessen  der  Artillerie  auf  der  Thuner 
Allmend  gefährdet  sind,  wurden  sie  vom  Bund  anse- 
kauft  und  die  darauf  stehenden  Häuser  geräumt.  Typische 
Moränenlandschaft  mit  zahlreichen  Höhenrücken,  Torf- 
mooren und  kleinen  Stauseen,  Produkt  des  eiszeitlichen 
Aaregletschers.  Seiner  Zeit  schon  von  Ed.  Desor  in  seinem 
Vortrag  Die  Moränen-Landschaft  (Schaffhausen  1874) 
eingehend  beschrieben. 

HCEFLI  (Kt.  Glarus,  Gem.  Engi).  760  m.  Gruppe  von 
6  Häusern,  am  rechten  Ufer  des  Sernf,  an  der  Strasse 
Schwanden-Engi,  1  km  nw.  En«  und  5  km  ö.  der  Sta- 
tion Schwanden  der  Linie  Zürich-Glarus-Linthal.  30  re- 
form. Ew.  Kirchgemeinde  Matt.  Wiesenbau  und  Vieh- 
zucht. Ein  Teil  der  Bewohner  arbeitet  in  den  Schiefer- 
brüchen bei  Engi. 

HCEFLI  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Landquart,  Gem. 
Klostera).  1200  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  am  rechten 
Ufer  der  Landquart  und  1,4  km  so.  der  Station  Klostera 
der  Rätischen  Bahn  (Landquart-Davos).  19  reform.  Ew. 
Alpwirtschaft, 

HCEFLI  (Kt-Thurgau,  Bez.  Münchwilen,  Gem.  Bichel- 
see).  Volkstümlicher  Name  für  den  Weiler  Niederhofen. 
S.  diesen  Art. 

HCEFLI  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen,  Gem.  Langnau). 
466  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  im  Sihlthal  und  am  lin- 
ken Ufer  der  Sihl,  1  km  nnw.  der  Station  Langnau  der 
Sihlthalbahn.  55  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

HCEQQER8HARD  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Weinfelden, 
Gem.  Berg).  Weiler.  S.  den  Art.  Hard. 

HCEQGWALD  (Kt.  St.  Gallen.  Bez.  Alt  und  Neu  Tog- 
genburg). 800-894  m.   Kleiner  Wald,  auf  einem    Berg- 


572 


H(EO 


II(EL 


rücken  1  km  w.  Ober  Helfentswil.  Auf  dem  abgeflachten 
Gipfel  eine  Gastwirtschaft  mit  schöner  Aussicht. 

HCEQLI  oder  HCEQLE  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez. 
Vorderland,  Gem.  Wolfhalden).  720  m.  Gruppe  von  7 
Häusern,  auf  einer  Anhöhe  s.  über  der  Station  Rheineck 
der  Linie  Rorschach- Sargans  und  2,5  km  ö.  Wolfhalden. 
Viehzucht. 

HCEHE  (Kt.  Appenzell  I.  R.,  Gem.  Gonten).  860-960 m. 
7  Häuser,  am  SO.-Hang  des  Himmelbergs  zerstreut  ge- 
legen, 3  km  nö.  Gonten  und  1,5  km  nö.  der  Station  Gon- 
tenbad  der  Appenzellerbahn  ( Winkeln-Herisau-Appenzell ). 
33  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Appenzell.  Viehzucht. 
Handstickerei. 

HCEHE  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  und  Gem.  Signau).  960  m. 
Gemeindeabschnitt  und  Gruppe  von  3  Häasem  mit  17 
Ew. ;  3  km  ö.  der  Station  Signau  der  Linie  Bern-Luzem. 
Zusammen  41  Häuser,  293  reform.  Ew.  Käserei. 

HCEHE  (Kt.  Luzem,  Amt  Sursee).  752  m.  Höchster 
Punkt  des  Leidenbergs,  247  m  über  dem  Spiegel  des  Sem- 
pachersees  und  20  Minuten  über  der  Strasse  Sarsee- 
Sigerswil-Grosswangen.  Heisst  seiner  schönen  Aussicht 
wegen  im  Volk  allgemein  der  «Wanger  Rigi».  Aussicht 
auf  den  Jura,  Schwarzwald,  das  Gebiet  des  Napf  und  die 
Alpen  vom  Säntis  bis  zum  Doldenhom. 

HCEHE  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gern  Grosswangen). 
720-730  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  unter  dem  Aussichts- 
punkt «Höhe^,  links  über  der  Strasse  Sursee-Sigerswil- 
Grosswangen  und  5  km  w.  Sursee.  23  kathol.  Ew.  Acker- 
bau und  Viehzucht. 

HCEHE  und  VORDERE  HCEHE  (Kt.  Zürich,  Bez. 
Horgen,    Gem.    Hirzel).    Häusergruppen.    S.    den  Art. 

HiRZEL. 

HCEHE  (AUF  DER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster,  Gem. 
Amden).  1541  m.  6  Höfe,  am  Weg  Stein- Amden  und  auf 
dem  Scheitel  des  Bergrückens  zwischen  der  Mulde  von 
Amden  und  dem  Toggenburg;  4,5  km  nö.  über  Amden 
und  10  km  nö.  der  Station  Wesen  der  Linie  Zürich-Chur. 
30  kathol.  Ew.  Alpwirtschaft. 

HCEHENWEQ  oder  HOCH8TRA88E,  französisch 
Haute  Route  und  englisch  High  Level  Road.  So  nannten 
die  ersten  (englischen)  Pioniere  in  den  Walliser  Hoch- 
alpen den  stets  auf  der  Höhe  der  Pässe  sich  haltenden 
direkten  Uebergang  von  Zermatt  nachChamonix,  der  jeden 
Zwischenabstieg  in  ein  Thal  vermeidet  und  zuerst  folgende 
Route  umfasste:  Col  de  Valpelline-Col  Nord  du  Mont 
BrüU^-Col  de  r£vöque-Col  deChermontane-Gol  duSonadon- 
Col  d'Argenti^re.  Heute  sind  dazu  eine  grosse  Anzahl 
von  Varianten  gekommen,  von  denen  wir  nur  folgende 
nennen :  1.  Tag.  Aufstieg  von  Zermatt  über  den  Col  d'H^ 
rens  zur  Bertolhütte ;  2.  Tag.  Vom  Col  de  Bertol  über  den 
Arollaffletscher,  Col  de  Tfivöque  und  Col  de  Chermontane 
zur  Cnanrionhütte  ;  3.  Tag.  Von  der  Chanrionhütte  über 
Mauvoisin,  Col  des  Otanes,  Panossi^rehütte  und  Col  des 
Maisons  Blanches  zur  Valsoreyhütte ;  4.  Tag.  Von  der 
Valsoreyhütte  über  Bourg  St.  Pierre  und  Orsi^res  zur 
Saleinazhütte ;  5.  Tag.  Von  der  Saleinazhntte  über  den 
Col  du  Chardonnet  und  Lognan  oder  über  die  Fendtre  de 
Saleinaz,  den  Col  du  Tour  und  das  Dorf  Le  Tour  nach 
Chamonix.  Heute  ist  der  Name  Höhenweg  für  eine  Reihe 
von  andern  aufeinanderfolgenden  Passübergängen  ge- 
bräuchlich geworden.  So  gibt  es  jetzt  z.  B.  solche  Höhen- 
wege rund  um  den  Monte  Rosa  von  Zermatt  über  den 
Theodulpass,  Breithornpass,  Passo  della  Fronte,  Passo 
delle  Pisse,  Passo  delle  Loccie  und  Schwarzberg  Weios- 
thor  zurück  nach  Zermatt:  femer  von  der  Furkapasshöhe 
über  Thierbergpass,  Leckipass,  Passo  Cavanna  und  Pizzo 
Lucendro  nach  dem  Gotthardhospiz  u.  a. 

HCEHQAU.  Landschaft.  S.  den  Art.  Hegau. 

HCEHLE  (Kt.  Zürich,  Bez.  Pfafßkon,  Gem.  Bauma). 
650  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  rechten  Ufer  der  Töss 
gegenüber  aer  Station  Bauma  der  Tössthalbahn  (Winter- 
thur-Wald).  29  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

HCEHLE  (WEBERLI8>  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Ober  Landquart).  Höhle.  S.  den  Art.  Weberlis  Ho^hle. 

HCEHPORT  (Kt.  Schwyz,  Bez.  und  Gem.  Einsiedeln). 
Berghang.  S.  den  Art.  Hochbord. 

HCEHRAQEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Bülach).  449  m.  Brei- 
ter bewaldeter  Bergrücken,  in  der  Glattebene  rechts  über 
dem  Fluss  und  2  km  sw.  vom  Bahnhof  Bülach. 

HCEHTHAL  (Kt.  Aargau,  Bez.  Baden,  Gem.  Ober  Ehren- 


dingen). 500  m.  Gruppe  von  7  H^usem,  am  NW.-Fu«  der^ 
Lagern,  an  der  Strasse  Baderi-Kaiserstuhl  und  %J5  km 
nö.  der  Station  Baden  der  Linie  Zürich-Baden-Brugg.  56 
kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

HCEHWALD  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Landauart, 
Kreis  und  Gem.  Davos).  1580  m.  Haus  und  Gasthof,  am 
N.-Ufer  des  Oavosersees  und  1  km  so.  der  Station  Wolf- 
gang der  Rätischen  Bahn  (Landquart Davos).  Telephon. 
15  reform.    Ew.    Kirchgemeinde   Davos   Dorf.   Alpwirt- 

HCELL  (Kt.  Zug,  Gem.  Neuhlim).  585  m.  Zwei  Tropf- 
steinhöhlen, am  rechten  Ufer  <|el  Lorze  und  ana  Austritt 
des  Flusses  aus  einem  kleineh  Tobel ;  3,5  km  o«ö.  der 
Station  Baar  der  Linie  Zürich-Thalwil-Zug.  Gasthaus  (nur 
im  Sommer  geöffnet).  Die  eine  der  Höhlen  liegt  am  Bacb- 
ufer  selbst,  die  andere  einige  Meter  höher.  In  einem  Ni- 
veau von  etwa  570  m  traten  von  alters  her  gewaltige 
Quellen  aus,  die  in  zahlreiche  Rinnsale  zersplittert  über 
den  Molassehang  in  die  Lorze  hinunter  rieselten.  Dabei 
schied  sich  Kalktuff  aus,  und  es  entstanden  im  Laufe  der 
Zeit  mächtige  Tufflager,  die  beim  Bau  des  3  km  langen 
Albistunnels  der  Linie  Zürich-Thalwil-Zug  bis  auf  die 
zwei  Höhlen  in  der  Höll  ausgebeutet  worden  sind.  Diese 
Höhle  «zeichnet  sich  gegenüber  andern  Tropfstein- 
höhlen nicht  etwa  durch  besondere  Grösse,  sondern 
durch  Zierlichkeit  und  Mannigfaltigkeit  der  Stalaktiten 
aus».  Die  Höll  wird  alljährlich  von  Hunderten  von  Frem- 
den besucht.  Die  genannten  grossen  Quellen  sind  jetzt 
für  die  Wasserversorgung  der  Spinnerei  an  der  Lorze  in 
Baar  und  der  Stadt  Zünch  gefasst.  Näheres  über  Höhle 
und  Quellen  siehe  bei  Aeppli,  Aug.  Eroaionsterrassen  und 
GlazialschoUer  in  ihrer  Beziehung  zur  Entstehung  des 
Zürichsees.  (Beitrage  zur  geolog,  Karte  der  Schweiz. 
NF.  IV).  Bern  18M.  Der  Ausdruck  Höll  oder  Hell  = 
Schlucht,  Tobel. 

HCELL  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Aargau,  Bez.  Muri, 
Gem.  Kallern).  490-520  m.  3  Häuser,  700  m  nw.  Kallem 
und  3  km  nw.  der  Station  Boswil  der  Linie  Aarau-Lenz- 
burg-Rotkreuz.  21  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Boswil. 

HCELLBACH  (Kt.  Freiburg,  Bez. Greierz).  Bach:  ent- 
springt an  einer  ö.  Verzweigung  der  Berra  bei  (ipr  Hütte 
Philipona  in  1620  m,  durchbraust  mit  einem  mittleren 
Gefall  von  14  %  eine  tief  zwischen  beinahe  senkrechte 
Felswände  eingeschnittene  Schlucht  und  mündet  nach  5 
km  langem  Lauf  gegenüber  der  Hütte  Glattenstein  in  920 
m  von  links  in  die  G^rine  (Aergerenbacb).  Nimmt  zahl- 
reiche kleine  Nebenadern  auf,  die  von  aen  Alpweiden 
von  Schmutzena,  In  der  Höll,  Schlattle,  Grande^  Plaine, 
Züberli,  Geissera,  Lautera  und  Schweinsberg  herabkom- 
men. Ist  bei  der  Schneeschmelze  und  nach  jedem  Gewit- 
ter ein  gefährlicher  Wildbach,  dessen  obersten  Lauf  man 
in  jüngster  Zeit  verbaut  hat. 

HCELLENQRABEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk).  Felsen- 
zirkus. S.  den  Art.  Illgraben. 

HCELL-LOCH  (Kt.  und  Bez.  Schwyz,  Gem.  Muota- 
thal).  Grosse  Höhle ;  öffnet  sich  in  740  m  Höhe,  3  km  ö. 
über  dem  Dorf  Muotathal,   über  dem  linken  Ufer  des 


Karte  des  Höll-Loches. 


Starzlenbaches  und  im  Winkel  über  der  Vereinigung  des 
Starzlenthales  mit  dem  Bisithal.  Aus  ihr  kommt  der  ge- 
wöhnlich trocken  liegende  Höllbach,  der  von  links  dem 


H(£L 


H(EL 


573 


Starxlenbach  zpfliesst.  Am  Fassweg  auf  die  Bödmemalp. 
Der  Eingang  and  ein  kleiner  Teil  der  Höhle  waren  den 


Ausgang  der  Rieseoballe  im- HöH-Locb. 

Thalbewohnern  schon  lange  bekannt,  doch  haben  syste- 
matische Forschungen  und  Expeditionen  (durch  Zürcher 
Uöhlenfreunde)  erst  seit  18d8  begonnen  und  werden  heute 
noch  fortgesetzt.  Man  darf  ietzt  schon  sagen,  dass  die 
Höhle  eine  der  grössten  und  interessantesten  nicht  nur 
der  Schweiz,  sondern  ffanz  Europas  ist.  Der  gewöhnliche 
Eingang  des  HöU-Loches,  dem  nach  Aussage  der  Um- 


mum. 


Alligitorenschlucht  im  HöU-Locb. 

wohner  bei  starkem  Regen  oder  Föhnwetter  der  Höllhach 
entströmt,  liegt  tief  verborgen  in  einer  Felsenschlucht. 
Wildromantisch  ist  dieser  Eingang !  Eine  gewaltige  Natur- 


brücke wölbt  sich  über  die  Schlucht .  .  .,  dann  geht's  un- 
ter einer  zweiten,  ikleineren  Naturbrücke  durch\  und 
nun  fleuch tet  dem  Wanderer  das  am  1. 
Dezember  1901  'ans  Tor  der  Unterwelt  ge- 
malte Wort  «  Hölle »  entffegen.  Die  Höhle 
beginnt  am  obern  Ende  der  Höllbach- 
schlucht  und  zieht  sich  zirka  1600  m  weit 
in  der  Richtung  ONO.;  bei  1400  m  biegt 
der  Hauptgang  direkt  nach  S.  um  bis  zum 
«  Biesensaal  »  2000  m,  der  ungefähr  un- 
ter der  mittelsten  Weid  liegt;  vom  «  Riesen- 
saal »  aus  verzweig  sich  die  Höhle  in  fünf 
Arme  nach  allen  Richtungen.  Bis  jetzt  sind 
nur  die  Enden  zweier  Arme  bestimmt : 
2300  und  2560  m.  Ueber  dem  «  Riesen- 
saal »  türmt  sich  der  Berg  noch  etwa  400  m 
hoch  auf.  .  .  Schrunde,  Spalten  und  Gänee 
führen  nach  allen  Richtungen.  Die  Höhle 
besitzt  neben  der  jetzt  schon  ziemlich  ^ut 
erforschten  ersten  noch  eine  wenig  be- 
kannte zweite  und  eine  bis  1.  Februar  1903 
noch  nicht  erreichte  dritte  Etage.  Die  Hö- 
hendifferenz zwischen  dem  tiefsten  und 
höchsten  Punkt  der  Höhle  betragt,  soweit 
bis  jetzt  bekannt,  180  m.  Die  Gesamtlänge 
der  Höhle  darf,  alle  Verzweigungen  mit- 

gerechnet,  zu  4500  m  veranschlagt  wer- 
en.  Das  Höll-Loch  ist  reich  an  wilden 
Naturschönheiten  und  hat  zahlreiche  Säle, 
kleine  Seen,  Kaskaden,  viele  Strudellö- 
cher (davon  eines  mit  5  m  Durchmesser 
und  3  m  Tiefe)  und  an  einigen  Stellen 
auch  bemerkenswerte  Tropfsteinbildungen. 
Als  besonders  hervorragende  Stellen  nen- 
nen wir  die  Dolomitenhalle,  den  Rittersaal,  das  Kamin, 
die  Kapelle,  die  Böse  Wand ,  den  Keller,  die  grossartige 
Alligatorenschlucht,  die  Riesenhalle  (150  m  lang,  55  m 
breit,  2-3  m  hoch),  den  Faulen  Dom,  die  Wolfsschlucht. 
Die  Temperatur  in  der  Höhle  beträft  durchschnittlich 
5-6"  C.  Ueberall  macht  sich  ein  lebhafter  Luftzug  be- 
merklich. Ein  Besuch  ist  nur  bei  trockenem  Wetter,  be- 
sonders im  Winter,  ratsam,  da  sonst  der  Rückweg  bei 
der  «Bösen  Ecke»  leicht  durch  eindringendes  Wasser  ab- 
geschnitten werden  kann.  Näheres  s.  bei  Otter,  Jos.  Das 
Höll-Loch  im  Mtwtathal  {Jahrbuch  des  S.  A,  C.  38, 
1902/03).  Bern  1903. 

HCELL8TEIN  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Waidenburg). 
430  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  zu  beiden  Ufern  der  Frenke, 
an  der  Strasse  Waiden burg-Liestal  und  5  km  nnö.  Wal- 
denhurg.  Station  der  schmalspurigen  Waldenburgerbahn 
(Waldenburg-Liestal).  Postbureau,  Telegraph,  Telephon. 
67  Häuser,  549  reform.  Ew.  Landwirtschaft.  Uhrenindus- 
trie und  Seidenbandweberei. 

HCELZLI  (Kt.  Aarffau,  Bez.  Zofingen,  Gem.  Rothrist). 
433  m.  27  Häuser,  auf  den  Höhen  zwischen  der  Pfafl- 
nern  und  Wigger  zerstreut  celegen  und  2  km  osö.  der 
Station  Rothrist  der  Linie  OTten-Bern.  241  reform.  Ew. 
Ackerbau  und  Viehzucht. 

HCELZLI  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem.  Hemmers- 
wil).  440  m.  Kleines  Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Aach,  an 
der  Strasse  Dozwil-Amriswil,  1  km  n.  Hemmerswil  und 
400  m  nö.  der  Station  Amriswil  der  Linie  Zürich-Winter- 
thur-Romanshorn.  24  Häuser,  123  reform.  Ew.  Kirchp- 
meinde  Amriswil-Sommeri.  Wiesen-  und  Obstbau.  Eine 
Baumwollgarnzwirnerei  und  eine  Wachstuchfabrik.  Stik- 
kerei,  Strumpfwirkerei  und  -(arberei. 

HCELZLIHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  2999  m. 
Gipfel,  in  der  Gruppe  des  Blindenhorns  und  im  Kamm 
zwischen  Rappenthal  einerseits  und  Binnen-  und  Blin- 
denthal  andererseits.  Am  S.-Hang  mit  Rasen  bestanden, 
der  N.-Hang  felsig  und  mit  Firnflecken.  Vom  langen 
Schweifengrat  (2759  m)  durch  den  Jochpass  (2846  m)  ge- 
trennt, von  dem  aus  das  Hölzlihorn  in  20  Minuten  erstie- 
gen werden  kann.  Besteigung  von  Binn  aus  in  4  Stun- 
den. Selten  besucht. 

HCELZLI8BERQ  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  St. 
Gallen.  Bez.  Ober  Rheinthal,  Gem.  Eichbers^).  750-550  m. 
Zahlreiche  zerstreut  gelegene  Höfe,  am  linksseitigen  Ge- 
hänge des  Thaies  des  Aach,  1  km  w.  Eichberg  und  5,8 
km  sw.  der  Station  Altstätten  der  Linie  Rorschach-Sar- 


574 


H(EN 


H(ER 


gans.  21  Häuser )  102  reform.  Ew.  Ackerbau  und  Vieh- 
zucht. Stickerei. 

HCENDLEN  (MITTLER,   OBER    und    UNTER) 

(Kt.     Luzern,   Amt    Hochdorf,     Gem. 

Eschenbach).  464-452  m.  5  Häuser,  am      — 

Han^  des  Reussthaies,  1  km  so.  der 
Station  Eschenbach  der  Seethalbahn. 
42  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau, 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  1472  : 
Honten  :  wahrscheinlich  von  Honlen  = 
hoher  Hang  herzuleiten. 

HCENQEN  (Kt.  Solothurn,  Amtei 
Balsthal,  Gem.  Laupersdorf).  667  m. 
Weiler,  am  S.-Fuss  der  zweiten  Jura- 
kette, 2  km  nö.  Laupersdorf  und  2  km 
nw.  der  Station  Balsthal  der  Linie 
Oensingen-Balsthal.  12  Häuser,  78  ka- 
thol. Ew.  Wiesenbau. 

HCENQQ  (Kt.  und  Bez.  Zürich).  460 
m.  Gem.  und  stattliches  Pfarraorf, 
über  dem  rechten  Ufer  der  Limmat, 
an  der  Strasse  Zürich-Baden;  4,5  km  nw.  Zürich  und  1,5 
km  nnö.  der  Station  Altstetten  der  Linie  Zürich-Baden- 
Brngg.  Elektrische  Strassenbahn  Zürich-Höncg.  Postbu- 
reau, Telegraph,  Telephon.  Die  Gemeinde  zieht  sich  von 
der  Limmat  hinauf  bis  auf  den  breiten  Rücken  der 
Höngger  Allmend  und  zahlt  mit  Hardegg,  Rotewand  und 
Rütihof  295  Häuser,  3099  Ew.  (wovon  434  Katholiken); 
Dorf:  176  Hänser,  1785  Ew.  Höngg  besitzt  von  allen  zür- 
cherischen Gemeinden  im  Limmatthal  den  grössten  Reb- 
berg. Dieser  umfasst  IdO  ha  und  gibt  einen  guten  Wein. 
5  Fabriken,  worunter  eine  Seidenweberei  mit  900  Arbei- 
tern. Heimat  von  Kaspar  Appenzeller  (1820-1901),  der  sich 
vom  armen  Fischerssohn  zum  reichen  Seidenfabrikanten 
heraufgearbeitet,  die  Asyle  Wangen,  Tageiswangen  und 
Brüttisellen  begründet  und  sich  auch  sonst  an  zahlreichen 
gemeinnützigen  Unternehmungen  beteiligt  hat.  In  Höngg 
wirkte  lange  Jahre  der  bekannte  patnotische  Dichter 
Dr.  Heinrich!  Weber  (f  1900)  als  Pfarrer.  Im  Heiziholz 
mehrere  Grabhügel  aus  der  Hallstatt  Periode;  auf  den 
Steimer wiesen  Ueberreste  römischer  Bauten.  Alemannen- 
siedelung.  820:  Hoinga;  870:  Hohinco.  Hier  waren  das 
Fraumunster,  Grossmünster  und  das  Kloster  am  Oeten- 
bach  in  Zürich,  sowie  die  Klöster  St.  Gallen  und  Einsie- 


rich,  das  sie  zu  einer  eigenen  bis  1798  bestehenden  Ober- 
vogtei  erhob.  Das  Dorf  1443  von  den  Eidgenossen  in 
Asche  gelegt    Hatte  1799  unter  dem  Durchzug  fremder 


Höllstein  von  SQden. 

dein  begütert.  Die  Herrschaft  Höngg  stand  im  14.  Jahr- 
hundert dem  Edelgeschlecht  von  Sehain  (Seon)  zu. 
Johannes  von  Seon  verpfändete  sie  dem  Kloster  Wettin- 
gen und  dieses  verkaufte  sie  1384  für  1000  Gulden  an  Zü- 


HöQgg  vun  Osten. 

Truppen  stark  zu  leiden.  Vergl,  Weber,  H.  Die  Kirchge- 
meinde Höngg.  2.  Aufl.  Zürich  1$99. 

HCERHAU8EN  (Kt.  Thurjorau,  Bez.  und  Gem.  Steck- 
bom).  550  m.  Dorf,  auf  dem  Seerücken,  an  der  Strasse 
Müllneim-Steckbom  und  4  km  sw,  der  Station  Steckbom 
der  Linie  Konstanz -Etzwilen- Schaffhausen.  Postablage, 
Telephon;  Postwagen  Müllheim-Steckborn.  28  Hänser, 
120  Kathol.  und  reform.  Ew.  Kirchgemeinden  Gündel- 
hard  und  Pfin.  Futter-,  Mais-,  Hafer-  und  Obstbau,  Vieh- 
zucht und  Milchwirtschaft.  Kleines  Torfmoor. 

HCERI  (Kt.  Zürich,  Bez.  ßülach).  Gemeinde;  umfasst 
die  drei  Siedeluncsgruppen  End  Höri  (412  m),  Nieder 
Höri  (410  m)  und  Ober  Höri  (411  m).  Zusammen  85  Häu- 
ser, 515  reform.  Ew.  Kirchgemeinae  Bülach.  Landwirt- 
schaft. Das  grosse  Ried  w.  HÖri  wird  im  Winter  unter 
Wasser  ^setzt  und  dient  dann  als  Schlittschuhbahn,  die 
von  Zürich  aus  viel  besucht  wird.  Fund  einer  Nadel  und 
eines  Beiles  aus  Bronze.  1158 :  Obrunhoren  und  Nidram- 
horen;  1258:  Horun.  Nach  den  Meniorabilia  ligurina 
zuerst  Eigentum  der  Herren  von  Eglisau ;  kam  dann  1424 
zusammen  mit  der  Grafschaft  Kiburg  an  die  Stadt  Zürich  u. 
wurde  von  dieser  1442  ihrer  Obervogtei  Neuamt  zugeteilt. 
HCERI  (END)  (Kt.  Zürich,  Bez.  Bülach,  Gem.  Höri). 
412  m.  Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Glatt 
und  2^5  km  n.  der  Station  Niederglatt 
der  Linie  Zürich-Bülach-Schaflhausen. 
Postablage,  Telegraph,  Telephon.  54 
Häuser,  914  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Bülach. 

HCERI  (NIEDER)  rKt.  Zürich,  Bez. 
Bülach,  Gem.  Hon).  410  m.  Weiler,  am 
linken  Ufer  der  Glatt,  500  m  nw.  End 
Höri  und  3,2  km  n.  der  Station  Nieder- 
glatt der  Linie  Zürich-Bülach-Schafl- 
hausen.  12  Häuser,  86  reform.  Ew.  Kircb- 
gemeinde  Bülach. 

HCERI  (OBER)  (Kt.  Zürich,  Bei. 
Bülach,  Gem.  Höri).  411  m.  Dorf,  am 
linken  Ufer  der  Glatt,  900  m  sw.  End 
Höri  und  2,4  km  n.  der  Station  Nieder- 
glatt der  Linie  Zürich-Bülach-Schaff- 
hausen.  19  Häuser,  115  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Bülach. 

HCERIBERQ  (Kt.  Zürich,  Bez.  Bü- 
lach). 476  m.  Bewaldeter  Rücken,  s. 
Ausläufer  des  Strassbergs,  über  dem 
linken  Ufer  der  Glatt  und  1  km  nw. 
Nieder  Höri. 

HCERNEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Pßfß- 
kon.  Gem.  Baumaj.  715  m.  Weiler,  nahe 
dem    rechten   Ufer   der  Töbs,   an  der 
Strasse  Bauma-Stemenberg  u.  900  m  ö. 
der   Station   Bauma  der   Tössthalbahn 
(Winterthur-Wald).  Telephon.  19  Häu- 
ser, 81  reform.  Ew.  869  :  Hurnomarcha. 
HCERNER  (DREI)  (Kt.  Glaruff'und  St.  Gallen).  1757, 
1831  und   1896  m.  Wenig  hervortretende  Gipfel,  in  der 
Kette  zwischen  dem  st.  gallischen  Murgthal  und  dem  Rö- 
tibachthal,  auf  der  Grenze  zwischen  den  Kantonen  Glams 


H(ER 


HffiR 


575 


t 


and  St.  Gallen,  ö.  über  der  Biglingenalp  und  4  km  sw. 
über  Mnrg.  Von  dem  aus  rotem  Verrucano  bestehenden 
sehr  steilen  O.-Hang  ist  in  vorhistori- 
scher Zeit  ein  Felssturz  niedergebrochen, 
dessen  Trümmermasse  heute  den  Boden 
des  Murgthales  auf  eine  Lange  von  1,5 
km  bedeckt 

HCERNER  (ROTE)  (Kt.  Uri).  2815 
m.  Kleine  Felsspitzen,  im  Kamm  zwi- 
schen der  Kleinen  und  Grossen  Wind- 

lle;  der  W.-Hang   steilwandig,   am 

.-Hang  ein  kleines  Eisfeld. 

HCERNLENEN  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Visp).  3214  m.  Kleiner  Kamm;  geht 
vom  Scheitel  des  Zwischbergenpasses 
nach  NW.  und  trennt  das  steinige 
Weissthal  vom  Becken  des  Rotthalglet- 
schers, rechts  über  dem  Almagellerthal 
und  südl.  vom  Weissmies. 

HCERNLI,  HÖRN.  So  werden  ffut 
und  scharf  herausmodellierte  Berggipfel, 
die  Ausläufer  einer  Bergkette  oder  auch 
eine  spitz  in  einen  See  oder  Fluss  vor- 
ragende Halbinsel  genannt. 

HOERNLI  (Kt.  Bern,  Amtobez.  In- 
terlaken).  2866,  2929,  3004  m.  Bergstock 
mit  3  Spitzen,  nö.  dem  Eiger  vorgela- 

gert ;  fallt  mit  hohen  Steilwanden  gegen 
rrindelwald  im  N.  und  die  Mitte  des 
Untern  Grindel waldgletschers  im  SO. 
ab.  3  km  s.  über  der  Kirche  Grindel- 
wald. 

HOERNLI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle).  2057  m. 
Gipfel  mit  Grasnängen,  sw.  Vorberg  des  Hohenstollen,  im 
Kamm  zwischen  dem  Giebel  und  Fruttpass  und  südlich 
über  dem  obersten  Abschnitt  des  Klein  Melchthales.  Von 
den  Hütten  auf  Käserstatt  in  Vs  und  von  Golderen  (Hasle- 
berg)  ob  Meiringen  in  3  Stunden  zu  erreichen. 

HOERNLI  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Albula).  2599  m. 
Aeusserster  Gipfel  des  Kammes,  der  vom  Sandhubel  in 
der  Strelakette  nach  SSO.  gegen  Wiesen  zieht  und  steil 
zur  Wieseneralp  abfallt ;  3-4  Stunden  nnw.  über  Wiesen. 

HOERNLI  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Ober  Landquart). 
2448  m.  Gipfel,  im  Kamm  zwischen  Flüelathal  und  Wolf- 

ganffpass  emerseits  und  Mönchalpthal  andererseits ;  nach 
K  durch  einen  Felsgrat  mit  dem  seiner  Aussicht  wegen 
berühmten  Pischahorn  verbunden,  nö.  vom  Seehorn  und 
4  km  nö.  über  Davos  Dorf. 

HOERNLI  (Kt.  Granbünden,  Bez.  Ober  Landquart). 
2572  m.  Wenig  bemerkenswerter  Gipfel,  Endpunkt  einer 
vom  Sattelhorn  ausffehenden  und  das  Oischmathal  vom 
Bhinerthäli  trennenden  kurzen  Kette;  hinten  über  dem 
Dischmathal  und  2,5  km  nw.  über  Dürrboden. 

HOERNLI  (Kt.  Graubünden.  Bez.  Plessur).  2497  m. 
Kleine  Felsnadel,  in  der  vom  Parpaner  Weisshorn  zum 
Aroser  Weisshorn  ziehenden  und  Arosa  vom  Thälchen  der 
Urdenalp  trennenden  Kette.  Fällt  nach  drei  Seiten  mit 
nahezu  senkrechten  Felswänden  ab  und  ist  nur  von  S. 
her  zu(ranglich.  Bestei(|[ung  schwierig.  3  km  w.  über 
Arosa.  Besteht  aus  Spilit,  Diorit  und  Variohth,  welche 
Gesteinsarten  man  auch  mit  Serpentin  zusammen  beim 
Urdensee  findet  und  deren  dunkle  Färbung  der  ganzen 
Gegend  ein  ernstes  Gepräge  verleiht. 

HCERNLI  (Kt.  Nidwalden).  1190  m.  NO.-Ausläufer 
des  Buochserhoms,  2  km  so.  über  Buochs.  Am  NW.-Hang 
der  grosse  Buochserwald. 

HCERNLI  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  2893  m.  Berühmter 
Aussichtsgipfel  über  Zermatt,  dem  NO.-Grat  des  Matter- 
borns vorgelagert  und  zwischen  dem  Furgggletscher  und 
Matterhorngletscher.  Stark  verwittert  und  leicht  zugäng- 
lich. Vom  Gasthof  am  Schwarzsee  (Lac  Noir)  führt  m 
einer  Stunde  ein  gut  markierter  kleiner  Fussweg  auf  das 
Hörnli  und  weiterhin  bis  zur  untern  Matterhornhütte. 
Prachtvolle  Aussicht  auf  den  ganz  nahen  Felsriesen  des 
Matterhorns  und  auf  alle  die  Hochgipfel  vom  Brelthorn 
bis  zum  Monte  Rosa,  die  sich  von  hier  aus  besonders 
ffünstig  präsentieren.  Eines  der  klassischen  Ausflugsziele 
der  Zer matter  Kurgäste. 

HCERNLI  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Fischen- 
thal). 910-940  m.  6  Häuser,  am  S.-Hang  des  Hörnli  zer- 


streut gelesen,  2  km  nö.  über  der  Station  Steg  der  Töss- 
thalbahn   (Winterthur-Wald)  und    4,5    km    nnö.    über 


Hörnli  und  Matterhoro,  vom  Schwtrisee  aas. 

Fischenthal.  27  reform.  Ew.  Bildet  zusammen  mit  eini- 
gen andern  Höfen  eine  Schulgemeinde. 

HCERNLI  (Kt.  Zürich,  Bez.  Pfäffikon).  1136  m.  Gipfel 
im  Zürcher  Oberland,  nahe  der  O.-Grenze  des  Kantons 
Zürich,  2  Stunden  onö.  über  Bauma  und  1  Stunde  n.  über 
Steg.  Neues,  geräumiges  Gasthans.  Das  Hörnli  bildet  eine 
unregelmässige,  vierseitige,  abgestumpfte  Pyramide  mit 
vollständig  freier  Lage.  Besteht  aus  grober  Naeelfluh,  mit 
der  horizontal  geschichtete  Sandstein-  und  Mergelbänke 
wechsellagem.  Am  W.-Hang  eine  250  m  hohe  l*'elswand 
mit  vorspringenden  Nagelfluhköpfen  und  zahlreichen 
Runsen.  Die  Aussicht  ist  prachtvoll :  «  Allgäuer  Alpen, 
Vorarlberg,  Säntis,  Glamer  Alpen,  die  Firnenkronen  der 
Inner  Schweiz,  die  altbekannten  Gipfel  des  Berner  Ober- 
landes, Jura,  Schwarzwald,  die  langgestreckte  Linie  der 
Schwäbischen  Alb,  die  vornehmen  Badenser  Herren  Ho- 
hentwiel,  Hohenhöwen  etc.,  dann  der  Bodensee  mit 
Meersburg,  Immenstaad,  Friedrichshafen,  Langenargen; 
auch  der  Greifensee  ist  sichtbar  und  ein  bischen  vom 
Zürichsee...  Deutlich  erkennt  man  die  Städte  St.  Gallen 
und  Winterthur  und  eine  Mense  Dörfer.  »  Die  Aussicht 
vom  Hörnli  ist  femer  dadurch  besonders  lehrreich,  dass 
sie  uns  mit  einem  Blick  unsere  drei  Hanptgebirgatypen 
I Kettengebirge,  Plateaugebirge,  Kuppeni^ebirge)  zu  über- 
blicken gestattet.  Trigonometrisches  Signal  erster  Ord- 
nung, Glied  des  internationalen  Gradmessungsnetzes.  Das 
Hörnli  und  seine  Umgebung  sind  den  Botanikern  als 
Standorte  vieler  alpinen  Pflanzen,  Relikten  der  Eiszeit, 
wohlbekannt.  Solche  sind  z.  B.  Alnus  viridis^  Saxifraga 
aizoides  und  S.  rotundifolia,  Dryas  octopetala^  Rhodo- 
dendron hirsutuniy  Primula  auriculay  Gentiana  Uuifo- 
lia  u.  a.  Vergl.  Bosshard,  A.  Das  Zürcher.  Oberland. 
(Jahrbuch  des  S.  A.  C.  S\,  1895-96;  mit  Panorama  vom 
Hörnli).  —  Hegi,  Gustav.  Das  obere  Tösslhal...  floristisch 
und  pflanzengeographixch  dargestellt.  Diss.  Zürich.  Ge- 
n6ve  1902.  —  Strickier,  G.  Das  Zürcher  Oberland,  Zü- 
rich 1902. 

HCERNLI  (KLEIN)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Saanen). 
2215  m.  Gipfel,  n.  Vorberg  des  Spitzhoms  (2807  m),  in 
der  Kette  zwischen  den  Thälern  der  Saane  und  des  Rohr- 
baches, 3-4  Stunden  ö.  über  Gsteig. 

HCERNLI  (KRUMM)  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Albula 
und  Ober  Landquart).  2672  m.  Kleiner  Felsspitz,  nahe  dem 
Krachenhorn  und  Ducanpass,  von  welch  letzterem  er 
leicht  bestiegen  werden  kann;  so.  über  dem  obersten 
Monsteinerthal  und  4,5  km  so.  über  Monstein. 

HCER8TETTEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Thur- 
gau.  Bez.  Steckborn,   Gem.  Homburg).  543  und  526  m. 


576 


H(ET 


HOF 


Zwei  Weiler,  700  m  von  einander  entfernt,  am  S.-Hang  des 
Seerückens,  an  und  ö.  der  Strasse  Müllneim-Steckbom ; 
2,5  km  sw.  Homburg  und  6  km  nw.  der  Station Müllheim- 
Wigoltingen  der  Linie  Zürich-Winterthur-Romanshom. 
Postburcau,  Telephon;  Postwagen  Mullheim-Steckborn. 
Zusammen  35  Häuser,  149  kathoL  Ew.  Wiesen-  und  Obst- 
bau. Rindvieh-  und  Kälberzucht.  (Simmenthalerschlag), 
Seh  weinezucht.  Viehzuchtgenossenschaft. 

HCET8CHIQEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Konolfingen, 
Gem.  Gisenstein).  850  m.  Kleines  Dorf;  1,9  km  ö.  Gisen- 
stein  und  1,5  km  nw.  der  Station  Konolßngen  der  Linie 
Bern-Luzem.  21  Häuser,  160  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Münsingen.  Wiesenbau. 

HCET8CHIQEN  (UNTER)  (KL  Bern,  AmUbez.  Ko- 
nolfingen.  Gem.  Gisenstein).  775  m.  Gruppe  von  8  Häu- 
sern ;  2,6  km  ö.  Gisenstein,  700  m  d.  Uötschigen  und 
1,4  km  n.  der  Station  Konolfingen  der  Linie  Bern-Luzern. 
6o  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Münsingen.  Obstbau. 

HOF  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofingen,  Gem.  KöUiken).  Bau- 
ernhöfe. S.  den  Art.  Habermushof. 

HOF  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Hinterland,  Gem. 
Waldstatt).  735  m.  Gruppe  von  8  Häudern,  über  dem  lin- 
ken Ufer  der  Urnäsch  und  700  m  nö.  der  Station  Wald- 
statt der  Appenzellerbahn  (Winkeln-Herisau-Appenzell).48 
reform.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei  und  Weberei.  Bruch  auf 
vorzügliche  Steine  für  den  Bau  von  Backöfen. 

HOF  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorderland,  Gem. 
Lutzenberg).  46o  m.  Weiler,  an  der  Grenze  gegen  den 
Kanton  St.  Gallen  und  1,8  km  sw.  der  Station  Rneineck 
der  Linie  Rorschach-Sargans.  Telephbn.  16  Häuser,  125 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Lutzenb^-Thal.  Landwirt- 
schaft. 

HOF  (Kt  Appenzell  L  R.>  Gem.  Oberegg).  670  m.  10 
Häuser,  zwischen  Reute  und  Bemeck  zerstreut  gelegen 
und  2  km  w.  der  Station  Bemeck  der  elektrischen  Stras- 
senbahn  Altstätten-Berneck.  62  zur  Mehrzahl  kathol.  Ew. 
Ackerbau  und  Viehzucht.  Seidenweberei. 

HOF  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Büren,  Gem.  Rüti).  450  m. 
Kleines  Dorf,  400  m  s.  Rüti  und  2,2  km  sw.  der  Station 
Arch-Rüti  der  Linie  Lyss-Solothum-Herzogenbuchsee.  24 
Häuser,  95  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

HOF  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle).  Dorf.  S.  den 
Art.  Innertkirchen. 

HOF  (Kt.  Glarus,  Gem.  Haslen).  590  m.  Südl.  Ab- 
schnitt des  Dorfes  Haslen,  an  der  Strasse  Haslen-Hätzin- 
Sen.  15  Häuser,  100  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Schwan- 
en. Wiesenbau  und  Viehzucht. 

HOF  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Heinzenberg,  Kreis  und 
Gem.  Saften).  1650  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  SO.- 
Hang  des  Plankhorns;  1.2km  sw.  Saften  Platz  und  17  km 
s.  der  Station  Versam  der  Linie  Chur-Hanz.  16  reform. 
Ew.  deutscher  Zunge.  Kirchgemeinde  Saften  Platz.  Alp- 
wirtschaft. 

HOF  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Landquart,  Kreis 
und  Gem.  Davos).  17(X)  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am 
rechten  Ufer  des  Landwassers  und  am  W-.Fuss  des  Bas- 
lerkopfs ;  4,5  km  so.  der  Station  Davos  Dorf  der  Räti- 
schen Bahn  (Landquart-Davos).  Alpwirtschafl. 

HOF  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Toggenburg,  Gem.  Kirch- 
berg). 732  m.  Weiler,  1  km  w.  Kirchbere  und  3,5  km  w. 
der  Station  Bazenheid  der  Toggenburgerbahn.  10  Häuser, 
49  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei. 

HOF  (Kt.  St.  Gallen.  Bez.  Gossau,  Gem.  Strau benzeil). 
648  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  über  dem  linken  Ufer  der 
Sitter  nahe  der  Krätzernbrücke ;  1,3  km  ö.  der  Station 
Winkeln  der  Linie  Zürich-Winterthur-St.  Gallen.  92  ka- 
thol. Ew.  Kirchgemeinde  Winkeln.  Viehzucht.  Stickerei. 
HOF  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Rorschach,  Gem.  Rorscha- 
cherberg).  570  m.  Kleines  Dorf,  am  N.-Hang  des  Rorscha- 
cherbergs  und  2  km  so.  über  dem  Bahnhof  Rorschach 
(am  Bodensee).  20  Häuser,  129  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
Korschach.  Viehzucht.  Stickerei. 

HOF  (Kt.  Thur^au,  Bez.  Arbon,  Gem.  Romanshorn). 
411  m.  Weiler;  1,5  km  sw.  vom  Bahnhof  und  Hafen  Ro- 
manshorn. 18  Häuser,  82  reform.  Ew.  Wiesen-  und  Obst- 
bau. 

HOF  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Bäretswil).  730  m. 
Gruppe  von  6  Häusern,  3  km  n.  Bäretswil  und  1,8  km 
sw.  der  Station  Bauma  der  Tössthalbahn  (Winterthur- 
Wald).  Telephon.  55  reform.  Ew. 


HOF  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen,  Gem.  Thalwil).  524  m. 
Kleines  Lk)rf,  n.  der  Fabriken  von  Gattikon,  1  km  ö.  der 
Station  Langnau-Gattikon  der  Sihlthalbahn  und  1,5  km 
sw.  der  Kirche  Thalwil.  24  Häuser,  184  Ew.  (wovon  32 
Katholiken). 

HOF  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem.  Herrlibere). 
600  m.  Weiler;  2,5  km  nö.  der  Station  Herrliberg  der 
rechtsufrigen  Zürichseebahn  (Zürich-Meilen-Bapperswil). 
16  Häuser,  90  reform.  Ew.  Früher  Intwil  geheissen  und 
unter  diesem  Namen  auch  noch  auf  der  Siegfried  karte 
verzeichnet, 

HOF  (Kt.  Zürich,  Bez.  Uster,  Gem.  Egg).  552  m.  Klei- 
nes Dorf,  500  m  s.  Egg  und  6,5  km  s.  der  Station  Uster 
der  Linie  Zürich-Uster-Rapperswil.  Telephon.  25  Häuser, 
115  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

HOF  (Kt.  Zug,  Gem.  Neuheim).  724  m.  Gruppe  von 
4  Häusern,  über  dem  linken  Ufer  der  Sihl;  1,5  km  so. 
Neuheim  und  6  km  ö.  der  Station  Baar  der  Linie  Zürich- 
Thalwil-Zug.  25  kathol.  Ew.  Landwirtschaft. 

HOF  (HINTER,  MITTLER  und  VORDER)  (Kt 
St.  Gallen,  Bez.  Rorschach,  Gem.  Untereggen).  Teile  des 
Dorfes  Untereggen.  S.  diesen  Art. 

HOF  (HINTER  und  VORDER)  (Kt.  Schwyz,  Bez. 
Höfe,  Gem.  Freienbach).  Gemeindeabschnitte.  S.  die  Art. 
Hinterhof  und  Vorderhof. 

HOF  (INNER  und  MITTLER)  (Kt.  Graubünden, 
Bez.  Glenner,  Kreis  Hanz,  Gem.  Versam).  1070-1100  m. 
Hütten  und  Häuser,  über  dem  rechten  Ufer  der  Rabiusa 
und  5  km  ssö.  über  Versam.  9  reform.  Ew.  deutscher 
Zunge.  Alpwirtschaft. 

HOF  (OBER)  (Kt.  Aargau,  Bez.  Laufenburg).  Gem. 
und  Dorf.  S.  den  Art.  Oberugf. 

HOF  (OBER)  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Fischen- 
thal). Grosste  Siedelungsgruppe  der  Gemeinde  Fischen- 
thal,  bei  der  Station  gelten.  S.  den  Art.  Fischenthal. 

HOF  (OBER)  (Kt.  Zürich,  Bez.  und  C^m.  Hinwil). 
544  m.  Gruppe  von  7  Häusern ;  1,4  km  nw.  Dürnten  und 
2  km  sw.  der  Station  Hinwil  der  Linie  Efiretikon-Wetzi- 
kon-Hinwil.  38  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

HOF  (OBER)  (Kt.  Zürich,  Bez.  und  Gem.  Horgen). 
671  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  auf  den  Höhen  zwisdien 
Zürichsee  und  Sihlthal  und  2  km  sw.  der  Station  Horgen 
der  linksufrigen  Zürichseebahn  (Zürich- Wädenswil).  45 
reform.  Ew.  Wiesenbau. 

HOF  (OBER)  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur,  C^em. 
Elgg).  59Ö  m.   Gruppe   von   5  Häusern,  an  der  Grenze 

fegen  den  Kanton  Thurffau  und  %\  km  so.  der  Station 
:igg  der  Linie  Zürich-Winterthur-St.  Gallen.  32  reform 
Ew.  Landwirtschaft. 

HOF  (UNTER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See,  Gem.  Jona). 
Nördl.  Teil  des  Dorfes  Jona.  S.  diesen  Art. 

HOF  TABLAT  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  und  (>em.  Tab- 
lat).  Häusergruppe.  S.  den  Art.  Tablat. 

HOF  WEG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  und  Ciem.  Tablat). 
Weiler.  S.  den  Art.  Weg. 

HOFACKER  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofingen,  (^em.  Uerk- 
heim).  468  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  an  der  Uerke,  ?00 
m  sw.  Uerkheim  und  4  km  so.  der  Station  Safenwil  der 
Linie  Aarau-Suhr-Zofingen.  40  reform.  Ew.  Landwirt- 
schaft. Kattunfabrik. 

HOFEQQ  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Hinterland,  (}em. 
Herisau).  743  m.  Kleines  Dorf,  an  der  Strasse  WaldsUtt- 
Herlsau  und  7(X)  m  s.  der  Station  Herisau  der  Appen- 
zellerbahn (Winkeln-Herisau-Ap^nzell).  20  Häuser,  1G9 
reform.  Ew.  Industrielle  Tätigkeit  (Appretur,  Bleicherei 
etc.). 

HÖFEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen,  Gem.  Ur- 
senbach). 632  m.  Weiler,  am  Oeschenbach,  an  der  Strasse 
Sumiswald-Ursenbach ;  2,2  km  sw.  Ursenbach  und 
4,3  km  sw.  der  Station  Klein  Dietwil  der  Linie  Langen- 
thal-Wolhusen.  Telephon.  17  Häuser,  132  reform.  Ew. 
Viehzucht. 

HÖFEN  (Kt.  und  Amtobez.  Bern,  Gem.  Wohlen).  500 
m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am  Mühlebach  und  am  rechten 
Ufer  der  Aare,  600  m  sw.  Unter  Wohlen  und  7,5  km  nw. 
vom  Bahnhof  Bern.  Telephon.  84  reform.  Ew.  Mühle  und 


HÖFEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Toggenburg,  Gem. 
Mosnang).  840  m.  10  Häuser,  im  Libingerthal  zerstreut 
gelegen,  3  km  s.  Mosnang  und  3,7  km  sw.  der  Statioo 


HOF 


HOF 


577 


Dietfurt  der  Toggen burgerbahn.  60  kalhol.  Ew.  Kircbge- 
meinde  Libingen.  Wiesenbau  und  Viehzucht. 

HÖFEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Tablut,  Gem.  Witten- 
bach).  597  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  an  der  Strasse 
St.  Gallen-Arbon,  1  ktn  ö.  Wittenbach  und  2,5  km  sw. 
der  Station  Mörswil  der  Linie  St.  Gallen-Rorschach.  63 
kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht.  Stickerei. 

HÖFEN  (Kt.  SchaflThausen,  ßez.  Reiath).  479  m.  Gem. 
und  Dorf,  im  ßiberthal  und  am  rechten  Ufer  der  Biber, 
an  der  Grenze  gegen  das  Grossherzogtum  Baden  und  5 
km  nnw.  der  Station  Thaingen  der  Linie  SchafThausen- 
Singen.  Postablage,  Telegraph,  Telephon;  Postwagen 
nach  Thaingen.  Zollamt.  24  Häuser,  126  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Opfertshofen.  Ackerbau,  Rindvieh-  und 
Schweinezucht.  Grosse  Ziegelei,  mit  der  ihr  das  Material 
liefernden  Lehmgrube  durch  ein  Luflkabel  verbunden.  Im 
17.  und  zu  Beginn  des  18.  Jahrhunderts  Eigentum,  und 
Adelssitz  des  ehrgeizigen  SchafiThauser  Bürgermeisters 
Tobias  Hollander,  der  in  seinem  Kanton  in  der  Art  Lud- 
wig XIV.  auftrat.  Er  ist  in  der  Geschichte  Schaffhausens 
sowohl  durch  seine  Herrschergel  äste  wie  auch  durch  den 
diplomatischen  Erfolg  bekannt,  den  er  am  kaiserlichen 
Hof  in  Wien  in  der  Frage  der  Oberhoheit  SchaiThausens 
über  den  Reiath  davontrug.  Noch  heute  findet  man  in 
Höfen  Spuren  der  einstigen  Prachtliebe  Holländers.  Vergl. 
Stokar,  Karl.  Der  Bürgermeister  Tobias  Holländer  von 
lierau  (in   den   Heitragen    zur  vaterländ,  Geschichte; 


Höfen  (Kt.  SchttThaasen)  von  S&den. 

fieratisg.  vom  Histor.-antiquar.  Verein  des  Kantons 
Schaff h.  Bd  III).  Schaffhausen  1874.  —  Lang,  Rob.  Tobias 
Holländer  (in  der  Festschrift  der  Stadt  Schaffhausen 
zur  ßund^sfeier  iOOi).  Schalfh.  4901. 

HÖFEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Münchwilen,  Gem.  Sirn- 
ach).  533  m.  Dorf,  am  linken  Ufer  der  Murg  und  1,2  km 
nw.  der  Station  Sirnach  der  Linie  Zörich-Wintertbur- 
St.  Gallen.  58  Häuser,  291  kathol.  und  reform.  Ew.  Acker- 
bau. Viele  der  Bewohner  arbeiten  in  den  Stickereien  und 
Webereien  von  Sirnach. 

HÖFEN  (NIEDER)  (Kt.  Aargau,  Bez.  Kulm,  Gem. 
Schlossrued).  Weiler.  S.  den  Art.  Niederhofen. 

HÖFEN  (NIEDER)  (Kt.  Aargau,  Bez.  Rheinfelden, 
Gem.  Zuzgen).  Weiler.  S.  den  Art.  Niederhofen. 

HÖFEN  (NIEDER)  oder  HOEFLI  (Kt.  Thurgau,  Bez. 
Münchwilen,  Gem.  Bichelsee).  Weiler.  S.  den  Art.  Nie- 
derhofen. 

HÖFEN  (OBER)  (Kt.  Aargau,  Bez.  Laufenburg).  Gem. 
und  Dorf.  S.  den  Art.  Oberhofen. 

HÖFEN  (OBER)  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Konolßngcn, 
Gem.  Boswil).  Weiler.  S.  den  Art.  Oberhofen. 

HÖFEN  (OBER)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Tbun).  Gem. 
und  Dorf.  S.  den  Art.  Oberhofen. 

HÖFEN  (OBER)  (Kt.  Luzern,  Amt  Hochdorf,  Gem. 
Inwil).  Weiler.  S.  den  Art.  Oberhofen. 

HÖFEN  (OBER)  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Kreuzlingen, 
Gem.  Illighausen).  Dorf.  S.  den  Art.  Oberhofen. 

HÖFEN  (OBER)  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Münchwilen, 
Gem.  Sirnach).  Dorf.  S.  den  Art.  Oberhofen. 

HÖFEN  (OBER)  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur, 
Gem.  Turbenthal).  Dorf.  S.  den  Art.  Oberhofen. 


HOFENACKER  (Kt.  Schaffhausen,  Bez.  Stein,  Gem. 
Ramsen).  440  m.  Gruppe  von  5  Uäosem,  auf  einer  mit 
Reben  bepflanzten  Anhöhe,  an  der  Grenze  gegen  das 
Grossherzogtum  Baden  und  3,5  km  nnw.  der  Station 
Ramsen  der  Linie  Winterthur-Etzwilen-Singen.  39  reform, 
und  kathol.  Ew.  Ackerbau,  Weinbau  mit  geschätztem 
Ertrag. 

HOFERALP  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Heinzenberg, 
Kreis  und  Gem.  Safien).  1680-2400  m.  Aipweide  mit  etwa 
20  Hütten  und  Stadeln,  am  SO.-Hang  des  Plankhoms 
und  2-3  Stunden  w.  über  Safien  Platz. 

HOFERBAD  (Kt.  Appenzell  L  R.,  Gem.  Appenzell). 
781  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  unmittelbar  üoer  dem 
Bahnhof  AppenzeH.  70  kathol.  Ew.  Landwirtschaft.  Käse- 
handel. Stickerei.  Heilbad  mit  eisenhaltiger  Bitterwas- 
serquelle, die  schon  1372  benutzt  wurde.  Hiess  früher 
Unterbad  und  war  Eigentümer  der  ganzen  Häusergruppe. 
HOFEREN  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Burgdorf,  Gem.  Hei- 
miswil).  610  m.  Gruppe  von  6  Häusern;  1,7  km  sw. 
Heimiswil  und  3,5  km  so.  der  Station  Burgdorf  der  Linie 
Olten-Bern.  50  reform.  Ew. 

HOFFELD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Toggenburg, 
Gem.  Mogeisberg).  740  m.  Gemeindeabteilung  und  Häu- 
sergruppe, an  der  Strasse  Degersheim-Mogelsberff ;  2,7 
km  ö.  Mogeisberg  und  9  km  ö.  der  Station  Bütewil  der 
Toggenburgerbahn.  Postbureau ;  Postwaffen  Flawil- 
Brunnadern,  Bütswil-Degersheim  und  nacn  St  Peters- 
Zell.  Zusammen  78  Häuser,  378  reform. 

^ — 1     Ew. ;  Häuser^ruppe  :  7  Häuser,  27  Ew. 

Viehzucht,  Stickerei. 
HOFFNUNQ8AU  (Kt. Graubänden, 
I  Bez.  Ober  Landquart,  Kreis  und  Gem. 
Davos).  1330  m.  Haus  mit  Gastwirt- 
schaft, ehemalige  Schmelze,  in  der 
Schlucht  des  Landwassers  und  vor  dem 
Ein(|[ang  in  die  Züge,  11  km  sw.  der 
Station  Davos  Platz  der  Rätischen  Bahn 
(Landquart-Davos).  Telephon.  Haltestelle 
der  Postwagen  Chur-Churwalden- Da- 
vos und  Thusis- Davos.  15  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Davos  Monstein.  Säge. 
Hier  wurden  1848  die  letzten  am  Silber- 
berg bei  Davos  ausgebeuteten  Bleierze 
verhüttet,  weshalb  der  Ort  im  Volk  heute 
noch  Schmelzboden  heisst. 

HOFQUT  (OBER   und   UNTER) 
(Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorderland, 
Gem.  Wald).  990  und  930  m.  Zwei  Grup- 
pen von  zusammen  13  Häusern,  am  lin- 
ken Ufer  des  Säffebachs ;  1 ,7  km  so.  Wald  und  5,5  km  sw. 
der  Station  Heiden  der  Bergbahn  Rorschach-Heiden.  58 
reform.  Ew.  Wiesenbau.  Stickerei  und  Weberei. 

HOF8CHEUER  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem. 
Bäretowil).  710  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  nahe  der  Sta- 
tion Neuthal  der  Linie  Uerikon-Bauma  and  2,5  km  n. 
Bäretewil.  56  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

HOFBTiCTTEN  oder  HOF8TETTEN  (Kt.  Bern, 
Amtebez.  Ober  Simmenthai,  Gem.  Zweisimmen].  1260  m. 
Gruppe  von  9  Häusern,  am  SW.-Hang  des  Spitzhorns 
und  2  km  nö.  der  Station  Grubenwald  der  Simmenthal- 
bahn.  39  reform.  Ew.  Alpwirtechaft. 

HOFBTiCTTEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  St.  Gal- 
len, Bez.  Gossau,  Gem.  Straubenzell).  808-765  m.  24  Häu- 
ser, am  N.-Rand  des  Wattwaldes  zerstreut  gelegen  und 
1,8  km  s.  vom  Bahnhof  St.  Gallen.  286  kathol.  u.  reform. 
Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Schöne  Aussicht  auf  die 
Stadt  St.  Gallen. 

HOF8TATT,  HOF8TETTEN,  auch  H08TATT, 
H08TETT,  H08TETTEN  und  H08CHET.  Orts- 
namen der  deutechen  Schweiz ;  bezeichnen  ursprünglich 
die  Hofstett  eines  Bauernhofes,  das  heisst  das  Wohn- 
haus mit  den  Speichern,  Ställen,  Scheunen  etc.  und  mit 
dem  unmittelbar  dazu  gehörenden  Boden. 

HOF8TATT  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorderland, 
Gem.  Walzenhausen).  700-750  m.  9  zerstreut  gelegene 
Häuser,  1  km  w.  Walzenhausen  und  2,2  km  so.  der  Sta- 
tion Rheineck  der  Linie  Rorschach-Chur.  46  reform.  Ew. 
Viehzucht. 

HOFSTATT  (Kt.  Luzern,   Amt  Willisau,   Gem.  Ln- 
thern).  Gemeindeabteilung,  mit  den   Höfen   Elbach  und 
OEOOR.  LEX.  81  —  n  --  37 


578 


HOF 


HOF 


Wallspurg.    S.   diese    Art.    und    den    Art.    Luthern. 

HOF8TATTALP  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Tog&en- 
burff,  Gem.  Alt  St.  Johann).  1000-1200  m.  Grosse  Alp- 
weide  mit  etwa  20  Hütten  und  Stadein,  im  Thälchen  des 
Leistbaches  2  Stunden  sw.  über  Alt  St.  Jobann. 

HOF8TETTEN  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Interlaken).  642 
m.  Gem.  und  Dorf,  am  Faulbach,  am  S.-Fuss  des  i^rien- 
zerffrates  und  n.  vom  Ballenberc,  5  km  ö.  der  Bahn- 
una  DampfschifiTstation  Brtenz.  Postablage.  Gemeinde, 
mit  Schried  und  Seeli :  55  Häuser,  420  reform.  Ew. ; 
Dorf:  9  Häuser,  77  Ew.  Kirchgemeinde  Brienz.  Obst- 
bau, Viehzucht.  So.  von  Hofstetten  der  ganz  kleine  Wis- 
sensee.  Ueber  dem  Dorf  vereinigen  sich  die  während 
der  warmen  Jahreszeit  beinahe  trocken  liegenden  beiden 
Wildbäche  Faulbach  und  Eistlenbach,  die  nach  anhalten- 
dem Regen  oder  bei  der  Schneeschmelze  recht  gefahrlich 
werden  können. 

HOF8TETTEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmen- 
thal.  Gem.  Zweisimmen).  Häusergruppe.  S.  den  Art.  Hof- 

^T  JETTEN 

HOF8TETTEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftigen,  Gem. 
Belpberg).  807  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  S.-Hang 
des  Belpbergs  und  3  km  so.  der  Station  ToiTen  der  Gür- 
bethalbahn  (Bern-Wattenwil-Thun).  43  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Belp.  Landwirtschaft. 

HOF8TETTEN   (Kt.    Bern,  Amtsbez.  Thun,   Gem. 


Hofstetteu  bei  Thun  von  Süden. 

Goldiwil).  565  m.  Aussenquartier  von  Thun,  am  rechten 
Ufer  der  Aare  bis  nahe  zum  See  sich  ziehend;  1,5  km 
so.  vom  Bahnhof  Thun.  32  Häuser,  221  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Thun.  Bekannt  durch  sein  gleich  massiges  mildes 
Klima,  seine  geschützte  Lage  und  die  schöne  Aussicht 
auf  Stadt  und  Schloss  Thun,  des  Aarethal  und  die  Alpen 
(besonders  auf  die  Blümlisalp).  Hier  stehen  auf  dem 
schmalen  Landstreifen  zwischen  der  Aare  und  dem 
Grüsisberg  die  grossen  Gasthöfe  Thuns,  das  Kurhaus, 
die  neue  kathol.  Kirche  etc.  Dampfschiffstation.  Zahlrei- 
che Verkaufsläden,  besonders  für  Holzschnitzereien  und 
Touristenartikel.  Ueber  Hofstetten  das  aussichtsreiche 
Jakobshübeli  mit  Pavillon.  Quai  länffs  der  Aare.  Im  Som- 
mer stark  von  Fremden  besucht ;  Konzerte  im  Kurhaus. 
Vom  Musiker  und  Komponisten  Brahms  zu  wiederholten 
Malen  zum  Aufenthalt  gewählt. 

HOF8TETTEN  oder  H08TETTEN  (Kt.  Nidwal- 
den.  Gem.  Oberdorf).  475  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am 
rechten  Ufer  der  Enffelberger  Aa,  2 km  so.  Stans  und  1  km 
so.  der  Haltestelle  Oberdorf  der  elektrischen  Bahn  Stans- 
staad-Stans-Engelberg.  15  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
Stans.  Ackerbau.  Kraftstation  für  die  Zementfabrik  Rotz- 
loch. Hier  wohnte  ein  Zweig  des  Geschlechtes  Zeiger,  der 
sich  Zeiger  von  Hofstetten  nannte. 

HOF8TETTEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toggen- 
burg, Gem.  Mogeisberg).  800-840  m.  9  Häuser,  zwischen 


dem  Necker  und  Schwendibach  zerstreut  gelegen,  6  km 
so.  Moffelsberff  und  8  km  ö.  der  Station  Lichtensteig  der 
Toggenburfferoahn.  44  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  St 
Peterzell.  Viehzucht.  Stickerei. 

HOF8TETTEN  (Kt.  und  Bez.  Schaffhausen,  Gem. 
Neuhausen).  470  m.  Gruppe  von  5  Häusern  und  Ziegelei, 
3  km  sw.  Schaffhausen  und  1  km  w.  der  Station  Neu- 
hausen  der  Linie  Zürich- Bülach-Schaff hausen.  36  reform. 
Ew.  Landwirtschaft.  Wird  870  in  dem  von  Ludwig  dem 
Deutschen  dem  Kloster  Bheinau  ausgestellten  Stiftnngsbrief 
erwähnt,  kam  1429  durch  Kauf  an  das  Kloster  Allerheili- 
gen in  Schaffhausen  und  ward  dann  als  Bauhof  Hofetetten 
und  Ziegelhof  Hofstetten  Eigentum  der  Stadt  Schaffhaasen. 
Heute  in  Privatbesitz. 

HOF8TETTEN  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Domegg).  456 
m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  N.-Fuss  des  Blauenbergs, 
an  der  Strasse  Ettingen-Metzerlen  und  2  km  so.  der  Sta- 
tion Flühen  der  Birsigthalbahn.  Postablage,  Telephon. 
Gemeinde,  mit  Flühen :  147  Häuser,  899  Ew.  (wovon  16 
Beformierte) ;  Dorf:  117  Häuser,  718  Ew.  Landwirtschaft 
Steinbruch.  Auf  dem  Hofstettenköpfli  ein  Refugium; 
ffegenüber  Mariastein  Ueberreste  einer  römischen  Siede- 
lung.  Kirche  mit  gotischem  Turm.  Die  Edeln  von  Hof- 
stetten spielten  im  13.-15.  Jahrhundert  als  Dienstleate 
der  Fürstoischöfe  von  Basel  eine  gewisse  Rolle.  Ihr  Wap- 
pen zeigte  das  goldene  St.  Andreaskreuz  mit  goldenem 
Stern  in  azurblauem  Feld. 

HOF8TETTEN  (Kt.  Uri,  Gem. Erst- 
feld).  470  m.  Grupne  von  2  Häusern,  am 
linken  Ufer  der  Heuss  und  1  kmnw. 
der  Station  Erstfeld  der  Gotthardbahn. 
HOF8TETTEN  (Kt.  Zürich,  Bez. 
Dielsdorf,  Gem.  OberglaU).  426  m.  Dorf, 
am  linken  Ufer  der  Glatt  und  1,4  km 
n.  der  Station  Oberglatt  der  Linie  Zü- 
rich-Bülach- Schaffhausen.  21  Häuser, 
137  reform.  Ew.  Alemannensiedelung. 
HOF8TETTEN  (Kt.  Zürich,  Bez. 
Winterthur).  660  m.  Gem.  und  Dorf, 
am  N.-Hang  des  Schauenberss  and  3 
km  sw.  der  Station  Elgg  der  Linie  Zö- 
rich-Winterthur-St.  Gallen.  Postablaee, 
Telephon.  Gemeinde,  mit  Dickbucn, 
Geretswil,  Scheunberg,  Huggenberg  and 
Wenzikon  :  90  Häuser,  478  Ew.  (wovon 
27  Katholiken) ;  Dorf  :  12  Häuser,  57 
Ew.  Viehzucht.  774 :  Richgaereshova- 
i|  steti  und  Wolfmareshovastat ;  914  :  Pi- 
'  pineshovestetin.  In  den  Jahren  1130- 
1172  wird  ein  Rüdiger  von  Hofstetten 
ffenannt  Der  Burgbühl  («  Bärbel »)  be- 
findet sich  so.  vom  Ort. 

HOF8TETTEN  (MITTLER, 
OBER  u.  UNTER)  (Kt.  Luzem,  Amt 
Willisau,  Gem.  Willisau  Land).  700-671  m.  5  Häuser,  auf 
einer  Anhöhe  4  km  w.  der  Station  Willisaa  der  Linie 
Langenthai -Wolhusen.  46  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
Willisau.  Acker-  und  Obstbau.  Viehzucht. 

HOFWIE8  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Togeenborg, 
Gem.  Mosnang).  710  m.  Gruppe  von  2  Häusern,  600  m  n. 
Mosnang  und  3,5  km  nw.  der  Station  Bütswil  der  Tog- 
genburgerbahn.  53  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei.   ■ 

HOFWIL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Fraubrunnen,  (}em. 
Münchenbuchsee).  564  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  auf 
einer  Anhöhe  sw.  über  dem  Moosseedorfsee  und  800  m 
ö.  der  Station  Münchenbuchsee  der  Linie  Bern-Biel.  Te- 
lephon. 180  reform.  Ew.  Schöne  Aussicht.  Kantonales 
Berner  Lehrerseminar  und  grosser  landwirtschaftlicher 
Betrieb  mit  Milchwirtschaft.  Zuerst  grosses  Landgut, 
dann  Sitz  der  Herren  von  Moosseedorf  und  1798  an  den 
Ratsherrn  Daniel  von  Fellenberg,  Burgvogt  auf  Wildeo- 
stein,  verkauft.  Sein  Sohn  Philipp  Emmanuel  gründete  hier 
seine  berühmten  Anstalten,  bestehend  aus  einer  Annen- 
schule (seit  1804)  und  einer  landwirtschaftlichen  Schule 
(seit  1807),  die  zugleich  Erziehungsanstalt  für  Söhne  aus 
wohlhabenden  Familien  war.  Der  Reihe  nach  entstanden 
das  Hauptgebäude,  das  Armenhaus,  das  Wohnhans  för 
die  Lehrer,  das  Badhaus  und  die  Reitschule.  Die  nach 
Fellenbergs  Tod  von  seinen  Söhnen  und  später  von  Ed. 
Müller  und  Andresen  aus  Holstein  geleitete  Anstalt  wurde 


HOG 


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1884  vom  Staate  Bern  angekauft,  der  sein  bisher  in 
M ünchenbuchsee  befindliches  Lehrerseminar  hierher  ver- 
lebe. Aus  Raummangel  will  man  jetzt  einen  Teil  des  Se- 
minars wieder  an  einem  andern  Ort  unterbringen.  Die 
zum  Gut  gehörenden  Ländereien  bestehen  zum  grossen 
Teil  aus  ausgezeichneten  Aeckern  und  Wiesen  und  näh- 
ren eine  grosse  Anzahl  von  Kähen,  deren  Milch  als 
Kindermilch  hauptsächlich  nach  Bern  verkauft  wird. 
Den  Seminaristen  sind  kleinere  Kartoffeläcker  und  Ge- 
müsegärten zur  Bebauuni^  überwiesen.  Einige  Jahre  be- 
stand nier  auch  ein  eidgenössisches  Remontendepot.Vergl. 
Papst.  Der  Veteran  von  Hof  voll  (im  Bemer  Jahrbuch, 
18&  und  1855). 

HOQGERWALD  oder  HUQGERWALD  (OBER 
und  UNTER)  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Thierstein,  Gem. 
Kleinlützel).  605  und  536  m.  Zwei  Weiler  mit  zusammen 
24  Häusern,  am  linksseitigen  Gehänge  des  Thaies  der 
Lützel,  2  km  so.  Kleinlützel  und  4,5  km  n.  der  Station 
Liesberg  der  Linie  Basel-Delsberg.  142  kathol.  Ew.  Land- 
wirtschaft. 

HOHBACHALP  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms,  Gem.  Rek- 
kingen).  2000-2800  m.  Gemeindeweide,  im  obern  Ab- 
schnitt eines  zwischen  Reckingen  und  Münster  von  links 
auf  |die  Rhone  ausmündenden  steilen  Thälchens.  Wird 
im  Sommer  während  dreier  Monate  mit  62  Kühen  bezo- 
gen und  liefert  jedes  Jahr  etwa  1600  kg  Fettkäse.  8  Hüt- 
ten und  Stalle. 

HHOHBACH8EE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  2070  m. 
Zwei  kleine  Seen,  am  Fuss  des  Sädelhorns  (2813  m).  Der 
herzförmig  gestaltete  grössere  der  beiden  Seen  liegt  auf 
der  Hohbachalp,  sammelt  die  von  den  Firnfeldem  des 
Sädelhorns  herabkommenden  Wasseradern  und  sendet 
den  Hohbach  thalauswärts,  der  1  km  oberhalb  Reckin- 
gen von  links  in  die  Rhone  mündet. 

HOHBALENQLET8CHER  (Kt.  W^allis,  Bez.  Yisp). 
4000-2400  m.  Kleiner  Gletscher,  am  O.-Hang  des  Nadel- 
homs  (Gruppe  der  Mischabelhörner) ;  3  km  lang  und 
1  km  breit.  Wird  umrahmt  im  NW.  vom  Gemshorn  (etwa 


Zange  des  HohbaleDglelscbers. 

3500  m),  Ulrichshom  (3929  m)  und  Windjoch  (3800  m), 
im  W.  vom  Nadelhorn  (4334  m)  und  im  SW.  von  der 
Südlenzspitze  (4300  m).  Am  Weg  von  Saas  Fee  auf  das 


Windjoch.  Sendet  den  kleinen  Hohbalenbach  thalaus- 
wärts, der  bei  Fee  in  die  Visp  mündet. 

HOHBALM  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  Zermatt). 
26(X>-27U0  m.  Alpterrasse,  reich  an  Edelweiss ;  am  SO.- 
Fuss  des  Unter  Gabelhorn  (3398  m),  3  Stunden  wsw.  über 
Zermatt  und  mit  diesem  Ort  durch  einen  Fuss  weg  ver- 
bunden. Ihrer  prachtvollen  Aussicht  auf  Matterhorn  und 
Monte  Rosa  wegen  von  den  Kurgästen  von  Zermatt  häu- 
fig besucht.  Einer  der  ersten  Besucher  der  schon  einer 
gewissen  Berühmtheit  sich  erfreuenden  Hohbalm  war 
Rudolf  Töpffer  aus  Genf,  der  1843  eine  seiner  bekannten 
Schulreisen  hierher  unternahm  und  später  die  Aussicht 
in  seinen  Nouveatix  voyaaes  en  Zigzaq  und  im  Voyage 
autour  du  Moni  Blanc  glänzend  geschildert  hat. 

HOHBERQ  oder  HOHBERQHORN  (Kt.  Uri). 
2462  m.  Gipfel,  ffanz  aus  Gneis  und  krystallinen  Schiefern 
aufgebaut;  n.  über  dem  Meienthal,  in  der  Gruppe  der 
Spannörter  und  der  Plankstöcke;  überragt  mit  der  ihm 
benachbarten  Kanzelfluh  (2448  m)  den  Wichelplankfirn, 
der  seine  Schmelzwasser  zum  Gorezmettlenbach  (links- 
seitigem Zufluss  zur  Meienreuss)  sendet.  Kann  von  der  an 
seinem  N.-Fuss  gelegenen  Kleinalp  aus  bestiegen  werden. 

HOHBERQQLET8CHER  (iCt.  Wallis,  Bez.  Visp). 
4100-2500  m.  Gletscher,  4  km  lang  und  im  Mittel  600  m 
breit;  am  N.-Hang  des  Domes  (Mischabelhörner)  und  zwi- 
schen dem  Dürrenhorn  (4035  m),  Hohbergpass,  Hohberg- 
hom  (4226  m),  Stecknadelhorn  (4235  m),  Nadelhorn  oder 
West  Lenzspitze  (4334  m),  Süd  Lenzspitze  (4300  m),  Na- 
de^och  (2167  m)  und  dem  Dom  (4554  m).  Der  ihm  ent- 
fliessende  Birchbach  mündet  etwas  n.  Randa  in  die  Mat- 
tervisp. Der  obere  Teil  des  Gletschers  muss  bei  einer 
Dom  besteig  ung  überschritten  werden. 

HOHBERQHORN  (Kt.  Uri).  2462  m.  GipfeL    S.  den 

Art.   HOHBERG. 

HOHBERQHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  4226  m. 
Gipfel,  in  der  Gruppe  der  Mischabelhörner ;  dem  Nadel- 
horn (oder  West  Lenzspitze;  4334  m)  nach  NW.  vorge- 
lagert, zwischen  dem  Ried-  und  Hohberggletscher.  Zum 
erstenmal  1869  von  Randa  aus  in  9- 10  Stunden  erstiegen. 

HOHBERQPA88  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  Etwa  4000 
m.  Passübergang,  im  Nadelffrat  zwischen  Hohberghorn 
(4226  m)  und  Dürrenhorn  (4035  m).  Verbindet  Randa  über 
aen  Hohberg-  und  Riedgletscher  mit  Fee.  Zum  erstenmal 
1863  überschritten.  Wird  selten  began(|[en  und  dann  meist 
nur  in  Verbindung  mit  der  Traversierung  des  Wind- 
jochs. 

HOHBRI8EN  (Kt.  Uri).  2420  m.  Gipfel,  Nachbar  des 
Brisen  (2408  m)  und  auf  der  Grenze  gegen  Untervvalden ; 
in  der  Gebirgscruppe  zwischen  dem  Isenthal  und  dem 
Engel bergerthal;  nw.  vor  dem  Urirotstock,  w.  über  dem 
Isenthal  und  der  Gitschenalp.  Nördl.  vom  Brisen  und 
Hohbrisen  das  Steinalperjochli  (2098  m),  das  nach  Wol- 
fenschiessen hinüberfährt. 

HOHBOHL  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner).  2467  m. 
Gipfel,  dem  Ampervreiler-  und  Curaletschhorn  vorge- 
lagert, im  Winkel  zwischen  der  Vereinigung  des  Valser 
Rhein  und  Peilerbaches  (500  m  oberhalb  Vals  Platz) : 
4  km  s.  über  Vals  Platz,  von  wo  aus  er  durch  Wald  und 
dann  über  die  bis  zum  Gipfel  aufsteigende  Alp  Selva  in 
3  Stunden  erreicht  werden  kann. 

HOHBOHL  (HINTER  und  VORDER)  (Kt.  Zürich, 
Bez.  Meilen.  Gem.  Herrliberg).  500  m.  Zwei  Gruppen  von 
zusammen  12  Häusern,  am  Berghang  rechts  über  dem 
Zünchsee  und  1  km  n.  der  Station  Herrliberg  der  rechts- 
ufrigen Zürichseebahn  (Zürich-Meilen-Rapperswil).  57 
reform.  Ew.  Weinbau. 

HOHBURQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftigen,  Gem.  Belp- 
berg).  805  m.  Gruppe  von  2  Häusern,  am  N.-Hang  des 
Belpberffes  und  2,2  Km  so.  der  Station  Belp  der  Gürbethal- 
bahn  (Bern-Wattenwil-Thun).  8  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinde Belp.  Landwirtschaft.  Ruine  der  Hohburg,  Eigen- 
tums der  Grafen  von  Belp  und  nach  der  Schlacht  am 
Donnerbühl  von  den  Bemern  zerstört. 

HOHD088EL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  2496 
m.  Felskopf,  am  Hang  von  der  Bussalp  auf  das  Faulhorn 
und  5-6  Stunden  n.  Burglauenen.  Von  ihm  steifft  nach 
SW.  der  begraste  Kamm  der  Schönegg  ab.  Der  Hohdüssel 
liegt  am  Winterweg  von  Grindel wald  auf  das  Faulhorn. 

HOHE  FLUH  (Kt.  und  Bez.  Schaffhausen).  Felskopf. 
S.  den  Art.  Hohfluh. 


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HOHE  QUMM  (Kt.  Bern,  Amlsbez.  Interlaken). 
Gipfel.  S.  den  Art.  Gumm  (Hohe). 

HOHE  WINDE  oder  LA  VIQNETTE(Kt.  Solothum, 
Amtei  Thierstein).  1207  m.  Gipfel,  in  der  Kette  des  Pass- 
wang,  ö.  über  dem  wilden  Thal  der  Scheulte  und  2  kra 
88W.  über  Beinwil.  Kann  von  Erschwil  über  den  Felsen- 
zirkus von  Bös  und  den  Hof  Nüsselboden  oder  vom 
Scheultethal  direkt  über  den  Hof  auf  der  Grossen  Rotmatt 
erreicht  werden.  Der  Gipfel  teils  bewaldet,  teils  mit  ein- 
zelnen Baumgruppen  und  Sennbergen  bestanden.  Am  W.- 
Hang Wiesen  auf  rotgefarbtem  Dogger  (Eotmatt  oder  Vig- 
nette), am  S.-Hang  ebenfalls  Dogger  mit  trockenen  Wei- 
den und  Wiesen,  am  O.-Hang  Lias  mit  Sennbergen  und 
am  steilen,  oft  in  senkrechten  Wänden  (Bildstein)  ab- 
brechenden und  schwierig  zu  begehenden  N.-Hang  Wald. 
Die  Hohe  Winde  bildet  ein  nach  N.  öberliegendes  Ge- 
wölbe, das  unmittelbar  n.  vom  (Gipfelpunkt,  sowie  am  W.- 
und  O.-Hang  bis  zum  Lias  hinunter  ausgewaschen  ist. 
Die  Felsen  des  Bildstein  bilden  zwei  bemerkenswerte 
Ueberschiebungen  der jranzen  jurassischen  Schichtenserie 
über  die  oligocänen  Sandsteme  und  Mergel  mit  Helix 
Ramondi  und  über  das  normal  liegende  Eocän  (Bohrn- 
erzbildung). Besonders  lehrreiche  Aussicht  auf  die  ganze 
malerische  Schaar  von  Kämmen  und  Thälchen  um  den 

//o/re  Winde 

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SchafThauscn.  42  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchgemein- 
den Scherzinffen  und  Kreuzungen.  Acker-  und  Obstbau. 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Stickerei. 

HOHENEQQ  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brie.  Gem.  Ried). 
2020  m.  Alpweide  mit  Hütten,  Teil  der  Wasenalp;  1  km 
s.  über  B^risal  und  der  Simpionstrasse. 

HOHENKLINQEN  (Kt.  Schaffhausen,  Bez.  und  Gem. 
Stein).  597  m.  Schloss,  auf  einer  steil  geböschten  und  mit 
Reben  bepflanzten  Anhöhe  n.  über  dem  Städtchen  Stein 
und  1,5  kra  nö.  der  Station  Stein  der  Linie  Konstanz- 
Etzwilen-Schaffhausen.  Stammsitz  des  m.ichtigen  Thor- 
gauer  Edelgeschlechtes  der  Freiherren  von  Stein,  die  seit 
dem  12.  Jahrhundert  als  Kastvögte  des  Klosters  St  Georg 
in  Stein  erscheinen  und  sich  zum  Unterschied  von  den 
Herren  von  Altenklingen  (Thurgau)  von  Klingen  ob  Stein 
und  später  von  Hohenklingen  nannten.  Nach  mehrCichem 
Wechsel  des  Eigentümers  kam  das  Schloss  mit  Kastvogtd 
1457  durch  Kauf  an  die  Bürgerschaft  von  Stein,  der  es 
heute  noch  gehört.  BemerKenswerter  Bau,  der  trotz 
verschiedener  Umbauten  seinen  mittelalterlichen  Charak- 
ter noch  wohl  erhalten  hat.  1895-97  mit  Bandessubven- 
tion restauriert.  Gastwirtschaft.  Prachtvolle  Aussicht  auf 
die  Alpen,  den  Rhein  und  Untersee  und  auf  das  malerische 
Städtchen  Stein.  Vergl.  Rahn,  J.  Rud.  Zur  Statistik 
schweizer.  Kunstdenkmäler. 


NW. 


Bildstein 
381 


12  [Anteiger  für  schweizer. 
Altertuniskunde.  iSSS). 

HOHENRiCTIEN  (Kt. 
Graubünden,  Bez.  Heinzen- 
berff,  Kreis  Domleschg,  Gem. 
Sils).  Auch  Hoch  Realta  ge- 
heissen.  950  m.  ßui^^ine, 
auf  einem  gegen  die  Ver- 
einigung der  Albula  mit  dem 
Hinterrhein  vorspringenden 
Felsspom  des  Muttnerbergs 
und  240  m  hoch  rechts  über 
dem  Verloren  Loch  (dem 
Ausgang  der  Via  Mala).  War 
einst  eine  mächdge  BurR  mit 
4  Eck  türmen,  von  denen 
einzig  der  nach  N.  gerich- 
tete noch  steht.  Ihrer  festen 
Bauart,  schwierigen  Zuging- 
lichkeit    und    beherrscheo- 

1.  Oligocän     2.  Eocän  (Bobnersbildunif) ;    3.  Kimmeridge  (Malm) ;  4.  Sequan  (Malm) ;    5.  Arirovian  Hph     l^atrA    wAaon     «>kpinals 
(Mafm) ;  6.  Oxford  (Malm);  7.  Callovien  (Oberer  Dogge^  ;  8.  Mittlerer  Dogger  ;  9.  Unterer  Dogger;  ^^^^  der  bedeutendsten  BuT- 

gen    im     Domleschg.    Ge- 


Meeresniveau, 


10.  Lias. 


Geologisches  Querprofll  durch  die  Hohe  Winde. 


Passwang,  daneben  auch  auf  die  Gegend  von  Delsberg 
und  den  Mont  Raimeux. 

HOHENBiCLKEN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Vorder- 
rhein, Kreis  Disentis,  Gem.  Somvix).  960  m.  Burgruine, 
zwischen  der  Strasse  Somvix-Disentis  und  dem  linken 
Ufer  des  Vorderrhein  und  an  der  Ausmündun?  des  Val 
Eusein,3  km  ssw.  Somvix.  Ohne  geschichtliches  Interesse. 
Das  Geschlecht  von  Hohenbälken  lebte  in  Tarasp  und  im 
Münsterthal  und  war  lange  Zeit  in  Blüte.  Gregor  Carli  von 
Hohenbälken,  Herr  von  Haldenstein,  Lichtenstein  und 
Krottenstein,  hat  sich  als  Feldhauptmann  und  Vogt  von 
Maien feld  und  Fürstenberg  hervorgetan. 

HOHENBOHL  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem.  Rogg- 
wih.  570  m.  Südl.  Abschnitt  des  Dorfes  Freidorf;  2,5  km 
s.  Rogffwil  und  2,5  km  nw.  der  Station  Mörswil  der  Linie 
St.  Gallen-Rorschach.  8  Hänser,  37  reform,  und  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinden  Arbon  und  Roggwil.  Acker-,  Wiesen- 
und  Obstbau.  Stickerei.  Schöne  Aussicht  auf  den  Boden- 
see. 

HOHENEQQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  und  Gem.  Saanen). 
Im  Mittel  1300  m.  Abteilunsp  der  Gemeinde  Saanen,  am 
SO.-Hang  des  Hundsrückund  zu  beiden  Seiten  der  Strasse 
Zweisimmen-Saanen,  5  km  nö.  vom  Dorf  Saanen  und  6  km 
sw.  der  Station  Zweisimmen  der  Simmenthalbahn.  Um- 
fasst  die  so^.  SaanenmÖser  mit  4  auf  der  Wasserscheide 
zwischen  Simme  und  Saane  zerstreut  gelegenen  Häusern. 
13  reform.  Ew.  Land-  und  Alpwirtschaft.  Hohenegg,  oft 
auch  zu  Honegg  verkürzt  =  auf  der  hohen  E&g. 

HOHENEQQ  (Kt  Thurgau,  Bez.  KreuzTmgen,  Gem. 
Tlliff hausen).  560  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  auf  dem  See- 
rücken, 1  km  s.  Oberhoien  und  5  km  so.  der  Station 
Kreuzungen  der  Linie  Romanshorn-Konstanz-Etzwilen- 


hörte  seit  dem  Beginn  der  Frankenherrschaft  bis  zum 
Ende  des  8.  Jahrhunderts  dem  Geschlechte  der  Vik- 
toriden,  wechselte  nach  dem  Erlöschen  dieser  mächti- 
gen Familie  mehrfach  den  Eigentümer  und  kam  im  11. 
Jahrhundert  in  den  Besitz  der  Edeln  von  Hoch  Realta. 
Zerfiel  vom  Ende  des  15.  Jahrhunderte  an  in  Trümmer. 
Heute  Eigentum  des  Geschlechtes  Jecklin.  Die  Sage  er- 
zählt, dass  der  letzte  Schlossherr  von  Hohenrälien,  von 
den  seiner  Uebergriffe  wegen  empörten  Landleuten  vei^ 
folgt,  in  voller  Rüstung  auf  seinem  Pferd  den  Todessprang 
über  die  Felswand  in  den  Hinterrhein  ffeten  habe.  In  der 
Nähe  der  Burgruine  eine  ebenfalls  zerfallene  alte  Johan- 
neskapelle,  nach  der  dieser  ganze  Felsvorsprung  der  Jo- 
hannesberg genannt  wird.  Vergl.  Rahn,  J.  Rud.  Zur  Sta- 
tistik schweizer.  Kunstdenkmäler  (im  Anzeiger  für 
schweizer.  Altertumskunde.  V,  1872). 

HOHENRAIN  (Kt.  Luzem,  Amt  Hochdorf).  614  m. 
(jem.  und  Pfarrdorf,  am  SW.-Hang  des  Lindenbergs  und 
an  der  Grenze  geffen  den  Kanton  Aarffau,  3  km  nö.  der 
Station  Hochdorf  der  Seethal  bahn.  Postbureau,  Telepboo. 
Gemeinde,  einen  Teil  von  Ballwil  (mit  Kramis  und  Oiteo- 
husen)  und  Hochdorf  (mit  Unterebersol,  Grüt,  GünikoOt 
Oberebersol,  Ibenmoos,  Unterillau,  Ferren  und  Kleio- 
wangen)  mit  umfassend:  ^2  Häuser,  1685  kathol.  Ew.; 
Dorf:  13  Häuser,  161  Ew.  Acker-,  Obst-  und  etwas  Wein- 
bau, Viehzucht.  Strohindustrie.  Johanniter komthorei,  im 
12.  Jahrhundert  schon  bestehend  und  vom  Staat  Luiem 
zu  Beginn  des  19.  Jahrhunderts  aufgehoben.  Ihre  aus  dem 
16.  und  17.  Jahrhundert  stammenden  jetzigen  Bauten 
stehen  auf  einer  Anhöhe  mit  ausgedehnter  Femsicht  ond 
beherbergen  seit  18i8  die  kantonale  Taubstummenanstalt 
sowie  eine  Anstalt  für  Schwachbegabte  und  geistig  zurück- 


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581 


irebliebene    Kinder.    An   mehreren    Stellen    Fände  von 
Bronzegegcnständen ;  in  Oberebersol  Gräber  aus  der  La 


Schloss  HohenklingeD. 

Tcne  Zeit.  1560  und  1600  sind  römische  Münzen  aufge- 
funden wurden ;  andere  römische  Altertümer  hat  man 
1600  im  Dorf  Hohenrain,  1849  in  Ottenhusen  und  1875  in 
Ferren  aufgedeckt.  1 182 :  Hohenrain;  1185 :  Onren ;  1241 : 
Honren  =  auf  dem  hohen  Rain.  Vergl.  Estermann,  M. 
Geschichte  der  alten  Pfarrei  Hochdorf  und  des  Johan- 
niter Ordenshauses  Hohenrain.  Luzern  1891. 

HOHENRAIN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Rorschach,  Gem. 
Goldach).  501  m.  Haus,  auf  einer  Anhöhe,  s.  über  dem 
Dorf  Goldach  reizend  gelegen,  900  m  so.  der  Station 
Gotdach  der  Linie  St.  Gallen-Rorschach.  6  kathol.  Ew. 
Beliebtes  Ausflugsziel.  Schöne  Aussicht  auf  den  Boden- 
see. 

HOHENRAIN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Kreuzungen,  Gem. 
Wäldi).  614  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  zu  oberst  auf  dem 
Seerücken,  700  m  nw.  Wäldi  und  4,5  km  sw.  der  Station 
Tägerwilen  der  Linie  Konstanz -Etzwilen -Schaffhausen. 
25  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Ermatingen.  Wiesen  und 
Wald.  War  um  die  Mitte  des  19.  Jahrhunderts  ein  oft  be- 
suchtes Ausflugsziel  mit  einem  über  den  Wald  aufragen- 
den Holzturm,  der  eine  der  schönsten  Aussichten  im 
Thurgau  bot.  Dieser  Turm  1890  erbaut  und  um  1850  zer- 
fallen. 

HOHEN8AX  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg,  Gem. 
Sennwald).  755  m.  Burgruine,  an  bewaldetem  Hang  900  m 


Turm  des  Johaooiterbtuses  Hohenrain. 

w.  Sax.  Die  Burg  während  der  Appenzellerkriege  zweimal 
{{Mo  und  1445)  verwüstet  und  seither  nicht  wieder  aufge- 
baut. 


HOHEN8CHWAND  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Burgdorf, 
Gem.  Hasli).  890  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  auf  den  Hö- 
hen zwischen  dem  Biembachgraben  und  dem  Thal 
des  Bifflenbaches,  3  km  s.   der  Station  Hasli  der 
Linie  Burgdorf-Langnau.  25  reform.  Ew. 

HOHEN8TOLLEN  (Kt.  Obwatden).  2484  m. 
Bedeutender  und  oft  besuchter  Gipfel,  in  der  Kette 
zwischen  dem  obersten  Melchthal  und  dem  Thal 
der  Aare.  Prachtvolle  Aussicht  auf  die  Hochgipfel 
der  Bemer  Alpen.  Kann  von  Meiringen  aus  über 
Golderen,  die  Alp  weide  Käserstatt  und  den  Frutt- 
pass  (2000  mj  oder  den  Weitrisspass  (2%0  m)  in 
4  Vi  Stunden  und  von  Melchsee-Frutt  über  den 
Weitrisspass  in  2  V4  Stunden  erstiegen  werden. 

HOHENTANNEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gossau, 
Gem.  Waldkirch).  880  m.  Gruppe  von  5  Häusern, 
auf  einem  Plateau  mit  schöner  Aussicht;  2,5  km  so. 
Waldkirch  und  4,5  km  nö.  der  Station  Arnegg  der 
Linie  Gossau-Sulgen.  Telephon.  27  kathol.  Ew.  Gast^ 
Wirtschaft. 

HOHENTANNEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Bischofs- 
zeil). 574  m.  Gem.  und  Dorf,  am  rechten  Ufer  der 
Thur  und  auf  der  Hochfläche  zwischen  Sulgen  und 
ßischofszell ;  1,5  km  nw.  der  Station  Sitterdorf  der 
Linie  Gossau-Sulgen.  Postablage,  Telephon.  Ge- 
meinde, mit]Helds^vil  und  Bernhausen  :  126  Häu- 
ser, 652  Ew.  (wovon  135  Katholiken);  Dorf  :  51  Häuser, 
258  Ew.  Kirchgemeinde  Sitterdorf,  mit  Ausnahme  der 
zur  Kirchgomeinde  Bischofszell  gehörenden  Häuser  w. 
der  alten  Strasse  Sulgen-Bischofszell.  Acker-,  Wiesen-, 
Wein-  und  Obstbau.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 
Viehhandel.  Käserei.  Stickerei.  Drei  grosse  Kiesgruben. 
Im  Mittelalter  als  Lehen  des  Bistums  Konstanz  den 
Schlossherren  von  Heidelberg  oder  Hadelberg  zu  eigen. 
HOHENTRIN8  (Kt.  Graubunden,  Bez.  Im  Boden, 
Gem.  Trins).  970  m.  Burgruine,  auf  einer  Anhöhe  links 
über  dem  Vorderrhein,  400  m  ö.  Trins.  Sehr  schöne  Aus- 
sicht. Einst  Sitz  einer  Hurgherrschafl,  die  Trins,  Tamins 
und  Reichenau  umfasste.  beit  1325  Eigentum  der  Grafen 
von   Werdenberg-Heiligenberg,   seit  1425  im  Besitz  der 


Gipfel  des  Hohenstollen. 

Freiherren  von  Hewen  und  seit  1568  Eigentum  der  Fami- 
lie von  Planta.  In  diesem  letztgenannten  Jahre  kaufte 
sich  die  Ortschaft  Trins  frei.  Dann  kam  die  Burg  Trins 


582 


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zusammen  mit  der  Herrschaft  Tamins-Reichenau  an  das 
Geschlecht   Buol-Schauenstein  und   wurde   1740   durch 
Feuer   zerstört.  Noch   heute   eine   der 
schönsten  Burgruinen  Graubündens. 

HOHER  ETZEL  (Kt.  Schwyz,  Bez. 
Einsiedeln  und  Höfe).  Gipfel.  S.  den 
Art.  Etzel  (Hoher). 

HOHER  KA8TEN  (Kt.  St.  Gallen, 
Bez.  Ober  Rheinthal).  1798  m.  Gipfel, 
in  der  sechsten  der  SW.-NO.  streicnen- 
den  Ketten  des  Säntis,  die  im  SW. 
zwischen  Wildbaus  und  dem  Hau  be- 
ginnt, im  NO.  mit  dem  Kamor  endigt 
und  neben  andern  Gipfeln  noch  das 
Wänneli  (1652  m)  und  den  Tristen  köpf 
(1750  m)  tragt.  Der  Kern  des  Gewölbes 
besteht  aus  Tirgon  und  den  glauko- 
nitischen  Sandsteinen  des  Gault;  darauf 
folgen  die  Schichten  der  obern  Kreide 
(Seewerkalk),  aus  denen  die  nö.  Gipfel 
herausgeschnitten  sind.  Der  Hohe  Kas- 
ten bildet  ein  viereckiges  Gipfelplateau, 
das  über  die  Kastenwies  nach  Laui- 
schlatt  sich  senkt.  Ueber  1400  m  Wie- 
sen und  Alpweiden.  Auf  dem  Gipfel  seit 
1850  ein  Wirtshaus.  Kann  von  Lienz 
im  Rheinthal  oder  von  Appenzell  über 
Brülisau,  den  Rossber^  und  Ruhsitz 
(1371  m)  erstiegen  werden.  Der  felsige 
NW.-Abfall  des  Hohen  Kasten  und  der 
Kamm  Wänneli-Stauberen  bildet  die 
Grenze  zwischen  den  Kantonen  St.  Gal- 
len und  Appenzell.  Der  Hohe  Kasten  wird  seiner,  be- 
sonders von  der  Appenzeller  Seite  her  leichten  Zugäng- 
lichkeit und  seiner  schönen  Aussicht  wegen  auch  der 
ostschweizerische  Rigi  genannt. 

HOHEZELQ,  französisch  Hautefin  (Kt.  Freiburg, 
Bez.  Sense,  Gem.  Büdingen).  682  m.  Landhaus  und 
Bauernhof,  auf  einer  Anhohe  mit  weiter  Aussicht,  5  km 
so.  der  Station  Düdingen  (Guin)  der  Linie  Bern-Frei- 
burg. 

HOHFAULEN  (Kt.  Uri).  Gipfel.  S.  den  Art.  Faulen 

(HOH). 

HOHFIR8T(Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gossau,  Gem.  Wald- 
kirch). 812  m.  Weiler,  am  S.-Fuss  des  Tannenbergs,  an 
der  Strasse  Engelburg-Andwil,  3  km  so.  Waldkircn  und 
4,5  km  ö.  der  Station  Arnegg  der  Linie  Gossau-Sulgen. 
12  Häuser,  80  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Käserei.  Stickerei. 
Torfgruben.  818:  Hounfirst. 

HOHFLM8CH  (Kt.  Glarus  und  Schwyz).  2082  m. 
Gipfel,  in  dem  SN.  streichenden  Kreidekamm,  der  das 
Waggithal  im  W.  vom  kleinen  Oberseethal  (Gemeinde 
Näfels)  imO.  trennt.  Schwierig  zu  besteigender  Felsgrat: 
kann  von  Hinter  Waggithal  über  die  Hohiläschenalp  una 
um  den  S.-Fuss  des  Scheinbergs  (1937  m)  erreicht  wer- 
den. Liegt  wie  der  Scheinberg,  Brünnelistock  (2171  m), 
Zindlenspitz  (2100  m)  etc.  auf  der  Grenze  zwischen  Glarus 
und  Schwyz. 

HOHFLM8CHENALP  (Kt.  Schwyz,  Bez.  March, 
Gem.  Innerthal).  1200-1900  m.  Alpweide,  am  S.-Hang  des 
Hohfläsch  und  Scheinbergs,  in  emer  rechtsseiti^n  Ver- 
zweigung des  Wäggithales  und  2-3  Stunden  so.  über 
Innerthal. 

HOHFLUH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle,  Gem. 
Hasleberg).  1049  m.  Unterabteilung  der  Gemeinde  Hasle- 
berg,  auf  einer  Terrasse  des  Haslebergs  schön  gelegen 
und  2  Stunden  nw.  über  der  Station  Meiringen  der  Brü- 
nigbahn  (Luzern-Brienz).  Postablage.  30  Häuser,  239  re- 
form. Ew.  Kirchgemeinde  Meiringen.  Alp  Wirtschaft.  Fuss- 
weg  nach  Lungern. 

HOHFLUH  (Kt.  und  Bez.  Schaffhausen).  510  m.  Klei- 
ner Felskopf,  im  Engelberg  und  über  dem  Rebhang  von 
Goldberg,  3  km  w.  Schaffhausen.  Einer  der  schönsten 
Aussichtspunkte  in  der  Nähe  der  Stadt  Schaffhausen ;  Ei- 
gentum des  Verschönerungsvereins  der  Stadt. 

HOHFOHR  (Kt.  Aargau,  Bez.  Bremgarten,  Gem.  Eg- 
genwil).  486  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  öOO  m  nÖ.  Eg^en- 
wil  und  3,8  km  nö.  der  Station  Bremgarten  der  Lmie 
Brugg-Wohlen-Bremgarten.  27  kathol.  Ew.  Wiesenbau. 
Käserei. 


HOHFUREN,  HOFUREN,    HOHFOHREN  etc. 
Der  Ausdruck  Füren  bedeutet  einen  wenig  hohen  Hang, 


Hohfluh  (Kant.  Bern)  von  forden. 

Hohfuren  also  einen  hohen  Hang  (von  etwa  ^  m  Höhe 
und  darüber). 

HOHFUREN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald,  Gem. 
Huttwil).  722  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  auf  den  Höhen 
zwischen  der  Langeten  und  Rot,  1  km  s.  der  Station 
Huttwil  der  Linie  Langenthal-Wolhusen.  33  reform.  Ew. 
Viehzucht. 

HOHFUREN(Kt.  Bern,  Amtsbez.  und  Gem.  Wangen). 
425  m.  Weiler,  zwischen  dem  rechten  Ufer  der  Aare  und 
der  Oesch  und  1,8  km  w.  der  Station  Wangen  der  Linie 
Olten-Solothum-Biel.  10  Häuser,  54  reform.  Ew. 

HOHQANQ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Landquart). 
1711  m.  Felsiger  Vorsprung  des  Montalin  (2263  m),  sw. 
vom  Hochwang  und  über  dem  zwischen  Chur  und  Trim- 
mis  auf  das  Rheinthal  ausmündenden  Scaläratobel. 

HOHQANT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken  und  Si^- 
nau).  2199  m.  Bergstock,  in  der  Emmengruppe  und  höch- 
ster Abschnitt  der  vom  Sigriswilergrat  zum  Pilatus  ziehen- 
den Kette.  Wird  begrenzt  im  N.  und  0.  vom  Emmenthal, 
im  S.  vom  Habkemthal  und  im  W.  vom  Thal  der  Zok 
und  bildet  eine  nahezu  9  km  lange  Felsmauer,  die  O.-W. 
streicht,  nach  N.  und  0.  sehr  steil  abßllt,  zu  den  obern 
Alpweiden  des  Habkemthales  nach   S.  dagegen  sanfter 

Seböscht  ist.  Trägt  eine  Reihe  von  kleinen  Einzelgipfeln, 
ie  durch  wenig  tiefe  Sättel  von  einander  getrennt  sind. 
Beginnt  im  0.  mit  dem  steilwandigen  und  bewaldeten 
Grat  des  Scherpfenbergs  und  tragt  von  da  nach  W.  der 
Reihe  nach  die  Jurtenfluh  (1811  m),  den  Hohgant  (anch 
Furggengütsch  genannt;  2199  m),  die  Steinige  Matt  (Slfö 
m),  das  Trogenhorn  (2038  m),  die  Gäbelistrimuh  (2000  m) 
und  die  beiden  Kuppen  des  Widderfeld  (2071  und  2064  m). 
Biegt  von  da  nach  S.  um,  senkt  sich  zum  KrinnenpasG 
(1860  m),  hebt  sich  in  der  Breitwangfluh  wieder  bis  1940 
m  und  steigt  neuerdinffs  ab,  um  am  Grünenbergpass 
(1552  m)  mit  dem  Seefelograt  und  der  das  Justisthal  oben 
abschliessenden  Scheibe  zu  verwachsen.  Imposant  ist  der 
Anblick  des  Hohgant  von  N.  und  W.  aus.  Er  steigt  hier 
über  Schangnau,  dem  Bumhachthal  und  hinter  Enz  als 
mächtige  Felsenmauer  auf,  die  an  ihrem  Fuss  von  Wald 
und  schönen  Bergweiden  umsäumt  ist.  Ueber  dem  mit 
Steintrümmem  üoersäten,  durch  einige  Rasenbänder 
gegliederten  und  von  zahlreichen  Runsen  angeschnittenen 
Steilhang  türmt  sich  zu  oberst  eine  in  beinahe  senkrech- 
ten Wänden  abfallende,  ffrossartige  Felsenbastion  apf. 
Durch  seine  wuchtige  Felsmasse  fallt  der  Hohgant  im 
Alpenpanorama  von  Bern,  vom  Emmenthal  oder  von  den 
Jurahohen  aus  sofort  auf.  Kann  am  bequemsten  von  S. 
her  durch  das  Habkern thal  erstiegen   werden,  ist  aber 


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583 


auch  von  N.  (Schangnau  oder  Bad  Kemmeriboden)  und 
von  W.  (über  Eriz  und  die  Breitwangalp)  aus  zugänglich. 


Gipfel  des  Hohgant. 

Aussicht  sehr  bemerkenswert  und  ausgedehnt,  umfasst 
die  Bemer  Hochalpen,  das  Bergland  des  Emmenthales 
und  die  Stein  wüsten  der  Schrattenfluh.  1788  wurde  der 
Hohgant  vom  Professor  Johann  Georg  Tralles  aus  Bern 
im  Verlaufe  seiner  Aufnahmen  und  Berechnungen  der 
gegenseitigen  Lage  und  Höhendifferenzen  der  Gipfel  des 
Bemer  Oberlandes  mit  dem  Theodolith  bestiegen. 

hn  geoloffischen  Bau  stimmt  der  Bergstock  des  Hohgant 
mit  der  Scnrattenfluh  überein.  Die  Basis  bilden  dunkle 
Kreideschichten,  die  sich  bis  zu  den  tie&ten  Scharten 
der  Kette,  z.  B.  bis  zum  Grünenbergpass  hinauf  verfoleen 
lassen  ;  darauf  liegt  graues  Neocom  und  zu  oberst  finden 
wir  weissen  Nummulitensandstein,  der  alle  Gipfel  der 
Hohsantgruppe  aufbaut,  stellenweise  aber  völlig  verwit- 
tert ist  und,  wie  auf  der  Steinigen  Matt,  nur  noch  ein 
mächtiges  Haufwerk  von  Trümmern  bildet.  Direkt  unter 
diesem  quarzitischen  sog.  c  Hohgantsandstein »  findet 
man  stellenweise  einige  schwache  Spuren  von  Kohlen- 
llözchen. 

HOHQANTHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen  und 
Interlaken).  2776  m.  Felskopf,  in  der  Gruppe  des  Schwal- 
ineren ;  nö.  über  der  Glütschalp  und  dem  Spiggengrund 
(einer  rechtsseitigen  Verzweigung  des  Kienthaies).  Kann 
von  Isenfluh  aus  über  das  Sausthal  in  5  Stunden  bequem 
erstiegen  werden.  Sehr  schöne  Aussicht. 

HOHQLEIFEN  (Kt.  Wallis.  Bez.  Westlich  Raron). 
3280  m.  Gipfel,  in  der  Gruppe  des  Bietschhoms ;  zwischen 
dem  Lötschenthal  und  Ijolhthal  und  6  Stunden  ssw.  über 
Ried,  von  wo  aus  er  ziemlich  leicht  bestiecfen  werden 
kann.  Aussichtspunkt  ersten  Ranges,  der  leidfer  noch  zu 
wenig  besucht  wird.  Die  Aussicht  im  einzelnen  wie  im 

fanzen  ausserordentlich  schön.  Am  Hang  des  Hohgleifen 
ndet  sich  ziemlich  hoch  oben  am  sog.  Rotenberg  eine 
Mine  auf  silberschüssiges  Blei,  die  seit  dem  16.  Jahr- 
hundert in  Betrieb  stand,  zu  Beginn  des  19.  Jahrhun- 
derts eine  ordentliche  Rendite  ergab  und  dann  1849  von 
einer  englischen  Gesellschaft  angekauft  wurde,  die  den 
Betrieb  modernisierte  und  die  Mine  mit  den  Schmelzöfen 
in  Gampel  durch  einen  Weg  verband.  Als  der  Erzgang 
allmählig  sich  auskeilte,  gab  man  die  Ausbeute  auf,  bis 
sie  in  den  letztvergangenen  Jahren  durch  eine  Aktien- 

fesellschaft  wieder  an  die  Hand  genommen  worden  ist. 
^ese  verhüttet  das  gewonnene  Erz  in  Goppenstein. 
HOHJiCQIBURQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle). 
2641  m.  Gipfel,  in  der  Kette  der  Engel  hörner,  die  vom 
Dossenhorn  nach  NO.  abzweigt  und  das  Urbachthal  vom 
Rosenlauithal  trennt.  Schwierig  zu  besteigen  und  erst 
1902  zum  erstenmal  bezwungen. 

HOHL  (IM)  ifKt.  Solothum,  Amtei  Baisthal,  Gem. 
Laupersdorf).    66o   m.  Kleines  Dorf,  am   S.-Hang   des 


Hauenstein,  5  km  w.  der  Station  Balsthal  der  Linie  Oen- 
singen-Balsthal  und  1,3  km  nw.  Laupersdorf.  22  Häuser, 
146  kathol.  Ew.  Wiesenbau. 

HOHLAUBQL  ET8  C  H  E  R  (Kl. 
Wallis,  Bez.  Visp).  3400-2900  m.  Glet- 
scher,  im  Mittel  800  m  breit  und  1,7  km 
lang;  steigt  vom  Laquinjoch  nach  W. 
ab  und  liegt  am  Fuss  der  SW.-Wand 
des  Laquinhoms.  Sendet  seine  Schmelz- 
wasser zum  Triflbach,  der  dem  Grossen 
Trifljg^letscher  entspringt  und  von  rechts 
in  die  Saaser  Visp  mündet. 

HOHLAUBQLET8CHER  (Kt. 
Wallis,  Bez.  Visp).  4000-2400  m.  Gletr 
scher,  im  Maximum  1  km  breit  und  3.8 
km  lang ;  steigt  vom  AUalinhom  (4034 
m),  einem  der  Gipfel  der  Mischabel- 
hömer,  parallel  mit  dem  Allalinglet- 
scher  nacn  NO.  und  0.  ab  und  wird  im 
N.  vom  Felskamm  des  Hinter  Allalin 
(3607-3077  m)  begleitet.  Ihm  entspringt 
der  Hohlaubbach,  der  gegenüber  der 
kleinen  Kapelle  Im  Lerch  (am  We^  Saas 
Im  Grund-Mattmark)  von  links  in  die 
Saaser  Visp  mündet. 

HOHLE  QA88E  (Kt.  Schwyz,  Bez. 
und  Gem.  Küssnacht).  483  m.  VVeg  zwi- 
schen Küssnacht   und  Immensee,  am 
NW. -Fuss  des  Rigi  und  zwischen  dem 
Zugersee  und  der  Küssnachter  Bucht 
des  Vierwaldstattersees.   Kapelle,  800  m  w.  der  Station 
Immensee  der  Gotthardbahn.  Hierher  verlegt  die  Ueber- 
lieferung  den  Tod  des  tyrannischen  Landvogtes  Gessler 
durch  Teils  Pfeil.  «  Die  Stille  des  Ortes,  der  Rigiberg,  der 
hoch  hereinschaut,  der  von  ferne  glitzernde   See,   der 
Hohlweg,  den  die  Bäume  beschatten,  bilden  ein  Ganzes, 
wie  wir  nicht  schöner  und  weihevoller  es  uns  wünschen 
könnten.»  Fussweg  über  die  Alp  Seeboden  auf  Rigi  Staffel 
und  Rigi  Kulm. 

HOHLEN  (OBERE  und  UNTERE)  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez. Interlaken,  Gem.  St.  Beatenberg).  1035-800  m.  3 
Häuser,  am  rechtsseitigen  Hanff  über  dem  Thunersee, 
auf  einem  bewaldeten  Ausläufer  des  Beatenbergs  zwischen 
Sundjpiben  und  Habkemthal ;  2  km  so.  St.  Beatenberg 
und  3,5  km  w.  über  dem  Bahnhof  Interlaken.  9  reform. 
Ew.  Die  Obere  Hohlen  an  der  Strasse  Unterseen-St.  Bea- 
tenberg. Schöne  Aussicht  auf  das  Bödeli. 

HOHLENBAUM  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  Schaffhausen). 
478  m.  Nordwestl.  Aussenquartier  der  Stadt  Schaffhausen, 
auf  der  Steig  und  am  Fuss  der  Enge.  Besonders  von  Ar- 
beitern und  ländlicher  Bevölkerung  bewohnt.  34  Häuser, 
268  reform,  und  kathol.  Ew.  Einige  Villen  und  Landhäu- 
ser. Hier  stehen  die  kantonale  Irrenanstalt  Breitenau  und 
das  kantonale  Zeughaus.  Schiessplatz,  von  alten  Linden 
umschattet. 

HOHLENEICH  (Kt.  Schwyz,  Bez.  March,  Gem.  Tug- 

gen).  440  m.  Kleines  Dorf,  am  S.-Hang  des  Untern  Buch- 
ergs, an  der  Strasse  Lachen-Uznach,  2  km  sw.  Tuggen 
und  1,7  km  nö.  der  Station  Siebnen-Wangen  der  Linie 
Zürich- Wädenswil-Ziegelbrücke.  24  Häuser,  126  kathol. 
Ew.  Schöne  und  fruchtbare  Gegend  mit  vielen  Obstbäu- 
men. Acker-  und  etwas  Weinbau.  Die  Bürger  von  Hohlen- 
eich  bilden  seit  mehreren  Jahrhunderten  eine  geschlos- 
sene Korporation.  Kapelle. 

HOHLEN8TEIN  (Kt.  Glarus,  Gem.  Glarus  und  Mitp 
lödi).  475  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  linken  Ufer  der 
Linth,  400  m  s.  der  Station  Ennenda  der  Linie  Zürich- 
Glarus-Linthal  und  1  km  s.  Glarus.  27  reform.  Ew.  Kirch- 

Semeinden  Glarus  und  Mitlödi.  Eine  bedeutende  Kattun- 
ruckerei.    Die  den    Thalboden   zwischen   Glarus   und 
Schwanden  bedeckenden  Trümmermassen  eines  grossen 

Erähistorischen  Bergsturzes  zeigen  hier  am  Steilufer  der 
inth  zahlreiche  kleine  Höhlen,  die  aus  der  Sturzbreccie 
ausgewaschen  worden  sind  und  der  Häusergruppe  ihren 
Namen  gegeben  haben. 

HOHLEN8TEIN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Bischofszell, 
Gem.  Zihlschlacht).  549  m.  Gruppe  von  7  Häusern ;  1,3  km 
sw.  Zihlschlacht  und  1,7  km  nö.  der  Station  Sitterthal  der 
Linie  Gossau-Sulgen.  26  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Sit- 
terdorf.  Acker-,  Wiesen-  und  Obstbau.  Stickerei.  In  den 


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Nagelttuhfelsen  n.  der  Häuser^uppc  finden  sich  Höhlen, 
die  von  Menschenhand  vergrössert  worden  sind  und  oft 
besucht  werden. 

HOHLEN8TEIN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem. 
Bäretswil).  860  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  am  N.-Hang 
des  Allmann  und  8  km  so.  der  Station  Bäretswil  der  Linie 
Uerikon-Bauma.  12  reform.  Ew.  In  der  Nähe  die  15  m 
tiefe  sog.  Täuferhöhle,  die  zur  Zeit  der  Reformation  den 
verfolgten  Wiedertäufern  der  Gegend  als  Zufluchtsort  ge- 
dient haben  soll. 

HOHLEN8TRAS8  (Kt.  Aargau,  Bez.  Baden,  Gem. 
Bergdietikon).  440  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  an  der 
Mündung  des  Rummelbaches  in  die  Rep^isch,  an  der 
Strasse  Bremgarten-Dietikon  und  1,5  km  nö.  der  Station 
Rudolfstetten  der  elektrischen  Strassenbahn  Dietikon- 
Bremgarten.  26  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Dietikon. 

HOHLENTRIFTPAS8  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp). 
Andere  Benennung  für  den  Rossbodenpass.  S.  diesen  Art. 

HOHLEN WANQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken, 
Gem.  Grindelwald).  15»2  m.  Gruppe  von  18  Hütten,  am 
S.-Hang  des  Rötihorns  und  4  km  nw.  der  Kirche  Grindel- 
wald. 

HOHLENWEQ  (Kt.  Aargau,  Bez.  Kulm,  Gem.  Rei- 
nach). 530  m.  Dorf,  Teil  von  Reinach,  am  rechten  Ufer 
der  Wina  und  am  S.-Fuss  des  Hombergs;  1,8  km  n.  der 
Station  Reinach  der  Zweiglinie  Beinwil-Reinach  der  See- 
ihalbahn.  38  Häuser,  234  reform.  Ew.  Ackerbau  und 
Viehzucht. 

HOHLENWEQEN(Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftigen,  Gem. 
Burgistein).  715  m.  Gemeindeabteilung  und  Weiler,  im 
Gürbethal,  600  m  s.  vom  Schloss  Burgistein  und  1,5  km 
n.  der  Station  Wattenwil  der  Gürbethalbahn  (Bern-Wat- 
tenwil-Thun).  Gemeindeabteilung,  mit  Burgistein  und 
Weidligraben:  51  Häuser^  272  reform.  Ew.;  Weiler:  6 
Häuser,  49  Ew.  Kirchgememde  Thurnen.  Landwirtschaft. 

HOHLQAS8  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem.  Hom- 
brechtikon).  482  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  700  m  so. 
Hombrechtikon  und  2  km  nö.  der  Station  Uerikon  der 
rechtsufrigen  Zürichseebahn  (Zürich-Meilen-Rapperswil). 
28  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

HOHLICHTQLET8CHER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp). 
3600-2130  m.  Gletscher,  im  Maximum  2.6  km  breit  und 
4,5  km  lang  ;  zwischen  dem  Kamm  des  Zermatter  Mettel- 
homs  (3410  m),  dem  Zinal  Rothorn  (4223  m),  Moming- 
spiU  (9967  m)  und  Schallihom  (3858  m).  Stark  zerklüftet 
und  selten  begangen,  da  der  zum  Mominggletscher  und 
nach  Zinal  hinüber  führende  Momingpass  (3793  m)  sehr 
grosse  Schwierigkeiten  bietet  und  fast  nie  überschritten 
wird. 

HOHLICHTHOTTE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  2859  m. 
Ehemalige  Schutzhütte  des  S.  A.  C. ,  am  Hohlicht  bei 
Randa.  1901  neu  erstellt.  S.  den  Art.  Weisshornhötte. 

HOHMAD.  Ortsnamen  der  deutschen   Schweiz;  be- 
zeichnet eine  Ber^iese,  die  zum  Schutz  vor  dem  Weid- 
Sang  des  Viehes  mit  einem  Zaun  umgeben  ist  und  auf  der 
as  Gras  geschnitten  wird. 

HOHMAD  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Simmenthai). 
1882  m.  Abgerundeter  Gipfel,  nw.  vor  dem  Twirienhom, 
in  der  kurzen  Kette  zwischen  den  beiden  obersten  Armen 
des  Diemtigthales ;  am  O.-Hang  die  Bodenfluhalp,  am  N.- 
und  NW.-Hang  der  Hollersbergwald. 

HOHMAD  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Simmenthai 
und  Thun).  2079  m.  Gipfel,  in  der  Kette  des  Siockhorns; 
höchster  Punkt  zwischen  Stockhom  und  Gantrist.  Bildet 
eine  regelmässig  gestaltete  Kuppe,  die  nach  N.  zum  Sulz- 
bachgraoen  absteigt.  Kann  von  Blumenstein  aus  durch 
das  Thal  des  Fallbaches  in  4  Stunden  bestiegen  werden. 
Die  Aussicht  ist  wundervoll,  aber  noch  immer  zu  wenig 
ffewürdigt;  besonders  interessant  ist  der  Blick  gegen  das 
Stockhom.  Zwischen  dem  Gipfel  und  der  Krummfaden- 
fluh in  einer  Einsenkung  im  Kamm  die  kleine  Hohmad- 
alp. 

HOHMADQRAT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen).  2282, 
2422  und  2620  m.  WSW.-Grat  des  Drettenhoms,  in  der 
Gruppe  der  Schwalmern ;  hinten  über  dem  Spiggen- 
grund,  einer  rechtsseitigen  Verzweigung  des  Kienthaies. 

HOHMAD8TOCK  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Ober  Hasle). 
2251,  2367  und  2462  m.  Felsgrat,  in  der  Gruppe  des  Benz- 
lauistockes ;  zweigt  vom  Grauenstock  (2691  m)  nach  SSW. 
ab  und  trennt  die  Holzhausalp  von  der  Benzlauialp. 


HOHMATT  (Kt.  Obwalden).  2181  und  2495  m.  Z«^ 
Gipfelpunkte  im  langen  Kamm  des  sog.  Tannenbandes, 
das  vom  Wildgeissberg  (2655  und  2714  m)  auszweigt,  die 
Tannenalp  (ösU.  über  dem  Melchsee)  im  NNW.  begrenzt 
und  gegen  aen  Melchsee  mit  sanften  Halden  absteigt 

HOHMATT  (HINTER,  OBER  und  UNTER)  (Kt 
Bern,  Amtsbez.  Signau,  Gem.  Trüb  und  Langnau).  130B- 
1207  m.  Drei  Bauernhöfe,  am  S.-Fuss  einer  Anhöne  zwi- 
schen Brandöschgraben  und  Golgraben  ;  5,5  km  n.  Trab 
und  9  km  nö.  der  Station  Trubsctiachen  der  Linie  Bem- 
Luzem.  18  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Trüb. 

HOHMATTENQLETSCHER  (Kt  Wallis,  Bez. 
Brig).  3300-2500  m.  Kleiner  Gletscher,  im  Maximum  800  m 
breit  und  1,8  km^lang;  steigt  von  dem  dem  Monte  Leone 
nach  SW.  vorgelagerten  Kamm  der  Breithömer  (3370, 
3440,  3368  m)  an  und  liest  auf  der  vom  Monte  Leone  zam 
Hübschhorn  ziehenden  Wasserscheide  (Hohmattenpass), 
so  dass  er  zu  einem  Teil  mit  dem  dem  Hübschhorn  oder 
Schönhorn  im  NO.  vorgelagerten  Kaltwassergletscber 
vorschmilzt,  zum  andern  Teil  seine  Schmelzwasser  zum 
Krummbach,  einen  der  Qoellarme  der  Doveria,  sendet 
Da  der  unterste  Abschnitt  des  Gletschers  auf  steil  geneig- 
ten Felsplatten  aufruht,  lösen  sich  häufig  Eismassen  los, 
die  auf  die  Hochmattenalp  abstürzen.  Um  die  Mitte  det 
vergangenen  Jahrhunderts  ist  eine  dieser  Gletscherlawineo 
bis  zur  Simplonstrasse  vorgedrungen,  nachdem  sie  aof 
ihrem  Wege  den  zwischen  der  Hohmattenalp  und  der 
Strasse  stellenden  Wald  vollständig  niedergelegt  hatte. 
Die  so  verwüsteten  Hänge  sind  heute  noch  kahl. 

HOHMATTENPA8S  (Kt  Wallis,  Bez.  Brig).  2878  m. 
Passübergang,  zwischen  dem  S.-Gipfel  des  Breithoms  and 
dem  Hübschnorn  oder  Schönhorn  (Gruppe  des  Monte 
Leone);  verbindet  das  Dorf  Simpeln  über  den  Kaltwasser- 
und  Hohmattengletscher  mit  dem  Hospiz  auf  der  Siin- 
plonpasshöhe  (4  V«  Stunden),  wird  aber  meist  nur  be- 
gangen, wenn  man  von  Simpeln  aus  den  Monte  Leone 
besteigen  will. 

HOHNIE8EN  oder  RIEDBONDISTOCK  (Kt. 
Bern,  Amtsbez.  Frutif^en  und  Nieder  Simmenthai).  2456 m. 
Gipfel,  in  der  vom  Niesen  zum  Albristhom  ziehenden  und 
das  Kander-  und  Engstligenthal  vom  Diemtig-  und  Sim- 
menthal  trennenden  Kette.  Kann  von  Frutigen  aus  in  5 
Stunden  bequem  erreicht  werden,  wird  aber  trotz  seiner 
bemerkenswerten  Aussicht  nur  selten  besucht 

HOHRAIN  (Kt  Bern,  Amtsbez.  Fraubrunnen,  Gem. 
Bangerten).  583  m.  Weiler,  800  m  w.  Bangerten  und  6  km 
nw.  der  Station  Münchenbuchsee  der  Linie  Bem-Biel. 
11  Häuser,  96  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Jegenttorf. 
Roggenbau. 

HOHREN  (IM)  (Kt  Aargau,  Bez.  Aarao,  Gem.  Küt- 
tigen).  418  m.  Weiler,  700  m  ö.  Küttigen  und  4  km  nö. 
vom  Bahnhof  Aarau.  10  Häuser,  70  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinde Kirchberg.  Acker-  und  Weinbau ,  Viehzucht 
Etymologie  s.  beim  Art.  Horb. 

HOHRIET  (Kt.  St  Gallen,  Bez.  Rorschach,  Gem.  Ror- 
schacherberg).  566  m.  Weiler,  am  N.-Hang  des  Ror- 
schacherbergs  und  1,3  km  so.  über  dem  Bahnhof  Ror- 
schach. Telephon.  14  Häuser,  102  zur  Mehrzahl  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinde  Rorschach.  Wiesen-  und  Obstbau, 
Viehzucht.  Stickerei. 

HOHROTI  (Kt  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Mittelland,  Gem. 
Speicher).  900-972  m.  13  Häuser,  an  der  Strasse  St  Gal- 
len-Speicher zerstreut  gelegen,  500  m  nw.  Speicher  und 
5  km  so.  der  Station  St.  Fiden  der  Linie  St  Gallen- 
Rorschach.  Telephon:  Postwagen  St.  Gallen-Trogen.  68 
reform.  Ew.  Wiesenbau  und  Viehzucht  Stickerei  ood 
^Veberei 

HOHSANDHORN  (Kt  Wallis,  Bez.  Brig).  3197  m 
(auf  der  italienischen  Karte  3175  m).  Gipfel,  in  der  Gruppe 
des  Blindenhorns ;  zwischen  Blindenhom  und  Ofenborn. 
über  dem  schweizerischen  Thäli-  und  Mittenberggletscher 
und  dem  italienischen  Hohsandgletscher ;  zwischen  Höh- 
sandpassund  Mitten bergpass,  von  wo  aus  er  in  je  1  i>tuDdf 
bestiegen  werden  kann.  Besteigung  von  Binn  aus  in  6, 
von  der  Tosa  aus  in  6  Vt  Stunden.  Es  werden  ihm  aber 
meist  seine  beiden  Nachbarn  Ofen  hom  und  Blindenhom 
ihrer  freiem  Aussicht  wegen  vorgezogen. 

HOH8ANDPA88  (Kt  Walüs,  Bez.  Goms).  2927  m. 
Passübergang,  im  Granitkamm  zwischen  Ofenhomond 
Hohsandhom,  auf  der  Grenze  gegen  Italien  und  in  der 


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Groppe  des  Blindenhoms.  Verbindet  Binn  über  den 
Thäii-  and  Hohsandgletscher  in  8  Stunden  mit  dem  Tosa- 
fall.  Der  noch  vor  wenigen  Jahren  meist 
nur  den  Jägern  bekannte  Pass  wird 
heute  seiner  geringen  Schwierigkeiten 
und  seines  landschaftlichen  Reizes  we- 
gen von  Touristen  sehr  oft  begangen. 
Auf  der  schweizerischen  Seite  des  Ue- 
bergan^s  hat  sich  ein  grosser  Eiskes- 
sel gebildet,  an  dessen  Grund  im  Hoch- 
sommer zuweilen  ein  kleines  Schmelz- 
wasserbecken liegt.  Die  Detailzeichnung 
der  Siegfriedkarte  ist  in  diesem  Gebiet 
ungenau.  Der  Name  Hohsandpass  ist 
froher  falschlich  zuweilen  der  Kum- 
menfurke  oder  auch  dem  Blindenjoch 
beigelegt  worden. 

HOH8AN8  oder  HOH8AN8CH 
(Kt.  Graubänden,  Bez.  Ober  Landquart, 
(lem.  Küblis).  1049  m.  Burgruine,  am 
linksseitigen  Gehänge  des  Schanielen- 
thales  und  800  m  n.  Küblis.  Einst  Eigen- 
tum der  Herren  von  Vaz  und  wahr- 
scheinlich Lehen  des  Geschlechtes 
Straiff. 

HOH8TOCK  (Kt.  Wallis,  Bez.  Bng). 
3175  m.  Felszahn,  ^im  Kamm  zwischen 
Sparrhom  (3026  m)  und  Unterbächhorn 
(3&17  m) ;  n.  über  dem  Hotel  Beialp  und 
8.  über  dem  Oberaletschgletscher  und 
der  Oberaletschhütte. 

HOHTANNEN   (Kt.    Bern,   Amts- 
bez.  Burgdorf,  Gem.  Winigen).  767  m. 
Gruppe  von  4  Häusern,  im  Sackgraben: 
8^  km  so.  der  Station  Winigen  der  Linie  Olten-Bern. 
48  reform.  Ew, 

HOHTENN  oder  HOTHEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  West- 
lich Raron).  825  m.  Kleine  Gemeinde  und  Dorf,  auf  einer 
Terrasse  links  über  der  Ausmündung  des  Lötschenthales 
ins  Rhonethal,  9  km  ö.  Leuk  und  2  km  nö.  der  Station 
Gampel  der  Simplonbahn.  41  Häuser,  170  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Nieder  Gestelen.  Kapelle.  Roggenbau, 
Viehzucht.  Künftige  Station  der  geplanten  Lötschberg- 
bahn  bei  ihrem  Austritt  ins  Rhonethal.  Lias-  und  Trias- 
kalke, die  sich  an  die  krystallinen  Schiefer  des  Äarmaa- 
sives  anlehnen. 

HOHTHiELI  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  2900-2700  m. 
Oberster  Abschnitt  des  vom  Hohthäligrat  nach  NW.  gegen 
Zermatt  absteigenden  kleinen  Hochthaies.  Völlig  kahl  und 
ganz  mit  Schutt  überführt. 

HOHTHiELIQLET8CHER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp). 
3100-2900  m.  Kleiner  Gletscher,  am  Kamm  zwischen  Gor- 
nergrat und  Hohthäligrat  und  hinten  über  dem  Hohthäli. 
Heute  beinahe  völlig  verschwunden. 

HOHTHiELIQRAT  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  3289  m. 
Gipfelpunkt,  in  der  Kette  des  Gornergrates  und  zwischen 
Gorner-  und  Findelengletscher.  Kann  vom  Hotel  Gorner- 
grat aus  über  einen  verwitterten  Felsgrat  in  einer  Stunde 
leicht  bestiegen  werden  und  bietet  dieselbe  Aussicht  wie 
der  Gornergrat,  deren  Genuss  hier  zudem  nicht  durch 
den  Lärm  und  das  Getriebe  der  vielen  Besucher  des  Gor- 
nergrates gestört  wird. 

HOHTHORLI  und  HOHTHORLIHOTTE  (Kt. 
Bern,  Amtsbez.  Frutigen).  2707  m.  Passnbergang,  in  dem 
verwitterten  und  hier  von  einer  einem  «Thürli»  gleichen- 
den Oeffnung  durchbrochenen  Oeschinengrat,  der  die 
Wilde  Frau  (3259  m)  mit  dem  Dundenhorn  oder  der 
Wittwe  (2865  m)  verbindet;  zwischen  dem  Schwarzhorn 
(2788  m)  und  der  Wermuthlluh  (2783  m)  im  NW.  und 
der  Frauenbalmiluh  im  SO.  An  eine  natürliche  Höhlung 
(Frauenbalm)  in  der  sw.  Felswand  der  Frauenbalmfluh 
lehnt  sich  die  von  der  Sektion  Blümlisalp  des  S.  A.  C. 
1875  erbaute  sog.  alte  Blümlisalphütte  (2*^  m),  die  den 
Touristen  lange  Jahre  c'ute  Dienste  geleistet  hat.  Etwas 
weiter  gegen  SO.  und  30  m  höher  steht  jetzt  auf  dem 
Scheitel  des  Kammes  selbst  im  Schutze  eines  abenteuer- 
lichen Felsturms  die  von  derselben  Sektion  1894  ganz  aus 
Holz  erstellte  sog.  neue  Blümlisalphütte  (2760  m ;  auch 
Hohthärlihülte,  Frauen balmhütte  oder  Dundengrathütte 
geheissen),  die  für  30  Personen  Raum  bietet  Prachtvolle 


Aussicht  auf  verschiedene  Gipfel  der  Blümiisalpgruppe, 
auf  Wildstrubel,  Wildhorn  und  Oldenhom.   Äusgangs- 


Hobtbarlibfttte  und  Blick  ins  Rienthal. 

punkt  für  die  Besteigung  der  sieben  Gipfel  der  Blümlis- 
alp, des  Schwarzhorns,  Bundstocks,  Dündenhorns  etc.  Die 
Hütte  erleichtert  ferner  den  Uebergang  über  das  Hoh- 
thürli  und  die  Sefinenfurgge,  die  beide  zusammen  Kan- 
dersteg  mit  Lauterbrunnen  verbinden  und  immer  mehr 
benutzt  werden.  Der  Aufstieg  von  Kandersteg  über  den 
reizenden  Oeschinensee  und  die  prachtvolle  Oeschinenalp 
bis  zur  Klubhütte  erfordert  4  '/^  Stunden  ;  von  da  rechnet 
man  über  das  Hohthürli  bis  Kienthal  3,  auf  die  Sefinen- 
furgge 4  und  bis  Lauterbrunnen  7  Vi  Stunden. 

HOHTOS8EN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  2625  m.  Fels- 
gipfel, nö.  Vorberg  des  Thälihorns  (3i8D  m),  das  selbst 
wieder  dem  Weissmies  (4031  m)  nach  OSO.  vorgelaffert 
ist;  s.  über  der  Alp  Bidemji  (im  Laquinthal)  und  zwischen 
Laquingletscher  und  Thäligletscher. 

HOHTSCHUQQEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem. 
Grächen).  1483-1608  m.  Alpweide,  auf  einer  von  Felswän- 
den umrandeten  Terrasse,  gegenüber  Emd,  rechts  über 
der  Visp  und  2  km  n  Grächen.  Zahlreiche  Heustadel.  Am 
Fussweg,  der  von  Stalden  über  den  zwischen  die  beiden 
Visperthäler  vorspringenden  bewaldeten  Felsspom  nach 
Grächen  führt. 

HOHWiENQQLET8CHER  (Kt.  Wallis,  Bez.  H^ 
rens).  3700-2600  m.  Gletscher,  im  Maximum  1,5  km  breit 
und  2,3  km  lang;  linksseitiger  Nebenarm  des  Zmutt- 
gletschers.  Steigt  vom  Col  Durand  (3474  m),  Mont  Durand 
oder  Arbenhom  (3715  m)  und  vom  Grossen  Hohwänghorn 
(3678  m)  ab,  wird  im  NW.  von  der  Zinalspitze  oder  Weis- 
sen Flun  (3806  m)  überragt  und  im  O.  vom  Kleinen  Hoh- 
wänghorn (3482  m)  und  Ebihorn  (3343  m)  begrenzt. 

HOHWiENQHORN  (QROS8E8)(Kt.  Wallis,  Bez. 
Visp).  3678  m.  Gipfel,  s.  Vorberg  des  Mont  Durand  oder 
Arbenhorns  (3715  m),  1  km  ö.  vom  Col  Durand  und  7,5 
km  w.  über  Zermatt.  Auf  der  Siegfriedkarte  unbenannt. 

HOHWiENQHORN  (KLEINE8)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Visp).  3182  m.  Felskopf,  dem  Grossen  Hohwänghorn  nach 
SSO.  vorgelagert  und  nur  von  S.  her  gesehen  als  eigent- 
licher Gipfel  erscheinend.  Am  Hang  des  Grossen  und 
Kleinen  Hohwänghorns  links  über  dem  Zmutlgletscher  die 
Schafweide  Hohwäng. 

HOHWALD  (Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuch).  900  m. 
Sumpfiger  und  zum  Teil  bewaldeter  Landstrich,  am  rech- 
ten Ufer  des  Fischenbaches,  so.  der  Strasse  Enllebuch- 
Schachen  und  4  km  nö.  vom  Ort  Entlebuch. 

HOHWANQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen).  2525  m. 
Felszacken,  im  N.-Grat  des  First  (2550  m),  zwischen  dem 


586 


HÖH 


HOL 


First  und  dem  Stand  (2325  m) ;  ö.  über  der  Elaigenalp  und 
dem  Engstligenthal  und  w.  über  Kandersteff.  Kann  von 
Adelboden  aus  in  5  Stunden  bestiegen  werden.  Pracht- 
volle Aussicht  auf  die  Blümlisalp,  das  Doldenhorn  und 
den  Oeschinensee. 

HOHWART(Kt.  Aargau,  Bez.  Zofingen,  Gem.  Murgen- 
thal).  469  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  2  km  sw.  Riken 
und  500  m  so.  der  Station  Murgenthal  der  Linie  Ölten- 
Bern.  60  reform.  Ew.  Ackerbau,  Viehzucht  und  Milch- 
wirtschaft. Aussichtspunkt.  Der  Name  =  tHohe  Warte* 
oder  «Hochwacht». 

HÖH  WART  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Wol- 
husen).  894  m.  Drei  Bauernhöfe,  am  O.-Hang  des  Napf 
und  10  km  sw.  der  Station  Wolhusen  der  Linie  Bern- 
Luzern.  25  kathol.  Ew.  Viehzucht. 

HOLDERBANK  (Kt.  Aargau,  Bez.  Lenzburg).  368  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  am  rechten  Ufer  der  Aare,  an  der 
Strasse  Aarau-Brugg  und  2  km  n.  der  Station  Wildegg 
der  Linie  Zürich-Aarau-Olten.  Postabiaffe,  Telephon.  50 
Häuser,  903  Ew.  (wovon  43  Katholiken).  Acker-  und  Wein- 
bau, Viehzucht.  Fabrik  von  hydraulischem  Kalk.  In  der  Kir- 
che die  Totengruft  der  Bemer  Patrizierfamilie  Effinger  von 
Wildegg,  der  früher  Holderbank  gehörte  und  die  heute 
noch  die  Burg  Wildegg  besitzt.  Geburtsort  des  berühm- 
ten Botanikers  Friedrich  Ehrhard,  eines  Schülers  von 
Linn4.  Auf  der  Grenze  gegen  Birrenlauf  Ueberreste  einer 


Holderbank  (Kt.  Aargaa)  von  SQdosten. 

Römerbaute.  Zahlreiche  Alemannengräber  mit  Waffen 
und  Schmuckgegenständen. 

HOLDERBANK  (Kt.  Solothum ,  Amtei  Baisthal). 
653  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  Augstbach,  an  der  Strasse 
Balsthal-Liestal  und  5,6  km  nö.  der  Station  Baisthal  der 
Linie  Oensingen-Balsthal.  Postbureau,  Telephon;  Post- 
wagen Balsthal-Langenbruck.  117  Häuser,  52d  kathol.  Ew. 
Wiesenbau.  Seidenbandweberei.  Viele  der  Bewohner  ar- 
beiten in  den  Fabriken  von  Mümliswil  und  Balsthal.  lie- 
ber dem  Dorf  die  im  Sommer  vielbesuchte  Ruine  Alt 
Bechburg.  Fund  von  römischen  Münzen  auf  der  t  Wies  ». 
Das  Dorf  1752  durch  Feuer  gänzlich  zerstört.  1760  crrün- 
dete  hier  der  dem  Dorfe  wohlwollende  Landvogt  U.  de 
Besenval  eine  Schule. 

HOLDERBOHL  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  Baien). 
1520  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  der  Saaser  Visp,  200  m 
ö.  Baien  und  12  km  ssö.  der  Station  Stalden  der  Linie 
Viap-Zermatt.  12  Häuser,  80  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
Saas.  Kapelle. 

HOLDERHAU8  (Kt.  Luzem,  Amt  Sursee,  Gem. 
Neuenkirch).  585  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  800  m  w. 
Neuenkirch  und  2  km  s.  aer  Station  Sempach-Neuen- 
kirch  der  Linie  Luzern-Olten.  23  kathol.  Ew.  Ackerbau 
und  Viehzucht. 

HOLDERKAPELLE  (Kt.  und  Amt  Luzern,  Gem. 
Schwarzenberg).  943  m.  Kapelle,  an  der  Strasse  Kriens- 
Schwarzenberg,  4  km  so.  der  Station  Malters  der  Linie 
Bem-Luzem  und  3,5  km  nö.  Schwarzenberg. 

HOLDERN,  HOLLEREN,  HOLTERN  etc.  Orts- 
namen der  deutschen  Schweiz ;  bezeichnen  ein  ursprüng- 
lich mit  Hollunder  {Sambucus  nigra)  bestandenes  Feld. 

HOLDERN  (Kt.  Appenzell  A.  R.,    Bez.  Vorderland, 


Gem.  Rehetobel),  940  m.  Weiler,  700  m  w.  Rehetobel  and 
6  km  sw.  der  Station  Heiden  der  Bergbahn  Rorschach- 
Heiden.  18  Häuser,  135  reform.  Ew.  Landwirtschaft.  Stik- 
kerei  und  Weberei. 

HOLDER8CHWENDI  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez. 
Mittelland,  Gem.  Speicher).  929  m.  Gruppe  von  8  Häusern, 
auf  den  Höhen  der  Vögelisegg,  1  km  nö.  Speicher  und 

6  km  so.  der  Station  St.  Fiden  der  Linie  St.  Gallen-Ror- 
schach.  86  reform.  Ew.  Wiesenbau  und  Viehzucht  We- 
berei. 

HOLDER8TOCK  (Kt.  Aargan,  Bez.  Muri,  Gem.  Mei- 
enberg).  610  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  an  der  Grenze 

fegen  den  Kanton  Luzern ;  2,5  km  sw.  Meienberg  und 
,5  km  WSW.  der  Station  Sins  der  Linie  Aarau-Lenzborg- 
Rotkreuz.  40  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Sins.  Ackerbau, 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 

HOLEE  (Kt.  Basel  Land.  Bez.  Ariesheim,  Gem.  Bin- 
ningen).  290  m.  Aussenquartier  von  Binningen,  gegen  die 
Stadt  Basel  zu  und  700  m  nw.  der  Station  Binningen  der 
Birsigthalbahn  (Basel-Flühen).  44  Häuser,  647  reform. 
Ew.  Landwirtscnaft. 

HOLEN.   Häufiger  Ortsname,    besonders  im   w.  Ab- 
schnitt der  deutschen  Schweiz;  bezeiohnet  eine  Boden- 
senke, einen  Hohlweg  oder   ein  Tobel  und  ist  nahezu 
gleichbedeutend  mit  Gumm  und  Combe. 
HOLEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen,  Gem.  Büsi- 
wil  bei   Melchnau).  618  m.  «Gruppe  von  7 
Häusern,  700  m  w.  Busswil  und  3  km  ö.  der 
Station  Lotzwil  der  Linie  Langenthal-Wol- 
husen.  54  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Melch- 
nau. Landwirtschaft. 

HOLEN  (Kt  Bern,  Amtsbez.  Trachsel- 
wald.  Gem.  Huttwil).  650  m.  Gruppe  von  8 
Häusern,  am  rechtsseitigen  Hang  des  Thaies 
der  Langeten  und  500  m  nw.  der  Station 
Huttwil  der  Linie  Langenthal-Wolhusen.  59 
reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

HOLENWEQ  (HINTER  und  VOR- 
DER) (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftigen,  Gem. 
Rüti].  942  m.  Zwei  Gruppen  von  zusammen 
8  Hausem,  am  O.-Rand  des  Giebeleggwal- 
des und  6  km  sw.  der  Station  Thumen  der 
Gurbethalbahn  (Bern -Watten wil-Thun].  43 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Thumen.  Vieii- 
zucht. 

HOLLERTKt.  Freiburg,  Bez.  Sense. Gem. 
Plaffeien).  880  m.  Grappe  von  4  Häusern, 
auf  einer  Anhöhe  700  m  s.   Plaffeien  und 
17,5  km  so.  vom  Bahnhof  Freiburff.  18  kathol.  Ew.  deut- 
scher Zunge.  Wiesenbau  nnd  Vienzucht.  Strohflechterei. 
Holzhandel. 

HOLLIQEN  (Kt.,  Amtsbez.  und  Gem.  Bem).  550  m. 
Aussenquartier  der  Stadt  Bem,  an  der  Strasse  nach  Frei- 
burg und  1,7  km  sw.  vom  Bahnhof.  Postbureau.  150  Häo- 
ser,  2131  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Heilig-Geist.  Maschi- 
nenfabrik, Dampfbleicherei,  Gärtnereien.  Im  NW.  stehen 
bei  der  Verzweigung  der  Linien  Bern-Lausanne  und  Bern- 
Wattenwil-Thun  (Gurbethalbahn)  die  von  der  Stadt  Ben 
erbauten  Arbeiterhäuser.  Schloss  mit  viereckigem  Torm, 
im  15.  Jahrhundert  Eigentum  der  Herren  von  Diessbach, 
heute  Besitz  des  Geschlechtes  von  Mutach.  Beschreibung 
und  Geschichte  des  romantischen  Schlosses  in  der  Er- 
zählung Die  Waise  von  HoUigen  vom  Jakob  Prer  (f  1873). 
HOLTERN  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Aarberg,  Gem.  See- 
dorf). 5fö  m.  Gmppe  von  5  Häusern,  im  Thälchen  des 
Oelebaches,  2  km  sw.  Seedorf  und  4  km  so.  der  Station 
Aarberjf  der  Linie  Lausanne-Payerne-Lyss.  28  reform.  Ew. 
Landwirtschaft. 

HO  LZ.Für  sich  allein  und  in  Zusammensetzungen  häufig 
vorkommender  Ortsname  der  deutschen  Schweiz ;  be- 
zeichnet immer  ein  Gehölz,  eine  Waldung. 

HOLZ  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofingen,  Gem.  Safenwil). 
490  m.  Dorf;  1,4  km  nö.  der  Station  Safenwil  der  Linie 
Aarau-Suhr-Zofingen.  39  Häuser,  284  reform.  Ew.  Acker 
bau  und  Viehzucht. 

HOLZ  (Kt.  Luzern,  Amt  Hochdorf,  Gem.  Emmen). 
Häusergruppe.  S.  den  Art.  Holzhof. 

HOLZ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggenburg,  Gem. 
Nesslau).  790  m.  Kleines  Dorf,am  linken  Ufer  der  Thor. 

7  km  so.  der  Station  Ebnat-Kappel  der  Toggenburgerbabo 


HOL 


HOL 


587 


and  1,3  km  w.  Nesslau.  21  Häuser,  102  reform.  Ew.  Vieh- 
zucht. Stickerei. 

HOLZ  (Kt  St.  Gallen,  Bez.  See,  Gem.  St.  Gallenkap- 
pel).  625  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  im  Goldingerthal, 
800  m  nö.  St.  Gallenkappel  und  5  km  nö.  der  Station 
Schmerikon  der  Linie  Rapperswil-Wesen-Sargans.  22 
kathol.  Ew.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 

HOLZ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  und  Gem.  Tablat).  765  m. 
Gruppe  von  4  Häusern,  am  NO.-Hang  des  Rosen-  und  Rot- 
monterberffs  und  1,5  km  nw.  der  Station  St.  Fiden  der 
Linie  St.  Gallen-Rorschach.  69  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
St.  Gallen.  Landwirtschaft.  Viele  der  Bewohner  arbeiten 
in  den  Geschäften  der  Stadt  St.  Gallen.  Prachtvolle  Aus- 
sicht auf  St.  Gallen  und  seine  Umgebungen,  auf  den  Säntis 
and  den  Bodensee. 

HOLZ  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem.  Egnach).  416 
m.  Gruppe  von  7  Häusern,  nahe  dem  linken  Ufer  des 
Bodensees  und  1,3  km  so.  der  Station  Egnach  der  Linie 
Rorschach-Romanshom.  28  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Neukirch-Egnach.  Futterbau,  Viehzucht. 

HOLZ  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem.  Romanshom). 
433  m.  Kleines  Dorf,  an  der  Strasse  Amriswil-Romans- 
horn  und  2,2  km  sw.  der  Station  Romanshom  der  Linie 
Zürich-Winterthur-Romanshom.  24  Häuser,  150  reform. 
Ew.  Obst-  und  Futterbau.  Stickerei.  Viele  der  Bewohner 
arbeiten  in  den  Eisenbahnreparatur-Werkstätten  und 
anderen  Fabrikbetrieben  in  Romanshom. 

HOLZ  (Kt  Wallis,  Bez.  Brig,  Gem.  Glis).  783  m. 
Weiler,  1  km  ö.  vom  Pont  Napoleon  und  600  m  s.  vom 
Dorf  Glis,  am  N.-Fuss  des  Glishorns  und  an  der  obem 
Grenze  des  Ackerbaues.  10  Häuser,  15-16  ständige  Be- 
wohner kathol.  Konfession. 

HOLZ  (AM)  (Kt.  Aargau,  Bez.  Aarau,  Gem.  Ober  Ent- 
fielden).  423  m.  Dorf,  im  Suhrenthal  1,5  km  nw.  der  Sta- 
tion Ober  Entfelden  der  Linie  Aarau-Suhr-Zofingen.  46 
Häuser,  387  reform.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

HOLZ  (QR088>  (Kt.  Zürich,  Bez.  Affoltem,  Gem. 
Mettmenstetten).  Weiler.  S.  den  Art  Grossholz. 

HOLZ  (IM)  (JKt.  Aargau,  Bez.  Zofingen,  Gem.  Roth- 
rist). 470  m.  9  Häuser,  am  N.-Rand  des  Langholzes  zer- 
streut gelegen ;  1,7  km  sw.  der  Station  Rothnst  der  Linie 
Olten-Bem.  66  reform.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

HOLZ  (IM)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen.  Gem. 
Thunstetten).  530  m.  Gruppe  von  8  Häusern ;  1,7  km  sw. 
Thunstetten  und  2,4  km  s.  der  Station  Büzberg  der  Linie 
Olten-Bem.  65  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

HOLZ  (IM)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Konolfingen,  Gem. 
Nieder  Hünigen).  920  m.  Weiler,  am  N.-Hang  des  Bar- 
schwandhubels,  2  km  so.  Hünigen  und  3  km  so.  der  Sta- 
tion Konolfingen  der  Linie  Bera-Luzern.  18  Häuser,  127 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Münsingen.  Viehzucht. 

HOLZ  (IM)  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Wangen,  Gem.  Bet- 
tenhausen). 488  m.  Dorf,  etwas  n.  vom  Zusammenfluss 
der  Oenz  und  Altachen,  300  m  nw.  Bettenhausen  und  2  km 
so.  der  Station  Herzogenbuchsee  der  Linie  Olten-Bern.  27 
Häuser,  204  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Herzogenbuchsee. 
Landwirtschaft. 

HOLZ  (IM)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  See,  Gem.  Klein  Bös- 
ingen). 568  m.  Gmppe  von  5  Häusem,  800  m  w.  Klein 
Bösingen  und  5,5  km  n.  der  Station  Cressier  der  Linie 
Freiburg-Murten.  34  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Kirch- 
gemeinde Gurmels.  Acker-  und  Wiesenbau.  Viehzucht. 

HOLZ  (IM)  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Ruswil). 
750  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  8  km  so.  Ruswil  und  3,5 
km  nw.  der  Station  Malters  der  Linie  Bem-Luzem.  50 
kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

HOLZ  (IM)  (Kt.  Solothum,  Amtei  Lebern,  Gem.  Lom- 
miswil).  628  m.  Dorf,  am  S.-Fuss  der  Hasenmatt,  800  m 
n.  Lommiswil  und  4km  nö.  der  Station  Selzach  der  Linie 
Olten-Biel.  Telephon.  35  Häuser,  256  kathol.  und  reform. 
Ew.  Kirchgemeinden  Oberdorf  und  Solothum.  Ackerbau. 
Uhrenmacnerei.  Bruch  auf  gelben  sog.  Lommiswiler  Mar- 
mor. 

HOLZ(iM)(Kt.  Solothum,  Amtei  Ölten,  Gem.  Schönen- 
werd).  425  m.  Dorf,  im  Thal  der  Aare,  700  m  so.  der  Sta- 
tion Schönenwerd  der  Linie  Zürich-Aarau-Olten.  33  Häu- 
ser, 256  kathol.  und  reform.  Ew.  Landwirtschaft.  Viele 
der  Bewohner  arbeiten  in  den  Schuhwaaren-  und  Trikot- 
fabriken von  Schönenwerd. 

HOLZ  (IM)  (Kt.  Solothum,  Amtei  Ölten,  Gem.  Winz- 


nau).  463  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  900  m  nw.  Winznau 
und  3,5  km  nö.  vom  Bahnhof  Ölten.  43  kathol.  Ew. 

HOLZ  (KLEIN)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen,  Gem. 
Lotzwil).  Weiler.  S.  den  Art.  Kleinholz. 

HOLZ  (KLEIN)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Wangen,  Gem. 
Graben).  Weiler.  S.  den  Art.  Kleinholz. 

HOLZ  (OB  DEM)  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vor- 
derland, Gem.  Rehetobel).  1020  m.  Gruppe  von  6  Häusem, 
500  m  ö.  Rehetobel  und  5  km  sw.  der  Station  Heiden  der 
Bergbahn  Rorschach-Heiden.  73  reform.  Ew.  Wiesenbau. 
Weberei  und  Stickerei. 

HOLZ  (OBER)  (Kt.  Bem,  Amtsbez.  Aarberg,  Gem. 
Schupfen).  600  m.  Gruppe  von  9  Häusem,  auf  einer  Lich- 
tung im  Hattelwald  una  1,6  km  sw.  der  Station  Schupfen 
der  Linie  Bem-Biel.  61  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

HOLZ  (OBER)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem. 
Ueberstorf).  Weiler.  S.  den  Art.  Oberuolz. 

HOLZ  (OBER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See,  Gem.  Gold- 
ingen). Weiler.  S.  den  Art.  Oberholz. 

HOLZ  (OBER)  (Kt.  Solothum.  Amtei  Balsthal,  Gem. 
Matzendorf).  Weiler.  S.  den  Art.  Oberholz. 

HOLZ  (ZUM)  (Kt.  Bem,  Amtsbez.  Schwarzenburg, 
Gem.  Wählern).  905  m.  Weiler,  2  km  so.  Schwarzenburg 
und  12,5  km  s.  der  Station  Thörishaus  der  Linie  Bem- 
Freiburg.  11  Häuser,  64  reform.  Ew.  Viehzucht. 

HOLZ  (ZUM)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  Alters- 
wil).  730  m.  14  Häuser,  am  linken  Ufer  des  Tafersbaches 
zerstreut  gelegen,  2  km  nnw.  Alterswil  und  8,5  km  onö. 
vom  Bahnhof  Treiburg.  108  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge. 
Kirchgemeinde  St.  Anton.  Acker-  und  Wiesenbau,  Vieh- 
zucht. 

HOLZACH8EQQEN  (Kt.  Bem,  Amtobez.  Frutigen. 
Gem.  Adelboden).  1161  m.  Weiler,  am  linken  Ufer  des 
Engstligenbaches.  nahe  der  Kohlerenschlucht  und  des 
Pochtenkessels,  die  beide  von  Fremden  oft  besucht  wer- 
den. 2,1  km  nnö.  Adelboden.  11  Häuser,  47  reform.  Ew. 
Schöne  Wiesen  und  Weiden. 

HOLZACKER  (Kt.  Freibure,  Bez.  Sense,  Gem.  St. 
Anton).  700  m.  Gruppe  von  9  Hansern,  am  rechten  Ufer 
des  Tafersbaches  und  900  m  n.  St.  Anton.  45  kathol.  Ew. 
deutscher  Zunge.  Acker-  und  Wiesenbau.  Viehzucht. 

HOLZBACHTHAL  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau.  Gem. 
Hergiswil).  800-950  m.  Unterabteilung  der  Gemeinde  Her- 
giswil ;  umfasst  17  in  einer  kleinen  linksseitigen  Ver- 
zweigung des  Enziwicgerthales  zerstreut  gelegene  Höfe. 
4,5  km  SSW.  Herfiswil  und  10  km  sw.  der  Station  Wil- 
lisau der  Linie  Langenthal-Wolhusen.  115  kathol.  Ew. 
Viehzucht. 

HOLZBERQ  (Kt.  Bern.  Amtobez.  Fmtigen,  Gem. 
Adelboden) .  1058  m.  Alpweide  mit  2  Hütten,  am  W.-Fuss 
des  Gross  Lohner  und  3  km  so.  Adelboden.  Wasserfalle. 
Die  Alpweide  oft  durch  Lawinenschlag  verwüstet. 

HOLZBIFANQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Tablat,  Gem. 
Muolen).  525  m.  Gruppe  von  7  Häusem :  1,8  km  sw.  Mu- 
olen  und  4,5  km  s.  der  Station  Amriswil  der  Linie  Zürich- 
Winterthur-Romanshom.  30  kathol.  Ew.  Ackerbau  und 
Viehzucht. 

HOLZENBERQ  (Kt.  Basel  Land  und  Solothum).  761 
m.  Höhenzug,  zwischen  den  Thälchen  des  Thalbaches  und 
von  Seewen,  1  Stunde  so.  Seewen  u.  Vt  Stunde  sw.  Tiefen. 
Zum  Teil  bewaldet,  zum  Teil  mit  Wiesen  und  Aeckern 
bestanden. 

HOLZEN8TEIN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem. 
Romanshom).  417  m.  Dorf,  am  linken  Ufer  des  Bodensees, 
an  der  Strasse  Romanshorn-Konstanz  und  1 ,5  km  nw.  der 
Station  Romanshom  der  Linie  Zürich-Winterthur-Ro- 
manshom.  44  Häuser,  242  reform,  und  kathol.  Ew.  Wie- 
sen-, Gemüse-  und  Obstbau.  Gemüse-  und  Obsthandel 
(Kartoffeln,  Salat,  Kirschen)  nach  St.  Gallen.  Viele  der  Be- 
wohner arbeiten  in  Romanshom. 

HOLZEREN  (Kt  Appenzell  L  R.,  Gem.  Oberegg). 
954  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  5  km  w.  der  Station  Reb- 
stein der  Linie  Rorschach-Sargans.  26  kathol.  Ew.  Acker- 
bau und  Viehzucht.  Seidenweberei. 

HOLZER8FLUH  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Ober  Simmen- 
thal).  1949  m.  Felskopf,  im  s.  Abschnitt  der  Gruppe  der 
Kaiseregg,  nö.  der  Klus  im  Simmenthai  und  2  km  nw. 
über  Boltigen.  Ist  ein  Glied  des  überschobenen  Jurakam- 
mes, dem  weiter  nach  SO.  auch  noch  die  Gmi)pe  der 
Gastlosen  angehört,  und  bildet  eine  durch  Verwittomng 


588 


HOL 


HOM 


und  Erosion  aus  dem  Kamm  des  Klushorns  undTrummel- 
horns  herausgearbeitete  Pyramide  aus  dichtem  Malmkalk. 
Kleine  Kohlenflöze  im  Bathonien  (Mytilusschichten).  So. 
der  Holzersfluh  und  von  ihr  durch  einen  in  Flysch  und 
roter  Kreide  eingerissenen  schmalen  Felskamin  (« In  den 
Chemene  »  genannt)  getrennt  die  Mittaprsfluh,  die  eben- 
falls eine  überschobene  Malmschuppe  bildet. 

HOLZER8PITZ  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  2660  m. 
Gipfel,  sw.  den  Turbhörnem  vorgelafi;ert ;  in  der  Kette 
zwischen  Rappenthal  und  Binnenthal.  Leicht  zugängli- 
cher Graskamm,  3  Stunden  nö.  über  Binn  (Schmidigen- 
häusem). 

HOLZQA88E  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  Bru- 

nisried).  850  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  des  Galtern- 

baches  (Gotteron),  1  km  nw.  Brunisried  und   12  km  so. 

Freiburg.   13  Häuser,  65  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge. 

,  Kirchgemeinde  Rechthalten.  Wiesenbau  und  Viehzucht. 

HOL^HJEU8ERN  (Kt.  Luzem,  Amt  Hochdorf,  Gem. 
Rotenburg).  539  m.  Gruppe  von  4  Häusern;  1,5  km  nw. 
vom  Dorf  und  2.7  km  nö.  der  Station  Rotenburg  der  Linie 
Luzern-Olten.  20  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau,  Vieh- 
zucht und  Milchwirtschaft. 

HOLZHJEU8ERN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Weinfelden, 
Gem.  Amlikon).  518  m.  Weiler,  am  O.-Hang  des  Immen- 
bergs, 2  km  sw.  Amlikon  und  4,2  km  s.  der  Station  Mär- 
stetten  der  Linie  Zürich-Winterthur-Romanshom.  11 
Häuser,  74  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Buss- 
nang.  Acker-  und  Weinbau. 

HOLZHJEU8ERN  (Kt.  Zug,  Gem.  Menzingen).  815m. 
Gruppe  von  6  Häusern,  400  m  nö.  Menzingen  und  6  km 
so.  der  Station  Baar  der  Linie  Zurich-Thalwil-Zug.  57 
kathol.  Ew. 

HOLZHiEU8ERN  (Kt.  Zug,  Gem.  Risch).  447  m. 
Weiler,  an  der  Strasse  Cham-Hotkreuz,  3  km  nw.  Risch 
und  1,6  km  nö.  der  Station  Rotkreuz  der  Linien  Zurich- 
Zug-Luzem.  16  Häuser,  118  kathol.  Ew.  Landwirtschaft. 
Erste  Kapelle  1647  erbaut ;  1823  durch  eine  neue  ersetzt, 
die  4  Glasgemälde  enthält. 

HOLZHAU8EN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem. 
Grüninffen  und  Bez.  Meilen,  Gem.  Oetwil  am  See).  550 
m.  Weiler,  2  km  sw.  Grünin^en,  3  km  nw.  Hombrechti- 
kon  und  1,7  km  onö.  Oetwil.  Station  der  elektrischen 
Strassenbahn  Meilen-Wetzikon.  10  Häuser,  45  reform. 
Ew.  Kirchgemeinden  Grüningen  und  Oetwil. 

HOLZHOF  oder  HOLZ  (Kt.  Luzem,  Amt  Hochdorf, 
Gem.  Emmen).  560  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  auf  einer 
Anhöhe  über  der  Strasse  Gerliswil-Neuenkirch  und  1,5 
km  sw.  der  Station  Rotenburg  der  Linie  Luzern-Olten.  37 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Rotenburc.  Ackerbau.  Früher 
Eigentum  des  Luzerner  Patriziergeschlechtes  Pfyffer,  das 
hier  ein  Herrenhaus  hatte. 

HOLZHOF  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Weinfelden,  Gem. 
Griesenberg).  575  m.  Gruppe  von  2  Häusern,  am  O.-Hang 
des  Wellenbergs,  700  m  so.  Griesenberg  und  3,5  km  s. 
der  Station  Müllheim-Wigoltingen  der  Linie  Zurich- 
Winterthur-Romanshom.  Telephon.  17  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Leutmerken.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 
Käserei. 

HOLZH08ER  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarberg,  Gem. 
Rapperswil).  527  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  2  km  nö. 
Rapperswil  und  5,5  km  no.  der  Station  Schupfen  der 
Linie  Bern-Biel.  38  reform.  Ew.  Acker-  und  Wiesenbau. 

HOLZH08ER  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Fraubrunnen, 
Gem.  Mülchi).  490  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  3(X)  m  nö. 
Mülchi  und  7,8  km  nw.  der  Station  Aefligen  der  Linie 
Burgdorf-Solothurn.  20  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Lim- 
pach.  Landwirtschaft. 

HOLZH08ERN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Wangen,  Gem. 
Niederbipp).  467  m.  Kleines  Dorf,  an  der  Strasse  Aar- 
wangen-Niederbipp  und  2  km  so.  der  Station  Niederbipp 
der  Linie  Olten-bolothurn.  2*2  Häuser,  120  reform.  Ew. 
Landwirtschaft. 

HOLZIKEN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Kulm).  445  m.  Gem. 
und  Dorf,  im  Suhrenthal  und  1,3  km  w.  der  Station 
Hirschthal  der  elektrischen  Strassenbahn  Aarau-Schöft- 
land.  Postablace,  Tele^ph,  Telephon ;  Postwagen  Köl- 
liken-Bottenwil.  Gemeinde,  mit  ßännli  und  Hard :  49 
Häuser,  372  reform.  Ew. :  Dorf:  23  Häuser,  178  Ew. 
Kirchgemeinde  Schöftlana.  Ackerbau,  Viehzucht  und 
Milchwirtschaft. 


HOLZMANN8HAU8  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Müncfa- 
wilen.  Gem.  Sirnach).  594  m.  Kleines  Dorf,  2  km  nw. 
Sirnach  und  2  km  nö.  der  Station  Eschlikon  der  Linie 
Zurich-Winterthur-St.  Gallen.  21  Häuser,  121  reform.  Ew. 
Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht.  Stickerei.  Holzhandel. 

HOLZMATT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftigen,  Gem.  Nie- 
dermuhleren).  845  m.  Gruppe  von  2  Häusern,  an  der 
Strasse  Zimmerwald-Bütschel,  400  m  s.  Niedermnhleren 
und  6  km  sw.  der  Station  Belp  der  Gürbethalbahn  (Bem- 
Waltenwil-Thun).  Postwagen  Kehrsatz-Rüeggisberg.  12 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Zimmerwald.  Acker-  ood 
Wiesenbau. 

HOLZMATTEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken,  Gem. 
Grindel wald).  Im  Mittel  1500  m.  Abteilung  der  Gemeinde 
Grindel wald;  umfasst  Alpweiden  und  zerstreute  Häuser 
über  dem  rechten  Ufer  der  Lütschine,  sowie  einen  Teil 
des  Dorfes  Grindelwald.  30  Häuser,  210  refonn.  Ew.  Alp- 
wirtschaft 

HOLZMOO8R0TI  (Kt.  Zürich,  Bez.  Borgen,  Gem. 
Wädenswil).  485  m.  Gruppe  von  2  Häusern,  am  Berg- 
hang links  über  dem  Züricnsee  und  1,6  km  nw.  der  Sta- 
tion Wädenswil  der  linksufrigen  Zürichseebahn  (Züricb- 
Wädenswil-Ziegelbrücke).  32  reform.  Ew. 

HOLZMOHLE  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Fraubrunnen, 
(^m.  Münchrinffen).  512  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am 
linken  Ufer  des  Urtenenbaches ;  1,7  km  nö.  Münchringeo 
und  1,5  km  nw.  der  Station  Hindelbank  der  Linie  Olten- 
Bem.  44  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Jegenstorf.  Acker-, 
Gemüse-  und  Wiesenbau. 

HOLZRHODE  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Rheinthal, 
Gem.  Oberriet).  Westl.  Abschnitt  der  Gemeinde  Oberriel; 
umfasst  die  Dörfer  und  Weiler  Freienbach,  Hard,  Kobel- 
wald,  Kobelwies,  Moos,  Rehag  und  Stein.  Zusammen  176 
Häuser,  776  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Kobelwald.  Land- 
wi  rtscha  ft 

HOLZROTI  (Kt.  Aargau,  Bez.  Baden,  Gem.  Nieder 
Rohrdorf).  400  m.  Weiler,  nahe  dem  rechten  Ufer  der 
Reuss ;  1.5  km  sw.  Nieder  Rohrdorf  und  4^  km  so.  der 
Station  Mellingen  der  Linie  Aarau-Suhr-Wettingen.  10 
Häuser,  55  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Rohrdorf.  Acker- 
und  Weinbau,  Viehzucht. 

HOLZROTI  (Kt.  St.  Gallen.  Bez.  Tablat,  Gem.  Hig- 
genswil).  557  m.  Gruppe  von  6  Häusern  ;  1,5  km  nö.  Uäg- 
genswil  und  5,5  km  nw.  der  Station  Mörswil  der  Linie 
St.  Gallen-Rorschach.  26  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau, 
Viehzucht. 

HOLZWANQ  (Kt.  Nidwaiden,  Gem.  Dallenwil).  Alp- 
weide, am  SW.-Hang  des  Stanserhorns,  sw.  über  Wie- 
senberff  undn.  vom  Passöbergang  desAecherli,  der  Keros 
mit  Dallenwil  verbindet.  Hütten  Unter  Holzwang  (1310  m;, 
Ober  Holzwang  (1435  m)  und  Holzwangplangge  (1573  mi. 
Kleine  Kapelle.  Wird  mit  30-40  Stück  Vieh  bezogen. 

HOLZWEGEN  (Kt.  Luzem,  Amt  Entlebuch.  Gem. 
Romoos).  1082  m.  28  Häuser,  nahe  den  Quellen  des  Re- 
chenlochbaches  und  des  diesem  zufliessenden  Altmühle- 
baches  zerstreut  gelegen  ;  2«5  km  w.  Romoos  und  12  km 
sw.  der  Station  Wolhusen  der  Linie  Bern-Luzem.  Post- 
ablage. 183  kathol.  Ew.  Alp  Wirtschaft. 

HOLZWEID  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofingen,  Gem.  Rotb- 
rist). 440  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  N.-Rand  des 
Langholzes  und  1  ,o  km  sw.  der  Station  Rothrist  der  linie 
Olten-Bem.  34  reform.  Ew.  Ackerbau-,  Viehzucht  und 
Milchwirtschaft. 

HOM  und  HON.  Bestandteile  von  Ortsnamen  der 
deutschen  Schweiz,  z.  B.  Homberf,  Homburg,  Hooao, 
Honegg  etc.  Abgekürzt  aus  hohen  (llohenberg  etc.). 

HOM  (MUOT  DEL)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Inn). 
Gipfel.  S.  den  Art.  MuoT  del  Hom. 

HOMBERQ  (Kt.  Aargau,  Bez.  Aarau  und  Brugg)  <80 
m.  2  km  langer  Höhenzug  des  Aargauer  Jura,  w.  der 
Gislifluh  und  links  über  der  Aare;  4,5  km  nö.  über 
Aarau.  Bewaldet.  Abgekürzt  aus  Hohenberg. 

HOMBERQ  (Kt.  Aargau,  Bez.  Aarau,  Brugg  ond 
Laufenburg).  786  m.  Höhenzug  im  Aargauer  Jura,  von 
abgerundeter  Gestalt,  w.  vom  Linnberg  und  Dreierbefg 
und  zwischen  Thalheim  im  S.  und  Zeinen  im  N.  Am  S.- 
Hang schöne  Wiesen  und  darüber  Felswände. 

HOMBERQ  (Kt.  Aargau,  Bez.  Kulm).  792  m.  Anhöhe. 
w.  vom  Hallwilersee,  n.  Reinach  und  sw.  der  Station 
Beinwil  der  Seethalbiaihn.  Seiner  schönen  Aussicht  auf 


HOM 


ROM 


589 


Alpen,  Jnra  und  Mittelland  wegen  der  Aargauer  Rigi  ge- 
nannt. Wird  sehr  häufig  besucht. 

HOMBERQ  (Kt.  Aargau,  Bez.  Kulm,  Gem.  Reinach). 
594  m.  6  Häuser,   am  S.-Hang  des  Hombergs  zerstreut 

gele^nj  1,5  km  nö.  über  Reinach  und  1,3  km  w.  über 
er  Station  Beinwil  der  Seethalbahn.  Telephon.  44  reform. 
Ew. 

HOMBERQ  (Kt.  Aargau,  Bez.  Laufenburg).  707  m. 
Südl.  Ausläufer  des  Thiersteinbergs,  zwischen  Gipf-Ober- 
frick  im  0.  und  Wegenstetten  im  W. ;  2,5  km  lang.  Be- 
waldet. Am  O.-Hang  die  Burgruine  Homberg.  Die  Burg 
wird  im  11.  Jahrhundert  als  Eigentum  der  Grafen  von 
Thierslein-Homberg  genannt,  deren  bekanntester  der 
Minnesanger  und  Feldhauptmann  Wemhcr  V.  (128M320) 
ist.  Durch  das  Erdbeben  von  1536  zerstört. 

HOMBERQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun).  620-1200  m. 
Gem.  mit  zahlreichen  Häusern,  die  am  ziemlich  steilen 
linksseitigen  Hang  des  Thaies  der  Zulg  zerstreut  gelten 
sind ;  4  km  ö.  der  Station  Stefflsburg  der  elektrischen 
Vollbahn  Burgdorf-Thun.  Postablage,  Telegraph,  Tele- 
phon. Zusammen  S3  Häuser,  501  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinde Steffisburg.  Zwei  Dörfer :  Enzenbühl  und  Moos- 
acker. Ackerbau  und  Viehzucht.  Der  Boden  wird  trotz  des 
steilen  Gehänges  gut  angebaut. 

HOMBERQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toffgenburg, 
Gem.  Brunnadern).  862  m.  9  Häuser,  am  linksseitigen 
Gehänge  des  Thaies  des  Necker  zerstreut  gelegen ;  2  kro 
8.  Brunnadem  und  5  km  ö.  der  Station  Lichtensteig  der 
Toggenburgerbahn.  33  reform.  Ew.  Wiesenbau  und  Vieh- 
zucht. 

HOMBERQ  (HINTER  und  VORDER)  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Wangen;  Gem.  Ochlenberg).  575  m.  Weiler,  auf 
den  Höhen  zwischen  dem  Staufenbach  und  der  Oenz ; 
1,6  km  nw.  Ochlenberg  und  4  km  s.  der  Station  Herzogen- 
buchsee  der  Linie  Olten-Bern.  10  Häuser,  60  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Herzogenbuchsee.  Landwirtschaft. 

HOMBRECHTIKON  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen). 
514  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  auf  dem  Bergrücken  rechts 
über  dem  Zürichsee,  an  der  Schwelle  des  Zürcher  Ober- 
landes, an  der  Kreuzung  der  Strassen  Rüti-Stäfa  und 
Uerikon-Grüningen  und  5  km  nw.  Rapperswil.  Station 
der  Linie  Uerikon-Bauma.  Postbureau,  Telegraph,  Tele- 
phon ;  Postwagen  nach  Grüningen  und  Gossau.  Die  Ge- 
meinde zieht  sich  vom  rechten  Ufer  des  Zürichsecs  bis 
hinauf  zur  Wasserscheide  zwischen  Zürichsee  und  Glatt 
und  umfasst  ausser  dem  Dorf  noch  viele  Höfe  und  Weiler, 
wie  Feldbach,  Auf  Dorf,  Hinterschlatt,  Rüti,  Schlatt, 
Schleipfe,  ßochslen,  Breitlen,  Eich  wies,  Ghei,  Ilerrgass, 
Langacker,  Langenried,  Lutikon,  Niederfeld,  Platten,  To- 
bel,  Weingarten,  Widum.  ßraunensberg,  Dändlikon,  Uezi- 
kon  und  einen  Teil  von  Schirmensee.  Zusammen  478 
Häuser,  2292  Ew.  (wovon  243  Katholiken);  Dorf:  40  Häu- 
ser, 217  Ew.  3  Schulgemeinden  (Hombrechlikon,  Feld- 
bach und  Uezikon),  SeKundarschule.  Wein-  und  Obstbau, 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  6  Käsereien.  Schöne  Wal- 
dungen. Rege  industrielle  Tätigkeit :  Baumwollspinnerei, 
Seidenweberei,  mechanische  Teppichweberei ,  elektro- 
technisch-physikalische Fabrik,  Sägen-  und  Maschinen- 


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Hombrecklikon  von  Westen. 

messerfabrik,  Zigarren-  und  Tabukmanufakturen,  Wein- 
und  Spirituosenhandel.  Wasserversorgung.  Verkehrsver- 
ein. Viele  schöne  Aussichtspunkte,  in  Schirmensee  (am 


Fuss  des  Rosenbergs)  Pfahlbauten  aus  der  Steinzeit ;  am 
gleichen  Ort  römische  Dachziegel  und  eine  dicke  Mauer, 
wahrscheinlich  Ueberrest  eines  römischen  Wachtturmes. 
Alemannensiedelung.  1196:  Humbrechtikon ;  ursprüng- 
lich Humbrechtinghofen  =  Höfe  der  Söhne  des  Hum- 
brecht. Hier  wohnte  ein  seit  1240  erwähntes  Dienst- 
mannengeschlecht,  Truchsesse  von  Einsiedeln,  das  in  Zü- 
rich als  ratsgenössiges  Rittergeschlecht  von  1390  bis  1363 
unter  dem  Namen  Truchsess  vorkommt.  Die  Lage  der 
Burg  ist  unbekannt.  Der  Ort  war  lange  Zeit  mit  vielen 
andern  Dörfern  in  die  dem  Kloster  Einsiedeln  gehörende 
Kirche  auf  der  Insel  Ufenau  (im  Zürichsee)  emgepfarrt, 
hatte  daneben  schon  früh  ein  dem  h.  Nikolaus  geweihtes 
Kirchlein  und  erhielt  1369  das  Recht,  einen  eigenen  Pfar- 
rer anzustellen.  Jetzige  Kirche  1756-59  erbaut.  Die  welt- 
liche Herrschaft  stand  hier  zuerst  dem  Haus  Habsburg- 
Oesterreich  zu,  das  sie  1374  an  die  Brüder  Heinrich  und 
Hermann  Gessler  verpfändete,  worauf  sie  1406  durch  Kauf 
an  die  Stadt  Zürich  kam.  Von  der  jetzi^n  Gemeinde 
Hombrechtikon  gehörten  53  Höfe  und  Weiler  zur  Land- 
vogtei  Grüningen  und  26  zur  Obervogtei  Stäfa.  Die  Leute 
von  Hombrechtikon  nahmen  zusammen  mit  den  Bürgern 
des  Nachbarortes  Stäfa  an  der  aufständischen  Bewegung 
von  1794  und  1795  teil.  Vergl.  Strickler,  G.  Heimatkunde 
von  Hombrechtikon.  Zürich  1896.  —  Strick ler,  G.  Das 
Zürcher  Oberland.  Zürich  1902. 

HOMBURQ  (Kt.  Basel  Und,  Bez.  Sissach,  Gem.  Uu- 
felfingcn).  650  m.  Burgruine,  auf  einem  Felskopf  des 
Homber^es,  über  der  Strasse  Sissach-Olten  und  1,5  km  n. 
der  Station  Läufelfingen  der  Linie  Olten-Basel.  Zum  Un- 
terschied von  der  Homburg  bei  Wegenstetten  auch  Neu 
Homburg  genannt.  Der  Homberg  erhebt  sich  als  abge- 
rundeter, bewaldeter  Bei^ücken  über  dem  Plateau  von 
HäfelMngen  und  bildet  ein  auf  das  Tertiär  überschobenes 
Doggergpwölbe.  Am  S.-Hang  des  Bergrückens  der  Bauern- 
hof Homberg.  Das  Schloss  Homburg  war  eine  Gründung 
der  Grafen  von  Froburg,  seiner  Zeit  eines  der  bedeutend- 
sten baslerischen  Adelsgeschlechter.  Im  12.  Jahrhundert 
waren  nacheinander  aus  diesem  Hause  Bischöfe  :  Adal- 
bero  (1134-1137),  Ortlieb  (1137-1164)  und  Ludwig  (1164- 
1179);  ebenso  wurden  Arnold  (1194-1216)  und  Adalbero 
(+1243)  Aebte  des  mächtigen  Klosters  Murbach  im  Elsass. 
Ihre  Besitzungen  lagen  auf  beiden  Seiten  des  Jura.  ZoOn- 
gen,  Aarburg,  Ölten,  Wiedlisbach,  Waidenburg  und  Lie- 
stal gehörten  ihnen.  Tm13.  Jahrhundert  spalteten  sie  sich 
in  die  3  Zweige  Zofingen,  Waidenburg  und  Homburg. 
Diese  Burg  wurde  vom  Grafen  Hermann  von  Froburg 
(f  vor  1259)  in  den  40er  Jahren  des  Jahrhunderts  gebaut, 
zu  einer  Zeit,  da  der  Untere  Hauenstein  als  Verkehrs- 
strasse von  Basel  nach  Luzern  grössere  Bedeutung  zu  er- 
langen begann.  Doch  blieben  nur  3  Generationen  im  Ge- 
nüsse der  Herrschaft.  Denn  Hermanns  Enkelin,  Ita,  ver- 
mählt mit  Friedrich  von  Toggenburg,  verkaufte  Homburg 
mit  Liestal  am  17.  Dezember  1305  an  den  Bischof  von 
Basel.  Das  Geschlecht  starb  mit  Itas  Netfen,  Wemli  von 
Homburg,  dem  Sohn  des  bekannten  Reichsvogts  in  den 
Waldslätten  u.  Minnesängers  Werner,  ums  Jahr  1330  aus. 
Auch  der  Bischof  war  nicht  im  stände,  die  neue  Be- 
sitzung zu  behalten.  Er  verpfändete  sie 
zu  wiederholten  Malen,  so  1374  dem 
Rudolf  von  Habsburg- Laufenburg,  1381 
dem  Burkhart  Münch  von  Landskron, 
darauf  dem  Markgrafen  Rudolf  von 
Hochberg  und  endlich  am  26.  Juli  1400 
mit  Liestal  und  Waldcnburg  um  22000 
Gulden  der  Stadt  Basel.  Doch  wurden 
die  3  Aemter  erst  nach  dem  denkwür- 
digen Streit  mit  dem  Bischof  Jakob 
Christoph  Blarer  1585  Eigentum  dersel- 
ben. 

Das  Amt  Homburg  umfasste  damals 
schon  die   6  Ortschaften   La ufel fingen, 
Bückten,  Rümlinj^en.  Wittinsburg,  Kä- 
nerkinden  und  Hafelfingen,  die  seit  1363 
von    der    Landgrafschalt   Sisgau  abge- 
trennt waren.  Dagegen  war  der  Zoll  über 
den  Untern  Hauenstein  den  Landgrafen 
geblieben,  weshalb  er  von  da  an  statt  in  Hauenstein  in 
Diepllingen    bezogen   wurde.   Erst  am  23.  August  1447 
wurde  er  der  Stadt  von  den  beiden  Freiherren  Thomas 


590 


HOM 


HON 


und  Haas  von  Falkenstein  verpfändet  und  am  17.  März 
1450  verkauft. 

Zur  Zeit  des  Uebergangs  an  die  Stadt  Basel  war  das 
Schloss  Homburi;  noch  sehr  einfach  und  bestand  blos  aus 
einem  hohen,  viereckigen  Turm  mit  1,5-1,8  m  dicken 
Mauern,  deren  schief  nach  vorn  geneifftes  Ziegeldach  ge- 
zahnt war.  Er  hatte  wenige  und  enge  Fenster  und  war  im 
Erdgeschoss  gewölbt.  Der  kleine  Yorhof  war  durch  eine 
Letze  oder  einen  hölzernen  Gang  geschützt.  Im  Jahr  1426 
Hess  Basel  gegen  Läufelfingen  einen  Graben  und  eine 
Fallbrücke  und  später  noch  gegen  Bückten  Stallunjg^en 
und  Kornböden  erbauen.  Zum  Schlosse  gehörten  nicht 
nur  ein  Wald,  sondern  auch  viele  Jucharten  Wiesen-  und 
Weidland^as  grösstenteils  mit  dem  Sennhans  verpachtet 
wurde.  1798  wurden  3  Lehen  daraus  gebildet. 

Im  Amt  Homburg  soll  einst  die  Leibeigenschaft  so  gross 

fewesen  sein,  dass  die  Bauern  nichts  Eisenes  besassen. 
uch  später  lasteten  auf  ihnen  noch  eine  Menge  Abgaben 
und  Fronen,  die  grausame  Landvögte  noch  zu  vermehren 
suchten.  Solche  waren  z.  B.  Hans  Jakob  Keller  (1567  ff.) 
und  Philipp  Heinrich  Gemuseus  (1786-1798).  Dieser  war 
ein  origiueller  Kauz,  der  etwa  Geld  unter  die  Knaben 
warf,  um  sich  am  Lärm  zu  ergötzen,  oder  durch  Schüsse 
die  Bewohner  von  Laufelfingen  aus  dem  Schlafe  weckte. 


Bargruine  Homburg  (Kt. Basel  Land) 

Doch  er  musste  es  auch  ansehen,  wie  am  23.  Januar  1798 
die  Bauern  das  Schloss  räumten  und  zerstörten.  Seitdem 
ist  es  eine  Ruine.  Quellen:  Brückner,  Dan.  Versuch  einer 
Beschreibung  histar,  utid  natürlicher  Merkwürdigkeiten 
der  Landschaft  Basel.  Basel  1748-63.  —  Lutz,  Markus. 
Neue  Merkwürdigkeiten  der  Landschaft  Basel.  Basel 
1805.  —  Birmann,  Martin.  Gesammelte  Schriften.  2  Bde. 
Basel  1894.  -  Basler  Jahrbuch.  19U2. 

HOMBURQ  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Thierstein).  912  m. 
Bewaldeter  Bergrücken,  zwischen  den  Thälchen  des  See- 
baches und  Ibaches  und  1  Stunde  so.  über  Himmelried. 

HOMBURQ  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Steckborn).  613  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  am  Homburgerberg  (dem  Hang  s. 
vom  höchsten  Punkt  des  Seerückens)  und  6  km  nw.  der 
Station  Müllheim-Wigoltingen  der  Linie  Zürich-Winter- 
thur-Romanshorn.  Postablage,  Telephon.  Gemeinde,  mit 
Hinter  Homburg,  Klingenberg,  Ober  und  Unter  Hörstet- 
ten  und  Reckenwil :  129  Häuser,  581  Ew.  (wovon  71  Re- 
formierte) ;  Dorf :  39  Häuser,  147  Ew.  Wiesen-  und  Obst- 
bau, Vienzucht.  Käserei.  Schöne  Kirche,  von  weither 
(z.  B.  von  Frauenfeid  und  Bürglen  aus)  sichtbar.  Der 
Ort  als  Eigentum  der  Herren  von  Klineenberg  schon  im 
10.  Jahrhundert  genannt.  Weite  Aussicht  auf  das  Thur- 
thal  und  die  Alpen. 

HOMBURQ  (HINTER)  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Steck- 
bom,  Gem.  Homburg).  623  m.  Weiler:  1,5  km  ö.  Hom- 
burg und  8.5  km  n.  der  Station  Müllheim-Wigoltingen 
der  Linie  Zürich-Winterthur-Romanshorn.  Postablage.  19 


Häuser,  85  kathol.  Ew.  Wiesen-  und  Ackerbau,  Viehzucht 
und  Milchwirtschaft.  Oestl.  von  Hinter  Homburg  das  mit 
Strauchwerk  und  Wald  bestandene,  400  m  lange,  breite 
und  tiefe  Mühlbergertobel  oder  Rappers wilertobel,  dessen 
Strasse  eine  mittlere  Steigung  von  20  %  aufweist. 

HOMBURQERBACH  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Sis- 
sach).  Bach :  entspringt  am  NO.-Hanff  der  Schmutzfloh 
in  800  m.  fliesst  in  der  Richtung  S.-N.  durch  Läufelfio- 
gen,  Bückten  und  Rümlingen,  biegt  dann  nach  NW.  ab, 
ffeht  durch  Diepflingen  und  Thürnen  und  mündet  nach 
11  km  langem  Lauf  2,5  km  w.  Gelterkinden  in  378  m 
von  links  in  die  Erffolz.  Nimmt  einige  unbedeutende 
kleine  Nebenadem  auf. 

HOMBURQERTHAL  (Kt.  Basel  Land.  Bez.  Si»- 
sach).  800-380  m.  Linksseitiges  Nebenthal  zu  dem  der  Ei^ 
golz,  auf  das  es  1,2  km  oberhalb  Sissach  ausmündet 
Steigt  vom  Hauenstein  auf  eine  Länge  von  9  km  nach  N. 
ab,  wird  vom  Homburgerbach  durchflössen  und  von  der 
Hauensteinstrasse  und  -bahn  (Olten-Basel)  durchzogen. 
An  den  Gehängen  schöne  Waldungen,  Weiden,  Wiesen, 
Aecker  etc.  Im  Thal  liefen  die  Ortschaften  Läufelflngen. 
Bückten,  Känerkinden,  Häfelfingen  (in  einer  Verzweigung) 
Rümlingen,  Witlinsburg,  Diepflingen  und  Thürnen. 
HOMMEL  oder  besser  HOMEL  (MITTI.ER,  NIE- 
DER und  OBER)  (Kt.  Luzem,  Amt  Sursee,  Gem. 
Neuenkirch).  740-M2  m.  5  zerstreut  gelegene  Häu- 
ser, 2  km  w.  Neuenkirch  und  3,5  km  sw.  der  Sta- 
tion Sempach-Neuenkirch  der  Linie  Luzem-Olten. 
dS  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht  und 
Milchwirtschaft.  1337  :  Honbolt,  Honbol  =  Hohen- 
buhl. 

HONAU  (Kt.  und  Amt  Luzem).  448  m.  Gem. 
und  Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Reuss.  an  derStrase 
Luzem-Gham  und  1,6  km  nö.  der  Station  Gisikon 
der  Linien  Zürich-Luzem.  Telephon.  17  Häuser, 
127  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Root.  Obstbau,  Vieh- 
zucht und  Milchwirtschaft.  Kiesgrube.  Am  Morgen 
des  23.  November  1847,  an  welchem  Tage  sich  spä- 
ter der  Kampf  bei  (Gisikon  (Sonderbunaskrieg)  ent- 
wickelte, ging  die  eidgenössische  Brigade  Egtoff 
hier  über  die  Reuss  trotz  lebhaftem  Feuer  der  am 
rechten  Plussufer  stehenden  Sonderbundstruppen. 
1403 :  Honow  =  auf  der  hohen  Au. 

HONDRICH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.   Nieder  Sim- 
menthal.  Gem.   Spiez).  760  m.   Gemeindeabteilan£ 
und  Dorf,  auf  den  Höhen  zwischen  Thanersee  und 
Kanderund  2  km  s.  der  Station  Spiez  der  Linie 
Bern-Thun-Interlaken.   Telephon.    24    Häuser,  2^ 
reform.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Schöne  Lage 
am  O.-Fuss  des  Hondrichshüffels,  den  die  Thuner- 
seebahn  (Fruligen-Spiez-Erlenoach)  in  einem  1  km 
langen  Tunnel  unterfahrt.  Längs  der  Strasse  Spiei- 
Aeschi  mehrere    Fremdenpensionen.    Schöne    Aussicht 
HONEQQ  (Kt.  Appenzell  L  R.  Gem.  Oberegg).  1006 
m.  Weiler,  an  der  Strasse  Landmark-Oberegg  und  7  km 
s.  der  Station  Heiden  der  Bergbahn  Rorschach-Heiden. 
14  Häuser,  48  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Maschinenstickerei 
und   Plattstichweberei.   1428  Sieg  der  Appenzeller  ober 
den  von  Altstätten  herkommenden  Grafen  Friedrich  von 
Toffgenburgy   während  am  gleichen    Tage  eine  andere 
Scnaar  Appenzeller  bei  Gossau  geschlagen  wurde.  Es  wa- 
ren dies  die  letzten  Kämpfe  in   den  Appenzeller  Krie- 
gen. 

HONEQQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau  and  Thnn). 
1529  m.  Bergrücken ;  zieht  von  Schanipau  am  linken 
Ufer  der  Emme  auf  eine  Strecke  von  9,5  km  zwischen 
den  Thälern  des  Rötenbachs  und  der  Zu  lg  bis  ge^eo 
Schwarzenegg.  Ausläufer  des  Lochsitenberges.  Am  r^.- 
Hang  bewaldet,  sonst  mit  Alpweiden  bestanden.  Molasse 
und  Nagelfluh. 

HONEQQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun,  Gem.  Uebischi). 
720-760  m.  Bergrücken  mit  Häusern,  zwischen  dem  Stok- 
ken-  und  Uebischithal ;  1,3  km  w.  Uebischi  und  5  km  so. 
der  Station  Wattenwil  der  Gürbethalbahn  (Bern-Watten- 
wil-Thun).  9  Häuser,  54  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Thierachern.  Landwirtschaft.  Ausgesprochene  Moränen- 
landschaft. Der  heute  versumpfte  Egelsee  bildet  den  letz- 
ten Ueberrest  eines  einstigen  Moränenseebeckens.  Vom 
Mönschenl)erg  (757  m)  und  Stockffuthubel  (760  m)  Aas- 
sicht ersten  Ranges  auf  die  Hochalpen,  die  Stockbom- 


HON 


HOP 


591 


kette,  den  Thuner-,  Arasoldinger-  und  Uebischisee,  das 
Aarethal  etc. 

HONEQQ  (Kt.  Nidwalden,  Gem.  Ennetbürgen).  946 
m.  Zwei  Höfe,  am  O.-Hang  der  Hammetschwand  (Bür- 
Renstock)  und  3,5  km  nnö.  über  Buochs.  12  kathol.  Ew. 
Prachtvolle  Aussicht. 

HONQRIN  (Kt.  Freiburg  und  Waadt).  Kleiner  Fluss; 
entspringt  dem  kleinen  Bergsee  von  Lioson  (1851  m),  der 
am  N.-Fuss  der  kurzen  Kette  Tornette-Ghaussy  auf  Boden 
der  Gemeinde  Ormonts  Dessous  liegt.  Dann  geht  der 
Fluss  2  km  n.  vom  Col  des  Mosses  unterhalb  der  auf  die- 
ser Hochfläche  stehenden  Hütten  durch,  tritt  in  ein  zwi- 
schen den  Rochers  de  Naje  und  der  Dent  de  Gorjon  ein- 
geschnittenes enges  Thal  ein,  nimmt  verschiedene  kleine 
Nebenadem  auf  (wie  den  von  der  Tour  de  Mayen  und 
der  Tour  de  Famelon  kommenden  Petit  Hongrin  und  den 
Bach  von  Chaude)  und  tritt  bei  der  Hütte  La  Praysaz  au 
Maidzo  in  1090  m  auf  Freiburger  Boden  über.  Hier 
durchfliesst  der  Hongrin  eine  zwischen  hohe  Felswände 
eingesenkte  tiefe  Schlucht  und  hat  bis  heute  für  indus- 
trielle Zwecke  noch  nicht  nutzbar  gemacht  werden  kön- 
nen. Er  empfängt  den  das  gleichnamige  Thal  entwäs- 
sernden Bacn  von  Bonaudon  und  den  Bach  von  Alli^res, 
der  von  der  Dent  de  Jaman  herabkommt,  geht  unter 
dem  Weiler  Alli^res  vorbei,  nimmt  den  Rio  Uldry  auf 
und  wird  beim  Punkt  Les  Pontets  vom  Weg  Montbovon- 
AlHeres  mit  einer  malerischen  Brücke  überschritten. 
Etwas  weiter  unten  verliert  der  Hongrin  in  einem 
Trichter  und  in  Felsspalten  einen  Teil  seines  Wassers; 
dann  nimmt  er  den  von  der  Folliu-Berna  kommenden 
Flon  auf,  geht  unter  der  Brücke  der  Strasse  Bulle-Pays 
d*Enhaut  durch  und  mündet  nach  22  km  langem  Lauf 
(wovon  14  auf  Waadtländer  und  8  auf  Freiburgier  3oden) 


W^B^TIcF 


Einzugsgebiet  des  Hongrin. 


1  km  n.  Montbovon  in  786  m  von  links  in  die  Saane. 
Der  Hongrin  fliesst  von  seiner  Quelle  an  zunächst  nach 
NW.,  dann  nach  W.  und  neuerdings  nach  NW.,  um  1 


km  unterhalb  der  Kantonsgrenze  nach  N.  abzubiegen 
und  von  AUiöres  an  ffegen  NO.  sich  zu  wenden.  Sein  Ge- 
falle beträgt  im  Durchschnitt  26  %o*  ^^^  nimmt  an,dass 
das  unter  AUiöres  im  Boden  verschwindende  Wasser  des 
Hongrin  die  8  km  tiefer  zu  Tage  tretende  Quelle  der  Nei- 
rivue  speise.  So  wird  in  einer  vom  4.  Januar  1641  datier- 
ten Urkunde  schon  dem  Müller  von  Montbovon  bei  einer 
Busse  von  400  Gulden  untersagt,  die  Spalten  bei  Alliöres 
zu  verschliessen,  damit  nicht  die  Quelle  der  Neirivue 
aussetze  und  die  dortige  Mühle  den  Betrieb  einstellen 
müsse.  Das  Thal  des  Hongrin  liegt  zwischen  den  Ketten 
Tour  d'Ai'-Mont  d'Or  und  Planachaux-Gorjon  (Vanil  Noir) 
und  fol^  von  der  Pierre  Devant  an  der  Neocommulde 
von  Alliöres. 

HONQRIN  (EN  L'>  (Kt.  Waadt.  Bez.  Ai^le,  Gem. 
Ormonts  Dessous).  1500  m.  Alpweide  mit  Hütten,  am 
Oberlauf  des  Hongrin :  1,5  km  n*  unter  dem  Lac  de  Lio- 
son und  8  km  nö.  Le  S^pey. 

HONQRIN  (LE  PETIT)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle). 
Wildbach ;  entspringt  auf  der  Alpweide  Le  Grand  Ayerne 
(N.-Fuss  des  Bergstockes  der  Tour  d'Ai)  in  1900  m  und 
mündet  nach  5  km  langem  Lauf  in  1100  m  von  links  in 
den  Hongrin.  Sein  Thal  ist  auf  der  Grenze  zwischen 
Flysch  und  der  an  den  Malm  der  Kette  von  Aveneyre  sich 
anlehnenden  Kreide  (rote  Schichten  und  Neocom)  ein- 
geschnitten. 

HONQRIN  (VALL£E  DE  i-')  (Kt.  Freiburg  und 
Waadt).  1851-790  m.  So  heisst  das  Thal  des  im  Lac  Lio- 
son entspringenden  und  unterhalb  Montbovon  von  links 
in  die  Saane  mündenden  Hongrin.  Es  ö£ftiet  sich  w.  Mont- 
bovon auf  das  Saanethal.  Das  Thal  ist  zumeist  eng  und 
zwischen  Felswänden  oder  steilen  Hansen  eingeschnitten 
und  weist  nur  bei  La  L^cherette  und  auf  dem  Plateau 
von  Les  Mosses  einige  Weitungen  auf. 
Es  hat  keine  Dörfer,  sondern  nur  da 
und  dort  einige  zerstreut  gelegene  Hüt- 
ten, von  denen  nur  eine  kleine  Anzahl 
zwischen  Les  Mosses  und  dem  Engpass 
La  Jointe  das  ganze  Jahr  hindurch  be- 
wohnt wird.  Ausserordentlich  stark 
bewaldet.  Alp-  und  Waldwirtschaft  sind 
die  einzigen  Erwerbszweige  der  Thalbe- 
wohner. Dem  Fluss  folgt  auf  seiner 
ganzen  Länge  ein  Weg,  der  aber  nur 
tinten  und  oben  im  Thal  befahren  wer- 
den kann,  da  er  in  der  Mitte  einen 
blossen  Fnssweg  darstellt.  Das  Thal 
schliessen  die  rund  um  den  Lac  Lioson 
stehenden  Gipfel  der  Pointe  de  Chaussv, 
Pointe  des  Semeleys  und  Pointe  de 
Chätillon  ab:  rechts  begleiten  es  die 
Gornets  de  ürenleires,  aie  Monts  Che- 
vreuils  (Les  Thesailles,  En  Schuantz  und 
Solemont),  die  Pointe  de  Planachaux 
und  Dent  de  Corjon,  während  die  links- 
seitige Thalumrandung  von  dem  Berg- 
stock des  Mont  d'Or  (Dorchaux,  Gros 
Van,  Mont  d'Or),  der  die  Seitenthäler 
des  Petit  Hongrin  und  Chaude  von 
einander  trennenden  kurzen  Kette  der 
Dent  d'Aveneyre  (Pointe  de  Monterel). 
der  Gruppe  der  Rochers  de  Naye  und 
Dent  de  Jaman,  den  Verreaux  und  der 
Cape  au  Moine  gebildet  wird.  Die  Strasse 
über  den  Col  des  Mosses  quert  den 
obem  Abschnitt  des  Thaies  und  tritt 
hinter  La  Löcherette  ins  Thal  von  L'£- 
tivaz  über. 

HOORWALD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Ober  Toff^enburg).  900-1400  m.  170  ha 
grosser  Wald,  der  zusammen  mit  dem 
im  Steinthal  stehenden  Steinthalerwald 
bis  zur  Tanzbodenhöhe  hinaufreicht. 

HOPFERN.  Im  Kanton  Bern  häu- 
fig vorkommende  Ortsname;  bezeichnet 
immer  eine  an  einem  Hang  stehende 
Siedelung  und  ist  wahrscheinlich  eine 
abgekürzte  Form   für  Hohfuren.  S.  diesen  Art. 

HOPFERN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  und  (jem.  Trachsel- 
wald).  670   m.  Gruppe  von  8  Häusern,  im  Dürrgraben ; 


V.  AttifT^^^  Jkx 


592 


HOP 


HÖR 


1)3  km  8Ö.  Trachselwald  und  4  km  nö.  der  Station  Ram- 
sei der  Linie  Burgdorf-Langnau.  68  reform.  Ew. 

HOPFLAUENEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle, 
Gem.  Gadmen).  870  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  linken 
Ufer  des  Gadmer wassere^  6,ö  km  sw.  Gadmen  und  10  km 
so.  über  der  Station  Meirinffen  der  Brünigbahn  (Luzern- 
ßrienz).  31  reform.  Ew.  Viehzucht. 

HOPSCHEN  und  HOPSCHEN8EE  (Kt.  Wallis. 
Bez.  Brig,  Gem.  Simpeln).  2060  m.  Alpweide  mit  etwa  10 
HütteUf  an  einem  ganz  kleinen  See,  am  Fuss  des  Schien- 
horns  und  westl.  der  Simplonpasshöhe.  Der  See  durch 
Glazialerosion  im  Gneis  ausgeprägt. 

HORB,  HORBEN,  HORW,  HORWEN.  Ortena- 
men der  deutschen  Schweiz ;  vom  althochdeutschen  hör, 
gep.  horaxoea  =  Sumpf,  Riet,  Moor.  Bezeichnen  immer 
eine  einst  oder  auch  heute  noch  sumpfige  Gegend,  sowie 
vielfach  auch  eine  nahe  einem  Sumpf  stehende  Siede- 
lung.  Stellenweise  auch  zu  Hör  abgekürzt. 

HORB  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  To^genburg,  Gem. 
Alt  St.  Johann).  895  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am  lin- 
ken Ufer  derXhur,  an  der  Strasse  Ebnat- Wildhaus ;  1,5 
km  sw.  Alt  St.  Johann  und  16  km  so.  der  Station  Ebnat- 
Kappel  der  Toggenbur^erbahn.  27  kathol.  und  reform. 
Ew.  Wiesenbau  und  Viehzucht. 

HORB  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Bischofszell,  Gem.  Hauptr 
wil).  562  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  N.-Ufer  des 
gleichnamigen  Weiers,  im  Gottshaus  und  3,5  km  nö.  der 
Station  Hauptwil  der  Linie  Gossau-Suljg^en.  Telephon.  31 
reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Bischofszell. 
Futterbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 

HORBACH  (Kt.  und  Gem.  Zug).  930  m.  Bauernhöfe 
mit  grossem  landwirtschaftlichem  Betrieb,  auf  dem  Za- 
gerberg, 4  km  s.  Zug  und  2  km  sw.  Felsene^g.  Etwas 
weiter  gegen  SW.  der  Horbachgütech  (947  m)  mit  trigono- 
metrischem Signal  und  reizender  Aussicht  auf  den  Zuger- 
see  mit  Ufergefände  und  die  Alpen. 

HORBACHERWEIER  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Bi- 
schofszell). 554  m.  Grosser  Weier,  im  Gottshaus,  1  km  sw. 
vom  Horberweier  und  1,7  km  so.  Bischofszell.  500  m 
lang,  200  m  breit  und  6  m  tief.  Fang  von  Hechten.  Treibt 
Sägen,  Mühlen  und  eine  Reihe  von  anderen  industriellen 
Betrieben,  besonders  in  Hauptwil. 

HORBEN  (Kt.  Aarffau,  Bez.  Muri,  Gem.  Beinwil). 
819  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  auf  dem  Lindenber^,  2 
km  sw.  über  Beinwil  und  5,5  km  w.  über  der  Station 
Mühlau  der  Linie  Aarau-Lenzburg-Rotkreuz.  Telephon. 
29  kathol.  Ew.  Klimatischer  Kurort. 
Schloss,  früher  Eigentum  des  Klosters 
Muri  und  als  Erhofungshaus  für  dessen 
Mönche  benutzt.  Schöne  Aussicht. 

HORBEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Sig- 
nau,  Gem.  E^giwil).  705  m.  Gemeinde- 
abteilung und  Weiler,  am  rechten  Ufer 
der  Emme,  an  der  Strasse  Signau-Eg- 
giwil,  4  km  nw.  Eggiwil  und  4  km  so. 
der  Station  Signau  der  Linie  Bern-Lu- 
zern.  Zusammen  12  Häuser,  60  reform. 
Ew. ;  Weiler :  9  Häuser,  48  Ew.  Käse- 
rei. 

HORBEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober 
Toggenburg,  Gem.  Kappel).  703  m.  Wei- 
ler, am  rechten  Ufer  aer  Thur,  an  der 
Strasse  Ebnat^-Nesslau  und  2,5  km  so. 
der  Station  Ebnat-Kappel  der  Toggen- 
burgerbahn.  15  Häuser,  69  reform.  Ew. 
Viehzucht.  Stickerei  und  Weberei. 

HORBEN  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Ein- 
siedeln). 1358  m.  Alpweiden,  im  Amsel- 
thal, zu  beiden  Seiten  des  Grossbaches. 
Steigen  im  W.  bis  1466  m  und  im  0. 
(hier  Horbenstäfeli  genannt)  bis  1577 
m  an.  Zum  Teil  bewaldet.  Das  Gebiet 
im  sog.  Marchenstreit  (1114-1350)  von 
den  Schwyzem  beansprucht,  endlich 
aber  durch  Vertrag  den  Einsiedlern 
zugesprochen. 

HORBEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.Münch- 
wilen,Gem.  Sirnach).  559  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am 
linken  Ufer  der  Murg,  je  2  km  so.  und  sw.  der  Stationen 
Eschlikon    und   Sirnach    der    Linie  Zürich-Winterthur- 


St.  Gallen.  36  reform.  Ew.  Landwirtschaft.  Horben  beisst 
auch  eine  Einwohnergemeinde,  die  die  Weiler  Humen, 
Egg,  Thann,  Eich  holz,  Riethof  und  Fliegenast  um&sst 
und  in  39  Häusern  194  Ew.  (wovon  24  Katholiken)  zählt 

HORBEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Pfafßkon,  Gem.  lUnau). 
583  m.  Gemeindeabteilung  und  Weiler,  am  O.-Hang  des 
Schusselbergs,  2  km  nö.  der  Station  Illnaa  der  Linie 
Effretikon-Wetzikon-Hinwil.  Telephon.  16  Häuser,  83  re- 
form. Ew.  Landwirtschaft. 

HORBEN  (HINTER  und  VORDER)  (Kt.  Thur- 
gau, Bez.  Frauenfeld,  Gem.  Uesslingen).  493  u.  486  m. 
Zwei  Gruppen  von  zusammen  16  Häusern,  500  m  von 
einander  entfernt;  2  km  nö.  Uesslingen  und  6  km  nw. 
vom  Bahnhof  Frauenfeld.  Telephon.  72  Ew.  Vorder  Hor- 
ben ist  katholisch.  Hinter  Horben  reformiert  (Kirchge- 
meinde Uesslingen).  Acker-  und  Weinbau,  Obstbaum- 
schulen  und  Handel  mit  jungen  Obstbäumen,  Viehzucht 

HORBERN  oder  HORBODEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Nieder  Simmenthai,  Gem.  Diemtigen).  870-1900  m.  Unter- 
abteilung der  Gemeinde  Diemtigen ;  umfasst  21  am  rech- 
ten Ufer  des  Kirelbaches  und  am  W.-Hang  der  Niesen- 
kette zerstreut  gelegene  Häuser,  ferner  das  ^t  besuchte 
Rotbad,  die  Ruhismühle  und  schöne  Alpweiden.  1,5  km 
ssö.  Diemtigen  und  3,5  km  s.  der  Station  Oei-Diemfcigen 
der  Simmenthalbahn.  150  reform.  Ew.  Ackerbau,  Alp- 
wirtschaft. 

HORBERWEIER  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Bischofszell). 
563  m.  Grosser  Weier,  im  Gottshaus ;  nördlichster  der 
am  linken  Ufer  der  Sitter  gelegenen  5  Weier ;  2,7  km  ö. 
Bischofszell.  500  m  lang,  150  m  breit  und  6  m  tief.  Ziem- 
lich fischreich,  besonders  an  Hechten.  Liefert  verschie- 
denen industriellen  Betrieben,  besonders  in  Hauptwil, 
ihre  Triebkraft  (Mühlen,  Sägen,  Fabriken). 

HORBI8  (HINTER  und  VORDER)  (Kt.  Obwalden. 
Gem.  Engelbert).  1123-1070  m.  7  zerstreut  gelegene  Häu- 
ser, im  Horbisthal,  am  Bärenbach  und  am  S.-Pusa  der 
Rigidalstöcke;  2,5  km  nö.  der  Station  Engelberg  der  elek- 
trischen Bahn  Stansstaad-Stans-Engelberg.  41  kathol.  Ew. 
Kapelle.  Alp  Wirtschaft. 

HORBI8THAL  (Kt.  Obwalden).  1700-1000  m.  Kleines 
rechtsseitiges  Nebenthal  zum  Engel bergerthal,  auf  das  es 
bei  Engelberg  selbst  ausmündet.  Vom  Bärenbach  darch- 
flossen.  Heisst  im  obern  Abschnitt  Griessenthal.  %Jb  km 
lanff.  Wird  durch  einen  prachtvollen  Felsenzirkus  abj^e- 
schTossen,  über  dessen  Wände  Kaskaden  rauschen.  Zählt 
nur  die  Hütten  von  Hinter  und  Vorder  Horbis   mit  Ka- 


Horbistbal  mit  den  Rigidalstöcken. 

pelle.   Beliebtes  Austtugsziel   der   Kurgäste  von    Engel- 
berg. 
HORBODEN  (Kl.    Bern,   Amtobez.    Unter   Siminec- 


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593 


thal,  Gem.  Dietntigen).  Gemeindeabteil ang.  S.  den  Art. 
Horbern. 

HORBURQ  (Kt.  Basel  Stadt).  260  m.  Nördlichstes 
Quartier  von  Klein  Basel.  1243  Häuser,  23 110  Ew.,  wovon 
13588  Reformierte  und  9321  Katholiken.  Der  Name  Hor- 
burg  findet  sich  auch  noch  an  andern  Orten,  z.  B.  in 
Colmar,  und  leitet  sich  aus  der  Wurzel  hör,  horb  = 
Sumpf  her.  In  Horburg  stand  schon  im  18.  Jahrhundert 
eine  Anzahl  von  Häusern.  Nachdem  der  Bau  des  Badi- 
schen Bahnhofes  1855  die  Schleifung  eines  Teiles  der 
Basler  Befestigungsanlagen  veranlasst  hatte,  entstanden 
hier  draussen  neue  Strassenzüge.  Die  Zeit  der  stärksten 
Bautätigkeit  im  Horburgquartier  waren  aber  die  Jahre 
1880-1890,  die  der  Erstellung  der  Johanniterbrucke  (1882) 
unmittelbar  vorangingen  und  folgten.  Heute  ist  Horburg 
das  am  dichtesten  bewohnte  Stadtviertel.  Hier  stehen 
die  reformierte  Matthäuskirche  (1895  erbaut)  und  die  ka- 
tholische St.  Josephskirche  (1902  erbaut).  2  Schulhäuser, 
2  öfTentliche  Plätze,  Friedhof  von  Klein  Basel  mit  Krema- 
torium. Das  von  der  Gesellschaft  zur  Beförderung  des 
Guten  und  Gemeinnützigen  (oder  Gemeinnutzigen  Gesell- 
schaft) am  Bläsiringweg  erstellte  Hläsistift  dient  den  um- 
wohnenden Arbeitern  und 
enthält  Mietzimmer  für 
alleinstehende  Arbeiter,  Le- 
sesäle, Vortragssaal,  Volks- 
bibliothek, eine  Krippe,  Bä- 
der, Näh-  und  Flickschulen 
für  Mädchen.  Eine  Zicho- 
rienfabrik, eine  grosse 
Möhlo,  2  prosse  Fabriken 
für  chemische  Produkte. 
Postbureau,  Telegraph.  In 
der  Nähe  der  Park  Langen 
Erlen  mit  dem  zoologi- 
schen Garten,  ein  beliebter 
Spazierweg  der  Basler. 

HORCHENTHAL  (Kt. 
St.  Gallen,  Bez.  Rorschach, 
Gem.  Mörswil).  500  m. 
Weiler,  in  fruchtbarer 
Landschaft  mitten  in  Wie- 
sen und  Obstbaumgärten  ; 
1,7  km  ö.  der  Station  Mörs- 
wil der  Linie  St.  Gallen- 
Rorschach.  11  Häuser,  86 
kathol.  Ew.  Acker-  und 
Obstbau;  Viehzucht.  Stik- 
kerei. 

HORENQUQQER  (Kt. 
Bern,  Amtsbez.  Ober  Sim- 
menthal).  Bewaldeter  Gip- 
fel. S.  den  Art.  Spitzhorn. 

HORQEN.  Bezirk  des 
Kantons  Zürich.  Der  Be- 
zirk Hor^^en  nimmt  den 
Raum  |z wischen  der  Albis- 
ketle  und  dem  linken  Ufer 
des  Zürichsees  ein  und  er- 
streckt sich  nach  S.  bis 
zum  Hohen  Ronen  (1230 
m).  Er  grenzt  im  0.  in 
seiner  ganzen  Länge  an  den 
Zürichsee,  im  S.  an  die 
Kantone  Schwyz  und  Zuff, 
im  W.  an  den  Bezirk  Affol- 
tern  und  im  N.  an  den 
Bezirk  Zürich.  Er  hat  ei- 
nen Flächeninhalt  von 
10259  ha  und  umfasst  12 
Gemeinden,  nämlich  Adlis- 
wil,  Hirzel,  Horgen,  Hüt- 
ten, Kilchberg,  Langnau, 
Oberrieden ,  Richterswil , 
Hüschlikon.  Schönenberff, 
Thalwil  u.  Wädenswil,  wel- 
che sämtlich  auch  Kirchge- 
meinden sind.  Bezirkshauptort  ist  Horgen.  4662  Häuser, 
9250  Haushaltungen  und  39576  Ew.,  wovon  32010  Refor- 
mierte u.  7195  Katholiken ;  37968  Ew.  deutscher,  269  fran- 


zösischer, 1231  italienischer  und  24  romanischer  Ziitiee. 
Auf  1  km*  wohnen  385  Ew.,  eine  Zahl,  die  nur  vom  Be- 
zirk Zürich  übertroffen  wird.  1888  zählte  man  30 850 Ew.; 
dies  ergibt  also  eine  Zunahme  von  26,1  %  in  12  Jahren. 
Es  ist  dies  fast  genau  das  gleiche  Wachstum,  wie  es  die 
Bevölkerung  des  ganzen  Kantons  Zürich  zeigt  (27,8%). 
Die  Bodenform  ist  eine  sehr  einfache :  vom  Zürichsee 
steigt  der  Boden  zu  einem  Höhenzuge  an,  der  parallel  mit 
dem  See  verläuft  und  nach  seinem  höchsten  Punkte,  dem 
Zimmerbers^  (773  m),  häufig  Zimmerbergkette  genannt 
wird.  Westi.  davon  fliesst  in  tief  eingeschnittenem  Thal 
als  wilder  Waldstrom  die  Sihl,  welche  auf  dem  grössten 
Teil  ihres  Laufes  auch  parallel  zum  See  geht.  Westl.  da- 
von erhebt  sich  dann  der  steile  und  auffallend  scharfe 
Grat  des  Albis,  im  Bürglenstutz  bis  918  m  ansteigend. 
Wie  im  grössten  Teil  des  Kantons  bilden  auch  hier  die 
Ablagerungen  der  Miocänzeit,  nämlich  weiche,  tonige 
Sandsteine  oder  Molasse,  Merkel  und  Nagelfluh  die 
Grundlage  der  Gegend.  Die  Schichten  liegen  im  n.  Teil 
wagrecht ;  etwa  s.  von  Wädenswil  fangen  sie  an,  gegen  die 
Alpen  hin  schärfer  anzusteigen ;  s.  von  Hätten  stehen  sie 
senkrecht,  und  am  Hohen  Ronen  fallen  sie  schon  nach 


1:150000 

f  3  ^ 


M'*aitr9/^Ci' 


Uiitititjf^  M3. 


Bezirk  Horgen. 


S.  geffen  die  Alpen  hin.  Ueber  die  miocänen  Schichten 
hin  sind  dann  unregelmässig  die  glazialen  Ablagerungen 
der  Eiszeiten  verstreut.  Auf  dem  Kamm  des  Albis  flnaen 

OEOOR.  LEX.  82  —  11—38 


594 


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HÖR 


sich  Schotter  und  Moränen,  die  zum  Teil  der  ersten,  zum 
Teil  der  zweiten,  d.  h.  der  grössten  Verglescherung  ange- 
hören. Die  Zimmerbergkette  dagegen  ist  mit  den  zusam- 
menhängenden Seiten  moränen  des  Linthgletschers  aus 
der  3.  Eiszeit  gekrönt.  Auf  der  breiten  Hochfläche  zwi- 
schen Wädenswil  und  Hiitten  liegen  diese  MoränenwäUe 
in  vielfacher  Wiederholung  hintereinander  über  die  ganze 
Fläche  zerstreut;  weiter  nördl.,  bei  Horgen- Oberrieden, 
scharen  sie  sich  und  bilden  einen  grossen  Hauptkamm. 
Die  flachern  Teile  gegen  den  See  sind  unregel massig  mit 
Gletscherschutt  überstreut,  verdanken  aber  gerade  diesem 
ihre  Fruchtbarkeit.  Landwirtschaftlich  wird  der  Boden  in 
folgender  Weise  benutzt : 

Weinreben  378  ha. 

Aecker  401    » 

Wiesen  6202    » 

Riet  369    » 

Wald  2565    » 

Unproduktiv  284    » 

Zusammen  10259  ha. 
Es  zeigt  sich  also  ein  ziemlich  bedeutender  Weinbau 
(3,7  %  der  Fläche),  welcher  die  Arbeit  des  Winzers  weni- 
ger durch  eine  ffute  Qualität,  als  durch  bedeutende  Quan- 
tität lohnt.  Der  Wiesenbau  dominiert  gewaltig  gegenüber 
den  andern  Benutzungsarten  des  Bodens.  Dem  entspricht 
auch  die  sehr  bedeutende  Viehzucht,  welche  folgende 
Zahlen  aufweist: 

1886  1896  1901 

Rindvieh  0961  7962  8160 

Pferde  555  766  781 

Schweine  1486  1819  1992 

Schafe  66  52  53 

Ziegen  395  325  340 

Bienenstöcke    1288  1635  1894 

Aber  die  Landwirtschaft  wäre  trotz  ihres  sehr  intensiven 
Betriebes  nicht  im  Stande,  die  Bewohner  des  Bezirkes  zu 
ernähren.  Horgen  ist  einer  der  industriellsten  Bezirke 
des  Kantons.  Fast  jede  Gemeinde  hat  Anteil  an  der  indu- 
striellen Tätigkeit,  vor  allem  aus  Horsen  und  Thalwil, 
aber  auch  Wädenswil,  Richterswil  una  die  Gemeinden 
des  Sihlthals  (Langnau  und  Adliswil).  Die  Industrie  ist 
äusserst  vielseitig:  Baumwollspinnerei  und  -weberei, 
Seidenweberei  und  -farberei,  Bau-  und  Möbelschreinerei, 
mechanische  Werkstätten,  Bierbrauereien  etc.  In  Käpf- 
nach  Kohlenbergwerk  und  Zementfabrik.  Dieser  regen 
Tätigkeit  entsprechen  die  Verkehrsweffe :  längs  des  Sees 
führt  die  Linie  Zürich-Ziegelbrücke-Cnur,  welcher  ein 
Hauptteil  des  Verkehrs  mit  dem  Arlberg  zufällt.  In  Thal- 
wil zweifft  davon  ab  die  Linie  Zürich- 
Zug-Gotthard,  die  die  Zimmerbergkette 
in  einem  1,5  km  langen  Tunnel  durch- 
bricht, bei  der  Station  Sihlbrugg  ins 
Sihlthal  eintritt  und  dann  sofort  im  3,2 
km  lancen  Albistunnel  den  Albis  unter- 
fährt. Von  Wädenswil  fuhrt  eine  Zweig- 
bahn nach  Einsiedeln  und  Goldau,  und 
durch  das  Sihlthal  endlich  fahrt  als 
Sekundärbahn  die  Sihlthalbahn  bis 
zum  Anschluss  an  die  Linie  Thalwil- 
Zug.  Hauptstrassen  sind  die  linksufrige 
Zürichseestrasse,  die  Sihlthalstrasse 
und  die  Querverbindungen  Horgen- 
Sihlbrugg-Zug  und  Wädenswil-Einsie- 
deln.  Der  Bezirk  hat  femer  noch  eine 
Reihe  von  Dampfschiffstationen. 

HORQEN   (Kt.    Zürich,  Bez.    Hor- 

Sen).  410  m.  Gem.  u.  Pfarr- 
orf, Bezirkshauptort:  am 
||ES||||{|  linken  Ufer  des  Zürichsees 
llin^ill  "^^  ^^  ^^^  ^^^^  Glarus 
iillhk!^^lil  ^^'^^"^i^  ^^^  ins  Rhein- 
JlBillllfflMI  ^^^^  andererseits  führen- 
^''llillllpV^  den  linksufrigen  Zürichsee- 
strasse. Strassen  nach  Sihl- 
brugg  und  Hirzel.  Am  See  Station  der 
linksufrigen  Zürichseebahn  ( Zürich - 
Wädenswil-Glarus,  bezw.-Ghur) ,  im  Oberdorf  Station  der 
Linie  Zürich-Thal wil-Zug.  Dampfschiffstation.  Postbureau, 
Telegraph,  Telephon ;  Postwagen  nach  Hirzel  und  Sihl- 


brugg.  Die  Gemeinde  umfasst  eine  grosse  Anzahl  von  Dör- 
fern, Weilern  und  einzelnen  Höfen,  wie  Am,  Bätnur, 
Kurhaus  Bocken,  Bmnnwiesli,  Ebnet,  Herdener,  Hirs- 
acker, Hühnerbühl,  Käpfnach,  Kalkofen,  Kazeren,  Kotten- 
rain.  Riedwies,  Rohr,  Seehaus,  Sihlwald,  Späz,  Stocker, 
Tannenbach  und  den  Horgenerberg  (mit  ßruppacher, 
Klausen,  Mauren moos.  Moorschwand,  Oberhof,  Wühreo- 
bach  und  einem  Teil  von  Widenbach).  Zusammen  858 
Häuser,  6883  Ew.,  wovon  5645  Reformierte  und  1132  Ka- 
tholiken ;  Dorf  Horgen :  3t0  Häuser,  2957  Ew.  Je  eine 
reformierte  und  katholische  Kirche.  Grosser  Weinbau 
(60  ha),  Wiesenbau  und  Viehzucht.  Starke  industrielle 
Tätigkeit.  Man  zählt  in  der  Gemeinde  24  Fabrik  betriebe, 
worunter  3  Seidenwebereien,  eine  Seidenfarberei,  eine 
Bleicherei  und  eine  Appretur,  Bau-  und  Möbelschreine- 
reien, mechanische  Werkstätten  etc.  Auf  Gemeindefiebiet 
findet  sich  auch  das  Schieferkohlenbergwerk  Käpfnach. 
Die  abgebaute  Kohle  wird  heute  nicht  mehr  verkauft, 
sondern  ausschliesslich  zum  Betrieb  der  mit  dem  Werk 
verbundenen  Zementfabrik  verwendet.  Seit  1862  besteht 
ein  aus  Privatmitteln  erbautes  Gemeindekrankenhaus  mit 
25  Krankenbetten.  Im  Thalacker  Gräber  aus  der  La  Tene 
Zeit ;  am  See  Alemannenfräber.  952 :  Horga ;  1247  :  Hor- 
gin.  Horgen  war  ein  wichtiger  Besitz  der  Aebtissin  zum 
Fraumünster  in  Zürich,  dessen  Gerichtshoheit  den  Grafen 
von  Lenzburg  und  Herzoffen  von  Zähringen  zustand.  1218 
ging  die  Kastvogtei  an  nie  Freiherren  von  Eschenbach 
auf  Schnabelburg,  dann  an  Rudolf  von  Aarburg,  an  Hans 
von  Hallwil  und  endlich  1406  an  die  Stadt  Zürich  über. 
Die  Meier  von  Horgen,  Beamte  der  Aebtissin,  gehörten 
dem  Ritterstande  nicht  an,  und  eine  Burgslelle  ist  in  Hor- 

fen  nicht  nachweisbar.  Im  alten  Zürichkrieg  ward  Horgen 
443  von  den  Eidgenossen  in  Asche  gelegt  und  nach  der 
Schlacht  von  Kappel  1531  von  den  Katholiscnen  geplündert 
Horgen  beteilig[te  sich  auch  am  Stäfenerhandel  von  1794 
und  1795,  sowie  am  Bockenkrieg  von  1804.  Der  Führer 
dieser  eben  genannten  Bewegung  war  der  Schuhmacher 
Jakob  Willi  von  Horden,  ein  ehemaliger  Söldner  in  finem- 
den  Diensten,  der  emen  seltenen  Mut  zeigte,  nach  der 
Unterdrückung  des  Aufstandes  aber  mit  andern  Beteilig- 
ten enthauptet  wurde.  Zugleich  le^  man  der  Gemeinde 
ein  starkes  Bussgeld  auf.  Vergl.  Strickler,  Joh.  Geschichte 
der  Gemeinde  Horgen,  Horgen  1882. 

Vom  22.-24.  September  1875  versanken  bei  der  Bahn- 
station Horgen  ein  grosses  Stück  Seemauer,  ein  Teil  des 
Bahn||[ebietes  mit  3  Geleisen,  ein  kleines  Nebengebäude 
und  em  Teil  der  Kopframpe  oeim  Güterschuppen  im  See. 
Später  mussten  dann  auch  noch  das  Stationsgebäude 
und  der  Güterschuppen  abgetragen   werden.  Die  grösste 


Horgen  mit  der  Halbinsel  Au. 

Ausdehnung  der  Rutschung  stieg  auf  204  m  in  der  Läofe 
und  blieb  in  der  Breite  von  48  m  ;  die  ganze  Fläche  des 
versunkenen  Terrains  umfosste  6560  m*.  Die  Ursache  der 


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Versenkungen  und  Rutschungen  war  eine  schlammige 
Schuttmasse  (Seekreide),  die  den  felsigen  Hang  vom  flachen 
Boden  des  Sees  bis  ans  Ufer  hinauf  bedeckte  und  sich  in 
der  Tiefe  von  wenigstens  15-20  m  noch  zwischen  den  fes- 
tem Boden  unter  der  Bahn  und  den  unter)  lebenden ,  ter- 
rassenförmig abfallenden  Molassefels  in  relativ  zu  steiler 
Böschung  erstreckte.  Durch  die  Mehrbelastung  des  Abhan- 
ges mit  den  Bahnbauten  ward  dann  dieser  Schlamm  aus- 
gequetscht, so  dass  alles  darüber  liegende  in  die  Tiefe  ver- 
sank. (Vergl.  darüber  Bericht  und  Expertengutachten 
über  die  .  .  .  i875  in  Borgen  vorgekommenen  Rutschun- 
gen, Zürich  1876). 

HORGENBACH  (Kt.  Thureau,  Bez.  und  Gem.  Frauen- 
feld). 385  m.  Teil  der  Gemeinde  Frauenfeld  und  Weiler, 
nahe  dem  linken  Ufer  der  Thur,  an  der  Strasse  Frauen- 
feld-Scha£rhau8en  und  4,5  km  nw.  vom  Bahnhof  Frauen- 
feld. Postwagen  Frauenfeld  -  Ober  Neunforn.  Gemeinde- 
abteilung, mit  Horgenbach,  Erzenholz  und  Osterhalden  : 
49  Häuser,  262  reform.  Ew. ;  Weiler:  15  Häuser,  81  Ew. 
Acker-  und  Wiesenbau. 

HORGENBERQ  (Kt.  Glarus,  Bez.  Mitlödi).  500  m. 
Zwei  Häuser,  am  linken  Ufer  der  Linth,  an  der  Strasse 
Glarus-Mitlödi  und  1,2  km  n.  der  Station  Mitlödi  der  Li- 
nie Zurich-Glarus-Linthal.  7  reform.  Ew.  Gastwirtschaft. 
Horgenberg  muss  im  Mittelalter  grössere  Bedeutung  ge- 
habt haben,  da  es  in  einem  Habsburger  Steuerrodel  von 
1902  als  Tag  wen  (Bürgergemeinde)  erscheint. 

HORGENBERQ  (Kt.  Schwyz,  Bez.  und  Gem.  Ein- 
siedeln). 930  m.  Zahlreiche  Höfe^  auf  einer  n.  Verzwei- 
gung des  Freiherrenberges  zwischen 
Sihl-  und  Alpthal  zerstreut  gelegen,  1 
km  n.  Einsiedeln.  26  Häuser,  172  ka- 
thol.  Ew.  Torfgruben.  Wiesen-,  Kartof- 
fel- und  Gemüsebau,  Viehzucht.  Die 
den  Horgenberg  durchziehende  Etzel- 
strasse  war  im  12.  Jahrhundert  der 
einzige  Verkehrsweg  zwischen  dem  Zu- 
richsee  und  Einsiedeln.  Im  August  1799 
Kampf  zwischen  Oesterreichem  und 
Franzosen,  von  denen  jene  trotz  tatkräf- 
tiger Unterstützung  von  Seiten  der  Ein- 
siedler sich  hinter  die  Linth  zurückzie- 
hen mussten.  Wie  Einsiedeln  selbst 
litt  auch  der  Horgenberg  furchtbar  un- 
ter den  Grausamkeiten  und  Forderun- 
gen der  Franzosen.  An  der  alten  Etzel- 
strasse  ein  Standbild  der  Jungfrau  Ma- 
ria mit  dem  Jesuskinde. 

HORQERBERQ  (Kt.  Zürich,  Bez. 
und  Gem.  Horgen).  509-67^  m.  Abtei- 
lang der  Gemeinde    Horgen  (Schulge- 
meinde), auf  der  Höhe  des  Bergrückens 
links   über   dem    Zürichsee    und   am 
rechtsseitigen  Gehänge  des  Sihlthales. 
Umfasst  die  Weiler  und  Häusergruppen  Bruppacher,  Klau- 
sen, Maurenmoos,  Moorschwand,  üDerhof,  Sihlwald,  Wi- 
denbach  und  Wührenbach.   Zusammen  106  Häuser,  647 
reform.  Ew. 

HORIWIL  oder  HORfelWIL  (Kt.  Solothurn,  Amtei 
Kriegstetten).  466  m.  Gem.  und  Dorf,  im  Thal  der  Oesch 
und  1,7  km  so.  der  Station  Subigen  der  Linie  Lyss-Solo- 
thum-Herzogenbuchsee.  Postablage,  Telephon.  Gemeinde, 
mitWil:  36  Häuser,  299  Ew.  (wovon  53  Beformierte); 
Dorf:  27  Häuser,  202  Ew.  Kirchgemeinde  Kriegstetten. 
Landwirtschaft.  Viele  der  Bewohner  arbeiten  in  den  Fa- 
riken  von  Gerlaiingen. 

HORLACHEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  und  Gem.  Tab- 
lat).  660  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  an  der  Strasse  nach 
Kronthal,  dem  Endpunkt  der  elektrischen  Strassenbahn 
in  St.  Fiden ;  300  m  nö.  der  Station  St.  Fiden  der  Linie 
St  Gallen-Rorschach.  94  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirch- 
gemeinden St.  Gallen.  Der  Name  gebildet  aus  hör  und 
lacha,  welche  Worte  beide  =  Sum^f,  Moor  bedeuten. 
Der  Name  ist  also  ein  Pleonasmus,  wie  z.  B.  auch  Stal- 
denrain,  Aawasser  etc. 

HORLAUBENEN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
quart, Kreis  und  Gem.  Davos).  1565-1655  m.  12  Häuser, 
zwischen  Davos  Dorf  und  Davos  Platz  zerstreut  gelegen ; 
zu  beiden  Seiten  des  Schiabaches  und  am  SO.-Fuss  des 
Schiahoms.    Telegraph,   Telephon;    Postwagen    Davos- 


Flüelapass-Süs.  237  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchee- 
meinden  Davos  Platz  und  Davos  Dorf.  Anglikanische  Ka- 
pelle. Alpwirtschaft.  Fremdenindustrie.  Zahlreiche  Gast- 
höfe. Die  Bevölkerungszahl  von  Horlaubenen  steift  mit 
den  Kurgästen  zuweilen  bis  auf  1200  und  sogar  15(X)  Ew. 
an. 

HÖRN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Laufenburg).  680  m.  Bewal- 
dete Anhöhe  im  Jura,  an  der  Grenze  ffegen  Basel  Land 
und  zwischen  Wittnau  und  Rotenflun.  In  672  m  eine 
Burgruine. 

HÖRN  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Interlaken).  2446  m.  Fels- 
sporn, NO. -Ende  des  Büttlassen;  zwingt  den  Seflnenbach 
etwas  oberhalb  der  Hütten  auf  Boganggenalp  (Weg  Gim- 
melwald-Sefinenfurgge)  zu  einem  Bogen. 

HÖRN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Laupen,  Gem.  Mühleberg). 
568  ro.  Gruppe  von  4  Häusern,  auf  einer  Terrasse  über 
der  Mündung  der  Saane  in  die  Aare;  1,5km  n.  Mühleberg 
und  4  km  nnö.  der  Station  Gümmenen  der  direkten 
Linie  Bem-Neuenbur^.  23  reform.  Ew.  Schöne  Aussicht 
auf  das  Seeland,  sowie  den  Murten-  u.  Neuenburgersee. 

HÖRN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner).  2501  m.  We- 
nig bedeutender  Gipfel,  in  dem  rechts  über  dem  Peiler- 
thal zum  Teischerhom  und  Bärenhorn  aufisteigenden 
Kamm. 

HÖRN  (Kt.  Nidwaiden).  1301  m.  Gipfel,  im  Stock  des 
Buochserhoms ;  bildet  mit  dem  Hömli  (1190  m)  das  N.- 
Ende der  auf  Flysch  schwimmenden  Jura-  und  Triasklippe 
des  Buochserhoms.  Nördl.  vor  dem  Brisen. 

HÖRN  (Kt.  Thurgau,  Bez.'Arbon).  402|m.  i(}em.  und 


Hörn  (Kt.  Thnrgaut  von  Norden. 

Dorf,  am  linken  Ufer  des  Bodensees,  zwischen  Arbon  und 
Ror8chach,3km  nw.  Rorschach.  Bildet  eine  thurgauische 
Enklave  im  Kanton  St.  Gallen.  Grosses  und  wohlhaben- 
des Dorf.  Station  der  Linie  Rorschach-Romanshorn  und 
der  Dampfboote.  Zollamt.  Postbureau,  Telegraph,  Tele- 
phon. Gemeinde,  mit  Bleiche,  Gerstermühle,  Seehof  und 
Ziegelhof:  91  Häuser,  700  Ew.,  wovon  460  Reformierte 
und  240  Katholiken;  Dorf:  86  Häuser,  649  Ew.  Kirchge- 
meinde Arbon.  Kapelle.  Futterbau,  Viehzucht  und  Milch- 
wirtschaft. Eine  Bleicherei  mit  52  Arbeitern,  eine  Ziege- 
lei.  Obstbaumschulen  und  Gartenbau.  Eine  Fabrik  für 
Rohrgeflechte.  Eine  Zementfabrik,  grosse  Mühle.  See- 
bäder. Fischfang.  Sand^ben.  Das  Dorf  erscheint  vom 
See  aus  gesehen  wie  mitten  in  einem  grossen  Park  ste- 
hend. Beliebte  Sommerfrische  mit  Gasthöfen.  Zwei  Schul- 
häuser. Gesang-  und  Turnvereine.  Schön  gelegenes 
Schloss,  bevorzu^r  Sommeraufenthalt  der  18w  gestor- 
benen (xräßn  Marie  von  Hessen-Philippthal.  Hörn  wurde 
1449  von  den  Herren  von  Rorschach  an  das  Kloster  St. 
Gallen  verkauft  und  von  diesem  1463  gegen  Steinach  an 
den  Bischof  von  Konstanz  ausgetauscht.  Dieser  vereinigte 
den  Ort  mit  der  Vogtei  Arbon. 

HÖRN  (Kt.  Uri).  1658  m.  Gipfel,  in  dem  vom  Uri- 
rotstock  ausgehenden  und  zwischen  (jrrossthal  im  W.  und 
Kleinthal  im  0.  sich  vorschiebenden  Kreidekamm ;  Vor- 
berg des  Kulm  (1889  m),  s.  über  Isenthal. 


596 


HOn 


HÖR 


HÖRN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horchen,  Gem.  Richterswil). 
410  m.  Teil  des  Dorfes  Richterswil;  besteht  hauptsächlich 
aus  Fabriken,  die  auf  einer  in  den  Zürichsee  sich  vor- 
schiebenden kleinen  Halbinsel  stehen.  500  ra  nw.  der 
Station  Richterswil  der  Linie  Zörich-Wädenswil-Ziegel- 
brücke.  32  Häuser,  339  reforra.  Ew. 

HÖRN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem.  Küsnacht).  410 
m.  Delta  des  Küsnachterbaches  im  Zürichsee.  Prachtvolle 
Baumgruppe,  die  von  vielen  Punkten  am  Zürichsee  ge- 
sehen werden  kann. 

HÖRN  (GEFROREN)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober 
Landquart).  2750  m.  Gipfel,  ö.  über  SertigDörfli;  in  der 
vom  Kühalphorn  nach  NW.  auszweigenden  und  das  fer- 
tig- vom  Dischmathal  trennenden  Kette. 

HÖRN  (IM)  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  Zürich,  SUdtkreisII, 
Quartier  Wollishofen).  410  m.  Gruppe  von  8  Häusern, 
am  linken  Ufer  des  Zürichsees  una  1,5  km  so.  der  Sta- 
tion Wollishofen  der  linksufrigen  Zürichseebahn  (Zürich- 
Wädenawil-Ziegelbrücke).  55  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Wollishofen. 

HÖRN  (KLEIN)  (Kt.  Nidwaiden  und  Obwalden). 
1787  m.  Gipfel,  s.  Vorberg  des  Stanserhorns  (1901  m)  und 
s.  über  der  Krinne ;  4-5  Stunden  w.  über  der  Station 
Dallenwil  der  elektrischen  Bahn  Stansstaad-Stans-Engel- 
berg. 

HÖRN  (UNTER)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Heinzen- 
berg).   Gipfel.   S.  den  Art.  Unter- 

HORN. 

HORNBACH  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez.  Trachselwald).  Bach ;  entspringt 
am  N.-Hang  der  Napfgruppe  in  12&) 
m,  durchfliesst  in  nw.  Richtung  den 
Hom bachgraben,  nimmt  zahlreiche 
kleine  Nebenadern  auf  (Wittenbach, 
Kurzeneibach  etc.),  erhält  nach  10,5 
km  langem  Lauf  bei  Wasen  (760  m) 
den  Namen  Grünen  (s.  diesen  Art ) 
und  mündet  von  rechts  in  die 
Emme.  Führt  Goldstaub. 

HORNBACH    (Kt.    und     Bez. 
Zürich).   Bach ;   entsteht  aus    dem 
Elefantenbach     und    Wehrenbach, 
die  vom  W.-Hang  des  Zürichbergs 
herabkommen    und    sich    bei    der 
Burgwies  (Endstation  der  sog.   ro- 
ten Linie  der  elektrischen  Strassen- 
bahn  der  Stadt  Zürich)  in  454  m  mit 
einander  vereinigen.  Mündet  in  409  m  von  rechts  in  den 
Zürichsee,  wo  er  das  Delta  des  Zürichhorna  aufgeschüttet 
hat,  das  den  Abschluss  des  prächtigen  rechtsufrigen  See- 
quais (Utoquai)  bildet. 

HORNBACH  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Trachselwald,  Gem.  Sumiswald).  8d4  und  810  m. 
Zwei  Gruppen  von  zusammen  9  Häusern,  am  Eingang  in 
den  Hornbachgraben  und  am  rechten  Ufer  des  Hom- 
baches;  2,3  km  Ö.  Wasen  und  11  km  nö.  der  Station 
Ramsei  der  Linie  Burgdorf- Langnau.  Telephon.  79  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  Wasen.  Wiesenbau  und  Viehzucht. 


HORNBERQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Saanen).  1800  m. 
Ziemlich  sumpfige  Alpweide,  zwischen  den  Kämmen  der 
Hornfluh  und  des  Horntauben  mit  Saanerslochfluh.  Der 
Untergrund  des  Thalkessels  besteht  aus  schwer  durch- 
lässigem Flysch,  auf  den  die  Kalkschichten  (Trias,  Lias, 
jurassische  Breccien)  der  benachbarten  Gipfel  aufgesetzt 
sind.  Der  zwischen  Hühnerspiel  und  Saanerslochflah  ge- 
legene ö.  Abschnitt  des  Hornbergs  führt  den  Namen  Sei- 
berg. Mehrere  Hütten,  z.  B.  die  im  sog.  Kessel  (1817  m). 

HORNFELLI8TOCK  (Kt.  Uri).  2580  m.  Protogin- 
stock ;  bildet  zusammen  mit  dem  Schyn  (2820  m)  und  an- 
deren unbenannten,  aber  über  3000  m  hohen  Punkten 
das  S.-Ende  der  Gruppe  des  Sustenhoms  (3512  m).  Von 
Firnfeldern  (Brunnenfim)  und  Gletschern  umrahmt.  An 
seinem  O.-Fuss  die  von  den  Schmelzwassem  des  Wallen- 
bühlßrn  und  Brunnenfirn  gespiesene  Voralper  Reuss.  Am 
O.-Hang  im  Voralpthal  die  Alpweide  Homfelli  oder  Hom- 
feli,  die  von  Göschenen  aus  über  die  Kaltbrunnenkehle 
erreicht  werden  kann. 

HORNFLUH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Saanen).  1%1  m. 
Felskamm,  in  derselben  Berggruppe  wie  der  Horntauben, 
3  km  nö.  Gstaad,  von  wo  aus  er  m  2Vt  Stunden  erstiegen 
werden  kann.  Hornfluh  nennt  man  auch  die  ^anze  geo- 
logisch einheitlich  gebaute  Gebirgsgruppe  zwischen  der 
Simme  und  der  Kleinen  Simme,  dem  Turbach,  Reulissen- 
bach  und  dem  Pass  der  Saanenmöser.  Alle  Gipfel  dieser 


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HORNBACHGRABEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trach- 
selwald). Eines  der  zahlreichen  Thälchen  («Graben»)  in 
der  Erosionslandschaft  der  Napfgruppe.  Steigt  vom  Kamm 
Hochenzi-Ramsei  nach  NW.  ab ;  wird  im  SW.  durch  den 
Hinter  und  Vorder  Ami  vom  Kurzeneigrabeu  und  im  NO. 
durch  die  Kette  Scheidegg  (1241  m)  —  Ahorn  (1142  m)  — 
Schilt  (1118  m)  vom  Thal  der  Luthern  getrennt.  Wald 
und  Weiden.  Im  obern  Abschnitt  nur  spärlich  besiedelt ; 
hier  zu  oberst  eine  Alpweide  mit  der  Laushütte  (13%  m). 
Im  untern  Abschnitt  finden  sich  dagegen  zahlreiche  Weiler 
und  Einzelhöfe,  wie  Ried,  Fritzenhaus,  Ober  und  Unter 
Hornbach,  Hünigershaus,  Lugenbach,  Stegmatt  u.  a.  Der 
10  km  lan^e  Hornbachgraben  oiegt  unten  nach  W.  ab  und 
endigt  bei  Wasen  (754  m),  wo  auch  der  Kurzeneigraben 
ausmündet.  Er  verzweigt  sich  nach  rechts  und  links  in 
mehr  als  20  kleine  Seitenarme.  Eine  kleine  Strasse  führt 
bis  zum  romantisch  gelegenen  Heilbad  Ried  hinauf, 
von  wo  aus  ein  Fusswe^  über  die  Fritzenfluh  nach 
Eriswil  und  Huttwil  leitet.  Zwei  Käsereien.  Poli- 
tische Gemeinde  Sumiswald,  Kirchgemeinde  Wa- 
sen. 


Geologisches  Querprofil  durch  die  Gruppe  der  Hornfluh. 

Gl.GlaxUlschutt;Fl.  Flysch;  Cr. Kreide;  Js.  Malm;  Jbr.  Homfluhbreccie  (Malm-Doggorj: 

L.  Lias ;  Td.  Dolomit  und  Rauchwacke  (Trias) ;  Ta.  Gips  (Trias)  ; X  Ueberschiebuogs- 

flttche. 

Gruppe  (Hornfluh,  Hühnerspiel,  Horntauben,  Saaners- 
lochtluh  etcj  bestehen  aus  einer  jurassischen  Kalkbreccie 
(Malm  und  Dogger),  der  sog.  Homfluhbreccie,  die  strati- 
graphisch  der  sog.  Chablaisbreccie  entspricht  und  wie 
diese  oben  über  Lias  und  Trias  folgt,  während  das  Ganze 
auf  einer  Unterlaffe  von  tertiärem  Flysch  schwimmt.  Die 
Gruppe  der  Homfluhbreccie  gehört  somit  einer  großen 
UeberschiebungsschoUe  an. 

HORNQRABEN  (Kt.  Solothurn,  Bez.  Balsthal).  lOOO- 
500  m.  Tobel,  am  N.-Hang  der  Weissensteinkette,  zieht 
vom  Rüttelhorn  nach  N.  gegen  Matzendorf.  Im  Homgra- 
ben  die  Wallfahrtskapelle  St.  Antonius,  die  ans  der  Um- 
gebung viel  besucht  wird. 

HORNHALDEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Zürich, 
Bez.  Horgen,  Gem.  Kilchberg).  470  und  445  m.  Zwei  Grap- 

fien  von  zusammen  11  Häusern,  wenig  hoch  über  dem 
inken  Ufer  des  Zürichsees  gelegen ;  1,2  km  nnw.  der  Sta- 
tion Bendlikon  der  linksurrigen  Zürichseebahn  (Züricb- 
W^ädenswil-Ziegelbrücke).  81  reform.  Ew.  Wiesen-  und 
Weinbau. 

HORN8PITZ  oder  KURZE  QiENG  (Kt.  Graubün- 
den, Bez.  Unter  Landquart).  2540  m.  Felskamm,  auf  der 
Grenze  zwischen  Oesterreich  und  der  Schweiz,  n.  vom 
Tschingel  und  w.  von  der  Scesaplana.  Westi.  und  n.  über 
der  Kleinen  und  Grossen  Furka. 

HORNTAUBEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Saanen  und 
Ober  Simmenthai).  1995  m.  Begraster  Kamm,  in  der 
Hornfluhgruppe,  zwischen  dem  Turbachthal  und  dem 
Thal  der  Kleinen  Simme:  w.  über  dem  (auf  der  Siegfried- 
karte nicht  benannten)  Wengenpass  (1^^  m).  Kann  roB 
Turbach  aus  in  2  Stunden  bestiegen  werden.  Schöne 
Aussicht.  Nach  NW.  ist  dem  Horntauben  die  Saaner»- 
lochfluh  (1962  m)  vorgelagert. 


noR 


HOS 


597 


HORNU88EN  (Kt.  Aarffau.Bez.  Laufenbarg).  387  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  im  Fnckthal  und  an  der  Strasse 
Bragg-Basel.  Station  der  Linie  Züricb- 
Ürugg-Basel.  Postablage,  Telephon.  104 
Bäuser,  590  kathol.  Ew.  AcW-  und 
Weinbau,  Viehzucht.  Der  Ort  zuerst 
Hornesheim  geheissen.  Bei  der  Toten- 
kapelle alte  Gräber. 

HORRENBACH  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez.  Thun,  Gem.  Schmidseg^).  990  m. 
35  Häuser,  am  N.-Hang  des  Sigriswiler- 
grates,  über  dem  linken  Ufer  der  Zulg 
und  am  Horrenbach  zerstreut  gelegen. 
11  km  ö.  der  Station  Stefßsburg  der 
elektrischen  Bahn  Burgdorf-Thun  und 
IVt  Stunden  so.  Schwarzenegg.  201  re- 
form. Ew.  Kirchgemeinde  Schwarzen- 
e^,  Wiesenbau  und  Viehzucht. 

HORRENBACH  (HINTER  und 
VORDER)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun). 
Zwei  Bäche;  entspringen  am  N.-Han||[ 
des  Sigriswilergrates,  durchfliessen  zwei 
kleine  Waldtobel  und  vereinigen  sich 
nach  je  4  km  langem  Lauf  n.  der  Häu- 
ser von  Horrenbach  zum  Horrenbach, 
der  kurz  nachher  von  links  in  die  Zulg 
mündet. 

HORRENBACH-BUCHEN  (Kt. 
Bern,  Amtsbez.  Thun).  Teil  der  Ge- 
meinde ScuMiDSEGG.  S.  diesen  Art. 

HORRENEQQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Thun).  1510  m.  Anhöhe,  am  N.-Hang   . 
des  Sigriswilergrates,  zwischen  Vorder 
und   Hinter   Horrenbach    und  10  km 
ö.  Thun.    Kleine  Alpweiden  und  einige  Hätten. 

HORRETEQQ  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Interlaken).  1810 
m.  Einer  der  Gipfel  im  Grac[genkamm,  am  NO.-Ende  des 
Härder;  föllt  gegen  den  Brienzersee  steil  ab  (besonders 
im  obern  Abschnitt),  während  der  Hang  gegen  das  Hab- 
kernthal sanfter  geböscht  ist. 

HORRIWIL  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Kriegstetten). 
Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  Horiwil. 

HORW  (Kt.  und  Amt  Luzem).  453  m.  Gem.  und  Pfarr- 
dorf, am  Unken  Ufer  der  Alpnacherbucht  des  Vierwald- 
stattersees,  an  der  Strasse  Luzern-Brünig  und  3,5  km  s. 
Luzem.  Station  der  Brünigbahn  (Luzem-Brienz).  Post- 
bureau, Telegraph,  Telephon.  Die  (jemeinde  umfasst  die 
ganze  Halbinsel  des  Birregghubels  mit  Ennethorw,  Sagen, 
Kirchfeld,  Rank,  Winkel,  Kastanien  bäum,   Langensand 


Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Grosse  Ziegelei,  Gerberei. 
Steinbruch.  Ausbeute  von   Torf  und  der  vom  einstigen 


Horw  gegen  das  StaDserhorn. 

und  Schützenmatt.  Zusammen  215  Häuser,  1747  Ew.  (wo- 
von 84  Reformierte);  Dorf:  43  Häuser,  354  Ew.  Kirche 
stammt  aus  1812.  Gewerbeschule.  Obst-  und  Gemüsebau, 


Hospentbal  von  Osten. 

Reussgletscher  abgelagerten  erratischen  Blöcke.  Fremden- 
induBtrie.  Sehr  schöne  Aussicht  auf  die  Alpen  und  den 
See.  Heimat  des  Bischofs  von  Basel  Leonhard  Haas.  1261: 
Horwe,  Horwa,  Horow  =  sumpfige  Gegend.  Vergl.  Rein7 
hard,  R.  Geschichte  von  Horw,  Luzem  1883. 

H08ENRUQQ  oder  H08ENRUCK  (Kt.  Thurgau, 
Bez.  Münchwilen,  Gem.  Wuppenau).  713  m.  Gemeindeab- 
teilung und  Dorf,  am  S.-Hang  des  Nollen;  1,3  km  so. 
Wuppenau  und  7  km  nö.  der  Station  Wil  der  Linie  Zu- 
rich-Winterthur-St.  Gallen.  Posteblage,  Telegraph,  Tele- 
phon. 42  Häuser,  167  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinden Schönholzerswilen  und  Wuppenau.  Landwirt- 
schaft. Käserei.  Stickerei,  Strickerei,  Färberei.  Der  Nol- 
len, auch  der  Thurgauer  Rigi  genannt,  wird  oft  besucht 
und  bietet  eine  sehr  schöne  Aussicht  auf  die  Alpen,  den 
Bodensee  und  die  umliegende  Gegend. 
Hosenrugff  war  ein  Gliea  des  dem  Abt 
von  St.  Gallen  ergebenen  Schnecken- 
bundes. 

H08PENTHAL  (Kt.  Uri).  Kirche 
in  1484  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  im 
Urserenthal,  an  der  Vereinigung  von 
Furka  Reuss  und  Gotthard  Reuss  und 
an  der  Verzweigung  der  Strassen  über 
den  Gotthard  und  die  Furka ;  3  km  sw. 
Andermatt  und  8  km  sw.  der  Station 
Göschenen  der  Gotthardbahn.  Postbu- 
reau, Telegraph,  Telephon ;  im  Som- 
mer Postwagen  über  die  Furka  (Gö- 
schenen-Brig),  im  Winter  nach  (Gö- 
schenen. Drei  steinerne  Brücken  über 
die  Reuss.  62  Häuser,  290  kathol.  Ew. 
Alpwirtschaft.  Käserei  (Ursener  Fettr 
käse).  Seidenweberei  als  Hausindustrie. 
Fremdenindustrie.  Gasthöfe,  Wagen 
und  Fuhrwerke,  Führer.  Hospenthal  ist 
eine  gut  besuchte  Sommerfrische  und 
Exkursionszentrum  für  das  Gotthard- 
massiv  und  seine  Umgebung  (St.  Anna- 
gletscher, Gurschenstock,  Gotthardpass, 
Pizzo  Centrale,  Kastelhorn,  Winterhom, 
Bäzberg,  Spitzliber^,  Furkapass  etc.). 
Gemeinsames  Elektrizitätswerk  mit  An- 
dermatt. Unterhalb  des  St.  Anna^letschers  wird  Gilt- 
oder Ofenstein  gebrochen,  der  sich  zur  Herstellunj^^ 
von  Zimmer-  und   Backöfen  vorzüglich  eignet.  Ein  mit 


598 


HOS 


HOT 


Beihilfe  der  Eidgenossenschaft  1875  angelegter  junger 
Wald  von  Tannen.  Lärchen  und  Arven  tritt  bis  an  aas 
Dorf  hinan.  Kirche  mit  reicher  Stukkatur,  1706-1711 
erbaut;  darüber  auf  isoliertem  Felskopf  ein  uralter  Turm. 
Hospenthal  ist  wohl  die  älteste  Siedelung  im  Urserenthal 
und  hat  seinen  Namen  von  hosjaitium,  einer  Herberge, 
die  vielleicht  schon  zur  Römerzeit  für  oie  Wanderer  auf 
der  Strasse  vom  Wallis  nach  Rätien  hier  errichtet  war. 
1285:  Hospental.  Der  eben  erwähnte  alte  Turm  beherrscht 
das  ganze  Urserenthal  von  der  Furka  bis  zur  Oberalp  und 
diente  wie  die  Türme  zu  Amstäg  und  Göschenen  als  Zoll- 
stätte und  Unterkunftsort  für  die  Reisenden.  Er  ist  der 
letzte  Ueberrest  der  Stammburg  der  Edeln  von  Ospental 
oder  Hospental,  die  zu  Ende  des  13.  Jahrhunderts  in  der 
Geschichte  auftreten  und  von  denen  ein  Zweig  heute  noch 
in  Arth  (Kanton  Schwyz)  blüht.  Die  letzten  Ringmauern 
lieferten  1710  Steine  zum  Bau  des  Glockenturms.  Der 
Burgturm  ist  auf  Veranlassung  der  schweizerischen  Ge- 
sellschaft zur  Erhaltung  historischer  Kunstdenkmäler  1899 
restauriert  worden.  Andere  Zeugen*  vergangener  Zeiten 
sind  die  drei  schmalen  Steinbrücken,  die  sicn  kühn  über 
die  Gotthardreuss,  Furkareuss  und  über  die  Vereinigung 
dieser  beiden  Quellarme  der  Reuss  (Dendlerbrücke)  wöl- 
ben und  mehrere  Jahrhunderte  alt  sind.  Bei  der  1719  er- 
bauten Kaplanei  St.  Karl  vereinigten  sich  die  Gotthard- 
und  Furkastrasse.  Früher  stand  hier  eine  kantonale  Zoll- 
stätte; das  Zoll-  und  Susthaus  ist  jetzt  eidgenössisches 
Zeughaus.  Das  Dorf  ist  am  25.  September  1669  bei  Föhn- 
sturm mit  Ausnahme  eines  einzigen  Hauses  vollständig 
abgebrannt.  Vor  der  Erbauung  der  Gotthardbahn  zählte 
Hospenthal  doppelt  so  viel  Bewohner  als  heute ;  seither 
haben  viele  Personen  den  Ort  verlassen  und  sind  meist 
nach  Amerika  ausgewandert.  Näheres  siehe  in:  Uri; 
Land  und  Leute,  Altorf  1902. 

H08PITALET  oder  £PITALIER  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Entremont).  2100  m.  Zwei  Steinhütten,  rechts  der  Strasse 
über  den  Grossen  St.  Bernhard,  1  Stunde  unter  dem 
Hospiz  und  zwischen  diesem  und  der  Cantine  de  Proz. 
Die  eine  der  Hütten  dient  als  Leichenhalle.  Um  sie  vor 
der  Zudringlichkeit  der  Reisenden  zu  schützen,  wird  ihre 
Türe  jedesmal  nach  Einbrinffen  einer  Leiche  wieder  ver- 
mauert, wie  dies  auch  bei  oer  Leichenhalle  auf  dem  Ho- 
spiz selbst  üblich  ist.  Die  andere  Hütte  dient  als  Schutz- 
haus und  ist  besonders  im  Winter  oft  von  Nutzen.  In 
wilder,  den  winterlichen  Lawinen  stark  ausgesetzter  Ge- 
gend gelegen. 

H08PIZ  AM  ALBULA  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ma- 
loja).  2315  m.  Gastwirtschaft  auf  der  Albulapasshöhe.  S. 
den  Art.  Albulapass. 

H08TATT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Schwarzenburg,  Gem. 
Wahlern}.  816  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  etwas  s.  der 
Strasse  Thun-Schwarzenourg  und  13,4  km  so.  der  Station 
Flamatt  der  Linie  Bern-Freiburg.  66  reform.  Ew.  Acker- 
bau und  Viehzucht.  Etymologie  s.  beim  Art.  Hofstatt. 

H08TETTEN  (Kt.  Nidwaiden,  Gem.  Oberdorf).  Häu- 
sergruppe. S.  den  Art.  Hofstetten. 

H08TRI8  (Kt.  Luzem,  Amt  Willisau,  Gem.  Schötz). 
539  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  rechten  Ufer  der  Rot 
und  auf  der  grossen  das  Riet  begrenzenden  Moräne,  800  m 
so.  Schötz  und  5  km  so.  der  Station  Nebikon  der  Linie 
Luzem-Olten.  58  Ew.  (wovon  10  Reformierte).  Ackerbau 
und  Viehzucht.  Torfgruben.  In  der  Nähe  ein  schöner  Ei- 
chenwald. Kapelle,  an  die  sich  die  Saffe  von  «Schöözer- 
schmids  Anneli»  knüpft.  (Vergl.  darüoer  Alois  Lütolfs 
Sagen,  Bräuche  und  Leaenden  aus  den  5  Orten,  Luzem 
18fe.  —  Historische  Volkslieder  der  Schweiz;  hrsg.  von 
L.  Tobler  als  Bd  V  der  Bibliothek  älterer  Schriftw^ke 
der  deutschen  Schweiz),  Der  Ort  erscheint  1456  urkund- 
lich als  Hochstrass  und  hat  seinen  Namen  nach  einer 
einst  hier  durchgehenden  sog.  Hochstrasse.  Alemannen- 
gräber. 

HOTEL  ALPENKLUB  (Kt.  Uri,  Gem.  Amstäg).  1354 
m.  Gasthof  mit  100  Fremdenbetten,  hinten  im  Maderaner- 
thal,  auf  der  Balmenegg,  einer  Terrasse  am  N.-Hang  des 
Thaies,  und  am  S.-Fuss  der  Kette  Windgällen-Ruchen- 
Scheerhorn.  3Vt  Stunden  ö.  über  der  Station  Amstäg  der 
Gotthardbahn  und  etwa  1  Stunde  (3  km)  unter  dem  Heu- 
tigen Ende  des  Hüfigletschers,  dem  der  Kärstelenbach 
entspringt.  Mit  Amstäg  durch  den  Fuss-  und  Reitweg  des 
Maderanerthales  verbunden.  Der  Gasthof  ist  ein  mit  dem  i 


S.  A.  C.  in  keiner  Beziehung  stehendes,  jprivates  Unter- 
nehmen und  auf  Anregung  des  Alpinisten  ueorg  Hofmann 
aus  Basel  um  1867  von  einer  Basler  Aktiengesellschaft  er- 
baut worden,  der  er  heute  noch  iphört.  1880  durch  Brand- 
stiftung in  Asche  gelegt  und  seither  wieder  vollständig 
neu  erstellt.  4  Gebäude.  Sehr  schöne  Aussicht  ins  Tha^ 
auf  den  Oberalpstock  (3330  m)  und  auf  den  Düssistock 
(3262  m).  Geschätzter  Luftkurort,  angenehme  Sommer- 
frische und  ausgezeichneter  Standort  für  Hochgebiigs- 
touren  (Glaridenpass,  Kammlilücke,  Ruchenkehle,  Scheer- 
hom-Griggelipass,  Brunnipass,  Oberalpstock,  Düssistock, 
Scheerhörner,  Claridenstock,  Kammlistock,  Piz  Gambria- 
lis,  Piz  Catscharauls,  Rüchen,  Windgällen  etc.^.  Viele 
kleinere  Spaziergänge,  so  zur  alten  und  neuen  Hufihütte 
des  S.  A.  C,  zu  dem  10  Minuten  vom  Gasthof  entfernten 
kleinen  ßutzlisee,  zur  Alp  Bernetsmatt,  über  die  von 
Wildbächen  durchfurchten  Gneisplatten  zur  Alp  Gnof,  auf 
die  Golzerenalp  mit  dem  reizenden  Golzerensee,  zur  Gn- 
ferenalp,  zu  aen  Hütten  von  Balmenwald  u.  v.  a.  Eine 
besondere  Zierde  des  Thalabschlusses  bilden  die  vielen 
herrlichen  Wasserfälle  (Bnmnibach,  Siedenbach,  Milch- 
bäche, Schleierbach,  Piattenbach,  Lammerbach,  Stäuber), 
die  vom  Gasthof  aus  mit  Leichtigkeit  in  einer  Stunde  er- 
reicht werden  können.  Näheres  s.  in:  Uri;  Land  und 
Leute.  Altorf  1902. 

HOTEL  D'AIQLE  (QRAND)  (Kt.  Waadt,  Bez.  und 
Gem.  Aigle).  Grosses  Gast-  und  Kurhaus.  S.  den  Art.  Faht 
(Le). 

HOTEL  DE8  8ALINE8  (QRAND)  (Kt.  Waadt, 
Bez.  Aigle,  Gem.  Bex).  462  m.  Grosses  Gast-  und  Kur- 
haus, auf  den  Höhen  Unks  über  dem  Avan^n,  ö.  von  Bex 
und  mit  dem  Bahnhof  Bex  durch  die  elektrische  Strassen- 
bahn  Bex  Gare-Le  B^vieux  verbunden.  Postablage,  Tele- 
graph, Telephon.  Um  Jahr  1865  erbaut.  Bietet  Raum  für 
180  Gäste.  Solbäder  und  Traubenkuren.  Anglikanische 
Kapelle  und  1885  erstellte  katholische  Kapelle.  Der  von 
Fremden  stark  besuchte  Gasthof  steht  am  Fuss  des  Berg- 
hanges von  Javernaz  und  der  Waldungen  von  Les  Monts 
mitten  in  einem  prachtvollen  Park.  In  seinem  Führer 
Bex  et  ses  environs  hat  Eugen  Rambert  die  Lage  des 
Gasthofes  wie  folgt  geschildert:  Le  naturaliste  trouvera 
dans  ce  parc  comme  un  abr^6  de  la  cr^tion,  et  celoi 
qui  ne  demande  aux  Alpes  que  les  ^motions  de  la  poesie, 
ne  se  lassera  pas  de  ce  dessin  pur  et  grand,  qui  fiait  cod- 
courir  ä  la  beaut^  d'une  senle  montagne  (la  Dent  du  Midi) 
toutes  les  ressources  de  Tarchitecture  alpine  et  tous  les 
deg[r^s  d'^ner^e  vitale  dont  T^chelle  se  a^ploie  sur  one 
moiti^  d'h^misph^e.  C'est  nn  monde  couronn^  d'une 
Cime. 

HOTHEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Westiich  Raren).  Gem. 
und  Dorf.  S.  den  Art  Hohtenn. 

HOTTERDINQEN  (Kt.  Thurspu,  Bez  Arbon,  Gem. 
Romanshorn).  418  m.  Gruppe  von  5  Häusern ;  1,7  km  sw. 
vom  Bahnhof  Romanshorn.  36  reform.  Ew.  Wiesen-  und 
Obstbau.  Die  Bewohner  arbeiten  meist  in  den  Fabrikeo 
von  Romanshorn. 

HOTTIQERQA88  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zoflngen,  Gem. 
Oftringen).  500  m.  6  Häuser,  am  S.-Hang  des  Bühnen- 
bergs zerstreut  gelegen  und  2  km  nö.  der  Station  Zofingeo 
der  Linie  Luzern-Olten.  38  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Zofingen. 

HOTTINQEN  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  Zürich,  Sudtkreis 
V).  Quartier  und  ehemalige  Anssengemeinde  der  Stadt 
Zürich,  mit  dieser  am  1.  Januar  1893  vereinigt.  Post- 
bureau, Telegraph,  Telephon.  Hottingen,  Riesbach,  Hirs- 
landen und  Fluntern  bilden  zusammen  den  5.  städtischen 
Verwaltungskreis.  In  der  Eidmattstrasse  hat  n^an  ein  po- 
liertes Serpentinbeil,  im  Zeltweg  römische  Münzen  und 
im  Adlisber^  eine  römische  Wasserleitung  aulj^eckt 
Alemannensiedelung.  046 :  Hottinga ;  12^ :  Hottingin 
(=  bei  den  Nachkommen  des  Hotting).  Grundeigentümer 
zu  Hottingen  waren  vom  10.  bis  13.  Jahrhundert  das  Chor- 
her renstiil  Grossmünster  in  Zürich,  dem  auch  der  Zehn- 
ten gehörte,  femer  das  Augustinerkloster  auf  dem  Zürich- 
berg  und  die  Abtei  Fraumünster  in  Zürich.  Ein  Teil  too 
Hottingen  stand  hinsichtlich  der  Vogtei  noch  im  Anfang 
des  15.  Jahrhunderts  unter  der  Vogtei  des  Stadelhofe, 
der  andere  Teil  fam  Berg)  scheint  auch  nach  der  tat- 
splitterung  von  lzl8  mit  der  städtischen  Reichsvogtei  ver- 
bunden geblieben  zu  sein,  bis  er  1363  durch  Kaiser  Karl 


HOT 


HUB 


599 


IV.  dem  Propste  des  Chorherrenstiftes  verliehen  wurde. 
Mit  der  hohen  Vogtei  war  wahrscheinlich  auch  die  nie- 
dere Vogtei  verbunden.  1400  kam  dann  Hottingen  als  Teil 
der  sog.  Vier  Wachten  (Hottingen,  Fluntem,  Oberstrass 
und  Unterstrass)  an  die  Stadt  Zürich.  Die  von  1149  bis 
1356  als  ritterliches  Ratsgeschlecht  Zürichs  vorkommen- 
den Herren  von  Hottingen  hatten  schon  vor  1256  als  Lehen 
der  Grafen  von  Kiburg  den  zwischen  Grossmunster  und 
der  Wasserkirche  stehenden  Hottingerturm  inne.  Auf  der 
über  dem  innern  Zeltw^  gelegenen  Hegnauers  Matte 
wurde  ara  6.  April  1489  der  Bürgermeister  Hans  Wald- 
mann hingerichtet.  Am  4.  April  1834  wurden  Hirslanden, 
Hottin|^n  und  Riesbach  zur  Kirchgemeinde  Neumünster 
vereinigt.  Nach  Einweihung  der  auf  dem  Zelglihüffel  in 
Riesbaä)  neu  erbauten  Kirche  (11.  August  1^)  brach 
man  die  alte  Kapelle  beim  Kreuz  ab  und  errichtete  an 
deren  Stelle  auf  dem  Kreuzplatz  1872  einen  grossen  lau- 
fenden Brunnen  und  später  auch  eine  öffentliche  Anlage. 
Eine  zweite  Pfarrkirche  wird  gegenwärtig  (1908)  am  aus- 
sichtsreichen Berghang  über  dem  Römerhof  gebaut.  Vergl. 
Nüscheler,  Am.  Ein  histor,  Gang  durch  die  Nachbar- 
gemeinden  der  Stadt  Zürich  in  Salomon  Vögelin*s  Werk 
Da$  alte  Zürich.  2.  AuH.  Zürich  1890;  mit  Karte.  S.  auch 
den  Art.  Zürich  (Stadt). 

HOTTWIL  (Kt.  Aargau.  Bez.  Bruffff).  418  m.  Gem. 
und  Dorf,  zwischen  dem  Laubber^;  und  Wessenberg  und 
5  km  so.  der  Station  Etzgen  der  Linie  Koblenz-Stein-Basel. 
Poetablage.  36  Häuser.  210  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Mandach.  Acker-  und  Weinbau,  Viehzucht.  Gut  erhaltene 
Fossilien. 

HOTTWILBRHORN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Uufenburg). 
657  m.  Abgerundete  Anhöhe,  dem  Geissbeiv  nach  N.  vor- 
gelagert ;  2  km  s.  Hottwil  und  2,5  km  nö.  Möhnthal. 

HOTZB  DENKMAL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster, 
Gem.  Schännis).  440  m.  Denkstein,  1  km  ssö.  der  Station 
Sehännis  der  Linie  Rapperswil- Wesen.  Errichtet  zu  Ehren 
des  österreichischen  Feldmarschalls  Friedrich  v.  Hotze, 
eines  gebomen  Zürchers  aus  Richters wil,  der  hier  in 
einem  Gefecht  gegen  die  Franzosen  am  25.  September 
1799  gefallen  ist. 

HOUILLB  (POINTE  DB  LA)oderTftTB  RONDK 
(Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  3013  m.  Gipfel,  in  der  Gruppe 
der  Diablerets ;  über  den  Alpweiden  von  Anzeindaz  und 
dem  Thal  des  Avan^n  d' Anzeindaz  einerseits  und  dem 
Grenz  de  Ghamp  und  dem  Thal  der  Ormonts  anderer- 
seits. Wird  meist  von  Ormonts  Dessus  (Vers  TEglise  oder 
Le  Plan  des  Hes)  über  die  Schulter  des  Culant  in  7  Stun- 
den bestiegen,  doch  steht  die  Aussicht  derjenigen  vom 
höchsten  Punkt  der  Diablerets  oder  auch  vom  Culant  in 
vielen  Beziehungen  nach. 

HUB,  HÜBEN,  HUOB,  HU  OB  BN.  Ortsnamen  der 
deutschen  Schweiz ;  im  O.  und  im  Kanton  Luzem  häufig 
vertreten,  während  er  in  der  Urschweiz  und  in  den  Kan- 
tonen Freiburg  und  Wallis  ganz  fehlt.  Tritt  also  nur  im 
welligen  Mittelland  auf  und  fehlt  in  den  Alpen.  Eine  Hub 
oder  Hufe  bezeichnet  ein  Grundstück,  das  40-48  Jucharten 
misst.  Vergl.  Schweizer.  Idiotikon^  Bd  II.  Daneben  kann 
der  Name  Hub  oder  Hueb  auch  von  einem  an  oder  auf 
einer  Anhöhe  gelegenen  Grundstück  auf  den  Berv  selbst 
übergetragen  worden  sein.  Im  Dialekt  Huob  und  Huoben. 

HUB  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorderland,  Gem. 
Wolfhalden).  726  m.  14  zerstreut  gelegene  Häuser,  4  km 
nö.  der  Station  Heiden  der  Bergbahn  Rorschach-Heiden 
und  2,1  km  ö.  Wolfhalden.  109  reform.  Ew.  Viehzucht. 

HUB  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Burffdorf,  Gem.  Krauchthal). 
600  m.  Gemeindeabteilung  und  Weiler,  am  N.-Fuss  des 
Bantiger  und  an  der  Strasse  Krauchtnal-Bern ;  2,3  km 
sw.  Krauchthal  und  4,8  km  so.  der  Station  Schönbühlder 
Linie  Olten-Bern.  Zusammen  32  Häuser,  278  reform.  Ew.; 
Weiler:  16  Häuser,  131  Ew. 

HUB  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald,  Gem.  Hutt- 
wil).  630  m.  Dorf,  zwischen  der  Langeten  und  Rot,  1  km 
w.  der  Station  Huttwil  der  Linie  Langenthal-Wolhusen. 
51  Häuser,  525  reform.  Ew.  Landwirtscnaft. 

HUB  (Kt.  Luzem,  Amt  Sursee,  Gem.  Ruswil).  740  m. 
Gruppe  von  2  Häusern  ;  1,6  km  w.  Hellbühl  und  6,7  km 
sw.  der  Station  Rotenburg  der  Linie  Luzem-Olten.  27 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Hellbühl.  Ackerbau  und  Vieh- 
zucht. 

HUB  (Kt.  Luzem,  Amt  Willisau,  Gem.  Richenthal). 


540-580  m.  Dorf:  1,8  km  sw.  Richenthal  und  4,5  km  nw. 
der  Station  Nebikon  der  Linie  Luzem-Olten.  Telephon. 
17  Häuser,  112  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau.  Kalt- 
wasserheilanstalt nach  Kneipp*s  System  mit  Raum  für  100 
Kurgäste. 

HUB  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  und  Gem.  Gossau).  719  m. 
Weiler,  an  der  Grenze  gegen  den  Kanton  Appenzell,  an 
der  Strasse  Goesau-Herisau  und  2,1  km  ssö.  der  Station 
Gossau  der  Linie  Zürich-Winterthur-St.  Gallen.  14  Häu- 
ser, 67  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei. 

HUB  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Rheinthal,  Gem.  Alt- 
stätten). 471  m.  Weiler,  im  Thälchen  des  Dürrenbaches 
und  3,5  km  nw.  der  Station  Oberriet  der  Linie  Rorschach- 
Sargans.  14  Häuser,  63  kathol.  und  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinden Kobelwald  und  Eichberg.  Ackerbau  und  Vieh- 
zucht. Torfgruben.  Stickerei. 

HUB  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Rheinthal,  Gem.  Mar- 
bach).  535  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  700  m  nw.  Marbach 
und  2,5  km  wnw.  aer  Station  Rebstein-Marbach  der  Linie 
Rorschach-Sargans.  27  kathol.  und  reform.  Ew.  Viehzucht. 
Stickerei. 

HUB  oder  ZWINQBN8TBINHUB  (Kt.  St.  Gallen, 
Bez.  Rorschach,  Gem.  Berff).  590  m.  Grappe  von  9  Häu- 
sern, auf  einer  Anhöhe,  2  km  w.  Berff  und  3,5  km  nw. 
der  Station  Mörswil  der  Linie  St.  Gallen-Rorschach.  47 
kathol.  Ew.  Obstbau  und  Viehzucht.  Käserei.  Stickerei. 
Im  14.  Jahrhundert  Eigentum  der  Herren  von  Zwingen- 
stein, deren  Burg  bei  Bemeck  im  Rheinthal  stand.  1335 
kaufte  sich  auch  der  Spital  von  St.  Gallen  hier  Land 
an. 

HUB  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Rorschach.  Gem.  Mörswil). 
533  m.  Vveiler,  in  fruchtbarem  Hügellana,  500  m  ö.  der 
Station  Mörswil  der  Linie  St.  Gallen-Rorschach.  13  Häu- 
ser, 85  kathol.  Ew.  Obstbau  und  Viehzucht.  Stickerei. 
Schöne  Aussicht  auf  den  Bodensee. 

HUB  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  und  Gem.  Rorschach).  Quar- 
tier von  Rorschach.  S.  diesen  Art.* 

HUB  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Tablat,  Gem.  Muolen).  519  m. 
Weiler;  1,5  km  w.  Muolen  und  4,5  km  so.  der  Station 
Amriswil  der  Linie  Zürich-Winterthur-Romanshom.  12 
Häuser,  50  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Hagen  wil.  Acker- 
und  Obstbau,  Viehzucht.  Stickerei. 

HUB  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Togffenburg,  Gem. 
Henau).  540  m.  Weiler,  2  km  so.  Henau  una  200  m  nö.  der 
Station  Uzwil  der  Linie  Zürich-Winterthur-St.  Gallen.  18 
Häuser,  142  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden 
Henau.  Eine  Stickerei.  Weberei. 

HUB  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Toggenburg.  Gem. 
Mogeisberg).  830  m.  Gruppe  von  6  Häusern;  1,7  km  nö. 
Mogeisberg  und  9  km  sw.  der  Station  Flawil  der  Linie 
Zünch-Winterthur-St.  Gallen.  6  Häuser,  34  reform,  und 
kathol.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei  und  Weberei. 

HUB  (Kt.  Thurgau,  Bez.*  Arbon,  Gem.  Romanshorn). 
425  m.  Westl.  Abschnitt  des  Dorfes  Romanshorn,  1  km 
w.  vom  Bahnhof  und  an  der  Kreuzung  der  Strassen  Am- 
riswil-Romanshorn  und  St.  Gallen-Neukirch-Konstanz. 
Telephon.  17  Häuser,  102  reform,  und  kathol.  Ew. 

HUB  (Kt.  Thurgau,  Bez.  und  Gem.  Frauenfeld).  531 
m.  Gruppe  von  5  Häusern :  3,3  km  onö.  vom  Bannhof 
Frauenfeld.  22  reform,  und  kathol.  Ew.  Wiesenbau. 

HUB  und  UNTER  HUB  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Münch- 
wilen.  Gem.  Simach).  580  m.  Kleines  Dorf,  in  einem 
zwiscnen  drei  Anhöhen  eingesenkten  Thälchen,  2  km  so. 
der  Station  Simach  der  Linie  Zürich-Winterthur-St.  Gal- 
len. 28  Häuser,  130  kathol.  und  reform.  Ew.  Wiesenbau. 
Stickerei. 

HUB  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Steckborn,  Gem.  Salenstein). 
545  m.  Gruppe  von  7  Häusem;  1,4  km  so.  Salenstein 
und  2,4  km  sw.  der  Station  Ermatingen  der  Linie  Kon- 
stanz-Etzwilen-SchafiThausen.  37  kathol.  und  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Ermatingen.  Wiesenbau.  Wald. 

HUB  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Weinfelden,  Gem.  Amlikon). 
565  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  an  der  Strasse  Thundorf- 
Strohwilen-Amlikon;  2,5  km  sw.  Amlikon  und  4,5  km 
sW.  der  Station  Märstetten  der  Linie  Zürich-Wintertbur- 
Romanshorn.  38  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Leutmerken. 
Acker-  und  Wiesenbau. 

HUB  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Wald).  780  m. 
Weiler,  am  rechtsseitigen  Hang  des  Thaies  der  Jona,  2 
km  nw.  Wald  und  2,5  km  sw.  der  Station  Gibswil  der 


600 


HÜB 


HUB 


Tössthalbahn  (Winterthur-Wald).  Telephon.  13  Häuser, 
129  reform.  Ew.  Baumwollenindastrie. 

HUB  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen,  Gem.  Oberrieden).  470 
m.  Gruppe  von  8  Häusern,  über  dem  linken  Ufer  des  Zü- 
richsees,  900  m  sw.  der  Station  Oberrieden  der  linksufri- 
gen  Zurichseebahn  (Zörich-Wädenswil-Ziegelbrücke).  76 
reform.  Ew.  Wiesen-  und  Weinbau. 

HUB  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem.  Hombrechtikon). 
519  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  2  km  n.  der  Station  Hom- 
brechtikon der  Linie  Uerikon-Bauma  und  1,9  km  so. 
Grüningen.  21  reform.  Ew. 

HUB  (iCUSSERE  und  INNERE)  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez.  Burgdorf,  Gem.  Hasli).  730  m.  Zwei  Gruppen  von 
zusammen  11  Häusern,  auf  den  Höhen  zwiscnen  dem 
Thalgraben  und  dem  Thälchen  des  Goldbaches,  2  km  s. 
der  Station  Goldbach  der  Linie  Burgdorf-Langnau.  73 
reform.  Ew. 

HUB  (HINTER,  MITTLER  und  UNTER)  (Kt 
Zürich,  Bez.  Wintcrthur,  Gem.  Neftenbach).  550-530  m. 
12  Häuser,  am  rechtsseitigen  Hang  des  Tössthales,  2  km 
w.  Neftenbach  und  2,3  km  n.  der  Station  Pfungen  der 
Linie  Winterthur^Bülach.  62  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

HUB  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Appenzell  A.  R., 
Bez.  Hinterland,  Gem.  Herisau).  805-755  m.  40  Häuser, 
in  einer  kleinen  linksseitigen  Verzweigung  des  Thaies 
der  Glatt  zerstreut  gelegen;  1,5  km  Wsw.  der  Station  He- 
risau der  Appenzellerbahn  (Winkeln-Herisau-Appenzell). 
329  reform.  £w.  Acker-  und  Wiesenbau,  Viehzucht.  Ein 
Teil  der  Bewohner  arbeitet  in  den  Bleichereien  und  Ap- 
preturen von  Herisau.  Stickerei  und  Weberei  als  Haus- 
mdustrien. 

HUB  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  St.  Gallen,  Hez. 
Gossau,  Gem.  Waldkirch).  677  und  644  m.  Zwei  Grup- 
pen von  zusammen  5  Häusern,  800  m  s.  Bernhardzeil  und 
7  km  OSO.  der  Station  Hauptwil  der  Linie  Gossau-Sul- 
gen.  27  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Bernhardzell.  Obst- 
bau und  Viehzucht.  Stickerei. 

HUB  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
und  Gem.  Tablat).  819  m.  Zwei  uruppen  von  zusammen 
7  Häusern,  2  km  so.  der  Station  St.  Mden  der  Linie  St. 
Gallen-Rorschach.  47  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  St.  Ei- 
den. Viehzucht. 

HUB  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Wil,  Gem.  Nieder  Helfentswil).  570  und  551  m.  Zwei 
Gruppen  von  zusammen  15  Häusern,  auf  einem  Höhenzug 
über  dem  linken  Ufer  der  Thur,  4  km  sw.  Nieder  Hel- 
fentswil und  5  km  n.  der  Station  Uzwil  der  Linie  Zürich- 
Winterthui^St.  Gallen.  60  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Lenggen^il.  Obstbau 
und  Viehzucht,  Stickerei. 

HUB  (OBER  und  UNTER)  (Kt. 
und  Bez.  Zürich,  Gem.  Zollikon).  646 
und  611  m.  Zwei  Gruppen  von  zusam-  ^ 
men  17  Häusern,  1  km  von  einander 
entfernt;  am  NO.-Hang  des  Ottlisberffs 
und  3  bezw.  4  km  onö.  der  Station  Zoi- 
likon  der  rechtsufrigen  Zürichseebahn 
(Zürich-Meilen-Bapper8¥dl).  130  reform. 
Ew.  Landwirtschah. 

HUB  (UNTER)  (Kt.  Thurgau,  Bez. 
Münchwilen,  Gem.  Sirnach).  Weiler. 
S.  den  Art.  Hub. 

HUBBiCCHLI  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez.  Trachselwald).  Bach;  entspringt 
mit  mehreren  Quellarmen  auf  den  Hö- 
hen von  Dürrenroth  in  850  m  und  mün- 
det nach  3,5  km  langem  Lauf  in  der 
Richtung  nach  NO.  etwas  w.  Dürrenroth 
in  675  m  von  rechts  in  den  Rothbach. 

HUBBERQ     (Kt.   Bern,    Amtsbez. 
Trachselwald,   Gem.   Dürrenroth).   752 
m.   Gruppe  von  4  Häusern,  3  km  w. 
Dürrenroth  und  8  km  sw.  der  Station 
Huttwil  der   Linie  Langenthal-Wolhu- 
sen.  31  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 
.  HUBEL,     HUBLEN,     HOBEL, 
HOBELI.  Ortsnamen;  in  den  Kanto- 
nen Bern,  Aargau,  Solothurn  und  Luzem  häufig  anzutref- 
fen, anderswo  seltener  und  in  der  O.-Schweiz  ganz  un- 
bekannt. Hubel  (von  heben)  =  Hügel. 


HUBEL  (Kt.  Aargau,  Bez.  Bremgarten,  Gem.  DotU- 
kon).  447  m.  Weiler,  nahe  dem  rechten  Ufer  der  Bünz, 
300  m  n.  Dottikon  und  1,5  km  n.  der  Station  Dottikon 
der  Linie  Aarau-Lenzburg-Rotkreuz.  14  Häuser,  92  ka- 
thol. Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Strohindustrie. 

HUBEL  (Kt.  Aargau,  Bez.  Kulm,  Gem.  Schöftland). 
490  m.  Dorf,  im  Thal  des  Ruederchen,  500  m  s.  der  Sta- 
tion Schöftland  der  elektrischen  Strassenbahn  Aarao- 
Schöftland.  24  Häuser,  130  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

HUBEL  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofingen,  Gem.  Reitnau). 
563  m.  Weiler,  an  der  Grenze  gegen  den  Kanton  Luzem, 
500  m  sw.  Reitnau  und  7,5  km  nö.  der  Station  Reiden 
der  Linie  Luzem-Olten.  17  Häuser,  123  reform.  Ew.  Ak- 
kerbau  und  Viehzucht. 

HUBEL  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem.  Kirchlindach). 
570  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  linken  Ufer  des 
Krebsbachs;  1,5  km  so.  Kirchlindach  und  2,6  km  sw. 
der  Station  Zollikofen  der  Linie  Bem-Biel.  28  reform. 
Ew.  Landwirtschaft. 

HUBEL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun,  Gem.  Thier- 
achern).  630  m.  Weiler,  700  m  nw.  Thierachem  und  2 
km  s.  der  Station  Uetendorf  der  Gürbethalbahn  (Bem- 
Wattenwil-Thun).  12  Häuser,  50  reform.  Ew.  Landwirt- 
Schaft. 

HUBEL  (Kt.  Freiburg,  Bez.  See,  (^em.  Bärfischen). 
665  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  an  der  Strasse  Freiburg- 
Murten,  3  km  sw.  Bärfischen  (Barber^che)  und  500  m  w. 
der  Station  Pensier  der  Linie  Freiburg-Murten.  49  ka- 
thol. Ew.  französischer  Zunge.  Acker-,  Wiesen-  und 
Obstbau,  Viehzucht. 

HUBEL  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Baisthal,  Gem.  Nenen- 
dorf).  465  m.  Dorf,  800  m  s.  Neuendorf  und  2,5  km  so. 
der  Station  Buchsiten  der  Linie  Olten-Solothum-Biel.  21 
Häuser,  119  kathol.  Ew.  Futter-  und  Ackerbau. 

HUBEL  (AUF  DEM)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense, 
Gem.  Bösingen).  550  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am 
rechten  Ufer  der  Saane,  300  m  w.  Bösingen  and  6  km 
nw.  der  Station  Schmitten  der  Linie  Bem-Freiburg.  30 
kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  Wiesen-  und  AckertKin, 
Viehzucht. 

HUBEL  (HINTER)  und  VORDER  HUBEL  oder 
KLAU8ENHUBEL  (Kt  Aargau,  Bez.  Zofingen,  Gem. 
Uerkheim).  520  m.  15  Häuser,  am  W.  Hang  des  Geis»- 
bergs  una  über  dem  rechten  Ufer  der  Uerke  zerstreut 
gelegen,  1  km  s.  Uerkheim  und  5  km  so.  der  Station  Sa- 
fenwil  der  Linie  Aarau-Suhr-Zofingen .  156  reform.  Ew. 
Ackerbau  und  Viehzucht.  Ehemaliges  Herrenhaus. 


Gipfel  des  Hubelborns,  vom  Hubelgletscher  aas. 

HUBEL  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Aargau.  Bez. 
Zoßngen,  Gem.  Kölliken).  475-432  m.  48  Häuser,  am 
linksseitigen  Hang  des  Thaies  der  Uerke  zerstreut  geJe- 


HUB 


IIÜF 


601 


fzeUj  700  in  w.  der  Station  Kölliken  der  Linie  Aarau- 
Suhr-Zoßngen.  459  reform.  Ew.  Ackerbau  und  Vieh- 
zucht. 

HUBELQA88  (Kt.  Äargau,  Bez.  Kulm,  Gem.  Menzi- 
ken).  545  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  500  m  nw.  Menzi- 
ken  und  500  m  s.  der  Station  Beinach  der  Zweiglinie 
Beinwil-Reinach  der  Seethalbabn.  12  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Reinach. 

HUBELGLET8CHBR  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober 
Hasle).  3200-2400  m.  Gletscher,  2  km  lang  und  im  Mittel 
1,3  km  breit;  bildet  einen  der  s.  Nebenarme  des  grossen 
Gauligletschers  und  wird  umrahmt  vom  Gletschergrind 
(2914  m),  Hühnerstock  (3348  m).  Hubelhorn  (3256  m) 
and  den  Felsen  des  Hubel.  Am  Weg  von  der  Gaulihütte 
zur  Hubellücke. 

HUBELGLBT8CHER  (Kt.  Wallis.  Bez.  Visp). 
4000-2700  m.  Gletscher,  am  NW.-Hang  des  Rimpfisch- 
horns ;  verschmilzt  im  obern  Abschnitt  mit  dem  Melli- 
chengletscher  und  sendet  seine  Schmelzwasser  zum  Mal- 
lichenbach,  der  das  Thälchen  der  Täschalp  durchfliesst. 
3  km  lang  und  im  Maximum  1,5  km  breit. 

HUBELHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle). 
3256  m.  Gipfel,  in  der  Gruppe  der  Hinteren  Trifthörner 
und  in  der  Kette,  die  den  Ünteraar-  und  Lauteraarglet- 
scher einerseits  vom  Gauligletscher  andererseits  trennt. 
Kann  von  der  Gaulihütte  im  Urbachthal  in  6  Stunden 
oder  vom  Pavillon  DoUfbs  in  3  Stunden  bestiegen  wer- 
den. Zum  erstenmal  1893  besucht. 

HUBELLOCKE  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle). 
Etwa  3100  m.  Passübergang,  im  Kamm  der  Hinteren 
Triflhörner  zwischen  dem  Hubelhorn  (3256  m)  und  dem 
Punkt  3219  m,  der  dem  Hühnerstock  (3348  m)  im  W. 
vorgelagert  ist.  Verbindet  die  Gaulihütte  über  den  Hubel- 
gletscher  und  Hinter  Triftgletscher  in  7  Vt  Stunden  mit 
dem  Pavillon  DoUfus. 

HÜBEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald,  Gem. 
Dürrenroth).  738  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am  linken 
Ufer  des  Hubbächli ;  1 ,8  km  sw.  Dürrenroth  und  7  km 
sw.  der  Station  Huttwil  der  Linie  Langenthal-Wolhusen. 
49  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

HÜBEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Grosswan- 
gen). Weiler.  S.  den  Art.  Huoben. 

HÜBEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  und  Gem.  Frauenfeld). 
490  m.  Abteilung  der  Gemeinde  Frauenfeld  und  Weiler, 
am  rechten  Ufer  der  Murg  und  an  der  Strasse  Frauen- 
feld-Wil ;  1,5  km  so.  Frauenfeld  und  1  km  n.  der  Sta- 
tion Murkart  der  Strassenbahn  Frauenfeld- Wil.  Post- 
ablage, Telephon;  Postwagen  Frauenfeld-Lustdorf.  Zu- 
sammen mit  Bühl,  Murkart  und  Neuhausen :  85  Häuser, 
572  reform,  und  kathol.  Ew.;  Weiler:  17  Häuser,  123 
Ew.  Acker-,  W^ein-,  Wiesen-  und  Obstbau.  Ein  Teil  der 
Bewohner  arbeitet  in  den  Geschäften  von  Frauenfeld. 
Denkmal  aus  Granit  für  den  General  Johann  Weber,  der 
als  Befehlshaber  der  helvetischen  Legion  in  dem  am  25. 
Mai  1799  von  den  Franzosen  den  Oesterreichem  bei  Hü- 
ben gelieferten  Gefecht  gefallen  ist. 

HÜBEN  oder  HAUBEN,  <OBER  und  UNTER) 
(Kt.  Bern,  Amtsbez.  KonolHngen,  Gem.  Ober  Diessbach). 
770-655  m.  4  Höfe,  am  ziemlich  steilen  rechtsseitigen  Ge- 
hänge des  Kiesenbaches  zerstreut  gelegen;  1,3  km  w.  der 
Station  Ober  Diessbach  der  elektrischen  Vollbahn  Burg- 
dorf-Thun.  27  reforra.  Ew.  Wiesenbau.  Bis  1887  der  Ge- 
meinde Münsingen  zugeteilt. 

HUBER8DORF  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Lebern).  480 
m.  Gem.  und  Dorf,  an  der  Siggern  nahe  der  Grenze  ge- 

§en  den  Kanton  Bern;  6,5  km  nw.  der  Station  Wangen 
er  Linie  Olten-Solothurn-Biel.  Postablage,  Telephon. 
Gemeinde,  mit  Scheidwegen:  28  Häuser.  223  Ew.  (wo- 
von 63  Reformierte);  Dorf:  19  Häuser,  157  Ew.  Kirchge- 
meinde Flumenthal.  Ackerbau,  Viehzucht  und  Milchwirt- 
schaft Eine  Uhrensteinschleiferei.  Einige  der  männli- 
chen Bewohner  arbeiten  in  der  Holzstofffabrik  von 
Attisholzbad.  Fund  von  einigen  römischen  Münzen ;  bei 
der  Mühle  alte  Germanengräber. 

HUBHOF  (Kt.  Zürich,  Bez.  Dielsdorf,  Gem.  Bachs). 
433  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  Fisibach ;  2,2  km  nw. 
Bachs  und  8,5  km  nw.  der  Station  Dielsdorf  der  Linie 
Zürich-Oberglatt-Niederweningen.  34  reform.  Ew.  Land- 
wirtschaft. 
HUBLEZEN  (Kt.  Zug).  458  m.  Begraster  kleiner  Hü- 


gel, zwischen  Frauen thal  und  Knonau  und  4,5  km  nnw. 
Cham.  Reizende  Aussicht. 

HUBWIES  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Wald). 
627  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  an  einem  kleinen  Weier, 
2  km  so.  dfer  Station  Wald  der  Tössthalbahn  (Winter- 
thur-Wald).  112  reform.  Ew.  Baumwollenindustrie. 

HUEB  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  Schwyz).  600  m.  Gruppe 
von  6  Häusern,  am  linken  Ufer  des  Siechenbaches  und 
1,4  km  nö.  der  Station  Schwyz  der  Gotthardbahn.  30  ka- 
thol. Ew.  Obstbau.  Kapelle. 

HOBELI.  Deminutiv  von  Hubel,  also  =  kleiner  Hü- 
gel. Kommt  als  Bezeichnung  für  Bauernhöfe  im  Kanton 
Luzern  22  mal  und  im  Kanton  Bern  60  mal  vor,  fehlt  da- 
gegen in  der  0. -Schweiz  und  im  Kanton  Zürich  und 
ist  in  den  übrigen  Kantonen  recht  selten  anzutreffen. 

HOBELI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Konolfingen,  Gem.  Bo- 
wil).  718  m.  Weiler,  1  km  ö.  Bowil  und  2.6  km  sw.  der 
Station  Signau  der  Linie  Bern-Luzem.  10  Häuser,  75 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Gross  Höchstelten.  Land- 
wirtschaft. 

HOBELI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau,  Gem.  Langnau). 
665  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  rechten  Ufer  der  Hüs 
und  an  der  Strasse  Bur^dorf- Langnau  ;  1 ,3  km  nw.  der 
Station  Langnau  der  Linie  Bern-Luzem.  58  reform.  Ew. 
Landwirtschaft. 

HOBELI  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau,  Gem.  Hergiswilj. 
740  m.  Gruppe  von  2  Häusern,  am  linken  Ufer  der  Enzi- 
wigger;  2,d  km  s.  Hergiswil  und  7,7  km  sw.  der  Station 
Willisau  der  Linie  Langenthal-Wolhusen.  Postablage. 
15  kathol.  Ew.  Schulhaus  für  den  s.  Abschnitt  der  Ge- 
meinde Hergiswil. 

HOBELI  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau,  Gem.  Scholz). 
530-^3  m.  3  Häuser,  s.  Schötz  und  2,5  km  s.  der  Station 
Nebikon  der  Linie  Luzem-Olten.  30  kathol.  Ew.  Hier 
holten  sich  bei  Anlass  des  eidgenössischen  Truppenzu- 
sammenzuges  von  1902  durch  Genuas  von  unreinem  Was- 
ser 116  Wehrmänner  den  Typhus. 

HOBELI  <AUF  dem)  (Kt.  und  Amtsbez.  Itern, 
Gem.  Bolligen).  802  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  500  m  ö. 
Bolligen  und  3,8  km  nö.  der  Station  Ostermundigen  der 
Linie  Bern-Thun.  64  reform.  Ew.  Landwirtschaft.  Ehema- 
liges Herrenhaus. 

HOBLI  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Wald).  785  m. 
Gruppe  von  6  Häusern,  am  SW.-Hang  des  Tössstocks; 
2,4  Km  nö.  der  Station  Wald  der  Tössthalbahn  (Winter- 
thur-Wald).  Telegraph,  Telephon.  29  reform.  Ew.  Land- 
wirtschaft. 

H0B8CHHORN  oder  SCHOENHORN  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Brig).  3196  m.  Felspvramide,  sw.  Vorberg  des  Monte 
Leone,  auf  dem  wasserscheidenden  Kamm  zwischen  den 
Gebieten  der  Rhone  und  des  Po.  Sehr  schöne  und  von 
den  Kennern  geschätzte  Aussicht.  Besteigung  vom  Sim- 
plonhospiz  aus  in  3  Stunden  oder  vom  Dorf  Simpeln  aus 
in  4  Vf  stunden.  Bildet  wie  der  Monte  Leone  eine  schie- 
frige  (^neismasse  und  wird  am  NW.-  und  W.-Fuss  längs 
dem  Simplonpass  vom  Kaltwassergletscher  bis  zum  7. 
Schutzhaus  von  Kalkschiefern  umrahmt. 

HOFIGLETSCHER  und  HOFIFIRN  (Kt.  Uri). 
Gletscher  und  Firnfeld,  hinten  über  dem  Maderanerthal. 
Der  Hüfißrn  beginnt  am  Fels-  und  Eisgrat  zwischen  Cla- 
ridenstock  (3270  m),  Claridenhom,  Clandenpass  (2969  m), 
Hüfipass  oder  Planura  (2940  m)  und  Piz  Catscharauls  (3062 
m),  d.  h.  an  der  Grenze  zwischen  den  Kantonen  Uri, 
Glarus  und  Graubünden,  und  hängt  oben  mit  dem  Cla- 
ridenflrn  zusammen.  Aus  dem  weiten  Eisrevier  von  Hüß- 
und  Claridenfirn  steigt  der  Hüfigletscher  zwischen 
Scheerhom  und  Düssistock  nach  W.  und  SW.  in  tiefein- 
geschnittener  Schlucht  ab.  Das  Thal  des  Hüfigletschers 
schneidet  die  grosse  liegende  Falte  der  Windgällen  gegen 
NO.  schief  durch  und  schliesst  damit  unserem  Au^e  auf 
einen  Blick  diese  ganze  grossartige  Lagerungsstörung 
auf.  Unten  am  Gletscher  treten  die  Nummulilenkalke  her- 
vor, die  als  Mulde  spitz  umbiegen  und  parallel  umhüllt 
sind  von  den  Schichten  des  Malm  und  Dogger.  Ein  Stück 
dieser  Muldenumbieerung  lie^  noch  s.  vom  Gletscher  am 
Hüiiälpli.  Auf  diese  Muldenbiegung  folgen  nach  oben  der 
Mittel  Schenkel  und  endlich  die  Gewölbeumbiegung  der 
Falte.  Das  Ganze  ist  besonders  schön  vom  obern  Hünälpli 
aus  zu  sehen.  Die  Zunge  des  Hüfigletschers  ist  seit  1&5 
um  etwa  1,5  km  zurückgeschmolzen  und   liegt  heute  in 


602 


HÜF 


HÜG 


einer  wilden  und   unzugänglichen  Felsschlucht.  Albert 
Heim  hat  1872  die  Schnelligkeit,  mit  der  der  Gletscher 


MV^OTf/^C 


Biniugsgebiet  des  HQflgletschers. 


zu  Thal  fliesst,  auf  69  mm  für  den  Tag  bestimmt.  An 
den  betreffenden  Stellen  liegt  aber  jetzt  schon  längst 
kein  Eis  mehr.  Dem  Gletscher  entspringt  der  das  Made- 
ranerthal  durchfliessende  und  bei  Amst^  von  rechts  in 
die  Reuss  mündende  Kärstelenbach.  Im 
Maderanerthal  finden  sich  als  Zeugen 
eines  einstigen  mächtigen  Gletscher- 
standes überall  noch  Moränen,  Rund- 
höcker und  Schliffe.  Den  Uebergans 
von  Amstäg  durch  das  Maderanerthal 
über  Hüfi-  und  Claridenfirn  nach  Lin- 
thal  im  Linththal  vermitteln  der  Gla- 
ridenpass  (2969  m  ;  Hüfialphütte  des 
S.  A.  C.  bis  Passhöhe  3  V«  Stunden, 
von  da  entweder  über  die  Claridenhütte 
und  Alp  Altenoren  nach  Linthal  in  5 
Stunden  oder  über  die  Obere  Sand- 
alp nach  Linthal  in  7  Stunden)  und 
der  Hüiipass  oder  die  Planura  (2940  m). 
Näheres  über  Berg-  und  Gletschertou- 
ren im  Gebiet  des  Hüfigletschers  und 
-iirns  s.  in  Vri;  Land  und  Leute*  Al- 
torf 1902.  —  Ueber  die  geologischen 
Verhältnisse  vergl.  die  beiden  Werke 
von  Albert  Heim  :  Unterauchunaen 
über  den  Mechanismus  der  Gebirgsbü- 
düng  (2  Bde  und  Atlas.  Basel  1878) 
und  Geologie  der  Hochalpen  zwischen 
Reuss  und  Rhein  (Beiträge  zur  geolog. 
Karte  der  Schtoeiz.  25.  Bern  1891). 

HOFIHOTTE  (Kt.  Uri).  So  heissen 
zwei  vom  S.  A.  G.  erstellte  Schutzhät- 
ten hinten  über  dem  Maderanerthal 
und  über  dem  linken  Ufer  des  Hüfi- 
gletschers. Die  alte  Hütte,  1873  von  der 
Sektion  Pilatus  erbaut,  steht  auf  der  Hüfialp  in  1999  m 
und  lehnt  sich  an  einen  Felsen  an.  Da  sie  der  Feuchtig- 
keit stark  ausgesetzt  ist  und  bei  dem  steigenden  Tou- 


ristenstrom   nur    ungenügend    Raum    zu    bieten    ver- 
mochte, hat  die  nämliche  Sektion  1899  auf  Ober  Hüfi  in 

2338  m  (N.-Fuflg 
des  Düssistocks) 
eine  neue  Hätte 
erbauen  lassen. 
Diese  bietet  für  40 
Personen  bequem 
Raum  und  ist  viel- 
leicht die  am  bes- 
ten ausgerüstete 
Schutzhütte  des  S. 
A.  C.  Sie  kann 
vom  Hotel  Alpen- 
klub  im  Madera- 
nerthal in  3  Stun- 
den erreicht  wer- 
den. Prachtvolle 
Aussicht  ins  Made- 
ranerthal und  aof 
die    Gruppen  der 

Windfällen, 
Scheerhomer,  des 

Oberalpstockes, 

Dammastockes, 
etc.  Ausgan||[s- 
punkt  für  eine 
grosse  Anzahl  von 
Berg-  und  Glet- 
schertouren (Gros- 
ses Scheerhom  5 
Stunden,  PizCam- 
briale8  4  Stunden, 
Kammlistock  5 
Stunden,  Clari- 
denhorn  4  Ston- 
den,  Claridenstock 
5  Stunden;  Clari- 
denpass,  Planun, 
Kammlilücke  etc.). 
Vergl.  Jahrbuch 
des  S,  A.  C.  35, 

Altorf  1902. 
Uri).  So  wird 


f.Ältii^^  *r. 


9-1900.  —   UH;  Land  und  Leute 
H0FI8TOCK  (Kt.  Graubünden  und 
hie  und  da  auch  der  Düssistock  genannt.  S.  diesen  Art 
HOQBLIGRAT    (Kt.   Bern,  Amtsbez.  Saanen).  1902 


HQflgletscher  mit  den  Kalksohyen. 

m.  Alpweidenrücken,  Teil  der  Hügelialp;  zweigt  von  der 
Dent  ae  Ruth  nach  SO.  aus  und  trennt  das  Griscbbach- 
thal  oder  die  Vallöe  des  Fenils  vom  Simmengraben.  2 


HOB 


HÖH 


603 


Stunden  nw.  über  dem  Wirtshaus  auf  der  Passhöhe  der 
Saanenmöser  und  3  Stunden  n.  über  Saanen. 


Neue  Hafihatte  mit  dem  QroM  Rucheo. 

HOhNBRBACH  (Kt.  Bem^lAmtsbez.  Signau,  Gem. 
Langnau).  736  m.  Gemeindeabteilung  und  Gruppe  von  2 
Häusern,  (24  Ew.),  in  einer  kleinen  linksseitigen  Ver- 
zweigunj^  des  Ilfisthales,  2  km  so.  der  Station  Langnau 
der  Linie  ßern-Luzern.  Mit  Moos  und  Bühl  zusammen 
58  Häuser,  449  reform.  Ew.  Käserei. 

HOHNERBBRG  (Kt.  Appenzell  L  R.).  2335-2341  m. 
Felskamm,  in  der  ersten  —  nordwestlichsten  —  Kette  der 
Säntisgruppe,  zwischen  Girespitz  und  Hochniedere  und 
1  km  nö.  vom  Säntisgipfel.  Fällt  nach  NW.  in  steilen 
Terrassen  zur  Petersalp  und  nach  SO.  mit  200  m  hohen 
Felswänden  zur  Mesmeralp  ab.  Wird  selten  bestiegen. 
Der  Name  von  dem  in  diesen  Gegenden  einst  häufig  vor- 
kommenden Alpenschneehuhn  {Tetrao  ktgopm).  Das  Ge- 
wölbe des  Huhnerbergs  besteht  aus  unterer  Kreide  und 
zwar  besonders  aus  den  Schichten  des  Valanffien,  dessen 
petrographischer  Charakter  hier  derselbe  ist  wie  im  Neuen- 
burger  Juragebirge.  Doch  sind  die  Bänke  hier  mächtiger 
entwickelt  und  die  äussern  Formen  des  Kammes  weit 
schärfer  als  dort.  Zwischen  Hnhner- 
berg,  Girespitz  und  Säntisgipfel  liegt 
eine  mit  Schutt  erfüllte  Mulde,  in  die 
zu  Oberst  noch  ein  Fimfeld,  der  Blaue 
SchneCj  eingebettet  ist.  Die  Mulde 
senkt  sich  nach  NO.,  umschliesst  den 
Seealpsee  und  ist  hier  mit  schönen  Alp- 
weiden bestanden.  Am  SO.-Hang  des 
Hühnerbergs,  auf  Rossegg  und  an 
den  Schwarzen  Knorren  treten  die 
Schichten  köpfe  zu  Tage. 

HOHNERBOHL  (Kt.  Glarus).  2483 
m.  Höchster  Punkt  der  Hochfläcne  der 
Muttenalp,  s.  über  dem  Muttensee  und 
am  Weg  über  den  Kistenpass.  Träft 
die  von  der  Sektion  Winterthur  des  S. 
A.  C.  1887  erbaute  Muttseehütte.  Be- 
steht aus  Nummulitenkalken  und  eocä- 
nen  Schiefern. 

HOHNERBOHL  (Kt.  Zürich,  Bez. 
und  Gem.  Horgen).  450  m.  Gruppe  von 
9  Häusern,  nahe  dem  linken  Ufer  des 
Zürichsees  und  1  km  nw.  der  Station 
Horgen  der  linksufrigen  Zürichseebahn 
( Zürich  -  Wädenswil  -  Ziegelbrücke ) .  78 
reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

HOHNERGRAT-(Kt.  Wallis,  Bez. 
Westlich  Raron   und  Visp).   2359  m. 
Zum   Teil  bewaldeter   Alpweidenrücken,   Teil   der  Sta- 
felalp,    am    rechtsseitigen    Gehänge    des    Ginanzthales 
und  3  Stunden  über  dem  Dorf  Unterbäch,    das   1  ^/\ 


Stunden  osö.  der  Station  Raron  der  Simplonbahn  liegt. 
HOHNERHOERNER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  3370, 
3440  und  3368  m.  So  nennt  man  auf  dem 
Simplon  die  dem  Monte  Leone  nach  W. 
vorgelagerten  Breithömer  (Punkt  3368  m 
auf  der  SiegfHedkarte  Breithom  genannt). 
Südl.  über  dem  Hohmattengletscher,  ö. 
über  der  Alp  Hohmatten  und  w.  über  dem 
Alpienffletscher.  Sehr  schöne  Aussicht.  Nur 
selten  bestiegen.  S.  den  Art.  Breithorn. 

HOHNERKNUBEL  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Visp).  2800  m.  Terrasse,  nane  der  Hohbalm; 
am  Fuss  des  Unter  Gabelhoms  und  3  Stun- 
den w.  über  Zermatt.  Prachtvolle  Aussicht 
auf  Matterhom,  Monte  Rosa  und  Mischabel- 
hömer. 

HOHNERKOPF  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Sargans).  2174  m.  Gipfel,  zusammen  mit 
dem  Wannekopf  (220e  m)  in  der  Berg- 
gruppe  der  Tamonseralp,  zwischen  Weiss- 
tannenthal  im  0.  und  Kohischlageralp  im 
W.  Gehört  dem  grossen  Verrucanogebiet 
zwischen  Seezthal  und  Weisstannenthal  an, 
das  über  den  Flysch  aufgeschoben  ist  und 
selbst  teilweise  wieder  von  Trias  und  Lias- 
kalk  (in  den  Gipfelregionen)  überlagert 
wird.  Auf  Lias  und  Trias  magere  Alpwei- 
den, auf  dem  tiefer  liegenden  Verrucano 
dageffen  Wald  (so  an  den  tieferen  Gehängen 
der  Kohlschlageralp,  Tamonseralp,  Galan- 
seralp undSunter  der  Roten  Fluh). 

HUHNERLOCKE  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle). 
3191  m.  Passübergang,  zwischen  Hühnerstock  und  Hubel- 
horn  und  parallel  der  Hubellücke ;  führt  wie  diese  von 
der  Gaulihutte  über  den  Hubelgletscher  und  Hinter  Trift- 
gletscher in  7Vt  Stunden  zum  Pavillon  Dollfus.  Auf  der 
Siegfriedkarte  unbenannt. 

HOHNERSEE  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
auart). 2457  m.  Kleiner  See,  im  obern  Schlappinthal,  am 
S.-Fuss  des  Kessispitz,  ö.  unter  dem  Platten norn  und  w. 
unter  dem  Seescheien ;  8,7  km  nö.  über  Klosters. 

HOHNERSPIEL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Saanen).  1928 
m.  Pyramide,  in  der  Gruppe  der  Homfluh,  zwischen  den 
Alpen  Kessel  und  Hornberg  einerseits  und  der  Seibergalp 
andererseits.  Besteht  aus  Kalkbreccie  (Hornfluhbreccie) 
auf  einer  Unterlage  von  Lias  und  Trias. 

HOHNERSPITZ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans).  2374 
m.  Gipfel,  s.  über  Weisstannen,  w.  über  dem  wilden  Kessel 
von  Lavtina  und  zwischen  Valtüsch  im  SO.  und  Yaltnov- 


HQhDenitock,  vom  Kammligrat  aus. 

alp  oder  Gamsli  im  NW.  Besteht  aus  den  eocänen  Sand- 
steinen, Nummulitenkalken  und  Flysch  des  N. -Flügels 
der  Glarner  Doppelfalte,  die  im  0.  und  W.  vom  Verru- 


604 


null 


HU£ 


cano  der  Grauen  Hörner  und  der  Glarner  Alpen  überla- 
gert werden. 

H0HNER8TOCK  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle) 
3348  m.    Steilwandiger  Gipfel,  in  der 

Kette  zwischen  Unteraar-  und  Lauter- 

aargletscher  einerseits  und  Gauliglet- 
scher  andererseits.  Sendet  4  Gräte 
aus  :  1.  einen  N.-Grat  mit  dem  Glet- 
schergrind (2914  m),  2.  einen  S.-Grat 
mit  dem  Rolhorn  (3090  m)  und  dem 
auf  der  Siegfriedkarte  unbenannten  Doll- 
fusstock  (3065  m),  3.  einen  an  der  Höh- 
nerläcke  (SIIM  m;  auf  der  Siegfried- 
karte unbenannt)  endigenden  W.-Grat 
und  4.  einen  steil  zum  Hühnerthälipass 
(etwa  3000  m)  absteigenden  O.-Grat.  Zum 
erstenmal  1886  vom  Pavillon  DoUfus 
aus  in  4V»  Stunden  bestiegen. 

HOHNERSTOCK  (Kt.  Tessin  und 
Uri).  2886  m.  Gipfel,  in  der  Gruppe  des 
Pizzo  Rotondo  und  in  dem  vom  VVylten- 
wasserstock  zum  Passo  Cavanna  ziehen- 
den Protogingrat.  Sudl.  über  der  Wyt- 
tenwasseralp  und  dem  Wyttenwasser- 

fletscher  (südlich  von  Realp  an  der 
'urkastrasse)  und  nördlich  über  dem 
Bedrettothal  und  der  Alpe  di  Pesciora. 
Zwischen  dem  Hühnerstock  imW.  und 
dem  Piz  Lucendro  im  0.  führt  der  we- 
nig benutzte  aber  gut  zu  begehende 
Passo  Cavanna  (2611  m)  von  Realp 
nach  Villa  im  Bedrettothal  (7  km  w. 
Airolo). 

H0HNERTHiELIGLBT8CHBR(KtBem,Amt8bez. 
Ober  Hasle).  2900-2400  m.  Gletscher,  im  Mittel  700  m 
breit  und  2,5  km  lang,  dem  Hubelgletscher  parallel  zie- 
hend und  wie  dieser  ein  rechtsseitiger  Nel>enarm  des 
Gauligletschers.  Steigt  vom  Hühnerthälipass  (etwa  3000  m) 
ab  und  wird  umrahmt  vom  Hühnerthälihorn  (3181  m), 
Grossen  Diamantstock  (3151  m),  Bächlistock  (3270  m). 
Vorder  Trifthorn  (3115  m).  Hühnerstock  (3348  m)  und 
Gletschergrind  (2914  m). 

HOHNERTHiELlHORN  oder  HOHNBRTHiCL.1- 


von  der  Handeck  (7^/^  Stunden)  als  von  der  Gaulihütle 
aus  erstiegen  werden. 

HOHNBRTHiCLIPASS  oder  HÜHNERTHiCLI- 


HQhnerthfllihorn,  vom  Orosseo  Diamantstock  aus. 

STOCK  (Kt  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle).  3181  m.  Gipfel, 
in  der  Gebirgsgruppe  zwischen  oberstem  Aarethal  (Hand- 
eck)}    Urbachtnal   und  Unteraargletscher.    Kann   sowohl 


Huemoi  von  Westen. 

GRAT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle).  Etvira  3000  m. 
Ziemlich  schwierig  zu  begehender  Passubergang,  zwischen 
dem  Hühnerstock  (3348  m)  und  dem  auf  der  Siegfried  karte 
unbenannten  Vorder  Trifthorn  (3115  m).  Verlitndet  die 
Gaulihütte  über  den  Hühnerthäli-  und  Vorder  Triftglei- 
scher  in  8  Stunden  mit  dem  Pavillon  Oollfus.  Zum  ersten- 
mal 1868  überschritten. 

H0LFTBN8CHANZE  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Liestal, 
Gem.  Füllinsdorf).  300  m.  Haus,  am  linken  Ufer  der  Er- 
golz,  zwischen  Basel  Äugst  und  Frenkendorf  und  an  der 
Strasse  Liestal-Basel.  Ehemalige  Schanze,  1689  angelegt 
und  1S83  zerstört.  Wurde  noch  1833  im  Kampf  zwischen 
Basel  Stadt  und  Basel  Land  besetzt. 

HOLLEHORN  oder  PUNTA  IMOTTI8CIA  (Kt 
Wallis,  Bez.  Brig  und  Oestlich  Baron).  3186  m.  Bergstock, 
in  der  Gruppe  des  Monte  Leone;  zwischen  Ganterthal, 
Saflischthal  und  der  Alpe  de  Veglia.  Zwei  durch  eine 
tiefe  Scharte  von  einander  getrennte  Gipfel.  Der  N. -Gipfel 
mit  trigonometrischem  Signal  heisst  Hullehorn  (im  enge- 
ren Sinn)  und  erhebt  sich  s.  über  dem  Rämigletscher  und 
ö.  über  dem  Steinengletscher ;  der  S. -Gipfel,  die  Panta 
Mottiscia,  steht  auf  der  Landesgrenze  ge^en  Italien  und 
fallt  nach  S.  zur  Alpe  de  Veglia  ab.  Besteigung  von  Binn 
aus  in  5  V«  Stunden  oder  von  der  Alpe  de  VegHa  aus  in 
4  Vt  Stunden.  Zum  erstenmal  1890  von  Binn  aas  bezwun- 
gen. 

HOLLBSTEIN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Hüti). 
472  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  an  der  Strasse  Happerswil- 
Büti  und  2  km  sw.  der  Station  Hüti  der  Linie  Zürich- 
Uster-Rapperswil.  22  reform.  Ew.  Hier  steht  zwischen 
den  Nagelfluhbänken  eine  4-5  m  mächtige  Schicht  von 
dunkelgrauen  und  gelben  Kalkgeröllen  an,  die  fest 
miteinander  verkittet  sind.  Diese  ziemlich  feinkörnige 
Kalkna^elfluh  wird  Appenzeller  Granit  geheissen  und 
vdrd  hier  stark  abgebaut.  Sie  liefert  gutes  Material  für 
Brunnenbecken,  Sockel,  Treppenstuffen  etc.  und  ist  ge- 
schlifl'en  ein  sehr  schöner  Baustein.  Diese  Schicht  lässt 
sich  von  Feldbach  am  Zürichsee  bis  in  die  Gegend  von 
St.  Gallen  verfolgen. 

HU^MOZ  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  OUon).  1008 
m.  Gemeindeabteilung  und  Dorf,  an  der  Strasse  Aigle- 
Ollon-Villars  prachtvoll  gelegen,  12  km  so.  der  Station 
Aigle  der  Simplonbahn.  Postbureau,  Telephon ;  Postvi-a- 
gen  Aigle- Villars  sur  OUon.  Zusammen  mit  Les  Combes: 
60  Häuser,  236  reform.  Ew.;  Dorf:  54  Häuser,  209  Ew. 
Kirchgemeinde.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Holzsclilag  in 
den  benachbarten  Waldungen.  Lias  und  triasischer  Gips^. 


HÜN 


HON 


605 


Die  Kapelle  von  Huemoz  wurde  1449  gestiftet  und  war 
vermutlich  dem  h.  Georg  jre weiht.  Nach  der  Eroberung 
durch  Bern  bezahlten  die  Bewohner  des  Ortes  seit  1484 
für  den  Besuch  des  Grottesdienstes  eine  Steuer,  die  vom 
Landvogt  Nägeli  1529  abgeschafft  wurde,  worauf  hier  der 
reformierte  Pfarrer  von  Ollon  zu  ministrieren  hatte.  Seit 
1824  Filiale  von  Ollon  mit  eigenem,  Prediger,  von  1845 
bis  1860  neuerdings  mit  der  Kirchgemeinde  Ollon  ver- 
einigt. Heute  eigene  Kirchgemeinde.  Die  1844  an  der  Stelle 
der  einstigen  Kapelle  erbaute  Pfarrkirche  hat  drei  Glok- 
ken,  darunter  eine  sehr  alte  mit  der  Inschrift  Ave  Maria 
gratiaplena.  Besonders  schöne  Aussicht  vom  Schiessplatz 
unterhalb  des  Dorfes.  Ueber  der  Kirche  steht  in  der  sel- 
tenen Höhe  von  1050  m  noch  ein  Nussbaum. 

hONEGG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun,  Gem.  Hilterfin- 
gen).  600  m.  Modernes  Schloss,  auf  einer  Anhöhe  rechts 
über  dem  Thunersee,  mit  prachtvollen  Gartenanlagen 
und  berühmten  Treibhäusern.  500  m  nw.  Hilterfingen. 

HÜNENBERG  (Kt.  Zug).  Gem.  und  Dorf,  auf  der 
Hochfläche  zwischen  Zugersee  und  Reuss,  3  km  w.  der 
Station  Cham  der  Linien  Zürich-Zug-Luzern.  Strassen 
nach  Cham,  Rotkreuz,  Sins  und  St.  Wolfßang.  Postab- 
lage, Tele(^raph,  Telephon.  Gemeinde,  mit  Hinter  Hünen- 
berg,  Drälikon,  St.  Wolfgang,  Kemmaten,  Kreuzacker, 
Langrüti,  Matten,  Meisterswil,  Moos,  Schür- 
roatt,  Stadelmatt,  Thalacker  und  Wart  : 
132  Häuser,  943  kathol.  Ew. ;  Dorf:  12  Häu- 
ser, 111  Ew.  Kirchgemeinde  Cham  .'Acker- 
bau und  Viehzucht.  Grosse  Genossen- 
schaftssennerei.  Schöne  Waldungen,  die 
zum  grösseren  Teil  Eigentum  der  Korpo- 
ration Zue  sind.  Keine  Industrie.  Das  1702 
erbaute  Gemeindehaus  steht  1,5  km  n. 
vom  Dorf  auf  der  Wart,  im  Zentrum  der 
Gemeinde.  Seit  1798  selbständige  Gemeinde. 
Zuerst  Eigentum  der  vom  11.-14.  Jahr- 
hundert bekannten  Freiherren  von  Hünen- 
berg,  die  im  Kanton  Zug  und  den  benach- 
barten Kantonen  viele  Güter  besassen.  Nach 
der  Schlacht  bei  Sempach  (1386)  wurde 
das  Stammschloss  der  Familie,  zerstört, 
worauf  sich  diese  in  zwei  Zweige  spaltete, 
deren    einer  das  Bürgerrecht  von  Brem- 

girten  and  deren   anderer  dasjenige  von 
as  bekannteste   Glied    des   Geschlechtes 


Zug  erwarb, 
ist  Heinrich 
von  HüDenberg,  der  der  Ueberlieferung  nach  den  Eid- 
ffenossen  vor  der  Schlacht  am  Morgarten  die  be- 
kannte Pfeil botschaft  gesandt  haben  soll.  1414  wurde 
Hünenberg  von  den  zwei  Brüdern  Butler  angekauft,  die 
es  aber  schon  1416  wieder  an  Zug  veräusserten.  Bildete 
dann  bis  1798  einen  Teil  der  Yogtei  Zug.  Man  hat  in  Hü- 
nenberg ein  Bronzebeil  und  in  der  Schürmatt  Aleman- 
nengräber  aufgedeckt.  Vergl.  Stadiin,  Franz  Karl.  Ge- 
schichte von  Zug.  Bd  L  Zug  1818.  —  Schweiz,  die^  in 
ihren  Ritterhurgen  und  Bergachlössem ;  hrsq,  von  Gust. 
Schwab.  Bd  l.  (Artikel  von  Stadiin).  Chur  1^. 

HONENBERG  (HINTER)  (Kt.  Zug,  Gem.  Hünen- 
berg^.  443  m.  Weiler,  w.  von  Hünenberg  und  von  diesem 
Dorf  nur  durch  ein  kleines  Bächlein  getrennt,  3  km  w. 
der  Station  Cham  der  Linien  Zürich-Zug-Luzern  und  3  km 
so.  der  Station  Sins  der  Linie  Aarau-Lenzburg-Rotkreuz. 
14  Häuser,  93  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Cham.  Hier 
stand  die  Stammburg  der  Freiherren  von  Hünenberg, 
die  nach  der  Schlacht  bei  Sempach  1386  zerstört  wurde. 
Einige  wenige  Ruinen  noch  sichtbar. 

H0NEN8WIL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toggenburg, 
Gem.  St.  Peterzell).  900  m.  Gruppe  von  4  Häusern ;  3,5 
km  nö.  St.  Peterzell  und  9  km  s.  der  Station  Flawil  der 
Linie  Zürich- Winterthur-St.  Gallen.  20  reform.  Ew. 

HONIBACH(Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun).  Bach;  ent- 
springt am  NW. -Hang  der  Blume  in  1080  m,  durchtliesst 
drie  in  Nagelfluh  eingeschnittene  malerische  Kohleren- 
schlucht und  mundet  nach  5  km  langem  Lauf  in  der 
Richtung  nach  SW.  1  km  nw.  Hilterßngen  in  560  m  von 
rechts  in  den  Thunersee. 

HONIBACH  (Kt.  Bern.  Amtsbez.  Thun,  Gem.  Heili- 
genschwendi).  601  m.  Kleines  Dorf,  auf  einer  Terrasse 
zwischen  dem  Grüsisberg  und  dem  Thunersee  und  vor 
der  Ausmündung  der  Kohlerenschlucht,  2,8  km  so.  vom 
Bahnhof  Thun.  22  Häuser,  184  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 


Hilterfinffen.  Landwirtschaft.  Nahe  dabei  stand  über  dem 
rechten  Ufer  des  Hünibaches  der  einst  berühmte  Burg- 
turm des  Bächigutes  oder  der  Chartreuse,  der  schon  128i 
erwähnt  wird.  Zuerst  der  Reihe  nach  Eigentum  der  Her- 
ren von  Strättligen,  Velschen  und  Senn ;  kam  1459  durch 
Schenkung  an  das  Karthäuserkloster  Thorberg,  dem  er 
bis  zur  Reformation  verblieb.  War  von  1806-1831  im  Be- 
sitz des  Schultheissen  von  Mülinen,  der  ihn  im  klöster- 
lichen Stil  restaurieren  Hess.  Dieser  einfache  aber  ge- 
schmackvolle Bau,  der  durch  zahlreiche  Stiche  überall 
bekannt  geworden  war,  wurde  1901  abgebrochen  und 
durch  ein  stattliches  Schloss  in  Renaissancestil  ersetzt. 
Hinter  dem  Schloss  das  durch  seine  prachtvollen  Bäume 
bekannte  Bächihölzli.  Denkstein  zu  Ehren  des  Minne- 
sängers von  Strättligen  und  2  m  hohe  Granitstatue  des 
Gottes  Bei,  die  1800  in  einem  Keller  des  Schlosses  Wil 
gefunden  und  vom  Schultheissen  von  Mülinen  hierher 
gesetzt  worden  ist. 

HONIGEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen,  Gem.  Gon- 
diswil).  680  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  700  m  s.  Gondiswil 
und  3,5  km  nö.  der  Station  Huttwil  der  Linie  Langenthal- 
Wolhusen.   38  reform.    Ew.    Kirchgemeinde   Melchnau. 

HONIGEN  (NIEDER)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Konolfin- 
gen).  690  m.   Gem.  und  Dorf,  im  Thal  des  Kiesenbaches 


Nieder  Hünigen  von  Sl^deii. 

und  1,5  km  so.  der  Station  Konolflngen  der  Linie  Bem- 
Luzern.  Postablage,  Telephon.  Gemeinde,  mit  Holz:  73 
Häuser,  484  reform.  Ew.;  Dorf:  37  Häuser,  255  Ew. 
Kirchgemeinde  Münsingen.  Acker-,  Wiesen-  und  Obst- 
bau. Käserei.  Mühle  und  Säge. 

HONIGEN  (OBER)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Konolfingen, 
Gem.  Schlosswil).860m.  Abteilung  derGemeinde  Schloss- 
wil  und  Weiler,  im  Bärbachgraben,  2  km  ö.  Niader  Hü- 
nigen und  4  km  osö.  der  Station  Konolfingen  der  Linie 
Bern-Luzern.  Zusammen  mit  Appenberg,  Ebersold  und 
Schwendlen  :  51  Häuser,  353  reform.  Ew. ;  Weiler :  18  Häu- 
ser, 131  Ew.  Wiesen-  und  Obstbau. 

HONIGEN  (8CHL088)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ko- 
nolfingen, Gem.  Stalden).  657  m.  Schloss,  am  rechten 
Ufer  des  Kiesenbaches,  zwischen  Stalden  und  Nieder  Hü- 
nijg^en,  ö.  der  Strasse  Konolfingen -Ober  Diessbach  und 
1  km  s.  der  Station  Konolfingen  der  Linie  Bern-Luzern. 
Zum  Schloss  |[ehören  neben  den  Oekonomiegebäuden 
noch  je  eine  Sage,  Mühle,  Knochenmühle,  Brennerei  und 
Schmiede.  Das  Landgut  umfasst  etwa  72  ha,  wovon  27  ha 
Wald.  Im  Ursellenmoos  Torfausbeute.  Von  der  einstigen 
festen  Burg  bestehen  keine  Reste  mehr ;  der  heutige  Bau 
wurde  an  der  Stelle  des  alten  1600  von  Georg  May  von 
Rued  erstellt.  Noch  heute  Eigentum  der  Familie  von  May. 
Die  Herrschaft  Hünigen  gehörte  zuerst  den  Senn  von 
Münsingen,  kam  dann  an  die  Edeln  von  Scharnachthal 
und  1560  an  das  Geschlecht  Mav.  Aussen  am  Schloss  sieht 
man  noch  die  Wappen  der  Scharnachthal  und  Mülinen 
mit  der  Jahreszahl  1554.  An  den  Wänden  der  Vorhalle 
sind  die  Wappen  aller  Schamachthal  und  May  zusam- 
men mit  denen  ihrer  Frauen  gemalt.  Im  Schlossarchiv 
wird  noch  eine  aus  1747  stammende  Abschrift  der 
Rechtsbestimmungen  der  Herrschaft  Hünigen  aufbe- 
wahrt. 

HONIGERSHAUS  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald, 
Gem.  Sumiswald).  790  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  des 
Hornbachs;  1,5  km  onö.  Wasen  und  10,5  km  nö.  der  Sta- 


606 


HÜN 


HÜS 


tion  Hamsei  der  Linie  Burgdorf-Langnau.  16  Häuser,  115 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Wasen. 

HOnIKEN  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Kriegstetten).  476  m. 
Gem.  und  Weiler,  2  km  nö.  Kriegstetten  und  2,7  km  so. 
der  Station  Subigen  der  Linie  Lyss-Solothurn-Herzogen- 
buchsee.  9  Häuser,  69  Ew.  (wovon  19  Reformierte).  Kirch- 
gemeinde Aeschi.  Kapelle.  Landwirtschaft. 

HONIKON  oder  UNTER  SCHNEISINGEN  (Kt. 
Aarg^u,  Bez.  Zurzach,  Gem.  Schneisingen).  453  m.  Wei- 
ler, im  Surbthal ;  1,2  km  nw.  der  Station  Niederwenin- 
gen  der  Linie  Zürich-Oberglatt-Niederweningen.  15  Häu- 
ser, 108  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

HOnIKON  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Weinfelden,  Gem.  Am- 
likon).  453  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  1  km  so.  Amlikon 
und  2,8  km  s.  der  Station  Märstetten  der  Linie  Zürich- 
Winterthur-Romanshorn.  31  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Bussnanff.  Acker-,  Wiesen-  und  Weinbau,  Bienenzucht. 
Holzhandel.  Urkundlich  1286  erwähnt. 

HONIKON  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur,  Gem.  Nef- 
tenbach).  489  m.  Dorf,  an  der  Strasse  Aesch-Dorf,  2  km 
sw.  der  Station  Henggart  der  Linie  Zürich- Winterthur- 
SchafThausen  und  2.5  km  n.  Neftenbach.  Postablaee,  Te- 
legraph, Telephon ;  Postwageiti  Heüggart-Buch.  43  Häuser, 
2()4  reform.  Ew.  Weinbau,  Viehzucht.  1286:  Huninchoven. 
Die  von  Hünikon  waren  Dienstleute  der  Grafen  von  Ki- 
burg  und  von  Toggenburg ;  später  dienten  sie  dem  Hause 
Oesterreich.  Sie  werden  von  1243  bis  1402  genannt.  Ihr 
Wohnsitz  stand  auf  dem  c  Burgstall »,  eineq)  mit  Reben 
bepflanzten  Hügel  w.  vom  Dorf. 

.     HONINGEN   (KLEIN)  (Kt.  Basel  Stadt).  Gem.  und 
Dorf.  S.  den  Art.  KleinhOningen. 

HONTWANGEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Bülach).  400  m. 
Gem.  und  Dorf,  im  Rafzerfeld,  an  der  Strasse  E|;lisau-Grie- 
sen  (Baden)  und  9  km  nnw.  Bülach.  Station  Huntwangen- 
Wil  der  Linie  Zürich-Efflisail-Schaffhausen.  Postbureau, 
Telegraph,  Telephon.  Zollamt.  llOtHäuser,  538  Ew.  (wovon 
23  Katholiken^.  Kirchgemeinde  Wil.  Acker-  und  Weinbau. 
Stroh hutfabri Kation.  In  einer  Kiesgrube  hat  man  Stücke 
von  Mammutzähnen  gefunden.  Die  einst  auf  dem  Aus- 
sichtspunkt « Die  drei  Forren  v  stehende  Burg  Schnitz- 
berg muss  von  dem  1259-1400  vorkommenden  Tengen* 
sehen  Dienstmannengeschlecht  von  Wil  bewohnt  gewesen 
sein.  Mauerreste  finden  sich  nicht  mehr  vor.  Grundeigen- 
tümer und  Gerichtsherren  von  Hüntwangen  waren  schon 
im  12.  Jahrhundert  die  Bischöfe  von  Konstanz,  die  den 
Ort  einer  Reihe  von  Edelgeschlechtern  zu  Lehen  gaben. 
Später  kam  die  Herrschan  an  die  Freiherren  Gradner  in 
Cglisau  und  1496  an  die  Stadt  Zürich,  die  1651  den  Grafen 
von  Sulz  auch  noch  die  Dienstbarkeitsrechte  und  den 
Zehnten  abkaufte.  1254 :  Hiuntwangin. 

HOaiBACH  (Kt.  Schwyz  und  Uri).  Wildbach ;  ent- 
springt mit  zwei  Quellarmen  am  Kinzigkulm  (^000  m)  und 
im  Trockenseeli  (1884  m),  durchfliesst  die  Wängialp  und 
das  Hürithal,  nimmt  zahlreiche  kleine  Nebenadem  auf 
und  mündet  nach  9  km  langem  Lauf  beim  Dorf  Hürithal 
in  623  m  von  links  in  die  Muota. 

HORIBACH  (Kt.  Schwyz^ Bez.  Einsiedeln).  Wildbach; 
entspringt  am  Neuseilstock  in  1260  m,  durchbraust  als 
wildes  Wasser  den  Steinschlag  und  das  Säulochtobel,  um 
dann  durch  die  Wiesen  von  Trachslau  ruhig  nach  NO. 
zu  fliessen  und  nach  2,8  km  langem  Lauf  zwischen  Foh- 
renmoos und  Hühnermatt  in  92d  m  von  links  in  das  hier 
tief  eingeschnittene  Bett  der  Alp  zu  münden.  Eine  Stein- 
brücke. 

HURIBACH  (Kt.  Zug).  Bach,  beträchtlichster  Zufluss 
des  Aegerisees.  Entspringt  auf  Schwyzer  Boden  hinter 
dem  Nagelfluhkamm  der  Gwandelenfluh,  w.  vom  Kaiser- 
stock (1428  m),  und  sammelt  die  von  der  Kette  des  Ross- 
bergs (Gnippen  1563  m,  Wildspitz  1583  m)  nachN.  abflies- 
senden  Wasseradern.  Alle  diese  Quellbäche  sind  tief  ein- 
geschnitten und  konvergieren  gegen  N.  zu,  wo  der  Hüri- 
bach  bald  in  die  Ebene  s.  Aegeri  austritt,  um  dann  durch 
das  von  ihm  angeschwemmte  sumpfige  Delta  der  Riederen 
nach  8  km  langem  Lauf  in  den  See  zu  münden. 

HÜRITHAL  (Kt.  Schwyz  und  Uri).  2305-623  m.  Links- 
seitige Verzweigung  des  Muotathales  ;  steigt  vom  Sirten- 
stock  und  Kinzigkulm  nach  N.  ab  und  bildet  in  seinem 
obersten  Abschnitt  einen  weiten  Kessel,  der  im  NW.  von 
einer  langen  Felswand  überragt  wird,  das  Trockenseeli 
und  Seenalpseeli,  sowie  die  Alpweiden  und  Hütten  von 


Rindermatt,  Kinzeralp,  Seenalp  und  Wängi  umschHesst 
Der  untere  Thalabschnitt  ist  eng,  felsig  und  bewaldet  und 
trägt  die  Hütten  von  Lipplisbübl  und  Grünerboden.  Das 
9  km  lange  Thal  wird  im  0.  vom  Wasserberg  and  im  W. 
vom  Achselberg  begleitet  und  mündet  beim  Dorf  Hüri- 
thal ins  Muotathal  aus.  Vom  Hüribach  entwässert.  Fuss- 
vfee  vom  Muotathal  durch  das  Hürithal  über  den  Kinzig- 
kulm ins  Schächenthal.  Das  Thal  nur  im  Sommer  bewohnt 
1799  Uebergang  der  Armee  Suwarow's  über  den  Kinzig- 
kulm und  durch  das  Hürithal  nach  Muotathal. 

HÜRITHAL  (Kt.  und  Bez.  Schwyz,  Gem.  Muotathal). 
623  m.  Kleines  Dorf,  im  Muotathal  und  an  der  Aasmün- 
dung  des  Hürithales  in  dieses;  1,5  km  so.  vom  Dorf  Mu- 
otathal und  14  km  ö.  Schwyz.  12  Häuser,  104  kathol.  Ew. 
Viehzucht. 

HORLI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Simmenthal).  1854 
m.  So  nennt  man  in  Zwischenflüh  im  Diemtigthal  die 
ge^en  NW.  aufsteigende  Felswand,  die  zu  oberst  die  Alp- 
weide  Abendberg  trägt. 

HORLIBERG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Tablat,  Gem. 
Wittenbach).  601  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  auf  einer 
Anhöhe,  900  m  nw.  Wittenoach  und  4,5  km  vesw.  der 
Station  Mörswil  der  Linie  St.  Gallen-Rorschach.  Telephon. 
22  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht. 

HORLISEGG  (MITTLERE,  OBERE  und  UN- 
TERE) (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau,  Gem.  Eggi wil).  1130- 
1169  m.  Vier  Höfe,  auf  den  Höhen  zwischen  dem  Hintern 
Geissbachgraben  und  Bärbachgraben,  4  km  so.  Eggiwil 
und  8,5  km  so.  der  Station  Signau  der  Linie  Bem-Luzem. 
31  reform.  Ew. 

HORNBERG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Konolfingen.  Gem. 
Gisenstein).  810-867  m.  9  zerstreut  gelegene  Hauser,  600 
m  ö.  Gisenstein  und  3  km  nw.  der  Station  Konolfingen 
der  Linie  Bem-Luzem.  84  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Münsingen.  Acker-  und  Futterbau. 

HORNEN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Lenzburg,  Gem.  Schafis- 
heim).  450  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  O.-Fnss  der 
gleichnamigen  Anhöhe,  200  m  w.  Schansheim  und  2  km 
w.  Lenzburg.  49  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Staafberg. 
Ackerbau  und  Viehzucht,  v 

HÜ8EREN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmenthal. 
Gem.  St.  Stephan).  1005  m.  (^meindeabschnitt  und  Teil 
des  Dorfes  St.  Stephan,  am  rechten  Ufer  der  Simme  and 
4,5  km  s.  der  Station  Zweisimmen  der  Simmenthalbahn. 
42  Häuser,  203  reform.  Ew. 

H08EREN  oder  HiEUSERN  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Schwarzenburg,  Gem.  Wählern).  781  m.  Grappe  von  8 
Häusern,  an  der  Strasse  Bern-Schwarzenburg,  1  km  w. 
Schwarzenburg  und  10  km  ssö.  der  Station  Flamatt  der 
Linie  Bern-Freiburg.  Postwagen  Schwarzenburg- Bern  und 
Schwarzenburg-Flamatt.  64  reform.  Ew.  Ackerbau  and 
Viehzucht. 

HOSEREN  (NIEDER)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  SefU- 
gen.  Gem.  Zimmerwald).  781  m.  Weiler,  an  der  Strasse 
Kehrsatz-Rüeggisberg,  9(JD  m  so.  Zimmerwald  und  2^  km 
sw.  der  Station  Belp  der  Gürbethalbahn  (Bern-Watten- 
wil-Thun).  13  Häuser,  69  reform.  Ew.  Acker-  und  Wie- 
senbau. 

HOSEREN  (OBER)  (Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuch, 
Gem.  Doppleschwand).  Weiler.  S.  den  Art.  OberhOseren. 

HOSERNMOOS  oder  HiEUSERNMOOB  (Kt 
Bem,  Amtsbez.  Trachselwald,  Gem.  Affoltera).  714  m. 
Gruppe  von  6  Häusern,  am  linken  Ufer  des  Rotbaches,  an 
der  btrasse  Sumiswald-Huttwil,  2  km  nö.  Affoltera  und 
9  km  sw.  der  Station  Huttwil  der  Linie  LanffenthaUWol- 
husen.  Telephon.  35  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

hOsi  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofingen,  Gern,  Strengelbacb). 
430  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  linken  Ufer  der  Wigger, 
600  m  nö.  Strengelbach  und  1  km  w.  der  Station  Zofingen 
der  Linie  Luzem-Olten.  57  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Zofingen.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

HOSLENBACH  oder  HiEUSLENBACH  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Konolfingen,  Gem.  Oberthal).  500  m.  Grappe 
von  6  Häusern ;  3.d  km  so.  Ami  und  4,2  km  nö.  der  Sta- 
tion Zäziwil  der  Linie  Bem-Luzem.  31  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Biglen.  Landwirtschaft. 

H08LENEN  od.  HiEUSLENEN  (Kt.  Thur^u,  Ba. 
Frauenfeld,  Gem.  Aadorf).  522  m.  Weiler,  auf  einer  An- 
höhe, 5  km  n.  der  Station  Aadorf  der  Linie  Zürich-Win- 
terthur-St.  Gallen.  Postablage,  Telephon.  17   Häuser,  73 


HÜS 


HUT 


607 


reform.  und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden  Aawangen  und 
Aadorf.  Obst-  und  Futterbau,  Viehzucht  und  Milchwirt- 
schaft. Die  Milch  wird  nach  St.  Gallen 
verkauft.  Grosse  Schreinerei.  Schöne 
Aussicht  auf  die  Thäler  der  Murg  und 
Lauche  und  auf  den  Säntis.  Ausflugs- 
ziel der  Bewohner  von  Frauenfeld.  [ 

H08LI  (Kt.  Appenzell  I.  R.,  Gem. 
Oberegg).  13S  m.  Gruppe  von  4  Häu- 
sern, am  SO.-Hang  des  Kellenbergs 
und  3  km  w.  der  Station  Bemegg  der 
elektrischen  Strassenbahn  Altstatten- 
Beruegg.  22  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
Bemegg.  Ackerbau  und  Viehzucht.  We- 
berei. 

HOSLI  oder  HiCUSLI  (Kt.  Thur- 
ffau.  Bez.  Bischofszeil,  Gem.  Amriswil). 
4o5  m.  Gruppe  von  8  Häusern  ;  2^5  km 
w.  der  Station  Amriswil  der  Linie  Zü- 
rich-Winterthur-Romanshorn.  57  re- 
form. Ew.  Kirchgemeinde  Amriswil- 
Sommeri.  Wiesen-  und  Obstbau. 

H08LIIMOO8  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Fraubrunnen,  Gem.  Münchenbuchsee).  580  m.  Weiler, 
am  SO.-Hang  des  Schwandenbergs  und  1,4  km  w.  der 
Station  Münchenbuchsee  der  Linie  Bern-Biel.  14  Häuser, 
125  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

H08WIL  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau,  (jem.  Zell). 
615  m.  Dorf,  nahe  der  Mündung  des  Rotbaches  in  die 
Luthem,  an  der  Strasse  Huttwil-Zell  und  1,7  km  sw.  Zell. 
Station  der  Linie  Langenthai- Wolhusßn.  Postbureau,  Tele- 
phon ;  Postwagen  nach  Melchnau  und  Luthern.  29  Häu- 
ser, 197  kathol.  und  reform.  Ew.  Kirchgemeinden  Zell 
und  Huttwil.  Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht  und  Milch- 
wirtschaft. Heilbad  mit  Mineralquelle.  Elektrizitätswerk 
für  Uuswil  und  Zell.  Eine  mechanische  Spinnerei.  Aus- 
flugsziel der  Bewohner  von  Zell  und  Hutlwil. 

HOTTE,  hotten,  HOTTLÜ  Ortsnamen;  beson- 
ders in  den  Kantonen  Luzern,  Bern  und  St.  Gallen  an- 
zutreffen, fehlt  dagegen  in  Basel,  Freiburg  und  Wallis. 
Vom  althochdeutscnen  huUa  =  Hütte,  bescneidenes  Holz- 
hänschen. 

HOTTE  (HINTER,  MITTLER  und  VORDER) 
(Kt.  Uri,  Gem.  Spiringen).  Hüttengruppen  auf  dem  Ennet- 
MiERCM(oder  Urnerboden).  S.  diesen  Art. 

HOTTEN  (Kt.  Appenzell  I.  R.,  Gem.  Gonten).  944- 
1159  m.   5  Häuser,  am  N.-Hang  des  Kronbergs  zerstreut 

f gelegen ;  2,5  km  so.  der  Station  Gonten  der  Appenzel- 
erbahn  (Winkeln-Herisau-Appenzell).  28kathol.  Ew.  Vieh- 
zucht. Handstickerei. 

HOTTEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gossau,  Gem.  Gaiser- 
wald).  690  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  n.  Teil  des  Dorfes 
St.  Josephen,  über  aem  linken  Ufer  der  Sitter  und  3  km 
w.  vom  Bahnhof  St.  Gallen.  60  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
St.  Josephen.  Obstbau,  Viehzucht. 

HOTTEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Rheinthal,  Gem. 
Diepoldsau).  410  m.  Weiler,  1  km  w.  Diepoldsau  und 
3  km  so.  der  Station  Herbrugg  der  Linie  Rorschach-Sar- 
gans.  14  um  eine  Ziegelei  gruppierte  Häuser,  122  reform, 
und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden  Diepoldsau  und  Wid- 
nau.  Landwirtschaft.  Torfgruben.  Stickerei.  Der  Weiler 
wird  nach  Vollendung  des  Diepoldsauer  Rheindurchstiches 
verschwinden. 

HOTTEN  (Kt.  Uri,  Gem.  Gurtnellen).  1276  m.  Gruppe 
von  6  Häusern,  im  Fellithal  und  am  NO.-Fuss  des  Felli- 
homs  ;  2  Vi  Stunden  ö.  über  der  Station  Gurtnellen  der 
Gotthardbahn.  20  kathol.  Ew. 

HOTTEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Dielsdorf,  Gem.  Nieder- 
weningen).  460  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  am  S.-Hang 
der  E^g  und  am  rechten  Ufer  der  Surb  (Wehnthal);  1,o 
km  nö.  der  Kirche  und  2(X)  m  nö.  der  Station  Nieder- 
weningen  der  Line  Zürich-Oberglatt-Niederweningen.  64 
reform.  Ew. 

HOTTEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen).  730  m.  C^em.  und 
Pfarrdorf,  über  dem  rechten  Ufer  der  Sihl,  nahe  beim 
Hüttnersee  und  2,8  km  sw.  der  Station  Samstagern  der 
Linie  Wädenswil-Einsiedeln.  Postbureau,  Telegraph,  Tele- 
phon ;  Postwagen  nach  Wädenswil  und  dchindellegi-Men- 
zingen.  Die  Gemeinde  liegt  auf  der  mit  Moränen  bedeck- 
ten welligen   Hochfläche  zwischen  Wädenswil  und  dem 


Kamm  des  Hohen  Rohnen.  Zusammen  mit  Knaus,  Lang- 
moos und  Segel :  105  Häuser,  576  Ew.  (wovon  88  Katho- 


Hatien  (Kt.  Zarich,  Bez.  Horgen)  von  SQdosten. 

liken);:Dorf:  19  Häuser,  124  Ew.  Viehzucht.  Die  hohe 
und  schöne  Lage  machen  das  Dorf  zu  einer  beliebten 
Sommerfrische.  Die  Geschichte  von  Hütten  deckt  sich 
mit  derjenigen  von  Wädenswil,  mit  welchem  Dorf  zu- 
sammen es  1549  an  die  Stadt  Zürich  kam.  Der  Ort  in 
beiden  Villmert^erkriegen  (1656  und  1712)  geplündert.  Zur 
Verteidigung  der  Kantonsgrenze  hatte  man  hier  die  Hüt- 
tenschanze und  Bellenschanze  errichtet.  Früher  der 
Kirchgemeinde  Wädenswil  zugeteilt;  erste  Kapelle  1490 
geweiht.  Seit  1703  vom  Pfarrer  von  Schönen  berg  bedient, 
seit  1752  von  Zürich  aus  besorgt  und  seit  1824  eigene 
Kirchgemeinde. 

HOTTEN  (GROSa  und  KLEIN)  (Kt.  Appenzell 
L  R.,  Gem.  Schwende).  1200  m.  Zwei  Alpweiaen,  am 
Weg  von  Appenzell  über  die  Schrennen  auf  den  Säntis 
und  an  der  Verzweigung  der  Wege  zum  Alpsiegel  und 
Bogarten  einerseits  und  auf  die  Seealp  andererseits.  2 
Stunden  über  Appenzell. 

HOTTENBOESCHEN  (Kt.  St.  Gallen.  Bez.  Sar- 
gans, Gem.  Walenstadt).  428  m.  Unbewohnte  kleine 
Insel  im  Walensee,  einzij^e  Insel  dieses  Sees;  2  km  w. 
Walenstadt  und  1  km  nö.  Mols.  40  m  lang  und  8-10  m 
breit. 

HOTTENBOHL  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  St.  Gal- 
len, Bez.  Ober  Toggenbur^,  Gem.  Ebnat  und  Bez.  Neu 
To^genburg,  Gem.  Wattwil).  900-1300  m.  Alpweiden  mit 
einigen  zerstreut  gelegenen  Hütten,  am  N.-Hang  des  Re- 
gelstein und  links  über  dem  Thurthal;  6  km  s.  Wattwil 
und  4  km  w.  Ebnat. 

HOTTENEN  (OBERE  und  UNTERE)  (Kt.  Grau- 
bünden, Bez.  Glenner,  Gem.  Vals).  1770-1884  m.  Alpweide 
mit  zwei  Gruppen  von  zusammen  10  Hütten  und  Stadeln, 
am  O.-Hang  des  Piz  Seranastga  und  3,3  km  nnw.  über 
Vals  Platz. 

HOTTENGRABEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau). 
1200-878  m.  En^es  kleines  Thal,  steigt  vom  S.-Han^  des 
Napf  auf  eine  Lange  von  5  km  nach  S.  ab  und  veremigt 
sich  3,5  km  nö.  Trüb  mit  dem  Fank hausgraben.  Spärlich 
besiedelt. 

HOTTEN  MOOS  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Rorschach, 
Gem.  Rorschacherberg).  560  m.  Gruppe  von  6  Häusern, 
am  N.-Hang  des  Rorschacherberges  und  1,4  km  s.  über 
Rorschach  am  Bodensee.  30  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
Rorschach.  Obstbau  und  Viehzucht.  Stickerei. 

H0TTEN8WIL  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Bischofszell, 
Gem.  Hohentannen).  547  m.  Gruppe  von  3  Häusern ;  2,5 
km  nö.  Hohentannen  und  3,5  km  ö.  der  Station  Kradolf  der 
Linie  Gossau-Sulgen.  16  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Sulgen.  Acker-,  Futter-  und  Obstbau. 

HOTTENWANGHORN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober 
Landquart).  25%  m.  Wenig  bedeutender  Gipfel ;  in  dem 
zwischen  der  Alp  Silvretta  und  dem  Seethal  gegen  den 
Gross  Litzner  ansteigenden  Mittelgrat,  nö.  über  der  Alp 
Sardasca  und  10  km  über  Klosters. 

HOTTIKERBERG  (Kt.  Zürich,  Bez.  Dielsdorf,  Gem. 
Otelfineen).  520  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  auf  der  Grenze 
gegen  aen  Kanton  Aargau,  1  km  s.  Hüttikon  und  2  km  s. 


608 


HUT 


HÜG 


der  Station  Otelfingen  der   Linie  Zürich-Oerlikon-Wet 
tingen.  16  reform.  Ew. 

HOTTIKON  (Kt.  Zürich.  Bez.  Dielsdorf,  Gem.  Otel- 
fiogen).  435  m.  Weiler,  am  linken  Ufer 

des  Furtbaches,   \   km  s.   der  Station     

Otelfingen  der  Linie  Zürich-Oerlikon- 
Wettingen.  Postablage,  Telephon.  19 
Häuser,  120  reform.  Ew.  Weinbau , 
Viehzucht.  Kupferstecheratelier.  Ale- 
mannenkolonie. 883  :  Huttinchova.  Ge- 
hörte zuerst  zur  Landvogtei  Baden  und 
kam  1798  an  Zürich. 

HÜTTKOPF  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hin- 
wil).  1234  m.  Schöner  kuppenförmiger 
Berg;  2,5  km  ö.  über  der  Station  Gihs- 
wil  der  Tösslhalbahn  (Winterlhur- 
Wald).  Am  S.-  und  W.-Hang  Viehwei- 
den. Schöne  Aussicht. 

hOTTLENEN  (Kt.  Luzern,  Amt 
Entlebuch,  Gem.  Flühli).  918  m.  Gruppe 
von  8  Häusern,  am  rechten  Ufer  der 
Waldemme  und  an  der  Mündung  des 
Rotbaches,  900  m  s.  Flühli  und  9  km 
8.  der  Station  Schüpfheim  der  Linie 
Bern-Luzern.  Telephon.  40  kathol.  Ew. 
Viezucht.   Säge. 

HOTTLINGEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Frauenfeld).  408 
m.  Gem.  und  kleines  Pfarrdorf,  am  N.-Fuss  des  Wellen- 
bergs, an  der  Strasse  Frauenfeld -Weinfelden  und  3  km 
ö.  der  Station  Feiben  der  Linie  Zürich -Winter thur-Ro- 
raanshorn.  Postablage,  Telegraph,  Telephon.  Gemeinde, 
mit  Eschikofen,  Haarenwilen  und  Mettendorf :  144  Häu- 
ser, 622  reform.  Ew. ;  Dorf:  41  Häuser,  176  Ew.  Acker-, 
Obst-  und  Weinbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Holz- 
handel. An  der  Thur  Streuwiesen.  Die  1300  von  den  Edeln 
von  Buchschoren  am  Berghang  erbaute  Kirche  ist  vom 
Seerücken  aus  sichtbar. 

H0TTNER8EE  (KL  Zürich,  Bez.  Morgen).  660  m. 
Kleiner  See,  zwischen  Moränen  eingebettet ;  4  km  wsw. 
über  Wollerau  und  nahe  unter  dem  Dorf  Hätten.  750  m 
lang,  300  m  breit  und  im  Maximum  15  m  tief.  Sein  Aus- 
fluss  wendet  sich  nach  NO.  und  mündet  bei  Hinterbäch 
unter  dem  Namen  Krebsbach  von  links  in  den  Zürichsee. 
Der  Hüttnersee  dient  den  am  Krebsbach  gelegenen  Mühlen 
als  Wasserreservoir.  Umgebungen  für  den  Geologen  wie 
für  den  Botaniker  interessant.  Dieser  findet  hier  mehrere 
alpine  und  subalpine  Pflanzenarten,  Relikte  aus  der  Eis- 
zeit. 

HÜTTSTiELLALP  oder  hOTTSTäTTALP  (Kt. 
Obwalden,  Gem.  Luncern).  1664  m.  Alpweide  mit  Gruppe 
von  14  Hütten,  am  linksseitigen  Gehänge  des  Kleinen 
Melchthals  und  am  S.-Hang  des  Schinbergs.  3  V«  Stunden 
ö.  Lungern.  Wird  zusammen  mit  Stalden- 
alp  mit  46  Stück  Vieh  bezogen. 

HOTTWILEN  (Kt.Thurgau,Bez.  Steck- 
born). 484  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  in  ei- 
nem Thälchen  zwischen  dem  Seerücken 
und  der  Neunforner  Höhe,  an  der  Strasse 
Frauenfeld- Diessenhofen  und  5  km  s.  der 
Station  Eschenz  der  Linie  Konstanz-Etz- 
wilen-Schaffhausen.  Postbureau,  Telegraph, 
Telephon^  Postwagen  Frauenfeld- Unter 
Stammheim.  Gemeinde,  mit  Kalchrain, 
Seebach,  Nussbaumen  und  Uerschhausen  : 
106  Häuser,  1054  reform,  und  kathol.  Ew. ; 
Dorf :  86  Häuser,  396  Ew.  Acker-,  Wein-, 
Wiesen-  und  Obstbau,  Viehzucht  u.  Milch- 
wirtschaft. Käserei.  Waldungen.  Bienen- 
zucht. Stickerei.  Sekundärschule.  Hütt- 
wilen  war  in  kirchlicher  Hinsicht  zuerst 
eine  Filiale  von  Uesslingen,  deren  Gottes- 
dienst vom  Pfarrer  von  Uesslingen  oder 
von  Mönchen  der  Karthaus  Ittingen  be- 
sorgt wurde.  Stand  bis  1466  unter  dem 
Patronat  des  Bischofes  von  Augsburg,  weil 
in  dieser  Gegend  die  bairischen  Herzoge 
aus  dem  berühmten  Geschlecht  der  Weifen  begütert 
waren.  In  Urkunden  werden  ein  Edelgeschlecht  de 
Huttwile  lind  eine  Burgruine  über  dem  Dorf  erwähnt. 
Der  2  km   w.  Hüttwilen  gelegene   kleine  Steineggersee 


wurde  von  Walter  und  Anna  de  Pettingen  1314  um  die 
Summe  von  95  Mark  Silbers  an  das  Kloster  Ittingen 
verkauft.   Grab   aus    der   Bronzezeit ;   auf  dem   Bellbur 


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HQttwilen  von  S&dwesten. 

Ueberreste  einer  römischen  Siedelung.  817 :  Huttinwilere. 
HUGEL8HOFEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Weinfelden). 
506  m.  Gem.  und  Dorf,  am  N.-Fuss  des  Ottenbergs  und 
in  einem  wenig  tiefen  Thai  zwischen  dem  Ottenbei^  und 
Seerücken,  an  der  Strasse  Märstetten-Alterswilen  und 
5  km  onö.  der  Station  Märstetten  der  Linie  Zürich-Win- 
terthur-Romanshom.  Postablage,  Telephon;  Postwagen 
Märstetten -Tod  tnacht.  Gemeinde,  mit  Schlatt,  Mohnshaus. 
Wachtersberg ,  Mannenmühle,  Lohmühle,  To<ltnacht, 
Aufhäusern  und  Engelswilen:  145  Häuser,  641  reform. 
Ew.;  Dorf:  60  Häuser,  254  Ew.  Kirchgemeinde  Alters  wilen. 
Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Kä- 
serei. Stickereien.  Eine  Leimfabrik.  Kirche  1900  gänzlich 
restauriert,  ist  jetzt  eine  der  schönsten  des  Kantons.  Ale- 
mannensiedelung,  in  den  ältesten  Urkunden  Hugoltes- 
hoven,  Hugeltshofen,  Hufiolzhofen  genannt.  In  der  Nähe 
des  Dorfes  standen  im  12.  und  13.  Jahrhundert  mehrere 
Burgen,  deren  Reste  heute  noch  bei  Todtnacht,  Lippold»- 
wilen,  Mohnshaus,  im  Entenmoos  und  Sperberholz  sicht- 
bar sind.  Die  Herren  von  Hugelshofen,  Dienstleute  des 
Bischofs  von  Konstanz,  besassenje  eineBur«  bei  Mohns- 
haus und  im  Schatzloch.  Der  erste  bekannte  Bitter  dieses 
Geschlechtes  ist  der  ums  Jahr  1176  lebende  Albert ;  ein 
anderer,  Wetzel,  lebte  von  1187-1221.  Zu  Beginn  des  15. 
Jahrhunderts  verschwindet  das  Geschlecht  auf  einmal. 
Die  Appenzeller  zerstörten  1407  die  Burgen  und  legten 
das   Dorf  Hugelshofen  in  Asche,  das  sich  nur  langsam 


Hugelshofen  von  Norden. 

wieder  erholte  und  bis  zur  Eroberung  des  Thurgaus  durch 
die  Eidgenossen  1460  ohne  Oberherrn  blieb.  Dann  wurde 
dem  Ort  und  der  umliegenden  Gegend  ein  Vogt  vorge 
setzt,  dem  die  Bewohner  von  Hugelshofen  den  Gehorsam 


BUG 


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609 


verweifferten,  bis  sie  von  der  eidgenössischen  Tagsatzung 
zur  Eidesleistung  gezwungen  wurden. 

HUGENALP  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Togsenburg). 
900-1200  m.  Alpweide,  im  oberen  Libingerthal.  ö.  der 
Engelschwandalp  und  1,5  km  sw.  über  Krmau.  3  Hütten 
und  Stadel. 

HUGGENBERG  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur,  Gem. 
Hofetetten).  717  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  auf  der  ürenze 
^egen  den  Kanton  Thuivau,  3  km  so.  Hofstetten  und  6,2 
km  w.  der  Station  Eschlikon  der  Linie  Zürich-Winter- 
thur*St.  Gallen.  Telephon.  37  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Elgg.  Landwirtschaft.  Ursprünglich  Hugenberg  geheis- 
sen. 

HUGQBRWALD  (Kt.  Solothum,  Amtei  Thierstein, 
Gem.  Klein  Lützel).  Häusergruppe.  S.  den  Art.  Hogger- 

WALD. 

HUQIFLUH  (Kt.  Bern,  Amtsbcz. Nieder  Simmenthai). 
1807  m.  So  heisst  eine  der  zahlreichen  Spitzen  der  Gruppe 
des  Stockhoms  (2192  m);  zwischen  dem  Oberstockensee 
und  dem  Thälchen  des  Bunschibaches. 

HUGI8ATTBL  (Kt.  Bern  und  Wallis).  4089  m.  Eis- 
sattel, im  NW.-Grat  des  Finsteraarhorns.  Wird  bei  der 
Besteigung  dieses  Gipfels  begangen.  Benannt  nach  dem 
Solothurner  Naturforscher  Franz  Josef  Hugi  (1795-1855), 
der  seit  1821  die  Alpen  und  den  Jura  bereiste  und  1828/2B9 
unter  grossen  Mühen  und  Gefahren  die  Jungfrau  und  das 
Finsteraarhorn  besuchte,  das  zum  erstenmale  von  ihm 
bestie((en  und  gemessen  wurde.  Siehe  Hugi,  F.  J.  Natur- 
historische Alpenreise,  Solothurn  1830.  Ueber  Hugi  vergl. 
Krehbiel.  Alb.  Franz  Josef  Hugi  in  seiner  Bedeutung 
für  die  Erforschung  der  Gletscher  (Münchener  Geograph, 
Studien.  12).  München  1902. 

HUGONNBT8  <LB8)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Uvaux). 
Bach.  S.  den  Art.  Lutrive  (La). 

HULFTBQG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Toggenburg, 
Gem.  Mosnan|f).  800  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  an  der 
von  Mosnang  über  den  Bergrücken  nach  Fischenthal  füh- 
renden schönen  Hulfteggstrasse,  rings  von  Wald  um- 
rahmt ;  5  km  w.  Mosnang  und  5  km  nö.  der  Station  St^ 
derTössthalbahn  (Winterthur-Wald).  Telephon.  18  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinde  Mühlrüti.  Wiesenbau  und  Viehzucht. 
Holzhandel.  Der  Name  wahrscheinlich  von  der  Hulfistud 
oder  Hulfteren,  wie  hier  im  Volksmund  der  wollige  Schnee- 
ball ( Vibumum  lantana)  geheissen  wird. 

HUMBBL  (Kt.  Zürich,  Bez.  und  Gem.  Pfaffikon).  689 
m.  Weller,  am  SW.-Fuss  des  Tannenbergs  und  2,5  km  n. 
der  Station  Pfaffikon  der  Linie  EfTretikon-Wetzikon-Hin- 
wil.  10  Häuser,  50  reform.  Ew.  Landwirtschaft.  Ursprüng- 
lich Humbol,  von  Hombol  oder  Hohenbol  =  am  hohen 
Hügel  (Bühl). 

HUMILIMONT  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz,  Gem. 
Marsens).  720  m.  Ehemaliges  Prämonstratenser  Kloster, 
unmittelbar  ö.  Marsens.  1136  von  den  Herren  Anselm, 
Guido  und  Borard  von  Marsens  gestiftet,  die  einiffen 
Jünffem  des  h.  Norbert  ihr  Dorf  Marsens  und  das  umlie- 
gende Land  abtraten.  Im  Lauf  der  folgenden  Jahre  wur- 
den dann  das  Kloster  und  seine  Kirche  erbaut.  Humili- 
mont  erfreute  sich  lange  Zeit  hindurch  einer  grossen 
Blüte,  bis  es  endlich  infolge  schlechter  Verwaltung  Land 
verkaufen  musste  und  dazu  noch  1578  von  einer  Feuers- 
brunst heimgesucht  wurde,  die  einen  Teil  der  Kloster- 
bauten zerstörte.  Da  nun  der  dem  Kloster  verbliebene 
Grundbesitz  zum  Unterhalt  der  Mönche  kaum  hinreichte, 
hob  Papst  Gregor  XIII.  1579  durch  eine  besondere  Bulle 
die  Abtei  auf  und  gewährte  den  noch  verbliebenen  fünf 
Patres  eine  Leibrente  von  je  50  Gulden.  Das  Klostergut 
ging  an  das  Jesuitenkollegium  in  Freiburg  über.  Die  letz- 
ten Mauerreste  des  Klosters  vnirden  1790  abgetragen  und 
zum  Bau  der  neuen  Kirche  von  Vuippens  verwendet. 
Nachher  ist  der  einstige  Grundbesitz  des  Klosters  Humi- 
limont  dem  Staat  Freiburg  zugefallen,  der  dann  hier  die 
k/mtonale  Irrenheilanstalt  Marsens  erbaut  hat.  Siehe 
Ktrennes  Fribourgeoises.  1903.  Vergl.  den  Art.  Marsens. 

HUMLIKON  (Kt.  Zürich,  Bez.  Andelfingen).  489  m. 
Gem.  und  Dorf,  2  km  sw.  Gross  Andelfingen  und  1,9  km 
nw.  der  Station  Henggart  der  Linie  Zürich- Winterthur- 
Schaifhausen.  Postablage,  Telegraph,  Telephon ;  Post^ 
wagen  Hengffart-Eüdligen.  55  Häuser,  263  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Andelfingen.  Landwirtschaft.  1230 :  Humi- 
linkon ;  1244:  Huomelinchon.  Man  hat  in  Humlikon  einige 


Gegenstände  aus  der  Römerzeit  aufgefunden.  Das  Ge- 
schlecht derer  von  Humlikon  gehörte  bis  1265  dem  frei- 
herrlichen Stande  an.  In  diesem  Jahre  gab  Freiherr  Hein- 
rich von  Humlikon  seine  Eigengüter  an  die  Abtei  Zürich 
auf  und  empfing  sie  von  dieser  wieder  zu  Lehen.  Das  Ge- 
schlecht ist  um  1300  erloschen.  Die  Lage  der  Burg  ist 
nicht  bekannt. 

HUMMEL  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Einsiedeln).  1421  m. 
Nördlichster  Gipfel  der  Kette  zwischen  Amsel thal  und 
Sihlthal,  6  km  s.  Einsiedeln  und  2  km  sw.  Steinbach.  Der 
zum  Teil  bewaldete  Berg  trägt  auf  seinen  breiten  Hängen 
zahlreiche  Alpweiden,  in  denen  eine  Reihe  von  Zuflüssen 
zum  Grossbacn  und  Steinbach  entspringen,  die  das  Ge- 
hänge mit  vielen  Tobein  durchfurchen.  Der  Hummel  steigt 
nach  NO.  mit  dem  Hummelsberg  in  felsigen  Hängen  gegen 
Kalch  ab. 

HUMMELWALD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toggen- 
bürg,  Gem.  Wattwil).  700-900  m.  Gemeindeabteilung,  am 
linksseitigen  Gehänge  des  Thaies  des  Ricken baches,  mit 
zahlreichen  Höfen.  2,8  km  sw.  der  Station  Wattwil  der 
Toggenburgerbahn.  Von  der  Strasse  Wattwil-Rickea- 
Lintnebene  durchzogen.  Häusergruppen  Bleiken,  Hum- 
melwald, Ricken  und  Ricken hof.  Zusammen  69  Häuser. 
362  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden  Wattwil  und 
Ricken.  Viehzucht.  Stickerei  und  Weberei.  Abt  Cölestin 
Sfondrati  von  St.  Gallen  fasste  1696  den  Plan,  über  den 
Hummelwald  eine  Strasse  zu  bauen,  um  mit  Umge- 
hung von  Zürcher  Boden  direkt  mit  den  Urkantonen 
verkehren  zu  können.  Sein  Nachfolger  Leodegar  Bürgisser 
gab  sich  alle  Mühe,  das  Projekt  zu  verwirklichen,  stiess 
aber  auf  den  Widerstand  von  Zürich,  das  die  Bewohner 
des  Toggenburgs  dem  Plane  feindlich  zu  stimmen  wusste. 
Es  gab  dies  dann  den  Anstoss  zu  dem  in  der  Folge  aus- 
brechenden Toggenburger  oder  zweiten  Villmerger  Krieg 
(1712).  •»  ©  t>  -r> 

HUMMERasODEN  (Kt.  St  Gallen,  Bez.  Ober  Tog- 
genburg^  Gem.  Alt  St.  Johann).  1038  m.  5  Häuser,  am 
rechtsseitiffen  Gehänge  des  Thurthales  zerstreut  gelegen, 
1  km  sw.  Alt  St.  Johann  und  17  km  so.  der  Station  Ebnat- 
Kappel  der  Toggenburgerbahn.  80  kathol.  und  reform. 
Ew.  AlDwirtschaiv. 

HUMOR  <PIZ)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja).  3257 
m.  Kurzer  Kamm,  mitten  im  obem  Teil  des  Tscnierva- 
gletschers  als  Felsinsel  aufragend ;  im  Bernina  massiv, 
nw.  vom  Piz  Bemina. 

HUND  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  2136  m.  Gipfel;  in  der 
Kette,  die  den  Forstberg  (2219  m),  Drusberff  (2283  m)  und 
Twäriberg  (2119  m)  trägt  und  an  der  Stelle,  wo  von  ihr 
der  Kamm  der  Mieseren  (2223  m)  hinten  über  dem  ober- 
sten Sihlthal  nach  0.  gegen  den  Pragelpass  abzweigt.  Der 
Hund  ist  eine  dreieckige  P^mide  aus  Urgonkalk  und 
erhebt  sich  sw.  über  dem  Stemboden,  n.  über  dem  Gems- 
stafel und  ö.  über  dem  stark  geneigten  und  Öden  Karren- 
feld zwischen  Drusberg  und  Twäribere.  Am  Hund  wie 
auf  den  an  seinem  W.-Hang  liegenden  Käserenalpen  in- 
teressante Fossilien  des  Neocom  und  Urgon. 

HUNDGELLEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Luzern, 
Amt  Sursee,  Gem.  Eich).  677  und  717  m.  Zwei  Gruppen 
von  zusammen  7  Häusern,  an  der  Strasse  Sempach-Mün- 
ster,  2  km  nö.  Eich  und  5,2  km  n.  der  Station  Sempach- 
Neuenkirch  der  Linie  Luzem-Olten.  55  kathol.  Ew.  Wie- 
senbau, Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 

HUNDHGERNLI  (Kt.  Bern  und  Wallis).  2878  m. 
Gipfel,  n.  Vorberg  des  Arpelistocks,  zwischen  diesem  und 
dem  Spitzhorn  (^7  m) ;  ö.  über  dem  Sanetschpass  und 
w.  über  dem  Geltengletscher.  Sowohl  vom  Sanelsch  aus 
als  über  den  Geltengletscher  zugänglich. 

HUNDSBOHL  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Freiburg, 
Bez.  Sense,  Gem.  Plaffeien).  1315  und  1225  m.  Zwei  Hüt- 
ten,  auf  den  grossen  und  schönen  Alpweiden  an  den  n. 
Verzweigungen  des  Schafhamisch.  Schöne  Aussicht  auf 
die  Bemer  Voralpen.  Abgelegene  Gegend. 

HUNDSFLUH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen  und  In- 
terlaken).  2855  m.  Gipfel,  so.  Vorberg  des  Hundshoms 
(2932  m),  zwischen  diesem  und  der  Sefinenfurgge  (2614 
m);  in  der  Gruppe  des  Schilthorns  (2973  m)  zwischen 
Kienthal  und  Lauterbrunnenthal. 

HUND8HORN  (QR088)  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Fru- 
tigen und  Interlaken).  2932  m.  Verwitterter  Felsgipfel, 
zwischen  dem  Sefinenthal  (einer  Verzweigung  der  Bog- 
OEOGR.  LEX.  83  —  n  —  39 


6i0 


HIIN 


HUN 


nicht  be- 
oder  von 


ganffenalp)  und  dem  obern  Kienthal 
Bonaers  schwierig,  kann  von  Murren  aus  in 
Kienthal  aus  in  67«  Stunden  bewerkstelligt 
werden.  Aussicht  derjenigen  seines  Nach- 
barn,   des    von    Murren    viel   besuchten 
Schilthorns,  in  vielen  Beziehungen  gleich. 

HUND8KOTTENBACH  (Kt.  Schwyz). 
Wildbach ;  entspringt  am  NO.-Hang  des 
Hochstuckli  (n.  von  den  Mythen)  in  1450  m, 
durchfliesst  während  4  km  ein  nach  N. 
ziehendes  Waldthal,  nimmt  zahlreiche 
kleine  Nebenadem  auf,  erhält  bei  Biberegg 
(950  m)  im  Thal  von  Rotenturm  den  Namen 
Steineraa  und  biegt  hier  scharf  nach  W. 
ab,  um  in  den  Lowerzersee  zu  münden. 
Das  ganz  im  Flysch  ausgewaschene  Hunds- 
kottentobel  ist  stark  bewaldet,  von  vielen 
Runsen  angeschnitlen  und  bestandigen 
Boden  rutsch  ungen  ausgesetzt.  Es  gestattet 
den  Uebergang  von  Rotenturm  über  den 
Hacken  nach  Schwyz  oder  ins  Alpthal  und 
nach  Einsiedeln. 

HUND8R0CK  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Saanen).  2049  m.  Langgestreckter  Alpwei- 
denrucken, zwischen  dem  Thal  von  Ablänt- 
schen  und  dem  Thal  der  Kleinen  Simme. 
Schöner  Aussichtspunkt,  2  Stunden  so. 
über  dem  Dorf  Abläntschen.  Besteht  aus 
Flysch  mit  Wechsellagerung  von  grobkör- 
nig:em  Sandstein  (sop;.  Hundsrucksand- 
Btein)  und  Kalktonschiefem.  Tiefer  unten 
eine  Konglomeratbank  mit  gerollten  Geschieben.  Der 
Name  entweder  von  der  Gestalt  des  Rückens  oder  von  dem 
hnußgen  Vorkommen  des  Nardgrases  {Nardtis  stricta)^ 
das  hier  im  Yolksmund  Hundshaar  geheissen  wird. 

HUNDSROCKEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem. 
Gossau).  550  m.  Gruppe  von  7  Häusern ;  2,5  kmö.  Gossau 
und  1,8  km  s.  der  Station  Wetzikon  der  Linie  Zürich- 
Uster- Rappers wil.  22  reform.  Ew. 

HUND8TBIN  (Kt.  Appenzell  L  R.).  2159  m.  Gipfel, 
in  der  Kette  des  Altmann,  nw.  über  dem  Fählensee  und 
der  FAhlenalp  und  5-6  Stunden  s.  über  Appenzell.  Besteht 
wie  die  ^anze  Altmannkette  aus  stark  gefalteten  und  von 
der  Erosion  in  hohem  Masse  zerfressenen  Schichten  der 
untern  Kreide.  Wird  vom  Weissbad  aus  über  die  Meglis- 
alp  und  den  Bötzel  (1790  m)  häufig  bestiegen  (4  V«  Stun- 
den). Nachbarn  des  ilundstein  sind  die  Freiheit  (2142  m) 
Im  W.,  der  Rote  Turm  Im  S.  und  der  Vordere  Hundstein 


HUNDSTEIN  (Kt.  St  Gallen,  Bez.  Ober  Toggenbor^V 
1903  m.  Gipfel;  1,5  km  s.  vom   Säntis  (2504  m)   and  s. 


Qaologisches  Querprofil  darch  den  Hundstein. 


1.  EocäD  ;  2.  Obere  Kreide  (Seewerkalk) ;  3   Albieo  (Gault) ; 
kalk)  ;  5.  Neocom  und  Vaiangien. 


4.  Urgon  (Scbratten- 


Ilundstein  und  Freiheit  von  Norden. 

(2072  m)  im  N.  Alle  diese  Gipfel  sind  felsig  und  entbehren 
der  Alpweiden.  Doch  lässt  man  auf  dem  Hundstein  noch 
Schafe  weiden,  obwohl  sein  Gipfelpunkt  nach  N.  überhängt. 


vom  Gir,  nw.  über  den  Hätten  von  Flis.  Bildet  wie  der 
Gir  (2171  m)  ein  aus  der  Mulde  s.  vom  Gewölbe  des  San- 
tisgipfels  herausgearbeitetes  UrgonrilT.  Oestl.  vom  Hund- 
stein steigt  eine  vom  Säntis  herabkommende  Runse  zu 
den  Hütten  von  Flis  ab,  westl.  von  ihm  führt  ein  von 
Wildhaus  ausgehender  Fussweg  durch  die  Klus  und  über 
die  Hütten  von  Klingen  auf  den  Säntis  und  im  SO.  und 
S.  fliesst  die  vom  Rotsteinpass  und  Brünnen  kommende 
Säntisthur  thalauswärts. 

HUNDSTOCK  (Kt.  Uri).  2216  m.  Gipfel,  in  der  Kette 
des  Rophaien,  s  über  dem  Riemenstaldenthal ;  besteht 
wie  seine  Nachbarn  Dübistock  (2051  m),  Dieppen  (2226  m) 
und  Rosstock  (2463  m)  aus  unterer  Kreide  (Neocom),  wäh- 
rend der  weiter  s.  gelegene  Hagelstock  (2207  m)  aus  dem 
dem  Neocom  unterliegenden  Malm  herausgearbeitet  ist 
Trigonometrisches  Signal  erster  Ordnung.  An  den  Gehän- 
gen und  am  Fuss  aller  dieser  Felsgipfel  zahlreiche  Alp- 
weiden, besonders  auf  der  Seite  Re- 
gen Riemenstalden  (Ziogelialp,  Alpeien 
etc.),  und  noch  tiefer  unten  Wald. 

HUNDWIL    (Kt.  Appenzell  A.   R.. 
Bez.    Hinterland).   793   m.  Gem.    und 
Pfarrdorf,  über  dem  rechten  Ufer  der 
Urnäsch  und  an  der  Strasse  Waldstatt- 
Teufen,  3  km  nö.  der  Station  Wald- 
^       statt    der    Appenzellerbahn   (Winkeln- 
^fl|k     Herisau-Appenzell).  Postbureau ,    Tele- 
/^^^Jfil     S,''^P^*  Telephon;   Postwagen   Herisau- 
■  ^B^^^H     Teufen.  Gemeinde,  mit  Aeschen,  Anen, 
I^^^^^H     ßuchberg,    Hagtobel ,  Label ,    Ob  dem 
^^HP^BH     Label,  Pfand,    Schmiedshaus,    Sonder. 
^K^^H     Stechlenegg,  Stuhn  und  Tobel :  282  Häu- 
^^I^^^H     ser,  1523  zur  grossen  Mehrzahl  reform. 
^^^^H     Ew. ;  Dorf  :  61  Häuser,  356  Ew.   Vieh- 
^^^^^^H     zucht  und  Milchwirtschaft.  Maschinen- 
^^^^^^H|     Stickerei.    Waisen-    und    Armenhaus. 
^^^^HF]     Hilfsgesellschaft.  Hundwil   ist  eine  der 
t^^HP^      ältesten  Gemeinden  des  Kantons.  Hier 
iL  x5l     m"'    versammelt  sich  jedes   ungerade  Jahr 
n.  ÄsX.     fW      ^^  letzten  Sonntag  des  April  die  Appen- 
zeller   Landsgemeinde.    Hundwil    war 
eines  der  vier  Appenzeller  Aemter,  die 
_^^    ^1377  dem    schwäbischen   Bund  beige- 
treten sind.  Kirche  alt ;  mit  Portal  aus 
dem  15.  Jahrhundert,  2  aus  dersell>en 
Zeit  stammenden  Chorfenstem  und  ei- 
ner noch  älteren  kleinen  Glocke.  Sie  erhielt  1894  einen 
neuen  Glockenturm.  Heimat  des  Appenzeller  Reformators 
Walter  Klarer  (f  1567).  921 : .  Huntwilare.  1405  wird  hier 


HUN 


HUR 


611 


eine  Letzi  genannt.  Die  1778  erbaute  alte  Holzbräcke  über 
die  Urnäsch  trä&t  eine  Reihe  von  Sinnsprüchen. 


HUNDWII-(Kt  St.  Gallen,  Bez. 
Gern.  Mürswilj.  510  m.  Gruppe  voq 
fruehi barer  Land«chafl  ;  ä  km  ö.  der 
ml  der  Linie  St.  Gallen-Rorschach. 
AckerhflQ  und   Viehiuchf     Käserei, 

HUNDWIUERHCEHe  nvL  Ap- 


Borachach , 
4  llatiserti,  in 
Station  Mora- 
27  kathol.Ew. 
Stickerei* 
pen^ell   A,    R, 


Kirche  Hundwii. 

und  I.  R.).  1309  m.  Nagelfluhffipfe!,  in  der  Kette  zwischen 
den  Thälern  der  Urnäsch  una  Sitter,  V«  Stunde  nw.  über 
Gonten.  Gastwirtschaft.  Aussichtspunkt,  im  Sommer  von 
Hundwii,  Zürchersmühle  (über  Ramsten)  und  Gonten 
oft  besucht. 

HUNDWILERN  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Einsiedeln).  1198 
m.  Berffgrat,  zwischen  den  Thälern  der  Alp  und  Biber; 
nördl.  davon  der  Katzenstrick  und  w.  davon  der  Günzlis. 
Am  S.-Hang  der  Ketzeren boden.  Ausgezeichnete  Alpwei- 
den, mit  Pferden  bezogen.  Schöne  Aussicht  auf  Zentral- 
und  Ostalpen  und  daher  von  Einsiedeln  aus  viel  be- 
sucht. 

HUNQERBERG  (Kt.  Aargau,  Bez.  Aarau).  474  m. 
Schön  abgerundete  und  bewaldete  Anhöhe,  n.  Aarau  über 
dem  linken  Ufer  der  Aare.  Am  S.-Hang  Reben.  Schöne 
Aussicht  auf  das  Aarethal,  Mittelland  und  die  Alpen.  Gast- 
hof. Joh.  Rud.  Meyer  aus  Aarau  (1739-1813)  Hess  hier 
einen  Spazierweg  anlegen,  der  heute  noch  seinen  Namen 
trägt.  Am  S.-Hang  die  «  Blumenhalde  »,  das  von  Heinrich 
Zschokke  1817  erbaute  Landhaus. 

HUNQERBOHL  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem. 
Salmsach).  414  m.  Dorf,  an  der  Aach  ;  1  km  wsw.  Salms- 
ach und  2,8  km  sw.  vom  Bahnhof  und  Hafen  Romans- 
hörn.  29  Häuser,  150  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinden Romanshorn  und  Romanshorn-Salmsach.  Are- 
sen- und  Obstbau.  Käserei.  Mühle.  Obstpressenfabrik. 

HUNQBRZELG  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofingen,  Gem. 
Rothrist).  406  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  der  Aare  und 
1 ,5  km  sw.  der  Station  Kothrist  der  Linie  Olten-Bern. 
18  Häuser,  159  reform.  Ew.  Ackerbau,  Viehzucht  und 
Milchwirtschaft.  Eine  Baumwollspinnerei. 

HUNKELEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Ruswil). 
778  m.  Zwei  Höfe,  am  S.-Hang  des  Hombergs,  2  km  nw. 
Hellbühi  und  5  km  sw.  der  Station  Rotenburg  der  Linie 
Luzern-Olten.  30  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Hellbühl. 
Kapelle.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

HUNNBNFLUH  (KU  Bern,  Amtsbez.  Interiakeu). 
1200  m.  Turmförmige  Felsbastion,  rechts  über  der  Lüt- 
schine  und  dem  Eingang  ins  Lauterbrunnenthal.  Durch 
die  regelmässige  Lagerung  der  Gesteinsschichten  bemer- 
kenswert. 

HUN8  (LA  GROTTE  od.  ROCHE  DE8)(Kt.  Wallis, 
Bez.  Harens,  Gem.  Hörömence).  Etwa  1600  m.  Wenig  be- 
kannte natürliche  Höhle,  der  zahlreichen  an  sie  sich 
knüpfenden  Sagen  wegen  auch  Grotte  aux  Fees  genannt. 
Liegt  4  km  s.  vom  Dorf  H^römence  im  letzten  felsigen 
Ausläufer  des  vom  Greppon  Blanc  zum  linken  Ufer  der 
Dixence  absteigenden  Kammes.  Der  Eingang  zur  Höhle 
befindet  sich  an  der  senkrechten  Felswand,  die  auf  der 
Siegfriedkarte  Six  des  F6es  genannt  wird,  in  einer  Höhe 
von  mehr  als  220  m  über  dem  Thal  und  über  unzugäng- 


lichen Steilabfallen,  sodass  man  nur  mit  Hilfe  von  Leitern 
und  Seilen  zu  ihm  gelangen  kann.  Nach  Lutz  soll  die 
Höhle  einst  einem  Einsiedler  zur  Wohnunff  gedient  ha- 
t^n,  nnchdem  schon  früher  eine  von  allen  Orten  verjagte 
Hunnen  (oder  Keinen-)  familie  hier  il^ren  Aufenthalt  j^e- 
nornmen  habe.  Tatsache  ist  nur,  dass  am  Eingang  sich 
etwas  Mauerwerk  findet  und  dass  man  auch  sonst  noch 
einige  Spuren  davon  sieht,  dass  die  Höhle  einst  bewohnt 
gewesen  ist. 

HUNZEN8WIL  (Kt.  Aargau,  Bez.  Lenz- 
burg).   460  m.   Gem.    und    Dorf,  an   der 
Strasse  Aarau-Lenzbur^  und  5,7  km   osö. 
Aarau.  Station  der  Linie  Aarau-Suhr- Wet- 
tingen. Postbureau,  Telephon.  102  Häuser, 
670    reform.    Ew.    Kircngemeinde    Suhr. 
Ackerbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 
HUNZIKEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Konol- 
finffen.  Gem.  Rubiffen).  525  m.  Gruppe  von 
9  Häusern,  am  recnten  Ufer  der  Aare  und 
1  km  sw.  der  Station  Ruhigen  der  Linie 
Bern-Thun.    Telephon.   81    reform.    Ew. 
Kirchgemeinde    Münsingen.     Wiesenbau. 
Mühle,  Säge.  100  m  lange  gedeckte  Aare- 
brücke aus  Stein  und  Holz,  1832  von  einer 
Aktiengesellschaft  erbaut,  die  bis  1848  ei- 
nen Brückenzoll  erhob.  Der  Ort  erscheint 
9»2  in  einer  St.  Galler  Urkunde  als  Hun- 
cinga. 
HUNZIKON  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee. 
(rem.  Geuensee).  740  m.  Gruppe  von 4  Häusern;  1,6  km  ö. 
Geuensee  und  4,5  km  nö.  der  Station  Sursee  der  Linie 
Luzern-Olten.    43    kathol.   Ew.   Kirchgemeinde   Sursee. 
Acker-  und  Wiesenbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 
996 :  Hunzingen ;  1220  :  Hunzingin ;  1331  :  Huntzingen  ; 
1538  :  Hunzigken  =  bei  den  Nachkommen  des  Hunzo.  Im 
Dialekt  Hunzige,  Hunzigke. 

HUNZIKON  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Münchwilen,  Gem. 
Wänfi^i).  500  m.  Weiler,  am  linken  Ufer  der  Murg,  2  km 
so.  Wängi  und  200  m  s.  der  Station  Rosenthal  der  Stras- 
senbahn  Frauenfeld- Wil.  17  Häuser,  92  reform,  und  ka- 
thol. Ew.  Kirchgemeinde  Wängi.  Wiesen-  und  Obstbau, 
Stickerei. 

HUOB  (Kt.  Nidwaiden,  Gem.  Oberdorf).  586  m.  Gruppe 

von  7  Häusern,  am  N.-Hanff  des  Stanserhorns  und  1,5  Km 

so.  über  Stans.   23   kathoi.    Ew.   Kirchgemeinde   Stans. 

Viehzucht. 

HUOB  (Kt.   Schvvryz,   Bez.  Höfe,  Gem.    Freienbach). 

420  m-  5  Häuser,  unmittelbar  ö.  Pfaffikon  zerstreut  ge- 
legen, 500  m  ö.  der  Station  Pfaffikon  d^r  Linie  Rappers- 
wil-Goldau.  20  kathol.  Ew.  Acker-,  Obst-  und  Gemüsebau. 
Als  einer  der  ältesten  Ammänner  dieser  Gegend  wird  1383 
ein  Heini  in  der  Huob  genannt. 

HUOB  und  HUOBRAIN  (Kt.  Zug,  Gem.  Hünenberg). 
480  und  429  m.  Zwei  Gruppen  von  zusammen  4  Häusern, 
1  km  w.  der  Station  Cham  der  Linien  Zürich-Zug-Luzem 
und  1,5  km  nö.  Hänenberg.l8  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
Cham.  Schöne  Aussicht. 

HUOBEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Gross- 
wangen). 563  m.  Gruppe  von 8  Häusern;  1,5  km  s.  Gross- 
wanffen  und  5  km  ö.  der  Station  Willisau  der  Linie  Lan- 
genthal-WoIhusen.  56  kathol.  Ew.  Landwirtschaft.  Torf- 
ausbeute. 

HUOBEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Gunzwil). 
717  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am  N.-Hang  des  Blosen- 
bereis;  1,5  km  s.  Gunzwil  und  6  km  sw.  der  Station  Rei- 
nacn  der  Zweifflinie  Beinwil-Reinach  der  Seethalbahn. 
52  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Münster.  Wiesenbau.  Vieh- 
und  Käsehandel. 

HUOBRAIN  (Kt.  Zug,  Gem.  Hünenberg).  Häuser- 
gruppe. S.  den  Art.  Huob. 

HUPRiECHTIGEN  (KLEINER,  MITTLER, 
OBER  und  UNTER)  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem. 
Nottwil).  694^49  m.  Bauernhöfe,  am  Hang  links  über 
dem  Sempachersee  zerstreut  gelegen  und  2,5  km  s.  der 
Station  Nottwil  der  Linie  Luzern-Olten.  12  Häuser,  54 
kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht  und  Milch- 
wirtschaft. 12^ :  Hunprechtingen. 

HÜRDEN  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Höfe,  Gem.  Freienbach). 

421  m.  Halbinsel,  sw.  vor  Rapperswil;  schiebt  sich  zwi- 
schen Freienbach  und  Lachen  von  links  her  in  nö.  Rieh* 


612 


UUR 


HUT 


tang  in  den  Zürichsee  vor  uad  teilt  diesen  in  den  Über- 
see und  Untersee  (oder  Zürichsee  im  engeren  Sinne). 
Wird  von  der  Linie  Rapperswil-Goldan  der  Länge  nach 
durchzoffen.  2  km  lang  und  500  m  breit.  Bildet  in  geolo- 
gischer Beziehung  den  Rest  einer  alten  Endmoräne  des 
einstigen  Linthffletschers  und  hat  sich  seither  durch  an- 
geschwemmtes Material  wieder  versrössert.  An  der  Wur- 
zel der  Halbinsel  (im  SO.)  grosse  Kiesabiafferungen,  die 
einst  Reben  trugen,  dann  aber  stark  ausgebeutet  worden 
sind.  Heute  stehen  auf  der  Halbinsel  Reben,  Wiesen  und 
Obstbäume.  Am  NO.-Ende  das  kleine  Fischerdörfchen 
Hürden.  Hürden  wurde  vom  Kaiser  Otto  L  965  dem  Klos- 
ter Einsiedeln  geschenkt  und  stand  wie  dieses  unter  der 
Kastvogtei  der  Grafen  von  Rapperswil  und  später  der 
Grafen  von  Habsburg.  1345  ertranken  zwischen  Rappers- 
wil und  Hürden  40  Pilger.  Die  Herzoge  Rudolf  und  Al- 
brecht von  Oeslerreich  liessen  1358  zwischen 
diesen  beiden  Orten  eine  1425  m  lange  Holz- 
brucke  erbauen.  Hürden  wurde  1388  von 
Zürich  erobert,  kam  dann  im  Friedens- 
traktat von  1^  wieder  an  Oesterreich, 
um  aber  schon  1412  neuerdings  an  Zürich 
zu  fallen.  Im  Frieden  von  1440  endlich 
musste  Zürich  die  «  Höfe  i  Pfaffikon,  Wol- 
lerau,  Hürden  und  Ufenau  an  Schwyz  ab- 
treten. Der  Pfarrvikar  auf  der  Ufduau  er- 
hob wie  das  Kloster  Einsiedeln  selbst  von 
jedem  Fischer  von  Hürden  eine  Kopfsteuer 
und  erhielt  von  jedem  Fischzug  seinen 
Anteil.  Am  21.  Mai  1448  legten  die  Zürcher 
das  Dörfchen  in  Asche,  worauf  die  Schwyzer 
die  Holzbrücke  nach  Rapperswil  zerstör- 
ten. Diese  wurde  aber  bald  wieder  herge- 
stellt. 1878  trug  man  die  alte  Brücke  ab 
und  verband  Hürden  und  Rapperswil 
durch  einen  Damm,  über  den  heute  eine 
Fahrstrasse  und  eine  Eisenbahnlinie  füh- 
ren. 

HÜRDEN  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Höfe,  Gem. 
Freienbach).  411  m.  Kleines  Fischerdörf- 
chen, am  NO.-Ende  der  Halbinsel  Hürden 
und  an  der  Strasse  von  Rapperswil  hinnl)er 
nach  dem  linken  Ufer  des  Zürichsee,  2  km 
nö.  der  Station  Pfäfßkon  der  Linie  Rappers- 
wil-Goldau  und  2  km  sw  vom  Bahnhof 
Rapperswil.  Telephon.  9  Häuser,  56  kathol.  Ew.  Fisch- 
fanff.  LandwirtschaA,  etwas  Weinbau.  Kapelle.  Yergl.  den 
vorhergehenden  Art. 

HURNBN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Münchwilen,  Gem.  Sir- 
nach).  582  m.  Weiler,  am  NO.-Fuss  des  Hackenbergs, 
3  km  sw.  Sirnach  und  2  km  so.  der  Station  Eschlikon  der 
Linie  Zürich-Winterthur-St.  Gallen.  Postablage.  13  Häu- 
ser, 64  zur  Mehrzahl  reform.  Ew.  Wiesen-  und  Obstbau, 
Wald  und  Holzhandel.  Stickerei. 

HUR8CHGA88E  (OBERE  und  UNTERE)  (Kt. 
Bern.  Amtsbez.  Thun,  Gem.  Thierachern  und  Uetendorf). 
635  und  628  m.  Zwei  Gruppen  von  zusammen  5  Häusern, 
800  m  von  einander  entfernt,  im  Thälchen  des  Wahlen- 
baches: 1  km  nw.  Thierachern  und  1,5  km  sw.  Ueten- 
dorf. 31  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Thierachern.  Land- 
wirtschaft. 

HURST  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg).  1951 
m.  Bergrücken,  nö.  vom  Alvier  (2345  m)  und  4,2  km 
w.  der  Station  Sevelen  der  Linie  Rorschach-Sargans. 
Bildet  zusammen  mit  dem  Kopf  (1998  m)  einen  klei- 
nen Bergstock,  der  nach  W.  steil  zum  Neocomzirkus  der 
Matschülalp  abfallt.  Besteht  wie  auch  der  Alvier  aus  Ur- 
gon. 

HURTGRABEN  (HINTER,  MITTLER  und  VOR- 
DER) (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau,  Gem.  Luthern).  820- 
90o  m.  vier  Häuser,  am  rechten  Ufer  der  Luthern,  2  km 
so.  vom  Dorf  Luthern  und  10  km  s.  der  Station  Hüswil 
der  Linie  Langenthai- Wolhusen.  24  kathol.  Ew.  Ackerbau 
und  Viehzucht. 

HU8EN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle,  Gem. 
Meiringen).  598  m.  Dorf,  am  S.-Fuss  des  Haslebergs 
und  am  rechten  Ufer  der  Aare,  an  der   Strasse  Meirin- 

gm-Brienz  und  1,5  km  nw.  der  Station  Meiringen  der 
rünigbahn    ( Luzern -Brienz).  54    Häuser,  316  reform. 
Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Beim  grossen  Brand  von 


Meiringen  1891  ward  Husen  ebenfells  ein  Opfer  der 
Flammen. 

HUSEN  (Kt.  Uri,  Gem.  Wassen).  1179  m.  Gruppefon 
5  Häusern,  am  linken  Ufer  der  Meienreuss  und  3  km  nw. 
der  Station  Wassen  der  Gotthardbahn.  30  kathol.  Ew. 
Kapelle.  Alpwirtschafl. 

HU8ENBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle). 
Wildbach;  entspringt  mit  drei  Quellarmen  (Vogel- oder 
Dorfbach,  Lauenenbach,  der  dritte  auf  der  Karte  unbe- 
nannt)  am  S.-Hang  des  Giebel  und  Küngstuhl  in  etwa 
1800  m.  Die  drei  Bäche  vereinigen  sich  am  Fass  des 
Hasleberas  in  598  m  zum  Husenbach,  der  nach  2,2  km 
langem  Lauf  in  der  Richtung  nach  W.  2,3  km  nw.  Uoseo 
in  wl  m  von  rechts  in  die  Aare  mündet. 

HU8ERHOF  (Kt.  Aargau,  Bez.  Bremgarten,  Gem. 
Unter  Lunkhofen).  Weiler.  S.  den  Art.  Hauserhof. 


Hotstock,  vom  Hanghorn  aus. 

HUT8TOCK  (Kt.  Obwalden).  9679  m.  Stolzer  Fels- 
gipfel, in  der  Kette  zwischen  Engelberger-  und  Melch- 
thal,  unmittelbar  so.  über  dem  diese  beiden  Thäler 
miteinander     verbindenden    Juchlipass.     Wird    seiner 

ßrachtvoHen   Aussicht  wegen  oft  besucht ;  Aufstieg  von 
[elchthal  über  Ober  Wendalp  (Nachtquartier)  in  5  Vi 
Stunden. 

HÜTTE  <LA)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  CourtelaryK  Gem. 
und  Dorf.  S.  den  Art.  Hbutte  (La). 
HUTTWIL  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Trachselwald).  646  m. 
Gem.  und  kleine  Stadt,  am  linken  Ufer  der 
Langeten,  an  der  Kreuzung  der  Strassen 
nach  Langenthai,  Snmiswald- Worb-Ben 
und  Willisau-Luzern;  an  der  Grenze  gegen 
den  Kanton  Luzern.  Station  der  Linie  Ud- 
genthal-Huttwil- Wolhusen  und  der  p^ojektie^ 
ten  Linie  Hnttwil-^umiswald-Ramsei,  Post- 
bureau, Telegraph,  Telephon;  Postwa^ 
nach  Sumiswald.  Eriswil  und  Wissachenrraben.  Die 
Gemeinde  zerfällt  in  zwei  Abteilungen  :  1.  Huttwilberd 
mit  Holen,  Hub,  Huttwil,  Uech  und  Walke  und  1 
Huttwilhof  mit  Elmegg,  Flechten,  Gommen,  Ittishüse 
ren,  Niffel,  Niffenegg,  Schwarzenbach,  Schweinbras- 
nen,  Tschäppel  und  Unteräbnit.  Zusammen  440  Häa- 
ser,  3916  reform.  Ew. ;  Städtchen  :  152  Häuser,  1552  Ew. 
Hauptbeschäftigung  der  Bewohner  sind  Ackerbau  und 
Viehzucht,  doch  spielt  auch  die  Industrie  eine  grosse 
Rolle  :  je  eine  Tuch-  und  Möbelfobrik,  eine  Weber«, 
zwei  Strickereifabriken;  4  Gerbereien,  eine  Mühle,  eine 
Brennerei,  eine  Essenzfabrik,  7  Käsereien,  eine  Badi- 
druckerei  mit  Zeitung.  Zwei  Sparkassen.  Direktionssitz 
der  Linie  Langenthal-Huttwil-Wolhusen.  Wasserversor- 
gung in  den  Häusern.  Elektrisches  Licht  und  Kraft  too 
Winau  her.  Neu  erbautes  Krankenhaus.  Sekundärschule. 
Sechs  grosse  Jahrmärkte.  Das  Städtchen  ist  häbsch  ^e- 


HUT 


HUZ 


613 


haut  und  hat  keine  alten  Häuser,  weil  es  zu  drei  wieder- 
holten Malen  durch  Feuer  zerstört  worden  ist:  im  Laupen- 


Iluttwil  voQ  Norden. 

krieg  1340  durch  die  Bemer,  1537  durch  Unvorsichti|^- 
keit  einer  Frau  und  1834  durch  Blitzschlag,  wobei  4i 
Häuser  eingeäschert  wurden.  Die  Häuser  von  Huttwil 
gruppieren  sich  in  drei  Reihen  längs  der  Hauptgasse 
und  der  Hintergasse.  Von  der  n.  vom  Städtchen  ge- 
legenen Hochebene  der  Allmend  (dem  früheren  Exerzier* 
platz)  schöne  Aussicht  auf  das  Emmenthal  und  die  Alpen. 
Huttwil  hat  eine  bewegte  Vergangenheit  hinter  (>ich. 
Zum  erstenmal  wird  es  um  die  Mitte  des  9.  Jahrhunderts 
als  Huttiwilare=  Weiler  des  Hutto  benannt.  Agnes,  Toch- 
ter des  Königs  Rudolf  von  Rheinfeldfen  und  Gemahlin  des 
Herzogs  Berchtold  II.  von  Zähringen,  vergabte  1108  das 
Patronat  über  die  Kirche  von  Huttwil  und  die  dazu  f^e^ 
hörenden  Güter  dem  Benediktinerkloster  St.  Peter  im 
Schwarzwald.  Seit  dieser  Zeit  führt  Huttwil  die  Schlüssel 
Petri  im  Wappen.  Die  andere  Hälfte  der  Güter  zu  Hutt- 
wil, über  die  uraf  Mangold  von  Neuenburg  zu  verfugen 
hatte,  wurde  von  diesem  um  die  Mitte  des  12.  Jahrhunderts 
dem  Kloster  St.  Johann  bei  Erlach  geschenkt.  Im  13. 
Jahrhundert  heisst  der  Ort  Huetevile.  Nach  dem  Erlöschen 
der  Zähringer  1218  kam  Huttwil  an  die  jüngere  Linie  der 
Kiburger.  Adelheid,  Gemahlin  des  Ritters  Cono  von  01- 
tingen,  vergabte  1250  ihren  ganzen  freien  Besitz  zu  Niffel 
(Gemeinde*  Huttwil)  dem  Deutschordenshaus  in  Sumis- 
wald.  Die  beiden  Brüder  Graf  Hartmann  und  Graf  Eber- 
hard von  Kiburg  traten  1313  die  Veste  Huttwil  freiwillig 
an  den  Herzog  Leopold  von  Oesterreich  ab,  der  sie  ihnen 
sofort  wieder  zu  Lenen  gab.  Als  aber  1322  Graf  Hartmann 
von  seinem  Bruder  Graf  Eberhard  im  Schloss  zu  Thun 
ermordet  wurde,  fiel  Huttwil  zusammen  mit  der  ganzen 
Landgrafschaft  Burgund  an  das  Haus  Oesterreich  als  Ei- 
gentum, und  dieses  verpfändete  die  Veste  13^  an  seine 
Qienstleute  die  Ritter  Grimm  von  Grünenherg.  1^1 
söhnte  sich  Graf  Eberhard  wieder  mit  dem  Herzog  von 
Oesterreich  aus  und  empfing  vom  ihm  alle  seine  früheren 
Lenen  zurück.  Von  dieser  Zeit  an  war  Graf  Eberhard  ein 
treuer  Anhänger  der  Herzoge  und  ein  heftiger  Feind  der 
Stadt  Bern,  so  dass  die  Bemer  nach  der  Schlacht  von 
Laupen  (1339)  vor  Huttwil  zogen,  die  Veste  stürmten, 
nahmen  und  in  Asche  legten  (1340).  Ihre  grosse  Schulden- 
last nötigte  die  Kiburger,  neben  anderen  ihrer  Besitzun- 
gen auch  Huttwil  neuerdings  an  die  Herzoge  von  Oester- 
reich zu  verkaufen  (1363),  von  denen  sie  den  Ort  wieder 
zu  Lehen  erhielten.  Schon  1378  verpfändeten  sie  ihn  aber 
an  die  Grimmen  von  Grünenherg,  von  denen  er  durch 
Kauf  1404  an  Burkhard  von  Sumiswald  kam.  Dieser,  der 
ebenfalls  tief  in  Schulden  steckte,  verkaufte  1406  neben 
vielen  anderen  seiner  Güter  auch  Huttwil  an  die  Stadt 
Bern.  Inzwischen  muss  der  Ort  von  den  Guglern  1375 
neuerdings  zerstört  und  nachher  wiederaufgebaut  worden 
sein.  1557  löste  Bern  die  noch  bestehenden  Rechte  des  Klos- 
ters St.  Peter  ab,  nachdem  es  schon  zur  Zeit  der  Einführung 


der  Reformation  die  Güter  des  Klosters  St.  Johann  um 
einen  auffallend  geringen  Preis  angekauft  hatte.  Unter 
der  Berner  Herrschaft  stand  dem  Städt- 
chen ein  Schultheiss  vor.  Wie  andere 
Gemeinden  des  Emmenthales  wider^ 
setzte  sich  auch  Huttwil  längere  Zeit 
der  Einfuhrung  der  Reformation.  1653 
brach  der  blutige  Bauemkriee  aus,  wäh- 
rend dessen  die  Leute  von  Huttwil  mit 
Leidenschaft  sich  der  Sache  der  Bauern 
anschlössen.  Am  30.  April  und  14.  Mai 
dieses  Jahres  traten  die  Bauern  in 
Huttwil  zur  Landsgemeinde  zusammen, 
beschworen  den  bümiswalder  Bundes- 
brief und  rüsteten  sich  zum  allge- 
meinen Aufstand.  Dessen  unglücklicher 
Ausgang  ist  bekannt.  Die  Huttwiler 
mussten  die  starke  Tatze  Berns  schwer 
fühlen :  die  Gemeinde  wurde  mit  einer 
unglaublich  hohen  Geldstrafe  belegt, 
es  wurden  ihr  das  Stadtrecht  entzogen 
und  ihre  Tore  weggehoben.  Das  von 
den  Huttwilern  zerstörte  u.  verbrannte 
Haus  ihres  Schultheissen  Blau  ward 
von  der  Berner  Regierung  als  stattli- 
cher Bau  (die  heulige  «Alte  Krone i») 
neu  erstellt.  Dem  in  Bern  hinge- 
richteten Klaus  Leuen  berger,  dem  Ob- 
mann und  Hauptanführer  des  Bundes,  ist  in  Huttwil 
ein  Denkmal  aus  Gotthardgranit  erstellt  worden,  das  man 
am  26.  Juli  1903  —  am  gleichen  Tage  mit  der  Denk- 
mal weihe  für  Christian  Schvbi  in  Escholzmatt  — 
feierlich  eingeweiht  hat.  Die  ihnen  zu  Teil  gewordene 
harte  Strafe  vergassen  die  Huttwiler  nicht,  so  dass 
sie  1798  einen  Freiheitsbaum  aufpflanzten  und  das  erste 
einmarschierende  französische  Bataillon  freundlich  auf- 
nahmen. In  der  Folge  hatten  sie  dann  freilich  unter 
dem  Drucke  der  französischen  Einq  larlierung  noch 
Manches  zu  leiden.  Am  31.  März  1845  brach  von  Hutt- 
wil die  Kolonne  Billo  der  unter  dem  Oberbefehl  von 
Ulrich  Ochsenbein  stehenden  Freischaaren  gegen  Luzem 
auf,  und  im  Sonderbundskrieg  setzte  sich  am  22.  Novem- 
ber 1847  ebenfalls  von  Huttwil  aus  die  Brigade  Frey  der 
eidgenössischen  Armee  gegen  Luzem  in  Marsch.  Der 
«  Feuerstein  »  in  der  Gemeinde  Huttwil  ist  vielleicht  eine 
alte  Opferstätte.  Vergl.  Nyffeler,  Joh.  Heimatkunde  von 
Huttwil.  Bern  1871. 

HUTTWILHERD  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald, 
Gem.  Huttwil).  Gemeindeabteilung.  S.  den  Art.  Huttwil. 
HUTTWILHOF  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald, 
Gem.  Huttwil).  Gemeindeabteilung.  S.  den  Art.  Huttwil. 
HUTZIKON  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winlerthur,  Gem.  Tur- 
benthal).  545  m.  Gemeindeabschnitt  und  Dorf,  am  rechten 
Ufer  der  Töss,  an  der  Strasse  Winterthur-Turbenthal  und 
400  m  n.  der  Station  Turbenthal  der  Tössthalbahn  (Win- 
terthur-Wald).  Telephon.  Zusammen  mit  Altmühle  :  93 
Häuser,  544  reform.  Ew.;  Dorf:  67  Häuser,  381  Ew. 
Baumwollenindustrie,  Spinnerei  und  Stickerei.  Aleman- 
nengräber. 873:  Huzinhovan.  Keine  Burgspuren.  Das 
Winterthurer  Schul theissengeschlecht  Hunzikon  (1312- 
1495)  stammt  wohl  eher  von  Hunzikon  im  Thurgau, 
scheint  übrigens  auch  nicht  ritterlicher  Herkunft  ge- 
wesen zu  sein. 

HUWELGA88  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Kerns).  554  m. 
Gruppe  von  9  Häusern,  200  m  nw.  der  Kirche  Kerns  und 
1,4  km  so.  der  Station  Kerns  der  Brünigbahn  (Luzem- 
Brienz).  23kathol.  Ew. 

HUWIL  (Kt.  Luzem,  Amt  Hochdorf,  Gem.  Römers- 
wil).  483  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  s.  vom  Baldeggersee; 
2,3  km  ö.  Römerswil  und  2,5  km  ssw.  der  Station  Haldegff 
der  Seethalbahn.  37  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Hochdorf. 
1101:  Hunenweilare;  1241:  Hunwile.  Sitz  der  Edeln  von 
Hunwil,  die  in  den  Urkunden  von  1230  bis  1474  er- 
scheinen 

HUZENWIL  (Kt.  Thurgau.  Bez.  Frauenfeld,  Gem. 
AadorO.  490  m.  Gruppe  von  6  Häusern;  3,5  km  n.  Aadorf 
und  2,5  km  wnw.  der  Station  Mazingen  der  Strassenbahn 
Frauenfeld-Wil.  30  reform,  und  kalhol.  Ew.  Kirchgemein- 
den Aawangen  und  Aadorf.  Acker-,  Wiesen-  und  Obst- 
bau. 


614 


IBE 


I  (UNTER)  (Kt.  und  Bez.  Schwyz,  Gem.  Sattel).  WeUer. 
S.  den  Art.  Unteri. 

IBACH.  Ziemlich  häußg  vorkommender  Name  von 
Bächen  und  Siedelungen ;  vom  althochdeutschen  iwa  = 
Eibe  {Taxtu  baccata),  im  Dialekt  Ibe,  Iwe,  le,  etc.  ge- 
heissen.  Ibach  ist  entweder  zusammengesetzt  aus  I  = 
Eibe  und  Bach  oder  aus  Ib  ==  Eibe  und  Ach,  von  ahi  = 
tliessendes  ^^asser 

IBACH  (Kt.  Appenzell  I.  R.).  Bach«  erster  ZuOuss  der 
Sitter;  entspringt  am  S.-Hang  der  Fähneren  in  1150  m 
und  mündet  nach  3  km  langem  Lauf  nahe  dem  Weiss- 
bad in  812  m  von  rechts  in  aie  Sitter.  Ist  nach  Gewittern 
ein  gefahrlicher  Wildbach.  An  den  Hängen  seines  tiefen 
Tobeis  stehen  Nummulitenkalke  an. 

IBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun,  Gem.  Buchholter- 
berg).  890  m.  10  Häuser,  auf  einer  Hochfläche  rechts  über 
dem  Ufer  der  Rotachen  zerstreut  gelegen,  südl.  vor  der 
Falkeniluh  und  4  km  ö.  der  Station  Brenzikofen  der  elek- 
trischen Vollbahn  Burgdorf-Thun.  54  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Heimensch  wand.  Wiesenbau. 

IBACH  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  Schwyz).  457  m.  Indu- 
strielles Dorf,  zu  beiden  Seiten  der  Muota^  an  der  Strasse 
Schwyz-Brunnen  und  2  km  ssö.  der  Station  Schwyz  der 
Gotthardbahn.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon;  Post- 
wa^^en  Brunnen-Schwyz.  171  Häuser,  1482  kathol.  Ew. 
Filialkirche  von  Schwyz.  Wiesen-,  Gemüse-  und  Obst- 
bau. Lederfabrikation.  Eine  Ziegelei.  Baumwoll-  und 
Seidenwebereien.  Säge,  Holz-  und  Yiehhandel.  Schöne 
Kapelle  und  neues  Scnulhaus.  Am  linken  Ufer  der  Muota 
die  sog.  Erlen,  ein  Gelände,  das  oft  unter  den  Hochwas- 
sern des  Flusses  zu  leiden  gehabt  hat.  Die  schöngelegene 
Ebene  «  Hof»  war  einst  kantonaler  Exerzierplatz. 

IBACH  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Thierstein).  Bach;  ent- 
springt am  Gilgenberg  in  700  m  mit  zwei  Quellarmen, 
die  sich  unterhalb  Zullwil  vereinigten,  und  mündet  nach 
6  km  langem  Lauf  gegen  NW.  in  325  m  von  rechts  in 
die  Birs.  Bildet  während  der  letzten  drei  km  seines  Lau- 
fes die  Kantonsgrenze  zwischen  Solothurn  und  Bern. 

IBACH  (HINTER)  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  Schwyz).  458 
m.  KleinesDorf,  zu  beiden  Seiten  der  Muota,  700  m  so.  Ibach 
und  2,7  km  so.  der  Station  Schwyz  der  Gotthardbahn. 
20  Häuser,  103  kaihol.  Ew.  Wiesen-,  Gemüse-  und  Obst- 
hau, Viehzucht.  Baumwollenindustrie.  Holz-  und  Vieh- 
handel. Hier  versammelte  sich  am  linken  Ufer  der  Muota 
und  an  der  Grenze  der  ehemaliffen  Unterabteilungen 
Muotathal  und  Nieder wässer  des  Bezirkes  Schwyz  vom 
13.  Jahrhundert  an  bis  ins  19.  Jahrhundert  hinein  die  kan- 
tonale und  später  noch  die  Bezirkslandsgemeinde.  Südl. 
von  Hinter  Ibach  steht  an  der  Muota  das  neue  Elektrizi- 
tätswerk, das  den  ganzen  SW.  des  Kantons  mit  Kraft  und 
Licht  versorg.  Von  Hinter  Ibach  zweifft  auch  die  links 
der  Muota  hinziehende  alte  Strasse  ins  Muotathal  ab.  Alte 

Gedeckte  Holzbrücke  über  die  Muota  zwischen  Hinter 
berg  und  Degen  berg. 

IBENM008  (Kt.  Luzern,  AmtHochdorf,  Gem.  Hohen- 
rain).  690  m.  Gemeindeabteilung  und  Häusergruppe,  am 
W.-Hang  des  Lindenbergs ;  2,3  km  n.  Hohenrain  und  3,2 
km  nö.  der  Station  Baldegg  der  Seethalbahn.  Zusammen 
mit  Unter  Illau :  20  Häuser,  109  kathol.  Ew. ;  Weiler:  5 
Häuser,  32  Ew.  Kirchgemeinde  Kleinwangen.  Acker-, 
Wiesen-  und  Obstbau.  Waisen-  und  Armenhaus  der  Ge- 
meinde Hohenrain.  Früher  stark  besuchtes  Heilbad,  zu- 
sammen mit  ausgedehnten  Ländereien  Eigentum  der 
Johanniterkomthurei  zu  Hohenrain.  1230 :  pratum  Ibin- 
mos.  Wie  die  Bezeichung  pratum  (=  Wiese)  andeutet, 
stand  zu  jener  Zeit  hier  wahrscheinlich  noch  keine  Sie- 
delung.  Der  Name  vermutlich  =  Eibenmoos  (von  Ib  = 


Eibe,  Taxus  baccata),   Funde  von  Bronzegegenstanden. 

IBERQ.  Ortsname;  wie  Ibach  von  I,  Ib,  Iwa  =  Elbe 
(Taxus  baccata)  herzuleiten.  In  den  Kantonen  Aargau, 
Luzem,  Nidwaiden,  St.  Gallen,  Schwyz,  Thurgau,  Wallis 
und  Zürich  nicht  selten. 

IBERQ  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur,  Gem.  Seen).  570 
m.  Gemeindeabteilung  und  Dorf,  im  Tössthal ;  1,4  km  so. 
Seen  und  1,5  km  ö.  der  Station  Sennhof  der  Tössthal- 
bahn  (Winterthur- Wald).  Telephon.  Gemeindeabschnitt, 
mit  Gotzenwil,  Mulchlingen,  Thaa  und  Weier :  82  Uäaser, 
417  reform.  Ew.;  Dorf:  35  Häuser,  172  Ew.  Viehzucht 
Im  sog.  a  Stock  Iburs  »,  500  m  nördl.  von  Ibei^,  soll  nach 
der  Ueberlieferung  eine  Burg  gestanden  hat>en,  die  in- 
dessen weder  durch  Spuren  noch  Urkunden  nachgewie- 
sen ist.  Der  Name  entweder  als  « Iddaberg  s  oder  <  Eiben- 
berg »  zu  deuten. 

IBERQ  (AUF)  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  Schwyz).  772  m. 
Gemeindeabschnitt  una  kleines  Dorf,  am  S.-Hang  des 
Ober  Giebel  und  5,5  km  so.  der  Station  Schwyz  der  Gott- 
hardbahn. 26  Häuser,  145  kathol.  Ew.  Kleine  Kirche. 
Wiesenbau  und  Viehzucht.  Holzhandel.  Hier  wohnte  Land- 
ammann Kätzi,  der  Held  von  Marignano  (1515),  dessen 
Geschlecht  jetzt  ausgestorben  ist.  1799  wurden  die  hier 
verschanzten  Franzosen  von  den  Russen  verjagt. 

IBERQ  (OBER)  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  1127  m.  Gem. 
und  Weiler,  auf  den  Höhen  zwischen  den  Thälem  der 
Minster  und  Stillen  Waag,  am  N.-Hanff  des  Roggenstocks, 
10  km  nö.  Schwyz  und  14  km  so.  Einsiedeln.  Postbu- 
reau, Telegraph,  Telephon;  Postwagen  nach  Einsiedeln. 
Die  Gemeinde  ist  ziemlich  ausgedehnt  und  zählt  zusam- 
men mit  Dohlen,  Gschwend,  Jässenen,  Laburg,  Neusee- 
wen,  Schattenberg,  Sonnenseite  und  Tschalun  :  109  Häu- 
ser, 690  kathol.  Ew. :  Weiler:  10  Häuser,  70  Ew.  Seit  1481 
eij^ene  Kirchgemeinae.  Kirche  und  Kapelle.  Wiesenbau, 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Grosse  und  schöne  Alp- 
weiden. Seidenweberei.  Vieh-  und  Holzhandel.  Schul- 
haus. 500  m  SW.  vom  Weiler  der  Kurort  Neuseewen.  Vom 
11.-14  Jahrhundert  war  Ober  Iberg  ein  beständiges  Streit- 
objekt zwischen  Schwyz  und  Einsiedeln.  In  geologischer 
Hinsicht  ist  die  Umgebung  von  Iberg  bemerkenswert 
durch  das  Vorkommen  von  isolierten  Bergstöcken  aas 
mesozoischen  Gesteinen,  die  ohne  Wurzel  auf  dem  Ter- 
tiär schwimmen  (Klippen).  Die  von  Kaufmann  so  getauf- 
ten I bergschichten  wurden  von  Kaufmann  selbst  als  ein 
Mittelglied  zwischen  dem  Tertiär  und  der  Kreide  aulro- 
fasst,  während  man  sie  heute  als  hauptsächlich  triasische 
Ueberschiebungsscholien  deutet.  Solche  sind  hier  z.  B. 
der  Roggenstock,  die  Mördergrube,  die  Schienstöcke 
Vergl.  den  Art.  Giswilerstcecke. 

IBERQ  (UNTER)  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  930  uA 
Gem.  und  Kirchgemeinde;  umfasst  das  oberste  Sihlthal 
und  den  untern  Abschnitt  des  Thaies  der  Minster  und 
erenzt  an  den  Bezirk  Einsiedeln.  2280  ha  gross.  Siede- 
lungsmittelpunkte  sind  die  Dörfer  Herti  am  rechten  Ufer 
der  Minster  mit  Kirche,  Schulhaus,  Gasthaus  und  Tele- 
phon, und  Stöcken  am  linken  Ufer  der  Minster  mit 
Postbureau,  Telegraph,  Telephon,  Fremdenpensionen, 
Ziegelei  und  Kalkofen.  Beide  hegen  am  N.-Fuss  der  Gng- 
gernfluh  10  km  so.  Einsiedeln.  Danet>en  umfasst  die  Ge- 
meinde noch  die  Häusergnippen  Plangg,  Schmalzgraben, 
Sonnenberg,  Studen  und  Waag.  Zusammen  223  Häuser. 
1414  kathol.  Ew.  Postwagen  Einsiedeln-Ober  Iber^.  Wich- 
tig ist  die  Viehzucht.  Starker  Vieh-  und  Holzhandel.  Sei- 
denweberei als  Hausindustrie.  1884  spaltete  sich  Iberar  in 
zwei  Kirchgemeinden.  Das  gesunde  Höhenklima  und  die 
Naturschönheiten  dieser  Berggegend  haben  Unter  Iberg 
zu  einer  mehr  und  mehr  in  Rur  kommenden  Sommerfrische 


IBE 


IFF 


615 


gestaltet.  Das  Gebiet  von  Unter  Iberg  kam  durch  Schen- 
kung von  Seiten  der  Kaiser  Otto  I.  (947)  und  Heinrichs 


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zJWrli' «_      . 

Unter  Iberg,  von  der  Hirscbfluh  aus. 

des  (heiligen  (1018)  an  das  Kloster  Einsiedeln.  Diese  Schen- 
kungen 1 114  und  1143  durch  das  Reichsgericht  bestätigt. 
Graf  Rudolf  von  Habsburg  entschied  1217,  dass  Unter 
Iberg  gemeinsame  Allmend  von  Schwyz  und  Einsiedeln 
bein  solle.  1350  endlich  kam  es  dann  endgiltig  an  Schwyz. 

IBERQ  BURQ  oder  YBERQ  (Kt.  St.  Gallen,  Hez. 
Neu  Toggenburgy  Gem.  Wattwil).  727  m.  Burgruine,  ge- 
genüber dem  Kloster  St.  Maria  malerisch  gelegen ;  700  m 
sw.  der  Station  Wattwil  der  Toffgenburgerbahn.  Schöne 
Aussicht  auf  dasThurthal.  Am  tuss  des  Burghügels  eine 
stark  besuchte  Fremdenpension.  Die  ums  Jahr  1240  er- 
baute Burg  spielte  im  Streit  zwischen  dem  Herrn  von 
Iberg  und  dem  Grafen  KrafiTt  vonjoggenburg  eine  bedeu- 
tende Rolle.  Ersterer  wurde  gefangen  genommen  und 
von  seinem  Gegner  hart  behandelt,  bis  er  entfliehen 
konnte.  Dann  übertrug  er  seine  Rechte  und  Güter  an  den 
damaligen  Abt  von  St.  Gallen,  Berthold  von  Falkenstein 
(1264),  der  den  Kampf  fortsetzte  und  die  Burg  wieder  zu- 
rückeroberte. Sein  dritter  Nachfolger,  Wilhelm  von  Monf- 
fort,  verteidigte  1290  die  Burg  mannhaft  ge^en  die  Erobe- 
rungsgelüste König  Rudolfs  von  Habsburg.  Bis  zum  Toggen- 
burgerkriejg^  residierte  auf  Iberg  ein  vom  Kloster  bestell- 
ter Vogt.  Seither  hat  man  die  Burg  zur  Ruine  werden 
lassen,  die  dann  1902  restauriert  worden  ist. 

IBERQEREQQ  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  Passubergang. 
S.  den  Art.  Egg. 

IBERQFLUH  (Kt.  Aargau,  Bez.  Aarau).  721  m.  Bewal- 
deter Bücken,  in  der  Kette  des  Bötzbergs,  w.  vom  Linn- 
berg  und  n.  vom  Dreierberg.  Wird  vom  Bötzbergtunnel 
unterfahren. 

IBIKON  (Kt.  Zug,  Gem.  Risch).  500  m.  Weiler;  2,4 
km  w.  Risch  und  T,4  km  s.  der  Station  Rotkreuz  der 
Linien  Zürich-Zug-Luzem.  17  Häuser,  104  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Meierskappel.  Ackerbau  und  Viehzucht. 
1189:  Ipinkon;  1303:  Ipikon;  später  Ippikon.  Funde  von 
römischen  Münzen. 

IBI8QUT  (Kt.  Aargau,  Bez.  Bremgarten,  Gem.  Eggen- 
wil).  455  m.  5  Höfe,  600  m  nö.  Eggenwil  und  4  km  n.  der 
Station  Bremgarten  der  Linie  Brugg-Wohlen-Bremgarten. 
13  kathol.  Ew.  Viehzucht. 

IBRICH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Westlich  Raron,  Gem.  Bir- 
chen).  13^  m.  9  Häuser,  auf  der  Terrasse  von  Birchen 
zerstreut  gelegen,  unter  dem  Gerwerwald  und  rechts  über 
dem  O.-Arm  des  Laubbaches.  5  km  so.  der  Station  Raron 
der  Simplonbahn.  37  kathol.  Ew.  Alpwirtschaft. 

ICHERT8WIL  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Bucheggberg). 
486  m.  Gem.  und  Dorf,  am  Biberenthaibach;  4,5  km  s.  der 
Station  Lüsslingen  der  Linie  Lyss-Solothurn-Herzogen- 
buchsee.  Postablag-e  ;  Postwagen  Solothurn-Lüterswil  und 
Solothurn-Gossliwil.  38  Häuser,  154  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Lüsslingen.  Ackerbau.  Säge.  Auf  dem  Schloss- 
hubel  und  auf  Gummen  römische  Siedelungen. 

ICOQNE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Siders,  Gem.  Lens).  iißS 
m.  Unterabteilung  der  grossen  C^meinde  Lens  und  Dorf; 
umfasst  den  w.  Abschnitt  der  Terrasse  von  Lens  und  den 
linksseitigen  Hang  des  Thaies  der  Riöre  oder  Liene,  die 


Icoffne  von  der  Gemeinde  Ayent  trennt.  8  km  nö.  Sitten 
und  3  km  nw.  der  Station  Granges-Lens  der  Simplon- 
bahn. 38  Häuser,  261  Kathol.  Ew.  Acker-  und 
Obstbau,  Viehzucht.  Geflügelzuchterei.  1233  : 
Vconis,  Ucogni ;  1394 :  Hucongny.  Durch 
Grossratsbeschluss  von  1902  werden  in  näch- 
ster Zeit  die  drei  Gemeindeabschnitte  Ico- 
?ne,  Chermignon  und  Montana,  die  erst 
851  oer  Gemeinde  Lens  zugeteilt  worden 
sind,  von  dieser  wieder  abgetrennt  und 
zu  selbständigen  Gemeinden  erhoben  wer- 
den. 

ICÖNE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach). 
2160-469  m.  Wildbach;  enUpringt  am  N.- 
Fuss  des  Mont  Creuzier  (nahe  der  Pierre 
ä  Voir),  durchmesst  zwischen  1400  und  600  m 
eine  enge  Schlucht  und  mündet  nach  5,5  km 
langem  Lauf  von  links  in  die  Rhone.  W^äh- 
rend  er  gewöhnlich  wenig  Wasser  führt, 
schwillt  er  nach  einem  Gewitter  oder  nach 
lange  anhaltendem  Regen  zu  einem  reissen- 
den Strom  an,  der  dann  alle  die  Wasser 
ädern  sammelt,  die  von  der  bewaldeten 
Schlucht  zwischen  den  oberen  Hängen  von 
Saxon  und  Riddes  herabkommen.  4uf  dem  alten  Schutt- 
kegei,  den  der  Wildbach  einst  im  Rhonethal  anffe- 
scnwemmt  hat,  heute  aber  rechts  liegen  lässt,  steht  die 
landwirtschaftliche  Schule  £cöne,  die  das  umliegende 
Gelände  durch  Be-  und  Entwässerungsarbeiten  zu  anbau- 
fähigem Boden  umgestaltet  hat  Vor  seiner  Mündung  in 
die  Rhone  zweigt  vom  Wildbach  Icöne  unterhalb  der 
Brücke  von  Saillon  ein  dem  HauptUuss  parallel  laufender 
Arm,  der  sog.  Canal  des  Filtrations,  ab,  der  dazu  bestimmt 
ist,  die  durch  den  linksseitigen  Längsdamm  des  Flusses 
hindurchsickernden  Wasser  zu  sammeln. 

ICÖNE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach,  Gem.  Riddes). 
Landwirtschaftliche  Schule.  S.  den  Art.  £cdNE. 

IEN8BACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nidau).  Bach.  S. 
den  Art.  Jensbagh. 

IEN8BERQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nidau).  Anhöhe.  S. 
den  Art  Jensberg 

lENTHAL  oder  JENTHAL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober 
Toggenburg).  1600-760  m.  Kleines  linksseitiges  Nebenthal 
zum  Thal  der  Thur  (Toggenburg).  Beginnt  mit  der  am  N."- 
Fuss  des  Speermürli  hegenden  Bramacheralp  (Hütten: 
Hürchel,  Hengst,  Oberli,  Rone),  steigt  über  Hagloch  und 
Stofel  ab  una  zieht  dann  mit  sanftem  Gefäll  gegen  das 
Thurthal,  mit  dem  es  sich  bei  Nesslau  vereinig.  Im  un- 
tern Thalabschnitt  die  Alpweiden  Ziehboden,  Giger,  Heid- 
len  etc.  Der  rechtsseitige  Thalhang  (lenthalerberg)  stajrk 
bewaldet.  Das  5  km  lange  Thal  vom  lenthalerbach  ent- 
wässert und  als  Isoklinalthal  in  steil  alpeneinwärts  nach 
S.  fallende  miocäne  Nagelfluhschichten  eingeschnitten. 
Der  Name  von  I,  Ib  =  Eibe  {Taxus  baccata)  herzu- 
leiten. 

lENTHALERBERQ  oder  JENTHALERBERQ 
(Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Togfienburg).  1452  m.  Berg- 
kamm, rechts  über  dem  lenthal  und  sw.  über  Nesslau  ; 
zieht  vom  Speermürli  zum  Blässkopf.  Der  NW.-Hang  be- 
waldet, am  SO.-Hang  schöne  Alpweiden  mit  vielen 
Hätten. 

IFENTHAL  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Gösgen,  Gem. 
Hauenstein-lfenthal).  709  m.  Gemeindeabteilung  und  Wei- 
ler, am  und  auf  dem  Hauenstein  ;  1,5  km  sw.  vom  Dorf 
Hauenstein  und  5,5  km  nw.  vom  Bahnhof  Ölten.  Post- 
ablage, Telephon.  Zusammen  mit  Engistein  :  23  Häuser, 
91  zur  Mehrzahl  kathol.  Ew. ;  Weiler :  12  Häuser,  46  Ew. 
Seit  1675  eigene  Kirchgemeinde.  Wiesenbau.  Nahe  der 
1888  restaurierten  Kirche  stand  einst  die  Burg  der  Edeln 
von  Ifenthal,  die  heute  völlig  verschwunden  ist. 

IFERTEN  (Kt.  Waadt).  Bezirk,  Gem.  und  SUdt.  S. 
den  Art.  Yverdon. 

IFFERT8WIL  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Freiburg, 
Bez.  Sense,  Gem.  Alterswil).  770  und  745  m.  Zwei  Grup- 
pen von  zusammen  7  Häusern,  am  rechten  Ufer  des 
Galternbaches  (Gotteron);  1,5  km  so.  Alterswil  und  14,2 
km  so.  vom  Bahnhof  Freiburg.  41  kathol.  Ew.  deutscher 
Zunge.  Wiesenbau  und  Viehzucht. 

IFFIGEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmenthai,  Gem. 
Lenk).  1601  m.  Hütten  und  Gastwirtschaft,  im  Iffigenthal 


616 


IFF 


IGL 


schön  gelegen ;  am  Weg  über  den  Rawilpass  und  6,5  km 
s.  der  Lenk. 

IFFIQENBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmen- 
thal).  Bach ;  entspringt  am  N.-Hang  des  Schneidehoms 
in  etwa  2400  m,  durchfliesst  das  Iffigenthal  in  nö.  Rich- 
tnng,  biegt  nach  N.  ab  und  stürzt  sich  mit  schönem  Fall 
über  eine  Felswand  ins  kleine  Thal  von  Pöschenried.  um 
nach  9,5  km  langem  Lauf  1,5  km  so.  der  Lenk  in  1100  m 
von  links  in  die  Simme  zu  münden.  Ist  der  erste  nennens- 
werte Zufluss  zur  Simme. 

IFFIGENHORN  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Ober  Simmen- 
thal).  2380  m.  Begraster  Gipfel,  in  der  Gruppe  des  Wild- 
homs,  zwischen  dem  Iffigenthal  und  dem  Thälchen  von 
Stiegelberg ;  nö.  Vorberg  des  Niesenhorns  oder  Selten- 
schon (2777  m).  Unmittelbar  s.  über  dem  IfTigensee,  von 
wo  aus  er  in  einer  Stunde  leicht  bestiegen  werden  kann. 
Schöne  Aussicht.  Um  den  Ifßgensee,  am  Ifßgenhorn  und 
dem  ihm  benachbarten  Wiesenhom  entfaltet  sich  eine 
sehr  abwechslungsreiche  Flora,  so  dass  man  hier  im  Juli 
mit  Leichtigkeit  150  verschiedene  alpine  Pflanzenarten 
sammeln  kann.  Die  interessantesten  davon  sind  Hypo- 
choeris  uniflora,  Saxifraga  caeaia,  Androsace  pubescenSy 
Bupleurum  ranunculoideSj  Arabis  coerulea,  A .  pumila 
und  A,  bellidifolia,  Artemisia  spicata,  Crepis  pygrtiaea, 
Sausmrea  depressa,  Pedicularis  ßarrelieriy  Lycopodium 
alpinum  etc.  Besonders  pflanzenreich  sind  die  Hänge 
direkt  über  dem  Iffigensee. 

IFFIQEN8EE  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmenthai). 
2060  m.  Kleiner  See,  in  einem  Felsenkar  oben  im  Ifßgen- 
thal.  An  seinen  Ufern  wächst  das  Edelweiss  in  Menge. 
Schöne  Hochgebirgslandschaft.  Der  See  ohne  sichtbaren 
Abfluss. 

IFFIGENTHAL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmen- 


Pall  des  IfAgenbaches  und  Blick  auf  die  Gruppe  des  Wildstrubel, 


thal).  2400-1500  m.  Hochthälchen,  steigt  vom  Wildhorn 
auf  eine  Länge  von  4,5  km  bis  zum  wohlbekannten  Fall 
des  Ifflgenbaches  nach  NO.  ab;  am  NW.-Fuss  der  langen 
Felsmauer  des  Mittaghorns.  IVt  Stunden  über  dem  Fall 
eine  Gruppe  von  Hätten  mit  Gastwirtschaft.  Hier  beginnt 
der  Passwe^  über  den  Bawil,  der  in  zahlreichen  Zickzacks 
zunächst  eine  Felswand  überwindet  und  in  IVt  Stunden 
zum  Rawilsee  führt.  Ein  anderer  Fussweg  geht  thalauf- 
wärts  bis  zum  IfAgensee.  Ins  oberste  Iffigenthal  steigt  ein 
Arm  des  Dungelgletschers  ab. 

IFFLIKON  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Nottwil). 
567  m.  3  Höfe,  an  der  Strasse  Oberkirch-Buttisholz  und 
3  km  w.  Nottwil.  23  kathol.  Ew.  Landwirtschaa.  1280  und 
1330:  Irflinkon. 

IFWIL  oder  IFFWIL  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Fraubrun- 
nen).  ^7  m.  Gem.  und  Dorf;  4,3  km  sw.  Fraubrunnen 
und  7,4  km  sw.  der  Station  Aefligen  der  Linie  Burgdorf- 
Solothum.  Postablage,  Telephon;  Postwagen  München- 


buchsee-Limpach.  59  Häuser,  339  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Jegenstorf.  Ackerbau,  Viehzucht  und  Milchwirt- 
schaft. Das  Dorf  zuerst  Eigentum  des  Spitals  zu  Zollikofen, 
dann  des  Klosters  Frienisberff  und  eudlichdes  Klosters 
Fraubrunnen.  Noch  heute  gehört  ein  grosser  Teil  der 
hiesigen  Waldungen  dem  Bürgerspital  zu  Bern. 

IFWIL  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Münchwilen,  Gem.  Bichel- 
see).  570  m.  Kleines  Dorf,  am  S.-Fuss  des  Landsbergs  und 
am  rechten  Ufer  der  Lützelmurg,  an  der  Strasse  Aadorf- 
Eschlikon;  2,2  km  nö.  Bichelsee  und  1,6  km  nw.  der  Sta- 
tion Eschlikon  der  Linie  Zürich-Winterthur-St.  Gallen. 
19  Häuser,  117  zur  Mehrzahl  kathol.  Ew.  Wiesen  und 
Wald.  Stickerei.  Der  Ort  seit  1442  Eigentum  des  Klosters 
Fischingen.  817  :  Pfinwilare. 

IQEL8,  romanisch  Degien  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Glenner,  Gem.  Lugnez).  1122  m.  Gem.  und  Pfarrdorf, 
auf  einer  Terrasse  etwa  200  m  über  dem  linken  Ufer  des 
Glenner,  am  O.-Fuss  des  Piz  Sez  Ner  oder  Sezzner,  am 
Eingang  ins  Luffnez  und  10,5  km  ssw.  der  Station  Ilanz 
der  Linie  Ghur-Ilanz.  Postablage.  Gemeinde,  mit  Ramein 
und  Vattiz:  42  Häuser,  214  kathol.  Ew.  romanischer 
Zunge ;  Dorf:  27  Häuser,  129  Ew.  Alpwirtschaft.  Sehr  alte 
Kirche  mit  schönem  gotischem  Altar.  Daneben  eine  im 
15.  Jahrhundert  nach  einer  Pestepidemie  erbaute  Kapelle. 
In  der  Nähe  Beste  der  ehemaligen  Burg  Solair  und  auf 
einer  Anhöhe  am  Glenner  die  Burgruine  Blumenthal, 
deren  Mauern  zum  grossen  Teil  vom  Glenner  weggerissen 
worden  sind.  Einstiger  Sitz  de^  Edelgeschlechtes  derer 
von  Blumenthal,  von  denen  ein  Christ  Peter  von  Blamen- 
thal  1273  urkundlich  genannt  wird.  Spätere  Angehörige 
dieses  Geschlechtes  finden  wir  als  Landammänner  des 
Lugnez  und  des  Bezirkes  der  vier  Dörfer,  Statthalter 
im  Veltlin,  Podestaten  in  Bormio,  Morbegno  und  Flurs, 
Vögte  von  Maien feld,  Lanaschreik>er  des 
Grauen  Bundes,  französische  Dolmetscher, 
Offiziere  in  fremden  Diensten  (besonders 
in  Frankreich)  und  endlich  als  Domherren 
in  Chur.  Der  Vogt  und  Podestat  Johann  Ul- 
rich von  Blumenstein  erhielt  von  Kaiser 
Karl  VI.  1721  die  erbliche  Würde  eines 
Reichsfreiherren. 

IQELWEID  (Kt.  Aaivau,  Bez.  Bremgar- 
ten,  Gem.  Hägf^lingen).  510  m.  Weiler,  auf 
den  Höhen  zwischen  der  Beuss  und  Banz ; 
1,5  km  n.  Hagglingen  und  2  km  so.  der  Sta- 
tion MägenwiT  der  Linie  Aarau-Suhr-'Wet- 
tingen.  11  Häuser,  95  kathol.  Ew.  Vieh- 
zucht. 

IGI8  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Land- 
quart, Kreis  Fünf  Dörfer).  567  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  im  Rheinthal  nahe  dem 
rechten  Ufer  des  Flusses  und  1,2  km  nö. 
Zizers.  Station  der  Rätischen  Bahn  (Chur- 
Land(|uart-Davo8).  Postablage,  Telephon. 
Gememde,  mit  Ganda,  Lanaauart  Fabrik 
und  Landquart  Station  :  154  Häuser,  1901 
Ew.  deutscher  Zunge  (760  Reformierte) ; 
Dorf:  89  Häuser,  539  Ew.  Acker-,  Obst-  und 
Weinbau,  Viehzucht.  Grosse  Gemeinde  in 
reizender  Landschaft.  Starke  industrielle 
Tätigkeit :  in  Landquart  je  eine  Maschinen- 
fabnk,  Holzstofffabrik,  Papierfabrik,  Gies- 
und  die  Reparaturwerkstätten  der  Rätischen  Bahn 


serei 

mit  zusammen  mehr  als  250  Arbeitern.  Zwei  Schulhäuser. 
Auf  Boden  der  Gemeinde  steht  ferner  die  kantonale  land- 
wirtschaftliche Schule  Plantahof.  Unter  der  Ruine  Falken- 
stein hat  man  einen  ans  der  Eisenzeit  stammenden  Bron- 
zehelm aufgefunden ;  bei  der  ehemaligen  Zollbrucke  rö- 
mische Münzen.  998:  Yges. 
IQL  PLANQ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Albula,  Kreis 
I  Oberhalbstein,  Gem.  Mühlen).  Hätten.  S.  den  Art.  Fal- 

LfiR. 

IQLINGKN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Rheinfelden,  Gem. 
Mägden).  373  m.  Uruppe  von  5  Häusern,  zu  beiden  Seiten 
des  Wintersingerbaches  und  an  der  Grenze  gegen  den 
Kanton  Basel,  an  der  Strasse  Mägden- Wintersingen,  3  km 
so.  Mägden  und  6  km  so.  der  Station  Rheinfelden  der 
Linie  Zürich-Brugg-Basel.  12  kathol.  Ew.  Ackerbau  und 
Viehzucht.  Im  15.  Jahrhundert  stand  hier  ein  kleines 
Beghinen-  oder  Beghardenkloster,  das  im  16.  Jahrhnndert 


16N 


ILA 


617 


mit  Olsberg  vereinigt  und  mit  diesem  zusammen  1788 
aufgehok>en  worden  ist. 

IQNE8(COL  DE8)(Kt.  Wallis,  Bez.  Harens).  3175  m. 
Passübergang,  zu  oberst  über  dem  Gla- 
cier  des  Ignes,  zwischen  der  (auf  der 
Siegfried  karte  unbenannten)  Cassiorte 
oder  Casivorte  (3902  m)  und  dem  süd- 
lichsten Gipfel  der  Aiguilles  Rouges 
d'Arolla  oder  de  Derbonneire  (3550  m). 
Verbindet  den  Lac  Bleu  de  Lucel  im 
AroUathal  mit  der  Alpe  de  Seiion  im 
Val  d'Herömence;  Arolla-Passhöhe  3  Vit 
Passhöhe-Hütten  von  Seiion  ly.  Stun- 
den. Leicht  zu  begehen,  aber  wenig 
interessant  und  abseits  gelegen,  wes- 
halb er  nur  selten  benutzt  wira. 

IQNE8  (QLACIER  DES)  (Kt. 
Wallis,  Bez.  Hörens).  3200-2800  m. 
Gletscher,  2  km  lang  und  im  Maximum 
1  km  breit;  hinten  über  dem  Thälchen 
von  Lucel  (AroUathal),  zwischen  der 
SO.-Schulter  (3341  m)  des  S.- Gipfels 
der  Aiguilles  Rouges  d'Arolla  oder  de 
Derbonneire  und  der  von  der  Cassiorte 
oder  Casivorte  (3302  m)  und  der  Rous- 
sette  (3261  m)  gebildeten  kleinen  Kette. 
Wird  beim  Ueberganj^  über  den  Col 
des  Ignes  der  ganzen  Lange  nach  began- 
gen. Der  Gletscherbach  bildet  bald  nach 
seinem  Austritt  aus  dem  Gletscher  eine 
schöne  Kaskade. 

IJOLI.IBACH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Westlich  Raron). 
2700-657  m.  Reissender  Wildbach;  entspringt  dem  Ijolli- 
gletscher,  durchfliesst  das  Ijollithal,  dessen  Wasseradern 
er  sammelt,  nimmt  als  einzigen  nennenswerten  Zuiluss 
von  rechts  den  Bach  des  Seethaies  auf  und  tritt  w.  vom 
Dorf  Nieder  Gestelen  durch  eine  enge  und  tiefe  Schlucht 
ins  Rhonethal  aus,  um  hier  nach  6  km  langem  Lauf  von 
rechts  in  einen  kleinen  Entwässerungskanal  zu  münden, 
der  vom  Dorf  Raron  bis  zur  Mündung  der  Lonza  in  die 
Rhone  zieht. 

IJOLI.IGLET8CHER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Westlich 
Raron).  3100-2700  m.  1,7  km  langer  Gletscher,  hinten 
über  aem  Ijollithal;  wird  umrahmt  vom  Jägihorn  oder 
E^erhorn  (3250  m),  Wilerhom  (3311  m),  Kastlerhom 
(^28  m),  dem  schönen  Aussichtsberg  Hohgleifen  (3280  m) 
und  dem  Strahlhorn  (3160  m).  Zum  Bietschgletscher  hin- 
über führt  die  Ijollilücke  und  nach  Ferden  im  Lötschen- 
thal  das  Kastlerjoch. 

IJOI.I.IL0CKE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Westlich  Raron). 
Etwa  3200  m.  Passübergang,  zwischen  lioUigletscher  und 
Bietschgletscher  und  zwischen  dem  Wilerhom  (3311  m) 
und  dem  Jägihom  (3250  m) ;  im  Kamm  zwischen  Ijolli- 
und  Bietschthal  una  an  der  SO.-Flanke  der  Kette  des 
Bietschhoms.  Zum  erstenmal  1872  überschritten.  IjoUi- 
alp- Passhöhe  5,  Passhöhe -Bietschjoch -Nesthütte  2  Vt 
Stunden. 

IJOI.I.ITHAI.  (Kt.  Wallis,  Bez.  Westlich  Raron). 
2700-657  m.  Kleines  rechtsseitiges  Nebenthal  zur  Rhone, 
6  km  lang  ;  beginnt  am  IjoUigletscher,  wird  rechts  durch 
die  Kette  der  Hohgleifen  vom  Lötschenthal  und  links 
durch  die  Kette  des  Jägihorns  vom  Bietschthal  getrennt. 
Der  mittlere  Abschnitt  dieses  einsamen  und  wilden  Thaies 
ist  beinahe  völlig  bewaldet  und  bietet  nur  kleine  Alpwei- 
denflächen, wo  die  Bewohner  von  Nieder  Gestelen  ihr 
Vieh  zu  sommern  pflegen.  Das  Thal  zieht  sich  von  N. 
nach  S.,  biegt  unten  nach  W.  ab  und  mündet  durch  eine 
heute  unzufrangliche  Schlucht,  die  in  Bälde  einen  Weg 
erhalten  soll,  beim  Dorf  Nieder  Gestelen  (657  m)  auf  das 
Rhonethal  aus. 

1^  P^EUN  (Kt.  Graubünden).  Romanischer  Name 
für  den  Bezirk  Imboden.  S.  diesen  Art. 

I^ANZ  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Glenner).  Einer  der  drei 
Kreise  des  Bezirkes  Glenner,  mit  17  Gemeinden  :  Fellers 
(Fallera),  Fload,  Ilanz  (Glion),  Kästris  (Gastrisch),  Laax, 
Ladir,  Lnvis  (Luven),  Pitasch,  Riein,  Ruschein,  Sagens 
(Sagoffn),  Schleuis  (Schluein),  Schnaus,  Seewis  im  Ooer- 
land  (Savgiein),  Strada  im  Oberland,  Valendas  (Valen- 
dau)  und  Versam  (Versomet).  Zusammen  SdO  Häuser, 
1192  Haushaltungen  und  5095  Ew.,  wovon    1329  deut- 


scher, 3532  romanischer  und  219  italienischer  Zunge; 
2550  Reformierte  und  ^45  Katholiken.  Der  Kreis  um- 
fasst  beide  Ufer  des  Vorderrhein  u.  eine  fruchtbare  Land- 


llanz  von  SQdsQdwesten. 

Schaft.  Grenzt  im  N.  mit  der  Kette  des  Tödi  an  den 
Kanton  Glarus,  im  0.  an  den  Kreis  Trins  des  Bezir- 
kes Imboden,  im  S.  an  den  Kreis  Safien  des  Bezir- 
kes Heinzenberg  und  den  Kreis  Lugnez  des  Bezirkes 
Glenner  und  im  W.  an  den  Kreis  Ruis  des  Bezirkes 
Glenner.  Kreishauptort  ist  das  Städtchen  Ilanz.  Acker- 
bau, Alpwirtschaft  und  ziemlich  bedeutende  Vieh- 
zucht ;  die  Viehmärkte  von  Ilanz  gehören  zu  den  be- 
suchtesten des  Kantons.  Trotz  der  vielen  Bewohner 
deutscher  Zunge  sind  nur  die  zwei  Gemeinden  Versam 
und  Valendas  ganz  deutsch,  während  in  allen  andern 
das    Romanische  weit   überwiegt.  10  Gemeinden   sind 

Eanz  oder  in  der  Mehrheit  reformiert,  die  7  andern  ganz 
atholisch. 

ILANZ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner,  Kreis  Ilanz). 
Romanisch  Glion  (sprich  Lionj,  718  m.  Gem. 
und  kleines  Stadtchen,  am  Glenner  und  zu 
beiden  Seiten  des  Vorderrhein :  27,5  km  sw. 
Chur.  Endstation  der  Linie  Chur-Ilaaz  der 
Rätischen  Bahn.  Postbureau,  Telegraph,  Te- 
lephon ;  Postwagen  Ilanz- Disentis - Ooeralp- 
Goschenen,  Ilanz- Lugnez -Vals,  Ilanz- Bri- 
gels,  Ilanz-Obersaxen  und  Ilanz-Lugnez-Vrin. 
Gemeinde,  mit  St.  Nikolaus :  93  Häuser,  931  Ew.  (wo- 
von 525  Katholiken)  romanischer  und  deutscher  Zunge ; 
Städtchen  :  58  Häuser,  540  Ew.  Muttersprache  der 
Bewohner  von  Ilanz  ist  das  Romanische.  Reformierte 
und  seit  1860  auch  kathol.  Kirchgemeinde.  Frauen- 
kloster der  Kongregation  vom  h.  Joseph  (früher  :  Ge- 
sellschaft von  der  göttlichen  Liebe).  Wiesenbau  und 
Viehzucht.  Bedeutende  Viehmärkte.  Starker  Weinhandel. 
Die  Lage  von  Ilanz  am  Ausgang  des  viehreichen  Lugnez 
begünstigt  den  Viehhandel.  Erste  Stadt  am  Rhein  von 
seiner  Quelle  an  gezählt,  in  der  fruchtbaren  Gruob(Foppa). 
Früher  baute  man  hier  noch  Wein.  Das  Städtchen  verliert 
immer  mehr  seinen  einstigen  ländlichen  Charakter.  Schö- 
ne neue  Häuser  und  ein  neues  Schulhaus.  Der  obere 
ältere  Teil  am  rechten  Rheinufer  mit  engen  Gassen  und 
vielen  altertümlichen,  mit  Wappenschilden  gezierten  (^e- 
bäuden.  Der  ehemalige  Turm  des  Schlosses  Langenstein 
zum  Glockenturm  der  reformierten  Kirche  umgebaut. 
Auf  dem  Friedhof  viele  schöne  Grabdenkmäler  aus  Gra- 
nit. Am  linken  Rheinufer  die  Burgruine  Grüneck,  wo 
Münzen  gefunden  worden  sind.  Bronzeschwert  von  eigen- 
artiger Form.  Schöne  Aussicht  ins  Rhein thal  und  Lugnez. 
766 :  Iliande.  Früher  war  Ilanz  der  Hauptort  des  Oberen 
oder  Grauen  Bundes,  wo  alle  3  Jahre  der  allgemeine  Bun- 
destag gehalten  wurde.  1484  durch  Feuer  zerstört,  die 
Ringmauern  und  Stadttore   erst  1714  und  1715  wieder 


618 


ILE 


ILL 


erbaut.  1355  Schlacht  bei  Ilanz  zwischen  dein  Grafen  von 
Montfort  und  dem  Freiherrn  von  Belmout.  iiund  um  das 
Städtchen  eine  Reihe  von  Burgruinen. 


Oberes  Tor  in  Ilanz. 

ILE  (PONT  DE  L")  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach, 
Gem.  Finhaut).  1122  m.  Brücke  über  die  Kau  Noire,  den 
Oberlauf  des  Trient;  auf  der  Landesgrenze  gegen  Frank- 
reich. Nahe  dabei  auf  Schweizer  Seite  der  Gasthof  Le 
Chätelard.  Strasse  Vernayaz-  und  Martinach-Chamonix. 
IV4  Stunden  über  Finhaut  u.  2  Stunden  unter  Argentiere. 

ILE8  <AUX)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Morges ,  Gem.  Saint 
Prex).  428  m.  Landgut,  am  rechten  Ufer  des  Boiron  und 
1,3  km  nw.  der  Station  Saint  Prex  der  Linie  Lausanne- 
Genf.  2  Häuser,  16  reform.  Ew. 

ILE8  oder  I8LE8  (LE8).  Ortsname,  im  Rhonethal 
längs  dem  Flusse  von  Sitten  bis  zum  Genfersee  oft  vor- 
kommend. Bezeichnet  einstige  Flussinseln,  die  seit  der 
Rhonekorrektion  landfest  geworden  sind  und  heute  kleine 
WiesenDächen  oder  Gehölze  in  der  Thalebene  bilden. 

ILE8  <LE8)  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  und  Gem.  Boudry). 
Häusergruppe.  S.  den  Art.  Isles  (Les). 

ILE8  (PLAN  DE8)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  Weiler. 
S.  den  Art.  Plan  des  Isi.es. 

ILE8  D'AIQLE  (Kt.  Waadt,|Bez.  Aigle).  S.  den  Art. 
Isles  d'Ak^le. 

ILE8  D'OLLON  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  S.  den  Art. 
Isles  d'Ollon. 

ILFINGEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ck>urtelary).  Gem.  und 
Dorf.  S.  den  Art.  Orvin. 

ILFI8  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau,  Gem.  Langnau). 
676  m.  Gemeindeabteilung  und  Weiler,  am  linken  Ufer 
der  Ilfis,  800  m  w.  der  Station  Langnau  der  Linie  Bern- 
Luzern.  Zusammen  60  Häuser,  654  reform.  Ew.,  Weiler: 
13  Häuser,  81  Ew.  Käserei. 

ILFI8  (Kt.  Bern  und  Luzem).  Kleiner  Fluss,  erster 
rechtsseitiger  Nebenarm  zur  Grossen  Emme;  entspringt 
im  Kanton  Luzem  am  W-.-Hang  der  Schrattenfluh  in 
1400  m,  geht  in  engem  Tobel  in  der  Richtung  nach  W. 
zwischen  der  Beichlen  und  Schwandtluh  durch,  biegt 
3  km  n.  Marbach  (824  m)  nach  N.  um  und  empfangt  den 
Marbach,  nimmt  bei  Wiggen  (794  m)  den  Eschlibach  auf, 
um  dann  ihren  Weg  zwischen  den  S.-Ausläufern  des  Napf 
und  den  Höhen  des  Rämisgummen  nach  NW.  zu  neh- 
men. Bei  Kröschenbrunnen  tritt  die  Ulis  auf  Bemer  Bo- 
den über,  durchmesst  Trubschachen,  Bärau  und  Langnau 
und  mündet  nach  21,5  km  langem  Lauf  in  Kmmenmatt 
in  652  m  von  rechts  in  die  Grosse  Emme.  Im  Kanton  Bern 
empfangt  die  Ilfis  von  links  den  Schärligbach,  Steinbach, 
Krümpelbach,  Teufenbach  und  Ramserenbach,  von  rechts 
den  Städelibach,  Hämelbach,  Trubbach,  Golbach  und 
Ober  Frittenbach.  Achtmal  überbrückt.  Wird  von  Wiggen 
bis  Emmenmatt  am  rechten  Ufer  von  der  Bahnlinie  Bern- 
Luzem  begleitet.  Der  Fluss  kann  seines  sehr  stark 
schwankenden  Wasserstandes  wegen  nicht  für  industrielle 
Zwecke  nutzbar  gemacht  werden. 


ILFI8FLUH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau,  Gem.  Tmb). 
800-900  m.  Steile  Felswand  über  dem  rechten  Ufer  der 
Ilfis,  ö.  Dürrenbach  und  2,5  km  osö.  Trubschachen.  Auf 
der  Siegfried  karte  ist  der  Name  Ilfisfluh  irrtüm- 
lich den  nördlichen  Häusern  von  Kröschenbrunnen 
beigelegt. 

ILLALP  oder  ILTY  (MITTEL,  OBER  und 
UNTER)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk,  Gem.  Leuk). 
Alpweiden,  am  rechtsseitigen  Hang  des  Thälchens 
desHlbaches,  zwischen  Hlhom  und  Schwarzhom. 
Beginnen  über  dem  die  tiefem  Gehänge  bekleiden- 
den Wald  und  reichen  hinauf  bis  zum  kleinen  III- 
see  und  zum  Kamm  zwischen  Illgraben  und  Eitisch- 
thal.  Hütten  von  Unter  Hlalp  in  1700  m,  Hütten 
von  Ober  Illalp  nahe  dem  See  in  2409  m.  Werden 
im  Sommer  während  70  Tagen  mit  etwa  40  Stück 
Grossvieh  bezogen. 

ILLAR8  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  Stalden). 
Weiler.  S.  den  Art.  Illas. 

ILLAR8AZ  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey,  (^m. 
Collombey-Muraz).  387  m.  Gemeindeabteilung  und 
Weiler,  in  der  Rhoneebene,  rechts  vom  Flussarm 
La  Bermaz,  5  km  n.  CoUombey  und  zwischen  Vion- 
naz  und  der  1894  erbauten  neuen  Brücke,  die  diese 
Gegend  des  Unter  Wallis  mit  Aigle  und  dem  Waadt- 
länder  Ufer  verbindet.  4  km  so.  der  Station  Vouvry 
der  Linie  Saint  Maurice-Le  Bouveret  und  3  km  w. 
der  Station  Aigle  der  Simplonbahn.  Telephon. 
Zusammen  10  Häuser,  64  katnol.  Ew. ;  W^eiler  :  8 
Häuser,  54  Ew.  Kirchgemeinde  Muraz.  Landwirtschaft. 
Kapelle.  Elektrisches  Licht.  Die  Häusergruppe  bildet 
gleichsam  eine  aus  den  weiten  Sümpfen  der  RJioneebene 
aufragende  Insel.  Der  Name  ist  wahrscheinlich  von  einem 
Lärchenhain  (larza,  larze  =  die  Lärche) abzuleiten.  Ums 
Jahr  1880  erstellte  man  auf  der  Grande  Ile  eine  Dynamit- 
fabrik,  die  aber  bald  wieder  aufgegeben  und  1896  zu 
einem  Teil  abgebrochen  worden  ist.  Illarsaz  hatte  beson- 
ders unter  der  grossen  Ueberschwemmung  vom  11.  Juli 
1902  zu  leiden,  die  die  ganze  Walliser  Ebene  von  hier 
bis  zum  Genfersee  unter  Wasser  gesetzt  hat.  An  diesem 
Tage  brach  der  die  Rhone  am  linken  Ufer  begleitende 
Damm  ganz  nahe  bei  Illarsaz,  wodurch  die  Häusergruppe 
derart  vom  Wasser  verheert  wurde,  dass  ihre  Bewohner 
während  einer  ganzen  Woche  mit  der  Nachbarschaft  nur 
noch  in  Kähnen  verkehren  konnten  und  bei  alT  ihren 
Beschäfligungen  bis  an  die  Hüften  in  dem  stark  mit  Sink- 
stoflen  beladenen  Wasser  stehen  mussten.  Der  Name 
wird  in  der  Gegend  allgemein  als  Illarse  (wie  z.  B.  auch 
Vemaille  statt  Vernayaz)  ausgesprochen.  Die  beigefügte 
Endsilbe  az  ist  also  stumm. 

ILLA8,  ILA8  oder  ILLAR8  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp, 
Gem.  Slalden).  885  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  auf  einer 
schönen  Terrasse  unter  den  grossen  Waldungen  nm  Berg- 
sporn zwischen  Saasthal  und  Nikolaithal,  gegenüber  dem 
untersten  Abschnitt  des  Visperthales  und  500  m  sv^*.  der 
Station  Stalden  der  Linie  Visp-Zermatt.  23  kathol.  Ew. 

ILLAU  (UNTER)  (Kt.  Luzem,  Amt  Hochdorf,  Gem. 
Hohenrain).  742  m.  Weiler,  am  W.-Hang  des  Linden- 
bergs ;  2,5  km  nnö.  Hohenrain  und  3,8  km  nö.  der  Station 
Baldegg  der  Seethalbahn.  10  Häuser,  60  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Kleinwangen.  Acker-,  Obst- und  Futterbau. 
Unter  einem  erratischen  Block  hat  man  hier  Bronze- 
schwerter aufgefunden. 

ILLEN8  oder  GRANGE8  D'ILLEN8»  deutsch 
Illingen  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane).  698  m.  Bürger- 
gemeinde  mit  Gruppe  von  2  Häusern,  am  linken  Ufer  der 
baane ;  5,5  km  so.  der  Station  Neyruz  der  Linie  Bern- 
Freiburg-Lausanne.  16  kathol.  Ew.  französischer  Zunge. 
Kirchgemeinde  Rossens.  Obst-  und  Wiesenbau .  Viäi- 
zucht.  Herstellung  einer  Art  von  Weichkäse  als  Speziali- 
tät. Illens  ist  die  kleinste  Gemeinde  des  Kantons  Frei- 
burg und  wahrscheinlich  auch  der  Schweiz  überhaupt 
und  in  Bezug  auf  die  Verwaltung  der  Gemeinde  Roesens 
zugeteilt.  Auf  einer  in  einer  Schhnge  der  Saane  liegenden 
Halbinsel  steht  die  Ruine  der  ehemaligen  Burg  Illens. 
Gegenüber  erhebt  sich  am  rechten  Ufer  der  Saane  in  einer 
pnz  entsprechenden  Lage  die  Burg  Arconciel  (Ergenzach). 
Die  Geschicke  der  Herrschaften  Arconciel  und  Illens  sind 
immer  mit  einander  verknüpft  gewesen.  1062  verlieh 
Kaiser  Heinrich  IV.  dem  Grafen  Conon  von  Ölungen  die 


ILL 


ILL 


Ol» 


Herrschaften  Arconciel  und  Illens,  die  dann  zn  Beginn 
des  12.  Jahrhunderts  an  das  Haus  Neuenburg  übergingen. 
1251  musste  Ulrich  von  Neuen burg-Aarberg  die  Ober- 
hoheit Savoyens  anerkennen.  Später  kamen  die  beiden 
Herrschaften  der  Reihe  nach  au  die  Edeln  von  EngHs- 
berg,  Thurm  Gestelenburg  (La  Tour  Chätillon)  und  La 
Baume.  Die  von  Wilhelm  von  La  Baume  1455  umgebaute 
Burg  Illens  wurde  zu  Besinn  der  Burgunderkriege  am 
3.  Januar  1475  von  den  Uernern  und  Freiburgem  mit 
Sturm  genommen  und  bei  der  Teilung  der  Beute  der  Stadt 
Freiburg  zugesprochen^  die  hier  einen  Burgvogt  einsetzte. 
Vergl.  tribourg  artistique  für  1897. 

ILLETTE  oder  I8LETTAZ  <L')  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Cossonay,  Gem.  Penthalaz).  436  m.  Gruppe  von  3  Häu- 
sern, zwischen  dem  linken  Ufer  der  Venoge  und  der 
Eisenbahnlinie  Lausanne-Daillens  und  600  m  nw.  der  Sta- 
tion Gossonay  der  Linien  Lausanne- Daillens-Neuenburg 
und  Lausanne-Daillens-Pontarlier.  13  reform.  Ew.  Kirch- 
ffemeinde  Daillens.  Fabrik  von  elektrischen  Kabeln.  Der 
Name  Hlette,  Islette  oder  Islettaz  ist  ein  Deminutiv  von 
Ue,  Isle  =  Insel. 

ILLQAU  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  807  m.  Gemeinde, 
durch  den  kleinen  Betlbach  in  die  Abteilungen  Hinter 
und  Vorder  Illgau  geschieden ;  am  rechtsseitigen  Gehänge 
des  Muotathales  und  über  der  Muota  in  schöner  und  son- 
nenreicher Lage.  13  km  osö.  der  Station  Brunnen  der 
Gotthardbahn.  Postablage.  Gemeinde,  mit  Oberberg :  42 
Häuser,  270  kathol.  Ew.  Eigene  Kirchs^emeinde.  Alpwei- 
den, Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Holz-  und  Viehhan- 
del.  Die  malerisch  gelegene  Kirche  ist  vor  Kurzem  re- 
stauriert worden,  hat  aber  ihr  sehr  altes  und  seiner  Ein- 
fachheit wegen  bemerkenswertes  Dach  beibehalten.  Grün- 
det Oberberg  und  Zimmerstalden  sind  Sommerfrischen 
mit  schöner  Aussicht  auf  die  Schwyzer  Alpen.  Die  Ge- 
meinde besitzt  noch  keine  Strasse,  sondern  nur  kleine 
Fahr-  und  Fusswege.  1392:  Yllgow.  Alte  Mauerreste,  die 
Heidenhäuslein  genannt. 

ILLQRABEN  oder  HCELLENGRABEN  (Kt.  Wal- 
lis, Bez.  Leuk).  2724-850  m.  Mächtiger  Erosionszirkus,  am 
N.-Hang  des  Illhorns  (2724  m)  und  links  vom  Rhonethal, 
6  km  osö.  Siders.  2,5  km  breit  und  3  km  lang.  Elisäe 
Reclus  nennt  ihn  eines  der  schlagendsten  Beispiele  für 
die  langsame  aber  grossartige  Arbeit  der  Abtragung  der 
Alpen  und  vergleicht  ihn  mit  den  Krateren  der  grössten 
Vulkane.  Der  nach  N.  abtliessende  Wildbach  (Illbach) 
hat  durch  rückwärtsschreitende  Erosion  die  ßerghänge 
gegen  W.  immer  weiter  und  tiefer  angefressen  und  ho 
bis  heute  einen  riesigen  Fächer  aus  ihnen  herausgearbei- 
tet. Die  sehr  leicht  verwitterbaren  triasischen  Dolomit- 
kalke sind  hier  bis  auf  den  unterliegenden  Gips  des  Cor- 
betschgrates  abgetragen,  der  nun  eine  hohe  Wand  bildet, 
längs  welcher  der  Wildbach  mit  allen  seinen 
Schultmassen  nach  NO.  seinen  Ausgang  sucht.  Die 
den  lUgraben  umfassenden  Felswände  sind  im  Mit- 
tel nicht  weniger  als  1500  m  hoch.  Nach  oben  greift 
der  Zirkus  immer  weiter  auf  die  obern  Gehänge 
der  im  Eifischthal  liegenden  Gemeinde  Chandolin 
über,  während  der  Bach  unten  im  Rhonethal  ge- 
genüber Leuk  einen  mächtigen  Schuttkegel  aufge- 
schüttet und  die  Rhone  auf  eine  Länge  von  mehr  als 
5  km  an  den  gegenüberliegenden  Gebirgsfuss  ge- 
drückt hat.  Dieser  im  Maximum  bis  etwa  um  200  m 
über  die  mittlere  Höhe  der  Thalsohle  sich  erhebende 
Schuttkegel  kann  in  3  Abschnitte  geteilt  werden  : 
den  mit  Aeckern  und  Wiesen  bedeckten  0. -Ab- 
schnitt, den  W.-Abschnitt,  der  den  obern  Teil  des 
vorzugsweise  aus  Föhren  bestehenden  Pßnwaldes 
(Bois  de  Finges)  trägt  und  endlich  den  untern  Ab- 
schnitt mit  seinen  von  der  Rhone  z.  T.  wegge- 
schwemmten und  bis  gegen  Siders  hin  verschlepp 
ten  Fels-,  Kies-  uod  Sandmassen.  Dieses  ganz  mit 
Felsblöcken  übersäte  Thalstück,  durch  welches  der 
Fluss  in  zahlreichen  Schlingen  und  Verzweigungen 
seinen  Weg  sucht,  zeugt  deutlich  von  dem  langen 
Kampf  zwischen  dem  Thalstrom  und  dem  ihm  in 
die  Seite  fallenden  gefahrlichen  Wiidbach.  Der  ge- 
wöhnlich unansehnliche  Hlbach  verwandelt  sich  beim 
kleinsten  Reffenfall  in  eine  einzige  gelbe  Schlammmasse, 
die  ihr  Bett  hier  vertieft  und  dort  auffüllt,  die  Brücken 
mit  sich  reisst,  mächtige  Felsblöcke  von  oben  herab  bringt 


und  auch  die  Wasser  der  Rhone  bis  zu  ihrer  Mündung  in 
den  Genfersee  trübt.   Der  Wildbach  hat  früher  durch 


Af*-^£io-xf  i-  C" 


Der  lilgraben. 


fli^£^^T^Cr  ^K. 


Stauung  der  Rhone  zu  vielen  Malen  stagnierende  Wasser- 
becken und  auch  die  oberhalb  Agaren  gelegene  melan- 
cholische Sumpfgegend  der  sog.  Seufzermatte  geschaffen. 
Auf  dem  Gipfel  des  Hlhoms  steht  man  unvermittelt  am 
Rande  des  Illgrabens:  «schwindelnde  Tiefe  gähnt  herauf. 


Der  lUgraben,  vom  Schloss  Maggeren  aus. 

und  wir  dürfen  keinen  Schritt  weiter  wagen,  ohne  zu 
befürchten,  über  die  bei  2000  m  hohe,  senkrechte,  gelh- 
graue  Steinwand  hinabzustürzen.   Es  ist  dies  wohl  der 


620 


ILL 


ILL 


schaaerlichste  Krachen  der  Alpen,  ein  Werk  fortwähren- 
der Zerstörung.  Kein  Halm,  kein  Baum  vermochte  im 
ganzen  weiten  Illgraben  Wurzel  zu  fassen !  Rechts  unten 
schimmert,  ein  lieblicher  Kontrast,  der  raeerfarbige  Spie- 
gel des  Illsees,  und  von  ihm  we^  zieht  sich  ein  frisch- 
grünes Thal  zur  Tiefe,  dessen  Mitte,  kaum  sichtbar,  ein 
Silberstreif,  der  Illbach,  durchschlängelt. .  .  (Wolf,  F.  0. 
Die  Thäler  von  Turtman  und  Eifisch  in  Europ,  Wan- 
derbilder, 108-110). 

ll.LHARDoder  IL1.HART  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Wein- 
felden.  Gem.  Wigoltingen).  514  m.  Gemeindeabteilung 
und  kleines  Dorf,  am  S.-Han^  der  Homburfferhöhe  (Teil 
des  Seerückens)  und  4  km  nö.  der  Station  MüUheim-Wi- 
goltingen  der  Linie  Zürich -Winterthur-Romanshorn. 
Postablage;  Postwagen  von  der  Station  MüUheim-Wigol- 
tingen  nach  Raperswilen.  Gemeindeabteilung,  zusammen 
mit  Lamperswil :  52  Häuser,  256  zur  Mehrzahl  reform. 
Ew.;  Dorf:  44  Häuser,  207  Ew.  Wein-,  Wiesen-,  Obst- 
und  Ackerbau,  Vieh-  und  Bienenzucht.  Schönes  Schul- 
haus. Der  Ort  1440  Eigentum  der  Familie  von  Breiten- 
landenberg. 

I1.LHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk  und  Siders).  2724 
m.  Gipfel,  in  der  Kette  zwischen  Eifisch-  und  Turtman- 
thaly  7  km  so.  Siders.  Steigt  nach  SW.  mit  ziemlich  sanft 
geböschten  Rasenhänffen  gegen  Chandolin  und  Saint  Luc 
ab,  während  am  SO.-Hang  clie  steinige  und  magere  Obere 
Illalp  liegt.  Von  N.  her  greift  der  mächtige  Hlgraben  in 
den  Bergstock  hinauf,  so  dass  man  hier  auf  dem  Gipfel 
unvermittelt  am  Rande  der  schaurigen  Tiefe  steht  (vergl. 
den  Art.  Illgraben).  Prachtvoller  Aussichtspunkt,  von 
Chandolin  aus  in  2  7«  Stunden  und  von  Saint  Luc  aus  in 
3Vt  Stunden  bequem  zu  erreichen  und  auch  ziemlich  häu- 
fig besucht.  Abstieg  über  den  Hlsee  und  das  Thal  des  Ul- 
baches  nach  Leuk-Susten  im  Rhonethal  in  3  Stunden.  Der 
Bergstock  besteht  aus  triasischen  Quarziten,  leicht  ver- 
witterbaren Dolomitkalken,  krystallinisch  körnigem  Dolo- 
mit etc.,  die  alle  auf  einer  Unterlage  von  Gips  und  Anhy- 
drit ruhen. 

ILLIEZ,  ILLIER  oder  VAL  D'ILLIEZ  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Monthey).  952  m.  Gem.   und  Pfarrdorf,  mitten  im 
Val    dllliez:   früher   einzige  Gemeinde   des  Thaies,    da 
Champäry  mit  ihr  vereinigt  war  und  Troistorrents  zur 
Gememde  Collombey-Monthey   gehörte.   Es  erklärt  dies 
den  Umstand,  dass  Thal   und  Gemeinde  einen  und  den- 
selben Namen  tragen.  Das  Dorf  Hliez  steht  auf  einer  Ter- 
rasse am  Gehänge  links  über  der  Viöze.  8  km  sw.  der 
Station  Monthey  der  Linie  Saint  Maurice-Le  Bouveret  und 
an  der   Strasse  Monthey-Champ^ry.  Post- 
ablage,  Telegraph,   Telephon;    Postwagen 
Monthey -Champery.    Gemeinde,   mit    den 
Häusergruppen    Lysay   und    Praby  :    235 
Häuser,  931  kathol.  Ew. ;  Dorf:  61  Häuser, 
221  Ew.  Ein  Gasthof.  Wie  in  TroistorrenU 
stehen  auch  hier  die   Häuser   meist   ver- 
einzelt an  den  beidseitigen  Thalgehängen. 
Das    saubere    und  sonnenreiche  Dorf  hat 
die  älteste  Kirche  im  Thal,  die  im  Verlaufe 
des    17.    Jahrhunderts  zweimal   umgebaut 
worden  ist.  Vom  Platz  vor  der  Kirche  weite 
Fernsicht  bis  hinunter  in  die  Gegend  von 
Bex,  Saint  Triphon  und  Ollon  und  auf  die 
Diablerets,  hinauf  bis   Champery  und  an 
die    hohen,    zerfressenen    Felswände    der 
Dent   du  Midi.   Vor  der   Abtrennung  von 
Champery  im  Jahre  1815  zählte  die  Gemein- 
de 1225  Ew. ;  1888  zählte  Hliez  allein  noch 
953    Ew.,  wovon  nur  114  im  eigentlichen 
Dorf  wohnten;  1900 :  931  Ew.  Hauptbeschäfti- 
gung der  Bewohner  ist,  wie  uorifens  im 
Sanzen  Thal,  die  Viehzucht.  Aus  der  Zeit, 
a  Hliez  Hauptort  des  Thaies   war,  stam- 
men noch  seine  grossen,  stark  besuchten 
Viehmärkte.     Der    Pfarrer    der    Kirchge- 
meinde Hliez,  von  der  sich  Champery  erst 
1857  loslöste,   trägt  den   Titel    Prior.  Als 
nähmlich  Bischof  Aymon  de  la  Tour  von 
Sitten   auf  dem   Hücel  von  G^ronde  (bei 
Siders)  1331   an  Stelle  eines  noch  älteren   Filialhauses 
der  Abtei  Abondance  in  Savoyen  ein  unter  einem  Prior 
stehendes    Karthäuserkloster     erstellen     liess\    verlieh 


er  ihm  u.  a.  auch  die  Pfarrei  des  Thaies  von  Hliez 
mit  allen  ihren  Einkünften.  Nachdem  dann  die  Kart- 
häuser das  Kloster  schon  1354  wieder  verlassen  hat- 
ten, ward  der  Pfarrer  von  Hliez  Erbe  des  Priortitels 
und  der  Einkünfte  seines  Thaies.  Hliez  ist  die  Heimat 
von  Pierre  Maurice  Bellet,  der  Gros  Bellet  genannt, 
eines  der  Vorkämpfer  für  die  Unabhängigkeit  des  Unter 
Wallis.  Dieser  mit  einer  herkulischen  Körperkraft  aasge- 
stattete Mann  verjagte  1790  durch  seine  Drohungen  den 
Gouverneur  von  Monthey,  Stephan  Schinner,  von  seinem 
Posten.  Am  6.  Februar  des  folgenden  Jahres  ta^  darauf 
in  Hliez  eine  Versammlung  von  Landleuten,  die  den  all- 
gemeinen Aufstand  gegen  die  Obrigkeit  beschloss.  Der 
Plan  wurde  aber  verraten  und  kam  für  einmal  noch  nidit 
zur  Ausführung.  Auf  dem  Kirchhof  von  Hliez  das  Grab 
des  aus  Champery  stammenden  langjährigen  Priesters 
der  Gemeinde,  des  Abb^  Clement  (f  1810),  der  sich  als 
Geschichts-  und  Naturforscher  auszeichnete,  als  erster 
die  Dent  du  Midi  zu  besteigen  wagte  und  sich  der  Freund- 
schaft eines  Horace  Bän^dict  de  Saussure  rühmen 
durfte. 

I1.LIEZ  <VA1.  D')  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey).  Links- 
seitiges Nebenthal  zur  Rhone,  im  Unter  Wallis.  Be^nnt 
am  Q>1  de  Coux  (1924  m),  über  den  man  in  das  savoyische 
Drancethal  ^langt,  und  steigt  zwischen  dem  Massiv  der 
Dent  du  Midi  im  SO.  und  den  Alpen  des  Chablais  im 
NW.  in  der  Richtung  nach  NO.  bis  Monthey  (430  m)  ab. 
Wird  von  der  in  zwei  Armen  am  Col  de  Coux  und  im 
Thälchen  von  La  Barmaz  entspringenden  Vi^ze  entwässert, 
die  bei  rascher  Schneeschmelze  und  starken  Gevritter- 
regen  zu  einem  recht  gefahrlichen  Wildbach  anschweUen 
kann.  Das  Thal  ist  17  km  lang;  seine  grösste  Breite  be- 
trägt zwischen  der  auf  dem  Grenzkamm  gegen  das  Yal 
de  Morgins  stehenden  Pointe  de  THaut  und  der  Dent  da 
Midi  8  Km.  Das  Val  dllliez  liest  an  der  äussern,  N W.- 
Flanke der  mächtigen  Dent  du  Midi  und  damit  ausserhalb 
des  Gebietes  der  eigentlichen  Hochalpen.  Es  unterschei- 
det sich  daher  aucn  von  allen  andern  Qnerthälem  des 
Kantonssowohl  mit  Bezug  auf  seine  StreichungsHchtaDS, 
seine  geologische  Beschaffenheit,  seinen  pnzen  lano- 
schafthchen  Charakter,  wie  auch  auf  die  Sitten  und  Le- 
bensweise seiner  Bewohner.  Das  Thal  ist  ganz  übersät 
mit  grossem  und  kleinem  Ortschaften  und  einzelnen 
Höfen,  die  sich  auf  drei  Gemeinden  verteilen  :  1.  Trois- 
torrents an  der  Schwelle  dss  Ihiics  und  den  ganzen  Sei- 
tenzweig des  Val  de  Mcigins  im  lassend,  2.  Val  dllliez 
oder  Hliez  in  der  Mitte  und  3.  Champery,  dessen  Gebiet 


Hliez  mit  der  Oruppe  der  Dent  du  Midi. 


sich  fächerförmig  bis  auf  die  Gipfel  und  kulissenformig 
vorspringenden  Seitenkämme  des  nalbkreisformigen  Tbal- 
abscnlusses  hinaufzieht.  Die  drei  Gemeinden  sind  ont^ 


ILL 


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621 


■  150  0011 


sich  durch    eine    gute    Fahrstrasse  verbunden.,  deren 
Bau  1^  beschlossen  und  1865  vollendet  wnrde.   Post- 

waffen   Monthey-Champöry.  Unter- 

halb  Troistorrents  zweigt  die  Fahr- 
Strasse  des  Val  de  Morgins,  des 
grössten  (linksseitiffen)  Neben-  und 
rarallelthales  des  val  d'Iüiez,  ab, 
die  nach  dem  Bade-  und  Kurort 
Iforgins  (im  Sommer  Postwasen 
Monthey -Morgins)  und  weiterhin 
über  den  Pas  de  Morgins  nach  Chä- 
tel  und  Abondance  in  Savoyen  führt. 
Das    im   S.    und  W.    an    Savoyen 

S-enzende  Thalbecken  von  lUiez- 
orgins  steht  mit  den  Thälem  von 
Abondance  und  des  GifTre  über  ei- 
nige Pässe  in  Verbindung,  deren 
begangenster  und  namentlich  auch 
für  den  Waarenverkehr  bedeutend- 
ster der  Col  de  Coux  (1924  m)  ist. 
Die  das  Thal  entwässernde  Vieze 
nimmt  von  beiden  Seiten  her  zahl- 
reiche Nebenarme  auf  und  fliesst 
ohne  Schluchtenbildung  zwischen 
Gras-  und  Waldhängen  rasch  thal- 
auswärts.  Die  hier  fehlenden  Fel- 
sen- und  Schluchten  Wildnisse  wer- 
den reichlich  ersetzt  durch  land- 
schaftliche Anmut  und  den  guten 
und  fruchtbaren  Iknlen,  der  schwere 
Arbeit  entbehrlich  macht  und  auch 
der  anderswo  nötigen  teueren  Be- 
wässerungsanlagen nicht  bedarf.  Die 
für  den  ICanton  Wallis  so  verder- 
bliche Dürre  des  Jahres  1893  hat 
sich  im  Val  dlUiez  nur  an  den  der 
Sonne  am  meisten  aussesetzten 
Hängen  fühlbar  gemacht,  aoer  auch 
da  keinen  grossen  Schaden  ange- 
richtet. Ein  weiterer  günstiger  Um- 
stand liegt  darin,  dass  das  Val 
d'IUiez  die  einzige  Gebirffsgegend 
des  iiLantons  ist,  wo  der  Bodenbesitz 
nicht  in  unzählige  kleine  Parzellen 
zerstückelt  ist.  Wir  können  zwar 
auch  hier  wie  in  andern  Thälem  des  Wallis  in  weni- 

Sen  Stunden  aus  dem  Gebiet  der  mediterranen  in  das 
er  alpinen  und  nivalen  Flora  gelangen,  doch  ist  der 
Ueberganff  hier  ein  weit  gemässigterer,  da  die  anderswo 
so  furchtbar  heissen  und  sterilen  Hänge  fehlen  und  die 
Thalumrandung  nicht  durchweg  aus  Gipfeln  und  Kämmen 
der  höchsten  Alpenregionen  besteht.  Die  fruchtbaren 
Gehänge  am  Thaleingang  tragen  bis  Troistorrents  einen 
üppigen  Wuchs  von  Kastanien  bäumen,  Reben,  Nussbäu- 
men  und  Aeckem  mit  bis  zu  vierzigfachem  Ertrag;  weiter 
oben  finden  wir  noch  Aepfel,  Birnen,  Pflaumen  und  Kir- 
schen. Letztere  i>eiden  liefern  dem  Thalbewohner  einen 
vortrefflichen  Branntwein,  der  zwar  durchweg  als  Ge- 
tränke dient,  aber  doch  nur  massig  genossen  wird.  Es  ist 
dies  umso  eher  verständlich,  als  die  Leute  des  Val  d'llliez 
in  der  Bhoneebene  draussen  keine  Weinberge  besitzen, 
wie  dies  ja  für  die  Bewohner  der  zentralen  Thalschaften 
in  so  starkem  Umfange  der  Fall  zu  sein  pflegt.  Die  Bevöl- 
kerungszahl des  Val  d'Illiez  ibt  in  beständiger  Vermehrung 
begriffen.  So  zählte  man  1815  :  2245  Ew.;  1850 :  2645  Ew.; 
1870:  2890  Ew.;  1888:  3095  Ew.  und  1900:  3191  Ew. 
Hauptbeschäftigung  sind  Rindviehzucht  und  Milchwirt- 
schaft, die  hier  in  rationellerer  Weise  betrieben  werden 
als  in  den  andern  Walliser  Seitenthälem.  Die  Wiesen 
sind  üppiff  und  ernähren  die  gerühmten,  starken  und 
schönen  Kinder,  die  auffallend  der  Rasse  des  Lötschen- 
thals  im  Ober  Wallis  gleichen;  ihre  Milchprodukte  (Käse 
und  Butter)  und  ihr  Fleisch  sind  gesuchte  Handelsartikel. 
Die  noch  vor  etwa  30  Jahren  als  Nebenzweig  betriebene 
Aufzucht  von  Pferden  und  Maultieren  ist  heute  beinahe 
ganz  aufgegeben.  Die  Bewohner  von  Troistorrents  besitzen 
an  den  untern  Thalhängen  auch  Weizenäcker;  bei  Illiez 
sieht  man  noch  einige  Roggen-,  Hafer-,  Hanf-  und  Kar- 
toffelfelder. Da  das  Thal  reich  an  Wald  (namentlich 
Buchenwald)  ist,  hat  auch  der  Handel  mit  Bauholz  eine 


gewisse  Bedeutung.  Mehrere  Sägen.  Oberhalb  Ghamp^ry 
steht  ein  Elektrizitätswerk.  Troistorrents,  Illiez,  Morgins 


^jS^J^^pÜ^ 


Val  d'IUies. 


und  Champ^ry  sind  geschätzte  Fremdenstationen,  ganz 
besonders  die  beiden  letztgenannten.  Moivins,  das  einst 
eine  blosse  Maiensässe  der  Gemeinde  Troistorrents  war, 
hat  sich  seit  1846  rasch  zu  einem  grossen  alpinen  Kurort 
entwickelt,  der  über  eine  Eisenquelle  verfugt  und  jetzt 
neben  vielen  in  dem  anmutigen  und  einsamen  Thälchen 
zerstreuten  Villen  und  Pensionen  für  Fremde  auch  eine 
Reihe  von  grossen  und  stattlichen  Gasthöfen  besitzt. 

Ueberlieferungen  aus  frühern  Zeiten  berichten,  dass 
die  Bewohner  des  Val  d'IUiez  die  Nachkommen  von  Sol- 
daten der  thebäischen  Lej^^ion  seien,  die  dem  grossen 
Blutbad  von  Agaunum  (bei  Saint  Maurice;  etwa  302  n. 
Chr.)  entrannen  und  sich  hier  ansiedelten.  Heute  ist  frei- 
lich diese  Ansicht  kaum  mehr  haltbar.  Die  Leute  des  Val 
d'Illiez  gehören  zur  Mehrzahl  dem  braunen  Typus  an  und 
sind  über  Mittelgrösse.  Der  Schädelbildung  nach  sind  sie 
überwiegend  Brachycephalen,  deren  Schädelindex  um  die 
Zahl  £3  schwankt.  Ihre  Tracht  ist  einfach  und  ernst,  in 
dunkeln  Farben  gehalten ;  die  Männer  tragen  schwarzen 
Tuchrock  und  sehr  niederen  Strohhut.  Auch  die  Frauen 
sind  ihrem  althergebrachten,  mit  schwarzen  Bändern 
artig  verzierten  Strohhut  treu  geblieben  und  traeen  unter 
demselben  ein  graziös  aufgewundenes  scharlachrotes 
Tuch.  Da  sich  die  Frauen  hier  wie  meist  im  Wallis  mit 
den  Männern  in  die  schwersten  Feldarbeiten  teilen,  so 
tragen  sie  nicht  selten  Männerhosen,  wobei  sie  sich  dann 
nur  durch  ihr  rotes  Kopftuch  von  den  Männern  unter- 
scheiden, zumal  sie  auch  wohl  ein  Pfeifchen  Rauchtabak 
nicht  verschmähen.  «  Jeder  Fremde,  der  dieses  Thal  zum 
erstenmal  betritt,  ist  äusserst  angenehm  überrascht,  da- 
selbst so  stattliche  und  schmucke  Wohnhäuser  zu  er- 
blicken, welche  nicht  nur  Zeugnis  geben  von  dem  Wohl- 
stande der  Bewohner,  sondern  auch  von  ihrem  Sinn  für 
Ordnung  und  Reinlichkeit.  Sie  sind  zwar  grösstenteils 
nur  aus  Holz  erbaut,  aber  äusserst  bequem  und  behäbig. 


«22 


ILL 


ILL 


80  recht  für  das  intime  Familienleben  eingerichtet  und 
ausgeschmückt.  Die  Vorderseite  des  Dachfirstes  steht  weit 


Frauen  und  Wohnhaus  im  Val  d'lllies. 

vor  und  beschützt  die  grossen  Lauben,  welche  zum  Trock- 
nen und  Aufbewahren  verschiedener  Gegenstande  dienen 
•oder  auch  zum  Aufenthalte  der  mit  häuslichen  Arbeiten 
beschäftigten  Insassen.  Vor  den  grossen  Fenstern  sind 
Blumenbeete  angebracht,  die  dem  Hause  ein  festliches 
Aussehen  geben.  .  .  Vor  keinem  Hause  fehlt  der  wohlge- 
pflegte  Gemüsegarten,  in  welchem  immer  ein  Plätzchen 
auch  den  lieben  Blumen  eingeräumt  ist ;  sogar  auf  dem 
steinbelasteten  Schindeldach  erblickt  man  nicht  selten 
Kolonien  von  Aurikeln,  Hauswurzeln  und  ähnlichen  Zier- 
pflanzen.» 

Die  wildwachsende  Flora  des  Thalbeckens  von  Illiez 
entspricht  seinem  feuchten  und  regnerischen  Klima.  Wir 
haben  schon  bemerkt,  dass  die  Buche  hier  geschlossene 
Bestände  bildet,  während  die  im  innern  Wallis  sonst 
häußge  Arve  fehlt.  Es  fehlen  ferner  ganz  die  Typen  des 
heissen  und  trockenen  Wallis,  sowie  dessen  endemische 
und  andere  seltenste  Hochalpenpflanzen.  Umgekehrt  fin- 
den wir  hier  eine  ganze  Anzahl  von  schönsten  Pflanzen, 
die  im  innern  Wallis  entweder  gar  nicht  vorkommen  oder 
doch  sehr  selten  sind.  « Diese  Vegetation  erfreut  den 
Pflanzenliebhaber  durch  ihre  Frische  und  reichen  Blüten- 
schmuck; Val  d'JUiez  ist  das  Eden  der  Narzissen  und 
Primeln.  »  Im  Folgenden  geben  wir  nach  F.  0.  Wolf, 
dem  wir  unsere  floristische  Skizze  verdanken,  noch  eine 
kurze  Liste  von  ganz  seltenen  Phanerogamen  des  Val 
xl'Illiez  (mit  Angabe  des  Standortes):  Ranunculiis  Thora 
(Col  de  Coux),  Aquilegia  alpina  (Pas  d'Encel),  Gentiana 
Thomasii  (Fuss  der  Dentdu  Midi),  Gentiana  campestris 
X  germanica  (Alpweiden  an  den  Uents  Blanches),  Erynr 
gium  alpinum  (Suzanfe),  Primula  elatior  X  acaulis 
(Choex),  Primula  auricnla-viscosa  (Valerette),  Narcissus 
mconiparabilis  (Val  d*Illiez),  Alliuni  victoralis  (Pas 
d'Encel). 

Geologie.  Das  Val  d'Illiez  liegt  in  der  Uebergangszone 
zwischen  den  Hohen  Kalkalpen  (Dent  du  Midi)  und  den 
Voralpen  des  Chablais  und  ist  in  den  Flysch  eingeschnit- 
ten, der  sich  unter  die  grosse  liegende  Falte  Dent  du 
Midi-Tours  Salieres  einschiebt  und  der  die  Ueberschie- 
bungsschoUen  der  Voralpen  (Pr^alpes)  trä^.  Dieser  Flysch 
besteht  meist  aus  Schiefern  und  Sandstemen,  selten  da- 
gegen aus  Konglomeraten,  was  die  Fruchtbarkeit  des 
Hodens  erklärt.  In  der  Thalsohle  hat  die  Erosion  zwischen 
Champ^ry  und  dem  Dorf  Val  d'Illiez  eine  unter  dem 
Flysch  liegende  Neocomfalte  angeschnitten ;  eine  andere 
solche  Falte  findet  sich  von  Bossetan  bis  ins  Thälchen 
von  La  Barmaz  zwischen  dem  Flysch  und  der  grossen 
Falte  der  Dent  du  Midi  versteckt.  Am  NW.-Hang  des  Tha- 
ies, wo  dem  Flysch  die  Masse  der  jurassischen  sog.  Cha- 
blaisbreccie  auflagert,  findet  man  noch  einige  nicht  er- 
klärte Schichtfetzen  von  mesozoischen  Gesteinen  (Trias, 
.Iura,  Kreide),  die  ohne  irgend  welche  Anordnung  ganz 
im  Flysch  eingewickelt  sind  (Rochers  de  Savonaz,  Culet 
■etc.).  Vergl.  die  Art.  Midi  (Dent  dl)  und  Chablais. 


Geschichtlicher  Ueberblick,  Im  13.  Jahrhundert  er- 
scheint eine  Burgherrschaft  Monteif  (Monthey),  die  das 
Val  d'Illiez  umfasste  und  vom  Vogt  des  Ghablais  sowie 
von  den  Grafen  von  Savoyen  abhängig  war.  Zum  ersten- 
mal erscheint  das  Thal  in  einer  Urkunde  von  1180,  mit 
welcher  ein  gewisser  Boson  und  sein  Sohn  der  Abtei 
Saint  Maurice  neben  Anderem  auch  ihren  Landbesitz  im 
Val  d'Illiez  (elterram  quam  apud  Yliacum  habebcau] 
vergabten.  1235  findet  man  :  territorium  de  Ylies  ;  1244: 
parrochia  de  Ylies.  Das  kleine  Gebiet  von  Tschi^saz  über 
Troistorrents  ist  bis  in  verhältnismäsfig  neue  Zeit  der 
Abtei  als  Eigentum  verblieben,  während  die  übrigen 
Sonderrechte  über  die  Gemeinde  Troistorrents  schon 
früher  vom  Geschlecht  Du  Fay  und  dann  vom  Staat 
zurück  gekauft  worden  sind.  Als  die  Walliser  1536  die 
Herrschaft  Monthey  eroberten,  war  der  Herzog  von  Sa- 
voyen im  Val  d'Illiez  nur  noch  unmittelbarer  Oberherr 
über  34  Familien,  die  einem  « Mitral »  genannten 
Beamten  unterstanden  hatten.  Die  übrige  Bevölkerung 
stand  damals  unter  verschiedenen  Edelgeschlechtern.  so 
z.  B.  unter  den  d'Allinges  und  den  Prior«>n  von  Ripaille. 
Der  Staat  versuchte  mehrfach,  alle  diese  kleinen  Sonder- 
rechte an  sich  zu  bringen,  vermochte  aber  erst  1715,  die 
Leibeigenschaft  völlig  aufzuheben.  Ein  22  Stunden  anhal- 
tender Sturm  riss  lä)2  die  Dächer  von  zahlreichen  Häu- 
sern mit  sich  und  richtete  in  den  Waldungen  einen 
Schaden  von  42000  Franken  an.  Das  Val  d'Illiez  ist  ferner 
im  Mittelalter  mehrfach  von  der  Pest  heimgesucht  wor- 
den. An  Altertümern  hat  man  hier  römische  Münzen  auf- 
gefunden. 

Bibliographie:  Wolf,  F.  0.  Von  Saint  Maunce  bis  zum 
Genfersee.  {Europ.  Wanderbilder,  149/150).  Zürich  1889. 
—  Clapar^de,  A.  de.  Champeru  et  le  Val  d'Illiez.  Geneve 
1886.  Nouv.  ed.,  augment^.  Geneve  1908. 

ILLIGHAU8EN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Kreuzungen). 
567  m  Gem.  und  Dorf,  auf  dem  Seerücken,  an  der  Strasse 
Kreuzlingen-Erlen  und  6  km  so.  der  Station  Kreuzungen 
der  Linie  Rorschach-Romanshom-Konstanz.  Postablage, 
Telephon.  Gemeinde,  mit  Emmerzholz,  Wilen,  Oberhofen, 
Dettighofen,  Hohenegg,  Lengwilen  und  Schönen  baum- 
ffarten :  60  Häuser,  949  zur  Mehrzahl  reform.  Ew. ;  Dorf: 
40  Häuser,  204  Ew.  Kirchgemeinde  Altnau.  Acker-,  Wie- 
sen-, Obst-  und  Gemüsebau,  Viehzucht  und  Milchwirt- 
schaft. Viehhandel.  Stickerei.  Das  Dorf  hatte  1312  seine 
eigene  Kapelle  und  ward  nach  der  Reformation  eine 
Filiale  von  Altnau. 

ILLINGEN  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane).  Gem.  und 
Häusergruppe.  S.  den  Art.  Illens. 

ILLINGEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Bülach,  Genn.  Unter 
Embrach).  411  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  an  einem  klei- 
nen linksseitigen  Zufluss  zur  Töss,  700  m  sw.  der  Station 
Embrach-Rorbas  der  Linie  Winterthur-Bülach.  33  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  Embrach.  Landwirtschaft.  Möbel- 
schreinerei, Holz-  und  Metalldreherei.  Nach  einer  jetzt 
verschvmndenen  Mühle  hiess  der  Ort  früher  Illinger- 
mühle. 

ILLI8WIL  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem.  Wohlen). 
560  m.  Weiler,  an  der  Strasse  Unter  Wohlen-Muraelen; 
1,1  km  nw.  Unter  Wohlen  und  10  km  nw.  vom  Bahnhof 
Bern.  Telephon;  Postwagen  Bern-Detligen.  18  Häuser, 
220  reform.  Ew.  Wiesen-  und  Ackerbau.  Heimat  der 
Edeln  von  Illiswil,  Dienstleuten  der  Grafen  von  Habsburg- 
Kiburg. 

ILLNAU  (Kt.  Zürich,  Bez.  Pfaffikon).  Eine  der  ausge- 
dehntesten Landgemeinden  des  Kantons  Zürich  (25^^  ha 
Fläche),  im  Kemptthal.  Zahlreiche  Dörfer  und  W^eiler : 
Ober  und  Unter  Illnau,  Bisikon,  Bietenholz,  Moosburg, 
Eff'retikon,  Horben,  Agasul,  Mesikon  (zum  Teil),  Ottikon, 
Billikon  (zum  Teil).  First,  Kempthal,  Luckhausen,  Rikon 
Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  Station  der  Linie 


Efl'retikon-Wetzikon-Hinwil.  506  Häuser,  2767  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Je  eine 
Seidenzwimerei,  Baumwollspinnerei  und  Schuhwaaren- 
fabrik.  Seidenweberei  als  Hausindustrie.  Fund  von  Bronze- 
gegenständen in  Bisikon;  Urnen^räber  aus  der  Bronze- 
zeit; bei  Luckhausen  ein  Grabhügel  aus  der  Hallstatt- 
periode. Alemannensiedelung.  745:  Illenavia.  Bei  der 
Fabrik  in  Unter  Illnau  Alemannengräber.  1044  wird  ein 
Bernger,  1112  ein  Luitpold  de  Ilnowa  genannt.  Die  schon 
vor  800  erwähnte  Kirche  ward  mit  den  Gütern  durch  Graf 


ILL 


IMß 


623 


Adalbert  von  Mörsberg  an  das  Kloster  Allerheiligen  in 
Schaffhausen  vergabt.  Von  einer  Barg  zu  lilnau  meldet 
kein  Bericht.  Der  Ort  ginj^  zusammen  mit  der  Grafschaft 
Kiburg  an  die  Stadt  Zürich  über,  die  ihn  dem  Illnauer 
Amt  zuteilte. 

IL1.NAU  (OBER;^  (Kt.  Zürich,  Bez.  PfSfflkon,  Gem. 
lUnau).  557  m.  Gemeindeabteilung  und  Dorf,  am  linken 
Ufer  des  Kemptbaches  und  800  m  n.  der  Station  Illnau 
der  Linie  Effretikon-Wetzikon-Hinwil.  61  Hauser,  313 
reform.  Ew.  Hier  steht  auf  einem  Hügel  die  Pfarrkirche 
der  Gemeinde. 

ILLNAU  (UNTER)  (Kt.  Zürich,  Bez.  PfafOkon.  Gem. 
lUnau).  50B'm.  Gemeindeabteilung  und  Dorf,  zu  beiden 


nw.  Romoos  und  3  Stunden  sw.  der  Station  Wolhusen 
der  Linie  Bern-Luzern.  20  kathol.  Ew.  Viehzucht. 

ILTENRIET  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Borschach,  Gem. 
Untereggen).  5"^  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  2  km.  s.  der 
Station  Goldach  der  Linie  St.  Gallen-Rorschach  u.  2,3 
km  nö.  Untereggen.  54  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
Goldach.  Viehzucht.  Stickerei. 

ILTI08ALP  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggenburg, 
Gem.  Alt  St.  Johann).  1200-1500  m.  Alpweide  mit  zer- 
streut gelegenen  Hütten,  am  N.-Hang  der  Churfirsten  und 
1-2  Stunden  so.  über  Alt  St.  Johann. 

IMBODEN,  romanisch  II  Pleun.  Bezirk  des  Kantons 
Graubünden.   Umfasst   zwei  Kreise    mit  7   Gemeinden . 


Bezirk  Imboden. 


y.^etfnyerjc 


Seiten  des  Kemptbaches,  1  km  so.  Ober  Illnau  und  200  m 
6.  der  Station  illnau  der  Linie  Effretikon-W^etzikon-Hin- 
wil.  113  Häuser,  591  reform.  Ew. 

ILLPASS  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk  und  Siders).  2485  m. 
Passübergangj  im  SSO.-Grat  des  Hlhoms;  verbindet  Chan- 
dolin  und  Samt  Luc  im  Eifischthal  über  den  Hlsee  mit 
der  Station  Leuk-Susten  der  Simplonbahn  (6V«  Stunden). 
Wird  gewöhnlich  zur  Besteigung  des  Hlhoms  benutzt. 
Auf  der  Siegfriedkarte  unbenannt. 

ILLSEE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk).  2342  m.  Kleiner 
Hochffebirgssee  ;  s.  vom  Felsenzirkus  des  Hl^bens  und 
zwischen  Jllhorn,  Schwarzhorn  und  Meretschihorn.  Etwa 
1200  m  Umfang.  Sein  nach  N.  abfliessender  Bach  mün- 
det unterhalb  dem  Schwarzerwald  von  rechts  in  den 
Illbach. 

ILMISBERQ  (HINTER  und  VORDER)  (Kt.  Lu- 
zern,  Amt  Entlebuch,  Gem.  Romoos).  1030-903  m.  Vier 
Bauernhöfe,  im  Thälchen  des  Rechenlochbaches ;  2,3  km 


nämlich  den  Kreis  Räzüns  mit  den  Gemeinden  Räzüns 
(Hazen),  Bonaduz  und  Ems  (Domat)  und  den  Kreis  Trins 
mit  den  Gemeinden  Flims  (Flem),  Trins  (Trin),  Tamins 
(Tumein)  und  Felsberg  (Favugn).  Er  liegt  um  die  Ver- 
einigung des  Vorderrhein  und  Hinterrhein  und  grenzt  im 
N.  an  die  letzten  ö.  Ausläufer  der  Tödikette,  die  ihn  vom 
st.  gallischen  Calfeisen-  und  Taminathal  trennen,  im  0. 
an  die  Bezirke  Unter  Landquart  und  Plessur,  im  S.  an 
die  Bezirke  Heinzenberg  und  Glenner  und  im  W.  an 
den  Bezirk  Glenner  und  den  Kanton  Glarus.  Die  Gemein- 
den Flims,  Trins  und  Tamins  liegen  im  Vorder rh ein thal, 
Räzüns  und  Bonaduz  im  Hinterrheinthal  und  Ems  und 
Felsberg  im  Thal  der  vereinigten  Rheine.  Die  Haupt* 
flüsse  sind  der  von  W.  nach  O.  fliessende  Vorderrhein 
und  der  von  S.  nach  N.  fliessende  Hinterrhein,  die  sich 
bei  Reichenau  auf  Boden  der  Gemeinde  Tamins  vereinigen 
und  von  hier  nach  0.  weiter  ziehen.  Die  Fläche  des  Be- 
zirkes beträgt  20650  ha,  seine  Bewohnerzahl  5939  Ew. ; 


624 


IMM 


INC 


es  eDtfallen  somit  auf  1  km'  28,8  Ew.  Eine  dichtere  Be- 
völkerung weisen  im  Kanton  Graubünden  nur  die  Be- 
zirke Unter  Landqnart  und  Plessur  auf.  Die  Bewohner 
des  Kreises  Räzüns  sind  katholisch,  die  des  Kreises 
Trins  reformiert;  deutsch  sind  Tamins  und  Felsberg, 
überwiegend  romanisch  die  andefn  Gemeinden.  Man 
zählt  im  Bezirk  988  Häuser  und  1396  Haushaltungen. 
Von  den  5939  Ew.  sind  3281  katholisch  und  2658  refor- 
miert ;  3703  sprechen  romanisch,  1886  deutsch,  344  ita- 
lienisch und  o  französisch.  Haupterwerbszweige  der  Be- 
völkerung sind  Landwirtschaft  und  Viehzucht. 
Die  Viehstatistik  ergibt  folgende  Resultate : 

1886       1891        1901 
Rindvieh  3315       3431       3619 

Pferde  111         194         197 

Schweine  1278       2078       1763 

Schafe  1580       1474       1326 

Ziegen  1412       1370       1166 

Bienenstöcke  654         732         718 

Im  ganzen  Bezirk  wird  ziemlich  viel  Obst  gebaut ;  im 
untern  Teil  ist  auch  heute  noch  der  Getreidebau  nicht 
unbedeutend,  während  der  einst  in  Ems  und  Felsberj^^  be- 
triebene Weinbau  fast  ganz  aufgehört  hat.  Die  Wiesen 
von  Trins  und  Flims  sind  ihres  Heureichtums  wegen  be- 
rühmt, während  andererseits  der  Boden  in  Bonaduz,  Ems 
und  Felsberg  durch  grosse  Trockenheit  sich  auszeichnet, 
so  dass  hier  nur  in  leuchten  Jahren  wirklich  gute  Heu- 
ernten erzielt  werden. 

Von  Chur  aus  zieht  über  Ems,  Bonaduz  und  Räzüns 
die  sog.  untere  Kommerzialstrasse  oder  italienische 
Strasse  durch  das  Domleschg  und  weiterhin  über  den 
Splügen  und  Bernhardin ;  von  ihr  zweigen  4  km  w.  Chur 
die  aufs  linke  Rheinufer  nach  Felsberg  hinüber  führende 
Kommunalstrasse  und  in  Reichenau  die  die  Dörfer  Ta- 
mins, Trins  und  Flims  unter  sich  und  mit  Hanz  verbin- 
dende sog.  Oberländerstrasse  ab.  Ein  Fahrweg  auf  dem 
linken  Rheinufer  verbindet  Felsberg  mit  Tamins,  von  wo 
ein  Fussweg  über  den  Kunkelspass  (1351  m)  nach  Vättis 
im  St.  gallischen  Taminathal  leitet.  Die  Poststrasse  über 
den  Oberalppass  geht  von  Bonaduz  am  rechten  Ufer  des 
Vorderrhein  nach  Hanz,  wo  sie  sich  mit  der  über  Flims 
führenden  Strasse  vereinigt.  Den  Bezirk  durchziehen  fer- 
ner die  beiden  von  Chur  nach  Thusis  und  ins  En^din 
einerseits  und  nach  Hanz  andererseits  führenden  Lmien 
der  Rätischen  Bahn.  Eisenbahnstationen  im  Bezirk  sind 
Felsberg,  Ems,  Reichenau-Tamins,  Bonaduz,  Räzüns 
und  Trins. 

IMMENBERG  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Frauenfeld 
und  Münchwilen).  710  m.  Bergrücken;  zieht  zwi- 
schen den  beiden  MurgzuQüssen  Lauche  und  Thun- 
bach  auf  eine  Länge  von  7  km  von  W.  über  0.  nach 
N.  Beginnt  4  km  osö.  Frauenfeld.  S.- undW.-Hänge 
sind  steil,  während  der  N.-Hang  sehr  sanft  ffe- 
böscht  ist.  Auf  dem  Rücken  steht  Wald,  der  N.- 
und  NO.-Hanfi[  trägt  abwechselnd  Wiesen,  Aecker 
und  Wald,  und  der  S.-  und  SO. -Hang  ist  mit  Reben 
bepflanzt,  die  einen  guten  Wein  geben  (besonders 
beliebt  der  sog.  Sonnenberger).  Hier  haben  wie  an- 
derswo die  Rebenschädlinge,  besonders  die  Phjl- 
loxera,  grosse  Verheerungen  angerichtet,  indem  im 
Zeitraum  1897-1902  nicht  weniger  als  252004  Wein- 
stöcke vernichtet  werden  mussten.  Den  geschädig- 
ten Eigentümern  haben  der  Staat  Thurcau  und  der 
Bund  zusammen  die  Summe  von  103  492  Franken 
vergütet.  Auf  dem  Immenberg,  der  eine  sehr  schöne 
Aussicht  auf  die  Alpen  und  das  Mittelland  bietet, 
steht  heute  nur  noch  ein  einziges  Schloss,  der  stolze 
Sonnenberg,  während  er  früher  eine  ganze  Reihe 
von  festen  Burgen  zählte.  Im  Wilderer  Tobel  über 
Zetzikon  sieht  man  Reste  der  Burg  Zazikofen,  einst 
Eigentum  der  Herren  von  Zazikofen  oder  Zetzikon, 
deren  bekanntester  der  Minnesänger  Ulrich  von 
Zazikofen  Ü192)  ist.  Die  Burg  Spiegelberg  bei  Wetzi- 
kon,  von  der  noch  die  Gräben  erhalten  sind,  ist  von 
den  Appenzellem  zerstört  worden.  Die  Hänge  des 
Immenbergs  sind  von  zahlreichen  Rissen  durch- 
furcht, in  denen  die  wagrechten  Mergel-,  Sand- 
stein- oder  Nagelfluhschichten  der  Molasse  entblösst 
sind.  Diese  Furchen,  im  Volksmund  «Risi»  geheissen, 
dienen  jetzt   zum  Thaltransport  des  Holzes.  Ihre   Ent- 


stehung ist  zum  grossen  Teil  auf  den  mächtigen  Gewitter- 
sturm des  Jahres  1876  zurückzufuhren,  der  zahlreiche 
Wald-  und  Ackerparzellen  mit  sich  ins  Thal  hinunter 
riss. 

IMMENFELD  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  Schwyz).  540  m. 
Modernes  Schloss,  am  SW.-Hang  des  Grossen  Mythen 
schön  gelegen ;  3  km  so.  der  Station  Schwyz  der  Gott- 
hardbahn.  Alte  Kapelle  mi  bemerkenswerten  Male- 
reien. 

IMMEN8EE  (Kt.  Schvi7^,  Bez.  und  Gem.  Küssnacht). 
422  m.  Gemeindeabteilung  und  Dorf,  am  N.-Fuss  des 
Rigi  und  an  einer  schönen  Bucht  am  linken  Ufer  des 
Zugersees;  2,5  km  nö.  Küssnacht.  Station  der  Gotthard- 
bahn  und  der  Linie  Rotkreuz-Arth  Goldau ;  Dampfschiff- 
Station.  Postbureau,  Telephon.  Gemeindeabteilung,  mit 
Kiemen  und  Ober  Immensee :  81  Häuser,  790  kathol.  Ew. ; 
Dorf:  20  Häuser,  200  Ew.  Kapelle  1611  erbaut.  Acker-, 
Obst-  und  Gemüsebau,  Viehzucht.  Gemüse-  und  Obst- 
handel. 4  Käsereien.  Säge.  Fremdenpensionen.  Kranken- 
nnd  Armenhaus.  Erholungshaus  für  kranke  oder  rekon- 
valeszente  Kinder,  Eigentum  des  schweizerischen  Kinder- 
heilstätten Vereins.  Grosses  Priesterseminar  der  Väter  von 
Bethlehem  mit  Erziehungsanstalt  und  Handwerkerschale. 
1284:  Ymmensee. 

IMMEN8EE  (OBER)  (Kt.  Schwyz,  Bez.  und  Gem. 
Küssnacht).  444  m.  Kleines  Dorf,  am  linken  Ufer  des 
Zugersees  und  an  der  Strasse  Immensee- Arth ;  80O  m  so. 
der  Station  Immensee  der  Gotthardbahn.  26  Häuser,  168 
kathol.  Ew.  Landvnrtschaft. 

IMPART  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz,  Gem.  Hauteville). 
767  m.  Teil  der  Gemeinde  Hauteville,  rechts  der  Strasse 
Corbieres-La  Roche ;  umfasst  die  Häusergruppen  Les 
Räpes,  Forchaud,  La  Levanche,  Les  Bassets,  Les  Farvafes, 
Impart,  Les  Vemettes  und  Le  Plan.  Zusammen  34  Häu- 
ser, 143  kathol.  Ew.  Vergl.  den  Art.  Hauteville. 

INCELLA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locarno,  Gem.  Brissago). 
363  m.  Dorf,  am  S.-Hang  des  Monte  Gridone;  1  km  sw. 
der  Dampfschiffstation  Brissago  und  11  km  sw.  Locarno. 
31  Häuser,  136  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Die 
Mehrzahl  der  Bewohner  arbeitet  in  den  Zigarrenfabriken 
von  Brissago ;  viele  der  Männer  wandern  auch  als  Hotel- 
an^estellte  aus.  Prachtvolle  Aussiebt  auf  einen  grossen 
Teil  des  Langensees.  Das  Dorf  von  Weinlauben  und  Kasta- 
nienhainen  umrahmt. 

INCRENA  (Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey).  1842  m.  Alp- 


in Indemini. 

weidenrücken,  dessen  Hänge  zum  Teil  mit  Erlengebüsch 
bestanden  sind ;  bildet  das  W.-Ende  der  Cröte  de  Berroix 
(1816  m)  und  erhebt  sich  zwischen  den  Hochthälchen  von 


UND 


iNG 


625 


La  Barroaz  and  Autervenaz.  Schöner  Aussiehtapankt,  1 
Stunde  über  den  Hütten  und  dem  Wirtahaus  von  La 
Barmaz  und  am  Weg  von  da  auf  den  Co!  de  Coux. 

INDEMINI  (Kt.  Tesain,  Bez.  Locamo).  927  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  im  obem  Abschnitt  des  Vedascathales,  am 
S.-Hanff  des  Monte  Gambaroffno  und  am  W.-Fuss  des 
Monte  Tamaro ;  4  Stunden  s.  der  Station  San  Nazzaro  der 
Linie  Beliinzona-Luino  und  5  Stunden  nö.  der  italieni- 
schen Station  Maccagno  Superiore  derselben  Linie,  von 
wo  aus  der  Ort  leichter  zuganglich  ist.  Nabe  der  Landes- 
grenze gegen  Italien.  Postabla^e.  81  Häuser,  340  kathol. 
Ew.  Roi^genbau,  Viehzucht.  Die  Mehrzahl  der  Männer 
wandert  im  Sommer  als  Maurer  in  die  Zentral-  undWest- 
schweiz  aus.  Das  Dorf  steht  mitten  in  Wiesen  und  Kasta- 
nienbäumen, welch'  letztere  hier  ihre  obere  Grenze  er- 
reichen. Es  ist  von  der  übrigen  Schweiz  durch  ein 
Bergland  von  1600  m  mittlerer  Höhe  (Passübergang  in 
iSSS  m)  getrennt,  während  es  mit  Italien  durch  das  Ve- 
dascathal  leicht  verkehren  kann.  Die  Frauen  gehen  mit 
grossen  Lasten  jede  Woche  mehrere  Male  nach  San  Naz- 
zaro. Diese  ungünstige  geographische  Lage  ist  auch  Schuld 
daran,  dass  die  Bevölkerung  an  Zahl  abnimmt.  Da  die 
Kosten  einer  Strasse  nach  San  Nazzaro  zu 
gross  sind,  sprach  man  eine  Zeit  lang  von 
aer  Anlage  einer  dorthin  zu  führenden  Luft- 
kabelbahn für  Personen  und  Waaren. 

INDEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk).  1137 
m.  Gem.  und  Pfarrweiler,  im  Thal  der 
Dala,  auf  eiuer  Terrasse  rechts  über  den 
Schluchten  der  Dala  und  gegenüber  der 
Terrasse  von  Albinen ;  an  der  Strasse  vom 
Rhonethal  nach  Leukerbad.  Postablage; 
Postwagen  von  der  Station  Leuk-Susten  der 
Simplonbahn  nach  Leukerbad.  18  Häuser, 
98  kathol.  Ew.  Am  rechten  Ufer  des  Flusses 
fuhrt  von  Inden  ein  Weg  über  Varen  und 
Salgesch  nach  Siders.  3  km  unter  Inden 
ffeht  die  Poststrasse  über  die  malerische 
Rumelingbrücke,  in  deren  Nähe  ein  Schie- 
ferbruch abgebaut  wird.  Im  Däfilä  von  In- 
den haben  1/99  300  Ober  Walliser  die  Sol- 
daten des  französischen  Generals  Xaintrail- 
les  mehrere  Tage  lang  aufgehalten  und 
deren  eine  grosse  Anzahl  in  die  Schlucht 
der  Dala  hinunter  gedrängt,  nachdem  sie 
sie  des  Nachts  umgangen  hatten. 

INQENBOHL  (Kt.  und  Bez.  Schwvz). 
445  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  linken 
Ufer  des  Lehwassers  und  der  Muota,  an 
der  Strasse  Schwyz- Brunnen  und  300  m 
nö.  der  Station  Brunnen  der  Gottbardbahn.  Telephon; 
in  Brunnen  Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  Gemeinde, 


seit  1018.  Fremdenindustrie.  Gasthöfe  u.  Pensionen.  Obst- 
und  Gemüsebau.  Kloster  und  Mutterhaus  des  Schwei- 
zer Ordens  der  Theodosianerinnen.  Dieser  Orden  wurde 
vom  Kapuziner  Theodosius  Florentini  in  Planaterra 
( Graubänden )  1845  gestiftet.  Er  verfolgt  den  Zweck  der 
Kranken-  und  Waisenpflege  und  erfreut  sich  seit  seiner 
Gründung  eines  grossen  Rufes,  so  dass  seine  Schwes- 
tern, auch  «Schwestern  vom  h.  Kreuz»  genannt,  in  fast 
allen  Kantonen  der  Schweiz  ffastliche  Aufnahme  gefun- 
den haben  1855  liess  sich  der  Orden  in  Ingenbohl  nieder; 
sein  Kloster  ward  1870-74  vergrössert.  Im  deutsch-fran- 
zösischen Krieg  1870/71  wurden  zur  Pflege  der  Verwun- 
deten von  verschiedenen  Staaten  Deutschlands  Schwestern 
des  Ordens  gerufen,  denen  dann  nach  dem  Friedens- 
schluss  der  deutsche  Kaiser  neben  einem  eigenhändigen 
Brief  das  allgemeine  Ehrenzeichen  zukommen  liess.  Heute 
zählt  der  Orden  Tausende  von  Schwestern,  die  in  Hun- 
derten von  Anstalten  (Waisenhäusern,  Spitälern,  Gefäng- 
nissen, Privatkrankenhäusern  etc.)  in  der  Schweiz,  in 
Deutschland,  Oesterreich,  Italien  etc.  tätig  sind.  Die 
prachtvolle  Dorfkirche  zum  h.  Kreuz  1878  erbaut  und 
1880  geweiht.  Waisenhaus.  Die  Gemeinde  Ingenhohl  hat 


Ingenbohl  mit  den  Mythen. 

mit  Brunnen,  Feld,  Schönenbuch,  Ober  und  Unter 
Urmiberg  :  906  Häuser,  3070  Ew.  (wovon  141  Refor- 
mierte); Dorf:  41  Hänser,  743  Ew.  Eigene  Kirchgemeinde 


Inden  von  Südwesten. 

sich  in  den  letztvergangenen  Jahren  ausserordentlich  ent- 
wickelt, und  neben  dem  Wachstum  der  Bevölkerung  (1888: 
2273  Ew.)  haben  auch  Industrie  und 
Handel  stetig  an  Bedeutung  zugenom- 
men. Zahlreiche  neue  Bauten  tragen  zur 
Verschönerung  der  Ortschaft  bei,  und 
ausffezeichnete  Strassen  erleichtern  den 
Verkehr  nach  allen  Richtungen.  Lager- 
häuser der  Gotthardbahn.  Schon  im  12. 
Jahrhundert  sicherten  die  Schwyzer  ihr 
Gebiet  gegen  einen  Ueberfall  vom  Vier^ 
waldstättersee  her  durch  Pfahlreihen 
vor  Bronnen,  eine  Mauer  und  einen 
Turm.  In  Brunnen  vereinigten  sich  die 
Urschweizer  am  Ta^e  vorder  Schlacht 
am  Morgarten,  um  die  Hilfe  des  h.  Leon- 
hard  zu  erflehen.  Hier  tagten  in  den 
Anfängen  der  Eidgenossenschaft  die 
Männer  des  Gebirges,  und  hier  ward 
auch  am  19.  Dezember  1315  der  ewige 
Bund  zwischen  den  Waldstätten  zum 
drittenmal  erneuert  und  in  einem  in 
deutscher  Sprache  abgefassten  Bundes- 
brief festgelegt.  Auch  später  noch  fan- 
den hier  oft  die  Tagsatzungen  der  ka- 
tholischen Kantone  statt.  Stark  mitge- 
nommen wurde  die  Gemeinde  durch 
die  kriegerischen  Ereignisse  von  1799.  Lieblingsaufenthalt 
von  König  Ludwig  II.  von  Baiern  und  des  polnischen 
Kardinales  Ledochowski   (f  1902),  des  obersten  Leiters 

GEOOR.  LEX.  84  —  11—40 


626 


INK 


INN 


der  katholischen  Heidenmission.  1387  :  Ingenbol,  wo  bol 
einen  Hügel  von  abgerundeter  Form  bezeichnet. 

INKENBERG  oder  HINKENBERG  (Kt.  Zug,  Gem. 
Baar).  629  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  an  der  Strasse 
Zug-Aegeri  und  3,a  km  onö.  vom  Bahnhof  Zug.  Post- 
wagen Zug-Ober  Aegeri.  23  kathol.  Ew.  Ackerbau  und 
Viehzucht.  Heimat  des  Abtes  Heinrich  IV.  (Schmid)  von 
Einsiedeln  (18(H-74),  des  Abtes  Petrus  II.  von  W^ettingen 
(1593-1633)  und  des  Pfarrers  J.  Schmid  (tl696).  1242: 
Inchhemberg ;  1331 :  Inkenberg. 

INKWIL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Wangen).  466  m.  Gem. 
und  Dorf,  im  Thal  der  Oenz,  nahe  dem  Inkwilersee  und 
3.5  km  nw.  Herzogenbuchsee.  Station  der  Linie  Lyss- 
Solothurn-Herzogenbuchsee.  Postbureau,  Telegraph,  Tele- 
phon. Gemeinde,  mit  Vorstadt:  69  Häuser,  442  reform. 
Ew. ;  Dorf :  44  Häuser,  286  Ew.  Kirchgemeinde  Herzogen- 
buchsee. Landwirtschafl.  Käserei.  Likörfabrikation.  1262: 
Inchwile.  Ehemals  Gerichtsstätte  der  Grafschaft  Nieder 
Burgund.  Heimat  von  Dr.  Job.  Buttikofer  (geb.  1850), 
Direktors  des  zoologischen  Gartens  in  Rotterdam  und 
Verfassers  des  1890  in  Leiden  erschienenen  Werkes 
Reiaebilder  aus  Liberia. 

INKWILERSEE  (Kt.  Bern  und  Solothurn).  465  m. 
Kleiner  Moränensee,  400  m  sw.  Inkwil.  10  ha  Fläche  und 
6  m  tief.  Gehört  je  zur  Hälfte  der  Berner  <}emeinde  Ink- 
wil und  der  Solothurner  Gemeinde  Etziken.  Funde  von 
Gegenständen  aus  der  Zeit  der  Pfahlbauer,  heute  in  den 
Museen  zu  Bern  und  Zofin- 
gen niedergelegt.  Nach  der 
Ueberlieferung  soll  einst  auf 
einer  Insel  im  See  die  Burg 
der  Edeln  von  Inkwil  gestan- 
den haben.  Reich  an  Fi- 
schen und  besonders  an 
Krebsen.  Kleine  künstliche 
Insel. 

INN,  romanisch  Oen  (Kt. 
Graubünden,  Bez.Malojaund 
Inn).  Der  Inn  ist  der  Fluss 
des  Engadin,  reicht  aber  als 
einer  der  grössten  Alpenflusse 
weit  über  dasselbe  hinaus. 
Seine  gesamte  Lange  bis  zur 
Mündung  in  die  üonau  bei 
Passau  (Baiem)  beträgt  rund 
500  km,  sein  gesamtes  Strom- 
gebiet 57188  km«.  Davon 
kommen  auf  die  Schweiz  vom 
Maloja  bis  zur  Schlucht  von 
Finstermünz  rund  90  km 
Länge  und  1717  km*  Strom- 
gebiet. Er  ist  einer  der  läng- 
sten und  stattlichsten  Flüsse 
desAlpengebietes  und  wasser- 
reicher sils  die  Donau  ober- 
halb Passau.  Die  Läng:e  sei- 
nes Thaies  vom  Maloja  bis 
Passau  (1800-290  m),  ohne 
Einrechnung  der  kleinen 
Flussserpentinen ,  beträgt 
etwa  450  km,  wovon  V»  auf 
Graubünden,  '/^  auf  Tirol 
und  ebenfalls  V&  auf  Baiem 
fallen.  Er  bildet  im  Unter- 
lauf die  Grenze  zwischen 
Baiern  und  Oesterreich. Diese 
drei  Teile,  der  bündnerische, 
der  tirolische  und  der  baie- 
risch-österreichische ,  sind 
auch  orographisch  gut  von 
einander  geschieden,  einer- 
seits durch  die  enge  Schlucht 
von  Finstermünz  (1000  m) 
an  der  schweizerischen  Lan- 
desgrenze, andererseits  durch 
das  Querthal  von  Kufstein. 
Statt  Finstermünz  kann  man 

übrigens  auch  Landeck  als  Teilpunkt  annehmen  und 
erhält  dann  die  Thalstrecken  Maloja-Landeck  mit  etwa 
120  km,  Landeck-Kufstein  mit  150  km   und  Kufstein- 


Passau  mit  180  km  Lange,  die  sich  also  verhalten 
wie  4:5:6.  Der  bündnerische  und  tirolische  Anteil 
oder  die  ersten  ^/^  der  Flusslänge  verlaufen  innerhalb 
der  Alpen,  die  letzten  */&  oder  der  baierisch-österreichische 
Anteil  im  vorherrschend  quartären  Alpenvorland.  Im 
alpinen  Teil  ist  der  Inn  vom  Maloja  bis  Landeck  in 
die  Zentralalpen  eingeschnitten,  die  freilich  hier  nicht 
überall  aus  zentralmassivischen  Gesteinen  bestehen,  da 
diese  stellenweise  schon  im  Ober  Engadin,  dann  aber  in 
grösserer  Ausdehnung  im  Unter  Engadin  und  weiter 
abwärts  bis  in  die  Gegend  von  Prutz  von  Sedimenten,  be- 
sonders der  Trias-  und  Juraperiode,  unterbrochen  sind. 
Von  Landeck  bis  Schwaz  bildet  der  Inn  die  Grenze  zwischen 
den  Zentralalpen  und  den  nördlichen  Kalkalpen,  dann 
schneidet  er  schräg  in  diese  ein,  um  sie  endlich  un- 
terhalb Kufstein  in  einem  Querthal  senkrecht  zu  durch- 
brechen. Die  morphologisch  verschiedenen  Abschnitte 
des  Innthals  zeigen  sich  aber  nicht  an  diesen  Gesteins- 
wechsel gebunden.  Als  Ganzes  ist  es  vom  Maloja  bis  Knf- 
stein  ein  typisches  Längsthal.  Querthal  wird  es  je  nnr 
auf  kurze  Strecken :  von  Zernez  bis  Süs,  von  Prutz  bis 
Landeck  und  unterhalb  Kufstein,  wovon  die  zwei  erstem 
in  krystalline  Gesteine,  die  letztere  in  Triaskalke  einge- 
schnitten sind.  Von  den  Längsthaiabschnitten  zeigt  das 
Ober  Engadin  durchweg  eine  breite  Thalsohle  ohne  Rück- 
sicht auf  den  Wechsel  von  massigen  Gesteinen  (Granit 
etc.),  krystallinen  Schiefern  und  Sedimenten.  Das  Unter 


Einzugsgebiet  des  Inn. 

Engadin  ist  eng  gefurcht,  sowohl  im  noch  vorherrschend 
krystallinen  Gebiet  oberhalb  Zernez  als  im  Sedimentgebiel 
unterhalb  Lavin,  und  in  der  engen  Kluft  von  Finstermünz 


INN 


INN 


627 


finden  wir  dieselben  Gesteine  wie  oberhalb  und  unterhalb 
derselben.  Das  Tiroler  Innthai  endlich  ist  breitsohlig  so- 
wohl längs  der  Formationsgrenze  von  Landeck  bis 
Schwaz  als  innerhalb  der  Kalkalpenzone  von  Schwaz  bis 
Kufstein.  Aber  wenn  auch  das  Innthai  innerhalb  den 
Alpen  im  ganzen  als  Längsthal  erscheint  und  in  dieser 
Beziehung  mit  den  obem  Teilen  des  Rhone-,  Rhein-, 
Salzach-  und  Ennsthales  zusammengestellt  werden  kann 
und  mit  diesen  auch  die  rechtwinklige  Umbiegun^  beim 
Durchbruch  durch  die  nördlichen  Kalkalpen  gemein  hat, 
so  unterscheidet  es  sich  doch  auch  wieder  in  manchen 
Punkten  von  den  übrigen  Längsthälern,  am  meisten  aber 
durch  seine  ganz  ungewöhnliche  Länge  und  seine  etwas 
veränderte  Richtung.  Während  das  Längsthal  bei  der 
Rhone  etwa  125,  beim  Rhein  70-75,  bei  der  Salzach  80 
und  bei  der  Enns  110  km  misst,  sind  es  beim  Inn  270 
km,  und  während  die  Richtung  jener  vier  Thäler  genau 
mit  derjenigen  des  Alpenzuges  von  WSW.-ONO.  über- 
einstimmt, zieht  das  Innthai  von  SW.-NO.,  so  dass  es 
den  Alpenwall  schräg  durchschneidet  und  einen  Ueber- 
gang  vom  N.-Fuss  desselben  zum  S.-Fuss  ohne  Ueber- 
schreitung  eines  Bergkammes  möglich  macht.  Denn  auch 
am  Maloja  ist  kein  solcher  vorhanden.  Das  Innthai  hat 
hier  kein  Hintergehänge.  Plötzlich  bricht  die  flachwelli{|[e 
Hochfläche  des  Maloja  ins  Bergeil  ab.  Wo  ist  aber  die 
Quelle  des  Inn?  Nach  der  jetzt  gewöhnlichen  Annahme 
oben  im  Lunghino  See  in  einer  kleinen  Felsnische  zwi- 
schen Piz  Lunghino  und  Piz  Gravasalvas  nw.  vom  Maloja 
und  680  m  über  dem  Silsersee.  In  muntern  Sprängen 
schäumt  der  von  dort  kommende  Bach  den  steilen  Hang 
herunter,  um  gleich  beim  Kursaal  Maloja  im  Silser  See 
sich  zu  verlieren.  Aber  der  Bach  ist  so  klein  und  seine 
Richtung  so  abweichend  von  derjenigen  des  übrigen  Inn, 
dass  er  nicht  als  der  normale  Quellbach  des  letztern  er- 
scheint. Alb  Heim  sucht  diesen  darum  (vergl.  die  Art. 
Engadin  und  Graubünden)  jenseits  des  Maloja  im  Val 
Marozzo,  dem  jetzigen  obersten  Teil  des  Ber^ell,  dessen 
Richtung  und  Höhenlage  mit  dem  Ober  Engadin  gut  über- 
einstimmen. Das  Engadin  wäre  dann  einst  länger,  das 
Bergeil  entsprechend  kürzer  gewesen,  und  ein  Querkamm, 
vielleicht  in  der  Gegend  des  jetzigen  Vicosoprano,  hätte 
die  beiden  Thäler  von  einander  jg^etrennt.  Die  Maira  des 
Bergells  hätte  aber,  infolge  stärkeren  Gefalls  und  viel- 
leicht auch  grösserer  Wassermenge,  eine  grössere  Ero- 
sionskraft gehabt  als  der  Inn  und  darum  den  genannten 
Querkamm  allmählig  durchschnitten.   Durch  die  gelegte 


Bahn  gezwungen  :   er   wurde  zum  Oberlauf  der  Maira. 
Der  Inn  aber  war  damit  seines  eigentlichen  Quellstückes 


E^-ai?^-^?>vSSS£^- 


Karte  der  Innschluchten. 


Innfall  bei  St.  MoriU. 

Bresche  war  der  oberste  Teil  des  Inn  samt  seinen  ersten 
Zuflüssen  aus  dem  Albigna-  und  Murettothal  in  eine  neue 


beraubt,  und  es  ist  nur  Sache  der  Kon- 
venienz,  wenn  nun  der  kleine  Lunghino- 
bach  als  Quellbach  angenommen  wird. 
Nun  vermochte  der  Inn  die  ihm  aus  den 
Seitenthälern  (Fedoz,  Fex,  Julier,  Suvretta 
etc.)  zugeführten  Geschiebe  nicht  mehr  wei- 
ter zu  verfrachten,  sie  lagerten  sfch  im 
Hauptthal  ab  und  stauten  die  Seen.  Viel- 
leicht waren  es  ursprünglich  drei  Seen, 
ein  grösserer  vom  Maloja  ois  Campfär,  ein 
kleinerer  bei   St.  Moritz   und  wieder  ein 

§rös8erer  von  Celerina  bis  weit  unter  Sama- 
en,  vielleicht  bis  Scanfs.  Der  dritte  See 
wurde  allmählich  wieder  vollständig  zu- 
geschüttet, während  der  St.  Moritzersee,  da 
ihm  nur  wenige  und  kleine  Bäche  zuflies- 
sen,  nur  etwas  verkleinert,  der  obere  See 
aber  durch  die  Deltabildungen  des  Fex- und 
des  Julierbaches  zerstückelt  wurden,  so  dass 
er  jetzt  in  den  Silser-,  Silvaplaner-  und 
Campferer  See  zerfallt.  Ein  weiteres  Delta 
hat  sich  an  der  Mündung  des  Fedozthals 
weit  in  den  Silsersee  hinaus  gebaut  und 
wird  einst  auch  diesen  noch  zerlegen.  Das 
Ende  aber  wird  die  vollständige  Zuschüttung 
auch  aller  dieser  Seen  sein,  gleich  dem- 
jenigen von  Celerina-Samaden.  Eine  von 
den  übrigen  Seen  etwas  abweichende  Ge- 
schichte scheint  der  St.  Moritzersee  ge- 
habt zu  haben.  Vor  allem  hing  er  wohl  nie 
mit  den  andern  Seen  so  zusammen,  dass 
sie  alle  einen  einzigen  langgestreckten  See 
vom  Maloja  bis  vielleicht  weit  unter  Samaden  gebil- 
det hätten,   denn  das   Becken   des    St.  Moritzersees  ist 


Ü2« 


INN 


INN 


gegen  die  übrigen  Thalstufen  gut  abgeschlossen  :  nach 
oben  durch  den  Felsriegel  bei  Campfer,  den  der  Inn 
in  dem  engen  Thälchen  Sela  durchschneidet,  nach 
unten  durch  den  grossem  Querberc,  der  von  der  ro- 
mantischen Schlucht  Chamaduna  in  die  Hugel  Rui- 
natseh  und  Fulun  geteilt  wird.  Auch  ist  der  mn  wohl 
nicht  immer  durch  diese  Schlucht  abgeflossen.  Vielmehr 
scheint  er  längere  Zeit  seinen  Weg  weiter  östlich  über 
den  jetzigen  Statzersee  und  den  Palud  (=  Sumpf)  Ghoma 
genommen  zu  haben.  Die  Gletscher  der  Eiszeit  mögen 
mn  von  dieser  Bahn  abgedrängt  haben.  Einige  Zeit  mag 
er  vielleicht  sogar  durcn  das  Kleine  Thälchen  westlich 
vom  Ruinatsch,  durch  welches  jetzt  der  Fussweg  von 
St.  Moritz  nach  Cresta-Celerina  geht,  geflossen  sein.  Frei- 
lich muss  dann  der  Seespiegel  bedeutend  höher  gelegen 
haben  als  jetzt.  Er  musste  sich  aber  in  demselben  Mass 
erniedrigen,  als  die  Chamadunaschlncht  tiefer  einse- 
schnitten  wurde.  Und  so  wird  überhaupt  der  St.  Mo- 
ritzersee  nicht  wie  die  andern  Engadiner  Seen  durch 
Zuschüttung  verschwinden,  sondern  durch  allmähliges 
Ausfliessen  infolge  noch  tiefem  Einschneidens  der  Aus- 
fiussrinne.  Diese  Austiefung  erfolgt  offenbar  ziemlich 
rasch,  denn  der  Inn  hat  hier  ein  starkes  Gefalle.  Auch 
ein  hübscher  Wasserfall  ist  vorhanden,  der,  im  Laufe  der 
Zeiten  von  unten  nach  oben  zurück  weichend,  bereits 
das  obere  Ende  der  Schlucht  erreicht  hat.  An  deren 
unterem  Ende  betritt  der  Inn  seine  zweite  Thalstufe,  auf 
deren  ebenem  Wiesengrund  er  bis  unterhalb  Scanfs  in 
ruhigerem  Lauf  und  stellenweise  mehrarmig  geteilt  sich 
dahin  schlängelt.  Früher  trat  er  da  nicht  selten  über 
seine  Ufer,  verlegte  auch  wohl  gelegentlich  sein  Bett  und 
Hess  da  und  dort  Kies-  und  Sandbänke  liegen.  Jetzt  ist 
der  Fluss  von  der  Einmündung  des  Flatzbachs  oberhalb 
Samaden  bis  Zuoz  korrigiert,  aber  noch  erinnern  sum- 
pfige Flächen  und  tote  Wasser  an  den  frühem  Zustand. 
Von  Zuoz  an  ist  er  wieder  mehr  sich  selber  überlassen, 
und  Serpentinen  und  Sandbänke  sind  darum  häufiger. 
Doch  ist  sein  Bett  hier  meist  tief  genug,  um  pössere 
Ueberschwemmungen  zu  verhindern.  Noch  weiter  ab- 
wärts erreicht  der  Inn  seine  dritte  Thalstufe  und  damit 
das  Unter  Engadin,  das  im  Gegensatz  zum  Ober  Engadin 
im  ganzen  eine  enge  Thalrinne  bildet  und  nur  da  und 
dort  auf  kurze  Strecken  sich  etwas  weitet,  so  namentlich 
bei  Zemez.  Das  Gefalle  ist  im  Unter  -Engadin  beträcht- 
lich stärker,  und  der  Fluss  hat  darum  nier  weit  mehr 
den  Charakter  eines  Wildbachs  als  im  Ober  Engadin. 
Aber  da  er  meist  zwischen  hohen  und  steilen  Bergwänden 
dahin  fliesst,  so  kann  er  Ueberschwemmuncen  nicht  ver- 
ursachen. Besonders  ist  es  die  rechte  Thalseite,  die  als 
ein  fast  durchgängig  bewaldeter  Steilhang  hoch  empor 
steigt  und  mit  einer  stolzen  Reihe  kühner  Felshörne r 
gipfelt,  während  die  linke  Seite  im  ganzen  sanftere  For- 
men zeigt  und  auf  weite  Strecken  in  sonnige  Matten  und 
Weiden  gekleidet,  ja  auf  den  untern  Sturen  mit  zahl- 
reichen kleinen  Kornfeldern  j^eschmückt  ist.  Auch  die 
vielen  Dörfer  sind  fast  ausschliesslich  auf  diese  Seite  be- 
schränkt. Einzig  Tarasp  bildet  eine  nennenswerte  Aus- 
nahme. Durch  die  grossartige  Schlucht  von  Finstermünz 
verlässt  der  Inn  endlich  die  Schweiz  und  wächst  dann 
durch  den  Zuzug  zahlreicher  Gletscherbäche,  namentlich 
aus  der  Oetzthaler-,  Zillerthaler-  und  Hohe  Tauerngruppe, 
immer  mehr  zu  einem  stattlichen  Strome  an.  Kein  an- 
derer grösserer  Fluss  ist  so  ganz  von  der  Quelle  bis  zur 
Mündunjg^  ein  Sohn  der  Alpen  wie  der  Inn,  der  nicht  nur 
selber  diesem  Gebirge  entstammt,  sondern  auch  alle  seine 
Zuflüsse,  auch  diejenigen  die  ihm  erst  nahe  seiner  Mün- 
dung im  Alpenvorland  zukommen,  aus  denselben  erhält. 
Als  reiner  Alpenfluss  hat  er  auch  seinen  höchsten  Wasser- 
stand im  Sommer  zur  Zeit  der  grössten  Schnee-  und  Eis- 
schmelze. Ende  April  oder  Anfangs  Mai  fangt  er  jeweilen 
an  zu  steigen,  erreicht  gewöhnlich  im  Juni  seinen  höch- 
sten Stand  und  behält  denselben  annähernd  bis  gegen 
Ende  Au^st.  erreicht  seinen  Tiefstand  im  November  und 
verharrt  in  ihm  bis  Ende  März  oder  in  den  April  hinein. 
Plötzliche  Anschwellungen,  wi^  sie  sonst  bei  vielen  Alpen- 
flüssen durch  heflige  Gewitterregen  oder  langandauernde 
Landregen  entstehen,   sind  beim  Inn,  wenigstens  im  En- 

fadin,  verhältnismässig  selten,  obwohl  die  Seen  der  obern 
'haistufe    nur   wenig  regulierend  wirken    können.  Der 
Winter  schlägt  den  Fluss  oft  auf  grosse  Strecken   und 


für  längere  Zeit  in  die  Fesseln  des  Eises.  Im  Winter 
1900-1901  z.  B.  dauerte  die  Eisdecke  bei  seinem  Ausfluss 
aus  dem  St.  Moritzersee  von  Mitte  Dezember  bis  Ende 
April,  in  Scanfs  und  Zemez  vom  1.  Dezember  bis  in  die 
2.  Woche  April,  in  Martinsbruck  vom  24.  Januar  bis  18. 
März,  also  immer  noch  54  Tage. 

Wir  werfen  noch  einen  Blick  auf  die  Zuflüsse  des  Inn. 
Der  Berninagruppe  entstammen  der  Fedozbach,  der  Fex- 
bach und  der  Flatz-  oder  Berninabach  mit  den  Abflüssen 
des  Morteratsch-  und  des  Roseggletschers.  Aus  der  Ofen- 
passgruppe sind  zu  nennen  die  Bäche  aus  dem  Val  Cha- 
muera  und  dem  Val  Casana,  dann  besonders  der  bei  Zer- 
nez  mündete  Spöl  aus  dem  Val  Livigno  mit  dem  Ofenbach 
(Ova  del  Fuorn).  Darauf  folgen  einige  kleinere  Bäche  aus 
den  Gebirgsstöcken  des  Piz  Nuna  und  Piz  Plafna:  die 
Bäche  aus  dem  Val  Zeznina,  Val  Nuna,  Val  Sampuoir  und 
Val  Plafna.  Grösser  sind  wieder  die  Clemgia  aus  dem 
Scarlthal  und  der  Bach  aus  dem  Val  d*Uina.  Aus  der  Al- 
bulagruppe  mögen  genannt  werden  der  Beverin  bei  Be- 
vers,  der  Hauptabfluss  der  Errgrappe,  der  Sulsannabach 
vom  Scaleltapass  und  vom  Porchabenagletscher(Piz  Kesch), 
die  Susasca  bei  Süs  vom  Flüelapass  und  Grialetschglet- 
scher.  Unbedeutender  sind  die  Bäche  vom  Julier-  und 
Albulapass.  Aus  der  Silvrettagruppe  (inkl.  Samnaun) 
kommen  zunächst  die  Bäche  aus  dem  Val  Saglains,  Val 
Lavinuoz  und  Val  Tuoi,  die  zwar  nur  klein,  aber  den  Ton- 
risten doch  wohl  bekannt  sind,  weil  ihreTbalwege  hinauf 
führen  in  die  Regionen  des  Piz  Linard  und  Piz  Buin. 
Grösser  sind  die  Bäche  des  Val  Tasna,  des  Val  Sinestra 
und  des  Samnaunthals,  deren  Thäler  sich  nach  oben  mehr- 
fach verzweigen.  Die  ausserschweizerischen  Zuflüsse  kön- 
nen wir  hier  nicht  namhaft  machen.  Ein  vergleichender 
Blick  auf  alle  Zuflüsse  des  Inn,  schweizerische  und  ausser- 
schweizerische,  ercibt,  dass  dieselben  auf  der  rechten 
Seite  weit  zahlreicner  und  meist  auch  längerund  wasser- 
reicher sind  als  auf  der  linken.  Noch  auffallender  ist  der 
Reichtum  der  Zuflüsse  aus  allen  Teilen  der  kr^rstallinen 
Zentralalpen  gegenüber  den  wenigen  aus  den  nördlichen 
Kälkalpen,  und  zwar  auch  da,  wo  der  Inn  diesen  entlang 
fliesst  oder  sie  durchschneidet.  Wo  auch  links  vom  Inn 
krystalline  Gebirgsmassen  vorherrschen,  da  sind  die  Zu- 
flüsse auch  auf  dieser  Seite  zahlreich  (vom  Maloja  bis 
Landeck :  Albula-  und  Silvrettagruppe,  inkl.  Samnaun- 
und  Ferwall^ebii^e).  Ein  weiterer  auffallender  Zug  des 
Inngebietes  ist  seine  verhältnismässig  geringe  Breite.  Auch 
die  grössern  Zuflüsse  vermögen  es  nirgends  sehr  zu  ver- 
breitern, weil  sie  oft  in  ihren  obern  Teilen  und  auf 
längere  Strecken  mit  dem  Inn  annähernd  parallel  laufen, 
so  der  Spöl  und  die  Salzach  auf  der  rechten,  dieXrisanna 
und  Rosanna  auf  der  linken  Seite.  Dabei  ist  die  rechte 
Seite  durchweg  breiter  als  die  linke.  Es  hängt  dies  mit 
dem  Umstand  zusammen,  dass,  wie  die  Alpen  überhaupt, 
so  auch  die  einzelnen  Ketten  und  Gruppen  derselben  auf 
der  Nord-  und  Nordwestseite  weit  weniger  steil  abfallen 
als  auf  der  Süd- und  Südostseite,  auf  Jener  Seite  also  mehr 
Raum  zur  Entwicklung  längerer  Flüsse  vorhanden  ist 
Wo  der  Inn  auf  die  N. -Seite  der  Kalkalpen  tritt,  da  erhält 
er  auch  gleich  einige  grössere  Zuflüsse  aus  diesen.  Schiff- 
bar ist  der  Inn  von  Hall  (unterhalb  Innsbmck)  an,  doch 
hat  die  Schiffahrt  seit  der  Erbauung  der  Eisenbahnen 
alle  Bedeutung  verloren.  Dampfschiffe  verkehren  nur 
noch  auf  der  untersten  Strecke  von  Braunau  bis  Passaa 
(65  km),  während  von  Hall  aus  blos  noch  Lastschiffe  mit 
Zement  und  Holz  flussabwärts  gehen.  Oberhalb  Hall  dient 
der  Inn  zum  Flössen  von  Holz.  Der  Fischreichtum  des 
Inn  ist  nicht  besonders  ^ross.  Im  Engadin  fangt  man  die 
Flussforelle  {Salmo  fano)  und  Seeforelle  (SaXnio  lacia- . 
irxs),  von  denen  jene  auch  in  allen  Seitenflüssen  sich 
findet  und  bis  weit  über  2000  m  aufsteigt  (so  z.  B.  bis  in 
die  Bernina  Seen  2330  m,  und  den  Lei  Sgrischus  im  Val 
Fex  2640  m,  obwohl  dieser  letztere  während  9  Monaten  im 
Jahr  zugefroren  ist).  Die  Engadiner  Forelle  zeichnet  sich 
durch  eine  ausserordentlich  dunkle,  beinahe  schwarze 
Färbung  aus.  Im  Taraspersee  findet  man  noch  den  Hecht 
(E$ox  lucius)  und  die  Schleihe  (Tinea  vulgaris). 

INN,  romanisch  Oen  oder  En.  Bezirk  des  Kantons 
Graubünden  und  flächeng[rösster  Bezirk  der  Schweiz  über- 
haupt. Er  umfasst  3  Kreise  mit  12  Gemeinden,  nämlich 
den  Kreis  Obtasna  (Sur  Tasna)  mit  den  Gemeinden  Zer- 
nez,  Süs  (Susch),  Lavin,  Guarda,  Ardez  (Steinsberg)  und 


INN 


INN 


629 


Tarasp;  den  Kreis  Unter  Tasna  (Sot  Tasna)  mit  Fetan 
(Ftan),  Schuls  (Scuol)  und  Sent  und  endlich  den  Kreis 
Remüs  mit  Be- 
mos  (Ramosch), 
Schieins  (Celin)u. 
Samnaun  (Samag- 
nun).  Geogra- 
phisch fallt  der 
Bezirk  vollständig 
mit  [dem  Unter 
Engadin  und  sei- 
nem Nebenthal 
Samnaun  zusam- 
men. Links  und 
rechtSf  also  gegen 
NW.  und  SO., 
schliessen  hohe 
Bergketten  das 
Thal  und  damit 
den  Bezirk  ab, 
nach  links  gegen 
Davos ,  Klosters 
und  Tirol,  nach 
rechts  gegen  Ita- 
lien, das  Münster- 
thal  und  Tirol.  Im 
SW.  öflfhetersich 

fegen  das  Ober 
ngadin  und  im 
NO.  gegen  das 
Tirol.  Er  grenzt 
im  N.  und  0.  an 
Oesterreich,  im  S. 
an  den  Bezirk 
Münsterthal  und 
an  Italien,  im  SW. 
an  den  Bezirk  Ma- 
loja  und  im  W. 
an  den  Bezirk  Ober 
Landquart.  Der 
Bezirk  wird  seiner 
canzen  Länge  (45 
Em)  nach  vom  Inn 
durchflössen ,  in 
den  von  links  bei 
Süs  die  Susasca, 
bei  Gnarda  der 
Bach  des  Val  Tuoi, 
bei  Ardez  die  Tas- 
na, bei  Schuls  die 
Clozza,  von  rechts 
bei  Zernez  der 
•  Spölund  der  Scarl- 
bach  bei  Schuls 
munden.  Die  Flä- 
che des  Bezirkes  beträgt  101070  ha,  wovon  aber  der 
grösste  Teil  auf  Gletscher,  Felsen,  Alpweiden  u.  Wälder  ent- 
fallen. Mit  seinen  6283  Ew.  ist  der  Bezirk  daher  nur  sehr 
wenig  dicht  besiedelt,  indem  auf  1  km'  nur  6,2  Ew.  ent- 
fallen. 1477  Häuser,  1621  Haushaltungen.  Die  Sprache  ist 
fast  allgemein  die  romanische,  nur  in  der  durch  ihre 
geographische  Läse  auf  den  Verkehr  mit  dem  Tirol  ange- 
wiesenen Gemeinde  Samnaun  wird  ausschliesslich  deutsch 
cesprochen.  Im  Uebrigen  macht  das  Deutsche  auch  im 
Unter  Engadin,  das  ein  eigenes  ladinisches  Idiom  spricht, 
zwar  langsame  aber  unaufhaltsame  Fortschritte  und  wird 
durch  den  grossen  Fremdenverkehr  in  Schuls  und  Tarasp 
mächtig  gefördert.  5006  Ew.  sprechen  romanisch,  947 
deutsch  und  329  italienisch.  Samnaun  und  die  einzige 
auf  der  rechten  Seite  des  Inn  liegende  Gemeinde  Tarasp,  die 
bis  Ende  des  18.  Jahrhunderts  eine  österreichische  Be- 
sitzung war,  sind  katholisch,  alle  anderen  Gemeinden  da- 
gegen reformiert.  Die  Verkehrsverhältnisse  brachten  es 
aber  nnit  sich,  dass  heute  auch  in  allen  diesen  Gemeinden 
zahlreiche  Katholiken  wohnen.  Die  Gesamtzahl  der  Refor- 
mierten beträgt  4914,  die  der  Katholiken  1377.  Wie  fast 
überall  im  Kanton  bilden  auch  hier  Landwirtschaft  (be- 
sonders als  Wiesenbau  und  Alpwirtschaft)  und  Viehzucht 
den  Haupterwerbszwei^  der  Bevölkerung.  Der  früher  eifrig 
gepflegte  Getreidebau  ist  in  stetigem  Ruckgang  begriffen ; 


Obst  gedeiht  zwar  recht  gut,  wird  aber  wenig 
früheren  Jahrhunderten  wurde  im  Scarllhal  aucli 


baut.  In 
Bergbau 


Bezirk  Idü. 


M/my^f^M, 


betrieben,  der  heute  völlig  verschwunden  ist.  Dafür  ziehen 
die  auf  Boden  der  Gemeinden  Schuls.  Tarasp  und  Sent 
in  grosser  2^hl  reichlich  sprudelnden  Mineralquellen  jähr- 
lich Tausende  von  Fremden  an,  so  dass  Tarasp  und  Schuls 
heute  einen  einzigen  grossen  kurort  bilden  und  der  Ge- 
winn, den  die  Bewohner  aus  der  Hotelindustrie  ziehen, 
ein  sehr  bedeutender  ist.  Die  Viehstatistik  ergibt  folgende 
Zahlen  : 


1886 

1896 

1901 

Rindvieh  .  . 

.  4540 

46^ 

4561 

Pferde  .  .  . 

.   188 

304 

380 

Schweine  .  . 

.   929 

1588 

1751 

Schafe  .  .  . 

.  5063 

5895 

5464 

Ziegen  .  .  . 

.  4045 

4470 

4198 

Bienenstöcke  . 

.   336 

586 

418 

Den  Bezirk  durchzieht  seiner  ganzen  Länge  nach  die 
Engadinerstrasse,  von  der  bei  Zernez  die  über  den  Ofen- 
berg führende  Münsterthalerstrasse  und  bei  Süs  die  nach 
Davos  gehende  Flüelastrasse  abzweigen.  Tarasp  auf  der 
rechten  Thalseite  wie  die  am  linksseitigen  Gehänge  ste- 
henden Dörfer  Fetan,  Sent  und  Schieins  sind  alle  durch 
Kunststrassen  mit  der  Thalstrasse  verbunden.  Sehr  weit 
und  beschwerlich  sind  die  Zugänge  nach  Samnaun ;  wenn 
man  Österreichisches  Gebiet  vermeiden  will,  kann  man 
nur  im  Sommer  über  hohe  Bergpässe  dahin  gelangen. 


630 


INN 


INS 


Der  Bau  einer  Fahrslrasse  auf  Schweizer  Boden  längs 
dem  Scbergenbach  wird  ceplant,  doch  stehen  der  Aus- 
führung noch  bedeutende  Schwierigkeiten  entgegen. 
Passwege  fähren  auf  der  linken  Thalseite  von  Süs  nach 
Klosters  im  Präligau,  von  Guarda  über  den  Fermunt  nach 
Pattenen  im  Montavon,  von  Ardez  über  den  Futschöl  nach 
Galthur  im  Pazoaun,  auf  der  rechten  Thalseite  von  Zer- 
nez  ins  italienische  Livignothal  und  nach  dem  Veltlin, 
von  Schuls  durch  das  Scarlthal  nach  dem  Münsterthal 
und  von  Sent  durch  das  Uinathal  nach  Mals  im  Tirol. 
In  wenigen  Jahren  wird  von  Bevers  eine  Bahn  nach 
Schuls  gebaut  und  damit  der  jp-osse  Unter  Engadiner 
Kurort  Tarasp-Schuls  direkt  mit  den  Ober  Engadiner 
Fremdenzentren  verbunden  sein. 
INNERA1.PBACH  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Ober  Land- 

3uart).  Wildbach,  bildet  zusammen  mit  dem  Oberalpbach 
en  beim  Schmelzboden  10  km  ssw.  Davos  Platz  von  links 
in  das  Landwasser  mändenden  Monsteinerbach ;  ent- 
springt am  Krumm  Hömli  in  2550  m,  durchfliesst  die 
Inneralpen  und  vereinigt  sich  nach  4  km  langem  Lauf  in 
nw.  Richtung  in  1530  m  mit  dem  Oberalpbach. 

INNERAUPEN   (Kt.  Graubönden,   Bez.   Ober  Land- 
quart, Kreis  und  Gem.  Davos).  2400-1850  m.  Alpweiden 
mit  Gruppe  von  15  Hätten  und  Stadeln,  am  W.-Hang  des 
Krachenhorns,    am   Inneralpbach   und 
2,5  km  8Ö.  über  Davos  Monstein. 

INNERBERG  (Kt.  und  Amtsbez. 
Bern,  Gem.Wohlen).  720  m.  Gemeinde- 
abteilung und  Dorf,  am  S.-Hang  des 
Frienisberges ;  4,5  km  nw.  Unter  Woh- 
len  und  14  km  nw.  vom  Bahnhof  Bern. 
Telephon  ;  Postwagen  Bern  -  Wohlen- 
Frieswil.  Zusammen  44  Häuser,  276 
reform.  Ew.;  Dorf:  29  Häuser,  179  Ew. 
Landwirtschaft. 

INNERBIRRM008  (Kt.  Bern, 
Amtsbezirk  KonolAngen).  917  m.  Gem. 
mit  zerstreut  gelegenen  Höfen,  auf  ei- 
ner Hochfläche  am  S.-Fuss  des  Kurzen- 
bergs, 5  km  ö.  der  Station  Ober  Diess- 
bacn  der  elektrischen  Vollbahn  Burg- 
dorf-Thun.  Zur  Gemeinde  gehören  der 
Weiler  Jasbach  und  ein  Teil  des  Dor- 
fes Linden.  Zusammen  90  Häuser,  578 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Kurzen- 
berff.  Wiesen-  und  Obstbau,  Viehzucht 
und  Milchwirtschaft.  Der  Ort  war  bis 
1798  der  Landvogtei  Signau   zugeteilt. 

INNERDORF  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Scbwarzenburg,  Gem.  Wahlern ) .  800 
m.  Gruppe  von  8  Häusern;  2,5  km  nö. 
Scbwarzenburg  und  14  km  w.  der  Sta- 
tion Thurnen  der  Görbethalbahn  (Bern- Watten wil-Thun). 
56  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

INNERFERRERA  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Hinter- 
rhein, Kreis  Schams).  Gem.  und  Weiler.  S.  den  Art. 
Ferrera.  (Inner). 

INNERTHAL.  (Kt.  Schwyz,  Bez.  March).  854  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  im  Wäggithal,  an  der  von  Siebnen  thalein- 
wärts  führenden  Strasse  und  14  km  s.  der  Station  Siebnen- 
Wan^en  der  linksufrigen  Zürichseebahn  (Zürich-Wädens- 
wil-Zie^el brücke).  Postablage;  Postwagen  nach  Siebnen. 
Die  meisten  Häuser  stehen  zerstreut  im  Thalboden  und 
an  den  Gehängen.  48  Häuser,  363  kathol.  Ew.  Die  Pfari^ 
kirche  steht  am  rechten  Ufer  der  Wäggithaleraa  und 
stammt  aus  1364.  Früher  kirchlich  zu  Tuggen  gehörig, 
seit  1545  eigene  Kirchgemeinde.  Seidenindustrie.  Mine- 
ralquelle mit  Heilbad.  KartofTelbau.  Bruch  auf  Wetz- 
steine. Schöne  Wiesen,  die  aber  stellenweise  sumpfig  sind. 
Zahlreiche  fette  Alpweiden  und  grosse  Waldungen.  Wird 
thalauswärts  durch  einen  Engpass  von  Vorderthal  ge- 
trennt. Die  Gemeinde  umfasst  eine  Fläche  von  4830  na. 
Es  besteht  der  Plan,  hier  in  der  Thalsohle  einen  grossen 
Stauweier  anzulegen,  der  von  den  Wassern  der  Aa,  defi 
Schlierenbaches,  Hundsbaches  und  Fleischibaches  ge- 
spiesen  und  einem  grossen  Elektrizitätswerk  dienen  würde. 
Von  der  künftigen  Prageistrasse  (Muotathal-Klönthal)  wird 
ein  Zweig  über  den  Schweinsalppass  nach  Innerthal  ge- 
führt werden.  Heute  steht  die  Gemeinde  mit  dem  Klöntnal 
uad  dem  Pragelpassweg  nur  d^^ch  den  Fus^weg  über 


die  Schweinsalp  (1545  m)  in  Verbindung.  Innerthal  ge- 
hörte bis  zum  alten  Zürichkrieg  den  Grafen  von  Toggen- 
burg. 

INNERTKIRCHEN  oder  INNERTKIRCHET  (Kt. 
Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle).  642  m.  Gemeinde,  in  einer 
Erweiterung  des  Aarethaies  schön  celegen ;  vor  der  Aus- 
mündung des  Nessenthaies  und  Urbachthales  ins  Ober 
Hasle  und  überragt  von  den  mächtigen  Wänden  des 
Blattenstocks,  Laubstocks,  der  Burg  und  der  Planplatte. 
IV,  Stunden  so.  der  Station  Meiringen  der  Brünigbahn 
(Luzern-Brienz).  Unterhalb  Innertkirchen  wird  das  Thal 
durch  den  Felsriegel  des  Kirchet  abgeschlossen,  den  die 
Aare  in  der  berühmten  Aareschlucht  durchbricht.  Mit 
Meiringen  steht  Innertkirchen  durch  die  mit  einigen 
Schlingen  über  den  Rücken  des  Kirchet  führende  Post- 
strasse und  durch  den  längs  der  Aare  geführten  und  zum 
Teil  kühn  am  Felsen  hängenden  Fussweg  in  Verbindung. 
Postbureau,  Telegraph,  Telephon;  Postwagen  nach  Mei- 
ringen und  im  Sommer  über  die  Grimsel  nachGletsch.  Die 
Gemeinde  umfasst  die  Dörfer  und  Weiler  Bottigen,  Hof,  Ep- 
pigen,  Grund,  Winkel,  Unterstock,  und  Wiler  (Schattseite 
und  Sonnenseite)  und  zählt  201  Häuser,  11(^  reform.  Ew. 
Ackerbau  und  Viehzucht.  Lebhafter  Viehhandel,  besonders 
an  Mgirkttagen.  Seidenweberei  und  Holzschnitzerei.  Die 


Innerikirchen  gegen  das'Nessenthal. 

1840  erbaute  Pfarrkirche  steht  auf  einer  Anhöhe  rechts 
über  der  Aare  und  nahe  dem  Dorf  Bottigen.  Bis  1713  war 
die  ganze  Thalschaft  in  Meiringen  eingepfarrt,  dann  ward 
Innertkirchen  oder  Hasle  im  Grund  mit  Gadmen  und  Gnt- 
tannen  zu  einer  eigenen  Kirchgemeinde  erhoben.  Nach- 
dem 1816  Gadmen  und  Guttannen  ihren  eigenen  Pfarrer 
erhalten,  wurde  Hasle  im  Grund  neuerdings  der  Pfarrei 
Meiringen  angegliedert,  bis  es  1835  zuerst  als  Filiale  und 
1860  als  eigene  Kirchgemeinde  endgiltig  von  der  Thal- 
kirche Meiringen  losgelöst  ward. 

INNUAUF  (Kt.  Aargau,  Bez.  Brugg,  Gem.  Birrhard). 
386  m.  Gruppe  von  7  Hausern,  über  dem  linken  Ufer  der 
Reuss,  900  m  nö.  Birrhard  und  3  km  ö.  der  Station  Birr- 
feld  der  Linie  Brugg-Wohlen-Bremearten.  31  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Birr.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

INS,  französisch  Anet  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Erlacb), 
Gemeinde  und  grosses  Pfarrdorf,  auf  einer  Höhe  über  dem 
Rand  des  Grossen  Mooses,  an  der  Kreuzung  der  Strassen 
Bern-Neuenburg  und  Erlach-Murten.  Station  der  direkten 
Linie  Bem-Neuenburg  und  der  elektrischen  Bahn  Ins- 
Murten- Freiburg.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon;  Post- 
wagen nach  Erlach.  193  Häuser,  lo37  reform.  Ew.  deut- 
scher Zunge.  Acker-,  Obst-  und  Weinbau,  Viehzucht. 
Schöne  Rundsicht  auf  .das  Grosse  Moos,  den  Jolimont  und 
Jura,  die  Seen  von  Neuenbürg,  Biel  und  Murten,  siQwig 
auf  die  Alpen.  Diese  Aussucht  ist  von  S.  L.  Lerber  ii\ 
seinem  bemerkenswerten  Godicht  La  vue  d'Afiet  (in\ 
Journal  helvetique,  Neuchätel  1755)  |besongeQ  |worden; 


INS 


INT 


631 


DasjDorf  wurde  1562  durch  eine  Feuersbrunst  gänzlich 
in  Asche  gelegt;  ein  anderes  Grossfeuer  zerstörte  1655 
neuerdings  24  Häuser.  Grabhügel  aus  der  Hallstatt  Pe- 
riode mit  vielen  Schmuckgegenständen  aus  Bronze  und 
Gold,  einzelnen  Stücken  von  Wa^en  etc.  Schalenstein, 
Heimat  des  Generals  in  holländischen  Diensten  Hans 
Weber,  der  als  Befehlshaber  der  helvetischen  Legion  1799 
bei  Frauenfeld  in  einem  Kampf  gegen  die  Franzosen  den 
Tod  fand,  und  des  berühmten  Malers  Albert  Anker  (geb. 
1831).  Landwirtschaftliche  Strafkolonie.  Grosse  Kiesgrube 
in  iluvioglazialen  Ablagerungen.  Das  Dorf  scheint  früher 
wenigstens  zum  Teil  dem  französischen  Sprachgebiet  an- 
gehört zu  haben,  worauf  noch  einige  französische  Flur^ 
namen  hindeuten.  Auch  ist  der  Name  Anet  älter  als  Ins. 
1009  gehörte  ein  Teil  des  Ortes  der  Abtei  Saint  Maurice, 
worauf  er  im  folgenden  Jahrhundert  an  das  Kloster  St. 
Johann  bei  Erlach  kam.  In  Ins  waren  viele  der  alten 
Berner  Patrizier^eschlechter  begütert,  und  heute  noch 
kann  man  hier  einige  schöne  alte  Landhäuser  sehen.  Auch 
der  Spital  Pourtal^s  zu  Neuenburg  besitzt  hier  Land.  Die 
schon  1228  erwähnte  Kirchgemeinde  wurde  im  Laufe  der 
Zeiten  zu  einer  der  reichsten  in  bernischen  Landen.  Die 
Pfarrkirche  steht  schön  auf  einem  mit  schattigen  Bäumen 
bepflanzten  Hügel.  851  :  Anes.  Vergl.  Hermann  Em- 
manuel. Beschreibung  des  Ortes  und  Kilchen  zu  Ins. 
(Manuskript  auf  der  ßerner  Stadtbibliothek). 

IN8CHI  oder  INT8CHI  und  OBER  IN8CHI  (Kt. 
Uri.  Gem.  Gurtnellen).  657  und  731  m.  Zwei  Gruppen 
von  13  Häusern,  durch  den  Leutschachbach  voneinander 
getrennt;  über  dem  linken  Ufer  der  Reuss  und  über  der 
Mündung  des  Inschibaches  in  diese;  3,5  km  nö.  Gurt- 
nellen und  3,5  km  sw.  der  Station  Amstäg  der  Gotthard- 
bahn.  74  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Silenen.  Kapelle. 
Südl.  vom  Ort  stürzt  der  Inschibach  durch  das  finstere 
Zgraggentobel  und  bildet  einen  schönen  Fall.  Ueber  den 
Bach  führt  eine  25  m  hohe  und  20  m  lange  Brücke  der 
Gotthardstrasse.  Nahe  dabei  einstige  Kupfererzgruben  und 
eine  jetzt  in  Trümmern  stehende  Alaunrabrik.  1291:  Unt- 
Bchinon;  1302:  Untzenon;  1321  und  1370:  Unschi;  im 
Urner  Dialekt  Inschi  gesprochen.  Nach  Urkunden  aus 
dem  Urserenthal  (1411-1431)  bedeutet  der  Ausdruck  In- 
schinen  so  viel  wie  angebaute  Landparzellen,  und  der 
Dictionnaire  von  Ducange  und  Lexer  sagt,  dass  Unz,  latein. 
uncia,  den  zwölften  Teil  einer  Juchart  Landes  bezeichne. 
Es  bedeutet  somit  der  Name  Inschi  einen  Komplex  von 
bebauten  Landparzellen.  (Vergl.  darüber  Jos.  Leop.  Brand- 
stetter's  Art.  Inschi  im  Geschtchtsfreund,  Bd.  42,  S.  204). 

IN8CHIA1.P  (Kt.  Uri,  Gem.  Gurtnellen).  1500-2400  m. 
Grosse  und  schöne  Alpweide  mit  etwa  15  zu  beiden  Seiten 
des  Inschibaches  zerstreut  gelegenen  Hütten;  4-5  Stunden 
nw.  Gurtnellen  und  w.  über  Inschi.  Zwischen  Wichelhorn, 
Mittelstock  und  Furtstock  im  N.,  Sennenkehlenstock  im 
W.  und  dem  Geisaberg  im  S.  Hier  kommen  mitten  in 
Granit  und  Gneis  Adern  von  silberschüssigem  Bleiglanz  vor. 

IN8CHIBACH  (Kt.  Uri).  2600-630  m.  Bach;  durch- 
fliesst  das  Inschithal  in  raschem  Lauf  von  W.-O.,  geht  im 
Unterlauf  durch  das  finstere  Zgraggentobel,  wo  er  einen 
schönen  Fall  bildet  und  von  einer  kühnen  Brücke  der 
Gotthardstrasse  überspannt  wird,  und  mündet  nach  5,5  km 
langem  Lauf  beim  )^iler  Inschi  von  links  in  die  Reuss. 

IN8CHITHA1.  (Kt.  Uri)  2600-630  m.  Kleines  links- 
seitiges Nebenthal  zum  Thal  der  Reuss,  in  das  es  2,5  km 
8w.  Amstäe  ausmündet.  Steigt  vom  Fuss  der  hohen  Wände 
des  Wichelhoms  (2769  m)  und  seiner  Nachbarn  mit  star- 
kem Gefall  nach  W.  ab  und  trägt  in  seinem  breiten  oberen 
Abschnitt  die  schöne  Inschialp.  Vom  Inschibach  entwässert. 
Der  oberste  Abschnitt  heisst  Schinlachthal.  5,5  km  lang. 
Ist  in  senkrecht  stehenden  Gneis  eingeschnitten,  in  den 
bei  der  Schwandenegg  noch  ein  spitzer  Keil  von  jurassi- 
schen Gesteinen  eingeklemmt  ist.  Es  ist  dies  ein  Stück 
derselben  Sedimentmulde,  die  auch  noch  bei  Fernigen 
im  Meienthal  zu  einem  Teil  erhalten  ist. 

INSEL.  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  und  Gem.  Wangen).  422  m. 
Kleine  Insel  in  der  Aare,  mit  Wohnhaus;  1  km  w. 
Wangen.  175  Aren  gross. 

IN8E1.  (OBERE  und  UNTERE)  (Kt.  Zürich,  Bez. 
Andelfingen).  347  m.  Zwei  kleine  Kiesinseln  im  Rhein; 
1  und  1,5  km  sw.  der  Mündung  der  Thur.  3  und  4  ha 
gross.  Unbewohnt  und  mit  Buschwerk  bewachsen. 

IN80NE  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lugano).  868  m.  Gem.  und 


Dorf,  im  Val  Colla ;  150  m  über  der  Strasse  Lugano-Tes- 
serete-Maglio  di  Colla  und  am  Fuss  des  Moncucco ;  18  km 
nö.  vom  Bahnhof  Lucano.  34  Häuser,  149  kathol.   Ew. 
Ackerbau  und  Viehzucht.  Schöne  Wiesen-  und  Kastanien- 
haine. Starke  periodische  Auswanderung  in  die  übrigen 
Kantone. 

INTERUAKEN.  Flächengrösster  AMTSBEZIRK  des  Kan- 
tons Bern.  Umfasst  67900  ha  und  grenzt  im  N.  an  den 
Amtsbez.  Signau  und  die  Kantone  Luzern  und  Obwalden, 
im  0.  an  den  Amtsbez.  Ober  Hasle,  im  S.  an  den  Kanton 
W^allis  und  im  W.  an  die  Amtsbezirke  Thunund  Fiutigen. 
Bezirkshauptort  ist  Interlaken.  Er  umschliesst  das  Bödeli, 
das  Becken  des  Brienzersees,  das  obere  Ende  des  Thuner- 
sees  und  die  Thalschaften  von  Grindelwald,  Lauterbrunnen, 
Habkern  und  Saxeten.  Er  weist  auf  seinem  Gebiet  gewal- 
tige Höhenunterschiede  auf,  indem  der  Spiegel  desThuner- 
sees  in  560  m  liegt  und  der  Gipfel  des  Finsteraarhorns 
bis  zu  4275  m  ansteigt.  Er  gehört  ganz  dem  Einzugsgebiet 
der  Aare  an.  Seine  nennenswertesten  fliessenden  Gewässer 
sind  die  Aare,  Schwarze  und  Weisse  Lütschine,  der  Giess- 
bach,  Lombach,  Sausbach  und  Saxetenbach.  Neben  dem 
Thuner-  und  Brienzersee  sind  einige  Bergseen  zu  nennen, 
wie  der  Sägisthalsee  und  Bachalpsee  in  der  Faulhornkette 
und  der  über  dem  Ausfluss  der  Aare  aus  dem  Brienzersee 
auf  einer  Felsen terrasse  liegende  CK)ld8wiler^  oder  Faulen- 
see.  Der  grösste  Teil  des  Bodens  ist  unproduktiv.  Einzig 
die  Thalffehänge  und  Thalböden,  sowie  die  Ufer  des  Brien- 
zer-  una  Thunersees  gehören  zur  anbaufähigen  Zone  ; 
alles  Uebrige  entfällt  auf  Gletscher,  Firn  und  ^ eisen.  Die 
produktive  Bodenfläche  verteilt  sich  auf: 

Gärten     ........        130  ha 

Wiesen  und  Baumgärten  .    .      6470   d 

Aecker 1118    » 

Wald 14520    » 

Alpweiden 22735    » 

Der  Bezirk  umfasst  folgende  25  Gemeinden:  Bönigen, 
Brienz,    Brienzwiler,    Därligen,    Ebligen,    Grindelwald, 


Interlaken  and  die  Jungfrau. 

(Jsteigwiler,  Gündlischwand,  Habkern,  Hofstetten,  Inter- 
laken. Iseltwald,  Isenfluh,  Lauterbrunnen,  Leissigen, 
Lütscnenthal,  Matten,  Niederried,  Oberried,  Ringgent^rg, 


633 


INT 


INT 


St.  Beatenberg,  Saxeten,  Schwanden,  Unterseen  und  Wil- 
derswil.  Diese  verteilen  sich  auf  die  9  Kirchgemeinden 
Brienz,  Grin- 
delwald, 
Gsteig ,  Hab  - 
kern,  Lauter^ 
brunnen,  Leis- 
sigen ,  Ring- 
genberg,  St. 
Beatenberg  u. 
Unterseen.  Der 
Bezirk  zählt 
26990 Ew.,  wo- 
von 26178  Re- 
formierte und 
793  Katholi- 
ken. 6345 
Haushaltun- 
gen   in     4146 

Häusern. 
Hauptindustrie 
ist  der  Frem- 
deüverkehr. 
Die  wichtig- 
sten Fremden- 
stationen  und 
Tourisfenziele 
sind     Interla- 
ken,    Grindel- 
wald,  Lauter- 
brunnen, 
Wengen,  Mur- 
ren, Iseltwald, 
Giessbach,  St. 

Beatenberg. 

Als    berühmte 

Aussichts- 

E  unkte  sind 
ekannt  das 
Brienzer  Rot- 
hom,  die  Schi- 
nige  Platte,  das 
Faulhorn,   die 

Wen^ernalp 
und  die  Grosse 
und    Kleine 

Scheideffg. 
Eine  wahre 
Flut  von  Frem- 
den pflegt  je- 
den Sommer 
und  zum  Teil 
auch  im  Win- 
ter in  den  Gast- 
höfen des  Be- 
zirkes abzu- 
steigen. 

Daneben  be- 
schäftigen sich 
die  Bewohner 
mit  Alpwirt- 
schaft, Wie- 
sen- u   Ackerbau  und  mit  Viehzucht. 


laken-Schinige  ■  Platte,   Giessbachdrahtseilbahn,    Brienz- 
Rothornbahn,  Beatenbucht-Beatenbergdrahtseilbahn,  Lau- 


Mfßore/^Cf 


Amtsbezirk  Interlaken. 


K^de//r^er^c 


gibt  folgende  Zahlen  :  1886 
Rindvieh     .    .    .    12321 


Die  Viehstatistik  er- 


Pferde 
Schweine 
Schafe    . 
Ziegen    . 
Bienenstöcke 


506 
3797 
5681 
9454 
1173 


1896 
12189 
349 
4296 
3405 
8787 
1680 


1901 
11838 
365 
4163 
1899 
6841 
1529 
in  Inter- 


Die  industrielle  Tätigkeit  ist  wenig  entwickelt 

laken  Chalet-  und  Parketteriefabrikation,  in  Brienz  Holz- 
schnitzerei, in  Lauterbrunnen  Spitzenklöppelei,  in  Ober- 
ried pyrotechnische  Fabrik. 

Den  Verkehr  besorgen  die  Dampfschifle  auf  dem  Thuner- 
und  Brienzersee,  sowie  die  Thunerseebahn  (Thun-Inter^ 
laken-Bönigen),  die  Bahnen  Interlaken-Zweilütschinen- 
Lauterbrunnen  und  Zweilütschinen-Grindelwald,  die  Brü- 
nigbahn  (Luzern-Brienz).  Dazu  kommen  die  eigentlichen 
Bergbahnen  mit  Zahnrad-  oder  Drahtseilbetrieb :   Inter- 


terbrunnen-Mürren,  Grindelwald- Wengemalp-Lauter- 
brunnen  und  endlich  die  noch  im  Bau  benndlicne  Jung- 
fraubahn.  Strassen :  Thun-Brienz,  Interlaken-Lauter- 
brunnen,  Interlaken-Grindelwald,  Interlaken-Habkem, 
Interlaken-Saxeten  und  Interlaken-Bönigen.  Daneben  eine 
Menge  von  Fahr-,  Saum-  und  Fusswegen. 
INTERUAKEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  567 
m.  Gem.  und  Dorf,  im  Bödeli  zvdschen 
Brienzersee  und  Thunersee  und  am  linken 
Ufer  der  Aare.  48  km  so.  Bern.  Im  N.  erhebt 
sich  der  Steilhang  des  Härder,  der  sich  nach 
0.  im  Brienzergrat  fortsetzt  und  im  W. 
durch  das  Habkernthal  vom  Beatenberg  ge- 
trennt ist.  Dieser  die  N.-Winde  ausschlies- 
sende  Bergwall  bedingt  das  milde  KÜmt 
von  Interlaken.  Nach  0.  und  W.  ist  das  Bödeli  gegen  den 
Brienzer-  und  Thunersee  offen,  während  nach  S.  die 
Ketten  des  Faulhorns  und  der  Schwalmeren  sich  erheben, 


INT 


INT 


633 


Twischen  denen  als  liefe  Lücke  das  Lütschinenthal  ein-   i  für  den  gegenwärtig  ein   grossartiger  Neubau  errichtet 
geschnitten   ist,    aus   welcher   in   jmajestätischer  Erha-    I  wird;  Privatspital  und  -Sanatorium.  Vereine  zur  Hebung 


Gesamtansicht  von  Interlaken,  vom  Sddhang  des  Härder  aas. 

benheit  die  Jungfrau  sich  erhebt.  Interlaken  bildet  1  des  Frem  denverkehrs  sind  die  Kurhausgesellschaft  und  der 
mit  dem  jenseits  der  Aare  ffelegenen  Unterseen  und  I  Oberland* sehe  Verkehrsverein  mit  Bureau.  Ausserdem 
mit  dem  südwärts  angrenzenden  Malten  eine 
einzige  grosse  Ortschaft  und  ist  im  Som- 
mer der  Mittelpunkt  des  Oberländer  Frem- 
denverkehrs. Der  Ort  hat  zwei  Bahnhöfe, 
den  Ostbahnhof  als  Ausgangspunkt  der  Ber- 
ner Oberlandb^hnen  (nach  Lauterbrunnen, 
Grindel wald,  Schinige  Platte  etc.)  und  den 
Hauptbahnhof  als  Einmündung  der  Thu- 
nerseebahn.  Nahe  dem  Ostbahnhof  die  Dampf- 
schiffstation  für  den  Brienzersee  und  beim 
Hauptbahnhof  Hafenanlagen  und  DampfschifT- 
station  für  den  Thunersee,  mit  diesem  durch 
einen  2772  m  langen  Schiffahrtskanal  verbun- 
den. Vom  Hauptbahnhof  setzt  sich  die  Thu- 
nerseebahn  noch  über  den  Ostbahnhof  bis 
nach  Bönigen  am  Brienzersee  fort.  Posthureau 
zweiter  Klasse,  Telegraph,  Telephon.  328  Häu- 
ser, 2962  Ew.,  wovon  260  Katholiken.  Kirch- 
gemeinde Gstei^.  Hauptbeschäftigung  der  Be- 
völkerung ist  die  Fremdenindustrie.  Sehr  re- 
ger Geschäftsverkehr  in  ieder  Beziehung, 
Handel  mit  Fremdenartikeln  (Holzschnitzereien 
etc.)  und  Hotelbedürfnissen.  Daneben  etwas 
Landwirtschaft  und  Gemüsebau.  Magenbitter- 
fabrikation. Chalet-  und  Parketteriefabrik. 
Wasserversorgung  aus  dem  Saxetenthal  und 
Hydrantennetz.  Gasfabrik.  Ein  Elektrizitäts- 
werk an  der  Aare    liefert   elektrisches  Licht.  Gasthöfe  m  Interlaken. 

Knaben-  und    Mädchensekundarschule   mit  je  5   Klas-   i  viele  gesellige  Vereinigungen,    besonders  rege  Pflege  des 
sen,  Fortbildungs-  und  Handwerkerschule.  Bezirksspital,    I  Gesangswesens.   Das   Aeussere  Interlakens   verrät  seine 


634 


INT 


INT 


Stellung  als  Fremdenort  ersten  Ranges.  Die  Hauptstrasse, 
mit  stattlichen  Neubauten,  führt  durch  einen  der  neuern 


S^ägreT*?^ 


Lageplan  von  Interlaken. 


Teile  der  Ortschaft,  verengt  sich  oberhalb  des  Postgebäudes 
auf  eine  kurze  Strecke,  um  dann  in  die  weltberühmte 
Promenade  des  Höheweges,  das  Zentrum  und  den  Korso 
von  Interlaken,  einzumünden.  Der  Höheweg  besteht  aus 
einer  von  alten,  mächtigen  Nussbäumen  eingefassten  Allee 
von  1  km  Länge,  deren  N.-Seite  eine  imposante  Reihe  von 
Hotelpalästen  begleitet,  während  der  Blick  nach  S.  frei 
ist  und  uns  besonders  die  Jungfrau  in  unvergleichlicher 
Schönheit  erkennen  lässt.  Hier  stehen  u.  a.  der  Kursaal,  ein 
Prachtbau  in  Holzkonstruktion  nordischen  Stils,  und  ein 
Musikpavillon  für  Promenadenkonzerte.  Südlich  vom 
Höheweg  finden  wir  das  sog.  Schloss  mit  den  Aemtern 
der  Bezirksverwaltung-  und  an  dasselbe  angelehnt  die  be- 
deutend älteren  Reste  des  ehemaligen  Klosters.  Die  einstige 
Klosterkirche  mit  ihrem  hohen  Chor  ist  jetzt  für  den 
englisch-hochkirchlichen,  den  französisch-reformierten, 
den  römisch-katholischen  und  den  freien  schottischen 
Gottesdienst  eingerichtet.  Interlaken  bietet  noch  eine  Fülle 
von  schönen  Spaziergängen,  z.  B.  den  Rugenpark,  auf 
die  Heimwehfluh,  nach  den  Schlossruinen  Unspunnen 
und  Weissenau,  zum  Pavillon  Hochbühl,  in  die  Wagneren- 
schlucht  mit  grossem  erratischem  Block  und  Inschrift  zu 


Ehren  des  Geologen  fBernhard  Studer  und  in  die^ meist 
ebenfalls  herrlich  gelegenen   benachbarten    Ortschaften 

des  Bödeli. 
j^^yv: ;,  ■p-'     ^  ^         Interlaken  iinter 

locus  -=  «(Zwi- 
schenseen »)  war 
im  Mittelalter  der 
Sitz  eines  wie  man 
fflaubt  il30  durch 
die  Edeln  Seliger 
von  Oberhofen  ge- 
stifteten Klosters, 
das  schon  früh  zu 
grossem  Besitz  ge- 
langte und  in  sei- 
ner  Blütezeit   das 

ganze  Oberland 
von  der  Grimsel 
bis  zum  Beaten- 
berg und  zu  den 
Quellen  der  beiden 
Lütschinen  be- 
herrschte. Um  die 
Mitte  des  14.  Jahr- 
hunderts schon  be- 
gann der  Verfall 
des  Klosters,  das 
durch  den  Auf- 
stand der  Gottes- 
hausleute (1349)  u. 
unter  den  Ver- 
heerungen durch 
die  Hasler  und 
Unterwaldner 
(1330,   1342)  sUrk 

gelitten  hatte. 
Nachdem  es  schon 
im  13.  Jahrhun- 
dert mit  Bern  ver- 
burgrechtet  gewe- 
sen, trat  es  mit 
dieser  Stadt  ISU 
in  ein  noch  enge- 
res Verhältnis.  Ei- 
ne gegen  Ende  des 
14.  Jahrhunderts 
von  Rom  aus  an- 
geordnete Reorga- 
nisation des  Klos- 
ters half  weni^. 
1484  wurde  das  mit 
dem  Stift  verbun- 
dene, etwas  später 

entstandene 
Frauenkloster  auf- 
gehoben, und  15S8 
ging  durch  die 
Einführung  der 
Reformation  überhaupt  das  ganze  Kloster  ein.  fe)in  Auf- 
stand der  Gotteshausleute  gegen  die  bemische  Okkupation 
wurde  mit  Waffengewalt  unterdrückt  und  strenge  betraft. 
So  ward  Interlaken  eine  bernische  Landvogtei.  Die  Be- 
wohner beteiligten  sich  1653  auch  am  Bauernkrieg ;  zu 
kleinen  Unruhen  kam  es  femer  1814  nach  der  Auflösung 
der  Mediationsverfassung  und  in  den  politisch  bewegten 
Jahren  1830  und  1850.  Man  hat  in  der  Gegend  verschiedene 
Altertümer  aufgefunden,  so  Bronzege^enstände  (z.  B.  ein 
Schwert)  und  Alemannengräber  (in  Matten). 

Das  Bekanntwerden  Interlakens  als  Fremoienstation  da- 
tiert schon  aus  dem  Anfang  des  19.  Jahrhunderts,  zu  wel- 
cher Zeit  hier  eine  Molkenkuranstalt  eingerichtet  wurde. 
Die  zuerst  noch  sehr  einfachen  Gasthäuser  mehrten  und 
vervollkommneten  sich  mit  der  zunehmenden  Zahl  der 
fremden  Besucher.  Interlaken  hat  im  Jahre  1901  eine 
Frequenz  von  322345  hier  abgestiegenen  Personen  aufzu- 
weisen gehabt.  Hier  haben  auch  eme  ganze  Anzahl  von 
berühmten  Männern  gewohnt :  Alex.  v.  Humboldt,  Felix 
Mendelssohn,  Rieh.  Wagner,  Kaiser  Wilhelm  I.  u.  v.  a. 

Vergl.  die  Veröffentlichungen  des  Oberländischen  Ver- 
kehrsvereins und  die  Angaben  in   den  Touristenhand- 


¥Ain'tigtr  »c 


INT 


IHA 


635 


büchern.  Daneben  als  gründliches  Werk:  Ober,  P.  L'Ober- 
land  Bernois ...  2  v.  Berne  1854.  —  Ferner  Ober,  P.  In- 
terldken  et  ses  environs.  3.  6d.  Berne  1861.  —  Gelpke,  D"". 
Interlaken  in  histor.,  klimat.  und  äslhet.  Beziehung. 
Bern  1870.  —  Gerber,  Rud.  Interlaken.  (Europ.  Wander- 
bilder.  7).  Zürich  1878. 

INTRAGNA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locarno).  369  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  Hauptort  des  Kreises  Melezza,  am  Eingang 
in  die  Thäler  von  Onsernone  und  Centovalli  und  an  der 
Vereinigung  der  beiden  starken  Wildbäche  Isorno  oder 
Onsernone  und  Melezza,  mitten  in  reichen  Weingärten 
und  alten  Kastanienbäumen.  Postbureau,  Telegraph ;  Post- 
wagen nach  Locarno  und  Camedo.  Gemeinde,  mit  Calezzo, 
Corcapolo,  Cremaso,  Golino,  Pila,  Remagliasco,  Verdasio 
und  Vosa  :  312  Häuser,  1182  kathol.  Ew. ;  Dorf:  67  Häuser, 
291  Ew.  Acker-  und  Weinbau,  Viehzucht.  Herstellung  von 
Schuhen  mit  Sohlen  aus  Tuchenden,  die  für  das  Gehen 
im  felsigen  Bergland  vorzüglich  geeignet  sind.  Kastanien- 
handel. Zeichenschule.  Sehr  gesundes  Klima.  Kfrche  San 
Gottardo,  1721  im  Bau  begonnen,  mit  bemerkenswerten  Ma- 
lereien des  Locamesen  Orelli  ( tt750),  sowie  mit  einem  1765 
bis  1772  erbauten  schönen  Glockenturm,  der  mit  seinen 
70  m  der  höchste  im  Kanton  ist.  Mehrere  Familien  tragen 
den  Geschlechtsnamen  Gambetta.   Da  ihre  männlichen 


Intragna  mit  dem  Monte  Gridone. 

Glieder  schon  seit  Jahrhunderten  als  Ofensetzer  und  Ka- 
minkehrer  nach  Frankreich  und  Italien  auswandern,  hat 
man  vermutet,  dass  der  französische  Staatsmann  Gambetta 
ursprünglich  aus  Intragna  stammen  könnte.  Eine  schöne 
Strasse  führt  seit  1897  von  Cavigliano  über  Intragna  ins 
Centovalli.  Sie  überschreitet  1  km  nö.  vom  Dorf  den 
Isorno  oder  Onsernone  auf  einer  70  m  hoch  über 
dem  Flussbett  gelegenen  Eisenbrücke,  geht  dann  durch 
eine  im  Gneis  ausgesprengte  Gallerie  und  überschreitet 
auf  einer  Stein  brücke  ein  zweites  tief  eingeschnittenes 
Bachbett,  die  Gura.  Intragna  =  inter  amnes  =  zwischen 
den  Bächen. 

INT8CHI  (Kt.  Uri,  Gem.  Gurtnellen).  Weiler.  S.  den 
Art.  Inschi. 

INTWIL.  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem.  Herrliberg). 
Weiler.  S.  den  Art.  Hof. 

INVAUD  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Gläne,  Gem.  Mossel). 
810  m.  Weiler^  nahe  der  (Juelle  der  Gläne;  1,5  km  nö. 
Mossel  und  1,5  km  so.  der  Station  Vauderens  der  Linie 
Freiburg-Lausanne.  10  Häuser,  42  kathol.  Ew.  fran- 
zösischer Zunge.  Kirchgemeinde  Promasens.  Wiesen-, 
Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht.  Holzhandel.  Strohtlech- 
terei. 

INVOUETTE  (L')  (Kt.  Waadt,  Bez.  Grandson).  817  m. 
Kleines,  linksseitiffes  Nebenthälchen  zum  Tobel  der  Baul- 
mln.  Mit  einer  sehr  konstanten  Quelle,  die  wahrschein- 
lich einen  Teil  der  etwa«  gberhailb  davon  ^efassten  Quelle 


von  Vevy  darstellt.  Auf  der  Siegfriedkarte  unbenannt. 
INVU  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locarno,  Gem.  Cavigliano). 
1050  m.  Alpweide  mit  12  Hütten,  am  S.-Hang  des  Salmone, 
9  km  nw.  Locarno.  Im  Frühjahr  und  Herbst  bezogen. 
Butter  und  Käse. 

INVUARDE8  (1.E8)  (Kt.  Waadt,  Bez.  und  Gem. 
Payerne).  513  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  auf  einer  Anhöhe, 
nahe  der  Strasse  Freiburp-Payerne  und  1  km  so.  Payerne. 
68  reform.  Ew.  Landwirtschaft.  Grosses  Mädchenpen- 
sionnat. 

INWIL.  (Kt.  Luzem,  Amt  Hochdorf).  428  m.  Gem.  und 
Pfarrdorf,  nahe  dem  linken  Ufer  der  Reuss,  an  der  Strasse 
Eschenbach-Gisikon  und  2,5  km  so.  der  Station  Eschen- 
bach der  Seethalbahn.  Postbureau,  Telephon:  Postwagen 
Eschenbach-Gisikon.  Gemeinde,  mit  Kellberg,  Ober  und 
Unter  Pfaifwil,  Sulzberg  und  Unterutigen:  111  Häuser,  792 
kathol.  Ew.;  Dorf:  24  Häuser,  180  Ew.  Wiesen- und  Obst- 
bau. Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Ziegelei.  Armenhaus. 
1239:  Ingenwilere:  1275:  Ingewile;  1384:  Inwile.  Im 
Dialekt  Eibel  und  Ibel. 

INWIL  und  INWILERHGEFE  (Kt.  Zug, Gem. Baar). 
450  m.  Gemeindeabteilung,  Weiler  und  zerstreut  gelegene 
Höfe ;  1,5  km  s.  Baar  und  2  km  nö.  vom  Bahnhof  Zug.  41 
Häuser,   343   kathol.    Ew.  Landwirtschaft.   Eine   grosse 
mechanische  Schreinerei.  Hier  war  im 
zweiten  Kappelerkrieg  1531  das  Haupt- 
lager der  Katholischen.  Zum  Andenken 
daran    errichtete   man  hier  1584  eine 
Kapelle,  die  vor  Kurzem  restauriert  wor^ 
den  ist. 

INZENBERG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Alt  To^^enburg,  Gem.  Lütisburg).  810 
m.  Weiler,  am  Fuss  des  Inzenber^s, 
5  km  onö.  der  Station  Lütisburg  der 
Toggenburgerbahn,  12  Häuser,  61  ka- 
thol. Ew.  Viehzucht.  Stickerei.  Schöne 
Aussicht  auf  die  Umgegend. 

INZENBÜHL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Unter  Toggen  bürg.  Gem.  Flawil).  830  m. 
Gruppe  von  6  Häusern,  am  S.-Hang  ei- 
nes Hügels;  1,^  km  nw.  der  Station 
Flawil  der  Linie  Zürich  -  Winterthur- 
St.  Gallen.  40  zur  Mehrzahl  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  Oberglatt- Flawil. 
Ackerbau  und  Viehzucht.  Stickerei  und 
Weberei. 

iPPOUITAPASS  oder  PiODi- 
JOCH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  Etwa 
4300  m.  Passüben?ang,  zwischen  der 
Ludwigshöhe  und  Parrotspitze.  im  Mas- 
siv des  Monte  Rosa,  auf  der  Lanaesgrenze 
Segen  Italien.  Verbindet  Zermatt  über 
en  Grenz-  und  Piodi^letscher  mit  Ala- 
gna,  ist  aber  namentlich  auf  der  italienischen  Seite  sehr 
schwierig  zu  begehen  und  wird  fast  nie  überschritten. 
Zum  erstenmal  1875  bezwungen.  Alagna-Passhöhe  etwa 
9  Stunden,  Passhöhe-Zermatt  6  Stunden. 

iPSACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nidau).  445  m.  Gem.  und 
Dorf,  am  rechten  Ufer  des  Bielersees,  an  der  Strasse 
Biel-Ins  und 3km  sw.  vom  Bahnhof  Biel.  Telephon:  Post- 
wagen Biel-Täufifelen.  40  Häuser,  238  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Nidau.  Ackere,  Gemüse-  und  Obstbau.  In  der 
Nachbarschaft  Ueberreste  einer  Römerstrasse  u.  eines 
römischen  Bauwerkes.  Funde  aus  der  Steinzeit. 

IRAGNA  (Kt.  Tessin,  Bez.  Riviera).  305  m.  Gem.  und 
Pfarrdorf,  am  rechten  Ufer  des  Tessin  und  am  Eingang  ins 
wilde  Val  d'Iragna,  dessen  Wildbach  mitten  durch  das 
Dorf  fliesst ;  3,5  km  sw.  der  Station  Biasca  der  Gotthard- 
bahn.  Postablage;  Postwagen  nach  der  Station  Oso^a. 
86  Häuser,  344  kathol.  Ew.  Acker-  und  Weinbau,  Vieh- 
zucht. Herstellung  von  Butter.  Steinbrüche  auf  Granit- 
gneis. 

IRAGNA  (VAU  D'>  (Kt.  Tessin,  Bez.  Riviera).  2500* 
305  m.  Rechtsseitiges  Nebenthal  zur  Leventina ;  beginnt 
an  der  Punta  del  Rosso  und  steigt  auf  eine  Länge  von  6 
km  nach  NO.  ab,  um  3  km  unterhalb  Biasca  bei  Irarna 
auszumünden.  Im  untern  Abschnitt  zu  einer  wilden 
Schlucht  eingeengt,  weiter  oben  mit  Alpweiden.  Gehänge 
steil  und  vielfach,  besonders  links,  von  Felsbandern  durch- 
zogen. 


636 


IRC 


ISE 


IRCHEL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Andelfingen  und  Bulach).  696 
m.  Höhenzug,  auf  der  Grenze  der  Bezirke  Bülach  und  An- 
delfingen :  zwischen  Rhein,  Töss  und 
Lozenbacn.  Zieht  sich  auf  eine  Länge 
von  4  km  nach  SO.  und  trägt  zu 
Oberst  eine    beinahe   ebene  Hoch- 
fläche, die  von  680  ra  im  SO.  lang- 
sam   zum    höchsten  Punkt  696  m 
anstei^  und  dann  gegen  NW.  vsrie- 
der  bis   670  m  sich  senkt.  Hänge 
steil,    stellenweise    beinahe    senk- 
recht.   Auf  einer   stark   erodierten 
Unterlage  von  oberem  Miocän  (mit 
Maslodon   angustidens)   liegt   oben 
eine  50-60  m   mächtige  Decke    von 
stark     verkittetem    Deckenschotter. 
Das  Ganze  ruht  auf  Muschelsandstein 
(helvetische  Stufe  des  Miocän),  den 
im  W.  der  Rhein  und  die  Töss  in 
tiefen  Tobein  durchschnitten  haben. 
Der  Irchel  ist  oben  und  an  den  Hän- 
gen völlig    bewaldet,  Wiesen  und 
Aecker  findet  man  nur  am  Fuss  der  Gehänge.  Im  Wald 
von  Buch  wächst  wild  eine  eigenartige  Abart  der  Buche,  die 
sog.  Blutbuche,  die  sonst  nur  noch  an  zwei  andern  Orten  (bei 
Sondershausen  in  Thüringen  u.  bei  Castellano  in  Südtirol) 
beobachtet  worden  ist.  Diesen  Standort  kannten   schon 
Albr.  V.  Haller  u.  J.  J.  Ott  (1763);  J.  J.  Wagtfer   erwähnt 
1680  drei  Exemplare  dieses    bemerkenswerten  Baumes. 
Heute  steht  nur  noch  ein  einziges  Exemplar,  ein  Baum 
von  etwa  20  m  Höhe,  von  dem  auf  dem  Wege  der  Pfropfung 
oder  Sämung  die  Mehrzahl  der  in  den  Gärten  der  O.- 
Schweiz stehenden  rotblätterigen  Buchen   herstammen. 
Vergl.  Jäggi,  J.  Die  Blutbuche  zu  Buch  am  Irchel.  (Neu- 
iahrshlatt  der  Naturforsch.  Gesellsch,  zu  Zürich.  96.) 
Zürich  1894. 

1RENCE  (L.')  (Kt.  Waadt,  Bez.  Morges).  590450  m. 
Kleiner  Bach;  entspringt  2  km  s.  Apples,  geht  ö.  an  Vil- 
lars sous  Yens  vorbei  und  mündet  nach  4  km  langem 
Lauf  in  s.  Richtung  3,5  Jcm  ö.  Aubonne  von  links  in  den 
Boiron. 

IRGENHAU8EN  (Kt.  Zürich,  Bez.  u.  Gem.  Pfaffikon). 
556  m.  Dorf,  am  rechten  Ufer  des  Pfäfßkonersees,  an  der 
Strasse  Pfamkon-Wetzikon  und  1,5  km  so.  der  Sution 
Pfafßkon  der  Linie  ElTretikon-Wetzikon-Hinwil.  Tele- 
phon. 73  Häuser,  400  reform.  Ew.  Auf  einem  Moränen- 
hügel  steht  in  prächtiger  Lage  zwischen  Dorf  und  See  ein 
noch  gut  erhaltenes  Romerkastell  mit  4  Eck-  und  4  Mittel- 
türmen. Die  Ruine  ist  Eigentum  der  Antiquarischen  Ge- 
sellschaft in  Zürich.  Nachgrabungen  haben  Säulenfrag- 
mente und  Münzen  aus  der  römischen  Kaiserzeit  bis  zum 
4.  Jahrhundert  zu  Tage  gefördert.  Zu- 
erst hatte  das  Kastell  die  Aufgabe,  die 
Römerstrasse  von  Rapperswil  nach 
Ober  Winterthur  zu  beschützen,  später, 
zur  Zeit  des  Verfalles  des  römischen 
Kaiserreiches,  diente  es  als  Deckung 
für  die  Rückzugslinie  auf  Chur  und  über 
die  rätischen  Alpenpässe.  Irgenhausen 
entstand  aus  einer  Alemannensiedelung. 
811 :  Irincheshusa ;  1257  :  Iringinhusen 
=  bei  den  Höfen  (Häusern)  des  Iring. 
Die  eine  Hälfte  des  Ortes  war  Eigentum 
der  Grafen  von  Kiburg,  die  andere 
wurde  von  Zürich  1402  angekauft  und 
der  Landvofftei  Greifensee  angegliedert. 

IRNI8  (Kt.  Tessin,  Bez.  Leventina). 
Deutscher  Name  fürGiORNico.  S.  diesen 
Art. 

I8CHERN  (Kt.,  Amtei  und  Gem. 
Solothurn).  430  m.  SO.-Quartier  der 
Stadt  Solothurn  mit  dem  Bahnhof  Neu 
Solothurn;  an  der  Strasse  nach  Zuch- 
wil  in  der  Amtei  Kriegstetten.  S.  den 
Art.  Solothurn. 

I8ELI8BERG    (Kt.  Thurgau,  Bez. 
Frauenfeld,  Gem.  Uesslingen).  515  m. 
Weiler,  oben  auf  der  Neunforner  Höhe,  700  m  nw.  Uess- 
linffen  und  7  km  nw.  vom  Bahnhof  Frauenfeld.  10  Häuser, 
36  kathol.  Ew.  Weinbau;  der  Iselisberger  gilt  als  eine  der 


besten  Weinsorten  des  Thurgaus.  Schöne  La^e  und  Aus- 
sicht. Hier^soll  im  Altertum  ein  der  Göttin  Isis  geweihter 


Iselisberg  von  S&den. 

Tempel  gestanden  haben.  Der  Ort  war  einst  Eigentum 
der  Karthaus  Ittingen. 

I8ELLE  (LAC  D')  (Kt.  Wallis,  Bez.  Harens).  See.  S. 
den  Art.  Bleu  d'Arolla  (Lac). 

I8ELTWALD  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  580  m. 
Gem.  und  Dorf,  auf  einem  von  links  in  den  Bnenzersee 
vorspringenden  Felssporn  und  im  Hintergrund  einer  ma- 
lerischen Bucht:  7  km  sw.  Brienz.  Die  gebräunten  Holz- 
häuser des  Dorfes  sind  in  einem  wahren  Obstbaum wald 
halb  versteckt.  Zu  äusserst  auf  der  Halbinsel  steht  ein 
altertümliches  Schloss  mit  Kapelle  und  schönen  Garten- 
anlagen. Dampfschiffstation.  Postbureau,  Tele^ph,  Tele- 
phon. Gemeinde,  mit  Fuhre  und  Sengg:  89  Häuser,  585 
reform.  Ew. ;  Dorf :  44  Häuser,  306  Ew.  Acker-  und  Obst- 
bau, Viehzucht.  Fremdenindustrie.  Im  See,  30O  m  vom 
Ufer  entfernt,  die  kleine  Schneckeninsel.  Seiner  pracht- 
vollen Lage  wegen  war  Iseltwald  von  jeher  ein  Lieblings- 
aufenthalt  der  Landschaftsmaler,  besonders  des  Neuen- 
burgers  Girardet. 

I8ENAU  (COL.  D')  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle  und  Pays 
d'Enhaut).  2(^  m.  Passübergang,  zwischen  dem  Araen- 
horn  uijd  der  Chauz  dlsenau ;  verbindet  Le  Plan  des  Isles 
über  die  Alp  weiden  von  Sazi^maz  undlsenau  in  6Vt  Stun- 
den mit  L  £tivaz.  Von  Ormonts  Dessus  aus  rechnet  man 
3  Stunden  bis  auf  die  Passhöhe. 

I8ENAU  (UA  CHAUX  D')  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle  und 
Pays  d'Enhaut).  Felsgrat.  S.  den  Art.  Chaux  d'Isenau. 

I8ENAU(LA  PALETTE  D')(Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle). 
2173  m.  Gipfel,  mit  begrasten  Hängen,  nö.  über  dem  Ck>i  du 


Iseltwald  von  Nordosten. 

Pillon ;  letzter  Gipfel  der  Kette  desChaussy.  Der  Name  Pa- 
lette ist  eine  mundgerechte  Form  für  parette  =  kleine  Fels- 
wand (latein.  partes)  und  bezieht  sich  auf  die  NW.-Flanke 


ISE 


ISE 


637 


des  Berges,  die  einer  Felswand  gleicht.  Am  Fuss  die  Alp- 
weide von  Isenau.  Der  Gipfel  wird  von  den  Sommergästen 
von  Ormont  Dessus  häufig  bestiegen.  Bemerkenswerte  Aus- 
sicht auf  den  Arnensee  und  die  Berner  Alpen.  An  den 
Hängen  findet  sich  von  April  bis  Juli  ein  reicher  Blumen- 
teppich mit  einigen  interessanten  Pflanzenarten.  Man 
kann  zu  Pferd  bis  nahe  unter  den  Gipfel  gelangen.  3 
Stunden  über  Le  Plan  des  Isles.  Besteht  wie  der  weiter 
nach  0.  ziehende  Kamm  ans  Flyschsandsteinen  und  -kon- 

flomerateUf  die  mit  Flysch schiefem  wechsellaffem  (sog. 
lysch  der  Niesenzone).  Auf  der  Siegfriedkarte  Palette  du 
Mont  geheissen. 

I8ENAU  (PATURAGE  D')  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle, 
Gem.  Ormont  Dessus).  Alpweide,  in  einem  rechtsseitigen 
Nebenthal  zum  Thale  der  Ormonts,  mit  einer  in  der  Mitte 
stehenden  Gruppe  von  Hotten  (1815  m)y  die  nur  im  Auffust 
und  Anfangs  September  bewohnt  sind.  Zieht  ziemlich 
weit  bis  zum  Coi  d'Isenau  und  zur  Alpweide  Le  Chalet 
Vieux  hinauf.  Darüber  erheben  sich  die 
Palette  d'Isenau  und  die  Chaux  d'Isen- 
au.  Im  16.  Jahrhundert  Eisenaux  ffe- 
heissen;  Bridel  schreibt  Isenod,  der 
Kataster  Isenoz.  Flysch  mit  krystalliner 
Breccie.  Sehr  beliebtes  Ausflugsziel  der 
Kurgäste  von  Ormont  Dessus. 

I8ENBERG8WIL  (Kt.  Aargau, 
Bez.  Muri,  Gem.Geltwih.  578  m.  Gruppe 
von  8  Häusern,  am  O.-Hanff  des  Linden- 
bergs; 1,1  km  so.  Geltwiiund  2,2  km 
w.  der  Station  Benzenswil  der  Linie 
Aarau'Lenzbur^- Rotkreuz.  50  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinde  Beinwil.  Landwirt- 
schaft. Römerkolonie. 

I8ENBOLGEN  fKt. Bern,  Amtsbez. 
Ober  Hasle,  Gem.  Meiringen).  594  m. 
Kleines  Dorf,  am  Fuss  des  Hasleberges 
und.  nahe  dem  rechten  Ufer  der  Aare, 
700  m  nw.  der  Station  Meiringen  der 
Brünigbahn  (Luzem-Brienz).  27  lläuser, 
212  reform.  Ew.  Viehzucht.  Bei  Anlass 
der  zwei  grossen  Brände  von  Meiringen 
1879  und  1891  wurde  auch  Isenbolgen 
wie  Husen  mit  in  Asche  gelegt.  Altes 
Haus  mit  Sprüchen  an  der  Front,  eines 
der  schönsten  Beispiele  des  alten  Holz- 
stiles des  Ober  Hasle.  1275:  Isinboldin- 
gen 


Wohnhaus  baute.  Urkundlich  wird  1262  ein  Heinrich  vop 
Isenringen  erwähnt.  Nahe  der  einstigen  Burgstelle  steht 
das  ehemalige  Wohnhaus  von  Jak.  Stalder,  Ritters  vom  h. 
Grab,  in  dem  vom  14.-16.  Jahrhundert  schweizerische  Tag- 
satzungen abgehalten  worden  sein  sollen.  Vergl.  Durrer, 
Rob.  Die  Architektur-  und  Kunstdenkmäler  des  Kantons 
Unterwaiden,  Zürich  1899  ff, 

I8ENTH  AL  (Kt.  Uri).  800-440  m.  Linksseitiges  Neben- 
thal zur  Urner  Bucht  des  Vierwaldstättersees,  auf  den  es 
bei  Isleten,  4  km  nw.  Flüelen  ausmündet.  Entsteht  aus 
der  Vereinigung  des  Gross-  und  Kleinthales,  die  beide 
vom  N.-Hang  des  Urirotstockes  herabkommen  und  beim 
Dorf  Isenthal  mit  einander  verschmelzen.  (S.  die  Art. 
Grossthal  und  Kleikthal).  Steigt  nach  NO.  ab  und  ver- 
engt sich  über  Isleten  zu  einer  vom  Isenthalerbach  durch- 
rauschten Schlucht.  Hauptsächlich  bewaldet  und  schwach 
besiedelt.  Der  nach  dem  Dorf  Isenthal  hinaufführende 
Fussweg  bietet  reizende  Ausblicke  auf  den  See.  Das  ganze 


l8ENEGQ(Kt.Thurgau,  Bez.Münch- 
wilen,  Gemeinde  Affeltrangen).  533  m. 
Gruppe  von   7    Häusern;   1,2   km  sw. 
Affeltrangen  und  6  km  nö.  der  Station  Wängi  der  Strassen- 
bahn  Frauenfeld-Wil.  43  kathol.  und  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinden Tobel  und  Affeltrangen.  Acker^  und  Wiesen- 
bau, Viehzucht.  Torfgruben. 

I8ENFLUH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  1098  m. 
Gem.  und  Dorf,  auf  einer  sonnigen  Terrasse  über  dem 
linken  Ufer  der  Weissen  Lütschine  und  der  Mündung  des 
Sausbaches  in  diese;  1  Stunde  ssw.  über  der  Station  Zwei- 
lütschinen  der  Linie  Interlaken-Lauterbrunnen.  Postab- 
lage, Telephon.  40  Häuser,  145 reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Gsteig.  Landwirtschaft,  Viehzucht.  Fremdenindustrie. 
Trotz  der  verhältnismässig  hohen  Lage  gedeihen  hier  noch 
Apfel-,  Birn-  und  Kirschoäume,  sowie  Flachs  und  Kar- 
toffeln. Prachtvolle  Aussicht  auf  die  Gruppe  der  Jungfrau 
und  ins  Lauterbrunnenthal.  Fremden pensionen,  Sommer- 
frische. Heimat  des  berühmten  Holzschnitzers  Peter  Feuz. 

I8ENRIET  oder  EI8ENRIET  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Ober  und  Unter  Rheinthal).  412  m.  Grosses  Sumpfland 
oder  Riet,  in  der  Rheinschlin^e  bei  Diepoldsau  zwischen 
der  Ach  und  dem  linken  Rheinufer.  Wird  vom  Binnen- 
kanal entwässert  und  ist  zum  Teil  schon  anbaufähig  «ge- 
worden. Wird  nach  Vollendung  der  Rheinkorrektion  (S. 
den  Art.  Rhein)  allmählig  zu  trockenem  Ackerboden  wer- 
den. Umfasst  3000  ha  Fläche.  Trägt  auch  Teilnamen,  wie 
Berneckerriet,  Balgacherriet  etc. 

I8ENRINGEN  (Kt.  Nidwaiden,  Gem.  Beckenried). 
450  m.  Einstige  Burgruine  im  Dorf  Beckenried,  am  S.-Ufer 
des  Vierwaldstättersees  und  300  m  von  der  Dampfschiff- 
station Beckenried  entfernt.  Die  letzten  Spuren  der  Burg 
sind  um  1860  verschwunden,  als  man  an  ihrer  Stelle  ein 


Dorf  Isenthal  gegen  den  Eingang  ins  Kleinthal. 

Thal  mit  seinen  Verzweigunffen  liegt  in  stark  gestörten 
und  verwickelt  gelagerten  Schichten  der  untern  Kreide, 
die  auch  noch  keilförmig  zugespitzte  Lappen  von  Num- 
mulitenkalken  einschliesseu.  Sehr  malerisches  Thal,  des- 
sen Verzweigungen  an  den  untern  Gehängen  viele  Alp- 
weiden und  Hütten  tragen,  während  weiter  oben  Wald 
und  endlich  kahle  Felswände  folgen.  Neue  Strasse  von 
Isleten  bis  zum  Dorf  Isenthal. 

I8ENTHA1.  (Kt.  Uri).  778  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  an 
der  Vereinigung  des  Gross-  und  Kleinthales  zum  eigent- 
lichen Isenthal,  am  SO.-Fuss  des  Oberbauenstockes  und 
3  km  sw.  der  Dampfschiffstation  Isleten,  mit  der  es  durch 
eine  neue  Strasse  und  einen  Fussweg  verbunden  ist.  Post* 
bureau.  Gemeinde,  mit  Grosstbal,  Kieinthal  und  Vor  dem 
Schwibogen :  99  Häuser,  595  kathol.  Ew.  ■  Dorf:  28  Häuser, 
131  Ew.  Kleine  Kirche.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Berei- 
tung von  Butter  und  Käse.  Schöne  Waldungen,  in  denen 
Baunolz  geschlagen  wird.  Holzhandel.  Vor  der  Erbauung 
der  Strasse  wurde  das  Holz  auf  dem  Isenthalerbach  ge- 
flösst.  1830  wurde  am  Fuss  des  nahen  Isenthaler  Hornes 
ein  riesiger  Bär  geschossen,  dessen  Tatzen  noch  jetzt  als 
Trophäen  an  Ketten  bei  der  Säge  hangen.  Eine  Anzahl 
der  männlichen  Dorfbewohner  arbeitet  in  der  Dynamit- 
fabrik  Isleten.  1407:  Iselthal;  1526:  Isental.  Das  Dorf  ist 
Ausgangspunkt  für  lohnende  Berstouren  und  Passüber- 
gänge (Urirotstock,  Gitschen,  Oberbauenstock,  Scho- 
neggpass,  Bannalppass,  Jochli),  für  die  hier  gute  Führer 
zur  Verfügung  stehen.  Vergl.  Uri:  Land  und  Leute.  Alt- 
dorf 1902. 

I8ENTHALERBACH  (Kt.  Uri).  2300-440  m.  Wild« 


638 


ISE 


ISL 


bach  des  Isenthales ;  entspringt  am  Blümlisalpürn  in  der 
Gruppe  des  Urirotstockes  und  lliesst  der  Reihe  nach  in 
n.,  o.  und  nö.  Richtung;  nimmt  im  obern  Laufabschnitt 
von  links  den  Schönthaler-,  Sulzthaler-  und  Lauwelibach 
auf  und  erhält   beim  Dorf  Isenthal  von   rechts  seinen 

fröBsten  Zufluss,  den  vom  Kleinthal firn  (2500  m)  herab- 
ommenden  Bach  des  Kleinthales.  Dann  durchrauscht 
der  Bach  mit  starkem  Gefall  das  Isenthal  im  engeren 
Sinne,  bildet  eine  lange  Schlucht  und  mündet  bei  Isleten 
von  links  in  die  Urner  Bucht  des  Vierwaldstättersees,  in 
die  er  ein  schönes  Delta  hinausgebaut  hat. 

I8EO  (Kt.  Tessin,  Bez.  Lugano).  687  m.  Gem.  und 
Pfarrdorf,  am  W.-Hang  des  das  Val  Magliasina  vom  Val 
Vedeggio  trennenden  Kammes  und  18  km  w.  vom  Bahn- 
hof Lugano.  Postablage.  30  Häuser,  127  kathol.  Ew.  Wein- 
und  Ackerbau.  Starke  periodische  Auswanderung  in  die 
übriffen  Kantone.  Von  der  Pfarrkirche  Santa  Maria  aus 
prachtvolle  Aussicht  auf  den  Luganersee,  ein  Stück  des 
Langensees  und  alle  Berge  des  Sotto  Ceneri.  Unter  dem 
Dorf  schöne  Weinlauben,  über  ihm  mächtige  Kastanien- 
bäume. 

I86RABLE8  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach).  1116  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  auf  einer  Terrasse  am  rechtsseitigen 
Gehänge  der  Schlucht  des  Wildbaches  La  Fare,  12  km 
sw.  Sitten  und  2,5  km  so.  über  der  Station  Riddes 
der  Simplonbahn.  Postablage.  206  Häuser,  1052  kathol. 
Ew.  Getreidebau.  Is^rables  hat  von  allen  grossem  Walliser 
und  Schweizer  Flecken  die  kühnste  und  eigenartigste 
Lage.  Von  der  Bahnstation  Riddes  führt  ein  im  Zickzack 
angelegter  Saumweg  über  schutterfüllte  Runsen,  nackte 
Felsen  und  tiefeingerissene  Tobel  in  1 V«  Stunden  in  das 
kurze  und  enge  Thal  von  Iserables  hinauf,  dessen  Ge- 
hänge ebenso  steil  wie  fruchtbar  sind.  Das  Dorf  steht  auf 
dem  höchsten  Punkt  der  Schlucht,  mitten  in  Roggen-, 
Weizen-  und  Kartoffelfeldern,  die  von  den  Bewohnern 
ohne  den  hier  überhaupt  nicht  anwendbaren  Pflug  bebaut 
werden.  Höchstens  werden  hie  und  da  kleine,  zum  Be- 
stehen dieser  steilen  Halden  besonders  geeignete  Esel  als 
Lasttiere  für  den  Transport  der  Feldgeräte  oder  Feld- 
früchte verwendet.  Der  Thalweg  endigt  auf  dem  kleinen 
Dorfplatz,  zu  dessen  Seiten  das  Gemeindehaus,  Pfarrhaus 
und  die  Kirche  stehen.  Diese  drei  Bauten  waren  bis  zum 
Brand  von  1881  die  einzigen  aus  Mauerwerk  aufgeführten 
Gebäude  der  ganzen  Ortschaft.  Die  dem  h.  Theodul  ge- 
weihte Kirche  muss  sich,  um  überhaupt  genügend  Platz 
zu  finden,  zur  Hälfte  noch  an  eine  Gallerie  anlehnen,  unter 
der  der  Weg  hindurch  geht  und  in  der  der  Hauptbrunnen 
des  Dorfes  aus  dem  Felsen  selbst  sprudelt.  Die  Türen  der 
alten  Häuser  und  ihrer  Nebengebäude  sind  oft  so  niedrig, 
dass  man  nur  gebückt  ins  Innere  gelangen  kann.  Zur 
Gemeinde  Is4rables  gehört  nur  das  rechtsseitige  Gehänge 
des  Thaies  der  Fare,  doch  haben  die  Bewohner  nahezu 
dessen  ganze  anbaußihige  Fläche  auch  am  andern  Ufer 
angekauft,  wofür  sie  den  benachbarten  Gemeinden  Rid- 
des und  Nendaz  den  Grundzins  entrichten  müssen.  Die 
Leute  von  Iserables  sind  von  kleinem,  aber  gedrungenem 
und  breitschulterigem  Körperbau  und  so  anspruchslos, 
zähe  und  sparsam,  dass  sie  von  ihren  weit  weniger  aus- 
dauernden Nachbarn  in  der  Rhoneebene  deswegen  ge- 
fürchtet sind  und  mit  dem  Uebernamen  der  B&ajuis  (d. 
h.  Beduinen)  belegt  werden.  Dieser  Ausdauer  in  der  Arbeit 
und  ausserordentlichen  Sparsamkeit  haben  es  die  Be- 
wohner von  Isörables  zu  verdanken,  dass  sie  einen  grossen 
Teil  des  Gebietes  von  Riddes  anzukaufen  vermochten  und 
in  ihrer  Einfachheit  verhältnismässig  wohlhabend  sind. 
Mit  Rücksicht  auf  die  Menge  des  ins  Thal  ausgeführten 
Getreides  ist  Iserables  lange  Zeit  die  «Kornkammer  von 
Martinach »  genannt  worden.  Trotz  der  stetigen  Bevöl- 
kerungszunahme baut  die  Gemeinde  auch  heute  noch 
mehr  Getreide,  als  sie  selbst  zu  ihrem  Unterhalte  bedarf. 
Grosse  Waldungen  und  zahlreiche  Alp  weiden.  Mit  der 
Vall^e  de  Bagnes  steht  das  Dorf  über  den  Col  de  la  Croix  du 
CkBur  oder  Xjo\  des  ^tablons  (4  Stunden  bis  Le  Chäble) 
und  mit  dem  Plateau  und  Thal  von  Nendaz  durch  einen 
durch  Wald  führenden  und  von  der  Dent  de  Nendaz  an 
gegen  die  Rhone  absteigenden  Weg  in  Verbindung.  Zu 
hinterst  im  wilden  Thal  von  Iserables  liegt  in  eisumrahm- 
ter Einsamkeit  der  Lac  des  Veaux,  dem  der  Hauptquell- 
arm des  Wildbaches  La  Fare  entspringt  und  in  dessen 
Nähe  ums  Jahr  1850  ein  zum  Teil  am  Hang  gegen  Ise- 


rables und  zum  Teil  am  Hang  gegen  das  Bagnesthal  liegen- 
des Bergwerk  auf  silberschüssi^es  Blei  abgebaut  worden 
ist.  Gräber  aus  der  La  T^ne  Zeit.  Das  Wort  Isörables  ist 
ein  Walliser  Dialektausdruck  für  das  französische  erable  = 
Feldahom  {Acer  campestre).  Nach  lokalen  Ueberlieferun- 
gen  soll  Iserables  ursprünglich  von  Leytron  aus  besiedelt 
worden  sein,  dessen  Bewohner  hier  Alpweiden  besessen 
hätten.  Sicher  ist,  dass  zu  allen  Zeiten  zwischen  diesen 
beiden  Gemeinden  engere  Beziehungen  bestanden  haben 
und  Iserables  auch  bis  1264  zur  Kirchgemeinde  Saint 
Martin  de  Leytron  eingepfarrt  gewesen  ist.  In  diesem 
Jahre  wurde  der  Ort  von  Bischof  Heinrich  von  Raron  der 
Pfarrei  Riddes  zugeteilt,  von  der  er  sich  erst  1801  als 
selbständige  Kirchgemeinde  loslöste.  Es  geschah  dies 
hauptsächlich  wegen  des  im  Winter  ausserordentlich  ge- 
fährlichen Weges  von  Iserables  hinunter  in  die  Rhone- 
ebene. Noch  heute  besitzen  die  «  Bedjuis»  auf  Boden  der 
Gemeinde  Leytron  auch  Reben,  deren  Ertrag  sie  Ende 
September  abzuholen  und  entweder  auf  ihren  eigenen 
Rücken  oder  auf  ihren  Eseln  heimzubringen  pflegen.  Die 
Frauen  tragen  dabei  ihre  gefällten  Kübel  auf  dem  Kopf. 
Diese  eigenartigen  Karawanen  machen  dann  zweimal  tag- 
lich den  Weg  ins  Thal,  um  in  ihr  romantisches  Bergnest 
die  paar  Liter  Wein  zu  verbringen,  die  die  Leute  zur  Er- 
holung von  ihren  schweren  Feldarbeiten  zu  geniessen 
pflegen.  Als  Rudolf  III.  im  Jahre  999  die  Grafschaft 
Wallis  der  Kirche  von  Sitten  vergabte,  besass  diese  letz- 
tere neben  einer  Reihe  von  im  Unter  Wallis  zerstreut 
gelegenen  Rechten  und  Einkünften  auch  bereits  die  Ho- 
heit über  das  Thal  von  Iserables.  Dann  waren  seit  dem 
13.  Jahrhundert  hier  die  Grossi,  Herren  von  Le  Chätelard 
en  Valdigne,  Lehensträger  der  bischöflichen  Tafel  zu 
Sitten.  1430  tritt  dieses  Geschlecht  unter  dem  Namen  Le 
Chätelar  de  Acere  (acer  =  Prahle  =  Ahorn)  auf.  Das  Thal 
von  Iserables  verblieb  auch  nach  der  Eroberung  des  Unter 
Wallis  dem  Bischöfe  von  Sitten,  der  hier  einen  Borg- 
vo|[t  einsetzte.  Der  grösste  Teil  des  Dorfes  (300  Gebäulich- 
keiten)  1881  durch  eine  Feuersbrunst  zerstört.  1227 :  Ase- 
rablos :  1250 :  Heyserablo :  1340 :  Asserablo ;  1414 :  Iserablo. 

ISIERE  oder  IZIQIERE  (Kt.  W^allis,  Bez.  Conthe^^, 
Gem.  Ardon).  750-850  m.  Zahlreiche  Hütten,  auf  der  mit 
einer  Felswand  zu  den  Weinbergen  von  Ardon  abfallenden 
Terrasse,  zu  beiden  Seiten  des  sog.  Chemin  neuf  d*Ardon, 
der  ins  Val  Triquent  hinaufführt.  Malm  und  Neocom. 

I8IKON  (Kt.  Zürich,  Bez.  Pfaffikon,  Gem.  Hittnau). 
686  m.  Gemeindeabteilung  und  kleines  Dorf,  1  km  nw. 
Unter  Hittnau  und  3  km  nö.  der  Station  Pfaffikon  der 
Linie  Effretikon-Wetzikon-Hinwil.  Telephon.  26  Häuser, 
116  reform.  Ew.  906:  Isengrimeswilare:  1347:  Issinkon. 

I81.A  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Landquart,  Kreis 
Fünf  Dörfer,  Gem.  Mastrils).  550  m.  Weiler,  am  linken 
Ufer  des  Rhein  und  am  O.-Fuss  des  Calanda,  1  km  8. 
Mastrils  und  1,5  km  sw.  der  Station  Landquart  der  Linien 
Zürich-Chur  und  Rorschach-Chur.  10  Häuser,  38  reform, 
und  kathol.  Ew.  Wiesenbau  und  Viehzucht. 

I8LA8  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja,  Kreis  Bei^ell, 
Gem.  Stampa).  Weiler.  S.  aen  Art.  Isola. 

I81.E,  I8LE8,  I8LETTES  etc.  Ortsnamen  in  den 
Kantonen  Neuenburg,  Waadt,  Wallis  und  Tessin  (hier  in 
der  italienischen  Form  Isla,  oder  tsLA.s) ;  bezeichnen  ent- 
weder einstige  Flussinseln,  die  durch  Korrektionsarbeiten 
landfest  geworden  sind,  oder  auch  solche  Landstücke,  die 
zwischen  einem  Fluss  und  zweien  seiner  Nebenarme  lie- 
gen und  damit  auf  drei  Seiten  von  Wasserläufen  begrenzt 
werden.  Solche  Namen  findet  man  besonders  im  unteren 
Rhonethal  zvdschen  Bex  und  dem  Genfersee:  Les  Isles, 
Grandes  [sles,  Isles  Delä,  Isles  des  Peupliers,  Grande  Isle, 
Grosse  Isle,  Isle  Ferrende,  Isle  de  la  Passe  etc.  Diese  Ge- 
biete sind  alle  mehr  oder  weniger  sumpfig. 

I81.E  (L*)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Gossonav).  667  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  an  der  Venoge  und  am  O.-Fuss  der  Kette 
des  Mont  Tendre;  an  der  von  Lausanne  und  Mordes  nach 
Le  Pont  de  Joux  führenden  Strasse,  9  km  w.  Cossonay 
und  14  km  nw*  Morges.  Strassen  nach  Romainmötier,  La 
Sarraz,  Cossonay,  Aubonne  und  Biöre.  Station  der  elek- 
trischen Bahn  Morges-Apples-Llsle.  Postbureau,  Telegraph. 
Telephon ;  Postwagen  nach  Mont  la  Ville,  La  Praz  und 
Cossonay.  Gemeinde,  mit  den  feilem  La  Coudre  und  Vil- 
lars-Bozon  :  168  Häuser,  876  reform.  Ew. ;  Dorf:  101  Häu- 
ser. 565  Ew.  Gemeinsame  Kirchgemeinde  mit  Montricher. 


ISL 


ISO 


639 


Das  Dorf  besteht  aus  mehreren  Siedelungsgruppen,  deren 
eine  am  rechten  Ufer  der  Venoge  steht.  Die  Gemeinde 
steigt  im  W.  bis  zum  Kamm  des  Mont  Tendre  auf  und 
umfksst  hier  die  Bergweiden  von  Chardevaz,  Chätel  und 
Pr^  de  THaut  Dessus.  Ziemlich  viel  Wald.  Landwirtschaft. 
Mühle,  Gerberei ;  Fabrik  zum  Imprägnieren  von  Bauholz, 
besonders  von  Telegraphenstangen.  Steinbrüche  und  Kies- 
gruben. Schneckenzucht.  Nahe  dem  Dorf  entspringt  die 
Venoge  mit  drei  Quellen,  deren  eine  nur  dann  flicsst, 
wenn  die  beiden  andern  trocken  liegen.  Das  Wasser  dieser 
Quellen  sammelt  sich  in  Spalten  und  Klüften  des  Neo- 
comkalkes.  Llsle  ist  eine  alte  Siedelung.  Die  Kirche  zu 
Saint  Pierre  war  schon  1228  Pfarrkirche  und  stand  am 
linken  Ufer  der  Venoge,  während  die  jetzige  Kirche  rechts 
vom  Flüsschen  liegt.  Nach  dera  Geschichtsschreiber  de 
Gharriere  war  das  Gebiet  von  L'Isle  zuerst  Eigentum  des 
zu  Ende  des  11.  Jahrhunderts  lebenden  Conon  von  Ban- 
sins,  kam  dann  an  die  Herren  von  Cossonay  und  zusam- 
men mit  deren  Herrschaft  Gossonay  im  15.  Jahrhundert 
an  das  Haus  Savoyen.  1472  vertauschte  Graf  Jakob  von 
Romont  die  Herrschaft  L'Isle  gegen  die  Flerrschaft  Sur- 
pierre an  den  aus  Le  Bugev  stammenden  Edeln  Franz 
von  Gierens.  Dieses  letztern  Nichte  Antoinaz  brachte  1498 
die  Herrschaft  als  Heiratsgut  ihrem  Gemahl  Claude  von 
Dortans  in  die  Ehe  mit,  der  1536  die  Stadt  Yverdon  gegen 
die  Berner  verleidigen  half.  Nach  dem  Fall  der  Stadt  ge- 
fangen genommen,  kaufte  er  sich  gegen  ein  Lösegeld  frei, 
leistete  der  Stadt  Bern  den  Treueid  und  erhielt  von  dieser 
seine  Herrschaft  wieder  zurück.  Nachdem  Marie  von  Dor- 
tans, eine  seiner  Nachkommen,  1614 
den  Herrn  Esajas  von  Chandieu  ge- 
heiratet, ging  L'Isle  an  dieses  Ge^ 
schlecht  üoer,  dem  es  dann  bis  1798 
verblieb.  Karl  von  Chandieu  machte 
in  Frankreich  unter  Ludwig  XIV.  eine 
glänzende  militärische  Carriere  und 
erbaute  1696  in  L'Isle  an  der  Stelle 
des  alten  Herrenhauses  ein  neues 
Schloss  mit  bemerkenswerter  archi- 
tektonischer Ausstattung.  Neben  dem 
Herrenhaus  stand  einst  ein  uralter 
Turm,  der  vielleicht  noch  aus  der 
Römerzeit  stammte  und  der  den  Na- 
men der  Tour  de  C6sar  truff.  Der 
ihm  benachbarte  Teil  des  Dorfes  war 
befestigt  und  trug  den  Charakter  einer 
kleinen  Stadt.  1710  deckte  man  beim 
Schloss  Gräber  mit  Skeleten  und  Ur- 
nen auf,  in  welch*  letzteren  sich  römi- 
sche Münzen  aus  dem  4.  Jahrhundert  vorfanden.  Das 
Schloss  ist  seither  von  der  Gemeinde  angekauft,  restauriert 
und  als  Schalhaus  eingerichtet  worden.  Burgundergräber. 

L'Isle  ist  Hauptort  eines  Kreises  des  Bezirkes  Cossonay, 
der  dessen  westlichen,  jurassischen,  Abschnitt  mit  den  Ge- 
meinden L'Isle,  Cuamens,  Mauraz,  Mont  la  Ville,  Mont- 
richer  und  Pampigny  umfasst.  Zusammen  3240  Ew. 

I8I.ER  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem.  Erlenbach).  450 
m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  des  Zürichsees,  1  km  so.  der 
Station  Erlenbach  der  rechtsufrigen  Zürichseebahn  (Zü- 
rich-Meilen-Rapperswil).  11  Häuser,  53  reform.  Ew. 
Weinbau. 

I8I.E8  (LE8)(Kt.  Neuenburg,  Bez.  und  Gem.  Boudry). 
442  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  am  linken  Ufer  der  Areuse, 
an  der  Strasse  Colombier-Boudry  und  1  km  ö.  Boudry. 
Haltestelle  der  Strassenbahn  Neuenburg-Boudry.  46  re- 
form. Ew.  Ehemalige  Fabrik  von  Bunttuch,  um  die  Mitte 
des  18.  Jahrhunderts  gekündet.  Landwirtschaft. 

I8LE8  (1.E8)  ifKt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Ormont 
Dessns).  1150  m.  16  Hütten,  am  linken  Ufer  der  Grande 
Eau  und  in  dem  bei  den  Fremden  unter  dem  Namen  Les 
Diablerets  bekannten  Gemeindeabschnitt  zerstreut  gele- 
gen, mitten  in  zum  Teil  sumpfigem  Wiesland.  Diese  Hütten 
bilden  zusammen  mit  denen,  die  am  rechten  Ufer  der 
Grande  Eau  stehen,  den  einst  Le  Plan  des  Isles  genannten 
Siedelungskomplex,  der  jetzt  Les  Diablerets  heisst.  Die 
Mehrzahl  der  Hütten  ist  den  nomadisierenden  Bräuchen 
der  Bewohner  der  Ormonts  entsprechend  nicht  das  ganze 
Jahr  bewohnt.  Säge  von  Nillettaz.  65  reform.  Ew. 

I8LB8  D'AIGLE  (1.E8)  (Kt.  Waadt,  Bez.  und  Gem. 
Aigle).  Unter  diesem  Namen  wird  eine  Anzahl  von  Höfen 


zusammengefasst,  deren  jeder  seinen  eigenenfSNamen 
trägt  (Le  Duzillet,  Le  Marais  du  Caroz  etc.)  und  die  in 
der  Rhoneebene  zwischen  der  Rhone,  der  Mouneresse, 
der  Eisenbahnlinie  und  der  Grenze  der  Gemeinde  OUon 
liegen.  Meist  sumpfiges  Land  mit  vielen  Entwässerungs- 
gräben. 

I81.E8  D'OLLON  (LE8)oder  PR£8  DE8  I8LE8 
(Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Ollon).  391  m.  21  Häuser, 
am  rechten  Ufer  der  Rhone  zerstreut  gelegen,  1  km  nw. 
der  Station  Ollon-Saint  Triphon  der  Simplonbahn.  Nahe 
dabei  die  Steinbrüche  von  Saint  Triphon.  135  reform.  Ew. 

I8LETEN  (Kt.  Uri,  Gera.  Bauen).  440  m.  Gruppe  von  4 
Häusern^am  linken  Ufer  der  UrnerbuchtdesV ierwaldstätter- 
sees,  auf  dem  vom  Isenthalerbach  angeschwemmten  frucht- 
baren Delta,  2  km  so.  Bauen.  Dampfschi fTstation.  34  kathol. 
Ew.  Der  Isenthalerbach  treibt  hier  eine  1870  erbaute  Dy- 
namitfabrik. Ausgangspunkt  zum  Besuch  des  Isenthales. 

I81.IKON  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Frauenfeld,  Gem.  Gach- 
nang).  427  m.  Schönes  Industriedorf,  am  Tegelbach  und 
an  der  Grenze  gegen  den  Kanton  Zürich,  an  der  Strasse 
Winterthur-Frauenfeld  und  1,5  km  nw.  Gachnang.  Station 
der  Linie  Zürich-Winterthur-Romanshorn.  Postbureau, 
Telegraph,  Telephon.  57  Häuser,  325  zur  Mehrzahl  reform. 
Ew.  Acker-,  Wiesen-,  Obst-  und  Weinbau,  Viehzucht.  Je 
eine  grosse  Schreinerei,  Töpferei,  Werkzeug-  und  Limo- 
nadefabrik. Stickerei.  Obst-  und  Gartenbauschule.  Wein- 
handel. Ein  Teil  der  männlichen  Bewohner  arbeitet  in 
den  Fabriken  von  Winterthur  und  Frauenfeld.  Zu  Beginn 
des  19.  Jahrhunderts  beschäftigte  die  Buntdruckerei  in 


Islikori  von  S&dwesten. 

Islikon  mehr  als  400  Arbeiter ;  später  ist  dann  diese  In- 
dustrie allmählig  zurückgegangen  und  durch  die  Seiden- 
weberei ersetzt  worden.  Zur  Zeit  wird  die  Gründung  einer 
Fabrik  zur  Herstellung  von  Gemüsekonserven  geplant. 
Islikon  war  einst  zusammen  mit  (jachnang  Eigentum  des 
Klosters  auf  der  Reichenau.  Die  erst  vor  kurzem  vollendete 
Strasse  Islikon-Konstanz  ist  1777  im  Bau  begonnen  wor- 
den. Fund  einer  Römermünze  mit  dem  Bildnis  von  Gal- 
lianus. 

I8LI8BERG  (Kt.  Aargau,  Bez.  Bremgarten,  Gem.  Arni- 
Islisberg).  681  m.  Dorf,  an  der  Grenze  gegen  den  Kanton 
Zürich ;  1,5  km  nö.  Ami  und  4  km  n.  der  Station  Hedingen 
der  Linie  Zürich-A£foltem-Luzem.  25  Häuser,  147  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinde  Lunkhofen.  Ackerbau,  Viehzucht  und 
Milchwirtschaft.  Strohfiechterei.  Nahe  dem  Dorf  einstige 
Römersiedelung.  Nach  Studer  hat  man  1741  im  Wald  <fie 
Ruinen  eines  Tempels  entdeckt,  der  wahrscheinlich  der 
Göttin  Isis  c^weiht  war,  deren  Kultus  sich  bis  ins  frühe 
Mittelalter  ninein  erhalten  hat. 

I8MATT  (Kt.  Zürich,  Bez.  Affoltem,  Gem.  Hedingen). 
524  m.  Weiler,  an  der  Grenze  gegen  den  Kanton  Aargau, 
1  km  w.  der  Station  Hedingen  oier  Linie  Zürich-Affoltem- 
Luzem.  10  Häuser,  43  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

I80LA  oder  I81.A8  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja, 
Kreis  Bergell,  Gem.  Stampa).  1810  m.  Gruppe  von  4  Hau- 
sern und  30  Hütten  und  Stadeln,  am  rechten  Ufer  des 
Silsersees,  14  km  nö.  Stampa  und  14  km  sw.  der  Station 
St.  Moritz  der  Albulabahn.  15  reform.  Ew.  italienischer 
Zunge.  Alpwirtschaft.  Alte  kleine  Gastwirtschaft  mit  aus 
1677  stammenden  interessanten  Fresken  im  Speisesaal 
und  bemerkenswert  geschnitzten  Betten.  Die  Enklave  Isola 


640 


ISO 


ITT 


von  der  Gemeinde  Stampa  durch  die  Gemeinden  Vicoso- 
prano  und  Casaccia  getrennt. 

I80NC  (Kt.  Tessin,  Bez.  Bellinzona).  747  m.  Gem.  und 
Pfarrdorf,  im  Val  Vedeggio,  500  m  von  der  Ausmündung 
der  kleinen  Thäler  von  Sertena  und  Caneggio,  die  vom 
S.-y  bezw.  W.-Hang  des  Monte  Camoghe  herabsteigen ; 
6,8  km  onö.  der  Station  Rivera-Bironico  der  Linie  Bellin- 
zona-Lu£[ano-Chia88o  der  Gott hardbahn.  Postablage;  Post- 
y/Aeen  Bironico-Isone.  175  Hauser,  750  kathol.  Evr.  Vieh- 
zucht. Butter  und  Käse.  Spezialitat  in  kleinen  Zieffen- 
milchkäschen  (sog.  forma^gini).  Das  Dorf  mitten  in  alten 
Kastanienbäumen  und  schönen  Wiesen  malerisch  gelegen. 
I80NE  (MONTE)  (Kt.  Tessin,  Bez.  Bellinzona).  Etwa 
1100  m.  So  heisst  der  iiber  dem  Dorf  Isone  aufsteigende 
Teil  des  Kammes  zwischen  dem  Monte  Ceneri  und  Monte 
Camoghe.  Wird  von  einem  Fussweg  überschritten,  der 
von  Sant'  Antonio  und  Giubiasco  durch  schöne  Kastanien- 
wälder und  Wiesen  nach  Isone  im  Val  Vedeggio  führt. 
I80RN0  (Kt.  Tessin,  Bez.  Locarno).  Fluss  des  Val 
Onsemone ;  entsprinct  in  2100  m  am  O.-Hangdes  auf  der 
Landesgrenze  gegen  Italien  stehenden  Pizzo  Porcareccio. 
steigt  zunächst  nach  0.  ab  und  nimmt  von  rechts  una 
linlä  zahlreiche  kleine  Nebenadem  auf,  deren  bedeutend- 
ster der  Torrente  di  Remiasco  ist ;  durchfliesst  dann  die 
Hüttengruppe  Vergeletto,  biegt  nach  S.  ab,  erhält  den  Ri- 
ale  di  Bernardo  und,  zwischen  Crana  und  Russo,  den 
Onsemone,  dessen  ganzer  Oberlauf  auf  italienischem  Bo- 
den liegt.  Nachdem  er  sich  wieder  ^egen  0.  gewandt, 
nimmt  der  Isorno  noch  den  Riale  dei  Mulini  auf,  biegt 
neuerdin^^s  ge^en  S.  um  und  mündet  nach  22  km  langem 
Lauf  wenig  nö.  Intragna  in  254  m  von  links  in  die  die 
Centovalli  entwässernde  Melezza.  9  Strassen  brücken.  Der 
Fluss  auf  der  Siegfriedkarte  nach  seinem  Thal  Oksernone 
geheissen.  Vergl.  diesen  Art. 

I88ERT  (VILUE  D')  (Kt.  Wallis,  Bez.  Entremont, 
Gem.  Orsi^res).  Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  Villed*Issfrt. 
I8TIGHOFEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Weinfelden,  Gem. 
Bussnang).  447  m.  Gemeindeabteilung  und  Dorf,  nahe  dem 
linken  Ufer  der  Thur,  an  der  Strasse  Wil-Bürglen  und 
1,1  km  s.  der  Station  Bürgten  der  Linie  Zürich-Winter- 
thur-Romanshom.  PostablaRe,  Telephon ;  Postwagen  Bürg- 
len-Buhwil-SchönholzerswiJen-Neukirch.  Zusammen  mit 
Moos:  35  Häuser,  186  zur  Mehrzahl  reform.  Ew.;  Dorf: 
22  Häuser,  108  Ew.  Kirchgemeinde  Bürglen.  Acker-,  Wie- 
sen- und  Obstbau,  Viehzucht.  Futterhandel.  Eine  Dampf- 
ziegelei. 832 :  Justineshova ;  845 :  Justini^hovun. 

ITA81.EN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Münchwilen,  Gem.  Bi- 
chelsee).  597  m.  Kleines  Dorf,  in  einem  engen  Thal  am 
SW.-Fuss  des  Hackenbergs ;  1,8  km  so.  Bichelsee  und  3,7 
km  sw.  der  Station  Eschlikon  der  Linie  Zürich-Winteiv 
thur-St.  Gallen.  Telephon.  19  Häuser,  126  zur  Mehrzahl 
kathol.  Ew.  Wiesenbau  und  Viehzucht.  Waldungen.  Stik- 
kerei.  Grosse  Schreinerei,  die  als  Spezialität  Schulbänke 
herstellt.  912 :  Ittensana. 

ITEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See,  Gem.  Uznach).  418  m. 
Gruppe  von  2  Häusern,  in  der  Linthebene  und  am  obern 
Ende  des  obern  Zürichsees,  800  m.  s.  St.  Joseph  und  1,5 
km  ö.  der  Bahnlinie  Rapperswil- Ziegelbrücke.  31  kathol. 
Ew.  Landwirtschaft. 

ITENTHAL  oder  ITTENTHAL  (Kt.  Aarpu,  Bezirk 
Laufenburg).  410  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  in  einem  en^en 
Thal  am  S W.-Hnng  des  Schinbergs,  3  km  n.  der  Station 
Hornussen  der  Linie  Zürich-Brugg-Basel.  Postablage.  45 
Häuser,  217  kathol.  Ew.  Acker-  und  Weinbau,  Viehzucht. 
1311 :  Utendal. 

ITINGEN  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Sissach).  370  m.  Gem. 
und  Dorf,  am  linken  Ufer  der  Ergolz,  an  der  Strasse 
Basel-Olten  und  2  km  wnw.  vom  Bahnhof  Sissach.  Postab- 
lage, Telephon.  65  Häuser,  559  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Sissach.  Landwirtschaft.  Seiden  band  Weberei. 

ITRAMEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken,  Gem. 
Grindelwald).  936-2200  m.  Gemeindeabteilung  und  Alp- 
weide, den  ganzen  O.-Hang  des  Männlichen  bis  hinunter 
zum  linken  Ufer  der  Lütschine  umfassend.  Weiler  Im 
Boden,  an  der  Lütschine  und  1,5  km  w.  der  Kirche  Grin- 
delwald ;  etwas  weiter  w.  der  Weiler  An  der  Egg.  Zusam- 
men 88  zerstreut  geleffene  Häuser  und  Hütten,  476  re- 
form. Ew.  Alpweiden,  Wiesen  und  schöne  Waldungen. 
Am  Fussweg  von  Grindel wald  auf  den  Männlichen.  Hier 
wurde  l'/97  der  letzte  Bär  der  Gegend  geschossen. 


ITRAMBNBBRG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken). 
1985-2134  m.  Bergrücken,  dem  Männlichen  nach  ONO. 
vorgelagert;  fällt  nach  N.  mit  hoher  Felswand  gegen  Burg- 
lauenen  (Station  der  Linie  Lauterbrunnen-Grindelwald) 
und  zur  Tschingelbergalp  ab,  während  der  sanft  geböschte 
S.-Hang  die  Alpweiden  von  Itramen  trägt.  Der  bekannteste 
Punkt  ist  das  Wysshom  (1985  m). 

ITRAVER8  (Kt.  Wallis,  Bez.  Siders,  Gem.  Gröne). 
941  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  auf  einer  Terrasse,  links 
über  der  Ausmündung  des  Wildbaches  Reschy  ins  Rhone- 
thal, 3  km  ö.  Gröne  r£glise  und  5  km  so.  der  Station 
Granges  der  Simplonbahn.  30  kathol.  Ew.  Mühle  am  Ufer 
der  Reschy.  Wiesen,  Gärten  und  sehr  fruchtbare  Felder; 
darüber  prachtvolle  Waldungen. 

ITROZ  (L')  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach,  Gem.  Trient). 
Weiler.  S.  den  Art.  Litroz. 

IT8CHNACH  (Kt.  Zürich,  Bezirk  Meilen,  Gem.  Küs- 
nacht).  591  m.  Weiler,  am  Berg  hang  rechts  über  dem 
Zürichsee  und  nahe  über  dem  Küsnachtertobel,  2  km  nö. 
der  Station  Küsnacht  der  rechtsufrigen  Zürichseebahn 
(Zürich-Meilen-Rapperswil).  19  Häuser,  84  reform.  Ew. 
Wiesenbau.  Die  in  der  zweiten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts 
in  Zürich  vorkommenden  von  Itschnach  besassen  bis  1282 
die  Vo||tei  über  ihren  Hof  zu  Itschnach  und  mögen  dem- 
nach ritterbürtig  gewesen  sein.  Das  im  15.  Jahrhundert 
erneuerte  Jahrzeitbuch  von  Uster  nennt  einen  Ritter  Ul- 
rich von  Itschnach.  Von  einer  Burg  dieses  Geschlechtes 
ist  nichts  bekannt.  Die  im  14.  Jahrhundert  lebenden  von 
Itschnach  waren  zünftige  Handwerker.  942:  Ittiusne; 
1274:  Yschena;  1276:  Itschena. 

ITTEN8  (Kt.  Waadt,  Bez,  Cossonay,  Gem.  La  Chaux). 
560  m.  Dorf,  am  rechten  Ufer  des  Veyron  gegenüber  La 
Chaux,  an  der  Strasse  Cossonay-L'lsle;  2,5  km  w.  Cosso- 
nay und  4  km  w.  der  Station  Cossonay  der  Linien  Lau- 
sanne-Neuenburc  und  Lausanne-Pontarlier.  Postwagen 
Cossonay- L'Isle-LaPraz.  41  Häuser,  178  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Cossonay.  Landwirts chafL  Zuerst  zur  Herrschaft 
Cossonay  gehörig  und  seit  1674  mit  der  Herrschaft  La 
Chaux  vereinigt. 

ITTENTHAL  (Kt.  Aargau,  Bezirk  Laufenburg).  Gem. 
und  Pfarrdorf.  S.  den  Art.  Itenthal. 

ITTIQEN  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem.  BolUgen). 
581  m.  Gemeindeabteilung  und  Dorf,  am  S.-Fuss  des 
Mannenbergs,  800  m  nw.  Bolligen  und  3,2  km  nnö.  der 
Station  Ostermundigen  der  Linie  Bern-Thun.  Telephon. 
Zusammen  mit  Badhaus,  Ei,  Eifeld,  Fischrain,  Hubel, 
Kappeiisacker,  Kesslergasse,  Neuhaus,  Papiermühle,  Pul- 
verstutz, Schermen  und  Worblaufen :  131  Häuser,  1660 
reform.  Ew.;  Dorf:  19  Häuser.  162  Ew.  Landwirtschaft. 
Schönes  Schulhaus.  In  der  Nähe  des  Dorfes  die  zwei 
grössten  Steinbrüche  auf  Molasse  in  der  Schweiz.  Schöne 
Aussicht  auf  Alpen  und  Jura.  Zwei  grosse  Landgüter,  deren 
eines  einst  Eigentum  von  Em.  bondeli,  Herrn  von  Le 
Chätelard,  war,  und  deren  anderes  heute  noch  der  Familie 
Tscharner  gehört.  Der  Ort  früher  Hittingen  geheissen. 
ITTINGEN,  besser  bekannt  unter  dem  Lokalnamen 
Kartmus  (Karthause).  (Kt.  Thurgau,  Bezirk  Frauenfeld, 
Gem.  Uesslingen.)  427  m.  Weiler,  in  einer  Bodensenke 
in  der  das  rechte  Ufer  der  Thur  begleitenden  langge- 
streckten Anhöhe  gelegen;  4  km  nw.  Frauenfeld  und 
1  km  w.  der  Strasse  Frauenfeld-Stein.  Telephon.  11 
Häuser,  54  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden  Uess- 
lingen und  Warth.  Ackerbau,  Viehzucht  und  Milchwirt- 
schaft, Magerkäse  und  Butter.  Schöner  Weinberg  von 
25  ha  Fläche,  dessen  Ertrag  unter  dem  Namen  Karthäuser 
weit  herum  als  geschätzter  Wein  gilt.  Grosse  Waldung, 
Holzhandel.  Ehemaliges  Karthäuserkloster,  dessen  Gebäu- 
lichkeiten  heute  mit  Ausnahme  der  Kirche  und  des  Wohn- 
hauses der  Mönche  zu  einem  grossen  landwirtschaftlichen 
Betrieb  gehören.  Daneben  eine  Mühle  und  eine  Säge.  Die 
Klosterbauten  sind  mit  einer  Ringmauer  umgeben,  an  die 
sich  im  N.  und  0.  14  kleine  Häuschen  mit  Giebeldach^ 
die  einstigen  Mönchswohnungen,  anlehnen.  Die  auf  der 
Sonnenseite  gelegenen  Teile  der  Mauer  sind  von  pracht- 
vollen Obst-  und  Weinspalieren  umsponnen.  In  der 
Klosterkirche  ein  bemerkenswerter  Hauptaltar,  schön  ge- 
schnitzte Kirchenstühle,  zahlreiche  Heiligenbilder,  ein 
grosses  Abendmahlgemälde  und  eine  prachtvoll  verzierte 
Decke ;  im  Kloster  ein  mit  Szenen  aus  dem  alten  Testa- 
ment bemalter  Ofen.  Das  Museum  in  Frauenfeld  besitit 


ITT 


IZI 


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kostbare  Kunst-  und  Schmucksachen  aus  dem  Kloster 
Ittingen,  u.  a.  ein  berühmtes  Prozessionskreuz.  Ein  Teil 
der  Kunstschätze  des  Klosters  ist  1524  zerstört  worden. 
In  alten  Zeiten  war  Ittingen  eine  feste  Burg,  deren  Eigen- 
tümer der  Familie  der  Weifen  angehörten  und  Truchsesse 
der  Grafen  von  Kiburg  waren.  Die  Burg  wurde  dann  zur  Zeil 
des  grossen  Kampfes  zwischen  König  Heinrich  IV.  und  Ru- 
dolf von  Rheinfelden  1079  von  den  Truppen  des  dem  er- 
steren  ergebenen  Abtes  Ulrich  von  St.  Gallen  zerstört.  Mit 
Zustimmung  des  Abtes  von  St.  Gallen  und  des  Grafen  von 
Kiburg  errichteten  die  Herren  von  Ittingen  1128  an  dieser 
Stelle  eine  dem  h.  Laurentius  geweihte  Kirche  mit  einem 
Augustinerkloster,  dessen  Mönche  sich  der  Armen-  und 
Krankenpflege  widmeten.  Doch  wird  das  Kloster  erst  1155 
genannt,  in  welchem  Jahre  ihm  der  Herzog  Heinrich  von 


Chor  der  Klosterkirche  Ittingen. 

Baiern  im  Namen  des  Papstes  die  geistliche  Hoheit  über 
Uesslingen  übertrug.  1162  verliehen  ihm  die  in  dieser  Ge- 
gend schon  im  Jahr  1000  begüterten  Weifen  ihre  Lände- 
reien  zu  Nussbaumen,  Stammheim  und  Trüllikon,  und 
noch  im  selben  Jahre  traten  sie  das  Kloster  mit  seinem 
ganzen  Besitz  unter  der  Bedingung  an  Abt  Werner  von 
St.  Gallen  ab,  dass  es  stets  den  Augustinermönchen  als 
Wohnstätte  dienen  solle.  Trotzdem  gründete  aber  Abt 
Werner  hier  ein  Kloster  für  Weltgeistlicne  und  ein  Frauen- 
kloster. Ittingen  verblieb  dem  Stifl  St.  Gallen  bis  1274, 
worauf  Rudolf  von  Habsburg  infolge  eines  Streües  mit 
dem  Abt  Kuno  sich  zu  dessen  Kastvogt  machte.  Als  im, 
15.  Jahrhundert  das  Kloster  verarmte  und  die  Mönche  sich 
zerstreuten,  sah  sich  der  Propst  gezwungen,  zuerst  die 
Glocken  zu  verkaufen  und  dann  das  Kloster  mit  seinem 
ganzen  Gut  an  den  Orden  der  Karthäuser  zu  veräussern. 
Da  diese  innerhalb  ihrer  Klosterroauern  keine  Frauen 
duldeten,  errichteten  die  Nonnen  sich  oberhalb  W^arth 
ein  eigenes  Kloster  mit  Kapelle.  Als  1524  die  Bauern  der 


umliegenden  Dörfer  zur  Reformation  übertraten  und  die 
Bilder  in  den  Kirchen  beseitigten,  Hessen  die  hier  den  Blut^ 
bann  besitzenden  katholischen  Eidgenossen  den  reformier- 
ten Pfarrer  Oechsli  in  Burg  bei  Eschenz  des  Nachts  über- 
fallen und  nach  Frauenfeld  schleppen.  Auf  die  Hilferufe 
des  Gefangenen  ertönten  die  Sturmglocken,  die  Bauern 
bewaffneten  sich  und  verlangten  die  Freilassung  ihres 
Pfarrers.  Als  diese  verweigert  wurde,  plünderten  sie  das 
Kloster  Ittingen  und  steckten  es  zuletzt  in  Brand.  Es  ist 
dies  der  sog.  Ittingersturm.  Nun  rüsteten  die  V  Orte  zürn 
Krieg  und  verlangten  von  Zürich  die  Auslieferung  der 
Anführer  des  Sturmes,  des  Untervogtes  Wirth  von  Stamm- 
heim, seiner  beiden  Söhne  und  des  Untervogtes  Rütti- 
mann  von  Nussbaumen.  Nachdem  der  Gesandte  von  Bern 
sein  Wort  dafür  verpfändet  hatte,  dass  diese  Leute  nur 
wegen  des  Ittingersturmes,  aber  nicht  wegen  ihres  Glau- 
bens verhört  und  bestraft  werden  sollten,  gab  sie  Zü- 
rich heraus.  Dennoch  wurden  die  Unglücklichen  mit 
Ausnahme  des  einen  Sohnes  von  Wirth  zu  Baden  gefoltert 
und  hingerichtet  und  zwar  hauptsächlich  deshalb,  weil 
sie  die  Bilder  in  den  Kirchen  ihrer  Heimatgemeinden  be- 
seitigt hatten.  Das  zur  Zeit  der  Gegenreformation  wieder 
aufgebaute  Kloster  Ittingen  gelangte  bald  zu  grosser  Macht 
und  Reichtum,  dank  besonders  seinem  beträchtlichen 
Weinhandel  und  reicher  Vergabungen  von  Seiten  des 
Luzerner  Patriziergeschlechtes  Pfyffer.  Es  besass  weit- 
läufige Kellereien  mit  mächtigen  Weinfässern,  deren  eines 
z.  B.  425  hl  hielt.  Nachdem  im  Thurgau  1848  die  Klöster 
aufgehoben  worden  waren,  verkaufte  die  Re^erung  die 
Karthaus  Illingen  1856  an  Privatleute.  Unter  den  Kloster- 
brüdern hat  sich  besonders  Heinrich  Murer  (f  1638)  als 
theologischer  Schriftsteller  ausgezeichnet.  Die  einstige 
feste  Burg  Ittingen  muss  unterhalb  des  Klosters  im  sog. 
Burgholz  gestanden  haben. 

ITTI8H08EREN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald, 
Gem.  Huttwil).  708  m.  Weiler,  am  Weg  Gondiswil-Hutt- 
wil  und  1,5  km  n.  der  Station  Huttwil  der  Linie  Langen- 
thal-Wolhusen.  13  Häuser,  80  reform.  Ew.  Landwirt- 
schaft. 

I  vbuETTAZ  (L.')  (Kt.  Waadl,  Bez.  Aigle).  Wildbach ; 
entspringt  in  2650  m  den  Firnfeldern  am  r»IW.-Hang  der 
Pointe  des  Martinets  und  Pointe  des  Perriblancs  (29a0  m), 
durchfliesst  das  Thälchen  von  Javernaz  und  mündet  nach 
5  km  langem  Lauf  beim  Weiler  En  ley  Outraz  und  ge- 
gen über  dem  Dorf  Freni^res  in  850  m  von  links  in  den 
Avan^on.  Sein  ganzes  Bett  liegt  in  Neocom  mit  Kephalo- 
poden. 

IVOUETTAZ,  6VOUETTAZ  (L')oder  auchTOVfe 
(Kt.  Wallis,  Bez.  Monthey).  1200-380  m.  Wildbach  •  ent- 
springt am  W.-Hang  des  Grammont,  durchfliesst  die  Wein- 
berge von  Les  £vouettes  und  mündet  3  km  ssö.  Le  Bouveret 
in  einen  linken  Seitenkanal  zur  Rhone.  Die  Namen  Ivoue, 
£vi,  £vouette,  Ivouette  bedeuten  im  Unterwalliser  Dialekt 
s.  v.  a.  Wasser  oder  kleines  Wasser,  Bach  und  kommen 
vom  latein.  aqua  her. 

IVRAINA  (PIZ)  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Inn).  2893  m. 
Gipfel,  nö.  über  der  Ofenpassstrasse  und  5,5  km  ö.  über 
Zemez;  s.  und  ö.  über  dem  Val  Laschadura  und  n.  über 
der  Alpe  Ivraina.  In  der  Nähe  verläuft  die  Grenze  zwi- 
schen dem  Gneis  und  den  krystallinen  Schiefern  der 
Gruppe  des  Piz  Nuna  einerseits  und  den  triasischen  Kal- 
ken und  Dolomiten  der  Ofenpassgruppe  andererseits.  Der 
Piz  d'Ivraina  gehört  geologiscn  noch  dieser  an. 

IWI  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Giswil).  1162  m.  Hütten,  am 
N.-Hang  der  Giswilerstöcke  zerstreut  gelegen  ;  2,5  km  w. 
Kleintheil.  Dieser  in  der  Schweiz  kein  zweites  Mal  vor- 
kommende Name  bezieht  sich  wahrscheinlich  auf  ein 
einst  hier  stehendes  Eibenwäldchen.  Vergl.  den  Art. 
Ibach. 

IZIKON  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Grüningen). 
500  m.  Schulgemeinde  und  Dorf,  800  m  so.  Grüningen 
und  4,5  km  wnw.  der  Station  Bubikon  der  Linie  Zürich- 
Uster-Rapperswil.  Telephon.  Zusammen  mit  Adletshausen : 
90  Häuser,  337  reform.  Ew.  ;  Dorf:  53  Häuser,  189  Ew. 
Wiesenbau.  837:  Izinheimo. 


GEOOB.  LEX.  85  —  n  —  41 


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J\B 


JiEG 


JABERG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftigen).  547  ra.  Gem. 
und  Dorl,  am  linken  Ufer  der  Aare  und  1,2  km  w.  der 
Station  Kiesen  der  Linie  ßem-Thun.  Gemeinde,  mit 
Hinter  Jaberg,  Vorder  Jaberff  und  Stoffelsruti :  26  Häuser, 
162  reform.  Ew. ;  Dorf:  20  Häuser,  125  Ew.  Kirchgemein- 
de Kirchdorf.  Acker-  und  Wiesenbau.  Seit  1835  Brücke 
über  die  Aare  nach  Kiesen.  Nahe  Jaberg  sollen  an  einer 

1'etzt  bewaldeten  Stelle  einst  eine  feste  Burg  und  eine 
Lleine  Stadt  gestanden  haben.  Grabhügel  aus  der  ersten 
Eisenzeit  (Hallstatt  Periode). 

JABLC  oder  JABLET  (COL  DE)  (Kt.  Bern  und 
Waadt).  1888  m.  Beffraster  Passübergang,  zwischen  den 
Gruppen  der  Gummtluh  und  des  Witenberghoms ;  führt 
von  L*£tivaz  durch  das  Waadtländer  Thälchen  von  L*£ti- 
vaz  und  den  Bemer  Meyelsgrund  in  5  Stunden  nach 
Gstaad.  Benannt  nach  den  beiden  Alpweiden  Gros  und 
Petit  Jable,  die  er  mit  der  Alp  weide  des  Gummbergs  ver- 
bindet. 

JABLE  (GROS  und  PETIT)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Pays 
d'Enhaut).  1890  und  1787  m.  Alpweiden  mit  Hütten,  im 
Thälchen  von  L'fetivaz  und  s.  der  Gummfluh  ;  2  ^/i  Stun- 
den über  dem  Gontour  de  r£tivaz.  Im  Juni,  Juli  und  Sep- 
tember bezogen.  Flysch. 

JACOTERIB  (LA)  (Kt.Bern,  Amtsbez.  Del8berg,Gem. 
Bassecourt).  768  m.  Bierffweide^  mit  schönem  Landhaus, 
Bauernhof  und  Nebengeoäuden,  auf  einem  Plateau  rechts 
über  der  Some  und  1  km  nö.  der  Hochöfen  von  Under- 
velier ;  3,8  km  ssw.  der  Station  Bassecourt  und  3,6  km 
ssö.  der  Station  Glovelier  der  Linie  Delsberg-Delle.  13  re- 
form, und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Boi^court-Basse- 
court.  Schöne  Aussicht  auf  das  umliegende  Bergland,  be- 
sonders auf  den  weiten  Felsenzirkus,  der  gegen  N.  die 
Schlucht  von  Undervelier  vom  Delsbergerthal  trennt. 

JiEGBRHOF  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen,  Gem.  Adlis- 
wil).  490  m.  So  nennt  die  Sie^friedkarte  die  eine  der  bei- 
den Häusergruppen  des  Weilers  Ober  Leimbach,  nahe 
dem  linken  Ufer  der  Sihl,  500  m  w.  der  Haltestelle  Sod 
der  Sihlthalbahn  und  1,5  km  nw.  Adliswil.  Zusammen 
17  Häuser,  103  reform.  Ew. 

JiEGERHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  3975  m  (auf 
der  italienischen  Karte  3972  m).  Gipfel,  im  Massiv  des 
Monte  Rosa,  auf  der  Grenze  gegen  Italien  und  zwischen 
dem  Fillarhorn  (3679  m)  und  Nordend  (4612  m).  Zum 
erstenmal  1867  von  Mathews  und  Morshead  mit  den 
Führern  Almer  und  Maurer  vom  Gomergletscher  aus  be- 
stiegen. Wird  jetzt  nur  selten  besucht. 

JiEGERJOCH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  Etwa  3900  m. 
Eisjoch,  zwischen  dem  Nordend  und  dem  Jägerhorn 
(Massiv  des  Monte  Bosa),  auf  der  Grenze  gegen  Italien. 
Schwierig  und  daher  nur  selten  begangen,  von  Macug- 
naga  aus  1867,  von  Zermatt  aus  1876  zum  erstenmal 
überschritten.  Macugnaga-Passhöhe  9  Stunden,  Passhöhe- 
Zermatt  5  Vff  Stunden.  Der  Pass  auf  der  Karte  von  Ene^el- 
hardt  (1850)  irrtümlich  Alt  Weissthor  benannt  (welcher 
Pass  übrigens  im  gleichen  Kamm  sich  beßndet  wie  das 
Jägerjoch). 

JiEGERKREUZ  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk).  2717  m. 
Felsspitze,  über  der  Larschialp  (1582  m),  rechts  über  dem 
Thal  der  Dala  und  n.  überVarone;  Vorberg  des  Zayettaz- 
hornes  (2783  m)  in  der  Gruppe  des  Trubelnstockes  (3004 
m ;  Wildstrubelmassiv).  Zu  oberst  steht  ein  Kreuz,  das 
zweifellos  zum  Andenken  an  einen  in  diesen  Gebieten 
verunglückten  Gemsjäger  errichtet  worden  ist. 

J>EGERN8TGECKE  (Kt.Schwyz  u.  Un).  Kalkkamm, 
in  der  SO.-Ecke  des  Kantons  Schwyz  und  auf  der  Grenze 
zwischen  diesem  und  dem  urnerischen  Umerboden. 
Ausserordentlich  Ödes  und   felsiges   Gebiet,  das  (wie  die 


weiter  n.  gelegene  Karrenalp  und  der  Kirchberg)  aus  na- 
hezu wagrecht  liegenden,  aber  stark  verwitterten  und 
zerklüfteten  Schichten  von  Malmkalk  besteht.  Diese  ruhen 
auf  einer  Unterlage  von  Dogger,  Liasund  rotem  triasischen 
Qaartenschiefer.  Das  Ganze  bildet  eine  horizontal  ge- 
schichtete Masse,  die  auf  den  Flysch  des  Urnerbodens  und 
des  Linththales  aufgeschoben  ist.  Der  Kamm  der  Jägern- 
stöcke zeigt  zahlreiche  Einzelgipfel,  die  alle  über  2400  m 
hoch  sind  (z.  B.  der  Scheienberg  mit  2609  m)  und  zusam- 
men mit  den  Märenbergen  s.  über  der  im  Malm  erodier- 
ten Wahne  des  Glattensees  und  der  Glattenalp  aufsteigen. 
Das  Gebiet  dieser  unterirdisch  sich  entwässernden  und 
über  1850  m  gelegenen  Wanne  wird  meist  blos  von  Gems- 
jägern  besucht.  Die  Jägemstöcke  sind  nur  von  N.  her, 
d.  h.  von  der  Glattalp  oder  der  Ortstockfurkel  ans  zu- 
gänglich. Zum  Umerboden  hinunter  leitet  der  Sahlitritt, 
ein  ganz  ausserordentlich  schwieriger  und  äusserst  selten 
begangener  Weg. 

J>EGGLI8HORN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
€[uart).  2252  m.  Gipfel,  w.  Vorberg  des  Saaser  Calanda, 
in  der  Gruppe  des  Madrishorns.  Man  findet  hier  auf 
kleinem  Baum  eine  bemerkenswerte  Verschiedenheit 
der  Gesteinsschichten.  Während  nämlich  das  Madrishorn 
aus  Gneis  und  krystallinen  Schiefern  und  der  Saaser 
Calanda  aus  triasischen  Kalken  bestehen,  ist  das  Jägfflia- 
horn  zusammen  mit  seinem  S.-Grat  aus  Bündnerscnie- 
fem  aufgebaut.  Diese  Verschiedenartigkeit  des  geologi- 
schen Aufbaues  zeigt  sich  deutlich  auch  auf  den  ersten 
Blick  in  den  verschiedenen  äussern  Formen  und  Farben 
dieses  Gebietes.  Das  Jägglishom  bildet  einen  kühnen 
Felskopf,  der  dem  Wanderer  beim  Aufstieg  gegen  St.  An- 
tonien sofort  auffällt.  Im  W.  hat  sich  eine  Kunse,  wie 
solche  für  die  Zone  der  Bändnerschiefer  charakteristisch 
sind,  tief  in  den  Berghang  hineinsefressen.  Da  die  be- 
nachbarten Gipfel  höher  sind,  wird  das  Jägglishom  trotz 
seiner  sehr  schönen  Aussicht  nur  selten  besucht.  Eb  ist 
von  Küblis  aus  auf  einem  guten  Weg  über  Telfs,  Ran- 
calina,  Clavamartsch  und  Flurisboden  in  4  Stunden  zu- 
gänglich ;  der  Aufstieg  von  St.  Antonien  über  die  Ascha- 
runeralp  erfordert  nur  27t  Stunden. 

J>EGI  (OBERE)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken). 
2900-3000  m.  Oberer  Abschnitt  des  SW.-Grates  des  Met- 
tenbergs (3107  m)  in  der  Gruppe  der  Schreckhömer,  S-3 
Stunden  so.  über  der  Kirche  Grindelwald.  Tiefer  unten 
heisst  der  Grat  das  Jägigrätli  (2473  m). 

JiEGIBURG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle).  2500 
m.  Gipfel,  in  der  Kette  zwischen  Reichenbachthal  and 
Urbachthal,  nö.  über  Rosenlaui.  Ziemlich  schwierig  zu 
besteigen.  Die  NO.-Schulter  heisst  Simelistock. 

JiEGIEGG  (Kt.  Wallis,  Bez.  Westlich  Baron).  Pass- 
übergang. S.  den  Art.  JvEgilücke. 

JiEGIFIRN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Westlich  Raron).  Fim- 
feld  des  J^ggigletscuers.  S.  diesen  Art. 

J>EGIGLET8CHCR  (Kt.  Wallis,  Bez.  Wesüich  Ra- 
ron). 2600-2300  m.  Gletscher,  1  km  lang  und  500  m  breit; 
ist  zusammen  mit  seinem  Fimfeld,  dem  Jägifim,  3  km 
lans  und  im  Maximum  2.8  km  breit.  Firn  und  Gletscher 
sina  zwischen  Jägiknubel  (3143  m),  Grosshorn  (3765  uj, 
Lauterbrunnen  Breithorn  (3779  m)  und  die  Barspitzen 
(3189  m)  eingebettet.  Der  Gletscherbach  geht  zur  Lonza, 
die  das  Lötscnenthal  entwässert.  Der  Firn  und  obere  Teil 
des  Gletschers  sind  stark  zerklüftet. 

J>EGIGR>ETLI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  Fels- 
grat. S.  den  Art.  J^egi  (Obere). 

JiEGIHGERNER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Westlich  Raron). 
3510  und  3416  m.  Zwei  Gipfel,  im  S.-Kamm  des  Breit- 
lauihorns,    zwischen   dem  Innern  Baltschiederfim   und 


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dem  Aeussern  Baltschiederfirn,  in  der  Gruppe  des  Bietsch- 
horns.  Der  Punkt  3510  m  schwierig  zu  bestei|[en,  zum 
erstenmal  1896  vom  Breitlauijoch  (5  Stunden  über  Ried 
im  Lötschenthal)  in  2  Vf  Stunden  bezwungen  worden ;  der 
ebenfalls  wenig  zugängliche  Punkt  3416  m  zum  erstenmal 
1869  vom  Baltschiederjoch  aus  in  1'/«  Stunden  erreicht. 

JiEGIHCERNCR  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp)  3213  m. 
Mehrgipfliger  Felskamm,  zweigt  nach  SW.  vom  Inner 
Rothom  ab,  das  selbst  wieder  dem  Rossbodenhorn  oder 
Fletschhom  nach  W.  vorgelagert  ist;  nö.  über  Saas  Im 
Grund.  Die  Firnfelder  und  Schutthalden  an  der  W.-Flanke 
des  Kammes  heissen  Auf  der  Jägi. 

JiEGIHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Westlich  Raron).  3250 
m.  Gipfel,  dem  Wilerhorn  (3311  m)  nach  S.  vorgehffert 
und  in  der  Kette  zwischen  JjoUithal  und  Bietschtnal. 
Kann  von  Ried  im  Lötschenthal  über  den  Jjolli^letscher 
und  das  östliche  Wilerjoch  in  5  Stunden  unschwierig  be- 
stiegen werden.  Erste  Besteigung  1884. 

JiEGIKNUBEL  (Kt.  Wallis,  Bez.  Westlich  Raron). 
3143  m.  Felskopf,  dem  Grosshorn  im  S.  vorgelagert,  in 
der  Kette  zwischen  dem  Lötschen-  und  Lauterbrunnen- 
thal und  zwischen  dem  Anengletscher  und  Jängletscher. 
Ueber  den  SW.-Grat  zugänglich  ;  von  einer  Besteigung 
durch  Touristen  ist  nichts  bekannt. 

J>EGII.OCKC  oder  JiEGIEGQ  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Westlich  Raron).  Etwa  3200  m.  Passübergang,  im  S.-Kamm 
des  Grosshorns  zwischen  diesem  j;3765  m)  und  dem  Jägi- 
knubel  (3143  m) ;   führt  vom  Jägifim  hinüber  zum  Anen- 

Sletscher.  Selten  begangen ;  kann  von  Ried  im  Lötschen- 
lal  in  47,  Stunden  erreicht  werden  und  wird  meist  nur 
als  Fusspunkt  für  die  Besteigung  des  Grosshorns  über 
den  S.-Kamm  benutzt.  Auf  der  Siegfriedkarte  unbenannt 
und  ohne  Höhenkote. 

JiENZIGRAT  (Kt.  Obwalden).  1732-1741  m.  Teil  des 
meist  bewaldeten  oreiten  Kammes  zwischen  dem  Gross 
Schlierenthal  und  dem  Thal  der  Samer  Aa ;  6  km  wnw. 
über  Sarnen,  von  wo  man  durch  den  Ramersbergerwald 
in  3  Stunden  zum  trigonometrischen  Signal  gelangen  kann. 
Schöne  Aussicht  auf  die  Urner  und  Unterwaldner  Alpen. 

JiENZIMATT  oder  ENZIMATT  (Kt.  Obwalden, 
Gem.  Giswil).  1643  m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  Hütten 
und  einer  Kapelle,  am  W.-Hang  der  Giswflerstöcke  und 
im  oberen  Marienthal,  8-4  Stunden  sw.  über  Kleintheil. 

JiERFLENALP  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggen- 
burg, Gem.  Krummenau).  1100-1400  m.  Alpweide  mit  5 
zertreut  gelegenen  Hütten,  am  NO. -Hang  des  Stockbergs 
und  3-4  Stunden  osö.  über  Ennetbühl.  81  ha  gross. 

J>E88BNEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  und  Bez. 
Schwyz,  Gem.  Ober  Iberp^).  1036-991  m.  9  Häuser,  über 
dem  rechten  Ufer  der  Minster  und  am 
W.-HaM  der  Guggem  zerstreut  gele- 
gen; l,o  km  sw.  Ober  Iberg  und  lo  km 
so.  vom  Bahnhof  Einsiedeln.  68  kathol. 
Ew.  Acker-  und  Wiesenbau,  Viehzucht. 
Seidenindustrie.  Am  25.  Dezember  1281 
verkaufte  Schwyz  die  damals  schon  wert- 
vollen Güter  auf  der  Jässenen  um  den 
£reringen  Preis  von  10  Pfund  an  Konrad 
Uunno,  der  sich  im  Marchenstreit  zwi- 
schen Schwyz  und  Einsiedeln  und  als 
Gesandter  bei  Rudolf  L  von  Habsburg 
um  seine  Heimat  verdient  gemacht 
hatte.  Dieser  Kaufbrief  ist  die  erste 
Urkunde  mit  dem  Siegel  des  Landes 
Schwyz. 

JiETZALP  (Kt.  Glarus,  Gem.  Elm). 
1185-2100  m.  Alpweide,  im  obem  Sernf- 
thal,  1-3  Stunden  sw.  über  Elm.  Die 
tiefer  gelegenen  Abschnitte  der  Alp  sind 
am  rechten  Ufer  des  Semf,  während 
der  zentrale  und  obere  Teil  in  dem 
vom  Jätzbach  entwässerten  kleinen  Sei- 
tenthal liegen,  das  sich  mit  dem  engen 
Tobel  des  soff.  Jätzloches  von  rechts 
auf  das  Semftnal  öffnet.  Wird  vom  Weg 
über  den  Panixerpass  durchzogen.  9 
Hütten  in  1185,  1470  und  1720  m.  Es 
sömmem  hier  80  Kühe  und  300  Schafe. 

JiEUNLIBACH  (ABL>ENT8CHER)  (Kt.  Bern, 
Amtsbezirk  Saanen).  1650-1200  m.   So  heisst  aer  6,5  km 


lange  Oberlauf  des  Jaunbaches  von  seiner  Quelle  bis  zum 
Dorf  Abläntschen. 

JAGDBURG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun,  Gem.  Höfen). 
725  m.  Malerische  Burgruine,  auf  dem  Moränenrücken 
zwischen  Amsoldin^^ersee  und  Stockenthal.  Schöne  Aas- 
sicht auf  die  Felswände  der  Stockhorn kette,  den  Amsol- 
dinger^,  Uebischi-  und  Thunersee,  die  Alpen  und  das 
Aarethal  bis  nahe  an  Bern.  Diese  auch  Stocken  oder 
Friedegg  geheissene  Barf|[  beherrschte  den  Weff  durch  das 
Stockenthal.  Einer  geschichtlich  nicht  begründeten  Ueber^ 
lieferung  nach  soll  die  Burg  1286  von  den  Bernem  an- 
lässlich eines  Streites  mit  den  Edeln  von  Weissenburg 
genommen  worden  sein.  Sie  war  der  Reihe  nach  Eigen- 
tum der  Geschlechter  von  Amsoldingen,  Scharnachthal 
und  Wattenwyl  und  zerfiel  dann  in  Trümmer.  Vergl. 
Bemer  Taschenbuch  für  1903. 

JAGDMATT  (Kt.  Un,  Gem.  Erstfeld).  474  m.  Häusei^ 
ffruppe  mit  einer  berühmten  Kapelle,  am  rechten  Ufer 
der  Reuss  bei  Erstfeld.  Im  11.  Jahrhundert  Einsiedelei 
und  damals  Super  coUe  genannt.  Die  1379  vergrösserte, 
1637  im  Barokstil  neu  erstellte  und  1895/96  mit  künstle- 
rischem Geschmack  restaurierte  Kapelle  ist  von  grossem 
architektonischen  und  archäologischen  Interesse.  Sie 
enthält  das  schönste  Bronzemesser  der  Schweiz  (nach 
der  Ueberlieferung  das  Jagdmesser  des  Gründers  der 
Einsiedelei),  das  Ritterschwert  des  Landammanns  Peter 
a  Pro  (16.  Jahrhundert),  femer  eine  Lampe  und  ein  Chor- 
gitter, die  beide  prachtvolle  Erzeugnisse  der  Kunstschlos- 
serei des  17.  Jahrhunderts  sind.  Am  Tage  des  h.  Markos 
strömen  hier  Pilger  aus  dem  ganzen  Kanton  zusammen. 
Hier  versammelten  sich  auch  die  Urner  1799  zu  ihrem 
Freiheitskamj^f  gegen  die  Franzosen.  Vom  Volke  Jagmatt 
genannt  und  jetzt  fälschlich  Jagdmatt  geschrieben. 

JAILLAZ  (UA)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Veveyse,  Gem.  Be- 
sencens).  874  m.  Weiler;  3,8  km  nö.  der  Station  Oron  der 
Linie  Freiburg-Lausanne.  13  Häuser,  89  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Saint  Martin.  Acker-  und  Wiesenbau, 
Viehzucht. 

JAKOBIQER  (Kt.Uri).  2506  m.  GneisspiUe,  im  Berg- 
stock des  Krönten  (3108  m),  s.  über  dem  Erstfelderthal 
und  w.über  dem  Reussthal.  Nach  W.  setzt  sich  der  Krön- 
ten über  den  Männtliser  (2910  m),  Männtli  (2840  m)  und 
den  Rüchen  (2629  m)  fort,  um  dann  an  die  Spannörter 
sich  anzuschliessen. 

JAKOB8BAD  (Kt.  Appenzell  I.  R..  Gem.  Gonten). 
872  m.  Viel  besuchtes  Heilbad,  nahe  der  Vereinigung  von 
Schwarzbach  und  Weissbach,  an  der  Strasse  Umasch- 
Gonten,  unweit  vom  reizenden  Kloster  zum  Leiden  Christi 
und  1,6  km  sw.  Gonten.    Station    der  Appenzellerbahn 


Jakobsbad  gegen  die  Handwilerhöhe. 

(Winkeln-Herisau- Appenzell).  Telephon.  7  kathol.  E.w 
Säge.  Das  Mineralwasser  wird  sowohl  äusserlich  wie  in- 
nerlich angewendet.  Die  nicht  zu  den  Badegebäuden  ge- 


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hörenden  Häuser  heissen  Beim  Jakobsbad.  Audflüge  auf 
den  Kronberg,  die  Petersalp  und  Hundwilerhöhe. 

JAKOB8HAU8  (Kt.  Graubunden,  Bez. 
Plessur,  Kreis  und  Gem.  Churwalden).  1440 
m.  Gruppe  von  Hütten  und  4  Häuser,  in 
einem  Seitenarm  des  Thaies  der  Rabiusa, 
10  km  S8Ö.  vom  Bahnhof  Chur.  2  Häuser 
werden  das  ganze  Jahr  bewohnt.  7  reform. 
Ew.  deutscher  Zunge.  Alpwirtschaft. 

JAKOB8HORN  (Kt.  Graubänden,  Bez. 
Ober  Landquart).  2594  m.  Gipfel,  nw.  Eck- 
punkt der  Kette  zwischen  Sertig-  und 
Dischmathal,  B  km  so.  Davos  Platz.  Leicht 
zu  besteigen,  entweder  von  Davos  Platz 
aus  über  die  Ischialp,  den  Bremenbuhl  u. 
über  den  Grat  oder  vom  Bad  Clavadel  (vor 
dem  Ausgang  des  Sertigthales)  aus.  Man 
kann  auch  vom  Jakobshorn  eine  Gratwan- 
derung über  das  Jatzhorn,  Witihörnli  etc. 
unternehmen,  um  dann  nach  Sertig  Dörfli 
abzusteigen.  Auf  dem  Bremenbühl  (2261 
m),  der  N.-Schulter  des  Jakobshornes,  hat 
man  einen  Anemometer  (Windmesser)  auf- 
gestellt.  flflBB 

JAKOB8THAL  (Kt.  Thurgau ,  Bez. 
Frauenfeld,  Gem.  Aadorf).  462  m.  Gruppe 
von  5  Häusern,  an  der  Murg,  an  der  Strasse 
Wänffi-Mazingen  und  4  km  nö.  Aadorf.  Sta- 
tion der  Strassenbahn  Frauenfeld- Wil.  Post- 
ablage. 72  zur  Mehrzahl  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Wängi.  Wiesen  und  Wald.  Eine 
grosse  Baumwollweberei. 

JAKOB8THAL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Bulach,  Gem.  Hoch- 
felden).  421  m.  Gruppe  von  2  Häusern,  800  m  so.  Hoch- 
felden  und  1,8km  sw.  der  Station  Bülach  der  Linie  Zürich- 
Eglisau-Schaflhausen.  15  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Bül- 
ach. Wiesenbau. 


der    Bahnlinien    Montreux-Vevey-Les  Avants-Montbovon 
(1903)  und  Chäteaux  d'Oex-Bulle-Chätel  Saint  Denis- Vevey 


Dent  de  Jaman  von  Les  Avant»  aus. 


JALUZE  oder  JALU8E  (LA)  (Kt.  Neuenburg,  Bez. 
und  Gem.  Le  Locle).  952  m.  1ö  Häuser,  längs  der  Strasse 
Le  Locle-Les  Ponts  und  in  einem  kleinen  linksseitigen 
Nebenarm  zum  Hochthal  von  Le  Locle  zerstreut  gelegen ; 
1,5  km  s.  der  Station  Le  Locle  der  Linie  La  Chaux  de 
Fonds- Le  Locle-Morteau.  Postbureau,  Telephon ;  Post- 
wagen Le  Locle-Les  Ponts  de  Martel.  291  reform  Ew.  Me- 
tallwalzwerke. Weinhefen- und  Neuenburger  Schaumwein- 
fabrik. 

JAMAN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint  Maurice).  Alpweide.  S. 
den  Art.  Creux  de  Dz^man  (Le). 

JAMAN  (COL  DE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Vevey).  1516  m. 
Schon  seit  alter  Zeit  begangener  Passübergang  mit  Saum- 
weg, zwischen  der  Dent  de  Jaman  und  der  Kette  von  Les 
Verreaux;  verbindet  Vevey,  Montreux  und  Les  Avants  mit 
Montbovon,  dem  Greierzerland  und  dem  Pays  d'Enhaut. 
Montreux-Passhöhe  3  Stunden,  Passhöhe-Montbovon  2  Vt 
Stunden.  Von  der  Passhöhe  aus  hat  man  eine  prachtvolle 


Dent  und  col  de  Jaman  mit  dem  Eisenbahntunnel. 


Aussicht  auf  den  Genfersee.  Der  leicht  zugängliche  Col  de 
Jaman  ist  bis  etwa  ums  Jahr  1880  viel  begangen  worden, 
hat  dann  aber  an  Ruf  verloren  und  wird  nach  Eröffnung 


nur  noch  von  wenigen  Vergnü^ungsreisenden  überschrit- 
ten werden.  Die  erste  dieser  Linien  geht  von  Montreux 
und  Vevey  aus,  steigt  über  Chamby  nach  Les  Avants  auf, 
unterfährt  den  Pass  in  einer  Höhe  von  1118  m  mit  einem 
2440  m  langen  und  im  Jahr  1902  vollendeten  Tunnel  und 
geht  auf  Freiburger  Seite  durch  das  Thal  des  Hongrin 
nach  Montbovon,  welcher  Ort  9,3  km  vom  Waadtländer 
Eingang  zum  Tunnel  und  22,1  km  von  Montreux  entfernt 
ist.  Unter  dem  Col  de  Jaman  geht  daneben  noch  in  einer 
Höhe  von  1107  der  2500  m  lange  Stollen  durch,  der  die 
Quellwasser  des  Paysd*Enhautan  den  Genfersee  hinunter 
leitet.  Geologisch  besteht  das  Gebiöt  des  Col  de  Jaman  aus 
Dogger  und  Malm  (knolliger  Oxfordkalk). 

JAMAN  (DENT  DE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Vevey).  1878 
m.  Felsspitze,  den  Rochers  de  Naye  nach  N.  vorgelagert 
und  zwischen  diesen  und  dem  Col  de  Jaman.  Kann  von 
Les  Avants  aus  in  3  Stunden  oder  von  der  Station  Jaman 
der  Bahn  Territet-Glion-Rochers  de  Naye  in  40  Minuten 
bestiegen  werden.  Die  Aussicht  ist  besonders  auf  den  Gen- 
fersee sehr  schön,  steht  aber  derjenigen  der  Rochers  de 
Naye  an  Mannigfaltigkeit  nach.  Vor  der  Eröffnung  der 
Bahn  auf  diesen  eben  genannten  Aussichtspunkt  war  die 
Dent  de  Jaman  ein  ausserordentlich  beliebtes  Ausflugsziel. 
Bildet  eine  schöne  Malmp^- 
iw^^sssF^-^"'- -^^    -^  r  ^^:>-^^         mide,    deren    Schichten    leicht 

■"i^^^^5!äjlj :■■;:;;!  ^^^^T'^i^'/'^';  /^^'J-R'-J      konkav  gebogen  sind,  und    hebt 
■  '|BmJJ.j^^-----  ■:,  ■    ^-^;"::  /  /  ^JJ.^  1      *ic^*    bewundernswert   f^i    von 

^ '    ---'^ -^^  ^- .riC7\:^     :      der  aus  Oxford  und  Dogger  be- 

stehenden Unterlage  ab.  Fossi- 
lien im  knolligen  Oxfordkalk. 
Aus  dem  Doggerschiefer  am  S.- 
Hang (unter  der  Spitze)  spru- 
deln mehrere  Quellen. 

JAMAN    (LAC    DE)     (Kt. 
Waadt,    Bez.   Vevey).    1568   m. 
Kleiner  Alpensee,  im  Thälchen 
von   Jaman  d'Amont,   zw^ischen 
der  Dent  de  Jaman   (1878  m) 
und    Dent   de  Hautaudon  (1874 
I      m).  Kann   von  der  Station  Ja- 
!      man  der  Bahn  Territet-Glion-Ro- 
chers  de  Naye  in  V4  Stunde  be- 
quem besucht  werden.  Am  Ufer 
ein  kleiner  alpiner  Versuchsgar- 
ten.   Doggergewölbe,   zum   Teil 
mit  mächtigem    Sturzschutt  überführt.   Der  Abfluss  des 
Sees  verliert  sich  weiter  unten  in  einem  Trichter  (im 
Malm),  um  im  Vallon  des  Gases  wieder  zu  Tage  zu  treten. 


JAM 


JAU 


645 


JAMAN  (STATION   DE)  (Kt.  Waadt,    Bez.  Vevey). 
1759  m.  Station  der  Linie  Territet-Glion-Rochers  de  Naye, 


'-'^^^^^'j'^^J^^^S^ 


Col  und  Dent  de  Jaman  von  Les  Coarcys  (Verreau 

eb.  Stanschatt;  Cr.  Obere  Kreide;  Ne.  Neocotn;  Js.  Oberer  Malm; 
KnoUenkalk;  Ji.  Dogger;  Ls.  Liat. 

am  Ausgang  des  75  langen  Tunnels,  der  den  begrasten 
Rücken  zwischen  der  Dent  de  Merdasson  und  der  Dent 
de  Jaman  unterfahrt,   lieber  dem  kleinen  Lac  de  Jaman. 

JAMMERTHAL  (IM)  (Kt.  und  Ämtsbez.  Bern).  Ver- 
alteter Name  für  das  Wiesenthal  zwischen  Ober  Wanden 
und  der  Station  Thörishaus  der  Linie  Bern-Kreiburg.  Hier 
siegten  am  2.  März  1298  die  ßerner  über  die  Freiburger 
und  ihre  Verbündeten  in  dem  Kampf,  der  am  Enffländer- 
hubel  oder  Donnerbühl  begonnen  hatte  und  in  dem  die 
Freibur^er  grosse  Verluste  erlitten.  Von  diesem  Gefecht 
her  datiert  der  auf  der  Siegfried  karte  nicht  mehr  ver- 
zeichnete Name  Im  Jammerthal.  Vergl.  den  Art.  Wiesen- 
thal. 

JANZENHAU8  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Büren,  Gem. 
Wengi).  483  m.  Gruppe  von  7  Häusern;  1,5  km  nw. 
Wenci  und  5,5  km  s.  der  Station  Büren  der  Linie  Lyss- 
Solotnurn-Herzogenbuchsee.  38  reform.  Ew.  Landwirt- 
schaft. Hefugium  mit  Wall  und  Graben.  Auf  einem  Aus- 
läufer des  Bucheggberges  steht  n.  vom  Dorf  der  sog.  Gul- 
dighubel,  auf  dem  der  Volkssage  nach  an  jedem  Weih- 
nachtstag ein  goldener  Wagen  erscheint.  Janzenhaus  ist 
die  Heimat  des  Bundesrates  Jakob  Stampfli. 

JAQUAZ  (LA)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Veveyse,  Gem.  At- 
talens).  769  m.  Weiler,  500  m  s.  Attalens 
und  3,5  km  sw.  der  Station  Bossonens 
der  Linie  Chätel  Saint  Denis-Pal^zieux. 
14  Häuser,  84  kathol.  Ew.  Acker-  und 
Wiesenbau,  Viehzucht. 

JARDIAIRE  (LA)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
und  Gem.  Saint  Maurice).  Häusergruppe. 
S.  den  Art.  Lurd£:re. 

JARGONNANT  (Kt.  Genf,  Linkes 
Ufer,  Gem.  Eaux  Vives).  383  m.  Oestl. 
Aussen  quartier  der  Stadt  Genf,  ohne  feste 
Grenzen,  von  den  elektrischen  Strassen- 
bahnlinien  Genf-Annemasse  und  Genf- 
Vandceuvres-Jussy  durchzogen.  Besteht 
zum  grössten  Teil  aus  grossen  Mietshäu- 
sern und  einigen  Villen.  Reformierte 
Kirche.  Der  Name  des  Quartiers  leitet 
sich  nach  Fontaine  Borgel  von  dem  Nant 
de  rOie  her,  einem  kleinen  Bach,  der 
heute  völlig  eingedeckt  ist  und  in  die 
Abwasserkanäle  des  Quartiers  mündet, 
aber  noch  im  Jahre  1827  eine  Ueher- 
schwemmung  verursacht  hat.  Früher  hiess 
das  Quartier  auch  Hurtebise.  Von  dieser 
Seite  her  versuchten  die  Soldaten  des 
Herzojg^s  von  Savoyen  im  Einverständnis 
mit  einigen  Mitverschworenen  in  der 
Stadt  1534  einen  Ueberfall  auf  Genf, 
wurden  aber  von  den  Genfem  zurück- 
geworfen, da  der  Bürger  Jacques  Malbuis- 
son  den  Behörden  das  Geheimnis  verraten  hatte.  Die- 
ses Ereignis  ist  in  der  Geschichte  unter  dem  Namen 
der   Retraite  de  Jargonnant  bekannt.     Hier   stand  fer- 


x)  aas. 

Oxf.  Unterer  Malm 


ner  das  Landhaus  des  Professors  Johann  Abraham  We- 
ber, das  am  24.  April  1795  von  fünf  vermummten  Glie- 
dern   der  Bande  der   sog.  Chauffeurs 
überfallen  und  geplündert  wurde. 
JA8BACH  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Ko- 
r  nolfingen    und    Signau).    910-820    ra. 

'A^ifc^^"^"^^  Bach;    entspringt    beim    Dorf  Linden 

T&^*rül'^-  und  mündet  nach  5  km  langem  Lauf 
in  ö.  Richtung  im  Dorf  Röthenbach  von 
links  in  den  Röthenbach. 

JA8BACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ko- 
nolßngen.  Gem.  Innerbirrmoos).  903  m. 
Weiler,  im  Thälchen  des  Jasbaches  und 
7  km  nö.  der  Station  Ober  Diessbach 
der  elektrischen  Vollbahn  Burgdorf- 
Thun.  13  Häuser,  107  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Schwarzenegg. 

JATZHORN  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Ober  Landquart).  2683  m.  Gipfel,  in  der 
Kette  zwischen  Sertig-  und  Dischma- 
thal,  1  km  so.  vom  Jakobshorn  und 
4  km  so.  Davos  Platz.  Wird  meist  nur 
bei  der  Grat  Wanderung  Jakobshorn- 
Thälihom  bestiegen. 
JAUN,  französisch  Bellegarde  (Kt.  Freiburg,  Bez. 
Greierz).  1017  m.  Gem..  und  Pfarrdorf,  am  Jaunbach 
(Jogne),  an  der  Strasse  BuUe-Boltigen  und  21,2  km  ö.  der 
Station  Bulle  der  Linien  Romont- Bulle  und  Chätel  Saint 
Denis-Bulle-Montbovon.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon; 
Postwagen  Bulle-Jaun  und  (im  Sommer)  Jaun-Boltigen. 
Gemeinde,  mit  Ganderthal,  Im  Fane  (La  Villette),  Kappei- 
boden, Oberbach,  Weibeisried  una  Zur  Eich  :  142  Hau- 
ser, 825  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge;  Dorf:  33  Häu- 
ser, 213  Ew.  Alp  Wirtschaft.  Strohflechterei  und  Holz- 
handel. Höchstgelegenes  Dorf  des  Kantons.  Die  Häuser 
^uppieren  sich  zu  einem  Amphitheater  und  gleichen  in 
ihrer  Bauart  denjenigen  des  Berner  Oberlandes.  Wir 
finden  hier  meist  Alpweiden ;  es  gibt  nur  noch  wenige 
Wiesen,  deren  Gras  regelmässig  geschnitten  wird.  Gegen- 
über dem  Dorf  der  Jaunfall  und  oberhalb  desselben  eine 
schöne  Kaskade  von  27  m  Höhe,  die  von  einer  hier  zu 
Tage  tretenden  starken  Quelle  gebildet  wird.  Die  Umge- 
gend von  Jaun  bietet  sowohl  dem  Naturforscher  wie  dem 
Touristen  viel  Bemerkenswertes.  Reiche  Auswahl  an 
Bergtouren:  Vanils  de  Raveyres,  Mayschüpfen,  Combi- 
fluh,  Körblifluh,  Spitziluh,  Neuschelsfluh,  Kaisereck, 
Schafberg,  Hochmatt,  Kette  der  Gastlosen  (mit  Oberberg, 


Jauo  (Bellegarde)  von  Süden. 

Wandiluh  und  Dent  de  Ruth).  Entwässert  wird  das  Thal 
von  Jaun  und  seine  Seitenarme  durch  den  Jaunbach  mit 
seinen  Zuflüssen  Eggbach,  Oberbach,  Sattelbach,  Tossbach, 


6i6 


JAU 


JAU 


Kleinmontbach  (oder  Ruisseau  du  Petit  Mont)  und  Rio 
du  Grand  Mont.  Im  Juli  und  September  wird  Je  ein  Jahr- 
marlLt  abgehalten.  Neben  der  Pfarrkirche  St.  Stephan 
hat  die  Gemeinde  noch  die  Kirche  zu  Im  Fan^  (La  Villelte) 
und  je  eine  Kapelle  in  Kappelboden  und  Weibelsried. 

Der  in  Jaun  wohnende  Karl  Buch  hat  der  Gemeinde  zu 
gemeinnützigen  Zwecken  50000  Franken  gestiftet,  und 
vom  Dekan  Zurlinden  sind  ein  Gemeindearmenhaus  und 
die  Kirche  zu  Im  Fan^  gegründet  worden.  Jaun  ist  die 
einziffe  deutsche  Gemeinde  des  Jaunthales  und  des  Grei- 
erzerlandes  überhaupt.  Die  ersten  Ansiedler  sind  ohne 
Zweifel  aus  dem  Simmenlhal  herüber  ffekommen.  Den 
engen  Durchpass  durch  die  sog.  Klus  nutete  einst  die 
Burc[  Bellegarde,  die  1407  von  den  Leuten  aus  Thun  und 
Prutiffen  zerstört  worden  ist  und  deren  Ruinen  hoch  über 
dem  Dorf  heute  noch  sichtbar  sind.  Jaun  war  schon  1228 
eine  eigene  Kirchgemeinde  und  bildete  eine  eigene  Herr- 
schaft, die  dem  Edelgeschlecht  von  Corbieres  gehörte. 
Dieses  teilte  in  der  zweiten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts 
seine  Güter  in  der  Weise,  dass  das  Thal  von  Jaun  und  die 
Burg  Bellegarde  an  Richard  von  Corbieres  kamen.  Später 
erwarben  aie  Grafen  von  Greierz  einen  Teil  dieser  Herr- 
schaft. Freiburg  kaufte  deren  eine  Hälfte  1502  dem  Johann 
von  Corbieres  und  deren  andere  1504  dem  Grafen  Johann 
von  Greierz  ab.  Seither  bildete  Jaun  bis  zur  Umwälzung 
von  1798  eine  Landvogtei  Freiburgs. 

JA  UN  BACH,  französisch  La  Jogne  (Kt.  Frei  bürg.  Bez. 
Greierz).  Kleiner  Fluss;  entspringt  als  Jäunlibach  in 
1650  m  am  Jaungründli  (Kanton  Bern),  einem  ö.  Aus- 
läufer der  Dent  de  Ruth,  5  km  s.  vom  Weiler  Abläntschen. 
Nahe  der  Quelle  findet  sich  im  Felshang  der  Gastlosen  das 
sog.  Heidenloch,  eine  mächtige  und  tiefe  Höhle,  die  viel- 
leicht dem  prähistorischen  Menschen  zur  Wohnung  ge- 
dient hat.  Der  Jäunlibach  wendet  sich  zunächst  nach  NO., 
durchiliesst  das  Alpendorf  Abläntschen,  tritt  beim  Grenz- 
stein Nummer  II  (nahe  der  Lokalität  Im  Bruch)  auf  Frei- 
burgerboden  über  und  erhält  hier  den  Namen  Jaunbach. 
Dieser  umfliesst  in  grossem  Bogen  das  NO. -Ende  der  Gast- 
losen, wird  durch  die  Kette  Schöpfenspitze-Combifluh-Körb- 


4r«a^- 


EiDzugsgebiet  des  Jaanbaches. 

lifluh  nach  SW.  abgelenkt,  fliesst  dann  bis  zur  Mündung  des 
Javroz^egen  WNW.,  biegt  bis  zu  den  Mühlen  von  Broc 
neuerdmgs  nach  SW.  ab  und  wendet  sich  hier  nochmals 


gegen  NW.,  um  nach  28,5  km  langem.  Gesamtlauf  bei  Les 
Esserts  (in  der  Mitte  zwischen  Broc  und  Botterens)  in  677 
m  von  rechts  in  die  Saane  zu  münden.  Bis  Im  Fang  (La 
Villette)  ist  der  Fluss  tief  eingeschnitten,  dann  erweitert 
sich  das  Thal  bis  Les  Tzintres  deCharmey  allmählig.  Der 
Jaunbach  bildet  eine  Reihe  von  Wasserfallen,  besonders 
von  La  Tzintre  an  abwärts  und  unter  der  Berggruppe  von 
Montsalvens,  die  im  Lande  selbst  «Tines»  genannt  wer- 
den und  deren  bekanntester  derjenige  {gegenüber  dem 
Dorfe  Jaun  ist.  Auf  Freiburcer  Boaen  erhalt  er  von  rechts 
den  Eggbach,  Bühlbach,  Oberbach,  Dorfbach,  Ruisseau 
des  Fornys,  Ruisseau  des  Arses  und  den  Javroz ;  von  links 
den  Sattelbach,  Kleinmontbach  (oder  Ruisseau  du  Petit 
Mont),  Rio  du  Grand  Mont,  Ruisseau  de  Haut  Gr^t,  Ruis- 
seau des  Auges  und  den  Motälon.  Das  Gefall  des  Jaun- 
baches  beträgt  im  Mittel  4,02%.  Sehr  fischreich  und  sei- 
ner Forellen  wegen  im  Lande  berühmt.  Treibt  einige  Sä- 
gen und  Mühlen  und  liefert  u.a.  auch  dem  Elektrizitäts- 
werk Charmey  und  der  Schokoladefabrik  Gailler  in  Broc 
ihre  Triebkraft.  Jenes  staut  die  Wasser  des  Jaunbaches 
bei  den  Tines  de  la  Tzintre  mittels  eines  Holzwehres, 
führt  sie  von  da  durch  eine  430  m  lange  Hochdruckleitung 
ab  und  gewinnt  damit  einen  Fall  von  40  m  und  eine  Ar- 
beitsleistung von  1000  HP.  Von  diesem  Werk  werden 
Bulle,  Charmey,  Broc,  La  Tour  de  Tr^me,  £pagny,  das 
Schloss  Greierz,  Montbarry,  Riaz  und  £charlens  mit  elek- 
trischem Licht  versorgt.  Das  Stauwehr  des  bei  den  sog. 
Moulins  de  Broc  stehenden  Werkes  von  Broc  liegt  ober- 
halb der  Lokalität  L'Arr^t,  von  wo  das  Wasser  in  einem 
807  m  langen  Stollen  quer  durch  die  aus  oberem  Jura- 
kalk bestehende  Berggruppe  von  Montsalvens  geleitet 
wird  (45  m  Fall,  1800  HP  Arbeiteleistung).  Der  Name  Jaun 
oder  Jogne  ist  keltischen  Ursprungs  und  geht  auf  die 
Wurzel  ona  =  Wasserlauf  zurück,  die  sich  noch  in  man- 
chen anderen  Flussnamen  Frankreichs  und  der  Schweiz 
findet. 

JAUNE  (COL  DE  LA  DENT)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Saint  Maurice).  2997  m.  So  nennt  man  bisweilen  die 
Scharte  zwischen  der  Dent  Jaune  und  dem  Doigt,  die  bei- 
de dem  Bergstock  der  Dent 
du  Midi  angehören.  Verbindet 
den  Glacier  de  Plan  Neve 
mit  dem  Glacier  de  Soix,  ist 
ausserordentlich  schwierig 
zn  begehen  und  dient  daher 
nur  etwa  einem  Hochtou- 
risten zur  Messung  seiner 
Kräfte. 

JAUNE  (DENT)  (Kt 
Wallis,  Bez.  Saint  Maurice). 
3187  m.  Gipfel,  im  Bergstock 
der  Dent  du  Midi,  nw.  über 
den  Alpweiden  von  Salanfe 
und  so.  über  dem  Thälchen 
von  Soix  u.  dem  Dorf  Cham- 
p^ry.  Die  ziemlich  schwie- 
rij^e  Besteigung  erfolgt  ge- 
wohnlich von  Salanfe  aus 
über  den  Glacier  de  Plan 
N4vä,  den  schwindeligen  Fel- 
sensteig der  sog  Vire  aux  Da- 
mes  und  den  Corridor  in  5 
Stunden.  Zum  erstenmal  1879 
bezwungen.  Aussicht  sehr 
schön,  obwohl  derjenigen 
der  freier  stehenden  Cime 
de  TEst  und  Cime  de  TOuest 
untergeordnet.  Die  Dent  Jau- 
ne bildet  einen  riesigen  Stock 
aus  Urgonkalk,  der  auf  schie- 
ferigem und  mergeligem  Neo- 
comkalk  ruht. 

JAUNPA88         oder 
BRUCHBERG  PASS, 
französisch    Col  de    Belle- 
garde oder  Col    de  Bruch 
(Kt.   Bern,   Amtsbez.     Ober 
Scheitelpunkt  der  Militärstrasse 
dem  Kamm   der    Ober- 
2049    m)    und    der 


KAitfh^^  jc 


Simmenthai).  1506  m. 
Boltigen-Jaun-Bulle,  zwischen 
^fi>i>dlp  (Ausläufer   des    Hundsrück 


JAV 


JAZ 


647 


WiDteregg  <8Ö.  Ausläufer  des  Bäderhoms2012  m).  Pracht- 


seiner ganzen 


volle  Aussicht  auf  das  Simmenthai  in 
Lange,  den  in  der  Ferne  auftauchen- 
den Niesen,  das  AVildhorn  und  den 
Wildstrubei.  Etwas  oberhalb  der  Pass- 
höhe und  eines  z.T.  vertorften  kleinen 
Sees  steht  das  Wirtshaus  Zum  Bruch. 
Die  Passhöhe  7,1  km  von  Jaun  (Belle- 
garde) und  9,7  km  von  Boltigen.  Im 
Sommer  Postwagen  Boltigen-Bulle. 

JAVERNAZ  (CROIX  DE)  (Kt. 
Waadt,  Bez.  Aigle).  Gipfel.  S.  den  Art. 
Croix  de  Jayernaz. 

JAVERNAZ  (PATURAGE  und 
VALLON    DE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Ai- 

§Ie).  Kleines  Thal,  das  vom  N.-Fuss 
er  Pointe  des  Martinets  (2650  m ;  n. 
Ausläufer  der  Dents  de  Mordes)  nach 
N.  absteigt  und  von  dem  gegenüber 
dem  Dorf  Frenieres  in  den  Avan^on 
mündenden  Wildbach  L'Ivouettaz  ent- 
wässert wird.  Das  Thal  begleiten  im 
W.  der  Alpweidenrücken  Les  Collatels 
(1600  ra),  die  Kämme  des  Grand  Chä- 
tillon  (1847  m)  und  Drausinaz  (1951  m), 
die  Croix  de  Javemaz  (2106  m)  und  der 
Kamm  der  Tourche  (2210  m),  im  0. 
die  Pointe  des  Perrisblancs  (2590  m), 
Pointe  du  Pr6  Fleuri  (2491  m)  und  der 
frischgrüne  Grasrücken  der  Chaux  Com- 
mun  (2063  m).  Ist  im  allgemeinen  in 
Neocom  eingeschnitten  ;  Fossilien  (Ke- 
phalopoden)  am  Hans  des  Grand  Ghätillon.  Zu  oberst  im 
Thal  nndet  sich  an  der  Grand'vire  Flysch  in  verkehrter 
Lagerung.  Im  Thal  die  grosse  Alpweide  (pätura^e)  Javer- 
naz,  mit  Hütten  in  1681  m  am  linken  Ufer  der  Ivouettaz. 
Fahrweg  nach  dem  Weiler  Les  Plans  de  Frenieres  (2*/i 
Stunden).  Interessante  Flora  (weisse  Alpenrosen j.  Belieb- 
tes Ausflugsziel  und  Anstiegsroute  auf  die  Croix  de  Ja- 


Greierz).  Uneestümer  Wildbach;  entspringt  an  der  Balli- 
saz  (n.  vomMont  Bremengard)  in  1540  m,  bildet  die  Gren- 


H&tten  Ton  Javeroas  mit  der  Petite  Dent  de  Mordes, 


vernaz  über  ihren  NO. -Hang.  Vergl.  den  Art.  Croix  de 
Javernaz 

i#  JAVREX  (LE)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz,  Gem.  Cei^ 
niat).  950  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  rechten  Ufer  des 
Javrex  oder  Javroz;  1,2  km  n.  Cerniat.  40  kathol.  Ew. 
Wiesenbau  und  Viehzucht.  Unter  dem  Dorf  ßnden  sich 
im  Boden  Stollen,  die  von  französischen  Emigranten  1789- 
90  gegraben  worden  sind  und  wo  von  ihnen  Gold  gefunden 
worden  sein  soll.  Verschiedene  weitere  Versuche  sind  seit- 
her erfolglos  geblieben. 
JAVROZ   oder  JAVREX  .(LE)   (Kt.  Freiburg,  Bez. 


Br&oke  Ober  den  Javrox. 

ze  zwischen  den  Gemeinden  Cerniat,  Charmev  und  Cr^uz, 
geht  nahe  derValsainte  und  unter  dem  Dorf  Cerniat  durch 
und  mündet  nach  9  km  langem  Lauf  in  sw.  Bichtung  bei 
Les  Auges  und  gegenüber  Cr^uz  in  778  m  von  rechts  in 
den  Jaunbach.  Gefall  im  Mittel  8,47%,  im  Oberlauf  allein 
12,1%.  Kühn  geschwungene  Metallbrücke  der  Strasse 
Bulle-Boltigen.  Der  Javroz  erhält  aus  der  Berggruppe  der 
Berra  die  Bäche  von  Les  Echelettes, 
Les  F^el^n^s,  Les  Mossettes,  d'Entre 
deux  Riaux,  La  Tioleyre,  Les  Botteys, 
La  Savoleyre  (mit  den  Bächen  von  Les 
Poyets,  Allieres,  La  Joux  Derrey,  Le  Ja- 
vrex et  Les  Covayes),  L*£glise  und  Les 
Peleys ;  vom  Bergstock  des  Gross  Brunn 
fliessen  ihm  von  links  zu  die  Bäche  von 
Bigitoz,  Poutachivra,  Essert  de  Blanruz, 
Les  Ciemes  und  Liderrey. 

JAYET  (PA8  DE)  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Aigle  und  Vevey).  1572  m.  Passüber- 
gang, im  Felskamm  zwischen  den  Thäl- 
chen  von  Naye  und  Chaude;  verbindet 
die  Alpweide  La  Preysaz  au  Maidzo  mit 
den  Alpen  von  Lavanchy  und  Chaude. 
Vom  Col  de  Chaude  über  die  Hütten  von 
Chaude  und  Le  Lavanchy  in  3V4  Stun- 
den zu  erreichen.  Sehr  selten  begangen. 
JAZIE  (BECCA  DE)  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Entremont).  So  nennt  man  zuwei- 
len den  Grand  Läget.  S.  den  Art.  Läget 
(Grand). 

JAZZKCIMA  DI)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Visp).  3818  m.  Gipfel,  im  Massiv  des 
Monte  Rosa ;  zwischen  dem  Stock  des 
Monte  Rosa  im  engeren  Sinne  und  dem 
Strahlhorn ;  auf  der  Landesgrenze  gegen 
Italien.  Steigt  nach  W.  mit  sanfter  Bö- 
schung Regen  den  Gorner-  u.  Findelen- 
gletscher ab,  deren  Firnfeloer  hier  bis  zum  Gipfel  selbst  hin- 
auf reichen ;  nach  0.  schroffer  Absturz  von  etwa  2300  m 
zum  italienischen  Dorf  Macugnaga.  Den  Gipfel  selbst  be- 
deckt ein  gegen  die  italienische  Seite  überhängendes 
Schneedach.  Prachtvolle  Aussicht  auf  alle  die  Bergriesen 
um  Zermatt  und  das  scheinbar  senkrecht  unter  dem  Be- 
schauer liegende  frischgrüne  Anzascathal.  Besteigung  in  5 
Stunden  vom  Hotel  Rißelberg,  in  4  Stunden  von  der  B^- 
tempshütte  oder  in  27«  Stunden  von  der  italienischen  Sella- 
hütte  (3150  m  ;  etwa  6  Stunden  über  Macugnaga)  aus.  Von 
der  Schweizer  Seite  her  bietet  die  Besteigung  keinerlei 


648 


JAZ 


JEN 


Schwierigkeiten  und  ist  eigentlich  nur  ein  langer  Spa- 
ziergang über  Schnee  und  Eis.  An  schönen  Sommertagen 
sieht  man  denn  auch  zahlreiche  Touristenpartien  dem 
Gipfel  zustreben.   Am   SO.-Fuss  die  italienische  Alpe  di 

JAZZIHORN   oder   PIZZO  NORD  DI  CINGINO 

(Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  3230  m  (auf  der  italienischen 
Karte  3223  m).  Gipfel,  zu  hinterst  über  dem  Saasthal  und 
auf  der  Grenze  gegen  Italien ;  zwischen  Furggthal  und 
Ofenthal.  So.  Vorberg  des  Stellihorns.  Kann  von  Mattmark 
aus  ohne  Schwierigkeiten  iniStunden  bestiegen  werden, 
wird  aber  nur  selten  besucht,  weil  das  benachbarte  Stelli- 
horn  eine  viel  ausgedehntere  und  lohnendere  Aussicht 
bietet. 

JEAN.  Name  des  Apostels  Johannes  und  gebräuchlicher 
Taufname.  Kommt  als  einfacher  Bestandteil  von  Orts- 
namen in  der  französischen  Schweiz  etwa  30  mal,  in  der 
Form  Jeanbos,  Jeanmaire,  Jeannet,  Jeanneret,  Jeamin 
und  Jeannottet  etwa  17  mal  vor.  Die  Formen  Jeannet, 
Jeannin,  Jeanneret,  Jeannottet  sind  einfache  oder  doppelte 
Deminutiva,  die  Formen  Jeanbas  und  Jeanmaire  sind  zu- 
sammengesetzt aus  dem  Vornamen  Jean  und  den  Ge- 
schlechtsnamen Bas,  Maire.  In  Graubänden  ebenfalls 
häufig  als  Ortsname  verwendet,  so  in  den  Formen  Jonn, 
Jon,  Gion,  Gian,  Jann,  Janne;  Zenno,  Zuan,  Zoan,  Schu- 
an ;  als  Deminutiva  in  Jenni,  Janig,  Janka ;  als  Augmen- 
tativa  in  Gianone,  Gianun,  Zannone,  Jenatsch  etc.  Deutsch 
Johannes,  Johann,  Hans. 

JEAN  D'HOTAUX  (LE8)  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  und 
Gem.  Le  Locle).  1140  m.  3  Höfe,  am  N.-Hang  des  Som- 
martel  und  ö.  der  Strasse  Le  Locle-La  Chaux  du  Milieu 
zerstreut  gelegen,  3  km  s.  der  Station  Le  Locle  der  Linie 
La  Chaux  de  Fonds-Morteau.  34  reforni.  Ew.  Viehzucht. 

JEAN  DES  BOI8  (Kt.  Waadt,  Bez.  Nyon,  Gem.  Ar- 
nex).  467  m.  Häusergruppe,  zwischen  dem  Bach  Boiron 
und  dem  Canal  de  Grans  (Ableitung  der  Versoix),  der  sie 
vom  Schloss  Bois  d'fily  trennt.  7  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinde Grassier.   So.  davon  ziemlich  grosse  Waldungen. 

JEANGI8BODEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Courtelary, 
Gera.  Corg^mont).  Bauernhof  und  Wiedertäuferkapelle 
mit  Schulzimmer.  Die  Kapelle  durch  freiwillige  Beiträge 
der  umwohnenden  Wiedertäufer  erbaut.  Der  Staat  Bern 
gibt  an  die  Schule  einen  jährlichen  Beitrag. 

JEANNERET8  (LE8)  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  und 
Gem.  Le  Locle).  840  m.  13  Häuser,  am  SO.-Hand  des 
Moores  Le  Bied  und  längs  der  alten  Strasse  Le  Locle-Le 
Col  des  Boches  zerstreut  gelegen;  1,8  km  sw.  der  Station 
Le  Locle  der  Linie  La  Chaux  de  Fonds-Morteau.  223  Ew. 
(wovon  41  Katholiken).  Viehzucht.  Uhrenindustrie.  Hier 
befinden  sich  das  Schlachthaus  für  Tiere  schweizerischer 
Herkunft  und  die  beiden  Friedhöfe  von  Le  Locle. 

JEANNET8  (I.E8)  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  Val  de 
Travers,  Gem.  La  Cote  aux  F^es).  1150  m.  Gruppe  von  8 
Häusern,  an  der  Strasse  Les  Bolles  de  l'fi^lise-Les  Verrie- 
res  und  3  km  s.  der  Station  Les  Verneres  der  Linie 
Neuenburg-Pontarlier.  Postablage;  Postwagen  Sainte 
Croix-Les  Verri6res.  56  reform.  Ew.  Gemischte  Schule. 
Viehzucht.  Uhren  Industrie.  Sennberge  mit  Gruppen  von 
lichtem  Gehölz. 

JEANNOTAT  (MOULIN)  (Kt.  Bern.  Amtsbez.  Frei- 
bergen, Gem.  Les  Pommerats).  486  m.  Mühle,  am  rechten 
Uferde8Doubs,5km  n.  der  Station  Les  Pommerats  (Saigne- 
l^ier)  der  Linie  La  Chaux  de  Fonds-Saignel6gier-Glove- 
lier.  Arbeitet  gleich  den  andern  Mühlen  am  Doubs  nicht 
mehr,  seitdem  das  ausländische  Mehl  billiger  geworden 
ist  als  das  einheimische.  Durch  eine  kleine  Erhöhung  des 
Stauwehres  der  Mühle  Jeannotat  könnte  man  einen  Fall 
des  Doubs  von  7  m  erzielen,  welche  mächtige  Wasserkraft 
noch  ihrer  industriellen  Ausnutzung  harrt. 

JEANS  (I-E8)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Ormont 
Dessus).  1150-1190  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  Hütten  und 
Stadeln,  am  rechten  Ufer  der  Grande  Eau  und  in  unmittel- 
barer Nähe  des  Postbureaus  Vers  L'fi^lise.  In  der  Mitte 
steht  die  Kapelle  mit  Pfarrhaus  der  freien  Kirche  der  Or- 
monts.  Ausgezeichnetes  Wasser  von  grosser  Beinheit.  Nur 
zwei  Hütten  sind  das  ganze  Jahr  hindurch  bewohnt.  In 
landschaftlicher  Hinsicht  eine  der  schönsten  Lagen  des 
Thaies. 

JEgIeNSTORF  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Fraubrunnen}. 
530  m.  Gem. und  grosses  Pfarrdorf,  in  fruchtbarer  Gegena, 


an  der  Strasse  Schön bühl-Fraubrunnen  und  3,4  km  n.  der 
Station  Schön  buhl  der  Linie  Olten-Bem.  Postbureau,  Te- 
legraph, Telephon;  Postwagen  Schönbühl-Fraubrunuen, 
126  Häuser,  996  reform.  Ew.  Die  Kirchgemeinde  umfasst 
die  Dörfer  Jegenstorf,  Urtenen,  Mattstetten,  Zauggenried, 
Zuzwil,  IfTwil,  Ballmoos  und  Münchringen  (mitHholzmühle 
und  Oberscheunen).  Acker-  und  Wiesenbau,  Viehzucht. 
Käserei,  Brennerei.  Schloss,  ursprünglich  Eigentum  der 
Edeln  von  Jegistorf,  dann  vielfach  den  Besitzer  wechselnd 
und  heute  der  Familie  von  Stürler  gehörend.  Die  Kirche  ist 
wahrscheinlich  von  den  Herren  von  Je^storf  gestiftet  wor- 
den, 1514  neu  erbaut.  Sie  enthält  die  Gräber  von  Karl 
von  Bonstetten  und  Karl  Ludwig  von  Steiger,  der  in  Je- 
genstorf ein  Landhaus  besass,  ferner  zahlreiche  schöne 
Glasmalereien.  Im  Hürstwald  ein  Grabhügel  aus  der  Stein- 
zeit ;  bei  der  Holzmühle  und  auf  dem  Friedhof  Beste  einer 
Römersiedelung. 

JEIZENEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk,  Gem.  Gampel). 
1506  m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  Hütten,  auf  einer  Ter- 
rasse zwischen  der  Lonza  und  dem  Enggerschwasser,  über 
dem  Jeizibergwald,  3  km  nw.  Gampel  und  4  km  n.  der 
Station  Turtman  der  Simplonbahn.  Kapelle. 

JEIZIBERG  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk).  850-1200  m.  Be- 
waldeter Berghang,  rechts  über  der  Ausmündung  der  Lon- 
za bis  zum  Enggerschwasser  ziehend.  Darüber  die  3  km 
lange  ebene  Terrasse  von  Jeizenen,  darunter  die  Dörfer 
Gampel,  Nieder  Gampel  und  Bratsch. 

JELI  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Landquart,  Kreis 
Fünf  Dörrer,  Gem.  Untervaz).  1202  m.  Alpweide  mit  18 
Hütten  und  Stadeln,  am  NO.-Hang  des  Calanda  und  2-3 
Stunden  nw.  Untervaz. 

J  EN  AZ  (Kt.  Graubünden).  Kreis  des  Bezirkes  Ober  Land- 

Juart ;  umfasst  die  drei  Gemeinden  Fideris,  Furna  und 
enaz,  deren  zwei  erstere  an  den  Hängen  des  Prätigaus 
liegen,  während  Jenaz  links  der  Landquart  in  der  Tnal- 
sohle  sich  befindet.  1392  reform.  Ew.  deutscher  Zunge. 
Kirchgemeinde.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Der  Kreis  grenzt 
im  N.  an  die  Kreise  Schiers  und  Luzein,  im  0.  an  die 
Kreise  Luzein  und  Küblis,  im  S.  mit  der  Kette  des  Hoch- 
wang  an  das  Schanfigg  und  im  W.  an  die  Kreise  Seewis 
und  Schiers. 

JENAZ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Landquart,  Kreis 
Jenaz).  748  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  im  Prätigau,  am  lin- 
ken Ufer  der  Landquart  und  16,5  km  nö.  Chur.  Station 
der  Linie  Landquart-Davos  der  Hätischen  Bahn.  Post- 
bureau, Telegrapn,  Telephon.  Gemeinde,  mit  Pragmartin 
und  Plamfieb :  182  Häuser,  820  reform.  Ew.  deutscher 
Zunge;  Dorf:  130  Häuser,  565  Ew.  Wiesen-  und  Obstbau, 
Viehzucht.  Die  Burgruine  Castlins  und  die  Reste  des  zu 
Beginn  des  19.  Jahrhunderts  bestehenden  Schwefelbades 
Jenaz  sind  heute  vollständig  verschwunden. 

JENAZERTOBEL  oder  VAL  DAV08  (Kt.  Grau- 
bünden, Bez.  Ober  Landquart).  2200-800  m.  Linksseitiges 
Nebenthal  zum  Prätigau.  Beginnt  mit  2  Verzweigungen, 
dem  Cuonzatobel  und  Famezatobel,  am  Kunkel  (24l8m) 
und  Bleisstein  (2479  m),  steigt  zuerst  nach  N.,  dann  nach 
0.  ab  und  mundet  beim  Weiler  Pragmartin,  gegenüber 
Buchen  und  3,5  km  so.  Schiers  aus.  Verzweigt  sich  nach 
rechts  nur  unbedeutend,  erhält  aber  von  links  eine  Reihe 
von  Wasseradern,  so  die  Bäche  des  Ronatobels.  Rucker- 
tobels,  Mühletobels  und  den  Sägenbach.  Bildet  eine  da 
und  dort  von  Felswänden  eingefasste  Waldschlucht  ohne 
Thalsohle.  Hütten  und  Alpweiden  finden  sich  nur  auf 
hochgelegenen  Terrassen,  so  z.  B.  links  als  grösste  Gruppe 
die  Hütten  Hinterberg  und  Furna.  Hinten  über  dem  10 
km  langen  Tobel  die  schönen  Alpweiden  Fanin  und  Far- 

JENELTEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk,  Gem.  Ober  Ems). 
1761  m.  Alpweide  mit  etwa  15  Hütten,  1  km  n.  Meiden  im 
Turtmanthal.  Die  Hütten  stehen  am  linken  Ufer  des  Turt- 
manbaches und  am  Fuss  der  bewaldeten  untern  Hänge 
des  Meidenhorns.  Zwei  kleine  Brücken  führen  ans  rechte 
Ufer  hinüber.  Die  Alpweide  steigt  zu  beiden  Seiten  des 
Baches  bis  zu  2000  m  auf  und  nanrt  etwa  30  Stück  Gross- 
vieh, das  einem  Konsortium  in  Turtman  und  Ems  ge- 
hört. 

JENIN8  (Kt.  Graubunden,  Bez.  Unter  Landquart, 
Kreis  Maienfeld).  633  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  SW.- 
Fuss  des  Piz  Vilan  (oder  Ängsten bergs),  zwischen  der 
Theiler  Rufe  und  der  Selvi  Rufe;  2,5  km  osö.  der  Station 


JEN 


JEN 


64U 


Maienfeld  der  Linie  Sargans-Chur.  Postablage,  Telephon. 
94  Häuser,  450  reform.  Ew.  deutscher  Zunge.  Wein-  und 
Wiesenbau,  Viehzucht.  Ausgezeichneter  Kotwein  (sog. 
Oberländer).  230  m  über  dem  Dorf  die  Burgruine  Asper- 
mont,  in  deren  Nähe  man  ein  Steinbeil  aufgefunden  hat. 

JENNER8HAU8  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem. 
Köniz).  700  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  im  Könizthal;  1,5 
km  so.  Köniz  und  3,5  km  w.  der  Station  Kehrsatz  der 
Gürbethalbahn  (Bern-Wattenwil-Thun).  15  reform  Ew. 
Acker-  und  Wiesenbau. 

JENNI8BERG,  romanisch  Valplana  (Kt.  Graubün- 
den.  Bez.  Albula,  Kreis  Bergün,  Gem.  Filisur).  1520  m. 
Gruppe  von  8  Häusern,  auf  einer  stark  geneigten  Terrasse 
links  über  dem  Landwasser,  5  km  nö.  der  Station  Filisur 
der  Albulabahn.  Postabla^e.  29  reform.  Ew.  deutscher 
Zunge.  Kirchgemeinde  Wiesen.  Kleine  Kirche.  Alpwirt- 
schaft.   Mit  Wiesen  durch  eine  hoch  über  der  Albula  ge- 


JEN8BERG  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nidau).  Trigonome- 
trisches Signal  in  611  m.  Bewaldeter  Molasserücken,  n. 
über  Jens,  zwischen  der  kanalisierten  Aare  und  dem  See- 
land und  4  km  sw.  Biel.  Erstreckt  sich  von  Beimund  ( Bei- 
mont)  im  W.  bis  Studen  im  0.  auf  eine  Lange  von  4,5  km 
und  bildet  den  letzten  nö.  Ausläufer  des  Hügellandes  am 
rechten  Ufer  des  Neuenburger-  und  Bielersees.  Der  Jens- 
ber^  ist  steil  geböscht ;  am  N.-Hang  findet  sich  noch  die 
Abrissnische  eines  einstigen  Bergsturzes,  der  zu  unbe- 
kannter Zeit  niedergegangen  ist  und  die  Zihl  aus  ihrem 
alten  Lauf  verdrängt  haben  muss.  Besonders  bemerkens- 
wert ist  der  lensber^  aber  durch  die  zahlreichen  Ueber- 
reste  von  prähistorischen  Befestigungsanlagen,  die  sich 
auf  ihm  noch  erhalten  haben.  Auf  dem  höchsten  Punkt 
findet  sich  das  Refugium  der  sog.  Knebelburg,  eine  der 
beträchtlichsten  Festungen  aus  keltischer  Zeit.  Etwas  wei- 
ter gegen  0.  sieht  man  den  von  einem  doppelten  Graben 


Der  Jensberg. 


spannte  Brücke  verbunden,  schlechter  Fussweg  nach  Fili- 
sur. 

JENNI8BERGERALP(Kt.  Graubünden,  Bez.  Albula, 
Kreis  ßergün,  Gem.  Filisur).  1990  m.  Alpweide  mit  14 
Hätten  und  Stadeln,  am  N.-Hang  der  Muchetta  und  1 
Stunde  s.  über  Jennisberg. 

JENN8DORF  (Kt.  Bern.  Amtsbez.  Pruntrut).  Gem. 
und  Dorf.  S.  den  Art.  Gourgenay. 

JEN8  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nidau).  458  m.  Gem.  und 
Dorf,  am  S.-Hang  des  Jensberges  und  am  Jensbach;  4,5 
km  w.  der  Station  ßusswil  der  Linien  Bern-Biel  und  Lyss- 
Solothurn-Herzogenbuchsee.  Telephon.  85  Häuser,  444 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Bür^len.  Wiesen-,  Obst-  und 
Gemüsebau.  Käserei.  Gehörte  früher  zum  Thalffau.  Hier 
iwrden  1375  die  Gugler  zurückgeschlagen.  Funde  aus  der 
HÖmerzeit. 

JEN8BACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nidau).  Kleiner 
Bach ;  entspringt  den  Sümpfen  von  Beimund  in  510  m, 
nimmt  in  Jens  den  Hürbisoach  auf  und  mündet  nach  5 
km  langem  Lauf  in  der  Richtung  nach  NW.  in  438  m  in 
einen  der  Aare  parallel  ziehenden  Kanal. 


bewehrten  Kelten  wall,  der  sich  quer  über  den  Bergrücken 
zieht  und  der  seiner  weiten  Aussicht  wegen  ohne  Zweifel 
auch  von  den  Römern  als  Beobachtungsposten  benutzt 
worden  ist.  Am  O.-Fuss  bei  Studen  endlich  stand  die  Rö- 
merstadt Petinesca,  ein  Etappenort  an  der  Strasse  Aven- 
ticum-Solodurum,  in  welche  hier  die  über  die  Pierre  Per- 
tuis  führende  Strasse  einmündete.  Man  hat  hier  zu  wieder- 
holten Malen  Nachgrabungen  vorgenommen.  Zuerst  such- 
ten die  Bewohner  der  Gegend  an  dieser  Stelle  nach 
verborgenen  Schätzen,  dann  nahm  1830  die  Berner  Regie- 
rung die  Sache  für  eine  Zeit  lang  an  Hand,  und  neuer- 
dings hat  sich  zum  Zwecke  systematischer  Nachforsch- 
ungen 1898  die  Gesellschaft  «Pro  Petinesca  »  mit  Sitz  in 
Biel  fi^ebildet,  die  von  der  schweizerischen  Gesellschaft  zur 
Erhaltung  historischer  Kunstdenkmäler  und  vom  Erzie- 
huncsdepartement  des  Kantons  Bern  finanziell  unterstützt 
wird.  Diese  Grabungen  haben  bis  1903  zahlreiche  Reste 
von  Wohnhäusern  und  Kultstätten,  die  Mauern  eines 
Castrums,  ein  Stadttor,  Wasserleitungen,  ein  Wasser- 
reservoir, eine  Badanstalt  und  eine  mächtige  Mauer  auf- 
gedeckt, hinter  der  sich  ein  ganzes  System  von  unter- 


650 


JEN 


JOG 


irdischen  Kanälen  hinzieht.  Auf  Grund  dieser  Ausgra- 
bungen kann  man  jetzt  schon  erkennen,  dass  hier  zuerst 
eine  gallische  Siedelunff  gestanden  hat,  auf  die  dann 
später  die  römische  gefolgt  ist. 

JENTENEN  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Einsiedeln).  Langer 
und  breiter  Bergrücken,  zwischen  Amselthal  im  0.  und 
Alpthal  im  W.  Höchste  Punkte  sind  im  S.  der  Stock  (1604 
m)  und  im  N.  der  Amselspitz  (14d4  m),  die  beide  je  ein 
trigonometrisches  Signal  tragen.  Gute  Alpweiden  und 
grosse  Waldungen,  bildet  seit  1217  die  Grenze  zwischen 
Schwyz  und  Einsiedeln. 

JENTE8  (Kt.  Freiburg,  Bez.  See).  Gem.  und  Dorf. 
S.  den  Art.  Jeuss. 

JEREMIA8  oder  JERAMIA8  (PIZ)  (Kt.  Graubün- 
den, Bez.  Inn).  3134  m.  Wenig  bekannter  Gipfel,  Vor- 
berg des  Dreiländerspitzes  (3212  m),  ö.  vom  Piz  Buin 
und  von  ihm  getrennt  durch  den  Fermuntpass  (2802  m) 
und  den  Piz  ^fon  (2984  m). 

JERI8BERG  (Kt.  Bern,  Amlsbez.  Laupen,  Gem.  Fe- 
renbalm).  491  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  der  Biberen 
und  1,5  km  nö.  Ferenbalm.  Hier  die  Station  Ferenbalm- 
Gurbrü  der  direkten  Linie  Bern-Neuenburg.  18  Häuser, 
144  reform.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Gräber  aus  der 
La  Tene  Zeit. 

JERI8BERGHOF(Kt.  Bern,  Amtebez.  Laupen,  Gem. 
Ferenbalm).  502  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am  rechten 
Ufer  der  Biberen,  900  m  n.  Ferenbalm  und  700  m  sw. 
der  Station  Ferenbalm-Gurbrü  der  direkten  Linie  Bem- 
Neuenburg.  Telephon.  50  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 
Grosse  Mühle. 

JE8  ALP  (Kt.  Graubunden,  Bez.  Unter  Landquart).  1942 
ra.  Alpweide  mit  zwei  Hütten,  in  einem  Felsenzirkus  an  der 
Grenze  zwischen  der  Schweiz  und  dem  Fürstentum  Liech- 
tenstein :  6,5  km  nnö.  Jenins.  Von  einem  kleinen  Zuiluss 
des  Tascninesbaches  entwässert. 

JE8F0RKLI  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter  Land- 
cniart).  2352  m.  Passübergang,  im  w.  Rätikon  zwischen 
Naafkopf  und  Hinter  Grauspitz;  verbindet  die  Alpen 
Stürvis  und  Jes  mit  dem  Saminathal  im  Fürstentum 
Liechtenstein.  Stürvis-Passhöhe  lVt-2  Stunden,  Ganey 
(IVi  Stunden  nnw.  über  Seewis)  -Passhöhe  2*/,-ä  Stun- 
den, Abstieg  Passhöhe- Wirtshaus  Sücca  auf  dem  Tries- 
nerkulm  1  Vt  Stunden.  Nur  von  wenigen  Schäfern  und 
Touristen  begangen.  Geologisch  sehr  interessantes  Ge- 
biet. 

JET8CHWIL  (Kt.  Freibur^,  Bez.  Sense,  Gem.  Du- 
dingen).  641  m.  Weiler,  am  linken  Ufer  des  Düdinger- 
baches  und  2  km  s.  der  Station  Düdingen  (Guin)  der 
Linie  Bern -Freiburg.  Postwagen  Dü- 
dingen-Tafers.  18  Häuser.  126  kathol. 
Ew.  Wiesen-,  Acker-  u.  Obstbau,  Vieh- 
zucht. Schöne  Landgüter.  In  der  Ka- 
ftelle  von  Jetschwil  trat  am  7.  Oktober 
820  Karl  Ludwig  von  Haller,  der  En- 
kel des  grossen  Albrecht  von  Haller  in 
Bern,  zum  Katholizismus  über.  Im  14. 
Jahrhundert :  Oechenwile  ;  1447  :  Oet- 
zenwil. 

JETZIKOFEN  oder  JEZIKOFEN 
(Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem.  Kirchlind- 
ach). 650  m.  12  zerstreut  gelegene 
Höfe,  in  fruchtbarer  Gec^end;  1,4  km 
wnw.  Kirchlindach  und  7,5  km  nw. 
vom  Bahnhof  Bern.  Telephon.  59  re- 
form. Ew.  Landwirtschaft.  Käserei,  Ei- 
gentum einer  Aktiengesellschaft. 

JEU,  JEUR,  JEUX,  DJEUX, 
JCEUR,  JOR,  JOUR  und  (im  Wal- 
lis) ZEUR,  ZOUR.  Ortsnamen  der 
französischen  Schweiz;  Dialektformen 
von  Joux,  mittellatein.  juria  =  Wald. 
Auf  juria  (Latinisation  der  zweifellos 
keltischen  Wurzel  jor)  lassen  sich  auch 
Jura  (1282 :  Montem  de  Jour)  u.  Jorat, 
sowie  die  Deminutiva  Jorettes,  Jorettaz 
und  Jorasse,  das  Pejorativ  Jorogne  etc. 
zurückführen. 

JEUR  (PLAN)  (Kt.  Wallis,f  Bez.  Martinach,  Gem. 
Is^rables).  1230  m.  Kleine  Speicher,  auf  den  Feldern  zer- 
streut gelegen;  1,5  km  so.  vom  Dorf  Is^rables.   «Plan» 


genannt,  weil  hier  der  Steilhang  des  Thaies  etwas  sanf- 
ter geböscht  ist. 

JEUR  <8IX)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint  Maurice).  2056 
m.  Gipfel,  in  der  Gruppe  des  Bei  Oiseau :  vom  Gipfel  des 
Bei  Oiseau  getrennt  durch  den  Col  de  la  Gueulaz  (1945 
m).  Kann  von  Einbaut  aus  über  diesen  Pass  in  2  Vt  Stun- 
den, von  Gi^troz  aus  in  2  Stunden  oder  von  der  Barbe- 
rinehütte  des  S.  A.  C.  aus  in  1  Vt  Stunden  bestiegen  wer^ 
den,  wird  aber  erst  seit  1882  häufiger  besucht.  Pracht^ 
volle  Aussicht  auf  das  Massiv  des  Mont  Blanc.  Auf  dem 
Col  de  la  Gueulaz  steht  ein  kleines  Wirtshaus.  Siz  oder 
Sex,  vom  latein.  saxum  =  Fels. 

JEUR  DAI  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach,  Gem.  Is^ra- 
bles).  1028  m.  Maiensässe,  auf  der  geneigten  Terrasse 
zwischen  der  Ausmündung  der  Thäler  von  Nendaz  und 
Is^rables,  links  über  der  Rhone ;  am  Fuss  des  Bec  du 
Nendaz  und  unter  dem  Wald  von  Les  Troutz. 

JEURA  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach,  Gem.  Isärables). 
1680  m.  Alpweide,  auf  einer  Lichtung  zwischen  der  Foröt 
Verte  und  Jeur  Borleya  (=  abgebrannter  Wald),  unterhalb 
der  Alpweiden  von  Rosey  und  Ballavaux  ;  im  O.-Arm  des 
Thaies  der  Fare,  am  SW.-Fuss  der  Dent  de  Nendaz  und 
5  km  sw.  der  Station  Riddes  der  Simplonbahn. 

JEUR8  (LE8)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach,  Gem. 
Trient).  1150-1300  m.  Abteilung  der  Gemeinde Trient  (einst 
der  ehemaligen  Gemeinde  Martinach  Combe  zugeteilt) ; 
am  bewaldeten  Hang  über  der  Eau  Noire,  zwischen  der 
Landes^nze  gegen  Frankreich  und  der  Vereinigung  der 
Eau  Noire  mit  dem  Trient.  25  Häuser,  auf  einzelne  Grup- 
pen ▼erteilt,  deren  bedAutendste  Le  Tä<)ii^^it  einer  KW 
pelle),  Troul^ro  und  Le  Cretton  heissen.  Diese  stehen 
oberhalb  der  Strasse  über  die  T^te  Noire  nach  Chamonix. 
112  kathol.  Ew. 

JEUSS  oder  JEUS,  französisch  Jentes  (Kt.  Frei- 
burg, Bez.  See).  545  m.  Gem.  und  schönes  Dorf,  am  lin- 
ken Ufer  des  Biberenbaches  und  unter  dem  Galmwald,  2 
km  nö.der  Station  Cressier  der  Linie  Freiburg-Murten. 
Postablage,  Telegraph,  Telephon.  36  Häuser,  21o  reform. 
Ew.  deutscher  Zunge.  Kirchgemeinde  Murten.  Acker-, 
Obst-  und  Wiesenbau,  Viehzucnt.  1340:  Juentes. 

JEZIKOFEN  (^Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem.  Kirch- 
lindach). Höfe.  S.  den  Art.  Jetzikofen. 

JOCHALP  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Plessur,  Kreis 
Churwalden,  Gem.  Prada).  2048  m.  Alpweide  mit  eini- 
gen Hütten,  auf  einer  Terrasse  am  W.-Hang  des  Güi^- 
aletsch  (westlicher  Ausläufer  der  Strelakette).  Kann 
von  Chur,  Churwalden  und  Prada  aus  in  2  Stunden  be- 
quem erreicht  werden.  Sehr  schöne  Aussicht. 


Engstligensee  vom  Jochpass  aus. 

JOCHBODENKOPF    (Kt.  Graubünden,    Bez.  Inn). 
Gipfel.  S.  den  Art.  Russena  (Piz). 
JOCHGLET8CHER  (Kt.Bern  und  Obwalden).  2900- 


JOG 


JOL 


65i 


2500  m.  Kleiner  Gletscher,  2  km  breit  und  700  m  lang  ; 
oben  am  N W.-Hane  des  Ochsenkopfes  (3012  m ;  Gruppe 
des  Titlis),  unmittelbar  so.  über  dem  Jochpass.  Wird  von 
der  Kantonsgrenze  zwischen  Bern  und  Obwalden  in  zwei 
ungleich  grosse  Abschnitte  geteilt. 

JOCHLI  (HINTER)  (Kt.  Nidwaiden  und  Uri).  2106 
m.  Passübergang,  sw.  unter  dem  Schwalmis  (2250  m) ;  ver- 
bindet Isenthal  über  St.  Jakob  und  Böigen  mit  Becken- 
ried am  Vierwaldstattersee. 

JOCHLI  (VORDER)  (Kt.  Nidwaiden  und  Uri).  2005 
m.  Passübergang,  so.  unter  dem  Schwalmis  (2250  m) : 
verbindet  Emmetten  (Nidwaiden)  über  das  Kohlthal  und 
die  Alpweide  Fernithal  mit  Böigen  und  Isenthal  (Uri). 

JOCHPA88  (Kt.  Bern  und  Nidwaiden).  2215  m.  Pass- 
überj^ng  mit  Saumweg,  zwischen  Titlis  und  Graustock  ; 
verbindet  Engelberg  über  die  Trübseealp  und  Engstlenalp 
mit  dem  Genthal  (Seitenarm  des  Nessenthaies)  und  Mei- 
rinc[en.  Auf  der  Passhöhe  steht  eine  zerfallene  Steinhütte. 
Schöne  Aussicht  gegen  NO.  auf  den  Uri  Rotstock.  Der 
Pass  wird  stark  begangen,  da  er  einen  angenehmen  und 
verhältnismässig  kurzen  Uebergang  von  Engelberg  nach 
Meiringen,  den  zwei  weltbekannten  Touristenzentren,  ge- 
stattet. Meiringen-Genthal-Engstlenalp-Passhöhe  6  Stun- 
den, Abstiej?  nach  Engelberg  über  Trübsee,  die  Pfaffen- 
wand und  Gerschnialp  in  1 74  Stunden. 

JOCH8TOCK  (Kt.  Bern,  Nidwaiden  und  Obwalden). 
2566  m.  Gipfel,  nw.  Vorberg  des  Reissend  Nollen  (3012  m), 
in  der  Gruppe  des  Titlis  ;  unmittelbar  so.  über  dem  Joch- 
pass, von  dem  aus  er  in  50  Minuten  leicht  erreicht  werden 
bann.  Aussichtspunkt  ohne  besonderes  Interesse.  Bei  der 
Besteigung  des  Titlis  vom  Jochpass  aus  traversiert  man 
den  NO.-Hang  des  Jochstockes. 

JODERKORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  Gipfel.  S.  den 
Art.  Sankt  Joderhorn. 

JCECHLI  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toegenburff).  2372 
m.  Gipfel,  in  aer  Säntisgruppe,  sw.  vom  Altmann  (2412  m) 
und  Nädliger  (2353  m).  Bildet  einen  Urgonkamm  und  er- 
hebt sich  n.  über  einem  nachS.  geöffneten  grossen  Felsen- 
zirkus (w.  vom  Moor  2340  m),  der  zum  Schafboden  (1682  m) 
absteigt.  Der  N.-  und  NO.-Hang  des  Jöchli  besteht  aus  senk- 
rechten Felswändea  und  sehr  steilen  Schutthalden  und 
fallt  zum  Schafboden  (1725  m)  im  obersten  Thal  der  Sän- 
tisthur  ab.  Nach  SW.  ist  dem  Jöchli  der  Wildhauser 
Schafberg  (2382  m)  vorgelagert,  an  den  sich  der  lange 
Kamm  des  Burst  (2219  m)  ansctiliesst.  Dieser  trennt  die 
Schafbergalp  vom  Nassberg  und  der  im  Neocom  aus- 
gewaschenen St.  Verenakehle,  durch  welche  man  bis  zum 

Joch// 


nthfhstnerSchafbery 


Oeologisohes  Querprofll  durch  JOohli  and  Handstein. 


1.  Eocän;    2.  Obere  Kreide  (Seewerkalk) ;  3.  Albien  ^Oanlt)  \ 

und  Valangien. 


N.-Fuss  des  obersten  Gipfels  des  Jöchli  gelangen  kann. 
Dieser  selbst  ist  nicht  zugänglich. 

JCERGENBERG  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner, 
Kreis  Ruis,  Gem.  Waltensburg).  945  m.  Burgruine,  auf 
einem  Felssporn  links  über  dem  Vorderrhein,  1  km  ö. 
Waltensburg  und  5  km  w.  Ilanz.  Die  Burg  wird  im  11. 


Jahrhundert  zum  erstenmal  erwähnt  und  kam  im  14.  Jahr- 
hundert zusammen  mit  andern  Burgen  an  die  Herren  von 
Räzüns,  die  sie  zum  Sitz  eines  Burgvogtes  und  zum  Mit- 
telpunkt ihrer  Herrschaft  Jörgen berg  machten.  1459  ward 
BurgJörffenberg  Eigentum  der  Grafen  von  Zollern,  die  sie 
1472  an  aas  Kloster  Disentis  verkauften.  1539  im  Besitz 
des  Geschlechtes  Derungs.  An  die  Burg  knüpft  sich  eine 
Sage,  analog  derjenigen  der  Weiber  von  Wemsberg. 

JCERIBERG  (Kt.  Tessin,  Bez.  Beilinzona).  Passüber- 
gang. S.  den  Art.  San  Jorio. 

JCERIFLE88PA88  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober 
Landquart).  2567  m.  Passübergang,  nö.  vomWeisshom; 
verbindet  das  Jörithal  mit  dem  Flessthal  und  mit  Süs  im 
Unter  Engadin. 

JCERIFL0ELAPAS8  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober 
Landquart).  2700  m.  Touristenname  für  den  Pass  zwischen 
Gorihorn  und  Weisshorn;  hinten  über  den  Jöriseen  im 
Jörithal.  Wird  von  Davos  aus  als  Uebergang  zum  Flüela- 
pass  benutzt.  Aufstieg  von  den  Jöriseen  zur  Passhöhe 
über  Schutthalden.  Auf  der  Siegfriedkarte  unbenannt. 

JCERIGLET8CHER  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober 
Landquart).  2900-2530  m.  Gletscher,  am  N.-Hang  des 
Weissnorns,  hinten  über  dem  Jörithal  und  über  den  Jöri- 
seen. Steigt  vom  Gipfel  des  Weisshorns  in  schönen  Ter- 
rassen ab  und  umschliesst  zwei  kleine  Felsinseln.  Wird 
bei  der  oft  unternommenen  Besteigung  des  Weisshorns 
von  der  Vereinahütte  des  S.  A.  C.  uoer  die  Jöriseen  be- 
gangcÄ. 

JCERI8EEN  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Ober  Landguart). 
2499-2567  m.  Gruppe  von  kleinen  Seen,  oben  im  Jörithal 
und  vor  dem  Fuss  des  Jörigtetschers.  Bilden  einen  reizen- 
den Schmuck  dieser  öden  und  rauhen  Landschaft. 

JCERITHAL  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Landguart). 
S.-Arm  des  Vereinathales,  das  bei  der  Alpe  Novai  6  km 
ö.  Klosters  ins  Thal  der  Landquart  ausmündet.  Der  SO.- 
Arm  des  bei  der  Alp  Fremdvereina  |[1962  m)  nach  oben 
sich  gabelnden  Vereinathales  heisst  Suserthal.  3  km  s.  über 
Fremdvereina  wird  das  Jörithal  von  einem  Felsriegel  ge- 
quert,  über  dem  n.  unter  dem  Weisshorn  und  Jöriglet- 
scher  die  kleinen  Jöriseen  liegen.  Nach  W.  wird  das  Thal 
durch  den  Felskamm  des  Gorihorns  und  Pischahorns  vom 
Flüelathal  getrennt.  Fussweg  bis  zum  Jöriflesspass. 

JOGNE(LA)(Kt.Freiburg,Bez.Greierz).  Kleiner Fluss. 
S.  den  Art.  Jaunbach. 

JOGNE  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Orbe).  Bach.  S.  den 
Art.  JouGNENAZ  (La). 

JOLEN8  (Kt.   Waadt,  Bez.  Morges,  Gem.  Echichens 

und  Bforffes).  Häusergruppe 

^  und  Lanastrich.  S.  den  Art. 

JOULENS. 

JOLIMONT  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Erlach).  604  m. 
Ovaler  Hügelzug,  zwischen 
Bieter-  und  Neuenburger- 
see ;  streicht  rechts  der 
Zihl  (Thielle)  auf  eine  Länge 
von  5  km  von  Gampelen 
(Champion)  im  SW.  bis 
Erlach  im  NO.  Höchster 
Punkt  die  Wart  (604  m). 
Breiter  Tafelrücken,  der  ge- 
gen Erlach  ziemlich  steil 
abfällt.  Fast  ganz  bewal- 
det, mit  Ausnahme  des 
Jolimontgutes  im  NO.  und 
der  untern  Hänge  im  S., 
die  mit  Reben  bepflanzt 
sind.  Dieser  Weinberg,  der 
einen  geschätzten  Ertrag 
liefert,  umfasst  112  ha,  wo- 
von 46  zur  Gemeinde  Er- 
lach, 6  zu  Gals  (Chules), 
22  zu  Gampelen  und  38  zu 
Tschugg  gehören.  Der  Joli- 
mont  besteht  wie  alle  Höhen  des  Seelandes  aus  Molasse. 
Die  Basis  bilden  bunte  Mergel  und  weiche  Sandsteine  der 
Süsswassermolasse ;  darüber  folgen  Nagelfluh  und  harte, 
grobkörnige  Sandsteine  der  marinen  Molasse.  Im  SW.- 
Abschnitt  des  Tafelrückens  liegt  das  schöne  Jolimontgut, 
einst  im  Besitz  der  Familie  de  Pourtal^,  seit  1888  Eigen- 


4.  Urgon  (Schrattenkalk)  ;  5.  Neocom 


652 


JOL 


JON 


tum  der  de  Pury  in  Neuenburg.  Von  hier  sehr  schöne 
Aussicht  auf  den  Neuenburger-,  Bieler-  und  Murtensee, 
den  Jura  und  die  Alpen  vom  Säntis  bis  nach  Savoyen. 
Der  Name  ursprünglich  ChuUmont  (oder  Julimont),  d.  h. 
Berg  über  Chules  (Gals).  Am  Weg  von  Tschugg  nach  St. 
Johann  hat  man  Reste  aus  der  Vorzeit  aufgefunden,  be- 
stehend aus  drei  runden  Grabhügeln  von  je  5  m  Durch- 
messer und  2  m  Höhe.  Der  erste  enthielt  ein  weibliches 
Skelet  mit  Schmucksachen,  der  zweite  ein  männliches 
Skelet  und  der  dritte  die  Skelete  von  2  Personen.  Nicht 
weit  davon  liegen  mächtige  erratische  Blöcke  aus  Arkesin 
(Arollagneis),  die  vom  ehemaligen  Rhonegletscher  hier 
abgelagert  und  vom  Volk  Heidensteine  genannt  worden 
sind.  An  der  gleichen  Stelle  hat  man  Scherben  von 
Töpferwaaren  und  einzelne  Stücke  von  Stein-  und  Bronze- 
gegenständen aufgedeckt,  aus  denen  hervorgeht,  dass  der 
Ort  zur  Pfahlbauzeit  eine  Kultstatte  war.  Nahe  bei  Er- 
lach kommt  eine  Stromquelle  (sourcejvauclusienne)  aus 
dem  Fels. 

JOLIMONT  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane,  Gem.  Frei- 
burg). 652  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  sw.  vor  der  Stadt 
Freiburg,  nahe  dem  Bahnhof  Freiburg  (Quartier  ßeau- 
regard)  und  der  Strasse  Freiburg-Romont.  Villen  und 
schöne  schattige  Spazierwege.  50  kathol.  Ew.  Kirchg^e- 
meinde  St.  Peter  in  Freiburg.  Industrieschule  für  Mäd- 
chen (Annex  des  Technikums). 

JOLIMONTGUT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  und  Gem.  Er- 
lach). Landgut.  S.  den  Art.  Jolimont. 

JOLY8  (LE8)  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  Le  Locle,  Gem. 
La  Chaux  du  Milieu).  1080  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  an 
der  Strasse  La  Chaux  du  Milieu-La  Br^vine  und  9  km 
sw.  vom  Bahnhof  Le  Locle.  28  reform.  Ew.  Postwagen  Le 
Locle-La  ßrövine.  Viehzucht.  Uhrenindustrie. 

JONA  (Kt.  St.  Gallen  und  Zürich).  Kleiner  Fluss;  ent- 
springt mit  mehreren  Quellarmen  am  O.-Hang  des  All- 
mann (1003  m)  und  am  W.-Hang  der  Scheide^g  (1247  m). 
Alle  diese  Arme  vereinigen  sich  500  m  s.  der  Station  Gibs- 
wil  der  Tössthalbahn  (Winterthur-Wald),  die  cenau  auf 
der  Wasserscheide  (760  m)  dieses  nach  S.  und  N.  offenen 
Thaies  steht.  Von  hier  an  tliesst  die  Jona  zunächst  nach 
S.  durch  einen  ziemlich  breiten,  sumpfigen  und  mit  Gla- 
zialschutt überführten  Thalboden,  der  sich  2  km  n.  Wald 
zu  einem  schmalen  Waldtobel  einengt,  in  das  sich  der 
Fluss  tief  eingeschnitten  hat.  Nachdem  die  Jona  bei  Wald 
wieder  in  einen  freundlichen  weiten  Thalkessel  eingetre- 
ten, biegt  sie  gegen  W.  ab  und  tritt  neuerdings  in  eine 
immer  tiefer  werdende  Erosionsschlucht  ein,  m  der  sie 
sich  mit  einer  Reihe  von  schönen  Wasserfällen  rauschend 
über  die  Nageltluhbänke  hinunterstürzt  und  aus  der  sie 
bei  Rüti  heraustritt,  um  zugleich  in  scharfem  Knie  nach 
S.  sich  zu  wenden.  In  stark  gewundenem  Lauf  erreicht 
sie  beim  Dorf  Jona  die  Ebene  und  mündet  2  km  s.  davon 
von  rechts  in  den  obern  Zürichsee,  in  den  sie  ein  grosses 
Delta  hinausgebaut  hat.  Die  Jona  ist  von  der  Vereinigung 
ihrer  Quellbäche  an  bis  zur  Mündung  (760- 
409  m)  18  km  lang  und  fallt  auf  dieser 
Strecke  um  351  m.  Das  Gefälle  ist  aber  auf 
die  verschiedenen  Laufstrecken  ungleich 
verteilt  und  erreicht  sein  Maximum  mit  196 
m  zwischen  der  Fabrik  Jonathal  (666  m) 
und  dem  Dorf  Rüti  (470  m).  Der  Fluss  ver- 
sorgt auf  seinem  ganzen  Lauf  eine  grosse 
Anzahl  von  an  seinen  Ufern  stehenden 
Fabriken  mit  Triebkraft. 

JONA  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See).  433  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  an  der  Jona  und  nahe 
deren  Mündung  in  den  obern  Zürichsee,  an 
der  Strasse  Rapperswil-Uznach  und  1,5  km 
nö.  vom  Bahnhof  Rapperswil.  Postablage; 
Postwagen  Rapperswil  -  St.  Gallenkappel. 
Gemeinde,  zusammen  mit  Bollingen,  Buss- 
kirch, Langrüti,  Wurmsbach,  Tegernau, 
Unterhof  (mit  Gubel,  Lenggis  und  einem 
Teil  von  Kempraten)  und  Wagen  :  386  Häu- 
ser, 2534  Ew.  (wovon  409  Reformierte) ;  Dorf : 
125  Häuser,  976  Ew.  Die  Reformierten  sind 
in  Rapperswil  eingepfarrt.  Ausgedehnte  Ge- 
meinde. Jona  ist  ein  sauberes  und  industrielles  Dorf,  das 
mehr  und  mehr  mit  Rapperswil  verwächst.  Die  1852  in 
gotischem  Stil  erbaute  Kirche  liegt  sehr  schön  auf  einer 


kleinen  Anhöhe.  Rund  um  das  Dorf  zahlreiche  Villen  und 
Fabriken,  wie  Baumwoll-  und  Seidenwebereien,  Spin- 
nereien etc.  Elektrizitätswerk.  Wasserversorgung  in  den 
Häusern.  Fruchtbarer  Boden.  Wiesen-,  Wein-  und  Obst- 
bau, Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Mehrere  Käsereien. 
Gemeinnützige  und  Lesegesellschaft,  Armen-  und  Unter- 
stätzungsverein etc.  Das  Gebiet  von  Jona  gehörte  zuerst 
den  Grafen  von  Rapperswil;  1442-1 798 stand  die  Gemeinde 
unter  der  Herrschaft  der  Stadt  Rapperswil  und  besass 
keinerlei  politische  Rechte.  Römische  Inschrift,  bei  Buss- 
kirch Reste  einer  Römervilla,  römische  Münzen  in  W^a^en 
und  auf  dem  Gubel.  Die  Steinbrüche  von  Bollingen  sind 
schon  zur  vorrömischen  Zeit  ausgebeutet  worden.  854: 
Johanna. 

JONATHAL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Wald). 
666  m.  Gruppe  von  5  Häusern ;  2,5  km  n.  der  Station 
Wald  der  Tössthalbahn  (W^interthur-Wald).  35  reform. 
Ew.  Grosse  Baumwollspinnerei. 

JONC  <LE)  (Kt.  Genf,  Rechtes  Ufer,  Gem.  Saconnex). 
431  m.  Landgut;  3,5  km  nw.  Genf  und  1,1  km  nw.  der 
Station  Grand  Saconnex  der  elektrischen  Strassenbahn 
Genf-Fernex.  3  Häuser,  25  kathol.  und  reform.  Ew.  War 
1215  von  den  Edeln  von  La  Roche  und  Saconnay  dem 
Karthäuser kloster  Oyon  vergabt  worden  und  wurde  in 
dessen  Namen  vom  Chorherrenstift  zu  Genf  verwaltet. 
Kam  dann  der  Reihe  nach  an  die  Berner,  den  Herzog  von 
Savoyen,  an  Frankreich  und  endlich  an  mehrere  Private. 
Voltaire  erwähnt  dieses  Gut  in  seiner  Korrespondenz  mit 
Maupeou  (1774)  ziemlich  oft. 

JONCHfeRE  (LA)  (Kt.  Neuenbürg,  Bez.  Val  de  Ruz, 
Gem.  Boudevilliers).  830  m.  Weiler,  im  Val  de  Ruz  zwi- 
schen Boudevilliers  und  Les  Hauts  Genevevs ;  1  kna  so. 
der  Station  Les  Hauts  Geneveys  der  Linie  Neuenburg-La 
Chaux  de  Fonds.  Postablage,  Telephon.  16  Häuser,  iCß 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Valangin-Boudevilliers.  Acker- 
bau und  Viehzucht.  Etwas  Uhrenindustrie.  Sommerfrische 
und  Luftkurort,  seiner  Wiesen  voll  von  gelben  Narzissen 
(Narcissus  pseitdonarcissus)  wegen  wohl  bekannt.  Gehörte 
1455  zur  Kirchgemeinde  Engollon.  Die  Herrschaft  Boude- 
villiers, die  Boudevilliers,  La  Jonchere  und  Malvilliers 
umfasste,  war  während  Jahrhunderlen  ein  beständiger 
Zankapfel  zwischen  den  Grafen  von  Neuenburg  und  von  Va- 
langin.  Der  Boden  der  Gemeinde  einst  zum  grossen  Teil 
sumpfig  und  mit  Binsen  bewachsen.  Jone,  Jones,  Jonchere 
vom  latein.  juncuSy  mittellatein.  juncaria^  juncheria  = 
Binse,  mit  Binsen  bestandenes  Stück  Land. 

JONC8  (LES)  (Kt.  Freibur^,  Bez.  Veveyse,  Gem. 
Chätel  Saint  Denis).  1235  m.  Schöne  Alpweide  mit  meh- 
reren Hätten,  am  SO.-Han^  des  Mont  Corbettaz  und  4,5 
km  so.  über  Chätel.  Kleiner  See,  der  Lac  des  Jones. 
Flysch. 

JONCTION  (LA)  (Kt.  Genf,  Linkes  Ufer,  Gem.  Plain- 
palais).  375  m.  Vvestl.  Aussenc^uartier  von  Genf,  auf  der 
Halbinsel  zwischen  der  Vereinigung  von  Rhone  und  Arve. 


La  Jooction  von  Westen. 


43  Häuser,  812  kathol.  und  reform.  Ew.  Kathol.  Kirch- 
gemeinde Genf,  reformierte  Kirchgemeinde  Plainpalais. 
Brücke  über  die  Rhone  und  über  die  Arve.  Velorennbahn, 


JON 


JOR 


653 


im  Winter  zum  Schlittschuhlaufen  benutzt.  Wagenschup- 
pen und  Bureaux  der  Strassenbahngesellschaft  (Com- 
pagnie  generale  des  tramways  älectriques).  Grosser  Rund- 
bau mit  einem  Panorama  der  Schlacht  bei  Murten.  Man 
geht  mit  dem  Gedanken  um,  in  diesem  Bau  im  Winter 
eine  künstliche  Schlittschuhbahn  anzulegen.  Die  Jonction 
ist  mit  der  Stadt  durch  zwei  Linien  der  elektrischen 
Strassenbahn  verbunden.  Früher  befanden  sich  hier  lauter 
Gemüsegärten,  deren  Fruchtbarkeit  dem  Umstände  zuge- 
schrieben wurde,  dass  man  bei  den  Räumungsarbeiten 
nach  den  grossen  Bränden  in  Genf  1321  und  1334  den 
Schutt  hier  ablagerte.  Als  man  1^3  anlässlich  der  Nutz- 
barmachung der  Rhone  zu  Kraftzwecken  das  Flussbett 
vertiefte,  brachte  man  alle  ausgehobenen  Materialien  zur 
Jonction  hinaus,  wodurch  die  Gemuseffärten  verschwan- 
den und  der  Boden  der  Halbinsel  um  1-2  m  erhöht  wurde. 
Dann  erbaute  man  an  der  Spitze  der  Halbinsel  flussab- 
wärts  noch  einen  langen  Damm,  der  die  Arve  verhindern 
soll,  bei  Hochwasser  die  Rhonewasser  zurückzustauen 
und  damit  den  regelmässigen  Gang  der  Turbinen  im  Werk 
La  Coulouvreniere  zu  stören.  Das  Rhoneufer  wird  in  der 
Jonction  von  altem  Weidengehölz  b^leitet  und  bildet 
einen  schaltigen  Spazierweg,  der  dank  dem  glücklichen 
Eingreifen  des  Genfer  Verkehrsvereines  (Association  des 
Inter^ts  de  Gen^ve)  den  zahlreichen  Veränderungen  auf 
der  Jonction  nicht  zum  Opfer  gefallen  ist.  Dieser  sogen. 
Chemin  des  Saules  wird  von  Töpflfer  in  seinen  Nouvelles 
genevoises  oft  erwähnt. 

JONEN  (Kt.  Aargau  und  Zürich).  Bach;  entspringt 
auf  Zürcher  Boden  am  S.-  und  SW.-Hang  des  Oberalbis 
in  800  m,  sammelt  die  Wasser  der  Moore  von  Hausen 
(Hauserallmend  etc.),  durchmesst  in  trägem  Lauf  Riffers- 
wil,  Affoltem,  die  Sümpfe  von  Zwillikon  und  das  Dorf 
Jonen  und  bildet  in  der  Ebene  ö.  der  Reuss  den  sumpfi- 
gen Schachen,  um  dann  nach  22  km  langem  Lauf  in  der 
Richtung  nach  NW.  sw.  Unter  Lunkhofen  und  4,5  km 
ssö.  Bremgarten  von  rechts  in  die  Reuss  zu  münden.  Lie- 
fert bei  Affoltem  einigen  Fabriken  ihre  Triebkraft.  Sehr 
fischreich.  Ist  bei  anhaltendem  Regen  ein  gefährliches 
Wildwasser. 

JONEN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Bremgarten).  Gem.  u.  Dorf, 
auf  einer  Anhöhe  rechts  über  der  Reuss,  ah  der  Strasse 
Bremgarten-Ottenbach  und  6  km  nw.  der  Station  Hedingen 
der  Linie  Zürich-Affollern-Zug.  Postbureau,  Telegraph, 
Telephon;  Postwagen  Bremsarten-Ottenbach.  Gemeinde, 
mit  Litzi  und  Obschlagen  :  90  Häuser,  630  kathol.  Ew. ; 
Dorf:  76  Häuser,  521  Ew.  Kirchgemeinde  Ober  Lunkhofen. 
Acker-  und  Weinbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 
Mühle.  Strohflechterei.  1811  zerstörte  eine  Feuersbrunst 
52  Häuser,  darunter  die  Kirch  eund  das  Schulhaus.  Unter 
dem  Litzi  Alemannengräber. 

JONGNY  (Kt.  Waadt,  Bez.  Vevey).  600  m.  Gem.  und 
Dorf,  am  S.-Han{[  desMont  Pelerin,  an  der  Strasse  Vevey- 
Chätel  Saint  Denis  und  2,2  km  nw.  Vevey.  Station  Char- 
donne-Jongny  der  Drahtseilbahn  Vevey-Mont  Pdlerin.  Te- 
lephon ;  Postwagen  Chardonne-Chätel  Saint  Denis.  42 
Hauser,  308  reform.  Ew.  Kirchc^emeinde  Chardonne. 
Acker-  und  Weinbau.  Sommerfriscne  mit  Gasthöfen,  Pen- 
sionen und  Villen.  1373:  Jongnye;  früher  Jongniacum. 
Heimat  des  russischen  Generalmajors  Charles  Lantz  (1838- 
1884). 

JON8WIL  oder  JON8CHWIL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Unter  Toffgen bürg)  600  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  über  dem 
rechten  Steilufer  der  Thur  und  3  km  so.  der  Station 
Schwarzenbach  der  Linie  Zürich-Winterthur-St.  Gallen. 
Postbureau,  Telegraph,  Telephon ;  Postwagen  nach  Ober 
Uzwil  und  der  Station  Uzwil.  Gemeinde,  mit  Bettenau, 
Schwarzenbach  nnd  einem  Teil  von  Oberrindal :  254  Häu- 
ser, 1201  Ew.  (wovon  154  Reformierte)^  Dorf:  118  Häuser, 
542  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Stickerei.  Das  schöne 
Dorf  mit  seinen  im  Toggenburger  Stil  erbauten  Holz- 
häusern ist  eine  der  ältesten  Siedelungen  der  Gegend. 
817 :  Johaneswilare.  Einst  Sitz  eines  Edelgeschlechtes. 

JONWEIDoder  JOWEID  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil, 
Gem.  Rüti).  Fabrikviertel  in  ROti.  S.  diesen  Art. 

JORA88E  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem.  Ormont 
Dessus).  1600-1670  m.  Waldumrahmte  Alpweide,  1  km  s. 
Vers  TEglise.  Dient  als  Pferdeweide.  Die  ehemals  hier 
stehende  Hütte  ist  jetzt  zerfallen.  Der  Hang  lehnt  sich  an 
einen  aus  triasischem  Gips  und  Rauchwacke  aufgebauten 


Kamm,  der  ganz  mit  Erosions-  und  Einsturztrichtem 
durchsetzt  ist. 

JORAT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Courtelary,  Gem.  Orvin). 
760  m.  Grui>pe  von  7  Höfen,  im  oberen  Abschnitt  des 
Vallon  d'Orvin,  2  km  wsw.  Orvin  und  5  km  wsw.  der 
Station  La  Reuchenette  der  Linie  Biel-Delsberg-Basel.  48 
reform.  Ew.  Viehzucht.  Das  Thälchen  von  Jorat  liegt  zwi- 
schen der  ersten  Jurakette  (Seekette)  und  dem  Spilzberg 
oder  Mont  Sujet  und  leitet  vom  Vallon  d'Orvin  zum  Plateau 
von  Diesse  (Tessenberg)  hinauf.  Es  bildet  eine  Portland- 
mulde, die  auch  noch  Neocom  (Hauterivien  und  Valangien), 
sowie  etwas  Tertiär  (bei  der  Tuilerie)  enthält.  Man  belegt 
zuweilen  auch  noch  die  n.  von  LeChänetde  laNeuveville 
gelegenen  Waldungen  mit  dem  Namen  Jorat.  Der  Wald 
Sor  Neuchätel  hat  seinen  Namen  wahrscheinlich  von 
einem  ehemaligen  römischen  Wachtturm  erhallen,  der 
auf  einer  künstlich  eingeebneten  Anhöhe  s.  übenden  Hö- 
fen Charjut-Jorat  und  La  Vauchöe  (sw.  Orvin)  stand. 

JORAT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  (k>urtelary,  Ciem.  Trame- 
lan Dessus  und  Tramelan  Dessous).  1189  m.  Bergrücken, 
zwischen  dem  Thal  von  Tramelan  und  dem  Plateau  von 
Les  Genevez.Wirdim  0.  von  dem  derselben  Kette  angehö- 
renden Mont  Moron  durch  den  Col  du  Fuet  getrennt,  und 
senkt  sich  nach  W.  ganz  allmählig  zur  Hochfläche  der 
Freiberge  ab.  Der  Jorat  bildet  ein  regelmässig  gebautes 
Gewölbe  aus  Jurakalk,  das  durch  die  Erosion  ois  zum 
Dogger  hinunter  geöffnet  worden  ist.  Er  besteht  somit 
aus  zwei  seitlichen  Rauracien-Längskämmen,  die  stel- 
lenweise durch  die  Erosion  etwas  zerschnitten  sind, 
und  dem  Doggerrücken  in  der  Mitte.  Dazwischen  sind 
zwei  lange,  zum  Teil  vertorfte  Oxfordcomben  einge- 
senkt, die  sich  an  ihren  Enden  im  Halbkreis  mit  ein- 
ander vereinigen.  Man  hat  früher  die  Oxfordmergel  dieser 
Isoklinalthälchen  abgebaut  (Sous  la  Sagne,  bei  Les  Reus- 
silles)  und  zur  Verbesserung  der  Ackerkrume  verwendet. 
Sie  führen  Fossilien  und  enthalten  eine  interessante  Fau- 
na von  pyritischen  Ammoniten  {Cardioceras  Lamberti 
etc.).  Auf  dem  Sennberg  Ri^re  Jorat  hat  man  eisenschüs- 
sigen Dogger  der  Callovienstufe  mit  Peltoceras  aihleta 
und  Reineckia  anceps  gefunden.  Der  Kern  des  Gewölbes 
besteht  aus  dem  sog.  Forest  Marble. 

JORAT.  deutsch  Jurten  (Kt.  Waadt  und  Freiburg). 
Berglandschaft  im  tertiären  Mittelland  der  Waadt ;  wird 
begrenzt  im  S.  durch  die  Höhen  über  dem  Genfersee  von 
Lausanne  bis  Vevey,  im  W.  von  den  Thälern  der  Venoge 
und  Thielle  und  im  0.  vom  Thal  der  Broye  und  dem 
Tobel  der  Vevevse.  Die  N.-Grenze  ist  unbestimmt  und 
wird  am  einfacnsten  mit  der  Kantonsgrenze  zwischen  der 
Waadt  und  Freiburg  zusammengelegt  werden  können,  da 
für  die  Hügellandschaft  auf  Freiburger  Boden  der  Name 
Jorat  nicht  mehr  gebräuchlich  ist.  Geographisch  freilich 
dürfte  man  das  angrenzende  Freiburger  Gebiet  mit  fran- 
zösisch sprechender  Bevölkerung  wohl  auch  noch  als 
Freiburger  Jorat  bezeichnen,  doch  ist  diese  wellige  Gegend 
zwischen  der  Broye  und  dem  Neuenburgersee  allgemein 
als  Bergland  von  Vully  (Wistenlach)  bekannt.  Razoum- 
owski  lässt  den  Jorat  im  N.  bis  in  die  Nähe  von  Murten 
und  im  W.  bis  La  Sarraz  reichen,  schliesst  also  den  Vully 
und  das  Gebiet  von  Morges  noch  mit  ein,  was  wir  dem 
heutigen  Sprachgebrauch  entsprechend  für  unsere  Dar- 
stellung ablehnen.  In  früheren  Zeiten  gliederte  sich  der 
Jorat  in  drei  politisch  von  einander  getrennte  Abteilungen, 
nämlich  in  den  südlichen  Jorat  (Jorat  m^ridional),  der 
die  heutigen  Bezirke  Lausanne  und  Lavaux  umfasst^in  den 
Jorat  d'j^challens  im  W.  (zwischen  Froideville  und  Mont- 
preveyres),  Eigentum  der  Herren  von  ^challens,  und  in 
den  Jorat  T^v^ue  im  0.,  der  dem  Bistum  Lausanne  ge- 
hörte. Diese  drei  Teile  stiessen  an  der  sog.  Borne  (Grenz- 
stein) des  Trois  Jorat  zusammen,  die  heute  noch  die 
Gebiete  der  Bezirke  Lausanne,  £challens  und  Oron  von 
einander  scheidet. 

Urographie  und  Hydrographie,  Der  Jorat  bildet  ein 
stark  gewelltes  Hügelland,  dessen  mittlere  Höhe  600-700 
m  betragt  und  das  sich  als  Ganzes  von  SW.  nach  NO.  ab-^ 
dacht.  Alle  seine  zum  Genfersee  gehenden  Flüsse  haben 
mit  Ausnahme  der  Veveyse  und  Venoge,  die  schon  an 
seinen  Aussengrenzen  liegen,  nur  kurze  Lauflängen.  Die 
Wasserscheide  zwischen  Rhone  und  Rhein  folgt  von 
Chätel  Saint  Denis  an  bis  Puidoux  dem  Kamm  des  Mont 
Vuarat  und  Mont  Pelerin  und  zieht  von  da  über  Savigny 


G54 


JOR 


JOß 


und  Le  Chalet  a  Gobet  bis  Morrens,  um  dann  in  beinahe 
gerader  Linie  längs  dem  Kamm  des  Mormont  oder  Maure- 


m»Bor9f^Ci* 


Gebiet  des  Jorat  (Kanton  Waadt). 


mont  bis  zu  seinem  O.-Ende  zu  streichen.  Den  Rand  des 
Jorat  bilden  im  NW.,  SW.  und  SO.  stark  geböschte  Hänee, 
eigentliche  Steilabfalle,  über  die  nur  kleine  Wildbäcne 
rasch  zu  Thal  eilen.  Nahe  den  Quellen  dieser  kleinen 
Wasseradern  entspringen  auch  die  bedeutenderen  der  den 
Jorat  nach  N.  entwässernden  Flüsse :  der  Talent,  die  Men- 
tue,  Broye  und  Gläne,  deren  Lauf  im  Allgemeinen  gegen 
NO.  fferichtetist.  Esentsprichtdiese  Anordnung  der  hydro- 

Onischen  Verhältnisse  durchaus  dem  orographischen 
au' des  Jorat,  dessen  einzelne  Höhenzüge  ebenfalls 
von  SW.  nach  NO.  hintereinander  folgen  und  sowohl  den 
Falten  des  Juragebirges  wie  den  benachbarten  Alpenketten 
parallel  streichen.  Seine  trössten  Höhen  erreicht  er  dem- 
nach im  SW.  und  SO.,  d.  h.  nahe  dem  Genfersee.  Hier 
finden  wir  die  Höhen  von  Sauvabelin  (672  m)  und  des 
Chalet  de  la  Ville  (802  m),  die  Montagne  du  Chäteau  (928 
m)  und  Montagne  de  Gourze  (930  m),  das  Signal  de  Chez- 
bres  (661  m),  den  Mont  P^lerin  (1084  m)  und  Mont  Vuarat 
(987  m).  Ein  Teil  des  zum  Genfersee  abfallenden  SW.- 
Hanges  des  Jorat  heisst  Lavaux ;  weiter  oben  folgen  zwi- 
schen Lausanne  und  Gourze  die  Monts  de  Lavaux,  während 
die  Hänge  des  Mont  Pelerin  und  Mont  Vuarat  gegen  die 


Veveyse  hin  als  Monts  de  Chardonne  und  Monts  de  Cor- 
sier  bekannt  sind.  Das  Mittelst ück  des  Berglandes,  zwi- 
schen Sainte  Catherine  und 
Servion,  bildet  den  sog. 
Grand  Jorat.  Von  diesem 
Gürtel  von  Höhenzügen  an 
senkt  sich  der  Jorat  nach 
und  nach  gegen  NO.,  lang- 
samer immerhin,  als  die 
ihn  durchfurchenden  Fluss- 
adern. Diese  Erosionsrin- 
nen steigen  von  800  m  bis 
450  m  (Payeme)  ab,  wo  die 
Broye  die  am  Murtensee 
(435  m)  endigende  Allu- 
vionsebene  erreicht.  Rechts 
und  links  von  diesem  Haupt- 
thal halten  sich  der  Jorat 
und  Vully  stellenweise  noch 
auf  700  und  800  m,  zei^n 
aber  doch  die  allgememe 
Tendenz,  gegen  NW.,  d.  h. 
von  den  Alpen  gegen  den 
Neuenbu  rgersee  langsam  ab- 
zuflachen. 

Landschaftlich  zeifft  uns 
der  Jorat  ein  ffanz  cnarak- 
teristisches  Bild.  Die  Staf- 
fel- oder  reihenförmiff  hin- 
ter einander  angeordneten 
einzelnen  Höhenzüge  und 
Längsfurchen  erinnern  uns 
an  ehensoviele Wellenberge 
u.  Wellenthäler.  Die  Käm- 
me u.  N.-  u.  NW.-Hänge 
der  Höhen  sind  gewöhn- 
lich mit  dunkeln  Tannen- 
wäldern, seltener  mit  Bu- 
chen und  Eichen  oder  mit 
Mischwald  bestanden  und 
bieten  dem  Auge  einen 
angenehmen  Gegensatz  zu 
den  dem  Anbau  gewonne- 
nen Thalböden,  S.-  und 
SO.-Hän^n  und  den  Hoch- 
flächen im  W.  und  NW. 
Hier  finden  wir  abwech- 
selnd Aecker ,  Kunstwie- 
sen und  Baumgärten,  zwi- 
schen denen  zahlreiche 
Bauernhöfe  zerstreut  lie- 
gen. Längs  der  Verkehra- 
züge  und  in  der  Sohle  der 
Erosionsthäler  reihen  sich 
die  Dörfer  auf,  deren  Aeus- 
seres  schon  von  dem  all- 

femeinen  Wohlstand  ihrer 
lewohner  zeuct. 
Geologie.  Der  ganze  Jorat  besteht  ausschliesslich  ans 
tertiären  Gesteinen  (Oligocän  und  Miocän],  die  teilweise 
mit  Moränenmaterial  und  fluvioglazialen  Kiesen  überführt 
worden  sind.  Da  und  dort  findet  man  auch  noch  etwa 
eine  kleine  Alluvionsebene  oder  ein  Torfmoor.  Ueberall 
aber  besteht  der  Untergrund  nur  aus  tertiären  Schichten. 
In  diesen  unterscheidet  man  von  oben  nach  unten  :  1)  Ma- 
rine Molasse,  bestehend  aus  dicken  Sandsteinbänken :  ent- 
weder als  Muschelsandstein  mit  zahlreichen  Hainsch- 
zähnen  oder  als  weicher  und  feinkörniger  Sandstein  auf- 
tretend. Aus  dieser  marinen  Molasse  bestehen  die  Höhen 
von  Mont  über  Lausanne  und  der  grösste  Teil  des  Grand  Jo- 
rat bis  zum  Murtensee  hin.  2)  Graue  Süsswassermolasse 
(Lan^hien),  bestehend  aus  einem  dem  erstgenannten  sehr 
ähnlichen  Sandstein ;  bildet  die  Höhen  zwischen  Lausanne 
und  den  Monts  de  Lavaux  bis  zum  Tobel  des  Chandelard. 
Hier  tritt  3)  die  aquitanische  Stufe  der  Molasse  auf,  die 
sich  in  zwei  Horizonte  gliedert :  a.  einen  obern,  bestehend 
aus  mergeligen  Sandsteinen  mit  Neritina  und  Helix  und 
aus  mergeliff-kalkigen  und  kalkigen  Schichten,  mit  ein- 
gelac^erten  Flözen  von  Braunkohlen,  und  6.  einen  untern 
mit  narten,  grau  oder  rötlich  gefärbten  Sandsteinen   und 


JOR 


JOR 


e5[. 


roten,  oft  auch  graugrünen  Mergeln  :  es  ist  dies  die  sog. 
rote  Molasse,  die  um  Gourze  und  bei  Vevey  ansteht.  Mit  der 
Annäherung  an  die  Alpen  gehen  alle  diese  Stufen  mit  teil- 
weiser Ausnahme  der  roten  Molasse  in  Nagelituh  über,  die 
in  dicken  Bänken  mit  Mergeln  Wechsel  lagert.  Alle  diese  Ge- 
steine sind  Verwitterungs-  und  Erosionsprodukte,  die  im 
Miocän  von  den  zuerst  in  einen  grossen  Süsswassersee  und 
später  in  einen  tertiären  Meerbusen  mündenden  Alpenflüs- 
sen herabgeschwemmt  und  abgelagert  worden  sind.  Die 
Lagerungsverhältnisse  der  Schichten  sind  im  Jorat  sehr 
verwickelte.  Um  Lausanne  liegen  sie  nahezu  wagrecht, 
während  sie  über  Lutry  plötzUch  alpeneinwärts  nach  0. 
fallen  und  dazu  noch  durch  eine  Verwerfung  gestört  sind. 
Hier  befinden  wir  uns  auf  der  Antiklinallinie  der  subalpinen 
Molasse,  die  von  Ouchy  bis  La  Glaye  aux  Moines  zieht. 
Bis  zur  Veveyse  hin  folgen  dann  noch  eine  Reihe  von  La- 
gerungsstörungen, die  abwechselnd  die  rote  Molasse  und 
die  kohlenführende  Molasse  zu  Tage  anstehen  lassen. 
Diese  Verhältnisse  erläutert  das  beigegebene  geolo^sche 
Querprofil.  Im  W.,  wo  die  Schichten  wagrecht  lieeen, 
bilden  die  Höhenzüge  abgerundete  Rücken,  währena  ö. 
der  Antiklinallinie,  wo  die  oft  noch  gefalteten  Schichten 
im  allgemeinen  ^egen  SO.  einfallen,  schmale  Kämme  in 
grosser  Anzahl  hinter  einander  folgen.  Die  vorspringen- 
den Rippen  entsprechen  hier  den  harten  und  widerstands- 
fähigen Schichten  und  die  dazwischen  eingesenkten  klei- 
nen Erosionsthälchen  den  leicht  zerstörbaren  weichen 
Mei^ellagern.  Im  Gebiet  der  horizontalen  Molasse  w.  der 
Antiklinallinie  werden  die  durch  die  Flüsse  (Talent, 
Mentue,  untere  Broye)  ausgewaschenen  Thäler  von  nahe- 
zu senkrechten  Steilwänden  begleitet. 


aufzusauffen,  was  wiederum  dazu  beiträgt,  die  Hoch- 
wassergefahr der  Joratflüsse  abzuschwächen.  Der  marine 
Sandstein  und  die  graue  Molasse  werden  in  zahlreichen 
Steinbrüchen  (Grissier,  Le  Mont.  Servion  etc.)  abgebaut. 
Neben  den  schon  genannten  Quellen  von  Les  Gases  müssen 
noch  diejenigen  von  Sainte  Gatherine  und  Pierre  Ozeire 
erwähnt  werden,  die  dem  Molassesandstein  entspringen 
und  ebenfalls  nach  Lausanne  gefuhrt  werden. 

Klimay  Anbau,  ErwerbsvernältnUse.  Seiner  Höhenlage 
entsprechend  hat  der  Jorat  ein  ziemlich  rauhes  Klima.  Er 
gestattet  den  NO. -Winden  ungehinderten  Zutritt  und  hat 
namentlich  sehr  strenge  Winter.  Die  jährliche  Nieder- 
schlagsmenge beträgt  in  Form  von  Regen wasser  und  Schnee 
100-105  cm.  Das  jährliche  Regenmittel  ergibt  für  Lau- 
sanne 102,5  cm  (1874-1893),  für  Echallens  1C3,6  cm  (1884- 
1891),  fürMoudon  102,8cm  (1883-1891).  Nach  den  meteoro- 
logischen Beobachtungen  zu  Lausanne  (1874-1893)  hält 
sich  hier  das  jährliche  Temperaturmittel  auf  9*^  G. 

Wie  wir  schon  bemerkt  haben,  ist  der  Jorat  in  seinen 
hohem  Teilen  hauptsächlich  mit  Wald  bestanden,  während 
in  den  Thälem  und  auf  den  Plateaus  Aecker  und  zwar  be- 
sonders Kornfelder  vorherrschen.  HauptbeschäfÜgung  und 
vornehmste  Erwerbsquelle  der  Bewohner  sind  I^ndwirt- 
Schaft  und  Ackerbau,  deren  Produkte  nach  den  an  der 
Grenze  der  Landschaft  liegenden  Städten  ihren  Absatz 
finden.  Im  untern  Abschnitt  der  SO.- und  O.-Hänge  (Bezirke 
Vevey,  Lavaux  und  Lausanne)  finden  sich  Weinnerge,  die 
mit  zu  den  bedeutendsten  des  Kantons  Waadt  zählen. 
Kleinere  Rebenparzellen  sieht  man  auch  noch  hie  und  da 
im  W.  und  NW.  (Bezirke  Orbe  und  Yverdon).  Tabak  wird  im 
N.,  besonders  um  Payemeund  bis  nach  Lucens  hin  gebaut. 


Bremblens  Crissler 


*S9 


MOre 


Chaletdt 

Mont        qjalinges 


Chsftdefarxf    Lutrt99 


Gourze 

MO 

Savigny 


p  , .        M^f^er/n  M^yu^rat        P/pi.i.-frü 

ruidoux       tos*  3fu  ^  tu-xj 

Lac     ***  Attalen«  Chirsn^ 


Geologisches  Querprofll  daroh  den  sftdliohen  Jorat. 


a.  Allavium  ;  gl.  GUsialschutt ;  Mm.  Marine  Molasse  (helvetische  Stufe) ;  Lg.  Oraue  Molasse  (langhische  und  burdigalische  Stufet; 
Aq.  Molasse  mit  Braunkohlen  und  Kalkbanken  (obere  aquitanische  Stufe) ;  Mr.  Rote  Molasse  (untere  aquitaniscne  Stufe) ;  pd. 
Nagelfluhfasies  des  Langhien  und  Aquitanien  ;  . . .  X  Ueberschiebung  ;  A.  Antiklinallinie  der  Molasse. 

|!^er  Molasseboden  ist  an  sich  wenig  fruchtbar.  Wenn 
der  Jorat  trotzdem  ein  fruchtbares  Land  genannt  wer- 
den darf,  so  verdankt  er  dies  dem  Glazialschutt,  der 
besonders  als  toniges  Grundmoränenmaterial  grosse 
Teile  der  Landschaft,  namentlich  aber  die  Senken 
überdeckt.  Erosion  und  Ueberführung  mit  glazialen 
Geschieben  "haben  zusammen  die  heutigen  Oberflächen- 
formen des  Jorat  geschaffen.  Stellenweise  findet  man 
auch  noch  Seitenmoränen  aus  der  Zeit  des  Rückzuges 
des  eiszeitlichen  Rhonegletschers,  so  z.  B.  diejeni- 
gen, die  den  Lac  de  Bret  und  die  Sumpfebene  von  Le 
Vernay  bei  Ghezbres  aufgedämmt  haben.  Aehnliche  Seiten- 
moränen liegen  in  verschiedenen  Höhenlagen  am  Hang 
von  Lavaux.  Sie  bestehen  gewöhnlich  aus  Kiesen,  we- 
niger aus  Blöcken.  Ziemlich  näufig  sind  ferner  die  errati- 
tischen  Blöcke,  die  sowohl  vereinzelt  als  in  Gruppen  auf- 
treten. Bei  Les  Gases  (über  Belmont)  sieht  man  eine 
ziemlich  mächtige  Lage  von  fluvioglazialen  Schottern,  die 
entweder  zwischen  zwei  Grundmoränenschichten  einge- 
la^rt  oder  auch  der  Molasse  direkt  aufgekleistert  sind. 
Diesen  Schottern  entspringen  ziemlich  ergibige  Quellen, 
die  für  die  Wasserversorgung  der  Stadt  Lausanne  gefasst 
worden  sind.  Aehnliche  Kiese  finden  sich  noch  bei  M^zi^ 
res  und  Moudon,  und  alle  werden  stark  abgebaut.  Wo 
der  Grund moränenboden  nahezu  eben  oder  wannenförmig 
eingesenkt  oder  auch  durch  Wallmoränen  abgesperrt  ist, 
bilden  sich  im  stagnierenden  Wasser  Torfmoore,  wie  sol- 
che z.  B.  zu  beiden  Seiten  der  Höhen  von  Gourze,  bei  Le 
Vemay  und  in  vielen  Thälchen  des  Freiburger  Jorat  vor- 
handen sind.  Ausgedehnte  Entwässerun((sarbeiten  haben 
aber  bereits  die  Mehrzahl  dieser  Sumpfböden  trocken  ge- 
legt und  dem  Anbau  zurückgewonnen.  Viele  der  ziemlich 
tief  eingeschnittenen  Thalfurchen  haben  keinen  sichtbaren 
Wasserlauf  und  sind  vollständig  trocken,  da  alles  Wasser 
durch  einen  unterirdischen  Sammelkanal  abfliesst.  Das 
so  trocken  gelegte  Land  hat  die  Fähigkeit,  viel  Wasser 


Die  Industrie  ist  im  Jorat,  abgesehen  von  einigen  Ziegeleien 
und  Mühlen,  nur  schwach  vertreten.  Immerhin  bestehen 
einige  bedeutende  Fabrikbetriebe :  Fabriken  zur  Herstellung 
von  kondensierter  Milch  und  Kindermehl  in  Bercher  und 
Payerne,  die  ein  zahlreiches  Personal  beschäftigen  und 
die  Milch  aus  einem  grossen  Teil  der  Landschaft  aufkaufen ; 
Tabak-  und  Zigarren fabriken  in  Payerne,  Avenches  und  Mou- 
don, ebenda  Spinnereien,  grosse  Mühlen  inGranges,  Uhren- 
industrie in  Lucens.  Eisenbahnlinien :  Lausanne-Yverdon 
längs  der  W. -Grenze,  Lausanne-Pal^zieux-Payeme,  Lau- 
sanne-Freiburg, die  Querlinien  Lausanne-Samt  Maurice 
längs  der  S. -Grenze,  und  Yverdon-Payeme-Freiburg  längs 
der  N. -Grenze,  femer  die  Schmalspurbahnen  Lausanne- 
Bercher  und  Lausanne-Mdzieres-Moudon.  Der  Jorat  wird 
von  einer  grossen  Anzahl  von  Strassen  durchzogen,  die 
meist  gut  unterhalten  werden.  Deren  wichtigste  sind  die 
Züge  Lausanne-Yverdon,  ^challens-Payerne,  Lausanne- 
Estavayer,  Lausanne  -  Freiburg  -  Bern,  Vevey  -  Moudon, 
Yvonand-Romont«  Yverdon-Moudon,  Orbe-£challens-Mou- 
don,  Lausanne-Moudon.  Viele  dieser  Strassen  werden  zu- 
gleich von  Postwagen  befahren. 

Rund  um  den  Jorat  herum  liegen  die  bedeutendsten 
Städte  des  Kantons  Waadt,  nämlich  Yverdon,  Payerne, 
Lausanne,  Vevey  und  die  Freiburger  Städte  Estavayer  und 
Romont.  Im  Innern  sind  die  beträchtlichsten  Siedelungen 
Echallens,  Moudon,  Lucens  und  Granges.  Zahlreiche 
Dörfer,  im  s.  Abschnitt  viele  zerstreute  Einzelhöfe.  Der 
n.  Jorat  ist  eine  der  wohlhabendsten  Gegenden  des  Kan- 
tons Waadt. 

Schon  zur  Römerzeit  querten  den  Jorat  mehrere  wich- 
tige Strassen,  wie  die  Züge  Vevey-Moudon-Aventicum 
(Avenches),  Aventicum-Eburodunum  (Yverdon)  und,  im 
W.,  Gheseaux-Eburodunum.  Bis  zum  12.  Jahrhundert 
bleibt  dann  die  Geschichte  der  Landschaft  dunkel.  Nun 
wurde  ein  grosser  Teil  Eigentum  des  Bistums  Lausanne ; 
es  ^entstanden    gleich  zu  Anfang  des  Jahrhunderts  die 


656 


JOR 


JOR 


Gagnerie 


Klöster  Montherond  und  Haut  Cröt,  sowie  das  von  den 
Herren  von  Joux  gestiftete  Kloster  Montbenoit  in  der  Frei- 
^rafschaft  Burgund,  das  in  der  Folge 
im  w.  Abschnitt  des  Jorat  kirchliche 
und  weltliche  Rechte  erwarb  und 
zur  kulturellen  Entwicklung  dieser 
Landschaft  viel  beitrug.  Es  trat  alle 
diese  Rechte  1476  an  die  Abtei  am  Lac 
de  Joux  ab.  An  der  Kolonisation  des 
Jorat  beteiligten  sich  auch  die  Herren 
von  Oron,  Pal^zieux,  Saint  Martin 
du  Ch^ne,  Bioley-Magnoux,  Goumoens 
und  £challens.  Zur  Zeit  der  Berner 
Oberhoheit  (1536-1798)  war  der  sog. 
Jorat  d'fchallens  gemeinsamer  Besitz 
von  Bern  und  Freiburg,  während  der 
Jorat  rfivöque  ausschliessliches  Ei- 
gentum von  Bern  war.  In  einzelnen 
Gegenden  des  Jorat  trieben  noch  bis 
zu  Ende  des  18.  Jahrhunderts  Räuber- 
banden sich  herum. 

Bibliographie.    Razoumowski,    le 
comte  G.  de.  Histoire  naturelle  du 
Jorat  et  de  ses  envirmis.  2  vol.  Lau- 
sanne 1789.  —  Pasche,  Ch.  La  contree 
d'Oron  dans  les  temps  anciens,   au 
mögen    äge  et   sous   la   doniination 
bemoise.  Lausanne  1895.  —  District,  le,  d' 6 challensji in 
Journal  de  la  Societe  vaud.  d'utilitc  publ.  1854).  —  Gor- 
naz-Vuilliet.  A  travera  le  Gros  de  Vaud.  Lausanne  1894. 
—  Secretan,  Ch.  Paysages  vaudois.  Lausanne  1895.  — 
Sa  Vary,  E.  Ä  travers  le  Jorat.  Lausanne  1903.  —  Marti- 
gnier.  D.,    et  A.  de  Crousaz.  Diclionnaire  histor.,  geo- 
graph,  et  Statist,  du  Canton  de  Vaud.  Lausanne  1867. 

JORAT  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint  Maurice,  Gem.  ^vionnaz). 
1470-2000  m.  Alpweide,  am  rechtsseitigen  Gehänge  desWild- 
bachthales  von  Saint  Barth^lemy,  aas  oben  vom  Kamm 
des  Salantin  bis  zu  dem  der  Gagnerie  reicht.   Zwischen 
diesen  beiden  Kämmen  verbindet  der  fär  Saumtiere  gang- 
bare Col  du  Jorat  (2233  m)  diese  Alpweide  mit  dem  Thal 
von  Salcinfe.    Im  obern  Abschnitt  sieht  man  einen  sehr 
kleinen  See  und  einige  Spuren  des  einstigen  Bleibergwer- 
kes von  Cocorier.  Die  Alpe  ist  Eigentum  der  Bürgerschaft 
der  Stadt  Saint  Maurice.  Das  Vien  bleibt  hier  vom  1.  Juli 
bis  15.  Oktober.  Etwas  tiefer  unten  steht  am  Ufer  eines 
Wildbaches  schöner  roter  Porphyr  an,  der 
von  Flysch  überlagert  wird.  Die  obern  Hüt- 
ten  stehen   mitten   in  Bergsturztrümmern, 
die  vom  Hang  der  Pointe  de  Gagnerie  her- 
abgekommen sind. 

JORAT  (BOI8  DU  GRAND)  (Kt. 
Waadt,  Bez.  Lausanne  und  La vaux).  760-900 
m.  Grosse  Waldung,  im  n.  Abschnitt  des 
Bezirkes  Lavaux,  von  Zuflüssen  zur  Broye, 
Bressonnaz  und  zum  Carouge  durchzogen. 
Reicht  vom  Chalet  ä  Gobet  bis  Les  Comes 
de  Cerf  an  der  Strasse  Vevey-Moudon  und 
nördlich  darüber  hinaus.  Der  N.-Rand  zieht 
sich  zwischen  dem  Chalet  ä  Gobet  und  Mont- 
preveyres  nahe  der  Strasse  Lausanne-Bern 
nin  und  geht  an  Les  CuUayes  vorbei.  6  km 
lang  und  0,5-2  km  breit.  Nahe  dem  n  Wald- 
saum und  dem  Chalet  ä  Gobet  stand  einst 
das  Kloster  Sainte  Catherine,  das  im  Mit- 
telalter als  Spital  diente  und  einsamen  Rei- 
senden schützenden  Aufenthalt  bot.  Lange 
Zeit  und  bis  zu  Ende  des  18.  Jahrhunderts 
war  nämlich  das  Gebiet  dieser  heute  noch 
dichten  und  unwirtlichen  Wälder  ein  siche- 
rer Schlupfwinkel  für  Räuberbanden,  die 
zahlreiche  Freveltaten  begingen.  In  dieser 
Zeit  und  Umgebung  spielt  eine  Szene  des 
1903  in  Mözieres  aufgeführten  Festspieles  La 
Dirne  von  Rene  Morax. 

JORAT  (COL  DU)  oder  COL  DE 
8ALANFE  (Kt.  Wallis,  Bez.  Saint  Mau- 
rice).   2223    m.    Passübergang    mit    Holz- 


dieser  Gemeinden  Alprechte  besitzen.  Saint  Maurice-Pass- 
höhe 5  Stunden,  Passhöhe- Hütten  von  Salanfe  1  Stande. 


Co/  dß  Jofifi 


,'Sslantin 


Geologische  Skiue  des  Gol  da  Jorat,  vom  Weg  Vaa-Salanfe  aus  gexeichnet. 

Fl.  Flysch:  Ec.  Nummulitenkalk;  Cs.  Rote  Kreidescbiefer;  U.  Urgon;  Ne.  Neocom;  iT. 
Trias;  d.  Dolomite  und  Rauchwacke;  S.  Rote  u.  gräoeji  Schiefer;  all.  ArkosejSand- 
stein^;  Scgn.  Krystaüipe  Schiefer  undgGneise. 

Unter  der  Passhöhe  die  Alpweide  Jorat,  deren  oberste 
Hütten  3/|  Stunden  über  der  untern  Hütte  stehen.  Dieser 
Pass  ist  genau  auf  der  Grenze  zwischen  den  hohen 
Kalkalpen  und  den  krystallinen  Zentral  massiven  einge- 
schnitten und  folgt  der  durch  ein  Band  von  RauchwaoLe 
bezeichneten  Kontaktzone  zwischen  den  Sedimenten  der 
Pointe  de  la  Gagnerie  und  den  krystallinen  Gesteinen  der 
Dent  du  Salantin  (2485  m),  welch'  letztere  unter  den  ge- 
nannten Sedimenten  durchstreichen  (s.  diegeolog.  Skizze). 
Beide  Gipfel  gehören  als  Ausläufer  der  Gruppe  der  Dent 
du  Midi  an.  Ueber  den  die  Basis  der  Gagnerie  bildenden 
kristallinen  Schiefern  liegen  der  Reihe  nach  Quarzsand- 
steine aus  granitischem  Trümmermaterial,  dann  rote  und 
grüne  Schiefer  und  endlich  Dolomitkalke  und  Rauchwacke. 
Alle  diese  Sedimente  gehören  wahrscheinlich  der  Trias 
an.  Höheroben,  gegen  die  Rochers  de  Gagnerie  hin,  folgen 
eocäne  Kalkschiefer,  dann  Flysch  und  wieder  Kalkschiefer 
mit  Nummulites  und  endlich  —  in  verkehrter  Lagerung 


Passböhe  des  Col  da  Jorat  mit  dem  Salantin. 


kreuz,  zwischen  der  Dent  du  Salantin  und  der  Pointe  i    —  das  den  Gipfel  bildende  Neocom,   das  der  liegenden 

de  la  Gagnerie  ;  verbindet  Saint  Maurice,  Veyrossaz  und       Falte  der  Dent  du  Midi  angehört. 

Mex  mit  den  Alpweiden  von  Salanfe,  wo  zanlreiche  Bürger  '       JORAT (RifeRE)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Gourtelary, Gem 


JOB 


JOU 


657 


Saicourt).  1151  m.  Sennberg  mit  2  Höfen,  4  km  nö.  der 
Station  Tramelan  der  Linie Tavannes-Tramelan.  15  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  Tramelan.  Viehzucht. 

JORATEL  (LE)  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  Le  Locle,  Gem. 
Les  Ponts  de  Martel).  1025  m.  Gemeindeabteilung  und 
Häuserffruppe,  im  s.  Abschnitt  des  grossen  Moorgebietes 
der  Vallee  des  Ponis,  w.  der  Strasse  Les  Punts  de  Martei- 
Noiraigue  und  1,5  km  n.  über  der  Station  Noiraigue  der 
Linie  Neuenburg-Pontarlier.  Zusammen  13  Häuser,  €6 
reform.  Ew  :  Weiler:  7  Häuser,  33  Ew.  Kirchgemeinde 
Les  Ponts.  Gemischte  Schule.  Viehzucht.  Torfgruben. 

JORAT8<LE8)  (Kt.  Neuenbürg,  Bez.  Vat  deTravers, 
Gero.  Noiraigue).  805  m.  Gruppe  von  fünf  Häusern,  am 
Hang  von  Rosi^res  (N.-Seite  des  Val  de  Travers),  nahe  der 
Strasse  vom  Val  de  Travers  nach  Les  Ponts  und  2  km  wnw. 
der  Station  Noiraigue  der  Linie  Neuenburg-Pontarlier. 
14  reform.  Ew.  Viehzucht.  Früher  bestand  hier  ein  Ge- 
schäft zum  Bau  von  Kalköfen. 

JORDIL(LE)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Veveyse,  Gem.  Saint 
Martin).  858  m.  Dorf,  an  der  Grenze  gegen  den  Kanton 
Waadt,  5  km  nö.  der  Station  Palözieux  der  Linie  Freiburg- 
Lausanne  und  1,7  km  so.  Saint  Martin.  Telephon.  32 
Häuser,  173  kathol.  Ew.  Acker-  und  Wiesenbau,  Vith- 
zucht.  Uoizschlag  und  Torfgruben.  Der  Ausdruck  Jordil, 
früher  Gerdil,  vom  althochdeutschen  garto  =  Garten. 
Findet  sich  als  Jordils.  Jordon,  Jordillon  etc.  in  den  Kan- 
tonen Waadt,  Freiburg  und  Neuenburg  noch  mehrfach. 

JOR  DIL8 <LE8) (Kt.  Waadt,  Bez.  und  Gem.  Lausanne). 
410  m.  Häusergruppe,  an  der  Strasse  Lausanne-Ouchy  und 
500  m  n.  Ouchy.  Station  der  Drahtseilbahn  Lausanne- 
Ouchy.  Hier  wurde  1791  ein  grosses  Bankett  mit  Feuer- 
werk zur  Feier  der  mit  der  französischen  Revolution  in- 
augurierten Freiheit  abgehalten.  Es  war  dies  einer  der 
ersten  wichtigen  Akte,  die  die  Erhebung  der  Waadt 
einleiteten  und  die  Ereignisse  der  folgenden  Jahre  vorbe- 
reiteten. Die  Teilnehmer  an  diesem  Bankett  wurden  da- 
mals von  den  Berner  Behörden  strenge  bestraft. 

JORE88ANToderJORI88ANT(Kt.  Freiburg.  Bez. 
See,  Gem.  Haut  Vully).  464  m.  Weiler,  am  N W.-Hang  des 
Berglandes  von  Vully  (Wislenlach) ;  3,5  km  ö.  Cudrefin 
and6,5  km  sw.  der  Station  Ins(Anet)  der  direkten  Linie 
Bern-Neuen  bürg.  13  Häuser,  73  reform.  Ew.  französischer 
Zunge.  Kirchgemeinde  Mötier.  Acker-,  Wiesen-  und  Obst- 
bau, Viehzucht.  Schöne  Aussicht  auf  die  Seen  und  den 
Jura.  Auf  einem  Acker  bei  Joressant  hat  man  1823  eine 
Vase  aufgedeckt,  die  etwa  1000  kleine  Münzen  aus  Silber- 
blech sowie  8C0  Münzen  aus  dem  14.  und  15.  Jahi hundert 
enthielt  und  zur  Zeit  der  Burgunderkriege  vergraben 
worden  sein  muss. 

JORETTAZ  (LA)  (Kt.  Freihurg,  Bez.  Greierz,  Gem. 
Gumefens).  870  m.  Kleines  Dorf,  am  SO.-Hang  des 
Mont  Gibloux;  1,4  km  nw.  Gumefens  und  8  km  n.  der 
Station  Bulle  der  Linie  Bulle-Romont.  22  Häuser,  88 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Avry  devant  Pont.  Acker-  und 
Wiesenbau,  Viehzucht.  Strohilechterei.  Holzhandel. 

JOROGNE  (MONT  DE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle). 
Teil  des  Mont  de  Gryon.  S.  den  Art.  Gryon  (Mont  he). 

JORTfeSE  (COL  DE  LA)  oder  COL  D'AYERNE 
(Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  1480  m.  So  nennt  man  zuweilen 
den  Scheitelpunkt  des  Alpweidenplateau  von  Ayerne,  von 
dem  einerseits  das  Thal  der  Eau  rroide  und  andererseits 
dasjenige  des  Pelit  Hongrin  absteigen.  Zwischen  der 
Tour  d*Af  und  dem  Signal  de  Malatrait.  Der  Pass  wird 
selten  von  Touristen,  wohl  aber  von  den  Bewohnern 
dieser  Gegend  begangen.  Roche- Passhöhe  3  Stunden,  Ab- 
stieg in  einer  Stunde  nach  La  Jointe,  von  wo  aus  man 
entweder  in  3  Stunden  nach  Montbovon  oder  über  den  Col 
de  Sonlemont  in  2  Vt  Stunden  nach  Chäteau  d*Oex  gelan- 
gen  kann. 

J08£(B0I8  DE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle,  Gem. Gryon). 
1250  m.  Waldung,  iwit-chen  Les  Parts  und  Le  Sergnemenl, 
vom  Weg  nach  Solalex  durchzogen.  Hier  steht  bis  zum 
Avar^on  hinunter  Neocom  mit  Kephalopoden  an. 

JO8R0TI  (HINTERE  und  VORDERE)  (Kt.  St. 
Gallen,  Bez.  und  Gem.Tablat).  öl5m.  6  Häuser,  über  dem 
rechten  Ufer  der  Silter  zerstreut  gelegen ;  2,5  km  wnw. 
der  Station  St.  Fiden  der  Linie  St.  Gallen-Rorschach.  38 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  St.  Gallen.  Viehzucht.  Stickerei. 

«I08TBACH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  Wildhach;  ent- 
springt den  Fimfeldem  des  w.  über  der  Grimselpassböhe 


stehenden  Kleinen  Siedelhorns,  nimmt  die  Wasser  einiger 
am  Fuss  der  Felswände  in  2500  m  liegenden  kleiner  Seen 
auf,  durchfliesst  die  Grimselatp  und  mündet  nach  3  km 
langem  Lauf  in  der  Richtung  nach  SO.  600  m  unterhalb 
Oberwald  in  1370  m  als  zweiter  nennenswerter  rechts- 
seitiger Zuiluss  zur  Rhone. 

JOUGNENAZ  oder  JOGNE  (LAjf  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Orbe).  Bach  im  Juragebirge,  linksseitiger  Zuiluss  zur 
Orbe;  Quelle  und  Mündung  liegen  auf  Schweizer  Boden, 
während  der  grösste  Teil  des  Laufes  zu  Frankreich  gehört. 
Entspringt  unter  dem  den  Suchet  mit  den  Aiguilles  de 
Baulmes  verbindenden  Kamm  und  nahe  dem  Weg  Baul- 
mes-Granges  de  Sainte  Croix  in  1160  m,  üiesst  zunächst 
nach  W.,  biegt  beim  Uebt-rtrilt  auf  französischen  Boden 
nach  SW.  ab  und  durchfliesst  das  kleine  Thal,  in  dem 
die  Ortschaften  Jougne  und  La  Ferriere  liegen.  Bildet 
dann  ein  gegen  SO.  gerichtetes  tiefes  Tohel,  längs  welchem 
oben  die  Strassen  von  Orbe  und  Vallorbe  nach  Pontarlier 
hinziehen  und  das  sich  auf  Schweizer  Boden  fortsetzt,  und 
mündet  zwischen  Vallorbe  und  Ballaigue  nahe  der  grossen 
Eisen  bahn  brücke  der  Linie  Lausanne- Pontarlier  1,5  km 
von  der  Grenze  entfernt  bei  der  Lokalität  Le  Ghätelard  in 
740  m  in  die  hier  selbst  tief  eingeschnittene  Orbe.  In  La 
Fernere  treibt  die  Jougnenaz  ein  wichtiges  Hüttenwerk 
und  erhält  von  rechts  den  Bach  von  Le  Vaubillon  :  zwischen 
der  Grenze  und  ihrer  Mündung  treibt  sie  die  Werke  von 
Le  Creux.  Der  Bach  hat  eine  Lauilänge  von  12  km,  wovon 
3  auf  Schweizer  Boden  liegen.  Nahe  seiner  Quelle  dnr 
Sennberg  La  Jougnenaz  mit  Hütte  in  1 173  m.  Neocommulde 
mit  Sandsteinen  der  Albienstufe  und  tertiären  Konglo- 
meraten, durch  eine  Verwerfung  mit  dem  Gewölbe  Le 
Suchet-Mont  de  Baulmes  im  Kontakt  stehend.  Der  Name 
keltischen  Ursprunges.  1110:  Jonnia;  1158:  Jonia. 

JOULEN8  oder  JOLEN8  (Kt.  Waadt,  Bez.  Morges, 
Gem.  Echichens  und  Morges).  450-475  m.  So  heisst  der 
breite  Rücken  der  Hohe  über  Morges,  der  sich  gegen  NO. 
bis  zum  Dorf  Schiebens  hinzieht.  1,5  km  n.  der  Stadt 
Morges.  Am  S.-Hang  Weinberge,  auf  der  Höhe  selbst  die 
Häusergruppe  Joulens.  Von  der  Strasse  Morges-Le  Pont 
de  Joux  gequert.  Münz-  und  Gräberfunde  zeiicen,  dass  die 
Gegend  schon  zur  Römerzeit  besiedelt  war.  Im  Mittelalter 
stand  hier  ein  Dorf,  dessen  1175  urkundlich  erwähnte 
Kirche  zugleich  die  Pfarrkirche  von  Morges  und  Um- 
gebung war  und  dem  Chorherrent>tifl  zu  Lausanne  unter- 
stand. Die  weltliche  Herrschaft  über  das  Gebiet  übte  das 
Kloster  Romainmötier  aus.  Funde  von  Römermünzen  aus 
den  Zeiten  der  Kaiser  Maximilian  und  Konstantin  und 
von  Gräbern  aus  unbehauenen  Steinen.  Glieder  eines 
Edelgeschlechtes  von  Joulens  erscheinen  in  den  Urkunden 
bis  ins  14.  Jahi  hundert  hinein.  1140:  Joiens;  1182:  Julens; 
1238:  Joleins. 

JOURN^E  (BECCA  DE  LA  GRANDE)  (Kt.  Wallis, 
Bez.  Conthey,  Entremont  und  Martinach).  Gipfel.  S.  den 
Art.  GELfe  (MONT). 

JOUX.  Ortsname;  in  den  Waadtländer  und  Walliser 
Alpen,  im  Juragebirge  und  Kanton  Freibur^  oft  vorkom- 
mend. Vom  mittellatein.  ^uria  =  Wald  herzuleiten. 
Findet  sich  in  den  verschiedenartigsten  mundartlichen 
Abänderungen,  z.  B.  als  Jor,  Jorat,  Jorette,  Jorasses,  Jeu, 
Jeur,Jour,  Dzeur,  Zeur,  Zura,  Dzä  etc.  Vergl.den  Art.  Jeu. 

JOUX  (BOI8  DE  HAUTE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Grand- 
son).  1080-1160  m.  Waldung  im  Jura;  im  nw.  Abschnitt 
der  Gemeinde  Sainte  Croix  und  an  der  Grenze  gegen 
Frankreich,  in  welchen  Staat  sich  der  Wald  noch  eme 
Strecke  weit  fortsetzt.  Gegen  0.  grenzt  er  an  eine  sumpfige 
Ebene,  an  den  Wald  des  Mont  de  la  Chevre  und  an  die 
Hochfläche  der  Granges  de  Sainte  Croix.  Nahe  am 
Wald  die  Weiler  La  Vraconnaz,  La  Chaux  und  La  Prise 
Perrier.  Trennt  die  Granges  Jaccard  vom  Chalet  des  Pros. 
2,5  km  lang,  im  Maximum  1  km  breit. 

JOUX  (BOI8  DES  GRANDE8)  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Cossonay).  1100-1500  m.  Grosse  Waldung,  am  obern  SO.- 
Hang  der  Kette  des  Mont  Tendre  und  über  Montricher. 
Wird  von  einem  guten  Weg  durchzogen,  der  sie  mit 
Montricher  verbindet  und  von  dem  eine  Abzweigung  nach 
Le  Pont  im  Jouxthal  führt.  300400  ha  gross. 

JOUX  (LA)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Courtelary).  967  m. 
Sennberg,  auf  dem  Rücken  des  Vorbergs,  der  ersten  Jura- 
kette zwischen  Bozingen  (Houjean)  und  Pieterlen  (Perlns), 
n.  über  diesen  beiden  Orten.  Grenzt  im  N.  an  die  Ge- 
GEOCR.  LEX.  86  —  II  —  42 


658 


JOÜ 


JOU 


meinde  Vaufielin  und  im  0.  an  die  Gemeinde  Romont.  In 
der  Richtung  OW.  vom  Fussweg  Romont-Frinvillier  durch- 
zogen. 

JOUX  (LA)  (Kt.  Freiburg.  Bez.  Gläne).  861  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  auf  einer  Anhöhe  rechts  über  dem  Ruisseau 
des  Grands  Marais;  %6  1cm  ssö.  der  Station  Yuisternens 
der  Linie  BuUe-Romont.  Postablage,  Telegraph,  Telephon. 
Gemeinde,  mit  Au  Carroz,  Au  Poyet,  Les  Communs,  La 
MoUietaz,  Les  Paccottes  und  Villargerman:  77  Häuser. 
458  kathol.  Gw. :  Dorf:  37  Häuser,  216  Ew.  Acker-  und 
Wiesenbau,  Viehzucht.  Als  eigene  Kirchgemeinde  1886 
von  Yuisternens  abgetrennt.  Pfarrkirche  zu  Saint  Jean 
Baptiste.  Das  Dorf  1591  «La  Ville  de  la  Jor»  geheissen. 

JOUX  (LA)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz).  900-1620  m, 
Prachtvoller  grosser  Wald,  bekleidet  den  Rücken  und  die 
Hänge  der  Berra  und  des  Gousimbert  und  zieht  sich  in 
der  Richtung  nach  NO.  von  der  Joux  du  They  (Gemeinde 
Villarvolard)  bis  zum  Burgerwald  (Gemeinde  Mont^vraz) 
auf  eine  Länge  von  12  km  hin ;  seine  grösste  Breite  mit 
2,5  km  erreicht  er  auf  Boden  der  Gemeinde  La  Roche.  Zer- 
fällt in  folgende  einzelne  Abschnitte :  La  Joux  de  Trey- 
vaux,  La  Joux  (im  ensern  Sinne),  Sous  La  Joux,  La  Joux 
de  Villaret,  La  Joux  au  Commun,  La  Joux  d*Alli^re,  La 
Joux  Derrey,  La  Joux  du  Javrex,  La  Joux  de  Bifi^,  La  Joux 


Sennberge  (mit  5  Meierhöfen)  entfallen.  Die  Waldungen 
gehören  zu  den  bemerkenswertesten  im  Jura  und  ent- 
halten vollkräftige  Tannen  von  15  m^  und  mit  einem 
Alter  von  300  Jahren.  Das  Gut  wurde  1512  von  Loais 
d'Orl^ns  der  Stadt  Neuenburg  geschenkt.  Im  18.  Jahr- 
hundert trug  der  Meierhof  der  Grande  Joux  den  Namen 
La  Vaumarcus.  In  der  Nähe  werden  Steinbrüche  auf 
Portlandkalke  betrieben,  die  einen  ausgezeichneten  Bau- 
tein  liefern.  Viel  Fossilien:  Zähne  und  Kiefer  von  Fischen 
IPycnodus),  Schuppen  von  Lepidotus  etc.  Die  in  der 
Sammlung  Jaccara  in  bemerkenswerter  Vollständigkeil 
vertretenen  Stücke  dieser  Arten  sind  von  Pictet  de  La 
Rive  beschrieben  worden. 

JOUX  (LA  HAUTE)  (Rt  Bern,  Amtsbez.  Münster). 
931  m.  Wald,  3  km  lang  und  500^00  m  breit;  im  so. 
Abschnitt  des  Thaies  Le  dornet,  2  km  so.  Crömines  und 
unmittelbar  s.  Corcelles.  Wird  im  W.  von  der  Strasse 
(Sremines-Gänsbrunnen  (Saint  Joseph)  begleitet  und  setzt 
sich  bei  Gänsbrunnen  im  Hochwald  (oder  Wallenmatt)  fort. 

JOUX  (LA  PLAINE  DE8)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  und 
Gem.  Münster).  1110  m.  Sennberg  mit  Meierhof,  auf  der 
Montagne  de  Moutier,  5  km  wnw.  der  Station  Münster 
(Montier)  der  Linie  Biel-Delsberg.  7  reform.  Ew. 

JOUX  (LAC  DE)  und  LAC  BRENET   (Kt.  Waadt, 


Karte  des  Lac  de  Joux  und  Lac  Brenet. 


Galaz  und  La  Joux  du  They.  Liegt  auf  Boden  der  Gemein- 
den Cemiat,  Villarvolard,  Corbieres.  Hauteville,  La  Roche 
und  Treyvaux  und  ist  teils  Gemeinde-,  teils  Privateigen- 
tum. Umschliesst  eine  grosse  Anzahl  von  schönen  Berg- 
weiden, wie  Les  Ciernes  (belle,  du  Land,  derrey,  grande, 
petite  etc.),  Les  Chaux,  Les  M^zelines,  Les  Brandli,  Les 
Liennes,  Les  Gousimbert  (gros,  petit,  äRemy,  dusommet). 
Les  Bouslera,  La  Berra,  La  Montagnetta,  Les  Gites,  La  Cra- 
paudeire,  L*Alliäre,  Les  Päquiers  (dessus,  aux  chevaux), 
Les  Communs  (les  Pr^s  aux  Oies,  Collaz  etc.),  Les  BidL 
La  Schiaz,  La  Guille  etc.  Wird  von  einer  Crossen  Anzahl 
von  Bächen  durchzogen,  als  deren  bedeutendste  wir 
nennen  :  im  W.  den  Bach  von  Le  Pontet,  die  Serbache 
mit  ihren  Nebenadern,  die  Bäche  von  Le  Brändli,  Les 
Roches,  Le  Bey,  Le  Stoutz,  Le  Pomalet,  La  Guiga,  Le 
Ruz,  Les  Farvages  und  von  Chaux,  im  0.  die  Bäche  von 
La  Wuesta,  La  Paradisa,  Les  Felestofern^,  La  Tiolleyre, 
von  Alli6re,  La  !Joux  Derrey,  Le  Javrex,  von  L'figlise  und 
Les  Pelley.  Mischwald,  der  Hauptsache  nach  aus  Tannen, 
Fichten  und  Buchen  zusammengesetzt  Sehr  reich  an 
jagdbarem  Wild  und  an  Beeren  aller  Art  (Brombeeren, 
Heidelbeeren,  Himbeeren,  Erdbeeren). 

JOUX  (LA  GRANDE)  (Kt.  Neuenbürg,  Bez.  Le  Locle, 
Gem.  La  Chaux  du  Milieu).  1172  m.  Grosses  Gut  mit 
Meierhof,  auf  dem  Scheitel  der  Strasse  von  Les  Ponts 
nach  Le  Locle  und  La  Chaux  du  Milieu  ;  2  km  w.  der 
Station  Les  Ponts  der  Schmalspurbahn  La  Chaux  de  Fonds- 
Les  Ponts.  8  reform.  Ew.  Bedeutende  Käsefabrikation. 
Umfasst  503  ha,  von   denen   280  auf  Wald  und  223  auf 


Bez.  La  Vall^e).  1003  m.  Doppelsee  des  Juraffebirges,  im 
Jouxthal;  zieht  sich  zwischen  den  Ketten  des  Moni  Tendre 
und  Mont  Risoux  von  SW.  nach  NO.  Besonders  be- 
merkenswert in  Bezug  auf  seine  Abtlussverhältnisse.  Von 
den  in  Kalkgebirgen  so  überaus  häußg  vorkommenden 
Seen,  die  sich  unterirdisch  enleeren,  weisen  nur  wenige 
mehr  als  einen  Abflusstrichter  auf.  Unter  allen  diesen 
Seen  steht  nun  der  Lac  de  Joux  dadurch  einzig  da,  dass  er 
7  solcher  Trichter  oder  Trichtergruppen  besitzt,  zu  denen 
sich  im  Lac  Brenet  noch  4  weitere  gesellen.  Auflaliend  ist 
nicht  nur  die  grosse  Anzahl  dieser  sämtlich  am  linken 
(NW.-)  Ufer  liegenden  Klüfte,  sondern  auch  der  Umstand, 
dass  sie  sich  alle  im  gleichen  Niveau  befinden  und  daher 
auch  alle  zu  gleicher  Zeit  tatig  sind,  während  anderswo  etwa 
der  eine  Trichter  trocken  zu  liegen  kommt  und  der  andere 
dann  zu  stärkerer  Tätigkeit  in  Anspruch  genommen  wird. 
Die  bedeutendsten  sind  der  Entonnoir  du  Moulin  du 
Rocheray  am  oberen  Ende  des  Sees  und  der  Entonnoir  de 
Bonport  an  seinem  unteren  Ende  (Lac  Brenet).  Ingenieur 
Lauterburg  hat  s.  Z.  Messungen  vorgenommen,  aus  denen 
sich  ergibt,  dass  die  Orbe  bei  ihrem  Eintritt  in  den  Lac 
de  Joux  im  Mittel  3,178  m^  Wasser  führt,  während  die 
Quelle  bei  Vallorbe  im  Mittel  mit  einem  Volumen  von 
4,860  m^  Wasser  austritt,  d.  h.  mit  einem  Mehr  von  1,682 
m^,  das  sich  weder  aus  dem  dem  See  vom  O.-Hang  zu- 
kommenden Quellwasser  (Brassus  und  Lionne)  noch  ans 
der  im  Einzugsgebiet  des  Sees  und  in  der  Zwischenregion 
bis  zur  Orbequelle  bei  Vallorbe  fallenden  Regenmenge 
erklären  lässt.     Es  muss  demnach  ein  wirklicher  unter^ 


JOU 


JOO 


059 


irdischer  Flusslauf  im  Jurakalk  vorhanden  sein,  der 
wahrscheinlich  unter  der  Mulde  derCombe  du  MoussiUon- 
Charbonniöres  verborgen  ist  und  der  sowohl  die  Sicker- 
wasser der  Risouzhänge  wie  auch  die  durch  alle  Trichter 
des  Lac  de  Joux  und  Lac  Brenet  abfliessenden  Wasser, 
sammelt,  um  dann  oberhalb  Vallorbe  am  Fuss  des  Cröt 
des  Alouettes  219  m  tiefer  als  der  Spiegel  des  Lac  de  Joux 
in  der  berühmten  Orbequelle  zu  Tage  zu  treten. 

Von  grossem  Interesse  sind  auch  die  übrigen  Verhält- 
nisse des  Sees.  Er  besteht  aus  2  Becken,  dem  9  km  langen 
Lac  de  Jo«x  im  engeren  Sinn  und  dem  2  km  langen  Lac 
Brenet,  die  beide  durch  eine  schmale  Wasserrinne  von 
weniger  als  2  m  Tiefe  zusammenhängen.  Grösste  Breite  des 
Hauptsees  1200  m,  die  des  Lac  Brenet  500  m;  grösste  Tiefe 
des  erstgenannten  blos  34  m  (500  m  von  der  Roche  Fendue 
entfernt),  die  des  andern  20  m  (nahe  gegenüber  dem 
Trichter  von  Bonport).  Gesamtiläche  9,440  km'  (Lac  de 
Joux  8,650  km',  Lac  Brenet  0,790  km');  gesamte  Wasser- 
roasse  etwa  147  Millionen  m^  bei  einer  mittleren  Tiefe 
von  15,6  m.  Der  Seeboden  ist  stark  gewellt,  da  ihm  16 
gut  ausgeprägte  Hügelrücken  aufsitzen,  die  den  Fischern 
als  sog.  «monts»  wohl  bekannt  sind.  Es  sind  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  Moranenwälle.  Die  Frage  nach  der 
Entstehung  des  Seebeckens  ist  ziemlich  schwierig  zu  be- 
antworten. Sicher  hat  sein  Spiegel  einst  höher  gelegen, 
zu  welcher  Zeit  dann  sein   Äbfluss  vielleicht  durch  das 


zu  bezeugen  scheinen).  Auf  die  eben  geschilderte  Weise 
sind  zahlreiche  Thäler  im  Juragebirge  ausgetieft  worden; 
wir  nennen  als  Beispiel  blos  das  Thal  von  Le  Locle. 
Während  der  Eiszeiten  hat  sich  dann  an  den  Gehängen 
und  am  Grunde  des  mit  einer  mächtigen  Eisschicht  aus- 
gefüllten Thaies  sowohl  kiesiges  als  toniges  Moränen- 
material abgelagert.  Zugleich  wurden  der  oder  die  Trichter 
verstopft,  so  dass  nach  dem  Rückzuf  des  Eises  der  Äb- 
fluss aes  Wassers  eine  Zeit  lang  durch  das  Thälchen  von 
Orzeire  stattfinden  mussle,  dessen  Sohle  55  m  über  dem 
jetzigen  Spiegel  des  Sees  liegt.  Nachher  öffnete  sich  zuerst 
der  Trichter  von  ßonport,  der  den  Seespiegel  allmäh- 
liff  tiefer  legte  und  vielleicht  längere  Zeit  als  alleiniger 
Aofluss  tätig  war.  Wahrscheinlich  entstanden  die  übrigen 
Trichter  erst  nachher  und  zwar  je  nachdem  gerade  die 
Ufererosion  da  oder  dort  das  an  den  Felsen  angekleisterte 
Moränenmaterial  weggewaschen  hat.  Damm  sind  auch 
alle  diese  Trichter  im  gleichen  Niveau :  sie  können  nicht 
tiefer  liegen  als  die  untere  Grenze  der  Einwirkung  des 
Wellenschlages. 

Die  Höhe  aes  Wasserspiegels  kann  im  Lac  de  Joux  bis 
um  beinahe  3  m  schwanken.  Der  höchste  Wasserstand 
ßillt  stets  mit  der  raschen  Schneeschmelze  bei  Regen- 
wetter zusammen  und  kann  vom  Oktober  bis  Mai  erfolgen . 
Der  letzte  bedeutende  hohe  Wasserstand  trat  in  der 
zweiten  Hälfte  des  Januar  1896  ein  ;   damals  entströmten 


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Gesamtansicht  des  Lac  de  Joux  und  Lac  Brenet,  von  Nordosten. 


Thälchen  von  Orzeire  seinen  Weg  nahm  und  sich  in 
hohem  Wasserfall  über  die  Felswand  des  Cröt  des 
Alouettes  zu  Thal  stürzte,  um  damit  Renau  die  Stelle  der 
heutigen  Orbequelle  zu  treffen.  Diese  Verhältnisse  können 
aber  nicht  lange  gedauert  haben.  Das  Thälchen  von 
Orzeire  ist  zu  wenig  tief  eingeschnitten  und  lässt  zu  wenig 
deutliche  Erosionswirkungen  erkennen,  als  dass  man  an- 
nehmen könnte,  es  hätte  wirklich  die  ursprüngliche 
Abflussrinne  des  Sees  gebildet.  Es  war  dieser  Zustand 
der  Dinge  nur  eine  vorübergehende  Erscheinung,  die  den 
heutigen  Verhältnissen  unmittelbar  vorange^ngen  ist  und 
der  Zeitspanne  entsprach,  während  welcher  der  See- 
spiegel 3(M0  m  höher  lag  als  jetzt.  Diese  höhere  Lage  des 
Seespiegels  bezeugen  die  noch  vorhandeneo  Terrassen  mit 
ihrem  Bau  als  einst  unter  Wasser  getauchte  Uferbänke 
und  die  alten  Deltabiidungen,  die  zwischen  L'Orient  de 
l'Orbe  und  Le  Pont  das  rechte  Ufer  des  Sees  und  des 
Thaies  besleiten.  Diese  Terrassen  und  Deltas  sind  post- 
glazialen  Alters.  Dagegen  ist  aber  die  Wanne  des  heutigen 
Sees  zweifellos  ein  zum  grössten  Teil  präglaziales  Ero- 
sionsthal, das  gebildet  worden  ist  durch  die  von  NO.  und 
SW.  zu  einem  gemeinsamen  Trichter  hin  (der  wahr- 
scheinlich dem  jetzigen  tiefsten  Punkt  des  Lac  de  Joux 
entspricht)  einander  entgegen  fliessenden  Oberflächen- 
wasser. Es  ist  möglich,  dass  auch  die  Wanne  des  Lac 
Brenet  sich  auf  ähnliche  Weise  unabhängig  von  derjenigen 
des  Hauptsees  gebildet  hat,  wenn  nicht  die  Barre  zwischen 
beiden  Becken  eine  blosse  Moräne  ist.  ( Dies  letztere  ist 
allerdings  wahrscheinlich,  wie  dies  die  grossen  glazialen 
Schattmassen  nahe  den  Eismagazinen  nördl.  von  Le  Pont 


der  grossen  und  kleinen  Höhle  bei  Vallorbe  mächtige 
Wassermassen,  so  dass  die  Orbe  am  Elektrizitäts-  und 
Wasserwerk  Le  Day  grosse  Schädigungen  verursachte. 
Ueber  seine  Ufer  getreten  ist  der  Lac  de  Joux  in  den 
Jahren  1571.  1600,  1751,  1817,  4863,  1867,  im  Winter 
1882/83,  im  März  1888  und  Anfangs  Oktober  1889.  Prof. 
Picard  hat  am  1.  September  1893  durch  das  Färbungs- 
experiment festgestellt,  dass  in  der  Orbequelle  bei  Vallorbe 
wirklich  das  Wasser  des  Lac  de  Joux  zu  Tage  tritt  Das 
in  den  Trichter  von  Bonport  geschüttete  Fluoreszeln  ist 
in  der  Quelle  bei  Vallorbe  50  Stunden  später  sichtbar  ge- 
worden, und  die  Färbung  hielt  18  Stunden  lan^  an.  Die 
Professoren  Forel  und  Golliez  haben  das  Experiment  am 
20.  Dezember  1893  mit  dem  Unterschied  wiederholt,  dass 
zu  gleicher  Zeit  die  Schleuse  des  Trichters  von  Bonport 
geöffnet  wurde.  Die  Folge  davon  war,  dass  die  Wasser- 
menge der  Quelle  2  Stunden  später  zunahm  und  ihre 
Färbung  schon  nach  22  Stunden  eintrat.  Ein  weiterer,  am 
Trichter  von  Le  Rocheray  am  6.  Januar  1£^  vorge- 
nommener Versuch  ergab,  dass  auch  das  Wasser  vom 
oberen  Ende  des  Sees  zur  Orbequelle  abfliesst,  dazu  aber 
12  Tage  braucht.  Aus  dem  fadon  Geschmack  und  der 
schwach  gelblich  durchscheinenden  Farbe  des  Wassers 
der  Orbequelle,  wie  Beides  für  etwas  torfiges  Seewasser 
charakteristisch  ist,  sowie  aus  den  dem  Wasser  des  Lac 
de  Joux  entsprechenden  Temperaturveränderungen  der 
Quelle  hatte  man  übrigens  schon  früher  den  Schluss  ge- 
zogen, dass  deren  Wasser  —  wenigstens  zum  Teil  —  aus 
dem  Lac  de  Joux  herkommen  müsse. 
Die  Kraft  des  in  die  Trichter  stürzenden  Wassers  hat 


660 


JOÜ 


JOU 


sich  der  Mensch  an  zweien  dieser  Oeffnungen  —  bei  Bon- 
port und  Rocheray  —  schon  seit  langer  Zeit  dienstbar  ge- 
macht. Da  aber  die  zu  diesem  Zwecke  angelegten  Stau- 
wehre (besonders  das  von  Bonport)  den  freien  Abfluss 
des  Seewassers  hinderten,  suchte  man  schon  längst  nach 
einem  Mittel  zur  Regulierung  des  Wasserstandes  und  zur 
Verhütung  von  Ueberschwemmungen.  Die  jetzt  in  Aus- 
fährung oegriffenen  Arbeiten  wollen  nicht  nur  diesen 
Zweck  erreichen,  sondern  zugleich  auch  noch  das  Gefalle 
zwischen  dem  Lac  Brenet  und  Vallorbe  der  Industrie 
nutzbar  machen.  Sie  bestehen  dahin,  dass  man  das  See- 
wasser vom  Punkt  1003,50  m  im  Lac  Brenel  durch  einen 
2500  m  langen  Stollen  bis  vor  den  Cr6l  des  Alonettes 
führt,  wo  es  in  einen  Stauweier  einüiessen  wird.  Dieser 
Kanal  wird  im  Durchschnitt  2  m^  Wasser  fähren,  kann 
aber  bis  zu  20  m^  in  der  Sekunde  fassen.  Eine  am  Trichter 
von  Bonport  anzubringende  Schleuse  wird  den  maximalen 
Wasserstand  des  Sees  nicht  über  1008.50  m  steigen  lassen. 
Der  so  zur  Verfugung  stehende  Fall  wird  243  tn  betragen 
und  eine  Kraft  von  im  Maximum  20000  HP  liefern.  Auf 
dem  Lac  de  Jouz  verkehrt  heute  ein  kleines  Dampfboot, 
das  fräher  auf  dem  Lac  des  Brenets  in  Betrieb  gestanden 
hat.  Vergl.  auch  den  Art.  Joux  (Vall^e  de). 
Im  Lac  de  Joux  finden  sich  in  Menge  der  Hecht,  die  See- 


und  liegt  zwischen  der  Kette  des  Mont  Risoux  im  NW. 
und  derjenigen  des  Mont  Tendre  im  SO.  Seine  auf  fran- 
zösiscbem  Boden  befindliche  Fortsetzung  reicht  bis  zur 
Wasserscheide  zwischen  der  Bienne,  Valuerine  und  Orbe 
.und  heisst  Vall^e  des  Rousses.  Nach  unten  setzt  sich  das 
Jouxthal  orographisch  in  der  breiten  Senke  von  Vallorbe 
fort,  deren  Sohle  mehr  als  200  m  tiefer  liegt  als  die  des 
Hauptthaies.  Der  Kessel  von  Vallorbe  wird  übrigens  vom 
Jouxthal  noch  durch  den  Querriegel  des  Mont  Orzeire  ge- 
trennt, so  dass  er  einem  abgesunkenen  Teilstück  des 
Hauptthaies  verglichen  werden  Kann.  Nach  oben  geht  das 
schweizerische  Jouxthal  ohne  irgend  welchen  Gefaflsbruch 
direkt  in  seine  französische  Fortsetzung,  die  Vall^  des 
Rousses,  über  und  wird  von  ihr  nur  durch  die  politische 
Grenzlinie  getrennt,  während  die  natürliche  Grenze  nach 
unten  ein  nahezu  ebenso  bedeutendes  Verkehrshindernis 
bietet,  wie  die  das  Thal  begleitenden  Langsketten.  Die 
Kette  des  Mont  Tendre  wird  übrigens  von  2  ausgezeich- 
neten Strassen  überschritten.  Es  sindl)  die  Strasse  über 
Petra  Felix  (1150  m),  die  ins  Thal  Von  Vaulion  führt  und 
von  der  die  Strasse  über  den  Molendruz  (1179  m)  nach  Mont 
la  Ville  abzweigt ;  2)  die  Strasse  über  den  Col  du  Marchai- 
ruz  (1450  m),  cne  das  Jouxthal  quer  aber  den  Mont  Tendre 
mit  Gimel   verbindet.   Von  Vallorbe  herauf  kommt  die 


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Karte  des  Jouxthales. 


forelle,  die  Trüsche,  der  Barsch  und  die  Ellritze.  Die 
Schleihe  kommt  im  Lac  Ter  (kleiner  See  nw.  über  dem 
Lac  de  Joux)  vor.  Den  Hecht  haben  die  Mönche  von  L'Ab- 
baye  schon  im  13.  Jahrhundert  eingesetzt,  während  die  in 
der  Orbe  ausserordentlich  häufigen  Krebse  erst  ziemlich 
spät  in  den  See  eingeführt  worden  sind.    [Dr.  H.Schardt] 

JOUX  (LE  HAUT  DES)  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  Le 
Locie,  Gem.  Les  Ponts  de  Martel).  1270  m.  Bergrücken 
mit  Sennberg  und  2  Meierhöfen  (1250  m),  oben  über  dem 
Thälchen  der  Combe  Dernier  und  5  km  sw.  Les  Ponts 
de  Martel.  14  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Les  Ponts.  Vieh- 
zucht. 

JOUX  (I.E8)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Münster,  Gem.  Les 
Genevez).  1028  m.  Grosser  Meierhof,  mitten  auf  einem 
weiten  Sennberg;  3,5  km  w.  Les  Genevez;  6,7  km  w. 
Bellelay  und  4,5  km  n.  der  Station  Tramelan  der  Linie 
Tavannes-Tramelan.  Grosse  Käserei  und  Viehzucht. 

JOUX  (VACHERIE  DE  LA  PLAINE  DES)  (Kt. 
Bern,  Amtsbez.  Münster,  Gem.  Les  Genevez).  1015  und 
987  m.  Grosse  Sennberge,  die  auch  noch  die  Closure  de 
Joux  umfassen;  5  km  w.  Bellelay  und  2,5  km  so.  der 
Station  La  Combe  der  Linie  Glovelier-Saignei^ier.  Zer- 
streut gele|^ene  Hofe  Zucht  eines  ausgewählten  Schlages 
von  Rindvieh.  Grosse  Käserei. 

JOUX  (VALL6E  DE),  deutsch  Jouxthal  (Kt. 
Waadt,  Bez.  La  Vallöe).  Das  Jouxthal  bildet  eine  gut  be- 
grenzte Landschaft  im  nw.  Abschnitt  des  Kantons  Waadt 


Strasse  von  Les  £poisats  (1083  m),  die  das  Jouxthal  in 
Le  Pont  erreicht,  von  wo  aus  zu  beiden  Seiten  des  Sees  je 
eine  Längsstrasse  thalaufwärls  sich  zieht.  Sie  vereinigen 
sich  bei  Le  Brassus,  worauf  die  Strasse  am  rechtsseitigen 
Thalhang  bis  zum  wichtigen  Knotenpunkt  La  Cure  weiter- 
geht, wo  sich  die  Strassen  Les  Rousses-Morez  und  die 
über  den  Col  de  Saint  Cergue  und  Col  de  La  Faucille 
kreuzen.  Die  Kette  des  Risoux  wird  dagegen  von  keiner 
grossen  Strasse  überschritten.  Der  Name  der  Vall6e  de 
Joux  (Etymologie  s.  beim  Art.  Joux)  erinnert  an  die  grossen 
Waldungen,  die  seine  Hänge  bekleiden  und  aus  deren 
Mitte  der  klare  Sjpiegel  seiner  Seen  hervorblinkt. 

Geologie  und  Urographie,  Das  Jouxthal  ist  22  km,  mit 
Einseht uss  der  Vallöe  des  Rousses  30  km  lang,  seine 
Breite  beträgt  zwischen  den  Kämmen  des  Risoux  und  der 
Kette  Mont  Sallaz-Le  Croset-Saumont  6-7  km.  Man  be- 
trachtet meist  den  Kamm  des  Mont  Tendre  als  die  natär^ 
liehe  SO.-Grenze  des  Jouxthales,  wie  er  auch  die 
politische  Abgrenzung  des  Bezirkes  bildet.  In  orogra- 
phischer  Hinsicht  ist  dies  aber  nicht  richtig,  da  zwischen 
den  nur  am  Mont  Sallaz  stärker  hervortretenden  Rücken 
der  Kette  Saumont-Le  Croset  und  den  Kamm  des  Mont 
Tendre  sich  als  lange  Senke  noch  das  Val  des  Amburaei 
einschiebt,  das  zuerst  allerdings  nur  schwach  ausgeprägt, 
aber  ohne  Unterbrechung  von  Le  Mazel  (1456  m  ;  nö.  vom 
Mont  Tendre)  über  die  Joux  de  Biere  (1348  m),  Les  km- 
burnex  (1335  m)  und  La  Tr^lasse  zieht,  um  weiter  sw.  sich 


JOU 


JOU 


661 


im  Thal  der  Valserine  fortzusetzeD.  Es  ist  dies  somit  eine 
vom  Joiixthal  völlig  unabhängige  Mulde,  die  nirgends  mit 
ihm  verwächst. 
Das  Jouxthal  bildet  übrigens  nicht  blos  eine  einfache 


Hang  des  Mont-Rl8oux 

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{hmSe/na/f^    ■»'^ 


Jl^di^jF^ur 


sie  mit  Bezug  auf  die  unterirdischen  Wasseransammlungen 
von  einander  ab.  Am  SO.-Hang  sprudelt  zwischen  Bois 
d'Amont  und  Le  Pont  eine  ganze  Reihe  von  grossen  und 
kleinen  Quellen.  Die  letztern  entstammen  meist  dem  durch 

Mulde  von  Les 
Sur/eO^t  ,    ^       ,  Amöarnex    ^Terfo/he 

4Mr  evf 


J   soo'öO 


Geologisches  Qoerprofll  durch  das  Joaxthal. 


a.  Alluvium:  at.  Lakustre  KiesterraweD;  gl.  GUaialschoU;  Mi.  Miocän;  Gm.  Mittiere  Kreide  (Cenoroan  und  Albien;  U.  Urgon; 
H.  Hauterivien;  V.  Valaoffien;  P.  Purbeck;  Po,  Portland;  Km.  Kimmerldge;  Sq.  Sequan;  Arg,  Argovien. 


Mulde.  Zwischen  den  aus  Juragesteinen  aufgebauten,  be- 
waldeten Rücken  des  Mont  Risouz  (1423  m)   und  Mont 
Tendre  (1680  m)  sind  mehrere  untergeordnete  Neocom- 
falten  versteckt,  deren  eine,  diejenige  des  Lac  de  Joux, 
die  andern  allerdings  an  Beaeutung  überragt.  Neben  dem 
Neocom  enthält  diese  Mulde  noch  Albien  und  Cenoman, 
sowie  als  Kern  eine  mächtige  Schicht  von  tertiären  Bil- 
dungen (graue,  gelbe  und  rote  Mergel,  Sandsteine  und 
Nagelfluh).  Die  w.  davon  gelegene  sekundäre  Mulde  be- 
^nnt  etwas  s.  der  Combe  du  Moussillon  und  zieht  sich 
m  etwas  höherem  Niveau  als  die  des  Lac  de  Joux  über 
Le  SoIIiat  und  Le  Lieu  bis  Les  Gharbonni^res,  von  wo  an 
ihr  der  Lac  Brenet  eingelagert  ist.   Nachher  scheinen  die 
beiden  Syiiklinalen  mit  einander  zu  verschmelzen  oder 
doch  wenigstens  sehr  eng  sich  aneinander  zu  schliessen. 
Eine  dritte  Mulde  liegt  sw.  derjenigen  des  Lac  de  Joux  und 
verläuft,  ziemlich  hoch  oben  sich  haltend,  mit  ihr  eben- 
falls parallel.  Sie  beginnt  bei  Sur  la  Cdte  (1260  m)  ö.  vom 
Lac  des  Rousses,  bildet  die  weite  Hochfläche  der  Grands 
und  Petits  Fiats,  sowie  die  Terrasse  La  Bombarde  über 
L^Orient  und  endigt  nö.  der  Grands  Molards.  Während 
die  w.  Mulde  von  der  mittleren  fortlaufend  durch  einen 
zwar  nur  schmalen,  aber  sehr  scharfen  Kamm  aus  Port- 
landkalk ffetrennt  ist,  erscheint  eine  solche  Trennung  bei 
der  ö.  Mulde  nur  auf  eine  kurze  Strecke  am  Foyard  über 
dem  Bois  d'Amont.  Nachher  verschmelzen  die  Neocom- 
schichten  beider  Synklinalen  derart  miteinander,    dass 
diejenigen    der     ö.     Seitenmulde   gleichsam    nur   eine 
Seitenstufe  der  mittleren  bilden.  Die  beiden  Seitenmulden 
anterscheiden  sich  von  der  mittleren 
auch  noch  dadurch,  dass  sie  oft  sehr 
weit  sind,  während  die  Schenkel  die- 
ser letztem  fast  stets  überliegen  oder 
steil     aufgerichtet    sind.    Dieser    geo- 
logische   bau    bedingt    den    topogra- 
phischen und  landschaftlichen  Cnarak- 
ter   des  Jouzthales.  Dazu  kommt  noch 
der   Einfluss  der  ghzialen  Ablagerun- 
gen,  mit  denen  besonders  das  Tertiär 
der  mittlem  Mulde  und  die  AUuvionen 
länffs  der  Orbe  und  an  ihrer  Mündung 
in  den  Lac  de  Joux  überfährt  sind.  Am 
See   selbst   flndet  man  Kiesmassen  in 
Form  von  alten  Uferlerrassen. 

Auch  die  Hydographie  des  Jouxthales 
Igelst  ausserordentlich  interessante  Ver- 
hältnisse auf.  Zunächst  fällt  auf,  dass 
an  den  Hängen  der  das  Thal  begleiten- 
den Jurakalk  ketten  oberflächliche  Was- 
serläufe beinahe  ganz  fehlen.  Die  hier 
anstehenden  obem  Jurakalke  (Portland, 
Kimmeridge,  Sequan)  sind  stark  zerklüf- 
tet, von  Karren  durchzogen  und  mit 
Trichtern  übersät,  die  sich  in  der  Tiefe 
zu  iiranzen  Höhlungen  erweitern.  Es  frhlen  auf  dem  Jura- 
icalkboden  Quellen  vollständig,  weil  dieser  das  einsickernde 
Wasser  nichtdirekt  wieder  zu  Tage  treten  lässt.  Während  in 
Bezug  auf  ihr  Verhalten  zum  Oberflächenwasser  die  beid- 
seitigen^Thalgehänge  unter  sich  übereinstimmen,  weichen 


das  Neocom  und  die  Mergel  des  Tertiär  und  Albien  ge- 
stauten Sickerwasser.  Die  grossen  Quellen,  wie  z.  B.  die 
von  Le  Brassus  (6,6  °  C.  konstante  Temperatur),  der  Bv- 
blanc  und  die  Lyonne  bei  L'Abbaye,  sind  dagegen  wirk- 
liche Stromquellen  (sources  vauclusiennes)  mit  sehr  stark 
schwankendem  Ertrag  und  treten  wenig  hoch  über  der 
Thalsohle  am  Kontakt  des  Valangien  mit  dem  Hauterivien 
zu  Tage.  Ihr  Wasser  entstammt  den  unzähligen  unter- 
irdischen Kanälen  und  Höhlen,  die  die  Jurakalkhänge 
dieser  Thalseite  durchsetzen  und  die  sich  offenbar  nicht 
weiter  in  die  Tiefe  hinab  ziehen.  Am  gegenüberliegenden 
ThalffehäuRe  entspringt  umgekehrt  keine  einzige  grosse 
Quelle  und  fehlen  die  Oberflächenwasser  mit  Ausnahme 
einiger  ganz  kleinen  Bachadem,  einiger  Torfmoore  und 
des  Lac  Ter.  Alles  Wasser,  auch  das  des  Lac  Ter,  fliesst 
hier  unterirdisch  durch  Trichter  (entonnoirs)  ab.  An 
dieser  Thalseite  liegen  denn  auch  die  Trichter  des  Lac  de 
Joux,  der  eines  oberflächlichen  Ausflusses  entbehrt  und 
sich  ausschliesslich  unterirdisch  entleert.  Man  war  von 
jeher  der  Ansicht,  dass  dieses  nach  der  Tiefe  zu  gehende 
Seewasser  die  Orbequelle  bei  Vallorbe  speise ;  dass  es  sich 
tatsächlich  so  verhält,  haben  die  Färbungsexperimente 
der  Professoren  Picard,  Forel  und  Golliez  1893  und  1894 
bewiesen.  Da  einzelne  dieser  Seetrichter  (z.  B.  der  von 
Le  Rochera^)  zur  Zeit  des  nach  rascher  Schneeschmelze 
am  Mont  Risoux  eintretenden  Hochwasserstandes  auch 
als  Quellen  funktionieren  können,  d.  h.  Wasser  an  den 
See  abgeben,  ist  anzunehmen,  dass  die  das  Seewasser  ab- 
führenden unterirdischen  Kanäle  zugleich  auch  alles  an 


Les  GharboDQiferes  im  Joaxthal. 

den  Hän(ren  des  Risoux  versickernde  Wasser  aufnehmen. 
Bei  rascher  Schneeschmelze  erhalten  sie  dann  mehr 
Wasser,  als  sie  wegleiten  können,  so  dass  ein  Teil  davon 
gleichsam  als  Ueberlauf  in  den  See  austritt.  Immerhin  ist 
am  Trichter  von  Bonport,  dem  grössten  und  zugleich  am 


6t)-2 


JOU 


JOU 


tiefsten  gelegenen,  diese  Erscheinung  noch  niemals   be- 
obachtet worden,   weil  hier  die  unterirdischen  Abtluss- 


Le  Lieu  im  Joaxthal. 

rinnen  bereits  genügend  weit  sind,  um  auch  bei  Hoch- 
wasserstand sowohl  das  Seewasscr  wie  das  Schmelzwasser 
vom  Risoux  fassen  zu  können. 

Klimatische  Verhältnisse.  Die  Höhenlage  des  Haupt- 
thales  (Lac  de  Joux  bei  Mittelwasserstand  1008  m)  bedingt 
ein  ziemlich  rauhes  Klima.  Der  mittlere  Barometerstand 
beträgt  hier  675  mm,  die  mittlere  Jahrestemperatur  4,7 <*C. 
Die  Temperaturschwankungen  sind  am  geringsten  im 
Herbst,  da  der  im  Frühjahr  und  Sommer  viel  Wärme  ab- 
sorbierende See  diese  im  Herbst  wieder  nach  Aussen  ab- 
Slbt  und  so  eine  Art  Wärmeflasche  darstellt.  Grossen  Ein- 
uss  auf  die  Temperaturverhältnisse  haben  der  N.- Wind 
(Bise)  und  der  SW.-Wind  (ventde  la  Com be  genannt).  Die 
tiefe  Einsenkung  des  Thaies  zwischen  zwei  Bergketten  be- 
dingt bei  Windstille  eine  sehr  bedeutende  nächtliche  Strah- 
lung. So  hat  man  z.  B.  am  31 .  Januar  4888  bei  Le  Sentier  eine 
Temperatur  von  —41°  C.  gemessen.  Sogar  im  Sommer 
kann  das  Thermometer  bis  unter  den  Gefrierpunkt  sinken 
(so  z.  B.  -1,2''  C.  am  14.  Juli  1890  und  — 1,9<»  C.  am 
^.  August  1889).  Die  höchste  Temperatur  ist  bisher  mit 
31,7^  am  19.  August  1898  beobachtet  worden.  Diese  grossen 
Schwankungen  zeigen  sich  aber  nur  in  der  Thalsohle: 
die  Unterschiede  an  den  beidseitigen  Berghängen  sind  viel 
ausgeglichener.    Die  Niederschlagsmenge   ist  nicht    im 

¥inzen  Thal  di^lbe.  Im  Dorf  Le  Sentier,  das  in  der 
haimitte  und  am  obern  Ende  des  Sees  liegt,  beträgt  sie 
etwa  150  cm  im  Jahr,  in  Le  Pont  am  untern  Ende  des 
Sees  steigt  sie  auf  250  cm,  in  Le  Car- 
roz  an  der  französischen  Grenze  er- 
reicht sie  187  cm  und  an  den  Hängen 
des  Risoux  über  200  cm.  Diese  Unter- 
schiede erklären  sich  aus  der  topogra- 
Le  Pont  liegt  am  N.-Ende  des  ziemlich 
phischen  Beschaffenheit  der  Thalmulde, 
en^en  Thaies  und  am  Fuss  der  die  SW.- 
Winde  auffangenden  und  verdichten- 
den Dent  de  Vanlion  und  erhält  daher 
mehr  Niederschlag  als  die  übrigen  Orte. 
Sogar  die  stark  dem  Be^en  ausge- 
setzten Hänge  des  Mont  Risoux  errei- 
chen nicht  die  Ziffer  von  Le  Pont.  Wenn 
bei  Windstille  weder  ein  ständiger  noch 
ein  periodischer  Wind  weht,  entstehen 
an  aen  Thalgehängen  lokale  Luftströ- 
mungen, die  als  Berg-  und  Thalwinde 
im  Laufe  eines  Tages  regelmässig  mit 
einander  abwechseln.  Ein  Ereignis  ganz 
ausserordentlicher  Art  war  der  Zyklon, 
der  am  19.  August  1890  einen  Teil  des 
Thaies  heimsuchte  und  auf  einer  Breite 
von  etwa  1500  m  Alles  verwüstete,  was 
in  seiner  Bahn  lag.  Er  ginff  von  Oyonnax  aus  in  der  Rich- 
tung SW.-NO.,  legte  in  37  Minuten  80  km  zurück  und 
warf  allein  im  Jouxthal  etwa  300000  m3  Wald  zu  Boden. 


Dieser  in  seiner  Art  einzig  dastehende  Sturm  hatte  eine 
Reihe  von  schwächeren  Vorläufern,  trat  zu  einer  Zeit  ein, 
da  ein  anhaltender  S.-Wind  die  Tem- 
peratur ausnahmsweise  gesteigert  hatte 
und  war  von  so   starken  elektrischen 
Entladungen  begleitet,  dass  der  ganze 
Himmel  in  Feuer  zu  stehen  schien.  Die 
Blitze  gingen  als  breite  Bänder  und  nach 
allen  Seiten  hin  sich  verzweigend  so- 
wohl von  den  Wolken  als  vom  Erdbo- 
den aus.  Diese  Entladungen  begannen 
zwischen  7  und  7  Vs  Uhr  abends.  Um 
8  Uhr  war  der  ganze  Himmel  nur  noch 
ein  einziges  Feuermeer;  jetzt  begannen 
auch  schwere  Regentropfen  und  mäch- 
tige Hagelkörner   zu    fallen.    Plötzlich 
ertönte  ein  unheimliches  Pfeifen  :   Fen- 
sterladen flogen  in  Stücke,  Türen  wur- 
den eingedrückt,  Dächer  weggerissen, 
Menschen  in  die  Luft  gehoben  und  weit- 
hin weggetragen  :  Teile  von  Bäumen, 
Heu,  Holzstücke,  Ziegel  und  Dachschin- 
deln wirbelten  in  der  Luft  herum.  Mehr 
als  40  Häuser  des  Thaies  wurden  zer- 
stört, mehr  als  150  Menschen  obdachlos 
und  15  davon  verwundet.  Kurz  nach  9 
Uhr  strahlten  die  Sterne  wieder  vom  wolkenlosen  Him- 
mel herunter.  Die  Bahn  des  Sturmes  hat  sich  an  Hand 
der  angerichteten  Verwüstungen  sehr  f^enau   feststellen 
lassen.    Er    erreichte    den    Erdboden    in    Oyonnax    im 
französischen  Departement  de  TAin  und  ging  zunächst 
über    Saint   Claude,    wo    er  sein   Zerstörungswerk    am 
gründlichsten    besorgte.    Hier    warf   er   ganze    Häuser, 
Oekonomiegebäude,  Eisenkonstruktionen  (worunter  einen 
4  Tonnen  schweren  Krahn  und  eine  Brücke)  zu  Boden, 
riss  sie  in  Stucke  und  trug  diese  weithin  fort,  indem  er 
zugleich  viele  Menschen  entweder  verwundete  oder  tötete. 
Von  Saint  Claude  aus  folgte  er  dem  Gehänge  der  Vallee 
des    Rousses,   alles    verheerend    und    unberechenbaren 
Waldschaden   anrichtend.     Am   Crdt  Meylan,    nahe   Le 
Brassus  und  gegenüber  dem  Lac  de  Joux,  bog  der  Sturm 
etwa  um  40°  nach  S.  ab,  kreuzte  das  Jouxthal,  ging  über 
Le  Campe  weg,  richtete  im  Bois  de  Ban  enormen  Schaden 
an,   sprang   zum  Mont  Tendre  hinauf  und  brauste  über 
den  Cbl  de  Molendruz,   um  endlich  bei  Croy  sein  Ende 
zu  erreichen.  Die  Streuungszone  der  mitgerissenen  Gegen- 
stände liegt  n.  der  Ausgangszone  des  Sturmes  und  nw. 
seiner  von  SW.-NO.  fortschreitenden  Richtung.  Einzelne 
Gegenstände  wurden  bis  80  km  weit  getragen.   Die  Wir- 
kungen des  Sturmes  machten  sich  von  Oyonnax  bis  Croy, 
d.  h.  auf  eine  Entfernung  von  80  km  fühlbar.    Seine  auf 
100  km  in  einer  Stunde  berechnete  Geschwindigkeit  wurde 
durch  die  wirbelnde  Drehung  der  Bahn  noch  erhöht.  Eine 


L'Abbaye  im  Jouxthal. 

besonders  bemerkenswerte  Erscheinung  waren  auch  die 
elektrischen  Entladungen.  Neben  dem  ununterbrochenen 
Feuermeer  sah   man   Feuerkugeln,  überall   machte  sich 


JOD 


JOU 


663 


ein  starker  Ozongeruch  bemerkbar,  die  vom  Sturm  ge- 
troffenen Gegenstandewaren  versengt  und  von  kleinen  run- 
den Löchern  durchbohrt  (Laubblätter,  Papier  etc.)*  Dass 
z.  T.  sehr  schwere  Eisengegenstande  weggerissen  und 
fortgetragen  und  Holzstucke  zu  Hunderten  zerfetzt  und  auf- 
recht in  den  Erdboden  hinein  gesteckt  worden  sind,  kann 
nur  durch  die  elektrische  Anziehung  erklärtwerden.  Nach 
dem  Sturm  konnte  die  Gemeinde  L'Abbaye  för  500000 
Franken  Holz  verkaufen,  was  ihr  in  ihrer  damaligen  miss- 
lichen Finanzlage  sehr  zu  Statten  gekommen  ist.  Von 
Weitem  gesehen,  erschien  der  Sturm  als  eine  über  den 
Jura  hinziehende,  dunkelschwarze,  trichterförmige  und 
rings  von  Blitzen  umgebene  Wolke.  Dies  und  die  ninter- 
lassenen  Verwüstungen  zeigen,  dass  dieses  denkwürdige 
meteorologische  Phänomen  ein  richtiger  Wirbelsturm 
gewesen  ist,  bei  dem  nur  die  mächtigen  elektrischen 
Erscheinungen  eine  aussergewöhnliche  Beigabe  bil- 
deten. (Vert^l.  Gauthier,  L.  rfotice  sur  le  cyclone  du 
i9  amit  1890  in  Bull,  de  la  Soc.  vaudoise  des  sc.  nat. 
Tome  25).  [Dr.  H.  Schabdt.] 

Flora.  Auch  die  Flora  des  Jouxthales  bietet  ein  ganz 
besonderes  Interesse.  Ihre  charakteristischen  Züge  und 
seltenen  Pflanzenarten  haben  uns  zu  Beginn  des  19.  Jahr- 
hunderts Thurmann,  Schleicher,  Reuter  u.  A.  kennen 
gelehrt.  In  erster  Linie  bemerkenswert  ist  die  Daphne 
cneorum,  die  im  Val  des  Amburnex  zu  dichten  Büscheln 
gedrängt  auf  eine  Länge  von  8  km  auftritt,  während  sie 
sonst  überall  im  Thal  fehlt.  In  den  Torfmooren  stehen 
Saxifraga  hirculus^  Trifolium  spadiceum,  ßetula  nana 
etc.,  an  den  Ber^hängen  findet  man  die  rostblätterige 
Ali>enrose  und  Ins  sibirica,  und  auch  die  Ufer  des  Sees 
weisen  ihnen  eigene  Arten  auf,  wie  Arenaria  gothica, 
Braya  supina^  Linana  petraea^  Scrophularia  Hoppei 
etc.  Die  Flora  des  Jouithales  umfasst  nach  einer  neueren 
Untersuchung  (Aubert,  Sam.  Laflore  de  la  ValUe  deJoux 
in  Bull,  de  la  Soc.  vaud.  des  sc.  nat.  Tome  96, 1900)  mehr 
als  900  Phanerogamen,  unter  denen  sich  arkto-alpine 
(entweder  zirkumpolareoder  alpine)  montan- mediterrane, 
asiatische,  ostasiatisch-amerikanische,  südeuropäische, 
Südwesten ropäische  und  nordeuropäische  Elemente  er- 
kennen lassen.  Die  Einwanderung  wird  im  Laufe  der 
geologischen  Zeiten  nach  und  nach  erfolgt  sein  und  zwar 
sowohl  im  Tertiär  als  während  der  verschiedenen  Glazial- 
und  Interglazialzeiten  der  quartären  Periode.  Wenig  ver- 
treten und  daher  um  so  auffallender  ist  das  arkto-alpine 
Element :  die  Bergflora  setzt  sich  meist  aus  mediterranen 
und  die  Waldflora  aus  in  vorglazialer  Zeit  eingewanderten 
asiatischen  und  westamerikanischen  T^pen  zusammen, 
während  an  den  tiefern  Gehängen  und  in  der  Thalsohle 
südeuropäische,  südwesteuropäische  und  nordeuropäische 
Formen  vermischt  erscheinen.  Obstbäume  fehlen  fast 
ganz.  1890  hat  man  mit  bisher  zufriedenstellenden  Er- 
folgen verschiedene  ausdauernde  Abarten  des  russischen 
Apfelbaumes  eingeführt.  Gut  gedeihen  Weiss-  und  Bot- 
tanne, die  Buche,  Eberesche,  Ahorn,  Haselstrauch  und 
Voffelbeerbaum. 

Verkehrswege.  Dem  NW. -Ufer  des  Lac  de  Joux  folgt 
die  Linie  Vallorbe-Le  Pont-Le  Brassus.  Das  Thal  steht 
ausserdem  durch  eine  Reihe  von  Strassen  mit  den  an- 
grenzenden Gebieten  in  Verbindung  :  Le  Brassus-Le  Bois 
d'Amont  (französ.  Departement  du  Jura),  Le  Brassus-Col 
du  Marchairuz-Bi^re,  L*Abbaye-Col  du  Holend ruz-Mont 
la  Ville,  Le  Pont-Les  £poisats-Vallorbe  und  der  Chemin 
de  r^chelle  ebenfalls  von  Le  Pont  nach  Vallorbe.  Neben 
zahlreichen  Fusswegen  überschreitet  den  Mont  Risoux 
nur  die  eine  Fahrstrasse  Les  Charbonnidres-Mouthe  (De- 
partement du  Doubs). 

Acker-  und  Waldbau.  Die  Gehänge  des  Mont  Risoux, 
Mont  Sallaz-Saumont  und  Mont  Tendre  sind  mit  pracht- 
vollen Nadelwäldern  bestanden.  Besonders  geschätzt  sind 
mit  Recht  die  Staatswaldungen  des  Mont  Risoux,  die  für 
das  Thal  von  grosser  Bedeutung  sind,  weil  hier  dessen 
Bewohnern  nocn  alte  Nutzungsrechte  zustehen.  Zwischen 
den  einzelnen  Waldkomplexen  Herren  Sennberge,  die 
meist  ebenfalls  mehr  oder  weniger  lichtes  Gehölz  tragen. 
Die  grossen  Weiden  flächen  findet  man  aber  in  den  Seiten- 
mulaen  des  Thaies  und  da,  wo  die  mergeligen  Schichten 
des  Purbeck,  Seauan  und  Argovian  (Combe  du  Couchant 
n.  vom  Mont  Sallaz)  anstehen.  Auf  dem  noch  mit  Mo- 
rflnenmaterial  überstreuten  Tertiär  der  zentralen  Mulde  I 


kann  der  Boden  überall,  wo  nicht  Torfmoore  liegen,  an- 
gebaut werden.  Hier  wird  Wiesen-,  Gemüse-  und 
Kartoffelbau  getrieben  ;  von  Getreidearten  werden  Roggen 
und  die  gewöhnlich  ausreifende  Gerste  gebaut.  Der  in 
nicht  besonders  günstigen  Jahren  kaum  zur  Reife  kom- 
mende Hafer  wird  meist  im  August  geschnitten  und  findet 
dann  als  Viehfutter  Verwendung.  Durch  Entwässerungs- 
arbeiten könnten  noch  grosse  Bodenflächen  dem  Anbau 
zurückgewonnen  werden. 

Bevölkerung  und  Siedelungen.  In  anthropologischer 
Beziehung  weiss  man  von  den  Bewohnern  des  Jouxthales 
noch  wenig.  In  einer  schon  vor  einer  Reihe  von  Jahren 
ausgeführten  Untersuchung  hat  Eugen  Pittard  eine  starke 
Mehrheit  von  Brach ycephalen  (etwa  70%)  mit  Vor- 
herrschen der  reinen  Bracnycephalen  festgestellt.  Dolicho- 
cephale  (Langschädelige)  fanden  sich  dabei  nur  zu  etwa 
40  %.  Interessant  ist,  dass  in  Bezug  auf  die  Körperlänge  die 
Bewohner  des  Jouxthales  den  übrigen  Waadtländem 
überlegen  zu  sein  scheinen.  Pittard  hat  nämlich  auf 
Grund  einer  Statistik  über  etwa  6000  Rekruten  die  Körper- 
längen bezirksweise  zusammengestellt  und  dabei  für  das 
Val  de  Joux  im  Mittel  1,664  m  gefunden,  während  die 
jungen  Männer  der  übrigen  Bezirke  das  Mittel  von  1,65 
nicht  überschritten. 

Das  Val  de  Joux  ist  nur  sehr  wenig  dicht  besiedelt.  Mit 
Ausnahme  von  Les  Bioux  sind  die  Dörfer  sowohl  im 
Hauptthal  wie  in  der  Combe  von  Le  Lieu  alle  langge- 
streckte Strassendörfer.  An.  den  Berff hängen  finden  sich 
über  1200  m  Höhe  kaum  noch  ständig  bewohnte  Siede- 
lungen. Auf  den  Sennbergen  und  Heuwiesen  (fenages) 
stehen  in  den  ebenen  Sohlen  der  die  Bereflanke  unter- 
brechenden Mulden  zerstreute  Hütten.  Haupterwerbs- 
zweig der  Thalbewohner  war  während  langer  Zeit  der 
Holzschlag,  besonders  in  den  Waldungen  am  Risoux, 
deren  Holz  an  Feinheit  und  Härte  sich  mit  jedem  andern 
messen  kann.  Guten  Ertrag  gibt  auch  der  Fischfanfr,  be- 
sonders auf  Hechte  und  Forellen.  Einst  standen  bei  den 
Quellen  der  Lionne  nahe  Le  Pont  Hüttenwerke,  die 
Bohnerz  (Eocän)  verarbeiteten.  Bei  Le  Campe  hat  man 
früher  Ziegellehm  (Albien)  abgebaut;  überall  findet  man 
gute  Bausteine  und  Kiese  (entweder  als  Moränen material 
oder  in  den  Seeterrassen).  Die  geringe  Ergibigkeit  des 
Bodens  hat  der  Bevölkerung  des  Jouxthales  schon  fnih 
den  Weg  zu  industrieller  Tätigkeit  gewiesen.  Zu  Beginn 
des  18.  Jahrhunderts  schon  begann  man  mit  der  Fabri- 
kation von  Wand-  und  Stock uhren,  Messern,  Rasier- 
messern und  Waffen,  sowie  mit  Steinhauerei.  Ums  Jahr 
1748  liess  sich  der  in  Rolle  und  Neuenburg  ausgebildete 
Uhrenmacher  Olivier  Meylan  in  Le  Chenit  nieder  und 
führte  die  Fabrikation  von  Taschenuhren  im  Thal  ein,  die 
trotz  wachsender  Konkurrenz  heute  noch  stark  betrieben 
wird.  In  Le  Sentier  hat  man  1901  eine  Uhrenmacher- 
schule  eröffnet.  In  Le  Sentier  bestehen  ferner  je  eine 
Sieb-,  Messer-  und  Rasiermesserfabrik.  Sägen,  Holz- 
handel. Seit  einigen  Jahren  bemüht  man  sich  auch,  das 
Thal  zur  Sommerfrische  für  Touristen  und  zum  Winter- 
aufenthalt für  Schlittschuh-  und  Skifahrer  zu  gestalten. 
Unler  den  Erwerbsquellen  des  Jouxthales  nehmen  Sennerei 
und  Viehzucht  einen  nicht  unbedeutenden  Rang  ein.  Eine 
Spezialität  der  Vall^,  wie  man  im  Kanton  Waadt  kurz- 
weg sagt,  sind  die  unter  dem  Nam^n  Vacherins  wohlbe- 
kannten Weichkäse.  Seit  einiger  Zeit  wird  beim  Bahnhof 
Le  Pont  auf  dem  Lac  de  Brenet  im  Winter  Eis  gebrochen, 
zu  dessen  Aufbewahruxig  hier  grosse  Schuppen  erstellt 
worden  sind.  Abbau  von  Torf.  Da  bei  der  isolierten  Lage  der 
Thalschaft  von  einer  Zuwanderung  fremder  Elemente  icaum 
gesprochen  werden  kann,  herrscht  eine  beschränkte  Zahl 
von  Geschlechtsnamen  vor,  deren  Träger  die  Mehrzahl 
der  Bevölkerung  ausmachen.  Solche  sind  z.  B.  die  Rochat, 
Lecoultre,  Reymond,  Piguet,  Capt,  Meylan  u.  a.  Die  be- 
schränkten Erwerbsverhältnisse  bedingen  dagegen  eine 
starke  Auswanderung  der  «Combiers»,  wie  die  Bewohner 
des  Thaies  scherzhaft  genannt  zu  werden  pflegen,  aus 
ihrer  Heimat. 

Geschichtliche  Skizze.  Der  vom  mittellatein.j uria  her- 
geleitete Name  Joux  bedeutet  «Hochwald».  Die  Ueber- 
lieferung  erzählt,  dass  Pater  Poncet,  ein  Mönch  aus  Saint 
Claude  (französisches  Departement  du  Jura),  im  6.  Jahr- 
hundert in  Le  Lieu  ein  Kloster  gegründet  habe,  das  schon 
um  610  wieder  zerstört  worden  sei.  Ueber  die  späteren 


664 


JOU 


JOÜ 


Schicksale  der  Thalschaft  herrscht  völliges  Dunkel  bis 
1126,  in  welchem  Jahr  Go^bert,  ein  Mönch  des  vom  h. 
Norbert  kurz  vorher  gestifteten  Ordens  der  Prämonstra- 
tenser,  an  der  Mundung  der  Lionne  das  Kloster  der  sog. 
Abbaye  du  Lac  de  Jouz  (Abbatia  de  lacu  Jurensi)  grün- 
dete. Dieses  vollzog  unter  der  Regierung  von  32  Aebten 
während  fünf  Jahrhunderten  in  aller  Ruhe  die  Urbar- 
machung und  Kolonisation  des  wilden  Waldthales.  Kast- 
vögte des  Klosters  waren  die  Herren  von  La  Sarraz,  die 
schon  dessen  Gründung  begünstigt  hatten.  Hervorzuheben 
ist  aus  dieser  langen  2^it  einzig  ein  endloser  Federlirieg 
zwischen  den  Klöstern  von  L* Abbaye  und  Saint  Claude, 
da  dieses  letztere  auf  Grund  von  mehr  oder  weniger 
echten  und  verbürgten  Schenkungsurkunden  von  Seiten 
Karls  des  Grossen,  des  Kaisers  Barbarossa  etc.  dem  andern 
den  Besitz  eines  grossen  Teiles  der«  Thalschaft  streitig 
machte.  Auf  Veranlassung  von  E^m  ging  später  die  Be- 
völkerung des  JoHxthales  zur  Reformation  über.  Lange 
Zeit  bildeten  Land-  und  Waldwirtschaft  neben  einigen 
Mühlen,  Hochöff*n,  Nagel-  und  Hammerschmietle werken 
und  Glashütten  die  einzigen  Erwerbsquellen  der  Bewohner. 
Von  grosser  Wichtigkeit  war  die  1748  erfolgte  Einführung 
der  Fabrikation  von  Taschenuhren.  Im  folgenden  Jahre 
schon  taten  sich  die  Uhren macher  zu  einer  eigenen  Zunft 
zusammen.  Um  dieselbe  Zeit  fand  im  Jouzthale  die  Uhr- 
steinschleiferei aus  dem  Pays  de  Gex  her  ihren  Eingang. 
Leider  hielten  die  anfanglich  erfreulichen  Fortschritte 
nicht  an,  da  die  Combiers  am  Handel  mit  den  Erzeug- 
nissen ihres  Fleisses  keinen  Geschmack  fanden  und 
ausserdem  vielfach  nach  den  grossen  Zentren  der  Uhren- 
macherei  auswanderten.  So  ward  die  Uhrenindustrie  des 
Thaies  von  Genf  and  Neuen  bürg  abhängig.  Einen  schweren 
Schlag  erlitten  die  hiesigen  Uhrenmacher  durch  die  Kon- 
kurrenz der  fabrikmässigen  Uhren  Industrie,  die  hier 
1875-1881  zu  einer  grossen  Krise  führte  und  der  Hand- 
arbeit den  Todesstoss  versetzte.  An  die  Stelle  der  Haus- 
arbeit traten  nun  Fabriken  und  Werkstätten.  Trotz  allem 
ist  im  Jouxthal  die  industrielle  Tätigkeit  heute  noch 
eine  recht  rege  und  blühende.  Die  Dörfer  Le  Sentier  und 
Le  Brassus  haben  elektrisches  Licht,  und  die  vom  Aus- 
fluss  des  Lac  de  Brenet  zu  gewinnende  Kraft  wird  in  Zu- 
kunft die  Entstehung  von  vielen  Fabriken  aller  Art  be- 
ffünstigen,  wozu  auch  die  vor  Kurzem  eröffnete  Lokalbahn 
Le  Pont-Ls  Brassus  viel  beitragen  wird.  Der  Combier  ist 
von  Natur  ruhig  und  intelligent  und  mit  seinem  heimat- 
lichen Thal  ausserordentlich  verwachsen,  auch  wenn  ihn 
die  Verhältnisse  zur  Auswanderung  zwingen. 

Bibliographie,  Nicole,  J.  D.  Histoire  de  la  valUe  du 
Lac  de  Joux,  Liusanne  1840.  —  Gingins,  F.  de.  Annale» 
de  VAbhaye  de  Joux  depuis  sa  fondation  jiisqu'ä  sa  sup- 
pression  en  4536.  Lausanne  1842.  —  Reymond,  L.  Notice 
8ur  la  vallee  du  Lac  de  Joux.  Lausanne  1864.  2.  ^., 
Lausanne  1887.  Vergl.  ferner  die  schon  im  Text  ge- 
nannten Arbeiten.  [Da  H.  Scharot  J 

JOUX  CARRI^E  DU  l.UIZALl.ET(LA)(Kt.  Waadt, 
Bez.  Aigle,  Gem.  Gryon).  1300-1760  m.  Grosser  Wald  mit 
sumpfigen  Lichtungen,  am  NW.-Hang  der  Berge  von 
Tavevannaz  und  über  dem  linken  Ufer  der  Haute  Gryonne. 
Wird  im  SW.  vom  Bey  Broyon  und  im  NO.  vom  Bach 
Gaillard  begrenzt. 

JOUX  CHAUPE  (LA)  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Pruntrut, 
Gem.  Saint  Ursanne).  6ü3m.  Sennberg  mit  Meierhof,  auf 
einer  Lichtung  des  Hanges  von  Le  Pr^  Martin,  s.  über  dem 
linken  Ufer  des  Doubs  und 3,5 km  WSW.  der  Station  Saint  Ur- 
sanne der  Linie  Delsberg- Delle.  4  reform.  Ew.  Viehzucht. 

JOUX  DERRifeRE  und  JOUX  DE88U8  (I.E8) 
(Kt.  Neuenburg,  Bez.  und  Gem.  La  Chaux  de  Fonds). 
1055  m.  Zerstreut  gelegene  Meierhöfe,  am  N.-Hang  des 
Pouillerel  und  über  den  Cötes  du  Doubs,  an  der  Strasse 
nach  Les  Planchettes  und  2  km  nw.  La  Chaux  de  Fonds. 
Postabla^e;  Postwagen  La  Chaux  de  Fonds-Les  Planchet- 
tes. 7  Hauser.  20  reform.  Ew.  Gastwirtschaften.  Vieh- 
zucht. Beliebtes  Ausflugsziel  der  Bewohner  von  La 
Chaux  de  Fonds. 

JOUX  DE8  REVINAUX  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez. 
Aigle,  Gem.  Lavey-Morcles).  900-1680  m.  Wald,  über  dem 
linken  Ufer  des  Avan^on,  zwischen  Mordes  und  Le  Plan 
du  Praz.  Erratische  Blöcke  aus  roter  Nageifluh  (poudingue 
rouge  des  Gorges). 

JOUX  DES  VENT8  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle, 


Gem.  Leysin).  1400-1840  m.  Wald,  am  SO.-Hang  der 
Riondaz.  Vom  Fussweg  Bahnhof  Leysin-Les  Poyeux- 
Chalets  d'Ai  durchzogen.  Unter  dem  Wald  steht  das 
grosse  Sanatorium  Leysin  Gare 

JOUX  DU  PLANE  (LA)  (Kt.  Neuenbürg,  Bez.  Val  de 
Ruz,  Gem.  Ch^zard-Saint  Martin,  Dombresson  und  Le 
Päquier).  1213  m.  Hochebene  mit  grossem  Sennberg  und 
einigen  längs  der  NO.-Grenze  des  Kantons  Neuenburg  zer- 
streut gelegenen  Meierhöfen,  zwischen  den  Ketten  des 
Bec  ä  rOiseau  und  des  Ck5ty.  Von  Dombresson  aus  auf  den 
Strassen  nach  Le  Bugnenet  oder  Pertuis  in  2,  bezw.  2  Vt 
Stunden  zu  erreichen.  Postablage.  17  Häuser,  106  refonn. 
Ew.  Kirchgemeinde  Dombresson.  Gemischte  Schule.  Vieh- 
zucht. Auf  den  Cornbrashmergeln  (unteres  (^allovien) 
steht  ein  kleines  Torfmoor. 

JOUX  PI^LICHET  (LA)  (Kt.  Neuenburg.  Bez.  und 
Gem.  Le  Locle).  1000  m.  Sennberg  auf  der  Hochfläche  des 
0>mmunal  du  Locle:  Eigentum  der  Gemeinde  Le  Locle. 
Einst  zum  Teil  mit  Wald  bestanden,  den  1896  ein  Schaden- 
feuer vernichtete.  Wird  zum  besseren  Schutze  des  Ein- 
zugsgebietes der  für  die  Wasserversorgung  von  Le  Locle 
auf  dem  Communal  und  in  der  Combe  (rirard  gefaxten 
Quellen  allmählig  wieder  aufgeforstet.  Die  Joux  Pölichet 
ist  der  Gemeinde  Le  Locle  1382  von  Johann  von  Aarberg 
überlassen  worden. 

JOUX  PERRET  (LA)  (Kt.  Neuenburg,  Bez.  und 
(}em.  La  Chaux  de  Fonds).  102iO  m.  Aussenquartier  von  La 
Chaux  de  Fonds,  auf  einer  kleinen,  z.  T.  bewaldeten  Hoch- 
fläche 2  km  nö.  der  Stadt;  zwischen  der  Combe  da 
Valanvron  im  N.,  der  (k>mbe  du  Bas  Monsieur  im  O.  und 
der  Strasse  La  Chaux  de  Fonds-Ferri^re  im  S.  Halte- 
stelle der  Linie  La  Chaux  deFonds-Saiffnel^gier.  22  Häuser, 
171  reform.  Ew.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Uhren- 
macherei.  Bekannt  geworden  durch  die  (vemälde  des 
Malers  Jeanmaire.  Schöne  Aussicht. 

JOUX  8UR  GENEVEZ  (LES)  (Kt.  Bern,  Amtebez. 
Münster,  Gem.  Les  Genevez).  1028  m.  Grosser  Meierhof 
und  z.  T.  bewaldeter  Sennberg  von  150  ha  Fläche,  4  km 
w.  Les  (renevez  und  5  km  n.  Tramelan.  20  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  La  Joux.  40  Kühe,  Aufzucht  von  Pferden 
der  Delsberger  Rasse.  Käserei. 

JOUX  VERTE  (LA)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Aigle).  1080- 
1770  m.  Grosser  Wald,  am  SO.-Hang  des  Mont  Arvel  und 
am  Eingang  ins  Thal  der  Eau  Froide.  Eigentum  des 
Staates  Waadt.  Holzschlag.  Das  Holz  wird  jetzt  vermittels 
einer  etwa  2  km  langen  Luftkabelbahn  zum  Bahnhof 
Boche  hinunter  befördert.  Früher  schichtete  man  das  in 
Blöcke  von  1  m  Länee  zersägte  Holz  in  dem  durch  eine 
Schleuse  gestauten  Vi^asser  der  Eau  Froide  auf,  die  dann 
nach  raschem  Oefi'nen  der  Schleuse  die  ganze  Ladung  bis 
Roche  hinunter  schwemmte,  wo  sie  von  einem  den  h  Inas 

3uer  abschliessenden  Fangwerk  aufgehalten  wurde.  Diese 
as  Holz  stark  beschädigende  Art  des  Thaltransportes  ist 
dann,  nachdem  sich  der  Bau  einer  Strasse  als  zu  teuer 
erwiesen  hatte,  durch  das  jetzige  Kabel  ersetzt  worden. 
JOUXTEN8-M6ZERY  (Kt  Waadt,  Bez.  Lausanne). 
Gremeinde,  nw.  der  Stadt  Lausanne.  Umfasst  die  zwei 
kleinen  Dörfer  Jouxtens  und  M^zery,  die  am  Fuss  eines 
kleinen  Hanges  schön  gelegen  sind.  Darüber  die  Strasse 
Lausanne-Yverdon  und  die  Bahnlinie  Lausanne-^hallens- 
Bercher.  Zusammen  38  Häuser,  236  reform.  Ew.    Kirch- 

§emeinde  Prilly.  Landwirtschaft.  Jouxtens  (530  m)  ist 
•tation  der  Linie  Lausanne-Bercher,  liegt  4  km  nw.  Lau- 
sanne und  1,6  km  s.  Romanel  und  zählt  21  Häuser  und 
142  Ew.  Telephon.  Mehrere  schöne  Landhäuser,  darunter 
die  Villa  Beau  GMre.  Einst  Eigentum  des  Chorherren- 
stiftes Lausanne  und  der  Edeln  von  Jouxtens,  deren  Schloss 
zusammen  mit  den  beiden  Dörfern  zur  Zeit  der  Bui^nder- 
kriege  zerstört  ward.  Diesem  Geschlecht  haben  verschie- 
dene Chorherren  zu  Lausanne  angehört  Sw.  vom  Dorf 
hat  man  1826  Ueberreste  aus  der  Römerzeit  (Hausfunda- 
tionen,  Marmorsäulen,  Münzen  etc.), aufgedeckt.  M^err 
(558  ra)  liegt  600  m  n.  Jouxtens  und  zählt  17  Häuser  und 
94  Ew.  Schönes  Schlossgut.  Alte  Siedelun^.  Hier  war  das 
Stift  zu  Lausanne  ebenfalls  begütert ;  seine  Landereien 
kamen  nach  der  Reformation  an  die  Edeln  von  Praroman. 
Seit  dem  Beginn  des  16.  Jahrhunderts  besassen  die  Edeln 
von  Gimel  in  t)eiden  Dörfern  Lehensgüter,  die  später  zu- 
sammen mit  dem  Besitz  der  Praroman  an  das  Geschlecht 
de  Crousaz  kamen  und  von  diesem  zu  der  bis  Ende  des 


JOW 


JUL 


6G5 


18.  Jahrhunderts  bestehenden  Herrschaft  M^zery  umge- 
staltet wurden  (1700).  1223:  Jotens;  1227:  Jothens;  im 
14.  Jahrhundert :  Joctens  und  Jouctens. 

JOWEID  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Räti).  Fabrik- 
viertel in  RÜTi.  S.  diesen  Art. 

n  JUBILLET  (BOI8  DE)  (Kt.  Waadt,  Bez.  Nyon). 
900-1000  m.  Wald,  auf  einer  der  letzten  Stufen  am  SO.- 
Hang  des  Noirmont,  im  Juragebirge;  1,5  km  n.  Arzier 
und  von  diesem  Ort  durch  das  Tobel  der  Combaz  getrennt. 
Nördl.  der  Waldung  liefen  die  Hütten  von  La  Dunanche 
und  La  Chaumette.  sowie  der  Waid  von  Essertchevalier, 
südl.  davon  der  Wald  von  Le  Mollard. 

JUCHv  JUCHl.1.  Ortsname;  bezeichnet  im  Gebirge 
im  allgemeinen  einen  Passübergang  und  ist  gleichbe- 
deutend mit  dem  Ausdruck  Joch.  Dient  auch  zur  Be- 
zeichnung eines  Flächenmasses  und  stimmt  dann  mit  dem 
Ausdruck  Juchart  u berein. 

JUCH  fKt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  Alterswil). 
743  m.  Gruppe  von  6  Hausem,  1  km  so.  Tafers  und  6  km 
ö.  vom  Bahnhof  Freiburg.  43  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge. 
Kirchgemeinde  Tafers.  Acker-,  Wiesen-  und  Kartoffelban. 
Viehzucht. 

JUCHER  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarberg,  Gem.  Radel- 
fingen). 600  m.  Gemeindeabteilung  und  Dorf,  5  km  ssw. 
der  Station  Aarberg  der  Linie  Lausanne-Payerne-Lyss 
und  2.3  km  sw.  Radelfingen.  Zusammen  mit  Obermatt 
and  Ostermanigen :  51  Häuser,  303  reform.  Ew. ;  Dorf : 
19  Häuser,  123  Ew.  Landwirtschaft. 

JUCHHOL^  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  Tafers). 
720  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  600  m  s.  Tafers  und  6,5  km 
ö.  vom  Bahnhof  Freiburg.  36  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge. 
Acker-  und  Wiesenbau,  Viehzucht.  Schöne  Landguter. 
Ausgedehnte  Femsicht. 

JUCHLIPA88  (Kt.  Obwalden).  2170  m.  Fenster- 
artiger Einschnitt  zwischen  Hutstock  (2679  m)  und  Nün- 
alphom  (2387  m),  in  der  Kette  zwischen  dem  Engelberger- 
and  Melchthal.  Interessanter  und  gefahrloser,  aber  an- 
strengender Uebergang  von  Melchthal  nach  Engelberg 
(5  Vt  Stunden). 

JUCHLI8HAU8  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Laupen,  Gem. 
Mühleber^).  600  m.  Bauernhöfe,  3  km  so.  Mühleberg  und 
1,3  km  no.  der  Station  Rosshäusern  der  direkten  Linie 
Bern-Neuen  bürg.  Telephon.  13  Häuser,  83  reform.  Ew. 
Landwirtschaft. 

JUCHLI8TOCK  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle). 
2851  m.  Letzter  Gipfel  im  Felskamm  zwischen  dem  Unter- 
aargletscher und  Bächithal.  Nw.  über  dem  Grimselhos- 
£iz,  von  dem  aus  er  in  2  Vs  Stunden  oft  bestiegen  wird. 
Qstrengende,  aber  gefahrlose  Bergtour.  Prachtvolle  Aus- 
sicht auf  die  Gruppe  des  Finsteraarhorns. 

JUCH8  oder  JUX  (Kt.  Graubünden.  Bez.  Im  Boden, 
Kreis  Räzuns,  Gem.  Ems).  1220-1550  m.  Grosse  Alpweide 
mit  2  Hätten  und  2  Stadeln,  am  W.-Hang  der  Spontis- 
köpfe,  3-4  Stunden  so.  über  Ems. 

JUCHTEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Wangen,  Gem.  See- 
berg). 700  m.  Gemeindeabteilung  und  Dorf;  5,2  km  so. 
Seeberg  und  3,5  km  so.  der  Station  Rietwil  der  Linie 
Ölten- Bern.  Zusammen  mit  Juchteneggen  und  Loch:  36 
Haaser,  242  reform.  Ew.;  Dorf:  19  Häuser,  137  Ew. 
Käserei.  Der  Name  von  Juch  =  Juchart,  Jucharten  her- 
zuleiten. 

1  JUCHTENEQGEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Wangen, 
Gem.  Seeberg).  683  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  4  km  so. 
der  Station  Rietwil  der  Linie  Olten-Bern  und  5,7  km  so. 
Seeberg.  49  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

JUCKERN  (Kt.  Zürich,  Bez.  PfäfQkon,  Gem.  Bauma). 
612  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  der  Töss;  2,3  km  nw. 
Bauma  und  1,2  km  so.  der  Station  Saland  der  Tössthal- 
bahn(^Winterlhur-Wald).  Telephon.  16  Häuser,  ll2reform. 
Ew.  Viehzucht.  Eine  ßaumwollweberei.  Der  Name  herzu- 
leiten von  Juck,  mit  welchem  Ausdruck  man  eine  Terrasse 
an  einem  Berghang  bezeichnet. 

JUDEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toggenburg,  Gem. 
Wattwil).  870  m.  5  Häuser,  am  Hang  des  Schönenbergs 
zerstreut  gelegen,  3  km  nö.  Ricken  und  2  km  sw.  der 
Station  Wattwil  der  Toggen burgerbahn.  33  reform.  Ew. 
Viehzucht. 

JU08FAD  (Kt.  Uri).  2U)0  m.  Gneiskamm  und  -giptel, 
s.  Ausläufer  des  Kleinen  Spannortes;  n.  überdem  Meien- 
Ihaljjund^hinten  ^über  dem  Thalkessel  von  Rotgand  und 


Weissgand ;  zwi^hen  dem  Rossfirn  im  O.  und  Kühfad- 
firn  im  W.  Zum  genannten  Thalkessel  steigen  von  0.  der 
Rossfirn  (S.-Hang  des  Kleinen  Spannortes  3149  m)  und 
von  W.  der  Wichelplankfirn  (O.-Hang  des  Wichelplank- 
stockes}  ab,  während  n.  über  ihm  der  Kühfadfirn  liegt. 
Zwölf  m  Kaskaden  über  die  Felswände  herabstürzende 
Gletscherbäche  vereinigen  sich  hier  mit  den  Schmelz- 
wassem des  Ross-  und  Wichelplankfirns  zum  Gorezmettlen- 
bach,  der  bei  den  Hütten  von  Gorezmettlen  von  links  in 
die  Meienreufts  mündet. 

«IOPPE  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zurzach,  Gem.  Leuggem). 
311  m.  Gruppe  von  5  Häusern«  am  linken  Ufer  des  Rhein 

gegenüber  vValdshut,  ö.  der  Fahrhäuser  und  1,5  km  nw. 
er  Station  Felsenau  der  Linie  Winterthur-Koblenz-Stein. 
Telephon.  34  kathol.  Ew.  Landwirtschaft.  Fischerei.  Fähre 
über  den  Rhein. 

JUF  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Hinterrhein,  Kreis  und 
Gem.  Avers).  2133  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  im  Averser- 
thal, am  W.-Hang  des  Stailerbergs  und  am  Fuss  des  Pass- 
überganges über  die  Forcellina;  5  km  so.  über  Cresta 
und  39  km  ssö.  der  Station  Thusis  der  Albulabahn.  24 
reform.  Ew.  deutscher  Zunge.  Kirchgemeinde  Avers.  Alp- 
wirtschaft. Gasthof.  Juf  ist  eine  der  höchstgelegenen 
ständig  bewohnten  Siedelungen  Europas.  Entwickelt  sich 
wie  Cresta  zu  einer  gut  besuchten  Sommerfrische.  Der 
Name,  romanisch  Giuf,  entspricht  dem  deutschen  Joch 
(latein.  jugum)  •=■  Passübergang. 

JUFER  ALP  (Kt.  Graubünden.  Bez.  Hinterrhein,  Kreis 
und  Gem.  Avers).  2150-2650  m.  Sanft  geböschte  Alp  weide, 
im  obersten  SO.-Abschnitt  des  Averserthaies;  von  den 
schönen  Gipfeln  des  Piz  Piott  (3040  m)  und  Piz  Val  Turba 
^023  m)  überragt.  An  dem  im  Sommer  stark  begangenen 
Fassweg  über  die  Forcellina  (2673  m),  der  zum  Septimer 
und  weiterhin  über  die  Fuorcla  di  Lunghino  nach  Maloja 
(Ober  Engadin)  führt. 

JUFERRHEIN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Hinterrhein). 
2520-1980  m.  Quellarm  des  Averserrhein  ;  entspringt  am 
N.-Hang  des  Piz  Piott,  durchfliesst  die  Juferalp  und  den 
Weiler  Juf  und  vereinigt  sich  mit  den  Bächen  des  Val 
Bregalga  und  Madriserthales  zum  Averserrhein. 

JUFF  oder  PIZ  TIARM8  (Kt.  Grauhnnden  und  Uri). 
2915  m.  Gipfel,  s.  vom  Bristenstock  (3074  m);  in  dem 
welter  nach  N.  noch  den  Federstock  oder  Piz  Sumval 
(2983  m)  tragenden  Protoginkamm  zwischen  dem  bünd- 
nerischen  Val  de  Val  und  dem  urnerischen  Fellithal.  Vom 
Oberaippass  aus  in  2  Vt  Stunden  zu  erreichen.  Nicht  zu 
verwechseln  mit  dem  Piz  Giuf  (oder  Schattig  Wichel 
2098  m),  der  weiter  gegen  0.  und  nördl.  über  dem  Val 
Giuf  sich  erhebt. 

JUGGEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gossau,  Gem.  Andwil). 
753  m.  Gruppe  von  4  Häusern ;  1,6  km  nö.  Andwil  und 
2,5  km  ö.  der  Station  Arnej^g  der  Linie  Gossau-Sulgen.  16 
kathol.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei. 

JUGY  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Nidau,  Gem.  Twann).  Weiler. 
S.  den  Art.  Gäicht. 

JULIA  oder  OBERHALB8TEINER  RHEIN  (Kt. 
Graubünden,  Bez.  Albula).  Linksseitiger  Zufluss  zur 
Albula,  in  die  er  bei  Tiefenkastei  mündet.  Bildet  sich  aus 
der  Vereinigung  des  Julierbaches  und  Septimerbaches, 
die  vom  Julier pass  bezw.  Septimerpass  herabkommen  und 
1  km  oberhalb  Stalla  (1798  m)  zusammenmünden.  Der 
Julierbach  entspringt  etwas  oberhalb  der  Vedtita  an  der 
Julierstrasse,  erhält  1  km  weiter  unten  in  2159  m  von 
rechts  den  6  km  langen  Bach  des  Val  d'Agnelli,  später 
neben  einer  Reihe  von  anderen  Nebenadern  auch  noch 
den  Abfluss  des  Lago  di  Gravasalvas  und  hat  bis  zu  seiner 
Vereinigung^  mit  dem  Septimerbach  eine  Lauflänge  von 
5,5  km.  Dieser  bildet  sich  1  km  n.  unter  der  Septimer- 
passhöhe  in  2130  m  aus  den  von  der  Forcellina  und  der 
Fuorcla  di  Lunghino  herabkommenden  Bächen  und  durch- 
fliesst die  beiden  Thalstufen  Pian  Canf^r  und  La  Cavreccia, 
deren  letztere  zahlreiche  Hütten  träjp^t.  Nach  der  Ver- 
einigung ihrer  beiden  Quellarme  entwassert  die  Julia  von 
Stalla  bis  Tiefenkastei  das  Stufenthal  des  OeeRHALBSTEiN 
(s.  diesen  Art.),  dessen  bedeutendere  einzelne  Thalböden 
—  zum  Teil  einstige  Seebecken  —  von  S.  nach  N.  die  von 
Stalla,  Marmels,  Mühlen,  Rofl'na  und  Savognin  sind.  Der 
letztgenannte  istzu^^leich  der  grösste  und  bildet  eine  breite 
Mulde  mit  zahlreichen  Siedelungen,  während  auf  den 
übrigen  nur  je  ein  einziges  Dorf  steht.  Die  Julia  hat  sich 


066 


JUL 


JUL 


in  diese  Thalböden  nicht  tief  eingeschnitten  und  durch- 
tliesst  sie  in  beinahe   gerader  Linie,   so  dass  hier  keine 


Binzagsgebiet  der  Julia. 

grossen  Korrektionsarbeiten  nötig  gewesen  sind.  Die  Ufer 
werden  von  der  Erosion  nur  wenig  angegriffen,  wie  auch 
grosse  Kiesbänke  fehlen.  Die  Strömung  ist  überall  stark 
genug,  um  die  Geschiebe  thalauswärts  zu  transportieren, 
aber  nicht  so  stark,  um  das  Flussbett  zu  verbreitern  oder 
zu  vertiefen.  So  halten  sich  Erosion  und  Akkumulation 
nahezu  das  Gleichgewicht.  Anders  ver- 
hält sich  die  Julia  in  den  die  einzelnen 
Thalböden  miteinander  verbindenden 
engen  und  steilen  Klüsen.  Hier  schäumt 
sie  in  Schnellen  und  kleinen  Wasser- 
fällen durch,  vertieft  rasch  ihr  Bett 
und  verursacht  häufige  Erdrutschungen 
längs  ihrer  Ufer.  Dies  ist  besonders  in 
der  untersten  Schlucht  von  Salux  bis 
Tiefenkastei  der  Fall,  wo  der  aus  Bünd- 
nerschiefern  und  von  Gipsadefn  durch- 
zogener Rauchwacke  bestehende  Boden 
der  Erosion  und  Verwitterung  nur  wenig 
Widerstand  entgegensetzt.  Diese  von 
hohen  Felswänden  begleitete  Schlucht 
ist  sehr  malerisch  und  sehenswert.  Die 
Strasse  geht  hoch  über  dem  rechten  Ufer 
des  Flusses  bald  durch  Wald  bald  längs 
der  Felsen  hin.  Unterhalb  der  Brücke 
von  Tiefenkastei  mündet  die  Julia  in 
839  m  von  links  in  die  Albula.  Wäh- 
rend der  letzten  4,5  km  ihrer  Lauflänge 
fallt  sie  um  260  m  Höhe  oder  um  6^. 
In  der  Schlucht  unterhalb  Boffna  ist 
das  Gefäll   mit   12%   noch    einmal   so 

:ross,  während    es   für  den  gesamten 

lusslauf  im  Mittel  4  %   beträgt.  Der 
Fluss  treibt  blos  einige  Mühlen,  wäh- 
rend im  Uebrigen   seine   Wasserkraft   noch  völlig   un- 
benutzt ist.   Als  in  der  geoloffischen  Vergangenheit  die 
Schynschlucht  noch  nicht  vorhanden  war,  floss  die  Ju- 


lia hoch  über  dem  jetzigen  Thalboden  von  Tiefen- 
kastei in  der  Richtung  Parpan-Ghur-Luziensteig  nach 
N.,  parallel  einem  damaligen  Westrhein,  der  vom  Avers 
herkam  und  über  das  Schams.  Domleschg,  den  Kun- 
kelspass  und  das  Taminathat  dem  Walen-  und  Zürich- 
see zustrebte.  Dann  bildete  ein  mit  starker  Erosionskraft 
arbeitender  rechtsseitiger  Zufluss  dieses  Westrhein  die 
Schynschlucht  und  lenkte  damit  den  Oberlauf  des  Ost- 
rhein (Julia)  zu  Jenem  ab.  Seither  ist  das  Thal  der  Lenzer- 
heide und  von  Parpan  ein  totes  Thal  geblieben.  Näheres 
darüber  vergl.  beim  Art.  (vRaubünden  (Abschnitt  Gewässer 
und  Thäler). 

Die  Julia  hat  nur  wenig  Nebenflüsse.  Von  rechts  erhält 
sie  nur  den  dem  Errgletscher  entspringenden  und  bei 
Tinzen  mündenden  Wildbach  des  Val  d'Err,  sowie  einige 
kleine  Wasserläufe  aus  dem  w.  Abschnitt  der  Gruppe  des 
Piz  d'Err,  von  denen  einer  bei  Marmels  und  zwei  andere 
unterhalb  Sur  münden,  nachdem  sie  die  Hochterrasse 
von  Flix  durchflössen  haben.  Etwas  zahlreicher  sind  die 
Nebenadern  auf  der  linken  Thalseite  :  nahe  Stalla  münden 
der  Bach  der  Valletta,  bei  Mühlen  der  aus  den  beiden 
Quellarmen  des  Val  Bercla  und  Val  Gronda  sich  bildende 
Wildbach  des  Val  da  Faller,  nahe  Savognin  die  die  Wasser 
des  Val  Curtins  und  Val  Schmorras  sammelnde  Ava  da 
Nandro  und  endlich  unterhalb  Reams  der  Bach  des  Val 
Adont.  Das  Einzugsgebiet  der  Julia  umfasst  325  km',  von 
denen  2%  tiefer  als  1200  m.  61  %  zwischen  1200  und  2400 
m  und  37%  über  2400m  Höhe  liegen.  30%  dieser  Fläche 
bestehen  aus  Fels-  und  Schuttboden,  13  %  sind  mit  Wald 
bestanden,  und  1,7%  entfallen  auf  Eis  und  Firn.  Gletscher 
finden  sich  nur  am  Piz  d'Err  und  Piz  Platta.  Das  Einzugs- 
gebiet zählt  45  Seen,  die  aber  so  klein  sind,  dass  alle  zu- 
sammen nur  0,1  %  der  ganzen  Fläche  umfassen.  Nennens- 
wert sind  davon  blos  die  auf  der  Terrasse  von  Scaiotta 
w.  über  Marmels  liegenden  Lajets  und  der  Lago  di 
Gravasalvas  s.  der  Veduta  am  Julierpass. 

JULIER  (PIZ)(Kt.  Graubänden,  Bez.  Maloja).  3385  m. 
Einer  der  schönsten  und  höchsten  Gipfel  linlu  über  dem 
Engadin,  der  in  einem  Schwung  über  Silvaplana  und  der 
Juherstrasse  aufsteigt.  Hängt  über  den  Piz  Suvretta  mit 
der  Gruppe  des  Piz  d*Err  zusammen.  Vom  Ober  Engadin 
aus  gesehen,  erscheint  der  Piz  Julier  als  der  Mittelpunkt 
und  das  Haupt  der  langen  Kette,  die  vom  Piz  Lunghino 
beim  Maloja  ois  zur  Crasta  Mora  bei  Bevers  zieht  und 
wohl  auch  als  Juliergruppe  bezeichnet  wird.  Er  bildet  eine 
schöne  Felspyramiae  aus  grünem  Amphibolitgranit  und 
sendet  je  einen  N.-,  0.-  und  SW.-Grat  aus.  Der  O.-Gral 
biegt  1  km  vom  Piz  Julier  nach  S;  ab  und  trägt  hier  als 
SO.-Schulter  des  Hauptgipfels  den  Piz  d' Albana.  Zwischen 


Fl 


Die  Veduta  an  der  Julierstraue. 

diesem  und  dem  SW.-Grat  liegt  die  Mulde  von  Munte- 
ratsch,  durch  die  die  am  meisten  begangene  Anstieffsroate 
auf  den  Gipfel   führt  und  deren  Name   firüher  oft  auch 


JIL 


JUL 


667 


diesem  selbst  beigelegt  wurde.  Zum  Val  Munteratsch,  Val 
Julier  und  Val  Suvretta  fallen  der  SW.-  und  N.-Grat  mit 
so  steilen  Wänden  ab,  dass  Eis  und  Schnee  an  ihnen 
nicht  zu  haften  vermögen.  Der  Piz  Julier  trägt  deshalb 
auch  keinen  grossen  Gletscher.  Ausser  einigen  in  Nischen 
und  Runsen  sich  haltenden  Fimflecken  finden  sich  nur 
am  N.-Han^  des  O.-Grates  und  auf  beiden  Seiten  des  N.- 
Grates je  ein  kleiner  Hängegletscher.  Die  Besteigung  des 
Gipfels  galt  einst  als  sehr  schwierig,  während  sie  heute 
häufig  und  von  verschiedenen  Seiten  her  unternommen 
wird.  Zum  erstenmal  ward  sie  1859  von  Landammann 
Saratz  und  J.  Ruedi  aus  Pontresina  als  böse  Kletterpartie 
über  den  O.-Grat  ausgeführt.  Seither  zieht  man  die  von 
der  Julierstrasse  ausgehende  und  durch  das  Val  Munte- 
ratsch  führende  Route  vor,  die  mit  Wegmarken  bezeichnet 
und  teilweise  durch  einen  Fussweg  zugänglicher  gemacht 
ist.  Der  Kurverein  St.  Moritz  hat  kürzlich  einen  guten, 
mit  Geländern  und  Drahtseiten  versicherten  Weg  auf  den 
Gipfel  anlegen  lassen,  der  von  der  Alpe  Suvretta  ausgeht 
und  dem  O.-Grat  folgt.  Es  ist  dies  zugleich  die  landschaft- 
lich schönste  Anstiegsroute.  Andere  gehen  von  der  Julier- 
alp    über  den   SW.-Grat,    vom  Val  Julier  über  die  W.- 


sind  sichtbar  im  N.  der  Piz  d'Agnelli,  die  Com  Alv  und 
der  Piz  Suvretta,  im  S.  der  Piz  Materdell,  Piz  La|[rev  und 
Crutscharöls.  Alle  diese  Gipfel  bieten  durch  die  grosse 
Mannigfaltigkeit  ihrer  Formen  schöne  landschaftliche 
Bilder.  Von  Gletschern  ist  nur  wenig  zu  sehen.  Die 
schönste  Aussicht  geniesst  man  am  Abstieg  gegen  Silva- 
plana,  wo  dem  Wanderer  zu  Füssen  der  Silvaplaner-  und 
Campfdrersee  mit  einem  Teil  des  Ober  Engadin  liegen 
und  gegenüber  ein  Teil  der  Berninagruppe  in  den  Gesichts- 
kreis tritt.  Keine  andere  der  ins  Engadin  führenden 
Alpenstrassen  kann  sich  einer  so  schönen  Aussicht  rühmen 
wie  der  Julier,  obwohl  z.  B.  der  Albulapass  mehr  Ab- 
wechslung in  seinen  Tiefblicken  bietet  und  der  Bemina- 
pass  eine  grossartigere  Umrahmunf^  von  Gletschern  und 
stolzen  Hochgipfeln  aufweist.  Der  Julier  ist  zusammen  mit 
dem  Splügen  und  Grossen  St.  Bernhard  einer  der  weni- 
gen Alpenüberffänge.  die  unbestreitbar  schon  von  einer 
Kömerstrasse  überscnritten  worden  sind.  An  vielen  Stellen 
sind  hier  noch  Reste  dieser  alten  Strasse  sichtbar,  deren 
Trac^  aber  von  dem  der  jetzigen  Poststrasse  abwich.  Von 
Tiefenkastei  bis  oberhalb  Tinzen  folgte  sie  dieser  ziemlich 
genau,  hielt  sich  dann  aber  von  Windeck  bis  Roffna  weit 


Julierpas»  und  -^Strasse. 


Flanke  und  vom  Val  Munteratsch  über  die  Julierscharte 
(in  dem  kurzen  Kamm,  der  nahe  dem  Gipfel  vom  O.-Grat 
ffegen  S.  abbiegt).  Der  Piz  Julier  ist  einer  der  von  den 
Kurgästen  des  Ober  Engadin  am  häufigsten  besuchten 
Gipfel :  seine  Besteigung  ist  von  allen  Seiten  her  ausser- 
ordentlich lohnend,  bietet  wohl  einige  schwierige  Stellen, 
ist  aber  nirgends  eigentlich  gefährlich  zu  nennen.  Die 
Aussicht  ist  eine  der  grossartigsten  im  Ober  Engadin  und 
amfasst  die  Alpenkette  vom  Gross  Glockner  bis  zum  Gran 
Paradiso.  Ihr  Glanzpunkt  ist  die  gegenüberliegende 
Berninagruppe,  der  sich  die  ganzen  Bundner  Alpen,  die 
Gruppen  des  Finsteraarhorns,  Monte  Rosa  und  Ortler,  die 
Oetzthaler  Alpen  und  die  Hohen  Tauem  zugesellen.  Pano- 
rama von  Ludwig  Schröter  in  Zürich. 

JU1.IERALP  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloia).  2170  m. 
Alpweide  mit  Hütte,  am  S.-Fuss  des  Piz  Julier,  n.  über 
dem  Abstieg  der  Julierstrasse  ins  Engadin  und  an  der 
Ausmündung  des  Val  Julier  auf  den  Pass. 

JU1.IERPA88  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja).  2287  m. 
Passu  bergan^  mit  Poststrasse,  verbindet  Stalla  im  Ober- 
halbstein mit  Silvanlana  im  Ober  Engadin.  Die  gut  ge- 
baute Strasse  ist  lo  km  lang  und  5  m  breit,  steigt  von 
Stalla  nach  0.  an  und  überschreitet  die  Passhöhe  zwischen 
den  Stöcken  des  Piz  Julier  im  N.  und  Piz  Lagrev  im  S. 
Unmittelbar  über  der  Strasse  stehen  im  N.  der  Piz  Bra- 
scheDg,  Piz  Bardella,  Piz  Valletta,  Piz  Julier  und  Piz 
d' Albana,  im  S.  die  Roocabella,  der  Piz  d'Emmat,  Piz 
dellas  Colonnas  und  Piz  Polaschin.   Tiefer  nach  hinten 


höher  oben  und  stieff  bis  zur  Terrasse  von  Fliz  auf,  um 
erst  bei  Marmels  oaer  vielleicht  auch  erst  gegen  Stalla 
wieder  den  Thalboden  zu  erreichen.  Ueber  den  Pass 
selbst  konnte  sie  natürlich  nicht  stark  von  der  heutigen 
Strasse  abweichen,  stieg  aber  nicht  auf  Silvaplana  zu  ab, 
sondern  wendete  sich  zunächst  nach  rechts,  folgte  dem 
Berghang  über  den  Ober  Engadiner  Seen  und  erreichte 
den  ThalDoden  erst  bei  Sils,  wo  sie  über  den  Maloja  und 
das  Bergell  weiter  ging.  Sie  vermied  somit  die  schattigen 
oder  sumpfigen  Stellen  des  Thaies  sowie  dessen  enge 
Schluchten  und  zog  sich  über  die  sonnigen  Terrassen  hin. 
Damals  waren  die  Thalböden  eben  weniger  dicht  besiedelt 
und  wahrscheinlich  auch  stärker  bewaldet  oder  sumpfiger 
als  heute. 

Man  hat  viel  über  die  etymologische  Bedeutung  des 
Wortes  Julier  und  über  den  Ursprung  der  auf  der  Pass- 
höhe links  und  rechts  der  Strasse  stehenden  beiden  Säulen 
festritten.  Campbell  und  Andere  wollten  den  Namen  von 
ulius  Caesar  herleiten  und  die  Säulen  als  Ueberreste 
eines  Triumphbogens  deuten.  Dem  widersprechen  aber  die 
Tatsachen,  aass  Rätien  erst  ein  Viertelianrhundert  nach 
Caesars  Tod  in  die  Gewalt  der  Römer  kam  und  dass  die 
Säulen  nur  roh  bearbeitet  sind  und  keinerlei  Inschriften 
tragen.  Andere  Forscher  bringen  den  Namen  mit  dem 
keltischen  Sonnengott  Jul  in  Verbindung  und  sehen  in 
den  Säulen  Reste  von  Altären.  Eine  dritte  Meinung 
^eht  dahin,  dass  im  Ausdruck  Julier  das  keltische  Wort 
jol,  jul  zu   suchen  sei,  das  sowohl  Grenze  als  Pass   be- 


668 


JUL 


JUM 


deutet,    und    dass    die    Säulen  als  ein    abgebrochener 
römischer  Meilenstein  oder  eine  Weguiarke  aufzufassen 


Julierpasshohe  mit  den  Säalen. 

seien,  deren  bedeutf'nde  Grösse  sich  durch  den  starken 
Schneefall  auf  der  Passhöhe  erkläre.  Denn  unzweifelhaft 
stand  hier  oben  einst  nur  eine  Säule,  wie  dies  die  ältesten 
Urkunden,  die  davon  sprechen,  beweisen  (1396  und  1407). 
Später  erst  ist  die  Rede  von  zwei  oder  auch  drei  Säulen- 
fragmenten. Die  beiden  jetzt  noch  erhaltenen  Stücke  sind 
jedes  etwas  über  2  m  hoch  und  haben  je  ein  Gewicht  von 
etwas  mehr  als  20  Zentnern,  sie  sind  etwas  ungleich  dick 
und  haben  in  der  Stirnfläche  je  ein  Loch,  das  zur  Auf- 
nahme einen  Zapfens  bestimmt  war.  Aus  dem  Umstand 
ferner,  a  dass  die  kleinere  Stirnfläche  der  dickern  Säule 
mit  der  grösseren  Stirnfläche  der  grösseren  Säule  genau 
übereinstimmt,  ist  zu  schliessen,  dass  beide  Säulen  ur- 
sprünglich nur  ein  Stück  bildeten  und  einen  abgestumpften 
Kegel  von  0,48  m  oben  und  0,53  m  Durchmesser  unten  in 
einer  Länge  von  4,20  m  darstellten  ».  (Bavier).  Das  Gestein 


Pix  Julier,  von  der  Veduta  aus  gesehen. 

der  Säule  ist  ein  schwarzer,  serpentinähnlicher  Ofen-  oder 
Lavezstein.  Im  Jahr  1854  hat  man  bei  diesen  Säulen  eine 
(Trosse  Anzahl  von  aMünzen  aus  der  römischen  Kaiserzeit 


aufgefunden,  die  von  Augustus  (31  v.  Chr.-14n.  Chr.)  bis 
zu  Konstantin  IL  (337-361)  reichen  und  zeigen,  dass  die 
Strasse  während  der  ersten  Jahrhunderte 
n.  Chr.  als  Verkehrsweg  gedient  hat.  Da- 
mais stand  auf  der  Passhöhe  ein  Hospiz, 
das    mit    zunehmender    Verödung    der 
Strasse  allmählig  zerfiel.  Während  des 
ganzen  Mittelalters  war  der  Julier  dann 
wieder  ein  wichtiger  Heer-  und  Handels- 
weg. Die  deutschen  Kaiser  massen  den 
Bündner  Alpenstrassen  grossen  Wert  bei 
und  erklärten  neben  andern   auch  die 
des  Julier  und  Seplimer  zu  Beichsstras- 
sen,    die     der    besondern    Obhut   des 
Bischofes  von  Chur  anvertraut  wurden. 
Dieser  erhielt  dafür  das  Recht,  von  den 
Kaufleuten   einen  Wegzoll  zu  erheben. 
881  überschritten  Karl  der  Dicke  und  1160 
Friedrich   Barbarossa  den   Julier,   1128 
Kaiser  Konrad  III.  undl2i2  Kaiser  Fried- 
rich Il.^den  Septimer.  Vom  13.-15.  Jahr- 
hundert folgte  der  Handel  Venedigs  mit 
Deutschland    und   Frankreich   mit  Vor- 
liebe dem   Weg  durch  den  Vintschgao 
und  das  Engadin  über  den  Julier.  Die  da- 
maligen Strassen  waren  schmäler,  holpe- 
riger und   steiler  als  die  heutigen  und 
wurden  meist  schlecht  unterhalten,  so 
dass  sie  nur  dem  Saumverkehr  auf  Pfer- 
den oder  Maultieren   dienen    konnten. 
Nach   dem  Bau  der  Strassen  über  den  St.  Bemhardin 
und   Splügen    machte   sich    auch   das   Bedürftiis  nach 
einer  lahrbaren  Julierstrasse  geltend,  die  dann  in  ver- 
schiedenen Bauperioden   als    Strasse  Chur-Parpan -Ju- 
lier -  Maloja  -  Casaccia  -  Castasegna    ( -  Chiavenna )    1820- 
1840  zum  grössten  Teil  unter  Leitung   des  damaligen 
Kantonsingenieurs  Richard  La  Nicca  erstellt  wurde.    Det 
Bau  der  einzelnen  Strecken  verteilte  sich  wie  folgt :  1820- 
1826Stalla-Julier-SilvapIana,  1827-1828  Silvaplana-Maloja- 
Casaccia,  1834-1840  Chur-Parpan-Tiefenkastel-Stalla  und 
Casaccia-Castasegna.   Der  Bau  dieser  von  Chur  bis  Casta- 
segna 104,5  km  langen  Strasse  erforderte  die  Summe  von 
1  239700  Franken.  Sie  war  bis  zum  heutigen  Tag  für  den 
Waarenverkehr  nach  dem  Engadin  und   Ber^l  sowie 
umgeketirt  von  grosser  Bedeutung,  so  dass  sie  wie  die 
übrigen   Bündner  Alpenstrassen   (ezkl.  Lukmanier  und 
Oberalp)  das  ganze  Jahr  offen  gehalten 
wurde.  Im  Sommer  verkehrten  auf  ihr 
täglich  auf  der  Strecke  Chur-Samaden 
(82,6  km)  und  zurück  je  2  Postkurse 
und  im  Winter  je  einer;  seit  der  Eröff- 
nung der  Albulabahn    fährt    die  Post 
blos  noch  von  Tiefen  kastei  bis  Silva- 
plana.  Der  einst  ausserordentlich  rege 
Verkehr   über    den  Julier,   der    eine 
Menge  von  Kutschen  und  andern  Wa- 
gen aller  Art  in  Bewegung  setzte,  wird 
mit  dem  Betrieb  der  Albulabahn  ohne 
Zweifel  beträchtlich  zurückgehen.   Die 
Post  beförderte  1901  über,  den  Julier 
34895  Reisende  und  nahm  an  Passagier- 
und  Gepäcktaxen  215850  Franken  ein 
(1900  :  30864  Personen,  192  628  Fran- 
ken). Vergl.  auch  Bavier,  S.  Die  Stras- 
sen der  Schweiz,  Zürich  1878. 

JUMEAUX  (COL  DES)  (Kt.  Wal- 
lis, Bez.  Visp).  So  nannte  man  zuerst 
das  jetzige  Felikjoch  und  dann  den 
zwischen  die  Gipfel  Castor  und  Pollui 
eingeschnittenen    Werrapass.    S.    den 

Art.  ZWILLINOSJOCH. 

JUMEAUX  (LE8)(Kt.  Wallis,  Bez. 
Visp).  So  nennt  man  die  beiden  c  Zwil- 
linge »  Castor  und  Pollux.  S.  diese 
Art. 

JUMEI.LE8    <LE8)  ](Kt.  Waadt, 
Bez.  Aigle).  So  nennt  man  an   einigen 
Orten  am  Genfersee  die  beiden  Spitzen  der  Tour  o*Ai 
und  Tour  de  Mayen.  S.  diese  Art. 

JUMELI.E8    (POINTE8    DE8)    auch    LES    JU- 


JUN 


JÜN 


669 


MEAUX  oder  ZWILLINGE  geheissen  (Kt.  Wallis, 
Bez.  MoDthey).  Gipfel.  S.  den  Art.  Sereux  (Grande  und 
Petite). 

JUNGEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  St.  Nikiaus). 
1948  m.  Alpweide,  mit  etwa  10  Halten  und  einer  Kapelle, 
links  über  dem  .lungbach,  am  Fussweg  St.  Niklaus-Au^t- 
bordpass-Meiden  (im  Turtmanthal)  und  2  km  n.  St.  Nik- 
laus.  Sehr  schöne  Aussicht  auf  das  mittlere  Nikolaithal 
und  die  Mischabelgrnppe. 

JUNQENGLET8CHER(Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  3150- 
2800m.  Gletscher,  hinten  über  dem  Jungthal;  1,6  km  lang 
und  im  Maximum  1,2  km  breit.  Wird  von  einem  ganzen 
Kranz  von  Uuchgipfeln  umrahmt:  Jungthal  Rothom 
(3262  m),  AeussecStellihom  (3i04m),  Wasenhom  (3340m) 
und  Festihorn  (3249  m). 

JUNGFRAU  (Kt.  Bern  und  Wallis).  4166  m.  Weltbe- 
kannter Gipfel  des  Berner  Oberlandes ;  imFinsteraarhorn- 
massiv,  sw.  vom  Mönch  und  rechts  über  dem  Lauter- 
brunnenthal ;  18  km  ssö.  Interlaken,  das  der  Jungfrau  in 


lifluh  (2718  m).  Der  NO.-Kamm  sendet  noch  einen 
Auslaufer  mit  dem  Schneehorn  (3415  m)  nach  NW. 
Von  diesen  Kämmen  und  den  dazwischen  liegenden 
Mulden  steigen  eine  Reihe  von  Eisfeldern  ab  :  nach  W. 
der  Hochfirn  und  der  Rotthalgletscher,  nach  NW.  der 
Giessen-,  Kuhlauenen-  und  Guggigletscher  und  nach  SO. 
der  Jungfraufirn.  Zum  erstenmal  erreichten  den  Gipfel 
der  Jungfrau  die  Brnder  Rudolf  und  Hieronymus  Meyer 
aus  Aarau  1811  auf  dem  Weg  über  Jungfrautirn,  Kranz- 
bergund  Rotthalsattel.  Da  diese  erste  Besteigung  vielfachen 
Zweifeln  begegnete,  wiederholte  am  3.  September  1812 
Grottlieb  Meyer,  der  Sohn  eines  der  ersten  BesteiRer,  mit 
den  Führern  Joseph  Bortis  und  Alois  Volker  die  Tour. 
Zum  dritten  Mal  bezwangen  den  Gipfel  16  Jahre  später  7 
Bürger  von  Lauterbrunnen  und  Grindel  wald  unter  Führung 
von  Peter  Baumann.  Die  Ehre  der  vierten  Besteigung 
(August  1841)  kommt  den  Professoren  Agassiz  und  Desor 
aus  Neuenburg  mit  dem  Naturforscher  Forbes  aus  Edin- 
burg  zu.    Seither  ist  der  (>ipfel  unzählige  Male  mit  und 


WV^Sa^Jt  C^ 


Jongfraagruppe. 


VAtttftfV'ag. 


erster  Linie  seinen  Aufschwung  verdankt.  Der  Name 
Jungfrau  für  den  Gipfel  findet  sich  zum  erstenmal  bei 
Thomas  Schöpf  in  seiner  1577 geschriebenen  Chorographia 
Ditionis  Bernensis,  Der  Verfasser  erklärt  den  Namen  aus 
der  jungfräulichen  Reinheit  des  den  Gipfel  umpanzernden 
Firn-  und  Eismantels.  (Vergl.  dazu  Jahrbuch  des  S.  A,  C. 
Bd.  28).  Seither  ist  die  Jungfrau  oft  erwähnt  und  her 
Bch rieben  worden.  Sie  bildet  den  höchsten  Punkt  einer 
l^t  umschriebenen  kleinen  Berggruppe,  die  begrenzt  wird 
im  S.  vom  Lauithor,  im  0.  vom  Jungfraufim,  im  NO.  vom 
Jungfraujoch,  im  N.  vom  Kamm  nö.  über  dem  Guggi- 
gletscher und  dem  Trümletenbach,  im  NW.  und  W.  vom 
Lauterbrunnenthal  und  im  SW.  vom  Rotthal.  Vom  zen- 
tralen Gipfel  gehen  drei  Hauptkämme  aus:  1.  ein  S.- 
Kamm mit  dem  Butthaisattel  (38o7mK  Rotthalhorn(3d46m) 
und  dt*m  Punkt  3784  m;  2.  ein  NÖ.-Kamm,  der  bisl9(hi 
aller  Anstrengungen  der  erfahrensten  Alpinisten  ge- 
spottet hat  und  die  Wengem  Jungfrau  (4060  m;  auf  der 
Siegfriedkarte  unbenannl)  sowie  den  1828  so  getauften- 
Sattelkopf  (3560  m;  auf  der  Siegfriedkarte  unbenannt), 
eine  kleine  Eispyramide  über  dem  Jungfraujoch,  träkt; 
3.  einen  NW.-kamm  mit  deV  Silberlücke  (etwa  3600 
m),  dem  Silberhom  (3705  m),  Kleinen  Silberhorn 
(etwa  3550  m)  und  dem  Schwarz  Mönch  oder  der  Stel- 


ohne  Fuhrer  erreicht  worden.  Anstiegsrouten  ffehen  aus 
von  der  Konkordiahütte  (oder  dem  dortigen  Gasthaus)  und 
der  Berglihütte  (je  6  Stunden),  der  Hotthalhütte  (5-6  Stun- 
den) und  der  Guggihütte.  Die  drei  erstgenannten  werden 
heute  von  den  Touristen  bevorzugt,  während  die  vierte 
ihrer  grossen  Gefahren  wegen  nur  selten  ge\%ählt  wird. 
Den  Anstieg  von  der  Botthalhutte  aus  unternahmen  zum 
erstenmal  1860  John  Tyndall  über  das  Lauithor,  dann  1864 
Leslie  Stephen  und  Andere  durch  das  Rotlhalcouloir  und 
1881  Dr.  Dubi  über  den  Hochfirn  :  von  der  Guggihütte  aus 
bezwangen  den  Gipfel  als  erste  1865  U.  B.  George  und.Sir 
George  Young  mit  den  Führern  Christian  Almer,  Hans. 
Bauroann  und  Ulrich  Almer.  [K  Db  l.a  Harpk]  ^ 

Die  Junaf raubahn.  Der  Gedanke,  den  Gipfel  der  Jung- 
frau durcn  eine  Bahnanlage  allgemein  zugänglich  zu 
machen,  ist  erst  wenige  Jahre  alt.  Die  drei  ersten  Kon- 
zessionsgesuche, nämlich  die  der  Ingenieure  M.  Köchlin 
und  A.  Trautweiler  1889  und  fcld.  Locher  1890,  erhielten 
zwar  die  Genehmigung  der  Bundesversammlung,  gelangten 
aber  nie  über  das  Stadium  von  blossen  Projekten  hinaus. 
Dann  folgte  1894  ein  neues  Projekt  des  Zürcher  Grossin-- 
du»triellen  Ad.  Guyer-Zeller,  das  ebenfalls  die  Konzession 
erhielt.  1895  bestellte  Guyer-Zeller  eine  «  wissenschaft- 
liche Jungfraubahnkommission  »  (bestehend  aus  je  einend 


670 


JÜN 


JÜN 


Geologen,  Physiker,  Meteorologen,  Hygieniker.  Juristen, 
sowie  aus  mehreren  Ingeniearen,  hervorragenaen  Alpini- 


Jangfrau,  von  der  Welierlücke  aus. 

sten  etc.),  die  1896  ein  Preisausschreiben  für  die  besten 
Lösungen  einer  Reihe  von  beim  Bau  der  Bahn  in  Betracht 
kommenden  Fragen  erliess.  Die  wichtigste  der  einge- 
gangenen Arbeiten  war  die  des  Ingenieurs  E.  Strub,  dessen 
neues  Zahnstangensystem  bei  der  Jungfrau  bahn  seine 
erste  Anwendung  gefunden  hat.  Das  auf  Grund  einge- 
hender Studien  für  die  Bahn  festgelegte  Trac^  ist  fol- 
gendes :  Die  Bahn  geht  von  der  Station  Kleine  Scheidegg 
(2064  m)  der  Wengernalpbahn  zunächst  bis  zum  Eiger- 
gletscher.  Diese  Strecke  führt  mit  Ausnahme  eines  kleinen 
Tunnels  von  87  m  Lange  dem  Hang  des  begrasten  Fall- 
bodenhubels  (2175  m)  entlang  in  offener  Linie  zur  Station 
Eigergletscher  (2321  m;  2  km  vom  Ausgangspunkt),  nahe 
dem  Ende  des  Gletschers  dieses  Namens,  in  dem  man 
eine  künstliche  Eishöhle  ausgebrochen  hat.  Dann  tritt 
das  Tracö  in  den  grossen  Tunnel  ein, 
um  ihn  von  nun  an  nicht  mehr  zu  ver- 
lassen. Dieser  Tunnel  erhält  eine  Länge 
von  10,5  km  und,  bei  einer  Breite  von 
3,7  und  einer  Höhe  von  4,35  m,  einen 
Querschnitt  von  rund  16  m*.  Die  erste 
Tunnelstation  ist  die  Station  Rotstock- 
wand (2530  m ;  2.8  km  von  der  Kleinen 
Scheidegg),  von  der  aus  ein  mit  einem 
Drahtseil  versicherter  Felsenweg  auf 
den  benachbarten  (40  Minuten)  Rot- 
stock (2668  m)  mit  seiner  schönen  Aus- 
sicht auf  das  Grindelwaldthal  erstellt 
wird.  Es  folgt  in  4,4  km  vom  Ausgangs- 
punkt die  Station  Eigerwand  (Grindel- 
waldblick ;  2867  m),  die  wie  alle  übrigen 
nach  ihr  eine  Felsenstation  ist.  Ein 
grosser  Raum  ist  hier  im  Berge  selbst 
ausgehauen;  seine  Decke  wird  durch 
stehengelassene  Felsensäulen  gestützt, 
Wände,  Decke  und  Boden  sind  mit  Holz, 
verkleidet,  und  der  ganze  Raum  ist 
elektrisch  beleuchtet  und  geheizt.  Ne- 
ben ihm  sind  Schlafzimmer  für  Passan- 
ten, Wohnräume  für  den  Stationsvor- 
stand und  den  Restaurateur  etc.  vor- 
gesehen. Der  Hauptraum  hat  nach  Aus- 
sen hin  grosse  fensterartige  Oeffnungen 
(ähnlich  denen  an  der  Axenstrasse) 
mit  zurückzieh  baren  Baikonen.  Bis 
hierher  wird  seit  Sommer  1908  die  Bahn  bereits  be- 
trieben. Dann  geht  der  Tunnel  dem  Projekt  zufolge  mit 
einer  Kurve   von  550  m  Radius  weiter,   erreicht  die  SO.- 


Seite  des  Eiger  und  zieht  sich  von  da  unter  dem  Eiger- 
joch  durch  in  direkter  SW.-Richtung  bis  zur  Jungfrau. 
Auf  dieser  Strecke  sind  folgende  Sta- 
tionen geplant:  Eismeer  (oder  Kallifim 
3160  m;  5,8  km),  Jungfraujoch  (3420 
m ;  9,2  km ;  Doppelstation  mit  2  Seiten- 
stollen nach  N.  und  S.)  und  Jungfrau 
(4093m;  12,2  km;  Felsenstation).  Von 
hier  aus  erreicht  man  den  Gipfel  ver- 
mittels eines  elektrischen  AufiEuges  von 
73  m  Höhe.  Die  Steigungen  zwischen 
den  einzelnen  Stationen  sind  folgende : 
Kleine  Scheidegg-Eigergletscher  24,1  %, 
Eigergletscher-Rotstock  25%,  Rotstock- 
Eigerwand  25  %,  Eigerwand  -  Eismeer 
25  %,  Eismeer- Jun^fraujoch  6,7  %, 
Jungtraujoch  -  Endstation  &  %. 

Alle  Zwiachenstationen  werden  dem 
Reisenden  eine  prachtvolle,  von  Punkt 
zu  Punkt  wechselnde  Aussicht  bieten. 
Wohl  am  meisten  Anziehungskraft  wird 
die  Station  Jungfraujoch  mit  ihrem  dop- 
pelten Ausblick  auf  die  Berner  nnd  me 
Walliser  Seite  haben.  cNach  N.  sehen 
wir  das  Mittelgebirge  mit  seinen  grünen 
Matten,  dunkeln  Wäldern,  lieblichen 
Thälem  und  Seen,  unmittelbar  unter 
sich  die  Kleine  Scheidegg  mit  den  Häu- 
sern, die  einem  so  klein  vorkommen 
wie  Nürnberger  Spielzeug ....  Nach 
S.  hin  bietet  sich  dem  Auge  ein  eanz 
anderes  Bild  :  eine  Welt  ohne  Leben, 
die  Region  des  ewigen  Schnees  und  Eises.  Der  erste 
Schritt  zur  Station  hinaus  führt  uns  direkt  auf  den 
Jungfraußrn.  Mit  Bequemlichkeit  und  ganz  ohne  Ge- 
fahr erreichen  wir  von  hier  aus  das  Ewig  Schneefeld,  das 
wie  der  JungfrauHrn  als  Rennplatz  für  Skiläufer,  Renn- 
wolffahrer, überhaupt  für  jeden  Schlittensport  (geradezu 
wie  geschaffen  erscheint.  Leicht  erreicht  man  über  den 
Konkordiaplatz  den  Grossen  Aletschgletscher ....  Es 
wird  sich  voraussichtlich  von  Station  Jungfraujoch  ein 
nicht  unbedeutender  Verkehr  nach  dem  Rhonethal  ent- 
wickeln ...» 

Die  Gesamtlänge  der  Bahn  beträgt  12,2  km,  die  gesamte 
zu  überwindende  Höhendifferenz  2102  m.  Als  elektrisches 
Betriebssystem  ist  dreiphasiger  Wechselstrom  gewählt, 
der  von  den  beiden  Elektrizitätswerken  zu  Lauterorunnen 


Jangfrau,  von  der  Kleinen  Scheidegg  ans. 

I   und  Burglauenen  geliefert  wird.  Jenes  beutet  die  Wasser- 
kraft der  Weissen  Lütschine,  dieses  die  der  Schwarzen 
'  Lütschine  aus.    Das  Gefälle  beträgt  dort  38,  hier  150  m, 


JUN 


JÜN 


671 


die  verwertete  Wassermenge  an  beiden  Orfen  6  m^  pro 
Sektinde.  Im  Ganzen  stehen  der  Bahn  über  11000  PS  zur 


Oipfel  der  Jungfrau. 

Verfü^ng.  Nach  Vollendung  der  Bahn  wird  auf  der  Jung- 
frau oder  dem  Mönch  ein  meteorologisches  Observatorium 
errichtet  werden. 

Guyer-Zeller  hat  für  die  Ausführung  seines  Projektes 
10  Millionen  Franken  budgetiert  und  die  Gesamteinnahme 
pro  Jahr  zu  722  000  Fr.,  den  Einnahmenüberschuss  zu 
M200O  Fr.  berechnet.  Man  rechnet  auf  2000  Passagiere 
bis  zum  Eismeer,  5000  bis  zum  Jungfraujoch  und  10000 
bis  zum  Gipfel.  (Vergl.  Wrubel,  Friedr.  Die  Jungfrau^ 
bahn  in  der  Deutschen  Rundschau,  Jahrg.  23.  iwä7.  — 
Wrubel,  Friedr.  Ein  Winter  in  der  Gletscherwelt ;  Skiz- 
zen vom  Bau  der  Jungfraubahn,  Zürich  1899).     [H.  Br.] 

Geologie.  Die  Gebirpsgruppe  der  Jungfrau  steht  an  der 
n.  Grenze  des  krystalTinen  Aarmassives  und  am  Kontakt 
mit  dessen  sedimentärer  Randzone,  die  als  wiederholt 
übereinander  gelegte  liegende  Falten  die  Bergketten  zu 
beiden  Seiten  der  Thäler  der  Weissen  und  Schwarzen 
Lütschine  bildet.  Zwischen  den  krystallinen  Gesteinsarten 
des  Aarmassives  und  den  ihm  vorgelagerten  Kalkketten 
bestehen  enae  tektonische  Verbindungen,  indem  beide 
oft  in  einander  übergreifen.  Die  Sedimente  (Jura,  Trias, 
Perm)  dringen  in  Form  von  oft  sehr  spitzen  Keilen  in  die 
stets    nach   S.    fallenden   krysUllinen    Gesteine    (Gneis, 


-'-aff^ 


(Geologisches  Querprofil  durch  die  Jungfrau. 

Ec  ?  Eooän  (wahrsoheinlich);  Js.  Malm  (Hochgebirgskalk);  D-T. 
Z^wisohenbildungen :  Doggrar,  Trias,  Perm;  On.  Oneis,  Granit- 
gneis  eto.,  kry stalline  Schiefer. 

Granitgneis,  Protogin  und  Glimmerschiefer  in  verschie-   . 
dener  Ausbildung)  ein.  An  der  Jungfrau  kennt  man  zwei 
solcher  Kalkkeile,  während  am  Gstellihorn  Gneis  und   I 


Kalk  fünfmal  miteinander  abwechseln.  Der  Gipfel  der 
Jungfrau  selbst  besteht  |aus  Gneis,  der  die  Kalkmassen 
auf  eine  Breite  von  mehr  als  3  km 
— ■ überlagert.  Diese  bestehen  der  Haupt- 
sache nach  aus  Malm,  schliessen  aber 
in  den  Muldenkernen  auch  noch  Eo- 
cän  mit  ein.  Längs  der  Kontaktzone 
zwischen  den  Jurakalken  und  dem 
Gneis  verläuft  ein  schmales  Band 
von  Dogger,  Rötidolomit  (Trias)  und 
Perm  (in  Form  von  schiefrigem  Ser- 
nifit,  Quarzit  und  roten  und  grünen 
Schiefem).  Vergl.  Baltzer,  A.  Der  me- 
chanische Kontakt  zwischen  Gneis  und 
Kalk  in  den  Bemer  Alpen  (Bei- 
träge zur  geolog.  Karte  der  Schweiz. 
W),  Bern  1880.  [Dr.  H  Schardt.1 

JUNQFRAU    (WENGERN)   (Kt. 
Bern  und  Wallis).  4060  m.   Gipfel,  im 
NO.-Kamm  der  Jungfrau :  verdeckt  von 
der  Wengernalp  aus  gesehen  den  höch- 
sten Punkt  und  scheint  so  der  eigent- 
liche Jungfraugipfel  zu  sein.  Zum  ersten- 
mal am  &.  August  1865  von  den  ersten 
Besteigern  der  Jungfrau  auf  der  Route 
von  der  Guggihütte  aus,  den  Engländern 
H.  B.  George  und  Sir  (^eorffe  Younff  mit 
den    Führern   Christian    Almer,   Hans 
Baumann  und  Ulrich  Almer,  erreicht. 
Wird  nur  sehr  selten  bestiegen.  Auf  der 
Siegfriedkarte  unbenannt. 
JUNQFRAUFIRN  (Kt. Wallis,  Bez. 
Oestlich  Raron).  3800-2800  m.    Eines  der  drei  mächtigen 
Firnfelder  des  Grossen  Aletschffletschers ;  5  km  lang  und 
im  Maximum  4  km  breit.  Wira  umrahmt  im  0.  von  der 
Mittelfluh  (3400  m),  dem  Trugberg  (3933  m)  und  dem  Ober 
Mönchjoch  (3618  m),  die  ihn  vom  Ewig  Schneefeld  tren- 
nen; im  N.  und  NW.  vom  Mönch  (410ö  m),  Jungfrauioch 
(3470  m)  und  der  Jungfrau  (4166  m);  im  W.  vom  Rotthal- 
horn  (3946  m)   und  dem  Kranzberg  (3719  m).  Ist  nur  an 
cranz  bestimmten  Stellen  zerklüftet  und  im  Allgemeinen 
leicht  zu  begehen. 

JUNQPRAU^IOCH  (Kt.  Bern  und  Wallis).  3470  m. 
Eispass,  zwischen  Jungfrau  und  Mönch ;  oben  über  dem 
Jungfraufim  und  zwischen  diesem  und  dem  Guggigletscher. 
Von  der  Walliser  Seite  (Konkordiaplatz)  her  leicht  zu  er- 
reichen, von  der  Berner  Seite  dagegen  schwierig  zu  be- 
gehen und  der  unter  Umständen  grossen  Gefehren  wegen 
nur  selten  besucht.  Diese  im  W.  von  der  Eispyramide  des 
Sattelkopfes  (3560  m)  überragte  Scharte  ist  von  der 
Walliser  Seite  aus  schon  1828  von  Kaspar  Rohrdorf  und 
zum  zweitenmal  im  September  1858  von  Sir  E.  H.  Bunbury 
erreicht  worden,  der  sie  als  Mönchsattel  bezeichnete.  Der 
N.-Hang  ist  erst  im  Juli  1862  zum  erstenmal  erklettert 
worden.  Von  dieser  Seite  ist  der  Aufstieg  in  gewissen 
Jahren  infolge  einer  mächtigen  Eisspalte  völlig  unmöglich. 
Wird  einst  eine  Station  der  im  Bau  begrifl'enen  Jungfrau- 
bahn werden.  S.  den  Art.  Jungfrau  (Jungfraubahn). 

JUNQPA88  (Kt.  Wallis,  Bez.Leuk  und  Visp).  2994m. 
Passübergang,  dem  Jungthalioch  parallel  gehend;  zwischen 
dem  Jungthal  Rothorn  (3262  m)  und  dem  Furffgwanghorn 
(3163  m),  in  der  das  Turtmanthal  vom  Nikolaithal  trennen- 
den Kette.  Station  pt.  Nikiaus  (Linie  Visp-Zermatt)  bis 
zur  Passhöhe  6  Stunden,  Abstieg  nach  Meiden  oder 
Gruben  2  Stunden.  Wird  ziemlich  selten  begangen,  ob- 
wohl er  keinerlei  Schwierigkeiten  bietet. 

JUNQTHAL  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  3112-1100  m. 
Linksseitiges  Nebenthal  zum  Nikolaithal,  mdases  zwischen 
Steinthalhom  und  Sparrenhorn  n.  vom  Dorf  St.  Nikiaus 
ausmündet.  Beginnt  am  Fussdes  Rothoms,  durch  welches 
es  vom  mittlem  Turtmanthal  geschieden  wird,  wendet 
sich  nach  0.  und  wird  vom  Jungbach  durchflössen,  der 
dem  Jungengletscher  und  einem  sehr  kleinen  See  ent- 
springt. Im  Obern  Thalabschnitt  die  Jungenalp,  tiefer 
unten  Wald  und  Maiensässe  mit  den  Hütten  und  der 
Kapelle  von  Jungen  (1948  m).  Diese  liegen  am  Fussw^ 
von  St.  Nikiaus  über  den  Augstbordpass  (2893  m)  nach 
Meiden  im  Turtmanthal.  _      ^     ,       ^ ,,.    v 

JUNQTHALJOCH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk  und  Visp). 
Etwa  3200  m.  Passübergang,  zwischen  dem  Punkt  3255  m 


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JUR 


und  dem  Gässihom  (3404  m),  hinten  über  dem  Jungthal 
und  Jungengletscher,  in  der  Kette  zwischen  Nikolai-  und 
Turtmanthal.  Interessanter  Ueber^ang  von  St.  Nikiaus 
nach  Meiden  (8  Vt  Stunden ;  St.  Niklaus-Passhöhe  6  Vi 
Stunden).  Ziemlich  selten  bedangen. 

JUNKERN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofingen,  Gem.  Murgen- 
thal). 470  m.  9  Häuser,  zwischen  Ober  und  Unter  Biken 
zerstreut  gelegen,  1km  rechts  der  Aare  und  2  km  nö.  der 
Station  Murgenthal  der  Linie  Olten-Bem.  53  reform.  Ew. 
Wiesenbau  und  Viehzucht. 

JUNKERTROTI  (Kt.  St.  Gallen.  Bez.  Wil,  Gem. 
Oberbüren).  555  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am  rechten 
Ufer  der  Glatt,  2  km  s.  Oberbnren  und  8  km  nö.  der 
Station  üzwil  der  Linie  Zürich-Winterlhur-St.  Gallen. 
21  kathol.  Ew.  Viehzucht. 

JUNKERT8WIL  (Kt.  St. Gallen,  Bez. Wil, Gem. Ober- 
buren). 609  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  über  dem  rechten 
Band  des  Herten bergertobels  und  2,8  km  w.  der  Station 
Arnegg  der  Linie  Gossau-Sulgen.  22  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde Niederwil.  Wiesen-  und  Obstbau,  Viehzucht. 
Stickerei.  907 :  Jungmanneswilare. 

JUNKHOLZ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Burgdorf,  Gem. 
Heimiswil).  700m.  Gruppe  von  8  Häusern,  2  km  s.  Heimis- 
wil  und  4  km  so.  der  Station  Burgdorf  der  Linie  Olten- 
Bem.  71  reform.  Ew.  Junkholz  =  Jungholz,  als  Orts- 
namen häufig  vorkommend. 

JUNKHOLZ  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Weinfelden,  Gem. 
Amlikon).  509  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  auf  einer  Anhöhe 
1  km  8w.  Amlikon,  an  der  Strasse  Märstetten-Affeltrangen- 
Wil  und  2,8  km  sw.  der  Station  .Märstetten  der  Linie 
Zürich- Winterthur-Bomanshorn.  Postwagen  Märstetten- 
Afleltrangen.  46  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden 
Leutmerken  und  Bussnang.  Wiesen-,  Wein-  und  Obstbau. 
Von  einer  einst  hier  stehenden  Burg  ist  keine  Spur  mehr 
vorhanden. 

JUPPA  (Kt.  Grauhünden,  Bez.  Hinterrhein,  Kreis  und 
Crem.  Avers).  2040  m.  Gruppe  von  3  Hiiusern  und  mehreren 
Hütten,  im  Avers  am  SW.-Fuss  des  Jupperhorns;  2,3  km 
so.  Cresla  und  36  km  ssö.  der  Station  liiusis  der  Aibuia- 
bahn.  12  reform.  Ew.  deutscher  Zunge.  Kirchgemeinde 
Avers.  Alpwirtschaft. 

JUPPERHORN  (Kt.  Graubnnden,  Bez.  Hinterrhein 
und  Albula).  3151  m.  Nachbargipfei  des  Piz  Piaita,  in  der 
Kette  zwischen  dem  Oberhalbstein  und  Avers,  4  km  ö. 
Cresta.  Mit  dem  Piz  Platta  durch  einen  hohen  Felskamm 
verbunden,  der  nach  W.  sehr  steil  abfallt  und  vom  Bercla- 
joch  (2912  m)  überschritten  wird.  Das  Jupperhom  it>t  wie 
der  Mazzerspitz  (3168  m).  sein  ö.  Nachbar,  sehr  schwierig 
zu  besteigen.  Beide  Giprel  zum  erstenmal  1880  vom  Pfarrer 
Caveng  erreicht.  Auf  seiner  von  Cresta  über  das  Bercla- 
joch  und  den  N.-Grat  unternommenen  Besteigung  des 
Jupperhorns  begleiteten  ihn  F.  Schweizer  aus  Zürich  und 
der  Führer  Hess  aus  Engelberg. 

JURA  od.  JURAQEBIRQE.  Langgestrecktes  Ketten- 
gebirge aus  Kalkffestein,  das  die  Schweiz  als  natürlicher 
Grenzwall  im  W.  und  NW.  abschliesst.  Auf  Schweizer 
Boden  hat  es  von  der  Böle  im  Kanton  Waadt  bis  Begens- 
berg  im  Kanton  Zürich  eine  Länge  von  216  km.  Julius 
Caesar  nennt  den  Mons  Jura  als  Grenzscheide  zwischen 
den  Helvetiemund  Srquanem  und  lässtihn  imN.  bis  zum 
Gebiet  der  Bauracer  reichen  |  Joras  bei  Strabo.  Jures  bei 
Plinius,  lourassos  oros  bei  Ptolemaeus,  später  Mons 
Jurassus.  Der  Name  leitet  sich  von  einer  keltischen 
Wurzel  jor  her,  die  zu  juria  latinisiert  wurde  und 
c  Wald  »  bedeutet,  Jura  also  =  Waldgebirge.  Die  gleiche 
Wurzel  findet  sich  noch  in  einer  Beihe  von  anderen  Orts- 
namen der  Westschweiz  /Jorat,  Joux  etc.)  und  ist  viel- 
leicht mit  dem  slavischen  Gora  verwandt.  Vergl.  den  Art. 
Jeu. 

Einleitung  :  Allgemeine  üebersicht,  Grenzen  und 
natürliche  Einteilung .  Der  Jura  zeichnet  sich  durch  eine 
scharfe  Kammlinie  aus,  die  längs  der  hohen  Grenzketten 
zwischen  Frankreich  und  der  Schweiz  verläuft.  Die  Ge- 
birksllanken  diesseits  und  jenseits  dieser  Linie  sind  un- 
gleich entwickelt;  die  sanfler  geböschte  und  breitere  Seite 
gehört  7U  Frankreich  (Departemente  Ain,  Jura,  Doubs  und 
ehemaliges  Departement  Haut  Bhin  oder  hfutiges  Terri- 
torium ßelfort),  während  der  Steilabfall  auf  Schweizer 
Boden  dem  Mittelland  zugekehrt  ist.  liier  liegt,  nach  NO. 
kulissenartig   hintereinander   gereiht,    eine    Beihe   von 


schmalen  Längsthälern,  umschlossen  von  Parallelketten, 
die  sich  gegenseitig  derart  ablösen,  dass  die  Kammlinie 
des  Gebirges  mehr  und  mehr  nach  N.  verschoben  wird. 
Aus  diesem  Oberflächenbau  ergibt  sich,  dass  die  Wege 
durch  den  Jura  stalfelformig  den  Ketten  parallel  ziehen 
und  den  Längsthälern  folgen,  die  wegen  der  Höhenab- 
nahme der  Kämme  nach  0.  und  SO.  alle  gegen  die  Schweiz 
zu  absteigen.  Hinter  und  parallel  der  Kammlinie  des  Ge- 
birges bildet  der  tief  in  die  jurassischen  Hochplateaus 
eingeschnittene  Lauf  des  Doubs  bis  Saint  Ursanne  noch 
eine  wichtigere  Grenzscheide  zwischen  Frankreich  and 
der  Schweiz  als  die  Kammlinie  selbst.  Nach  N.  senkt  sich 
der  Jura  ganz  allmählig  gegen  den  Elsässer  Anteil  an  der 
oberrheinischen  Tiefebene  ab,  während  er  nach  NO.  bis 
zu  seinem  Ende  bei  Begensberg  dem  S.-Rand  der  rheini- 
schen Meseta  oder  der  Rheintäfel  (s.  diesen  Art.)  folgt 

Der  Jura  bildet  einen  langen  Bogen,  dessen  konvexe 
Seite  gegen  NW.  gerichtet  ist,  während  die  konkave  Seite 
das  schweizerische  Mittelland  begleitet.  Das  am  £chaiHon 
nahe  Voiron  (Departement  Is^re)  beginnende  und  bei 
Regensberg  im  Kanton  Zürich  endigende  Gebirge  hat  in 
seiner  Gesamtheit,  längs  dem  konkaven  (schweizerischen) 
Innenrand  gemessen,  eine  Länge  von  360  km,  längs  dem 
überBesan^on  ziehenden  konvexen  (französischfn)Aussen- 
rand  eine  solche  von  420  km.  Seine  grösste  Breite  zwischen 
Besan^on  und  Orbe  beträgt  70  km.  Die  den  Jura  begren- 
zenden beiden  Bo^enlinien  stossen  im  SO.  an  das  tertiäre 
schweizerische  Mittelland,  im  W.  und  N.  an  die  ebenfalls 
tertiären  Senken  der  Saöne,  des  Doubs  und  des  Rhein 
mit  der  Bheintafel  (oder  dem  Tafeljura,  wie  dieses  Gebiet 
irrtümlicher  Weise  meist  genannt  wird).  Das  Gebirge  be- 
steht aus  einer  Aufeinanderfolge  von  Ketten  (Gewölben) 
oder  Falten  aus  jurassischen  und  Kreidegesteinen,  zwischen 
denen  in  den  Längsthälern  (Mulden)  noch  Reste  von  ter- 
tiären Schichten  eingeschlossen  sind.  An  die  erste,  am 
£chaillon  nahe  Voiron  von  den  Alpen  des  Dauphin^  sich 
loslösende  Ju räkelte  reihen  sich  von  Les  Gebelles  (bei 
Chamb^ry  in  Savoyen)  ab  neue,  von  den  Alpen  unab- 
hängige Falten  (zuerst  Montagne  de  r£pine,  Mont  du 
Chat  etc.)  an,  so  dass  im  zentralen  Teil  des  Gebirges 
zwischen  Besan^on  und  Orbe  oder  zwischen  Blei  und  Delle 
deren  mehr  als  20  unterschieden  werden  können.  Von  da 
an  nimmt  gegen  Solothurn  und  den  Aargau  die  Zahl  dieser 
Falten  wieder  ab,  bis  der  Jura  bei  Baden  wie  an  seinem 
Anfang  nur  noch  aus  einer  einzigen  Kette,  der  Lagern, 
besteht,  die  bei  Begensberg  (Kanton  Zürich)  unter  das 
schweizerische  Mittelland  taucht.  Zum  so  umgrenzten 
Jurag^birge  gehören  also  nicht  mehr  das  Hügelland  um 
die  obere  Saöne,  die  Basler  und  Aantauer  Tafelberge 
(Rheintafel),  der  Randen  und  die  Rauhe  Alb,  trotzdem  alle 
diese  Gebilde  ebenfalls  aus  Gesteinen  jurassischen  Alters 
aufgebaut  sind.  Diese  Landschaften  gehören  nach  ihrem 
orographi sehen  und  geologischen  Charakter  (keine  Falten 
oder  Ketten)  den  Vogesen,  dem  Schwarzwala  etc.  an  und 
bestehen  aus  schwach  geneigten  oder  gegen  die  Vogesen 
und  den  Schwarzwald  zu  aufgerichteten  jurassischen 
Felnarten  (Steilabfalle  am  Fuss  von  Vogesen  und  Schwarz- 
wald). 

Wir  schliessen  also  von  unserer  Betrachtung  des  Jura- 
gebirges die  ihm  fremden  Gebilde  des  Randen,  des  sog. 
«  Tafeljura  »  und  der  oberrheinischen  Tiefebene  zwischen 
Basel  und  Aesch  aus.  Jules  Thurmann  hat  in  seinen 
Werken  (Esquisses  orograpkiquesn  Essai  de  phytostatigue 
etc.)  das  ganze  Juragebirge  in  5  nach  ihrer  geo^phischen 
Lage  benannte  Hauptabteilungen  getrennt:  in  den  Süd- 
jura und  Westjura  (beide  auf  französischem  Boden),  Mittel- 
oder Zentraljura  (von  der  Dole  bis  zum  Weissenstein), 
Nordjura  (zwischen  Saint  Hippolyte  und  Grellingen)  und 
Ostjura.  Diese  erste  Einteilung  ist  zugleich  die  beste  und 
soll  hier  beibehalten  werden.  In  der  Schweiz  unterschei- 
det man  gewöhnlich  einen  Waadlländer,  Neuen  burger, 
Berner,  Solothumer,  Basler  (Waidenburg  etc.),  Aai^auer 
und  Zürcher  (Lagern)  Jura. 

Orographie  :  Ketten  und  Muldenthäler.  Den  Ketten 
des  schweizerischen  Jura  sind  meist  scharfe  Gräte  oder 
langgezogene  Kämme  aufgesetzt,  die  seine  hauptsächlichen 
Gipfel  bilden.  Durchmustert  man  die.<:e  Kämme  von  den 
Umgebungen  von  Genf  bis  in  den  Kanton  Zürich  hinein, 
so  fällt  zunächst  auf.  dass  sie  alle  mit  zunehmender  Zahl 
der  Parallelfalten  und  mit  der  Verbreiterang  des  Gebirges 


GEOGRAPHISCHES    LEXIKON    DER    SCHWEIZ 


Verlag  von  Gebr.  AtUnger,  Neuenbürg. 


KARTE    DER    HAUPT-KETTEN    DES    JURA 


JÜR 


JUR 


673 


langsam  aber  regelmässig  bis  zum  Weissenstein  (1399  m)  an 
Höhe  abnehmen.  Audi  von  da  an  werden  sie,  trotz  der 
verminderten  Faltenzahl  und  Breite  des  Gebirges,  immer 
niedriger  und  erreichen  bei  Ölten  nicht  mehr  1000  m  und 
bei  Aarau  nicht  mehr  800  m.  Die  letzte  Kette  hat  ihren 
höchsten  Punkt  in  863  m.  Im  Süd-  und  Mitteljura  findet 
man  somit  über  den  bewaldeten  Hängen  noch  Sennberge 
(Weideflächen),  während  die  Ketten  des  Nord-  und  Ost- 
jura bis  zu  Oberst  völlig  mit  Wald  bestanden  sind.  Die 
höchsten  Gipfel  des  Gebirges  stehen  an  seinem  innern 
Rand  und  zwar  im  Sudjura.  Hier  haben  wir  in  der  Kette 
des  Reculet  (n.  vom  Pays  de  Gex  bei  Genf)  den  Grand 
Crödo  (1624  mj,  Reculet  (1720  m),  Cröt  de  la  Neige  (1723 
m)  una  Colomoier  de  Gex  (1691  m),  alle  auf  französischem 
Boden  und  in  der  Höhenregion  der  Sennberge.  Der 
höchste  Juragipfel  in  der  Schweiz  ist  der  Mont  Tendre 
(1680  m).  Ihm  folgt  die  Spitze  der  Dole  (1678  m).  Die  Dole 
bildet  eine  eigene  Kette,  mit  der  mehrere  sekundäre 
Falten  verschmelzen  und  die  im  0.  vom  Mont  de  Bi^re 
(1528  m)  und  Mont  Tendre  (1680m)  abgelöst  wird.  Alle  diese 
Falten  zeigen  von  SO.  her  gesehen  nur  wenig  gegliederte, 
nahezu  horizontale  und  der  obern  Waldgrenze  parallele 
Kammlinien.  An  dieses  Gebiet  des  Waadtländer  Hochjura 
oder  der  'Dole  schliesst  sich  im  NW.  eine  andere  lange 
Kette  an,  die  von  Mijoux  (nw.  der  Valserine,  Departement 
Ain)  her  kommt  und  den  zum  Teil  bewaldeten  breiten 
Bergstock  des  Noirmont  so.  über  dem  Jouxthal  bildet. 
Dieser  verbreitert  und  gabelt  sich  südl.  Vallorbe  in  zwei 
Aeste,  die  zusammen  das  weite  Hochthai  von  Vaulion 
(1000  m)  umschliessen  und  deren  nördlicher  die  Dent  de 
Vaulion  (1486  m)  trägt.  Es  endigt  somit  der  Waadtländer 
Hochjura  am  Lac  de  Joux  und  an  der  Orbe.  Die  breite 
Mulde  des  Jouxthales  (Vall^e  de  Joux),  die  vom  Plateau  von 


I  orographische  Skizce).  Er  bildet  ein  totes  Thal  mit  durch 
Erosion  entstandenen   Klüsen,    durch  das   der  einstige 
t  Rhonegletscher  zu  wiederholten  Malen  gegen  Pontarlier 
I  und  das  Thal  der  Loue  vorgerückt  ist. 
I       Die  Gruppe  des  Mont  Suchet  und  Chasseron  besteht  aus 
1  drei  Hauptfaiten,  deren  südlichste  den  auf  der  Grenze 
'  zwischen  der  Waadt  und  Neuenburg  zum  Neuenburgersee 
I  absteigenden  Mont  Aubert  (1342  m)   bildet.    Diese  Falte 
,  ffehört  der  Kette  des  Suchet  ( 1596  m)und  der  der  Aiguille  de 
Baulmes  (1563  m)  zugleich  an,   weil  diese  beiden  Berge 
I  zwei  Sequankämme  (mittlere  Malmstufe)  einer  und  der- 
selben Falte  sind,  die  bis  zu  den  untern  Stufen  des  Dogger 
ausgewaschen  worden   ist  (vergl.  den  Art.  Aiguilles  de 
Baulmes).    Die    mittlere   Falte  des   Systems   trägt   den 
Chasseron  (1611  m),   den  über  dem  Zirkus  des  Creux  du 
Van  liegenden  Soliat  (1465  m)  und  die  die  Areuseschlucht 
(Gorges  de  TAreuse)  beherrschende  Montagne  de  Boudry 
(1388m).  Hier  ist  diese  Kette  von  der  Areuse  durchschnitten 
und  von  ihrer  Fortsetzung,  dem  das  Schloss  Rochefort 
tragenden  Rücken,  abgetrennt  worden.  Sie  zieht  sich  von 
da  mit  langsam  abnehmender  Höhe  weiter  bis  zum  Wald 
von  Serroue  über  Corcelles.   Die  dritte  Falte  endlich,  die 
N. -Kette  des  Chasseron,  begrenzt  stufenförmig  das  Val  de 
Travers  von  Les  Oeuillons,  s.  von  Noiraigue,  bis  Buttes, 
wo  sie   n.  von   Sainte  Croix   von  der  bis  zum  Mont  du 
Miroir  (997  m;  s.  von  Les  Fourgs  im  Departement  Doubs) 
reichenden    Kette   der    Vraconnaz   abgelöst   wird.     Die 
Chasseronkette  als  Ganzes  wird  im  N.  von  der  Mulde  von 
La  Cöte  aux  F^es  und  ihren  Fortsetzungen  Val  de  Travers, 
Gorges  de  l'Areuse  (s^nklinaler  Abschnitt)  und  Vallon  de 
Rochefort  begrenzt.  Sie  steigt  aus  den  französischen  Hoch- 
flächen von  Jougne  zur  betrachtlichen  Höhe  des  Chasseron 
auf,  um  wie  die  vorhergehenden  sich  gegen  den  Rand^des 


Das  Juragebirga,  vom  Mont  Vully  aas  gesehen. 


Les  Rousses  (französ.  Departement  Jura)  herkommt  und 
SW.-NO.  streicht,  wird  von  der  Orbe  durchflössen.  Diese 
bildet  hier  drei  Seen,  den  auf  französischem  Boden  liegen- 
den kleinen  Lac  des  Rousses  und  den  Lac  de  Joux  mit 
seinem  Anhängsel  Lac  Brenet.  Die  Mulde  des  Jouxthales, 
deren  tiefster  Punkt  in  1009  ra  lie^,  wird  ihrerseits  wieder 
durch  mehr  oder  weniger  abradierte  Faltungen  niederer 
Ordnung  gegliedert  und  ist  mit  Moränenschutt  jurassischer 
Herkunft  überführt. 

Nw.  über  dem  Jouxthal  liegt  die  Kette  des  Mont  Risoux, 
die  auf  eine  Länge  von  33  km,  parallel  dem  Hauptkamm 
des  Gebirges,  die  Grenze  zwischen  dem  Kanton  Waadt  und 
dem  französischen  Departement  Doubs  bildet.  Sie  erhebt 
sich  zwischen  den  Muldenthälern  von  Joux  (Waadt)  und 
Mouthe  fDoubs)  und  besteht  aus  drei  Hauptfalten.  Die 
zwei  nördlichen  vereinigen  sich  s.  von  Mouthe  zum  breiten 
und  stark  bewaldeten  Rücken  des  Noirmont  (1240  m  ; 
Departement  Doubs),  der  als  einzelne  Falte  sich  nach  NO. 
fortsetzt,  dann  gegen  N.  abbiegt  und  mit  der  S.-Falte  des 
Mont  Risoux  zum  malerischen  Mont  d'Or  (1463  m)  ver- 
schmilzt. Dieser  bildet  w.  vom  Col  de  Jougne  (Departe- 
ment Doubs)  einen  von  Malmwänden  eingefassten  halb- 
kreisförmigen Felsenzirkus.  Die  Falte  des  Mont  Risoux, 
deren  Kammlinie  von  der  Roche  Bernard  bis  zum  Mont 
d'Or  die  Landesgrenze  zwischen  der  Schweiz  und  Frank- 
reich folgt,  ist  ein  regelmässig  gestalteter  Rücken  mit 
dem  Gros  Cröt  (1423  m)  als  höchstem  Punkt.  Am  Col  de 
Jougne  schalten  sich  mehrere  wenig  hohe  und  kurze 
Ketten  ein,  die  vom  Suchet  und  Chasseron  zu  einer  neuen 
grossen  Kette  zwischen  der  Orbe  und  Areuse  abgelöst 
werden.  Es  ist  somit  der  Col  de  Jougne  eine  Einsattelung 
zwischen  zwei  Faltensystemen,  deren  einzelne  Glieder  sich 
nicht  mit  einander  vereinigen  sondern  einander  ablösen,  da 
die  Falten  des  Risoux  von  der  allgemeinen  Richtung  der 
Ketten  in  diesem  Gebirgsabschnitt  abweichen  (vergl.  die 


schweizerischen  Mittellandes,  hier  also  gegen  das  Neuen- 
buri^er  Weinland,  zu  senken.  - 

Die  kleine  Kette  des  Mont  des  Verri^res  (1246  m),  die 
die  beiden  Längsthäler  von  La  Cöte  aux  F^es  und  Les 
Verrieres  von  einander  trennt,  gehört  nur  mit  ihrem  öst^ 
liehen  Ende  der  Schweiz  an  und  bildet  ein  Glied  der  Falten- 
bündel in  der  Gegend  von  Pontarlier  und  des  Lac  de  Saint 
Point  (Mont  de  Saint  Sorlin  1240  m ;  nw.  von  Mouthe).  Bei 
Saint  Sulpice  hat  die  Areuse  einen  prachtvollen  Erosions- 
kessel in  den  Kalken  u.  Mergeln  (Malm  und  Dogger)  dieser 
Falte  ausgewaschen,  die  sich  nördl.  von  Boveresse  im  Val 
de  Travers  an  die  Gruppe  der  Töte  de  Rang  anschliesst. 

Das  Val  de  Travers  bildet  zusammen  mit  dem  von  La 
Cöte  aux  Föes  eine  lange  Mulde,  die  mit  tertiären  und 
quaternären  Gebilden  ausgekleidet  und  von  Gesteinen  der 
untern  Kreide  (asphaltfuhrendes  Urgon)  umrandet  ist.  Die 
Mulde  von  La  Cöte  aux  Föes  wird  vom  Bach  von  Buttes 
durchflössen,  der  in  Fleurier  in  die  aus  dem  Zirkus  von 
Saint  Sulpice  herkommende  Areuse  mündet.  Diese  durch- 
zieht dann  das  Val  de  Travers  bis  zum  Zirkus  von  Noir- 
aigue und  verlässt  es  dann,  um  erst  in  der  spitzen  und  aus- 
gewaschenen Mulde  des  Champ  du  Moutin  wieder  auf 
seine  Fortsetzung  zu  stossen.  Von  hier  an  verschmilzt  das 
Thal,  dessen  geologische  Verhältnisse  durch  sekundäre 
Falten  und  Ueberschiebungen  sich  koinplizieren,  mit  der 
Mulde  von  Rochefort  und  dem  Val  de  Ruz. 

Das  Val  de  Ruz  ist  eine  der  weitesten  Mulden  im  Jura- 
ffebirge  und  ganz  in  die  regelmässig  gestalteten  Falten  der 
Neuenbur^er  Berge  mit  ihren  Waldhängen  eingebettet. 
Es  sind  dies  im  N.  die  Kette  und  Gruppe  der  T4te  de 
Rang,  im  SO.  die  Ketten  des  Chaumont  und  Chasseral. 
Die  Thalsohle  bildet  eine  Mulde  ohne  Faltungen  unter- 

f geordneten  Ranges,  aber  mit  zahlreichen  Moränenab- 
agerungen  und  glazialen  AUuvionen,  die  meist  die  tertiäre 
Unterlage  völlig  verdecken. 

OEOOR.  LEX.  87  —  11—43 


674 


.lUR 


JUR 


Die  Kette  des  Chasseral  beffinot  am  Rand  einer  Mulde, 
die  in  Stnfen  aus  dem  MittelTand  aufsteigt,  und  folgt  zu- 


Waadtlflnder  Jura:  Ballaigues. 

erst  —  vom  Streichen  der  vorhergehenden  Ketten  etwas 
abweichend  —  der  Richtung  NNO.  (Chaumont),  um  dann 
vom  Verschmelzungspunkt  mit  der  Kette  aerT^te  de 
Rang  (1425  m)  an  wieder  zum  allgemeinen  Streichen 
nach  NO.  zurückkehren.  Der  Chaumont  (1177  m)  ist  eine 
regelmässige  Falte,  die  im  SW.,  wo  sie  noch  nicht  hoch 
ist,  von  der  Klus  aes  Seyon  durchschnitten  wird,  an  der 
Quelle  des  Seyon  nach  NW.  überliegt  und  bei  La  Dame 
von  einer  kleinen  sekundären  Falte  abgelöst  wird.  Diese 
beginnt  kurz  vor  dem  Ck)l  de  Chuffort  und  verschmilzt 
dann  mit  der  Kette  des  Chasseral.  Letztere  zweigtauf  dem 
Plateau  von  Les  Loges  von  der  S.-Flanke  der  Töte  de 
Rang  ab,  trägt  zunächst  den  Mont  d'Amin  (1411  m)  und 
den  ßec  ä  l'Oiseau  (1249  m)  und  senkt  sich  dann  zur  Klus 
von  Cheneau  de  Villiers,  um  nachher  bei  der  Gombe 
Biosse  mit  felsigen  oder  bewaldeten  Gräten  rasch  zu  den 
beiden  hohen  Kämmen  [S.-  und  N.-Kamm)  der  Kette  an- 
zusteigen. Der  Sequankamm  des  Chasseral  bleibt  mit 
1610  m  nur  um  einen  Meter  hinter  dem  Chasseron  zurück, 
dem  er  in  allen  Beziehungen  gleicht.  Die  beiden  Län|[s- 
kämme  der  Kette  umranden  ein  Dog^ergewölbe,  das  im 
Zirkus  von  Steinersberg  bis  zum  Lias  ninunter  ausge- 
waschen und  bei  Rondchätel  über  Biel  vftn  einer  Klus 
durchbrochen  ist.  An  der  Gestlerfluh  über  Grenchen  geht 
die  Chasseralkette  in  die  Weissensteinkette  über.  Die 
beiden  sie  im  S.  und  N.  begleitenden  Läng8thäler(Vallon 
du  Päquier  und  Vallon  de  P^ry)  sind  somit  für  sich  ab- 
geschlossen und  stehen  nicht  direkt  mit  dem  Val  de  Ruz 
einerseits  (westlich)  und  mit  dem  Schweizer  Mittelland 
andererseits  (östlich)  in  Verbindung.  Die  Hauptkette  der 
Gruppe  des  Chasseral  ist  38  km  lang ;  an  sie  schliessen  sich 
nach  N.stufenförmiff  absteigende  sekundäre  Falten  an.  Im 
S.  wird  sie  von  der  pTateauformigen  Mulde  der  mit  Unrecht 
so  genannten  Montagne  de  Diesse(Tessenberg,  800  m).  der 
sehr  regelmässigen  sekundären  Falte  des  Mont  Sujet 
(1386  m)  und  dem  in  der  Fortsetzung  der  Montaspe  de 
Diesse  gelegenen  und  an  beiden  Enden  offenen  Vallon 
d'Orvin-Vauffelin  begleitet.  Längs  dem  Neuenburger-  und 
Bielersee  endlich  umrandet  den  Chasseral  die  sog.  See- 
kette (Chatne  du  Lac),  die  aus  den  Ketten  von  Enges  oder 
Serroue,  sowie  der  von  Magglinffen  (Jorat)  oder  dem 
Twannberg  mit  dem  Vorberg  oder  der  Montagne  de 
Boujean  besteht. 

Ketten  des  Neuenburger  Hochjura.  Die  Ketten  der  Töte 
de  Ranff,  des  Sommartel  und  des  Larmont-Pouillerel 
sind  Faltenbündel,  die  sich  nicht  vom  schweizerischen 
Rand  des  Jura,  sondern  vom  Innern  des  Gebirges  ab- 
zweigen und  reffelmässig  gebaut  sind.  Sie  schliessen  gut 
ausgeprägte  una  hoch  gelegene  (1000  m)  Muldenthäler  in 
sich  ein.  Man  kann  alle  diese  Falten  zu  der  Gruppe  des 
Neuenburger  Hochjura  zusammenfassen,  der  von  den  tief- 
sten und  breitesten  Mulden  —  Val  de  Travers,  Val  de  Ruz, 


Vallon  de  Morteau  (Departement  Doubs)  —  umgrenzt  wird. 
Die  Kette  der  T^te  de  Ranff  verschmilzt  am  Cröt  de 
Travers  mit  aerjenigen  des  Sommartel ; 
sie  ist  bei  La  Vaux  von  der  Areuse  an- 
gegriffen worden,  die  hier  die  schöne 
klus  oder  den  Zirkus  von  Noiraigue 
(Quelle  der  Noiraigue)  ausgewaschen 
hat.  Von  hier  an  hebt  sie  sich  mit  fel- 
sigem Hang  zur  Tourne  (Tablette,  129i 
m);  am  Col  de  la  Tourne  (1172  m)  löst 
sich  ein  neuer  Zweig  ab,  der  sich  zur 
Hauptkette  entwickelt  und  der  als  höchste 
Punkte  den  Mont  Racine  (1442  m)  und 
die  Töte  de  Rang  (1425  m)  trägt.  Diese 
Kette  wird  durch  die  Senken  des  Col  de 
la  Vuedes  Alpes  (1288  m),  Col  du  Per- 
tuis  und  Col  du  Bugnenet  gegliedert. 
Sie  zieht  über  Montoi^reux,  La  Chaax 
d'Amin,  La  Joux  du  Plane  und  den  Col 
du  Bugnenet  oder  Col  des  Pontins  (1124 
m),  um  an  der  Egasse  oder  Agasse  mit 
der  Kette  des  Chasseral  sich  zu  vei^ 
knüpfen.  Nw.  der  Kette  der  Töte  de 
Rang  Hegt  das  Länssthal  von  La  Sagne 
und  Les  Ponts  (lOlO  m),  das  etwa  15 
km  lang  ist,  sich  von  NO.-SW.  ver- 
breitert  und  auf  seinem  tertiären  und 
qualemären  Untergrund  eine  Menge 
von  Torfmooren  und  sumpfigen  Wiesen  trägt. 

Die  Kette  des  Sommartel  oder  Cröt  de  TOura  besteht 
aus  zwei  ^ssen  Falten.  Diejenige  von  Les  Fontenettes 
begleitet  die  Sonnseite  (Le  Droit)*  des  Vallon  des  Verrieres, 
um  n.  von  Les  Ponts  mit  der  andern,  der  von  Tremal- 
mont,  zu  verschmelzen.  Von  da  an  streicht  die  Kette  als 
breiter,  mit  Wald  und  Sennbeiven  bestandener  Rücken 
längs  der  Sonnenseite  (Le  Droit)  des  Vallon  de  La  Sagne 
ffegen  NO.,  erreicht  im  Sommartel  1390  m  und  im  Mi 
de  La  Sagne  1267  m,  öffnet  sich  zu  den  Arcoviencomben 

g.  später)  der  Umgebung  von  La  Chaux  de  Fonds  (Les 
randes  Crosettes)  und  geht  endlich  in  die  Ketten  des 
Sonnenbergs  und  Weissensteins  über. 

Der  Vallon  des  Verrieres  ist  gegen  Frankreich  zu  weit 
offen,  nach  welcher  Seite  hin  er  durch  die  Cluse  deJoox 
nach  Pontarlier  (800  m)  leitet.  In  dem  bis  zum  Quartier 
du  Locle  28  km  lanffen  Muldenthal  von  La  Brevine  liegt 
der  unterirdisch  abfliessende  kleine  Lac  des  Taillieres, 
dessen  Wasser  u.  a.  auch  die  Quelle  der  Areuse  bei  Saint 
Sulpice  speisen.  Dieses  Thal  ist  das  höchst  gelegene  (La 
Brevine  in  1050  m)  und  kälteste  aller  Thäler  des  Hoch- 
jura. Es  beginnt  über  Les  Verrieres  nahe  Le  Petit  Cemet 
und  zieht  sich  als  langer,  flacher  und  einförmiger  Streifen 
über  La  Chaux  du  Milieu  bis  südi.  von  Le  Locle.  In  der 
Umgebunff  von  Le  Locle  haben  sich  kleine  Bäche,  die  zu- 
sammen den  Bied  du  Locle  bilden,  in  die  tertiäre  Unter- 
lage eingeschnitten.  Dann  geht  die  Mulde  wieder  eben 
und  einförmig  vom  Cr^t  du  Locle  weiter  bis  La  Chaux 
de  Fonds,  stets  über  einer  Höhe  von  1000  m  sich  haltend. 
Begleitet  wird  sie  im  N.  von  der  Kette  des  Larmont- 
Pouillerel,  dessen  S.-Kamm  die  Landesgrenze  bildet. 
Diese  Kette  steigt  nicht  sehr  hoch  über  die  Thalsohle  auf 
und  ist  weniff  ffegliedert,  mit  Ausnahme  des  Col  des 
Roches  (nahe  Le  Locle),  wo  der  Bied,  sowie  die  Strasse  und 
Eisenbann  nach  Frankreich  den  Ber^durchtunneln.  Gegen 
NW.  fallt  sie  überall  zu  dem  weit  tiefer  eingeschnit- 
tenen Thal  des  Doubs  ab.  Alle  die  genannten  Längs- 
thäler  des  Hochjura  besitzen  nur  kleine  Bäche,  die  von 
den  mergeligen  Comben  herabkommen  und  sich  in 
Trichtern  oder  Dolinen  (fondriöres  oder  entonnoirs,  im 
Dialekt  embotsieux  =  emposieux,  epoisatSy  ptmchei)  im 
Boden  verlieren,  um  in  den  tiefer  gelegenen  Thälem  als 
starke  Stromquellen  (sources  vauclusiennes :  Areuse, 
Noiraigue,  Biaufond  etc.)  wieder  zu  Tage  zu  treten. 

Die  scharf  hervortretende  Weissensteinkette  löst  südl.  von 
La  Ferriere  die  Kette  des  Sommartel  ab  und  bildet  zu- 
nächst den  n.  vom  St.  Immerthal  aufsteigenden  Sonnen- 
berg  (oder  Montagne  du  Droit  1206  m).  Am  Col  de  Pierre 

*  lo  deo  NO.-SW.  siaheDden  Tbfllern  des  Schweisar  Jara 
heiast  der  zur  Sonne  exponierte  Hang  Le  Droit,  L'Sndroit  oder 
Sonnenseite,  der  kältere  gegenaberliegende  Hang  L'Bnvert  oder 
Schattenseite. 


JÜR 


JÜR 


67r 


Pertuis  schliessen  sich  ihr  sekundäre  Faltenzüge  an,  die 
bei  Sonceboz  beginnen  und  im  Montoz  (133i  m)  wieder  zu 
einem  einfachen,  etwas  nach  N.  über^ 

liegenden  und  von  der  Erosion  stark  an- 

gegriffenen  Malm-  und  Dojg^gerge wölbe 
sich  vereinigen.  Dieses  wird  am  O.- 
Ende der  spitzen  Mulde  der  Combe  de 
Pöry  von  einem  andern  abgelöst,  das 
im  Engpass  der  Effg  sich  aufzuschlies- 
sen  beginnt  und  dann  als  breiter,  bis 
zum  Dogger  hinunter  ausgewaschener 
Rücken  ununterbrochen  vom  Untern 
Grenchenberg  bis  zur  Röthifluh  (1399 
m)  streicht.  Bis  zum  Lias  hinunter  ge- 
öffnet ist  die  Weissensteinkette  in  den 
Felsenzirken  am  Brüggli  über  Grenchen, 
in  der  Oberdorfer  Klus  und  endlich  am 
Balmberg  bei  Günsberg,  wo  der  Wech- 
sel von  Kalkkämmen  und  mergeligen 
Comben  des  Lias,  Keuper  und  Muschel- 
kalks dem  Auftreten  einer  ganzen  Reihe 
von  orographischen  Unreffeimässiffkei- 
ten  Platz  macht.  Die  höchsten  Gipfel, 
die  Hasenmatt  (1447  m)  und  der  nach 
der  weissen  Farbe  seines  Gesteins  so 
l^enannte  Weissenstein  (1284  m)  über 
bolothurn,  finden  sich  in  dem  das  lange 
Doggergewölbe  im   S.  begleitenden  Se< 


Gewölbe  um  Münster  (Grailery,  Raimeux)  und  Beinwil 
(Hohe  Winde).  Das  Bergland  um  Münster  (Bemer  Jura) 


Waadtlaader  Jura:  Bonport  am  Lac  Brenet  (Lac  da  Joux). 


(juankamm.  Die  Sonnenberg-Weissensteinkette  begrenzt 
im  N.  das  St.  Immerthal  (25  km)  und  den  Vallon  de  P^ry, 
die  beide  von  der  Schüss  (Suze)  entwässert  werden,  obwohl 
sie  wegen  der  bei  Sonceooz  sich  einschiebenden  kleinen 
Falte  desTourneDos  nicht  einer  und  derselben  Synklinale 
an£[ehören.  Der  Tourne  Dos^ird  von  der  Schuss  in  einer 
kleinen  Schlucht  durchschnitten.  Der  mit  Biel  durch  die 
SchüsBschlucht  (Taubenloch  etc.)  in  Verbindung  stehende 
Vallon  de  P^ry  (12  km)  engt  sich  nach  0.  allmählig  zur 
sog.  Combe  de  P^ry  ein  und  eeht  dann  in  den  bereits  erwähn- 
ten Engpass  der  Egg  über.  Nach  N.  senkt  sich  die  Weissen- 
steinkette zunächst  langsam  zur  welligen  Hochfläche  der 
Frei  berge  ab  und  begleitet  dann  als  steiler  Hang  die  Ber- 
ner Thäler  von  Tramelan  und  Tavannes.  Dieses  letztere 
ist  20km  lang  und  enthält  zahlreiche  Dörfer;  ö.  von  Court 
setzt  es  sich  im  engen  Vallon  du  Chaluet  fort,  der  sich 
bei  Gänsbrunnen  (Saint  Joseph)  wieder  erweitert  und  in 
das  schöne  Solothumer  Thal  von  Welschen  röhr  (Rosi^resJ 
und  Baisthal  (20  km)  übergeht.  Zwischen  Oensingen  und 
Balsthal  wird  die  Weissensteinkette  von  der  grossen  Bals- 
thaler^  oder  Oensinger  Klus  durchschnitten,  deren  Sohle 
(485  m)  schon  der  Höhenlage  des  Mittellandes  entspricht. 
£8  ist  dies  die  erste  Jurakluse,  die  ohne  starke  Steigung 
ins  Herz  der  Kette  führt.  Bei  Ölten  verschmilzt  die  rasch 
niedriger  werdende  Weissensteinkette  mit  der  S.-Flanke 
der  Kette  des  Graitery.  Im  S.  ist  ihr  hier  die  selbständige 
kurze  Kette  Born-Engelberg  vorgelagert,  die  von  der 
Aare  in  der  Klus  von  Aarburg  durchschnitten  wird. 

Plateau  der  Freiberge.  Die  wellige  Bemer  Hochfläche 
der  Freiberge  fFranches  Montagnes)  ist  eine  im  Mittel 
etwa  1000  m  hone  Massenerhebung  und  stellt  eine  abra- 
dierte Peneplain  vor.  Sie  liegt  zwischen  der  Weissenstein- 
kette (Sonnenberg)  im  S.  und  dem  tief  einffeschnittenen 
Erosionsthal  desüoubs  im  NW.  und  besteht  aus  einer 
Reihe  von  wenig  stark  hervortretenden  Faltenzügen  mit 
dazwischen  liegenden,  ebenfalls  nur  wenig  ausgebildeten 
Länfi^thälern,  die  den  übrigen  Mulden  des  Bemer  Jura 
parallel  streichen.  Die  bedeutendste  Falte  ist  die  mehr- 
fach abgelöste  Kette  von  Peu  Chapatte  (höchster  Punkt 
in  1183  m)  und  des  Rond  Rochat  (1141  m),  die  mit  andern 
Kämmen  dieses  Gebietes  zusammen  —  mit  oder  ohne  Ab- 
lösungen —  sich  an  die  gut  ausgeprägten,  regelmässigen 
Falten  um  Münster  (Montier,  Berner  Jura)  anschliesst. 
Die  vom  Doubs  zwiscnen  Goumois  und  Saint  Ursanne  in 
einer  Reihe  von  Klüsen  und  Isoklinalthälern  durch- 
schnittenen Falten  laufen  alle  gegen  den  Col  des  Rangiers 
(856  m)  hin  zusammen,  der  ein  sehr  bemerkenswerter 
Knotenpunkt  dieser  Falten  mit  der  Kette  des  Lomont  und 
die  direkte  und  einzige  Ursache  der  Umbiegun^  des 
Doubs  nach  W.  ist.  Dieser  Fluss  hat  seinen  Weg  niemals 
über  die  Caquerelle  quer  durch  die  Berge  von  Glovelier 
genommen,  wie  verschiedene  Forscher  geglaubt  haben. 


besteht  aus  bewundernswert  regelmässig  ffebauten  Gewöl- 
ben, deren  Struktur  in  den  malerischen  Klüsen  der  Birs 
^zwischen  Court,  Münster  und  Delsberg)  und  der  Sorne 
(zwischen  Bellelay  und  Glovelier)  aufs  Schönste  aufge- 
schlossen ist.  Die  hauptsächlichsten  Ketten  und  Gipfel 
dieses  Gebietes  sind  folgende :  der  Mont  Moron  (1340  m) 
zwischen  dem  tertiären  Längsthal  von  Tavannes  im  S., 
dem  torfigen  Plateau  von  Bellelay  (950  m)  im  W.  und  der 
Mulde  von  Sometan  oder  dem  Petit  Val  im  N. ;  die  den 
Mont  Moron  ablösende  Kette  des  Graitery  (1272  und  1294 
m),  ein  regelmässiges  Malmgewölbe,  das  nahe  seinen 
beiden,  niedrigeren  Enden  von  zwei  Klüsen,  der  von 
Court  im  W.  und  der  von  Gänsbrunnen  (Saint  Joseph)  im 
0.,  durchbrochen  ist.  Als  ein  Doggerrücken,  der  von 
mehr  oder  weniger  zusammenhängenden  oder  von  der 
Erosion  zerstückelten  Malmkämmen  begleitet  wird,  setzt 
sich  die  Kette  des  Graitery  nach  0.  in  den  Kanton  So- 
lothurn  mit  dem  Malsenberff  (1241  m),  Harzberg  (1147  m), 
Probstberg  (1185  m)  und  Matzendorfer  Sonnenberg  mit 
dem  Sangetel  (1173  m)  fort.  Dann  wird  die  Kette  von  der 
bis  zum  Lias  hinunter  aufgeschlossenen  Mümliswiler  Klus 
unterbrochen,  um  nachher  über  den  Beretenkopf  (1098  m) 
noch  bis  zum  liasischen  Zirkus  von  Lan^enbrncK  und  zum 
Hauptkamm  des  Hauensteins  weiter  zu  ziehen.  Dieses  letzt- 
genannte Gebiet  ist  bis  zum  Muschelkalk  hinunter  geöffnet 
und  zeigt  am  Knotenpunkt  mit  den  weiter  n.  liegenden 
Ketten  Bchuppenstruktur.  Mit  Ausnahme  von  einigen 
kleinen  Abweichungen  streicht  die  Kette  des  Graitery  bis 
n.  von  Trimbach  bei  Ölten  auf  eine  Länge  von  etwa  50 
km  derjeniffen  des  Weissensteins  nahezu  parallel. 

Sie  engt  ofurch  lokale  seitliche  Ausladungen  oder  kleine 
Nebenfalten  im  S.  die  Muldenthäler  von  LeChaluet  (ö.  von 
Court)  und  Welschenrohi^Balsthal  ein,  während  sie  imN. 
das  schöne  Thal  von  Münster  überragt,  das  bei  Le  Cornet 
(ö.  von  Cr^mines)  sich  verschmälert  und  mit  der  spitzen 
Mulde  von  Seehof  oder  £lay  (es  lays  =  aux  lacs,  bei  den 
Seen;  jurassischer  Dialekt)  fortsetzt.  Jenseits  des  Pass- 
über^anffes  über  das  Solterschwand  Moos  (1150  m)  beglei- 
tet die  Kette  des  Graitery  im  S.  das  langsam  ffegen  Mum- 
liswil  umbie^^ende  Guldenthal,  dessen  Bach  (Guldenthal- 
oder Ramiswilbach)  mit  dem  Limmembach  vereint  durch 
die  Mümliswiler  Klus  in  das  Thal  von  Balsthal  austritt, 
während  die  Mulde  noch  bis  über  Langenbmck  hinaus 
nach  0.  sich  fortsetzt  und  s.  vom  Untern  Hauenstein  als 
Sackgasse  endict. 

Nördl.  von  Münster  entwickeln  sich  die  beiden  grossen 
Falten  des  Mont  Raimeux  (1305  m)  und  Mont  de  Vellerat 
(1033  m),  die  beide  auf  dem  Plateau  der  Freiberge  oder, 
noch  weiter  sw.,  auf  dem  französischen  Plateau  von  Le 
Russey  beginnen  und  sehr  gute  Typen  von  Doggergewöl- 
ben  sind.  Sie  zeigen  an  manchen  Stellen  bis  auf  den 
Lias  ausgewaschene  Zirken  und  werden  oft  von  jurassi- 


676 


JUR 


JUR 


schea  (Rauracien  und  Sequan)  Kämmen  begleitet,  die 
selbst  wieder  mehr  oder  weniger  von  Kiusea  oder  halben 
Klüsen  (ruz)  durch-  und  angeschnitten  sind.  Die  Kette 
des  Raimeux  setzt  sich  bis  in  den  Solothurner  Jura  fort, 
wo  sie  sich  verzweigt  und  durch  das  Auftreten  von  sekun- 
dären Falten  einen  verwickelten  Bau  erhält.  Sie  zieht 
über  die  Hohe  Winde  (oder  La  Vignette  1207  m),  den 
Passwang  (Pass  in  1006  m,  Doz^erkamm  in  1207  m)  und 
die  Wasserfalle  (B'ussweg  in  1020  m),  um  ö.  Langenbruck 
wie  die  eben  beschriebenen  Ketten  und  zusammen  mit 
der  des  Mont  de  Vellerat  mit  dem  Gebirgsknoten  des 
Hauensteins  zu  verschmelzen.  Die  Falten  des  Mont  Rai- 
meux schaaren  sich  um  die  Wasserfalle  so  dicht  zusam- 
men, dass  nur  ganz  enge  Längsthälchen  dazwischen  Platz 
finden.  Beide  Ketten  sind  durch  die  Erosion  in  viele 
kleine  Kämme  zerstückelt  worden,  die  Wald  oder  Weiden 
tragen  und  einen  starken  Wechsel  in  der  BeschaCTenheit 
des  Untergrundes  zeigen.  In  der  Umgebung  von  Langen- 
bruck und  Eptiujg^en  unden  wir  endlich  noch  einige  vor- 
§elafferte  Doggerkämme  mit  mehr  als  1000  m  Höhe,  wie 
as  Kellenköplli  (lli4  m),  den  Bilsteinberj^  (1129  m)  und 
die  BelchenQuh  (von  Bai,  ßelenus  herzuleiten)  oder  den 
Ballon  d'Eptingen  (1102  m). 

Delsbergerthal.  Die  eben  beschriebenen,  verwickelten 
Berglandschaften  des  Solothurner  und  Basler  Jura  bilden 
einen  grossen  Gegensatz  zu  der  breiten  Mulde  des  Dels- 


Waadtländer  Jura:  Der  Lac  de  Joux  im  Winter 

bergerthales  (Val  de  Del^mont)  mit  ihren  ruhigen  und 
gleichmässigen  Linien.  Dieses  schönste  Synklinaithal  des 
Jura  heisstim  Lande  selbst  kurzweg«  la  Valt^e  »  und  um- 
schliesst eine  Anzahl  von  tertiären  Hügeln  mit  sehr  frucht- 
baren Hängen  und  Umgebungen.  Es  ist  mehr  als  20  km 
lang  und  im  Mittel  5  km  breit.  Der  schmälere  O.-Abschnitt, 
das  sog.  Val  Terbi,  trägt  die  Dörfer  Courchapoix,  Cor- 
ban,  Montsevelier  und  Mervelier.  Die  Trapezform  des 
Delsber^erthales  wird  bedingt  durch  die  beiden  Kelten 
von  Samt  Brais  im  W.  und  des  Trogbergs  mit  dem 
Chätelard  de  Mervelier  im  0.,  die  unter  sich  parallel  nach 
NNO.  streichen,  während  die  beiden  langen  Randketten 
im  S.  und  N.  des  Thaies,  die  des  Mont  de  Vellerat  und 
der  cenau  O.-W.  ziehenden  Rangiers,  gegen  das  O.-Ende 
der  Mulde  zu  konvergieren. 

Kette  des  Lomont.  Die  durch  ihre  Länge  von  mehr  als 
140  km  und  ihr  gleichmässiges  Streichen  bemerkenswerte 
Kette  des  Lomont  oder  der  Rangiers  beginnt  ö.  von  Be- 
san^on  und  zieht,  ganz  im  Gegensatz  zu  den  Falten  im 
Innern  des  Gebirges,  in  der  Richtung  nach  0.,  wobei 
sie  hie  und  da  durch  Einsaltelungen  und  Ablösungen 
etwas  gegliedert  ist.  Sie  bildet  den  längs  der  Geosvnkli- 
nalen  von  Montb^liard  verlaufenden  Aussenrand  des  Nord- 
jura. (Es  sind  ihr  allerdings  noch  einige  untergeordnete 
Aussenketten  vorgelagert,  die  den  Elsässer  Anteil  an  der 
oberrheinischen  Tiefebene  nach  S.  begrenzen).  An  Höhe 
bleibtsie  weit  hinter  den  Kellen  des  Hochjura  zurück,  indem 
ihr  höchster  Punkt,  der  Moni  Gremay  (mit  Unrecht  auch 
MontTerrible  genannt)  s.  von  Ck)rnol,  nur  944  m  erreicht. 


Von  den  Vogesen  aus  gesehen,  erscheint  sie  am  Horizont 
als  langer,  dunkelblauer,  bewaldeter  Wall,  woher  die 
Namen  Bleumont,  Lomont,  Blauen.  In  ihrem  westl.  Ab- 
schnitt ist  die  Kette  des  Lomont  im  Aligemeinen  wenig 
gegliedert  und  nur  nördl.  von  Saint  Hippolyte  (Departement 
Doubs)  von  einer  Klus  durchbrochen  und  in  der  Ajoie  an 
mehreren  Stellen  (Bressaucourt,  Cornol)  von  Liaszirken 
angeschnitten.  Anders  der  O.-Abschnitt,  der  von  den  Ma- 
leltes  (800  m;  Ablösung  und  horizontale  Transversal  Ver- 
schiebung) an  weit  oll'enere  oder  verwickeitere  orogra- 
phische  Gestaltung  zeigt.  Nach  dem  Doggergewölbe  der 
Chaive  oder  Vorburg  (920  m)  über  Delsberg  öffnet  sich 
die  Kette  des  Lomont  oder  der  Rangiers  am  Creux  du 
Vorburg  und  bei  Bellerive  zu  einer  schönen  Lias-Keuper- 
combe  und  wird  hier  zugleich  von  der  nach  SW.  orien- 
tierten und  von  der  Birs  durchflossenen  Klus  von  Vor- 
burg-Soyhieres  schief  durchbrochen.  Von  Bärswil  bis 
Waidenburg  besteht  die  Kette  aus  langen,  mehr  oder 
weniger  von  Malm  flankierten  Do^gerkämmen,  an  deren 
Fuss  von  Erschwil  bis  zur  Rhemtafel  eine  fruchtbare 
Lias-Keupercombe  in  ununterbrochenemZug  sich  anlehnt. 
Mitten  in  dieser  Combe  steht  bei  Meltigen  dazu  noch  ein 
Muschelkalk^ewölbe  an,  an  dem  weiterhin  gegen  Reigoldä- 
wil  und  um  Waidenburg  und  Eptingen  starke  La^erungs- 
störungen  beobachtet  werden.  Die  Kette  setzt  sich  ät>er 
den  Hauenstein  bis  Erlinsbach  w.  von  Aarau  fort,  wo  sie 
endigt. 

\ —        Nordjura  (Ajoie,  Laufen,  Seewen).  In 

dem  an  den  Elsass  (Pfirt  oder  Ferrette) 
grenzenden  Abschnitt  des  nördl.  Jura, 
sowie  n.  vom  Thal  von  Laufen  (Laufen) 
1  und  in  der  Umgebung  von  Seewen 
(Kanton  Solothurn)  finden  wir  noch 
weitere  Ketten,  die  der  allgemeinen 
Streichrichtung  des  Lomont  parallel 
ziehen  und  dem  von  N.  kommenden 
Beobachter  als  die  ersten  Vorstufen  des 
Jura  erscheinen.  Diese  meist  bemer- 
kenswert regelmässig  gebauten  Falten 
steigen  ganz  allmähiicn  aus  der  die 
Grenzzone  gegen  den  Elsass  bildenden 
tertiären  und  quafemären  Decke  auf. 
Auf  der  französisch -schweizerischen 
Grenze  haben  wir  zunächst  von  Bon- 
court bis  Bonfol  die  Kette  des  Flori- 
mont  (512  m),  die  von  der  Allaine,  Cau- 
vatte  und  Vendeline  in  drei  kleinen 
Klüsen  durchbrochen  wird;  dann  kom- 
men die  schönen  Malmgewölbe  von 
Pruntrut  (Fahy,  Bann^  mit  der  Per- 
che),  ebenfalls  mit  kleinen  Klüsen,  fer- 
ner die  Kette  des  Morimont,  n.  von  Mi^court,  die  so> 
gleich  auf  deutschen  Boden  übertritt.  Es  folgen  die  I>og- 
gergewölbe  von  Movelier  und  des  Ring,  beide  s.  der 
Lützel  (Lucelle),  die  das  diese  Ketten  im  N.  begleitende 
Muldenthal  beständig  weiter  austieft.  NörJl.  vom  Thal  von 
Laufen  liegt  die  schöne  Kette  des  Blauen  (892  m),  die  bei 
Grellingen  von  einer  Klus  durchschnitten  wird  und  an 
die  sich  das  kleine  Gewölbe  von  Flühen  (559  m)  anreiht 
Dieses  wird  am  Fuss  der  auf  dem  Rauracienkaram  der 
Kette  und  ganz  nahe  der  Landesgrenze  stehenden  Veste 
Landskron  (535  m)  von  der  Klus  von  Mariastein  durch- 
zogen. 

Ostjura,  Llgernkelte.  Der  Untere  Hauenstein  bildet 
einen  Gebirfsknoten,  an  dem  die  Ketten  des  LomonU 
Passwang,  Grailery  etc.  mit  einander  verschmelzen  und 
der  sich  durch  tektonische  Komplikationen  (Schuppeo- 
struktur)  auszeichnet,  wie  man  beim  Bau  des  Hauenstein- 
tunnels  (s.  den  Art.  Hauenstein)  deutlich  erkannt  haL 
Diese  Zone  unterer  jurassischer  und  triasischer  Gesteine, 
die  von  Eptingen  über  LäufelQngen  und  Zeglingen  bis 
Kienberg  nw.  von  Aarau  zieht,  besteht  aus  einer  Reihe 
von  Dogger-  oder  Muschelkalkkämmen,  die  schuppenartig 
über  einander  und  übt^rdie  hier  aus  Malm  mit  einer  Ter- 
liärdecke  bestehende  Rheintafel  aufgeschoben  sind.  Solche 
Kämme  sind  u.  a.  der  Wisenberg  (1004  m ;  Muschelkalk) 
ö.  von  Läufelfingen,  die  Geissiluh  oder  Schafmatt  (9G6m; 
Dogger)  an  der  Quelle  der  Ergolz,  der  Dottenberg  (932  m), 
die  Wasserlluh  (Ö69m),  der  AspersLricheii  (843  m),  Gugen 
(804  m),  Brunnenberg  und  die  Gislifluh  (774   m)   ö.  vom 


\ 


JUR 


•lUU 


677 


Passubergang  der  Staffelegg  (624  m).  Der  scharf  hervor- 
tretende und  spitze  Doggerkamm  der  Gislifluh  reicht  bis 
zum  Aarekoie  bei  Wildegg,  taucht  hier  unter  den  Maim 
und  8.  vom  Rirrfeld  auch  unter  die  Molasse  des  Mittel- 
iandes. 

Die  letzte,  bis  in  den  Kanton  Zürich  (Regensberg  und 
Dielsdorf)  übergreifende  Jurakette  endlich  reiht  sich  der 
eben  erwähnten  Dislokationszone  im  N.  an  und  schiebt 
sich  mit  dem  Linnberg,  dessen  geologischer  Rau  durch 
den  dieses  Gebiet  anormalen  Kontalctes  querenden  Tunnel 
entschleiert  worden  ist,  ebenfalls  über  die  Rheintafel, 
d  h.  den  Bötzberg,  auf.  Der  Linnberg  gehört  in  der  Tat 
der  Lagern-  oder  Habsburgkette  an,  die  bei  Schinznach 
(Mineralquellen)  von  der  Aare,  bei  Birmensdorf  s.  von 
Rrugg  und  Windisch  (Vindonissa)  von  der  Reuss  und  bei 
Baden  (Mineralquellen  und  Thermen)  von  der  Limmat  in 
weiten  Querthälern  durchbrochen  wird.  Diese  Kette  ist 
der  Lange  nach  bis  zur  Trias  hinunter  geöffnet  (Ruine 
llabsburg  auf  einem  Mupchelkalkkamm)  und  von  Längs- 
vorwerfungen  (Schambelen)  durchzogen.  Jenseits  Raden 
bildet  die  Lägern  eine  hohe  Falte  (Rurghorn  863  m,  Roch- 
wacht  856  m),  deren  Kamm  aus  Malm  (Kimeridge)  be- 
steht, im  Landschaftsbild  scharf  hervorsticht,  nach  N. 
sehr  steil  abfällt  und  auf  einer  wesentlich  mergeligen 
Unterlage,  die  bis  zum  Keuper  hinab 

ansteht,  ruht.   Der  n.  Gewölbeschenkel     i 

ist  mehr  oder  weniger  abradiert,  vei^ 
worfen  u.  sogar  disiociert  (Deckschol- 
len und  losgelöste  Schichtfetzen).  Kurz 
bevor  die  Kette  unter  die  tertiären  und 
quaternären  Gebilde  des  Kantons  Zü- 
rich taucht,  sind  in  den  Steinbrüchen, 
von  Regensberg  die  verschiedenen  Stu- 
fen des  hier  ganz  in  schwäbischer  Fazies 
ausgebildeten  Malm  noch  einmal  sehr 
klar  aufgeschlossen. 

An  dieser  Stelle  endigt  das  Jurage- 
birgp  mit  einer  einzigen  spitzen  Falte, 
ähnlich  den  ersten  südlichen  Faltenzü- 
gen, mit  welchen  es  beginnt. 

Hydrographie  :  Flüsse  und  Seen.  Das 
Juragebirge  wiid  durch  den  Rhein  zur 
Nordsee  und  durch  die  Saone  und 
Rhone  zum  Mittetmeer  entwässert.  Der 
wichtigste  dem  Gebirge  selbst  ani^ehö- 
rende  Fluss  ist  der  Doubs  (s.  diesen 
Art.),  der  im  Ganzen  mehr  als  430  km 
lang  ist,  wovon  aber  kaum  30  km  des 
Mittellaufes  ganz  auf  Schweizerboden 
liegen  (Umgebung  von  Saint  Ursanne 
420  m).  Ebenso  gehören  auch  seine 
grössten  Zuflüsse  {der  Dessoubre  und 
die  Loue  mit  dem  Lison)  ganz  dem  französischen  Gebiet 
an.  Der  Doubs  erhält  aus  dem  schweizerischen  Jura  neben 
einigen  ihm  auf  seinem  tief  eingeschnittenen  Weg  längs 
der  Landesgrenze  und  auf  Schweizerboden  von  Le  Locle 
bis  Saint  Ursanne  und  Ocourt  zugehenden  kleinen  Bächen 
und  Stromquellen  nur  die  Flüsse  der  Ajoie,  d.  h.  die  an 
den  Rangiers  entspringende  und  Asuel  und  Alle  durch- 
fliessende  Allaine  mit  ihren  Nebenadern,  und  eine  Anzahl 
von  Bächen.  Die  Allaine  nimmt  bei  Pruntrut  den  nur 
periodisch  fliessenden  Creux  Genaoder  Creugenat  (s.  die- 
sen Art.)  auf,  der  von  Cheveney  oder  auf  vermutetem 
unterirdischem  Wog  vielleicht  sogar  von  Damvant  her- 
kommt. N.  von  Delle  (Territorium  Beifort)  erhält  sie  die 
Cauvatte,  in  die  bei  Florimont  die  Bonfol  durchfliessende 
und  einige  Weier  dieser  Gegend  entwässernde  Vendeline 
mündet.  Nachdem  sie  das  Wiesengelände  um  Montböliard 
durchzoG^en  und  einen  Teil  ihres  Wassers  an  den  Rhein- 
Rhone-Kanal  abgegeben  hat,  vereinigt  sich  die  Allaine  bei 
Voujaucourt  mit  dem  Doubs. 

Vom  französischen  Jura  erhält  die  Rhone  unmittelbar 
den  Ain  mit  der  Bienne  und  die  London  mit  dem  aus 
dem  Felsenz.irkus  an  der  Faucille  kommenden  und  (rex 
durchfliessenden  Journan.  Die  London  mündet  bei  La 
Plaine  auf  Genfer  Boden  von  rechts  in  die  Rhone.  Dem 
Genfersee  gehen  aus  dem  Waadtländer  Hochjura  einige 
Bäche  und  kleine  Flusse  zu,  wie  die  von  Divonne  kom- 
mende Versoix  und  der  beim  Schloss  Bonmont  entsprin- 
gende und  w.  von  Nyon  mündende  Boiron ;  die  Promen- 


thouse,  die  sich  aus  ihren  beiden  Quellflüssen  Cordex  (mit 
der  von  Saint  Cergues  kommenden  Colline)  und  Serine 
f  mit  der  am  Mont  Sallaz  bei  Arzier  entspringenden  Com- 
baz)  bildet;  die  Aubonne,  die  zusammen  mit  ihrem  Neben- 
arm Toleure  in  der  Umgebung  von  ßi^re  entsteht;  der 
Boiron  und  die  Morges,  deren  Quellen  in  den  Waldungen 
ö.  von  Riere  liegen  ;  die  am  SO.-Fuss  des  Mont  Tendre  über 
L'Isle  entspringende  Venoge,  die  von  rechts  den  von  der 
Hochfläche  ö.  von  Biere  herabfliessenden  Veyron  und  die 
von  Yullierens  kommende  Senoge  aufnimmt.  Mit  dem 
zum  Einzugsgebiet  der  Orbe  gehörenden  Nozon  ist  die 
Venoge  durch  einen  über  La  Sarraz  ziehenden  Kanal  ver- 
bunden. 

Die  Wasserscheide  zwischen  Rhone  und  Rhein  quert 
den  Schweizer  Jura  in  stark  schiefer  Richtung  und  folgt 
einer  Linie  von  Charmoille  über  die  Rangiers,  Freiberge, 
den  Sommartel,  La  Br^vine,  Les  Bayards,  Jougne  und  den 
Mont  Risoux  nach  Les  Rousses.  Ris  hierher  verläuft  diese 
Linie  ungefähr  parallel  der  Landesgrenze  zwischen  der 
Schweiz  und  Frankreich,  dann  umschlingt  sie  das  Joux- 
thal  und  geht  über  den  Kamm  des  Mont  Tendre  wieder 
nach  N.  7urück,  um  gegen  La  Praz  und  La  Sarraz  abzu- 
steigen. Es  gehört  somit  der  Schweizer  Jura  zum  grösse- 
ren Teil  dem  Einzugsgebiet  des  Rhein  an,  was  übrigens 


Waadtländer  Jura:  La  Sagne.\bei  Sainta*Croii. 


schon  aus  der  Tatsache  sich  ergibt,  dass  seine  I<lulden- 
thäler  ganz  allgemein  Regen  NO.  zum  schweizerischen 
Mittelland  sich  senken.  Dieser  Teil  der  Juragewässer  geht 
zum  Neuenburger-  und  Bielersee,  sowie  zwischen  Biel 
und  Brugg  zur  Aare.  Den  gleichen  Weg  nehmen  auch  unter- 
irdische Flussadern,  die  ihr  Wasser  von  der  Oberfläche 
des  Gebirges  her  erhalten  haben;  so  die  Quellenam  Mont 
de  Chamblon  bei  Yverdon,  die  Quelle  des  Loquiat  bei 
Saint  Blaise  und  die  am  Ufer  des  Bielersees  sprudelnden 
Quellen. 

Die  aus  dem  Jura  kommenden  Nebenflüsse  des  Aare- 
gebietes sind  folgende  :  die  Orbe,  die  am  W.-Fuss  des 
Noirmont,  so.  vom  Plateau  von  Les  Rousses  (1080  m), 
entspringt,  zuerst  den  kleinen  Lac  des  Rousses  bildet, 
nö.  von  Bois  d'Amont  auf  Schweizerboden  übertritt, 
dann  auf  eine  Länge  von  mehr  als  18  km  mit  zahlreichen 
Schlingen  über  Le  Brassus  und  Le  Sentier  das  .louxthal 
durchzieht  und  in  den  Lac  de  Joux  (9  km  lang,  im  Maxi- 
mum 1,3  km  breit  und  33  m  tief)  mündet.  Bei  Le  Pont 
schliesst  sich  an  diesen  der  nicht  ganz  2  km  lange  Lac 
Brenet  an,  der  hauptsächlich  durch  den  Trichter  von 
Bonport  (1009  m)  unterirdisch  abfliesst.  Dieses^Wasser 
tritt  in  der  sog.  Orbequelle  (Source  de  l'Orbe),  am  VV.- 
Ende  des  Thaies  von  Vallorbe,  wieder  zu  Tage  und  fliesst 
von  Le  Day  an  in  tiefem  Tobel  bis  Orbe,  nachdem  ihm 
w.  von  Ballaigues  die  vom  N.-Hang  des  Suchet  kommende 
und  zum  grössten  Teil  auf  französischem  Boden  liegende 
Jougnenaz  zugekommen.  Zwischen  Orbe  und  Chavornay 


678 


JÜR 


JUR 


erhält  die  Orbe  den  vom  Jorat  herabsteigenden  Talent 
mit  dem  bei  Vau  Hon  entspringenden  und  Romainmötier 
durchziehenden  Nozon.  Mit  der  Venoge 
steht  der  Talent  durch  den  Kanal  von 
Entreroches  in  Verbindung,  der  vom 
17.  Jahrhundert  bis  1829  bis  zur  be- 
merkenswerten Klus  von  Entreroches 
(durch  die  einst  ein  alter  Flusslauf,  ver- 
mutlich die  Venoge,  ging)  der  Schiffahrt 
diente.  Nach  der  Vereinigung  mit  dem 
Talent  erhält  die  Orbe  den  Namen  Tolle 
oder  Thiele  (Zihl)  und  durchzieht  bis 
zu  ihrer  Mündung  in  den  Neuenburger- 
see  eine  sumpfige  Ebene,  d^o  ohne  Zwei- 
fel einst  den  See  nach  SW.  fortsetzte 
und  dann  durch  die  Geschiebe  der 
Orbe  und  des  Talent  aufgefüllt  worden 
ist.  Oberhalb  Yverdon  (432  m)  hat  man 
den  Flusslauf  korrigiert. 

Der  Neuenburgersee,  der  grösste  Randsee  des  Jura,  ist 
nahe  an  40  km  lang  und  im  Maximum  9  km  breit.  Er 
bildet  eine  doppelte  Wanne,  indem  seinem  Boden  in  der 
Längsrichtung  ein  unterseeischer  Höhenzug,  La  Motte  ge- 
nannt, aufgesetzt  ist.  Maximale  Tiefe  (vor  Bevaix)  153  m. 
Auf  seiner  dem  Jura  zugekehrten  linken  Seite  erhält  der 
Neuen burffersee  mehrere  Zuflüsse,  deren  Wasserführung, 
wie  bei  allen  Juraffewässem  überhaupt,  starken  Schwan- 
kungen unterworfen  ist.  Wir  nennen  hier  nur  die  be- 
trächtlichsten. Der  Arnon,  der  schon  in  den  Burgunder- 
krieffen  seine  Rolle  gespielt  hat,  kommt  aus  der  Gegend 
von  Vuitebceuf,  wo  er  den  die  malerische  Schlucht  von 
Covatannaz  durchziehenden  Abfluss  des  Hochthaies  von 
Sainte  Croix  aufnimmt;  dem  Mont  Aubert  entspringen 
die  grossen  Quellen  der  Diaz  und  Baisse  (Säge);  dieTa- 
naz  oder  der  Bach  von  Vaumarcus  entsteht  im  quater- 
nären  Länffsthal  von  Provence  (der  sog.  B^roche).  Die 
Areuse  endlich  entspringt  als  starke  Stromquelle,  die 
z.  T.  vom  Oberflächenwasser  des  Thaies  von  La  Br^vine 
(Lac  des  Tailli^res  in  1050  m ;  6  km  n.  der  Quelle)  ge- 
spiesen  wird,  hinten  im  Zirkus  von  Saint  Sulpice  und 
entwässert  das  Val  de  Travers.  Sie  nimmt  bei  Fleurier 
von  links  den  Buttes  auf,  der  die  durch  die  Schluchten 
von  Noirvaux  und  Longeaigue  herabkommenden  Wasser 
der  Mulde  von  L'Auberson  und  von  La  Cöte  aux  F^s 
sammelt ;  bei  Couvet  erhält  sie  von  rechts  den  Sucre, 
dessen  Quellbäche  in  den  Ar^ovienzirken  der  Kette  des 
Cröt  de  rOura  entspringen.  Die  Ortschaft  Noiraigue  ver- 
dankt ihren  Namen  den  aus  dem  Felsen  sprudelnden 
starken  Stromquellen,  deren  Wasser  aus  dem  Thal  von 
Les  Ponts  durch  Trichter  und  Klüfte  im  Gestein  bis  hier- 
her gelangt  und  die  sich  zum  kurzen  Flusslauf  der  von 
links  in  die  Areuse  mündenden  Noiraigue  vereinigen. 
Auf  seinem  Lauf  durch  die  berühmten  Gorges  de  TAreuse 
bis  Boudry  erhält  der  Fluss  nur  noch  das  Wasser  von 
einer  Reihe  von  Quellen,  die  z.  T.  für  die  Wasserver- 
sorgung von  Neuenbur|;  und  La  Chaux  de  Fonds  gefasst 
worden  sind  (Elektrizitats-  und  Wasserwerke  mit  Druck- 
pumpen). Die  Areuse  ist  etwa  25  km  lang,  führt  viel  Ge- 
schiebe und  hat  ein  ziemlich  bedeutendes  Delta  in  den 
Neuenburgersee  hinaus  gebaut.  Die  Serri^res  sammelt 
das  Wasser  des  Val  de  Ruz  und  entspringt  als  starke 
Stromquelle  kurz  vor  ihrer  Mündung  in  den  See  hinten 
in  einer  tiefen  und  sehr  kurzen  Schlucht  (Chokolade- 
fabrik,  Papierfabrik,  Säffe).  Oberflächlich  entwässert  wird 
das  Val  de  Ruz  durch  (Ten  Seyon,  der  durch  die  schönen 
Gorges  du  Seyon  von  Valangin  gegen  Neuenburg  fliesst. 
Der  Neuenburgersee  bildete  in  vorhistorischer  Zeit  mit 
dem  Bielersee  zusammen  ein  einziges  Wasserbecken  und 
ist  heute  von  ihm  durch  eine  sumpfige  Ebene  getrennt, 
die  von  La  Töne  bis  Saint  Jean  (bei  Le  Landeron)  von 
den  kanalisierten  Serpentinen  der  Thiele  (Zihl)  durch- 
zogen wird.  Bei  Cressier  mundet  in  diese  der  oben  im 
Vallon  d*Enges  entspringende  und  in  seiner  Wasserfüh- 
rung stark  schwankende  Wildbach  Mortruz,  der  in  vor^ 
historischer  Zeit  am  Rande  der  Sumpfebene  einen  be- 
trächtlichen Schuttkegel  angeschwemmt  hat. 

Der  Bielersee  sammelt  die  Wasser  der  Montagne  de 
Diesse  oder  des  Tessenbergs,  der  Gruppe  des  Chasseral 
und  der  Längsthäler  von  St.  Immer  und  P^ry.  Die  aus 
den  Sümpfen  von  Lignieres,  Nods  und  Diesse  kommen- 


den Bäche   stürzen    in   schönen,  aber    in  malerischen 
Schluchten  versteckten  Kaskaden  zum  See  herunter;  es 


Waadtländer  Jara :  Le  Ballet. 

sind  dies  der  Bach  von  Vaux  zwischen  Liniieres  und 
Neuenstadt  und  der  Twannbach  (Ruisseau  de  Douanne) 
oder  die  Arzilliere  zwischen  Diesse  und  Twann,  der  noch 
durch  eine  Anzahl  von  ständiff  oder  temporär  fliessenden 
Quellen  (Brunnmühle  bei  Twaun)  verstärkt  wird.  Die 
Schüss  oder  Suze  entspringt  im  Thal  von  Les  Ck)nver8  an 
je  nach  der  Jahreszeit  wechselnder  Stelle  und  darch- 
fliesst  die  industriellen  Ortschaften  des  St.  Immerthaies. 
Bei  Sonceboz  bricht  sie  durch  die  kleine  Klus  von  Tour- 
nedoz,  folgt  dann  dem  Val  de  P^ry  und  tritt  bei  La  Reo- 
chenette  in  die  schöne  Schlucht  von  Rondchätel  ein,  wo 
sie  die  heute  von  der  Stadt  Biel  gefossten  Stromqoellen 
der  Merlin  erhält.  Dann  durcheilt  sie  mit  vielen  Strom- 
schnellen die  stark  eingeengte  und  Stetsfort  sich  ver- 
tiefende Klus  des  Taubenlocns  oder  Dubelochs  (über  Bo- 
zingen)  und  wendet  sich  endlich  durch  eine  von  ihr 
selbst  aufgeschüttete  AUuvionsebene  dem  N.-Ende  des 
Bielersees  zu.  Sie  mundet  bei  Nidau  in  die  Alte  Zihl,  wäh- 
rend ein  kürzlich  verffrösserter  Kanal  einen  Teil  ihres 
Wassers  durch  die  Stadt  Biel  hindurch  in  den  See  leitet 
In  diesen  Kanal  mündet  noch  der  Bielerbach,  der  in  der 
Stadt  selbst  als  Stromquelle  (Römerquelle)  entspringt. 
Durch  den  Hagneckkanal  (an  dessen  Mündung  ein  Was- 
ser- und  Elektrizitätswerk ;  rasche  Deltabildung)  fliessen 
jetzt  auch  die  Wasser  der  Aare  in  den  Bielersee,  den  sie 
zusammen  mit  denen  der  Zihl  in  einem  grossen  und 
gegenüber  dem  alten  Bett  um  einige  Meter  vertieften 
Kanal  wieder  verlassen,  um  das  Brügger  Moos  zu  durch- 
ziehen und  bei  Büren  in  432  m  (Mittelwasserstand)  sich 
wieder  mit  dem  natürlichen  Aarelauf  zu  vereinigen.  Von 
diesem  Punkt  an  bis  zum  Rhein  erhält  die  Aare  selbst 
alle  Wasser  aus  dem  Jura.  Vom  Solothurner  und  Aar- 
sauer  Gebirgsfuss  kommen  ihr  ausser  der  Dünnem  nur 
Kleine  Bäche  zu.  Bei  Ölten  mündet  die  etwa  35  km  lange 
Dünnern,  die  auf  der  Schattenseite  des  Weissensteins  im 
sumpfigen  Thal  von  Welschenrohr  (Rosieres)  entspringt 
und  das  Thal  von  Baisthal  durchfliesst,  wo  sie  den  Afäm- 
liswilerbach  und  den  von  Lanffenbruck  kommenden 
Augstbach  (mit  dem  Schön thalbacn)  aufnimmt,  um  durch 
die  Oensinger  Klus  ins  Mittelland  auszutreten  und  hier 
der  Aare  parallel  zu  fliessen.  Ihr  Mündunffslaof  geht 
durch  eine  von  einem  einstigen  Aarelauf  aufgeschüttete 
Kiesterrasse. 

Die  Wasser  des  Nord-  und  Berner  Jura  |^ehen  von  der 
Pierre  Pertuis  (bei  Tavannes)  an  durch  die  Birs,  Ereolz, 
Sisseln  und  ihre  Zuflüsse  zum  Rhein.  Diese  Flassadem 
ffehören  übrigens  schon  fast  ganz  der  Rheintafel  an.  Die 
Birs  tritt  unterhalb  der  Pierre  Pertuis  als  Stromquelle  zu 
Tage,  entwässert  zunächst  das  Thal  von  Tavannes  and 
durchbricht  dann  zwischen  Court  und  Delsberg  die  Ketten 
des  Berner  Jura  senkrecht  zu  ihrer  Streichrichtnng  in 
den  sehr  malerischen  und  sehenswerten  Klüsen  von  Coart. 
Münster  (Montier],  Boches  und  Choindez.  Im  Delsberger- 
thal  (Croisöe)  und  vielleicht  auch  noch  in  andern  Thälem 
des  Birsgebietes  bestanden  in  vorhistorischer  Zeit  je  nach 
der  in  den  Klüsen  mehr  oder  weniger  gleich  massig  ar- 
beitenden Erosion  zeitweise  Seebecken.  Von  Delsberg  an 
folgt  die  Birs  der  Sohle  der  Mulde  selbst,  in  die  sie  sich 
ein  tiefes  und  malerisches  Bett  eingeschnitten  hat  Auf 
diesem  Teile  ihres  Laufes  bricht  sie  noch  durch  die  eben- 
falls sehr  schönen  Klüsen  der  Vorbarg,  Liesberg-Mühle 


um 


JÜR 


679 


und  Glashütte  (Verrerie)  Bärswil.  Es  reihen  sich  also  hier 
wie  beim  Doubs  zahlreiche  Schluchten,  Tobel  und  Klü- 
sen derart  hintereinander,  dass  für 
Wiesen-  und  Ackerbau  nur  wenig 
Raum  übrig  bleibt.  Dage([en  haben 
sich  in  diesen  Engpässen  viele  indu- 
strielle Betriebe  angesiedelt.  Nach- 
her durchzieht  die  Birs  als  fried- 
licher Fluss  das  breite  Thal  von 
Laufen  und  tritt  in  die  Schlucht  und 
den  Zirkus  von  Grellingen  ein,  um 
bei  Aesch  das  SO.-Ende  der  ober- 
rheinischen Tiefebene  zu  erreichen 
und  von  da  an  wenig  tief  eingesenkt 
über  Domach,  Mönchenstein  und 
das  geschichtlich  denkwürdige  St. 
Jakob  dem  Rhein  zuzustreben,  in 
den  sie  bei  Birsfelden  (ö.  von  Ba- 
sel) in  250  m  mündet.  Auf  ihrem 
über  71  km  langen  Lauf  erhält  sie 
von  links  die  aus  der  Gegend  von 
Tramelan  kommende  Trame  (12  km 
lang),  die  die  Schluchten  von  Le 
Pichoux  und  Undervelier  sowie  den 
w.  Abschnitt  des  Delsberirerthales 
durchfliessende  und  bei  Delsberg 
mündende  Sorne  und  die  bei 
Bourrignon  entspringende  Lützel 
(Lucelle),  die  beim  enemaligen  Kloster  Lützel  (Lucelle) 
auf  deutschen  Boden  übertritt,  dann  bis  zu  der  wil- 
den Schlucht,  in  der  das  im  Bemer  Jura  enklavierte 
Solothumer  Dorf  Klein  Lützel  (Petit  Lucelle)  liegt,  die 
Grenze  zwischen  der  Schweiz  und  dem  Elsass  bildet  und 
wieder  ganz  schweizerisch  wird,  um  —  immer  noch  in  dem- 
selben malerischen  Engthal  eingeschlossen  —  sw.  von 
Laufen  zu  münden.  Von  rechts  erhält  die  Birs  die  am  S.- 
Fuss  der  Hohen  Winde  entstehende  Schelte,  die  das 
wilde  Thalstück  In  der  Schelten,  das  Val  Terbi  und  die 
Ortschaften  Vicques  und  Courroux  durchfliesst,  um  bei 
Delsberg  beinahe  gegenüber  der  Sorne  und  vor  dem  Ein- 
tritt der  Birs  in  die  Klus  der  Yorburg  zu  münden  ;  die 
Lüssel  oder  Petite  Lucelle,  die  von  der  Schattenseite  des 
Passwang  kommt,  durch  die  Ortschaft  Neuhäuslein  (Neu- 
hüsli),  das  abgelegene  Thal  von  Beinwil,  den  Zirkus  von 
Erswil  und  das  O.-Ende  des  Thaies  von  Laufen  (das  sog. 
Schwarzbuben land)  fliesst  und  bei  Zwingen  (nö.  von  Lau- 
fen) mündet;  die  in  der  Schlucht  von  Grellingen  münden- 
den Bäche  von  Meltingen  (Mineralquelle),  Nunningen 
und  Bretzwil-Seewen.  Dieser  letztere  hat  bis  zum  Ende 
des  18.  Jahrhunderts  neben  dem  Sägeweier  unterhalb 
Seewen  einen  kleinen  Bergsee  gebildet,  der  von  einem  zu 
unbestimmter,  vielleicht  prähistorischer  Zeit  von  derFul- 
nau  niedergeganj^enen  Ber^turz  aufgestaut  worden  war. 
Dann  hat  man  die  Barre  mit  dem  Stollen  des  sog.  «  See- 
loches »  durchbrochen,  durch  den  der  See  all  mahl  ig  sich 
entleerte  und  der  Bach  unter  dem  Sturzschutt  hin  heute 
noch  seinen  Weg  findet. 

Die  Ergolz  entspringt  an  der  Schafmatt  (966  m ;  Schat- 
tenseite der  Geissfluh)  nw.  von  Aarau  und  durchschneidet 
mit  ihren  zahlreichen  Nebenadem  die  Rheintafel.  Sie  bil- 
det so  im  Basler  Abschnitt  der  Tafel  ein  ganzes  Netz  von 
Erosionsthälem,  die  sich  alle  in  der  Richtung  auf  Liestal 
verbreitem,  unter  welchem  Ort  der  Fluss  ins  Rheinthal 
(215  m)  austritt.  Solche  von  links  auf  die  Ergolz  ausmün- 
dende und  entweder  bis  in  den  Nordjura  hinaufreichende 
oder  auch  blos  der  Tafel  angehörende  Erosionsthäler 
sind,  von  W.-O.  gezählt:  das  Thal  von  Schauenburff- 
Goldbmnnen,  von  Büren-Oristhal-Orismuhle,  von  Rel- 
goldswil- Bubendorf  mit  der  an  der  Wasserfalle  ent- 
springenden Hinteren  Frenke,  von  Waidenburg-Höllstein 
mit  der  von  Langenbrack  kommenden  Vorderen  Frenke 
und  der  Strasse  über  den  Hauenstein,  von  Eptingen-Sis- 
sach  mit  dem  Diegterbach,  von  Läufelfingen-Rumlinffen 
mit  dem  Homburgerbach.  von  Zeglingen-Gelterkinden 
oder  das  Eithal  mit  dem  Eibach.  Dann  folgt  das  Thal  von 
Rothenfluh  nach  Ormalingen,  das  von  der  Ergolz  selbst 
durchflössen  wird,  die  hier  von  rechts  noch  einige  unbe- 
deutende Bäche  (Hennikerbach  etc.]  aufnimmt. 

Auch  die  Sisseln  entspringt  an  der  N.-Flanke  des  O.- 
Jura und  durchschneidet  mit  ihren  Nebenadern  wie  die 


Ergolz  die  Rheintafel  in  ihrem  hier  aargauischen  Ab- 
schnitt. Das  ganze  Flusssyslem  konvergiert  gegen  Frick. 


Landschaft  im  Hochjura. 

Das  schöne  Frickthal  wird  von  fmchtbaren  Höhen  aus 
Lias  und  Keuper  umrahmt.  Bei  Eiken  tritt  die  Sisseln  in  den 
Muschelkalk  ein  und  mündet  ö.  von  Stein  in  den  Rhein. 
Folgendes  sind,  von  W.-O.  gezählt,  die  einzelnen  Thal- 
schaften dieses  Gebietes:  Kienberg  (Kanton  Solothurn)- 
Wittnau  mit  der  Verzweigung  Oberhof-Wölfliswil,  Asp- 
Deutschbüren-Herznach-Frick  mit  der  Strasse  von  Frick 
über  die  StafTelegff  (624  m)  nach  Aarau,  Niederzeihen-Hor- 
nussen,  Säge  Gallenkirch-Bötzen  und  Efßngen-Bötzen'  in 
der  W.-FIanke  des  Bötzberj|[s  (Eisenbahntunnel).  Daneben 
hat  die  Rheintafel  noch  drei  weitere  kleine  Erosionsthäler, 
die  direkt  auf  den  Rhein  ausmünden,  nämlich  das  von 
Zuzgen  sw.  von  Stein  und  die  von  Sulz  und  Gansingen 
so.  von  Laufenburg,  die  bis  auf  den  Muschelkalk,  Bunt- 
sandstein und  Vogesensandstein  (die  tiefsten  in  der  N.- 
Schweiz anstehenden  (jiesteinsschichten)  hinunter  einge- 
schnitten sind. 

Geologie  :  Tektonik,  Stratigraphie  und  Geogenie,  Das 
Juragebirge  ist  aus  einer  Reihe  von  sedimentären,  abwech- 
selnd kalkigen  und  mergeligen  Gesteinsschichten  und 
Stufen  aufgebaut,  die  der  mesozoischen  (sekundären)  und 
känozoischen  (tertiären)  Aera  angehören.  Sie  erscheinen 
als  übereinanaer  gelagerte,  gewellte  und  gefaltete  Scha- 
len, die  durch  die  Tätigkeit  der  Erosion  mehr  oder  weni- 
ger zerstückelt,  sowie  entweder  der  Länge  nach  (Comben) 
oder  quer  auf  die  Falten  (Klüsen)  ausgewaschen  worden 
sind.  Diese  Verhältnisse  bedingen  es,  dass  die  tertiären 
und  ein  Teil  der  mesozoischen  Schichten  beinahe  immer  in 
Mulden  und  als  einzelne  Fetzen  zwischen  die  jurassischen 
Ketten  oder  Falten  eingelagert  sind.  Dazu  ist  das  Gebirge 
noch  stellenweise  mit  Moränenschutt  überführt,  der  ent- 
weder (am  Jurafuss)  den  alpinen  oder  (im  Innern  des  Ge- 
birges) den  lokalen  jurassischen  Gleschern  entstammt 

Die  Gesamtheit  dieser  zwischen  der  tertiären  Saöne- 
ebene  im  W.,  Rheinebene  im  N.  und  dem  ebenfalls  ter- 
tiären schweizerischen  Mittelland  im  SO.  liegenden  Fal- 
ten oder  das  Kettengebirge  des  Jura  bildet  einen  weitge- 
spannten Halbmond,  der  aus  drei  nach  SO.  konkaven 
Bogen  besteht.  Die  höchsten  und  zahlreichsten  Falten 
gehören  dem  Innern  —  schweizerischen  —  Bogen  an, 
während  die  beiden  äussern,  deren  einer  die  Saöne- 
ebene  im  0.  und  SO.  und  deren  anderer  die  Rheinebene 
im  S.  umrandet,  in  der  auch  noch  durch  starke  Dislo- 
kationen ausgezeichneten  Gegend  von  Salins  zusammen- 
treffen und  hier  gegenseitig  aufeinander  geschoben  er- 
scheinen. 

Der  ledonische  Bogen  setzt  sich  bis  gegen  Pontarlier 
ins  Innere  des  Gebirges  fort  und  umgrenzt  zusammen 
mit  dem  Bogen  des  Hocbjura  ein  dreistufiges  Plateau 
(500-800  m),  das  sog.  juranische  Plateau.  Der  mandubi- 
sche  Bogen  oder  Bogen  des  Lomont  umrandet  gemeinsam 
mit  den  zwei  eben  genannten  das  von  der  Loue  und  dem 


680 


JÜR 


JUR 


Doubs  durchschnittene  dubisische  Plateau.  Alle  drei  Bo- 
gen verschmelzen  miteinander  im  N.-  und  O.-Jura  (Hauen- 
stein) und  bilden  hier  eine  Reihe  von  unter  sich  über- 
einander ffeschobenen  und  in  ihrer  Gesamtheit  über  das 
nicht  gefaltete  Gebiet  der  dem  Schwarzwald  vorgelagert 
ten  Rheintafel  auf|p[eschobenen  Schuppen  (Schuppenstruk- 
tur). Nur  eine  einzige  Kette,  die  Lagern,  erreicht  den 
Kanton  Zürich,  wo  sie  als  spitze  Falte  endigt  und  bei 
Dielsdorf  unter  das  Tertiär  des  schweizeriscnen  Mittel- 
landes taucht.  Der  Aussenrand  des  Jura,  d.  h.  die  beiden 
französischen  Bogen,  ist  wie  der  N.-Puss  des  Aargauer 
Jura   von  Verwerfungen  und   Ucberschiebungen  durch- 


gen  Gewölbefalien.  Wir  geben  in  Folgendem  die  Nomen- 
klatur der  Formen  der  jurassischen  Urographie,  wie  sie 
sich  aus  der  Faltung  der  Erdrinde  und  der  gleichzeitig  ein- 
setzenden Erosion  in  den  abwechselnd  kalkigen  und  mer- 
geligen Stufen  entwickelt  haben. 

Am  Jurafuss  und  in  mehreren  Muldenthälern  siebt  man 
Steilabfälle  (Falaises)  aus  tertiären  Süsswasserkalken  oder 
oligocänen  und  miocänen  Sandsteinen  (Tekton.  Schema 
Nr  1).  Die  obersten  Gewölbedecken  gehören  den  Stufen 
der  untern  Kreide  an,  d.  h.  dem  weissen  Urgon  (Nr  3), 
dem  Neocomkalk  (Nr  5)  und  dem  Valangien  (Nr  7).  Wo 
dielGewölbe  durch  die  Erosion  nach  und  nach  bis  zu  den 


M*^BOR£Li.Ci'  •MuaUru 


Schema  für  die  Tektonik  des  Juragebirges. 


1.  Tertiärer  Steilabfall  (Palaise);  2.  Albien-Combe  mit  Mergelgrube;  3.  Urgoogewölbe  und  -kämme;  4.  Urgonterrasse  ;  5.  Neocom- 
gewölbe  und -kämme ;  6.  Neocom-  fHauterivien-)Gombe ;  7.  Valangiengewolbe  und  -kämme  ;  8.  Purbeckterrasse;  9*.  Malmge- 
wolbe  (oberer  Jura) ;  9.  Malm-  (Sequan-,  Kauracien-  etc.)  Kämme;  10.  Argovien-  und  Oiford-Gomben  mit  Rutschung;  11*.  Dog- 
gergewOibe :  11.  Doggerkämme  ;  12.  Liasische  Zirken,  Halbsirken  und  Gomben  mit  Rutsohung  ;  13.  Sinemurtcamm  (unterer  Lias) 
14.  Keuper-Gombe  ;  15.  Muschelkalkgewölbe  mit  Klüse. 


schwärmt,  während  der  innere,  schweizerische,  Bogen 
mit  regelmässigerem  Bau  unter  dem  Tertiär  emportaucnt. 
Die  Längsdislokationen  bestehen  meist  aus  Ueberschie- 
bungen  und  Faltenverwerfungen  mit  losgelösten  oder 
abgesunkenen  Kämmen  und  mehr  oder  weniger  zusam- 
menhängenden Deckschollen,  die  immer  aus  einer,  meist 
gegen  den  Aussenrand  des  Gebirges,  uberliegenden  Falte 
entstanden  sind.  Daneben  treffen  wir  an  einzelnen  Stel- 
len auch  Dislokationen  quer  zu  den  Ketten,  die  stellen- 
weise an  gewisse  Klüsen  gebunden  sind  und  so  deren 
Ausbildung  begünstigt  haben  (Combe  de  La  Fernere,  Oen- 
singer  Klus  etc.).  Abgesehen  von  diesen  nur  ausnahms- 
weise auftretenden  Komplikationen  besteht  der  normale 
und  klassische  tektonische  Bau  des  Jura  aus  regelmässi- 


obersten  Stufen  der  Juraformation  abgetragen  worden 
sind,  bildet  die  Kreide  noch  einzelne  Kämme,  die  durch 
Urgon-  (Nr  4),  Neocom-  (Nr  6)  und  Pur beck -Gomben 
(Nr  8)  von  einander  getrennt  werden.  Dann  hat  die  weiter 
arbeitende  Erosion  auch  die  Malmgewölbe  ausgewaschen 
und  in  der  gleichen  Weise  Malmkalkkämme  (Nr  9)  mit 
dazwischen  liegenden  mergeligen  Malmcomben  ausgebil- 
det (Sequan-  und  Rauracien-Kamm ;  Sequan-,  Argovien- 
und  Oxford-Comben).  Später  taucht  aus  der  Sohle  der 
Argovien-  und  Oxford-Comben  der  Dogger  auf,  der  im 
Jura  recht  häufig  als  Gewölbe  zu  Tage  ansteht  (Nr  IT). 
Wenn  die  Erosion  später  auch  noch  diese  Doggergewölbe 
halbkreis-  oder  zirkusförmig  geöffnet  hat,  entstehen  Dog- 
gerkämme (Nr  11)  und  dazwischen  Lias-Keuper- Gomben 


8A 


J(JR 


JUR 


681 


iNr  12  and  14)  mit  einem  Sinemur-Kamm  (Gryphiten- 
Ulk  des  unteren  Lias ;  Nr  13).  Geht  endlich  die  hrosion 
noch  tiefer  (wie  z.  B.  gegen  Basel  und  im  Aargau :  Meltingen. 
Limmern  etc.)f  so  taucnen  aus  diesen  Lias-Keuper-Com- 
ben  auch  noch  Muschelkalkgewölbe  auf  (Nr  15),  die  selbst 
wieder  mehr  oder  weniger  gut  erhalten,  dislociert  oder 
zerstückelt  sein  können.  Es  hat  somit  die  Erosion  im 
Juragebirge  nicht  überall  gleich  stark  gearbeitet.  Eben- 
so ist  die  ganze  soeben  geschilderte  Schichtenfolge  nicht 
überall  vollständig  und  ebensowenig  überall  in  gleich- 
massiger  Mächtigkeit  abgelagert  worden.  Querpronie,  wie 
sie  in  unserem  tektoniscnen  Schema  unter  l-lll  gezeich- 
net sind,  sieht  man  am  klarsten  in  den  die  Gewölbe 
quer  durchschneidenden   Klüsen   aufgeschlossen. 

Die  Unterlage  des  Juragebirges  bildet  ohne  Zweifel  der- 
selbe von  Granitgängen  und  -ädern  durchsetzte  Gneis, 
der  am  Fuss  des  Schwarzwaldes,  im  Rheinbett  bei  Lau- 
fenburg und  unter  dem  Plateau  der  IleCr^mieu  (bei  Saint 
Quentin  im  Dauphin^)  zu  Tage  ansteht.  Darüber  folgt  mit 
Ausschluss  des  Paläozoikums  (soweit  wenigstens  bis  jetzt 

bekannt)  die  ganze  Reihe  der  mesozoischen  und  känozo- 
ischen  Stufen  vom  Buntsandstein  bis  zum  Miocän,  die  wir 
nun  für  den  ganzen  Jura  und  die  Rheintafel  (ezkl.  Ran- 
den) in  ihren  wichtigsten  Charakterztigen  kurz  besprechen 

wollen.  Die  Rheintafel  zeigt  diese  Gesteinsfolge  von 
den  ältesten  bis  zu  den  jüngsten  Schichten  in  ihrer  nor- 
malen Ueberlagerung  am  schönsten.  Dann  tauchen  sie 
unter  die  Falten  und  Dislokationen  am  Aussenrand  des 
Gebirses,  um  in  seinem  Innern  an  der  Sohle  der  Zirken 
und  Klüsen  wieder  zu  Tage  zu  treten. 

Triassystem.  Vogesensandstein  und  Buntsandstein 
stehen  zu  beiden  Ufern  des Rhein'an,  besonders  schön  nördl. 
von  Riehen  (bei  Basel)  und  zwischen  Rheinfelden,  Stein 
und  Laufenburg,  wo  sie  diskordant  dem  Gneis  oder  den 
ihn  durchschwärmenden  eruptiven  Adern  und  Gängen 
(Granit,  Diorit,  Porphyre  etc  )  aufliegen.  Zu  oberst  treffen 
wir  weisse  oder  bunte  Sandsteine,  in  der  Mitte  rote  Sand- 
steine mit  ziegelrot  gefärbten  sandigen  Thonen  und  an 
der  Basis  Konglomerate.  Bei  Waldshut  (Baden)  werden 
aus  den  dichten  Bänken  Mühlsteine  gebrochen.  Den 
Uebergang  zum  Muschelkalk  bilden  dolomitische  Mergel. 
In  Rienen  bei  Basel  hat  man  Labyrinthodon  RiUimeyeri 
und  da  und  dort  einzelne  Stücke  von  CalamÜes  Schimperi 
gefunden.  Etwa  30  m  mächtig.  Der  20-30  m  mächtige 
wellendolomit  steht  am  Rheinufer  zwischen  Schwader- 
loch und  Au^t  an.  Er  enthält  zahlreiche  Fossilien  :  Lima 
striata,  L.  Itneata^  Terebratula  vulgaris  u.  a.  Die  Salz- 
thone  der  Anhydritgruppe  sind  am  Hheinufer  von  Rhein- 
sulz bis  Äugst  sichtbar  und  bilden  den  Untergrund  des 
ganzen  Gebietes,  auf  dem  die  Salinen  Rheinfelden,  Riburg 
und  Baselaugst  stehen.  Das  erste  Steinsalzlager  ist  1834 
vom  Hofrat  von  Glenck  angebohrt  worden,  und  1844  hat 
man  ein  anderes  von  12-114  m  Dicke  entdeckt.  Heute 
werden  hier  jährlich  mehr  als  400 (XX)  Zentner  Salz  pro- 
duziert. Die  gleichen  Thone  liegen  auch  unter  Koblenz 
(Bohrung  von  1858)  und  unter  dem  Dinkelberg  (Bohrung 
von  Bettingen  1890),  führen  an  diesen  Stellen  aber  kein 
Salz.  Ihr  Vorhandensein  ist  ferner  im  Hauensteintunnel, 
dann  nördl.  von  Rümisberg  und  Günsberg  in  der  Weissen- 
steinkette  festgestellt  worden.  Der  beim  Anstehen  durch 
Wasseraufhahme  zu  Gips  sich  umwandelnde  Anhydrit 
bildet  hier  un regelmässige  Massen,  die  abgebaut  werden. 
Der  Muschelkalk,  etwa  50  m  mächtig«  steht  als  erste 
Kalkstufe  der  Rheintafel  am  subhercynischen  Steilabfall 
(Falaise)  oft  an,  dann  findet  man  ihn  auch  in  Form  von 
Gewölben  und  Schuppen  in  mehreren  Ketten  des  Nord- 
jura. Kalkstein,  bankweise  von  Encrinus  liliifortnis  in 
einzelnen  Stücken  durchsetzt;  seltener  sind  Ceratites 
nodosvLS^  Nautilus  bichrsatus,  Pemphyx  Sueuri  und 
andere  Leitfossilien.  Zu  oberst  dolomitisch  und  oft  ausge- 
laugt. 

Der  fast  ganz  aus  Dolomiten,  Gipsmergeln  und  weichen 
Sandsteinen  bestehende  Keuper  zeigt  an  seiner  Basis 
Lettenkohle  und  Sandsteine  mit  fossilen  Gefasskrypto- 
pamen  (Equisetum  arenaceum,  Merianopteris  angusta^ 
Pterophyllum  Jaegeri,  Baiera  furcata,  Bambusium  Im- 
hofft),  Fiindstellen :  Neue  Welt  bei  Basel,  Passwang.  An 
mehreren  Stellen  (Zeglingen,  Cornol  etc.)  kleine  Streifen 
von  Stein-  und  Gagatkohle.  Darüber  folgen  bunte  Mergel 
mit  Bänken  von  Würfel dolomit  und  Ansammlungen  von 


gipshaltigem  Alabaster,  die  in  den  Kantonen  Basel,  Aars^u, 
Solothurn  und  Bern  mehrfach  abgebaut  werden.  Den 
Uebergang  zum  Lias  bilden  Sandsteine  und  Mergel  des  Rät 
finfralias,  Kössener  Schichten)  mit  Knochen  von  grossen 
Reptilien,  wie  Belodon  Plieningeri  (=  Gresslyosaurus 
inge^is  Rütim.)  von  Niederschönthal  bei  Liestal,  und  von 
Fischen {Saurichthys acuminatus,  Sargodon  tomicusetc). 
Etwa  80  m  mächtig. 

Jurasystem.  Lias.  Masse  von  schwarzen,  schiefrigen 
und  bituminösen  Mergeln  mit  dunkeln  Kalken  oder  Sand- 
steinen und  Arkosen  an  der  Basis.  Im  Maximum  100  m 
mächtig.  Im  schweizerischen  Jura  nimmt  der  Lias  an 
Mächtigkeit  gegen  NO.  ab,  wo  sich  übrigens  die  schönsten 
Aufschlüsse  finden  (Basel  Land,  Aargau,  Weissenstein- und 
Lomontkette).  Im  SW.  steht  er  zum  letztenmal  in  der 
Combe  aux  Auges  unter  Montpöreux  (Kt.  Neuenburg)  an, 
wo  einer  der  Schächte  des  Tunnels  von  Les  Loges  die 
ganze  Schichtreihe  des  Lias  bis  zur  Basis  des  Charmouthien 
oder  mittlem  Lias  durchbrochen  hat.  Der  untere  Lias 
oder  das  Sinämurien  ist  im  allgemeinen  in  der  Form  von 
Gryphitenkalk  weit  verbreitet  und  hat  eine  Menge  von 
Fossilien;  gegen  NO.  geht  er  in  Sandstein  und  Arkose 
über  (Solothurn).  Den  Uebergang  zum  Keuper  bilden  die 
an  der  Schambelen  (südl.  von  Brugg)  von  Heer  und 
Escher  v.  der  Linth  erforschten  Insekten mergel.  Sie  sind 
seither  nirgends  mehr  mit  einem. solchen  Reichtum  an 
Fossilien  wiedergefunden  worden.  Der  mittlere  (Char- 
mouthien) und  obere  Lias  (Toarcien  und  Aalönien)  weisen 
im  Schweizer  Jura  keine  besondern  Eigentümlichkeiten 
auf  und  bestehen  aus  denselben  Horizonten  von  Ammo- 
noiden  wie  anderswo.  Einige  Geologen  lassen  den  Lias 
mit  der  Zone  des  Harpoceras  (Ludwigia)  Murcfiisonae 
endigen,  die  in  ihrem  petrographischen  Charakter  (eisen- 
haltiger Oolith)  schon  an  den  Dogger  erinnert. 

Dogger  (französisch  Oolithique).  Er  besteht  überall  im 
Jura,  mit  Ausnahme  der  Lägemkette  und  des  O.-Ab- 
schnittps  der  Rheintafel  (Gansingen),  aus  oolithischen 
Kalken  mit  einem  okerfarbigen  mergelig-kalkigen  Binde- 
mittel. Gegen  Gansingen,  Mandach  und  Baden,  sowie  im 
Randen  werden  die  Oolithkalkbänke  selten,  da  hier  das 
^nze  Gebilde  im  Allgemeinen  mergelig  wird,  dunkel  ge- 
färbt ist  und  nur  einige  wenige  härtere  oker-  oder  eisen- 
oolithartige  Bänke  enthält.  Trotz  dieses  Wechsels  in  der 
Fazies  muss  man  doch  im  Dogger  des  ganzen  Juragebirges 
ebenfalls  die  in  Frankreich  und  England  aufgestellten 
drei  oder  vier  Stufen  unterscheiden  :  das  Bajocien  (auch 
L^donien  genannt)  oder  die  Zonen  des  Harpoceras 
{Sonninia)  Sou^erlnfi,  des  Stephanoceras  polyschides  und 
des  S.  Humphriesianum  ;  das  Vösulien  und  Bathien  (zu- 
sammen dem  Bathonien  von  A.  d'Orbigny  entsprechend) 
oder  die  Zonen  der  Parkinsonia  subfurcata,  der  P. 
ferruginea  und  der  /*.  Würtembergica ;  das  Callovien 
oder  dfie  Zonen  der  Oppelia  aspidoides,  des  Stephanoceras 
(Macrocephalites)  tumidum  und  des  S.  coronoides  oder 
Peltoceras  athleta.  Das  Bajocien  tritt  im  grössern  Teil 
des  Schweizer  Jura  (Gebiet  sw.  von  Biel)  in  korallogener 
Fazies  (Korallenkalk)  und  als  Echinodermenbreccie  auf, 
während  weiter  gegen  N.  und  NO.  Eisenoolithe  mit 
Kephalopoden  vorherrschen.  Am  Innern  Rand  des  Jura, 
besonders  im  Berner  und  Solothurner  Jura,  stehen  sand- 
steinartige und  kieselige  Bänke  an,  die  an  die  Zoophycos- 
Schichten  des  Dogger  in  den  Bomanischen  Präalpen  er- 
innern. Der  mittlere  Dogger  bildet  gewöhn  lieh  eine  mäch- 
tige Decke  von  feinkörnigen  Oolithgesteinen  mit  sehr 
wenigen  Kephalopoden  und  einigen  mergeligen  Ein- 
lagerungen, die  weniger  arm  an  Fossilien  sind.  Gleich- 
artiger in  seinem  petrographischen  Charakter  ist  im 
ganzen  Juragebirge  aas  Callovien,  dessen  obere  Schichten 
aber  gegen  den  Aargau  hin  an  Mächtigkeit  beträchtlich 
abnehmen.  Ja  die  oberste  Schicht  (Zone  des  Peltoceras 
athleta  und  Cardioceras  flexicostatum)  fehlt  am  innern 
Gebirgsrand  überhaupt  ganz  (Rückzug  des  Meeres  in  die 
anglo-parisische  Bucht).  Gesamte  Mächtigkeit  des  Dogger 
im  Mittel  300  m. 

Malm  oder  oberer  Jura.  Der  Malm  ist  die  für  das  Jura- 
gebirge am  meisten  charakteristische  Schichtengruppe.  Er 
bildet  mächtige  Kalkstufen  f  Jurakalk),  aus  denen  die  höch- 
sten Kämme  und  Gipfel  des  Gebirges  aufgebaut  sind.  In  den 
damit  abwechselnaen  mergeligen  Schichten  sind  die 
Comben  ausgewaschen  und  Zementbänke  (sog.  Leberstein, 


682 


JÜR 


JUR 


woher  der  deutsche  Name  Leberber^  für  das  Gebirge)  ein- 
gelagert. Im  Mittel  500  m  mächtig.  Die  Stratigraphie 
des  Malm  ist  ziemlich  verwickelt  und  kann  hier  nur  in 
kurzen  Zögen  behandelt  werden.  Wenn  wir,  wie  wir  bis 
jetzt  immer  getan,  von  unten  nach  oben  fortschreiten,  so 
finden  wir  der  Reihe  nach :  1)  das  Oxford,  Mergel  mit  pyri- 
tischen Fossilien  und  mehr  oder  weniger  kieseligen  Kalk- 
mergelkonkretionen  ( terra! n  ä  chailles),  oder  die  Zonen 
des  Cardioceroi  Lamberti,  des  C.  cordatum  und  des  C. 
vertebrale,  die  gegen  den  S.  und  0.  transgredierend  über 
den  Dogger  greifen.  Hier  nimmt  das  Oxford  zugleich  an 
Mächtigkeit  ab  und  erhält,  besonders  zu  oberst,  eine 
eisenoolithartige  Fazies,  die  lange  Zeit  dem  oberen  Callo- 
vien  zugezahlt  worden  ist.  Die  untere  Zone  des  Oxford 
fehlt  im  Ostjura  und  am  ganzen  Innenrand  des  Gebirges 
meist  ganz,  während  sie  im  Nord-  und  Westjura,  wo  sie 
in  der  gleichen  mergeligen  und  pyritischen  Fazies  auf- 
tritt wie  im  anglo-parisischen  Becken,  mächtiff  entwickelt 
ist.  2)  Das  Argovien,  bestehend  aus  Spongitenkalken  (mit 
mehreren  Arten  von  Scyphia^  einem  zu  den  Hexaktinel- 
liden  gehörenden  Schwamm)  2^mentmergeln  etc.  Zone 
des  Cardioceras  aUemans.  Am  ganzen  Innenrand  des 
Gebirges  und  im  Aargauer  Jura  regelmässig  vorhanden. 
Im  Nordjura  und  namentlich  am  Vogesenfuss  tritt  an  die 
Stelle  des  Argovien  die  schöne  Stufe  des  Rauracien : 
Korallenkalke  mit  kreidigen  Nestern,  voller  Trümmer  von 
Korallen,  Krinoiden,  Diceras,  Nerinäen  etc.,  aber  fastohne 
Kephalopoden.  Diese  gesamte  fossile  Fauna  umfasst  mehr 
als  400  verschiedene  Arten.  Ueber  dem  Argovien  und 
Rauracien  folgt  3)  das  Sequan  in  ziemlich  verschieden- 
artiger Ausbildung.  Mit  semen  Oolithbänken  und  Oker- 
mergeln  erinnert  es  manchmal  an  den  Dogffer.  Seine 
fossile  Fauna  ist  noch  wenig  bekannt.  Zu  ooerst  ist  es 
überall  korallogen  und  dem  Rauracien  zum  Verwechseln 
ähnlich.  4)  Das  Kimeridge  oder  Randönien  besteht  aus 
dichten  Kalken,  mit  einer  Fauna  von  im  Schlamm  leben- 
den Mollusken  (besonders  reich  in  der  Umgebung  von 
Pruntrut)  und  Kephalopoden  mit  Seeigeln  und  Schwämmen 
(im  Aargau  und  am  Randen).  Es  ist  dies  die  Zone  der  Oppeh'a 
tenuilobata.  Zu  oberst  wiederum  korallogen  oder  so^r 
kieselig  (Wettingen  =  Nattheim).  Diesem  Niveau  gehört 
der  Solothumer  Marmor  mit  seiner  auf  der  Erde  einzig 
dastehenden  Bank  mit  fossilen  Schildkröten  (8  Arten 
Chelydeen  und  3  Arten  Emydeen)  an.  Es  folgt  5)  das  Port- 
land oder  Bononien,  eine  kalkmergelstufe,  die  nach  oben 
oft  oolithisch  wird  und  Nerinäen  futirt.  Es  fehlt  von  Solo- 
thurn  und  Münster  an  dem  nordöstl.  Jura,  während  es 
im  Neuenburj^er  Jura  und  Südjura  mächtig  entwickelt 
ist.  Leitfossilien :  Cyprina  Brongniarti^  Ampullina  Mar- 
cousana.  Zone  des  Slephanoceras  gigas.  6)  Das  Purbeck 
ist  eine  wenij^  mächtip^e  Stufe  von  grauen  Kalkmergeln, 
die  stellenweise  oolithisch  werden,  sowie  Gipslinsen  und 
eine  Brackwasserfauna  (Cyrenen^  Physen^  Planorben, 
Limnäen,  Valvalay  Auriculay  Carychium  etc.)  enthalten. 
Es  steht  am  Jurafuss  von  Biel  bis  Bellegarde  und  an  der 
Sohle  einiger  Muldenthäler  des  Zentral-  und  Südjura  an. 
Rückzugsphase  des  jurassischen  Meeres  gegen  Sw. 

KreideBystem.  Untere  Kreide,  Wealden  oder  Hils.  Dieses 
Gebilde  bezeichnet  den  Rückzug  des  Meeres  nach  NW. 
bis  zur  Linie  La  Chaux  de  Fonds-Biel  und  fehlt  ganz  im 
Nord-  und  Ostjura.  Es  verleiht  dem  Jurafuss  um  Neuen- 
burg, Yverdon,  Grandson,  Orbe  etc.  seinen  eigenartigen 
Charakter.  Alle  Muldenthäler  sw.  von  der  angeführten 
Linie  enthalten  seine  verschiedenen  Stufen.    Diese  sind  : 

1)  das  Valangien,  das  aus  rosaroten  oder  braunroten 
Kalken  mit  einigen  mergeligen  Zwischenla^en  und  einer 
nach  oben  li monitisch  werdenden  Eisenoolithschicht  be- 
steht. Reiche  Fauna  von  Schwämmen,  Bryozoen,  Brachio- 
poden,  Mollusken,  Acephalen  und  Gasteropoden,  mit 
einigen  seltenen  Kephalopoden.  Zonen  des  Hoplites 
periptychus  und  des  H.  Thumianni,  Diese  Fauna  ist  zu- 
sammen mit  der  der  übrigen  Stufen  der  untern  Kreide 
von  F.  J.  Pictet,  de  LorioT  u.  A.  (in  verschiedenen  Bän- 
den der  Mat^riaux  pour  la  Pal^ntologie  Suisse,  Neuen 
Denkschriften  der  scnweizer.  Gesellschaft  für  die  gesamten 
Naturwissenschaften  etc.)  beschrieben  worden.  Fund- 
stellen von  Fossilien:  Valangin  (Kanton  Neuenburg), 
Arzier  (Kanton  Waadt)«  L'Auberson  bei  Sainte  Croix  etc. 

2)  Das  Neocom  (Hauterivien  oder  Barr^mien)  ist  wie  die 
vorhergehende  Stufe  sehr  ungleich  mächtig  entwickelt ; 


seine  MächtiffkQ|t  nimmt  gegen  NO.  ab  und  gegen  SW.. 
d.  h.  gegen  den  Südjura  und  Dauphin^,  zu^  wo  es  normal 
als  Hochmeerbildung  auftritt,  während  es  im  schweizeri- 
schen Jura  eher  littorale  Fazies  zeigt.  Es  besteht  aus 
ffrauen,  bläulichen  oder  durch  Oxydation  gelb  gewordenen 
Mergeln,  über  denen  gelbe  oder  braunrote  oolithische 
Kalke  und  Echinodermenbreccien  liegen.  Die  in  den 
Mergeln  reichere  Fauna  zählt  316  verschiedene  Arten. 
Zone  des  Hoplites  radiatu*.  Typisch  ausgebildet  in  der 
Stadt  Neuenburg  und  ihren  Umgebungen  (Hanterive,  La 
Landeron).  3)  Das  Urgon  beginnt  an  der  Basis  mit 
schmalen  Mergelbändem  (gelber  Mergel  von  La  Russille). 
Dann  folgen  gelbe  Bänke  mit  Echinodermenbreccien,  die 
immer  noch  dem  Neocom  (gleichen,  darüber  schneeweisse 
Schichten  (wie  in  Orgon  im  französ.  Departement  der 
Bouches  du  Rhdne)  mit  Requienia{CatnvtiTM)  ammonia, 
SphaenUites  Blumenbachi  etc.  Im  Val  de  Travers  und 
in  der  Umgebung  von  Orbe  endigt  das  Urson  zu  oberst 
mit  einer  1-2  m  mächtigen  Kalkbank,  die  Asphalt  fährt. 
4)  Das  Rhodanien  und  die  Mergel  des  Aptien  bezeichnen 
eine  Hückzuffsphase  des  unteren  Kreidemeeres  juraein- 
wärts  und  gehen  nur  bis  zum  Val  de  Travers.  keineswegs 
aber  bis  zum  Neuenbnrger  Hochiura.  Es  sina  blassgrüne 
oder  gelbe  pvritische  Kalke  mit  narpagodes  Pelagi^  dann 
gelbe  Mergel  (zu  oberst  eisenschüssig)  mit  OrhittUina 
lenticularit,  Heteroiter  Couloni.  Plicalula  placunea  etc. 
wie  bei  Bellegarde.  Darüber  folgt  scharf  angegrenzt  die 
Transgression  der  grünen  Sandsteine  des  Albien. 

Mittlere  und  obere  Kreide  sind  schwach  entwickelt  und 
heute  nur  noch  in  einzelnen,  von  der  Erosion  bis  jetzt 
verschont  gebliebenen  Fetzen  vorhanden.  Wie  an  andern 
Stellen  ist  auch  hier  eine  reiche  fossile  Fauna,  besonders 
in  den  grünen  Sandsteinen,  vorhanden.  (Vergl.  die  Ar^ 
beiten  von  F.  J.  Pictet  in  den  Mat^riaux  pour  la  Paläonto- 
logie Suisse :  DescriptUmdesfoBsiles  de  Sainte  Croix ,  ferner 
in  den  M^moires  de  la  Soc,  de  phxf$,  et  d'histoire  na- 
turelle de  Genkve.  1847).  Im  Juragebiive  sind  nicht  alle 
der  im  nördl.  Europa  beobachteten  Kreiaestufen  vertreten, 
indem  hier  bis  jetzt  weder  das  Turon  noch  das  Danien 
nachgewiesen  ist.  Wohl  aber  findet  sich  das  Albien  mit 
zwei  von  einander  stark  verschiedenen  Unterstufen  :  zu 
Unterst  Sande  mit  phosphorisierten  Fossilien  und  Acan- 
thoceras  monile  (=  A.  maniillatum)  und  blauen  Ziegel- 
lehmen (englischer  GaultJ  mit  pyritischen  Fossilien  und 
Puzoiia  Mayoriana;  darüber  grüne  Sandsteine  (Vracon- 
nien),  die  bisher  nur  aus  der  Umgebung  von  Sainte  Croix 
(Strasse  nach  La  Vraconne)  bekannt  sind  und  zahlreiche 
Turriliten,  Scaphiten,  sowie  Schloenbachia  varians  etc. 
enthalten.  Ueber  das  Albien  transgrediert  zusammen  mit 
dem  Vraconnien  das  Cenoman  (dessen  Basis  aus  der 
Kreide  von  Ronen  oder  dem  soff.  Rhotomagien  besteht), 
das  manchmal  auch  direkt  über  dem  Valangien  oder  sosar 
dem  Portland  (Umgebung  von  Biel)  liegt.  Blassrote  oder 
gelbe  Kalkmergel  mit  ziemlich  schlecht  erhaltenen  Fos- 
silien, die  man  zuerst  bei  Souaillon  naheComaux  (Kanton 
Neuenburg)  gefunden  hat  und  die  denjenigen  der  Kreide 
von  Ronen  entsprechen :  Acanthocerae  Mantelli,  Scaphites 
aequaliSj  Turrilites  costalu*  etc.  Das  Senonien  oaer  die 
Feuersteinkreide  kennt  man  nur  aus  der  Umgebung  von 
Saint  Amour  im  französischen  Jura  (Lains-Saint  Julien), 
und  das  Danien  endlich  steht  zusammen  mit  den  anderen 
Stufen  um  Grenoble  an.  Es  beweist  dies,  dass  das  Meer 
zu  Ende  der  Kreideperiode  sich  vom  ganzen  jurassischen 
Gebiet  zurückgezogen  hatte. 

Tertiärsystem.  Eocän  oder  Bohnerzbildung  (Sid^roli- 
thique).  Das  Nummulitenmeer  ist  nicht  bis  zum  Jurage- 
bir^e  voreedrungen.  Zu  dieser  Zeit  war  das  Gebiet  des 
jetzigen  Gebirges  zum  erstenmal  ein  zwischen  Vogesen 
und  Schwarzwald  einerseits  und  dem  das  Gebiet  der 
jetzigen  Voralpen  (Schwyz-Appenzell-Ober  Baiem)  uh^- 
flutenden  Nummulitenmeer  anaererseits  schwach  geneigtes 
Festland  mit  tropischem  Klima  und  Mineralauellen  oder 
Säuerlingen.  Nach  und  nach  grifi'dann  das  Nummuliten- 
meer anch  auf  die  jetzigen  westl.  Hochalpen  über.  Die 
Sauerwasser  erodierten  in  den  Juragesteinen  Kanäle,  Zug- 
löcher und  verschieden  geformte  Spalten,  Höhlen  und 
Durchbohrungen  aus,  in  die  die  Zersetznngsprodakte  der 
obern  (Gault)  und  untern  Kreidegesteine,  sowie  auch  noch 
Folche  jurassischer  Schichten  zusammen  mit  Tierleichen 
eindrangen.  So  bildeten  sich  die  roten  Thone  (Bolus  oder 


JÜR 


JUR 


683 


Bauxit)  und  die  zur  Glasbereitung  verweDdeten  Quarz- 
sande,  die  zuweilen  auch  noch  ausgelaugte  und  verkieselte 
Fossilien  des  Kimerid^,  Portland  und  Neocom,  sowie 
eingeschwemmte  Fossilien  des  Neocom  und  Albien  (BieU 
Neuenburg  und  Le  Fuet)  enthalten.  Diese  Reste  von  Land- 
tieren bestehen  aus  zerbrochenen  Knochen  und  besonders 
aus  einzelnen  Unterkiefern  und  Zähnen  und  finden  sich 
angehäuft  in  einigen  Höhlungen  am  Mauremont  (Entre- 
roches),  bei  Saint  Loup  (Kanton  Waadt),  Münster  (Bemer 
Jura),  Egerkingen  und  Ober  Gösgen  (Kanton  Solothurn). 
Vergl.  darüber:  Pictet,  F.  J.  Animaux siderolithiques du 
canton  de  Vaud,  1855 ;  mit  Supplement  1869.  Ferner  die 
Arbeiten  von  L.  Rütimeyer  in  den  Neuen  Denkschriften., . 
1862  und  den  Abhandlungen  der  schweizer .  paläontolog. 
Gesellschaft  1891.  Man  kennt  davon  heute  etwa  hundert 
Arten  von  Säugetieren  aus  den  Gattungen  Palaeotherivm, 
PtienacoduSy  Lophiodon,  Anchilophus^  Hyracotherium, 
HuopotamuSy  Dichobunej  Xiphodon,  Dichodon^  Tetra- 
selenodon  etc.  Nämlich  etwa  60  Arten  von  Huftieren, 
femer  Nagetiere,  älteste  Fleischfresser  (Pterorfon,  Hyaen- 
odon^  Proviverra,  Quercytherium),  echte  Fleisch- 
fresser (Cwwdony  Cynadictis,  Amphicyon)^  Insekten- 
fresser, Fledermäuse,  10  Arten  von  Halbaffen  oder 
Lemuren  {Caenopithecus,  Adapts,  Necroleniur^  Pely- 
codus,  HyopsoduSj  Plesiadapis)  und  endlich  den  Caia- 
modan  Europaeus,  eine  für  Europa  neue  Gattung,  die  zu- 
erst im  Eocän  der  westl.  Vereini^n  Staaten  gefunden 
worden  ist  und  unter  anderm  einen  gemeinsamen  Ur- 
sprung der  eocänen  Fauna  beider  Halbkugeln  zeifft.  Dazu 
kommen  noch  Reste  von  Landschildkröten,  Schlangen 
(darunter  ein  über  3  Meter  langer  Python),  Krokodilen 
und  Iguaniden,  wie  sie  namentlich  im  .Bolus  des  Kantons 
Waadt  gefunden  worden  sind.  Das  Eocän  ist  besonders 
in  den  Mulden  des  Bemer  Jura  mächtig  ausgebildet,  wo 
es  in  Linsen  Bohnerz  enthält,  das  heute  noch  in  der 
Ebene  vor  Delsberg  aus  einer  Tiefe  von  80  m  unter  der 
Oberfläche  heraufgeholt  wird.  Es  schliesst  oben  mit  einem 
Süsswasserkalk  mit  Limnäen  und  Planorben  (Münster, 
Delsberg,  Orbe,  Val  de  Joux  etc.)  ab,  wie  er  sich  in  der- 
selben Lagerung  auch  im  Berry  und  über  dem  Pariser 
Gips  wieder  finaet.  Diese  Ablagerungen  zeigen  hier  wie 
dort  das  Ende  der  Eocänzeit  an. 

Oliffocän.  Auf  die  Süsswasserseen,  denen  das  Eocän  seine 
Schichtung  verdankt,  folgte  das  elsässische  Meer,  das  eine 
Bucht  in  den  nördl.  Abschnitt  des  Berner  Jura  (Pruntrut, 
Laufen,  Domach,  Delsberg  und  bis  Münster  ^vorschob. 
Hier  setzten  sich  Konglomerate  (Elsgauer  oderPruntruter 
Nagelfluh,  französisch  Gompholithe  d'Ajoie  geheissen)  und 
Kalksandsteine,  der  sog.  Pruntruter  Cerithienkalk  (Ton- 
grien),  ab.  Dieser  letztere  enthält  Ostrea  callifera,  Phola- 
domya  Puschi(=  Ph.  Weissi  =  Ph.pectinaXa),  Ampullina 
crassatina^  Cerithium  plicatum.  Darüber  folgen  blaue 
Mergel  mit  Fischen  {Meletta),  Foraminiferen,  Cyprina 
rotundata^  Cytherea  incrassata^  ferner  mit  Zähnen  von 
Lamna  und  Knochen  von  Halitherium  (Bonfol,  Delsberg, 
Laufen).  Von  dieser  Zeit  an  bildete  sich  auch  eine  Verbin- 
dung zwischen  dem  elsässischen  Golf  und  dem  Brackwasser^ 
See  am  N.-Fuss  der  Alpen,  in  dem  sich  der  Flysch  abgesetzt 
hat.  Dann  setzten  sich  oligocäne  (oder  alsatische)  rote  Mo- 
lassemergel mit  jurassischen  GeröUen  am  Jurafuss  ab,  im 
Kanton  Waadt  (gleich  wie  in  Baiern)  sandige  Mergel  mit 
Cerithien  und  C^renen,  bei  Orbe  und  im  Elsass  Petrol 
führend;  ferner  im  ganzen  Jura  Brackwasserkalke  mit 
Helix  Ramondi  undH.  Moguntina  ab.  Sehr  warmes  Klima, 
tropische  Flora  mit  Palmen,  Zimtbaum  (Cinnamomum) 
bei  Basel,  Delsberg,  Aarwangen  etc.  Fauna  der  Schiefer- 
kohlen von  Lausanne  mit  Anthracotherium,  Schildkröten 
etc.,  im  Jura  arm  aber  reich  bei  Mainz,  in  der  Auvergne 
und  der  Aquitaine  (Mainzer  Stufe,  Moguntien  oder  Aqui- 
tanien). 

Miocän.  Zu  Ende  der  Oligocänzeit  kam  der  helve- 
tische Brackwassergolf  über  das  Rhonethal  und  Südfrank- 
reich mit  dem  Ozean  in  offene  Verbindung.  In  den  Alpen 
treten  neue  orogenetische  Vorgänge  auf;  sie  senden  zahl- 
reiche Gerolle  in  das  Miocänmeer  (Nagelfluh  mit  exo- 
tischen oder  vindelizischen  Gerollen,  die  von  den  im  Flysch 
eingeschlossenen  sog  exotischen  Blöcken  und  den  Klippen 
herstammen).  Bildung  der  Hauptmasse  der  polygenen  oder 
bunten  Nagelfluh  und  der  subalpinen  Molasse.  Am  sub- 
jurassischen Ufer  Absatz  der  Molasse  von  Lausanne  und 


von  Muscbelsandstein,  mit  welchen  beiden  Gebilden  das 
ffanze  Gebiet  des  heutigen  Hochjura  (Aiguillesde  Baulmes, 
Les  Verri^res,  La  Chaux  de  Fonds),  des  Bemer  Jura  bis 
Ck)urt  und  des  Solothuraer  und  Aargauer  Jurafusses  über- 
deckt war.  Nördl.  davon  Festland  mit  tropischer  Vegetation 
wie  Palmen,  Zimtbäumen  (eingeschwemmt  nacn  Lau- 
sanne, Monod.  Eriz).  Landfauna  mit  riesiffen  Huftieren 
{Mastodon,  RhinoceroSy  Dinotherium)  ^und  andern  Be- 
wohnern heisser  Länder.  (Knochen  aus  dieser  helvetischen 
oder  burdigalischen  Stufe  bei  Brüttelen,  Ins,  Lenzburg, 
Würenlos  etc.).  Später  folgte  eine  Transgression  des 
Miocänmeeres  bis  zum  Randen,  der  Rheintafel  und  den 
Umgebungen  von  Delsberg  (Corban) :  vindobonische  oder 
pontilevische  Stufe.  Absatz  des  Randengrobkalkes  (mit 
Nerila  Laffoni,  Pecten  Herrmannseni,  P.palmalus  etc  ), 
sowie  der  Sandsteine  und  Nagelfluh  mit  Ostrea  crassissi^ 


k 


i^""-  ■■"-  ^/■- v-.-/  |Ä!iliL'''>'^'-'''''l 


Juragebirge :  Dia  Halbkluse  der  Comb«  Orfeda. 

ma  und  Cerithium  lignitarum  (Girlend,  Court,  La  Chaux 
de  Fonds),  der  Aarsauer  Kalknagelfluh,  der  roten  und 
grünen  Mergel  des  Berner  und  Neuenburger  Jura  und 
endlich  der  Oeninger  Brackwasserkalke  (Le  Locle,  Cour- 
telary,  Tramelan,  Sorvilier,  Vermes  etc.).  Bei  Le  Locle 
hat  man  150  Arten  von  tropischen  Pflanzen  gefunden,  die 
mit  denen  von  Oeningen  übereinstimmen  (beschrieben 
von  Oswald  Heer  in  der  Flora  tertiana  Helvetiae  und  der 
Urwelt  der  Schweiz).  Die  Sande  und  Kalke  des  obern 
Miocän  enthalten  oft  Helix  (Macularia)  Turonensis^  H. 
(Tachea)  geniculata,  H.  Renevieriy  H.  Larteti,  H, 
ICampylaea)  Steinheimensis  und  H.  extincta  mit  einigen 
Resten  von  Säugetieren  (bei  Vermes;  Fauna  von  Sansans 
oder  La  Grive-Saint  Alban  im  Tranzös.  Departement  Isere). 
Ins  Miocänmeer  des  Nordjura  haben  auch  Vogesen 
und  Schwarzwatd  Geschiebe  in  Form  von  Sanden  und 
GeröUen   von   allen  sie  aufbauenden  Gesteinen  gesandt. 


684 


JUR 


.lüR 


Solche  Flussablagerungen  mit  Deltaetruktur  finden  sich 
in  den  Thälem  von  Delsberg  und  Laufen  bis  hoch  hinauf 


Geologischer  Querschnitt  durch  das  Gebensdorferhorn. 

u.  2.  ResentAS  Qaaternär;  3.  Altes  Qaaternär  (Deckenschotter);  4.  Oberes  Miocän; 
5.  Unteres  Miocän  (helvetische  Siafo);  6.  Oberes  Oli^ocän;  7.  Mittleres  Oligocän: 
8.  Eocfln  (Bohnersbildung);  9.  Kimeridge  (Malm);  10.  Sequan  (Malm):  11.  Kalk roertrel 
des  obern  Ari^ovien  'Malm);  12.  Unteres  Arjrovien  oder  Birmens'^orfer8chicht«>D  (Malm): 
13.  Dogger;  ll.Lias;  15.  Keiiper;  16.  Mnschelkalk. 

(Stollen,  Saigne  Dessous) ;  in  der  Ajoie  und  im  Elsass 
finden  wir  Vogesensande  mit  Dinotherium  giganteian 
'(Unterkiefer  von  Le  Montchaibeut  im  Bemer  Museum), 
HMix  Steinheimensis  und  Abdrucken  von  Blättern  (bei 
Montavon)  gleich  denen  von  Oeningen.  Die  miocänen 
Flüsse  der  Oeningerstufe  haben  diese  ihre  (also  nicht, 
wie  man  geglaubt  hat,  pliocänen)  Sedimente  in  den  im 
Oligocän  ausgewaschenen  Tobein  oft  in  etwas  diäkor- 
danter  Lagerung  (Courfaivre)  abgesetzt. 

Pliocän  :  AufTaltung  und  Erosion  des  Jura.  Nachdem 
diR  Miocänmeer  nördl.  der  Schweizer  und  bairischen  Al- 
pen aufgefüllt  worden  war  und  es  sich  ins  Thal  der  Saöne 
und  Rhone  und  nach  Ungarn  zurückgezogen  hatte,  traten 
im  Jura  zu  gleicher  Zeit  wie  in  den  Alpen  mehr  oder 
weniger  rasch  sich  vollziehende  Faltungserscheinungen 
.?ut,  mit  denen  zugleich  sofort  auch  die  Erosion  durch 
fliessondes  Wasser  und  Hydrometeore  ihre  Arbeit  begann. 
Diesen  beiden  Agentien,  Erosion  und  Faltung,  verdankt 
der  Jura  zum  grössten  Teil  sein  heutiges  Relief,  d.  h. 
seine  alle  Sedimentsysteme  in  Mitleidenschaft  ziehenden 
Gewölbe  und  Mulden,  sowie  deren  Abtragung  und  Aus- 
waschung in  Form  von  Zirken,  Comben,  Klüsen  und  ver- 
schiedenartigen Zerstückelungen,  die  auch  während  der 
Quaternärzeit  fortdauerteund  heute  noch  —wenn  auch  in 
schwncherem  Masse  —  vor  sich  geht.  Dass  die  AufTaltung 
des  Jura  nach  dem  Miocän  und  hauptsächlich  im  Plio- 
cän stattfand,  geht  aus  den  nachfolgenden  Betrachtungen 
hervor.  Alle  Tertiärablagerungen  im  Jura  sind  gegen  das 
Gebirge  zu  in  mit  diesem  parallel  streichenden  Falten 
aufgerichtet.  So  sind  im  Besonderen  die  Oeningerkalke 
von  Le  Locle,  Courtelary  etc.,  die  ursprünglich  als  ein- 
heitliche Decke  über  einem  grossen  Abschnitt  des  schwei- 
zerischen Jura  lagen,  heute  aber  nur  noch  mitten  in  den 
Mulden  als  vereinzelte  Fetzen  sich  erhalten  haben,  in  ihrer 
ursprünglich  horizontalen  Lagerung  gestört,  mehr  oder 
weniger  stark  aufgerichtet  und  sogar  dislociert  worden. 
Es  sind  somit  von  der  Jurafaltung,  abgesehen  von  den  am 
N.-Ufer  des  Tertiärmeeres  festgestellten  Diskordanzen, 
auch  alle  tertiären  Schichten  mit  ergriffen  worden.  Daraus 
geht  wiederum  hervor,  dass  diese  Molasse  einst  als  oberste 
Schichtlage  alle  jetzigen  Kreide-  und  Juragewölbe  etc. 
überzogen  haben  muss  und  im  spätem  Verlauf  des  Plio- 
cän durch  die  starke  Arbeit  der  Erosion  wieder  wegj^e- 
waschen  worden  ist  (dieser  Abtrag  beträgt,  bis  zum  Lias 
hinunter  gerechnet,  etwa  »/$  der  Masse  des  gesamten  ur- 
sprünglichen Gebirges).  Dass  die  Oberflächenformen  im 
.Tura  schon  zu  Beginn  der  Quaternärzeit  in  Bezug  auf  Fal- 
tung und  Erosion  den  heutigen  Verhältnissen  entsprachen, 
zeigt  uns  recht  deutlich  die  diskordante  Auflagerung  des 
horizontal  geschichteten  Deckenschotters,  der  ältesten  qua- 
ternären  Geröll massen.  auf  dem  abradierten  Gewölbe  der 
Lägemkette  zwischen  Baden  und  Bruf^g  (vergl.  das  Quer- 
profil durch  das  Gebensdorferhorn).  Diese  Schotter  haben 
von  der  Zeit  an,  da  sie  auf  einer  im  Niveau  aller  Höhen- 
züge des  schweizerischen  Mittellandes  (Uetliberg  etc.)  sich 
haltenden  Peneplain  abgelagert  worden  sind,  keinerlei 
tektonische  Störung  mehr  erlitten,  während  die  Faltung 
und  nachherige  Abrasion  des  mächtigen  Gewölbes  der 
Hahsburg-Lägernkette  wie  bei  allen  andern  Juraketten 
zeitlich  zwischen  den  Beginn  des  Quaternär  (Decken- 
schotter) und  das  obere  Miocän,  d.  h.  eben  ins  Pliocän 
fallen.  Die  im  Pliocän  vom  Jura  und  schweizerischen 
Mittelland  abgespühlten  Materialien  haben  u.  a.  das  Thal 


der  Sadne  und  ebenso  den  alten  Rheinlauf  von  Basel  über 
Delle  nach  ßesan^on  aufgefüllt.  Es  bedeutet  somit  für 
unser  Land  die  Pliocänzeit  eine 
zweite  Festlandsperiode,  die  hier,  so 
weit  bekannt,  keine  Ablagerungen 
hinterlassen  hat,  aber  durch  die 
Faltung  und  Erosion  von  Jura  und 
Alpen  und  durch  die  Ausbildung 
der  schweizerischen  Peneplain  sich 
charakterisiert. 

Quaternär  :  eiszeitliche  Gletscher 
und  quatemäre  Erosionen.  Die  Wir- 
kungen dieses  geologischen  Zeit- 
abschnittes sind  bis  jetzt  im  Jura 
noch  am  wenigsten  gut  bekannt.  Da 
die  heutigen  Ansichten  über  die 
Entstehung  der  Thäler  und  Seen, 
die  Modellierung  des  Mittellandes  durch  die  Gletscher 
die  Anzahl  der  alpinen  Eiszeiten  etc.  noch  lange  nicht 
genügend  abgeklärt  sind,  können  wir  sie  hier  weder 
diskutieren  noch  auf  die  Verhältnisse  im  Jura  an- 
wenden. Wir  wollen  einzig  erwähnen,  dass  die  quater- 
nären  Ablagerungen  am  Jurafuss  von  denen  im  Innern 
des  Gebirges  verschiedene  sind.  Längs  einer  Linie  von 
Le  Bullet  (1150  m)  über  Nods  (900  m)  und  Solothurn 
(620  m)  nach  Wangen  an  der  Aare  (502  m)  zieht  sich  eine 
Zone  von  Seitenmoränen  des  einstigen  Rhonegletschers 
aus  der  letzten  oder  vorletzten  Eiszeit  in  absteigender 
Richtung  hin.  Diese  Moränen  zeichnen  sich  aus  durch 
das  massenhafte  Auftreten  von  Protogin blocken  aus  dem 
Mont  Blanc,  während  dieses  Gestein  im  Erratikum  im  In- 
nern des  Juragebirges  selten  ist.  Hier  stammen  die  errati- 
schen Blöcke  aus  den  penninischen  Alpen.  Einen  Beweis 
für  die  Glazialerosion  und  den  Gletschertransport  von  un- 
ten nach  oben  bilden  die  bis  an  die  Flanke  der  ersten  Ju- 
rakette hinaufgeschobenen,  vom  Fuss  des  Jura  herstam- 
menden Blöcke  aus  unterer  Kreide  und  soerar  Fossilien,  wie 
man  sie  z.  B.  bei  Magglingen  über  Biel  findet.  Dazu  kom- 
men im  NeuenburgerWeinbaubezirk  auch  noch  vereinzelte 
Drumlins  vor.  Im  Innern  des  Gebirges  fehlen  echte  alpine 
Moränen.  Man  trifft  hier  nur  da  und  dort  einige  An- 
häufungen von  Blöcken  und  Gesteinsfragmenten  aus 
den  Walliseralpen  (Arkesin,  Aroilagneis,  Chloritschiefer 
etc.)  die  meist  in  einen  jurassischen  Glaziallehm  (Grund- 
moräne) eingebacken  sind  und  hi«  zum  Dessouhre,  ins 
Münsterthai    und    auf  die   Rheintafel   (Herznach)   voi^ 


Champ  Mensel  bei  St.  Immer 
(Typus  eines  qnaternflren  Juragletschers]. 

kommen.  Es  sind  dies  die  ältesten  glazialen  Zeugen  im 
Jura,  die  wahllos  auf  allen  ältpren  Schichten  liegen  und 
sowohl  in  den  Comben  wie  auf  den  Kämmen  oder  in  de 


JUU 

tertiären  Mulden  angetroffen  werden.  Selten  dagegen  sind 
sie  in  den  Klüsen »  uud  denen  sie  die  spätem  Erosionen 
längst  wieder  entfernt  haben.  Im  tief  eingesenkten  Doubs- 
thal,  das  in  einer  Reihe  von  Klüsen  uud  Isoklinalthälern 
durchbricht,  zeigen  sich  an  mehreren  Stellen  (Biaufond, 
Goumois,  Vaufrey)  lluviatile  Geröilablagerungen  bis  zu 
30  m  über  dem  heutigen  Wasserspiegel.  Diese  (Jeberreste 
einer  einstigen  Alluvionsterrasse  enthalten  neben  juras- 
sischen Gerollen  aus  allen  Stufen  hier  und  da  auch  einige 
Wal  iiser  Geschiebe.  Im  Juragebirge  sieht  man  oft  noch 
lokale  Moränen  und  Breccien,  die  am  Fuss  von  ehemaligen 


JUU 


085 


moore  {(sagnes  oder  saignes),  die  sogar  noch  jbis  nn  die 
mergeligen  Hänge  der  Comben  hinaufreichen. 

Bergstürze.  An  einzelnen  Stellen  haben  sich  von  den 
Kämmen  mächtige  Blöcke  von  jurassischem  Gestein  los- 
gelöst, die  dann  in  die  mergelige  Sohte  der  Zirken  und 
Comben  abgefilitten  sind  (z.  B.  die  sog.  Roche  Bris<^e  bei 
Soubey).  Anderswo  haben  Erdbeben,  wie  z.  B.  das  von 
13öt5,  echte  Bergstürze  gezeitigt,  so  denjenigen  von  Wein- 
greis bei  Twaun.  Stürze  und  Rutschungen  sind  iiesonders 
häutig  im  Thal  des  Doubs(Morou,  Bief  d'filoz,  Goumois  etc.). 
Der  Sturz  von  Fulnau,  zwi;)chen  Grellingen  und  Seewen, 


II        tS     1%    1»     W  «  -    «•      XI   M 


Geologisches  Querprofil  durch  das  Jnragebirge  vom  Nenenburgerted  bi«  sum  Duubs  (Villera). 


Chmine  äu  Mimt  de    U 

ffstmruM  kellerst 


V,  I*  16    1«     ?0       K»       16  I&  17   ro  22  Ji   »>   19  t'  »6  17  l9  17  16       I«    16  17       19       20Z\  tS  Z\    O  M  W     ^  20     Sl      19 

Geologisches  Querprofll  durch  das  Juragebirge  von  Biel  bis  zum  Delsbergerihal. 


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Geologisches  Querprotli  durch  das  Juragebirge  vom  Delsbergerihal  bis  Basel. 


1.  Quaternflr. 
S.  PliocäD  (fehlt). 

3.  MiocftD. 

4.  OligocäD« 
5-  Eocän. 

0.  Kreide  (Cenoman  und  YraconnieD). 

7.  Grünsandstein  (Albien). 

8.  Aptien  oder  Rhodanien.  \ 
^    UrgoD.                                               J 

•±0.  Neocom    oder    Barremien    und     [ 

Uauierivien.  V 

11    Valaogien.  / 


Schneehängen ,  Lawinenzägen 
oder  quaternären  Eismassen  lie- 
gen. Das  schönste  Beispiel  eines 
solchen  verschwundenen  lokalen 
Juragletschers  zeigt  sich  bei 
Champ  Meusel  nahe  St.  Immer 
der  Ausmnndung   einer  in 


18.  Malm  oder 
Oberer  Jura. 


12.    Uiis   oder 
Untere  Kreide. 


13.  Poriland  und  Purbeck. 

14.  Kimeridge. 

15.  Sequao 

16'  .Rauracien  und  16.  Arsovien. 
17.  Oxford.  / 

19.  Dogger  oder  Mittlerer  Jura. 

20.  Lias  oder  Unterer  Jura. 

21.  Keuper.  ^ 

22.  Muschelkalk.  j 

23.  Anhydrit  und  Salz.    )    26.  Trias. 

24.  Wellendolomit.  \ 

25.  Buntsandstein.  / 

27.  Krystalline  Schierer  u.  alteruplive  Gesteine  (Granit  etc.). 


den  Hang  des  Sonnenbergs  ein- 

feschnitteneu    Halbkluse   (ruz). 
Is  liegt  hier  vor  dem  Zungen- 
becken  des  vertorften  sog.  Creux 
de    Champ  Meusel  eine   grosse 
Stimmoräne    mit    einigen    Ge- 
steinsbrocken   (Echinodermen- 
breccie),  die  von  der  N.-Seite  des 
Sonnenbergs  stammen.  In  ähnli- 
cher Weise  lagertauch  dem  Creux  du  Van  eine  beim  Furcil 
die  Areuse  b<;gieitende  mächtige  Seiten moräne vor.  Ferner 
ziehen  sich  durch  das  Thal  von  Les  Verri^res  gecen  Les 
Bayards  hin  eine  ziemliche  Anzahl  von  Moränen,  die  vom 
Neuenbur^er   Hochjura  herab  gekommen    sind.    Einige 
Thäler  weisen  Wildbachablagerungen  oder  unterseeische 
Deltabildungen  auf  (Vallöe  de  Joux,  Val  de  Travers,   St. 
Immerthal  ete.),  die  damals  entstanden,  als  der  längs  dem 
Jurafuss  bis  zum  Moränenamphitheater  von  Wangen  an 
der  Aare  (unterhalb  Solothurn)  reichende  Rhonegletscher 
die  Juraklusen  (Gorges  de  T Areuse,  Kius  von  Rondchätel 
etc.)  nach  Aussen  abschloss.  Wenn,  wie  dies  oft  der  Fall 
ist.  Grundmoränen  oder  Seealluvionen  die  Sohle  der  Jura- 
thäler  bedecken,  so  wird  der  Boden  für  Wasser  undurch- 
lässig ;  es  bilden  sich  dann   in  der  Sohle  der  tertiären 
Mulden  oder  der   Argovien-   und    Oxford-Comben  Torf- 


Geologisches  QiierproHl  durch  das  Juragebirge  von  Aarburg  bis  Läufelflngen. 


Geologischem  QuerproAl  durch  das  Juragebirge  von  Lenzburg  bis  Effingen. 
(Legende  aiene  oben). 

hat  einen  kleinen  See  aufgestaut,  der  durch  einen  unter 
der  Stau  harre  hindurch  getriebenen  künstlichen  Stollen 
(das  sog.  Seeloch)  abgeflossen  ist  und  heute  wieder  trocken 
liegt.  Rezente  Bildungen,  wie  Kälktuff,  Torf  etc.  sind 
im  Jura  häufig,  zeichnen  sich  aber  vor  den  gleichen  Ab- 
lagerungen in  andern  Gebieten  durch  keine  besonderen 
Merkmale  aus.  (Ueber  die  Torfmoore  und  ihr  Pflanzen- 
kleid vercl.  die  Abschnitte  Technologie  und  Flora.)  Fos- 
silien flnaen  sich  in  den  Sedimenten  des  Quatemärs  nicht 
häufig ;  erwähnenswert  sind  die  Funde  von  Backen-  und 
Stosszähnen  des  Mammut  {Elepfms  primigeniiis)  in  den 
Terrassenschottem  der  Birs  bei  Grellin^en,  im  Lehm  der 
Ajoie  bei  Bellevue  (nahe  Pruntrut)  und  m  demjenigen  bei 
Les  Joux  Derri^res  nahe  La  Chaux  de  Fonds.  Ein  Bruch- 
stück eines  Backenzahnes  des  Mammut  ist  auch  bei  Les 
Fahys  über  Neuenburg  entdeckt  worden.  Die  Höhlen  des 


686 


JÜR 


JÜR 


Berner  Jura  (Liesberg.  Umgebung  von  Laufen,  Oberlarg) 
und  in  den  Grbrges  de  TAreuse  haben  einise  von  Menschen- 
hand bearbeitete  Feuersteingeräte  und  Knochen  des 
Höhlenbären  (Ursu*  spelaetis)  aelieferi. 

Sehr  schöne  und  grosse  Tropfsteinbildungen  sieht  man 
in  den  Höhlen  von  Recl^re,  Lajoux,  Guldenthal  etc.  Eis- 
höhlen kommen  vor  bei  Samt  Georges  über  Rolle 
(Glaciöre  du  Pr^  de  Saint  Livre  nö.  vom  Mont  de  Biöre 
und  Glaci^re  du  Petit  Pr^  de  Rolle  nw.  von  Saint  Georges), 
in  der  Kette  von  Monlösi,  am  Chasseral  (Creux  de  Glace) 
und  Sonnenber^  (La  Tane  bei  Tavannes,  an  der  alten 
Römerstrasse  Pierre  Pertuis-Tramelan).  Der  Boden  ist  im 
Juragebirge  überall,  besonders  aber  in  den  Kalkstufen  des 
Obern  Jurasystems,  ausserordentlich  stark  ausgelaugt  und 
nach  allen  Richtungen  hin  mit  Erosionsgängen,  Höhlen, 
Spalten,  Trichtern  etc.  durchsetzt,  die  die  Oberflächen- 
wasser absorbieren  und  in  die  hydro^phischen  Becken 
der  Stromquellen  leitesv  Ein  Teil  dieser  unterirdischen 
Kanäle  ist  schon  in  der  Kontinentalphase  des  Jura  während 
der  Kreide-  und  Eocänzeit  (durch  Einwirkung  der  sauern 
Wasser  der  Bohnerzbilduns  auf  den  Malm)  angelegt  und 
im  Quaternär  durch  die  Erosion  des  Regenwassers  er- 
weitert und  durch  neue  vermehrt  worden.  Ihnen  haben 
sich  dann  in  den  nicht  vergletscherten  Teilen  des  Landes 
Karren  (lapi^s,  lapiaz)  beigesellt,  die  ebenfalls  durch  die 
Regenwasser  entstanden  sind  und  auf  nacktem  Felsboden 
(laves,  l^zines,  jaluzes  etc.)  oder  so^ar  im  Wald  oft  ganze 
Felder  (champs  lapiaires)  bilden.  Die  Jurakarren  zeichnen 
sich  durch  charakteristisch  tafelartige  Formen  (tablesoder 
tabourets  lapiaires)  aus,  die  ihre  Erklärung  in  den  regel- 
mässigen Äbsonderungsklüflen  der  Jurakalke  finden  (vergl. 
Bulletin  de  la  Soc.  des  sciences  not,  de  Neuchätel,  T. 
18  und  22). 

Technologie  :  Quellen,  Berghau  und  Steinbrüche.  Die 
regelmässige  Tektonik  des  Jura  gestattet  ein  leichtes  Auf- 
finden der  Quellen  und  die  Berechnung  der  Grösse  und 
Ausdehnung  ihrer  unterirdischen  hydographischen  Bec- 
ken oder  Wasserreservoire.  Die  Mergel  an  den  Käm- 
men sind  gewöhnlich  (rocken^  während  umgekehrt  die 
zwischen  zwei  Mergelstufen  liegenden  Kalkmulden  im- 
mer mit  Wasser  durchtränkt  sind,  das  am  tiefsten  Punkt 
der  betreflenden  Schicht  in  den  grossen  sog.  Strom- 
quellen (sources  vauclusiennes)  zu  Tase  tritt.  Einige 
dieser  Quellen  (Areuse,  Noiraigue)  beziehen  ihr  Wasser 
aus  hochgelegenen  Berffgebieten  ohne  oberflächlichen  Ab- 
fluss,  wo  es  durch  Spalten  und  Trichter  (im  jurassischen 
Dialekt  emposieux,  embossieux,  ^poisats,  pouches  etc. 
genannt)  im  ik>den  verschwindet.  Ausnahmsweise  können 
auch  Moränen  und  grössere  Sturzschuttmassen  wasser- 
haltig sein,  besonders  wenn  ihre  Unterlage  mergelig  ist. 
Die  Mineralquellen  und  Thermen  im  Ostjura  (Schinznacli, 
Baden)  stammen  aus  sehr  tiefffelegenen  hydrographischen 
Becken  (Trias),  die  von  den  Flüssen  in  ihrem  Querdurch- 
bruch durch  die  Lägernkette  angeschnitten  worden  sind. 
Ihren  Mineralgehalt  beziehen  sie  aus  den  umgebendeh 
Schichten  der  Trias,  und  ihre  hohe  Temperatur  ver- 
danken sie,  wie  dies  überall  der  Fall  ist,  ihrem  Aufent- 
halt in  grosser  Tiefe  (Temperaturzunahme  um  1  <>  C.  auf 
je  33  m  Tiefe).  Weniger  leicht  lässt  sich  erklären,  auf 
welchen  Wegen  das  Oberflächen-  oder  gewöhnliche  Quell- 
wasser in  so  beträchtliche  Tiefen  hat  gelangen  können 
(vielleicht  durch  Spalten  im  Liegenden  verschiedener 
über  einander  gelagerter  Sammelbecken). 

An  Erzen  fünren  die  sekundären  und  tertiären  Ge- 
steine des  Jura  blos  Eisen,  das  sich  in  der  Bohnerz- 
bildung  und  den  verschiedenen  jurassischen  und  in- 
frakretazischen  Eisenoolithen  findet.  Kohle,  auch  Schie- 
ferkohle, fehlt  dem  Jura  auf  Schweizerboden  fast 
ganz ;  blos  dem  Keuper  des  Nordjura  sind  einige 
unbedeutende  Kohlenflöze  eingelagert.  Häufig  ist  da- 
gegen der  oft  sehr  dichte  und  an  holziger  Substanz 
reiche  Torf.  In  den  tiefen  Schichten,  die  wahrscheinlich 
sehr  alt  (Ende  der  Glazialzeit)  und  durch  Ueberflutung 
mit  W^asser  entstanden  sind,  lassen  sich  die  Föhre,  Birke, 
Erle  und  sogar  Eiche  nachweisen«  während  die  obern 
Lagen  (der  sog.  felou)  sich  über  Wasser  als  Hochmoore 

gebildet  haben  und  ein  filziges  Gewebe  von  Torfmoosen, 
feidekraut,    Heidelbeersträuchem,    Flechten  (Cladonia) 
und  Resten  von  Föhren  und  Birken  (wie  solche  in  \er-  | 
kümmerten  Exemplaren  heute  noch  auf  den  Torfmooren   i 


stehen)  bilden.  Alle  Torfmoore  der  jurassischen  Hoch- 
thäler  werden  lebhaft  abgebaut  und  die  Ausbeute  im 
Rohzustand  (« Turben  »)  oder  zu  Briquettes  gepresst  als 
Heizmaterial  verwendet.  Am  bedeutendsten  ist  dieser  Er- 
werbszweig in  den  Thälem  von  La  Sagne,  Les  Ponts,  La 
Br^vine  und  der  Freiber^e,  um  Bellelay,  auf  dem  Tessen- 
berg  (Plateau  de  Diesse.)  etc.  Einer  der  wichti^ten  berg- 
männischen Betriebe  im  Jura  ist  die  Asphaltmme  von  La 
Presta  zwischen  Travers  und  Couvet  im  neuenbur^schen 
Val  de  Travers.  Sie  besteht  aus  einer  stark  mit  Bitumen 
imprägnierten  Bank  von  porösem  Kalkstein  (oberes  Urgon), 
in  die  Stollen  getrieben  werden.  Durch  Destillation  erhält 
man  dann  aus  dem  geförderten  Rohmaterial  die  kuchen- 
förmigen  sog.  cpains  d'asphalte».  Flüssiges  Bitumen 
findet  sich  auch  in  kleinen  Geoden  der  über  dieser  Bank 
liegenden  Sande  des  Albien.  die  daneben  noch  phosphori- 
sicrte  Knollen  und  fossile  Steinkeme  enthalten.  Diese 
Vorkommnisse  lohnen  ihrer  Geringfügigkeit  wegen  den 
Abbau  nicht,  lehren  uns  aber  den  i^phalt  als  eine 
organische  und  sedimentäre  Bildung  kennen.  Andere 
Asphaltlager  sind  —  ebenfalls  im  obern  Urgon  —  auch 
in  der  Umgebung  von  Orbe  abgebaut  worden.  Die  oligo- 
cänen  Sandsteine  um  Mathod  und  Chavomay  führen 
Petroleum  und  gleichen  in  Alter  und  Lagerung  in  manchen 
Beziehungen  denen  von  Pechelbronn  und  Sulz  im  Unter 
Elsass.  Bis  jetzt  hat  man  aber  noch  keine  Bohrungen 
unternommen,  die  einen  Schluss  auf  ihre  Abbauwürdig- 
keit gestatten  würden.  Die  Asphaltproduktion  im  Val 
de  Travers  betrug  im  Jahr  1901  nicht  weniger  als  90776 
Tonnen ;  sie  bildet  für  den  Staat  Neuenburg  eine  zwischen 
187500  und  275000  Fr.  schwankende  jährliche  Einnahme. 

Der  Gips  wird  im  Triassystem,  besonders  in  der  sog. 
Anhydritgruppe  (dichter  Gips)  und  im  Keuper  (Fasergips) 
ausgebeutet.  Im  Keuper  liegen  die  Gipsgruben  von  Cornol, 
Bärswil,  Thalheim,  Ehrendingen  etc.,  im  Anhydrit  da- 
ffegen  die  Gruben  am  Balmberg,  von  Günsberg,  Läufel- 
fingen (Kanton  8olothurn)  und  Zeglingen  bei  Sissach.  Für 
Bauzwecke  zieh%man  den  von  seinen  mergeligen  Bestand- 
teilen ^[ereinigten  Gips  der  Anhydritgruppe  vor,  während 
die  geringeren  Qualitäten  zur  Verbesserung  der  Acker- 
krume verwendet  werden.  Steinsalz  findet  sich  ebenfaUs 
in  der  Trias,  aber  einzig  an  der  Basis  der  Anhydritgruppe, 
wo  es  unter  dem  Rheinthal  zwischen  Basel  Äugst  und 
Koblenz  Bänke  oder  Linsen  von  mehreren  Metern  Mächtig- 
keit aber  gewöhnlich  geringer  Fiächenausdehnung  bildet. 
Salinen  in  Basel  Äugst,  Riburff,  Rheinfelden,  Schweizer- 
halle (s.  die  betr.  Artikel  und  den  Abschnitt  über  das 
Triassystem  in  diesem  Artikel).  Die  Bemer  haben  nach 
den  Burgunderkrieffen  auf  jetzt  französischem  Boden 
zwischen  Souice  und  Saint  Hippolyte  (Departement  Doubs) 
aus  einem  bei  der  Lokalität  La  Saunerie  im  Doulrabett 
geteuften  Schacht  einst  Salzsoole  gepumpt.  Diese  Stelle 
zeigt  uns,  dass  das  Salz  auch  in  der  Tnas  der  Lomont- 
kette  und  der  benachbarten  schweizerischen  Gebiete 
(Soubey)  vorhanden  ist.  Die  Bohrungen  bei  Cornol  1836 
und  lo74  sind  an  ungünstigen  Stellen  vorgenommen 
worden  und  nicht  bis  zur  Basis  der  Trias  hinunter  ge- 
langt. Der  Keuper  enthält  neben  dem  Gips  zuwei^n 
auch  noch  Bittersalz  (Magnesiumsulfat),  das  die  gips^ 
führenden  Mergel  in  Adern  durchzieht.  Es  wird  bei 
Birmensdorf  (Kanton  Aargau)  derart  abgebaut,  dass  man 
durch  Einführen  von  Quell  wasser  in  den  Schacht  eine 
gesättigte  LÖsunff  sich  bilden  lässt,  die  nachher  ausge- 
pumpt und  zur  Herstellung  eines  guten  Bitterwassers  ver- 
wendet wird. 

Die  Minen  von  Eisenoolith  oder  Limonit  im  Valangien 
um  Vallorbe  werden  nicht  mehr  ab^baut.  seit  ihr  Be- 
trieb durch  die  Konkurrenz  des  auslandischen  Eisens  zu 
teuer  geworden  ift.  Dasselbe  gilt  für  die  limonitischen 
Erze  im  obern  Dogger  (Callovien)  des  Frickthales,  die  v^h- 
rend  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  ausf^ebeutet 
und  in  Laufenburg  verhüttet  worden  sind.  Völlig  oder 
beinahe  erschöpft  sind  die  Vorkommnisse  von  Bohnerz 
um  Aarau,  am  Randen,  im  Thal  der  Dünnern  (Balsthal) 
und  Guldenthal  (Kanton  Solothum),  das  zusammen  mit 
Bolus,  Huppererde  etc.  in  Taschen  im  Malmkalk  lag.  Da 
dieses  limonitische  Erz  ein  gutes  Schmiedeeisen  liefert, 
hat  man  dem  Bohnerz  seit  den  Zeiten  der  Kelten  und  Rö- 
mer durch  das  ganze  Mittelalter  und  bis  heute  beständig 
nachgespürt.  Jetzt  beutet  man  nur  noch  die  unter  der 


JÜR 


JUR 


687 


Ebene  von  Delsberg  in  mehr  als  80  m  Tiefe  regelmässig 
Relagerte  Eocän-(Bohnerz-)8chicht  aus,  deren  Erz  in  den 
Hochöfen  von  Choindez  bei  Delsberg  verhüttet  und  zur 
Herstellung  von  Röhren  etc.  verwendet  wirc|.  Vor  der 
Verhüttung  muss  das  stark  mit  braunem  oder  ziegelrotem 
Bolus  verunreinigle  Erz  gewaschen  werden.  Die  limoni- 
tischen  Erze  bestehen  aus  erbsenförmigen  Eisenhydrat- 
körnern, die  gewöhnlich  in  Bolus  eingeschlossen  und 
mehr  oder  weniger  dicht  zusammengedrängt  sind,  oft  auch 
traubig  oder  in  kopfartigen  Kugeln  abgesondert  sein  kön- 
nen und  hie  und  da  mit  Thon  gemischt  sind,  der  in  zum 
Eisenhydrat  konzentrischen  Schichten  sich  einlagert.  Das 
Bohnerz  ist  in  warmem  und  stagnierendem  Wasser  ab- 
gesetzt worden  und  enthält  bis  zu  44%  reipes  Eisen.  Beim 
Abbruch  der  alten  Hochöfen  des  Delsbergerthales  (Ron- 
dez, Undervelier)  fand  man  die  Schlote  inwendig  ganz 
mit  Schlacken  ausgekleidet,  denen  eine  Menge  von  Eisen- 
titanitkrvstaUen  aufsassen ;  ferner  inkrustierte  sich  das 
Mundloch  dieser  alten  Hochöfen  stets  rasch  mit  Zinkozyd 
als  einem  Sublimationsprodukt  des  Bohnerzes.  Deijenige 
im  Thal  von  Laufen  enthielt  manchmal  auch  noch  Arsenik. 
An  andern  Stellen  findet  man  manganschüssiges  Eisen 
(Tasche  an  den  «  Zigzags  »  in  Neuenburg).  Phosphor  fehlt 
den  Eisenerzen  des  Jura. 

Die  Taschen  im  Jurakalk  enthalten  neben  den  eocänen 
Erzen  auch  noch  feuerfeste  Erden  und  weissen,  oft  sehr 
reinen  (98%  Kieselsäure)  Quarzsand,  sog.  Glassand,  die 
beide  in  verschiedenen  Industrien  Verwendung  finden. 
Häufig  sind  sie  namentlich  um  Münster  und  Souboz,  im 
Thal  von  Tavannes  (Court,  Saicourt,  Le  Fuet)  und  in  der 
Umgebung  von  Bellelay,  wo  sie  an  manchen  Stellen  unter 
offenem  Himmel  abgebaut  werden.  Bei  Lengnau  (Longeau) 
nahe  Biel  sind  diese  Sande  mehr  thonig  (Huppererde) 
und  füllen  grosse  natürliche  Höhlungen  im  Portland- 
kalk aus.  Hire  Entstehung  verdanken  sie  der  lösenden 
Einwirkung  von  warmem  Sauerwasser  auf  die  Kieselkalke 
des  Neocom  und  Jurasystems  während  der  Eocanzeit 
(ver^l.  den  Abschnitt  Eocän),  sowie  zum  Teil  auch  den 
zerriebenen  und  ausgewaschenen  Sauden  des  \lbien  fPis- 
soux)  oder  vielleicht  auch  noch  dem  Buntsandstein  (Her- 
tingen  bei  Kandem  etc.).  Im  Se<iuan  finden  sich  solche 
Sande  mit  feuerfesten  Thonen  wieder  bei  Lausen  in  der 
Umgebung  von  Liestal  und  bei  Flühen  (Basel  Land)  und 
Buclisweiler  (Ferrette)  im  Ober  Elsass.  Anderswo,  z.  B. 
bei  Diegten  (Aargau)  iät  der  eocäne  Bolus  derart  reich  an 
oker-  oder  blutrotem  Eisenhydroxyd,  dass  er  zur  Her- 
stellung von  roter  Farbe  verwendet  werden  könnte.  Die 
Ziegelei  und  Töpferei  im  Juraffebirge  bezieht  ihr  Roh- 
material hauptsächlich  aus  Grünen,  die  in  den  miocänen 
oder  oligocänen  (d.  h.  tertiären)  Merjg^eln  oder  in  den 
kalkfreien  Lehmen  der  Quartärzeit  geöffnet  worden  sind. 
Der  Bolus  würde  sich  vorzüglich  zur  Herstellung  von 
Terracottageräten  eignen.  Die  Steingut^eräte  (Pruntruter- 
geschirr),  die  um  Pruntrut  («  Chachehdorf  *  Bonfol)  seit 
undenklichen  Zeiten  angefertigt  werden,  bestehen  aus 
einer  natürlichen  Mischung  von  eocänem  Bolus  mit  Vo- 
gesensanden  und  alpinem  Deckenschotter. 

Unzählbar  sind  im  Jura  die  Steinbrüche,  fls  ffibt  solche 
auf  Bausteine,  fetten,  magern  und  hydrauliscnen  Kalk, 
yfie  auf  Zement.  Die  erst  zu  Ende  des  vergangenen  Jahr- 
hunderts zur  Ausbeute  gelangten  Zementbrüche  sind 
beinahe  alle  wirkliche  Bergwerke  mit  Grossbetrieb. 

Die  abwechselnd  mergeligen  und  kalkigen  Stufen  des 
Jarasystems  und  selbst  noch  der  untern  Kreide  liefern 
alles  gewünschte  Rohmaterial  in  grossen  Mengen,  und 
es  hängt  nur  von  der  Lage  der  Gruben  nahe  oder  fern 
von  Eisenbahnstationen  und  von  ihrer  leichteren  oder 
schwierigeren  Abbau fähiffkeit  ab,  ob  sie  die  gewünschte 
Rendite  ergeben  oder  nicht. 

Alle  Mer^elstufen  des  Jura  können  «Rohmaterial  für  die 
Zementfabrikation  liefern,  weil  die  beizumischenden  Kalke 
stets  in  der  Nähe  vorhanden  sind.  Am  meisten  werden 
die  Oxford-  und  Arcovienmergel  abgebaut,  die  aber  nur 
in  den  zentralen  Ketten  des  Berner  Jura  zusammen  in 
normaler  Ueberlagerung  vorkommen,  während  sie  sich 
im  übrigen  Schweizer  Jura  stets  gegenseitig  ausschliessen. 
Dem  allgemein  mit  Kieselsäure  durchsetzten  Oxford  ge- 
hören afle  Zementmergel  um  Laufen,  Delsberg,  Saint  Ür- 
sanne  etc.  an,  während  die  Zementfabriken  im  Ostjura 
und  am  Fuss  des  Solothurner,  Berner,  Neuenburger  und 


Waadtländer  Jura  von  Baden  bis  Baulmes  die  Argovien- 
mergel  ausbeuten,  deren  regelmässige  Schichtung  die 
Herstellung  von  Zement  meist  begünstigt.  Stratigrapnisch 
sind  die  Argovienmergel  jünger  als  das  Oxford  (vergl.  den 
Abschnitt  Geologie :  Stratigraphie).  Im  Grossen  werden 
sie  abgebaut  bei  Wildegg,  Aarau,  Rondchätel,  Les  Convers 
und  Saint  Sulpice.  Die  Zementmergel  von  Noiraigue  (am 
Furcil  unter  der  Clusette)  gehören  dem  obern  Dogger 
(Bathien]  an. 

Bausteine  liefern  im  Jura,  von  unten  nach  oben  ge- 
zählt, besonders  der  Muschelkalk  (Balmberg,  Frickthal, 
Umgebung  von  Äugst  und  Brugg;  Römerbauten  in  Au- 
gusta  Rauracorum  und  Yindonissa),  die  ihrer  grossen 
Druckfestigkeit  und  Widerstandsfähigkeit  gegen  Frost 
und  Witterungsunbilden  wegen  sehr  geschätzte  Echino- 
dermenbreccie  (pierre  ä  entroques)  des  Bajocien  (Mont- 
p^reux,  beim  Bannhof  Les  Convers),  der  Hauptrogenstein 
(Muttenz,  Langenbruck,  Bellerive  bei  Delsberg,   Boches 


Jara  :  FabrikaaUgea  bei  Le  Daj. 

und  Choindez  bei  Münster,  Steinersberg  in  der  Chasse- 
ralkette,  La  Deneyriaz  w.  vom  Chasseron),  die  den  besten 
Macadam  liefernae  und  zu  Platten  und  Steinmauern  ver- 
wendete Dalle  nacr^e  oder  Deute  (Echinoderraenbreccie), 
welche  in  leicht  zum  Einsturz  geneigten  Brüchen  auf  den 
Freibergen,  bei  La  Chaux  de  Fonds,  La  Vue  des  Alpes, 
Brot,  La  Clusette  bei  Noirai|;ue  gewonnen  wird:  die  stark 
ungleichen,  oft  aber  sehr  widerstandsfähigen  Oolithe  des 
Sequan (Laufen);  die  von  Regensberg  an  im  ganzen  Jurfi 
abgebauten  Kalke  des  Kimeridge  mit  dem  Solothurner 
Marmor.  Es  ist  dies  das  im  Jura  am  häufigsten  ver- 
breitete Gestein,  das  sich  aber  selten  in  so  schönen 
Blöcken  brechen  lässt  wie  bei  Solothurn.  Auch  die  untere 
Kreide  (Hils)  liefert  Bausteine :  lichte  Kalke  (sog.  marbre 
bätard  des  mittleren  Valangien)  werden  von  Biel  bis 
Neuenburg  ( Gold berff,  Rusel),  bei  Arzier  etc.  ausgebeutet  ; 
gelbes  Neocom  von  Neuenburg  oder  Hauterive  (liier  schon 
im  Altertum  gebrochen :  Aventicum),  weitere  Brüche  am 
Mont  Chamblon  nahe  Yverdon,  bei  La  Sarraz  etc. ;  weisses 
Urgon  von  Auvernier,  Bevaix,  La  Baisse,  Concise,  Orbe, 
Entreroche  etc.  (die  Steine  von  La  Raisse  etc.  ebenfalls 


688 


JUß 


JUR 


von  den  Römern  schon  verwendet : .  Agaunum).  Femer 
werden  abgebaut  die  miocänen  Sandsteine  der  helveti- 
sehen  Stufe,  besonders  der  Muschelsandstein  von  La 
Tour  de  la  Moliere  bei  Estavayer,  der  in  verschiedenen 
Jurathälern  (Noirvaux,  P^ry,  Court)  wiederkehrt  und 
früher  sehr  oft  zu  Mühlsteinen  und  Bauzwecken  verwen- 
det worden  ist.  Die  leicht  zu  behauende  und  zu  drehende 
(monier,  daher  der  Name)  Molasse  (pierre  morte)  dient 
zur  architektonischen  Ausschmückung  der  Bauwerke  und 
mit  Vorliebe  auch  zur  Herstellung  von  Kachelöfen,  wie 
man  sie  auf  dem  Land  und  in  alten  Bürgerhäusern  noch 
häutig  sieht.  Die  oligocänen  und  miocänen  Süsswasser- 
kalke,  die  in  einigen  Thälern  (Reconvillier)  in  grosser 
Menge  auftreten,  liefern  nur  einen  wenig  geschätzten  ma- 
gern Kalk.  Im  Gegensatz  dazu  stellt  man  aus  den  Kalk- 
steinen des  Kimeridge  einen  fetten  Kalk  her  (wandernde 
Kalköfen).  Bemerkenswert  rein  sind  die  weissen  Korallen- 
kalke  (Kauracien)  von  Lucelle,  Movelier,  Saint  Ursanne, 
Bure  etc.,  die  von  gewissen  Fabrikbetrieben  ( Calcium kar- 
bid-  und  chemischen  Fabriken)  zur  HerstelluDg  von  koh- 
lensaurem Kalk  (Calciumkarbonat)  verwendet  werden. 
Hier  und  da  werden  mit  der  Säge  auch  Kalktufle  ge- 
schnitten und  zu  leichten  Bausteinen  geformt  (Zirkus  von 
Moron,Goumois  etc.).  Ziemlich  selten  sind  im  Jura  harte, 
zu  Wetzsteinen  taugliche  Sandsteine ;  besonders  geschätzt 
ist  in  dieser  Beziehung  der  sequanische  Sandstein  von 
Damvant.  Bios  im  Jura  bekannt  sind  die  von  einigen 
calcedon balligen  Bänken  in  der  Echinodermenbreccie 
der  Chasseralkette  hergestellten  Wetzsteine  (coticules).  Zer- 
riebene Molasse  gibt  Polierpulver,  ebenso  die  in  einigen 
Alluvionen  des  Doubs  (Soubey)  enthaltenen  feinen  Sande, 
die  auch  beim  Schleifen  Verwendung  finden.  Walkererde 
endlich  wird  ebenfalls  an  einigen  Stellen  gewonnen, 
so  z.  B.  aus  den  mergeligen  Bänken  des  sog.  Virgulien 
(Portlandstufe).  [Dr.  L.  Rollikr] 

Flora.  Wenn  auch  das  Pflanzenkleid  des  Jura  der 
reich  entwickelten  und  in  ihren  Formen  unendlich  ab- 
wechslungsreichen Flora  der  Alpen  nicht  gleichkommt, 
so  ist  es  doch  keineswegs  .so  gleichförmig,  wie  ein  ol>er- 
flächlicher  Beobachter  wohl  meinen  möchte.  Neben  der 
Höhenlage,  die  hier  wie  überall  das  Vorhandensein  von  be- 
sonderen Vegetationszonen  bedingt,  beeinflussen  die  topo- 
graphischen Formen  und  die  verschiedenen  Bodenarten 
(Kalksteine,  Mergel  und  Sandsteine)  die  Verteilung  von 
Wärme  und  Feuchtigkeit  genügend,  um  auch  hier  Abwechs- 
lung und  scharf  umgrenzte  Pflanzenformationen  entstehen 
zu  lassen.  Die  Klüsen  oder  Querthäler,  die  Comben,  die 
geschlossenen  Becken  der  hohem  Plateaulandschaflen 
mit  ihren  Torfmooren  und  Seen,  die  obersten  Kämme 
mit  ihren  trockenen  Weideflächen,  die  steilen  Felswände 
und  endlich  auch  die  Sturzschuttmassen  weisen  alle  wieder 
ihre  eigenen  Floren  auf,  die  zusammen  ein  rechtabwechs- 
lungsreiches Gesamtbild  ergeben.  Neben  diesen  phvsio- 
gnomischen  Unterschieden,  die  im  ganzen  Gebirge  über- 
all die  gleichen  sind  und  gerade  deshalb  dem  Pflanzen- 
kleid des  Jura  seinen  einheitlichen  Charakter  verleihen, 
können  in  der  Artenliste  beim  Fortschreiten  von  SW. 
nach  NO.  noch  Modifikationen  anderer  Art  k>eobachtet 
werden.  Diese  bestehen  hauptsächlich  darin,  dass  nach 
und  nach  eine  gewisse  Anzahl  der  südlichen  Arten  ver- 
schwindet und  durch  mitteleuropäische  Typen  ersetzt  wird, 
die  an  manchen  Stellen  die  Oberhand  gewinnen.  Diese 
longitudinalen  Schwankungen  im  Bestand  der  Flora  ge- 
stalten uns,  das  Gebirge  vom  ptlanzengeographischen 
Standpunkt  aus  in  einen  südwestlichen,  zentralen  und 
nördlichen  Jura  einzuteilen.  W^ir  müssen  also  bei  unserer 
Betrachtung  folgende  Momente  berücksichtigen  :  1)  die 
Höhenzonen  oder  Regionen  (untere,  mittlere  und  obere 
Region),  2)  die  Formationen  (Wald,  Wiese,  Weide,  Seen, 
Torfmoore,  Felsen),  3)  die  regionalen  Unterabteilungen 
(sw.,  zentraler  und  n.  Jura)  und  4)  die  Herkunft  der  ju- 
rassischen Flora,  sowie  ihre  Beziehungen  zu  und  Al>- 
weichungen  von  derjenigen  der  umliegenden  Landschaf- 
ten. 

1.  Die  Höhenzonen  oder  Regionen.  Man  kann  im  Ju- 
ragebirge drei  Höhenzonen  oder  Pflanzenregionen  un- 
terscheiden :  1)  eine  untere  Region,  400-7U0  m,  mit 
Ackerbau,  Nussbäumen  und  Weinbau ;  2)  eine  mittlere 
oder  Ber^region,  700-1300  m,  zum  grossen  Teil  mit 
Wald,  Wiesen  und  Torfmooren,   sowie  mit  etwas  Ger- 


sten-, Hafer-  und  Roggen  bau ;  3)  eine  obere  oder  sub- 
alpine Region,  über  13uO  m,  mit  der  obem  Baumgrenze, 
die  kaum  höher  als  bis  1400  in  reicht,  und  den  alle  hohen 
Rücken  bekleidenden  Sennbergen.  Jede  dieser  Regionen 
entspricht  wieder  bestimmten  klimatischen  Unterschie- 
den. Der  tiefste  Teil  der  untern  Region,  der  an  die  Rand- 
seen oder  den  Lauf  der  Aare  grenzt,  gehört  zu  den 
wärmsten  Gebieten  der  Schweiz.  Der  Jura  fallt  vom  Fort 
de  r^cluse  bis  Baden  mit  steilen  und  oft  felsigen  Hängen 
zum  Mittelland  ab.  Diese  erwärmen  sich  ihrer  südlichen 
oder  südöstlichen  Exposition  wegen  sehr  stark  und  brechen 
die  Gewalt  der  NW. -Ende.  Dieser  besonders«  an  den  Ufem 
des  Neuenbur^er-  und  Bielersees  und  längs  dem  untern 
Aarelauf  deutlich  merkbare  Einüuss  verleiht  dem  Pflanzen- 
kleid dieser  Gegenden  einen  südlichen  Charakter  und  ge- 
stattet manchen  dem  Mittelland  fehlenden  Pflanzen,  bis 
gegen  die  N. -Schweiz  hin  zu  (|[edeihen.  Die  Weinrebe 
wird  von  Orbe  bis  Biel  in  einem  ununterbrochenen 
Streifen  angepflanzt  und  steigt  über  den  Seen  bis  zu  600 
m  Höhe  an.  Daneben  haben  sich  längs  dem  Jurafuss  nach 
NO.  mehrere  südl.  Arten  vorgeschoi)en,  die  durch  einige 
Querschluchten  oder  Klüsen  sogar  bis  ins  Innere  des  Ge- 
birges gelangt  sind.  Beispiele  dafür  sind  der  italische 
Ahorn  (Acer  ilalum"^  und  die  flaumige  Eiche  {Quercus 
lanuginosa)^  die  bis  in  die  Klüsen  von  Münster  auftreten. 
Ein  anderer  Baum  des  Südens,  die  Kastanie,  findet  sich 
sprungweise  bis  Neuenstadt  und  zur  Petersinsel  (Bielersee). 
hiner  der  hauptsächlichsten  Charakterbaume  der  untern 
Region  ist  aber  der  Buchsbaum  {Buxus  senipervirens)^ 
der  den  Höhen  am  Jurafuss  ihr  besonderes  Aussehen  ver- 
leiht und  einer  ganzen  Landschaft,  dem  Buchs^u, 
ihren  Namen  gegeben  hat  (vergl.  ferner  die  Bezeich- 
nungen Oberbuchsiten  bei  Ölten  und  Buix  bei  DeBe). 
Dem  Mittel land  fehlen  ganz  oder  fast  ganz  folgende 
(nach  Christ  aufgezählte)  Arten,  die  einem  wärmeren 
(wenn  auch  noch  nicht  dem  mediterranen)  Trpus  an- 
gehören :  Glaucium  flavum  (Corcelettes  und  La  Tene 
Bei  Marin),  Myosiirus  minimus.  Diplotaxis  murcUis, 
Cerastiurh  senitdecandrum  var,  gluUnosuniy  Silene  otites 
und  ^.  gallicay  Cytisus  labumum  (bei  Montricher), 
Prunus  mahaleby  Rosa  pimpinellifolia,  R.  st^styla  und 
R.  Sabini,  Lathyrus  cicera^  Asperula  Unctoria  (Orbe) ; 
ferner  mehrere  Umbelliferen  wie  Peucedanum  carvifoUa, 
Apium  nodiflorumy  Oenantlie  fistulosa^  Anthrisctts  tor- 
quala^  Tordylium  maximumj  Eryngium  campettre,  Btt- 
nleurum  falcalum  und  Trinia  glauca;  dann  verbascum 
blattaria,  Filago  gallicay  Lactuca  virosay  Aster  Unosyris, 
Orobanche  heaeraey  AUium  pulcfiellum  u  a.  Femer  die 
rundblälterige  Münze,  der  gelbliche  Hohlzahn  {Galeopsis 
ochroleuca)y  die  zipfelige  Brunelle,  der  gemeine  Andorn 
{fdarrubiuni  vulgare),  aer  purpurblaue  Steinsame  {Litho- 
spernium  purpureo-coeruleum),  der  vergissraeinnicht- 
arllge  Igelsame  {Lappula  myosolis)^  die  europäische 
Sonnenwende  jHelioiropium  europaeum)^  der  Wiesen- 
Alant  (inu/a  britannica)y  die  Kornelkirsche  {Cttmus  mos), 
edle  Schafgarbe  [Achülea  nobilis),  stengellose  Schlüssel- 
blume (Primula  acaulis)^  europäische  Erdscheibe  {Cycla- 
minus  europaea)^  der  unechte  Dingel  {Limodorum  abor- 
tivum)y  die  deutsche  Schwertlilie  {Iris germanica),  knoUen- 
tragende  Lilie  {Liliuni  bulbiferum),  der  hängende  und 
pyrenäische  Milchstern  (OrnUhogalum  nutans  und  0. 
pyrenaicum)y  die  gelbrote  Taglilie  {^HenieroccUlis  fulva) 
etc.  Neben  diesen  am  Jurafuss  ziemlich  verbreiteten 
Typen  finden  sich  lokal  noch  einige  andere  mediterraner 
Herkunft,  so  Corydalis  lutea  (häufig  bei  Orbe,  Valevres, 
Neuenburg),  Adiantum  capillus  Veneris  (Saint  Aubin), 
Ononis  rotundifoiia  (nördl.  bis  Orbe);  bis  Neuenbürg 
Helianlhemum  fumana,  Orobanche  hederae  und  O. 
brachysepala,  Colutea  arborescens,  Bunium  bulbocasta- 
nuniy  Hieracium  laricUum  (bei  Noiraigue),  Kcßleria  vale- 
siaca,  Mespilus  germanica^  Luzula  Forsteri^  Asplenum 
ceterach,  Trifolium  scabrum  und  T.  slrialuniy  Iberit 
decipiens;  bis  Neuenstadt  Cheiranthus  cheiri,  Vinca 
minor;  bis  Biel  Lactuca  perennis,  Dianthus  inodorusvar, 
virgineus  Jacq.;  bis  zum  Hauenstein  Asplenum  Halleru 
Von  allen  südl.  Arten  mit  zerstreutem  Verbreitungsbeiirk 
ist  aber  am  interessantesten  der  Felsen-Bauernsenf  {Ibe- 
ris  saxatilis)y  eine  strauchartige  immergrüne  Crucifere, 
die  vom  Fuss  der  Pyrenäen  und  den  Basses  Alpes  ohne 
irgend  welche  Zwischenstation  bis  zur  Ravellenflun  ob  Oeo- 


JÜR 


JUR 


689 


singen  sich  schwingt  und  hier  sich  reichlich  fortpflanzt. 
Einen  ferneren  Beweis  für  die  Milde  des  subjurassischen 
Klimas  liefern  die  zahlreichen  Natura- 
lisationen mediterraner    Arten,    z.    B. 
Centranthus   ruber,  Jasminum   fruti- 
cans,  Antirrhinum    majus,    Thymus 
vulgaris,  Lavandula  vera  etc.   Dieser 
bevorzugte  Landstrich,  oft  auch  kurz- 
weg das  Jurathal  genannt,  ist  aber  nur 
von  geringer  Breite  und  steigt  vom  Rand 
des    geeen    NO.    bis    zu    9üO  m    sich 
senkenden  Mittellandes  hinter  den  Seen 
bis  zu  450  m  und  stellenweise  bis  zu 
500  m  auf.  Darüber  beginnt  die  Region 
des  Buchenwaldes,  der  im  N.  des  Ge- 
birges die  Ketten  bis  zu  oberst  beklei- 
det, aber  im  zentralen  und  südlichen 
Jura  in  etwa  900  m  vom  Tannenwald 
abgelöst  wird.   Die   jurassische   Buche 
geht    stellenweise    in    zwerghaft    ver- 
krüppelten  und  vereinzelten  Exempla- 
ren bis  zu  1300  m,  ist  aber  vorzugsweise 
in  der  Zone  zwischen  400  und  900  m 
heimisch  und  bildet  hier  so  geschlos- 
sene und  dichte  Bestände  wie  nirgends 
mehr  in   der  Schweiz.  Dieses  massen- 
hafte Auftreten  ist  ein  Anzeichen  und  zugleich  eine  Folge 
des  feuchten  und  verhältnismässig  g^leichförmigen  Klimas, 
das    während    der    Vej^etationsperiode    der   Buche   hier 
herrscht.  Der  Baum  erfordert  zu  seinem  Gedeihen  in  der 
Tat  während  etwa  7  Monaten  eine  mittlere  Lufttempera- 
tur über  0  °  und  während  wenigstens  5  Monaten  eine  sol- 
che von  über  8*0.  Er  geht  ebensowohl  den  Frösten  des 
Nordens  wie  der  Hitze  des  Südens  aus  dem  Wege  und 
fehlt  fast  allen  durch  ihre  trockene  Luftsich  auszeichnen- 
den tiefen  Föhnthälem  der  zentralen  Alpen  und  Bündner 
und  Walliser  Hochalpen.    Im  Jura  liebt  die  Buche  aber 


kühle  Sommer   und  Kälterückfalle   vermögen    ihr  hier 
nichts  anzuhaben,  trotzdem  sie  einer  langen  und  feuchten 


KeUbilduDg  am  Moni  Aubert. 

trockenen  und  felsigen  Boden,  der  sich  dank  dem  raschen 
Abfluss  der  Oberflächenwasser  schnell  und  stark  erwärmt. 
Nicht     übertriebene   Temperaturmaxima    und    -minima, 


Meiarbof  Le  Soliat  Ober  dem  Crenx  da  Van. 

Yegetationszeit  bedarf.  So  istsietatsächlich  der  jurassische 
Baum  par  excellence. 

Als  Unterholz  finden  sich  in  der  Region  des  Buchen- 
waldes häufig  der  Buchs  und  Schwarzdorn,  dann  auch 
die  Rosa  pinipinellifoUa  und  Coronilla  emerus,  stellen- 
weise Daphne  laureoUiy  D,  cneorum  und  D.  alpina, 
Staphylaea  pinnata  und  die  Weichselkirsche  {Prunus 
mahaleb).  Eingestreut  zeigen  sich  da  und  dort  Spitzahorn 
{Acer  platanoides)f  Eisbeerbaum  {Sorbus  torminalisyand 
an  trockenen  und  sonnigen  Stellen  auch  die  Waldföhre 
{Pinus  silvestris).  Im  S.  der  Kette :  der  italienische  Ahorn 
(Acer  italum)j  sowie  bis  in  den  Waadtländer  Jura  der 
Alpengoldregen  {Cytisus  alpinus),  dessen  hochgelbe  Blu- 
tentrauben  die  Einförmigkeit  der  Buchenbestände  ange- 
nehm unterbrechen.  Nur  bis  zum  Fort  deT^cluse  reichen 
als  südwestliche  Arten  der  Mömpelfi^arder  Ahorn  {Acer 
monspessulanum),  stechende  Mäusedorn  {Ruscus  (zculea- 
tus)  und  Goldregen  {Cytisus  kUmmum).  Von  Stauden  und 
Kräutern  erscheinen  auf  Lichtungen  und  im  Gebüsch  des 
jurassischen  Buchenwaldes  Orobusvemus^  Asarutn  euro- 
paeum,  Aster  ameUus,Buphthalmumsalicifolium^  Inula 
salicina^  Cynanchum  vincetoancum^  Lithospemium  pur- 
pureo-coerulewniy  Peucedanum  carvifolia,  P.  cervaria  und 
P,  oreoselinum,  Euphrasia  lulea^  Idelittis  melissophyl- 
lum,  Euphorbia  dutcis,  E.  amygdaloides  und  E.  verru- 
cosa, Epipactis  rubiginosa,  tienlaria  pinnata,  Melica 
nutans  und  M.uniflora  etc.  An  kühlen  Stellen  sind  Orchi- 
deen in  zahlreichen  Arten  und  Individuen  verbreitet,  so  die 
leuchtend  purpurne  Anacamptis  pyramidalis,  verschie- 
dene Ophrus,  dann  Orchis  morio,  O.  mascula,  0.  ustulata 
und  0.  militaris,  Piatanthera  bifolia,  zu  denen  sich  von 
der  Mitte  an  gegen  SW.  noch  Orchis  purpurea,  0.  simia 
und  Aceras  anthropophora  gesellen.  Das  Juragebirge  ist 
überhaupt,  auch  abgesehen  von  den  der  Region  des  Buchen- 
waldes angehörenden  Typen,  reich  an  Orchideen,  deren 
es  an  die  50  (d.  h.  bis  auf  etwa  fünf  alle  schweizerischen) 
Arten  besitzt.  In  der  Buchenwaldzone  des  schweizerischen 
Jura  haben  ihre  Hauptstation  ferner  noch  Spiraea  filir- 
pendula,  Coronilla  coronata,  Cytisus  sagittalis,  Genista 
germanica  und  G.  pilosa.  Diese  letztere  Art,  der  behaarte 
Ginster,  ist  auf  Schweizer  Boden  streng  an  den  Jura  se- 
))unden  (obwohl  auch  hier  selten  und  zerstreut)  und  fehlt 
sowohl  dem  Miltelland  als  den  Alpen.  Genista  Halleri 
ist  im  französischen  Jura  verbreitet  und  erreicht  ihre  ab- 
solute 0. -Grenze  auf  den  Freibergen,  und  Polygala  calca- 
reum  geht  in  der  Schweiz  ebenfalls  nicht  weiter  ö.  als 
bis  ins  Val  de  Travers. 

Auf  die  Region  des  Buchenwaldes  folgt,  je  nach  den 
lokalen  Verhältnissen  von  700-900  m  an,  die  Berg-  oder 
montane  Region,  d.  h.  das  Gebiet  des  Tannenwaldes,  bis 
1300  m.  Nach  unten  besteht  der  Tannenwald  vorwiegend 
aus  der  Weisstanne,  nach  oben  vorwiegend  aus  der  Fichte 
oder  Rottanne.  Diese  beiden  Bäume  können  wie  die  Buche 
als  Massstab  für  die  klimatischen    Verhältnisse   gelten. 

GEOGR.  LEX,  88  —  11  —  44 


690 


JUR 


JUR 


Die  Weisstanne  ist  der  Baum  der  südeuropäischen  Gebirge 
und  widersteht  strengen  Wintern  weniger  als  die  harz- 


L«L  Tourne  und  Kette  der  Töte  de  Rang,  vom  Greux  du  Van  aua  gesehen. 


reichere  Fichte;  sie  steigt  daher  im  Jura  auch  nur  in 
vereinzelten  Exemplaren  bis  zur  obersten  Höhenlage  auf. 
Gegen  die  rauhen  Winter  auf  den  Juralcämmen  besser 
gewappnet  ist  die  in  den  osteuropäischen  Flachländern  stark 
verbreitete  und  an  die  Trocikenheit  und  Temperatur- 
extreme des  kontinentalen  Klimas  angepasste  Fichte  oder 
Rottanne.  Diesen  beiden  herrschenden  Arten  mengen  sich 
stellenweise  in  kleinen  Gruppen  oder  vereinzelt  bei  die 
Buche,  der  Bergahorn.  Mehlbeerbaum  und  Vogelbeerbaum, 
die  Eibe  und  Esche.  Die  beiden  letztern  gehen  kaum  über 
1100-1200  m  hinaus,  während  Berffahorn,  Buche  und 
Yogelbeerbaum,  allerdings  oftnur  noch  in  strauchförmigen 
Exeinplaren,  auch  auf  den  obersten  Kämmen  sich  finden. 
Das  Gebüsch  dieser  Zone  enthält  die  Alpen-Johannisbeere 
(Ribes  alpinum),  den  Alpen-Kreuzdom  (Rhamnus  alpina), 
die  grossblätterige  Weide  {Salix  grandifolia),  skandina- 
vische Eberesche  (Sorbus  scandica)^  Alpen  -  Lonizere 
{Lonicera  alpigenaj^  sowie  eine  grosse  Anzahl  von  Rosa- 
ceen wie  Rosa  spinulifolia^  R.  vestita^  R.  rubrifolia,  R, 
Sabinif  R.  moUissima  etc.  Diese  zwischen  700  und  1300 
m  gelegene  Region  ist  sowohl  im  Bezug  auf  die  Vegetation 
als  auf  aie  topographischen  Verhältnisse  die  abwechslungs- 
reichste der  jurassischen  Höhenzonen;  hier  findet  man 
neben  den  ausgedehnten  Waldungen  noch  Wiesen,  Berg- 
weiden, Comben  und  auch  die  Torfmoore,  mit  deren 
Eigenart  wir  uns  bei  der  Besprechung  der  Formationen 
befassen  werden. 

Die  oberste  Region  endlich,  von  1900  m  aufwärts  bis 
zu  den  höchsten  Gipfeln,  ist  bemerkenswert  einförmig 
und  gleicht  in  manchen  Beziehunf^en  den  alpinen  Alpwei- 
den.  Die  Gräser  und  Kräuter  sind  hier  niedriger  und  stehen 
weniger  dicht  gedrängt  als  tiefer  unten.  Sie  bilden  einen 
ununterbrochenen,  mit  mannisfachen  Blumen  durch- 
wirkten Teppich,  in  dem  Habichtskräuter,  Hahnenfusse, 
Sonnen röscnen,  Kleearten,  Geranien,  Glockenblumen  etc. 
die  Oberhand  gewinnen.  Hie  und  da  trifil  man  auf  hohe 
gelbe  Eüziane  (Gentiana  lutea)  und  weisse  Germer  (Vera- 
trum album),  die  trotz  der  Aehnlichkeit  in  ihrer  Haltunff 
und  ihren  Blättern  zwei  ganz  verschiedene  Pflanzen  sina 
(die  erste  eine  Gentianacee,  die  andere  eine  Liliacee).  Diä 
tiefgreifenden  dicken  Wurzeln  des  selben  Enzian  werden 
auf  den  Hoch  weiden  des  Jura  vielfach  ausgerissen  und 
dienen  zur  Herstellung  des  Enzianschnapses.  Hier  oben 
werden  die  einzelnen  Sennberge  durch  Sleinwälle  von- 
einander geschieden,  die  von  weither  sichtbar  sind.  Auch 
die  grossen  Sennhütten,  in  denen  das  Vieh  gemolken  und 
Käse  gesotten  wird,  sind  ein  charakteri.<%tischer  Zug  in 
der  hochjurassischen  Landschaft.  Für  die  Trockenheit  der 
obersten  Jura  rücken,  deren  Oberflächen  wasser  durch 
Spalten  und  leicht  durchlässigen  Kalkstein  rasch  in  die 
Tiefe  sich  verliert,  zeugen  die  um  die  Hütten  gelegenen 


Zisternen,  die  das  von  den  grossen  Dächern  abUiessende 
Regenwasser  sammeln.  Die  Mehrzahl  der  Gipfel  und 
Rücken  im  zentralen  und  westlichen 
Jura  ist  waldlos,  was  teilweise  der  aus- 
trocknenden Wirkung  der  über  die 
Kämme  fegenden  Winde,  vielfach  aber 
auch  zweifellos  der  Waldvernichtung 
durch  den  Menschen  zugeschrieben  wer- 
den muss.  Immerhin  zeigen  sich  in  die- 
ser Beziehung  ziemlich  merkwürdig 
lokale  Unterschiede.  So  ist  der  nicnt 
weit  vom  völlig  waldlosen  Reculet  ste- 
hende Cröt  de  la  Neige  (der  höchste 
Juragipfel)  bis  zu  oberst  mit  Bergfoh- 
ren bestanden,  die  zwar  keine  dichten 
Bestände  bilden,  aber  doch  den  größ- 
ten Teil  des  Ber^tockes  bekleiden. 
Derselbe  Baum  {Ptnus  niontana  vor. 
uncinata)  geht  auch  an  den  Aiguilles 
de  Baulmes,  am  Suchet,  Chasseral  und 
an  der  Hasen  matt  bis  nahe  zum  Gipfel- 
kanün  hinauf  und  steht  femer  ^uf  allen 
Torfmooren. 

2.  Formationen.  I3nter  allen  jurassi- 
schen Pflanzen  formationen  nimmt  der 
Wald  unstreitig  den  grössten  Flächen- 
raum ein  und  spielt  somit  auch  die 
wichtigste  landschaftliche  Rolle  Jenach 
der  ilohenlage  besteht  er  vorherr- 
Buchen,  Weisstannen  oder  Fichten  und 
oder    als    Mischwald   auftreten. 


sehend   aus 

kann    als  Reinbestand 

Ihnen  gesellen  sich  als  bäum-  oder   strauchartige  Holz- 

fewächse  bei  der  Bereahom,  Vogelbeerbaum,  Mehl  beer- 
aum,  Eisbeerbaum,  die  skandinavische  Eberesche,  gross- 
blätterige und  gestutzte  Weide,  Weichselkirsche,  der  Al- 
pen-Goldregen, die  Bergulme,  der  Traubenhollunder,  die 
Esche.  Eibe,  Zwergmispel,  der  Zwerg- Wachholder,  Seidel- 
bast, ferner  Johannisbeeren  {Ribes  alpinum  und  R.  pe- 
traeum)y  Creissblatt  {Lonicera  alpigetta,  L.xylosleuni  und 
L.nigra)y  Heidel-  und  Preissei  beeren.  Den  Waldrand  und 
Lichtungen  bevorzugen  Weissdorn  {Crataegus  oocyacatUha 
und  C.  tnonoqyna),  Zwergmispel  {Cotoneaster  tomeniosa 
und  C.  vulgaris)^  Schneeball  (  vibumum  larUana),  Alpen- 
rose (Rhododendron  ferrugineum),  Haselnuss  {Corulus 
avellana  und  C.  av.  var,  glandulosa)^  Schwarzerle  {Ainus 
glutinosa),  Weg-  oder  Kreuzdorn  {Rhamnus  frangula 
und  Rh.  cathartica),  Zitterpappel  {Populus  tremula), 
strauchige  Kronwicke  {Coronilla  emerus).  Der  Wald  bietet 
je  nach  der  chemischen  Zusammensetzung  des  Unter- 
grundes und  der  topographischen  Verhältnisse  einen  oft 
wechselnden  Anblick.  Eine  solche  typische  Stelle  im  Wald 
am  Mont  Risoux  wird  von  Sam.  Aubert  in  seiner  Arbeit 
über  die  Flora  de?  Jouxthales  wie  folgt  anschaulich  ge- 
schildert :  (L  Hier  auf  diesem  unregelmässigen,  abwech- 
selnd hiigeligen  und  wieder  mit  Hohlformen  durch- 
setzten Boden,  der  dazu  noch  mit  moosumsponnenen 
wackeligen  Felsblöcken  überstreut  ist,  gedeiht  ausschliess- 
lich oder  beinahe  ausschliesslich  die  Fichte  in  Gesell- 
schaft von  fi[anz  vereinzelten,  kurzstämmigen  alten  Buchen, 
deren  starke  Aeste  alle  mehr  oder  weniger  ¥airmstichig 
sind.  Es  ist  der  Urwald  par  excellence,  der  düstere  una 
stille  Hochwald,  dessen  Ruhe  durch  kein  anderes  Ge- 
räusch unterbrochen  wird  als  das  beständige  Klagelied 
des  duroh  die  Wipfel  rauschenden  Windes.  Das  hohe 
Alter  des  Bestandes  bezeugen  die  durch  die  Last  der  Jahre 
gefällten,  völlig  vermoderten  und  oft  ganz  mit  Moos 
überzogenen  Stamme.  An  den  zerfressenen  Stämmen  der 
Buchen  haften  Feuerschwämme,  die  bis  zu  60  cm  Durch- 
messer erreichen  können.  Dicht  neben  einander  stehen  in 
^schlossenem  Bestand  die  riesigen  Fichten  mit  25-30, 
ja  bis  zu  38  m  Höhe,  einem  Basisdurchmesser  von  45-50 
cm  und  einem  Alter  von  300-350  Jahren.  Ihr  Holz  ist  von 
vorzüglicher  Qualität  und  ein  für  feinere  Holzarbeiten  sehr 
geschätzter  Artikel.  » 

In  einem  so  dichten  Bestand  ist  das  Unterholz  nator- 
ffemäss  nur  schwach  vertreten.  In  den  mit  einer  dicken 
Humusschicht  ausgepolsterten  Senken  trifift  man  die 
seltene  und  zarte  Listera  cordata;  Lycopodium  annoti- 
nuni  und  die  feinen  Verästelungen  der  Heidelbeere  bilden 
hier  ganze  Teppiche.   In  prachtvollen,  oft  bis  zu  einem 


JUR 

Meter  hohen  Büscheln  wachsen  Famkrauter,  die  sich  durch 
ihre  Fülle  und  ihr  niedlich  gefiedertes  Blattwerk  aus- 
zeichnen, so  der  weibliche  Mittelfam(i4^^i/- 
rium  filix  femina),  der  Wurmfarn  {Aspi- 
dium  filix  mas),  Schildfam  {Aspidiuni 
8j)inulo8um  und  A.  lonchiti^).  Mitten  aus 
diesen  Büscheln  ragen  die  schattenlie- 
benden langen  Stengel  des  purpurnen 
Hasenlattichs  (Prenanthes  purpurea)^  der 
Wald -Witwenblume  {Knautia  8ilvatica)y 
Berff-Bärenklaue  (Heracleum  montanum)y 
des  Mauer-Habichtskrautes  (Hieracium  mu- 
rorum),  Wald-Wachtelweizens  (Melampy- 
rum  8ilvaticum)j  Wald-Schwindels  {Fes- 
tuca  silvatica)  etc.  Diesen  schliesst  sich 
in  den  noch  feuchtem  Comben  und  Thäl- 
chen  eine  Reihe  von  üppig  entwickelten 
anderen  Arten  an  :  Mulgeaium  alpinum, 
Adenostylea  albifrons,  Banuncultis  lanvgi- 
noaus,   Chaerophyllum  hirsutum^    Poly  - 

?(matum  verticilUxtum^  Paris  quadrifolta,' 
^hyteuma  spicatuniy  Ajtiga  reptans  u.  a. 
Neben  diesem  eben  beschriebenen  und 
nahezu  über  die  ganze  obere  jurassische 
Waldregion  verbreiteten  Waldtypus  kom- 
men aber  auch  noch  anders  gestaltete  vor, 
die  stets  der  wechselnden  Zusammensetz- 
ung ihres  Untergrundes  entsprechen. 

Auf  den  Wald  folgt  als  zweitwichti^ste 
und  -ausgedehnteste  Formation  die  Wiese 
und  Weide.  Trotz  der  nach  der  wech- 
selnden Beschaffenheit  des  Unterffrundes 
lokal  verschiedenen  floristischen  Zusammensetzung  der 
Jura  wiesen  kann  man  doch  eine  Anzahl  von  Typen  auf- 
stellen, die  je  durch  ganz  bestimmte  vorherrschende 
Arten  und  Begleitpflanzen  charakterisiert  sind.  So  unter- 
scheidet Aubert  z.  B.  im  Jouzthal  etwa  15  solcher  Typen. 
Solche  sind :  die  Wiese  der  blauen  Seslerie  {Sesteria 
caerulea),  wo  in  den  Teppich  dieses  den  Grundton  an- 
gebenden Grases  noch  manche  andere  Arten  eingewirkt 
sind,  wie  besonders  das  wohlriechende  Riechgras  {Antho- 
xanthum  odoratuniU  die  Schlüsselblume  {Primula  offir 
cinalis),  der  echte  Wundklee  [Anthyllis  vulneraria),  ge- 
meine Hornklee  {Lotus  comiculatus),  Bergklee ( rrtfo^ium 
montanum),  die  weisse  Winterblume  (Chrysanthemum 
leucanthenium)y  das  Tauben-Krätzkraut  {Scabiosa  colum- 
baria),  nickende  Leimkraut  {Silene  nutans),  der  Hunds- 
Waldmeister.  {Asperula  qfnanchica)  etc. ;  femer  die 
Wiese  der  immergrünen  Se^ge  (Carex  sempervirens),  die 
besonders  die  hohem,  sonnigen  Hänge  bekleidet,  stellen- 
weise auch  in  die  Bergweioe  übergeht  und  dann  eine 
weniger  dichte  aber  abwechslungsreichere  Vegetations- 
form bildet ;  dann  die  Wiesen  des  Bromus  erectus  und 
der  Nardus  stricta,  die  ebenfalls  hochgelegene  und 
trockene  Stellen  bevorzugt.  In  feuchten  Gegenden  und  um 
die  Torfmoore  herrschen  dagegen  auf  den  Wiesen  Ried- 
gras, Binsen  und  Pfeifengras  (Molinia  caerulea)  vor. 
Durch  künstliche  Besamung,  Düngung  oder  Entwässerung 
wird,  auch  wenn  solche  Arbeiten  nur  selten  vorgenommen 
werden,  der  Artenbestand  der  Wiesen  aufs  gründlichste 
abgeändert.  Auf  diesen  Kunstwiesen  sieht  man  dann  als 
vorherrschende  Gewächse  den  weichhaarigen  Hafer 
{Avena  pubescens),  das  gemeine  Knäuelgras  {Dactylis 
glomerata),  verschiedene  Rispengräser  {Poa),  den  ge- 
meinen Windhalm  (i4gro«rt«  vulgaris) ^  das  gemeine  Kamm- 
gras {Cynosurus  cristatus),  den  roten  Schwingel  {Festuca 
rubra) j  Wald-Klettenkerbel  ^Anthriscus  silvestris),  eine 
Reihe  von  Kleearten,  sowie  an  feuchten  Stellen  die 
europäische  Trollblume  ( Trollius  europaeus),  den  scharfen 
Hahnenfuss  (Ranunculus  acer),  doppeltgedrehten  Knö- 
terich (Polygonum  bistorta),  die  rasige  Waldschmiele 
(Deschammia  caespitosa),  den  gemeinen  Frauenmantel 
{Alchimilla  vulgaris),  die  uferbewohnende  Kratzdistel 
{Cirsium  rivulare)  u.  a. 

Während  der  Wiesenteppich  der  untern  und  mittleren 
Regionen  meist  nur  aus  verhältnismässig  wenigen  Arten, 
durchschnittlich  30-50  auf  einem  Quadrat  von  100-200  m 
Seitenlänge,  besteht,  ist  der  Artenreichtum  der  Hoch- 
weiden im  allgemeinen  viel  ^össer.  Hier  blühen  im 
Hochsommer  auf  derselben  Fläche  oft  über  100  verschie- 


JUR 


691 


dene  Arten  zu  gleicher  Zeit.  Eine  sorgfaltige  Zäblunc  auf 
zwölf  solchen  Hochweidenquadraten  von  100-200  m  Seite 


Rooher  de  Tablettes  (I«a  Toarne)  mit  Blick  auf  den  Neaenburgersee. 

zwischen  dem  Suchet  und  Reculet  hat  ergeben,  dass  man 
an  ähnlichen  Standorten  etwa  80  Arten  mindestens  jedes 
andere  Mal  anzutreffen  erwarten  darf,  und  dass  diese 
selben  Arten  mit  nur  ganz  wenigen  Ausnahmen  auf  allen 
Hoch  weidenflächen  des  westlichen  Jura  wiederkehren. 
Diese  Arten  sind:  Alchimilla  alpina  und  A.  vulgaris^ 
Anemone  alpina  und  A.  narcissiflora,  Anthox^inthum 
odoratum,  Anthyllis  vulneraria,  Anlennaria  dioica,  As- 
ter alpinus,  Astrantiamaior,  Avena  pubescens,  Barlschia 
alpina,  Bellidiastruni  Michelii,  Botrychium  lunaria, 
Briza  media,  Carex  sempervirens,  Canipanula  rolundi- 
folia  und  C.  rhomboidalis.Cerastiuni  arvense,  Chrysan- 
themum leucanthemum,  Cirsium  acaule,  Daphne  me- 
zereum,  Deschampsia  caespitosa,  Dryas  octopetala,  Fes- 
tucaovina  und  F.  rubra,  Galium  anisophyllum,  Gentiana 
verna  und  G.  lutea,  Geranium  silvaticum,  Globularia 
cordifolia,  Gymnadenia  conopea,  Hypericum  Richeri 
und  H,  quadrangulum,  Helianthemum  vulgare,  Hieror 
cium  murorum,  H.  auricula  und  H,  villosum,  Hippo- 
crepis  comosa,  Homogyne  alpina,  Juniperus  nana,  Ze- 
ontodon  hastilis,  Linum  alpinum,  Lotus  comiculatus, 
Myosotis  alpestris,  Nigritella  angusttfolia,  Orchis  qlo- 
bosa,  Phleum  alpinum,  Phyteuma  orbiculare  und  Ph, 
spicatum,  Pinguicula  vulgaris  und  P'.  grandiflora,  Plan- 
tago  media  und  P.  montana,  Poa  alpiha,  Polygala  alpes- 
tris, Polygonum  viviparum,  PotentUla  aurea,  Primula 
elatior,  Hanunculus  montanus  und  R,  thora,  Salureia  oi- 
pina,  Saxifraga  aizoon^  Scabiosa  lucida,  Sesleriacoerulea, 
Silene  nutans  und  S.  tnfiata,  Soldanella  alpina,  Sorbus 
chamaemespilus,  Thesium  alpinum,  Thymus  serpyllum 
subsp  subcttratus,  Trifolium  pratense  und  T.  montanum, 
Trollius  europaeus,  Taraxacum  officinale,  Vaccinium. 
myrtillus,  Valeriana  monlana,  Veratrum  album,  Viola 
biflora.  Diesen  vorherrschenden  Arten  gesellen  sich  noch 
etwa  100  weniger  häufige,  etwa  60  seltene  und  ungefähr 
ebensoviel  zufällig  auf  aie  Hochweiden  verirrte  Arten  bei. 
Man  kann  daher  sagen,  dass  der  Artenbestand  der  Hoch- 
wiesen und  -weiden  im  sw.  Jura  zusammen  etwa  die  Zahl 
300  erreicht. 

Den  Schutthalden  und  felsigen  Gebieten  sind  daneben 
noch  zahlreiche  weitere  Typen  eigen.  An  den  felsigen 
Steilhängen  der  Gipfelregionen  finden  sich  Draba  aiza- 
ides,  Kemera  scucatilis,  Thlcupi  montanum,  Dianthus 
caesius,  Coronilla  coronata  und  C  vaginalis,  Saxifraga 
aizoon,Alhamantha  hirsuta,  Bupleurum  löngifolium, 
Laserpitium  siler,  Valeriana  montana,  Hieracium  JaC" 

2uini,  H.  bupleuroides  und  H,  scorzoneraefolium,  Qlobu- 
iria  cordifolia,  Primula  auricula  u.  a. 


692 


JCR 


JUR 


Die  Felswände  der  mittleren  Zone  tragen  dagegen  meis- 
tens   den    Weissdom,    die    Zwergmispel    (CotoneMter 


Gorges  de  TAreusa  und  Grenx  du  Van. 

vulgaris)^  strauchige  Kronwicke  {Coronilla  enie)^i8)y  Ge- 
büsch von  Mehlbeerbäumen,  skandinavischen  Ebereschen, 
Alpenkreuzdorn  undWachholder,  während  auf  den  schma- 
len Hasenbändern  U  vires  »)  das  Laserkraut  {Laserpitiuni 
siler  und  L.  latifolium)  grosse  Büschel  bildet  und  dane- 
ben Alpendistel  (CarduxAS  defloratus)^  Mauer- Habichts- 
kraut (Hieracium  fnurorum)^  Hasenohr  (Bupleurum  faU 
catum),  geruchlose  Nelke  {Dianthus  inodurus).  blaue 
Seslene  (Sesleria  cosrulea)  und  Sonnenröschen  {Helian- 
themum  vulgare)  blühen. 

Von  den  für  die  Schutthalden  des  Jura  charakteristischen 
Arten  können  wir  nennen  die  Hundsbraunwurz  IScrophu- 
laria  canina)  und  die  spezifisch  jurassische  Hoppe  sehe 
Braunwurz  (Scrophulana  Hoppei),  den  Ber&baldrian 
(Valeriana  montana),  die  niedrige  und  rundblätterige 
Glockenblume  {Campanula  ptisilla  und  C.  rotundifolia), 
stinkende  Niesswurz  (Helleborua  fcdtidus),  Zypressenwolfs- 
milch  {Euphorbia  cyparissicu),  aas  basilienartige  Seifen- 
kraut {Saponaria  ocyinoides)^  den  blassgelben  Schoten- 
dotter (Erysimum  achroleucum)  u.  a.  Die  Karrenfelder 
oder  nai;h  allen  Hichtuns^en  hin  ausgewaschenen  und  mit 
Spalten  durchsetzten  Kalksteinflächen,  die  grossen  Klüfte 
und  feuchten  Schluchten,  die  oft  mit  üppig  vegetierenden 
Famen,  mit  Adenostyles  und  Mulgedium  ausgekleidet 
sind,  bilden  alle  für  sich  besondere  Standorte  mit  eigenar- 
tiger Florenentwicklung,  die  aber  im  ganzen  Gebirge 
ziemlich  allgemein  sich  wiederholt. 

Die  Hochmoore  nehmen  zwar  im  Jurag^ebirge  als  Ganzes 
keinen  grossen  Raum  in  Anspruch,  bilden  aber  unbe- 
streitbar seine  interessanteste  Pflanzenformation  und  zu- 
gleich diejenige,  die  uns  die  wertvollsten  Aufschlüsse 
über  die  Entwickelungsgeschichte  der  jurassischen  Flora 
an  Hand  gibt.  Während  sumpfige  Wiesenmoore  (saignes, 
sagnes,  mouilles,  laich^res)  beinahe  überall  im  ganzen 
Gebirge  und  in  fast  allen  Höhenstufen  vorkommen,  sind 
die  eigentlichen  Hochmoore  mit  über  das  Wasser  aufra- 

E enden  Pflanzeninseln  und  -polstern  beinahe  ausschiiess- 
ch  auf  den  zentralen  Jura  beschränkt.  Vom  Berner 
Jura  und  den  Freibergen  an  werden  diese  Hochmoore 
nach  S.  zu  immer  häufiger  und  erreichen  ihre  bedeu- 
dendste  Entwicklung  da,  wo  das  Gebirge  am  breitesten 
ist,  d.  h.  im  Neuenburger  und  Waadtländer  Jura.  Sie 
liegen  hauptsächlich  in  den  Hochthälern  zwischen  700  und 
iOSO  m,  die  zwischen  den  parallelen  Ketten  des  Jura 
oft  stundenlang,  aber  in  geringer  Breite  sich  hin- 
ziehen. 
Die  bekanntesten  dieser  von  Lesquereux,  Charles  Mar- 


tins, Gagnebin  u.  A.  untersuchten  und  beschriebenen 
Hochmoore  sind  die  von  Bellelay,  La  Chaux  d'Abel,  Les 
Pontins,  La  Sagne,  Les  Ponts  de  Mar- 
tel,La  Brevine,La  Vraconnaz,  Les  Roo»- 
ses  etc.  Die  Physiognomie  dieser  For- 
mation ist  ausserordentlich  charakteris- 
tisch und  erinnerte  Charles  Martins  an 
die  von  ihm  besuchten  Landschaften 
Lapplands.  Es  ffibt  nichts  nieder - 
drückenderes  und  melancholischeres 
als  eine  an  einem  trüben  Herbsttag 
unternommene  Wanderung  durch  diese 
Gebiete  mit  ihren  von  tief  herabhängen- 
dem Nebel  umwallten  weiten  Sumpt- 
flächen  und  gespenstig  vom  Horizont 
sich  abhebenden  dunkeln  Kiefergrap- 
pen.  Diese  verkrüppelten  und  gleichsam 
rhachitisch  gekrümmten  Stämme  mit 
ihren  auf  dem  Moose  aufliegenden  uod 
nach  oben  zu  einem  rundlicnen  Wipfel 
sich  schliessenden  Aesten  werden  oe- 
gleitet  von  einigen  kümmerlichen  Eber- 
eschen und  Birken,  deren  weissgläo- 
zendes  Laubwerk  einen   lebhaften  Ge- 

Sensatz  zu  den  dunkeln  Koniferen  bil- 
et.  Rund  herum  stehen  auf  den 
Bchwammiffen,  grünen,  grauen  oder 
rötlichen  Moos-  und  Riecigraspolstern 
als  weitere  Vertreter  der  holzarti^n 
Gewächse  zahlreiche  niedrige  Strau- 
cher, wie  Heidel-,  Rausch-  und  Preis- 
sei beere  {Vaccinium  myrtillus^  V. 
uliginosum  und  V.  vitis  idaea)^ 
schwarze  Rauschbeere  {Enipetrum  nigrum),  blaue  Loni- 
zere  {Lonicera  coerulea)^  kriechende  und  Ohrweide  {ScUix 
repens  und  ^.  aurita)^  Zwergbirke  (Betula  nana)  und 
die  seltene  Betula  nana  X  pubescens,  Andromeda  {A. 
polifolia)y  die  Moosbeere  {Oxycoccus  palustris)  mit  ihren 
entzückend  rosenroten  Kronbiättem  und  endlich  die  über 
Wasser  rasch  grosse  Flächen  erobernde  Besenheide  {Cal- 
luna  xmlgaris).  Hier  und  da  unterbrechen  die  Eintönig- 
keit des  Hochmoores  grosse  Wasserlachen,  an  deren  Rän- 
dern sich  die  weissflockigen  Wollgräser  dicht  aneinander 
drängen.  Binsen  und  Seggen  bilden  allmählig  feste  kleine 
Raseninseln,  d'ie  dem  nach  den  schwimmenden  Algen  und 
Wasserschlaucharten  (Utricularien)  begierigen  Botaniker 
zwischen  dem  schwammi|[en  Moos  einen  willkomme- 
nen festen  Anhalt  bieten.  Leider  bössen  diese  jurassischen 
Hochmoore  ihren  ursprunglichen  Charakter  mehr  und 
mehr  ein.  Regelmässige  und  tiefe  Einschnitte,  an  deren 
Grund  schwarzbraunes,  mit  Wasserlinsen  bedecktes  Was- 
ser ruht,  entwässern  den  Boden  und  schaffen  allmählig 
andere  Vegetationsverhältnisse.  Mit  der  zunehmenden 
Zahl  der  unter  Bretterhütten  aufgeschichteten  Torfziegel 
trocknet  der  Boden  aus  und  überzieht  sich  mit  Seggen 
und  Heidekraut,  auf  die  dann  langsam  eine  immer  dichter 
werdende  Grasnarbe  folgt.  Damit  verschwinden  nun  end- 
ffiltig  die  Torfmoorpflanzen,  deren  durch  Jahrhun- 
aerte  fortgesetzte  Arbeit  das  einstige  Hochmoor  lang- 
sam aufgeoaut  hatte. 

Von  den  für  die  Hochmoore  am  meisten  bezeichnenden 
Kräutern  und  Gräsern  sind  zu  nennen  Carex  heleonastes, 
C.  paucißora  und  C  chordorrhiza,  Scheuchzeria  palustris, 
Calamagrostis  nealecta  und  Saxifraga  hirculus,  die  mit 
ihren  schönen  gelben  Blüten  oft  Flächen  von  mehreren 
Quadratmetern  überzieht;  femer  Orchis  Traunsteineri, 
Sagina  nodosa^  Alsine  stricta,  Comarum  p€Uustre,  Viola 
palustris^  SweetHia  perennis,  Gentiana  canipestris  und 
6r.  pneunwnanthe,  Ctneraria  spathulaefolia  und  C.  cam- 
pestris^  Trichophorum  alpinum,  T.  vaginatutn  und  J. 
gracile.  Auf  den  über  Wasser  aufragenden  Mooepolstem 
offnen  sich  neben  den  Andromeden  und  Sumpf moosbeeren 
die  zarten  Blattrosetten  des  Sonnentaus  {Drosera)  mit 
ihrem  Kranz  von  Drüsenhaaren,  in  denen  sich  die  Son- 
nenstrahlen farbig  brechen.  Aus  den  Wasserlachen  er- 
heben sich  mitten  zwischen  Algen  und  Utricularien  die 
langen  Stengel  des  Igelkolbens  {Sparpaniuni  natansi 
Alte  die  genannten  Pflanzen  sind  arktische  Formen  aus 
dem  nöralichen  Europa  oder  sogar  (wie  Enipetrum  nig- 
runij  Alsine  stricta,  Viola  palustris,  Saxifraga  hirctUus] 


JUR 


JUR 


693 


zirkumpolare,  d.  h.  vom  nördlichen  Skandinavien  über 
Sibirien  bis  Grönland  vorkommende  Formen.  Wie  kommt 
es  nun  aber,  dass  mitten  in  einer  verhältnismässig  Pflan- 
zenreichen, trockenen  und  warmen  Gegend  sich  solche 
nordische  Wasserlandschaft  einstellt?  Das  Rätsel  löst  sich 
bei  einer  aufmerksamen  Untersuchung  des  Untergrundes 
der  Torfmoore.  Während  der  Kalkboden  des  Juragebirges 
überall  da,  wo  er  blossliegt,  von  zahlreichen  Spalten 
durchsetzt,  für  Wasser  leicht  durchlässig  ist  und  rasch 
wieder  trocken  wird,  ruhen  die  in  den  Mulden  liegenden 
Torfmoore  auf  undurchlässigem  tonigem  Lehm,  den 
einst  die  alpinen  oder  lokalen  jurassischen  Gletscher 
hier  abgelagert  haben  (vergl.  den  Abschnitt  Geologie). 

Dieser  glaziale  Ursprung  der  jurassischen  Torfmoore 
erklärt  uns  zugleich  die  Entstehung  ihrer  eigenartigen 
Flora.  Die  hier  vertretenen  arktischen  Typen  finden  sich 
zusammen  mit  mehreren  andern,  die  dem  Jura  fehlen, 
wieder  in  den  Hochmooren  am  nördlichen  Alpenrand. 
Mit  Ausnahme  von  Lysimachia  thyrsi/lora,  Juncus  sty- 
giuSj  Malaxis  paludosa  und  Trientalts  europaßa  stimmt 
die  Flora  der  jurassischen  Moore  überein  mit  derjenigen 
des  grossen  Einsiedler  Moores  und  der  Mehrzahl  der 
possen  Freiburger  und  Bemer  Alpenmoore.  Die  Moore 
im  Jura  sind  noch  sprechendere  Zeugen  für  die  einstige 
Vergletscherung  als  die  grossen  erratischen  Gneis-  und 
Granitblöcke.  Diese  mitten  in  einer  Landschaft  mit  ge- 


iMt  lubcrl 


sind  ganz  überzogen  von  den  elliptischen  Blättern  des 
schwi  mmenden  Laichkrautes  {Potaniogeton  natans),  zwi- 
schen denen  sich  die  Blütenstände  des  Froschlöffel  M/i«tna 
plantago  aquatica)  oder  die  langen  Stengel  des  Tannen- 
wedel [Hippuris  vulgaris)  mit  ihren  im  Quirl  angeord- 
neten Laubblättem  in  die  Höhe  drängen.  Bemerkens- 
werte Wasserpflanzen  der  mittleren  und  obem  Reffion 
im  zentralen  Jura  sind  ferner  noch  Nuphar  pnmtlum 
(Lac  des  Rousses},  CallUriche  hamulata  und  C.  platy" 
carpa,  Ulriculana  intermedia,  U.  vulgaris  und  Ü,  nii- 
nor^  Scheuchzeria  palustris^  Triglochin  palustriSj  Pota- 
nioaelon  densus,  P.  natans^  P.  alpimis^  P.  gramineus, 
P.  lucens,  P.  Zizii,  P.  nitens,  P.  perfoliatus,  P,  pecti- 
natus^  P.  filifoi^iiSj  P.  compressus  und  P.  ptisiUus, 
Typha  latifoltay  Sparganium  mininium,  Sp.  simpLex 
und  Sp.  ramosuniy  Rhynchospora  alba,  Heleocharis  aci- 
cutaris,  H.  palustris^  n.  unvaluniis  und  H,  pauciflora^ 
Glyceria  fluitans  und  Gl.  plicata^  Catabrosa  aquatica, 
Equisetum  variegatum,  E,  palustre  und  E.  heleocharis, 
sowie  etwa  30  Arten  von  Seggen  (Carex).  Am  Strand  des 
Lac  de  Joux  findet  sich  eine  merkwürdige  Form  des  Sand- 
krautes (Are/iaria  gothica)  und  eineBraye  (Braya  supina), 
die  sonst  im  Jura  nirgends  mehr  angetroffen  werden. 
Diesen  zwei  Arten  gesellen  sich  dort  noch  bei  Scrophu- 
laria  Boppei,  Linaria  petrsea,  Teucrium  bolrys^  Heleo- 
charis acicularis  u.  a.  Die  einst  von   SchleicKer  gefun- 


Gren  it  Tu      Til  U  Trarwi 


Der  Jura,  vom  Neuen bnrgersee  aus  gesehen. 


mässigtem  Klima  stehen  gebliebenen  Inseln  weisen  rück- 
wärts in  jene  längst  vergangenen  Zeiten,  da  sich  nach 
dem  Rückzug  der  Gletscher  der  Boden  unseres  Landes 
mit  einer  Fauna  und  Flora  zu  besiedeln  begann,  wie  man 
sie  heute  höchstens  noch  im  nördlichsten  Skandinavien 
findet.  Wenn  sich  die  Torfmoore  mitten  unter  gänzlich 
veränderten  klimatischen  und  Yegetationsverhaltnissen 
seit  Tausenden  von  Jahren  haben  erhalten  können,  so 
heisst  das,  dass  sie  die  Bedingunffen  zu  ihrem  Fortbestand 
in  sich  selbst  tragen.  «  Dass  aiese  Vegetation  sich  an 
dieser  Stelle  festhalt,  dazu  trägt  auch  das  lokale  Klima 
bei,  das  sich  ein  solches  Torfmoor  selber  schafft.  Das 
"Wasser  verhindert  die  Erwärmung  des  Bodens  durch  In- 
solation ;  eine  ganz  lokale  Nebelschicht  liest  oft  tagelang 
über  dem  Moor,  und  während  ringsum  schon  die  Früh- 
lingsboten walten,  fällt  noch  tief  m  den  Mai  und  Juni 
hinein  Reif  auf  das  Moor;  die  Verdunstupg  des  Wassers 
durch  die  ungezählten  feinen  Blattmembranen  der  Torf- 
moose ist  eine  beständige  und  höchst  energische  und  er- 
klärt allein  schon  die  niedrige  Temperatur  des  Moors  ge- 
genüber den  umliegenden  Bodengestaltungen  »  (Christ). 
Zum  Schluss  unserer  Uebersicht  über  die  verschiedenen 
Pflanzenformationen  des  Jura  müssen  wir  noch  der  Was- 
serflora der  Weier,  Wiesenmoore  und  Seen  gedenken. 
Der  die  Ufer  säumende  breite  Gürtel  von  Srhilfrohr, 
Binsen  und  Seggen  bildet  gleichsam  einen  Schutzwall  um 
die  schön  blumigen  Seerosen  {Nymphsea  alba  und  Nuphar 
luteum),  die  weissen  und  zart  gefiederten  Blutentrauben 
des  Bitterklees  {Menyanthes  trifoliata),  die  kleinen  weis- 
sen Blumen  des  haarblätterigen  Hahnenfuss  (Ranunculus 
trichophyllus)  und  die  blassroten  Aehren  des  Wechsel- 
knöterich   (Polygonum  amphibiun).   Einzelne  Tümpel 


dene  Calla  palustris  ist  seither  im  Jouxthal  nie  mehr  an- 
getroffen worden,  und  der  früher  augenscheinlich  weiter 
verbreitete  echte  Kalmus  {Acorus  calamus)  mit  seiner 
aromatisch  riechenden  Wurzel  kommt  nur  noch  in  wenigen 
Wasserlachen  der  Freiberge,  in  den  Sümpfen  von  Nods 
etc.  vor. 

Obwohl  die  meisten  Pflanzenarten  des  Jura  zugleich 
auch  den  Alpen  angehören,  verleihen  doch  das  Klima 
und  die  Trockenheit  des  Bodens  im  Jura  seiner  Vegetation 
einen  besondern  Charakterzug,  der  sich  in  der  Physiog- 
nomie der  Formationen,  im  Ueberwiegen  oder  seltenen 
Auftreten  von  bestimmten  einzelnen  Typen  und  im  gan- 
zen äussern  Habitus  einer  Anzahl  von  Jurapflanzen  aus- 
spricht. 

3.  Für  das  ganze  Juragebirge  charakterisch  ist  folgende 
von  Christ  und  Thurmann  aufgestellte  Liste  von  Pflanzen, 
die  sonst  nirgends  in  solcher  Regelmässigkeit  auftreten 
und  hier  eine  besondere  Pflanzengesellschaft  oder  Spezial- 
florula  bilden:  Buchsbaum,  Buche,  Weisstanne,  lorbeer- 
blätteriger Kellerhals  (Daphne  laureola),  gelber  Enzian 
{Gentiana  lutea),  immergrüne  Hungerblume  {Draba 
aizoides),  Alpengänsekresse  {Arabis  alptna),  Alpenfrauen- 
mantel (Alchimtllaalpina),  Alpenrispengras (Poaafpina), 
Alpenbärenklaue  {Heracleum  afpinum),  stinkende  Niess- 
wurz  (Helleborusyoetidus)  und  Milch-Mannsschild  (An- 
drosace  lactea).  Trotz  der  vom  einen  Ende  des  Gebirsres 
bis  zum  andern  vorherrschenden  Einförmigkeit  in  aer 
Zusammensetzung  des  Pflanzenteppichs,  wie  sie  haupt- 
sächlich durch  aas  massenhafte  Auftreten  der  eben  ge- 
nannten Arten  bedingt  wird,  lann  man  doch  auf  einer 
Wanderung  vom  Reculet  bis  zur  Lägern  in  der  oberen 
Region   bestimmte  Aenderungen   in  der    Artenliste  be- 


694 


JÜR 


JUR 


obachten.  In  erster  Linie  fällt  auf.  dass  gegen  NO.  eine 
Anzahl  von  südalpinen  Typen  nach  und  nach  verschwin- 
den und  durch  nordalpine  ersetzt  werden.  Folgende  in 
den  W.-Alpen  allgemein  verbreitete  und  in  den  Berg- 
gruppen des  Reculet  und  der  Ddle  immer  noch  da  und 
dort  auftretende  Arten  kommen  weiter  gegen  0.  hin  nicht 
mehr  vor:  Aconitum  paniculatum,  Hutchinsia  alpina, 
Heliosperma  quadrificUif  AUine  vema,  Viola  arenaria 
und  K.  calcarata  (ein  Standort  noch  am  Mont  Tendre), 
Geum  montanum  {ein  Standort  noch  am  Mont  du  Lac  im 
Jouxthal),  Poientilla  dubia,  Oxytropis  montana,  Saooi- 
fraga  aizoidea  und  S.  nioachata,  Eryngium  alpinum^ 
Ligusticum  ferulaceuniy  Petcuites  niveus^  Gnaphalium 
supinum,    Veronica  fruticans^  Pinguicula 


flora, 
Aspidium  rigidum.  Ebenfalls  an  der  Dole  haben  ihren 
am  weitesten  gegen  0.  vorgeschobenen  Standort  Alsine 
liniflora,  Lathyrus  luteus^  Aster  alpinus^  Leontopodium 
alptnum,  Hieracium  vogesiacum,  H.  bupleuroideSj  H. 
TMeudoporrectum,  Sideritis  hyssopifolia,  Veronica alpina^ 
PlantcCgoalpina,  Androsacevillosa,  Paradisia  liliastruni, 
Luzula  spicata,  Phleum  Michelii,  Cwtopteris  regia.  Auf 
der  Strecke  vom  Mont  Tendre  zur  üent  de  Vaulion  ver- 
schwinden   Viola  calcarata  und    V,  bißora,    Trifolium 


Schlucht  des  Doubs  bei  Biaufond. 

Thalii^  Saxifraga  oppositifolia,  Sibbaldia  procumbens^ 
Epilobiumanagalifotium,  Serratula  monticula,  Veronica 
ajohylla,  denen  die  weiter  östlich  nur  noch  einmal  (am 
Cnasseral)  auftretenden  Arctostaphylos  alpina  und  Salix 
reticulata  angefugt  werden  können. 

Schreiten  wir  noch  weiter  gegen  NO.  vor,  so  bleiben 
auch  Senecio  doronicumy  ßupleurum  ranunculoides  und 
Soldanella  alpina  zurück,  die  am  Mont  Suchet  Halt 
machen  ;  Solaanella  alpina  ist  am  Creux  du  Van  gefun- 
den worden  (scheint  hier  aber  jetzt  verschwunden  zu  sein), 
Aconithum  cmthora  am  Mont  d'Or  und  Cephalaria  alpina 
an  den  Ai^^uilles  de  Baulmes.  Am  Chasseron  :  Cluiero- 
phyllum  himUum,  var.  Villarsii,  Campanula  thyrsoidea^ 
Crepis  montana  und  Cr,  aurea,  Epilobium  aUinae- 
folium,  Lycopodiumalpinum,  Gnaphaliumnorvegicum., 
Hiercu:ium  aurantiacumj  Phleum  Michelii,  Carex  tenuis, 
Allium  VictorialiSy  Heracleum  spondyleum  var.  monta- 
num ;  am  Chasseral :  Pinguicula  alpina,  Orchis  sambur 
cina,  Anthyllis  montana,  Linaria  petraeat  Cerinthe 
alpina,  Hypericum  Richeri  (auch  bei  La  Br^vine),  Poa 
hybrida  (auch  am  Chasseron  und  Creux  du  Van),  Pedi- 
cularis  jurana,  Gentiana  nivalis.  Folgende  Arten  endlich 
gehen  bis  in  den  zentralen  Jura,  fehlen  aber  dem  Nord- 
jura: Anemone  alpina y  Ranunculus  gracilis,  Erysimum 
ochroleucum,  Thlaspi  alpestre,  Bupleurum  ranunculoi- 
des. Vom  Berner  Jura  an  verschwindet  auch  Trollius 
europaeus   beinahe  ganz.    Verschiedene    der  eben    ge- 


nannten Arten  sind  an  ihren  am  weitesten  gegen  NO. 
vorgeschobenen  Standpunkten  nur  noch  in  einer  sehr 
k lernen  Anzahl  von  isolierten  Individuen  vertreten.  Wich- 
tiger als  das  Auftreten  solcher  vereinzelten  Exemplare  ist 
in  pflanzengeographischer  Hinsicht  die  Abnahme  in  der 
Diente  des  Bestandes  dieser  Arten,  die  von  SW.  gegen 
NO,  sehr  deutlich  wahrgenommen  werden  kann. 

Auf  den  zentralen  und  nördlichen  Jura  beschränkt  sind 
Arabis  arenosa,   Meum  athamanticum,    Poa  flexuosa, 
Androsace  lactea,   Gentiana  latifolia,  Silene  rupestris. 
Thlaspi    montanum,    C^entiana  asclepiadea,     Primula 
auricula,    denen   die  im    zentralen  Jura  ziemlich   ver- 
breiteten   aber  sudl.  vom    Mont   d'Or   ausserordentlich 
seltenen  Ranunculus  alpestris.  Arenaria  grandiflora  und 
Dianthus  caesius,  sowie  —  für  die  Bergregion  —  der  vom 
Weissenstein  bis  zum  Creux  du  Van   sich  findende  Cen- 
tranthus  angustifolius  beigesellt  werden  können.  Mit  dem 
von  SW.  nach  NO.  zunehmenden  Verschwinden  der  süd- 
alpinen Arten  in  der  Höhe  geht  Hand  in  Hand  eine  ähn- 
liche Verarmung  der  Flora  am  Jurafuss  in  Bezug  auf  die 
mediterranen  Arten.  Diese  Verhältnisse  sind  aber  nicht  so 
zu  verstehen,  dass  diese  gegen  NO.  verschwindenden  Ar- 
ten nun  an  einer  bestimmten  Stelle  des  Gebirges  Halt  ma- 
chen würden.  Deshalb  ist  auch  die  Ein- 
teilung des  Jura  in  pflanzengeographi- 
sche Einheiten  eine  mehr  oder  weniger 
konventionelle.  Diese  Einheiten  werden 
daher  auch  nicht  durch  einen  Wechsel 
in    den   topographischen  Formen    be- 
grenzt, sondern  durch  gewundene  Li- 
nien, an  denen  jeweils  eme  bestimmte 
Gruppe  von  südlichen  Arten  Halt  macht 
Der  Grund  für  das  Fehlen  oder   Vor- 
kommen von  dieser  oder  jener  Pflanze 
liegt  in  der  Tat  vor  Allem  in  den  loka- 
len Verhältnissen  der  einzelnen  Stand- 
orte   (Exposition,  Untergrund,   Höhen- 
lage,   Trockenheit  oder  Feuchtigkeit). 
Daher  findet  man  auch  an  den  Hangen 
und  am  Grat  der  mitten  im  nördlichen 
Jura   liegenden,   aber    voll    zur  Sonne 
exponierten  Ravellenfluh  ob  Oensingen 
in  700  m  Höhe  neben  der  berühmten 
Iberis  saxatilis  (einziger   Standort  in 
der  Schweiz!)  eine  ganze  Beihe  von  süd- 
lichen Arten  (vermischt  mit  subalpinen 
Typen)  die  im  zentralen  Jura  völlig  feh- 
len.  Die  Ravellenfluh  ist   «gewiss  ein 
Standort,  der  die  Eigentümlichkeit  die- 
ser reinen  Felsenstationen  als  vorwie- 
gend südlicher  Vorposten  selbst  in  der 
nördlichen  Schweiz  klar   zur  Erschei- 
nung   bringt»   (Christ).    Andererseits 
I  ist   die   Mehrzahl    der  südl.   Arten,   die   bis   zum    sw. 
Jura  (vom   Reculet   bis  zum  Mont  Tendre)  vordringen, 
auch   in   den  an  ähnlichen   Standorten  und   analogem 
I  Untergrund  diesen  Gebieten  entsprechenden  Alpen  am 
Genfersee  wieder  zu  finden.  Dass  die  dem  Jura  räumlich 
I  so  nahen  Vogesen  und  der  Schwarzwald  dage^n  eine  von 
I  ^er  jurassischen  so  abweichende  Flora   besitzen,  als  ob 
I  sie  hunderte  von  Kilometern  davon  entfernt  wären,  liegt 
'  in    der    völlig    verschiedenen     Bodenzusammensetzunf 
;  (Gneise,  Granite,  Porphyre,  Vogesen-  und  Buntsandsteiol 
begründet.  Die  hier  feuchten,  tiefgründigen  und  sandigm, 
also  kühlen  und  wasserreichen  Standorte  rufen  einer  ganz 
anderen  Flora  als  die  trockenen  Kalkböden  des  Jura. 
I       Abgesehen  von  den  in  der  Schweiz  sonst  nicht  mehr 
'  vorkommenden  Typen  der  Iberis  saxatilis  (Ravellenfluh), 
I  Arabis  stricta  (Colombier  de  Gex  und  Salöve),   Andro- 
sace villosa  {Döle),  Anthyllis  montana  ( Säle ve,  Colombier, 
Dole,    Creux   du   Van),   des   Centranthus  anguslifoliui 
Weissenstein  bis  Creux  du  Van)  und  Lathyrus  ensifolivi 
(La   Br^vine  etc.)   besitzt  der   Jura    auch   noch    einige 
endemische   Arten.    Solche  sind  Heracleum,    cUpinunij 
dessen    Schwerpunkt    der   Verbreitung    zwischen    dem 
Weissenstein   und  der  Schafmatt  liegt  und  das   nach  S. 
nur  bis  zum  Chasseron  geht ;   dann  Anthriscus  torquata 
(eine   Form  von  Anthriscus  silvestris)^  die  den   Grund 
zweier  Felsenzirken  bei  Bressaucourt  im  Berner  Jura  be- 
wohnt ;  femer  Thlaspi  Gaudinianum  (jurassische  Form 


JUR 


JUR 


695 


des  vielförmi^en  Thlaspi  alpestre).  Die  ^Linaria  petraea 
(Form  der  Linaria  alpina)  ist  eine  Pflanze  der  westl. 
Alpen  und  im  Jura  selten,  während  sie  in  den  Alpen  am 
Genfersee  und  Savoyens  mehrfach  vorkommt.  Andere 
Arten  sind  in  der  Schweiz  ausserhalb  dem  Juragebirge 
nur  schwach  verbreitet,  so  besonders  der  flaumige  Keller- 
hals (DapAnöcneorum).  Dieses  Kleinod  unserer  juras- 
sischen Flora,  dessen  schöne  roten  Blumen  die  Weiden 
am  Col  du  Marchairuz  beleben  und  das  auch  noch  bei 
La  Br^vine  und  im  Solothurner  Jura  auftritt,  findet  sich 
sonst  in  der  Schweiz  nur  noch  im  Kanton  Tessin.  Carda- 
mine  trifolia  kommt  bei  uns  nur  bei  Les  Brenets  (Neuen- 
burger  Jura)  und  Rossiniöre  (Pays  d'Enhaut)  vor.  End- 
lich wollen  wir  auch  noch  der  Vicia  orobtts  gedenken, 
die  auf  Schweizer  Boden  i8^  zum  erstenmal  nördlich  von 
Les  Verri^res  (Neuenburger  Jura)  beobachtet  worden  ist. 

4.  Die  Flora  des  Schweizer  Jura  umfasst  im  Ganzen  etwa 
1600  Arten  von  Gefasspflanzen,  also  etwa  Tausend  weniger 
als  die  gesamte  Schweizerflora.  Ihre  einzelnen  Elemente 
sind  sehr  verschiedener  Herkunft:  die  Felsen  und  Weiden 
der  obem  Region  beherbergen  allein  etwa  200  alpine 
Arten,  die  Torfmoore  weisen  zahlreiche  arktische  Elemente 
auf,  mediterrane  Typen  schieben  sich  längs  dem  Fuss  des 
Gebirges  vor  und  aringen  durch  die  Klu 
sen  aiicli  bis  ins  Innere  desselben,  im  NO. 
treten  Arten  auf,  deren  Heimat  die  Flach- 
länder des  nördl.  und  östl.  Europa  sind, 
und  die  Hauptmasse  der  gewöhnlichen 
Graspflanzen  und  der  Waldflora  endlich 
gehört  der  zentraleuropäischen  Flora  an. 
Alle  diese  Elemente  sind  nach  dem  Rück- 
zug der  eiszeitlichen  Gletscher  in  den  Jura 
eingedrungen.  Die  meisten  der  alpinen  und 
südlichen  Typen  des  südwestl.  Jura  folg- 
ten dabei  dem  Weg,  den  ihnen  der  einstige 
NO.-Arm  des  Rhonegletschers  freigegeben 
hatte.  Sie  alle  finden  sich  wieder  im  Mas- 
siv der  Grande  Chartreuse,  das  in  orogra- 
phischer  wie  botanischer  Beziehung  als  der 
Knotenpunkt  betrachtet  werden  kann,  an 
dem  Alpen  und  Jura  miteinander  verwach- 
sen. Die  Mehrzahl  dieser  Arten  beschränkt 
sich  auf  den  südwestlichen  Abschnitt  des 
Schweizer  Jura,  der  die  direkte  Fortsetzung 
des  südlichen  Jura  bildet  und  mit  ihm  auch 
klimatisch  am  besten  übereinstimmt.  Die 
meisten  der  alpinen  Typen  im  zentralen 
und  nördlichen  Jura  sind  wie  die  arkti- 
schen Formen  der  Hochmoore  längs  dem 
ehemaligen  O.-Arm  des  Rhonegletschers  und 
dem  einstigen  Aare-  und  Rheincletscher, 
sowie  längs  den  süddeutschen  Gletschern  in  den  Jura 
eingewan(&rt.  (Ein  kleiner  Teil  der  alpinen  Pflanzen  hat 
daneben  allerdings  auch  die  südlichen  Arten  begleitet).  In 
gleicher  Weise  sind  auch  die  subalpinen  Arten  und 
Waldpflanzen  allmählig  bis  in  unser  Gebirge  vorgedrungen, 
während  die  mediterranen  Typen,  wie  wir  bereits  gesehen 
haben,  auf  ihrem  Zuff  nach  NO.  der  vom  Fort  de  r£cluse 
an  den  Jurafuss  begleitenden  privilegierten  Zone  gefolgt 
sind. 

Bibliographie,  Die  Zahl  der  die  Flora  des  Jura  be- 
treffenden Arbeiten  ist  eine  so  beträchtliche,  dass  wir  uns 
hier  auf  die  Angabe  der  wichtigsten  beschränken  müssen : 
Thurmann,  Jules.  Essai  de  phylostatique  appliquee  d 
la  chaine  du  Jura.  2  vol.  Berne  1849.  —  Godet,  Ch.  Flore 
du  Jura.  Neuchätel  1853.  —  Grenier,  Ch.  Flore  de  la 
chaine  jurassique  (in  Memoires  de  la  Soc.  d' Emulation 
du  Doubs).  Besanyon  1865-75.  —  Magnin,  A.  La  vage- 
tcUion  des  monts  du  Jura.  Besancon  1893.  Ebenso  im 
Journal  de  ßotanique  de  Morot  Vol.  8.  Paris  1894.  — 
Montandon  et  Frische-Joset.  Synopsis  de  la  (Lore  du  Jura 
septentrional  et  du  Sundgau.  Mulhouse  185d.  —  Lüscher, 
H.  Florades  Kantons  Solothum.  Solothum  1898.  —  Binz, 
A.  Flora  von  Basel  und  Umgebung.  Basel  1902.  —  Au- 
bert,  S.  Flore  de  la  Vallie  de  Joux  (im  Hulletin  de  la 
Soc.  vaudoise  des  sc.  nat.  1900).  —  Magnin  et  H^tier. 
Observations  sur  la  flore  du  Jura  et  du  Lyonnais.  Besan- 
nen 1894-97.  —  Magnin,  A.  Conlribution  ä  la  connais- 
sance  de  la  flore  des  lacs  du  Jura  suisse  (im  Bulletin  de 
la  Sog.  botan.  de  France.  T.  41,  1894).  —  Neben  diesen 


mehr  oder  weniger  umfassenden  Werken  findet  man  in 
dem  in  Neuenburg  erscheinenden  Bameau  de  Sapin 
zahlreiche  Einzelbeiträge  vonTripet,  Cornaz,  P.  Godetu.  A., 
sowie  in  den  in  Besancon  erscheinenden  und  unter  der 
Leitung  von  Dr.  A.  Magnin  stehenden  Archives  jurassiques 
eine  Menge  von  Notizen  besonders  über  neue  Standorte 
und  Pflanzenarten.  Für  die  Kryptogamen  können  nach- 
geschlagen werden :  Reinsch,  P.  Die  Kryptogamenflora 
des  baslerischeny  sowie  eines  Teiles  des  angrenzenden 
bemischen  und  sol ot humischen  Jura.  Basel  1863.  — 
Amann.  6tude  de  la  flore  du  Haut  Jura  moyenJAn  den 
Berichten  der  schtoeizer.  botan.  Gesellschaft.  1896).  — 
Meylan,  Ch.  ConlribtUions  diverses  ä  la  flore  bryologique 
du  Jura  (im  Bulletin  de  V Herbier  Boissier).  —  Piltard, 
Plankton  du  Jura  (im  Cotnptis  rendu  de  la  Soc.  hetvet. 
des  sc.  nat.)  Geneve  1896.  —  Brun.  Diatomees  des  Alpes 
et  du  Jura.  Geneve  et  Paris  1880.  —Quälet.  Champignons 
du  Jura  et  des  Vosges.  Montb^liard  1872-75.  Ueber  Fragen 
der  Herkunft  und  Verteilung  der  Florenelemente  geben 
Auskunft:  Jaccard,  Paul.  Distribution  florale  dans  une 
portion  des  Alpes  et  du  Jura  {im  Bull,  de  la  Soc.  vau- 
doise des  sc.  nat.  1901),  sowie  besonders  auch  Samuel 
Aubert's   Flore   de    la  Vallee  de  Joux  und   H.  Christas 


La  Heutte  im  Berner  Jura. 

Pflanzenleben  der  Schweiz.  2.  Ausg.  Zürich  1882.  Diesen 
beiden  letztgenannten  Werken  haben  wir  einen  be- 
trächtlichen Teil  der  Angaben  unseres  Artikels  entnom- 
men. [Prof.  D«"  Paul  Jaccard.] 

Fauna.  In  faunistischer  Beziehung  weist  der  Jura  nicht 
gerade  besondere  Eigentümlichkeiten  auf^  da  die  ihn  be- 
wohnenden Tiere  im  Allgemeinen  zugleich  auch  der  ge- 
samten zentraleuropäiscnen  Fauna  angehören.  Diese 
Fauna  ist  zudem  im  Laufe  der  Zeiten  allmählig  verarmt: 
da»  mächtige  Mammut  schweift  nicht  mehr  in  den  Wäldern 
umher,  der  Biber  unterhölt  die  Ufer  der  Flüsse  und  Seen 
nicht  mehr.  Urstier,  Auerochs  und  Elentier  sind  eben- 
falls verschwunden,  und  Bär  und  Luchs  fordern  Iteinen 
Tribut  mehlr  von  den  weidenden  Haustieren,  die  jetzt  ihrer 
Nahrung  in  Sicherheit  nachgehen  können.  Die  an  ver- 
schiedenen Stellen  im  Juragebirge  gefundenen  Knochen- 
reste zeigen,  dass  alle  diese  genannten  Tierformen  hier 
einst  mehr  oder  weniger  häufig  auftraten.  Urstier,  Auer- 
ochs, Elentier  und  Luchs  sind  erst  seit  den  Zeiten  Karls 
des  Grossen  oder  noch  später  verschwunden  (ein  Exem- 
plar des  Luchses  ist  noch  vor  etwa  einem  Jahrhundert  bei 
Goumois  erlebt  worden) ;  im  16.  Jahrhundert  war  der 
Biber  am  Zürichsee  noch  allgemein  verbreitet  und  lebte 
wahrscheinlich  auch  an  den  Ufern  der  Juraseen.  Hirsch 
und  Wildschwein  haben  sich  noch  länger  gehalten.  Der 
Wolf  überschreitet  in  strengen  Wintern  manchmal  den 

fefromen  Doubs  und  zeigt  sich  dann  da  und  dort  im  Ge- 
irge,  besonders  im  Berner  Jura.  Ob  der  Bär  völlig  ausge- 
rottet ist,  kann  nicht  mit  Sicherheit  festgestellt  werden. 


696 


JUR 


JUR 


Seit  langen  Jahren  ist  er  im  Neuenburger  Jura,  wo  er 
sich   einst  von  Zeit  zu  Zeit  blici^en  liess  (am  Creux  du 


Van),  nicht  mehr  aufgetreten ;  länger  konnte  sein  Vor- 
handensein im  südl.  Jura  konstatiert  werden,  wo  er  viel- 
leicht heute  noch  lebt.  Der  berühmte  Bärenjäger  Grosillex 
aus  Gex  lieferte  im  November  1851  den  neunten  der  von 
ihm  eigenhändig  erlegten  Bären  nach  Genf.  Im  Basler  Jura 
wurde  der  letzte  Bär  1803  bei  Reigoldswil  geschossen 
fnach  Tschudis  Tierleben  der  Aljyenwelt).  Im  Neuen- 
burger Museum  befinden  sich  zwei  Exemplare  aus  dem 
Jura,  deren  eines  —  ein  sehr  schönes  Tier  —  am  Mont 
Tendre  vor  wenigstens  70-80  Jahren  getötet  worden  ist. 

Bei  einer  Betrachtung  der  jurassischen  Fauna  kann 
man  also  von  diesen  Tieren,  deren  eventuelles  Auftreten 
ein  völlig  zufälliges  ist,  ganz  absehen  und  sich  auf  dieje- 
nigen beschränken,  die  unsere  Berge  und  Thäler  heute 
noch  bewohnen  oder  in  den  Seen  leben  und  dem  hier 
angesiedelten  Menschen  einen  willkommenen  Nahrungs- 
zuschuss  bieten. 

Die  Chiropteren  sind  durch  etwa  ein  Dutzend  Arten  von 
Fledermäusen  vertreten,  deren  bemerkenswerteste  die 
lanffflügelige  Fledermaus  (Miniopterus  Schreiberii)  ist, 
weil  das  aus  dem  S.  stammende  Tier  bis  jetzt  nur  im 
Neuenburger  Jura  in  der  Höhle  von  Mötiers  (Val  de 
Travers)  und  in  der  Umgebung  von  Genf  beobachtet 
worden  ist.  Insektenfresser  haben  wir  im  Jura  etwa  fünf: 
den  Maulwurf  ( Talpa  europsea),  der  auf  den  Weiden  seine 
Erdhaufen  aufstösst  und  vom  Menschen  vielleicht  nur  all- 
zusehr verfolgt  wird,  drei  Arten  von  Spitzmäusen  [Sorex) 
und  den  in  den  Wäldern  nicht  seltenen  Igel  {Ennaceiu 
europsBus).  Etwa  13  Arten  von  Nagetieren :  im  Wald  ist 
heimisch  das  Eichhörnchen  (Sciurus  vulgaris),  im  Ge- 
büsch tummeln  sich  Waldmaus  (Mus  silvaticus)^  Sieben- 
schläfer (Myoanis  glis)  und  Haselmaus  (Myoxus  muscar- 
dinus),  die  menschlicnen  Siedelungen  suchen  Ratten  und 
Hausmaus  (Mus  musculus)  heim.  In  den  Städten  hat  die 
Wanderratte  {Mus  decumanus)  fast  allgemein  der  ge- 
meinen Ratte  [Mus  ratlus)  den  Boden  erfolgreich  streitig 
gemacht,  während  diese  letztere  und  aucn  die  weiss- 
bauchi^e  Ratte  (Mus  Picteti)  auf  den  Dörfern  und  selbst 
noch  in  gewissen  Strassen  der  grösseren  Siedelungen 
vorherrscht.  Hamster  {Cricetus  frunientarius)  und  Feld- 
mäuse (Hypudwus  arvalis)  verwüsten  die  Aecker  und 
Wiesen  und  werden  wie  überall  von  den  Bauern  grimmig 
verfolgt.  Weil  sie  zahlreiche  dieser  schädlichen  Nager 
vertilgen,  sind  einige  Raubvögel,  wie  der  Mäusebussard, 
Turmfalke  und  die  Schleiereule  unter  den  Schutz  des 
eidgenössischen  Gesetzes  gestellt  worden.  Der  immer  noch 
ziemlich  verbreitete  gemeine  Hase  (Lepus  timidus)  war 
früher  weit  häufiger.  Auch  der  im  Winter  einen  weissen 
Pelz  tragende  Alpenhase  (Lepus  variabilis)  scheint  iiii 
Jura  schon  beobachtet  worden  zu  sein.  Raubtiere  :  der 
Luchs  (Felix  lynx)  scheint  jetzt  völlig  ausgerottet  zu  sein. 
In  den  Wäldern  kann  man  von  Zeit  zu  Zeit  etwa  einmal 
ein  Exemplar  der  sehr  seltenen  Wildkatze  (Felis  catus) 
antreffen,  die  wohl  auch  mit  verwilderten  Hauskatzen 
Bastarde  erzeugt.  Im  Winter  zeigt  sich  im  Gebirge  hie 
und  da  der  Wolf  (Canis  lupus),  doch  ist  der  eigentliche 
Vertreter  der  Caniden  im  Jura  der  in  den  Waldungen 
noch  häufige  Fuchs  (Canis  vulpes),  dem  eine  grosse  An- 
zahl von  jungen  Hasen  zum  Opfer  fallen  und  der  deshalb 
von  den  Jägern  so  eifrig  verfolgt  wird,  dass  er  an  gewissen 
Orten  schon  merklich  seltener  geworden  ist.    Mit  seinem 


Genossen,  dem  Dachs  (Meles  vulgaris),  bewohnt  er 
manchmal  einen  und  denselben  Bau.  An  einigen  Fluss- 
läufen findet  man  auch  noch  den  Intelligen- 
~  ten  Fischotter  (Lutra  vulgaris),  den  die  Fi- 
scher als  gefahrlichen  Konkurrenten  furch- 
ten und  unablässig  verfolgen.  Im  Wald  leben 
ferner  der  seines  Winterpelzes  wegen  ge- 
suchte Edelmarder  (Mustela  niartes)^  in  der 
Nähe  der  Häuser  dagegen  Hausmarder  {Mu9- 
tela  foina)  und  Iltis  ßlustela  putorius)^  die 
gelegentlich  die  Hühnerställe  brandschatzen. 
In  aen  Wiesen  kann  man  wohl  auch  das 
Hermelinwiesel  (Mustela  erminea)  mit  sei- 
nem im  Winter  aer  Farbe  des  Schnees  ange- 
passtem  weissen  Pelz  und  das  kleine  Wie- 
sel (Mustela  vulgaris)  beobachten.  Dieses 
kleinste  und  blutgierigste  unserer  Raubtiere 
s'.j'.il  Taj?  und  Naclit  den  kleinen  VÖ5?eln 
unu  Saugern  nach.  Als  Vertreter  der  II uJ- 
tiere  kommt  zuweilen  das  Wildschwein  (Sus  acroja)  vor, 
das  im  Aargau  noch  ziemlich  häufig  zu  sein  scheint,  1868 
den  Berner  Jura  in  ganzen  Banden  unsicher  machte  und 
in  einzelnen  jungen  Exemplaren  sich  bis  in  den  westl. 
Jura  verirren  kann.  In  den  Pfahlbauten  der  Steinzeit 
sind  Knochen  zweier  verschiedener  Schweinerassen  ce- 
funden  worden  :  einer  grössern  und  starkem,  von  der  das 
heutige  wilde  und  zahme  Schwein  abstammen,  und  einer 
kleinern  und  schwächern  (Torfschwein),  die  die  Urform 
der  kleinen  roten  Schweine  in  den  Umer  und  Bündner 
Alpen  zu  sein  scheint  (Rütimeyer).  Seit  einigen  Jahren 
zeigt  sich  auch  in  vereinzelten  Exemplaren  der  Edel- 
hirsch (Cervus  elephas),  während  das  anmutige  Reh 
(Cervus  capreolus)  sich  gegenwärtig  wieder  zu  mehren 
scheint  und  vielleicht  einmal  so  zahlreich  werden  wird 
wie  in  vergangenen  Zeiten.  Man  hat  auch  Knochen 
vom  Elentier  aufgefunden,  so  besonders  vor  wenigen 
Jahren  drei  Schädel  mit  schön  verzweigtem  Geweih  (in 
einer  Höhle  bei  La  Cote  aux  F^es),  die  zeigen,  dass  dieses 
stattliche,  heute  nach  dem  Norden  zurückgedrängte  Tier 
noch  in  verhältnismässig  rezenter  Zeit  auch  bei  uns  ge- 
lebt hat. 

Besonders  reich  sind  im  Jura  die  Vögel  vertreten 
(etwa  280  Arten),  obwohl  ihm  einige  alpine  Arten  (Drei- 
zehiger  Specht,  Alpenkrähe,  Alpendohle,  Schneehuhn 
und  Steinhuhn)  fehlen,  während  andere,  wie  z.  B.  der 
Steinadler,  nur  ab  und  zu  hier  einen  Besuch  abstatten. 
Die  jurassische  Vogelfauna  entspricht  ebenfalls  derjenigen 
des  zentralen  Europa,  kann  aber  zeit-  und  stellenweise 
durch  einige  mit  starken  Flügeln  ausgerüstete  Arten  aus 
dem  Süden  vermehrt  werden.  Wir  müssen  uns  hier  auf 
die  Anführung  der  bezeichnendsten  Typen  beschränken.  Die 
Tagraubvögel  sind  im  Jura  vertreten  durch  die  Milane 
(Milvus  regalis  undAf.ater),  Bussarde  (Pemis  apivorus, 
Archibuteo  lagopus  und  Buteo  vulgaris),  Weihe  (Circus 
SRruginosus,  C.  cuaneus  und  C.  cineraceus)  und  Falken, 
ferner  durch  den  Fischadler  (Pandion  /mliaelus),  Habicht 
(Astur  palunibarius)  und  Sperber  (Accipiter  nisus) ;  die 
Nachtraubvögel  durch  die  Sperlingseule  (Athene  «xw- 
serina),  den  Steinkauz  (Athene  noctua),  Rauhfusskauz 
(Nyctale  Tengmalmi)  und  Waldkauz  (^Symium  aluco), 
die  Schieiereule  (^Strix  flammea),  Waldohreule  (Otus 
vulgaris),  den  Unu  (Bubo  maocimus),  Raubvögel  zu- 
sammen etwa  30  Arten.  Der  braune  Geier  (Gyps  fulvus) 
scheint  als  vereinzelter  Irrgast  im  Jura  schon  gesehen 
worden  zu  sein,  da  nach  Ogerien  ein  Exemplar  bei  Morez 
(1837)  und  ein  anderes  bei  Mijoux  (1854)  gefangen  worden 
sein  soll.  Noch  vor  wenigen  Jahren  nisteten  auf  dem 
Saleve  bei  Genf  auch  ein  bis  zwei  Paare  des  Aasgeiers 
(Neophron  percnopterus),  der  im  S.  (Aegypten  etc.)  zu 
Hause  ist  und  dort  viel  zur  Säuberung  der  Strassen  bei- 
trägt. Er  scheint  nach  Fatio  auch  einmal  an  der  Dole 
(Waadtländer  JuraJ  beobachtet  worden  zu  sein.  Der  einst 
dem  Jura  nicht  fremde  Steinadler  (Aquila  fulva  vor. 
chrysaetos ;  vergl.  Ortsnamen  wie  Roche  ä  1  Aigle  etc.) 
nistete  nach  Fatio  noch  vor  40-50  Jahren  im  Solothumer 
und  Waadtländer  Jura  und  erscheint  in  diesen  Gegenden, 
z.  B.  um  Biel,  heute  noch  von  Zeit  zu  Zeit.  Dasselbe  gilt 
von  dem  kleineren  Schreiadler  (Aquila  naevia).  Auch 
den  von  den  nordischen  Meeren  herkommenden  mächtigen 
Seeadler  (Haliaetus  albicilla)  hat  man  schon  über  dem 


JUR 


JUR 


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Neueoburgersee  schweben  und  nach  Fischen  spähen 
sehen.  Der  gewöhnlichste  Falke  ist  der  im  Jura  als  Stand- 
vogel auftretende  Turmfalke  (Cerchneis 
iinnunculus)  ;  neben  ihm  finden  sich 
auch  der  Wanderfalke  {Falco  peregri- 
nus)y  Zwergfalke  (Hypotriorchis  aesa- 
lon)  u.  a.  Der  grösste  der  Nachtraubvö- 
gel ist  der  Uhu,  dem  vom  Menschen  stark 
nachgestellt  wird  und  der  deshalb  stel- 
lenweise k>ereit8  selten  geworden  ist. 

Der  Jura  hat  ferner  6  Spechte,  dar- 
unter den  Wendehals  (Junx  lorquilla) 
oder  Regen vogel.  Der  Kukuk  {Cuculus 
canorus]  lässt  seinen  bekannten  Ruf 
schon  früh  im  Jahr  erschallen.  Den  Ge- 
walthaufen der  jurassischen  Vogelfauna 
bilden  die  Passeres,  denen  u.  a.  alle 
unsere  Singvögel  angehören.  Sie  sind 
entweder  Standvögel,  regelmässige  oder 
unrcge'.rnnssige  Zugvögel  oder  endlich 
auch  At:sna.:ir.c'>:*s:hcinunj:ei:.  Stand- 
vögel :  hisvo^el  {A:<y?:'-o  \r^}.lua).  Raub- 
würger  (Lanius  excubitor)^  Konlamscl 
(MeruUjL  vulgaris)^  Misteldrossel  ( Turdxu 
viscivorus)^  Rotkehlchen  (Dandalns  ru- 
becula)^  Goldhähnchen  [Regulus  cristor 
iu8)j  sieben  Arten  Meisen,  Spechtmeise  (Sittacoevia),  Baum- 
läufer {Certhia  familiaris)^  Zaunkönig  (Troglodytes  par- 
vuiu«),  Bachamsel  (Cinclus  aquaticus)^  Gebirgs-Bachstelze 

iMotcunUasulphurea),  Weisse  Bachstelze  (Af otociWa  alba), 
laussperling (Passer  doniesticus),  Kir8chkernbeisser(Coc- 
colhrauslea  vulgaris),  Buchfink  (Fringilla  coelehs),  Stieg- 
litz {Carduelis  elegans),  Gimpel  {Pyrrhula  europaea), 
Goldammer  (Emberiza  citrinelta),  Eichelhäher  (Garrulus 
glandariu8)y  Elster  {Pica  caudata),  Dohle  {Lycos  mone- 
dula)y  Kolkrabe  (Corvus  corax),  Rabenkrähe  {Corvus 
corone)  und  einige  wenige  andere.  Zugvögel :  Rauch- 
schwalbe {Hirundo  rustica),  Mauersegler  (Cypselus  apus). 
Nachtschwalbe  {Caprimulgus  europseus),  Singdrossel 
{Turdus  niusicus),  Dorngrasmücke  (Sylvia  cinerea), 
Gartengrasmücke  (Sylvia  hortensis),  Nachtigall  {Luscinia 
minor),  Hausrotscnwanz(i{tUicil/a  tithys),  Lerche  (Alau- 
da  arvensis),  Staar  (Stumus  vulgaris),  Nusshäher  {Nu- 
cifraga  caryocatactes),  Saatkrähe  [Corvus  frugilegus). 
Ausnahmserscheinungen :  Bienen  fre88er(Af erop«  apiasler), 
Mandelkrähe  {Coracias  garrula),  Alpen  mauerläufer 
(Tichodronia muraria),  Seidenschwanz  {Bombycilla gar- 
rula), Goldamsel  (Oriolus  ^albula),  Nebelkrähe  {Corvus 
cortiix)  u.  a.  Von  Tauben  sind  im  Jura  Zugvögel  Ringel- 
taube jfCoZuni  6a  palumbus),  Hohltaube  {Columba  oenas) 
und  Turteltaube  {Turtur  auritus);  ausnahmsweise  er- 
scheint auch  die  Felsentaube  {Columba  livia),  die  im 
nördlichen  Europa  lebende  Form  unserer  Haustauben. 
Standvögel  aus  der  Ordnung  der  Hühner:  Auerhuhn  (Te- 
trao  urogallus),  Haselhuhn  {Tetrao  bonasia)  und  Reb- 
huhn (^^/ama  cinerea);  als  Zugvogel  erscheint  im  Sommer 
die  Wachtel  {Columix  dactylisonans),  ausnahmsweise 
das  Rothuhn  {Perdix  rubra). 

Die  Watvögel  sind  fast  alle  Zugvögel :  Zwergsumpfhuhn 
(Gallinula  pygmsßa),  Wasserfalle  (Rallus  aqualicus), 
btorch  {Ciconia  alba),  Kranich  (^Grus  cinereus),  grauer 
Reiher  jilrdea  cinerea),  Waldschnepfe  {Scolopcue  ru^ti- 
cola),  Bekassine  {Gallinago  scolopacina),  isländischer 
Strandläufer  {Tringa  cinerea),  punktierter  Wasserläufer 
{Totanus  ochropus)  und  Flussuferläufer  {Actitis  hypo- 
leucos),  Uferschnepfe  {Limosa  lapponica),  Avosettsäbler 
{Recurvirostra  avocetta),  Stelzenlaufer  {Himantopus  rur 
fipes),  Brachvogel  {Numenius  arqualus),  Goldregenpfei- 
fer {Charadrius  pluvialis),  Kibitz  ( Vanellus  cristalus)  u. 
a.  Bemerkenswert  sind  einige  Ausnahmserscheinungen  : 
Grosstrappe  {Otts  tarda)  und  Zwergtrappe  {Otis  tetrax), 
Silberreiher  {Ardea  egretla).  Seidenreiher  {Ardea  gar- 
zetta)  und  Austernfischer  {Haematopus  ostralegus), 

Standvögel  aus  der  Ordnung  der  Schwimmvögel  sind : 
Stockente  {Anas  boschas),  von  der  unsere  zahme  Ente  ab- 
stammt; dann  der  grosse  Säger  {Mergus  merganser)  und 
Zwergsteissfuss  (Podiceps  minor).  Die  übrigen  sind  Zug- 
vögel, so  die  Möven  (besonders  die  in  einzelnen  Exem- 
f)laren  auch  mitten  im  Sommer  wahrnehmbare  und  viel- 
eicht hie  und  da  nistende  Lachmöve,  Xema  ridibundum), 


Meerschwalben,  Steissfüsse,  17  Arten  Enten,  5  Arten  Gänse, 
die  Kormoranscharbe  oder  der  Seerabe  (Carbo  cormo- 


Corgemont  im  Berner  Jura. 

ranus)  etc.  Auf  dem  Neuenburgersee  ist  schon  zu  wieder- 
holten Malen  der  Singschwan  oder  wilde  Schwan  (Cygnus 
musicus)  und  der  kleine  Singschwan  {Cygnus  minor), 
deren  Heimat  der  N.  Europas  und  Asiens  ist,  erlegt  wor- 
den. Im  Museum  zu  Neuenburg  werden  zwei  junge  Fla- 
mingos {Phoenicopterus  antiquorum)  aufbewahrt,  die  sich 
ins  Grosse  Moosföstl.  vom  Neuenburgersee)  verirrt  hatten 
und  dort  getötet  worden  sind.  Im  Winter  treten  zeitweise 
auch  drei  Arten  Taucher  IColymbus  arclicus,  C.  glacialis 
und  C.  septentrinnalis),  die  Eiderente  {Somateria  mollis- 
sima),  sowie  einise  Haubmöven  il,estris)  und  Möven 
{Larus)  auf,  die  alle  aus  dem  N.  kommen  und  immer 
nur  Weibchen  und  Junge  sind.  Endlich  ist  zu  erwähnen, 
dass  nach  einer  alten  Urkunde  in  der  Umgebung  von 
Yverdon  einst  auch  ein  Pelikan  gefangen  worden  ist. 

Der  Jura  besitzt  8  Arten  von  Reptilien,  darunter  3  Ei- 
dechsen, die  Blindschleiche  {Anguis  fragilis)  und  4 
Schlangen  :  Ringelnatter  ( Tropidonolus  natrix),  Würfel- 
natter {Tropidonotus  tesselatus),  Redische  Viper  {Vipera 
aspis  oder  V.  Redii)  und  Kreuzotter  {Pelias  berus).  Die 
eigentliche  jurassische  Giftschlange  ist  die  Redische  Viper, 
die  stellenweise  so  häufiff  auftritt,  dass  für  jedes  erlegte 
Exemplar  eine  Prämie  Bezahlt  wird.  Die  Kreuzotter  ist 
zwar  vorzugsweise  in  den  Alpen  heimisch,  aber  doch 
auch  im  Waadtländer,  Neuenburger,  Berner  und  Basler 
Jura,  sowie  im  Pa^s  de  Gex  vereinzelt  schon  gefunden 
worden,  während  sie  im  Genfer  Jura  zu  fehlen  scheint.  Von 
Amphibien  leben  im  Jura  der  braune  Grasfrosch  (Rana 
temporaria),  der  bis  zu  oberst  auf  die  Gipfel  geht,  und 
der  grüpe  Wasserfrosch  {Rana  esculenla),  die  Unke  {Bom- 
binator  pachypus),  die  um  Neuenburg  nicht  seltene  Ge- 
burtshelferkröte {Alutes  obstetricans),  der  sefleckte  Sala- 
mander {Salamandra  maculosa)  und  4  Arten  Molche, 
von  denen  in  Teichen  und  Weiem  der  Bergwassermolch 
( Triton  alpestris)  und  Teichmolch  ( Triton  palmatus)  ge- 
mein sind. 

In  Bezug  auf  die  Fischfauna  muss  man  zwischen  der- 
jenigen des  zum  Mittelmeer  sich  entwässernden  Genfer- 
sees  einerseits  und  derjenigen  des  Neuenburger-,  Bieler- 
und  Murtensees  andererseits,  die  der  Nordsee  tributär  sind, 
unterscheiden.  Einige  der  flussaufwärts  wandernden  Fisch- 
arten vermögen  das  Hindernis  der  sog.  Perte  du  Rhone 
bei  Bellegarde  nicht  zu  überwinden,  so  z.  B.  der  Aal,  der 
nur  dann  im  Genfersee  erscheint,  wenn  ihm  Hochwasser 
den  Weg  dahin  ermöglicht  hat,  während  er  an  gewissen 
Stellen  des  Neuenburger-,  Bieler-  und  Murtensees,  sowie 
im  Doubs  häufig  ist.  Allerdings  finden  sich  viele  Arten  in 
beiden  Einzugsgebieten  gemeinsam,  so  Barsch  (Parca  flu- 
viatilis) ,  Groppen  {Cottus  gobio),  Gressling  {Gobio  fluvi- 
atilis),  Karpfen  {Cyprinus  carpio),  Schleihe  {Tinea  vuU 
qaris),  Bambeli  {Albumusbipunctatus),  Laugeli  {Albumus 
lucidus),  Rotten  oder  Rottelen  {Scardinius  erythrophthaU 
mus),  Schwal  {Leuciscus  rulilus),  Alet  {Squalius  cepha- 
lus),  Ell  ritze  {Phoxinus  laevis),  Trüsche  {Zota  vulgaris), 


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JUR 


JÜR 


Aesche  {Thymallus  vulgaris),  Seeforelle  (Truttalacustris), 
Saibling  oder  Röteli  {Salnio  salvelinus)^  Hecht  (Esox 
lucitis)  und  Grundel  {Cobitis  barbatula).  Folgenae  in 
den  Jaraseen  meist  gemeine  Arten  fehlen  dem  Gen- 
fersee  :  Barbe  {Barbus  fluviatilis),  Brachs  (Abramis 
&rania),  Lachs  [Trutta  salar),  Nase  {Chondrostoma 
na«ti«),Pfaerrit  [Coregonus  exiguus),  Balcnen  {Coregonus 
Schinzii),  Wels  (Silurus  glanis)  und  Neunauge  {Petro- 
m,yzon  fluviatilis).  Dagegen  sind  wiederum  blos  dem 
Genfersee  eigen  der  Kilch  (Coregonus  hiemalis;  französ. 
gravenche)  und  Weissfelchen  (Coregonus  fera).  In  den 
Bergbächen  des  Jura  lebt  die  Bachforelle  (Trutta  fario)^ 
während  die  Seeforelle  ( Trutta  Uicustris)  nur  zur  Laich- 
zeit aus  den  Seen  wenig  weit  in  deren  Zuflösse  hinauf- 
geht. Nach  Lunel  und  Fatio  sollen  diese  beiden  Fische 
nur  zwei  an  die  verschiedenen  Existenzbedingungen  an- 
gepasste  Abänderungen  einer  und  derselben  Art  sein.  Der 
Rheinsalm  erscheint  zur  Seltenheit  etwa  einmal  im  Bieler- 
see,  wagt  sich  aber  kaum   bis  in   den  Neuen burgersee. 


Tauben locbscblncbt  im  Berner  Jura. 

Die  Felchen  sind  im  Genfersee  durch  den  Kilch  und 
Weissfelchen,  in  den  Seen  am  Jurafuss  durch  den  Pfaerrit 
und  Baichen  vertreten.  Der  Pfaerrit  scheint  aber  dem 
Murtensee  zu  fehlen,  wo  ihn  eine  lokale  Abart,  der  so^. 
Kropfer  (Coregonus  exiguus  var.  feritus)  vertritt.  Hie 
und  da  verirrt  sich  in  den  Doubs  noch  der  dem  Barsch 
ähnliche  Aspro  apron^  der  in  der  Saone  häufig  vorkommt 
und  dessen  Vordringen  ins  Innere  des  Jura  durch  kein 
Hindernis  gehemmt  wird. 

Gliederfussler.  Die  Krebstiere  sind  im  Jura  vertreten 
durch  den  Flusskrebs  (Astacus  fluviatilis),  der  aber 
infolge  einer  Krankheit  oder  auch  wegen  zu  starker 
Nachstellungen  an  Zahl  bedeutend  abgenommen  hat; 
unter  den  Steinen  der  Seen  oder  in  den  Gräben 
der  Moore  leben  kleine  Flohkrebse  (Gammarus  pulex 
und  G.  fluviatilis)  und  in  tiefen  Brunnen  und  einigen 
dunkeln  Höhlen  (Eisenbahnhöhle  in  den  Gorges  de  TAreuse) 
der  diesen  verwandte  blinde  Niphargus  puteanus.  Grösser 
ist  der  Niphargus  Foreli,  der  neben  einer  Menge  von  mi- 
kroskopisch kleinen  Arten  im  Neuenburger-  und   wahr- 


scheinlich auch  im  Bielersee  sich  findet.  Im  Wald  und  so- 
gar in  den  Häusern  tummeln  sich  die  landbewohnenden 
Asseln.  Spinnentiere  und  Tausendfüssler  sind  im  Jura 
zahlreich  vertreten,  aber  noch  nicht  genügend  untersucht. 
Den  Skorpion  hat  man  bis  jetzt  nocn  nie  gefunden,  wohl 
aber  einen  eigenartigen  Tausendfüssler  (Scutigera),  der 
einer  Spinne   mit  sehr  langen  und  zahlreichen  Beinen 

gleicht  und  der  da  und  dort  mit  Ulumensendungen  aus 
em  Süden  eingeschleppt  worden  zu  sein  und  sich  auch 
fortzupflanzen  scheint.  Da  auch  die  massenhaft  vertretene 
Insektenfauna  im  Jura  noch  nicht  genügend  erforscht  ist, 
beschränken  wir  uns  auf  einige  weniee  Bemerkungen. 
Zahlreich  sind  unter  den  Gradlluglern  die  Heuschrecken, 
Grillen  und  Heimchen.  Die  Gottesanbeterin  (Mantis  reli- 

?iosa)  tritt  nur  als  Ausnahmserscheioung  auf.  Vor  einigen 
ahren  hat  eine  scharenweise  in  die  Umgebung  von  ßiel 
eingebrochene  Verwandte  der  berüchtigten  W'auderheu- 
schrecke  nicht  gerin{|[en  Schaden  gestiftet.  Auf  den  hochge- 
legenen Sennbersen  ist  die  Laubheuschrecke  (Locustaviri- 
dissima)  überall  näußg.  Sehr  viele  Arten  von  Käfern,  wo- 
runter eine  grosse  Anzahl  von  Schädlingen,  wie  z.  B.  die 
Borkenkäfer,  die  die  Waldbäume  zu  Grunde  richten  und 
gegen  die  mit  Erfolg  nur  die  insektenfressenden  Vögel 
kämpfen  können.  In  den  Hochmooren  der  Freiberge  sind 
von  Guödat- Frey  folgende  bemerkenswerte  Arten  gesam- 
melt worden :  Cychrus  roslratws  und  C.  attenuatus,  Chloe- 
nius  spoliatuSy  Diax'hromus  germanus,  Anisodactylus  si- 
gnatus  und  A,  binotatus,  Anchomenus  prasinus^  Agonuni 
ericeti  (selten)  und  A .  austriacum  var.  modeslum  (selten), 
Phaenops  tarda^  Tragosoma  depsarium  (£tang  de  la 
Gruy^re;  selten),  Timarcha  gigantea  (Nachts  auf  Hei- 
delbeeren). Schnabelkerfe  (Rhynchoten) :  die  Singzikade 
fehlt  dem  Jura.  Dafür  ist  in  den  Weinbergen  als  ffefahr- 
licher  Feind  die  so  verderbliche  Reblaus  (Phylloxera 
vastatrix ;  aus  Nordamerika)  aufgetreten,  die  trotz  aller 
Anstrengungen  sich  doch  derart  behauptet  hat,  dass  man 
wahrscheinlich  früher  oder  s[>äter  die  lieben  am  Jurafuss 
durch  Pfropfen  mit  amerikanischen  Sorten  widerstands- 
fähiger machen  muss.  In  Wald  und  Wasser  leben  zahl- 
reiche Wanzen. 

Besser  bekannt  sind  die  Schmetterlinge.  Der  Jura  be- 
sitzt einige  lokale  Formen,  die  mit  Ausnahme  einer  nur 
ihm  eigenen  Art  auch  anderswo  auftreten,  in  der  übri^n 
Schweiz  selbst  aber  fehlen.  Solches  sind  nach  gefälliger 
Mitteilung  von  Dr.  Standfüss  in  Zürich  folgende:  von 
Noctuinen  die  Caradrina  jurassica  Riggenb.,  eine  dem 
Kalkfels  angepasste  Abart  von  C.  Seiini  Boisd.,  die  bis 
jetzt  nur  am  Jurafuss  an  der  Bechburg  bei  Oensingen 
^iggenbach),  bei  Besancon  (Fritsch)  und  im  Ried  nei 
ßiel  (Paul  Robert)  gefunden  worden  ist ;  Polia  ruficincta 
Hübn.  t*ar.  muctda  Gn.  und  Xanthomista  Hübn.  var. 
nivescens  Stdg.  Unter  den  Geometrinen  verdienen  be- 
sondere Erwähnung  mehrere  Arten  von  Gnophos,  dann 
die  Triphosa  Sabaudiata.  die  in  den  Höhlen  am  Jurafuss 
überwintert  und  in  der  übrigen  Schweiz  seltener  ist.  Der 
Apollo  (Pamassius  Apollo)  findet  sich  am  Jurafuss  allge- 
mein mit  sehr  grossen  roten  Flecken.  Pfarrer  F.  de 
Rouffemont  in  Dombresson  nennt  ferner  noch  als  be- 
merkenswerte Arten  und  Lokalformen  des  Jura  Argynnit 
Poles  var,  arsilache  und  aberr.  mit  breitem  schwarzem 
Band  auf  den  Vorderflügeln,  Satyrus  Arethtisa  (sehr 
selten  und  vielleicht  nur  ausnahmsweise)  und  Arclia 
aulica.  Im  folgenden  geben  wir  eine  nach  Angaben  von 
Pfarrer  F.  de  Rougemont  in  Dombresson  und  Guedat- 
Frey  in  Tramelan  durch  Dr.  Louis  Rollier  aufgestellte 
Liste  von  mehr  oder  weniger  seltenen  oder  charakter- 
istischen (aber  nicht  ausnahmsweise  auftretenden)  Makro- 
lepidopteren  mit  ihren  Abarten  und  von  solchen,  die  im 
Jura  häufiger  sind  als  in  der  übrigen  Schweiz,  wobei  wir 
bemerken,  dass  die  mit  einem  Stern  ausgezeichneten 
Formen  bis  in  die  Bergregion  oder  noch  höher  hinauf- 
gehen: Pamassius  Apollo,  var.,  Thecla  spini",  F. 
album*j  acacice*y  pruni*.  Lycaena  BoHica,  Danum\ 
Alcon",  Erebus*,  Apatura  Iris*,  llia  var.  Clytie,  Linieni 
tis  Camilla*,  Sybtlla*,  Satyrus  Hermione^  Proserpina. 
BriseiSj  Phoedra,  statilinus  (lokal  und  sehr  selten ;  ist 
seit  einem  halben  Jahrhundert  nicht  wieder  gefunden 
worden;  die  von  Couleru  in  Neuenstadt  gefangenen 
Exemplare,  die  heute  noch  im  Museum  zu^Neuenburg  zu 
sehen  sind,  beweisen,  dass  es  sich  damals  nicht  um  eine 


J[]R 


JÜR 


699 


Ausnahmserscheinung  handelte) ;  Arethusa  (sehr  selten; 
seit  einigen  Jahren  bei  Moutier^Grandval  in  einem  oder 
iwei  Exemplaren  gefunden),  Pararge  Hieray  Dejanira*, 
TUhonuSy  Coenon,  Arcania%  i)avus*  und  varr.  im*  und 
Laxdion*^  Spiloth,  maXvarum,  Lavaterae,  Syrichtus  cart- 
hami*,  Hesperia  Actoßon^  Deilephila  VetpertüioAineatay 
euphorbiae  var.  ParaHas*^  Pter.  oenotherm" ^  BiacrogL 
bombylifonnis*,  fuciformis*,  Troch.  apiforme*,  Thyr. 
fenestrina*,  Ino  pruni*,  Zug.  achilleae*,  peucedanu  ono- 
brychis*  Nacl.  Äncillaj  Ear,  chloranci.  Lith,.  unila,  au- 
reola,  Eniyd.  grafnniica.CaLHerafPleret.matronula*^ 
Arct,  aulica  (charakt.),  Spil.  lubricipeda,  Zeuz,  aesculi, 
0.  gonoBtigma,  antiqua^  Limac,  tesludo,  Psyche  Gra- 
minella,  Epich.  bambycella,  pulla*,  Lar.  V.  nigrum, 
Bomb,  rimicola  (charakt. ),  lanestriSy  Las.  potatoria,  «iwi, 
populifolia  (sehr  selten^,  pruni*^  PUUyp.  falcula*,  bina- 
ria,  Harp.  furculä*,  bifida" ^  erminea,  Staur.  fagi*,  Hyboc. 
Milhauseri,  Not.  tritophus*^  trepida.  Chaonia,  Dodonaea, 
Dryn.  velitariSy  Lopn.  cuculla*,  Gon.  dera^a",  Thyat. 
Balis* j  Cym.  octogesirnUy  or*,  Asph,  diluta,  xanthoceros, 
Acron.  lepprina*,  alni*,  strigosa,  euphorbiae*,  ligtistri*, 
Moma  Orion,  Diphl.  ludifica*,  Agr.  linogrisea,  auaur*, 
xanthographa*,  rubi,  glareosa*  niargaritacea* ,  multan- 
aula*,  plecta,  lucipeta*,  fnttris,  latens*,  decora*^  cos 
Tcharakt.)*  cinerea  ,  tritici  varr.  eruta  und  aquilina, 
herbida*,  Mam,  saponariae* ,  serena*,  Dianth.  luteaqo 
f charakt.),  fiUgrana*  und  var.  xanthocyanea*,magnoUi 
(charakt.),  comiptcC,  conspersa*,  capsincola,  Epis.glau- 
cinavar.  Hispana  (charakt),  Apor.  lutulenta* , Poliarufi- 
cincta*  und  var.  nvudda  (charakt.),  Xanthomistavar. 
nivesc^ns*  (charakt.).  Dich,  convergens,  Apani.  testacea. 
Luper,  texla*,  Had,  ochroleuca,  furva*^  Polyodon  und 
ah.  infuscata,  lithoxylea,  infesta*,  scolopactna,  ophio- 
gramma,  literosa*,  Vipter.  pinastri*,  nydroec,  nicti- 
tans*y  Nonagr.  tuphae,  gevninipuncla,  Leuc.  pudorina* 
(sehr  selten),  t>itet/ina*  (sehr selten),  Gramm.e8ia  trilinea, 
Cal.  phrcufmiiidis,  Carad. /ura«sica (charakt),  respersa*, 
»uperstes,  gr^uteosa  (charakt),  Taen.  miniosa,  cruda,  po- 
puleti*,  gracilis.  munda,  Mesog.  acetosellae,  Calymn, 
pyralina,  Dyschor.  ypsUon,  Orth,  pislacina*,  Xanth. 
cttrago*,  aurago,  gilvago*,  ocellaria  var,  lineago,  Ho- 
por,  croceago,  Orrh,  erythrocephala  var,  glabra,  Xyl, 
semibrunnea,  confomiisr,  inarica,  lithortza,  Caloph. 
platyptera,  Cucull,  lychniliais*,  absynthii  ,  Plusia 
aaclepiadis,  modesta*,  moneta*  (charakt),  deaurata, 
fsehr  selten),  orichalcea*,  festucae*,  ^<a  (sehr  selten), 
Heliothis  dipsaceus,  peltxger*,  armiger*,  Uharic,  mar- 
ginata*,  Euterpe  luctuosa*,  Erastr,  unca,  venustula 
(sehr  selten),  atratula  fuscuUiy  Pseud.  lunaris,  Cateph. 
alchimista,  Catoc.  elecla*,  Sponsa*,  paranympha, 
Avent.  fiexüla*.  Hei.  calvaria,  Herm,  crinalis,  deri- 
valis,  Pechip,  barbalis,  Hypena  i^mtalis,  Breph.  Par- 
thenias,  Pseudoterpna  cythisaria*,  Geometra  papilio- 
naria*,  vemaria*,  Phorod.  bajuUiria,  Nemona  aesti- 
varia,  Acid.  rufaria,  ochreata,  moniliata,  rusticata, 
inomata,  punctata,  decorata,  Zonos.  orbicularia,  omi- 
cronaria,  Pellon.  vibicaria  und  var.  rosea*,  Abrax. 
uXmata  (sehr  selten),  Bapta  pictaria,  Ellop.  prosapia- 
Ha  var.  pra^naria*,  Eugon,  alniaria,  tiiiarid*,  an- 
gularia*,  fuscantaria,  erosaria,  Selen,  lunaria*,  illu- 
naria  *  und  var.  juliaria,  tetralunaria,  Eurym,  dolabra- 
ria*,  Boarm.  rhortiboidaria,  repandatavar. conversaria*, 
consortaria,  crepuscularia,  Gnophos  furvata*,  obscura^ 
ria*,  variegata  (sehr  selten),  Selidoa,  plumaria*,  Diast. 
artesiaria*,  Phos,  petraria,  Aspil.  gilvaria*,Anail.pla^ 
giata*,  Loboph.potucom,mata*^carpinata*,  nexapterata* , 
Triph.  sabaudiata  ,  Scotos.  rhamna^a*,  badiala*.  Cid, 
rubiginata,  variata  *  und  var.  obeliscata,  firmata*,  flur- 
viata*.  tophaceata*,  nebuUUa*,  procellata*  blandiata*, 
candiaata,  derivata*,  rubidata*,  vitalbata*,  teraata*, 
aeniuiata*,  Eup,  centaureata* ,  Jinariata*,  irrigtiata, 
nepetata,  isogrammaria* ,  castigäta*,  austeraria*,  ab- 
synthiata*,  lariciaia,  exiguata*,  dodoneata,  abbreviata, 
sobrinata  *. 

Für  die  Bergregion,  speziell  des  Neuenburger  und 
Bemer  Jura  (Tramelan  und  Freiberge),  können  wir  fol- 
ffende  Liste  von  seltenen  und  charakteristischen  Makro- 
repidopteren(exkl.  gemeine  Arten  und  Abarten,  Ubiquisten 
und  Ausnahmen)  aufstellen* :  Pieris  napi  var,  bruoniae 
(charakt. ),  rapae  mitaberr,  immcLculata,  ColUu  Hyale  var. 


9  ^elb,  Edusa  aber.  Heiice,  Thecla  spini,  V,  album, 
acaciae,  pruni,  Polyom.  virgaureae,  Dorilis  (selten),  Ly- 
caena  Alexis  var,  casrulea,  Baton  var.  dunkel,  Icarus  9 
var.  ganz  rot,  varr,  Icarinus  und  ccerulea,  Eumedon 
und  var,  ohne  weissen  Fleck  auf  der  Unterseite  des  Vor- 
derflägels,  Corydonvarr,  syngrapha,  Bellargus  var.  Ce- 
ronua  und  verschiedene  varr.  9  Hylas  9  ^^f^^-  Q^it  blauen 
Bändern,  Alcon,  Dämon,  Arion  var,  ohne  schwarze  Flek- 
ken  auf  den  Flugein,  Erebus,  Apatura  Uta  (selten), 
Iris  (seilen),  Lim.  populi,  Camilla,  Sybilla  und  var.  bei- 
nahe schwarz  (selten).  Arg.  Adipjye  var.  Clodoxa,  Paphia 
var.  Valesina,  Ereb,  Stygne,  Ligea,  Euryale,  Pararg. 
D^anira,  Cosnon,  Iphis,  Arcania,  Spilot.  altheae.  Sy- 
rieh,  carlhami,  Sao,  Alveolus  aber.  Taras,  Älveus 
und  varr.  onopordi,  serralulae  und  cirsii,  Deil.  eu- 
phorbiae (selten)  und  var,  Paralias  (selten),  galii  (sei- 
len), Acheront.  atropos  (begrenzt),  Pier,  (snotherae, 
Macrogl.bombyliformis,  fuciformis^  Sciapt.  tabaniforme 
(selten),  Troch.  apiforme  (selten),  Ses.  cephifomiis  (sel- 
ten), conopiformis  oder  nomadaeformis  (auf  kranken 
Eichen),  myopiformis oder  mutillaeformis  (auf  verstüm- 
melten Obstbäumen),  culiciformis  (selten),  Thyr.  fenes- 
trina,  Ino  pruni,  globulariae,  stalices  (um  die  Sümpfe), 
Zygaena  Minos  (um  Torfmoore),  achilleae  und  var.  viciae, 
meliloti  (Sümpfe),  trifolii,  varr.  orobi  und  confluens, 
medicaginis  var,  hippocrepidis,  fausta  (grosse  Exemplare 
am  Sonnenberg),  onobrychis  (tiefer  unten),  Lith.  unila 
var.  palleola,  Gnophr.  rubricollis,  Euchelia  jacobaeae 
(be^nzt),  Nemeoph.  russula,  Cal.  dominula  (gemein), 
Spil,  luclifera,  mendica,  Dasych.  fascelina  (nicht  selten). 
Bomb,  crataegi,  Neustria  (begrenzt).  Las.  lunigera,  pini 
var,  montana  fauf  Fichten  und  Tannen,  gemein  und 
charakt.),  Sat,  carpini  (gemein  bis  in  die  Torfmoore), 
Piatyp.  falcula,  unguictua,  Harp,  furcula  (seilen),  bi- 
fida, Staur,  fagi  (selten),  Notod.  dictaeoides,  Untophus, 
dromedarius,  Lophop,  cucuUa  (selten),  Drynobia  Melor 
gona  (ein  einziges  Exem[>lar),  Gon,  Derasa,  Thyat.  Ba- 
lis, Acron.  leporina,  aini  (über  Torfmooren),  euphorbiae, 
ligustri,  Bryojphilaalgae  (selten,  auf  Flechten  an  Schlehen), 
Panth.  coßnobita  (selten  und  charakt),  Dipht.  ludifica, 
Agr.  polygona,  augur  (im  Gebirge  selten),  candelisequa, 
rhomboiaea,  xanthographa,  Dahlii,  festiva,  depuncta 
(Raupen  u.  a.  auf  der  Tollkirsche),  glareosa,  margarita- 
cea,  multangula,  cuprea,  musiva,  lucipeta,  forcipula  (var. 
gross  und  braunrot),  laXens  (charakt),  grisescens,  decora, 
cinerea,  corticea  var,  Neocomensis  de  Roug.,  herbida, 
candelarum  (junge  Raupen  auf  Galium),  nigricans,  obe- 
lisca  (selten),  saucia  (auf  Drosera),  Mamestra  advena, 
tincta  (über  Torfmooren),  corUigua,  Dianth,  caesia,  fiU- 
grana und  var.  xanthocyanea,  albimacula,  carpophaga, 
Apor.  lutulenta,  Ammoc.  caecimacula,  Polia  ruficincta, 
flavicincta  {9e\ieii),xanthomi8ta  var.  nivescens  (cnarakt). 
Luper.  texta,  Haden.  platinea  (sehr  selten),  furva,  sublus- 
tris,  rvrea  und  var,  combusta.gemina  und  var.  remissa, 
unanimis,  Illurica,  literosa,  tiyppa  reclilinea  (auf  Hei- 
delbeeren und  über  Torfmooren),  Habrynt.  scita,  Hy- 
droec.  nictitans,  Mythimna  imbecilla,  Öarad.  respersa, 
taraxaci,  Taen.  populeti,  opima,  Pacn.  leucographa, 
rubrirosa,  Orth,  nitida,  litura,  Orrh.  Si^^n^  und  var, im- 
maculaia,  Xylom,  conspicillaris  und  var.  melaleuca,  Li- 
thoc.  ramosa  (charakt),  CucuU.  lychnitidis,  lucifuga, 
camjKinulae,  asteris^  gnaphalii,  lactucae,  absunthii, 
Plusia  urticae,  illustris  (gemein),  modesta,  orichalcea, 
bractea,  festucae,  iota  und  varr,  perconlaiionis  und 
inscripta,  pulchrina,  Heliotis  peltiger,  armiger,  Charic. 
margmata,  Caloc,  elecla,  Avent.  flexula,  Herrn,  tenta- 
culaJis,  Hypena  obesalis,  Breph.  Nothum,  Geometra 
vemaria,  Acid,  perochraria,  marginepunctata,  Pellon, 
vibicaria  (schöne  rosarote  Var.),  Bapta  taminala,  Num. 
pulveraria,  capreolaria  (charakt),  Eugon.  fuscantaria, 
Selen,  illunarta,  Eurym.  dolabraria^  Epione  parallela- 
ria.  Bist,  zonarius,  Boorm.sccundana  (charakt),  abieta- 
ria,  repandalavar.  conver8aria,consqnaria,  Gnophos  fur- 
vata, obscuraria,  ambiguata,  pulUüa,  glau^inaria  und 
var.  falconaria,  dilucuiaria.  Orthol.  maeniata,  Odez. 
chaerophullata,  Analtis  praeformata,  Loboph.  sertata, 
viretata  (sehr  selten),  Chetmat.  boredla,  Triph.  sabau- 

*  Die  schon  am  Jurafusa  vorkoinin'*DdeD  Arten  siad  wie  die 
bis  sur  Subalpinen  Region  aufsteigenden  mit  einem  Stern  be- 
zeichnet. 


700 


JUR 


JUR 


dicUa^  dubitata  var.  cinereata,  Lygris  populata^  Cid.  si- 
mulata,  taeniata^  aptata  var.  suplata,  lotaria,  salicala, 


Klus  von  Goart  im  Berner  Jura. 

didymatay  8uffumata^  quadrifasciaria^  propugnata^  flu- 
viata  (sehr  selten),  infidaria,  cyanata,  netulata^  picata 
(sehr  selten),  sinuata,  galiata,  rivata,  albicillata^  lugu^ 
brata,  molluginata,  afflnitatay  hydrata^  capitata  (cna- 
rakt.),  silaceata^  deHvatay  rubidata^  vitalbata^  tersata, 
aemulata,  Eup.  insi^nata,  venosata^  digitaliaria  (cha- 
rakt.)  jlaqua£aria,pustllariafSlrobilatayCoronaia,piperala, 
subfulvata,  nanata  (charakt.),  impurata,  tenuiata^  sub- 
ciliata  (charakt.),  valeriancUay  cauchyatay  scUyrata,  hel- 
veticaria,  trisignariay  canipanulata^  albipunctatay  assi- 
milata^  expaUidata  (charakt.),  pimpinellata,  extraversa- 
ria  (charakt.),  silenata  (charakt.),  lanceata. 

Die  subalpine  oder  Gipfelregion  des  Jura,  die  Sennber- 
ge und  Waldungen  über  1(X)0  m  mit  inbegriffen,  hat 
nach  F.  de  Rougemont  folgende  Makrolepidopteren  (exkl. 
Ubic[uisten)  * :  Pam.  Apollo  var.  rauchig,  Ltnienitis  po- 
puli*j  Melit.  Partheniey  Arg.  Ino  (über  Torfmooren), 
Aglaia  var.  Jurassina^  de  Rouff.  und  var.  rauchig 
(charakt.),  Niobe  var.  Pelopia  (cnarakt.),  Paphia  var. 
Valesina*^  Ereb.  Stygne  (charakt.),  Zyg.  fausta*^  Neni. 
plantaginis  var.  hospita^  Pleret.  inalronula*^  Hep.  VeU 
leda  (charakt.),  Acron.  euphorbiae*,  Agr.  cuprea*,  alpes- 
tris,  Char.  graminis,  Mam.  glauca  (selten  über  Torf- 
mooren), mamiorosa,  Dianth.  proxima^  Pol.  Xantho- 
niista  var.  nivescens*^  Had.  sublustris*,  rurea  und  var. 
combusta*^  Plusia  bractea*^  pulchrina*^  Eugon.  fuscan- 
taria*  Gnophos  glaucinaria*^  sordaria^  dilucidaria*, 
Psodos  equesiraria  (Bsd.)  auf  dem  Gipfel  der  Dole, 
Odez.  chaerophyllata*y  Triph.  Sabauaiata*,  Cid.  si- 
mulaia*j  lotaria*,  didymata*,  suffumata*^  autuni- 
nariay  infidaria  *,  cyanata  ',  nebulaia  var.  mixtata, 
rupestratOy  alpicolaria  (charakt.),  blandiata*,  rube- 
rata  (über  Torfmooren),  Eup.  laquaearia  *,  veratraria 
(charakt.).  • 
Den  Torfmooren  im  Hochjura  sind  folgende  Makrole- 
*  Die  mit  einem  Stern  versehenen  Arten  kommen  auch  in 
der  Bergregion  oder  tiefer  vor. 


pidopteren  eigen  (die  auch  in  der  Bergregion  vorkom- 
menden Arten  sind  hier  weggelassen)  :  Colias  PaUieno 
und  varr.  Europomene^  \^/erdandiy  Lapponica  und 
lUgneri,  Edusa  aber.  Helice,  Polyom.  Hij^thoe^  Am- 
phidamas  (oder  Helle) j  Lycaena  Argiolus^  Melit haea 
Dictynna  {dunkle  Var.  fast  ohne  Flecken),  Arg.  Selene, 
Pales  var.  Arsilache^  Amathusiay  Coenon.  Davus  oder 
Tiphon  und  varr.  Isis  und  Laidion,  Nemeoph.  plaiv- 
taginis  varr.  hospita  und  niatronaliSj  Orgyia  go- 
nostigma  (selten),  Bomb,  quercus  var.  callunae  (cha- 
rakt ),  trifolii  una  9  dunkle  Var.,  Cymatoph.  fluctuosa 
(selten,  auf  Betula  pubescens),  Asph.  flavicomis,  Acron, 
leporina  (Birke),  menyanthidis,  Agrot.  strigula  foder 
porphyrea)j  speciosa  (charakt,  Raupen  auf  Heidelbeer- 
knospen), occulta,  brunnea,  festiva,  Mam.  advena,  Ca- 
loc.  solidaginis  (charakt.),  Plusia  interrogationis  (cha- 
rakt.), Anarta  myrtilliy  cord^gera  (charakt.),  BomoL 
f Otitis j  Gnophos  serotinaria^  Halia  brunneata  (charakt.)« 
Lygris  testala.  Cid.  caesiata,  hastata  var.  subhastata 
(charakt.),  Eup.  debiliaia. 

Hymenopteren  :  Zahlreiche  Formen.  Nach  Gu^dat- 
Frey  finden  sich  auf  der  Hochfläche  der  Freiberge  folg^ende 
alpine  oder  boreale  Arten  Bombus  alticola^  muctdus, 
pomorum  var.  elegans,  arenicola;  Vespa  Saxonica  var. 
Norvegica  (Sonnenberg),  media. 

Der  Jura  besitzt  eine  sehr  grosse  Anzahl  von  Würmern, 
deren  Verbreitung  aber  hier  noch  lan^e  nicht  genügend 
bekannt  ist.  Den  Boden  bewohnen  eine  Reihe  von  Re- 
gen würmem,  die  Gewässer  mehrere  Egelwürmer,  Pla- 
narien etc.  Im  Menschen  schmarotzt  am  meisten  der 
Bandwurm  (Bothriocephalus  latus).  Aus  seinen  Eliern 
schlüpft  im  Wasser  eine  bewimperte  Larve  aus,  die  sich 
in  gewissen  Fischen  (Hecht,  Barsch,  Trüsche,  Forelle) 
zum  Scolex  umwandelt.  Der  Mensch  erhält  den  Parasi- 
ten, der  dann  oft  mächtige  Dimensionen  (bis  zu  12  m 
Länge)  annehmen  kann,  durch  den  Genuss  von  unge- 
nügendgesalzenem und  gekochtem  Fischfleisch.  Im  Wasser 
leben  manche  mikroskopische  Rotatorien  und  Bryozoen, 
Von  letztern  nennen  wir  die  in  verzweigten  Kolonien  auf 
Steinen  im  Neuen burgersee  haftende  FridericeUa  sultana 
und  die  Cristatella  des  Lac  de  Joux. 

Die  Molluskenfauna  des  Jura  besteht  aus  etwa  100  ver- 
schiedenen Arten.  Im  Gehölz  und  in  Gärten  finden  wir 
mehrere  Nacktschnecken  {Arion  empiricorum,  Amalia 
niarginata^  Limax  cinereuSf  etc.).  Die  Gartennackt- 
schnecke (Arion  hortensis)  tritt  in  Gärten  oft  schaaren- 
weiseaufund  richtet  dann  grosse  Verheerungen  an.  Sehr 
häufig  kommt  die  Heckenschnecke  {Helix  nemoralis) 
vor,  die  sich  auf  Kalkboden  durch  besonders  dicke 
Schale  auszeichnet,  während  die  Schalen  der  auf  (^büsch 
und  Molasseboden  lebenden  Formen  dünnerund  manchmal 
sogar  durchscheinend  sind.  Höher  hinauf  gehen  die  Gar- 
tenschnecke (Helix  hortensis)  und  die  massenhaft  vor- 
kommende Gebüschschnecke  (^fi^io?  carbustoruni  und  ihre 
kleinere  var.  alpicola).  Die  grösste  Art,  die  Weinberg- 
schnecke (Helix  poniatiä)^  ist  gemein  vom  G^birgsfuss  bis 
zu  den  obersten  Kämmen.  Diese  Art  wird  auch  am 
meisten  gezüchtet  und  ^ecessen,  neben  der  aus  dem  S. 
importierten  und  heutedie  Umgebungen  von  Genfund  Lau- 
sanne bewohnenden  Helix  aspersa.  Die  in  den  Gärten 
von  Neuenburg  zeitweise  auftretenden  lebenden  Exem- 
plare dieser  Art  sind  wahrscheinlich  Flüchtlinge  aus 
Züchtereien  oder  auch  mit  Frühjahrsgemüsen  aus  dem  S. 
eingeführt  worden.  Ausschliesslich  den  Wäldern  und  Fel- 
sen der  Bergregion  gehören  an  Helix  tnontana^  H.  mir 
lostty  H.  personata^  H.  silvatica  u.  a.  Die  schöne  Helix 
ruderata,  die  man  als  nur  den  Alpen  eigen  glaubte,  ist 
auch  am  Creux  du  Van  häufig  gefunden  worden,  wah- 
rend Clausilia  pftcatanurbis  üiel  geht  und  im  Westjura 
zu  fehlen  scheint.  Es  können  auch  wohl  Formen  (beson- 
ders der  Weinbergsch|)ecke)  mit  nach  links  oder  treppen- 
förmig  gewundener  Schale  beobachtet  werden;  ein 
prachtvolles  Exemplar  mit  8  cm  hoher  Treppenspirale 
stammt  aus  dem  Val  de  Ruz.  Doch  sind  so  schöne  For- 
men sehr  selten.  Seen  und  fliessende  Wasser  sind  reich 
an  Limnaeen  und  Planorben ;  im  Lac  des  Tailleres  bei  La 
Br^vine  wohnt  die  im  N.  gemeine  Planorbis  vortex.  Der 
Neuenburger-  u.  Bielersee  beherbergen  verschiedene 
Teichmuscheln  (Anodonta  cellensis,  A.  piscincUis^  A. 
anatina)  und  zwei  Arten  von  Flussmuscheln  (Unio  bata- 


JOR 


JÜR 


701 


VU8  und  U.  tumidus).  Diese  letztere  kommt  aus  dem  N. 
und  fehlt  im  Becken  des  Genfersees.  Die  Coelenteraten 
sind  besonders  durch  Süsswasserpoly- 
pen  vertreten.  Der  vom  Genfer  Zoolo- 
gen Trembley  zu  seinen  berühmten  Re- 
ffenerations versuchen  verwendete  grüne 
Armpolyp  (Hydra  viridis)  ist  nicht  ge- 
rade häufig,  während  der  braune  Arm- 
polyp {Hydra  fusca)  im  Neuenburger- 
see  unter  Steinen  gemein  ist.  Der  kie- 
selhaltige kleine  Seeschwamm  iSpon- 
gilla  fragilis)  haftet  vielfach  an  den  un- 


im  zentralen  und  östlichen  Helvetien  als  unumschränkte 
Herren  schaltenden  Alemannen   ist  immer   eine  scharfe 


a  fr 


von    Binsen   und  Schilfrohr   oder  auf 
den  flachen  Steinen  am  Seeboden. 

Protozoen.  Die  Juraseen  werden  von 
einer  Unmasse  von  mikroskopischen 
Tierchen  belebt,  die  meist  unter  dem 
allgemeinen  Namen  der  Infusorien 
zusammengefasst  werden.  Mehrere  aus- 
schliesslich pelagische  Formen  tummeln 
sichimNeuenburger-  und  Bielersee.  Die 
bis  jetzt  gefundenen  Arten,  die  alle  meist 
auch  über  ganz  Europa  verbreitet  sind, 
sind  verzeicnnet  im  Janrg.  1899-1900  des 
Bulletin  de  la  Soc.  Neuchäteloise  des 
Sc.  nat.  fP-  tioDBT.] 

Anturopogeographie  :  Kolonisation, 
Siedelungen^  Sitten  und  Gebräuche. 
Trachten.  Das  zur  Zeit  der  Kelten  und 
Römer  mit  dichten  und  grossen  Waldungen  bestan- 
dene Gebirgsiand  des  Jura  ist  nicht  überall  zugleich  und 
im  gleichen  Masse  urbar  gemacht  worden.  Zunächst  hatte 
sich  der  Mensch  nur  in  seinen  tiefern  La^^en  angesiedelt. 
Die  Kultur  der  Römer  drang  von  4  verschiedenen  Zentren 
aus  auf  den  ffleichen  Wegen  ins  Gebirge  vor,  die  heute 
noch  die  wichtigsten  Zugänge  dahin  sind.  Diese  Aus- 
' Strahlungszentren  waren:  für  den  Südjura  Lyon  mitseinen 
Vorposten  Izemore,  Lons  le  Saulnier  (Ledo)  und  Genf ; 
für  den  Westjura  Besan^on  mit  Mandeure  (Epomanduo- 
durum);  für  den  Ostjura  Augusta  Rauracorum  (Kaiser 
Angst)  mit  Vindonissa  (Windiscn)  und  endlich  Aventicum 
(Avenches).  Die  einstigen  Römerstrassen  bestehen  in  mehr 
oder  weniger  gutem  Zustand  noch  heute  und  sind  z.  T. 
von  den  modernen  Strassen  überbaut  worden.  Die  be- 
merkenswertesten dieser  Strassen  sind  für  den  schwei- 
zerischen Jura  die  Züge  Orbe-Col  de  Jougne-Pontarlier 
fAriolica),  Ürbe  (Urba)-  Romainmötier-Petra  Felix-Lons 
le  Saulnier,  Aventicum- Salodurum- Schüssthal -Col  de 
Pierre  Pertuis- Birsthai  mit  Abzweigunff  Pierre  Pertuis- 
La  Tane-Tramelan-Goumois-Sequanien.  Die  römische  In- 
schrift an  der  Front  des  kleinen  natürlichen  Tunnels  der 
Pierre  Pertuis  stammt  etwa  aus  dem  Jahre  330  n.  Chr. 
und  ist  viel  iünger  als  der  Bau  der  ersten  Verkehrszüge. 
Am  Col  de  la  Tane  kann  man  noch  auf  eine  Strecke  von 
mehreren  hundert  Metern  (längs  einem  heutigen  Feldweg, 
der  sog.  Charri^re  du  Chenau  du  Sonnenberg)  die  in  den 
Felsen  gehauene  und  sehr  gut  erhaltene  einstige  Römer- 
strasse mit  ihren  Treppenstufen  erkennen.  Eine  andere 
Römerstrasse  führte  von  Solothum  über  Balsthal  und 
Gänsbrunnen  (Saint  Joseph)  gegen  Envelier,  wo  sie  der 
Strasse  der  Pierre  Perluis  begegnete,  um  dann  über  Ver- 
mes  nach  Vicques,  dem  damals  bedeutendsten  Ort  im 
zentralen  Jura  (Reste  von  Römerhäusern  und  -villen),  ab- 
zusteigen. Ohne  Zweifel  sind  schon  zur  keltischen  Zeit 
auch  die  ostjurassischen  Pässe  des  Hauensteins  und  be- 
sonders des  Bötzbergs  (Vocetius  mons),  die  Vindonissa 
(Windisch  bei  Brugg;  Ueberreste  eines  grossen  Amphi- 
theaters) mit  Augusta  Rauracorum  (Kaiser  Äugst;  eben- 
falls mit  einem  Amphitheater)  verbanden,  begangen  wor- 
den, wenn  sie  auch  zur  Zeit  der  Römer  den  Strassen 
durch  das  Birsthai  an  Bedeutung  nachstanden.  Die  der 
römischen  Kultur  so  verderbliche  Invasion  der  Alemannen 
im  5.  Jahrhundert  drängte  die  zersprengten  Reste  der 
gallisch-römischen  Bevölkerung  des  Ostjura  gegen  den 
zentralen  Jura  zurück,  während  die  den  übrigen  Teil  des 
Gebirges  erobernden  Burgunder  sich    mit  dessen  altan- 

Sesessenen  Bewohnern  vermischten   und  in   den  Besitz 
es  Bodens  teilten.  Die  Grenze  zwischen  den  die  Sprache 
der    Besiegten    annehmenden    Burgundern     una     den 


MQnster  (Moatier)  im  Berner  Jura. 

gewesen  und  fällt  zusammen  mit  der  französisch-deutschen 
Sprachgrenze,  die  den  Jura  schief  schneidet  und  östlich 
an  folgenden  Ortschaften  vorbeizieht:  Charmoille,  Sojf- 
hi^res,  Vermes,  Envelier,  Corcelles,  Court,  Romont,  £vi- 
lard  (Leubringen)  und  La  Neuveville  (Neuenstadt).  Oest- 
lich  Neuenstadt  hat  das  Deutsche  die  mitten  in  einem 
kleinen  Weinbaugebiet  gelegene  Gemeinde  Li^erz(Gl^ressel 
erobert.  Diese  heutige  Sprachgrenze  entspricht  zum  Teil 
der  politischen  Grenze  zwischen  den  Kantonen  Bern 
(Bemer^Jura,  ehemaliges  Gebiet  des  Bistums  Basel)  und 
Solothum  und  wird  stellenweise  von  natürlichen  Hinder- 
nissen, wie  Bergkämmen,  Klüsen  mit  festen  Schlössern' 
etc.  markiert. 

Die  Mehrzahl  der  tiefer  gelegenen  Thäler  besitzt  wie 
der  Fuss  des  schweizerischen  Jura  eine  Reihe  von  sehr 
alten  Siedelungen,  die  entweder  an  der  Stelle  von  gallisch^ 
römischen  Flecken  stehen  oder  aus  den  ersten  Zeiten 
nach  der  Einführung  des  Christentums  stammen.  Dies 
beweisen  schon  ihre  aus  dem  Keltischen  oder  Lateinischen 
herzuleitenden  Namen :  Yverdon  [Eburodunum),  Orbe 
(Urba)y  Romainmotier,  Colombier  {Columbarium)  bei 
Neuenbürg,  Solothum  {Salodurum)^  Windisch  l  vindo- 
nissa),  Del^monl,  Vic(|ue8,  Lugnez,  Porren truy  (Borne- 
druit,  Brundrut=Druidenbmnnen)  etc.  Die  Verbreitung 
des  Christentums  durch  Schüler  des  h.  Columban  und  h. 
Gallus  (Saint  Ursanne,  Saint  Imier,  Saint  Germain)  be- 
dingte die  Entstehung  von  Klöstern  und  neuen  Sie« 
delungen,  deren  Namen  von  ihren  Schutzheiligen  oder 
von  Schlössern,  Bergen,  Flüssen,  Wäldern,  Gewannen, 
angebauten  und  wildwachsenden  Pflanzen,  wilden  Tieren 
etc.  herzuleiten  sind.  Die  zahlreichen  Ortsnamen  auf 
-court,  -villiers,  -villers,  -velier  (deutsch :  -hof  und  -wil) 
kommen  von  curtis  =  Hof  und  Garten  und  von  villare 
oder  Villa  =  Haus.  Die  bemerkenswertesten  und  cebräuch- 
lichsten  Flumamen  sowohl  lateinischer  wie  keltischer 
Herkunft  (joux,  chaux,  ran,  moron,  peu,  sagne  oder  fagne, 
meil,  mait  und  mas,  drase,  combe  etc.)  finden  sich  auch 
in  andern  ehemals  gallischen  Landschaften  in  derselben 
Form  und  Bedeutung.  (Vergl.  über  die  Etymologie  dieser 
Ausdrucke  die  betr.  Artikel  dieses  Geoaraph.  Lexikons 
der  Schweiz,  ferner  die  verschiedenen  Bände  des  Musee 
Neuchdtelois,  Bull,  de  la  Soc.  neuch.  des  sc.  nat.,  Bull, 
de  la  Soc.  de  Geogr.  de  Nanct^  etc.).  Vom  ältesten  Galli- 
schen und  Keltischen  (agglutinierenden  Sprachen  orien« 
talischer  Herkunft)  leiten  sich  die  Mehrzahl  der  Fluss- 
und  verschiedene  Berenamen  ab  (Aare,  Areuse,  Doubs» 
Birs,  Some,  Trame,  Suze  oder  Susinffa,  Jura,  Döle  etc.), 
sowie  auch  die  auf  dunum  (Hügel)  oder  durum  (Fluss, 
Furt)  endigenden  Namen  der  frühesten  Siedelungen. 

Weit  später  wurden  besiedelt  und  urbar  gemacht  der 


7ü2 


JUR 


JUR 


Hochjura,  die  Vall^e  de  Joux,  das  Neuenburger  Gebirgs- 
land  oder  die  Thäler  von  La  Chaux  de  Fonds,  Le  Locle 
und  La  Saffne  (Jagdgebiete  der  ersten  Grafen  von  Neuen- 
burg und  Yalangin),  ferner  die  Freiberge  (ehemaliges  Ei- 
gentum der  Fürstbischöfe  von  Basel)  und  ein  Teil  des 
Öaugeais  (Kanton  Montbenott  im  französischen  Departe- 
ment DouDs).  Es  erfolgte  diese  Besiedelung  vom  13.  und 
14.  Jahrhundert  an  durch  freiwillige  Kolonisten,  denen 
die  Grundeigentümer  gewisse  Vorrechte  einräumten.  Les 
Hauts  Geneveys  im  Val  de  Ruz  und  Les  Genevez  bei  Bei* 
lelay  sind  Gründungen  von  Genfer  Auswanderern,  die 
Umgegend  von  Montbenott  wurde  durch  Savoyarden  besie- 
delt, auf  den  Freibergen  Hessen  sich  sog.  Ajoulots  oder  Be- 
*  wohner  der  Ajoie  (Gegend  um  Pruntrut)  nieder  etc.  Mit- 
telalterliche Burgen  (bourgs,  chätels  oder  castels),  die  z. 
T.  an  der  Stelle  einstiger  römischer  Vesten  oder  Wacht- 
türme  entstanden,  sind  besonders  zahlreich  im  ehemaligen 
Bistum  Basel  und  in  den  Kantonen  Solothurn  und  Aar- 
gau vorhanden.  Mit  Ausnahme  derjenigen  in  den  einsti- 
gen Unlertanenländern  Berns  (Kantone  Waadt  und  Aar- 
gau] und  im  Kanton  Neuenburg  liegt  heute  deren  Mehr- 
zahl in  Trümmern,  indem  die  französische  Invasion  in 
den  Bemer  Jura  und  die  Kantone  Basel  und  Solothurn 
1798  auch  alle  die  zu  Ende  des  18.  Jahrhunderts  hier  noch 
stehenden  Burgen  zu  Boden  legte. 

Die  Siedelungen  im  Hochiura  haben  dann  durch  die 
seit  dem  18.  Jahrhundert  bej^nnende  Einführung  von 
neuen  Industriezweigen  zum  grösstenTeil  ein  Ranz  anderes 
Gepräge  erhalten.  Die  Bewohner  dieser  Hocn- 
thäler  hatten  seit  einer  Reihe  von  Jahrhunder- 
ten einzig  mit  Viehzucht,  Holzschlag,  etwas 
Landwirtschafl;  und  Ackerbau  sich  beschäftigt. 
Nun  Hess  die  Einführung  der  Uhrenmacherei 
in  La  Sagne  und  ihr  Uebergreifen  nach  Le  Lo- 
cle und  La  Chaux  de  Fonds  (17.  und  18.  Jahr- 
hundert), sowie  ihr  rasches  Aufblühen  im  19. 
Jahrhundert  in  fast  allen  Thälern  des  Jura  be- 
deutende Ortschaften  entstehen,  und  dies  trotz 
des  rauhen,  aber  der  intellektuellen  und  künst- 
lerischen Entwicklung  der  Bewohner  gün- 
stigen Klimas.  Das  zuweilen  mühsame,  aber 
■einfache  und  anspruchslose  Landleben  ist  er- 
setzt worden  durch  die  gemeinsame  Arbeit  in 
Fabriken  oder  Werkstätten  mit  ihren  schwan- 
kenden Lohnansätzen.  So  sind  im  vergange- 
nen Jahrhundert  dicht  neben  Sennbergen  und 
Tannendickichten  saubere  und  gut  gebaute 
Städte  von  5000,  13000  und  bis  zu  38000  Ein- 
wohnern aus  dem  Boden  ffewachsen.  Aber  auch 
die  zerstreut  gelegenen  Höfe  stehen  jetzt  im 
unmittelbaren  Kontakt  mit  dem  modernen  Le- 
ben der  Industrieorte  :  jedes  Wohnhaus  hat 
seine  Uhrenmacherwerkstätte  (r^tabli),  in  der  Scheu- 
ne stehen  moderne  landwirtschaftliche  Maschinen,  Vieh- 
zucht und  Milchwirtschaft  werden  wie  die  Bienenzucht 
nach  neuen  Grundsätzen  betrieben,  die  das  unreine  Dach- 
wasser sammelnden  Zisternen  haben  den  oft  von  weit- 
her zugeführten  Trinkwasserleitungen  weichen  müssen, 
überall  sind  elektrisches  Licht  und  Kraft  einffeführt  etc. 
Zahlreiche  gut  unterhaltene  Strassen  durchzienen  das  Ge- 
birge, und  die  Hauptstränge  der  durch  den  Jura  fuhren- 
den Eisenbahnen  sind  unter  sich  wieder  durch  Lokal- 
oder Schmalspurbahnen  verknüpft. 

Die  Hütte  mit  Strohdach  ist  im  Hochjura  nie  heimisch 
gewesen.  Dafür  besitzt  er  einen  andern,  sehr  eigenartigen 
Siedelungstypus  in  Gestalt  eines  viereckigen  Hauses  mit 
niederer  und  weiss  getünchter  Front,  über  der  sich  ein 
mächtiges  Giebeldach  erhebt,  dessen  einer  Flügel  nach 
0.  (cote  de  la  bise)  und  dessen  anderer  nach  W.  (cöt^ 
du  vent)  sich  senkt.  Zu  oberst  entra^  diesem  Dach  ein 
weites  Kamin,  das  vermittels  eines  in  Angeln  sich  dre- 
henden Brettes  nach  Belieben  geöffnet  oder  geschlossen 
werden  kann.  Bis  vor  kurzem  waren  diese  Dächer  mit 
schwarzen  Schindeln  und  viereckigen  Tannenholzblöcken 
(eteles  oder  ancelles)  gedeckt,  während  heute  das  Gesetz 
überall  Ziegeldächer  verlangt.  Die  oft  strengen  Winter, 
die  heftigen  und  andauernden  Winde  und  BegeuRüsse  er- 
fordern zum  Schutz  gegen  Kälte  und  Nässe  sehr  solide  Bau- 
ten mit  ausserordentlich  dicken  Mauern.  Dieser  Haustypus 
ist  auch  in  kleineren  oder  grösseren  Ortschaften  immer 


poch  der  vorherrschende  und  erscheint  hier  blos  durch  die 

grössere  Zahl  der  Stockwerke  und  Fenster  den  städtischen 
edürfnissen  angepasst.  In  den  Thälern  des  Bemer,  So- 
lothurner  und  Aargauer  Jura  nähert  sich  das  Bauemhaos 
mit  seinen  Riegelwänden  und  den  den  Schmalseiten  auf- 
gesetzten Holzgiebeln  mehr  der  in  der  nördlichen  deut- 
schen Schweiz  üblichen  Bauart.  In  den  Neuenburger  und 
Bieter  Weinbaubezirken  fallt  andererseits  wieder  das  aus 
solidem  gelben  Neocomstein  gefügte  Haus  auf,  das  seinen 
Bewohnern  im  Sommer  ein  angenehm  kühles,  im  kalten 
und  düstern  Winter  aber  ein  warmes  Heim  bietet.  Diese 
wenig  luxuriösen,  dafür  aber  umso  bequemer  eingerich- 
teten Behausungen  mit  ihren  grünen  Fensterladen  wer- 
den meist  von  grossen  Nussbäumen  oder  Linden  umrahmt 
und  sind  mit  Weinlaub  und  Epheu  umrankt. 

Die  bemerkenswerten  landschaftlichen  Stellen  im  Jura, 
wie  alte  Burgen,  Aussichtspunkte  (bellevue,  belv^ere, 
belvoir.  miribel,  mirebeau,  miroir,  muriaux,  beanregard, 
b^ridiai,  bei  air  etc.  genannt),  Gipfel,  Felsvorspräi\£^, 
Schluchten,  Wälder  und  Matten  sind  dem  Publikum  von 
Seiten  der  Verschönerunesvereine,  (Gemeinde-  oder  Stadt- 
verwaltungen etc.  überall  bequem  zugänglich  gemacht 
worden.  Ueberall  kann  man  ungestört  auf  schönen  We^en 
sich  ergehen,  und  nur  an  wenigen  Stellen  wird  eine 
kleine  Gebühr  gefordert  (z.  B.  im  Taubenloch).  Neben 
den  Eisenbahnlinien  bestehen  einige  Drahtseilbahnen 
(Biel-Maeglingen,  Biel-Leubringen,  Neuenburg-Plan,  St 
Immer-Sonnenberg).   Von  Yverdon   steigt  eine  Bahn  in 


Fahy  im  Berner  Jura. 

weiten  Schlingen  nach  Baulmes  und  zur  Hochfläche  von 
Sainte  Croix  auf,  verkehrt  aber  an  Sonntagen  nicht  (nach 
einer  von  ihrem  Begründer  sestellten  Bedlnffung).  Die 
während  der  arbeitsreichen  Woche  an  ihre  Werkstätten 

5 ebundene  Bevölkerung  der  Industrieorte  pflegt  von  allen 
lesen  Verkehrsmitteln  einen  lebhaften  Gebrauch  zu 
machen,  um  an  Sonn-  und  Feiertaffen  durch  Berg,  Schlucht, 
Wald  und  Weide  zu  schweifen,  frische  und  reine  Luft  zu 
schöpfen,  die  Schönheiten  der  Natur  zu  geniessen,  ess- 
bare Schwämme  oder  Beeren  zu  sammeln  etc.  Oft  werden 
dann  im  Freien  auch  sportliche,  wissenschaftliche  und 
selbst  religiöse  Versammlungen  veranstaltet.  Nur  die 
Bauern  pflegen  am  Sonntag  zu  Hause  zu  bleiben  und  von 
ihrer  beschwerlichen  Feldarbeit  auszuruhen,  wenn  sie 
nicht  —  wie  dies  vielfach  der  Fall  ist  —  zugleich  auch 
Uhrenmacher  sind.  Das  gesellige  Leben  ist  üherall,  selbst 
in  den  reinen  Bauemdönem,  ein  recht  reges  und  wird 
von  zahlreichen  Gesanff-,  Musik-,  Tum-  und  Schiessver- 
einen gepüefft.  Wie  anaerswo  in  der  Schweiz  lösen  auch 
hier  Feste  aller  Art  (Schulieste,  kantonale  und  Bezirks- 
schützenfeste, Tum-,  Musik-  und  Sängerfeste,  vaterlän- 
dische Jahresfeiem  etc.)  einander  in  oft  nur  allzureichei 
Fülle  ab.  Feste  zu  Ehren  des  Kirchenpatrones  (sog.  b^ 
nichons]  werden  nur  in  den  katholischen  Landesgegen- 
den  gefeiert. 

Die  Trachten  der  Jurassier  haben  sich  zu  keiner  Zeit 
weder  durch  Reichtum  noch  durch  Farbenglanz  ausge- 
zeichnet. Die  Kleidung  des  Landmannes  ist  eine  ziem- 


JUR 


JÜR 


708 


lieh  schwere  und  besteht  im  Sommer  meist  aus  dunkler 
-  Leinwand,  im  Winter  aus  Wolle  oder  Halbwolle.  Früher 
trug  man  mit  Vorliebe  das  gelbe  Freiburger-  oder  Ber- 
nertuch.  Bis  vor  kurzer  Zeit  ntlegte  man  die  niedrigen 
Strohhüte  aus  nicht  zerdrücKten  Strohhalmen  (pailles 
rondes),  Spitzen  und  Leinwand  in  jedem  Dorf  des  Jura 
selbst  herzustellen.  Ueberall  sieht  man  noch  die  beson- 
ders in  Bauerndörfern  häufige  blaue  Bluse,  die  bei  den 
Schweizern  kurz,  bei  den  Comtois  (den  Bewohnern  der 
Freigrafschart  Burgund)  lang  ist.  Während  sie  die  Wel- 
schen ohne  Verzierungen  tragen,  lieben  es  die  deutschen 
Jurassier,  sie  mit  roten  oder  weissen  Litzen  zu  schmücken. 
Die  deutschen  Jurassier  halten  ferner  noch  allein  hie  und 
da  die  einst  so  weit  verbreiete  schwarze  Zipfelmütze  in 
Ehren. 

Landwirtschaft  {Wein-,  Acker-  und  Waldbau),  Das 
zuerst  S.-N.,  dann  allmählig  W.-O.  streichende  Jurage- 
birge bietet  dem  Anbau  die  verschiedensten  Expositionen 
zur  Sonne.  Im  grössten  Teil  des  Schweizer  Jura  unter- 
scheidet man  zwischen  der  der  Mittagssonne  zugekehr- 
ten «c  Sonnenseite  d  (le  Droit  oder  TEndroit)  und  ihrem 
wenig  besonnten  Gegenstück,  der  «  Schattenseite  »  (TEn- 
vers).  Auf  den  Hochflächen  ist  das  Klima  einheitlicher, 
dafür  aber  rauh,  so  dass  hier  das  Jahresmittel  kaum 
6'  C.  erreicht ;  das  Frühjahr  ist  hier  feucht,  der  Sommer 


Strasse  Qber  die  Malettes  uod  Signal  de  Montgremay  bei  Asuel  (Berner  Jaraj. 


sehr  angenehm  und  der  Winter  sonnenreich.  Das  Klima 
der  Thäler  ist  im  Sommer  und  Herbst  angenehm,  wäh- 
rend Frühjahr  und  Herbst  zusammen  nur  am  Gebirgs- 
fuss  wirklich  schön  sind.  Dafür  haben  wir  hier  heisse 
Sommer  (Neuenburg  im  Mittel  18,  6®  C.  und  im  Maxi- 
mum 32.3'  C.)  und  ziemlich  kalte  Winter  (Neuenburg 
im  Mittel  0.5"  C.  und  im  Minimum  — 12,2»  C).  Der  Ju- 
rafüss  hat  im  Jahresmittel  über  9**  C.  und  zeichnet  sich 
dazu  noch  durch  einen  schönen  Frühling  und  Herbst  aus, 
deren  Mitteltemperaturen  dem  Jahresmittel  gleich  kom- 
men. Die  Randseen  üben  durch  Aufspeichern  der  Wärme 
und  Rückstrahlung  des  Sonnenlichtes  auf  die  Vegetation 
einen  grossen  Einfluss  aus  und  begünstigen  vor  allem  den 
Weinbau.  In  der  Tat  stammen  denn  auch  die  berühmten 
jurassischen  Marken  alle  aus  der  Mitte  der  die  Ufer  des 
Neuenburger-  und  Bielersees  begleitenden  Weinbauzone 
(Rotweine  von  Cortaillod  und  Twann).  Sonst  wird  über- 
all ein  mehr  oder  weniger  starker  Weisswein  gekeltert, 
der  namentlich  von  den  Jurassiern  selbst  geschätzt  wird. 
Die  Rebe  wird  an  kurzen  Stöcken  (^chalas)  gezogen. 
Alte  Weinstöcke  werden  abgelegt  (sog.  provignage).  Wäh- 
rend der  letzten  Jahre  sind  zahlreiche  Schädlinge  (Oidium, 
Mehltau,  Reblaus)  aufgejtreten,  die  energisch  bekämpft 
werden.  Die  Weinberge  stehen  oft  an  steilen  Halden,  aie 
den  Hagelwettern  ausgesetzt  sind  und  deren  Humus- 
schicht durch  starke  Regengüsse  vielfach  ausgewaschen 
zu  werden  pflegt.  Maximale  Höhe  des  Weinbaues  bei  600 


m.  OesU.  von  Biel  gedeiht  die  Rebe  nur  noch  an  reich- 
lich besonnten  und  wenig  über  die  Aaresenke  (etwa  420 
m)  aufsteigenden  kleinen  Hängen  ;  im  unteren  Aarethal 
wird  sie  von  Aarau  an  und  bei  Brugg  wieder  häuflger, 
um  dann  im  Liaszirkus  der  Goldwana  bei  Baden  (Lim- 
matthal)  noch  einmal  einen  feurigen  Wein  (den  sog.  Gold- 
wändler)  zu  reifen.  Am  Jurafuss  von  Orbe  bis  Biere  und 
Divonne  kann  kein  Weinbau  getrieben  werden,  weil  hier 
der  Boden  schon  zu  hoch  liegt  und  dem  NO.-Wind  (der 
sog.  Bise)  zu  stark  ausgesetzt  ist ;  ferner  fehlt  hier  ein 
als  Wärmeregulator  wirkendes  Seebecken.  Wenn  wir 
von  den  Zirken  bei  Grellingen  und  Baden,  sowie  von  ei- 
nigen Stellen  am  Basler  und  Aargauer  N.-Fuss  des  Grebir- 
ges  absehen,  finden  wir  die  Weinrebe  in  keinem  einzi- 
gen Thal  des  Schweizer  Jura  mehr.  In  diesen  Thälem 
folgen  je  nach  der  Exposition  bis  in  900  oder  1000  m  Ak- 
kerbau,  Wald  und  Industrie  aufeinander,  während  wei- 
ter oben  bis  zu  1500  m  einzig  noch  lichter  Wald  mit 
dazwischen  eingelagerten  Weideflächen  zu  finden  ist. 
Die  eigentlichen  Alpweiden  oder  Sennberge  ohne  Wald 
beschränken  sich  auf  die  höchsten  Jurakämme.  Hier  wird 
auch  dieselbe  Alp-  oder  Sennwirtschaft  betrieben  wie  in 
den  Alpen,  und  hier  stehen  die  zerstreuten  SennhütteUj 
die  im  Winter  oft  völlig  eeräumt  und  nur  von  Mitte  Mai 
an  etwa  während  vier  Monaten  bezogen  werden.  Dann 
weiden  hier  die  grossen  Viehherden,  de- 
ren Milch  von  dien  Sennen  an  Ort  und 
Stelle  zu  Käse  und  Butter  verarbeitet 
wird.  Während  des  übrigen  Teiles  des 
Jahre  bleiben  Vieh  und  Sennen  unten 
in  den  Meierhöfen  und  Dörfern. 

In  der  Zone  des  Feldbaues  wechseln 
je  nach  der  Beschaffenheit  des  Bodens 
und  seiner  Exposition  Aecker  aller  Art 
mit  Wäldern  verschiedener  Zusammen- 
setzung ab.  Der  Nussbauui  steigt  noch 
etwas  höher  als  die  Weinrebe.  Er  ist  am 
Fuss  des  Waadtländer,  Neuenburger 
und  Berner  Jura  häufig,  im  Solothur- 
ner  und  Aargauer  Jura  dagegen  seltener 
anzutreffen.  An  Stelle  des  Olivenöls 
verwendete  man  einst  ausschliesslich 
Nussöl  oder  auch  —  in  den  Dörfern  der 
Buchenregion  —  Oel  aus  Buchennüssen. 
Ersteres  wird  im  Kanton  Waadt  jetzt 
noch  oft  gebraucht.  Der  Kastanienbaum 
findet  den  ihm  zum  Gedeihen  notwendi- 
gen Sandboden  im  Jura  nur  ab  und 
zu,  so  z.  B.  im  Neuenburger  Weinbau- 
bezirk, bei  Fontaine  Andr^,  auf  der  Pe- 
tersinsel im  Bielersee  etc.  Früher  frei- 
lich bildete  er  am  Fuss  des  Waadtlän- 
der Jura  ganze  Wälder,  ist  aber  hier 
den  Weinstock   verdrängt    worden.   An 


seither    durch 

diese  einstige  grössere  Verbreitung  erinnern  noch  ste- 
hen gebliebene  kleine  Haine  und  auch  zahlreiche  Orts- 
namen. Der  Getreidebau  hat  im  Jura,  wie  übrigens 
auch  überall  im  schweizer.  Mittelland,  vor  dem  Bau  der 
Eisenbahnen  eine  weitaus  grössere  Rolle  gespielt  als 
heute.  Jetzt  lohnen  sich  dem  Bauern  Viehzucht  und 
Kunstwiesenbau  (Klee,  Luzerne,  Buchweizen,  Welsch- 
kom,  Runkelrübe)  besser.  Der  Kalkboden  des  Jura  eignet 
sich  vorzüglich  zum  Anbau  der  Esparsette  {Onobnfchis 
ativa).  Der  Gemüsebau  wäre  im  Innern  des  Gebirges 
noch  grösserer  Entwicklung  fähig,  da  die  Zartheit  aer 
Gemüse  mit  steigender  Meereshöhe  zunimmt.  Lein,  Hanf, 
Roggen,  Gerste  und  Hafer  geben  keinen  genügenden  Er- 
trag: und  werden  deshalb  auch  nur  selten  angepflanzt.  Sie 
finaen  sich,  zusammen  mit  einigen  Gemüsearten,  meist 
nur  in  den  jurassischen  Hochtnälern,  wo  Obstbäume 
nicht  mehr  gut  gedeihen.  Auch  die  seit  einigen  Jahren 
im  Jura  eingeführte  Bierbrauerei  hat  dem  Gerstenbau 
keine  grössere  Ausdehnung  zu  verschaffen  vermocht,  da 
das  Malz  meist  aus  Deutschland  eingeführt  wird.  Hopfen 
lässt  sich  auf  dem  zu  wenig  sandigen  Kalkmergelboden 
des  Jura  nicht  bauen.  Der  Obstbau  ist  nur  in  den  deut- 
schen Teilen  des  Gebirj^es  von  einiger  Bedeutung.  Gegen 
Basel  zu  gedeiht  die  meist  zum  Brennen  verwendete  Kir- 
sche (Kirschwasser)  ganz  vorzüglich,  und  in  einigen  Thä-' 
lern  des   Bemer  Jura  wird   aus  den  dort  wachsenden 


704 


JUR 


JÜR 


roten   Pflaumen     ebenfalls     ein     eigenartig    angenehm 
schmeckender  und  erfrischender  Branntwein  gewonnen. 


WiaterUodschaft  im  Aargauer  Jara  :  Wasserfluh,  Achenberg.  Stafeleggpass  und  Homberg, 
von  KQttigen  aus  gesehen. 

Hier  werden  übrigens  auch  noch  die  Kartoffel,  alle  Arten 
von  Feldfrüchten  und  die  Wurzel  des  gelben  Enzian 
(Gentiana  lutea)  gebrannt.  Die  Herstellung  des  als  Toni- 
kum und  Arznei  gegen  mancherlei  Gebresten  geschätzten 
Enzianschnapses  ist  eine  Spezialität  der  Jurasennen.  Die 
um  Laufen,  Grellingen  und  im  Aargau  im  Grossen  ge- 
züchteten Johannis-  und  Stachelbeeren  dienen  zur  Konti- 
türenfabrikation,  ebenso  wie  die  in  den  Jurathälern  sehr 
gut  gedeihende  rote  Sauerkirsche  {Cerasus  caproniana 
oder  C.  cunda).  Im  Unterholz  frisch  geschlagener  Wal- 
dungen wachsen  ausgezeichnete  Erdbeeren,  Himbeeren 
etc.,  die  massenhaft  eingesammelt  und  ebenfalls  zur 
Konfltürenfabrikation  oder  auch  zur  Herstellung  von  Si- 
rup (Val  de  Travers)  Verwendung  finden.  Dagegen  sind 
die  auf  den  tonigen  und  kieseligen  Böden  der  Vogesen  und 
des  Schwarzwaldes  so  gemeinen  Heidelbeeren  im  Jura 
ziemlich  selten.  Zu  erwähnen  ist  noch  der  Anbau  des 
Wermuts  oder  der  Absinthpflanze  {Arteniisia  absinthium 
und  A .  vontica)^  der  die  schwarzen  oder  torfigen  Böden 
einiger  Thalsohlen  (Val  de  Travers,  Plateau  von  Pontar- 
lier)  besonders  gut  zusagen.  Die  im  Jura  in  grosser  Zahl 
wachsenden  Morcheln  und  andern  essbaren  Schwämme 
erfreuen  sich  steigender  Nachfrage,  seitdem  die  nötigen 
Unterscheidungsmerkmale  durch  Liebhaber  und  Kenner 
dem  Volke  allgemein  bekannt  gemacht  worden  sind.  Im- 
merhin kommen  alljährlich  noch  Fälle  von  Vergiftung 
vor.  Die  geographische  Beschaffenheit  des  Juragebirges 
mit  dem  vielfachen  Wechsel  von  Ketten,  kalten  aber  ge- 
sunden Hochflächen  und  klimatisch  ausserordentlich  ver- 
schieden sich  verhaltenden  Thälern  gestattet  in  günstiger 
Abwechslung  die  Entwicklung  von  Ackerbau,  Waldbau 
und  industneller  Tätigkeit.  Nirgends  haben  die  subtilen 
Industrien  der  Uhrenmacherei  und  Feinmechanik  feste- 
ren Fuss  gefasst  als  in  den  jurassischen  Hoch  thälern,  wo 
Ackerbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft  mehr  nur  den 
Wert  eines  Nebenerwerbes  haben. 

Von  Bedeutung  ist  auch  der  Fischfang  in  den  jurassi- 
schen Randseen  und  namentlich  in  den  frischkalten 
Juraflüssen  (Orbe,  Schüss,  Birs  etc.).  Berühmt  sind  die 
Forellen  von  Vallorbe,  des  Doubs  (Goumois),  der  Areuse, 
Noiraigue  und  Birs  (Münster).  Vergl.  darüber  den  Ab- 
schnitt Fauna  dieses  Artikels  und  den  Art.  Doubs.  Hem- 
mend wirken  heutzutage  auf  die  Entwicklung  der  Fisch- 
zucht die  Papierfabriken,  Färbereien  und  andere  Betriebe 
ein,  die  ihre  sauren  oder  salzigen  Abwasser  in  die  Flüsse 
auslaufen  lassen.  Dazu  kommt,  dass  die  Elektrizitäts- 
werke, Turbinenanlagen  etc.  den  bei  Niedrigwasser  ohne- 
hin schon  tief  stehenden  Flüssen  noch  mehr  Wasser 
entziehen,  so  dass  grösseren  Fischen  ein  Aufwärtswan- 
dem  gegen  die  Quellen  zu  vielfach  verunmöglicht  wird. 

Der  Jura  ist  nicht  mehr  reich  an  jagdbarem  Gewild.  Das 
Grosswild  ist  hier  sogar  schon  so  selten  geworden,  dass 
man  das  Reh  wieder  neu  hat  einführen  und  zum  Schutze 
des  ganzen  Wildbestandes  kantonale  Gesetze  hat  erlassen 
müssen.  In  einigen   Kantonen  bestehen  besondere  Wild- 

Sarks.  Im  Aar^au  und  Berner  Jura  (Delsberg)  wird  noch 
ie  Wildsau  gejagt.  Fast  jeden  Winter  kommen  aus  den 
Vogesen  auch  emige  Wölfe  herüber.  In  den  Wäldern  der 
Hochregion  leben  noch  Fuchs,  Wildkatze  nnd  Auerhuhn 


(Tetrao  urogaUus). km  meisten,  wenn  auch  weit  weniger, 
häufig  als  in  Deutschland,  finden  sich  Hase,  Rebhuhn, 
Ringel-  oder  Holztaube  und 
Wachtel.  Die  Waldschnepfe 
wird  während  ihres  im  Jahr 
zweimal  sich  wiederholen- 
den Durchzuges  geschossen. 
(Vergl.  auch  den  Abschnitt 
Fauna  dieses  Artikels). 

Der  Ackerbau   ist  überall 
mit  Viehzucht  und  Milchwirt- 
schaft verbunden.  Die  Vall^ 
de  Joux  bereitet  als  Spezia- 
lität ihre   immer    mehr   ge- 
schätzten Vacherins  (Weich- 
käse) ;  die  Neuenburger  und 
Bemer  Sennberge  liefern  fet- 
ten  und   magern    Greierzer- 
käse  und   Bellelay  den  «  t^te 
de  moine  »  (Mönchskopf)  ge- 
nannten Halbweichkäse,  der 
aus  nicht  abgerahmter  Milch  hergestellt  wird.   Die  Her- 
stellung von  Käse  und  Butter  (Chasseral)  bleibt  auf  die 
hoch  gelegenen  Bergweiden  beschränkt,  während  Milch- 
wirtscnaft  besonders  in   der  Umgebung  der  Städte  und 
Industriedörfer  und  Viehzucht  in  den  Thälern  betrieben 
werden.   Die   Bodenverhältnisse  gestatten   auch  den  fist 
ausschliesslich  agrikolen  Gemeinden  den  Besitz  von  einer 
oder  mehreren    Bergweiden,  die   sowohl  im    trockenen 
Tannenwaldgürtel   als  in   der  feuchtkühlen  Region  der 
Sümpfe,  Hoch-  und  Wiesenmoore  liegen  können  und  auf 
denen  das   Vieh  den  ganzen  Sommer  über  bleibt.   Das 
gleiche  gilt  für  die  Bauern-  und  Meierhöfe  in  den  Bergen. 
Das  Leben  und  Treiben  des  Landmannes  unterliegt  im 
Jura  je  nach   den  lokalen  Verhältnissen  einem  grossen 
Wechsel.  Manche  Gemeinden  haben  ihre  eigenen  Hirten, 
von  denen  der  eine  die  Rinder  auf  die  mit  lichtem  Wald 
bestandenen    Sennberge    oder    die    trockenen  Wiesen, 
ein  anderer  Kühe  und  Pferde  gemeinsam  auf  die  nassen 
Wiesen  oder  Sumpfböden  und  ein  dritter  die  Ziegen  auf 
die  felsigen  Kämme  treibt.  In  der  Ajoie  kommt  noch  die 
Schweinezucht   in  Betracht.   In   den  meisten  ackerbau- 
treibenden Geffenden  wechseln  Viehzucht  und  Feidarbeil 
miteinander  ab  :   heute  werden   ein   Paar    Stiere   oder 
Pferde  vor   den  Heuwaffen  gespannt,  während  man  sie 
morgen  wieder  frei  weiden  lässt  (le  pasquier,  le  p^her,. 
la  päturette  etc.).  Der  Jura  besitzt  keine  ihm  eigentümli- 
che Rindviehrasse ;  die  jurassischen  Züchter  pflegen  ihr 
Vieh  mit   Vorliebe  aus  den  Alpen  (Viehmärkte  des  Sim- 
menthales,  Greierzerlandes  etc.)  zu  holen.  Die  trockene 
Luft  und  die  Beschaffenheit  des  Bodens  und  Futters  sa- 
gen aber   diesen  alpinen  Schlägen  nicht  besonders  zu, 
sodass  sie  als  Zucht-  und  Milchvieh  eher  zur  Degenera- 
tion geneigt   sind,  während  sie  dagegen  als  Schlachtvieh 
den  auf  alpinen  Weiden  aufgezogenen  Tieren  unbestreit- 
bar überlegen  sind.  Der  starken   Insolation  wegen  zieht 
man  im   Jura  den  rotgefleckten  weissen  Simmenthaler- 
schla|[  dem  schwarzen  Greierzerschlag  vor.  Der  von  Zeil 
zu  Zeit  auftretende  Milzbrand  wütet  auf  den  Meierhöfen 
oft  derart,  dass  ganze  Herden  getötet  und  verscharrt  wer- 
den müssen.  Auch  die  ebenso  verderbliche  und  ausseror- 
dentlich ansteckende  Maul-  und  Klauenseuche  sucht  in 
heissen  Sommern  das  Vieh  oft  heim. 

Günstige  Bedingungen  bieten  für  die  Pferdezucht  die 
Thäler  des  Bemer  Jura  und  das  Hochplateau  der  Frei- 
berge, auf  dem  eine  geschätzte  Rasse  gezüchtet  wird 
(Pferdemärkte  in  Montfaucon  und  Chindon,  Pramien- 
schau  in  Saignel^gier  und  Pruntrut).  Leider  ist  diese 
einheimische  Kasse  durch  Kreuzung  mit  normannischen 
Hengsten  verunstaltet  worden.  Esel  und  Maultier  sind  im 
Jura  beinahe  unbekannt.  Der  Genuas  von  Pferdefleisch 
widerstrebt  den  jurassischen  Bauern  In  grossem  Maass- 
stab wird  wiederum  Schweinezucht  getrieben,  da  die  ju- 
rassischen Schweine  im  Allgemeinen  frei  von  Parasiten 
(Trichinen,  Bandwurm)  zu  sein  scheinen.  Im  Waadtlän- 
der  und  Neuenburger  Jura  zieht  man  die  französische 
Rasse  (race  bressane,  aus  der  Bresse)  vor.  Neben  dem 
Jura  züchtet  namentlich  der  deutsche  Teil  des  schweizer. 
Mittellandes  (Solothurn,  Bern,  Aargau)  und  die  Umge- 
bung  von    Payeme    (englische   Rasse)   dieses   nützliche 


VeriAf  TüD  üubf.  AtlingaPi  Ntufloliart. 


3?afl.&<i^faria 


^^^ 


'i^    * 


LANDWIRTSCHAFTLICHE 
KARTE 

Wci^C  ,    .  .   .             .     I  I        Ckmen^rtiAe .  ,    ,  . 

Adr^^/id L I        7iwi^n/Af . 


S    JURA 


JUR 


JÜR 


705 


Haustier.  Ziegen  und  besonders  auch  Schafe  nehmen  im 
Jura  zur  Zeit  an  Zahl  ab.  GeUügel  wird  ebenfalls  wenig 
gehalten,  weil  es  zu  seiner  Nahrung  mehr 
Weizen  bedarf,  als  es  an  Eiern  und  Fleisch     - 
einbringt.    Zudem    sagt   dem  jurassischen     I 
Bauern  das  Kapaunenfleisch  weniger  zu  als 
seine  althergebrachte  Lyonerwurst.  Gänse 
Hnden  sich  nur  in  der  Ajoie  in  nennens- 
werter Anzahl.  { 

Ein  Hauptreichtum  der  jurassischen  Ge- 
meinden besteht  in  ihrem  Waldbesitz.  Die 
Wälder  steigen  vom  schweizer.  Mittelland 
bis  zur  Region  der  Berg  weiden  (1400  m  und 
darüber)  auf.  Je  nach  Exposition,  Zusam- 
mensetzung des  Bodens  und  der  Art  des 
Betriebes  bilden  sie  breite  Zonen  oder  klei- 
nere Mischwaldbestände.  Die  obere  Wald- 
grenze gegen  die  Hochweiden  hin  ist  sehr 
charakteristisch  und  scharf  und  verläuft 
meist  ganz  oder  nahezu  wagrecht.  Sie 
gleicht  einer  dichten  Vegetationsfront,  die 
bestrebt  ist,  die  den  Winden  und  Stür-  .1 
men  ausgesetzten  kahlen  Gipfel  wieder  für  " 
sich  zurückzuerobern.  Heute  freilich  bleibt 
sie  nahezu  stationär,  doch  zeigt  sie  deutlich 
den  Vormarsch  des  jurassischen  Waldes 
nach  dem  Rückzug  der  quaternären  Gletscher.  Die  gleiche 
Erscheinung  wiederholt  sich  übrigens  auch  noch  in  andern 
Gebieten,  die  der  Wald  allmählig  wieder  überziehen  will 
(Landes,  Dünen  etc.).  Es  wäre  unvorsichtig,  durch  masslo- 
sen Holzschlag  die  Waldgrenze  tiefer  zu  legen.  Junge  Auf- 
forstungen mitten  in  den  Hoch  weiden  gedeihen  nicht  mehr, 
weil  die  Setzlinge  ohne  den  Windschutz  durch  grosse  Bäu- 
.  me  rasch  zu  Grunde  gehen.  Die  Aufgabe  des  Forstmannes 
im  Jura  besteht  daher  hauptsächlich  darin,  die  für  die  wei- 
tere Verbreitung  oder  auch  blos  Erhaltung  der  Wälder  in 
ihrem  jetzigen  Zustande  geeigneten  Mittel  zu  finden.  Die 
Waldzonen  sind  weniger  deutlich  ausgeprägt  als  die  Ak- 
kerbauzonen,  weil  die  vorwiegenden  Baumarten  des  Jura 
in  sehr  verschiedenen  Höhenlagen  zugleich  zu  gedeihen 
vermögen  und  sie  je  nach  BeschatTenheit  des  Untergrundes, 
der  Exposition  ocfer  wirtschaftlichen  Bedeutung  einander 
vielfach  den  Boden  streitig  machen.  Die  selten  über  1000 
m  steigende  Weisstanne  {Abies  alba)  ist  besonders  für 
die  tiefern  Regionen  und  die  tonigen  und  nicht  zu  stei- 
nigen Böden  charakteristisch.  Im  Gegensatz  dazu  liebt  die 
Rottanne  oder  Fichte  (Picea  excelsa)  gerade  (trockenen 
oder  feuchten)  felsigen  Untergrund  und  steigt  hinauf  bis 
zur  oberen  Waldj^enze,  die  sie  meist  für  sich  allein  bil- 
det. Man  sieht  sie  so^ar  in  der  Nähe  der  Torfmoore.  Die 
Föhre  oder  Kiefer  (Pmus  silvestris)  zieht  wieder  sandige 
und  warme  Standorte  vor  und  tritt  im  Jura  ziemlich  sel- 
ten auf,  wenn  man  auch  da  und  dort  am  Fuss  von  Son- 
nenbergen (besonders  auf  Molasse  oder  sandiger  Unter- 
lage) senr  schöne  Exemplare  bewundern  kann.  Die  Moor- 
kiefer [Pinus  montana  var.  uncinata)  gedeiht  vorzüglich 
in  kalten,  feuchten  und  starkem  Luftzug  ausgesetzten 
Gegenden  und  klammert  sich  an  die  Felswände  der  Klü- 
sen (0>urt)  oder  erhebt  sich  in  Mooren  mitten  aus 
Torfmoosen  und  Heidelbeersträuchern.  Unter  den  Laub- 
hölzern spielt  nur  die  Buche  [Fagus  sUvatica)  eine  be- 
deutende Rolle  als  Waldbaum.  Sie  findet  sich  im  Jura  in 
allen  Höhenlagen,  zieht  aber  steinige  Kalkschuttböden 
und  kühlen,  ziemlich  feuchten  Untergrund  vor.  Ihre  jun- 
gen Blätter  fallen  oft  Spätfrösten  zum  Opfer,  werden  aber 
vom  Baum  sofort  wieder  durch  neue  Triebe  ersetzt.  Die 
Buche  bildet  lichte  Haine  oder  dichte  Bestände  und  ge- 
winnt oder  verliert  den  Nadelhölzern  gegenüber  an  Bo- 
den je  nach  dem  betreffenden  forstlichen  Wirtschaftsplan. 
Wo  ein  Nadelholzbestand  niedergelegt  worden  ist,  sieht 
man  aus  den  vom  Wind  überall  hin  vertragenen  Nüjßs- 
chen  in  kurzer  Zeit  zahlreiche  Buchenschösslinge  knos- 
pen. Neben  und  mitten  unter  diesen  Buchen  entwickeln 
sich  dann  auch  junge  Nadelhölzer,  die  aber  im  schattigen 
Buchenwald  nur  langsam  wachsen  und  länger  als  ein 
Jahrhundert  verkümmert  dastehen  können,  bis  einmal 
der  Mensch  die  Buchen  fällt.  Dann  schiessen  diese  Tan- 
nen rasch  in  die  Höhe  und  erreichen  in  verhältnismässig 
kurzer  Zeit  ihre  normale  Grösse.  Der  Forstmann  kann 
demnach  je  nach  Belieben     Buchen-  oder   Tannenwald 


wachsen  lassen  ;  zieht  er  letzteren  vor,  so  braucht  er  nur 
von   Zeit  zu  Zeit  die  Buchenbestände  im  gewünschten 


Hoch  weide  im  Neuenbarger  Jara. 

Umfang  niederzulegen  (Versuche  von  A.  Müller  in  den 
Stadtwaldungen  von  Biet). 

Die  wärmsten  und  zugleich  trockensten  Gebiete  des 
Jura  (Chänet  de  Neuchätel  etc.)  bewohnen  die  flaumige 
Eiche  (Quercus  lanuginosa),  der  italienische  Ahorn 
(Acer  üaluin)y  Feldahorn  {Acer  campestre)^  die  Esche, 
Linde  etc.,  die  weniger  ertragreiche  Wälder  bilden  und 
deren  Holz  in  der  Gerberei  (Eiche),  Schreinerei  etc.  Ver- 
wendung findet.  Auf  den  sumpfigen  Plateauflächen  mit 
tertiärem  Untergrund  gedeihen  bis  in  900  m  Höhe  die 
Stieleiche  {Quercus  robur),  Zitterpappel  (Popultis  tre- 
mula)  und  Weissbirke  (Betula  alba)^  während  die 
Schwarzpappel  (Populus  nigra)  tiefgründigen  Boden  vor- 
zieht und  die  Landstrassen  der  untern  Region  begleitet. 
Die  in  Wäldern  mit  stark  tonigem  Boden  angepflanzte 
Lärche  [Larix  europaea)  ist  keine  im  Jura  heimische 
Form.  Die  grössten  Bäume  des  Gebirges  sind  die  auf  den 
Hochweiden  stehenden  Exemplare  des  Spitzahorns  {Acer 
plalanoides)  und  Bergahorns  {Acer  psendoplalanus).  Auf 
Lichtungen  finden  wir  zahlreiche  Mehlbeer-,  Eisbeer-  und 
Vogelbeer  bäume  {Sorbus  aria,  S.  tomiinalis  und  S.  au- 
cuparia)^  wie  auch  wilde  Apfel-,  Bim-  und  Kirschbäume, 
deren  Holz  vom  Drechsler  gerne  verarbeitet  wird.  Der 
Jura  ist  von  Haus  aus  ein  waldreiches  Gebirge,  doch 
haben  die  kantonalen  Behörden  vielfach  dem  von  den  ein- 
zelnen Gemeinden  in  unsinniger  Weise  betriebenen  Holz- 
schlag Einhalt  gebieten  müssen.  Diese  kurzsichtige  Wald- 
verwüstung liefert  wohl  für  eine  kurze  Zeit  ein  schönes 
finanzielles  Resultat,  birgt  aber  ihre  grossen  Gefahren  in 
sich,  da  durch  zu  häufigen  oder  irrationellen  Holzschlag 
der  blosgelegte  Boden  durch  Regengüsse  leicht  wegge- 
schwemmt und  durchfurcht  und  der  Ertrag  der  Quellen 
in  bedauerlicher  Weise  beeinträchtigt  wird.  Die  Wald- 
wirtschaft lassen  die  Gemeinden  meist  durch  Gemeinde- 
förster  besorgen,  während  staatliche  Kreisförster  die 
Oberaufsicht  darüber  fähren.  Mehrere  Kantone  besitzen 
im  Jura  auch  selbst  grössere  oder  kleinere  Waldungen. 
Eine  Reihe  von  Gemeinden  des  Berner  und  Waadtländer 
Jura  ist  heute  noch  in  der  Lage,  ihren  Bürgern  jährlich 
einige  Klafter  von  sog.  Büi^erholz  frei  zur  Verfijgung 
stellen  zu  können.  Alljährlicn  wird  auch  ein  genau  kon- 
troliertes  Quantum  Bauholz  geschlagen,  dessen  Ausfuhr 
heute  die  Eisenbahnen  besorgen,  während  man  es  froher 
auf  der  Zihl  und  Aare  nach  Basel  flösste.  Die  schönsten 
Waldungen  sind  die  am  Chaumont,  Chasseral,  Mont  Risoux 
etc.,  sowie  die  der  Städte  Solothurn,  Biel  u.  a.  Auf  den 
Hochweiden  der  Freiberge  hat  man  hundertjährige  mäch- 
tige Tannen  geschlagen,  deren  eine  einen  Stammesum- 
fang  von  4,85  m  hatte  (ein  Stück  dieses  Stammes  befindet 
sich  jetzt  in  den  Sammlungen  der  Forstschule  am  eidge- 
nössischen Polytechnikum  zu  Zürich).  Eine  andere,  auf 
der  Ronde  Noire  geschlagene  Tanne  hatte  einen  Stammes- 
durchmesser von  2  m.  Beinahe  jede  Gemeinde  macht  sich 
eine  Ehre  daraus,  besonders  kräftige  und  ehrwürdige 
6EO6R.  LEX.  89  —  11  —  4$ 


706 


JUR 


JÜR 


Baume  zu  schonen,  so  etwa  eine  kolossale  Buche  (Ko- 
ches), eine  grosse  Eiche,  eine  alte  Linde  (Nods)  oder  auch 
einen  prachtvollen  Ahorn  etc.  (Vergl.  auch  den  Abschnitt 
Flora  dieses  Artikels). 

Handel  und  Gewerbe,  Verkehrswege,  Fremdenindus- 
trie.  Die  zwei  wichtigsten  Faktoren,  die  in  einer  Land- 
schaft die  Einführung  und  weitere  Entwicklung  von 
Industriezweigen  bedingen,  sind  Klima  und  Bodenerzeug- 
nisse. Die  Uhrenindustrie  im  Jura  steht  in  innigem  Zusam- 
menhang mit  dessen  Klima,  und  auch  das  Eisenhütten- 
wesen hat  sich  —  wenn  auch  in  veränderter  Form  —  trotz 
der  ausländischen  Konkurrenz  überall  da  noch  erhalten, 
wo  es  schon  zur  Zeit  der  Kelten  betrieben  worden  ist.  Mit 
Ausnahme  einiger  Solothurner  und  Aargauer  Thäler  ist 
in  allen  Thalschaften  des  Jura  die  Uhrenmacherei  in 
grösserem  oder  kleinerem  Umfang  heimisch.  An  zahlrei- 
chen Orten  sind  im  Laufe  des  vergangenen  Jahrhunderts 
meist  gut  prosperierende  Fabriken  zur  Herstellung  von 
fertigen  Uhren  oder  von  einzelnen  Uhrenteilen  entstan- 
den. Sehr  tatige  Industriezentren  sind  in  dieser  Hinsicht 
die  Vall^e  de  Joux,  La  Gute  aux  Fees,  die  Neuenburger 
Hochthäler,  das  St.  Immerthal,  Tramelan  und  Biel.  Die 
Ausfuhr  konzentriert  sich  zumeist  in  La  Chaux  de  Fonds. 
Im   Jahr  1901    sind   im    schweizerischen  Jura    8  044  961 


Torfaasbeute  in  der  Vallee  des  Ponts. 

Uhren  im  Gesamtwert  von  128319  902  Franken  berge 
stellt  worden.  Mit  der  Uhrenm'ächerei  ffeht  in  Sainte 
Croix  die  Fabrikation  von  Musikdosen  Hand  in  Hand. 
Das  jurassische  Eisen hüttenwesen  beschränkt  sich  heute 
auf  den  Solothurner  und  Berner  Jura.  Die  Hochöfen  von 
Choindez  verarbeiten  die  Eisenerze  der  Umgebung  von 
Delsberg  zu  Gusseisen  und  Röhren  in  allen  gewünschten 
Grössen,  während  die  Schlacken  zusammen  mit  Zement 
zur  Herstellung  von  Backsteinen  dienen.  Den  zum  Gies- 
sen  der  Röhrenformen  nötigen  Sand  liefern  die  Umge- 
bungen von  Münster.  Eigentümer  der  Hochöfen  von 
Choindez  sind  die  Ludwig  von  Roirschen  Eisenwerke, 
denen  auch  noch  die  Eisenhütten  Les  Rondez  bei  Dels- 
berg und  die  in  der  Klus  bei  Balsthal  gehören,  während  der 
Hauptsitz  des  Geschäftes  in  Gerlaflngen  ist,  wo  alte  Eisen- 
waaren  zusammen  mit  Roheisen  fsog.  gueuses)  von 
Choindez  zu  frischem  Gusseisen  vernüttet  werden.  Die 
Hüttenwerke  von  Bellefontaine  und  Undervelier  bestehen 
nicht  mehr.  Eine  Giesserei  in  Reconvilier  bei  Tavannes 
(Bemer  Jura)  liefert  Messing  zur  Herstellung  von  Uhren- 
bestandteilen, Hahnen  etc.  Vallorbe  hat  Metallffiessereien, 
Champagne  liefert  Rohmaterialien  zur  Uhrenfabrikation, 
und  Le  Day  bei  Vallorbe  stellt  Kaliumchlorat  her.  Die 
Uhrenräder,  -federn  und  -zeiger  werden  in  den  Uhren- 
macherortschaften  selbst  fabriziert.  Wegen  der  hohen 
Kohlenpreise  hat  die  Glasbläserei,  die  früher  im  Doubs- 
thal,  Birsthai  und  im  jurassischen  ßergland  von  mehreren 
kleineren  Glashütten  (heute  noch  kommen  Ortsnamen 
wie  Verrieres,  Verrerie  und  Glashütte  oft  vor)  betrieben 
wurde,  heute  einen  schweren  Stand.  Einst  verwendete  man 


zur  Feuerung  ausschliesslich  Holzkohle,  die  im  eigenen 
Land  gebrannt  worden  war  (Köhlergewerbe  im  Doubsthal). 
Als  die  Holzpreise  zu  hoch  wurden,  ersetzte  man  sie  durch 
Steinkohle,  die  vom  Ausland  bezogen  werden  mnss  und 
immer  noch  so  teuer  ist,  dass  die  Glasbläsereien  um 
Münster  nicht  unter  günstigen  Bedingungen  arbeiten. 
Die  Töpferei  beschränkt  sich  auf  die  Dörfer  Bonfol  und 
Cornol  in  der  Ajoie,  die  aus  einer  dem  Deckenschotter 
angehörenden  und  mehr  oder  weniger  mit  Vogesensan- 
den  vermischten  feuerfesten  Erde  das  sog.  Steingut  her- 
stellen und  dieses  zu  stark  begehrten  Schüsseln,  Töpfen, 
Bratpfannen  etc.  (Pruntruter  Geschirr)  formen.  Sehr 
viele  Backsteinfabriken  und  Ziegeleien  im  Berner  Jura 
(^Bonfol,  Laufen,  Münster,  St.  Immer,  Biel),  Neuenburger 
Jura  (Couvet)  und  namentlich  im  Aargauer  Jura.  Zahl- 
reiche Arbeiter  beschäftigt  auch  die  jurassische  Zement- 
industrie,  die  im  Laufe  von  30  Jahren  sich  zu  einer 
mächtigen  Produktion  entwickelt  hat.  Ein  Rückschlag 
ist  seit  einigen  Jahren  freilich  in  dem  Sinne  erfolgt,  dass 
mit  dem  langsam  zurückgehenden  Absatz  im  In-  und 
Ausland  eine  Reihe  der  kleineren  und  unvollkommener 
eingerichteten  Fabriken  ihren  Beirieb  hat  einstellen  müs- 
sen Das  Rohmaterial  zu  diesem  Industriezweig  findet 
sich  im  Jura  überall  in  genügender  Quantität  vor,  doch 
sind  die  in  den  Klüsen  errichteten  Fabriken  gün<^ti- 
—^  ger  gestellt  als  die  andern,  weil  nie  die  nötige  Was- 
I  serkraft  und  Eisenbahnstationen  in  unmittelbarer 
Nähe  haben. 

Seitdem  man  mit  der  Nutzbarmachung  der  Was- 
serkräfte Ernst  gemacht  hat,  sind  im  Jura  zahlrei- 
che Elektrizitätswerke  entstanden,  die  alle  indu- 
striellen [Ortschaften  und  dazu  noch  viele  kleine 
liauemdörfer  mit  Licht  und  Kraft  versorgen.  Am 
Einganff  in  unser  Gebirge  besteht  eine  Fabrik  zur 
Herstellung  von  elektrischen  Apparaten  und  für 
elektrische  Lichtinstallationen  (Aktiengesellschaft 
Alioth  in  Mönchenstein  bei  Basel).  Zur  Hebung  des 
allgemeinen  Wohlstandes  tragen  femer  nicht  wenig 
bei  die  Messerschmieden  und  Präzisionswerkstätten 
in  Aarau,  die  Schuh-  und  Seifenindustrie  von  Öl- 
ten, die  Schokoladefabriken  von  Serrieres  (bei 
Neuenburg)  und  Le  Locle.  die  Zigarren fabriken  von 
Grandson  und  die  Eisen  bahn  reparaturwerkstätten 
von  Biel  und  Yverdon.  Alle  kleinen  Städte  haben 
ihre  Gerbereien,  die  immer  an  Schlachthäuser  ge- 
bunden sind.  In  einigen  Basler  und  Solothurner 
Thälern,  in  Grellingen  und  im  östl.  Abschnitt  des 
Delsber^erthales  (Val  Terbi)  haben  Textilindustrie 
und  Seidenweberei  Eingang  gefunden.  HolzstofT- 
fabriken  im  Berner  Jura  (Rondchätel).  Endlich 
nennen  wir  noch  die  Scheffel-  und  Sieb  macherei  im  Joux- 
thal.  Vor  der  Einführung  der  Uhrenindustrie  beschäftigte 
man  sich  im  Neuenburger  Jura  vielfach  mit  Spitzen- 
klöppelei. Auch  Stroh  flechterei  und  Korbmacherei  nähren 
da  und  dort  noch  einige  Leute. 

Der  Handel  im  Jura  litt  während  des  Mittelalters  unter 
den  Ausschreitungen  der  kleinen  Feudal-  und  Burgher- 
ren, die  Reisende  und  Kaufleute  überfielen,  ausplünder- 
ten und  nur  gegen  Lösegeld  wieder  freigaben.  Ein  wich- 
tiger Handelsplatz  konnte  sich  zu  jener  Zeit  im  Jura 
nicht  entwickeln,  weil  hier  alle  industrielle  Tätigkeit  fehlte. 
Der  Import  der  notwendigen  Gebrauchs-  una  der  weni- 
gen Luxusartikel  ins  Gebirge  lag  daher  auch  während 
Jahrhunderten  in  den  Händen  der  dazu  am  günstigsten 
gelegenen  Randstädte.  Die  nötigen  Mittel  zum  Lebens- 
unterhalt erwarben  sich  die  jurassischen  Bauern  von 
jeher  durch  den  Verkauf  ihres  Viehes,  das  sie  vor  der 
Eröffnung  der  Eisenbahnen  meist  auf  die  Märkte  von  Ba- 
sel, Aarau,  Lenzburg,  Biel,  Aarberg  und  Romont  zu  trei- 
ben pflegten.  Viehmärkte  bestehen  im  Jura  heute  noch 
in  Delsberg  für  Hornvieh  und  in  Chindon  und  Montfau- 
con  für  Pferde.  Wichtig  für  alle  jurassischen  Gemeinden 
ist  der  Holzhandel ;  die  meisten  verkaufen  Bauholz  für 
Hoch-  und  Schiffbau,  das  über  Basel,  Pontarlier  und  Genf 
seinen  Weg  ins  Ausland  nimmt.  Der  Vertrieb  der  Uhren 
wird  entweder  an  den  Uhren  macherzen  tren  (La  Chanx 
de  Fonds,  Biel,  Le  Locle,  Fleurier,  Sainte  Croix,  Genf) 
selbst  besorgt  oder  durch  Filialen  im  Ausland  vermit- 
telt. An  Lebens-  und  Genussmitteln  werden  an^^führt 
Käse,  Butter,  etwas  Schlachtfleisch,  Schokolade,  Weine, 


JUR 


JÜR 


707 


Absinth  etc.,  eingeführt  dagegen  Südfrüchte,  Kolonial- 
waaren,  chemische  Produkte,  französische  Weine,  femer 
Oel,  Seife,  Fette,  Leder,  Papier,  Bücher,  Kurzp  und  Mer- 
ceriewaaren,  Seidenartikel,  Schmucksachen,  landwirt- 
schaftliche Maschinen  und  Geräte  (wenigstens  zum  Teil), 
Präzisionsinstrumente,  elektrische  Apparate  etc. 

Das  Netz  der  Verkehrsweg:e  ist  heute  ein  viel  zu  um- 
fangreiches, als  dass  seine  bis  ins  Einzelne  gehende  Be- 
schreibung notwendig  oder  wünschenswert  wäre.  Es  ist 
aber  für  em  Gebirgsland  doch  angezeigt,  die  wichtigsten 
Züge  kurz  zu  besprechen.  Die  Strassen  schliessen  sich 
natürlicherweise  immer  noch  dem  ehemaligen  römischen 
Strassennetz  an,  da  es  stets  die  be<][uemste  und  kürzeste 
Yerbindunff  zwischen  den  einst  wichtigen  (heute  aller- 
dings vielrach  unbedeutenden)  Städten  darstellte.  Alle 
Thäler  haben  ihre  Fahrstrassen,  die  gut  unterhalten  wer- 
den, aber  im  allgemeinen  schmäler  sind  als  diejenigen  in 
den  benachbarten  französischen  Departementen.  Als  Kies- 
und  Schottermaterial  eignen  sich  gut  die  Neocomkalke 
und  besonders  die  Echinodermenbreccien,  weil  sie  we^n 
ihrer  körnigen  Struktur  und  ihres  Kieselgehaltes  sich 
schwerer  abnutzen  und  weniger  Staub  und  Schmutz  lie- 
fern, als  die  an  einigen  Orten  verwendeten,  meist  weichen 
weissen  Kalksteine.  Nicht  besser  als  diese  sind  die  zum 
grossen  Teil  aus  alpinen  Jurakalken  bestehenden  Aarekiese. 

Auf  Grundlage  der  oro^raphischen  Gliederung  des 
Juragebirges  kann  man  zwei  gut  von  einander  getrennte 
Strassentypen  unterscheiden :  Quer-  und  Längsstrassen. 
Von  hervorraffender  Wichtigkeit  für  die  Beziehungen  der 
Schweiz  mit  dem  Hochjura  und  dem  Ausland  sind  nament- 
lich die  durch  Schluchten  und  Klüsen  ziehenden  und 
die  Pässe  überschreitenden  Querstrassen.  Die  wichtiffsten 
davon  sind,  von  W.  nach  0.  gezählt,  folgende :  Route  de 
l'^cluse,  von  Genf  nach  Bellegarde,  mit  Abzweigungen 
nach  Lyon,  Bourg,  zum  Fort  und  Gol  de  T^cluse  (425  m); 
Route  de  La  Faucille  (1323  m),  von  Genf  über  Gex  nach 
Saint  Claude-Clairvaux-Lons  le  Saulnier ;  Route  de  Saint 
Cerguetf  (1263  m),  von  Nyon  über  Les  Rousses  nach  Morez- 
Saint-Ldurent-Clairvauz  (Passübersang  über  den  Mont 
Noir  in  980  m)  -Lons  le  Saulnier  una  weiterhin  über  Cham- 
pagnole  nach  Poligny  und  Salins;  Route  du  Marchairuz 
(1450  m),  von  Aubonne,  Rolle  und  Nyon  nach  Le  Brassus 
(Jouxthal);  Route  du  Molendruz  (1184  m),  von  Lausanne 
und  Morges  über  Cossonay  und  L'Isle  nach  Le  Pont 
(Jouxthal);  Route  de  Jougne  (1121  mj,  von  La  Sarraz  oder 
Orbe  über  Yallorbe  oder  Ballaigues  nach  Pontar- 
lier,  mit  Abzweigungen  über  Bonnevaux  und  Ande- 
lot  nach  Salins  und  Arbois,  oder  über  Levier  nach  Salins 
oder  endlich  über  Mouthier  und  Omans  nach  Besancon ; 
Stras^  von  Yverdon  nach  Pontarlier  über  Sainte  Croix 
und  Les  Fourgs,  mit  Abzweigung  über  Noirvaux  (Gol  des 
£troits  1153  m)  nach  Buttes ;  Strasse  des  Val  de  Travers 
(Vallis  transversa),  von  Neuenburg  über  Les  Yerri^res 
(929  m)  nach  Pontarlier  und  weiterhin  entweder  über 
Frasne  und  Champagnole  nach  Lons  le  Saulnier  oder 
über  Arbois  und  Salins  nach  D61e ;  Route  de  La  Tourne 
(1 172  m|,  von  Neuenburg  über  Les  Ponts  ( Anschluss  eines 
vom  Yal  de  Travers  kommenden  Zweiges)  nach  Le  Locle 
und  weiterhin  über  den  Gol  des  Roches  (915  m)  nach 
Morteau  und  Besan9on ;  Route  de  la  Yue  des  Alpes  (1286 
m),  von  Neuenburg  über  Yalangin  und  Les  Hauts  Gene- 
veys  nach  La  Chaux  de  Fonds  und  weiterhin  über  Biau- 
fond  (Brücke  über  den  Doubs  in  658  m)  nach  Matche, 
Pont  de  Roide  und  Montb^liard  ;  Route  de  Pierre  Pertuis 
(830  m),  von  Biel  über  La  Reuchenette  und  Sonceboz 
nach  Tavannes,  mit  Abzweigungen  von  Tavannes  1)  über 
Tramelan  nach  Saignel^er  und  weiterhin  über  Malche 
nach  Goumois  (Brücke  über  den  Doubs  in  503  m),  2)  über 
Bellelay  (940  m)  und  den  Felsentunnel  des  Gol  du  Piohoux 
nach  Giovelier  und  weiterhin  über  den  Gol  de  La  Gaque- 
relle  (836  m)  nach  Pruntrut,  3)  längs  der  Birs  über  Gourt, 
Münster,  Delsberg  und  Laufen  nach  Basel  (Zweig^^iron 
Delsberg  über  den  Gol  des  Rangiers,  856  m,  nach  Prunt- 
rut; Strasse  von  Solothum  nach  Basel,  über  Balsthal, 
Langenbruck  (734  m),  Waidenburg  und  Liestal,  mit  heute 
abseits  vom  Verkehr  liegender  Abzweigung  über  den 
Passwang  (1005  m)  nach  Zwingen  ;  Hauensteinstrasse  von 
Ölten  nach  Basel  über  den  Hauenstein  (695  m)^  Sissach 
und  Liestal ;  Stafele^gstrasse  von  Aarau  über  nie  Stafel- 
egg  (624  m)  nach  Frick ;  Bötzbergstrasse  von  Brugg  über 


den  Bötzberg  f611  m)  und  Frick  nach  Stein  und  Säckingen; 
die  dem  Aareaurchbruch  folffende  Strasse  von  Brugg  über 
Klingnau  nach  Koblenz.  Den  Kira  und  seine  Klüsen  ourch- 
queren  femer  noch  die  Strassen  Zürich-Baden-Turgi  und 
Mellingen-Brugg. 

Unter  den  Längsstrassen  ist  natürlich  am  wichtigsten 
der  (streng  genommen  nicht  mehr  unserm  Gebirge  zuzu- 
rechnende) Strassenzug  längs  dem  Jurafuss,  den  jurassi- 
schen Randseen  und  der  Aare,  der  vom  französischen 
Fort  de  r£cluse  bis  Brugg  etwa  250  km  lang  ist  und  von 
dem  als  Basis  alle  Querstrassen  des  Jura  ausstrahlen. 
Diese  Strasse  geht  über  Gex,  Gingins,  Bi^re,  L'Isle,  La 
Sarraz,  Orbe,  Yverdon,  Neuenburg,  Biel,  Solothum,  Ölten. 
Weitere  Länffsstrassen,  von  W.  nach  0.  gezählt:  im 
Waadtländer  Jura  die  Strasse  der  Yall^  de  Joux,  von  Le 
Pont  nach  Le  Brassus  und  weiterhin  über  Les  Rousses 
zum  Gol  de  la  Faucille;  im  Neuenburger  und  Bemer 
Jura  1)  die  Strecke  Buttes-Travers  der  Strasse  des  Yal  de 
Travers,  mit  La  Ghaux  de  Fonds  durch  die  Strasse  der 
Vall^e  des  Ponts  und  Yallöe  de  La  Sagne  verbunden, 
2)  weiter  ffegen  N.  die  Strasse  der  Yall^  de  La  Br^vine 
von  Les  Verrieres  über  La  Br^vine  und  La  Chaux  du 
Milieu  nach  Le  Locle  und  weiterhin  nach  La  Ghaux  de 
Fonds  und  La  Cibourg,  wo  sie  sich  in  2  Aeste  gabelt, 
deren  südlicher  das  St.  Immerthal  durchzieht  und  in 
Sonceboz  an  die  Strasse  der  Pierre  Pertuis  anschliesst, 
während  der  nördliche  über  Le  Noirmont,  Saignel^gier  ' 
und  Saint  Braix  die  Freiberge  durchzieht  (neue  Gabelung 
in  La  Roche  a)  über  den  Gol  de  la  Gaquerelle  und^  b)  nach 
Glovelier-Delsbergerthal  und  Birsthal-Laufen-Basel) :  im 
Solothumer  Jura  die  Strasse  von  Gänsbrunnen,  die  Müns- 
ter über  Welschenrohr  (Rosiöres)  mit  Balsthal  im  Thal 
der  Dünnern  verbindet ;  endlich  ganz  im  N.  die  beme- 
rische  Längsstrasse  durch  die  Ajoie,  von  Damvant  über 
Pruntmt  nach  Gharmoille,  die  sich  durch  das  Thal  der 
Lützel  (Lucelle)  fortsetzt  und  in  Laufen  auf  die  Birsthal- 
strasse ausmündet. 

Seit  dem  Durchbrach  der  grossen  Alpentunnels  sind  die 
Eisenbahnen  im  Jura  von  grosser  Bedeutung  geworden, 
da  es  sich  jetzt  hauptsächlich  darum  handelt,  me  kürzes- 
ten Zufahrten  zum  Gotthard  oder  Simplon  ausfindiff  zu 
machen.  Diese  Bestrebungen  haben  zur  Ausarbeitung  einer 
Reihe  von  neuen  Bahnproiekten  gefuhrt,  wie  derjenigen 
durch  den  Gol  de  La  Faucille,  über  Frasne- Yallorbe,  durch 
den  Stierenberg  (Gourt-Grenchen  und  weiter  nach  Büren- 
Bern)  oder  den  Passwang  (Zwinffen-Balsthal).  Die  jetzt 
bestehenden  Hauptlinien  sind,  vonO.-W.  gezählt,  folgende : 
Zürich  -  Brac[g  -  Bbtzberg  -  Frick  -  Stein  -  Rheinfelden-Basel 
(Schnellzuff  in  1  Stunde  40  Minuten) ;  Olten-Hauenstein 
(1856  durchbrochen^  -Liestal-Basel ;  die  sehr  maferische 
aber  wenig  schnelle  Jurabahn  Basel-Delsberg-Münster- 
Pierre  Pertuis  (Tunnel,  N.-Einsang  in  760  m,  b.-£ingang 
in  780  m)-Sonceboz-Biel  (2  Vi  stunden  Fahrt).  Man  plant 
eine  Abkürzung  durch  einen  zwischen  Münster  und  Gren- 
chen  durch  den  Graiterv  und  Stierenberg  fuhrenden,  15 
km  langen  Tunnel  und  hat  bereits  eine  Verbindung Mün»- 
ter-Solothurn  mit  einem  Weissensteintunnel  angemnffen. 
In  Delsberg  zweigt  die  Linie  nach  Beifort  ab,  die  über 
Saint  Ursanne  (grosser  Viadukt),  Pruntrut  und  Delle  führt 
und  somit  Mülhausen  umgeht ;  von  Sonceboz  aus  Sekun- 
därbahn mit  starken  Steigungen  durch  das  St.  Immer- 
thal nach  La  Ghaux  de  Fonds,  Le  Locle,  Morteau  und  Be- 
san^n  (Betrieb  im  Winter  wegen  zu  grosser  Schneepiassen 
zeitweise  eingestellt).  Femer  die  im  Winter  ebenfalls  hie 
und  da  durch  Schnee  blockierte  Sekundärbahn  Neuen- 
burff-Tunnel  des  Loges  (1859  durchbrochen)  -La  Ghaux 
de  Fonds.  Die  internationale  Linie  Bern-Neuenburg-Pontar- 
lier-Dijon-Paris  fuhrt  in  zahlreichen  Tunnels  durch  die 
Gorges  de  TAreuse,  geht  am  linksseitigen  Gehänge  des 
Yal  de  Travers  (ohne  Fleurier  zu  berühren)  weiter  und 
erreicht  mit  unmerklicher  Steigung  das  Hochthal  von  Les 
Yerri^res.  Die  Linie  Lausanne-Yallorbe-Pontarlier  soll 
durch  einen  Tunnel  durch  den  Mont  d'Or  zwischen  Frasne 
und  Yallorbe  abgekürzt  werden,  um  dem  Konkurrenzpra- 
iekt  Lons  le  Saulnier-Morez-Gol  de  La  Faucille  (16-17  km 
langer  Tunnel)  -Genf  die  Spitze  bieten  zu  können. 

Lokal-  oder  Regionalbahnen  des  Jura  :  Nyon-Grassier, 
im  Anschluss  an  die  französische  Linie  GoUonge-Gex-Di- 
vonne ;  Yallorbe-Le  Pont-Le  Brassus  (Jouxthal) ;  Yverdon- 
Sainte  Groix  (Betrieb  an  Sonntagen  eingestellt) ;  Lokal- 


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JUR 


JUR 


bahn  des  Val  de  Travers,  von  Travers  nach  Fleurier,  Saint 
Salpice  und  Buttes ;  La  Chaux  de  Fonds-La  Sagne-Les 
Ponts ;  La  Chaux  de  Fond#Saignel^gier ;  Saignel^er- 
Glovelier;  Tavannes-Tramelan ;  Puntrut-Boniol ,  wird 
in  den  Etsass  fortgesetzt ;  Liestal- Waidenburg ;  Oensingen- 
Halsthal  etc. 

Dieses  ganze  Bahnnetz  dient  in  erster  Linie  den  Be- 
dürfnissen der  Industrie,  Iräfft  aber  auch  viel  dazu  bei. 
dass  die  eigenartigen  landscnaftlichen  Schönheiten  und 
klimatischen  Vorzüge  des  Juragebirges  in  immer  grossem 
Kreisen  bekannt  werden.  Damit  hängt  nun  wieder  die 
Entsteh un{;  einer  Reihe  von  Gasthöfen,  Kurhäusern  und 
Sommerfrischen  zusammen.  Im  Sommer  ist  ein  Ferien- 
aufenthalt im  Jura,  besonders  in  der  Nähe  der  grossen 
Tannen  Waldungen,  sehr  gesund  und  angenehm.  Erdbeer- 
kuren gegen  Entzündungen.  Kurorte :  Boujailles  und 
Gilley,  auf  dem  Plateau  von  Pontarlier ;  in  der  Schweiz 
Ballaigue8(870  m),  Saint  Cergues  (1045  m),  Arzier  (848  m), 
Marchissy  (825  m),  Gimel  (736  m),  Vaulion  (939  m),  Sainte 
Croix  (1097  m),  Les  Basses  (1183  m).  Le  Pont  im  Jouxthal 
(1020  m).  Chaumont  (1175  m),  Magglingen  oder  Macolin 
(900  m),  Leu  bringen  oder  fivilard  (700  m),  Kurhaus  Weis- 
senstein  (1290  m),  Hotel  Balmberg  (1060  m),  Hotel  Friedau 


Kohlenmeiler  im  Neuenbarger  Jura. 

(665  m)  etc.  Im  frühen  Frühjahr  und  Spätherbst,  zu  wel- 
cher Zeit  das  Klima  des  Hochjura  weni^  Anziehendes  hat, 
kommen  als  angenehme  Uebergangsstationen  in  Betracht 
Yverdon,  Neuenburg,  Biel,  Münster,  Solothum,  Ölten, 
Aarau.  Sehr  stark  besucht  werden  die  das  ganze  Jahr 
geöffneten  Bäder  von  Schinznach  und  Baden.  Der  Winter 
ist  im  Hochjura  sehr  schön :  blendend  weisse  Schnee- 
decke, heller  Sonnenschein,  prachtvolle  Aussicht  von  den 
Pässen  und  Kämmen  auf  das  das  Mittelland  überwogende 
Nebelmeer  und  die  dahinter  in  hehrer  Majestät  aufragen- 
tien  weissen  Kelten  der  Alpen.  Oft  werden  Schlittenpar- 
tien von  einem  Thai  ins  andere  hinüber  ausgeführt,  und 
zahlreich  sind  in  neuerer  Zeit  die  Skifahrer,  die  an  den 
durch  die  topographischen  Verhältnisse  bedingten  sanften 
Gehängen  ihre  Kunstfertigkeit  zu  vervollkommnen  suchen. 
Geistiges  und  soziales  Leberiy  Volkscharakter,  Sprache 
und  Konfession.  Der  Satz,  dass  Boden  und  Klima  einer 
Gegend  auf  die  physische  und  geistige  Eigenart  ihrer  Be- 
wohner von  einem  gewissen  Einfluss  sind,  findet  im  Jura- 
gebirge eine  vorzügliche  Bestätigung.  Obwohl  im  Jura 
an  verschiedenen  Stellen  romanische  und  germanische 
Volkselemente  räumlich  von  einander  getrennt  sich  an- 
gesiedelt oder  auch,  wie  namentlich  in  den  industriellen 
Ortschaften,  mit  einander  vermischt  haben,  kann  doch 
mit  Sicherheit  von  einem  speziell  jurassischen  Volkscha- 
rakter und  -typus  gesprochen  werden.  Dies  ist  aber  nicht 
so  zu  verstehen,  als  od  der  Charakter  der  Jurassier  über- 
all und  durchweg  ein  gleichförmiger  sei.  Gleich  wie  das 


landschaftliche  Bild  im  Juragebirge  an  verschiedenen 
Stellen  wieder  ein  anderes  Gepräge  hat,  so  bestehen  auch 
von  einem  Ende  der  Kette  zum  andern  beträchtliche  Un- 
terschiede in  der  Bevölkerung:  die  Bewohner  des  Aar- 
gauer  Jura  sind  anders  geartet  als  die  heterogenen  Volks- 
elemente des  Bemer  Jura,  diese  wieder  anders  als  die 
industriellen  Bewohner  der  Neuenburger  Bergregion  und 
diese  wieder  anders  als  der  Weinbauer  am  Juramss  oder 
der  Bewohner  des  Jouxthales.  Der  Jurassier  ist  von  mitt- 
lerer Körperlänge  (grösser  im  Weinbaubezirk  als  im  In- 
nern des  Gebirges)  und  mehr  nervig  als  muskulös ;  er  ist 
zäh  und  ausdauernd,  im  nüchternen  Zustande  meist  fried- 
liebend, berechnend  und  bedachtsam,  ein  Freund  der 
Ordnung  und  Buhe ;  er  begeistert  sich  nicht  stark  für  das 
Schöne  und  Grosse,  ist  meist  kein  Traumer  und  eher 
konservativ  als  zu  gewagten  Unternehmungen  geneigt 
Der  Welschjurassier  darf  als  Gallier  mit  germanischer 
Kultur  angesprochen  werden.  Der  Bewohner  des  deutsch- 
schweizerischen  Jura  ist  noch  8chwerfalli|[er  und  dazu 
sehr  alltäglich  gesinnt  und  auf  seinen  Vorteil  bedacht ;  er 
ist  stolz,  hat  Liebe  und  Sinn  für  militärisches  Leben  und 
ist  mit  seinen  heimischen  Bergen  innig  verwachsen.  In 
den  Solothurner  und  AargauerThälem  sieht  man  vielfach 
Typen  von  aussergewöhnl icher  KörpNer- 
kraft.  Eine  besondere  Gruppe  für  sich 
bilden  die  Ajoulots,  d.  h.  die  Bewohner 
der  Ajoie,  Nachbarn  der  Elsüsser  und 
Burgunder  der  Freigrafschaft ;  sie  pfle- 
gen noch  ihre  alten  Gebräuche,  halten 
sich  gern  bei  Seite  und  sind  gegen 
Fremde  vorsichtig  und  misstrauisch. 
Aehn liehe  Züge  zeigen  die  ebenfalls  an 
die  Freigrafschaft  angrenzenden  Bewoh- 
ner des  Waadtländer  Jura.  Anders  die 
reinen  Neuenburger  mit  ihrem  lebhaften 
gallischen  Charakter,  die  dem  Unbe- 
kannten gegenüber  anfangs  zwar  auch 
zurückhaltend  und  etwas  kühl  sein  kön- 
nen. Während  der  Neuenburger  Wein- 
bauer seine  Buhe  liebt  und  gerne  zu 
Hause  bleibt,  ist  der  «  Monta^ard  » 
unternehmend,  lebhaft  und  tatig.  Im 
rauhen  Klima  des  Juragebirges  findet 
man  seltener  schöne  Frauentypen  als  in 
klimatisch  günstiger  gestellten  Gegen- 
den. Zu  grosse  Fruchtbarkeit,  die  har- 
ten Feldarbeiten,  der  Fabrikdienst  und 
eine  Menge  anderer  Beschäftigungen  und 
Sorgen  —  Alles  das  wirkt  zusammen, 
um  die  jurassische  Frau  vor  der  Zeit 
verwelken  zu  lassen.  Man  kann  auch 
noch  betonen,  dass  die  zu  sehr  einseitig 
pflanzliche  Nahrung  der  romanischen  Volkselemente  dem 
Körper  nicht  diejenige  Kraft,  Gesundheit  und  Wider- 
standsfähigkeit zu  verleihen  vermag,  wie  dies  die  ab- 
wechslungsreicheren und  gesünderen  Milch-  und  Fleisch- 
speisen der  Aelpler  und  Südländer  tun. 

Die  Bevölkerung  des  Schweizer  Jura  ist  ihrer  Konfessio- 
nalität  nach  stark  gemischt  und  kann  im  ^nzen  genom- 
men ebensogut  als  Katholisch  wie  als  reformiert  bezeichnet 
werden.  Der  Waadtländer  und  Neuenburger  Jura  ist  re- 
formiert, mit  Ausnahme  des  dem  alten  Glauben  treu 
gebliebenen  Gebietes  um  Le  Landeron  (mit  Cressier, 
Enges  und  Combes),  der  erst  1814  von  der  Freigraf schaft 
losgelösten  Gemeinde  Le  Cerneux-P^uiffnot  und  der  von 
eingewanderten  Katholiken  in  den  verschiedenen  Städten 
begründeten  eigenen  Pfarreien.  Der  Bemer  Jura  teilt 
sich  in  zwei  beinahe  gleiche  Hälften :  die  südlichen  Be- 
zirke von  Biel  bis  Münster  (mit  dem  St.  Immerthal  oder 
der  Landschaft  Erguel,  Neuenstadt  und  dem  Tessenbergoder 
Montagne  de  Diesse)  sind  reformiert,  während  die  nördi- 
chen  Bezirke  (Freiberge,  Pruntrut,  Delsberg,  das  deutsch- 
sprechende  Laufen  und  ein  Teil  von  Münster)  katholisch 
sind.  Dazu  kommen  da  und  dort  noch  freie  kirchliche  Ge- 
meinschaften, die  erst  seit  wenigen  Jahren  zu  entstehen 
begonnen  haben.  Die  konfessionelle  Spaltung  des  Amts- 
bezirkes Münster  datiert  von  dem  1711  zwischen  dem 
Staat  Bern  und  dem  damaligen  Fürstbischof  von  Basel, 
Johann  Konrad  von  Beinach,  abgeschlossenen  sog.  Aar- 
berger  Vertrag.  Ganz  katholisch  ist  der  Solothurner  Jura. 


JÜR 


JUR 


709 


während  Basel  Land  zur  Mehrheit  reformiert  und  der  Aar- 
gao  gemischt  sind.  Die  zwei  Gemeinden  Lengnau  u.  Endin- 
gen (im  Aargaaer  Jura  nw.  von  Baden)  haben  einen 
starken  Prozentsatz  von  Israeliten;  jüdische  Religions- 
gemeinschaften finden  sich  zudem  auch  in  den  meisten 
der  jurassischen  Industrieorte  und  Städte.  Wir  haben 
früher  schon  den  Verlauf  der  Sprachffrenze  zwischen 
deutschem  und  französischem  Jura  verfolgt  und  dabei 
auch  ffezeigtf  welche  Veränderungen  sie  im  Verlauf  des 
19.  Jahrhunderts  erlitten  hat.  Die  welschen  oder  romani- 
schen Mundarten  verschwinden  zur  Zeit  allmählig ;  so- 
wohl im  Waadtländer  wie  im  Neuenburger  Jura  wird 
jetzt  gut  französisch  gesprochen,  wie  dies  von  der  Schule 
und  Kirche,  den  Zeitungen  und  Büchern  gelehrt  wird. 
Die  an  einigen  Orten  noch  übliche  wenig  wohlklingende 
Aussprache  wird  von  allen  Seiten  her  bekämpft  und  wan- 
delt sich  trotz  der  zunehmenden  Einwanderung  von 
Deutschschweizern  ebenfalls  langsam  zum  Bessern.  Mehr 
als  ein  Drittel  der  Einwohner  des  Kantons  Neuenburg  ist 
deutschschweizerischer  Herkunft;  dasselbe  ffilt  für  die 
Landschaft  Erguel  (St.  Immerthal).  Umgekehrt  besteht 
etwa  ein  Drittel  der  Bewohner  der  deutschen  Stadt  Biel 
aus  zugewanderten  Welschen  aus  dem  Neuenburger  und 
Bemer  Jura  ^meistens  Industrielle  und  Fabrikarbeiter). 
In  Münster,  aem  Val  de  Tavannes  und  Tramelan  wird 
zwar  französisch  gesprochen,  doch  ist  hier  die  industri- 
elle Bevölkerung  stark  mit  Deutschbemem,  -solothurnem 
etc.  vermischt.  Die  Bewohner  der  Freiberge  sind  heute 
zum  weitaus  grossem  Teil  Uhrenmacher  und  sprechen 
auch  ein  besseres  Französisch  als  einst,  obwohl  sie  im 
Familienkreis  ihren  alten  Bergdialekt  immer  noch  pflegen. 
Dieser  ist  mit  dem  der  Ajoie  und  des  Delsbergerthales  ver- 
wandt, stammt  aus  dem  N.  (langues  d'oTl)  und  weicht  von 
den  übrigen  Dialekten  der  französischen  Schweiz  beträcht- 
lich ab.  Dieser  französische  Dialekt  wird  in  den  katholi- 
schen Bezirken  Delsberg  und  Pruntrut  noch  allgemein  ge- 
sprochen ;  er  unterscheidet  sich  wesentlich  vom  Gutfran- 
zosischen und  hat  gleich  demjenigen  der  angrenzen- 
den Burgunder  einen  singenden  Klang  und  eine  breite 
Aussprache. 

Sprachlich  verschieden  sind  aber  auch  die  deutschen 
Jurassier  von  Biel  bis  gegen  Basel  und  Zürich.  Die  schlep- 
pende Aussprache  der  Basler  und  Solothurner  Bergleute 
verschwindet  gegen  den  Aargau  hin  allmählig.  Hochdeutsch 
oder  Schriftdeutsch  wird  überall  im  Jura  und  überhaupt 
in  der  ganzen  deutschen  Schweiz  nur  im  Verkehr  mit 
Fremden,  in  der  Schule  und  Kirche  gesprochen.  Da- 
zu ist  dieses  Schriftdeutsch  —  wie  die  Reichsdeut- 
schen den  Deutschschweizern  (exkl.  Bündnem)  gerne 
vorhalten  —  oft  langsam,  hart  und  reich  mit  Kenilauten 
durchsetzt.  Die  schweizerdeutschen  Dialekte  gehören  alle 
dem  oberdeutschen  Sprachstamm  an,  wie  denn  ja  auch 
die  deutsche  Schweiz  von  oberdeutschen  Stämmen  (Ale- 
mannen) besiedelt  worden  ist.  Die  Interessen  der  Juras- 
sier püegen  sich  trotz  der  zahlreichen  Verbindun^faden 
zwischen  den  einzelnen  Volksgruppen  meist  um  eme  be- 
stimmte Anzahl  von  politischen,  mdustriellen  oder  geisti- 
gen Zentren  zu  drehen,  die  räumlich  nicht  immer  inner- 
halb des  ethnographischen  oder  geographischen  Gebietes 
dieser  interessierten  Kreise  gelegen  sind  —  eine  Erschei- 
nung, wie  sie  in  Gebirgsländem  gewöhnlich  beobachtet 
werden  kann.  Daraus  ergibt  sich  zuweilen  ein  zu  stark  her- 
vortretender Mangel  an  geistiger  Einheit  und  Zusammen- 
hang, der  sich  u.  a.  auch  darin  zeigt,  dass  Kunstgegen- 
stände oder  Sammlungen  zu  oft  verzettelt  werden.  Wie 
alle  Gebirgsländer  weist  auch  der  Jura  einen  Bevöl- 
kerungsüberschuss  auf,  der  —  Handwerker,  Bauern  und 
Handeltreibende  —  nach  den  benachbarten  Städten  oder 
ins  Ausland  abfliesst,  um  dort  sich  besser  zu  stellen  oder 
der  heimischen  Industrie  neue  Absatzgebiet^  zu  erobern. 
In  diesem  letztem  Falle  pflegen  die  Beziehungen  zur 
heimatlichen  Scholle  fortzudauern.  Zu  oft  kommt  es  auch 
vor,  dass  reich  gewordene  Industrielle  und  Kaufleute  ihre 
Berge  verlassen  und  sich  in  den  grossen  Städten  an- 
siedeln. [Dr.  Loais  Rolübr.] 

JURA  (BERNER)  (Kt.  Bern).  Der  Bemer  Jura,  auch 
«  der  neue  Kantonsteil  «  genannt,  ist  eine  der  6  grossen 
natürlichen  Abteilungen  des  Kantons  Bern.  Bis  1793  und 
1797  gehörte  er  zum  einstigen  Fürstbistum  Basel,  dessen 
grossere    Hälfte  er  bildete.  Der  Bemer  Jura  zählt,  mit 


Ausschluss  von  Biel,  111 741  Ew.  Er  (gliedert  sich  in  7 
Amtsbezirke  mit  146  politischen  Gememden:  Pmntrut, 
36  Gemeinden  mit  26  578  Ew. ;  Delsberg,  23  Gemeinden 
mit  15  976  Ew.  ;  Freiberffen,  17  Gememden  mit  10511 
Ew. ;  Laufen,  12  Gemeinaen  mit  7491  Ew. ;  Münster,  34 
Gemeinden  mit  19  378  Ew.  ;  Gourtelary,  19  Gemeinden 
mit  27  538  Ew j  Neuenstadt,  5  Gemeinden  mit  4269  Ew. 
Man  zählt  62  730  Katholiken  in  78  römisch-katholischen 
Kirchgemeinden  (davon  42  staatlich  anerkannte),  die  6 
Dekanaten  angehören :  Pruntrut  mit  27,  Delsberg  mit  20, 
Saint  Ursanne  mit  5,  Saignel^ier  mit  8,  Laufen  mit  11 
und  Courrendlin  mit  4  Pfarreien.  Die  3  übrig  bleibenden 
römisch-katholischen  Pfarreien  Münster,  Tramelan  und 
St.  Immer  sind  keinem  Dekanat  zugeteilt.  Der  römisch- 
katholische Jura  bildet  einen  Teil  des  Bistums  Basel-Lu- 
gano, dessen  Bischof  in  Solothum  residiert.  Die  48  598 
Reformierten  sind  in  24  Kirchgemeinden  eingeteilt,  die  5 
Wahlkreise  bilden.  Altkatholfsche  Pfarreien  in  Laufen 
und  St.  Immer.  Zahlreiche  Wiedertäufer,  namentlich  auf 
den  Meierhöfen  im  Amtsbezirk  Münster.  Juden  finden 
sich  vorzugsweise  in  Pmntrut.  Dem  Mittelschulunterricht 
dienen  die  Kantonsschule  in  Pruntrut  und  die  Bezirks- 
schulen (Colleges)  in  Delsberg  und  Neuenstadt ;  in  Pmn- 
trut femer  ein  Lehrer-  und  in  Delsberg  ein  Lehrerinnen- 
seminar. Daneben  verschiedene  Sekundärschulen ;  in  St. 
Immer  und  Pruntrut  je  eine  Haushaltun^sschule,  in 
Pmntrut  eine  Uhrenmacher-  und  landwirtschaftliche 
Schule ;  Krankenhäuser  in  Pruntrut  (reich  dotiert),  Dels- 
berg, Laufen,  Münster,  Saignel^gier  und  Gourtelary  ;  Al- 
tersasyle in  Saint  Ursanne  und  Delsberg  ;  Waisenhäuser 
in  Pruntrut,  Delsberg,  Beifond,  Les  Cötes,  Saignel^gier, 
Gourtelary  und  Miserez.  Das  einsti|[e  Kloster  Bellelay 
dient  jetzt  als  Asyl  für  unheilbare  Irrsinnige. 

Der  Berner  Jura  gehört  zur  2.  Division  der  schweizer. 
Armee  und  besitzt  in  Tavannes  ein  Zeughaus.  Eisenbahn- 
linien: Biel-Neuenburg,  Biel-Delsberg-Basel,  Delsberg- 
Pruntrut- Delle,  Sonceboz-La  Chaux  de  Fonds,  La  Chaux 
de  Fonds-Saignel^gier-Glovelier,  Pruntrut-Bonfol,  Ta- 
vannes-Tramelan . 

Geschichte.  Der  heutige  Bemer  Jura  bildete  ursprüng- 
lich einen  Teil  des  von  den  Bauracem  besetzten  Landes. 
Aus  keltisch- rauracischer  Zeit  sind  uns  noch  einige  Alter- 
tümer erhalten  geblieben,  so  die  Pierre  Perc^  m  Gour- 
genay,  die  Pierre  de  TAutel  und  Fille  de  Mai,  die  Haute 
Borne—  alles  einstige  Altar-  und  Opfersteine.  Viele  kelti- 
sche Wurzeln  leben  heute  noch  in  den  Dialekten  der 
Jurassier  fort.  Die  Rauracer,  die  zusammen  mit  den  Hei- 
vetiem  ihre  Siedelungen  niedergebrannt  hatten  und 
ausgezogen  waren,  wurden  wie  diese  zur  Rückkehr  in 
ihr  Land  und  zur  Anerkennung  der  römischen  Oberho- 
heit gezwungen.  Die  Homer  teilten  den  Jura  ihrer  Pro- 
vinz Gallia  Lugdunensis  zu.  Die  Römerherrschaft  hatte 
eine  förmliche  Umwandlung  der  Existenzbedingungen 
der  jurassischen  Bevölkemng  zur  Folge,  und  überall  ent- 
standen zahlreiche  Römersiedelungen  (villae),  deren 
Ueberreste  jetzt  noch  an  manchen  Stellen  sichtbar  sind. 
Zeugen  für  diesen  Umschwung  sind  der  befestigte  Ort 
Vicques,  die  Bäder  von  Courroux,  Develier  etc.,  sowie 
viele  andere  erhaltene  Denkmale.  Femer  hat  man  fast 
überall  zahlreiche  Römermünzen  aufgefunden.  Die  Sie- 
ger Hessen  sich  aber  ganz  besonders  den  Bau  von  Befesti- 
gungen und  die  Anlage  eines  rationellen  Strassennetzes 
angelegen  sein.  Sehr  gut  zu  erkennen  sind  heute  noch  die 
befestigten  Lager  des  Moni  Terrible  (im  Volk  «  ie  Jules 
C^sar  »genannt),  Mont  Chaibeut  (Mons  caput),  von  Chä- 
tillon,  Wahlen  u.  a.  Die  wichtigsten  Klüsen  und  Eng- 
pässe wurden  durch  mehr  als  20  Festungen  vertei- 
digt, von  denen  wir  nur  die  der  Pierre  Pertuis  nennen. 
Diese  Werke  zogen  sich  von  Pmntrut  bis  nach  Robur 
am  Rhein  und  von  der  Pierre  Pertuis  bis  Augusts  Rau- 
racorum  und  können  uns  eine  klare  Vorstellung  von  dem 
Verteidigungssystem  der  Römer  liefem.  Die  schönsten 
Bauten  aus  den  letzten  Zeiten  der  Römerherrschaft  sind 
die  Türme  R^fous  (am  Schloss  zu  Pruntrut),  Wilden- 
stein (in  Delsberg)  und  Pleujouse» 

Das  Christentum  fand  im  Jura  hauptsächlich  durch  die 
Bemühungen  der  Mönche  von  Luxeuil  Eingang.  St.  Ger- 
manus und  St.  Randoald  legten  im  7.  Jahrhundert  den 
Grundstein  fzu  fdem  berühmt  gewordenen  Kloster  Mou- 
tier-Grandval,    St.  Ursinus  (St.    Ursanne)  gründete   das 


710 


JUK 


JÜR 


nach  ihm  benannte  und  später  za  einer  Stadt  auage- 
wachsene  Kloster  und  der  aus  Lugnez  in  der  Aioie  ge- 
burtige St.  Immer  dasjenige  Kloster,  um  welches  die 
heute  bedeutende  Ortschaft  bleichen  Namens  entstand. 
407-496  kam  der  Jura  unter  die  Herrschaft  der  Aleman- 
nen und  Burgunder,  dann  496>888  unter  diejenige  der 
Franken  und  endlicn  8B8-1032  zum  zweiten  burgundi- 
schen  Königreich.  Zu  dieser  Zeit  standen  die  Klöster  St. 
Immer,  Saint  Ursanne,  Moutier-Grandval  und  etwas  spä- 
ter Bellelay  und  Lucelle  in  ihrer  höchsten  Blüte.  Der 
mildtätige  und  barmherzige  Sinn,  sowie  die  Wissenschaft, 
die  hier  ihre  Stätte  gefunden  hs^tten,  bildeten  einen 
schneidenden  Gegensatz  zu  der  in  den  Feudalburgen 
herrschenden  Unwissenheit  und  Roheit.  Die  Thäler  von 
der  Pierre  Pertuis  bis  zum  Rhein  bildeten  den  sog.  Sals- 

5 au,  die  Ajoie  mit  den  Uferlandschaften  um  den  Doubs 
en  Eisgan. 

Durch  die  von  den  drei  (jetzt  in  Trümmern  liegenden) 
Festuni^en  der  Vorburg  geschützte   Klus  von  Soyhi^res 

S'ng  die  französisch-deutsche  Sprachgrenze,  die  uns  die 
imalige  Yerteilunff  der  beiden  Volksstamme  zeigt.  Im 
10.  Jahrhundert  fiel  der  ganze  Jura  an  das  deutsche 
Kaiserreich,  dessen  hier  mächtigster  Gaugraf  auf  der 
Vorburg  residierte,  wo  er  1049  vom  Papst  Leo  IX.  be- 
sucht wurde.  Schon  zu  dieser  Zeit  hatten  die  Bischöfe 
von  Basel  von  den  deutschen  Kaisem  verschiedene  Lan- 
dereien zu  erhalten  gewusst,  die  den  ersten  Grundstock 
zum  späteren  Fürstbistum  legten.  Die  wichtigste  Schenr 
kung  aber  erhielten  sie  999  von  Rudolf  III.,  König  des 
transjuranischen  Burgund,  der  ihnen  die  Abtei  Moutier- 
Grandval  mit  ihrem  gesamten  Landbesitz  (Thäler  der 
Birs,  Schüss,  des  Doubs  und  das  Territorium,  auf  dem 
Nachher  Bischof  Gerhard  von  Vuippens  Neuenstadt  er- 
baute) überliess.  Von  dieser  Zeit  an  blieb  der  Bischof 
von  Basel  l^is  Ende  1797  der  unumschränkte  Gebieter 
über  alle  diese  Landschaften.  Auch  Biel  kam  in  die  Ge- 
walt des  Bistums,  das  mit  Zustimmung  des  Reiches  spä- 
ter auch  noch  die  Aioie  und  die  Thäler  von  Delsberg 
und  Laufen  erwarb.  Bischof  Imer  von  Ramstein  verlieh 
in  seiner  berühmten  Urkunde  von  1384  den  Ansiedlem 
in  den  seither  so  genannten  «  Freibergen  »  grosse  Vor- 
rechte und  Vergünstigungen.  Alle  diese  genannten  Land- 
schaften bildeten  bis  1792  das  Fürstbistum  Basel.  Biel, 
Neuenstadt,  die  Landschaft  Erguel  und  ein  Teil  der  sog. 
Propstei  (Pr6vöt6)  gingen  zur  Reformation  über,  während 
das  ebenfalls  dem  neuen  Glauben  beigetretene  Thal  von 
Laufen  infolge  der  Bemühungen  des  Fürstbischofes 
Christoph  von  Blarer  60  Jahre  später  wieder  katholisch 
ward.  Nachdem  die  Reformation  auch  in  der  Stadt  Basel 
durchgeführt  worden  war,  verlegten  die  Fürstbischöfe 
ihren  Wohnsitz  nach  dem  Schloss  Pruntrut.  Jedes  ein- 
zelne der  bischöflichen  Untertanenländer  erfreute  sich 
bestimmter  Vorrechte  und  Freiheiten,  die  ihnen  im  Laufe 
der  Zeit  zugestanden  worden  waren  und  die  jeder  neue 
Bischof  bei  seinem  Amtsantritt  von  Neuem  bestätigen 
musste.  Einige  waren  auch  mit  den  Eidgenossen  ver- 
bündet, und  Biel  wurde  1490  als  zugewandter  Ort  in  den 
Bund  der  Eidgenossen  aufgenommen.  Neuenstadt  und 
die  Propstei  Blunster  standen  mit  Bern,  das  Kloster  Bel- 
lelay und  sein  ffanzer  Besitz  mit  Solothurn  im  Burg- 
recht. Jede  Lanofschaft  sandte  ihre  Abgeordneten  in  den 
fürstbischöflichen  Rat.  Die  offizielle  Reihenfolge  dieser 
einzelnen  Land-  und  Herrschaften  war  vor  der  Reforma- 
tion folgende :  die  Kapitel  Moutier-Grandval,  Saint  Ur- 
sanne, St.  Immer  und  St.  Michael  in  Pmntrut,  die 
Propstei  Istein,  die  Abteien  Bellelay  und  Lützel  (Lucelle), 
dann  die  Städte  Biel,  Neuenstadt,  Delsberff.  Pruntrat, 
Saint  Ursanne  und  Laufen,  femer  die  Herrschaften 
Pfeffingen,  Birseck,  Zwingen,  Erguel,  Freibergen,  die 
Propsteien  Saint  Ursanne  und  Scnliengen  und  endlich 
die  kleinen  Herrschaften  Orvin,  La  Bourj^  und  Franque- 
mont.  Der  Tessenberg  (Montagne  de  Diesse)  stand  zur 
einen  Hälfte  unter  Bern  und  zur  andern  unter  dem  Fürst- 
bischof von  Basel.  Lehen  besassen  zudem  noch  eine  An- 
zahl von  dem  Bistum  dienstbaren  Edelleuten  und  einige 
Städte,  wie  Solothurn,  Aarau,  Mülhausen  etc.  Die  Krone 
Frankreich  trug  vom  Fürstbischof  die  Grafschaft  Ferrette 
zu  Lehen,  die  diesem  dann  im  Westphälischen  Frieden 
aberkannt  wurde.  Ebenso  besassen  als  fürstbischöfliche 
Lehen  der  Graf  von  Mömpelgard  (Montb^liard)  die  Herr- 


schaft Franquemont,  der  Fürst  von  Birkenfels  die  Herr- 
schaft Ribeaupierre  und  die  Markgrafen  von  Baden  und 
von  Baden-Durlach  einige  in  ihrem  Staatsgebiet  enkla- 
vierte  bischöfliche  Landstriche. 

Die  ein  Glied  des  deutschen  Kaiserreiches  bildenden 
Ländereien  des  Fürstbistums  wurden  im  Verlauf  des  90 
jährigen  Krieges  der  Reihe  nach  von  den  Kaiserlichen, 
Franzosen  und  Schweden  schwer  heimgesucht,  die  hier 
während  18  Jahren  furchtbar  hausten  und  Alles  in  Trüm- 
mer legten.  Ganze  Dörfer  wurden  verbrannt  und  vernich- 
tet, manche  davon  für  immer  vom  Erdboden  vertilgt.  Zu 
dieser  Zeit  fielen  auch  verschiedene  der  die  Steilufer  des 
Doubs  beherrschenden  festen  Burgen,  so  u.  a.  Montvoie. 
Dieser  unselijj^e  Krieg  hatte  ferner  zur  Folge,  dass  eine 
Reihe  von  Missbräuchen  einrissen.  Als  diesen  der  Fürst- 
bischof Johann  Konrad  von  Reinach  durch  seinen  be- 
rühmt gewordenen  Erlass  von  1726  endlich  steuern 
wollte,  erhob  sich  ein  Teil  seiner  Untertanen  ffegen  ihn. 
Das  durch  die  strenge  Durchführung  des  Erlasses  em- 
pörte und  von  Pierre  P^uiffnat  und  seinen  Genossen 
aufgereizte  Volk,  besonders  der  Aioie,  widersetzte  sich 
dem  Bischof  zehn  Jahre  lang  (1730-1740).  Nachdem  der 
Bischof  den  aufirührerischen  Untertanen  vereeblich  hatte 
begreiflich  machen  wollen,  dass  sein  Eriass  nur  zu 
ihrem  Wohle  zu  dienen  bestimmt  sei  und  nachdem 
auch  alle  seine  anderen  Bemühungen  zur  Beruhigung 
erfolglos  geblieben,  rief  er  fhinzösische  Trappen  in  sein 
Land,  die  dann  allerdings  mit  den  widerspenstigen 
Bauern  rasch  fertig  wurden.  Die  Führer  der  Bewegung, 
P^uignat,  Riat  und  Lion,  wurden  zum  Tode  verurteilt 
und  enthauptet.  Damit  war  der  Aufetand  niedergeschla- 
ffen.  und  es  konnten  nun  die  dem  ipnzen  Bistum  zum 
Wohl  dienenden  Reformen  durchgeführt  worden.  P^ui- 
gnat  hatte  sich  nicht  nur  den  Anordnungen  des  Biacno- 
fes  widersetzen  wollen,  sondern  strebte  darnach,  das 
Land  der  Eidgenossenschaft  anzugliedern. 

In  diesem  Vorhaben  hatten  ihn  die  katholischen  Kan- 
tone durch  ihr  beistimmendes  Verhalten  unterstutzt, 
während  Bern  sich  nicht  nur  ablehnend  verhielt,  son- 
dern dem  Bischof  sogar  noch  Trappen  zur  Verfügung 
stellen  wollte.  Als  Frankreich  1792  die  Pässe  und  anoeren 
Zugänge  zum  Bistum  besetzte,  flüchtete  der  damalige 
Fürstbischof  Joseph  von  Ro^nbach  mit  seinem  ganzen 
Hofstaat  nach  Biel.  Ein  Teil  seiner  Untertanen  erklärte 
ihn  der  Oberherrschaft  über  die  zum  Reiche  gehörenden 
Länder  seines  Bistums  verlustig  und  konstituierte  mit 
Hilfe  der  Franzosen  die  Republik  Rauracien,  die  aber 
nach  einem  Bestand  von  nur  wenigen  Monaten  der 
französischen  Republik  einverleibt  vnirde  und  nun  deren 
Departement  Mont  Terrible  bildete.  Die  mit  den  Eidge- 
nossen verbündeten  Länder  des  Bischofes  blieben  ihm 
wahrend  dieser  schweren  Zeiten  treu,  bis  auch  sie  am 
12.  Dezember  1797  von  den  Franzosen  ihrem  Departe- 
ment Mont  Terrible  angegliedert  wurden,  das  dann  1800 
selbst  wieder  im  Departement  Haut  Rhin  anfing.  Dieses 
umfasste  u.  a.  die  beiden  Unterpräfekturen  Pruntrut  mit 
105  Gemeinden  und  Delsberg  mit  109  Gemeinden.  Biel 
mit  Neuenstadt  bildete  nur  noch  einen  einfachen  Frie- 
densgerichtskreis. Die  alliierten  Mächte  stellten  1814  den 
früheren  Zustand  der  Dinge  wieder  her  und  gaben  dem 
Land  den  Freiherm  von  Andlau  zum  Gouverneur.  Schon 
claubte  man,  dass  das  ganze  Gebiet  seinem  alten  Ober- 
herm  wieder  zurückgegeben  würde,  sodass  Xaver  von 
Neveu,  der  letzte  Fürstbischof,  im  Triumph  nach  Prun- 
trut zurückkehrte.  Da  bestimmte  der  Wiener  Vertrag 
1815  den  Anschluss  des  Landes  an  die  Schweiz  und  zwar 
als  Teil  des  Kantons  Bern,  trotzdem  seine  gesamte  Be- 
völkerang  entweder  die  Wiedereinsetzung  ihres  einsti- 
gen Oberherrn  in  seine  Rechte  oder  dann  die  Erhebung 
itires  Gebietes  zu  einem  selbständigen  Kanton  der  Eia- 
genossenschaft  wünschte.  1818  ging  das  Land  dann  an 
Bern  über,  das  sich  von  dessen  bisherigen  Behörden  in 
Delsberg  den  Treueid  abl^en  Hess.  1830  nahm  der  Jura 
lebhaften  Anteil  an  der  Bewegung  gegen  die  Herrschaft 
des  Berner  Patriziates.  Eine  ausserordentlich  tief  grei- 
fende religiöse  Krise  verursachten  endlich  im  katholi- 
schen Jura  die  Badener  Artikel  von  1836  und  der  Kultur- 
kampf von  1873. 

JURIEN8  (Kt.  Waadt,  Bez.  Orbe).  800  m.  Gem.  und 
Dorf,  auf  einer  Terrasse  am  O.-Abfall  des  zentralen  Jura, 


JUR 


JUS 


711 


Über  Romainmötier  and  dem  Thal   des   Nozon,  an  der 
Strasse   Romainmotier-Mont  la  Ville  und  2,5  km  w.  der 


Jariens  von  Südosten. 

Station  Croy  der  Linie  Lausanne-Pontarlier.  Postablage, 
Telegraph,  Telephon  ;  Postwagen  Croy-La  Praz.  Die  ziem- 
lich aus(cedehnte  Gemeinde  umfasst  beide  Gehänge  des 
das  Dorf  überragenden  Gebirgskammes  und  zählt  in  45 
Häusern  281  reform.  Ew.  Dorf :  39  Häuser,  240  Ew.  Kirch- 
gemeinde Romainmötier.  Ackerbau,  Kunstwiesen.  Alte 
Siedelung  ;  einst  dem  Priorat  oder  Kloster  Romainmötier 
Untertan.  1400  plünderten  die  Leute  der  Herrschaft  La 
Sarraz  das  Dorf  und  fährten  alles  Vieh  mit  sich  fort ; 
1811  ging  die  Hälfte  des  Dorfes  in  Flammend  auf.  Ueber- 
reste  einer  Römersiedelung.  Fund  eines  prähistorischen 
Beiles  und  anderer  Gegenstände. 

JURTEN  (Kt.)  Freiburg  und  Waadt).  Berglandschaft. 
S.  den  Art.  Jorat. 

JURTENFLUH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  1964 
m.  Felskamm,  zwischen  dem  Bumbachthal  (oberstes 
Emmenthal)  und  Habkemthal  (wo  er  Widdereggfeld  ge- 
nannt wird).  Bildet  die  onö.  Fortsetzung  des  Hohffant 
(2199  m).  Von  den  Umwohnern  of^  besuchter  Aussichts- 
punkt, von  Habkern  aus  in  5  Stunden  leicht  zu  errei- 
chen, aber  von    keinem  besonderen  Interesse. 

JU88Y  (Kt.  Genf,  Linkes  Ufer).  473  m.  (^m.  und 
Pfarrdorf,  in  der  Ebene  w.  Les  Yoirons,  nahe  der  Grenze 
gegen  Frankreich  und  11  km  onö.  Genf.  Beinahe  die 
Hälfte  der  Gemeinde  mit  Eichenwald  bestanden :  Le  Bois 

Devant,  Les 
Bois  Brül^s, 
Les  Grands 
Bois,  La  Fo- 
r^t  etc.  An  den 
Waldrändern 
blüht  als  öst- 
lichster Vor- 
posten einer 
westlichen,  die 
Gebiete  nahe 
am  Atlanti- 
schen Ozean 
bewohnenden 
Pflanzenart  die 
Erica  vagans. 
Elektrische 
Strassenbahn 
Genf- Jussy. 

Postbureau, 
Telegraph,  Te- 
lephon .     Ge  - 
meinde ,     zu  - 
sammen  mit 
Les     Beillans, 
Le  Chäteau, 
Lullier,    Mon- 
niaz,  La  Gara 
und/jSionnet  : 
144      Häuser, 
617  iEw.   (336 
Reformierte   und  '281  Katholiken)  ;   Dorf  :   34  Häuser, 
129  Ew.   Wein-,  Getreide-  und  Futterbau.  In  der 'sehr 
alten    Pfarrkirche     finden    sich    Kirchenstühle*,     deren 


Kirche  Jussjr. 


Schnitzwerk  ein  die  Schweine  hütendes  Kind  darstellt. 
Die  Ueberlieferunff  erzählt,  dass  diese  Stühle  von  dem 
1426  gestorbenen  Kardinal  Jean  de 
Brogny,  dem  Leiter  des  Konziles  von 
Konstanz,  geschenkt  worden  seien  und 
eine  Erinnerung  an  seine  Jugendzeit 
bilden  sollten,  doch  ist  es  wahrschein- 
licher, dass  die  Darstellung  einfach  die 
Geschichte  vom  verlornen  Sohn  zum 
Vorwurf  hat.  Jussy  war  Hauptort  des 
bischöflichen  Mandamentes  Jussv  r£- 
vöque,  das  als  Enklave  mitten  m  sa- 
voyischem  Gebiet  gelegen  hatte.  Es  ist 
aber  nicht  bekannt,  zu  welcher '  Zeit 
es  an  den  Bischof  von  Genf  gekom- 
men ist.  Reste  des  erst  seit  1226  urkund- 
lich erwähnten  bischöflichen  Schlosses 
zu  Jussy  sind  beim  Weiler  Le  Chäteau 
heute  noch  sichtbar.  Seit  1469  erfreute 
sich  der  Flecken  Jussy  (grosser  Frei- 
heiten und  Vorrechte,  die  ihm  vom 
»Fürstbischof  Jean  Louis  de  Savoie  zugestanden  worden 
waren.  Seit  dem  13.  Jahrhundert  kennt  man  auch  ein 
Edelgeschlecht  derer  von  Jussy.  Ihm  gehörte  Jeanne  de 
Jussy  oder  de  Jussie  an,  die  im  St.  Klarakloster  zu  Genf 
als  Nonne  lebte  und  sich  nach  der  Einführung  der  Re- 
formation nach  Annecy  zurückzog.  Sie  schrieb  das  sei- 
nerzeit viel  beachtete  Pamphlet  Le  levain  du  Calvinisnie 
ou  le  comniencement  de  Vheresie  ä  Geneve,  1536  eroab 
sich  die  Besatzung  des  bischöflichen  Schlosses  Jussy  den 
Bernem,  worauf  das  einstige  Mandament  Jussy  an  die 
Stadt  Genf  kam.  Heinrich  IV.  von  Frankreich  bestätigte 
diesen  Uebergang  endffiltig,  doch  blieb  Jussv  bis  zum 
Turiner  Vertrag  von  1816  von  savoyischem  Gfebiet  um- 
schlossen. Durch  Gesetz  vom  9.  November  1850  ist  das 
Dorf  Gy  mit  Umgebung  von  Jussy  losgelöst  und  zur  ei- 
genen Gemeinde  erhoben  worden.  1181:  Jussei;  1273: 
Jussier. 

JU8TI8THAL  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Thun).  1716-584 
m.  8  km  langes  Thal  ;  steigt  zwischen  den  beiden  Ketten 
des  Sigriswilgrates  und  Gemmenalphorns  mit  starkem 
Gefall  von  NO.  nach  SW.  ab  und  mündet  bei  Merligen 
von  rechts  auf  den  Thunersee  aus.  Vom  Grönbach  durch- 
flössen, der  das  Thal  durch  eine  steilwandige  und  bewal- 
dete Erosionsschlucht  verlässt.  Weiter  oben  wird  das 
hier  200^-300  m  breite  Thal  beiderseitz  von  hohen  Fels- 
wänden begleitet.  Zu  oberst  liegen  schöne  Alpweiden  mit 
den  Hätten  von  Vorderberg  (1243  m),  Mittelsberg  (1308  m) 
und  Hintersberg  (1368  m).  Von  hier  kann  man  auf  ziem- 
lich schlechtem  Fussweg  über  die  Sichel  oder  den  Sulzi- 
stand  (1719  m)  ins  Thal  von  Eriz  oder  über  die  Scharte 
zwischen  der  Scheibe  und  dem  Gemmenalphorn  ins  Hab- 
kemthal hinüber  gelangen.  Der  Thalboden  ist  mit  schö- 
nen Wiesen  und  Alpweiden  bestanden,  während  die 
Thalgehänge  stark  felsig  sind  und  der  Landschaft  einen 
stren(|[en  Charakterzug  verleihen.  Das  w.  Gehänge  trägt 
an  semem  untern  Abschnitt  teilweise  Wald,  das  ö.  Ge- 
hänge aber  steigt  mit  senkrechten  Wänden  zum  Nieder- 
hom,  Burgfeldstand  und  Gemmenalphorn  auf.  Zahlrei- 
che Gemsen.  In  den  Wänden  des  Sigriswilgrates,  in  die 
man  auf  schlechten  Schafwegen  einsteigen  kann,  findet 
man  zahlreiche  Höhlen,  Grotten  und  Löcher,  deren  be- 
kanntestes das  immer  mit  Eis  gefüllte  Schaflogh  ist  (s. 
diesen  Art.).  Auf  der  Alnweide  Hintersberg  entspringt 
eine  Schwefelquelle,  in  deren  Nähe  der  h.  Justus,  Be- 
gleiter des  h.  Beatus,  als  Einsiedler  gelebt  haben  soll.  Das 
Justisthal  ist  ein  ffut  ausgeprägtes  Antiklinalthal.  Die 
Ketten  des  Sigriswilgrates  und  (jremmenalphoms  ruhen 
auf  einer  mächtigen  Unterlage  von  dunkein  Kalkschie- 
fern, die  bis  zu  den  tiefsten  Stellen  des  Kammes  hinauf- 
reichen. Darauf  folgt  graues  Neocom  in  verschiedener 
Mächtigkeit  (setzt  an  einigen  Stellen,  wie  an  den  Rallig- 
stöcken,  ganz  aus)  und  endlich  Nummulitenkalk,  der 
alle  Gipfel  und  Kämme  bildet.  Diese  Nummulitenschicht 
besteht  aus  grauen,  marmorähnlichen  Kalken,  die  über 
Balligen  gebrochen  werden,  aus  fossilreichen  blauen 
Mergeln  und  endlich  gelblichen  oder  weissen  Sandsteinen, 
die  ebenfalls  oft  Petrefakten  einschliessen  (so  am  Gem- 
menalphorn). Nahe  der  Basis  der  Nummulitenschichten 
zieht^  fast    überall   ein  ganz   schmales  Band  von  Kohlen 


712 


JÜT 


K^P 


durch,  das  blos  an  den  Ralligstöcken  etwas  mächtiger 
wird.  (Vergl.  Rütimeyer,  Ludw.  Veher  das  schweizer, 
Nunimulitenterrain,  mit  besonderer  Berücksichtigung 
des  Gebiraes  zwischen  dem  Thunersee  und  der  Enime. 
Bern  1850.J  Von  Merligen  aus  führt  ein  bequemer  Fuss- 
weg  thalaufwärts  und  weiterhin  auf  die  Scheibe,  das  Si- 
griswil  Rothorn  oder  auf  den  Beatenberg.  Das  Justisthal 
wird  zum  erstenmal  in  einer  Urkunde  von  1253  als  Ei- 
gentum der  Herren  von  Eschenbach,  Edeln  von  Oberho- 
fen  ffenannt,  die  es  in  diesem  Jahre  an  das  Kloster 
InterTaken   verkauften. 

JUT  (PIZ)  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Glenner  und  Kt. 
Tessin,  Bez.  Blenio).  3128  m.  Schöne  Felsspitze,  3  km  n. 
vonr  Rheinwaldhom ;  in  der  Grenzkette  zwischen  Gran- 
bünden und  Tessin.  Fällt  nach  W.,  S.  und  0.  in  Steil- 
wänden ab.  Nach  N.  über  die  Cima  Fornei  und  Bocca  di 
Fornei  mit  dem  Piz  Cassimoi  verbunden.  Piz  Jut  und 
Cima  Fornei  sind  von  dieser  n.  Seite  her  zugänglich. 

JUVALTA  (HOCH)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Heinzen- 
berg,  Kreis  Domleschg,  Gem.  Tomils).  760  m.  Burgruine, 
auf  einem  Felsspom  rechts  über  dem  Yorderrhein,  1  km 


nw.  Tomils.  Hier  residierten  im  14.  Jahrhundert  die  Ju- 
valta  als  Vögte  über  die  bischöflichen  Herrschaften 
Hochiuvalta  und  Rietberg.  Die  Burg  später  vom  Bischof 
Ulrich  von  Lenzburg  angekauft. 

JUVALTA  (NIEDER)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Hein- 
zenberg,  Kreis  Domleschg,  Gem.  Tomils).  7(X)  m.  Burg- 
ruine, rechts  über  dem  Vorderrhein :  1,5  km  nw.  Hoch 
Juvalta  und  2,5  km  nw.  Tomils.  Wahrscheinlich  Wiege 
des  Edelgeschlechtes  derer  von  Juvalta  (romanisch  Giu- 
vaulta),  das  lange  Zeit  dem  bischöflichen  Stuhl  in  Chur 
dienstbar  war  und  heute  noch  blüht.  Zur  Burg  Nieder 
Juvalta  gehörte  als  bischöflisches  Lehen  eine  umfang- 
reiche Herrschaft  (mit  Scheid,  Feldls  etc.).  Die  Juvalta 
und  ihre  Burgen  werden  schon  in  sehr  alten  Urkunden 
erwähnt.  Wie  Hoch  Juvalta  ging  auch  Nieder  Juvalta  in 
den  Besitz  des  Bischofs  von  Qiur  über,  nachdem  sich 
seine  Besitzer  im  Engadin  niederj^elassen  hatten.  Durch 
seine  Waifentaten  und  als  Geschichtsschreiber  hat  sich 
Fortunatus  von  Juvalta  einen  Namen  gemacht. 

JUX  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Imboden,  Kreis  Räzüns, 
Gem.  Ems).  Alpweide.  S.  den  Art.  JucHS. 


K 


KADELMANN  (Kt.  Bern^  Amtsbez.  Signau,  Gem. 
Eggiwil).  980  m.  Gruppe  von  5  Meierhöfen,  auf  dem  Rük- 
ken  zwischen  der  Emme  und  Ilfis ;  3,5  km  n.  Eggiwil 
und  7,5  km  so.  der  Station  Signau  der  Linie  Bern-Lu- 
zern.  20  reform.  Ew.  Viehzucht. 

KiEFER  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur,  Gem.  Turben- 
thal).  774  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  auf  den  Höhen  n. 
über  dem  Steinenbachthal,  3  km  so.  Turbenthal  und  2,8 
km  ö.  der  Station  Wila  der  Tössthalbahn.  29  reform.  Ew. 

KiEFERBERQ  (Kt.  und  Bez.  Zürich).  578  m.  Breiter 
und  bewaldeter  Molasserücken,  zwischen  dem  Limmat- 
und  Furtthal.  Am  S.-Hang  die  sog.  Weid  (Gastwirtschaft) 
mit  prachtvoller  Gesamtansicht  der  Stadt  Zürich  und 
ihres  Hochgebirgskranzes.  In  den  Waldungen  amO.-Fuss 
findet  man  im  Frühjahr  die  schönen  blauen  Blüten  der 
Meerzwiebel  (Scilla  bifolia). 

KiEFIKON  (Kt.  Thurgau  und  Zürich).  Gem.  u.  Dorf. 
S.  den  Art.  Kefuon. 

KiEQI8WIL  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Samen).  496  m. 
(jemeindeabteilung  und  Dorf,  am  linken  Ufer  der  Sar- 
ner Aa,  an  der  Strasse  Luzem-Brünig  und  3  km  nnö. 
der  Station  Samen  der  Brünigbahn  (Luzern-Brienz). 
Postbureau,  Telephon ;  Postwagen  Samen-Melchthal.  Mit 
Gige  und  Schwarzenberg  zusammen :  76  Häuser,  435  ka- 
thol.  Ew. ;  Dorf:  39  Häuser,  218  Ew.  Ackerbau  und  Vieh- 
zucht. Viele  der  männlichen  Bewohner  arbeiten  in.  der 
nahen  Parketteriefabrik  auf  der  Gige.  1307 :  Kegenswile. 

KiEQISWILER  HINTERBERQ  (Kt.  Obwalden). 
900-1600  m.  Grosser  Wald,  5  km  lang  und  1,5  km  breit, 
am  rechtsseitigen  Hanj?  des  Thaies  der  Grossen  Schlieren; 
4,5  km  nw.  Samen.  3o0  ha. 

KiEHLEN  (Kt.  Schv^z,  Bez.  Einsiedeln).  1020  m. 
Passübergang,  zwischen  Bohli  (am  S.-Hang  des  Freiher- 
renberges) und  der  Brüschegg ;  verbindet  das  Alp-  und 
Amseltnal  mit  dem  Sihlthal  (Emsiedeln-Obergross).  Zwi- 
schen dem  linken  Hang  der  Kählenruns  und  grossen 
Waldungen  führt  der  Weg  über  eine  lehmige  Wiese,  die 
öftern  Rutschungen  ausgesetzt  ist.  Das  Wort  Kahlen  = 
Kehle,  Kehlen. 

KiEHLHOF  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem.  Stafa). 
Dorf.  S.  den  Art.  Kehlhof. 

KiEHLHOF  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur,  Gem.  Nef- 
tenbach).  Häusergruppe.  S.  den  Art.  Kehlhof. 

KiELLAZHORN  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz).  1972 
m.  Gipfel;  s.  Vorberg  der  Neuschelsfluh  (1955  m) ;  in  der 


Gruppe  der  Kaiseregff,  unmittelbar  ö.  über  dem  Neu- 
schelspass  (1580  m),  der  den  Schwarzsee  mit  Jaun  (Belle- 
garde) verbindet.  Am  SO.-Fuss  die  Källazalp. 

KiELTBERQ  (Kt.  Bem,  Amtsbez.  Trachselwald, 
Gem.  Lützelflüh).  Bauernhöfe.  S.  den  Art.  Keltberg. 

KiEMI8TALL  (Kt.  und  Gem.  Zug).  581-695  m.  W^ald- 
ung:  1,5  km  ö.  über  der  Stadt  Zug.  Vom  Fussweg  Allen- 
winden-St.  Verenenkapelle,  dem  einst  von  Wallfahrern 
oft  begangenen  sog.  Inlgerweg,  durchzogen. 

KiEMMATEN,  CHiEMLETEN,  CHiEMMER- 
TEN,  CHiEMMETEN.  Ortsnamen  der  deutschen 
Schweiz.  Die  Ausdrücke  bezeichnen  ursprünglich  ein 
mit  einem  Kamin  versehenes  Gemach,  ein  Wohnzimmer 
und  dann  übertragen  ein  Wohnhaus.  Mittelhochdeutsch 
kemenatey  mittellatein.  caminatay  vom  latein.  caminus 
=  Kamin.  Entspricht  dem  französ.  Ausdruck  «  chambre 
i  feu  ». 

KiEMMATEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Uster,  Gem.  Düben- 
dorf).  489  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am  O.-Fuss  des 
Zürichbergs ;  2,5  km  sw.  der  Station  Dübendorf  der  Linie 
Zürich-Uster-Rapperswil.  37  reform.  Ew. 

KiEMMOOS  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  Bnbi- 
kon).  500  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  an  einem  kleinen 
Weier;  1,7  km  ssö.  der  Station  Bubikon  der  Linie  Zü- 
rich-Uster-Rapperswil. Telephon.  24  reform.  Ew. 

KiENELM008  (Kt.  Solothum,  Amtei  Lebern,  Gem. 
Selzach).  560  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  in  einem  kleinen 
Thälchen  an  der  S.-Flanke  des  Jura ;  2,3  km  n.  der  Sta- 
tion Selzach  der  Linie  Olten-Biel.  üO  kathol.  Ew.  Acker- 
bau und  Viehzucht.  Etwas  Uhrenindustrie. 

KiENELTHAL  und  HINTER  KiENELTHAL 
(Kt.  Bern,  Amtsbez.  Konolfinsen,  Gem.  Oberthal).  830  und 
905  m.  Zwei  Gruppen  von  Meierhöfen,  zu  beiden  Seiten 
des  Zäziwilbaches ;  2,3  km  ssö.  Ami  und  2,5  km  nö.  der 
Station  Zäziwil  der  Linie  Bern-Luzern.  Zusammen  4  Hän- 
ser, 28  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Grosshöchstetten. 
Wiesenbau,  Viehzucht. 

KiENERKINDEN  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Sissach). 
557  m.  Gem.  und  Dorf,  auf  einer  Terrasse  links  über  dem 
Homburgerthal ;  2,8  km  nw.  der  Station  Läufelßngen  der 
Linie  Olten-Basel.  Postablage.  27  Häuser,  199  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  Rümlingen.  Landwirtschaft.  Seideo- 
bandweberei. 

KiEPFNACH  (Kt.  Zürich,  Bez.  und  Gem.  Horgen). 
414  m.  Gemeindeabteilung  und  Dorf,  am  linken  Ufer  des 


K^P 


KiER 


718 


Zürichsees,  an  der  Strasse  Horgen-Wädenswil  und  1,5 
km  so.  der  Station  Horj|;en  der  linksufriRen  Zürichsee- 
bahn  (Zürich-Wädenswil-Ziegelbräcke).  Telephon.  Zu- 
sammen mit  Bätbur,  Kalkofen  und  Riedwies :  99  Häuser, 
775  reform.  Ew.;  Dorf:  4i  Häuser,  381  Ew.  Neben  meh- 
reren anderen  industriellen  Betrieben  findet  sich  hier  ein 
Kohlenbergwerk,  verbunden  mit  Zementbrennerei  und 
Zementstemfabrik.  Das  Kohlenflöz  liegt  in  der  oberen 
Sässwassermolasse  (Obermiocän)  und  tritt  beim  Haupt- 
stolleneingang  in  einer  Höhe  von  443  m  zu  Tage.  Seine 
gesamte  Fläche  mag  6-7  km*  betragen,  wovon  bis  jetzt 
etwa  i  km*  abgebaut  ist.  Das  Flöz  hat  durchschnittlich 
eine  Mächtigkeit  von  20-30  cm  ;  an  einer  Stelle  erreichte 
es  42  cm,  während  es  sich  an  den  jetzigen  ^bbaustellen 
zwischen  20  und  25  cm  Dicke  hält.  Die  tiefschwarze, 
glänzende  Kohle  wird  gewöhnlich  durch  eine  nur  wenige 
Zentimeter  mächtige  Zwischenlage  von  Süsswasserkalk 
in  zwei  Schichten  getrennt.  Das  Hangende  (oder  die 
Decke)  des  Flözes  besteht  zum  grössten  Teil  aus  hellen, 
graublauen  Tonmergeln  oder  tonigem  Sandstein,  wäh- 
rend sein  Liegendes  (oder  die  Unterlage)  abwechselnd 
von  grauen  oder  schwärzlichen  Merseln,  tonigem  Kalk- 
stein oder  auch  dolomitischem  Mergelkalk  gebildet  wird. 
Der  älteste  bekannte  Abbau  von  Kohle  in  Käpfnach 
geht  bis  1663  zurück,  von  welcher  Zeit  an  bis  1784  unre- 
Kelmässig  gegraben  wurde.  Dann  übernahm  der  Staat 
Zürich  den  Betrieb  und  hat  ihn  bisher  auf  eigene  Rech- 
nung ununterbrochen  weiter  geführt.  Dabei  ist  die  jährli- 
che Kohlenausbeute  von  zuerst  etwa  2000  Zentnern  in 
fast  stetiger  Zunahme  gestiegen  bis  auf  116  000  Zentner 
im  Jahr  1871 ;  seither  hat  sie  abgenommen  und  betrug 
1896  noch  2700  Zentner.  Da  die  besten  Partien  des  Flözes 
ganz  ausgebeutet  sind,  würde  sich  trotz  günstiger  äusse- 
rer Verhältnisse  (Lage  am  See  und  billige  Verfrachtung 
der  Kohle  etc.)  der  betrieb  schon  länffst  nicht  mehr  loh- 
nen, wenn  nicht  zugleich  mit  der  Konle  noch  wertvolle 
Nebenprodukte  gewonnen  werden  könnten.  Ein  solches  ist 
der  Düngermergel,  der  seit  1830  verkauft  und  hauptsächlich 
zur  Verbesserung  des  Humus  in  den  Weinbergen  ver- 
wendet wird.  1860-75  hat  man  jährlich  4000  6000  Tonnen 
dieses  Merjg^els  verkauft.  Femer  sind  mit  dem  Bergwerk 
seit  1875  eine  Zementbrennerei  und  Fabrik  zur  Herstel- 
lung von  Zementsteinen  verbunden,  die  jenen  unter  der 
Kohlenader  liegenden  dolomitischen  Mergelkalk  als  Roh- 
material verwenden  und  ihn  mit  den  eigenen  Kohlen 
brennen.  Das  Zementgeschäft  beschäfti(^t  jetzt  3040  Ar- 
beiter, während  im  Bergwerk  selbst  gewöhnlich  nur  noch 
4-6  Mann  arbeiten.  Seitner  wird  keine  Kohle  mehr  ver- 
kauft. 

Die  Kohlen  von  Käpfnach  sind  nach-  ihrer  Lagerung 
und  Zusammensetzung  nicht  aus  zusammengeschwemm- 
tem Holz,  sondern  aus  Sumpfvegetationen  nach  Art  eines 
Torfmoores  an  Ort  und  Stelle  entstanden.  Pflanzenreste 
sind  im  Ganzen  ziemlich  selten,  desto  häufiger  findet  man 
fossile  Reste  von  Tieren,  so  zahllose  Schalen  von  Land- 
und  Süsswasserschnecken  in  den  begleitenden  Mergeln 
oder  zwischen  den  Kohlen  {Helix,  Planorbis^  Melania, 
Unio),  Dazu  kommen  noch  Knochen  von  Wirbeltieren, 
wie  des  Tapir  (Tapirus  helveticua)^  zweier  elephantenar- 
tiger  Formen  {Mastodon  angustidens  und  M,  turicensis), 
eines  schweineartigen  Säugers  (Hyotfierium  mediumjt 
hirschartiger  Tiere,  mehrerer  Nager,  eines  dachsähnli- 
chen  Räubers  u.  a.  Vergl.  darüber:  Letsch,  Emil.  Die 
MoUusekoJilen  der  Ostschweiz.  (Beiträge  zur  geoloa. 
Karte  der  Schweiz;  geotechn.  Serie.  1).  Bern  1899.  In 
der  Bätbur  bei  Käpfnach  hat  man  ein  Alemannen^b  auf- 
gedeckt. Die  dabei  mit  zu  Tage  gekommenen  römischen 
Backsteine  lassen  den  Schluss  zu,  dass  hier  einst  Römer- 
bauten gestanden  haben.  1261 :  Cephenaha  ;  1263  :  Che- 
Shena  =  Bach  eines  Chepho  oder  Chapho.  Die  Geschichte 
er  Ortschaft  ist  mit  denenigen  von  Horgen  identisch.  Seit 
1764  besteht  in  Käpfnach  eine  Schule  für  das  ganze  Jahr. 
S.  Strickler,  Joh.  Geschichte  der  Gern,  Horgen.  Horgen 
1882. 

KiEPPCLI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle,  Gem. 
Gadmen).  1000  m.  Gruppe  von  2  Häusern,  an  der  Susten- 
strasse,  am  sog.  Schaftelestutz,  1  Stunde  sw.  Gadmen. 
8  reform.  Ew.  Schulhaus.  Viehzucht. 

KiePPCLIALMCND  (Kt.  und  Amt  Luzem,  Gem. 
Kriens).  469   m.   Gruppe  von  6    Häusern,  im  Thal  des 


Krienbachs  und  1  km  so.  der  Station  Kriens  der  elektri- 
schen Strassenbahn  Luzern-Kriens.  81  kathol.  Ew.  Ka- 
pelle. Landwirtschaft. 

KiEPPCLIBCRQ  (Kt.  Schwyz,  Bez.  und  Gem.  Gers- 
au). 1076  m.  Grui>pe  von  2  Häusern,  am  W.-Hang  der 
Rigi  Hochfluh,  zwischen  dem  Röhrlisbach  und  Tiefen- 
bach und  4  km  von  der  Dampfbootstation  Gersau.  14  ka- 
thol. Ew.  A  In  Wirtschaft.  Kapelle,  in  der  alljährlich  am 
Johannestag  für  die  Sennen  des  Bezirkes  ein  Gottesdienst 
gehalten  wird,  dem  die  Wahl  der  Bezirksbehörden  und 
ein  fröhliches  Volksfest  folgen.  Dieser  Brauch  besteht 
schon  seit  1593. 

KiEPPCLIBCRQ  (Kt.  und  Bez.  Schwyz,  Gem.  Rie- 
menstalden).  1189  m.  Gruppe  von  2  Häusern,  am  rechten 
Ufer  des  Riemenstaldenbaches  ;  1,3  km  ö.  Riemenstalden 
und  5,5  km  ö.  der  Station  Sissikon  der  Gotlhardbahn.  5 
kathol.  Ew.  Kapelle.  Alpwirtschaft. 

KiEPPCLIMATT  (K%.  Luzem,  Amt  Willisau,  Gem. 
Willisau  Land).  584  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  nahe  dem 
linken  Ufer  oer  Enziwigger ;  1,5  km  sw.  der  Station 
Willisau  der  Linie  Langenthal-Wolhusen.  33  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Willisau.  Viehzucht. 

KiERPF  oder  KiERPFSTOCK  (Kt.  Glarus).  Ge- 
birgsgruppe.  S.  den  Art.  Freiberoe. 

KMLHPF  (KLEIN)  (Kt.  Glarus).  2704  m.  Felsturm, 
unmittelbar  n.  vom  Kärpfstock  und  nur  durch  eine  enge 
Scharte  von  ihm  getrennt.  Ringsum  mit  unbenannten 
kleinen  Firnfeldern  bepanzert.  Am  N.-Fuss  der  mit  Sturz- 
schutt übersäte  Kärpfboden,  auf  dem  der  Niederenbach 
entspringt. 

KiERPF  (UNTER)  (Kt.  Glarus).  2440  m.  Felskopf, 
i  km  nw.  vor  dem  Kärpfstock,  w.  über  dem  Kärpfboden 
und  ö.  über  dem  kleinen  Milchspülersee. 

KiERPFBODEN  (Kt.  Glarus).  2000-2500  m.  Sturz- 
schutthalde, am  Fuss  des  Klein  Kärpf,  Unter  Kärpf  und 
Schwarztschingel  und  über  der  Nieaerenalp. 

KiERPFSTOCK  (Kt.  Glarus).  Hauptstock  der  Ge- 
birgsgruppe  der  Freiberge,  mit  3  Einzelsipfeln :  Grosser 
Kärpf  oder  Hochkärpf  (2797  m),  Klein  Kärpr(2704  m)  und  Un- 
ter Kärpf  (2440  m).  Erhebt  sich  im  s.  Abschnitt  der  Gruppe 
zwischen  dem  s.  Semflhal  und  dem  Niederenthai,  6  Km 
w.  Elm  und  8  km  s.  Schwanden.  Der  Hochkärpf  und  der 
ihm  unmittelbar  n.  vorgelagerte  und  nur  durch  eine 
schmale  Scharte  von  ihm  getrennte  Kleinkärpf  stehen  in 
der  Hauptkette  w.  über  dem  Sernfthal,  der  Unter  Kärpf 
liegt  1  km  weiter  nach  NW.  in  einer  das  Niederenthai 
vom  Diesthal  trennenden  Nebenkette.  Der  gemeinsame 
Sockel  steigt  mit  nicht  sehr  steilen  Hängen  als  breite 
Masse  hinten  über  dem  Niederenthai,  Diesthal  und  Sernf- 
thal auf.  Darüber  erheben  sich  dann  die  3  Einzelgipfel 
als  nackte,  steilwandige  und  zerrissene  Felsgebilde  voller 
Spalten  und  Risse,  die  sehr  schwierig  zu  besteigen  sind. 
Mehrere  kleine  Fimfelder;  Sturzschutthalden  mit  grossen 
Blöcken.  Der  Bergstock  besteht  aus  rotem  und  grünem 
Verrucano,  in  den  mächtige  Massen  von  Melaphyren,  Por- 
phyren und  anderen  Eruptivgesteinen  eingelagert  sind. 
Der  unter  dem  Verrucano  liegende  eocane  FIpch  steigt 
auf  der  Seite  des  Sernfthales  bis  nahe  an  die  Gipfelregion 
auf  und  steht  an  der  NW.-Flanke  in  Senken  der  oberen 
Terrassen  des  Niederen-  und  Diesthales,  sowie  bei  der 
sog.  Kärpfbrückean,  wo  der  als  schmales  Band  zwischen 
dem  Eocän  und  Verrucano  durchziehende  Lochseitenkalk 
(Malm)  eine  natürliche  Felsbrücke  über  den  Niederenbach 
bildet.  Am  W.-Hang  sehen  wir  wannenförmige  Ver- 
tiefungen, in  denen  einst  prähistorische  Gletscher  gelegen 
haben  und  die  jetzt  schöne  kleine  Seen  (Kühthalmattsee, 
der  trübweisse  Milchspülersee  und  die  Engiseen)  bilden. 
Im  Kärpfgebiet  leben  zahlreiche  Rudel  Gemsen  und  viele 
Murmeltiere.  Der  Grosse  Kärpf  kann  von  Elm  über  die 
Erbsalp  in  5Vt;  von  Schwanden  über  das  Niederenthai 
und  das  Kärpftor  (Bresche  im  W.-Grat)  in  7  oder  von 
Diesbach  über  das  Diesthal  in  ebenfalls  7  Stunden  bestie- 
gen werden. 

KiERSBLBN  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Thun,  Gem.  Uebe- 
schi).  675  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  an  der  Strasse  Thun - 
Blumenstein ;  1 ,5  km  nw.  Uebeschi  und  4,5  km  sw.  der 
Station  Uetendorf  der  Gürbethalbahn  ( Bern -Watten  wil- 
Thun).  37  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Thierachem.  Me- 
chanische Werkstatte.  Schöne  Aussicht  auf  Thun,  den  See, 
die  Stockhomkette  und  die  Alpen. 


714 


KiER 


KAI 


KiERSTKLKNBACH  (Kt.  Un).  Wildbach  des  Ma- 
deranerthals;  entspringt  dem  Hußgletscher  in  1465  m, 
durchfliesst  sein  Thal  als  ungestüm  brausender  Bach,  tritt 
vom  Weiler  Bristen  an  in  eine  schmale  und  tiefe  Schlucht 
und  mündet  nach  il  km  langem  Lauf  in  der  Richtung 
O.-W.  bei  Amstäg  (522  m)  von  rechts  in  die  Reuss.  Erhält 
von  beiden  Seiten  her  zahlreiche  Nebenadem  und  sam- 
melt die  Wasser  der  S. -Flanken  des  Rüchen  und  der 
Windgällen  und  diejenigen  der  N.-Flanke  des  Oberalp- 
stockes.  Bedeutendste  Nebenader  ist  der  von  S.  kom- 
mende Etzlibach.  Die  Schlucht  des  Kärstelenbaches  wird 
bei  ihrer  Ausmündung  von  einem  grossen  Viadukt  der 
Gotthardbahn  überbrückt ;  noch  weiter  unten  führt  eine 
Brücke  der  Gotthardstrasse  über  den  Bach.  Ist  eines  der 
schönsten  Beispiele  eines  alpinen  Wild-  und  Gletscher- 
wassers. Absoluter  Fall  943  m,  durchschnittliches  Gefälle 
8,6%.  Zu  hinterst  im  Thal  bilden  seine  Nebenadern  zahl- 
reiche schöne  Wasserfalle  (Siedenbach,  die  zwei  Milch- 
bäche, Schleierbach,  Plattenbach,  Lammerbach  und  be- 
sonders der  180  m  hohe  Stauber).  Yergl.  auch  den  Art. 
Maderanerthal. 

KMLS  und  BROT  (Kt.  u.  Amtsbez.  Bern,  Gem.  ßüm- 
pliz).  597  m.  Gruppe  von  5  Häusern ;  2.5  km  sw.  Bümpliz 
und  1,8  km  s.  der  Station  Riedern  der  direkten  Lmie 
Bern-Neuenburg.  40  reform.  Ew.  Viehzucht.  Der  Name 
ist  historischen  Ursprungs  und  bezieht  sich  darauf,  dass 
die  Bemer  am  20.  Juni  1^  bei  ihrem  Marsch  auf  Laupen 
hier  ausruhten  und  sich  mit  Käse  und  Brot  stärkten. 

•OCSCNBCRQ  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz).  Gipfel 
und  Meierhöfe.  S.  den  Art.  Cousinbert. 

KiESKRCN,  KiESKRN  oder  auch  KÄSERN.  Ver- 
breiteter Ortsname  der  deutschen  Schweiz ;  vom  Wort 
Käserei  oder  Käshütte  herzuleiten.  Bezeichnet  also  einen 
Ort,  wo  Käse  gesotten  wird. 

KiESKRN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Toggen  bürg,  C^em. 
St.  Peterzeil).  970  m.  6  Meierhöfe,  auf  den  Höhen  zwischen 
den  Thälern  des  Tiefenbachs  und  Tremmelbachs  zer- 
streut gelegen ;  2,7  km  nö.  St.  Peterzeil  und  1,3  km  ö. 
der  Station  Lichtensteig  derToggenburgerbahn.  31  reform. 
Ew.  Wiesenbau  und  Viehzucht.  Wald. 

KiCSKRNALP  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober Toggenburg, 
Gem.  Alt  St.  Johann).  1200-1900  m.  Grosse  Alpweide  mit 
zerstreut  gelegenen  Hätten,  am  N.-Hang  des  Hinter- 
rugg  und  Käserrugg,  2-3  Stunden  ssö.  über  Alt  St. 
Johann. 

KiESCRNALP  (Kt.  und  Bez.  Schwyz,  Gem.  Ober 
Iberg).  14501800  m.  Alpweide  mit  Hütten,  an  der  NW.- 
Flanke  der  Drusbergkette.  2-3  Stunden  so.  über  Ober 
Iberg.  500  ha  gross.  Vom  Thalboden  fuhrt  ein  Fussweg 
durcn  Wald  bis  zu  einer  Felsmauer,  die  man  mit  Hilfe  von 
langen  Leitern  erklimmt,  um  dann  die  Alp  zu  erreichen; 
daneben  noch  ein  Saumpfad,  der  aber  einen  langen  Um- 
weg macht.  Die  ganze  Alp  Eigentum  der  Korporation 
Oberallmeind.  Vergl.  den  Art.  Schwyz. 

KiESCRNALP  (OBER  und  UNTKR)(Kt.  St.  Gallen, 
Bez.  Gaster).  1300-1900  m.  Alpweiden,  am  S.-Hang  des 
Speer,  2'/,  Stunden  n.  über  Wesen.  In  der  Hütte  auf 
Ober  Käsemalp  wird  im  Sommer  eine  Gastwirtschaft  be- 
trieben, die  von  den  Besuchern  des  Speer  viel  benutzt 
wird. 

KiESCRNRUCK  oder  KiCSeRRUQQ  (Kt.  St. 
Gallen,  Bez.  Ober  Toggenburg  und  Sargans).  2267  m. 
Aeusserster  0.- Gipfel  der  Kette  der  Churfirsten;  hat 
wie  alle  Gipfel  der  Kette  Pultform,  indem  er  nach  N. 
in  sanft  geneigtem  Hang,  nach  allen  andern  Seiten  da- 
ffegen  sehr  steil  abfallt.  Die  Erosionsnische  zwischen  dem 
Käsernruck  und  Hinterruck  (2309  m)  erreicht  die  Kamm- 
*inie  zwischen  beiden  Gipfeln  noch  nicht,  so  dass  diese 
nicht  scharf  von  einander  getrennt  sind.  Der  Kamm  setzt 
sich  unter  dem  Namen  Hosenboden  ohne  tiefere  Ein- 
schnitte nach  SO.  bis  zum  Tristenkolben  (2179  m)  fort 
und  senkt  sich  dann  zur  Schlewitzer  Niedere,  die  die 
Churfirsten  von  der  Gruppe  des  Alvier  trennt.  Schöne 
und  bemerkenswerte  Flora,  ganze  Teppiche  von  Primula 
integrifolia.  Der  Käsernruck  kann  von  Wildhaus  aus  über 
die  schöne  Schwendialp  und  den  N.-Grat  bestiegen  wer- 
den; gewöhnlich  -vixrd.  bei  dieser  Gelegenheil  auch  der 
etwas  höhere  Hinterruck  besucht,  dessen  Aussicht  eine 
umfassendere  ist. 

KiE8ER8HAU8    (Kt.    Bern,  Amtobez.  Aarwangen, 


Gem.  Leimiswil).  658  m.  Gruppe  von  8  Häusern ;  1,3  km 
s.  Leimiswil  und  3,3  km  sw.  der  Station  Lindenholz  der 
Linie  Langenthai -Wolhusen.  73  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Rohrbach.  Landwirtschaft.  Hiess  vor  1550  Ober 
Urwil. 

KiCSKRSTATT  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Ober  Hasle, 
Gem.  Meiringen).  1835  m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  18 
Hätten,  am  S.-Hang  des  Honenstollen,  4  Stunden  nö. 
über  Meiringen. 

KiCSKRSTATT  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms,  Gem.  Müh- 
lebach). 1818  m.  Alpweide,  über  dem  Wald  hinter  dem  Dorf 
Mühlebach  und  1,5  km  ö.  der  Ausmündung  des  Rappentha- 
ies. Die  Alp  steigt  gegen  den  Kamm  der  Aemergalen  bis  in 
etwa  2200  m  auf.  17  Hütten,  9  Ställe  und  2  Kasespeicher. 
Wird  im  Sommer  mit  84  Stück  Grossvieh  bezogen. 

KiESQADKN  (Kt.  Appenzell  A.  R  ,  Bez.  Hinterland, 
Gem.  Herisau).  760  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  nahe  dem 
Heinrichsbad  und  1,8  km  nö.  der  Station  Herisau  der 
Appenzellerbahn  (Winkeln-Herisau-Appenzell).  47  zur 
Mehrzahl  reform.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Herstel- 
lung von  farbigen  Papieren. 

KiESTHAL  (Kt.  Aar^u,  Bez.  Brugg,  Gem.  EfBngen). 
540  m.  Gruppe  von  7  Hausern;  2,4  km  nö.  vom  Dorf  und 
4,5  km  nö.  von  der  Station  Efßngen  der  Linie  Zürich- 
Brugg-Basel.  36  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Bozen.  Acker- 
und  Weinbau,  Viehzucht. 

KiESTRISf  romanisch  Gastrisch  (Kt.  Graubünden, 
Bez.  Glenner,  Kreis  Ilanz).  726  m.  Gem.  und  Pfarrdorf, 
am  linken  Ufer  des  Vorderrhein  und  2  km  nö.  Ilanz  in 
fruchtbarer  Gegend.  Station  der  Linie  Chur^llanz.  Post- 
bureau, Telegraph,  Telephon.  72  Häuser,  469  Ew.  (318 
Reformierte)  zur  Mehrzanl  romanischer  Zunge.  Wiesen- 
und  Obstbau,  Viehzucht.  In  der  Nähe  die  Burg  Kästris 
(vom  latein.  caxtrum)^  einst  als  bischöfliches  Lehen  den 
Herren  von  Kästris  zu  Eigen,  dann  seit  1371  im  Besitz 
der  Edeln  von  Belmont  und  seit  1^  Eigentum  der  Grafen 
von  Sax-Misox,  die  sie  an  den  Bischof  Ortlieb  von  Bran- 
dis  verkauften.  Der  letzte  des  Geschlechtes  Sax-Misox  lebte 
noch  um  1536  in  Kästris.  Der  Schalenstein  über  dem 
Dorf  hat  zu  zahlreichen  Legenden  Veranlassung  gege- 
ben. 

KiESTRISKRBKRQK  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glen- 
ner, Kreis  Ilanz,  Gem.  Kästris).  1500  m.  Alpweide  mit 
24  Hütten  und  Stadeln,  am  NW.-Hang  der  Cauma,  2-3 
Stunden  so.  über  Kästris. 

KiESWALDBACH  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  1740-1070 
m.  Kleiner  Wildbach;  entspringt  an  dem  auf  der  Wasser- 
scheide zwischen  der  SihI  und  Muota  stehenden  Lau- 
cherenstöckli  4  km  s.  Ober  Iberg.  durchfliesst  das  enge 
und  bewaldete  Käswaldtobel  und  mündet  nach  4  km 
langem  Lauf  beim  Dorf  Tschalun  von  rechte  in  die  Mins- 
ter.  Geologisch  interessante  Gegend,  sog.  Ik>erger  Kuppen- 
region. 

KiCTZIOCN  (OBKRundUNTKR)  (Kt.  Luzern,  Amt 
Willisau,  Gem.  Dagmersellen).  677  und  606  m.  Zwei 
Gruppen  von  zusammen  5  Häusern,  am  O.-Hang  des 
Santenbergs,  3  km  so.  DaRmersellen  und  2  km  n.  der 
Station  Wauwil  der  Linie  Luzem-Olten.  48  kathol.  Ew. 
Acker-  und  Wiesenbau.  1323  und  1331 :  Kezzingen. 

KAQI8WIL  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Ganzwilu 
708  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  am  Rand  eines  Sampfes ; 
1 ,3  km  wnw.  Gunzwil  und  7,5  km  nö.  der  Station  Sarsee 
der  Linie  Luzem-Olten.  52  kathol.  Ew.  Kirch^naeinde 
Rickenbach.  Wiesenbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft 
Im  Volksmund  Hagiswil  genannt.  1261  und  1347  :  Kagis- 
wile. 

KAI,  KAIEN,  QHAI,  QHKI  und  (in  den  Kantonen 
St.  Gallen  und  Thurgau)  KA  oder  KAA.  Ortsnamen  der 
deutschen  Schweiz :  oezeichnen  ursprünglich  einen  von 
einem  Zaun  oder  Haag  (Gehege)  umschlossenen  Weide- 
platz oder  Wald. 

KAIEN  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorderland,  Gem. 
Grub).  932-1035  m.  10  zerstreut  ^eleffene  Häuser ;  1«5  km 
sw.  Grub  und  4  km  sw.  der  Station  Heiden  der  Bergbahn 
Horschach-Heiden.  54  reform.  Ew.  Viehzucht. 

KAIEN  (AUSSER)  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorder- 
land, Gem.  Rehetobel).  970-1000  m.  20  Häuser,  an  der 
Strasse  Rehetobel-Heiaen  zerstreut  gelegen ;  1,5  km  ö. 
Rehetobel  und  3,7  km  sw.  der  Station  Heiden  der  Berg- 
bahn Rorschach- Heiden.   Postablage,    Telephon;    PM- 


KAI 


KAI 


715 


wagen  Heiden-Teufen.  96  reform.  Ew.  Wiesenbau.  We- 
berei und  Stickerei.  Zwei  Steinbrüche  auf  Molasse. 

KAISCRAUQST  (Kt.  Aargau,  Bez.  Rheinfelden). 
Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  Äugst  (Kaiser). 

KAI8ERKQG  oder  KAI8EREQQ8CHL088    (Kt. 


KsheraggScMon 


Geologisches  Querprofil  durch  die  Gebirgsgruppe  der  Kai»eregg. 

Gr.  Obere  (rote)  Kreide;    Ne.  Neocom ;  M.  Malm;   D.  Dogger;  Ls. 
^.- ...__     w.    r-r_* ,.--.  «.-    «MA .  mj     .pg   THas  (Dolomit 


M. 

Li.  Unterer  Lias:  Rh.  Rät;  Td., 
und  Gips). 


Oberer  Lias 


Bern  und  Freiburg).  2189  m.  Hauptfippfel  einer  z.  T.  fel- 
sigen und  z.  T.  mit  Alpweiden  bestanaenen  Gebirgsgruppe, 
so.  über  dem  Schwarzsee  und  nw.  über  ßoitigen  im  Sim- 
menthal.  Die  fanze  Gruppe  bildet  einen  nahezu  geschlos- 
senen Gebirgskranz  und  trägt  folgende  Einzelgipfei  und 
-kämme:  Klushom  (1697  m)  über  Boltigen,  Kilchfluh 
(1955  m),  Kühamisch  (2094  m),  Widdergalm  (2177  m  , 
Gemschgrätli  (2100  m),  Stierengrat  oder  Schwarzefluh 
(2110,  2151,  2163,  2069  m),  Hasensprungspitzen  (2076  m), 
Parwengi  (2037  m),  Kaiseregg(2189m),  Schaf mätteli  (2106 
m),  Teuschlismad  (2097  m),  Kühspitzen  (2108,  2135  m) 
mit  der  nach  SW.  vorgelagerten  Neuschelsiluh  oder  Kuh- 
bodenfluh  (1956,  i960  m)und  dem  Källazhorn  (1972  m), 
dann  Schafberg  (2243  m),  Rothekasten  (2221  und  2202  m), 
Pfaffen  (2029  m)  und  endlich  Küblisgrat  (2019  m)  gegen- 
über dem  Klushom.  Dieser  nahezu  kreisrunde  Wall  um- 
schliesst  zu  einem  Teil  die  grosse  Freiburger  Kaiseregg- 
alp und  die  Berner  Walopalp.  Die  Sennen  auf  der  Kaiser- 


Kaiseregg,  vom  Schwarzsee  aus. 


effgalp  leffen  dem' obersten  Felsgipfel  der  Kaiseregg  den 
^famen  Kaisereggschloss  bei,  während  sie  einen  andern 
aus  dem  gleichen  verwitterten  Kamm  herauspräparierte'- 


Felsturm  das  Riesenporthom  (2048  m ;  Grenzstein  zwi- 
schen Bern  und  Freiburg)  nennen.  Die  Kaiseregg  ist  vom 
Schwarzsee  aus  auf  einem  guten  Fussweg  in  3  Stunden  zu  er- 
reichen. Noch  abwechslungsreicher  ist  der  Aufslieg  von  ßoi- 
tigen aus  (4  Stunden).  Bietet  eine  der  ausgedehntesten  und 
interessantesten  Rundsichten  der  Freil>urger  Alpen  ;  be- 
sonders schön  ist  der  Blick  auf  die  Berner  und  Waadt- 
länder  Alpen  und  das  Massiv  des  Mont  Blanc.  Reiche 
Flora.  Der  Name  Kaiseregg  wie  Käsenberg  oder  Cousin- 
bert von  «  Käser^  Käserei  »  herzuleiten  und  daher  richti- 
ti^er  Käseregg  zu  schreiben.  Der  Bergstock  besteht  wie 
die  ganze  Kelte  von  Jaun  bis  zur  Schwarzen  Fluh  aus 
dichtem  Malmkalk,  auf  den  nach  unten  Mergelk^lke  des 
Dogger,  Schiefer  des  obern  Lias  und  die  Trias  der  Salz- 
matt (beim  Schwarzsee)  folgen.  Kaisereg»alp  und  Walopalp 
liegen  auf  oberer  Kreide  und  Neocom,  die  hier  zwischen 
der  Reidifi[enfluh  und  dem  Kamm  der  Kaiseregg  eine 
Mulde  bilden. 

KAI8EReQQALP  (Kt.  Freiburg,  Bez  Sense).  1800- 
1902  m.  Alpweide,  an  der  Grenze  gegen  den  Kanton  Bern; 
zwischen  aer  Kaiseregg  im  N.  und  dem  Schafberg  im  S. 
Sumpfige  Wanne  mit  steilen  Gehängen  und  seeartigen 
Wasserlachen.  Eine  zweiie  Alp  gleichen  Namens  lieft  am 
W.-Hang  der  Kaiser^g  über  der  Riggisalp  und  bietet 
eine  schone  Aussicht.  Das  ganze  Gebiet  reich  an  jagdbarem 
Gewild.  Reiche  Flora  mit  einigen  seltenen  Pflanzenarten. 
KAI8EReQG8CHL088  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense). 
Felsgipfel.  S.  den  Art.  Kaiseregg. 

KAI8ER8TOCK  (Kt.  Schwyzund  Uri).  2517  m.  Höch- 
ster Gipfel  der  Kette  s.  über  dem  Riemenstaldenthal,  in 
dem  vom  Rossstock  nach  NO.  ziehenden  Kamm,  6  km 
SSW.  Muotathal  und  2,5  km  n.  vom  Kinzigkulm  (Schä- 
chenthal-Muotathal).  Fällt  wie  die  ganze  Kette  des  Ross- 
bergs bis  zum  Achselberg  nach  SO.  7ur  Seenalp  steil  ab, 
während  der  NW.-Hang  sanfter  geböscht  ist.  Hier  in 
1800  m  Höhe  ein  ödes,  wasser-  und  vegetationsloses  Stein- 
feld, wie  solche  auf  Kreideboden  oft  angetroffen  werden. 
Dazwischen  einige  magere  Schafweiden. 

KAI8eR8TOCK  (Kt.  Schwyz  und  Zug).  1428  m. 
Schön  geschwungene  Kuppe,  ö.  Ausläufer  der  Kette  des 
Rossbergs  (Gnippen  1563  m  —  Wildspitz  1583  m  —  Kai- 
serstock). Vergl.  den  Art.  Rossberg. 

KAI8ER8TUHL  und  KCENIQ88TUHL.  Ortsnamen 
der  deutschen  Schweiz;  bezeichnet  einen  Ort,  an  dem 
unter  der  Franken herrschaft  die  vom  Kö- 
nig (oder  nach  dem  Jahr  800  vom  Kai- 
ser) gesandten  Grafen  Recht  sprachen  und 
die  Steuern  erhoben.  Gleich-  dem  im 
Berner  Jura  vorkommenden  Ortsnamen 
Seile  au  Roi.  Vergl.  Brandstätten,  Jos.  L. 
Dinjgslätten  des  Mittelalters  (im  Ge- 
schichtsfreund.  Bd  51). 

KAI8KR8TUHL  (Kt.  Aar- 
gau,  Bez.  Zurzach).350  m.  Gem. 
und  kleine  Stadt,  am  linken  Ufer 
des  Rhein  und  an  der  Grenze 
gegen  den  Kanton  Zürich,  8  km 
w.    Eglisau.    Station   der    Li- 
nie Schaffhausen  Koblenz-Basel. 
Postbureau,   Telegraph,    Tele- 
phon. 69  Häuser,  366Ew.  (291  Reformierte). 
Eigene  Kirchgemeinde.  Acker-  und  Wein- 
bau, Viehzucht.  An  Orchideen  reiche  wilde 
Flora.  In  der  Oberstadt  steht  ein  massiver 
Turm,  dessen  Fundamente  vielleicht  noch 
bis   zur  Römerzeit  hinaufreichen.  Eiserne 
Brücke  über  den  Rhein  ans  badische  Ufer, 
1890  erbaut.  Die  Freiherren  und  Edeln  von 
Kaiserstuhl  werden  in  den  Urkunden  des 
Mittelalters  oft  genannt.   Stadt  und    Herr- 
schaft wurden  1294  von  den  Freiherren  von 
Regensberg  an  Bischof  Heinrich   II.   von 
Konstanz  verkauft,  dessen  Vogt  auf  der  Burg 
Rötelen  (beim  Brückenkopf  am  badischen 
Ufer;  heute  Gasthof)  resiaierte  und  nur  die 
niedere  Gerich tsbarkeit  ausübte.  Die  hohe 
Gerichtsbarkeitstand  dem  Landesherm  zu,  d. 
h.'.  zuerst  dem  Herzog  von  Oesterreicn  und  seit  1415  den  VIII 
alten  Orten,  diesiedem  Landvogt  von  Baden  zuwiesen.  Diese 
Verhältnisse  gaben  Veranlassung  zu  wiederholten  Strei- 


716 


KAI 


KAL 


tigkeiten  zwischen  dem  Bischof  und  den  Eidffenossen. 
Kaiserstuhl  trat  unter  dem  Einfluss  Zürichs  zur  Heforma- 


Kaiserstuhl  von  Nordosten. 

tion  über,  ward  aber  nach  der  Schlacht  bei  Kappel  (1531) 
wieder  katholisch.  Dann  wurde  Kaiserstuhl  zu  Beginn 
des  ersten  Villmergerkrieges  (1655)  von  den  Zürchern 
erobert,  wobei  verschiedene  Gewalttaten  vorkamen ;  ebenso 
im  zweiten  Yillmergerkrieg  (1712)  von  den  Zürchern  be- 
setzt. Zusammen  mit  der  Landvogtei  Baden  1803  dem 
neuen  Kanton  Aargau  einverleibt.  Yergl.  Wind,  Alois. 
Kaiserstuhl  in  Bild  und  Geschichte,  Einsiedeln  1894. 

KAI8ER8TUHL  (Kt.  Nidwaiden  und  Uri).  2401  m. 
Gipfel,  n.  Yorberg  des  Buchstocks  (2812  m),  in  der 
Gruppe  des  Engelberger  Botstockes  (zwischen  VierWald- 
stattersee  und  Engelbergerthal) ;  steigt  mit  seinen  Gras- 
hängen unmittelbar  n.  vom  Bannalppass  (2150  m)  auf, 
von  dem  aus  er  in  40  Minuten  (von  Isenthal  aus  in  4  Vt 
Stunden)  bestiegen  werden  kann  Gegen  NO.  überragt 
der  Kaiserstuhl  den  Schöneffgpass,  von  dem  aus  seine  Er^ 
Steigung  schwieriger  ist:  Sehr  schöner  und  noch  zu  wenig 
bekannter  Aussichtspunkt. 

KAISCRSTUHL  (Kt.  Obwalden.  Gem.  Giswil  und 
Lungern).  703  m.  Dorf,  am N. -Ufer  desLungemsees,  an  der 
Strasse  Luzem-Brünig  und  3,5  km  nnö.  Lungern.  Station 
Bürglen-Kaiserstuhl  der  Brüntgbahn  (Luzem-Brienz).  20 
Häuser,  100  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden  Giswil  und  Lun- 
gern. Yiehzucht. 

KAISTCN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Laufenburg).  340  m. 
Gem.  und- Pfarrdorf,  an  der  Strasse  Hornussen-Laufen- 
burg  und  2,5  km  sw.  der  Station  Laufenburg  der  Linie 
Schaffhausen-Koblenz-Basel.  Postbureau.  Telegraph,  Tele- 
phon. Gemeinde,  mit  Ober  Kaisten:  140  Häuser.  9d4 
kathol.  Ew.;  Dorf:  114  Häuser,824Ew.  Acker-  und  Wein- 
bau, Yieh-  und  Bienenzucht.  Gipsmuhle.  Bei  der  Mün- 
dung des  Kaistnerbaches  Ueberreste  eines  römischen 
Wachtturms,  ö.  über  dem  Dorf  Beste  von  Bömerbauten 
und  auf  dem  Kaistnerfeld  römische  Münzen.  Bei  Funda- 
tionsarbeiten  auf  der  Eschmatt  sind  Alemannengräber  mit 
Waffen  und  Schmucksachen  aufgedeckt  worden. 

KAISTCN  (OBKR)  (Kt.  Aargau,  Bez.  Laufenburg, 
Gem.  Kaisten).  353  m.  Weiler,  700  m  ö.  Kaisten  und  3  km 
sw.  der  Station  LaufenburR  der  Linie  Schaffhausen-Kob- 
lenz-Basel.  15  Häuser,  104  kathol.  Ew.  Ackerbau  und 
Yiehzucht. 

KALBERCR  (Kt.  Appenzell  I.  B.,  Gem.  Schwende). 
1770  m.  Nö.  Yorberg  des  Schäfler,  5  km  s.  über  Appen- 
zell. Der  steile  und  zum  Teil  mit  Wald  bestandene  NW.- 
Hang  wird  zeitweise  von  Gemsen  belebt.  Der  oberste 
Bücken  besteht  aus  Schrattenkalk. 

KALBCRHCEHNIBACH  (Kt.  Bern  und  Waadt). 
Bach ;  entspringt  am  O.-Hanff  der  Gummfluh  und  des 
Büblihoms  in  1880  m,  durchfliesst  das  Kalberhöhnithal 
und  mündet  nach  8  km  langem  Lauf  gegenüber  Saanen 
in  1014  m  von  links  in  die  Saane. 

KALBCRHCEHNITHAL  (Kt.  Bern  und  Waadt). 
Linksseitiges  Nebenthal  zum  Thal  der  Saane,  vom  Kalber- 
höhnibach  durchflössen;  beginnt  am  O.-Puss  der  Gumm- 
fluh, steigt  nach  0.  und  N.  ab  und  mündet  gegenüber 
dem  Dorf  Saanen  in  1014  m  aus.  8  km  lang.  Zahlreiche 
Hütten  und  14  Häuser  mit  72  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Saanen.  Alpwirtschaft.   Das  Thal  liegt  in  seiner  ganzen 


Breite|im  Flysch  der  stark  dislocierten  und  eingeklemmten 
Mulde  zwischen  den  Ketten  der  Gummfluh-Mesenboden 
einerseits  und  des  Bübli-DorfHuh  ande- 
rerseits. Nahe  dem  Col  de  La  Yideman 
steht  mitten  in  diesem  Flysch  ein  Band 
roter  Kreide  an.  Die  das  Thal  einschlies- 
senden  Gehänge  der  Yidemanette  and 
des  Dürrihubels  (auf  der  Seite  gegen 
den  Bübli),  sowie  der  Yideman  und 
Tzao  y  Bots  (aut  der  Seite  gegen  die 
Gummfluh)  bestehen  aus  SchichtfeUen 
von  jurassischer  Hornfluhbreccie  and 
darüber  folgender  Lias  und  Trias  (do- 
lomitische Kalke  u.  Bauchwacke).  Vergl. 
den  Art.  Gummfluh. 

KALBERHORN  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez.  Nieder  Simmenthai).  2097  m.  Gip- 
fel, dem  Bothorn  nach  NO.  vorgelagert ; 
in  der  Gruppe  der  Spilgerten.  Die  meist 
begrasten  Gehänge  bilden  den  oberen 
Abschnitt  der  Wild  Grimmialp  (Hütten 
in  1559  und  1729  m).  Das  nur  wenig  be- 
suchte Kalberhorn  kann^von  der  Grimmialp  in  2  Vi  Stun- 
den bestiegen  werden. 

KALBCRSiCNTIS  (Kt.  Appenzell  I.  B.  und  St.  Gal- 
len). 2373  m.  Nebengipfel  des  Santis,  500  m  sö.  vor  diesem. 
Der  von  Wildhaus  auf  den  Säntis  führende  Weg  geht  über 
den  Kalbersäntis  und  das  ihm  angelagerte  Firnfeld  des 
sog.  Grossen  Schnees.  Yergl.  den  Art.  S^entis. 

KALBERWeiD  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald, 
Gem.  Eriswil).  851  m.  Gruppe  von  7  Höfen;  1,5  km  sö. 
Eriswil  und  6  km  ssö.  der  Station  Huttwil  der  Linie  Lan- 
gen thal-Wolhusen.  80  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

KALBCRWEIDLI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Wangen, 
Gem.  Herzogenbuchsee).  495  m.  Teil  des  Dorfes  Herzogen- 
buchsee,  1  km  sö.  der  Bahnstation.  S.  den  Art.  Herzogen- 
buchsee. 

KALBI8AU  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Zürich,  Bez. 
Borgen,  Gem.  Hirzel).  106  und  690  m.  Zwei  Gruppen  von 
zusammen  9  Häusern,  800  m  w.  der  Kirche  Hirzel ;  1,7 
km  ö.  der  Ortschaft  Sihlbrugg  und  3,5  km  s.  der  Station 
Sihlbrugg  der  Sihlthalbahn  und  der  Linie  Zürich-Thal- 
wil-Zug.  25  reform.  Ew.  1279  :  Chalwisowa;  1417  :  Kal- 
vnwvr. 

KALCH.  Ortsname  der  deutschen  Schweiz:  für  sieb 
allein  oder  in  Zusammensetzungen  oft  vorkommend.  Be- 
zeichnet in  der  Befi^el  einen  Ort,  an  dem  ein  Kalkofen  in 
Betrieb  stand.  Bezieht  sich  nicht  immer  auf  einen  kal- 
kigen Untergrund  der  betreffenden  Lokalität. 

KALCH  (Kt.  Schwyz,  Bez.  und  Gem.  Einsiedeln).  887 
m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am  NO.-Fuss  des  Hummel- 
bergs, am  Fuss  der  steilwandigen  Kalchfluh  und  am  lin- 
ken Ufer  der  Sihl  *  4,5  km  sö.  vom  Bahnhof  Einsiedeln. 
Postwagen  Einsiedeln-Ober  Iberg.  51  kathol.  Ew.  Vieh- 
zucht. Der  hier  anstehende  schwarze  Marmorkalk  ist  im 
Bohzustand  oder  geglättet  und  geschliffen  ein  vorzüglicher 
Baustein  und  ist  einst  für  den  Bau  des  Klosters  und 
Fleckens  Einsiedeln  gebrochen  und  verwendet  worden. 
Zwei  Quellen  —  Meerader  und  Gätzibrunnen  genannt  — , 
an  die  sich  zahlreiche  Sagen  knüpfen. 

KALCHEGQ  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur,  Gem. 
Turbenthal).  830  m.  Weiler,  6  km  osö.  der  Station  Wila 
der  Tössthalbahn  (Winterthur- Wald)  und  l.G  km  sw.  der 
Kirche  Sitzberg.  12  Häuser,  43  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinde Sitzberg. 

KALCHERLI  (Kt.  Uri,  Gem.  Seelisberg).  840  m. 
Gruppe  von  5  Häusern,  auf  der  Terrasse  von  Seelisberg 
über  dem  linken  Ufer  des  Yierwaldstättersees,  an  der 
Strasse  Emmetten-Seelisberg-Treib,  900  m  s.  vom  Gast- 
hof Sonnenberg-Seelisber^.  25  kathol.  Ew.  Viehzucht. 
Fussweg  von  da  zum  Bütli  hinunter. 

KALCHMATT  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Signau,  Gem. 
Lauperswil).  627  m.  Weiler,  am  linken  Ufer  der  Emme 
und  am  O.-Fuss  der  die  Burgruine  Wartenstein  tragenden 
Anhöhe;  600m  n.  Lauperswil  und  700  m  sw.  der  Station 
Zollbrücke  der  Linie  Burgdorf-Langnau.  15  Häuser,  106 
reform.  Ew.  Landwirtschaft.  Nach  dem  Zerfall  der  Barg 
Wartenstein  erbauten  sich  ihre  Besitzer  in  Kalchmatt  1496 
ein  neues  Herrenhaus,  das  1651  restauriert  wurde  nnd 
im  17.   Jahrhundert  Eigentum   des  Bemer   Patrizierge- 


KAL 


KAL 


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schlechtes  Güder  war.  Eine  noch  zu  Beginn  des  19.  Jahr- 
hunderts vorhandene  ffrosse  Sammlung  von  Glasgemälden 
ist  seither  völlig  verscnwunden. 

KALCHOFEN  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Burgdorf,  Gem. 
Hasli).  575  m.  Weiler,  am  linken  Ufer  der  Emme,  600  m 
ö.  Hasli  und  nahe  der  Station  Hasli-Rüegsau  der  Linien 
ßurgdorf-Langnau  und  Burgdorf-Thun.  Postbureau,  Tele- 
graph, Telephon;  Postwagen  Kalchofen-Affoltern.  17  Häu- 
ser, 150  reform.  Ew.  Gasthof.  Blusenfabrikation.  In  der 
Nähe  die  Buntweberei  in  der  Emmenau.  Holzbrücke  über 
die  Emme. 

KALCHRAIN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Steckbom,  Gem. 
Huttwilen).  585  m.  Kantonale  Arbeits-  und  Korrektions- 
anstalt, am  S.-Hang  des  Seerückens  zwischen  Huttwilen 
und  Herdern ;  7  km  n.  Frauenfeld  und  5  km  ssö.  der  Sta- 
tion Eschenz  der  Linie  Konstanz-Schaffhausen.  Telephon. 
7  Gebäude,  66  reform,  und  kathol.  Ew.  Sehr  schöne  Aus- 
sicht auf  das  Thurlhal,  die  Voralpen  und  die  Schweizer 
und  Tiroler  Hochalpen.  Futter^,  Getreide-,  Wald-  und 
Weinbau;  Viehzucht.  Holzhandel.  Die  Anstalt  ist  im  ehe- 
maligen Kloster  Mariazell  untergebracht,  das  von  Konrad 
von  Klingen berg,  Bischof  von  Freising  (bei  Mönchen), 
ums  Jahr  1300  gestiftet  worden  sein  soll.  Gehörte  dem 
Orden  der  Prämonstratenser  Nonnen  und  erhielt  1330 
vom  Bischof  die  kirchlichen  Einkünfte  von  Herdern  ge- 
schenkt. Zur  Zeit  der  Reformation  verarmte  das   Kloster 


Kalchrain  von  Südwesten. 

und  wurde  von  den  Schwestern  verlassen.  1531  zerstörte 
eine  Feuersbrunst  einen  grossen  Teil  der  Gebäulichkeiten. 
Günstigere  Zeiten  gestatteten  1561  die  Wiedereröffnung 
und  Instandsetzung  des  Klosters  und  1571  die  Einweihung 
einer  neuen  Klosterkirche.  1848  aufgehoben  und  zur  Kor- 
rektionsanstalt  umgewandelt,  die  neben  Thurgauern  auch 
noch  andere  Schweizer  aufnimmt.  Die  Zahl  der  Insassen 
beträgt  jetzt  durchschnittlich  etwa  60.  Sie  werden  mit 
landwirtschaftlichen  Arbeiten  und  mit  verschiedenen 
Handwerken  beschäftigt.  Das  Hauptgebäude  bildet  ein 
grosses  Viereck,  an  dessen  N. -Seite  die  restaurierte  Kirche 
mit  schönem  kleinem  Turm  steht.  Es  ist  nicht  sicher, 
ob  die  im  Jahr  872  urkundlich  erwähnte  Siedelung  Cha- 
chaberg  mit  unserem  Kalchrain  identisch  ist. 

KALCH8TiETTEN  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Schwarzen- 
burp;,  Gem.  Guggisberg).  1082  m.  Gemeindeabschnitt  und 
Weiler,  an  der  Strasse  Schwarzenburg-Guggisberg;  1,4 
km  nw.  Guggisberg  und  20  km  sw.  der  Station  Thurnen 
der  Gürbethalbahn  (ßern-Wattenwil-Thun).  Zusammen 
52  Häuser,  295  reform.  Ew.;  Weiler:  12  Häuser,  62  Ew. 
Wiesenbau  und  Viehzucht. 

KALCHTARCN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Toggenburg, 
Gem.  Kirchberg).  845-857  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  am 
O.-Fuss  der  die  Burgruine  Alt  Toggenburg  tragenden 
Anhöhe;  4,7  km  sw.  Kirchberg  und  7,5  km  sw.  der  Sta- 
tion Bazenheid  der  Toggenburserbahn.  41  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Gähwil.  Viehzucht.  Kalchtaren  bezeichnet 
einen  Ort,  an  dem  Kalk  gebrannt  wurde. 

KALCHTHAL  (Kt.  Üri).  1900  m.  Rechtsseitige  obere 
Verzweigung  des  Meienthales  ;  steigt  auf  2  km  Länge  von 
den  Sustenhömern  nach  N.  ab.  Zu  oberst  der  Kalctithal- 
fim,  weiter   unten  Alpweiden  (Teil  der  Sustenalp).  Der 


Hauptsache  nach  in  Gneisen  und  Serizit-  und  Amphibol- 
schiefern  aus^waschen.  Am  Blauberg  (rechtsseitiger  Thal- 
hang) findet  sich  eine  der  interessanten  Stellen,  an  denen 
man  die  Einfaltunff  von  Sedimenten  (Malm)  in  diekrystal- 
linen  Gesteine  beobachten  kann.  Vergl.  das  Profil  zum 
Art.  Dammagruppe. 

KALCHTHALFIRN  (Kt.  Uri).  2640-1950  m.  Firnfeld, 
oben  über  dem  Kalchthal ;  liegt  in  dem  mächtigen  Felsen- 
zirkus eingebettet,  der  vom  Sustenspitz  im  W.,  Hinter 
Sustenhorn  im  S.  und  Griessenhörnli  im  0.  gebildet  wird. 
2  km  lang.  Sendet  seine  Schmelzwasser  zur  Meienreuss. 
Zwischen  Kalchthalfirn  und  Wallenbühlfirn  das  Susten- 
joch  (2657  m). 

KALCHTHAREN  (Kt.  Luzern,  Amt  Hochdorf,  Gem. 
Schongau).  765  m.  Gruppe  von  6  Häusern;  1,5  km  nö. 
Mettmen-Schongau  und  o  km  nö.  der  Station  Mosen  der 
Seethalbahn  (Emmenbrücke-Wildegg).  35  kathol.  Ew. 
Viehzucht. 

KALCHTHARKN  (MITTLER,  OBER  und  UN- 
TER) (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen,  Gem.  Wädenswil).  590- 
568  m.  4  Häuser;  2,5  km  w.  der  Station  Wädenswil  der 
linksufriffen  Zürichseebahn  (Zürich-Wädenswil-Ziegel- 
brncke).  33  reform.  Ew. 

KALCHTHAREN  (OBER  und  UNTER)  und 
KALCHTHAREN  HÜSLI  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau, 
Gem.  Willisau  Land).  687-607  m.  4  Häuser,  zwischen 
den  Thälern  der  Buchwigger  und  Enzi- 
wigger;  1,3  km  s.  der  Station  Willisau 
der  Linie  Langenthai -Wolhusen.  45 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Willisau. 
Landwirtschaft. 

KALKALPEN  (NCERDLICHE). 
So  nennt  man  die  lange,  von  Savo^en 
bis  weit  nach  Vorarlberg  hinein  sich 
erstreckende  und  SW.-NO.  streichende 
Zone  von  gefalteten  Sedimentgesteinen 
und  Klippen,  die  den  Aiissenrand  des 
Alpenkörpers  gegen  die  Zone  der  sub- 
alpinen Molasse  hin  bildet.  Diese  Kalk- 
alpen bestehen  aus  einer  grossen  An- 
zahl von  meist  nach  N.  übergelegten 
Eocän-,  Kreide-  und  Jurafalten,  die  we- 
der unter  sich  noch  gegen  die  krystalli- 
nen  Zentralmassive  scnarf  abgegrenzt 
werden  können.  Von  diesen  letzteren 
sind  sie  etwa  durch  eine  Linie  Marti- 
nach-Leuk- Grindel  wald- Innertkirchen- 
Altorf- Dan  z-Klosters  geschieden.  Ihnen 
gehört  eine  stattliche  Reihe  der  bekanntesten  Gipfel  unse- 
rer Alpen  an,  so  z.  B.  Säntis,  Churfirsten,  Calanda,  Glär- 
nisch,  ßürgenstock,  Pilatus,  Bauen,  Brisen,  Brienzer  Hot- 
hom;  Murtschenstock,  Faulen,  Schächenthaler  Windgälle; 
Uri  Rotetock,  Titlis,  Hochstollen,  Faulhorn;  Alteis,  Wild- 
strubeL  Wildhorn,  Diablerets,  Dent  de  Mordes,  Dent  du 
Midi,  Tour  Sallieres.  In  inniger  Verbindung  mit  den  Zen- 
tralmassiven stehen  Tödi,  Windgällen,  Eiger.  Blümlisalp  u. 
a.  Klippen  sind  Mythen,  Buochserhorn,  Stanserhorn,  Giswi- 
lerstöcke  etc.  Die  westschweizerischen  Geologen  unter- 
scheiden noch  als  besondere  Reffion  die  sog.  Romanischen 
Präalpen  (Pr^alpes  romandes),  d.  h.  die  Gebiete  des  Stock- 
homs  undChablais.  Die  Zone  der  nördlichen  Kalkalpen  bil- 
det als  Ganzes  ein  kompliziertes  Netzwerk  von  Gebirgsket- 
ten und  -Stöcken,  deren  manniefaltige  Oberilächenformen 
dui*Ch  Faltung.  Brüche,  Verwerfungen,  Ueberschiebungen, 
Verwitterung  und  Erosion  bedingt  sind.  Ueberblicken  wir 
die  Zentral  massive  und  Kalkalpen  gleichzeitig,  «  so  be- 
obachten wir.  wie  die  Berge  aus  verschiedenem  Gestein 
aufgebaut  sind,  hier  aus  helleren  Kalkgesteinen,  dort  »us 
dunkleren  Urgesteinen.  Die  Berge  aus  Kalkstein  erheben 
sich  in  klotzigen,  oft  festunssartigen  Massen,  oder  in 
wildgezackten,  an  Türmen  una  Breschen  reichen  Gräten, 
während  im  Urgestein  die  Pyramidenform  vorherrscht 
.  .  ; »  (Herm.  Walser).  Besonders  charakteristisch  für 
diese  Sedimentberge  ist  der  Umstand,  dass  ihre  verschie- 
denen Platten  oder  Schichten  verschieden  leicht  verwit- 
tern und  daher  terrassenförmige  Gehänge  entstehen,  an 
denen  grüne  Rasenbänder  mit  steilen,  kahlen  und  grauen 
Felsbändern  oft  vielfach  mit  einander  abwechseln.  (Vergl. 
darüber  besonders:  Heim,  Albert.  Einvaes  über  die  Ver- 
witierungsformen  der  Berge.  Zürich  1ö74). 


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Aufgebaut  sind  die  Kalkalpen  aus  einer  Reihe  von 
schlingenförmig  übereinandergeschobenen  Falten,  die  ein 
horizontales  Ausmass  von  bis  zu  iO  km  haben  können 
und  dann  als  grossartige  tektonische  Vorffänge  sich  ent- 
hüllen. Besonders  hervorragende  Beispiele  hierfür  sind 
in  der  O.-Schweiz  das  Gebiet  des  Rätikon  und  die  sog. 
Glamer  Doppelfalte,  in  der  W.-Schweiz  die  Falten  der 
Dent  de  Morcfes-Dent  du  Midi,  Diablerets,  des  Wildhoms, 
Wildstrubels  u.  a.  Yersl.  den  Art.  Alpen  und  die  ver- 
schiedenen Einzelartikel. 

Die  krystallinen  Zentralmassive  der  Alpen  werden  auch 
auf  der  S.-Seite,  d.  h.  der  Innenseite  des  Gebirges,  von 
einer  ähnlichen  Sedimentzone,  den  sudlichen  Kaikaipen 
begleitet.  Diese  sind  aber  viel  weniger  mannigfach  veral- 
tet, durch  die  Eruptivmassen  um  Lugano  gestört,  aurch 
Verwitterung  stark  reduziert  und  zum  Teil  unter  die 
I^oebene  versenkt 

KALKBCRQCKt.  Graubünden.  Bez.  Hinterrhein). 
So  nennt  man  den  zu  einem  scharfen  Kamm  aufsteigenden 
Felshang  über  den  Waldungen  der  linken  Seite  des 
Rheinwald,  zwischen  Splügen  und  Sufers.  Der  Kamm 
zieht  vom  Stutzhorn  (2132  m)  zum  Teurihorn  (2975  m) 
und  biegt  dann  gegen  das  Steilerhorn  (2963  m)  zu  ab. 

KALKBERQE  (SPLÜdENCR)  (Kt.  Graubünden, 
Bez.  Hinterrhein).  Kleine  Gebirgsgruppe.  S.  den  Art. 
Splügener  Kalkberge. 

KALKHOFCN  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Hinterland, 
Gem.  Herisau).  753  m.  14  Häuser,  nahe  der  Grenze  gegen 
den  Kanton  St.  Gallen  zerstreut  gelegen  ;  2,5  km  nö.  der 
Station  Herisau  der  Appenzellernahn  (Winkeln-Herisau- 
Appenzell).  104  reform.  Ew.  Viehzucht. 

KALKHORN  (Kt.  Glarus).  Etwa  2700  m.  Gipfel,  in 
der  Gruppe  des  Hausstocks;  so.  über  der  Jätzalp,  in  dem 
zum  Panizerpass  ziehenden  O.-Kamm  des  Hausstocks, 
zwischen  dem  Ruch  Wichlenberg  und  Rinkenkopf ;  7,5 
km  sw.  Elm.  Besteht  aus  Malm,  der  auf  Flysch  ruht  und 
dem  zu  oberst  eine  kleine  Kappe  aus  Vemicano  aufgesetzt 
ist.  Auf  der  Siegfriedkarte  ohne  Höhenkote. 

KALKOFEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  und  Gem.  Horeen). 
517  m.  Weiler,  an  der  Strasse  Horgen-Schönenberg,  2  km 
so.  der  Station  Horgen  der  linksufrigen  Zürichseebahn 
(Zürich-Wädenswil-Ziegelbrücke).  11  Häuser,  71  reform. 
Ew.  In  der  Nähe  ein  Steinbruch  auf  Süsswasserkalk. 

KALK8CHYEN  (Kt.  Uri).  2B87  m.  Hoher  Felsturm, 
bildet  den  so.  Abschluss  des  vom  Kleinen  Rüchen  Regen 
den  Hüßgletscher  ziehenden  scharfen  Kammes  und  fallt 
hier  gegenüber  der  Hüfihütte  des  S.  A.  C.  mit  mächtiger 
Steilwand  ab.  Der  Ausdruck  Schye  oder  Scheye  bezeich- 
net im  Volksmund  so  viel  als  Zaunpfahl  oder  Zaunlatte 
(wie  solche  zur  Umfriedigung  von  Alpweiden  und  Alp- 
wegen verwendet  zu  werden  pflegen) ;  Kalkschven  also  = 
Kalklatten.  Aehnliche  Bezeichnungen  sind  Hagstäcken, 
Seeschven  etc. 

KALK8TÖCK  (Kt.  Uri).  Gipfel.  S.  den  Art.  Wind- 

GiELLE. 

KALK8TCECKLI  (Kt.  Glarus).  2506  m.  Südlichster 
Gipfel  der  Gruppe  der  Freiberge,  unmittelbar  n.  über 
dem  Richetlipass  und  zwischen  diesem  und  dem  Hahnen- 
stock ;  6  km  ö.  Linthal  und  8,5  km  sw.  Elm.  Benannt 
nach  einem  am  W.-Häng  3U  m  unter  dem  aus  Vemicano 
aufgebauten  Gipfelpunkt  durchziehenden  Band  von  Loch- 
seitenkalk (Malm),  das  sich  mit  seiner  leuchtend  hell- 
grauen Farbe  scharf  von  den  bis  zum  Durnachthal  und 
Sernfthal  hinunter  ziehenden  dunkeln  Eocänschiefem  ab- 
hebt. Das  Dach  dieses  ein  kleines  Karrenfeld  tragenden 
Bandes  besteht  aus  einer  10-30  cm  mächtigen  Schicht 
Rötidolomit,  worauf  der  eben  erwähnte  Verrucano  folgt. 

KALLERN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Muri).  518  m.  Gem. und 
Weiler,  im  Thal  der  Bünz  ;  2,4  km  nw.  der  Station  Bos- 
wil  der  Linie  Aarau-Lenzburg-Rotkreuz.  Postablage.  Ge- 
meinde, mit  Hinterbülii  und  Niesenberg:  30  Häuser,  225 
kathol.  Ew. ;  Weiler:  6  Häuser,  39  Ew.  Kirchgemeinde 
Boswil.  Ackerbau,  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Gleiche 
Etymologie  wie  Kaxchtaren.  (S.  diesen  Art.). 

KALLI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  1800-2100  m. 
Felshänge,  zum  Teil  mit  Rasen  bewachsen ;  links  über 
dem  Uutern  Eismeer  des  Untern  Grindelwaldgletschers 
und  am  Weg  von  Grindelwald  über  diesen  Gletscher  und 
das  Mönchjoch  zur  Berglihütte  des  S.  A.  C.  Seit  1894  steigt 
diesen  Hang  ein  Zickzackweg  hinan,  der  in  2026  m  an 


einer  Quelle  vorbeiführt,  eine  kleine  Felsmauer  (früher 
über  eine  Leiter  zuganglich)  erklettert   und  an  der  lin- 


Kalkschyen,  vod  der  HQflhfltte  aus. 

ken  Randmoräne  des  Grindel  walder  Fiescherßrns  endigt. 

KALLIFIRN  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Interlaken).  320)- 
2700  m.  Langes  und  schmales  Fimband,  am  SO.-Hang 
der  den  Eiger  mit  dem  Hörnli  verbindenden  Felsmauer. 
2,6  km  lang  und  500-900  m  breit.  Vom  Kallim  steigen 
nach  NO.  die  Hänge  des  Kalli  zum  Untern  Grindelwald- 
gletecher  und  fällt  nach  SO.  das  Kalliband,  eine  100^200 
m  hohe  Felswand,  zum  Grindelwalder  Fiescherfim  ab, 
auf  den  über  diese  Wand  häufig  Eismassen  abstürzen. 
In  seinem  ö.  Abschnitt  Ist  das  Kalliband  von  einem  natür^ 
liehen  Loch,  der  sog.  Eigerhöhle  (2712  m),  durchbohrt. 

KALLNACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarberg).  464  m. 
Gem.  und  grosses  Pfarrdorf,  am  O.-Rand  des  Grossen 
Mooses  und  nahe  der  kanalisierten  Aare,  an  der  Strasse 
Lyss-Murten.  Station  der  Linie  Lausanne- Payerne-Lyss. 
Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  157  Häuser,  848  reform. 
Ew.  Gemeinsame  Kirchgemeinde  mit  Niederried.  Land- 
wirtschaft (Runkelrüben  und  Tabak).  Käserei,  Mühle. 
In  den  letztvergangenen  Jahren  sind  bei  Kallnach  öfters 
Schiessübungen  für  Artillerie  veranstaltet  worden.  Das 
Dorf  war  bis  zur  Reformation  zur  Kirchgemeinde  Ker- 
zers eingepfarrt  und  wurde  1530  von  dieser  losgelöst. 
Mitten  im  Dorf  sprudeln  zwei  wasserreiche  Quellen,  deren 
eine  sofort  eine  Säge  treibt.  Beide  sind  vielleicht  schon 
von  den  Römern  zu  Badezwecken  verwendet  worden.  Im 
benachbarten  Wald  finden  sich  Grabhügel,  von  denen 
1877  zwei  von  Dr.  Fellenberg  geöffnet  worden  sind,  aber 
nur  eine  Lanzenspitze  enthielten.  Bei  Niederried  hat  man 
ein  in  seiner  Art  einzig  dastehendes  schönes  Nephritbeil 
gefunden.  Westl.  vom  Dorf  liegt  im  Grossen  Moos  ein 
weites  Gräberfeld,  das  etwa  aus  dem  Jahr  350  n.  Chr. 
stammt  und  im  N.  und  W.  von  einem  kleinen  Wall  um- 
ffeben  ist.  Hier  hat  man  auf  einem  Raum  von  nur  4  m 
Durchmesser  zahlreiche  gut  erhaltene  Skelete  gefunden, 
die  dicht  nebeneinander  lagen  und  zum  Teil  mit  langen 
und  dünnen  Ziegelsteinen  zugedeckt  waren.  Daneben 
lagen  zahlreiche  kleine  römische  Münzen  aus  der  ge- 
nannten Zeit  und  Glasscherben,  sowie  eine  Gürtelschnalle 


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aus  silberbeschlagenem  Eisen  und  ein  [Eisenschwert.  Die 
etwa  30  cm  dicke  Schuttschicht  über  den  'Skeleten  ent- 


Kallnach  von  Nordwesten. 

hielt  Scnerban  von  Fensterglas  römischen  Ursprungs. 
Spätere  Nachgrabungen  werden  hier  sicherlich  noch 
wertvolle  Funde  xu  Tage  fördern.  Die  durch  das  Grosse 
Moos  ziehende  Römerstrasse  von  Murten  nach  Petinesca 
führte  w.  an  Kallnach  vorbei.  Im  Mittelalter  wohnten  in 
Kallnach  die  wahrscheinlich  früh  erloschenen  Edeln 
gleichen  Namens,  von  deren  Bur^  keine  Ueberreste  mehr 
sichtbar  sind.  Schöne  kleine  Kirche  im  gotischen  Stil, 
deren  einst  von  den  Städten  Bern  und  Nidau  gestifteten 
vier  Glasgemäide  heute  im  schweizerischen  I^ndesmu- 
seum  zu  Zürich  sich  befinden. 

KALMI8  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Pruntrut).  Gem.  und 
Dorf.  S.  den  Art.  Charmoille. 

KALPETRAN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Yisp,  Gem.  Emd). 
886  m.  Gruppe  von  bewohnten  Hätten,  im  Nikolaithal, 
am  linken  Ufer  der  Visp  und  unter  den  die  fruchtbaren 
Terrassen  von  Emd  und  Grächen  tragenden  Steilhängen. 
Station  der  Bahnlinie  Visp-Zermatt.  Fussweg  von  St.  Ni- 
kiaus über  Kalpetran  nach  Huteggen  im  Saasthal. 

KALSHAUSCN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Tablat,  Gem. 
Muolen).  Häusergruppe.  S.  den  Art.  Karlshausen. 

KALT  (AUF  DEM)  oder  KALTHOF  (Kt.  Aargau, 
Bez.  Zofingen,  Crem.  Staffelbach).  655  m.  7  zerstreut  gele- 
gene Höfe:  1,5  km  sw.  Staffeloach  und  4,5  km  sw.  der 
Station  Scnöftland  der  elektrischen  Strassenbahn  Aarau- 
Schöftland.  45  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Brittnau.  Ak- 
kerbau  und  Viehzucht. 

KALTACKER  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Burgdorf,  Gem. 
Heinriswil).  714  m.  Gruppe  von  4  Häusern  mit  Wirtshaus, 
an  der  Strasse  Burgdorf-Affoltem  ;  1,7  km  nö.  Heimiswil 
und  7  km  nö.  der  Station  Burgdorf  der  Linie  Ölten- 
Bern.  Postablage,  Telephon ;  Postwagen  nach  Burgdorf. 
22  reform.  Ew.  Viehzucht.  In  der  Nähe  ein  schöner  Ei- 
benbaum {Taxus  baccata). 

KALTBACH  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Mauen- 
See).  530  m.  Dorf,  2  km  nnw.  Mauensee  und  2,8  km  ö. 
der  Station  Wauwil  der  Linie  Luzern-Olten.  25  Häuser, 
235  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Sursee.  Acker-  und  Obst- 
bau, Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Torfgruben,  die  ein 
ausgezeichnetes    Brennmaterial  liefern. 

KALTBACH  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  1100-500  m.  So 
heisst  der  Quelllauf  des  in  den  Lowerzersee  mündenden 
Siechenbaches ;  entspringt  am  S.-Hang  des  Haggenbergs 
und  durchfliesst  den  Weiler  Kaltbach,  um  dann  den  Na- 
men zu  wechseln. 

KALTBACH  (Kt..  Bez.  und  Gem.  Schwvz).  572  m. 
Unterabteilung  der  Gemeinde  Schwyz,  am  SW.-Fuss  des 
Haggenbergs  und  am  rechten  Ufer  des  Kaltbaches,  an 
der  Strasse  Schwyz- Steinen  und  2  km  nö.  der  Station 
Schwyz  der  Gotthardbahn.  Telephon.  Umfasst  neben  zer- 
streut gelegenen  Häusern  die  Weiler  Burg  und  Em" 


zusammen~48  Häuser,  306  kathol.  Ew.  Wiesen-  und  Obst- 
bau, Viehzucht.  Säge  und  Mühle  ;  Knochenmehl fabrik. 
Am  linken  Ufer  des  Baches  sieht  an  der  Stelle  einer  ein- 
stigen kantonalen  Korrektionsanstalt  ein  1902  eröffnetes 
Besserungshaus  für  beide  Geschlechter. 


KALTBAD  (RIQI)  (Kt.  und  ^'Amt  Luzern,  Gem. 
Vitznau).  Gasthof  undJBahnstation.  S.  den  Art.  Rigi  Kaxt- 

BAD. 

KALTBERQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Aarberff,  Gem.  Schupfen).  628  m.  Wei- 
ler ;  2,3  km  sw.  der  Station  Schupfen 
der  Linie  Bern-Biel.  15  Häuser,  77  re- 
form. Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

KALTBRUNN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Gaster).  444  m.  Gem.  und  Pfarrdorf, 
Ilauptort  des  Bezirkes  Gaster;  am  Gi- 
genbach  und  an  der  Strasse  Rappers- 
wil- Wesen:  1,5  km  nö.  der  Station 
Kaltbrunn-Beoken  der  Linie  Rappers- 
wil- Wesen.  Postbureau,  Telegraph,  Te- 
lephon; Postwagen  nach  der  Station. 
Gemeinde,  mit  Steinerbrugg  und  Wilen : 
2Ö4  Häuser,  1700  kathol.  Ew. ;  Dorf : 
104  Häuser,  590  Ew.  Acker-  und  Obst- 
bau, Rindvieh-  und  Schweinezucht.  Ge- 
nossenschaftskäserei. Abbau  von  Schie- 
ferkohlen. Seideoindustrie  und  Sticke- 
rei. Grosse  Vieh-  und  Pferdemärkte. 
Sehr  rühriges  Vereinsleben.  Die  Kirch- 
gemeinde hiess  früher  Oberkirch  und  stand  unter  der 
Hoheit  des  Klosters  Einsiedelo.  It^l9  wurde  dann  die  alte 
Kirche  verlassen  und  in  Kaltbrunn  eine  neue  erbaut.  Das 
Dorf  1792  durch  eine  Feuerbrunst  nahezu  völlig  zerstört. 
Ueber  Kallbrunn  wird  sich  der  S.-Eingang  zum  grossen 
Tunnel  (9  km  lang)  der  im  Bau  beffriffenen  Rickenbahn 
betinden,  die  die  Gegend  um  den  Obersee  mit  St.  Gallen 
verbinden  soll.  972  :  Chaldebrunna. 

KALTBRUNNCNALP  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober 
Hasle,  Gem.  Meirinffen).  1638  m.  Alpweide  mit  Gruppe 
von  14  Hütten,  am  NO.-Haog  des  Tschingelhorns  und  4 
Stunden  sw.  über  Meiringen. 

KALTBRUNNKNHORN  oder  iELGiEUHORN 
(Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken).  2120  m.  Begraster  Gipfel 
im  Brienzerffrat,  dem  Tannhorn  (2223  m)  nach  SW.  vor- 
gelagert una  mit  ihm  durch  den  Seewelisgrat  (2098  m) 
verbunden.  Schöner  Aussichtspunkt,  von  Ebligen  am 
Brienzersee  in  4  Vt  Stunden  leicht  zu  erreichen. 

KALTBRUNNENTHAL  (Kt.  Bern,  Basel  Und  und 
Solothum).  700-380  m.  Romantisches  und  oft  besuchtes 
Thal.  6  km  lang  ;  steigt  von  Zullwil  und  Meltingen  lang- 
sam nach  NNW.  ab,  eogt  sich  im  untern  Abschnitt  zu 
einer  steilwandigen  und  felsigen  Waldschlucht  ein  und 
mündet  6  km  ono.  Laufen  und  1  km  oberhalb  Grellingen 
von  rechts  auf  das  Thal  der  Birs  aus.  Vom  Ibach  durch- 
flössen . 

KALTBRUNNKNTOBKL  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Plessur).  1730-700  m.  So  heisst  das  von  Chur  aus  erste 
der  zahlreichen  Tobel  in  der  Flanke  des  Hochwang;  2,5 
km  nö.  Chur.  Im  Bündnerschiefer  ausgewaschen.  Sein 
im  Sommer  meist  völlij^  trocken  liegender  Bach  mündet 
gegenüber  Haldenstein  m  den  Rhein.  Sein  breiter  Schutt- 
kegel verschmilzt  mit  demjeniffen  des  aus  dem  Scalära- 
tobiel  kommenden  Baches  zu  der  sanft  geneigten  Halde, 
auf  der  das  Lürlibad  mit  seinen  Weinbergen,  der  Für- 
stenwald und  die  Irrenheilanstalt  Waldhaus  stehen.  Nach 
oben  verzweigt  sich  das  Tobel  in  den  schieferigen  Hän- 
gen des  Feuerhörnli  und  seines  SW. -Grates. 

KALTBRUNNCRRIET  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster, 
Gem.  Kaltbrunn).  415  m.  Ehemals  sumpfiges  Riet  rechts 
der  Linth,  zwischen  dem  Benkerriet  una  Uznacherriet 
und  400  m  w.  Kaltbrunn  ;  von  dem  hier  kanalisierten 
Steinenbach  durchflössen.  Teil  des  grossen  Sumpfgebie- 
tes um  die  Linth,  das  jetzt  trocken  gelegt  ist.  2  km  lang 
und  1,1  km  breit.  Heute  zum  Teil  gut  angebaut  und  mit 
Wiesen  und  Obstbäumen  bestanden. 

KALTCNBACH  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Steckborn,  Gem. 
Wagenhausen).  430  m.  Gemeindeabteilung  und  Dorf,  am 
N.-Hanf[  und  -Fuss  des  Seerückens  mitten  in  Obstbäu- 
men reizend  schön  gelegen  ;  800  m  ssw.  Wagenhausen 
und  1  km  sw.  der  Station  Stein  am  Rhein  der  Linie 
Konstanz-Etzwilen-Schafihausen.  Postablage.  Mit  Bleuel- 
hausen und  Etzwilen  zusammen :  97  Häuser,  496  reform. 
Ew. ;  Dorf:  39  Häuser,  186  Ew.  Kirchgemeinde  Burg. 
Acker-,  Garten-  und  etwas  Weinbau,  Waldungen.  Holz- 
und  Schweinehandel.  3  Sägen.  Landwirtschaftlicher  und 


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Schiess verein.  Schöne  Aussicht  auf  den  Rhein  und  das 
umliegende  Gelände.  Fund  von  römischen  Münzen  der 
gens  Cornelia, 

KALTENBRUNNEN  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Aarberg, 
Gem.  Gross  Affoltern).  540  m.  Gruppe  von  8  Häusern,  an 
der  Strasse  Wengi-Gross  Affoltern;  i,8  km  nö.  Gross 
Affoltern  und  4  km  nö.  der  Station  Suberg  der  Linie 
Bern-Biel.  Telephon ;  Postwagen  Suberg-Wengi.  41  re- 
form. Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

KALTENBRUNNEN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Münchwi- 
len,  Gem.  Affeltrangen).  542  m.  Gruppe  von  6  Häusern, 
an  der  Strasse  Märstetten-Wil ;  2,8  km  n.  Affeltrangen 
und  5  km  ssw.  der  Station  Märstetten  der  Linie  Zürich- 
Winterthur-Romanshorn.  Postablage;  Postwagen  Mär- 
stetten-Affeltrangen.  40  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinden Affeltrangen  und  Tobel.  Kapelle.  Wiesen. 
Stickerei.  Torfmoor.  Im  Kräherried  hat  man  Pfahl  werk, 
Kohle,  Scherben  von  Töpferwaaren  und  ein  Serpentin- 
beil aus  der  Steinzeit  aufgefunden. 

KALTENBRUNNENBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Ober  Simmenthai).  Wildbach ;  entspringt  am  W.-Hang 
des  Amselgrates  in  1830  m,  iliesst  nach  N.  und  mündet 
nach  4,5  km  langem  Lauf  3,5  km  sw.  Zweisimmen  in 
1100  m  von  rechts  in  die  Kleine  Simme.  Trias  (Gips, 
Kalkdolomit  und  RauchwackeJ.  Lias  und  jurassische 
Hornfluhbreccie,  auf   Flysch    uberschoben.  Vergl.    den 

Art.    HORNFLUH. 

KALTEN EQQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen,  Gem. 
Rohrbachfipraben).  760  m.  Weiler;  1,4  km  nö.  Dürren- 
roth und  4,5  km  s.  der  Statmn  Rohrbach  der  Linie  Lan- 
genthal-Wolhusen.  12  Häuan»,  37  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinde Rohrbach.  Käserei. 

KALTENBQQWALD  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Aarwan- 
gen). 780  m.  Waldung,  zwischen  dem  Rohrbachgraben 
und  Rothgraben,  2  km  nö.  Oürrenroth  und  2,5  km  s. 
Rohrbach.  1,5  km  lang,  185  ha   gross. 

KALTKNHERBERG  (ZUR)  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Aarwangen,  Gem.  Roggwil).  454  m.  Gruppe  von  6  Häu- 
sern, an  der  Strasse  Langenthal-Murgentnal  und  2  km 
sw.  der  Station  Roggwil  der  Linie  Olten-Bern.  58  reform. 
Ew.  Hier  zweigte  von  der  Strasse  Aarburg- Langenthai  die 
alte  Poststrasse  nach  Bern  ab. 

KALTEN8EN8B8CHLUND  (Kt.  Freiburg,  Bez. 
Sense,  Gem.  Plaffeien).  900-1560  m.  11  Häuser,  am  lin- 
ken Ufer  der  Kalten  Sense  von  ihrer  Vereinigung  mit  der 
Muscheren  Sense  bis  zu  ihrer  Mündung  in  die  Warme 
Sense  zerstreut  gelegen.  45  kathol.  Ew.  Wilde  und  ein- 
same Gegend  mit  grossen  Waldungen  und  zahlreichen 
Alpweiden. 

KALTEN8TEIN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem. 
Küsnacht).  680  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  unmittelbar  s. 
der  Forch,  die  die  Zürichbergkette  überschreitet ;  6  km 
onö.  der  Station  Küsnacht  der  rechtsufrigen  Zürichsee- 
bahn  (Zürich-Meilen-Rapperswil).  30  reform.  Ew. 

KALTQRABEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Signau).  1400- 
934  m.  Linksseitiges  Nebenthal  zum  Emmenthal ;  be- 
ginnt am  N.-Hang  des  Hohgant,  steigt  auf  eine  Länge 
von  2  km  nach  N.  ab  und  mündet  700  m  so.  Bumbach  aus. 

KALTHiEUBERN  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Münchwilen, 
Gem.  Lommis).  500  m.  Gemeindeabteilung  und  Weiler, 
am  S.-Fuss  des  Immenbergs  und  im  Thal  des  Lauche- 
bachs, an  der  Poststrasse  Matzingen-Afleltrangen  und 
3,3  km  onö.  der  Station  Matzingen  der  Strassenbahn 
Frauenfeld- Wil.  Postablage.  17  Häuser,  79  zur  Mehrzahl 
kathol.  Ew.  Wiesen-,  Obst-  und  Weinbau. 

KALTHOF  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofingen,  Gem.  Staffel- 
bach). Bauernhof.  S.  den  Art.  Kalt  (Auf  dem). 

KALTTHALKCEPFE  (Kt.  Glarus  und  St.  Gallen). 
1957  m.  Eigenartig  geformte  Felsköpfe  in  der  Kette,  die 
von  der  Murgseefurkel  nach  NO.  zieht  und  das  St.  Gal- 
ler Murgthal  auf  der  linken  Seite  begleitet.  Zwischen 
dem  Silberspitz  und  der  engen  Thalöffnung  des  Sponba- 
ches,  6  km  s.  vom  Dorf  Murg. 

KALTWA88ERQLET8CHER  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Brig).  3400^00  m.  Gletscher,  am  W.-Hang  des  Monte 
Leone ;  3  km  lang  und  2  km  breit.  Seine  Schmelzwasser 
bilden  die  Quellbäche  der  Saltine^  Einer  derselben 
stürzt  sich  über  die  an  der  Simplonstrasse  (zwischen  der 
Schutzhütte  Nummer  V  und  dem  Gasthaus  Simplon 
Kulm)  den  Fels  durchbrechende  Kaltwassergalerie. 


KALTWA88ERPA88  oder  BOCCHETTA  D'A- 
VRONA  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  2805  m.  Passübergang, 
zwischen  dem  Wasenhorn  oder  der  Punta  di  Terrarossa 
(3255  m)  und  dem  Monte  LeonÖ  (3561  m) ;  führt  in  5 
Stunden  vom  Gasthaus  und  Hospiz  auf  dem  Simplon  über 
den  Kaltwasser-  und  Avronagletscher  zur  italienischen 
Alpe  di  Veglia.  Meist  leicht  zu  begehen.  Der  Uebergang 
ist  nur  im  Herbst  beschwerlich,  wenn  der  Schnee  auf 
dem  Kaltwasserffletscher  weggeschmolzen  ist  und  seine 
zahlreichen  Spalten  nicht  mehr  überdeckt ;  zu  dieser 
Zeit  zieht  man  die  von  den  Schmugglern  benutzten  Wege 
vor,  die  längs  der  Flanke  des  Wasenhorns  zur  Passhöne 
hinauf  führen.  Der  Pass  wird  von  den  Bewohnern  der 
umliegenden  Thalschaften  schon  seit  langer  Zeit  began- 
gen. Aufstieg  Simplonhospiz-Passhöhe  3  Vs  und  Gasthof 
Veglia-Passhohe  3  Stunden. 

KAM  (Kt.  Zug).  Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  Cham. 

KAMBEN  (Kt.  Solothurn«  Amtei  Balsthal).  1230  m. 
So  heisst  der  zum  ^rössten  Teil  bewaldete  N.-Hang  der 
ersten  Jurakette  zwischen  Welschenrohr  und  Aebetswil, 
n.  Günsberg. 

KAMIN8PITZ  (Kt.  Graubünden  und  St.  Gallen).  1817 
m.  Wenig  hervortretender  Gipfel,  gegen  das  N.-Ende  des 
Calanda,  4  km  s.  Pfäfers.  Hier  teilt  sich  der  Calanda  in 
zwei  Kämme,  die  das  Hochthälchen  von  St.  Margreten 
umschliessen.  Dieses  ist  im  Flyschschiefer  ausgewaschen, 
während  vom  Kaminspitz  an  nach  S.  die  Kreideschich- 
ten des  Calanda  einsetzen. 

KAMM  oder  BiECHIKAMM  (Kt.  Glarus).  2053  m. 
Begraster  Kamm,  mittlerer  Abschnitt  der  vom  Vorsteg- 
kopf  zwischen  dem  Linththal  und  Dumachlhal  nach  N. 
ziehenden  Kette.  Trigonometrisches  Signal.  Schöner 
Aussichtspunkt,  von  Linthal  aus  über  die  Auengüter  und 
die  Gutbächialp  in  3  Vt  Stunden  zu  erreichen. 

KAMM  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See,  Gem.  Goldin^en). 
800-1000  m.  3  Häuser  und  verschieaene  Hütten,  in  einem 
Hochthälchen  7  km  nö.  Goldineen  zerstreut  gelegen.  20 
kathol.  Ew.  Wiesenbau  und  Viehzucht. 

KAMMjKt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenbere).  2103  m.  So 
heisst  der  felsige  SW.-Hang  des  von  der  Kammegg  oder 
Gauschla  über  den  Girespitz  und  Fidakopf  nach  SO.  zie- 
henden Kammes.  Am  NO.-Hang  eine  Alpweidenterrasse, 
die  gegen  Oberschan-Wartau  absteigt. 

KAMM  (Kt.  Wallis,  Bez.  Oestlich  Raron).  3870  m. 
Felskamm,  in  der  Gruppe  der  Walliser  Fiescherhömer, 
zwischen  dem  Schön bühlgletscher  und  Grünhomglet- 
scher  und  ö.  über  der  Hütte  und  dem  Gasthof  Konkordia. 
Hat  als  Ö.  Nachbarn  das  auf  der  Siegfriedkarte  unbe- 
nannte Fiescher  Gabel  hörn  (etwa  3870  m)  und  als  w. 
Vorberff  den  Faulberg  (3244  m).  Zum  erstenmal  1885  vom 
Gasthof  Konkordia  aus  unter  bedeiltenden  Schwierigkei- 
ten in  6  Stunden  erstiegen.  Prachtvolle  Aussicht. 

KAMMEQQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Werdenberg).  Gip- 
fel. S.  den  Art.  Gauschla. 

KÄMMEN  (HINTER  und  VORDER)  (Kt.  Bern, 
Amtobez.  Trachselwald,  Gem.  Sumiswald).  1012  et  970 
m.  5  Höfe,  am  rechteseitigen  Hang  des  Hombachgrabens: 
5  km  ö.  Wasen  und  9  km  s.  der  Station  Huttwil  der 
Linie  Langenthal-Wolhusen.  34  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinde Wasen.  Viehzucht. 

KAMMERALP  (Kt  Glarus,  Gem.  Linthal).  1100- 
2100  m.  Alpweide  mit  6  Hütten  (in  1141, 1290  und  1683  m), 
am  N.-Hang  des  Kammerstockes.  2-3  Stunden  sw.  über 
Linthal.  111  ha  gross;  in  68  Weidenrechte  (Stösse)  abge- 
teilt. 

KAMMER8HAU8  (HINTER,  MITTLER  und 
VORDER)  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Signau,  Gem.  Langnau). 
730-720  m.    5  Höfe,  an  der  Ausmündung  des  Botachen- 

Cibens  in  den  Golgraben  und  3.5  km  ö.  der  Station 
ngnau  der  Linie  Bern-Luzem.  27  reform.  Ew.  Käserei. 

KAMMER8ROHR  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Lebern). 
600  m.  Gemeinde  mit  einigen  zerstreut  gelegenen  Höfen, 
an  der  Grenze  gegen  den  Kanton  Bern,  am  S.-Hang  der 
Weissenstein kette  und  7  km  nö.  vom  Bahnhof  Solothurn. 
7  Häuser,  51  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden 
Attiswil  und  Flumenthal.  Hier  pflegen  sich  der  billigen 
(^bühren  wegen  oft  Fremde  einzubürgern. 

KAMMERSTOCK  (Kt.  Glarus).  2125  ra.  NO.-Eck- 
punkt  der  Kette  der  Glanden,  am  O.-Ende  eines  kurzen 
Seitenkammes  3,  5  km  sw.  Linthal.   Fällt  nach  N.  (zum 


KAM 


KAN 


721 


Linththal)  und  S.  in  hohen  Felswänden  ab,  während  der 
mit  Waia  und  Alpweiden  bestandene  NW.-Hang  gleich- 
massig sanft  geböscht  zum  Urnerboden  absteigt.  Die 
untern  und  mittleren  Hänge  bestehen  aus  Eocan,  darüber 
folgen  in  mannigfaltiger  und  verwickelter  Wechsellagerung 
Malm,  Kreide  und  Eocän.  Trigonometrisches  Signal.  Von 
Linthal  aus  in  4  und  vom  Urnerboden  aus  in  2  Stunden 
zu  erreichen.  Grossartige  Aussicht  auf  die  Gruppe  des 
Ortstocks  und  die  das  Linththal  nach  S.  abschliessenden 
mächtigen  Felsmassen. 

KAMMLIBERQ  (Kt.  Uri).  2420-3150  m.  So  heisst 
der  NW.-Hang  des  Kammlistocks.  Bildet  eine  600-700  m 
hohe  mächtige  Felswand,  die  zum  Griessengletscher  ab- 
stürzt. Stellenweise  mit  Firnflecken. 

KAMMLICQQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle).  Grat. 
S.  den  Art.  Kammligrat. 

KAMMLIGRAT  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle). 
3148,  3122,  3072,  2998  m.  Gezackter  Grat,  der  vom  Hang- 
endeletscherhorn  nach  SO.  auszweifft  ;  w.  über  der 
Gaulihütte  des  S.  A.  C,  links  über  dem  Gauligletscher 
und  oben  über  dem  Urbachthal.  Sein  niedrigster  Aus- 
läufer heisst  Kammliegff  (2430  m). 

KAMMLIJOCH  oder  KAMMLISCHARTC  (Kt. 
Uri).  3016  m.  Passüberganff,  zwischen  dem  Kammlistock 
und  Claridenstock ;  verbindet  wie  die  Kammlilücke  den 
Klausenpass  mit  der  Hüfihütte  des  S.  A.  C.  (Maderaner- 
thal),  ist  aber  viel  schwieriger  zu  begehen  als  diese,  weil 
sich  vor  dem  Besteiger  eine  35  m  hohe  Eismauer  auf- 
türmt, von  der  oft  grosse  Blöcke  sich  loslösen.  Wird 
deshalb  auch  nur  selten  begangen.  Kann  dagegen  vom 
Claridenfirn  aus  leicht  erreicht  werden  und  dient  deshalb 
oft  als  Fusspunkt  für  die  Besteigung  des  Claridenstockes 
über  dessen  allerdings  z.  T.  mit  trügerischen  Schnee- 
schilden bedeckten  W.-Grat. 

KAMMLILÜCKE  (Kt.  Uri).  2848  m.  Eispass,  zwischen 
dem  Kammlistock  und  Grossen  Scheerhorn,  führt  vom 
Klausenpass  in  je  6  Stunden  über  den  Griesgletscher  zur 
Hüfihütte  einerseits  und  zur  Claridahütte  andererseits. 
Der  Aufstieg  über  den  Griesgletscher  (2450-2800  m)  ist  sehr 
steil  und  der  vielen  Spalten  wegen  gefahrlich. 

KAMMLI8CHARTE  (Kt.  Uri).  Pass.  S.  den  Art. 
Kammlijoch 

KAMMLISTOCK  (Kt.  Uri).  3238  m.  Einer  der  Haupt- 
gipfel der  Kette  des  Scheerhorns  oder  der  Clariden,  vom 
Grossen  Scheerhorn  durch  die  Kammlilücke  getrennt. 
Zeigt  sich  besonders  schön  von  NW.  als  eine  breite,  firn- 
gebänderte  und  von  seinen  Nachbarn  (auch  vom  Clariden- 
stock) scharf  gesonderte  Felsmasse.  Der  oberste  Gipfel  be- 
steht aus  eocänen  Flyschkalken  und  -schiefem;  darunter 
folgen  der  Reihe  nach  Malm  (N.-Hang),  neuerdings  Flysch 
und  endlich  (am  Klausenpass)  Quarten-  und  Verrucano- 
■schiefer.  (Vergl.  den  Art.  Claridengruppe).  Kann  von  der 
Kammlilücke  aus  über  die  S.-Flanke  bestiegen  werden; 
zum  erstenmal  1864  von  Landra.t  C.  Hauser  mit  Heinrich 
und  Rudolf  Eimer  bezwungen. 

KAMM8WALDKOPF  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans). 
1114  m.  Wenig  hervortretender  Gipfel ;  1,5  km  sw.  Murg 
am  Walensee  und  über  dem  Kopfwald.  Rötidolomit. 

KAMOR  (OBER  u.  UNTER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Ober  Rheinthal,  Gem.  Altstätten).  13CO-1800m.  Alpweiden, 
am  N.-Hang  des  Hohen  Kasten,  3-4  Stunden  w.  über 
Rüti.  6  Hätten  und  20  Stadel,  zerstreut  celegen.  282  ha 
gross,  wovon  224  ha  Weidefläche.  Pracntvolle  Aussicht 
auf  das  Rheinthal,  den  Bodensee  und  das  Appenzeller- 
land.  Von  der  Appenzeller  Seite  her  leicht  zu  erreichen. 

KAMPFER  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Maloja).  Dorf  und 
See.   S.  den  Art.  Campf£:r. 

KANALQLET8CHER  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glen- 
ner). 3200-^00  m.  Grosser  Gletscher ;  steigt  vom  N.-Hang 
der  Kette  Güferhom-Schwarzhorn  als  breite  Eismasse  in 
Stufen  zum  Kanalthal  ab.  Verschmilzt  im  0.  mit  dem 
Schwarzhorngletscher  und  imW.  mit  dem  Güfergletscher. 

KANALTHAL  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner).  2500- 
1830  m.  6  km  langes  Thal ;  steigt  vom  Güferhorn  nach 
NO.  und  N.  ab  und  vereinigt  sich  9  km  oberhalb  Vals 
Platz  mit  dem  Lentathal  zum  Valserthal.  Zwischen  diesen 
beiden  oberen  Verzweigungen  des  Valserthales  steht  die 
schöne  Gebirgsgruppe  des  Lentahorns,  Furketlihorns  und 
Zervreilerhorns.  Beide  Thäler  liegen  oberhalb  der  Wald- 
grenze, sind  eng  und  umschliessen  nur  einige  kleine  Alp- 


weiden. Sie  sind  reich  an  wilden  Naturschönheiten.  Ins 
Kanalthal  steigen  hinten  der  Kanal-,  Güfer-  und  Schwarz- 
horngletscher ab.  Die  bekanntesten  der  das  Thal  um- 
rahmenden Gipfel  sind  gegen  SW.  das  Güferhorn  (^93 
m)  und  gegen  0.  die  regelmassige  Pyramide  des  Fanella- 
homs  (3122  m),  das  von  dieser  Seite  her  ohne  grosse 
Schwierigkeiten  bestiegen  werden  kann. 

KANDER  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen  und  Nieder 
Simmenthai).  Bersstrom,  einer  der  beträchtlichsten 
Flüsse  des  Aaregebietes.  EntspriuRt  am  S.-Fuss  der 
Blümlisalp  in  etwa  1900  m  dem  Kandergletscher  und 
durchfliesst  der  Reihe  nach  die  drei  l^alstufen  des 
Gasterenthales,  der  Ebene  von  Kandersteg  und  (von 
Kandei^und  an)  des  Kanderthales  im  enteren  Sinn,  um 
nach  44  km  langem  Lauf  zwischen  Einigen  und  Gwatt 
von  links  in  den  Thunersee  zu  münden,  in  den  sie  ein 
beträchtliches  Delta,  den  sog.  Kandergrien  (564  m)  hin- 
ausgebaut hat.  Ihre  wichtigsten  Zuflüsse  sind  die  Engst- 
ligen aus  dem  Adelbodenthal,  die  Kiene  aus  dem  Kien- 
thal, der  Suldbach  aus  dem  Suldthal  und  die  Simme,  die 
sich  3  km  oberhalb  ihrer  Mündung  in  den  Thunersee  mit 
ihr  vereinigt.  Das  gesamte  Einzugsgebiet  der  Kander  um- 
fasst  1060  km^.  Da  die  zum  Gebiet  der  Kander  gehörenden 
Bergmassen,  besonders  die  Kette  des  Niesen,  z.  T.  aus 
leicht  verwitterbarem  Flysch  bestehen,  führt  der  Fluss  eine 
grosse  Menge  von  Geschieben.  Beim  Bau  der  der  Kander 
entlang  ziehenden  Eisenbahnlinie  Spiez-Frutigen  wurde 
eine  durchgreifende  Korrektion  des  Flusslaufes  und 
einiger  seitlichen  Wildbäche  notwendig.  Diese  im  Juni 
1899Degonnenen  und  noch  nicht  vollendeten  Arbeiten  sollen 
zusammen  die  Summe  von  1 250000  Franken  kosten,  die 
zu  je  einem  Drittel  vom  Bund,  Kanton  und  den  Gemein- 
den im  Kanderthal  getragen  werden.  Eine  erste  bedeutende 
Korrektion  ist  schon  zu  Beginn  des  18.  Jahrhunderts 
durchgeführt  worden.  Bis  dahin  iloss  die  Kander  nach 
ihrer  Vereinigung  mit  der  Simme  dem  Hügelzug  entlang, 
der  die  Ebene  von  Wimmis  vom  Becken  des  Tnunersees 
trennt,  folgte  dann  dem  heutigen  Glütschbachthal 
zwischen  den  Moränenzügen  von  Strättiigen  und  Zwiesel- 
berg, trat  bei   Allmendingen  in  die  Alluvionsebene  der 


Die  Kander. 

Thunerallmend  ein  und  vereinigte  sich  gegenüber  der 
Mündung  der  Zulg  3  km  unterhalb  Thun  mit  der  Aare. 
Da  nun  der  Fluss  auf  dieser  letzten  Strecke  seines  Laufes 

OEOGR.  LEX.  90  —  11  —   46 


722 


KAN 


KAN 


durch  seine  Hochwasser  und  Geschiebe  bedeutende  Ver- 
heerungen anzurichten  pflegte,  durch  die  besonders  die 


J^Jon./ACr' 


Binzagsgabiet  der  Ränder. 


Ortschaften  Thierachern,  Uetendorf  und  Ultigen  nahezu 
ruiniert  wurden,  liess  die  ßerner  Regierung  durch  den 
Ingenieur  Samuel  Bödmen  den  Hügelzug  von  Strättlieen 
durchstechen  und  die  Kander  durch  diesen  Kanal  in  den 
Thunersee  ableiten.  Die  Arbeiten  wurden  1711  begonnen 
und  1714  vollendet.  Seither  wälzt  der  Fluss  seine  Ge- 
schiebemassen in  den  See,  wo  er  jetzt  schon  ein  ganz 
beträchtliches  Delta  aufgebaut  hat.  In  neuester  Zeit  ist  die 
Wasserkraft  der  Kander  in  ausgibiger  Weise  technischen 
Zwecken  dienstbar  gemacht  worden.  Ein  Teil  ihrer 
Wasser  wird  oberhalb  der  Brücke  zwischen  Spiez  und 
Wimmis  abgeleitet  und  durch  einen  Stollen  und  eine 
grosse  Röhren leitung  der  am  Ufer  des  Thunersees  2  km 
n.  Spiez  erstellten  mächtigen  Turbinenanlage  des  Kander- 
elektrizitätswerkes  zugeführt.  Von  hier  wird  der  elek- 
trische Strom  mit  einer  Hochspannleitung  (15  000  Volts) 
zunächst  nach  Thun  geleitet,  wo  ein  Teil  der  Kraft  zum 
Betrieb  der  elektrischen  Vollbahn  Burgdorf-Thun  Ver- 
wendung findet,  während  der  Rest  nach  Münsingen  und 
Bern  geführt  wird.  Es  besteht  der  Plan,  die  beiden  Werke 
an  der  Kander  und  von  Hagneck  zu  einem  gemeinsamen 
Unternehmen  zu  verschmelzen.  Die  Kander  ist  einer  der 
bemerkenswertesten  Wildströme  der  Alpen,  dessen 
Wasserfarbe  jeden  Augenblick  wechseln  kann.  Vom  Bad 
Heustrich  bis  zur  Mündung  liegt  eine  der  schönsten 
Moränenlandschaften  der  Schweiz.  Der  Name  des  Flusses, 
einst  Kandel  geschrieben,  scheint  sich  vom  latein.  canalis 
=  Kanal  herleiten  zu  lassen.    Vergl.  Bachmann,  Isidor. 


Die    Kander    im    Bemer    Oberland;    ein    ehemaliges 
Gletscher-  und   Flussgebiet.    Bern   1870.    —    Zollinger. 

Edwin.  Zwei 
Flussverschie- 
bungen im 
Berner  Ober^ 
land.  Basel 
1892. 

KANDER- 
BRÜCK  (Kt. 
Bern,  Amts- 
bez.  und  Gem. 
Frutigen).  773 
m.  Gemeinde- 
abteilung, zo 
beiden  Seiten 
der  Kander,  1 
km  80.  der  Sta- 
tion Frutigen 
der  Linie 
Spiez  -  Fruti  - 
gen.  Post- 
ablage. 39 
Häuser,  260 
reform.      Ew. 

Landwirt- 
schaft.    Säge, 
Gerberei,Zänd- 

hölzchenfa- 
brik.  Brücke 
über  die  Kan- 
der. Die  Ort- 
schaft weist 
noch  eine  An- 
zahl von  alter- 
tümlichen 
Häusern  auf 
und  war  einst 
eine  Etappe  an 
der  einstigen 
Handelsstrasse 
von  Bern  ins 
Wallis.  Links 
vom  Eingang 
in  den  Ort 
steht  heute 
noch  die  alte 
Sust  (Waaren- 
haus). 

&IKANDER- 
FIRN  (Kt. 
Bern ,  Amts« 
bez.  Frutigen).  3200-2400  m.  Grosses  Fimfeld  mit  Glet- 
scherzunge (Alpetligletscher),  hinten  über  dem  Gas- 
te renthal  (oberster  Abschnitt  des  Thaies  der  Rander) 
und  zwischen  Petersgrat  und  Blümlisalp.  Weites  Eis- 
feld von  4,7  km  Länge  und  3  km  mittlerer  Breite, 
das  sich  an  den  SO. -Hang  der  Blümlisalp  anlehnt 
und  gegenüber  zum  breiten  Eiskamm  des  Petersgrates 
aufstei^.  Der  Gletscherzunge,  dem  nach  der  benachbar- 
ten Alpetlialp  so  genannten  Alpetligletscher,  entströmt 
die  Kander.  Vom  Kanderfim  kann  man  über  den  be- 
rühmten Petersgrat  (3200  m)  ins  Lötschenthal  und  über 
den  Tschingelpass  (2824  m)  ins  Lauterbrunnenthal  ge- 
langen ;  vom  Tschingelgletscher  wird  er  getrennt  durch 
das  Tschingelhorn  (3581  mj  und  Mutthorn  (3041  m).  Am 
Fuss  dieses  letztem  steht  m  2900  m  die  von  der  Sektion 
Weissenstein  des  S.  A.  C.  1895  erstellte  Mutthomhütte. 

KANDCRQRIEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Thun).  564  m. 
So  heisst  das  von  der  Kander  seit  ihrer  künstlichen  Ein- 
mündung in  den  Thunersee  (1714)  auf|^ebaute  beträcht- 
liche Delta,  das  beinahe  1  km^  gross  ist  und  zum  Teil 
Wald,  Wiesen  und  Felder  trägt.  S.  den  Art.  Kander. 

KANDCRQRIKN  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Thun).  Langer 
und  schmaler  Wald,  auf  der  Thuner  Allmend  zwischen 
Thun,  Uetendorf  und  Thierachern.  Bezeichnet  den  ein- 
stigen Lauf  der  Kander.  2,5  km  lang  und  100-400  m  breit 
Mitten  im  Wald  stehen  das  sog.  Zollhaus  und  etwas 
weiter  nach  NW.  die  Häusergrappe  Bei  der  Brügg,  die 
einst  zu  beiden  Seiten  einer  die  Kander  vor  ihrer  Ablei- 


y.^UJii<^9i-  j/r. 


KAN 


KAN 


728 


tuDg  in  den  Thunersee  hier  überschreitenden  Brücke 
lagen.  Beim  Zollhaus  verzweigt  sich  die  von  Thun  her- 
kommende Strasse  nach  Thierachern  einer-  und  nach 
Uetendorf  andererseits.  Der  S.-Abschnitt  des  früher  bis 
Almendingen  reichenden  Waldes  ist  niedergelegt  worden, 
als  man  Tür  die  Schiessübungen  der  Artillerie  auf  der 
Thuner  AUmend  freie  Bahn  schaffen  wollte.  Der  Wald 
ist  Standort  einiger  alpinen  Pflanzen.  Auf  der  Siegfried- 
karte wird  er  Kandergrund  genannt. 

KANDCRQRUND  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen). 
878  m.  Gem.  und  Dorf,  im  Kanderthal.  Umfasst  eine 
grosse  Anzahl  von  Weilern  und  Häuser^ruppen,  deren  Zen- 
trum der  Weiler  ßunderbachist,  wo  die  Pfarrkirche  steht. 
5  km  ssö.  der  Station  Frutigen  der  Linie  Spiez  —  Frutigen. 
Postbureau,  Telephon  ;  Postwagen  Frutigen-Kandersteg. 
Gemeinde,  mit  Kandersteg,  Mitholz,  Felsenburg,  Blausee, 
Reckenthal,  Bunderbach  und  Rütenen :  205  Häuser,  1098 
reform.  Ew.;  Dorf  Kandergrund  am  linken  Ufer  der  Kander 
(geteilt  in  Ausser  und  Inner  Kandergrund):  91  Häuser, 
4o5  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Zündholzfabrikation. 
Fremdeniodustrie.  Von  Frutigen  wurde  Kandergrund  1840 
politisch  und  1845  kirchlich  abgetrennt.  In  Mitholz  hat 
man  ein  Bronzebeil  aufgefunden. 

KANDERSTCQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen,  Gem. 
Kandergrund).  1169  m.  Gemeindeabteilung  und  Dorf,  im 
Hinters[rund  des  Kanderthales ;  in  einem  4,1  km  langen 
und  0,5  km  breiten,  von  der  Kander  durchflossenen,  nach 
N.  geöffneten  und  fast  ebenen  Thalboden;  mitten  in 
schöner  Gebirgslandschaft.  Am  We^  über  die  Gemmi. 
12,4  km  s.  der  Station  Frutigen  der  Lmie  Spiez-Frutigen. 
Postbureau,  Telegraph  (im  Sommer),  Telephon;  Post- 
wagen Frutigen-Kandersteg.  Das  Dorf  wird  von  mehreren 
einzelnen  Häusergruppen  (Kappelen,  Niedermatte  etc.) 
gebildet.  Zusammen  79  Häuser,  445  reform.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Kandergrund.  Mehrere  Gasthöfe.  Ausgezeich- 
neter Ausgangspunkt  für  Hochgebirgstouren  (Wilde  Frau, 
Wildstrubel,  Balmhorn  etc.),  tüchtige  Bergführer  mit 
festem  Tarif.  Alpwirtschaft.  Aufgeweckter  Menschen- 
schlag. Einige  Hauser,  besonders  das  sog.  Rüedihaus, 
zeichnen  sich  durch  typische  Bauart  aus.  Kapelle  aus  dem 
Anfang  des  16.  Jahrhunderts  mit  schöner  Wappenscheibe 
aus  1^7.  Darin  wird  monatlich  zweimal  vom  Pfarrer  von 
Kandergrund  Gottesdienst  gehalten.  Zahlreiche  Passüber- 
gänge  führen  in  die  benachbarten  ThaUchaften.  so  die 
Gemmi  in  6  Stunden  nach  Leukerbad,  der  Lötschenpass 
(2695  m)    in   9   Stunden  nach    dem   Lötschenthal,   der 


Kandarsteg  gegen  die  Gemmi. 

Tschingelpass  (2884m)  in  12 Stunden. nach  Lauterbrunnen, 
der  Honthürlipass  (2707  ra)  nach  demobern  Kienthal  und 
von  da  entweder  nach  Reichenbach    (12  Stunden)  oder 


über  die  SeOnenfurgge  nach  Murren  und  Lauterbrunnen 
(14  Stunden),  die  Weffe  über  den  Allmengrat  (2530  m) 
und  Engstligengrat  (2d59  m)  in  6  Vt  Stunden  nach  Adel- 
boden. In  den  Bergen  um  Kandersteg  stehen  drei  Hätten 
des  S.  A.  G.,  nämlich  auf  dem  Hohthürli  (Blümlisalp), 
dem  Biberg  (Doldenhorn)  und  auf  Wildeisigen  (Balm- 
horn). Nach  N.  schöner  Blick  in  das  um  eine  etwa  180  m 
hohe  Stufe  (Bühlstutz)  tiefer  gelegene  Thal  von  Kander- 

Srund  und  auf  die  Niesenkette  ;  rechts  die  Felsen bastion 
er  Birre  mit  ihrer  verwickelten  Schieb tenlagerung.  Nach 
0.  öffnet  sich  der  tiefe  Einschnitt  des  Oeschinenthales, 
aus  dem  die  Blümlisalp  und  die  Doldenhörner  hervor- 
leuchten. Diese  senken  sich  mit  den  steilen  Wänden  des 
Fisistockes  nach  dem  Thalgrund  hinunter  und  setzen  sich 
nach  S.  bis  zu  der  von  Kandersteg  aus  fast  un bemerk- 
baren Klus  fort,  durch  die  die  Kander  aus  dem  Gasteren- 
thal  tritt.  Nach  S.  beherrscht  das  Gellihorn  den  Thalab- 
schluss  und  den  Aufstieg  zur  Gemmi.  Westl.  davon  öffnet 
sich  das  Ueschinenthal  (eigentlich  die  direkte  Fortsetzung 
des  Kanderthales),  während  die  Kette  des  Lohner  mit 
ihren  steilen  und  von  schmalen  Rasenbändern  durch- 
setzten Felshängen  die  linksseitige  Thalwand  bildet.  Die 
fruchtbare  Alluvionsebene  von  Kandersteg  bildete  von  der 
Klus  bis  hinunter  zum  Querriegel  des  Bühlstutz  vielleicht 
einmal  einen  langen  See.  Dieser  direkt  vor  der  Ausmün- 
dung des  Oeschinenthales  liegende  Riedel  soll  nach 
Brückner  sein  Dasein  einem  Bergsturz  verdanken  ;  wahr- 
scheinlicher ist  er  aber  eine  Moränenablagerung  des  ein- 
stigen Oeschinengletschers,  auf  die  dann  später  ein  Berg- 
sturz vom  Fisistock  niedergegangen  ist,  der  seine  Trüm- 
mer noch  weithin  in  die  Ebene  von  Mitholz  und  Kander- 
steg geworfen  hat.  Zu  beiden  Seiten  des  Thaies  von 
Kandersteg  kommen  aus  den  Kalken  und  tertiären  Sand- 
steinen des  Fisistocks  und  Lohner  mächtige  Quellen  zu 
Tage,  indem  sie  die  alluviale  Schuttdecke  von  unten  nach 
oben  durchbrechen.  Nach  dem  einen  Projekt  wird  Kander- 
steg (12(X)  m)  der  Ausgangspunkt  des  künftigen  Lötsch- 
bergtunnels  (13-14  km  lang)  sein,  während  das  andere 
Projekt  den  Tunnel  (in  diesem  Fall  18-20  km  lang)  tiefer 
legen  und  bei  der  Schlossweide  am  Fuss  des  Bühlstutz 
in  etwa  1000  m  beginnen  lassen  will. 

KANDERTHAL  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Frutigen).  Links- 
seitiges Nebenthal  zur  Aare,  im  Berner  Oberland,  von  der 
44  km  langen  Kander  durchflössen ;  öffnet  sich  Regen 
das  Becken  des  Thunersees  zwischen  der  ffe waltigen 
Pyramide  des  Niesen  und  dem  vom  Morgenberghom  nach 
W.  sich  abdachenden  Höhenrücken, 
der  das  Dorf  Aeschi  trä^  und  —  von 
derKander  in  einer  künsthchen  Schlucht 
durchbrochen  —  weiterhin  im  Morä- 
nenwall von  Strättligen  sich  fortsetzt. 
Von  seiner  Ausmündung  steigt  das  Thal 
zunächst  nach  SO.  an,  biegt  dann  nach 
S.  ab  und  verharrt  in  dieser  Richtung 
bis  zum  Zentralkamm  der  Bemer  Alpen, 
um  endlich  als  Längsthal  nach  0.  zu 
ziehen  und  am  Kanderfim  seinen  obem 
Abschluss  zu  finden.  Hier  wird  es  von 
den  Ketten  des  Lötschengrates  und  der 
Blümlisalp- Doldenhorn  umschlossen. 
An  den  Lötschengrat  schliesst  sich  die 
Gruppe  Alteis- Balmhorn  an,  die  sich 
weiterhin  zur  Senke  der  Gemmi  ab- 
dacht. Westl.  dieser  steigt  der  Grenz- 
kamm des  Thaies  zum  Stock  des  Wild- 
strubel an,  von  dem  nach  N.  die  das 
Kanderthal  vom  Engstligenthal  tren- 
nende Kette  des  Lohner  abzwei^.  Die 
rechtsseitige  Thal  wand  bildet  die  von 
der  Blümlisalp  ausgehende  Kette  des 
Oeschinengrates.  Von  Frutigen  an  wird 
das  Thal  im  W.  von  der  Niesenkette, 
im  0.  von  den  Ausläufern  des  Oeschi- 
nengrates und  weiterhin  von  denjenigen 
der  Gruppe  Dreispitz- Schwalmeren- 
Morgenberghorn  begrenzt.  Im  obersten 
Thalabschnitt  bis  zum  Boden  von  Kan- 
dersteg sinkt  die  Kammlinie  nur  an  wenigen  Punkten 
unter  3000  m  und  hält  sich  auch  in  den  mittlem  und 
untern  Partien  des  Thaies  durchschnittlich  immer  noch 


724 


KAN 


KAN 


auf  2500  m.  Das  Kanderthal  gliedert  sich  in  drei  deutliche 
Stufen :  das  Gasterenthal  1875-1260  m,  die  Thalebene  von 


Im  Kanderthal  bei  KaoderHteg. 

Kandersteg  1170  m  und  einen  dritten  unleren  Abschnitt, 
der  vom  vorhergehenden  durch  den  hohen  und  steilen 
Querriegel  des  Bühlstutzes  getrennt  wird  und  selbst  wie- 
der in  den  Kandergrund  (etwa  800  m).  das  Prutigthal 
(750-710  m)  und  eine  unterste  Partie  (690-590  m)  unterhalb 
Mühlenen  zerfällt.  Zum  Kanderthal  öffnen  sich  mehrere 
Seiten Ihäler,  so  bei  Eggenschwand  das  Ueschinenlhal,  bei 
Kandersteg  das  Oescninenthal,  bei  Frutigen  das  Engst- 
ligenthal,  bei  Reichenbach  das  Kienthal,  bei  Mühlenen 
das  SuldthaL  Das  Simmenthai  dagegen  kann  nicht  mehr 
als  Seitenthal  des  Kanderthales  aufgefasst  werden. 

Dem  Höhenunterschied  der  einzelnen  Thalstufen  ent- 
spricht die  Mannigfaltigkeit  in  der  Vegetation,  liis  nach 
Frutigen  hinauf  linden  sich  die  gewöhnlichen  Kullur- 
pllanzen  des  Bernerlandes  vertreten,  wobei  der  Getreide- 
Bau  thalaufwärts  aber  merklich  abnimmt. 
Die  berghänge  sind  hier  mit  Hochwald  und 
schönen  Alpweiden  bekleidet.  Hinter  Fru- 
tigen wird  das  Thal  wilder  und  enger,  und 
Kandergrund  weist  trotz  seiner  noch  nicht 
hohen  Lage  schon  ziemlich  alpinen  Vegeta- 
tionscharakter auf.  In  Kandersteg  gedeihen 
ausser  dem  Wiesengras  nur  noch  KartolTein 
und  einige  Sorten  von  Kohl.  "Während  wir 
hier  noch  vereinzelte  Kirschbäume  antrelTen, 
besitzt  endlich  das  Gasterenthal  nur  noch 
Erlen  und  Vogelbeergebüsch,  sowie  einige 
Bestände  von  Kottannen  und  Arven. 

Während  im  Engstligenlhal  die  Weiler 
und  Häusergruppen  sämtlich  auf  Terrassen 
hoch  über  dem  schluchtartigen  Thalgrund 
stehen,  finden  wir  die  Siedelungen  des  Kan- 
derthales alle  im  Thalboden.  An  den  un- 
tern Thnihängen  liegen  hier  nur  wenige 
vereinzelte  Häuser,  die  während  des  ganzen 
.Fahres  bewohnt  werden.  Die  wichtigsten  Ort- 
schaften sind:  Mühlenen  (693  m),  ein  ehe- 
maliges Städtchen  an  der  Mündung  des 
Suldoaches  in  die  Kander,  dann  etwas  ab- 
seits der  grossen  Thalstrasse  das  Dorf 
Reichenbacli  j7l2  m),  weiter  oben  in  er- 
höhter Lage  hnks  über  der  Kander  die  zer- 
streuten Häusergruppen  von  Rüdlen,  Wen- 
ge  und  Winkeln,  rechts  der  Kander  die 
Gruppen  von  Kien,  Ausser  Schwendi  und  Inner  Schwendi. 
Zentrum  und  bedeutendster  Ort  der  ganzen  Thalscliaft 
ist  Frutigen  (80G  m;  am  Eingangins  Engstligenlhal),  das 


am  Hang  der  Niesenkette  amphitheatralisch  anstei^^.  Hin- 
ter dem  Weiler  Kanderbrück  engt  sich  das  Thal  em,  und 
es  beginnt  der  Abschnitt  von  Kander- 
grunamit  Kandersteg,  auch  unter  dem 
Namen  des  Kanderthales  im  enteren 
Sinn  bekannt.  Die  Siedelungen  hegen 
hier  ausschliesslich  über  dem  rechten 
Ufer  der  Kander  ziemlich  eingeengt  zwi- 
schen Flussund  Bergwand.  Es  sind  die 
Weiler  Reckenthal,  Bunderbach  (878  m) 
und  Mitholz  (962  m).  Von  hier  aus  steigt 
die  Strasse  in  Windungen  den  Bühl- 
stutz hinan  und  erreicht  dann  den  (la- 
chen Boden  von  Kanderstep[  (1169  m), 
dessen  zerstreut  gelegene  Siedelun^en 
thaleinwärts  bis  zur  Gasterenklus  sich 
ziehen.  Das  Gasteren-  und  Ucschinen- 
thal  endlich  sind  nur  im  Sommer  wäh- 
rend einiger  Wochen  von  Sennen  und 
Heuern  bewohnt.  Bekanntlich  wies  das 
Gasterenthal  früher  eine  ständige  Be- 
völkerung auf,  die  dann  durch  die  zu- 
nehmencle  Verwilderung  ihres  Thaies 
zu  Anfang  des  19.  Jahrhunderts  zut*  Aus- 
wanderung genötigt  ward. 

Das  ganze  Kanderthal  zählt  etwa  7000 
Ew.,  deren  Hauptbeschäftigung  die 
Landwirtschaft,  besonders  in  der  Form 
von  Wiesenbau  und  Viehzucht  bildet. 
Dazu  kommen  der  Abbau  von  Schie- 
ferbrüchen, Fabrikation  von  Sireich- 
hölzchen und  etwas  Uhrensteinschlei- 
ferei.  Wichtig  ist  ferner  die  Fremden- 
industrie. Als  Kurorte  und  Fremdenstationen  kommen 
in  Betracht  lleustrich,  Mühlenen,  Reichenbach,  Fru- 
tigen, Blausee,  Kandersteg,  Oeschinensee ,  Schwaren- 
bach  und  Gemmipasshöhe.  Ausserhalb  des  Kandertha- 
les, aber  auf  dieses  als  Zufahrtsstrasse  angewiesen  sind 
die  sehr  besuchten  Sommerfrischen  Aeschi,  Kienthal 
und  Adelboden.  Dem  Verkehr  dient  in  erster  Linie 
die  gut  unterhaltene  Thalstrasse,  die  bei  Spiezmoos  von 
der  linksufrigen  Thunerseestrasse  abzweigt,  der  Kan- 
der folgt,  sie  auf  drei  Brücken  überschreitet  und  über 
Mühlenen,  Reichenbach,  Frutigen  und  Kandergrund 
führt,  um  in  Kandersteg  zu  endigen.  Von  ihr  zweigen 
wiederum  ab  bei  Mühlenen  die  Strasse  nach  Aeschi,  bei 
Reichenbach  diejenige  ins  Kienthal  und  bei  Frutigen  die. 
jenige  nach.  Adelboden.   Gross  ist  die  Zahl  der  Bergpässe 


BQhlbad  im  Kanderthal. 

und  Ucbergänge  in  die  benachbarten  Thalschaften.  Der 
begangenste  unter  den  nicht  fahrbaren  Pässen  nicht  nur  des 
Kanderthales  sonderndes  gesamten  Berncr  Oberlandes  ist 


KAN 


KAP 


725 


die  Gemmi,  über  die  ein  vorzuglich  angelegter  Saum  weg  von 
Kandersteg  in  6  Stunden  nach  Leukerbad  führt.  Seltener 


Kandertbal  und  Blüinlisalp,  von  Aenchi  au». 

Überschritten  werden  der  Lötschenpass  und  Petersgrat,  die 
beide  ins  Lötschenthal  leiten.  Der  Tschingelpass  verbindet 
Kandersteg  mit  Lauterbrunnen  und  das  Hobthürli  mit  dem 
obern  Kienthal,  von  wo  man  entweder  über  die  Seiinen- 
furgge  oder  über  die  Gamchilücke  ebenfalls  das  Lauter- 
brunnenthal erreichen  kann.  Nach  Adelboden  endlich  ge- 
langt man  über  den  Engstligengrat  und  die  Bonderkrinde. 
Das  Hochgebirge  um  das  Kanderthal  wird  wegen  seiner  aus- 
serordenllich  lohnenden,  im  allgemeinen  nicht  sehr 
schwierigen  und  dazu  noch  durch  mehrere  trefflich  ange- 
legte Klubhätten  erleichterten  Gipfeltouren  von  Touristen 
oft  besucht.  Eine  bedeutende  Zunahme  des  Fremdenver- 
kehrs brachte  der  Bau  der  Eisenbahnlinie  Spiez-Frutigen, 
die  sehr  wahrscheinlich  in  der  Lötschbergbahn  ihre 
Fortsetzung  erhalten  wird. 

Der  landschaftliche  Charakter  des  Kanderthales  Ist 
durch  die  Vereinigung  grosser  Gegen- 
ätze auf  kleinem  Raum  ein  höchst 
anziehender.  Herrliche  und  überra- 
schende Einblicke  gewinnen  wir  durch 
die  OefTnung  des  Kienthaies  auf  die  ma- 
jestätische Gruppe  der  Blümlisalp  und 
von  Frutigen  durch  das  Kanderthal 
selbst  auf  die  mächtige  Gruppe  Altels- 
Balmhorn.  Viel  besucht  werden  der 
tiefblaue  kleine  Blausee  bei  Mitholz  und 
der  einzigartige  Oeschinensee  in  seinem 
von  Eisfeldern  umrahmten  Fclsenkar. 
Den  besten  Ueberblick  über  das  Kan- 
derthal und  seine  Berge  gewährt  die 
Pyramide  des  Niesen,  auf  dessen  Gip- 
fel in  Bälde  eine  Drahtseilbahn  geführt 
werden  soll. 

An  Denkmälern  vergangener  Zeiten 
ist  das  Kanderthal  nicht  reich.  Erwäh- 
nenswert sind  in  dieser  Bezieliunc[  die 
Ruinen  der  Teilenburg  und  Felsenburg, 
deren  erslere  ausserhalb  Frutigen  den 
Eingang  ins  Thal  von  Kandergrund  be- 
herrscht, während  die  andere  über  dem 
Weiler  Mitholz  auf  einer  schwer  zugäng- 
lichen Felsenkujppe  steht.  Man  trifft  häu- 
fig originelle  Holzbauten  aus  älterer 
Zeit.  Immer  noch  lebendig  ist  auch  die 
Sitte,  die  Häuser  mit  frommen  Sprü- 
chen zu  verzieren.  Ueber  die  Geschichte 
des  Kanderthales  siehe  die  Artikel  Frutigen  und  Gaste- 
REN.  LiUeralur  :  Müller,  Ernst.  Spiez  und  KandeHhal, 
{Europ.  Wandprbilder.  200-202).  Zürich  4892.  —  Slelller, 


Karl.  Das  Frutigland.  Bern  1887.  —  Stettier  Karl.  Des 
Frvligtunds  Geschichte.  Bern  1901.-- Fellenberg,  Edm.  v. 
Die  wcstl,  Benier  Kalkalpen  . . .  {Iti- 
nerarium  des  S.  A.  C.  für  i882  und 
i883).  Bern  1882. 

KANQLI8CHBERQ  (Kt.  Uri).  2500 
m.  Lange  und  stark  geneigte  Rasen- 
terrasse, in  der  Felswand  zwischen 
Blackenstock  und  Schlossstock  .  und 
südl.  über  der  Surenenalp  und  dem  Su- 
renenpass. 

KANTCRDUN  (Kt.  Graubüoden, 
Bez.  Glenner,  Kreis  Ruis,  Gem.  Ober- 
sazen).  1233  m.  Gruppe  von  6  Häusern, 
am  rechtsseitigen  Hang  des  Vorderrhein- 
thales,13  km  wsw.  der  Station  Hanz  der 
Linie  Chur-Ilanz.  29  kathol.  Ew.  deut- 
scher Zunge.  Alp  Wirtschaft. 

KANZEL  und  KiENZELI  nennt 
man  einen  aussichtsreichen  Felsvor- 
sprung in  einer  Wand  oder  auf  einer 
Höhe  oder  endlich  einen  beherrschen- 
den Punkt  überhaupt. 

KANZBLFLUH  (Kt.  Uri).  2448  m. 
Gipfel,  in  einer  von  der  Gruppe  der 
Spannörter  ausgehenden  Verzweigung, 
die  gegen  das  Meienthal  zieht  und  mit 
der  Hauptkette  über  den  Murmel plank- 
stock  und  Wichelnlankstock  in  Verbin- 
dung steht.  Der  Kamm  der  Kanzelflnh 
trennt  mit  dem  Hohberg  die  beiden 
obersten  Verzweigungen  des  Meienthales  (Grossalp  und 
Kleinalp )  von  einander.  2,5  km  nö.  der  Sustenalp. 

KANZELQRABEN  oder  TELLBNBACHQRA- 
BEN  (Kt.  Luzern.  Amt  Willisau,  Gem.  Hergiswil  und 
Willisau  Land).  650-800  m.  25  Häuser,  im  Thal  der  ßuch- 
wiggcr  zerstreut  gelegen,  2  km  so.  Hergiswil  und  6  km 
s.  der  Station  Willisau  der  Linie  Langenthal-Wolhusen. 
147  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden  Hergiswil  und  Willisau. 
Wiesenbau  und  Viehzucht.  Waldungen. 

KANZELHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Interlaken). 
Gipfel.  S.  den  Art.  Wetterhorn  (Lauterbrunnen). 

KAPELBODEN  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz,  Gem. 
Jaun).  1028  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  des  Jaunbaches, 
600  m  so.  Jaun  (Bellegarde)  und  22  km  ö.  der  Station 
Bulle  der  Linie  Romont-Bulle.  Im  Sommer  Postwaffen 
Jaun-Boltigen.  11    Häuser,   76  kathol.    Ew.   deutscner 


Unterster  Abschnitt  des  Kanderthales. 

Zunge.  Kapelle.  Wiesenbau  und  Viehzucht.  Holzhandel. 

KAPELEN  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Burgdorf,  Gem.  Wi- 

nigen).   630   m.    Kleines  Dorf  und  Heilbad,  am  rechts- 


726 


KAP 


KAP 


seiti^en  Hang  des  Kapelengrabens,  4  km  b.j  der  Station 
Winiffen  der  Linie  Ölten-Bern.  20  Häuser,  178  [reform. 
Ew.  bchulhaus.  Viehzucht. 

KAPCLLC  (BKI  DKR)  (Kt.  Jreiburg,  Bez.  Sense, 
Gem.  Rechthalten).  869  m.  Gruppe  von  9  Häusern;  9,2 
km  so.  vom  Bahnhof  Freiburg  und  700  m  ö.  Rechthalten 
(Dirlaret).  49  kathol.  Ew.  deutscher  Zunge.  St.  Nikiaus- 
Kapelle.  Acker-  und  Wiesenbau,  Viehzucht. 

KAPELLE  (BEI  DER)  (Kt.  Uri,  Gem.  Splringen). 
1389  m.  Gruppe  von  Häusern  und  Hätten  mit  einer  Ka- 
pelle, auf  dem  Urnerboden  und  an  der  Klausenstrasse; 
14  km  nö.  Unterschächen  und  8  km  sw.  Linthal.  Post- 
ablage. Primarschule.  Gasthof  und  Wirtschaften.  Grösste 
Siedelung  auf  dem  Urnerboden  mit  einigen  während 
des  ganzen  Jahres  bewohnten  Häusern ;  steht  auf  einer 
aus  Sturzschutt  bestehenden  Anhöhe,  die  von  einem  in 
vorhistorischer  Zeit  vom  Leckistock  niedergebrochenen 
Bergsturz  herrührt. 

KAPELLE  (BEI  DER)  (Kt.  Un,  Gem.  Wassen).  Teil 
des  Dorfes  Meiend(erfli.  S.  diesen  Art. 

KAPF.  Häufiger  Lokalname  der  deutschen  Schweiz, 
immer  einer  beherrschenden  und  mehr  oder  weniger 
aussichtsreichen  Höhe  befgelfegt.  Der  Ausdruck  abzuleiten 
vom  Zeitwort  kapfen,  kanen,  gaffen  =  schauen.  Vergl. 
Brandstetter,  Jos.  L.  Signalpunkle  in  den  schweizer. 
Ortsnamen  (im  Geschichtsfreund.  Bd  44). 

KAPF  (Kt.  Aarffau,  Bez.  Muri,  (Jem.  Aristau).  462  m. 
Höchster  Punkt  des  Bergrückens  zwischen  dem  Reuss- 
und Bünzthal ;  1.2  km  nw.  Aristau  und  2,8  km  nö.  der 
Station  Muri  der  Linie  Aarau-Lenzbur^-Rotkreuz.  Schöne 
Aussicht  auf  die  beiden  Thäler.  Gastwirtschaft. 

KAPF  (Kl.  Appenzell  l.  R.,  Gem.  Oberegg).  615  m. 
Weiler,  2  km  no.  Altstätten  und  1  km  nw.  der  Station 
Lächingen  der  elektrischen  Strassen  bahn  Altstätten- 
Bemeck.  14  Häuser,  66  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Mar- 
bach.   Ackerbau.  Weberei  und   Stickerei.   Die  wegen  zu 

geringer  Sehülerzahl  1901  eingegangene  Primarschule  zu 
[apf  wird  schon  1735  erwähnt  und  war  eine  der  ältesten 
Landschulen  im  Kanton. 

KAPF  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nidau,  C^em.  Twann).  553 
m.  Bauernhof,  auf  dem  letzten  Ausläufer  der  kleinen 
Kette  der  Trämelfluh  bei  Twann,  links  über  dem  Bieler- 
see.  Valangien  und  Hauterivien  mit  Fossilien. 

KAPF  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Simmenthai,  Gem. 
Heutigen).  620  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  links  über 
dem  hier  sehr  schroffen  Steilufer  der  Simme,  an  der 
Strasse  Thun-Wimmis;  900  m  so.  Heutigen  und  1,5  km 
n.  der  Station  Wimmis  der  Linie  Spiez-Zweisimmen.  22 
reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

KAPF  (Kt.  Luzern,  Amt  Hochdorf,  Gem.  Emmen). 
516  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  auf  einer  Anhöhe ;  2,5  km 
nw.  Emmen  und  2,2  km  -nw.  der  Station  Emmenbrücke 
der  Linie  Luzern-Olten.  35  kathol.  Ew.  Landwirtschaft. 
Schöne  Aussicht  auf  Luzern   und  Umgeiting. 

KAPF  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster, 
Gem.  Amden).  1670  m.  Zwei  Spitzen  im 
w.  Ausläufer  des  Leislkamms,  durch  den 
Beerenbach  vom  Bergkörper  abgetrennt; 
n.  über  ßetlis.  Fallen  beide  schroff  zum 
Walepsee  ab.  Der  niedrigere  W.-Punkt 
heisst  auch  Stock  und  trägt  an  seinem 
N.-Hang,  der  sog.  Stockseite,  in  1071 
m  und  6  km  ö.  Amden  einige  Hütten. 

KAPF  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Tablat, 
Gem.  Wittenbach).  591  m.  Gruppe  von 
5  Häusern,  über  dem  linken  Ufer  der 
Sitter;  1  km  nw.  Wittenbach  und  5  km 
sw.  der  Station  Mörswil  der  Linie  St. 
Gallen-Rorschach.  45  kathol.  Ew.  Land- 
wirtschaft. 

KAPF  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem. 
Zumikon).  750  m.  Gruppe  jon  7  Häu- 
sern, am  Hang  der  Pfannenstielkelte ; 
1,5  km  ö.  Zumikon  und  5  km  onö.  der 
Station  Küsnacht  der  rechtsufrigen  Zü- 
richseebahn (Zürich  -  Meilen  -  Happers  - 
wil).  31  reform.  Ew. 

KAPF  (HINTER  und  VORDER),  ferner  HÜTTLI- 
KAPF  und  8CHWANDKAPF  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Signau,   Gem.  Eggiwil).  1030*947  m.  Zerstreut  gelegene 


Höfe,  3  km  wsw.  Eggiwil  und  7  km  so.  der  Station  Sig- 
nau der  Linie  Bem-Luzern.  24  Häuser,  157  reform.  Ew. 
Käserei. 

KAPF  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Luzern,  Amt  Wil- 
lisau, Gem.  Hergiswil).  864  und  846  m.  Zwei  Gruppen  von 
je  2  Häusern;  1,7  und  2,5  km  so.  Herfiswil,  auf  den 
Höhen  zwischen  der  Enziwieger  und  Bucnwieger  ;  7  und 
8  km  SSW.  der  Station  WilTisau  der  Linie  Langenthal- 
Wolhusen.  39  kathol.  Ew.  Viehzucht. 

KAPF  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  St.  Collen,  Bez. 
Gossau,  Gem.  Gaiserwald).  675  und  65im.  Zwei  Gruppen 
von  zusammen  5  Häusern,  auf  einer  Terrasse  hoch  über 
dem  linken  Ufer  der  Sitter;  1  km  nö.  Engelburg  und  5,5 
km  nw.  vom  Bahnhof  St.  Gallen.  31  kathol.  Ew.  Kirch- 
gemeinde Engelburg.  Viehzucht.  Die  Bewohner  arbeiten 
in  den  Stick fabriken  der  benachbarten  Ortschaften  und 
beschäftigen  sich  auch  mit  Stickerei  als  Hausindustrie. 

KAPFENBERQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster).  621  m. 
Bewaldeter  Felskopf,  höchster  Punkt  des  HöhenzuRes.  an 
dessen  S  -Pubs  Wesen  liegt.  Der  Urgonkalk  des  Kapfen- 
bergs  ist  stark  zerklüftet  und  stellenweise  zu  ganzen  Höh- 
len' ausgewaschen,  deren  bekannteste  die  sog.  Geiststube 
ist. 'Eine  Spalte  durchzieht  den  Berg  von  oben  bis  unten, 
wieder  Umstand  beweist,  dassein  vor  einigen  Jahren  oben 
in  sie  gefallener  Hund  später  am  Bergfuss  wieder  zu  Tage 
kam.  Schöne  Aussicht  auf  den  Walensee  und  Umgebung. 
Sehr  beliebtes  Ausflugsziel  der  Kurpste  von  Wesen.  Zu 
Oberst  auf  dem  Berg  stehen  noch  emige  armselige  Trüm- 
mer einer  ehemaligen  Burg. 

KAPFENPLANKBN8TOCK  oder  RÜCHEN  (Kt. 
Uri).  2629  m.  Gipfel,  in  der  Gruppe  der  Spannörter,  zwi- 
schen Erstfelderthal  und  Leutschalpthal,  unmittelbar  über 
dem  kleinen  Obersee.  (renauer  genommen  verstehen  die 
Sennen  der  Leutschalp  unter  dem  Namen  des  Kapfen- 
plankenstockes  nur  einen  dem  Kuchen  vorgelagerten 
Felskopf. 

KAPPEL,  KAPPBLBN.  Häufiger  Ortsname  der 
deutschen  Schweiz,  für  sich  allein  oder  in  Zusammen- 
setzungen vorkommend.  Vom  mittellatein.  capella  = 
kleine  Kirche.  Kapelle. 

KAPPEL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggenbure). 
637  m.  (Jem.  und  grosses  Pfarrdorf,  am  rechten  Ufer  der 
Thur  und  an  der  Toggenburgerstrasse ;  26,5  km  sw. 
St.  Gallen.  Ebnat-Kappel  ist  Endstation  der  von  Wil  aus- 

fehenden  Toggenburv^erbahn.  Postbureau,  Telegraph, 
'elephon.  DieTvemeinofe  besteht  aus  zwei  ungleich  grossen 
Abteilungen,  deren  kleinere  nordwestliche  einzig  das  Dorf 
Kappel  umfasst  und  ganz  von  der  Gemeinde  Kbnat  um- 
schlossen ist,  während  die  grössere  südöstliche  zu  bei- 
den Seiten  der  Thur  liegt  und  die  Weiler  und  Häuser- 
gruppen Bendel,  Blomberg,  Brandholz.  Brüggli,  Giesel- 
bach,  Horben,  Letz,  Lupfertwil,  Schwand,  Steinen- 
bach, Steinthal  und  Wintersberg  umfasst.  Gemeinde: 
408  Häuser,  2187  zur |Mehrzahl   reform.   Ew.;    Dorf:  91 


Kappel  im  Toggenborg,  von  SQdosten. 

Häuser,  734  Ew.  Von  grosser  Bedeutung  ist  hier  die  indu- 
strielle Tätigkeit.  Grosse  Webereien,  Stickereien  und  Fär- 
bereien. Bedeutendes  Holzmanufaktur-  und   Teigwaaren- 


KAP 


KAP 


727 


geschäft.  Käsereien.  Wasserversorgung  mit  Hydrantennetz, 
elektrisches  Licht.  Schöne  Schulhäuser.  Gemeinsam  mit 
Ebnat  ein  Sekundarschulhaus  mit  Turnhalle.  Zahlreiche 
Gesang-  und  Musikvereine.  Kappel,  das  mit  Ebnat  eigent- 
lich nur  ein  einziges  Dorf  bildet,  ist  schön  gelegen  und 
besteht  aus  sehr  schmucken  Häusern,  deren  jedes  seinen 
kleinen  Garten  besitzt.  Tannenwaldungen,  Wiesen  und 
Weiden.  Kräftigende  Luft,  windgeschützte  Lage.  Beliebte 
Sommerfrische.  Der  Ort  wird  als  Capella  zum  erstenmal 
1213  erwähnt  und  hatte  schon  längst  seine  eigene  Kirche, 
als  er  noch   immer  zum  Kloster  Neu  St.  Johann  einge- 

Sfarrt  war.  Nachher  wurden  die  Katholiken  zu  Wattwil, 
ie  Reformierten  zu  Krummenau  pfarrgenössig.  Seit  1620 
eigene  katholische  und  seit  1679  reformierte  Kirchge- 
meinde. Erste  reformierte  Kirche  1822  erbaut.  Am  26. 
Juli  1854  zerstörte  eine  Feuersbrunst  71  Häuser  und  die 
beiden  Kirchen,  die  seither  wieder  aufgebaut  worden 
sind. 

KAPPEL  (Kt.  Solothum,  Amtei  Olten).  427  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  am  W.-Fuss  des  Born  und  im  untern  Ab- 
schnitt des  Thaies  der  Dünnem ;  1  km  so.  der  Station 
Hägendorf  der  Linie  Olten-Biel.  Postablage.  87  Häuser, 
o3fl  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Holz  Verarbei- 
tung. Ein  Teil  der  Bewohner  arbeitet  in  den  Fabriken 
von  Olten.  Mühle.  Steinbrüche.  Heimat  des  Volksschrift- 
stellers Bernhard  Wyss  (f  1889).  Am  Born  Alemannen- 
gräber. Die  Wallfahrtskapelle  zum  Kreuz  enthält  eine  im 
spätgotischen  Stil  gehaltene  Holzstatuette  der  h.  Bar^ 
bara. 

KAPPCL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Affoltern).  576  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  an  der  Grenze  gegen  den  Kanton  Zug,  an 
der  Kreuzung  der  Strassen  Zürich-Albis-Zug^und  Affoltem- 
Sihlbrugg;  5  km  n.  der  Station  Baar  der  Linie  Zürich- 
Thalwil-Zug.  Postablage^  Telephon.  Gemeinde,  mit  Haupti- 
kon,  Allenwinden,  Näfenhäuser  und  Uerzlikon :  92  Häu- 
ser, 697  Ew.  (wovon  73  Katholiken) ;  Dorf  mit  dem  Armen- 
haus :  10  Häuser,  222  Ew.  Landwirtschaft.  Bezirksarmen- 
haus und  Korrektionsanstalt,  beide  1835  gegründet.  Jenes 
ist  gemeinsames  Eigentum  aller  Gemeinden  des  Bezirkes, 
während  diese  eine  gemeinnützige  Stiftung  ist,  in  der  140 
Insassen  sich  mit  Landwirtschaft,  Herstellung  von  Papier- 
säcken und  Strohflechterei  beschäftigten.  Seit  1894  besteht 
hier  auch  ein  von  der  Gemeinnutzigen  Gesellschaft  des 
Bezirkes  erstelltes  Krankenhaus  mit  16  Betten.  Die  Zister- 
zienserabtei zu  Kappel  wurde  1185  vom  Freiherm  Wal- 
ter n.  von  Eschenbach  und  seinen  Geschwistern  ge- 
stiftet und  gelangte  bald  durch  zahlreiche  Schenkungen 
zu  grossem  Beichtum,  so  dass  sie  im  Amt,  am  Zürichsee 
und  in  anderen  Gegenden  viele  Höfe  und  Weinberge  be- 
sass.  Mit  der  Mehrung  des  Besitzes  rissen  aber  auch  Un- 
ordnung und  Zuchtlosigkeit  unter  den  Mönchen  ein.  Bei 
der  Teilung  des  Aargaus  kam  die  Gemeinde  1415  an  die 
Stadt  Zürich,  deren  Burgerrecht  das  Kloster  schon  1403  er- 
worben hatte.  1443  ward  es  von  den  Eidgenossen  geplündert 
und  zerstört,  aber  bald  wieder  aufgebaut,  worauf  es  zu 


mals  aufgebaut.  Der  letzte  Abt  des  Klosters,  der  dem  Refor- 
mator Ulrich  Zwingli   befreundete  Wolfgang  Joner,  war 


Kappel  im  Kanton  Zürich. 

neuer  Blüte  gelangte,  um  unter  der  Leitung  unwürdiger 
Aebte  (Ulrich  Trinkler  u.  A.)  neuerdings  in  Zerfall  zu  gera- 
ten. 1493  ein  zweitesmal  durch  Feuer  zerstört  und  noch- 


Schlaohtfeld  von  Kappel. 

zugleich  der  bedeutendste  aller  seiner  bisherigen  Leiter. 
Er  berief  1523  Heinrich  Bullinger  aus  Bremgarten  als 
Lehrer  an  die  Klosterschule.  Joner  und  seine  Mönche 
traten  zur  Reformation  über;  1525  entfernte  man  die 
Bilder  aus  der  Klosterkirche  und  schafiTte  die  Messe  ab, 
worauf  1527  Abt  und  Konvent  das  Stift  an  die  Regierung  zu 
Zürich  abtraten.  Die  bisherigen  Mönche  wirkten  zum  Teil 
als  Pfarrer  und  Prediger  der  neuen  Lehre.  Die  Stadt 
Zürich  errichtete  hierauf  im  Kloster  Kappel  eine  Schule, 
in  der  eine  Anzahl  fähiger  und  hoffnungsvoller  Knaben 
der  Stadt  zu  Prädikanten  und  Schulmeistern  gebildet 
werden  sollten.  Diese  Anstalt,  an  der  Wolfgang  Joner, 
Heinrich  Bullinger,  Peter  Simmler,  Job.  Frei  u.  A.  wirk- 
ten, wurdel547  in  den  Kappelerhof  zu  Zürich  verlegt.  Kap- 
pel ist  auch  aus  den  Religionskriegen  des  16.  Jahrhunderts 
bekannt.  Hier  fand  am  11.  Oktober  1531 
die  blutige  Schlacht  zwischen  den  re- 
formierten Zürchern  und  Katholiken 
statt,  in  der  Ulrich  Zwingli  fiel  und 
Hans  Kambli,  Uli  Denzler,  Adam  Näf 
u.  A.  das  Banner  Zürichs  retteten.  Die 
vom  Feind  erbeutete  und  bewahrte  Rüs- 
tung und  das  Schwert  Zwingiis  wurden 
1847  an  Zürich  zurückgegeben  und  be- 
finden sich  jetzt  zusammen  mit  dem 
Schwert  von  Adam  Näf  im  Schweizeri- 
schen Landesmuseum.  Die  Stelle,  wo 
Zwingli  fiel,  ist  seit  1838  durch  einen 
Granitblock  mit  Inschriften  auf  zwei- 
eisernen Tafeln  bezeichnet.  Die  in  Form 
eines  Kreuzes  gebaute  Klosterkirche 
enthält  prachtvollen  Schmuck  und  ist 
noch  heute  eine  Zierde  des  Ortes.  Kap- 
pel gehörte  bis  1798  zur  Landvogtei 
Knouau.  (Vergl.  Mitteilungen  der  anti- 
Quai\  Gesellschaft  in  Zürich.  Band  2, 
ö,  18,  23.  —  Meyer  v.  Knonau,  Ger. 
Regesten  der  Zisterzienserabtei  Kappel,  Chur  1850).  Auf 
dem  Rüteli  bei  Uerzlikon  befand  sich  einst  ein  Fischteich, 
an  dem  man  eine  zürcherische  Brakteate  gefunden  hat. 


758 


KAP 


KAR 


KAPPEL.  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur«  Gem.  Hagen- 
buch). 562  m.  Weiler;  3  km  sw.  Hagenbach  und  3,5  km 
nnw.  der  Station  Elgg  der  Linie  Zürich-Winterthur- 
St.  Gallen.  iO  Häuser,  49  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Elgg. 

KAPPELEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarberg).  446  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  am  linken  Ufer  des  alten  Aarelaufes 
und  in  vollkommen  ebenem  Gelände  gelegen;  2,5  km  n. 
der  Station  Aarberg  der  Linie  Lausanne-Payerne-Lyss. 
Postablage,  Telegraph,  Telephon;  Postwagen  Aarberg- 
Biel.  Gemeinde,  mit  Werd,  Ober  Werdhof  und  Unter 
Werdhof:  132  Häuser,  799  reform.  Ew. ;  Dorf :  92  Häuser, 
563  Ew.  Wiesenbau,  Bau  von  Zuckerrüben  und  Zucker- 
erbsen (zur  Konservenfabrikation).  In  der  Nähe  führte  die 
z.  T.  noch  gut  erhaltene  Römerstrasse  von  Calida  Aqua 
nach  Petinesca  vorbei.  Nordwestl.  vom  Dorf  finden  sich 
zu  beiden  Seiten  dieses  soff.  Heidenweges  noch  Reste  von 
Römerbauten.  Die  Gegenof  schon  früh  besiedelt.  Königin 
Bertha  stiftete  in  Werd  eine  heute  wieder  verschwundene 
Kapelle.  Schon  1247  stand  die  Kirche  zu  Kappelen  unter 
dem  Kloster  Gottstatt,  dem  die  Kollatur  der  Pfarrei  bis 
zur  Reformation  verblieb.  Zu  Ende  des  13.  Jahrhunderts 
wurde  die  Dorfkirche  von  den  schon  seit  langer  Zeit  mit 
den  Bernem  im  Kampf  stehenden  Freiburgem  durch 
Feuer  zerstört,  wofür  sie  1293  dem  Kloster  (}ottstatt  als 
dem  Patron  dieser  Kirche  eine  Entschädigung  bezahlen 
mussten.  Nach  der  Reformation  ging  das  Kircnengut  an 
Bern  über.  Die  in  Kappelen  zu  Beginn  des  16.  Jahrhun- 
derts stattgefündenen  Hexenprozesse  haben  dem  Ort  zu 
dem  heute  noch  gebräuchlichen  Uebernamen  Hexenkap- 
pelen  verholfen.  Vor  der  Korrektion  der  Juragewässer 
haben  das  Dorf  und  ein  Teil  des  Gemeindebodens  (die 
sog.  Pümizei,  vom  latein.  pemicies  =  Verderben)  viel 
unter  Ueberschwemmungen  zu  leiden  ffehabt;  seither 
haben  sich  Bodenertrag  und  Wohlstana  merklich  ge- 
hoben. 1255 :  La  Ghapela. 

KAPPELEN  (Kt  Bern,  Amtsbez.  Frutigen,  Gem. 
Kandergrund).  Teil  von  Kandersteg.  S.  diesen  Art. 

KAPPELEN  (HINTER)  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern, 
Gem.  Wohlen).  Dorf.  S.  den  Art.  Hinterkappelen. 

KAPPELI  (Kt.  und  Bez.  Zürich,  (^em.  Altstetten). 
407  m.  Teil  des  Dorfes  Altstetten,  1  km  so.  der  Station 
Altstetten  der  Linie  Zürich-Baden-Brugg.  24  Häuser,  160 
reform.  Ew. 

KAPPEI.I8ACKER  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem. 
Bolligen).  575  m.  Gruppe  von  6  Häusern;  1,5km  nw.Bol- 
ligen  und  2,5  km  so.  der  Station  ZoUikofen  der  Linie 
Bern-Biel.  58  reform.  Ew.  Landwirtschaft.  In  der  Nähe 
die  Steinbrüche  von  Stockern. 

KAPPEI.I.ERHOF(OBER  und  UNTER)(Kt.  Aar- 
gau, Bez.  und  Crem.  Baden).  373  m.  Gruppe  von  10  Häu- 
sern, am  linken  Ufer  der  Limmat  und  an  der  Strasse 
Baden-Brugg ;  1,7  km  nw.  der  Station  Baden  der  Linie 
Zürich-Baden-Brugg.  68  kathol.  Ew.  Kapelle.  Landwirt- 
schaft. Elektrizitätswerk  der  Stadt  Baden. 

KARI.I8HUB  (Kt.  Thuipu,  Bez.  Münchwilen,  Gem. 
Tobel).  600  m.  Gruppe  von  8  Häusern;  1,2  km  so.  Tobel 
und  6  km  n.  der  Station  Wil  der  Linie  Zürich-Winter- 
thur-St.  Gallen.  44  kathol.  und  reform.  Ew.  Kirchge- 
meinden Tobel  und  Affeltrangen.  Wiesen  und  Wald. 

KARLSHAUSEN  oder  KAI.8HAU8EN  (Kt.  St. 
Gallen,  Bez.  Tablat,  Gem.  Muolen).  496  m.  Gruppe  von  5 
Häusern;  700  m  so.  Muolen  und  5  km  so.  der  Station 
Amriswil  der  Linie  Zürich-Winterthur-Romanshorn.  32 
kathol.  Ew.  Obstbau,  Viehzucht.  Käserei. 

KARREN  oder  SCHRATTEN»  französisch  Lüpier, 
lAPiAZ.  So  nennt  man  die  auf  Kalksteinmassen,  die  der 
Nässe  ausgesetzt  sind,  sich  bildenden  Vertiefungen  und 
Wasserrinnen,  die  sich  mit  der  Zeit  ausserordentlich  er- 
weitern und  verzweigen  und  dann  ^anze  weite  «  Karren- 
felder ))  bilden  können.  Hier  wird  die  Felsoberlläche  bald 
von  engen,  bald  wieder  von  weiten,  un regelmässigen  Rin- 
nen und  Löchern  durchbrochen.  Die  dazwischen  stehen 
febliebenen  Rippen  und  Kämme  sind  zumeist  scharf- 
antig  und  rauh,  oft  sogar  messerscharf.  Dabei  behält  die 
ganze  ausgezackte  und  durchbrochene  Gesteinsmasse  ihren 
soliden  Zusammenhang,  so  dass  lose  Trümmer  sich  selten 
finden.  Die  Ursache  der  Karrenbildung  ist  eine  chemische 
Zersetzung  des  Kalksteins  durch  Regen  wasser  und  schmel- 
zenden Schnee.  Karren  können  in  jedem  feuchten  Klima 


entstehen,  finden  sich  aber  hauptsächlich  da,  wo  Schnee 
lange  liegt  und  sein  Schmelzwasser  die  Unterlage  wäh- 
rend desgrössten  Teiles  des  Jahres  nass  erhält,  d.  h.  also 
in  der  Nahe  der  Schneelinie.  Viele  der  hoch  gelegenen 
Karrenfelder  werden  nach  schneereichem  Winter  in  kal- 
ten und  nassen  Sommern  überhaupt  nicht  schneefrei, 
während  tiefer  unten  oder  in  günstiger  Lage  in  warmen 
Jahren  in  den  Karrenlöchem  Humus  und  Pflanzen- 
samen sich  ansammeln,  aus  denen  dann  Alpenpflanzen 
sich  entwickeln,  die  als  kriechende  Polster  bald  ganze 
grosse  Flächen  überkleiden  können.  €  Wunderbar  glänzt 
im  Sommer  die  Farbenpracht  der  Blüten  mitten  aus  dem 
weiss^rauen,  kahlen  Karrenfeld.  Die  Löcher  und  Furchen 
der  wilden  Gesteinsfläche  füllen  sich  durch  das  Absterben 
der  untern  Pflanzenwurzeln  mehr  und  mehr  mit  Humus- 
erde an,  die  Ast-  und  Wnrzelgeflechte  benachbarter  Kolo- 
nien verweben  sich,  und  allmählig  ragen  nur  noch  die 
höchsten  Karrenkämme  steinig  rauh  aus  der  immer  dich- 
ter, dicker  und  zusammenhängender  wachsenden  Pflan- 
zendecke hervor,  und  endlich  .  .  .  werden  auch  diese 
letzten  Rippen  unter  der  schwellenden  Pflanzendecke  be- 
graben.» Zu  Karren  ausgebildet  werden  namentlich  Flä- 
chen von  reinem  Kalkstein  (Urgon  oder  Schratten  kalk 
und  Malm  oder  Hochgebirgskalk),  während  unreine  Kalke 
und  andere  Felsarten  durch  Verwitterung  und  Frost  in 
ein  Haufen  werk  von  Grus  und  Trümmern  aufgelöst  wei^ 
den  (Blockgipfel  und  Felsenmeere).  Sehr  schöne  und 
typische  Karren  sieht  man  z.  B.  an  der  Silt>em,  auf  der 
Karren-  und  Rädertenalp  im  Kanton  Schwyz,  am  Matt- 
stock bei  Amden,  in  der  Mulde  des  so?.  Grossen  Schnees 
am  Säntis,  im  Melchthal  etc.  Vergl.  Heim,  Alb.  Einige» 
über  die  Verwitterungsformen  der  Berge.  (Neujahrt- 
blatt  der  Naturforsch.  Gesellsch.  in  Zürich  auf  iSlA). 
Zürich  1873.  —  Femer  Schweizer,  Idiotikon.  Band  IlL 
S.  422. 

KARRENALP  oder  KARRETALP  (Kt  und  Bez. 
Schwyz).  1770-2100  m.  Abteilung  der  grossen  Karrenregion 
im  SO. -Abschnitt  des  Kantons  Schwyz,  zwischen  dem 
Pragelpass  und  Urnerboden  und  dem  Bisithal  und  der 
Grenze  gegen  den  Kt.  Glarus.  Grösstes  Karrenfeld  der 
Schweiz,  weites  und  einförmiges  Hochplateau  fast  ohne 
Pflanzenkleid.  Wird  begrenzt  im  S.  durch  die  hohen 
Zackenmauern  der  Märenberge  und  Jägemstöcke,  im  O. 
durch  den  vom  Ortstock  bis  zum  Bösen  Faulen  in  gewun- 
dener Linie  verlaufenden  Steilabfall  zum  Linththal,  dem 
Einschnitt  der  Dreck  loch  Alp  und  des  Rossmatterthales 
(w.  darüber  die  Silbern  2314  m)  und  im  N.  und  W. 
gegen  den  Pragelpass  und  das  Bisithal  durch  eine  Reihe 
von  steilen  Felshängen.  Die  Karrenalp  ist  ein  unregel- 
mässiges Feld,  auf  dem  Senken,  breite  Plateauflächen 
und  Rücken  miteinander  abwechseln,  aber  nur  wenige 
eigentliche  Gipfel  stehen.  Solche  sind  der  Hohe  Turm 
(2672  m),  der  Pfannenstock  (2572  m)  und  n.   davon   der 

f^ezackte  Kratzemgrat.  Die  Silbern,  Twärenen,  die  Mand- 
ieffg,  der  Kupferberg  etc.  sind  nur  breit  ausladende 
Höhenrücken,  die  ihre  Um^bungen  nicht  stark  über- 
ragen. Abwechslungsreicher  m  ihren  Formen  sind  wieder 
die  die  Karrenalp  umgrenzenden  Kämme  und  Gipfel, 
deren  höchster  der  Böse  Faulen  (2804  m)  ist.  Als  einzige 
nennenswerte  Furchen  greifen  in  dieses  Gebiet  ein  das 
vom  Bisithal  gegen  NO.  zwischen  den  Pfannenstock  und 
Kratzerngrat  sich  hinaufziehende  Rätschthal  und  die  von 
da  gegen  das  Rossmatterthal  sich  senkende  Kratzern- 
und  Drecklochalp.  Diese  Furche  bildet  zugleich  die  geo- 
logische Grenze  zwischen  der  Kreide  (vorzüglich  Urgon) 
im  N.  und  dem  Jura  (Malm)  im  S.  Ein  Gebiet  wie  das 
der  Karrenalp  kann  naturgemäss  die  Ausbildung  von  ei- 
gentlichen Alp  weiden  nur  wenig  begünstigen.  Die  Karren- 
alp im  engern  Sinn  umfasst  800  ha  Fläche,  wovon  nur 
224  als  Alpweide  angesprochen  werden  können  und  16 
weitere  sumpfige  Wiesen  bilden.  Von  der  benachbarten, 
550  ha  grossen  C^lattalp  können  380  ha  zu  Weidezwecken  be- 
nutzt werden.  Beide  Alpen  werden  zusammen  befahren  und 
nähren  während  etwa  5-7  Wochen  rund  450  Kühe.  Das 
Karrengebiet  als  ganzes  misst  etwa  5460  ha,  wovon  1084 
ha  oder  20%  auf  eigentliche  Alpweiden,  447  ha  oder  8% 
auf  Wald  und  21  ha  auf  Sumpfwiesen  entfallen.  72%  der 
Fläche  sind  völlig  unproduktiv.  Wald  findet  sich  beson- 
ders im  NW.  (ßödmern-  und  Mittewald,  zusammen  430 
ha),  im  Rätschthal  und  auf  der  Brust-  und  Thoralp  (zu- 


KAR 


KAS 


729 


sammen  17  ha).  An  allen  andern  Stellen  fehlt  jeglicher 
Baumwachs.  Im  Ganzen  sömmem  auf  den  Alpen  des 
Karrengebietes  während  6-8  Wochen  1534  Kühe.  3  Hüt- 
ten in  1770, 1869  und  2096  m.  Vergl.  den  Art.  Karren. 

KARRENSTOCK  (Kt.  GlarusJ.  2424  m.  Gipfel,  in  der 
Gruppe  der  Freiberge;  in  der  vom  Kärpfstock  nachN.aus- 
zweigenden  und  bis  zumGandstock  ziehenden  Kette  w.  über 
dem  Sernfthal;  zwischen  Gandstock  und  Berglihorn ;  6  km 
so.  Schwanden  und  4  km  w.  Matt.  Die  zerfressene  und  ge- 
zackte Verrucanospitze  des  Karrenstockes  beherrscht  die 
Niedern-  und  Berglialp.  Selten  bestiegen. 

KARRENSTOCK  (Kt.  und  Bez.  Schwvz).  1292  m. 
Nördlichster  Gipfel  der  kurzen  Kette,  die  sich  vom  Drus- 
berg nach  N.  zwischen  die  Thäler  der  Sihl  und  Stillen 
Waag  einschiebt  und  dicht  bewaldet  ist;  1  km  ssw.  vom 
Dorf  Studen  und  2  km  nö.  Unter  Iberg.  Besteht  aus  eocä- 
nem  und  oligocanem  Flysch,  der  etwas  weiter  s.  von  den 
Kreidebergen  abgelöst  wird. 

KARRER8HOI.Z  (Kt.  St.  Gallen.  Bez.  Rorschach, 
Gem.  Steinach).  450  m.  Häusergruppe  mit  kleinem  Schloss. 
auf  einer  mit  Obstbäumen  bepflanzten  schönen  Anhöhe; 
1,6  km  s.  Steinach  und  3  km  nö.  der  Station  Mörswil  der 
Linie  St.  Gallen-Rorschach.  Telephon.  6  Häuser,  39 
kathol.  Ew.  Acker-,  Obst-  und  Weinbau.  Fremden- 
pension. Sommerfrische  und  Ausflugsziel.  Schöne  Aus- 
sicht auf  den  Bodensee.  Hiess  früher  Hof  im  Holz  und 
erhielt  1435  mit  Nänkersberg  zusammen  den  heutigen 
Namen. 

üftKARRHORN  (Kt.  Bern  und  Wallis).  2132  m.  Felsi- 
ger Gipfel,  NO.-Ausläufer  des  Schlauchhorns  (2587  m) ;  s. 
über  Gsteig  und  sw.  über  der  Berner  Seite  des  Sanetsch- 
passes;  zwischen  dem  Karrenfeld  des  Verlomenbergs 
einerseits  und  der  Stierenbergalp  und  Alpe  de  la  Boite- 
rie  andererseits.  Bildet  das  W.-Ende  der  Mulde  von  La 
Boiterie  (Sanetschpass),  besteht  aus  weissem  Urgonkalk 
und  wird  im  S..  W.  und  N.  von  Hauterivien  umgeben. 

KARSTENBOHL.  (Kt.  und  Bez.  Zürich.  Gem.  Alt- 
stetten).  408  m.  Teil  des  Dorfes  Altstätten  ;  1  km  w.  der 
Station  Altstetten  der  Linie  Zürich-Baden-Brugg.  5  Häu- 
ser, 43  reform.  Ew.  Römische  Ueberreste  und  Alemannen- 
gräber. 

KARTHAUSB  oder  KARTHUS  (Kt.  Thurgau,  Bez. 
Frauenfeld,  Gern,  Uesslingen).  Weiler  und  ehemal.  Klos- 
ter. S.  den  Art.  Ittingen. 

KARTIGBI.  (Kt.  Un).  2500-1300  m.  Kleines  Thal; 
steifft  vom  Fleckistock  gegen  NO.  ab  und  mündet  bei 
DörTli  4  km  nw.  der  Station  Wassen  der  Gotthardbahn 
von  rechts  auf  das  Meienthal  aus.  Der  ganze  obere  Ab-, 
schnitt  vom  Kartigelfirn  bedeckt  und  in  der  Mitte  von 
einem  Felsriegel  gequert.  Nur  an  seinen  tiefsten  Hängen 
etwas  bewaldet 

KARTIGEiIfIRN  (Kt.  Uri).  2900-2400  m.  Grosses 
Fimfeld,  hinten  über  dem  Kartigelthal  und  an  den  Hän- 
gen des  Fleckistockes,  Winterberges  und  Kühpia nken- 
stockes.  2,5  km  sw.  der  Häusergruppe  Bei  der  Kapelle 
im  Meienthal.  Geht  seit  einer  Reihe  von  Jahren  stark 
zurück. 

KA8BREN.  Altertümliche  Form  für  Käseren  =  bei 
der  Käshütte. 

KASBREN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Zürich,  Bez. 
Horgen,  Gem.  Hirzel).  770  und  745  m.  Zwei  Gruppen 
von  zusammen  6  Häusern;  1,5  km  nw.  Hirzel  und  2  km 
so.  der  Station  Sihlbrugg  der  Sihlthalbahn.  35  reform.  Ew. 

KÄSERN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen,  Gem.  Rohr- 
bach). 610  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am  linken  Ufer  der 
Langeten  und  1  km  ssö.  der  Station  Rohrbach  der  Linie 
Langenthai- Wolhusen.  68  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 
Leinen tuch Weberei.  Korbfabrikation. 

KASTANIENBAUM  (Kt.  und  Amt  Luzern,  Gem. 
Horw).  449  m.  Haus,  Gasthof  und  schlossartige  Villa,  zu- 
sammen mit  einer  Anzahl  von  zerstreuten  Häusern  am  O.- 
Rand der  Halbinsel  von  Horw  und  am  Vierwaldstättersee 
prachtvoll  gelegen ;  3,5  km  so.  der  Station  Horw  der  Brü- 
nigbahn  (Luzern-Brienz).  Dampfschifi'station.  Postablage, 
Telephon.  30  Häuser,  183  kathol.  Ew.  Wiesen-,  Gemüse- 
und  Obstbau,  Viehzucht,  Fremdenindustrie. 

KASTEL,  KASTELEN,  KASTELL,  KASTBLS. 
Ortsnamen  der  deutschen  Schweiz,  für  sich  allein  oder 
in  Zusammensetzungen  etwa  50  mal  vorkommend.  Bezeich- 
nen eine  noch  stehende  oder  bereits  in  Trümmern   lie- 


gende feste  Burg,  eine  Siedelung  mit  einstiger  Burg 
oder  auch  einen  burgartigen  Felskopf.  Vom  latein. 
ccutellum, 

KASTEL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Münster).  Gem.  und 
Dorf.  S.  den  Art.  Chatillon. 

KASTEL  (Kt.  Thui^au,  Bez.  Kreuzungen,  Gem.  Tä- 
gerwilen).  Schlossgut.  S.  den  Art.  Castel. 

KASTEL  (GROSS  und  KLEIN)  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Visp).  2832  und  2524  m.  Zwei  Gipfel,  SO.-Ausläufer  des 
Brunegghoms  (3846  m):  in  der  Uruppe  des  Weisshorns 
von  Randa,  links  über  der  Matter  Visp.  Prachtvolle  Aus- 
sicht auf  die  NO.-Flanke  des  Weisshorns  und  die  Mischa- 
belgruppe. Von  der  Station  Randa  der  Linie  Visp-Zermatt 
in  34  Stunden  leicht  zu  erreichen. 

KASTELBACH  (Kt.  Bern  und  Solothum).  780-335  m. 
Bach,  durchfliesst  das  kleine  Thal  von  Kasteloerg  in  der 
Richtung  nach  NW.  und  N.  und  mündet  nach  9  km 
lanffem  Lauf  zwischen  Zwingen  und  Grellingen  von  rechts 
in  die  Birs. 

KASTELEN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Brugg,  Gem.  Ober- 
flachs). 443  m.  Burg,  am  S.-Hang  des  Dreierberffs,  900 
m  w.  Oberflachs.  Ursprünglich  standen  hier  die  beiden 
nur  durch  einen  Graben  getrennten  Burgen  Kastelen  und 
Ruchenstein,  deren  letztere  von  Hans  Ludwig  von  Erlach, 
ihrem  Besitzer,  ihres  baufälligen  Zustandes  wegen  1642 
abgetragen  wurde.  1300  trat  Anna  von  Ruchenstein  ihren 
Anteil  an  Burg  Kastelen  ihrer  Tochter  ab.  In  der  Folge 
war  die  Burg  Eigentum  des  Edelgeschlechtes  der  Schen- 
ken von  Casteln;  dann  kam  sie  der  Reihe  nach  an 
mehrere  Berner  Patriziergeschlechter  (z.  B.  an  die  von 
Mülinen  und  von  Erlach).  Der  Generalleutnant  in  franzö- 
sischen Diensten  Hans  Ludwig  von  Erlach  liess  1648  die 
Burg  geschmackvoll  restaurieren,  worauf  sie  zusammen 
mit  der  dazugehörigen  Herrschaft  von  seinem  Nachfol- 
ger um  die  Summe  von  3850(X)  Franken  an  Bern  verkauft 
wurde,  das  hier  einen  Vogt  einsetzte.  Nach  der  Bildung 
des  Kantons  Aargau  ward  die  Burg  Privateigentum  und 
gehörte  um  die  Mitte  des  19.  Jahrhunderts  der  Aargauer 
Familie  Schmuziger,  die  hier  1856  eine  heute  noch  be- 
stehende Armenerziehungsanstalt  einrichtete. 

KASTELEN,  früher  auch  Castelen  (Kt.  Luzern,  Amt 
Willisau,  Gem.  Alberswil).  578  m.  Gruppe  von  2  Häusern 
und  Burg:  500  m  sw.  Alberswil  und3,o  km  w.  der  Station 
Willisau  der  Linie  Langen thal-Wolhusen.  20  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  EttiswilT  Auf  dem  Rücken  einer  vom  But- 
tenberg aus  links  der  Wigger  auf  die  Ebene  von  Ettiswil 
vorspringenden  Molassehöhe  steht  die  Ruine  der  einstigen 
Burff  Stein  zu  Kastelen,  die  als  wichtiger  strategischer 
Punkt  den  Eingang  zu  mehreren  Tbälern  beherrschte. 
Sie  ward  im  10.  Jahrhundert  vom  Grafen  Bero  von  Lenz- 
burg gegründet  und  kam  dann  an  die  Grafen  von 
Kiburg,  die  sie  1273  an  Rudolf  von  Habsburg  ver- 
kauften. Das  Haus  Oesterreich  machte  sie  zum  Mittel- 
punkt einer  besonderen  Herrschaft,  die  es  zuerst  den 
Huost  von  Wolhusen,  dann  an  Gottfried  Mülner  aus  Zürich 
und  1367  den  Edeln  von  Lutemau  zu  Lehen  gab.  Letzter 
österreichischer  Lehensträger  war  1412  Peter  von  Luter- 
nau.  1482  kam  die  Herrschaft  an  das  Geschlecht  Feer  aus 
Luzern,  dann  an  den  sog.  «  König  der  Schweizer  »  Lud- 
wig Pfyfler  und  kurz  nachher  an  die  Stadt  Luzern.  Die 
Burg  im  Bauernkrieg  1653  zerstört.  Der  neue  Grundherr 
Franz  von  Sonnenberg,  Grossprior  von  Ungarn,  gestal- 
tete die  Herrschaft  zu  Gunsten  des  ältesten  Sohnes  seines 
Jüngern  Bruders  zum  Fideikommis  um.  Dieser  liess  dann 
etwas  ö.  der  alten  Burg  1682  das  heute  noch  stehende 
Schloss  erbauen.  Vergl.  Segesser,  Ant.  Phil.  v.  Rechtsge- 
schichte der  Stadt  und  Republik  Luzern.  Band  L  Luzern 
1851. 

KASTELEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau,  Gem.  Menz- 
nau).  702-748  m.  3  Häuser,  auf  einer  Anhöhe  2  km  w.  der 
Station  Menznau  der  Linie  Langen  thal-Wolhusen.  25 
kathol.  Ew.  Landwirtschaft.  Hier  stand  einst  eine  Burg. 
KASTELEN  (Kt.  Nidwaiden,  Gem.  Hergiswil).  ilGO 
m.  Einstige  Alpweide,  am  N. -Hang  des  Pilatus,  unter  dem 
Tomlishom  und  nw.  vom  Klimsenhorn.  Am  21.  Juli  1739 
durch  einen  Schuttsturz  zum  grössten  Teil  verwüstet. 
Man  sieht  heute  noch  die  Trümmer  einer  Hütte  und  eines 
Sudels. 

KASTELENBERQ'(Kt.  Basel  Land,  Bez.  Waiden- 
burg). 737  m.  Bewaldeter  Doggerrücken,   liegt  anormal 


730 


KAS 


KAT 


aof  Malm  und  z.  T.  auch  auf  dem  Tertiär.  Ueberschie- 
buDgskJippe,  nördl.  vor  der  Hauensteinkette  und  500  m 
sw.  Arboldswil. 

KA8TEI.END088EN  (Kt.  Nidwaiden).  2040  m. 
Wenig  bedeutender  Felsgipfe),  in  der  Gruppe  des  Pilatus, 
im  Kamm  zwischen  Tomlishorn  und  Esel,  1  km  sw.  der 
Gipfelstation  der  Pilatusbahn. 

KA8TEI.HOF  oder  KA8TELI.HOF  (Kt.  Zürich, 
Bez.  Dielsdorf,  Gem.  Niederhasli).  445  m.  Gruppe  von  4 
Häusern,  im  Furtthal;  1.3km  sw.  der  Station  Niederhasli 
der  Linie  Zurich-Oberelatt-Niederweningen.  Früher  baute 
man  hier  Brüche  auf  Muschelsandstein  (marine  Molasse) 
ab.  Vergl.  den  Art.  Niederhasli. 

KA8TELHORN  (Kt.  Tessin,  Bez.  Valle  Maggia). 
9123  m.  Gipfel,  dem  Basodino  nach  NW.  vorgelagert ; 
zwischen  dem  italienischen  Tosathal  und  dem  schwei- 
zerischen Fiorinathal.  Vom  Basodino  durch  den  Passo 
del  Basodino  aetrennt.  Vom  Tosafall  aus  über  diesen 
Pass  in  4  Stunoen  zu  erreichen.  Dieser  deutsche  Name 
rührt  wie  andere  in  dieser  Gegend  vou  der  deutschen 
Sprachinsel  des  Pommat  im  obersten  Tosathal  (Antigorio- 
Formazza)  her.  Auf  Tessiner  Seite  treten  solche  deutschen 
Bezeichnungen  erst  weiter  nach  S.,  gegen  Bosco  zu  auf. 
Vergl.  diesen  Art. 

KA8TEI.HORN  (Kt.  Uri].  2977  m.  Gipfel,  im  Gott- 
hardmassiv,  2  km  nw.  vom  Pizzo  Centrale  und  beinahe 
mitten  über  der  Axe  des  Gotthardtunnels  gelegen.  Höch- 
ster Punkt  der  den  St.  Annagletscher  im  W.,  S.  und  0. 
umrahmenden  kleinen  Berggruppe.  3  km  so.  Hospenthal. 
Vom  Gletscher  aus  leicht  zugänglich. 

KA8TBLLHOF  (Kt.  Zürich,  Bez.  Dielsdorf,  Gem. 
Niederhasli).  Häusergruppe.  S.  den  Art.  Kastelhof. 

KA8TBI.8.  französisch  Gaty  (Kt.  Freiburg,  Bez. 
Sense,  Gem.  Düdingen).  665  m.  Gruppe  von  5  Hausern, 
über  einem  steilwandigen  Bachtobei,  an  der  Strasse 
Bem-Freiburg,  beinahe  gegenüber  dem  Viadukt  von 
Grandfey  und  2,5  km  ö.  Freiburg.  35  kathol.  Ew.  deut- 
scher Zunge.  Ackerbau  und  Vienzucht.  Von  der  1340 
durch  die  mit  Freiburg  in  Fehde  liegenden  Berner  zei^ 
störten  Burg  sieht  man  heute  nur  noch  den  Ringgraben. 

KA8TBL8  (OBER)  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Glenner). 
Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  Oberkastels. 

KA8TEL8  OB  MONT8ALVBN8  (Kt.  Freiburg, 
Bez.  Greierz).  Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  Chatel  sur 

MONTSALVENS. 

KA8TEI.8  8ANKT  DIONY8  (Kt.  Freiburg,  Bez. 
Veveyse).  Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  Chatel  Saint  Denis. 

KA8TEN  (HOHER)  (Kt.  Appenzell  I.  R.  und  St. 
Gallen).  Gipfel.  S.  den  Art.  Hoher  Kasten. 

KA8TBNBQQ  (Kt.  Schwyz,  Bez.  Höfe,  Gem.  Feusis- 
berg).  830  m.  Einige  zerstreute  Häuser  mit  9  kathol.  Ew., 
am  Passübergang  über  die  Enzenau  (Feusisberg-Teufels- 
brücke).  Ehemaliges  erbliches  Lehen  des  Klosters  Ein- 
siedeln. 

KA8TBNI.OCH  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Gem.  Reheto- 
bel  und  Trogen).  694  m.  Sehr  enges  Tobel  der  Goldach, 
1  km  n.  Trogen,  von  einem  Fussweg  Trogen-Rehetobel 
durchzogen.  2  Wohnhäuser. 

KA8TI.BNHORN  (Kt.  Bern  und  Wallis).  Etwa  3420 
m.  Gipfel,  dem  Oberaarhorn  (3458  m)  nach  W.  vorgela- 
gert. An  seinem  Hang  die  Oberaarhütte  des  S.  A.  C, 
von  der  aus  er  in  4  Stunden  leicht  bestiegen  werden 
kann.  Grossartige  Aussicht  auf  das  Finsteraarhorn.  Auf 
der  Siegfriedkarte  unbenannt  und  ohne  Höhenkote. 
":kA8TLENHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  2844  m. 
Gipfel,  so.  Vorberg  des  Firrenhorns,  zwischen  dem  Bä- 
chithal  und  Münsterthal  und  rechts  über  dem  Thal  der 
Rhone.  Kann  von  Münster  aus  in  4  Stunden  bequem  be- 
stiegen werden.  Schöne  Aussicht  auf  die  Berge  um  das 
Binnen  thal. 

KA8TLER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig,  Gem.  Mund).  1596 
m.  Hüttengruppe,  auf  einer  rechts  über  der  Rhone  gele- 
genen hohen  Terrasse,  am  Fuss  des  Gerstenhorns  und 
gegenüber  Visp.  Von  der  tiefer  gelegenen  Terrasse  von 
brigerbad,  Eggerberg  und  Lalden  durch  einen  Wald- 
hang getrennt.  4  kathol.  Ew. 

KA8TLERHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Westlich  Raron). 
3228  m.  Felskamm  mit  Firnbändern,  in  der  Gruppe  des 
Bietschhoms;  n.  über  dem  obersten  Ijollithal  und  dem 
^olligletscher  und  so.  über  Wiler  im  Lötschenthal.  Trägt 


drei  einzelne  Spitzen,  die  auf  dem  Weg  vom  Ijolluriet- 
scher  über  den  Kamm  zwischen  der  Hohgleifen  (3280  m) 
und  dem  Wilerhom  (3311  m)  bestiegen  werden  können. 

KA8TI.BRJOCH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Westlich  Raron). 
Etwa  3100  m.  Passübergang,  zwischen  der  Hohgleifen 
(3280  m)  und  dem  Kastlerhom  (3228  m),  über  der  Kastler- 
alp. Ried  im  Lötschenthal-Passhöhe  o  Stunden,  Abstieg 
durch  das  Ijollilhal  nach  Gampel  4  Stunden.  Ohne  be- 
sondere Schwierigkeiten,  zum  erstenmal  1879  begangen. 
Auf  der  Siegfriedkarte  ohne  Höhenkote. 

KATHOI.I8CH  GRUB  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ror- 
Schach,  Gem.  Eggersriet).  Dorf.  S.  den  Art.  Grub. 

KATZEN.  In  Zusammensetzungen  sehr  häußi?  (mehr 
als  140  mal)  vorkommender  Ortsname  der  deutschen 
Schweiz:  Katzenrücken,  Katzenschwanz,  Katzenzipfel, 
Katzengrat,  Katzenzagel,  Katzenstrick,  Katzensteig,  Kat- 
zenstig  etc.  Wenn  das  zweite  Wort  der  Zusammenset- 
zung den  Sinn  «  Weg  »  hat,  so  soll  der  Name  nach  dem 
Schweizer.  Idiotikon  auf  die  schlechte  Gangbarkeit  eines 
solchen  Pfades  hinweisen.  Bei  den  übrigen  Ortsnamen 
ist  die  Bedeutung  des  Ausdruckes  noch  nicht  ermittelt. 

KATZENHALDE  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zofingen,  Gem. 
Uerkheim).  '510  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am  linken 
Ufer  der  Uerke;  1,4  km  sw.  Uerkheim  und  3,5  km  sw. 
der  Station  Schöftland  der  elektrischen  Strassenbahn 
Aarau-SchöfUand.  58  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

KATZENM008  (Kt.  Appenzell  I.  R.,  Gem.  Ober- 
egg). 657  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  an  der  Strasse  Bem- 
eck- Walzen  hausen,  3  km  w.  der  Station  Au  der  Linie- 
Rorschach-Sargans.  28  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Bern- 
eck.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Stickerei  und  Weberei. 

KATZENROTI  jfKt.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem.  He- 
fenhofen].  455  m.  öruppe  von  5  Häusern ;  1,5  km  ö. 
Hefenhofen  und  2,8  km  nÖ.  der  Station  Amriswü  der 
Linie  Zürich^ Winterthur-Romanshom.  22  reform,  und 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Sommeri-Amriswil.  Wiesen 
und  Wald. 

KATZENROTI  (Kt.  Zürich,  Bez.  Dielsdorf,  Gem. 
Rümlang).  460  m.  Gruppe  von  7  Häusern.  600  m  w.  vom 
Katzensee ;  2,5  km  sw.  Rümlang  und  3  km  ö.  der  Sta- 
tion Regensdorf  der  Linie  Zu rich-Oerlikon- Wettingen. 
Telephon.  50  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Regensdorf. 
Hier  wohnte  zu  Ende  des  18.  Jahrhunderts  der  Bauer 
Jakob  Guyer.  genannt  Kleinjogg,  der  den  bisher  stark 
vernachlässigten  Katzenrütihof  zu  einer  bäuerlichen  Mus- 
terwirtschaft umgestaltete.  Der  Ruf  dieses  c  philosophi- 
schen »  Bauern  war  so  gross,  dass  ihn  auch  Goethe  1775 
besuchte.  Ueberreste  einer  Töpferwerkstätte  aus  dem  Be- 
ginn der  Bronzezeit. 

KATZEN8EE  (Kt.  Zürich,  Bez.  Dielsdorf).  Kleiner 
Doppelsee,  in  dem  breiten  Furtthal  zwischen  dem  Att- 
berg  im  S.  und  der  Lägern  im  N.  Besteht  aus  zwei  durch 
einen  50  m  breiten  Landstreifen  getrennten  Becken ,  dem 
sog.  grossen  See  im  W.  (443,1  m  über  Meer  und  8,1  m 
tieQ  und  dem  Obersee  oder  Katzensee  kurzweg  im  0. 
(442,5  m  über  Meer  und  6,5  m  tief)*  Gesamtfläche  35,4  ha. 
Von  Sumpfland  und  Torfmooren  umgeben,  die  ebenfalls 
alter  Seeboden  sind.  Der  See  ist  durch  dieselben  Endmo- 
ränen des  einstigen  Linthgletschers  (dritte  Eiszeit)  auf- 
C staut  worden,  die  die  Glatt  von  ihrem  ursprünglichen 
uf  durch  das  Furtthal  abgelenkt  haben.  Sein  Abfluaa, 
der  Katzen bach,  ist  daher  rückläufig  geworden  und 
mündet  jetzt  in  die  Glatt.  Privateigentum.  Im  Winto* 
wird  auf  dem  See  Eis  gebrochen.  Vergl.  Amberg.  Otto. 
Beiträge  zur  Biologie  des  KcUsensees  (in  der  Viertel^ 
Jahrsschrift  der  Natur  forsch.  Gesellsch.   Zürich.  1900). 

KATZEN8EE  (Kt.  Zürich,  Bez.  Dielsdorf,  Gem.  Re- 
gensdorf). 445  m.  Gruppe  von  2  Häusern,  w.  vom  Katzen- 
see und  1,5  km  so.  der  Station  Regensdorf  der  Linie  Zü- 
rich-Oerlikon- Wettingen.  Telephon.  22  reform.  Ew.  Auf 
einer  Anhöhe  die  Burgruine  Alt  Regensberg. 

KATZEN8TEIQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Tog- 
genburg).  700^2  m.  50  ha  grosser  Wald,  200  m  w.  vom 
Dorf  und  Kloster  Magdenau ;  erstreckt  sich  bis  zur  Burg- 
ruine Landegg.  Am  O.-Rand  des  Waldes  die  alte  Kirche 
von  Magdenau. 

KATZEN8TEIG  (Kt.  Thurgau,  Bez.  und  Gem.  Bi- 
schofszell).  494  m.  2  Häuser,  am  linken  Ufer  der  Thor 
und  1,5  km  w.  der  Station  Bischofszell  der  Linie  Goesau- 
Sulgen.  17  kathol.  und  reform .^w.  Wiesen-  und  Obstbau. 


KAT 


KBF 


731 


KATZKNSTEIG  (OBER   und    UNTER)   (KU    St. 

Gallen,  Bez.  Tablat,  Gem.  Muolen).  528  m.  Gruppe  von 
4  Häusern,  auf  fruchtbarem  Hang;  1,2  km 
sw.  Muolen  und  6  km  s.  der  Station  Amris- 
wil  der  Linie  Zärich-Winterthur-Romanshorn. 
31  zur  Mehrzahl  kathol.  Ew.  Ackerbau  und 
Viehzucht.  Käserei. 

KATZENSTRICK  (Kt.  Schwyz,  Bez.  und 
Gem.  Einsiedeln).  1054  m.  Passubergang  mit 
Strasse,  w.  Einsiedeln  zwischen  dem  Alpthal 
und  dem  Thal  der  Biber  ;  verbindet  Einsiedeln 
mit  Rotenturm,  Schwyz  und  Goldau  und  wei- 
terhin über  den  Pass  von  St.  Jost  mit  Zug 
und  Luzern.  Auf  der  Passhöhe  eine  Kapelle 
und  2  Häuser  mit  21  kathol.  Ew.  Ehemaliges 
Korrektionshaus  für  Knaben.  Wirtshaus.  Rind- 
vieh- und  Pferdezucht.  Schöne  Aussicht  auf 
Einsiedeln    und    die   Alpen.   Am    0. -Abstieg 

Srachtvolle  Moränen.  Vor  der  Erbauung  der 
isenbahnen  wurde  der  Pass  von  Wallfahrern 
sehr  stark  begangen.  Am  6.  Januar  1314  mach- 
ten die  Schwyzer  die  Mönche  von  Einsiedeln 
zu  Gefangenen  und  führten  sie  mit  ihren 
Knechten  und  dem  Vieh  über  den  Katzenstrick 
nach  Schwyz,  welche  Episode  vom  Schulmeis- 
ter Rudolf  von  Radegg,  einem  der  Gefangenen, 
in  seinem  Gedicht  Capella  Heremitana  an- 
schaulich und  ausführlich  beschrieben  worden 
ist.  Am  14.  August  1799  wurden  die  den  Katzen- 
strick  besetzt  haltenden  Oesterreicher  von  den 
Franzosen  vertrieben. 

KATZENZAGEL  (Kt.  Schwyz  und  Uri).  1232-1446 
m.  Schluchtformiger  oberster  Abschnitt  des  Riemenslal- 
denthales,  zwischen  der  Kette  der  Liedernen  und  der 
Sissifferspitze ;  Passübergang  (1490  m)  mit  Fussweg  von 
SisslKon  (Vierwaldstättersee)  durch  das  Riemenstalden- 
thal  und  über  die  Goldplank  nach  Muotathal. 

KATZERN  (Kt.  Zürich,  Bez.  und  Gem.  Horgen). 
Häusergruppe.  S.  den  Art.  Kazeren. 

KATZI8,  KAZI8  oder  CAZI8,  romanisch  Gazas 
(Kt.  Graubünden,  Bez.  Heinzenberg,  Kreis  Thusis).  666 
m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  linken  Ufer  des  Hinterrhein, 
im  Domleschg,  an  der  Strasse  Chur-Thusis  und  3  km 
nnw.  Thusis.  Station  der  Albulabahn.  Postbureau,  Tele- 
graph; Postwagen  nach  Präz  und  Sam.  Cremeinde,  mit 
Rätitsch,  Luvreu,  Realta-Korrektionsanstalt,  Realta-Hof, 
Savusch  und  Summaprada  :  116  Häuser,  738  kathol.  Ew. 
deutscher  und  romanischer  Zunge;  Dorf:  41  Häuser, 
304  Ew.  Fruchtbare  Gegend.  Acker-  und  Obstbau,  Vieh- 
zucht. Grosse  Säge.  Herstellung  von  Bändnertuch.  Die 
aus  dem  11.  Jahrhundert  stammende  alte  Pfarrkirche  zu 
St.  Martin  nahe  dem  Dorf  ist  1903  durch  Blitzschlag 
eingeäschert  worden.  Frauenkloster  vom  Orden  des  h. 
Dominikus.  Im  7.  Jahrhundert  von  Bischof  Paschalis  von 
Chur  als  adeliges  Damenstift  gegründet  und  1156  dem 
Orden  des  h.  Augustinus  zugeteilt.  Zu  Ende  des  14.  Jahr- 
hunderts durch  Feuer  zerstört,  dann  von  Albert  von 
Schauenstein  wieder  aufgebaut  und  mit  grossem  Besitz 
ausgestattet.  1647  rief  Bischof  Johannes  VI.  von  Chur 
Dominikanerinnen  aus  dem  Kloster  Bludenz  (im  Vorarl- 
berg) hierher,  nachdem  der  Graue  Bund  dem  Kloster 
einen  Teil  seiner  einstigen  Güter  wieder  zurückerstattet 
hatte.  1768  neuerdings  abgebrannt.  Führt  ein  St.  Andreas- 
kreuz im  Wappen,  ist  heute  ein  ärmliches  kleines  Klö- 
sterchen. 

KAU  (HINTER  und  VORDER)  (Kt.  Appenzell  I.  R., 
Gem.  Appenzell  und  Gonten).  1000  m.  Schulkreis  mit  zer- 
streut gelegenen  Häusern,  auf  einer  Terrasse  am  N.-Hang 
der  Kette  Kronberg- Klosterspitz,  vom  Kaubach  durch- 
flössen und  3  km  sw.  Appenzell.  Vorder  Kau  (26  Häuser, 
144  kathol.  Ew.)  gehört  politisch  und  kirchlich  zur  Ge- 
meinde Appenzell,  Hinter  Kau  (11  Häuser,  54  kathol. 
Ew.)  zur  Gemeinde  Gonten.  Viehzucht.  Stickerei  als 
Hausindustrie.  In  1047  m  Heilbad  (Bandwurmkuren  durch 
kombinierte  Anwendung  von  Bädern  und  sog.  Kauer- 
thee).  Es  wird  der  Bau  einer  Strasse  nach  Appenzell  ge- 
plant. 

KAUBACH  (Kt.  Appenzell  I.  R.).  Beträchtlichste  der 
der  Sitter  auf  Appenzeller  Boden  von  links  zugehenden 
Nebenadern ;    entspringt  am   Zöpfli  (zwischen  Kronberg 


und  Klosterspitz)  in  1200  m,  bildet  auf  seinem  ganzen 
Lauf  die  .Grenze  zwischen  den  Gemeinden  Gonten  und 


Brücke  Aber  den  Kaubach. 

Appenzell  und  mündet  nahe  der  Münzmöhle  (wo  früher 
das  Appenzeller  Geld  geschlagen  worden  ist)  in  754  m.  Er 
hat  wie  seine  Nebenbäche  (Lehmerenwiesbach,  Hütten- 
bach und  Sägebach  von  links;  Gehrschwendebach  und 
Rellenbach  von  rechts)  ein  starkes  Gefälle  und  ist  des- 
halb bei  Hochwasser  ein  oft  gefährlicher  Wildbach.  Eiserne 
Brücke  der  Appenzeller  bahn  (Winkeln-Herisau-Appen- 
zell),  86  m  lang  und  mit  der  Fahrbahn  30  m  über  dem 
Bacnbett;  ferner  steinerne  Brücke  der  Strasse  Appenzell- 
Gonten  und  eiserne  Brücke  der  Strasse  Appenzell-Hund- 
wil. 

KAUFDORF  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftigen).  549  m. 
Gem.  und  Dorf,  am  linken  Ufer  der  Gürbe,  an  der  Strasse 
Belp- Watten wil  und  12,5  km  ssö.  Bern.  Station  der 
Gürbethalbahn.  Postablage,  Telephon.  Strasse  über 
Gelterfingen  und  Kirchdorf  nach  Thun.  56  Häuser,  318 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Kirchenthurnen.  Auf  dem 
durch  die  Korrektion  der  Gürbe  trocken  gelegten  einstigen 
Sumpfboden  wird  Jetzt  Kohl  gebaut,  der  im  Herbst  zur 
Herstellung  von  Sauerkraut  massenhaft  verkauft  wird. 
Torfgruben.  Wiesen-  und  Ackerbau.  Gerberei.  Das  Dorf 
in  rascher  Entwicklung  begrififen.  Alemannengräber. 

KAVE8TRAU  GROND  und  KAVE8TRAU  PIN 
(Kt.  Graubünden,  Bez.  Vorderrhein).  3250-3217  m.  So 
neissen  die  zwei  höchsten  Spitzen  der  Brigelser  Hörner. 
Geologisch  sehr  interessanter  Aufbau.  Der  Name  Kaves- 
trau  =  Zügel  oder  Zaum  ist  dem  Stock  deswegen  beige- 
legt worden,  weil  ein  gelbes  Band  von  Rötidolomit  von 
Weitem  den  Eindruck  eines  den  Gipfeln  umgelegten 
Zügels  macht.  Der  Kavestrau  Pin  zum  erstenmal  1865  be- 
stiegen. Beide  Gipfel  werden  von  Chur  aus  oft  besucht, 
welche  Tour  meistens  mit  einer  Besteigung  des  Tödi 
kombiniert  wird. 

KAZEREN  oder  KATZERN  (Kt.  Zürich,  Bez.  und 
Gem.  Horgen).  508  m.  Gruppe  von  9  Häusern,  imHorger- 
berff;  1,1  km  s.  der  Station  Horgen  der  linksufrigen 
Zünchseebahn  (Zürich  -  Wädenswil  -  Ziegelbrücke).  61 
reform.  Ew. 

KEFIKON  (Kt.Thurffau,  Bez.  Frauenfeld,  Gem.  Gach- 
nanff  und  Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur,  Gem.  Bertschi- 
kon).  424  m.  Kleines  Dorf,  mitten  auf  der  Grenze  zwischen 
den  Kantonen  Thurgau  und  Zürich,  an  der  Str^isse  Isli- 
kon-Eilikon  und  500  m  nw.  der  Station  Islikon  der  Linie 
Zürich -Winterthur-Romanshorn.  Telephon.  23  Häuser, 
135  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Gachnang.  12  Häuser  mit 
62  Ew.  stehen  auf  Zürcher  Boden.  Eine  kleine  Schuh- 
warenfabrik. Käserei.  Wasserversorgung  in  den  Häusern. 
Schönes  und  sauberes  Dorf,  von  Obstbäumen  umrahmt. 
Kleiner  Weinberg.  Geburtsort  von  Bernhard  Greuter, 
des  Gründers  der  ersten  Zeugfärberei  und  -druckerei  im 


732 


KE6 


KEH 


Thurgau,  der  später  solche  Fabriken  auch   in   Islikon 
und  Frauenfeld  erbaute  und  1822  gestorben  ist.  Schloss 


Schloss  KeAkoo. 

mit  eingebautem  altem  Turm;  bis  zu  Ende  des  18. 
Jahrhunderts  Sitz  einer  besonderen  Herrschaft.  1241 : 
Kevinkon;  1250  wird  ein  Burkhard  von  Kefikon  als  ki- 
bnrgischer  Dienstmann  genannt.  Ein  Heinrich  von  Kefi- 
kon (t  1315)  war  Chorherr  zu  Zurzach.  Die  Gerichtsherr- 
schaft Kefikon  später  ein  Lehen  des  Klosters  auf  der 
Heichenau.  Die  Burg  1376  Eigentum  des  Konrad  von 
Gachnang :  wurde  142/  als  einerder  Grenzpunkte  zwischen 
der  Grafscnaft  Kiborg  und  dem  Thurgau  bezeichnet  und 
liegt  noch  heute  mitten  auf  der  Grenze.  Später  wechselte 
die  Bur :  öfters  ihre  Besitzer  und  gehörte  der  Reihe  nach 
dem  Erasmus  Ryf  (1502),  Ludwig  Ryf  i[1529)  genannt 
Walter  von  Blidegg,  den  Joner  aus  Frauenreld,  tf  irzel  und 
Escher  aus  Zürich.  Das  jetzige  Schlossgebäude  wurde  im 
17.  Jahrhundert  neu  errichtet;  der  in  dasselbe  verbaute 
alte  Turm  misst  7,8  m  im  Geviert  bei  einer  Mauerdicke 
von  1,5  m.  Die  niedere  Gerichtsbarkeit  Kefikon  war  dem 
Ebneren  Amt  der  Landvogtei  Kiburs^  zugeteilt  und  stand 
seit  1742  dem  Zürcher  Patriziergescnlecht  der  Escher  zu. 
Nachher  Privateigentum ;  heute  mit  Gastwirtschaft. 

KEQLI8BERQ-HOF8TATT(Kt.Luzern,AmtEntle- 
buch,  Gem.  Hasle).    860-869  m.   Gruppe  vou  10  Häusern, 
n.  vom  Hasle  Hochwald  und  über  der  Strasse  nach 
Heiligkreuz.  60  kathol.  Ew.  Viehzucht. 

KEHLE  (Kt.  Aargau,  Bez.  Lenzburg).  480460  m. 
Kleines  Waldthälchen,  1  km  sw.  Ammerswil ;  von 
der  Strasse  Ammerswii-Egliswil  durchzogen. 

KEHLEBACH  (Kt.  Uri).  So  heisst  der  grösste 
Quellbach  der  Göscnener  Reuss ;  entspringt  dem 
Kehlegletscher  und  entwässert  den  obersten  Ab- 
schnitt des  Göschenerthales.  3  km  langer  Lauf  ge- 
gen SO.  Erhält  auf  der  Göscheneralp  (1715  m)  den 
Namen  Göschener  Reuss. 

KEHLEFIRN  und  KEHLEGLETSCHER  (Kt. 
Uri).   Firnfeld    mit  Thalgletscher,  oben   über  dem 
Göschenerthal.    Steigt  von   der  Scharte  der  Thier- 
berglimmi  (etwa  3200  m;  zwischen  Hinter  Thierberg 
und  Gwächtenhorn)  auf  eine  Länge  von  5  km  nach 
SO.  ab.  Das  Firnfeld  bildet   eine  einfache,    unver- 
zweigte Mulde,  während  am  Gletscher  flache    und 
spaltenfreie  Partien  mit  stark  zerklüfteten  Steilab-        ,. 
fällen  abwechseln.  Gut  ausgebildete  Zunge.  Auf  der     -««^ 
rechten  Seite  vereinigt  sich  mit  dem  Kehlegletscher 
eine  Reihe  von  kleinen  Firn-  und  Eisfeldern,  die  am 
Kamm  Maasplankstock-Dammastock  hängen.  An  der 
den  Gletscher  links  begleitenden   Kette   bis  zum  Schyn 
einige  kleine  Hängegletscher,    die  nicht  bis  zum  Haupt- 
gletscher absteigen.    Der  Fussweg  nach  der  links  Jüber 


dem  Kehlegletscher  auf  geneii^ter  Terrasse  gelegenen  Keh- 
lenalp (23&  m)  mit  Hütte  fuhrt  zum  grossen  Teil  über 
das  Eisfeld.  Das  Ende  des  Gletschers,  auf 
der  Siegfriedkarte  1881  zu  1924  m  kotiert, 
ist  seither  um  mehrere  Hundert  Meter  zu- 
rückgewichen. 

KEHLHOF,  besser  KELNHOF  a.  KEL- 
HOF.  Ortsname  der  deutschen  Schweiz; 
bezeichnete  ursprünglich  einen  dem  Keller- 
meister eines  Grundherren  zugewiesenen 
Hof.  Latein,  curtis  cellerarii^  deutsch  bis- 
weilen auch  Kellerhof.  Vergl.  Schweizer. 
Idiotikon.  Band  II,  S.  1027. 

KBHLHOF  (Kt.  und  Amt  Luzern,  G«m. 
Adligenswil).  550  m.  Gruppe  von  4  Uäusem; 
500  m  n.  Adligenswil  und  2,7  km  so.  der 
Station  Ebikon  der  Linie  Zürich-Luzem.  33 
kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau,  Viehzacht 
und  Milchwirtschaft. 

KBHLHOF  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon, 
Gem.  Egnach).  403  m.  Weiler,  am  linken 
Ufer  des  Bodensees,  600  m  nw.  der  Station 
Egnach  der  Linie  Rorschach-Romanshorn. 
14  Häuser,  69  reform.  Ew.  Wiesen. 

KBHLHOF  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Wein- 
felden,  Gem.  Berg).  521  m.  Dorf,  am  SO  - 
Hang  des  Ottenbergs,  an  der  Strasse  Kon- 
stanz-Sulgen  :  400  m  s.  Berg  und  4  km  nw. 

,   der  Station  Sulgen  der  Linie  Zürich-Win- 

terthur-Romanshom.   Postwagen    Bürglen- 
Berg-Kreuzlingen.  39  Häuser,  205  zur  Mehr- 
zahl  reform.  Ew.    Acker-,  Wiesen-,  Obst- 
und  Weinbau.   Stickerei. 

KBHLHOF  oder  KiEHLHOF  (Kt.  Zürich,  Bez. 
Meilen,  Gem.  Stäfaj.  410  m.  Dorf,  am  rechten  Ufer  des 
Zürichsees,  1  km  so.  der  Station  Stäfa  der  rechtsufrigen 
Zürichseebahn  (Zürich-Meilen-Rapperswil).  Telephon.  29 
Häuser,  122  reform.  Ew.  Weinbau. 

KBHLHOF  oder  KiEHLHOF  (Kt.  Zürich,  Bez. 
Winterthur,  Gem.  Neftenbach).  544  m.  Gruppe  von  5 
Häusern;  1,5  km  nw.  Neftenbach  und  3,5  km  n.  der  Sta- 
tion Pfungen  der  Linie  Winterthur-Bülach.  25  reform.  Ew. 
KEHLHOF  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur,  Gem.  Tur- 
benthal).  571  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  an  der  Strasse  Wil- 
Turbenthal  und  1  km  so.  der  Station  Turbenthal  der  Töss- 
thalbahn  (Winterthur- Wald).  40  reform.  Ew.  Wiesenbae. 
KEHR  (AUSSER  und  INNER)  (Kt.  Luzern,  Amt 
Entlebuch,  Gem.  Hasle).  728  m.  Gruppe  von  5  Häusern, 
200  m  so.  der  Kirche  Hasle  und  2,1  km  ssw.  der  Station 
Entlebuch  der  Linie  Bem-Luzem.  38  kathol.  Ew.  Land- 
Wirtschaft. 

KEHRENROCK  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  2GOO-3100m. 
Felskamm,  sw.  Ausläufer  des  Pizzo  Scarone  (3315  m) ; 
zwischen  den  Abteilungen  Börter  und  Zu  den  Kehren  der 


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Schloss  Kehrsats. 

Furggalp.    Der  Name  fälschlich   manchmal    dem    Pizzo 
Scarone  selbst  beigelegt. 
KEHRSATZ   (Kt.  Bern,    Amtsbez.  Seftigen).   576  m. 


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Gem.  und  Dorf,  auf  einer  Terrasse  am  SO.-Hang  des 
Gurten,  an  der  Strasse  Bern-Belp  und  5  km  ssö.  Bern. 
Station  der  Gürbethalbahn  (Bern-Wattenwil-Thun).  Post- 
bureau, Telephon;  Postwagen  Kehrsatz-Zimmerwald- 
Rüeffgisberg.  Gemeinde,  mit  Haulisthal  und  Seelhofen : 
65  Häuser,  568  reform.  Ew.;  Dorf:  18  Häuser,  131  Ew. 
Kirchgemeinde  Belp.  Landwirtschaft.  Möhle,  Säge,  je 
eine  Knochen-  und  Gewürzmühle.  Schöne  Aussicht  auf 
die  Stadt  Bern,  das  Aarethal  und  Mittelland.  Das  Dorf 
entwickelt  sich  seil  dem  Bau  der  Gürbethalbahn  rasch. 
Von  der  Hauptstrasse  Bern-Belp-Thun  zweigt  in  Kehrsatz 
nach  rechts  die  Strasse  Kehrsatz-Enfflisberg-Zimmerwald- 
Mähleren-Rüegglsberg  ab.  Das  Scnloss  und  Schlossffut 
Kehrsatz  ist  Eigentum  des  Staates  Bern,  der  hier  eme 
Mädchenkorrektionsanstalt  eingerichtet  hat.  Am  S.-Ende 
des  Dorfes  der  schöne  Herrensitz  Lohn,  einst  Eigentum 
der  Berner  Patrizierfamilie  der  Tscharner.  Hier  starb  1794 
Nikiaus  Emmanuel  Tscharner, 
den  Heinrich  Pestalozzi  in  sei- 
nem Buch  Lienhard  und  Ger- 
trud in  der  Gestalt  des  Arner 
verewigt  bat.  Ein  Bildhauer 
von  grossem  Ruf  war  Karl  Em- 
manuel Tscharner  (1791-1883), 
der  Schöpfer  der  Statue  des 
Herzogs  Berthold  von  Zährin- 
ffen  auf  der  Plattform  vor  dem 
Berner  Münster  und  der  Statue 
der  Pielä  in  dieser  Kirche. 
Grabhügel  ;  Flachgräber  aus 
dem  Beginn  der  La  T^ne  Zeit ; 
römische  Münzen. 

KKHR8ITEN  (Kt.  Nidwal- 
den.  Gem.  Stansstaad).  Dorf. 
S.  den  Art.  Kersiten. 

KEI  (Kt.  Basel  Land,  Bez. 
Sissach).  715  m.  Höchster 
Punkt  der  Rotenlluhberge,  auf 
der  Grenze  gegen  den  Kanton 
Aargau;  2,5  km  n.  Rotenlluh. 

KEIBHORN  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Nieder  Simmenthal).  1953  m.  Gipfel,  SW.-Vor- 
berg  des  Thuner  Stockhorns  (2192  m),  so.  über  dem  Ober- 
stockensee (1658  m).  Gehört  zur  Alpweide  Oberstocken. 
Von  Erlenbach  aus  sehr  leicht  zuganglich.  Bemerkens- 
werte  Aussicht 

KEIBIHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Simmen- 
thal). 2463  m.  Gipfel,  n.  Vorberg  derMännliiluh  (2654  und 
2577  m),  ö.  über  der  Gurbsalp  und  sw.  über  der  Kirelalp. 
Sendet  den  Kirelgrat  (2187  m)  und  Gurbsgrat  (2240  m)  aus. 
Von  der  Sommerfrische  Grimmialp  im  Diemtigthal  in  4 
Stunden  leicht  zu  besteigen.  Schöne  Aussicht. 

KEI8ENTHAL  (Kt.  und  Bez.  Scbaffhausen).  Oberer 
Abschnitt  des  vom  Hagen  (914  m ;  höchster  Punkt  des 
Randen)  nach  SO.  gegen  Merishausen  absteigenden  engen 
kleinen  Thaies.  1,D  km  lang.  Zum  grossen  Teil  bewaldet; 
keine  Siedelungen. 

KELCHBACH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  2700-690  m. 
Wildbach;  bildet  sich  aus  den  Schmelzwassern  der  s.  vom 
Beigrat  (zwischen  Grisihorn  und  Sjparrhorn  und  n.  Naters) 
gelegenen  zahlreichen  kleinen  Firn-  und  Eisfelder,  die 
alle  die  Terrasse  von  ßelalp  durchmessen  und  dann  als 
drei  grössere  Buche  zu  den  Maiensässen  von  Platten  sich 
wenden,  um  hier  zusammenzumünden.  Zahlreiche 
Nebenarme  von  den  Hängen  des  links  über  Platten  sich 
erhebenden  Lusgengrates.  Von  Platten  (1340  m)  an  durch- 
tliesst  der  Kelchbach  ein  34  km  langes  Thal,  durchzieht 
dann  das  Dorf  Naters  und  mündet  nach  10  km  langem 
Gesamtlauf  gegenüber  Brig  in  die  Rhone.  1900  hat  man 
zwischen  Biel  und  St.  Wendelin  einen  Teil  des  Wasners 
des  Kelchbaches  gefasst  und  dem  über  Naters  in  700  m 
Höhe  stehenden  Elektrizitätswerk  zugeführt,  das  Brig  und 
Naters  mit  Licht  versieht. 

KELLBERQ(HINTER  und  VORDER)  (Kt.Luzern, 
Amt  Hochdorf,  Gem.  Inwil).  522  m.  Zwei  Gruppen  von 
zusammen  5  Häusern;  1,8km  nö.  Inwil  und  4  Itm  wnw. 
der  Station  Gisikon  der  Linie  Zürich-Luzern.  40  kathol. 
Ew.  Landwirtschaft. 

KELLENBACH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gossau).  Kleiner 
Bach;  entspringt  im  Locher moos  (823  m),    wendet  sich 


langsam  gegen  SW.,  durchfliesst  Gossau  und  ^mundet 
nacn  10  km  langem  Lauf  2,5  km  w.  Gossau  von  rechts  in 
die  Glatt. 

KELLENBERG  (Kt.  AppenzellL  R.,  Gem.  Oberegg). 
791-860  m.  7  Häuser,  am  SO.-Hang  der  das  Rheinthal 
im  W.  begrenzenden  Kette  zerstreut  gelegen  ;  1  Stunde 
von  der  Station  Au  der  Linie  Rorschach-Sargans-Chur. 
33  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei  und  Seidenweberei. 
Man  baut  gegenwärtig  eine  von  Büriswilen  nach  Kellen- 
berg hinauffünrende  Strasse,  die  wahrscheinlich  bis  Ober- 
egg fortgesetzt  werden  wird. 

KBLLENHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  2937  m. 
Gipfel,  im  Kamm  zwischen  Breithorn  (3455  m)  und  Rot- 
horn  (2513  m)  und  zwischen  dem  Alpienthal  und  Simplon, 
s.  vom  Kessinorn.  Fällt  mit  den  wild  zerrissenen  Steil- 
hängen der  sog.  Wamischömer  zum  Zirkus  von  Alpien  ab. 

KELLBNKCEPFLI  (Kt.  Basel  Land  und  Solothurn). 


Xe/Mf?Aöp/// 


Oeologisches  QaerproAl  durch  das  Keilenköpfli. 
1.  Tertiär;  2.  Seqnan ;  3.  Argovian ;  4.  Dogger;  5.  and  6.  Lias;  7.  Keaper. 


1160  m.  Gipfel,  in  der  Kette  des  Passwang,  auf  der  Grenze 
zwischen  den  Kantonen  Basel  Land  und  Solothurn  und 
zwischen  der  Wasserfallen  und  Hintern  Egg,  n.  über 
Mümliswil.  Oestl.  vom  KellenköpUi  die  Sennberge  des 
Kellenbergs  und  w.  davon  der  Passübergang  der  Wasser- 
fallen. Bildet  in  tektonischer  Beziehung  eine  über  den 
Malm  und  das  Tertiär  aufgeschobene  doppelte  Deck- 
scholle aus  Dogger.  Aehnliche  Bildungen  linden  sich 
im  Solothurner,  Berner  und  Basler  Jura  noch  mehr- 
fach. 

KBLLBNLAND  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil  und  Pfäfli- 
kon).  Scherzhafter  Volksname  für  das  Zürcher  Oberland, 
besonders  für  die  Gebiete  des  obern  Tössthales  (Sternen- 
berg, Fischenthal)  und  um  den  Bacht^l  gebräuchlich. 
Rührt  davon  her,  dass  die  einst  sehr  armen  Bewohner 
dieses  Landes  neben  der  Korbflechterei  als  einzige  in- 
dustrielle Tätigkeit  das  Schoitzen  von  Holzlöffeln,  sog. 
Kellen,  und  andern  Holzartikeln   betrieben. 

KELLERAMT  (Kt.  Aargau).  Sa  heisst  der  so.  Ab- 
schnitt des  Bezirkes  Bremgarten  mit  den  Gemeinden 
Jonen,  Ober  Lunkhofen,  Unter  Lunkhofen,  Arni,  Islisberg, 
Oberwil,  Lieli,  Ober  Berikon  und  einigen  Häusern  der 
Gemeinde  Berikon.  Zerfällt  in  das  Obere  und  Untere 
Kelleramt.  Benannt  nach  dem  Kellerhof  zu  Lunkhofen, 
der  schon  im  7.  Jahrhundert  als  Kelhof  zu  Lunkoft  er- 
wähnt wird  und  dem  Luzerner  Kloster  Marbach  gehörte. 
Er  war  österreichisches  Lehen  und  wurde  1415  samt  dem 
umliegenden  Gebiet  von  Zürich  erobert  und  bis  1798  be- 
halten. Während  die  hohe  Gerichtsbarkeit  der  Stadt 
Zürich  zustand,  verblieb  die  niedere  Gerichtsbarkeit  der 
Stadt  Bremprten.  1798  kam  das  Kelleramt  an  den  neuen 
Kanton  Bauen  und  1802  an  den  eben  von  der  zweiten 
helvetischen  Konstitution  geschaffenen  Kanton  Aargau, 
welche  Zuteilung  auch  in  der  Medialionsakte  von  1803 
sanktioniert  wurde. 

KELLERFLUH  (Kt.  Wallis,  Bez.  Leuk).  1800-2300  m. 
Felswand,  ö.  über  Inden;  darüber  die  Kelleralp  und 
Varneralp,  die  von  Varone  aus  in  4  Stunden  erreicht 
werden    können.    Bildet   einen    breiten    Ausläufer    des 


734 


KEL 


REM 


Zayettazhornes  (2783  m),  das  selbst  wieder  dem  Schwarz- 
horn  (Gruppe  des  Wilastmbel)  vorgelagert  ist. 

KELLERLOCH  (Kt.  Zürich,  Bez.  und  Gem.  Hinwil). 
715  m.  Bauernhof;  2,5  km  n.  der  Station  Hinwil  der 
Linie  EiTretikon-Wetzikon- Hinwil.  Seit  1881  in  eine 
Korrektionsanstalt  für  Knaben  über  12  Jahren  umgewan- 
delt. Kann  40-50  Insassen  aufnehmen,  die  sich  mit  Land- 
wirtschaft beschäftigen  und  Unterricht  erhalten. 

KELLER8EQQ  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Mittelland, 
Gem.  Gais).  1197  m.  Ber^pi'ucken,  dem  Gäbris  nach  0. 
vorgelagert  und  3  km  no.  Gais.  4  zerstreut  gelesene 
Häuser;  Gastwirtschaft.  24  reform.  Ew.  Alpwirtscnaft. 
Schöne  .Aussicht  auf  die  Scesaplana,  ins  Vorarlberg  und 
auf  den  Bodensee.  Beliebtes  Ausflugsziel  der  Bewohner 
von  Gais  und  Herden.  In  der  Nähe  die  stadtzürcherische 
Ferienkolonie  Schwäbrig. 

KELTBERQ  oder  KiELTBERG  (OBER  und 
UNTER)  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald,  Gem.  Lützel- 
flüh).  839m  und  800  m.  3  Höfe;  5,5  km  so.  Lützelflüh  und 
3  km  nö.  der  Station  Zollbrücke  der  Linie  Burgdorf-Lang- 
nau.  15  reform.  Ew.  Viehzucht. 

KEM MATTEN  (Kt.  Zug,  Gem.  Hünenberg).  430  m. 
Gruppe  von  7  Häusern,  nahe  dem  linken  Ufer  des  Zuger- 
sees;  1,5  km  ö.  Hünenberg  und  1  km  sw.  der  Station 
Cham  der  Linien  Zürich-Zu^-Luzern.  57  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinde  Cham.  Landwirtschaft.  Betr.  die  Etymo- 
logie des  Namens  s.  den  Art.  ILemmatten. 

KEMMENBACH  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Weinfelden  und 
Steckborn).  Bach  ;  entspringt  mit  einer  Reihe  von  Quell- 
armen (Riesebach,  Furtibach,  Läpperschenbach,  Loh- 
muhlebach,  Aufhäuserbach]  am  N.-Fuss  des  Ottenberss, 
erhält  bei  Mannenmühle  (wo  er  mehrere  Mühlen  treibt) 
den  Namen  Kemmenbach,  fliesst  nahe  der  Burg  Alten- 
klingen  in  einem  tiefen  Tobel,  in  dem  die  Altklinger- 
mühle  steht;  geht  bei  Eogwang  und  Wi^oltingen  vorbei, 
durchfliesst  —  in  mehrere  Arme  geteilt  —  Hasli  und 
Grünegg  und  mündet  nach  18  km  langem  Lauf  bei  der 
Bnicke  von  Pfin  in  406  m  von  rechts  in  die  Thur.  Erhält 
von  rechts  den  von  Raperswilen  kommenden  Aspibach 
und  den  von  Mühlber(|^  kommenden  Tobelbach.  Das  Bach- 
bett zum  Teil  kanalisiert. 

KEMMERIBODENBAD  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Signau, 
Gem.  Schangnau).  979  m.  Stark  besuchtes  Schwefelbad, 
amNO.-Fuss  des  Hohgant  und  am  linken  Ufer  der  Emme; 
6,3  km  so.  Schangnau  und  16,5  km  s.  der  Station  Wiggen 
der  Linie  Bern-Luzem.  Postablace,  Telephon ;  im  Sommer 
Postwagen  nach  Wissen.  Ein  Haus,  7  reform.  Ew.  Zwei 
aus  dem  schönen  Kalkstein  des  Hohgant  sprudelnde 
Mineralquellen,  deren  eine  eisenhaltig  ist,  während  die 
andere  Schwefelwasserstoff  mit  Kalksulfat  und  Kalkkar- 
bonat enthält.  Das  Wasser  wird  sowohl  zu  Trink-  als  zu 
Badekuren  verwendet.  Kemmeribodenbad  ist  ein 
Exkursionszentrum  für  die  ßeree  der  Emmen- 
gruppe;  Fusswege  ins  Habkernthal  und  Marienthal. 

KEMPFHOF  (Kt.  Aargau,  Bez.  Baden,  Gem. 
Würenlos).  421  m.  Kleines  Dorf,  am  Furtbach  und 
1  km  onö.  der  Station  Würenlos  der  Linien  Baden- 
Bülach  und  Wettingen-Oerlikon-Zürich.  18  Häuser, 
125  kathol.  und  reform.  Ew.  Kirchgemeinden  Wü- 
renlos. Acker-  und  Weinbau.  Viehzucht  und  Milch- 
wirtschaft. Einst  selbständige  politische  Gemeinde, 
am  1.  Januar  1900  zusammen  mit  Oetlikon  der  Ge- 
meinde Würenlos  angegliedert.  Auf  dem  Aggenbühl 
Alemannengräber  mit  Skeleten,  Silberschnallen, 
Schwertern  und  verschiedenen  Zieraten. 

KEMPRATEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See,  Gem. 
Rapperswil  und  Jona).  412  m.  Dorf,  am  rechten  Ufer 
des  Zürichsees  und  mitten  in  Weinbergen  schön  ge- 
legen; 1,2  km  n.  Rapperswil.  Telephon.  39  Häuser, 
241  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Busskirch.  Obst-, 
Wein-  und  Gemüsebau.  Viehzucht.  Käserei.  Viele 
Bewohner  arbeiten  in  den  Seiden-  und  Baumwoll- 
fabriken von  Jona  und  Rapperswil.  741  :  Cento-' 
prato;  863:  Centiprata.  Das  Dorf  steht  fast  ganz  an 
der  Stelle  einer  emstiffen  Römersiedelung,  von  der 
zahlreiche  Reste  von  Mauern  und  Wasserleitungen, 
ferner  Geräte  und  Münzen  aufgedeckt  worden  sind. 
Auf  dem  Gubel  bei  Kempraten  hat  man  1689  und  1700 
Vasen  mit  Hunderten  von  römischen  Münzen  aufgefun- 
den. In  Kempraten  vereinigten  sich  die  von  Zürich  und 


Ober  Winterthur  herkommenden  Römerstrasaen.  Ale- 
mannengrab. 

KEMPT  oder  KEMPTBACH  (Kt.  Zürich,  Bez. 
Pfäffikon).  650445m.  Bach;  entspringt  mit  zahlreichen 
kleinen  Quellarmen  am  W.-Hang  des  Stoffel.  Diese  Adern 
vereinigen  sich  um  Ober  und  Unter  Hittnau  zum  Kempt- 
bach,  der  dann  bis  Fehraltorf  nach  W.,  bis  Grafstall 
nach  NW.  und  von  da  nach  N.  fliesst,  um  nach  20  km 
langem  Lauf  nahe  der  Ortschaft  Töss  von  links  in  die 
Töss  zu  münden.  Zahlreiche  Mühlen  und  Sägen. 

KEMPTEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem.  WeUikon). 
563  m.  Schulgemeinde  und  Dorf,  am  Fuss  des  Stoffel  and 
am  Kemptnerbach  in  fruchtbarer  Gegend ;  1  km  nö.  Ober 
Wetzikon.  Station  der  Linie  Effretikon-Wetzikon-Hinwil. 
Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  Zusammen  mit  Burg, 
Moos,  Ober  Kempten,  Sommerau  und  einem  Teil  von 
Feld  :  246  Häuser,  1558  reform.  Ew. ;  Dorf:  150  Häuser, 
885  Ew.  Landwirtschaft.  Industrielle  Tätigkeit :  3  Baum- 
wollwebereien, 1  Seidenweberei,  1  Werkzeugfabrik,  % 
mechanische  Werkstätten  und  2  grosse  Stickereien.  Das 
Dorf  vergrössert  sich  zusehends  und  wird  bald  mit  Ober 
Wetzikon  verwachsen.  Funde  von  Lanzenspitzen  und 
eines  Bronzedolches.  Zahlreiche  Reste  von  Römerbauten. 
812 :  Camputena :  1223  :  Kembiton  ;  1256 :  Kempton.  Der 
Name  vom  kellischen  cambodunon  =  Burg  an  der  Fluss- 
krümmung. Die  Freiherren  von  Kernpten  werden  seit 
1229 genannt  und  starben  ums  Jahr  1400  aus;  doch  ver- 
blieben Burg  und  Gerichtsbarkeit  bis  1798  stets  in  Händen 
von  Geschlechtem,  die  in  weiblicher  Linie  von  den 
alten  Freien  abstammten.  Die  Burg  brannte  1521  ab;  der 
Turm  wurde  nicht  mehr  aufgebaut,  das  Wohngebinde 
dagegen  wieder  als  Edelsitz  eingerichtet.  Schon  im  17. 
Jahrhundert  wurde  indessen  auch  dieses  dem  Zerfall 
überlassen,  nachdem  sich  die  Gerichtsherren  im  Dorf 
Kempten  selbst  ein  Haus  erbaut  hatten.  Der  Burghügel 
liegt  beim  Hof  «Burg».  Vergl.  Zeller-Werdmüller,  H. 
Zürcherische  Burgen,  L  (in  Mitteilungen  der  antiquar. 
Geselhch,  in  Zürich,  58).  Zürich  1894. 

KEMPTEN  (OBER)  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil,  Gem. 
Wetzikon).  590  m.  Dorf,  an  der  Strasse  Wetzikon-Bauma ; 
1.7  km  onö.  Ober  Wetzikon  und  1,4  km  osö.  der  Station 
Kempten  der  Linie  Effretikon-Wetzikon-Hinwil.  65  Häuser, 
334  reform.  Ew. 

KEMPTNERBACH  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hinwil).  Bach; 
entsteht  aus  4  Quelladern,  die  sich  nahe  dem  DoriTBärets- 
wil  in  700  m  Höhe  vereinigen.  Fliesst  bis  Kempten  in 
einem  tiefen  Waldtobel,  wendet  sich  dann  nach  NW.  and 
mündet  nach  6  km  langem,  Lauf  in  543  m  in  den  Pfaffiker- 
see. 

KEMPTTHAL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Pfaffikon,  Gem. 
Hlnau).  489  m.   Gruppe  von  7  Häusern,  am  Kemptbach; 


Fabriken  Kemptthal. 

2  km  fnw.  Hlnau  und  1,7  km  nö.  der  Station  Effretikon 
der  Linie  Zurich-Winterthur.  Telephon.  150>eform.  Ew. 
Baumwollspinnerei  mit  8000  Spindeln. 


KEM 


KKR 


735 


SKEMPTTHAL,  früher  HAMMER  oder  HümmermOhle 
ffeheissen  (Kt.  Zürich,  Bez.  Pfaffikon,  Gem.  Lindau). 
473  m.  Station  der  Linie  Zürich-Winterthur ;  2,5  km 
n.  der  Häoserffruppe  Kemptthal.  Postbureau,  Telegraph, 
Telephon.  29  Häuser,  403  reform.  Ew.  Hier  stehen  die 
grossen  Fabrikanlagen  der  Firma  Maffgi,  die  sich  aus 
bescheidenen  Anfangen  zu  einem  Welthaus  entwickelt 
hat.  Bis  1841  stand  hier  nur  eine  Kesselschmiede,  die 
später  durch  eine  Mühle  ersetzt  worden  ist.  Ums  Jahr 
1880  begann  man  dann  mit  der  Fabrikation  von  Erbsen- 
und  Bohnenmehl,  zu  dem  sich  nach  und  nach  Suppen- 
rollen, Suppenwürzen«  Konserven  etc.  gesellten.  Die  Fabrik 
wurde  18^0  in  eine  Aktiengesellschaft  umgewandelt,  die 
heute  mit  einem  Kapital  von  8  Millionen  Franken  arbeitet. 
Die  stets  an  Zahl  zunehmenden  Fabrikbauten  bedecken 
eine  Boden  fläche  von  87  900  m*.  Kraftanlage  von  460  PS. 
Zu  den  Fabrikanlagen  gehört  noch  ein  landwirtschaft- 
licher Betrieb  mit  350  Stück  Grossvieh  und  50  ha  Gemüse- 
land. Das  Ganze  umfasst  eine  Fläche  von  mehr  als  200  ha. 
Die  gleiche  Gesellschaft  besitzt  daneben  noch  eine  grosse 
Gutswirtschaft  im  Kanton  Aargau  u.  eine  Alpweide  im  Kan- 
ton Schwyz.  Vor  wenigen  Jahren  sind  in  Paris  und  Singen 
(Grossherzogtum  Baden) Zweiggeschäfte  gegründet  worden. 

KENGELBACH  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Alt  Toggenburg, 
Gem.  Bütswil).  708  m.  Weiler,  auf  einer  Höhe  zwischen 
dem  Dietfurterbach  und  Krinauerbach ;  2,6  km  s.  Büts- 
wil und  1,3  km  sw.  der  Station  Dietfurt  der  Toggen- 
burjcerbahn.  19  Häuser,  ^1  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Kä- 
serei. Stickerei. 

KENNELALP  (Kt.  Glarus,  Gem. 
Mollis).  900-1280  m.  Kleine  Alpweide, 
auf  einer  mit  Moränenschutt  überführ- 
ten Terrasse  am  NW. -Hang  des  Fron- 
alpstocks. 1^/f  Stunden  so.  über  Mollis. 
Nährt  50  Kühe.  Hütte  in  1095  m.  1899 
hat  man  hier  das  Ferienheim  Neumüns- 
ter-Zürich  eröffnet.  Es  ist  in  1150  m  rei- 
zend gelegen  und  nimmt  Knaben  der 
obern  Klassen  auf,  die  hier  ihre  Ferien 
zubringen  wollen. 

fwiKENZENAU  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Bi- 
schofszell,  Gem.  Neukirch).  582  m. 
Gruppe  von  6  Häusern;  1,5  km  so.  Neu- 
kircn  und  3  km  sw.  der  Station  Kra- 
dolf  der  Linie  Gossau-Sulgen.  32  reform. 
Ew.  Acker-,  Wiesen-  und  Obstbau. 
QKERENZEN  (Kt.  Glarus).  Politi- 
sche Gemeinde  im  NO.-Abschnitt  des 
Kantons  Glarus,  über  dem  S.-Ufer  des 
Walensees  und  am  Fuss  von  Mürt- 
schenstock  und  Neuenkamm.  Station 
Mühlehorn  (429  m)  der  Linie  Zürich- 
Ziegelbrücke-Chur.  Die  Gemeinde  um- 
fasst die  Dörfer  Filzbach,  Obstalden 
und  Mühlehorn  und  die  W^eiler  Nidstalden,  Voglin- 
gen,  Mühlethal,  W^alengullen ,  Vortobel,  Tiefenwinkel 
und  Erkelin  mit  zusammen  305  Häusern  und  1410  re- 
form. Ew.  Zerfällt  in  3  Bürgergemeinden  :  Mühle- 
horn, Obstalden  und  Filzbach,  deren  jede  zugleich  auch 
Armen-  und  Schulgemeinde  ist.  Zwei  Kirchgemeinden: 
Mühlehorn  und  Obstalden-Filzbach.  Sekundärschulen  in 
Obstalden  und  Mühlehorn.  Eine  der  Gemeinde  Kerenzen 
eigentümliche  Einrichtung  sind  die  drei  sog.  Genossamen 
Mühlehorn,  Obstalden  und  Filzbach.  Es  sind  dies  bürger- 
liche Korporationen  von  mehr  privatem  als  öffentlichem 
Charakter  mit  einem  gemeinsamen  Bezitz  von  Waldungen, 
Wiesen  und  Alpweiden,  deren  Ertrag  unter  den  dazu  Be- 
rechtigten im  Verhältnis  zur  Zahl  der  Familien  oder  ihrer 
männlichen  Glieder  aufgeteilt  wird.  Daneben  bestehen  in 
Obstalden-Mühlehorn  noch  die  alte  und  die  neue  Alpgenos- 
same,  denen  die  grosse  Mehrzahl  aller  Alpweiden  der  Ge- 
meinde zu  Eigen  gehört.  Wiesenbau,  Viehzucht,  Alpwirt- 
schaft. Seidenweberei  als  Hausindustrie.  Fremcienin- 
dustrie.  Jahrhundertelang  konnten  die  Bewohner  von 
Kerenzen  nur  auf  dem  Seeweg  oder  über  schlechte  Fuss- 
pfade  mit  ihren  Nachbarn  verkehren.  Dann  liess  Haupt- 
mann Fridolin  Heer  1603  auf  seine  Kosten  längs  dem  See- 
ufer eine  Strasse  von  Weesen  nach  Mühlehorn  erbauen, 
um  so  die  oft  gefährliche  Fahrt  auf  dem  See  unnötig  zu 
machen.  Später  vernachlässigte  man  diese  Strasse  derart, 


dass  heute  fast  keine  Spuren  mehr  davon  übrig  sind. 
Die  jetzige  Strasse  von  Mollis  über  den  jKerenzerberg 
nach  Mühlehorn  wurde  1835-1848  erstellt.  Kerenzen 
war  zusammen  mit  dem  Gaster  seit  890  Eigentum  der 
Grafen  von  Lenzburg,  ging  nach  dem  Erlöschen  dieses 
Geschlechtes  an  die  Grafen  von  Kiburg  und  1264  an  das 
Haus  Habsburg  über.  1386  bemächtigten  sich  die  Glarner 
der  Ortschaft  Filzbach,  um  sich  vor  Ueberfallen  der 
Oesterreicher  über  den  Kerenzerberg  zu  sichern  :  die 
Oesterreich  günstig  gesinnten  Bewohner  des  Gebietes 
wurden  hier  am  16.  Juni  1386  von  den  Glarnem  geschlagen, 
1415  lösten  sich  auch  Obstalden  und  Mühlehorn  vom 
Gaster  los,  um  sich  Glarus  anzuschliessen.  Damals  stand 
Kerenzen  unter  der  geistlichen  Oberhoheit  des  Klosters 
Schännis,  von  dem  es  sich  erst  1593  völlig  loskaufte,  ob- 
wohl es  in  Obstalden  schon  längst  eine  eigene  Kirche 
hatte  und  inzwischen  auch  zur  Reformation  übergegangen 
war.  1230 :  Kirchintze :  1303  :  Kirichze.  Obwohl  man  auf 
Kerenzen  römische  Münzen  gefunden  hat,  ist  es  doch 
nicht  sicher,  ob  eine  Römerstrasse  hier  durchführte. 
Einige  Forscher  vermuten,  dass  die  Römer  auf  der  Strecke 
Weesen-Walenstadt  lediglich  den  Seeweg  benutzt  haben. 
Vergl.  Girard,  Th.  Kerenzen  am  Walensee  (im  Jahrbuch 
des  histor.  Vereins  des  Kant.  Glarus.  Heft  25).  —  Win- 
teler,  J.  Die  Kerenzer  Mundart.  Leipzig  1876.  —  Winte- 
ler,  J.  Veher  einen  römischen  Handelsweg  am  Walensee 
(im  Programm  der  Aargauischen  Kantonsschule,  Aarau, 
1894).  —  Hafter  E.  Der  römische  Handelsu^eg  von  Zürich 


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Filzbacb  am  Kereoserberg. 

nach  Chur  (im  Jahrbuch  des  histor.  Vereins  des  Kts. 
Glarus.  Heft  30,  1895). 

KERENZERBERG  (Kt.  Glarus).  430-1000  m.  So 
heisst  der  untere  Abschnitt  der  nach  N.  und  NW.  zum 
Walensee  und  zur  Linthebene  absteigenden  Hänge  des 
Mürtschenstockes  und  Neuenkammes.  Diese  sanft  ge- 
böschten  und  von  kleinen  Thälchen  durchfurchten  Hänge 
bilden  eine  Reihe  von  aufeinander  folgenden  Wiesen-  und 
Weidente rrassenflächen,  getrennt  durch  wald bestandene 
Terassenabfälle.  Zahlreiche  Häuser  und  Stadel.  Auf  den 
tiefem  Terrassen  stehen  die  Dörfer  Filzbach  und  Obstalden 
und  die  Weiler  Vo^lingen  und  Nidstalden.  Hier  führt  die 
neue  Strasse  Molhs-Kerenzerberg-Mühlehorn  durch,  die 
ihrer  schönen  Aussicht  auf  Glarneralpen,  Linthebene  und 
Walensee  wegen  von  Touristen  stark  begangen  wird.  Der 
Sockel  des  Kerenzerbergs  fällt  zum  Walensee  mit  einer 
200  m  hohen  Felswand  ab,  die  die  Linie  Weesen-Sarsans 
in  einer  Reihe  von  Tunnels  unterfahrt.  Der  Kerenzerberg 
besteht  aus  Malm,  Kreide  und  Eocän  und  gehört  dem  S.- 
Schenkel der  grossen  Mulde  an,  die  jenseits  des  Walen- 
sees unter  dem  Dorfe  Amden  so  prachtvoll  aufgeschlos- 
sen ist.  Ihre  Fruchtbarkeit  verdanken  die  Terrassen  des 
Kerenzerberges  der  beinahe  ununterbrochenen  Bedeckung 
mit  Moränenmaterial. 

KERNENRIED  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Burgdorf).  511  m. 
Gem.  und  Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Urtenen  ;  2,5  km  so. 


736 


KER 


KER 


FraubruDDen  und  2,3  km  n.  der  Station  Hindelbank 
der  Linie  Olten-Bern.  Postablage,  Telegraph.  Telephon. 
Postwagen  nach  Fraubrunnen.  49  Häuser,  349  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  Kirchberg.  Landwirtschaft.  Käserei. 
Die  Burg  der  den  Grafen  von  Kiburg  dienstpflichtigen 
Ritter  Kernen  von  Kerrenried  wurde  131ö  von  den  Bernem 
zerstört.  1603  hat  man  in  Kernenried  etwa  1500  Stück 
römische  Siibermünzen  p^efunden,  die  den  ersten  Grund- 
stock zum  Münzkabinet  in  Bern  legten. 

KERNEN8EK  (Kt.  Zürich,  Bez.  Dielsdorf).  425  m. 
Kleiner  Moränensee  von  rundlicher  Form,  in  sumpfiger 
Gegend,  500  m  ö.  vom  Stadlersee,  zwischen  Hochfelden 
und  Neerach  und  in  der  Nähe  von  schönen  Waldungen. 
Misst  wenig  über  100  m  im  Durchmesser  und  erreicht  an 
Tiefe  keine  iO  m. 

KERNMATTEND088KN  (Kt.  Obwalden).  578  und 
590  m.  Felswände,  rechts  über  dem  Thal  der  Samer  Aa 
und  unmittelbar  nö.  der  Station  Kems-Kägiswil  der  ßrünig- 
bahn  (Luzern-Brienz).  Ueber  diesem  etwa  100  m  hohen 
Felsband  liegt  eine  wellige  Terrasse  mit  Bauernhöfen 
(Burg,  Berg-Wart,  Platten). 

KERNS  (Kt.  Obwalden).  569  m.  Gem.  und  Pfarrdorf, 
auf  einer  Terrasse  am  SW.-Hang  des  Stanser- 
homs;  2,3  km  ö.  Sarnen.  Station  Kems-Kä- 

fiswil  der  Brüni^bahn  (Luzern-Brienz).  Post- 
ureau,  Telegraph,  Telephon;  Postwagen  Sar- 
nen-Melchthal  und  Kägiswil-Melchthal.  Was- 
serkraft, elektrisches  Licht.  Ausgedehnteste 
Gemeinde  von  Obwalden,  die  sich  auf  eine 
Länge  von  24  km  von  der  Grenze  ge^en 
Nidwaiden  bis  zur  Grenze  gegen  Bern  zieht.  Mit  Diet- 
ried,  Halten,  Siebeneich,  Wissehrlen,  Zuben,  Schild, 
Buchischwand  und  Melchthal  :  406  Häuser,  2394  ka- 
thol.  Ew. ;  Dorf  :  137  Häuser,  820  Ew.  Die  Gemeinde 
umfasst  72  zum  Teil  sehr  hoch  gelegene  Alp  weiden,  von 
denen  52  Eigentum  von  Korporationen  sind.  Ackerbau, 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Käsereien.  Strohhutfabri- 
kation. Fremdenindustrie.  Eine  mechanische  Schlosserei 
und  Schreinerei.  Pfarrkirche  mit  schlankem  Turm,  1814 
erbaut.  11  Kapellen.  In  der  Kirche  Taufstein  und  Degen 
von  Nikiaus  von  der  Flüe,  Gemälde  von  Paul  Deschwan- 
den und  H.  Kaiser  und  Skulpturen  von  Abart,  Maria 
Ettlin  und  Nikiaus  Ettlin.  In  aer  kürzlich  restaurierten 
St.  Niklauskapelle  kamen  Gemälde  aus  der  zweiten  Hälfte 
des  14.  Jahrhunderts  zum  Vorschein,  die  aber  wieder 
zugedeckt  wurden,  weil  sie  nicht  gut  erhalten  waren. 
(Vergl.  Dr.  Durrer  im  Geschichtsfreund.  Bd.  52).  Erzie- 
hungsanstalt für  arme  Mädchen,  von  der  Familie  Deschwan- 
den gestiftet.  Im  Melchthal  ein  Benediktinerinnen kloster. 
Die  Gegend  um  Wissehrlen,  Siebeneich  und  St.  Jakob 
ist  mit  den  Felsstücken  eines  vor  vielen  Jahrhunderten 
vom  Stanserhorn  niedergebrochenen  Bergsturzes  übersät. 
Bei  Dietried  führt  über  die  Melchaa  die  höchste  Brücke 
der  Schweiz,  deren  Fahrbahn  97  m  über  dem  Fluss- 
bett liegt.   Auf  der  Ruodsperialp  oberhalb  dem  Schild 


Kerns  gegen  das  Stanserhorn. 

Reste  von  sog.  Heidenhäuschen.  Auf  der  Ohralp  im 
Melchthal  steht  ein  mächtiger  Ahorn  von  24-25  m  Höhe 
und  mit  einem  Basisumfang  von  12,2  m.   Im  Melchthal 


Steinbruch  auf  schwarzen  Marmor,  an  der  Erzegg  über 
dem  Melchsee  eine  Eisenerzmine.  Auf  der  Frutt  hat  man 
ein  Bronzebeil  gefunden.  Der  Ort  Kerns  1086  zum  ersten- 
mal genannt.  Erste  Kirche  zwischen  1086  und  1100  er- 
baut. 1136:  Chemz;  1173:  Chernis.  Der  Name  vermut- 
lich von  Kern  (im  Sinn  von  Getreidekom)  herzuleiten  und 
der  Gegend  ihrer  Fruchtbarkeit  wegen  beigelegt.  1382  und 
1470  haoen  die  Ob-  und  Nidwaldner  in  Wissehrlen  Lands- 
gemeinde gehalten.  Kerns  ist  die  Heimat  des  Hauptmanns 
Oswald  von  Rotz,  der  sich  im  Schwabenkrieg  (1499)  aus- 

f gezeichnet  hat  und  der  Bildhauer  Maria  Ettlin  und  Nik- 
aus  Ettlin.  Hier  lebte  und  starb  1863  auch  der  aus  dem 
Tirol  gebürtige  berühmte  Bildhauer  Franz  Abart.  Vergl. 
Küchler,  A.  Chronik  von  Kerns,  Sarnen  1886.  —  Trümp- 
ier. Ein  Hochthal  Obwaldens.  Zürich  1886.  —  Villiger, 
B.  Auf  der  Fruit.  Luzern  1902. 

KERNS  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Luzern,  Amt 
Hochdorf,  Gem.  Rotenburg).  510  m.  4  Häuser,  in  einer 
linksseitigen  Verzweigung  des  Thaies  des  Rotbachs;  2,5 
km  nö.  der  Station  Rotenburg  der  Linie  Luzem-Olten. 
23  kathol.  Ew.  Acker-  und  Obstbau,  Viehzuch  und  Milch- 
wirtschaft. 

KBRNWALD  (Kt.  Nidw^lden  und  Obwalden).  450- 
585  m.  420  ha  grosse  Waldung,  am  rechten  Ufer  der 
Samer  Aa,  zwischen  dem  Fluss  und  der  Strasse  Stans- 
Kerns  und  2  km  n.  Kerns.  Den  Wald  durchzieht  von 
O.-W.  die  sog.  March,  d.  h.  die  Grenze  zwischen  den 
beiden  Halbkantonen  Obwalden  und  Nidwaiden,  die  da- 
von ihre  Namen  erhalten  haben  :  Obwalden  =  Ob  dem 
(Kern-)  Wald  und  Nidwaiden  =  Nid  dem  (Kern-)  W^ald. 
Der  Wald  am  9.  September  1798  von  den  Franzosen  auf 
ihrem  Marsch  nach  Ennetmoos  und  Stans  durchzogen. 
Im  Wald  der  kleine  Gerzensee,  auf  dem  für  die  Gasthöfe 
der  Gegend  Eis  gebrochen  wird. 

KER8ITEN  oder  KEHR8ITBN  (Kt.  Nidwaiden, 
Gem.  Stansstaad).  440  m.  Gemeindeabteilung  und  kleines 
Dorf,  am  W.-Fuss  des  Bürgenstocks  und  am  S.-Ufer  des 
Vierwaldstättersees  reizend  schön  gelegen;  3  km  nö. 
Stansstaad.  Dampfschiflstation.  Ausgangspunkt  der  Draht- 
seilbahn auf  den  Bürgenstock.  Postablaftc,  Telephon.  22 
Häuser,  134  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Stans.  Viehzucht 
und  Milchwirtschaft.  Mildes  Klima  und  fruchtbarer  Bo- 
den. Viele  Obstbäume.  Im  Freien  gedeihen  auch  Feigen- 
baum und  Kastanie.  Schöne  Aussicht  auf  den  See,  Pila- 
tus und  Rigi.  1218  :  Chirsitun;  1308:  Kirsiton ;  im  Dia- 
lekt Kirschete  =i  beiden  Kirschbäumen.  Die  Kapelle  und 
alle  Häuser  von  Kersiten  am  9.  September  1798  von  den 
Franzosen  niedergebrannt.  Fund  von  zwei  Stein t>eUen. 

KERZER8»  französisch  Chi^ttres  (Kt.  Freiburg,  Bez. 
See).  454  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  Maria brunnenbach 
und  an  der  Strasse  Aarberg-Murten,  8  km  nö.  Murten. 
Kreuzungsstation  der  Linien  Lausanne-Payerne-Lyss  und 
Bern-Ncuenburg.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  202 
Häuser,  1294  reform.  Ew.  deutscher  Zunge.  Die  Kirchge- 
meinde umfasst  ausser  Kerzers  noch  Frasses  (Freiburs) 
und  die  Berner  Dörfer  Gurbrü,  Wilerol- 
tigen  und  Golaten.  Getreide-,  Tabak-. 
Wiesen-,  Wein-,  Obst-,  Gemüse-  und 
Runkelrübenbau ,  Viehzucht.  Konser- 
venfabrik; Messerschmiede-,  Spengler-, 
Schreiner-,  Uhrenmacher-  und  Dreher- 
werkstätten. Gerberei  und  Küferei.  Me- 
chanische Säge.  Handel  mit  Wein,  Vieh. 
Stroh  und  Kolonialwaren.  Grosses  und 
schönes  Dorf,  nahe  dem  Grossen  Moos 
in  fruchtbarer  und  gut  angebauter 
Ebene  prächtig  gelegen  und  gegen  0. 
an  einen  Höhenzug  sich  anlehnend.  Alte 
Häuser  im  Berner  Stil,  deren  eines  noch 
aus  dem  Jahr  1660  stammt.  Grosse 
Baumgärten  mit  Obstbäumen  aller  Art 
6  Jahrmärkte  und  Wochen  markt.  Hier 
wirkte  als  Pfarrer  1665-1694  Theobald 
\Veinzäpni,  der  dadurch  berühmt  war. 
dass  sein  von  einigen  Unbesonnenen 
gereiztes  Pferd  am  25.  Juli  1654  mit 
ihm  von  der  Plattform  vor  dem  Müns- 
ter in  Bern  bis  zur  Matte  hinunter  (32  m)  sprang,  ohne 
dass  ihm  irgend  ein  Leides  eeschah.  Der  Ort  926  : 
Chartresvilla ;  1228  :  Chiertri.    War  zur  Römerzeit  eine 


KES 


KES 


737 


n  inansio  »  an  der  heute  noch  Heidenweg  geheissenen 
Strasse  von  Aventicum  nach  Augusta  Rauracorum  und 
Vindonissa.  Man  hat  am  Heidenweg 
Reste  einer  römischen  Villa,  zahlreiche 
Münzen  und  einige  Gräber  aufgedeckt. 
Römische  Altertümer  ausserdem  noch 
auf  der  Gunscheten  Matten,  Mauer  und 
Allmend  Matten.  Im  3.  und  4.  Jahrhun- 
dert wurde  der  Ort  von  den  Alemannen 
zerstört.  Die  962  zum  erstenmal  ge- 
nannte Kirche  zu  Kerzers  soll  von  der 
Königin  Hertha  gestiftet  worden  sein 
und  stand  bis  zur  Einfuhrung  der  Re- 
formation 1530  unter  dem  Kloster 
Payerne.  Der  einst  zur  Herrschaft  Mur- 
ten  gehörende  Ort  erfreute  sich  ver- 
schiedener Vorrechte,  die  von  Bern  und 
Freiburg  1479  und  1536  bestätigt  wor- 
den sind.  In  der  Pfarrkirche  sehr 
schöne  Glasgemälde  aus  dem  16.  Jahr- 
hundert. Kerzers  ist  zweimal,  1799  und 
1881,  von  verheerenden  Feuersbruns- 
ten  heimgesucht  worden.  Giesserwerk- 
stätte  aus  der  Bronzezeit. 

KE8CH  (PIZ>(Kt.  Graubünden, Bez. 
Albula  und  Maloja).  3420  m.  Bergstock 
und  höchster  Gipiel  der  Albulagruppe 
und  der  zentralen  Bündneralpen  (höher 
noch  als  Piz  Linard  und  Rheiuwald- 
horn).  Stolzer  Gipfel,  einer  der  schön- 
sten der  ganzen  Gebend.  Steigt  mitten 
aus  Eisfeldern  als  mächtige  Zackenmauer  auf  und  gewährt 
von  allen  Seiten,  besonders  aber  von  N.  her,  wo  inm  der 
Porchabellagletscher  anlagert,  einen  prachtvollen  Anblick. 
Der  rings  umher  stehenden  Vorgipfel  wegen  ist  der  Piz 
Kesch  mit  Ausnahme  von  der  Gegend  um  Pontresina  von 
den  benachbarten  Thälern  aus  nicht  sichtbar.  Die  Kämme 
und  Gräte  des  Bergstockes  bilden  einen  Kreisbogen,  in 
dessen  nach  N.  geöffnetem  Zirkus  der  sanftgeböschte 
Porchabellagletscher  liegt.  Die  übrigen  Hänge  weisen 
kleinere  Eisfelder  auf,  so  im  SO.  und  0.  den  Vadret 
d'Eschia  und  im  SW.  und  S.  den  Vadret  Pischa.  Der 
Piz  Kesch  selbst  steht  im  Mittelpunkt  dieses  Kreisbogens 
und  bildet  einen  kurzen,  stellenweise  messerscharfen 
Grat  mit  mehreren  Gipfeln,  deren  westlichster  zugleich 
der  höchste  (3420  m)  und  am  leichtesten  zu  besteigende 


stieg  vom  Engadin  aus  meist  überschritten  wird.  Die  am 
meisten  begangene  Anstiegsroute  führt  zwischen  diesem 


i I 


Gruppe  des  Piz  Kesch. 

ist.  Der  0. -Gipfel  ist  niedriger  (3388  m),  dafür  aber 
schwieriger  zuffänglich.  Von  diesem  O.-Gipfel  steigt  der 
Kamm  gegen  NO.  zur  Fuorcla  d'Eschia  ab,  die  beim  Auf- 


Piz  Kesch,  vom  Val  Foniauna  aus. 

Kamm  und  einem  vom  zentralen  Gipfel  ebenfalls  nach 
NO.  ausgehenden  kurzen  Grat  durch.  Der  Piz  Kesch  ist 
zum  erstenmal  1846  vom  damaligen  Ingenieur-Topogra- 
phen Coaz  (dem  heutigen  eidffen.  Oberforstinspektor)  be- 
stiegen worden.  Lange  Jahre  hindurch  galt  eine  Tour  auf 
den  Piz  Kesch  als  sehr  schwieriges  Unternehmen,  wäh- 
rend sie  heute  zu  den  schönsten,  leichtesten  und  am 
meisten  ausgeführten  Bergtouren  in  den  Bündner  Alpen 
fferechnet  wird.  Allerdings  dürfen  dann  die  Felsen  der 
O.-Wand  nicht  zu  sehr  vereist  und  der  am  Fuss  des 
obersten  Gipfels  gähnende  Bergschrund  nicht  zu  weit 
offen  sein.  Als  Fusspunkte  der  Besteigung  dienen  die 
Keschhütte  des  S.  A.  C.  (am  O.-Ufer  des  Porchabella- 
glet8chers)undeinesö.  der  Fuorcla  d'Eschia  am  Fuss  des 
Piz  la  Viroglia  stehende  Hütte.  Zur  Keschhütte  gelangt 
man  von  Davos  aus  durch  das  Sertig- 
thal  und  über  den  Sertigpass  in  6  Vi 
Stunden,  von  Bergün  aus  durch  das 
Val  Tuors  und  über  die  Fuorcla  -d'Alp 
Fontauna  in  3  Stunden.  Von  Ponte 
oder  Madulein  im  Engadin  erfordert 
die  Besteigung  5  Stunden.  Andere, 
seltener  begangene  Anstie^srouten  fuh- 
ren vom  Pischagletscher  über  die  S.- 
Wand oder  vom  Eschiagletscher  über 
die  O.-Spitze  (3388  m)  und  den  Gipfe4- 
grat.  Prachtvolle  Aussicht. 

KESCHHÜTTE  (Kt.  Graubünden, 
Bez.  Albula).  2631  m.  Schutzhütte  des 
S.  A.  C,  hinten  über  dem  Val  Fon- 
tauna, am  SO. -Fuss  des  Piz  Forun 
und  am  Fuss  des  den  N.-Hang  des 
Piz  Kesch  bekleidenden  Porchabella- 
gletschers.  Die  1893  von  der  Sektion 
Davos  des  S.  A.  C.  erbaute  Hütte  bietet 
Raum  für  20  Personen.  Schöne  Aus- 
sicht auf  den  Piz  Kesch,  Piz  Forun 
und  Sertigpass. 

KESSELBACH     oder    TOBEL- 
BACH  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  1500- 
427  m.  Wildbach;  entspringt  an  der 
Holzegg  zwischen  Roten iluh  und  My- 
then,   durchiliesst    das   Thälchen    n, 
Rickenbach  und  mündet  nach  5  km 
langem   Lauf  bei  Ibach  von  rechts  in 
die    Muota.   Mit   finanzieller   Beihilfe 
des  Bundes  sind  an  dem  Bach  umfassende  Verbauungs- 
arbeiten  ausgeführt  worden. 
KESSELENBACH    (Kt.  Obwalden).    So  nennt  man 

GEOGR.  LEX    91  —  II  —  47 


KAa^^^jid 


738 


KÜS 


KES 


den  Oberlauf  der  Meldiaa,  bis  zu  den  HüUen  der  Berg- 
malt  (1046  m)  und  zur  Vereinigung  mit  dem  Innerbach 


Keschhatle  des  S.  A.  C. 

Entspringt  am  NO.-Hang  des  Hohenstollen  in  2100  m  und 
ist  d  km  lang. 

KE88KLI8M0HLE   (Kt.  Appenzell  I.  R.,  Gem.  Ap- 
penzell). 811  m.  Gruppe  von  3  Häusern;  1.5  km  w.  der 
Station  Appenzell  der  Appenzellerbahn  (Winkeln-Herisau- 
teil).  37  kathol.  Ew.  Früher  stand  hi 


hier  eine  Mühle. 
In  der  Nähe  gehen  die  alte  und  neue  Strasse  Appenzell- 
Gonten  mit  zwei  Brücken  über  den  Kaubach.  Viehzucht. 
Stickerei. 

KE88ELKUMME  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  Felsenkar. 
S.  den  Art.  Kessikumme.. 

KE88I  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Landquart).  25.H0 
m.  Felsnische  oder  kleiner  Felsenzirkus,  im  obem  Ab- 
schnitt des  Schlappinthales,  am  W.-Fuss  des  Kessispitzes 
und  links  vom  Garneiraioch.  Typisches  Beispiel  eines  sog. 
Kares,  d.  h.  einer  im  Halbkreis  von  hohen  Felswänden 
umschlossenen  und  von  Schutthalden  umgebenen  Mulde, 
an  deren  Boden  ein  kleiner  See  liegt. 

KE88IB0HL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem.  Stäfa). 
450  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  mitten  in  Weinbergen, 
am  rechten  Ufer  des  Zürichsees  und  1  km  nö.  der  Sta- 
tion Stäfa  der  rechtsufrigen  Zürichseebahn  (Zürich-Meilen- 
Rappers  wil).  36  reform.  Ew.  Grabhügel  aus  der  ersten 
Eisenzeit. 

KE88IGRAT  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Landquart). 
2489  m.  Felsgrat,  steigt  vom  Aelplispitz  in  nw.  Richtung 
gegen  das  Knie  des  Schlappinthales  ab ;  3,5  km  nö.  Klos- 
sters  Platz.  Gegen  W.  sehr  steil,  gegen  NO.  mit  einigen 
Rasenterrassen  bestanden. 

KE88IHORN(Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  2986  m.  Gipfel, 
im  Kamm  zwischen  Breithorn  (3455  und  3369  m)  und 
Rothorn  (2513  m)  und  zwischen  dem  Simplon  und  dem 
Zirkus  von  Alpien  ;  vom  Dorf  Sim{)eln  aus  in  5  Stunden 
zugänglich.  Der  O.-Grat  des  Kessihoms  endigt  mit  dem 
Plattenhorn  (2584  m).  Unmittelbar  n.  unter  dem  Kessi- 
horn  führt  der  Passnbergang  des  Plattinenbodens  (2854 
m)  ohne  grosse  Schwierigkeiten  von  der  Schutzhütte 
Nummer  VII  (an  der  Simplonstrasse)  über  den  Hoch- 
mattengletscher nach  Alpien.  Schöne  Aussicht  auf  die 
Gruppe  Fletschhom-Weissmies,  den  Alpiengletscher  und 
die  Berge  um  das  Val  d'Ossola  und  des  Kantons  Tessin. 

KE88IKUMME  oder  KE88ELKUMME  (Kt.  Wal- 
lis, Bez.  Brig).  2400  m.  Halbkreisförmiges  Felsenkar  in 
den  schiefrigen  Gneisen  s.  vom  Kessihorn,  zwischen 
Glattenhom  (2584  m)  und  Kellenhom  (2937  m).  Wie  die 
benachbarte  Rote  Kumme  durch  Gletscherwirkung  aus- 
geschliffen. 

KE88ILOCH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Laufen).  326  m. 
Engpass  der  Birs,  zwischen  Zwingen  und  Grellingen  und 


an  der  Ausmündung   des  Kaltbrunnenthaies.    2  Bahn- 
brücken der  Linie  Delsberg-Basel. 

KE88I8PITZ  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober 
Landquart).  2834  m.  Einer  der  höchsten  Gipfel 
n.  über  dem  bei  Klosters  Dörtli  auf  den  Prä- 
tigau  ausmündenden  Schlappinthal ;  1  km  so. 
vom  Gameirajoch.  Vom  Garneirajoch  über  den 
NW.-Grat  oder  vom  Hühnersee  über  die  Fel- 
sen am  S.-Hang  und  den  O.-Grat  zugänglich. 
Steht  nach  0.  mit  der  Gruppe  des  Litzner  in 
Verbindung. 

KE88JENQI.ET8CHER  (Kt.  Wallis. 
Bez.  Visp).  3100-2730  m.  Kleiner  Gletscher, 
links  über  der  Saaser  Visp,  gegenüber  Im 
Lerch  und  zwischen  dem  S.-Kuss  des  Egginer- 
horns  (3377  m)  und  dem  O.-Grat  des  Hinter 
Allalinhorns  (etwa  3300  m).  Ueber  seinen 
Scheitel  führt  das  Kessjenjoch  zum  grossen 
Feeglelscher  hinüber. 

KE88JENJOCH  oder  EQQINERPA88 
(Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  3009  m.  Passüber^ang, 
zwischen  Egginerhorn  (3377  m)  und  Hinter 
Allalinhom  (etwa  3300  m)  und  auf  dem  Schei- 
tel zwischen  dem  Fee-  und  Kessjen^letscher. 
Wird  beim  Uebergang  vuii  Saas  F»jufrh  Matt- 
mark begangen,  welche  Kchöne  hAjUk  derun;.' 
über  den  Feegietscher,  das  Kes8j»77ch,  den 
Kessjengletscher,  Hinter  Allalinpasn,  Hohlaub- 

fletscher  und  Allalinglelscher  fuhrt.  Saas  Fee- 
^asshöhe   3   Stunden,  Passhöhe  -  Mattmark  5 
Stunden.  Seit  einigen  Jahren    ziemlich   häu- 
fig begangen. 

KE88LER  (Kt.  Graubänden.  Bez.  Ober  Landquart). 
2840  m.  Schöner  Bergstock  über  der  SO.-Ecke  des  Schlap- 
pinthales, von  wo  aus  die  Kette  der  Schiltfluh  gegen  N. 
zum  Plattenspitz  und  weiterhin  über  die  Seescheien  zur 
Gruppe  des  Litzner  zieht.  Nach  NW.  steigt  ein  kleiner 
Gletscher  zu  dem  ins  Schlajppinthal  ausmündenden  Juo- 
nenthäli  ab.  Von  dieser  Seite  her  ist  der  Kessler  leicht 
zugänglich,  während  er  nach  S.  und  0.  mit  steilen  Fels- 
wänden und  Rasenhängen  zum  Sardascathal,  der  oberen 
Fortsetzung  des  Prätigaus,  abfallt.  Wird  auch  vom  Sar- 
dascathal aus  bestiegen.  Mehrere  Einzelgipfel,  worunter 
zwei  turmförmige  (2840  und  2821  m). 

KE88LERQA88E  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern,  Gem. 
BoUiQen).  524  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  zu  beiden  Seiten 
des  Worblenbaches;  1,6  km  w.  Bolligen  und  3.5  km  n. 
der  Station  Ostermundigen  der  Linie  Bern-Thun.  20 
reform.  Ew.  Ein  Teil  der  Bewohner  arbeitet  in  den  Fab- 
riken zu  Worblaufen.  Der  an  vagierende  Kessler  oder  Kes- 
selflicker erinnernde  Name  der  Siedelung  ist  bei  ihren 
Bewohnern  nicht  beliebt  und  wird  allmählig  verschwin- 
den. 

KE88I.ERI.OCH  (Kt.  Schaffhausen,  Bez.  Reiath, 
Gem.  Thaingen).  440  m.  Berühmt  gewordene  Hohle,  am 
rechten  Gehänge  des  Fulachthales ;  1  km  w.  der  Station 
Thain^en  der  Linie  Schaffhausen-Singen.  Wichtige  pa- 
läolithische  Fundstelle  von  Mammut-,  Rhinozeros-  und 
Rentierknochen  mit  ausserordentlich  interessanten  Zeich- 
nungen. Von  Dr.  Nüesch  in  Schaffhausen  ausgebeutet. 

KE88LER8BACH  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem. 
Egnach).  451  m.  Gruppe  von  5  Häusern ;  1,5  km  wnw. 
Neukirch  und  3,5  km  sw.  der  Station  Egnach  der  Linie 
Rorschach-Romanshom.  23  reform,  und  kathol.  Ew. 
Kirchgemeinden  Neukirch  und  Steinbrunn.  Wiesen-  und 
Obstbau. 

KE88LIBRUNNENHOLZ  (Kt.  Freiburg,  Bez. 
Sense,  Gem.  Ueberstorf).  692  m.  Schulhaus;  2,5  km  s. 
Ueberstorf  und  5  km  s.  der  Station  Flamatt  der  Linie 
Bern-Frei  bürg.  10  reform.  Ew.  deutscher  Zunge. 

KE88WIL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  und  Gem.  Tablat). 
876  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  auf  der  Anhöhe  w.  über 
dem  Rütiweier  und  2,8  km  so.  vom  Bahnhof  St.  Gallen. 
74  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  St.  Gallen-Tablat  Vieh- 
zucht. 

KE88WIL  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Arbon).  420  m.  Gem. 
und  Dorf,  am  linken  Ufer  des  Bodensees  und  5  km  nw. 
Romanshorn.  Station  der  Dampfboote  und  der  Ünie  Ror- 
schach-Romanshorn-Konstanz.  Postbureau,  Telegraph ; 
Zollamt.  116  Häuser,  529  zur  Mehrzahl  reform.  Ew.  Kin:b- 


KES 


KIB 


731» 


fiiremeinde  Kesswil-Uttwil.  Der  d.  der  Bahnlinie  stehende 
Teil  .der  Siedelung  heisst  Seedorf.  Zahlreiche  Gärten ; 
Acker-,  Obst-  und  Weinbau.  Handel  mit  Getreide 
und  Bauholz.  Segelschiffahrt.  Stickerei.  Schönes 
Schulhaus.  Gesang-,  Lese-  und  Turnverein.  Geburts- 
ort des  bekannten  und  verdienten  Kanzelredners 
Konrad  Kanzler  (f  1902).  Pfahlbau  aus  der  Steinzeit. 
817:  Chezzinvillare;  829:  Chezziwilare ;  860  und 
864 :  Chezzinwilare ;  874 :  Chezzenwilare. 

KK8TENBERQ  (Kt.  Aargau,  Bez.  Lenzburg). 
648  m.  Högelrücken ;  zwischen  Wildegg  und  Brun- 
eggt  Möriken  und  Birr;  streicht  auf  eine  Länge 
von  3  km  O.-W.  Dachförmiger  Ausläufer  des  Jura 
rechts  der  Aare.  Völlig  bewaldet.  Der  N.-Hang  heisst 
Birrenberg.  Trägt  am  W.-Ende  die  Burg  Wildegg 
und  am  O.-Ende  die  Burgruine  Brunegg.  lieide  Bur- 
gen durch  einen  dem  Kamm  folgenden  guten  Fuss- 
weg  verbunden.  Sehr  schöne  Aussicht.  Der  Name 
vom  althochdeutschen  kestinne  =  mittelhochdeut- 
schem kesten  =  Kastanie. 

KE8TENBERG  (Kt.  Aargau,  Bez.  Muri;  Gem. 
Mühlau).  419m.  Gruppe  von 8  Häusern;  1,6  \m  n. 
der  Station  Müh  lau  der  Linie  Aarau-Lenzburg-Rot- 
kreuz.  55  kathol.  Kw.  Ackerbau,  Viehzucht  und 
Milchwirtschaft.  Grab  mit  Skeleten. 

KE8TENHOLZ(Kt.Solothum,  Amtei  Baisthal). 
453  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  im  Thal  der  Dnnnern ;  3,5 
km  so.  der  Station  Oensingen  der  Linie  Olten-Biel.  Post- 
ablage, Telegraph,  Telephon;  Postwaj^en  Oensingen-Wolf- 
wil.  88  Hänser,  576  kathol.  Ew.  Wiesenbau.  Schweine- 
zucht und  -handel.  Stickerei.  Viele  der  Bewohner  arbeiten 
in  den  Giessereien  der  Klus.  Kiesgrube.  Alte  St.  Peters- 
kapelle. Die  baufällig  gewordene  Pfarrkirche  wird  abge- 
tragen und  durch  ein  neues  Gotteshaus  ersetzt.  Heimat 
des  Volksschriftstellers  Josef  Joachim.  Nahe  Kesten- 
holz  stand  einst  das  Dorf  Ober  Kapnelen,  das  wie  Ober- 
werd  (Neuendorf)  und  andere  Siedelungen  von  den  Gug- 
lern  zerstört  und  nachher  nicht  wieder  aufgebaut  worden 
ist.  Auf  dem  Hohlackcr  eine  vom  prähistorischen  Menschen 
bewohnte  Höhle,  im  Unterfeld  Reste  einer  Römersiede- 
lung.  Kestenholz  ==  Kastanienhain. 

KEVENACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Pruntrut).  Gem. 
und  Dorf.  S.  den  Art.  Chevenf.z. 

KHEI  (IM)  (Kt.  Bern,  Amtebezirk  Nieder  Simmenthai, 
(rem.  Spiez).  Häusergruppe.  S.  den  Art.  Ghei  (im). 

KIBBERG-BUCHEQG  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Buch- 
eggberg). Gemeinde ;  umfasst  die  beiden  Dörfer  kibberg 
und  BUCHEGG.  S.  diese  Art. 

KIBBERQ  (Kt.  Solothum,  Amtei  Bucheggberg,  Gem. 
Kibberg-Buchegg).  474  m.  Kleines  Dorf,  am  rechten  Ufer 
des  Limpachkanales,  am  Fuss  der  vordersten  Hügelkette 
des  Bucneggbergs ;  5(X)  m  so.  Buchegg  und  3,8  km  nw. 
der  Station  Utzenstorf  der  Linie  ßurgdorf-Solothurn. 
Postwagen  Solothurn -Messen  und  nach  Utzenstorf.  9  Häu- 
ser, 40  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Aetigen-Mühle- 
dorf.  Acker-  und  Obstbau.  Eisenhaltige  Mineral- 
quelle, einst  von  einem  Heilbad  benutzt.  Der  Ort 
auch  Kyburg  genannt. 

KIBURG  oder  KYBURQ  (Kt.  Zürich,  Bez.  PfafG- 
kon).  632  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  auf  einem  Molasse- 
plateau über  dem  linken  Ufer  der  Töss ;  3  km  sw. 
der  Station  Senn hof-Ki bürg  der  Tössthalbahn  (Win- 
terthur-Wald).  Postabla^e,  Telephon.  Gemeinde,  mit 
ßrünggen  und  einem  Teil  von  Billikon :  66  Häuser, 
358  roform.  Ew. :  Dorf:  34  Häuser,  159  Ew.  Vieh- 
zucht. Einzelfund  aus  römischer  Zeit.  Alemannen - 
siedelunff,  1028:  Chuigeburch ;  später  Chiuburg,  Cho- 
burg;  der  Name  wahrscheinlich  keltischen  Ur- 
sprungs, aber  unsicherer  Herleitun^.  Hauptanzie- 
hungspunkt der  ganzen  Gebend  ist  die  stolze  Veste 
Kiburg  oder  Kyburg,  einst  aie  wichtigste  Feudalburg 
zwischen  Limmat  und  Bodensee  und  heute  noch 
prächtig  erhalten.  Sie  steht  malerisch  auf  kühnem 
Felsvorsprung  und  bietet  eine  reizende  Fernsicht. 
Wird  1027  zum  erstenmal  erwähnt,  als  König  Konrad  IL 
den  Grafen  Wernher  von  Kiburg,  den  Freund  des 
geächteten  Herzogs  Ernst  von  Schwaben,  im  Erb- 
streit um  Burguna  hier  belagerte.  Das  Schloss  wurde  ge- 
nommen und  zerstört,  bald  aber  wieder  aufgebaut  und 
kam  nun  an  die  Grafen  von  Dillingen.    In  der  zweiten 


Hälfte  des  11.  Jahrhunderts  tritt  Graf  Hartmann  von  Dil- 
lingen auf.  Im  Kampf  zwischen  Kaiser  und  Papst  schwur 


Lageplan  der  Kiburg. 

er  letzterem  Treue.  Abt  Ulrich  von  St.  Gallen  belagerte 
ihn  deshalb  und  zerstörte  Kiburg  1079  neuerdings.  Des 
Hauses  Macht  hob  sicR  aber  rasch  wieder,  die  Grafen 
wurden  bald  mächtige  Fürsten  und  Lehensnerren  eines 
zahlreichen  niederen  Adels,  machten  die  Burg  zum  Mit- 
telpunkt ihrer  linksrheinischen  Besitzungen  und  nannten 
sich  Grafen  von  Kiburg.  Sie  beerbten  1172  die  Grafen  von 
Baden-Lenzburg,  1218  die  Zähringer,  erhoben  1178  Dies- 
senhofen  und  1180  Winterthur  zu  Städten.  Graf  Ulrich 
(f  1228)  war  ein  treuer  Anhänger  der  Hohenstaufen.  Sein 
Sohn  Hartmann  IV.  vermählte  sich  1218  mit  Anna  von  Sa- 
voyen ;  auch  seine  andern  Kinder  heirateten  Angehörige 
mächtiger  Geschlechter.  Die  Kibur^er  überragten  damals 
alle  andern  Edeln  Schwabens  durch  ihre  Schätze  und  Reich- 
tümer. Mit  dem  Tode  des  kinderlosen  Hartmann  des  Ael- 
tern  (1264)  starb  der  Mannesstamm  der  mächtigen  Kibur- 
eer  aus;  das  reiche  Erbe  ging  an  den  Neffen  Rudolf  von 
Habsburg  über,  der  öfters  hier  verweilte.  Als  König  ver- 
wahrte er  in  der  Schlosskapelle  die  Reichskleinodien  und 
Reliquien.  Er  und  seine  Nachfolger  setzten  Vögte  ins 
Schloss.  Einer  derselben,  Hug  der  Tumbe,  erhielt  1369 
die  Grafschaft  als  Pfand:  1377  ward  sie  an  Johann  von 
Bonstetten  verpfändet,  1384  an  die  Grafen  Donatus  und 
Diethelm  von  Tog^enbur^;  von  diesen  ging  sie  1402  an 
des  erstem  Tochttr  Kunigunde  und  ihren  Gemahl  Graf 
Wilhelm  von  Montfort-Bregenz  über,  die  auf  Kiburg 
wohnten.  1417  wurde  die   Grafschaft  Reichspfand,  1424 


Die  Kiburg  im  16.  Jahrhandert. 

kaufte  sie  die  Stadt  Zürich  und  setzte  Landvögte  hin. 
Im  alten  Zürichkrie^  gaben  die  Zürcher  die  Grafschaft 
als  Preis  des  Bündnisses  an  Kaiser  Friedrich  von  Oester- 


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KIB 


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reich  zurück,    lösten  sie  aber  schon  1452  wieder  aus ; 
seit  1424  hatten  sie  34850  Gulden  dafür  bezahlt.  Zürich 


Burgkapeile  der  Kiburg. 

blieb  von  nun  an  im  ungestörten  Besitz  der  neuen  Er- 
werbung. Mit  ihrer  Verwaltung  wurden  meist  nur  hoch- 
angesehene und  verdiente  Bürger  der  Stadt  betraut.  Bis 
1796  regierten  auf  dem  stolzen  Land vogteischloss  59  sol- 
cher Würdenträger.  Dem  sorgfältigen  Unterhalt  wurde 
stets  die  grösste  Aufmerksamkeit  geschenkt.  Unter  dem 
städtischen  Regiment  war  die  Kibure  nicht  blos  der  Sitz 
eines  angesehenen  Landvogtes,  sondern  diente  auch  als 
Kriegsarsenal  und  als  mächtiges  Bollwerk  gegen  innere 
und  äussere  Feinde.  Mehrmals  drohte  der  Burg  grosse  Ge- 
fahr, so  zur  Zeit  der  Waldmann'schen  Unruhen  1489,  als 
die  vor  dem  Schloss  tobende  Menge  es  auf  die  in  ihm 
verwahrten  Reisgelder  abgesehen  hatte.  Der  Landvogt  und 
die  Besatzung  verteidigten  aber,  die  Kiburg  mit  Eoergie 
und  retteten  sie.  Die  Staatsumwälzung  von  1798  stürzte 
die  Yogtherrschaften ;  am  8.  März  1798  musste  der  letzte 
Landvogt  die  Burg  den  anrückenden  Scharen  aus  den 
benachbarten  Dörfern  übergeben,  die  60000Gulden  Reisgel- 
der abliefern  und  dann  abziehen.  Das  verlassene  Schloss  er- 
litt nachher  schändliche  Plünderungen  und  blieb  unbe- 
wohnbar, bis  es  1816  mit  grossen  Kosten  als  Sitz  des  Oberamt- 
manns restauriert  wurde.  Aber  schon  1831,  zur  Zeit  der 
Restauration,  verkaufte  die  Regierung  das  Schloss,  das 
nun  geschleift  werden  sollte,  um  Material  zu  einem  Fabrik- 
bau an  der  Töss  zu  liefern.  Vereinten  Anstrengungen  von 
Freunden  der  Kiburg  gelang  es,  sie  zu  erwerben  und  zu 
erhalten.  1835  kaufte  sie  der  reiche  polnische  Flüchtling 
Graf  Sobansky,  dessen  Wittwe  sie  1865  an  Oberst  Pfau  von 
Winterthur  veräusserle,  der  sie  in  einen  freundlichen 
Kunsttempel  umwandelte.  Nach  dem  Tode  von  Pfau  blieb 
sie  längere  Zeit  verwaist,  bis  sie  1889  von  Ed.  Bodmer 
erworben  wurde,  der  eine  gründliche  Renovation  vor- 
nahm und  die  Räume  als  wohnliches  Museum  historischer 
Kunst  einrichtete. 

Zur  Veste  Kiburg  gehörte  zur  Zeit  der  Blüte  des  Grafen- 
geschlechts auch  das  heutige  Dorf,  das  einstige  Städtchen, 
dasdieV^ohnungen  der  ritterlichen  Dienstleuteenthielt.  Es 
besass  früher  einen  eigenen  Schultheissen  und  das  Markt- 


recht. Die  ehemaliffen  Festungsmauem  sind  vollständig 
verschwunden.  Schloss  und  Vorburg  waren  ehedem  durch 
zwei  tiefe  und  breite  Gräben  getrennt,  die  jetzt  teilweise 
ausgefüllt  sind.  Den  Eingang  zum  Schloss  beschatten 
mächtige  Linden.  Durch  ein  starkes  Doppeltor  gelangt 
man  am  Grafenhaus  vorbei  in  den  innem  Hof,  wo  der 
älteste  Bestandteil  der  Kiburg,  der  Turm,  aufragt.  Das 
Grafen  haus  enthält  im  Erdgeschoss  den  Rittersaal,  ausser- 
dem die  Wohnung  des  Schlossherm.  Der  aus  dem  10. 
Jahrhundert  stammende  Turm  stand  einst  frei,  ist  aber 
heute  vom  Grafenhaus  auf  zwei  Seiten  umschlossen.  Ein 
langer  Wehrgang  führt  zum  Ritterhaus  hinüber,  in  wel- 
chem der  Rüst-  und  der  Festsaal  sich  befinden.  In  letz- 
term  empfing1266  Graf  Rudolf  die  ihn  um  Hilfe  ersuchen- 
den Zürcher  und  nahm  1442  Kaiser  Friedrich  II L  die 
Huldigung  der  Grafschaft  entgegen.  Zur  Landvogtszeit 
war  er  auch  Gerichtssaal.  Der  a  schwarze  Ganff  o  führt 
hinüber  zum  Grauen  Turm  mit  der  einstigen  Folterkam- 
mer. An  ihn  schliesst  sich  die  romanische  Burgkapelle, 
die  wegen  ihres  historischen  Kunstwertes  das  Juwel  der 
Kiburg  ist.  Mehrere  Wände  sind  mit  Fresken  maiereien 
geschmückt.  Die  Burg  hat  im  allgemeinen  ihre  ursprüng- 
liche Gestalt  bdbehalten.  wie  sie  von  dem  Grafen  von 
Dillingen  zu  Ende  des  11.  Jahrhunrderts  erbaut  wurde. 
Dagegen  ist  sie  in  ihrem  Innem  im  Laufe  der  Zeiten 
mehrmals  völlig  erneuert  worden. 

Bibliographie:  Escher,  Heinr.  Ueber  die  Verfasstmg 
der  ehemal.  zürcher.  Landvoglei  Grafschaft  Kiburg 
{Neujahrsblau  der  Stadtbibliothek  Zürich.  i840).  Zü- 
rich 1840.  —  Escher,  Heinr.  Geschichte  der  Grafschaft  Ki- 
burg in :  Die  Schweiz  in  ihren  Ritterburgen  und  Berg- 
schlossern;  hrsg.  von  Gustav  Schtcab.  Chur  1828-ISS. 
—  Bär,  Emil.  Zur  Geschichte  der  Grafschaft  Kiburg 
unter  den  Uabsburgem  und  ihrer  Erwerbung  durch  die 
Stadt  Zürich.  Uster  1893.  -  Zeller- Werdmüller,  H.  Mit- 
telalterliche  Burganlagen  der  Ostschweiz  und  Zeller- 
Werdmüller,  H.  Zürcherische  Burgen  1.  (beide  in  den 
Mitteilungen  der  Antiquar.  Gesellsch.  in  Zürich.  57  und 
58).  Zürich  1893  und  1894.  -  Langl,  Jos.  Die  Kiburg  .  .  . 


Die  beutige  Kibarg. 

Wien  1898.  —  Stauber,  E.  Schloss  Kiburg  in  Vergange?»- 
heit  und  Gegenwart.  Zürich  1902. 

KIEMEN  (Kt.  Schwyz,  Bez.  und  Gem.  Küssnacht). 
515  m.  Weiler,  am  S.-Hang  der  gleichnamigen  Halbinsel 
in  Zugersee  und  2  km  n.  der  Station  Immensee  derGott- 
hardbahn.  19  Häuser,  97  kathol.  Ew.  Acker^  und  Obstbau. 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Vieh-  und  Obsthandel. 
Die  Korporation  Kiemen  besitzt  Crosse  Waldungen  und 
Felder.  1303:  Kiembon;  1331:  Cniemboum;  im  14.  und 
15.  Jahrhundert :  Kienbom  =  Kienbaum ,  Waldfohre 
[Pinus  sUvestris). 


KIE 


KIE 


741 


KIEN,    KIENBERQ,    KIENHOLZ,    KIENTHAI. 

etc.  Ortsnamen  der  deutschen  Schweiz;  vom  althoch- 
deutschen chien  =  Kienbauin  oder  Waldföhre  (Pinna 
silvestris).  Entspricht  dem  in  den  Kantonen  Waadt  und 
Wallis  üblichen  Ausdruck  dailley  z.  ß.  in  Dailly,  Daille, 
Dailley  etc. 

KIEN  oder  KIENEQQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Fruti((en 
und  Interlaken).  2591  m.  Gipfel,  dem  Drettenhorn  (2806 
ra)  nach  S.  vorgelagert;  in  der  Gruppe  der  Schwalmeren 
und  hinten  über  dem  Sausthal  (einer  linksseitigen  Ver- 
zweigung des  Lauterbrunnenthaies).  Wird  nur  selten  be- 
stiegen, von  Kienthal  aus  in  6  oder  von  Isenfluh  aus  in 
5  Stunden  zugänglich. 

KIEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen,  Gem.  Reichen- 
bach). 727  m.  Gemeindeabteilung  und  Dorf,  am  rechten 
Ufer  der  Kander  in  fruchtbarer  Gegend  ;  1,3  km  s.  der 
Station  Reichenbach  der  Linie  Spiez-Fruiigen.  Zusammen 
mit  dem  Dorf  Aris  und  verschiedenen  zerstreut  gelegenen 
Höfen:  56  Häuser,  320  reform.  Ew.;  Dorf:  24  Häuser, 
158  Ew.  Wiesenbau  und  Viehzucht.  Landgut,  einst  Ei- 
gentum der  Familie  Bay  aus  Bern.  Oberhalb  des  Dorfes 
Kien  ist  1870  ein  14  jähriger  Knabe  von  einem  Lämmer- 
geier angegriffen  worden ;  seither  hat  sich  diese  mächtige 
Vogelart  in  der  Gegend  nicht  mehr  gezeigt.  Hinter  dem 
Dorf  und  über  dem  Tobel  des  Kienbaches  sieht  man 
noch  einige  Reste  einer  alten  Burg,  die  sich  mit  der 
Bur^  Kienholz  bei  Brienz  um  die  Ehre  streitet,  die  Wiege 
des  in  der  Berner  Geschichte  eine  bedeutende  Rolle  spie- 
lenden und  im  IV.  Jahrhundert  erloschenen  Edelge- 
schlechtes  derer  \onKien  zu  sein. 

KIENBACH  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Frutigen).  Wildbach 
des  Kienthaies ;  entspringt  unter  dem  Nainen  Pochten- 
bach  in  2000  m  am  Gamchigletscher,  durchzieht  die  Gam- 
chialp  und  tritt  dann  in  eine  lange  Felsenschlucht  ein. 
Empfangt  von  links  den  Bundbach  und  Dündenbach.  Nach- 
her stürzt  er  sich  in  einen  von  ihm  selbst  geschaffenen, 
sehr  bekannten  Erosionskessel  im  Hintergrund  des  ftach- 
sohligen  Gornerengrundes  und  erhält  nun  den  Namen 
Kienbach.  1  km  oberhalb  des  Dorfes  Kienthal  erhält  er 
von  rechts  seinen  grössten  Nebenarm,  die  den  Spiggen- 
grund  entwässernde  Spiggenkiene,  durchfliesst  dann  noch 
einmal  eine  lange  Waldschlucht  und 
mündet  nach  13  km  langem  Lauf  nahe 
dem  Dorf  Kien  in  713  m  von  rechts  in 
die  Kander. 

KIENBERG  (Kt.  Basel  Land,  Bez. 
Sissach).  743  m.  Bewaldeter  Höhen- 
rücken, rechts  über  der  Ergolz  und 
zwischen  zwei  kleinen  Seiten thälchen 
zum  Thal  der  Ergolz ;  2  km  nw.  Gelter- 
kinden. 

KIENBERQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Ober  Rheinthal).  866  m.  Abgerundeter 
Höhenrücken,  am  W.-Rand  des  untern 
Rheinthaies,  w.  über  Oberriet  und  ö. 
vor  der  Fähneren.  Die  Hänge  zum  Teil 
bewaldet;  auf  dem  breiten  Rücken  Wie- 
sen und  einige  Höfe  (Montlinger  Kien- 
berg, Oberriet  Kienberg  und  Holzrod). 
Nördl.  über  Freienbach  und  w.  über 
Kobelwald.  Am  O.-Hang  einige  Felsbän- 
der. 

KIENBERQ  (Kt.  Solothurn,  Amtei 
Domegg).  773  m.  Bewaldete  und  zum 
grossen  Teil  felsige  Höhe  mit  trigono- 
metrischem Signal,  über  dem  linken 
Ufer  der  Lüssel  und  w.  über  der  Strasse 
Büsserach-Balsthal ;  4,5  km.  ssö.  Lau- 
fen. Gegenüber,  am  rechten  Ufer  der 
Lüssel,  der  Linden berg  n)it  der  Burg- 
ruine Thierstein. 

KIENBERQ  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Gösgen).  57;^  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  am  N.-Fuss  der  Schafmatt-Geissfluh 
und  im  obern  Abschnitt  des  Frickthales;  9  km  sw.  der 
Station  Frick  der  Linie  Zürich-Brugg-Basel.  Postbureau, 
Telegraph,  Telephon -Postwagen  nach  Gelterkinden.  86 
Häuser,  491  kathol.  Ew.  Landwirtschaft.  Gipsmühle.  Po- 
samenterei. Alemannengräber  auf  dem  Hirsacker  und  auf 
Lebern. 

KIENBERQ  (Kt.  Solothurn,  Amtei  und  Gem.  Ölten). 


430  m.  Burgruine,  auf  einem  Felssporn  rechts  über  der 
Aare  und  1,7  km  nö.  Ölten.  Sitz  der  Edeln  .von  Kien  berg: 
in  einer  Fehde  zwischen  Heinrich  von  Kienberg  üno 
Heinrich  von  Frohburg  zerstört,  von  Heinrichs  Sohn 
Jakob  von  Kienber^  wieder  aufgebaut  und  1444  von  den 
Eidgenossen  neueraings  in  Asche  gelegt. 

KIENBERQ  BAD  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Sissach, 
Gem.  Gelterkinden).  500  m.  Ehemaliges  Heilbad,  auf  einer 
Terrasse  am  SO.-Hang  des  Kienberges  und  1,1  km  nw. 
der  Station  Gelterkinden  der  elektrischen  Strassenbahn 
Sissach-Gelterkinden.  Heute  in  einp  von  der  kantonalen 
gemeinnützigen  Gesellschaft  gegründete  Erziehungsanstalt 
für  schwachsinnige  Kinder  umgewandelt. 

KIENBERQ  (MONTLINQER  und  OBERRIET) 
(Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Rheinthal,  Gem.  Oberriet). 
860  und  828  m.  Einige  auf  dem  Wiesenrücken  des  Kien- 
ber^  zerstreut  gelegene  Höfe;  ^Z«  Stunden  w.  über  der 
Station  Oberriet  der  Linie  Rorschach-Sargans.  Vieh- 
zucht. 

KIENEQQ  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Frutigen  und  Inter- 
laken). Gipfel.  S.  den  Art.  Kien. 

KIENERSROTI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftigen).  570  m. 
Gem.  und  Weiler,  am  linken  Ufer  der  Aare  und  1,6  km 
w.  der  Station  Uttigen  der  Linie  Bern-Thun.  12  Häuser,  48 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Kirchdorf.  Acker-  und  Wie- 
senbau. Ist  eine  der  kleinsten  Gemeinden  der  Schweiz. 
Bis  1703  der  Kirchgemeinde  Amsoldingen  zugeteilt. 

KIENQLET8CHER  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  3800- 
2800  m.  Gletscher ;  am  W.-Hang  desTäschhorns  (4498  m), 
so  über  Randa  und  rechts  über  dem  Nikolaithal.  Durch 
die  Kienfelsen  in  zwei  Eisarme  getrennt;  2,6  km  lang  und 
1,8  km  breit.  Kann  von  der  Bahnlinie  Visp-Zermatt  aus 
kurz  vor  der  Station  Täsch  sehr  schön  gesehen  werden. 

KIENHOLZ  (Kt.  Bern.  Amtsbez.  Interlaken,  Gem. 
Brienz).  570  m.  Dorf,  am  rechten  Ufer  des  Brienzersees 
und  1  km  ö.  der  Station  Brienz  der  Brünigbahn  (Luzern- 
Brienz).  40  Häuser,  424  reform.  Ew.  Landwirtschaft.  Holz- 
schnitzerei. Die  Ortschaft  ist  zu  allen  Zeiten  den  Hoch- 
wassern der  vom  Brienzergrat  herunter  kommenden  Wild- 
bäche, besonders  des  Lammbaches  und  Schwandenbaches, 
ausgesetzt  gewesen.  Schon  im  15.  Jahrhundert  wurden 


Kienholz  nach  dem  Ausbruch  des  Lammbaches. 


Burg  und  Dorf  Kienholz  fast  vollständig  unter  einem 
Schutt-  und  Schlammstrom  begraben,  Aehnliche  Kata- 
strophen der  neuesten  Zeit  (besonders  1896)  machten  die 
teilweise  Räumung  von  Kienholz  und  Schwanden  not- 
wendig. Hier  traten  nach  dem  am  6.  März  1353  in  Luzern 
erfolgten  Abschluss  des  Bundesvertra^es  zwischen  den 
Eidgenossen  und  Bern  die  beiderseitigen  Abgeordneten 
zur  Beratung  zusammen. 

KIENHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmenthai). 


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KIE 


KIE 


1582  m.  Felskopf,  w.  über  Boltigen ;  am  Aussen rand  der 
kleinen  Alpweidenterrasse  des  Nuschletenalpeli  (mit 
Hätte) ;   der  Mittegnuh  (1889  m)  nach  SW.  vorgelagert. 

KIENHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp).  Gipfel.  S.  den 
Art.  Strahlbett. 

KIEN  18  (Kt.  Luzern,  Amt  Entlebnch,  Gem.  Romoos). 
920-960  m.  5  Bauernhöfe,  anf  einer  Terrasse  unterhalb 
der  Romooser  Enzi;  1  km  nw.  Romoos  und  6  km  nw. 
der  Station  Entlebuch  der  Linie  Bern-Luzem.  'SO  kathol. 
Ew.  Viehzucht. 

KIENTHAL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutiffen).  2800-727 
m.  Rechtsseitiges  Nebenthal  des  Kandertnales,  in  das 
es  sich  beim  Dorf  Kien  1,5  km  s.  von  Reichen  bach  öfTnet. 
Das  Kienthal  ist  eines  der  schönsten  und  besuchens- 
wertesten  Thäler  des  Berner  Oberlandes.  Beginnt  an  dem 
von  der  Gamchilücke  zwischen  den  Abstürzen  derBlümlis- 
alp  und  des  Gsp^altenhorns  niedersteigenden  Gamchi^let- 
scner  und  zieht  sich  in  nw.  Richtung  abwärts.  Die  südliche 
Thalwand  wird  gebildet  durch  den  Oeschinengrat,  einen 
Ausläufer  der  Blümlisalpgruppe,  der  in  den  mächtigen 
Felsbastionen  des  Dünden-  und  Aermighorns  gipfelt  und 
mit  dem  aussichtsreichen  Gerihorn  endet.  Im  N.  begrenzt 
das  Thal  die  vom  Gspaltenhorn  sich  abzweigende  und 
über  die  Büttlassen  und  das  Hundshom  sich  absenkende 


Ar^*ßor»/4.  Ci" 


Das  Kientbal. 


Kette,  die  vom  tief  eingeschnittenen  Thal  des  Spiggen- 
grundes  durchbrochen  wird  und  im  Bergstock  des 
Dreispitz    ihren  Abschluss   findet.      Das   15    km    lange   '  de8S,A.C,für'i882undi883.--0s^xihTu%%en.Wander- 


Kienthal  wird  vom  Pochten-  oder  Kienbach  durch- 
flössen, dem  aus  kleinen  Seitenschluchten  und  -thälem 
mehrere  Nebenbäche  zuströmen,  unter  denen  der 
am  Dündenhorn  entsprinffende  und  durch  seine  Was- 
serfälle sich  auszeichnende  Üündenbach  und  die  den 
Spiggengrund  entwässernde  Spiggenkiene  die  bedeutend- 
sten sind.  Das  Thal  ist,  namentlich  in  seinem  uotem 
AbHchnilt,  stark  bewaldet.  Weiter  oben  liegen  schöne 
Alpen,  so  4  km  hinter  dem  Porfe  Kienthal  die  Tschingel- 
alp im  flachen  Thalboden,  am  linken  Thalhange  die 
Dunden-  und  die  Bundalp,  am  rechten  die  Gorneren- 
alp,  Steinbergalp  und  Dürrenbergalp.  Den  oberen  Thal- 
abschluss  gegen  den  Gamchigletscher  hin  bildet  die  Gam- 
chialp.  Das  Kienthal  wird  von  einem  neu  angelegten 
Fahrweg  durchzogen,  der  von  Reichen bach  xibev  die 
grünen  Terrassen  des  Dorfes  Scharnachthal  mit  sanfter 
Steigung  in  IVt  Stunden  bis  zum  Dorf  Kienthal  führt. 
Schon  hier  ist  das  Landschaflsbild  von  grösster  Schön- 
heit: links  ragen  die  dunkeln  Felsmauem  des  Dreispitz, 
rechts  diejenigen  des  mächtigen  Aermighorns  empor, 
und  beide  bilden  den  Rahmen  zu  der  unvergleichlicnen 
Hochgebirffsgruppe  der  eisumpanzerten  Blümlisalp,  die 
aus  dem  Tnalhintergrund  hervorgrüsst.  Von  0.  her  mün- 
det der  5  km  lange  Spiggengrund  aus,  der  oben  mit  dorn 
ffewaltigen  Felsenzirkus  von 
Hochkien  abschliesst.  Vom  Dorf 
Kienthal  gelangt  man  längs 
des  rechten  Ufers  des  Kienba- 
ches über  Weiden  und  durch 
Wälder,  in  denen  mächtige 
Felsblöcke  zerstreut  liegen,  m 
weiteren  1  V«  Stunden  zum 
Thalboden  Tschingel,  wo  sicli 
der  Blick  auf  das  zerrissene 
Gspaltenhorn  und  die  Firn- 
schneide der  Büttlassen  öffnet. 
Von  hier  aus  erreicht  man  über 
den  sog.  Bären pfad,  einen  mit 
zahlreichen  Windungen  die 
Felswand  ansteigenden  Fuss- 
we^,  die  Alpen  Gorneren  und 
Steinberg  und  die  hochgele- 
gene Dürrenbergalp.  Diese  ist 
der  Ausgangspunkt  des  Saum- 

S fades  über  die  Sefinenfurgge 
wischen  Büttlassen  und 
undshorn;  IVt  Stunden  bis 
zur  Passhöhe),  der  nach  Murren 
und  Lauterbrunnen  führt.  Das 
Lauterbrunnenthal  lässt  sicli 
auch  durch  das  Thal  des  Spig- 
genjpiindes  über  den  Sausgrat 
erreichen.  Von  der  Tschingel- 
alp geht  ein  zweiter  Weg  an 
den  prachtvollen  Wasserfällen 
des  Dündenbaches  und  Poch- 
ten baches  vorbei  auf  die  Dün- 
denalp  und  Bundalp,  von  wo 
man  auf  einem  bald  zu  ver- 
l)essernden  Bergpfad  über  das 
Hohtürli  (2706  m)  nachdem 
Oeschinensee  gelangen  kann. 
Das  früher  weni^  beachtete 
Kienthal  ist  seit  einigen  Jahren 
ein  beliebtes  Touristenziel  ge- 
worden. Fremdenstationen  sind 
das  Dorf  Kienthal  und  die  Dün- 
denalp.  Die  Hohtürlihütte  des 
S.  A.  C.  dient  als  Fusspunkt 
für  Hochgebirgstouren  in  der 
Gruppe  der  Blümlisalp.  Auch 
am  Gspaltenhorn  befindet  sich 
eine  kleine  Unterkunftshütte. 
Vom  Abschluss  des  Kienthaies 
aus  kann  man  über  die  Gamchi- 
lücke und  den  Kanderfirn  nach 
Lauterbrunnen,  ins  Gasteren- 
thal  oder  auch  ins  Lötschenthal  hinüber  gelangen. 
Litteratur.  Alpenrosen,  1816.  S.  232-262.  —  ItineraHum 


y.Xei//t^cr  sc. 


KIE 


KIL 


748 


Studien  in  der  Schweiz.  Band  IV,  1867-1876. 
Das  Frutigland.  Bern  1887. 


K.  Steltler. 


Das  Kienthal  gegen  die  Bl&rolisalp. 

KIENTHAL  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  FrutigeD,  Gem.  Rei- 
chenbach).  947  m.  Gemeindeabteilung,  aus  dem  Weiler 
Rufenen  und  zerstreuten  Höfen  bestehend;  im  Kienthal 
reizend  gelegen.  5  km  so.  über  der  Station  Reichen bach 
der  Linie  Spiez-Frutigen.  Postablage,  Telephon ;  im  Som- 
mer Postwagen  nach  Reichenbach  15  Häuser,  64  reform. 
Ew.  Gasthöfe,  Fremdenindustrie.  Kienthal  entwickelt  sich 
immer  mehr  zur  beliebten  Sommerfrische.  Schöne  Aus- 
sicht auf  den  Abschluss  des  Kienthaies.  Alpwirt- 
schaft. 

KIENTHALFURQQE  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen). 
Passubergang.  S.  den  Art.  Gamchilücke. 

KIE8EN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  KonolAngen).  Gem.  und 
Dorf,  am  Kiesenbach  nahe  dessen  Mündung  m  die  Aare, 
an  der  Strasse  Bem-Thun  und  7,5  km  nw.  Thun. 
Station  der  Linie  Bem-Thun.  Post- 
bureau, Telegraph,  Telephon.  57  Häu- 
ser, 433  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Wichtrach.  Acker-  und  Wiesenbau. 
Mühle  und  Säge.  In  der  Ebene  eine 
Reihe  von  Gräbern.  Auf  dem  Schönen- 
bühl steht  ein  aus  dem  18.  Jahrhundert 
stammendes  Schloss,  das  lange  Zeit  Eigen- 
tum der  Familie  Effin^er  war.  Oberst 
EfQnger  gründete  1821  im  Dorf  Kiesen 
die  erste  Käserei.  Römische  Münzen  im 
Hasliwald.  1236:  Chisun;  1250  :  Chison  ; 
vom  althochdeutschen  chis  =  Kies, 
Schotter. 

KIE8ENBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Konolfingen).  Bach;  entspringt  mit  meh- 
reren Quellarmen  in  der  Umgebung  von 
Zäziwii,  nimmt  zunächst  bei  der  Moos- 
mühle den  Barbach  auf  und  lliesst  bis 
zur  Station  Konolfingen-Staiden  in  korri- 
giertem Bett  langsam  durch  das  Hüniger 
Moos,  wendet  sich  dann  nach  S.  und  geht 
durch  das  enge  Thälchen  zwischen  dem 
Kurzenberg  und  den  Höhen  von  Hauben- 
Häutligen,  auf  welcher  Strecke  er  die 
Dörfer  Freimettigen  und  Ober  Diessbach 
durchfliesst.  Dann  erhält  er  von  links 
den  Diessbach,  biegt  nach  SW.  ab,  durch- 
zieht Herbligen,  Oppligen  und  Kiesen,  schneidet  sich 
durch  einen  Molassefels  und  mündet  nach  15  km  lan- 
gem Lauf  in  538  m  von  rechts   in   die  Aare.  In   Ober 


Diessbach  treibt  er  mehrere  Fabrikbetriebe  und  Mühlen. 
KIEU  (LA  CROIX  DE)  (Kt.  Wallis,  Bez.  Martinach). 
Passübergang.  S.  den  Art.  Croix  de  Kieu 
(La). 

KILBIRIZEN  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Ober  Landquart).  2854  m.  Wildzerrissener 
Gipfel,  oben  über  dem  Dischmathal,  sö.Da- 
vos,  3  km  so.  der  Dürrhodenalp  und  s.  über 
dem  Grialetschpass.  Der  Kiloirizen  steht 
mit  dem  Piz  drialetsch  und  Piz  Vadret 
durch  einen  Eiskamm  in  Verbindung,  an 
dem  sich  der  Grialetsch-  und  Gross  Sca- 
lettagletscher  gegen überliecen. 

KILCH.  Mundartliche  Form  für  Kirche. 
In  zahlreichen  Ortsnamen. 

KILCHBERQ  (Kt.  Basel  Land,  Bez. 
Sissach).  580  m.  Gem.  und  Dorf,  auf  einer 
Terrasse  am  linksseitigen  Gehänj^e  des  Ei- 
thales;  4,3  km  so.  der  Station  Sommerau 
der  Linie  Ölten -Basel.  Postablage,  Tele- 
graph, Telephon;  Postwagen  Sommerau- 
Zeglingen.  18  Häuser,  116  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Kilchberg-Rünenberg-Zeg- 
lingen.  Landwirtschaft. 

KILCHBERQ  (Kt.  Zürich,  Bez.  Hor- 
gen).  517  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  auf  dem 
Höhenrücken  links  über  dem  Zürichsee, 
mit  ausgedehnter  Fernsicht;  1  km  sw.  der 
Station  Bendlikon  der  linksufrigen  Zürich- 
seebahn ( Zu  rich-Wädenswil-Ziegel  brücke). 
Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  Die  Ge- 
meinde zieht  sich  vom  Seeufer  hinauf  bis 
auf  den  wasserscheidenden  Rücken  zwi- 
schen Zürichsee  und  Sihlthal.  Zusammen 
mit  Bendlikon,  Hinterböhnler,  Hornhalden,  Mönchhof 
und  Schoren  :  2t0  Häuser,  1951  Ew.  (wovon  293  Katholi- 
ken); Dorf:  34  Häuser,  245  Ew.  Starke  industrielle  Tä- 
tigkeit :  zwei  mechanische  Schreinereien,  -je  eine  Baum- 
wollspinnerei,  mechanische  Werkstätte,  Bootbauerei, 
Schokoladefabrik  und  ein  grosses  pholographisches 
Atelier,  das  sich  speziell  auf  Landschaftsauinahmen 
verlegt.  Im  Mönchhof  eine  private  Irrenheilanstalt  mit 
170  Kranken.  Die  prächtige  Lage  und  Nähe  der  Stadt 
Zürich  ziehen  zahlreiche  Geschäftsleute  aus  Zürich  an, 
die  sich  hier  schöne  Villen  erbaut  haben.  Im  18.  Jahrhun- 
dert bestand  im  Schoren  eine  Porzellanfabrik,  deren 
schönste  Produkte  heute  im  schweizer.  Landesmuseum 
zu  Zürich  aufbewahrt  werden.  Bei  Bendlikon  steht  eine 
mächtige  Weide  {Salix  alba)    von  7   m  Stammesumfang 


Kilchberg  (Kant.  Z&riefa),  von  Süden. 

und  25  m  Höhe.  Einzelfund  aus  der  Stein-  und  der  Bronze- 
zeit ;  in  der  Lebern  Alemannengräber.  Kilchberg  hatte  we- 
der eine  Burg  noch  eigne  Edle  und  war  zuerst  Eigentum 


744 


KIL 


KIN 


der  Freiherren  von  Eschenbach  und  Schnabelburg ;  1406 
ging  es  an  die  Stadt  Zürich  über  und  wurde  deren  Ober- 
vogtei  Borgen  zugeteilt.  Das  nach  den  'Memorabilia  Ti- 
gunna  zuerst  den  Edeln  von  Hottingen  zustehende  Kol- 
laturrecht  der  Kirche  zu  Kilchberg  kam  1408  an  das 
Kloster  Kappel  und  nach  der  Reformation  an  Zürich, 
dessen  Rat  die  Pfarrer  ernannte,  während  sie  ihre  Be- 
soldung aus  dem  Fonds  des  Kappelerhofes  bezogen.  Das 
Dorf  im  alten  Zürichkrieg  1443  von  den  Eidgenossen  ver- 
brannt und  im  Kriegsjahr  1799  ebenfalls  stark  mitgenom- 
men. Hier  lebte  der  berühmte  Zürcher  Dichterund  Novel- 
list Konrad  Ferdinand  Meyer  (1825-1898)  von  1875  an  bis 
zu  seinem  Tod.  Seine  Ruhestatte  auf  dem  Kilchberger 
Friedhof  ist  mit  einem  einfachen  aber  vornehmen  Denk- 
mal geschmückt. 

KILCHBOHL(Kt.Luzern,AmtSursee,Gem.Sempachj. 
Weiler.  S.  den  Art.  KirchbOhl. 

KILCHBOHL  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Engelberg).  1020 
m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  Bärenbach  ;  1  km  ö.  der 
Endstation  Engelberg  der  elektrischen  Bahn  Stansstaad- 
Engelberg.  61  kathol.  Ew.  Alpwirtschaft.  Waisen-  und 
Armenhaus. 

KILCHEN8TOCK  (Kt.  Glarus).  1800  m.  Gipfel, 
nördlichster  Eckpunkt  des  vom  Vorstegstock  (Gruppe  des 
Hausstocks)  zwischen  dem  Linth-  und  Durnagelthal  nach 
N.  ziehenden  Kammes.  Besteht  ganz  aus  eocänen  Sand- 
steinen und  Schiefern  und  erhebt  sich  mit  gleichmässig 
ffeböschten  Waldhängen  unmittelbar  über  Linthal.  Im 
W.-Hang  hat  die  Auenrunse  eine  tiefe  Nische  ausgewa- 
schen, deren  Yer wittern ngs-  und  Erosionsprodukte  im 
Linththal  zwischen  Linthal  und  Thierfehd  den  mächtigen 
Schuttkegel  der  Auengüter,  den  grössten  in  den  Glar- 
neralpen,  aufgeschüttet  haben. 

KILCHFLUH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Frutigen).  2834 
m.  Gipfel,  dem  Schilthorn  von  Murren  (2973  m)  nach 
NW.  vorgelagert ;  hinten  über  dem  Sausthal,  von  wo  aus 
er  leicht  bestiegen  werden  kann  (Isenfluh-Gipfel  5  Stun- 
den). Selten  besucht.  Aussicht  sehr  schön,  aoer  der  des 
Schilthorns,  seines  berühmten  Nachbarn,  nachstehend. 

KILCHFLUHPA88  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez. Frutigen  und  Interlaken).  2457  m. 
Passübergang,  zwischen  der  Kienegg  (2591 
m]  und  Kilchfluh  (2834  m),  in  dem  diese 
beiden  Gipfel  miteinander  verbindenden 
Sausgrat.  Leicht  zu  begehen  ;  verbindet 
Lauterbrunnen,  Isenfluh  und  Murren 
durch  den  Spiggengrund  mit  Kienthal 
(7-8  Stunden). 

KILCHLI  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Wai- 
denburg, Gem.  Reigoldswil).545  m.  Gruppe 
von  2  Häusern,  am  Thalbach;  800  m  so. 
Reiffoldswil  und  6  km  w.  der  Station  Ober- 
dorf der  Linie  Liestal-Waldenburg.  15  re- 
form. Ew.  Landwirtschaft.  Posamenterie. 
Wird  häufig  auch  Chilchli  geschrieben. 

KILCHLI8TOCK  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Ober  Hasle).  3113  m.  Gipfel,  in  der  Kette 
zwischen  dem  Ober  Hasle  und  dem  Trift- 
Gebiet.  4  km  nö.  Guttannen.  Am  felsigen 
SW.-Hang  entspringt  der  Rotlauibach, 
während  der  O.-Hang  den  Sackthäliglet- 
scher  trägt. 

KILEISCHEIBE  (Kt.  Bern.  Amtsbez. 
Nieder  Simmenthai).  2426  m.  Gipfel,  der 
.Männlitluh  (2577  und  2654  m)  nach  SW. 
vorgelagert  und  hinten  über  dem  Schwen- 
denthai (einer  Verzweigung  des  Diemtig- 
thales).  Der  begraste  S.-Hang  gehört  zur 
Kileialp.  Von  der  Grimmialp  aus  in  4  Stun- 
den leicht  zu  besteigen.  Schöne  Aussicht,  obwohl  der- 
jenigen der  benachbarten  Männlifluh  nachstehend. 

KILLHOLZ  (Kt.  Aargau,  Bez.  Brugg,  Gem.  Thal- 
heim). 620  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  auf  dem  Hom- 
berg;  1,8  km  n.  Thalheim  und  3.5  km  s.  der  Station 
Kfßngen  der  Linie  Zürich-Brugg-Basel.  30  reform.  Ew. 
Landwirtschaft. 

KILLWANQEN  (Kt.  Aargau  Bez.  Baden).  413  m. 
Gem.  und  Dorf,  am  linken  Ufer  der  Limmat  und  5  km 
so.  Baden.  Station  der  Linie  Zürich-Baden-Bru^g.  Post- 
ablage, Telephon.  32  Häuser,  306  kathol.  Ew.  Kirchge- 


meinde Neuenhof.  Acker-  und  Weinbau,  Viehzucht  und 
Milchwirtschaft.  Fähre  über  die  Limmat.  Fund  eines 
sehr  einfach  geformten  Bronzebeiles.  1677  hat  man  einen 
mit  römischen  Münzen  angefüllten  Topf  aufgedeckt 
Auf  dem  Sporn  des  Lehnstudhaues  ein  Refugium  mit 
Wall  und  Graben. 

KILTBOHL  oder  KIRCHBOHL  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez. Trachselwald,  Gem.  AfToltem).  800  m.  Gruppe  von  4 
Häusern ;  1  km  sw.  Affoltern  und  8,5  km  nö.  der  Station 
Hasli-Hüegsau  der  Linie  Burgdorf-Langnau.  29  reform. 
Ew.  Landwirtschaft. 

KIMENHOF  (Kt.  Zürich,  Bez.  Bülach,  Gem.  Unter 
Embrach).  565  m.  Gruppe  von  3  Häusern  ;  1,1  km  w. 
Unter  Embrach  und  3,o  km  sw.  der  Station  Embrach- 
Rorbas  der  Linie  Winterthur-Bülach.  26  reform.  Ew. 
Kirchgemeinde  Embrach.  Landwirtschaft.  Kimenhof = 
Kiemenhof  =  Hof  bei  den  Föhren. 

KINDBETTIHORN   (Kt.   Bern,  Amtsbez.  Frutigen). 

2657  m.  Gipfel,  im  Kamm    zwischen  dem   Lohner   und 

Wildstrubel,  etwas  n.   vom   Thierhömlipass  (etwa    2600 

1   m)  und  zwischen  dem    Ueschinenthäli  und  der  Engstli- 

I  genalp. 

j       KINDENMIANN8MI0HLE    (Kt.   Zürich,   Bez.    Hin- 
{   wil.  Gem.  Gossau).  468  m.  Gruppe  von  8  Häusern  ;  2  km 
i   so.  Gossau  und  500  m  nw.  der  Station  Ottikon  der  elek- 
trischen   Strassenbahn   Wetzikon-Meilen.  Telephon.    24 
reform.  Ew.  Landwirtschaft.'  Grosse  Säge. 

KINDHAU8EN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Baden,  Gem.  Berg- 
dietikon).  589  m.  Weiler,  auf  dem  Heitersberg  und  3  km 
w.  der  Station  Dietfkon  der  Linie  Zürich-Baden -Brugg. 
Telephon.  15  Häuser,  118  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Dietikon.  Landwirtschaft. 

KINDHAU8EN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Uster,  Gem.  Vol- 
ketswil).  498  m.  Dorf;  2,1  km  nw.  Volketswil  und  2,5 
km  s.  der  Station  Effretikon  der  Linie  Zürich-Winter- 
thur.  33  Häuser,  149  reform.  Ew.  Wiesenbau.  1308: 
Kindehusen. 

KINDLI8MIORD  (Kt.  Schwyz,  Bez.  und  Gem.  Gers- 
au).  448    m.  Kapelle    und   Gastwirtschaft,    am    rechten 


Kindlismord  von  Westen. 

Ufer  des  Vierwaldstättersees  und  an  der  Strasse  Brunnen- 
Gersau  ;  2  km  ö.  Gersau.  Romantische  Landschaft.  Stark 
dem  Föhn  ausgesetztes  Gelände.  Die  Kapelle  soll  zur 
Sühne  eines  Mordes  erbaut  worden  sein,  den  hier  einst 
ein  Spielmann  an  seinem  um  Brot  bittenden  Kind  ver- 
übt hat.  In  der  Nähe  stand  vor  Zeiten  der  Galgen  der 
Republik  Gersau. 

KINEQQEN  oder  KINNEQQEN  (Kt.  Wallis,  Bez. 
Visp,  Gem.  Stalden).  780  m.  Verwahrlostes  Haus,  um^ 
ben  von  einigen  unbewohnten  Bauten  ;  am  Ufer  der  Visp 
und  800  m  von  der   Station  Stalden  der  Linie  Visp-Zer- 


KIN 

matt.  Früher  ein   kleines  Dörfchen  mit  Brücke  über  die 
Visp. 

KINZ  (AUF    DEM)   (Kt.  Aargau,  Bez.  Laufenburg). 
445  m.    Bewaldeter   Hügel,  von   abse- 
mndeter   Form,    an   der   O.-Seite   des 
Frickthales  und  1  km  nö.  Eiken. 

KINZERALP  (Kt.  Uri,  Gem.  Spi- 
ringen).  1832  m.  Verwilderte  und  stei- 
nige Alpweide  mit  einer  Gruppe  von 
etwa  20  Hätten,  im  obern  Anschnitt 
des  Hürithales,am  Weg  über  den  Kinzig- 
pass  und  8  km  n.  Spiringen,  Vergl. 
den  Art.  Kinzigkulm. 

KINZERBERQ  (Kt.  Un).  2140, 
2077  et  2008  m.  Breiter  und  kurzer 
Bergrücken,  zweiet  n.  vom  Kinzigpass 
von  der  Kette  der  Schächenthaler  Wind- 
fi^älle  ab  und  zieht  nach  NO.  gegen  das 
Hürithai.  Fällt  nach  SO.  mit  steilen 
Felswänden  und  Rasenbändern  zurKin- 
zeralp  und  ins  oberste  Wängithal  ab. 
Der  sanftere  NW.-Han^,  der  ebenfalls 
stellenweise  noch  mit  Felsbändern 
durchzogen  ist,  steigt  zur  breiten  und 
flachen  Wanne  der  Seenalp  ab.  Diese 
bildet  z.  T.  ein  Karrenfeld ;  der  kleine 
Seenalpsee  wird  zumeist  unterirdisch 
gespiesen  und  hat  auch  keinen  oberir- 
dischen Abfluss.  ,  4j 

KINZIGKULM  oder  KINZIG- 
PASS (Kt.  Uri).  2076  m.  Wichtiger 
Passübergang ,  in  der  Kette  zwischen 
der  Schächenthaler  Windgälle  und  dem  Rossstock  und  zwi- 
schen Muotathal  und  Altorf;  heute  mit  einem  ziemlich 
guten  wenn  auch  stellenweise  steilen  Fussweg  versehen. 
Verhältnismässig  bequem  und  angenehm  zu  begehen. 
Oberhalb  des  Dorfes  Muotathal  bie^t  man  in  das  im  Krei- 
de^estein  ausgefurchte  Hürithai  em,  erreicht  die  Grenze 
zwischen  Schwyz  und  Uri  bei  den  Hütten  von  Lipplisbühl 
(1195  m)  und  steigt  im  allmählig  zu  einem  Kessel  sich 
weitenden  Thal  über  die  Wängialp  (1443  m)  und  Kinzer- 
alp  (1832  m)  zur  Passhöhe  auf  (zusammen  4  Stunden). 
Von  hier  aus  schöne  Aussicht  auf  die  benachbarte  Gebirgs- 
landschaft. Dann  führt  der  Weg  zwischen  dem  Gangbach 
und  Guggibach  im  Zickzack  zur  Klausenstrasse  hinab,  in 
die  er  2  km  unter  Spiringen  einmündet  (Abstieg  2  Vt 
Stunden).  Von  dem  aus  Italien  über  den  Gotthard  kom- 
menden russischen  General  Suwarow  mit  seinen  20  000 
Mann  am  27.  und  28.  September  1799  in  der  Richtung 
von  Altorf  nach  Muotathal  überschritten.  Dieser  Ueber- 
gang,  zu  dem  Suwarow  dadurch  gezwungen  worden  war, 
dass  die  Franzosen  alle  Fahrzeuge  auf  dem  Urnersee 
weggeführt  hatten,  war  in  Anbetracht  der  ermüdeten  und 
von  Allem  entblössten  Truppen,  der  vorjgerückten  Jah- 
reszeit und  der  schlechten  Wegverhältnisse  ein  kühnes 
Unternehmen,  dem  viele  Soldaten  und  Pferde  zum  Opfer 
fielen.  Schnee,  Kälte  und  Hunger  trugen  noch  ein  Uebri- 

fes  zu  den  Leiden  der  Armee  bei,  die  später  bei  ihrem 
febergang  über  den  Pragel-  und  Panixerpass  aber  noch 
ganz  andere  Schrecknisse  erfahren  sollte. 

KIPF  (HINTER,  OBER  und  VORDER)  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Burgdorf,  Gem.  Heimiswil).  580-610  m.  4  Höfe, 
an  der  Strasse  -Burgdorf-Heimiswil  ;  1  km  sw.  Heimis- 
wil und  4  km  so.  der  Station  Burgdorf  der  Linie  Olten- 
Bern.  65  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

KIPPEL  (Kt.  Wallis,  Bez.  Westlich  Raron).  1376  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  mitten  im  Lötschenthal  am  rechten 
Ufer  der  Lonza ;  1  km  nö.  Ferden  und  11  km  n.  der  Sta- 
tion Gampel  der  Simplonbahn.  Postablage.  44  Häuser, 
248  Ew.  Die  Volkszahlung  von  1900  ergab  für  Kippel  475 
Ew.,  weil  damals  die  Bewohner  des  kurz  vorher  abge- 
brannten Dorfes  Wiler  hier  Unterkunft  gefunden  hatten. 
Grosse  und  schöne  Pfarrkirche,  zu  der  alle  übrigen  Ge- 
meinden des  Thaies  mit  Ausnahme  des  seit  etwa  10  Jah- 
ren eine  eigene  Kirchgemeinde  bildenden  Blatten  einge- 
pfarrt  sind.  Gräber  aus  der  Eisenzeit. 

KIRANIGA  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Glenner,Kreis  Ruis, 
Gem.  Obersaxen).  Häusergruppe.  S.  den  Art.  Giraniga. 

KIRCH  (OBER)  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee).  Gem. 
und  Dorf.  S.  den  Art.  Oberkirch. 


KIR 


745 


KIRCH  (OBER)  (Kt.  Solothum,  Amtei  ^uiuc 
Thierstein,  Gem.  Nunningen  und  Zullwil).  Weiler, 
den  Art.  Oberkirch. 


Kippel. 

KIRCHALPQLET8CHER  (Kt.  Graubänden,  Bez. 
Hinterrhein  und  Glenner].  Etwa  3000-2500  m.  Gletscher, 
am  NO.-Hang  des  Kirchalphorns,  3  km  w.  Hinterrhein. 
Steht  über  nie  Kirchalplücke  mit  dem  Fanellagletscher 
in  Verbindung.  Sendet  aen  kleinen  Räpierbach  von  links 
in  den  Hinterrhein. 

KIRCHALPHORN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Hinter- 
rhein und  Glenner).  3089  m.  Schöne  Felsspitze,  in  der 
Felswand  nördl.  über  dem  Rheinwald  und  3,5  km  w. 
vom  Dorf  Hinterrhein.  Am  steilen  und  felsigen  S.-Hang 
einige  Rasenbänder,  wie  der  Ober  Heuberg  und  Unter 
Heuberg ;  am  NW.-Hanff  der  Fanellagletscner  und  am 
NO.-Hang  der  Kirchalpgletscher,  die  ihre  Schmelzwasser 
zum  Glenner  bezw.  Hinterrhein  senden.  Wird  von  Hin- 
terrhein aus  unschwierig  über  diese  beiden  Gletscher 
und  die  Kirchalplücke  oder  auch  über  die  St.  Lorenz- 
lücke  (2849  m;  zwischen  dem  Rheinwald  und  Fanella- 
gletscner) bestiegen  (3  Vt  Stunden).  Prachtvolle  Aussicht 
auf  die  Gruppe  des  Kheinwaldhorns. 

KIRCHALPLOCKE  (Kt.  Graubunden,  Bez.  Hinter- 
rhein und  Glenner).  Etwa  2800  m.  Gletscherpass,  n.  un- 
ter dem  Kirchalphorn,  zwischen  dem  Kirchalpgletscher 
und  Fanellagletscher;  verbindet  Hinterrhein  im  Rhein- 
wald über  diese  beiden  Gletscher  und  den  Fanellapass 
mit  dem  Kanalthal,  Zervreila  und  Vals  Platz  (Aufstieg  und 
Abstieg  je  3  Stunden). 

KIRCHBERQ.  In  der  deutschen  Schweiz  ziemlich 
häufig  vorkommender  Ortsname,  bezeichnet  immer  eine 
mit  einer  Kirche  oder  Kapelle  gekrönte  Anhöhe.  Ebenso 
Kirchbühl  (Mundart:  Chilpel)  oder  Kirchegg. 

KIRCHBERQ  (Kt.  Aargau,  Bez.  Aarau,  Gem.  Kütti- 
gen).  414  m.  Weiler  mit  Kirche,  am  linken  Ufer  der 
Aare;  1  km  so.  Küttigen  und  4  km  nö.  vom  Bahnhof  Aa- 
rau.  11  Häuser,  67  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Kirch- 
berg-Küttigen-Biberstein.  Ueberreste  eines  römischen 
Kastells,  das  zum  Schutz  der  Schiffahrt  auf  der  Aare  die- 
nen sollte. 

KIRCHBERQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Burgdorf).  511  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  am  linken  Ufer  der  hier  von  einer 
eisernen  Brücke  überspannten  Emme,  au  der  Kreuzune 
der  Strassen  Aarau-Bern  und  Burgdorf-Solothurn  una 
5  km  nw.  Burgdorf.  In  Alchenflüh  am  linken  Flussufer 
die  Station  Kirchberg  der  Linie  Burgdorf-Solothurn. 
Postbureau,  Telegraph,  Telephon  ;  Postwagen  Kirchberg- 
Koppigen.  Gemeinde,  mit  Bütigkofen,  Bütigkofenmoos 
und  Widenhof:  177  Häuser,  1733  reform.  Ew.;  Dorf:  115 
Häuser,  1146  Ew.  Landwirtschaft.  Käserei.  Tuchweberei, 
Holzhandel,  Korbflechterei.  Metall-  und  Staniolkapselfa- 


746 


KIR 


KIR 


brik  mit  elektrischem  Betrieb,  Bauindustrie.  Spar-  und 
Leihkasse.   Die  Kirchgemeinde   Kirchberg   ist  eine  der 


Kirchberg  (Kant.  Bern),  von  Westen. 

grössten  im  Kanton  und  umfasst  die  politischen  Gemein- 
den Aefligen,  Ersigen,  Kemenried,  Kirchberg,  Lissach, 
Nieder  Oesch,  Ober  Oesch,  Rüdligen-Alchenflüh,  Rumen- 
dingen und  Rüti  mit  zusammen  5697  reform.  Ew.  Die 
Gemeinde  Bickigen-Sch wanden  ist  1903  davon  abgetrennt 
and  der  Kirchgemeinde  Winieen  zugeteilt  worden.  Die 
kurzlich  restaurierte  Pfarrkirche,  eine  der  schönsten  des 
Kantons,  steht  auf  einer  aussichtsreichen  Höhe,  stammt 
aus  dem  Jahr  1506  und  enthält  bemerkenswerte  Glasma- 
lereien. Auf  dem  Friedhof  vier  grosse  Linden,  die  1712 
vom  damaligen  Pfarrer  zum  Andenken  an  den  siegreichen 
Kampf  von  Villmergen  gepflanzt  worden  sind.  Kaiser 
Otto  I IL  schenkte  99&  den  «  Curtis  Kirchberc  in  Argauwe  » 
dem  Benediktinerkloster  Sels  im  Elsass,  und  1398  er- 
hielt das  Kloster  Thorberg  von  Peter  von  Thorberg  die 
weltliche  Oberhoheit  über  Kirchberg,  die  es  aber  1406 
ebenfalls  an  Sels  abtrat.  Dieses  verkaufte  dann  1481  alle 
seine  hiesigen  Rechte  an  Bern.  In  Kirch berg  wohnte 
Johann  Rudolf  Tschiffeli  (1716-1780),  der  Gründer  der 
Oekonomisch-landwirtschaftlichen  Gesellschaft  des  Kan- 
tons Bern,  der  seinen  Bauernhof  durch  Einführung  eines 
rationellen  Betriebes  zu  einer  Musterwirtschaft  erhob. 
Funde  von  Gegenständen  aus  der  RömerzeiL 

KIRCHBERG  (Kt.  SL  Gallen,  Bez.  Alt  Toggenburg). 
740  m.  Gem.  und  Pfarrdorf,  am  linksseitigen  Gehänge 
des  Toggenburffs  und  auf  der  durchthalten  Hochfläche 
zwischen  der  Tnur  und  Murg,  an  der  Strasse  Fischin- 
gen-Flawil  und  2,5  km  w.  der  Station  Bazenheid  der  Tog- 
gen burgerbahn.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon ;  Post- 


Kirchberf?  im  Toggenbarg,  von  Norden. 

wagen  Bazenheid-Kirchberg-Gähwil.  Die  sehr  ausge- 
dehnte Gemeinde  umfasst  ausser  dem  Dorf  Kirchberg 
noch    die    Siedelungen    Gähwil,   Bumberg  (Bruggbach. 


Braunberg),  Kalchtharen,  Leutenriet,  Albikon,  Altriet, 
Bäbikon,  Brägg,  Dietswil,  Eichbühl,  Hänisberg,  Hausen, 
Hof,  Häusligs,  Laubberg,  Müselbach, 
Mütilingen,  Neuhaus,  Nutenwil,  Ober 
Bazenheid,  Oetwil,  Rupperswil,  Schalk- 
hausen, Ober  Schönau,  Unter  Bazen- 
heid, Unter  Schönau,  Wald  und  Wolfi- 
kon.  Zusammen  897  Häuser,  5025  Ew. 
(wovon  733  Reformierte) ;  Dorf:  80  Häu- 
ser, 567  Ew.  Zerfallt  in  3  Kirchgemein- 
den :  Kirchberg  (katholisch  und  refor- 
miert), Gähwil  und  Bazenheid.  Acker- 
und  Obstbau,  Viehzucht  und  Milchwirt- 
schaft. Käserei.  Schönes  und  industriel- 
les Dorf.  Stick fabriken  und  Stickerei 
als  Hausindustrie.  Früher  auch  bedeu- 
tende Baum  Wollindustrie.  Wasserver- 
sorgung in  den  Häusern  und  Hydran- 
tennetz. Reges  geselliges  Leben,  meh- 
rere Unterstützungs-  und  Armenvereine, 
eine  Lesegesellschaft  etc.  Sekundär-  und 
Stickereifachschule.  Das  Dorf  am  8. 
Mai  1784  vollständig  und  am  13.  Mai 
1863  zum  Teil  durch  Feuer  zerstört. 
Heute  entwickelt  sich  Kirchberg  dank  seiner  günstigen 
Lafi^e  und  der  Anstrengungen  der  (jemeinnutzigen  Ge- 
sellschaft immer  mehr  zur  beliebten  Sommerfrische. 
Reizende  Aussicht  auf  die  Alpen  und  den  Bodensec.  Die 
kürzlich  restaurierte  Kirche  hat  einen  schlanken  Glocken- 
turm und  ist  ein  Wallfahrtsort.  Eine  Letzi  wird  zu 
Kirchberg  1445  genannt.  Im  W.-Abschnitt  der  Gemeinde 
steht  die  Burgruine  Alt  Tofrgenburg;  nahe  dabei  der 
schöne  Aussichtspunkt  und  Wallfahrtsort  St.  Idaberg.  Hei- 
mat des  Bischofs  von  St.  Gallen  Dr.  Augustin  Egger,  des 
Redaktors  und  Schriftstellers  G.  Baumberger,  des  be- 
rühmten Komponisten  Singenberg,  des  bekannten  Lufir 
Schiffers  Spelterini  u.  A. 

KIRCHBERQ  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  Breiter  Ge- 
birgsstock  im  so.  Abschnitt  des  Kantons,  zwischen  der 
Karrenalp  und  Glattenalp,  nach  SO.  durch  die  Furkel 
vom  Silberstock  oder  Ortstock  getrennt.  Streicht  nach 
SW.  mit  dem  schmäleren  und  niedrigeren  Kamm  des 
First  gegen  das  Bisithal  aus.  Höchster  Punkt  der  Hohe 
Turm  (2672  m),  daneben,  besonders  auf  dem  stark  zersäg- 
ten S.-Kamm  noch  einige  weitere  Gipfel  über  2400  m. 
Fällt  nach  S.  und  O.  in  schroffen  Felswänden  ah,  wäh- 
rend der  NW.-  Hang  sanfter  geböscht  ist.  Aufstieg  von 
Linthal  über  die  Brächalp  und  den  Bärentritt  oder  über 
die  Braunwaldalp  und  Bützi  auf  die  Erixmatt.  Prachtvol- 
ler  Ueberblick  über  die  öden  Flächen  der  Karrenalp. 

KIRCHBERQ  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Frauenfeld,  Gem. 
Thundorf).  595  m.  Weiler,  mit  der  Pfarrkirche  und  dem 
Pfarrhaus  der  Kirchgemeinde  Kirchbers-Thundorf.  am 
S.-Hang  des  Wellenbergs ;  wX)  m  nw.  Thun- 
dorf und  3,5  km  ssö.  der  Station  Feiben 
der  Linie  Zürich- Winterthur-Romanshom. 
Telephon.  16  Häuser,  89  reform.  Ew.  Gros- 
ser Weinberg  mit  geschätztem  Ertrag  ;  Wie- 
sen- und  Obstbau.  Stickerei.  Früher  führte 
auch  der  jetzige  Weiler  Kirchberg  den  Na- 
men Thundorf.  Eine  dem  h.  Petrus  ge- 
weihte Kirche  wird  schon  1275  eenannt; 
die  ältesten  Teile  der  jetzigen  Kirche  stam- 
men aus  1484,  die  Kanzel  aus  1683. 

KIRCHBCETZBERQ  (Kt.  Aargau,  Bez. 
Brugg,  Gem.  Unter  Bötzberg)  Weiler.  S. 
den  Art.  Bcetzberg  (Unter). 

KIRCHBOHL  (Kt.  Bern,  AmUbez. 
Trachselwald,  Gem.  Affoltern).  Häusergrup- 
pe. S.  den  Art.  Kiltbühl. 

KIRCHBOHL     oder     KILCHBOHL 

(Kt.  Luzem,  Amt  Sursee,  Gem.  Sempach). 

586  m.  Schön  ffelegener  W^eiler,  über  dem 

rechten  Ufer   oes  Sempachersees  und  3,3 

km  n.  der  Station  Sempach  -  Neuenkirch 

der  Linie  Luzern-Olten.  13  Häuser,  70  ka- 

thol.  Ew.  Wiesen-  und  Obst- ( besonders  Kii^ 

sehen-)  bau.  Käserei.  Vieh-  und  Obsthandel.    Kirchbühl 

ist  älter  als  Sempach  und  verdankt  seinen  Namen  einer 

aus  dem  10.|  Jahrhundert  stammenden  und  dem  h.  Mai^ 


Kih 


KIB 


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tin  geweihton  Pfarrkirche.  Sie  enthält  wertvolle  Altertü- 
mer ;  besonders  bemerkenswert^das  im  16.  Jahrhundert 
restaurierte  und  im  spätgotischen  Stil  gehaltene  Chor. 
1903  sind  Wandmalereien  aus  dem  14.  Jahrhundert  zu 
Tage  gekommen.  Das  Gebäude  wird  mit  Unterstützung 
der  schweizerischen  Gesellschaft  zur  Erhaltung  histori- 
scher Kunstdenkmäler  würdig  restauriert  werden.  Ale- 
mannengräber^ 

KIRCHBOHL  (Kt.  Zürich,  Bez.  Meilen,  Gem.  Stäfa). 
445  m.  Teil  des  Dorfes  Stäfa.  auf  der  Kirchterrasse 
und  1  km  ö.  der  Station  Stäta  der  rechtsufrigen  Zü- 
richseebahn (Zürich-Meilen -Rapperswil).  5  Häuser,  27 
reform.  Ew. 

KIRCHDINHARD  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur,Gem. 
Dinhard).  Dorf.  S.  den  Art.  Dinhard. 

KIRCHDORF  (Kt.  Aargau,  Bez.  Baden,  Gem.  Ober 
Siggenthai).  390  m.  Pfarrdorf,  nahe  dem  rechten  Ufer  der 
Ldmmat,  an  der  Strasse  Baden-Klingnau  und  4,2  km  so. 
der  Station  Siggenthai  der  Linie  Turgi- Waldshut.  Postab- 
laffe,  Telephon.  31  Häuser,  246  kathol.  Ew.  Acker-  und 
Weinbau,  Viehzucht. 

KIRCHDORF  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Seftigen).  604  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  am  S.-Hang  des  Belpbergs  und  auf 
der  Hochfläche  zwischen  den  Thälern  der  Aare  und  Gürbe, 
8.  vom  Gerzensee  und  an  der  Strasse  Bem-Belp-Thun. 
2,3  km  w.  der  Station  Kiesen  der  Linie  Bem-Thun.  Post- 
bureau, Telephon ;  Postwagen  nach  Wichtrach.  89  Häuser, 
605reform.  Ew.  Die  Kirchgemeinde  umfasst  die  politischen 
Gemeinden  Kirchdorf,  Gelterfinffen  (mit  Kramburg),  Ja- 
berg,  Kienersrüti,  Mühledorf,  NoHen  und  Uttigen  und 
zählt  1892  reform.  Ew.  Ackerbau,  Viehzucht  und  Milch- 
wirtschaft. Schöne  Aussicht  auf  Alpen,  Thun  und  Thuner- 
see.  Die  1871  erstellte  neue  Kirche  ist  im  gotischen  Stil 

Sehalten  und  steht  an  der  Stelle  einer  mit  den  Wappen 
er  Bemer  Landvöffte  geschmückten  alten  Kirche  aus 
1679,  die  durch  Nacnlässiglteit  der  Internierten  der  fran- 
zösischen Ostarmee  1871  einJlaub  der  Flammen  geworden 
ist.  Die  französische  Regierung  hat  daraufhin  den  grössten 
Teil  der  Baukosten  der  neuen  Kirche  getragen.  Im  Ge- 
biet von  Kirchdorf  stehen  mehrere  Herrensitze. 

KIRCHENFELD  (Kt.,  Amtebez.  und  Gem.  Bern). 
531-556  m.  Glänzendes  neues  Quartier  der  Stadt  Bern,  s. 
vor  dieser  und  zwischen  ihr  und  dem  Dählhölzli.  Mit  der 
Altstadt  durch  die  prachtvolle  eiserne  Kirchenfeldbrücke 
verbunden,  die  Thal  und  Fluss  mit  3  kühnen  Bogen  über- 
spannt. Die  Strassen  mit  Bäumen  bepflanzt,  zahlreiche 
Villen  mit  Gärten  und  Parkanlagen.  Hier  befinden  sich 
das  grosse  kantonale  Historische  Museum  (mit  bemerkens- 
werten Sammlungen)  am  Helvetiaplatz,  der  Palast  der 
Schweizerischen  Landesbibliothek  und  des  Bundesar- 
chives,  das  Gebäude  des  eidgenössischen  topographischen 
Bureaus,  das  neue  eidgenössische  Münzgebäude.  Schönes 
Schulhaus.  207  Häuser,  1983  reform.  Ew.  Mit  der  Alt- 
stadt durch  eine  elektrische  Strassenbahn  verbunden. 
Vergl.  auch  den  Art.  Bern  (Stadt). 

KIRCHENFELD  (Kt.  Luzem,  Amt  Willisau,  Gem. 
Daffmersellen).  501  m.  3  Bauernhöfe,  nö.  vor  Dagmer- 
selTen  und  1  km  ö.  der  Station  Da^erseliee  der  Linie 
Luzern-Olten.  25  kathol.  Ew.  Landwirtschaft. 

KIRCHENTHURNEN  oder  KIRCHTHURNEN 
(Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftigen).  615  m.  Gem.  und  Pfarr- 
dorf, im  Gürbethal,  am  Imken  Ufer  der  Gürbe  und  am 
O.-Hanc  des  Längenbergs;  an  der  Kreuzung  der  Strassen 
Bern- Wattenwil  und  Schwarzenburg-Kircndorf.  Station 
Mühlethurnen  der  Gürbethalbahn  (Bern-Wattenwil-Thun). 
Postbureau,  Telegraph,  Telephon ;  Postwagen  nach  Higgis- 
berg.  33  Häuser,  277  reform.  Ew.  Kirchthumen.  meist 
kurzweg  Thurnen  genannt,  ist  eine  der  grössten  Kirch- 
gemeinden im  Kanton,  die  die  politischen  Gemeinden 
Riggisberg,  Burgistein,  Rümligen,  Mühlethurnen,  Kir- 
chenthurnen,  Kaufdorf,  Lohnstorfund  Rüti  mit  zusammen 
5041  reform.  Ew.  umfasst.  Im  einstigen  Thurner  Moos 
wird  jetzt  in  grossem  Massstab  Weisskraut  (Kabis)  ange- 
baut, das  im  Herbst  massenhaft  nach  Bern  etc.  spediert 
wird  und  zur  Herstellung  von  Sauerkraut  dient.  Acker- 
und  Futterbau.  Die  1673  im  Rokokostil  erbaute  und  1897 
restaurierte  Kirche  enthält  zahlreiche  Glasmalereien,  die 
zur  Zeit  ihrer  Erbauung  von  Edeln  der  Umgebung,  geist- 
lichen Würdenträgern,  Amtspersonen  etc.  gestiftet  worden 
sind.  Gräber  mit  Skeleten  aus  der  La  Töne  Zeit.  Helvetisch 


römische  Gräber  (200-50  v.  Chr.)    mit  Schmucksachen 
1228:  Tomes. 

KIRCHENZELG(Kt.  Schaffhausen, Bez. Schieitheim). 
603  m.  Ziemlich  grosse  Hochfläche,  im  w.  Teil  des  Banden 
und  1  km  so.  Schieitheim.  Sehr  fruchtbarer  Boden. 
Lieferte  bis  1870  Getreide  in  die  Stadt  Schaffhausen,  ist 
aber  seither  in  Wiesen  umgewandelt  worden. 

KIRCHET  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Hasle).  788  m. 
Felsiger  Querriegel  aus  sehr  hartem  Jurakalk,  2  km  so. 
Meiringen.  Schliesst  das  Thal  von  NO.  nach  SW.  ab  und 
trennt  das  Nieder  Hasle  vom  Ober  Hasle  (daher  der  Name 
Innertkirchen  oder  Innerkirchet  für  die  oberhalb  der 
Barre  gelegene  Gemeinde).  Wird  von  der  Grimselstrasse 
überschritten.  Auf  dem  Rücken  die  Häusergruppe  Geiss- 
holz. Sehr  schöne  Aussicht  thaleinwärts  undthalauswärts. 
Zahlreiche  erratische  Granitblöcke  (von  denen  viele 
für  den  Bau  der  Nideckbrücke  in  Bern  verwendet 
worden  sind)  zeigen,  dass  der  einstige  Aaregletscher  diese 
Barre  überschritten  hat,  hinter  welcher  später  die  Aare 
offenbar  einen  See  bildete.  Dann  hat  sich  der  Fluss  im 
Kirchet  allmählig  den  schmalen  Kanyon  der  heute  so  be- 
rühmten Aareschlucht  ausgewaschen,  die  jetzt  durch  einen 
oft  kühn  angelegten  Fussweg  zugänglich  ist.  Neben  dieser 
heutigen  Schlucht  der  Aare  wird  das  Kirchet  noch  von 
mehreren  anderen  Schluchten  durchschnitten,  die  Jetzt 
mit  Glazialschutt  aufj^efüllt  sind  und  zeigen,  wie  der  FIush 
während  der  verschiedenen  Interglazialzeiten  mehrfach 
seinen  Lauf  geändert  hat. 

KIRCHFELD  (Kt.  und  Amt  Luzem,  Gem.  Horw^. 
510  m.  Häusergruppe  mit  Waisenhaus  der  Gemeinde 
Horw,  auf  dem  Kirchfeldhügel  und  1  km  nö.  der  Station 
Horw  der  Brünigbahn  (Luzern-Brienz).  71  katrol.  Ew, 
Acker-,  Obst-  und  Gemüsebau,  Viehzucht. 

KIRCHQiENGE  (KtObwalden).  Unter  diesem  Namen 

gflcgte  man  früher  die  6  Kirchgemeinden  Samen,  Kerns, 
achseln.  Alpnach,  Giswil  und  Lungern  zsammenzu- 
fassen.  Die  Zeit  der  Entstehung  dieser  Benennung  ist  nicht 
bekannt  Die  6  Kirchgemeinden  bestanden  schon  1275. 
d.  h.  zu  der  Zeit,  da  die  Synode  zu  Lyon  den  Bezug  einer 
allgemeinen  Steuer  für  einen  neuen  Rreuzzug  beschloss. 
Seither  wird  delr  Name  urkundlich  nicht  mehr  erwähnt. 
Bei  der  Zuteilung  von  £ngelber|;  an  Obwalden  (1816), 
wurde  diese  Gemeinde  den  Kirchgängen  als  7.  Pfarrei  an- 
gegliedert. Vergl.  den  Art.  Obwalden. 

KIRCHHÖFEN  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Samen). 497m. 
Gemeindeabteilung  und  Dorf,  am  N.-Ufer  des  Samersees 
und  1  km  sw.  der  Station  Samen  der  Brünigbahn  (Luzem- 
Brienz).  Zusammen  mit  einem  Teil  des  Dorfes  Samen  37 
Häuser,  196  kathol.  Ew. ;  Dorf:  23  Häuser,  103  Ew.  Kirche 
im  Barokstil  aus  1739  und  Beinhaus  mit  einem  Holzbrett 
aus  dem  15.  Jahrhundert.  Am  9.  Februar  1036  vergabte 
Graf  Ulrich  von  Lenzburg  dem  Kloster  Beromünster  drei 
Vierteile  seiner  Rechte  üoer  die  Kirche  zu  Sarnen  und 
den  «Unteren  Hof».  Dieser  Untere  Hof  erhielt  wegen 
seiner  Zugehörigkeit  zur  nahen  Kirche  später  den  Namen 
Kirchhof  oder  Kirchhofeot 

KIRCHHOUE  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Luzern, 
Amt  Hochdorf,  Gem.  Schongau).  816  m.  Zwei  Gruppen 
von  zusammen  6  Häusern,  nahe  der  Kantonsffrenze 
zwischen  Aargau  und  Luzern  mitten  im  Wald  telegen; 
7  km  nö.  Hitzkirch  und  5  km  sw.  der  Station  Muri  der 
Linie  Aarau-Lenzburg- Rotkreuz.  33kathol.  Ew.  Landwirt- 
Schaft 

KIRCHHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Fmtigen).  2160  m. 
Felsgipfel,  in  der  das  Kanderthal  vom  Engstligen thal 
trennenden  Gruppe  des  Lohner,  zwischen  dem  Elsighora 
(2346  m)  und  dem  Stand  (2325  m;  n.  Vorberg  des  First 
2550  m).  Steigt  mit  steilen  Felswänden  w.  über  dem 
Weiler  Mitholz  (Gemeinde  Kandergrund)  auf,  während  der 
W.-Hang  sanft  geböscht  ist  und  die  Elsigenalp  trägt.  Von 
Adelboden  oder  Frutigen  aus  in  je  3V,  Stunden  zugäng- 
lich. 

KIRCHLEERAU  (Kt.  Aargau,  Bez.  ZoAngen).  518  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  im  Sunrenthal,  an  der  Strasse 
Aarau-Sursee  und  3,5  km  ssö.  der  Station  Schöftland  der 
elektrischen  Strassenbahn  Aarau-Schöftland.  Postbureau, 
Telephon;  Postwagen  Schöftland-Triengen.  Gemeinde, 
mit  Weierthal  und  zerstreut  gelegenen  Höfen:  79  Häuser. 
478  reform.  Ew.-  Dorf:  64  Häuser.  387  Ew.  Ackerbau, 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Früher  Lerow  und  Lerw 


748 


KIR 


KIS 


Reheissen  und  der  Herrschaft  Rued  zugeteilt.   Auf  dem 
Nack  ein  Refugium. 

KIRCHLEIN  (Kt.  Graubönden,  Bez.  Ober  Landquart 
und  Inn).   2767  m.  Wenig  bedeutender 
Gipfel,    im    Stock   des   Kossthälispitz ; 
3  km  80.  der  Vereinahütte  des  S.  Ä.  C. 
und  2  km  w.  vom  Flesspass  (2452  m). 

KIRCHLI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Saa- 
nen  und  Ober  Simmenthai).  27^  m. 
Felsspom  zwischen  den  beiden  Armen 
des  Dungelffletschers,  an  der  NO.- 
Flankedes  Wildhorns  und  hinten  über 
dem  IfHgenthal.  Man  fol^  seinem  O.- 
Hang, wenn  man  von  der  Wiidhom- 
hütte  des  S.  A.  C.  über  den  Dungelfirn 
das  Wildhorn  besteigen  will.  Kann  von 
der  Wildhornhütte  aus  in  IVi  Stunden 
erreicht  werden,*  bietet  aber  keine  be- 
sonders bemerkenswerte  Aussicht. 

KIRCHLI  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Unter  Landquirt).  2263  m.  Felsspitze, 
s.  Ausläufer  der  Klrchlispitzen  und 
über  dem  Cavelljoch;  3-4  Stunden  nö. 
über  Schuders. 

KIRCHLI  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  und 
Gem.  Tablat).  791  m.  Gruppe  von  2  Häu- 
sern, auf  dem  N.-Ende  der  Hugelzüge 
nw.  der  Stadt  St.  Gallen  ;  1,5  km  nw. 
der  Station  St.  Fiden  der  Linie  St.  Gal- 
len-Rorschach.  20  kathol.  Ew.  Kirch- 
gemeinde St.  Gallen.  Landwirtschaft. 
Sehr  schöne  Aussicht  auf  die  Thäler 
der  Sitter  und  Steinach,  die  Stadt  St. 
Gallen,  den  Bodensee  und  die  Appenzeller  Alpen.  Der 
bewaldete  NW.-Hang  heisst  Katzenstrebel. 

KIRCHLINDACH  (Kt.  und  Amtsbez.  Bern).  600  m. 
Gem.  und  Pfarrdorf,  am  S.-Hang  des  Schüpbergs  und  in 
einem  schönen  Thalboden,  an  der  Strasse  Zollikofen- 
Wohlen  und  4  km  w.  der  Station  Zollikofen  der  Linie 
Olten-Bem.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon;  Post- 
wagen nach  Zollikofen,  Säriswil  und  Meikirch.  Die  ziem- 
lich ausgedehnte  Gemeinde  umfasst  neben  dem  Dorf  noch 
die  Siedelungsgruppen  Herrensch wanden,  Jetzikofen, 
Lindach wald,  Buchsacker,  Nieder  Lindach,  Heimhusen, 
Ober  Lindach  und  einen  Teil  vonOrlschwaben.  Zusammen 
155  Häuser,  1133  reform.  Ew. ;  Dorf:  42  Häuser,  340  Ew. 
Ackerbau  und  Viehzucht.  Schöne  Aussicht  auf  die  Alpen 
vom  Pilatus  bis  zum  Moleson.  Der  einst  in  der  Nähe  ge- 
legene kleine  See  ist  heute  versumpft.  Gräber  aus  dem 
Beginn  der  La  Tene  Zeit.  Funde  von  römischen  Münzen. 
1221 :  Luidenacho.  Heimat  des  Pfarrers,  Lehrers,  Schrift- 


KIRCHRUED  (Kt.  Aargau,  Bez.  Kulm,  Gem.  Schloss 
rued).  517  m.  Gemeindeabteilunff  und  Dorf,  am  Rueder- 
chen ;   1  km  so.  Schlossrued  una  4,4  km  so.  der  Station 


Kircblindach  von  S&den. 

stellers,  Dichters  und  Politikers  Johann  Jakob  Schädelin 
(1804-1859). 

•KIRCHLI8PITZEN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Unter 
Landquart).  2,3  km  langer  und  sehr  rauher  Felskamm,  in 
der  Gruppe  des  Rätikon ;  zwii'chen  dem  Cavelljoch  und 
Schweizerthor  und  auf  der  Landesgrenze  gegen  Oesterreich. 
Fällt  nach  allen  Seiten  mit  steilen,  teilweise  sogar  senk- 
rechten Felswänden  ab  und  ist  nur  von  wenigen  Stellen 
am  N.-Hang  her  zugänglich.  Trägt  eine  Reihe  von  Fels- 
gipfeln, deren  zwei  höchste  2541  und  2555  m  erreichen. 
Sehr  selten  bestiegen,  da  die  benachbarten  Gipfel  der 
Scesaplana  und  Drusenfluh  die  Touristen  eher  anziehen. 


Die  Kirchlispitxen  von  Norden. 

Schöftland  der  elektrischen  Strassenbahn  Aarau-Schöft- 
land.  Zusammen  mit  Benkel :  45  Häuser,  291  reform.  Ew.; 
Dorf  21  Häuser,  130  Ew.  Kirchgemeinde  Rued.  Ackerbau, 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft. 

KIRCH8PIELE  (DIE  VIER)  (Kt.  Bern).  So  nennt 
man  zuweilen  heute  noch  die  4  Kirchgemeinden  Muri, 
Vechigen,  Stettlen  und  Bolligen,  die  schon  sehr  früh  in 
den  Besitz  von  Bern  gekommen  waren  und  zusammen 
einen  Verwaltungsbezirk  bildeten.  Ihre  Bürger  besasaen 
vor  Gericht  die  gleichen  Rechte  wie  die  Berner  Stadtbürger 
und  hatten  auch  das  Niederlassungsrecht  in  der  Stadt 
Bern. 

KIRCHTHURNEN    (Kt.  Bern,    Amtsbez.   Seftigen). 
Gero,  und  Pfarrdorf.    S.  den  Art.  Kirchenthurnen. 
i       KIRCHU8TER    (Kt.   Zürich,  Bez.  und  Gem.  Uster). 
I  Mittelpunkt    des    Dorfes  Uster ;   umfasst   die   Pfarrkir- 
che   mit  den  unmittelbar  um  sie  gruppierten  Häusern. 
'  Vergl.  den  Art.  Uster. 

KIRELBACH  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Nieder  Simmenthai).  1500-825  m.  Wild- 
bach ;  entspringt  am  N.-Hang  der  Männ- 
lifluh,  durchfliesst  in  der  Richtung  nach 
N.  das  zwischen  die  Kette  des  Niesen 
und  die  Gruppe  des  Twirienhoms  ein- 
gesenkte Kiretthal  (7  km  lang),  nimmt 
von  links  den  das  Schwendenthai  ent- 
wässernden Filderichbach  auf  und  mün- 
det nach  10,5  km  langem  Lauf  bei  Oey 
von  rechts  in  die  Simme. 

KIRQELI8CHEIBE(ia.Bern,Amt8- 
bez.  Nieder  Simmenthai).  2288  m.  Gipfel, 
der  Männlifluh  nach  WNW.  vorgela- 
gert, s.  über  der  Ober  Gurbsalp  und  ö. 
über  dem  Schwendenthai  (dem  obersten 
Abschnitt  des  Diemtigthales).  Kann  von 
der  Grimmialp  aus  in  4  Stunden  bestiegen  werden. 

KIRLEN  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Ober  Rheinthal,  Gem.  Altstätten).  443  und  435  m.  Zwei 
Gruppen  von  zusammen  103  Häusern,  an  der  Strasse  Dorf 
Altstätten-Station  Altstätten  (Linie  Rorschach-Sargans). 
Elektrische  Strassenbahn  zwischen  Station  und  Dorf.  691 
reform,  und  kathol.  Ew.  Acker-,  Obst-  und  Weinbau, 
Viehzucht.  Grosse  Fabrik  für  Strickwaren.  Zieeelei. 
Armenhaus.  Grosse  Rettungsanstalt  für  gefallene  Mädchen 
mit  schöner  Kirche. 

KI8TENHORN  (Kt.  V\^allis,  Bez.  Westlich  Raron). 
Gipfel.   S.  den  Art.  Grindelspitzen. 


KIS 


KLA 


749 


KI8TENPA88  (Kt.  Glarusund  Graubäaden).  2727  m. 
Passübergaag  in    der  Gruppe  des   Tödi,  zwischen   den 


Kiatenpass,  vom  Muttenkopf  aus  gesehen. 

Muttenbergen  und  den  Felsabstürzen  zum  Limmernboden; 
führt  wie  der  Sandalppass  (2807  m)  aus  dem  Linththal  hin- 
über insVorderrheintnal.  Während  der  Sandalppass  nach 
SW.  gegen  Disentis  absteigt,  wendet  sich  der  Kisten pass 
nach  SO.  gegen  Brigels  und  Ilanz.  Mühsamer  und  teil- 
weise, z.  B.  am  Kistenband,  schwieriger  und  nicht  unge- 
fährlicher Fussweg;  Linthal-Brigeis  11  Stunden.  Ausser- 
ordentlich interessanter  und  von  Touristen  häufig  be- 
nutzter Uebergang.  Im  September  1799  überschritt  ihn 
von  Brigels  aus  ein  Bataillon  der  unter  General  Linken 
stehenden  österreichischen  Armee. 

KI8TEN8TEIN    (Kt.  Graubünd^n,  Bez.  Ober  Land- 

Suart).  2478  m.  Einer  der  Hauptgipfel  der  Kette  des 
[ochwang;  4  km  so.  Fideris  Bad,  von  wo  aus  er 
ziemlich  oft  (allerdings  weniger  als  das  benachbarte 
Mattlishorn)  besucht  wird.  Wahrend  Mattlishorn  und 
Kistenstein  die  gleiche  Aussicht  auf  das  umliegende  Ge- 
birgsgebiet  zeigen^  schaut  jenes  ins  Schanfigg  und  dieser 
in  den  Prätigau  hinunter.  Oestl.  unter  dem  Kistenstein 
der  Durannapass  (2124  m),  der  von  Küblis  über  Conters 
und  die  Fideriseralp  ins  Fondeierthal  und  nach  Lan^wies 
im  Schanfigg  führt.  Von  der  steilwandigen  Schiefer- 
pyramide des  Kistensteins  gehen  drei  Felsgräte  aus. 

KI8TEN8TCECKLI,  romanisch  Muot  de  Robi  (Kt. 
Glarus  und  Graubunden).  2749  m.  Schön  und  regel- 
mässig geformter  Felsspitz,  nach  allen  Seiten  hin  steil 
abfallend  ;  in  der  vom  Bifertenstock  gegen  0.  und  NO 
über  die  Mutten berge,  den  Buchi  und  Hausstock  ziehen- 
den Kette  und  zwischen  dem  tief  eingeschnittenen  Lim- 
mernboden  und  dem  Val  Frisal ;  w.  über  dem  Kistenpass. 
Besteht  aus  eocänen  Schiefern  mit  Nummuliten,  unter 
denen  in  normaler  Lagerung  verschiedene  Stufen  von 
Kreide  und  Jura  (besonders  Malm)  folgen;  im  Limmern- 
boden  treten  noch  tiefer  auch  Dogger,  Rötidolomit  und 
Yerrucanozu  Tage.  Gehört  dem  normalen  Muldenschenkel 
der  Glarner  Doppelfalte  an.  Das  Kistenstöckli  kann  von 
der  Muttseehfitte  des  S.  A.  C.  aus  über  den  Kistenpass 
und  seine  NW.-Flanke  in  37«  Stunden  bestiegen  werden. 
KI8TLERALP  (Kt.  Schwvz,  Bez.  March,  Gem.  Rei- 
chenburg j.  1400  m.  Schöne  Alp  weide  mit  mehreren  zer- 
streut gelegenen  Hütten,  zwischen  dem  Austock  und 
Müllergschwend ;  4  km  s.  vom  Dorf  Retchenburg.  400  ha 
Fläche.  Vom  gefährlichen  kleinen  Kistlerbach  durch- 
flössen. Eigentum  der  Korporation  Kistler,  nach  der  sich 
einst  eine  alte  Reichenburger  Familie  nannte,  deren 
Nachkommen  mehr  als  die  Hälfte  der  heutigen  Bewohner 
von  Reichenburg  umfassen.   Auf  der  Kistleralp  sind  154 


Personen  alpberechtigt,  deren  jede  hier  ihr  Hornvieh  und 
ihre  Pferde  weiden  lassen  darf  und  dazu  noch  jährlich 
40-45  Franken  Nutzung  zieht.  Vergl. 
Zehnder,  Pfarrer.  Gescnichte  Reichen- 
burgs  (U98-i898),  Lachen  1900. 

KITTENMOHLE  (Kt.  Zürich.  Bez. 
Meilen,  Gem.  Herrliberg).  545  m.  Mühle 
mit  im  Sommer  stark  besuchter  Gast- 
wirtschaft, in  einem  kleinen  Tobel  2 
km  n.  Herrliberg  und  1,5  km  ö.  der  Sta- 
tion Erlenbach  der  rechtsufrigen  Zürich- 
seebahn (Zürich -Meilen-Rapperswil).  3 
Häuser,  18  reform.  Ew. 

KLiEBWALD  (Kt.  Aargau,  Bez. 
Bru2g).  603-783  m.  Schöne  Waldunff, 
160  na  gross;  im  Schenkenbergerthal, 
gegenüber  der  Burgruine  Schenkenberg 
und  1,5  km  nw.  Thalheim. 

KL/ECKLI  (Kt.  Aargau,  Bez.  Kulm, 
Gem.  Schlossrued).  520  m.  Weiler,  in  ei- 
ner rechtsseitigen  Verzweigung  des  Tha- 
ies des  Ruederchen ;  1  km  nw.  Schloss- 
rued und  2,5  km  so  der  Station  Schöft- 
land  der  elektrischen  Strassenbahn 
Aarau-Schöftland.  17  Häuser,  120  re- 
form. Ew.  Kirchgemeinde  Rued.  Land- 
wirtschaft. Der  Ausdruck  Kläckli,  vom 
mittelhochdeutschen  chlac^  bezeichnet 
eine  Spalte,  Schlucht  oder  ein  Tobe.l 

KLANX  (Kt.  Appenzell  L  R.,  Gem. 
Appenzell).  Burgruine.  S.  den  Art. 
Clanx. 

KLAPF  (HINTER  und  VORDER) 
(Kt.  Bern,  Amtsbez.  Seftigen,  Gem.  Belpberg).  780  und 
766  m.  Zwei  Gruppen  von  zusammen  12  Häusern,  auf 
dem  ö.  Abschnitt  des  Belpber^es  und  links  über  der  Aare; 
600  m  voneinander  entfernt.  4  km  osö.  der  Station  Toffen 
der  Gürbethalbahn  ( Bern-Watten wil-Thun).  53  reform. 
Ew.  Kirchgemeinde  Belp.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

KLAR8REUTE  (Kt.Thurgau,  Bez.  Weinfelden,  Gem. 
Birwrinken).  561  m.  Gemeindeabteilung  und  Dorf,  auf  dem 
8.  Abschnitt  des  Seerückens ;  5  km  nnw.  der  Station 
Erlen  der  Linie  Zürich-Romanshorn-Winterthur.  Tele- 
phon. 24  Häuser,  119  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Lang- 
rickenbach. Acker-  und  Wiesenbau.  Waldungen.  Lesege» 
Seilschaft. 

KLAU8EN  (HINTER  und  VORDER)  (Kt.  Zürich, 
Bez.  und  Gem.  Morgen).  657  m.  Zwei  Gruppen  von  zu- 
sammen 18  Häusern,  auf  dem  Rücken  des  Horgerbergs 
und  2,5  km  s.  der  Station  Horden  der  linksufri^en  Zürich - 
seebahn  (Zürich-Wädenswil-Ziegelbrücke).  Telephon.  107 
reform.  Ew.  Viehzucht.  Betr.  Etymologie  s  den  Art.  Klus, 
Klüsen. 

KLAU8ENHUBEL(Kt.  Aareau,  Bez.  Zofingen,  Gem. 
Uerkheim).  Weiler.  S.  den  Art.  Hubel  (Hinter). 

KLAUSENMATT  (OBERE  und  UNTERE)  (Kt. 
Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Grosswangen).  674  und  604  m. 
Drei  Bauernhöfe;  1,2  km  ö.  Grosswangen  und  7  km  w. 
der  Station  Nottwil  der  Linie  Luzern-Olten.  27  kathol. 
Ew.  Acker-,  Wiesen-  und  Obstbau.  Viehzucht. 

KLAU8ENPAS8  (Kt.  Uri).  1952  m.  Passübergang 
zwischen  dem  Schächenthal  und  Umerboden,  verbindet 
das  Reussthal  (Uri)  mit  dem  Linththal  (Glarus)  und  da- 
mit die  Zentralschweiz  mit  der  Ostschweiz.  Im  Sommer 
Postwagen  Flüelen-Linthal  ^9  Stunden)  Bis  zum  Bau 
der  Klausenstrasse  führte  eine  holperige  Strasse  von  Altorf 
nach  Unterschächen,  von  wo  aus  ein  Saumpfad  über 
Aesch  (Hintergrund  des  Schächenthales)  und  die  Balm- 
wand  mit  zahlreichen,  z.  T.  in  den  Fels  gehauenen  Win- 
dungen die  Passhöhe  (damals  6  Stunden  von  Altorf)  ge- 
wann, um  von  da  durch  das  prachtvolle  Hochthal  aes 
Urnerbodens  und  über  die  Fruttberge  in  3  Stunden  nach 
Linthal  abzusteigen.  Während  dieser  Weg  für  die 
Touristen  leicht  und  angenehm  zu  begehen  und  ausser- 
ordentlich interessant  war,  vermochte  er  dem  Waaren- 
verkehr  nur  wenig  Vorschub  zu  leisten.  Es  machte  sich 
daher  das  Bedürfnis  nach  dem  Bau  einer  Fahrstrasse 
schon  seit  langer  Zeit  geltend.  Der  Urnerboden,  «ein 
schönes  Alpthal  mit  Sommerung  für  etwa  1000  Stück 
Grossvieh,  war  mit  dem  Kanton  Uri,   zu  dem  er  gehörte 


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und  von  wo  aus  er  bewirtschaftet  wurde,  nur  durch  einen    i    wand  ob    Linthal,   wurden  mittels  in   den    Felsen    ge 
l^assweg  über  den  iierg  verbunden,  während  mit  der  Zeit   |  sprengter  und  zum  Teil  ausgewölbter  Gallerien  (—  ähnlich 

denen  an  der  Axenstrasse  — )   durch- 
fahren,  im   Seelithal  mit  einer    Lange 
von  tl5  m,  an  der  Fruttwand  von  70  und 
126  m  Länge.   Als  bedeutendere  Kunst- 
Objekte  sind  noch  die  steinerne  Brücke 
bei  Brügg  hinter  Bärglen  zu  nennen, 
mit  18  m  Spannweite,   und  die  eiserne 
Brücke  über   die  Linth   bei  Linthal. » 
Die  Strasse  ist  durchgehends  4,8  m  breit; 
das  Gefäll  beträgt  im  Maximum  8,5  % 
(mit  Ausnahme  einer   kurzen   Strecke 
bei  Spiringen,  die  10  %  Steigung  hat). 
Die  im  Bau  \S3S  begonnene  Strasse  ist 
am  21.  August  1899    dem  allgemeinen 
Verkehr  übergeben  worden.  Von  Altorf 
bis  Linthal   ist  sie  48  km  lang,  wobei 
die  Passhöhe  etwa  in  der  Mitte  liegt. 
tt  Die  Höhenverhältnisse  sind  folgende  : 
von  Altorf  an   mit  468  m  betragt  die 
Steigung  bis  tur  Klaüsenpfeshöhe  1484 
m,  von  Linthal  (661  m)  aus  1291  m . . . 
Bürglen  (bei  km  1)  liegt  auf  552  m,  Spi- 
ringen (km  8)  92^  m,    Unterschächen 
(km  12)  994  m,  Balm  (km  21)  1725  m, 
Passhöne  (km  24)  1952  m,  Umerboden. 
Kapelle  (km  33)  1389  m. »   Die  Strasse 
steigt  von   Altorf  aus   gemächlich   bis 
Bürglen  und  zur   Lorettokapelle   an,  um  dann  in  stei- 
lerem Anstieg  das  Dorf  Spiringen  zu  erreichen.  Schon 
jetzt  erfreut   man   sich   einer  prachtvollen  Aussicht  auf 
die    Schächenthaler  Windgälle,    den   Kammlistock,  die 
Clariden   und   —   nach  rückwärts   —   auf   den    Urirot- 
stock.    Nahe   Spiringen    brach  1887    ein    Bergsturz  ab, 
der    mehrere  Häuser  verschüttete  und  sieben  Menschen 
tötete.  Kurz  hinter  dem  vor  der  Ausmündung  des  Brunni- 
thales   telegenen   Dorf   Unterschächen    mit    seiner  auf 
einem  Hügel  thronenden  Pfarrkirche  macht  die  Strasse 
einen  weiten  Bogen  und  erreicht  dann  das  aussichtsreiche 
Urigen,  zu  dem  man  von  Spiringen  aus  auch  über  einen 
Fussweg  hinauf  gelangen  kann.    Hier  die  malerische  Ka- 
pelle von  Götschwiler.   Von  hier  aus  steigt  die  Strasse, 
stets  reich  an  erhabenen  Ausblicken,  langsam  durch  Alp- 
weiden an,  geht  durch  die  Gallerien  des  Seelisthales  und 
gewinnt  enoiich  die  Passhöhe,  die  im  N.  vom  verwitterten 
und  phantastisch    gezackten   Märcherstöckli   beherrscht 
wird.   Nun  steigen  wir  wieder  zu  Thal:  eine  Reihe  von 
«  merkwürdig  verschlunffenen  »  Kehren  führt  uns  hinein 
in  den  Felsenkessel  der  Klus  und  hinunter  zum  Gasthof 


Uoterscbfichen  fregen  den  Klaunen. 

ein  besserer  Wee  vom  glarnerischen  Linthal  herauf 
führte.  Die  Produkte  der  Milchwirtschaft  mussten  daher 
ins  Glarnerland  hinunter  getragen  werden,  und  für  das 
schöne  Holz  aus  dem  grossen  Wangiswald  blieb  erst  recht 
kein  anderer  Abfuhrweg  offen  .  .  .  Die  Anlage  einer 
Strasse  über  den  Klausen  gewinnt  einmal  den  Umerboden 
wieder  mehr  dem  Kanton  Uri  zurück,  und  dann  ermög- 
licht sie  überhaupt  eine  bessere  Bewirtschaftung  und 
bringt  damit  eine  gewaltige  Steigerung  des  Wertes  dieser 
Alp».  Der  Kanton  Glarus  dagegen,  der  bisher  eine  Sack- 
gasse des  Verkehrs  gewesen,  wünschte  eine  durchgehende 
Verbindung  mit  der  Gotthardbahn,  dem  Vierwaldstätter- 
see  und  der  Zentralschweiz  überhaupt.  Dazu  kam,  dass 
auch  der  Bund  einem  solchen  Projekt  aus  militärischen 
Gründen  günstig  gestimmt  war.  Ermöglicht  wurde  die 
Ausführung  dadurch,  dass  der  Bund  den  grösseren  Teil 
der  Baukosten  auf  sich  nahm,  d.  h.  an  die  Gesamtsumme 
von  4140000  Fr.  die  Summe  von  3578800  Franken  beige- 
tragen hat.  Der  Bau  der  Klausenstrasse  hat  sich  verhält- 
nismässig bedeutend  teurer  gestaltet  als  der  anderer 
Älpenstrassen.  Die  Schuld  daran  trugen  hauptsächlich  der 
Umbau  des  al- 


ten   Sträss- 
chens    nach 

Unterschä- 
chen, das 
ungünstige 
Terrain  auf 
der  Seite  des 
Schächentha- 
les  (leicht  ver- 
witterbarer 
Thonschiefer, 
zu  Rutschun- 
gen geneigt 
und  wasser- 
reich) und  die 
vom  Bund  aus 
militärischen 
Gründen  ge- 
forderte Füh- 
rung des  Stras- 

senzuges 
durch  die  Frit- 
terberge  und 
das  Seelithal. 
Die  Strasse  er- 
forderte grosse 

Sicherungs-,  besonders  Entwässerungsarbeiten  und  mäch- 
tige Stützmauern.  «Besonders  schwierige  Stellen,  wie 
im   Seelithal    hinter   Unterschächen  und  an  der  Frutt- 


Klausenpass  and  -Strasse. 

V^ilhelm  Teil  auf  dem  Umerboden,  dessen  ebene,  mit 
Hütten  bestandene  und  von  Viehheerden  belebte  Sohle  dir 
Strasse   bis   zum  Scheidbächli  (Kantonsgrenze  zwischen 


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Uri  und  (ilarus)  in  gerader  Linie  durchzieht.  Nun  {^ehls 
durch  Buchenwald  gegen  die  Fruttberffe  und  in 
neuerdinfTH  zahlreichen  Kehren  und  durch 
die  Gailerien  der  Frultwand  an  den  schönen 
Fällen  deü  Fätschbaches  vorbei  hinunter  ins 
LinththaU  dessen  viele  Dörfer  freundlich  zu 
uns  heraufgrüssen.  Dieser  letzte  Strassenab- 
schnitt  ist  zugleich  wieder  einer  der  aller- 
schönsten  mit  seiner  prachtvollen  Aussicht  ins 
Linththal  und  auf  die  mächtigen  Wände  des 
Selbsanft.  Auf  Fusswef^en  kann  man  die  Keh- 
ren abschneiden,  verliert  aber  dabei  viel  von 
dem  grossartigen  Ausblick.  Der  Pass  ist  be- 
nannt nach  dem  bei  Vorfrutt  gelegenen  Fel- 
»enkessel  der  sog.  Klus.  Vergl.  auch  die  Arti- 
kel ENNETMiERCHT  uud  Sch>echenthal;  ferner 
Becker,  F.  Ueber  den  Klausen.  Glarus  1900 
und  Uri;  Land  und  Leute.  Allorf  1902. 

KLEB,  KLEBEN.  OrUnamen  in  den  Kan- 
tonen   Appenzell,   Aargau,    St.   Gallen,   Basel 
Land    und   Bern.  Althochdeutsch  hleo  =  Hiigel,   Hang. 
Zuweilen  auch  in  Zusammensetzungen. 

KLEB  (Kt.  Appenzell  A.  R..  Bez.  Hinterland,  Gem. 
Herisau).  760  m.  Weiler  am  Sägebach ;  1,5  km  s.  Heris- 
au  und  600  m  so.  der  Station  Wilen  der  Appenzeller- 
bahn  (Winkeln-Herisau-Appenzell).  11  Häuser,  93  reform. 
Ew.  Wiesenbau  und  Viehzucht. 

KLEBEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen,  Gem.  Ober 
Steckholz).  570m.  Gemeindeabteilung  und  Weiler;  500  m 
n.  der  Strasse  Langenthal-Melchnau  und  5  km  so.  der 
Station  Langenthai  der  Linie  Ölten- Bern.  Zusammen  21 
Häuser,  14'I  reform.  Ew. ;  Weiler :  8  Häuser,  51  Ew. 
Kirchgemeinde  Lotzwil.  Landwirtschaft.  Käserei. 

KLEE  (Kt.  Appenzell  LR.,  Gem.  Oberegg).  714  m. 
Gruppe  von  6  Häusern  ;  4,2  km  so.  Oberegg  und  2,5  km 
nw.  der  Station  Herbrugg  der  Linie  Rorschach-Sargans. 
33  kathol.  Ew.  Kirch^euieinde  Bemeck.  Landwirtschaft. 
Stickerei  und  Weberet. 

KLEEBODEN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Visp,  Gem.  Stalden- 
ried).  186-5  m.  Alpweide  mit  den  zwei  Hüttengrup{>en  von 
Ober  und  Unter  Kleeboden,  auf  einer  Lichtung  in  dem 
den  rechtsseitigen  Hang  des  Saasthales  bekleidenden 
Wald  und  am  Fuss  des  Weissengrates ;  3  km  ssö.  der 
Kirche  Staldenried. 

KLEEWALD  (Kt.  Luzern,  Amt  Hochdorf,  Gem.  Rain). 
548  m.  Gruppe  von  8  Häusern;  1,5  km  so.  Rain  und  4  km 
w.  der  Station  Eschenbach  der  Seethalbahn  (Wildegg- 
Emmenbrücke).  43  kathol.  Ew.  Wiesen-  und  Obstbau. 
Früher  Kleinwald  geheissen. 

KLEFALAU  oder  QLEFALAU  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Sargans,  Gem.  Flu  ms).  500-7(X)  m.  24  Häuser,  am  NO.- 
Han^  des  Klein bergs  zerstreut  gelegen  und  3  km  so.  der 
Station  Flums  der  Linie  Wesen-Sarsans.  104  kathol.  Ew. 
Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht.   Holzhandel. 

KLEINBERQ  (Kt.,  Bez.  und  Gem.  St.  Gallen).  Oestl. 
Aussenquarlier  der  Stadt  St.  GiiLLEN.  S.  diesen  Art. 

KLEINBERQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sarjgans,  Gem. 
Flums).  500-1100  m.  So  heisst  das  linksseitige  Gehänge 
des  Seezthales;  mit  zahlreichen  zerstreut  gelegenen  Häu- 
sern, 2  km  s.  Flums.  Von  vielen  Bachrunsen  durch- 
schnitten. Die  Häusergruppen  Klefalau,  Porteis  und  Rulz 
zusammen  87  Häuser,  430  kathol.  Ew.  Schöne  Wälder  und 
Wiesen,  Acker-  und  Obstbau,  Viehzucht  und  Milchwirt- 
Schaft 

KLEINBERttALP  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans, 
Gem.  Flums).  l(XX)-2000  m.  Grosse  Alpweide  mit  16  zu 
verschiedenen  Gruppen  vereinigten  Hätten,  über  dem 
Kleinber^  und  am  N.-Hang  der  Guscha ;  3,5  km  sw. 
Flums.  6o0  ha  rtoss,  wovon  70  ha  Wald. 

KLEINBCESINQEN  (Kt.  Freiburg,  Bez.  See).  Gem. 
und  Dorf.   S.  den  Art.  Bcesinoen  (Klein). 

KLEINDIETWIL  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Aarwangen). 
562  m.  Gem.  und  Dorf,  am  rechten  Ufer  der  Langeten  und 
an  der  Strasse  Langenthal-Huttwil,  je  7  km  von  diesen 
beiden  Ortschaften  entfernt.  Station  der  Linie  Langen- 
thal-Wolhusen.  Postbureau.  Telegraph,  Telephon;  Post- 
wagen nach  Walterswil  und  Oeschenbach.  Gemeinde,  mit 
Dietwilscheinen  :  50  Häuser,  410  reform.  Ew. ;  Dorf:  26 
Häuser,  170  Ew.  Kirchgemeinde  Rohrbach.  Landwirt- 
schaft. Käserei.  Bunttuchweberei.  Branntweinbrennerei. 


Elektrisches    Licht.     In  Kleindietwil    besteht    eine  der 
ältesten  Lundsekuodarschulen  des   Kantons    (seit  1838). 


Kleindietwil  von  SOden. 

Der  Ort  schon  im  9.  Jahrhundert  als  Diotinwilare  genannt. 
1435-1798  Eigentum  der  Stadt  Burgdorf. 

KLEINEQQ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald,  Gem. 
Sumiswald).  750-900  m.  Unterabteilung  der  Gemeinde 
Sumiswald;  umfasstden  Weiler  Haslebach  und  zahlreiche 
zerstreut  gelegene  Höfe.  Am  linken  Ufer  der  Grünen ; 
2  km  nö.  Sumiswald  und  7  km  nö.  der  Station  Ramsei 
der  Linie  Burgdorf-Langnau.  131  Häuser,  1059  reform.  Ew. 
Ackerbau  und  Viehzucht. 

KLEINFAVERNACH  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane). 
Gem.  und  Dorf.    S.  den  Art.  Farvagny  Le  Petit. 

KLEINFERRENBERQ  (Kt.  Bern,  Amtobez.  Burg- 
dorf, Gem.  Heimiswil).  Häusergruppe.  S.  den  Art.  Ferren- 
BERG  (Klein). 

KLEINFOR8T  (KL  und  AmUbez.  Bern).  Häuser- 
gruppe. S.  den  ArL  Fcerstli. 

KLEINQ8CHNEIT  (Kt.  und  AmUbez.  Bern,  Gem. 
Oberbalm).  770  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  in  frucht- 
barer Gegend ;  1,4  km  w.  Oberbalm  und  1,5  km  s.  der 
künftigen  Station  Niederscherli  der  geplanten  Linie  Bem- 
Schwarzenburg.  19  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

KLEINQURMIEL8  (Kt.  Freiburg,  Bez.  See).  Gem. 
und  Dorf.  S.  den  Art.  Gurmels  (Klein). 

KLEINQU8CHELMIUTH  (Kt.  Freiburjg[,  Bez.  See). 
Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  Guschelmuth  (Klein). 

KLEINHCECH8TETTEN(Kt.  Bern,  Amtebez.  Konol- 
fingen.  Gem.  Ruhigen).  Weiler.  S.  den  Art.  Hcechstetten 
(Klein). 

KLEINHOLZ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen,  Gem. 
Lotzwil).  510  m.  "Weiler,  an  der  Strasse  Lotzwil-Bleien- 
bach  und  400  m  w.  der  Station  Lotzwil  der  Linie  Langen- 
thal-Wolhusen.  10  Häuser,  97  reform.  Ew.  Landwirt- 
schaft. Mühle. 

KLEINHOLZ  (Kt.  Bern,  Amtebez.  Wangen,  Gem. 
Graben).  458  m.  Weiler,  am  rechten  Ufer  der  Oenz  und 
2,8  km  wnw.  der  Station  Buzberg  der  Linie  Olten-Bern. 
14  Häuser,  90  reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Herzogenbuch- 
see.  Landwirtschaft. 

KLEINHORN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Hinterrhein). 
2860  m.  Wilder  Felsgipfel,  in  der  Kette  zwischen  dem 
Averser-  und  Madriserthal.  Ist  trotz  seines  Namens  höher 
und  steiler  als  das  weiter  n.  stehende  Grosshom  (2777  mj. 
Am  N.-Hang  beider  Gipfel  steigen  gegen  Avers-Cresta  die 
Pürteralp  und  Alpe  Capetta  ab;  nach  W.  und  S.  fällt  das 
Kleinhorn  mit  steilen  Wänden,  die  nur  durch  einige 
kleine  Rasenbänder  unterbrochen  sind,  zum  Madriser- 
thal ab. 

KLEINHONINQEN  (Kt.  und  Gem.  Basel  SUdt).  254 
m.  Pfarrdorf,  am  rechten  Ufer  des  Rhein,  500  m  von  der 
deutechen  Grenze  und  3  km  n.  Basel.  Elektrische  Strassen- 
bahn  nach  Basel.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon. 
Zollamt.  473  Häuser,  1882  Ew.,  wovon  1199  Reformierte 
und  682  Katholiken.  Pfarrkirche,  zwei  Schulhäuser.  Säge. 
Je  eine  Zementwaarenfabrik  und  Färberei.  Gemüsebau. 
Ein  grosser  Teil  der  Bevölkerung  arbeitet  in  den  Ge- 
schäften und  Fabriken  der  Stadt  Basel  oder  jenseits  der 
Landesgrenze.  Gesanff-,  Musik-,  Turn- und  Unterstützungs- 
vereine. Seit  dem  10.  März  1385  gehörte  die  eine  Hälfte 
des  Ortes  der  Stadt  Basel,  während  die  andere  Eigentum 
der  Markgrafen  von   Baden-Hochberg  war.    Das  gemein- 


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schaflliche  Gericht  beider  Oberherren  hatte  seinen  Sitz 
in  dem  auf  der  deutschen  Grenze  stehenden  Neu  Haus.  Am 


KleinhQningen  von  Osten. 

23.  November  1640  verkaufte  Markgraf  Friedrich  V.  seine 
Hälfte  an  die  Stadt  Basel,  die  nun  den  Ort  Kleinhünitigen 
ihrem  Gerichtskreis  Klein  Basel  zuteilte.  Der  Landvogt 
residierte  im  Klybeckschlösslein,  das  nach  dem  Bau  der 
sog.  Unteren  Klybeck  (Anfangs  des  18.  Jahrhunderts)  am 
linken  Ufer  der  Wiese  den  Namen  der  Oberen  Klybeck 
erhielt.  1736  kam  Kleinhüningen  wegen  der  Lachsfi schere i 
in  scharfen  Konflikt  mit  Neudorf  und  den  französischen 
Ansprüchen.  Sehr  kritisch  war  die  Lage  des  Ortes 
während  der  französischen  Revolution;  im  März  1792 
wurde  er  von  der  Festung  Hüningen  aus  beschossen,  und 
1792-1793  fanden  auf  der  benachbarten  Schusterinsel 
verschiedene  Kämpfe  um  den  Besitz  der  Brücke  von 
Hüningen  statt.  Am  17.  September  1793  flüchteten  sich 
150  Franzosen  auf  baslerisches  Gebiet.  1796  und  1797 
neue  Kämpfe;  am  30.  November  1796  verfetzten  hier 
österreichische  Truppen  die  schweizerische  Neutralität. 
Seit  dem  1.  Januar  1893  ist  die  bisherige  politische  Ge- 
meinde Kleinhüningen  an  die  Stadt  Basel  angegliedert, 
hat  aber  in  rein  bürgerlichen  Sachen  ihre  Selbständig- 
keit noch  bewahrt. 

KLEINIKON  (Kt.  Zürich.  Bez.  Pfafßkon,  Gem.  Lin- 
dau).  580  m.  Gruppe  von  7  Häusern;  2  km  nö.  Lindau 
.und  1,8  km  nw.  der  Station  Kemptthal  der  Linie  Zürich- 
Winterthur.  48  reform.  Ew.  Wiesenbau.  1346:  Kleinin- 
kon. 

KLEINLOtZEL,  französisch  Petit  Llcelle  (Kt. 
Solothurn,  Amte!  Thierstein).  421  m.  Gem.  und  Pfarr- 
dorf, zu  beiden  Seiten  der  Lützel  (Lucelle)  und  am  S.- 
Fuss  des  Blauen,  im  Kanton  Bern  und  dem  Elsass  enkla- 
viert;  4,5  km  nnw.  der  Station  Liesberg  der  Linie  Basel- 
Delsberg.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon;  Postwagen 
Laufen-Röschenz-Kleinlützel.  Gemeinde,  mit  Huggerwald 
und  Ring:  135  Häuser,  868  kathol.  Ew.;  Dorf:  95  Häuser, 
625  Ew.  Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Eisenindustrie. 
Grosse  Tabakpfeifenfabrik.  Holzhandel.  Nahe  dem  Dorf 
eine  vom  steinzeitlichen  Menschen  bewohnte  Höhle,  die 
so^.  Teufelsküche.  Auf  dem  Kahl  ein  Refugium  und  nicht 
weit  davon  Funde  von  römischen  Ziegeln;  beim  Schützen- 
haus Alemannengräber. 

KLEINMERTENLACH  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Saane). 
Gem.  und  Dorf.  S.  den  Art.  Marly  Le  Petit. 

KLEINROTH  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarwangen,  Gem. 
Unter  Steckholz).  556  m.  Gemeindeableilung  und  Weiler, 
im  Thal  der  Roth  und  an  der  Strasse  Unter  Steckholz- 
Melchnau ;  6  km  so.  der  Station  Langenthai  der  Linie 
Olten-Bern.  14  Häuser,  110  reform.  Ew.  Kirchgemeinde 
Langenthai.  Das  hier  einst  bestehende  Kloster  ist  1194 
aufgehoben  und  mit  dem  Kloster  St.  Urban  verschmolzen 
worden. 

KLEIN8TEIN  (Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuch,  Gem. 
Werthenstein).  758  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  am  rechts- 
seitigen Gehänge  des  Entlebuch;  1,1  km  s.  Werthen- 
stein und  3,5  km   so.  der  Station  Wolhusen  der  Linie 


Bern-Luzern.  46  kathol.  Ew.   Ackerbau  und  Viehzucht. 
KLEINTHAL  (Kt.  Glarus).    Volkstümlicher  Name  für 
aas  Sernfthal.  S.  diesen  Art. 

KLEINTHAL  (Kt.  Uri).  2700-780  m. 
So  heisst  die  kleinere  der  beiden  obern 
Verzweigungen  des  bei  Isleten  von  links 
auf  den  Urnersee  ausmündenden  Isen- 
thales.  Beginnt  mit  einem  grossarti^en 
Felsenzirkus,  der  vom  Gitschen  über 
den  Urirotstock  zum  Sassigrat  zieht, 
und  steigt  auf  eine  Länge  von  5  km 
nach  N.  ab,  um  mit  einer  steilen  Thal- 
stufe zum  Dorf  Isenthal  sich  zu  öffnen 
und  hier  mit  dem  sog.  Grossthal  zu  ver- 
einigen. Schönes  Alpweidenthal  mit 
zahlreichen,  im  mittleren  Abschnitt  zer- 
streut gelegenen  Hütten.  Die  Hänge  ge- 
§en  die  Ausmundung  hin  meist  bewal- 
et.  Fnssweg  von  Isenthal  bis  zu  den 
Hütten  von  Hundwald  (1200  m). 

KLEINTHALFIRN  (Kt.  Uri).  2730- 
2500  m.  Firnfeld  am  N.-Hang  des  Uri- 
rotstocks  und  oben  über  den  das  Klein- 
thal im  S.  abschliessenden  Felswänden, 
über  die  seine  Schmelzwasser  in  zahl- 
reichen Silbepfaden  zu  Thal  fallen. 
;er  können  die  Felswände  vom  Kleinthal 
eienalp,   Musenaip  und  die  Kesselwand 


Geübte  Bergsl 

aus  über  die 

erklettern,  um  dann  über  den  Kessel  (2578  m)  und  den 

Kleinthalfirn  entweder  zum  Urirotstock  oder  zum  Gitschen 

aufzusteigen. 

KLEINTHEIL  (Kt.  Obwalden,  Gem.  Giswil).  549m. 
Unterabteilung  der  Gem.  Giswil ;  umfasst  einen  Teil  von 
Kaiserstuhl  und  eine  am  NO. -Hang  der  Giswilerstöcke 
stehende  Häusergruppe ;  2,5  km  sw.  der  Station  Giswil 
der  Brünigbahn  (Luzern-Brienz).  Postablage.  76  Häuser, 
342  kathol.  Ew.  Ackerbau  und  Viehzucht.  Kapelle.  Burg- 
ruine Rosen berg.  Hier  einst  die  Richtstätte  Obwaldens 
mit  dem  Galgen. 

KLEINWANQEN  (Kt.  Luzern.  Amt  Hochdorf,  Gem. 
Hohenrain).  541  m.  Gemeindeabteilunjj  und  Pfarrdorf,  in 
sonnenreicher  Lage  am  W^-Fuss  des  Lindenbergs;  2,5km 
nw.  Hohenrain  und  2  km  nö.  der  Station  Baldegg  der 
Seethalbahn  (Wildeg^-Emmenbrücke).  Postbureau,  Tele- 
phon. Zusammen  mit  Ferren :  73  Häuser,  516  kathol. 
Ew. ;  Dorf:  52  Häuser,  342  Ew.  Schöne  Kirche,  kürzlich 
restauriert.  Acker-,  Wiesen-  und  Obstbau,  Viehzucht  und 
Milchwirtschaft.  Sitz  des  Edelgeschlechtes  von  Wangen, 
das  zu  Ende  des  14.  Jahrhunderts  erloschen  ist.  Seit  1807 
eigene  Kirchgemeinde  und  zum  Unterschied  von  Gross- 
wangen in  Klein  Wangen  umgetauft.  Auf  dem  Hof  und 
Meieracker  Funde  von  Münzen  und  andern  Gegenständen 
aus  der  Römerzeit;  auf  der  Hausmatte  Alemannen- 
gräber. 

KLEINWANQEN  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Ölten.  Gem. 
Wangen).  Teil  des  Dorfes  Wangen,  s.  der  Dünnern.  Mühle. 
S.  den  Art.  Wangen. 

KLEMME  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zurzach,  Gem.  LeibsUdt). 
320  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  linken  Ufer  des 
Rhein,  nahe  Bernau  und  1  km  n.  der  Station  Leibstadt 
der  Linie  Koblenz-Stein.  33  kathol.  Ew.  Ackerbau  und 
Viehzucht.  Fähre  über  den  Rhein.  Der  Name  Klemme 
von  Chlemmi  herzuleiten,  was  einen  schwer  zugänglichen 
Ort  bedeutet. 

KLENENHORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Brig).  2695  m. 
Gipfel,  in  der  Gruppe  des  Bettlihorns  (2962  m) ;  zwischen 
der  Landschaft  Goms  (Rhonethal),  dem  Binnen-,  Saflisch- 
und  Ganterthal.  Gehört  zur  Alpweide  Im  Staffel,  die  bis 
zum  Gipfel  hinaufreicht.  Besteigung  daher  sehr  leicht ; 
erfordert  von  der  Sommerfrische  Berisal  jn  der  Simplon- 
strasse  3  Stunden.  Schöne  Aussicht.  Der  Gipfel  aber  nur 
selten  besucht.  Besteht  wie  die  ganze  zwischen  dem 
Ganterthal  und  Binnenthal  sich  erhebende  Kette  des 
Tunnetschhorns  aus  jurassischen  Glanzschiefern  mit  ein- 
gelagerten Kalkbänken,  die  gegen  S.  auf  einer  triasischen 
Unterlage  von  dolomitischen  Kalken,  weissem  und  zucker- 
kömigem  Dolomit  und  Gips  ruhen.  Begleitet  wird  dieser 
triasische  Sockel  von  Glimmerschiefem  und  gneisartiger 
Arkose  (Sandstein). 

KLEPFENGA88  (Kt.  St.  Gallen,   Bez.  Neu  Toggen- 


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barg,  Gem.  Wattwil).  618  m.  Gruppe  von  2  Häasern,  am 
linken  Ufer  der  Thur,  an  der  alten  Strasse  Lichtensteig- 
Wattwil  und  bei  der  Station  Lichtensteig  der  Totfgen- 
burgerbahn.  28  reform.  Ew.  Acker-  und  Obstbau,  Vieh- 
zucht. Stickerei. 

KLETTENSEE  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gaster).  415  m. 
Sumpfiger  kleiner  See,  mitten  im  Benkener  Riet ;  1  km 
links  vom  Linthkanal  und  3  km  wsw.  der  Station  Kalt- 
brunn-Benken der  Linie  Rapperswil-Wesen.  Beinahe 
kreisrund  mit  150  m  langem  Durchmesser. 

KLETTQAU  (Kt.  Schaffhausen).  Einer  der  ältesten 
der  alemannischen  Gaue,  wird  in  emem  Kapitular  Karls 
des  Grossen  als  Chletgowe  schon  806  genannt  und 
reichte  vom  Rhein  bis  zur  Wutach  und  zum  Randen.  Die 
Ableitung  des  Namens  ist  noch  unsicher  (vielleicht  vom 
mittellatein.  Cleda  =  Lehm).  Eine  von  Neuhausen  im  0. 
bis  Kussenberg  im  W.  und  darüber  hinaus  bis  zur  Mün- 
dung der  Wutach  in  den  Rhein  ziehende  Hügelkette 
teilt  diese  Landschaft  in  eine  östliche  Hälfte  (Jesletten, 
Lottstetten  und  Bafzerfeld)  und  eine  westliche  Hälfte,  die 
seit  dem  15.  Jahrhundert  allein  noch  als  Klettgau  be- 
zeichnet wird.  Beide  Hälflen  sind  fruchtbar,  docn  bietet 
der  jetzige  Klettgau  dem  Weinbau  günstigere  Bedingungen. 
Nach  der  im  12.  Jahrhundert  zum  Abschluss  gelangten  Um- 
gestaltung der  karolingischen  Reichsverfassung  ward  der 
Klettgau  eine  Landgrafschaft,  die  bis  1408  den  Grafen  von 
HabsDurg-Laufenburg,  bis  1687  den  Grafen  von  Sulz  und  bis 
1806  den  Fürsten  von  Schwarzenberg  unterstand,  um 
dann  an  das  Grossherzogtum  Baden  überzugehen.  Die 
jetzt  zum  Kanton  Zürich  gehörenden  Teile  der  einstisen 
Landgrafschaft  waren  von  den  Landgrafen  schon  1651 
und  die  jetzigen  Schaffhauser  Gemeinden  schon  1656  an 
diese  beiden  Städte  verkauft 
worden.  Im  Klettgau  sollen 
die  von  Julius  Caesar  erwähn- 
ten Latobrigen  sesshaft  ge- 
wesen sein.  Die  heutigen 
Klettgauer  sind  ein  körper- 
lich starker,  geistig  aufge- 
weckter und  auf  seine  Frei- 
heit stolzer  und  darüber  eifer- 
süchtig wachender  Menschen- 
schlag. Die  zu  SchaiThausen 
gehörenden  Dörfer  traten  zur 
Reformation  über,  während 
auf  badischem  Boden  die 
neue  Lehre  gewaltsam  unter- 
drückt worden  ist.  Hauptbe- 
schäftigung der  Bewonner 
ist  Landwirtschaft  in  ihren 
verschiedenen  Formen.  Der 
heutige  Klettgau  zerfallt  in 
einen  badischen  und  einen 
schaffhauserischen  Teil.  Dort 
steht  auf  dem  Küssenberg  die 
schöne  und  gut  erhaltene 
Ruine  der  Burg  Küssen - 
berg,  die  einst  Eigentum  der 
Bischöfe  von  Konstanz  gewe- 
sen ist,  dann  an  die  Grafen 
von  Sulz  überging  und  1634 
beim  Heranrücken  der 
Schweden  unter  General 
Hom  von  ihrer  Besatzung 
verlassen  und  den  Flammen 
übergeben  wurde.  Von  Burg 
Küssen berg  schöne  Aussicht 
auf  Alpen  und  Schwarzwald. 
Der  schaffhauserische  Klett- 
en zerfallt  (ezkl.  Beringen) 
in  die  zwei  Gerichtsbezirke 
Ober  Klettgau  und  Unter 
Klettgau. 

KLETTQAU  (OBER). 
Bezirk  des  Kantons  Schaff- 
hausen ;  umfasst  4077  ha. 
Grenzt  im  S.  an  das  Gross herzogtum  Baden,  im  W.  an 
den  Bezirk  Unter  Klettgau,  im  N.  an  den  Bezirk  Schleit- 
heimund  im  0.  an  den  Bez.  Schaffhausen.  Bezirkshaupt- 
ort ist  Neunkirch.  Umfasst  die  5  Gemeinden  Gächlingen, 


Guntmadingen,  Löhningen,  Neunkirch  und  Osterfingen. 
3289  Ew.  in  634  Häusern  und  851  Haushaltungen :  3144 
Reformierte  und  145  Katholiken.  Industrielle  Tätigkeit  in 
Neunkirch  und  Löhningen.  Hauptbeschäftigung  der  Be- 
wohner ist  die  Landwirtschaft  (Acker-,  Wein-  und  Obst- 
bau, Viehzucht  und  Milchwirtschaft).  Die  Bodenfläche 
verteilt  sich  wie  folgt : 

Aecker  und  Gärten 1327  ha 

Wiesen 728  w 

Weinberge 232  » 

Wald 1670   » 

Unproduktiver  Boden 120  » 

Zusammen         4077  ha 
Die  Viehstatistik  ergibt  folgende  Zahlen  : 


1896 


1955 

519 
214 


1901 

1544 

80 

2074 


495 
222 


1886 

Rindvieh 1548 

Pferde 64 

Schweine 17dl 

Schafe 7 

Ziegen 501 

Bienenstöcke  .  .  .  286 
Dem  Verkehr  dienen  die  Bahnlinie  Schaffhausen- Walds- 
hut und  die  Strassen  Hallau-Eglisau,  Hallau-Eggingen 
und  Neunkirch-Erzingen.  Ein  elektrischer  Tram  von 
Beringen  über  Löhningen  und  Siblingen  nach  Schieitheim 
mit  Staatsbetrieb  ist  geplant. 

KLETTQAU  (UNTER).  BEZIRK  des  Kantons  Schaff- 
hausen ;  umfasst  3950  ha.  Grenzt  im  N.  an  den  Bezirk 
Schieitheim  und  das  Grossherzogtum  Baden,  im  W.  und 
S.  ebenfalls  an  Baden  und  im  0.  an  den  Bezirk  Ober 
Klettgau.  Umfasst  die  4  Gemeinden  Oberhallau,  Trasadin- 


Beslrke  Ober  und  Unter  Klettgaa. 


y^U/njerM. 


gen,  Hailau  und  Wilchingen.  Bezirkshauptort  ist  Hailau. 
3792  Ew.  in  847  Häusern  und  1080  Haushaltungen ;  3671 
Reformierte  und  121  Katholiken.  Hauptbeschäftij^ng  der 
Bewohner  ist    die   Landwirtschaft  (Äcker-,  W^ein-   und 

OEOOR.  LEX.  92  —  11—48 


754 


KLE 


KLI 


ObstbaUf  Viehzucht).  Industrielle  Tätigkeit  unbedeutend. 

Die  Bodenfluche  verteilt  sich  wie  folgt: 

Aecker  und  Gärten 1125  ha 

Wiesen 1046  » 

Weinberge :i89  » 

Wald 1260  » 

Unproduktiver  Boden 190  » 

Zusammen        3950  ha. 

Hesonders  zahlreiche  Obstbäume.  Die  Yiehslatistik  er- 
gibt folgende  Zahlen :  1886       1896       1901 

Rindvieh 1555       1724       1532 

Pferde 111  123         102 

Schweine 1380       1834       2283 

Schafe 6  1  7 

Ziegen 731         648         613 

Bienenstöcke    ...      239         345         208 

Dem  Verkehr  dienen  die  Bahnlinie  SchafThausen- 
Waldshut  und  die  Strassen  Hallau-Schafifhausen,  Hallau- 
Eglisau  und  SchafThausen-Schleitheim. 

KLEWEN8TOCK  (Kt.  Nid walden).  1751  m.  Begras- 
ter Gipfel,  dem  Schwalmis  (2250  m)  nach  NW.  vorgela- 
gert; zwischen  dem  Kohlthal  und  Lielibachthal  und  3,5 
km  8.  Beckenried.  Zu  oberst  eine  verlassene  Hütte.  Von 
Jieckenried  aus  in  3  Stunden  zu  erreichen.  Schöne  Aus- 
sicht auf  den  Vierwaldstättersee. 

KLIMI8EN.  Ortsname  der  deutschen 
Schweiz;  bezeichnet  einen  sehr  steilen 
und  schwierig  zu  erkletternden  Hang. 

KLIMI8ENHORN  (Kt.  Nidwaiden). 
1910  m.  Gipfel  in  der  Gruppe  des  Pila- 
tus, dem  Hauptstock  spornartiff  nach  N. 
vorgelagert;  trägt  an  seinem  NO. -Hang  ^^^ 
die  Alpweide  Frakmüut.  Einer  der  I^^BC"^ 
schönsten  Aussichtspunkte  im  Stock  des  IbHST^. 
Pilatus,  mit  Blick  ins  grüne  Eigenthal, 
auf  einen  Teil  des  Vierwaldstättersees  I^^^K'  —  ^ 
und  hinaus  in  die  N.-  und  0. -Schweiz. 
Im  Juni  sind  die  Himge  des  Berges  sanz 
mit  blühenden  weissen  Narzissen  üoer- 
sät.  10  Minuten  unter  dem  Gipfel  des 
Klimsenhorns  und  zwischen  ihm  und 
dem  Oberhaupt  steht  in  einer  verhält- 
nismässig schmalen  Passlücke  in  1869  m  der  Gasthof  Klim- 
senhom  (1^8/59  erbaut),  der  mit  dem  Gasthof  auf  dem 
Pilatus  und  der  Endstation  der  Pilatusbahn  durch  einen 
über  das  Felskamin  des  soff.  Kriesiloches  führenden  KUten 
Weg  verbunden  ist.  Der  sehr  steile  Absturz  des  Gipfels  zur 
Alp  Frakmünt  fuhrt  den  Namen  Klimsen. 

KLINGEN.  Ortsname  der  deutschen  Schweiz,  meist 
in  Zusammensetzungen  vorkommend.  Vom  althochdeut- 
schen chlingo  (masc.)  und  chlinga  (fem.).  Bedeutet  ent- 
weder ein  Bachtobel,  oder  eine  in  einem  Fluss  gelegene 
Kies-  und  Sandbank,  oder  endlich  auch  einen  zwischen 
der  Vereinigung  von  zwei  Tobein  vorspringenden  Berg- 
sporn. Andere  Zusammensetzungen  mit  Klingen  sind  Pa- 
tronymika  und  gehen  auf  die  Gründer  der  betr.  Orte, 
die  Herren  von  Klingen,  zurück. 

KLINQENBERQ  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Steckborn, 
Gem.  Homburg).  550  m.  Schlossgut,  in  einer  kleinen  Boden- 
falte am  S.-Hang  des  Seerückens;  5  km  nw.  der  Station 
Müllheim-Wigottingen  der  Linie  Zürich-Winterthui-Ro- 
manshom.  Telephon.  Etwa  100  m  weiter  südwärts  stehen 
die  Oekonomiegebäude.  Eine  Sä^e.  2  Wohnhäuser,  29 
kathol.  Ew.  Der  Gutsbetrieb  Klingenberg  umfasst  eine 
Fläche  von  250  ha  (wovon  70  ha  Wald)  und  ist  mit  sei- 
nen 180  Stück  Grossvieh  der  llauptvertreter  der  Vieh- 
zuchtfenossenschaft  Hörhausen  und  Umgebung.  Einige 
Parzellen  Weinreben.  Käserei.  Das  viereckige  Schloss  hat 
ein  Glockentürmchen  und  trägt  über  seinem  Eingang  das 
Wappen  des  Klosters  Muri  mit  der  Jahreszahl  1694.  Wiege 
der  im  12.  Jahrhundert  auftretenden  Herren  von  Klingen- 
berg, die  im  14.  und  15.  Jahrhundert  eine  grosse  Rolle  ge- 
spielt haben.  Ihnen  gehörten  u.  a.  die  Stadt  Stein  mit  der 
Burg  Hohenklingen,  die  Veste  auf  dem  Hohentwiel  und,  im 
Thurgau,  die  Orte  Hüttwilen,  Mettlen  und  Ober  Buss- 
nang.  Sie  stifteten  auch  die  Propstei  Klingenzeil  über 
Mammern.  Konrad  von  Klinsen berg,  Bischof  von  Frei- 
sing  bei  München,  gründete  1300  das  Kloster  Mariazeil  in 
Kalchrain.  Der  berünmtesteVertreter  des  Geschlechtes  war 


Heinrich  von  Klingenberg,  Kanzler  der  beiden  deutschen 
Kaiser  Rudolf  und  Albrecht  von  Habsburg  und  seit  1294 
Fürstbischof  von  Konstanz.  Er  starb  1306.  Ein  im  öster- 
reichischen Heer  dienender  Ritter  Hans  von  Klingenben: 
fiel  in  der  Schlacht  von  Näfels.  Nachdem  die  Herrschaft 
und  das  Schloss  im  15.  Jahrhundert  an  die  Edeln  von 
Heidenheim  verkauft  worden  waren,  starb  der  letzte  Klin- 
g:enberger  verarmt  in  Konstanz.  An  dieses  einst  mäch- 
tige Feudalgeschlecht  erinnert  noch  eine  Denktafel  im 
Konstanzer  Münster.  Das  Schloss  Klingenborg  1444  in 
Asche  gele^  aber  sofort  wieder  aufgebaut.  Es  ging  zu- 
sammen mit  seinem  Landbesitz  um  die  Mitte  des  17. 
Jahrhunderts  an  das  Kloster  Muri  über,  zerfiel  aber  all- 
mählig  und  wurde  1849  abgetraRen.  Der  heutige  Bau 
stammt  aus  dem  .Jahr  1723  und  ist  von  Abt  Plazidus  er- 
stellt worden.  Im  Sommer  1903  ist  die  Gutsherrschafi 
Klingenberg  von  ihrem  damaligen  Eigentümer,  der  Spar- 
kasse Luzern,  in  verschiedenen  einzelnen  Stücken  an 
Private  verkauft  worden. 

KLINQENHORN  (Kt.  Graubfinden,  Bez.  Unter 
Landquart,  Kreis  Maienfeld.  Gem.  Malans).  934  m.  Burg- 
ruine, am  SO.-Hang  des  Piz  Vilan  oder  Augstenbergs  und 
1  km  n.  Malans. 

KLINQENRIED  (Kt.  Thurgau.  Bez.  Steckbora,  Gem. 
Wagenhausen).  418  m.  Weiler ;  300  ra  s.  Wagenhausen 


Klin^nau  vod  Nurden. 

und  1  km  w.  der  Station  Stein  (am  Rhein)  der  Linie 
Konstanz-Etzwilen-Schaffhausen.  12  Häuser,  59  reform. 
Ew.  Wiesen-  und  Obstbau. 

KLINQEN8TOCK  (Kt.  und  Bez.  Schwyz).  1929  m. 
Höchster  Punkt  der  kurzen  Kette  des  Frohnalpstockes. 
zwitKchen  dem  Muotathal  und  Riemenstaldenthal.  Steigt 
wie  die  ganze  Kette  nach  N.  mit  sanften  Alpweidenhän- 
gen ab,  während  der  S. -Abfall,  an  dem  die  Schichten- 
köpfe anstehen,  ausserordentlich  steil  und  felsig  ist.  Kann 
von  dem  3  Stunden  so  über  Brunnen  gelegenen  Kur- 
haus auf  dem  Stoss  in  1  V«  Stunden  leicht  bestiegen  wer- 
den. Mit  dieser  Tour  kann  man  bequem  noch  den  Be- 
such des  Hauserstockes  n900  m)  und  Hengst  (1880-m). 
des  w.  und  ö.  Nachbarn  des  Klingenstockes,  verbinden. 
KLINQENZELL  (Kt.  Thurgau,  Bez.  und  Gem.  Steck- 
bom).  565  m.  Gruppe  von  9  Häusern  mit  einer  Wall- 
fahrtskirche, auf  dem  Seerücken;  7,5  km  sw.  Steckhorn 
und  1,7  km  sw.  der  Station  Mammern  der  Linie  Konstanz- 
Etzwilen-SchafThau.sen.  21  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde. 
Aecker,  Wiesen  und  Wald.  Als  Ritter  Hans  Walter  von 
Hohenklingen  hier  einst  auf  der  Ja|^d  von  einem  mäch- 
tigen Eber  hart  bedrängt  wurde,  rief  er  die  Jungfrau 
Maria  um  Beistand  an  und  erstellte  (14.  Jahrhundert)  an 
dieser  Stelle  die  Kapelle  Mariazell  oder  Klingenzell,  die 
durch  verschiedene  Vergabungen  bald  sich  vergrösserte 
und  zu  einer  Propstei  entwickelte.  Die  heutige  Kirch- 
gemeinde Klingenzell  umfasst  Bühl,  Klösterli,  Meierholz 
und  Ober  und  Unter  Halden. 
KLINQNAU  (Kt  Aargau,  Bez.  Zurzach)  327  m.  Gem. 
und  kleine  Stadt,  am  rechten  Ufer  der  Aare 
und  an  der  Strasse  Degerfelden-Waldshut. 
Station  der  Linie  Turgi-Waldshut.  Postbu- 
reau, Telegraph.  Telephon.  178  Häuser. 
1134  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde.  Acker-  und 
Weinbau,  Viehzucht.  Möbelfabrik.  Der  Ort 
besteht  aus  einer  einzigen  breiten  Strasse 
mit  einem  grossen  Platz,   in  dessen  Mitte 


KUE 


KL(E 


755 


die  Kirche  sich  erhebt.  Oft  von  FeuerbrüDsten  heim- 
gesucht, von  denen  noch  im  vergangenen  Jahrhundert 
die  eine  den  n.  Teil  und  eine  andere  den  s.  Teil  von 
Klinsnau  in  Asche  legte.  Seither  neu  aufgebaut  und  we- 
sentlich verschönert.  Auf  dem  Probstberg  Funde  von  vor- 
römischen Gegenständen  und  keltischen  Münzen.  Schloss 
und  Stadt  Klingnau  sind  vom  Thurgauer  Freiherrn  Ul- 
rich II.  von  Klingen  gegründet  worden,  worauf  seine 
Söhne  hier  noch  ein  Johanniterhaus  und  um  i150  das 
kleine  Kloster  Sion  stifteten,  das  der  Papst  1256  aner- 
kannte. Her  1286  in  Basel  gestorbene  Minnesänger  Walter 
ni.  von  Klingnau,  ein  Freund  Rudolfs  von  Habsburg,  ver- 
kaufte die  Stadt  1269  um  den  Preis  von  1100  Mark  feinen 
Silbers  an  den  Bischof  Eberhard  von  Konstanz,  der  sie 
durch  einen  besondern  Vogt  verwalten  liess.  Nach  der 
Eroberung  des  Aargaues  kam  die  hohe  Gerichtsbarkeit 
über  Klingnau  an  die  Eidgenossen,  während  die  niedere 


des  Pragel,  an  den  Quellen  der  Richisauer  Klön.  Zusam- 
men mit  dem  ganzen  umliegenden  Gebiet  Eigentum  der 
Schwyzer  Oberallmeindgenossenschaft.  Uebergang  über 
die  Saasalp  und  den  Saasberg  (1898  m)  ins  oberste  Sihl- 
thal  und  nach  Einsiedeln.  Im  Oktober  1799  heftige 
Kämpfe  zwischen  Russen  und  Franzosen.  Von  der  ge- 
planten Prageistrasse  Glarus-Schw^z  soll  eine  Verzwei- 
gung über  die  Schweinalp  hinüber  ms  Wäggithal  gefuhrt 
werden, 

KLCENTHAL  (Kt.  Schwyz  und  Glarus).  So  heisst  das 
nächst  dem  Sernfthal  grösste  Seitenthal  des  glarneri- 
schen  Linththales.  Es  beginnt  auf  Schwyzer  Gebiet  am 
Pragelpass,  zieht  sich  von  da  aus  in  einer  Länge  von  16 
km  nach  ONO.  und  mündet  zwischen  Glarus  und  Net^ 
stal  von  links  auf  das  Linlhthal  aus.  Es  zerfällt  in  drei  Ab- 
schnitte von  wesentlich  verschiedenem  Charakter.  Die 
oberste  Thalstufe,  das  Thal  von  Richisau,  verläuft  von  der 


Karte  des  RlöuthaleR.    1  :  75000. 


iASfrrf.jH  if 


Gerichtsbarkeit  und  Verwaltung  des  Ortes  dem  Bischof 
verblieben.  1598  wurden  hier  die  Reformierten  vertrieben. 

KLCEN  (Kt.  Glarus).  So  heisst  der  Bach  des  oberen 
Klönthaies;  er  entsteht  3,5  km  w.  vom  Klönthalersee 
aus  der  Vereinigung  der  Rossmalter  Klön  und  Richisauer 
Klön  (855  m).  Erstere  sammelt  die  vom  W.-Hang  des 
Glärnisch  und  vom  Glämischfim  kommenden  Wasser, 
durchtliesst  in  n.  Richtung  das  Rossmatterthal  und  tritt 
n.  der  Klönstaldenalp  durch  eine  enge  Schlucht  ins 
Klönthal  aus.  Die  Richisauer  Klön  entspringt  am  Pra- 
gelpass, entwässert  den  Thalkessel  von  Richisau,  erhält 
aus  der  Kette  Fluhberg-Fläschberg-Schwarzstock  zahlrei- 
che Nebenadern  und  durchbricht  mit  einem  engen  Tobel 
die  vom  einstigen  Glärnischgletscher  vor  dem  Richisauer- 
thal  abgelagerte  mächtige  Seitenmoräne  der  sog.  Richis- 
auer Schwammhöhe.  Die  zum  grössten  Teil  kanalisierte 
Klön  durchtliesst  dann  in  der  Richtung  nach  0.  die  hin- 
ter dem  Klönthalersee  gelegene  Alluvionsebene.  erhält 
den  bei  Vorauen  einen  schönen  Fall  bildenden  Sulzbach 
und  mündet  in  828  m  mit  einem  sumpfigen  Delta  in  den 
Klönthalersee,  dessen  zur  Linth  gehender  Abfluss  den 
Namen  Löntsch  trägt. 

KLCEN  (OBER  und  UNTER)(Kt.  und  Bez.  Schwvz, 
Gem.  Muotathal).  Hätten  in  1679  und  1501  m.  Alpweide, 
zu  hinterst  im  Klönthal   und  nördl.  unter  der  Passhöhe 


Pragelpasshöhe  (1554  m)  zunächst  als  schmale  Thalrinne 
zwischen  dem  Nw.-Hang  der  Silbern  und  dem  O.-Hang 
von  Schwarzstock-Lauiberg-Fläschberg,  deren  düstere 
Neocom wände  schrolT  über  die  grünen  Weiden  der  Alpen 
Klön,  Schwellaui  und  Saas  aufragen,  und  geht  bei  Ri- 
chisau, wo  es  auf  Glarner  Boden  übertritt,  in  einen  zwar 
schmalen,  aber  fest  horizontalen,  von  saftigen  Wiesen 
bedeckten  und  mit  malerischen  Ahomgruppen  geschmück- 
ten Thalboden  über. 

Oestl.  Richisau  ändert  sich  der  Charakter  des  Thaies 
sowohl  in  geologischer  als  in  orographischer  Beziehung. 
Indem  es  aus  der  nö.  in  eine  rein  west-östl.  Richtung 
umbiegt,  tritt  es  aus  der  grossen,  vom  Vierwaldstättersee 
über  den  Pragelpass  und  durch  die  Wiggiskette  bis  in 
die  Churflrsten  sich  erstreckenden  Fl^schmulde,  in  der 
es  bisher  lag.  heraus  und  ist  nun  in  die  Kreide-  und 
Juraschichten  der  Glärnisch-  und  der  Wiggiskette  einge- 
schnitten. Dieser  zweite  Thalabschnitt,  aufdessen  zirkus- 
artigen Hintergrund  von  S.  her  das  zwischen  Glärnisch 
und  Silbern  eingebettete  Rossmatterthal  ausmündet,  lie^ 
250  m  tiefer  als  die  Thalstufe  von  Richisau  und  stellt  ein 
7  km  langes  Thalbecken  mit  fast  horizontaler,  0,5  bis  1 
km  breiter,  topfebener  Sohle  dar,  aus  der  im  S.  und  N. 
die  Berghänge  jäh  emporsteigen.  In  den  vordem  Teil  die- 
ses Beckens   ist  der  Klönthalersee  eingebettet,  während 


756 


KL(£ 


KIXE 


sein  hinterer  Teil  das  Delta  der  Klön  darstellt,  mit  dern 
der  See,  der  einst  eine  weit  grössere  Ausdehnung  ha'te 


Felsabstttrze  des'Glärnisch  gegen  das  KlOoihtl 


als  heute,  zu  einem  grossen  Teil  ausgefüllt  worden  ist. 
Monotone  Sumpfwiesen  bedecken  den  ö.  Abschnitt  dieses 
Deltas;  im  W.  dagegen,  wo  einige  Seitenbäche  ihre 
Schuttkegel  auf  die  Geschiebeebene  hinausgebaut  haben, 
erfreuen  fruchtbare,  mit  Hätten  und  Wohnhäusern  besäte 
Wiesen  das  Auge  des  Wanderers.  Was  diesem  Thalbecken, 
dem  Klönthal  im  engem  Sinne  des  Wortes,  seinen  eigen- 
artigen Charakter  verleiht,  ist  neben  dem  prächtigen  See 
vor  allem  der  N.-Absturz  der  Glärnischkette,  eine  gewal- 
tige, durch  zahlreiche  Couloirs  und  Bachschluchten  ku- 
lissenartig gegliederte  Pelsenmauer,  die  bis  2000  m  hoch 
direkt  aus  dem  Thalgrund  aufsteigt.  Dieser  imposante 
Steilabsturz  bildet  nicht  nur  mit  dem  ebenen  Thalboden, 
sondern  auch  mit  dem  grösstenteils  mit  Wald  und  Weide 
bekleideten  S.-Hang  der  das  Thal  im  N.  begrenzenden 
Deyenkette  einen  auffälligen  Kontrast.  Völlig  anders  ge- 
staltet ist  dann  wieder  der  4  km  lange  östlichste  Abschnitt 
des  Thaies.  Da  die  beidseitig  mit  Steilwänden  abfallen- 
den Berghänge  ostwärts  nicht,  wie  dies  bei  der  Ausmün- 
dung von   Seitenthälern 


dem  die  Gletscher  der  letzten  Eiszeit  über  dasTrümmerreld 
hinweggegangen  waren  und  der  Abfluss  des  Klönthals  ein 
neues  Thal  in  dasselbe  eingeschnitten 
hatte,  fand  in  postglazialer  Zeit  auf  der 
N. -Seite  des  Thaies,  von  der  WiggiskeUf 
her,  ein  zweiter  grosser  Abbruch  stall. 
Ein  ganzer  Berg  von  etwa  0,6  km^  In- 
halt, der  die  ö.  Fortsetzung  des  Dey- 
enstockes  bildete,  glitt  auf  seiner  (Jnter- 
lace  von  steil  nach  S.  fallenden  Flysch- 
scniefern  aus,  stürzte  ins  Klönthal  hin- 
unter, brandete  am  Puss  des  Gläraisch 
und  an  dem  altem  Bergsturzwall  hoch 
empor  und  strömte,  das  Trümmerfeld 
des  Glärnischbergsturzes  grösstenteils 
überdeckend,  ebenfalls  durch  das  Klön- 
thal hinaus  bis  in  die  Gegend  des  heu- 
tigen T^etstal.  Der  Löntsch,  der  Abfluss 
des  durch  diesen  Bergsturz  aufgestau- 
ten Klönthalersees,  hat  im  Lauf  der  Zeit 
in  die  Bergsturzbarriere  eine  100-200  m 
tiefe  Rinne  von  V-förmigem  Quer- 
schnitt eingesägt.  (Vergl.  das  geologi- 
sche Profil). 

Es  ist  klar,  dass  das  Klönthal  seine 
von  Dichtem  und  Reiseschriftstellem 
vielgepriesenen  Naturreize  nicht  zum 
mindesten  diesen  Bergstürzen  verdankt. 
Sie  bedingten  die  Entstehung  des  idyl- 
lischen Klönthalersees  und  haben  auch 
die  Kontraste  der  sanft  gerundeten  For- 
men des  Sackberges  mit  seinen  dunkeln  Tannenwäldern 
und  grünen  Weideflächen  gegenüber  den  schroff  autragen- 
den, kahlen  Felswänden  des  Glärnisch  und  Wiggis,  sowie 
des  tosenden  Lärms  des  in  enger  Waldschlucht  schäu- 
menden Löntsch  gegenüber  der  erhabenen  Ruhe  des  wei- 
ten Klönseebeckens  geschaffen. 

Trotz  seiner  geringen  Höhe  besitzt  das  Klönthal  weder 
ein  Dorf  noch  einen  Weiler,  sondern  blos  zerstreut  ge- 
legene Höfe,  deren  Mehrzahl  im  Hintergrund  des  mittleren 
Klonthals  bei  840-870  m  liegt;  eine  kleine  Gruppe  steht 
auf  Richisau  bei  ca.  1100  m  und  eine  dritte  Gruppe  in  der 
Seerüti,  am  O.-Eude  des  Sees,  bei  835  m.  Im  ganzen  sind 
25  Wohnhäuser  vorhanden,  von  denen  jedoch  die  meisten 
blos  periodisch  bewohnt  sind;  überdies  68  Ställe.  Am 
1.  Dezember  1900  Vioirden  47  Einwohner  (31  Reformierte 
und  16  Katholiken)  gezählt;  im  Sommer  ist  die  Einwoh- 
nerzahl erheblich  grösser.  Die  Erwerbsquellen  der  Be- 
wohner sind  Viehzucht  und  Alpwirtschaft,  im  Sommer 
auch  der  Fremdenverkehr  (Kurhäuser  im  Richisau  und 


Abbang  des 


sonst  häufig  der  Fall  ist, 
sich  nähern,  sondern 
eher  auseinandertreten, 
sollte  man  hier  einen 
breiten  und  flachen  Bo- 
den erwarten.  Statt  des- 
sen finden  wir  die  ganze 
Thalsohle  vom  Klöntha- 
lersee  bis  zur  Ausmün- 
dung aufs  Linththal  mit 
einer  Hügelmasse  be- 
deckt, die  von  Glarus 
aus  als  ein  300-400  m 
hoher,  vom  Glärnisch 
zum  Wiggis  hinüber- 
ziehender Querwall  er- 
scheint. Diese  Thalbar- 
riere, deren  südlich  vom 
Lönti«ch  liegender  Teil 
der  Sackberg  heisst,  ist 
die  Ablagerung  zweier 
grosser  prähistorischer 
Bergstürze.  Deren  älte- 
rer löste  sich  in  der 
letzten  Interglazialzeit 
vom  Glärnisch  los ;  seine 

etwa  0.8  km^  messende  Trümmermasse  flutete  durch  das 
Klönthal  und  das  Linththal  hibaus  bis  n.  vom  heutigen 
Dorf  Netstal  und  bedeckte  ein  Areal  von  etwa  8  km'.  Nach- 


Oeologiscbes  Querprofil  durch  das  Klönthal  östl.  vom  See. 

A.  Bachaliuvionen;    B.  Berrias;    Co.  Valan(?ien;    C».  Neocoin ;    G«.  Urgon;  C.  Gault;  G*.  Seewerkalk: 

E.  EocAn;  En.  Numinulitenkalk;    Eb*.  Bergsturz  vom  Glärnisch;  Eb*.  Bergsturz  vom  Deyenstock ;  J<- 

Dogger;  J^  Malm;  N*.  UrsprQaff lieber  Spiej^el  des  Sees;  N*.  Heutiger  Seenpietfel. 

Vorauen).  Im  Winter  bringen  Holzschlag  und  Holztrans- 
port, sowie  der  Eisbruch  auf  dem  Klönthalersee  Leber 
in  das  Bergthal.  An  Stelle  des  schmalen  Fahrsträsschens. 


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das  von  Riedern  durch  das  Thal  bis  nach  Richisau  führt, 
wird  binnen  einigen  Jahren  eine  moderne  Alpenstrasse, 
die  Pragelstrasse,  treten,  die  Glarus  mit  dem  Muotathal 
und  mit  dem  Becken  des  Vierwaldstättersees  verbinden 
wird. 

Die  meisten  Alpen  und  die  ausgedehnten  Waldungen 
des  Klönthals  gehörten  bis  um  die  Mitte  des  vorigen  Janr- 
hunderts  der  «  gemeinen  Kirche  Glarus  »  (Korporation 
der  Genossen  der  Kirche  Glarus,  zu  der  auch  die  Bürger 
von  Riedern,  Ennenda,  Mitlödi  und  Netstal  gehörteu). 
Damit  hängt  die  merkwürdige  Talsache  zusammen,  dass 
das  ganze  w.  des  Sackbergs  liegende  40  km'  umfassende 
Areal  des  Klönthals  bis  in  die  jüngste  Zeit  keinem  Ge- 
meindeverbande angehörte.  Erst  im  Jahr  1902  wurde  es 
durch  Entscheide  von  Regierungsrat  und  Landrat  der 
Gemeinde  Glarus  angegliedert,  die  dort  vorher  schon  alle 
amtlichen  Funktionen,  mit  Ausnahme  des  Zivilstands- 
wesens, besorgt  hatte.  —  Am  29.  und  30.  September 
1799  fanden  im  Klönthal  Gefechte  statt  zwischen  der 
über  den  Pragel  vorgedrungenen  russischen  Armee  Suwa- 
rows  und  den  von  General  Molitor  geführten  französischen 
Truppen.  Vergl.  Oberholzer,  J.  Monographie  einiger  prä- 
historischen Bergstürze  in  den  Glamer  Alpen.  {Bei- 
^^"äge   zur  geolog.  Karte  der    Schweiz.  N.  F.   9).  Bern 

KLCENTHALER8EE  (Kt.  und  Gem.  Glarus).  828  m. 
Einer  der  schönsten  Alpenseen,  im  mittleren  Teil  des 
Klönthals;  1 V«  Stunden  w.  über  Glarus  gelegen.  Er  hat 
einen  Flächeninhalt  von  1,8  km^  eine  LauRe  von  2,8  km, 
eine  Breite  von  0,3-0,8  km  und  eine  grösste  Tiefe  von  33 
m.  Auf  der  N.-Seite,  wo  das  Klönthalsträsschen  sich  über- 
all dicht  dem  Seerande  anschmiegt,  wird  das  Ufer  durch 
den  steilen  Waldhang  der  De^enkette  gebildet ;  auf  der 
S.-Seite  dagegen  dehnt  sich  ein  ziemlich  breiter,  durch 
die  Ablagerungen  der  Bäche  aufgeschütteter  und  mit 
Wiese  und  Wald  bekleideter.  Ufersaum  aus,  hinter  dem 
die  Glärnisch wände  jäh  aufsteigen.  An  einer  einzigen 
Stelle  nahe  am  W.-Ende,  beim  sog.  Bärentritt,  tauchen 
die  Felsen  direkt  in  den  See.  Wenig  östl.  von  diesem  Punkt 
erinnert  ein  roher,  mit  einer  Inschrift  versehener  Block 
an  den  Zürcher  Idyllendichter  Salomon  Gessner,  der  die 
Einfachheit  des  Hirtenlebens  besimgen  hat.  Ganz  in  der 
Nähe  ist  auch  die  Stelle,  wo  im  16.  Jahrhundert 
eine  Zeitlang  der  Eisenoolith  des  Dogger  zur  Gewin- 
nung von  Eisen  ausgebeutet  wurde.  Der  See  ist  ziemlich 
reich  an  Fischen;  er  beherbergt  davon  7  Arten,  nämlich 
den  Hecht,  die  Seeforelle,  Flussforelle,  Trüsche,  Ellritze, 
den  Groppen  und  Barsch.  (Vergl.  Heuscher,  J.  Unter- 
suchungen über  die  biologischen  und  Fischereiverhältnisse 
des  Klönthatersees.  Pfäfflkon  1903). 

Der  See,  den  von  der  zweiten  Hälfte  Oktober  bis 
Ende  Februar  kein  Sonnenstrahl  mehr  trifft,  gefriert 
gewöhnlich  schon  Anfangs  Dezember  zu   und   taut  erst 


Klönthalersee  vuu  der  Sohwammhöhe  aus. 

im  März  oder  April  wieder  auf.  Das  Eis  wird  seit  längerer 
Zeit  in  grossem  Massstab  ausizebeutet  und  teils  sofort  ex- 
portiert, teils  in  grossen  Holzbaraken  aufgespeichert.  Der 


Eisexport  nahm  in  den  70er  und  80er  Jahren   des  ver- 

nenen  Jahrhunderts  grosse  Dimensionen  an,  it»t  jedoch 
itzter  Zeit  stark  zurückgegangen.  Um  den  See  im 
Winter  als  Reservoir  für  die  Fabriken  in  Riedern  und 
Netstal  benutzen  zu  können,  hat  die-  Löntschkorporation 
(Vereinigung  der  Fabrikbesitzer  am  Löntsch)  einen  etwa 
400  m  langen  Stollen  durch  den  Sackberg  fuhren  lassen, 
durch  den  das  Seeniveau  um  etwa  7  m  gefallt  werden 
kann. 

Der  See  ist  durch  einen  grossen  Bergsturz  aufgestaut 
worden,  der  sich  in  postglazialer  Zeit  von  der  0. -Seite 
des  Deyenstockes  losgelöst  hat,  und  bedeckte  einst  das 
ganze  Thal  von  der  Sackbergbarriere  bis  zur  Vereinigung 
von  Rossmatterthal  und  Richisauerthal  in  einer  Lange 
von  7  km.  Zu  jener  Zeit  war  er,  wie  dies  durch  hoch 
über  dem  heutigen  Niveau  liegende  Bachdeltas  bewiesen 
wird,  80  bis  90  m  tief.  (Vergl.  den  Art.  Klosnthal). 

KLCE8TER  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober.  Toggenburg, 
Gem.  Nesslau).  900  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  am  O.- 
Rand des  links  über  der  Thur  auf  dem  Bühl  stehenden 
kleinen  Klösterwaldes;  6  km  so.  der  Station  Ebnat-Kappel 
der  Toggenburgerbahn.  17  reform.  Ew. 

KLCE8TERLI  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Neuen- 
kirch). 555  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  n.  vor  Neuenkirch 
und  2  km  s.  der  Station  Sempach  der  Linie  Luzern-Olten. 
45  katliol.  Ew.  Landwirtschaft. 

KLCE8TERLI  (RIQ^  (Kt.  und  Bez.  Schwyz,  Gem. 
Arth).  Kurort.  S.  den  Art.  Rigi  Klcesterli. 

KL08TER,  KLCE8TERLI.  \om\^tein.ctaustrum; 
bezeichnet  Siedelungen,  fm  denen  entweder  selbst  ein 
Kloster  stand  oder  die  nahe  einem  solchen  gelegen 
waren. 

KLb8TER  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Simmenthai, 
Geni.  Dnrstetten).  734  m.  Geroeindeabteilung  mit  dem 
Weiler  Därstetten  und  einigen  am  Klosterbach  zerstreut 
gelegenen  Höfen ;  500  m  s.  der  Station  Därstetten  der 
Linie  Spiez- Zweisimmen.  12  Häuser,  64  reform.  Ew.  Hier 
stand,  vermutlich  an  der  Stelle  des  jetzigen  Pfarrhauses, 
ein  schon  im  12.  Jahrhundert  gestiftetes  Augustiner- 
kloster. 

KL08TER  (Kt.  Zürich,  Bez.  Affoltern,  Gem.  Aeugst). 
613  m.  Weiler,  im  Aeugsterthal ;  2  km  n.  Aeugst  und 
3,3  km  nÖ.  der  Station  Affoltern  der  Linie  Zürich-Afloltern- 
Zug.  15  Häuser,  77  reform.  Ew.  Eine  Seidenzwimerei.  Ehe- 
maliges Frauenkloster. 

KL08TER  (BEIM)  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Plessur, 
Kreis  und  Gem.  Churwalden).  1212  m.  Gruppe  von  6 
Häusern,  am  linken  Ufer  der  Rabiusa  und  an  der  Strasse 
Chur-Lenzerheide-Tiefenkastel ;  10  km  s.  Chur.  17kathol. 
und  reform.  Ew.  deutscher  Zunge.  Viehzucht.  Hier  stand 
einst  ein  reiches  Prämonstratenserkloster,  das  eine  grosse 
Reschichtliche  Rolle  gespielt  hat.  Im  12.  Jahrhundert  vom 
Ritter  Rudolf  von  Rotenbrunnen  gestiftet  und  von  den 
Herren  von  Vatz  reich  beschenkt;  147S 
völlig  niedergebrannt,  aber  bald  wieder 
aufgebaut.  Zuerst  von  Prioren,  dann  von 
Aebten  geleitet,  deren  letzter  1599  starb. 
Von  dieser  Zeit  an  wurde  das  Kloster  mit 
seinen  Gütern  von  Vögten  verwaltet,  die 
der  A.ht  des  Klosters  Roggenburg  in  Schwa- 
ben ernannte.  Es  verarmte  rasch,  zerfiel 
in  Trümmer  und  wurde  nach  der  Zeit  der 
Reformation  in  ein  katholisches  Pfarrhaus 
umgebaut.  Das  Innere  der  im  gotischen 
Stil  gehauten  schmucken  Klosterkirche  ist 
seit  1646  in  zwei  Hälften  geteilt,  deren 
eine  dem  katholischen  und  deren  andere 
dem  reformierten  Gottesdienst  eingeräumt 
wurde. 

KL08TER    (IM)    (Kt.   Freiburg,  Bez. 
Sense,  Gem.  Blaffeien).  885  m.  Gruppe  von 
7  Häusern,  am  linken  Ufer  der  Sense  und 
am   Rand  des  Gemeindewaldes;  4  km  so. 
Plaffeien  und  21  km  so.  vom  Bahnhof  Frei- 
burg. 44  kathol.  Ew.  deutscher  Zuujg^e.  Wie- 
senbau und  Viehzucht.  Holzhandel.  Stroh- 
flechterei. 
KL08TER   FAHR  (Kt.   Aargau,   Bez.  Baden,  Gem. 
Würenlos).  Frauenkloster.  S.  den  Art.  Fahr  (Kloster). 
KL08TERALP   (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Toggen- 


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burgf  Gem.  Krummenau).  1300-1400  m.  Alpweide  mit  2 
Kütteo,  am  N.-Kaag  des  Thaies  von  Ennetbühl  und  n. 
über  dieser  Ortschaft.  Schöne  Aussicht. 

KL08TERBACH  oder  GRIN- 
GELBACH  (Kt.  Appenzell  I.  R.).  1030- 
775  m.  Bach  ;  entspringt  am  Kloster- 
spitz, bildet  die  Grenze  zwischen  den 
Gemeinden  Appenzell  und  Schwende 
und  mündet  nach  2,5  km  langem  Lauf 
ö.  vom  Flecken  Appenzell  von  links  in 
die  Sitter. 

KL08TERBACH  (Kt.  Bern,  Amts- 
bez.  Nieder  Simmenthai).  Bach  ;  ent- 
springt am  W.-Hang  des  Thurnen  in 
1785  m,  iliesst  in  di»r  Richtung  nach 
N.  und  NO.  und  mündet  nach  5  km 
lansem  Lauf  ö.  der  Kirche  Därstetten 
in  730  m  von  rechts  in  die  Simme. 

KL08TERBERG  (Kt.  St.  Gallen, 
Bez.  See).  1000-  1300  m.  Bewaldeter 
S.-Hang  des  •Regelsteins,  über  dem 
Gi^enbach  ;  4,5  km  nö.  Kaltbrunn.  Kann 
von  Gauen  aus  auf  schönem  Fussweg 
in  einer  Stunde  erreicht  werden. 

KLO8TERB0HL  (Kt.  Luzern.  Amt 
Cntlebuch,  Gem,  Schüpfheim.)  759  m. 
Gruppe  von  6  Häusern  und  Kapuziner- 
kloster, auf  einer  Hochfläche  rechts  über 
der  Emme  und  1  km  nö.  der  Station 
Schüpfheim  der  Linie  Bern-Luzern.  35 
kathol.  Ew.  Schöne  Aussicht.  Das  Pla- 
teau dient  als  Exerzierplatz,  besonders 
für  Artillerie.  Das  Kloster  1655  gestiftet 
und  seine  dem  h.  Karl  Borromäus  geweihte  Kirche  1662 
von  Friedrich  Borromäus,  Patriarchen  von  -Alexandrien, 
eingesegnet.  Enthält  das  Grab  des  Märtyrers  St.  Vital. 

KLOSTERFICHTEN  oder  KL08TERFIECH- 
TEN  (Kt.  Basel  SUdt).  333  m.  Kantonale  Retlungsan- 
stalt  für  verwahrloste  Knaben  und  jugendliche  Bestrafte 
männlichen  Geschlechtes  im  Alter  von  10-16  Jahren ;  in 
einer  Bodensenke  auf  dem  Plateau  des  Bruderholzes  und 
3  km  s.  vom  Bundesbahnhof  Basel.  3  Gebäude,  20-30  meist 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  St.  Jakob.  Kann  bis  zu 
24  Insassen  aufnehmen.  Ursprünglich^  Privateigentum, 
dann  von  der  Gemeinnützigen  Gesellschaft  der  Stadt 
Basel  angekauft,  die  hier  1857-1874  eine  Zwangsarbeits- 
anstalt  für  Männer  unterhielt.  Sic  ging  1893  um  den 
Preis  von  85000  Franken  in  den  Besitz  des  Kantons  über, 
der  sie  ihrem  jetzigen  Zweck.. entsprechend  umwandelte. 
Benannt  nach  einem  kleinen  Fichtenwald,  der  einst  dem 
Steinenkloster  gehörte. 

KL08TERPA88  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
quart). Etwa  2850  m.  Passübergang,  zwischen  Gross 
Litzner  und  Thälihorn ;  verbindet  die  Sardascaalp  (3 
Stunden  ö.  über  Klosters)  oder  die  Silvreltahütle  des 
S.  A.  C.  (1  Vt  Stunden  über  der  Alp  Sardasca)  mit  der 
Alp  Gross  Fermunt  und  dem  Madienerhaus  des  Deutschen 
und  Oesterreichischen  Alpen  Vereins.  Von  Sardasca  aus 
führt  ein  holperiger  Fussweg  zur  Silvrettaegg  auf  der 
Silvrettaalp  und  übpr  eine  mächtige  Schutthalde  zur 
Passhöhe  (3  Vi  Stunden);  Abstieg  über  den  SO.-Abschnitl 
des  Gletschers  Im  Glötler  gegen  das  Klosterthal  und  zum 
Madlenerhnus  in  2  Stunden.  Von  der  Silvrettahütte  aus 
kann  man  die  Silvrettaalp  entweder  links  am  Birchenzug 
vorbei  oder  direkt  über  diesen  Rücken  steigend  erreichen 
(Hütte- Passhöhe  2  Stunden).  Dieser  früher  stark  benützte 
Pass  wird  heute  nur  noch  selten  begangen. 

KLOSTERROTI  (Kt.  Aargau^  Bez.  Baden,  Gem. 
Neuenhof).  400  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  linken  Ufer 
der  Limmat;  1,9  km  nw.  Neuenhof  und  1,8  km  s.  der 
Station  Biden  der  Linie  Zürich-Baden-Brugg.  109  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinde  Wettingen.  Ackerbau  und  Viehzucht. 

KL08TER8  (Kt.  Graubünden).  Kreis  im  Bezirk 
Ober  Landquart.  Umfasst  die  politische  Gemeinde  Klos- 
ters-Serneus  und  die  beiden  Kirchgemeinden  Klosters 
und  Serneus.  Jene  besteht  aus  dem  Dorf  Klosters  (Klos- 
ters Brücke.  Klosters  Platz  dnd  Klosters  Dörili)  und  den 
Weilern  Aeuje,  Mombiel  und  Selfranga,  diese  aus  den 
Dörfern  Serneus,  Serneus  Bad  und  Mezzaselva. 

KL08TER8  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Landquart 


Kreis  Kloster.-«,   Gem.     Klosters-Serneus).    11^1313  m. 
Pfarrdorf,  im  obern    Abschnitt  des  Prattigaus  und  am 


Klosters  von  Südwesten. 

rechten  l'fer  der  Landquart;  27  km  ö.   Chur.  Stationen 
Klosters  Platz   und  Klosters   Üürtli  der  Linie  Landquart- 
Davos  der  Rätisclien  Bahn.  Postbureau,  Telegraph,  Tele- 
phon. 210   iiauser,   \)&5   reform.    Ew.    deutscher  Zunge. 
Kirchgemeinde.  Alpwirlsch.ift.  Fremdenindustrie.  Gross»- 
S;)ge.  Das  Dorf  zerfällt  in  die  im  Thal  zerstreut  gelegenen 
sechs  Siedelunt^sgruppen  Klosters  Brücke  (1181  m),  Klos- 
ters  Platz  (1209  m),  Klosters  Dörili   ri125  m),    Klosters 
Selfranga  (1238  m),  Klosters  Aeuje  (1208  m)  und  Klosterä 
Mombiel  (1313  m).  Kio!«ters  Brücke  liegt  an  der  Mündung 
des  Lareterbaches  in  die  Landquart,  Klosters  Platz  an  der 
Verzweigung  der    Prättigauerstrassc  nach    Davos  einer- 
und   Sardasca    andererseits    und   am  rechten  Ufer  der 
Landauart,  Klostors    Dörili  2  km  weiter  n.   am  linken 
Ufer  des  SSchlappinbaches,  Selfranga  800  m  so.   von  Klos- 
ters   Brücke, -Aeuje  am  linken  Ufer  der  Land^uart  und 
1,5  km  ö.  von  Klosters  Brücke  und  Mombiel  endlich  am 
rechten   Ufer  der  Landquart  und  3  km  ö.  von  Klosters 
Brücke.  Klosters  hat  sicti  dank  seiner  prachtvollen  land- 
schaftlichen Lage  zu  einem  stark  besuchten   Kurort  ent- 
wickelt. Mehrei*e  Gasthöfe.   Prachtvolle  Ausf'icht  auf  die 
Silvrettagruppe;    Exkursionszentrum  für  eine  Reihe  von 
Bergtouren.    Der  früher  hier  abgebaute  Steinbruch  auf 
Gips  wird  heute  nicht  mehr  betrieben,  wie  auch  die  daför 
errichteten    Lagerschuppen    und    anderen    Bauten  jetzt 
verschwunden  sind.  In  den  Muren    bestand   eine  Letzi. 
Ehemaliges  Prämonstratenserkloster,  bei  der  Einführung 
der   Reformation  1528  aufgehoben.  Heimat  des  Ol>ersteu 
Johann  Peter  Guter  von  Weineck  (+  1637),  des  Verfassers 
der    Raetiay    das    ist    aussführlicne    Beschreibung  der 
dreyen  lobL  (irawen  Bätidten  (Zürych,  WoltT,  1616),  des 
Veltlein,   das   ist   chorographische   und  historische  Be- 
schreibung des  Veltleins  .  .  .   (Strassburg  t625)  und  an- 
derer Schriften  über  Bänden.  Vergl.  Fient,  G.  Das  Präti- 
gau.  Chur,  18i>6.   —  Imhof,  Ed.  Der  Luftkurort  Klosters. 
1891.  —  Imhof,  Ed.  Klimatischer  Sommer kurorl  Klosters. 
1893. 

KL08TER8-8ERNEU8  (Kt.  Graubünden,  Bez. 
Ober  Landquart,  Kreis  Klosters).  Politische  Gemeinde; 
im  Prätigau  zu  beiden  Seiten  der  Landquart.  Bildet  den 
Kreis  Klosters  und  zerfallt  in  die  beiden  Kirchgemeinden 
Klosters  und  Serneus.  Stationen  Klosters  Platz,  Klosters 
Dorlli  und  Serneus  der  Linie  Landquart-Davos  der  Räti- 
schen Bahn.  238  Hänser,  1555  reform.  Ew.  Alp  Wirtschaft; 
Rindvieh-,  Schaf-  und  Ziegenzucht.  Bienenzucht.  Reich 
an  schönen  Alpweiden. 
KL08TER8PITZ     (Kt.   Appenzell    I.    R.).    1328  m. 


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Gipfel,  zwischen  den  Thälern  des  Kaubaches  und  Weiss- 
baches; s.  über  dem  Dorf  Appenzell,  von  wo  aus  er  in 
einer  Stunde  bestiegen  werden  kann.  Bietet  eine  schöne 
Aussicht,  wird  aber  nur  selten  bestiegen,  da  seine  Hänge 
steil  sind  und  ihm  benachbarte  andere  Aussichtsberge 
vorgezogen  werden.  Na^elfluh.  Trigonometrisches  Signal. 
Aur  der  Siegfried  karte  irrtümlich  Sollegg  geheissen,  wel- 
cher Name  nur  einem  an  seinem  N.-Hang  stehenden  Hof 
zukommt. 

KLOTEN  (Kt.  Zürich,  Bez.  Bülach).  440  m.  Gem.  und 
Pfarrdorf,  am  Altbach  und  an  der  Strasse  Zürich-Eglisau. 
Station  der  Linie  Zürich- Kloten-Winterthur.  Postbureau, 
Telegraph,  Telephon.  Gemeinde,  mit  Egetswil  und  Geer- 
lisberg:  196  Häuser,  1363  reform.  Ew.;  Dorf:  161  Häuser, 
1105  Ew.  .%;kerbau  und  Viehzucht.  Eine  Seidenzwirnerei 
und  eine  Eisenkonstruktionswerkstätte.  Im  Hagenholz 
mehrere  Grabhügel  aus  der  Hallstatt  Periode;  Fund  einer 
Münze  aus  der  Eisenzeit.  Grosse  römische  Ansiedelung 
im  Aalbühl,  eine  andere  im  Dorf  K loten  und  eine  dritte 
auf  Hohfurren  bei  Geerliaberg.  Der  Name  Kloten  ist  nicht 
sicher  römischen  Ursprungs.  Die  Behauptung,  das»  er  von 
der  Claudischen  Legion  nerrühre,  könnte  richtig  sein, 
wenn  überall  da,  wo  man  Legionsziegel  fand,  auch  wirk- 
lich Legionen  gestanden  hätten.  Monumental-  und  Münz- 
fund aus  römischer  Zeit.  Im  Dorf,  das  an  der  alten  Hömer- 
strasse  von  Zürich  nach  Winterthur  lag,  hat  man  römische 
Graber  gefunden.  Nach  Kloten  nannte  sich  ein  Zürcher 
Rittergeschlecht  (1219-1409),  ebenso  ein  Dienstmannen- 


Klotdn  von  Süden. 

geschlecht,  das  von  1300-1387  auf  Neu  Regensberg  sass. 
Schon  der  Chronist  Stumpf  kannte  die  Lage  der  einstigen 
Burg  Kloten  nicht  mehr.  Nach  den  Menwrabilia  Tigu- 
rina  gehörte  der  Zehnten  ursprünglich  dem  Kloster  Wet- 
tingen. Grossmünster  und  Spital  zu  Zürich  hatten  in  der 
Gemeinde  Güter.  Der  Ort  kam  mit  der  Grafschaft  Kiburg 
an  die  Stadt  Zürich  und  gehörte  dann  in  der  Folge  zum 
Untern  Amt  der  Landvogtei  Kiburg.  1799  Hauptquartier 
des  österreichischen  Erzherzogs  Karl ,  später  Einquartie- 
rung russischer  und  nachher  auch  noch  franzosischer 
Truppen.  1155 :  Chlotun;  1219:  Glotun;  1225:  Chloton. 
Vergl.  Keller,  Ferd.  Die  röm.  Gebäude  zu  Kloten  {Mit- 
teilungen der  Antiquar.  Gesellsch.  in  Zürich.  Band  I). 
Zürich  1838.  —  Keller,  Ferd.  Römische  Ansiedelungen 
in  der  Ostschweiz.  2  Abt.  {Mitteilufigen  der  Antiquar. 
Gesellsch.  in  Zürich.  Bd  12  und  15).  Zürich  1860  und  1W56. 
—  Winterthurer  Neujahrsblatt  i830.  —  Neue  Zürcher 
Zeitung.  1890,  Nr.  152. 

KLOTEN8BERG  oder  KLOTI8BERG  (Kt.  Lu- 
zern,  Amt  Hochdorf,  Gem.  Gelfingen).  648  m.  Gemein- 
sames Waisenhaus  der  Gemeinden  Schongau,  Altwis, 
Hitzkirch,  Hämikon  und  Lieli;  am  W.-Hang  des  Linden- 
bergs und  an  der  Strasse  Lieli- Hitzkirch;  3  km  ö.  der 
Station  Hitzkirch  der  Seethal  bahn  (Wildegg-Emmen- 
brücke).  79  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Hitzkirch.  Die  1844 
gegründete  Anstalt  kann  60  Kinder  aufnehmen. 

KLUSf  französisch  Cluse.  So  nennt  man  Erosions- 
thäler  oder  -Schluchten  quer  zum  Streichen  eines  oder 
mehrerer  Faltenzüge,  wie  sie  besonders  schön  im  .Jura- 
gebirge ausgebildet  sind.  Die  Klüsen  sind  für  den  Verkehr 


und  in  strategischer  Beziehung  wichtig  und  deshalb  im 
Altertum  und  Mittelalter  meist  durch  feste  Burgen  ge- 
sperrt gewesen. 

KLU8  oder  OBBRKLU8  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Ar- 
iesheim, Gem.  Pfeffingen).  445  m.  Burgruine;  zusammen 
mit  den  ebenfalls  in  Trümmern  liegenden  Schlössern 
Münchberg  und  Tschäpperli  w.  über  Pfeffingen  auf  dem 
Höhenzug,  der  einst  das  Schloss  Pfeffingen  trug.  Diese 
Burgen  sind  zum  Teil  römischen  Ursprungs,  da  sich  vom 
Dorf  Blauen  eine  Römerslrasse  über  die  Höhe  zog  und 
bei  Tschäpperli  verzweigte,  um  einerseits  (der  sog.  Heer- 
weg) nach  Therwil,  Oberwil  und  Allschwil  und  anderer- 
seits hinter  Klus  und  Münchberg  durch  nach  Aesch  zu 
führen. 

Der  älteste  Bestandteil  von  Klus  war  ein  kleiner  runder 
Turm  mit  2  m  dicken  Mauern,  an  den  später  die  übrigen 
Gebäude  sich  anschlössen.  Im  Mittelalter  wnr  dasSchloss 
Eigentum  der  burgundischen  und  fninkischen  Könige 
und  dann  des  Bischofs  von  Basel.  Dieser  hatte  es  wahr- 
scheinlich mit  Pfeffingen  und  der  ganzen  Umgegend  den 
Grafen  von  Thierstein  zu  Lehen  gegeben.  Von  diesen 
ging  es  später  wohl  als  Afterlehen,  vielleicht  durch  Erb- 
töchter, an  die  Familie  Schaler  in  Basel  über,  gleich  wie 
Münchberg  an  die  Münch.  Das  Schloss  Klus  oder  Schal- 
berg wurde  durch  des  Erdbeben  von  1356  zerstört  und 
später  nicht  mehr  aufgebaut. 

In  der  ersten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  gehörten  die 
Schaler  und  Münch  zu  den  bedeutendsten  Edelleuten  der 
Stadt  Basel  und  zu  der  Adelsparlei  der 
Psitticher,  die  im  Kampf  gegen  Rudolf 
von  Habsburg  ihren  bisctiof  Heinrich 
von  Neuenburg  unterstützten,  während 
sich  die  Stemer  an  die  Feinde  anschlös- 
sen. In  der  Folge  traten  aber  diese  bei- 
den Familien  zu  Oesterreich  über  und 
empfin^^en  vom  ihm  Lehen,  die  Schaler 
llnbsheim  und  die  Münch  Ottmarsheim 
und  Landser  im  Elsass,  wo  sie  ihre 
Mitbürger  mit  Zöllen  belästigten.  So 
wurden  die  Schaler  der  Stadt  Basel,  der 
sie  von  12H5  bis  1371  7  Bürgermeister 
gegeben  hatten,  allmählig  entfremdet. 
1526  verkaufte  Franz  Scnaler  Benken 
mit  allen  Rechten  an  Basel.  Der  letzte 
dieses  Geschlechtes,  Franz  Schaler,  fiel 
1568  in  der  Schlacht  bei  Moncontour 
aufseilen  der  Hugenotten. 

Quellen.  Quiquerez.  Aug.  Les  monu- 
tnents  de  Vancien  erSche  de  Bäle;  les 
chdteaux.  4  Bände  Manuskript  (auf  der 
Universitätsbibliothek  zu  Basel). 

KLUS  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Simmenthai).  1300- 
1000  m.  So  heisst  t\er  stark  eingeengte  unterste  Abschnitt 
des  bei  Reidenbach  oberhalb  Bolligen  von  links  auf  das 
Simmenthai  ausmündenden  Reidigenthales.  Das  Thal  ist 
mit  seinen  Verzweigungen  in  die  Gruppen  der  Kaiseregg 
und  des  Bäderhorns  eingeschnitten  und  wird  von  einem 
ziemlich  wasserreichen  Wildbach  durchOossen.  Fussweg 
über  die  Reidigenalp  nach  Jaun.  Von  der  Klusalp  aus 
führt  über  einen  steilen  Schutt-  und  Felshang  ein  ande- 
rer Fussweg  hinauf  zu  der  von  einem  weiten  Felsen zir- 
kus  (Widdergalm,  Kaiseregg,  Schafberg,  Rothekasten) 
umrahmten  Walopalp  (See  in  1626  m).  In  der  Klus  3  km 
oberhalb  Reidenbach  ehemalige  Steinkohlenmine,  in  der 
man  zahlreiche  Versteineruntjen  findet. 

KLUS  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Landquart,  Kreis 
und  Gem.  Küblis).  811  m.  Dorf,  an  der  Mündung  des 
Schanielenbaches  in  die  Landquart ;  500  m  w.  der  Sta- 
tion Küblis  der  Linie  Landquarl-Davos  der  Rätischen 
Bahn.  32  Häuser,  122  reform.  Ew.  deutscher  Zunge.  Wie- 
senbau und  Viehzucht. 

KLUS  (Kt.  Uri.  Gem.  Erstfeld).  475  m.  Weiler,  am 
rechten  Tfer  der  Reuss  und  200  m  s.  der  Station  Erst- 
feld der.  Gotthardbahn.  10  Häuser,  206  kathol.  Ew.  Land- 
wirtschaft. 

KLUS  (iEUSSERE)  (Kt.  Solothurn,  Amtei  Baisthal, 
Gem.  Oensingen).  472  m.  Dorf,  zu  beiden  Seiten  der 
Dünnern  und  an  der  Ausmündung  der  von  diesem  Fluss 
durchbrochenen  sog.  Oensin^^er  Klus;  1.5  km  n.  der 
Station  Oensingen  der  Linie  Ollen-Biel.   27  Häuser.  179 


760 


KLU 


KNÜ 


zur  Mehrzahl  kathol.  Ew.  Kammfabrikation.  Gerberei. 
Sand-  und  Kiesgrube.  Der  Ort  ist  bekannt  geworden 
durch  den  sog.  Kluserhandel  zwischen  ßern  und  Solo- 
thurn :  eine  der  bedrängten  Stadt  Mülhausen  zu  Hilfe  ei- 
lende kleine  Abteilung  von  Bemern  wurde  auf  ihrem 
Durchmarsch  durch  aie  Klus  von  Solothurner  Vögten 
angegriffen  (1633),  worauf  ßern  der  Stadt  Solothurn  mit 
Kneff  drohte.  Obwohl  diese  die  Anstifter  des  Ueberfalls 
mit  Verbannung  und  hohen  Bussen  bestrafte,  blieben 
doch  die  bisherigen  guten  Beziehungen  zwischen  beiden 
Städten  auf  lange  Zeit  hinaus  gestört. 

KLU8  (INNERE)  (Kt.  Solothurn,  Amtei  und  Gem. 
Baisthal).  485  m.  Dorf,  an  der  Mündung  des  Augstbaches 
in  die  Dünnem  und  an  deren  Eintritt  in  die  sog.  Oen- 
singer  Klus;  1,1  km  sw.  Balsthal.  Station  der  Linie  Oen- 
singen-Balsthal.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  59 
Häuser,  841  zur  Mehrzahl  kathol.  Ew.  Grosse  Eisengiesse- 
rei  der  L.  von  Roirschen  Hüttenwerke.  Im  Mittelalter  eine 
kleine  Stadt;  1375  von  den  Guglern  verbrannt  und  nicht 
wieder  aufgebaut.  Die  Oensinger  Klus  ist  in  geologischer 
Beziehung  dadurch  besonders  bemerkenswert,  dass  zwei 
Verwerfungen  hier  den  Dogger  mit  dem  Malm  in  unmit- 
telbaren Kontakt  gebracht  haben.  Diese  lange  Zeit  nicht 
beachtete  Erscheinung  ist  von  Professor  Mühlberg  in 
Aarau  genau  untersucnt  und  erklärt  worden. 

KLU8BACH  (Kt.  Basel  Land,  Bez.  Ariesheim).  Klei- 
ner Bach ;  entspringt  am  O.-Hang  des  Blauenbergs  in 
450  m  und  mündet  nach  3  km  langem  Lauf  in  ö.  Rich- 
tung bei  Aesch  in  300  m  von  links  m  die  Birs. 

KLU8HORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmenthai). 
1697  m.  Felsiger  und  zum  Teil  bewaldeter  Bergsporn, 
dem  Kühharnisch  (2094  m  ;  Gruppe  der  Kaiseregg)  nach 
S.  vorgelaffert  und  nördl.  über  der  Klusalp  (1138  m)  und 
der  soff.  KTus(der  Mündungsschlucht  des  Reidigenthales) ; 
nw.  üoer  Boltigen. 

KLU8I  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Bern,  Amtsbez. 
Nieder  Simmenthai,  Gem.  Erlenbach).  1306  m.  Alpweide, 
am  Fuss  der  steilwandigen  Walpersbergfluh  und  w.  über 
Erlen bach.  Zwischen  der  Walpersbergfluh  und  der  ihr 
gegenüber  stehenden  Mieschfluh  führt  ein  Fussweg  von 
der  Klusialp  über  die  Scharte  des  sog.  Krinnli  (1634  m) 
zum  Hinter  Stockensee,  der  ohne  oberflächlichen  Abflugs 
ist.  Sein  Wasser  kommt  vielleicht  wieder  in  dem  auf  der 
Klusialp  entspringenden  Wildenbach  zu  Tage,  der  nach 
kurzem  Laid^  durch  eine  romantische  Schlucht  unterhalb 
der  Kirche  Erlenbach  von  links  in  die  Simme  mündet. 

KLU88TALDEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuch,  Gem. 
Schüpfheim).  819  m.  Gemeindeabteilung  mit  dem  Weiler 
Weissemmen,  zahlreichen  zerstreut  gelegenen  Häusern 
und  einer  über  dem  Tobel  Her  Waldemme  auf  steilem 
Felsen  stehenden  Kapelle ;  3,5  km  s.  der  Station  Schüpf- 
heim der  Linie  Bern-Luzern.  Postablage;  Postwagen 
Schüpfheim-Flühli.  84  Häuser,  510  kathol.  Ew.  Schone 
Aussicht  gegen  Schüpfheim. 

KHMUB  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen,  Gem.  Hütten). 
750  m.  Gruppe  von  4  Häusern;  1,5  km  w.  Hütten  und 
4,3  km  sw.  der  Station  Samstagern  der  Linie  Wädens- 
wil- Einsiedeln.  33  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

KNEUBOHL  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  Bern, 
Amtsbez.  Trachselwald,  Gem.  Sumiswald).  830  und  800 
m.  Zwei  Gruppen  von  zusammen  14  Häusern,  600  m  von 
einander  entfernt ;  auf  dem  Rücken  der  Schoneg^  zwi- 
schen der  Grünen  und  dem  Griesbach  :  1,2  km  nö.  Su- 
miswald und  6  km  nö.  der  Station  Ramsei  der  Linie 
Burgdorf-Langnau.  78  reform.  Ew.  Viehzucht. 

KNEUGRAT  (Kt.  Glarus).  1859  m.  Dachförmiges 
Ende  des  vom  Bösen  Faulen  zwischen  der  Aipweidenter- 
rasse von  Braunwald  und  der  Bösbächialp  nach  0.  zie- 
henden Kammes ;  1  Stunde  n.  über  Hübschen  und  2,5 
km  w.  Luchsingen.  Lias.  Hänge  begrast  und  mit  Wald 
bestanden.  Wird  seiner  schönen  Aussicht  wegen  von  den 
Kurgästen  auf  Braunwald  häußg  besucht. 

KNEUWIE8  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Hinterland, 
Gem.  Waldstatt).  828  m.  Gruppe  von  7  Häusern,  über 
dem  linken  Ufer  der  Umäsch  und  300  m  nö.  der  Station 
Waldstatt  der  Appenzellerbahn  (Winkeln-Herisau-Appen- 
zell).  61  reform.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei.  Bruch  auf 
feuerfeste  Ofensteine. 

KNIEBRECHE  (Kt.  Zünch,  Bez.  und  Gem.  Horgen). 
490  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  linksseitigen  Gehänge 


des  Thaies  des  Aabachs ;  2,3  km  so.  der  Station  Horgen 
der  linksufrigen  Zürichseebahn  (Zürich-Wädenswil-Zie- 

felbrücke).  17  reform.  Ew.  Landwirtschaft.  Der  Ausdrack 
^niebreche,  Kniebrechen  oder  Kneubrechen  bezieht  sich 
ursprünglich  auf  einen  ausserordentlich  anstrengenden 
steilen  Pfad  oder  Hang. 

KNIEBRECHE  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen,  Gem. 
Langnau).  775  m.  Gruppe  von  4  Häusern ;  700  m  ö.  ?om 
Tür^rsee  und  3  km  sw.  der  Station  Langnau  der  SihU 
thalbahn.  19  reform.  Ew.  Viehzucht. 

KNIRI  (Kt.  Nidwaiden,  Gem.  Stans).  490  m.  31  zer- 
streut gelegene  Häuser,  am  N.-Hang  des  Stanserhoms ; 
700  m  sw.  Stans  und  bei  der  Station  Kälti  der  Stanser- 
hornbahn.  213  kathol.  Ew.  Viehzucht.  Kapelle.  Schöne 
Aussicht  auf  Buochs  und  Stansstaad.  Einst  Fideikommiss 
der  Familie  Stulz.  Heimat  des  Edelgeschlechtes  derer  von 
E|^genburg.  Der  Marmorbruch,  aus  dem  die  schönen 
Säulen  und  die  Altäre  der  Pfarrkirche  zu  Stans  (1646) 
stammen,  wird  längst  nicht  mehr  abgebaut. 

KNOBUSBOHL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans,  Gem. 
Walenstadt).  982  m.  2  Höfe,  am  S.-Hang  der  Churfirsten 
und  n.  vom  Walenstadterberg  schön  gelegen;  3  km  d. 
vom  Dorf  Walenstadt  und  5,5  km  nw.  von  der  Station 
Walenstadt  der  Linie  Wesen-Sargans.  10  kathol.  Ew.  Ist 
seiner  geschützten  Lage  wegen  als  Platz  für  den  Bau  des 
kantonalen  St.  Galler  Lungensanatoriums  gewählt  wor- 
den. 

KNONAU  (Kt.  Zürich,  Bez.  Affoltern).  433  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  an  der  Strasse  Mettmenstetten-Cham  und 
6  km  s.  Affoltern.  Station  der  Linie  Zürich-Affoltem-Zug. 
Postbureau.  Telegraph.  Telephon.  Gemeinde,  mit  Baregg 
und  Uttenberg:  106  Häuser,  529  Ew.  (wovon  9t  Katholi- 
ken); Dorf:  77  Häuser,  372  Ew.  Viehzucht.  Mechanische 
Werkstätle.  Seidenweberei  als  Hausindustrie.  Eanzelfund 
aus  der  Bronzezeit;  im  Bühl  ein  Grabhügel  aus  der 
Hallstatt  Periode.  Römische  Ansiedelung  im  Baregg ;  Ale- 
mannen^niber  auf  der  Binzenegg.  Grundherr  zu  linonau 
und  Besitzer  einer  beschränkten  Gerichtsbarkeit  war  das 
Damenstift  Schännis.  Die  diesen  Besitz  als  sog.  Meier 
verwaltende  Familie  bewohnte  wohl  keine  Burg,  sondern 
den  Meierhof  von  Schännis  und  erhielt  in  der  Folge  den 
Namen  der  Meyer  von  Knonau.  Gerold  Meyer  von  Kno- 
nau  trat  1512  die  von  seinen  Vorfahren  und  ihm  erwor- 
benen Vogteien  zu  Knonau,  Mettmenstetten  und  Aeugst 
an  Zürich  ab.  Die  Stadt  erbaute  dann  in  der  Gemeinde 
ein  ansehnliches  Amtshaus,  das  von  einer  Ringmauer  und 
einem  Wassergraben  umgeben  war  (ein  sog.  Weyerhaus). 
Knonau  gehörte  bis  1798  zur  gleichnamigen  Landvogtei 
und  kam  in  der  Restaurationsperiode  zum  neugebildeten 
Oberamt  Knonau.  Ein  Gerold  Meyer  von  Knonau,  dessen 
Mutter  Anna  Reinhart  sich  in  zweiter  Ehe  mit  dem  Re- 
formator Zwingli  verheiratet  hatte,  fiel  mit  diesem  1531 
bei  Kappel.  Das  Geschlecht  der  Meyer  von  Knonau  blühte 
in  Züncti  und  schenkte  dem  Staat  fortwährend  tüchtige 
Beamte  und  ausgezeichnete  Gelehrte  (Historiker).  Ein 
Gerold  Meyer  von  Knonau  (geb.  1843)  ist  heute  noch  Pro- 
fessor für  Geschichte  an  der  Universität  Zürich.  Der  Ort 
1045:  Chuonawa;  1240:  Chuonowo  und  Cbnuonowo. 
Vergl.  Meyer  von  Knonau,  Gerold.  Aus  einer  lürcher. 
Familienchronik.  {38,  und  39.  Neujahrshlatt  des  Wai- 
senhauses in  Zürich).  Zürich  1875  und  1876.  Neue  Aus- 
gabe Frauenfeid  1884. 

KNONAUER  AMT  oder  AMT  (Kt.  Zürich).  Heule 
noch  oft  gebrauchter  Name  für  den  jetzigen  Bezirk  Af- 
foltern. Geht  auf  das  einstige  Oberamt  Knonau  zurück. 
S.  den  Art.  Knonau. 

KNOPFENBERQ  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Tog- 
genburg). 754  m.  Höhenrücken,  rechts  über  der  Thur 
und  gegenüber  Lichtensteig;  1,1  km  ö.  der  Station  Lich- 
tensteig der  Toggenburgerbahn.  Zahlreiche  zerstreut  ge- 
legene Höfe. 

KNUBBL,  KNUBELI.  Name  für  einen  abgerunde- 
ten Hügel^  der  mitten  in  ebenem  Gelände  steht. 

KNUBBL  (AUF  DEM)  (Kt.  Bern.  Amtsbez.  Signau, 
Gem.  Eggiwil).  930  m.  Bauernhöfe,  auf  einem  Höhenzug 
links  über  der  Emme ;  2  km  s.  Eggiwil  und  11,3  km  so. 
der  Station  Signau  der  Linie  Bern-Luzern.  26  Häuser, 
162  reform.  Ew.  Viehzucht. 

KNUTWIL  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee).  544  m.  Gem. 
und  Pfarrdorf,  am  linken  Ufer  der  Suhr  und  4,5  km  nw. 


KNÜ 


KOB 


7Üi 


der  Station  Sursee  der  Linie  Luzern-Olten.  Postablage, 
Telephon :  Postwagen  Suraee-Dagmersellen.  Gemeinde, 
mit  Eriswil,  Hilzligen,  St.  Erhard  und  Woh- 
len  :  134  Häuser,  933  kathol.  Ew. ;  Dorf: 
81  Häuser,  524  Ew.  Acker-  und  Gemüsebau, 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Im  Winter 
etwas  Stroh ilechterei.  Holzhandel.  Schöne 
Aussicht  auf  die  Al^n.  Die  Kollatur  der  Kir- 
che zu  Knutwil  gehörte  bis  1529  dem  Stift  zu 
Zofingen,  kam  dann  mit  der  Reformation  an 
Bern  und  später  durch  Tausch  an  das  Klos- 
ter St.  Urban.  Bei  Bomatt  im  Seefeld  ein 
Pfahlbau  aus  der  neolithischen  Zeit;  im 
Stockacker  zwischen  Knutwil  und  Kaltbach 
ein  Grabhügel  aus  der  ersten  Eisenzeit.  Rö- 
mersiedelung  auf  dem  Spisshügel  bei  St. 
Erhard.  1235:  Knutewile:  1275  :  Knutuwile 
=  Dorf  des  Knuto  (welcher  Personenname 
vom  althochdeutschen  chndt  :=  Geschlecht, 
Familie  herzuleiten  ist). 

KNUTWILERBAD   (Kt.  Luzern,  Amt 
Sursee,  Gem.  Wilihof).  491  m.  Heilbad  und 
Weiler,  im  w.  Abschnitt  des  Suhrenthales; 
1,5  km  n.  Knutwil  und  5  km  n.  der  Sta- 
tion Sursee  der  Linie  Luzern-Olten.  Tele- 
phon. 6  Häuser,  32  kathol.   Ew.    Kirchge- 
meinde Knutwil.  Vieh-,  besonders  Schweine- 
zucht. Das  Heilbad  verfügt  über  eine  stark 
alkalische   Eisenquelle   und  wird   im    Sommer  gut  be- 
sucht. Das  Wasser  wird  sowohl  getrunken  a's  auch  zu 
Bädern  verwendet.   Der  Rat  der  Hundert  zu  Luzern  ver- 
lieh das  Bad  1486  einem    Hans  Beringer.   1787  und  1850 
vergrössert.  Zählt  heute  80  Fremdenbetten. 

KOBEL,  KOBLEN.  Dieser  Name  bezeichnet  ur- 
sprünglich eine  Felswand  oder  einen  überhängenden 
Felskopf,  unter  welchem  Hirten  und  Vieh  bei  Gewitter 
Schutz  suchten.  Vergl.  Schweizer.  Idiotikon.  Band  3, 
S.  109. 

KOBEL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Unter  Rheinthal,  Gem. 
Bemeck).  435  m.  Weiler,  mitten  in  Weinbergen;  1,5  km 
nö.  Berneck  und  1,3  km  sw.  der  Station  Au  der  Linie 
Rorschach-Sargans.  18  Häuser,  77  reform,  und  kathol. 
Ew.  Kirchgemeinden  Berneck.  Hier  werden  ein  •  ge- 
schätzter Wein,  sowie  Mais  und  Obst  gebaut. 
Stickerei.  Schöne  Aussicht  aul  das  Rheinthal 
und  ins  Vorarlberg.  890 :  Cobolo.  Altes  Her- 
renhaus, vom  Dominikanerinnen kloster  St. 
Katharina  1386  an  den  Bischof  von  St.  Gallen 
verkauft;  seit  1873  Eigentum  der  Stadt  St. 
Gallen. 

KOBEL  oder  KÜBEL  (Kt.  St.  Gallen, 
Bez.  Unter  Toggenburg,  Gem.  Mogelsherg). 
800-1000  m.  7  Häuser,  im  Quellgebiet  des  Weis- 
senbaches  und  an  der  Strasse  St.  Peterzell- 
Degersheim  zerstreut  gelegen;  4,5  km  so. 
Mogeisberg  und  8,5  km  s.  der  Station  Flawil 
der  Linie  Zürich -Winterthur- St.  Gallen.  24 
reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinden 
Mogeisberg.  Viehzucht.  Holzhandel.  Sticke- 
rei. 

KOBELWALD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober 
RheinthaU  Gem.  Oberriet).  525  m.  Schönes 
kleines  Pfarrdorf;  in  einem  von  den  Ausläu- 
fern des  Kamor,  Kienbergs,  Semelenbergs 
und  Kapf  umrahmten  kleinen  Thal  in  sonni- 
ffer  Lage.  2,4  km  w.  der  Station  Oberriet  der 
Linie  Rorschach-Sargans.    Postablaee,  Tele- 

ßhon.  56  Häuser,  267  kathol.  Ew.  Als  eigene 
irchgemeinde  1801  von  Montlingen  abge- 
trennt. Ackerbau  und  Viehzucht ;  etwas 
Wein-  und  Maisbau.  Torfgruben.  Stickerei. 
Neues  Schulhaus ;  Kirche  restauriert.  Das  Dorf 
liegt  am  Weg  vom  Rheinthal  auf  den  Kamor 
und  Hohen  Kasten.  In  der  Nähe  eine  be- 
merkenswerte Höhle  mit  stark  eingeengtem 
Zugang,  einer  kleinen  Wasserlache  und  vielen 
Tropfstein  Bildungen  im  Innern. 

KOBELWIE8  (OBER  und  UNTER)  (Kt.  St.  Gallen, 
Bez.  Ober  Rheinthal,  Gem.  Oberriet  und  AlUtätten).  470 
und  462  m.   Zwei    Häusergruppen   und  ein  Heilbad,   in 


einem  Thälchen  zwischen   dem   Kienberg  und  Scmelen- 
berg ;   3,9  km  nw.  der  Station  Oberriet  der  Linie  Ror- 


Kobelwald  von  Stkdweslen. 

schach-Sargans.  6  Häuser,  24  kathoi.  Ew.  Kirchc^emeinde 
Kobelwald.  Acker-,  Obst  und  Maisbau,  Viehzucht.  Torf- 
gruben. 

KOBLEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Ober  Rheinthal.  Gem. 
Rüti).  470  m.  Häusergruppe,  zwischen  dem  Blosen  und 
Blattenberg  und  an  der  dem  linken  Rheinufer  folgenden 
Strasse ;  2,8  km  n.  aer  Station  Rüti  der  Linie  Rorschach- 
Sargans.  20  kathol.  Ew.  Obst-,  Mais-  und  Kartoffelbau, 
Viehzucht.  Stickerei.  Vermutlich  Heimat  der  Familie 
Kobler. 

KOBLENZ  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zurzach).  321  m.  Gem. 
und  Dorf,  am  linken  Ufer  des  Rhein  und  nahe  beim  Zu- 
sammenlluss  von  Aare  und  Rhein.  Station  der  Linien 
Turgi-Waldshut  und  Schaffhausen-Koblenz-Stein-Basel. 
Postbureau,  Telegraph,  Telephon.  81  Häuser,  554  kathol. 


Umgebung  von  Koblenz. 


/-^•^fiCv^^KJ) 


Ew.  Kirchgemeinde  Klingnau.  Ackerbau  und  Viehzucht. 
Gipsgruben.  Eine  Maschinenfabrik.  Säge.  Ueber  den 
Rhein  eine   Hängebrücke  mit  Fussgängersteg  der  Linie 


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KOC 


K(EN 


Turgi-Waldshiit.   500  m  ö.  von  Koblenz  der  soe.  Laufen, 
eine  Stromschnelle  im  Rhein.  Bei  iiielheimcin  enemaliger 


Kublenz  mit  Rheinbrücke. 

römischer  Wachlturm;  Ueberreste  römischer  Ansie- 
delungen. Bohrungen  haben  in  der  Nähe  von  Koblenz 
das  Vorhandensein  von  Steinsalz  erwiesen,  dessen  Aus- 
beute aber  bis  jetzt  noch  nicht  an  Hand  genommen 
worden  ist.  Der  Käme  Koblenz  vom  mittellatein.  conflu- 
entia  ^  Zusammenlluss. 

KOCHEGG  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Hinterland, 
Gem.  Stein).  804  m.  2  Häuser;  300  m  n.  Stein  und  3  km 
sw.  der  Station  Lustmühle  der  Strassenbahn  St.  Gallen- 
Gais.  Postwagen  Teufen-Herisau.  9  reform.  Ew.  Wiesen- 
bau. Weberei  und  Stickerei.  Ein  m  der  Nähe  gelegener 
kleiner  Sumpf  wird  gegenwärtig  trocken  gelegt. 

KODIcOCH  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Neuen- 
kirch).   Häusergruppe.    S.  den  Art.  Kothloch. 

KGEBELI8BERG  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Neu  Togffen- 
burg,  Gem.  Wattwil).  1148  m.  Bewaldeter  Höhenrücken, 
rechts  über  der  Thur  und  in  der  Kette  zwischen  dem 
Toggenburg  und  Neckerthal ;  3,1  km  nö.  der  Station 
Wattwil  der  Toggen burgerbahn.  Ein  Haus,  5  reform.  Ew. 
ViehiEUcht.  Stickerei  und  Weberei. 

KGECHELIHUBELoderlNK(ECHELI(Kt.Luzern, 
Amt  Willisau,  Gem.  Egolzwil).  495  m.  Gruppe  von  7 
Häusern,  am  linken  Ufer  der  Wigger  und  an  der  Strasse 
Nebikon-Schötz ;  1,2  km  s.  der  Station  Nebikon  der  Linie 
Luzern- Ölten.  21  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde 
Egolzwil-Wauwil.  Ketten-,  Hebebaum-,  Krahnen- 
und  Nägelfabrikation. 

KGELL  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Frauenfeld,  Gem. 
Stettfurt).  56i  m.  Gruppe  von  6  Häusern;  1,2  km. 
n.  Stettfurt  und  2,5  km  nö.  der  Station  Mazingen 
der  Strassenbahn  Frauenfeld-Wil.  23  reform,  und 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinden  Stettfurt  und  Wängi. 
Acker-  und  Wiesenbau,  Wald. 

KCELLIKEN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Zotingen).  Gem. 
und  Pfarrdorf,  im  Thal  der  Uerke  und  an  der 
Strasse  Aarau-Zoßngen ;  8  km  sw.  Zoßngen.  Sta- 
tion der  Linie  Aarau-Suhr-Zofingen.  PostLureau, 
Telegraph,  Telephon.  Gemeinde,  mit  Ae^erten, 
Hof,  Oberhubei,  ünterhnbel,  Schoreute  und  Wolf- 
ffruben  :  231  Häuser,  2021  reform  Ew.;  Dorf:  132 
Häuser,  1085  Ew.  Ackerbau,  Viehzucht  und  Milch- 
wirtschaft. Je  eine  Ziegelei  und  Backsteinfahrik, 
Färberei,  Zigarrenfabrik,  Fabrik  für  Weberkäm- 
me, Säce  und  Mühle.  Band-  und  BaumwollstofT- 
weberei.  Fund  eines  römischen  Münzschatzes. 
864  und  893  :  Cholinchova ;  1275  :  Ghollicon. 

KGENIQ8FELDEN  (Kt.  Aargau.  Bez.  Brugg, 
Gem.  Windisch).  365  m.  Kantonale  Irrenheilanstalt,  seit 
1872  in  einem  neuen  grossen  Gebäude;  auf  der  Buinenstätte 
von  Vindonissa.   1  km  w.  Windisch  und  400  m  ö.  vom 


Bahnhof  Brugg.  3  Häuser,  736  kathol.  und  reform.  Ew. 
An  der  Stelle,  wo  Albrecht  I.  am  1.  Mai  1308 ermordet  wor- 
den war,  Hess  seine  Witwe  Elisabeth 
zunächst  eine  Kapelle  für  zwei  Klaus- 
ner erbauen.  Doch  schon  im  folgen- 
den Jahre  fauste  sie  den  Entschluss. 
hier  ein  Kloster  für  Klarissinnen  und 
eines  für  Franziskaner  zu  errichten, 
das  den  Namen  Königsfelden  traj^en 
sollte.  Der  Papst  erteilte  1310  seine 
Genehmigung,  als  das  Kloster  schon 
im  Bau  begrilTen  war.  Bei  den  Funda- 
tionsarbeiten  stiess  man  auf  eine  römi- 
sche Wasserleitung,  die  vom  Dorf  Hau- 
sen herkommend  das  alte  Vindonissa 
mit  Wasser  versorgte  und  heute  noch 
gebraucht  wird.  Gegen  S.  erhob  sich 
das  Mönchskloster,  gegen  N.  das  Non- 
nenkloster, zwischen  beiden  stand  die 
Kirche.  1312  waren  beide  Kloster  be- 
zogen. Die  Stifterin,  und  nach  ihrem 
Tode  (1313)  ihre  Tochter  Agnes,  Witwe 
des  Ungamkönigs  Andreas  IlL,  sowie 
auch  spätere  Habsburger  statteten  die 
Stiftung  mit  reichen  Vergabungen  aus, 
die  aber  dem  habsburgischen  Hausgute 
entnommen  waren  und  keineswegs  aus 
dem  konfiszierten  Vermögen  der  Kö- 
nigsmörder stammten.  Konigin  Agnes 
wohnte  nun  bis  zu  ihrem  Tode  (1361) 
in  Königsfelden,  doch  nicht  als  Nonne.  Sie  sorgte  in 
weitgehender  Weise  für  die  Stiftung,  erliess  1318  eine 
Klosterordnung,  der  1335  eine  für  die  Klarissinnen 
folgte.  Indem  sie  stets  auch  für  das  materielle  Wohl  des 
Klosters  bedacht  war,  brachte  sie  es  zu  ansehnlicher  Blüte. 
Ausserdem  öffnete  sie  auch  für  die  Umgebung  von  Königs- 
felden ihre  milde  Hand  und  trat  in  zahlreichen  Streit- 
fällen als  Mittlerin  auf.  So  vermittelte  sie  1340  nach  dem 
Laupenkrieg  Walfenstillstand  und  Frieden  zwischen  Bern 
einerseits  und  dem  Herzog  von  Oesterreich  und  der  Stadt 
Freiburg  andererseits.  In  den  Kämpfen  Oesterreichs 
gegen  das  mit  den  Eidgenossen  verbündete  Zürich  trat 
sie  ebenfalls  als  Schiedsrichterin  auf.  Nach  ihrem  Tode 
zerßel  allmählig  die  straffe  Ordnung,  die  im  Kloster  ge- 
herrscht hatte,  die  Angehörigen  verweltlichten,  die  Sitten 
lockerten  sich  bedenklich.  Das  wurde  nicht  besser,  als 
1415  die  Bemer  mit  dem  übrigen  bemischen  Aargau 
auch  Königsfelden  gewannen.  1523  trat  das  Kloster  zur 
Reformation  über,  noch  bevor  Bern  sich  ihr  angeschlossen 
hatte.  Die  Berner  setzten  nun  einen  Hofmeister  nach 
Königsfelden,  der  das  zum  Kloster  gehörende  Eigenamt 
verwaltete.  Bei  der  Gründung  des  Kantons  Aargau  ffing 
das  Stift  an  diesen  über,  der  es  als  Spital  verwendfete. 
Die  Kirche  diente  als  Salzmagazin.   1866  wurde  der  Bau 


Kantonale  Irrenheilanstalt  Königsfelden. 

der  neuen  Irrenheilanstalt  beschlossen,  die  dann  1872  be- 
zogen werden  konnte.  Ein  grosser  Teil  der  alten  Kloster- 
gebäulichkeiten    musste   den  Anforderungen   der  neuen 


K(EN 


K(EP 


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Zeit  weichen,  und  heute  steht  nicht  mehr  viel  davon.  Als 
schönes  Wahrzeichen  der  alten  Herrlichkeit  erhebt  sich 
so.  der  neuen  Heilanstalt  die  Kirche,  die  anfangs  der  neun- 
ziger Jahre  des  19.  Jahrunderts  unter  den  Auspizien  der 
schweizerischen  Gedellschaft  zur  Erhaltung  historischer 
Kunstdenkmäler  restauriert  worden  ist.  Sie  besteht  aus 
einem  von  7  Pfeilerpaaren  getragenen  hohen  Hauptschill' 
und  zwei  niedrigen  SeitenscnilTen.  Dienw.  Wand  ziert  eine 
Rosette,  ihr  gegenüber  liegt  das  Chor,  durch  eine  niedrige 
Mauer  vom  Hauptschiff  getrennt.  Während  die  SchilTe 
flach  gedeckt  sind,  hat  das  Chor  gotische  Kreuzgewölbe. 
Bemerkenswert  ist  der  zierliche  Dachstuhl  des  Mitteschiffs. 
Einen  Turm  hat  die  Anlag^e  nicht,  wohl  aber  einen  Dach- 
reiter. Der  Chor  bogen  zeigt  noch  Reste  einer  figürlichen 
Bemalung.  Die  nicht  gross  angelegte  Kirche  gewinnt  aber 
eine  gewaltige  Bedeutung  durch  die  Glasgemälde,  welche 
die  elf  Fenster  des  Chores  zieren.  Sie  sind  in  den  Jahren 
zwischen  1320  und  VS6i  geschaffen  worden  und  sehören 
nach  Lübke  zu  den  vorzüglichsten  Leistungen,  welche  die 
Glasmalerei  des  14.  Jahrhunderts  hervorgebracht  hat. 

In  Her«  Mitte  des  Mittelschiffes  befand  sich  eine  Gruft  mit 
dem  Erbbetjräbnis  der  Habsburger,  welche  dreizehn  Ange- 
hörige des  Geschlechtes  barg,  darunter  Königin  Elisabeth, 
Königin  A^nes  und  den  bei  Sempach  gefallenen  Herzog  Leo- 
pold III.  1770  liess  Maria  Theresia  sämtliche  Ueberrestc 
nach  St.  Blasien  bringen.  Ausserdem  fanden  sich  in  der 
Kirche  der  Wand  entlang  eine  Reihe  von  Gräbern,  in  denen 
zum  Teil  einige  bei  Sempach  gefallene  Edle,  zumTeil  andere 
Angehörige  des  Adels  und  bernische  Hofmeister  bestattet 
waren.  In  Königsfelden  verbrachte  der  Berner  Geschichts- 
schreiber Kranz  Ludwig  von  Haller  seine  Jugendjahre. 

Bibliographie.  Liebenau,  Theod.  v. .  Geschichte  des 
Klosters'  Königsfelden.  SA.  Luzern  1868.  —  Liebenau, 
Theod.  V.,  und  Wilh.  Lubke.  Dcu  Kloster  Königsfelden; 
hrsg.  von  der  antiquca*.  Gesellschaft  in  Zürich.  (Denk- 
male des  Hauses  Habsburg  in  der  Schweiz.  111).  Ziirich 
1867.  —  Merz,  Walter.  Führer  durch  die  Klosterkirche  zu 
Königsfelden.  Reinachl898.  —  Stammler,  J.  Die  Pflege  der 
Kunst  im  Aargau.  Aarau  1903. 

KGENIG8HORN  (Kt.  Wallis,  Bez.  Goms).  338im.  So 
nennen  die  Bewohner  von  Reckinsen  das  Blindenhorn  der 
Siegfried  karte,  während  sie  mit  dem  Namen  Blindenhorn 
oder  Blinnenhorn  nur  den  Punkt  3334  m  bezeichnen. 
Yergl.  den  Art.  Blindenhorn. 

K(ENIG8TEIN  (Kt.  Aargau,  Bez.  Aarau,  Gem.  Kütti- 
gen).590m.  Bur^uine,  auf  dem  O.-Ende  der  Egg;  1,5  km 
nw.  Kuttigen.  Die  Burg  von  Jakob  von  Kienl»erK',  söter- 
reichischem  Vogt  zu  Kiittigen,  1277  erbaut  und  bis  1355  von 
seinen  Nachkommen  iMswohnt;  1417  von  der  Stadt  Aarau 
erworben  und  1453  wieder  an  den  Patrizier  Arnold  Sc- 
gesser  verkauft.  Dann  kam  die  Burg  an  die  Komthurei  Bi 
berstein,  die  »ie  zerfallen  liess  und  sich  mit  dein  Einzug  der 
herrschaftlichen  Abgaben  begnügte.  Alle  Gater  und  Recht«- 
dieser  Komthurei  wurden  1536  von  Hdrn  angekauft. 

KGENIZ(Kt.undAmtsbez  Bern).59*2m.Gem.undPfarr - 


KAois  von  Süden. 

dorf,  am  NW.-Fuss  des  Gurten  und  an  der  Strasse  Bern- 
Sch  Warzen  bürg;  3,5  km  sw.  vom  Bahnhof  Bern  und  mit 
diesem  durch  zwei  Strassen  (über  Liebefeld  und  Holligen) 


verbunden.  Postbureau,  Telegraph, Telephon ;  Postwagen 
Bern-Schwarzenburg.  Künftige  Station  der  geplanten  Li- 
nie Bern-Schwarzenburg.  Die  ausgedehnte  Gemeinde  um- 
fasst  die  Dörfer,  Weilerund  Häusergruppen  Liebefeld, Neu- 
landorf. Steinholzli,  Mengistorf,  Gaset,  Liebewil,  Meried, 
Oberried,  Mittel  böseren,  Gauchheit,  Ober  Mittelhüseren, 
Niederscherli,  Halten,  Thaufeld,  Niederwangen,  Gruben, 
Herzwil,  Ried,  Wangenbrüggli,  Oberscherli,  Krummenegg, 
Oberulmiz,  Oberwangen.  Grafenried,  Haien,  Oberwanffen- 
hubel,  Thorisbaus  (zum  Teil),  Schliern,  Schwanden,  Wa- 
bern, Bächlelen,  Grünau,  Gurtendorf,  Lochgut,  Morillon. 
Spiegel  und  Vi ktoriaanstalt.  Zusammen  757  Häuser,  6886  re- 
form. Ew;  Dorf:  55  Häuser,  53*2  Ew.  Mühle,  Säge.  Bedeuten- 
der Holzhandel.  Schöne  Landhäuser.  In  Liebefeld  die  Zen- 
tralverwaltung und  das  bakteriologische  Laboratorium  der 
schweizerischen  landwirtschaftlichen  Versuchs-  und  Un- 
tersuchungsanstalten, sowie  eine  agrikulturchemische  An- 
stalt und  eine  milchwirtschaftliche  Versuchsanstalt.   Die 
Kirchgemeinde  KÖniz  ist  eine  der  ausgedehntesten  des  Kan- 
tons ;  sie  umfasst  neun  Schulkreise  und  zerfällt  in  die  vier 
Viertel  Köniz  (mit  Wabern,  Gurten  und  Liebefeld),  Schliern 
(mit  Oberscherli  und  Mittelhüseren),  Gasel  (mit  Nieder- 
scherli und  Mengistorf)  und  Wangen  (mit  Herzwil  und  Lie- 
bewil).  Die  sehr  alte  Pfarrkirche  steht  auf  einer  Anhötio 
und  schaut  weit  in  die  Lande  hinaus.  Sie  enthält  verschie- 
dene kostbare  Artertümer:  Glasgemälde,  Heiligenstatuen. 
Abend mahlstafel,  Fresken.  Schloss  aus  dem  Jahr  1610,  Ei- 
gentumdes  Staates  Bern  und  von  diesem  seit  einigen  Jah- 
ren zu  einer  Blindenanstalt  eingerichtet.  Daneben  uestehen 
noch  zwei  Armenhäuser  in  Klein  Wahern,  sowie  je  eino 
Hettungsanstalt  für  verwahrloste  Mädchen  in  Klein  Wa- 
bern  und  Steinholzli  und  je  eine  solche  für  Knaben  in 
Gross  Wabern,  Landorf  und  Grube.  Grab  ausder  Eisenzeil. 
Der  Ort  1016  :  Chunizis;  11  tl  und  11 18  :  villa  Chunicis. 
Die  im  10.  Jahrhundert  von  König  Rudolf  IL  von  Burgund 
gestiftete  Pfarrkirche  zu  Koniz  war  zugleich  die  Mutterkir- 
che der  Stadt  Bern  ;  das  Kirchspiel  bildete  ein  Dekanat  der 
Diözese  Lausanne  und  umfasste  u.  a.  auch  Bern,  ßümpliz, 
Neuenegg  etc.  Dann  ward  Köniz  ein  Augustiner  Chorner- 
renstift, das  1227  aufgehoben  und  mit  allen  seinen  Rechten 
auf  Köniz,  Bern  etc.  dem  Orden  dei  Deutschritter  zuge- 
wiesen wurde.  Von  deren  altem  Ritterhaus  ist  heute  nicht 
mehr  viel  zu  sehen.  Erst  1276  wurde  die  Stadt  Bern  von  der 
Kirche  zu  Köniz  losgelöst  und  zur  eigenen  Pfarrei  erhoben. 
Bern  nahm  1528  die  Komthurei  Köniz  in  Besitz,  gab  sie 
aber  infolge  des  Basler  Vertrages  1552  dem  Orden  wieder 
zurück,  wobei  dieser  freilich  die  Bedingung  einzugehen 
hatte,  dass  die  hier  von  ihm  -eingesetzten  Amtmänner  Ber- 
ner Burger  sein  mussten.  1729  kaufte  Bern  die  Deutschor- 
denskommende  Köniz  samt  allen  ihren  Rechten  um  den 
Preis  von  72000  Silberthalern  an  und   liess  sie  bis  1798 
durch  einen  Amtmann  verwalten.  Als  solcher  wohnte  hier 
1779-1785  der  preus»ische  General  von  Lentulus.  1788  ging 
Köniz  an  den  neu  errichteten  Amtsbezirk  Bern  über. 
KGENIZBERGWALD    (Kt.    und    Amtsbez.    Bern). 
570-678    m.    Grosse    und    ^utgepflegte 
Waldung,    zwischen    der  Eisenbahnli- 
nie   Bern-Thörishaus  und  der  Strasse 
Bern-Köniz-Landorf-Niederwangen.  Von 
zahlreichen     Fusswegen     durchzogen ; 
beliebtes    Ausflugsziel     der     Bewohner 
der   Stadt    Bern.    Eigentum    der  Stadt 
Bern. 

KGENIZTHAL  (Kt.  und  Amtsbez. 
Bern).  630-603  m.  Enges  Thälchen ; 
zieht  sich  von  Köniz  bis  Kehrsatz  zwi- 
schen dem  Gurten  einerseits  und 
dem  Längen berg  -  Ulmizberg  ande- 
rerseits gegen  SO.  Hänce  bewaldet,  im 
Thalboden  Aecker  undf  Wiesen.  Von 
einem  angenehmen  Spazierweg  durch- 
zogen. 

KCEPFLER,    KCEPFLENBERG 
oder  KGEPFEN8TOCK   (Kt.    Glarus 
und  Schwyz).  1895  und  1823  m.  Fels- 
kamm,  auf  der  Grenze  zwischen  den 
beiden   Kantonen    und   6   km   s.  Rei- 
chenburg.   Streicht  mit  steilen  Hängen  W.-O.  und  setzt 
sfbh  nach  0.  über  den  Brückler  und  die  Wägeten  fort, 
um   gegen   Oberumen  und  Niederurnen   sich    zu    sen- 


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KOL 


ken.  Erscheint  von  0.^  d.  h.  von  der  Schmalseite  aus 
gesehen,  trotz  seiner  nicht  bedeutenden  Höhe  als  mäch- 
tige und  kühne  Bergpyramide.  Seiner  eigentümlichen 
Gestalt  wegen  nennt  man  ihn  im  Volksmund  auch  Sü- 
schnorre  (Schweinerüssel)  oder  -  in  Einsiedeln  —  Käs- 
hissen. Der  steilwandig  ans  dem  Trebsenthal  aufsteigende 
Köpiler  bildet  ein  regelmässij^es  und  nur  ganz  leicht  nach 
N.  überliegendes  Kreidegewölbe,  das  auf  einer  Flysch- 
unterlage  ruht.  In  die  zum  grössten  Teil  aus  Urgon  be- 
stehenden Gehänge  haben  sich  zahlreiche  Runsen  einge- 
schnitten. Am  S.-Hang  die  Köpfenalp,  deren  Nummuliten- 
kalke  reich  an  Versteinerungen  (besonders  Gasteropoden) 
sind. 

KGEFPLI8HAU8  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Bischofszeil, 
Gem.  Amriswil).  460  m.  Weiler,  an  der  Kreuzung  der 
Strassen  Amriswil-Sulgen  und  Langrickenbach-Hagenwil ; 
1,8  km  sw.  der  Station  Amriswil  der  Linie  Zürich- Win- 
terthur-Romanshom.  Telephon;  Postwagen  Amriswil- 
Zihlschlacht- Bischofszeil.  14  Häuser,  70  reform,  und 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinden  Sommeri- Amriswil.  Acker- 
bau, Viehzucht  und  -handel.  Stickerei. 

K(ERBELIHORN(Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmen- 
thal).  2242  m.  Wenig  bedeutender  Gipfel,  in  der  Gruppe 
der  Spilgerten  (2479  m)  zwischen  deren  zentralem  Stock 
und  dem  Brunnenhorn  (2221  m);  so.  über  der  Alpweide 
Schafsattel  und  nw.  über  dem  Fermelthal. 

KGERBELI8FITZ  oder  K(ERBLIFt.UH  (Kt.  Fjfi- 
bürg.  Bez.  Greierz).  2106  m.  Gipfel,  in  der  Gruppe  der 
Schopfenspitze  (2109  m),  zwischen  dem  Schwarzsee  und 
Jaun ;  in  aem  von  der  Schopfenspitze  bis  zur  Spitzfluh 
nach  NO.  ziehenden  Kamm,  der  das  Thal  des  Neuchels- 
Iiaches  von  der  Vall^  des  Cemiets  oder  dem  Brecca- 
schlund  trennt.  Von  Jaun  aus  über  die  Grossbrunnenalp 
oder  vom  Schwarzsee  aus  in  je  3  Stunden  ziemlich  leicht 
zu  besteigen.  Der  prachtvollen  Aussicht  wegen  sehr  be- 
suchenswert. 

KCERBLIQEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Hochdorf,  Gem.  In- 
wil).  420  m.  3  Häuser,  an  der  Strasse  Sins-Gisikon  und 
1^  km  n.  der  Station  Gisikon  der  Linie  Zürich-Zug- 
Luzem.  35  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Kleindietwil  (Kt. 
Aargau).  Landwirtschaft.  Tiefst  gelegener  Punkt  des 
Kantons  Luzern,  nahe  dem  rechten  Ufer  der  Reuss. 

KCERB8HORN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober  Land- 
quart). 2654  m.  Gipfel,  in  der  Strelakette,  4  km  w.  Davos 
Platz  und  3  km  sw.  vom  Strelapass.  Gehört  nicht  zu  der 
schönen  Reihe  der  kühnen  Dolomit-  und  Kalkgipfel,  die 
von  Arosa  oder  Lauffwies  aus  gesehen  sich  so  prächtig 
abheben,  sondern  bildet  einen  begrasten  und  abgerunde- 
ten Rücken,  der  mit  einigen  andern  ähnlichen  Höhen 
jenen  Spitzen  gegen  Davos  zu  vorgelagert  ist.  Glied  eines 
bogen förmiffen  Kammes,  der  von  der  Küpfenfluh  zur 
Mädrij^erflun  zieht  und  das  nach  NW.  absteigende  Küp- 
fenthali  umrahmt. 

KCE8CHENR0TI  (Kt.  und  Bez.  Zürich,  Gem.  See- 
bach). 448  m.  Gruppen  von  7  Häusern;  1,5  km  n.  der 
Station  Seebach  der  Linie  Zürich-Oerlikon-Wettingen. 
41  reform.  Ew.  LandwlrtschafL 

KOQL  (HOHER>(Kt.  Graubänden,  Bez,  Inn). 2832  m. 
Wenig  bedeutender  (Gipfel,  zwischen  dem  Fluchthom  und 
dem  Gemsbleisspitz,  in  der  Kette  w.  über  dem  zum  Teil 
österreichischen  Fimbertbal ;  15  km  nw.  Hemüs.  Unmit- 
telbar 8.  unter  dem  Hohen  Kogl  das  ins  Lareinthal  hin- 
überführende Ritzenjoch  (auch  Fuorcia  da  Larein  ge- 
nannt; 2690  m). 

KOHL.  Bestandteil  von  Ortsnamen  der  deutschen 
Schweiz ;  bezeichnet  allgemein  einen  Ort,  an  dem  Holz- 
kohle gebrannt  worden  ist. 

KOHLBRUNN  oder  KOLLBRUNN  (Kt.  Zürich, 
Bez.  Winterthur,  Gem.  Zell).  497  m.  Industrielles  Dorf, 
am  rechten  Ufer  der  Töss  und  3,5  km  nw.  Zell.  Station 
der  Tössthalbahn  (Winterthur-Wald).  Postburean,  Tele- 
graph, Telephon;  Postwagen  nach  Weisslingen.  51  Häu- 
ser, 333  reform.  Ew.  3  grosse  Baumwollspinnereien. 

KOHLBRUNNEN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Wil,  Gem. 
Niederbüren).  570  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  auf  frucht- 
barem Plateau;  2,2  km  «w.  der  Station  Hauptwil  der 
Linie  Gossau-Sulgen.  32  kathol.  Ew.  Viehzucht.  'Käsei^ei. 

KOHLFIR8T(Kt.  Zürich,  Bez.  Andelftngen).  536^74 
m.  Bewaldeter  Tafelrücken,  s.  Schafifhausen  dem  Rhefn 
parallel  ziehend.  4  km  lang.  Der  flache  Rücken  verbrei- 


tert sich  von  1  km  im  NW.  bis  zu  2  km  im  SO.  und  trägt 
eine  mehr  als  30  m  mächtige  Decke  von  fluvioglazialen 
Schottern,  die  z.  T.  recht  fest  verkittet  sind  und  beson- 
ders gegen  N.  in  Steilwänden  abfollen.  Dieses  Schotter- 
feld ist  ein  ausgezeichneter  Wassersammler  und  -filter, 
an  dessen  Fuss  allseits  zahlreiche,  den  benachbarten  Ge- 
meinden zugute  kommende  Quellen  entspringen.  Das 
Liegende  der  Schotter  besteht  aus  Mergeln  und  Sand- 
steinen der  Süsswassermolasse,  die  an  einigen  Stelleo 
des  S. -Hanges  von  einer  schwachen  Schicht  von  Meeres- 
molasse  überlagert  wird. 

KOHLHALDE  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Mittelland, 
Gem.  Speicher).  870-900  m.  33  Häuser,  am  S.-Hang  der 
Vögelisegg  zerstreut  gelegen ;  600  m  n.  Speicher  und  6 
km  nö.  der  Station  Teufen  der  Strassenbahn  St.  Gallen- 
Gais.  227  reform.  Ew.  Viehzucht.  Stickerei. 

KOHLPLATZ  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarvvangen,  Gero. 
Lotzwil).  512  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  an  der  Strasse 
Lotzwil-Ober  Steckholz  und  800  m  ö.  der  Station  Lotzwil 
der  Linie  Langen thal-WoIhusen.  57  reform.  Ew.  Land- 
wirtschaft 

KOHL8CHLAQERALP  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sar- 
gans, Gem.  Mels).  14(X)-1900  m.  Grosse  Alpweide ;  umfasst 
den  ganzen  obem  Abschnitt  des  vom  Kohlschla^erbacb 
durchflossenen  und  von  links  auf  das  Seezihal  sich  öff- 
nenden Thaies;  6  km  w.  Mels.  Hütten  in  1453,  1509  und 
1600  m.  653  ha  gross,  wovon  40  ha  Wald,  525  ha  Weide- 
land, 10  ha  Sumpfland  und  78  ha  unproduktiver  Boden. 
Wird  mit  270  Stück  Vieh  bezogen. 

KOHL8CHLAQERBACH  (Kt  St.  Gallen,  Bez.  Sar- 
ffans).  Wildbach ;  entspringt  am  O.-Hang  des  Guli  und 
Walenkammes  in  2240  m,  durchfliesst  die  Kohlschlager- 
alp und  die  Mädemseralp,  erhält  dann  den  Namen  Roll- 
bach  und  mündet  nach  1()  km  langem  Lauf  in  der  Rich- 
tung SW.-NO.  zwischen  Mels  und  Flums  in  448  m  von 
links  in  die  Seez.  Hat  sich  im  Mittellauf  eine  tiefe  Wald- 
schlucht ausgewaschen. 

KOHL8CHLAGERFURKEL  (Kt.  St.  Gallen,  Bez. 
Sargans).  Etwa  2200  m.  Scharte  im  Kamm  s.  vom  Weis- 
senberg;  verbindet  das  hinter  Flums  aufsteigende  Schilz- 
bachthal  mit  dem  Thal  des  3  km  nw.  Mels  von  links  in 
die  Seez  mündenden  Kohlschlagerbaches. 

KOHLTHAL  (Kt.  Nidwaiden).  1100-780  m.  6  km 
langes  Thal ;  steigt  vom  Schwalmis  nach  N.  ab  und  öffnet 
sich  bei  der  Häusergruppe  Sagendorf  auf  die  Mulde  von 
Emmetten.Von  dem  aus  zahlreichen  kleinen  Wasseradern 
sich  bildenden  Kohlthalbach  durchflössen.  Wird  vonO. 
nach  W.  vom  Niederbauen  oder  Seelisbergerkulm  (1927 
m),  Oberbauenstock  oder  Bauberg  (2121  m),  Zingel  (1896 
m),  Schwalmis  (2250  m),  Heitliberg  (1781  m)  und  Klewen- 
stock  (1751  m)  umrahmt.  Im  Thal  die  Hüttengruppen  und 
Alp  weiden  Tristelenberg  und  Starten,  darüber  die  Alpen 
Isenthal,  Femithal,  Hohberg-,  Niederbauen-  und  Ober- 
bauenalp. Anstiegsroute  auf  Schwalmis,  Oberbauen  und 
Niederbauen  (Weg  durch  den  S.  A.  C.  rot  markiert).  , 

KOHLTHAL  (Kt.  Uri).  1230-440  m.  Kleines  Wald- 
thälchen,  zwischen  Oberbauensto$k  und  Scheidegg;  öffnet 
sich  500  m  s.  Bauen  auf  das  liinke  Ufer  des  Urnersaes. 
1,3  km  lang.  Fussweg  über  die  Furkelen  nach  Isenthal. 

KOHLTHALBACH  (Kt.  Nid walden).  Wildbach;  ent- 
springt mit  mehreren  Quellarmen  am  N.-  und  NO.-Hang 
des  Schwalmis  (2250  m),  durchfliesst  das  Kohlthal,  wo 
er  zahlreiche  kleine  Neoenadem  (Stierenbach,  Isenthal- 
bach  etc.)  aufnimmt,  und  tritt  bei  Sagendorf  auf  die  Mulde 
von  Emmetten  aus,  um  dann  durch  eine  wilde  und  un- 
zugängliche Schlucht  dem  S.-Ufer  des  Vierwaldstätter- 
sees  zuzueilen  und  bei  Riselten  (zwischen  Beckenried  und 
Treib  und  gegenüber  Gersau)  in  437  m  zu  münden. 

KOHLWIE8  (Kt.  Zürich,  Bez.  Pfäfßkon,  Gem.  Stei^ 
nenberg).  680  m.  Gruppe  von  3  Häusern,  am  linken  Ufer 
des  Steinenbaches  und  1,5  km  n.  Sternenberg.  18  reform. 
Ew.  Viehzucht.  Schulhaus  für  die  zählreichen  in  der 
Gegend  zerstreut  gelegenen  Höfe. 

KOLBBNROTI  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Rorschach,  Gem. 
Rorschacherberg).   Häusergruppe.  S.  den  Art.  KolprCti. 

KOLENTONIWALD  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  See). 
1050-1220  m.  Wald,  am  W-Hang  des  Regelsteins  und  3 
km  nö.  Gauen.  2  km  lang  und  60Ö  m  breit. 

KOLLBRUNN  (Kt.  Zürich,  Bez.  WinteHhur,  Gern* 
Zell).  Dorf.  S.  den  Art.  Kohlbrunn. 


KOL 


KON 


765 


H  50  000 


KOLLERBERQ  (Kt.  St- Gallen,  Bez.  Tablat,  Gem. 
Häffgenswil).  587  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  auf  einer 
Anhöhe  sw.  über 
dem  Finkenba- 
cherweier  und  6,6 
km  nö.  der  Sta- 
tion Hauptwil  der 
Linie  Gossau-Sul- 
ffen.29kathol.  Ew. 
Viehzucht. 

KOI.LER- 
HCERNER    (Kt. 

Wallis,  Bez. 
Goms).  2504  und 
2746  m.  Zwei  Gip- 
fel, dem  Schien- 
hom  ( 2925  m ) 
nach  NW.  vorge- 
lagert; 2,3  km  so. 
vom  Weiler  Im 
Feld  im  ßinnen- 
thal.  Beide  Spitzen 
von  Binn  aus  über 
die  sie  trennende 
Scharte  in  3  Stun- 
den zugänglich. 

KOLLER- 
MÜHLE  (Kt.  und 
Gem.  Zug).  421  m. 
Gruppe  von  2  Häu- 
sern, an  der  Lorze 
nahe  ihrer  Mün- 
dung in  den  Zu- 
gersee,  an  der 
Strasse  Cham-Zug 
und  2,5  km  nw. 
vom  Bahnhof  Zug. 
Telephon.  20  ka- 
thol.  Ew.  Grosse 
Mühle  mit  Gast- 
wirtschaft und 
eine  Baum  Wollwe- 
berei. 

KOLLERTO- 
BEL  (Kt.  Züiich, 
Bez.  Pfafllkon). 
Tobel,imThaldes 
von    Sternen  berg 

herkommenden 
und  bei  Blitterswil 
von  rechts  in  die 
Töss  mündenden 
Lochbaches.  Hier 
auch  die  Höfe  und 

Schulgemeinde 
Kollertobel,  deren 
Schulhaus  in  710 
m  zwischen  Vor- 
der Tobel  und  Hin- 
ter Tobel  steht. 


Kantons.  Grenzt  im  S.  mit  dem  W.-Abschnitt  des  Buch- 
holterberges  und  mit  der  Rotachen  an  den  Amtsbezirk 


Rüderswu 
^••'^y    Lauperswin 


iLBAO* 


Amtsbesirk  Ronolfingeo. 


VJkUimgtr  ac 


KOLFRÜTI  oderKOLBENRÜTI-FROHNBERQ 

(Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Rorschach,  Gem.  Rorschacherberg). 
650  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  an  dem  mit  Weinbergen, 
Wiesen  und  Wald  bestandenen  N.-Hang  des  Rorschacher- 
berg und  bei  der  Quelle  des  Mühlbaches;  2,9  km  so.  der 
Station  Rorschach.  34  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Ror- 
schach. Wiesenbau  und  Viehzucht. 

KOMBERQ  (Kt.  Zürich,  Bez.  Winterthur).  573  m. 
Völlig  bewaldeter  Molasserücken;  zieht  zwischen  dem 
Dorf  Brütten  und  dem  Weiler  Neuburg  von  S.  nach  N; 
3  km  sw.  Winterthur.  Der  s.  Abschnitt  wird  auch  als 
Dättnauerberg  besonders  benannt,  und  der  O.-Hang  heisst 
Gelbrisirain.  Am  N.-  und  S.-Fuss  einige  Sumpfwiesen. 

KOMET8R0TI  (Kt.  Luzern,  Amt  Sursee,  Gem.  Wol- 
husen).  575  m.  Gruppe  von  4  Häusern,  am  linken  Ufer 
der  Kleinen  Emme  und  2  km  von  der  Station  Wolhusen 
der  Linie  Bern-Luzern.  30  kathol.  Ew.  Viehzucht. 

KONOLFINQBN.  AMTSBEZIRK  des  Kantons  Bern. 
21240  ha  gross  und  27869  Ew.,  also  131  Ew.  auf  1  km*. 
Teil  des  Berner  Mittellandes  und  fruchtbarste  Gegend  des 


Thun,  im  0.  an  den  Amtsbezirk  Signau,  im  N.  an  die 
Amtsbezirke  Burgdorf  und  Bern  und  im  W.  an  den 
Amtsbez.  Seftigen,  von  dem  ihn  zwischen  Uttigen  und 
Allmendingen  die  Aare  trennt.  Berg-  und  Hügelland,  daA 
sich  ge^en  die  Aare  zu  abdacht  und  hier  mit  einer  1-2 
km  breiten,  fruchtbaren  Ebene  endigt.  Auf  diese  Ebene 
laufen  eine  Reihe  von  meist  SW.  ziehenden  Höhenzügen 
aus,  deren  bemerkenswerteste  der  Buch  hol  terberg  zwischen 
der  Rotachen  und  dem  Jasbach,  der  Kurzen  berg  zwischen 
demJasbach  und  der  Kiesen  und  die  Hügel  n.  der  Bahnlinie 
Bern-Luzern  sind.  Bewässert  wird  derAmtsbezirk  vonder 
Aare,  der  vom  Fuss  der  Honegg  kommenden  Rotachen,  der 
im  Hüniger  Moosentspringenden  Kiesen,  der  von  Schlosswil 
und  Worb  kommenden  Worblen,  dem  bei  Linden  ent- 
springenden Jasbach  und  dem  Biglenbach,  dessen  Quelle  am 
Eflasenhubel  liegt.  Umfasst  34  Gemeinden:  Aeschlen,  Ami, 
Ausserbirrmoos,  Bi^len,  Bleiken,  Bowil,  Brenzikofen,  Frei- 
mettigen,  Gisenstein,  Häutligen;  Herbligen,  Gross  Höch- 
stetten,  Innerbirrmoos,  Kiesen,  Landiswil,  Mirchel,  Mün- 
singen, Niederhünigen.  Niederwichtrach,  Oberdiessbach, 


7öö 


KON 


KOB 


Oberthal,  Oberwichtmch,  Oppligen.  Otterbach,  Bubigen, 
Schlosawil,  Stalden,  Tägertscni,  Walkriogen,  Worb  und 
Zäziwil.9Kirch(<emeinden:  ßiglen,  Diessbach,  Grosshöch- 
btelten,  Kurzenber^,  Münsingen,  Walkringen,  Wichtrach, 
Worb  und  Wil.  Die  produktive  Fläche  des  Amtsbeiirkes 
umfasst  20100  ha  und  verteilt  sich  wie  folgt: 

Aecker  und  Gärten  4810  ha 

Kunstwiesen  6630  » 

Wiesen  3-255  » 

Wald  5405  * 

Zusammen  ^20100  ha 

Auf  14611  ha  stehen  Obstbäume  und  zwar  106826  Apfel-, 
33003  Bim-,  51520  Kirsch-,  17190  Pflaumen-  und  2578 
Nussbäume,  wozu  noch  3372  Spaliere  kommen. 
Die  Viehslatistik  ergibt  folgende  Zahlen  : 

1886     1896      1901 
Rindvieh  15953    17688    19931 

Pferde  1717      1^60      2073 

Schweine  6436      8700     9036 

Schafe  3203      2127      1U2 

Ziegen  2725     2586      1885 

Bienenstöcke     2877      4030      4409 
1886  zählte  man  3096  Viehbesitzer,  1896  deren  3011  und 
1901  deren  3032. 

Di"  27869  Ew.  des  Amtsbezirkes  bewohnen  3704  Häuser 
in  5217  Haushaltungen;  27700  reformierte  und  178  kathol. 
Ew.  deutsch^'r  Zunge.  Die  Mehrzahl  der  Bewohner  beschäf- 
tigt sich  mit  Landwirtschaft ;  bloss  2751  Personen  betrei- 
ben ein  Handwerk  oder  sind  in  industriellen  Be- 
trieben tätig.  Man  zählt  104  Primarschulen  mit 
5213  Schülern  und  33  Fortbildungsschulen.  Sekun- 
därschulen bestehen  in  Biglen,  Diesshach.  Höch- 
stetten,  Münsingen  und  Worb.  Mineralquellen  in 
Enggistein,  Rultihubel,  Schwendlenbad,  Wildenei- 
bad,  Löchlibad  und  Schlegweg  Den  Bezirk  durch- 
ziehen die  Eisenbahnlinien  Bern-Thun  (Stationen 
Ruhigen,  Münsingen.  Wichtrach  und  Kiesen),  Bern- 
Luzem  (Stationen  Worb,  Tägertschi,  Konolfingen 
imd  Zäziwil)  und  Burgdorf-Thun  (Stationen  Walk- 
i'ingen,  Bit^len,  Höchstetten,  Konolßngen,  Stalden 
und  Diessbach).  Die  Aare  ist  viermal  überbrückt : 
hei  Uttigen  und  Kiesen,  beim  Thalgut  unterhalb 
Wichtrach  unb  nahe  Hunziken.  Postwagen kurse 
Biglen-Arni,  Biglen -Enggistein,  Worb-Enggistein- 
Walk ringen,  Grosshöchstetten-Schlosswil,  Worb- 
SchlosswiKOberdiessbach-Linden-Heimenschwand, 
Thun-Lindeii.  Wichtrach-Gerzensee  und  Wichtrach- 
Kirchdorf.  Wichtigste  Strassen:  Kieaen-Münsingen- 
Rubigen,  Kiesen-Üiessbach-Konolßngen,  Höchstet- 
ten-Biglen- Walkringen,  Kiesen-Diessbach -Linden 
mit  Verzweigungen  nach  Röthenbach  und  Heimen- 
schwand, BIglen-Worb,  Muri -Worb -Walkringen, 
Worb-Höchstetten-Zäziwil,  Münsingen-Konol fingen, 
Rubigen-Belp,  Wichtrach-Gerzensee  und  Biglen-Rüders- 
wil. 

Bis  1798  bildete  der  jetzige  Amtsbezirk  Konolfingen  eines 
der  beiden  Berner  Landgerichte  rechts  der  Aare.  Gehörte 
ursprünglich  zu  Burgund  und  dann  der  Reihe  nach  den 
Zähringern,  Kiburgern,  Habsburgern  und  seit  1406  der 
Stadt  Bern.  1409  fixierte  der  Rat  zu  Bern  genau  die  Gren- 
zen dieses  Landgerichtes,  das  sich  damals  bis  pgen  Zol- 
likofen  erstreckte,  aber  den  s.  Abschnitt  des  jetzigen  Amts- 
bezirkes nicht  mit  umfasste.  Später  wurde  es  von  dem 
Venner  der  Metzgerzunft  und  zwei  Freiweibeln  verwaltet, 
deren  einer  dem  sog.  Oberen  und  deren  anderer  dem 
Unteren  Landgericht  vorgesetzt  ^ar.  Üas  Obere  Landge- 
richt umfasste  1)  Möschberg  und  Vielbringen,  2)  Worb 
und  Wikartswil  und  3)  Wil.  Grosshöchstetten  und  Ober- 
hünigen;  das  Untere  Landgericht  umfasste  1)  Rubisen 
und  Stalden.  2)  Trimstein,  3)  Ober  Gisenstein,  4)  Nieder- 
hünigen,  5)  Niederwichtrach,  6)  Oberwichtrach,  7)  Kiesen 
und  8)  Uttigen.  Der  Amtsbezirk  Konolfingen  in  seiner 
heutigen  Umgrenzunff  datiert  aus  1803.  1863  wurde  die 
Kirchgemeinde  Buchhollerberg  davon  losgelöst  und  dem 
Amtsbezirk  Thun  zugeteilt. 

KONOLFINGEN  (Kt.  Bern,  AmUbez.  Konolfinffen, 
Gem.  Gisenstein).  716  m.  Dorf,  an  der  Strasse  Buntdorf- 
Thun  ;  3  km  ö.  Gisenstein  und  1,5  km  nw.  der  Station 
Konolfingen-Stalden  der  Linien  Bern-Luzern  und  Burg- 


dorf-Thun. Postablage,  Telegraph,  Telephon.  53  Häuser, 
450  refonn.  Ew.  Kirchgemeinde  Münsingen.  Landwirt- 
schaft, Acker-  und  Obstbau.  Torfgruben.  Das  Dorf  bildet 
keine  eigene  politische  Gemeinde,  obwohl  der  Amtsbe- 
zirk nach  ihm  benannt  ist  (das  gleiche  trifft  im  Kanton 
Bern  auch  noch  für  das  Dorf  SchwarzenburR  zu).  Nahe 
dem  Dorf  ein  Haus,  das  heute  noch  a  Landstuhl  •  genannt 
wird,  weil  hier  bis  1798  unter  einer  Linde  Recht  gespro- 
chen wurde.  Münzen  aus  der  römischen  Kaiserzeit.  1148  : 
Chonolfingen  ;  1240  :  Chunolfingen  =  bei  den  Nachkom- 
men des  Kunolf. 

KOPF  nennt  man  in  der  deutschen  Schweiz  einen  Gip- 
fel oder  eine  Höhe  von  mehr  oder  weniger  abgerundeter 
Form. 

KOPF  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Sargans).  1998  m.  Gipfel; 
1.2  km  nö.  vom  Alvier  und  mit  ihm  durch  den  Barbieler- 
grat  verbunden  ;  5-6  Stunden  w.  über  Sevelen. 

KOPF  <QR088  und  KI.EIN)(Kt.  Granbundpo,  Bez. 
Plessur).  Etwa  1720  und  1530  m.  Zwei  Felsköpfe,  die  nach 
allen  Seiten  in  Steilwänden  abfallen,  an  denen  einige 
kümmerliche  Baumgruppen  haften  ;  in  dem  vom  Für- 
hörn li  (Kette  des  Hochwang)  gegen  die  Rote  Platte 
(150S  m)  nach  N.  absteigenden  Zackenkami^.  Von  Chur 
aus  durch  wilde  Tobel  in  2  Vr3  V«  Stunden  Zugänglich. 

KOPPIGEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Burgdorf).  476  m. 
Gem.  UDd  Pfarrdorf,  zu  beiden  Ufern  der  Oesch  und 
4  km  ö.  der  Station  Utzenstorf  der  Linie  Burgdorf-Solo- 
thurn.  Postbureau,  Telegraph,  Telephon  ;  Postwagen 
nach  llerzogenbuchsee,  Kirchberg,  Utzenstorf  und  Wini- 


Kirche  Koppigeo. 

gen.  Gemeinde,  mit  Oeschberg  und  St.  Niklau« :  127 
Häuser,  1102  reform.  Ew.;  Dorf:  111  Häuser,  992  Ew. 
Landwirtschaft.  Käserei.  Zigarren-  und  Tabak fabrik.  An 
demlOMinutenvom  Dorf  entfernten  Feugellierg  wird  ein 
Asyl  für  Unheilbare  erstellt  werden.  Die  Kirchgemeinde 
Koppigen  umfasst  die  Gemeinden  Koppigen,  Alchenstorf, 
Hellsau,  Höchstetten  und  Willadingen  mit  zusammen 
2424  reform.  Ew.  Nach  dem  Erlöschen  der  Herren  von 
Koppigen  kam  deren  Burg  an  die  Edeln  von  Thorberg, 
wurde  aber  von  den  Bemern  im  Sempacherkrieg  1386 
zerstört.  Der  letzte  Thorberger,  Graf  Peter,  vergabte  die 
Herrschaft  Koppigen  dem  von  ihm  gestifteten  Kloster 
Thorberg.  Das  Dorf  gehörte  bis  1798  zur  Landvogtei 
Thorberg.  Kirche  sUmmt  aus  dem  Jahr  1723 ;  die  Kirchen 
zu  Alchenstorf  und  Hellsan  schon  längst  zerfallen.  Grab- 
hügel. 1181 :  Chopingen. 

KORANTEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Trachselwald, 
Gem.  Wissachengraben).  710  m.  Grujjpe  von  6  Häusern, 
an  der  Wissachen ;  1,6  km  w.  Eriswil  und  4,5  km  sw. 
der  Station  Huttwil  der  Linie  Landen thal-Wolhusen.  39 
reform.  Ew.  Kirchgemeinde  Eriswil.  Landwirtschaft. 

KORBER8  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Greierz).  Gem.  und 
Dorf.  S.  den  Art.  Corbi£:res. 

KORNBBRG  (Kt.  Aargau,  Bez.  Laufenburg,  Gem. 
Herznach  und  Ueken).  515-554  m.  Höhenrücken  mit  zei^ 
streut  gelegenen  Höfen,  deren  jeder  seinen  eigenen  Na- 


KOR 


KRi£ 


767 


inen  trägt;  2,3  km  wnw.  Herznach  und  4  km  s.  der  Sta- 
tion Prick  der  Linie  Zurich-Brugg-Basel.  8  Häuser,  43 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Herznach.  Lind  Wirtschaft. 
Römische  Altertümer. 

KORNBERG  (Kt.  SchalThausen,  Bez.  Ober  Klett- 
gau). 783  m.  Abgerundeter  und  völlig  bewaldeter  Höhen- 
rücken, Teil  des  Banden  ;  zwischen  den  Dörfern  Löh- 
ningen und  Sillingen  und  1,5  km  ö.  von  letzterem. 

KORNBERG  (HINTER  Und  VORDER)  (Kt.  St. 
Gallen,  Bez.  Ober  Bheinthal,  Gem.  Altstätten).  500-1000 
m.  So  heissen  der  SO.-Hang  der  Honegg  und O-Hnng der 
Kellersegg  ;  zwischen  dem  Tobelbach  und  Brendenbach 
und  von  einander  durch  den  Donnerbach  getrennt ;  nw. 
über  Altstätten.  Von  der  Strasse  Altstätten-Trogen  durch- 
zogen und  mit  zahlreichen  Höfen  bestanden.  Früher 
Aecker,  heute  meist  saftige  Wiesen  und  Wald.  Bilden 
zwei  Boden  der  Gemeinde  Altstatten  mit  je  einer  refor- 
mierten und  katholischen  Schule.  Zusammen  174  Häuser, 
773  kathol.  und  reform.  Ew.  Kirchgemeinden  Altstätten. 
Obst-  und  Wiesenbau,  Viehzucht. 

KORNWEIDLI  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Nieder  Simmen- 
thal.  Gem.  Spiez).  640  m.  Weiler,  700  m  w.  der  Station 
Spiez  der  Linie  Thun-lnterlaken.  12  Häuser,  81  reform. 
Ew.  Landwirtschaft. 

K08TH0FEN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Aarberg,  Gem. 
Grossaflbltern).  482  m.  Gemeindeabteilung  und  Weiler, 
ander  Mündung  des  Allenwilbaches   in   den  Lissbach  ; 

2  km  sw.  GrossalToltem  und  800  m  so.  der  Station  Suberg 
der  Linie  Bern-Biel.  Telephon.  Zusammen  26  Häuser,  155 
reform.  Ew.  ;  Weiler :  22  Häuser,  130  Ew.  Acker-  und 
Futterbau,  Viehzucht.  Käsereien.  Keltisch-römische  und 
Alemannengräber. 

KOTHLOCH  oder  KODLOCH 
(Kl.  Luzern.  Amt  Sursee,  Gem.  Neuen- 
kirch). 600  m.  Gruppe  von  5  Häusern  ; 

3  km  s.  Neuenkirch  und  4,5  km  sw. 
der  Station  Botenburg  der  Linie  Lu- 
zern-Olten.  31  kathol.  Ew.  Kirchge- 
meinde Hellbühl.  Landwirtschaft;  Bie- 
nenzucht. 

KOTTEN  (Kt.  Luzern,  Amt  und  Gem. 
Sursee).  515  m.  Gruppe  von  4  Häusern, 
an  der  Strasse  Mauensee-Sursee  und 
200  m  nw.  der  Station  Sursee  der  Li- 
nie Liizern-Olten.  77  kathol.  Ew.  Acker- 
und  Obstbau,  Viehzucht  und  Milchwirt- 
schaft. Der  Name  vom  mittelhochdeut- 
schen cliotie  =  Hütte. 

KOTTENRAIN    (Kt.   Zürich,    Bez. 
und  Gem.  Borgen).  474  m.  Gruppe  von 
3  Häusern  ;  900  m  so.  der  Station  Hor- 
een  der  linksufrigen  Zürichseebahn  (Zürich-Wädenswil- 
Ziegelbrücke).  32  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

KOTTWIL  (Kt.  Luzern,  Amt  Willisau).  531  m.  (]^m. 
und  Dorf,  an  der  Strasse  Wiliisau-Sursee  und  4  km  sw. 
der  Station  Sursee  der  Linie  Luzern-Olten.  Postablage ; 
Postwagen  Sursee-Willisau.  Gemeinde,  mit  Seewagen 
und  Zuswil :  51  Hauser,  418  kathol.  Ew. ;  Dorf:  26  Häuser, 
220  Ew.  Kirchgemeinde  Ettiswil.  Acker-  und  Obstbau, 
Viehzucht  und  Milchwirtschaft.  Käserei.  Torfgrube.  Auf 
dem  Gütsch  ein  Befugium  ;  auf  dem  Kidli  Beste  einer 
römischen  Siedelung  ,  am  Stritrain  Alemanneni^räber. 
846  :  Cotinuswilare  ;  1036  und  1277  :  ChoUenwile  ;  1306  : 
Kotwil  =  Dorf  des  Kotto. 

KOTTWILBR  G0T8CH  (Kt.  Luzern,  Amt  Wil- 
lisau). 650  m.  Höhenrücken  ;  zieht  vom  linken  Ufer  des 
Sempachersees  gegen  SW.  bis  zu  den  Dörfern  Kottwil 
und  Zuswil.  Der  Ueberlieferung  nach  soll  auf  der  Hohe 
einst  eine  Burg  gestanden  haben,  die  mit  der  gegenüber- 
liegenden Burg  Kasteln  durch  eine  lederne  Hängebrücke 
verbunden  gewesen  sei.  Die  tatsächlich  aufgemndenen 
Spuren  einstiger  Befestigungsanlagen  sind  aber  wahr- 
scheinlich nur  Beste  von  Erdwällen,  wie  sie  von  den 
keltischen  und  germanischen  Ansiedlern  aufj^eworfen  zu 
werden  pflegten.  Ausserdem  Ueberreste  einer  Bömer- 
siedelung  und  ein  alemannisches  Gräberfeld. 

KRACHEN,  KRACHI.  Häuflger  Ortsname,  besonders 
in  den  Kantonen  Bern,  Freiburg  und  Luzern  oft  anzutref- 
fen ;  bezeichnet  ein  enges  und  tiefes  Tobel,  eine  Schlucht 
oder  einen  Abgrund.  Vom  Ausdruck  chrachen  =  krachen. 


KRACHEN  (Kt.  Luzern,  Amt  Entlebuch,  Gem.  Bo- 
moos).  900-1200  m.  Gemeindeabteilung,  am  NO. -Hang 
des  Napf  und  im  Thal  des  Krachen baches ;  5  km  nw. 
Bomoos.  4  Häuser,  35  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Menz- 
berg.  Schulhaus.  Viehzucht. 

KRACHEN  (IM)  (Kt.  Freiburg,  Bez.  Sense,  Gem.  St. 
Silvester).  859  m.  Weiler,  über  dem  linken  Ufer  des 
Aergcrenbaches  (G^rinc) ;  800  m  so.  St.  Silvester  und 
12,8  km  so.  vom  Bahnhof  Freiburg.  11  Häuser,  45  kathol. 
Ew.  deutscher  Zun^e.  Acker-  und  Wiesenbau,  Viehzucht, 
Holzhandel.  Strohflechterei. 

KRACHENBACH  (Kt.  Luzern;  Amt  Entlebuch). 
Wildbach  ;  entspringt  am  N.-Hang  des  Hengst  in  1360  m, 
fliesst  als  Grenzbach  zwischen  den  Aemtern  Entlebuch 
und  Willisau  durch  ein  bewaldetes  Thal  und  mündet 
nach  4,5  km  langem  Lauf  in  der  Bichtung  nach  N.  und 
NO.  1,8  km.  sw.  Menzbtrg  in  790  m  von  rechts  in  die 
Kleine  Fontannen. 

KRACHENHORN  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Ober 
Landquart).  2894  m.  Einer  der  Hauptgipfel  der  Mon- 
steinerkette,  1  km  so.  vom  Ducanpass  ( Davos-Sertig- 
Bergun)  und  4  km  so.  Monstein.  Wird  weit  weniger  be- 
sucht als  seine  aussichtsreicheren  Nachbarn  Aelplihorn 
(30tO  m)  und  Stulsergrat  (Muchetta  2627  m). 

KRACHIHORN  (Kt.  Bern,  Amtsbez.  Ober  Simmen- 
thal).  1699  m.  Felssporn,  dem  Bäderhorn  (2010  m)  nach 
NO.  vorftelagert,  im  Bergland  zwischen  Jaun  und  Bolti- 
I  gen  ;  2  3  Stunden  nö.  Jaun  (Bellegarde).  Trägt  zu  oberst 
I  ein  kleines  Basenplateau,  das  zur  Fluhalp  gehört. 
I  KRADOLF  (Kt.  Thurgau,  Bez.  Bischofszell.  Gem. 
I  Sulgen).  467  m.  Gemeindeabteilung  und  Dorf,  am  rech- 


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Kradolt'  von  Oslen. 

ten  Ufer  der  Thur  und  2,5  km  so.  Sulgen.  Station  der 
Linie  Sulgen-Go^^sau.  Postbureau.  Telegraph,  Telephon. 
Zusammen  mit  Ober  Au  und  Unter  Au  :  84  Häuser,  649 
zur  Mehrzahl  reform.  Ew.;  Dorf:  68  Häuser,  564  Ew.  Von 
der  einst  hier  stehenden  Burg  sind  nur  noch  Beste  des 
Grabens  erhalten.  Wiesen-,  W*»in-  und  Obstbau,  Wal- 
dungen. Käserei.  Brücke  über  die  Thur  nach  demgegen- 
über gelegenen  Schönenberg.  Schiess-  und  Gesangve- 
rein. Säge  und  Parketterie,  Herstellung  von  landwirt- 
schaftlichen Geräten  und  Maschinen.  Eine  Teigwarenfa- 
brik und  eine  Hafermehlmühle.  Stickerei.  Ausfuhr  von 
Gemüse  nach  Herisau  und  St.  Gallen.  Handel  mit  Futter 
und  Stroh.  Im  Thurbett  wird  Sand  und  Kies  ausgebeutet. 
Konsortium  zur  Erstellung  einer  Trinkwasserversprgung. 
Die  Ortschaft  hat  sich  rasch  entwickelt ;  zählte  1888  nur 
34  Häuser  und  30t  Ew.  Geschichtliche  Notizen  s.  beim 
Art.  Sulgen. 

KRiEHBACH  (Kt.  Zürich,  Bez.  Horgen.  Gem.  Wä- 
denswil).  440  m.  Weiler,  1  km  nw.  der  Station  Wädens- 
wil  der  linksufrigen  Zürichseebahn  ( Zürich- Wädenswil- 
Ziegelbrücke).  12  Häuser,  78  reform.  Ew.  Wiesenbau. 

KRiEHEGG  (Kt.  Appenzell  A.  B.,  Bez.  Hinterland, 
Gem.  Urnäsch).  850-920  m.  8  Häuser,  auf  den  Höhen  ö. 
Urnäsch  zerstreut  ee legen  ;  1.3  km  so.  der  Station  Ur- 
näsch der  Appenzellerbahn  (Winkeln-Herisau-Appenzell). 
95  reform.  Ew.  Viehzucht.  Bienenzucht.  Stickerei. 

KROCHEN,  KRAIBN.  Ortsname, für  sich  und  in  Zu- 
sammensetzungen häuft(|[  vorkommend  ;  fast  immer  einer 
frei  stehenden  Höhe  beigelegt.    Vom  Ausdruck  Krai  = 


768 


KßiE 


KRA 


Ruf,  Schrei  herzuleiten.  Vergl.  Brandstetter,  J.  L.  Signal- 
punkte  in  den  schtoeiz.  Ortsnamen,  (Geschichtt freund. 
Band  44,  1889). 

KROCHEN  (Kfc.  Thurgau,  Bez.  Arbon,  Gem.  Hemmers- 
wil).  452  m.  Gruppe  von  6  Häusern ;  1,2  km  w.  der 
Station  Amriswil  der  Linie  Zfirich-Winterthur-Romans- 
hom.  24  reform,  und  kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Som- 
meri-Amriswil.  Wiesen- und  Obstbau.  88o:  Chreinthorf. 

KRiCHENBOHL  (Kt.  Aanrau,  Bez.  Muri,  Gem. 
Muhlau).  453  m.  Gruppe  von  9  Hausern,  über  dem  linken 
Ufer  der  Beuss ;  200  m  s.  der  Station  Mühlau  der  Linie 
Aarau-Lenzburg- Rotkreuz.  61  kathol.  Ew.  Ackerbau  und 
Viehzucht. 

KRiCHENBOHL  (Kt.  und  Bez.  Schwyz,  Gem.  Arth). 
766  m.  3  Höfe,  am  O.-Hang  der  Rigi  Scheidegg.  Halte- 
stelle der  Arlh-Rigibahn.  In  der  Nähe  die  senkrechte 
Krähbuhlwand,  längs  welcher  die  Bahn  sich  hinzieht.  20 
kathol.  Ew.  FulterbiBiu  und  Viehzucht.  Schöne  Aussicht 
auf  Goldau,  Arth,  Steinen,  den  Lowerzer-  und  Zugersee. 

KRiCHENKGEPFE  (Kt.  Graubünden,  Bez.  Heinzen- 
berg).  Wild  zerrissene  Felsköpfe,- im  N. -Grat  des' Piz 
Beverin  (30(K)m) ;  fallen  gegen  dieNollaschlucht  in  steilen 
und  von  Runsen  zerfressenen  Wänden  ab.  Der  Weg  von 
Thusis  über  den  Glaspass  auf  den  Piz  Beverin  führt  über 
den  W.-Hang  der  Krahenköpfe. 

KRiCHENBEEWALD  ( Kt.  St.  Gallen.  Bez.  Rorschach 
und  Unter  Rheinthal).  500-650  m.  Waldung,  mit  dem 
Wartenseewald  zusammen  über  dem  Weiler  Buchen  ge- 
legen. 53  ha  gross.  Grosse  Steinbrüche  in  Privatbesitz,  in 
denen  jährlich  für  20000  Franken  Steine  gebrochen 
werden. 

KRiEHBTEL(Kt.  Zürich,  Bez.  Dielsdorf.  Gem.  Buchs). 
500  m.  Gruppe  von  5  Häusern,  am  S.-Fussdes  Schwenkel- 
bergs und  1,5  km  ö.  der  Station  Buchs  der  Linie  Bülach- 
Baden.  26  reform.  Ew.  Landwirtschaft. 

KRiCHTOBEL  (Kt.  Appenzell  A.  R.,  Bez.  Vorderland, 
Gem.  Grub)  841  m.  Weiler,  an  der  Grenze  gegen  den 
Kanton  St.  Gallen,  an  der  Strasse  Heiden-Eggersriet,  500 
m  sw.  Grub  und  3  km  w.  der  Station  Heiden  der  Berg- 
bahn Rorschach-Heiden.  10  Häuser,  63  reform.  Ew.  Vieh- 
zucht. 

KRiCIQEN  oder  KR AYIQEN  (Kt.  und  Amtobez.  Bern, 
Gem.  Muri).  557  m.  Weiler,  am  recliteu  Ufer  der  Aare 
und  800  m  so.  der  Station  Muri  der  Strassenbahn  Bern« 
Muri-Worb.  12  Häuser,  42  reform.  Ew.  Acker-  und 
Futterbau. 

KRiEMERKCEPFE  (Kt.  Graubänden,  Bez.  Ober  Land- 
quart).  2605,  2812  m.  Kamm  mit  verschiedenen  einzelnen 
Felsköpfen,  zwischen  dem  Silvretta-  und  dem  Verstankla- 

Sletscher  und  in  Steilhängen  zu  diesem  abbrechend.  Von 
er  Silvrettahülte  des  S.  A.  C.  aus  oft  bestiegen.  Sehr 
schöne  Aussicht  auf  die  beiden  Gletscher  und  die  um- 
liegende Gebirgswelt.  Liegen  auch  an  der  Anstiegsronte 
von  der  Silvrettahütte  zum  Verstau klathor  oder  Verstankki- 
horn.  Der  Kamm  der  Krämerköpfe  setzt  sich  nach  SO.  im 
Gletscherkamm  fort. 

KRiCZEREN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Gossau,  Gem. 
Straubenzell).  606-640  m.  Dorf,  über  dem  linken  Steil- 
ufer der  Sitter,  an  der  Strasse  Winterthur  St.  Gallen  und 
1,1  km  nö.  der  Station  Winkeln  der  Linie  Zürich-Winter- 
thur-St.  Gallen.  Telephon.  21  Häuser,  215  reform,  und 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinden  Bruggen.  Maschinenfabrik; 
Papierfabrik,  1566  von  Abt  Bernhard  von  St.  Gallen  ge- 
gründet. Die  einst  in  der  Nähe  stehende  Burg,  1080  von 
Abt  Ulrich  erbaut«  ist  heute  völlig  verschwunden.  1219: 
Chrazarun. 


KRiCZEREN  (Kt.  St.  Gallen,  Bez.  Rorschach,  Gem. 
Rorschacherberg).  690  m.  Gruppe  von  6  Häusern,  am 
Kobelbach  und  2,3  km  sw.  vom  Bahnhof  Rorschach.  28 
kathol.  Ew.  Kirchgemeinde  Rorschach.  Ackerbau  and 
Viehzucht. 

KRiCZERENBROCKE  (Kt.  St.  Gallen.  Bez.  Gossau, 
Gem.  Straubenzell).  609  m.  Brücke  über  die  Sitter,  4  km 
nö.  Herisau  und  400  m  w.  der  Station  Brugeen  der  Linie 
Zürich-Winterthur-St.  Gallen;  zwischen  den  einander 
gegenüber  stehenden  Dörfern  Kräzeren  und  Stocken  und 
unterhalb  der  schönen  eisernen  Bahnbrücke,  die  1856  er- 
baut wurde,  168  m  lang  ist  und  deren  Fahrbahn  61,2  m 
über  dem  Flussbett  liegt.  Die  Kräzerenbrücke  früher  aas 
Holz  und  gedeckt.  Heute  aus  Stein,  177  m  lang  und  25,5 
m  über  dem  Fluss ;  1811  erbaut. 

KRiCZERENWAI-DrKt.  Appenzell  L  R.,Gem.  RüU). 
930-1178  m.  Grosse  Waldung,  am  O.-Hang  des  Hohen 
Hirschbergs,  6  km  onö.  Appenzell  und  2  km  w.  Eichberg. 
Stösst  im  S.  an  den  Auerbach,  der  weiter  unten  den 
Namen  der  Ach  erhält  und  dem  aus  dem  Wald  eine  Reihe 
von  Nebenadern  zufliessen.  216  ha  vross,  wovon  100  ha 
Korporationswald.  Teil  eines  grossen  waldkompleies  von 
1600  ha,  der  sich  auf  die  t)eiden  Kantone  Appenzell  und 
auf  den  Kanton  St.  Gallen  verteilt.  Die  ältesten  Bestände 
bestehen  aus  Weisstannen,  die  jüngeren  aus  Hottannen 
oder  Fichten.  Lehmiger  Boden,  zu  häufigen  Rutschungen 
geneigt. 

KRAIALP  (Kt.  St.  Gallen,  Bez  Ober  Toggen  bürg,  Gem. 
Wildhaus).  1200-1900  m.  Alpweide  mit  Gruppe  von  17 
Hütten,  am  S.-Hang  des  Altmann  und  4  km  nö.  Wildbaus. 
Umfasst  625  ha,  wovon  125  unproduktiv  und  36  mit  Wald 
bestanden  sind.  Ueber  diese  Alp  weide  führt  der  von 
Wild  haus  nach  Appenzell  leitende  Kraialppass  oder 
Zwinglipass. 

KRAI ALPFIRST  [Kt  Appenzell  L  R.  und  St.  Gallen). 
Oberster  und  sw.  Abschnitt  des  Kammes  s.  über  dem  Thal 
des  Fählensees;  ziemlich  breiter  und  abgerundeter 
Rücken  (2108  und  2131  m).  der  nac  .  NW.  und  SO.  in 
Steilwänden  abbricht.  Schärft  sich  gegen  NO.  zu,  um 
dann  in  dem  wieder  breiten  Roslen-  oder  SaxerQrst  sich 
fortzusetzen.  In  den  schmalen  Abschnitt  des  Kammes  ist 
das  halbkreisförmige  Felsen kar  des  sojg.  Kessilochs  ein- 
geschnitten. Nach  SW.  steigt  der  Kraialpfirst  in  Stufen 
zur  Kraialp  ab,  von  der  aus  zwischen  ihm  und  dem  Alt- 
mann  der  kraialppass  oder  Zwinglipass  von  Wildhaus  zum 
Fählensee  hinüberfuhrt. 

KRAIALPPA88  (Kt.  Appenzell  L  R.  und  St.  Gallen). 
2021  m.  Kürzester  und  daher  ziemlich  stark  begangner 
Passübergan^  zwischen  Wildhaus  und  Appenzell/  einge- 
schnitten zwischen  dem  Altmann  und  dem  Kraialpfirst. 
Appenzell- Wildhaus  7  bis  8  Stunden.  Von  Brülisan  folgt 
der  Weg  zunächst  dem  Brülisaubach,  geht  durch  das 
Brültobel  und  am  Sämbtisersee  vorbei,  erreicht  entweder 
über  die  Furgglenoder  über  den  den  Stiefeiden  Fählensee 
und  dann  durch  das  Hoohthal  zwischen  Hundstein-Altmann 
einerseits  und  Roslen-Kraialpfirst  andererseits  die  Pass- 
höhe, um  über  Kraialp,  Teselalp  und  Frosalpoder  Flüren- 
tobel  zur  Bodenalp  und  nacli  Wildhaus  abzusteigen. 
Die  Gegend  in  botanischer  Hinsicht  besonders  interessant. 
AmN.-Hangfindetman  u.  a.  Pleurospermum  austriacum, 
Streptopus  amplexifolivs,  Gnaphalium  carpathicum, 
Anemone  vemalis,  Gentiana  tenella,  Petrocailis  pyre^ 
naica^  Sibbaldia  proctimbensy  Alchimilla  fissa ;  am  S.- 
Abstieg Sedum  hispanicum.  Der  für  den  Kraialppass 
vorgeschlagene  Name  Zwinglipass  hat  keinen  allgemeinen 
Anklang  gefunden. 


SCHLUSS     DES    ZWEITEN     BANDKS, 


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